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Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Der Kupferkessel
(Thema begonnen von: Niniane am 10. Sept. 2003, 00:32 Uhr)

Titel: Der Kupferkessel
Beitrag von Niniane am 10. Sept. 2003, 00:32 Uhr
Im Gegensatz zur "Harfe", dem "Pfirsich" und dem "Grünen Aal" im Hafenviertel sieht der  "Kupferkessel" wenig einladend, fast schäbig aus: Das hohe, schmale Speicherhaus steht im Nordviertel der Stadt, direkt unterhalb des verwirrenden, undurchsichtigen Labyrinths der Tausendwinkelgassen - und sieht dabei so windschief und krumm aus, als wolle es jeden Moment auf eine Seite kippen, könne sich aber nicht entscheiden, auf welche. Sein Giebel neigt sich soweit vor über die Straße, daß es die gegenüberliegenden Gebäude fast zu berühren scheint und ist mit altersdunklem Fachwerk versehen. Die Fenster sind aus gelblichem Glas, bleigefaßt, klein und viereckig und stets dringt warmer Feuerschein und Kerzenlicht hindurch. Über der uralten Eingangstür, die mit allerlei zauberkräftigen Runen gegen und für diese oder jene Magie versehen ist, hängt ein Kupferkessel, seltsamerweise so glänzend und poliert, daß er sich stets wie neu ausmacht - nur quietscht er erbärmlich, wenn ein Windhauch ihn bewegt.

Im Inneren des Kupferkessels herrscht die anheimelnde Gemütlichkeit eines wirklich alten Hauses, und jeder, der das Gasthaus zum ersten Mal betritt, fragt sich verwundert, wie die Räumlichkeiten so groß sein können, wenn das Haus von außen doch so schmal aussieht. Die Fensterbänke sind so breit, daß sie getrost als Sitzbänke dienen könnten (was sie gelegentlich auch tun), und die Tische, Bänke und mit weinrotem Samt bezogenen Armlehnstühle sind ein wirres Sammelsurium verschiedenster Stile, Epochen und Zeitalter, aber kein einziges Einrichtungsstück scheint jünger als dreihundert Jahre zu sein.  Zwischen kunstvoll geschnitzten Stützpfeilern sind verschwiegene, dunkle Ecken, nur von Öllampen oder Bronzelaternen erhellt,  und fast die gesamte Stirnseite der Gaststube wird von einem gewaltigen Kamin eingenommen. Sein Feuer spendet das meiste Licht im Raum und sein Rahmen ist mit allerlei handgeschnitzten Verzierungen versehen: Banner und springende Hirsche, geflügelte Seharim, Einhörner, Ranken und Rosen, Vögel mit Bändern im Schnabel und derlei mehr. Die Wände sind mit Mooreiche und Kupfer vertäfelt und an der linken Wand (wenn man hereinkommt) befinden sich Haken in Massen für Mäntel, Umhänge und Hüte. An der rechten Wand ist eine Theke, die beinahe ebenso mit Schnitzereien überladen ist, wie der Kamin, obwohl hier in den Abbildungen Vögel, Greife und andere geflügelte Wesen vorherrschen.  Hinter dieser Theke findet sich ein seltsamer kleiner Mann: Euron Zaubererschreck ist ein Kobold und gerade mal eine Elle lang. Sein Haar ist saphirblau, seine Augen ebenso wässrig-hell und seine Haut dunkel wie Firnis. Trotz seiner geringen Größe ist er eine Respekt einflößende Person und man munkelt, er sei früher Abenteurer, Vagabund und ein Magier von beträchtlichem Können gewesen.  
Das beste am Kupferkessel jedoch - neben den hervorragenden Pilzgerichten (schließlich ist der Wirt ein waschechter Kobold) und der hausgemachten Sülze, ist die Tatsache, daß im Hinterhof - wohin man durch einen kaum auffallenden Durchgang neben dem gewaltigen Kamin gelangt - der Zugang zu den Tausendwinkelgassen verborgen liegt. An deren langen Pflasterstraßen reihen sich die verlockendsten Zauberläden Talyras aneinander, und so ist es wenig verwunderlich, daß die meisten Gäste des "Kupferkessels" irgendetwas mit Magie zu tun haben. Komische kleine Hexen vom Lande, die in die Weltenstadt kommen, um ihre Vorräte aufzufüllen,
finden sich hier ebenso ein wie Magier, Bader und Hebammen, Kräuterweiblein, Priester, Hexenmeister, Alchemisten, Feen, andere Kobolde und sonstige magische Wesen. Euron Zaubererschreck hält immer ein gemütliches Zimmer und die neuesten Neuigkeiten für die Ausüber der arkanen Künste bereit - und für alle anderen auch, solange sie ihn nicht verärgern.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nibrir am 10. Sept. 2003, 21:33 Uhr
Etwas unschlüssig steht der Schneidermeister vor dem schiefen Gebäude und begutachtet es genauestens. Der Kunde, dem er das Paket gebracht hatte, hatte ihm ununterbrochen von den Vorzügen des Kessels gegenüber anderen Gasthäusern vorgeschwärmt und da Nibrir sowieso schon den ganzen Tag über recht hungrig war, hatte er beschlossen, dem Wirtshaus auf dem Rückweg einen kurzen Besuch abzustatten. Er kannte das Etablissement bisher nur vom Hörensagen; angeblich war es der Treffpunkt überhaupt für viele der Zauberer und Magier der Stadt und aus dem Umland; doch er wusste, dass auch nicht mit der Kunst der Magie gesegnete Gäste hier stets willkommen waren, und so drückt er die Türe auf und tritt vorsichtig ein.

Der große Schankraum liegt im Halbdunklen und ein schummriges Licht erfüllt das Zimmer, die Wände sind mit dunklem Holz getäfelt und es scheint, als werde das Licht der auch noch spät an diesem Nachmittag scheinenden Sonne hier nicht gern gesehen, denn es erhellt den Raum nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil; es sind sogar Öllampen entzündet worden.

Und auch leer findet er den Raum nicht vor; an einigen Tischen sitzen die wundersamsten Kreaturen zusammen und ein süßlich-pikanter Geruch schwebt über allem in der Luft. Spitze Hüte ragen hier und dort empor, zu seiner Rechten erblickt er eine kleine Gruppe grünmhäutiger Kobolde, die johlend um einen Würfelbecher herum sitzen. Mit einem Schmunzeln lässt er sich an einem runden Holztisch nahe des Kamines nieder, der zu dieser Tageszeit jedoch keine Wärme verbreitet. Er bestellt sich ein Glas Wein und lehnt sich entspannt auf seinem Stuhl zurück, den Blick weiterhin interessiert über die übrigen Gäste der Schänke schweifen lassend.
Ein wundersamer Ort, denkt er noch bei sich, als bereits der bestellte Wein auf seinem Tisch steht und er sich von der Gesellschaft abwendet und einen tiefen Schluck nimmt. Eine wahre Wohltat nach einem anstrengenden Tag.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 10. Sept. 2003, 21:50 Uhr
Stundenlang ist Asrai nun ziellos durch die Straßen der Stadt gelaufen und ihr tun die Beine weh. Immer waren ihre Augen auf der Suche nach Sethai gewesen, aber sie hatte ihn nirgends finden können. Die Goldene Harfe war ihr zu voll gewesen, dort hätte sie ihn sicherlich auch nicht gefunden. Irgendwie fühlt sie sich ein wenig hilflos und zurückgelassen und sie weiß nicht, was sie nun tun soll.

Da entdeckt sie den Kupferkessel. Noch nie war er ihr aufgefallen, aber bislang war sie auch nie viel rumgekommen in der Stadt. Immer hatte sie etwas davon abgehalten, Talyra genauer zu erkunden. Ob Sethai vielleicht hier war? Asrai glaubt es nicht. Dennoch öffnet sie die Tür und tritt ein. Als der Kupferkessel über der Tür anfängt zu quietschen, zuckt sie kurz erschrocken zusammen. Doch der Schrecken ist schnell verflogen.

Das Innere des Kupferkessels gefällt Asrai. Alles scheint so alt zu sein und der Kupferkessel wirkt Innen viel größer als von Draußen. Ein wenig unschlussig bleibt sie stehen und sieht sich suchend um. Wie erwartet kann sie auch hier Sethai nicht entdecken. Doch dann bemerkt sie an einem Tisch den Schneider. Da ihr die Beine sowieso weh tun, vom vielen Laufen, entschließt sie sich, zu ihm zu gehen um hier eine Pause zu machen.

"So schnell sieht man sich wieder.", sagt sie lächelnd und reicht dem Schneider die Hand, als sie an seinem Tisch steht. "Darf ich mich zu euch setzen?" Als Nibrir bejaht, rückt sie sich einen Stuhl zurecht und setzt sich. "Ihr wart immer noch nicht bei Morgana, nicht wahr?", fragt sie leicht besorgt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nibrir am 11. Sept. 2003, 14:43 Uhr
Etwas überrascht schaut Nibrir hoch und erblickt Asrai vor sich stehend. Erfreut erhebt er sich, reicht ihr die Hand und kurz darauf sitzt sie ihm gegenüber an seinem Tisch. Woher weiß sie das nur wieder? Ich glaube, Frauen liegt soetwas einfach im Blut.

"Nein, Ihr habt Recht, ich war noch nicht bei Morgana", erwidert er ernst auf ihre Frage, "aber es geht mir auch inzwischen wesentlich besser, meine Kopfschmerzen sind verflogen und ich habe nur noch einen leichten Schnupfen übrigbehalten. Es besteht also kein Grund zur Sorge, meine liebe Asrai." Er schenkt ihr ein zaghaftes Lächeln und bestellt ein neues Glas Rotwein.
"Wollt Ihr auch etwas trinken?", fragt er die Wasserfee, und ohne ihre Antwort abzuwarten, bestellt er ein weiteres Glas. Amüsiert über ihren verdutzten Gesichtsausdruck schaut er ihr in die Augen und fragt dann mit leiser Stimme:

"Wieso seid Ihr hier? Was verschlägt Euch in diese Gegend? Könnt Ihr etwa zaubern?" Seine Mine verrät jedem Außenstehenden, dass er von diesen Dingen keine Ahnung hat und er glaubt eigentlich auch nicht wirklich daran, aber er kennt sein Gegenüber schließlich nicht besonders gut und wer weiß schon, was für Geheimnisse Menschen hüten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 11. Sept. 2003, 19:14 Uhr
Das der Schneider nicht bei Morgana war, ist ihm irgendwie anzusehen. Er wirkt nicht sehr gesund auf Asrai. "Nunja, ich will euch nun auch nicht bevormunden. Ihr müsst schon selbst wissen, ob ihr eine Heilerin aufsuchen müsst oder nicht. Mir wäre es allerdings lieber gewesen, denn ihr saht wirklich sehr schlimm aus, wie ihr da neben der Kutsche standet."

Als Nibrir sie dann fragt, ob sie auch etwas trinken möchte und er dann doch gar nicht erst eine Antwort abwartet, sieht sie den Schneider etwas verdutzt an und schmunzelt dann. "Ich danke euch vielmals.", sagt sie dann lächelnd. Der Schneider ist ihr sehr sympathisch.

"Nein, ich kann nicht zaubern.", beantwortet sie dann seine Frage. "Und das, obwohl ich eine Wasserfee bin. Aber mich stört das nicht. Ich bin hier eher aus Zufall hingelangt. Ich bin auf der Suche nach meinem Gefährten. Er ist gestern nicht nach hause gekommen und nun ist es schon wieder so spät und ich weiß nicht, wo er ist. Ich mache mir ein wenig Sorgen um ihn. Normalerweise sagt er mir immer, wo er hingeht und wann er wieder kommt, damit ich mir keine Sorgen machen brauche. Doch diesmal hat er es nicht getan." Sorgenfalten stehen ihr auf der Stirn. "Es ist so, dass eine gute Freundin von uns, an der er sehr gehangen hat, vor ein paar Tagen verstorben ist. Deshalb wollte er ein wenig allein sein." Es ist ihr anzumerken, dass sie sich wirklich große Sorgen um ihren Gefährten macht.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nibrir am 12. Sept. 2003, 07:11 Uhr
"Dann hoffe ich nur, dass Ihr Euren Gefährten bald wieder findet." Nibrir spricht nicht gern über andere Menschen, das ist seiner abweisenden Reaktion vielleicht auch anzumerken, aber es kümmert ihn nicht wirklich. Er hat seine Gründe.

Inzwischen ist der Wein auf ihren Tisch gestellt worden und Nibrir will soeben lächelnd einen Schluck nehmen, als wie von Geisterhand die kleine Wachskerze zwischen ihnen entflammt und ihr Licht auf die beiden wirft. Nibrir ist etwas verdutzt und schaut sich flüchtig um, als er einige Tische weiter eine alte kleinwüchsige Moorhexe entdeckt, die ihm einen viel sagenden Blick zuwirft und sich dann wieder abwendet, um mit ihrer Kollegin zu sprechen.
Nibrir schaut Asrai wieder an und bemerkt mit einem Schmunzeln: "Diese Alte dort drüben denkt wohl, wir seinen ein Liebespaar." Mit ausgestrecktem Arm deutet er in die Richtung der Alten. "Lustig." Ein leises Kichern entfährt seinem Mund und er nimmt einen Schluck Wein, Asrai weiterhin amüsiert anblickend.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 12. Sept. 2003, 11:12 Uhr
Asrai merkt sofort, dass den Schneider das, was sie von ihrem Gefährten und ihrer verstorbenen Freundin berichtet, nicht interessiert und das verletzt sie ein wenig. Wahrscheinlich konnte sie wirklich nur mit Elin über solche Dinge sprechen. Asrai seufzt unmerklich.

Als sich dann plötzlich die Kerze von allein entzündet, zuckt sie kurz erschrocken zusammen. Warum bin ich nur so schreckhaft geworden. Ich habe ja bald Angst vor meinem eigenen Schatten.
Doch auch sie sieht dann die Gestalt, die wohl soetwas wie Zauberkräfte zu besitzen scheint und muss dann auch schmunzeln, als Nibrir meint, diese Person müsse wohl denken, sie seien ein Liebespaar.

Dann nimmt auch sie einen Schluck von ihrem Wein. Angenehm rinnt er ihr die Kehle hinunter. "Darf ich fragen, warum ihr hier seid? Ihr seht mir auch nicht aus wie ein Magier.", fragt Asrai dann und schmunzelt dabei.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nibrir am 12. Sept. 2003, 14:40 Uhr
"Aber natürlich dürft Ihr das, ich habe keine Geheimnisse. Oder zumindest nicht nur." Er schaut verträumt in sein Weinglas, welches er vor sich in der Hand hält und in dessen Inhalt sich die hell leuchtende Kerzenflamme wiederspiegelt, und antwortet Asrai dann.

"Ich hatte mich aufgemacht, um einem recht wohlhabenden Magier ein Paket zu bringen. Er hatte eine neue Robe bei mir bestellt und mich gebeten, ihm diese zu liefern. Eigentlich bin ich kein Freund von Fußmärschen, vor allen Dingen nicht, wenn ich selbst sie leisten muss, aber der Kunde zahlte außerordentlich gut und so willigte ich dann doch ein. Nun ja, ich bin ja auch eigentlich niemals wirklich in Talyra unterwegs gewesen, seitdem ich hier lebe, müsst Ihr wissen. Ich war niemals zuvor in dieser Gegend hier, und da ich Hunger und den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte, habe ich den Weg zu diesem Gasthaus gesucht und schließlich gefunden. Nun ja, und nun sitzen wir hier auf Grund eines - wenn ich das so sagen darf - für Euch recht unschönen Zufalls und trinken Wein." Wie um seine Worte zu unterstreichen, nimmt er einen weiteren Schluck und lächelt verlegen.

Auf einmal erklingt hinter seinem Rücken ein hohes Fiepen und der Schneider dreht ruckartig den Kopf, weil er sehen will, woher dieses merkwürdige Geräusch stammt. Und so erblickt er zwischen den Tischen eine kleine Gruppe von vier Kobolden, die sich dort Platz geschafft haben und mit ihren Instrumenten bereitstehen, um den Gästen ein oder auch ein paar mehr Lieder zu spielen. Ein besonders hässlicher Kobold hält eine Geige in den Händen und zieht den Bogen langsam über die feinen Saiten, ein zweiter Kamerad hat eine Felltrommel vor sich aufgebaut. Neben den beiden steht ein Flötist mit einer reich verzierten Querflöte und der vierte Musiker hält eine Laute in Händen. Und auf Geheiß des Flötisten beginnt die kleine Gruppe, zu einem flotten und lebendigen Tanze aufzuspielen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 12. Sept. 2003, 17:14 Uhr
Asrai bemerkt den verträumten Blick des Schneiders, doch wo er mit seinen Gedanken ist, kann sie nicht erahnen. Ja...das adelige Volk geht nicht zu Fuß, denkt sie. Aber ob der Schneider auch adlig ist? Asrai weiß es nicht, ein wenig kann sie es sich vorstellen, da er so gut gekleidet ist und sicher verdient er mit seinem Handwerk auch eine Menge Geld. Doch Asrai kennt nicht viele Adlige. Nur einige wenige in der Stadt.

"Sehr viel komme ich auch nicht rum, aber ich gehe immer mal wieder gern in der Stadt spazieren. Man kann richtig sehen, wie sie sich Tag für Tag verändert und ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie...hm...lebhafter wird." Asrai weiß nicht genau, wie sie ihre Eindrücke auf ihren Spaziergängen erklären soll. Wieder nippt sie leicht an ihrem Rotwein.

Als sie dann plötzlich Musik erklingen hört, dreht auch sie ihren Kopf zur Quelle der Musik. Sie muss schmunzeln, als sie die Kobolde dort spielen sieht. Gern würde sie einmal wieder tanzen, doch sie hat sich hier schon lange genug aufgehalten.

"Ich muss mich nun langsam wieder auf den Weg machen.", spricht Asrai ein wenig lauter zum Schneider, um die Musik zu übertönen. "Schließlich möchte ich meinen Gefährten noch finden. Und heute Abend eröffnet das Haus der Geschichten. Kommt doch auch vorbei, wenn ihr mögt, es wird sicher interessant." Schnell leert sie ihr Glas und steht dann auf. Sie reicht dem Schneider zum Abschied die Hand und lächelt ihm nochmal freundlich zu. "Vielen Dank für eure Einladung. Wir werden uns sicher wiedersehen. Ich wünsche euch, dass ihr bald wieder ganz gesund seid." Dann legt sie ihren Umhang wieder um, den sie über ihren Stuhl gehängt hatte und verlässt dann den Kupferkessel, die Musik hinter sich lassend, um sich auf den Weg nach hause zu machen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nibrir am 12. Sept. 2003, 20:30 Uhr
Verdaddert schaut Nibrir Asrai nach, die scheinbar urplötzlich verschwunden ist. Vor wenigen Augebblicken saß sie noch hier und nun ist sie schon wieder weg, denkt er bei sich und leert sein Weinglas endgültig. Nicht einmal ihren Wein hat sie ausgetrunken, bemerkt er mit einem kurzen Blick auf den leeren Stuhl. Er aber bleibt noch einige Minuten sitzen und lauscht dem gar nicht einmal so schlechten Spiel der Kobolde, ehe er zahlt und dann auch den Kessel wieder verlässt. Was soll er allein denn auch noch hier?

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nazaya am 13. Sept. 2003, 11:02 Uhr
Die Unruhe ihrer Schwester steckt auch Nazaya an, und bald sehnt sie sich danach, der Straße den Rücken zu zu kehren, und sich in eines der Häuser zurück zu ziehen.
Wachsam sein sollten wir stets, denn auch in einer Stadt wie dieser, die von ehrbaren Leuten bewohnt zu sein scheint, können wir doch nie wissen, was hinter der nächsten Ecke auf uns wartet.
Aber ich weiß was du meinst, auch mich quält der Wunsch, diese Gasse zu verlassen.
Lass uns einen Ort suchen, wohin wir gehen können, um unsere Gedanken zu sammeln.

Bald stehen sie vor einem leicht schäbig aussehendem Haus, dass durch ein Schild jedoch eindeutig als Schenke ausgewiesen ist. Angezogen von einem unerklärlichen Gefühl, bindet Nazaya den Hengst an, und zieht ihre Schwester hinein.

Drinnen ist es finster, die Schankstube wird nur von dem Schein einiger Kerzen erhellt. An dicht aneinander gedrängten Tischen sitzen Gestalten, oft verhüllt in lange Mäntel, die wenig Vertrauen erweckend wirken.
Dennoch gefällt Nazaya dieser Ort, die Magie scheint in der Luft zu knistern, vielleicht hatten sie gefunden, was sie suchten. Sie spürt die misstrauischen Blicke, die auf ihnen ruhen, doch sie stören sie wenig.
Rasch greift sie nach Lithiels Hand, und führt sie zu einem abseits gelegenen Tisch, verborgen im Schatten.

Im Dämmerlicht kann Nazaya nur die Umrisse von Lithiels Gestalt erkennen, während ihr eigenes Gesicht vom Kerzenschein erhellt wird, gefärbt in einen leichten Goldton.
Nun, ein sonderbares Plätzchen haben wir hier gefunden, dennoch gefällt mir, was ich sehe. Hier verkehren Leute, die eher Abnehmer für unsere Waren sein könnten.
Wieder tastet ihre Hand nach der ihrer Schwester, und als sie sie findet drückt sie sie zärtlich, während sich auf ihrem Gesicht ein warmes, selten zu sehendes Lächeln zeigt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schattenlaeufer am 18. Sept. 2003, 14:12 Uhr
Die Tür der Taverne, die erstaunlicherweise nicht klemmt, dafür aber ein unvermeidliches Quietschen von sich gibt, öffnet sich. Herein kommt eine hochgewachsene Gestalt, die einen dunkelgrünen Umhang gehüllt ist, die Kapuze tief in die Stirn gezogen. Auf der rechten Faust sitzt ein Falke, der neugierig den Kopf dreht. Schattenläufer geht still zu einem der leeren Tische in einer der dämmerigen Nischen, lässt seinen Falken auf einer Stuhllehne Platz nehmen und setzt sich selbst auf die Bank, so dass er fast den ganzen Raum überblicken kann.
Schattenläufer lässt unauffällig seinen Blick durch den Schankraum wandern. Neben ein paar zwielichten Gestalten, die an einem der Tische die Köpfe zusammen stecken, sitzen an einem anderen Tisch, zwei, wie es scheint, junge Frauen, die sich ebenfalls vorsichtig umsehen und, wie um sich gegenseitig Halt zu geben, die Hände halten. Die eine ist vom Dunkel umhüllt, während der anderen Gesicht von Kerzenschein erhellt wird. Es bekommt durch das Kerzenlicht einen goldenen Hautton, in dem der dunkelrote Mund einen starken Kontrast bildet. Doch wirklich interessieren tut es Schattenläufer nicht, wer sich hinter den beiden Frauen verbirgt.
Sie sehen jedenfalls nicht so aus, als könnten sie uns helfen.
Da kommt ein Kobold auf seinen Tisch zu, deutet eine kleine Verbeugung an.
„Guten Abend, der Herr. Was kann ich euch bringen?“
„Guten Abend, Herr Wirt.“ Antwortet Schattenläufer kühl, doch freundlich. „Bringt mir einen Krug Wein und eine Schale mit Wasser. Das ist vorerst alles, vielleicht später mehr.“
Der Kobold entfernt sich, Schattenläufer sieht ihm hinterher.
Sieh an, ein Kobold führt diese Taverne. Viele von ihnen sollen ja in Magie bewandert sein, die einen mehr, die anderen weniger. Wer weiß, vielleicht kann er uns helfen. Oder er weiß jemanden.
Hoffnung liegt in seinen Gedanken, an denen er den Falken teil haben lässt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schattenlaeufer am 22. Sept. 2003, 23:16 Uhr
Der Kobold kehrt an Schattenläufers Tisch zurück und stellt einen Krug Wein, einen Kelch und eine Schale mit Wasser auf den Tisch, dann sieht er ihn abwartend an. Einen Augenblick lang weiß der Elb nicht, auf was der Kobold wartet. Gegenseitig starren sie sich an, keiner der beiden will oder muss nachgeben, bis es dem Falken zu bunt wird. Er hüpft von der Stuhllehne auf den Tisch, was die Aufmerksamkeit der beiden Männer schon auf ihn lenkt, dann trippelt der Falke auf den Elben zu und zupft an dessen Umhang. Schattenläufer sieht ihn erstaunt an, doch dann überkommt ihn eine Erkenntnis.
"Ihr wollt euer Geld! Verzeiht, Herr Wirt, ihr sollt es sogleich haben. Wir waren zu lange in der Wildnis unterwegs, ich muss vorsichtiger sein. Wie viel bin ich euch schuldig? "
Er zählt dem Wirt die verlangten Münzen hin, dieser verstaut sie gleich in seiner Geldbörse, die er am Gürtel hängen hat, dann lässt er den Elben wieder allein. Schattenläufer schenkt sich von dem Wein ein, der Falke tippelt zu der Wasserschale und nimmt daraus einige Schlucke. Dann fliegt er mit einem kurzen Flügelschlag wieder auf die Stuhllehne, dreht seinen Kopf ein wenig hin und her, dann steckt er den Kopf hinter die Flügel und döst.
Schattenläufer trinkt den Krug ohne abzusetzen leer; zum einen hat er Durst, zum anderen schmeckt der Wein, der ihm da serviert wurde. Kaum dass er den Kelch abgesetzt hat, schenkt er ihn wieder voll und leert auch diesen auf einen Zug. Zum dritten Mal schenkt er sich nach, doch bleibt der Kelch vorerst auf dem Tisch stehen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 24. Sept. 2003, 20:33 Uhr
Asrai merkt daran, dass Schilama nur so kurz antwortet, dass sie nicht weiter darüber sprechen möchte, was Asrai wundert. Verheimlicht sie mir etwas? Dass Schilama meint, Asrai solle sich keine Sorgen machen, beunruhigt Asrai noch mehr. Sicher sagt sie dies, damit ich mir keine Sorgen mache. Wenn es so gefährlich sein soll, dass sie mich nicht ins Larisgrün lassen will, dann wird es sicher auch für sie selbst gefährlich sein. Doch Asrai geht vorher nicht näher darauf ein.

Vor der Taverne bleiben sie kurz stehen und Schilama bindet das Pferd irgendwo fest. Asrai sieht schmunzelnd dabei zu, weil sie sich Schilama einfach nicht reitend vorstellen kann. Als diese fertig ist, betreten die beiden den Kupferkessel. Diesesmal zuckt Asrai nicht zusammen, als der Kessel über der Tür wieder quietscht.
Drinnen sucht sie ihnen beiden einen Tisch aus und lässt sich in den bequemen Sessel fallen. Es scheint nicht sehr viel los zu sein.

Asrai lächelt, denn obwohl sie nicht magiegewandt ist, fühlt sie sich hier sehr wohl, weil es sehr gemütlich und still wirkt. Doch dann wird ihr Blick wieder ernst. "Was ist, wenn Sethai wirklich nicht wieder auftaucht?", fragt sie ihre Freundin unbeholfen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 25. Sept. 2003, 00:58 Uhr
Schilama bindet noch schnell ihr Pferd an, ehe sie Asrai in das Gasthaus folgt. Das Schild das über der Eingangstür hängt, quietscht plötzlich, als ein Windhauch es streift und Schilama zuckt bei dem Ton zusammen, das ist ja grauenhaft! Als sie mit Asrai eintritt, spürt sie die Magie im Raum, aber trotz dessen, oder vielleicht gerade deswegen, ist das Gasthaus auf eine eigenartige Weise gemütlich. Da der Kupferkessel nicht besonders gut gefüllt ist, finden die beiden Frauen schnell einen Platz. Schilama schaut sich nur kurz um, ehe sie sich wieder zu Asrai wendet.

Die Frage, die ihr ihre Freundin stellt, lässt Schilama besorgt zu dieser schaun, "Asrai, wieso sollte er das tun?", es ist nicht wirklich eine Frage, sondern eher ein Denkanstoß. "Ihr liebt euch doch, welchen anderne Grund sollte er brauchen, um wieder zu dir zurückzukommen?" Sie lächelt Asrai aufmunternt zu, "er braucht wahrscheinlich einfach nur mehr Zeit, um mit dem Tot seiner Freundin fertig zu werden."  Als eine Bedienung kommt, bestellt Schilama sich einen Tee und etwas zu essen, denn die Kekse bei Asrai haben zwar geschmeckt, aber um des längeren ihren Hunger zu stillen, waren sie nicht ausreichend...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 25. Sept. 2003, 10:00 Uhr
Asrai denkt einen Moment über Schilamas Worte nach. Sicher, sie wahren wahr, aber... Als eine Bedienung an den Tisch kommt und sich Schilama etwas zu Essen und einen Tee bestellt, begnügt sich Asrai mit einem Tee, denn Hunger hat sie keinen. Auch von den Keksen hatte sie eher gegessen, damit Schilama zugreift, nicht, weil sie Appetit darauf hatte.

"Aber was, wenn ihn etwas daran hindert, zurück zu kommen? Wenn sein Kummer zu groß ist, dass er alles, was ihn an Door erinnert, nicht mehr ertragen kann?", spricht Asrai, als die Bedienung wieder fort ist. "Vielleicht gibt es wirklich etwas, was ihn einfach an einer Rückkehr hindert und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, sollte er wirklich nicht wieder zurückkehren." Asrai sieht traurig aus. Sethai fehlt ihr einfach unheimlich und dass er nun fort ist und sie nicht weiß, wo er sich befindet, lässt ihn fremd für sie werden. Sie merkt wieder, wie wenig sie doch von ihm weiß und wie wenig sie ihn doch einschätzen kann. Lange hatten sie nicht mehr über ihn gesprochen, nur über Sorgen anderer. War sie vielleicht nicht genug für ihn dagewesen? Asrai macht sich selbst Vorwürfe.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 25. Sept. 2003, 12:28 Uhr
Schilama hört Asrai aufmerksam zu, aber auch sie ist besorgt, sowohl um Sethai, als auch um Asrai. Götter, lasst die Situation ein frohes Ende nehmen. "Asrai wir werden ihn schon finden und dann wird sich alles aufklären. Vielleicht machst du dir ganz umsonst soviele Sorgen.", sagt sie erst, merkt aber, dass Asrai damit nicht sonderlich trösten kann. "Stell dir mal vor er würde jetzt wirklich hier aufkreuzen und sieht wieviel Sorgen du dir um ihn gemacht hast, da würde er sich doch bestimmt Vorwürfe machen. Versuch ihm einfach noch etwas Zeit zu geben.", sagt sie, unterbricht ihre Unterhaltung dann aber, als die Bedienung erst mit dem Tee und dann mit dem Essen zurückkommt.
"Ich mache dir einen Vorschlag: Wir gehen gleich am Ildorel spazieren, dann auf dem Marktplatz einkaufen und danach besuchen wir Morgana; und wenn er Morgen früh immernoch nicht aufgetaucht ist, suchen wir ihn, einvestanden?", fragt sie ihre Freundin mit einem aufmunternden Lächeln.  


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Asrai am 25. Sept. 2003, 12:34 Uhr
Asrai weiß, dass Schilama Recht hat und sie will auch nicht, dass sich Sethai später Vorwürfe macht. Sicher übertreibt sie es einfach mit ihrer Sorge um Sethai.

"Einverstanden.", spricht sie also lächelnd zu Schilama. Da kommt auch schon die Bedienung wieder, mit zwei Tassen Tee und einem Teller für Schilama. "Danke schön.", spricht Asrai kurz zur Bedienung, die daraufhin lächelnd wieder verschwindet. Asrai findet es rührend, wie Schilama versucht, sie wieder aufzumuntern. Sicher würde es gut tun, ein wenig abgelenkt zu werden.

Asrai probiert einen Schluck von ihrem Tee und verbrennt sich sogleich die Zunge. Sicher, Tee trank man warm, aber so heiß? Schnell stellt sie die Tasse wieder hin. "Verbrenn dir bloß nicht auch die Zunge am Tee.", sagt Asrai schmunzelnd zu Schilama, die sich hungrig über ihre Essen hermacht.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 25. Sept. 2003, 14:05 Uhr
Schilama freut sich schon auf diese kleine Unternehmung, zumal sie Asrai damit etwas ablenken kann. Das Essen riecht wunderbar und als sie es probiert, merkt sie, dass es nicht nur so riecht, köstlich! Als sie einen Blick auf die Theke wirft, erhascht sie einen Blick auf den Wirt und nun versteht sie noch besser, wieso das Pilzgericht so gut schmeckt, ein Kobold, kein Wunder, dass es so lecker schmeckt. Als Asrai sich bei dem Tee sichtlich verbrennt, grinst Schilama ein wenig, "keine Sorge, ich bin durch Morgana geübter Teetrinker", und sie kann sich ein kleines fröhliches Lachen nicht verkneifen.

Während Schilama ißt, erzählt Asrai ihr, was sich in den letzen Monden so ereignet; mindestens die hälfte der Zeit vergeht bei der Erzählung über das Haus der Geschichten, was Schilama schmunzeln lässt, denn Asrai scheint dieses Haus mehr, als nur zu gefallen. Nachdem Asrai geendet hat, hat Schilama auch zuende gegessen, so dass sie sich noch ein wenig über allgemeine Kleinichkeiten unterhalten und dabei ab und an an ihrm Tee nippen, ehe sie die Rechnung bezahlen, um zum Ildorel zu gehen.
"Ich denke es wird Zeit, denn wenn der Wind noch stärker wird, werden wir am Ildorel noch ordentlich nass und zum Baden wird es langsam ein wenig zu kalt", sagt sie und zwinkert ihrer Freundin zu. Gemeinsam verlassen sie das Gasthaus, "ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich mein Pferd mitnehme?", Asrai hat nichts dagegen und so begeben sich eine Wasserfee, eine Elbe und ein Pferd auf den Weg.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schattenlaeufer am 26. Sept. 2003, 22:38 Uhr
In der Zeit in der sich Schattenläufer ausruht, kommen zwei Frauen in die Taverne. Das eine scheint ebenfalls eine Elbin zu sein, doch das andere war ein weibliches Wesen, dass er nicht einordnen konnte und es interessierte in auch gar nicht. Er starrt weiterhin Löcher in die Luft und bekommt nur am Rande mit, wie die beiden den Schankraum wieder verlassen. Die anderen beiden Frauen, die vor ihm schon herinnen waren, sitzen immer noch abwartend an ihrem Tisch. In der Zwischenzeit hat er den Krug Wein geleert. Er nimmt den Falken auf die Faust und verlässt unauffällig die Taverne.
Vor der Taverne geht er zu seiner Stute, die dösend dort auf ihn wartet. Doch als er auf sie zutritt, hebt sie den Kopf und scharrt mit dem Huf. Der Elb steigt auf, wendet sie und reitet los. Dabei lässt er die Stute ihren Weg wieder allein suchen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Dolmin am 24. Dez. 2003, 00:41 Uhr
Es ist schon spät, als Dolmin - nach langem Suchen und umherirren - den Kupferkessel erreicht. Auf der Straße hatte man ihm dieses, und ein anderes Etablissement genannt, wobei letzteres, Mandarine oder so ähnlich der Beschreibung nach augenscheinlich ein Puff war und wohl kaum für "ruhige" Nächte sorgen würde. Im Kupferkessel ist es brechend voll und sonderbare Wesen sitzen in all den dunklen Ecken, wovon der Raum anscheinend mehr als nötig besitzt. Der Gebäude macht nicht nur von außen, sondern auch von innen einen äußerst baufälligen Eindruck und Dolmin runzelt leicht die Stirn. Auf dem Tresen sitzt ein kleiner Kobold, hutzelig und mit argusaugengleichen Blick. Als sich Dolmin dem "Herz" der Taverne nähert, blickt der Kleine auf.

"Man hat mir gesagt, man könne hier auch Zimmer mieten?" sagt Dolmin fragend zu dem Kobold.
"So... so... hat man das, hat man das.", gibt das Männlein mit einem Grinsen - oder so etwas ähnlichem - zurück. Dolmins Miene bleibt unverändert.
"Nun - dann hat "man" richtig gesagt... ja. Hier gibt es Zimmer. Ich bin Euron Zaubererschreck - mir gehört das Wirtshaus. Aber bestimmt hast du von mir gehört? Oder nein, warte, du bist neu in Talyra... Junge... was stimmt nicht an dir? Ich rieche es."
Der Kobold zieht seine Augenbrauen hoch und betrachtet Dolmin argwöhnisch. "Ich dachte, hier stellt meine keine Fragen.", bemerkt dieser jedoch scharf und düster. "Nein... niemand... aber manchmal erfährt man es trotzdem, auch ohne Fragen. Pass auf, hier drinnen sind Kunden, mit denen, wie sagen die Menschen, nicht gut Pflaumen essen ist."
"Kirschen... nun, danke. Dann gebt mir mein Zimmer, ich bin erschöpft."
"Erst das Geld, Kleiner.", antwortet der Kobold schnippisch. Das "Kleiner" scheint jedoch etwas deplaziert, da Euron nun selbst nicht wirklich groß ist.
"Wie viel?"
"Du hast nicht viel, was? Du bist interessant - wirst du länger bleiben? Ich gebe dir das Zimmer eine Woche lang für... nun... nun... sechs Münzen."
Mit einem großzügigen Lächeln hält Euron seine kleine Hand auf.
Lächerlich... er weiß genau, dass sein schäbiges Zimmer keine sechs Münzen wert ist.
"Fünf.", sagt Dolmin in einem Ton, der keine Verhandlungen zulässt.
"Ha... nun, ha... hast ein hübsches Stimmchen - wie lange hast du dafür geübt? Hehe... fünf, gut, fünf, sei mein Gast."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Dolmin am 06. März 2004, 15:38 Uhr
"Jüngling, Jüngling... sieht man sich auch mal wieder, hehe.", spricht Euron als Dolmin das augenscheinlich kleine (im Inneren aber geräumige) Wirtshaus betritt. Einige der Leute an den Tischen kennt Dolmin vom Sehen, aber er hat bisher kein Wort mit ihnen gewechselt und ihr argwöhnischer Blick bestätigt ihn in diesem Vorsatz es auch in Zukunft nicht zu tun. "Guten Abend Euron...", anwtortet Dolmin und setzt sich an den Thresen, wo noch zwei Plätze frei sind. "Ich hoffe alles steht zu eurem besten, Euron?" Dolmin verzieht das Gesicht, wenn auch kaum merklich. Doch dem Kobold ist es nicht entgangen.

"Fabelhaft, fabelhaft, ausser das einer dieser kleinen dümmlichen Menschen seit Ewigkeiten ein Zimmer bei mir hat, jedoch seit über drei Wochen nicht mehr zahlt. Ich frage mich, ob dieser Mensch nun endlich" - letzteres Wort betont Euron ausserordentlich - "Arbeit gefunden hat und Geld verdient um seine Schulden und die in Zukunft anfallenden Kosten bezahlen zu können." Nun kann sich auch der beherschte Dolmin ein Grinsen nicht verkneifen.

"Hat er, hat er.", sagt er lachend. "Morgen, vor Sonnenaufgang werde ich beginnen." Zufrieden nickt ihm Euron zu. "So so Bursche, und wo genau wirst du arbeiten?" "Nun... in einer Fleischerei. Kopf ab, Fuß ab, alles ab, ausnehmen, einlegen, platt drücken und durch den Wolf drehen." Dolmins blickt Euron scharf an, verliert jedoch dabei nicht sein Grinsen. "Fleischerei.. mhm, nun...", grummelt Euron, "irgendwie werd ich den Gedanken nicht los, dass du mehr bist, als du zeigst, aber du sprichst ja nicht so viel, was? Einer von diesen Stillen. Die Stillen jedoch sind die Schlimmsten, das habe ich gelernt, als ich früher noch unterwegs war... lange unterwegs. Habe viel erlebt. Ja, der alte Euron hat viel erlebt... und kennt sich aus... mit Menschen auch, ja. Du stimmst nicht. Ich weiß nicht wieso, aber du gaukelst vor, etwas zu sein. Du benebelst den Verstand, sogar meinen, ein bisschen, wenn ich nicht aufpasse. Ich weiß, du wirst mir nicht sagen, wieso du in Talyra bist - wirklich in Talyra bist meine ich. Du gefällst mir Junge, auch wenn ich kein gutes Gefühl habe. Du bist sehr intelligent, das merke ich."

"Euron!", unterbricht Dolmin den Kobold. Der Geruch von Wildschweinbraten zieht ihm in die Nase. "Ich bin hungrig und erschöpft." Wenn er das nicht versteht weiß ich auch nicht... er redet zu viel und zu laut, der Kobold. Die Gäste an den hinteren Tischen werfen immer wieder einmal einen vertstohlenen Blick zu ihm hinüber. "Ja... du bekommst dein Essen, was willst du?" fragt ihn Euron.

Am späten Abend legt er sich in das kleine unbequeme Bett. Das wurde bestimmt mal für großwüchsige Kobolde gebaut... ah... wie unbequem Doch schon nach kurzer zeit schläft er ein.

"Dolmin, befreie mich..." sagt ein Mann. Es ist Dolthe... Dolmin weiß, dass er träumt. Er kennt diesen Traum. "Befreie mich!" "Wie, Herr, wie?" Dolmin sieht Dolthe in einiger Entfernung. Ein dunkler Kerker. Doch davor eine riesige Schlucht, Blut fließt auf ihrem Grund. "Ich kann nicht so weit springen!" Dann greifen tausend Blutfontänen nach dem Kerker Dolthes und ziehen ihn in die Tiefe. "Er hätte es nicht so weit kommen lassen drüfen." sagt eine Stimme. Dolmin dreht sich um. Ein hagerer Elf steht vor ihm. "Wer bist du?" Überall ist schwarz, der Blutstrom ist verschwunden. "Ich kenne Dolthe." Dann endet der Traum. Dunkelheit.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 18. März 2004, 09:18 Uhr
Es ist kein langer Marsch für Schilama, bis sie den Kupferkessel erreicht, besonders wenn man daran denkt wieviel sie in letzter Zeit umhergegangen ist, trotzdem ist sie froh als sie ankommt. Ich werde heute Abend trotzdem noch zu meinem Baumhaus zurückgehen, ich vermisse es. Nachdem sie Destrefin wie schon einmal vorne angebunden hat, geht sie unter dem quietschenden Schild über der Eingangstur hindurch und betritt den Kupferkessel. Der Schankraum ist besser gefüllt, als sie gedacht hat, aber es gibt trotzdem noch ein paar freie Plätze und so lässt sie sich an einem solchen nieder. Von hier aus kann sie gut beobachten wer durch die Tausendwinkelgasse ein und ausgeht und das würde ihr das warten auf ihr Essen verkürzen, aber dazu muss sie es natürlich erstmal bestellen. Als eine Schankmaid vorbeischwirrt, beladen mit einem vollem Tablett spricht die Elbin sie an, aber diese sagt nur, "gleich" und ist wieder im Getümmel verschwunden. Aber ein wenig später taucht sie wieder aus dem Getümmel auf und nimmt Schilamas Bestellung entgegen...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 19. März 2004, 11:05 Uhr
Während Schilama auf ihr Essen wartet, schaut sie sich in Ruhe um. Im Kupferkessel ist viel los, nicht zuletzt, da er auch den Ein und Ausgang der Tausendwinkelgasse beherbergt. Feen flattern herum, ein paar Hexen sitzen an einem Tisch, so mit dem Kopf nach vorn gebäugt, als würden sie das geheimste der Welt diskutieren, obwohl es sich vermutlich nur um die "schmackhafteste" Fischaugensuppe geht. Ein Zauberer betritt gerade den Kupferkessel, mißtrauisch dreinblickend und mit vielen Utensilien beladen bei denen sie nur raten kann, um was es sich handelt und sie sieht noch einiges mehr. Trotz der vielen Gäste muss sie nicht sehr lange warten und sie hatte durch die vielen unterschiedlichen Personen hier ja auch genug Ablenkung.

Ein köstlich Pilzgericht liegt nun auf einem Teller vor ihr und ein Becher mit einem guten Tee daneben. Da sie dieses Gerricht schon das letzte Mal hatte, als sie hier mit Asrai gespeisst hat, muss sie auch nicht befürchten, dass es ihr nicht schmeckt. Als sie die ersten Bissen kostet, scheint es ihr sogar noch ein Stück besser zu schmecken, um so besser. Ungestört isst sie in aller Gemütlichkeit ihr Essen zu ende und als sie auch ihren Tee zuende getrunken hat, bezhalt sie. Dann macht sie sich mit ihrem Hengst Destrefin auch wieder auf dem Weg und zwar diesmal zu ihrem Heim im Larisgrün...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Mai 2004, 09:35 Uhr
Der Frühling hat endlich die letzten kalten Tage vertrieben, die Sonne ist mittlerweile ein oft gesehener Gast am blauen Himmel und läßt die Bäume und Sträucher in der Weltenstadt erblühen, so dass sich der Duft der Blüten überall verbreitet.
Kräuter- und Blütenduft breitet sich auch im Kupferkessel aus, ausgehend von einem Krug den Euron, der Wirt des Kupferkessels, nebst einem Becher, vorsichtig durch den Schankraum trägt.

"So, da habt ihr euren Tee, Yagana", sagte er zu der alten Frau, die am Fenster sitzt und das Treiben auf der Gasse interessiert beobachtet. Meistens zumindest, denkt sich Euron, allerdings hat er auch schon festgestellt, dass der Blick seines treuesten Stammgastes manchmal etwas zu lange auf einem Punkt ruht und dass ihre Lider ab und zu geschlossen sind, auch wenn die Sonne gar nicht zum Fenster hereinscheint und blendet.

Heute allerdings war Yagana Yordritsch putzmunter. "Danke, mein Lieber", sagt sie zu Euron, hält ihre große, gebogene Nase über den Krug, der in ihren Händen fast verschwindet, und atmet tief die aufsteigenden Dämpfe ein. "Moment, Moment, laßt mich überlegen ... mhmm ... Kirschblüte und Limone? Nein, nein Apfel." Mit einem Auge blickt sie verstohlen auf den Kobold, der seine ausdruckslose Miene aufrechterhält. "Ach ja, Hibiskus, natürlich. Noch etwas?" Als Euron nickt, gießt sie sich einen Schluck in den Becher, der wie auch der Krug der Größe der Kobolde und Zwerge angepasst ist und so winzig wirkt, als sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger anhebt und zum Mund führt. Vorsichtig schlürft sie das heiße Getränk und versucht den Geschmack zu ergründen. "Da ist ein bisschen Minze... ."
"Nein, das ist es nicht", sagt Euron mit einem Schmunzeln, "ihr laßt nach, Yagana." Der Wirt will gerade hinter die Theke zurückkehren, als das Klappern eines Fuhrwerkes vor dem Haus zum erliegen kommt.
"Minze konnte es nicht sein, dass hätte ich doch schon gerochen.", versucht die alte Frau sich zu erklären, obwohl die Zeiten, als sie selbst noch Kräuter gesammelt und zu Tees oder Salben verarbeitet hat, wirklich schon etwas länger zurückliegen. "Seit ihr sicher, dass ihr nicht nur noch etwas hineinwerfen wolltet?"
"Ja", sagt der Kobold knapp, als es an der Tür klopft und er zum Eingang läuft, um aufzumachen.
"Nun, sagt doch endlich, was noch darin sein soll", krächzt Yagana leicht verärgert.
"Lindenblüten", antwortet ihr der Wirt, öffnet die Tür und verschwindet auf die Gasse.
"Lindenblüten?", sagt die Kräuterfrau verwirrt, dann ruft sie dem Kobold hinterher: "Ihr wißt genau, Euron, dass das vom Hibiskus völlig überdeckt wird." Für einen Moment lauscht sie, welche Antwort ihr Protest hervorruft, doch der Angesprochene scheint sie gar nicht mehr gehört zu haben. "Lindenblüten", brummt sie noch einmal unzufrieden vor sich hin und kramt ihre Karten hervor, mit denen sie sich immer wieder ein paar Münzen verdient, indem sie Gästen des Kupferkessels die Zukunft vorhersagt.

Euron wird vor seinem Haus von einem Kutscher mit knappen Worten begrüßt. Beide gehen zu dem Fuhrwerk, wo der Kobold einen kurzen Blick unter die Plane wirft und schliesslich sagt: "Gut, gut, wie ich sehe hattet ihr keine Probleme, in die Stadt zu gelangen. Vielleicht könntet ihr mir helfen, die Kisten ins Haus zu tragen. Sie müssen in den Keller." Der Wirt kann die Miene des anderen nicht erkennen, da die Kapuze eines Umhangs dessen Gesicht vollständig verdeckt, doch deutet er die Bewegung des Kopfes und das Brummen als Zustimmung. Er geht daraufhin zurück ins Wirtshauses, während ihm der andere mit der ersten Kiste auf dem Rücken folgt. Suchend schaut sich Euron um und ruft schliesslich: "Simon, wo steckst du? Ich brauche deine Hilfe."

Als er die Falltür aufstößt, hinter der eine Leiter hinabführt, hört der Kobold ein "Hier bin ich Meister Euron" aus dem Keller hinaufrufen. "Was machst du da unten?" fragt der Wirt zurück, während er, immer noch gefolgt von den Kutscher, die Leiter hinabsteigt. "Ihr sagtet doch, ich soll den Keller fegen", antwortet der Junge, der jetzt aus einem der Durchgänge kommt. "Ach, richtig" murmelt Euron, dass ist aber schon ein paar Stunden her. Na, egal. "Es gibt jetzt Wichtigeres. Hilf uns den Wagen vor dem Haus zu entladen." Er will noch etwas hinzufügen, doch der Kutscher macht durch ein Schnaufen oder Murren, Euron kann das nicht so genau bestimmen, auf sich aufmerksam oder auch darauf, dass ihm die Kiste langsam zu schwer wird. So zeigt ihm der Kobold, wo er sie abstellen kann und begibt sich schliesslich wieder mit den anderen nach oben.

Innerhalb kurzer Zeit haben der Kutscher und Simon die Ladung des Fuhrwerks geleert und im Keller, neben Eurons Arbeitszimmer verstaut. Bevor der Wagen über das holprige Pflaster wieder davonfährt, holt Euron aus den Tiefen seines Gewandes einen kleinen Lederbeutel hervor und reicht ihn dem Kutscher mit den Worten: "Danke für eure Dienste und bestellt Krakar einen Gruß von mir." Daraufhin kehrt er ins Haus zurück.

Simon verschwindet gerade in der Küche und der Kobold durchquert den Schankraum Richtung Falltür, als Yagana von den Karten auf ihrem Tisch aufblickt und fragt: "Was habt ihr vor?"  "Ach", antwortet der Kobold ausweichend, "ich werde meine alchemistischen Fähigkeiten etwas auffrischen."
"Einfach so?" fragt die Kräuterfrau zweifelnd und deckt eine Karte vom Stapel auf. Ein Lachen blitzt plötzlich in ihren Augen auf und breitet sich über dem ganzen, faltigen Gesicht aus.
"Inari", ruft sie triumphierend den Namen der gelegten Karte aus. "Euron, sagt bloß ihr braut euch ein paar Tränke für die Inarinacht. Habt ihr vor, euch in der Nacht der Liebenden zu vergnügen?"
"Wir werden sehen", antwortet ihr der Wirt ernst, der mittlerweile auf der Leiter zum Keller steht und nun die Klappe zufallen läßt.
Leider schon wieder daneben, denkt er sich, als er das laute Lachen Yaganas selbst hier unten noch vernimmt. Am Boden angekommen murmelt er ein paar Worte und läßt einen kleines blaues Licht in seiner Hand erscheinen, dass den kleinen Raum erhält und lange Schatten an die Wände wirft. Ein Öllicht ist mir jetzt zu gefährlich, schliesslich soll das Feuerwerk erst in zwei Wochen stattfinden und nicht unter meinem Haus. Ich muss aufpassen, dass Simon hier unten kein Flamme mit sich herumträgt.

Er geht in den Nachbarraum, in dem sich die Kisten stapeln, die Phosphor, Schwefel, Schwarzpulver und andere Substanzen enthalten, die er zum Bau der Feuerwerkskörper braucht. An einer Stelle der Wand legt er seine Hand auf und murmelt ein paar Worte, woraufhin ein Teil der Steine sich mit einem Knirschen verschiebt und den Blick auf einen Raum freigibt, dessen Tische mit unzähligen Keramik-, Glas- und Metallgeräten übersät ist. Die Regale an den Wänden reichen bis zur rußgeschwärzten Decke und quellen über vor Büchern, Papieren und Pergamentrollen, während am hinteren Ende ein Ofen zu sehen ist, der wie ein großes schwarzes Loch in den Wand wirkt.
Ein Seufzer läßt sich von Euron vernehmen, als er daran denkt, dass er die nächsten Tage und besonders die Nächte hier verbringen wird, dann beginnt er, die Kisten zu öffnen und ihren Inhalt in sein Labor zu tragen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 31. Mai 2004, 19:34 Uhr
Als Euron in den Kupferkessel zurückkehrt, findet er den Schankraum, ganz wie er befürchtet hat, verlassen vor. Die Gäste sind schon wieder abgereist und lediglich ein paar Krüge und Teller der letzten Nacht stehen noch auf den Tischen. Und natürlich sitzt die alte Yagana, wie immer, am Fenster und schaut auf die Straße hinaus, ab und zu die Aufmerksamkeit ihren Karten zuwendend. Der Wirt stapft hinter die Theke, öffnet die Luke hinab in den Keller und beginnt hinabzusteigen. "Ich bin in meinem Arbeitszimmer", sagt er laut zu niemand bestimmtem und läßt daraufhin die Tür zufallen.

Eurons Arbeitszimmer ist eher ein Abstellraum für alle möglichen Dinge, die sich im Laufe der Zeit bei ihm angesammelt haben. Es besitzt zwar auch ein Pult, an dem der Kobold ab und zu an seinem Buch schreibt, doch der meiste Teil wird von Geschenken, Andenken, wertvollen und wertlosen Erinnerungsstücken an Eurons Reisen belegt, die aus allen Teilen der Immerlande hierher getragen worden sind und nun Staub ansetzten. Bei vielen ist es selbst ihrem Besitzer nicht mehr bewußt, dass sie hier herumstehen, so dass er nicht überrascht ist, ab und zu alte Dinge wiederzuentdecken.

Bei dem Ding, welches Euron aber jetzt erblickt, als er das Zimmer betritt, ist er sich sicher, dass es nie zu seiner Sammlung gehört hat. Ein kleiner schmuckloser Eisenkessel, aus dem ein grünes flackerndes Licht den ganzen Raum erhellt, steht auf einem der Tische, auffällig, wie ein Fliegenpilz unter Champignons. In sicherem Abstand läuft der Kobold zuerst um den Tisch herum, sich ab und zu auf die Zehen stellend, um hineinzusehen, jedoch reicht seine Größe nicht aus und so läßt sich nichts seltsames beobachten. Für einen Moment schliesst er die Augen und versucht vorsichtig festzustellen, ob das Gefäß magische Kraft enthält, doch es ist wieder nichts zu entdecken. Daß muss nichts heißen, denkt sich Euron misstrauisch, wer weiß, ob mir jemand hier nicht ein alchemistisches Scherzgeschenk zurückgelassen hat. Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass es heute morgen noch nicht dort stand. Doch eigentlich sollte niemand hier herunterkommen, außer mir, Simon und ... .
"Adora", ruft er aus und eilt zurück zur Leiter, die aus dem Keller führt.

Oben angekommen begibt er sich in die Küche und wird von einer nebligen Wolke Wasserdampf empfangen. "Adora", fragt Euron vorsichtig, da er kaum zwei Meter weit sehen kann, "seid ihr hier?"
"Hier am Spülstein", antwortet ihm die Köchin. "Ach, Euron, könntet ihr mir nicht vielleicht die letzten Teller vorbeibringen, die noch draußen stehen?"
"Ja, klar" antwortet der Wirt und geht zurück in den Schankraum, um das restliche Geschirr einzusammeln und in die Küche zu bringen. So findet er noch ein paar übriggebliebene Pfifferlinge, die er genüßlich verspeist und sie so davor rettet zusammen mit den Tellern im heißen Spülwasser zu versinken.
"Ihr seid wieder zurück", stellt die Köchin fest, während sie das Geschirr wäscht und auf einem immer größer werdenden Haufen stapelt, "es gab gestern einige Gäste, die mit euch sprechen wollten."
"ich weiß", antwortet Euron zerknirscht, "es hat alles etwas länger gebraucht, als ich gedacht habe." Er ist sicher, dass es besser ist, keine weitere Erklärung hinzuzufügen und fragt stattdessen selbst: "Wißt ihr, wer diesen Kessel im Keller abgestellt hat und was er enthält?"
"Kessel? Ach der Kessel", erinnert sich Adora," der gehörte einem der Gäste, die euch unbedingt antreffen wollten. Kiri oder Güror?"
"Gyriakor?", wirft Euron ein und die Köchin nickt. "Ja, so hieß er. Er sagte etwas von einem Meeresbewohner habe oder so, den er euch mitgebracht und davon, dass ihr ihm jetzt, glaube ich, etwas schuldig seid. Ich weiß es nicht mehr genau, ich hatte da gerade noch mit einigen anderen Gästen zu tun."
"Das ist ja..." beginnt Euron und würde vor Freude am liebsten durch die Küche hüpfen. Doch er besinnt sich noch rechtzeitig seines Alters und fügt lediglich hinzu: ...hervorragend."
Bevor er die Küche verläßt, ruft er Adora noch zu: "Ich schicke euch Simon, damit er euch helfen kann." und verschwindet dann, nachdem er den Jungen gefunden und instruiert hat, wieder im Keller.

Für einen Moment steht er noch unentschlossen vor dem Kessel, als er sich wieder in seinem Arbeitszimmer befindet, einen Moment überlegend, ob sich nicht doch alles um einen Trick handelt, dann nimmt er sich einen Stuhl, stellt ihn an den Tisch und steigt hinauf.
In dem Kessel befindet sich Meerwasser, wie der Kobold feststellt, indem er seinen Finger damit benetzt und kostet, und darin herumschwimmend, kann man eine Pflanze oder ein Tier erkennen, welches in hellem grün leuchtet. Als Euron es ein wenig aus dem Wasser hebt, stellt er fest, dass es wie ein langer dicker Grashalm geformt ist, wie Seegras, welches in großen Mengen an die südlichen Strände der Immerlande gespült wird. Doch dieses hier ist viel breiter und fleischiger, ausserdem besitzt es zahlreiche Verdickungen von denen das Licht ausgeht. Vorsichtig läßt es der Kobold ins Wasser zurückgleiten und schaut noch einige Zeit fasziniert zu, versucht dies und das genauer zu erkennen und begibt sich schliesslich zu dem Pult, um seinem Buch einen neuen Absatz hinzuzufügen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 01. Juni 2004, 14:27 Uhr
Nach einem langen Spaziergang durch die Tausendwinkelgasse kommt die Elbe zum Kupferkessel. Vorsichtig stösst sie die Tür auf und späht hinein. Es sieht sehr verlassen aus und Aileika kann niemanden sehen, dennoch geht sie nach drinnen und bestaunt die vielen schönen Einrichtungsgegenstände. Das Haus scheint sehr alt zusein, genau wie die ganze Ausstattung. Ein wirklich sehr schönes Gebäude. Denkt die Elfe und lächelt erfreut, ab den schönen und kuriosen Dingen.
Mit einem unsicheren Blick setzt sie sich auf einen rot bezogenen Stuhl und wartet gespannt, ob noch jemand auftauchen würde.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 02. Juni 2004, 00:26 Uhr
Euron ist gerade an einer kniffligen Stelle seines Buches angelangt, als plötzlich leise das Glöckchen klingelt, welches ihn darauf aufmerksam machen soll, dass Kundschaft den Schankraum betreten hat. "Nein, jetzt nicht", brummt er leise und schreibt weiter auf das Pergament. Dann überlegt er einen Moment, wie er fortfahren soll. Er liest sich noch einmal die letzten Sätze durch, die Betonungen mit der Feder leicht mitwippend und will gerade wieder zum Schreiben ansetzen, als er sich doch entscheidet, erst einmal nach oben zu schauen. Mit einem Seufzer legt er die Feder zur Seite und begibt sich zu der Leiter, die ihn in den Schankraum führt.

Oben angekommen klopft er sich den Staub vom Mantel und prüft, ob die Knochen in seinem Haar richtig sitzen, bevor hinter der Theke hervortritt.
An einem der Tische in der Mitte des Raumes hat sich eine junge Elbe niedergelassen. Sie hat dunkles, langes Haar und trägt schwarze Kleidung, so dass Euron im ersten Moment glaubt eine Nachtelbe vor sich zu haben, doch recht schnell erkennt er, dass ihr faszinierter Blick und das Lächeln, welches sie zeigt, nicht dazu passen. Er tritt an den Tisch heran und fragt sie, ihrem Blick folgend: "Wie gefallen euch die Schnitzereien an der Theke? Ich muss sagen, ich finde sie manchmal zu realistisch. Vor allem den Adler, der da an der Ecke thront, bereitet mir immer Unbehagen. Wenn es etwas dunkler ist, und die Lampen dann ein wenig schwanken, bewegt sich sein Schatten so, als würde er über einen hinwegfliegen. Das erinnert mich immer daran, dass mich mal so ein Adler davongetragen hat. Na, er muss mich wohl mit einem Hasen verwechselt haben, als ich gerade ein paar Kräuter gesammelt habe, doch ich konnte ihm das nicht so recht klar machen. So sass ich dann plötzlich zwischen der Jungadlerschar im Nest und die wollten mich gar nicht wieder gehen lassen. Letztendlich hat sie dann aber glücklicherweise die Müdigkeit übermannt und ich habe sie noch rechtzeitig verlassen, bevor sie mir weiter zusetzen konnten. Wie ihr euch denken könnt, war der Abstieg nicht gerade einfach und ... Doch ich erzähle hier die ganze Zeit und ihr seid bestimmt hungrig und durstig? Was kann ich euch bringen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 02. Juni 2004, 09:45 Uhr
Mit fasziniertem Blick sieht Aileika die Schnitzereien an. Diese wunderschönen Bilder erinnern mich an das Haus meines Vaters, er hat immer so viel Freude am Schnitzen.
Als sie bemerkt, dass jemand an sie heran getreten ist, fährt sie etwas erschrocken zusammen. Ihr Kopf dreht sich nach der Gestalt um, die etwas im Schatten steht, doch mit ihren guten Augen kann sie erkennen, dass es sich um einen Kobold handelt. Mit erstauntem Blick mustert sie die Person, denn bisher hatte Aileika kaum Kobolde gesehen und wenn, dann nur in kurz, da sie immer sehr schnell wieder verschwanden. Die leuchtend, blauen Augen des Kobolds mustern sie kurz und sehen dann zu den Schnitzereinen in der Ecke.
Mit ruhiger Stimme fängt der Mann mit einer Erzählung aus seiner Vergangenheit an und Aileika hört aufmerksam zu, währenddem sie ihn mustert. Sein blaues Haar ist verziert mit kleinen Knochen und Aileikas Blick bleibt an dem schönen Stein, der in seiner Stabspitze verankert ist, hängen. Währenddem er spricht lässt er seine knorrigen Finger, die den Holzstab fest umschliessen, spielen und lächelt selbst über die amüsante Geschichte. Er sieht sehr freundlich aus und auch sehr weise, doch ist er wirklich der Wirt dieses Gasthauses? Dafür wirkt er zu weise, aber vielleicht ist mein Bild eines Wirten von denen geprägt, die ich bisher getroffen habe und die waren allesamt sehr unfreundlich. Aileika schüttelt beschämt den Kopf, da ihre Gedanken wirklich absurd sind.

Als der Kobold mit seiner Erzählung fertig ist, muss Aileika schmunzeln, denn sie kann sich den weisen Mann kaum vorstellen, wie er von einem Adler davon getragen wird. „Ja, der Adler sieht wirklich sehr realistisch aus.“ Sagt sie freundlich und betrachtet die Schnitzerei prüfend.
„Verzeiht ich bin unhöflich. Mein Name ist Aileika und ich bin eigentlich nur hier, weil mich dieses Haus irgendwie angezogen hat, doch wenn Ihr so fragt, merke ich, dass ich von meinem langen Spaziergang hungrig bin. Darf ich fragen was Ihr alles anbietet?“ sie schaut ihn mit ihren azurblauen Augen freundlich an und ihr Blick schweift noch einmal durch den ganzen Raum. Die Fenster des Gasthauses sind etwas vergilbt und das düstere Licht macht die spezielle Innenausstattung noch interessanter. Der Geruch nach Kräutertee, erinnert Aileika an ihr eigenes Heim und sie fühlt sich sehr wohl im Kupferkessel.  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 02. Juni 2004, 23:21 Uhr
"Mhmm, das kommt darauf an", sagt der Kobold, "wie groß euer Hunger ist." Er betrachtet die Elbe und überlegt einen Moment. Während seiner Zeit als Wirt hat er gelernt es seinen Besuchern anzusehen, welche Gerichte ihnen besonders zusagen. Die Lammkeulen, die wir gestern bekommen haben, werden wohl nicht das richtige für sie sein, denkt er, ihre Statur betrachtend, Elben sind  meist etwas wählerischer, was die Zutaten angeht. Naja, aber unsere Sülze muss ich ihr schon anbieten. Vielleicht hat sie von der schon einmal gehört.

"Also für den kleinen Hunger", beginnt er seine Aufzählung, "würde ich euch unsere gefüllten Pilze empfehlen. Aber ich kann euch auch Sauerampfersuppe anbieten oder vielleicht etwas Spargel mit Schinken. Wenn ihr es süß mögt, können wir euch auch Mehlsuppe mit Butter und Marmelade auftischen." Dabei beugt er sich zu der Elbe vor und flüstert ihr zu: "Man glaubt es ja kaum, aber die wird besonders oft von älteren Gästen bestellt, dabei wurde mir immer gesagt, sie wäre vor allem für jüngeren Besucher bestimmt. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es daran liegt, dass sie nicht so schwer zu kauen ist."

Der Wirt geht wieder einen Schritt zurück und sagt wieder lauter: "Ihr könnt natürlich auch einfach etwas Brot mit Käse und Wurst essen, aber ich denke, das bekommt ihr überall. Laßt uns deshalb einfach zu den etwas größeren Gerichten kommen. Da wäre zuerst unsere Sülze nach Art des Hauses zu nennen, die sich sehr großer Beliebtheit erfreut. Doch das Gericht des Tages ist heute Rotbarsch mit Steinpilzsauce."
"Das sind die ersten Steinpilze, die ihr bekommen könnt", betont der Wirt stolz, "und der Fisch ist ganz frisch aus dem Ildorel gezogen worden. Außerdem wäre da noch unsere Pilzpfanne zu erwähnen, in welcher sich die verschiedenen Frühlingspilze wiederfinden. Wenn ihr keine Pilze mögt, und ich muss euch sagen, ihr seid hier falsch, wenn das so ist, kann ich euch noch Huhn mit Gemüse und frischen Kräutern servieren."

Erwartungsvoll schaut der Kobold die junge Frau an, wie immer nicht ganz sicher, ob das richtige Gericht für seinen Gast dabei war.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 03. Juni 2004, 19:11 Uhr
Aufmerksam hört Aileika dem Wirt zu. Ihr Magen knurrt bei den köstlichen Aufzählungen und sie kann sich kaum entscheiden. Das hört sich alles so lecker an, am besten versuche ich ein paar dinge, obwohl das nicht sehr höflich ist, aber ich denke der Wirt wird das sicher verstehen. „Wisst Ihr, diese Köstlichkeiten hören sich alle sehr verlockend an Meister…“ sie stockt und sieht den Kobold fragend an. „Ich weiss ja nicht mal wie Euer Name ist verehrter Herr.“ Sie lacht herzlich und streicht sich eine schwarze Haarsträhne zurück, die ihr ins Gesicht gefallen ist und ihre Nase kitzelt. „Also, ich denke ich würde gerne mehrere Dinge ausprobieren, denn ich kenne nur wenige Eurer Spezialitäten.“ Aileika sieht ihn entschuldigend an und überlegt einen Moment.

Diese Spargeln hören sich interessant an, dazu etwas von der Mehlsuppe und etwas Sülze, obwohl sich der Rotbarsch auch sehr verlockend an hört. Aileikas Augen schweifen durch den Raum, wie immer wenn sie überlegt und nickt dann. „Also, ich wenn das ginge, würde ich gerne etwas Spargeln mit Schinken nehmen, dann die Sülze und zum Schluss diese Mehlsuppe.“ Sie sieht den Kobolden gespannt an, wie er wohl auf ihre Bestellung reagieren würde. „Ach ja und da ich sehr gerne Pilze habe, würde ich auch gerne ein paar gefüllte Pilze probieren.“ Eine leichte Röte steigt in das Gesicht der Elbe, doch da ihr knurrender Magen ihr bestätigt, dass sie nicht zu wenig bestellt hat nickt sie zur Bestätigung. „Dazu einen Humpen kühlen Met wäre auch nett.“ Nach dem Mahl werde ich wohl das Kleid aufschnüren müssen, doch ich denke es lohnt sich einige dieser köstlichen Dinge zu probieren.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 04. Juni 2004, 01:02 Uhr
"Ihr habt recht, Aileika, ich hätte mich auch, so wie ihr selbst, vorstellen sollen", antwortet Euron der Frau, als sie nicht weiß, wie sie ihn ansprechen soll, "doch als Wirt hoffe ich natürlich, dass sich mein Name in der Stadt herumspricht. Ich bin Euron Zaubererschreck und ich glaube euer Spaziergang war anscheinend sehr ausgedehnt, wenn ihr solch einen großen Hunger mitbringt. Gebt mir einen Moment Zeit, um euch den Met zu bringen und ein paar Momente mehr, um euch nach und nach das Essen aufzutischen."
Damit verläßt der Kobold den Tisch, um hinter die Theke zurückzukehren.

Zuerst eilt Euron in die Küche, um Adora über die Bestellung zu unterrichten. Als er ihr die gewünschten Gerichte aufzählt, antwortet sie: "Lasst uns doch am besten mit dem Spargel beginnen, den habe ich bereits vorbereitet und der Schinken ist schnell geschnitten."
"Gut", antwortet der Wirt, "anschliessend werde ich die gefüllten Pilze servieren, dann die Sülze und die Mehlsuppe sozusagen als Nachspeise."
Adora nickt zustimmend und beginnt sich des Schinkens anzunehmen, woraufhin der Kobold die Küche wieder verläßt und an die Theke zurückkehrt. Ich muss zugeben, meinen Gast diesmal falsch eingeschätzt zu haben, denkt er sich, als er einen Krug mit Met füllt, ihr Hunger ist dem eines Zwerges würdig. Aber wenn es ihr schmeckt, soll es mir nur recht sein.
Er bringt das Getränk an den Tisch seiner Besucherin und kehrt erneut in die Küche zurück, wo der noch warme Spargel zusammen mit dem Schinken bereits auf einem Teller gelegt ist. Euron nimmt etwas von der Petersilie, die Adora gerade klein schneidet und streut sie über das Gericht, um es anschliessend, zusammen mit einem sauberen Besteck aus einem der Schränke, der jungen Frau zu servieren.
"Laßt es euch schmecken" fügt er hinzu und setzt sich ihr gegenüber. Nachdem sie die ersten Bissen gegessen hat, fragt er: "Nun erzählt doch mal, wo euch euer Spaziergang überall hingeführt hat. Ihr ward in der Tausendwinkelgasse. Habt ihr dort etwas bestimmtes gesucht?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 04. Juni 2004, 09:46 Uhr
„Wisst ihr Meister Euron, Ihr müsst mich entschuldigen, ich bin noch nicht lange in der Stadt, deswegen kenne ich erst wenige Leute, aber ich denke Ihr seid bestimmt ein bekannter Wirt in dieser Stadt, da Euer Gasthaus wirklich sehr beeindruckend ist.“ Sie lächelt freundlich, als er aufsteht um ihr den Met zu bringen und trinkt einen Schluck, bevor er mit dem köstlich aussehenden Gericht wieder kommt. Das sieht wirklich lecker aus, der Wirt muss einen guten Koch haben.

Der Kobold setzt sich ihr gegenüber und sie beginnt zu Essen. „Mhh…wirklich köstlich diese Spargeln, ich habe dieses Gericht noch nie zuvor gegessen müsst ihr wissen.“ Sie nimmt noch eine Gabel bevor sie ihm erzählt was sie in der Tausendwinkelgasse gemacht hat. „Ich war heute erst zum zweiten Mal in der Tausendwinkelgasse und habe eigentlich nichts Bestimmtes gesucht. Ich war bei einem freundlichen Verkäufer, den ich in meinen ersten Tagen hier kennen gelernt habe um ihm ein paar Gewürze und Kräutertees zu bringen, denn ich durfte seinen Vogel ausleihen um einem alten Kollegen einen Brief zu senden.“ Sie hält kurz inne um einen Schluck zu trinken und ihren Mund an der Serviette zu trocknen. „Wisst Ihr, ich habe einen kleinen Kräuter- und Gewürzladen im Seeviertel und deswegen habe ich diese Dinge immer zur Hand.“ Sie lächelte und dachte an ihren kleinen Laden. Ich bin wirklich froh, diesen Traum endlich erfüllt zu haben, so kann ich anderen Leute einen Freude machen und kann endlich das machen, was mir am meisten gefällt. „Ausserdem war mir heute langweilig, da ich noch nicht so viele Kunden habe und ich kaum Leute kenne, ich muss eingestehen, dass es schwerer ist als ich dachte, doch ich brauche wohl nur etwas Geduld.“ Was kaum eine Stärke von mir ist.

„Darf ich fragen Meister Euron, wie lange ihr schon hier Wirt seid?“ sie sah ihn aufmerksam an und ass weiter. Dieser Schinken schmeckt köstlich, ich glaube ich muss mehr hier zum Essen kommen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 04. Juni 2004, 21:47 Uhr
Euron streicht sich über den Bart und muss einen Moment überlegen. "Mhmm, ich glaube es ist jetzt schon mehr als dreißig Sommer her, dass ich dieses Haus hier übernommen habe und noch etwas länger, seitdem ich in der Weltenstadt bin. Ich habe auch einige Zeit mit dem Gedanken gespielt einen Laden zu eröffnen, doch ich habe festgestellt, dass ein Wirtshaus viel praktischer ist. So hat man immer genügend freie Betten, wenn Gäste kommen und für Speis' und Trank ist auch immer gesorgt. Ich glaube, es würden nur halb so viele alte Bekannte vorbeischauen, wenn ich nicht immer einen Tropfen Wyrmglut und eine Pilzpfanne bereitstehen hätte."
Als Aileika die erste Vorspeise beendet, steht Euron auf und sagt: "Ich werde mal schauen, wie weit die gefüllten Pilze sind. Ich denke, es dürfte nicht mehr allzulange dauern."
Er verläßt den Tisch und begibt sich in die Küche.

Als der Wirt die Küche betritt, werden die Pilze von Adora gerade aus dem Ofen genommen. Ihre Hüte sind an den nach oben stehenden Rändern braun, während die weißgelbe Füllung aus Ei, Speck, geriebenem Brot und Gewürzen aufgrund der Hitze Blasen schlägt. Der Spinat auf dem Herd wird im gleichen Moment fertig, so dass Euron ihn nur noch auf dem Teller, um die gefüllten Pilzhüte herum, fließen lassen muss. Als er das fertige Gericht auf dem Teller sieht, würde am liebsten selbst  einmal davon probieren, doch er beschränkt sich darauf den Duft nach Pilzen und Speck tief einzuatmen und dann den Teller hinaus zu seinem Gast zu bringen.

Als er in die Gaststube zurückkehrt, stellt Euron fest, dass sich zwei weitere Gäste eingefunden haben, die nun in der Nähe des Kamins sitzen. Deshalb bringt er der Elbe die Gefüllten Pilze und wendet sich dann den Neuankömmlingen zu. Nach einer Weile haben sie sich entschieden, was sie zu Essen wünschen und wechseln noch zwei, drei Worte über das Wetter mit dem Wirt. Daraufhin versorgt Euron die beiden mit einem Krug Bier versorgt und kehrt zu Aileika zurück, um ihre Unterhaltung fortzusetzen.

"Ich kann mir vorstellen, dass es für euch schwierig ist, in der Weltenstadt mit einem Kräuter- und Gewürzladen Fuss zu fassen, schliesslich kommen hier regelmäßig Karawanen aus allen Regionen der Immerlande vorbei, die fast alle denkbaren Dinge auf dem Platz der Händler anbieten. Deshalb müsst ihr euren Kunden schon etwas besonderes bieten. Warum versucht ihr nicht einfach mal die Tempel, Gasthäuser oder Heiler der Stadt aufzusuchen und dort direkt eure Waren anzubieten. Ich könnte mir vorstellen, dass es einige gibt, die sich den regelmäßigen Weg zum Platz der Händler sparen wollen, besonders da man ja nie genau weiß, wann die Handelskarawanen dort eintreffen und so den Weg dahin oft umsonst macht."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 05. Juni 2004, 12:03 Uhr
Die Elbe staunt nicht schlecht, als ihr Euron erklärt, das er jetzt schon so lange in der Stadt ist. Sie hatte es bisher kaum geschafft auch nur fünf Jahre am gleichen Ort zu sein. Na ja, vielleicht werde auch ich in dieser Stadt eine längere Zeit verweilen.

Als Euron zurück in die Küche geht, geht die Türe auf und zwei Gäste kommen herein. Aileika begrüsst diese freundlich und wendet sich dann dem letzten Stückchen Spargeln zu, das noch auf ihrem Teller ist. Nach dem sie alles gegessen hat, wischt sie sich den Mund ab und trinkt noch einen Schluck Met.

Nach wenigen Minuten kommt der Wirt mit dem nächsten Gang, der den ersten, in seinem köstlichen Aussehnen, noch fast übertrifft und Aileika bedankt sich herzlich bei dem Kobold. Sie isst genüsslich die feinen Pilze und den frischen Spinat.
Euron setzt sich auch wieder zu ihr und Aileika hört aufmerksam seinem Tipp für ihren Laden zu.
„Das ist eigentlich eine ganz gute Idee Meister Euron.“ Sie überlegt einen Moment und fragt dann: „Wie sollte ich das denn am besten anstellen? Da müsste ich mir ja irgendwie einen tragbaren Laden machen. Gibt es in der Stadt viele Tempel und Heiler? Ich habe bis jetzt noch keinen gesehen.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 05. Juni 2004, 20:04 Uhr
"Es gibt vier große Tempel in der Weltenstadt", antwortet Euron der Elbe, "und noch einige kleinere Kapellen und Schreine. Wenn ihr die Tausendwinkelgasse in Richtung der Straße nach Grünwasser verlaßt, solltet ihr gleich vor zwei von ihnen, nämlich dem Faeyris- und dem Anukis-Tempel, stehen. Der Sithech- und der Shenrah-Tempel dagegen, befinden sich im Süden der Stadt. Man erkennt sie eigentlich sofort, wenn man an ihnen vorbeiläuft."

Als die Tür des Kupferkessels erneut aufschwingt und eine Gruppe von Zauberern hereinkommt, entschuldigt sich der Wirt bei Aileika, begrüßt die Neuankömmlinge und nimmt ihre Bestellungen auf. Bevor er ihnen die Getränke bringen kann, treten weitere Gäste in die Gaststube ein. Das Wetter hat sich deutlich verschlechtert, stellt der Kobold fest, als er einen Blick aus einem der Fenster wirft, Es wird wahrscheinlich bald regnen. Kein Wunder das viele einen Ort suchen, um unterzukommen.

So dauert es einige Zeit, bis Euron alle Gäste versorgt hat und sich wieder zu Aileika setzen kann. Er bringt ihr dabei die Sülze mit, zusammen mit einer dicken, warmen Scheibe frisch gebackenen Brotes. Während sie davon probiert, erzählt der Kobold weiter:"Also die bekannteste Heilerin in der Stadt ist sicherlich Morgana. Sie wohnt in einem Haus direkt neben dem Nordtor der Stadt. Seit einiger Zeit hat sich aber auch eine Heilerin hier in der Tausendwinkelgasse niedergelassen. Kitty heißt sie, glaube ich, und betreibt neben der Krankenpflege auch noch Wahrsagerei. Ihr solltet einfach mal bei ihnen vorbeigehen und fragen, welche eurer Waren sie benötigen und sie ihnen dann zu einem späteren Zeitpunkt bringen. Dazu müsst ihr nicht euren ganzen Laden mit euch herumtragen und wenn ihr dann regelmäßig, zum Beispiel einmal die Woche, bei euren Kunden vorbeischaut, werdet ihr irgendwann von selbst wissen, wieviel Kamille, Breitwegerich oder Bilsenkraut sie benötigen. Na, ich denke mir, ihr werdet das schon schaffen."
Nachdem für einen Moment Schweigen herrscht, fragt der Wirt schliesslich: "Hat es eigentlich einen bestimmten Grund, warum ihr euch gerade hier in Talyra niedergelassen habt?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 06. Juni 2004, 11:53 Uhr
Während Aileika genüsslich die Pilze verspeist, erklärt ihr Euron, wo sich die Tempel in der Weltenstadt befinden. Aileika nickt höflich, isst und trinkt weiter, als dann neue Gäste im Gasthof eintreffen und der Kobold diese begrüsst, beendet sie ihr zweites Mahl.
Die Elbe beobachtet die neuen Gäste interessiert und schon bald ist Euron wieder an ihrem Platz, dieses Mal mit der Sülze und einer Scheibe Brot.
Aileika bedankt sich und probiert sofort von der Sülze. „Köstlich Meister Euron.“ Sagt sie zwischen zwei Bissen und hört sich an, wer die Heiler der Stadt sind.
So, zwei Heilerinnen. Hm, ja bei denen könnte ich wohl Glück haben und eventuell auch noch gerade etwas lernen.

„Vielen Dank für Euren guten Rag, Meister Euron, ich denke ich werde ihn befolgen und sehen, ob sich die Leute in der Stadt für meine Ware interessieren.“ Sie lächelt ihm dankbar zu und isst weiter.

Sie hat gerade die Sülze fertig verspeist, als der Wirt sie frag, weshalb sie denn in die Weltenstadt gekommen sei. Aileika überlegt einen Moment bevor sie antwortet.
„Wisst Ihr, ich bin schon seit langem auf Reisen, habe mein Geld ehrlich verdient und vor einigen Monden habe ich mir gesagt, dass ich einen Ort finden muss, in dem ich für längere Zeit verweilen möchte, denn seit Beginn meiner Reise hatte ich den Traum, einen eigenen Laden zu eröffnen. Deswegen bin ich auch umher gereist, habe Kräuter und Gewürze gesammelt und studiert und eine Zeitlang als Lehrerin gearbeitet, doch nirgends schien der passende Ort für einen Kräuterladen.“ Sie hält kurz inne und fährt dann mit einem verträumten Lächeln fort. „Als ich dann in Talyra ankam, merkte ich sofort, dass ich hier meinen Laden eröffnen möchte. Die Stadt ist so vielfältig wie seine Bewohner und sie zog mich magisch an, genau wie Euer Wirtshaus. Wisst Ihr was ich meine?“ sie sieht den Kobold fragend an und streicht ihren Rock glatt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 07. Juni 2004, 21:38 Uhr
"Ich denke schon, schliesslich hat mich dieses Haus nicht mehr losgelassen, seit ich hier bin",  antwortet der Kobold und schmunzelt. "Als ich hierherkam, habe ich auch festgestellt, dass man, selbst wenn man gerne auf Reisen geht, länger hier verweilt, weil in dieser Stadt ein bisschen aus jeder Ecke der Immerlande zu finden ist. So fühlt sich fast jeder ein wenig zuhause, wenn er Talyra betritt."

Euron betrachtet die Frau und versucht sich vorzustellen, was sie während ihrer Wanderung erlebt hat. Ob sie viel allein gereist ist? Dann muss sie wirklich wehrhaft sein, trotz ihres zierlichen Äußeren. Er schüttelt leicht den Kopf. Es ist schon interessant, wie das jugendliche Aussehen der Elben einen täuschen kann, denkt er sich, obwohl ich schon mit einigen ihrer Art zu tun hatte, passiert es mir immer noch, dass ich glaube, ihnen ihre Lebenserfahrung genauso aus dem Gesicht ablesen zu können, wie den Menschen. Doch bevor er genauer darüber nachdenken kann, bemerkt der Wirt, dass seine Besucherin mit Essen fertig ist.

Er nimmt ihren Teller und geht damit in die Küche zurück, um kurz darauf mit der Mehlsuppe zurückzukehren. Als er sie vor der Elbe abstellt, hat sich das Stück Butter darin schon halb aufgelöst und auch von dem Klecks Marmelade ausgehend, ziehen sich hellrote Spuren durch die breiige Speise. "Ihr solltet es etwas umrühren, bevor ihr beginnt, damit alles gleichmäßig verteilt ist", rät der Wirt Aileika. Als sie, nach dem ersten vorsichtigen  Probieren, genüßlich weiter ißt, sagt Euron zu ihr: "Es freut mich, dass es euch so gut schmeckt. Ich hoffe ihr kommt öfter hier vorbei, schliesslich müsst ihr mir von euren Reisen erzählen. Ihr habt bestimmt viel erlebt, als ihr durch die Immerlande gewandert seid. Ich würde gern mehr darüber erfahren."

Einer der anderen Gäste winkt mit dem Krug nach Euron. Dieser nickt zurück und wendet sich zum gehen, als ihm noch etwas einfällt. "Halt, dass hätte ich ja fast vergessen." Er holt einen Zettel aus einer der Taschen seines Mantels hervor und sagt zu der Elbe: "Adora hat mir aufgezählt, welche Gewürze wir immer wieder brauchen. Ich hab sie euch hier aufgeschrieben, vielleicht habt ihr ja einige davon in eurem Laden." Er gibt ihr den Zettel, zwinkert ihr zu und eilt hinter die Theke, um einen neuen Krug mit Met zu füllen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 08. Juni 2004, 08:19 Uhr
Aileika lächelt erfreut, als sie merkt, das der Kobold sie versteht. Sie kennt die Kobolde nicht allzu gut, aber wie es aussieht, haben sie genau wie die Elben einen Draht zu magischen Dingen. „Ja, wie Recht Ihr habt, Talyra ist wirklich wie ein kleines Immerlande und es war wohl genau das, was mich hier her geführt hat.“ Ihr Blick verweilt kurz auf dem Gesicht des Kobolds und isst dann fertig.
Der aufmerksame Wirt nimmt sofort ihren Teller und bringt ihn in die Küche, um die letzte Speise zu holen und Aileika trinkt derweilen ihren Met fertig.

Euron kommt schon bald mit dem Teller mit der Mehlsuppe zurück und Aileika rührt auf seinen Rat die ganze Suppe gut um, bis sie einen hellrosa Farbton hat und probiert dann etwas von dem gutriechenden Essen. Mit einem Lächeln deutet sie an, das es ihr schmeckt und isst genüsslich weiter. „Sicher Meister Euron, ich werde mich wohl noch des Öfteren an Euren Speisen erfreuen.“ Sagt sie und zwinkert ihm freundlich zu. „Und wenn Ihr euch für meine Reisen interessiert, werde ich das nächste Mal einige Dinge mitbringen, die für Euch ganz interessant sein könnten, doch auch ich möchte mehr über Euch erfahren, denn ich glaube Ihr habt sicherlich auch schon einiges Gesehen.“

Ungläubig schaut Aileika auf den Zettel und lächelt dann den Kobold herzlich an. „Vielen Dank, Ihr seid zu gut.“ Am liebsten würde sie den sympathischen Wirt umarmen, doch das gehört sich nicht und Aileika begnügt sich damit, ihm ein dankbares Lächeln zu schenken. Der Wirt verschwindet hinter die Theke und Aileika bleibt alleine am Tisch zurück. Ach was für ein Glück ich habe einen so netten Kobold kennen zu lernen, ich wusste doch das mein Gefühl mich nicht betrügt, als ich bei diesem Gasthof vorbei spazierte.  
Aileika isst ihre Suppe fertig und macht sich dann parat um den Wirt zu bezahlen und zu gehen. Den Zettel leist sich kurz durch und sieht, dass sie alles im Laden hat, ausser einem Gewürz, doch dieses hat sie vor wenigen Wochen bei einem Bekannten bestellt und wird sicherlich bald eintreffen.

Als Euron zurück kommt, drückt Aileika ihm das Geld, es ist ein wenig mehr als es kosten würde, in die Hand und verabschiedet sich herzlich von ihm. „Vielen Dank Meister Euron, ich muss leider schon gehen, aber ich werde bald wieder zurück kommen und Euch die Kräuter bringen. Das Essen war wirklich fabelhaft, richtet doch bitte einen Gruss an die Küche. Auf Wiedersehen“ Sie verbeugt sich vor ihm und verlässt den Kupferkessel mit einem Lächeln auf den Lippen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 27. Juni 2004, 19:19 Uhr
Der Kupferkessel ist an diesem Abend gut gefüllt. Trotz des guten Wetters, welches selbst zu später Stunde noch für angenehme Temperaturen sorgt und somit gerade dazu einlädt den Tag im Freien ausklingen zu lassen, hat es viele Gäste hierhergezogen. Vielleicht liegt es an den drei koboldischen Musikern, die eigentlich nur kurz zum Essen bleiben wollten, dieses dann aber doch etwas ausdehnten und sich nach einigen Krügen Met für einen spontanten Auftritt entschieden. Mit ihrem Brummtopf, einer koboldschen Knochengeige, sowie einer Hirtenflöte hatten sie es geschafft die Gespräche in der Gaststube zu übertönen und die ungeteilte Aufmerksamkeit der meisten Gäste zu erlangen.
Nur ein paar ältere Herren mit langen weißen Bärten und spitzen Hüten, die sich sehr schnell nach ihrem Erscheinen in eine der dunkleren Ecken setzten und seitdem geheimnisvoll flüsterten, murren, dass man ja sein eigenes Wort nicht mehr verstehen könne und dass dies hier doch kein Kirmesplatz sei.
Andere hingegen verfolgen das Spektakel klatschen und summen ab und zu mit, wenn sich ein Refrain wiederholt. Selbst die alte Yagana Yordritsch tippt den Takt mit den Fingern mit und hebt ab und zu den Blick von ihren Karten, um denselbigen auf die singenden Kobolde zu werfen. Den Text der Lieder versteht ausser den Musikern selbst und dem Wirt niemand der Anwesenden, doch das schadet nicht, sind die koboldischen Lieder doch meistens Spottgesänge, in denen man manchmal über sich selbst, doch meistens über die anderen lacht und besonders gerne über die großen Völker der Menschen und Elben.

Euron selbst bleibt von dem Treiben in seiner Schankstube unberührt. Wie immer versorgt er seine Gäste eifrig mit Speisen und Getränken, doch bleibt er heute nur selten an einem der Tische stehen, um sich etwas zu unterhalten. Stattdessen hängt er seinen Gedanken nach, die sich um einen Kessel in seinem Arbeitszimmer drehen. Was ist nur los mit ihr? ist die Frage, die ihm immer wieder durch den Kopf geht, seit fünf Tagen ist das Licht der Nautica calmaris schwächer geworden und ich kann keinen Grund dafür erkennen. Manche ihrer Ausläufer sind sogar schon schwarz und sehen aus wie abgestorben. Wenn das so weiter geht, wird sie in einer Woche nicht mehr am Leben sein und das, obwohl Gyriakor sie mindestens einen Monat lang durch die Immerlande transportiert hat. Ich kann nur hoffen, dass er mir bald auf meinen Brief antwortet. Schon seit ein paar Tagen grübelt er, was der Pflanze fehlen könnte, doch drehen sich seine Gedanken immer im Kreis. Es muss irgendetwas geben, was ich übersehe. Sie braucht anscheinend keine Erde und Wassermangel herrscht auch nicht. Sie ins Sonnenlicht zu stellen hat auch nichts geholfen. Nicht verwunderlich, schliesslich ist sie, wie ich annehme, in Tiefen zu Hause, in die kein Lichtstrahl dringt. Es ist einfach seltsam.

Als der Wirt gerade wieder einen Krug mit Met füllt und ein neues Fass davon öffnet, stellt er fest, dass es sich um das letzte handelt, welches unter seiner Theke deponiert ist.
"Simon", ruft er in die Küche hinein, "hol mir doch schnell zwei Fässer Met aus dem Keller. Am besten etwas von dem aus Nachtschimmer. Du weißt schon, den von Jörgurdsson."
Der Junge, der gerade Adora in der Küche hilft, kommt heraus und sagt vorsichtig:"Den aus Nachtschimmer? Aber von dem haben wir doch schon seit letzter Woche kein Fass mehr übrig, Meister Euron. Wißt ihr nicht mehr, ich hatte es euch gesagt, als ich die letzten nach oben gebracht habe. Wir haben nur noch den aus Fa'Sheel. Soll ich etwas davon holen."
"Nein", antwortet Euron verärgert, "den kann man doch keinem anbieten. Der ist höchtens zum Kochen geeignet, so süß, wie er ist. Bei meinem Bart, wo bekommen wir jetzt noch etwas Met her? Zwei Fässer brauchen wir heute auf jeden Fall noch." Ich habe die letzten Wochen einfach nicht daran gedacht mich rechtzeitig nach neuen Vorräten umzuschauen. Diese ganze Aufregung um das Inarifest und um die Nautica hat mich völlig davon abgelenkt. Ich hoffe nur das wir noch genug Bier haben, sonst ...
"Ich habe gesehen", unterbricht Simon seinen Gedankengang, "dass es eine neue Metbrauerei am westlichen Stadtrand  gibt. Vielleicht..."
"Gut", sagt Euron aufgeregt, bevor sein Gehilfe weiterreden kann, "nimm dir den Wagen und hol uns zwei oder drei Fässer. So schlecht kann er nicht sein, wenn er hier verkauft wird und morgen können wir dann immer noch entscheiden, ob wir damit unseren Keller wieder auffüllen wollen."
Simon nickt kurz und geht wieder auf die Küche zu, von der aus eine Tür in den Hof führt, als der Wirt ihm noch leise nachruft: "Und beeil dich. Spätestens wenn die Musik vorbei ist, werden die Leute merken, dass ihre Krüge noch nicht wieder voll sind."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 01. Aug. 2004, 19:45 Uhr
Euron kommt am nächsten Morgen später als sonst in den Schankraum. Der letzte Abend war doch recht strapaziös gewesen, auch wenn er noch gut geendet hatte. Lediglich eine Runde des Torhofer Hellen hatte es ihn gekostet, niemanden merken zu lassen, dass der Met für einen Moment knapp geworden war.
Er spürt einen kühlen Luftzug, als er in den Raum tritt. Die Türen sind weit aufgerissen und Simon ist gerade dabei den Boden zu wischen. Alle Stühle stehen auf den Tischen, während der Junge die klebrigen Überreste vom letzten Abend entfernt. Lediglich um die alte Yagana muss er etwas herumwischen, sitzt sie doch bereits an ihrem angestammten Platz und schaut zum Fenster hinaus, durch das die strahlende Morgensonne hineinscheint. Aus der Küche ist das Plätschern von Wasser zu hören und Adora, welche ein Liedchen vor sich hinsummt, dass in den Strassen der Stadt in diesem Sommer überall zu hören ist.

Gut gelaunt folgt der Kobold folgt der Melodie. "Guten Morgen, Adora", begrüsst er die Köchin fröhlich und ein angenehmer Duft steigt ihm in die Nase.
"Ja, ein herrlicher Morgen nicht wahr?", antwortet Adora, die am Waschzuber steht, "ich glaube, ich werde heute nachmittag, wenn ich zum Markt gehe, noch einen kleinen Abstecher zum Ildorel machen. Wenn ein leichter Wind weht, ist es dort am Wasser einfach wunderschön."
"Recht habt ihr, Adora", antwortet der Wirt, während er dem Geruch nachgeht und einen Speckkuchen ereicht, welcher frisch gebacken neben dem Ofen steht, um abzukühlen, "man sollte dieses Wetter wirklich nutzen. Vielleicht werde ich mich auch auf einen kurzen Spaziergang begeben." Während er das sagt, nimmt er eines der Messer, welche an der Feuerstelle hängen und schneidet sich ein Stück des Kuchens heraus, nimmt es vom Blech und legt es auf eines der hölzernen Brettchen, die in einem Gestell an der Wand stehen. Danach öffnet er eine große bauchige Kanne, riecht daran, um festzustellen, ob die Milch von gestern noch geniessbar ist und giesst sie sich dann in einen Becher. Bevor er des Brett und den Becher aufnimmt, beisst er ein kleines Stück von dem goldgelb gebratenen Teig, aus dem hier und da etwas weißrotes hervorschaut, ab. "Verbrennt euch nicht den Mund", warnt ihn die Köchin, "er ist noch nicht so lange aus dem Ofen heraus."
"Das nehme ich in Kauf", antwortet der Wirt genüßlich kauend, "ihr wißt doch, bei euren Leckereien kann ich nur schwer widerstehen." Er zwinkert ihr kurz zu und verläßt die Küche mit seinem Morgenmahl.

Als er wieder in die Schankstube tritt, durchqueren diese gerade zwei Männern, grüßen den Wirt kurz und verschwinden hinter der Tür neben dem Kamin. Simon ist immer noch nicht ganz mit dem Säubern der Schankstube fertig, so dass fast alle Tische noch belegt sind und sich Euron so Yagana Yordritsch gegenübersetzt.

"Was gibt es Neues in Talyra?", fragt er die Alte und schaut selbst einen Moment aus dem Fenser hinaus, während er an der leicht säuerlichen Milch nippt.
"Ach", krächzt die Alte, "jede Menge Gerenne auf der Strasse. Blaumäntel in diese Richtung. Blaumäntel in jene Richtung. Der Kastellan selbst ist hier vorbeigerannt, als ginge es um sein Leben. Man sollte doch meinen die Leute lassen es an so einem warmen Tag etwas ruhiger angehen."
Nachdem sie kurz an ihrem Kräutersud geschlürft hat, fügt sie noch flüsternd hinzu: "Achja, es sollen auch noch Narge in Talyra sein. Erst hieß es sie greifen wieder an, dann war's nur einer, dann doch wieder mehrere. Naja, hier sind sie jedenfalls nicht vorbeigekommen."

"Na kein Wunder, dass die Blaumäntel die ganze Zeit auf den Beinen sind", antwortet der Kobold etwas undeutlich, während er isst, "Doch wenn es nur ein paar wenige sind, frage ich mich nur, ob sie die Bürger vor den Nargen oder die Narge vor den Bürgern beschützen müssen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie hier lange durch die Strassen spazieren können, ohne dass ein paar Leute sich zusammentuen, um sie für die Opfer des letzten Feldzuges büßen zu lassen. Das sollte eigentlich auch einem Narg klar sein."

"Na von mir sollen sie das ruhig hier lernen, diese Tiere", zischt das Kräuterweib. "Solange die frei herumlaufen, setze ich jedenfalls keinen Fuss vor die Tür. Ich hoffe nur, sie zeigen ihnen den direkten Weg zu den Kerkern der Steinfaust. Sonst kommen morgen womöglich noch zwei und übermorgen auch wieder und in einem Jahr haben wir ein ganzes Nargenheer hier in der Stadt."

"Ich denke soweit wird es nicht kommen", antwortet der Wirt, nachdem er seinen Becher Milch geleert hat. "Es sind schliesslich auch vor dem Feldzug immer wieder Narge hier vorbeigekommen, ohne dass etwas passiert ist. Einzeln können sie doch recht friedlich sein, vor allem die aus dem Norden."

"WENN sie einzeln sind. Warum sollten sie hier einfach so in einer Gruppe auftauchen, um friedlich zu sein? Ich denke, ich sollte meine Karten befragen", sagt die Alte, "wenn die Zukunft düster aussieht, will ich es rechtzeitig wissen, um Vorkehrungen treffen zu können." Damit holt sie ein Bündel aus den Falten ihres Gewandes hervor. Vorsichtig legt sie es auf den Tisch, und öffnet zuerst das lederne Tuch. Dann schlägt sie das gewachste Papier auf, so dass der Stapel Karten zum Vorschein kommt. Sie nimmt sie auf und beginnt sie bedächtig zu mischen.
Euron, welcher mit seinem Essen fertig ist, steht auf und nimmt sein Geschirr, um es zur Küche zurückzubringen. Als er geht, sagt er: "Ich glaube ich werde mich jetzt mal ein wenig in der Stadt umschauen. Ich werde euch dann berichten, wieviele von den Nargen mir zu Gesicht gekommen sind."

Als er an der Theke vorbeikommt, fällt ihm ein schmutziges, aber sauber gefaltetes Stück Papier auf, welches auf dem Tresen liegt. Neugierig stellt er das Brettchen und den Becher ab, nimmt das Blatt in die Hand und entfaltet es.
Als er den Text liest, der in einer gestochenen Handschrift geschrieben ist, heben sich seine Augenbrauen immer weiter. Als er am unteren Ende angelangt ist und das ganze noch einmal übeflogen hat, ruft er aus:"Da treffe mich doch der Blitz. Simon ..." Der Junge zuckt zusammen, blickt erschrocken von seiner Arbeit auf und schaut zu dem Wirt hinüber, als würde er gleich eine Zurechtweisung erwarten. Doch der Kobold sagt lediglich erfreut: "Hier steht's. Jörgurdssons nächste Lieferung sollte schon vor vier Tagen hier ankommen. Ich hab doch gleich gewusst, dass ich so etwas mit ihm vereinbart hatte. Sag mal, wo kommt dieser Brief her?"
"Ich hab ihn unter der Theke gefunden", antwortet Simon vorsichtig, "als ich..."
"Ahh, gut, gut", unterbricht ihn Euron, "ich glaube ich werden gleich zur Nyzamia gehen und nachfragen, wo die bleiben. Vielleicht wissen die dort, ob es irgendwelche Probleme auf den Handelswegen nach Norden gibt."
Schnell schnappt sich der Kobold seinen Stab, der wie immer hinter der Theke ruht, wirft sich seine grünen Robe über und verschwindet durch die Tür ins helle Licht des Tages.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 18. Aug. 2004, 07:52 Uhr
Kitty und Aileika betreten den Kupferkessel, in dem wie immer ein dämmriges Licht scheint. Einige Leute sind am Essen und die beiden Frauen setzen sich an einen der Tische. Aileika legt den Beutel mit den Kräutern auf den Stuhl neben sich und sieht sich nach Euron um. Sie kann den Kobolden nirgends entdecken, dennoch hofft sie, das er hier ist. Es wäre sehr schade, wenn Euron nicht da wäre, na mal sehen....

"Also Kitty, erzähl. Was für Männer hast du denn kennengelernt?" Gespannt wartet Aileika auf die Antwort ihrer Freundin, während sie bei der Bedienung zwei Becher Wein bestellt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kitty am 18. Aug. 2004, 08:41 Uhr
Kitty und Aileika nehmen an einem kleinen Tischen platz und Aileika beginnt sofort damit sie über die beiden Männer auszufragen.
"Gut gut... Also erstens wäre da Scheneidermeister Nibrir, auf den habe ich schon etwas länger ein Auge geworfen, allerdings hatte er damals noch eine Frau, sie heißt Shehera, wie ich nun erfahren habe, sie ist eine neue Patientin von mir, eigentlich eine nette Frau... Scheinbar hat Nibrir sich von ihr getrennt denn bei meinem letzten Besuch in der Schneiderei habe ich Shehera nicht mehr gesehen und der Schneidermeister schien nicht besonders gut gelaunt. Ich habe ihn also zum Essen bei mir zu Hause eingeladen, dass ist der Grund warum ich auch heute Nachmittag wieder im Haus sein muss."
Die Bedienung kommt mit zwei Gläsern Wein und stellt sie auf dem Tisch ab.

Kitty nimmt erst einmal einen kleinen Schluck, ehe sie weitererzählt.
"Nun, allerdings weiß ich nicht ob Nibrir ein Mann für mich wäre, er scheint mir ein wenig grießgrämig und eigensinnig, aber das möchte ich noch herausfinden. Nun und das beste kommt ja erst noch!"
sagt sie theatralisch.
"Als ich bei Shehera war, habe ich gesehen das sie schon mit dem nächsten Mann zusammenwohnt! Ein Elb, groß, schlank, muskulös, schöne Augen... sehr aufmerksam..."
haucht sie Aileika fast zu.

"Ich verstehe garnicht was er an ihr findet... sie ist nicht besonders weiblich, zumindest kleidet sie sich eher wie ein junger Mann... jedenfalls hat sie den ganzen Tag über geschlafen nachdem ich mit ihr gefrühstückt hatte und ihre Wunden noch einmal versorgt hatte. Ich war dann eine Weile in meinem Haus und habe in der Stadt ein paar Besorgungen gemacht und bin Abends dann nocheinmal zu ihnen gegangen denn ich wollte die Wunden noch einmal reinigen. Der Elb, ich meine Thalareth, hat mich dann eingeladen zum Essen. Es war sehr schön gewesen. Anfangs saß ein Mädchen noch bei uns, ich weiß leider nicht in welchen Verhältnissen sie zueinander stehen aber ich denke es ist Sheheras Tochter, aber kein gemeinsames Kind, es sah nicht elbisch aus."
Wieder nimmt die Heilerin einen Schluck Wein zu sich.
Ich sollte nicht so viel davon trinkn um diese Zeit. sagt sie sich und benetzt nur noch ihre Lippen mit dem Blutroten getränk.

"Thalareth und ich saßen dann eine ganze Weile noch auf der Veranda und haben uns sehr viel anvertraut als das Mädchen schlafen gegangen war."
Die Idee mit der Reise in den Dunkelwald verschweigt sie der Freundin zunächst, denn es eilt ja nicht.
"Und dann waren wir gemeinsam schwimmen als es dunkel war, im Ildorel..."
sagt sie und schwilgt in Erinnerungen an die letzte Nacht.

"Er ist wirklich absolut reizend... ab und zu hat er mir kleine Komplimente gemacht. Ich wusste nicht das ihr Elben im dunkeln so gut sehen könnt und habe mich vollkommen nackt ins Wasser begeben, dass ist ihm natürlich nicht entgangen und er hat meinen schönen Körper und meine Wäsche gelobt."
sagt sie ein wenig belustigt und wird rot.

"Er gefällt mir wirklich mehr als gut..."
gesteht sie der Freundin die ihr aufmerksam zuhört.
"Er hat unglaublich viel Charme, nur hat ihn ja im Moment Shehera..."
sagt sie ein wenig verärgert.

"Gut, dagegen kann ich nichts einwenden, sie war nur ein paar Tage schneller als ich, aber das heißt noch lange nicht das er für ewig und immer bei ihr bleiben muss."
sagt die Heilerin entschlossen.

"Ich habe nur noch nicht Recht eine Idee wie ich ihn am besten umgarnen kann, Aileika... irgendetwas wir mir schon einfallen."
sagt sie abschließend und nippt an dem Glas Wein als gerade die Bedienung an hr vorbeiläuft.

"Entschuldigung, wir hätten gerne noch zwei Teller Gemüseuppe und Brot dazu."
gibt sie ihre Bestellung auf.
"Ich lade euch heute ein, Aileika!"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 18. Aug. 2004, 09:08 Uhr
Aileika hört der Freundin aufmerksam zu und ein belustigendens Lächeln umspielt ihre Lippen. Kitty hat wirklich Glück mit den Männer.... Ab und zu muss die Elbe lachen und auch ihre Wangen röten sich etwas, doch mehr wegen dem Wein, als wegen den interessanten Erzählungen Kittys. "Ja, dann hast du ja wirklich zwei interessante Männer kennen gelernt und das mit dem Sehvermögen wissen, glaube ich viele nicht." Aileika schmunzelt und bedankt sich dann für die Einladung. "Das ist wirklich sehr freundlich von dir."

"Weisst du, ich lebe schon seit einigen Jahren alleine. Vor vielen Jahren hatte ich einen Gefährten, doch da er ein Mensch war, wurde er alt und wir mussten uns trennen." Bei dem Gedanken an Joschua, verändern sich Aileikas Züge kaum merklich. Einzig in ihren Augen kann man sehen, wie sehr sie den Verlust ihres Gefährten schmerzt. "Nun, seit dieser Zeit bin ich alleine. Druch meine Reisen habe ich kaum Männer kennengelernt und jetzt kommt langsam die Zeit mir einen Lebenspartner zu suchen." Die Elbe hält kurz inne und überlegt. "Eigentlich sollte ich nicht suchen, es sollte einfach geschehen, doch ich habe nicht so viel Vertrauen in das Schicksal, ausserdem scheine ich für die Herren nicht sonderlich interessant zu sein." Mit einem Seufzen nimmt sie einen grossen Schluck Wein und schaut Kitty durchdringend an. "Du dagegen scheinst sie ja regelrecht anzuziehen." In Aileikas Stimme schwingt kein bischen Neid, dennoch merkt man, wie ihr die eigene Lage langsam verleidet.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kitty am 18. Aug. 2004, 10:52 Uhr
Kitty ist ein wenig Traurig über das Schicksal welches Aileika wiederfahren ist.
Da sie nicht weiß was sie zu ihr sagen soll nimmt sie ihre Hand und drückt sie sanft.
"Wir schaffen das schon einen Elben für dich zu finden mit dem du alt werden kannst."
sagt sie der Freundin.
"Wirklich Glück mit den Männern habe ich ja auch nict, gut, sie kommen meist auf mich zu, aber was nützt es mir wenn sie bereits vergeben sind... Ich werde um sie kämpfen wenn es sich loht, bis jetzt hatte ich nur noch nie den Mann gefunden für den es sich lohnt. Ich war schon einmal fast verheiratet..."
gesteht sie Aileika.
Wir hatten uns ein kleines Häuschen am Meer gekauft, in meiner Heimat dem Dunkelwald. Verlobt waren wir auch und wir hatten vor zu heiraten wenn ich mit ein wenig Geld aus Talyra zurückkehren würde. Doch als ich wieder kam, war eine andere Frau da..."
sagt die Heilerin gelassen.
Sie fühlt nichts mehr außer hass für diesen Mann der ihr das angetan hatte.
Nichteinmal Rache wollte sie.
"Doch entzwischen kann ich damit leben. Ich habe meinen Wohnsitz jetzt auch ans Wasser verlegt. Ich brauche die Luft dort und das leise rauschen der Brandung, dass hat mir gefehlt..."
sagt sie ein wenig melancholisch.
"Vielleicht klappt das mit einem Mann ja auch noch, aber ich werde das Glück nicht erzwingen. Entweder es kommt oder es kommt nicht. Und ich will nicht den erstbesten nehmen den ich bekommen kann, es will wohl überlegt sein, sich einen Gefährten zu nehmen."
sagt die Heilerin.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 18. Aug. 2004, 11:11 Uhr
Mit einem dankbaren Lächlen wendet sich Aileika Kitty zu und hört ihre Geschichte an. "Ich finde es schön, das du jetzt in meiner Nähe wohnst und dieser Mann war es in dem Fall gar nicht Wert, von Talyra weg zu gehen." Aileika nickt der Heilerin aufmunternd zu und lächelt dann. "Wir zwei werden sicherlich noch einen Gefährten finden, ich kann ruhi noch hundert Jahre warten, obwohl mir das nicht sehr gefallen würde." Kichernd dreht sie sich zu der Bedienung um, die gerade mit dem Essen kommt.

Aileika schnuppert an der Suppe, die sehr gut riecht. "Vielen Dank nochmals für die Einladung und einen guten Appetit." Wünscht Aileika und beginnt die Suppe zu essen. Eine Weile sind die beiden Frauen in ihre Gedanken vertieft und es ist ruhig. Aileika kaut abwesend auf ihrem Brot herum und trinkt einen Schluck Wein. "Ich freue mich schon auf das Sommerfest. Wollen wir da zusammen hin oder gehst du schon mit jemandem?" Die Elbe schaut Kitty fragend an und isst ruhig weiter.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kitty am 18. Aug. 2004, 13:04 Uhr
Kitty und Aileika Löffel still ihre Suppe bis Aileika sie nach dem Sommerfest befragt.

"Nun, ja... das Sommerfest... Ich habe mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht mit wem ich gehen könnte, es hat mich auch noch niemand gefragt."
sagt die Heilerin.
"Wir können also ruhig zusammen hingehen, wir werden sicher ein paar andere Leute treffen. Vielleicht wirst du dort auch Thalareth begegnen, er wird sicher mit Shehera hingehen..."
sagt sie etwas bedrückt.
"Aber wir werden schon Spaß haben und den ein oder anderen kennenlernen, auf solchen Festen ist das doch ideal."
sagt sie und löffelt die Suppe zu Ende.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Aug. 2004, 21:21 Uhr
Als Euron in den Kupferkessel zurückkehrt, hat er einen langen Weg durch das Larisgrün hinter sich. Vom Platz der Händler aus war er erst der Strasse gefolgt, bis die große Südstrasse nach Brioca abbog. Dort hatte er sich nach Nordwesten gewandt und war dann, einem großen Bogen folgend, um die Weltenstadt herum gelaufen, bis er am Nordtor wieder auf die Stadtmauern traf. Als er sein Haus fast wieder erreicht hatte, war ihm eingefallen, dass er noch bei Borgil vorbeischauen musste, um mit den anderen Wirten der Stadt die Details für das Sommerfest zu klären und so hatte er erst noch einen Abstecher in die Harfe gemacht, bevor er jetzt wieder vor der eigenen Tür steht.

Als er, etwas kurzatmig, in die Schankstube tritt, stellt er fest, dass bereits wieder einige Gäste den Weg zu ihm gefunden haben. Vor allem fällt ihm die Elbin auf, die ihn bereits vor einiger Zeit besucht hat. Sie scheint diesmal eine Begleiterin mitgebracht zu haben und beide sitzen an einem Tisch in der Mitte des Raumes und unterhalten sich angeregt, während sie die Suppe essen, die ihnen wahrscheinlich Adora gebracht hat.
Schnell huscht der Wirt hinter die Theke, stellt dort seinen Stab ab und legt seinen Mantel, an dem noch einige Blätter und Zweige hängen, die sich darin verfangen haben, daneben. Dann tritt er wieder hervor, einen Krug mit Wein aufnehmend, welcher auf der Theke steht und geht auf den Tisch zu, an dem die beiden Frauen ihr Mahl einnehmen.

Als er dort anlangt, erkennt der Kobold auch, wer der Elbin Gesellschaft leistet, schliesslich hat die Heilerin mit den langen schwarzen Haaren einige Zeit in der Tausendwinkelgasse ein Haus besessen, so dass sie dem Wirt zwangsläufig einige Male über den Weg gelaufen ist.
Deshalb weiß er, dass es sich um Kitty Rivendell handelt, doch für einen Moment muss Euron überlegen, um sich an den Namen der jungen Elbin zu erinnern. Als er ihn schliesslich gefunden hat, spricht er sie an und sagt mit einem Augenzwinkern: "Wie ich sehe, habt ihr, Aileika, meinen Rat befolgt und eine der Heilerinnen hier in Talyra aufgesucht." "Ich freue mich, dass ihr beide den Weg hierher gefunden habt und hoffe das Essen schmeckt. Ich werden euch noch ein wenig Wein nachschenken, bei diesem warmen Wetter bekommt man recht schnell eine trockene Kehle."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 18. Aug. 2004, 21:29 Uhr
Aileika will Kitty gerade antworten, als sie aus den Augenwinkel beobachtet, wie der Wirt den Kupferkessel betritt und sich seinem Umhang entledigt. Schon nach wenigen Augenblicken steht er an ihrem Tisch und begrüsst die beiden Frauen freundlich. "Ach guten Tag Meister Euron, wie schön, dass ihr doch noch hier seid, ich dachte schon, ich sehe Euch heute nicht mehr." Aileika erhebt sich kurz, um eine Verbeugung anzudeuten und setzt sich dann wieder. "Oh vielen Dank für den Wein das ist sehr freundlich von Euch." Aileika prostet dem Kobolden und Kitty zu und trinkt einen Schluck. "Wenn ich vorstellen Darf. Das ist Kitty und wie ihr schon bemerkt habt, ist sie eine Heilerin." Die Elbe stellt die beiden einander vor und wendet sich dann an Euron.

"Ich habe Euren Rat wirklich befolgt und ich muss euch herzlichst Danken, denn es hat funktioniert. Ich kann nun schon einige Leute beliefern und auch schon ein paar Kunden haben den Weg zu mir gefunden." Sie lächelt den Kobolden glücklich an und nimmt dann den Beutel vom Stuhl, um diesen vor Euron hinzulegen. "Ich habe Euch die Bestellung mitgebracht und hoffe, dass ihr mit allem zufrieden seid?" Gespannt schaut sie dem Wirt zu, wie er die Kräuter und Gewürze kurz anschaut.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kitty am 18. Aug. 2004, 22:24 Uhr
Auch Kitty begrüßt den Wirt des Kupferkessels kurz, allerdings nicht so vornehm wie Aileika.
Nachdem der Wirt sich vorgestellt hat nickt sie kurz und lauscht dann nur noch dem kurzen Gespräch der beiden.
Dies ist also der Wirt, Euron. Nun, ich hatte gedacht er sehe ganz anders aus, ich bin überrascht, nun ich habe ja auch nicht viel über ihn gehört bis jetzt, aber das kann ich ja noch ändern, mich scheint er wohl schon zu kennen.
"Fürwahr."
bestätigt sie die Aussage das sie eine Heilerin wäre.
"Ich habe leider noch nicht viel von euch gehört Meister Euron, doch ich biete mich an mit meinen Diensten als Heileirn stets zur Stelle zu sein wenn ihr mich brauchen könnt."
sagt sie vornehm, während Euron die Kräuter betrachtet die Aileika vor ihm ausgebreitet hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 19. Aug. 2004, 08:38 Uhr
"Na, ich habe nie daran gezweifelt, dass es funktioniert", antwortet der Wirt belustigt, "Wenn ihr einen Kobold in derartigen Angelegenheiten fragt, könnt ihr nicht viel falsch machen. Es liegt uns im Blut, die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken, damit am Ende ein paar Münzen herausspringen."  
Als Aileika ihm das Säckchen mit den Kräutern überreicht, öffnet er es und breitet das Tuch auf dem Tisch aus, um sich die getrockneten Pflanzen besser betrachten zu können. Nach und nach schiebt er die Gewürze von der einen auf die andere Seite. Manche nimmt er auf und riecht kurz daran und legt sie dann wieder leicht nickend zur Seite.
"Sehr schön, sehr schön." sagt er schliesslich, "wie ich sehe habt ihr sogar Hundskraut bekommen. Da wird sich Adora freuen."

Der Wirt schnürt den Beutel wieder zusammen und spricht kurz mit Aileika über den Preis. Als er ihr das Geld überreicht, hört man, dass ein Fuhrwerk vor dem Kupferkessel zum stehen gebracht wird. Kurz darauf fliegt die Tür auf und ein großer breitschultriger Mann kommt zur Tür herein. "Ich bringe Met für Euron Zaubererschreck und könnte selbst einen Schluck vertragen", ruft er laut und klopft sich dabei kurz den Staub aus der Kleidung, als wolle er andeuten, wie trocken es auf seiner Reise gewesen war.

"Einen Moment, ich komme sofort", ruft der Wirt zurück und wendet sich wieder den beiden Frauen zu: "Tut mir leid, die Geschäfte rufen. Ihr wißt ja, das Sommerfest steht kurz bevor und da gibt es noch einiges für mich zu tun. Doch lasst euch von meiner Eile nicht anstecken und bleibt so lange, wie es euch beliebt."

Damit eilt er in die Küche, um seiner Köchin den Gewürzbeutel zu bringen, kommt aber kurz darauf wieder zurück. Er füllt an der Theke einen Humpen mit einem dünnen Bier und geht in Richtung Tür. Als er noch einmal an ihrem Tisch vorbeikommt, ruft er der Heilerin zu: "Ich danke euch für euer Angebot, doch ich hoffe natürlich, dass ich es nicht so schnell in Anspruch nehmen muss."
Er ist schon fast an der Tür, als er noch hinzufügt: "Ich werde euch Bescheid geben, Aileika, sobald ich wieder ein paar Dinge aus eurem Fundus brauche. Vielleicht schicke ich auch einfach Simon vorbei. Einen schönen Tag noch."
Daraufhin begrüßt er den Händler, reicht ihm das Bier und tritt mit ihm auf die Strasse.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 19. Aug. 2004, 08:44 Uhr
Aileikas Augen strahlen Euron an, als er die Ware zufrieden in den Beutel verstaut. "Ja, da habt Ihr recht Meister Euron, ihr Kobolde wisst wie man mit Geld umgeht." Sie kichert amüsiert und nimmt das Geld entgegen, das ihr Euron zuschiebt.
Etwas erschrocken dreht sich Aileika um, als die Türe aufgeht und ein grosser Mann dort steht. "Macht nur Euron, wir werden uns sicher wieder einmal sehen." Die Elbe verabschiedet sich von ihm und dreht sich dann zu Kitty. "Wir sollten wohl auch langsam Mal gehen, was meinst du?" Fragend schaut sie die Heilerin an und bittet die Bedienung, dass sie zahlen können.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kitty am 19. Aug. 2004, 12:36 Uhr
Meister Euron hat sichtlich viel zu tun, wie alle Gastwirte die sich in diesen Tagen auf das große Sommefest vorbereiten.
Verständnisvoll reagieren somit Aileika und Kitty als er sich wieder auf den Weg nach draußen macht.

Als die Bedienung auf ihren Tisch zusteuert, bezahlt die Heilerin für Essen und Trinken und erhebt sich dann vonm ihrem Stuhl um mit Aileika zurück auf die Straße zu treten.

"Nun, leider war es heute nur ein kurzes Treffen, doch ich hoffe wir sehen uns dann zum Sommerfest, ich würde mich freuen wenn du mich vielleicht in meinem neuen Haus abholen würdest."
sagt sie und gibt der Freundin zum Abschied die Hand.
"Hab noch einen schönen Tag Aileika, ich werde auch das beste daraus machen, ich hoffe die Verabredung heute Abend wird wenigstens ein wenig nett..."
Eigentlich ist mir nicht mehr wirklich nach dieser Verabredung... denkt sie wieder.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aileika am 19. Aug. 2004, 13:52 Uhr
Aileika bedankt sich bei Kitty für das Essen und winkt Euron zum Abschied nochmals zu.
Auf der Strasse unterhalten sich die beiden Frauen noch kurz und dann verabschiedet sie sich voneinander. "Ja, das werde ich machen. Ich wünsche dir für Heute einen schönen Abend, ich hoffe du hast Spass."

Die beiden Frauen trennen sich und Aileika steuert in Richtung zu Hause.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 14. Okt. 2004, 22:05 Uhr
Ein kühler Herbsttag neigt sich dem Ende zu und die Kälte, welche bereits durch die Kleider dringt, läßt erahnen, dass der Winter sein nördliches Domizil verlassen hat und sich auf dem Weg in Richtung Süden auch bald hier niederlassen wird. Nasses Laub liegt im Rinnstein, von Regenschauern hierhergetragen, die immer häufiger die Tage in einen tristen grauen Mantel hüllen. Von Rascheln begleitet, schaut eine Ratte unter den gelbbraunen Blättern hervor, ein kleines Stück Brot im Maul, welches jemand hier verloren oder achtlos weggeworfen hat. Ihr Fell glänzt feucht im Lichtschein, der durch die Fenster des Kupferkessels dringt. Dann hebt sie plötzlich ihre Nase und ist im nächsten Moment wieder in den dunklen Schatten nahe der Hauswand verschwunden, als die Schritte zweier Männer laut auf dem Pflaster der Strasse ertönen. Die Stiefel der Fremden zeugen davon, dass sie heute schon einen langen Weg zurückgelegt haben. Lehm und Erde bedecken das schwarze Leder und auch der Saum ihrer langen Mäntel ist nicht vom Schmutz verschont geblieben. Beide haben den dicken wollenen Stoff fest um ihren Körper geschlungen, um zu verhindern, dass der Wind darunter bläst. Lediglich ein Arm schaut etwas heraus, um die Kapuze, welche weit über den Kopf gezogen ist und einen Blick auf die Gesichter verwehrt, festzuhalten. Vor der Tür bleiben sie stehen und der größere von beiden brummt: "Hier ist es." Wie um sich zu versichern, schaut er dabei hinauf zum glänzenden Kupferkessel, welcher sich quietschend im Wind bewegt. Für einen Moment ist dabei im Lichtschein sein dichter ungepflegter Bart zu erkennen, der ebenso schwarz ist, wie die Haarsträhnen, welche ihm ins Gesicht fallen, dann senkt er sein Haupt wieder und öffnet die hölzerne Tür.

Im Gegensatz zur Stille auf der Gasse, sind die Geräusche in der Gaststube im ersten Moment ohrenbetäubend. Lautes Gelächter, das Klappern von Krügen und das Murmeln der unterschiedlichsten Stimmen im ganzen Raum wird erst nach und nach erträglich, als es sich in einzelne Bestandteile zerlegt, welche sich den verschiedenen Tischen zuordnen lassen.    
Einer der Fremden schliesst die Tür, während der andere sich nach einem freien Platz umschaut und schliesslich einen in der Nähe des Kamins findet, wo ein Priester im Gewand des Amitari-Tempels den Kopf auf den Tisch gelegt hat und neben seinem halbvollen Krug Bier eingeschlafen ist. Im Kamin sind, wie seit einigen Abenden schon, wieder die Scheite aus Eichenholz entzündet, die dem Raum Licht und Wärme spenden.
So setzen sich die Männer und öffnen ihre Mäntel, um möglichst bald von der Nähe zum Feuer zu profitieren, während sie sich im Schankraum umschauen.

Links von ihnen sitzen fünf Männer an einem Tisch, tief über ein Blatt Papier gebeugt, dessen Ecken über die Tischplatte hinausragen. Zwei von ihnen haben schon einige Winter erlebt, sind ihre Haare, die weit über die Schultern reichen und die langen Bärte, über die sie ab und zu in Gedanken streichen, längst ergraut. Die anderen drei sind jünger, doch mehr läßt sich kaum darüber sagen, denn ihre Gesichter liegen im Dunkeln, da sie sich tief über den Tisch beugen, angeregt miteinander diskutierend. Hin und wieder werden ihre murmelnden Stimmen etwas lauter, woraufhin sie plötzlich verstummen, aufblicken, sich einen Moment besorgt umschauen, dann einen Schluck aus ihren Krügen nehme und wieder etwas leiser flüsternd die Köpfe zusammenstecken.
Weiter hinten sitzen drei Frauen, welche ganz und gar nicht darum besorgt sind, Aufmerksamkeit zu erregen. Immer wieder laut lachend scheinen sie sich allerlei Geschichten zu erzählen, die sie in der letzten Zeit erlebt haben und von denen Brückstücke immer wieder im ganzen Schankraum zu hören sind, kurz bevor deren Ende vom anschliessenden Gelächter übertönt wird.

Auf der anderen Seite der Gaststube in einer Ecke, welche nur schwach vom Schein des Feuers erleuchet wird, haben sich an einem Tisch, der etwas kleiner ist als die anderen, ein paar Kobolde niedergelassen. Auch ihr Gespräch wird ab und zu etwas lauter, doch laufen sie keine Gefahr verstanden zu werden, da ihre Sprache nicht einmal vermuten lässt, ob sie nun streiten oder sich freundschaftlich unterhalten, geschweige denn, worüber das Gespräch geführt wird. Nur zwei von ihnen scheinen allerdings zu sprechen, der eine, mit blauen Haaren und in einen grünen Mantel gehüllt und ihm gegenüber der andere mit violettem Haar, welcher ein Fell auf dem Rücken trägt und darunter etwas, was vielleicht mal ein elegantes Hemd gewesen war, bis es auf seine Grösse zurechtgeschnitten wurde. Seine Begleiter, denn dass es sich um solche handelt, kann man daran erkennen, dass sie ihre Stühle auf seine Seite des Tisches gerückt haben und ihn flankieren, sind ähnlich wie er selbst gekleidet und ebenso wie bei ihm, wirkt die Farbe ihrer Haare stumpfer und ihre Kleidung etwas grauer und abgetragener, als die des Kobolds im grünen Mantel. Die Unterhaltung scheint nicht nur die Aufmerksamkeit der Neuankömmlinge auf sich gezogen zu haben. Auch zwei Männer, ihrem Aussehen nach Wanderer auf der Durchreise, wenden hin und wieder den Blick in die Richtung ihres Nachbartisches, während sie ab und zu an ihrem Bier nippen. Beide tragen einen wildledernen Überwurf unter dem ein wollenes Hemd hervorschaut. Ihre Mäntel, welche sie über einen freien Stuhl an ihrem Tisch gelegt haben, sehen wettergegerbt aus und zeigen deutlich, dass sie sich in letzter Zeit oft im Freien aufgehalten haben.  Als sich ihre Blicke mit denen der zuletzt angekommenen Gäste kreuzen, runzeln sie die Stirn und lassen den Blick dann weiter schweifen. Erst zu der alten Frau am Fenster, die gerade einem hochgewachsenem breitschultrigem Mann in einfacher Kleidung die Karten legt und dann zur Theke, hinter der aus einer Tür Küchengeräusche hervorklingen, während die zahlreichen Fabelwesen, welche ins Holz des Ausschanks geschnitzt sind, von einem Jungen, der fast schon zum Mann gereift ist, sorgsam poliert und von Spuren verschüttetem Mets gereinigt werden.

Etwas gedankenverloren wischt Simon immer wieder über den Schnabel eines Raben, während sein Blick an dem Tisch verweilt, an welchem sich Euron schon seit geraumer Zeit mit einigen seiner Artgenossen unterhält. Simon ist allerdings weniger daran interessiert, was der Wirt mit seinen Gästen bespricht, sondern wartet vielmehr ungeduldig darauf, dass diese endlich zu einem Ende kommen. Eifrig und trotzdem etwas ziellos, wischt er mit dem wollenen Tuch über das geschnitzte Holz der Theke, als er sich noch einmal an das zurückerinnert, was ihm Euron vor zwei Wochen eröffnet hat.

Simon war an einem Morgen gerade dabei gewesen, die Verschläge für die Brieftauben unter dem Dach zu säubern, als der Kobold zu ihm hinaufgekommen war. Erst hatte er geglaubt, dass der Wirt nur nach dem Rechten sehen und seine Tauben füttern wollte, doch er schien dafür länger zu bleiben als nötig und ihm schienen, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, alle möglichen Themen recht zu sein, um mit dem Jungen zu sprechen. Schliesslich schwieg er für einen Moment, schaute ihn dann direkt an und sagte: "Simon, ich glaube, langsam wird es Zeit, dass du etwas vernünftiges lernst, einen Beruf oder ein Handwerk. Ich denke, du bist alt genug, um die Arbeit eines Lehrlings aufzunehmen und es würde dir nicht gut tun, noch länger damit zu warten."
Im ersten Moment glaubte Simon erfreut, dass der Wirt ihn selbst nun das Lesen und Schreiben und all die anderen Dinge beibringen würde, die er hin- und wieder in seinem Keller hinter verschlossenen Türen bewerkstelligte, doch die nächsten Worte des Kobolds belehrten ihn eines besseren. "Vor allem aber, wird es auch langsam Zeit, dass du Talyra verläßt und auch einmal einen anderen Landstrich kennenlernst. Hier in der Stadt mag man aus jedem Teil der Immerlande etwas finden, doch man kann das besondere daran nicht erkennen, wenn man nicht selbst einmal die grünen Ebenen im Osten, die kahlen Wüsten im Süden, die dichten Wälder im Westen und die verschneiten Berge im Norden besucht hat. Ich glaube, es ist nicht gut für einen jungen Menschen, wie dich, die Welt nur soweit zu kennen, wie man von den Stadtmauern aus blicken kann, doch entscheiden musst du wohl selbst, welchen Weg du in der Zukunft gehen willst. In zwei Siebentagen kommt Sölf Reigard aus Fa'Sheel, um uns mit Bier und einigen anderen Dingen zu versorgen. Ich weiß, dass seine Frau früh gestorben ist und ihm keine Kinder hinterlassen hat. Er ist auf der Suche nach jemandem, der irgendwann sein Geschäft übernehmen kann und er würde es sicherlich nicht ablehnen, dich als Lehrling bei sich aufzunehmen. Also überleg es dir gut und sag mir in vierzehn Sonnenläufen Bescheid, ob du mit ihm gehen willst."

Die ersten Tage fiel es Simon furchtbar schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, den Kupferkessel und die Weltenstadt zu verlassen. Fast schien es ihm, als wolle Euron ihn nun endgültig nicht mehr in seinem Haus dulden und er fragte sich, wann und wo er etwas falsch gemacht und sich die Gunst des Wirtes verscherzt hatte. Doch nach und nach, als seine Gedanken begannen nicht mehr darum zu kreisen, was er zurücklassen und verlieren würde, sondern die Zukunft immer weiter ausmalten, wurde die Idee immer verlockender, endlich die Welt zu bereisen und endlich das mit eigenen Augen sehen zu können, was er bisher immer nur in Liedern und Geschichten gehört hatte. Nach sieben Tagen war Simon sicher, dass er mit Sölf Reigard nach Fa'Sheel gehen würde und er begann damit alles für seine Abreise vorzubereiten. Jetzt einen Tag bevor der Händler in Talyra eintreffen würde, konnte der Junge seine Aufregung kaum noch verbergen. Adora, die Köchin des Kupferkessels konnte es mittlerweile kaum noch ertragen ihn von der Küstenstadt im Westen schwärmen zu hören und die alte Yagana hatte sich gestern geweigert ihm ein weiteres mal eine Frage zu seinen Zukunftsaussichten zu beantworten, die ihm mal wieder eingefallen war. "Es bringt Unglück, die Karten zu oft über ein und diesselbe Sache zu befragen", war ihre Antwort gewesen und sie hatte nur mit den Augen gerollt, als er ihr erklären wollte, dass die Frage, ob er die Aufgaben, die ihm der Händler zuweisen würde, auch immer zu dessen Zufriedenheit erfüllen könnte, doch gar nichts mit der vom Vortag zu tun hätte, als er sie fragte, wieviel Wohlstand ihn in der Zukunft erwarten würde.
Lediglich Euron war von der Vorfreude Simons verschont, geblieben, traute sich der Junge doch nicht ihm vor Ablauf der zwei Siebentage über seinen Entschluss zu berichten, da er befürchtete, von dem Wirt zurechtgewiesen zu werden, dass er nicht voreilig und leichtfertig über seine Zukunft entscheiden solle.

Doch Simon ist sich mittlerweile sicher, alles wohlüberlegt zu haben und heute abend noch soll der Wirt davon erfahren. Erneut schaut er hinüber zu dem Tisch, an dem die vier Kobolde sitzen, doch noch immer scheint ihr Gespräch sich nicht dem Ende zu nähern. Leise seufzend fährt Simon deshalb mit seiner Arbeit fort, die Theke, welche ohnehin kaum einen Staubfleck aufweist, weiter zu säubern.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 29. Nov. 2004, 23:52 Uhr
Als seine Besucher gegangen sind, bleibt Euron noch einen Moment am Tisch sitzen und starrt in das leere Glas, welches er in den Händen hin und her dreht. Er denkt an Morgen, wenn der Junge den Kupferkessel verlassen wird. Ja, es wird Zeit. Aber trotzdem wären mir ein paar mehr  Tage lieber gewesen, um mich von ihm zu verabschieden. Zehn Winter sind vergangen, seit er vor der Tür des Kupferkessels gestanden hatte, kaum größer als ich selbst, alleingelassen und durchnäßt vom Regen. Euron war dagegen gewesen ihn im Kupferkessel aufzunehmen und unterzubringen. Er ließ ihn lediglich hereinkommen und Adora war es gewesen, die ihn in die Küche brachte, damit er sich aufwärmen konnte und ihm etwas zu Essen gab. Erst als die letzten Gäste gingen, scheuchte der Wirt ihn ebenfalls hinaus, doch er kam am nächsten Tag wieder und am darauffolgenden, bis er irgendwann schliesslich nicht mehr ging und neben der wärmenden Glut des Herdfeuers die Nacht verbrachte.

Der Kobold schaut zu dem Jungen hinüber, welcher eifrig die Theke poliert. Er ist und bleibt ein Träumer. Wahrscheinlich malt er sich seine Zukunft schon wieder in den buntesten Farben aus, anstatt einmal kräftig dafür zuzupacken, denkt er sich grimmig. Doch ich habe mich wohl an seine Anwesenheit gewöhnt und es wird mir schwerfallen, ihn nicht mehr um mich zu haben. Dieser Gedanke verwundert ihn ein wenig, hatte er doch einst sogar Schwierigkeiten, sich an das Leben zwischen all den Menschen und Elben hier in der Weltenstadt zu gewöhnen. Umso mehr, da er sie hier, in seinem Wirtshaus, auch noch Tag für Tag zuvorkommend behandeln musste, etwas, was ihm in seiner Jugend nie in den Sinn gekommen wäre. Doch seine Antipathien verflüchtigten sich mit der Zeit, während er Simon heranwachsen sah. Trotzdem ist Simon eine Ausnahme. Ich konnte mir seiner nur sicher sein, weil Adora und ich ihn aufgezogen haben. Wenn er morgen geht, wird mir Karax zwei seiner "Verwandten" schicken, um mich hier in der Schankstube zu unterstützen. Euron überlegt, ob es weise gewesen ist, ihn um eine Gefälligkeit zu bitten. Karax unterhält ein schmutziges Lokal in der Unterstadt, allerdings nur zum Schein. In den weiten Hinterräumen dagegen, befand sich "Die Grube". Hier wurden sowohl Hahnen- und Hundekämpfe, als auch Box- und Schwertkämpfe von den Zuschauern verfolgt und um hohe Summen gewettet. Doch egal, wie er sein Geld verdient, er ist ein Kobold und wahrscheinlich der einzige in Talyra, welcher mir in der kurzen Zeit zwei Gehilfen besorgen konnte. Der Wirt erhebt sich und geht auf die Theke zu. Es wird Zeit, dass ich mit dem Jungen spreche. Sicherlich muss er noch einiges für die Reise vorbereiten.


Als das ist nun schon wieder zwei Mondläufe vorbei, denkt sich Euron als er hinter der Theke steht und einige gespülte Gläser trocken wischt. Er hat seitdem nichts mehr von Simon gehört. Erst nächstes Jahr werden ihn, mit den Händlern, wieder Nachrichten aus allen Teilen der Immerlande erreichen. Auch die vielen Gäste, die Kräuterweiber, die Hebammen und die reisenden Zauberkundigen bleiben nun, nachdem sich das Wetter verschlechtert hat aus und werden erst im nächsten Frühjahr wieder den Weg nach Talyra finden. So ist es an diesem Abend äußerst leer in der Schankstube des Kupferkessels. Nur vier Tische sind besetzt, davon der eine von Yagana, die wie immer am Fenster sitzt und ein anderer von Bigöl und Kogum, den beiden Kobolden, die ihre Langeweile beim Würfelspiel vertreiben, während sie auf eingelegten Pilzscheiben kauen und sich lautstark unterhalten. Euron wird sie wohl bald nach Hause schicken, denn die wenigen Gäste, welche heute hierher gefunden haben, kann er auch alleine bedienen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 08. Dez. 2004, 10:43 Uhr
Faron gelangt in die Wirtsstube des Kupferkessels indem er den Kopf einzieht und durch den Türrahmen tritt. Gleich darauf, noch bevor er sich vollständig aufgerichtet hat, fällt die Tür hinter ihm mit einem geräuschvollen Quietschen ins Schloss. Der Faun richtet sich zu voller Gänze auf und schaut sich verwundert um. Bisher kennt er nur das Innere der Kräuterkate, welche die Heilerin Morgana bewohnt und die Räumlichkeiten, die er nun erblickt, unterscheiden sich vom Heim der Heilerin auf ziemlich drastische und augenfällige Weise.

Unschlüssig schweift Farons Blick umher. Man kann merken, dass ihm nicht sehr wohl in seiner haut ist und er den Kupferkessel am liebsten auf der Stelle wieder verlassen würde, doch stattdessen verharrt er wie angewurzelt an Ort und Stelle. Der Falke auf seinem Arm stößt einen kehligen, heiseren Ruf aus und beäugt die anwesenden Gäste misstrauisch. Seine Raubvogelaugen leuchten unheilvoll und erinnern an dunkle Bernsteine. Faron, der Faun, ist in seinen zerschlissenen grauen Wollponcho gehüllt, seine Jacke hat er sich über die rechte Schulter geworfen.

Abwartend steht er da. Der Herbstwind hat die Federn in seinem Haar ziemlich durcheinander gewirbelt und die etwas mehr als schulterlangen, verfilzten Zöpfe fallen ihm nun auf den Rücken hinab. Seine azurblauen Augen leuchten ebenso intensiv wie die seines Vogels, während sein Gesicht von tiefem Ernst erfüllt ist, welcher seiner Unsicherheit und seinem Unbehagen als eine schützende Maske dient.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 08. Dez. 2004, 20:01 Uhr
Euron steht hinter der Theke und schaut nachdenklich ins Feuer des Kamins. Die Flammen flackern hell und ihre Bewegungen scheinen Bilder zu formen, die aus Erinnerungen an längst vergangene Tage hervorkriechen. Der Kobold hängt den Gedanken an die Vergangenheit nach, als plötzlich die Tür geöffnet wird und der Luftzug das Feuer für einen Moment zur Seite bläst und mit ihm die Bilder aus Eurons Gedanken wischt. Langsam dreht der Wirt den Kopf um zu sehen, welcher seiner Gäste aus Talyra heute noch hierhergefunden hat, doch seine Augen weiten sich, als er einen Faun zu Gesicht bekommt. Dieser ist mehr als zwei Schritt hoch und sein verwirbeltes Haar gibt ihm ein wildes Aussehen, doch als wäre das nicht schon furchteinflößend genug, hat er auch noch einen Falken auf der Schulter sitzen. Als Euron dessen stechenden Blick sieht, muss er für einen Moment an die Tauben unter dem Dach denken, die beim Anblick des Raubvogels sicherlich in helle Panik ausbrechen würden.

Die Gespräche der wenigen anderen Gäste werden leiser, während sich ihre Augen dem Eingang zuwenden. Als der Falke einen Schrei ausstösst, wird es ganz still und niemand in der Gaststube wagt sich zu bewegen. Nachdem sich die Überraschung beim Wirt etwas gelegt hat, wartet er ab, was nun passieren wird, doch da der Neuankömmling weder Anstalten macht sich zu setzen, noch den Rückzug durch die Tür anzutreten, schaut sich Euron schliesslich nach seinen beiden Gehilfen um. Beide scheinen förmlich im Würfelspiel erstarrt zu sein. Kogum hält immer noch den Becher in der Hand, nur ist diese mittlerweile auf den Tisch gesunken und die Würfel auf den Boden gefallen. "Los, Bigöl, Kogum nun steht schon auf und fragt ihm nach seinem Begehr!", ruft ihnen der Wirt leise in der Sprache der Kobolde zu. Beide schütteln so heftig den Kopf, dass man befürchten muss, er wird ihnen gleich davonfliegen, doch Euron fügt hinzu: "Nun begrüßt unseren Gast endlich oder ich werde euch zwei in Kaninchen verwandeln, damit wenigstens sein Begleiter etwas zu essen bekommt." Für einen Moment schauen ihn die beiden entsetzt, dann streiten sie leise, bis Bigöl schliesslich aufsteht und langsam durch den Raum geht. Die Blicke der anderen Gäste wenden sich zu ihm um und folgen dem Kobold, bis er drei Meter vor dem Faun stehenbleibt. Langsam läßt er seinen Blick an dem Neuankömmling hinaufwandern. Die Füße des Wesens sind unbedeckt und erst über den Knien verdeckt ein Lendenschurz den Körper. Eine graue zerschlissene Decke über dem Oberkörper scheint ihn genügend vor der Kälte, die draußen herrscht, zu schützen. Die Augen des Faun erscheinen Bigöl genauso stechend, wie die des Greifvogels auf dessen Schulter, deswegen setzt er vorsichtig einen Fuß zurück, um rechtzeitig fliehen zu können, während er abwechselnd den einen und den anderen betrachtet und fragt mit seiner schnarrenden Stimme: "Was wollt ihr hier?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 08. Dez. 2004, 21:55 Uhr
Als die Gespräche um ihn herum mehr verstummen und die Augen sämtlicher Anwesenden sich auf ihn richten, würde der Faron am liebsten auf der Stelle kehrt machen und Kupferkessel samt ganz Talyra weit hinter sich lassen, um nie wieder auch nur ansatzweise in die Nähe einer Stadt zu kommen. Es kommt ihm vor, als könne er die Ablehnung und den Argwohn, der ihm augenscheinlich entgegenschlägt, fast körperlich spüren und ihm ist alles andere als wohl bei diesem Gedanken. Dennoch rührt er sich nicht von der Stelle und wartet stattdessen ab, was weiter geschehen wird. Die ungewohnte Umgebung macht jedoch nicht nur ihm, sondern auch Klaue zu schaffen. Ebenso wie der Faun, war auch er noch nie in einer vergleichbaren Umgebung und so stößt er einen nervösen, misstönenden Schrei aus und flattert hektisch auf Farons Schulter.  

Der Vogelschrei erklingt und nun herrscht endgültige Stille. Unbehaglich und etwas verlegen kratzt sich der Faun leicht an der Schläfe, bringt jedoch noch immer keinen Ton hervor, zumal er nicht weiß, an wenn er überhaupt das Wort wenden soll. Zwar befinden sich doch noch etliche Gäste in der Schankstube, doch wer in diesem Haus das sagen hat, kann Faron nicht einmal vermuten, zu sonderbar und fremdartig erscheinen ihm alle der anwesenden Gäste. Sein misstrauischer Blick verfinstert sich noch etwas, als plötzlich die Stimme eines Kobolds erklingt. Ruckartig fährt der Kopf des Fauns in die Richtung, aus der die Stimme erklingt. Zwar kann er die Worte nicht verstehen, dennoch fixiert er den Sprecher mit eindringlichem Blick.

Dieser hat offenbar zu zwei anderen Kobolden gesprochen, die an einem Tisch sitzen und sich bis zur Ankunft des Fauns mit einem Würfelspiel die Zeit vertrieben haben. Es entsteht eine kurze pause, dann scheinen die beiden Angesprochenen zu streiten bis schließlich einer von ihnen aufsteht, den Raum durchquert und vor Faron stehen bleibt. Der Faun senkt den Blick und schaut auf den Kobold, der deutlich kleiner ist als er selbst, hinunter, um seinerseits dessen prüfendem Blick zu begegnen. So verstreichen wieder einige Minuten, doch dann richtet der Kobold endlich mit seiner schnarrenden, knarrenden Stimme das Wort an ihn.

Faron kneift die Augen leicht zusammen, den die eigenartige Tonlage, in der der Kobold spricht, vermag er nicht ganz zu deuten und wertet sie zunächst einmal als eher unfreundlich, was ihn seinerseits noch etwas misstrauischer und vorsichtiger werden lässt, als er es ohnehin schon ist. „Dies ist doch der Kupferkessen?“, fragt er schließlich und zum ersten Mal erklingt nun seine eigene Stimme, die im Inneren der Schankstube einen eigenartigen Klang zu haben scheint. Sie ist tief und dunkel, aber von wohltönender Art und nimmt der eindrucksvollen Gestalt des Fauns etwas von ihrer vermutlich doch recht beängstigend erscheinenden Wirkung. „Morgana, die Heilerin sagte mir, ich könnte hier ein Zimmer bekommen. Das ist doch möglich?“ Fragend sieht er den Kobold zu seinen Füßen an und wartet auf dessen Antwort.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Dez. 2004, 19:43 Uhr
Als der Faun sein Anliegen vorgetragen hat, dreht sich der Kobold zur Theke um und ruft laut durch den Raum: "Er sagt, er möchte ein Zimmer mieten." Etwas unschlüssig wartet er ab, ob er sich wieder zurückziehen kann, denn seine Aufgabe ist es lediglich die Speisen und Getränke zu bringen. Euron nickt ihm zu, woraufhin Bigöl vorsichtig zu dem Tisch zurückgeht, an dem er gesessen hat, ohne dabei jedoch den neuen Gast aus den Augen zu verlieren.

Die Gäste wenden sich langsam wieder ihren Gesprächen zu, nur noch hin und wieder einen Blick auf den Faun und seinen gefiederten Freund werfend. Immerhin scheint dieser so gut dressiert zu sein, dass er sich nicht von der Schulter des Fremden fortbewegt. Man sollte sich ihm also beruhigt nähern können, stellt Euron fest, dem es immer missfällt, wenn seine Gäste tierische Begleiter mitbringen, denen er in Größe und Kraft nicht gewachsen ist. Doch er sieht so aus, als hätte er viel zu erzählen, ist sich der Kobold sicher und seine Augen blitzen vor Neugier. Ausserdem mangelt es auch nicht gerade an freien Zimmern, ist er sich bewußt und entschliesst sich den Neuankömmling endlich zu begrüßen.

"Ihr sucht also eine Unterkunft," spricht nun der Wirt den Neuankömmling laut an und kommt dabei hinter der Theke hervor. "Nun, wenn Morgana euch schickt wird das schon seine Richtigkeit haben, doch ihr müsst wissen, wir bekommen recht selten Besuch von eurer Art."
Um genau zu sein, gar nicht, denkt sich der Kobold dabei, Faune habe ich bisher lediglich in den weiten Grasländern der Immerlande zu Gesicht bekommen und selbst dort weichen sie einem lieber aus.
"Aber das soll nicht heissen, dass ihr nicht willkommen seid." Dabei lächelt der Wirt zu dem Faun hinauf. "Ich bin Euron und wie ihr schon richtig bemerkt habt, ist dies der Kupferkessel. Ihr seid sicher müde und hungrig von der Reise, also setzt euch und erzählt mir bei einem Mahl, was euch in die Weltenstadt führt." Ohne die Reaktion des Faun abzuwarten geht der Wirt durch den Raum voraus an einen leeren Tisch nahe dem Feuer und befreit ihn mit der Hand von einigen Krümeln. Dann dreht er sich schnell um, da ihm noch etwas eingefallen ist: "Ach und zieht den Kopf ein, wenn ihr euch hier bewegt. Die Deckenbalken könnten für euch etwas niedrig sein."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 09. Dez. 2004, 23:21 Uhr
Faron zuckt leicht zusammen, als der Kobold einmal quer durch den Raum ruft, um sich anschließend schleunigst zurückzuziehen, da er offenbar die Aufgabe, die ihm zugedacht war, hinreichend erfüllt hat. Stattdessen taucht nun hinter der Theke ein weiterer Kobold hervor, welcher den Faun auch sogleich anspricht. Faron hört ihm zu und mustert ihn währenddessen argwöhnisch und entscheidet, dass der Kobold, welcher sich als Euron vorstellt, keine große Bedrohung darstellen kann. Im Gegenteil, vielmehr wirkt der Kobold auf der Faun gerade zu klein, ist er doch kaum größer als eine Elle. Insgesamt wirkt er auf den Faun ziemlich eigenartig, nicht nur wegen seiner saphirblauen Haaren, den hellen Augen und der dunklen Haut, sondern auch aufgrund seiner eigentümlichen Kleidung, die für Faron geradezu etwas Exotisches an sich hat.

Zudem ist er so sehr von dem reichlichen Redeschwall des Kobolds überfordert, dass er nicht einmal ansatzweise eine Antwort herausgebracht hat, als sich Euron bereits wieder umgedreht hat, um zu einem der Tische hinüberzueilen, welchen er mit eine geschäftigen Handbewegung sogleich von einigen Brotkrummen säubert. Gerade als der Faun ihm folgen will, da Euron dies augenscheinlich von ihm zu erwarten scheint, wendet sich der Wirt des Kupferkessels jedoch wieder zu ihm um und macht ihn darauf aufmerksam, dass es wohl besser wäre, wenn Faron den Kopf etwas einziehen würde, da die Deckebalken ihm sonst womöglich im Weg sein könnten. Faron nickt und befolgt den Rat sogleich, da er selbst bereits bemerkt hat, dass er gerade so eben aufrecht stehen kann, wobei ihn kaum mehr als ein fingerbreiter Spalt von der Raumdecke zu trennen scheint.

Schließlich tritt er zu Euron an den Tisch und setzt sich etwas zögerlich. Dabei bewegt er sich äußerst sorgsam und bedacht, so ungewohnt ist alles um ihn herum. Doch obgleich sich der Tisch in der Nähe des wärmenden Kaminsfeuers befindet, legt er seinen Poncho nicht ab. Lediglich seine Jacke legt er vorerst über die Lehne des Stuhls, auf welchem er anschließend Platz nimmt. Sein Falke Klaue bleibt während der ganzen zeit ruhig auf seiner Schulter sitzen, als der Faun jedoch sitzt und die linke Hand leicht auf den Tisch legt, flattert er sogleich hinab und lässt sich auf dem zerkratzen Armschoner seines Herrn nieder.

So sitzen die beiden eine Weile schweigend da und starren in die Flammen des Feuers, während Euron sie aufmerksam und erwartungsvoll anzusehen scheint. Faron ist klar, dass der Kobold noch immer Antworten auf seine Fragen erwartet, doch weiß er nicht so recht, wo genau er beginnen soll. Schließlich entschließt er sich, bei seinem Namen anzufangen. „Man nennt mich Faron“, erklärt er endlich, woraufhin erst einmal wieder eine längere Pause des Schweigens folgt, in der der Faun seine Gedanken halbwegs zu ordnen versucht, bevor er fort fährt zu sprechen. „Ihr habt recht“, erklärt er dem Kobold. „normalerweise meiden wir Städte, wenn wir können. Aber ich bin fremd in Talyra und allmählich wird es zu kalt, um weiterhin im Larisgrün leben zu können.“

Nachdenklich sieht er den Wirt des Kupferkessels an. Wieder entsteht eine peinliche Pause, welche von einem eindringlichen Grollen beendet wird. Nun wirklich verlegen, weiß der Faun gar nicht mehr, wohin er seinen Blick wenden soll. Es ist ihm sichtlich unangenehm, dass sein Magen so deutlich bekannt gibt, dass er seit seinem Aufbruch in den frühen Morgenstunden nichts mehr gegessen hat und nun lautstark nach einer vernünftigen Mahlzeit verlangt, zumal sein Speiseplan in den letzen Tage alles andere als gehaltvoll war. Daher murmelt er verlegen: „Etwas zu Essen wäre gut.“ Dann deutet er auf Klaue. „Für ihn auch. Rohes Fleisch, in dünne Streifen geschnitten.“ Er sieht Euron fragend an. „Natürlich nur, wenn es keine Mühe bereitet.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 10. Dez. 2004, 19:55 Uhr
Euron beobachtet, wie sein Gast sich vorsichtig an den Tisch setzt. Seine Bewegungen wirken etwas steif, als würde er sich unwohl fühlen und auch als er sitzt, scheint er sich nicht entspannen zu können. Der Wirt fragt sich, wie bequem die Stühle, welche zumeist an Elfen oder Menschen angepasst sind, für jemanden von der Statur des Fauns sein können. Wenn er länger bleibt, kann ich vielleicht einen passenden Stuhl für ihn zimmern lassen. Mit so etwas lassen sich vielleicht noch mehr Faune aus dem Larisgrün anlocken, um den Winter hier zu verbringen. Doch bevor der Kobold weiter darübernachdenken kann, flattert der Falke plötzlich auf. Euron stellt fest, dass er, entgegen aller Weisheit, seinen Stab hinter der Theke stehengelassen hat, doch bevor er überhaupt reagieren kann, hat der Vogel sich bereits wieder niedergelassen.

Der Kobold betrachtet den Falken misstrauisch, doch dieser scheint sich nun überhaupt nicht mehr für ihn zu interessieren, sondern betrachtet, gemeinsam mit seinem Herrn, das Spiel der Flammen. Euron schaut abwechselnd zwischen den beiden hin und her und fragt sich, ob er sie besser unbehelligt hier sitzen lassen sollte, als der der Faun schliesslich zu sprechen anfängt. Seine Stimme ist tief und weich und Euron stellt fest, dass er den Klang dieser Stimme angenehm findet. Er könnte ein Geschichtenerzähler sein, denkt sich der Wirt, doch viel zu schnell verstummt sein Gegenüber wieder und erst dessen Magen meldet sich schliesslich erneut zu Wort.

Nachdem Faron, wie er sich nennt, ihn nach etwas zu Essen gefragt hat, überlegt Euron einen Moment, ob er ihm aufzählen soll, welche Speisen er ihm bringen kann, doch entscheidet er sich dann dagegen. Da der Faun nicht den Anschein macht, regelmäßig ein Gasthaus zu besuchen, würde er wahrscheinlich ohnehin nichts mit den Namen der verschiedenen Gerichte anfangen können. Eine kräftige Suppe sollte genau das richtige sein, um sich aufzuwärmen, denkt sich der Wirt und antwortet dann seinem Gast amüsiert: "Mühe? Nun Mühe wird es gewiss bereiten, aber sorgt euch nicht, wir sind darauf vorbereitet unsere Besucher mit etwas Nahrhaftem zu versorgen."

Nach diesen Worten geht der Kobold zurück zur Theke und verschwindet hinter dieser schliesslich in der Küche, um Adora über die Bestellung zu unterrichten. Während die Köchin die Suppe zubereitet, schneidet der Wirt etwas Fleisch in Streifen und legt es auf einen eisernen Teller, um es zurück in die Schankstube mitzunehmen. Bevor er die Küche verläßt, nimmt er noch großen Keramikbecher von einem Regal und füllt ihn mit warmen Met, welcher in einem Topf auf den heißen Steinen über dem Ofen steht.

Den Teller in der einen und den Becher in der anderen Hand kehrt er zurück zu Farons Tisch. Vorsichtig schiebt er dem Falken die Fleischstreifen zu, welche für ihn bestimmt sind, immer damit rechnend, dass dessen Schabel darauf herniedersausst. Anschliessend reicht er dem Faun das warme Getränk und geht zurück in die Küche. Euron muss nicht lange warten bis der Teller mit Suppe fertig zubereitet ist. Fleischstückchen sind in der Suppe zu finden, sowie kleine Stücke von Shenrahkuchen, ausserdem noch Pilze und einiges anderes Gemüse.

Vorsichtig trägt der Kobold das Essen hinaus und serviert es seinem Gast. "Ich hoffe es schmeckt euch," fügt er hinzu, "ich dachte mir, eine warme Suppe könnte nach eurem Geschmack sein."
Als Faron zu essen beginnt, sagt der Wirt beiläufig: "Ihr habt übrigens Glück. Das sind die letzen frischen Pilze in diesem Jahr. Ritterlinge, graue..." er stellt sich etwas auf die Zehenspitzen, um besser in die sie Suppe sehen zu können,"ja, und auch violette. Nicht leicht zu finden, sage ich euch, man muss wissen, wo man sie zu suchen hat. Aber es gibt einige Stellen im Larisgrün, wo sie in großen Mengen wachsen."
Euron verstummt wieder. Er würde sich gerne ein bisschen länger mit seinen Gast unterhalten, um mehr über ihn zu erfahren, doch da er die Unsicherheit seines Gegenübers bemerkt, beschliesst er, ihn erst einmal in Ruhe essen zu lassen.
Wenn er sich im Kupferkessel einquartiert, wird es bestimmt noch Gelegenheit geben, mit ihm zu sprechen, denkt er sich, und vielleicht wird er ja auch von sich aus noch etwas gesprächiger.
"Wenn ihr noch einen Wunsch habt, so zögert nicht mich zu rufen", sagt er deshalb und kehrt zu seinem Platz hinter der Theke zurück.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 11. Dez. 2004, 14:15 Uhr
So ganz schlau wird Faron aus Euron nicht. Einerseits scheint der Kobold ihm gegenüber recht vorsichtig zu sein, besonders der Falke scheint ihm eher suspekt zu sein, andererseits ist er aber offenbar von einer unbändigen Neugier erfüllt, die Faron jedoch nicht wirklich befriedigen kann, da er nicht sonderlich redegewandt ist und im Moment von der ganzen neuen Situation ein wenig überfordert wird. Dankbar nimmt er daher die Suppe entgegen, froh darüber sich vorerst hinter seiner Schüssel und dem dampfenden Gericht verstecken zu können.

Nur hin und wieder blickt er auf, um einen Zug aus dem mit warmem Met gefüllten Keramikbecher zu nehmen, welcher ebenfalls vor ihm auf dem Tisch steht. Bei solchen Gelegenheiten fischt der Faun auch einen Streifen rohen Fleisches vom Teller des Falken und bietet es seinem gefiederten Gefährten freundlich an, welcher die dargebotene Speise jedes Mal dankbar hinunterschlingt, um sich anschließend selbst zu bedienen.

Ein eignartiges Haus, dieser Kupferkessel. Ganz anders als das der Heilerin Morgana, denkt er im Stillen, blickt sich verstohlen um und mustert den nahen Kamin, dessen Rahmen mit kunstvollen Verzierungen geschmückt ist. Insgesamt wirkt alles sehr eigenartig auf den Faun und er kann sich nicht erklären, welchen Nutzen das eine oder andere haben soll. Auf die Idee, dass gewisse Dinge nur zu dem Zweck geschaffen worden sein könnten, um lediglich Gründen der Ästhetik zu dienen, kommt er einfach nicht, da diese Vorstellung seinem Denken vollkommen fremd ist.

Es dauert einige Zeit, aber dann hat Faron sein Mahl beendet und auch Klaues Teller ist leer. Der Faun leert seinen Metkrug, dann schaut er zur Theke hinüber, hinter welcher Euron verschwunden ist. Wie genau er nun auf sich aufmerksam machen soll, ist ihm allerdings schleierhaft, versuchsweise hebt er daher eine Hand, als der Kobold gerade wieder in seine Richtung blickt und bedeutet ihm mit einer verlegenen Geste, herüberzukommen. Gleichzeitig merkt er, wie sein Falke immer unruhiger wird. Augenscheinlich beunruhigt ihn die ungewohnte Situation ebenso sehr wie Faron selber. Der Faun überlegt einen Moment, es ist ihm unangenehm, vor all diesen Leuten seine Weidenflöte herauszuholen, aber er spürt, das Klaue dringend etwas beruhigt werden muss.

Vorsichtig holt er das Instrument daher hervor und beginnt ein paar einfache Tonfolgen zu spielen. Während er dies tut, spürt er, wie die vertraute Tätigkeit auch ihm ein wenig von seinem Unbehagen nimmt und er sich langsam etwas zu entspannen beginnt. Mehr und mehr wird sein Spiel aus diesem Grund sicherer und die Melodien komplizierter. Als er endlich endet, bemerkt er mit einem zufriedenen Lächeln, dass Klaue den Kopf leicht schräg gelegt hat und ihn aufmerksam mustert, was immer ein Zeichen dafür ist, dass er sich wohl fühlt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 12. Dez. 2004, 19:00 Uhr
Während der Faun die Suppe isst, die ihm der Wirt gebracht hat, versorgt Euron die anderen beiden Tische mit Getränken. Bigöl und Kogum entläßt er für heute aus ihrem Dienst, denn er glaubt nicht, das noch so viele Gäste kommen werden, dass ihre Hilfe unbedingt nötig ist. Sie sind froh endlich gehen zu können, um woanders ihr Spiel fortzusetzen, wo es für sie stärkere Getränke gibt, als warmen Met und sie unter ihresgleichen sein können.
Hinter die Theke zurückgekehrt, läßt Euron seinen Blick noch einmal über den Schankraum schweifen, doch da niemand seiner Aufmerksamkeit bedarf, gibt er sich seinen Gedanken hin und wünscht sich in seine Schreibstube im Keller, oder besser noch ins Haus der Bücher. Diese Zeit des Jahres ist einfach wie geschaffen, um in alten Schriften zu blättern, denkt er sich und überlegt, wann er zuletzt in der großen Halle mit ihren endlosen Regalen gewesen ist. Als ich diesen Reisebericht über die Sommerinseln von El Faysar gesucht habe, ist er sich sicher, um Informationen für mein Buch zu sammeln. Wie hiess er noch? Während der Kobold überlegt, sieht er, dass der Faun ihn zu sich winkt. Euron stellt fest, dass sein Gast mit dem Mahl fertig ist und auch sein Vertrauter, der Falke, scheint gesättigt zu sein. So nickt er ihm kurz zu und geht um die Theke herum, um den Tisch Farons zu erreichen.

Bevor er zu dem Platz des Fauns gelangt, zieht dieser eine Flöte aus seiner Kleidung hervor und beginnt darauf zu spielen. Zuerst wirken die ersten Töne noch unsicher, doch schon bald werden die Melodien flüssiger und komplexer. Sie erzählen in der frühwinterliche Dunkelheit im Kupferkessel von weiten grünen Ebenen, von dem sanften Wogen der endlosen Grasflächen unter einem blauen, klaren Himmel. Der Wirt glaubt ähnliche Musik schon einmal gehört zu haben, als er sich, auf seinen Wanderungen, eine zeitlang bei Schafhirten aufgehalten hat, doch Farons Musik haftet etwas fremdartiges, natürlicheres an, das sein Spiel von dem der Menschen unterscheidet.

Wieder einmal hat es der Faun geschafft die Aufmerksamkeit aller Anwesenden für sich zu gewinnen und ihre Blicke auf sich zu ziehen. Doch diesmal ist das Gemurmel an den anderen Tischen weniger abweisend, sondern vielmehr von Erstauen erfüllt. Als das Spiel der Flöte endet, stellt Euron fest, dass der Faun sogar lächelt und dass das Unbehagen für einen Moment aus seinem Gesicht verschwunden ist.
Leise tritt der Kobold an den Tisch seines Besuchers und sagt freundlich: "In der Tat scheint ihr fremd in der Stadt zu sein, hört man solche Melodien doch selten in den Strassen von Talyra. Wo habt ihr sie erlernt? Sind es Lieder aus eurer Heimat?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 12. Dez. 2004, 23:49 Uhr
Als Euron an Farons Tisch tritt und ihn leise anspricht, zuckt der Faun erschrocken zusammen und wird sich erst in diesem Moment wieder voll bewusst, wo genau er sich befindet. Die übrigen Gäste sehen zu ihm herüber und reden leise murmelnd miteinander, während ihre Blicke interessiert auf dem Tisch des Fauns haften, welcher nun erst bemerkt, welches Aufsehen er mit seinem Flötenspiel auf sich gezogen hat. Und nur die seiner von der Sonne gebräunten und vom Wetter gegerbten Haut ist es zu verdanken, dass die aufziehende Röte, welche ihm die Verlegenheit ins Gesicht treibt, nicht übermäßig zu erkennen ist.

Die eigentümliche, interessierte Stille, die seine Zuhörer nun verströmen, bringt ihn einmal mehr vollkommen aus dem Konzept und so antwortet er zunächst etwas stammelnd auf Eurons Fragen, die nur langsam bis ihn seinen Verstand hinein sickern. „Ja“, murmelt er Verlegen. „Weisen der Llelar-Ebenen. … Von dort komme ich.“ Er macht eine kleine Pause. „Entschuldigt, ich wollte nicht … also … Der Falke. Die Musik beruhigt ihn“, setzt er zu einer eher hilflosen Erklärung an. Es gelingt ihm einfach nicht mit der für ihn noch immer relativ neuen Situation warm zu werden, so sehr er sich auch bemüht. Er ist dem Kobold daher spürbar dankbar, dass er so viel Geduld mit ihm hat.

„Ein Zimmer“, beendet er schließlich die kurze Pause, peinlichen Schweigens und fügt im letzten Moment noch ein hastiges „Bitte“ hinzu. Abrupt richtet er sich auf. Nur im nächsten Augenblick unter einem nur schwer zu unterdrückenden Schmerzenslaut zusammen zu zucken. Unwillkürlich entfleucht ihm ein kleiner Fluch in der Sprache seines Volkes. Seine linke Hand schießt in die Höhe und er reibt sich leise stöhnend den Hinterkopf. In der ganzen Verwirrung hat er den gut gemeinten Rat des Kobolds von vorhin vollkommen vergessen und prompt sowie überaus unsanft Bekanntschaft mit einem der zahlreichen Deckenbalken gemacht.

Klaue hat zeitgleich mit dem Fluch des Fauns einen heiseren schrei ausgestoßen, sich aber sogleich wieder beruhigt. Als Faron schließlich den Arm wieder sinken lässt und dem Falken in einer ihm vertrauten Geste entgegenstreckt, flattert der Raubvogel geschmeidig hinauf und nun kann man deutlich sehen, wie sich seine scharfen Krallen sicher in den ledernen Armschoner des Fauns vergraben. Sehr deutlich kann man dem schützenden Kleidungsstück ansehen, dass es ausgesprochen häufig in Gebrauch sein muss. „Bitte, ein Zimmer“, wiederholt Faron sein Ansinnen und sieht Euron abwartend an, während er versucht, die Blicke der übrigen Gäste im Kupferkessel zu ignorieren.

Dann fällt ihm jedoch noch etwas ein. „Was bin ich Euch für das Essen schuldig. … Und was verlangt Ihr für ein Zimmer?“ Sein fragender Blick gleitet kurz zur Seite und begegnet gleich darauf wieder dem des Kobolds, während der Faun nervös an einem Beutel an seinem Gürtel zu nesteln beginnt. Der große, hünenhafte Mann macht dabei einen reichlich ungeschickten, geradezu tollpatschigen Eindruck, was normalerweise ganz und gar nicht auf ihn zutrifft, wenn er sich in ihm vertrauten Bahnen bewegen kann.  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 15. Dez. 2004, 08:18 Uhr
Faron braucht einen Moment bis er die Frage des Wirtes beantwortet, doch dann verflüchtigt sich seine Ausgeglichenheit auch schon wieder und seine Erklärungen bleiben knapp und bruchstückhaft. Bei einem anderen Fremden hätte Euron dies als Zeichen gewertet, dass er an einer Unterhaltung nicht interessiert ist, doch in den blauen Augen des Fauns erkennt der Kobold so etwas, wie eine Bitte um Geduld, da er in der, für ihn neuen, Umgebung noch nicht so zurechtkommt, wie er es wünscht.

Als Faron sich erhebt und plötzlich unliebsame Bekanntschaft mit dem harten Steineichengebälk des Kupferkessels macht, zuckt der Wirt im ersten Moment genauso erschrocken zusammen, wie sein Gast selbst. Doch schon kurz darauf, fällt es dem Kobold schwer ein Schmunzeln zu unterdrücken, hat er doch bisher angenommen, dass die Schädel von Faunen besonders hart und widerstandsfähig sind und sie ohne Probleme einen kräftigen Stoß aushalten können, doch anscheinend gilt das nur für ihre Hörner, die sich auch bei seinem Besucher aus den Schläfen winden. Wer weiß, welche Gerüchte sich noch als falsch herausstellen, denkt er sich dabei, ich kann mir vorstellen, dass die meisten der wenigen umlaufenden Informationen über sie nicht aus erster Hand sind.

Auf die Frage nach dem Preis für Essen und Übernachtung, antwortet Euron: "Es hängt davon ab, wie lange ihr bleiben wollt. Ein oder zwei Nächte müsst ihr sofort bezahlen, ansonsten zahlt ihr für jede Woche drei Tage im voraus und den Rest, sobald die sieben Tage um sind." Als der Faun ihm mitgeteilt hat, wie lange er zu bleiben gedenkt, nennt ihm Euron einen Preis, wobei er das Essen mit einbezieht. Nachdem Faron dem Wirt die Münzen überreicht hat, eilt dieser schnell hinter die Theke, um einen großen eisernen Schlüssel zu holen, welcher mit kunstvollen Ornamenten verziert ist. Wieder zurück am Tisch zeigt er seinem Gast die Richtung zur Treppe, die hinauf zu den Fremdenzimmern führt und geht selbst vorneweg. Plötzlich bleibt er allerdings stehen, dreht sich zu dem Faun um und blickt zu ihm auf. "Einen Moment noch", sagt er ernst, "ich muss euch bitten euren Falken gut festzuhalten und auch über Nacht nicht durch Tür herauszulassen. Unter dem Dach meines Hauses liegt ein Taubenschlag, mit dessen Bewohnern ich Kontakt zu zahlreichen Bekannten halte. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie unangenehm es für sie wäre, plötzlich kein Lebenszeichen mehr von mir zu erhalten, weil die Überbringer einem Raubvogel zum Opfer gefallen sind."
Euron würde sicherlich von anderen Gästen verlangen, einen derartigen Vertrauten vor der Tür übernachten zu lassen, doch da er nicht sicher ist, ob der Faun auf eine solche Forderung eingehen würde und er ihn ungern als Gast verlieren will, sieht er sich gezwungen ihn zumindest darauf hinzuweisen.
Da der Falke bisher allerdings einen recht friedlichen Eindruck gemacht hat, möchte der Wirt nicht, dass Faron glaubt, er würde seinen Fähigkeiten, den Vogel in Zaum zu halten, nicht trauen. So fragt er anschliessend freundlich: "Wie heisst er eigentlich, euer gefiederter Freund?"
Dabei wendet er sich um und führt Faron, während dieser antwortet, zum Aufgang.

Über die alte Wendeltreppe die in die oberen Etagen führt, wurden schon unzählige Schritte gesetzt und so kann man nicht mehr genau sagen, ob die schmalen Stufen schon immer schief waren, oder ob sie erst später ,durch die häufige Beanspruchung abgenutzt, völlig unterschiedliche Formen erhielten. Dabei zeigen die Stufen nicht nur eine Höhlung in der Mitte, wo das dunkelbraun gebeizte Holz sich bereits blankgerieben ist und einen hellen Gelbton angenommen hat, sondern auch die Neigung der Stufen nach links und rechts scheint keinem bestimmten Muster zu folgen.
Langsam steigt Euron die knarrenden Stufen hinauf, um dem Faun die Möglichkeit zu geben, ihm zu folgen. Auch hier muss dieser den Kopf einziehen, bis er den Gang im ersten Stock erreicht hat. Der Flur, welcher sich um zahlreiche Ecken, wie eine Schlange, an den einzelnen Zimmer vorbei windet, ist mit einem verschlissenen, ehemals rötlichen, Teppich ausgelegt. An den Wänden hängen hier dort Bilder unterschiedlichster Größe, die Kobolde jeglicher Art zu zeigen scheinen. Der Wirt geht zu der zweiten Tür, die vom Korridor abführt, und öffnet sie, nachdem er aufgeschlossen hat, schwungvoll. "So, hier ist euer Nachtquartier. Ich hoffe es ist bequem für euch, auch wenn ich befürchte, dass das Bett etwas klein sein wird. Falls ihr keinen weiteren Wunsch habt, wünsche ich euch goldene Träume."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 15. Dez. 2004, 11:56 Uhr
Faron folgt Euron zur Treppe und nickt, als dieser verlangt, dass er während der Nacht die Tür seines Zimmers geschlossen halten soll, so dass der Vogel nicht heraus kann, weil der Kobold sonst um das Leben seiner Brieftauben fürchtet. Immerhin verlangt er nicht, dass wir uns trennen sollen, denkt er, auch wenn er nicht sonderlich begeistert von der Bitte des Wirts ist. Da er dessen Gründe jedoch sehr gut nachvollziehen kann, stimmt er Euron zu und sieht ihn sogar recht interessiert an. „Klaue“, beantwortet er schließlich die Frage des Wirtes und deutet auf den Falken. „Er heißt Klaue. Er wird Euch keine Probleme machen.“ Langsam folgt er Euron die Wendeltreppe hinauf, wobei er sorgsam darauf achtet, mit seinem Kopf nirgendwo anzustoßen.

Die Bekanntschaft mit dem Deckenbalken war eher überraschend, denn wirklich schmerzhaft, trotzdem verspürt der Faun keinesfalls den Wunsch, dieses Erlebnis noch einmal zu wiederholen, weshalb er sich nun äußerst vorsichtig bewegt. Ohnehin muss er sich in den Räumlichkeiten des Kupferkessels sehr behutsam bewegen, wie ihm mehr und mehr deutlich wird, den der Gasthof wartet mit vielen tückischen Ecken und Winkeln auf, die ihm leicht zum Verhängnis werden könnten. Dennoch sieht er sich bewundernd um. Der Kupferkessel erscheint in seiner ganzen Bau- und Einrichtungsart vollkommen faszinierend. Und da der Faun bisher so gut wie keine Häuser von ihnen gesehen hat, wirkt selbstverständlich alles noch einmal doppelt so faszinierend auf ihn. Wobei die Schenke des Kobolds sicher auch für die übrigen Gäste nicht unbedingt einen vollkommen alltäglichen Anblick bietet.

Als Euron die Tür zu dem Zimmer öffnet, welches er dem Faun zugedacht hat, tritt dieser näher und lugt misstrauisch hinein. Klaue, der auf seinem linken Arm sitzt, ist weniger vorsichtig und fliegt kurz entschlossen hinein, um geschickt auf einem der Bettpfosten zu landen, die sich dafür geradezu hervorragend anzubieten scheinen. „Danke, es wird schon gehen“, murmelt Faron. Nur wie?, denkt er bei sich und fragt sich dabei, wie es wohl ist, in einem Bett zu schlafen. „Auch Euch goldene Träume“, greift er den Nachtgruß des Kobolds schließlich versuchsweise auf, da er nicht weiß, was man in einer solchen Situation sonst üblicherweise erwidern würde. Euron hat sich schon abgewandt, um wieder die Wendeltreppe hinab zu steigen, da fügt der Faun noch zögernd hinzu. „Wenn es Euch nicht ausmacht“, murmelt er. „Es würde mich freuen, wenn ich mir Euren Taubenschlag einmal ansehen könnte … irgendwann …“ Verlegen nickt er dem Kobold zu, bevor er das Zimmer betritt, in welchem er nächtigen soll und die Tür hinter sich absperrt.

Einige Zeit steht er einfach da und sieht sich in dem Raum um. Klaue scheint er zugefallen und der Falke hat es schon bereits auf dem Bettpfosten richtig gemütlich gemacht. Satt und zufrieden säubert er sein Gefieder und blickt den Faun schließlich aus seinen dunklen Bernsteinaugen heraus fragend an. Faron seufzt, dann legt er seinen Gürtel ab und bereitet sich für die Nacht vor. Als er schließlich soweit ist, legt er sich auf das Bett und schließt die Augen. Euron hat in der Tat die Wahrheit gesprochen, als er meinte, dass Bett wäre für den Faun möglicherweise zu klein. Damit hat er nicht übertrieben. Und so stößt Faron immer wieder mit Ellbogen, Füßen oder Hörnern gegen die harten Bettkanten und –pfosten, was dazu führt, dass er sich unruhig von einer Seite auf die andere wirft.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Faun den doch als eher weich zu bezeichnenden Schlafuntergrund nicht gewöhnt ist, was nicht gerade dazu beträgt, dass er es als angenehm empfindet, in einem Bett zu schlafen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Immer wieder dreht er sich herum, ohne Schlaf finden zu können und seine Unruhe steckt auch den Falken an, welcher nun nervös und ungehalten durch das Zimmer flattert und dann und wann so lange einen heiseren Schrei ausstößt, bis der Faun es nicht mehr aushält und sich erhebt. Müde und abgespannt geht er zum Fenster hinüber und öffnet es. Die Tür soll ich geschlossen halten, hat der Kobold gesagt, aber von dem Fenster war nie die Rede. Behutsam streicht er Klaue über den Kopf, welcher ihm zärtlich – und ziemlich kräftig - in den Finger beißt.

„Komm, flieg“, flüstert er dem Raubvögel leise zu. „Draußen wirt es dir gewiss besser gefallen. Das Fenster lasse ich offen. Also flieg. Und jag im Larisgrün, nicht hier in der Stadt.“ Es scheint, als würde der Falke jedes seiner Worte verstehen. Er blickt Faron noch kurz an, dann stürzt er sich in die Dunkelheit der Nacht hinaus und bricht tatsächlich in Richtung des Larisgrüns auf. Lächelnd wendet sich der Faun um, dann greift er sich Kissen und Decken von seinem Bett und bereitet sich auf dem hölzernen Boden seines Zimmers ein Schlaflager. Zufrieden streckt er sich auf dem harten Lager aus und ist nur wenige Augenblicke später eingeschlafen. Das Fenster der Kammer bleibt indes geöffnet, so dass kalte Herbstwind hereinwehen kann, welcher vertrocknetes Laub und kleine Äste mit sich trägt.  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 20. Dez. 2004, 21:04 Uhr
Als der Faun die Tür hinter sich schliesst, bleibt Euron noch einen Moment auf den Stufen der Wendeltreppe stehen, um zu lauschen. Er versucht zu hören, ob es Probleme gibt. Er kann sich vorstellen, dass die Enge eines Zimmers für einen Greifvogel ungemütlich ist. Auch der Faun, ist, so wie es scheint, weit mehr freien Raum um sich herum gewöhnt und es würde den Wirt nicht wundern, wenn er feststellen würde, dass er in den Zimmern städtischer Häuser keinen Schlaf findet. Doch da nach einiger Zeit keine verdächtigen Geräusche zu hören sind und Faron auch nicht wieder aus dem Zimmer herausgestürmt kommt, geht der Kobold weiter die Treppe hinunter zurück in den Schankraum.

In der Gaststube wird es schon bald darauf leer. Die alte Yagana Yordritsch ist bereits verschwunden und auch die anderen Gäste verlassen den Kupferkessel, nachdem sie ihre Becher geleert haben. Adora hat bereits das Holz unter den Herdstellen der Küche verglimmen lassen und sich zu Bett begeben, da sie morgen wieder als erste aufstehen würde.
Der Kobold holt einen weiteren Schlüssel unter der Theke hervor und schliesst beide Eingangstüren zum Kupferkessel ab und hängt jeweils eine kleine hölzerne, mit Schnitzereien verzierte Scheibe an die Klinken. Er sammelt die Krüge und Teller ein, welche auf den Tischen zurückgeblieben sind und bringt sie in die Küche. Dann schiebt er die Stühle zurück an die richtigen Stellen und begibt sich schliesslich zum Feuer, um es zu löschen. Aus einem Eimer neben dem Kamin nimmt er mehrmals eine Handvoll Sand und wirft sie auf die Glut, bis sie davon bedeckt ist und erlischt. Sorgsam wendet er noch einmal einige der verkohlten Holzstücke, um sicher zu gehen, dass sie keinen Brand mehr entfachen können. Als er seine Arbeit beendet hat, schaut er sich noch einmal im Schankraum um und findet alles so vor, wie er es sich wünscht. In der Küche wäscht er sich die Hände im Waschzuber dessen gebrauchtes Wasser auf der Haut allerdings einen fettigen FIlm hinterläßt, welchen er nur mit viel Seife wieder abbekommt.

Als alles zu seiner Zufriedenheit erledigt ist, kehrt Euron in den Schankraum zurück, holt einen Kerzenhalter hinter der Theke hervor, öffnet dann die Falltür, um die Leiter hinabzusteigen.
In seinem Arbeitszimmer zwischen all den zahlreichen großen und kleinen Dingen aus allen Teilen der Immerlande, die er zusammengetragen hat, als er noch jünger gewesen ist, steht eine Liege an der Wand, auf der sich zahlreiche Kissen und einige Decken den Platz teilen.
Der Wirt steuert darauf zu, den Tisch in der Mitte umrundend, auf welchem immer noch der eiserne Kessel steht. Dessen Bewohnerin war allerdings schon vor einiger Zeit das letzte Lebenslicht erloschen, was der Kobold immer noch bedauert, auch wenn er in den ersten Nächten nach ihrer Ankunft aufgrund ihres blauen Lichts kaum geschlafen hatte.
Nun allerdings brennt lediglich das Licht der Kerze, welches Euron, nachdem er es sich bequem gemacht hat, auspustet, so dass Finsternis ihn umgibt und schon bald ist er ins Reich der Träume versunken. Einmal noch wird er in dieser Nacht wach, als der heißere Ruf eines Greifvogels ihn aus dem Schlaf reißt, doch als er die Augen in seinem Arbeitszimmer aufschlägt, ist er sich nicht sicher, ob er es nicht nur geträumt hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 22. Dez. 2004, 08:42 Uhr
Die Kälte im Zimmer weckt Faron schließlich wieder. Ein eisiger Lufthauch umspült ihn und überall liegen kleine Blätter und Äste herum, denn der nächtliche Wind hat ganze Arbeit geleistet. Faron erhebt sich von seinem Lager auf den harten Bodendielen des Zimmers und streckt sich mit einem leisen Gähnen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt ihm derweil, dass der Morgen bereits am Horizont graut. Klaue sitzt zufrieden in der breiten Bank des Fensters, sein Frühstücksmahl zwischen den Fängen. Er blickt den Faun an und stößt einen freundlichen Schrei der Begrüßung aus, bevor er seinen kräftigen Schnabel hungrig den leblosen Leib seiner Beute treibt. Faron sieht ihm einige Augenblicke lang dabei zu, wendet sich dann jedoch ab.

Was für eine grauenhafte Nacht, denkt er bei sich. Wie kann es nur möglich sein, dass manche Geschöpfe diese … Einen Moment lang muss er überlegen, weil ihm das richtige Wort nicht sogleich einfällt. … Betten … als bequem empfinden? Missmutig betrachtet er das hölzerne Bettgestell, dass während der Nachtstunden ziemlich verweist dagestanden hat. Schließlich geht er zu einer kleinen Kommode hinüber, auf der eine Schale sowie ein Krug stehen. Erst betrachtet er die Dinge etwas kritisch, bis er feststellt, dass der Krug Wasser zu enthalten scheint. Versuchsweise schüttet er etwas davon in der Schale und mustert das ganze skeptisch. Irgendwann taucht er seine Hände in das feuchte Nass, beugt sich ein wenig vor und beginnt sich das Gesicht zu waschen.

Als er seine knappe Katzenwäsche beendet hat, kleidet er sich an, um das Zimmer zu verlassen. Er will schon nach dem Türknauf greifen, als er noch einmal stehen bleibt und zurück in den Raum blickt. Einen Moment steht er wie angewurzelt da, dann macht er sich hastig daran, sein Nachtlager zumindest vom Boden zurück auf das Bett zu räumen, wo er es halb recht halb schlecht liegen lässt. Dann geht er zum Fenster hinüber. Klaue ist ihm bereits auf die linke Schulter geflogen und sieht ihm nun aus dunklen Bernsteinaugen zu, wie er die Reste des Vogelfrühstücks dezent beseitigt und anschließend das Fenster schließt. Endlich ist der Faun fertigt, sieht sich noch einmal prüfend um. Als er sein Zimmer schließlich verlässt, bleiben Blätter und Äste, welche im Raum verteilt liegen, auch weiterhin dort zurück.

Langsam, und sorgsam darauf bedacht, nirgendwo anzuecken, steigt Faron die gewundene Wendeltreppe hinab, welche ausgesprochen schmal zu sein scheint. Sehr vorsichtig Setzt der Faun seine Hufe von einer Stufe auf die nächste, da ihm das hölzerne Konstrukt wie am Abend zuvor, nicht sehr vertrauensvoll erscheint, denn die Stufen sind sichtbar ausgetreten, eindeutig schief und besitzen die unterschiedlichsten Formen. Als er endlich sicher und ohne sich irgendwo zu stoßen im Erdgeschoss angelangt ist, atmet der Faun sichtlich erleichtert auf. Häuser sind eine sonderbare Erfindung, denkt er stirnrunzelnd. Ich frage mich, warum einige, so wie dieses, sogar übereinander geschichtet werden … ? Grübelnd bleibt er am Fuß der Treppe stehen und schaut sich um, ob hier unten schon jemand anzutreffen ist.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 24. Dez. 2004, 13:28 Uhr
Euron ist heute zeitiger aufgestanden als gewöhnlich. Unruhige Träume haben seinen Schlaf gestört und so hat er beschlossen sich nicht länger auf seinem Lager herumzuwälzen. Er ist aufgestanden, doch als er im Hof etwas Wasser aus dem Pumpbrunnen holen will, stellt er fest, dass sich der Hebel nicht bewegen läßt. Es wird eingefroren sein, stellt er fest, wir sollten nachher einen Holzscheit entzünden, um das Pumprohr langsam aufzutauen, sonst müssen wir den ganzen Tag Wasser vom Llarelon holen.
Der Wirt zieht den Mantel enger um seine Schultern und schaut zum Himmel hinauf. Die Nacht ist sternenklar und der etwas weniger als halbvolle Mond hatte noch ein kleines Stück Weg zurückzulegen, bis er von der Sonne abgelöst werden würde. Euron überlegt, ob es nicht doch klug ist, es sich noch einmal in seinem Bett gemütlich zu machen, entscheidet sich dann jedoch dagegen. Wahrscheinlich ist die Wärme ohnehin aus den Federn gewichen und es würde einige Zeit dauern, bis es wieder angenehm darunter wäre. Den Gedanken an einen Spaziergang durch die Tausendwinkelgasse mit ihren zahlreichen kleinen Läden, die jetzt alle im Dunkeln liegen und den verwinkelten Gäßchen schliesst er auch schnell wieder aus, denn die Kälte hat schon kurz nachdem er den Hof betreten hat, begonnen im Gesicht zu zwicken.
Er entschliesst sich stattdessen in den Keller zurückzukehren, um ein wenig an seinem Buch über die Lebewesen in den Tiefen der südlichen Meere weiter zu schreiben.

Vor dem Pult angekommen, stellt er den Kerzenhalter beiseite, mit welchem er sich auf dem Weg nach oben und schliesslich wieder hinab, den Weg erhellt hat und beginnt den Federkiel zu spitzen. Selbst hier in die Kellerräume dringt die Kälte hinab und bläst seine Hände warm, während er den letzten Absatz liest, den er geschrieben hat. Er blättert etwas zurück und dann noch ein Stück weiter hier und dort lesend, diesen und jenen kleinen Fehler verbessernd. Dabei schwelgt er ein wenig in den Erinnerungen daran, wie die verschiedenen Kapitel entstanden sind, wie er einzelnen Hinweisen gefolgt ist, alte Berichte entdeckt oder, was selten war, interessantes Anschauungsmaterial erhalten hat.
Ganz in Gedanken versunken, hört er plötzlich Schritte, welche im oberen Stock die Treppe herunter kommen. Da er sicher ist, dass sie nicht Adora gehören, denn diese würde er sofort erkennen, nimmt er schnell die Kerze und begibt sich zur Leiter, welche hinauf in den Schankraum führt.

Oben, hinter der Theke angekommen, schliesst er die Falltür und schaut sich um, wem die mittlerweile verklungenen Geräusche zuzuschreiben sind. Er erblickt Faron am Aufgang zum oberen Stock und wünscht ihm einen "Guten Morgen". "Ich hoffe ihr habt gut geschlafen", fügt er hinzu, "nun, ich bin mir sicher ihr möchtet einen warmen Tee und etwas zu essen haben, bevor ihr euer Tagwerk beginnt. Allerdings wird es einen kleinen Moment dauern. Ich werde zuerst das Feuer entzünden."
Mit diesen Worten eilt er in die Küche, um ein paar Holzscheite zu holen und kehrt kurz darauf wieder zurück. Am Kamin stapelt er das Holz. "Setzt euch doch in der Zwischenzeit", fordert er den Faun dabei auf, "und erzählt, was ihr heute in der Stadt zu erledigen habt, dass ihr so früh augestanden seid."
Der Kobold nimmt die Zündsteine in die Hand, welche neben dem Kamin legen, murmelt dann aber ein paar Worte, woraufhin kleine Flammen aus seinen Händen auf das Holz überspringen und sich daran festsetzen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 25. Dez. 2004, 12:16 Uhr
Etwas unerwartet taucht Euron vor dem Faun auf. Faron hat ihn weder gehört noch gesehen und so sieht er hin nun ganz verdutzt an. Lediglich einen perplexes „Guten Morgen“ bringt er heraus, während der der Aufforderung des Wirtes folgt und sich an einen der Tische setzt. „Ja, Frühstück wäre gut“, erklärt er schließlich, nachdem er seine Sprache wieder gefunden hat. Er sieht Euron dabei zu, wie dieser das Feuer im Kamin zu entzünden sucht, bevor er der freundlichen Aufforderung des Wirts nachkommt und zu sprechen beginnt, wobei er sich etwas über dessen Worte wundert.

Eurons Worte klingen so, als sei es nur üblich zeitig aufzustehen, wenn man etwas Wichtiges zu erledigen hat, doch dieser Gedanke ist dem Faun sein Lebtag noch nicht gekommen. Schon immer ist er bei spätestens Morgengrauen aufgestanden, ganz gleich was auch immer sein mochte und ob es einen triftigen Grund dafür gab oder nicht. „Ist es denn normalerweise nicht üblich, spätestens bei Morgengrauen aufzustehen und sein Tagwerk zu beginnen?“, fragt er verständnislos und sieht Euron fragend an.

„Hm“, brummt er schließlich. Kurz überlegt er, was er als nächstes sagen soll. „Ich will mich nach Arbeit umsehen“, gibt er nach einer Weile preis. „Es ist wirklich teuer in einer Stadt zu leben.“ Nachdenklich betrachtet er den Kobold. „Alles scheint sich hier nur um Geld zu drehen. Essen, Trinken, selbst schlafen, alles hat seinen Preis und lässt sich in Gold aufwiegen.“ Er schweigt einen Augenblick. Zwar weiß er mit Sicherheit, dass er Arbeit braucht, dringend, das steht außer Frage, aber er hat keinerlei Ahnung davon, an wenn er sich wenden könnte oder wo es Arbeit möglicherweise Arbeit gibt.

„Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wo ich mich nach Arbeit umsehen könnte?“, fragt er daher verlegen und man merkt, dass ihn die Frage auszusprechen einiges kostet. Überhaupt hat er an diesem Morgen schon mehr gesagt, als für gewöhnlich und wieder einmal fühlt er sich ein wenig unwohl in seiner Haut. „Bisher habe ich mich immer um die Pferde meines Stammes gekümmert oder gejagt. Aber ich habe das Gefühl, solche Dinge sind in einer so großen Stadt nicht von so großer Bedeutung.“ Er sieht den Wirt an. „Oder täusche ich mich?“    

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 27. Dez. 2004, 17:33 Uhr
Euron muss schmunzeln, als er Farons Frage hört. "Einen Moment, ich bin gleich wieder da," sagt er um etwas Zeit zu gewinnen und verschwindet hinter der Theke in der Küche. Dort entzündet er eines der Herdfeuer, um das Frühstück für den Faun vorzubereiten. In einem Teekessel findet er noch reichlich Wasser vom gestrigen Tag. Er riecht kurz darna, um sich zu vergewissern, dass es nicht zu abgestanden ist, doch da dem nicht so ist, hängt er den Kessel über das Feuer.  

Farons unschuldige Fragen über das Stadtleben faszinierten den Kobold. Er lebte schon so lange unter Menschen, dass er schon gar nicht mehr wußte, wann er aufgehört hatte, sich über ihre Eigenarten zu wundern. Ausserdem glich das Leben das er früher in seiner Heimat geführt hatte, eher dem Stadtleben, als das Leben in einem Stamm der Faune. Selbst bei seinen Reisen durch die Immerlande war ihm das Leben in der Wildnis doch immer nur eine Notwendigkeit gewesen, der man zwar nicht aus dem Weg konnte, die er sich aber auch nie vollständig zu eigen gemacht hatte.
Während der Wirt darüber nachdenkt, wie er dem Faun am besten die Gewohnheiten der Weltenstadtbewohner erklärt, sucht er etwas Schinkenspeck in der Vorratskammer und schneidet ihn schliesslich auf einem hölzernen Brett in Streifen. Noch einmal kehrt er in die Speisekammer zurück, um Eier und einige getrocknete Pilze zu holen. Wieder in der Küche, hört er das Wasser kochen und legt sie deshalb neben die Fleischstreifen.
Er nimmt eine saubere Kanne von einem Regal und wirft einige trockene Blätter Pfefferminze, etwas Hagebutte und ein bisschen Zimt, bevor er das Wasser hinzufügt. Heißer Wasserdampf steigt aus der Kanne auf, bis er den Deckel darauf setzt. Er schnappt sich noch einen Becher und kehrt in den Schankraum zurück.

Zurück am Tisch und stellt er die Kanne und den Becher vor dem Faun ab und rät ihm: "Wartet noch einen Moment, bevor ihr den Tee trinkt, er muss noch ein wenig ziehen."
Dann beginnt er die Frage Farons zu beantworten: "Ihr müsst wissen, dass es in der Stadt nicht unbedingt notwendig ist, seine Arbeit nach dem Stand der Sonne zu richten. Ein Bauer auf dem Land muss jeden Morgen, seine Kühe oder Schweine versorgen, doch ein Tischler in der Stadt wird nur dann frühmorgens aufstehen müssen, wenn er soviele Aufträge erhalten hat, dass er den ganzen Tag benötigt, um sie rechtzeitig fertigzustellen. Hat niemand etwas bei ihm bestellt, hindert ihn nichts daran etwas länger im Bett zu bleiben. Auch eine Gaststube wie diese hier, wird von vielen oft erst in der Mittagszeit oder am Abend besucht, so dass meine Gehilfen, die ihr ja gestern gesehen habt, nicht schon mit den ersten Sonnenstrahlen aufstehen müssen."
Euron kratzt sich hinter seinem rechten Ohr. Er ist nicht ganz sicher, ob das alles verständlich für den Faun gewesen ist, doch eine andere Erklärung fällt ihm auch nicht ein.

Während der Kobold ihm schliesslich etwas Tee einschenkt, erklärt der Faun, dass er sich eine Arbeit suchen will und nach einigem Zögern fragt er Euron selbst um Rat, wo er etwas geeignetes für sich finden könnte. Der Wirt überlegt einen Moment. Wahrscheinlich wäre er am besten im Wald aufgehoben, denkt er sich, aber dort wird er auch nicht lernen, sich in der Stadt zurecht zu finden. Schliesslich sagt er bedächtig: "Am Marktplatz gibt es eine Tafel, an der die Handwerker der Stadt oft Anschläge hinterlassen, wenn sie neue Gehilfen suchen. Wenn ihr regelmäßig jagt, könnt ihr vielleicht Leder und Felle gut bearbeiten und im Gildenhaus nachfragen, ob ein Gerber eure Hilfe benötigt. Oder, wenn ihr aber lieber mit Pferden arbeiten wollt, solltet ihr in der Steinfaust nachfragen, dass ist das Quartier der Stadtgardisten, die Blaumäntel, ihr habt sie bestimmt schon gesehen. Ihr findet die Festung im Südwesten der Stadt. Vielleicht brauchen sie jemanden in ihren Ställen."
Plötzlich fällt Euron ein, dass das Morgenmahl des Fauns immer noch unfertig in der Küche steht. "Ich glaube ich sollte mich endlich um euer Essen kümmern. Ihr seid bestimmt hungrig" stellt er deswegen fest und eilt zurück in die Küche. Als er an der Theke ankommt, dreht sich der Wirt noch einmal kurz um und fragt, während er auf den Vogel deutet: "Braucht Klaue auch etwas?", doch Faron schüttelt den Kopf.

Schnell hat sich Euron eine Pfanne von einem Haken über dem Herd genommen und stellt sie über das Feuer. Er wirft den geschnittenen Schinkenspeck hinein, ebenso die Pilze und gibt schliesslich auch die Eier dazu, die er am Rand der Pfanne aufschlägt. Mit einem hölzernen Löffel verührt er alles und brät es solange bis das Ei fest und das Fleisch gut durch ist. Dann hebt er die Pfanne an ihrem hölzernen Griff vom Feuer herunter und schiebt das fertige Essen auf einen Teller. Bevor er in den Schankraum zurückkehrt, greift er nach dem Besteck und nimmt sich schliesslich noch selbst eine Tasse mit, da er nun selbst etwas von dem Tee trinken möchte.

In der Gaststube serviert er dem Faun schliesslich das Essen und setzt sich ihm gegenüber. "Lasst es euch schmecken," wünscht er Faron und füllt sich seine Tasse mit einem Schluck des Pfefferminztees.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 28. Dez. 2004, 14:12 Uhr
Faron hat Euron äußerst fasziniert zugehört, während er ihm alles Mögliche über das Leben in der Stadt erzählt hat. Direkt etwas dazu sagen mag der Faun nicht und denkt sich stattdessen seinen Teil. Ich werde wohl ziemlich viel lernen müssen, wenn ich länger in Talyra bleiben werde, stellt er fest und nippt schließlich etwas an dem Becher mit Tee, welchen ihm der Wirt serviert hat. Dabei hört er zu, wie der Kobold die unterschiedlichen Möglichen aufzählt in der Stadt arbeit zu finden. Faron grübelt kurz. „Hm, ich denke, ich werde wohl mal auf dem Markt vorbeisehen und dort auf die Tafel schauen, ob etwas passendes dabei ist“, erklärt er schließlich. „Vielleicht schaue ich auch in der Steinfaust vorbei.“ Er legt die Stirn in Falten und denkt eine Weile darüber nach. „Ja, das werde ich wohl machen.“

Indessen verschwindet Euron in der Küche und kehrt bald darauf mit einem ausgesprochen interessant duftenden Frühstück zurück. Als der Teller jedoch schließlich vor dem Faun auf dem Tisch steht, mustert dieser die Speise anfangs ein wenig skeptisch. Lässt sie sich dann aber ohne weiteren Kommentar munden. Faron ist kein großer Feinschmecker und einfachste Speisen gewohnt, außerdem ist er alles andere als ein Kostverächter. Das Leben in den Ebenen hat ihn gelehrt dankbar für alles zu sein, was ihm die Natur zu bieten hat und so leer er seinen Teller bis auf den letzten Bissen. Klaue sitzt unterdessen auf der lehne eines Stuhles und sieht ihm dabei zu. Der Raubvogel selber braucht nichts zu fressen, da er sein Frühstück bereits hatte.

Als er sein Mahl beendet hat, sieht Faron den Wirt des Kupferkessels geradewegs an. „Das war sehr gut“, erklärt er. Er holt einige Münzen aus seinem Beutel und bezahlt seine Speise, dann erhebt er sich. „Nun, dann will ich mich dann mal in die Stadt begeben. Ich wünsche Euch einen guten Tag, es wird sich zeigen wann ich wieder zurückkehre.“ Er streckt seinen linken Arm aus und lässt Klaue darauf Platz nehmen. Behutsam streicht er dem schönen Vogel über den gefiederten Kopf und lächelt sogar ein wenig, als sein Blick Klaues funkelnden Augen begegnet. Er nickt Euron noch einmal zu, verabschiedet sich mit einem höflichen Gruß und geht hinüber zur Tür, um in die Stadt zu gehen und sich nach Arbeit umzuhören. Knarrend schwingt die Tür auf, der Faun duckt sich ein wenig und geht hindurch. Hinter ihm fällt die Tür des Kupferkessels ins schloss und Faron steht draußen auf den Straßen der Stadt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 07. Jan. 2005, 01:22 Uhr
Seron ist nicht besonders wohl, als er die Straßen der Stadt verlässt und die Gaststube betritt. Er wandert nun schon lange Zeit umher und hat dabei eine gewisse Abneigung gegen Orte entwickelt, an denen sich viele Menschen aufhalten.
Der Kupferkessel allredings scheint keiner davon zu sein, denn hier sitzen nur einige wenige Besucher an ihren Tischen und unterhalten sich untereinander. Keiner schenkt ihm viel Beachtung, als er durch die Türe kommt. Nur hier und da ein seltsamer Blick, wohl wegen Serons äußerem Erscheinungsbild. Doch an die hat er sich mittlerweile gewöhnt.

Nachdem er die Türe wieder hinter sich geschlossen hat, hält Seron kurz inne, um sich den Innenraum des Kupferkessels näher anzusehen. Er fühlt sich hier auf Anhieb wohl. Der Eindruck von schierem Alter und Heimeligkeit, den die Einrichtung verstrahlt, erinnern ihn etwas an sein Zuhause, so weit weg. Und obwohl das Haus von außen doch klein und unscheinbar wirkt, ist darin mehr Platz, als man auf den ersten Blick vermuten möchte.

Als er sich am Inneren des Kupferkessels sattgesehen hat, begibt sich Seron zu einem freien Tisch, recht weit hinten im Raum. Seine schweren Stiefel und der massive Wanderstab klopfen laut im Takt, als er den Raum durchquert. Am Tisch legt er den Rucksack ab, entledigt sich der warmen Robe, hängt sie neben sich über einen Sessel und lehnt den Stab dazu. Dann macht er es sich auf einem Stuhl bequem, und während er den Raum beobachtet überkommt ihn die Müdigkeit. Die lange Wanderung, die Wärme in der Stube als Kontrast zur beißenden Kälte draußen, die Gemütlichkeit im Kupferkessel, all das lässt ihn in einen angenehmen Halbschlaf versinken.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 08. Jan. 2005, 18:35 Uhr
Euron hat für einen Moment die Schankstube verlassen, als sich die Tür öffnet und ein mittelgroßer dunkel gekleideter Mann hereinkommt. Da auch an diesem Abend nicht allzuviele Gäste den Weg in den Kupferkessel gefunden haben, glaubt der Wirt, dass es nicht weiter auffällt, wenn er die Versorgung der Anwesenden für einen Augenblick Bigöl und Kogum überlässt, um seine Tauben mit etwas Futter zu versorgen und nach ihrem Befinden zu schauen.

Seine beiden Gehilfen schauen auf, als der Fremde die Gaststube durchquert und sich schliesslich in einer Ecke niederläßt, in die nicht allzuviel Licht des Feuers dringt. Sie warten ab, was passiert. Vielleicht würde es sich der Neuankömmling ja doch anders überlegen und wieder verschwinden, so dass sie sich gar nicht erheben müssten.
Dem ist allerdings nicht so, der Fremde bleibt, aber er ist still und scheint auch nicht daran interessiert zu sein, etwas zu Essen oder zu Trinken zu bestellen. Die beiden Kobolde können aufgrund der Dunkelheit nicht genau erkennen, was der Mann überhaupt macht, so dass Kogum schliesslich aufsteht, um nach dem Rechten zu sehen. Als er näher herangeht, stellt er fest, dass der Neuankömmling sich überhaupt nicht rührt und sein Kopf etwas zu weit als normal nach hinten geneigt ist. Der Kobold legt den Kopf schräg, während er den anderen betrachtet, überlegt einen Moment, dreht sich dann um und läuft schnell zur Treppe, um die Stufen zum Taubenschlag hinaufzusteigen.

Kogum trifft am obersten Treppenabsatz auf den Wirt, welcher sie gerade wieder hinunterbegeben will. "Ähh, Meister", beginnt er, als Euron fragend die Brauen hebt, "da unten ist ein Menschling hereingekommen, hat sich hingesetzt und ... jetzt rührt er sich nicht mehr. Vielleicht solltet ihr mal nachschauen, ob der ... ." Was er sein soll, läßt er offen und Eurons Miene verfinstert sich bei dem Gedanken daran. Schnell schnappt er seinen Stab und eilt die Treppe hinab. Unten angekommen, läßt er sich von Kogum zeigen, wo der seltsame Besucher sitzt.

In der Tat kann man aus größerer Entfernung glauben, dass der Kopf des Mannes unnatürlich verdreht ist, doch als der Wirt näher herangeht, stellt er fest, dass es sich dabei nur um ein Spiel der Schatten handelt und dass sich der Brustkorb leicht bewegt. Euron seufzt erleichtert und schlägt dem Fremden schliesslich leicht mit seinem Stab an den Oberarm, um ihn aufzuwecken. "Hey, ihr da, wacht auf. Wisst ihr nicht, dass immer noch ich entscheide, in welchen Zimmern meinen Gäste ihren Schlaf geniessen dürfen? So jedenfalls werdet ihr morgen mit Schmerzen im Rücken aufwachen und euch kaum frischer fühlen." Als der Mann langsam wieder die Augen aufschlägt, fügt er hinzu: "Vor allem werdet ihr es euch kaum leisten können, diesen Raum als Schlafgemach zu mieten, vielleicht versucht ihr es doch in einem der Zimmer, die wir auch anderen Besuchern anbieten. Es würde mich jedenfalls freuen euch eins von denen zur Verfügung zu stellen und wenn ihr vorher noch die Köstlichkeiten unserer Küche probiert, wird auch unsere Köchin nicht enttäuscht sein."
Euron hat mittlerweile aufgehört an den Arm des Fremden zu klopfen, schaut ihn feundlich an und wartet ab, was dieser zu sagen hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 08. Jan. 2005, 19:25 Uhr
Nur sehr widerwillig lässt sich Seron aus seinem angenehmen Schlaf reißen. Als er etwas gegen seinen Arm schlagen fühlt richtet er sich auf und will in einer instinktiven Reaktion zum Messer greifen, besinnt sich jedoch eines Besseren, als ihm wieder bewusst wird, wo er sich befindet. In einer Gaststätte würde ihn wohl kaum jemand berauben.
"...ihr es euch kaum leisten können, diesen Raum als Schlafgemach zu mieten, vielleicht versucht ihr es doch in einem der Zimmer, die wir auch anderen Besuchern anbieten. Es würde mich jedenfalls freuen euch eins von denen zur Verfügung zu stellen und wenn ihr vorher noch die Köstlichkeiten unserer Küche probiert, wird auch unsere Köchin nicht enttäuscht sein." hört er eine Stimme sagen. Zuerst findet er deren Quelle nicht, doch dann entdeckt er einen Kobold, von dunkler Hautfarbe, welcher wohl der Sprecher sein muss. Dieser mustert ihn freundlich, eine Reaktion die Seron kaum gewöhnt ist. Als er wieder ganz zu sich kommt und sich umsieht dämmert ihm, dass er wohl eingeschlafen sein muss.
"Verzeiht mir mein Verhalten, werter ... Herr. Ich wollte mich in eurer schönen Gaststube wahrlich nicht für längere Zeit niederlassen. 's ist nur, dass mich der Schlaf überkommen hat." Seron überprüft kurz den ärmlichen Inhalt seines Geldbeutels und fügt dann hinzu: "Und ihr habt wohl recht, dieses Zimmer lässt sich kaum mit meinen Mitteln vereinbaren. Doch wäre ich froh, für den zugegeben etwas bescheidenen Inhalt dieses Beutels wenigstens ein paar Tage lang eines eurer anderen Zimmer beanspruchen zu dürfen."
Damit legt er den Lederbeutel auf den Tisch. Zwar konnte dessen Inhalt tatsächlich noch nie irgendjemanden wirklich beeindrucken, doch hatte Seron kürzlich einige erträgliche Arbeiten und so hofft er, die Unterkunft im Kupferkessel für einige Tage bezahlen zu können.
"Und so es denn noch reicht, würde ich natürlich gerne etwas aus eurer Küche versuchen"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 10. Jan. 2005, 19:27 Uhr
Als der Fremde endgültig wach ist, betrachtet ihn sich der Kobold etwas genauer und hebt überrascht die linke Braue, als er die Narbe erkennt, die sich am Rande des Gesicht seines Gegenübers entlang zieht. Sie läßt den Mann älter erscheinen als er ist und gibt ihm ein verwegenes Aussehen, welches allerdings durch sein Verhalten gemildert wird.

Sein Gast entschuldigt sich für seine Unhöflichkeit und legt dann plötzlich einen Lederbeutel auf den Tisch, in dem ein paar wenige Münzen klimpern. Ein weiteres Mal huscht die Braue des Kobolds überrascht nach oben. Selten legen seine Besucher ihren Wohlstand so schnell vor ihm offen, wie dieser junge Mann. Dessen Kleidung wirkt zumindest auf den ersten Blick so, als wäre sie von fähigen Händen gefertigt worden, doch scheint ihre beste Zeit bereits weiter zurückzuliegen. Falls ihr jetziger Besitzer sie damals hat anfertigen lassen, so liess sich an ihr ein Verfall erkennen, welcher anscheinend nicht nur ihn, sondern auch seinen Geldbeutel betroffen hatte.

Euron wendet sich kurz von seinem Gast ab und flüster Kogum ein paar Anweisungen zu, woraufhin dieser in die Küche eilt, um bei Adora ein Essen für den Neuankömmling zu bestellen. Der Wirt dagegen antwortet seinem dunkel gekleideten Gast, während er noch einmal einen Blick in den Lederbeutel wirft: "Nun für zwei oder drei Nächte könnte es sicherlich reichen und für ein paar Mahlzeiten sicherlich auch." Er wartet kurz eine Reaktion seines Gegenübers ab, fügt dann aber schnell hinzu: "Aber vielleicht kann ich euch ja auch einen Sonderpreis machen, wenn ihr eine interessante Geschichte zu erzählen habt, warum ihr derartig müde seid, dass ihr bereits im Sitzen einschlaft."

Diesmal läßt der Kobold seinem Besucher etwas länger Zeit über eine Antwort nachzudenken, denn er begibt sich ebenfalls in die Küche, um einen Krug mit warmen Met zu füllen, welcher sich in einem Kessel über einem kleinen Feuer befindet. Sich selbst gießt der Wirt etwas Tee, aus Brombeerblättern, sowie getrockneten Ringel- und Kornblumenblüten, in einen Becher und kehrt damit in die Schankstube zurück.

Als er wieder an den Tisch des Fremden zurückgekehrt ist, stellt er diesem den Krug Met vor die Nase. "Hier trinkt etwas. Das wird euch sicherlich gut tun, so kalt wie es draussen ist", fordert Euron seinen Gast auf, setzt sich ihm gegenüber und schaut ihn erwartungsvoll an.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 10. Jan. 2005, 20:45 Uhr
Seron sieht dem Kobold nach, als dieser in die Küche verschwindet. Eine freundliche kleine Gestalt. Ist mir in letzter Zeit selten begegnet, so etwas. Als der Besitzer des Kupferkessels nicht gleich zurückkehrt, lässt Seron seinen Blick etwas wandern. Das Innere der Gaststube fasziniert ihn immer noch. Ja, tatsächlich, ich könnte glauben, wieder zuhause zu sein. Wieder ganz in seine eigenen Gedanken und Erinnerungen versunken starrt Seron in den großen Kamin. Erst als sein Gastgeber mit einem Krug Met zurückkehrt reißt er seinen Blick vom Feuer los.

Euron stellt das Getränk vor seinen Gast hin und wartet. Seron nimmt erst einen großen Schluck davon, bevor er dazu ansetzt, etwas zu sagen. „Nun, für einen Sonderpreis würde ich euch so einiges erzählen. Mein Vater hat mich stets Seron gerufen, also nehme ich an, dass das mein Name sein muss. Ich bin ein Wanderer und kann keinen Beruf mein eigenen nennen. Seit einigen Jahren wandere ich nun schon umher, denn in meiner Heimat, weit im Norden, habe ich alles verloren, das mich einstmals dort hielt. Ich lebe von dem, was ich mir auf dem Weg erarbeiten kann. In jedem Dorf, durch das ich komme, suche ich um Arbeit und eine Herberge an. Was es zu tun gibt, das erledige ich. So verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Manche mögen es ein ärmliches Leben nennen, ohne Heim und meist ohne eine bare Münze, doch mir gefällt es. So bin ich frei und ungebunden, und niemand kann sich brüsten, mein Landsherr zu sein. Doch will ich euch nicht mit Geschichten aus meiner Vergangenheit langweilen.“

Seron unterbricht seine Erzählung kurz, um einen weiteren Schluck aus dem Krug zu nehmen. Während er redet ist keine Regung in seinem Gesicht zu erkennen, nichts, das vermuten ließe, ob er seine Heimat vermisst oder was er mit ihr verbindet. Nur seine Augen verändern sich ein wenig, scheinen abzuschweifen und durch den Kamin in eine weite Ferne zu sehen. Dann setzt er fort: „Ich komme statt dessen lieber dazu, warum ich in eurer schönen Stube eingeschlafen bin. Letzten Endes bin nämlich in diese Stadt gelangt, deren Namen ich nicht einmal kenne. Den ganzen Tag bin ich ohne Rast gewandert, seit ich von einer Herberge an der Straße gen Norden aufgebrochen bin. Die Kälte und der Marsch haben mir schwer zugesetzt, und als ich in euer Haus gekommen bin, da hat es mich sofort an das Anwesen meines Vaters erinnert. Die Geräusche und Gerüche einer Gaststätte, die Wärme, all das hat mich schläfrig gemacht, und so hat mich die Müdigkeit besiegt.“

Damit leert Seron den Krug mit einem letzten, langen Zug. „Nun, wie gesagt bin ich fremd in dieser Stadt. Auch hier werde ich mich nach Arbeit umsehen, doch bis dahin würde ich gerne die Gastlichkeit eures Hauses in Anspruch nehmen, solange ich sie von meinem Hab und Gut bezahlen kann. In einer Stadt sollte es ja doch genug zu tun geben, nicht wahr? Ich bin nämlich, müsst ihr wissen, auch versiert in der Kunst des Schreibens und Lesens. Etwas, dass ich meiner beinahe adeligen Herkunft verdanke“ Bei diesen Worten flackert kurz etwas wie Stolz in Serons Gesicht auf, bevor er fortsetzt: „Doch bevor ich euch mit meinen Erzählungen langweile sagt mir doch bitte erst euren Namen, werter Freund.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 13. Jan. 2005, 08:14 Uhr
Der Wirt hört Seron aufmerksam zu, als dieser erzählt, wie er bisher gelebt hat und warum er hierher gekommen ist. Es scheint wirklich so, wie Euron bereits vermutet hat, dass der junge Mann adliger Abstammung ist, nun aber das Leben eines Landstreichers führen muss. Es ist nicht zu erkennen, was sein Gegenüber selbst darüber denkt, doch hört man ihn erzählen, so scheint er sich mit dem unsteten Leben abgefunden zu haben und nicht zu hoffen, einst wieder den Adelsstand zu erlangen.
Der Kobold würde Seron am liebsten widersprechen, als er befürchtet ihn mit Geschichten aus seiner Vergangenheit zu langweilen, doch er weiß, dass die Menschen gerne vorschieben, ihre Zuhörer zu schonen, wenn sie plötzlich das Thema wechseln wollen und schweigt deshalb.

"Mein Name ist Euron Zaubererschreck", antwortet der Wirt schliesslich, "und wie ich schon sagte, könnt ihr gerne in meinem Haus übernachten. Ich bin sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis ihr hier eine Anstellung gefunden habt, vor allem, wenn ihr eine gute Ausbildung vorweisen könnt. Ihr könnt euch an der Anschlagtafel auf dem Marktplatz über offene Stellen informieren oder ihr geht einfach ein wenig durch die Stadt, besonders das Handwerkerviertel, und schaut, wo man eventuell Hilfe gebrauchen kann. Als Lese- und Schreibkundiger solltet ihr auch einmal in das Haus der Bücher oder in der Stadthalle nachfragen."
Der Wirt erhebt sich schliesslich und sagt: "Wenn ihr den ganzen Tag gewandert seid, so müsst ihr richtig hungrig sein. Ich werde einmal nachschauen, ob das Essen bereits fertig ist."
Er dreht sich um hinter die Theke und durch die Tür zur Küche zu laufen. Nur wenig später kehrt er mit einem dampfenden Teller zurück. Darauf befindet sich ein, in Würfel geschnittenes, großes Stück gebratenes Schweinefleisch, in einer gut gewürzten Pilzsoße, sowie zwei dicke Scheiben Schwarzbrot.

Während der Wirt den Teller vor Seron absetzt, erzählt er dabei: "Ich hoffe es schmeckt euch. Die Pilze sind natürlich nicht ganz so frisch, wie ich sie selbst am liebsten esse, doch immerhin haben wir welche, da wir im Herbst genügend von ihnen eingelegt haben, um über den Winter zu kommen. Wenn ihr tatsächlich länger bleibt, würde ich mich freuen, von euch ein paar Geschichten aus den nördlichen Ländern zu hören. Ich war lange nicht mehr dort und meine Kontakte dahin sind in letzter Zeit etwas", der Kobold neigt ein wenig den Kopf, "...nun...eingeschlafen. Doch jetzt will ich euch nicht weiter stören. Falls ihr mich braucht findet ihr mich hinter Theke."

Euron verläßt Serons Tisch und schaut bei seinen anderen Gästen nach dem rechten, bevor er schliesslich an seinen Platz hinter der Theke zurückkehrt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 13. Jan. 2005, 21:52 Uhr
„Zauberschreck. Hah, das gefällt mir. Da müßte ich mich ja direkt vorsehen“ murmelt Seron mit einem gedankenverlorenen Lächeln im Gesicht leise, während Euron hinter die Theke zurückkehrt. Kurz schweifen seine Gedanken noch ab, in die ferne Heimat und zu all dem, was er zurückgelassen hat. Doch dann steigt ihm der Geruch des Tellers, welchen der Kobold auf den Tisch gestellt hat, in die Nase und sein Magen meldet sich lautstark zu Wort.
Seron betrachtet kurz das Gericht, das da vor ihm steht. Dieses riecht jedenfalls besser als so manches, was er in letzter Zeit gezwungen war zu essen, und so macht sich der Wanderer auch gleich über die Mahlzeit her. Hmhm … ja, ganz entschieden besser als altes Brot und Käse …

Bald hat Seron auch noch die letzten Reste vom Teller geputzt. So satt wie schon lange nicht mehr lehnt er sich zurück. Nachdem er einige Zeit ins Leere gestarrt hat, beugt er sich über seinen Rucksack und beginnt darin herumzukramen. Nach einigem geräuschvollen Kramen findet er, wonach er sucht: Er stellt ein kleines Fäßchen von Tinte auf den Tisch und legt daneben einige vergilbte und stark in Mitleidenschaft gezogene Blätter Pergament hin. Dann holt er ein Säckchen aus dem Rucksack, das aus feinster Seide gearbeitet ist. Er öffnet es und entnimmt ihm einen edlen Federkiel, sein wohl einziges Besitzstück, das keine Abnützung von der langen Wanderschaft davongetragen zu haben scheint. Die Feder selbst weist aufwendige und kunstvolle Verzierungen aus Gold auf, ebenso wie der Griff, aus einem dunklen Holz gefertigt. Eine glänzende, schwarze Feder ziert das wertvolle Schreibgerät. So sitzt er eine Zeit lang, starrt einmal durch den Raum, ohne irgendetwas darin wirklich zu sehen, um dann wieder einige Minuten lang fieberhaft zu schreiben.

Dann spürt Seron erneut die Müdigkeit und die Anstrengung seiner Reise. Er zieht sich wieder die alte Robe über, packt seine Habseligkeiten in den Rucksack, hängt sich selbigen um, nimmt seinen Geldbeutel vom Tisch in die eine und den Wanderstab in die andere Hand. Er geht zur Theke, um mit Euron zu sprechen.
„Nun, Freund Euron, ich fühle, wie mir die Müdigkeit in den Knochen sitzt. Ich würde mich sicherlich freuen, unsere Unterhaltung irgendwann fortzusetzen, denn ihr müsst mir erzählen, wie man zu einem Namen wie „Zauberschreck“ kommt. Heute aber will ich nichts mehr tun, außer in die Welt der Träume zu entfliehen. Wenn ihr mir also mein Zimmer zeigen wolltet, wäre ich euch dankbar.“, sagt er, ein Gähnen unterdrückend. "Und", fügt er hinzu, "der Köchin mögt ihr meine Komplimente ausrichten, ich habe lange nicht mehr so gut gespeist".

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 13. Jan. 2005, 22:50 Uhr
Es ist bereits dunkel, als Faron endlich die Steinfaust verlässt, um den Rückweg zum Kupferkessel einzuschlagen. Nachdenklich stapft er durch die finsteren Straßen und überdenkt noch einmal den hinter ihm liegenden Tag. Als er sich seinem Ziel endlich nähert hört er einen heißeren Vögelschrei in der Nacht ertönen und hebt reflexartig den linken Arm. Gleich darauf stürzt Klaue auch schon aus dem Himmel herab und lässt sich elegant darauf nieder. Der Faun lächelt und streicht dem Falken behutsam über den gefiederten Kopf. „Na, hat Illiri dir heute ausreichend Jagdglück beschert?“, brummt er sanftmütig und ein winziges Lächeln huscht über sein ernstes Gesicht. Vor der Tür zum Kupferkessel angelangt, bleibt er einen Moment stehen, dann öffnet er und tritt ein.

Nachdem die Tür hinter ihm wieder ins Schloss gefallen ist, schaut sich der riesige Faun um, wobei er sorgsam auf seine Hörner achtet, da er sich noch sehr gut an den Vorfall des Vorabends erinnert. Er kann Euron hinter der Theke entdecken und seine beiden Gehilfen, die durch den Raum huschen. Außerdem steht ein Fremder an der Theke, doch kann Faron nicht viel von ihm erkennen, da ihm der unbekannte gast den Rücken zuwendet und mit Euron spricht. Nun, einiges lässt sich aber dennoch über den Fremden sagen: Offenbar ist er mittelgroß, zumindest größer als Euron, was allerdings nicht sonderlich schwer ist. Es ist jedoch auch nicht so, dass der Faron ihn als ziemlich groß bezeichnen würde, zumindest nicht wenn man faunische Maßstäbe anlegt.

Zudem ist der Unbekannte, soweit Faron dies erkennen kann, in eine schwarze Robe gekleidet und hat einen Wanderstab in der Hand sowie einen Rücksack über der Schulter hängen. Außerdem scheint er dunkles Haar zu besitzen, ob schwarz oder braun kann der Faun im Licht der Taverne allerdings nicht genau sagen. Schweigend bleibt Faron in der Nähe der Tür stehen und wartet erst einmal ab, bis Euron sich um seinen gast gekümmert hat. Schließlich geht er schon einmal zu einem der Tische hinüber und setzt sich, da er, bevor er auf sein Zimmer hinauf geht, gerne noch etwas Warmes essen möchte. Klaue hüpft indessen von seinem Arm hinunter und nimmt auf der Tischplatte platz, von wo er die Theke gut im Blick hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 15. Jan. 2005, 18:47 Uhr
Mittlerweile haben einige Gäste mehr den Weg in den Schankraum gefundenden und Euron ist so beschäftigt, dass er Seron, an seinem Tisch in der Ecke, keine Aufmerksamkeit mehr schenken kann. Schliesslich jedoch, als er gerade wieder hinter der Theke steht, um einige Krüge mit Bier zu füllen, tritt der jungen Mann zu ihm heran, um nach einem Zimmer zu fragen.
Der Kobold schmunzelt ein wenig, als sein Gegenüber erwähnt, dass er gerne die Bedeutung seines Beinamens erfahren würde und sagt schliesslich: "Ich werde Adora euer Lob übermitteln" und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Wenn ihr hier länger bleiben wollt, tut ihr auch gut daran, euch mit unserer Köchin gutzustellen." Für einen Moment verschwindet der Wirt hinter der Theke, um einen großen Schlüssel hervorzuholen und kommt dann wieder hervor. Da gerade jemand zur Tür hereinkommt, schaut er sich kurz um und erkennt Faron. Er nickt ihm kurz zu und fordert dann Seron auf: "Folgt mir, ich werde euch euer Zimmer zeigen", während er in Richtung der Treppe geht.

Langsam steigt Euron die schiefen, knarrenden Holzstufen hinauf. Als er mit seinem Gast den Korridor erreicht, welcher zu den Gästezimmern des Kupferkessels führt, stellt er fest, eine Kerze vergessen zu haben. Er überlegt kurz, ob er noch einmal zurückgehen soll, doch da Seron ihm die schmale Treppe hinauf bereits gefolgt ist, entscheidet er sich anders. Er murmelt kurz ein paar Worte und läßt ein helles gelbes Licht in seiner Hand erscheinen, welches er vor seinen Körper hält, um den Gang zu erleuchten.
Durch die Schatten, welche sich im flackernden Licht ständig bewegen, scheinen die Bilder an den Wänden ein Eigenleben zu entwickeln, als die beiden den Flur entlang gehen, und die darauf abgebildeten Kobolde ständig hin- und herzuhuschen. Doch Euron weiß, dass dies nur durch die wechselnde Beleuchtung hervorgerufen wird, denn sobald man sich direkt davor stellt und genauer schaut, erstarrt alles wieder in der ursprünglichen Anordnung. Meistens jedenfalls, fügt er in Gedanken hinzu, denn schon einige Male hatte er, nachdem er lange ein Bild betrachtete, geglaubt, dass es vielleicht doch kleine Unterschiede gab, als hätten die Personen darauf etwas zu hastig wieder ihre Plätze einnehmen müssen.

Der Wirt führt Seron um einige Ecken des Korridors bis er schliesslich vor einer Tür stehenbleibt. Er steckt den großen Schlüssel ins Schloss, um sie zu öffnen und sagt dann: "So da wären wir. Ich denke, ihr werdet es hier gemütlicher finden, als unten im Schankraum. Ich wünsche euch jedenfalls eine Gute Nacht, so dass ihr euch morgen ausgeruht in der Stadt umschauen könnt."



Während der Wirt mit Seron in die obere Etage geht, bringen Bigöl und Kogum den Gästen das Essen, sobald Adora es fertig zubereitet hat und tragen Bierkrüge und Becher mit Met an die Tische. Auch sie haben den Faun wiedererkannt, als er den Raum betritt, doch obwohl sie Tags zuvor gesehen hatten, dass er friedlich ist und sich Euron sogar mit ihm unterhalten hatte, ist die riesige Gestalt mit dem Raubvogel auf der Schulter nicht weniger furchteinflößend für sie. Wenn der Wirt sich der Gefahr aussetzte von diesem Tier angefallen zu werden, war das schliesslich seine Sache. So laufen beide mehrmals an Farons Tisch vorbei, weil sie gerade immer in diesem Moment woanders in der Schankstube gebraucht werden, bevor Bigöl keine andere Möglicheit hat, als doch einmal dort stehen zu bleiben. Er hält gebührenden Abstand, vor allem, weil der Falke nun auch noch auf dem Tisch entlang zu patroullieren scheint und ihn mit funkelnden Augen anstarrt und fragt mit seiner krächzenden Stimme: "Was wollt ihr? Essen? Trinken?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 16. Jan. 2005, 18:09 Uhr
Seron folgt dem Kobold die Treppe hinauf. Er ist kurz irritiert, als er spürt, dass in seiner unmittelbaren Nähe eine Hervorrufung gewirkt wird, entspannt sich allerdings wieder, sobald er erkennt, dass Euron der Urheber ist. Soso, nicht nur Zauberschreck, auch selbst ein Magier. Es wird ja immer besser… . Dann setzt der Wirt seinen Weg fort und der Gast folgt ihm durch die Gänge des Kupferkessels, während die magische Lichtquelle seltsame Schatten an Wand und Bilder wirft.

Seron bleibt kurz stehen, um eines der Gemälde näher zu betrachten. Es handelt sich um eine Landschaftsdarstellung, deren Liebe zum Detail den Mann verblüfft. Mitten durch die herbstliche Waldlandschaft fließt ein kleiner Bach, an dem ein einfaches Haus aus Stein steht. Davor scheinen einige Kinder im Wasser zu spielen, und als sich Euron und damit auch die Lichtquelle weiterbewegen, kann er sich des Eindruckes nicht erwehren, dass das Bildniss ein Eigenleben hat. Zwei der Kinder tauchen gerade ein drittes unter, während ein weiteres einen Hund am Ufer naß spritzt, wobei die Szenerie einer ständigen Veränderung unterworfen scheint. Sogar den Wellen wohnt eine Art von Bewegung inne. Interessant. Sehr … stimmungsvoll

Schließlich gelangen die beiden zu einer Tür, welche Euron mit einem großen Schlüssel öffnet. Er wünscht seinem Gast eine gute Nacht und kehrt wieder in den Schankraum zurück. Seron nickt, betritt sein Zimmer und schließt die Türe hinter sich. Der Raum ist nicht groß, zum Schlafen allerdings sicherlich besser geeignet als die Stube im Stock darunter.

In der Ecke gegenüber der Türe steht ein einfaches Bett, das sich jedoch nach einer kurzen Überprüfung als durchaus nicht unbequem erweist. Alleine etwas schmal sieht es aus, so dass Seron befürchtet, in der Nacht wohl auf dem Boden zu erwachen. Am Fußende des Bettes steht ein Tisch mit einem Stuhl daneben und einer brennenden Kerze darauf. In die Wand am gegenüberliegenden Ende des Bettes ist ein Fenster eingelassen das, wie Seron feststellt, auf die breite Straße hinausblickt, welche er früher an diesem Abend vom Norden her heruntermarschiert ist. Lehnt er sich weit genug aus der kleinen Öffnung, so kann er sogar einen Teich, etwas weiter die Straße hinauf, erkennen. Seltsam, der ist mir gar nicht aufgefallen. Ich glaub’ fast ich werd unaufmerksam …

Unter dem Fenster befindet sich ein kleineres Tischlein, das wohl eher zum ablegen von Gegenständen gedacht ist, denn als Arbeitsfläche. Gleich links neben der Tür steht ein massiver Kasten aus dunklem Holz, dessen Anwesenheit Seron im Hinblick auf seine Habseligkeiten als Ironie des Schicksals auffasst. Über dem Kopfende des Bettes und dem Tisch am Fußende befindet sich jeweils ein Bild, die sich allerdings, sehr zum Bedauern des Wanderers, nicht bewegen, als er die Kerze davor hin und her schwenkt.
Unter heftigem Gähnen hängt Seron seine Robe über den Stuhl, den Gürtel dann darüber. Dolch und Geldbeutel kommen auf den Nachttisch unter dem Fenster, an den er auch den schweren Wanderstab lehnt. Schließlich stellt er noch die Schuhe neben das Bett und bläst die Kerze aus. Ob seiner Müdigkeit ist er bald, nachdem er sich hingelegt hat, eingeschlafen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 16. Jan. 2005, 18:48 Uhr
Während Euron mit dem Fremden die Treppe hinauf verschwindet, vermutlich um ihm sein Zimmer für die Nacht zu zeigen, wartet Faron darauf, dass er bedient wird. Die Gehilfen des Wirtes laufen auch immer wieder an seinem Tisch vorbei, doch macht keiner der beiden Anstalten sich um ihn zu kümmern.

Eine Weile macht der faun dies schweigend mit, doch langsam wächst der Unmut in ihm. Es wundert ihn nicht, dass ihn die beiden Kobolde und auch die anderen Gäste sehr misstrauisch und teilweise sogar ängstlich beäugen, denn immer wieder musste er auf seinem Weg nach Talyra erleben, wie er als Dämon beschimpft wurde und in seiner Gegenwart mit den Händen die unterschiedlichsten Schutz- und Abwehrzeichen geschlagen würde. Allerdings ist er sich mittlerweile auch bewusst, dass es sich in einer Schänke gehört, alle Gäste höflich und zuvorkommend zu bedienen. Diese Regel vernachlässigen Eurons Gehilfen in seinen Augen jedoch.

Als einer der beiden sich schließlich doch zu ihm herüber begibt und sich erkundigt, was er wünscht, sieht er den armen Kerl zu nächst einmal ausgesprochen finster an. Sein Tag war lang und anstrengend, weshalb er nun etwas brummiger als normal fragt, was der Kobold ihm den an Speisen empfehlen könnte. Offenbar ziemlich verschüchtert und auf sicheren Abstand zu Klaue bedacht, welchen er immer wieder sorgenvoll mustert, rattert er einige Gerichte herunter. Faron hört ihm aufmerksam zu und seine Miene hellt sich dabei sichtlich auf. Eine Pause des Schweigens tritt ein, während der Kobold den Faun erwartungsvoll ansieht und dieser überlegt, was er wählen soll.

Nachdem Faron sich endlich entschieden hat, erklärt er mit bereits deutlich freundlicherer Stimme: „Ich nehme das geschmorte Hähnchen und dazu ein … Bier.“ Er nickt dem Kobold zu, doch gerade als der sich umdrehen will, um in die Küche zu eilen, fällt dem Faun noch etwas ein und er hält ihn noch einmal zurück. „Und bitte wieder einen Teller mit rohem Fleisch, welches in dünne Streifen geschnitten ist“, brummt er und Klaue krächzt bestätigend, so als würde er genau wissen, dass das Fleisch für ihn gedacht ist.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Jan. 2005, 01:19 Uhr
Wie befürchtet, macht der finster aussehende Gast mit den großen Hörnern auf dem Kopf seinem Aussehen alle Ehre, als er nach seinem Begehr gefragt, von Bigöl erwartet, einige Speisen zu empfehlen. Der Kobold weiß im ersten Moment nicht, was er antworten soll, glaubt er doch nicht wirklich, dass sein riesiger Gegenüber auch nur annähernd den gleichen Geschmack hat, wie er selbst. Deshalb zählt er lieber einige der Gerichte auf, die er zuletzt den anderen Gästen gebracht hat und ist froh, als eines davon den Faun zufriedenzustellen scheint.
Nocheinmal muss er eine brenzlige Situation überstehen, als der andere ihm plötzlich am Gehen hindert, doch möchte dieser lediglich noch etwas Fleisch für seinen Falken bestellen. Bigöl seufzt erleichtert, als er endlich hinter den Türen der Küche verschwinden kann, um die Bestellung Adora mitzuteilen. Als er wieder in den Schankraum zurückkehrt und hinter der Theke einen Krug mit Bier füllt, kommt Euron aus dem oberen Stockwerk zurück und nimmt ihm, als er hört, wer das Getränk bestellt hat, gerne die Arbeit ab.

Mit dem Krug in der Hand läßt der Wirt des Kupferkessels seinen Blick durch die Gaststube schweifen, um zu schauen, ob für alle Anwesenden gesorgt ist. Schliesslich bleiben seine Augen an Farons großer Gestalt hängen und er geht mit einem Lächeln auf den Faun zu. Als er dessen Tisch erreicht, stellt er den Krug vor ihm ab und begrüßt ihn: "Einen guten Abend wünsche ich euch, Faron. Nun, wie ich sehe seid ihr zurückgekehrt. Das bedeutet die Stadt und ihre seltsamen Gebräuche haben euch noch nicht allzusehr abgeschreckt, so dass ihr weiter hierzubleiben gedenkt. Das freut mich."
Bevor Euron weitersprechen kann, tritt Bigöl von hinten an ihn heran, eine Platte mit rohen Fleischstreifen tragend. Noch ehe er sie auf den Tisch stellen kann, nimmt sie ihm der Wirt allerdings ab, woraufhin sein Gehilfe schnell wieder verschwindet.

"Erzählt mir doch, wie es euch heute ergangen ist?", fragt der Kobold schliesslich, wieder an Faron gewandt, "konntet ihr jemanden finden, der eure Hilfe im Umgang mit Pferden benötigt oder seid ihr auch morgen wieder auf der Suche nach einer Anstellung?" Während er spricht nimmt er einen der Fleischstreifen von dem Teller und schiebt sie Klaue auf dem Tisch vor den Schnabel. Er ist sich nicht ganz sicher, warum er dem Vogel, welcher ihn, wie gestern auch, mit durchdringenden Blick anschaut, heute soviel mehr Vertrauen entgegenbringt und ist sich sicher, dass es mit seinem Besitzer zusammenhängen muss. Du wirst alt, Euron, denkt er sich dabei, wenn du ernsthaft glaubst, dass dieser Falke die Sympathie teilt, welche du seinem Besitzer engegenbringst.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 18. Jan. 2005, 23:23 Uhr
Faron nickt Euron knapp zu, als dieser den Krug Bier vor ihm abstellt und sich zu ihm an den Tisch gesellt. Er nimmt einen tiefen Zug aus dem Bierkrug, während der Wirt des Kupferkessels fort fährt zu sprechen und muss ein wenig Lächeln, als der Kobold es sogar wagt, dem Falken etwas von dem rohen Fleisch darzubieten. Der Faun setzt den Krug in seiner hand wieder ab und sieht den Wirt direkt an. „Guten Abend“, erwidert er den freundlichen Gruß nun endlich, seine kräftige Hand noch immer um den Bierkrug geschlossen. „Es ist Winter brummt er. Ich bin Fremd hier. Selbst wenn ich wollte, könnte ich die Stadt im Augenblick nur schwer verlassen“, brummt er und weiß selbst gar nicht genau, warum er Euron das alles anvertraut.

Vielleicht weil ich den kleinen Kerl irgendwie mag, schießt ihm ein Gedankenblitz durch den Kopf, und er schüttelt ebendiesen unmerklich etwas. Welch sonderbare Vorstellung. Ein Faun, der glaubt, einem Kobold vertrauen zu können. Diese Überlegungen überraschen ihn ein wenig. Normalerweise legt er sein Misstrauen gegenüber Fremden nicht so schnell ab, und nichts anderes ist Euron nach wie vor für ihn, da macht sich der Faun nichts vor. Immerhin kennen sie sich erst seit vergangenem Vorabend. Und trotzdem beantwortet er nach der kurzen, entstandenen Pause des Schweigens, auch die weiteren Fragen des Kobolds.

„Gerade sind kräftige Jährlinge in der Steinfaust eingetroffen“, fährt er erklärend fort zu berichten. „Viel Arbeit.“ Er grinst zufrieden bei dem Gedanken an die herrlichen, temperamentvollen Tiere. „Vier Siebentage zur Probe, sind mit dem Lord Commander vereinbart, dann wird sich zeigen, was Llaeron Schicksalsfüger weiter für mich bereithält.“ Zufrieden nimmt er noch einen weiteren Schluck Bier aus seinem Krug. Einen Moment überlegt er, was er nun sagen soll, Gespräche zu führen, gehörte noch nie zu seinen größten Eigenschaften und Gaben. Dennoch fragt er Euron schließlich: „Wie kommt es, dass ein Kobold in einer Stadt wie Talyra ein … - Er sucht das passende Wort. – … Gasthaus … führt?“  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 19. Jan. 2005, 23:11 Uhr
"So so, ihr habt also vorerst eine Anstellung in der Steinfaust bekommen", antwortet der Kobold leicht lächelnd, als Faron von seiner erfolgreichen Suche nach Arbeit berichtet. Kein Wunder, denkt er sich dabei, der Lord Commander scheint eine Schwäche für Stadtgardisten zu haben, welche unter den Einwohnern Angst und Schrecken verbreiten würden, trügen sie nicht eine der blauen Uniformen.

Bevor Euron auf die Frage des Fauns antworten kann, bringt Bigöl nun auch dessen Essen, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Das Hähnchen auf dem Teller dampft noch leicht, als es auf den Tisch gestellt wird. Es liegt in einer Pilzrahmsauce, deren Geruch, dem Wirt das Wasser im Mund zusammenlaufen läßt.
Der Kobold setzt sich seinem Gast gegenüber und beginnt nun zu erzählen, während sein Gegenüber das Mahl verzehrt.
"Einen der Gründe, warum ich hier diese Gaststube besitze, habt ihr sozusagen direkt vor euch stehen." Als der Faun etwas verwundert auf den Teller und auf das Stück Fleisch schaut, welches er sich gerade abgeschnitten hat, fügt der Kobold allerdings hinzu: "Nun vielleicht nicht wegen dem Hähnchen in Pilzrahmsauce, aber das gute Essen, welches Adora immer wieder auf die Teller zaubert, hat mich damals, als ich nach einer längeren Reise etwas Erholung suchte und in die Weltenstadt kam, hier verweilen lassen." Eurons Brauen verfinstern sich ein wenig, als er an seine letzte große Reise denkt und das schreckliche Ende, welches sie genommen hatte und für einen Augenblick hängt er den Gedanken daran nach. Mit einem Blinzeln wischt er diese schliesslich fort und erzählt weiter: "Wie dem auch sei, ich hatte bereits vorher einige Male versucht mich niederzulassen, doch jedesmal fehlte mir nach einiger Zeit eine interessante Beschäftigung, welche mich längerfristig an einen Ort gebunden hätte, so dass ich bald wieder durch die Immerlande wanderte." Der Kobold beschreibt ein wenig, welche Studien er aufgenommen oder welchem Handwerk er ohne Erfolg versucht hatte nachzugehen, da alles immer nur kurzzeitig sein Interesse binden konnte.

Euron stellt fest, dass er jetzt selbst etwas zu trinken braucht. Er steht kurz auf, um in die Küche zu gehen und kehrt schliesslich mit einem Becher Met in der Hand zurück. Nachdem er sich wieder gesetzt hat, nimmt er einen Schluck aus dem Trinkgefäß, leckt sich ein wenig über die Lippen, um nichts von dem Getränk zu vergeuden und fährt mit seinem Bericht fort: "Hier angekommen, glaubte ich eigentlich, dass es mir wieder ähnlich ergehen würde. Deshalb hatte ich hier in diesem Haus, welches damals noch etwas anders aussah, ein Zimmer gemietet und verbrachte meine Zeit damit das Larisgrün zu erkunden oder die Luft am Ufer des Ildorel zu genießen. Der Wirt des Gasthauses reiste eines Tages etwas überstürzt ab, um einige Verwandte zu besuchen, von denen er schlechte Nachrichten erhalten hatte, kehrte allerdings nie wieder zurück. Manche Lästermäuler in der Stadt meinten, er wäre vor seinen Gläubigern geflüchtet, doch ich bin mir sich, dass er einen guten Grund hatte, Talyra zu verlassen und das ihn vielleicht ebenso ein Unglück ereilte, wie seine Verwandten, schliesslich hatte er seine Tochter ja hier zurückgelassen."
Der Wirt nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Becher und erzählt den letzten Teil der Geschichte: "Als es klar wurde, dass der alte Besitzer nicht mehr zurückkehren würde, war die Frage, was mit dem Haus und der Gaststube und auch mit den hier angestellten Personen passieren würde. Da sich niemand fand, das Haus zu übernehmen, bot ich mich schliesslich an es weiterzuführen. Ich hatte damals das Gefühl noch nicht wieder vollständig erholt und ausgeruht zu sein, so dass ich glaubte länger bleiben zu müssen."
Euron machte eine Pause und sagt dann nachdenklich: "Und wenn ich es recht bedenke, hat mich dieses Gefühl seitdem nie wieder verlassen."


Für einen Moment lässt Euron den Becher in seinen Händen kreisen, bevor er mit einem Lächeln hinzufügt: "Und nun laufe ich nicht mehr durch die Immerlande, um mir die Welt anzuschauen, sondern lasse die Welt hierher, in meine Schankstube, kommen. Ich kann euch sagen, auch hier kann man nahezu alles erfahren, was dort draussen passiert und seht, selbst einen Faun habe ich erst in meinem Gasthaus kennengelernt und nicht, als ich die durch die weiten Ebenen gereist bin."

Faron hat mittlerweile seinen Teller geleert und auch die Fleischstreifen des Falken sind mittlerweile alle verschlungen. "Wahrscheinlich seid ihr jetzt ganz schläfrig von meiner Geschichte geworden und wollt schlafen gehen", sagt der Wirt zu seinem Gast, "ich denke der Dienst in der Steinfaust beginnt recht früh, oder täusche ich mich?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 23. Jan. 2005, 10:04 Uhr
Schweigend verspeist Faron sein Abendmahl, während er dem Wirt des Kupferkessels zuhört. Das Hähnchen schmeckt in der tat ausgezeichnet und der Faun gut verstehen das Euron die Kochkünste dieser Adora, er vermutet das es sich um die Köchin des Gasthauses handeln muss. Ob sie wohl auch ein Kobold ist?, fragt er sich insgeheim. Die Annahme liegt zumindest sehr nahe, da sowohl der Wirt als auch seine Gehilfen ebenfalls Kobolde sind. Er greift nach seinem Bierkrug und nimmt einen kräftigen Zug. Eurons folgende Reiseschilderungen verfolgt er mit großem Interesse und fortwährendem Staunen.  Der Faun selbst hat seine Heimat, die fernen Llelar-Ebenen bisher noch nie verlassen. Die Reise nach Talyra ist seine erste Reise überhaupt und eine Stadt hat er zuvor auch noch nie betreten.

Nun, immerhin kannte er die eine oder andere Erzählung. Sein Freund Karon hatte ihm öfter das eine oder andere berichtet, wenn er wieder einmal von einem Pferdemarkt zurückgekommen war. Damals hatte Faron seinen Freund nur schwer verstehen können. Er konnte kaum begreifen, wie überraschend leicht es Karon im Vergleich zu ihm viel sich von einem Teil ihrer Herde zu trennen. Selbstverständlich sah auch Faron die Notwenigkeit ein, doch konnte er sich nie dazu durchringen, Karon auf einen der Pferdemärkte zu begleiten. Heute war er seinem Freund für die ausführlichen Schilderungen sehr dankbar, denn andernfalls … Wer weiß wie ich sonst zurechtkommen würde, so ganz ohne Wissen in diesem Gewirr aus hölzernen und steinernen Bauten und stetigem Gewimmel.    

Er hängt ein wenig seinen Überlegungen nach und so reißen ihn die nächsten Worte des Wirtes etwas aus den Gedanken. »Und nun laufe ich nicht mehr durch die Immerlande, um mir die Welt anzuschauen, sondern lasse die Welt hierher, in meine Schankstube, kommen. Ich kann euch sagen, auch hier kann man nahezu alles erfahren, was dort draußen passiert und seht, selbst einen Faun habe ich erst in meinem Gasthaus kennen gelernt und nicht, als ich die durch die weiten Ebenen gereist bin.« Der Faun nickt. Er besitzt nicht die Reiseerfahrungen über welche Euron verfügt, gleichwohl ist auch ihm keineswegs entgangen, welch unterschiedliches Volk sich auf Talyras zahlreichen Straßen aufhält.

Schließlich nimmt er den letzten Bissen des Hähnchens zu sich und leert seinen Krug. Klaue hat sein Fleisch bereits seit geraumer Zeit verzehrt und mustert den Kobold und seinen Herren daher bereits ein wenig ungeduldig. Faron lehnt sich etwas auf seinem Stuhl zurück, blickt Euron geradewegs an und bestätigt dessen Worte. „Ihr habt Recht, ich werde mich zur Ruhe begeben. Der Tag war lang und der nächste wird es ebenfalls.“ Er lächelt. „Und wie sagt man: Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Der Faun erhebt sich. Er stört ihn keinesfalls lange zu arbeiten und am nächsten Morgen wieder früh aufstehen zu müssen, denn anders ist er es Zeit seines Lebens nicht gewöhnt. Aber auch er braucht natürlich irgendwann einmal Schlaf.

Also streckt er den linken Arm aus und sogleich hat sein Falke auch schon darauf Platz genommen, so vertraut ist dem schönen Tier die Geste. Freundlich verabschiedet sich Faron von dem Wirt des Kupferkessels. „Eine angenehme Nacht, Euron Zauberschreck“, erklärt er und nickt dem Kobold zu, dann wendet er sich um, um hinüber zur Treppe zu gehen und sich hinauf in das Zimmer zu begeben, welches der Wirt ihm noch für sechs Nächte überlassen hat. Seine Hufe klingen dumpf auf dem Holz der Treppe, auch wenn er sich redlich bemüht so leise wie möglich zu sein, um niemanden zu stören. Endlich hat er seine Kammer verlassen und atmet erleichtert auf, als sich die Tür hinter ihm schließt. Wie bereits nächtens zuvor, wird er auch heute sein Lager wieder auf dem harten Boden der Kammer aufschlagen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 26. Jan. 2005, 22:14 Uhr
"Ich wünsche euch ebenfalls einen geruhsamen Schlaf", antwortet Euron dem Faun, als dieser sich erhebt, um den Schankraum in Richtung der Quartiere zu verlassen. Der Kobold selbst hat an diesem Abend noch einiges zu tun,denn selbst zu später Stunde ist die Gaststube noch gut gefüllt, so dass er und seine Gehilfen bis weit nach Mitternacht auf den Beinen sind, um die Kundschaft zu versorgen. Doch da viele Besucher für den Wirt auch immer viele Neuigkeiten bedeuten, welche seine Ohren hier und da zufliegen, geht ihm die Arbeit leicht von der Hand.

Als schliesslich auch die letzten Gäste die Tür hinter sich geschlossen haben, verlassen auch Bigöl und Kogum den Kupferkessel, so dass nur noch Euron zurückbleibt. Wie jeden Abend hat Adora bereits längst die Feuer in der Küche des Gasthauses erlöschen lassen und hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. So schiebt der Wirt die Stühle zusammen, räumt die Becher und Krüge von den Tischen und löscht schliesslich, nachdem er die Türen abgeschlossen hat, das Feuer im Kamin, um sich kurz darauf selbst in seine Kammer im Keller zu begeben und sich von Sheilair funkelnde Träume schicken zu lassen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 28. Jan. 2005, 00:52 Uhr
Mit einem Ruck setzt sich Seron im Bett auf und streckt die Hand aus, etwas festzuhalten, das nicht da ist. Erst nach einigen Momenten begreift er, dass es dort nichts zu halten gibt und lässt die Hand wieder sinken. Schwer atmend fällt er auf das Bett zurück.
Die Kehrseite der Medaille. Auf hartem Boden träumt man nichts. Mit der Bequemlichkeit kommen die Erinnerungen. Einige Minuten bleibt Seron noch so liegen, bevor er überhaupt etwas von seiner Umgebung wahrnimmt. Das Zimmer ist noch in morgendliches Zwielicht getaucht. Es sind wohl nicht viele Stunden seit dem Tagesanbruch vergangen.
Seron wälzt sich noch einige Zeit im Bett hin und her, bekommt jedoch die Bilder der vergangenen Nacht nicht aus seinem Kopf. Schließlich steigt er aus dem Bett und beginnt, sich anzukleiden. Kaum zwei Minuten später steht er auf dem Gang vor seinem Zimmer. Einen Schlüssel dafür kann er nirgendwo finden. Da er jedoch ohnehin immer seinen gesamten Besitz bei sich trägt kümmert ihn das nur wenig. Er lässt das Zimmer unverschlossen und begibt sich zum Schankraum. Auf dem Weg dorthin fällt sein Augenmerk zufällig auf eines der Bilder an der Wand. Es zeigt eine herbstliche Waldlandschaft, durch die ein kleiner Bach fließt, an dem ein einfaches Haus aus Stein steht. Im nahen Wald spielen einige Kinder, ein Hund beobachtet das Treiben misstrauisch von der Haustüre aus. Diese Kinder … ich könnte schwören, dass gestern … nun, muss ein anderes gewesen sein. Seron blickt den Gang entlang, einmal hinauf und dann hinunter, findet jedoch kein Gemälde, mit dem er dieses hätte verwechseln können. Mit einem Schulterzucken setzt er seinen Weg fort. Ich muss den Kobold wohl fragen, was genau die Zutaten für dieses Met gestern waren

Der Schankraum des Kupferkessels hüllt sich in absolutes Schweigen, als Seron die Stufen hinabsteigt. Keine Seele wach zu dieser Zeit. Nun, ich kann es ihnen kaum verübeln. Da er aber auf etwas Essbares, um den Tag zu beginnen, ungern verzichten würde, lässt er sich auf einem der breiten Fensterbretter nieder und beschließt zu warten. Früher oder später muss ja schließlich jemand vorbeikommen, der um die Nahrungsvorräte in diesem Haus bescheit weiß...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 30. Jan. 2005, 12:01 Uhr
Faron erwacht in aller Frühe. Sein Schlaf auf dem harten Boden der Kammer war tief und traumlos und als er schließlich wieder erwacht, fühlt er sich so gut wie an jedem anderen Morgen auch. Im Kupferkessel ist es noch still, kein Geräusch ist zu hören. Klaue sitzt ungeduldig in der Fensterbank der Kammer und sieht seinen Herrn mit Bernsteinaugen an. Der Faun erhebt sich und geht zum Fenster hinüber, sehr genau kann er den Wunsch des Vogels in dessen schönen Augen ablesen. Er streicht dem Tier behutsam über den Kopf und lässt es dann hinaus, damit es auf die Jagd gehen kann. Während sich der Falke in die Lüfte schwingt, blickt Faron ihm kurz hinterher und schließt das Fenster dann wieder.

Er dreht sich abrupt um. Draußen auf dem Gang vor seinem Zimmer kann er leise Schritte vernehmen. Sie gehen den Flur hinunter und steigen gleich darauf die Treppe hinab. Offenbar ist der Faun an diesem Morgen nicht der einzige, der in aller Frühe den Tag beginnt, so wie Faron es von jeher gewohnt ist. Der große Faun kleidet sich an und wäscht sich ein wenig, dann beschließt er ebenfalls in den Schankraum des Kupferkessels hinab zu steigen. So schnell es geht möchte er in die Stallungen der Steinfaust, um dort nach dem Rechten zu sehen, doch wäre ein Frühstück zuvor auch nicht schlecht.

Seine Hufe poltern dumpf über das Holz der Treppenstufen, so sehr er sich auch darum bemüht, möglichst leise zu sein, aber dafür sind Faunshufe nun einmal nicht wirklich geschaffen. Der Faun stöhnt innerlich auf und steigt mit achtsam gesenktem Haupt die Treppe hinab, um mit seinen Hörnern nirgendwo anzustoßen, denn seine Lektion vom Abend seines ersten Besuches im Kupferkessel hat er gründlich gelernt.
Unten im Schankraum angekommen sieht er sich um. Von Euron ist noch nichts zu sehen oder zu hören, auch seine Gehilfen lassen sich noch nicht blicken. In einer der Fensterbänke kann der Faun jedoch den Fremden ausmachen, den er bereits am vergangenen Abend kurz mit Euron hat sprechen sehen. Vermutlich ist der Mann ein Gast im Kupferkessel, so wie er selbst es auch ist.

Unschlüssig was nun zu tun ist, mustert Faron den Unbekannten zunächst einmal. Da er sitzt, kann er dessen Größe nur schwer einschätzen, doch weiß er aus der Erinnerung des vergangenen Abends, dass der Mann deutlich kleiner war als er selber. Schwarzes Haar fällt auf hagere Schultern herab und umgibt ein kantiges Gesicht, welches keinerlei Emotionen verrät. Bekleidet ist der fremde Mann mit einem schwarzen gewand, welches dem Faun sehr ungewohnt anmutet, hat er solche Gewänder doch nie zuvor gesehen. Der Narbe im Gesicht des Fremden schenkt Faron kaum Beachtung. Der Anblick von derlei Verletzungen ist für ihn nichts Besonderes. Auch sein eigener Körper ist davon gezeichnet, daher denkt er sich nichts weiter dabei.

Schließlich geht er langsam auf einen der Tische zu, setzt sich aber nicht. Stattdessen bleibt er daneben stehen und nickt dem unbekannten Mann grüßend zu, wobei er ihn immer noch mit misstrauischen Blicken bedenkt. „Shenrah zum Gruß“, brummt er distanziert aber trotz allem recht freundlich, seiner angenehmen, wohl tönenden Stimme sei Dank.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 30. Jan. 2005, 18:12 Uhr
„Shenrah zum Gruß“
Seron fährt aus seinen Gedanken auf. Erschrocken blickt sich um sieht einen Faun mitten im Schankraum stehen. Narr! Wie unvorsichtig kann man sein, selbst einen Faun nicht den Raum betreten zu hören? Wenn sich schon ein solches Wesen mir unbemerkt nähern kann … so etwas kann ich mir kaum leisten.
Der Wanderer unterdrückt seinen Zorn über das Missgeschick. Äußerlich ruhig erhebt er sich vom Fensterbrett und besieht sich sein Gegenüber. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass dieser Zeitgenosse wohl auf die Liste derer zu setzen ist, die man ohne einen Trumpf im Ärmel besser nicht verärgern sollte. Der Faun steht neben einem Tisch und blickt Seron abwartend an. Erst als dieser zum Gruß ansetzt wird ihm bewusst, dass er die Antwort auf die Phrase, welche sein Gegenüber zum Gruß verwendet hat, nicht kennt. Da er jedoch den Mund bereits geöffnet hat und so unfreiwillig einen recht seltsam anmutenden Eindruck macht beschränkt er sich auf ein „Guten Morgen“. Er muss dabei den Kopf bereits recht stark nach hinten neigen, um dem Faun ob dessen überragender Körpergröße noch ins Gesicht blicken zu können.
„Ihr seid ein Gast in dieser guten Stube?“, fragt er in der Hoffnung, der Neuankömmling sei vielleicht doch hier angestellt und könne ihm zu einem Frühstück verhelfen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 01. Feb. 2005, 12:00 Uhr
Wie nicht anders zu erwarten scheint der Mann von Farons Anblick nicht sonderlich begeistert zu sein, jedenfalls schließt der Faun dies, als der Angesprochene erschrocken zusammenzuckt, als er ihn grüßt. Der Fremde sieht ihn einen Augenblick lang unverwandt an, öffnet den Mund, sagt aber nichts. Erst einige Momente später entscheidet er sich doch, den Gruß des Fauns zu erwidern und setzt noch eine höfliche Frage hinzu. Faron nickt bedächtig mit dem Kopf. „Ja, ein Gast. Wie Ihr, nehme ich an?“, fragend sieht er auf den Mann hinab, der aus der Fensterbank aufgestanden ist und ihn nun zu ihm aufschaut. Er lässt seinen Blick umherschweifen. „Noch niemand zu sehen? Oder habt Ihr schon jemanden angetroffen?“ Er macht eine kurze Pause. „Ich meine den Wirt oder einen seiner Gehilfen …“, setzt er nach einer Weile noch hinzu, dann schweigt er endgültig, für seine Verhältnisse hat er schon mehr als genug geredet.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 03. Feb. 2005, 17:55 Uhr
Der Faun ist offensichtlich nicht besonders gesprächig. Dies stört Seron im Moment allerdings nicht im Geringsten, nagt er doch noch immer etwas an den Träumen der vergangenen Nacht. „Ja, ein Gast bin ich“ und „Nein, noch keine Seele außer der euren habe ich heute gesehen“ ist alles, was er erwidert.
Da der Faun offensichtlich nicht mehr zu sagen hat lässt sich Seron wieder auf der Fensterbank nieder und starrt aus dem Fenster. Die Jahre und der Staub haben ihre Spuren auf dem gelblichen Glas hinterlassen, so dass zwar das Licht hindurch kommt, man jedoch kaum etwas von der Welt außerhalb des Kupferkessels sehen kann. Mit dem Ärmel seiner Robe versucht Seron das Fenster etwas zu putzen, erzielt jedoch damit nur recht bescheidene Erfolge. Draußen herrschen noch immer das morgendliche Zwielicht und die winterliche Kälte. Die Straßen scheinen genauso leer wie der Kupferkessel.
Trotzdem, bald werden sie voller Menschen sein. Menschen und allerlei anderen Wesen. Ob das wohl das Richtige für mich ist? Noch könnte ich gehen und keiner würde mich sehen. Außer dem Faun und dem Kobold würde wohl nie jemand wissen, dass ich hier war. Und wohin dann? Wieder gen Norden, in die Heimat? Bald ist Seron wieder tief in seinen dunklen Gedanken versunken.
Als er nach einiger Zeit der Melancholie und des schweigsamen Wartens überdrüssig wird wendet er sich wieder dem Faun zu. „Und darf ich euren Namen wissen?“, fragt er, „Was führt euch hierher? Ich bin viel umhergezogen und habe doch sehr wenige eurer Art getroffen. Sag, was bringt einen des verschlossenen Volkes unter die Menschen?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 04. Feb. 2005, 00:57 Uhr
Euron erwacht an diesem Morgen von lauten Geräuschen, welche von den Treppenstufen eine Etage über ihm in den Keller und zu seinem Schlafplatz dringen. Für einen Augenblick öffnen sich seine Augen, doch zieht Sheilair, sie ihm schneller wieder zu, als er braucht, um sich von seinem Lager zu erheben. Noch einige Minuten hält ihn ein leichter Schlaf gefangen, bis ihm plötzlich der Grund für die Geräusche bewußt wird und er aufschreckt und sich, diesmal richtig wach, fragt, wie lange er seitdem noch liegengeblieben ist.

Schnell steht er diesmal auf und kleidet sich an. Seine Kleider sind klamm von der kalten, feuchten Luft, doch versucht er das zu ignorieren, da er weiß, dass im Schankraum wohl jemand darauf wartet sein Frühstück zu bekommen. Ich hoffe nur, der Junge wartet, bis ich ihm etwas serviert habe. Ich will zwar nicht, dass er an seinem ersten Arbeitstag zu spät kommt, doch mit leerem Magen, sollte er ihn auch nicht beginnen. Als der Wirt die Leiter hinauf zur Gaststube hochsteigt, stellt er fest, dass auch die Knöchelchen, welche seine Frisur in Form halten, sich gelockert habe und verschoben sind, doch entschliesst er sich, sich seinem Äußeren zu widmen, sobald der Faun etwas zu Essen bekommen hat.

Als Euron schliesslich die Gaststube betritt, stellt er fest, dass der Faun anscheinend nicht der einzige Besucher ist, welcher sich schon zu so früher Stunde auf den Beinen befindet. "Guten Morgen", brummt er deswegen etwas missmutig, als er an den Kamin tritt, um das Feuer zu entzünden. Wenn es demnächst alle meine Gäste vorziehen, so zeitig aufzustehen, werde ich bald früher schliessen müssen, um rechtzeitig wieder wach zu werden. Als die Holzscheite schliesslich lodern, wendet er sich zu Seron und dem Faun um, die sich gerade zu unterhalten scheinen, obwohl ihr Gespräch eher schleppend vorangeht.
"Ich werde das Frühstück so schnell wie möglich zubereiten", gibt er ihnen zu verstehen, "es wird aber einige Zeit dauern, bis das Wasser kocht und der Herd warm genug ist, um etwas Ei und Schinken zu braten."
Er wartet ihre Reaktion kaum ab, um kurz darauf wieder hinter der Theke zu verschwinden und in der Küche die nötigen Vorkehrungen zu treffen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 04. Feb. 2005, 11:14 Uhr
Faun tut es Seron gleich und setzt sich nun ebenfalls. Aber nicht in die Fensterbank, sondern an einen der nahen Tische. Aufgrund seiner Größe geht er dabei sehr bedacht vor, da Tische und Stühle des Kupferkessels ursprünglich sicher nicht unbedingt für einen Gast seiner Art gedacht waren. Der Mann in der Fensterbank schweigt, was dem Faun gerade recht kommt, doch irgendwann scheint der fremde der Stille doch überdrüssig zu sein und richtet wieder das Wort an ihn. „Faron“, gibt der Faun schließlich preis. „Man nennt mich Faron. Und wer seit Ihr, wenn ich fragen darf?“ Er mustert Seron mit eindringendem Blick und geht vorerst nicht weiter auf dessen übrige Fragen ein.

Auch ist es so, dass Euron just in diesem Moment in der Schankstube erscheint. Und der Kobold macht einen eher verstimmten Eindruck auf den Faun. Innerlich schmunzelt Faron ein wenig. Ihm ist schon aufgefallen, dass der Wirt des Kupferkessels nicht sonderlich ein Freund des frühen Morgengrauens ist. „Shenrah zum Gruß“, lässt der Faun seine wohltönende Stimme erklingen, um den Gruß des Wirtes zu erwidern und nickt ihm leicht mit dem gehörnten Haupt zu, als er erklärt, dass er das Frühstück sofort und so schnell es geht zubereiten wird. Der Kobold wartet nur wenige Augenblicke, dann ist er auch schon hinter den Theke und in der Küche verschwunden.

Faron blickt ihm kurz nach, wendet sich dann aber wieder Seron zu. Er überlegt einen Moment, bevor er wieder zu sprechen beginnt. Das verschlossene Volk, so also nennt man uns auch. Nun, es gibt etliche Bezeichnungen für uns, die weniger schmeichelhaft sind. Diese Erfahrung hat er auf seiner Wanderung nach Talyra nicht nur einmal machen müssen. Daher hält er sich auch mit einer ausführlichen Antwort zurück und lässt es bei einem einfachen „Die Umstände führten mich her“ bewenden, denn wie alle seiner Art ist der Faun ausgesprochen misstrauisch und vorsichtig.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 04. Feb. 2005, 16:14 Uhr
Seron erwidert den forschenden Blick des Fauns, ohne dabei eine Miene zu verziehen, und will eben auf dessen Frage antworten, als der Wirt des Kupferkessels den Raum betritt. Von der Fensterbank aus beobachtet Seron schweigend, wie ein äußerlich leicht desolat und verstimmt wirkender Euron Feuer im Kamin entfacht. Als der Kobold schließlich mit Worten, die Hoffnung auf baldiges Frühstück geben, den Raum verlässt, wendet sich der Menschen wieder Faron zu.

„Nun, ich bin nichts als ein Wanderer. Man hat mich schon viele Namen geheißen, die meisten davon mit … nun ja, nennen wir es abwertende Untertöne.“ Seron überlegt kurz und setzt dann in einem recht zynisch anmutenden Tonfall fort: „Wenn ich mich so erinnere waren wohl Lump und Hund die häufigsten, dicht gefolgt von Scharlatan und Dieb. Wenn es euch allerdings beliebt ziehe ich Seron vor.“
Der Wanderer hält kurz inne, um in eine bequemere Position zu wechseln und meint dann:
„Dass euch die Umstände herführen kann ich mir gut denken. Ich habe noch selten einen Reisenden getroffen, den etwas Anderes als die Umstände führte. Wenn ihr mir den Grund eurer Anwesenheit nicht nennen wollt so kann ich das nur zu gut verstehen.“

Da ihm auch auch der neue Sitz nicht so recht passen will und die Kälte von draußen das Fensterglas durchdringt, steht Seron auf und begibt sich zu Kamin, wo er sich auf einem gut gepolsterten Sessel niederlässt. „Besser“, murmelt er und wendet sich wieder dem Faun zu, falls dieser vielleicht doch noch etwas zu sagen weiß, und um, hungrig wie er ist, die Küchentür im Auge zu haben.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 05. Feb. 2005, 10:51 Uhr
Faron hat bisher zu wenig Übung im Umgang mit fremden Völkern, weshalb er mit dem leicht zynischen Unterton von Serons Stimme nicht viel anfangen kann. Die Worte des Mannes bestätigen ihm allerdings mehr oder weniger sein anfängliches Misstrauen, so dass auch weiterhin sehr vorsichtig und zurückhaltend, wenn auch keinesfalls unfreundlich auf den Seron reagiert. Dieser hat offenbar schon bemerkt, dass der Faun nicht sonderlich gesprächig zu sein scheint und hat sich mittlerweile zu einem bequemeren Platz am Kamin begeben. Von dort hat er einen guten Blick hinüber Faron sowie zur Küche und der Blick des Fauns folgt dem Serons dorthin.

Er ist hungrig und ein anstrengender Tag liegt vor ihm. Die Arbeit in den Ställen der Steinfaust kostet Kraft und mit einem guten Frühstück gestärkt den Tag zu beginnen, ist daher für den Faun im Grunde selbstverständlich. Daher wartet er auch geduldig darauf, dass Euron wieder in der Schankstube erscheint. Seine Gedanken hingegen schweifen bereits zu den Ställen und den herrlichen, temperamentvollen Jährlingen, die dort auf bereits auf ihn warten. Zudem fragt er sich, wie der nächtliche Einsatz der Blaumäntel wohl verlaufen sein mag und beinahe bereut er es ein wenig, dem Lord Commander nicht zumindest seine Hilfe angeboten zu haben.

Dann schiebt er diesen Gedanken jedoch beiseite. Ich wäre keine Hilfe gewesen. Sehr genau erinnert sich noch daran, dass Olyvar von Tarascon angeordnet hatte, dass seine Männer die Steinfaust unberitten verlassen sollten. »Keine Pferde - sie sind zu laut und würden uns in den engen Gassen auch nicht schneller hinbringen.« Faron blickt grimmig zur Theke hinüber. Ich wäre ebenfalls ZU LAUT gewesen. Und was hätte ich auch sonst schon tun können?, fragt sich der Faun, da er im Gegensatz zu den Männern der Stadtwache noch nie eine andere Waffe als sein Jagdmesser geführt hat.

Im Übrigen fühlt er sich der Stadt keinesfalls in irgendeiner Form verpflichtet. Talyra hat nichts für ihn getan, also warum sollte er etwas für die Stadt tun? Nur ein Grund hätte ihn bewegt, die Blaumäntel zu begleiten: Eine ausgesprochene Bitte des Lord Commanders. Einzig ihm gegenüber verspürt der Faun so etwas wie Loyalität und eine damit verbundene Verpflichtung, denn Olyvars Vertrauen ehrt ihn in gewisser Weise. Faron hat auf seinem Weg nach Talyra sehr schnell gelernt, dass ein Verhalten, wie jenes, welches der Lord Commander ihm gegenüber an den Tag gelegt hat, alles andere als selbstverständlich ist. Viel häufiger ist es, dass man Angehörigen seiner Art mit unsinnigem Aberglauben und Furcht begegnet und diese Furcht birgt viele Gefahren.

Schließlich schüttelt der Faun leicht seinen Kopf, um auch den letzten Gedanken an diese Ereignisse daraus zu verbannen und blickt stattdessen erst zu Seron und dann zur Theke hinüber. Dabei fragt er sich, wann Euron wohl mit dem Frühstück erscheinen mag, da er langsam einen deutlichen Hunger verspürt und auch immer ungeduldiger darauf wartet, dass er den Kupferkessel verlassen kann, um seinen Dienst in der Steinfaust zu beginnen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 05. Feb. 2005, 20:47 Uhr
In der Küche entzündet Euron zuerst das Feuer im Herd, nachdem er einige Scheite Holz vom Hof des Kupferkessels geholt hat. Sogleich darauf füllt er den großen Wasserkessel auf und hängt ihn an einen der Haken über dem Feuer, welches sich langsam auf alle Holzscheite verteilt. Danach sucht er einen Topf und befestigt ihn neben dem Kessel, um darin das Frühstück für seine beiden Gäste zuzubereiten. Er holt die Zutaten, welche er benötigt aus der Vorratskammer und gibt zuerst Butter in den Topf, in die er schliesslich etwas Mehl einrührt und anbräunen läßt, während er Zwiebeln und Speck schneidet. Ein paar Streifen des Fleisches legt er auf einen Teller, um sie für Klaue zu reservieren, denn Rest des Geschnittenen gibt er zu Mehl und Butter dazu. Daraufhin schaut er sich in der Küche um, wo Adora den Behälter mit der Fleischbrühe abgestellt hat. Er findet den Topf in der Nähe des Herdes und kostet davon. Sie schmeckt noch frisch und kräftig, doch ist nicht mehr allzuviel davon vorhanden. Für die Mehlsuppe, sollte es aber wohl noch reichen, denkt er sich und gießt sie durch ein Sieb zu den anderen Zutaten, welche bereits über dem Feuer brutzeln. Der Kobold rührt mehrmals kräftig um und läßt die Suppe dann kochen. Es würde nun nicht mehr allzu lange dauern, bis er sie servieren kann.

Während die Mehlsuppe köchelt, nimmt der Kobold zwei große Becher, um in ihnen Tee zuzubereiten. Er entscheidet sich heute dafür Brombeerblätter, Holunder- und sowie Silberlindenblüten aufzubrühen. Von jeder Zutat läßt er etwas in die Becher fallen und nimmt sich dann ein Tuch aus dickem Leinen, um sich nicht die Finger zu verbrennen, als er den Wasserkessel vom Herd zu nimmt und die Becher auffüllt.
Anschliessend hängt er den Kessel wieder über den Herd, doch diesmal etwas höher über dem Feuer, damit das Wasser nicht sofort wieder anfängt zu kochen.

Er schnappt sich die beiden Becher und eilt durch die Tür in den Schankraum. Mittlerweile haben sich Seron und Faron etwas näher an den Kamin gesetzt, doch scheint die Atmosphäre zwischen ihnen weiter angespannt. "So", sagt der Kobold, als er den Tisch erreicht, "zuerst habe ich einen warmen Schluck vorbereitet. Ich war gerade kurz vor der Tür und ich denke es wird ein kalter, klarer Tag werden."
Er setzt die beiden Becher ab und verschwindet wieder in der Küche.

Ein weiteres Mal rührt er die Suppe um, und schmeckt sie dann ab, sorgsam darauf bedacht seine Lippen nicht zu verbrennen. Als er zufrieden mit dem Ergebnis ist, gießt er noch einen Schluck roten Wein hinzu und läßt das Ganze einen letzten Moment aufkochen. Währenddessen sucht er zwei Schüsseln heraus und füllt sie schliesslich, als er glaubt, lange genug gewartet zu haben, mit der braunen Suppe.
Vorsichtig nimmt er die beiden vollen Schalen, zwei Löffel, sowie den Teller mit Klaues Mahl, in die Hand und geht zurück in den Schankraum.

"Ich hoffe, dass es Stärkung genug für den Tag ist", sagt Euron zu den beiden Gästen, als er ihnen ihr dampfendes Morgenmahl auf den Tisch stellt und sich schliesslich selbst dazu setzt. Der Faun und der Mensch scheinen beide nicht  an einer Unterhaltung interessiert zu sein, weshalb der Wirt versucht ein Gespräch zu beginnen. Da er weiß, dass Faron heute wieder zu seiner Arbeit in den Ställen der Steinfaust zurückkehren wird, wendet er sich an Seron und fragt: "Was habt ihr am heutigen Tag vor? Ihr sagtet gestern, ihr wollt euch nach Arbeit umschauen, ist das richtig? Nun," dabei schaut er kurz zu dem Faun, "vielleicht kann euch Faron davon berichten, ob es schwer ist zu dieser Jahreszeit in Talyra eine Anstellung zu finden, war er doch selbst vor kurzem auf der Suche danach."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 06. Feb. 2005, 15:57 Uhr
Als Euron mit dem Mahl den Raum betritt und dieses auf den Tisch stellt, rückt Seron mit dem Stuhl etwas näher. Der Mensch verspürt bereits großen Hunger, der durch den Duft der frischen Mehlsuppe nicht unbedingt gelindert wird, doch beherrscht er sich der Höflichkeit halber und lässt das Essen vorerst beiseite, um auf die Frage des Kobolds zu antworten.

„Ja, ich werde mich heute wohl nach Arbeit umsehen müssen, denn vom guten Willen werde ich kaum lange leben können. Was das Auffinden einer solchen Anstellung anbelangt … nun, eure Stadt wirkt doch recht groß auf mich, ich nehme daher an, dass es hier eine Bibliothek oder sonstige Aufbewahrungsorte für Bücher geben wird, an denen diese geordnet und studiert werden. Nach meiner Erfahrung sind Leute, die des Lesens und Schreibens mächtig sind dort immer gefragt. Ich werde mein Glück wohl zuerst an diesen Orten versuchen. Sollte die Kenntnisse der Kalligraphie alleine mir keine Anstellung verschaffen, so kann ich nötigenfalls auch theoretisches Wissen zur Zauberei in den Belangen der Herbeirufung und Natur von Dämonen aller Art sowie eine bescheidene Unterweisung in der Geschichte der Immerlande aufbieten.“

Seron hält kurz inne um einen Schluck vom Tee zu nehmen, den der Wirt zuvor auf den Tisch gestellt hat, und fährt dann fort, „Ich muss gestehen, dass meine Fertigkeiten auf dem Gebiet der Handwerkskunst ausgesprochen --- hm, nun ja, bescheiden sind. Es hat wohl nie irgendjemand für notwendig befunden, mich etwas darüber zu lehren, und so kann ich auf diesem Gebiet bloß zwei linke Hände vorweisen. Doch sagt“, meint der Wanderer, während er sich Faron zuwendet, „ihr seit auch neu in dieser Stadt? Dann erzählt doch bitte, wie ihr hier Anstellung gefunden habt. Ich bin nicht allzu wählerisch was die Art meiner Arbeit anbelangt, und so kann ich euren Rat vielleicht gebrauchen“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 06. Feb. 2005, 18:54 Uhr
Faron dankt Euron knapp für die dampfende Mehlsuppe, dann beginnt er zu speisen, währen der Kobold beginnt, Seron in ein Gespräch zu verwickeln. Auch als der Wirt in einem kurzen Nebensatz meint, Faron könne Seron eventuell berichten, ob es derweil schwer sei, in der Stadt eine passende Stellung zu finden, schweigt der Faun. Er hat nicht den Eindruck, als könne er dem Mann mit seinen Erfahrungen diesbezüglich eine große Hilfe sein und Serons Ausführungen bestätigen seine Annahme.

Ein Schriftgelehrter, ein Magier, ein Hüter der Geschichte, denkt er bei sich. Was sollte ich dem raten? Und er sagt selbst, dass er für handwerkliche Dinge nicht geschaffen ist … Vor allem dieses Eingeständnis versetzt den Faun in Erstaunen. Noch nie ist ihm jemand begegnet, der sich seinen Lebensunterhalt nicht mit Kraft der Hilfe seiner Hände Arbeit verdient hat. Sehr erstaunt sieht der den Mann daher über den Rand seines Suppentellers hinweg an.  

Er will sich auch weiterhin aus dem Gespräch heraushalten, aber Seron spricht ihn schließlich direkt an und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu antworten. „An einer Anschlagtafel auf dem Markplatz kann man nachlesen, ob irgendwo eine Stelle ausgeschrieben ist. Auch hörte ich von einem Gildenhaus, doch dazu kann ich Euch nichts sagen“, brummt er und legt den Löffel in seiner Hand beiseite, da er seinen Teller mittlerweile geleert hat. „Ich selber habe schließlich in der Steinfaust gefragt, ob sie jemanden in den Ställen brauchen. Aber das wäre wohl nichts für Euch?“ Er mustert Seron eingehend mit kritischem Blick.
„Vielleicht lässt sich dort aber auch für einen Schreiber eine Stelle finden, was meint Ihr?“ Bei diesen letzten Worten schaut der Faun nun fragend von Seron zu Euron hinüber.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 07. Feb. 2005, 23:39 Uhr
Euron muss etwas schmunzeln, als der Faun die Ratschläge wiederholt, welche ihm der Kobold einen Tag zuvor gegeben hat, aber auch feststellt, dass er nach einer ganz anderen Art von Anstellung gesucht hat, als sie Seron vorschwebt. Als sich Euron die Worte des Menschen vom gestrigen Abend ins Gedächtnis zurückruft, kann er verstehen, dass dieser nie eine handwerkliche Ausbildung erhalten hat. Überraschend ist für den Wirt nur, dass Seron so offen über sein magisches Wissen redet, vor allem in einem Gebiet, welches nun nicht gerade dazu geeignet ist, bei einer Anstellung ein gutes Licht auf ihn zu werfen. Der Kobold fragt sich, wie der Mensch dieses erlernt hat, doch konnte er im Moment nur darüber spekulieren.

"Ihr habt völlig recht, Faron", antwortet er schliesslich dem Faun, blickt dann aber zu Seron hinüber, "es wäre möglich, dass in der Steinfaust eine Stelle als Schreiber frei ist, doch auch im Haus der Bücher, in den Stadthallen oder im Haus der Geschichten kann man bestimmt jemanden mit einer sauberen Schrift gebrauchen. In ersterem hat man vor einiger Zeit damit begonnen einen Großteil des Schriftbestandes zu erneuern. Ich weiß nicht, wie weit die Arbeiten dabei gediehen sind. Vielleicht kann Maester Malakai ja noch etwas Hilfe dabei gebrauchen."

Nocheinmal blickt er zu Faron, welcher mittlerweile  sein Mahl beendet hat. Obwohl er, als auch Seron recht offen gewesen sind, als Euron mit ihnen gesprochen hat, scheinen sie untereinander kaum ein paar Worte gewechselt zu haben, sorgsam darauf bedacht, nicht zuviel von sich selbst zu verraten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Faron am 08. Feb. 2005, 23:32 Uhr
Auf Eurons Feststellung weiß der Faun nichts rechtes zu erwidern und so blickt er nur stumm zwischen dem Kobold und dem Seron hin und her, bis er sich schließlich dafür entschiedet, das Frühstück zu beenden. In der Steinfaust wartet Arbeit auf ihn. Der Morgen graut bereits und Faron kann es mittlerweile kaum noch erwarten, endlich wieder in den Ställen umherzulaufen. Und bei dem Gedanken an die vielen, prächtigen Pferde schleicht sich ein leichtes Lächeln auf seine sonst so harten Gesichtszüge. Er erhebt sich daher und schiebt seinen Stuhl an den Tisch.

„Die Suppe war ausgezeichnet, Euron“, erklärt er höflich. „Doch werde ich mich nun besser auf den Weg machen. Die Arbeit ruft.“ Die Andeutung eines weiteren Lächelns zeigt sich auf seinem Gesicht. „Ich wünsche Euch einen guten Tag“, er nickt dem Wirt zu. „Euch ebenso.“ Bei diesen Worten wendet sich der Faun Seron zu. „Und gutes Gelingen bei Eurer Suche nach Arbeit.“ Er nickt den beiden zum Abschied noch einmal zu, dann dreht er sich um, durchquert mit langem, polterndem Schritt den Schankraum und verlässt den Kupferkessel schließlich durch die hölzerne Eingangstür, welche kurz darauf wieder knarrend hinter ihm ins Schloss fällt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 09. Feb. 2005, 21:46 Uhr
Seron blickt dem Faun nachdenklich hinterher, als dieser den Raum verlässt. Als die Türe des Kupferkessels ins Schloss fällt, wendet er sich Euron zu. "Sagt mir, Euron, gibt es in diesen Landen viele wie ihn? Obwohl ich lange umhergewandert bin habe ich sehr wenige seiner Art gesehen. Ich hatte bisher angenommen, dass Faune es bevorzugen, unter sich zu bleiben. Dass sich einer von ihnen so alleine unter Menschen, sogar in eine Stadt begibt, dass finde ich verwunderlich." Der Mensch blickt abermals zur Tür und schüttelt dann den Kopf.

"Aber wie dem auch sei, dringlicher ist mir im Moment das Anliegen meiner Anstellung. Die --- Steinfaust, wie ihr sie nanntet, ist die Wache in dieser Stadt? Dann habe ich tatsächlich denkbar wenig Interesse daran, dort zu dienen. Doch dieses Haus der Bücher, erzählt mir, beherbergt es eine große Sammlung? Versteht mich nicht falsch, ich habe in den letzten Jahren viele Einrichtungen gesehen, die so schmückende Namen wie Quell des Wissens, Haus der Erleuchtung oder Große Bibliothek trugen, doch war kaum eine von ihnen der Erwähnung wert." Serons Augen scheinen fast zu leuchten, als er fortfährt, "Doch habe ich auch Sammlungen gesehen, bei deren Anblick mein Herz Sprünge vollführen wollte. Mächtige Regale, vollgefüllt mit prachtvoll gebundenen Büchern, herrlich gearbeitet, im Inneren wie Außen. Wisst ihr ich hatte früher selbst --- "Der Mensch unterbricht seinen Redefluss und sein Gebaren ändert sich schlagartig, als ob ihm erst jetzt die Umstände wieder in Erinnerung gerufen würden.
„Entschuldigt, ich schweife wohl ab", setzt er in viel nüchternerem Tonfall fort, "was ich sagen wollte war, dass ich selbst eine große Liebe für Bücher hege. Leider hatte ich in den letzten Jahren nicht oft Gelegenheit, ein gutes Exemplar zu studieren." Serons Gesicht nimmt einen Ausdruck von Verachtung an, als er fortfährt, „Niemand gibt einen Landstreicher Unterkunft, geschweige denn Arbeit, von so wertvollen Dingen wie einem Buch gar nicht zu reden. Woher sollte ein Bittsteller denn auch Lesen können?"
"Doch um zur Sache zurückzukehren, das Haus der Bücher, ist es öffentlich zugänglich? Denn selbst wenn ich dort keine Anstellung finde, so würde ich es mir doch gerne näher ansehen. Die Vorstellung, den Tag wieder mit einem Buch beginnen zu lassen, von der konnte ich die letzten Jahre nur träumen. Könnt ihr mir den Weg zu diesem Gebäude beschreiben. Und das zweite? Das --- Haus der Geschichten? Wie steht es damit?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 11. Feb. 2005, 22:09 Uhr
Als sich die Tür hinter Faron geschlossen hat, scheint der Mensch, welcher am Tisch geblieben ist etwas gesprächiger zu werden. Seine erstaunte Frage darüber, ob Faron der einzige seiner Art in der Stadt ist, kann der Wirt gut nachvollziehen. Schliesslich war er an dem Abend, als dieser zum erstenmal durch die Eingangstür des Kupferkessels kam, genauso überrascht gewesen. Doch bevor der Kobold selbst etwas dazu sagen kann, redet der Mensch bereits weiter und kommt auf das ursprüngliche Thema ihres Gesprächs zurück. Es scheint Euron, als hätte er mit seinen Vorschlägen genau richtig gelegen, als er hört, wie begeistert sein Gegenüber von Büchern spricht. Es scheint sich dabei in der Tat um eine große Liebe seines Gastes zu handeln, wie dieser selbst sagt.
Umso erstaunlicher, denkt sich der Wirt, sieht man ihm die Gelehrtheit doch überhaupt nicht an. Als ich ihn das erste Mal erblickte und seine Kleidung sah, habe ich vermutet, dass es sich bei ihm um einen Dieb handelt, vielleicht nicht um einen der billigsten Sorte, aber nichtdestotrotz um jemanden der die Schatten sucht, um unentdeckt zu bleiben. Doch nun, nachdem Seron gestern ein wenig von seiner Vergangenheit berichtet hat und jetzt so ehrfurchtsvoll davon sprach jeden Tag wieder ein Buch in die Hand nehmen zu dürfen, ist Euron klar, dass auch bei dem Menschen das Äußere einen falschen Eindruck von der Person vermittelt, die sich dahinter verbirgt.

Schliesslich beginnt der Kobold auf Serons Fragen zu antworten: "Ich denke ihr könnt ganz unbesorgt in das Haus der Bücher treten, solange ihr lediglich auf der Suche nach etwas zu lesen seid. Sicherlich werden die Priester ein wachsames Auge auf euch haben, doch niemand wird euch daran hindern in den Regalen zu stöbern." Der Kobold überlegt kurz und fügt dann hinzu: "Und ihr werdet sicherlich etwas finden, was euch zusagt. In die Weltenstadt kommem Personen aus allen Regionen der Immerlande und aller Rassen, um sich hier niederzulassen, wie ihr ja selbst an dem Faun gesehen habt, und diese Vielfalt findet sich auch in der Bibliothek wieder."
Der Wirt erkennt in Serons Gesicht, dass dieser sich eine derartige Antwort erhofft hat und beschreibt ihm deshalb den Weg dorthin: "Geht einfach über den Marktplatz und in Richtung des südlichen Stadttores. Auf dem Weg dorthin liegt das Haus der Bücher auf der rechten Seite, ein großes Haus, welches im Sommer vom Weinlaub überwuchert ist. Es hebt sich deutlich von den anderen Gebäuden ab. Ihr könnt es gar nicht verfehlen."

Euron benötigt einen Moment des Nachdenkens, um sich die Antwort auf Serons zweite Frage, wie er am einfachsten zum Haus der Geschichten gelangen kann, zu überlegen, da er selbst nicht oft Gast in diesem Haus gewesen ist und es zumeist aus Erzählungen seiner Besucher kennt. Schliesslich sagt er etwas zögerlich: "Wenn ihr zum Haus der Geschichten wollt, ist es am besten, ihr geht zum Strand des Ildorel, indem ihr der Gasse folgt, welche an der Stadthalle und der Goldenen Harfe vorbeiführt. Wenn ihr dann am Ufer angekommen seid, wendet ihr euch nach Norden, denn das Haus befindet sich dort am äußersten Ende des Strandes kurz vor der Stadtmauer. Es ist ein Haus dessen Dienste man in Anspruch nehmen kann, wenn man selbst nicht des Schreibens mächtig ist und ein Schriftstück aufsetzen muss. Und es ist ein Haus in dem Geschichten geschrieben und erzählt werden. Es wird von Shehera Rhishade geleitet, einer großgewachsenen Menschenfrau mit langen roten Haaren. Ihr solltet bei ihr nachfragen, ob sie eure Dienste benötigt."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 13. Feb. 2005, 16:24 Uhr
Seron versucht sich die Wegbeschreibungen des Wirts so gut es ihm möglich ist einzuprägen. Eine Bibliothek, das wäre tatsächlich etwas, das mich in dieser Stadt halten könnte. Endlich wieder Bücher zu studieren … .

"Nun, eine frei zugängliche Sammlung von Büchern ist wahrhaftig etwas Bemerkenswertes", antwortet der Mensch. "Man findet nicht oft Einrichtungen wie diese. Wissen auch anderen frei zugänglich zu machen scheint vielerorts von recht wenig Bedeutung zu sein. Viele Menschen, denen ich begegnet bin, bewachen ihr Wissen als ihren größten Schatz und sind nur sehr schwerlich zum teilen zu bringen."

Seron hält kurz inne und setzt dann fort:"Und ob meine Dienste hier gebraucht werden, nun ja, das wäre natürlich ein glücklicher Zufall. Und mir scheint durchaus, dass mir das Glück nach den letzten paar Jahren einen kleinen Gefallen schulden würde. Und wenn dem nicht so ist wird deswegen wohl auch nicht die Welt vergehen. Dann werde ich meine Zeit mit ein paar guten Büchern genießen und weiterziehen. Dies wäre schließlich nicht die erste Stadt, die ich als armer Mann verlasse.", erwidert er. Da der Mensch sonst nichts mehr zu sagen weiß widmet er sich nun endlich seiner Mehlsuppe, die ihm über das Gespräch hinweg vollends entfallen war.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 17. Feb. 2005, 23:12 Uhr
Als er mit der Suppe fertig ist schiebt Seron die Schüssel von sich weg, lehnt sich im Sessel zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Der Kobold war ihm während seines ganzen Mahles schweigend gegenüber gesessen und scheint auch nun nicht sonderlich geneigt, etwas zu sagen.
Der Mensch wendet sich deshalb lieber dem Kamin zu und verliert sich alsbald wieder in seinen Gedanken, seiner eigenen Welt. Lange Minuten starrt er mit ausdrucksloser Miene ins Feuer, sich wohl bewusst, dass er früher oder später den Kupferkessel auf der Suche nach Arbeit wird verlassen müssen, von dieser Vorstellung jedoch alles andere als begeistert. Das Spiel der Flammen fesselt seinen Blick und lässt seine Gedanken unwillkürlich ziellos wandern.

Nach einiger Zeit allerdings gibt sich Seron einen Ruck. Hier sitze ich, dem Müßiggang der Gedanken ergeben, als ob ich alle Zeit und alles Gold dieser Welt besäße. Die Frühe vor dem Kamin zu verbringen, das ist etwas für jene, die besser mit dem Glück stehen. Du aber hast ein anderes Leben. Vom herumsitzen wird sich dein Geldbeutel kaum füllen.
Damit erhebt sich der Mensch und klaubt seine Habseligkeiten zusammen. Den Stab in der Hand und den Rucksack über der Schulter nickt er dem Wirt zu. "Malakai, sagt ihr --- hm, nun ich denke, ein Besuch wäre angebracht, so dieser tatsächlich Verwendung für Schreiber hat. Euch noch einen angenehmen Tag, Euron Zaubererschreck". Seron neigt nochmals den Kopf in Richtung des Kobolds und marschiert dann auf die Türe zu. Als er bereits mit einem Fuß auf der Straße steht dreht sich der Wanderer nochmals um und sagt: "Das Mahl, im Übrigen, war ausgezeichnet." Dann verlässt er, die Türe hinter sich schließend, den Kupferkessel.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 24. Feb. 2005, 19:18 Uhr
Euron bleibt bei seinem Gast sitzen, bis dieser sein Mahl beendet hat. Im ersten Moment scheint es ihm, dass Seron noch länger im Kupferkessel verweilen will und es nicht eilig hat, sich auf die Suche nach einer Anstellung zu begeben. Doch dann kann sich der Mensch doch von seinem gemütlichen Platz losreißen, um sich hinaus in die Kälte zu begeben, welche die Straßen der Weltenstadt in ihrem Griff hat. Der Kobold nickt ihm freundlich zu, als er sich verabschiedet und atmtet erleichtert auf, als sich die Tür des Gasthauses schliesst und er allein zurückbleibt. Nun kann der Tag noch einmal ganz in Ruhe beginnen, denkt er sich. Er bringt das leere Geschirr, welches auf dem Tisch steht zurück in die Küche und überlegt sich dabei, ob er noch einmal kurz unter seine Bettdecke zurückkehren soll.

Schliesslich entscheidet er sich jedoch dagegen, denn sein Schlafstätte würde wohl ohnehin bereits erkaltet sein. Stattdessen steigt er lediglich in den Keller hinab, um seine Haare und seine Kleidung zu ordnen und kehrt dann in die Küche zurück, um für sich selbst ein ausgiebiges Morgenmahl zu bereiten.
Als alles fertig ist, setzt er sich an den Tisch, an dem bald wieder die alte Yorgana Platz nehmen würde und schaut, während er das Mahl genießt, hinaus auf die Straße. Langsam, als hätten die Flocken auf den Anbruch des Tages gewartet, beginnt es zu schneien.

Als der Wirt später am Tag erneut aus dem Fenster schaut, ist vom Pflaster der Straße, wie so oft im Winter, nichts mehr zu erkennen, denn eine weiße Schneedecke hat sich darüber gelegt. Es wird wohl ein ruhiger Tag werden, denkt er sich dabei und begibt sich anschliessend wieder an sein die Arbeit.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 31. März 2005, 22:43 Uhr
Langsam bleibt der von den Zugbullen gezogene Wagen vor dem windschiefen Lagerhaus, das laut den Aussagen des Kutschers ein Gasthaus sein soll.
Misstrauisch schaut Korren auf das Zeichen dieses Hauses, den Kupferkessel.
Aber gut, bisher hat der mürrische Kutscher, trotz seines Unbehagens Korren gegenüber, gute Arbeit geleistet, wieso sollte er also hier lügen?

Einen Pfiff ausstoßend hebt Korren den rechten Arm hoch, und nur einen Moment später landet einer der Rubinraben - der Rabe namens Sternholer - auf dem mit Stoffbinden umwickelten Arm.
"Na mein Hübscher... kommst du mit rein?" fragt er den Raben, während er ihm das Brustgefieder mit einem Finger krault.
"reinreinrein" antwortet der Vogel krächzend, woraufhin Korren Rabenfreund lächelt.
Dann dreht er sich um, schaut zu einem der Dächer eines benachbarten Hauses.
Und ihr macht mir keinen Unsinn. Hörst du, Hundetöter, das gilt besonders für dich!
Die Raben waren dem Wagen und ihrem menschlichen Freund wie Schatten gefolgt, und sitzen nun auf ganz in der Nähe auf den Dächern, alles immer noch ganz genau beobachtend.
Hundetöter, ein irgendwie verschlagen wirkendes Bürschen (zumindest wirkte er in Korrens Augen verschlagen) kroakt beleidigt vor sich hin.

"Wartet bitte hier, ich komme gleich wieder, ich kümmere mich nur um ein Zimmer." spricht Korren zu dem Kutscher, während Sternholer auf die rechte Schulter flattert und dort sitzen bleibt, als ob er genau dort hingegehört, hier auf der Schulter, und sonst nirgendwo!

Dann betritt Korren den Kupferkessel, nur um gleich im nächsten Moment erstaunt stehenzubleiben.
Dieses Gebäude scheint von Innen viel größer zu sein als von draußen, dazu ist es - auch wieder im Gegensatz zu draußen - urgemütlich und die Schnitzereien an den Wänden...
"reinreinrein!" krächzt Sternholer in Korrens Ohr, und dieser schaut beinahe entschuldigend zu dem schwarzen Vogel, bevor er den Kupferkessel entgültig betritt.

Das Innere des Kupferkessels ist schon bemerkenswert... der Wirt des Gasthauses ist es aber noch mehr.
Ein Kobold, mit blauen mit drei Hühnerknochen umwickelten Haaren, recht dunkler Haut, und dazu noch - so etwas kann Korren gegen den Wind riechen - magisch begabt...
Aber gut, in den Immerlanden gibt es manch seltsame Wesen, wieso nicht auch einen ellenlangen Kobold als Wirt.

"Seid gegrüßt. Ich bräuchte für einige Siebentage ein Zimmer, für mich und einige meiner gefiederten Freunde und mein Gepäck."
Auf eine Antwort wartend blickt Korren dem Kobold in die wäßrig hellen Augen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 02. Apr. 2005, 10:15 Uhr
Euron sitzt an Yaganas Tisch und tauscht sich mit der Alten über Neuigkeiten aus den umliegenden Ländereien aus. Jetzt, da dass Wetter langsam wieder wärmer wird, kommen auch wieder all die Kräuterkundigen und Heiler aus den naheliegenden Ortschaften, um in der Tausendwinkelgasse die Vorräte aufzufüllen, welche über den Winter geschwunden waren und bringen interessante Geschichten aus dem Umland mit.
Nun zumindest manche Dinge interessierten den Wirt, während andere ihn wiederum, während Yaganas krächzende Stimme endlos zu hören ist, dazu verleiten, den Blick aus dem Fenster schweifen zu lassen und seine Gedanken ganz anderen Begebenheiten zu widmen. So ist Euron recht froh, als er bemerkt, wie eine Kutsche vor dem Wirtshaus zum Halten kommt, sich nur kurz darauf die Tür des Kupferkessels öffnet und ein Besucher die Schankstube betritt.

Der Kobold entschuldigt sich schnell bei der alten Frau und steht dann auf, um den Mann zu begrüßen. Jener ist nicht auffällig gekleidet und wenn man an ihm auf der Strasse nicht wie an allen anderen vorbeigehen würde, dann nur, weil ein Rubinrabe auf seiner Schulter sitzt und aufmerksam seine Umgebung betrachtet.
"Ich wünsche euch einen guten Tag, mein Name ist Euron Zaubererschreck.", antwortet der Wirt, schliesslich als der Fremde sein Anliegen vorgebracht hat, "ich stelle euch gerne ein Zimmer zur Verfügung." Er nennt den üblichen Preis und fügt dann hinzu: "Ich denke, die Räume in meinem Haus sind auch geräumig genug, damit ihr euren Raben unterbringen könnt, nur achtet mir darauf, dass er nicht den Weg die Treppe ganz hinauf in meinen Taubenschlag findet."
Hatte er nicht von Freunden gesprochen? fragt sich der Kobold einen Augenblick, doch da der andere keine weiteren Tiere bei sich hat, denkt er nicht weiter darüber nach. Dagegen überlegt er, ob er dem Fremden von Faron und seinem Falken erzählen sollte, doch entscheidet er sich vorerst dagegen. Bis der Faun wieder in den Kupferkessel zurückkehrt, würde noch genug Zeit dafür bleiben.

"Wenn ihr möchtet, könnt ihr euer Gebäck sofort hinaufbringen," bietet Euron seinem Besucher an, "und solltet ihr von eurer Reise hungrig sein, so kann ich euch auch etwas zu Essen und zu Trinken anbieten. Habt ihr einen weiten Weg hinter euch? Aus welcher Richtung seid ihr nach Talyra gekommen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 02. Apr. 2005, 11:48 Uhr
Der Koboldwirt mit dem Namen Euron Zaubererschreck nennt den Preis für seine Zimmer, und nach einem kurzen Nachrechnen kommt Korren zu dem Ergebnis, dass dieser Preis keineswegs überteuert ist. Vielleicht kann er ja noch eine kleine Vergünstigung aushandeln, wenn er das Zimmer gleich für mehrere Wochen mietet, und noch während Korren Rabenfreund mit den Zahlen in seinem Kopf hin und her jongliert, spricht Zaubererschreck weiter:
>Ich denke, die Räume in meinem Haus sind auch geräumig genug, damit ihr euren Raben unterbringen könnt, nur achtet mir darauf, dass er nicht den Weg die Treppe ganz hinauf in meinen Taubenschlag findet.<
„Seid unbesorgt...“ sagt Korren, während er Sternholer’s Brustfedern krault, „meine Vögel wissen wie sie sich zu benehmen haben.
Kurz sieht er den Fragenden Blick des Kobolds bei dem Wort „Vögel“, und ein kleines Grinsen schleicht sich auf seine Lippen.
„Ich sollte euch vorwarnen. Ich habe nur meinen Freund hier bei mir, aber die anderen Raben warten draußen... ich dachte mir, dass es nicht in eurem Sinn ist, wenn ein ganzer Schwarm Raben euer Gasthaus unsicher macht. Aber wie gesagt, sie wissen wie man sich benimmt" zumindest die meisten Korren muss einen Moment lang an Hundetöter denken, setzt dann aber ohne eine Unterbrechung weiter fort:, "und sie werden euer Gasthaus nur durch das Fenster meines Zimmers betreten, wenn euch das genehm ist.“

Der Kobold nickt, und setzt dann das Gespräch weiter fort:
>Wenn ihr möchtet, könnt ihr euer Gebäck sofort hinaufbringen und solltet ihr von eurer Reise hungrig sein, so kann ich euch auch etwas zu Essen und zu Trinken anbieten. Habt ihr einen weiten Weg hinter euch? Aus welcher Richtung seid ihr nach Talyra gekommen?<

Korren muss an seinen Magen denken, und etwas Warmes zu Essen, das wäre sicherlich eine Wohltat, dazu ein Verder Dunkel...
„Auf das Angebot mit dem Essen komme ich sehr gerne zurück, sobald ich mein Gepäck verstaut und die Raben gefüttert habe... vorher lassen diese kleinen Quälgeister mich eh nicht in Ruhe..“
Mit einem beinahe liebevollen Blick schaut Korren zu dem Rubinraben auf seiner Schulter, der sich momentan eher gelangweilt umschaut.
Dann blickt er wieder zu dem Wirt des Kupferkessels.
„Ich bin seit gut zwei Jahren immer wieder unterwegs, natürlich mit einigen längeren Aufenthalten..
Meine Reise begann mit meinen Brüdern in den Erikabergen, von dort aus umrundeten wir den ganzen Ildorel... Wir waren in Surmera, Vinnar, Bluarent, um nur einige Städte zu nennen... von Bluarent aus zog ich alleine weiter bis nach Verd, und von dort aus dann hier nach Talyra...“
Korren seufzt bei dem Gedanken an diese lange Reise, bei dem Gedanken an seine Brüder, die er teilweise seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat.

„Aber verzeiht, ich bin unhöflich, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Korren Rabenfreund mein Name, ich werde in naher Zukunft den Rabenschlag hier in der Tausendwinkelgasse wieder eröffnen. Er befindet sich neben Lejula's Kräutertruhe, falls dieser Name euch etwas sagt..“
Freundlich lächelt der Besitzer des Rabenschlags.
Innerlich seufzt Korren. Er mag es eigentlich überhaupt nicht, soviel zu reden und zu erzählen. Aber was tut man nicht alles für ein gutes Geschäft. Und zu einem guten Geschäft gehören nun mal auch gute Kontakte. Und diese kann man am besten gewinnen, indem man freundlich von den Göttern und den Welten erzählt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 03. Apr. 2005, 12:09 Uhr
"Nun Korren Rabenfreund dann werde ich euch schnell euer Quartier zeigen, damit ihr eure gefiederten Freunde versorgen könnt," schlägt Euron vor, verschwindet kurz hinter der Theke um einen Schlüssel hervorzuholen und geht zur Treppe, welche in die oberen Stockwerke führt. Erst ein Falke und jetzt auch noch ein Schwarm Raben unter meinem Dach, denkt er sich dabei. Vielleicht sollte ich ernsthaft darüber nachdenken neben den Zimmern auch noch Vogelkäfige zu vermieten. Es scheint das richtige Jahr dafür zu sein.

Während sie die alte ausgetretene Wendeltreppe hinaufsteigen, wendet er sich wieder an seinen Gast: "Ja, Lejulas Laden kenne ich gut. Hin und wieder gehe ich dort vorbei, wenn mir mal wieder Weißwurz oder Silberkorn fehlen." Er überlegt einen Moment und fährt dann fort: "Stimmt, da war vor einigen Götterläufen schon einmal ein Rabenschlag, wenn ich mich recht erinnere, aber das ist schon einige Zeit her. Da werdet ihr einiges zu tun haben, um das Haus wieder herzurichten."

Sie erreichen den Korridor im ersten Stock und laufen durch den gewundenen Gang, welcher zu den Zimmern des Gasthauses führt. Licht fällt zu einem der Fenster herein, welches einen Blick in den Hof des Kupferkessels zuläßt, so dass es Euron nicht für nötig hält, eine Kerze anzuzünden. Während sie an den Bildern vorbeilaufen, deren Gestalten ihnen verstohlen nachschauen, wie sich der Wirt sich sicher ist, stellt er fest: "Ihr seid also schon weit gereist, bis ihr hierhergekommen seid. Dann habt ihr sicherlich viel zu erzählen. Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr an der Grenze zu den Ostlanden, doch ich muss sagen, ich würde gerne einmal wieder dorthin zurückkehren. Vor allem nach Vînnar. Die Vînnarfälle sind da natürlich beeindruckend, aber viel mehr würde ich gerne mal wieder etwas vom dortigen Wein probieren. Der Met und das Bier welches hier getrunken wird, sind sicherlich gut, aber ein Glas von dem Traubensaft des Nebrinôrthares ist einfach unvergleichlich. Ich kann mich noch erinnern, dass es da ein Gasthaus in der Nähe des Marktplatzes gab, das "Vinnrivils Kelter" hieß, vielleicht sagt euch ja der Name etwas. Sein Wirt trug den gleichen Namen, wie der Archon und man hätte die beiden in der Tat miteinander verwechseln können. Als ich damals jedenfalls in der Stadt ankam, da ... ."

Bevor der Kobold jedoch weiter erzählen kann, erreichen sie die Tür zu dem Raum, welchen er für Korren Rabenfreund vorgesehen hat. Er öffnet mit dem Schlüssel, welchen er mitgebracht hat und läßt dann seinen Besucher eintreten.
"So, das ist es. Es ist etwas größer, als die anderen Zimmer, damit eure Raben auch genügend Platz haben und das Fenster geht zur Strasse hinaus."
Während sein Gast sich umschaut, fügt er noch hinzu: "Ich lasse den Schlüssel für euch hier stecken. Richtet euch erst einmal ein und sobald ihr Hunger verspürt, kommt einfach hinab. Ich werde Adora Bescheid geben, dass sie schon einmal eine Herdstelle vorbereitet."
Damit läßt Euron Korren allein und begibt sich wieder hinab in den Schankraum.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 03. Apr. 2005, 18:44 Uhr
>Stimmt, da war vor einigen Götterläufen schon einmal ein Rabenschlag, wenn ich mich recht erinnere, aber das ist schon einige Zeit her. Da werdet ihr einiges zu tun haben, um das Haus wieder herzurichten.<
"Ich habe inzwischen einige Erfahrungen im Wiederaufbau von solchen Häusern. Ihr müsst wissen, ich habe zusammen mit meinen Brüdern in den größeren Städten ähnliche Gebäude ausgebessert, und jetzt befinden sich dort weitere, gut geführte Rabenschläge.. Sicherlich, für einen einzelnen Mann ist das recht viel Arbeit, aber ich denke schon dass ich das schaffen werde "
Während Korren so spricht, achtet er darauf, wo er seine Füße hinsetzt. Die Stufen der Wendeltreppe sind krumm, schief, und ziemlich abgenutzt, sie knarren bei jedem einzelnen Schritt. Eigentlich müssten diese Stufen nach Korrens Meinung ausgewechselt werden, aber... gut, das ist Sache des Wirtes. Dazu noch diese seltsamen Bilder an den Wänden... sie scheinen einen mit ihren Blicken zu verfolgen... das ganze wird Korren unheimlig, und so schaut er lieber auf die Stufen unter seinen Füßen.
"Meine Brüder und ich bauen auf diese Weise... ein ganzes Netz von Rabenschlägen auf... ein richtiges Familiengeschäft. Und ein gutes noch dazu... denn mit Familienangehörigen kann man ja bekanntlich einen besseren Preis heraushandeln, als mit Fremden..."
Der Kobold hört weiterhin zu, während er weiter die Treppe hochsteigt.
Dann beginnt Euron Zaubererschreck zu reden, und ein ganzer Wasserfall an Wörtern entkommt aus dem Mund dieses doch so kleinen Wesens.
>Grenze zu den Ostlanden... Die Vînnarfälle sind da natürlich beeindruckend...ein Glas von dem Traubensaft des Nebrinôrthares ist..."Vinnrivils Kelter"...<
Korren kommt gar nicht dazu irgendeine Antwort zu geben, und so nickt er nur ab und an, oder lässt ein "ja, stimmt" hören, und folgt Euron weiter die Treppe hoch.

>So, das ist es. Es ist etwas größer, als die anderen Zimmer, damit eure Raben auch genügend Platz haben und das Fenster geht zur Strasse hinaus.<
Das Zimmer hat wirklich eine recht angenehme Größe, und ist, wie das restliche Haus - gemütlich eingerichtet.
Einige leicht abgewetzte Teppiche liegen auf dem Boden, einige Bilder mit Kobolden hängen an den Wänden, und Korren fragt sich, ob diese Bilder sich vielleicht auch bewegen, wenn er sie lange genug anstarrt.
Dass das Fenster zur Straße hinausführt hat sein Gutes, so konnten die Raben jederzeit rein und raus und...
>Ich lasse den Schlüssel für euch hier stecken. Richtet euch erst einmal ein und sobald ihr Hunger verspürt, kommt einfach hinab. Ich werde Adora Bescheid geben, dass sie schon einmal eine Herdstelle vorbereitet.<
Korren nickt geistesabwesend. So langsam hat er wirklich Hunger.
Dann öffnet er erst einmal die Fenster aus gelblichen Glas, steckt den Kopf heraus, und zwei Finger in den Mund, und pfeift laut.
"Ho, Kutscher!"
Der Kutscher der sich gerade mit seiner eigenen Brotzeit beschäftigt, schaut herauf. "Bringt bitte mein Gepäck hier hoch, ich komme dann gleich und helfe euch mit einigen Gegenständen.
Und ihr bleibt bitte noch draußen, bis ich euch rufe!
ruft Korren in Gedanken seinen Raben zu, die ein zustimmendes "kroook" ertönen lassen. Sternholer nutzt die Gelegenheit, und flattert durch das offene Fenster nach draußen.

Kurze Zeit später ist sämtliches Gepäck von Korren Rabenfreund - bestehend aus mehreren Leinensäcken, einigen geflochtenen Reisekörben und zwei schweren, hölzernen Reisekisten - in dem Zimmer von Korren verstaut.
Der Kutscher hat bei den schiefen und abgetretenen Stufen geflucht, aber sie hatten es dennoch geschafft, und Korren ist zufrieden - was sich auch an dem guten Trinkgeld des Kutschers zeigt.
Lächelnd überreicht er den Beutel mit den Münzen.
"Habt dank für eure Dienste, ihr wart mir eine sehr große Hilfe!"
Der Kutscher zieht seine Kappe vom Kopf, deutet mit einem Lächeln - das wohl eher von der guten Bezahlung als von dem Lob her stammt - eine Verbeugung an, und verlässt dann den Raum, nur um kurze Zeit später zusammen mit den Zugbullen und den Maultieren wegzufahren.

"So, kommt rein, es gibt was zu fressen!"
Die Raben haben nur auf diese Worte gewartet, und schon flattern sie, einer nach dem anderen, zehn Raben an der Zahl, in das Zimmer, das plötzlich gar nicht mehr so groß zu sein scheint wie noch kurz zuvor.
Das Fressen der Raben, das Korren in einem der Leinensäcke mittransportiert hat, besteht aus Korn, kleingehackten Pflanzen und Trockenfleischstückchen.
Und die Raben sind hungrig, sehr hungrig, innerhalb kürzester Zeit ist ihr Futter in den Mägen der Rubinraben verschwunden.
Einen Moment lang herrscht Ruhe, dann beginnt wieder das Krächzen, Kräken und Kroaken.
"Ja, ich weiß, ihr habt auf etwas anderes Hunger, aber da müsst ihr euch noch gedulden!" spricht Korren mit leicht geistesabwesendem Blick zu seinen Vögeln, während er sich erstmal saubere Kleidung anzieht.
"Doch, ihr könnt noch etwas warten! Ich werde kein halbes Schaf hier in den Kupferkessel schleppen, nur weil ihr Hunger auf frisches Fleisch habt! Nein, da müsst ihr noch warten! Und nun raus hier, sucht euch einige Würmer oder ne Ratte oder sowas, los, raus hier, ihr seid viel zu Laut, los, raus!!"
Trotz seiner knurrenden Worte schleicht sich ein Lächeln auf Korrens Gesicht, als er seinen gefiederten Freunden hinterher schaut.

In frischen, sauberen Hosen, mit einem sauberen Hemd und neugewickelten Stoffbinden um den rechten Arm kommt Korren zurück in den Schankraum.
Jetzt noch etwas Warmes zu essen, dann würde dieser Tag wunderbar zu Ende gehen.
Sobald er sieht, dass der Wirt nicht mit irgendwas beschäftigt ist, spricht Korren Rabenfreund zu Euron Zaubererschreck:
"Heda, Euron! Ich würde mir jetzt gerne den Magen vollschlagen! Seid so gut, und sagt mir was ihr mir anbieten könnt, damit eure... Adora die Herdstelle nicht vergebens vorbereitet hat!"

Korren lächelt den Kobold freundlich an. Nicht nur, weil er sich den gehörten Namen sofort eingeprägt hat (früher hatte er da einige Probleme, aber welcher Geschäftsmann vergisst schon den Namen seiner Kunden), sondern auch, weil er sich hier in diesem Gasthaus wirklich wohl fühlt.
Wahrlich, ein guter Ratschlag, den ihm der Kutscher da gegeben hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 06. Apr. 2005, 20:09 Uhr
Euron steigt die Stufen zum Schankraum wieder hinab. Während der Kutscher das Gepäck des Neuankömmlings in dessen Raum bringt, begibt er sich in die Küche, um das Essen für den Rabenfreund vorzubereiten. Dieser neue Rabenschlag erinnert mich daran, dass es höchste Zeit wird, jetzt, nach dem Winter, endlich einige Kontakte wiederzubeleben, denkt sich der Kupferkesselwirt, Simon hat sich bisher immer noch nicht gemeldet und Gyriakor hat auch längst wieder einen Brief verdient. Wer weiß, wo er seit dem letzten Herbst wieder unterwegs gewesen ist und wieviel er wieder zu erzählen hat. Für einen Moment denkt der Kobold etwas wehmütig daran zurück, als er selbst ständig auf Reisen gewesen war und es nicht länger als eine Woche an ein und demselben Ort ausgehalten hatte.Die Zeiten sind vorbei, Euron, stellt er fest und als er in die Küche tritt und den Duft der Pilzpastechen wahrnimmt, die gerade im Ofen sind, weiß er das die Gründe dafür nicht die schlechtensten sind.

Adora begrüßt ihn freundlich und als sie ihm erzählt, was sie auf ihrem heutigen Gang über den Marktplatz eingekauft hat, hat der Kobold das Gefühl selbst etwas Nahrhaftes gebrauchen zu können. Während seine Köchin munter redet und dabei ein weiteres Herdfeuer schürt, nimmt er unbemerkt eine mit Quark gefüllte Teigtasche von einem Blech. Anscheinend hat dieses noch nicht lange den Ofen verlassen, so dass es etwas wärmer ist, als Euron gedacht hat und er daraufhin einen Fluch unterdrücken muss, als seine Finger sich daran leicht verbrennen. Doch der Geschmack der noch warmen Leckerei entschädigt ihn dafür vollständig und so geht er zufrieden zurück in die Gaststube, als ihm die Köchin zu Ende berichtet hat, welche Gerichte er seinen Gast anbieten kann.

Als Euron in den Schankraum zurückkehrt, haben sind bereits weitere Gäste in sein Reich gelangt und es ist plötzlich voll geworden. Obwohl Bigöl und Kogum ebenfalls ihrer Arbeit nachgehen, ist er doch einige Zeit beschäftigt, ihre Wünsche zu erfüllen, bis er schliesslich Korren erblickt und dieser ihn zu sich winkt. Der Rabenfreund scheint nicht nur seine Vögel, sondern auch sich selbst versorgt zu haben und sitzt nun frisch gekleidet an einem der Tische, um sich, wie er sagt, den Magen vollzuschlagen.

"Nun, ich seh schon, dass die lange Reise euch hungrig gemacht hat," antwortet der Wirt, "deshalb möchtet ihr vielleicht etwas kräftiges probieren. Wir haben heute saftige Lendenstücke auf dem Marktplatz bekommen und Adora bereitet diese nach Münzmeisterart zu." Der Kobold senkt die Stimme etwas und fügt dann flüsternd hinzu: "Nicht das ich bei ihm schon eingeladen war, aber wir hatten einen Informanten unter seinen Küchengehilfen und ich kann euch sagen, dass nur das Beste auf seinen Tisch kommt." Der Wirt zwinkert seinem Gast kurz zu und fährt dann in normaler Lautstärke fort: "Ausserdem haben wir da noch unsere Sülze, die ist ganz nach Kupferkesselart, denn die wird man kaum woanders besser finden oder ihr nehmt die Pilzpasteten. Die sind mit Spitzmorcheln gefüllt, den ersten Pilzen, die ihr jetzt nach dem Winter finden werdet und deswegen nicht ganz billig, aber dafür umso köstlicher, versichere ich euch." Einen Moment überlegt Euron, ob er seinem Gast auch einige Süßspeissen anbieten soll, doch beläßt er es bei den kräftigen Gerichten und fragt stattdessen. "Während ihr euch entscheidet, sollte ich euch vielleicht schon etwas zu trinken bringen. Was möchtet ihr haben?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 08. Apr. 2005, 20:38 Uhr
Korren lacht kurz auf bei dem Kommentar des Kobold-Wirtes, dass ihn das Reisen wohl hungrig gemacht hat.
„Ja, da habt ihr recht, Reisen macht hungrig, vor allem wenn das Essen nur aus Reiseproviant besteht. Nichts gegen Brot, Käse, Schinken und Dünnbier, aber etwas ordentliches, warmes gekochtes Essen, das ist doch etwas ganz anderes!“
Aufmerksam lauscht Korren Rabenfreund den Worten von Euron, als dieser die Gerichte aufzählt, die er ihm in recht kurzer Zeit auf den Tisch zaubern kann. Dabei läuft dem Ildorer die Spucke im Mund zusammen.
Lendenstücke nach Münzmeisterart, Sülze nach Kupferkesselart, Pilzpasteten...

„Maester Euron, ich brauche nicht lange nachdenken! Ich denke, ich werde mir jeden Abend eine eurer Spezialitäten bringen lassen, das Wasser läuft mir jetzt schon im Mund zusammen. Seid so gut, und bringt mir eines der Lendenstücke nach Münzmeisterart, zur Feier des Tages, dass ich hier in Talyra angekommen bin, da darf es ruhig etwas teureres sein!“
Korren war kurz seine Finanzen im Kopf durchgegangen, er hat – zumindest im Moment noch – genug Finanzielle Mittel, um sich etwas teureres Essen leisten zu können, so schnell wird er nicht in Geldnot geraten, und wenn doch, so kann er immer noch etwas Schmuck verkaufen, den er gut in seinem Gepäck versteckt hat.
Aber das Geld wird reichen, da ist er sich sicher.
„Und Getränke... ein großes Verder Dunkel, um den Staub aus der Gurgel zu spülen!“ Korren lächelt wieder, und der Kobold macht sich auf den Weg, der Köchin bescheid zu sagen was der neue Gast bestellt hat.

Nachdenklich sitzt Korren an seinem Tisch, schaut nur ab und an auf, um dem Treiben um ihn herum zuzuschauen. Aber er überlegt, rechnet, plant.
Er grübelt, wie viel Geld er für die Ausbesserungen an dem Rabenschlag wohl ungefähr brauchen wird, er überlegt, welche Arbeiten er selber erledigen kann, und für welche er lieber Handwerker kommen lassen soll. Er rechnet im Kopf auch herum, wie viel Geld er für seine Arbeit nehmen sollte, damit er und seine Raben davon leben können, und die Leute dennoch gerne zu ihm gehen und seine Dienste in Anspruch nehmen...
Am besten ich fange gleich morgen an, mich um die Ausbesserungen zu kümmern, das Dach sollte so schnell wie möglich repariert werden, aber das dauert, und dann müssen auch noch einige Dinge gekauft werden und...

Korren Rabenfreund überlegt und überlegt. Dabei ignoriert er diesen Moment das Geschehen um ihn herum, und so bemerkt er erst, dass Euron wieder da ist, als dieser ihm das wunderbar duftende Lendenstück nach Münzmeisterart vor die Nase stellt.
„Herrlich, Maester Euron, herrlich! Glaubt mir, ich werde das Essen wirklich genießen!“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Apr. 2005, 17:09 Uhr
Euron freut sich, dass der neue Besitzer des Rabenschlags sich so begeistert über die Auswahl der Speisen zeigt. Und nicht nur das, er scheint auch über genügend Barschaft zu verfügen, um sie sich bringen zu lassen, denkt er sich dabei. Also läßt er seinen Gast nicht lange warten, um ihm einen Krug des dunklen Biers aus dem Westen zu bringen und schon bald kann er auch das Essen auftischen.

Während Korren beginnt das Stück Fleisch anzuschneiden, welches, zusammen mit der kräftig gewürzten Soße und zwei Klößen, vor ihm auf dem Teller liegt, verläßt der Wirt den Tisch seines Gastes, um seinen beiden Gehilfen unter die Arme zu greifen, welche jetzt, nachdem sich der Kupferkessel gut gefüllt hat, alle Hände voll zu tun haben. Sie eilen zwischen den Tischen hin und her, um da einer Gruppe Zwerge die lauthals geforderten Krüge Bier zu bringen, dort zwei alten Kräuterweibern, welche einen Tisch weiter sitzen und mit abschätzigem Blick auf die Reisegruppe neben ihnen schauen, eine Hühnchensuppe und auf der anderen Seite des Schankraums einigen Händlern aus der Tausendwinkelgasse, welche regelmäßig den Kupferkessel besuchen, Becher voll mit Met. So hat der Kobold erst wieder Zeit nach Korren zu blicken, als dieser sein Mahl fast beendet hat.

Euron setzt sich zu dem Menschen, als dieser die letzten Bissen hinunterschluckt und sagt zu ihm:"Ich hoffe, dass es euch geschmeckt hat. Ihr werdet sicher auf eurem Weg um den Ildorel sicherlich einige kulinarische Köstlichkeiten kennengelernt haben." Er schweigt einen Moment, sich daran erinnernd, was Korren ihm über seine Brüder erzählt hat und fragt dann: "Ihr erzähltet, dass ihr und eure Geschwister um den gesamten Ildorel herum ähnliche Botenstationen aufgebaut haben. Bedarf es dafür nicht einer großen Menge an Raben? Wie seid sind sie zu euch gekommen? Habt ihr sie unterwegs gekauft, oder werden sie in eurer Familie herangezogen? Es könnenrecht eigenwillige Tiere sein, oder?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 10. Apr. 2005, 13:38 Uhr
Einen Moment lang kaut Korren auf dem letzten Stück Fleisch herum - solch einen Geschmack muss man lange genug auskosten - und während dieser Zeit überlegt er kurz,was und vor allem wieviel er von sich und seinen Raben erzählen soll.

Soll er dem Kobold erzählen, dass er so etwas wie Magie hat, Rabenmagie? Dass er meistens weiß, was die Raben wissen? Dass das Geschäft mit den Botenraben vorallem aufgrund dieser Magie gut läuft?
Wenn er jetzt genügend von sich erzählt... dann könnte dieser Euron vielleicht für Kundschaft sorgen, einfach indem er erzählt, wie intensiv sich Korren Rabenfreund um seine Tiere kümmert, und wie gut die Botenraben ihre Arbeit tun...

So schluckt Korren das letzte Stück Fleisch herunter, spült seinen Mund mit einem Schluck Verder Bier aus, und schaut dann zu dem Wirt.
"Eigenwillig ist manchmal untertrieben. Sie sind wie Menschen, nur in Vogelgestalt. Jeder von Ihnen interessiert sich für besondere Dinge, jeder von Ihnen fordert Aufmerksamkeit von mir. Aber dafür, dass jeder einzelne so... einzeln, was besonderes ist, dafür liebe ich diese Tiere auch."
Ein Lächeln schleicht sich auf Korrens Lippen, und einen Moment lang tastet Rabenfreund in Gedanken nach seinen Tieren.
Er spürt sie sofort, sie sind satt und zufrieden, etwas neugierig... Ein Bild von der Tausendwinkelgasse erreicht ihn..
Korren konzentriert sich wieder auf Euron.

"Ich müsst wissen, der Name "Rabenfreund", diesen Namen habe ich mir nicht selber gegeben, nein, er ist im Besitz meiner Familie seid..." Korren grübelt kurz nach, zählt die Generationen vor ihm. " Also der Vater des Großvaters meines Großvaters hatte diesen Namen schon inne, als er sich in den Erikabergen niederließ.
Die Raben gehören also zur Familie... Momentan besitze ich zehn Botenraben. Davon sind Sechs aus eigener, familiärer Zucht.
Und die anderen...nun, sie haben mich gesucht und gefunden, so seltsam sich das auch anhört."

Korren nimmt einen weiteren Schluck aus dem Krug mit Verder Dunkel, sein Mund wird vom Erzählen langsam etwas trocken.

"Der Rabe, den Ihr gesehen habt, heißt Sternholer. Er war mein erster Rabe. Er hat mich damals zu sich gerufen."
Die Erinnerung an diese Geschichte verursacht ein schräges Lächeln bei Korren.

Vor 15Jahren

Der elfjährige Korren wandert durch die Erikaberge. Er soll nach besonderen, heilenden Kräutern suchen, denn die jüngste Schwester liegt krank im Bett.
Korren freut sich über diese besondere Freiheit. Eigentlich hätte er Lesen und Schreiben üben müssen, und das an einem so herrlich warmen Tag.
Der Junge - in seinem jugendlichen Leichtsinn - klettert über Bergspalten und an Klippen entlang, immer weiter von dem elterlichen Haus weg.
Zur Mittagszeit macht Korren es sich auf einer kleinen Wiese gemütlich, und eigentlich will er gerade seine Brotzeit auspacken und verspeisen.

Eine Schlucht... tieef, sehr tief... Gestein hinter ihm, vor ihm nur Tiefe. Hunger. Viel Hunger.

Die Bilder und Gefühle verschwinden genauso schnell wie sie erschienen sind.
Korren ist verwirrt. Was war das nur?
Schnell steht er auf, rennt los, in eine bestimmte Richtung, ohne zu wissen, wieso.
DIe Felswände werden höher und steiler, die begehbaren Wege werden immer enger. Korren rennt weiter, so schnell er kann, er weiß, es ist wichtig.

Adler gleiten über ihn hinweg. Wo sind die Eltern? Hat der Hakenschnabel sie gefressen? Was wird aus ihm? Noch ist er hier zwischen Äste und Lehm sicher, aber... Hunger, großer Hunger. Und alleine. Beeil dich, ich brauche dich!

Wieder stürzen Bilder und Gefühle über den Jungen, und er beeilt sich, er rennt so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Es wird langsam dunkel, als Korren an eine sehr hohe, senkrechte Felswand gelangt. Das Gefühl, rennen zu müssen, hört auf, aber was soll er hier?

Da unten bewegt sich etwas. Er schaut aus seinem Nest. Ein Zweibein mit schwarzen Haaren... Er ist es! Hier! Hier oben!

Beinahe wäre Korren vor Schreck von dem kleinen Sims auf dem er steht gefallen. Wieder Bilder vor seinen Augen. Aber dieses Mal... er hat sich selber gesehen. Von weit oben... Hexerei!
Eigentlich will der Elfjährige weglaufen, fort von hier. Aber er bleibt stehen, reckt den Hals, schaut so weit es geht nach oben.
Da, da ist etwas. Eine kleine Nische, mit einem Rabennest.
Korren zieht sich die Schuhe aus, und beginnt zu klettern.

Stück für Stück klettert Korren weiter, greift in Spalten um sich festzuhalten, zieht sich hoch, krallt sich fest.
Eigentlich hat sein Vater es ihm verboten, so zu klettern. Würde er stürzen, er würde tief in die Schlucht stürzen.
Aber der Junge muss weiter.

Die Sonne geht gerade unter, als Korren an dem Nest ankommt. Darin ein kleiner, wenige Tage alter Rabe. Eigentlich ein hässliches Tier, denn dieses Junge hat noch nichts mit der Schönheit der Raben gemeinsam...
"Ist ja gut, ist ja gut. Hier hast du was zu fressen!"
Irgendwie schafft Korren es, sich mit einer Hand an einem Spalt festzuhalten, und mit der anderen Hand in seinen Beutel mit der Brotzeit zu kommen.
Das Junge ist hungrig, gierig schluckt es die kleinen Stücke Brot, die Korren ihm vor den Schnabel hält.
"Komm Kleiner, wir müssen hier weg."
Vorsichtig nimmt Korren den Nestling aus dem Nest.





Wieder heute
"Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, diese Wand, mit einem Raben in meiner Tasche, herunter zu klettern. Irgendwie habe ich es geschafft, trotz der Dunkelheit, bis nach Hause zu laufen.
Ich habe meinem Vater stolz den Raben gezeigt, meinen Raben.
Er hat mich grün und blau geschlagen, weil ich mein Leben in Gefahr gebracht habe."

Korren seufzt. Er kann sich an diesen Abend wirklich gut erinnern.
"Am nächsten Tag hat er mir erklärt, dass meine Familie seit jeher das "Senden der Raben" empfangen kann, dass die Bilder, die ich gesehen habe, die Bilder waren, die der Nestling zu mir gesandt hat.

Ich kann sehen, was die Raben sehen, sie sehen, was ich sehe.
Für meine Arbeit ist das sehr hilfreich, dieses besondere Verhältnis zwischen uns. Ich kann meine Anweisungen viel besser zeigen, und die Raben wissen, was sie tun sollen."

Korren trinkt den letzten Schluck seines Bieres.
"Aber ich befürchte, ich muss euch jetzt erstmal verlassen. Die Reise war doch anstrengender, als ich gedacht habe, ich spüre schon die Müdigkeit in meinen Knochen... Ich werde jetzt also zu Bett gehen, weil morgen ein langer Tag werden wird..."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 11. Apr. 2005, 19:25 Uhr
Die Augenbrauen des Kobolds heben sich ein ganzes Stück, als sein Gegenüber davon erzählt, welche Verbindung er zu seinen Raben besitzt. Äußerst interessiert hört er zu, wie Korren von ihren Eigenheiten berichtet und zuerst glaubt der Wirt, dass es lediglich eine innige Freundschaft und die langjährige Beschäftigung mit den Tieren ist, welche seinen Gast dazu bringt, zu glauben, er wisse, was diese denken und fühlen. Doch Eurons Bild des Rabenfreunds verändert sich, als er von dessen Kindheitserinnerungen hört und wie Sternholer, so der Name seines Begleiters, zu ihm gefunden hat.

Nun betrachtet der Kobold den unscheinbaren Mann noch etwas genauer. Euron weiß, dass es Kreaturen gibt, welche sich in Tier und Mensch verwandeln können und dass es für Magier Möglichkeiten gibt, eine Verbindung einzugehen. Einige seiner Bekannten benutzten dies, um einen lebenslangen Vertrauten an sich zu binden. Doch bevor man etwas derartiges vollbringen kann, braucht es viel Erfahrung im Umgang mit den magischen Kräften.
Ich frage mich, ob der Junge wirklich nur mit die Gedanken der Vögel empfangen kann, oder ob nicht noch andere Kräfte in ihm schlummern.
Laut Korrens Erzählung hatte seine Familie diese Gabe jedoch schon seit Generationen, so dass es wahrscheinlicher ist, dass sie einer Laune der Zwölf entsprungen war.

"Euer Vater hat euch damals sicherlich nicht zu Unrecht dafür bestraft, dass ihr euer Leben auf's Spiel gesetzt habt," sagt Euron schliesslich mit einem Lächeln. "Ich muss sagen, die Aussicht darauf über einer Schlucht mein Leben zu riskieren, hätte mich sicherlich rechtzeitig umkehren lassen. Doch den Göttern gefällt es anscheinend, jemanden mit solchen Gaben zu beschenken, wenn derjenige es selbst am wenigsten erwartet."
Der Kobold streicht für einen Moment durch seinen Bart und fügt dann hinzu: "Nun kann ich jedenfalls verstehen, warum eure Familie so erfolgreich im Umgang mit den Botenraben ist. In der Tat wird man kaum jemand anderes finden, der die Tür so verstehen kann, wie ihr."

Als Korren schliesslich erwähnt, dass er langsam zu Bett gehen will, nimmt der Kobold Krug und Teller, um sie zurück in die Küche zu bringen und sagt, bevor er geht: "Ihr werdet einiges an Schlaf benötigen, denn der Wiederaufbau des Rabenschlags wird sicherlich kein Kinderspiel. Ich wünsche euch eine geruhsame Nacht und goldene Träume, Korren Rabenfreund."
Daraufhin läuft der Kupferkesselwirt in Richtung Theke davon und verschwindet hinter den Türen, welche zur Küche des Gasthauses führen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 29. Apr. 2005, 17:34 Uhr
>Euer Vater hat euch damals sicherlich nicht zu Unrecht dafür bestraft, dass ihr euer Leben auf's Spiel gesetzt habt..<
Korren nickt zustimmend.
"Da habt ihr Recht, heute denke ich genauso, und ich würde meiner... meinem Kind genauso den Hintern versohlen, auch wenn ich selber weiß, wie dringend dieser Ruf sein kann."
Kurz taucht ein Bild vor Korrens inneres Auge auf, ein kleines, schwarzhaariges Mädchen, lachend... Metira...
Korren verdrängt diesen Gedanken, er will nicht an sie denken...


>Ihr werdet einiges an Schlaf benötigen, denn der Wiederaufbau des Rabenschlags wird sicherlich kein Kinderspiel. Ich wünsche euch eine geruhsame Nacht und goldene Träume, Korren Rabenfreund.<
Korren nickt. "Ich wünsche euch ebenfalls erholsame Träume, Euron Zaubererschreck."

Diese Nacht schläft Korren relativ tief und fest. Er träumt von seinen Brüdern, seinen Eltern, träumt von seinen Raben... und er träumt, was die Raben träumen... er spürt den Wind unter seinen Flügeln, schmeckt den Geschmack von einem Stück Fleisch aus einem toten Hasen, erinnert sich an den Spass, wenn man Streiche spielt...

Am nächsten Morgen wacht Korren früh auf, er hat heute viel zu tun, und er will so schnell wie möglich anfangen. So füttert er nur schnell seine Raben - nur einige Getreidekörner, um den Morgenhunger der Tiere zu stillen - dann begibt er sich auch schon (ohne Frühstück, er ist noch von der Mahlzeit am vorherigen Abend satt) zum Rabenschlag, um ersteinmal eine genaue Bestandsaufnahme zu machen, was für Arbeiten eigentlich auf ihn warten, und was er alles für die Renovierungen kaufen muss.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Mai 2005, 22:20 Uhr
Es ist Inarifest in Talyra und selbst wenn das Innere des Kupferkessels aussieht wie immer, so ist doch allein an der Menge der Gäste, die sich heute um die Tische drängt zu erkennen, dass das halbe Umland in die Weltenstadt geeilt sein muss, um an diesem Ereignis teilzunehmen.

Von seinem erhöhten Platz hinter der Theke kann Euron nicht nur das Gedränge in seinem Schankraum überblicken, er dirigiert auch hin und wieder seine Gehilfen von da nach dort, da sie, als Kobolde selbst so klein wie er, kaum den Überblick behalten können. Für die Tage des Festes hatte der Wirt extra bei Karax um ein paar seiner "Verwandten" angefragt, welche Bigöl und Kogum helfen sollten. Adora hatte sich ebenfalls etwas Unterstützung für die Küche organisiert und zwei von den Marktfrauen gewinnen können, die aufgrund des großen Banketts ohnehin ihren Platz im Zentrum Talyras räumen mussten.
So bleibt kein Besucher des Gasthauses ohne ein gutes Essen und ein kräftiges Bier, wobei vor allem letzteres dazu führt, dass die Lautstärke in dem Haus ein Maß erreicht, welches man nur aushalten kann, wenn man selbst dazu beiträgt.
Für den Wirt des Kupferkessels mit seinen empfindlichen Ohren ist es deshalb nicht schwer, mal diesem und mal jenem Gespräch zu folgen und so allerlei Gerüchte aufzuschnappen, nachdem die kalte Jahreszeit doch recht selten Neuigkeiten in die Schankstube gebracht hat.
Während er die Bierkrüge und Weingläser füllt, hört Euron einen Händler von Fa'Sheel erzählen und muss dabei an Simon denken, den Jungen welcher noch vor einem Jahr hier unter diesem Dach gewohnt und gearbeitet hatte. Was er jetzt wohl macht? fragt sich der Kobold, ob es in Fa'Sheel auch ein Inarifest gibt? Er versucht den Worten des Händlers zu folgen, doch ist dieser mit seinen Reiseerzählungen, welche mit jedem Schluck des schweren Weines in seiner Hand immer phantastischer und gefährlicher werden, schon längst in ganz anderen Gebieten der Immerlande angelangt.

In dem Kobold macht sich eine leichte Unruhe breit, als er an das letzte Inarifest zurückdenkt und das Feuerwerk, welches er bereits Wochen vorher angefangen hatte vorzubereiten. Ihm kommt auch wieder in den Sinn, wie er mit Simon am Strand alles vorbereitet hatte und es den Jungen immer wieder dazu gedrängt hatte, endlich selbst auf das Fest gehen zu können.
Ich denke, ich sollte einmal nachschauen, wie es heute auf den Strassen aussieht, entschliesst er sich, sie werden es schon eine Weile ohne mich hier aushalten. Letztes Jahr hat es ja auch geklappt. Als er daran denkt, dass er damals nach getaner Arbeit den Rest der Nacht am Strand verschlafen hatte, funkeln seine Augen amüsiert und er beeilt sich noch einige weitere Krüge im Voraus mit Bier zu füllen.
Als er glaubt genügend davon vorbereitet zu haben, schnappt er sich seinen Stab, welcher neben der Tür zur Küche lehnt und wirft einen kurzen Blick in die Küche um Adora Bescheid zu geben. Dann schiebt er sich durch die Schar der Gäste hindurch, um schliesslich die Tür zu erreichen, die heute kaum still steht, und auf den Marktplatz zu treten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 29. Mai 2005, 16:32 Uhr
Auch im Inneren des Kupferkessels hat das Gedränge, wie auf dem Marktplatz, etwas nachgelassen. Trotzdem wird noch immer fröhlich gezecht, gelacht, geflüstert, geschrien und gesungen, wie zu dem Zeitpunkt, als der Wirt die Schankstube verlassen hatte.
Nachdem sie eingetreten sind, übernimmt Euron wieder die Führung durch den Raum, um hinter die Theke zu gelangen. Während sie an den Tischen vorbeigehen, neigt sich ihm plötzlich einer der Gäste in den Weg und hält den Kobold an der Schulter fest. Ein Gesicht mit zahlreichen Falten und dunklen Augenrändern, welches von grauen Haaren und einem ebensolchen Bart umrahmt wird. "Ich muss mit euch reden", sagt er, dem Wirt in die Augen blickend. Euron glaubt einen Moment, das Gesicht zu kennen, doch kann er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann er es zuletzt gesehen hat. Im Moment jedenfalls lassen ihn die nicht mehr ganz klaren Augen und der weingeschwängerte Atem, welcher ihm entgegensteigt, lediglich darauf schliessen, dass dieser Gast wohl schon etwas länger hier sitzt, um ihm seine Aufwartung zu machen. Nun dann kann noch ein klein wenig mehr Wartezeit sicher nichts ausmachen, denkt sich der Kobold und sagt lediglich: "Später vielleicht," während er einen Schritt zur Seite macht, um den Mann auszuweichen und mit einem Blick zurück Sira dazu auffordert ihm weiter zu folgen.

Hinter der Theke öffnet Euron schliesslich die Luke, welche hinab in den Keller führt. Er läßt ein kleines blaues Licht in seiner Hand erscheinen, da die Kerzenständer, bereits auf alle Tische verteilt sind, um während der langsam hereinbrechenden Nacht für genug Licht zu sorgen und steigt hinab. Unten angekommen, schaut er zu Sira hinauf, welche etwas zögert ihm zu folgen und sagt zu ihr: "Komm nur, hier unten wohne ich. Du musst wissen, dass Kobolde es genauso wie Zwerge lieben unterirdisch im Dunkeln zu hausen."
Als das Mädchen schliesslich überzeugt ist und die Leiter herunterkommt, macht er bereits einige Schritte auf sein Arbeitszimmer zu.

Der Raum welchen man betritt, wenn man in den Keller hinuntersteigt, läßt sich in drei Richtungen durch hohe Steinbögen wieder verlassen. Hinter einem dieser Durchgänge befindet sich ein leerer Raum von drei mal drei Schritt Größe, welcher anscheinend weder als Abstellkammer benutzt wird, noch eine sonstige Funktion besitzt. Trotzdem scheint er regelmäßig benutzt zu werden, denn der Boden ist sauber und auch die Wände zeigen keine Spuren davon, dass sie lange Zeit unberührt gelassen wurden. Hinter dem zweiten Durchgang befinden sich die Lagerräume des Kupferkessels, in denen die Vorräte an Met, Wein und auch einigen Zutaten für die Gerichte, welche Adora täglich in ihrer Küche anfertigt, zu finden sind.
Hinter dem dritten Steinbogen hingegen, welchen Euron nun betritt, befindet sich ein schmaler kurzer Gang, welcher an einer hölzernen Tür endet, der Kobold nun mit kräftigem Schwung nach innen aufstößt.

Ein lautes KLONG läßt sich vernehmen, als die Tür gegen einen Widerstand trifft. Überrascht zuckt Euron etwas zusammen, doch dann erinnert er sich an den leeren Eisenkessel, welcher noch immer neben dem Eingang steht. "Es wird Zeit, dass ich endlich mal ein bisschen Ordnung mache," stellt er fest, als er in sein Arbeitszimmer hineinführt. Shenrahs Strahlen fallen durch die Lichtschächte in den Kellerraum und beleuchten das bunte Sammelsurium an Gegenständen, welches hier aufbewahrt wird. Die Regale an den Wänden sowie die Tische, welche in der Mitte des Zimmers stehen sind gefüllt mit Ringen, Ketten, Amuletten und Armbändern, mit Dolchen, kleinen Schwertern und Stäben verschiedenster Form. Man  kann Schriftrollen und dicke Folianten neben seltsamen geformten Statuen, kunstvoll eingefasste bunt schimmernde Steine neben halb zerfallenen Teppichresten entdecken. Teile von Rüstungen liegen über den ganzen Raum verstreut herum und Tierschädel manche bleich, manche bunt bemalt und mit edlen Metallen verziert. Auf einem weißen Bärenfell, welches den Motten schon oft als Nahrung gedient haben muss, liegen einige Becher aus dünnem Glas, wie es nur wenige Meister im Süden herstellen können. Masken starren einen aus verschiedenen Ecken des Zimmers an, manche grob gehauen aus dem Holz der Sommerinseln, andere aus Ton oder aus Metall geformt. Hinter einer dieser Larven, halb versteckt von den großen grünblauschimmernden Federn, welche an ihr angebracht sind, liegt ein großer Topf mit Muscheln, welche der Kobold einst an der südlichen Küste der Immerlande gesammelt hatte, um sie in seinem Buch zu erwähnen. Daneben befindet sich auch eine Sammlung von getrockneten Pflanzen, welche allerdings halb zu Staub zerfallen zwischen den leeren Seiten eines Quartos lagern. Selbst Musikinstrumente kann man hier finden, obwohl der Kupferkesselwirt nie selbst versucht hat das Spielen eines solchen zu erlernen. Trotzdem steht irgendwo eine kleine Harfe, verschiedene Flöten liegen auf Regalbrettern, eine Koboldsgeige steht an die Wand gelehnt und einige kleine Trommeln dienen als Ablage für weitere Gegenständen.
Neben all diesen Dingen gibt es zahlreiche weitere von ungewöhnlicher Gestalt und Aussehen, deren Funktion nicht zu erkennen ist und sie alle zusammen füllen den Großteil des Raumes, den Euron sein Arbeitszimmer nennt, aus, so dass nur ein schmaler Gang bleibt, welcher an seinem Schreibpult vorbeiführt, auf dem Federkiele, leere Pergamentseiten und Tintenfässchen stehen, hin zu dem Bett, auf welchem eine große Anzahl an Decken und Kissen dafür sorgt, dass der Kupferkesselwirt immer ein weiches Nachtlager findet.

"Komm ruhig rein und schau dich um", sagt der Kobold zu Sira und er wundert sich selbst ein wenig darüber, dass er dem Mädchen, welches er erst vor kurzem kennengelernt hat, so ohne weiteres erlaubt, sein Reich zu betreten.
"Wenn ich jetzt nur genau wüsste, wo ich Myzarins Pergamente zuletzt hingelegt habe," überlegt er und kratzt sich am Kopf, während er sich im Zimmer umschaut.
Er weiß, dass das Mädchen nicht allzuviel Zeit hat, deswegen fängt er einfach an, die Pergamente, welche ihm ins Blickfeld gelangen anzuschauen und kurz durchzusehen, indem er sich durch seine umfangreiche Sammlung an Artefakten und Erinnerungsstücken wühlt. "Nein, das ist es nicht," murmelt er leise, "Das auch nicht. Dieses nicht. Jenes...Moment das klingt interessant. Aber nicht jetzt...später vielleicht. Das nicht. Das nicht. Das... . Ah, hier ist es", ruft er schliesslich aus und zieht einen Packen unter einem Topf, welcher mit einer grasgrünen Paste gefüllt ist, hervor.
Er begibt sich zu seinem Schreibpult und bläst mehrmals über die so eben gefundenen Blätter um den Staub zu beseitigen, bevor er es auf das Holz legt.
"Es ist wohl doch schon etwas länger her, dass ich hereingeschaut habe," sagt er zu Sira gewandt, welche nun neben ihm steht.
Schnell überfliegt der Kobold die Seiten und blättert weiter und weiter, bis er  anhält und länger benötigt, um den Text auf dem Pergament durchzusehen.
Plötzlich beginnt er, laut vorzulesen, während er mit dem Finger über die Zeilen fährt, als müsste er zeigen, dass es genauso dort geschrieben steht:

Bei strömenden Regen erreichten wir heute Dunkelschein. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um mit Einbruch der Dunkelheit die Stadttore zu passieren. Die Strassen waren nahezu ausgestorben, kein Wunder bei diesem Wetter. Am Hafen passierten wir schliesslich zwei große Patrizierhäuser, die sich von den anderen Gebäuden dieser Stadt deutlich abhoben. Vor dem, welches wir zuerst erreichten, als wir aus nördlicher Richtung kamen, standen mehrere alte knorrige Bäume. Zwei Statuen säumten das große Portal zu dem eine breite Treppe hinaufführte. Die reche zeigte einen mächtigen Drachen, dessen fein ausgearbeitete Schuppen im Regen schimmerten und den Eindruck erweckten, als würde er sogleich zum Leben erwachen. Die linke Steinfigur dagegen bildete ein Paar, welches sich umarmt hielt. Doch trotz dieser scheinbaren Vertrautheit zeigte das schöngeschnittene Gesicht der Frau eine kühle Distanz und Gleichgültigkeit, während der Mann mit leidvoller Miene zu uns hinab schaute.
Fast am anderen Ende der Docks stand das zweite Haus, welches dem ersten in seinem erhabenen Aussehen in nichts nachstand. Das Portal dieses Gebäudes, zu dem ebenfalls steinerne Stufen vom Pflaster hinaufführten, war von einem Giebel überdacht, in dem ein riesiger steinerner Krake hockte. Das Wasser, welches sich in seinen Augenhöhlen gesammelt hatte, funkelte im spärlichen Licht böse zu uns herab und mit seinen Fangarmen, die über den Rand des Giebels hinausreichten, schien er nach jedem greifen zu wollen, der sich auf die Stufen des Anwesens begab.
Die Wirtin des Gasthauses, in dem wir schliesslich unterkamen, erzählte, während unsere Kleider am Feuer trockneten, dass es sich dabei um die Sitze des Hauses Thaín und des Hauses Shalraith handelte. Zwei Familien, welche durch den Seehandel an der gesamten immerländischen Küste zu großem Reichtum gekommen waren und die eine, seit langer Zeit bestehende, Rivalität verband.

Der nächste Tag begann wesentlich freundlicher, als der letzte aufgehört hatte. Die Kälte, welche anscheinend wieder nur mir zusetzte, war zwar unangenehm, doch dafür wurden wir mit Shenrahs Anbblick belohnt, als wir zu Hafen hinabgingen, um zum vereinbarten Zeitpunkt am Kai zu sein.


Euron blätterte um und überflog die nächste Seite und auch noch die folgenden leise murmelnd, bevor er zu Sira gewandt sagte: "Ich glaube, dass ist alles was ich zum Haus Thaín finden kann. Danach haben wir recht bald wieder Dunkelschein verlassen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Lorne am 05. Juni 2005, 18:50 Uhr
Bereitwillig folgt Sira dem Kobold in die Taverne und sieht sich um. Das Innere des Kupferkessels überrascht sie sehr. Dem äußeren Anschein nach hätte sie etwas anderes erwartet, was genau kann sie nicht sagen, dass was sie nun tatsächlich vor sich sieht jedenfalls nicht. Neugierig sieht sie sich um und mustert die zahlreichen fremden Gesichter ringsumher, während Wind nicht von ihrer Seite weicht. Das Mädchen geht hinter Euron her und verschwindet mit ihm hinter der Theke, wo sich eine Luke befindet, welche in den Keller des Wirtshauses hinabführt, wie sie gleich darauf feststellt. Ein wenig zögerlich schaut sie hinab in die Dunkelheit, folgt Euron dann jedoch, als er sie dazu auffordert, während Wind oben zurückbleibt und, den Kopf durch die Öffnung gestreckt, hinter ihnen herblickt. Gespannt schaut sich Sira um, betrachtet die steinernen Bögen und folgt dem Kobold schließlich interessiert in sein Arbeitszimmer, wo sich sprachlos vor Staunen umsieht.

Während der Kobold sich auf die Suche nach jenen Pergamenten begibt, die seiner Meinung nach vielleicht ein paar Informationen über die Familie der Thaíns enthalten könnten, schaut sich das Mädchen sehr genau um. Das letzte Tageslicht, welches durch die Lichtschächte hereinfällt, beleuchtet das bunte, wirre Sammelsurium, welches sie umgibt, gut genug, um alles bestens in Augenschein nehmen zu können. Fasziniert wandert Sira die Regale und Tische entlang und betrachtet deren Inhalte: Ketten und Ringe, überhaupt Schmuck unterschiedlichster Art, Dolche und Messer, Stäbe, Schriftrollen und dicke Folianten. Rüstungen liegen über den ganzen Raum verteilt umher und etwas schaudernd betrachtet das Mädchen die teils bleichen, teils bunt bemalten und verzierten Tierschädel, die sie überall erspähen kann. Die Masken an den Wänden schlagen Sira besonders in ihren Bann, vor allem eine hat es dem schwarzhaarigen Mädchen angetan. Das Holz, dunkel und glatt, schimmert im abendlichen Licht und die Züge der Maske wirken unheimlich und grotesk, aber auch gleichzeitig sehr faszinierend und Sira hat irgendwie das Gefühl irgendwo schon einmal etwas vergleichbares gesehen zu haben.

Bevor das Mädchen jedoch weiter im Anblick der Maske versinken kann erklingt ein erfreutes »Ah, hier ist es.« und Sira beeilt sich, schleunigst zu Euron zu gelangen. Neben ihm bleibt sie stehen und schaut ihm fragend über die Schulter, während die gesuchten Schriftstücke vor ihnen auf dem Schreibpult ruhen. Als Euron den Staub fort bläst, der die Seiten bedeckt, muss das Mädchen kichernd husten, weil der Staub in den Lungen kribbelt. Sie betrachtet die Schriftzeichen und folgt Eurons Finger, der lautlos über das Pergament gleitet, aber verstehen tut sie nichts, da sie nie Lesen gelernt hat. So hört sie gebannt zu, als ihr der Kobold schließlich vorträgt, was auf dem Papier geschrieben steht. Wort für Wort nimmt sie die wenigen Zeilen in sich auf und versucht sich alles genau einzuprägen, um ja nichts zu vergessen, damit sie Del später davon berichten kann. Was genau Patrizierhäuser sind, weiß Sira, aber sie will Euron nicht unterbrechen und schluckt die Worte daher hinunter. Der weitere Text macht ihre Frage auch überflüssig, da sie ihm entnehmen kann, dass es sich offenbar um sehr prächtige, ansehnliche Häuser handeln muss, in welchen recht wohlhabende Familien leben. Unbewusst öffnet sich ihr Mund ein wenig und formt ein lautloses „Oh“.

Als Euron schließlich geendet hat, steht für Sira sogleich fest, welches Haus den Thaíns gehören muss. Das mit dem Drachen davor natürlich, ist sie sich absolut sicher, etwas anderes kommt für sie gar nicht in Frage und auf einmal hat sie es ziemlich eilig, in den Pfirsich zurückzukehren. Dass muss ich unbedingt Del erzählen, schießt es ihr durch den Kopf. Vielleicht reisen wir dann dorthin, nach Dunkelschein. Von dieser Vorstellung ist das Mädchen vollkommen begeistert. Eine Reise zum Meer, gemeinsam mit Wind und Del, das macht bestimmt Spaß, überlegt sie sich und schmiedet bereits im selben Augenblick die wildesten Reisepläne, ohne eigentlich genau zu wissen, wo Dunkelschein eigentlich liegt. Am Meer, soviel ist klar, welch weiter Weg es bis dorthin ist, ahnt Sira allerdings nicht einmal ansatzweise. Talyra und Milo sowie Shehera und Máel, von denen der Junge ihr erzählt hat, vergisst sie indes mit einem Schlag. Überhaupt kann sie es kaum noch erwarten die Stadt so schnell es geht wieder zu verlassen, einem neuen Abenteuer entgegen. Verträumt schaut sie sich um und wirbelt abrupt herum, als sie feststellt, dass kaum noch Licht durch die Lichtschächte herab fällt. „Ich muss unbedingt los“, ruft sie erschrocken und eilt auch schon aus dem Raum und hinüber zur Treppe, die wieder in den Schankraum hinaufführt.

Dort angelangt erinnert sie sich jedoch noch der wenigen guten Mannieren, die sie in ihrem Leben mitbekommen hat und läuft noch einmal zu dem Kobold zurück, um sich bei ihm für seine Hilfe und den netten Abend zu bedanken. Verlegen macht sie vor Euron halt. „Äh, also Dankeschön“, erklärt sie und streckt ihm lächelnd eine Hand entgegen. „Das war wirklich nett von dir, also das mit dem Pergament und mit dem fest und das du mich vor Tialor gerettet hast und überhaupt … Dankeschön.“ Sie lächelt und kratzt sich verlegen am Kopf. „Jetzt muss ich aber los, zurück in den Pfirsich, nicht das ich Ärger mit Del bekomme.“ Sie grinst, denn so recht kann sie sich nicht vorstellen, dass der Halbelb ihr Schwierigkeiten machen könnte. Nicht nach allem, was sie an diesem Abend über das Inarifest gelernt hat. „Tja, also, mach’s gut Euron.“ Ziemlich spontan und reichlich überschwänglich umarmt sie den verdutzten Kobold, drückt ihm flüchtig einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und verschwindet im nächsten Augenblick bereits kichernd die Treppe hinauf, an deren Ende Wind bereits auf sie wartet. Gut gelaunt verlässt das Mädchen den Kupferkessel und begibt sich auf den Rückweg zum Pfirsich.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 09. Juni 2005, 18:51 Uhr
Er war bei einem Tischler gewesen, und hatte einige Sitzstangen für seine Raben in Auftrag gegeben, dann hatte er einige Decke gekauft, und auch einen Schildermacher beauftragt, sein Ladenschild zu fertigen...
Korren war zufrieden mit seinem Tageswerk, auch wenn er nur wenig an dem Haus gearbeitet hatte, immerhin, er hatte andere, wichtige Dinge erledigt.

"Na ihr Lieben, wie war euer Tag heute?" fragt er seine Raben, während er Korn in einige Näpfe verteilt, das Abendessen seiner Vögel.
Bilder strömen auf ihn ein, schieben sich vor sein eigenes Auge, er sieht, was die Vögel sich vorstellen, erlebt mit, was die Vögel am Tage erlebt hat.

*Gut schmeckende Reste an einer Metzgerei*
*Andere Raben, kleiner, aber frech*
*Ein Hund, der nicht aufpasste, dem man am Schwanz ziehen und....*

"Hundetöter!" fängt Korren an zu schimpfen, so dass die Raben einen Moment lang erschrocken aufflattern und beleidigt krächzen.
"Ich sagte dir doch, dass du die Hunde hier in Ruhe lassen sollst!" tadelt der Ildorer den vorwitzigsten Raben seiner Gruppe.
Dieser kroakt nur, kaum verlegen, leicht aufsässig.
"Irgendwann wirst du von einem Hund noch gefressen werden!" schimpft Korren Rabenfreund weiter, während er weiter das Korn verteilt.

Er schläft eigentlich recht fest, träumte vom Fliegen, von seinen Brüdern und seinem Vater, träumt...
*Tock tock tock*
Korren träumt weiter... er hämmert an seinem Haus in der Tausendwinkelgasse, lässt den Hammer niedersausen und...*Tock Tock Tock*
Das Hämmern des Hammers ist laut zu hören, obwohl Korren gar nichtmehr weiterhämmert... und das Geräusch, es klingt... gläsern?

Plötzlich ist Korren wach. Was ist los?
Korren`s Blick wandert durch den Raum, hin zu Sternenholer, der auf dem Stuhl sitzt, den Kopf unter dem Flügel versteckt, weiter schlafend.
Der junge Mann sucht weiter, bis sein Blick das Fenster erreicht, dass er geschlossen hatte, weil es in der Nacht doch leicht kühl war...
Dann springt er, nackt wie die Götter ihn schufen, aus dem Bett auf, stößt sich den Zeh an dem Stuhl, woraufhin Sternholer anfängt erbost und verschlafen zu kräken...
"Ist gut, mein Freund, ist gut... verdammter Mist... Ich komme ja schon!"

Korren öffnet das Fenster, und ein Rubinrabe flattert herein, direkt auf Korrens rechten Arm.
Krallen bohren sich leicht in die Haut, aber Korren ignoriert den Schmerz.

"Silberflaum! Was tust du denn hier?!" fragt Korren überrascht, denn dieser Rabe gehörte seinem ältesten Bruder, der in Verd am See lebte.
Silberflaum - der seinen Namen aufgrund eines silbrigen Flaums als Küken bekommen hatte - krächzt leise, müde... anscheinend war er lange geflogen.
Korren spürt die Müdigkeit und den Hunger des Raben, aber bevor der Rabe fressen und dann schlafen kann, entfernt ihm Korren erst einmal die Botschaft aus der Hülse am Bein von Silberflaum.
Dann gibt er dem Raben seines Bruders Korn zu fressen, dass dieser hungrig verschlingt, ehe er fast sofort auf dem Stuhl neben Sternenholer einschläft.

Müde betrachtet Korren die Botschaft. Dickes, rauhe Papier, tiefschwarze Tinte...  
Eine Anschrift steht auf dem Zettel...
"Bruder, dass muss wichtig sein, wenn du mir jetzt schon Botschaften schickst... Aber bis morgen hat diese Nachricht noch Zeit!"
Sorgfältig legt Korren den kleinen Brief in eine Kiste, die er sorgfältig abschließt - nicht dass die Raben mit dieser ersten Nachricht irgendwelchen Unfug anstellen...

Dann legt er sich wieder schlafen, und dieses Mal träumt er von unzähligen Raben mit Botschaften, und dass sein Geschäft erfolgreich anläuft.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 09. Juni 2005, 21:10 Uhr
Am nächsten Morgen genehmigt sich Korren erst einmal ein gutes Frühstück - Röstbrot, Käse, etwas Schinken und ein leichtes Dünnbier - denn er wollte nicht mit hungrigem Magen bei seinem ersten Kunden erscheinen.
Dann wäscht er sich mit Hilfe der Waschschale in seinem Zimmer ausgiebig, kämmt sich die Haare sorgfältig nach hinten.

"Krooak!" ertönt es hinter Korren, von dem Stuhl an dem Tisch und kurz darauf kommt die passende Gekrächzte Antwort.
"Lacht nur, Ihr beiden!" spricht Korren zu Sternholer und Silberflaum, die sich offensichtlich über das Zweibein lustig machen.
"Seid froh dass Ihr so etwas wie Kleidung nicht habt, ansonsten würdet Ihr genau die gleichen Probleme wie ich haben!"
Korren zieht sich nun seine besseren Kleidungsstücke an, ein beiges Leinenhemd, eine hellbraune Lederweste und eine schwere Büffellederjacke , dazu eine dunkelbraune LeinenHose und dunkelbraune Stiefel, alle Kleidungsstücke sind sauber und duften leicht nach Lavendel, der sie gegen Mottenfraß schützen soll.

Dann wickelt Korren sich sorgfältig die Leinenstreifen um den rechten Arm auf dem Sternholer während der Auslieferung der Nachricht sitzen würde.
Dann betrachtet sich der junge Mann in einem kleinen Spiegel.
"Na, was meint ihr?" fragt Korren die Raben, die - diesmal zustimmend - krächzen und kräken.
"Ja, ich finde auch dass ich gut aussehe. Na komm, Sternholer, machen wir uns auf dem Weg diese Nachricht abzuliefern, nicht dass unsere erste Kundin schon auf uns wartet..."

Korren streckt den Arm aus, Sternholer flattert ein wenig und landet dann.
"Silberflaum, ruh du dich noch aus, ich komme später wieder. Etwas zu Fressen ist in deinem Napf!"
Korren stellt sich den Napf mit dem Korn in Gedanken vor, und der Rabe seines Bruders korrt zustimmend.
Dann verlässt Korren den Kupferkessel, um sich zu seiner ersten Kundin aufzumachen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Korren am 28. Juni 2005, 21:12 Uhr
Zurück im Kupferkessel schaut Korren Rabenfreund erst einmal nach Silberflaum, dem Rubinraben seines Bruders.
Dieser sitzt - die Augen nur einen kleinen Spalt geöffnet - dösend auf der Stuhllehne.
"Du kannst morgen wieder nach Verd fliegen und meinem Bruder bescheid sagen, dass der Brief gut angekommen ist." spricht er zu dem Vogel, der ein leicht entrüstetes "krächz" von sich gibt, denn immerhin hat er den Brief hierher gebracht, also MUSS er gut angekommen sein.
"Ist ja gut, ich habe verstanden... Schlaf noch ein bisschen, du hast es verdient! Und du, Sternholer, raus mit dir, spiel etwas mit den anderen, oder such dir nen Wurm oder sowas!"

Abgesehen von Silberflaum, der immer noch vor sich hindöst, ist Korren alleine in seinem Zimmer im Kupferkessel, und er ist froh darum.
So kann er wenigstens in Ruhe seine Eintragungen im Geschäftsbuch machen.
Die Raben verstehen nicht, wieso er so etwas langweiliges erledigen kann, sie haben mehr Spass daran, die Schreibfeder zu zersausen, oder das kleine Tintenfässchen zum Wanken zu bringen.
Korren seufzt. Manchmal treiben ihn seine Vögel wirklich in den Wahnsinn.

Aus einem geflochtenen Weidenkoffer mit eisernen Verschlüssen holt der Illdorer die Dinge hervor, die er nun benötigt, ein dickes, in Leder gebundenes Buch und eine hölzerne Kiste, das fast die selbe Breite und Länge wie das Buch hat, es aber in der Höhe um einiges überragt.
Lächelnd legt Korren Kiste und Buch auf den Tisch, und setzt sich erstmal so hin, dass Silberflaum nicht beim Dösen gestört wird, dann streichelt er mit einem leicht stolzen Gesichtsausdruck über das lederne Buch.
Korren spürt nicht nur die feine Maserung des Leders, nein, er betastet auch stolz das eingebrannte Zeichen das für seinen Rabenschlag steht, und er betastet auch die Buchstaben, die die Vorderseite schmücken: TALYRA.

Sein Geschäftsbuch. Vorsichtig öffnet er das Buch, sieht die noch leeren Pergamentseiten, befühlt sie, und lächelt.
Dann öffnet er die Kiste.
In dieser Kiste aus Eichenholz befindet sich alles, was er als Schreiber braucht:
Einige Tintenfässchen mit unterschiedlichen Tinten (so zum Beispiel rote Tinten für Liebesbriefe), Schreibfedern und ein Federmesser, ein kleines Horn mit Löschsand, einige Blätter Papier, auf denen er die Nachrichten schreiben kann, ein Siegel und ein Wachsblock... in diesem Kästchen hat er alles was er benötigt.

Langsam tunkt Korren die frisch angespitzte Feder eines Schwans in das Tintenfäßchen, etwas überschüssige Tinte wird am Rand des Gefäßes abgestreift, dann schreibt der Rabenfreund ohne zu zögern in das Geschäftsbuch.
In kleiner, gut leserlicher Schrift trägt er ein, wann ihn der Brief erreicht hat, dass er in Dunkelschein in Immerfrost bei einem Rabenbotler namens Bogack Felsenstahl aufgegeben wurde. Daneben trägt er ein, dass er, Korren Rabenfreund, diesen Brief durch seinen Bruder, Merak Rabenfreund, geliefert bekommen hat, und dass er ihn dann an die Empfängerin Selket, Heilerin in Talyra, Cerynitis Cerua überstellt hat.
Zuletzt trägt er noch den fast unverschämten Preis ein, den die Elbin für diesen Brief zahlen musste.

Korren nickt zufrieden. Alle wichtigen Daten stehen nun in diesem Buch, Daten, auf die er jederzeit zugreifen kann, wenn es denn sein müsste, Daten, nach denen er einmal in einem Zwölfmond seine Abrechnung macht.
Mithilfe von Löschsand saugt er die letzte überschüssige Tinte von dem Pergament, dann verstaut er das Geschäftsbuch zusammen mit der Schreiberkiste wieder in dem geflochtenen Weidekoffer.

"Silberflaum, ich arbeite wieder an der Botnerei weiter... es wird Zeit, dass ich fertig werde, und dass ich endlich eröffnen kann... ich will wieder mit Kunden zusammenarbeiten.
Also, sei brav, stell keinen Unsinn an, ich lasse das Fenster für dich offen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 31. Juli 2005, 01:19 Uhr
Als Seron die Schankstube betritt ist diese, wie bereits am Abend zuvor, gut besetzt, ohne dabei überfüllt zu wirken. Der Mensch muss zwar ein wenig suchen, findet allerdings schließlich doch einen unbesetzten Tisch in einem ruhigen Winkel, der ihm zusagt, und lässt sich dort nieder. Von seiner Ecke beobachtet er den Raum und Gäste einige Zeit lang stillschweigend, findet aber nicht, wonach er sucht. Euron ist nirgendwo zu sehen. Nur einer der anderen Kobolde bemerkt den Wanderer nach einer Weile und eilt zu dessen Tisch, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen. "Was immer die Küche gerade hergibt.", antwortet dieser, "Und seid bitte so gut und setzt den Meister Euron davon in Kenntnis, dass ich ihn gerne sprechen würde, so ihr ihn denn seht und er ein wenig Zeit erübrigen kann. Trotz des guten Betriebes in dieser Stube." Der Kobold nickt und verschwindet wieder zwischen den Tischen, um weiter seiner Arbeit nachzugehen. Seron lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Eigentlich, denkt er bei sich, eigentlich kein so schlechter Tag. Es ist schon viele Jahre her, dass ich eine Aufgabe innehatte, die für mehr als einen Tag Arbeit und Lohn verspricht. Wollen doch sehen, was daraus wird.
Während er den Tag noch einmal Revue passieren lässt beobachtet der Mensch den Raum um sich herum weiterhin eingehend, aus Neugierde, in der Hoffnung, hier und da vielleicht einen Fetzen eines interessanten Gespräches auffangen zu können und wissend, dass ein gefüllter Schankraum immer ein Quell von Information ist. Eine Beschäftigung, die Seron nach einigen Minuten enttäuscht aufgeben muss. Ob es an der Beschaffenheit des Raumes oder seiner eigenen Müdigkeit nach dem bereits sehr langen Tag liegt vermag der Mensch nicht zu beurteilen, doch die Geräuschkulisse im Kupferkessel ist heute Abend wie ein einziges monotones Geraune, aus dem er keine Unterhaltung herauszuhören vermag. Schade, es hätte mich doch interessiert, was in dieser Stadt vor sich geht. Doch scheint’s muss ich noch ein Weilchen in Unwissenheit leben. Von da an beginnen Serons Gedanken zu wandern und sind alsbald weit fort von seinem momentanen Aufenthaltsort, sowohl im Raum, als auch in der Zeit.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 01. Aug. 2005, 22:25 Uhr
Wie so oft an einem Sommerabend ist der Kupferkessel gut gefüllt, halten doch die dicken Mauern die von Shenrahs Strahlen aufgeheizte Luft davon ab, ins Innere des Gasthauses zu dringen. So sind die Tische voll besetzt und Bier, Met und Wein werden reichlich ausgeschenkt.
Euron ist somit gut beschäftigt, vor allem auch deshalb, weil er hin und wieder an einem Tisch halt macht, auf dem sich einige Feen niedergelassen haben. Da sie gewisse Schwierigkeiten, in einer für Menschen und Elben konzipierten Stadt, mit den Kobolden teilen, sind sie bei dem Wirt des Kupferkessels immer gern gesehene Gäste. Doch nicht nur das. Aufgrund ihrer Größe und den Flügeln an ihrem Rücken gelangen sie fast überall dorthin, wohin sie  ihre Neugier lockt und es gibt nur wenige Orte, die von ihrem Entdeckerdrang ausgeschlossen bleiben. Umso mehr ist es dem Kobold eine Freude sie zu bewirten, haben sie doch meist viel Neues zu berichten. So verweilt Euron immer wieder, um zu plaudern, an dem Tisch, auf dem sie es sich gemütlich gemacht haben, um aus den kleinen Gefäßen zu trinken, die der Wirt nach langem Suchen in einem Regal seines Kellers gefunden hat. Einst hatte er sie von einer Reise mitgebracht, ohne recht zu wissen, was er mit ihnen anfangen sollte, doch nun konnte er damit eventuell einige redefreudige Stammgäste gewinnen, die mit den, in jedem anderen Gasthaus der Stadt üblichen, Trinkgefäßen ihre liebe Mühe haben.

An diesem Tisch findet ihn auch Kogum, als er mit einem Teller der feurigen Pfifferlingpfanne vorbeigeht. "Da drüben will euch jemand sprechen", sagt er, mit seiner heiseren Stimme und nickt zu einem der Tische. "Der Große da, mit der dunklen Kleidung."
Es ist für Euron nicht gerade einfach in der gutbesuchten Gaststube, die zum größten Teil mit "Großen", Menschen und Elben, gefüllt ist, auszumachen, wen genau sein Gehilfe meint. Als er sich von den Feen verabschiedet, glaubt er, dass es von der Beschreibung her, vielleicht Korren, der Mann mit den Raben, sein könnte, doch hat er ihn in letzter Zeit selten zu Gesicht bekommen, da dieser jede freie Minuten für den Bau des neuen Hauses aufwendet.
Schliesslich sieht er jedoch, auf welchen Tisch Kogum die Pilzpfanne gebracht hat und erkennt Seron wieder. Euron muss einen Augenblick schmunzeln, als er wieder einmal daran denkt, dass er am ersten Abend nicht einmal Zeit genug gehabt hatte, dem jungen Mann ein Zimmer anzubieten, bevor diesem die Augen in der Gastsstube zugefallen waren.
"Ich grüße euch", sagt er, als er an den Tisch herantritt. Bevor er sich jedoch setzt, weist er seinen Gehilfen an: "Bring mir ein Glas von dem Roten aus Vînnar und unserem Freund hier", er nickt zu Seron, "am besten ein leichtes Bier. Er wird es sicherlich, während des Essens, gebrauchen können." Dabei zwinkert er dem Menschen zu, weiß er doch genau, dass das Gericht, welches vor diesem steht, seinen feurigen Namen nicht umsonst trägt. Als er sich schliesslich dem Mann mit den langen schwarzen Haaren gegenüber gesetzt hat, fragt er ihn neugierig: "Wart ihr erfolgreich in der Stadt und habt eine Anstellung als Schreiber gefunden?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 03. Aug. 2005, 03:10 Uhr
Seron merkt kaum, als ihm einer der Kobolde des Kupferkessels einen Teller auf den Tisch stellt. Erst als der kleine Kellner schon wieder fort ist scheinen die Augen des Menschen ihren glasigen Blick zu verlieren und sich wieder ganz auf das Hier und Jetzt zu richten. Spezielles Objekt des Interesses in der wieder entdeckten Gegenwart ist dabei der Teller auf dem Tisch vor dem Wanderer. Das Gericht verströmt einen angenehmen Geruch, der den Appetit des Menschen sogleich um ein Vielfaches wachsen lässt. Doch Seron hat kaum einen mundvoll der Speise zu sich genommen, als Euron neben dem Tisch auftaucht. Der Wirt bestellt sogleich Getränke für die sich selbst und seinen Gast, wobei er diesem zuzwinkert. Seron vermag den Grund dafür vorerst nicht so recht zu begreifen, doch bereits nach wenigen Augenblicken beginnt er zu merken, dass die Küche wohl an Gewürzen in seinem Abendmahl nicht gespart hat. Der Mensch dankt seinem Gastgeber in Gedanken für dessen Voraussicht, beschließt, mit dem Verzehr der Speise noch etwas zu warten und schiebt den Teller ein wenig von sich weg. Dieses Gericht, meint er bei sich, ist wohl mit einem guten Schluck Bier tatsächlich besser zu genießen.
Seron verlagert seine Aufmerksamkeit von seinem Abendmahl zu Euron, der sich mittlerweile am Tisch niedergelassen hat. Als der Mensch dem Wirten eben danken will, dass dieser sich die Zeit genommen hat, fragt ihn der Kobold nach dem Verlauf des heutigen Stellungsgesuches. "Nun", antwortet der Wanderer, "erfolgreich war ich, ja, das kann man sagen. Man hat mir im Haus der Bücher eine Anstellung als Schreiber gewährt. Zu meiner allerhöchsten Freude, wie ich anmerken darf, denn die Zahl an Schriften in diesen Gemäuern wusste mich zu beeindrucken. Ich denke, dass sich dort manch lehrreiche Stunde wird verbringen lassen. Und nebenbei habe ich wieder die Gelegenheit, mich in den älteren Zungen dieser Lande zu üben. Meine Sprachenkenntnisse waren über die letzten Jahre der Unterbeanspruchung doch ein wenig eingerostet. Ein paar Bauern Schriftstücke vorzulesen mag leicht verdientes Geld sein, welches mir oft genug den Hunger erspart hat, doch ich sage euch, eine Herausforderung ist es bei den Göttern nicht." Seron schielt zum Teller, der neben ihm steht, und lässt seinen Blick dann kurz durch den Raum schweifen. Als er sieht, dass sein Bier noch nirgendwo in Sicht ist, wirft er seinen Vorsatz über Bord und rückt das Abendmahl wieder etwas näher, auf griffbereite Distanz, bevor er fort fährt.
"Den Tag habe ich über halb zerfallenen Büchern und interessant anmutenden Pilzkulturen, welche selbige als Existenzgrundlage nutzten, verbracht. Man könnte sagen, ich bin mit dem Verlauf der Ereignisse zufrieden, obgleich ich gestehen muss, dass weder meine Augen noch meine Knochen es mehr gewohnt waren, so lange Zeit im Sitzen über Schriften zu brüten. Doch genug von meinem Tag. Ich höre gerne von anderen Leuten und anderen Orten. So erzählt mir, falls ihr denn die Zeit", Seron vollführt eine Geste, um den gut gefüllten Raum zu bedeuten, "und die Laune hättet, etwas von euch. Seit dem gestrigen Abend frage ich mich nämlich, wie man wohl als Wirt in einer Schankstube zu einem Namen wie Zauberschreck kommt."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 04. Aug. 2005, 18:47 Uhr
"Soso, das interessiert euch?", fragt der Kobold lächelnd, "ich gebe zu, dass ich das nicht oft gefragt werde. Wahrscheinlich weil es den meisten reicht mich Euron zu nennen."
Bevor Euron jedoch weiterreden kann, kommt Bigöl vorbei, um ihn zu informieren, dass sich der Met an der Bar seinem Ende zuneigt. So entschuldigt sich der Wirt bei Seron und verschwindet hinter der Theke, um aus dem Keller neue Fässer hinaufzuholen. Erst als der Schreiber seinen Teller fast geleert hat, kehrt der Kobold an seinen Tisch zurück.
"Entschuldigt, dass ich euch so lange habe warten lasse, aber bei diesem Wetter sollte man immer genügend zu trinken bereitstellen, schliesslich kommt jeder hier mit einer trockenen Kehle herein."
Er hebt sein Glas und nimmt einen tiefen Schluck von dem roten Wein aus dem Sorany-Tal.

"Nun es freut mich jedenfalls", sagt er schliesslich, "wenn ihr eine Arbeit gefunden habt, die euch nicht nur ein paar Münzen einbringt, sondern euch auch noch Spass und interessante Stunden verspricht. Falls ihr beim Stöbern in Maester Malakais Werken etwas aufregendes findet, so lasst es mich wissen. Vor allem alte Berichte aus dem Süden, aus den Gebieten des einstigen Ur-Imperiums interessieren mich immer wieder. Obwohl ich viel auf Reisen gewesen bin, hat man mich mein Weg doch erst kurz bevor ich mich in Talyra niederließ, dorthin geführt und ich hatte nicht viel Zeit mich dort umzuschauen.
Bei der Unwirtlichkeit dieser Gegend ist das vielleicht auch gar nicht interessant, aber ich kann mir vorstellen, dass dort noch Zeugnisse von der Größe des einstigen Imperiums zu finden sein müssen.
Seitdem ich den Kupferkessel besitze, hatte ich keine Möglichkeit mehr auf Reisen zu gehen und lange Zeit schien ich auch davon geheilt, die Welt erkunden zu wollen, doch langsam reizt es mich wieder nicht nur H"auserfronten und gepflasterte Strassen zu Gesicht bekommen, sondern Wälder, Berge oder auch weite Ebenen."
Er macht eine kurze Pause und betrachtet seinen Gegenüber.Er hat gesagt, dass er ein Wanderer ist[/i}, erinnert sich der Wirt, [i]ich frage mich, wie lange seine Liebe zu den Büchern ihn in der Stadt halten wird. Nun jetzt, wo der Sommer bald vorbei ist, wird er wohl nicht wieder losziehen, aber während eines langen Winter könnte er die Stadt bald über haben.

"Ihr müsst wissen", fährt Euron fort zu erzählen, "dass mein Volk nicht allzuoft auf Reisen unterwegs ist. Die meisten von uns bleiben lieber unter den Bergen, weit weg von den großen Völkern. Nur manche treibt die Suche nach Reichtümern in die Städte der Elben und Menschen, kann man hier doch mit etwas Geschick viel davon gewinnen."
Der Kupferkesselwirt nimmt erneut einen Schluck aus seinem Glas.
"Viele aus meinem Volk mögen die Elben und Menschen nicht. Wahrscheinlich liegt das schon daran, dass es schwierig sein kann, sich, für beide bequem, an einen Tisch zu setzen." Er zwinkert Seron kurz zu "Und wenn man als junger Kobold nicht viel von der Welt gesehen hat, kommt einem doch einiges seltsam vor, was man in den Siedlungen der Menschen sieht und so glaubt man bald, dass "die Großen" mit all ihren Gesetzen, Gilden, Verträgen, Häusern und Familien so fest an Regeln gebunden sind, dass sie ein ziemlich eintöniges Leben führen, während wir uns einfach frei fühlen können. Es braucht viel Zeit, bis man feststellt, wo ihre Stärken liegen, doch bis dahin kann es einem jungen Kobold passieren, dass er versucht, ein wenig Verwirrung zu stiften, weil es so einfach scheint und ihm einigen Spass bereitet."

Euron schaut seinen Gast einen Moment prüfend an, ob dieser ihm noch aufmerksam zuhört, doch scheint Seron gerade mit seinem Bier beschäftigt, so dass der Wirt einfach weiter erzählt:
"Nun, ich erinnere mich da, zum Beispiel, an einen Kobold, der, nachdem er den Wyrmschwanz verlassen hatte, lange Zeit an der Küste des Meers der Ruhe in den Ostlanden umhergezogen ist. Eigentlich war er auf der Suche nach jemandem gewesen, der ihm uraltes Wissen vermitteln und ihn weiter in Künsten unterweisen konnte, die er in seiner Heimat nur zum Teil gelernt hatte. Doch in den Städten der Menschen ließ ihn die Neugier bald nach diesen und jenen Dingen umschauen und er stellte fest, dass es sich leichter leben liess, wenn er, anstatt jahrelang in muffigen Räumen über alten Büchern zu sitzen, Aufträge für eine Gemeinschaft erfüllte, deren Arbeit meist dann begann, sobald Faeyris ihr Haar löste.
So hätte er dort sicher lange Zeit ein gutes Auskommen gehabt, wenn er, wie gesagt, nicht Freude daran gefunden hätte, immer wieder zu Jahrmärkten zu gehen, wo fahrende Schauspieler, Gaukler oder auch Zauberer ihre Kunststücke zeigten und ihnen ihre Tricks etwas zu erschweren."

"Ihr kennt das sicher, oder? Wenn diese Magier sich selbst oder andere über dem Boden schweben lassen, kleine Dinge verwandeln oder ein Feuerwerk in die Luft zaubern, um all die Ahhhs und Ohhhs zu hören, die sich, je lauter sie sind, am Ende umso mehr in klingende Münze verwandeln.", sagt Euron und wartet darauf, bis Seron bestätigend nickt.
"Nun, ab und zu kann dabei natürlich auch etwas schief gehen, der Magier, der gerade noch elegant schwebte, plumpst plötzlich hinab, um mit seinem Hintern hart auf dem Boden aufzuschlagen, die kleinen Dinge entscheiden sich gerade jetzt so zu bleiben, wie sie sind oder verpufften mit viel Knall und Rauch, so dass die Umstehenden, allen voran der Zauberer selbst, ganz schwarze Nasen bekamen. Oder das Feuerwerk versucht plötzlich, statt in der Luft zu bleiben, in die Menge der Zuschauer hineinzufliegen und für erschreckte Gesichter zu sorgen."
Euron schmunzelt ein wenig.
"Ihr könnt euch vorstellen, dass das einerseits für Verwirrung sorgen, aber auch gefährlich sein kann und einige Zeit glaubte man, dass irgendein ungünstiger Wind aus dem Süden den Magier in den Städten der Ostlande ihre Arbeit erschwerte, bis man jedoch feststellte, dass ein Kobold, der viel an der Küste hin- und herreiste immer mit zu den Zuschauern gehörte, wenn mal wieder etwas passierte.
Die Ordnungshüter in Cardossa hatten einen Magier angeheuert, der sich das ganze etwas genauer anschaute. Dieser stellte schliesslich fest, dass unser junger Freund immmer selbst magisch aktiv wurde, wenn gerade auf der Bühne wieder irgendetwas schief ging."
Der Kupferkesselwirt setzte sich gerade auf und nimmt den letzten Schluck aus seinem Glas.
"Man liess ihn einige Zeit gewähren, um sicher zu gehen, doch als sich das ganze mehrmals wiederholte, erteilte man ihm ein Stadtverbot, damit er den städtischen Frieden nicht weiter stören konnte und auch wenn die Städte dort sonst kaum einer Meinung sind, in diesem Fall folgten doch die meisten dem Beispiel Cardossas, war es ihnen doch wichig, dass die Bevölkerung von den Gauklern in frohe Stimmung und nicht in Angst und Schrecken versetzt wurde.
Unser Kobold jedenfalls hatte das Glück, einen Tag bevor er Cardossa verlassen musste, auf eine Gruppe von Abenteurern zu treffen, die seine Fähigkeiten gut gebrauchen konnten und ihn so mit auf ihre Reisen nahmen. Wer weiß, hätte er damals nicht seine ganze Aufmerksamkeit den Abenteuern zuwenden müssen, würde er heute vielleicht lediglich eine zwielichtige Taverne in der Unterstadt besitzen, die von Zauberern wie rechtschaffenden Menschen gleichermassen gefürchtet wäre."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 06. Aug. 2005, 21:33 Uhr
Als Euron sich entschuldigt und seinem Gehilfen hinter die Theke nachfolgt macht Seron sich mit großem Eifer über sein Mahl her, hat er doch seit den frühen Morgenstunden keinen Bissen mehr getan. So ist die Mahlzeit auch bereits so gut wie ganz verschwunden, als Euron an den Tisch zurückkehrt.
Während der Wirt des Kupferkessels seine Geschichte erzählt, wird der Gesichtsausdruck des Menschen zunehmend ernster. Hatten dessen Züge zuvor noch die recht gute Laune des Wanderers widergespiegelt, ein Umstand, der an sich bemerkenswert für Seron ist, so wird sein Ausdruck nun zusehends undeutbar, bis er sich in einer starren Maske zu verlieren scheint. Der Mensch blickt kaum einmal von seinem Bier auf, welches Euron ihm mitgebracht hat, während dieser, ihm gegenüber, seine Erzählung fortsetzt. Der Mensch verliert sich, wie schon so oft in den letzten Tagen, in den Erinnerungen seiner eigenen Wanderung.
Auch als der Kobold fertig ist hebt Seron seinen Blick für mehrere Minuten nicht, sondern starrt weiter in seinen, nun leeren, Bierkrug. Schließlich blickt der Wanderer doch zu seinem Gastgeber, wobei sich seine Miene etwas erhellt. "Das Imperium, ja ... ein interessantes Kapitel, wenn auch etwas bedrückend." Der Wanderer schüttelt den Kopf "So viel verschwendete Kultur, so viele verlorene Ideen. Wie viel Wissen wohl mit dem Reich untergegangen ist, das habe ich mich oft gefragt als ich noch ... früher.
"Doch zu eurer Erzählung: Ich finde, dass dieser Kobold außergewöhnliches Glück hatte. Zuerst hat er sich entschlossen, in die Fremde zu gehen, was, wie ihr sagt, recht selten unter seinesgleichen der Fall ist. Ich finde es wäre eine Schande gewesen, hätte er nie etwas von der Welt zu Gesicht bekommen. Und wenn ihm die Gesetze und Umstände in der Welt des Großen Volkes zuerst nicht behagten, so ist das wahrhaftig nichts Ungewöhnliches. Ich für meinen Teil komme bis zum heutigen Tage nicht damit aus, und die Vorteile des Systems, welche jener junge Kobold erkannt hatte, die suche ich bis zum heutigen Tage vergebens.
"Auch scheint mir bei dem, was ihr erzählt, dass unser junger Freund reichlich Spaß und eine recht unbeschwerte Zeit bei seinem Schaffen hatte, bis man ihm denn schließlich auf die Schliche kam." Für einen kurzen Moment flackert ein verspieltes Funkeln in den Augen des Menschen auf, doch ist es so schnell wieder verschwunden, dass es genauso gut hätte niemals da gewesen sein können. "Eine Tätigkeit übrigens, der ich gerne beigewohnt hätte, muss ich gestehen. Ich habe immer eine gewisse Abneigung gegen Jahrmarktsmagier gehegt. Die Vorstellung, mit etwas so Mächtigem und potenziell Gefährlichem wie der Magie auf so stümperhafte Art und Weise zu spielen, um damit Geld zu verdienen, ist mir zutiefst zuwider. Dabei ein oder zwei kleine Steine in den Weg zu legen, dem Gedanken wäre ich selbst nicht abgeneigt gewesen, obgleich offensichtlich aus anderen Gründen, als der junge Freund eurer Erzählung.
"Wie dem auch sei, dieser Kobold scheint seinen Spaß gehabt zu haben und auch noch mehr oder weniger ungestraft damit davongekommen zu sein, etwas, das nur sehr wenigen von uns zuteil wird. Er hatte das Glück, auf seinen weiteren Reisen Teil einer Gruppe zu sein, wo hingegen die meisten von uns, die wir gezwungen sind, einen Ort zu verlassen, alleine gehen, stehen und fallen. Und nun hat er, scheint’s, eine gut besuchte Schankstube inne und führt, wenigstens auf den ersten Blick, denn tiefer geht mein Wissen nicht, ein ordentliches Leben. Was kann man vom Schicksal mehr erwarten, als eine Zeit der Jugend im eigenen Heim, eine Zeit der Wanderschaft und einen ruhigen Abschluss?
"Alleine, seid so gut und verratet mir, Euron", der Mensch lehnt sich nach vorne und stützt sich dabei mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab, wobei er die Hände vor dem Gesicht faltet. Dabei fixiert er seinen Gastgeber mit einem forschenden Blick, als er fort fährt, "Dieser Kobold, was hat ihn dazu bewegt, sich niederzulassen, einen Betrieb zu leiten, nach all der Wanderschaft? Und hat er es denn letztendlich gefunden, das Wissen dessentwegen er ausgezogen ist?" Seron hält einen Moment inne. Dann scheint er sich eines bessern zu besinnen und lehnt sich wieder zurück. "Entschuldigt meine aufdringliche Fragerei, es geht mich natürlich nichts an, doch muss ich zugeben, dass ich neugierig bin. Was vermag jemanden, der die Wanderschaft kennt, so lange in einer Stadt halten?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Aug. 2005, 23:23 Uhr
Als sein Gast ihm antwortet, bemerkt Euron, dass dieser ernster und erfahrener klingt, als er es erwartet hat. Obwohl sich in Serons Gesicht bereits deutlich die Erlebnisse seiner Wanderungen eingeprägt haben, kommt er dem Wirt doch recht jung vor. Vielleicht bist du einfach nur alt, Euron, denkt er sich. Oder er hat in der kurzen Zeit, die er auf Rohas Rund weilt, schon viel gesehen. Sagte er nicht am ersten Tag, dass er sein ganzes Leben von Ort zu Ort gereist ist? Fast scheint es dem Kobold, als könne er aus den Worten des Menschen ihm gegenüber den Wunsch heraushören, ebenfalls ein solches Leben zu führen, wie es ihm Euron beschrieben hat.
Bevor er jedoch selbst danach fragen kann, beugt sich Seron über den Tisch, um den Kupferkesselwirt mit einer neuen Frage zu konfrontieren. "Dieser Kobold, was hat ihn dazu bewegt, sich niederzulassen, einen Betrieb zu leiten, nach all der Wanderschaft? Und hat er es denn letztendlich gefunden, das Wissen dessentwegen er ausgezogen ist?", möchte er wissen und fügt dann noch hinzu: "Entschuldigt meine aufdringliche Fragerei, es geht mich natürlich nichts an, doch muss ich zugeben, dass ich neugierig bin. Was vermag jemanden, der die Wanderschaft kennt, so lange in einer Stadt halten?"

Einen Augenblick hebt der Kobold die Augenbrauen, als er sich überlegt, wieviel er seinem Gast wirklich erzählen soll. Abgesehen davon, stellt er, als er sich umblickt, fest, dass auch die anderen Gäste wieder seiner Aufmerksamkeit bedürfen. Einen Moment beobachtet er, ob Bigöl und Kogum ihre Arbeit vernünftig verrichten und entscheidet sich dann doch, dem schwarzgekleideten Mann eine Antwort zu geben.
"Ihr verlangt viel von mir", beginnt er und lächelt dabei, "wenn ihr an einem Abend soviel über meine Vergangenheit erfahren wollt." Er schweigt kurz und sagt dann schliesslich: "Aber gut, warum nicht. Ihr werdet ja sicherlich noch einige Abende hier verbringen und könnt mir dann sicher berichten, woher aus dem Norden ihr stammt. Normand, Ardun oder Immerfrost? Und was euch schliesslich dazu gebracht hat, lieber auf Wanderung zu gehen. Zumeist gehen die Nordmänner doch eher zur See, wenn sie das Fernweh packt." Er betrachtet seinen Gegenüber kurz, um dessen Reaktion darauf zu deuten, doch dann fährt er fort: "Aber wir haben ja vorhin bereits darüber gesprochen, dass es immer wieder Abweichler gibt, die die Dinge anders handhaben, als es bei ihrer Art üblich ist. Also dieser Kobold hat in der Tat gefunden, was er am Anfang suchte, doch es brauchte Götterläufe und Götterläufe bis es soweit war. Vielleicht hatte er darüber vergessen, dass sein Wissen trotz der Jahrzehnte des Lernens im Vergleich zu den Möglichkeiten, die diese Kunst bot, nicht viel mehr war, als das, was die Jahrmarktszauberer wußten. Selbst die Erfahrensten können vom Unbekannten überrascht werden und, um es kurz zu machen, als sich sein Können eines Tages für einen Augenblick gegen ihn und seine Gefährten wendete, stellte er fest, dass es besser war, den Dingen ihren Lauf zu lassen, anstatt sie mit eigener Kraft in andere Bahnen lenken zu wollen. Er gab das Wandern auf. Einerseits um sich zu erholen, andererseits weil er auf seiner letzten Reise zuviel Ungewöhnliches und Aufregendes gesehen hatte und froh war, sich nun dem einfachen Leben zu widmen. Es war eine glückliche Fügung, dass er in dieses Wirtshaus einkehrte, welches damals noch einen ganz anderen Namen trug. Jedenfalls gefiel es ihm hier so gut, dass er es, nachdem es sein alter Besitzer plötzlich über Nacht ihm Stich liess, übernahm und bis heute noch führt. Manchmal sehnt er sich danach, einmal wieder durch Wald und Feld zu streifen, doch mittlerweile ist er etwas faul geworden. Ausserdem kann er hier sicher sein, jeden Tag ein üppiges Essen aufgetischt zu bekommen und so stillt er sein Fernweh lediglich dadurch, dass er seine Gäste von ihren Reisen erzählen läßt."
Als er geendet hat, schaut der Wirt Seron direkt an und sagt mit ernster Miene: "Ihr seht also, wenn ihr nicht über euch berichtet, kann es schnell passieren, dass ihr eure Unterkunft verliert, weil der Besitzer dieses Hauses seine Gaststube schliesst, um wieder selbst etwas zu erleben."
Mit dem letzten Wort zwinkert Euron dem jungen Mann kurz zu und verschwindet irgendwo zwischen den Tischen, um seinen Gehilfen unter die Arme zu greifen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 12. Aug. 2005, 01:44 Uhr
Seron kann gerade noch den Mund öffnen, um zu einer Antwort anzusetzen, bevor der Kobold in der Menge an Gästen, die allesamt bewirtet werden wollen, aus seinem Sichtfeld verschwindet. Verdutzt klappt Seron die Kinnlade wieder nach oben, als er registriert, dass niemand mehr da ist, um seine Worte zu hören. Der Mensch seufzt innerlich, als sein Blick zu seinem notorisch leeren Geldbeutel wandert, war es doch der eigentliche Grund seines Besuches im Kupferkessel gewesen, seine Schulden für Nächtigung und Speise bei dessen Wirt zu begleichen. Offensichtlich ein missglücktes Unterfangen. Euron, das nächste mal werde ich euch einfach am Stuhl festbinden, bevor ich ein Gespräch beginne. So, dass ich sicher sein kann, dass ich auch dazu komme zu sagen, was ich zu sagen habe. Nun, dann werde ich meine Schuldigkeit eben morgen Abend ausgleichen müssen. Seron verflucht seine neugierige Fragerei, als er sich vom Tisch erhebt und beginnt, sich seinen Weg in Richtung der Tür zu bahnen.

Erst als der Wanderer dort angekommen ist, fallen ihm des Kobolds letzte Worte vor dessen plötzlichen Abgang wieder ein. "Ihr seht also, wenn ihr nicht über euch berichtet, kann es schnell passieren, dass ihr eure Unterkunft verliert, weil der Besitzer dieses Hauses seine Gaststube schliesst, um wieder selbst etwas zu erleben." Seron flucht ein zweites mal innerlich, als ihm bewusst wird, dass er ebenfalls nicht mehr dazu gekommen ist, Euron mitzuteilen, dass er sein Quartier in das Haus der Bücher verlegt hat. Der Wanderer dreht sich noch einmal um lässt seinen Blick über den vollen Schankraum wandern. Die Menge an Anwesenden alleine reicht aus, um Seron, der es sein Leben lang vorzog, Versammlungen von mehr als 10 Wesen zu meiden, einen kalten Schauer den Rücken hoch zu jagen. Den Kobold jetzt noch darin zu suchen stellt für den Wanderer eigentlich keine echte Option dar. Der Mensch überlegt noch kurz, ob er vielleicht sein Zimmer im Kupferkessel noch für diese Nacht in Anspruch nehmen sollte, entscheidet sich aber dagegen, als seine Gedanken zu seinen wenigen Habseligkeiten wandern, die noch immer im Haus der Bücher liegen. Mit einem letzten Seufzer wendet er dem Raum den Rücken zu und verlässt den Kupferkessel, um die nächtlichen Straßen der Stadt zu betreten. Es wird schon kein Stern davon vom Himmel fallen …

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 24. Aug. 2005, 09:46 Uhr
Seit Chenyas' Erwachen in den Tiefen der Tausendwinkelgasse ist nicht mehr als eine halbe Stunde vergangen, es ist noch nicht einmal Mittag und doch ist der Schankraum auch zu dieser Stunde schon gut gefüllt. Niemand schenkt ihm besondere Aufmerksamkeit, als er durch den kleinen Durchgang an der Seite des eindrucksvollen Kamines den Gastraum betritt, und so blickt er sich erst einmal verstohlen um auf der Suche nach dem Wirt des Hauses. Er kann Euron allerdings nirgends entdecken, schiebt dies weniger auf dessen körperliche Größe als vielmehr auf seinen eigenen, noch recht benebelten Zustand und nimmt daher mit einem dünnen braun-roten Ding hinter der Theke Vorlieb, welches ihm eine kleine Kammer im obersten Stock zuweist. Mit schweren Schritten steigt Chenyas die alte Treppe hoch, wobei er mit der freien Hand Halt auf dem Geländer sucht.
Je höher er kommt, desto leiser wird das aus dem Schankraum dringende Gesumme, und einmal mehr fragt er sich beiläufig, wie um alles in der Welt dieses kleine, völlig windschiefe Haus solch eine immense Anzahl an Räumen und Stockwerken beherbergen kann. Wenn ich da an die Harfe denke ..., aber er lässt den Gedankengang sofort wieder fallen und macht in seinem Kopf Platz für die Vorfreude auf sein Bett, denn er ist inzwischen im obersten Flur angelangt und steht vor seiner Zimmertüre, die er kurz darauf auch schon aufgeschlossen hat.
Seine Tasche wirft er achtlos auf den einzigen Stuhl, den er in dem Zimmer vorfindet, und in seiner Kleidung wirft er sich auf das schmale Bett. Er denkt noch daran, die Türe zu verriegeln und einen Schutzzauber für das Buch auszulegen, doch im nächsten Augenblick hat ihn schon der Schlaf übermannt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 25. Aug. 2005, 09:47 Uhr
Es ist früh am Morgen, als Chenyas aus seinem tiefen, aber unruhigen Schlaf erwacht. Ein ohrenbetäubender Lärm reißt ihn ruckartig aus seinem Traum und ein leises Klingeln in den empfindlichen Elbenohren lässt ihn sich sofort im Bett aufsetzen. Es dauert nur wenige Augenblicke, dann ist er hellwach und blickt sich rasch in seinem Zimmer um, doch alles liegt friedlich da, die Türe ist nachwievor verschlossen und auch das Buch liegt noch an seinem Platz, stellt er vor Erleichterung seufzend fest. Er will sich eben einreden, er sei aus einem Alptraum hochgeschreckt, da dringt ein Schrei an seine Ohren, von weiter her, aber dennoch durchdringend. Die Gedanken an einen Wirrtraum schiebt er sofort zur Seite und springt aus dem Bett, reißt die Türe auf und steht kurz darauf in Lauerstellung auf dem Flur - doch auch hier ist nichts zu sehen, die übrigen Türen sind verschlossen und hinter einer davon hört er das leise, gleichmäßige Schnarchen eines anderen Gastes.
Schnellen Schrittes eilt er zurück in sein Zimmer und stößt die Fensterläden auf, um einen Blick nach draußen zu werfen. Direkt unter ihm sieht er die Schmiede, dort regt sich um diese Uhrzeit noch niemand. Und er lässt seinen Blick nordwärts schweifen, über die äußeren Giebel der Häuser in der Tausendwinkelgasse hinweg, vorbei an der großen Parkanlage mit den drei Heiligen Tempeln in deren Mitte - und plötzlich kann er weit vorn eine Rauchsäule am Himmel erkennen, dort, wo er die Kräuterkate vermutet. Etwas lässt ihn stutzen, aber er weiß nicht sofort, was es ist. Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Der Umriss des Nordturmes, in dessen Schatten die Kate gestanden hatte, ist einfach verschwunden, und mit ihm ein großes Stück der Stadtmauer. Seine scharfen Augen machen auch das schwache Leuchten von Feuer aus, und er tritt wie gelähmt vom Fenster weg und lässt sich auf das Bett sinken. "Heilige Faeyris", murmelt er, "was war das?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 25. Aug. 2005, 22:36 Uhr
Euron hatte diesen Morgen in seinem Domizil im Keller verbracht, um, vor sich hin summend, wieder ein bisschen Ordnung in das kunterbunte Chaos seines Zimmers zu bringen. Nachdem Besuch des schwarzhaarigen Mädchens Lorne am Abend des Inarifestes hatte er weiter in den alten Aufzeichnungen gelesen und nicht nur die Erinnerungen, sondern auch das ein oder andere Andenken daran hervorgekramt. Erst nachdem er Seron ein wenig von seiner Geschichte erzählte, hatte er beschlossen alles wieder sorgsam zu verstauen und in den Regalen verstauben zu lassen.
Doch aus dem Aufräumen war bisher nur ein vorsichtiges Hin- und Herschieben der Dinge auf dem großen Tisch geworden und ein unentschlossener Kobold hält gerade eine tönerne Flasche in den Händen, um den Stopfen hebend, vorsichtig hineinzuriechen, als plötzlich ein Knall ertönt. Wie erstarrt steht der Kupferkesselwirt einen Moment da, während das Geräusch in seinen empfindlichen Ohren klingelt. Als er wieder blinzelt und sich überrascht umschaut, ist es der stechende Geruch von Salpeter der ihm in die Nase steigt und von den Scherben ausgeht, die zu der Flasche gehören, die sich gerade eben noch in seiner Hand befunden hat. Auch einige andere Dinge hat es von den Regalen gerissen, so dass Euron eigentlich froh sein sollte, mit dem Aufräumen noch nicht allzuweit fortgeschritten zu sein. Doch im Moment denkt er an andere Dinge. Er eilt zur Leiter, die hinauf in den Schankraum führt.
Morholdrim, ist sein erster Gedanke, doch verwirft er ihn gleich wieder. Nein, den hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Knartz? Aber das ist noch länger her.

Oben angekommen eilt der Kobold durch den Schankraum. So früh am Morgen sind kaum Gäste zu finden. Nur die alte Yagana sitzt wie immer am Fenster vor ihrem Tee und ausser einer Pfütze auf dem Tisch und ihrem Blick der nun noch angestrengter nach draussen starrt, ist nicht zu erkennen, dass gerade etwas passiert. Bigöl kommt hinter einer Ecke hervor und will ihm etwas mitteilen, doch winkt der Wirt nur ab und begibt sich durch die Tür auf die Strasse.

Soviel Menschen hat Euron seit dem Inarifest nicht mehr auf den Beinen gesehen, doch scheint sie nicht die Lust zum Amüsieren auf das Pflaster zu treiben. Die Tempelglocken schlagen Alarm und die Hörner tönen von den Stadtmauern. Ängstliche Schreie sind zu hören, manchen Menschen steht Panik ins Gesicht geschrieben, Bewohner mit rußgeschwärzten Gesichter kommen aus Richtung des Nordtores, während andere neugierig in diese Richtung laufen. Als die Blaumäntel mit dem Lord Commander an der Spitze die Strasse entlang kommen, wird eine Gasse freigemacht. Doch erst das "Geht in eure Häuser und bleibt dort" Olyvars von Tarascon und das Eingreifen der Stadtgardisten sorgen dafür, dass ein wenig mehr Ordnung in die Menschenmenge kommt.

Euron bleibt vor seinem Gasthaus stehen und hört den Rufen und den Gesprächen der Passanten, die an ihm vorbeieilen. Von einem Angriff auf das Nordtor ist die Rede, andere wiederum erzählen, dass es bei den letzten Gewittern unterspült worden sein muss und jetzt zum Einsturz gekommen, der nächste berichet von einer Explosion, Feuer, welches in einem der Häuser ausgebrochen ist und nun auf die anderen übergreift.
Wie immer, wenn etwas passiert, ist fast jede mögliche Geschichte Umlauf, so dass der Kobold nicht sagen kann, was richtig oder falsch ist. Er schaut sich nach jemandem um, der ihn mehr sagen kann und sieht einen Jungen, der sich verstohlen an der Wand des Kupferkessels entlang schleicht, eine dicke Geldkatze in der Hand, die so gar nicht zu seinem Aussehen passen will. Als er an dem Kupferkesselwirt vorbeigeht, packt dieser ihn am Handgelenk und zieht ihn zu sich herum. "Hey, sag mir was da los ist", fordert er den Dieb, der einen Kopf größer als er selbst ist und ihn mit schreckengeweiten Augen anschaut, mit grimmiger Miene auf. Der Junge zögert einen Moment, doch als Euron einen kurzen Blick auf die Geldkatze wirft, stottert er: "A...also die hab ich gefunden. Das Haus von der Heilerin is' wech und hat noch ein Stück vom Tor mitgenommen. Und da sind jetzt überall Rauch und Blut und Verletzte und so." Er blickt zu dem Beutel in seiner Hand. " 's muss jemand verloren haben. Lag direkt an dem Loch von dem Haus, was in die Luft geflogen ist."
"Na, so ein Glück, heh?" antwortet der Wirt. "Na dann sieh mal zu, dass du verschwindest. Den Blaumänteln wirst du mit der Geschichte nicht kommen können." Er läßt den Jungen los, so dass der im Gedränge auf dem Marktplatz untertauchen kann.
Morganas Kate? Seltsam, denkt sich der Kobold, als er wieder in seine Gaststube geht und die Tür schliesst, was könnte sie in ihren Kellern gehabt haben, was eine derartige Explosion hervorrufen könnte? Hab nie gehört, dass sie besonders große Begabung in alchemistischen Dingen gehabt hat.
"Was ist los? Was ist los?" kreischt die alte Yagana Yordritsch als der Wirt an ihrem Tisch vorbeigeht und so setzt er sich zu ihr, um es ihr zu erzählen. Ob sich das Feuer schnell ausbreiten wird? fragt er sich, doch dann er ist sich sicher, dass noch genügend Zeit bleibt, bis es dem Kupferkessel ernsthaft in Gefahr bringen kann. Die ganze Tausendwinkelgasse liegt zwischen ihm und dem Nordtor. Ich werde nur nach den Tauben schauen müssen. Wer weiß, wie sie den Rauch und den Lärm verkraften.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 28. Aug. 2005, 06:25 Uhr
Die Schankstube des Kupferkessels ist, und das ist eine Ausnahmesituation, wenigstens wenn Seron nach der wenigen Erfahrung geht, die er bis jetzt hier gesammelt hat, so gut wie leer. Ob dies auf die Ereignisse des heutigen Morgens zurückzuführen, oder die Stube einfach nur Abends gut besetzt ist, das vermag der Schreiber nicht zu sagen, doch vermutet er im Stillen, dass die tatsächlichen Auswirkungen der Explosion vielleicht doch nicht auf den Radius der physischen Zerstörung beschränkt sind. So manch ein Gerücht mag, durch die vielen Münder, die es weiterleiten, sicherlich stark an Tragik gewinnen und sich gänzlich von den Fakten lösen.
Wie dem auch sei, sagt sich der Mensch, ich habe Hunger, und wenn andere Leute zu solch unpassenden Zeiten Dinge sprengen und sich hernach derart das Maul darüber zerreißen, dass sie daraufhin zu essen vergessen, dann ist das deren Sache.
Der Wirt des Kupferkessels selbst ist, und daran hat sich der Mensch schon gewöhnt, auf den ersten Blick nicht auffindbar. Stattdessen trifft Seron einen der Gehilfen an. Denselben, welcher den Menschen auch schon vor zwei Tagen bedient hatte. Der Schreiber tritt auf den Kobold zu, um diesem zu sagen, dass er gerne nochmals das gut gewürzte Pilzgericht, welches ihm zuletzt serviert worden war, essen würde, sieht sich allerdings dabei mit einer dummen Schwierigkeit konfrontiert: Seron kann eine Pflanze schwer von der anderen unterscheiden, Grünzeug bleibt Grünzeug. Darüber hinaus ist er auch des Kochens nicht mächtig und kennt den Namen der gewünschten Speise nicht. Unfähig, Zutaten oder Bezeichnung zu liefern muss er sich auf eine recht unbeholfene Beschreibung beschränken.
"Dieses … was war es doch gleich … eine Art Pilzgericht war es, sehr stark gewürzt, wie ich mich erinnere, und ihr habt es mir am Abend vor zwei Tagen serviert. Doch natürlich müsst ihr viele Gäste haben, ja, natürlich … Ihr wisst nicht zufällig, welches Gericht ich meine?" fragt der Mensch, obgleich er starke Zweifel hegt, das irgendjemand aus dieser Beschreibung schlau werden könne. Doch der Kobold nickt und verschwindet auch sogleich wieder, um seiner Arbeit nachzugehen.
"Und Met. Einen großen Krug!" ruft ihm der Mensch nach, als diesem wieder dämmert, wie stark die Speise tatsächlich gewürzt gewesen war. Dann begibt er sich zu einem der vielen leeren Tische, nahe des Kamins, und beschließt zu warten. Nach Serons Erfahrung sollte Euron früher oder später im Schankraum nach dem Rechten sehen. Vielleicht komme ich ja heute dazu, meine Schulden zu begleichen. Und vielleicht kann mir Euron erzählen, was diese Verwüstung am Tor hätte anrichten können. Das könnte einem ja die schönste Anstellung verderben, wenn hier öfter etwas in die Luft geht.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 30. Aug. 2005, 15:01 Uhr
Als Euron nach den Tauben schaut, stellt er fest, dass sie unruhig in ihren Verschlägen auf und ab laufen, hin und wieder ein unzufriedenes Gurren ausstosend. Kein Wunder, denkt er sich, der laute Knall wird sie sicherlich aufgeschreckt haben und bei dem Rauch würden sie sicher lieber in Gebiete mit frischerer Luft fliegen. Er kippt die Dachluke ein wenig zurück, damit so wenig wie möglich, von den grauen Wolken und dem Geruch von schwelenden Holz in die Kammer dringt, doch will er sie nicht ganz schliessen, da es an warmen Tagen wie diesem unerträglich heiss unter dem Dach des Kupferkessels werden kann.
Anschliessend geht er wieder hinab, um mit dem Aufräumen fortzufahren, welches er vorhin unterbrochen hat. Er weiß, dass sich bereits die Stadtwache dem Feuer angenommen hat und wahrscheinlich auch noch zahlreiche andere Bewohner der Stadt, die herbeigeeilt sind. Umso weniger sinnvoll erscheint es ihm, selbst dort vorbei zu gehen, oder sich auch nur Gedanken darum zu machen. Trotzdem legt er seine Arbeit immer wieder zur Seite und schaut hinaus auf die Straße zum Nordtor oder in die Tausendwinkelgasse, um zu sehen, ob es bereits Neuigkeiten gibt.
In dem Viertel dessen Zugang durch seine Gaststube führt, tuscheln die Händler aufgeregt vor ihren kleinen Läden und an einen normalen Tagesablauf ist kaum zu denken. Vor allem die Sorge, dass das Feuer, sich rasend schnell von einem zum nächsten der verwinkelt und eng aneinanderstehenden Häuschen ausbreitet, macht sich breit.
Als dann am Nachmittag schliesslich die Nachricht die Runde macht, dass alles langsam wieder unter Kontrolle zu sein scheint, kann man das Aufatmen förmlich hören und die Ladenbesitzer beginnen, sich wieder dem Alltag zuzuwenden.

Auch der Kobold kehrt wieder einmal in die Schankstube zurück und stellt überrascht fest, dass ein Gast an einem der Tische nahe dem Kamin Platz genommen hat. Eigentlich hat der Wirt nicht damit gerechnet, ausser der alten Yagana, Gäste hier zu empfangen, bevor der Brand vollständig gelöscht ist und die Stadtwache und ihre Helfer wieder daran denken können, dass sie den ganzen Tag kaum etwas gegessen und getrunken haben.
Es ist Seron, der gerade von Kogum ein weiteres mal die Pilzpfanne und einen großen Becher Met auf den Tisch gestellt bekommt. Da dem Kobold im Moment ohnehin nicht danach zumute ist, mit dem Ordnen seines Kellers fortzufahren setzt er sich dem Bücherfreund gegenüber. "Seid gegrüßt, Seron. Wie ich sehen, scheint ihr die Arbeit im Haus der Bücher heute bereits früh beendet zu haben. Kein Wunder bei der Aufregung in der Stadt." Einen Augenblick betrachtet der Kobold seinen Gegenüber genauer, doch kann er an ihm keine Spuren von Ruß oder die Spuren von Wasser erkennen. "Ihr habt sicherlich von dem Feuer am Nordtor gehört, oder?", fragt er deshalb, obwohl er sich nicht vorstellen kann, dass es noch jemanden in Talyra gibt, der nicht davon weiß. "Mittlerweile soll es ja wieder unter Kontrolle sein. Glücklicherweise. Wenn es erstmal beginnt, sich auf die umliegenden Viertel auszubreiten, kann so etwas die ganze Stadt gefährden." Er überlegt einen Moment. "Gibt es im Haus der Bücher Vorkehrungen gegen so etwas? Es kann ja kaum etwas schlimmeres geben, als soviel Wissen auf einmal durch einen Brand zu verlieren."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 31. Aug. 2005, 02:22 Uhr
Wie immer, wenn man ihn etwas länger ungestört lässt und der Mensch seine Ruhe hat, ist Seron ganz und gar mit den Wirren seines eigenen Geistes beschäftigt. Im Moment drehen sich seine Gedanken natürlich um die Ereignisse des Vormittags, doch spiegeln sie keine Beunruhigung, geschweige denn Angst wieder. Es wäre wohl kein großes Problem, hätte sich eine ernsthafte Bedrohung für die Stadt ergeben, alle Habseligkeiten, denn viele sind es ja nicht, zusammenzuraffen und die Flucht zu ergreifen, bindet den Menschen doch nichts als die Aussicht auf eine feste Anstellung an diesen Ort. Nein, vielmehr empfindet der Schreiber eine tiefe Neugierde für die Vorfälle. Der Umstand, dass er aus den Schreien und Rufen rund um den Ort des Geschehens entnehmen zu können glaubt, dass keiner so recht wusste, warum sich die Explosion ereignet hatte, und das sie die Bewohner unerwartet getroffen zu haben schien, das macht das Thema für den Wanderer noch einen Deut spannender. Etwas von einer derartigen Wucht, dass es selbst die Befestigungsanlagen rund um den Ort zerreißen konnte, so etwas muss doch jedem im Umkreis bekannt sein. Ein Ding, dass eine solche Zerstörung anrichten kann muss doch den Bewohnern ein Begriff sein, vielleicht ein Magier, der dort hauste, oder ein Alchemist oder ein Lager leicht entflammbarer Dinge … doch jedenfalls hätten die Menschen doch darüber bescheid gewusst, oder nicht? Doch keiner schien etwas zu wissen, alle sahen sie überrascht aus. Wie … seltsam. Fast möchte man beunruhigt darüber sein.
Doch dann schüttelt der Mensch, als sei er im Disput mit sich selbst, den Kopf. Nein, kein Grund zur Beunruhigung. Es breitet sich nicht weiter aus, davon habe ich mich selbst überzeugt, es droht keine Gefahr.

Seron bemerkt Euron erst, als dieser ihn Anspricht. Erst durch die Frage des Kobolds nach des Schreibers offensichtlicher Abwesenheit vom Haus der Bücher, schon zu dieser Tageszeit, ruft dem Menschen ins Gedächtnis, dass er über all den Tumult seine Arbeit vergessen hat. Eine Anstellung scheint Gewöhnungssache zu sein. Nun, keiner kann mir das Fernbleiben bei all dem Chaos heute übel nehmen, es schien ja der reinste Ausnahmezustand. Dem Kobold antwortet er auf dessen Frage mit den Worten: "Nein, ich denke, es wäre treffender zu sagen, dass ich meine Arbeit heute erst etwas später beginne. Über all den Aufruhr scheine ich wohl meine Pflichten etwas vernachlässigt zu haben. Aber da ich die letzten Tage sehr gut vorangekommen bin, wird das wohl kein allzu herber Rückschlag sein, und ich bezweifle, dass jemand am heutigen Tag meine Abwesenheit bemerken wird."
Der Mensch legt kurz den Kopf zur Seite und legt die Stirn in Falten. Dann fährt er fort: "Was die Sicherheitsvorkehrungen im Haus der Bücher betrifft, so sind mir keine Aufgefallen. Doch muss ich gestehen, dass ich nicht allzu angestrengt danach gesucht habe. Es wird schon die eine oder andere geben, magischer Art, wie ich annehme." Daraufhin lächelt Seron, eine Seltenheit an sich, und fährt fort: "Wofür sind denn sonst die ganzen Magier gut, wenn sie nicht ein paar Bücher vor ein bisschen Feuer bewahren können?"
Der Schreiber deklariert die Frage als eher rhetorisch, indem er zu seinem eigentlichen Anliegen kommt, ohne auf eine Antwort zu warten: "Was die Ereignisse am Nordtor angeht, darüber weiß ich wohl bescheid. Ich habe schlimmes befürchtet, als ich die Glocken Alarm schlagen hörte, und wollte mich selbst davon überzeugen, ob Gefahr von der Situation ausgeht. Das Leben auf der Straße macht vorsichtig, wie ich euch wohl kaum erzählen muss, und ich bin gerne früh und vor allem aus erster Hand informiert. Was ich dort gesehen habe war … nun, die Zerstörung war zweifelsohne beeindruckend. Deswegen sagt mir, Euron, denn die Frage nagt schon den ganzen Vormittag an mir, was sich denn eigentlich dort befand, am Tor? Ich habe den Ort nur einmal passiert, als ich die Stadt betrat, und zu der Zeit war die Nacht schon weit fortgeschritten und man konnte schwer die eigene Hand vor Augen sehen. Das Risiko scheint mir freilich hoch, etwas Explosives in einem bewohnte Viertel innerhalb der Befestigungsanlagen unterzubringen. Was stand dort, das gefährlich genug war, eine derartige Explosion zu verursachen, und doch wichtig genug, um es innerhalb der Stadtmauern zu platzieren?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 02. Sept. 2005, 00:28 Uhr
Euron runzelt die Stirn, als Seron davon spricht Magie zum Schutz der Bibliothek einzusetzen. Vielleicht wäre es möglich ja, denkt er sich, doch ist eine stabile Wand oder ein Dach aus Stein deutlich einfacher herzustellen. Und was meint er mit den ganzen Magiern? Auch wenn hin und wieder einige seiner Berufskollegen in Talyra auf der Reise vorbeischauen, so kann man doch nicht sagen, dass es so viele von ihnen hier ansässig waren. Zumindest keine, die nichts besseres zu tun haben, um darauf zu warten ein Feuer im Haus der Bücher zu verhindern. Euron grübelt weiter über die Bemerkung des Menschen, während dieser sich seinem Essen widmet. Oder will er mir etwa sagen, ich hätte mit beim Löschen des Brandes helfen sollen? Der Kobold sucht in der Mimik seines Gegenübers nach Hinweisen auf einen Vorwurf, doch ist er sich nicht sicher, welche zu finden.

Auf die Frage nach dem Grund für die Explosion, weiss der Wirt auch keine Antwort. Doch ein kleines Schmunzeln schleicht sich auf seine Lippen, als er Seron sagen hört, dass doch ein Haus, in dem eine solche Explosion stattfinden kann, nicht in der Stadt gehört, fragt er sich doch, was der Schreiber sagen würde, wenn er wüßte, dass unter ihm ein Keller liegt, in dem der Kobold vor nicht allzulanger Zeit das Feuerwerk für das Inarifest zusammengemischt hat.
"Ich weiß genausowenig wie ihr, wie das passieren konnte", sagt der Wirt schliesslich. "Das Haus von Morgana der Heilerin stand dort an der Mauer. Ihr seht also, es gab keinen Grund so etwas auch nur zu vermuten. Es war nur eine Kräuterkate mit einem Garten drumherum." Er schweigt kurz, während Seron sich weiter seinem Essen widmet und der Kobold so Zeit zum Grübeln hat. "Ich kann mir nur vorstellen, dass ein alchemistisches Labor solchen Schaden anrichten kann", murmelt er schliesslich laut genug, dass es sein Gegenüber hören kann. Oder ein Zauber, der völlig schief gegangen ist, fügt er in Gedanken hinzu, doch auch das kann sicherlich nicht Morgana gewesen sein. Höchtens einer ihrer Patienten Laut sagt er jedoch: "Soweit ich weiß, hat die Heilerin aber nie ein großes Laboratorium besessen, welches eine solche Katastrophe hervorrufen kann." Es kommt ihm eine Idee, die Ursache der Explosion zu überprüfen, doch muss er nicht lange darüber nachdenken, dass es völlig aussichtslos scheint.
"Wenn alles noch so daliegen würde, wie direkt nach der Explosion", weiht er seinen Gast ein, "dann könnte man vielleicht an Restspuren feststellen, was da in die Luft geflogen ist, aber mittlerweile wird sowohl davon soviel verändert worden und vom Wasser hinfortgespült sein, dass es wohl aussichtslos erscheint, noch danach zu suchen." Ein wenig bedauert es der Kobold jetzt doch nicht gleich zum Nordtor geeilt zu sein, doch andererseits sind dichte Menschenmengen, wie sie sich dort sicher gesammelt haben für jemanden von seinem Volk aufgrund seiner Größe noch gefährlicher, als es eine aufgeregte Menge auch schon für Personen der großen Völker ist.
"Mhmm mich würde interessieren, ob so etwas ähnliches schon einmal passiert ist" Euron schaut zu dem Schreiber auf: "Wie gut kennt ihr eure Bücher schon? Was kann sonst noch so eine Explosion hervorrufen, wenn es nicht die Alchemie ist?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 03. Sept. 2005, 03:25 Uhr
"So, nur eine Kräuterkate mit einem Garten drum herum. Nun, Euron, so wie die Sache momentan aussieht würde ich das eher einen Kräuterkrater denn sonst irgendetwas nennen.", meint Seron trocken, nachdem Euron ihn darüber aufgeklärt hat, was sich am Nordtor befand. "Ich kann euch verraten, dass ich nie viel mit dem Grünzeug zu schaffen hatte, und ich bin froh, wenn ich eine Blume von einem Baum unterscheiden kann, aber bei den Göttern, wenn es irgendein Gewächs in irgendeiner Kräuterkate auf dieser Welt gibt, dass eine derartige Explosion verursachen kann, dann will ich doch stark hoffen, dass ich nie auf ein solches trete, wenn ich eine Wildnis durchquere."
Der Mensch legt die Stirn in Falten, als er weiter spricht: "Doch nun im Ernst, mein erster Verdacht fiel auch auf irgendeinen unglücklichen Alchemisten. Oder auf ein Lager leicht entflammbarer Güter vielleicht. Aber wenn ihr sagt, dass sich dort nichts als das Heim einer Heilerin mitsamt ein paar Pflänzchen befand, und diese Morgana nicht von einer alchemistischen Veranlagung war, dann muss ich diese allzu leichte Erklärung wohl als falsch abtun. Und wenn ihr mich nach anderen Ursachen fragt …"

Der Mensch lässt den Satz unbeendet im Raum hängen, neigt den Kopf zur Seite und sieht Euron nachdenklich an. Auf die Kenntnis seiner Bücher, nach der Euron ihn gefragt hat, greift der Mensch allerdings keinen Augenblick lang zurück. Vielmehr ziehen Bilder vor seinem inneren Auge vorbei, wie ungebetene Gäste in seinem eigenen Geist. Erinnerungen an einen Herbsttag vor vielen Jahren, als ein wutentbrannter, junger Seron, kaum das fünfzehnte Lebensjahr beendet, aus dem Herrenhaus seines Vaters gestürmt war. Ein heftiger Streit hatte eben dort stattgefunden, eine Auseinandersetzung aus der sich der Junge als Verlierer hervortreten gesehen hatte. Doch hatte er sich im Recht gefühlt, im Recht und ungerecht behandelt, missachtet. Sein Vater liebte seine Reittiere, seine ach so edlen Pferde, mehr als seinen Sohn, sein eigen Fleisch und Blut. Lahmte eines der Pferde, so war das Grund für einen Tag der Trauer in den Augen des betagten Herren, doch brach sich sein eigener Nachwuchs den Knöchel, so war das nicht einmal den Sold für einen anständigen Heiler wert. Das hatte ihm der Bursche ins Gesicht gebrüllt und hatte im Gegenzug die härtesten Prügel seines jungen Lebens einstecken müssen. Nicht vom Herren des Hauses selbst, versteht sich, sonder von einem älteren Stallburschen, der sich als eines recht schmerzhaften Schlages fähig erwies. Und nicht weil er mit seinen Anschuldigungen nicht Recht gehabt hätte wurde er diszipliniert, sondern weil er seinen Vater angeschrieen hatte. Zornig und außer sich war er zum nahe gelegenen Stall des Anwesens gelaufen. Der Maester, den sein Vater aus einer Stadt hatte kommen lassen, um ihn zu unterrichten, hatte ihm gezeigt, was er mit dieser Macht, die angeblich so stark in ihm war, dieser Magie, alles tun konnte. Seron war Zeit seines Lebens begabt darin gewesen, Dinge zu zerstören. Und nun mussten der Stall und des Vaters Pferde darin für den Jähzorn des Burschen herhalten.
Das Resultat war, wie Seron jetzt, viele Jahre später, feststellt, nicht weit von der Zerstörung an der Kräuterkate entfernt gewesen. Noch viele Sommer später sollte an jenem Ort kein Gras mehr wachsen. Der Mensch schüttelt den Kopf und reißt sich selbst aus seiner Erinnerung los. Zu Euron sagt er: "Nun ja, als erstes käme mir natürlich Magie in den Sinn. Manch ein unerfahrener Magier, so habe ich mir einst in einer Taverne über einem Krug Met sagen lassen, hat schon seine eigenen Fähigkeiten überschätzt und Dinge entfesselt, von denen er keine Ahnung hatte. Und manch ein anderer, sehr erfahrener Magier vermag natürlich auch ein solches Bild der Verwüstung zu schaffen, so der Groll gegen die betroffene Person nur groß genug ist. Doch bin ich mir sicher, dass ich euch nicht über die Möglichkeiten der Zauberei aufklären muss, Euron Zauberschreck, und dass ihr selbst schon daran gedacht habt. Da ihr allerdings magische Ursachen mit keinem Wort erwähnt habt gehe ich davon aus, dass ihr sie als Ursache für diesen kleinen Zwischenfall ausschließt."

Seron verfällt in ein Schweigen und starrt den Kobold lange Momente über den Tisch hinweg an. Schließlich seufzt er und meint: "Wenn ihr nach weiter Möglichkeiten fragt …". Wieder beginnen alte Erinnerungen in Serons Geist aufzukeimen, von Nächten über Büchern mit Inhalten, die Viele als dunkel und gefährlich bezeichnen, von Formel und Gesten, alt wie die Magie selbst, von infernalischen Symbolen zum Schutze, von Toren zu Ebenen, die kein Mensch betreten darf, und von dem, was man durch diese Tore in die Welt unter Shenrahs Augen zu holen vermag. Vor allem aber von der Zerstörung und dem Unheil, das man damit anrichten kann. Doch diesmal unterdrückt der Schreiber die Gedanken vehement, und fährt fort: "Wenn ihr andere Möglichkeiten in Betracht ziehen wollt, so fragt euch, ob diese Morgana es in sich hatte, das, was man allgemein als die Dunklen Künste abtut, zu studieren. Manch ein vermeintlicher Diener, aus Tiefen heraufbeschworen, in denen Menschen nichts zu schaffen haben, hat sich schon gegen seinen Herren gewandt, sah er die Zeit gekommen. Und einige törichte junge Männer vielen schon den Resultaten ihrer Spiele mit Mächten, die sie nicht verstanden, zum Opfer, wurden Mahlzeiten oder Träger für Dinge, für Wesen, die sie selbst heraufbeschworen hatten. Oder so erzählte man mir jedenfalls dereinst."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Uuma am 03. Sept. 2005, 15:25 Uhr
Als Uuma sich dem urigen Haus nähert, wird ihr doch etwas mulmig. Haus nicht kippen um, wenn Uuma seien in Haus? Eine Weile steht sie davor und beobachtet das Haus ganz genau, aber es knarrt nicht, schwankt nicht, es steht ganz ruhig da, auch der große Kessel über der Eingangstüre bleibt wo er ist und sie öffnet die schwere Türe, die allerdings dafür um so lauter knarrt, dass sie schon überlegt umzukehren. Nur der Gedanke an die bunten Farben lassen sie dann doch in das schummrige Dunkel eintreten, das sie augenblicklich umpfängt.

Am liebsten würde sie gleich begeistert zu dem riesigen Kamin rennen, in dem ein gemütliches Feuer brennt, doch erst einmal schaut sie sich um und fragt sich, wie das innen so groß sein kann, wenn es von außen gar nicht so groß aussieht? Zögerlich geht sie weiter und magisch zieht es sie zu der Kaminwand, wo sie sich seitlich an einen Tisch setzt und neugierig umblickt, aber ihre Augen müssen sich erst an das Dunkel gewöhnen. Auf den ersten Blick sieht sie nur einen schwarzmähnigen Mann, der mit seinem Stab wie ein Wandersmann aussieht, wenn auch seine Kleidung ungewöhnlich dunkel ist.
Was das seien? fragt sie sich plötzlich verwundert, als sie eine kleine Gestalt bei ihm wahrnimmt, die sie schon längst gesehen zu haben scheint. Irritiert blickt sie zum Kamin, um dieses kleine Wesen nicht anzustarren, denn noch nie zuvor hat sie ein solches gesehen und entdeckt dabei die vielen geschnitzen Figuren des Kamins, die ihr teilweise aus alten Geschichten entsprungen zu sein scheinen, die sie in ihrem Stamm den Kindern erzählen. Uuma kann nicht anders, sie muss sie berühren und bald steht sie da und ihre Hände gleiten über die Gebilde, die sie wieder an den Schnitzer mit seinen Tieren erinnern und daran, warum sie hier ist.
Entschlossen setzt sie sich wieder an den Tisch, der kleiner ist als die anderen, doch schon bleibt ihr Blick an den schönen Balken hängen, die auch voller Schnitzereien sind und wenn auch die Athmosphäre in diesem Gasthaus so alt auf sie wirkt, ohne dass alles morsch aussieht, eher das Gegenteil, so fühlt sie sich doch eigenartig heimelig an, anders, als sie es von anderen Gasthäusern kennt, ganz anders und so angenehm ruhig, als würden die Wände alle störenden Geräusche verschlucken.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 04. Sept. 2005, 13:37 Uhr
"Ihr scheint auf euren Reisen erstaunlich vielen geschwätzigen Personen begegnet zu sein, die anscheinend in den magischen Künsten bewandert waren und ihr Wissen gerne teilen wollten", antwortet Euron dem schwarzgekleideten Mann, als dieser über die Ursachen der Explosion spekuliert. Alles ein bisschen zuviel Zufall, um an solche Informationen zu kommen, denkt sich der Kobold und runzelt dabei die Stirn. Ich hoffe nur, dass ihr, Seron, euer Wissen lediglich aus Büchern habt, die nicht für eure Augen bestimmt waren und nicht aus eigener Erfahrung.

"Ihr habt Recht, dass die magischen Künste, ob nun dunkel oder nicht, die Möglichkeiten für solch freiwerdende Kräfte bieten. Morgana selbst war jedoch keine Zauberin." Er zögert einen Moment, ob er dem Schreiber noch mehr erzählen soll, doch dann stellt er fest, dass die Geheimnisse der Kräuterkate sich wohl auch mit ihr in Rauch aufgelöst haben. "Ausserdem", fährt er deswegen fort, "war ihr Haus durch einen magischen Schild geschützt, der verhinderte, dass bösartige Kreaturen ihr Heim betreten konnten."
Obwohl es unwahrscheinlich erscheint, glaubt der Kupferkesselwirt, dass es doch eine einfache Erklärung für die Ereignisse am Nordtor geben muss. Deswegen wendet er das Gespräch, nun da ohnehhin die Gefahr eines großen Brandes vorbei ist, wieder auf alltägliche Dinge, bis er sich schliesslich wieder um andere Gäste kümmern muss, die am Abend doch noch zahlreich sein Gasthaus besuchen, um alle Gerüchte und Vermutungen über die Geschehnisse des Tages bei einem Krug Bier, Met oder Wein auszutauschen.

Am nächsten Tag sitzen der Schreiber und der Wirt wieder zusammen, als sich die Tür öffnet und eine kleine Frau die Schankstube betritt, wie sie Euron noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Sie ist kaum größer als er und trägt die schuppige Haut von Schlangen oder Echsen, die grob von Sehnen zusammengehalten wird, als Kleidung. Auch die Waffen an ihrem Gürtel wirken eher so, als würde sie sich ihr Essen selbst jagen, als es in einem Gasthaus, wie dem Kupferkessel zu kaufen.
Euron hat sie nicht sofort gesehen, sondern erst, als sie die Schnitzereien am Kamin genau betrachtet. Während Seron spricht hat er einen Moment Zeit sie zu beobachten, wie sie sich erstaunt der Schankstube des Kupferkessels umschaut. Als sein Gegenüber geantwortet hat, antwortet ihm der Kobold noch einmal und verabschiedet sich dann von ihm, um sich um seinen neuen Gast kümmern zu können.

Langsam tritt Euron an den Tisch der jungen Frau heran. Er hatte auf seinen Reise schon Völker getroffen, die in der Wildnis lediglich von der Jagd leben und zu einem von diesen scheint der Neuankömmling auch zu gehören. Deshalb versucht er nicht ihre Instinkte zu wecken, indem er sie durch seine plötzliche Anwesenheit überrascht. Ich glaube ich bin zu eingerostet, um einem Keulenschlag oder einem  Pfeil rechtzeitig ausweichen zu können., ist er sich sicher. Als sie ihre Aufmerksamkeit von seinem Haus auf ihn gerichtet hat, begrüßt er sie und sagt: "Ihr habt die Schnitzereien am Kamin bewundert, wie ich gesehen habe. Es würde mich interessieren, ob ihr selbst schon einige dieser Kreaturen lebend gesehen habt. Doch lasst mich zuerst wissen, wie ich euch helfen kann?" Seine Neugier ist groß, zu erfahren, was eine Frau wie sie hier nach Talyra und im besonderen in sein Haus geführt hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Uuma am 04. Sept. 2005, 15:24 Uhr
>>"Ihr habt die Schnitzereien am Kamin bewundert, wie ich gesehen habe. Es würde mich interessieren, ob ihr selbst schon einige dieser Kreaturen lebend gesehen habt. Doch lasst mich zuerst wissen, wie ich euch helfen kann?"<<

Uuma blickt überrascht zur Seite, von wo sie die Stimme vernimmt, denn sie hatte niemanden an ihren Tisch treten hören, so leise hatte sich das Wesen genähert, dass sie zuvor bei dem Dunkelgekleideten gesehen hat, aber vielleicht war sie auch nur zu tief in ihre Gedanken versunken gewesen. Seine Stimme klingt angenehm in ihren Ohren und seine Haltung und Art lässt sie spontan vermuten, dass er schon älter sein muss. Sie ist jedoch überrascht, dass ein noch kleineres Wesen, als sie es ist, ein Gastwirt sein kann und das flutscht ihr auch tatsächlich raus. "Oh! Kleiner Mann seien Wirt von Gasthaus!?" Zu spät merkt sie, was sie da gesagt hat und wird ganz verlegen. Schnell besinnt sie sich auf seine Frage und schüttelt lächelnd den Kopf. "Nein, Uuma nicht sehen Wesen von Kamin, aber Pferd mit Horn sollen leben in Dunkelwald, aber nicht wo Uuma leben." Dass der Wirt nicht die anderen Tiere meint, die es im Wald zu sehen gibt, nimmt sie einfach an.

Noch immer leicht verlegen beantwortet sie auch gleich schnell seine andere Frage, damit er vielleicht ihre erste Bemerkung vergisst. "Uuma haben viel Hunger und lieben Milch, die seien heiß, einen großen Becher!" Sie nickt zu ihren Worten und erzählt auch lieber gleich, warum sie hier ist, um ihn noch ein bischen mehr von ihrer Bemerkung abzulenken. "Uuma haben Hunger, Uuma aber auch wollen in Gasse, die haben Zaubersachen." Ihr Blick bekommt dabei einen leicht verschwörerischen Ausdruck, als würde sie etwas wollen, was man nicht laut sagen sollte und ihre Stimme wird auch gleich ein bischen leiser. "Uuma suchen Farben, die glänzen, wie seien nass und doch seien trocken, auf Stein und auf Holz!" Sie blickt ihm von unten in die hellen blauen Augen, zieht dabei ihr Kinn an die Brust, um diese Haltung überhaupt einnehmen zu könen, und das Ganze ist für sie sehr spannend und aufregend, denn sie vermutet, dass dieser kleine Mann mit seiner dunklen Haut und seinen fremdartigen blauen Haaren und dem interessanten Kopfschmuck schon zu den geheimnisvollen Wesen gehört, die in den verborgenen Gassen hinter diesem Wirtshaus ihre Läden haben sollen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 04. Sept. 2005, 15:37 Uhr
Als Chenyas am folgenden Tag erwacht, ist es bereits später Nachmittag. Der dünne Geruch nach Schwefel und Rauch hält sich penentrant in seinem Zimmer, er hat seine feine Elbennase den ganzen gestrigen Tag über gekitzelt und wird es auch sicher noch einige weitere Stunden tun wollen. Während der Elb sich einige Tropfen Wasser ins Gesicht sprizt und das Buch unter dem Bett hervorzieht, denkt er noch einmal über die Ereignisse am Nordtor nach, und das nicht zum ersten Mal.
Etwas Genaues weiß er immer noch nicht, aber er hat von seinem Fenster aus lange Zeit die vorbeieilenden Bürger beobachtet und währenddessen auch das eine oder andere Gerücht aufschnappen können. Einig waren sich dabei alle nur in zwei Punkten: Die Kate ist nichts mehr als ein schweliger Rest schwarzer Bretter, und Sethai ist tot, scheinbar. Eine Alte war gar der Meinung gewesen, Morgana sei in den Flammen umgekommen - woher sie das wisse, könne sie so genau auch nicht sagen, aber es spreche ja alles dafür, keifte sie dChenyas an und humpelte weiter. Auch der Elb war ein ums andere Mal versucht gewesen, auf die Straße zu gehen und sich gegen und mit dem Menschenstrom zur Kate zu schieben, um sich selbst ein Bild von der Verwüstung machen zu können. Letztlich aber hatte er sich doch dagegen entschieden und war auf seinem Zimmer geblieben.

Er klemmt sich den schweren Folianten unter den Arm und verlässt sein Zimmer, um nach Meister Euron zu suchen. Zwei Nächte hatte das Buch unbeschadet unter seinem Bett überstanden, aber gerade nach dem Vorfall am Nordtor will er es nicht auf eine weitere Nacht ankommen lassen. Was ein richtiger Zauberer ist, der wird doch sicher einen sicheren Raum in diesem Haus haben, hatte er sich am Abend gedacht und beschlossen, den Wirt am nächsten Tag danach zu fragen.

Der Schankraum ist voll, aber lange nicht gefüllt. Ein paar Bedienungen sind auf den Beinen und gehen den Wünschen der Gäste nach, aber es scheint Chenyas, als liege über allem eine Art lauernde Angespanntheit - hier wird eine Hand zu schnell in die Rocktasche gesteckt, dort entgleitet ein unauffälliger Blick eine Sekunde zu lang ... ich fühle mich ja schon verfolgt, schiebt er den Gedanken zur Seite und steuert auf Meister Euron zu, den er nach einigem Suchen an einem kleinen Tisch in der Nähe der Kaminwand ausfindig gemacht hat. Da dieser aber gerade mit einer kleinen, grünen Frau spricht, lässt sich Chenyas an dem freien Tisch in Eurons Rücken nieder und wartet auf den richtigen Moment, den Kupferkesselwirt abzufangen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 05. Sept. 2005, 01:07 Uhr

Früher Abend nach der Explosion der Kräuterkate


Während der Schreiber mit Euron spricht, serviert ihm einer der Helfer des Wirtes die bestellte Pfifferling-Pfanne und den Krug Met. Seron kann sich die Namen der anderen Kobolde immer noch nicht merken, obgleich er sie seinen Gastgeber schon des Öfteren hat rufen hören. Während der Mensch wenigstens einen Teil seiner Aufmerksamkeit Speis und Trank zuwendet, driftet sein Gespräch mit Euron langsam in den Bereich der etwas trivialeren Dinge des Lebens ab, bis der Wirt beschließt, dass er anderen Ortes wohl dringender gebraucht wird, und den Tisch verlässt, um sich auch um die übrigen Gäste zu kümmern. Seron, der nun wieder mit seinen Gedanken alleine ist, sieht dem Kobold nach, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Einige von Eurons Worten bereiten dem Menschen Kopfzerbrechen.
>"Ihr scheint auf euren Reisen erstaunlich vielen geschwätzigen Personen begegnet zu sein, die anscheinend in den magischen Künsten bewandert waren und ihr Wissen gerne teilen wollten"< Ob ich nicht vielleicht doch etwas zu vertrauensselig werde? fragt sich Seron im Geiste, als er dem Kobold nachblickt. Zweifel keimen auf, ob es richtig ist, einem Fremden so viel über sich selbst zu verraten, während der Schreiber die letzten Reste seiner Mahlzeit verzehrt.

Satt lehnt sich Seron in seinem Sessel zurück, als er Teller und Krug endgültig geleert hat, und verscheucht die düsteren Gedanken. Stattdessen lenkt er seine Aufmerksamkeit auf Eurons abschließende Bemerkung zur Kräuterkate. Einen magischen Schild gegen finstere Kreaturen also, so so. Nun, das schließt wohl die Theorie von den Dämonen aus. Vielleicht war es ja doch ein höchst explosives Pflänzelchen. Ich frage mich bloß, warum  jemand das Grünzeug gegen dunkle Gestalten schützen sollte. Aus Angst, die Mächte der niederen Höllen könnten in ihrer maßlosen Gier nach Kräutertee vielleicht den einen oder anderen Garten überfallen? Seron schüttelt den Kopf, als er sich von seinem Tisch erhebt und zur Türe marschiert. Sehr ominös, das Ganze, denkt er, als er den Schankraum verlässt und sich wieder auf den Weg zum Haus der Bücher macht.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 05. Sept. 2005, 16:58 Uhr
Euron ist ein wenig erstaunt, dass die junge Frau sich recht gut verständigen kann, denn obwohl sie seine Vermutung bestätigt, aus einem wildlebenden Volk zu kommen, hat sie doch offensichtlich genug Zeit in Dörfern oder Städten verbracht, um die Sprache zu lernen, die überall in den Immerlanden verstanden wird.
Ihre Überraschung darüber, dass er der Wirt des Kupferkessels ist, läßt ihn lediglich die linke Augenbraue hochziehen. Er wartet ab, bis sie ihre Wünsche genannt hat, um ihr zu antworten. Farben die nass glänzen aber trotzdem trocken sind? Er ist sich nicht ganz sicher, ob er ihre Umschreibung richtig versteht, doch er stellt fest, dass das eigentlich auch gar nicht wichtig ist. Ich schicke sie einfach zu Gvás Rumpelkammer. Wenn man es zusammenmischen kann, wird es bestimmt irgendwo in seinen staubigen Regalen zu finden sein.
"Also am besten geht ihr folgendermassen...", beginnt er und erklärt, wie man den Laden möglichst schnell finden kann. "Es ist ein kleines Haus fügt er hinzu, eingeklemmt zwischen zwei anderen. Man kann es leicht übersehen. Aber Gvá..." Der Kupferkesselwirt überlegt einen Moment, ob er mehr über den seltsamen Ladenbesitzer erzählen soll, doch läßt er es dann bleiben. "...also ich bin mir sicher, dass er haben wird, was ihr sucht." Er zwinkert der in grüne Häute gekleideten Frau kurz zu und fügt dann hinzu: "Eine warme Milch und etwas zu Essen? Gebt mir einen Moment Zeit und ihr habt beides auf dem Tisch stehen."
Er dreht sich um und verschwindet in der Küche.

Noch während Euron mit Uuma die letzten Worte wechselt, tritt ein anderer Kobold aus einer Ecke des Schankraumes, um auf den Elb zuzugehen, der sich soeben an einem Tisch niedergelassen hat. Wie Euron fragt er ebenfalls nach dem Begehr des Gastes, doch sind seine Fähigkeiten Freundlichkeit in seiner Stimme mitschwingen lassen recht begrenzt, umso mehr, da es sich um einen Vertreter der spitzohrigen Rasse handelt, dem er gegenübersteht. So entschlüpft ihm lediglich ein kurzes "Was wollt ihr?", das fast wie ein Knurren klingt.

Während Kogum sich bemüht, freundlich zu sein, kehrt der Wirt zu Uuma zurück. In der einen Hand trägt er einen großen Tonbecher mit Milch, in der anderen eine dampfende Speise. Auf dem Teller, den er vor der Frau auf dem Tisch abstellt, liegt der Hut eines Riesenschirmpilzes, gebraten, doch noch vollständig und halb zusammengeklappt, so dass die kleingeschnittenen Stücken gebratenen Fleisches, die verschiedenen Gemüse , sowie die reichlich gewürzte, rote Tomatensoße darunter gut verborgen sind.
"Ich hoffe es wird euch schmecken", sagt er zu der Frau und verläßt sie wieder, damit sie ungestört essen kann.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Uuma am 05. Sept. 2005, 19:06 Uhr
Erwartungsvoll blickt Uuma den Wirt an und lauscht dann gespannt seinen Worten. Sie prägt sich alle Einzelheiten seiner Wegbeschreibung ein und ist zuversichtlich, dass sie das kleine Haus mit dem Laden finden wird. Nur als er mitten in dem Wort  "Gvá" abbricht und nicht weiterspricht, fragt sich Uuma, warum. Als der Wirt dann aber meint, dass sie dort die gewünschten Farben bekommen wird ist Uuma ganz glücklich und kann es gar nicht mehr abwarten, dort hin zu gelangen. "Uuma danken Wirt." kommt es freudig über ihre Lippen und sie deutet eine Verbeugung an.

>>"Eine warme Milch und etwas zu Essen? Gebt mir einen Moment Zeit und ihr habt beides auf dem Tisch stehen."<<  Uuma strahlt wieder, denn ihr Hunger ist riesig. Sie hatte sich die letzten Monde angewöhnt kleine Streifen getrockneten Fisches zu kauen, wenn sie Hunger bekam und Wasser aus ihrem Brunnen zu schöpfen, der nach dem Brand im Winter irgendwann wieder sauber war. Die Asche hatte sich voll Wasser gesogen und sich im Laufe der Zeit auf dem Grund des Brunnens abgelagert und nach und nach schmeckte es wieder so sauber wie zuvor. Weil sie seit dem Morgen nichts gegessen hat ist sie nun richtig hungrig und sie nimmt sich vor, nächstens etwas von ihrem geräucherten Fisch mitzunehmen, wenn sie ihre Bänder auf dem Markt verkaufen geht.

Der Teller, den ihr der Wirt nur kurze Zeit später auf den Tisch stellt lässt Uumas Herz höher schlagen und mit großen Augen blickt sie auf den halben Pilz, unter dem sich ein Berg köstlichster Sachen befinden muss, denn es duftet so köstlich, dass sie nicht weiß, ob sie zuerst nach der heißen Milch oder dem Löffel greifen soll.  >>"Ich hoffe es wird euch schmecken", sagt er zu der Frau und verlässt sie wieder, damit sie ungestört essen kann.<< Uuma strahlt das kleine Wesen an und nickt heftig. "Ja, Essen riechen gut!" und kaum wendet er sich um, schlürft sie von der heißen Milch und drückt ein Stück Pilz und Füllung mit dem Löffelrand ab und probiert alles. Uuma spürt sofort die feurigen Gewürze, aber es schmeckt ihr, auch wenn sie es nicht gewöhnt ist, so scharf zu essen.

Während sie die Milch schluckweise genießt, solange sie noch so schön warm ist und einen Bissen nach dem anderen verschlingt, hüpfen ihre Gedanken schon eine Gasse entlang und in ihrer Vorstellung sieht sie die Farben der Kornblumen und des Mohns, das Gelb der Zitronenfalter und das Grün saftiger Wiesen in kleinen Tontöpfchen vor sich. Wenn Mann malen Farben auf Tiere, Mann werden verkaufen Tiere, ist sie felsenfest überzeugt.
Uuma sieht eine Person in einem langen Gewand durch eine Türe verschwinden, die nichts gegessen oder getrunken hat, die nur leise und schon auffällig unauffällig durch die Gaststube geht und Uuma vermutet, dass das die Türe zu den Gassen ist.
Als sie von dem üppigen Essen richtig satt und sogar etwas müde, sich in den bequemen weichgepolsterten Stuhl zurücklehnt und nur noch langsam ihre letzten Schlucke Milch trinkt, schweift ihr Blick auch wieder in dem großen Raum umher, in dem sie jetzt alles viel deutlicher erkennt, weil sich ihre Augen an das angenehme Halbdunkel gewöhnt haben. Den schlanken langen Mann, der sich eine ganze Weile vorher nicht weit von ihr an einem Tisch niedergelassen hat und dessen Augen merkwürdig hell sind, nimmt sie genauso zur Kenntnis, wie einige dieser kleinen Wesen, wie der Wirt des Gasthauses eines ist. Uuma fragt sich, ob sie nie über die Schwelle des Gasthauses in den Rest der Stadt Talyra treten, weil sie noch keines in der Stadt gesehen hat, obwohl sie nun auch schon länger hier wohnt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 07. Sept. 2005, 18:31 Uhr
Da Kogum sich bereits um den Gast kümmert, der vor kurzem in die Gaststube hinuntergekommen ist, begibt sich Euron zurück in die Küche, um sich selbst mit ein wenig von Adoras Leckereien zu versorgen. Ganz im Gegensatz zu den Abenden, an denen es im Kupferkessel oft voll ist, geht es jetzt in der Küche ruhig zu. Auf den Herdstellen stehen nur zwei Töpfe einer davon, in dem Brombeermarmelade gemacht wird, während in dem anderen Holundersuppe vor sich hin köchelt.
Der Wirt nimmt sich eine große Schüssel aus Holz, um einen großen Schluck von der rotschwarzen Suppe zu nehmen und plaudert mit Adora darüber, welche Pilze sie ihren Gästen in den nächsten Tagen anbieten können. Gerade zur jetzigen Jahreszeit gibt es so viele verschiedene von ihnen, dass man kaum alle anbieten kann.

Als Euron fertig ist, und sich auch die letzten roten Spuren aus dem Gesicht gewischt hat, kehrt er zurück in die Schankstube. Die junge Frau in den Echsenhäuten hat mittlerweile ihr Mahl beendet und sie scheint äußerst zufrieden gewesen zu sein. Gerne hätte sich Euron noch mit ihr unterhalten, doch sie scheint gewillt, sich bei Gvá nach den Farben umzuschauen. So verabschiedet sie sich von ihm und noch bevor die letzte ihrer Münzen ruhig auf der Tischplatte zu liegen kommt, ist sie auch schon neben dem Kamin in die Tausendwinkelgasse verschwunden.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Uuma am 07. Sept. 2005, 20:14 Uhr
Uuma freut sich, als das kleine Wesen zu ihrem Tisch zurückkommt. Sie bedankt sich noch einmal für das köstliche Essen und zählt die Münzen auf den Tisch, die sie für Speis und Trank schuldig ist und gibt noch etwas dazu, denn die Ruhe und das gute Essen in dem großen urigen Raum haben ihr gut getan. Uuma nimmt sich vor, den kleinen Mann bald wieder zu besuchen und sie hofft, beim nächsten Mal vielleicht etwas über sein Volk zu erfahren.

Mit leichtem Herzklopfen öffnet Uuma die Türe zu den Gassen hinter dem Gasthaus und macht sich auf den Weg, den Laden mit den Farben aufzusuchen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 07. Sept. 2005, 20:35 Uhr
Während Calythia durch die Straßen schlendert mit frischen Gewürzen in ihrem Korb, grübelt sie wieder über das Ereignis der Kräuterkate nach. Es ist so ungewöhnlich, dass eine einfache Kate explodiert. Bei einem Alchimisten hätte sich niemand gewundert, so etwas kann passieren, wenn man nicht konzentriert bei der Sache ist, aber bei einer "Kräuterkate"?!
Während sie auf der gepflasterten Straße entlang läuft, bemerkt sie auf einmal ein Gebäude mit einem Kupferkessel.

Interessiert bleibt Calythia vor dem Eingang stehen. Die Elbin wusste von dem Gasthaus, eines der Mägde hatte ihr davon erzählt. Dahinter soll die Tausendwinkelgasse liegen. Es heißt die seltsamsten Gegenstände seien dort zu finden. Sie hatte noch ein bisschen Zeit und wie gerne würde sie jetzt ein kühles Bier trinken. Nach einigen kurzen Überlegungen entschließt sich die Elbin für einen Besuch im Kupferkessel.

Mit federnten Schritten betritt sie das Gasthaus. Einen Moment ist Calythia verblüfft wie groß der Raum ist. Von außen sieht das Haus so klein aus, dass man meint, drinnen könnten keine 5 Leute zusammensitzen. Der Schankraum ist gemütlich eingerichtet, doch die Gegenstände scheinen uralt zu sein. Ein paar Leute sind da, doch Calythia schaut sie sich nicht genau an. Mit schnellen Schritten setzt sie sich an einen Tisch in einer Ecke und wartet auf den Wirt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 08. Sept. 2005, 08:39 Uhr
Während sich die Tür neben dem Kamin schliesst, öffnet sich fast gleichzeitig die andere gegenüber und eine Elbe betritt die Schankstube. Die Münzen auf dem Tisch zusammensammelnd, beobachtet Euron einen Augenblick die rothaarige Frau, welche, in ein langes grünes Gewand gekleidet, den Raum durchquert, um sich an einen Tisch in einer Ecke zu setzten.

Als ihr Blick durch den Raum schweift, bleibt er für einen Moment an dem Kobold hängen, der gerade Uumas Teller und Becher aufnimmt. "Ich komme sofort", ruft er ihr zu und verschwindet in der Küche. Doch schnell kehrt er wieder zurück, um zu seinem neuen Gast zu gelangen.
"Wie kann ich euch helfen?", fragt er sie, während er sie freundlich anblickt. Wie alle Elben besitzt sie ein jugendliches Aussehen, doch auch ihre fröhlich leuchtenden Augen zeigen noch nicht den weltentrückten Blick der oft bei den Alten ihrer Art zu beobachten ist.
"Wie wäre es mit einer Stärkung nach eurem Einkauf?", fügt der Wirt, mit einem Blick auf ihren Korb, hinzu. "Majoran, Meertau... Habt ihr die Kräuter eurer eigenen Küche ergänzt?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 08. Sept. 2005, 16:16 Uhr
Während sie schweigend dasitzt, beobachtet sie den Kobold, der eilig in die Küche rennt und nur ein Augenzwinkern später zurückkehrt und auf ihren Tisch zugeht. "Wie kann ich euch helfen?" Calythia huscht ein Lächeln auf das Gesicht. "Ich hätte gerne ein großes Bier. Wenn es möglich ist, bitte etwas mit Wasser verdünnt, sonst werde ich heute nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu tun, außer auf den Tischen zu tanzen." Sie bemerkt, wie sein Blick auf ihren Einkaufskorb gleitet. "Wie wäre es mit einer Stärkung nach eurem Einkauf?", Calythia lächelt und schüttelt den Kopf. "Nein danke. Ich bin noch voll von meiner letzten Mahlzeit."

Der Kobold betrachtet scheinbar interessiert die Gewürze. "Majoran, Meertau... Habt ihr die Kräuter eurer eigenen Küche ergänzt?" Wieder schüttelt die Elbin den Kopf. "Nein. Ich stehe in den Diensten von Lady Arwen. Ich sollte Gewürze besorgen gehen, aber ich war schnell fertig, sodass ich noch Zeit für einen Sprung hierher habe."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 08. Sept. 2005, 21:11 Uhr
"Ah, Lady Arwen, dann wohnt ihr also auf dem Ulmenanwesen im Seeviertel", antwortet der Kupferkesselwirt. Und das ist auch schon alles, was ich über ihre Dienstherrin weiß, stellt er fest. Er überlegt einen Augenblick, doch will ihm auch kaum mehr einfallen, als die stadtbekannten Geschichten. Nun, dass muss geändert werden.
"Also ein dünnes Bier zum Erfrischen?" fragt er die junge Frau und eilt hinter die Theke, als diese nickt. Er zapft eines der leichteren hellen Biere in einen Krug, um dann kurz in der Küche zu verschwinden und schon bald wieder mit einer bauchigen Tonflasche zurückzukehren. Er nimmt den Stopfen ab und füllt eine grüne Flüssigkeit in das Bier, welches nun eine leicht trübe grüngelbe Farbe annimmt.
Den letzten Tropfen an der Flasche streift der Kobold mit dem Finger ab, um selbst davon zu probieren, so dass sich der süßliche Geschmack von Waldmeister auf seiner Zunge verbreitet.

Er bringt das Getränk an den Tisch der Elbe und setzt sich, nachdem er es vor seinem Gast abgestellt hat, ihr gegenüber. "Ich denke ein bisschen Sirup um das Bier zu verdünnen, ist angenehmer", fügt er erklärend hinzu und während die Frau vorsichtig nippt, fragt er sie: "Welcher Arbeit geht ihr bei Lady Arwen nach? Ist sie eine gute Dienstherrin?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 08. Sept. 2005, 22:03 Uhr
Calythia wartet geduldig, während der Kobold ihr Bier zubereitet. Sie musste an den Esel denken. Hoffentlich wird er bleiben können. Ansonsten weiß ich einfach nicht wohin mit ihm. Zum Schlachter kommt er jedenfalls nicht! Was für eine Schnappsidee. Hoffentlich versorgt der Knecht ihn gut. Grimmig hängt sie ihren Gedanken nach und schreckt hoch, als der Kobold mit einem großen Krug vor ihr steht. Sie sieht die grüngelbe Farbe und runzelt die Stirn. Himmel was mag das sein?! Doch sofort erklärt der Wirt die sonderbare Farbe. "Ich denke ein bisschen Sirup um das Bier zu verdünnen, ist angenehmer" Vorsichtig nippt die Elbin an dem Krug. Hmm das schmeckt aber wirklich köstlich. Síe nimmt einen weiteren, kühlen Schluck, der ihr angenehm durch die Kehle rinnt. "Hervorragend! Danke.", sagt Calythia und strahlt den Kobold an.

"Welcher Arbeit geht ihr bei Lady Arwen nach? Ist sie eine gute Dienstherrin?" Calythia zuckt mit den Schultern. "Das kann ich nicht so genau sagen. Ich stehe erst seid wenigen Tagen als Magd bei ihr in Diensten. Aber bis jetzt war sie immer sehr freundlich zu mir." Sie nimmt einen weiteren, großen Schluck. "Eigentlich wollte ich meine Heilkräfte weiterfördern, aber das Leben ist lang..." Calythia wechselt das Thema. "Ein gemütliches Gasthaus habt ihr. " Sie verstummt und horcht auf. Ein lauter Knall, als ob der Donnergott selbst gekommen war, etönt plötzlich. Calythia bemerkt, wie das Haus erzittert, ihr Bier schwabbt leicht über. Mit starrem Blick schaut sie zu den anderen Gästen. Zu dem Silberelb, der an einem Tisch sitzt und zu anderen Gästen. Auch sie hatten aufgehorcht. Calythia schluckt und reißt die Augen auf, als plötzlich Schrei ertönen. "Was ist da draußen los?", fragt sie mit heiserer Stimme. In dem Gasthaus war es auf einen Schlag ruhig geworden, sodass jeder ihre Worte verstanden hatte. "Was passiert da?", fragt sie wieder mit angsterfüllter Stimme.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 09. Sept. 2005, 09:25 Uhr
"Geht hinaus und seht es euch an", erwidert Chenyas kühl auf Calythias erstaunte Worte. Er hatte dem Gespräch zwischen der Elbe und Meister Euron halbherzig zugehört, war mit seinen Gedanken aber größtenteils an anderer Stelle gewesen. Es war ihm dennoch nicht verborgen geblieben, dass sich plötzlich und in sehr kurzer Zeit der Himmel über ihnen verdunkelt haben musste, denn in der Schnakstube war es auf einmal richtig finster, so, als sei es bereits Nacht und nicht früher Nachmittag.

Kurz darauf hatte er die Explosion vernommen, ohrenbetäubend laut, und das Bild vor dem zum Marktplatz hingehenden Fenster war schlagartig in leuchtendes Rot und Orange getaucht worden. Feuer!

Die Stille, die danach eintritt, ist beängstigend. Auf den Straßen selbst scheint das totale Chaos zu herrschen, Schreie über Schreie und die Geräusche von umherfliegenden Steinen. Chenyas aber verzieht kein Gesicht, sondern beobachtet nur forschend das Fenster auf der anderen Seite des Raumes. Als plötzlich wie aus dem Nichts eine überdeutliche, verzerrt-tiefe Stimme zu sprechen beginnt, steht er allerdings ruckartig auf und ist mit wenigen großen Schritten ans Fenster getreten, um einen Blick nach drußen werfen zu können. Er hatte damit gerechnet, ein fürchterliches Chaos zu Gesicht zu bekommen, doch was dort draußen vor sich geht, drägnt seine Vorstellungen sofort zur Seite: Der Marktplatz ist ein Bild aus Flammen und zuckenden Schatten, teils in Flammen stehende Bürger eilen kreuz und quer über den Platz, auf der Suche nach einem Weg, der sie von diesem Schlachtfeld führen mag. Die alte Schmiede auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht lichterloh in Flammen, ebenso die angrenzenden Gebäude und das, was von den Marktbuden noch übrig geblieben ist. Als Chenyas jedoch die Kreaturen erblickt, die zwischen den aufgescheuchten Bewohnern umherschwirren und sich auf diese stürzen, fällt ihm glatt die Kinnlade herunter. Sein Hald ist wie ausgedorrt, kalter Schweiß läuft ihm den Rücken hinunter.
Er muss mehrmals schlucken, um überhaupt seine Stimme wiederzufinden. Dann dreht er sich mit absolut leerem Gesicht zu den wenigen Gästen in der Schankstube um: "Da draußen ist die Hölle los. Und nein, das ist nicht nur so ein Spruch. Das ist die Wahrheit."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Sept. 2005, 09:49 Uhr
Gespannt wartet der Kupferkesselwirt darauf, was ihm die Elbe über das Ulmenanwesen zu erzählen hat. Doch sie scheint kaum mehr zu wissen als er selbst. Trotzdem beschliesst es noch ein zweites Mal zu versuchen, Informationen zu bekommen, doch vom Marktplatz dringen plötzlich laute Geräusche in den Kupferkessel. Das Kreischen und der Knall, der von einem lauten Bersten gefolgt wird verheissen nichts gut. Ausserdem hat Euron das Gefühl, dass ein dunkler Schatten heraufzieht, ohne dass er genau sagen kann, woher es kommt.
Die ersten Schreie dringen vom Marktplatz hinein und lassen auch die letzten Gespräche in der Gaststube verstummen.

>> "Geht hinaus und seht es euch an", erwidert Chenyas kühl auf Calythias erstaunte Worte.<<

"In der Tat, lasst uns nachschauen, was los ist", sagt Euron mehr zu sich selbst, als zu der Frau ihm gegenüber und erhebt sich, um zur Tür zu gehen. Die Augen der anderen Gäste folgen ihm, als er sie langsam öffnet. Nur die alte Yagana scheint förmlich mit der Nase an der Scheibe zu kleben. Einerseits starr vor Angst, andererseits getrieben von der Neugier, nichts zu verpassen, sitzt sie an ihrem Stammplatz.

Der Blick auf den Marktplatz ist grauenvoll und der Kobold öffnet die Tür nur soweit, dass er allein sehen kann, was passiert. Er sieht die brennenden Reste des Kastanienbaums von dem ein Großteil des Unheils auszugehen scheint, da er Feuer in alle Richtungen spuckt. Doch als ob das noch nicht genug wäre, erscheint plötzlich auf der anderen Seite des Platzes ein riesiger Stier, der aus der Glut der Schmiede geboren zu sein scheint. Feuer glüht in seinen Augen und Flammen schlagen aus seinen Nüstern als er sein Schnauben hören läßt.

"Bei den Zwölfen..." murmelt der Kobold während er auf das Chaos starrt. Ihm ist klar, dass die alles nur ein Anfang ist, denn es folgen weitere Kreaturen, die scheinbar direkt aus der Hölle kommend, plötzlich auf dem Marktplatz erscheinen. Die dunkle Präsenz, die er spürt scheint sich zu verdichten und dann beginnt sie zu sprechen.

"Sterbt Menschen! Brenne Talyra! Ihr habt versucht mich einzusperren, mir mein Recht und meine Freiheit zu verwehren. Dafür bringe ich nun den Tod über Euch. Keine Seele wird diese Stadt lebend verlassen. Alle die Ihr dies vernehmt, Ihr seid desTodes. Sterbt Menschen! Brenne Talyra!"

Nur schwer kann Euron diese Stimme ertragen, die direkt in seinem Kopf erklingt. Ein Dämon hier in Talyra. Der Gedanke läßt ihn frieren und all seine Weisheit läßt ihn ratlos zurück. Ich muss Schutzvorkehrungen treffen, mahnt er sich, doch ein Schatten legt sich auf ihn, die Erinnerung an ein lang zurückliegendes Ereignis.
Bevor er weiter nachdenken kann, endet die Stille, die beim Klang der Stimme entstanden ist und weicht Schreien in Todesangst, lautem Wehklagen und verzeifelten Gebeten. Während die Menschenmasse wenigstens noch in eine Richtung gelaufen ist, so irren die Bewohner Talyras jetzt in ihrer Panik ziellos umher.
Einen Augenblick denkt der Kobold daran, einigen von ihnen Zuflucht zu gewähren, doch dann wirft er die Tür zu. Wenn ich beginne ein paar von ihnen hereinzulassen, werden andere folgen und sie werden sich hier genauso tottramplen wie dort draussen. Ich kann nicht zulassen, dass die Tausendwinkelgasse überrannt wird. Nicht umsonst haben deren Bewohner den Eingang hierher gelegt.

>>Er muss mehrmals schlucken, um überhaupt seine Stimme wiederzufinden. Dann dreht er sich mit absolut leerem Gesicht zu den wenigen Gästen in der Schankstube um: "Da draußen ist die Hölle los. Und nein, das ist nicht nur so ein Spruch. Das ist die Wahrheit."<<

Der Kupferkesselwirt schaut sich ebenfalls einen Augenblick im Schankraum um. Es ist nur noch wenig von dem freundlichen Gasthausbesitzer in seinem Gesicht zu erkennen, als er seinen Gästen eine Erklärung bietet, was auf dem Marktplatz passiert.
"Wir müssen den Kupferkessel verbarrikadieren", ist das erste, was er sagt, während er hastig in Richtung Theke läuft "Wie er werte Herr, dessen Namen ich nicht kenne, sagt, herrscht Chaos. Etwas Schreckliches scheint die Stadt anzugreifen. Auf der anderen Seite des Marktplatzes sind zahlreiche Feuer ausgebrochen und es scheinen immer mehr dunkle Kreaturen zu erscheinen."
Er ergreift den Stab, der, wie immer, neben der Küchentür an der Wand lehnt und schaut dann von einem zum nächsten, zu Seron, der erst kurz vorher zur Tür hereingekommen ist, zu Yagana am Fenster, zu der Elbe in der Ecke, zu Kogum und Bigöl, die fluchtbereit an der Tür zur Tausendwinkelgasse stehen, zu Adora, die aus der Küche gekommen ist und dem Elfen, den er nicht kennt und der nun neben dem alten Kräuterweib hinausgeblickt hat.
Sein Blick bleibt auf letzterem ruhen und er sagt: "Ihr. Geht durch die Küche in den Innenhof. Dort am Brunnen liegt ein schwerer Balken, mit dem wir die Tür hier verschliessen können."
Er schaut zu der jungen Elbe, "Ihr geht mit Adora hinauf, um die Läden aller Zimmer zu schliessen."
Er schaut seine beiden Gehilfen an "Ihr informiert die Leute in der Tausendwinkelga..."

Plötzlich ist das Splittern von Glas zu hören als sich etwas gegen ein Fenster wirft. Überrascht blickt Euron zu dem Fenster, an dem die alte Yagana sitzt. Noch bevor jemand von ihnen reagieren kann, bricht das gelbliche Glas und der Kopf einer riesige Kreatur erscheint auf der Fensterbank. Sie ist wolfsähnlich, doch sind ihre Schultern mannshoch. Das Fell ist schwarz und hängt an vielen Stellen in dicken Fetzen herunter. Ein tiefes grollendes Brüllen hallt durch den gesamten Raum, als es das Maul unter den rotglühenden Augen öffnet. Die riesigen Zähne graben sich tief ins Fleisch des alten Kräuterweibes, als ihr Kopf im Rachen des Ungeheuers verschwindet. Ein lautes Knacken ist zu hören, als ihr Rückgrat bricht und Blut spritzt in alle Richtungen davon.

Genauso schnell wie er hereingekommen ist, verschwindet der Höllenhund wieder und als es Euron endlich gelingt sich aus seiner Starre zu lösen und zum Fenster zu gehen, sieht er mit Entsetzen, wie das Untier den Körper der alten Frau einige Schritte weiter wie eine Puppe zu Boden schleudert.
"Los, wir müssen die Fenster sicher machen", schreit er ohne sich umzublicken und kann eine Spur Hysterie in der Stimme nicht verbergen. Er versucht einen der Tische zusammen mit dem Elben anzukippen, um ihn vor die Öffnung zu schieben, in der der verbogene Bleirahmen hängt. Erst als auch die anderen seiner Forderung nachkommen und ebenfalls mit zupacken, läßt er davon ab und murmelt:
"Wir können uns nicht nur verstecken. Wir brauchen etwas, um uns zu verteidigen."
"Ich bin gleich wieder da", sagt er zu den anderen gewandt, "mal sehen, ob wir uns gegen diese Kreaturen mit ein wenig Alchemie schützen können."
Mit diesen Worten eilt er hinter die Theke, um die Bodenluke aufzuschlagen und in den Keller hinabzusteigen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 09. Sept. 2005, 11:06 Uhr
Calythia achtet nicht auf die Worte des Elben. Ihre Augen hängen am Fenster und ihr Mund ist zu einem stummen Schrei geöffnet. Der Marktplatz lodert in Flammen und die Menschen laufen schreiend durch die Gegend.

Sie bemerkt, wie der Kobold einen Spalt die Tür öffnet um hinaus zu blicken. Sie kann nicht an ihm vorbei sehen. Ihr Herz scheint zu zerspringen und kalter Angstschweiß befällt sie. Das darf nicht wahr sein. Das darf einfach nicht wahr sein. Seid ich hier in der Weltenstadt bin, geschehen lauter grausame Dinge.
Calythia schüttelt entsetzt den Kopf. Plötzlich ertönt eine Stimme, eine Stimme wie die Elbin sie noch nie gehört hatte. Sie lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren und eine Gänsehaut breitet sich auf ihrem gesamten Körper aus. Die Stimme ist kalt, so kalt und grausam wie der Tod.

"Sterbt Menschen! Brenne Talyra! Ihr habt versucht mich einzusperren, mir mein Recht und meine Freiheit zu verwehren. Dafür bringe ich nun den Tod über Euch. Keine Seele wird diese Stadt lebend verlassen. Alle die Ihr dies vernehmt, Ihr seid desTodes. Sterbt Menschen! Brenne Talyra!"  

Calythia reißt die Augen auf, als sie sieht, wie Kreaturen erscheinen, die, wie man glaubte, nur in Sagen und Mythen exestieren. Flammenwesen, hässlich und brutal, werden wahrscheinlich direkt aus der Hölle geschleudert um ihre Opfer zu vernichten. Diese Opfer sind die Menschen, die ganze Stadt, Kinder und Alte, Kranke und Weise. Und sie befinden sie mitten drin, genau am Marktplatz. Haben sie da eine Chance?!

Auf den Straßen herrscht jetzt Chaos, die Menschen laufen kreischend vor den Höllenviehern weg, wollen sich retten, andere werden verschlungen oder verbrennen. Blut ist zu sehen und Leichen, die verkohlt auf dem Kopfsteinpfalster liegen.

Der Kobold dreht sich herum und Calythia sieht die Angst in seinen Augen. Einem Moment lang scheint ihm die Stimme zu versagen. Er braucht einen Moment um Worte herauszubringen.
"Wir müssen den Kupferkessel verbarrikadieren", ist das erste, was er sagt, während er hastig in Richtung Theke läuft "Wie er werte Herr, dessen Namen ich nicht kenne, sagt, herrscht Chaos. Etwas Schreckliches scheint die Stadt anzugreifen. Auf der anderen Seite des Marktplatzes sind zahlreiche Feuer ausgebrochen und es scheinen immer mehr dunkle Kreaturen zu erscheinen."

Calythia schimpfte mit sich. Immer hatte sie ihren Bogen dabei, doch ausgerechnet heute, lag er friedlich in ihrer Kammer auf dem Ulmenanwesen. Der Wirt läuft herum und verteilt Anweisungen. Als sein Blick auf sie fällt, sagt er:"Ihr geht mit Adora hinauf, um die Läden aller Zimmer zu schliessen."

Calythia nickt und ohne zu zögern springt sie auf und will Adora folgen, als plötzlich ein lautes Krachen ertönt. Erschrocken fährt sie herum und was sie sieht, ist der reinste Alptraum. Der Kopf einer riesigen Kreatur ist zu sehen. Es sieht aus, wie ein Werwolf. Das Fell ist schwarz und die Augen sind Glutrot. Er stößt ein lautes Brüllen aus. Seine Zähne schnitten in das Fleisch einer alten Frau und Calythia kann sich vor Angst nicht rühren.
Blut spritzt, als man ein lautes Knacken hört.

Der Höllenhund verschwand wieder und erstarrt schaut die Elbin auf den leblosen Körper, der von dem Vieh herumgeschleudert wird. Einen Moment herrscht Stille, unterbrochen von den Schreien der panischen Leute. Dann wird sie unterbrochen von dem Wirt der schreit:"Los, wir müssen die Fenster sicher machen"

Die Elbin zwingt sich dazu, den Blick abzuwenden und rennt zu einem Fenster um die Läden zu schließen. Jeder war inzwischen aufgestanden und die Leute halfen überall mit. Calythia schließt die Läden nacheinander. Ein Mann entzündet Kerzen, da es stockdunkel ist und draußen praktisch kein Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht herrscht.

Der Kobold murmelt etwas von Alchemie und verschwindet in Richtung Keller. Calythia hilft mit, die schweren Stühle und Tische, vor der Tür aufzustellen. Kein Vieh, sollte sich hierher verirren. Sollte es jedoch wirklich Hart auf Hart kommen, so besitzt sie noch etwas, von dem niemand weiß. Die Waffe hat ihr gutes Versteck und oft hatte sie sich damit das Leben gerettet. Es würde niemals ausreichen für solch ein Hällenvieh, doch es war immer noch besser, als mit bloßen Fäusten zu kämpfen.

Calythia lässt den Blick durch den Schankraum gleiten. Kaum zu fassen, dass sie hergekommen war, um sich mit einem Bier abzukühlen. Hätte sie länger auf dem Marktplatz gebraucht, dann wäre sie jetzt...
Sie spricht den Gedanken nicht zu Ende, sondern sagt mit zittriger Stimme: "Möge Faeyris mit uns sein."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 09. Sept. 2005, 11:27 Uhr
"Hoffen wir es", pflichtet ihr Chenyas reserviert bei, welcher soeben mit dem schweren Balken zurückgekehrt ist. "Helft Ihr mit bitte eben, dieses Ding hier hochzuhieven?" Gemeinsam stemmen sie den Balken empor und legen ihn in die zu beiden Seiten der Türe befestigten Halterungen. "Das sollte den ein oder anderen Angriff aufhalten", murmelt der Elb, während er sich die Hände an seinem Mantel abwischt. Angeekelt registriert er, dass er von dem Blut der Alten selbst nicht gerade wenig abbekommen hat, das Blau des Stoffes ist übersäht mit feinen roten Spritzern.

Dann schüttelt er den Kopf, als wolle er einen lästigen Gedanken fortjagen. Der Ernst der Lage erfordert Organisation, nicht das Beweinen eines Mantels, auch wenn dieser nicht gerade günstig war. Er fängt den Blick eines der Kobolde auf, die etwas abseits stehen und nicht so recht wissen, ob sie nervös auf dem Fleck umhertrippeln oder still dastehen sollen. "Ihr zwei", spricht Chenyas sie an und deutet mit dem Finger auf sie, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten", geht ihr bitte nachsehen, wieviele Vorräte wir hier im Haus haben. Wir müssen kalkulieren, wie lange wir es hier drinnen maximal aushalten können." Dann wendet er sich wieder Calythia zu, deren Gesicht etwas gerötet ist. "Habt Ihr eine Waffe bei Euch? Könnt Ihr kämpfen?" Er hält kurz inne und zieht die Stirn kraus, dann fährt er fort. "Ich meine, nicht, dass wir mit herkömmlichen Waffen viel gegen dieses Getier anrichten könnten, aber jeder sollte sich zumindest verteidigen können." Fragend blickt er die Elbe an, mustert sie und ihre Kleidung. Es sieht nicht so aus, als sei sie eine Kämpferin. "Ich bin übrigens Chenyas, wie ist Euer Name?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 09. Sept. 2005, 14:40 Uhr
Seron hatte, wie schon die beiden Tage zuvor, seine Arbeit im Haus der Bücher unterbrochen, um sich zum Kupferkessel zu begeben und dort seine wohlverdiente Mahlzeit zu sich zu nehmen. Doch kaum hat sich der Mensch an einem der Tische niedergelassen, da ertönen von draußen, vom Marktplatz her, Geräusche, welche die Ruhe draußen und das leise, stete Gemurmel im Schankraum wie ein Messer zerschneiden und in tausend Stücke schlagen. Was folgt ist die Stille, die nach solch Vorboten einer Verheerung so sicher eintritt, wie die Nacht dem Tag folgt. Doch ist sie nur von bedauernswert kurzer Dauer, denn kaum einen Lidschlag später dringen die Schreie und die Melodien von Verwirrung, Chaos und Panik in den Kupferkessel. Der Schreiber seufzt. Nicht schon wieder. Was ist bloß mit den Menschen in dieser Stadt los, dass sie ständig ihre Häuser …

Der Mensch kommt nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu bringen. Eine eisige Kälte legt sich auf seine Brust, umfasst sein Herz und scheint es erfrieren zu wollen. Die Welt um ihn herum schickt sich an, verfrüht die Nacht zu beginnen und all ihre Farben in den Feierabend zu entlassen. Der Raum wird düster.
Seron versucht erfolglos gegen die Kälte anzukämpfen, die sich von seinem Herzen weg durch den Körper ausbreitet, klammert sich an Hoffnungen. Doch der Schreiber weiß im Grunde seines Geistes, was er spürt, welche Mächte er fühlt. Woher das Eis in seiner Brust plötzlich kommt. Derselbe Frost, dieselbe Kälte wie schon so oft zuvor, all die Jahre zurück, in einem Zimmer im Keller seines Anwesens. Dieselbe eisige Umklammerung der Brust, die sich über die Jahre des Studiums hinweg eingestellt hat, immer wenn der Mensch ein Tor geöffnet hatte, an Orte, die eigentlich keinen Menschen etwas angehen.
Das Herz weiß dies alles, doch der Geist kämpft noch verzweifelt dagegen an. Törichter Mensch, törichter. Was sollte deren Art hier, mitten in der Stadt? Einbildung! Dumme Einbildung, das ist es, was du spürst. Paranoia. Sieh dich doch an, fürchtest dich vor Schatten! Vielleicht ist für dich wirklich jede Hoffnung verloren, so schimpft sich Seron selbst. Und fast hätte er sich selbst überzeugt.

Einige der Gäste versuchen, einen Blick nach draußen zu erlangen und auch Euron hat sich zur Tür begeben, um die Lage auf dem Marktplatz überblicken zu können. Siehst du, dummer Mensch? Keiner von denen Spürt irgendetwas. Keiner von ihnen sieht aus, als würde er sich gleich ins Hemd machen, so wie du. Sicherlich müssen doch unter ihnen einige sein, deren Wesen sie empfindlicher gegenüber derartigen Dingen macht, als dich. Und wahrlich, fast hätte der Mensch seiner Vernunft glauben geschenkt.
Dann hört Seron die Stimme, und ihr Klang bohrt sich durch seine Ohren, durch seinen Kopf, wie hundert kleine Nadeln, glühend heiß. Was sie sagt hört der Mensch nicht. Was der Besitzer solch einer Stimme zu sagen hat, das will Seron nicht hören. Und als Euron die Türe zuschlägt und sich umdreht, da trifft sein Blick kurz den des Menschen, und was Seron in den Augen des Wirts sieht, das bringt ihm Gewissheit.

Euron sagt etwas, erteilt Anweisung. Die Worte dringen an Serons Ohr, doch der Mensch hört sie nicht. Die Gäste im Schankraum beginnen, umherzulaufen, manche planlos, andere mit zugeteilten Aufgaben. Serons Sinne spüren die Aufregung im Raum, doch nimmt er das nicht zur Kenntnis. Serons Blick fliegt zu einem Fenster. Ein Höllenhund hat das Glas durchbrochen, einem Schänkengast den Kopf abgebissen. Serons Augen erfassen zwar die Szenerie, doch scheint er sie nicht wirklich zu sehen. Alles um ihn herum erscheint dem Menschen seltsam unwirklich. Er bleibt still, wie gelähmt, an seinem Platz sitzen, während um ihn herum der Kupferkessel in Geschrei, dem Geräusch von splitterndem Holz und dem Feuerschein vom Marktplatz versinkt.

"Warum"“, murmelt der Mensch. Wie lange er an seinem Tisch gesessen hat, während um ihn herum das Chaos losbrach, das kann Seron nicht sagen. Mögen es Stunden oder Sekunden gewesen sein, er hätte es bei seinem Leben nicht unterscheiden können. "Warum?", fragt der Mensch abermals, ein kleiner Laut, der sofort unter all den anderen im Kupferkessel untergeht, ungehört. Warum hier? Warum, unter all den Fleckchen Erde auf dieser Welt, warum ausgerechnet vor dieser Tür? Jahrelang bin ich gelaufen, über Stock und Stein, durch Wiese und Wald, über Berge und durch Täler. Über die halbe Welt bin ich gelaufen, sieben lange Jahre. Nur um hierher zu kommen, wo mich meine Vergangenheit einholt.
Seron wirft den Kopf zurück und beginnt hysterisch zu lachen. Ja, was für eine passende Art der Strafe. Oh, wie schön zu wissen, dass die Götter doch noch Sinn für Humor beweisen. Mich all die Jahre besitzlos umherwandern zu lassen, einzig mit dem Ziel zu vergessen, um mir dann hier den Tod gerade in dieser Form zu präsentieren. Wie köstlich. Und obgleich der Mensch weiß, dass er keinesfalls der Grund für die Ereignisse dieses Tages sein kann, so scheint es für ihn doch, als habe ihn seine ganz persönliche Strafe, seine Vergangenheit eingeholt.

Als der hysterische Lachanfall des Schreibers abgeklungen ist, beginnt sich eine seltsame Ruhe über seinen Geist auszubreiten. Seron weiß, dass die Jahre, die er mit dem Studium dämonischer und infernalischer Kräfte verbracht hat, ihn etwas empfindlicher gegenüber deren Auftreten gemacht haben. Was für ein Narr ich doch gewesen. All die Wesen, die ich dereinst herbeigerufen hatte … pha. Die mächtigsten ihrer Art hatte ich geglaubt, meinem Willen unterworfen zu haben. Und doch, selbst die Größten, die Stärksten, die Mächtigsten, mit denen ich gerungen hatte … gegen das dort draußen, da waren es bloß Schatten. Müde Abbildungen. Was für ein Narr ich gewesen bin. Wie arrogant von mir.
Dann setzt Seron sich wieder so gerade wie möglich in seinem Stuhl auf, legt die Hände auf den Tisch und meint, zum Raum im Ganzen und keiner bestimmten Person, klar und gefasst: "Macht Frieden mit euren Göttern, so lange ihr noch könnt. Wir werden hier drinnen alle gemeinsam verrecken."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 09. Sept. 2005, 17:13 Uhr
Calythia hilft dem Elb schwere Balken an den Halterungen der Tür zu befestigen. Das sollte den einen oder anderen Angriff abwehren. Sie bemerkt wie der Elb, seinen Mantel begutachtet, auf dem sanfte Blutspritzer zu sehen sind. Leicht spöttisch hebt Calythia eine Augenbraue, sagt jedoch nichts. Die Leute im Raum stehen nun verwirrt da, wissen nicht was sie tun sollen. Der Silberelb erteilt ihnen Anweisungen. "geht ihr bitte nachsehen, wieviele Vorräte wir hier im Haus haben. Wir müssen kalkulieren, wie lange wir es hier drinnen maximal aushalten können." Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Wenn sie lange überleben wollten, dann brauchten sie Nahrung. Der Kampf konnte Tage oder Wochen dauern.

Calythia geht zu ihrem Korb und schaut hinein. Abgesehen von Gewürzen hatte sie noch einen Kanten Bauernbrot gekauft. Das würde nicht mal einen Tag für alle reichen. Sie schüttelt den Kopf und versucht nicht den Überblick zu verlieren. Sie spürt, wie sie beobachtet wird, dreht sich herum und erblickt den Elb. "Habt Ihr eine Waffe bei Euch? Könnt Ihr kämpfen?" Er hält kurz inne und zieht die Stirn kraus, dann fährt er fort. "Ich meine, nicht, dass wir mit herkömmlichen Waffen viel gegen dieses Getier anrichten könnten, aber jeder sollte sich zumindest verteidigen können."

Calythia nickt. "Keine Sorge.", sagt sie mit ernstem Blick. "Ich bin in der Lage mich zu verteidigen, auch habe ich eine...Waffe." Sie hält kurz inne. Die Elbin weiß, dass sie nicht viel nützen würde, doch etwas anderes hatte sie nicht. Sie bückt sich, greift in ihren Stiefel und zieht aus einer geheimen Innentasche einen glitzernden Dolch hervor. "Das ist sie.", murmelt Calythia und hält sie hoch. "Die Klinge enthält Gift. Ich weiß nicht, ob sie nützen wird, doch etwas anderes habe ich leider nicht. Mein Bogen liegt im Ulmenanwesen."
Sie dreht sich zu einer Frau, die mit einem kleinen Kind auf dem Arm steht und offenbar nicht weiß, was sie tun soll. In den Augen der kleinen Tochter, schimmern Tränen. Auch andere Schankgäste stehen hilflos da und versuchen mit der Situation zurecht zu kommen. Im Kupferkessel herrscht immer noch Stille. Keiner bringt ein Wort heraus. Nur eine Stimme durchbricht sie. Ein ihr unbekannter Mann spricht mit leicht spöttischer Stimme:"
Macht Frieden mit euren Göttern, so lange ihr noch könnt. Wir werden hier drinnen alle gemeinsam verrecken."

Calythia schüttelt den Kopf. Das war einfach zu viel, wollte dieser Mann wirklich so einfach mit dem Leben abschließen. Die Elbin ruft in die Stille hinein: "Nein, nicht solange wir noch Hoffnung haben. Wir dürfen nicht aufgeben, denn sonst haben wir keine Chance. Wir müssen an die Zukunft denken, wollt ihr das Land in Schutt und Asche sehen?" Sie war erstaunt über ihre Worte. Sie wusste, dass die Panik in ihrem Inneren, zum Überkochen drohte. In einer normalen Situation, hätte sie nicht den Mut aufgebracht, vor Leuten zu reden. Sie schluckt kurz, ehe sie fortfährt. "Wir haben die Chance zu überleben, solange wir Hoffnung haben und nicht aufgeben werden." Damit wendet sie sich an alle Gäste im Raum. "Wir können es schaffen, aber nur mit Hoffnung und mit Hilfer aller...und dem Segen der Götter." Einige lachen spöttisch über ihre Worte, andere nicken ihr zustimmend zu. Da sich immer noch keiner rührt, spricht sie abermals.
"Jeder sucht sich etwas, wo mit er sich verteidigen kann, ob Frau oder Mann, jeder muss sich wehren können. Für die Kinder sollten wir ein Versteck suchen, falls es zum Kampf kommt."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 09. Sept. 2005, 19:45 Uhr
Seron bleibt auf seinem Platz sitzen und hört der Elbe schweigend zu, während diese ihre Rede hält. Ein kleines, hämisches Lächeln umspielt seine Lippen. "Hört, hört!", ruft der Mensch, als sie fertig gesprochen zu haben scheint, "Hört, hört! Bewaffnet euch mit all dem, was ihr in diesem Schankraum finden könnt! Lasst Stuhlbeine und Bierkrüge unsere Waffen sein. Möge unsere Hoffnung uns als Schild dienen." Der Schreiber kann sich nicht mehr helfen und beginnt schallend zu lachen. "Oh ja, und vergessen wir nicht die Götter. Mit denen auf unserer Seite kann uns wohl kaum jemand etwas anhaben. Und um eure Frage zu beantworten, es ist mir gleich, ob das Land in Schutt und Asche liegt. Doch muss ich sagen, dass mich der Gedanke, dass ihr dieses …", Seron nickt mit dem Kopf in Richtung Tür, "… dieses Ding da draußen mit dem mickrigen Haufen hier und ein bisschen Hoffnung an eurer Seite zurückschlagen wollt, wahrlich erheitert! Ja, wären wir nicht ein glorreicher Trupp? Die Wirtshaus-Brigade!"

Doch dann verschwindet schlagartig jede Heiterkeit aus dem Gesicht des Mannes, und Zorn beginnt in Seron aufzuwallen. Für einen Augenblick vergisst der Mensch die Aussichtslosigkeit, die er in der Lage gesehen hat, und legt seine gleichgültige Miene beiseite.
"Torheit!", brüllt er mit wutentbranntem Gesicht in den Raum, "Eine unsagbare Torheit, das ist es, was ihr hier begeht! Wer glaubt ihr zu sein, dass ihr diesen Menschen befehlt, sich mit Stöcken gegen die Ausgeburten der Hölle zu wehren? Seht euch doch einmal um!" Der Mensch vollführt eine ausschweifende Handbewegung, während er fort fährt, "Seht euch eure Streitmacht an. Was seht ihr? Denkt ihr, einer von denen hat den Hauch einer Ahnung, wie er mit den Feinden fertig werden soll, gegen die ihr sie schicken wollt? Kämpfen? Kämpfen wollt ihr?! Dann kämpft, kämpft hier mit dem Messerchen da in eurer Hand, und ich verspreche euch, ich werde bei euch bleiben und diesen Raum nicht fliehen, solange noch ein Körperteil meiner selbst sich zu wehren weiß. Und viel Ruhm und Ehre möge es uns bringen, während wir einem dieser Höllenviecher als erfrischendes Mahl für Zwischendurch dienen. Da gebe ich mich keinen Illusionen hin. Aber diese Menschen zum Tode zu verurteilen, indem ihr sie gegen hoffnungslos überlegene Gegner antreten lasst, dass liegt nicht in eurer Hand zu entscheiden, werte Dame."

Seron wendet sich an die übrigen Gäste im Kupferkessel. "Wer kämpfen will, der möge bleiben. Macht euch nichts vor, der Gegner ist uns wohl hoffnungslos überlegen. Und wenn Euron nicht alsbald mit einer wahren Wunderwaffe zurückkehrt, dann sehe ich uns hier nicht leben wieder rauskommen. Aber ihr anderen, ihr macht, dass ihr in diese Tausendwinkelgasse kommt, von der ich Reden gehört habe! Irgendwer hier sollte ja doch den Weg dorthin kennen. Auf! Weg mit euch. Seht zu, dass ihr wegkommt! Sucht dort nach fähigen Kämpfern. Verbarrikadiert den Eingang. Und steckt eure Köpfe nicht sobald wieder heraus, so ihr sie behalten möchtet. Mag sein, dass ihr dort etwas länger am Leben bleibt."

Ein kleine Gruppe von nicht mehr als fünf Mann erhebt sich mit grimmigem Blick von ihrem Tisch in einer Ecke des Raumes, wo sie bis jetzt gesessen hatte. Die Männer tragen allesamt Waffen und mehr oder weniger einheitliche  Bekleidung; gehärtetes Leder und Kettenhemden. Das Aussehen und Auftreten der Männer lässt Seron eine Söldnertruppe vermuten. "Lieber mit einem Schwert in der Hand sterben, als sich irgendwo zu verkriechen", hört er einen von ihnen grunzen.
Doch der Rest der Gäste scheint noch immer planlos, keiner weiß so recht, wohin er gehen soll, doch offenbar hat auch niemand richtig Lust, zu bleiben. "Nun?", fragt Seron in den Raum, "wer kennt den Weg in diese Tausendwinkelgasse? Verdammich, irgendwer wird den doch kennen!"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 09. Sept. 2005, 20:07 Uhr
"Ja, ich", antwortet Chenyas in die drückende Stille hinein, die den Worten Serons folgt. Er hatte dem Menschen aufmerksam zugehört, war zwar etwas zurückgeschreckt, als dieser plötzlich derart laut zu brüllen angefangen hatte, aber dennoch hatte der Elb Seron keinen Moment aus den Augen gelassen. Und was dieser von sich gegeben hatte, das muss Chenyas sich eingestehen, ist nichts als die Wahrheit; was sollen diese Leute schon ausrichten? Ob sie einem zur Seite stehen oder ob man sie sofort das Weite suchen lässt, es dürfte keinen großen Unterschied machen. Sicher, ihr Leben kann man ihnen so oder so nicht garantieren, aber die Chance darauf ist doch um einiges größer, wenn man sie gehen lässt und gar nicht erst in diese Geschichte hier mit reinzieht.

Chenyas ballt die Fäuste und tritt einen Schritt vor, das Gesicht ausdruckslos und kühl, aber mit einer ungewöhnlich warmen Stimme: "Wer von Euch will gehen? Kommt, Leute, nutzt die Gelegenheit, solange sie sich euch noch bietet." Er hält kurz inne, lässt seinen Blick über die Gäste schweifen, und fügt dann hinzu: "Ihr habt gesehen, was mit der Alten passiert ist" Die Mutter mit dem Kind schaut den Elben flehend an, doch sie sagt kein Wort; nur ein Nicken ist Ausdruck ihrer Zustimmung. Auch ein anderes junges Mädchen nickt übertrieben heftig, als bestünde die Gefahr, Chenyas könne sie übersehen.

"Also", spricht er weiter und durchquert den Raum, bis er an der Seite des Kamines zu stehen kommt, "seht zu, dass Ihr euch in Sicherheit bringt. Hier entlang!" Er stößt die unscheinbare Türe zur Tausendwinkelgasse auf und dahinter wartet dieselbe schwarze Luft wie auch auf dem Marktplatz, aber es ist ruhig jenseits der Tür. "Raus mit euch, dort seid ihr sicher. Fragt einen der Leute dort, wie ihr aus den Gassen wieder rauskommt, aber geht endlich!"  Er unterstreicht seine Worte mit einer wegfegenden Handbewegung und kurz darauf sind die Mutter, das Mädchen und einige andere verschwunden, ohne sich ein weiteres Mal nach den im Kupferkessel Verbleibenden umzudrehen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 09. Sept. 2005, 21:09 Uhr
Während Calythia den Worten lauscht, kocht in ihr der Zorn, ihre Hände ballen sich zu Fäusten und ihren Augen bilden sich Wuttränen. "Fahrt zur Hölle!", schreit sie ihn an, fährt herum und eilt zu einer Tür, öffnet sie und schließt die Tür hinter sich. Sie befindet sich in einem kleinen engen Raum, dass offenbar eine Abstellkammer war, doch sie beachtet es nicht.

Sie lehnt sich an die Wand und lässt sich zu Boden sinken. Es war ,als hätte man sie geohrfeigt. Plötzlich fühlte sie sich zurückversetzt in ihre Kindheit und an das elende Grauen. Mag sein, dass es naiv war, was sie gesagt hatte, doch in ihrem ganzen Leben war sie immer nur von Hoffnungslosigkeit umgeben, nie schien es einen Ausweg zu geben. Und nun, seid sie sich hier in der Weltenstadt aufhält, da sie dachte, sie hätte es hier besser, verfolgt sie das Grauen und die Hoffnunglosigkeit wieder, das Gefühl zu verlieren, nur noch auf das Ende zu warten.

Sie kann einfach nicht mehr. Hat sie Faeyris verlassen? Hat sie die Göttin, die große Mutter zurück gelassen? Sie unterdückt den Drang zu weinen, sie will nicht Tränen weinen, die sie schon sooft vergossen hat. Sollen die Leute doch da draußen machen, was sie wollen. Ich kann nicht mehr...

Nun rinnen ihr doch die Tränen heiß und feucht die Wangen herab. Sie vermisst ihren Esel, den einzigen lebendigen Freund, den sie hat. Calythia faltet die Hände und spricht ein Gebet. Meine liebe Mutter, wieso hast du mich verlassen? Wieso musstest du sterben? Du warst die Einzige, die mich jemals liebte, wieso musstest du mich hier alleine zurück lassen?
Wieder packt sie die Wut, so heftig, dass sie einen Krug nimmt und ihn mit voller Wucht gegen die Wand schleudert. Nein, es gibt keine Hoffnung mehr...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 10. Sept. 2005, 00:08 Uhr
>"Fahrt zur Hölle!"<

Seron blickt der Elbe hinterher, als sie in eine an den Schankraum anschließende Kammer läuft und die Tür hinter sich zuschlägt. Einige Momente lang weiß der Mensch nicht, wie er sich verhalten soll. Dann schüttelt er den Kopf und murmelt leise, "Schon angekomme". Der Schreiber sieht sich in der Stube um, und sein Blick bleibt an den Fenstern hängen, durch die Feuerschein zu erkennen ist, und ein Hauch von Traurigkeit schleicht sich in seine Stimme, "Ich fürchte, meine Liebe, dass ich bereits dort angekommen bin." Oder jemand hat sich die Mühe gemacht, die Hölle zu mir zu bringen. Sei’s drum.

Seron blickt sich im Schankraum um. Außer den fünf Männern, den Söldnern, wie der Mensch vermutet, haben alle Gäste den Raum verlassen. Nur der Elb, welcher den anderen den Weg in die Tausendwinkelgasse gezeigt hatte, ist noch geblieben. Auf diesen geht der Schreiber nun zu und meint: "Danke für eure Hilfe mein Freund. Ich fürchte, ich kenne euren Namen nicht, doch muss ich euch um einen Gefallen bitten." Der Mensch nickt zu der Tür, durch welche die Elbe gerade eben verschwunden war. "Bitte seht nach ihr. Ich fürchte, meine Art war etwas schroff. Scheint’s sitzen wir hier gemeinsam fest, und ich bin mir sicher, sie wollte nur helfen. Ich würde ja selber mit ihr sprechen, doch, nun ja …" ein müdes Lächeln zieht sich über Serons Gesicht, "… ich fürchte es wäre von zweifelhafter Weisheit, jemandem in eine enge Kammer zu folgen, der einem gerade die Hölle an den Hals gewünscht hat und mit einem Messer bewaffnet ist. Seid bitte so gut und redet ihr zu."

Dann dreht sich der Mensch zu dem Söldnertrupp um und deutet auf ein paar Tische, die etwa auf halbem Weg vom Kamin zum Ausgang stehen. "Und ihr tut mir den Gefallen und errichtet dort eine Barrikade. Tische oder Stühle, nehmt was ihr finden könnt. Und haltet Abstand von Tür und Fenstern. Wenn etwas dort durchkommt, dann will ich, dass wir noch genug Raum haben zwischen dem Ding und uns, und nicht sofort den Kopf verlieren, wie das arme alte Weib dort." Die Männer scheinen den Plan verstanden zu haben und beginnen, Stühle zu aus dem Weg zu räumen und Tische aufzustellen, um irgendeine Art von Schutz gegen mögliche Eindringlinge zu improvisieren. Und viel Gutes wird es uns bringen, wenn eines von den Viecher hier reinkomm. Ein paar Holztische. Der Schreiber blickt sich nervös um. Euron, wo bleibt ihr?

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 10. Sept. 2005, 11:47 Uhr
In den Gassen  muss er immer wieder fliehenden Menschen ausweichen , die in wilder Panik vor dem grauen fliehen welches in der Luft liegt. In ihren Gesichtern ist das nackte grauen zu sehen und keiner achtet auch nur auf Bregond der genau in die Richtung läuft aus der alle kommen. Mit zurückgebundenem Haar, wehendem Umhang und der Schwertscheide in der Hand rennt er auf den Kupferkessel zu. Hoffentlich war Sie nicht auf dem Markt schießt es ihm durch den Kopf. Dunkle Rauchwolken und eine noch bedrückende Düsternis liegt über allem. Nach einer ihm unendlich erscheinenden Zeit erreicht er den Kupferkessel und betritt durch die geheime Türe den Schankraum.
Sein Blick huscht durch den Raum, sofort sieht er den Elben und fast hätte er nach seiner Kapuze gegriffen um sie über seinen Kopf zu ziehen, doch wiederstand er der Versuchung sich wieder durch verbergen der Verantwortung zu entziehen. Dann erblickt er Seron, einen Mann ganz in schwarz gekleidet, genauso wie er selbst, ur das er eine Robe trägt und scheinbar damit beschäftigt ist den Menschen hier im Raum Anweisungen zu geben .   Den Silberelben nicht aus dem Auge lassend, spricht er den schwarzgewandeten an: “ Könnt ihr hier Hilfe gebrauchen?” Fragt er mit leiser Stimme, sich sehr wohl bewußt das die Männer hier im Raum jeden Moment über ihn herfallen könnten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 10. Sept. 2005, 15:54 Uhr
"Das kommt ganz auf Eure Art der Hilfe an", erwidert Chenyas in seinem bekannt lühlen Tonfall, denn der ganz in schwarz gekleidete Dunkelelf kommt ihm von Anfang an etwas linkisch vor. Ja, denkt er, als dieser Anstalten macht, sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen, verbirg ruhig dein Gesicht vor uns. Schür' noch ein wenig die Panik unter den Leuten. Sein Blick fällt auf das Schwert, welches der Fremde in der Hand hält, und er mustert den Kerl eingängig. Immerhin scheint er damit umgehen zu können, geht es dem Elb durch den Kopf, hoffentlich kämpft er auch auf der richtigen Seite.
Mit diesem Gedanken wendet er den Blick von dem Neuankömmling ab und geht ohne ein weiteres Wort in Richtung der kleinen Kammer, in welcher die Elbenfrau kurz zuvor verschwunden war. Er hebt zögerlich die Hand um anzuklopfen, doch lässt er die Faust gleich darauf wieder sinken und entscheidet sich dafür, einfach so einzutreten. Mit einem tiefen Seufzer öffnet er die Türe einen Spalt und blickt in das Schwarz dahinter. "Hallo?", fragt er leise in die Dunkelheit hinein, "geht es Euch gut?" Als keine Antwort ertönt, öffnet er die Türe weiter, sodass zumindest ein wenig Licht aus dem Schankraum in die Kammer fällt. In diesem Dämmerlicht kann er die Fremde auf dem Boden sitzen sehen, den Rücken an die Wand gelehnt und den Kopf in den Händen verborgen. Auf dem Holzboden liegen Scherben.
Er lässt die Türe offen stehen, um ein wenig Licht in die Kammer zu lassen, und geht neben der Fremden in die Hocke. "Gebt nicht allzu viel auf die Worte dieses Kerls", spricht er mit leiser Stimme auf sie ein. "Schaut ihn Euch doch an: Ein Betrüger, einer, der lieber draußen mitkämpfen würde als sich gegen dieses Gevieh zu verteidigen. Ihr wollt so einem doch nicht Euer Leben anvertrauen. Vielleicht hat er Recht, aber vielleicht irrt er auch. Solange wir jedenfalls hier auf dieser Seite der Mauern stehen, sind wir auch sicher."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 10. Sept. 2005, 19:18 Uhr
Calythia vergräbt ihr Gesicht in den Händen und weint leise. Sie schien ein Magnet für Unglück zu sein, vielleicht hatten sie die Götter mit einem schweren Schicksal auferlegt. Sie hört plötzlich eine leise Stimme."Hallo?" Überrascht hebt sie leicht den Kopf und kann eine dunkle Gestalt erkennen. Sie kneift die Augen zusammen.  "geht es Euch gut?" Die Tür wird etwas weiter geöffnet und sie erkennt den unbekannten Elb, mit dem sie die schweren Holzbalken aufgestellt hatte. Mürrisch lässt sie den wieder den Kopf sinken. Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah, sie wollte alleine sein, in Ruhe gelassen werden.
Sie bemerkt wie er die Kammer betritt und sie hört seine Stimme direkt neben sich. "Gebt nicht allzu viel auf die Worte dieses Kerls" Calythia lässt ein leises Schnauben hören. "Schaut ihn Euch doch an: Ein Betrüger, einer, der lieber draußen mitkämpfen würde als sich gegen dieses Gevieh zu verteidigen. Ihr wollt so einem doch nicht Euer Leben anvertrauen. Vielleicht hat er Recht, aber vielleicht irrt er auch. Solange wir jedenfalls hier auf dieser Seite der Mauern stehen, sind wir auch sicher." Nun hebt sie doch leicht den Kopf und schüttelt ihn. "Er spricht die Wahrheit. Die reine Wahrheit." Ihre Stimme klingt zittrig und vom Weinen etwas verschnupft. "Ich war bloß zu naiv, es zu begreifen, vielleicht wollte ich es auch nicht begreifen. Er hatte Recht." Sie schämt sich. Himmel Calythia du benimmst dich wie ein Kind. Du glaubst, man kann diese Hölle da draußen überleben, wenn man daran glaubt. Das ist purer Unsinn. "Ich wollte nur, dass die Leute eine Waffe haben, irgendetwas in der Hand, falls wir nicht standhalten können, was wahrscheinlich der Fall sein wird. Entweder die Bestien kommen, oder uns werden die Vorräte ausgehen." Calythia bemerkt, wie die Panik ihr die Kehle zuschnürrt und sie japst nach Luft. "Es ist wie in einem Alptraum. Ein schlimmer Alptraum, der jetzt erst begonnen hat...", flüstert sie und ihr versagt die Stimme.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 10. Sept. 2005, 22:54 Uhr
"Das kommt ganz auf Eure Art der Hilfe an"
Verwundert über die Reaktion des Elben fehlen Bregond erst einmal  die Worte, und er verkneift sich jegliche Antwort wie Ich bin gekommen um den Abwasch zu machen, oder aber hinter der Theke zu helfen Kurz nur schaut er dem Silberelben hinterher wie er in einer kleinen Kammer verschwindet. Dann fällt sein Blick auf die Söldner die mit Bänken und Stühlen die einzige Türe zum Markt verrammeln.
Von der Straße dringen die gequälten Schreie sterbender Menschen an ihr Ohr. Explosionen und der Lärm Häuser die in Flammen aufgehen vermischen sich mit Gekreische der Höllenwesen. Welch grausames Spiel der Götter wird hier gespielt?  Hektisch schaut er sich weiter im Kupferkessel um, doch findet er nichts das ihm Antworten auf seine Fragen geben könnte. “ Verdammt was geht hier vor, hat sich  die Hölle aufgetan?” Nicht das er  eine Antwort erwartet hätte, doch die Blicke der Söldner ermahnen ihm zu schweigen. Kurz schluckt er, den Blick der Männer einen Augenblick standhaltend, dann geht er zu einem der verschlossenen Fenster, der Boden ist rot von Blut. Scherben und die Reste des ehemaligen Fensters, durch das die alte Kräuterfrau gezogen worden war, runden das Bild ab. Notdürftig hatten die Männer das Fenster wieder verschlossen, doch durch einen Spalt konnte er nach draußen sehen. Bei den Göttern denkt er sich, als draußen auf der Straße eine Scharr Goblins  einem Mann hinterher jagen und ihm nach kurzer Zeit zu Fall brachten um wie ein Rudel Wölfe über ihn herzufallen. Mit Messern und Klauen stechen und reißen sie den Mann in wenigen Augenblicken in Stücke um sich dann gierig auf die Suche nach neuen Opfern zu machen. Die Dunkelheit wird gespenstisch von den brennenden Häusern erhellt. Schatten von Kreaturen huschen über den Platz und immer wieder die Schreie der Sterbenden Menschen. Hoffentlich ist Sie nicht in diesem Getümmel, hoffentlich konnte Sie sich in Sicherheit bringen..... hoffentlich lebt Sie noch
Er will sich gerade zu den Söldnern umdrehen, als er ein Kratzen an den Holzbarrikaden hört, die das zerstörte Fenster versperren. Mit einer Bewegung zieht er seine Klinge und hält die Schwertscheide weiterhin in der linken Hand. Eine Goblinklaue schiebt sich durch den Spalt durch den er noch vor wenigen Augenblicken nach draußen gespäht hatte, an den Messerscharfen Klauen hängen immer noch Haut und Blutgetränkte Stofffetzen. Bevor Bregond auch nur reagieren kann, reißt die Klauenhand ein Stück des Holzes beiseite, als wenn es sich um brüchiges Pergament handelt. Doch als sie das nächste mal Auftaucht ist Bregond bereit, mit einer schnellen Bewegung lässt er seine Klinge auf das Handgelenk der Teufelskreatur hernieder fallen. Ein Kreischen ist von draußen zu hören und dunkles Blut sprudelt aus der Wunde, die Krallenhand fällt dumpf zu Boden und für kurze Zeit ist Ruhe an dem Fenster. Verdammt
Dann, so als wenn ein mächtiges Tier sich von außen gegen die Barrikaden wirft, erbebt die Provisorische Sperre, beim ersten mal hält sie noch, doch splittern schon Teile ab und die Verankerungen lösen sich.
“SIE KOMMEN”  
Und dann bricht die Barrikade und eine kleine Horde Goblins klettern in den Kupferkessel, bewaffnet mit Messern und Steinwaffen. Ihre Gesichter gleichen Fratzen und ein Hass ist in ihren Augen, der Bregond zurückweichen läst. Er versucht erst gar nicht einen gezielten Schlag anzubringen, sondern versucht nur die Angriffe der Goblins zu parieren. Seit Monaten hatte er Schattentod nicht mehr in den Händen gehalten, geschweige den einen Kampf ausgefochten, doch es war als wenn er erst gestern in Alt-Talyra gekämpft hätte. Seine Jahrelange Erfahrung mit der Waffe und seine Reflexe retteten ihn in den ersten Augenblicken vor den Angreifenden Goblins. Er konnte nur Hoffen das ihm die anderen zu Hilfe eilen würden. Bis dahin würde er versuchen die Bestien hier am Fenster aufzuhalten.


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 11. Sept. 2005, 15:40 Uhr
Chenyas schlägt die Augen nieder und überlegt kurz, ob er der Fremden eine Hand beschwichtigend auf die Schulter legen soll, entscheidet sich aber mit einem kaum sichtbaren Kopfschüttel dagegen und begnügt sich damit, ih gut zuzureden. "Macht Euch keine Vorwürfe, Ihr tut doch Recht daran, die Leute zur Verteidigung aufzurufen." Er schnaubt leise, aber verächtlich und fügt dann hinzu. "Jedenfalls ist das besser, als sich in eine Ecke zu setzen und darauf zu warten, dass man in Stücke gerissen wird."
Für einen Augenblick ist es still um ihn herum, das verhaltene Schluchzen der Elbe direkt neben sich hört er überdeutlich und von weiter draußen dringen gedämpte Schreie an sein Ohr. Plötzlich aber wird diese Stille von einem Kreischen zerrissen, kurz darauf hört er Holz splittern, allerdings nicht draußen, sondern ganz in der Nähe. Fast gleichzeitig mit dem Geräusch ist er auf den Beinen und eine Sekunde später steht er an der Kammertür und späht hinaus in den Schankraum. Als er die kleine Gruppe Goblins sieht, die sich durch das notdürftig verbarrikadierte Fenster in den Raum gekämpft haben, muss er mit aller Kraft einen Fluch unterdrücken. "Goblins", flüstert er Calythia zu, um die er sich nun nicht mehr kümmern kann. Der eben zu ihnen gestoßene Dunkelelf hat bereits sein Schwert gezückt und kämpft mit einer der Kreaturen; Chenyas zweifelt keine Sekunde daran, dass er es mit ihr aufnehmen kann. Doch außer dieser einen sind noch mehr durch das Fenster gekrochen, der Elb zählt mindestens vier Stück. Als er nach weiteren Goblins Ausschau hält, fällt sein Blick auf das Buch, das noch immer auf dem Tisch liegt, an dem er vorhin Platz genommen hatte, inmitten dieses Chaos und auf der anderen Seite des Raumes. Ohne mein Buch kann ich nicht viel machen, schießt es ihm durch den Kopf und er denkt fieberhaft nach, mit welchem Spruch er dem Dunkelelf den Kampf erleichtern könnte, geht mit geschlossenen Augen in Gedanken rasch die Liste derjenigen Zauber durch, derer er sich so aus dem Gedächtnis heraus noch entsinnen kann.
Dann richtet er den Blick auf die übrigen Goblins, die etwas abseits von ihrem Kameraden stehen und bisher nicht so recht zu wissen scheinen, auf welchen Feind sie sich zuerst stürzen sollen. Er murmelt ein paar Elbenworte, seine Hände tanzen dabei dicht vor seinem Körper durch die Luft und unterstreichen durch ihre flinken Gesten die Worte. Plötzlich geht ein Ruck durch die Körper der Kreaturen und sie halten jäh in ihren Bewegungen inne. Einer der Goblins steht mit zum Schlag erhobener Faust da, doch er kommt nicht mehr dazu. Die Monster sind gelähmt.
"Rasch", ruft Chenyas den Söldnern zu, wobei seine Beine vor Anstrengung leicht zittern, "tötet sie! Ich kann sie nicht lange so halten."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 11. Sept. 2005, 16:31 Uhr
Keuchend fängt er einen tief geführten Schlag gegen sein linkes Knie mit dem Schwert ab, und stößt gleichzeitig den Goblin zurück. Ein schief grinsendes Geschöpf  mit Zähnen und Klauen die jedem Wolf das fürchten gelehrt hätten. Bregond will schnell mit der linken zuschlagen, doch die Bestie ist schneller als gedacht und weicht dem Schlag mühelos aus, nur um mit der linken nach einem Stuhlbein zu grabschen das in seine Reichweite kommt. Vier weitere Goblins springen durch das zerstörte Fenster in den Raum des Kupferkessels und sehen sich kreischend um. Das erste Ziel, ein schmächtiger Elf steht direkt vor ihnen und selbstverständlich halten sie nichts von einem fairen Zweikampf. Gerade wollen sie sich ins Getümmel werfen, als sie wie vom Blitz getroffen stehen bleiben , einer die Klauenhand zum Schlag erhoben, der zweite mit verzehrter Grimasse . Bregond hat keine Zeit sich über das seltsame Verhalten der Brut zu wundern, den sein direkter Gegner ist immer noch mehr als munter und darüber hinaus auch wendig wie eine Schlange. Ein, zwei, dreimal kann er Schattentod ausweichen, doch das vierte mal ist er für den Bruchteil einer Sekunde zu langsam, genau die Zeit die Bregond braucht um ihm sein Schwert durch den dürren Hals zu stoßen. Neben ihm geht ein weiterer Goblin tot zu Boden, gespalten durch eine mächtige Axt. Als der Dunkelelf aufblickt sieht er einen der Söldner grinsend neben ihm stehen, ein Krieger wie er im Buche steht. Fast zwei Meter groß, mit wallendem brauen Haar und einer Nietenbeschlagenden Lederrüstung. Na dir möchte ich auch nicht im dunkeln Begegnen
Kaum hat der Söldner ins Kampfgeschehen eingegriffen, löst sich die Starre, die über den Goblins lag. Wie von Furien getrieben greifen die verbleibenden Biester ihn und den Söldner an. Bregond pariert einen Schlag und trifft im Gegenzug seinen Gegner knapp unter dem Ellbogen, durchtrennt ihm fein säuberlich den Arm. Dann vollführt der Goblin eine groteske Bewegung, als ein weiterer Söldner ihn von hinten aufspießt. Ungläubig schaut er auf seine Brust aus der eine Schwertspitze ragt  “ Fahr zur Hölle du jämmerliche Kreatur” ruft der Mann und zieht mit einem Ruck die Klinge wieder raus. Die beiden anderen sind schnell erledigt, sind sie doch jetzt in hoffnungsloser Unterzahl. Der Axtsöldner schlägt einen der beiden einfach in zwei und Bregond köpft den anderen mit einem sauberen Schlag, als dieser gerade fliehen will.
“ Schnell wir müssen das Loch wieder zu bekommen” ruft er den anwesenden zu. Doch keiner reagiert auf sein rufen, alle weichen etwas vom Fenster zurück, langsam und das schlimmste befürchtend dreht Bregond sich um, und blickt in das Antlitz eines riesengroßen Monsters. Der Kopf der Bestie, gefolgt von den mächtigen Schultern schiebt sich durch das Fenster. Bregond ist im ersten Moment unfähig sich Bewegen. Im Hintergrund hört er Seron aufstöhnen „ Höllenogre“
Als wenn dies ein Zeichen gewesen wäre, auf das alle gewartet haben kommt wieder Leben in die Szene. Die Söldner stürmen vor um das Biest daran zu hindern ganz herein zu kommen. Der Krieger mit der Axt schlägt mit einem gewaltigen Schlag gegen den Kopf des Ogre, doch im letzten Moment dreht das Vieh den Schädel und die Waffe streift nur sein Ziel, was ihn nur noch wütender Macht. Wenn dies überhaupt möglich ist. Bregond zieht aus seinem Gürtel am Rücken einen langen Dolch und stellt sich schützend vor Seron. Einer der Söldner geht mit gebrochenen Knochen zu Boden, als er von einer Faust des Ogre getroffen wird. Blut fließt aus seinen Ohren und sein Blick ist leer.
Dann ist die Bestie ganz im Kupferkessel, größer als jeder andere im Raum und mit einer grässlichen Rüstung aus schweren Platten steht er bedrohlich vor ihnen und brüllt in einem Ohrenbetäubenden Schrei seinen Hass und seine Wut den Verteidigern entgegen. Die Söldner, die wahrscheinlich schon in den Nargkriegen gefochten haben, gehen geschlossen gegen die Bestie vor, doch ihr Mut ist nichts gegen den Hass der Höllenkreatur. Der Axtträger pariert einen Schlag, und geht unter dem wuchtigen Angriff in die Knie, ein zweiter sticht mit einem gezackten Kurzschwert nach der Bestie, doch sein Schwert kann die Rüstung nicht durchdringen. Ein dritter wird durch einen schnell geführten Hieb quer durch den Raum geschleudert.
Bregond hofft das der Elb und der schwarzgewandete ihnen beistehen und stürzt sich in den Kampf. Was der Ogre an Kraft hat, versucht der Dunkelelf mit Schnelligkeit wett zu machen. Jedem seiner mächtigen Schläge weicht er aus, er denkt noch nicht einmal mit seiner Waffe zu parieren, hat er doch die Wucht gesehen mit welcher der Axtträger in die Knie gezwungen wurde.



Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 11. Sept. 2005, 17:05 Uhr
Von seinem Platz abseits des Kampfes beobachtet Chenyas den Söldner, der sich plötzlich an der Seite des Dunkelelfen auf die übrigen Goblins stürzt. Als dieser die Lage unter Kontrolle zu haben scheint, lässt der Elb den Zauber fallen und schlagartig sind die Goblins wieder auf den Beinen und springen zwischen den beiden Männern umher, als sei gar nichts geschehen.
Es dauert nicht lang, dann sind die Kreaturen besiegt. Einer der Kadaver liegt nur eine Armlänge von ihm entfernt auf dem Holzboden, der Schädel mit den glasigen Augen und den blutbeschmierten Zähnen scheint Chenyas auch jetzt noch hähmisch anzugrinsen. Beiläufig registriert er, dass der Goblin noch zuckt, seine Klauen versuchen sich in die Dielen zu graben, doch sein Körper gehorcht ihm nicht mehr vollständig. Den Goblin nicht weiter beachtend, will Chenyas sich eben in Bewegung setzen und endlich das Buch in Sicherheit bringen, als er aus dem Augenwinkel das Auftauchen einer wesentlich größeren Bestie mitbekommt. Schlagartig verharrt er auf der Stelle, die Hände zu Fäusten geballt und den Blick ungläubig auf das mannshohe Etwas auf der anderen Seite des Raumes gerichtet. Höllenoger!, schießt es ihm durch den Kopf. Was muss dort draußen vor sich gehen, wenn selbst solche Kreaturen hier umherlaufen? Rasch schätzt er die Strecke zwischen sich und dem Tisch ein, doch die Entfernung ist zu groß; er müsste den Raum fast ganz durchqueren, und er würde den Söldnern im Kampf gegen den Oger unweigerlich im Wege stehen. Er muss sofort handeln, die Männer werden gegen die Beste keine Chance haben, auch wenn sie zu fünft oder sechst sind. Ehe er überhaupt die Vorbereitung für den nächsten Zauber getroffen hat, liegt der erste Söldner am Boden; er ist gefallen wie eine Puppe, die man vor lauter Wut gegen die Wand schleudert. Auch seine Waffe hat ihm nicht nützen können.
Chenyas konzentriert sich, er schließt das Getümmel vor seinen Augen aus seinen Gedanken aus und erschafft ein Bild von gähnender schwarzer Leere vor seinem inneren Auge. Inmitten dieser Schwärze blitzt kurz darauf ein Licht auf, winzig, doch wird es rasch größer. Es scheint regelrecht zu wachsen, pulsierend, bis es das Dunkel fast vollständig verdrängt hat. Während Chenyas noch eine Formel murmelt, reißt er die Augen auf und streckt seinen linken Arm aus, als wolle er ihn der Kreatur über diese Distanz hinweg ins Fleisch bohren. Dass inzwischen zwei weitere Söldner am Boden liegen, nimmt er überhaupt nicht wahr - sein Bild des Raumes ist weiterhin durchtränkt von dem milchigen Licht. Sein Brustkorb zieht sich zusammen, als sich plötzlich ein feiner weißer Faden aus seiner Handfläche windet und auf den Oger zuschnellt. Für zwei Sekunden ist Chenyas mit der Bestie durch das Licht verbunden, dann schneidet er mit einem Handschütteln den Faden ab und torkelt zurück, bis die Wand seine Bewegung bremst und er sich an ihr entlang langsam hinunter in die Hocke gleiten lässt.
Der Oger kämpft noch einen Augenblick weiter, als habe das Licht keinerlei Wirkung auf ihn gehabt - dann scheint es mit einem Mal von innen her aus seinem Fell hervorzubrechen. Er reißt die Arme empor und aus seinem weit geöffneten Maul dringt ein unmenschlicher, fremder Schrei. Chenyas wendet instinktiv den Blick von der Szene ab, denn das Licht ist blendend hell, besonders für seine empfindlichen Elbenaugen - kurz darauf fällt der Oger zu Boden, überall auf seinem Fell züngeln Flammen, selbst aus den Augenhöhlen treten kleine weiße Feuerzungen. In pansicher Wut tritt und schlägt die am Boden liegende Bestie um sich, krümmt den Rücken vor Schmerz, doch all ihre Bemühungen sind vergebens. Ein letztes Mal bäumt sich der stinkende Körper auf, dann sackt er kraftlos in sich zusammen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 11. Sept. 2005, 17:32 Uhr
Calythia hört plötzlich ein lautes Rumpeln und Gequietsche. Der Elb springt auf und schaut hinaus. "Goblins." ,flüstert er. Sie reißt die Augen auf und stellt sich neben ihn und späht in den Schankraum. Eine Gruppe Goblins hatte die Barriere durchbrochen und kämpften nun mit den Söldnern und dem Dunkelelf, der ein mächtiges Schwert gezogen hatte. Der Elb neben ihr beginnt, elbische Wort zu murmeln und bewegt dabei die Hände. Als der Zauber wirkt, erstarren die Goblins mitten in ihrer Haltung. Der Silberelb geht hinaus in den Schankraum. Calythia bleibt da und beginnt nun selbst elbische Wort zu flüstern und mit geschlossenen Augen mit den Händen zu gestikulieren. Ein blauer Schein schießt aus ihren Händen heraus und umgibt den Dunkelelf und den Elben wie eine magische Aura. Sie würde schwerere Verletzungen abhalten. Mehr konnte sie im Augenblick nicht tun. Mit Entsetzten sieht die Elbin, wie sich der Kopf eines riesigen Viehs durch das Fenster schiebt. Einen Moment scheint die Zeit still zu stehen, dann stürzten sich die Sölder auf das Ungeheuer, um es abzuhalten. Es kommt zu einem gewaltigen Kampf, den Calythia mit Angst verfolgt und immer wieder kleine Heilzauber und Schutzzauber beschwört.

Nach einigen Todesminuten ist das Höllentier besiegt. Erleichtert atmet Calythia auf.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 11. Sept. 2005, 23:21 Uhr
Hastig eilt Euron hinab in den Keller, um zu sehen, was er dort hilfreiches finden kann. Er legt die Hand auf die Mauer, die sich nach ein paar gemurmelten Worten zur Seite schiebt und findet sich in seinem Alchemistenkeller wieder.
Eilig durchwühlt er die Pülverchen und Tränke, doch findet will ihm nicht das richtige in die Hände fallen. Er hat nichts vorbereitet um Höllenkreaturen wirksam damit zu begegnen. Das Schlafpulver würde zu schwach für sie sein, den Liebestrank, mit dem einst aus Langeweile experimentiert hatte, war auch nicht ganz das richtige, das Pulver, welches den Kräutergarten innerhalb eines Tages wieder in voller Blüte stehen läßt, würde eher den gegenteiligen Effekt von dem bewirken, was er plant. Obwohl, gegenteiliger Effekt, das ist genau das richtige. Er eilt zu dem Pult, auf dem ein schweres Buch liegt und blättert wild darin herum, bis er die richtige Seite gefunden hat. Schnell überfliegt er sie und schnappt sich dann einen großen Topf, in den er das Pulver hineinfüllt, dann sucht er in seinen Regalen nach den richtigen Zutaten und leise darüber fluchend, dass er schon längst einmal wieder Ordnung hier hineinbringen und alles auffüllen wollte. Doch schliesslich hat er alles gefunden und giesst es zusammen und rührt so schnell es geht, bis die Farbe der Flüssigkeit von blau zu grün wechselt. Erleichtert stellt er mehrere handgroße Tongefäße nebeneinander, die langsam hin- und herkreiselnd zum Stehen kommen und giesst die Flüssigkeit vorsichtig, ohne etwas daneben zu giessen hinein, um sie anschliessend mit einem Stopfen zu verschliessen.

Er seufzt erleichtert und schaut sich weiter um. Den großen Kessel mit seinen Abfällen, die sich zu einer dünnen teerigen Masse verbunden haben, zieht er hinaus an die Leiter zum Schankraum. Als er noch einmal zurückgeht, findet er in einer Ecke auch endlich, was er schon die ganze Zeit gesucht hat, die restlichen Feuerwerkskörper vom letzten Jahr. Einen Moment betrachtet er ihre hölzernen Kappen und entscheidet sich dann, dass sie spitz genug sind. Er legt sie neben den Tongefäßen in einen Eimer, um sie nach oben zu tragen. Dort angekommen hat er im ersten Moment das Gefühl, als käme er zu spät. Ein riesiges Loch klafft in der Wand, wo einstmals ein Fenster gewesen ist und im Raum, in dem nun Stühle, Tische und Teile der Theke wahllos verstreut sind, liegen tot oder schwer verletzt einige seiner Gäste, sowie Goblins und ein riesiger, verkohlter Höllenogre. In dem Moment kommt Euron das Arsenal, was er in der Hand hält schäbig vor. Du kannst nicht länger warten, hört er eine Stimme in seinem Inneren, diese Provisorien werden sie nicht aufhalten. Es wird Zeit, dass du deine waren Künste zeigst.
"Nein, dazu darf es nicht kommen", murmelt der Kobold, "es hat das letzte Mal nicht so funtkioniert, wie es sollte. Es würde auch diesmal wieder schiefgehen."

Euron stellt gerade den Eimer mit seinen Utensilien ab, als  ein weiterer Höllenhund vor dem Loch in der Wand erscheint und knurrend hineinschaut. Für einen Moment hofft der Wirt, dass das Untier weiterzieht, doch scheint dem nicht so zu sein. Also nimmt er möglichst langsam drei der Feuerwerkskörper und hält sie in Richtung des Tieres, bevor er eine kleine Flamme in seiner Hand erscheinen läßt. Kaum entzündet zischen die drei an Stäben befestigten Pakete davon und treffen das verdutzte Monster in die Flanke, noch bevor es sich richtig entschieden hat den Kupferkessel zu betreten.
Einen Moment passiert nichts, während alle gebannt darauf warten was passiert, doch dann zünden die Ladungen und die Seite des Höllenhundes wird zerfetzt. Einen Moment zucken noch seine Beine, doch dann bleibt er bewegungslos liegen.
Funktioniert, denkt sich Euron und hebt seinen Stab.
Im nächsten Moment fliegen die zahrleichen Möbelstücke durch den Raum. Sie werden förmlich von dem Loch in der Wand angezogen und bleiben schliesslich fest darin stecken, um es zu verschliessen.
Ha, du fängst bereits an, stellt die Stimme in Eurons Kopf hämisch fest, doch versucht dieser sie zu ignorieren.
Zu den Anwesenden gewandt, sagt er: "Ich habe noch zehn Stück von diesen Dingern, also nehmt sie nur bei den großen Kreaturen. Zweitens habe ich hier einige Tongefäße vorbereitet. Wenn ich alles richtig gemacht habe, sollte die Flüssigkeit darin etwas, was damit begossen wird, schrumpfen lassen. Ich weiß nicht wieviel man braucht und ob es wirklich funktioniert, aber es ist einen Versuch wert."
Bevor jemand etwas sagen kann, fügt er noch hinzu: "Ausserdem haben wir noch einen Topf Teer, wenn jemand diesen in den ersten Stock transportieren kann, sollten wir damit einige von diesen Kreaturen davon abhalten können, den Kupferkessel zu betreten."

Während er die Anweisungen gibt, heben Kogum und Bigöl ihren Kopf aus dem Keller hervor. Einen Moment reden sie aufgeregt mit Euron, dann dreht dieser sich noch einmal um. "Falls jemand glaubt, hier verhungern oder verdursten zu müssen. Dies ist immer noch ein Gasthaus und da wir ja nun schon um einiges dezimiert sind, sollte es kein Problem sein, es mit unseren Vorräten ein paar Tage hier auszuhalten."

Adora kommt gerade die Treppe aus dem ersten Stock wieder hinabgelaufen, während alles sich an die Arbeit machen. Besorgt betrachtet Euron, wie sie durch den Schankraum läuft. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas passiert, denkt er sich. Als sie ihn schliesslich erreicht und sagt, dass in den oberen Etagen alles geschlossen ist, sagt er zu ihr "Adora, nehmt die Verletzten und bringt sie in den Keller. Dort sind sie weitestgehend sicher und ihr könnt sie versorgen."
Sie stimmt ihn zu und schaut sich um.
"Kind", sagt sie zu Calythia und zeigt auf den Silberelb, "nimm ihn und führe ihn hinab, damit wir ihn unten versorgen können."
Sie selbst kümmert sich um einen Söldner, dessen Bein zerschmettert scheint und hilft ihm, die Stufen hinunterzusteigen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 12. Sept. 2005, 05:36 Uhr
Seron wirbelt auf dem Absatz herum, als er eine neue Stimme vom Kamin her hört. Dort, bei der Tür, durch welche soeben ein großer Teil der Gäste des Kupferkessels in die Tausendwinkelgasse geflüchtet war, steht ein Dunkelelb, der wohl während der ganzen Aufregung einen unbemerkten Eintritt gemacht haben musste. Der Schreiber zieht bei dessen Anblick eine verächtliche Grimasse. Vielleicht ein taktischer Fehler, eine Barrikade in Richtung der Eingangstür zu fertigen. Hätte ich gewusst, dass diese Art in der Tausendwinkelgasse zu finden ist, dann hätte ich das Portal von dieser Seite auch noch verrammeln lassen. Seron seufzt innerlich. Aber was soll’s, in der Not frisst ein Dämon auch Fliegen. Vielleicht können wir ja ein oder zwei Höllenviecher auf andere Gedanken bringen, wenn wir ihn zum Spielen vor die Türe schicken. Wenn sie satt sind haben sie vielleicht keine Lust mehr, hier rein zu kommen.
Seron will dem Neuankömmling gerade vorschlagen, er möge doch die Lage vor dem Kupferkessel auskundschaften, als der Elb, der den Gästen zuvor den Weg in die Tausendwinkelgasse gewiesen hatte, ihm mit einer Antwort zuvorkommt. Der Schreiber belässt es für den Moment dabei und wendet sich wieder den fünf Männern zu, die sich entschieden hatten, im Schankraum zu verbleiben. Während der letzten Minuten hat der Trupp sein bestes versucht, eine schützende Barrikade aus dem Interieur des Kupferkessels zu fertigen. Zwar wirkt das Ergebnis mehr als dürftig und hätte wahrscheinlich kaum einer tollwütigen Ratte, geschweige denn einem ausgewachsenen Sprössling der Hölle im Blutrausch Einhalt geboten, doch war ob der sehr begrenzten Mittel auch nichts Besseres zu erwarten gewesen.

Der Dunkelelb hat sich indes zu einem notdürftig versperrten Fenster begeben, um durch einen Spalt nach draußen zu blicken. Noch bevor Seron ihm den Vorschlag unterbreiten kann, er möge doch vor die Tür treten, denn der Ausblick dort sei sicherlich noch wesentlich besser, fährt eine Klaue durch einen Spalt in der Sperre, nur um einen Moment später gewaltsam von ihrem Besitzer getrennt zu werden. Seron flucht lautstark, als er über die Barrikade steigt und in Richtung des Fensters eilt. Tolle Idee. Schnell geschaltet, mein Freund. Warum nicht gleich ein Schild mit der Aufschrift "Wir sind hier drinnen und wir haben mächtig Lust auf Zoff, kommt doch rein und holt uns wenn ihr könnt!" über die Tür hängen? Der Schreiber schüttelt den Kopf. Wahrscheinlich, weil die Ausgeburten der Hölle nicht lesen können. Viel effektiver auf diese Art, wie wahr.
Seron hat den Abstand zwischen sich und dem Fenster auf wenige Schritte verkürzt, als die improvisierte Sperre in Stücke geht und Goblins beginnen, durch die neu entstandene Lücke zu drängen. Hastig macht der Schreiber wieder einige Schritte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Doch als er sieht, dass sich die kleinen Monster ausschließlich mit dem Dunkelelb zu beschäftigen scheinen, zieht der Mensch seinen Langdolch und ist mit wenigen, weiten Schritten beim Kampfgeschehen.
Mit dem ersten Goblin hat Seron noch leichtes Spiel, steht der Höllenscherge doch mit dem Rücken zu ihm und weiß noch nicht einmal, dass er soeben einen neuen Gegner bekommen hat. Der Mensch umfasst der Kopf der Kreatur spielend mit der linken Hand, reißt diesen zurück, um den Hals seines Opfers möglichst frei zu legen, und schneidet ihm mit der rechten Hand die Kehle durch. Der Goblin hat kaum begriffen, was vor sich geht, da sinkt er schon mit einem gurgelnden Geräusch zu Boden, bei dem sich Seron der Magen umdreht. So hart das Leben auf der Straße auch sein mag, derartig brutal gemordet hat der Mensch noch nie. Der Schreiber schafft es trotzdem, jeglichen Ekel zu verdrängen und wendet sich stattdessen dem nächsten Gegner zu. Und diesmal hat er weitaus weniger Glück.

Der Goblin, dem sich Seron nun gegenüber sieht, ist nicht nur auf ihn vorbereitet, sondern darüber hinaus auch noch wesentlich besser bewaffnet. Im Gegensatz zu seinen Gefährten scheint es diesen Zeitgenosse wohl besser getroffen zu haben, was die Ausrüstung angeht, denn anstatt einer plumpen Keule oder eines stumpfen Messers schwingt er eine Streitaxt. Und obgleich deren Größe natürlich nicht an die menschlicher Waffen reicht, so legt der Schreiber dennoch keinen besonderen Wert darauf, diese an sich selbst auf Wirksamkeit überprüfen zu lassen. Gerade noch kann er einen Schritt zur Seite tun, bevor sich die Waffe in den Holzboden gräbt, wo eine Sekunde zuvor noch Seron gestanden hatte. Der Schreiber hat noch Zeit, sich einige Schritte von dem Goblin zu entfernen, bevor dieser die Axt wieder aus dem Boden zieht und dem Mensch nachstellt. Seron versucht einige halbherzige Angriffe mit seinem Dolch, während er Schritt für Schritt zurückweichen muss, sieht jedoch ein, dass darin kaum Sinn besteht. Der Höllenscherge hat mit seiner Waffe zweifelsohne eine größere Reichweite und ist dabei auch noch flink genug, des Schreibers Angriffen zu entgehen. Es dauert nicht lange und der Mensch steht mit dem Rücken zu einer Wand, unfähig, seinem Kontrahenten noch weiter auszuweichen.
Serons Rettung kommt in der Gestalt des überstürzten und schlecht geführten Angriffs des Goblins. Die Kreatur hat offensichtlich nichts aus seinem früheren Fehler gelernt und führt einen schlecht gezielten, dafür umso heftigeren, beidhändigen Schwung gegen den Menschen. Dieser macht wie schon zuvor und gerade noch rechtzeitig einen Schritt zur Seite. Die Axt gräbt sich tief die Wand. Der Schreiber sieht darin seine Chance, und während der Goblin noch an seiner Waffe zerrt, stößt er den Dolch mit aller Wucht von Oben in den Nacken seines Widersachers. Es ertönt ein lautes Knacken, und die Höllenkreatur ist tot, noch bevor sie auf dem Boden aufkommt.
Der Mensch kniet neben seinem gefallenen Gegner nieder und zieht den Dolch aus dessen Hals. Er wischt die Waffe an der zerfetzten Kleidung des Goblins ab und erhebt sich wieder, um nach den anderen zu sehen. Doch offensichtlich bedarf keiner der verbliebenen Gäste irgendeiner Art von Hilfe, denn die restlichen Höllenschergen scheinen entweder geflohen oder tot. Seron atmet hörbar auf.

Doch ist der Frieden nicht von langer Dauer. Kaum nähert sich Seron wieder dem Fenster, da schickt sich ein Höllenogre, eine wahrhaftig infernalisch anmutende Kreatur, an, das Loch, welches die Goblins geschlagen hatten, noch um einiges zu vergrößern. Waren für die kleineren Kreaturen die Holzbretter keine große Hürde gewesen, so ist die Wand für den Oger genauso wenig eine. Alsbald hat das Geschöpf sich zutritt zum Raum verschafft, und der Anblick lässt Seron erstarren. Erst als der erste Verteidiger in die Knie geht reißt Seron sich los. "Was macht ihr denn? Lauft um euer Leben! Das ist nicht die Zeit zu kämpfen. Flieht!" brüllt er, doch scheint ihn keiner zu beachten. Der Mensch stößt einige unflätige Flüche aus und hastet zu den improvisierten Barrikaden in der Mitte des Raumes. Sollen sie doch kämpfen, die Narren. Nichts einzuwenden gegen einen ehrenhaften Tod, aber heute ist mir nicht danach. Eilig steigt er über die aufgestellten Tische und läuft zum Kamin, um die Tür zur Tausendwinkelgasse zu öffnen. Seine Hand liegt bereits auf der Vertäfelung und der Schreiber will das Portal eben aufstoßen, als ihm ungebeten seine eigenen Worte wieder zu Gedächtnis kommen.
>… und ich verspreche euch, ich werde bei euch bleiben und diesen Raum nicht fliehen, solange noch ein Körperteil meiner selbst sich zu wehren weiß<
Seron flucht im Geiste über das leichtfertig gegebene Versprechen, doch hält er für den Moment inne und macht keine weiteren Anstalten, die Tür zu öffnen. Stattdessen legt der Mensch die Stirn in Falten und beißt sich in einer Geste der Unentschlossenheit auf die Unterlippe. Hinter sich vernimmt er Schreie, das Geräusch von berstendem Holz und den Lärm des Kampfes. Dennoch wagt er es nicht, sich umzudrehen, verharrt nur regungslos beim Kamin. Dummer Mensch. Wie ungeschickt, so mit Versprechen um dich zu werfen. Doch nun, da du dein Wort gegeben hast, frage dich, ob du noch genügend Ehre in dir hast, es zu halten. Noch einige Momente steht Seron reglos da, doch dann schüttelt er heftig den Kopf. Nein, niemals werde ich mein eigenes Wort brechen. Wenn ein Mann nicht mehr genug Selbstachtung hat, sein eigenes Versprechen zu halten, dann hat er überhaupt nichts mehr.
Doch als Seron sich umdreht, da ist bereits alles vorbei. Von dem Monster ist nichts mehr übrig als ein Haufen, der sogar noch mehr stinkt, als er dies schon zu Lebzeiten getan hat, doch scheint kaum einer der Verteidiger den Kampf unbeschadet überstanden zu haben. "Ihr Narren", murmelt der Mensch, während er zur Tisch-Barrikade in der Mitte des Raumes geht. "Größenwahnsinnige Narren" flüstert er abermals, als er sich auf den Boden setzt und mit dem Rücken an einen der aufgestellten Tisch lehnt.Als wieder relative Ruhe im Kupferkessel eingekehrt ist, die nur hier und da von dem Stöhnen eines verletzten oder einem Schrei von draußen unterbrochen wird, und das Adrenalin langsam seine Wirkung verliert, spürt Seron, wie schwer ihm doch eigentlich seine Glieder geworden sind.

Erst als Euron den Schankraum betritt findet der Mensch wieder ganz zu sich. Der Wirt scheint ein ganzes Arsenal an Feuerwerkskörpern und Tongefäßen mitgebracht zu haben, die er gerade im Begriff ist abzulegen, als ein Höllenhund in jenem Loch in der Wand erscheint, welches der Höllenogre ausgebrochen hatte.
Seron beobachtet interessiert, wie Euron drei der Feuerwerkskörper zur Hand nimmt und sie dem Vieh in die Flanke jagt. Einige Momente später ist ein guter Teil der Kreatur in der Gegend verteilt, und was noch übrig ist, das ist kaum der Rede wert. Kurz darauf steht dort, wo ein mächtiges Loch in der Wand des Kupferkessels geprangt hatte, eine mehr oder weniger solide Wand aus Möbelstücken.
Als Euron mit seiner Erklärung zu den Lagerbeständen fertig ist und seine Anweisungen erteilt hat, tritt Seron neben den Kobold. Der Schreiber sieht sich um Raum um und meint trocken: "Nun, Euron Zauberschreck, es war ja ganz nett, wie ihr das Loch da in eurer Wand möbliert habt, doch will ich hoffen, dass diese Sache, die ihr dereinst in den südlichen Landen gesucht habt, euch zu mehr verholfen hat, als einem Vorteil bei der Gestaltung von Innenräumen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 12. Sept. 2005, 13:19 Uhr
Nachdem der Gnom das Loch in der Wand verschlossen hat, er nimmt zumindest an das es der Gnom war. Blickt Bregond sich in der Gaststube um, scheidet sein Schwert und atmet erst mal erleichtert auf. Der erste Angriff war abgewehrt worden, doch ist er sicher das dies nicht der letzte war. Nachdenklich nimmt er sich einen der Stühle vom Boden und setzt sich ohne auf die anderen zu achten, sich wohlweislich der abwertenden Blicke bewusst die auf ihm liegen. Kurz schaut er auf, als Seron anfängt zu schimpfen und sie Narren nennt. Doch behält er jeglichen Kommentar für sich und schüttelt nur leicht den Kopf, wobei sich eine Strähne seines Haares löst und ihm über die verbrannte Gesichtshälfte fällt. Höllenkreaturen in den Straßen dieser prächtigen Stadt... .Chaos und  Tot .... Chaos und Verwüstung.... Chaos und Hass
Langsam wie in Trance beginnt er seinen  Dolch zu säubern, ohne auch nur noch einmal auf zu blicken Und ich sitze hier in einer Falle, umgeben von Zauberwirkern und Maulhelden, ich frage mich langsam ob es eine gute Idee war hierher zu kommen. Doch wo soll ich sonst hin, auf den Straßen wimmelt es nur so von diesen Bestien, ich glaube kaum das ich überhaupt die Stadt verlassen könnte, selbst wenn ich es wollte. Verdammt Bregond, reiß dich zusammen, denk nach wie du den Leuten hier helfen kannst, denk nach wie du dir selber helfen kannst.
Um die Verwundeten wird sich gekümmert und der Söldner mit der Axt beginnt damit die Goblins auf einen Haufen in einer abgelegenen Ecke zu stapeln Na hervorragend, in spätestens zwei Tagen werden die stinken das wir freiwillig nach draußen gehen, das heißt wenn wir noch zwei Tage haben.

“ Nuirafin” flüstert er leise  “wo bist du?”

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 12. Sept. 2005, 16:41 Uhr
Calythia tritt aus der Kammer hinaus in den Schankraum und beobachtet, wie der Kobold, erst den Höllenhund erledigt und danach das Loch, mehr schlecht als recht verschließt. Die Elbin stießt einen Seufzer der Erleichterung aus, doch als sie die Verletzten sieht, schwindet das Gefühl wieder und mit ernstem Blick sieht sie sich um. Es schien keiner lebensgefährdet zu sein, doch einige Verletzungen sahen übel aus und ein Sölder hatte sich offenbar das Bein gebrochen.

"Falls jemand glaubt, hier verhungern oder verdursten zu müssen. Dies ist immer noch ein Gasthaus und da wir ja nun schon um einiges dezimiert sind, sollte es kein Problem sein, es mit unseren Vorräten ein paar Tage hier auszuhalten."

Gut. Dann haben wir wenigstens ein Problem weniger. Sie blickt auf die Leichen der Goblins und des Ogers. In einigen Stunden, würde es wie die Pest hier stinken. Das hätte uns noch gefehlt, dass sie eine Seuche noch ausbreitet.

"Kind", sagt sie zu Calythia und zeigt auf den Silberelb, "nimm ihn und führe ihn hinab, damit wir ihn unten versorgen können." Calythia nickt Adora zu und geht mit schnellen Schritten zu dem Silberelb. "Könnt ihr laufen?", fragt sie. "Kommt. Wir gehen nach unten und versorgen Eure Wunden."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 12. Sept. 2005, 17:14 Uhr
Chenyas hatte die Augen geschlossen und somit den Kampf zwischen Euron und dem Höllenhund gar nicht mitbekommen, nur das Zischen der Feuerwerkskörper und der Knall, als diese explodiert waren, waren deutlich an seine Ohren getreten. Als er die Stimme des Kobolds vernimmt, schlägt er die Augen wieder auf und erblickt das Gesicht der Elbe vor sich. Er murmelt eine Antwort auf deren Frage und rappelt sich hoch. Er ist zwar etwas wacklig auf den Beinen und fühlt sich ein wenig schwach, doch immerhin hat er keine Verletzungen davongetragen. Dieser Verbrennungszauber ist stärker geworden, als ich gedacht hätte ... aber gut zu wissen, dass ich auch sowas noch hinbekomme. Das letzte Mal, dass ich gegen solches Getier kämpfen musste, liegt schließlich schon Jahrzehnte zurück. Er will der Elbe eben nach unten in den Keller folgen, da fällt sein Blick wieder auf das Buch. "Wartet einen Augenblick", bittet er Calythia und begibt sich zu dem Tisch, um den Folianten endlich an sich zu nehmen. Diesmal warte ich damit nicht bis zur allerletzen Minute, denkt er und klemmt sich das Buch unter den Arm.
Kurze Zeit später sitzt er in dem unter der Schankstube befindlichen Kellerraum zwischen allerlei Töpfen und Regalen voller Gläser und Tiegel auf dem kalten Steinboden. Den Rücken gegen einen der großen Körbe gelehnt, blättert er mit geübten Fingern in dem Folianten, seine Augen huschen flink über die Seiten und überfliegen die in einer ihm fremden, sehr kantigen Schrift verfassten Überschriften auf der Suche nach einem nützlichen Zauber für diese Situation. Doch alles, was er findet, sind Angriffszauber - Blitze, Feuer, das Übliche. Ein Lähmungszauber, ähnlich wie derjenige, den er gegen die Goblins angewandt hatte, erregt seine Aufmerksamkeit - mit einem kurzen Nicken legt er eines der rotseidenen Lesebändchen zwischen die entsprechenden Seiten und blättert weiter.
Kurz vor Ende des Buches hält er mit zufriedenem Gesichtsausdruck inne; er hat gefunden, wonach er gesucht hatte. Rasch überfliegt er die Liste der Zutaten und an seinen Augen ist abzulesen, dass er zufrieden damit ist. Alles einfache Dinge, das müsste sich hier unten alles finden lassen. Er erhebt sich und lässt das Buch aufgeschlagen auf dem Boden liegen, ehe er die Stiege bis etwa zur Hälfte hochsteigt und nach Euron Ausschau hält.
"Meister Euron? Ich bräuchte eine Handvoll Reagenzien", ruft er ihm zu und nennt ihm die drei gesuchten Pflanzen gleich hinterher. "Habt Ihr davon etwas da?" Und etwas leiser, mehr zu sich selbst fügt er hinzu. "Wollen wir doch mal sehen, wie weit diese Bestien kommen, wenn ihnen hier im wahrsten Sinne des Wortes das Blut in den Adern gefriert."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 12. Sept. 2005, 18:19 Uhr
Calythia geht hinunter in den Keller, stellt sich zu einem Tisch und greift unter ihr Wollhemd. Für den Notfall hatte sie immer ein paar Zutaten dabei, denn in den seltsamsten Situationen brauchte man manchmal einen Stärke- oder Heiltrank. Sie nimmt sich von einem großen Stapel eine Schüssel, gibt einige Kräuter hinein und beginnt sie zu zerstampfen. Sie dreht sich kurz um, damit sie sicher war, dass ihr der Elb auch gefolgt war, doch er sitzt da und blättert heftig in einem Buch. Konzentriert wendet sie sich wieder der Schüssel zu.

Als die Kräuter einigermaßen klein sind, vermischt sie das ganze und gibt aus ihrer Flasche mit Quellewasser, etwas davon hinzu. Der Trank nimmt eine Schlammfarbe an und Calythia verzieht grimmig das Gesicht. Sie wusste genau, dass der Trank nicht wie der feinste Wein schmeckte und die meisten Verletzten weigern sich, diesen Trank zu sich zunehmen. Die Elbin zerpflückt noch ein paar Kräuter und schüttet sie hinein.

Nach ein paar Minuten ist er schließlich fertig. Sie dreht sich um und sieht, wie sich der Silberelb erhebt und nach Euron ruft. "Meister Euron? Ich bräuchte eine Handvoll Reagenzien", ruft er ihm zu und nennt ihm die drei gesuchten Pflanzen gleich hinterher. "Habt Ihr davon etwas da?" Die Elbin geht mit schnellen Schritten auf ihn zu und hält ihm den Becher mit dem Trank unter die Nase. "Zuerst aber", sagt sie mit ernster Miene, "werdet ihr das hier trinken. Das ist ein Stärketrank, der Euch wieder aufpäppeln wird." Calythia schaut ihn mit einem Blick an, der keinen Widerstand dulden lässt. Sie hatte schon Erfahrung mit "schwierigen" Patienten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 13. Sept. 2005, 12:53 Uhr
Alle anderen waren herunter gegangen in den Gewölbekeller unter den Kupferkessel und nur noch  er und einer der Söldner waren in der Schankstube. Draußen auf den Straßen herrscht immer noch Chaos, schreie von sterbenden und das Geheul der Bestien, dringen selbst durch die dicken Mauern an seine Ohren. Das diffuse Licht einiger Kerzen und des Feuers im Kamin erhellen den Raum in einem unheimlichen Licht.
Langsam erhebt sich der Dunkelelf, nickt dem Söldner noch einmal zu, greift nach Schattentod das neben ihm gelegen hat und beginnt damit die Kerzen zu löschen. Fragend verfolgt der Mann sein tun, nickt dann aber nach einiger Zeit verstehend, mit dem Schürhaken verteilt er die brennenden Holzscheite im Kamin um sie dann mit einem Eimer Wasser zu löschen. “ Unsere Augen sollten sich an die Dunkelheit gewöhnen, außerdem könnten die Bestien dann meinen das hier niemand mehr ist, wenn wir uns still verhalten werden sie uns nicht bemerken.”
Bregond gefällt der Gedanke nicht, sich schon wieder zu verstecken, doch er muss dem Söldner recht geben. Vielleicht konnten sie hier wirklich unbeschadet überstehen. Langsam geht er zu den toten Goblins und beginnt damit sie zu durchsuchen, angewidert durchwühlt er ihre Taschen, doch außer halbverdorbenem Fleisch und drei Dolchen schlechter Machart kann er nichts finden. Enttäuscht gibt er dem obersten einen Tritt und wendet sich dann ab. “ Was hast du erwartet Elf? Das einer von ihnen eine Zauberwaffe dabei hätte?” fragt der Soldat. Bregond winkt ab und schmunzelt kurz “ Naja hoffen wird man wohl noch dürfen oder?” Er hatte nicht wirklich geglaubt etwas zu finden, er musste sich nur Ablenken konnte nicht einfach nur so dasitzen und gar nichts tun. Früher konntest du Stundenlang bewegungslos auf einem Dach liegen und beobachten, was ist los mit dir, warum bist du so unruhig? Es wird schon Leute geben die sich um diese Bedrohung kümmern, es gibt immer jemand! Helden und Ritter die sich diesen Höllenkreaturen annehmen, du wirst schon sehen... Krampfhaft umschließt er den Griff seines Schwertes und versucht sich zu beruhigen, doch gelingt ihm das nicht wirklich Vielleicht weil ich nicht weiß was mit den zwei Personen ist, die mir am Herzen liegen?

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Bregond am 13. Sept. 2005, 22:19 Uhr
Alagos der Söldner berührt ihn fast zaghaft an der Schulter, seine Stimme ist ruhig und fast flüsternd. “ Wir dürfen nicht verzweifeln. Furcht ist wie Futter für diese Bestien, sie spüren es, nein sie wittern unsere Furcht und laben sich daran.” Der Dunkelelf dreht sich zu ihm herum und schaut ihn eindringlich an, seinen Kopf fast fragend zur Seite gelegt. “ Ich fürchte mich nicht davor zu Sterben Soldat, nicht im Kampf. Was mir Sorgen macht ist, das dort draußen zwei sind, von denen ich nicht weiß ob sie überhaupt noch Leben und die mir sehr am Herzen liegen. Mich widert es an, das ich nicht raus kann um sie zu suchen, das ich verhaaren muss untätig auf das Ende hoffen und beten das es ein gutes sein wird.”
“ Ein Grund mehr, das ihr am Leben bleibt” sagt der Söldner “ Ich kenne euch nicht und wenn ich euch an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit getroffen hätte, so wäre ich sicherlich ohne zu fragen auf euch los gegangen, doch hier und heute seit ihr mein Waffengefährte und ich muss mich auf euch Verlassen können, als reißt euch zusammen! Und wenn wir wirklich diese Hölle überleben, so verspreche ich euch, das ich höchstpersönlich mit euch da hinausgehe und euch helfe die zu Finden, die ihr sucht.”
Bregond sagt kein Wort, mustert Alagos nur und nickt dann. Dann wendet er sich wieder ab und dem zerstörten Fenster zu, in dem in grotesker Anordnung Stühle, Tische und Regale verkeilt sind. Von draußen hört er die Goblins die sich gackernd vor der Barrikade versammeln, scheinen sie aber noch nicht mit dem Gedanken zu spielen in das Gasthaus einzufallen. Auf was wartet ihr? schießt es Bregond durch den Kopf. Schnell legt er einen Finger auf die Lippen und schaut zu Alagos, doch dieser ist schon gewarnt und blickt grimmig zu dem aufgetürmten Möbeln. Seine Axt kampfbereit in den Händen, doch Bregond schüttelt den Kopf und weicht etwas zurück. Der Söldner schaut fragend, doch der Dunkelelf gibt keine Antwort, holt aus einer Ecke in der nähe des Kamins eine Rolle Hanfseil und beginnt es kreuz und quer  über den Boden zu spannen, gleich hinter der Barrikade. Von draußen ist immer noch Gelächter zu hören und das Gejohle der Goblins. Ein zweites Seil wirft Alagos über einen der Balken genau über den gespannten Seilen am Boden und mit vereinten Kräften ziehen sie den Bottich mit Teer nach oben, an einem Stützbalken befestigen sie das Seil. Keiner von ihnen wollte sich am Fenster des ersten Stockes blicken lassen. Zu guter letzt teilen sie die Tonflächen unter sich auf die der Gnom ihnen gegeben hatte. Nun konnten sie nur noch warten. Ob er hier auch Tee verkauft?
BUMM BUMM dröhnt es durch den Kessel und ein Aufschrei zu hören. “ Sie versuchen es wieder” flüstert Alagos.
“ Lass es sie versuchen” antwortet der Elf nur grimmig “ lass sie es versuchen...” BUMM BUMM
Die Barrikade bebt unter einigen heftigen Schlägen und schon brechen einige Teile heraus, doch der größte Teil wird von großen Händen einfach nach hinten gerissen. Noch so eine Bestie... Verdammte Koboldscheiße Bregond kauert sich hinter den Stützbalken, seinen Dolch in der Hand. Sein Atem geht schnell, zu schnell. Er zwingt sich zur Ruhe und beschwört das Bild zweier Frauen in seinem Geist hervor. Ein freundliches, immer lächelndes Gesicht seiner kleinen Freundin Dixie und das anmutende Antlitz von  Nuirafin mit ihrem feuerrotem Haar.
BUMM BUMM, er öffnet sein Auge und ein leichtes schmunzeln liegt auf seinen Zügen. Die ersten Goblins krischen durch den Spalt den der Oger in die Barrikade gerissen hat, wie Spinnen bewegen sie sich über die Möbel und blicken sich hektisch mit glühenden Augen in dem dunklen Raum um. Ihre Augen noch vom Feuerschein auf dem Markt verwirrt, sehen die Stricke nicht die über den Boden gespannt sind. Zwei-drei-vier-fünf-sechs-sieben Goblins kommen von der Barrikade runter, rennen und hüpfen in die Gaststube, nur um sich in den Sticken zu verfangen. Wild schlagen sie um sich, als die Seile nach ihren Beinen greifen und sie zu fall bringen. „ JETZT“ schreit Alagos und Bregond trennt das Seil an dem der Kessel hängt mit einem Hieb durch. Die Teermasse regnet auf die Goblins herab und lässt sie in noch größere Panik um sich schlagen. Hässliche Blase bilden sich auf ihrer Haut und versengen sie. Der Oger im Hintergrund blickt dümmlich durch das Loch, nur um zwei der Feuerwerkskörper ins Gesicht zu bekommen. Alagos hatte sich entzündet und genau im richtigen Moment abgefeuert. Mit einem grässlichen und ohrenbetäubendem Schrei greift er sich an den Kopf und versucht verzweifelt den Schmerz zu vertreiben. Schreiend und taumelnd rennt er blind über den Marktplatz, aus der sicht von Bregond und Alagos.
Mit grimmiger Entschlossenheit machen die beiden sich daran, die Goblins abzuschlachten, die halbtot auf dem Boden des Kupferkessels liegen. Von den Kreaturen kommt keine Gegenwehr mehr, der heiße Teer hatte seine Aufgabe gut erfüllt.
Das Loch in der Wand ist nicht allzu groß und schnell wieder verschlossen, vorerst sind keine Feinde mehr direkt vor dem Kupferkessel, auch wenn auf dem Marktplatz selber immer noch gekämpft wird.


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 15. Sept. 2005, 14:48 Uhr
Im Schankraum

Als Euron mit seiner Erklärung zu den Lagerbeständen fertig ist und seine Anweisungen erteilt hat, tritt Seron neben den Kobold. Der Schreiber sieht sich um Raum um und meint trocken: "Nun, Euron Zauberschreck, es war ja ganz nett, wie ihr das Loch da in eurer Wand möbliert habt, doch will ich hoffen, dass diese Sache, die ihr dereinst in den südlichen Landen gesucht habt, euch zu mehr verholfen hat, als einem Vorteil bei der Gestaltung von Innenräumen."

Euron ist überrascht, als Seron plötzlich neben ihn tritt und ihn so direkt auf seine magischen Fähigkeiten anspricht. "Das bestimmt", antwortet er ihm, "doch je mehr man lernt, desto mehr weiß man auch über die Gefahren, die damit verbunden sind. Ihr sprecht von Dingen mit denen ihr euch nicht auskennt, Seron."
Und daran, dass sich Magie plötzlich gegen einen selbst oder besser, gegen die eigenen Gefährten wenden kann, erinnert sich der Kobold zu gut.
"Wir haben alles was wir brauchen", versichert er sich noch einmal und wird darin auch recht bald bestätigt, als ein weiterer Angriff eines Ogers und mehrerer Goblins von den Söldnern vereitelt wird. Wie bereits vorher herrschen für kurze Zeit Waffengeklirr und Schreie vor bis im nächsten Moment wieder alles ruhig ist. Ein wenig zu ruhig, wie der Kupferkesselwirt findet, doch sind kaum Monster direkt vor dem Kupferkessel zu hören.

Derweil im Keller

In Eurons Arbeitszimmer scheint alles so zu sein wie immer. Ungeordnet liegen all die verschiedenen Gegenstände aus allen Gebieten der Immerlande auf dem Tisch und den Regalen verstreut und der matte Schein, welcher durch die Lichtschächte hineinfällt, läßt die vielen kleinen Staubpartikel erkennen, die sich träge in der Luft hin- und herbewegen.
Doch dann verdunkelt ein Schatten das ohnehin schon schwache Licht und plötzlich ist das Geräusch berstenden Steins und sich verbiegenden Metalls zu hören. Es hält nicht lange an und kurz darauf ist es wieder still. Doch dann ertönt ein ohrenbetäubendes Kreischen und kleine nackte Gestalten mit Klauenhänden rutschen durch die engen Lichtschächte hinab. Schnell füllt sich das Zimmer mit fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig und noch weitere kommen hinab. Schon bald haben sie den Raum durchquert, in dem sie über Tische, Stühle und an Regalen entlang klettern, um die Tür zu erreichen.

Adora hatte zusammen mit Calythia die Verletzten in den Vorratskeller gebracht, ihre Wunden ausgewaschen und aus Kleiderresten notdürftige Verbände angelegt. Sie stellt fest, dass die Elbe anscheinend bewandert in der Herilkunst war und erleichtert registriert sie, wie diese hier und dort das Wundfieber von einem Verletzten senkt oder einem geschwächten Körper etwas Kraft zurückgibt. Gerade glaubt die Köchin sich einen Moment Ruhe gönnen zu können, als sie seltsame Geräusche aus den Nachbarraum hört, der Eurons eigenes Refugium beinhaltet.
Sie geht die wenigen Schritte zum Vorraum, in dem sich, auf der Leiter hinauf zum Schankraum stehend, Chenyas und, neben ihm, Calythia befinden, als sich auch schon die Tür nach nebenan öffnet und häßliche kleine Wesen erst vorsichtig hinausschauen, bevor sie mit lautem Geschrei aus dem Raum herausquellen, auf sie zugestürmt kommen und sie schon bald erreicht haben.

Im Schankraum

Euron hat sich gerade dem Silberelben zugewandt, um ihm die Frage nach einigen Ingredentien zu beantworten, doch das Wort bleibt ihm im Hals stecken, als er sieht, wie sich die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnet. Boghaniks kommen plötzlich daraus hervor.
"Hinter euch", ist alles was er noch rufen kann, um die beiden Elben zu warnen, als die Wesen mit dem großen Grabehänden den Angriff eröffnen. Das Labor, es ist noch offen. Wenn sich dort etwas entzündet, wird nicht viel mehr als von der Kräuterkate übrigbleiben.
Ohne weiter darüber nachzudenken springt der Kobold hinab. Er landet hart und ein brennender Schmerz zieht sich sein ganzes rechtes Bein entlang, doch ignoriert er ihn, während er beginnt sich mit seinem Stab gegen die Boghaniks zu verteidigen. Er stellt fest, dass die einst so flüssigen Bewegungen ihm jetzt Probleme bereiten, doch mit jedem Schlag wird er besser, bis es ihm endlich gelingt, die Wand zu erreichen, auf die er die Hand legen muss, um den Durchgang zum Labor mit ein paar gemurmelten Worten wieder zu verschliessen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 15. Sept. 2005, 18:15 Uhr
>"Ihr sprecht von Dingen mit denen ihr euch nicht auskennt, Seron"<
Die Antwort des Wirts lässt Seron im ersten Moment sprachlos. Erst nach einigen Augenblicken ist ein leichtes Zucken im Mundwinkel zu erkennen, doch bleibt die Miene des Menschen sonst vollkommen ausdruckslos. Nur wer den Schreiber ganz genau beobachtet könnte erkennen, dass die rechte Hand des Menschen sich so sehr zu einer Faust verkrampft hat, dass bereits das Weiß der Knöchel unter der Haut zu sehen ist. So bleibt er einige Momente reglos stehen.
So so, zugeben willst du also nicht, was du kannst … aber deine Würde siehst du verletzt, wenn dir das jemand glaubt, wie?, meldet sich zu diesem Zeitpunkt, passend wie eh und jeh, der magiebegabte Teil des Menschen’ Geist zurück. Doch ausnahmsweise scheint dieser heute nicht sonderlich gesprächig und verschwindet nach einer letzten, hämischen Bemerkung wieder in den hinteren Winkel des menschlichen Bewustseins. Hast du eigentlich hin und wieder eine Vorstellung davon, was du willst? Seron schüttelt den Kopf und bricht seine Körperstarre. Nun, wenigstens gut zu wissen, dass ich noch genug Stolz in mir trage, dass man mich damit verletzen kann.
"Wenn ihr das sagt, Euron", murmelt er schließlich, doch ist der Kobold bereits verschwunden.

Es folgt während der nächsten Minuten ein weiterer Angriff durch einen Höllenogre und einige Goblins, doch hält die improvisierte Barrikade des Kobolds erstaunlich gut, und so sind die Söldner auch alleine in der Lage, die Angreifer zurückzuschlagen, noch bevor diese die Möglichkeit haben, in den Raum zu dringen. Alsbald ziehen die Kreaturen ab und lassen nichts als eine unheilvolle Stille zurück.
Seron lässt sich auf einem der heil verbliebenen Sessel im Raum nieder, wird allerdings nicht bald darauf von Euron aus seiner Ruhe gerissen. "Hinter euch", der Ruf des Wirts bringt den Schreiber augenblicklich auf die Beine. Er sieht gerade noch, wie der Kobold durch eine Luke hinter der Theke springt. Gleichzeitig aber kommen einige ausgesprochen hässliche, kleine Wesen denselben weg wieder nach oben, in den Schankraum geklettert.
Seron brüllt dem Kobold nach, "Euron! Euron, was glaubt ihr, wo ihr da hinspringt? Ist euch eigentlich aufgefallen, dass ihr hier oben ein kleines Ungezieferproblem in eurem Schankraum habt? Hey, wo wollt ihr hin?" Doch die Rufe des Menschen bleiben unbeantwortet. Inzwischen ist eine ansehnliche Zahl der Kreaturen in den Schankraum gelangt, mindestens ein Dutzend zählt der Schreiber. Seron seufzt. "Ach wie nett, seht nur, die Hölle hat uns ein Rudel Ratten geschickt." Eine der Kreaturen läuft auf den Menschen zu. Dieser gibt ihr zur Begrüßung einen heftigen Tritt mit dem Stiefel, der sie gut einen Meter durch die Luft befördert. "Geh und such dir wen in deiner Größe, blöde Ratte", doch kaum hat der Mensch den Satz beendet, da gräbt eine zweite der Kreaturen ihre Zähne in Serons Bein. Der Mensch schreit auf, mehr aus Überraschung denn aus echtem Schmerz, und schüttelt seinen kleinen Widersacher ab, um auch diesem mit einem Tritt beizubringen, dass selbst Boghanik fliegen können.

Doch kaum glaubt Seron einen Augenblick seine Ruhe zu haben, da hat sich sein erster Angreifer wieder erholt nähert sich abermals dem Menschen. Unglücklicher Weise scheint er nunmehr Verstärkung zu haben, denn es kommen dieses mal fünf der Kreaturen auf den Schreiber zu. Dieser stöhnt auf und zieht wieder seinen Langdolch. Der Mensch sieht sich mit dem Rücken zur Wand gegenüber der Theke, während seine Angreifer einen Halbkreis gebildet haben und diesen nun einengen. "Gute Ratten … ähm … brave Ratten? Sitz?", schlägt Seron halbherzig und erfolglos vor.
Serons Dolch fährt blitzschnell durch die Luft, als der erste Boghanik einen Angriff wagt, und tötet die Kreatur noch im Sprung. Doch währenddessen haben sich noch drei oder vier weitere Angreifer zur Gruppe gesellt. "Nun, vielleicht war meine Verhandlungsbasis nicht besonders überzeugend", meint der Mensch und deutet mit seinem Dolch in die Richtung, wo noch immer die kopflose Leiche der alten Frau liegt. "Die hat mindestens soviel Fleisch an den Knochen wie ich und wehrt sich auch bedeutend weniger entschlossen. Wie wäre es denn damit?". Doch die Boghanik scheinen auch von diesem Angebot nicht sonderlich begeistert.
Wenige Minuten später sind vier weitere der kleinen Höllenkreaturen tot, doch weist Seron mehrere Biss- und Kratzwunden an Arm und Bein auf. Und noch immer sind zehn der Angreifer auf den Beinen. Ach, zur Hölle mit dem verdammten Stolz. Stolze Männer sterben früher. "Ich könnte hier drüben ein wenig Hilfe gut gebrauchen", brüllt der Schreiber in den Raum, "Ratten in der Überzahl!"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Chenyas am 18. Sept. 2005, 12:28 Uhr
Der Hinweis, den Euron den beiden auf der Stiege stehenden Elben zuwirft, ist zumindest für Chenyas überflüssig; er hatte das Kratzen und Schaben unten im Gewölbe bereits gehört und sich instinktiv nach dem Zugang zum Labor umgedreht, um herauszufinden, was in aller Welt dieses Greäusch verursacht haben könnte. Als er das Rudel Boghaniks sieht, das sich seinen Weg über Hindernisse hinweg in Richtung der Gäste bahnt, kreuz und quer über- und untereinander herlaufend, da zögert er nicht lange und springt die Stiege mit einigen großen Schritten hoch, um oben im Schankraum mehr Platz und vor allem Licht zu haben. Doch eines der kleinen Biester ist mindestens so schnell wie er und beißt sich noch in seiner Wade fest, bevor er sich in Bewegung setzen kann. Fluchend versucht er das Ding abzuschütteln, doch gelingt es ihm nicht ohne Weiteres; erst, als er den Boghanik mit einem Drehen seines Beines gegen die Wand schlagen kann, lässt dieser jaulend los.

Noch während er nach oben sprintet, legt er sich in Gedanken einen Zauber zurecht, über den er eben beim Durchblättern des Buches gestolpert war; er würde sich gut gegen eine große Anzahl an Gegnern eignen. Seine verstärkten Lederstiefel müssen zwei der kleinen Biester aus dem Weg treten, doch braucht er sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass noch einige mehr ihm auf den Fersen sind. Aus dem Augenwinkel sieht er den Menschen, der sich bereits mit einem Dolch gegen die Viecher zur Wehr setzt.
Als er weit genug von der Stiege entfernt ist, dreht er sich noch in der Laufbewegung um und blickt auf die kleinen Tiere hinunter, die über den verdreckten Boden des Raumes flitzen. Ohne zu zögern kommen ihm die Worte des Zaubers in den Mund, rasch ruft er sie den Boghaniks entgegen und beendet den Spruch mit einer wegwischenden Handbewegung - der Zauber wirkt auf der Stelle: Wie von einem unsichtbaren Windstoß erfasst, wird eine Handvoll der Biester zur Seite geschleudert und mit voller Wucht gegen die Wand geschmettert. Doch Chenyas kümmert sich nicht weiter um die matschigen Reste, die daraufhin langsam an der Wand hinuntergleiten und dabei schmierige Schlieren hinterlassen. Er wendet sich dem Menschen zu, der inzwischen einige der kleinen Biester erledigt hat, aber in diesem Moment auf diese ihm so nüchterne Art um Hilfe ruft. Chenyas wiederholt die Handbewegung ein zweites Mal und wieder werden einige der Boghaniks an der Wand zerquatscht.
Ein leises Geräusch lässt ihn jedoch sofort wieder den Blick von Seron abwenden; schräg vor ihm setzt ein Boghanik eben zu einem Sprung auf ihn an. Blitzschnell sieht er sich um, als er ein armlanges Holzstück erblickt, das neben ihm auf einem der umgestürzten Tische liegt. Rasch greift er danach, doch lässt er den Nager keinen Moment aus den Augen. Er kann das Holzstück nicht gleich mit beiden Händen fassen, doch reicht der Schwung, den er im rechten Arm hat, dennoch aus; er reißt das Stück Holz hoch und trifft den Boghanik mitten im Sprung. Dieser jault, mitten in die Schnauze getroffen, auf und landet in einer Ecke des Raumes.
Schweigebadet lässt der Elb seine Waffe sinken und schließt erschöpft die Augen. Dann umspielt ein Lächeln seine Mundwinkel und ein Gedanke schleicht sich in seinen Kopf: Daraus könnte man glatt ein Spiel machen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Sept. 2005, 23:38 Uhr
Nachdem Euron das Labor vorsorglich verschlossen hat, bleibt ihm nur wernig Zeit, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Einige der Boghanik klettern hinauf in den Schankraum, doch Euron schenkt ihnen kaum Beachtung. Oben gibt es genügend kampferprobte Männer, die mit ihnen fertig werden, ist er sich sicher. Ganz anders sie die Situation dagegen im Keller aus. Die Verletzten und ... ADORA. Der Gedanke an die Köchin, die den blutlüsternen Kreaturen hilfos ausgeliefert ist, läßt den Kobold seine Anstrengungen verdoppeln, sich einen Weg durch die Menge der Boghaniks zu bahnen. Doch er bemerkt wie langsam er mit seinem Stab vorankommt. Die zähen Monster sind einfach zu schnell und zu wenig schmerzempfindsam, als das er sie effektiv ausser Gefecht setzen kann. Selbst Calythia mit ihrem einfachen Dolch, scheint effektiver zu sein als er, während sie, in einer Ecke von zwei Seiten geschützt, den Boghanik den Garaus macht.

Obwohl es nur wenige Schritte vom Labor bis zum Vorratskeller sind, scheint es dem Kupferkesselwirt eine Ewigkeit, bis er das Verletztenlager schliesslich erreicht. Chaos erwartet ihn dort, umgestürzte Fässer, teilweise zum Schutz aufgerichtet, teilweise nach einem Angreifer geworfen. Die weniger glücklichen Menschen, die ihren tiefen Wunden, hervorgerufen durch die Klauen der Boghaniks, erlegen sind. Die Höllenkreaturen sind überall zu sehen, doch im Moment richtet Euron seine Aufmerksamkeit nur darauf die Köchin zu finden.
"Adora, wo seid ihr?", ruft er in den Raum, doch erhält er keine Antwort. Hastig eilt er suchend weiter, immer wieder kurz aufgehalten, wenn einer der Boghaniks glaubt, sich ihm in den Weg stellen zu müssen. Schliesslich ganz am Ende des Kellers findet er, was er sucht. Hinter zwei Kisten, die ihr wohl als Schutz gedient hatten, liegt sie und starrt mit leerem Blick an die Decke. Ihr Kleid ist zerissen und blutbeschmiert. Ihrem rechten Arm fehlt die Hand und die Krallen eines Boghaniks scheinen sich tief in ihren linken Oberschenkel gegraben zu haben.
Im ersten Moment glaubt Euron sie ist tot, doch dann kann er sehen, wie sich ihr Brustkorb ganz leicht bewegt.
"Adora, Adora halte durch. Das wird schon wieder", sagt er mitfühlend zu ihr, nachdem er sich neben sie gekniet hat. "Du wirst es schaffen, ich bin mir ganz sicher. Wir brauchen nur ein wenig Hilfe." Erst will er ihren Kopf ein wenig heben, doch dann ist er sich nicht sicher, ob es gut für sie ist, wenn ihre Lage verändert wird. So hält er in der Bewegung inne, unsicher, was zu tun ist. "Calythia, Calythia, kommt her. Ich brauche eure Hilfe", ruft er laut, ohne darüber nachzudenken, dass die elbe im Moment selbst Hilfe gebrauchen könnte. Die Hoffnung, die einzige, die er im Moment hat, dass diese besser als er weiß, was zu tun ist, läßt ihn alles andere vergessen.
Und wieder kommst du zu spät, Euron. Und wie immer schaffst du es nicht einmal alleine einem Freund das Leben zu sichern.
Alte Bilder tauchen vor dem Auge des Kobolds wieder auf. An einen Ort tief unter Rhû Binoen, als er von einem uralten Artefakt fasziniert, seine Gefährten alleine hatte weiter ziehen lassen. Erst als er bemerkte, dass sie etwas an diesem Ort geweckt hatten, einen Wächter, war er ihnen gefolgt und fast zu spät gekommen. Sein Eingreifen hatte zu einem Ende geführt, doch hatte es alles nur noch schlimmer gemacht. Fast konnte er jetzt wieder spüren, wie Jaleena zum Schluss neben ihm lag, so wie Adora jetzt, und er konnte nichts weiter tun, als warten und mit ihr reden, bis sie neben ihm schliesslich ihren letzten Atemzug tat.
Ich bin verdammt nochmal kein Heiler. Bin es nie gewesen, stellt er fest und will noch einmal nach der Elbe rufen, als plötzlich ein Boghanik ihm auf den Rücken springt. Mit einem kraftvollen Stoß seines Stabs kann der Wirt sich von dem Angreifer befreien, bevor dieser zubeissen kann. Er landet in einer Menge seiner Kumpane, die sich vor den Kisten, hinter denen Adora liegt, zusammengerottet haben. Haß blitzt ihn Eurons Augen auf und für einen Moment handelt er ohne weiter darüber nachzudenken. Aus dem aufgewühlten Boden des Kellers hebt er eine Handvoll Lehm auf. Kurz streift er sie mit seinem Stab und wirft sie den Boghanik entgegen. Seine Worte, in der Sprache der Kobolde, sind erst geflüstert, doch die letzten schreit er den Boghanik entgegen.
Noch bevor sie erkennen können, was geschieht, hebt sich der Boden und er verbindet sich mit dem geworfenen Lehm. Wie eine Lawine wälzt sich plötzlich eine zwei Schritt hohe Front Erde den überraschten Kreaturen entgegen und zermalmt sie oder reißt sie mit sich, ohne, dass sie sich dagegen wehren können. Sie durchquert geradewegs den Vorraum, wo sie weitere der Boghanik mit sich nimmt, die schreiend und mit den Armen rudern unter der lehmigen Masse verschwinden. Die Tür zu Eurons Arbeitszimmer zerbirst, als sich der Berg aus Erde hindurchwälzt und erst an der gegenüberliegenden Zimmerwand zum Stehen kommt. Hinter ihm liegt eine Schneise, in der sich weder eine Kiste oder ein Fass, noch einer der Boghanik gehalten hat. Alles ist damit fortgerissen worden und wenn es nicht an die Wand gedrückt wurde, so ruht es jetzt unter dem Lehmberg, der den Raum von der Wand bis zur Tür ganz ausfüllt und diese damit verschliesst.

Für einen Moment sind die restlichen Angreifer erstarrt, dann schreien sie plötzlich panisch auf und verschwinden, Euron allein zurücklassend, aus dem Keller, um hinauf in die Gaststube zu flüchten.
Euron atmet tief durch und ihm wird bewußt, dass er für einen Moment die Kontrolle verloren hat, nicht über seine Kräfte, sondern über sich selbst.
Verdammt, was haben die ganze Jahre als Wirt hier in Talyra genützt, wenn ich jetzt wieder damit anfange. Doch bevor er weiter darüber nachdenken kann, bereitet sich auch Genugtuung in ihm aus. Er konnte und er würde es nicht zulassen, dass diese Ungeheuer den Kupferkessel in Besitz nehmen.
Mit schnellen Schritten geht er zurück in den Vorraum, wo Calythia erschöpft vor den Leichen einiger Boghanik zu Boden gesunken ist.
Einen Augenblick bleibt Euron stehen und seine Stimme wird weich. "Wenn ihr etwas von Heilung versteht, dann helft Adora so gut ihr könnt", sagt er ihr, "sie ist schwer verletzt, aber lebt noch. Doch ich... ich weiß nicht, was zu tun ist."
Er wendet sich von der Elbe ab, verharrt noch einen Moment und steigt dann die Stufen zum Schankraum hinauf.

In der Gaststube sind die restlichen Boghanik so gut wie besiegt. Doch bevor er sich weiter umschauen kann, hört Euron einen lauten Knall von ausserhalb, der mit der Explosion der Kräuterkate durchaus mithalten kann. Er tritt an eines der Fenster, um durch ein Astloch hinaus zu schauen. "Morholdrims Haus", stellt er leise murmelnd besorgt fest, "wann sind diese Monster nur endlich besiegt?"
Wut regt sich in ihm, als er erneut an Adora denkt. Wer auch immer diese Höllenkreaturen hierher gelockt hatte, nichts würde er im Moment lieber tun, als ihn dafür bezahlen zu lassen und wäre er um einiges jünger, wer weiß, ob er es hier so lange im Kupferkessel ausgehalten hätte, anstatt sich dort draussen auf die Suche nach demjenigen zu machen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 19. Sept. 2005, 23:40 Uhr
Im ersten Moment scheint der Hilferuf des Menschen unbeantwortet zu bleiben. Die Boghanik indes haben sich um den Schreiber zusammengerottet und bewegen sich ohne besondere Hast auf diesen zu. Mistviecher. Dämlich wie nur sonst irgendwas, aber zählen können sie offensichtlich. Der Mensch sieht sich mit einem gehetzten Blick in den Augen um. Die Angreifer sind ihm ob ihrer Zahl einfach überlegen. Das gibt es ja nicht. Ich werde von Ratten getötet werden. Ratten aus der tiefsten Hölle vielleicht, aber Ratten nichtsdestotrotz. Götter, ich hätte ja wirklich nichts gegen einen Oger gehabt oder meinetwegen einen kleinen Dämon, aber hier wegen dem bisschen Ungeziefer den Löffel abzugeben … verdammt, das ist ja wirklich unter meiner Würde.
Und für einen ganz kleinen Moment ist der Mensch drauf und dran, nachzugeben. Für nur den Bruchteil einer Sekunde vergisst er Vorsätze und Schwüre und gibt dem kleinen Teil seiner selbst nach, der ihn seit jeher drängt, Gebrauch von der Gabe zu machen, die man ihm schon mit in die Wiege gelegt hatte. Nur ein kurzer Augenblick, bevor ein anderer Zauber Serons Aufmerksamkeit auf sich zieht und die Chance vertan ist.

Der Mensch spürt die Auswirkungen der Manipulation in der Magie, noch bevor diese greifbare Form annehmen. Nur einen Lidschlag später fegt eine Macht, unsichtbar und für Seron doch gut wahrnehmbar, die Boghanik vom Boden. Die Kreaturen werden durch die Luft geschleudert, um gleich darauf mit einem recht unzeremoniellen Geräusch über die Wand verteilt zu werden. Direkt neben Seron Kopf gleiten die Überreste einer der Kreaturen die Holzvertäfelung hinab, wobei sie eine unschöne Spur aus Blut, diversen Boghanikteilen und Innereien hinterlassen. Der Mensch zieht eine Grimasse.
"Wirklich, musste denn das sein?" fragt der Schreiber, als er sich dem Elben zuwendet und mit seinem Dolch in Richtung der Wand deutet, "das sieht ja unappetitlich aus". Doch dann deutet der Mensch ein Lächeln an, bevor er fort fährt: "Aber ich schätze, dass ich euch zu danken habe, ungeachtet eurer Methoden. Allein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Euron diese Dekoration seiner Wand gutheißen wird." Seron hält inne und sieht sich im Raum um. Dann fügt er hinzu: "Und wo wir gerade beim Thema sind, wo ist denn unser Gastgeber eigentlich?" Doch in den nächsten Sekunden geschehen mehrere Dinge gleichzeitig, und so der Elb Seron eine Antwort gegeben hat, hört dieser sie nicht.

Im selben Moment, da der Schreiber seine Frage gestellt hat, betritt Euron den Schankraum. Eben will Seron diesen nach seinem Verbleib und der Lage der Dinge fragen, als sich eine weitere, starke Explosion ereignet. Der Wirt eilt zu einem Fenster, der Schreiber folgt ihm. Während Euron nach draußen blickt bleibt der Mensch etwas abseits stehen und beobachtet den Kobold. Der Feuerschein von draußen spiegelt sich in dessen Augen und lässt Schatten auf seinem Gesicht tanzen. Und etwas in seiner Haltung, in der Art und Weise, wie der Wirt auf den Marktplatz vor dem Kupferkessel starrt, eine Unruhe, die ihn zu erfassen scheint, lässt den Menschen die Gedanken seines Gastgebers erraten.
Er schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt näher an den Kobold heran. "Und was würdet ihr tun, Euron, wenn ihr da draußen wäret?", meint er leise. Mit einem Blick zu dem Loch in der Wand, dass der Kobold unter zu Hilfenahme seiner magischen Fähigkeiten verschlossen hat, fährt er fort: "Würdet ihr auch mit euren Einrichtungsgegenständen nach dem werfen, was wir da gehört haben? Kommt doch Euron, ihr habt es gespürt, das weiß ich. Ich hab es euch doch angesehen. Was auch immer diese Stadt heute heimsucht frisst Kobolde höchstwahrscheinlich als Appetitanreger." Der Mensch schüttelt abermals den Kopf, bevor er hinzufügt: "Was glaubt ihr dem entgegenstellen zu können, Zauberschreck?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 22. Sept. 2005, 13:33 Uhr
Dass der Mensch neben ihn getreten ist, bemerkt Euron erst, als er beginnt zu sprechen. Was er zu sagen hat, zeigt dem Kobold, dass Seron mehr als ein einfacher Schreiber ist. Vielleicht ist sein Beruf nur ein Vorwand, um in die Nähe von Maester Malakai zu gelangen, überlegt er sich, doch das ist im Moment wohl zweitrangig.
"Wenn ihr es auch gespürt habt", sagt er schliesslich, "so solltet ihr auch wissen, dass ihr Dämonen auf magischem Weg wenig entgegenstellen könnt. Es bedarf der Hilfe der Götter und wir können nur hoffen, dass die Priester Talyras erfolgreich damit sind, diese um Hilfe zu rufen."

Wieder einmal erbebt die Tür des Kupferkessels als die Monster, welche um den Kupferkessel herum lauern, erneut versuchen sich Einlass zu verschaffen. "Im Moment scheinen wir uns hier noch halten zu können und das bedeutet, dass auch der Zugang zur Tausendwinkelgasse sicher ist. Alles andere ist unwichtig", erklärt der Wirt schliesslich. Dann blicken seine Augen direkt in die des Menschen und er fügt hinzu: "Vielleicht ist es so, dass ich lieber dort draussen sein würde, doch wenn ihr soviel von den magischen Kräften versteht, dann wißt ihr auch, dass sie keinen Unterschied zwischen Goblins und Menschen machen. Einmal habe ich bereits das Leben derer zerstört, die ich mit Zauberei beschützen wollte. Ich werde es sicherlich kein zweites Mal riskieren"
Bist du sicher, dass du das nicht willst, Euron? Bist du nicht eigentlich schon kurz davor es erneut zu tun, nur um endlich Ruhe vor diese Brut dort draussen zu finden?
"Doch was ist mit euch", fragt er plötzlich den Schreiber, "Solltet ihr euch nicht genauso fragen, was ihr noch mehr tun könnt, als bisher? Warum verlasst ihr euch auf meine bescheidenen Kräfte?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Raven am 22. Sept. 2005, 20:47 Uhr
Auf dem Marktplatz vor dem Kupferkessel

Der Marktplatz liegt in gespenstische Stille getaucht und nur das unablässige Prasseln und Brüllen der Feuer, die in der Stadt wüten, ist zu hören. Je näher sie allerdings nach Norden vorstoßen, desto deutlicher dringt wütendes Knurren und Hämmern an ihre Ohren, auch wenn sie durch den dichten Qualm noch nicht erkennen können, was diesen Lärm veranstaltet. Sie sind nicht mehr als ein klägliches Häuflein zusammengewürfelter Leute, das sich Richtung Kupferkessel bewegt - Olyvar, Kizumu, Cron, Borgil, Schilama, die elbische Bogenschützin, zwei Blaumäntel, Caewlin und sie selbst. Den verwundeten Narrenkönig hatte Olyvar mit dem dritten der übrig gebliebenen Stadtgardisten als Schutz und Begleitung zurück in die Steinfaust geschickt. Sie lassen zu ihrer Rechten die Stadthalle hinter sich, die offenbar unversehrt geblieben ist oder wenigstens keine größeren Schäden davongetragen hat, im Gegensatz zur anmutigen Architektur der Badehäuser, deren Front verschwommen durch den Rauch schimmert. Einige der schlanken, weißen Marmorsäulen, die den Vorbau tragen, sind eingestürzt oder in der Mitte geknickt, als hätte ein Riese ihnen einen gewaltigen Fußtritt verpasst. Das ganze Gebäude ist gehörig in Schieflage geraten, und Borgil, der mit verbissener Miene und unablässig vor sich hin grollend neben Raven herstapft, scheint auch genau zu wissen, warum. Mit seiner stahlgepanzerten Hand deutet er auf einen seltsam geformten Koloss, der sich reglos vor den geknickten Säulen der Badehäuser aus der weißen Asche erhebt. "Höllenstier", hört sie Borgil verächtlich knurren. "Ha! Von wegen. Sanft wie ein neugeborenes Lämmchen war er!" Sie schenkt ihm einen mehr als zweifelnden Blick, grinst und wendet die Augen dann wieder nach vorne, wo die kleine Gruppe zum Stehen kommt.

Der Eingang zum Kupferkessel kann nicht mehr weit sein, doch die rauchgeschwängerte Luft ist zum Schneiden dick und nimmt ihnen die Sicht. Wieder ist das Knurren und ein Hämmern zu hören, das wie rollender Donner über den leeren Platz hallt. Dann reißt ein Windhauch, der vom Ildorel heraufweht, für einen Augenblick das Tuch aus düsteren, grauen Schwaden beiseite und gewährt ihnen einen Blick auf das nördliche Ende des Marktplatzes und die schmale, windschiefe Fassade des Kupferkessels. Und schlagartig wird ihnen klar, was das Hämmern zu bedeuten hat - ein Höllenogre schmettert wutentbrannt die riesige Faust gegen die Eingangstür und die von Wind und Wetter geschwärzte Fassade. Na, dem würde ich auch nicht aufmachen wollen, gruselt sich Raven und rückt noch ein Stückchen näher an die Seite ihres Mannes, während sie den Bogen von der Schulter nimmt. Scharen von kreischenden Boghaniks, Goblins und Höllenhunden umkreisen den Ogre und drängeln gegen die Tür und die kleinen Butzenglasfenster, und von weitem sieht es makabererweise so aus, als würde die Höllenmeute um eine gutgefüllte Futterschüssel rangeln. Noch hat keine der Kreaturen sie bemerkt und ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sich im Moment ausschließlich auf die verrammelte Schänke, die sie mit aller Macht bestürmen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 22. Sept. 2005, 21:27 Uhr

Schankraum des Kupferkessels


"Nein, eigentlich habe ich mir heute noch nicht die Frage gestellt, ob ich diese Welt durch eine selbstlose Tat verbessern sollte. Um genau zu sein habe ich das schon für einen beachtlichen Zeitraum nicht getan.", antwortet Seron auf des Wirten Frage. Er beschreibt mit seiner Hand einen Bogen, um den Marktplatz vor dem Kupferkessel zu deuten. "Soll sie brennen, die Stadt, es ist mir einerlei. Die Menschen oder was sich sonst noch so da draußen herumtreibt, die bedeuten mir nichts". Der Schreiber zuckt teilnahmslos mit den Schultern. "Und selbst wenn dem so wäre, was könnte ich tun? Ihr fragt, warum ich mich auf eure Fähigkeiten stütze. Nun, mein Freund, soll ich mich denn auf die Meinigen verlassen? Gut, meinet halber sollt ihr nicht enttäuscht werden. Den nächsten Höllenogre, dem ich heute über den Weg laufe, werde ich zu eurer und zweifelsohne auch zu seiner Belustigung mit meiner Feder attackieren. Es besteht ja noch immer die gar nicht so geringe Möglichkeit, dass er sich dabei tot lacht."

Seron macht eine Pause und sieht den Kobold eindringlich an. Dann wendet er sich wieder dem Fenster zu. "Ja, natürlich seid ihr im Recht. Magie kann sich gegen alle Wesen ungeachtet deren Absicht und Herkunft richten, das braucht ihr mir nicht zu erzählen. Und weiter? Glaubt ihr es macht einen Unterschied, ob ihr einen Bürger versehentlich tötet, oder ob er zwischen den Fängen eines Höllenhundes endet?" Der Mensch stößt ein verächtliches Schnauben durch die Nase aus. "Ich persönlich meine ja, dass ihr ihm damit einen Gefallen erweisen würdet. Mein Wort, Euron, wenn ich euch jemals den Weg für einen Zauber versperren sollte, dann zögert nicht. Und wenn ihr etwas entfesselt, das mich und unsere Feinde gleichsam in die Hölle fahren lässt, dann sei es euch für heute und für alle Zeit vergeben."

Das Hämmern, das Scharren und Kreischen von Draußen ist derweilen zu einer steten Geräuschkulisse geworden. Die improvisierte Barrikade erbebt genauso wie die bis jetzt noch standhafte Tür des Kupferkessels. Der Schreiber wendet sich wieder dem Wirt zu. "Scheint's sind unsere infernalischen Freunde ganz versessen, einzutreten." Ein besonders gewaltiger Schlag bricht einen in Serons Augen bedenklich großen Teil aus der notdürftigen Sperre in der Außenwand des Kupferkessels, die Euron errichtet hatte. "Soll ich die Tür jetzt gleich aufmachen? Wenn ihr mich fragt erspart uns das eine ganze Menge Warterei. Vielleicht ändert ihr eure Einstellung zur Zauberei ja, wenn der erste Höllenhund an euch zu kauen beginnt." Der Mensch blickt den Wirt kurz nachdenklich an, bevor er hinzufügt: "Oder habe ich euch überschätzt, Zaubererschreck? Vielleicht geht es euch nicht um diejenigen um euch herum. Habt ihr etwa Angst vor euren eigenen Zaubern? Dann seid ihr nicht besser als all die Anderen. Die stümperhaften Lehrlinge, die Jahrmarktszauberer und Hofnarren. Dann habe ich meine Zeit hier vergeudet."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Borgil am 22. Sept. 2005, 22:31 Uhr
Vom Harfengarten zum Kupferkessel und davor


Borgil sammelt gerade eines seiner Wurfbeile ein und müht sich unter deftigen Flüchen, es aus einem Goblinrücken zu zerren, als Rauch und Flammen vor ihm plötzlich Caewlin ausspucken. Der Sturmender ist von Kopf bis Fuß scharlachrot und pechschwarz, die ohnehin so hellen, blaugrünen Augen schimmernde Eissplitter in seinem verschmierten Gesicht, und ihn interessiert im Moment auch nur, wo seine Frau ist. >Raven?< Borgil bekommt mit einem Ruck das vermaledeite Beil frei und wedelt über die Schulter vage in die Richtung hinter ihm, wo es ebenso verqualmt und rauchig ist, wie überall um sie her. "Da irgendwo. Sammelt Pfeile ein," murmelt er und fügt dann noch hinzu: "Ihr fehlt nichts..." aber er ist sich nicht sicher, ob Caewlin ihn überhaupt noch hört. "Oh Raven, oh Raven," äfft er brummelnd in seinen Bart. "Mir fehlt auch nichts, danke der Nachfrage..." Das ist eine glatte Lüge, denn ihm fehlt so einiges. Vor allem langsam aber sicher jede Menge Blut, aber er ist schließlich nur ein alter Zwerg und kein junges, hübsches Nordmädel, insofern kann er es dem Sturmender nicht einmal übel nehmen. Außerdem ist Borgil ganz furchtbar schwindlig, bunte Kringel machen sich hinter seinen Lidern breit, wann immer er die Augen schließt und seine Rippen protestieren inzwischen bei jeder Bewegung. Ich bin einfach zu alt für einen solchen Scheiß... "Was mache ich hier eigentlich?" grunzt er immer noch mißmutig vor sich hin. "Wo ist MEINE verflixte Frau abgeblieben, zum Donnerdrummel? Ich sollte bei ihr sein, jetzt, sie suchen - und was tue ich hier? Trete in Goblinhintern und spiele Weitwerfen mit Boghanik. Was für ein verdammter Tag..." Trotzdem versammelt er sich brav an Olyvars und Crons Seite, als nach und nach alle aus den Rauchwolken zusammentappen. Ihre Verluste sind herb, ihr kleines Häuflein erschreckend dezimiert und alle, die noch stehen, sehen so abgekämpft aus, wie er. >Am Kupferkessel sind noch ein Ogre, ein paar Goblins und ein halbes Dutzend Schattenhunde,< tönt es so dunkel wie Mitternachtssamt satte zweieinhalb Fuß über ihm und Borgil seufzt tief in seinen angesengten Bart. "Hättest du nicht was von Blumenwiesen und nackten Feen erzählen können, hä?" erkundigt er sich knurrend bei Caewlin, aber jeder in ihrer illustren Runde weiß, dass das eine rein rhetorische Frage war, ein Scherz, wenn auch ein etwas schiefer - und die, die es nicht wissen, können es sich anhand seines Tonfalls zusammenreimen.

>Ich werde weiter kämpfen, doch ich und Raven brauchen noch mehr Pfeile, außerdem sollten wir den verwundeten Blaumantel irgendwo in Sicherheit bringen.< Die kleine Waldelbin meldet sich tapfer zu Wort und durch Borgils Augen geht ein belustigtes Funkeln. Der Sturmender hatte nicht gefragt, ob irgendjemand jetzt vielleicht aufgeben will, er hätte ebenso gut sagen können: Gehen wir oder Trödelt nicht herum -  und sie wissen alle, was das beste für den Narrenkönig ist... bis auf den Narrenkönig selbst vielleicht, der abwechselnd die elbische Bogenschützin und seinen Lord Commander mit giftigen "Wagt-es-ja-nicht!" - Blicken bedenkt, obwohl er nur mit Crons Hilfe stehen kann. Sie alle kennen sich, sie haben schon so oft miteinander gekämpft, dass jeder einzelne von ihnen weiß, niemand in ihrer Runde würde jetzt das Handtuch werfen... auch Schilama nicht, und wenn die Windelbin nur bei ihnen bliebe, um sie allesamt wieder zusammenzuflicken. Aber das weiß die Kleine ja nicht, woher auch, also sei nachsichtig. Götterverdammt, der Spitzohrenwelpe ist... neu! "Aye, Mädel," erwidert Borgil grimmig und sein Lächeln ist durch und durch melancholisch, während sie sich alle zum Aufbruch bereit machen und Olyvar einen seiner Männer mit dem tödlich beleidigten Narrenkönig in Richtung Steinfaust davonschickt. "Das tun wir alle. Du brauchst noch mehr Pfeile? Dann sammel dir rasch welche zusammen, hier liegen genug herum... und irgendwo muss auch noch der Köcher des zweiten toten Blaumantelschützen sein, aber frag mich nicht, unter welcher Goblinleiche der herumfliegt. Schau mal da drüben, dort könnte er sein, und wenn du bereit bist, gehen wir." Es dauert nicht lange, bis sie tatsächlich alle soweit sind und sich über das rauchende Trümmerfeld, das vor zwei Stunden noch ein blühender, lauter, bunter, münzenklingelnder Markt gewesen war nach Norden vorarbeiten. Borgil betrachtet mit Schaudern die traurigen Überreste ausgebrannter Fuhrwerke und Stände... Dort war der Wachszieherstand... herrje, den alten Beppo habe ich seit sechzig Jahren gekannt... und dort drüben waren die Korbflechter, Lynna, Rourk und der Kleine... wie hieß er noch? Sami. Götter, was für eine Schande. Und der billige Jakob. Und die schnelle Myrtha. Und der alte Kupfer-Kyrben, wo man die besten Kessel und Pfannen westlich des Ildorel bekommen hat... alle zu Asche verbrannt von diesem Hundsfott, diesem Bastard, diesem... diesem... stinkenden, dreckigen, sabbernden Aas von einem Dämon! Ich hoffe nur, Niniane zerkrümelt ihn zu Staub!

Borgils zornige Gedankengänge werden  jäh unterbrochen, als die Qualmwolken aufreißen und ihnen den Blick auf die arg ramponierte Front des Kupferkessels freigeben. Ein fetter Höllenogre steht mitten davor und hämmert wuchtig gegen die schmale Eingangstür, umkreist von einem wimmelnden Gefolge knurrender Schattenhunde, überdrehter Goblins, die sich schon gegenseitig anfauchen und schnatternder Gräber... aber, wie Borgil zu seiner unendlichen Erleichterung feststellt, es sind nicht so viele, wie befürchtet... falls das angesichts des zornigen Halbriesen überhaupt noch eine Rolle spielt. Alles in allem vielleicht sieben räudige Köter, wenn er sich beim hastigen Einschätzen der Lage im Gedränge dort jetzt nicht verzählt hat, zwei Handvoll Goblins und - leider - jede Menge wimmelnder Gräber. Trotzdem: er hatte schon mit noch mehr Höllenkreaturen gerechnet und ist heilfroh, dass sie es augenscheinlich nur mit diesen hier zu tun bekommen. "Verteilt euch!" Hört er Olyvar wispern und sie ziehen einen lockeren Halbkreis um die völlig mit dem verriegelten Kupferkessel beschäftigten Monster, die Kämpfer immer ein, zwei Schritt vor den Bogenschützinnen, die mit fliegenden Fingern und so lautlos wie möglich ihre Pfeile auflegen. Diesmal gibt es keinen weihwasserdurchtränkten Überraschungsangriff, wie Wölfe auf der Jagd pirschen sie sich so nahe wie möglich an ihre Beute heran (wobei Borgil bei dieser Assoziation der leicht belustigte Gedanke kommt, dass sich hier die Beute an die Jäger anschleicht), um dann lautlos, schnell und tödlich zuzuschlagen, kaum dass sie in Reichweite sind. Borgil schwingt sein Handbeil, hackt auf Schattenhunde und Gräber ein, die verwirrt und überrumpelt zu ihnen herumfahren, sich aber erstaunlich rasch fangen und zugunsten viel interessanterer Spielzeuge, nämlich ihnen, vom schlagartig langweilig gewordenen Kupferkessel lassen.  "EURON!" Röhrt er und sein gewaltiger Zwergenbass müsste die Wände des Gasthauses eigentlich mühelos durchdringen. "Wenn du da drinnen noch lebst, dann schaff deinen kleinen Koboldshintern hier 'raus und hilf uns aufräumen!"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Yana am 23. Sept. 2005, 09:57 Uhr
Raven wirft Yana einen merkwürdigen Blick zu und zeigt ihr danach ihre Köcher, welche voller Pfeile sind. Die Waldelbe nickt ihr zu und sammelt dann weiter, ohne ein Wort zu sagen, ihre Pfeile auf. Ich sollte hier wohl besser still sein. Sie schüttelt leicht den Kopf und bückt sich nach einem weiteren Pfeil, der aus der Brust eines Höllenhundes ragt. > Du brauchst noch mehr Pfeile? Dann sammel dir rasch welche zusammen, hier liegen genug herum...< Yana schaut zu dem Zwergen hinüber welcher sie mit einem melancholischen Lächeln mustert und sie bedankt sich mit einem weiteren Kopfnicken bei ihm. Den Köcher hat sie schnell gefunden, da der Zwerg ihr die Richtung gewiesen hat und so ist sie schnell genug bereit, damit die Anderen nicht auf sie warten müssen. Die Gruppe hat sich jetzt auf acht reduziert, da die anderen Blaumäntel den verletzten Mann in die Steinfaus begleiten.

Yana folgt der Gruppe schweigend, ihre scharfen Elbenaugen suchen jeden noch so dunklen Winkel nach der Höllenbrut ab, doch sie bleiben unbehelligt, bis sie zum Kupferkessel kommen. Ein riesiger, stinkender Oger steht davor und Yana betrachtet ihn mit Abscheu. Noch so ein riesen Fieh und das Gesindel ist auch nicht weit. Rund um den Riesen wuseln kleine Goblins herum und einige Höllenhunde fletschen angriffslustig die Zähne. Doch sie haben die Truppe noch nicht gerochen und deswegen haben sie Zeit sich für einen Überraschungsangriff bereit zu machen. Olyvars Befehl kommt rasch und Yana legt so lautlos wie möglich einen Pfeil an. Sie bringt sich in Stellung und wartet darauf, dass es los geht. Ihr Herz macht einen kleinen Hüpfer und in ihrem Blut fliesst neuer Kampfesmut.

Kaum sind alle bereit, beginnt auch schon der Kampf. Immer wieder legt Yana einen neuen Pfeil an und schiesst in zielsicher auf die kleinen Gobline, welche sich an Beinen der Nahkämpfer festbeissen wollen. Die kleinen Aasfresser fallen meist tödlich getroffen um, oder werden mit einem sicheren Schwerthieb beiseite gewischt. Nur auf das Geschehen vor sich konzentriert, bemerkt Yana den Goblin nicht, welcher sich von der Seite an sie heranschleicht, doch plötzlich bemerkt sie aus den Augenwinkeln die Bewegung und fährt herum. Ihren Dolch hat sie sofort gezogen und die schwarze Obsidianklinge bohrt sich in den Körper des Kerlchen. Dieses kommt aber trotzdem noch dazu, der Bogenschützin in die Hand zu beissen, bevor Yana es mit einem festen Fusstritt beiseite schiebt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaut sie auf ihre Hand, welche voller Blut ist und stark brennt. "Dieses verdammte Mistvieh. Ich bin doch keine Schweinskäule." Schimpfend verbindet sich Yana die Hand mit einem Stoffstreiffen ihres eh schon völlig zerschlissenen Hemdes und legt den nächsten Pfeil an. Sie trifft ihre Ziele zwar immer noch, doch die Genauigkeit, mit welcher die Waldelbe sonst schiesst ist weg, denn die Hand schmerzt zu sehr um den Bogen ganz natürlich zu halten.  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 23. Sept. 2005, 23:30 Uhr
<- Der Marktpaltz Talyras

~Vom Hafengarten bis vor den Kupferkessell~


Schilama ist heilfroh, als sie sieht, dass Borgil das Vieh erlegt hat und ihr wild pochendes Herz beruhigt sich ein wenig. Götter, segnet diesen Zwerg! Sie blickt einen Augenblick fasziniert zu dem Feuerwerk am Himmel, hilft dann aber den Kämpfern mit Pfeil und Bogen, bis diese Schlacht mit den Todesgeräuschen von Höllenhunden und Goblins endet. >"Wo ist MEINE verflixte Frau abgeblieben, zum Donnerdrummel? Ich sollte bei ihr sein, jetzt, sie suchen - und was tue ich hier? Trete in Goblinhintern und spiele Weitwerfen mit Boghanik. Was für ein verdammter Tag..."< Schilama fragt sich, ob Borgil schon aufgefallen ist, dass seine Ehefrau zur Zeit eine charkteristische Ähnlichkeit mit einem dieser verdammten Goblins hat. Ich werd mit diesem verliebten Zwerg wohl mal reden müssen... >"Am Kupferkessel sind noch ein Ogre, ein paar Goblins und ein halbes Dutzend Schattenhunde."< hört sie Caewlin sagen und das lenkt sie von ihren anderen Gedanken ab. Noch mehr von diesen Biestern..... Sie steht auf, stützt sich kurz auf ihrem Bogen und steht einen Augenblick später aufrecht vor den verbliebenen Kämpfern der Schlacht, auch wenn sie dabei aussieht, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. Stell dich nicht so an! Schau dir die anderen an... Sie machen weiter, ohne auf ihre Wunden zu achten und sie haben schwerere als du! Außer der elbischen Bogenschützin kennt sie alle, zumindest deren Namen und sie kann sich nicht vorstellen, außerhalb der Tempel besser aufgehoben sein zu können, als bei ihnen. Schilama nickt auf die Worte der Waldelbin hin, der Narrenkönig konnte nicht mehr mitkämpfen und Borgil hätte sie am liebsten auch aus dem Rennen genommen, wenn sie nicht wüsste, dass es die zwei Nordmänner bräuchte, um ihm vom weiterkämpfen abzubringen. Schilama sammelt auch noch ein paar Pfeile und dann gehen sie über den zerstörten Marktplatz bis zum Kupferkessel.

Das windschiefe Gasthaus ist von den Kreaturen umstellt und der Höllenoger schlägt mit seiner Keule wütend gegen die lästige Barrikade. >"Verteilt euch!"< Bei der Lautstärke die auch noch die restlichen Biester verursachen, ist es ihnen ein leichtes, unbemerkt näher zu kommen, wenn sie auch die nötige Vorsicht walten lassen, man will ja nichts riskieren. Schilama umfasst fest ihren Bogen, legt einen Pfeil an und schickt noch ein Gebet an ihre Götter, ehe die Schlacht beginnt. Die Kämpfer verteilen die ersten Hiebe und Schilama versucht ihnen so viele Monster wie möglich vom Leibe zu halten. Die Boghanik werden durch ihre Anzahl zur Plage, zwar macht es den Kämpfern recht wenig, wenn die Kreaturen in das Metall ihrer Beinschienen beißen, aber die Gräber schlüpfen schnell mal unbemerkt durch die vorderste Reihe. Schilama muss immer wieder einen Pfeil in das scheußliche Gesicht eines Boghaniks rammen, statt einen der Goblins oder Höllenhunde damit abzuschießen und dann kommt die befürchtete Pat-Situation: Ein Boghanik neben ihr und ein fetter Höllenhund vor einem Blaumantel, der noch mit zwei Goblins beschäftigt ist. Mist! Trotzdem, die Entscheidung ist schnell gefällt, der Höllenhund konnte den Blaumantel zerfleischen, der Boghanik hingegen, knabbert sie in der kurzen Zeit höchstens böse an. Ihr Pfeil sirrt durch die Luft, trifft den Höllenhund bevor er zum Sprung ansetzt und der Gräber beißt sich in ihren Oberschenkel. "AH!" Schilama rammt dem Gräber ihren Dolch in seine Fratze und muss einen Moment darum kämpfen, den toten Boghanik von sich los zu bekommen. Verdammt, soviel Zeit für dieses wiederwärtige Ding! Schnell hebt sie ihren Bogen wieder auf und legt den nächsten Pfeil an...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 24. Sept. 2005, 02:02 Uhr
Eurons Geduld neigt sich dem Ende. Am Anfang hatte dieser Schreiber mit seinem ständigen Gefasel von Magie ihn interessiert, weil er sich so geheminisvoll gab und scheinbar mehr in ihm verborgen war, als er zeigen wollte. Doch nun war dem Wirt diese ganze Charade zuwider. Einerseits glaubt dieser Mensch ausgerechnet mit mir über Magie sprechen zu können, so als wüßte er ebenso viel darüber und dann tut er wieder so, als würde er gerade einmal eine Feder halten können. Die Miene des Kobolds verfinstert sich noch ein bisschen mehr. Wahrscheinlich glaubt er mich für dumm verkaufen zu können, nur weil er mir weit über den Kopf reicht. Doch Serons würde schwanken nicht nur ständig zwischen dem Wunsch mit seinem Wissen zu prahlen und dem hastigen Zurückweichen, wenn er merkt, dass man zu tief in seinen Geheimnissen gräbt, ihm scheint auch weder das Leben anderer noch sein eigenes am Herzen zu liegen.

"Ihr wisst so gut wie ich, dass ich nicht die ganze Stadt von diesen Bestien befreien kann", erwidert er, als der Mensch erneut schweigt und seine Stimme beginnt langsam höhere Töne anzunehmen, "und wie ihr feststellt ist es schon schwer genug, allein dieses Haus hier zu verteidigen." Bevor Seron etwas erwidern kann, fügt er mit vor Wut blitzenden Auegn hinzu: "Wenn euch das Leben so wenig reizt, warum habt ihr euch nicht gleich dem Oger dort ergeben? Oder ist es doch nur leeres Gerede, was aus eurem Mund kommt? Warum habt ihr den anderen diesen Gefallen nicht erwiesen, die im Keller Zuflucht gesucht haben, um dann von den Boghanik 'erlöst' zu werden, wie ihr es nennt."

Der Gedanke an den Keller und die Köchin, die er dort hilflos zurückgelassen hat, läßt den Kobold verstummen. Dafür scheint der Schreiber seine Sprache wiedergefunden zu haben und erwidert dem Wirt:

"Scheint's sind unsere infernalischen Freunde ganz versessen, einzutreten." Ein besonders gewaltiger Schlag bricht einen in Serons Augen bedenklich großen Teil aus der notdürftigen Sperre in der Außenwand des Kupferkessels, die Euron errichtet hatte. "Soll ich die Tür jetzt gleich aufmachen? Wenn ihr mich fragt erspart uns das eine ganze Menge Warterei. Vielleicht ändert ihr eure Einstellung zur Zauberei ja, wenn der erste Höllenhund an euch zu kauen beginnt." Der Mensch blickt den Wirt kurz nachdenklich an, bevor er hinzufügt: "Oder habe ich euch überschätzt, Zaubererschreck? Vielleicht geht es euch nicht um diejenigen um euch herum. Habt ihr etwa Angst vor euren eigenen Zaubern? Dann seid ihr nicht besser als all die Anderen. Die stümperhaften Lehrlinge, die Jahrmarktszauberer und Hofnarren. Dann habe ich meine Zeit hier vergeudet."

"Angst? ANGST?" je lauter und schriller Eurons Stimme wird, desto weniger menschenähnlich hört sie sich an. "Es gehört weitaus mehr Mut dazu, seine Probleme wie jeder andere zu lösen, als jedesmal zu Magie zu greifen. Nur Möchtegern-Magier wie ihr stellen es sich so wundervoll vor, alles mit einem Fingerschnippen lösen zu können, ohne auf die Konsequenzen zu achten."
Euron war längst nicht mehr ruhig stehen geblieben, sondern gestikulierend umhergelaufen. Als er einen Moment vor der Eingangstür stehen bleibt, stellt er fest, dass diese von niemandem mehr malträtiert wird. Er kann zwar immer noch das Grunzen des Ogers und das Gekreische der Boghaniks hören, doch auch das klingen von Waffen ist zu hören.

"EURON!" Röhrt er und sein gewaltiger Zwergenbass müsste die Wände des Gasthauses eigentlich mühelos durchdringen. "Wenn du da drinnen noch lebst, dann schaff deinen kleinen Koboldshintern hier 'raus und hilf uns aufräumen!"

Die Stimme die plötzlich von aussen in den Kupferkessel dringt ist unverkennbar. Borgil, verdammt, was macht er hier?, denkt sich Euron, hat er nicht genug damit zu tun sein eigenes Haus zu verteidigen? Doch anscheinend war dem nicht so. Jetzt, wo der Zwerg ihm zur Hilfe geeilt ist, kann er kaum hinter den Mauern seines Gasthauses bleiben. Verdammt, wir hätten es sicherlich auch so noch eine Weile hier drin ausgehalten, denkt er mürrisch, doch schaut er sich bereits nach jemandem um, der ihm helfen kann, den schweren Balken beiseite zu schieben. Erst bleibt sein Blick an Seron hängen, der sich gerade eben noch dafür angeboten hat, doch der Kobold würde eher einen Goblin um Hilfe bitten, als den Schreiber. Stattdessen ruft er zwei verbliebenen Söldner heran.
"Ich werde hinaus gehen", sagt er zu ihnen, "doch sobald ich draussen bin, verschliesst ihr alles wieder so wie vorher, verstanden?"
Die beiden nicken und heben den Balken schliesslich soweit an, dass Euron, seinen Stab in der Hand, durch die Tür ein wenig öffnen und vor das Gasthaus treten kann.

Obwohl er immer wieder einen kurzen Blick hinauswerfen konnte, ist doch der Anblick der sich ihm jetzt bietet ein ganz anderer. Das Ausmass der Zerstörung auf dem Marktplatz zeigt sich ihm, wenn die dicken Rauchwolken, die über dem Platz hängen hier und da aufreissen. Überall sieht man Ruinen, Trümmer und Tote. Jetzt erkennt er auch, warum die Angreifer plötzlich kein Interesse mehr am Kupferkessel zeigen. Einige Blaumäntel unter der Führung des Lord Commanders, sowie Borgil und Caewlin Sturmende und einige anderen scheinen den Kreaturen in den Rücken gefallen zu sein. Doch die Initiative ist mittlerweile auf die Seite der Monster übergegangen. Schritt für Schritt treiben sie die Wagemutigen zurück. Vor allem der Oger schwingt mit gewaltiger Kraft den Kessel, den er sich von der Halterung über der Eingangstür des Gasthauses entliehen hat und läßt den Menschen nur die Möglichkeit so schnell wie möglich auszuweichen. Ohnehin sind diese von den vorhergehenden Kämpfen gezeichnet und nicht jeder Schwerthieb oder Bogenschuß erreicht mehr das Ziel, dass er eigentlich treffen soll.

Es braucht nicht lange, dass dem Kobold klar wird, dass ein stabschwingender Wirt hier nicht viel ausrichten kann. Es braucht eher jemanden den er zuletzt tief unter Rhû Binoen gekannt hat. Warum gerade hier und jetzt?, fragt er sich, warum musste ein Dämon ausgerechnet Talyra heimsuchen, um vor meiner Haustür sein Spiel zu treiben? Die Düsternis, die über dem Marktplatz liegt, läßt ihn an die Vergangenheit denken, als nur ein paar Fackeln den Ort erhellten. Der Oger ist zwar kein Wächter, doch in diesem Moment die größte Gefahr von allen Höllenwesen. Der Kobold konzentriert sich vor allem auf ihn und beginnt die Worte zu murmeln, erst leiser, doch dann lauter. Mit jedem Wort fühlt er sich mehr an die Vergangenheit und als er niederkniet, glaubt er statt dem Pflaster den dunklen Fels zu spüren. Schliesslich stößt er seinen Stab in die Erde und der grüne Kristall an dessen oberen Ende beginnt zu glühen. Helles Licht strömt die goldenen Adern hinab und verschwindet im Boden. Irgendwann versiegt der Strom und nichts scheint zu passieren. Doch dann ertönt ein schriller krächzender Schrei des Kobolds als er den Stab aus dem Boden zieht und nocheinmal mit aller Kraft auf das Pflaster stößt. Augenblicklich hört er ein Knacken und der Strassenbelag des Marktplatzes zeigt Risse. Sie breiten sich von ihm in Richtung des Ogers, doch verzweigen sie sich auch nach links und rechts. Schnell werden sie größer und tiefer und ein Gemisch aus Pflastersteinen und dem Lehm darunter schiebt sich jeweils rechts und links von ihnen hoch auf. Euron hofft, dass die Blaumäntel und ihre Helfer rechtzeitig sehen, was auf sie zukommt, für die Monster, die mit dem Rücken zu ihm stehen, ist es längst zu spät, als sie erkennen, was mit ihnen passiert. Der Oger, der gerade mit dem Kessel zu einem weiteren Schlag ausgeholt hat, verliert das Gleichgewicht und stürzt hinab in den unter ihn entstandenen Graben, Höllenhunde verlieren jaulend den Boden unter den Füßen und auch einige Goblins und Boghaniks schaffen es trotz ihrer Schnelligkeit und Wendigkeit nicht, der Gefahr auszuweichen.
Erst einige Schritt hinter der feindlichen Linie kommt der aufreissende Boden zum stehen. Wie eine Welle schwappen Lehm und Gestein daraufhin zurück in die entstandenen Löcher und begraben alles, was sich in ihnen befindet.

Als sich die Erde schliesslich wieder gelättet hat, zeugt nur das nicht mehr vorhandene Pflaster davon, was so eben passiert. Nicht ist mehr zu sehen von denen Höllenhunden oder dem Oger. Lediglich der auf dem Boden träge hin- und herrollende Kessel zeigt die Stelle, wo dieser verschluckt worden ist.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 24. Sept. 2005, 19:55 Uhr

Schankraum des Kupferkessels


Seron lässt die Tirade des Kobolds wortlos über sich ergehen, sieht dem Wirt nur zu, als dieser beginnt, umher zu laufen und dabei Gift und Galle zu spucken. Bei allem, was Euron ihm an den Kopf wirft, hält der Mensch verbissen an seiner ausdruckslosen Miene fest. Nur ein einziges Mal, als sein Gastgeber ihn einen Möchtegern-Zauberer heißt, verliert er kurz die Beherrschung und macht einen Schritt auf den Kobold zu, die Hand auf den Griff seines Dolches gelegt. Nur einen Lidschlag, dann hat er sich wieder unter Kontrolle.

Als Euron den Schankraum verlassen hat und er sich unbeobachtet fühlt, geht der Mensch langsam zu einem Stuhl nahe dem Fenster, an dem zu Beginn all des Chaos die alte Frau ihren Kopf an einen Höllenhund verloren hatte. Der Einrichtungsgegenstand ist arg mitgenommen, die Rückenlehen ist nicht mehr vorhanden und eines der Beine sieht aus, als würde es sich jeden Moment selbstständig machen, doch achtet der Schreiber kaum darauf. Schwerfällig lässt er sich auf dem Sessel nieder. Sein Kopf scheint wie hundert Steine zu wiegen und die Glieder sind dem Menschen genauso schwer wie das Herz. Langsam schüttelt er das Haupt hin und her. Nein Euron. Nein, ihr missversteht. Ich hänge an meinem Leben, wenn auch einzig weil ich weiß, dass der Ort, an den man mich schicken wird, wenn ich aus dieser Welt scheide, wohl kein besonders angenehmer sein wird. Seron wendet seinem Blick dem Fenster zu. "Glaubt ihr denn, dass es angenehm ist, hier zu sitzen und nichts zu tun?", murmelt er. Nein Zaubererschreck, ihr habt mich nicht verstanden. Ich bin offensichtlich daran gescheitert, euch erkennen zu lassen, welche Hilfe ich geben kann. Wütend schlägt der Mensch mit der Faust gegen die Wand. "Und was hätte ich denn tun sollen? Was erwartet ihr denn von mir?" will der Mensch schreien, doch wird daraus kaum mehr als ein heiseres Wispern. Keiner kann von mir verlangen, dass ich auf meinen Gastgeber zugehe und ihm ins Gesicht sage: "Ich würde euch ja schrecklich gerne helfen, bin aber leider nur fähig, Dämonen zu beschwören und Zerstörung zu wirken, und davon habt ihr ja wie’s scheint schon genug". Nein. Aber man versucht es ja … ein Hinweis hier, eine Bemerkung dort. Nun, ohne Erfolg. Ein Möchtegern-Magier, ja. Oh, ich hätte euch gerne geholfen. Und wie hätte man es mir gedankt? Schreien würden sie und fluchen, und hassen würden sie mich für die Art, mit der ich mich verteidige und mich gleich mit dem anderen Abschaum aus der Hölle verbrennen. Ich habe es erlebt, oh ja, das habe ich. Nein, das dürft ihr nicht von mir verlangen. Lieber mit Worten geächtet als von wütenden Bürgern erschlagen.

Seron wird von einer enormen Manipulation in der Magie aus seinem Selbstmitleid gerissen. Draußen vor dem Kupferkessel hat jemand einen mächtigen Zauber gewirkt, das kann er fühlen. Der Schreiber getraut sich auch zu raten, wer der Anwender war. Er setzt sich gerade in seinem Sessel auf und horcht, doch dringt von draußen kaum ein Geräusch herein. Da breitet sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Menschen aus, ein einsames Grinsen, das keiner bemerkt. Wenn einen Kobold zur Weißglut zu bringen alles ist, was ich tun muss, um hier lebend wieder raus zu kommen … nun, es haben schon Männer höhere Preise für ihr Leben gezahlt.
Der Blick des Schreibers fällt auf die kopflose Leiche der alten Frau. Oder besser den kleinen Lederbeutel, der neben ihr auf dem Boden liegt. Seron erhebt sich und klaubt ihn auf. Der Inhalt klimpert. Ihr erlaubt doch, werte Dame? Ich schätze, da wo ihr hingeht, braucht ihr den nicht mehr. Er setzt sich wieder auf den Stuhl und beginnt, den Inhalt des Beutels zu untersuchen. Dieser hatte, wie sich herausstellt, viel versprechender geklungen, als er tatsächlich ist. Die Münzen darin sind kaum mehr wert, als die kärgliche Sammlung in des Menschen eigenem Geldbeutel. Dennoch, dieser wirft einen Blick um sich um sicher zu gehen, dass niemand ihn mit irgendeiner Form von Aufmerksamkeit würdigt, und lässt die Ersparnisse der Frau in einer Tasche seiner Robe verschwinden. Traurige Zeiten, traurige Taten, denkt er bei sich. Dann lehnt er sich mit dem Rücken an die Wand und wartet; auf Neuigkeiten von draußen und was weiter geschieht.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 25. Sept. 2005, 11:30 Uhr
~Unten im Keller des Kupferkessels~

Calythia wischt sich mit einer Hand den Schweiß von der Stirn, als der Boghanik zu Boden fällt. Mit grimmiger Miene zieht sie ihren Dolch aus seinem Körper und wendet angeekelt den Blick ab. Sie hört ein Jaulen und Knurren und dreht sich herum. Zwei Boghanik kommen mit langsamen Schritten und gebleckten Zähnen auf sie zu; ihre Augen funkeln gefährlich. "Widerliche Bestien.", murmelt Calythia und geht einen Schritt zurück, den Dolch fest umklammert. Mit einem Vieh wurde sie noch fertig, aber mit zwei? Ihr Herz klopft schneller gegen ihre Brust, schmerzhaft und laut. Die Elbin war noch nie eine große Kämpferin gewesen, sie hatte gerade einmal gelernt, wie man einen Dolch richtig hält. Mit dem Bogen hatte sie schon mehr Talent bewiesen, aber ihre Eltern wollten nicht, dass es weiter gefördert wurde. Jetzt stehe ich hier, umzingelt von zwei widerlichen Höllenkreaturen, die nur darauf warten, mich in Stücke zu reisen und genussvoll an meinen Knochen nagen zu können. Die Boghanik kommen immer weiter auf sie zu. Sie macht einen Schritt weiter zurück und fühlt plötzlich kalten Stein hinter sich. "Bitte nicht. Oh bitte nicht.", flüstert sie und die Panik steigt in ihr hoch. Nun hat sie keine andere Wahl mehr. Sie muss sich den Bestien stellen. Calythia versucht, die aufsteigende Angst zu ignorieren. Sie geht leicht in die Knie und beugt ihren Oberkörper nach vorne. "Lass dich nicht einschüchtern, es sind doch nur zu groß geratene Ratten.", spricht sie sich gut zu, doch leider hilft es nicht im geringsten. Sie würde am liebsten laut schreien und davon rennen, weit weg von diesem Gesindel.

Die Boghanik sind nur noch ein paar Schritte enfernt, gleich würden sie sie anspringen. Calythia schickt ein Stoßgebet zum Himmel und springt einen Schritt nach vorne. Darauf waren die Vieher offenbar nicht vorbereitet gewesen, sie hatten sich in Sicherheit gewogen. Nun stehen sie einen Moment wie versteinert da und betrachten mit ihrem Höllenaugen die Elbin. Calythia hebt den Dolch und will in den einen hineinstechen, doch er fasst sich rechtzeitig und macht einen Satz zur Seite. Der andere dagegen kommt einen Schritt näher, sie sieht ihn aus den Augenwinkeln. Sie wartet, bis das Tier zum Sprung ansetzt, dann dreht sie sich blitzschnell zur Seite und rammt ihm mitten in der Luft den Dolch in die Kehle. Mit einem Ächzen fällt der Boghanik zu Boden, Blut quillt aus der Wunde heraus. Mit einem etwas sicheren Gefühl, zieht sie die Klinge aus dem leblosen Körper heraus und wendet sich dem übrig gebliebenem Boghanik zu. Sie hört Schritte und blickt kurz auf. Die Elbin sieht, wie Euron mit seinem Stab gegen ein paar Vieher sich den Weg frei kämpft. Schnell wendet sie sich wieder ihrem Gegner zu, der inzwischen wieder etwas näher gekommen war. Na komm schon, du widerliches Biest, du Höllenkreatur. Faeyris wird mich beschützen. Durch ihren Glauben bestärkt führt sie einen kleinen Kampf mit dem Boghanik. Sie springt um ihn herum im Kreis, das Tier dreht sich schnell um sich selbst herum. Sie springt herum, der Boghanik jault herum, versucht sie zu beisen. Calythia macht sich einen Spaß daraus und tanzt mit immer schnelleren Schritten um ihn herum, bis der Boghanik erschöpft zur Seite kippt. Ohne zu zögern gibt sie ihm den Rest.

Erschöpft lässt sie sich die Wand hinab gleiten und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Im Kessel ist es ganz still, ab und zu ist nur ein Rumpeln zu hören. Ihr Atem geht schnell, das Herz scheint ihr herauszuspringen und doch...
Sie hatte es geschafft, sie hatte die beiden Viecher besiegt, wenn auch mit Wunden. Der erste hatte sie mitten ins Bein gebissen und sie hatte vor Schmerz laut aufgeschrien. Sie schaut auf die Wunde. Auf ihrem Bein sieht man immer noch die Abdrücke der kleinen, scharfen Zähne, aus denen Blut fließt. Die Elbin blickt sich um. Fässer und Flaschen lagen zertreut und zertrümmert auf dem Boden, Blut war zu sehen und überall sah man Leichen von Boghanik. Das wird ganz schön stinken. Ihr wird bei all dem Blut plötzlich schwindlig, der ganze Raum scheint sich zu drehen. Ihr wird schwarz vor Augen. Alles um sie herum scheint nicht mehr zu sein, alles verschwindet vor ihren Augen.
Nur leise hört sie Eurons Ruf. "Calythia, Calythia, kommt her. Ich brauche eure Hilfe" Die Elbin schüttelt ihren Kopf, versucht wieder etwas zu sehen. "Ich komme.", murmelt sie mit heißener Stimme. Sie will aufstehen, doch die Knie knicken unter ihrem Gewicht ein.

Plötzlich schwindet das Schwarze vor ihren Augen und sie kann wieder sehen. Euron steht da und sie sieht nur flüchtig, dass er einen Zauber gewirkt hatte. "Wenn ihr etwas von Heilung versteht, dann helft Adora so gut ihr könnt", sagt er ihr, "sie ist schwer verletzt, aber lebt noch. Doch ich... ich weiß nicht, was zu tun ist." Calythia nickt und erhebt sich mit wackligen Beinen. Der Weg scheint endlos zu sein, doch dann erblickt sie die Verletzten, die stöhnend und röchelnd verstreut auf irgendwelchen Fetzten liegen. "Wo ist Adora?", fragt Calythia einen Mann, der ein gebrochenes Bein hatte. Er zeigt mit dem Finger zu einer Ecke, wo einige Fässer verstreut liegen. Mit etwas schnelleren Schritten läuft die Elbin darauf zu ... und sieht das Grauen. Adora starrt mit leerem Blick gerade aus, bei einem Arm fehlt eine Hand und ihr Kleid ist zerrissen und voll Blut beschmiert. Calythia sieht, wie ihre Knie verkrampft sind. Sofort klingen bei ihr die Alarmglocken und sie hieft die Köchin auf die Seite. Ich muss sofort ihre Zunge heraushängen lassen, sonst kann sie ersticken. Sie öffnet den Mund von Adora und zieht ihre Zunge heraus. Dann bindet sie sich von ihrem Gürtel die Flasche voll Quellwasser heraus, lässt davon etwas auf ihre Hand fließen und streicht damit über Adoras Stirn, die eiskalt war. "Los Adora, wach auf.", sagt Calythia mich weicher Stimme, doch die Verletzte rührt sich nicht. Wie eine Tote liegt sie da, völlig reglos. Nur an ihrem Körper sieht man, dass sie leicht atmet. Die Elbin legt ihre Hand auf Adoras Herz. Unheimlich langsam. Sie wusste, wenn die Köchin nicht bald aus ihre Starre aufwachte, war sie verloren. Sie steht auf, greift sich eine Schüssel und beginnt einige Kräuter zu zerstampften, Wasser hinein zu rühren und einen elbischen Spruch zu murmeln. Dann reißt sie sich einen Fetzen von ihrem Hemd ab, verteilt das Gebräu darauf und verbindet die Stelle, an der die Hand fehlt. So können sich die Adern schließen. Dann fühlte sie den Puls von Adora. Was die gute Frau durchmachen muss...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Caewlin am 25. Sept. 2005, 18:45 Uhr
Auf dem Marktplatz vor dem Kupferkessel

Caewlin hatte die Worte der Waldelbe nur mit einer hochgezogenen Braue quittiert, aber noch bevor er irgendetwas zur Erklärung hatte erwidern können, hatte Borgil die Bogenschützin schon unter die Fittiche genommen.  Sie scheint zur Stadtgarde zu gehören, wenn auch ihr ehemals blauer Gardistenumhang inzwischen so verschmiert und schmutzig ist, dass seine Farbe ihn nicht mehr wirklich verrät - und auch wenn sie viel zu schlank und schmal wirkt, um mit einem Langbogen überhaupt umgehen zu können, sie kann eindeutig schießen. Noch ein letztes Mal sehen sie sich auf dem Schlachtfeld um, dann folgen sie Olyvar hinauf zum Kupferkessel. Raven ist dicht hinter ihm und er spürt mehr an ihrer Bewegung, als dass er es sieht, dass sie den Bogen zur Hand nimmt und einen Pfeil aus dem Köcher zieht. "Kannst du noch?" Fragt er über die Schulter, dreht sich zu ihr um und blickt vielsagend auf ihre zerschundenen Hände, während sie Seite an Seite weitergehen. Sie hatte unermüdlich Pfeile abgeschossen und ihm damit den Rücken freigehalten, und Caewlin weiß genau, dass sich ihre Arme inzwischen wohl anfühlen müssen wie zerkochte Hafergrütze und ihre Fingerkuppen rot und aufgerissen sind. Raven nickt grimmig und legt den Pfeil auf, und Caewlin holt so tief Luft, wie sein gequetscher Brustkorb ihn lässt und hebt die Axt. >Verteilt Euch<, zischt die Stimme Olyvars heiser durch Rauch und Qualm und sie formieren eine vage Kreislinie, und greifen an, sobald sie keine Deckung mehr ausnutzen können. Trotz ihrer hoffnungslosen Unterlegenheit, trotz der Tatsache, dass sie alle bereits erschöpft sind und die meisten von ihnen auch mehr oder weniger verwundet, empfindet Caewlin eine seltsame Ruhe. Einige wenige Herzschläge lang haben sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite: eine kleine Pfeilsalve spickt die erste Reihe Goblins, als die Schützinnen in schneller Folge ihre Bögen singen lassen und Borgil, Cron, Olyvar, Kizumu, die beiden Blaumäntel und er selbst sind nur einen Augenblick später heran und schlagen auf alles ein, was ihnen in die Quere kommt. Sie treten Boghanik beiseite und spießen Schattenhunde auf ihre Schwerter, sie schneiden Goblins die Kehlen durch und decken sie mit Axthieben ein, und eine ohrenbetäubende Kakophonie von Geschrei, Gekreisch und wildem Heulen vermischt sich mit dem Singen und Klirren von Stahl, dem Sirren der Bogensehnen und dem Heranzischen der Pfeile.

Ohne die Schützinnen wären sie auf verlorenem Posten, das wissen sie, denn die Höllenkreaturen sind eindeutig in der Überzahl, aber die Bögen hinter ihnen summen unablässig und die Pfeile finden unbeirrbar ihre Ziele - und sie töten rasch: drei Feinde fallen, sechs, neun, dann ein Dutzend, gespickt von schlanken, mit Gänsefedern versehenen Geschossen. Caewlin sieht sich als erstes einem schartigen Krummsäbel gegenüber und gräbt dessen Träger die Axt mit solcher Wucht in die Brust, dass er seinen Fuß gegen die Schulter des Goblins stemmen muss, um seine Waffe überhaupt wieder freizubekommen. Cron, drei Schritt neben ihm, mäht mit seiner sechs Fuß langen Klinge alles in Reichweite einfach nieder, der Blaumantel auf Caewlins anderen Seite kämpft mit Schwert und Rundschild, und zertrümmert einem Schattenhund knirschend den Kiefer mit kräftigen Tritten stahlgepanzerter Stiefel. Borgil weiter hinten, vergewissert sich rasch, dass Schilama und der Waldelbin nichts ernsthafteres fehlt, die es beide mit durchgeschlüpften Höllenkreaturen zu tun bekommen hatten, und der Lord Commander und Kizumu fechten Rücken an Rücken, ein einziges, rasches Aufblitzen von wirbelndem Stahl und schimmerndem Obsidian, als wären die beiden ein einziges Wesen mit vier Armen und zwei Schwertern. So schnell sich ihre Gegner von ihrem unerwarteten Auftauchen auch erholt haben, ihr Glück hält an: der Ogre drängt nach vorn, den Kupferkessel nun im Rücken, die Goblins drängen nach hinten, die Schattenhunde reißen an ihren Ketten und die wimmelnden Boghanik geraten zwischen ihre Stiefel und die der Goblins ebenso - im schrumpfenden Ring ihrer Feinde herrscht für lange Augenblicke nichts als heilloses Durcheinander und eine wirkliche Verteidigungslinie gibt es nicht. Gerade, als es so aussieht, dass sie wirklich durchbrechen können, reißt der Ogre den kupfernen Kessel über der Tür des Gasthauses ab, schwingt ihn über den Kopf, brüllt vor Wut und geht dann stampfend und donnernd auf sie los - dass er dabei zwei Goblins zertrampelt und einen Höllenhund mehrere Schritt weit davonschleudert stört den Halbriesen nicht im mindesten. Seine kleinen Augen glühen wie Kohlen in seinem breiten, zornverzerrten Gesicht und sie können sich nur noch retten, indem sie wild ausweichen. Caewlin wirbelt zu Raven herum und schiebt sie hinter sich. "Nimm dein Schwert und bleib in meinem Rücken." >Bleibt zusammen!< Hört er irgendjemanden brüllen und glaubt, es ist Olyvar - wenn ja, dann hat der Lord Commander eindeutig recht. Wenn sie jetzt auseinanderliefen, dann würden die Goblins über sie herfallen und sie einen nach dem anderen erledigen, ihre einzige Chance besteht darin, standzuhalten, sich zu einem Igel zusammenzuschließen und sich am besten irgendwo zu verschanzen, vielleicht in einem Gebäude. Er hat den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als Borgil mit den beiden Elbinnen dicht zu ihnen aufschließt, Cron von der anderen Seite zu ihnen stößt und Olyvar und Kizumu keuchend den Ring schließen. Der einzige, der es nicht mehr schafft, ist der Blaumantel, der dem Halbriesen vor die Füße gerät und von einem kupfernen Kessel erschlagen zu Boden geht.

Goblins und Schattenhunde und Trauben keckernder Gräber sammeln sich hinter dem brüllenden Ogre und fallen geifernd über den Leichnam des Gardisten her. Caewlin blickt sich gehetzt um - wenn sie nicht bald so etwas wie Deckung fänden oder die längst überfällige Stadtgarde plötzlich auftauchen würde, dann wären sie erledigt. Und einen Ausfall, um den Halbriesen direkt anzugreifen, können wir auch nicht wagen, denn die Goblins und Höllenköter würden uns sofort in den Rücken fallen. "Weg hier. Der Ogre erschlägt uns alle, wenn wir nicht..." Niemand von ihnen hat die kleine Gestalt bemerkt, die aus dem verrammelten Kupferkessel getreten ist und dort mit einem Stab herumfuchtelt - wie auch, sie sind alle damit beschäftigt, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen - aber das helle, grüngoldene Aufblitzen entgeht ihnen nicht, ebensowenig wie das goldene Strahlen, und das schrille Kreischen hören sie alle. Für den Bruchteil eines Herschlags ist es totenstill, selbst die prasselnden Brände scheinen für einen Moment reglos zu verharren, dann ertönt ein Knacken, überlaut in der unheimlichen Stille, und plötzlich schwankt der Boden, reißt auf wie der Rachen eines gewaltigen Tieres und öffnet sich zu zahllosen Rissen und Abgründen. Schweratmend und keuchend starren sie gebannt auf das Schauspiel, das sich ihnen bietet, während ihre Feinde sich kreischend zusammendrängen und dann haltlos verschlungen werden. Der Ogre taumelt, dreht sich verwirrt im Kreis, sieht sich noch um und dann ist er weg, vom Erdboden verschluckt wie ein Großteil der übrigen Höllenkreaturen. "Weg hier!" Caewlin weicht zurück, zieht Raven mit sich und stößt Borgil an, der ebenso erstarrt wie alle anderen das Spektakel beobachtet - und dann rennen sie, sich immer wieder umblickend und so schnell sie können, bis sie sicher sind, dass die Risse sich nicht über den ganzen Marktplatz ausbreiten. Die Erde bebt ein weiteres Mal und eine Woge aus dem aufgetürmten Erdreich, dem Lehm, den ausgerissenen Pflastersteinen und dem Schotter, Kies, Sand darunter schwappt über allen Spalten und Gräben wieder zusammen, es ist als atme der ganze Boden einmal ein und wieder aus, bis nur noch ein scheppernd davonrollender Kessel, ein paar jaulende Schattenhunde, und eine Handvoll Goblins, die irgendwie entkommen waren, auf dem nördlichen Marktplatz übrig sind. Caewlin lässt die Axt sinken und streckt den freien Arm nach Raven aus, noch zu mißtrauisch, um wirkliche Erleichterung zu empfinden - auch wenn es offensichtlich vorbei ist. "Was bei allen Neun Höllen war das?" Murmelt er halblaut, den Blick über die ganze Entfernung von vielleicht hundert Schritt fest auf den kleinen Kobold gerichtet, der vor dem Kupferkessel steht und sich auf seinen Stab stützt. Dann schiebt er die Axt zurück auf seinen Rücken und überlässt es Schilama mit ihrem Bogen, Borgil mit seinen Wurfbeilen und Kizumu mit ihren Messern, die übrigen Höllenkreaturen niederzumachen, die jetzt panisch in alle Richtungen flüchten. Und plötzlich ist die Stadtgarde heran, marschiert mit Lanzenträgern und Bogenschützen von Norden und Westen her auf das schwarze Trümmerfeld des Marktplatzes und macht auch dem letzten Goblin mit einer Pfeilsalve ein Ende.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 28. Sept. 2005, 14:56 Uhr
Als der Ogre zum Gegenangriff übergeht und sie brüllend zurücktreibt, kämpfen Olyvar und Kizumu gerade Rücken an Rücken, dicht aneinandergedrängt und sich immer im Kreis bewegend, um sich mehr Raum zu verschaffen, aber in diesem Kampf haben sich jede Leichtigkeit und alle ungerührte Mühelosigkeit längst verflüchtigt - sie kämpfen um ihr Leben und sie wissen es. Olyvar sieht einen Schatten auf sich zustürzen, duckt sich und bekommt einen Schlag in den Rücken, der ihn zu Boden wirft. Er rollt herum, sieht eine verzerrte Schattenhundfratze mit tödlichen Zähnen und lodernden Augen vor sich und schlägt zu, ohne zu denken. Der Höllenhund stirbt lautlos und Olyvar arbeitet sich keuchend unter dem stinkenden Kadaver hervor, kommt wieder auf die Füße und stolpert an Kizumus Seite zurück. Ein weiterer Schattenhund dringt mit schnappenden Kiefern auf ihn ein und stirbt, aber sofort ist wieder einer zur Stelle, und noch einer. Olyvar kämpft wie im Rausch, gefangen in einem Alptraum aus Rauch und Geheul, dem Gestank von Blut, aus mächtigen, struppigen Leibern und hässlichen Goblinfratzen. Síail zuckt hoch und fährt nieder und treibt ihre Feinde mit blutigen Schnauzen und abgetrennten Gliedern zurück, und Olyvar hört das Obsidianschwert seiner Frau fauchend und schmatzend blutige Wunden verteilen... aber dem Oger halten sie alle nicht Stand, und so tun sie das einzige, was ihnen bleibt: sie geben Fersengeld. Olyvar zerrt Kizumu mit sich, die stolpernd zu ihm aufschließt und fluchend einen Boghanik von ihrem Bein zieht, und kann den anderen gerade noch ein "Bleibt zusammen!" zubrüllen, als der Blaumantel fällt, ein junger Gardist, gerade drei Jahre unter Eid... Olyvar kann seine Leiche nicht einmal mehr davor bewahren, in Stücke gerissen zu werden, denn schon ist der Oger über ihm und schwenkt wutbrüllend seinen Kessel. Kizumu spürt sein kurzes Zögern und drängt ihn hastig weiter, bis sie mit Cron, Caewlin, Raven, Borgil, Schilama und Yana einen dichtgeschlossenen Ring bilden. Sie wehren verbissen jeden angreifenden Schattenhund und Goblin an, der in Reichweite kommt, aber die Höllenkreaturen rotten sich heulend und triumphierend um den Oger zusammen, und es kann sich nur noch um Herzschläge handeln, bis sie einfach überrannt würden. >Weg hier. Der Ogre erschlägt uns alle, wenn wir nicht...< hört er Caewlin knurren und dann kippt die ganze Welt einfach um.

Smaragdgoldenes Licht blitzt vor dem Kupferkessel auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Kreischen und einem gewaltigen Donnerschlag, dann schwankt der Boden unter ihren Füßen, als würde Talyra plötzlich von einem Erdbeben heimgesucht. Sie alle können nur noch wie gelähmt auf das Netz aus Rissen und Spalten starren, das auf einmal das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes durchzieht, schritthoch Steine, Lehm und Erdreich anhäuft und jeden Feind in Reichweite verschlingt.... und sich rasend schnell in ihre Richtung ausbreitet. Olyvar hört Caewlin <Weg hier!< schreien und sich selbst "Zurück! Zurück!", dann reißt er Kizumu mit sich und sie rennen im Zickzack über das ausgebrannte Trümmerfeld des Marktplatzes, bis sie sicher außer Reichweite des donnernden Zaubers sind. Die Erde bebt und zittert, schwankt, stöhnt und ächzt und so schnell wie es begonnen hatte, ist es auch schon wieder vorbei. Als der Staub sich legt und die Qualmwolken aufreißen, können sie einen davonscheppernden Kessel, drei knurrende Höllenhunde und vier, vielleicht fünf verstört grunzende Goblins sehen - alles, was noch von ihren Feinden übrig ist. Olyvar lässt das Schwert sinken und sieht sich nach seiner Frau um. Kizumu hat ihre Obsidianklinge in die Scheide zurückgeschoben, fixiert aus völlig ruß,- schweiß- und blutverschmiertem Gesicht die übrigen Goblins, und tastet bereits nach einem Wurfdolch, während Schilamas und Yanas Bögen schon singen und Borgil zwei Wurfbeile fliegen lässt. Die restlichen Schattenhunde stimmen heiseres Geheul an und laufen einen Moment lang in blinder Panik im Kreis, dann fallen sie, ebenso wie die übrigen Goblins und keckernden Boghanik, die sich zu ledrig-pelzigen Knäueln zusammendrängen, als könnten sie so ihr Schicksal abwenden. Nur einen Herzschlag später werden hinter ihnen Stimmen laut und Olyvar fährt herum, gerade als ein ganzer Hagel dünner Pfeile auf die letzten Höllenkreaturen herabregnet, die noch auf den Beinen stehen - und dann ergießt sich plötzlich eine kleine Flut Blaumäntel auf den Marktplatz. Olyvar sieht Rhordri im Gewühl und kurz darauf auch Vareyar, seinen Waffenmeister, hebt den Arm und winkt. Hastige Gesten antworten ihm und er nickt, und die Männer der Stadtwache schwärmen aus, verteilen sich über den ganzen weiten, rauchenden, ascheerstickten Platz, um jeden Winkel zu sichern, alle Straßen und Gässchen, die hierher führen, zu kontrollieren und jedes Gebäude, das noch steht, nach übrigen Höllenkreaturen zu durchsuchen.

Aus den treibenden Rauchschwaden erklingen halblaute Befehle, Stiefeltritte und hin und wieder das Sirren einer Bogensehne, wenn die Blaumäntel auf einen verirrten Boghanik treffen oder einem verwundeten Feind den Garaus machen, aber Olyvar nimmt von alldem kaum noch etwas wahr. Erleichterung durchströmt ihn, den wachen Teil seines Verstandes, der ihm mit kühler Logik sagt, dass es vorbei ist, dass sie überlebt hatten und seine Männer hier sind, die Stadt zu sichern. Aber das Adrenalin pumpt immer noch durch seine Adern und die Energie der eben vergangenen Kämpfe pulsiert in kurzen, rauschartigen, fast brutalen Stoßwellen durch ihn hindurch. Er bebt, vor Erschöpfung, wie dem Nachlassen der grausamen Anspannung gleichermaßen und als er sich umdreht, und Síail in die Scheide zurückschiebt, steht Kizumu direkt vor ihm. Sie ist rotschwarz und ascheverschmiert von Kopf bis Fuß, aber das wenigste Blut auf ihrer Kleidung, scheint von ihr zu sein. Er streckt die Hände nach ihr aus und zieht sie an sich. "Dir geht es gut? Du bist nicht verletzt, Sgaíleanabh?" Mit fliegenden Fingern tastet er ihre Arme, ihre Schultern, ihren Rücken und ihre Rippen ab und hält dann ihre Hände in seinen, als wäre sie ein Neugeborenes und er müsse sich vergewissern, dass alle ihre Finger auch wirklich da sind, wo sie hingehören. Sie lacht und schnieft, nickt und schüttelt den Kopf, hustet Qualm und Asche und drängt sich an ihn... mit Sicherheit hatte sie den ein oder anderen Kratzer und Biss abbekommen, wie sie alle, aber ansonsten scheint sie unverletzt. Einen langen Moment stehen sie einfach nur da und halten sich fest, inmitten einer kleinen Handvoll abgekämpfter, erschöpfter Freunde und einer rasch wachsender Schar von Blaumänteln, die mit blanken Waffen den Marktplatz sichern. Olyvar stützt sein Kinn auf ihr weiches, völlig verrußtes Haar und schließt die Augen. Als er sie nach einer kleinen Unendlichkeit wieder öffnet, schimmern sie kalt und hell wie gehämmertes Silber in seinem geschwärzten Gesicht. "Vareyar. Hundert Mann bleiben hier am Marktplatz. Sichert alle einsturzgefährdeten Gebäude und schafft die Löschtrupps hier herauf, sie können jetzt auch von Norden her gegen das Feuer vorgehen. Irgendjemand hat doch vorhin etwas von der "Windkind" gerufen. Wenn Galrin noch einmal über die Stadt fliegt, macht ihn irgendwie auf euch aufmerksam. Er soll, wenn es machbar ist, die großen Brände am Roßsteinschen Anwesen und bei Morholdrims altem Alchemistenlabor in Angriff nehmen, bevor der Wind die Richtung wechselt und die Funken weiter nach Süden trägt. Wie sieht es an der Schmiede aus? Ist dort jemand von euch vorbeigekommen?" Rhordri humpelt heran, nickt und mischt sich ins Gespräch, indem er versichert, Kea und Ieras, mit Verlaub, M'lord, hätten dort alles ganz gut im Griff, die aufgeschreckten Bürger, die helfen würden, die Feuer zu löschen, ebenso.

Olyvar spürt, wie Kizumu bei diesen Worten leicht die Knie nachgeben und hält sie fest. Zu hören, dass ihr Junge "alles ganz gut im Griff hat" und es hierbei nicht um irgendetwas geht, sondern um das Leben und Leiden von Menschen und tödliche Gefahren, erleichtert sie vermutlich noch sehr viel mehr, als ihn. "Stehenbleiben, mo cridhe," murmelt er, während Rhordri hastig weiterberichtet und Vareyar sich mit den Ereignissen im Westen und Norden der Stadt anschließt. Die Frage, wo der Dämon jetzt ist, stellt niemand, denn sie alle können es selbst durch den roten Flammenschein südlich von ihnen und all den aufsteigenden schwarzen Rauch deutlich sehen: über dem äußersten Süden Talyras hat sich der Himmel zu einem schwarzen Tintenpfuhl verdunkelt und von irgendwo aus der Stadt steigen goldene Flammenwolken empor, silbernes Licht, zuckende Blitze, gleißende Strahlen, ein Schauer von Sternschnuppen um unablässig auf die dunklen Wolkenburgen einzuhämmern, die bröckeln und zerfasern, verwehen und sich erneut ballen und unbarmherzig durchflutet werden von goldenem Dunst und Licht - und zu dem ganzen Spektakel ist ein Donnern und Bersten zu hören, wie von einem fernen, grollenden Gewitter. Olyvar wirft dem Tronjer einen Blick zu, der wie sie alle mit brennenden Augen nach Süden starrt, und für einen Moment gehört dem Mann sein ganzes Mitgefühl - wenn er seine Frau im Zentrum dieses Sturmes wüsste... nein, denk nicht einmal daran. Sie ist hier und sie lebt! Olyvar unterdrückt den eiskalten Schauder, der ihm über den Rücken kriecht, dann kommt Leben und Bewegung in ihn. "Warte einen Moment hier, Kiz, ich bin gleich wieder da." Er lässt sie los und wendet sich an seinen Kastellan. "Rhordri, du bleibst hier und sicherst mit deinen Männern den Marktplatz und die angrenzenden Straßen. Seht zu, dass diese Feuer rasch gelöscht werden. Vareyar, sammel die übrigen Männer ein. Ich will nur sehen, ob Euron etwas braucht und man im Kupferkessel Hilfe benötigt. Schilama..." Er sieht sich nach der Windelbin um, während sein Kastellan und sein Waffenmeister davoneilen, um seine Befehle auszuführen und wäre fast mit Yana, der Waldelbin zusammengestossen, die eben ihre verwundete Hand aus schmutzigen Stoffstreifen wickelt. "Boghanikbiss? Seht zu, dass Ihr den sauber bekommt, die entzünden sich sofort, vielleicht kann Schilama sich das ansehen, wenn es ihr gut genug geht. Kommt mit..." Er wartet eine Antwort der Waldelbin gar nicht erst ab, sondern zieht sie mit sanfter Gewalt hinter sich her. "Schilama?" Die Windelbin humpelt aus einer Rauchwolke hervor und ein Blick auf ihr Bein offenbart, dass wohl auch sie einen Gräberbiss abbekommen hatte.

"Tapadh leath euch beiden für eure Hilfe," ein kurzes, jungenhaftes Grinsen huscht über die Maske aus Blut, Schweiß und Asche, die auf seinem Gesicht liegt, als er sich an die beiden Bogenschützinnen wendet. "Schilama, geht es Euch gut genug, um Euch um ein paar Verwundete zu kümmern?" Die Windelbin blickt automatisch zu dem Harfenwirt hinüber, der gerade auf sie zuhumpelt, als wäre das sein Stichwort gewesen, und Olyvar schüttelt den Kopf. "Chan eil," seufzt er. "Borgil sieht zwar aus, als könne er jeden Augenblick zusammenbrechen, aber ich fresse einen Besen samt Stiel und Reisig, wenn er sich jetzt behandeln lässt, ich dachte eher an Yana hier und vielleicht sind auch im Kupferkessel, in den Badehäusern oder in der Harfe Verwundete. Ich lasse den Marktplatz sichern und Rhodri mit einer halben Hundertschaft Männer hier, aber den Rest nehme ich mit mir zum Sithechhain hinunter wo..." er verstummt vielsagend und deutet hinter sich, "das seht Ihr ja selbst. Mir wäre nur wirklich wohler, wenn ich Euch hier wüsste, wo Ihr Euch vielleicht um jene kümmern könntet, die meine Männer in den Straßen noch finden oder um die, die jetzt noch die Brände löschen. Die Tempel sind rettungslos überfüllt mit Verletzten und Verwundeten, die Kate ist abgebrannt und Morgana ist vermutlich mit Lady Niniane und anderen Hohepriestern dort unten und röstet diesen Höllenbastard. Überlegt es Euch, ich will nur kurz mit Euron sprechen. Vareyar sammelt die Männer und dann brechen wir zum Sithechhain auf." Ob man uns dort brauchen kann oder nicht. Wenn die Priester scheitern, steht sonst niemand mehr zwischen dem Dämon und der Stadt... Er nickt Schilama noch einmal zu, winkt ein paar Männer, ihm zu folgen, und geht dann zu dem Kobold hinüber, der noch immer vor seinem Gasthaus auf den Stufen zum Eingang steht und sich dort auf seinen Stab stützt. Seit dem Ende des Kampfes, der Zauberei und der Ankunft der Blaumäntel können nicht mehr als ein paar Minuten verstrichen sein, aber Olyvar kommt es plötzlich vor wie eine kleine Ewigkeit. Als er bei Euron ankommt, haben sich ihm jedoch nicht nur einige Blaumäntel, sondern fast ihr gesamtes Trüppchen angeschlossen, angezogen von ihrer Neugier auf die kleine Gestalt, die da vor dem Kupferkessel steht und eben die Erde dazugebracht hatte, sich aufzutun, und die versammelte Höllenbrut zu verschlucken. Olyvar kennt den Kobold vom Sehen und natürlich hatte er einiges von ihm gehört... das meiste davon zugegebenermaßen unfreiwillig, da Pumquat, sein Schreiber (und ebenfalls Kobold), jedesmal in verzücktes Schwärmen gerät, wenn irgendwo der Name "Zaubererschreck" fällt. Unter Koboldmagiern ist dieser Mann so bekannt wie ein bunter Hund und natürlich kennt Olyvar die Gerüchte, die besagen, dass der Besitzer des Kupferkessels alles andere als ein harmloser, alter Gastwirt sei  - jetzt weiß er auch, warum. "Tapadh leath, Llyfrwawr, für unser Leben. Einen Moment lang dachte ich, der Oger zertrampelt uns alle zu Brei, aber Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen," er nickt in Richtung des Kupferkessels hinter dem Kobold. "Wie sieht es drinnen aus? Braucht Ihr noch Hilfe oder habt Ihr Verletzte?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Raven am 28. Sept. 2005, 18:46 Uhr
Aus sicherer Entfernung beobachten sie das Spektakel, das sich vor dem Kupferkessel abspielt, und hätte Raven nicht mit eigenen Augen gesehen, dass ein ausgewachsener, drei Schritt hoher Oger mitsamt der ganzen Höllenbrut, die um ihn herumschwirrt, einfach vom Erdboden verschwindet, würde sie es nicht glauben wollen. Das bucklige Straßenpflaster bekommt plötzlich Risse wie eine riesige, brechende Eisfläche, die sich rasend schnell über den Marktplatz zu einem Netz aus tiefen Gräben und Schluchten verzweigen. Lawinen aus Staub, Schutt und Steinen poltern rauchend und mit Getöse in den Abgrund und reißen alles mit sich, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Wie ein gigantischer Schlund tut sich die Erde auf, verschluckt den brüllenden Oger, die Goblins, Gräber und Schattenhunde, und schließt sich mit einem ohrenbetäubenden Rumpeln wieder über ihnen. Einen Atemzug lang senkt sich gespenstische Stille über den Platz und als die Staubwolken sich verzogen haben, zeugen lediglich das aufgerissene Kopfsteinpflaster und ein einsam hin und her kullernder Kessel noch von dem, was hier eben geschehen ist. Wie gebannt starrt Raven noch einen Augenblick auf die Stelle, an der die finsteren Kreaturen verschwunden sind, als erwarte sie, dass der Erdboden in hohem Bogen gleich wieder ausspucken würde, was er gerade verschluckt hat. Dann irrt ihr verblüffter Blick zur Taverne hinüber, vor deren arg lädierter Fassade der Verursacher dieses unglaublichen Schauspiels sich gerade in aller Seelenruhe auf seinen Stab stützt und so unbeeindruckt aussieht, als würde er den lieben langen Tag nichts anderes tun, als mittelschwere Erdbeben auszulösen und herumbrüllende Höllenoger im Nichts verschwinden zu lassen. Welche gewaltige magische Kraft ihm innewohnt und wozu er fähig ist, sieht man dem winzigen Kobold, der zweifelsohne Euron Zaubererschreck sein muss, der Wirt des Kupferkessels, beim besten Willen nicht an. Raven kennt zwar die Geschichten, die man sich über ihn erzählt, aber leibhaftig gesehen hat sie ihn noch nie. Das Gleißen, das von der Spitze seines Stabes ausgegangen ist, während er den Zauber gewirkt hat, verblasst erst zu einem blauen Funkeln und dann schließlich ganz, bis der Kobold nichts weiter mehr in den kleinen, klauenartigen Händen hält, als einen zwar schön verzierten, aber ganz und gar gewöhnlichen Eichenholzstab.

Schweratmend und völlig ausgepumpt lässt Raven den Bogen fallen und flüchtet sich an Caewlins Seite, als er ihr die Hand nach ihr ausstreckt. Er scheint dem plötzlichen Frieden noch nicht recht zu trauen, denn sein Blick wandert noch immer argwöhnisch über den Marktplatz. Nichts rührt sich jedoch mehr auf dem Trümmerfeld vor ihnen, und alles, was von den bedrohlichen Höllenkreaturen noch übrig geblieben ist, sind einige verstörte Goblins und Boghaniks, die mit ungelenken Sprüngen zu fliehen versuchen. Sie kommen jedoch nicht weit, denn mit denjenigen, die Borgil mit seinen Wurfbeilen und Kizumu mit den wirbelnden Dolchen nicht erwischen, macht die gerade anmarschierende Stadtgarde kurzen Prozess. Ein tiefes Aufatmen geht wie ein einziger Seufzer durch ihr kleines Grüppchen und Erleichterung macht sich auf ihren verschwitzten, rußverschmierten Gesichtern breit, als am südlichen Ende des Marktplatzes eine Hundertschaft Blaumäntel auftaucht und die letzten umherirrenden Höllenwesen zusammentreibt, um ihnen den Garaus zu machen. Während Olyvar sich von seiner Frau löst und Rhordri, Vareyar und die Gardisten mit einem Schwall heruntergerasselter Kommandos und dem fremdartig klingenden, rollenden Singsang seiner Muttersprache überschüttet, schlingt Raven den Arm um Caewlins Hüften und lehnt sich einen Moment an ihn. Sie muss einfach spüren, dass er da ist, dass er lebendig ist und dass es ihm gut geht. Die Berührung quittiert er jedoch mit einem leisen, schmerzvollen Zischlaut  und ihre Augen sind voll Sorge, als sie sich auf sein Gesicht richten. "Wie geht's deinen Rippen? Alle noch heil?" Nachdem der Arm des toten Ogers wie ein tonnenschweres Fallbeil auf ihn niedergegangen war und ihn fast zerquetscht hatte, würde sie eher vermuten, dass Caewlins Brustkorb nur noch einen Haufen zersplitterter Knochen enthält, aber außer schlimmen Prellungen und der ein oder anderen angeknacksten Rippe, scheint er es tatsächlich halbwegs lebendig überstanden zu haben. "Fehlt dir ansonsten wirklich nichts?" erkundigt sie sich besorgt und mustert ihn aufmerksam von oben bis unten. Erschöpfung steht ihm ins Gesicht geschrieben und Raven kann beim besten Willen nicht sagen, ob sich unter der Kruste aus Staub und getrocknetem Blut vielleicht nicht noch schwerere Verletzungen finden würden, doch er weiß sie zu beruhigen, und erst, als sie sich vergewissert hat, dass es ihm gut geht, lässt sie den schmerzenden Kopf einen Moment lang gegen seine Brust sinken.

Sie will diesen Kopf gar nicht mehr mit sich herumtragen und am liebsten hätte sie ihn kurzzeitig gegen einen anderen getauscht, zumindest so lange, bis sich die Zwergenarmee beruhigt hat, die in seinem Inneren gerade versucht, sich einen Stollen nach draußen zu hämmern und dazu fiese, spitze Nägel zu benutzen scheint. Ihre Augen brennen vom Rauch und unter der Maske aus Staub und Ruß ist ihr Gesicht spitz und bleich vor Erschöpfung. Von ihren wunden Fingern lösen sich Hautfetzen und ihre Arme fühlen sich wie etwas an, das man zu lange gekocht hat, so dass sie kaum die Lederriemen halten kann, als sie die leeren Köcher vom Rücken nimmt und zu Boden gleiten lässt. Die Tortur mit dem Langbogen, die sie hinter sich hat, ist etwas völlig anderes, als mit ihrem handlichen, schnellen Kurzbogen Kaninchen oder Moorhühner zu jagen, bei einem Turnier ein paar Geschosse auf eine Zielscheibe loszulassen oder einen einzelnen Gegner mit einem gezielten Schuss niederzustrecken. Einen großen Langbogen mit einem Zug von fünfzig oder mehr Stein zu ziehen und zu spannen erfordert dagegen eigentlich die Muskelkraft eines ausgewachsenen Mannes und nach wer weiß wie vielen Pfeilen, die von der Sehne geschnellt sind - sieben, acht, neun Dutzend vielleicht, ihrer groben Schätzung nach - ist Raven völlig am Ende mit ihrer Kraft. Sie fragt sich, wie die elbische Bogenschützin neben ihr solche Anstrengungen schaffen kann, ohne nennenswert ins Schwitzen zu kommen, obwohl sie kaum eine Handbreit größer ist als sie selbst und auch nicht aussieht, als hätte sie Oberarme mit dem Durchmesser eines mittleren Baumstammes. Raven lächelt ihr anerkennend zu, als ihre Blicke sich über das Chaos hinweg kurz treffen, aber mehr als ein schmerzverzerrtes Grinsen bringt sie kaum noch zustande. Ihre Augen bleiben kurz an Borgil hängen, der zwar wie eh und je knurrt und grölt und giftige Kommentare über Schattenhunde und Boghaniks zum Besten gibt, aber sein übliches Gebrummel kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er verletzt ist. Irgendwo unter seiner verbeulten Plattenrüstung muss er ziemlich schwere Wunden haben, denn er zieht eine Spur aus blutigen Tropfen hinter sich her, wo er geht und steht. Immerhin ist er gerade auf dem Weg zu Schilama und Raven hofft, dass er nicht nur auf Schwätzchen mit der Windelbin aus ist, sondern sich von ihr auch gleich seine Verletzungen behandeln lässt.

Wenigstens scheint hier auf dem Marktplatz die unmittelbare Gefahr endlich gebannt zu sein und sie sehen kein einziges Schattenwesen mehr in der Nähe. Wie es allerdings in den übrigen Stadtvierteln aussieht, wissen wohl allein die Götter. Die Brände wüten noch immer und am schlimmsten offensichtlich im Süden der Stadt, in den Handwerker- und Mogbarvierteln, im Hafen und entlang der Straße, die zum Platz der Händler hinabführt, wo die Dächer unter schweren, dunklen Rauchwolken verborgen sind. Und noch eine andere Dunkelheit scheint dort unten im Süden Talyras zu brodeln, die sogar noch hinter dem dichten, beißenden Qualm zu sehen und zu spüren ist. Sie können nur hoffen, dass Niniane und die Garde der Priester diesen Dämon, den die Finsternis ausgespuckt hat, wieder dorthin bannen können, wo er hergekommen ist, bevor er den Rest der Stadt in Schutt und Asche legt und noch mehr ihrer Bewohner sterben müssen. Während sich die kleine Gruppe ein wenig zerstreut und ihre Wunden leckt, Olyvar und Kizumu mit einer Handvoll Blaumäntel zum Kupferkessel und zu Euron Zaubererschreck hinübermarschieren, und Borgil händeringend auf Schilama zusticht, steht Cron da wie zur Salzsäule erstarrt, den Blick unverwandt nach Süden auf die unheilvollen Wolken aus schwelender Finsternis gerichtet. Raven ahnt, wo er gerade mit seinen Gedanken ist und sie tauscht einen besorgten Blick mit Caewlin. "Er wird Niniane suchen wollen", murmelt sie leise. "Und er sieht so aus, als könnte ihn nicht einmal dieser Dämon persönlich davon abhalten."

Einen Moment lang ist sie hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, mit Caewlin in die Sicherheit ihres Zuhauses zurückzukehren, zu den beiden Kindern und den Mägden und Knechten, die sich inzwischen bestimmt Sorgen machen und vor Angst schlottern werden, und dem Wunsch, Cron zur Seite zu stehen. Der Gedanke, dass er sich allein durch brennende Stadtviertel schlagen muss, in denen es womöglich vor Höllenkreaturen nur so wimmelt, behagt ihr gar nicht, und in Caewlins Augen meint sie zu lesen, dass es ihm ebenso geht. " Du sagtest doch, Niniane hätte einen Zauber über das Seehaus gewebt, glaubst du, sie sind dort alle in Sicherheit? Kann ihnen wirklich nichts geschehen? Dann lass uns mit Cron gehen." Raven ist müde, sie ist erschöpft, sie könnte ohne weiteres sofort im Stehen einschlafen und hat bestimmt keine Ambitionen, noch mehr Exemplare dieser Höllenbrut zu bekämpfen, ihr Schädel schmerzt zum Zerspringen, ihre Arme fühlen sich an wie ausgeleierte Bogensehnen, und sie wünscht sich dringend einen ruhigen Augenblick, in dem sie über all das nachdenken kann, was dieser seltsame Tag ihnen gebracht hat, einschließlich der noch völlig unbegreiflichen Erkenntnis, dass sie schwanger ist. Sie kann es immer noch nicht richtig glauben. Im Moment will sie einfach nur noch nach Hause - aber das muss eben warten, bis sie die Waldläuferin aufgegabelt haben, wo immer sie auch gerade stecken mag. Ihr Blick eilt zu Cron hinüber, der sich mit entschlossener Miene das Schwert auf den Rücken schnallt. "Lass ihn uns ein Stück begleiten, wenigstens so weit, bis er in diesem Chaos Niniane gefunden hat. Er würde uns sicher auch nicht allein lassen, wenn wir in dieser Lage wären."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Borgil am 28. Sept. 2005, 22:07 Uhr
Als der Staub sich verzieht, die Stadtgarde über den Marktplatz strömt und die Erleichterung, noch am Leben zu sein, langsam aber sicher den wilden Rausch des vergangenen Kampfes überlagert, findet Borgil sich neben Raven und Caewlin wieder. Hustend, würgend und Asche spuckend zerrt er das schwere Schlachtbeil von seinem Rücken, allerdings nur, um es als Stütze zu mißbrauchen, denn seine Knie haben sich übergangslos in Schweinesülze verwandelt. Eine ganze Weile vergeht, in der er nur versucht, die bunten Kringel und Lichtblitze, die hinter seinen Lidern zucken, wieder in so etwas wie klare Sicht zu verwandeln und genug Luft zum Atmen in seine bei jedem Zug aufkreischenden Lungen zu bekommen. Sein Rücken brennt wie Feuer, in seinem verletzten Arm sitzt eine Horde bösartiger Grumkins mit glühenden Schürhaken, die bei jeder Bewegung erbarmungslos zustoßen, und seine Rippen können nur noch blutiger Brei sein... jedenfalls einige von ihnen. Der schwere Harnisch wiegt plötzlich Tonnen, aber das eng sitzende, wattierte Leder und die Metallplatten darüber, sind das einzige, was ihn im Moment noch zusammenhält, also würde er es ertragen müssen. Aus trüben Augen blinzelt er nach Süden, wohin Cron mit versteinerter Miene starrt und auch Raven und Caewlin besorgt blicken... Schwärze hat sich dort über Talyra zusammengeballt, umzuckt und umwogt von Blitzen, Silberfeuer, gleißendem Licht und Golddunst. Niniane... Er denkt an die Jägerin und hätte nur zu gern tief geseufzt, was er nicht kann, denn seine Rippen lassen ihn nicht... auch nur zu atmen, selbst wenn er dabei so flach hechelt wie ein Hund, bringt ihn an den Rand einer Ohnmacht vor Schmerz, und das will bei Borgil etwas heißen.

"Das," murmelt er durch zusammengepresste Zähne und meint damit das Spektakel am südlichen Himmel, "sieht ganz nach dem Sithechhain aus...oh..." Er wirft Cron einen beschwörenden Blick zu, aber der Tronjer sieht ihn nicht einmal an, dann humpelt Borgil schweratmend in Richtung Olyvar davon, der sich gerade mit Schilama unterhält. Die Waldelbin, die ihnen vorhin vor dem Harfengarten mit ihrem Bogen zu Hilfe gekommen war, steht auch bei ihnen - Yana, wie er inzwischen von ein paar vorbeihastenden Blaumänteln aufgeschnappt hat, die die junge Frau als eine der ihren begrüßt hatten. Offenbar geht es um die Verwundeten und die Tatsache, dass Schilama Heilerin ist, denn Olyvar verkündet gerade: >Borgil sieht zwar aus, als könne er jeden Augenblick zusammenbrechen, aber ich fresse einen Besen samt Stiel und Reisig, wenn er sich jetzt behandeln lässt, ich dachte eher an Yana hier und vielleicht sind auch im Kupferkessel, in den Badehäusern oder in der Harfe Verwundete...< Mmpf. Wenn du das nur erkennst... Außerdem scheint Olyvar entschlossen, Niniane und die anderen Priester, die sich noch mit dem Dämon herumschlagen, nicht allein zu lassen, denn Borgil schnappt noch seine letzten Worte auf, ehe Olyvar zum Kupferkessel hinübergeht und mit Euron spricht: >Vareyar sammelt die Männer und dann brechen wir zum Sithechhain auf.< Als Borgil die Elbinnen erreicht, schafft er es irgendwie sogar, Yana anzugrinsen, wendet sich dann aber gleich an Schilama. "Hmpf - von wegen zusammenbrechen und überhaupt, wir wollen doch nicht, dass sich der Lord Commander eine Magenverstimmung holt," wiegelt er jede mögliche Frage nach seiner Verletzung ab, bevor die Windelbin auch nur eine Chance hat, ihm irgendeine zu stellen.

"Nein, mir fehlt nichts, nur ein paar Kratzer," fügt er hinzu und erstickt damit jeden spekulativen Blick auf seine lahme Schulter im Keim. "Ihr dürft später an mir herumflicken, soviel Ihr wollt, Schilama, aber erst muss ich in der Harfe nach dem Rechten sehen. Und nach meiner Frau... als dieser Hundsfo... äh... dieser Dämon auf dem Markt aufgetaucht ist, ist sie mir glatt nach draußen nachgelaufen, das tapfere kleine Ding, und sie war bei mir, bis ich Stiertänzer spielen musste und Cleyron aufgetaucht ist... wo der abgeblieben ist, weiß auch kein Mensch, na, einerlei...  Azra wird wohl zurück in die Harfe geflüchtet sein und ich muss erst wissen, wie es dort aussieht." Und wenn ihr mich jetzt aus der Rüstung holt, verblute ich wie ein abgestochenes Schwein. "Also, später. Dann gehöre ich auch ganz Euch, Eurer Nadel und dem Wundgarn, versprochen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 29. Sept. 2005, 11:26 Uhr
Es sind zu viele ... und dieser Oger wird uns einfach einfach mit seiner Keule in Brei verwandeln, oder die Höllenhunde fressen und bei lebendigem Leibe... Sie wünschte sich, sie könnte wie der Dämon einfach mit einem Plopp verschwinden und an irgend einem friedlichen Ort wieder auftauchen, mit allen die hier stehen, aber das geht nun mal nicht. Du hättest im Tempel bleiben sollen du dummes junges Ding!, schreit sie sich in Angst und Verzweiflung an. > "Weg hier. Der Ogre erschlägt uns alle, wenn wir nicht..."< Schilama kann darauf gar nicht reagieren, denn ein seltsames Licht erscheint aus dem Nichts, es beginnt zu Kracken und Krackseln und plötzlich bewegt sich die Erde, das Pflaster und begräbt die ersten Höllenkreaturen unter sich. Einen Augenblick ist sie gefesselt von dem Schauspiel, aber dann sucht sie mit den anderen das Weite und muss mit zwei verletzten Beinen um ihr Leben rennen. Als sie erstmal außer Gefahr sind, schießt sie mit den anderen noch die restlichen Kreaturen tot. Geschafft.... überlebt... ist ihr erster klarer Gedanke und sie kann es kaum glauben. Sie dankt den Göttern dafür, diesen Kobold geschickt zu haben, der anscheinend für dieses Wunder verantwortlich ist.

Während die Männer der Stadtwache anrücken, zieht Schilama sich etwas zurück, denn sie hat das Gefühl, krumme Stelzen, statt Beine zu haben und setzt sie sich erstmal auf einen der Trümmer. Die Aufregung verfliegt und statdessen macht sich der Schmerz iher Beine deutlich bemerkbar, dass sie die Zähne zusammen beißt. Verdammt... Sie hat das Gefühl nur einen Moment hier gesessen zu haben, als eine Stimme aus den Rauch ihren Namen ruft und sie hinüberhumpelt.  >"Tapadh leath euch beiden für eure Hilfe."< Tapa... lea.. was? In Verbindung mit den anderen Worten, kann sie nur vermuten, dass es wohl danke heißen soll, denn die Sprache der Ostländer versteht sie nicht, sie kennt nur das Shidar und die Allgemeinsprache. >"Schilama, geht es Euch gut genug, um Euch um ein paar Verwundete zu kümmern?"< Ihr Blick wandert zu Borgil der wie gerufen kommt, aber was Olyvar von Tarascon dazu zu sagen hat, lässt sie schmunzeln, wenn auch mit reichlich verkrampften Gesichtzügen: >"Borgil sieht zwar aus, als könne er jeden Augenblick zusammenbrechen, aber ich fresse einen Besen samt Stiel und Reisig, wenn er sich jetzt behandeln lässt..."<  "Dab habt ihr wohl leider recht." Den restlichen Worten des Lord Commanders hört Schilama schweigend zu, blickt kurz zu der Düsternis die sich nun im Süden der Stadt zeigt und sieht wieder zu ihm und der Waldelbe zurück. >"Überlegt es Euch, ich will nur kurz mit Euron sprechen. Vareyar sammelt die Männer und dann brechen wir zum Sithechhain auf." < Sie nickt ihm nur kurz zu, als Zeichen, dass sie zugehört hat und Olyvar von Tarscon verschwindet im Rauch, während die Waldelbe und Borgil noch bleiben. Mit meinen zwei verletzten Beinen bin ich nur eine Last, ich würde dauernd hinterherhumpeln und wenn ich nochmal einem Goblin gegenüberstehe, kann ich keine Schritt tun um auszuweichen, ohne das mich der Schmerz ablenkt... Es wäre Irsinn mitzugehen, ich muss hierbleiben... Das schmeckt Schilama gar nicht, sie würde viel lieber ihren Freunden dort am Sitechacker helfen, aber sie sieht es ein und findet sich damit ab.

Der Zwerg scheint mit Redekunst und Blicken, jegliche Behandlung seiner Wunden zumindest vorrübergehend verhindern zu wollen. "Besser wäre voher... aber es ist euer Leben mit dem ihr spielt", meint sie ernst und besorgt, es wundert sie sowieso, dass der Hafenwirt noch steht und bei Bewusstsein ist. Als Borgil über Azra spricht, verfinstert sich ihr Gesicht. "Eure Frau hab ich gesehen... und was immer sie voher gewesen sein mag..." aus den Worten kann man ihren Zweifel nur zu gut hören, "... jetzt jagd sie wohl jedem normalem Empathen einen Schauer über den Rücken, beobachtet aus dem verborgenen Priesterinnen und andere, sagt dass ihr ein Blaumantel in die Quere kahm, mit einem eindeutigem Ton und scheucht ganz nebenbei noch einen Höllenhund auf mich." Ihre Wut auf die Shebaruc kann sie dabei nicht ganz verbergen und sie bereut es fast, den Pfeil nicht gleich auf Azra losgelassen zu haben, aber dann wäre das Gespräch mit Borgil wegen Azra, wohl um einiges unangenehmer ... "Das war irgendwo am westlichen Rand des Marktplatzes, aber ich glaube kaum, dass sie da auf euch wartet und mit euren Wunden wäre es selbstmörderisch, die ganze Stadt nach ihr abzusuchen..."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Yana am 29. Sept. 2005, 13:53 Uhr
Helles Licht und goldene Funken blenden die Waldelbe und sie stolpert zurück. Gerade noch hat sie den Oger und die restlichen Höllenbestien angestarrt und sich in Gedanken schon von ihrem Leben verabschiedet, als die Welt anfängt zu beben und sich vor ihr Risse, wie schwarze Mäuler, auftun. Sie starrt auf den Boden, sieht wie sich die Öffnung vergrössert und dabei den Oger und das Gesindel in die Tiefe zieht. Hinter ihr hört sie Olyvars Schreie und sie beginnt so schnell zu laufen, wie ihre Beine sie tragen. Hustend, keuchend und das Haar schwarz voller Asche, hält die Waldelbe erst an, als auch die anderen stehen bleiben. Mit einem verwirrten Ausdruck in den Augen schaut sie zurück und kann nichts mehr entdecken, ausser einen kleinen Kobold, der vor dem Gasthaus steht und jede Menge Rauch, der ihn umgibt.

"Heute scheint nur aussegewöhnliches zu passieren..." Murmelt Yana leise vor sich hin und dreht sich um. Fast wäre sie mit dem Lord Commander zusammen gestossen und sie tritt schnell einen Schritt zurück und schaut mit einem leichten Lächeln zu dem Befehlshaber. >Boghanikbiss?< Sie nickt, grinst und lässt sich von Olyvar zu der Heilerin bringen, welche selber ziemlich angeschlagen aussieht. Der Lord Commander gibt der Windelbe den Befehl hier zu bleiben und sich um die Verwundeten zu kümmern und während die Beiden miteinander sprechen, taucht auch der Zwerg auf. Er grinst Yana zu und diese lächelt ebenfalls. Der Zwerg ist ihr sympathisch und er scheint ein wahrer Kämpfer zu sein, denn obwohl er schwerst verletzt ist, gelingt es ihm immer noch, eine enorme Stärke auszustrahlen.

Das Gespräch zwischen ihm und der Heilerin verfolgt Yana mit grossem Interessen, während sie dabei den provisorischen Verband von ihrer Hand reisst und die Wunde genauer betrachtet. Es scheint weniger schlimm zu sein, als befürchtet, doch sie färbt sich bereits grünlich, was auf eine vergiftung schliessen lässt. >Das war irgendwo am westlichen Rand des Marktplatzes, aber ich glaube kaum, dass sie da auf euch wartet und mit euren Wunden wäre es selbstmörderisch, die ganze Stadt nach ihr abzusuchen..< Yana horcht auf und schaut den Zwergen von der Seite her an. Wie wird er wohl auf so eine Nachricht reagieren? Es muss doch schrecklich sein, solche Neuigkeiten zu erfahren.

"Wenn Ihr Hilfe braucht, dann würde ich mitkommen, sobald meine Wunde versorgt ist.." Bietet die Waldelbe dem Zwerg an und schaut zu dem stämmigen Mann hinunter. Ihre Gesicht verrät, dass sie dieses Angebot sehr ernst meint und sie blickt abwechselnd zwischen der Windelbe und Borgil hin und her.


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Borgil am 29. Sept. 2005, 21:06 Uhr
Vor dem Kupferkessel/ Auf den Straßen der Stadt


Schilama mustert ihn so lange und so kritisch, als wolle sie gleich die Geduld mit ihm verlieren und ihn an Ort und Stelle einer Behandlung unterziehen, ganz egal, wie sehr er sich auch dagegen wehren würde. Es ist ihr deutlich anzusehen, dass ihr sein Vertrösten auf "irgendwann später" überhaupt nicht schmecken will. >Besser wäre voher... aber es ist euer Leben mit dem ihr spielt,< erwidert sie, ohne sich von seiner flapsigen Art auch nur im Mindesten beeindrucken zu lassen. "Ich weiß," gibt er zurück, noch immer einen Funken Humor in den schwarzen Augen, aber nicht weniger ernst wie sie. "Aber Unkraut vergeht nicht und es ist mein Leben." Und im Moment ist ihm Azra wichtiger, als das. Kaum hat er jedoch den Namen seiner Frau in den Mund genommen und redet ein wenig von ihr, eigentlich nur, um sich von seinen Schmerzen abzulenken, verfinstert sich das hübsche, schmale Gesicht der Windelbin zusehends und ihre sonst so sanften, tannengrünen Augen werden dunkel wie Waldmoos im Schatten. Alarmiert von ihrer völlig veränderten Miene hält Borgil den Atem an - seine gebrochenen Rippen danken es ihm prompt mit glühendem Schmerz, aber er kann nicht anders. "Was?" Krächzt er und kann sich gerade noch davon abhalten, die Windelbin zu packen und zu schütteln. "Was ist.... mit... meiner... Frau?"
>Eure Frau hab ich gesehen...<
"Wann? Wo?"
Die Miene der Windelbin bleibt unergründlich, aber in ihren Augen und in ihrem Tonfall, mischen sich Mißtrauen und empörte Wut. >.. und was immer sie voher gewesen sein mag... jetzt jagd sie wohl jedem normalem Empathen einen Schauer über den Rücken, beobachtet aus dem verborgenen Priesterinnen und andere, sagt dass ihr ein Blaumantel in die Quere kam, mit einem eindeutigem Ton und scheucht ganz nebenbei noch einen Höllenhund auf mich.<

Borgils Herz setzt bestimmt drei Schläge aus. Er erinnert sich, wie Azra sich an ihn geklammert hatte, an die Schnallen seines Harnisches, als er aus der Harfe gestürmt war, die Axt in der Hand. Azra, geh sofort ins Haus! Sie hatte ihn nicht allein gelassen. Sie hatte sich an ihm festgekrallt wie an einen Rettungsanker, ihre weißen Hände so klein und weich, so glatt und kühl wie die einer Alabasterstatue, und doch so warm auf seiner Haut, dort, wo ihre Finger sich durch sein Haar gegraben und seinen Nacken berührt hatten. Dann war die Feuerpeitsche auf sie beide zugerast und er hatte sie zu Boden gestossen, und war selbst durch die Luft geflogen... seither hatte er sie nicht mehr gesehen, aber die Harfe war so nahe gewesen, so nahe... und er hatte ihr befohlen, ins Haus zu gehen, verdammt nochmal! "Schneemädel," raspelt er tonlos und klingt wie ein Mann, dem man gerade fein säuberlich das Herz filetiert hat. "Mein... Schneemädel... hat...was getan?!"
Er glaubt zumindest, dass sich so etwas wie Mitleid in Schilamas schillernden grünen Augen zeigt, aber sicher ist er sich keineswegs und die Rhaskeda'ya wiederholt ihre Worte ruhig, aber auch so eindringlich, dass kein Zweifel an der Wahrheit ihrer Behauptung besteht. >Das war irgendwo am westlichen Rand des Marktplatzes, aber ich glaube kaum, dass sie da auf euch wartet und mit euren Wunden wäre es selbstmörderisch, die ganze Stadt nach ihr abzusuchen...< fügt die Windelbin etwas sanfter hinzu. Borgil glaubt ihr und das lässt sein altes Zwergenherz zu Stein werden. Welchen Grund hätte sie auch, zu lügen? Welchen Grund? Sie ist eine Rhaskeda'ya, Azra eine halbe Shebaruc! Wenn das nicht Grund genug ist, dann... hör auf! Hör auf! Das hier ist Schilama! Sie würde das nie tun und du weißt es. Aber Azra ist, und das weiß Borgil ebenso sicher, nicht wie gewöhnliche Blutelben. Der Dämon. Sie muss irgendwie unter Dämonenfurcht oder seinen Bann geraten sein... und das bedeutet... Sein Kopf ruckt herum wie der einer schlecht geführten Holzpuppe an Fäden und er starrt aus flammenden Augen, schwarz wie Kohle, nach Süden. Das bedeutet, sie ist auf dem Weg zu ihrem Herrn und Meister. Dem Dämon. Oh ihr Götter, helft mir, und ich bin schon so müde.

"Danke, Schilama. Dass. Ihr. Es. Mir. Gesagt. Habt. Ich muss... sagt Olyvar... ich..." er schwankt herum, sieht überall hin, aber nicht mehr in diese wissenden, dunkelgrünen Augen und ignoriert stoisch die bunten Kringel hinter seinen eigenen. Sein Blick irrt einen Moment lang über Yanas Gesicht und schweift dann weiter. "Ich muss meine Frau finden." Er will sich schon in Bewegung setzen, gerade als Cron, Caewlin und Raven weiter hinten, vielleicht zehn, fünfzehn Schritt entfernt von ihm, ebenfalls aufbrechen, als er der Waldelbin gewahr wird, die noch immer bei ihnen steht und alles mit angehört hat. Die Bogenschützin mustert ihn mit einer Mischung aus Neugier und Mitgefühl, aber es dauert einen endlosen Augenblick, bis ihr Hilfsangebot überhaupt zu ihm durchdringt. >Wenn Ihr Hilfe braucht, dann würde ich mitkommen, sobald meine Wunde versorgt ist...<
Borgil besitzt gerade noch genug Geistesgegenwart, um den Kopf zu schütteln. "Danke, Mädel, aber ich kann nicht warten." Er weist mit der eisengepanzerten Rechten in Richtung Olyvar, der bei Euron vor dem Kupferkessel steht, "Und du hast den Lord Commander doch gehört. Er will nur kurz mit dem Kupferkesselwirt reden, dann brechen die Blaumäntel zum Sithechacker auf - und du bist im Dienst, Yana." Irgendwie ringt er sich trotz des eiskalten Schreckens, der ihm in alle Glieder gefahren ist, ein schiefes Grinsen ab. "Und unser Olyvar würde sich schön bedanken, wenn die Bogenschützen der Steinfaust hinter alten Zwergen herhopsen, um deren wildgewordene Frauen wieder einzusammeln." Er tauscht einen letzten, absolut unergründlichen Blick mit Schilama, dann ist er weg und eilt so schnell ihn seine kurzen, kräftigen Beine tragen hinter Cron, dem Sturmender und Raven her. "Nicht dort entlang," japst er, als er sie endlich erreicht und einzig die Sturheit und seine Angst um Azra und sein Kind... ihr Kind... halten ihn aufrecht.

"Da lang, ich kenne ein paar Abkürzungen!" Die kennt er tatsächlich und so führt er sie kreuz und quer durch verwinkelte Gassen über den Fluß bis in den Süden der Stadt, so schnell wie es nur irgend geht. Den Göttern sei Dank erweisen sich die Worte Vareyars und Rhordris als wahr: die Stadt ist geräumt, nichts regt sich, nirgendwo sind mehr Menschen unterwegs - und sie finden auch keine Spur von Azra. Götterlob begegnen ihnen allerdings auch keine weiteren Höllenkreaturen, wofür Borgil ausnahmsweise sogar dankbar ist. Das kannst du auch sein, alter Narr. Du bist am Ende. Lächerlicher Hundebiss... möchte nur mal wissen, was das Drecksvieh für eine Ader erwischt hat, dass ich auslaufe wie ein löchriger Eimer! Silverdammtnocheins. Nicht jetzt. Nicht jammern. Halt durch. Nur noch ein Weilchen. Azra muss in Sicherheit sein, dann kannst du in Ruhe verbluten. "Wir brauchen Feuer. Ein Dämon auf dem Sithechacker," keucht Borgil irgendwann, als sie am Ende des Handwerkerviertels an einer Mauerecke Halt machen. Das Lärmen der Feuer und Blaumäntel und das Raunen der Menschenmassen in den Tempelhainen ist längst verstummt, aber irgendwo vor ihnen knistert und summt es, wie in der Luft vor einem gewaltigen Gewitter, sie können es hören und spüren, es vibriert unter ihren Füßen und an ihrer Haut und lässt zumindest Borgil die Haare zu Berge stehen. Magie. "Ärger. Riesenärger. Begräbnisstätte. Tote. Er wird... kchkch... sie alle... sie alle aus den Gräbern holen. Der Dämon. Feuer. Hilft."

-> Auf den Straßen der Stadt

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 01. Okt. 2005, 01:51 Uhr
Als sich die Erde wieder beruhigt hat, stützt sich Euron auf seinen Stab, dessen Gleissen nun langsam wieder verschwindet. Müde betrachtet er, wie die letzten Monster von den Blaumänteln erledigt werden. Glück hast du gehabt, nichts als Glück. Der Kobold betrachtet das kleine Häuflein, welches nach dem Kampf übriggeblieben ist. Hätten sie nicht gerade ohnehin den Rückzug angetreten, wären sie kaum davon verschont geblieben. So wie es unter Rhû Binoen als drei deiner Gefährten mit dem Wächter für immer verschwunden sind und du der vierten nicht mehr helfen konntest, weil du zwar wunderbar die Erde beben lassen konntest, aber dich nie darum gesorgt hast, wie man Knochen und Organe wieder herstellt.
Doch mit den letzten Gefechten wird auch die Stimme in seinem Kopf immer leiser und schliesslich verstummt sie ganz.

Als hätten sie nur darauf gewartet, dass auch die letzte Höllenkreatur ihr Leben ausgehaucht hat, tauchen plötzlich von mehreren Seiten Blaumäntel auf dem Platz auf und beginnen die umliegenden Häuser zu durchsuchen. Für einen Moment ist er Marktplatz plötzlich wieder belebt, als die Männer der Stadtwache ausschwärmen, während der Lord Commander seine Anweisungen gibt.
Der Kupferkesselwirt betrachet sich die Aktivität der Stadtwache.Soll es das gewesen sein, fragt er sich, sind wir hier wirklich von den Ungeheuern befreit? Ungläubig wartet er darauf, dass die nächsten Oger oder Höllenhunde aus einer der Seitengassen kommen, doch nichts davon passiert. Stattdessen scheinen die Häuser rings um den Marktplatz nach einiger Zeit durchsucht und die Bläumäntel sammeln sich, um weiter Richtung Süden zu gehen, wo man, dort wo die Stadtmauer stehen muss, Feuer lodern sehen kann.

Euron überlegt sich, ob es hier noch etwas für ihn zu tun gibt, als er bemerkt, dass Olyvar von Tarascon auf ihn zugelaufen kommt. Mit ihm kommt ein ganzer Trupp von Gefolgsleuten unter denen viele sind, die den Kobold mit großen Augen anschauen, als sie schliesslich vor ihm stehenbleiben. Euron hebt eine Augenbraue, als er sich fragt, was nun von ihm erwartet wird, als der Lord Commander ihn anspricht: "Tapadh leath, Llyfrwawr, für unser Leben. Einen Moment lang dachte ich, der Oger zertrampelt uns alle zu Brei, aber Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen. Wie sieht es drinnen aus? Braucht Ihr noch Hilfe oder habt Ihr Verletzte?"

Der Kobold nickt kurz, als wäre seine Tat eine Selbstverständlichkeit gewesen und nicht weiter der Rede wert. Doch die Frage nach den Verletzten läßt seinen Blick verdüstern. "Die schwer Verletzten wurden von den Boghanik erwischt", antwortet er. Er denkt dabei an Adora, die möglicherweise noch immer Hilfe benötigt, wenn es nicht bereits zu spät ist. "Aber es wäre gut, wenn ihr einen Heiler entbehren könnt, der das kleine Häuflein Überlebender versorgt."
Der Lord Commander nickt zustimmend und gibt die entsprechenden Anweisungen. Als er sich von dem Kobold verabschiedet, antwortet dieser: "Ihr geht weiter in diese Richtung?" Er deutet mit einer Kopfbewegung auf den Süden der Stadt, "ich hoffe Soris ist euch gewogen, so dass ihr mit euren Schwertern dort etwas ausrichten könnt." Ja etwas Glück, kann Talyra jetzt in der Tat gebrauchen, sonst wird uns nur ein kurzes Aufatmen gegönnt sein.

Schliesslich wendet sich der Trupp wieder zur Mitte des Markplatzes zu, um mit den wartenden Blaumänteln den Weg zum Sithech-Hain anzutreten. Nur zwei der Stadtgardisten wenden sich statt in Richtung Süden dem Kupferkessel zu, um gemeinsam mit dem Kobold das Gasthaus zu betreten. Der Kupferkesselwirt schickt einen von ihnen in den Keller, während sich der zweite die Blessuren der Kämpfer in der Gaststube betrachtet.
"Es ist vorbei", sagt er Kobold zu niemand bestimmtem, während er sich auf einen Stuhl sinken läßt, "vorerst zumindest." Er schaut durch das Loch in der Wand hinaus auf den Marktplatz und betrachtet die Blaumäntel, die damit beginnen um den Marktplatz herum zu patrouillieren.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 01. Okt. 2005, 21:38 Uhr
Schilama glaubt daran, dass Azra so ist, wie sie es auf dem Marktplatz erlebt hatte, es traf auf die Erzählungen zu, die sie über Shebaruc gehört hatte und Frau Blutaxt hatte diesen Geschichten alle Ehre gemacht. In ihrer Wut hat sie allerdings nicht daran gedacht, dass sie Borgil damit verletzen würde, obwohl es nun wirklich gut nachvollziehbar ist. Das wollte ich nicht... Sie wollte es dem Zwerg nach dieser speziellen Begnung mit Azra, unmißverständlich klar machen, ja, damit er nicht noch von seiner eigenen Frau umgebracht wird, aber sie wollte es ihm nicht so an den Kopf werfen. >"Danke, Schilama. Dass. Ihr. Es. Mir. Gesagt. Habt. Ich muss... sagt Olyvar... ich..."< Und er dankt mir auch noch dafür... auch wenn er sie dabei nicht ansieht. Sie schluckt, bringt kein Wort heraus und nachdem Borgil noch mit Yana - wie sie durch das Gespräch erfährt - ein paar Worte gewechselt hat, verschwindet er nach einem letzten Blick zu ihr im Rauch, Richtung Süden und sie weiß wohin er will. Götter, das kann er doch nicht machen.... er wird verbluten und nur wegen... sei still! Schilama kann Borgil nicht hintererlaufen, um ihn noch irgendwie davon abzubringen, denn mit den schmerzenden Beinen, fällt es ihr inzwischen schon schwer genug zu humpeln, außerdem hat sie nicht mehr genug Kraft, sture störrische Zwerge von ihrem Weg abzubringen, ganz besonders nicht diesen, so verwundet er auch sein mag. Sil beschütze ihn.

Schilama wendet sich an Yana, die noch neben ihr steht und sie mustert die Waldelbin etwas genauer, als zuvor im Kampfgetümmel. "Entschuldigt, ihr habt es ja mitbekommen... ich werde mich um euch kümmern, bevor ich mit dem Lord Commander rede, schließlich kann ich euch nicht noch länger warten lassen", sagt sie freundlich. "Setzt euch doch schonmal dort drüben hin, ich gehe eben in den Kupferkessel und sehe, ob ich das Nötige zusammenbekomme." Schilama humpelt bis vor den Kupferkessel, aber als sie reingehen will, kommt ihr ein Blaumantel zuvor und sagt, dass er die Sachen schon besorgen würde. Sie dankt ihm, ist froh, dass sie nicht noch wer weiß wo hin muss und setzt sich zu Yana auf einen umgekippten Holzkarren. Es dauert nicht lange, da kommt der Blaumantel mit den benötigten Dingen zurück. Yana verzieht keine Miene, als Schilama die Wunde an der Schulter mit dem Alkohol säubert, näht und danach verbindet. Merkwürdig denn auch der hartgesotenste Kämpfer, wirkt dabei doch zumindest etwas angespannt, was bei Yana nicht der Fall zu sein scheint.
Die Hand der Waldelbe macht ihr da mehr Sorgen, denn da ist eindeutig Gift am Werke. Das sieht nicht gut aus, denkt sie, als sie sich die Verletzung und die Hand noch etwas genauer ansieht. Durch ihre Bücherstöberei, wegen Sethai, hatte sie über Gifte reichlich dazugelernt und das kommt ihr nun zugute. "Ich müsst hier bleiben Yana... das Gift in eurer Wunde, ist bereits in eurem Körper und das entsprechendes Gegengift, kann ich nicht aus dem Hut zaubern. Vielleicht finde ich im Kupferkessel das was ich brauche, um es vorübergehend daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, aber auch das kann ich nicht versprechen, daher solltet ihr euch hinlegen und so wenig wie möglich bewegen, bis ich die Zutaten für das Gegengift zusammen habe, um euch zu helfen." Als Schilama in Yanas Augen blickt, sieht sie deren Reaktion deutlich, aber dabei fällt ihr etwas auf, was sie zwar erstaunt, aber zusammen mit Yanas anderen Auffäligkeiten, eine Erklärung für deren Hartgesottenheit gibt. "Ihr habt noch eine andere Art von Arznei eingenommen, nicht wahr?!" Es ist mehr eine Festellung, als eine Frage und sie sieht die Waldelbin ernst an.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Yana am 02. Okt. 2005, 10:15 Uhr

Als Borgil sich an die Waldelbe wendet, ist sein Blick unergründlich, doch er schüttelt den Kopf, lehnt ihr Angebot ab und schenkt ihr ein letztes Grinsen, bevor er humpelnd davoneilt. Er wird es doch alleine kaum schaffen, so schwer verletzt wie er ist. Yana schaut ihm besorgt nach und seufzt. „Wieso müssen Männer nur so stur sein.“ Kopfschüttelnd wischt sie sich einige Schweißperlen vom Gesicht und schaut auf, als Schilama sie anspricht. >Setzt euch doch schon mal dort drüben hin, ich gehe eben in den Kupferkessel und sehe, ob ich das Nötige zusammenbekomme< Die Waldelbe nickt erschöpft, setzt sich auf einen umgekippten Holzkarren und wartet, bis die Heilerin zurückkommt. Diese betupft ihre Wunde mit Alkohol, welchen ein Blaumantel mit noch einigen anderen Dingen mitgebracht hat. Durch die Droge merkt Yana noch immer nichts von der Wunde und sie lässt, die sonst so schmerzhafte Prozedur ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen.

Nach dem Schilama die Schulter verarztet hat, kümmert sie sich um die verletzte Hand der Bogenschützin und erklärt dieser ruhig, dass sich das Gift bereits ausgebreitet hat. „Oh.“ Bringt Yana leise über die Lippen und schaut besorgt zum Lord Commander rüber. „Aber ich muss mit den Anderen gehen…“ Die Heilerin schüttelt bloß den Kopf und betrachtet Yanas Augen aufmerksam. Diese zuckt zusammen, will gerade weg sehen, doch die Heilern hat bereits bemerkt, was die Elbe eigentlich verbergen wollte. >Ihr habt noch eine andere Art von Arznei eingenommen, nicht wahr?!< Yana nickt, räuspert sich etwas verlegen und schaut Schilama dann wieder an. „Ja, ich wurde angegriffen, als ich alleine zum Marktplatz gelaufen bin. Die Biester haben wirklich scharfe Zähne.“ Seufzend legt sie sich auf den Holzkarren und betrachtet die Heilerin, welche natürlich gerne wissen würde, was sie eingenommen hat. „Ich habe in meiner Heimat selber viel über Kräuter und deren Wirkung gelernt und deswegen weiß ich was ich genommen habe und auch was es für Nebenwirkungen hat, macht Euch also keine Sorgen. Es war ein Stück von einer Teufelswurzel. Ich habe sie immer mit dabei, falls so etwas passieren sollte und ich weiter kämpfen muss.“ Yana schaut der Windelbe aufrichtig in die Augen und lächelt ihr dann zu. „Vielleicht könnt ihr mich ja nicht verstehen, aber ich bin nun mal eine Kriegerin, ich kann nicht einfach herumliegen und warten bis mich jemand zusammenflickt und wenn ihr Euer Gegenmittel gefunden habt, werde ich mit Olyvar mitgehen, ich kann ja später immer noch zu Euch zurück um mich behandeln zu lassen.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 02. Okt. 2005, 13:55 Uhr
"Ich kümmer mich erstmal um die Arznei, die das Gift vorübergehend zurückhält, dann sehen wir weiter", sagt sie, verrät aber nicht, was sie von Yanas Gesagtem hält. Schilama humpelt in den Kupferkessel, fragt Euron noch ein paar Dingen und beilt sich dann damit, das Mittel fertigzustellen. Es dauert nicht lange, da kommt sie wieder aus dem Gasthaus und setzt sich neben die Waldelbin. "Das", sagt sie nachdem sie ein zerkautes Kraut aus dem Mund nimmt und vorsichtig auf Yanas Verletzung an der Hand streicht, "wird das restliche Gift aus euer Wunde herausziehen, damit nicht noch mehr davon in euren Körper gelangt." Sie verbindet die Hand noch und reicht Yana dann einen Becher. "Trinkt das, es wird euch nicht heilen, aber helfen, für eine Weile", fügt sie nochmals hinzu. Als die Waldelbin den bitteren Trunk geschluckt hat, nickt Schilama ihr zu. "Kommt, gehen wir." Sie humpelt in Richtung des Lord Commanders, aber auf den Weg dahin bleibt sie stehen, sieht Yana einen Augenblick lang still an und tastet nach deren Geist. Ich verstehe euch Yana, ich bin nicht nur Heilerin, ich bin auch Waldläuferin und am Sithechacker ist zumindest einer meiner Freunde. Ich hätte allen Grund zu gehen! ... Aber ich weiß wo meine Grenzen liegen und ich würde sie mit meinen zwei verletzten Beinen überschreiten, wenn ich bis zum Sitechhein humple und mich da wer weiß was stelle. Kennt ihr die euren? Mit Gift in eurem Körper und der Teufelswurzel noch dazu? Auch ich kann nicht einschätzen, was passieren wird, wenn ihr jetzt losgeht, ich weiß nur, dass es wegen dem Gift besser wäre wenn ihr hierbleibt, denn hier wärt ihr auch in Sicherheit und nicht gefährdet, wenn euch die Kräfte verlassen, dort am Sithechhein sicher nicht....  Aber ob ihr nun gehen wollt oder nicht, ich muss es Olyvar von Tarascon sagen Yana, ich werde ihm den Zustand einer seiner Leute nicht verschweigen. Sie will sich schon abwendet, blickt dann aber doch noch einen Moment zu der Waldelbin. Ayares isdiores ti. - Die Götter behüten dich.

Schilama humpelt das letzte Stück zum Lord Commander hinüber, der sie durch ihren sehr unwaldläuferischen Gang schon bemerkt hat. "Olyvar von Tarascon, ich werde hierbleiben und mich hier um die Verletzen kümmern. Ihr habt recht, ich war zuvor im Faeyristempel und ich glaub nicht dass es dort inzwischen besser aussieht. Wegen Yana... Sie ist vergiftet und hat noch etwas anderes eingenommen, deshalb kann ich nicht sagen, dass sie, wenn sie mit soll, es später noch aus eigenen Antrieb zurück schafft oder nicht im Kampf das Bewusstsein verliert. Allerdings kann ich ihr hier momentan auch nicht helfen, ich könnte nur ein Auge auf sie haben." Schilama zögert kurz weiterzureden, aber sie musste es dem Lord Commander ebenfalls sagen. "Noch etwas, Borgil ist wieder losgezogen, auf der ist auf der Suche nach seiner Frau, die er am wohl am Sithechacker vermutet, weil... nun weil er woh glaubt, dass sie unter der Fuchtel des Dämons steht, oder etwas in der Art, ob das stimmt weiß ich nicht. Sie scheint jetzt zumindest nicht auf unserer Seite zu stehen, ich bin ihr vohhin auf dem Marktplatz begegnet und... nachdem was sie gesagt hat, hat sie vielleicht auch einer eurer Männer auf dem Gewissen." Sie schweigt kurz, es sind wirklich keine guten Nachrichen die sie ihm hier überbracht hat. "Wenn Borgil endlich bereit ist sich helfen zu lassen, bringt ihn zum erst besten Heiler denn ihr auftreiben könnt", fügt sie alles andere als scherzhaft hinzu. Schilama sagt dem Lord Commander nicht ihre Meinung ins Gesicht, was Azra betrifft, aber in ihrer Stimme hält sie sie auch nicht hinter dem Berg.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 02. Okt. 2005, 15:16 Uhr
Kana weiß nicht, wie sie letztendlich auf dem Marktplatz gelandet ist. War dies nicht der letzte Ort gewesen, den sie hatte aufsuchen wollen?
Nein, denkt sie brummig und stappft über das Kopfsteinpflaster, immer im Schatten, aber das Klicken ihrer Schuhe wird sie trotzdem jedem verraten, die Schusterei ist der letzte Ort an den du willst. Weil du ihn dort vermutest. Wenn du die Wahl gehabt hättest, zwischen Nomadenstiefel und dem Marktplatz, du hättest dich doch sofort in jede erdenkliche Masse von Goblins und Boghaniks gestürzt, die dieses Ding aufgeboten hätte.
Nun, zumindest was das angeht, scheint sie diesmal Glück zu haben. Der Marktplatz ist geräumt, es patroullieren einige der Blaumäntel, denen sie geflissentlich aus dem Weg geht. Dennoch hält sie weiterhin die beiden Dolche in den den Händen, deren Klingen noch immer vom Blut der Goblins besudelt sind. Vermutlich wird es sehr lange dauern, bis sie die letzten Spuren von ihnen abgewaschen hat.

Vor dem Kupferkessel stehen Leute, viele Leute. Das Kopfsteinüpflaster ziert einen langen Riss, von dem sie lieber gar nicht wissen will, wie er da hin gekommen ist und der Boden ist von den Leichen der Boghaniks und Goblins und...Höllenhunde...oh Mutter Wüste, was ist nur los in dieser Stadt?
Kana erkennt den Lord Commander und auf einmal wird ihr klar, dass sie sich besser überall aufhält, aber nicht genau dort, wo es von Blaumänteln wimmelt. Was ist, wenn...sie drückt sich tiefer in den Schatten, hält ihren Atem flach und bemüht sich, die Augen nicht aus Panik aufleuchten zu lassen. Braun sollen sie sein, so unscheinbar wie möglich. Der Commander ist kein Dummkopf und von den meisten Blaumänteln kann man das, laut Cleyron, auch nicht behaupten. Dass er einen Vampir eingestellt hat, bedeutet nicht, dass er sich in einer solchen Situation gemütlich mit einer Halbdämonin unterhalten wird. Wenn er erkennt, was sie ist...wenn er sie überhaupt bemerkt.

Kana kauert sich neben die stinkende Leiche eines der Höllenhunde und betrachtet weiterhin das Geschehen vor dem Kupferkessel...die rothaarige Elbe, die mit Olyvaar spricht, kommt ihr seltsam bekannt vor. Es muss lange her sein...vielleicht ganz am Anfang ihrer Zeit in Talyra, als sie die Schusterei noch gar nicht besessen hat.
Sie seufzt leise und schließt die Augen, lehnt sich an die Wand hinter ihr. Ihre Hände mit den zwei Dolchen ruhen in ihrem Schoß. Für den Augenblick scheint es ihr, als würde sie nie wieder die Kraft haben, sie zu heben.
Der Geruch von Tod und Leid dringt ihr in die Nase. Der Geruch von Feuer.
Bestimmt ist Cleyron hier irgendwo...vermutlich hockt er in einem der brenneden Häuser und führt Selbstgespräche..., denkt sie mürrisch.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 02. Okt. 2005, 17:33 Uhr
Unten im Keller vom Kupferkessel

Calythia macht sich nun daran, die Wunden zu reinigen und zu verbinden. Sie ist froh, dass es nicht schlimmer ausgegangen ist, dass die Frau nicht mehr wie ihre Hand verloren hat, auch wenn es für nie wieder so sein wird, wie eh und je. Sie bemerkt, wie der Verband an ihrem Armstumpf immer mehr von Blut durchgetränkt wird und legt noch etwas davon herum. Sie reist noch etwas vom ihrem Hemb ab, feuchtet ihn an und legt ihn auf Adoras Stirn. Hoffentlich haben sie oben alles im Griff. Sie lauscht angestrengt nach irgendwelchen Kampfgeräuschen, doch es ist nichts zu hören, außer das Stöhnen und das Ächzen der Verletzten.

Dann lässt Adora plötzlich ein Röcheln vernehmen. Blitzschnell öffnet Calythia die Flasche und flösst ihr einen Schluck Wasser ein. "Adora? Könnt Ihr mich hören?" Sie tunkt den Lappen auf ihrer Stirn nochmal in das Wasser. Als sie den Lappen auflegt, öffnet die Köchin die Augen. Sie sind merkwürdig leer und matt. "Adora?", sagt die Elbin und schaut sie besorgt an. Sie rührt sich nicht, sondern starrt mit leerem Blick geradeaus. Wenigstens kann ich sie jetzt bewegen.
Calythia zieht mit Müh und Not den schweren Körper auf einen ausgebreitenen Fetzen und legt unter ihren Kopf ein Hemd, dass zerrissen auf dem Boden liegt.

Die Elbin fasst an Adoras Wange. Sie bekommt Fieber. , denkt Calythia und die Panik nimmt leicht von ihr Besitz. Gegen Fieber hat sie nichts dabei, nur schwächere Salben und Kräuter für leichtere Verletzungen. Adora beginnt ihren Kopf auf dem Boden hin und her zu schwenken, die Augen starr gerade ausgerichtet, den Schweiß im Gesicht kleben. "Heuon.", keucht sie. Calythia fasst an ihre gesunden Hand. "Was sagt ihr?" Die Köchin keucht heftig. "Heuon! Heuon!", ächzt sie und sie atmet immer schneller. "Adora. Ich kann euch nicht verstehen. Hört ihr mich?", fragt Calythia laut und deutlich. "Heuron!" ächzt Adora nur weiter. Dann blickt sie zu der Elbin. "Heuron. Wo is er? Wos Heuron?", fragt sie und in ihren Augen ist plötzlich ein Glanz zu erkennen. "Wer ist Heuron?" fragt Calythia verzweifelt, doch Adoras Augen nehmen wieder den matten Ton an und sie starrt an die Decke. Dabei murmelt sie immer wieder den unbekannten Namen.

"Verzeiht.", hört sie plötzlich eine Stimme hinter sich sagen. Überrascht dreht sie sich herum und erblickt den noch den ziemlich gesunden Söldner mit dem gebrochenen Bein. "Ich glaube sie meint den Wirt. Wenn ich mich nicht irre, war sein Name Euron." Calythia überlegt einen Augenblick, dann nickt sie. "Natürlich!", murmelt die Elbin und wendet sich Adora zu. Sie sprach nun stumme Wörter. Calythia nimmt ihre Hand und spricht ihr zu: "Euron geht es gut, er ist am Leben." Sie betet im Stillen, dass sie mit dieser Aussage Recht hat und Euron wirklich noch lebt und nicht unter den vielen Leichen liegt. "Er wird kommen.", sagt sie mit leicht zittriger Stimme und drückt Adoras verbliebene Hand. Die Frau scheint ihre Worte nicht wahr zu nehmen. Calythia schaut an ihren Gürtel herum. Sie muss doch irgendetwas haben! Sie konnte doch nicht untätig hier herumsitzen!

Sie entdeckt ein kleinen Fläschchen, in dem ein noch circa 2-3 Tropfen eines bläulichen Trankes aufbewahrt wurde. Sie liest das Ettikett, doch die Tinte ist verschmiert. Bei Faeyris, Calythia! Du kennst doch deine Trankfläschchen auswendig, wieso bist du so vergesslich, wieso ausgerechnet jetzt, vielleicht ist das der richtige Trank. Die Elbin seufzt. Selbst wenn es der richtige Trank ist, so ist er fast leer. Sie ärgert sich über sich selbst und stellt das Fläschchen hin.

"He.", hört sie eine Stimme rufen und dreht sie herum. Wieder hatte der Söldern gerufen. "Was?", fragt Calythia genervt. Sie musste sich konzentrieren. Der Söldner nickt zu dem Trank. "Zu dumm, dass ihr nicht mehr von diesem Fliedertrank habt. Er hilft zwar gegen Fieber, aber auch gegen dieses fürchterliche Brennen und Stechen im Bein." Er verzieht sein Gesicht. Calythia starrt ihn an, dann wandert ihr Blick zum Trank. Sie klopft sich an die Stirn. Natürlich! Fliedertrank. Sie öffnet Adoras Mund und verabreicht ihr die letzten Tropfen. Dann tunkt sie wieder den Lappen in das kühle Wasser und legt ihn auf ihre Stirn.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Okt. 2005, 11:13 Uhr
Zu Olyvars Überraschung ist Euron Zaubererschreck ein recht angenehmer und außerdem noch bescheidener Charakter - keine Spur von der sonst unter Erzmagiern so weit verbreiteten Überheblichkeit und Arroganz, und erst recht keine Verliebtheit in die eigene Macht. >Die schwer Verletzten wurden von den Boghanik erwischt< erwidert der Kobold nur auf seine Frage. >Aber es wäre gut, wenn ihr einen Heiler entbehren könnt, der das kleine Häuflein Überlebender versorgt.< "Unter meinen Männern ist kein Heiler," antwortet er mit einem bedauernden Lächeln. "Aber Schilama ist hier auf dem Marktplatz. Sie ist selbst verwundet, aber den Göttern sei Dank nicht schwer, glaube ich. Ich frage sie, ob sie sich das ansehen kann. Ansonsten kann ich Euch ein paar Männer anbieten, die die Verwundeten in einen Tempel oder noch besser, nach Tian Anmen bringen - die Tempel sind rettungslos überfüllt." Euron nickt und für einen Moment mustert er Olyvar aus seinen hellen, runden Koboldsaugen, ein Blick, der ihn frappierend an Pumquat erinnert. Dann verabschiedet er sich und der Wirt des Kupferkessels wünscht ihm Glück. "Aye," erwidert Olyvar, schon halb im Gehen, "das hoffe ich auch. Und wenn nicht, können wir immer noch denen mit Schwertern helfen, die mit anderer Kraft etwas ausrichten können. Slan lead, Euron." Kaum hat er sich von der demolierten Fassade des Kupferkessels abgewandt, um zu seinen Männern zurückzukehren, die Vareyar eben sammelt und einteilt in jene, die mit ihnen gehen und jene, die bei Rhordri hier bleiben würden, humpelt ihm Schilama entgegen. Das Gesicht der Windelbin unter der Maske aus grauer Asche, roten Bluspritzern und schwarzem Ruß ist angespannt und besorgt. "Olyvar von Tarascon, ich werde hierbleiben und mich hier um die Verletzen kümmern. Ihr habt recht, ich war zuvor im Faeyristempel und ich glaub nicht dass es dort inzwischen besser aussieht."

Olyvar nickt erleichtert. "Ich lasse Rhordri mit genug Männern hier. Was immer Ihr hier braucht, er wird dafür sorgen, dass Ihr es erhaltet. Im Kupferkessel sind auch Verwundete, Euron hat darum gebeten, dass ein Heiler sie sich ansieht..." dann kommt ihm ein Gedanke. "Wenn Ihr glaubt, die Verletzten können transportiert werden, dann bringt sie alle in die Steinfaust. Meine Männer können dafür sorgen, dass sie auf Wägen hingebracht werden und Ihr könntet Euch im Branturm mit Ballabars Ausrüstung vielleicht besser um sie kümmern? Ausserdem kennt Ihr Euch dort ja aus und es gibt genug Krankenbetten... aber das müsst Ihr entscheiden, ich bin kein Heiler. Wenn das nicht geht, sollen ein paar Blaumäntel Euch besorgen, was immer Ihr benötigt." Schilama macht eine vage Kopfbewegung, so, als wolle sie gleich über seinen Vorschlag nachdenken, hätte ihm aber vorher noch dringenderes zu berichten und tut es prompt, kaum, dass er geendet hat. >Wegen Yana... Sie ist vergiftet und hat noch etwas anderes eingenommen, deshalb kann ich nicht sagen, dass sie, wenn sie mit soll, es später noch aus eigenen Antrieb zurück schafft oder nicht im Kampf das Bewusstsein verliert. Allerdings kann ich ihr hier momentan auch nicht helfen, ich könnte nur ein Auge auf sie haben.<
"Yana hat was?!" Echot er und versteht im ersten Moment kein Wort. Schilamas Tonfall ist nach wie vor drängend und besorgt, aber das leichte Heben in ihrer Stimme bei den Worten "hat noch etwas anderes eingenommen" ist ihm nicht entgangen. "Was heißt "etwas anderes eingenommen", Schilama? Das klingt ja, als hätte sie irgendwelche obskuren Quacksalbertränke geschluckt." Der Ausdruck auf Schilamas Gesicht verrät ihm, dass er damit der Wahrheit wohl ziemlich nahe gekommen ist. Olyvar atmet hörbar aus und sucht im Gewühl der sich aufstellenden Blaumäntel nach der Windelbin, kann sie aber im Moment nirgends entdecken.

"Ah Dhia," murmelt er. "Und das Gift? Ifrinn! Ich habe keine Ahnung, was uns auf dem Sithechacker erwartet, Schilama. Vielleicht gar nichts mehr, vielleicht eine Armee Untoter oder ein Dämon, weil alle Priester..." er verstummt. "Aber ich kann niemanden dort gebrauchen, der nicht mehr auf sich achten kann oder am Ende zur Gefahr für alle anderen wird. Ich lasse Yana hier, wenn Ihr auf sie achtet. Die Kleine ist mir noch zu jung, zum sterben. Sie soll bei Rhordri bleiben und ihm zur Hand gehen, wenn sie kann und helfen, die Verwundeten fortzuschaffen." Schilama nickt nur, aber wenn Olyvar geglaubt hat, die Windelbin sei damit am Ende der schlechten Nachrichten angelangt oder hätte ihm zum Schluß noch etwas erfreulicheres in diesem Alptraum aus Feuer, Tod, Asche und Entsetzen zu berichten, dann hat er sich getäuscht. >Noch etwas, Borgil ist wieder losgezogen, auf der ist auf der Suche nach seiner Frau, die er am wohl am Sithechacker vermutet, weil... nun weil er woh glaubt, dass sie unter der Fuchtel des Dämons steht, oder etwas in der Art, ob das stimmt weiß ich nicht. Sie scheint jetzt zumindest nicht auf unserer Seite zu stehen, ich bin ihr vohhin auf dem Marktplatz begegnet und... nachdem was sie gesagt hat, hat sie vielleicht auch einer eurer Männer auf dem Gewissen.<
"Borgil?" Echot Olyvar bestürzt und hätte Schilama beinahe an den Schultern gepackt, um sie zu schütteln. Er weiß genau, wie schlimm es den Zwergen erwischt haben muss, Borgil hatte schon vorhin kaum noch stehen können. "Azra? Der kleine Shebarucmischling? Oh nein..." Seine Gedanken rasen in alle Richtungen davon, aber er nickt nur knapp, während Schilama einen Moment unschlüssig verstummt und dann leise und sehr eindringlich hinzufügt: >Wenn Borgil endlich bereit ist sich helfen zu lassen, bringt ihn zum erst besten Heiler denn ihr auftreiben könnt<

"Aye, Schilama." Azra unter dem Bann des Dämons... nicht auf ihrer Seite... einen Eurer Männer auf dem Gewissen... unter dem Bann des Dämons... Bitter und immer bitterer! "Aye, das werde ich tun, aber erst einmal müssen wir ihn finden. A Dhia, was für ein dreimal verfluchter Tag. Ich kümmere mich darum." Er dreht sich kurz um und winkt Vareyar. "Aufbruchbereit?" Sein Waffenmeister nickt nur und die Männer warten, bereit, zum Sithechhain zu marschieren. "Gut. Rhordri, komm her. Schilama wird ein paar deiner Männer vielleicht brauchen. Schilama..." einen Moment sucht er nach Worten. "Behaltet das über Borgils Frau für Euch. Ich kümmere mich darum, aber wenn sie wirklich unter dem Bann des Dämons steht, dann weiß sie überhaupt nicht, was sie getan hat, Shebarucblut hin oder her. Das hätte jedem geschehen können, der ins Angesicht der Finsternis geblickt hat, aber das letzte, was ich jetzt in der Stadt brauchen kann, ist eine Hexenjagd auf Borgils Frau, nur weil sie ist, was sie ist. Und wenn sie nicht besessen ist, dann wird sie sich verantworten müssen. Trotzdem... schweigt darüber, bitte." Er sieht der Windelbin einen langen Moment eindringlich in die grünen Augen, dann ist er weg. Er findet Kizumu in Vareyars Nähe, mit sovielen Wurfdolchen versorgt, wie sie hatte wiederfinden können und seine Männer abmarschbereit. "In Ordnung, gehen wir. Die Bogenschützen in die Mitte, Lanzenträge an die Flanken. Vareyar, du gehst mit zehn Schwertkämpfern nach hinten, ihr anderen folgt mir!" Die Hand seiner Frau fest in seiner, brechen sie vom Marktplatz, der im Moment noch eher einem ausgebrannten Schlachthaus gleicht, erst in Richtung Westen auf und schwenken dann bei der Fleischerei nach Süden.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Yana am 03. Okt. 2005, 12:51 Uhr
~ Auf einem Karren vor dem Kupferkessel ~


Das zerkaute Kraut wirkt kühlend und beruhigt den brennenden Schmerz, welcher sich in der Hand am ausbreiten ist. Yana beobachtet Schilama bei der Arbeit und nimmt dann dankend den Becher mit dem Sud entgegen. Er schmeckt bitter und sie schluckt ihn schnell hinunter. "Vielen Dank." Murmelt die Waldelbe und gibt den Becher an die Heilerin zurück. Ihr Magen rebeliert etwas gegen diesen Heiltrunk, doch er beruhigt sich schnell wieder. >Kommt, gehen wir.< Nickend erhebt sich Yana und folgt Schilama, doch diese bleibt stehen und sendet ihr einige Gedanken.

Die Botschaft der Heilerin nimmt Yana ohne Kommentar entgegen, doch sie bleibt stehen und wartet in Reichweite, damit sie die Beiden nicht stört. Sie hat wohl Recht, ich sollte nicht mit den Anderen gehen, ich wäre doch nur eine Belastung, ausserdem kann Schilama vielleicht meine Hilfe gebrauchen. Langsam geht Yana wieder zurück, wischt sich ihr russverschmiertes Gesicht an ihrem Hemd ab und nimmt einen Schluck Wasser aus einem Lederbeutel, welcher ein Blaumantel aus dem Kupferkessel mitgebracht hat. Während sie trinkt beobachtet sie das Gespräch von Schilama und Olyvar und sieht wie der Lord Commander mit seinen Leute davon eilt. Er ist also auch der Meinung ich sollte hier bleiben. Nun gut, ich will den Beiden mal gehorchen.

"Ich werde Eurem Rat folgen und bei Euch bleiben, denn wie ich sehe haltet es Olyvar auch für das Beste, ausserdem will ich die Truppe nicht schwächen." Berichtet Yana der Heilerin, als diese zurück kommt. "Wenn Ihr einverstanden seid, werde ich Euch so gut es geht zur Hand gehen. Wir müssen uns schliesslich um die Verletzen kümmern und darum, dass sie in Sicherheit gebracht werden." Die goldenen Augen der Waldelbe bekommen neuen Glanz und sie ringt sich sogar ein Lächeln ab. "Um mich könnt Ihr Euch dann noch später kümmern, jetzt haben erst die Schwerverletzen vorrang, es wird sicherlich eine Weile dauern, bis ich das Gift zu spüren bekommen." Yana springt vom Karren herunter, legt sich ihren zerfetzten Umhang wieder über die Schultern und schaut abwartend zu Schilama.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 04. Okt. 2005, 13:40 Uhr
~Vor und im Kupferkessel~

>"...Vielleicht gar nichts mehr, vielleicht eine Armee Untoter oder ein Dämon, weil alle Priester..."< Olyvar bricht ab, aber sie ahnt was er sagen wollte. Ich hoffe dir geht es gut Morgana... Wenigstens muss sich Schilama nicht noch um die Waldelbin sorgen, denn der Lord Commaner will auch, dass sie hier bleibt. Seine Bitte, die Sache mit Frau Blutaxt zu verheimlichen, gefällt ihr aber überhaupt nicht. Ja, "wenn" sie es ist... und so oder so bringt sie in der Zeit vielleicht Leute um, die sie für Borgils "liebe" Frau halten! Der Gedanke macht Schilama zornig, denn wenn Azra unter keinem Bann steht, was sie glaubt, ist sie in ihren Augen nicht besser, als eine der Höllenkreaturen und hätte es verdient gelyncht zu werden. Aber Borgil hätte es nicht verdient, dass seine Frau so stirbt und Olyvar hat gesagt, dass sie sich verantworten muss, wenn sie nicht besessen ist... Schilama erwiedert seinen Blick und nickt. "In Ordnung." Der Lord Commander wendet sich zu seinen Leuten und zieht mit dem Trupp los, während Schilama sich an Rhodri wendet. "Ich muss mir erst die Verletzten im Kupferkessel ansehen bevor ich sagen kann, ob wir sie in die Steinfaust bringen können. Ich sage euch dann bescheid." Sie lächelt dem Kastellan kurz zu, es ist wirklich noch nicht lange her, seit sie das letzte Mal zusammengearbeitet haben und er hatte ihr mit ein paar Kleinigkeiten sehr geholfen. Schilama humpelt weiter, findet Yana auf dem Karren sitzend vor und was die Waldelbin sagt, ist wirklich mal erfreulich. Endlich mal jemand mit Vernunft! Im Gegensatz zu gewissen anderen Patienten, wie Borgil, oder dem Narrenkönig, der sich bestimmt nicht zu Ballabar hätte schleifen lassen, wenn man ihn nicht dazu verurteilt hätte, ist Yana eine Erholung. "Einverstanden und danke... aber sobald ihr eine Veränderung bemerkt, sagt es mir! Wehe wenn nicht", scherzt sie trotz aller Sorge. Nachdem Yana vom Karren gehüpft ist, humpelt Schilama zum Eingang des Kupferkessels, meint am Rande noch etwas zwischen den Leichen der Kreaturen zu bemerken, glaubt dann aber sich geirrt zu haben und geht in das Gasthaus, die Blaumäntel würden schon aufpassen.

Schilama war nur ein oder zweimal im Kupferkessel, aber dieser Kupferkessel, hat nicht mehr viel mit dem gemeinsam, an den sie sich erinnert. Im verwüstetem Gasthaus sitzt der Kobold Euron, der sie vorhin alle gerettet hat und sie humpelt zu ihm hinüber, Yana folgt ihr. "Euron, ich wollte mich noch persönlich für euer Tun bedanken, ohne euch wäre das vermutlich unser letzter Tag gewesen. Ich war auch unter den Kämpfern, wie Yana hier", fügt sie noch hinzu, denn woher sollte der Wirt die Leute erkennen, die er gerettet hat, bei all diesem verrusten und blutverschmierten Gesichtern. "Der Lord Commander meinte ihr habt Verwundete... wo sind sie?" Als sie erfährt, dass sie im Keller sind, atmet sie einmal tief ein und aus. Treppensteigen!, mit ihren verletzten Beinen alles andere als lustig, aber Schilama nickt nur und geht langsam und vorsichtig die Kellertreppe hinunter. Ouh, Auatsch, Eiiiih... tut das Weh! Yana bietet ihr zwar ihre Hilfe an, aber Schilama lehnt verbissen ab, sie weiß nicht, ob die Waldelbin ihr genug Halt geben könnte, wenn ihr ein Bein wegknickt, oder gar beide, da stürzt sie lieber allein ins Unglück. Geschafft! Sie kommen unbeschadet im Keller an und Schilama verschafft sich schnell einen Überblick. Es liegen einige Boghanik Leichen hier und die eines Mannes... Die anderen Verletzten, haben zwar Bisswunden von der Boghanik Attacke abekommen, aber wenigstens leben sie noch. Schilama sieht sich die Leute schnell aber gründlich an, sie wurden schon provisorisch behandelt - bis auf die frischen Gräber Bisse - und anscheinend sogar von jemand, der sich in der Heilkunst etwas auskennt... Endlich mal etwas Glück. Bei einer Verwundeten, die an diesem grauenhaften Tag ihre Hand verloren hat, findet sie eine Hochelbin, die sich offentlich gerade um die Frau kümmert. "Habt ihr diese Leute versorgt? ... Gut, dann kümmert euch bitte weiter um sie, ich werde euch dabei helfen. So wie ich das sehe sind alle anderen transportfähig. Wie sieht es mit dieser Frau aus? ...  Ich wollte alle Verwundeten in die Steinfaust bringen lassen, dort ist es sicherer und alles vorhanden, um ihnen so gut wie möglich zu helfen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 04. Okt. 2005, 16:55 Uhr
Als Olyvaar mit dem Großteil der Blaumäntel abzieht, bleibt Kana noch eine Weile zwischen den Leichen sitzen und betrachtet versonnen die schmutzigen Klingen ihrer Dolche. Das Blut der Boghaniks und ihrer Artgenossen läuft an einigen Stellen von dem Metall herunter, an anderen scheint es sich regelrecht hineinzufressen wie eines der Gebräue, die Alchemisten manchmal zusammen brauen. An den blanken Stellen spiegelt sich einer der letzten, späten Sonnenstrahlen.
Oh Shenrah, denkt sie und sieht der untergehenden Sonne zu. Oh ihr Götter. Warum kann ich nicht einmal Ruhe finden?
Als sie sich schließlich erhebt, bringt sie es nicht über sich, die Dolche zurück in die Stiefel zu stecken. Nein, sie müssen in ihren Händen bleiben. Wer weiß...vielleicht haben die Blaumäntel den einen oder anderen Goblin vergessen...den einen oder anderen Höllenhund...vielleicht rührt sich plötzlich wieder einer der Oger.

Kanas Blick schweift ein letzes Mal über den Marktplatz. Ob Cleyron hier gewesen ist? Er war nicht bei den Männer Olyvaars. Er hätte sie entdeckt. Ganz bestimmt. Auch wenn das ganze Blut und der Rauch die Luft verpestete, sie hätte er gerochen.
Vielleicht hilft er irgendwo beim Löschen, überlegt sie düster, und rennt jetzt als lebende...irgendwie...Fackel durch die Gassen, um die Menschen aufzumuntern.
Beim Eintreten in das Gasthaus zittern ihr die Beine. Bei allen Körnern der Wüste, wann ist sie das letzte Mal so erschöpft gewesen? Es scheint ihr durch das Blut zu fließen, es zu verdicken, bis es sich nicht mehr richtig bewegen will. Alle Muskeln zittern ihr.
Wenigstens geht es dem Gärnter gut. Und Aingeal. Oh, diesen Tag hatte sie sich wahrlich besser vorgestellt, bei allen Göttern!

Das Innere des Kupferkessels ist beinahe so verwüstet, wie sie es vorgestellt hat, allerdings weiß sie nicht, wie er gewöhnlich aussieht. Sie ist das erste Mal hier.
Auf einem der Stühle hockt ein Kobold. Kana glaubt sich zu erinnern, von ihm gehört zu haben, aber im Moment kümmert sie nur, dass er eigentlich genauso geschafft aussieht, wie sie sich fühlt.
Ohne nachzufragen, lässt sie sich im gegenüber auf einen der Stühle fallen. Vermutlich hätten ihre Beine ansonsten bald nachgegeben. Sie fühlt das Gewicht der Eisensohlen nur allzudeutlich und kommt beinahe in Versuchung, die Stiefel abzustreifen.
"Ich hoffe es stört nicht, wenn ich mich kurz ausruhe?" Kana bemüht sich um ein Lächeln, aber es muss sehr entkräftete wirken und sie kann sich denken, was für einen Eindruck sie machen muss, das Kleid an einigen Stellen zerrissen, die Haare voller Blut, zwei Dolche umklammernd und einer Wunde, die waagerecht über ihr ganzes Gesicht veläuft, knapp unter den Augen vorbei. Immer noch fühlt sie ein wenig Blut herausrinnen. Vielleicht sollte sie es behandeln lassen. Andererseits dürften die wenigsten besser aussehen, als sie. Ihr Blick irrt durch die Schankstube. Sie kann die Windelbin nicht entdecken, aber wenn sie ehrlich ist, ist ihr das weitesgehend egal.
Sie schließt die Augen und konzentriert sich auf die leichten Kopfschmerzen, die das lange Glühen ihr bereitet hat. Jetzt sind sie braun und so, wie Augen es zu sein haben und sie wünscht sich einmal mehr, sie könnte verhindern, dass die rote Farbe jemals wieder hinein träte.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 05. Okt. 2005, 17:02 Uhr
Calythia blickt besorgt zu Adora. Ihr Atem geht nun etwas beruhigter, genau wie ihr Puls. Momentan kann sie nicht mehr machen. Sie wendet sich dem Sölder zu. "Was glaubt Ihr wie es da oben aussieht?", fragt Calythia ihn und blickt hoch zur Decke. Keine Geräusche sind zu hören außer das Ächzen der Verletzten. Der Söldner schüttelt unwissend den Kopf und erwidert. "Ich weiß es nicht...Ich kann es Euch nicht sagen. Wir müssen aber auf das Schlimmste gefasst sein." Calythia nickt und schluckt einen Kloß in ihrem Hals herunter. Auf das Schlimmste gefasst sein... Die Elbin will gar nicht wissen, wie das Schlimmste wohl aussehen mag...

Sie schaut nach Adora und legt ihr einen frisch angefeuchteten Lappen auf die Stirn. Dann fasst sie mit ihren Fingern an ihre Stirn. Ein Stechen durchfährt ihren Kopf und unter ihren Fingern spürt sie trockenes Blut. Plötzlich hört sie hastige Schritte. Kommt etwa Euron? Sie dreht sich herum und erblickt eine Windelbin, die die Verletzten anschaute. Dann wanderte ihr Blick zu Calythia.

Habt ihr diese Leute versorgt? ... Gut, dann kümmert euch bitte weiter um sie, ich werde euch dabei helfen. So wie ich das sehe sind alle anderen transportfähig. Wie sieht es mit dieser Frau aus? ...  Ich wollte alle Verwundeten in die Steinfaust bringen lassen, dort ist es sicherer und alles vorhanden, um ihnen so gut wie möglich zu helfen." Calythia steht auf und nickt. "Ja ich war die Einzige hier, die sich damit auskennt. Die meisten sind transportfähig, bei Adora..." sie nickt zu der Frau, "bin ich mir nicht sicher. Sie hat sehr hohes Fieber und ist nicht bei Sinnen. Es wäre aber das Beste sie mitzunehmen, wenn dort alle Medikamete und Kräuter vorhanden sind. Wenn ich Euch nicht hindere, würde ich sehr gerne mithelfen..." Calythia blickt einen Moment zu Boden und scharrt mit dem Fuß darauf. Dann sagt sie plötzlich: "Sagt wie sieht es oben aus? Lebt Euron? Können die Höllenvieher aufgehalten werden?"
Sie sieht die Windelbin mit großen Augen an und krallt ihre Fingernägel in ihre zerfetztes Hemd, aus Angst vor der Antwort.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 07. Okt. 2005, 13:50 Uhr
Jetzt nachdem die unmittelbare Gefahr vorbei ist, befällt die Glieder des Kobolds eine Müdigkeit, die er selbst nicht erwartet hat. Obwohl es noch genug im Kupferkessel zu tun gibt, was seiner Hilfe bedarf, bleibt der Wirt einfach sitzen und starrt mit leeren Augen hinaus auf den Marktplatz, dabei in Gedanken immer noch bei den Ereignissen der letzen Stunden. Wie vom Lord Commander versprochen bleiben einige Mitglieder der Stadtwache zurück, um die Verletzten auf einem hölzernen Wagen in die nächstgelegenen Tempel zu bringen.

Zwei Elben treten vor Euron und eine von ihnen bedankt sich für seine Tat. Er nickt ihr müde zu, ohne zu wissen, was er ihr sonst antworten soll. Habe ich das wirklich getan, um sie zu retten?, fragt er sich, oder nicht vielleicht nur aus Wut und dem Wunsch hier endlich wieder meine Ruhe zu haben? Doch eigentlich spielt die Antwort keine Rolle. Mit der Ruhe würde es nun wohl vorbei sein. Nachdem er jahrelang hier gelebt hat, ohne das die meisten Bewohner Talyras von seinen Fähigkeiten wussten, würde sich jetzt alles ändern. Er kann schon die Marktweiber tuschelnd die Köpfe zusammenstecken sehen, wenn er vor die Tür seines Hauses tritt und seine Stirn verfinstert sich, wenn er daran denkt, wer ihn jetzt alles besuchen würde. Die die glaubten, er könne ihre Probleme mit einem Wedeln der Hand lösen oder jene, die glaubten, in seinen Besitztümern wertvolle magische Gegenstände finden zu können.

Auf die Frage nach den Verletzten deutet er hinab in Richtung der Theke. "Wir haben sie hinab in den Keller gebracht, um sie zu schützen", erklärt er, "doch Boghaniks sind dort eingedrungen. Es wird nicht viele geben, die noch am Leben sind."
Adora, erinnert er sich plötzlich und will aufstehen, um den Elben zu folgen. Doch dann sinkt er wieder in den Stuhl. Er will sich jetzt keine Gewissheit darüber verschaffen, wie es ihr geht. Solange er hier bleibt, hat er das Gefühl, dass sie noch lebt und ihr geholfen wird. Wer weiß, was ihn erwarten würde, wenn er hinabstiege.

Plötzlich erscheint eine Gestalt ihm Türrahmen. Müde schaut sie sich um und schleppt sich dann zu dem Tisch, an dem Euron selbst sitzt.
"Ich hoffe es stört nicht, wenn ich mich kurz ausruhe?" fragt sie, doch hat sie sich in dem Moment bereits gesetzt. Ihr Aussehen könnte man fast als normal bezeichnen an diesem Tag. Es gibt wohl nur wenige Bewohner der Weltenstadt, die sich noch immer innerhalb der Stadtmauern befinden und keine zerissene Kleidung tragen und deren Körper nicht mit Blut, ob nun dem anderer oder dem eigenen, besudelt ist. Trotzdem spürt der Kupferkesselwirt ein leichtes Unbehagen, als er die Frau betrachtet. Als hätte sich nicht einfach ein müder Mensch sich ihm gegenüber gesetzt.
Er kann sich nicht erklären, woher dieses Gefühl kommt, doch beschliesst er, dass es seiner Abgespanntheit oder ihrer schmerzhaft aussehenen Wunde im Gesicht zuzuschreiben ist.
"Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt", antwortet er ihr, "doch kann ich euch im Moment nichts zu Essen oder zu Trinken anbieten. Ihr seht ja, dass die letzen Gäste recht rüde Umgangsformen besassen." Euron stockt einen Moment, stellt dann aber fest, dass es gut tut, den Ereignissen nicht die Ernsthaftigkeit zukommen zu lassen, die sie eigentlich forderten. Es macht es leichter darüber zu sprechen. Und es zu verdrängen.
"Zum Aufräumen bin ich noch nicht gekommen", sagter deswegen weiter, "aber wenn es euch trotzdem zum Ausruhen genügt, dann seid willkommen. Im Übrigen sollte sich eure Wunde ein Heiler ansehen. Wem habt ihr sie zu verdanken?"
In Gedanken geht Euron die Möglichkeiten durch: "Goblin, Boghanik oder gar Höllenhund? Egal. Es kommt ihm unwirklich vor, in diesem Chaos eine Plauderei anfangen zu wollen, doch ist es genau das, was er im Moment braucht, um seine Gelassenheit wieder zu finden. Einfach so tun, als wär das ringsum nichts weiter als eine kleine Abweichung von der Normalität, die recht bald wieder verschwunden ist.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 07. Okt. 2005, 17:32 Uhr
Kana sieht den Kobold erst einen Augenblick lang verdutzt an, dann lacht sie leise. Ihre Hand wandert zu dem Schnitt. Mit nachdenklicher Miene betrachtet sie die blutigen Fingerkuppen. Der Kupfergeruch dringt ihr überdeutlich in die Nase und ihr wird klar, dass ihr das Blut in unschönen Schlieren von der Wunde über das Gesicht gelaufen sein muss. "Ein Goblin...aber ich denke, ich habe noch einmal Glück gehabt." Ihr Blick wandert zur Tür. "Mir sind weder Oger noch Höllenhunde über den Weg gelaufen. Das Hauptgeschehen scheint hier auf dem Marktplatz stattgefunden zu haben."
Weiter betrachtet sie die Schankstube, nimmt die zerstörte Einrichtung und schließlich versucht sie sich wieder an einem Grinsen. Die Einstellung des Kobolds erinnert sie erstaunlich an die Cleyrons, aber ihr selbst ist es schon immer schwerer gefallen, die Dinge so gelassen hinzunehmen. Dennoch. Das Schlimmste scheint durchgestanden.

"Ja, euer Schankraum sieht wahrlich so aus, als wäre ein Sandsturm mitten hindurch gerauscht. Ihr solltet darüber nachdenken, eine Hilfe für die Reinigung zu organisieren und demnächst nicht mehr jedwedem Raufbold eure Tür öffnen. Aber ich bin zur Zeit nicht wählerisch."
Einen Augenblick verharrt sie noch so, doch dann jedoch schlüpft sie mit einem erleichterten Seufzer aus ihren Stiefel und streckt die gemarteten Füße aus. Ihr Schuhwerk ist nicht dafür gemacht, dass sie ständig von einem Ende Talyras zum anderen rennt und sich zwischendurch noch einigen Goblins und Boghaniks erwehren kann.

Jedoch behält sie einen der beiden Dolche in der Hand, betrachtet ihn erst gedankenversunken und reinigt sich sinnloserweise einen Fingernagel. Es führt lediglich dazu, dass sich unter dem Nagel nun Boghanikblut befindet. Wieder sieht sie sich kurz um. Auf dem Marktplatz dürfte sich das Hauptgeschehen abgespielt haben. Vermutlich mit Cleyron mittendrin.
"Sagt...Ihr habt nicht zufällig meinen Bruder gesehen? Er ist nicht zu verwechseln. Bleich wie ein Fischbauch, schwarze Haare, vermutlich ein vergnügtes Lachen, als er sich auf einen Oger gestürzt hat? Allgemein etwas wahnsinnig?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 07. Okt. 2005, 21:05 Uhr
~Im Keller~

Schilama kniet sich zu der verletzten Frau und schaut sie sich selbst kurz an. "Hmm, ich denke nicht, dass es gefährlich für Adora wird... Wir nehemen sie mit. Yana, sagt Rhodri doch bitte bescheid, er soll alles nötige in die Wege leiten, um die Leute hier hinüber in die Steinfaust zu schaffen." Die Waldelbin huscht hinauf und Schilama bleibt noch einen Moment kniend neben der Frau sitzen, so schmerzen ihre Beine zwar nicht weniger, aber es ist nicht so anstrengend. >... "Wenn ich Euch nicht hindere, würde ich sehr gerne mithelfen..."< "Natürlich könnt ihr mir helfen, ich bin über jede Hilfe dankbar, erst recht wenn sich diese auch noch etwas in der Heilkunst auskennt. Außerdem habe ich euch doch voher darum gebeten", fügt sie noch freundlich hinzu, da es die Hochelbin voher wohl überhört hatte. >"Sagt wie sieht es oben aus? Lebt Euron? Können die Höllenvieher aufgehalten werden?"< "Oben ist alles in Ordnung, zumindest hier in der Umgebung. Die Monster vor dem Kupferkessel sind tot, dafür haben wir und Euron gesorgt und ja, er lebt." Ein Lächeln zeigt sich bei den Worten auf Schilamas Gesicht, es erstirbt aber schnell wieder im Angesicht dieser Katastrophe, die über Talyra gekommen ist. Sie weiß, dass es noch nicht vorbei ist, die Finsternis die über dem Sithechacker liegt, sagt das mehr als deutlich, aber das muss sie der Hochelbin ja nicht auf die Nase binden. Jetzt steh schon wieder auf Schilama, du hast noch anderes zu tun, steh auf! Schilama wäre viel lieber so geblieben aber sie weiß auch, dass es noch viel zu tun gibt. Sie erhebt sich, wenn sie dabei auch scharf die Luft einzieht Geht doch. Innerlich bereitet sich Schilama auf eine lange Nacht vor, denn das hier werden nicht die einzigen Verletzten bleiben, die sie zu versorgen hat. "Wenn ihr mich entschuldigt, ich werde mich eben um meine eigenen Wunden versorgen, bevor ich mich um die anderer kümmere."

Eine dunkle Kellerecke für sich allein, findet Schilama hier nicht, so dass sie mit einem Stuhl, etwas abseits der Verletzten, vorlieb nimmt. Na dann... An ihrem rechten Bein, muss sie ihren provisorischen Verband entfernen, an ihrem linken Bein hatte sie noch gar keinen angelegt, irgendwie hatte sie dafür noch nicht die Zeit gefunden. An Alkohol zum reinigen, mangelt es mir im Gasthaus zumindest nicht. Um die Säbelwunde an ihrer rechten Wade zu säubern, muss sie sich halb verdrehen und der Schuß aus der Flasche brennt wie Feuer. Sie hält die Luft an, während sie mit einer Hand die Flasche und mit der anderen die Tischplatte vor Schmerz umklammert... Geschafft! denkt sie als sie wieder Luft holt und sich das höllische brennen, nach einigen Augenblicken langsam in angenehme brennende Wärme wandelt. Und nun? Schilama sieht sich um, aber saubere weiße Leinen und anderes Verbandsmaterial, gibt es nicht mehr und sie seufzt. Gut, dann hab ich eben kein heiles Stück Stoff mehr am Leib. Ein Stoffstreifen ihres Umhangs, benutzt sie als Verband für ihre Wunde, nachdem sie den Fetzen in Alkohl getränkt und ausgewrungen hat. Bei dem Boghanikbiss an ihrem Oberschenkel, macht sie das Selbe nochmal, nur dass sie sich einen Teil der Wunde nicht genauer ansehen konnte, weil sie keinen Giraffenhals hat. Als ob das Vieh es geahnt hättte! An sich wäre es ja gar nicht schlimm, wenn sie nicht spüren würde, dass irgendetwas hartes darin steckt und sie sich ziemlich genau vorstellen kann, was das ist. Darum kann sich später Ballabar oder die Hochelbin kümmern denkt sie grimmig, denn gerade kommen ein paar Blaumäntel die Treppe hinunter und fragen, wen sie als erstes hochbringen sollen...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 09. Okt. 2005, 11:51 Uhr
Eurons Gegenüber scheint sein Angebot, sich ganz wie zuhause zu fühlen, wörtlich zu nehmen. Etwas überrascht beobachtet der Kobold, wie sie die Schuhe auszieht und schliesslich beginnt sich mit einem ihrer blutverschmierten Dolche gelangweilt die Fingernägel zu reinigen.Entweder sie ist so kampferfahren, dass sie schon kurz nach der Schlacht auf dem Marktplatz, wieder zum Alltag übergehen kann, denkt sich der Kupferkesselwirt, oder sie hat wirklich viel Glück gehabt, auf ihrem Weg hierher und ist kaum auf Höllenkreaturen getroffen.

Die Beschreibung ihres Bruders läßt Euron die linke Augenbraue hochziehen. "Nein, ich habe niemand derartiges gesehen", antwortet er zögernd, "ich bin erst ganz zum Schluss zu den Kämpfen auf dem Marktplatz hinzugestossen. Deswegen kann ich euch nur versichern, dass er hier im Kupferkessel nicht aufgetaucht ist. Eurer Beschreibung nach zu urteilen, wäre er mir mit Sicherheit aufgefallen."

Während sie sprechen, haben die Blaumäntel ihre Vorbereitungen vor dem Gasthaus abgeschlossen und durchqueren schliesslich den Schankraum, um hinab in den Keller zu gelangen. Als sie mit den ersten Verletzten wieder hinaufkommen, springt Euron auf und eilt auf einen der Stadtgardisten zu.
"Wie geht es den Verletzten", fragt er hastig, "sind alle ausser Lebensgefahr." Einer der Blaumäntel nickt, doch fragt der Kobold noch weiter, "Da unten ist eine Frau. Sie hatte schwere Verletzungen an der Hand und am Oberschenkel und blutete stark als ich sie verließ." Der Gardist runzelt die Stirn, als würde er versuchen, sich an die Situation im Keller zu erinnern, dann sagt er: "Ja, sie wird unten von den Elben versorgt, glaube ich, ist aber nicht bei Bewußtsein. Sie soll mit den anderen Verletzten zur Steinfaust gebracht werden. Wenn ihr jetzt entschuldigt, wir sollten keine Zeit verlieren, damit alle möglichst schnell einen Heiler zu Gesicht bekommen."
"Natürlich, natürlich", antwortet der Wirt und macht den Weg frei. Anira sei dank. Die Elbe scheint in der Tat über einige Fähigkeiten als Heilerin zu verfügen. Doch für einen Moment zweifelt der Kobold, ob es wirklich eine Gunst der Götter ist, sie mit ihren Verletzungen weiterleben zu lassen. Sie würde kaum wie bisher als Köchin weiterarbeiten können. Doch das wird sich alles finden, denkt sich Euron und schaut sich dabei wieder einmal in der Gaststube um, wie bisher wird ohnehin nichts mehr sein.

Er lenkt seine Schritte hinter die Theke. Kurz verharrt er an dem Aufgang zum Keller, doch beschliesst er, die Blaumäntel nicht bei ihrer Arbeit zu behindern. Mehr kann er im Moment ohnehin nicht tun. Ohnehin ist mir jetzt nach etwas ganz anderem zumute. Er sucht in den Schränken unter dem Ausschank. Mehr nach etwas kristallwasserklarem, silbrigglänzendem.
Viele Flaschen liegen zerbrochen auf dem Boden und ihr Inhalt hat sich zu einer süsslich riechenden klebrigen Flüssigkeit vermengt, die träge auf den Boden der Gaststube läuft, als Euron eine weitere Tür öffnet. Doch unter den wenigen erhaltenen Gefäßen, ist auch ein bauchiges braunes Fläschchen, dessen Verschluss mit viel Wachs versiegelt ist. Der Wirt greift danach und blickt es einen Moment nachdenklich an. Wyrmtränen. Etwas passenderes kann es im Moment eigentlich nicht geben. Er sucht nach zwei Bechern, die die Kämpfe in seinem Haus überlebt haben, wischt sie kurz aus und kehrt dann zurück an den Tisch der Fremden.

Als er sich der jungen Frau wieder gegenüber gesetzt hat, stellt er beide Trinkgefäße auf den Tisch, öffnet die Flasche mit wenigen Handgriffen und gießt die farblose Flüssigkeit hinein, die silbrig glitzert, als hätte man Sternenstaub in sie hineingestreut.
Nachdem beide Becher voll sind, hebt der Kobold seinen eigenen an und nickt seinem Gegenüber zu. "Auf Talyra", sagt er knapp und nimmt einen tiefen Schluck, ohne auf eine Antwort zu warten. Wie immer ist die Flüssigkeit zuerst weich und angenehm süsslich, wenn man sie im Mund hält, doch schon bald nachdem sie hinuntergeschluckt ist, macht sich ein feuriges Brennen in der Kehle breit, dass selbst dem daran gewöhnten Kobold feuchte Augen beschert.
"Huuh", läßt er sich schliesslich vernehmen und schüttelt sich, "Wyrmtränen. Ich bin nie sicher, ob der Name sich auf seine Herkunft oder auf seine Wirkung bezieht."
Dann jedoch blickt er die dunkelhäutige Frau an und stellt fest: "Ihr scheint nicht allzu besorgt, um euren Bruder zu sein. Doch was ist mit dem Rest eurer Familie? Konntet ihr sie in Sicherheit bringen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 10. Okt. 2005, 17:20 Uhr
'Was mit dem Rest meiner Familie ist...ob ich sie in Sicherheit bringen konnte...' Kana kann nicht anderes, sie lacht. Hyterisch und mit leisen Tränen der Verzweiflung in den Augen. Vielleicht wirkt sie jetzt tatsächlich etwas verrückt. Dabei ist ihr nun wirklich nicht zum Lachen zu Mute. Eher zum Weinen, zum Schreien, weil sich in ihrer Brust diese Angst festgesetzt hatte. Eine Angst, die sie bisher recht gut ignoriert hat, auch wenn sie sich nicht nach Hause traut. Aber nun...oh Mutter Wüste...sie fühlt sich zwischen den Mauern Talyras gefangen wie ein Kaninchen in der Falle. Nie zuvor hat sie die Wüste so vermisst. Hier ist alles eng, übersehbar und nun ist es voll von der dämonischen Präsens eines Wesens, das ihr unendlich fremd und vertraut zugleich ist und alles stinkt nach dem Blut von Goblins, Boghaniks und Ogern.
"Nein, ich mache ich mir keine Sorgen um Cleyron. Der überlebt schon. Irgendwie." Sie grinst und fasst das Glas fest mit der rechten Hand, dem sie bisher nur einen misstrauischen Blick geschenkt hat. Kana weiß ja, dass sie nichts verträgt. "Aber er ist auch nicht mein richtiger Bruder, eher eine Art brüderlicher Freund. Und wenn meine Familie hier wäre, dann wäre ein Sandsturm durch eure Schankstube gerauscht. Ganz Talyra läge unter Sand begraben, vermutlich könnte man gerade noch die Türme der Steinfaust erkennen, wie sie am oberen Ende herausragen." Sie hebt das Glas und grinst  "Auf Talyra!". Dann kippt sie es wie der Kobold auf einen Zug hinunter. Die Flüssigkeit scheint ihr den Rachen zu verätzen und aus ihren Augen schießen zwei kleine Tränenbäche. "Die Wirkung, Freund, eindeutig die Wirkung."

Kana lehnt sich zurück und wartet darauf, dass die so beliebte alkoholische Wirkung einsetzt. Das Vergessen. Gnädige, einlullende Schwärze. Stille. Das Glätten auf dem See, aus dem die Erinnerungen so gerne aufsteigen. Aber es passiert nicht. Stattdessen wird es einfach nur noch klarer. Die Tränen, die nun aus ihren Augen treten, stammen nicht mehr von den Wyrmtränen. Zumindest nicht mehr ausschließlich. Ihr Blick wird leer und ihre Körper sackt ein wenig mehr in sich zusammen.
"Nein, meine Familie ist bestimmt nicht hier. Und dennoch traue ich mich nicht nach Hause. Lieber würde ich allein gegen einen dieser Oger kämpfen, anstatt dass ich jetzt in mein Haus ginge. Dabei sind sie nicht einmal hier. Ganz bestimmt sind sie es nicht."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 10. Okt. 2005, 21:20 Uhr
Calythia nickt der Elbin zu und atmet erleichtert auf. Vielleicht würde doch alles wieder gut werden. Sie blickt zu Adora, die wieder in Ohnmacht gefallen ist. Calythia steht auf und blickt sich um. "Wir sollten zuerst die Schwerverletzen hinauf bringen und dann die Restlichen." Sie sieht die Waldläuferin an. War sie in der Lage, die Verletzten hochzuschaffen? Sie sieht nicht gerade aus, als ob sie heute noch viel schaffen würde
"Entschuldigt mich einen Augenblick", sagt die Elbin zu der Fremden und huscht mit schnellen Schritten über das Lager, die Treppen hinauf in den Schankraum. Ein Gestank nach Blut und Leichnamen schlägt ihr entgegen und sie hält sich die Nase zu. Sie erblickt die restlichen drei Söldner, die standgehalten hatten und nur mit einigen Schürfwunden davon gekommen sind. "Ihr.", ruft sie ihnen zu und erschöpft blicken sie zu ihr auf. "Bitte helft uns die Verletzten nach draußen auf einen Karren zu schaffen. Einige von ihnen müssen dringend versorgt werden." Ihr Blick wandert zu Euron, der mit gesenktem Blick auf den Boden starrt, gegenüber von ihm sitzt eine Frau. Ich glaube es ist besser, wenn ich ihn damit jetzt nicht konfrontiere. Er wird später alles noch erfahren. Sie blickt wieder zu den Söldnern und schaut sie fragend an. Seufzend richtet sich einer von ihnen auf und schaut sie unter buschigen Augenbrauen an. "Und was kriegen wir dafür?", brummt er sie an. Calythias Mund öffnet sich leicht. Dieser Mann erwartete doch nicht im Ernst, dass er in dieser Notlage Geld bekommen würde?!

Obwohl er einen Kopf größer wie sie ist, richtet sie sich zu voller Größe auf und zischt: "Hört mal. Ich glaube, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt um zu verhandeln. In der Stadt brennt es, überall liegen Leichen verstreut, irgendwelche Wesen streunen in der Stadt umher. Hier unten gibt es Verletzte, die dringend Hilfe benötigen und Ihr wollt für etwas Hilfe entlohnt werden?" Ihre Stimme ist mit jedem Wort etwas lauter geworden. In den letzten Stunden hatte sie ungewöhnlicher Weise viel Selbstbewusstsein gesammelt, die gefährliche Lage hat ihr Mut gegeben. Der Mann sieht sie mit abschätzendem Blick an. "Ich versuche nur meinen Hals zu retten, Elbin."
Calythia schüttelt unglaubig den Kopf. "Wenn wir uns nicht gegenseitig helfen, werden alle Hälse durchtrennt sein!" Das lässt den Mann verstummen. Mit einer wirschen Handbewegung fordert er die Männer auf, sich zu erheben. "Kommt Kameraden. Helfen wir diesem Weib!"

Calythia ist so überrascht, dass sie das letzte Wort nicht beachtet, sondern mit schnellen Schritten in den Keller zurückkehrt, wo die Elbin einige ihrer Wunden mehr schlecht als recht versorgt. "Die Männer werden uns helfen.", sagt sie zu ihr und geht zu Adora, um ihren Puls zu fühlen. "Wir sollten uns beeilen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Maus am 13. Okt. 2005, 14:58 Uhr
~Auf der Straße vor dem Gasthof~


Blöde Idee! Mittlerweile befürchtet Maus, dass Erschöpfung und Blutverlust die Arbeit übernehmen werden, die sie Callios nicht überlassen wollte.

Das erste Stück Weg, nachdem sie TianAnmen den Rücken zugekehrt hat, fällt ihr noch vergleichsweise leicht, wobei Wut und Schrecken ihr eine Kraft vorgaukeln, die sie längst nicht mehr hat. Auch schafft sie es einer Gruppe von Wagen auszuweichen, die ihr vollbeladen mit Verletzten und flankiert von blaubemantelten Stadtgardisten, entgegenkommen. Für einen flüchtigen Moment begegnet ihr Blick dem des Anführers dieses seltsamem Umzuges, einem von der Schlacht gezeichneten, hochgewachsenen Mann mit müdem, sorgenvollem Blick. Er scheint ihr vage vertraut, so als müsse sie ihn eigentlich erkennen aber ihre Gedanken gleichen einem Schwarm bunter Vögel, die in ihrem Kopf umherschwirren und es fällt ihr entsetzlich schwer, sich auf irgendetwas anderes als ihren nächsten Schritt zu konzentrieren. Immerhin ist sie sich ziemlich sicher, dass sie ihm noch niemals irgendwelche Drogen eingeflößt hat und dass er folgerichtig auch nicht sauer auf sie sein kann. Doch ein Rest von Instinkt warnt sie davor, die Aufmerksamkeit dieses Mannes zu erregen und hastig wendet sie ihren Blick ab. Dann ist sie vorbei und vor ihr liegt nur das Tor und dahinter die menschenleere Straße.

Mühsam kämpft sie sich durch die Trümmer und die Verwüstung. Langsam entwickelt sich aus ihren schwankenden Bewegungen so etwas wie ein Muster, an dem sie sich dankbar festhält

Rechtes Bein setzen – ein scharfer Schmerz in ihrer Hüfte – Gewicht nach vorne - linkes Bein nachschleifen…..

und wieder von vorn, immer wieder -  auch dann noch, als sie längst vergessen hat, warum sie das eigentlich tut. Alle paar Schritte zwingt sie sich, inne zuhalten, den Kopf zu heben, um zu sehen, wo sie ist, aber das System der kleinen Gassen und breiten Straßen dieser Stadt ist ihr längst entfallen, vermischt sich mit dem anderer Städte in denen sie nach dem Willen ihres Herren gewirkt hatte.

Rechts-Keuch!-Links, - Hochschauen - Rechts-Keuch!-Links, Rechts-Keuch!-Links ….

Nur die Toten beobachten ihr Vorwärtskommen aus Augen, die dem irdischen Mühsal längst entronnen sind. >>Bald gehörst Du zu uns<< scheinen sie ihr zuzuraunen, aber Maus lässt sich davon nicht beirren, denn sie weiß, dass sie eben nicht sterben wird, solange sie sich nur an das Muster hält.

Rechts-Keuch!-Links, Rechts-Keuch!-Links

Da – vor sich sieht sie endlich Menschen, lebendige Menschen, die eifrig dabei sind, ein paar Wagen zu beladen. Dankbar hält sie darauf zu, will ihnen etwas zurufen, auf sich aufmerksam machen. Doch in ihrer Hast stolpert sie über ihr verletztes Bein und während sie noch fällt, wird ihr bewusst, dass sie sich unmöglich wieder aus eigener Kraft wird aufrichten können. Schmerz und Zorn treiben ihr die Tränen in die Augen Nein Loa! – nicht so! – nicht auf diese Weise!

Wenig später spürt sie eine leichte Berührung an der Schulter und als sie ihren Kopf wendet, blickt sie direkt in die haselnussbraunen Augen eines jungen Gardisten. Werde ich gesucht? überlegt sie träge und versucht, sich daran zu erinnern, in welcher Stadt sie wohl gerade ist. „Hier ist noch eine!“ ruft der Mann derweil zu den anderen hinüber. Dann spürt sie, wie sie angehoben wird und resignierend überlässt sie sich den Armen des Mannes.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Yana am 14. Okt. 2005, 09:49 Uhr
~ Im und vor dem Kupferkessel ~


Yana folgt Schilama in den Kupferkessel und schaut sich dort drin verwundert um. Sie war noch nie in dem Laden, aber er scheint ziemlich demoliert zu sein. Schweigend steigt sie mit der Heilerin die Treppe nach unten. Der Gestank nach Blut und Schwefel schlägt ihr entgegen und sie versucht möglichst flach durch den Mund zu atmen. Unten angekommen, finden sie einige verletzte Bewohner Talyras, die zwischen toten Boghaniks sitzen. Schilama kümmert sich sofort um die Leute während dem Yana versucht sich einen Überblick zu verschaffen.  

>Yana, sagt Rhodri doch bitte bescheid, er soll alles nötige in die Wege leiten, um die Leute hier hinüber in die Steinfaust zu schaffen.< Wendet sich Schilama nach einer Weile an die Waldelbe und Yana nickt. Sie eilt die Treppe hinauf und geht vor den Kupferkessel, wo Rhodri bereits mit einigen Blaumänteln steht. Sie überbringt dem Mann die Botschaft und hilft dann mit einige Wagen bereit zu machen, damit die Verletzten transportiert werden können. Nach dem diese bereit sind, schickt Rhodri einige Blaumäntel wieder nach Unten, damit die ersten Verletzten auf die Wagen gebracht werden können.

Yana will gerade wieder nach Unten gehen, als ein junger Blaumantel mit einer Frau in den Armen zu ihnen gelaufen kommt. "Sie ist dahinten zusammen geklappt. Scheint ziemlich schwer verletzt zu sein." Meint er besorgt und schaut auf die Frau hinunter, welche mit blutigen Wunden, in seinen Armen liegt. "Komm leg sie hier hin, ich hole sofort Schilama." Yana rennt wieder in den Kupferkessel zurück, die Treppe nach unten und berichtet Schilama von der Verletzen. "Ich glaube sie braucht ziemlich schnell Hilfe. Es sieht aus, als hätte sie viel Blut verloren."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Schilama am 16. Okt. 2005, 09:06 Uhr
~Im und vor dem Kupferkessel~

Schilama freut sich darrüber, dass die Söldner den Blaumänteln helfen die Verwundeten hoch zu tragen, es kommt ihr nur komisch vor, dass sie es tun, sie hat die Männer anders eingeschätzt. Hoffentlich verlangen sie nacher nicht noch eine Bezahlung dafür. Sie will gerade die Treppe hinaufsteigen, als die Hochelbin sie anspricht. >"Wir sollten uns beeilen."< Schilama nickt nur, sie tun alle ihr bestes, aber es dauerte nun mal etwas, bis die Verletzten auf den Karren geladen sind. Die Hochelbin will wohl gerade noch etwas zu Adoras Zustand sagen, da kommt Yana die Treppe herunter und erzählt ihr von einer Verwundeten. >"Ich glaube sie braucht ziemlich schnell Hilfe. Es sieht aus, als hätte sie viel Blut verloren."< "Gut ich komme sofort, nur noch einen Moment", sagt sie zu Yana und wendet sich wieder an die Hochelbin. "Sorgt ihr bitte dafür, dass alle nach oben gebracht werden, wie ihr hört, werde ich wo anders gebraucht." Mit diesen Worten geht Schilama die Treppe hinauf, diesmal mit der Hilfe von Yana, denn sie sind in Eile und allein kann sie beim besten Willen nicht mehr die Treppen hochhechten. Einmal fallen sie beinahe rückwärts hinunter, als ihr ein Bein wegknickt, aber die Waldelbin findet doch noch rechtzeitig den Halt, um sie beide davor zu bewahren. "Danke, ich bin heute nicht sehr standfest", versucht Schilama zu scherzen, aber es gelingt ihr nicht.

Im Schankraum sitzt Euron mit einer Frau. Sie war irgendwann einmal bei der Kräuterkate, erinnert sie sich wage, aber deren Namen will ihr nicht wieder einfallen. "Ihr solltet mitkommen", wendet sie sich an die Frau, "wir brechen gleich zur Steinfaust auf, dort kümmer ich mich um die Verletzten und ihr habt offensichtlich auch etwas abbekommen." Schilama blickt sie noch kurz an, nickt Euron zu und geht dann mit Yana nach draußen. Die verletzte Unbekannte, von der die Waldelbin ihr erzählt hat, liegt schon mit ein paar anderen Verwundeten auf dem Karren. Sie hat wirklich schon viel Blut verloren... Schilama verbindet den tiefen Schnitt an der Hüfte der Frau mit dem Rest ihres Umhangs. Bis zur Steinfaust muss das reichen. "So, das hätten wir... Sind alle Verletzten da?" fragt sie die Hochelbin, die neben den Karren steht, wohl in der Nähe von Adora. Als diese ihr mit einem >"Ja"< antwortet setzt Schilama sich auf den Rand des Karren, deutet Yana an sich zu ihr zu setzen und gibt den Blaumantel das Signal, dass sie losfahren können. Während der Karren langsam davonrollt, verschwindet das letzte Licht des Tages und die ersten Sterne sind am Himmel zu sehen.

-> Die Steinfaust

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Calythia am 16. Okt. 2005, 09:42 Uhr
Im und vor dem Kupferkessel

Plötzlich kommt eine Waldelbin angehechtet und mit einer leichten Panik in der Stimme verkündet sie, dass eine Verwundete schnell Hilfe bräuchte. >Sorgt ihr bitte dafür, dass alle nach oben gebracht werden, wie ihr hört, werde ich wo anders gebraucht.<, sagt die Windelbin, wendet sich um und versucht so gut sie kann mit der Hilfe der anderen, die Treppe hochzulaufen. Calythia nickt und hilft währendessen dem verletzten Sölder hoch, stützt ihn und zusammen gehen sie mit wackligen Schritten in den Schankraum, wo immer noch Euron mit der Fremden zusammen ist. Ohne auf die beiden zu achten, schleppt sie den Söldner hinaus und setzt ihn auf den Karren, auf dem sich schon einige ziemlich schwer Verletzte Personen befinden.

Schnell geht sie wieder hinunter und hebt mit den anderen Adora hoch, die wieder in Ohnmacht lag und sich nicht regte. Schwer ächzend tragen sie sie hoch. Als sie in den Schankraum gelangen, wirft sie Euron kurz einen Blick zu, der niedergeschlagen und bedrückt da sitzt, schweigend und reglos. Als Adora sicher auf den Wagen verladen ist und alle anderen aus dem Kupferkessel hingebracht wurden, steht Calythia etwas keuchend da und schaut die Windelbin an. >So, das hätten wir... Sind alle Verletzten da?<
Calythia sagt: "Ja" und nickt dabei. Die Heilerin gibt den Blaumänteln das Signal, loszufahren. Während der Wagen ins Rollen kommt und die Dunkelheit fast gänzlich hereingebrochen ist, wendet sich Calythia an die Windelbin. "Mein Name ist übrigens Calythia. Da wir am selben Strang ziehen, dachte ich, es wäre gut ihn zu nennen." Etwas müde lächelt sie die Heilerin an.

--> Steinfaust

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Maus am 16. Okt. 2005, 12:15 Uhr
~ Auf der Strasse vor dem Kupferkessel ~


Ihr ist kalt, so furchtbar kalt.
Um sich herum hört sie Stöhnen, dazwischen Stimmen, die sich im ernsten Tonfall unterhalten, aber so sehr sie sich auch bemüht, sie kann den Worten keine Bedeutung zuordnen.
Was im Namen der Göttin passiert hier mit mir?
Dann ist da noch ein anderes Geräusch, eine Art rhythmisches Rumpeln, mal schwächer mal stärker, das sie mit ihrem ganzen Körper spürt.
Ein Wagen! Ich werde fortgebracht.

Sie war alleine durch die Strassen gelaufen, soweit kann sie sich gerade noch erinnern. Aber wohin sie unterwegs war, ist ihr entfallen. Aber es musste wichtig gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht so angestrengt. Mühsam zwingt sie ihre Lieder auseinander, doch alles was sie sieht, ist ein trüber Nebel der sich in grauen Schlieren um sie dreht und sie schwindelig macht. Schnell schließt sie die Augen und versucht stattdessen, sich auf ihre anderen Sinne zu konzentrieren. Bin ich verletzt? Ihr Körper fühlt sich seltsam schwer an und sie spürt das Herz in ihrer Brust angestrengt pochen. Aber da ist kein Schmerz, nur eine große Müdigkeit. Sie versucht eine Hand zu bewegen und ihre Finger gleiten über raues Holz. Ich bin nicht gefesselt! Ermutigt durch diese Feststellung beginnt sie, ihren Körper ein wenig zur Seite zu drehen.

Der Schmerz, der irgendwo in der Schwärze gelauert hat, kehrt mit der Bewegung zurück, durchbohrt sie wie mit einer lodernden Lanze, knochenzermalmend, endlos. Ihr Körper bäumt sich auf und sie will schreien, schreien, schreien -  aber aus ihrer ausgedörrten Kehle kommt nur ein klägliches Wimmern.
>>Schsch – ganz ruhig, schsch, nicht bewegen,<< die murmelnde Stimme fährt fort, beruhigend auf sie einzureden und Maus zwingt sich, der Melodie der Worte zu folgen. Ganz allmählich entspannen sich ihre verkrampften Glieder, widerwillig zieht sich der Schmerz wieder zurück in eine Ecke am Rande ihres Bewusstseins.

Kurz darauf hört sie das Rascheln von Stoff und köstliche, wohlige Wärme hüllt sie ein. Langsam lässt sie sich zurückfallen, bis die Dunkelheit sie wieder sanft umfängt und mit sich nimmt.

---> Steinfaust

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 17. Okt. 2005, 14:41 Uhr
Eigentlich hat Euron eine ganz normale Antwort erwartet, entweder dass ihre Familie die Stadt rechtzeitig verlassen hat, oder dass sie es eben nicht mehr geschafft hatten. Doch die Reaktion seiner Gesprächspartnerin fällt ganz anders aus. Ihre Worte, dass ein richtiger Sandsturm durch seine Gaststube wehen würde, wenn ihre Familie hier wäre, sind für ihn kaum glaubhaft, doch trotzdem spricht sie mit einem Ernst, der keinen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Erklärungen zuläßt.

Noch einmal betrachtet der Kobold die junge Frau genauer um etwas über ihre Herkunft zu erfahren. Am einfachsten ist es noch zu sagen, dass sie aus dem Süden kommen muss, denn ihre gebräunte Haut und ihre schwarzen Haare lassen kaum einen anderen Schluss zu. Doch kennt sich der Kobold zu wenig bei den Stämmen Azuriens aus, um erkennen zu können, ob sie einem Stamm angehört, der Angehörige genug magische Fähigkeiten besitzen, um die Wüstengeister zu rufen. Wieder beschleicht ihn das ungute Gefühl, welches er bereits hatte, als sie den Kupferkessel betrat. Es ist ein leichtes Kribbeln auf seinem Rücken, ein Zeichen für eine drohende Gefahr, doch kann er diese beim besten Willen nicht in seinem Gegenüber erkennen. Ganz im Gegenteil, sie wirkt verängstigt, als sie die Möglichkeit in Betracht zieht, dass ihre Familie sich hier befinden könnte.

Während sie miteinander sprechen, werden die Verletzten aus dem Keller hinauf gebracht und Euron ist froh, dass die drei Elben ganz ohne seine Hilfe diese Arbeit erledigen.
Als alle bereit sind, um zur Steinfaust aufzubrechen, kommt Schilama an ihren Tisch, um dem Gast des Kobolds ebenfalls anzubieten, dorthin mitzukommen, um sich versorgen zu lassen.
Mit einem Nicken, das der Kupferkesselwirt erwidert, verabschiedet sie sich anschliessend und geht hinaus.

Die dunkelhäutige Frau schaut ihr nach und Euron sagt zu ihr: "Es wäre wirklich das beste für euch, wenn ihr eure Wunden von einem Heiler versorgen laßt." Er zögert einen Moment und fügt dann jedoch hinzu: "Wenn ihr allerdings nicht mit ihnen geht und euch nicht in euer eigenes Haus traut, so könnt ihr für diese Nacht auch hier bleiben. Im oberen Stock sind genug Betten frei." Er blickt sie an, als er bemerkt, wie sie versucht eine Entscheidung zu treffen: "Ich will euch aber auch nicht daran hindern, euch für den Oger zu entscheiden."
Als er von dem Ungeheuer spricht, wird sein Blick von dem riesigen Körper angezogen, der noch immer in seinem Schankraum liegt. Ansonsten hatte sich der Raum geleert. Die Söldner verlassen das Gasthaus in alle Himmelsrichtungen, nachdem sie gänzlich uneigennützig beim Tragen der Verletzten geholfen haben. Die beiden Elben, der Magier und der Dunkelelb, dessen Anwesenheit Euron von Anfang nicht geheuer war, sind genauso plötzlich verschwunden, wie sie gekommen waren. Die Gehilfen des Wirts sind schon lange in die Tausendwinkelgasse oder über die Kanalisation in die Unterstadt geflüchtet und selbst von Seron war nichts mehr zu sehen.
Bei der Erinnerung an den Menschen spürt der Kobold etwas Bedauern über ihren Streit, der den Mann anscheinend vertrieben hat. Sollte die junge Frau, die ihm gegenübersitzt, nun ebenfalls in die Steinfaust gehen, würde es diese Nacht sehr einsam werden im Kupferkessel, mit den Toten als einzigen Gästen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 21. Okt. 2005, 00:43 Uhr
Von seinem Sitzplatz aus beobachtet Seron das Kommen und Gehen im Kupferkessel wortlos. Niemand scheint den Menschen weiter zu beachten, und dieser dankt es seinem Umfeld ebenso und ignoriert das Meiste von dem, was um ihn herum passiert. Als Euron in den Kupferkessel zurückkehrt, kommen die Aufregung und der Kampfeslärm, welcher zuvor von draußen in die Gaststube gedrungen war, plötzlich zum erliegen und weichen einer momentanen Stille. Des Schreibers Blick folgt dem Wirten, während dieser den Raum durchquert und sich auf einem Stuhl niederlässt. "Es ist vorbei. Vorerst zumindest" sagt dieser, und Seron nickt geistesabwesend. Vorerst vorbei. Nun dann ist es wohl Zeit zu gehen. Bevor es vorerst nicht mehr vorbei ist. Beiläufig und am Rande seines Bewusstseins registriert er, wie mehrere Personen den Kupferkessel betreten und einige den Raum auch kurze Zeit später wieder verlassen. Doch da von jenen keiner Notiz von ihm zu nehmen scheint, kümmert es den Mensch nicht weiter. Er steht von seinem Platz auf und begibt sich zur Tür – stellt mit einiger Hochachtung für den unbekannten Zimmermann, der die Tür des Kupferkessels gefertigt hat, fest das diese zwar arg mitgenommen, jedoch noch durchaus funktionsfähig ist- und verlässt den Schankraum unbemerkt.

Draußen angekommen stößt der Mensch beim Anblick, den der Marktplatz bietet, ein Pfeifen durch die Lippen. Die Szenerie aus Schutt, Feuer und Tot scheint vollkommen, und dem Schreiber läuft dabei ein eiskalter Schauer über den Rücken. Auch der Geruch, der über der Örtlichkeit liegt, steht dem Bild in nichts nach und präsentiert sich als buntes Konglomerat aus Essenzen verschiedensten Ursprunges. Seron schätzt sich ausgesprochen glücklich, diese nicht weiter identifizieren zu können.
Nachdem er einige Augenblicke lang fassungslos durch die Gegend gestarrt hat, reißt sich der Schreiber los und zwingt sich, über das Chaos hinwegzusehen. Sobald ihm dies gelingt stellt er fest, dass der Platz zwar in einem erschreckenden Zustand ist, sonst jedoch mehr oder weniger friedlich zu sein scheint. Es spricht doch einiges dafür, dass dies ein recht aufregender Tag ist, wenn du einen Ort als "friedlich" bezeichnest, bloß weil gerade keine Kreaturen aus den niederen Höllen darauf herumspazieren, denkt der Mensch mit einem Schuss ausgesprochen trockenen Humors bei sich. Nichtsdestotrotz schöpft er aus diesem Umstand Mut, vielleicht doch noch das Haus der Bücher erreichen zu können. Den Blick starr gerade aus gerichtet macht er sich daran, die Freiung zu überqueren.

Seron hat schon gut ein Drittel der Distanz, die es über den Marktplatz braucht, hinter sich gebracht, als er plötzlich ein Gekreische vernimmt. Der Lärm scheint von der gegenüberliegenden Seite der Überreste eines umgestürzten, fast vollkommen abgebrannten Marktstandes zu kommen. Doch die Quelle des Geräusches scheint sich eindeutig in die Richtung des Schreibers zu bewegen. Dieser bekommt es prompt mit der Angst zu tun und sieht sich panisch um. Rechts seiner Position scheint ein mächtiger Aufprall ein großes Loch in das Steinpflaster und den darunter liegenden Bodens gerissen zu haben, an dessen Rand ein umgestürzter Karren liegt. Der Mensch rennt nun auf diesen zu und geht dahinter, im Krater, in Deckung. Dort bleibt er einige Zeit lang regungslos liegen, bis er sich schließlich aus seinem Versteck herauszublicken getraut. Im selben Moment kommt die Ursache des Lärms -ein Trupp lauthals schreiender Goblins- in sein Blickfeld. Die Kreaturen scheinen um etwas zu streiten und tun ihre Verärgerung dabei lautstark kund. Gut acht der Wesen zählt Seron, bevor er den Kopf wieder einzieht und sich hinter seinem Versteck flach auf den Bauch legt. Dabei streift er mit der Hand etwas Weiches, Fleischiges. Der Schreiber dreht den Kopf und sieht sich Aug in Augenhöhle mit einer halb verkohlten Leiche. Das Gesicht des Menschen (oder wenigstens geht Seron davon aus, dass dies einmal ein Mensch war) ist schrecklich verzerrt und der ganze entstellte Körper strahlt einen betäubenden Gestank aus.
Serons Magen scheint sofort einen Kopfstand machen zu wollen und die Übelkeit lässt kaum einen Lidschlag auf sich warten. Doch so gerne er dies tun würde, der Schreiber getraut sich nicht aufzustehen, aus Angst, den Goblins direkt in die Krallen zu laufen. So bleibt er Atemzug um Atemzug neben der Leiche liegen, bis die Schreie endgültig verstummt sind und der Mensch sich aus seinem Versteck hervor wagt. Sobald er sich überzeugt hat, dass keine weiteren Kreaturen in der Nähe sind macht er auf dem Absatz kehrt und läuft zurück zum Kupferkessel. Von Übelkeit und Angst übermannt lässt er alle Hoffnung fahren, bald ins Haus der Bücher zurück zu kehren.

Seron reißt die Tür zum Kupferkessel auf und stürmt in den Raum. Dieser ist auf den ersten Blick leer. Nur Euron und einer Frau, mit der dieser gerade in ein Gespräch verwickelt scheint, sind noch geblieben. Der Besucher sitzt mit dem Rücken zu Seron, und so sieht der Mensch von ihr nicht viel mehr als den Hinterkopf und schwarze Haare.
Der Schreiber schmeißt hastig die Tür ins Schloss, lehnt sich mit dem Rücken dagegen und atmet anschließend hörbar auf. Dann meint er: "Sagt mir Euron, eure Bestände an alkoholischen Getränken … ist von denen noch etwas heil geblieben? Ach was, laßt mich das anders formulieren. Ist überhaupt noch etwas da? Ich glaube ich nehme Met jetzt auch, wenn ein toter Boghanik drin rumschwimmt. Seit den letzten paar Minuten verspüre ich das dringe Verlangen nach Trunkenheit."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 22. Okt. 2005, 17:12 Uhr
Kana folgt dem Blick des Kobolds zu dem Körper des leblosen Ogers und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht. "Ich denke, ich werde hier bleiben. Danke für euer Angebot."
Sie gibt ihm im Stillen Recht, vermutlich wäre es besser, ihe Wunde behandeln zu lassen. Vielleicht sollte sie ausgebrannt oder genäht werden, sie weiß es nicht. Aber sie kann jetzt unmöglich in die Steinfaust. Wenn es dort irgendjemanden gibt, der erkennt, was sie ist, dann wird sie keine Zeit für Erklärungen mehr haben. Morgana weiß es., fällt ihr ein. Es ist wahrscheinlich, dass die Heilerin sich dort befindet und Kana weiß nicht um ihren Gemütszustand, nachdem ihre Kate in die Luft geflogen ist und auch sie sich wohl irgendwie durch diesen Tag geschlagen hat. Außerdem...am Ende haben sie dort Schutzbanne und Zauber wie bei den Tempeln. Es wird reichen, wenn sie sich nächste Woche eine Salbe gegen Wundbrand besorgt und vielleicht einen schmerzstillenden Tee bei Aileika.

Ihr ist so, als wäre Euron erleichtert, aber sie kann nicht näher darauf eingehen. Ein Mann poltert durch die Tür herein und seine Worte lassen ein flüchtiges Lächeln auf ihren Lippen erblühen.
Als sie sich zu Tür herumdreht, ist ihr Ausdruck wieder bar jeder anderen Empfindung als Müdigkeit. Wieder ein Wanderer, erkennt sie auf den ersten Blick. Sie scheinen jetzt nach Talyra zu strömen. Oder sie waren alle schon da und Kana hat bisher nur die Augen vor ihnen verschlossen.
"Mit diesem Zeug ist das schnell erreicht.", sagt sie und deutet auf die bauchige Flasche. Ihr selbst schwirrt bereits der Kopf davon, aber zu ihrem eigenen Glück äussert sich Trunkenheit bei ihr immer anders. Im Moment scheint sie mit einer seltsamen Klarheit einherzugehen und mit Melancholie. "Allerdings macht es auch ein wenig redselig...", fügt sie leiser hinzu während sie das Etikett betrachtet. Sie hat dem Wirt bereits zu viel erzählt. Viel zu viel.


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 27. Okt. 2005, 00:51 Uhr
Der Kupferkesselwirt ist erleichtert, als sein Gast das Angebot annimmt in seinem Haus zu bleiben. Er will gerade aufstehen, um die Eingangstür zu verschliessen, falls doch noch einige der Höllenkreaturen durch die Stadt sreichen sollten, als diese weit aufgerissen wird und Seron darin auftaucht. Seine ohnehin bleiche Haut ist im Gesicht noch eine Spur weisser geworden und kommt der Farbe frischen Kalks äußerst nahe. Sein gehetzter Blick bleibt schliesslich an dem Wirt hängen, während er nach Alkohol verlangt.

Fast glaubt der Kobold, dass der Mensch bereits zuviel von dem Verlangten bekommen hat, doch kann er sich andererseits auch schlecht vorstellen, wo Seron im Moment derartiges aufgetrieben haben sollte.  
"Mit diesem Zeug ist das schnell erreicht.", kommt ihm die dunkelhäutige Frau mit einer Antwort zuvor. "Allerdings macht es auch ein wenig redselig..."

Nun, das könnte bei ihm sicherlich nicht schaden, denkt sich Euron. "Hinter der Theke findet ihr vielleicht noch ein unzerbrochenes Glas", fügt er dem Gesagten hinzu. Dann erhebt er sich, um zur Tür zu gehen. Aus seiner Weste, die blutverschmiert und zerissen ist, holt er einen großen Schlüssel hervor, um das Gasthaus, weitaus früher als sonst, zu verschliessen. Er zögert dabei einen Moment, als sein Blick auf das Loch in der Wand fällt, welches mit allerlei Gerümpel gefüllt ist. Wahrscheinlich hält es im Moment mehr aus als die Tür, denkt er sich, als er die verbogenen Angeln betrachtet, die sicher nicht mehr lange dem Ansturm der Höllenkreaturen standgehalten hätten. Ab morgen wird es wohl viel aufzuräumen und zu reparieren geben, stellt er fest, als ihm dabei etwas einfällt, was es noch an diesem Abend zu erledigen gibt.

Er öffnet die Eingangstür noch einmal und tritt hinaus auf den Marktplatz der im Dunkel nur von den Sternen und den beiden Monden beleuchtet wird. So still wie heute ist es selten auf dem Marktplatz gewesen und noch vor einigen Stunden hätte man sich nicht vorstellen können, dass an dieser Stelle wieder Ruhe und so etwas wie Frieden einkehren könnte. Der Kobold läßt den Blick über den aufgewühlten Platz streifen, bis er gefunden hat, was er sucht. Zielstrebig geht er darauf zu, bis er den kupfernen Kessel erreicht, der hier noch immer einsam und verlassen herumliegt. Euron seufzt, als er ihn in Augenschein nimmt und die zahlreichen Dellen und das stumpf gewordene Kupfer betrachtet. Es würde wohl einiges an Arbeit kosten, ihn wieder in seinen alten Zustand zu bringen. Er nimmt ihn schliesslich auf, um ihn zurück zum Gasthaus zu tragen. Als er unter der Haken steht, welcher über den Eingang hinausragt, ruft er mit gedämpfter Stimme durch die offene Tür in den Schankraum hinein. "Seron, könnt ihr mir einen Augenblick helfen, den Kessel wieder an seinen Platz anzubringen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 28. Okt. 2005, 01:13 Uhr
Eurons Gast dreht sich zu Seron um, als dieser seinen Wunsch nach Trunkenheit äußert, und meint: "Mit diesem Zeug ist das schnell erreicht. Allerdings macht es auch ein wenig redselig", worauf Euron hinzufügt, "Hinter der Theke findet ihr vielleicht noch ein unzerbrochenes Glas", bevor er sich zur Eingangstür hinter dem Schreiber begibt und mit einem recht zweifelnden Blick auf die Tür den Raum verlässt.

Nachdem der Wirt gegangen ist mustert Seron kurz sein Gegenüber. Die Frau scheint ermüdet und ist überdies verwundet. Der Blick des Schreibers folgt dem Verlauf der Wunde im Gesicht der Unbekannten und bleibt unwillkürlich kurz an den Augen hängen. Seron legt die Stirn in Falten und versucht vergeblich herauszufinden, was genau ihn darin festgehalten hat, gibt jedoch nach einem Augenblick auf und ringt sich zu einem Lächeln durch. "Nun, ich höre, dass Redseligkeit schon so manches unvorsichtigen Menschen Verhängnis wurde. Doch wenn sie der Preis für den angenehmen grauen Dunst ist, der den Geist vernebelt und uns vergessen lässt, dann will ich heute wohl dieses Risiko eingehen."
Mit diesen Worten macht sich der Schreiber auf den Weg zur Theke, um Eurons Vermutung, dort könnte sich noch ein heiles Glas befinden, auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Beim Anblick des Raumes scheint es ihm, als sei der Vorschlag des Wirts aus purem Optimismus entsprungen. Dennoch beginnt der Mensch, im Chaos hinter der Theke nach mehr oder weniger heilen Gefäßen zu suchen. Gerade als er einen recht solide wirkenden Krug gefunden hat, hört er Eurons Stimme von draußen: "Seron, könnt ihr mir einen Augenblick helfen, den Kessel wieder an seinen Platz anzubringen?" Der Schreiber seufzt, blickt von dem Krug in seiner Hand zur Tür und wieder zurück, zuckt dann mit denn Schultern, stellt das Gefäß auf der Theke ab und kommt der Bitte des Wirts nach. Auf halbem Wege nach draußen bleibt er abrupt stehen und dreht sich nochmals zu der unbekannten Frau um. "Natürlich, wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen", meint er bedauernd. "Mein Name ist Seron, ich kam von einem Ort hier herein, an dem zu bleiben es mich nicht besonders reizt, und jetzt gehe ich dorthin zurück, um einen Kessel aufzuhängen." Seron verzieht kurz die Mundwinkel, was als sein Äquivalent zu anderer Menschen Grinsen angesehen werden kann, zuckt nochmals mit den Schultern und geht zur Tür.

Draußen angekommen Blickt der Mensch vom Kessel zu Euron und zieht dann in einer Geste leichter Verwirrung und einem Hauch Belustigung eine Augenbraue hoch. "Wollt ihr mir nach dieser beeindruckenden Umgestaltung des Innenraumes in der Schankstube da neulich wirklich erzählen, ihr braucht meine Hilfe, um einen Kessel zurück an seinen Platz zu bringen?", artikuliert Seron seine Bedenken, und fügt nach einer kurzen Musterung des Kessels hinzu, "Und seid ihr euch überhaupt sicher, dass ihr das Ding in seinem momentanen Zustand wieder als Aushängeschild eures Betriebes verwenden möchtet?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 29. Okt. 2005, 09:24 Uhr
Kana verzieht den Mund. Nein, dieser angenehme Dunst hat sich bei ihr noch nicht eingestellt. Stattdessen drängen ständig neue Erinnerungen an die Oberfläche und selten sind sie je so klar gewesen wie heute.
Nach einem kurzen Zögern folgt sie den beiden wieder auf den ramponierten Marktplatz, nachdem sie mit einem Seufzen in ihre Schuhe geschlüpft ist. Wenn sie eine Sache heute nicht gebrauchen kann, dann in irgend ein möglicherweise ätzendes Blut zu treten.
  Ihr Blick wandert von dem Kessel zu der Stange, die über ihr hängt. Wenn sie die Schuhe auszieht, kann sie ihn auch ohne Probleme aufhängen, allerdings zittern ihr die Muskeln immer noch ein bischen von den vergangenen Strapazen und schreien nach Ruhe und Entspannung, nicht nach einem Sprung, der sowieso nur wieder für Blicke sorgen würde, die die beiden ihr ohnehin schon zuwerfen.

Dennoch kann sie nicht wiederstehen, den Kessel in die Hand zu nehmen und von allen Seiten zu betrachten. Vielleicht macht sich der Alkohol doch stärker bemerkbar als bisher gedacht. "Besser als nichts, oder?"
Eine Beule auf der Außenseite sieht besonders hässlich aus. Kana tritt zweimal kräftig dagegen, sodass Metall auf Metall trifft. Es klingt ein wenig, als würde sie eine Glocke schlagen. Danach ist an der Stelle wieder eine einigermaßen eingeebnete Fläche. Zumindest ist sie besser als vorher. "Bis man dazu kommt, ihn zu reparieren reicht er doch. Außerdem sieht die Stange seltsam aus, wenn nichts daran hängt."
Sie reicht Seron den Kessel zurück und betrachtet gedankenversunken die einsame Metallstange.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 30. Okt. 2005, 21:50 Uhr
"Ihr sagt es, meine Liebe", stimmt Euron der jungen Frau zu, "ohne diesen Kessel sieht der Eingang des Gasthauses überaus seltsam aus. Ich weiss schon gar nicht mehr, wann er das letzte Mal abgehängt wurde und ich möchte mich gar nicht erst daran gewöhnen." Verärgert die Stirn runzelnd, wendet er sich an Seron und nimmt ihm den Kessel ab. "Doch wenn der Herr Schreiberling sich zu fein ist, mir zu helfen, dann mache ich es eben selbst." Für einen Moment streicht der Kobold leise murmelnd über das Metall und kann dabei jede Erhebung in der Oberfläche spüren. Ein schwaches Leuchten geht von seinen Händen aus, verschwindet jedoch sehr schnell wieder. Dann wirft der Wirt den Kessel in die Höhe und dieser landet sofort wieder auf seinem angestammten Platz. Dort wo seine Hände das Kupfer berührt haben, ist der Gefäß bereits wieder so blank, so dass sich das Mondlicht darin spiegelt.
Bis morgen sollte er wieder ganz der Alte sein, denkt sich Euron zufrieden und sagt dann, zu seinen Gästen gewandt: "Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber meiner Meinung nach ist dieser Tag lang und ereignisreich genug gewesen. Etwas Schlaf würde mir im Moment mehr als gut tun." Er betritt wieder den Schankraum und als seine beiden Gäste endlich gefolgt sind, verschliesst er die Tür, wie er es bereits geplant hatte, bevor er auf den Marktplatz hinausgegangen war.

"Wenn ihr noch etwas Alkohol braucht, um ohne Alpträume zu schlafen, so könnt ihr gerne noch ein Weilchen hier sitzenbleiben. Für heute gehen die Wyrmtränen auf's Haus, doch verzeiht mir, wenn ich den Ausschank jetzt schliesse." Wie selbstverständlich kehrt er hinter die Theke zurück, um hinab in den Keller zu steigen. Erst als er die offene Falltür erreicht, wird ihm klar, dass er heute wohl nicht in seinem Zimmer schlafen kann. Er brummt einen koboldischen Fluch in seinen Bart und macht dann kehrt. Irgendwo unter Theke liegen in dem Scherbenhaufen aus zerbrochenen Flaschen und Krügen auch noch die Schlüssel für die Gästezimmer. Er nimmt sich einen davon und kommt wieder hinter der Theke hervor, um sich zur Treppe zu begeben. Als er auf dem Weg dorthin über die Ogerleiche steigen muss, dreht er sich noch einmal zu seinen Gästen um. "Auch wenn ihr glaubt, dass sollte kein Problem für mich sein, so würde es mich doch freuen, wenn ihr mir morgen helfen könntet, hier ein wenig Ordnung zu schaffen." Dabei blickt zuerst Seron an, um sich dann der dunkelhäutigen Frau zuzuwenden: "Ein wenig Sandsturm könnte hier vielleicht doch nicht schaden, glaube ich. Also überlegt es euch." Er zwinkert ihr zu, und begibt sich dann, nach einem "Ich wünsche euch goldene Träume", die schiefen Stufen hinauf in den oberen Stock.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 30. Okt. 2005, 23:22 Uhr
Seron sieht dem Kobold nach, als dieser zurück in den Kupferkessel geht und brummt dann leise ein irritiertes "Was heißt denn hier zu gut sein? Erklär mir mal einer, warum ich mich für etwas strecken soll, das ein Anderer genauso gut kann." Dann folgt er dem Wirt in den Kupferkessel. Drinnen angekommen begibt sich Euron zuerst hinter die Theke und dann die Treppe hinauf, nachdem er seinen beiden Gästen schöne Träume gewünscht hat. Goldene Träume? Heute Nacht? Euron, wann seid ihr denn unter die Zyniker gegangen? Der Schreiber schüttelt den Kopf. Erst als der Kobold den Raum schon verlassen hat dämmert dem Menschen ein Problem.

"Und wo ist nun eigentlich der Alkohol?", fragt er sich selbst und kratzt sich am Kopf. Sein Blick fällt schließlich auf den Tisch, an dem der Wirt und sein Gast gesessen hatten, als er in die Schankstube gestürmt war. Dort steht ein braunes Fläschchen, in dessen Inneren sich der Mensch eine möglichst stark alkoholische Flüssigkeit erhofft. Er nimmt den Krug, den er vor dem Verlassen des Raumes auf der Theke abgestellt hatte, und setzt sich an den Tisch. Dort angekommen gießt er sich einen großzügigen Tropfen ein und nimmt einen tiefen Schluck. "Wyrmtränen", murmelt er, "wie ausgesprochen angemessen, Zaubererschreck."

Der Schreiber setzt den Krug nach einem weiteren Schluck ab, sieht die letzte im Schankraum verbliebene Person fragend an und beschließt abzuwarten, ob auch sie sich bereits für den Schlaf entscheidet oder doch noch ein wenig verweilt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 02. Nov. 2005, 17:40 Uhr
Ein Sandsturm...tja, es könnte es zumindest nicht mehr viel schlimmer machen. Kana sieht sich noch einmal in der Schankstube um und wünscht Euron in Gedanken ebenfalls eine erholsame Nacht. Sie mag den Wirt wirklich. Vielleicht, weil sein Humor tatsächlich wie der von Cleyron ist, nur dass der Ehemalige es meist tatsächlich ernst meint. Vermutlich sitzt er jetzt gerade irgendwo in der Steinfaust und freut sich darüber, dass der Tag mal nicht so langweilig gewesen ist, wie gewöhnlich. Obwohl...dort würden jetzt viele Verletzte sein und auch wenn sie es Cleyron gerne unterstellt hätte, ist ihm das Leid der Menschen nicht egal. Zumindest nicht immer. Es wäre auch möglich, dass er sich um den einen oder anderen Sorgen macht. Um sie selbst, um Sig, um Aurian. Was ist eigentlich aus dem Mädchen geworden? Cleyron hat seit langer Zeit nicht mehr über sie gesprochen.

Kanas Blick streift die Flasche mit den Wyrmtränen und den ihr fremden Mann. 'Nein...', entscheidet sie schließlich. 'Auch wenn es mir jetzt vielleicht als das richtige erscheint, aber ich kann morgen alles, nur keinen Kater gebrauchen. Und ich habe bereits nach einem Glas genug zu dem Wirt gesagt.'
Noch einen langen schweifenden Blick über die zerstörte Einrichtung und die Leiche des Ogers, dann schüttelt sie ergeben den Kopf und stöhnt leise. Sie weiß bereits jetzt, dass sie morgen helfen wird. Jeden Vorwand, nicht zur Schusterei zurückzukehren wird sie mit Freuden annehmen. Es wird eine Menge Kraft kosten, also sollte sie wohl auch schlafen gehen.
Kana schenkt dem 'Schreiberling' ein letztes Lächeln und wünscht eine erholsame Nacht, ehe sie sich auf die Suche nach einem Bett begibt und schließlich im oberen Stockwerk eines findet. Gegen jede Erwartung ist sie eingeschlafen, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 08. Nov. 2005, 00:15 Uhr
Zwar wirkt der unbekannte Gast kurz unschlüssig, doch schließlich scheint sie sich doch gegen ein Verbleiben in der Schankstube zu entscheiden. Die Frau wünscht dem Schreiber eine gute Nacht und verschwindet die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf. Seron sieht ihr nach und zuckt mit den Schultern. Auch gut. Mehr Wyrmtränen für den Schreiber. Wohl bekomm's, denkt er sich. Dann ist der Mensch alleine im Raum.

Seron schenkt sich noch einmal ein, legt die Füße auf den gegenüberliegenden Stuhl und versucht es sich möglichst bequem zu machen, während er beginnt, den zweiten Krug zu leeren, diesmal etwas gemächlicher. Obgleich der Mensch oftmals auf die Gesellschaft Anderer zu meiden pflegt und gerne mit sich alleine ist, so strahlt der Raum nun, da alle gegangen sind, doch eine seltsame Art von Einsamkeit aus, die ihm Unbehagen bereitet. Vielleicht mag es der Umstand sein, dass er den Kupferkessel das erste mal in solch einem Zustand, verlassen und verwüstet, sieht, wo doch sonst der angenehme Lärm, der einer jeden gut besetzten Gaststube zu eigen ist, hier herrscht.
Der Mensch nimmt noch einen Schluck aus seinem Krug. Langsam beginnt er erste Anzeichen einer Wirkung des Getränkes festzustellen, während seine Blicke immer wieder zu dem toten Ogre auf dem Boden wandern. Und immer zieht der Schreiber beim Anblick erneut eine Grimasse. Nachdem er mindestens ein Dutzend Mal den Blick abgewandt hat, nur um kurz darauf mit einer Mischung aus Faszination und Ekel wieder hin zu starren, fallen ihm Eurons Worte ein, und wie der Wirt ihn dabei mit seinem Blick fixiert hatte.
> Auch wenn ihr glaubt, dass sollte kein Problem für mich sein, so würde es mich doch freuen, wenn ihr mir morgen helfen könntet, hier ein wenig Ordnung zu schaffen.<
Bei dem Gedanken zieht der Mensch gleich nochmals eine Grimasse, diesmal ganz ohne den Anblick des Ogres. Ogreüberreste beseitigen. Meine absolute Lieblingsbeschäftigung am Morgen. Verflixt. Es gibt wohl nichts Schlimmeres als Leute, die an den guten Willen appellieren. Man kommt sich nachher so schuldig vor. Seron schüttelt den Kopf und widmet sich dann wieder seinem Krug.

Mit zunehmender Alkoholisierung des Menschen legt sich das Gefühl der Unruhe nach und nach, bis nur mehr eine graue, verworrene Masse dort im Geist ist, wo zuvor noch wohl geordnete Gedankengänge abliefen. Mit einer bereits recht unsteten Hand gießt Seron das letzte bisschen der Wyrmtränen in den Krug. Als er auch diesen geleert hat lässt er das Gefäß fallen und sinkt in den Sessel zurück. "Wyrmtränen. Eigentlich … höchst interere ... interesant, nicht wahr?", fragt der Mensch die Flasche, in welcher Euron selbige aufbewahrt hatte. "Da fragt man ich doch, wie der zustande kommt. Ich meine ja bloß, wer steigt denn einem Wyrm auf den Schädel und schleckt ihm das Aug ab, um dann ein Getränk zu brauen, das dem Geschmack nachkommt?"
Die letzten Gedanken des Schreibers, bevor der Schlaf in schließlich übermannt, drehen sich darum, wo er wohl um diese Uhrzeit noch einen Wyrm herbekommen soll, um zu überprüfen, ob dessen Tränen wirklich so schmecken wie das Getränken, in dessen Genuss er eben gekommen ist, und ob ein Wyrm wohl auch weinen muss, wenn er Zwiebeln schneidet.

Seron erwacht wenig später, als er vom Sessel fällt. Benommen und in recht vernebeltem Geisteszustand begibt er sich in das obere Stockwerk. Dort sucht er, mehr kriechend denn gehend, den Raum, in dem er seine erste Nacht in Talyra verbracht hatte. Die Tür ist unverschlossen, und so stolpert der Mensch ins Zimmer und schnurstracks aufs Bett. Dort schläft  er sofort in derselben Position wieder ein, in der er auf die Laken fällt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kana am 09. Nov. 2005, 15:04 Uhr
Kana erwacht am nächsten Morgen bereits sehr früh, das erste Sonnenlicht dringt gerade erst in den Raum. Einen Augenblick lang ist sie verwirrt, wegen dem Muskelkater in ihren Beinen und der fremden Umgebung und dem Geruch von Blut, der an ihr haftet, aber dann fällt ihr der gestrige Tag wieder ein und sie schließt stöhend die Augen.
Aus der Schankstube dringt bereits ein leises Rumoren, vermutlich hat der Kobold damit angefangen, ein wenig Ordnung zu schaffen. Aus dem Zimmer neben an dringen Schnarchgeräusche. Höchst wahrscheinlich der Schreiber. Oder ein Goblin, der den Weg nach Haus nicht mehr gefunden hat..., überlegt sie mit einem säuerlichen Grinsen und schlägt die Augen wieder auf.
Auch aus der Stadt dringen bereits leise Geräusche. Das Weinen eines Kindes, das Rumpeln von Wagenrädern und das Wiehern eines Pferdes. Eines Pferdes...

Kana setzt sich stöhnend im Bett auf und reibt sich die Schläfen, um die Nachwirkungen von diesem Wyrmzeug loszuwerden. Es gelingt nicht ganz. Ihr ist schwummerig vor den Augen und in ihrem Schädelt pulsiert ein feiner, stechender Schmerz. Der Tag fängt ganz toll an.
Sie steht vollkommen auf und kämpft erst mal einen Augenblick lang um ihr Gleichgewicht, tastet sich an der Wand entlang zur Tür. Selten sind ihre ihre Schuhe so schwer vorgekommen. Du hast Nebel vergessen...wie konntest du nur? Wer weiß, was aus ihm geworden ist. Vielleicht hat sich einer der Boghaniks einen Spaß daraus gemacht, ihm die Fersen zu zerbeißen.

Tatsächlich findet sie den Kobold in der Schankstube, etwas ratlos vor der Ogerleiche stehend. Er wirft ihr einen erleichterten Blick zu, der es ihr ein wenig erschwert, ihr Anliegen vorzubringen und ihn hier mit diesem wenig hilfbereiten Menschen zurückzulassen.
"Meister Euron...ich habe mein Pferd vergessen. Es ist nur halbgezähmt und ich dachte immer, es wäre im Wald besser aufgehoben, als in der Stadt...vermutlich stimmt das auch, nach den gestrigen Ereignissen, aber ich werde trotzdem erstmal zum Wald gehen und nach ihm sehen. Danach komme ich zurück und helfe euch, wenn nichts unerwartetes dazwischen kommt." Etwas unerwartetes? So wie beispielsweise ein paar Höllenhunde oder ein Oger? Hey, vielleicht haben sich die Narge entschlossen, nach dem letzten Feldzug mal wieder Talyra anzugreifen, wo es doch grad so schön einfach einzunehmen wäre.
Kana verabschiedet sich mit einem gezwungenen Lächeln von dem Wirt und macht sich dann auf den Weg zum Stadtrand.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 14. Nov. 2005, 16:41 Uhr
Sonnenlicht fällt durch das einzige Fenster im Raum. Irgendwo vor dem Kupferkessel ruft jemand immer und immer wieder einen Namen, ohne Unterlass. Ein Hund begleitet die Rufe mit seinem Bellen. Das Geräusch von Stein auf Stein. Gelegentlich das Bersten von Holz. Und wieder die Rufe. "Hier, hier drüben!", brüllt irgendjemand auf der Straße. Wieder das Geräusch von Stein und Holz in Bewegung, von fieberhafter Suche in Schutt und Trümmern. Auf dem Bett im Zimmer wendet Seron sich mit einem verärgerten Brummen von der einen Seite auf die Andere und zieht sich das Laken über den Kopf. Ohne damit den gewünschten Effekt zu erzielen, natürlich. Götter, muss das jetzt sein? Was auch immer ihr sucht, es liegt schon die ganze Nacht dort, also wird es doch den Vormittag auch noch aushalten, oder?! Die Gedanken des Menschen fließen zäh und nur äußerst widerwillig, doch schließlich findet er sich damit ab, dass er wohl aufgewacht sein muss, so höllisch unangenehm der Zustand im Moment auch ist. Seron öffnet die Augen. Und schließt sie auch sofort wieder. Schlechter Gedanke. Schlechter, schlechter Gedanke. Wyrmtränen. Eine Flasche. Und jetzt Tageslicht. Schlechte Idee, die Augen aufzumachen.
Der Mensch wirft sich abermals auf seine andere Seite. Und fällt, gewohnt an sein Nachtlager im Haus der Bücher, auch prompt aus dem etwas schmäleren Bett. Seron rappelt sich auf und stütz sich mit einer Hand auf dem einzigen Stuhl im Zimmer ab, während er sich mit der anderen den Kopf hält. Der Schreiber kann sich an keine Träume erinnern, doch das vollkommen zerwühlte Bett scheint Zeugnis genug für einen unruhigen Schlaf zu sein, und so ist er für den Umstand des Vergessens durchaus dankbar. Geistesabwesend und ziemlich gerädert versucht er, das Bettzeug wieder in eine akzeptable Form zu bringen, gibt allerdings nach einiger Zeit auf, ohne große Ergebnisse vorweisen zu können. Schließlich macht er sich auf den Weg zum Schankraum.

Der Gang vor der Tür ist in morgendliches Licht getaucht, das aus einigen der anderen Zimmer fällt, die offen stehen. Mit einer Hand an der Wand abgestützt und der Anderen noch immer den Kopf haltend setzt sich der Mensch in Bewegung. Nur einmal bleibt er stehen, bei einem Bild, das er schon bei seinem ersten Besuch im Kupferkessel mit Faszination betrachtet hatte. Darauf ist eine winterliche Waldlandschaft zu sehen, durch die ein kleiner Bach fließt, an dem ein einfaches Haus aus Stein steht. Es schneit heftig, und im Haus sind einige Kinder zu sehen, die vor dem Kamin im einzigen Raum der Hütte sitzen. Als Seron daran vorbeigeht, scheinen die winzigen Schneeflocken in Bewegung zu geraten und der Rauch aus dem Kamin macht den Eindruck, als verziehe er sich im Lufthauch den der Schreiber verursacht. Er bleibt stehen, kneift die Augen zusammen und sieht sich das Bildnis genauer an. "Wie äußerst interessant", murmelt der Mensch, während er den Gang hinauf und hinunter blickt, um zu sehen, ob hier noch ein anderes Gemälde hängt, mit dem er dieses hätte verwechseln können. Doch die Suche bleibt vergebens. Aber ich bin mir sicher, ganz sicher, dass es auf diesem Bild nicht Winter war, als ich das letzte mal hier vorbeigekommen bin. Und wenn die Kinder da im Haus waren, dann räume ich den Kupferkessel höchstpersönlich und alleine wieder auf. Der Schreiber seufzt. Wird wohl das Licht gewesen sein. Und definitiv der Alkohol. Dann schüttelt er den Kopf. Eine Geste, die der Mensch sogleich bereut. Er stöhnt auf und greift sich wieder an den Kopf. Dann setzt er seinen Weg fort. Nie wieder Alkohol. Wenigstens nicht in den nächsten paar Stunden. Oder noch besser, nie wieder schnelle Kopfbewegungen.

Wie desolat der Zustand der Schankstube tatsächlich ist, das wird Seron erst bewusst, als er diese im morgendlichen Tageslicht betrachtet. Im Angesicht dessen setzt er abermals dazu an, den Kopf zu schütteln, besinnt sich allerdings noch rechtzeitig eines besseren.
Von irgendwo in der Stube dringen die Geräusche einer geschäftigen Räumerei zwischen zerschlagenen Einrichtungsgegenständen an das Ohr des Menschen. Euron ist wohl bereits wach und beschäftigt, doch kann Seron ihn gerade nirgendwo sehen. Der Schreiber beäugt nachdenklich die Ausgangstür. Für einen winzigen Augenblick überlegt er, unbemerkt zu verschwinden. Nur für einen kurzen Moment, bevor er wieder zur Besinnung kommt. Das wäre ja wohl der Abschied vom letzten Funken Ehrgefühl, hier jetzt einfach so rauszumarschieren.
Stattdessen lässt sich der Schreiber auf einem Sessel nieder und betrachtet die Ogreleiche mit hochgezogener Augenbraue. Sehr schön, da geht mein Appetit auf Frühstück dahin. Auch gut. Seron rümpft die Nase und wendet den Blick ab. Dann sagt er, in den Raum hinein: "Also Euron, wie wollt ihr unser kleines Ogreproblem hier lösen? Ich bin, um ehrlich zu sein, dem Gedanken, einen Ogre in transportable Stückchen zu hacken, zu dieser Tageszeit nicht sonderlich zugetan. Eigentlich bin ich das zu keiner Tageszeit, aber lassen wir das einmal dahingestellt. Irgendwelche Vorschläge von eurer Seite?" Seron hält inne, um sich, ob pochender Schmerzen hinter der Stirn, wieder mit der Hand an den Kopf zu fassen. Laute Geräusche aus dem eigenen Kopf. Schlechte Idee. Schlechte, schlechte Idee. Trotzdem fügt er hinzu: "Wisst ihr, ich würde hier gerne möglichste bald wieder etwas zu essen bekommen. Das heißt je früher wir Anfangen, desto besser geht es meinem Magen." Dann stöhnt der Mensch abermals auf. Nur um sicherzugehen, dass die Welt im Allgemeinen auch sicher bemerkt hat, wie mies er sich fühlt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 15. Nov. 2005, 01:00 Uhr
Das Rumpeln und Quietschen von Wagenrädern weckt Euron aus dem tiefen traumlosen Schlummer, welchen ihn die Wyrmtränen gnädigerweise geschenkt haben. Fast schmerzhaft fällt ihm das ungewohnt helle Licht in die Augen, als er sie öffnet und für einen Moment fragt er sich, wo er sich befindet. Dann fällt ihm wieder der gestrige Tag ein, an dem eine Katastrophe Talyra heimgesucht hat, wie sie noch nie in der Stadtchronik beschrieben worden ist. Der Kobold tritt an das Fenster des Zimmers und läßt seinen Blick über den Marktplatz schweifen. Verglichen mit den anderen Häusern am Platz ist der Kupferkessel noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. Weder ist er ausgebrannt, wie ein Großteil der Häuser am südlichen Ende, noch sieht man ihm die Zerstörungen von aussen an, wie es bei der Goldenen Harfe der Fall ist.
Auf dem Marktplatz sind bereits wieder Blaumäntel im Einsatz, die auf großen Karren Leichen sammeln, um sie auf dem Sithechacker zu verbrennen, bevor sich Seuchen in der Stadt ausbreiten können. Die aufgewühlte Erde des Platzes, die nur noch Reste des einstigen Pflasters zeigt, erinnert Euron an seinen eigenen Beitrag zu den Verwüstungen dort unten. Er seufzt, als er daran denkt, doch gleichzeitig macht sich auch etwas Zufriedenheit in ihm breit, dass es ihm gelungen ist, zumindest zum Schluss einigen der Höllenkreaturen Einhalt zu gebieten. Noch immer spürt er die Nachwirkungen des Zaubers, eine dumpfe Leere in seinem Körper, so als hätte er wieder einmal zu lange über seinen Büchern gesessen und gearbeitet. Doch auch wenn es schon einige Zeit her ist, dass er seine Kräfte in solchem Maße verwendet hat, weiss er doch damit umzugehen. Er ist sich sicher, dass sie ihn auch jetzt noch nicht ihm Stich lassen werden, wenn er mit dem Aufräumen beginnt. Dass er ohne sie, lediglich mit Seron und der Fremden zusammen, kaum den Ursprungszustand des Kupferkessels wiederherstellen kann, ist ihm klar, nur fragt er sich, wie er es möglichst anstellt, nicht schon wieder für Aufsehen in der Stadt zu sorgen.
Das hängt wohl ganz davon ab, was es alles zu tun gibt, denkt er sich und seufzt. Er wendet sich vom Fenster ab und verläßt schliesslich das Zimmer, um in den Schankraum hinabzusteigen. Als er den Flur entlang zur Treppe läuft, schauen ihm die Figuren in den Bildern an den Wänden empört nach, als wäre es seine Schuld, dass sie vor einem Tag so empfindlich in ihrer Ruhe gestört worden sind.

Unten angekommen sieht alles noch genauso aus, wie am Abend vorher. An jedem anderen Tag hätte das Euron beruhigt zur Kenntnis genommen, heute jedoch wäre ihm jede Veränderung am derzeitigen Zustand seines Gasthaus recht gewesen. Für einen Augenblick betrachtet er das Chaos, um schliesslich daran vorbei in die Küche zu eilen. Auch wenn dort alles stehen und liegen geblieben ist, als die ersten Monster an der Tür des Gasthauses erschienen, ist er doch noch nahezu unbeschädigt geblieben. Recht schnell findet der Kobold etwas zu Essen, um ein hastiges, freudloses Frühstück einzunehmen, um daraufhin wieder in die Schankstube zurückzukehren. Zuerst werde ich einen Wagen brauchen, um die Leichen und den Müll wegzubringen, ist er sich bewusst und ihm fällt auch sofort ein, wer dafür in Frage kommt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Euron von seinem Nachbarn Oric den großen Handkarren leiht. Der Kerzenmacher selbst hatte ihn zumeist in seinem Hof stehen und der Kobold konnte jederzeit vorbeigehen, wenn er ihn benötigte.
Oric ist nicht da gewesen, als der Wirt dessen Haus betreten hat und das bereitet ihm nun etwas Kopfzerbrechen. Einerseits ist es bei dem Chaos des letzten Tages kein Wunder, dass sein Nachbar nicht in seinem Haus geblieben ist, doch trotzdem malt sich der Kobold eher die schlimmsten Szenarien aus, in die der Kerzenmacher gestern geraten sein könnte. Gedankenverloren steht er deshalb vor der Ogerleiche, als sein Gast vom Vortag die Stufen der alten Treppe hinabgestiegen kommt.
"Nun, ein Pferd könnten wir sicherlich gut gebrauchen, wenn wir das alles hier wegfahren müssen", stellt er fest, als sie ihm ihr Anliegen mitgeteilt hat, "doch ihr solltet in der Tat nachsehen, dass es ihm gut geht. Selbst wenn die Höllenkreaturen nicht in den Wald gelangt sind, so sind sicherlich viele Bewohner dorthin geflohen, so dass es dort nicht sonderlich ruhig für ein halbgezähmtes Tier war."
Als sein Gast sich verabschiedet hat und gegangen ist, beginnt der Kobold einige zerborstene Bretter hinter der Theke einzusammeln, um sie hinaus auf den Wagen zu schaffen. Er ist noch nicht sehr weit gekommen, als sein zweiter Gast mit wesentlich mehr Gepolter die Stufen hinabkommt. Als dieser im Schankraum ankommt, herrscht einen Moment Stille, bis schliesslich wieder die schlurfenden Schritte hörbar sind. Dann ist das Schaben von Stuhlbeinen zu vernehmen und wie sich Seron, den nur um den kann es sich handeln, auf einen Stuhl fällt.

"Also Euron, wie wollt ihr unser kleines Ogreproblem hier lösen?", fragt dieser schliesslich, während Euron hinter den Resten der Theke hervorkommt. Als der Kobold den Menschen näher betrachtet, kann er die typischen Kennzeichen für einen ausgesprochen mächtigen Kater erkennen, die ihm als Wirt wohlvertraut sind. "Wenn ihr etwas in den Magen haben wollt, solltet ihr in der Küche vorbeischauen", antwortet er deshalb, vermeidet dabei allerdings, einen mitleidigen Ton anzuschlagen. "Wenn euch das im Moment gelingen sollte, könnt ihr euch etwas von der Gemüsebrühe warm machen, die in einem der Töpfe über der Herdstelle hängt. Ich kann euch versichern, dass das gegen die Kopfschmerzen hilft. Ansonsten hilft auch körperliche Anstrengung, um den Kopf wieder frei zu bekommen." Kurz zieht der dabei die Augenbrauen hoch und betrachtet dann ebenso wie Seron die Leiche des Ogers. So ist sie in der Tat zu schwer, um sie fort zu bewegen und ich werde sicherlich auch nicht mein Gasthaus in eine Schlachterei verwandeln. Allein der Gedanke daran, mit einer Axt auf die Gliedmassen des Ogers einzuschlagen, bis diese abgetrennt sind, läßt ihn erschaudern. Auf der Suche nach Alternativen fallen ihm plötzlich die Fläschchen ein, die er gestern zusammen mit den Feuerwerkskörpern hinaufgebracht hat. Keines der Gefäße mit dem umgekehrten Wachstumstrank war verwendet worden, doch jetzt scheint Euron der richtige Zeitpunkt, um sie einzusetzen.
Einen Augenblick sucht der Wirt nach dem Eimer, in dem er sie hinaufgetragen hat und findet ihn noch an derselben Stelle, an dem er ihn zurückließ. Schnell nimmt er die Fläschchen in die Hand und trägt sie zum Oger hinüber. Vorsichtig verteilt er die grüne Flüssigkeit über den Körper des Ungeheuers und er braucht nicht lange zu warten, bis dieser merklich kleiner wird und schliesslich die Größe eines Zwerges erreicht. Nur für den linken Arm der Leiche hat die alchemistische Flüssigkeit nicht mehr ausgereicht. So schrumpft dieser nur ein kleines Stück und bleibt so wesentlich länger als sein rechter Gegenpart. Obwohl der Körper dadurch etwas entstellt erscheint, glaubt der Kobold nicht, dass es nun ein Problem ist ihn auf den Wagen vor dem Haus zu transportieren.
"Was meint ihr Seron", fragt der Wirt, während er noch begeistert die Wirkung seines Gebräus bestaunt, "meint ihr, ihr könnt ihn so hinaustransportieren?" Eigentlich ist es nur eine rhetorische Frage, denn der Kobols zweifelt keinen Augenblick daran, dass sein kleiner Kunstgriff es dem Schreiber ermöglicht, selbst tätig zu werden. Deshalb fügt er gleich noch hinzu: "Allerdings solltet ihr euch damit nicht zuviel Zeit lassen. Ich weiß nicht, ob das dauerhaft ist und wenn nicht, wie lange es anhält."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 15. Nov. 2005, 19:00 Uhr
Irgendwie schafft Seron es, die Augenbraue noch ein wenig höher zu ziehen, während der Wirt den Körper des toten Ogre mit einer grünlichen Tinktur beschmiert. "Einmal ganz abgesehen davon, dass ich euch Respekt dafür zollen muss, dass ihr freiwillig in die Nähe von diesem Ding da geht, was genau wollt ihr damit bezwe … oh. Ich ziehe die Frage zurück."
Der Mensch kann eine gewisse Anerkennung für den Kobold nicht ganz aus seiner Miene verbannen, während er den geschrumpften Ogre erst ein, und dann ein zweites Mal umrundet. "Faszinierend. Und überaus praktisch. Wo habt ihr das denn …" Dann bleibt der Mensch stehen. "Sagt, ihr stellt das Zeug doch nicht etwas selbst her, oder? Alchemisten haben nach meiner bescheidenen Erfahrung die ungute Angewohnheit, sich zu unerwarteten Zeitpunkten … nun ja, in Schall und Rauch aufzulösen. Wörtlich genommen." Der Mensch hält kurze inne, zuckt dann mit den Schultern und fährt fort: "Aber eigentlich geht es mich nichts an. Seltsamer Weise fühle ich mich neuerdings dazu geneigt, euren Fähigkeiten Vertrauen zu schenken."
Seron tritt etwas näher an die Leiche der Kreatur heran, um gleich darauf angewidert zurückzuweichen. "Was euer Angebot zu einem Frühstück angeht, dass muss ich wohl dankend ablehnen. Aber ... ugh, wenn ihr schon dabei seid, irgendetwas zur Unterbindung von Gerüchen könnte diesem Zeitgenossen wirklich nicht schaden. Aber transportabel sollte er wenigstens sein. Das heißt … das heißt, solange diese Wirkung noch hält. Falls sich unser Freund hier spontan entschließt, wieder etwas an Größe zu gewinnen, so hoffe, ich dass ihr ein wirklich stabiles Transportmittel organisiert habt."

Mit diesen Worten legt der Mensch Hand an den einen, nicht geschrumpften Arm des Ogres und schleift die Kreatur vor die Tür. Obwohl es noch keinen Deut besser um seine Kopfschmerzen steht, und die eigenen Bewegungen dem Schreiber auch noch etwas unbeholfen und aus dem Gleichgewicht geraten erscheinen, so kostet es ihn doch keine besondere Mühe, die Leiche über den Boden hinter sich her zu ziehen.
Seron stößt ein anerkennendes Pfeifen durch die Lippen, als er vor den Kupferkessel tritt und das ganze Ausmaß der Zerstörung erstmals bei Tageslicht zu sehen bekommt. "Ein Freundschaftsbesuch der niederen Höllen. Wie reizend.", brummt er.
Vor der Tür sieht der Mensch einen Handkarren, auf den jemand bereits einige gebrochene Dielen geladen hat. Er blickt vom Karren zur Ogreleiche, deren Arm er noch immer festhält, und wieder zurück zum Karren. Dann seufzt er und hebt die Überreste der Kreatur vom Boden auf, um sie unzeremoniell auf dem Transportmittel zu deponieren. Angewidert blickt er an seiner Robe hinunter, während er in den Kupferkessel zurückkehrt.

"Seht euch das an!", meint der Schreiber, während er die Schankstube betritt, den Blick noch immer an der eigenen Kleidung hinunter gerichtet, "Das verdammte Vieh hat auf meine Robe gesabbert, als ich es hochgehoben habe. Wieso kann ein toter, geschrumpfter Ogre sabbern? Ich habe hier Speichel von einem toten Höllenvieh auf meiner Kleidung. Verflucht noch mal! Wundert mich ja bloß, dass sich das Zeug noch nicht durch den Stoff gefressen hat.“ Dann bleibt der Schreiber stehen und hebt den Blick, bevor mit einer nicht zu überhörenden Portion an Ergebenheit gegenüber seinem Schicksal in der Stimme hinzufügt: "Ich meine, nicht dass es bei dem Fetzen hier noch einen Unterschied machen würde. Es geht mehr um die grundlegende Ungerechtigkeit bei dieser Sache. Bah, und das Zeug stinkt."
Seron seufz nochmals, fügt dann einen Fluch hinzu und sieht sich nach anderen Dingen um, die er nach draußen schaffen kann. "Wo genau hattet ihr denn eigentlich vor, das alles hinzukarren? Irgendwelche unliebsamen Bekanntschaften, die ihr gerne mit einer Ogreleiche beglücken würdet?", fragt der Schreiber beiläufig, während er einen zerbrochenen Stuhl in Richtung Tür trägt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 21. Nov. 2005, 09:13 Uhr
Bisher hat Euron sich keine Gedanken um sein Aussehen gemacht. Nicht einmal seiner Haarpracht hat er die allmorgendliche Aufmerksamkeit gewidmet, so dass die Hühnerknöchelchen nun schief von seiner Stirn herabhängen. Mit ein paar schnellen Handbewegungen versucht er auf seinem Kopf für etwas Ordnung zu sorgen, doch sind seine Versuche nur wenig erfolgversprechend und schon bald hängen die bleichen Gebeine wieder genauso herab wie zuvor.
Ein Besuch beim einem Schneider könnte sicherlich nicht schaden, sobald hier alles wieder ordentlich ist, stellt er mit einem Blick auf seine blutbeschmierte Weste fest, doch bis dahin bleibt noch einiges zu tun.

"Wo genau hattet ihr denn eigentlich vor, das alles hinzukarren? Irgendwelche unliebsamen Bekanntschaften, die ihr gerne mit einer Ogreleiche beglücken würdet?" fragt Seron berechtigterweise, als sie in den Kupferkessel zurückgekehrt sind. Im ersten Moment denkt der Kobold an den Sithech-Acker, doch würden die Priester wohl kaum einen derartigen Leichnam dort dulden. Allerdings werden wir nicht die einzigen sein, die dieses Problem haben, ist er sich sicher, schliesslich mussten noch überall in der Stadt die Reste der Höllenkreaturen zu finden sind. "Wahrscheinlich wird man die Überreste irgendwo vor der Stadt vergraben", vermutet der Kobold deshalb, "wenn wir einfach den Blaumänteln folgen, die in der Stadtr aufräumen, werden wir schon ein entsprechendes Plätzchen finden."

Nachdem die Ogerleiche nun auf dem Wagen liegt, ist deutlich mehr Platz in der Schankstube als zuvor, doch noch liegen zahlreiche Trümmer zersplitterter Tische und Stühle im Raum, das zerstörte Fenster wird immer noch von einem ungeordneten Haufen an Stülen und Tischen versperrt und auch hinter der Theke, wo die Boghaniks gewütet haben, müssen noch zahlreiche Scherben entsorgt werden, von den ausgelaufenen Getränken ganz zu schweigen. Und dann war da auch noch der Keller...
"Meint ihr, dass ich euch das Aufräumen hier oben überlassen kann?", fragt Euron den Schreiber, "dann würde ich mich in der Zwischenzeit um den Keller kümmern und schauen, was die Boghaniks davon noch übrig gelassen haben."
Der Wirt hebt die Luke zum Keller an, um hinabzusteigen, wobei er der Antwort des Schreibers nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Im Keller ist es stockfinster und obwohl der Kobold gute Augen hat und sich so ebenfalls unter der Erde gut orientieren kann, läßt er doch ein blaues Licht in seiner Hand erscheinen, um sich einen Überblick über die Zerstörungen in seinem Keller zu verschaffen. Die meisten, so muss er zugeben, hat er selbst verursacht. Eine tiefe Furche zieht sich vom Vorratskeller ausgehend zum Vorraum, wo sie abrupt an dem Erdwall endet, der sich bis in sein Zimmer erstreckt und dieses verschlossen hält. Der Kobold kratzt sich am Kopf und überlegt, was nun zu tun ist. Die Unordnung war durch Magie entstanden und am einfachsten wäre es, alles wieder mit ein paar magischen Worten in Ordnung zu bringen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Wie der Kupferkesselwirt nach längerem Grübeln feststellt, gibt es anscheinend keinen Zauber, der das Ganze einfach wieder rückgängig machen kann. Alles was ihm einfällt, würde das Problem nur irgendwie verschieben, aber keineswegs. Überhaupt fällt ihm auf, dass die Erfinder mächtiger Zaubersprüche nur selten daran gedacht hatten, dass man eventuell zu einem anderen Zeitpunkt die ursprüngliche Wirkung eines Spruches wieder aufheben will. "Mhmm," murmelt er, "vielleicht ist es sogar ein arkanes Gesetz, dass Magie nur dann funktioniert, wenn sie zu mehr Unordnung führt."
Ich sollte das mal genauer untersuchen. Schliesslich läuft er vor dem Lehmberg auf und ab. Doch das hat für später Zeit. Ein Sandsturm jetzt hier unten, würde vielleicht tatsächlich günstig sein, um den Lehmberg abzubauen, vielleicht auch eine kurzzweitige Flutwelle, die alles weg schwemmt. Doch für beides hatte Euron nicht die geeigneten "Mittel" parat. Stattdessen geht er in sein Labor und holt eine Schaufel, die er sonst benötigt, um größere Mengen alchemistischer Substanzen in seinen Kessel zu werfen. Diesmal jedoch geht es einfach darum, ein wenig Erde aus diesem Keller zurück in den nächsten zu bringen.

Keine zehnmal ist Euron mit voller Schaufel vom Vorratskeller zum Treppenraum gelaufen und mit leerer wieder zurück, bevor er das Werkzeug in die Ecke wirft und missmutig die Treppe hinaufstapft. So geht es jedenfalls nicht. Ich bin doch kein Zwerg, denkt er sich ungehalten, da er schon die ersten Ermüdungserscheinungen in seinen Armen spürt.
Oben angekommen, sucht er kurz Seron, um mit ihm zu sprechen. Als er ihn findet, sagt er kurz angebunden zu ihm: "Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr unten gleich weiter machen," wobei er Richtung Theke zeigt, wo es zum Keller hinabgeht. "Aber geht vorher noch zu einem Schreiner und bestellt ein paar neue Stühle und Tische in meinem Namen, damit wir so schnell wie möglich wieder genügend Sitzgelegenheiten haben. Ich muss ins Haus der Bücher."
Damit dreht er sich um und verläßt das Gasthaus in südliche Richtung.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 23. Nov. 2005, 22:45 Uhr
Auf die Frage des Wirts, ob er ihm denn das Aufräumen im Schankraum überlassen könne, sieht Seron sich um und meint dann trocken: "Nun ja, berücksichtigt man die Tatsache, dass es sich bei Aufräumarbeiten um ein äußerst heikles und gefährliches Geschäft handelt, so besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich mich jeden Moment damit überfordert sehe, zerschlagene Einrichtungsgegenstände vor die Türe zu werfen. Aber wisst ihr, ich bin zuversichtlich, dass …", doch als sich der Mensch umdreht, ist Euron bereits in den Keller des Kupferkessels verschwunden. Hin und wieder kann Seron nun von dort die Geräusche geschäftiger Arbeit hören, während er selbst damit fort fährt, den unbrauchbaren Teil der Einrichtung auf den Karren vor der Tür zu laden.

Allerdings dauert es nicht lange, bevor der Kobold mit einem ausgesprochen enervierten Gesichtsausdruck wieder im Schankraum steht. "Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr unten gleich weiter machen, aber geht vorher noch zu einem Schreiner und bestellt ein paar neue Stühle und Tische in meinem Namen, damit wir so schnell wie möglich wieder genügend Sitzgelegenheiten haben. Ich muss ins Haus der Bücher", meint der Wirt nur, bevor er den Kupferkessel ohne ein weiteres Wort verlässt.
Im ersten Moment zu perplex, um darauf etwas zu erwidern, sieht der Schreiber Euron nur nach, während dieser zur Tür hinaus marschiert. Erst als der Wirt den Raum bereits verlassen hat besinnt er sich wieder seiner Stimme. "Ich soll was tun? Ein paar Stühle und Tische? Euron! Details?", ruft er dem Kobold nach, doch dieser hat ihn entweder nicht gehört oder beschlossen, den Schreiber zu ignorieren. Der Mensch schnalzt irritiert mit der Zunge und blickt sich unschlüssig um. Ein paar Tische und Stühle. Reizend. Vielleicht ist er da unten ja auf eine Erzader gestoßen, dass er es sich leisten kann, eine unbestimmte Anzahl Tische und Stühle zu bestellen. Und das von mir. Verflucht ich weiß ja noch nicht einmal, wo ich in dieser Stadt einen Schreiner hernehmen soll. Der Schreiber stampft verärgert mit dem Fuß auf und stößt einen Fluch aus, der jeden hart gesottenen Söldner hätte zusammenfahren lassen. Dann seufzt er und schickt einen anschuldigenden Blick gen Himmel und die Götter im Allgemeinen, bevor er sich wieder dem Interieur des Kupferkessels zuwendet.

Es braucht einige Zeit, all die zerstörten Einrichtungsgegenstände auf den Karren zu packen. Besonders unter dem Kampf mit dem Ogre hatte der Raum schwer zu leiden, aber auch die notdürftige Barrikade, die Euron während des Gefechts vor dem zerbrochenen Fenster aufgetürmt hatte, war vielen der darin verwendeten Gegenständen nicht allzu gut bekommen.
Als Seron den Raum weitgehend von unbrauchbar gewordener Einrichtung befreit hat blickt er sich nochmals darin um und runzelt die Stirn. Eine ganze Menge an Tischen und Stühlen hat wohl ihren letzten Tag erlebt. Einige andere Möbel weisen zwar Spuren der jüngsten Ereignisse auf, können allerdings durchaus noch verwendet werden. Schade um das schöne alte Zeug. Nun, wenigstens hat es keinen der edleren Armlehnsessel erwischt. Den Verslust hätte ich wohl nur schwerlich verkraftet, denkt der Mensch bei sich, während er das Chaos hinter der Theke in Augenschein nimmt.
Letztendlich beschließt er, einen Schreiner zu suchen, bevor er mit der Arbeit im Kupferkessel weitermacht. "Toll. Euron darf ins Haus der Bücher. Wahrscheinlich Irgendwo gemütlich etwas lesen. Und ich? Ich darf einen Schreiner suchen. Verdammt aber auch, ich arbeite ja nicht einmal hier. Eigentlich liegt meine Arbeit im Haus der Bücher. Bah! Das nenne ich mal Ironie", brummt der Schreiber, während er den Kupferkessel verlässt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 30. Nov. 2005, 14:20 Uhr
Die Schatten gewinnen schon an Länge, als Seron in den Kupferkessel zurückkehrt. Euron ist nirgendwo zu sehen, und so macht sich der Mensch wieder daran, ein wenig Ordnung zu schaffen. Da er alle zerstörten Einrichtungsgegenstände bereits aus dem Raum geschafft hat beginnt der Schreiber nun, hinter der Theke zu werken, wo der gestrige Tag nicht weniger heftig seinen Tribut gefordert hat, als im übrigen Raum.

Während Seron die zerbrochenen Gläser und Flaschen nach mehr oder minder gut erhaltenen Gefäßen durchforstet stellt er fest, dass sein Kater wohl endlich verfliegt. Allerdings kommt mit dessen Verschwinden auch eine bei der Arbeit nicht weniger hinderliche Müdigkeit. Kaum Überraschend. Sich bis spät in die Nacht betrinken und dann wundern, wenn am nächsten Tag die Arbeit schwer von der Hand geht. Der Mensch unterdrückt krampfhaft ein Gähnen. Aber so ein Bett, das wäre jetzt trotzdem nicht verkehrt. Dann blickt der Mensch zurück zur Szenerie hinter der Theke, seufzt, unterdrückt ein weiteres Gähnen und macht sich wieder daran, die beschädigten von den heil gebliebenen Gläsern zu trennen. Als er damit fertig ist, versucht er, die gut erhaltenen Gefäße wieder so zu platzieren, wie sie vor den Ereignissen des gestrigen Tages gestanden haben könnten. Die Scherben, die zerbrochenen Gläser und die Flaschen lässt er vorerst auf einem Haufen vor der Theke liegen. Wenigstens so lange, bis ihm einfällt, was er damit tun soll.
Als er das Ergebnis seiner Arbeit betrachtet, fallen ihm Eurons Worte wieder ein: "Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr unten gleich weiter machen". Der Mensch seufzt und begibt sich abermals hinter die Theke, um von dort in den Keller hinunter zu steigen.

Obgleich Seron schon oft beobachtet hat, wie Euron hinter der Theke verschwand, hat er selbst doch noch nie den Keller des Kupferkessels betreten. Doch auch ohne schon einmal hier gewesen zu sein kann der Mensch erkennen, was Euron meinte, als er "unten weitermachen" sagte. Die tiefe Furche, die sich durch die Räumlichkeiten unterhalb des Kupferkessels zieht, sowie der Erdwall an deren Ende, sehen für den Schreiber nach mehr Arbeit aus, als ihm eigentlich lieb ist. Seron brummt resignierend und begibt sich wieder in den Schankraum. Dort war ihm während seiner Arbeit eine halb abgebrannte Kerze aufgefallen, die er bereits zu den unbrauchbar gewordenen Gegenständen geworfen hatte. Diese kramt er nun wieder hervor. Erst als ihm auffällt, dass er im Moment keine unbedenkliche Möglichkeit hat, das Ding anzuzünden, wirft er sie verärgert wieder dorthin zurück, wo er sie hergenommen hatte.
Wieder im Keller findet der Mensch eine für seine Zwecke zwar ziemlich klein geratene Schaufel, die zu verwenden er sich aus Mangel an Alternativen allerdings gezwungen sieht. So beginnt der Mensch eben, mit ungeeigneter Gerätschaft und bei dem wenigen Licht, dass von oben durch den Abstieg in den Keller fällt, zu arbeiten. Nur einmal fragt er sich, warum er den ganzen Aufwand eigentlich auf sich nimmt, bevor ihm wieder einfällt, dass er Euron am Vorabend um eine Flasche Wyrmtränen ärmer getrunken hat und der Kobold bis jetzt auch für die gestrige Nächtigung keine Bezahlung verlangt hat. Dann setzt Seron seine Arbeit fort.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 06. Dez. 2005, 15:56 Uhr
Als der Winter in Talyra Einzug hält und das Pflaster des Marktplatzes, welches mittlerweile erneuert wurde, immer öfter mit einer weißen Schicht Schnee bedeckt wird, ist auch der Kupferkessel langsam wieder zur Normalität zurückgekehrt. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert. Nur das Holz der Tische und Stühle ist etwas heller geworden, als man es gewohnt war und das Fenster, welches gleich beim ersten Angriff eines Höllenhundes zu Bruch gegangen war, ist nun säuberlich mit einem Holzbrett verschlossen. Es wird länger dauern, bis die Glasschmelzer genügend Butzenglas zur Reparatur hergestellt haben, denn die Bewohner des Handwerkerviertels können, seit dem Angriff des Dämons, auf eine arbeitsreiche Zeit zurückblicken, so dass jetzt schon die Rohstoffvorräte knapp werden, die erst wieder von den Frühjahrskarawanen gefüllt werden können.

Kennt man den Kupferkessel allerdings etwas genauer, so bemerkt man, dass dessen Besitzer seltener in der Gaststube zu erblicken ist, als zu früheren Zeiten, denn oft muss er nun in der Küche nach dem rechten sehen. Adora war nicht aus der Steinfaust zurückgekehrt, zu schwer waren ihre Verletzungen gewesen. Einige Zeit hatte der Kobold daraufhin versucht alleine für die Verpflegung seiner Gäste zu sorgen, doch stellte sich das recht bald als zu aufwändig für den Wirt heraus. Schweren Herzens hatte er doch nach einen Ersatz für seine ehemalige Köchin gesucht und auch jemanden gefunden, doch scheint der Wirt nun von ihr nur schwer zufrieden zu stellen zu sein, was die Qualität des Essens betrifft.
Der Anzahl der Gäste im Kupferkessel schadet dies jedoch überhaupt nicht. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Kobold mit mächtiger Magie das chaotische Aussehen des Marktplatzes mit verursacht hatte und so kamen viel mehr Gäste als früher, um auf ein kleines Zauberkunststück des Kupferkesselwirtes zu hoffen. Dieser jedoch gönnt den Neugierigen nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass er magische Fähigkeiten besitzt, stattdessen ist er gegenüber Fremden, die nicht schon vor dem Dämonenangriff zu seinen Stammgästen zählten, recht kurz angebunden geworden, so dass diese sich damit begnügen müssen, die Gerüchte zu verbreiten, welche über seinen geheimnisvollen Keller oder über das Gasthaus und seinen Besitzer in Umlauf sind.

Wie jeden Abend ignoriert Euron auch an einem Tag im Langschnee das Getuschel, welches immer wieder hinter ihm einsetzt, während er durch den Schankraum geht. Noch immer hofft er, dass die meisten Stadtbewohner die Ereignisse im Sommer wieder vergessen werden, wenn er nur lange genug keine Aufmerksamkeit mehr auf sich zieht. Ohnehin waren seine Vorräte nach dem Angriff der Höllenreaturen arg dezimiert gewesen und der Herbst hatte nur noch wenig Möglichkeit geboten sie aufzufüllen. Nicht nur aufgrund der kurzen Zeit bis zum Winter, sondern auch, weil viele der Händler nach den sommerlichen Ereignissen einen Bogen um die Stadt gemacht hatten, war der Keller des Kupferkessels leerer geblieben, als die vorangegangenen Jahre. So ist sich der Wirt nicht sicher, ob er all die Klatschmäuler bis zum Frühjahr versorgen kann und will.

Doch heute bereit Euron etwas ganz anderes Sorgen. Auch wenn im Schankraum des Kupferkessels genauso wenig Zauberei zu sehen war, wie die Jahre zuvor, so konnte man doch mittlerweile im Arbeitsraum des Kobolds viel häufiger das Murmeln von Zaubersprüchen hören, als früher. Der Kobold hatte wieder damit begonnen, die magischen Künste zu erforschen und neue oder ganz alte Geheimnisse wieder zu entdecken.
Dafür hat er heute morgen das Coraxium gesucht, einen Gegenstand, den er einst von einem Schamanen in den Eisöden erhalten hatte, der nun jedoch nirgendwo mehr aufzufinden ist.
Der Kobold hatte einige Stücke seiner Sammlung seltsamer Gegenstände mit entsorgen müssen, als sie den Zugang zu seinem Zimmer wieder freigelegt hatten, doch er war sich sicher, das Coraxium noch einige Male danach gesehen zu haben. Gerade heute jedoch, als er es brauchte, ist es anscheinend spurlos verschwunden. Lange Zeit hat er sowohl sein Labor, als auch sein Zimmer abgesucht, während er seine Gäste Bigöl und Kogum überließ. Doch da die Suche ergebnislos blieb, lief er nun geistesabwesend durch den Schankraum, während er die Anwesenden mit Speise und Trank bedient.
Es muss irgendwo sein. Es kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben, denkt er sich dabei und versucht sich angestrengt an die Tage zu erinnern, an denen der Kupferkessel wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht worden ist. Vielleicht sollte ich Seron fragen, denkt er sich schliesslich, er war ja auch dabei und sollte wissen, was damals alles übriggeblieben ist.
Allerdings hat er den Schreiber nur selten zu Gesicht bekommen, seitdem die Schäden am Gasthaus beseitigt sind. Sein Quartier hatte dieser ohnehin im Haus der Bücher aufgeschlagen und Euron war ihm lediglich dort ein paar Mal über den Weg gelaufen, als er selbst einige Schriften gesucht hat.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 13. Dez. 2005, 01:10 Uhr
Seron schätzt sich äußerst glücklich, als er die Schankstube des Kupferkessels betritt. Nicht etwa, weil er Euron gesehen hätte. Der Kobold ist nirgendwo zu erblicken. Auch nicht wegen der gemütlichen Atmosphäre im Raum. Für des Menschen Geschmack sind fünf Leute schon mehr als genug  für einen Raum. Was Seron allerdings einen glücklichen Seufzer ausstoßen lässt ist der Umstand, dass im Kamin der Stube ein Feuer prasselt und der Raum angenehm warm ist. Der Schreiber reibt die Hände aneinander und sieht sich im Raum um. Der Kupferkessel scheint gut besucht wie eh und je, und zu seiner großen Enttäuschung sieht der Mensch keinen freien Platz mehr in der Nähe des Kamins.
So begnügt Seron sich eben mit einem Tisch nahe des zerstörten und nun mit Brettern verschlossenen Fensters. Obwohl hier nicht ganz dieselbe erwärmende Atmosphäre herrscht, wie rund um den großen Kamin am anderen Ende des Raumes, beginnt nun doch langsam ein Mindestmaß an Gefühl in die Ohren und die Nasenspitze des Menschen zurückzukehren. Und das, obwohl dieser hätte schwören können, dass beide Körperteile mittlerweile durch und durch aus Eis bestehen müssten. Nun, da hast du es. Ein halbes Jahr auf demselben Fleck und schon verweichlicht. Ein paar Mondläufe einmal nicht unterwegs und man jammert schon wie ein kleines Kind, wenn’s mal kalt draußen wird. Bah! Als ob das was Neues wäre, dass es im Winter ab und an mal etwas kälter wird. Seron schnalzt irritiert mit der Zunge, während er sich auf einem Sessel niederlässt. Für wahr, noch vor einen Zwölfmond hatte er den Winter ohne Beschwerden in derselben Kleidung, die er auch nun noch am Leib trägt, ohne Beschwerde durchlebt. Versonnen überlegt der Mensch bei sich, ob es vielleicht an der Zeit wäre, das verdiente Geld in wärmere und vor allem intakte Bekleidung zu investieren, während er mit zwei Fingern seine leicht erfrorene Nasenspitze massiert. Warme Kleidung für verweichlichte Schreiber. Wie passend. Serons Gedanken wandern zum Inhalt seines Geldbeutels. Besonders extravagant wird das, was ich mir davon leisten kann, wohl nicht sein, überlegt der Mensch bei sich, doch für eine schlichte, warme Robe sollte es reichen. In solche und ähnliche Überlegungen versunken lässt Seron seinen Blick geistesabwesend durch den Raum schweifen. Der Kupferkessel ist tatsächlich gut besetzt. Und von Eurons Helfern, geschweige denn vom Wirt selbst, ist nirgendwo etwas zu sehen. Der Schreiber findet sich damit ab, dass er wohl abwarten muss, bis irgendjemand in seine Rufweite kommt, der willens ist, eine Bestellung aufzunehmen, und versinkt wieder in seinen Gedanken, die sich momentan hauptsächlich um wärmende Roben drehen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 20. Dez. 2005, 15:34 Uhr
Schwungvoll öffnet sich die Tür der Küche des Kupferkessels und Euron tritt, ein Tablett mit vier dampfenden Schalen einer herzhaften Fleischbrühe tragend, in den Schankraum, den Blick nach kurzen Suchen auf den Tisch ausgerichtet, der das Ziel der Speisen sein soll. Mit eiligen Schritten läuft er darauf zu, leise auf koboldisch fluchend, weil er schon wieder keinen seiner beiden Gehilfen ausmachen kann. Schnell eilt er an einem Tisch am Kamin vorbei, der nur von einer einzige Person besetzt wird, die in dunkle Kleidung gehüllt ist. Erst als er schon fast vorbei ist, bemerkt er, wer sich dort niedergelassen hat. Überrascht dreht er sich um, während die Schüsseln auf dem Tablett aufgrund der ruckartigen Bewegung einen leichten Satz in die Luft machen und sagt, mit hochgezogener Augenbraue zu der Gestalt: "Na sieh einer an, welch seltener Gast. Gerade vorhin hatte ich noch an euch gedacht, weil ich euch etwas fragen muss. Doch hätte ich gewußt, dass es reicht die Erinnerung an euch hervorzukramen, um euch herbei zu zitieren, hätte ich es vielleicht schon früher probiert." Bevor sein Gegenüber etwas antworten kann, fügt er noch hinzu: "Einen Moment noch, ich muss nur gerade noch diese Bestellung abliefern, dann bin ich wieder bei euch."

Hastig dreht sich der Wirt wieder um und verschwindet an einen der hinteren Tische, doch schon nach einer kurzen Weile kehrt er zurück, sich nun etwas gelassener dem Schreiber zuwendend: "Ihr habt also wieder einmal den Weg hierher gefunden, Seron. Das freut mich. Ich dachte schon, ihr hättet euch für immer unter den Folianten und Pergamenten im Haus der Bücher vergraben."
Der Kobold betrachtet den Menschen etwas genauer. Dessen Haut scheint so bleich wie immer zu sein. Kein Wunder, wenn er nur selten aus dem Haus geht, denkt er sich. Und die Schatten unter den Augen deuten auch nicht gerade auf ein gesundes Leben hin.

"Ihr wirkt ein wenig müde", stellt Euron deshalb fest. "Wie kommt es? Ohne Maester Malakai solltet ihr doch nicht allzuviele Aufträge gehabt haben. Oder habt ihr die Bibliothek schon für den neuen Meister der Bücher vorbereitet? Nun, wenn ihr den Weg hierher nur unternommen habt, um ein paar ...nun... Details über ihn zu erfahren, so muss ich euch enttäuschen. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass euer erster Eindruck von ihm durch meine Erzählungen verfälscht wird."

Er blickt kurz zu dem Schreiber, doch dessen Miene zeigt nicht, ob sich vom Kobold in seinen Absichten ertappt fühlt oder nicht. Deshalb lenkt der Wirt das Thema auf den naheliegensten Grund des Menschen, ihn aufzusuchen: "Aber bevor wir weiterreden, wollt ihr vielleicht erst etwas zu essen oder zu trinken haben. Vielleicht könnt ihr euch ja noch an einige Gerichte meiner Küche erinnern und auch die Art der Getränke hat sich nicht verändert, wenn ich auch noch nicht sicher bin, ob ich euch erneut Wyrmtränen anbieten sollte, denn eure Nase ist so rot, als hättet ihr bereits einen kräftigen Schluck zum Aufwärmen genommen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 21. Dez. 2005, 01:42 Uhr
Seron ist über die Frage des Kobolds, ob ein neuer Meister im Haus der Bücher der Grund seines Besuches sei, mehr als irritiert, behält sich jedoch weit genug unter Kontrolle, davon nichts in seinem Gesicht widerspiegeln zu lassen. Ein neuer Meister? Nun, zugegeben, Malakai hat sich schon geraume Zeit nicht mehr blicken lassen, aber kann ich denn so blind durch die Gegend gelaufen sein, dass ich nicht einmal etwas von einem solch tragenden Ereignis erfahren habe? Es verlangt dem Menschen einiges an Beherrschung ab, nicht verärgert mit der Zunge zu schnalzen. Wann bin ich dieser Welt bloß so entrückt? Der Schreiber verzieht kurz die Mundwinkel in Anbetracht seiner offensichtlich ziemlich allumfassenden Unwissenheit über die Vorgänge im Haus der Bücher. So sehr ihn der Umstand auch irritiert, vorerst lässt der Mensch das Problem beiseite und widmet sich der letzten von Eurons Fragen.
"Ich setze uneingeschränktes Vertrauen in eure Küche, Euron. Was sie gerade hergibt, das nehme ich. Allerdings hat das, was auch immer ihr in diesen Schalen gerade eben an mir vorbei getragen habt, einen recht ansprechenden Geruch verströmt. Sollte ich also in nächster Zeit dasselbe auch auf diesem Tisch vorfinden, dann wäre mir das durchaus nicht unangenehm." Seron lächelt kurz, fügt dann aber mit ausgesprochen trockener Miene hinzu: "Und was die Arbeit im Haus der Bücher angeht, so kann ich euch sagen, das Malakais Anwesenheit keinesfalls eine zwingende Voraussetzung für das Anhäufen von Arbeit in Form von Bücher und Folianten auf meinem Tisch ist. Das Zeug scheint seinen Weg ganz von selbst zu mir zu finden."
Der Mensch zuckt mit den Schultern und fährt dann fort: "Was den neuen Meister im Haus der Bücher angeht, so kann ich euch beruhigen. Es verlangt mich keinesfalls nach Details. Hauptsächlich, weil ich bis vor einer Minute noch nicht einmal wusste, dass es Details gibt, nach denen es mich hätte verlangen können. Davon ganz abgesehen", meint Seron teilnahmslos, "könnte meinethalben das gesamte Haus in immerwährendem Chaos versinken. Solange noch jemand aus den brennenden Ruinen kriecht, um mir einen Beutel mit meinem Sold in die Hand zu drücken, bin ich zufrieden. Und was eure Anwandlung in Gedankenübertragung angeht …"
In diesem Moment kommt einer von Eurons Gehilfen an den Tisch, und Seron unterbricht sich selbst mitten im Satz, um hinzuzufügen: "Und noch einen großen Krug Met. Mein Bedarf an Wyrmtränen ist für diesen und den nächsten Zwölfmond gedeckt", bevor der Wirt ein Wort an den anderen Kobold richten kann.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 13. Jan. 2006, 09:10 Uhr
Noch während Seron spricht, kommt Bigöl an ihren Tisch geeilt. Ungeduldig wartet er darauf, dass der Mensch zu Ende spricht, ehe er dem Wirt mitteilt, dass bereits wieder ein Fass Bier leer geworden ist. "Ich komme sofort", antwortet Euron ihm und dann zu dem Schreiber gewandt: "Von der Sauerampfersuppe könnt ihr gerne etwas bekommen und auch an dem Met soll es euch nicht fehlen." Er weist seinen Gehilfen an, dem Menschen einen Krug Met zu bringen, während er selbst hinter die Theke zurückkehrt, um ein neues Fass Bier anzustechen. Kurz darauf verschwindet er in der Küche, um schon bald wieder mit einem Teller dampfender Suppe in der Hand zu erscheinen.

"Lasst es euch schmecken", sagt er zu Seron, als er dem Teller vor diesem abstellt und einen Löffel daneben legt. Bevor er sich jedoch wieder den anderen Gästen zuwendet, stellt er noch eine Frage, als der Mensch zu Essen beginnt.
"Seron, ihr seid doch damals, als wir den Kupferkessel nach dem Dämonenangriff wieder in Ordnung gebracht haben auch unten im Keller gewesen. Habt ihr damals in meiner Kammer einen beinernen Gegenstand gesehen? Leicht gebogen, wie ein großer Zahn, mehr als eine Elle lang und mit kunstvollen Ritzereien, die mit Tusche gefüllt sind. Ausserdem," Euron überlegt einen Augenblick, was dem Schreiber noch aufgefallen sein könnte, "ist das obere Ende zu einem länglichen Schädel geschnitzt, der mit weissen Federn verziert ist. Nunja, ich denke, wenn ihr es gesehen habt, ist es euch bestimmt aufgefallen. Ich suche diesen Gegenstand und frage mich, ob er beim Aufräumen damals abhanden gekommen ist oder erst danach.".

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 17. Jan. 2006, 22:33 Uhr
Seron legt die Stirn in Falten und sieht den Kobold nachdenklich an. "Nun, ich glaube in der Tat, dass ich mich an ein solches Objekt erinnert hätte. Knöcherne Dinge mit Schädeln und Schnitzereien hätten meine bescheidene Aufmerksamkeit sicher, und wenn es nur sei, damit ich einen weiten Bogen darum … hm". Seron verschränkt die Arme vor der Brust und legt den Kopf zur Seite. Dann meint er: "Wenn ich genau zurückdenke … ja, ich denke, ich habe das Ding gesehen, von dem ihr sprecht. Wie gesagt, knochige Dinge mit Schädeln und seltsamen Schnitzereien haben die Eigenschaft, den vorsichtigeren Naturen unter uns ins Auge zu fallen. Wenn ich mich recht entsinne so lag der Gegenstand auf dem Boden herum, zusammen mit einem ganzen Haufen anderer merkwürdiger Dinge, die ihr da unten zu horten scheint. In der allgemeinen Unordnung habe ich keiner dieser Utensilien mehr als einen misstrauischen Blick geschenkt, daher entzieht es sich auch meiner Kenntnis, was nachher damit passiert ist. Ich glaube, besagten Gegenstand mit den anderen nicht näher identifizierbaren Objekten auf einem der Wandregale platziert zu haben. Schwören könnte ich allerdings nicht darauf."
Der Schreiber zuckt mit den Schultern und fügt dann noch hinzu: "Mehr weiß ich leider auch nicht, immerhin ist das schon eine ganze Weile her. Es wäre schade, wenn ihr das Ding verlegt hättet. Es sah … nun ja, besonders aus."
Seron grinst Euron kurz an um zu bekunden, dass besondere Dinge für ihn durchaus ihren Reiz haben können und widmet sich dann seiner Mahlzeit. Als er nach zwei Löffeln Sauerampfersuppe wieder aufblickt ist der Kobold bereits verschwunden. Der Schreiber sieht sich im Raum um, kann den Wirt allerdings nirgendwo erblicken. Mit einem Schulterzucken wendet er sich daraufhin wieder der Suppe zu. Als er seine Mahlzeit beendet hat erhebt sich der Mensch und verlässt den Kupferkessel, um ohne weitere Umschweife in sein Quartier zurückzukehren. Ein neuer Meister im Haus der Bücher. Na, mir soll es recht sein, solange der Sold derselbe bleibt, denkt er bei sich, während er den Raum verlässt und ihm Eurons Worte wieder in den Sinn kommen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 06. März 2006, 21:32 Uhr

Später Abend mitten im Monat Eisfrost



Die Nacht hat Talyra bereits vollständig eingehüllt, als Seron am Marktplatz angelangt. Obgleich die Kälte nun nicht mehr ganz so schneidend scheint wie im tiefen Winter fröstelt es den Schreiber unter der verschlissenen Robe und dem abgetragenen Hemd. Seron reibt die Hände aneinander und beschleunigt seine Schritte ein wenig, als er den Kupferkessel erblickt. Durch Nacht und Kälte scheint das Licht, welches durch dessen Fenster nach außen dringt wie ein Leuchtfeuer, das Wärme, Speis und Trank verspricht.

Der Kupferkessel ist an diesem Abend zwar gut besucht, jedoch stehen noch einige Tische leer. Zu seiner ausgesprochenen Freude kann Seron einen Platz nahe dem großen Kamin für sich beanspruchen. Mit einem zufriedenen Brummen lässt er sich auf dem Stuhl nieder, schließt die Augen und genießt für einige Momente die Wärme des Feuers und die mittlerweile recht vertraute Atmosphäre im Schankraum. Als er seine Lider wieder hebt steht einer der Kobolde des Kupferkessels vor ihm und sieht den Schreiber fragend an. "Habt ihr Wünsche?" erkundigt sich der Gehilfe. Verflixt, nach der ganzen Zeit kann ich sie noch immer nicht auseinander halten, denkt Seron resignierend, während er versucht, sich an den Namen seines Gegenübers zu erinnern. Er ist sich ganz sicher, Euron diesen schon einige male rufen gehört zu haben. Schließlich gibt er auf, kratzt sich nachdenklich am Kinn und meint: "Nun ja, etwas Warmes zu essen wäre zu bevorzugen. Eine Suppe vielleicht. Jawohl, eine Suppe hört sich gut an. Eine mit Pilzen wenn es sich machen lässt. Welche ist mir gleich." Nicht, dass ich sie unterscheiden könnte. Pilz bleibt Pilz, fügt der Schreiber in Gedanken hinzu.
Der Kobold sieht den Menschen kurz unschlüssig an, nickt dann allerdings und macht sich auf den Weg zurück zur Küche. Zu spät fällt Seron wieder ein, Euron einen Gruß ausrichten zu lassen. Es ist schon einige Wochen her, dass er den Wirt das letzte Mal gesprochen hat. Der Schreiber ist interessiert daran, was denn nun aus dem knöchernen Artefakt geworden ist, dass der Kobold das letzte Mal so angestrengt gesucht hatte. Nun ja, wenn er im Hause ist, wird er sich schon früher oder später einmal Blicken lassen, denkt er, verschränkt die Arme vor der Brust, schließt wieder die Augen und versinkt in seiner eigenen Gedankenwelt. Immer wieder kommen ihm die Worte Aberthol Silberbarts in den Sinn und wollen von dort nicht mehr verschwinden. Eine Gabe nennt er das. Nein, das ist es fürwahr nicht. Ein Bürde ist es. Seron seufzt, schüttelt den Kopf und versucht seinen Gedanken auf eine andere Bahn zu lenken.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 12. März 2006, 12:17 Uhr
Wie jeden Abend, so hält sich Euron auch an diesem die meiste Zeit in der Küche auf, um das Essen für seine Gäste vorzubereiten. Schon seit einiger Zeit trägt er sich mit dem Gedanken sich eine neue Köchin zu suchen, um sich endlich wieder seinen Gästen zu widmen, wie es sich für einen richtigen Wirt gehört. Ausserdem glaubt er bereits seit Wochen nicht mehr auf dem neuesten Stand zu sein, was Gerüchte oder Neuigkeiten aus Talyra und dessen Umgebung betrifft. Nicht einmal alle Briefe von Bekannten aus verschiedenen Teilen der Immerlande hatte er beantworten können. Stattdessen steht er hier in der Küche seines Gasthauses und langweilt sich bei der ewig gleichen Arbeit Suppen oder andere Speisen herzustellen. Mehr als einmal musste er sich dabei zurückhalten, Elixiere oder Pülverchen aus seinem Labor unter das Essen zu mischen, um wenigstens seine Studien ein wenig fortzuführen, die nun auch völlig zum Erliegen gekommen waren. Auch das Experiment, Bigöl oder Kogum in die Küche zu stellen, war kläglich gescheitert bevor es richtig begonnen hatte. Der erste gast am Mittag hatte fluchtartig das Gasthaus verlassen, als er den ersten Schluck der Suppe gekostet hatte und Euron hatte es nur gerade so geschafft, die Küche wieder in einen halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen.

Erst jetzt spät am Abend, wenn die Gäste nur noch nach etwas zu trinken verlangen, gibt es für Euron die Möglichkeit auch einmal selbst hinaus in die Gaststube zu schauen. Müde wäscht er sich die Hände und reibt sie an einem Tuch, welches neben dem Wassertrog hängt, trocken. Schliesslich geht er hinaus und schaut sich um, wer heute den Weg in sein Haus gefunden hat. Hier und da endeckt er ein paar bekannte Gesichter und nickt ihnen zu, bis er schliesslich auch Seron unter den Anwesenden entdeckt. Der Kobold erinnert sich daran, dass ja nun schon vor einiger Zeit ein neuer Meister im Haus der Bücher angekommen ist, ohne das Euron bisher viel von ihm gehört hat. Was nicht heisst, dass die ganze Stadt etwas weiss, was mir fremd geblieben ist, stellt er mürrisch fest und begibt sich zu dem Schreiber, um von ihm ein paar Neuigkeiten darüber zu erfahren.

"Guten Abend, Seron", sagt der Gastwirt und setzt sich dem Menschen gegenüber, der gerade an einer Pilzsuppe löffelt. "Wie ich sehe, habt ihr doch noch Zeit, ab und zu einmal hierher zu kommen. Lässt euch der neue Meister genügend Zeit? Wie hat er sich denn bisher als oberster Archivar gemacht?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 12. März 2006, 16:02 Uhr
Das Gespräch mit Aberthol hat in Seron einen Zwiespalt ausgelöst, einen Disput mit sich selbst, den der Mensch schon lange nicht mehr ausfechten musste. Die Frage des Archivars, warum der Schreiber seine Gabe, wie der Magier es nannte, denn nicht weiter ausgebildet habe, beschäftigt ihn. Der Mensch ist sich gänzlich sicher, dass Aberthol damit nicht etwa auf seine Fähigkeiten in Kalligraphie oder Geschichte, sondern auf Magie angespielt hat. Dass der alte Magier davon weiß macht den Schreiber etwas stutzig. Ihr Götter, wie lange mag es hier sein, seit ich zuletzt einen Zauber gewirkt habe?, fragt sich der Mensch, und nicht wenig Reue schwingt bei dem Gedanken mit.
Seron fühlt sich innerlich zerrissen. Ein Teil seiner selbst erinnert sich an die ersten Kontakte mit der Magie, das fast berauschende Gefühl, sich von ihr mitreißen zu lassen, während ein anderer sich an die Konsequenzen erinnert; die Verheerung, die schon ein wütendes Kind anrichten kann und eine schrecklich entstellte Gestalt, die kaum mehr Menschliches an sich hatte, bevor als sie ihren letzten Atemzug nahm.

Einer der Helfer Eurons reißt den Schreiber aus seinen düsteren Gedanken. "Eure Suppe. Mit Pilzen.", sagt der Kobold, nickt dem Schreiber zu und verschwindet wieder zwischen den Tischen. Seron schüttelt noch einmal den Kopf, als wolle er die letzten Reste seiner finsteren Gedanken vertreiben und wendet sich dann seiner Mahlzeit zu. Die Suppe ist, wie der Mensch das aus der Küche des Kessels gewöhnt ist, ausgesprochen schmackhaft, und in der angenehmen Umgebung des Schankraumes verfliegt Serons gedrückte Stimmung nun, da er einmal aus seinem innerlichen Zwist geholt wurde, recht schnell.

Der Mensch ist noch immer mit seiner Suppe beschäftigt, als Euron sich ihm gegenüber an den Tisch setzt. Seron nickt dem Kobold zu. "Auch euch einen schönen und ruhigen Abend, Euron.", erwidert er den Gruß des Wirts, bevor er auf dessen Frage eingeht. „Meister Silberbart macht einen … nun ja, interessanten Eindruck, obwohl ich sagen muss, dass sich meine Gespräche mit ihm bisher sehr in Grenzen halten. Mir scheint, dass er ernsthafte Versuche unternimmt, etwas Ordnung in das Haus der Bücher zu bringen." Seron schmunzelt kurz bevor er hinzufügt: "Dabei kann ich ihm nur viel Glück und immerwährende Geduld wünschen. So wie ich das sehe wird er beides nötig haben. Ah, entschuldigt mich bitte einen Moment".
Der Schreiber unterbricht seinen Bericht kurz und hält einen der beiden Helfer Eurons auf, der zufällig gerade am Tisch vorbeieilt. Nachdem er einen Krug Bier bestellt hat und der Kobold in Richtung der Theke verschwunden ist, wendet sich Seron wieder seinem Gegenüber zu. "Wo war ich? Ach ja. Meister Silberbart. Nun, wie gesagt, er macht einen ganz ordentlichen Eindruck, mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt kaum sagen. Doch sagt, wie steht es um den Kupferkessel? Habt ihr wieder alle eure Besitztümer beisammen? Wie ich mich erinnere habt ihr bei meinem letzten Besuch nach einem bestimmten Artefakt gesucht."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 27. März 2006, 20:01 Uhr
Serons Antworten auf die Frage nach Alberthol Silberbart bleiben recht einsilbig. Euron fragt sich, wie gut sich der Schreiber mit dem neuen Herren der pergamenten Schätze versteht. Manchmal hat er den Eindruck, als würde der Schreiber sich am liebsten von aller Welt unbehelligt in eine stille Kammer zurückziehen wollen, um Abschriften anzufertigen, welche ihm selbst am wichtigsten scheinen. Oder sucht er etwas bestimmtes im Haus der Bücher?, fragt sich der Wirt in Gedanken, doch auch das würde ihm doch viel leichter von der Hand gehen, wenn er den Maester mit zuhilfe ziehen würde. Doch dann erinnert sich der Kobold mit einem Stirnrunzeln an den Disput, den er mit dem Menschen während des Dämonenangriffs hatte. Damals glaubte der Schreiber anscheinend, ihm, Euron, etwas über Magie erzählen zu müssen, was er sich wahrscheinlich selbst aus Büchern Und Skriptrollen zusammen gelesen hatte. Nun, vielleicht ist es doch besser, wenn sich damit nicht an Alberthol wendet. Ich glaube nicht, dass er viel Verständnis dafür hätte, mit einem Uneingeweihten über die Kunst zu sprechen.
Euron wird aus seinen Gedanken gerissen, als Seron bei Bigöl noch einen weiteren Krug Bier bestellt. Schliesslich fährt der Mensch jedoch fort:  "Wo war ich? Ach ja. Meister Silberbart. Nun, wie gesagt, er macht einen ganz ordentlichen Eindruck, mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt kaum sagen. Doch sagt, wie steht es um den Kupferkessel? Habt ihr wieder alle eure Besitztümer beisammen? Wie ich mich erinnere habt ihr bei meinem letzten Besuch nach einem bestimmten Artefakt gesucht."

"Ein Artefakt?", sich hinter dem linken Ohr kratzend grübelt der Wirt, was Seron meinen könnte, "mhmm im Moment fällt mir kein Artefakt... ." Doch plötzlich hat der Kobold einen Gesitesblitz: "Ach, ihr meint das Coraxium. Also das ... das habe ich doch glatt... ." ...vergessen. "...nicht wieder gefunden." Bei der ganzen Arbeit in den letzten Wochen hatte er dem verschwundenen Gegenstand überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt. Nun, als Seron ihn wieder daran erinnert hat, kramt der Wirt in seinem Gedächtnis, wo seine Suche zuletzt ins Stocken geraten ist. Mhmm, also im Keller hatte ich es nicht gefunden, obwohl ich sicher bin, dass es nach der Aufräumaktion noch da gewesen ist. Vielleicht hat es ja tatsächlich irgend jemand... Er wirft einen skeptischen Blick zu dem Schreiber, fügt dann jedoch hinzu: "Ich hatte in den letzten Siebentagen auch nicht viel Zeit danach zu suchen. Ihr seht ja, dass ich kaum noch dazu komme, mich um wirklich wichtige Dinge zu kümmern..."
Der Kobold berichtet von den wenig erfreulichen letzten Wochen und eine Weile unterhalten sich der Mensch und der Kupferkesselwirt noch, bis sich die Schankstube schliesslich geleert hat.
"Ich denke ich sollte jetzt auch langsam schlafen gehen", sagt der Wirt schliesslich, "morgen wird wohl auch wieder niemand das Frühstück für mich gemacht und die ersten Vorbereitungen für das Mittagessen getroffen haben, falls ich nicht rechtzeitig wach werden sollte."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Diantha am 01. Apr. 2006, 18:21 Uhr
Einen Moment lang steht Diantha unschlüssig vor der Eingangstür des Gasthauses. Eigentlich hat sie durchaus Lust mal wieder eine Nacht in einem richtigen Bett zu verbringen. Andererseits will sie nicht unbedingt Aufmerksamkeit erregen. Das könnte für ihre zukünftige Betätigung in der Stadt - hinderlich sein.
Diantha hofft, dass sich das, was sie bei den anderen Gasthäusern erlebt hat, nicht wiederholen wird: Ein fast heimatliches, gemütliches Klima, in dem jeder den anderen mit Namen kennt.
Sie will sich keine falsche Identität ausdenken, sondern lediglich essen, schlafen ... und trocknen. Vielleicht war es nicht ihre beste Idee, durch den Fluss in die Stadt zu kommen. Mit der Kälte hat sie kein Problem, in ihrer Heimat ist es im Winter erheblich kälter und man muss trotzdem Fische fangen. Allerdings haben sich schon viele Leute nach ihr umgesehen, dabei ist es genau das, was sie nicht will. Dementsprechend wäre ein Stadttor wohl doch intelligenter gewesen. Den Fluss zu nutzen ist ihr nur mittlerweile zur Gewohnheit geworden, da sie in Immerfrost in den meisten Städten Stadtverbot hat.
In der Nacht kann es tödlich sein aufzufallen und in ihrem jetzigen Zustand kommt sie nicht darum herum aufzufallen. Dementsprechend sinnvoll wäre es wohl das vor ihr liegende Gasthaus zu betreten, ein anderes scheint sie in dieser Nacht nicht mehr zu finden.
Wenn der Besitzer Geld braucht  und so sieht es von außen aus, wäre es dumm, nachts zu schließen.
Mit einer entschlossenen Bewegung reißt Diantha die Tür auf und macht zwei lange Schritte in das Innere des Gebäudes. Sofort bereut sie ihren Entschluss. Von Innen sieht das Gasthaus nicht im Entferntesten so heruntergekommen aus, wie von außen.
Misstrauisch blickt sie zu den zwei einzigen anwesenden Personen. Der eine ist ein wirklich kleiner Kobold mit saphirblauen Haaren und hellen Augen. Er sieht nicht gerade wie ein schweigsamer, geldgieriger Geselle aus, sondern wie jemand, der über jedes kleine Sonnenstrählchen glücklich ist und mit guten Ratschlägen geradezu um sich schmeißt. Doch jetzt ist es zu spät um die Entscheidung rückgängig zu machen.
Dianthas Blick gleitet zu dem Menschen daneben. Es handelt sich um einen - für immerfrostische Verhältnisse - sehr kleinen Mann, dessen Kleidung so aussieht, als hätte er schon einmal bessere Zeiten erlebt. Er trägt einen seltsamen Stab bei sich, der den Verdacht erweckt, dass es sich um einen Zauberer handelt.
Wunderbar, Diantha ist in einer Absteige für Magier, Hexen und ähnlichem gelandet! Sie würde wohl das beste daraus machen müssen.
"Ist hier ein Zimmer frei?", fragt sie in einem rauen, fast unfreundlichen Tonfall.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 03. Apr. 2006, 18:43 Uhr
Eigentlich hat Euron vorgehabt, den Kupferkessel nun endlich zu schliessen und nur Serons Anwesenheit hindert ihn im Moment noch daran. Doch bevor dieser sich entschliesst zu gehen, schlüpft ein Neuankömmling durch die Tür und setzt sich, nachdem sie sich kurz umgeschaut hat, direkt neben Seron. Die Gestalt ist unauffällig gekleidet und hätte sie sich nicht direkt vor seine Nase gesetzt, hätte Euron sie sicherlich im Auge behalten, gerade jetzt, wo er glaubt, dass Opfer eines Diebstahls geworden zu sein. Da die junge Frau jedoch keinerlei Anstalten macht, sich zu verstecken, will er gerade unter Mühen ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern, und er ist sich sicher, dass er zum derzeitigen Zeitpunkt dafür magische Kräfte aufwänden muss, als sich das auch schon durch die Unfreundlichkeit des neuen Gastes erübrigt.

Vielleicht ist es Eurons Müdigkeit zuzuschreiben, dass er im Gesichtsausdruck der Frau liest, dass sie nicht glaubt, dass er ein Zimmer für sie haben wird, welches ihren Ansprüchen genügt. Nur so jedenfalls ist die Gereiztheit zu erklären, mit der er ihr antwortet.
"Ich kann euch versichern, dass hier sogar mehrere Zimmer frei sind", sagt er schliesslich und fügt dann hinzu: "allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie euren Anforderungen genügen werden, denn die meisten unserer Gäste bevorzugen trockene und saubere Unterkünfte." Dabei hebt er leicht die Brauen und blickt auf die nasse Kleidung des Neuankömmlings von dessen Ärmelenden Wassertropfen hinab auf den hölzernen Boden platschen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Diantha am 04. Apr. 2006, 00:36 Uhr
Diantha starrt den Kobold einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen an. Wäre sie nicht den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und würde sich sehr nach einem Bett sehen, dann würde sie jetzt einen großen Streit vom Zaun brechen.
Aber auch wenn es von dem Glitzern in ihren Augen nicht zu erwarten ist, hat Diantha momentan keine ernsthafte Lust darauf, aus dem Gasthaus geworfen werden. Schließlich überwiegt ihr Wunsch nach einer halbwegs sauberen Schlafstelle und so sagt sie nur gepresst, dass jeder Schlafplatz, der sauberer als die Gosse ist, ihren Anforderungen genügen wird. Sie einigt sich mit dem Wirt auf acht Kupferlinge Zahlung im Voraus und erfährt, dass sie für weitere zwei Kupferlinge am nächsten Tag Frühstück bekommen kann.
Dann lässt sie sich von dem Wirt in ihr Zimmer führen. Es ist auffallend sauber, davon abgesehen von normaler Größe und Einrichtung. Sofort, als der Kobold das Zimmer verlassen hat, schält sie sich aus einem Großteil ihrer Kleider und wäscht sich mit der Waschschüssel Gesicht und Hände. Das Wasser in der Schüssel ist daraufhin erheblich dunkler als zuvor. Außerdem versucht sie sich mit dem bereitliegenden Handtuch abzutrocknen, was besonders bei ihren klitschnassen Locken nicht sonderlich erfolgreich ist.
Glücklich lässt Diantha sich auf das Bett sinken und verzieht kurz das Gesicht. „Verflucht seien diese Daunen, Felle sind das einzig Wahre!“, murmelt sie und hievt sich wieder auf, um die Bettdecke zu nehmen und in die Ecke zu schmeißen. Daraufhin kramt sie in ihren nassen Klamotten und zieht einen mehrmals geflickten Lederbeutel hervor. Es dauert einige Zeit, bist sie die festen Knoten lösen kann, die verhindert haben, dass das Wasser des Flusses das Innere des Beutels erreicht. Sorgsam entfaltet sie das Bärenfell, das nur aufgrund einer speziellen Falttechnik auf eine gut transportable Größe gebracht werden kann. Außerdem greift sie nach ihrem Langdolch, wer weiß, wer oder was in einem Gasthaus wie diesem des Nachts alles auftauchen kann…

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Diantha am 05. Apr. 2006, 14:11 Uhr
Entgegen sämtlicher Erwartungen wurde Diantha die gesamte Nacht nicht ein einziges Mal geweckt. Niemand hat versucht sie auszurauben oder sie in irgendeiner Form belästigt, ganz entgegen ihrer üblichen Erfahrung.
Diantha versteht diese Stadt einfach nicht. In Talyra geht es so ... nett zu. Bisher hat sie extem wenige Menschen ohne legale Beschäftigung gesehen. Das heißt entweder, dass die Diebe so gut sind, dass Diantha nicht in der Lage ist sie zu erkennen, was sie bisher immer konnte. Oder aber es gibt eine noch viel bessere Wache, die dafür sorgt, dass sich sämtliche Diebe im Untergrund bewegen.
Das muss sie unbedingt herausfinden, was einen großen Einfluss auf ihre pesönliche Zukunft in der Stadt nehmen wird. Eigentlich ist sie ja nur hierher gekommen, weil sie von der jahrhunderte alten Diebesgilde gehört hat, doch hier war etwas am Gange, dass sie nicht verstand und eine ausgeprägte Neugierde war ich schon immer eigen.
Ihre Kleidung ist mittlerweile getrocknet, sodass sie sich schnell anziehen, ihr Fell zusammenfalten und die Decke auf das Bett legen kann.
Die Zeit für das Frühstück ist schon überschritten, auf dem Markt kann Diantha sich sicherlich kostengünstiger etwas zu essen besorgen. So verschwindet sie aus dem Gasthaus ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ganz so, als wäre sie nie dort gewesen.

------> Ilfsis, die Elfenschmiede am Marktplatz

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Seron am 22. Apr. 2006, 17:04 Uhr
Seron unterhält sich noch einige Zeit mit Euron, der ihm von der vergangenen Woche erzählt und dabei auf den Menschen alles andere als glücklich wirkt. Es scheint dem Schreiber, als vereinnahme die Arbeit mit dem Kupferkessel den Kobold mehr und mehr, seit dessen Köchin nach dem Dämonenangriff ums Leben kam. Wohl kaum verwunderlich wenn man bedenkt, dass er den Betrieb fast gänzlich alleine aufrechterhält, denkt der Mensch bei sich. Die Konversation der beiden driftet danach zu anderen Themen ab und setzt sich noch ein wenig fort, bis sie jäh durch das Eintreffen eines neuen Gastes unterbrochen wird.
Seron mustert den Neuankömmling mit mildem Interesse, während sich die Frau an Euron wendet und den Kobold etwas forsch nach einem Zimmer fragt. Sie scheint dem Menschen auf den ersten Blick unauffällig. Auf den zweiten allerdings auch. Der Gast trägt unscheinbare Kleidung und scheint kaum Auffälligkeiten irgendwelcher Art an sich zu haben. Auftreten und Aussehen lassen den Schreiber vermuten, dass die Frau wohl einige Zeit auf den Straßen und Wegen des Landes verbracht hat. Sogleich muss Seron an seine eigene verschlissene Kleidung denken und daran, dass er wohl ein ähnliches, wenn auch vielleicht weniger ansehnliches Bild geliefert haben muss, als er das erste Mal den Kupferkessel betreten hatte.

Euron verschwindet kurz darauf mit dem neuen Gast ins Obergeschoß des Kupferkessels. Der Schreiber bleibt alleine im Schankraum zurück. Ohne die Ablenkung durch den Kobold verfällt der Mensch bald wieder in eine düstere Stimmung. Als der Wirt auch nach einiger Zeit nicht mehr zurückkehrt leert Seron den letzten der vielen Krüge dieses Abends und geht zur Tür. In einer recht schwankenden Gangart, wie ihm nach einigen Schritten bewusst wird. Der Mensch muss sich eingestehen, dass er wohl doch mehr getrunken hat, als er üblicher Weise zu konsumieren pflegt. Er bleibt stehen und stützt sich am Türstock ab. Die Welt vor Serons Augen hat während seiner letzten Schritte auf eine altbekannte Art und Weise hin und her zu schaukeln begonnen. Der Schreiber fasst sich an den Kopf. Dieser ist, neben dem vertrauten, dumpfen und pochenden Schmerz, voller Gedanken, und viel zu viele davon versuchen auf einmal, die Aufmerksamkeit des Menschen' Bewusstsein zu erlangen. Nur einer davon wird ständig lauter und quälender. Der Gedanke ist schon lange da, mal stärker und mal schwächer, doch ständig im Hinterkopf, ohne dass der Mensch in greifen konnte. Heute Abend jedoch scheint er Konturen anzunehmen. Seron taumelt einen Schritt zur Seite und schüttelt den Kopf, dann bleibt er wieder reglos stehen und starrt durch die offene Tür in die Nacht. Schließlich fasst er einen Entschluss. Der Mensch dreht sich um und wirft einen Blick auf die leere Schankstube des Kupferkessels. Langsam und unstet geht er abermals an seinen Tisch. " 's noch einiges offen an Unkosten, glaubch.", murmelt er und legt einen guten Teil der Münzen aus seinem Geldbeutel auf den Tisch. " 's schade, dass hier eu'r Gasthaus habt," meint er zu Euron, ungeachtet der Tatsache, dass dieser noch immer nicht im Raum ist. "Ihr hättet si … sicherlich einen nett'n Wegbegleiter abgegeb'n, hättet ihr. 's ein Jammer, jawohl.", fügt er noch hinzu. Dann verlässt der Wanderer den Kupferkessel und verschwindet durch die Nacht zum Haus der Bücher.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aswhang am 28. Apr. 2006, 20:14 Uhr
Mühsam ein Gähnen unterdrückend öffnet Aswhang die Tür des Kupferkessels und tritt ein. Auch jetzt verdrängt sie ihre Müdigkeit. Noch immer will sie nicht, dass ihr irgendwer die Erschöpfung ansieht. Doch so recht will es ihr nicht mehr gelingen. Auf ihrem schmalen, hübschen Gesicht liegen unübersehbar die Spuren der langen Reise.

Überrascht blickt sie sich in dem von außen so schäbig wirkenden Gasthaus um. Im Gegensatz zum äußeren Anschein herrscht innen eine gemütliche Atmosphäre und vor allem ist es bei weitem nicht so laut, wie in der goldenen Harfe. Gegen ihre Erwartungen zieht die Elbin auf Anhieb den Kupferkessel vor. Um ihre Kopfschmerzen auszukurieren braucht sie dringend etwas Ruhe.
Den ersten Teil ihres Auftrages hat sie problemlos ausgeführt – sogar problemloser als von ihr selbst erwartet. Insgeheim hatte sie damit gerechnet, sich länger mit Jamar herumstreiten zu müssen. Zu ihrer Verwunderung hatte er jedoch nicht einmal etwas zu der Tatsache gesagt, dass sie an dem Plan teilnehmen würde. Nun gut, umso besser für sie. Und bis zu der Entführung kann sie sich nun zurücklehnen und ausruhen.
Mit schnellen, aber dennoch anmutigen Schritten geht die Elbin auf einen kleinen, dunkelhäutigen Kobold mit saphirblauem Haar zu. Sicherlich handelt es sich um den Wirt dieses Hauses. Und wenn nicht, kann er mir ja hoffentlich sagen, wo sie diesen finden kann. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst, wie stets. Doch nun ist die Müdigkeit in dem hellen, kalten Grau ihrer Augen nicht zu übersehen.
„Ich benötige für einige Tage ein Zimmer.“ meint sie schlicht, ohne irgendwelche überflüssigen Höflichkeiten.  

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Gnarock am 29. Juli 2006, 10:43 Uhr
Endlich ist er aus dem Gedränge raus...
Als er das schäbig wirkende, kleine Speicherhaus betritt, landet er in einer vollkommen anderen Welt.
Er hätte nicht gedacht, dass es innen so groß sein kann. Jedoch ist diese Taverne ganz nach seinem Geschmack: mit vielen Ecken, wenn man sich mal etwas diskreter unterhalten will. Allerdings sitzen hier auch sehr viele komische Gestalten.
Gnarock bewegt sich ruhig zur Theke hin, ohne jedoch auch nur einmal die seltsamen Personen in seiner nähe aus den Augen zu lassen.
An der Theke angekommen muss er zwei mal gucken, wo der Wirt ist. Ein seltsames Gefühl, wenn man selbst als Zwerg auf jemanden herunterblicken kann. Es scheinen nicht nur die Gäste seltsam zu sein.
Gnarock winkt den kleinen Kobold zu sich hin und fragt ihn in seinem freundlichsten Ton:
"Mein guter Herr, bekommt man bei ihnen auch etwas Gutes zwischen die Zähne?"
"Mein lieber Herr Zwerg, wo denken sie hin?! Hier gibt es die beste Pilzsuppe in ganz Talyra."
Ein Gefühl von Vorfreude überflutet Gnarock und seinen knurrenden Magen.
Nachdem der Wirt ihm eine Schüssel voll köstlich duftender Suppe und ein Bier gereicht hat, setzt sich Gnarock an einen massiven alten Eichentisch in der Nähe des Kamins.
Er nimmt sich fest vor Morgen, nach einer gemütlichen Nacht wieder hier zu essen. Die Suppe scheint wahrhaftig die Beste zu sein; zumindest die Beste, die er je gegessen hat.
Nach einem vorzüglichen Mahl macht er sich nochmals auf zum Wirt.
"Entschuldigen sie der Herr?" fragt er wieder in einem möglichst freundlichen Ton; so freundlich, wie es nunmal mit seiner knurrigen Stimme ging,"Wissen sie, wo man in dieser Stadt einen gutes Nachtlager bekommt?"
"Das ist nun wirklich nicht schwer, außer vielleicht heute."
Gnarock sah Probleme auf sich zufliegen."Wieso gerade heute?"
"Heute ist das Inarifest und Borgil der Wirt der Goldenen Harfe, dem bekanntesten Gasthaus in Talyra, sitzt wahrscheinlich noch an der großen Festtafel und lässt sich volllaufen. Heute wird es schwer noch ein Zimmer zu bekommen."
"Nun gut...Danke"
Gnarock dreht sich um und geht zurück zu seinem Tisch. Das kann ja noch eine lange Nacht werden.
Er gibt dem Wirt ein Zeichen. Ein paar Momente später steht ein frisches Bier auf Gnarocks Tisch und er überlegt, was er die ganze Nacht über anstellen soll. Bei dem Lärm draußen wird er sich hüten draußen zu schlafen. Mal sehen...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Gnarock am 03. Aug. 2006, 15:20 Uhr
So sitzt Gnarock noch eine ganze Weile dort. Für sein Bier braucht er eine geschlagene Stunde und die letzten Schlucke sind widerlich schal.
Er fasst einen Entschluss. Diese Nacht hat er die Chance noch ein bis zwei mal, unbemerkt zuzuschlagen. Außerdem kann er sich dann auch noch nach gleichgesinnten umschauen. Es muss doch in einer solch großen Stadt einige zwielichtige Ecken geben.
Er steht auf und geht wieder zum Wirt, legt ihm ein paar Münzen auf den Tisch und visiert die Tür an.
Als er sie öffnet schlägt ihm wieder der Lärm und die Hitze des Festes unangenehm ins Gesicht.
Das war die beste Gelegenheit die Stadt etwas näher zu erkunden.

--> Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Aelonis am 21. Sept. 2006, 18:36 Uhr
Am Morgen nach dem Inarifest


<-- Die Straßen der Stadt

Es ist düster, beinahe dunkel, im Inneren des Kupferkessels. Aelonis lässt seine Augen über die eigentümliche Einrichtung schweifen, während er langsam einige Schritte weit in den Raum hineingeht. Zu solch früher Stunde ist die Gaststube nur spärlich besetzt, und so fällt Aelonis mit seinem prächtigen Gewand umso mehr auf. Von den wenigen neugierigen Blicken lässt er sich allerdings nicht stören, sondern blickt sich ein wenig suchend im Raum um.
Wenn er sich recht an die Beschreibung erinnert, so befindet sich der Eingang zur Tausendwinkelgasse ihrgendwo neben dem Kamin - also geht er kurzerhand darauf zu.
Es dauert zwar ein paar Augenblicke, doch dann entdeckt er tatsächlich den unscheinbaren kleinen Durchgang und steht kurz darauf in dem kleinen Hinterhof.
"Also dann", murmelt er, "sehen wir uns diese Tausendwinkelgasse doch mal aus der Nähe an."

--> Die Tausendwinkelgasse

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Anrakis am 19. Dez. 2006, 15:59 Uhr
--> Tausendwinkelgasse

Anrakis ist schon lange nicht mehr im Kupferkessel gewesen. Trotzdem kommt er gerne hierher, denn in dem Gasthaus scheint die Zeit einfach stehen zu bleiben. Anrakis mag Kontinuität. Diese Stadt ist schon hektisch genug.

Als er durch den kleinen Durchgang tritt, der den Schankraum mit dem Hinterhof verbindet, fällt ihm sofort auf, dass wie erwartet alles beim alten geblieben ist. Der große Kamin spendet wohlige Wärme, dieses kleine Koboldwesen - wie war noch sein Name? - steht immer noch hinter dem Tresen und die samtbezogenen Lehnstühle sehen so bequem wie eh und je aus.

In seinem Alter waren Wärme und bequeme Sitzgelegenheiten extrem wichtig. Am Tresen wird Anrakis gleich von dem freudig strahlenden Kobold empfangen. Der große Larnaker Bärenhund, der zusammen mit dem alten Mann in die Gaststube gekommen ist, trottet gemächlich neben ihm her, während er sich in aller Ruhe umschaut.

"Oh, Anrakis. Wir haben uns ja schon seit langem nicht mehr gesehen."

Anrakis versucht verzweifelt seine Gedanken zu ordnen und darin den Namen des Kobolds zu finden - erfolglos.

"Ja, äh, stimmt. Wie lange jetzt schon? Bestimmt schon ein paar Wochen, oder?"

Der kleine Kobold fängt ein wenig an zu kichern.

"Nun, ich würde eher sagen ein paar Monate. Aber immerhin kann ich sagen, dass ihr euch kein bisschen verändert habt."

Anrakis zieht den ohnehin schon warmen Umfang etwas enger um sich, nickt dem Wesen auf der anderen Seite des Tresens freundlich zu und lässt ein paar Geldstücke auf dem Tresen zurück. Als Gegenleistung bekommt er vom Kobold eine großen Humpen Bier, frisch gezapft. Eilig sucht er sich ein nettes Plätzchen in der Nähe des wärmenden Feuers.

Der Wirt hat sich inzwischen wieder zu der Elfe umgedreht, die nach einem Zimmer verlangt hatte. Anrakis kann sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt einen Elfen gesehen hat. Andererseits hat er auch schon diverse Probleme sich an den gestrigen Tag zu erinnern. Zu viele Gedanken. Zu viele Gedanken in seinem Kopf. Und keine Ordnung.

Bedächtig packt er einen Bogen Pergament und einen Kohlestift aus. Das Zeichnen hat ihm schon immer dabei geholfen, die wirren Bilderstürme, die seinen Kopf durchzucken, ein wenig in den Hintergrund zu drängen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Die Kohle hinterläßt nach und nach schwarze Striche auf dem Pergament, die langsam die feinen Gesichtszüge der Elbin formen. Sie wirkt erschöpft. So als ob sie große Strapazen hinter sich hätte. Anrakis  kennt das Gefühl. Und sie wirkt hier irgendwie deplaziert. Auch das teilt sie mit dem alten Mann.

Anrakis schaut noch einmal zu ihr auf und wirkt dann plötzlich verwirrt. Er krault den großen Hund, der sich neben ihm auf dem Boden niedergelassen hat hinter den Ohren.

"Hm.... Shafir? Warum waren wir noch einmal hier?"

Die großen, müden Augen des Hundes schauen eher gelangweilt zu seinem Herren hinauf und er gähnt nur genüsslich. Aber das scheint Anrakis als Antwort zu genügen.

"Ach ja. Wir warten auf den Magier. Nun gut. Ich kann mir ja die Zeit damit vertreiben, dieses hübsche Wesen dort hinten zu zeichnen. Oh! Ich habe anscheinend schon damit angefangen. Sowas."

Verwirrt kratzt er sich an seiner kahlen Stirn und setzt dann seine Zeichenarbeit fort. Bäume umgeben inzwischen die schlanke Gestalt der Elbin.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 01. Jan. 2007, 21:54 Uhr
--> Die Straßen der Stadt

Das große, merkwürdig schief stehende Gebäude am anderen Ende des Marktplatzes fällt Artemis sofort ins Auge und irgendwie scheint eine solche Faszination davon auszugehen, dass sie gar nicht anders kann, als es sich aus der Nähe ansehen.

Mit einigen Schwierigkeiten bahnt sie sich ihren Weg durch die Menge auf dem Marktplatz und steht dann schließlich vor der Fassade dieses merkwürdigen Gebäudes. Zu ihrer freudigen Überraschung stellt sich heraus, dass es sich wohl um ein Gasthaus handelt, und sie seufzt erleichtert, als sie den warmen Lichtschein durch die kleinen Fenster nach draußen dringen sieht.

"Du musst jetzt wohl hier draußen warten, meine Schöne", sagt sie zu der Stute, die nur leise schnaubt und ihre Nüstern an der Schulter des Mädchens reibt. Artemis schlingt die Zügel des Pferdes um einen der eisernen Ringe, die an der Außenwand des Kupferkessels angebracht sind, und Rhia windmet sich sofort dem Wassertrog vor ihr.
"Dann wollen wir mal", murmelt Artemis und öffnet die Tür des Kupferkessels.

Die wohlige Wärme, die ihr entgegenschlägt, wirkt nach der eisigen Kälte draußen regelrecht schockierend und Feyo scheint einen regelrechten Wärmeschock zu bekommen, denn er zuckt erschrocken zusammen und raschelt nervös mit den Flügeln. Beruhigend streicht Artemis ihm über das Gefieder, während sie sich neugierig in der Schankstube umsieht.

Es ist recht dämmrig hier drinnen, und die Gäste, die an den Tischen sitzen, sind nur schemenhaft zu erkennen. Ein wenig unschlüssig steht Artemis im Raum und zieht sich unbehaglich den Umhang enger um die Schultern. Staunend wandern ihre Augen über die zahlreichen Schnitzereien im Holz, und einige Sekunden vergisst sie fast, wo sie sich befindet, und dass sie noch immer an der Eingangstür steht.

Eine leichte Röte steigt ihr ins Gesicht, als sie bemerkt, dass einige der Gäste inzwischen zu ihr herübersehen, und rasch geht sie zu einem der freien Tische hinüber und lässt sich auf einem uralt aussehenden Stuhl nieder. Noch immer hat sie das Gefühl, Blicke auf sich zu spüren, doch sie bemüht sich, nicht darauf zu achten.
Stattdessen sieht sie sich die Schnitzereien an den Holzbalken noch einmal genauer an. Gedankenverloren gleiten ihre Augen über die Bilder und mit einer Hand krault sie Feyo am Kopf, was dieser mit einem zufriedenen leisen Schuhuen quittiert.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 02. Jan. 2007, 16:55 Uhr
"Nun gut, von mir aus könnt ihr das Zimmer für 8 Kupferlinge haben, aber nur weil sich zur Zeit ohnehin niemand hier einquartiert hat und ich jeden Gast gebrauchen kann. Ausserdem..." stimmt Euron brummend einer Elbe zu, welche sich für die nächsten Tage ein Zimmer nehmen will, als sich die Tür zur Tausendwinkelgasse öffnet und ein alter Mann in dunklem Mantel, sowie ein großer Hund an seiner Seite das Gasthaus betreten.
Die Augenbrauen des Kupferkesselwirtes zucken kurz erfreut nach oben, als er erkennt, um wen es sich handelt und er denkt: Nun, zum Glück haben die letzten Monde doch noch nicht alle Stammgäste vertrieben.
"Oh, Anrakis. Wir haben uns ja schon seit langem nicht mehr gesehen.", begrüßt er den neuen Gast und kann ein Kichern nicht unterdrücken, als dieser von einigen Wochen spricht.

Es ist noch keine Handvoll Tage vergangen, seit ich in den Kupferkessel zurückgekehrt bin, denkt er zurück.  Mehr als sechs Monde durch die Immerlande zu reisen, war zwar interessant, doch als die Kutsche an dem trüben Wintermorgen endlich wieder vor dem Gasthaus hielt, war ich doch froh gewesen, wieder zuhause zu sein.
Und auch das Haus, über dessen Eingangstür der kupferne Kessel quietschend vom Wind hin und her bewegt wurde, schien auf seinen Besitzer sehnsüchtig gewartet zu haben.


"Nun, ich würde eher sagen ein paar Monate. Aber immerhin kann ich sagen, dass ihr euch kein bisschen verändert habt." antwortet er erneut und greift er zu einem Bierkrug, um ihn zu füllen, während er sich wieder der Elbe zuwendet: "Ausserdem müsst ihr das Zimmer im voraus bezahlen." Diese rumzelt leicht die Stirn, nickt dann aber und murmelt ein leises "Nun gut." vor sich hin. Während sie zu ihrer Geldkatze greift, um die Münzen herauszunehmen, überreicht der Kobold Anrakis das Bier, während dieser eine Handvoll Heller auf den Tresen legt.
Euron sammelt die Geldstücke auf, während er sich gleichzeitig wieder zur Elbe wendet, die gerade das Silber und Kupfer vor ihm auf das Holz zählt. Schliesslich nickt der Kobold mit dem Kopf und greift in eine Schublade unter dem Tresen, um einen schweren rostigen Schlüssel hervorzuziehen. "Das Zimmer liegt die Treppe hinauf und den Gang entlang hinten rechts", sagt er, als er ihr den Schlüssel gibt und fügt hinzu: "Wenn ihr wollt, könnt ihr auch noch etwas Suppe und Wein bekommen, bevor ihr hinaufgeht."
"Das wäre in der Tat nicht schlecht", antwortet sie ihm knapp, um sich dann im Gastraum einen Tisch zu suchen, nachdem ihr der Wirt einen Becher verdünnten Wein gereicht hat.
Kurz darauf verschwindet der Kobold in der Tür hinter dem Tresen, um etwas Essbarem für seine Gäste zu finden.

Schon am ersten Abend nach seiner Rückkehr in Talyra musste Euron feststellen, dass seine Abwesenheit keinen guten Einfluss auf die Zahl seiner Gäste gehabt hat. Wie kaum anders zu erwarten, war das Gasthaus mehr schlecht als recht geführt worden und seine alten Bekannten, die früher oft vorbeigeschaut hatten, um ihn mit allerlei Neuigkeiten zu versorgen, waren auch ausgeblieben.
Doch, dass sich etwas ändern muss, ist dem Kobold auch schon vor seiner Abreise klar gewesen. Er braucht wieder jemanden, der sich um die Küche kümmern kann und ausserdem noch ein oder zwei Personen, der ihm bei der Bewirtschaftung des Gasthofes und der Bewirtung der Gäste helfen können, ohne dass er ihre Arbeiten ständig überwachen muss, wie es bei den beiden Kobolden von Karax der Fall gewesen ist. Er hatte sdie beiden kurz nach seiner Rückkehr zurückgeschickt, denn einen der neuen Angestellten, hatte er schon von seiner Reise mitgebracht.

Da die Küche, aufgrund der fehlenden Angestellten, noch immer auf Sparflamme kocht, hat Euron schnell zusammen, was er für seine Gäste benötigt. Brot und Schinken, das Übliche für Anrakis, wie Euron noch weiss, sind schnell abgeschnitten und auf einen Teller gelegt und auch die über dem Feuer köchelnde Suppe ist rasch in eine große Schale gefüllt und mit einem Stück Brot versehen.

Beides zusammen trägt er wieder hinaus in den Gastraum, um erst die Elbe und dann den alten Mann zu versorgen. Bei diesem angekommen schiebt er ihm den Teller auf dem Tisch und fügt lächelnd hinzu: "Ich hoffe, dass ihr eure Gewohnheiten nicht geändert habt, während ich fort war." Dann krault er den riesigen Hund, dem er direkt in die Augen sehen kann den Nacken und fragt weiter: "Wie ist es euch in letzter Zeit ergangen? Ihr müsst wissen, dass ich erst vor ein paar Tagen von einer Reise zurückgekehrt bin. Steht in der Tausendwinkelgasse noch alles an seinem gewohnten Platz?"


Während der Kupferkesselwirt mit seinem Stammgast spricht, findet ein weiterer Besucher den Weg in seine Schankstube. Für einen Moment bläst ein kalter Wind in den Raum, als sich die Tür zum Marktplatz öffnet und eine junge zierliche Frau in einem grauen Umhang herein tritt, Für einen Moment überrascht bleibt sie stehen, dann schliesst sie die Tür und sucht sich einen Platz. Euron beobachtet, wie prächtig verzierte Kleidung unter ihrem schlichten Umhang hervorblitzt, als sie sich setzt. Er mustert die schmale Gestalt mit dem dunklem, im Licht des Feuers braun schimmerndem, Haar, welches für einen Augenblick aufgebauscht wird, als sich das Käuzchen auf ihrer Schulter aufplustert. Ein kurzes Neigen des Kopfes jedoch, lässt es wieder glatt die Schulter hinunterfallen, während sie sich nach jemandem umschaut, der sie bedienen kann.
Der Kobold will gerade den Kopf wenden, um Anrakis zu unterbrechen, als er jedoch Schritte auf der knarrenden Treppe hört, die zu den Gästezimmern führt.

Ein hochaufgeschossener Mann kommt mit bedächtigem Schritt die Treppe hinunter. Er ist bestimmt zwei Schritt groß und hager ist nicht nur seine Gestalt, sondern auch sein schmales Gesicht. Da er Zeit seines Lebens regelmäßig, wenn auch nicht übermäßig, anstrengende Arbeiten verrichten musste, sind seine Muskeln, auch wenn man es unter seiner Kleidung nicht sehen kann, gut ausgebildet, so dass er wohl eher drahtig zu nennen ist. Sein kurzes schwarzes Haar ist an den Schläfen schon silbrig, ebenso die buschigen Augenbrauen und auch die tiefen Furchen um die wachen grauen Augen und den schmalen Mund zeigen, dass er schon längere Zeit auf Rohas Rund weilt.
Der Mann trägt dunkelrote an den Seiten mit Stickereien gesäumte Leinenbeinlinge, ebenso ist sein weisses Hemd mit exzellenter Handarbeit verziert worden, so dass seine Kleidung modisch zu nenen wäre, wenn man zwanzig Götterläufe in die Vergangenheit blickt. Nun jedoch haben sich beide Kleidungsstücke in ihrer Farbe imehr und mehr einem einheitlichen Grau genähert und die Ausbesserungen, die in den letzten Jahren an ihnen immer wieder vorgenommen wurden, wollen sich in die kunstvollen Stickereien einfach nicht einpassen und stören so deren optischen Eindruck gewaltig.

Er nickt Euron kurz zu, als er an diesem vorbeigeht, um sich dann dem Tisch zuzuwenden, an dem die junge Dame Platz genommen hat.
"Seid gegrüßt junge Dame", sagt er, etwas zu gehoben für den Schankraum des Kupferkessels, "wie können wir euch und eurer Gefährtin", er blickt kurz zu dem Käuzchen auf ihrer Schulter, "helfen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 07. Jan. 2007, 20:40 Uhr
Artemis ist mit ihren Gedanken weit, weit entfernt, als sie plötzlich realisiert, dass jemand sie angesprochen hat. Erschrocken hebt sie den Kopf und blickt in das Gesicht eines älteren Mannes, das beinahe erschreckend hager ist. Ein paar Sekunden versucht Artemis, zu verstehen, was der Mann von ihr will, bis sie schließlich begreift, dass er sie offenbar gefragt hat, wie er ihr helfen kann.
"Oh, also, na ja, habt Ihr... habt Ihr eine warme Suppe oder ähnliches?", stammelt sie ein wenig ungeschickt und eine leichte Röte erscheint auf ihren Wangen, "und vielleicht eine Schale mit Wasser? Feyo ist glaube ich etwas durstig; er mag es nicht, wenn das Wasser zu kalt ist, wisst Ihr, also hat er unterwegs ein bisschen wenig getrunken."
'Ob ich ihn fragen soll, ob er meine Mutter kennt?', denkt sie und ihr Herz fängt an ein wenig schneller zu schlagen, 'schaden kann es ja nichts.'
"Ach, entschuldigt, darf ich Euch noch etwas fragen?", wendet sie sich erneut an den Mann, "Ihr... Ihr kennt nicht zufällig jemanden mit Namen Leylea? Eine Elbin?"
Ihre Augen wirken beinahe bittend, während sie auf eine Antwort des Mannes wartet.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Anrakis am 08. Jan. 2007, 19:42 Uhr
Anrakis zeichnet gerade sorgfältig die feinen Gesichtslinien der fremden Elfe, die eben noch mit Euron, dem Wirt, redete. Als er wieder aufblickt sieht er vor sich das breit grinsende Gesicht des Kobolds, der auf einem einem Teller einen Kanten frisches Brot und ein gutes Stück saftigen Schinken balanciert. Ohne viel Umschweife stellt er das Mahl auf dem Tisch vor Anrakis ab.

"Ich hoffe, dass ihr eure Gewohnheiten nicht geändert habt, während ich fort war.", bemerkt der Wirt des Kupferkessels mit einem jovialen Grinsen, während er Shafir hinter den Ohren krault.

Anrakis legt seine Zeichnung auf den Tisch. Von unter dem Tisch hört man das wohlige Grollen Shafirs und Anrakis spürt, wie der große Hund die kratzenden Finger des Kobolds genießt.

"Oh nein, keinesfalls. Danke sehr. Das Brot sieht aus, als ob es gerade erst aus dem Backofen kommt - und der Schinken duftet köstlich.", erwiedert er freundlich lächelnd seinem Gastgeben.

Einen kurzen Moment durchzuckt Anrakis der starke Bedürfnis nach frischem, rohem und blutigem Fleisch. Aber das ist nur die Erinnerung an eine Ahnung von etwas längst vergangenen. Er schneidet ein Stück vom Schinken ab und hält sie unter den Tisch, wo kurz darauf das zufriedene Schmatzen Shafirs ertönt.

"Wie ist es euch in letzter Zeit ergangen? Ihr müsst wissen, dass ich erst vor ein paar Tagen von einer Reise zurückgekehrt bin. Steht in der Tausendwinkelgasse noch alles an seinem gewohnten Platz?", will Euron von ihm wissen.

Anrakis legt seine Stirn in beachtliche Falten, als er versucht zusammenzufassen, was ihm in letzter Zeit widerfahren ist.

"Naja.... hm, dass ich hier nach Talyra gezogen bin wisst ihr ja. Ach, wie dumm von mir. Natürlich wisst ihr das, so lange kennen wir uns ja noch gar nicht. Hm, also in letzter Zeit.... tja", murmelt er vor sich hin.
"Also eigentlich ist nicht viel passiert. Ich arbeite immer noch als Schreiber. Die Händler hier in der Tausenwinkelgasse sind gewieft, aber nur die wenigstens verstehen es, sich geschliffen auszudrücken, wenn ihr versteht, was ich meine." Dabei zwinkert er dem Kobold entgegen, der nur zu gut versteht und leise kichern muss.
"Aber sie kommen immer gerne zu mir. Sie wissen, dass ihre Geschäftsgeheimnisse bei mir sicher sind. Ich interessiere mich nicht für derlei Dinge und vergesse sie eh meist direkt nachdem ich sie niedergeschrieben habe. Aber inzwischen kommen auch einige hochwohlgelehrte Herren zu mir." Anrakis betont das Wort hochwohlgelehrt und Enron kann ohne Probleme erkennen, dass der alte Herr wohl nicht sonderlich viel von diesen Leuten hält.
"Sie graben irgendwo alte Tontafeln und anderes aus und vermögen die Inschriften nicht zu entziffern. Tja, und dann kommen sie zum alten Anrakis um dann später das alte Wissen als ihren eigenen großen Durchbruch feiern zu lassen. Wenn sie wüssten, wie wenig sie doch von dem verstehen, was sie lesen."

Für einen Moment kann Euron in den dunklen Augen des alten Schreibers etwas aufblitzen sehen. Ein Strudel, der tief hinab führt. Dann zwinkert Anrakis ihm aber wieder zu und ist wieder ganz der alte Tattergreis, den Euron kennt.

"Gerade heute habe ich wieder so ein sensationelles Dokument von historischer Bedeutung übersetzt. So ein junger Schnösel... glaube ich jedenfalls. Ich kann mich nicht mehr genau an sein Gesicht erinnern. Naja, ich hatte mir aufgeschrieben, dass er mich hier treffen wollte. Ich denke er wird schon noch erscheinen."

In diesem Moment öffnet sich die Tür. Von einem jungen Schnösel ist allerdings nichts zu sehen. Statt dessen tritt die schmale Gestalt einer jungen Frau in die Gaststube. Als sie die graue Kaputze zurück schlägt, kommt darunter eine Woge kupferner Haare zum Vorschein, die im Licht des Kaminfeuers zu tanzen scheinen. Der kleine Kauz auf ihrer Schulter rundet das ungewöhnliche Erscheinungsbild ab.

"Ihr habt immer interessante Kundschaft, Euron", bemerkt Anrakis, als der Angesprochene sich in Richtung des neues Gastes dreht. Doch ein hoch gewachsener Mann, den Anrakis vorher noch nicht bemerkt hat, scheint sich ihr anzunehmen. Er zeigt schon die ersten Spuren des Alters, wirkt gegenüber Anrakis aber noch wie die Ausgeburt der Jugend. Äußerst charmant - wie Anrakis bemerkt - versteht er es, die junge Halbelfin zu begrüßen.

Anrakis blickt den Kobold fragend an. "Ihr habt neues Personal? Ich glaube an diesen Herren hätte selbst ich mich erinnert."
Schon wieder entrinnt ein leises Kichern des Anrakis Kehle "Ein interessantes Paar, die junge Frau und dieser Mann. Beide scheinen irgendwie etwas besonders zu sein... und damit passen beide sehr gut hier her."

Schnell greift er wie gedankenverloren in seine Manteltasche und zieht ein weiteres Stück Pergament hervor, auf dem er dann sofort mit flinken Strichen des Kohlestifts die Umrisse des Kauzes zeichnet.

"Wisst ihr, ich beneide die Geschöpfe des Himmels. Nur dort oben gibt es wirkliche Freiheit. Ihr solltet ihr ein Zimmer ganz oben im Dachgeschoss geben, damit ihr Kauz den freien Himmel sehen und in die Wolken hinauf fliegen kann, wann immer er es wünscht."

Fast nicht hörbar und eher unabsichtlich murmelt er noch: "Ich wünschte, ich könnte ihm folgen."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 10. Jan. 2007, 21:01 Uhr
Der hochgewachsene Mann, welcher der jungen Halbelbe gegenübersteht, hebt etwas erstaunt die linke Augenbraue, als er die Bestellung der Frau vernimmt.
"Eine warme Suppe und eine Schale Wasser sollten ohne weiteres aufzutreiben sein. Man kann nur hoffen, dass alle Gäste hier so genügsam sind."
Seine Augenbraue hat sich mittlerweile wieder gesenkt, während er sich dem Vogel zuwendet, welcher ihn allerdings völlig ignoriert. "Wenn er so wählerisch bei der Wahl seines Wassers ist, hat er in der Tat Glück, dass ihr euch seiner angenommen habt", fügt er ernst hinzu, "ich hoffe, der Quell in unserem Hof wird seinen Ansprüchen genügen, auch wenn er sich natürlich nicht mit dem Wasser im Grünen Tal vergleichen läßt. Ihr wisst sicherlich, Städte haben immer so etwas schmutziges an sich."
Er will sich schon zum Gehen wenden, als die Halbelbe sich entschliesst noch eine Frage zu stellen.
"Nein", antwortet der ältere Mann prompt, "nein, dass kann ich mit absoluter Sicherheit sagen. Ich bin selbst erst vor einigen Tagen hier angekommen und habe vorher mein ganzes Leben in den Drachenlanden verbracht. Auch dort, so bin ich mir sicher, kannte ich niemanden derartigen Namens. Falls ihr euch fragen solltet, warum ich das so rundheraus sagen kann, mein letzter Herr hat etwas, nun, zurückgezogen gelebt. Fremde mieden sein Anwesen, weil er, wie soll man es nennen", er machte eine kurze Pause, "sehr experimentierfreudig war. Ja, dieses Wort beschreibt ihn ganz gut und auch den Grund meiner Anwesenheit hier." Für einen Moment schweigt er, als müsse er darüber nachdenken, wie er darauf gekommen ist.

"Ach richtig, ihr sucht eine Elbe. Nun mein neuer Herr dort", er zeigte auf den Wirt, welcher gerade mit einem anderen Gast spricht, "mit den blauen Haaren kennt sich hier etwas besser aus. Vielleicht solltet ihr ihn fragen."
Für einen kurzen Moment verschwindet der Graugekleidete in der Küche und kehrt schon kurz darauf mit etwas Brot, einer Schale dampfender Suppe, so wie einer weiteren mit Wasser an den Tisch der Halbelbe zurück.
"Bitte sehr, das gewünschte Mahl", sagt er, als er alles auf den Tisch stellt. Bevor der Gast vor ihm jedoch den Löffel in die Suppe tauchen kann, erhebt er noch einmal das Wort. Erneut auf den Kauz schauend, fragt der Drachenländer mit ernster Miene: "Und ihr seid sicher, dass ihm das Wasser reichen wird? Würde er nicht lieber eine Maus oder so etwas bevorzugen? Wir hätten da noch ein paar untem im Vorratskeller. Die müssen ohnehin raus."



Auf der anderen Seite des Raumes schwärmt Anrakis gerade vom Fliegen, während Euron dabei die Stirn runzelt. "Wenn sie ein Zimmer möchte, kann sie gern das oberste haben", antwortet der Kobold dem Alten. "Mir, für meinen Teil, genügend die Stufen zu meinem Taubenschlag an Höhe völlig aus und fliegen lass ich meine Zöglinge dann doch lieber selbst." Er schweigt kurz und fügt dann mit einem Augenzwinkern hinzu: "Ihr glaubt gar nicht, wieviel Freiheit es unter der Erde gibt. Wenn ihr einmal den Gängen einer Zwergenbinge oder einer Koboldstadt gefolgt seid, wisst ihr wovon ich rede und ich bin mir sicher, selbst Sils Zöglinge haben nur den obersten Rand von Deres Rund angekratzt."

Mittlerweile hat der Wirt sich einen der Stühle herangezogen und darauf gesetzt, während Shafir seinen Anteil der Mahlzeit verspeist. "Wie ihr seht", fährt Euron fort, "bedeutet Freiheit für mich, meine Beine nicht allzuweit vom soliden Erdboden zu entfernen." Er überlegt kurz und ein Schmunzeln beginnt sich um seine Mundwinkel zu kräuseln. "Allerdings habe ich auf meiner Reise festgestellt, dass manche Personen gut daran tun, ihr Schaffen in das Dachgeschoss eines Gebäudes zu verlegen. So muss man sich, wenn etwas schief geht, nicht gleich um das ganze Haus sorgen, besonders wenn man mit Dingen hantiert, die man nicht so gut beherrscht." Der Gesichtsausdruck des Kobolds hat nun etwas mitleidiges, als er in Gedanken ein Astloch im Holz des Tisches betrachtet. Dann blinzelt er und wendet sich wieder seinem Gast zu.

"Ihr sagtet, ihr habt ebenfalls mit Menschen zu tun, die das, was sie finden nicht richtig anzuwenden wissen?" Die Worte Anrakis' über seinen Kunden haben den Kupferkesselwirt neugierig gemacht. Er fragt sich, wieso ein alter Schreiber uralte Schriften kennt, die, zumindest bei den meisten Bewohnern der Immerlande, der Vergessenheit anheim gefallen sind. Solches wissen wird nur von wenigen gehütet und noch weniger waren bereit es weiter zu geben.
"Haben die Schriften eures Schnösels wirklich solch historische Bedeutung, wie er annimmt?" Ein amüsiertes Funkeln blitzt in den blauen Augen des Kobolds auf, als er hinzufügt: "Ich glaube, ich habe eine ganze Menge von dem mit eigenen Augen gesehen, was die Menschen als uralt bezeichnen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sich das Rad weiterdreht. Wissen taucht auf und Wissen wird wieder verschüttet. Und diejenigen, die es finden, sehen meist nur die Bruchstücke eines viel größeren Bildes und nicht einmal diese können sie entschlüsseln. Man muss in diesen Tagen lange und ausdauernd suchen, wenn man einen Schlüssel dafür finden möchte und nur wenige haben den Willen dies zu tun."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 11. Jan. 2007, 11:02 Uhr
Offenbar ist der Mann erstaunt über die Bestellung, denn er hebt die Augenbraue und meint mit leicht überraschtem Tonfall:
<"Eine warme Suppe und eine Schale Wasser sollten ohne weiteres aufzutreiben sein. Man kann nur hoffen, dass alle Gäste hier so genügsam sind.">
Artemis lächelt versuchsweise. Dass sie nicht mehr allzu viel von ihrem Geld übrig hat möchte sie lieber nicht sagen - womöglich kommt er noch auf die Idee, sie wolle nicht bezahlen.
Dass er ihre Mutter nicht kennt, hat sie sich beinahe gedacht - weshalb sollte sie ausgerechnet jetzt erfolgreich sein, wo sie doch seit fast einem Jahr auf der Suche ist, und noch nicht einmal die kleinste Spur hat? Aber enttäuscht ist sie trotzdem.
Den Erzählungen des Mannes von seiner Herkunft lauscht sie aufmerksam. Die Drachenlande - ob sie ihren Namen wohl zu recht tragen? Gehört hat Artemis noch nie davon, aber Geschichten über Drachen sind ihr schon so einige zu Ohren gekommen.
Es liegt ihr schon auf der Zunge, genauer nachzufragen, doch ihr wird gerade noch rechtzeitig bewusst, dass sie diesen Mann überhaupt nicht kennt, und es wohl doch ein wenig unhöflich wirken würde, ihn darüber auszufragen.
Als der Mann sie auf seinen neuen Herrn aufmerksam macht, hält Artemis überrascht inne. Wenn sie nicht alles täuscht, ist das ein Kobold - und er soll der Besitzer dieses Gasthauses sein? Ein wenig verwirrt betrachtet sie das merkwürdige Aussehen des blauhaarigen kleinen Kerls, und irgendwie läuft ihr bei seinem Anblick ein Schauer über den Rücken. Er ist ihr unheimlich, und sie weiß noch nicht genau, ob er ihr sympathisch ist.
'Aber es ist ja eigentlich auch egal, ob er mir sympathisch ist', denkt sie sich, 'nach meiner Mutter kann ich ihn trotzdem fragen.'

Es dauert nicht lange, und der ältere Mann kommt mit ihrer Bestellung zurück. Beim Anblick der warm dampfenden Suppe läuft ihr das Wasser im Mund zusammen - es ist einige Tage her, dass sie zum letzten Mal etwas warmes zu sich genommen hat.
<"Und ihr seid sicher, dass ihm das Wasser reichen wird? Würde er nicht lieber eine Maus oder so etwas bevorzugen? Wir hätten da noch ein paar untem im Vorratskeller. Die müssen ohnehin raus">, erkundigt sich der Mann mit einem Blick auf Feyo. Artemis entweicht ein vergnügtes leises Lachen.
"Oh, keine Sorge, es wird ihm genügen", erwidert sie mit einem freundlichen Lächeln, "er hat mir heute Morgen eine riesige Spitzmaus angeschleppt, eigentlich viel zu groß für so einen kleinen Kerl wie ihn. Davon wird er sicherlich noch satt sein. Außerdem mangelt es ihm vor Einbruch der Dunkelheit meist ein wenig an Appetit. Ich fürchte, ein wenig verzogen habe ich ihn schon." Sie seufzt und streicht dem Kauz über das Gefieder, bevor sie ihn mit einem leichten Stubser aus seinem dösenden Zustand weckt und vorsichtig von ihrer Schulter auf den Tisch hebt.
"Da, mein Süßer, schau, ein wenig Wasser für dich", murmelt sie ihm leise zu und plätschert mit ihrem Finger in der Schale herum. Feyo hüpft ein wenig zögernd darauf zu und taucht vorsichtig seinen Schnabel in die Flüssigkeit. Dann scheint er das dargebotene als seiner Würdig zu erklären und macht sich eifrig daran, zu trinken.
"Wisst Ihr, im Winter trinkt er immer so furchtbar wenig", wendet sich Artemis wieder an den Mann, "ich muss immer darauf achten, dass ich ihm von Zeit zu Zeit das kalte Wasser ein wenig mit den Händen wärme, und dann trinkt er es aus meiner hohlen Hand wie aus einer Schale." Sie lächelt versonnen und betrachtet den kleinen Kauz, der ab und zu mit einem der kleinen Flügel zuckt.

"Oh, kann ich Euch noch etwas fragen?", fällt Artemis ein und sie blickt wieder den Mann an, "wisst Ihr, ob es in dieser Stadt einen Faêyristempel gibt? Und eventuell auch einen zu Ehren Anukis'? Ich habe seit langer Zeit keinen Tempel mehr besucht, nur in den großen Städten findet man sie, und Talyra ist doch eine recht große Stadt, oder?" Sie wirkt fast flehend, als sie den Mann mit ihren großen braunen Augen fragend anblickt.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Jan. 2007, 20:33 Uhr
"Soweit ich weiss, ist es die größte in den Immerlanden", antwortet der hagere Angestellte Eurons, als er nach der Größe von Talyra gefragt wird, "sie wird auch die Weltenstadt genannt." Sein Erstaunen über die Unwissenheit der Elbe läßt er sich jedoch nur durch ein leichtes Zucken der Augenbrauen anmerken. "Die Tempel solltet ihr jedoch ohne Probleme finden, wenn ihr der breiten Straße folgt, die an diesem Haus vorbei zum Nordtor führt. Auf der linken Seite befindet sich das Tempelviertel. Es ist nicht zu verfehlen, denn die Gotteshäuser sind durch einen großen Park umgeben."

Eigentlich würde es ihm nun die Höflichkeit gebieten, die Fremde in Ruhe ihre Suppe löffeln zu lassen. Doch da der Hausherr offenbar noch ins Gespräch vertieft ist und ihre Fragen nicht beantworten kann, bleibt er bei ihr stehen und versucht, das Gespräch mit ihr aufrecht zu erhalten, nachdem sie die ersten Löffel von ihrer Suppe genommen hat.

"In der Tat habt ihr euren Begleiter etwas verzogen, wenn er so wählerisch ist", greift er die Bemerkung der jungen Frau wieder auf, "habt ihr ihn selbst grossgezogen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 19. Jan. 2007, 16:27 Uhr
<"Soweit ich weiss, ist es die größte in den Immerlanden. Sie wird auch die Weltenstadt genannt.">
Erneut taucht eine leichte Röte auf Artemis' Wangen auf - sie merkt, dass sie offenbar eine ziemich dumme Frage gestellt hat. Aber woher hätte sie das auch wissen sollen? Ihr Unterricht zu Hause war stets nur auf unpolitische Dinge beschränkt gewesen. Lesen, tanzen, schreiben, all das kann sie wohl, aber wie es in der Welt eigentlich aussieht, davon hat sie erst in den vergangenen zwölf Mondläufen eine Ahnung bekommen.
Sie lauscht aufmerksam, als der Mann ihr die Lage der Tempel beschreibt, und nimmt sich vor, so rasch wie möglich dorthin zu gehen.
<"In der Tat habt ihr euren Begleiter etwas verzogen, wenn er so wählerisch ist. Habt ihr ihn selbst grossgezogen?">, erkundigt sich der Mann und geht dabei auf ihre vorherige Bemerkung ein.
"Oh ja", erwidert Artemis eifrig und vergisst erneut ihre Suppe, "wisst Ihr - meine Mutter fand ihn im Wald, als er gerade frisch geschlüpft war. Von einem älteren Tier war weit und breit nichts zu sehen, und so nahm sie den Kleinen mit. Er wirkte so klein und hilflos, als meine Mutter ihn mir zeigte, ich musste mich einfach seiner annehmen. Ja, und er hat es tatsächlich überstanden. Von da an ist er mir nicht mehr von der Seite gewichen."
Sie will gerade einen weiteren Löffel ihrer Suppe nehmen, als ihr ein Gedanke kommt.
"Oh, da fällt mir ein - meine Stute steht draußen an der Tränke. Einstweilen ist sie dort wohl recht gut aufgehoben, aber wisst Ihr zufällig, wo ich für sie eine Unterkunft finden kann? Ich denke, ich werde doch noch ein Weilchen in der Stadt bleiben, und das arme Tier muss schließlich irgendwo schlafen."
Dass auch sie selbst irgendwo wird schlafen müssen scheint sie in diesem Moment vergessen zu haben.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Anrakis am 20. Jan. 2007, 01:15 Uhr
Anrakis unterbricht seine Kritzeleien, als sich Euron wieder ihm zuwendet. Es fällt ihm wie üblich schwer, sich auf etwas bestimmtes zu konzentrieren - und wenn es auch nur das Gespräch mit einem alten Bekannten ist. Zu leicht lässt er sich ablenken und vergisst dabei vollkommen die Regeln der Höflichkeit, wie Anrakis sich selbst eingestehen musste.

Unter dem Tisch wird das Schmatzen Shafirs etwas lauter. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er fertig mit seinem Schinken ist und nach mehr verlangt.

Seufzend legt Anrakis das Pergament mit der skizzenhaften Zeichnung des kleinen Kauzes beiseite und schneidet ein weiteres Stück Schinken ab, während der blauhaarige Kobold sich einen Stuhl herbei holt.
Faszinierend, wie unterschiedlich doch die Vorstellungen von Freiheit sind.

"Nun, nichts gegen die Geborgenheit und den Schutz einer Höhle. Aber wahre Freiheit ist, wenn man den Schutz der Erde nicht benötigt. Wenn es nichts zwischen Himmel und Erde gibt, dass einem etwas anhaben kann.". Nach einer winzigen Pause fügt er noch hinzu: "Zumindest fast nichts. Dem Willen der Götter müssen wir uns alle beugen."

Auf Eurons Frage nach Menschen, die sich völlig ahnungslos mit Mächten abgeben, die für sie zu stark sind, kann Anrakis ein etwas verbittert wirkendes Grinsen nicht unterdrücken.

"Ach, davon träumen doch alle. Unbesiegbarkeit. Unsterblichkeit. Grenzenlose Macht. Anderen Wesen den eigenen Willen aufzwingen. Alles Humbug, wenn ihr mich fragt. Am besten man bleibt für sich und schert sich nicht groß um andere. Das bringt nur Probleme. Aber irgendwie liegt es nicht in der menschlichen Natur, mit sich selbst zufrieden zu sein. Die meisten brauchen ein höheres Wesen, von dem sie sich Belohnung und Bestrafung erhoffen."
Für Anrakis genügt der gut duftende Schinken und das frische Brot vorerst als Belohnung. Er schneidet sich vorsichtig ein großes Stück von dem Schinken ab und beginnt, genüsslich kauend, sich ebenfalls einen Kanten vom Brot abzubrechen. Der rauchige Geschmack des Fleisches erinnert ihn immer wieder an die alten Zeiten, als er noch jung und kraftvoll gewesen war. Als das Alter für ihn etwas Unbekanntes war. Oder genauer gesagt nichts, vor dem man sich fürchten musste.

<"...Man muss in diesen Tagen lange und ausdauernd suchen, wenn man einen Schlüssel dafür finden möchte und nur wenige haben den Willen dies zu tun.">
Anrakis blinzelt einen Moment und braucht ein wenig, um sich auf Eurons Worte zu konzentrieren. Dann antwortet er, immer noch heftig kauend:
"Nun, ich denke für den jungen Herrn dürfte die Übersetzung durchaus interessant sein. Soweit ich weiß enthält sie längst verloren gegangenes Wissen. Vielleicht weniger für einen Historiker interessant, geht es doch eher um die Theorie der Magie. Aber es ist nur ein Fragment... unvollständig und aus dem Zusammenhang gerissen. Nichts ist gefährlicher, als nur einen Teil der Wahrheit zu kennen. Aber ich verstehe von diesen Dingen nicht viel. All diese Sprüche, mit denen die Magier die Urgewalt der Welt unter ihren Willen zwingen wollen, indem sie sie in ein enges Korsett zwängen."
Er nickt mit dem Kopf in Richtung der Elfe, die vor ein paar Minuten ein Zimmer bestellt hatte und noch immer an der Theke sitzt.
"Die Elfen sind anders. Sie zwingen der Natur nicht ihren Willen auf. Sie überzeugen sie davon, freiwillig in eine bestimmte Richtung zu wirken. Wenn ihr mich fragt, sollte man aufgeben, andauernd altem Wissen hinterher zu jagen, dass dann in ein paar Jahrhunderten wieder verloren gegangen ist. Man sollte sich lieber darum bemühen, nicht nur zu begreifen, wie man etwas verändern kann, sondern auch verstehen, warum es so ist, wie es ist."

Plötzlich blitz es ein wenig schalkhaft in den Augen des alten Mannes auf und feine Lachfalten gesellen sich zu den bereits reichlich vorhandenen Altersfalten in seinem Gesicht.
"Aber was erzähle ich euch da. Ihr wisst über diese Dinge wesentlich besser bescheid, als ich. Und gerade ein alter Mann wie ich sollte wissen, dass ein Menschenleben nicht einmal ansatzweise genügen kann, um die wirklich wichtigen Dinge zu verstehen."

Anrakis beginnt wieder mit seinem Messer an dem Schinken zu säbeln und schneidet sich ein weiteres Stück ab, dass er sich dann in den Mund schiebt. Mit der Klinge zeigt er vage in die Richtung des neusten Gastes und des unbekannten Mannes mit den grau melierten Haaren.
"Sagt mal, der Herr dort hinten... ihr habt ihn nicht vielleicht auf eurer Reise getroffen. Und er war nicht vielleicht klug genug, eine Wohnung im Dachgeschoß zu nehmen? Er erscheint mir ein wenig ungewöhnlich für eine Gasthaus-Bedienung."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 23. Jan. 2007, 21:43 Uhr
"Eine Unterkunft für euer Pferd sollte sich hier finden lassen" antwortet der Drachenländer, als die Elbe sich danach erkundigt, "im Hof muss es einen Holzschuppen geben, indem immer wieder Reittiere untergebracht werden. Allerdings muss sich jeder Gast selbst um die Versorgung der Tiere kümmern, so wurde mir gesagt. Wenn ihr Heu und Rüben braucht, so könnt ihr euch in dem Schuppen davon bedienen...gegen einen Kupferling versteht sich."

Sie wird wohl noch einiges lernen müssen, wenn sie länger in der Stadt bleiben will, denkt er sich, während er beobachtet, wie sie ihren Teller leert. Im Moment erscheint ihm sein Gegenüber sehr jung und naiv und auch wenn er selbst sehr lange nicht mehr in einer Stadt gelebt hat, weiss er doch genau, wie schnell man alle Habseligkeiten verlieren kann, wenn man die Gebräuche hier nicht kennt.
"Wenn ihr noch eine Weile in der Stadt bleiben wollt, solltet ihr euch vielleicht auch selbst eine Unterkunft für die Nacht suchen", schlägt er schliesslich vor, "oder werdet ihr bei dieser Leylea übernachten?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 24. Jan. 2007, 19:58 Uhr
<"Eine Unterkunft für euer Pferd sollte sich hier finden lassen. Im Hof muss es einen Holzschuppen geben, indem immer wieder Reittiere untergebracht werden. Allerdings muss sich jeder Gast selbst um die Versorgung der Tiere kümmern, so wurde mir gesagt. Wenn ihr Heu und Rüben braucht, so könnt ihr euch in dem Schuppen davon bedienen...gegen einen Kupferling versteht sich.">, erklärt der Mann bereitwillig. Artemis ist erleichtert - das wäre also geklärt.
'Dann werde ich Rhia nachher direkt dorthinbringen', überlegt sie, während sie sich nun endlich wieder ihrer Suppe widmet, 'und dann...' Sie runzelt kurz die Stirn, denn sie hat das Gefühl, irgendetwas wichtiges vergessen zu haben. In diesem Moment wendet sich der Mann wieder an sie:
<"Wenn ihr noch eine Weile in der Stadt bleiben wollt, solltet ihr euch vielleicht auch selbst eine Unterkunft für die Nacht suchen. Oder werdet ihr bei dieser Leylea übernachten?">
"Das hätte ich ja beinahe vergessen", lacht sie, "wie dumm von mir - da frage ich Euch nach einer Unterkunft für Rhia und mich selbst vergesse ich doch glatt!" Sie gluckst leise über ihre Zerstreutheit und krault Feyo kurz am Kopf. "Nein, ich werde nicht bei Leylea übernachten - ich weiß ja nicht, ob sie hier ist. Ich weiß ja überhaupt nicht, wo sie ist. Und eigentlich - eigentlich weiß ich nicht einmal, ob sie noch lebt..." Ihre Stimme wird mit den letzten Worten immer leiser und bedrückter und ein Schatten scheint sich über ihr Gesicht zu legen.
'Ob es ihr wohl gut geht?', denkt sie bei sich, 'ich hoffe bloß, sie hat einen Ort gefunden, an dem sie glücklich ist... Wenn sie noch lebt...'
Dann schüttelt sie den Gedanken unwirsch ab und wendet sich wieder dem Mann zu:
"Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, eine Unterkunft." Sie mustert ihn fragend und fährt dann fort: "Man kann hier doch sicher ein Zimmer mieten, oder?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 28. Jan. 2007, 16:40 Uhr
Es wundert Euron ein wenig, mit welcher Vehemenz sein Gast die Anwendung der Magie ablehnt, obwohl er anscheinend selbst kein Magier ist. Meistens fühlten gerade diejenigen, die die magischen Künste nicht beherrschten einen Drang danach Zauber zu sehen oder selbst davon zu profitieren. Dabei ging es oft gar nicht um die großen Dinge, die Anrakis angesprochen hatte, sondern um die vielen kleinen Erleichterungen von der täglichen Mühsal, die sie zu erhalten hofften. Gerade die Elfen haben gelernt, ihre Magie so zu weben, dass die Veränderungen nur langsam eintreten, stellt der Wirt fest,und für die Menschen die in so kurzen Zeiträumen denken, muss es in der Tat so aussehen, als würde die Natur sich selbst verändern, statt geformt zu werden. Doch er hatte oft genug erfahren, dass das Ergebnis genauso fremdartig und unnatürlich sein konnte, wie ein schnell gewirkter Zauber der Menschen.

Gerade will der Kobold etwas dazu sagen, als sich die Aufmerksamkeit seines Gastes auf seinen neuen ANgestellten richtet.
"Oh, ihr meint Erlendo? Nun, eine Wohnung im Dachgeschoß hat auch er nicht bekommen, denn dieses ist immer noch meinen Tauben vorbehalten. Allerdings habt ihr recht, er hat noch nie in seinem Leben in einem Gasthaus gearbeitet. Er hat im Haushalt eines alten Magiers gearbeitet, einem alten Bekannten von mir, der zurückgezogen von der Welt seinen Studien nachging. Ich besuchte ihn, doch noch während meiner Anwesenheit trat er den Weg in Sithechs Reich an. Ironischerweise war er gerade dabei einen Trank zu entwickeln, der dem Knüpfer ins Handwerk pfuschen und sein eigenes Muster verlängern sollte, aber anscheinend hat er dabei wohl am falschen Faden gezogen."
Euron erinnterte sich kopfschüttelnd daran, wie überzeugt Emmeran davon gewesen war, alles verstanden zu haben. Da nichts dessen Euphorie bremsen konnte, hatte der Kobold nur halbherzig versucht ihn abzuhalten und darauf gehofft das Llaeron Schicksalsfüger ein Auge zudrücken würde.
"Jedenfalls war der gute Erlendo plötzlich alleiniger Herr des Hauses. Da ich im letzten Jahr durch den Dämonenangriff, aber auch durch andere Dinge, gutes Personal verloren hatte, dachte ich mir, es könne nicht schaden jemand erfahrenes bei mir einzustellen. Zumindest im Umgang mit Magier ist er ja geübt und das kann ihm hier nur von Vorteil sein."

Ein kurzen Pause fährt Euron fort: "Wie sieht es eigentlich bei euch aus, Anrakis? Wollt ihr nicht auch nochmal einen Lehrling einstellen, der euch hilft und dem ihr euer Wissen üner eure Zunft weitergeben könnt? Bei euren Kenntnisse dürfte es doch an Aufträgen für euch nicht mangeln, oder?"



Erlendo runzelt die grauen Augenbrauen, als er von der jungen Frau erklärt bekommt, dass sie nicht weiß, ob ihre Bekannte überhaupt noch lebt. Allerdings gebietet es ihm die Höflichkeit nicht nach weiteren Details zu fragen. Stattdessen bemüht er sich, sie von ihren düsteren Gedanken abzulenken, indem er auf ihre Frage antwortet: "In der Tat werdet ihr hier recht angenehme Zimmer vorfinden, auch wenn die gesamte Einrichtung des oberen Stockwerkes etwas ... gewöhnungsbedürftig ist. Aber für einen Silberling pro Nacht könnt ihr die Strapazen eurer Wanderung hinter euch lassen und endlich mal wieder in einem vernünftigem Bett schlafen. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber die Reise von den Drachenlanden hierher hat mir mehr als deutlich gezeigt, dass das Übernachten in der Natur, niemals einem guten Bett vorzuziehen ist. Allen Heldensagen zum trotz, glaube ich doch, dass auch jeder der besungenen Recken froh war, wenn er sein Lager nicht unter Bäumen aufschlagen musste."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Anrakis am 02. Feb. 2007, 13:40 Uhr
Anrakis kratzt sich nachdenklich hinter dem Ohr, als Euron einen Lehrling erwähnt.
"Nein, ich glaube nicht, dass ich ein guter Lehrmeister wäre. Ich bin ein wenig eigenbrötlerisch und hätte wohl auch nicht genug Geduld. Aber ich gebe zu, ich habe es noch nie versucht."

Eigentlich hätte ein Lehrling aber vielleicht ein paar Vorteile. Er könnte diverse Besorgungen übernehmen. Hm.... Aber andererseits müsst man sich dann auch wirklich mit einem Menschen abgeben und regelmäßig mit ihm reden.", überlegte Anrakis. Er ist alleine - und er ist gerne alleine. Aber vielleicht sollte er mal etwas neues ausprobieren?

"Wie ist das so mit einem Lehrling? Sind die nicht furchtbar anstrengend?", will Anrakis wissen.
Aber bevor Euron zu einer Antwort ansetzen kann, öffnet sich die Tür des Kupferkessels erneut. Ein groß gewachsener Mann mit der Statur eines Schrankkoffers betritt den Gastraum und lässt seine dunklen Augen über die Tisch wandern. Ein dichter, dunkelbrauner Bart verdeckt sein Gesicht und wohl auch einen Teil der Narbe, die über seine rechte Wange verläuft. Schließlich bleibt sein Blick an dem Tisch, an dem Euron und Anrakis sitzen, hängen. Mit wenigen langen Schritten ist er herbei.
"Seid ihr Anrakis?", will er wissen.

Der Angesprochene steckt sich gerade noch ein weiteres Stück Schinken in den Mund, nickt und brummt zustimmend.
"Gut. Ich soll die Übersetzung abholen." Er lässt ein kleines Säckchen auf den Tisch fallen, dass beim Aufprall leise klimpert.
"Hier ist euer Geld.", sagt er und streckt dann seine Hand aus, um die Übersetzung an sich zu nehmen.

Anrakis scheint das Geld vollkommen zu ignorieren und schaut statt dessen einen kurzen Moment unschlüssig auf die ausgestreckte Hand. Man merkt dem dunkelhaarigen Hünen an, dass er beginnt ungeduldig zu werden. Gerade als er etwas sagen will, kommt ihn Anrakis zuvor.
"Ihr seid nicht der junge Zauberer, der mich beauftragt hat.", stellt er fest.

"Nein. Er ist verhindert und hat mich geschickt.", grummelt der andere bereits leicht entnervt.
Anrakis lächelt in liebenswürdig an. "Nun, dann kann ich euch die Übersetzung nicht geben."
Die ausgestreckte Hand ballt sich augenblicklich zu einer Faust und schwebt immer noch in der Nähe von Anrakis Gesicht, doch der Fremde zieht sie dann doch zurück.
"Hier ist euer Geld. Ich bin rechtzeitig da. Und ich kenne Darian. Also, warum gebt ihr mir nicht einfach die Übersetzung und ich kann sie zu ihm bringen. Er wartet bereits darauf."

Darian! Genau, so hieß er. Wie konnte ich den Namen nur vergessen., schießt es Anrakis durch den Kopf. Er macht aber weiterhin keine Anstalten irgend etwas zu übergeben.
"Das ist ja alles schön und gut. Aber ihr seid nicht Darian. Und ich werde die Übersetzung nur ihm geben. Nennt es Altersstarrsinn. Von mir aus nennt mich auch verrückt, stur und störrisch. Aber von mir bekommt ihr im Moment höchstens ein wenig von diesem wirklich köstlichen Schinken.", erwidert der alte Mann.

Der andere scheint einen Moment unschlüssig, dann schießt seine Faust schneller als man einem Mann seiner Statur zutrauen würde nach vorne, seine Hand greift Anrakis Kragen und zieht ihn auf die Beine.
"Hör gut zu, alter Mann. Du wirst mir jetzt sofort diese Übersetzung geben. Da liegt dein Geld und alles Weitere hat dich nichts anzugehen.", grunzt er drohend.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 02. Feb. 2007, 20:52 Uhr
<"In der Tat werdet ihr hier recht angenehme Zimmer vorfinden, auch wenn die gesamte Einrichtung des oberen Stockwerkes etwas ... gewöhnungsbedürftig ist. Aber für einen Silberling pro Nacht könnt ihr die Strapazen eurer Wanderung hinter euch lassen und endlich mal wieder in einem vernünftigem Bett schlafen. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber die Reise von den Drachenlanden hierher hat mir mehr als deutlich gezeigt, dass das Übernachten in der Natur, niemals einem guten Bett vorzuziehen ist. Allen Heldensagen zum trotz, glaube ich doch, dass auch jeder der besungenen Recken froh war, wenn er sein Lager nicht unter Bäumen aufschlagen musste.">
Artemis kichert leise.
"Oh, Ihr habt völlig recht, so auf Dauer ist es doch recht unangenehm, im Freien zu übernachten - vorausgesetzt natürlich, man ist mit dem Luxus eines Bettes groß geworden." Ein nachdenklicher Zug huscht über ihr Gesicht, als sie an ihre Mutter denkt - sie hatte sich sogar manchmal über die zu weichen Betten im Hause ihres Mannes beklagt, und Artemis hatte nie so wirklich verstanden, was daran zu weich sein sollte. Sie schüttelt rasch den Kopf und wendet sich wieder dem älteren Mann zu.
"Ein Silberling pro Nacht?", wiederholt sie und überschlägt in ihrem Kopf rasch ihre Finanzen, "nun, das fällt glücklicherweise noch in den Bereich des Möglichen. Muss ich mich bei Eurem Herrn", sie nickt zu dem Tisch hinüber, an den mittlerweile ein neuer Gast herangetreten ist, "anmelden? Oder kann ich das auch bei Euch tun?"
Ihr Gesprächspartner kommt allerdings nicht mehr dazu, ihr eine Antwort zu geben, denn der neue Gast, der eine beängstigende Statur hat, packt mit einem Mal den alten Mann, mit dem sich der Kobold unterhalten hat, am Kragen und zischt ihm irgendetwas höchst bedrohlich wirkendes zu. Artemis erbleicht vor Schreck und springt instinktiv auf. Auch Feyo scheint zu bemerken, dass etwas nicht stimmt, denn er raschelt nervös mit den Federn und flattert rasch auf ihre Schulter hinauf.
"Was ist denn in den gefahren?", flüstert Artemis ängstlich und blickt ihren Gesprächspartner flehend an, in der Hoffnung, er möge irgendetwas tun, um diesen Hühnen von einem Mann rasch wieder zur Besinnung zu bringen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 11. Feb. 2007, 20:03 Uhr
Eurons Gespräch mit Anrakis wird plötzlich unterbrochen als ein grossgewachsener Mann mit dichtem Bart und dunklen Augen die Gaststube betritt und ohne sich weiter umzusehen auf Anrakis zugeht. Die schroffe Art des Neuankömmlings läßt den Kobold die Stirn runzeln, doch weiss er selbst, dass man die Eigenheiten seiner Kundschaft hin und wieder ohne zu Murren ertragen muss, will man nicht allzuviele von ihnen verlieren.
Doch wie sich im Gespräch mit Anrakis herausstellt, scheint der Fremde gar nicht zu den Auftraggebern des alten Schreibers zu gehören, sondern lediglich etwas abholen zu wollen, was jemand anders bestellt hatte.
Hätten er und der alte Mann nicht gerade eben über den Inhalt der Übersetzung gesprochen, so hätte der Wirt kaum Verständnis für das Verhalten Anrakis' gehabt. Schliesslich kam es oft vor, dass Boten gesandt wurden, um Nachrichten, Verträge oder andere Schriften ihrem Bestimmungsort zuzuführen. Doch hier liegt der Fall nun etwas anders, denn die Informationen auf den Blättern vor ihnen, sind kaum für jedermanns Hände geeignet.

Auf der anderen Seite des Raumes erklärt Erlendo der jungen Frau gerade, dass er ihr ebenfalls einen Schlüssel zu den Zimmern im oberen Stock geben kann, als die Frau plötzlich erschreckt die Augen aufreißt. Hinter im hört man einen Stuhl umfallen und die dunkle drohende Stimme, die nur zu dem neuen Gast gehören kann, der vor kurzem das Haus betreten hat. "Man sollte nicht meinen, wie oft das Äußere eines Menschen auf seinen Charakter schliessen läßt", seufzt der ältere Herr, während er sich umwendet. Er neigt den Kopf etwas zurück zu der jungen Frau, als er sagt: "Nun, während mir bei eurem Anblick klar war, dass ihr euch auch mit wenig zufrieden geben würdet, habe ich bei dieser grimmigen Gestalt, im wahrsten Sinne des Wortes, gerochen, dass er Unannehmlichkeiten bereiten würde. Ich fürchte nur, er hat die Anwesenden hier nicht so intesiv begutachtet, um zu wissen, von wem für ihn am ehesten eine Gefahr ausgeht."
Mit diesen Worten verschränkt der Angestellte die Arme, um sich den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung nicht entgehen zu lassen.

Von der Schnelligkeit des schwergebauten Mannes ist Euron schliesslich doch überrascht und so baumelt der Schreiber, am Kragen gepackt, in der Luft auch nur ein Wort zu der Unterhaltung beigetragen hat. Jetzt glaubt er allerdings sich doch bemerkbar machen zu müssen und tippt dem Hünen an den Oberschenkel. "Ihr lasst ihn besser sofort los", sagt er sehr ernst, "und verschwindet aus meinem Haus. Unruhestifter dulde ich hier nicht."
Der Große wirft ihm einen einen leicht verwunderten und dann mitleidigen Blick zu, bevor er dem Kobold ein "Mach das du fort kommst." an den Kopf wirft. Der Kupferkesselwirt murmelt etwas Unverständliches, doch gerade als der Fremde sich entschliesst ihn zu ignorieren, scheinen sich seine Hände an der Kehle des Schreibers wie von selbst zu öffnen. Noch während er sie verwundert anstarrt, kann er auch die Muskeln seiner Beine nicht mehr kontrollieren und plumst hart auf den Boden. Der Stuhl aus dickem Eichenholz neben ihm scheint dabei seinen Halt zu verlieren und knallt, den unglücklichsten aller Zufälle wählend, genau gegen die rechte Schläfe des Neuankömmlings, so dass dieser sich bewußtlos auf dem hölzernen Boden ausstreckt.

"Wie reizend," kommentiert Erlendo, zu dem jungen Spitzohr gewandt, "ein solcher Hüne von einem Mann und dann ein so schwaches Herz, dass er gleich bewußtlos wird, wenn er einen Kobold sieht." Seufzend fügt er schliesslich hinzu, "und dreimal dürft ihr raten, wer diesen Klops jetzt auf die Straße ziehen muss. Na kommt, ich will euch vorher noch den Zimmerschlüssel geben." Als er sich auf den Weg zur Theke macht, flüstert er ihr noch zu, "ihr wolltet den Wirt doch noch etwas fragen, oder? Scheut euch nicht ihn anzusprechen, ihr müsst bloss höflich bleiben."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 12. Feb. 2007, 22:18 Uhr
Zu Artemis' Erstaunen scheint der ältere Mann jedoch nicht das Geringste gegen den Grobian unternehmen zu wollen. Er mustert ihn nur eingehend und wendet sich dann wieder ihr zu:
<"Man sollte nicht meinen, wie oft das Äußere eines Menschen auf seinen Charakter schliessen läßt. Nun, während mir bei eurem Anblick klar war, dass ihr euch auch mit wenig zufrieden geben würdet, habe ich bei dieser grimmigen Gestalt, im wahrsten Sinne des Wortes, gerochen, dass er Unannehmlichkeiten bereiten würde. Ich fürchte nur, er hat die Anwesenden hier nicht so intesiv begutachtet, um zu wissen, von wem für ihn am ehesten eine Gefahr ausgeht.">
Das wiederum macht Artemis noch stutziger. Sie runzelt verwirrt die Stirn, doch ehe sie ihren Gesprächspartner noch fragen kann, was er damit eigentlich meint, und warum er dem armen Mann dort drüben nicht helfen will, hat der Rüpel diesen schon losgelassen, sich seinerseits ziemlich unsanft auf den Hintern gesetzt und kippt im nächsten Moment, von einem umstürzenden Stuhl an der Schläfe getroffen, besinnungslos zu Boden. Das alles geht so schnell, dass Artemis erst ein paar Schrecksekunden später bewusst wird, dass dieser Kerl wohl kaum freiwillig kleinbei gegeben hat, und sie mustert sein vermeintliches Opfer argwöhnisch. Der jedoch scheint mit der ganzen Sache nichts zu tun zu haben, dazu schaut er zu mitgenommen aus der Wäsche, und so huscht Artemis' Blick wie von selbst zu den merkwürdigen kleinen Kerl mit den blauen Haaren - und tatsächlich, es ist ihr, als würde ein zufriedenes Lächeln um seine kleinen Mundwinkel spielen.
<"Wie reizend. Ein solcher Hüne von einem Mann und dann ein so schwaches Herz, dass er gleich bewußtlos wird, wenn er einen Kobold sieht. Und dreimal dürft ihr raten, wer diesen Klops jetzt auf die Straße ziehen muss. Na kommt, ich will euch vorher noch den Zimmerschlüssel geben.">
Artemis kichert auf die trockene Bemerkung des Mannes hin und wirft ihm einen verschmitzten Seitenblick zu.
"Euer Herr scheint nicht so harmlos zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint", sagt sie lächelnd. Und wie als Antwort darauf beugt sich der Mann zu ihr herunter und raunt ihr zu:
<"Ihr wolltet den Wirt doch noch etwas fragen, oder? Scheut euch nicht ihn anzusprechen, ihr müsst bloss höflich bleiben.">
"Ja, das habe ich gemerkt", kichert sie mit einem Blick auf den am Boden liegenden Rüpel, "ich habe keine Lust, die nächste zu sein, die von Euch auf die Straße gezogen wird."
Während der Mann nun davoneilt, um ihr einen Zimmerschlüssel zu bringen, leert sie rasch die Schale mit der Suppe und geht dann langsam zu dem Tisch hinüber, an dem noch immer der Kobold und der alte Mann sitzen.
Ein wenig nervös räuspert sie sich und sieht das kleine Männlein etwas unsicher an.
"Verzeiht, wenn ich störe", sagt sie und errötet leicht, "Ihr seid der Wirt des Kupferkessels, oder? Ich... ich hätte eine Frage an Euch."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 18. Feb. 2007, 19:49 Uhr
Sobald seine Arbeit erledigt ist, erkundigt sich Euron bei dem alten Schreiber nach seinem Befinden. Während dieser noch seinen Hals abtastet, stellt der Kobold fest, dass Anrakis wohl nichts ernsthaftes passiert ist. Trotzdem nötigt der Wirt ihn, sich zu setzen und von dem Zwischenfall zu erholen. Ausserdem möchte er nun doch etwas genauer erfahren, was der Alte da eigentlich übersetzt hat und will schon zu einer Frage ansetzen als er von jemand anders angesprochen wird.

Euron dreht sich um und sieht die Halbelbe vor sich, welche noch vor einem Moment auf der anderen Seite des Raumes gesessen hat. Er schaut ihre schlanke Gestalt hinauf zu dem Gesicht, dass ihm für jemanden mit spitzen Ohr äußerst jung erscheint. Der Kauz, welchen sie auf ihrer Schulter sitzen hat, starrt ebenfalls zu ihm herunter, als würde er noch überlegen, ob es sich bei dem Wirt um eine Maus handelt oder nicht.
"Dass ich der Besitzer dieses Hauses bin, habt ihr völlig richtig erkannt", antwortet er ihr mit einem leichten Stirnrunzeln, "und Fragen könnt ihr natürlich so viele stellen, wie ihr möchtet. Nur ob und wie ich antworte, kann ich euch erst sagen, wenn ich euer Anliegen kenne."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Anrakis am 19. Feb. 2007, 12:53 Uhr
Bunter Lichter tauchen vor Anrakis Augen auf, als der grobschlächtige Schläger ihn packt und hochhebt. Seine Beine haben den Kontakt mit dem Boden verloren. Die Luft scheint aus flüssigem Blei zu bestehen und brennt in seiner Lunge, als er sie verzweifelt und reflexartig einsaugt. Wut steigt in ihm auf. Am liebsten würde er seinem Gegenüber den Kopf abbeißen - und die Unfähigkeit dazu steigert Anrakis Wut nur noch. Doch nur kurz, denn das niederschmetternde Gefühl der Hilflosigkeit hat Anrakis mindestens genauso fest im Griff wie der bärtige Kerl. Der Atem des großgewachsenen Menschen stinkt nach Bier und Kautabak. Anrakis wundert sich, dass er das überhaupt wahrnimmt.

Doch plötzlich lässt der Druck nach. Er sieht wie Euron direkt neben seinem Peiniger steht und offensichtlich mit ihm spricht. Er kann nicht genau verstehen, was der kleine Kobold sagt, denn das Rauschen des Blutes in seinen Ohren überdeckt noch alle anderen Geräusche. Aber der kleine Wirt grinst liebenswürdig - nur seine Augen strafen diesen Eindruck lügen. Plötzlich kippt der Mann, der Euron um gut eine Körperlänge überragt hatte nach hinten um und landet unsanft auf seinem Hosenboden.

Keuchend rappelt sich Anrakis auf. Auch der Schläger scheint inzwischen seinen Schock überwunden zu haben und bewegt sich vorsichtig in Richtung Tür, stößt diese dann auf und ist schnell verschwunden. Nicht jedoch ohne Anrakis noch einen letzten Blick zuzuwerfen. Er kennt diesen Blick - er bedeutet Ärger. Am besten, er würde die nächsten paar Monate woanders wohnen und sich am besten nicht auf der Straße blicken lassen.

Euron hat sich zu ihm umgedreht und Anrakis kann die Neugier des Wirtes förmlich spüren. Er hatte mal wieder zu viel erzählt... und nun will der Kobold bestimmt noch mehr wissen.  Zum Glück kommt ihm in diesem Moment die junge Halbelfe zuhilfe, die vor kurzem den Kupferkessel betreten hatte und lenkte Euron ab. Anrakis nutzt die Gelegenheit, krault kurz den großen Kopf Shafirs und geht dann in Richtung des Ausgangs zur Tausendwinkelgasse.
Komm Shafir, wir gehen.

Anrakis spürt die Missbilligung von Shafir. Auch er selbst fühlt sich Euron zu Dank verpflichtet. Aber es war besser, wenn der Kobold nicht noch tiefer in die Sache hineingezogen würde. Wobei sich Anrakis fragt, was das überhaupt für eine Sache ist. Die Übersetzung war für einen Magier bestimmt recht wertvoll, aber er hatte schon spektakuläreres übersetzt. Er fragt sich, ob er nicht vielleicht etwas übersehen hatte. Vielleicht sollte er ein paar Forschungen anstellen. Aber das hatte Zeit. Die nächsten Monate würde er sich mit ein wenig Glück erfolgreich verkriechen können. Und sobald ein wenig Gras über die Sache gewachsen war, konnte er ja immer noch Nachforschungen anstellen. Diese Schriften waren Jahrtausende alt, auf ein paar Monate oder sogar Jahre würde es da mit Sicherheit nicht ankommen.

Anrakis spürt Eurons Blick in seinem Rücken, ignoriert ihn aber einfach, öffnet die Tür und verlässt die Gaststube. Draussen in der Winkelgasse ist es inzwischen dunkel geworden - und kalt, wie Anrakis bemerkt. Er zieht seinen Mantel enger um sich und stapft in Richtung seiner Wohnung. Ein paar Dinge will er noch abholen, bevor er sich in der Stadt versteckt. Die meisten trauen es ihm nicht zu, aber Anrakis war umsichtig genug, sich für genau solche Fälle einen kleinen Unterschlupf zu organisieren.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 21. Feb. 2007, 15:12 Uhr
Der Kobold sieht sie mit einem Stirnrunzeln an und antwortet dann:
<"Dass ich der Besitzer dieses Hauses bin, habt ihr völlig richtig erkannt. Und Fragen könnt ihr natürlich so viele stellen, wie ihr möchtet. Nur ob und wie ich antworte, kann ich euch erst sagen, wenn ich euer Anliegen kenne.">
Artemis lächelt ein wenig nervös und schluckt den Kloß in ihrem Hals herunter. Irgendwie ist ihr dieser kleine dunkelhäutige Kerl unheimlich.
"Ja, nun - eigentlich wollte ich Euch nur fragen, ob Ihr jemanden mit Namen Leylea kennt, eine Elbe, um genau zu sein. Der nette Herr dort", sie blickt hinüber zu der Theke, wo der Mann gerade einen Schlüssel hervorkramt und nun offenbar wartet, bis sie mit ihrem Gespräch fertig ist, "hat mir gesagt, Ihr würdet Euch hier in Talyra auskennen. Und da dachte ich - da dachte ich, Ihr wisst vielleicht ob sie schon einmal hier in der Stadt war...?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 25. Feb. 2007, 18:19 Uhr
"Puhhh, ihr könnt Fragen stellen, junge Dame," antwortet Euron und schüttelt den Kopf. "Hier kommen jeden Tag zahlreiche Reisende an und ebensoviele setzen ihren Weg von hieraus fort. Erlendo mag recht haben, wenn er sagt, dass ich mich gut in der Stadt auskenne, doch das betrifft meistens die Personen, die sich länger in der Stadt aufhalten. Den Namen habe ich dabei noch nie gehört, aber das heisst natürlich nicht, dass sie noch nie hier in Talyra gewesen ist. Irgendwelche genaueren Informationen ausser dem Namen habt ihr nicht?"

Euron will sich gerade zu Anrakis umdrehen, um zu sehen, was der Schreiber von der Sache hält, doch befindet sich dieser plötzlich nicht mehr an seiner Seite. Das Knarren der Tür hinter dem Kamin, welche in die Tausendwinkelgasse führt, macht ihn darauf aufmerksam, dass der Alte anscheinend, zusammen mit seinem Hund, das Weite sucht.
Ob er vor dem grobschlächtigen Kerl geflüchtet ist, der wieder Erwarten das Bewußtsein erlangt ist? In der Tat Versäumnis meinerseits nicht noch einmal zu überprüfen, ob der Schläger für längere Zeit ausser Gefecht gestzt ist. Aber eigentlich hätte das doch Anrakis genug Hinweise geben könne, dass er sich hier sicher fühlen kann.
Verwirrt schaut Euron wieder zu der Halbelbin auf und fragt sie: "Womit kann ich euch noch behilflich sein?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 27. Feb. 2007, 20:16 Uhr
<"Puhhh, ihr könnt Fragen stellen, junge Dame. Hier kommen jeden Tag zahlreiche Reisende an und ebensoviele setzen ihren Weg von hieraus fort. Erlendo mag recht haben, wenn er sagt, dass ich mich gut in der Stadt auskenne, doch das betrifft meistens die Personen, die sich länger in der Stadt aufhalten. Den Namen habe ich dabei noch nie gehört, aber das heisst natürlich nicht, dass sie noch nie hier in Talyra gewesen ist. Irgendwelche genaueren Informationen ausser dem Namen habt ihr nicht?">
Ein wenig verschüchtert durch die Falten auf der dunklen Stirn zieht Artemis den Kopf tiefer zwischen ihre Schultern. Sie ist nicht enttäuscht, als der Kobold erklärt, dass er ihr Mutter nicht kennt - zu oft ist es ihr im vergangenen Jahr so ergangen. Die Immerlande haben sich doch als erheblich größer erwiesen, als sie dachte. Andererseits - ihr Gesprächspartner hat zumindest nicht behauptet, das Leylea nicht in der Stadt ist oder war.
Schließlich lächelt Artemis versuchsweise.
"Nun - nein, wirklich genaueres kann ich Euch nicht sagen... Sie sieht mir ein wenig ähnlich, langes braunrotes Haar. Nun, zumindest sah sie so aus, als ich sie das letzte Mal gesehen habe..." Ihre Stimme verliert sich ein wenig. "Aber ich vermute, mit dieser Beschreibung könnt Ihr auch nicht wirklich viel anfangen", fügt sie mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu, "ich danke Euch trotz allem für Euer Gehör."

Auch wenn ihr Gespräch mit dem Kobold kein Ergebnis bezüglich ihrer Mutter gebracht hat, so ist sie doch noch immer bester Laune, als sie den Zimmerschlüssel bekommt und ihre Stute in dem Stall im Hof unterbringt.
"Zumindest scheinen die Leute hier im Allgemeinen nett zu sein, nicht wahr, Feyo?" murmelt sie, als sie schließlich in ihrem Zimmer am Fenster steht und hinunter auf das Getümmel der Stadt blickt, "mal sehen, was Talyra uns sonst noch zu bieten hat."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 07. März 2007, 14:16 Uhr
Es ist früh am nächsten Morgen, als Artemis erwacht, und zunächst versteht sie nicht, wovon - schließlich ist es noch dunkel draußen vor dem Fenster.
Doch dann bemerkt sie, dass Feyo auf dem Rahmen ihres Bettes sitzt und sie offenbar mit dem Schnabel angestubst hat.
"Hallo mein Süßer", murmelt sie, "wieso bist du denn heute so ungeduldig?"
Der Kauz flattert mit den Flügeln und schuhut leise. Artemis seufzt und wühlt sich aus dem warmen Bett heraus.
"Du willst an die frische Luft, ich versteh dich ja", lächelt sie, "aber einen Moment musst du noch warten."
Sie macht sich schnell fertig, streift ihre Klamotten über und ordnet ihre Haare, dann tipt sie leicht mit ihrer Hand auf ihre Schulter und Feyo flattert herbei, um sich darauf niederzulassen.
"Ich hoffe bloß, wir wecken jetzt niemanden, wenn wir das Haus verlassen", murmelt sie besorgt vor sich hin, als sie leise die Tür öffnet und dann durch den Flur zur Treppe schleicht.
In der Schankstube ist noch nichts los - kein Wunder, schließlich ist die Sonne noch nicht aufgegangen. Leise huscht Artemis aus dem Kupferkessel.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Darlana am 01. Apr. 2007, 08:19 Uhr
Vorsichtig öffnet Darlana die alte Tür, des schiefen Gasthauses. Noch bevor sie einen Fuss über die Schwelle setz, steckt sie ihren Kopf hinein um ein paar flüchtige Blicke zu erhaschen. Überrascht bemerkt sie, wie gross der Raum ist. Wie kann das sein? Es scheint ein so kleines Haus zu sein. denkt sie verwundert. Doch die Gemütliche Atmosphäre lässt sie an ihr Elternhaus denken. Ihre Eltern waren bei den Göttern nicht reich. Vielleicht waren es gerade die einfachen Einrichtungsgegenstände, die diese Gemütlichkeit hervorriefen. Der Weinrote Samt sieht sehr einladend aus und sie tritt herein. Der Raum ist bis auf den wirt leer, was sie ein wenig verwundert, denn es ist gerade Mittagszeit. Sie schliesst daraus das im Moment niemand das Gasthaus bewohnt, denn sie geht davon aus, dass doch ansonsten jemand zu Mittag essen würde. Aber vielleicht sind auch einfach nur alle möglichen Bewohner gerade ausser Haus. Wie es auch immer ist, sie ist für diesen augenblick froh allein hier zu sein. Viel zu Überweltigend sind all diese neuen Eindrücke und sie ist erpicht darauf dem Wirt ein paar Fragen zu stellen. Ausserdem hat sie wirklich hunger und freut sich auf etwas zu Trinken. Sie zieht ihren Mantel aus und blickt suchend durch den Raum um eine Möglichkeit zu finden ihn abzulegen. Zu ihrer Linken entdeckt sie auch schnell ein paar Kupferhaken, an denen sie den Mantel aufhängen kann. Inzwischen hat der Wirt sie bemerkt und schaut unauffällig zu ihr rüber. Während sie sich auf ihn zu bewegt um an einem Tisch in seiner Nähe Platz zu nehmen, schaut sie sich weiter um. Sehr leibevoll ist alles eingerichtet. Jedoch scheint alles sehr alt zu sein, was ihr aber nicht negativ auffällt, sondern es unterstreicht die Gemütlichkeit nur noch mehr. Die Theke und der Kamin sind von unzähligen kleinen Schnitzereien versehen. Darlana kann von hier aus nicht genau erkennen was sie darstellen, aber das wird sie sich noch näher ansehen.

Etwas schüchtern schaut sie nun den Wirt an und hofft das dieser ihrer Aufmerksamkeit gewahr wird. Seine blauen Haare belustigen sie ein wenig. Jedoch die wässrig-blauen Augen rufen in ihr ein vertrautes Gefühl auf. Ihr Bruder Misha hat ebenso helle Augen und dieser Kobold macht sie desshalb einen Augenblick lang traurig. Zu gern würde sie Misha wiedersehen, ihn wieder in den Arm nehmen, mit ihm über von der Sonne erwärmten Felder und Wiesen laufen, lachend, sich gegenseitig neckend. Das ist alles schon sehr lange her und dennoch wird sie keine Sekunde von ihrer Zeit mit ihm je vergessen. Sie fühlt tiefe Zuneigung ihm gegenüber und hat nie die Hoffnung aufgegeben ihn wieder zu sehen. Fast wären ihr die Tränen in die Augen geschossen, doch zum Glück bemerkt sie in diesem Moment, das der Wirt sie nun fragend ansieht. Sie schüttelt die Gedanken an Misha ab und versucht ihrem Gedächtnis zu entlocken, was sie denn eigentlich essen möchte. "Guten Tag. Ich würde gerne etwas Essen. Was bietet Ihr an? Desweiteren brauche ich ein Zimmer. Hätten Sie ein Zimmer frei?" Ein sanftes Lächel zuckt über ihre Lippen und sie schaut ihn mit freundlichen Augen an, wartend auf seine Antwort.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 05. Apr. 2007, 20:24 Uhr
An einem der ersten warmen Tage nach dem Winter wirkt der Kupferkessel zur Mittagszeit wie ausgestorben. Nichts rührt sich in der Wirtsstube und die Stille gibt bereits einen ersten Eindruck von den ruhigen Nachmittagsstunden, die im Sommer in dem Gasthaus Einzug halten, wenn die Gäste erst spät am Abend ihre Arbeit verlassen würden, um hier für einen kühlen erfrischenden Tropfen einzukehren.

Euron Zaubererschreck hat heute nichts dagegen etwas mehr Zeit für sich selbst zu haben und so hat er aus seinem Keller einen alten verstaubten Gegenstand hervorgeholt, der ihm letztens, als er eigentlich etwas ganz anderes gesucht hatte, wieder einmal in die Hände gefallen ist. Heute will er die Gelegenheit nutzen, um ihn etwas genauer zu untersuchen und so hatte er ihn auf einen Tisch am Fenster gelegt, um das helle Licht der Frühlingssonne zu nutzen. Ein Stück Pergament liegt neben diesem seltsamen Fundstück aus sprödem grauen Metall und eine Feder, die anscheinend zuletzt einen Strich quer über das Papier gezogen hat, liegt darauf, als wäre sie ihrem Besitzer aus der Hand gerutscht. Der Kobold selbst steht ruhig auf einem Stuhl, die Arme auf der Tischplatte abstützend und den Kopf tief über das Artefakt gebeugt. Man könnte aus der Haltung des Kupferkesselwirtes schliessen, dass er bei seiner Arbeit äußerst konzentriert zu Werke geht, doch dafür dürfte man ihm nicht zu nahe kommen, um nicht das überaus gleichmäßige Geräusch seines Atems zu hören. Wie es scheint, hat das warme Sonnenlicht, welches eigentlich seine Sicht schärfen und jedes Detail deutlich hervorheben soll, stattdessen dafür gesorgt, dass sich die Lider des Kobolds zu einem leichten Mittagsschlaf geschlossen haben.

So bemerkt er zuerst nicht, dass sich die Tür öffnet und ein Gast die Schankstube betritt. Erst als die Tür wieder zufällt, schreckt er aus seinem Dämmerschlaf auf, bleibt aber noch einen Moment so stehen, wie bisher, um zumindest den Eindruck von konzentrierter Arbeit zu vermitteln. Dann schaut er kurz auf und erblickt eine unauffällig gekleidete junge Frau, die sich erstaunt umschaut und schliesslich auf ihn zu kommt. Während Euron überlegt, ob er das Gesicht mit den scharf geschnittenen Zügen schon einmal in Talyra gesehen hat, beugt er sich noch einmal über das Pergament, um zum Schein, ein paar Notizen zumachen. Da der verschmierte Strich schwarzer Tinte auf dem Blatt aber ohnehin den Eindruck gewissenhafter Arbeit zunichte macht, seufzt er schliesslich und springt dann von dem Stuhl, um sich seinem neuen Gast zuzuwenden.
"Shenrah zum Gruß", empfängt er sie, "wie kann ich euch helfen?"

Während die junge Frau antwortet, merkt der Wirt, wie stark sich die Mimik seines neuen Gästes verändert. Hatte sein Anblick sie anscheinend zuerst aus irgendeinem Grund, den sich Euron beim besten Willen nicht vorstellen konnte, in größte Traurigkeit versetzt, wurde sie jetzt bei der Aussicht auf ein Zimmer doch gleich wieder fröhlicher.

"Nun etwas gegen euren Hunger und Durst wird sich hier bestimmt finden lassen. Wie wäre es mit einem dünnen Bier oder einem Wein?"
Einen Moment musterte er sie etwas genauer, doch kann er an ihr nicht allzuviel Staub entdecken, so dass eine Bemerkung über das Reisen unterlässt. "Glücklicherweise sind wir vor einigen Tagen dazu gekommen, Sülze nach unserem Hausrezept herzustellen. Gerade dieses Mal ist sie besonders gut gelungen, so dass ihr sie unbedingt probieren solltet. Er mustert das Gesicht, welches von rotbraunen Haare umrahmt wird und versucht aus ihrem Aussehen abzuschätzen, welchen Preis sie für ein Zimmer bezahlen könnte. Dann kommt er jedoch noch einmal auf das Essen zu sprechen: "Ihr habt ausserdem Glück, den erst vor ein paar Tagen haben wir die ersten Morcheln und Schwefelköpfe bekommen, so dass ich euch auch Pilzpasteten anbieten kann."
Euron hebt ein wenig die Brauen, als er fortfährt: "In meiner Heimat bezahlt man die Höchstpreise an denjenigen, der die ersten Pilze der Saison bringt, damit man sie nach dem Winter als erster Wirt seinen Gästen servieren kann."
"Nunja", fügt er hinzu, "hier reicht es ein paar von den Strassenjungen für ein paar Kupferstücke regelmäßig in den Wald zu schicken, bis sie etwas finden" und sein leicht mitleidiger Blick zeigt deutlich, was er von diesem Mangel an Pilzkultur hält.
"Natürlich haben wir auch eine einfache Suppe", fügt er schnell hinzu. Ausserdem hat er gerade eine Entscheidung bezüglich des Zimmers getroffen: "Ach, und Zimmer sind natürlich mehr als genug frei und mit zwei Silberlingen pro Nacht sind sie hier in der Weltenstadt auch äußerst günstig."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Darlana am 10. Apr. 2007, 15:02 Uhr
Der Wirt ist sehr freundlich und bietet ihr auch gleich etwas zu trinken und zu essen an. <Nun etwas gegen euren Hunger und Durst wird sich hier bestimmt finden lassen. Wie wäre es mit einem dünnen Bier oder einem Wein?>
Die Aussicht auf ein kühles dünnes Bier lässt Darlana das Wasser im Mund zusammenlaufen. "Ein dünnes Bier wäre genau das Richtige jetzt." antwortet sie desshalb mit einem breiten Lächeln.
<Glücklicherweise sind wir vor einigen Tagen dazu gekommen, Sülze nach unserem Hausrezept herzustellen. Gerade dieses Mal ist sie besonders gut gelungen, so dass ihr sie unbedingt probieren solltet.> erklärt er weiter. Das klingt so gut in ihren Ohren, das sie die sülze schon förmlich vor ihr stehen sieht und somit die restlichen Angebote nur noch verschwommen wahrnimmt. Sie bestellt eine Portion davon während ihr Magen schon leicht zu knurren beginnt. Sie hofft, das Brummen ist nicht so laut, als der Wirt es hören könnte.

Als er den Preis für ein Zimmer nennt ist sie sichtlich erleichtert. 2 Silberlinge pro Nacht sollte sie sich eine Weile von ihren Ersparnissen leisten können. Natürlich müsste sie so schnell wie nur Möglich eine Anstellung finden. Vielleicht könnte sie ja den Wirt fragen, ob es hier eine Näherei oder Färberei gibt, und um in Erfahrung zu bringen, ob sie dort jemanden wie sie gebrauchen könnten. Es wäre für sie die beste Lösung, wenn sie in ihrem erlernten Beruf arbeiten könnte.
"Das Zimmer nehme ich auch. Ihr seid wirklich günstig, so sollte ich eine Zeit lang hier wohnen können, selbst wenn ich nicht sofort eine Anstellung in Talyra finde. Ich bin übrigens Darlana Magit und bin heute erst aus Steinmühle hier eingetroffen." stellt sie sich auch sogleich bei dem Wirt vor. Da sie ja nun hier wohnen wird, hällt sie dies für angemessen.

Bei der Erinnerung an ihre Ankunft, fällt ihr wieder dieses Gebäude aus rotem Marmor ein. "Ich habe ein sehr beeindruckendes Gebäude in der Nähe des Nordtores gesehen. Es ist ganz aus rotem Marmor. Könnt ihr mir sagen, um was es sich dabei handelt?" beginnt sie eine kleine Plauderei mit dem Wirt. Sie kann ja schliesslich nicht sogleich damit anfangen ihn mit ihrer Arbeitssuche zu nerven. Desshalb versucht sie zuerst einmal ein banales Gespräch mit ihm zu beginnen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 14. Apr. 2007, 13:19 Uhr
Euron hebt ein wenig überrascht die Augenbrauen, als sein Gast das Zimmer günstig nennt. Wahrscheinlich hatte der häufige Umgang mit all den Kräuterweibern und Wald- und Wiesenzauberern aus den Dörfern in der Umgebung ihn ein wenig das Maß dafür verlieren lassen, wieviel ein Zimmer hier in der Stadt eigentlich wert war. Er hatte dem Gejammer dieser Landpomeranzen, dass in Talyra alles zu teuer war, anscheinend viel zu sehr Aufmerksamkeit geschenkt. Nun, jetzt, wo er sich wieder etwas mehr um die Geschäfte kümmern will, konnte er ja einiges ändern.

"Mein Name ist Euron Zaubererschreck", erwidert der Kobold auf die Vorstellung der jungen Frau und fügt, nach kurzem Nachdenken darüber, welche roten Gebäude am Nordtor er kennt, auf ihre Frage antwortend hinzu: "Oh, ihr meint sicherlich das Haus der Inari im Tempelhain, oder? Nun, den solltet ihr auf alle Fälle besuchen. Ganz besonders, wenn ihr, so wie es aussieht, ganz alleine hierher gereist seid."
Er zwinkert der Frau mit den langen braunen Haaren kurz zu und verschwindet dann eilig hinter der Theke in der Küche.

Schnell hat der Kupferkesselwirt ein großes Stück Brot, sowie mehrere Scheiben der Sülze abgeschnitten und auf einem Teller drapiert. Die Fleisch und Gemüsestückchen, welche wie hinter Glas in der Gelantine liegen, glitzern bunt im Sonnenlicht, welches durch die schlechtgeputzten Fenster in die Küche fällt. Vielleicht sollten wir im Moment wirklich auf kalte Kost umsteigen, denkt sich Euron, als er feststellt, dass den Fenstern ein nasser Lappen mal wieder gut tun könnte, Erlendo aber nirgendwo entdecken kann. Zumindest solange, bis ich es geschafft habe. noch jemanden für Küche und Gastraum zu finden. Andererseits wenn erst mal wieder die Feste im Sommer anstehen und alles voll ist, werde ich meine Faulheit ohnehin verfluchen, die mich daran hindert, jemanden für Küche und Schankraum zu finden.

Mit dem Teller in der einen und dem Besteck in der anderen Hand eilt der Wirt wieder hinaus in den Schankraum. Bei einem kurzen Zwischenstopp an der Theke füllt er einen Krug mit Bier und trägt diesen, zusammen mit dem Becher und dem Mahl zurück zu dem Tisch von Darlana.
"Lasst es euch schmecken", wünscht er ihr, als er das Essen, sowie das Bier vor ihr auf den Tisch stellt und anschliessend selbst auf einen Stuhl ihr gegenüber steigt.

Während sie beginnt zu essen, setzt er ihr Gespräch fort: "Einmal im Jahr, wenn der Sommer beginnt, findet hier das Inarifest statt. Festzelte werden auf dem Marktplatz aufgebaut, an der Karawanserei treffen Händler und Gaukler aus allen Teilen der Immerlande ein und bieten ihre Waren oder Kunststücke an und wenn es dunkel wird, gibt es ein großes Feuerwerk über der Stadt." Nach einer Pause, die seinem Gast Zeit geben soll, sich das Ganze vorzustellen, fährt der Kobold fort: "Doch das ist nicht alles. Die Inaripriester tanzen in einer Prozession vom Tempel durch die Strassen bis zum Marktplatz. Dort wird dann der Inariwein ausgeschenkt. Ein ganz besonderer, von der Göttin gesegneter Wein, der für eine ausgelassene Stimmung sorgt und selbst dem schüchternsten Stubenhocker den Mut gibt, wenigstens dieses eine Mal im Jahr seine Angebetete anzusprechen." Euron grinst ein wenig und mustert die Frau ihm gegenüber, als wolle er abschätzen, ob sie auch zu dieser Sorte Personen gehört. "Den Abend", sagt er schliesslich, "verbringen dann vor allem die Jungen untem am Strand wo zahllose Inarifeuer entzündet und die Inariopfer gebracht werden. Oft die ganze Nacht lang."
Wieder macht er eine Pause, um Darlana die Möglichkeit zu geben, auch hier ihre Fantasie spielen zu lassen. "Es gibt jedenfalls keine bessere Gelegenheit in Talyra um Freunde zu finden und andere kennenzulernen" meint er abschliessend und fragt dann neugierig : "War das in eurer Heimat auch so? Wie sind denn dort die Inarifeste verlaufen?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Darlana am 29. Apr. 2007, 04:15 Uhr
Euron Zauberschreck also. Sehr netter Name. Mal sehen was dieser kleine Kobold mit dem lustigen Namen zu erzählen weiss. denkt sie bei sich, als er auch schon auf den roten Tempel zu sprechen kommt. Das Haus der Inari. Das hätte ich wissen sollen. Nach all dem was ich über Talyra gehört habe, ist dies eine sehr gläubige Stadt. Und den Tempel werde ich mir ganz sicher einmal anschauen. Aber erst nachdem ich mich ausreichend gestärkt habe. Ja, sie war wirklich ganz alleine hier her gereist. Und ein paar soziale Kontakte konnten sicher nicht schaden.
"Ist das Inarihaus denn immer geöffnet?", fragt sie ihn, während er hinter der Theke verschwindet, nur um kurz darauf mit einem Teller gut riechender Sülze und einem kühlen Bier wieder zurück zu kommen. Sie könnte ja tatsächlich nach dem Mittagsmahl einen Spaziergang dort hin machen.
Er stellt den vollen Teller vor sie auf den Tisch und sie betrachtet das Fleisch und Gemüse, das wie hinter einer Glaswand in der Gelantiene schimmert. Das Knurren im Bauch war mittlerweile unüberhörbar laut geworden und so greift sie sogleich zu dem Besteck welches Euron ihr mitgebracht hat und beginnt zu essen. Sein "Lasst es Euch schmecken" quittiert sie nur mit einem kurzen Nicken. Die Sülze schmeckt nach frischen Gewürzen und gutem Fleisch. Fast schon gierig isst und trinkt sie, wärend sie seinen Ausführungen über das Inarifest zuhört.
"Einmal im Jahr, wenn der Sommer beginnt, findet hier das Inarifest statt. Festzelte werden auf dem Marktplatz aufgebaut, an der Karawanserei treffen Händler und Gaukler aus allen Teilen der Immerlande ein und bieten ihre Waren oder Kunststücke an und wenn es dunkel wird, gibt es ein großes Feuerwerk über der Stadt." Das Inarifest kennst Darlana auch aus ihrer Heimat. Allerdings war sie noch zu klein um an den wirklich interessanten Aktivitäten teilnehmen zu können. Ihr Bruder hatte sie ein paar Mal zu dem Fest mitgenommen als sie etwas älter war und sie hat gute Erinnerungen daran. Es war immer eine nette Gesellschaft und die Leute waren ausgelassen und lustig. Keiner hatte an einem solchen Tag schlechte Laune oder war traurig. Probleme und andere unschöne Dinge blieben für diesen einen Tag ganz tief vergraben und wurden einmal im Jahr vergessen.
Was jetzt kommt kennt sie nicht. Doch das ist nicht alles. Die Inaripriester tanzen in einer Prozession vom Tempel durch die Strassen bis zum Marktplatz. Dort wird dann der Inariwein ausgeschenkt. Ein ganz besonderer, von der Göttin gesegneter Wein, der für eine ausgelassene Stimmung sorgt und selbst dem schüchternsten Stubenhocker den Mut gibt, wenigstens dieses eine Mal im Jahr seine Angebetete anzusprechen.
Solch ein schönes Erlebnis hatte es in ihrem Leben noch nicht gegeben. Die Feste die sie kennt, waren immer in kleinen Gesellschaften gefeiert worden. Sie kann es sich gar nicht in diesem Ausmass vorstellen und freut sich innerlich schon auf ihr erstes Inarifest in Talyra.
"In meinem Heimatdorf haben wir das Inarifest auch gefeiert. Aber in einem viel kleinerem Ramen." erwiedert sie auf seine Frage. "Es gab Lagerfeuer und Wein. Die Leute waren sehr lustig und haben ausgelassen getanzt und gelacht. Ich war nie alleine auf so einem Fest, aber als mein Bruder noch zu Hause war, hat er mich ein paar mal mitgenommen." Noch während sie den Satz spricht, wird ihr Blick kurz etwas Düster, lichtet sich aber schnell wieder als sie an diese Momente am Lagerfeuer denkt. "Ich war noch zu jung um an den wirklichen Aktivitäten am Abend teizunehmen aber schon damals waren die Inarifeste immer eine Freude und haben einen bleibenden, berauschenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich freue mich schon darauf ein solches Fest hier miterleben zu dürfen. Es schadet sicher nichts neue Leute kennen zu lernen und vielleicht sogar Freunde zu finden." neckt sie.
Nachdem sie ihren Teller restlos geleert hat, schiebt sie ihn ein wenig zur Seite. Ein zufriedens Lächeln auf ihren Lippen zeigt Euron das es ihr sichtlich geschmeckt hat. Noch ein Schluck Bier und ihr Mund ist wieder frei von Krümeln und Gemüseresten.
"Es wird sicher sehr voll hier im Kupferkessel werden während der Feiertage. Wie ich sehe habt ihr genügend Platz um viele Reisende oder Händler zu Tisch bitten zu können. Aber könnt ihr das denn auch schaffen? Ich sehe hier keine Angestellten."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Artemis am 04. Mai 2007, 17:03 Uhr
Wochen sind vergangen, seit Artemis in Talyra angekommen ist, und noch immer hat sie nirgends einen Hinweis auf ihre Mutter finden können. Mittlerweile kennt sie die Stadt recht gut; sie hat das Tempelviertel besucht, sich den Marktplatz angesehen, war unten am Strand und ist stundenlang mit Feyo auf der Schulter durch die Straßen und Gassen spaziert.
Mittlerweile allerdings neigt sich ihr Geldvorrat dem Ende zu; das Zimmer im Kupferkessel ist zwar nicht überteuert, doch auf Dauer geht auch das ins Geld. Artemis ist unschlüssig - einerseits hatte sie vor, weiterzuziehen, sollte sie tatsächlich nichts von ihrer Mutter hören. Andererseits braucht sie dringend Geld, und so wird sie wohl nicht umhin kommen, sich nach einer Anstellung umzuhören.
Zwar hat sie schon ein paar Mal einen Blick auf die Anschlagtafel auf dem Marktplatz geworfen, aber irgendwie sagt ihr die Aufgabe eines Dienstmädchens nicht wirklich zu - und ansonsten scheint es mit freien Stellen nicht weit her zu sein. Bisher hat sie die Stellensuche deswegen immer vor sich her geschoben, doch dass sie sich in absehbarer Zeit wird entscheiden müssen ist ihr durchaus bewusst.

Vorerst hat sie allerdings noch anderes im Sinn. Eines der wenigen Gebäude, die sie bisher noch nicht besichtigt hat, ist das bekannte Haus der Bücher, und so beschließt sie, sich dieses nun endlich einmal genauer anzusehen.
Feyo sitzt wie immer auf ihrer Schulter, als sie sich gespannt und ein wenig aufgeregt auf den Weg zu der großen Bibliothek macht.

--> Das Haus der Bücher

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Euron am 14. Mai 2007, 19:17 Uhr
Der jungen Dame scheint es gut zu schmecken, stellt Euron erfreut fest, während er ihr vom Inarifest erzählt. "Nun, neue Bekanntschaften schließt man auf dem Inarifest gewiss immer recht schnell", entgegnet Euron und zwinkert der jungen Frau zu. "Und die Festlichkeiten in Talyra sind immer einen Besuch wert."

Wenn sie zu Hause noch zu jung war, um am Inarifest teilzunehmen, muss sie ja schon eine Weile nicht mehr dort gewesen sein, stellt er in Gedanken fest. Er möchte sie gerade in Erfahrung bringen, wo sie sich nach ihrer Kindheit aufgehalten hat, als sie bereits ihrerseits eine Frage stellt.

Seine Miene wird etwas ernster, als er sich eine Antwort überlegt. "Ihr habt gut beobachtet, dass wir hier im Moment recht wenig Personen sind." Er runzelt ein wenig die Stirn, bevor er fortfährt. "Ja, auch hier im Kupferkessel wird sicherlich wieder allerlei Volk einfinden, schliesslich kommen viele nach dem Winter das erste Mal wieder nach Talyra, ob nun zum Handeln oder Feiern. In den letzten Jahren war es um diese Zeit bei uns immer voll, auch wenn es hier genügend Zimmer und Tische gibt."

Euron fragt sich, wieviel von den Ereignissen in Talyra er ihr erzählen soll, als er seine Köchin verloren hat. "Nun", beginnt er schliesslich, ohne näher auf die Umstände einzugehen, "vor einiger Zeit habe ich mich auf eine längere Reise gemacht, was meinem Geschäft hier nicht sehr gut getan hat. Aus diesem Grund im Augenblick nur zu zweit."
Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: "Seit meiner Rückkehr, bin ich auf der Suche nach einer guten Köchin," aber nur halbherzig, weil du noch immer auf eine zweite Adora hoffst, fügt seine innere Stimme hinzu, "aber ihr könnt euch ja denken, wie schwierig es ist, gutes Personal zu bekommen. Und da ich mit den letzten Gehilfen im Schankraum auch kein großes Glück hatte, bin ich etwas vorsichtig bei der Auswahl geworden."

Als sein Gast das Essen beendet hat, räumt er das Geschirr zusammen, um es in die Küche zu bringen, stellt es dann aber doch noch einen Augenblick beiseite, um die junge Frau nach ihrem Grund für den Besuch von Talyra zu fragen.
"Was hat euch hier in die Weltenstadt geführt? Werdet ihr hier länger bleiben?"

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Liadan am 20. Juli 2008, 09:53 Uhr
Im Kupferkessel mietet Liadan sich ein Zimmer, eine schmale Kammer in einem der oberen Geschosse unter dem gewaltigen, steilen Dach, und bezahlt es für einen Siebentag im Voraus. Der Raum ist winzig und nur spärlich möbliert mit einer bescheidenen Bettstatt, einem Schemel, einem wackligen Tischchen, auf dem ein Wasserkrug und eine Waschschüssel bereitstehen, und einigen rostigen Eisenhaken an der unverputzten Mauer. Das Kämmerchen ist mehr als schlicht, fast schon ein wenig armselig, und es liegt so hoch unter dem Dach, dass die steilen Stiegen dort hinauf schier kein Ende nehmen wollen und sie gehörig zum Schnaufen bringen, aber es ist das billigste Zimmer, das momentan zu haben ist, und Liadan genügt es vollauf. Sie schließt die verwitterte Holztüre hinter sich, die in ihren Scharnieren quietscht wie eine strangulierte Katze, hängt ihr Bündel an einen der Haken und stellt mit einem erleichterten Seufzen den Käfig auf dem Schemel ab. Der Vogel ist nicht gerade ein Leichtgewicht, und ihn stundenlang durch die Stadt zu tragen und ihn dann auch noch über unzählige Treppen hinauf in diese Dachkammer zu bugsieren, lässt ihre Arme sich anfühlen, als hätte sie den ganzen Tag lang Backsteine geschleppt. Kaum dass sie den Käfig auf dem niedrigen Hocker deponiert hat, stimmt der Skurro lautstarkes Geschnatter an und beginnt wie wild, an den Weidenzweigen seines Käfigs herumzunagen. "Hör auf zu randalieren, du Krawallmacher", schimpft Liadan mit ihm und beeilt sich, ihn endlich aus seinem engen Gefängnis zu befreien, in dem er sich mittlerweile schon ziemlich zusammenfalten muss, um überhaupt noch hineinzupassen.

Nachdem sie Sid herausgelassen hat, hält sie einen Moment inne, blickt sich im Zimmer um, streckt sich zufrieden und schlenkert mit den Armen, um die schmerzenden Muskeln zu lockern. Sid, der arme Gequetschte, tut es ihr auf Vogelart gleich und trippelt in der Kammer umher, reckt seinen Hals, schüttelt sich, dass die Federn fliegen, und wackelt erleichtert mit seinen mickrigen Flügelstumpen. "Äffst du mich etwa nach?"  In gespielter Empörung blickt Liadan auf ihren gefiederten Begleiter hinab, aber der legt den Kopf schief und blinzelt sie so treuherzig an, dass sie kichern muss. "Die Bauersfrau, die wir vorhin auf dem Marktplatz getroffen haben, hat ganz recht", stellt sie fest. "Mit dir könnte ich wirklich in einem Zirkus auftreten, du Spaßvogel." Tatsächlich hat der Skurro in den letzten Wochen einiges gelernt und es hat sich gezeigt, dass er der geborene Schauspieler ist, dem es ein diebisches Vergnügen bereitet, alles und jeden nachzuahmen. Wenn es etwas gibt, das er noch lieber tut, als sich den Bauch mit allen nur erdenklichen fressbaren und unfressbaren Dingen vollzuschlagen, dann ist es, irgendwelche Kunststückchen zu vollführen (und dafür eine Belohnung in Form von kleinen Leckerbissen einzuheimsen). An den langen einsamen Abenden in der Schneiderei hatte Liadan auch genügend Zeit gehabt, ihm alles Mögliche beizubringen, und er war ganz eifrig bei der Sache gewesen. So einfältig und tölpelhaft er manchmal sein mag in seiner verdrehten Vogellogik, dumm ist er jedenfalls nicht.

"Vielleicht sollte ich dir wirklich noch ein paar Kunststücke beibringen", überlegt Liadan, während sie das winzige Fenster mit den bleigefassten Scheiben öffnet, das in die Giebelwand der Kammer eingelassen ist. "Wer weiß, wozu das noch gut sein wird. Götter im Himmel, sieh dir das!" Der Ausblick aus dem Fensterchen ist einfach atemberaubend und lässt sie überwältigt die Augen aufreißen. "Was für eine Stadt!" Ganz Talyra liegt ihr in diesem Moment zu Füßen und breitet sich wie ein kunterbunter Teppich vor ihren Augen aus, ein schier unüberschaubares Meer aus windschiefen Dächern und Giebeln, schmalen Gassen, Treppen und Torbögen, schiefen Schornsteinen und schlanken Türmen. Direkt unter ihr liegt der Marktplatz mit seinem Gewirr aus Ständen und Buden, auf dem es jetzt zur Mittagszeit wimmelt wie in einem Ameisenhaufen. Sie lehnt sich auf das Fensterbrett und schaut eine Weile wie gebannt dem geschäftigen Treiben tief unter ihr zu, das ihr Herz mit Hoffnung und neuer Zuversicht erfüllt. Ausnahmslos jeder dort unten scheint einer bestimmten Arbeit nachzugehen, Mägde kaufen für ihre Herrschaften ein, Fuhrleute bugsieren ihre hochbeladenen Karren durch das Gedränge, die Marktfrauen preisen schreiend ihre Waren an, sie sieht Wäscherinnen mit schweren Körben, hin und her flitzende Botenkinder, Eselstreiber, Straßenfeger, Scherenschleifer und eilfertige Küchenmägde. "Die Stadt ist so riesig, so voller Menschen ... es wäre doch gelacht, wenn ich hier nicht eine Arbeit und ein Auskommen finden würde."

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Liadan am 20. Juli 2008, 22:24 Uhr
Kaum einen Zehntag später ist Liadan das Lachen schon fast vergangen und von all der Hoffnung und Zuversicht ist auch kaum noch etwas übrig geblieben. Müde und zerschlagen, mit schmerzenden Armen und wehen Füßen hockt sie auf der Bettkante in ihrer kleinen Kammer, zusammengesunken wie ein Ballon, aus dem man die Luft gelassen hat. Der Saum ihres Kleides ist zerrissen, ihr linker Strumpf hat ein Loch, und ihr dichtes, dunkles Haar steht so wirr vom Kopf ab, dass man jeden Moment damit rechnen muss, einen Schwarm Fledermäuse daraus emporflattern zu sehen. "Fische", grollt sie und betrachtet in einer Mischung aus Wut und Resignation die aufgesprungenen Blasen an ihren Handflächen. "Ich kann keine Fische mehr sehen. Götter im Himmel, warum lasst ihr mich nicht endlich eine anständige Arbeit finden? Wenn ich noch länger in diesen stinkenden Fischhallen rackern muss, werde ich mich bald aus diesem Fenster hier stürzen." Angewidert schnuppert sie an dem völlig verschmutzten Ärmel ihres Kleides. "Ich rieche ja sogar schon wie ein toter Fisch!" Mit Ausnahme von einigen Botengängen ist die einzige Arbeit, die sie bislang gefunden hat, das Schaufeln von Fischabfällen in einer der Lagerhallen an den Anlegestellen – eine harte, kräftezehrende und im buchstäblichen Sinne atemberaubende Arbeit. Jeden Morgen, noch vor Sonnenaufgang und zu einer Zeit, in der jeder normale Mensch noch friedlich in seinem Bett schlummert, schleppt sie sich müde und verschlafen durch die halbe Stadt zum Hafen hinunter, um dort für einige Stunden mit lahmem Kreuz und schmerzenden Armen die Schaufel zu schwingen. Die einzigen, die sich wirklich für ihre Arbeit begeistern können, sind die unzähligen Katzen, die ihr seit neuestem ständig hinterher rennen und sie erwartungsvoll anmaunzen, in der irrigen Annahme, wer so intensiv nach Fisch rieche, müsse schließlich auch welchen bei sich haben, der sich an hungrige Straßenkatzen verfüttern ließe.

Es ist nicht viel, was sie damit verdient, nur wenige, mühsam erschuftete Kupferlinge, aber zusammen mit dem Lohn, den sie für verschiedene Botengänge bekommt, die sie für einen Händler aus den Tausendwinkelgassen erledigt, reicht es gerade so, um das Kämmerchen im Kupferkessel zu bezahlen. Der Kaufmann, ein kauziger, kartoffelnasiger Gnom irgendwo aus dem Osten, handelt mit allerlei magischem Firlefanz, und so verbringt Liadan ihre Nachmittage damit, verzauberte Artefakte, alchemistische Zutaten, quaderschwere Folianten oder Käfige mit sprechenden Raben an dessen Kundschaft auszuliefern, die oft noch merkwürdiger aussieht als der Händler selbst und zudem auch noch in den entlegensten Winkeln der Stadt wohnt, so dass sie jeden Tag viele Tausendschritt mit geheimnisvollen Paketen beladen eilig durch Talyra hechelt. Niemals hätte Liadan gedacht, dass es so schwer sein würde, eine anständige Arbeit zu finden, und inzwischen kann sie nur noch den Kopf schütteln über die naiven Vorstellungen, mit denen sie ihre Suche angegangen war. Sie hatte sich die Hacken abgelaufen und die Fingerknöchel an Türen wundgeklopft, sie hatte die Tavernen rund um den Marktplatz und im Hafenviertel abgeklappert auf der Suche nach einer Arbeit als Schankmaid, hatte bei Händlern und Handwerkern ihre Dienste als Helfer oder Botin oder Lehrling angeboten, hatte in vornehmen Haushalten um eine Stelle als Magd gebeten, aber fast überall hatte man nur den Kopf geschüttelt, mitleidig, verärgert oder einfach nur gleichgültig, und sie wieder weggeschickt.

Bei all den Leuten, bei denen sie wegen einer Arbeit vorgesprochen hatte, war es fast immer das Gleiche gewesen: entweder a) hatten sie kein Personal gebraucht und niemanden einstellen wollen, oder b) sie hätten zwar Personal gebraucht und auch händeringend nach jemanden gesucht, allerdings nicht nach einem ahnungslosen siebzehnjähriges Landei, das nicht mehr kann als Mist schaufeln, eine Kuh melken und leidlich die Nähnadel schwingen, oder c) sie hätten dringend Personal gebraucht, und hätten nach einigem Überreden sogar ein ahnungsloses siebzehnjähriges Landei mit Erfahrung im Melken und Mistschaufeln in Lohn und Brot genommen, allerdings nicht mit einem kommunikations-, beiß- und fressfreudigen Riesenvogel als Zugabe, der sich ständig danebenbenimmt, mit seinem Geschnatter die Lautstärke eines mittelschweren Orkans erreicht und sich zudem für einen güldenen Ritter hält, der die Dame seines Herzens (mangels passender Skurrodamen in seiner Nähe hat er diese Rolle eindeutig Liadan zugesprochen) unter Einsatz seines Lebens, seines Schnabels und seiner ohrenbetäubenden Stimme vor allen nur denkbaren Gefahren verteidigen muss (und dazu gehören Sids Meinung nach auch potentielle Arbeitgeber).

Ein paar Mal hatte sie sogar Glück gehabt und eine Arbeit anfangen können, aber keine davon hatte sie länger als ein paar Tage behalten. Ein Tavernenbesitzer in der Verder Straße, in dessen Schänke sie nachgefragt hatte, war selbst zwar nicht an weiterem Personal interessiert gewesen, hatte aber gemeint, gleich in der Nähe würden junge Frauen gesucht, um Kundschaft in einem Gasthaus zu betreuen. Schon der Tonfall, mit dem er das Wort betreuen ausgesprochen hatte, hätte Liadan misstrauisch machen müssen, aber in ihrer himmelschreienden Ahnungslosigkeit hatte sie gedacht, der nette Herr würde ihr tatsächlich eine ordentliche Arbeit besorgen können. Nachdem er sie einige hundert Schritt weiter in den Pfirsich geschleift und ihr versichert hatte, er würde sie auch ganz gewiss besuchen kommen und ihre Dienste in Anspruch nehmen, wenn sie denn erst einmal richtig eingearbeitet sei, hatte sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasst, auf dem Absatz kehrtgemacht und war in sprachloser Entrüstung mitsamt ihrem Vogel wieder davongebraust. Auch der nächste Versuch mit einer Anstellung war reichlich in die Hosen gegangen, denn das freundliche, weißhaarige Großväterchen im vornehmen Tempelviertel, das eine Haushaltshilfe gesucht hatte, hatte sich als perverser Wüstling entpuppt, der schon versucht hatte, ihr an die Wäsche zu gehen, noch bevor sie überhaupt das Haus richtig betreten hatte. Auch er hatte eine empörte Ohrfeige kassiert und obendrein noch einen kräftigen Schnabelbiss von einem unflätig schnatternden Skurro, bevor Liadan fluchtartig sein Haus verlassen hatte.

Ihr nächster Versuch hatte sie in eine kleine Taverne in den Hafen geführt, wo sie zwei Tage lang als Schankmaid gearbeitet hatte. In der düsteren Spelunke, einer Anlaufstelle für Matrosen, Schauerleute und allerlei versoffenes Seefahrervolk, hatte sie kaum etwas verdient und war mehr damit beschäftigt gewesen, allzu aufdringliche Hände von Körperteilen abzuwehren, an denen sie absolut nichts zu suchen hatten, als mit dem Ausschenken von Branntwein und Bier. Nachdem sie dort einem Seemann einen Humpen Met ins bärtige Gesicht geschüttet und einem anderen eine mehr als verdiente Backpfeife verpasst, zwei Tabletts mit Geschirr und Gläsern zerdeppert und der Skurro verbotenerweise dreieinhalb Pfund geräucherten Schinken verspeist hatte, war es dem Wirt zu bunt geworden und er hatte sie kurzerhand wieder vor die Tür gesetzt – natürlich, ohne ihr einen Lohn auszubezahlen. Dann hatte sie, schon hart am Rande der Verzweiflung, endlich eine Anstellung gefunden, bei der sie weder mit liebestollen Greisen noch mit bezechten Seeleuten zu tun haben würde, als Hausmädchen bei einer gestrengen alten Lady, die in einem prachtvollen Anwesen im Seeviertel residiert. Immerhin vier Tage war sie bei der alten Dame gewesen und schon voller Hoffnung, das sie diese Arbeit ausnahmsweise etwas länger behalten könnte, doch dann hatte Sid voller Begeisterung die duftenden Rosenbeete hinter der Villa entdeckt.

Glücklich quakend hatte er die Blumen bis auf das letzte Blättchen niedergemetzelt, die Hälfte davon gefressen, die andere Hälfte äußerst dekorativ auf dem gepflegten Parkrasen verteilt. Die Besitzerin der Rosen allerdings hatte so gar keinen Sinn für die kunstfertige Gartenumgestaltung eines Skurros und Sinn für Humor schon gleich dreimal nicht, was dem armen Vogel einen heftigen und ziemlich undamenhaften Tritt in den Allerwertesten eingebracht hatte. Tretende Füße aber gehören Sids simpler Logik nach in die Kategorie "angreifender Feind – sofort energisch attackieren", woraufhin er den zierlichen Goldbrokatschuh der Lady regelrecht zerfleischt und totgebissen hatte (dummerweise hatte zu diesem Zeitpunkt der Fuß der Lady noch dringesteckt). Den Lohn, den sie Liadan für vier Tage Arbeit schuldete, hatte die – inzwischen ziemlich hysterische – Lady kurzerhand einbehalten und Liadan angedroht, sie werde sofort die Stadtwachen rufen, wenn sie nicht auf der Stelle mitsamt ihrem dämonischen Federvieh von ihrem Grund und Boden verschwinden würde und das am besten schnellstmöglich und auf Nimmerwiedersehen.

Mit einem tiefen Seufzer denkt Liadan an die vergangenen Tage zurück, die nicht gerade von Erfolg gekrönt waren und ihr eine Schmach nach der anderen eingebracht hatten. Ich bin schon wirklich zu gar nichts nutze. Nicht einmal die einfachsten Arbeiten gelingen mir, und dann auch noch dieser vermaledeite Vogel, der immerzu alles kaputtmacht. Resigniert betrachtet sie den Skurro, der aufgeplustert zu ihren Füßen hockt, inzwischen so groß wie ein junger Truthahn, und an ihr augenscheinlich gerade seine hypnotischen Fähigkeiten ausprobiert. Sein Gesicht sieht aus, als versuche er gerade, sie durch pure Gedankenkraft dazu zu bewegen, sich endlich von diesem verdammten Bett zu erheben und ihm etwas zu Fressen zu besorgen. "Du hast recht", seufzt sie. Auch ihr eigener Magen knurrt mittlerweile wie ein Rudel hungriger Wölfe, denn die letzte Mahlzeit, die sie sich zu sich genommen hat, war das Nachtmahl gestern Abend gewesen. "Komm, wir gehen uns etwas holen. Für ein paar Äpfel wird unser Geld wohl noch reichen." Ungeachtet des löchrigen Strumpfes zwängt sie ihre schmerzenden Füße wieder in die Schuhe und schlingt sich ein Tuch um die Schultern. Das Wetter ist eigentlich viel zu warm dafür, aber ihr Kleid ist so schmutzig, dass sie sich ein wenig schämt, so auf die Straße zu gehen. Zwar besitzt sie noch ein zweites Kleid und zudem auch Hemd und Hose, doch da sie die Kleidungsstücke am Vortag einer dringend notwendigen Wäsche unterzogen hat, hängen sie noch zum Trocknen an den in der Wand eingelassenen Haken. Und für einen kurzen Gang zum Marktplatz hinunter würde es wohl auch der ramponierte Fetzen tun, den sie noch vom morgendlichen Fischeschaufeln trägt.  "Komm, Sid, wir gehen uns Mittagessen holen." Das lässt der Skurro sich nicht zweimal sagen und watschelt eifrig hinter ihr her, als sie die kleine Kammer verlässt.


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Xrecyltres am 27. Juli 2008, 18:27 Uhr
<< --  Marktplatz

An diesem Abend beritt eine gänzlich verhüllte Gestalt den Kupferkessel. Nur kurz und genau bedacht darauf nicht zu viel des Lichtes unter die Kapuze des robenähnlichen Gewandes kommen zu lassen heb sich der Kopf und schaut sich gezielt um. Die meisten Gäste sind tief in ihre Gespräche vertieft, scherzen, lachen oder beachten ihn einfach nicht.
Gut so!
Dem eben noch ernsten Gesichtsausdruck unter den weiten Kapuze weicht einem schmalen grinsen, als er die Person entdeckt wegen der er sich hier hin begeben hat. Ein etwas dicklich hellhäutiger Mann gekleidet in feinem Gewand.  Haare und der drahtige Bart zeigen schon an einigen Stellen deutlich das Grau des Menschenalterns. Nervös umspielen die dicken, wurstigen Finger des Mannes seinen Bart während er sich mit der anderen Hand, mit einem Tuch, den Schweiß von der Stirn wischt.
Sieht so aus als hätte ich heute leichte Beute. Wollen wir doch mal sehen was Ihr dort in der Kiste habt!
Langsam geht er auf den Tisch zu an dem der Mann sitzt. Immer noch an seinem Bart zupfend schaut dieser jetzt auf etwas das er auf seinem schoss hat. Ziemlich unbeholfen versucht er grade die ca. 1 Fuß große Holzkiste wieder mit unter einem dunklen Tuch zu verstecken.

„Stellt sie vor Euch auf den Boden bevor die Kiste auf den Boden knallt und ihr Inhalt für uns beiden unbrauchbar geworden ist!“ Fernand zuckt zusammen als sich eine Gestalt, wie aus dem nichts auftauchend, zu ihm setzt und ihn so direkt anspricht. Sollte das wohl der sein der ihm helfen oder gar es ihm abkaufen würde? Nervös beleckt er sich die Lippen, stellt dann nach kurzem überlegen die Kiste vor sich auf den Boden und deckt sie sorgsam mit dem Tuch ab. „ Ihr müsst…“ beginnt er sich zögernd nach seinem Gegenüber zu erkundigen. Doch bricht Fernand schon nach dem zweiten Wort ab. „Richtig!“ Zischt der Mann und hebt bestimmend den Arm und schallt ihn mit einer Fingerbewegung nicht weiter zusprechen. Normalerweise lässt sich Fernand nicht den Mund verbieten und schon gar nicht von jemanden dessen Gesicht er nicht sehen kann. Doch diese Situation in der er sich nun befindet und das was er gehört hat über diesen seltsamen Mann dessen Namen er nicht kennt,  treibt ihn wieder den Schweiß auf die Stirn. Seine Gedanken, die sich emsig damit beschäftigen ob es richtig oder falsch war Kontakt zu dieser doch recht zwielichtigen Gestalt aufzunehmen, brechen erprupt ab als er die Hand des Fremden sieht. Nicht lang aber lang genug um zu erkennen das seine Fingernägel fast wie Krallen aussehen. Fernand schluckt. Hätte ich mich doch nur nicht auf dieses dumme Angebot eingelassen. Dann würde ich jetzt nicht hier sitzen. „Ihr, habt also ein Problem bei dem ich Abhilfe schaffen könnte!“ Beginnt er mit rauer,fester Stimme. „ Ja...“ kommt es Fernand heiser und flatterig aus der Kehle.

Wissend, dass der Mann am Tisch zu dem er sich gesetzt hat verunsichert und mehr als nur etwas nervös ist, beschließt er es kurz und schmerzlos hinter sich zu bringen. „Also gut. Ich will sehen was ich tun kann.“ Mit diesen Worten zieht er die Kiste näher an sich heran und öffnet diese, so dass keine fremden, neugierigen Augen zu sehen vermögen was sich in ihr befindet. „Sie…sie… sie wird sterben nicht wahr?“  flüstert Fernand besorgt und betupft wieder sein Gesicht mit dem schon schweißgetränkten Tuch und versucht irgendwo unter diesem ganzen Stoff etwas von seinem Gegenüber zu erkennen. „Vermutlich…“ antwortet der Mann knapp. Er hat die Kiste wieder geschlossen und lehnt sich zurück.

Wenige aber endlos erscheinende Minuten der Stille bringen Fernand fast um den Verstand.
„ Hört, ich will nicht dass sie stirbt! Doch … noch weniger möchte ich…“ Unter der Kapuze legt sich ein siegessicheres Grinsen auf das von schwarzen Zeichen überzogene Gesicht, während Fernand spricht. „Ich bin ein ehrlicher Mann sollt ihr wissen…“
Wieder eine Handbewegung lässt Fernand verstummen.

„ Mein erstes und letztes Angebot!“ Begleitet von diesen monoton gesprochenen Worten legt die verhüllte Hand des Fremden einen Lederbeutel auf den Tisch. Wieder nur einem Moment erkennt man helle Haut und diese Krallenartigen Fingernägel. „Nehmt es und geht! Ein besseres Angebot bekommt ihr nicht… ehrlicher Mann.“  Fernand fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Unter dem Schatten der Kapuze beobachten ihn Augen die er froh ist nicht zu sehen. Nein, er möchte wirklich nicht sehen wer oder was ihm dort gegenübersitzt. In dem Beutel den er aufnimmt ist ein Betrag der zwar nicht seinen Vorstellungen entspricht und doch… wenn es mit Ihr zu ende geht wird wohl das Beste sein was er bekommen kann. Fernand schwitzt. Besser als nichts...und ich bin ES endlich los! Er nimmt den Beutel und steht ruckartig auf.
„ Geht und vergesst, dass ihr heute Abend hier gewesen seid!“ kommt es unter der Kapuze hervor und Fernand meinteine unheimliche Fratze zu erkennen. Nicht länger als nötig bleibt er hier, schnell verschwindet er Richtung Tür ohne sich noch einmal umzudrehen.


Leise lachend stellt er einen Fuß auf die Kiste während Fernand den Kupferkessel verlässt.
Einen Moment genießt er noch seinen Erfolg, fährt mit den Fingern über den Beschlag der Kiste und murmelt etwas, dass wohl sonst niemand im Kupferkessel versteht, bevor er dann mit der Kiste aus der Schenke verschwindet.

-- >> Unterstadt




Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Elidor am 17. Aug. 2008, 16:56 Uhr
Der Kupferkessel erfüllt genau die Erwartungen, die Elidor nach den Erzählungen seines alten 'Meisters' an ihn hatte: Außen ein wenig herunter gekommen und nicht unbedingt einladend, innen aber urig und irgendwie...gemütlich. Es ist das richtige Ambiente für die Menschen, die Elidor hier zu finden vermutet.
Es ist mittlerweile gegen Abend und die Stube ist zur Hälfte gefüllt. Viele alte Frauen - vermutlich Kräuterweiber, Hexen und Hebammen aus den umliegenden Dörfern - die vereinzelt oder in kleineren Grüppchen auf den Bänken sitzen und sich an ihren Krügen festhalten, während sie mit einander krächzen oder ins Nichts starren, ganz ins Grübeln versunken.
Zwei Männer und eine Frau ziehen Elidors Blick auf sich, auch wenn er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie sitzen in der Nähe des Eingangs und auch wenn der ganze Raum unterschwellig nach Pilzen und Alkohol riecht, erkennt er den leichten Hauch von Schwefel, der ihnen anhaftet. Außerdem wirken sie...vertraut. Die Art, wie sie ihr gemurmeltes Gespräch mit fast nicht vorhandenen, sparsamen Gesten untermalen.

Eldior schluckt und fast sich an die Seite, die Stelle, an der die beiden Beutel hängen. Es ist ein seltsames Gefühl, die Phiolen kaum noch durch den Stoff hindurch zu spüren. Auf dem Weg von den Drachenlanden hat er viele Kräuter gefunden und mitgenommen, wobei die meisten von denen mittlerweile in seinem improvisierten Bündel sind. Manchmal hat er ein paar Tage warten müssen, damit die Kräuter und Moose richtig trocknen konnten, aber es ging nicht anders. Er wird sie brauchen, das weiß er. Allein, wenn er anfangen muss, Geld zu verdienen und das - vielleicht - in der Unterstadt geschieht, braucht er eine möglichst große Auswahl, um Gifte und Heiltränke her zu stellen. Außerdem...aber das ist albern.
Er setzt sich an einen Tisch in der Nähe der Dreiergruppe und bestellt sich ein einfaches Pilzgericht mit Ei und ein Bier. Das Bier mag er nicht, aber was kann er schon anderes trinken? Wenn er Wasser bestellt, wird er gleich scheel angesehen, das weiß er und braucht es nicht.
Während er in seinem Essen stochert lauscht er auf das Gespräch des Nebentisches. Alles kann er nicht verstehen, aber einiges. Es ist beinahe, wie er es sich gedacht hat: Ein Alchemistenpärchen und ein eher zwielichtiger Ingredentienhändler. Bei zwei Zutaten, die er nicht namentlich nennt, die Dor jedoch ohne Zweifel aus der Umschreibung erkennt, läuft es ihm kalt den Rücken herunter. Wie hatte Diromar es ausgedrückt? Was es gibt, das gibt es in Talyra und was es nicht gibt, gibt es darunter?

Elidor bleibt länger sitzen, als er muss und lauscht auf das Gespräch. Es wird nichts für ihn wichtiges gesagt, aber es fühlt sich so gut an, diese Themen zu hören, mit denen er etwas anfangen kann, die so natürlich für ihn sind. Wenn er die Augen schließt hat er ein Gefühl, als sei er zu Hause.
Wie zu dem Zeitpunkt, als er die Kräuter gesammelt hat. Alles, was mit Alchemie zu tun hat, löst in ihm dieses Gefühl aus. Eine Erinnerung vielleicht oder einfach nur den unbestimmten, aber guten Trugschluss, sich auf heimatlichem Terrain zu bewegen, in seiner eignen Normalität zu sein. Zu Hause.
Nur, was heißt das? Zu Hause? Wo ist das? In einem Kerker? Dor hebt die Hand und massiert sich angespannt die Nasenwurzel. Er kennt solche Menschen. Die, die so lange in Ketten lagen, bis sie ohne sie nicht mehr leben konnten. Die Menschen, die es nicht ertragen, einen unvergitterten Himmel zu sehen und die zu zittern beginnen, sobald sie nicht von Mauern umgeben sind. So hat er nie werden wollen. Ein Gefangener, nicht nur mit dem Körper sondern auch dem Geist.
Ist es so knapp gewesen? Oder vielleicht schon zu spät?

Mit erneutem Unwohlsein bezahlt Elidor dem Wirt das Essen und ein Zimmer im Voraus. Er versucht den Kobold nicht anzustarren und möglichst wenig zu reden, auch wenn er neugierig auf die Geschichten dieses Wesens ist, auf das, was er von Talyra weiß, von den Alchemisten, die hier leben. Aber was ist, wenn ihn sein Akzent verrät, wenn Euron jemanden kennt, der von Dors Flucht weiß und es ihm erzählt hat? Natürlich kann er nicht allen mit dieser Vorsicht begegnen, schließlich will er Arbeit, aber...nun, fürs Erste...bis ihm etwas besseres einfällt, bis Gras über die Sache gewachsen ist... 'Vielleicht ist das längst geschehen und mein ängstliches Vogelherz nimmt sich selbst viel zu wichtig.' Ja...vielleicht. Aber die andere Möglichkeit ist erschreckender, gefährlicher, also lieber so handeln, als wäre sie Realität.

In seinem Zimmer - einer kleinen, aber ausreichenden Kammer - sitzt er noch lange auf dem Fensterbrett und starrt hinaus auf die Straße, sieht der Dämmerung zu.
Es kostet mehr, als er erwartet hat, in Talyra zu wohnen und zu essen. Er hat keine Zeit mehr, sich umzusehen, zu überlegen, einzugewöhnen. Das erste Geld braucht er bald und im Moment sieht er keinen schnelleren Weg, als in der Unterstadt die verbotenen Gifte seines Vorrats zu Geld zu machen.
Ein Seufzer entringt sich seiner Brust. Er hatte so gehofft, noch Zeit zu haben.

-> Unterstadt

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Elidor am 21. Dez. 2008, 11:24 Uhr
<- Larisgrün

Es ist später Abend, als Elidor endlich den Kupferkessel erreicht. Ihm tun alle Glieder weh von dem langen Sitzen im Wald und sein Körper ist mit Schrammen übersäht. Auf dem Rückweg hat er den Weg nicht mehr gefunden und sich durch einige Dornenranken kämpfen müssen. In seinem Geist pocht irgendetwas von der ungewohnten Erfahrung, sich so lange zu konzentrieren und den Bären zu suchen.
Am liebsten würde er sich einfach in sein Bett fallen lassen, aber auch sein Magen fordert sein Recht. Er hat Hungern und durch seinen Besuch in der Unterstadt auch endlich wieder ein bisschen Geld.
Sein Besuch in der Unterstadt....nein, darüber will er jetzt nicht nachdenken. Er will sich nicht daran erinnern, wie tief er den Wagen in den Graben gelenkt hat. Er kann morgen versuchen, ihn wieder heraus zu ziehen. Oder ihn dort lassen und das Weite suchen.

Der Wirt stellt ihm ob seines Aussehens keine Fragen und das ist auch gut so. Vielleicht hat Elidor einen Blick, den jeder gute Gastwirt erkennt. Diesen Blick, der sagt, dass man nicht reden möchte.
Der Eintopf ist gut, auch wenn Elidor gerne etwas zu trinken dazu hätte. Aber sein Kopf tut ihm schon weh genug und er möchte nicht damit Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dass er etwas unalkoholisches bestellt. Er kann in ein paar Stunden zum Fluss gehen und dort etwas trinken. Oder etwas von dem Schnee schmelzen, den er vorhin auf dem Dach gesehen hat. Ja, das ist eine gute Idee. Er wird Schnee schmelzen. Nachdem er geschlafen hat.
Dor legt eine Münze auf den Tisch und schleppt sich dann hoch in sein Zimmer. Den Geld- und den Beutel mit seinen restlichen Reagenzien und Mittelchen legt er sich auf eine bestimmte Weise unters Kopfkissen, sodass nichts zerbricht, aber es dennoch schwer werden dürfte, sie ihm zu stehlen.
Dann schläft er ein und fällt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Elidor am 10. Jan. 2009, 17:43 Uhr
Elidor verbringt den Morgen damit, ein Bad zu nehmen und dann im Schankraum die anderen Gäste bei ihrem Frühstück zu beobachten. Seine Gedanken sind in Bewegung, mal hier und mal da.
Es wird Zeit, dass er sich einen wirklichen Plan macht, dass er sich überlegt, wie er die nächsten Tage am sinnvollsten nutzen kann. Immer noch ist er sich nicht sicher, ob er das Angebot des anderen Gestaltwandlers annehmen soll. Dor ahnt, dass er sich schnell entscheiden sollte, aber sein Magen zieht sich zusammen, sobald er darüber nachdenkt. Ja, vielleicht macht ihn das zu einem Feigling, aber mit diesem Wort hat er keine Probleme. Die Mutigen sind die, die meistens zu erst sterben, auch wenn die Geschichten immer so gern etwas anderes erzählen.
Allerdings kann es gut sein, dass er nicht ewig wird hierbleiben können. Wenn er sich mit dem Einäugigen überwirft, könnte es passieren, dass er Talyra bald verlassen muss. Wie hat er seinen Aufenthalt bisher genutzt? Er hat sich lediglich in Gefahr gebracht. Und ein paar Drogen verkauft. Keine erfreuliche Bilanz.
Es gibt in der Weltenstadt einige Dinge, die er tun kann, für die er so nirgendwo anders die Gelegenheit erhalten wird.
'Das Haus der Bücher.', geht es ihm durch den Kopf. Eine der größten Bibliotheken Aventuriens. Dort mögen Bücher liegen, die er gelesen oder zumindest gesehen haben sollte. Bücher über das Wargentum, über Alchemie. Vielleicht auch Bücher über andere dunkle Künste.
'Warum sind es immer die dunklen, gefährlichen Künste, die mich anziehen?' Es sorgt dafür, dass sich seine Mundwinkel etwas nach unten ziehen, aber was soll er tun? Es ist so. Die Alchemie interessiert ihn nun einmal mehr, als die Schmiedekunst und wenn er die Wahl hätte, Flüche zu lernen oder etwas über Heilkunst...es wäre eine schwere Entscheidung.
'Wenigstens weiß ich jetzt, wie ich den Tag verbringen werde.' Er legt ein paar Kupfermünzen neben seinen leeren Teller und macht sich dann auf die Suche nach dem Haus der Bücher.

-> Haus der Bücher

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mandred am 15. Apr. 2009, 18:00 Uhr
Mandred betritt den Kupferkessel und sieht sich erst einmal um. Es sieht zwar heruntergekommen aber doch gemütlich aus. Die Schnitzereien an den Stützpfeilern erinnern ihn an das Langhaus in seinem Dorf an der Nordküste Normands, bevor es die Eispiraten überfielen, einige Häuser, darunter auch das Langhaus, niedergebrannt haben und viele Bewohner getötet haben, während die Männer auf der Jagd nach Wild waren. Als die Krieger von der Jagd zurückkamen, haben sie unter grossen Verlusten die Eispiraten in die Flucht geschlagen, die Toten begraben und die Häuser wieder aufgebaut. Aber das ist lange her. Als er den Kupferkessel betritt, drehen sich die meisten Leute nach dem Neuankömmling um und mustern ihn kurz mit verhohlenen Augen, bevor sie sich wieder ihren Getränken und Speisen zuwenden.
Er wendet sich an den Wirt und sagt zu ihm: "Guten Tag, Herr Wirt, ich hätte gerne einen grossen Krug Met und eine Auskunft. Ich bin ein gelernter Waffenschmied und auf der Suche nach einer Arbeit. Wo könnte ich wohl etwas derartiges finden ? Eure Stadt ist ja ziemlich gross und verwirrend im Vergleich zu meinem Dorf in Normand."
Darauf sagt der Wirt, während er Mandred den randvollen Krug mit herrlich goldfarbenen Met hinstellt: "Guten Tag. Die beste Waffenschmiede hier ist wohl die Waffenschmiede Arachelza, vielleicht habt ihr dort Glück." Euron gibt ihm die Wegbeschreibung mit auf den Weg, Mandred bezahlt den Met, bedankt sich für die auskunft und macht sich auch den Weg zur Waffenschmiede.

--->zur Waffenschmiede (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=modify;message=28;thread=1159021332)

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 17. Dez. 2009, 10:40 Uhr
« Die Straßen der Stadt
Eines schönen Mittags im Winter

Zielstrebig marschiert Kali Maya über den Marktplatz zum Kupferkessel hinüber. Die Fassade des kleinen windschiefen Gasthauses sieht schäbig und heruntergekommen aus und erweckt den Eindruck jeden Moment in sich zusammenzufallen wie ein schlecht konstruiertes Kartenhaus. Kali hat den Kupferkessel selbst bisher noch nicht aufgesucht, kennt ihn aber dennoch recht gut, denn immerhin befindet sich der Zugang zu den Tausendwinkelgassen im Hinterhof des merkwürdigen Gasthauses. Warmes Kerzenlicht und flackernder Feuerschein leuchten einladend hinter den honiggelben, bleigefassten Fenstern des alten Gemäuers und die Azadoura drückt rasch die Klinge der uralten Eingangstür hinunter, um in die einladende Wärme des Schankraums zu gelangen. Rix krächzt zufrieden, als ein sanfter Schwall warmer Luft ihr Gefieder streift und der Löwentamarin streckt neugierig sein Köpfchen aus Kalis Umhängetasche. Die Azadoura schaut sich um, knöpft ihren Mantel auf und geht zu einem etwas abseits gelegenen Tisch hinüber, an dem sie sich zufrieden nieder lässt.

Es ist Mittagszeit und der Kupferkessel ist bis oben hin gefüllt mit allerlei sonderbaren Gestalten – mit Alchemisten, Hexen und Magiern, Kobolden, Mogbars, Feen und anderen Wesen – sodass die Azadoura und ihre beiden tierischen Begleiter in diesem bunten Kuddelmuddel überhaupt nicht weiter auffallen. Kali lächelt angenehm überrascht. Ich sollte öfter hier einkehren, überlegt sie, während sie interessiert die unterschiedlichen Gäste in Augenschein nimmt, den Löwentamarin aus der Umhängetasche klettern lässt und Rix auf der Tischplatte absetzt, wo die Rabendame neugierig auf und abtrippelt. Einige Augenblicke später kommt ein Kobold an Kalis Tisch und erkundigt sich nach ihren Wünschen. Die Azadoura lässt sich die Speisekarte einmal rauf und runter vorbeten, überlegt eine Weile und entscheidet sich schließlich für ein recht verlockend klingendes Pilzgericht, eine kleine Platte mit Brot, Käse, Verder Schinken, Butter und getrockneten Früchten sowie einen Weißen vom Ostufer. Nachdem der Kobold alles eifrig notiert hat, eilt er geschäftig davon. Kali Maya sieht ihm noch einen Moment lang nach, dann lehnt sie sich entspannt zurück, streckt die Füße unter dem Tisch aus und lässt ihre Gedanken treiben...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 06. Jan. 2010, 10:54 Uhr
--> Die Straßen der Stadt

Angewidert drückt sich Nathan an ein paar Magiern vorbei, die sich gerade lautstark über ein altes, achso bedeutendes Schriftstück unterhalten. Der Kupferkessel ist wie immer um diese Tageszeit brechend voll. Alles mögliche bunte Gesindel treibt hier herum und würde Nathan herum posaunen, er wäre ein Hexer, vermutlich würde er nicht einmal neben den Kobolden, Feen und sonstige Wesen auffallen.
„Um so besser...“, knurrt der schwarzhaarige Mann leise vor sich hin.
Aber Nathan treibt sich nicht zum Vergnügen hier herum. Im Auftrag von Sewfried, dem Küfer, soll er einen nächsten Termin für die Übergabe der von Euron Zauberschreck bestellten Fässer vereinbaren. Das ist schon die zweite Bestellung in kürzester Zeit, die für den Kupferkessel fertiggestellt worden ist und Nathan möchte eigentlich gar nicht so genau wissen, was für ein Gebräu, der kleine Kobold mit den blauen Haaren in dem Haufen Fässern so lagert.
Kurzer Hand schnappt er sich den nächstbesten Kobold, der emsig durch den Schankraum wuselt und richtet ihm Sewfrieds Anliegen aus.
„Gut, gut, junger Mann! Ich werde mir den Euron mal Krallen und ihn Fragen, wann die Fässerlieferung uns passt. Setzt Euch doch so lange“, erwidert der kleine Kobold und ehe sich Nathan versieht, ist er schon zwischen den Beinen der vielen Gäste verschwunden.
Hmmmpf, ...warten....hier?! Ach, was solls, im Kupferkessel ist es wenigstens warm und sieht man mal von all dem Magierabschaum ab, auch ganz gemütlich. Der Hexer streckt sich, dann zieht er seinen dicken, schwarzen Fellumhang und die Handschuhe aus. Schließlich lässt er seinen Blick durch den Raum streifen bis...
Nanu, was haben wir denn da? Seine Augen bleiben an einem etwas abseits gelegenen Tisch hängen, an dem sich eine ihm gut bekannte Person gemütlich gemacht hat. Weiße Haut, nachtschwarze Haare und die exzentrische Art sich zu frisieren und Farbe ins Gesicht zu schmieren, zeichnen die Frau eindeutig als Nevis aus. Doch das ist nicht alles. Neben ihr auf der Tischplatte sitzt Rix, sein Vogel, der neugierig die Holzoberfläche nach Essbaren absucht.
Da schau doch einer mal an. Unsere hübsche Schlange aus den Tausendwinkelgassen hat Rix aufgegabelt. Oder sollte ich besser sagen, Rix hat sie aufgegabelt. Egal! Auf jeden Fall, was für ein nützlicher Zufall!

Ohne groß zu Zögern tritt Nathan näher. Ein amüsiertes Lächeln umspielt dabei seine Lippen. Dieses Weibsstück kennt also Njucon. Wirklich pikant! Nun gut, dann ist es wohl an der Zeit mehr über sie und ihre „Bekanntschaft“ herauszufinden und Rix kann ihm dabei bestens helfen.
„So sieht man sich also wieder!“ Kaum hat er Nevis Tisch erreicht, da lässt er sich auch schon dreist auf den freien Stuhl ihr gegenüber nieder, ohne eine Aufforderung ihrerseits abzuwarten. „Ihr habt doch sicherlich nichts gegen ein wenig Gesellschaft einzuwenden, nicht wahr?“ Seine Augen funkeln die bleiche Frau herausfordernd und sichtlich gut gelaunt an. „Immerhin habt Ihr da etwas dabei, was sichtlich mir gehört. Wo habt Ihr Rix gefunden? Oder sollte ich besser sagen, wo hat sie Euch gefunden?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 12. Jan. 2010, 13:36 Uhr
Zufrieden nippt Kali von Zeit zu Zeit an ihrem Weinkrug und knabbert nebenher etwas Brot und Käse, während sie darauf wartet, dass einer der Kobolde des Kupferkessel ihr das bestellte Pilzgericht serviert. Der Löwentamarin hockt derweil auf ihrem Schoß und knabbert genüsslich eine getrocknete Frucht nach der anderen, während die Azadoura der Rabendame Rix gelegentlich einen kleinen Streifen Schinken zu wirft.
Die Frau von der Rubinküste ist so sehr beschäftigt, dass ihr völlig entgeht wie Nathan das Gasthaus betritt. Erst als der dunkelhaarige Mann sich ihr gegenüber an den Tisch setzt, wird sie seiner gewahr. »So sieht man sich also wieder!«, verkündet er dabei unverschämt und sieht Kali herausfordernd an; seine gute Laune verdirbt der Azadoura sogleich den Appetit. »Ihr habt doch sicherlich nichts gegen ein wenig Gesellschaft einzuwenden, nicht wahr?« Nathan lächelt spöttisch. »Immerhin habt Ihr da etwas dabei, was sichtlich mir gehört. Wo habt Ihr Rix gefunden? Oder sollte ich besser sagen, wo hat sie Euch gefunden?« Kali funkelt ihn böse an. „Draußen, auf den Straßen. Nicht weit von hier“, entgegnet sie kurz angebunden. „...und ja, doch, ich habe sehr wohl etwas gegen ein wenig Gesellschaft einzuwenden...“ Ihr Blick wandert erst zu ihrem Löwentamarin und dann zu Rix. „...denn wie ich finde, habe ich davon eigentlich schon genug...“ Dieses Mal ist sie es, auf deren Gesicht sich der Anflug eines leicht spöttischen Lächelns abzeichnet. „Ich vermute allerdings, dass Euch dies nicht weiter stört...“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 13. Jan. 2010, 11:51 Uhr
Der schwarzhaarige Mann legt eine Selbstsicherheit und eine an der Grenze zur Vermessenheit befindliche Arroganz zu Tage, die ganz und gar nicht zu seinem schlichten, völlig uneitlen Aussehen passen mag. Abgetragene Lederkleidung, mehrmals geflickte Handschuhe, Hosen und Stiefel zeugen davon, das Nathan vermutlich die letzten Jahre entweder nicht genügend Geld besessenen hat, um seine Kleidung zu ersetzen oder, dass diesem Mann sein äußeres Erscheinungsbild genauso egal ist, wie die Meinung, die sich seine Gesprächspartnerin gerade aufgrund seines dreisten Verhalten über ihn bildet.
Genüsslich wirft er den feuchten mit alten, stumpfen Fellen gefütterten Lederumhang über einen freien Stuhl, legt seine Handschuhe ab und macht es sich sichtlich gemütlich. Die Beine unter dem Tisch ausgestreckt und mit der rechten Hand seinen Vogel kraulend, der seinen Herrn mit ein paar freudigen Kraas und guter Junge begrüßt hat, betrachte er neugierig die bleiche Frau ihm Gegenüber. Seine Anwesenheit lässt Nevis nicht gerade in Jubelstürme ausbrechen. Ihr ablehnender und kalter Gesichtausdruck spricht Bände.
Logisch, dass du keine Lust auf meine Gesellschaft hast, denkt der Hexer, während er sie immer noch mit diesem leicht provozierenden Lächeln abspeist. Zu Hause bei deinen Blutelbenfreunden mussten dir die Männer wahrscheinlich immer erst einmal die Füße küssen, bevor sie überhaupt das Wort an dich richten durften. Wie war das noch mal? Deine Tätowierungen bedeuten Macht?
„Hm…Ihr kennt mich erstaunlich gut, Nevis! Es interessiert mich wirklich nicht, ob meine Anwesenheit Euch angenehm ist oder nicht!“, erwidert er schließlich nach einem Moment der Stille und des stummen gegenseitigen Anstarrens. Seine Lippen öffnen sich zu einem breiten Lachen. „Aber wisst Ihr was? Ich mag Euch. Und ich schätze Eure „warmherzige“ Gesellschaft. Sie ist eine abwechslungsreiche Ablenkung von meinem sonst weniger erbaulichen Arbeitsalltag. Und bevor ich mir einen Tisch mit irgendeinem dieser Robenträger teilen muss, lasse ich mich doch viel lieber mit einem Plausch mit Euch ein. Außerdem…habe ich Euch bei unserer letzten Begegnung noch einen Becher Wein versprochen, wenn ich mich recht entsinne. Man kann mir viel vorwerfen, meine Liebe, aber nicht, dass ich meine Versprechen nicht einhalte.“
Kaum hat der seinen letzten Satz beendet, hebt er auch schon seine Hand, um einen der emsigen Kobolde herbeizurufen und seine Bestellung aufzugeben. Ein paar Augenblicke später eilt auch schon ein kleiner Kobold mit abstehendem, schneeweißem Haar und dunkelblauer Haut an ihren Tisch.
„Was kann ich Euch bringen?“, brummt er Nathan an.
„Für mich einen Becher heißen Honigwein und für meine Freundin hier… nun…was darf ich Euch ausgeben? Oder möchtet Ihr lieber erst Euren Weinkrug leeren und dann auf mein Angebot zurückkommen?“, fragt er amüsiert lächelnd in ihre Richtung. „Ich darf Euch allerdings an meinen geplünderten Geldbeutel erinnern. Sommerwein, Rubinwein und sonstige Luxusausgaben, kommen derzeit leider nicht Frage.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 15. Jan. 2010, 09:35 Uhr
In der Tat, Nathan grinst erheitert und verkündet schließlich amüsiert: »Hm… Ihr kennt mich erstaunlich gut, Nevis! Es interessiert mich wirklich nicht, ob meine Anwesenheit Euch angenehm ist oder nicht!« Kali zieht kaum merklich eine Augenbraue in die Höhe und will bereits zu einer spitzen Erwiderung ansetzen,  doch ihr Gegenüber ist noch nicht fertig. »Aber wisst Ihr was? Ich mag Euch. Und ich schätze Eure "warmherzige" Gesellschaft«, verkündet er und sieht sie dabei offen über den Tisch hinweg an. »Sie ist eine abwechslungsreiche Ablenkung von meinem sonst weniger erbaulichen Arbeitsalltag. Und bevor ich mir einen Tisch mit irgendeinem dieser Robenträger teilen muss, lasse ich mich doch viel lieber mit einem Plausch mit Euch ein. Außerdem… habe ich Euch bei unserer letzten Begegnung noch einen Becher Wein versprochen, wenn ich mich recht entsinne. Man kann mir viel vorwerfen, meine Liebe, aber nicht, dass ich meine Versprechen nicht einhalte.«

Just in dem Moment, als Nathan zu Ende gesprochen hat, hebt er auch schon die Hand, um einen der zahlreichen ständig vorüber eilenden Kobolde zu sich an den Tisch zu winken, um einen Becher mit heißem Honigwein zu bestellen. »…und für meine Freundin hier… nun… was darf ich Euch ausgeben? Oder möchtet Ihr lieber erst Euren Weinkrug leeren und dann auf mein Angebot zurückkommen?«, wendet sich Nathanael Kali zu. »Ich darf Euch allerdings an meinen geplünderten Geldbeutel erinnern. Sommerwein, Rubinwein und sonstige Luxusausgaben, kommen derzeit leider nicht Frage.« Die Azadoura schenkt ihm ein süffisantes Lächeln. Im ersten Augenblick will sie das Angebot ausschlagen, überlegt es sich aber rasch anders, es ist schließlich nicht ihr Geld. „Zu großzügig von Euch.“ Und an den Kobold gewandt erklärt sie: „Wenn mein Essen fertig ist, bringt mir ebenfalls einen Becher mit heißem Honigwein… aber einen von der herben, würzigen Sorte.“ Einen höflichen Dank – wie man ihn an dieser Stelle womöglich erwarten könnte – spart sie sich.

An ihrem ersten Tag als Novizin des Tempels, hatte Skarmendes ihr erklärt, die oberste Aufgabe der Priesterschaft sei es zu leben um zu dienen, und damit einen äußerst heftigen Disput vom Zaun gebrochen: Kali Maya, von Kindesbeinen an in dem Glauben erzogen worden, dass alle anderen nur leben würden, um IHR zu dienen, hatte doch tatsächlich zu widersprechen gewagt. Der Novizenmeister hatte es ab da als seine Pflicht angesehen, ihr Demut… und Höflichkeit einzubläuen. An seinem bisherigen Erfolg mag gezweifelt werden, doch für agutrotische Verhältnisse legt Kali mittlerweile ein (in den Kreisen denen sie entstammt) kaum vorstellbares Maß an Demut und Höflichkeit an den Tag. Mit der Freundlichkeit eines Schwarzpanthers wendet sich die Azadoura wieder Nathan zu. „Robenträger, was?“ Sie lacht. „Wenn Ihr so wenig von Magiern haltet, was führt Euch ausgerechnet in den Kupferkessel?“, wagt die Frau von der Rubinküste aufs Geratewohl einen Schuss ins Blaue.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 19. Jan. 2010, 10:15 Uhr
Zu Frieden nimmt der Hexer Nevis Bestellung zur Kenntnis. Naja, geht doch. Hätte mich auch gewundert, wenn du mein Angebot ausgeschlagen hättest. Mit einer beiläufigen Handbewegung gibt er dem Kobold ein Zeichen, dass er sich nun verziehen soll. Geld, um auch für sich etwas zu Essen zu bestellen, hat er derzeit nicht. Die wenigen Münzen, die er besitzt, gehen für das tägliche Leben und für Abbezahlung seiner verdammten Schulden bei den beiden Hohlköpfen aus dem Grünen Aal drauf. Ja natürlich, spielt er ab und zu mit dem Gedanken Blauhaar und Rotschopf, wie er die beiden gedanklich liebevoll nennt, einfach sitzen zu lassen. Das wäre einfacher, viel einfacher als sich mühsam die schuldig gebliebenen Silberlinge im Schweiße seines Angesichts verdienen zu müssen. Doch gerade an diese Tatsache hat sich Nathan in den letzten Jahren erschreckenderweise gewöhnt. Arbeiten, Schuften, für Geld sich körperlich plagen müssen, ist inzwischen Alltag für ihn geworden. Wenn es nicht so bitter wäre, der Hexer würde in schallendes Gelächter ausbrechen.
<„Robenträger, was?“> Nevis Worte holen Nathan aus seinen Gedanken zurück. <„Wenn Ihr so wenig von Magiern haltet, was führt Euch ausgerechnet in den Kupferkessel?“>
„Gute Frage….“, antwortet er ihr. „verdammt gute Frage!“
Seine Lippen verziehen sich zu einem raubtierhaften Grinsen. „Mich treiben Geschäfte in den Kupferkessel. Obwohl. Geschäfte, das klingt jetzt so hochtrabend und wichtig. Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck. Wartet mal…“ Nachdenklich reibt sich der schwarzhaarige Mann am Kinn. „Vielleicht passt der Begriff „Dienstbotengang“ besser. Seid dem mich der kleine Straßenbengel, um meinen Geldbeutel erleichtert hat, arbeite ich als Aushilfe im Handwerkerviertel. Und wie es der Zufall will, hatte ich hier etwas zu erledigen. Und Ihr? Was treibt Ihr so, wenn Ihr Euch nicht gerade um Affen, zugeflogene Vögel und Eure Schreibdienste kümmert?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 21. Jan. 2010, 10:59 Uhr
Die Frage der Azadoura holt Nathan ins Hier und Jetzt zurück und er grinst amüsiert. »Mich treiben Geschäfte in den Kupferkessel«, erklärt er. »Obwohl. Geschäfte, das klingt jetzt so hochtrabend und wichtig. Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruckl…« Nachdenklich reibt er sich das Kinn. »Vielleicht passt der Begriff „Dienstbotengang“ besser. Seitdem mich der kleine Straßenbengel, um meinen Geldbeutel erleichtert hat, arbeite ich als Aushilfe im Handwerkerviertel. Und wie es der Zufall will, hatte ich hier etwas zu erledigen.« Einen sonderlich 'glücklichen' Eindruck macht er bei diesen Worten nicht. Wer so dumm ist, sich von einem gewöhnlichen Straßenlümmel die Börse abzunehmen, der hat es nicht besser verdient. Kali lächelt still ins sich hinein. »Und Ihr? Was treibt Ihr so, wenn Ihr Euch nicht gerade um Affen, zugeflogene Vögel und Eure Schreibdienste kümmert?«, erkundigt sich Nathan derweil und sieht sie fragend an.

Die Azadoura zuckt leicht mit den Schultern und beschließt, dass es vielleicht gar nicht sooo schlecht ist, sich ein wenig mit ihrem dunkelhaarigen Gegenüber zu unterhalten. Es gibt bei weitem langweiligere Gesellschaft, und ihre Gedanken wandern kurz zu dem ewig selben, nervtötenden Gestöhne und Gejammer des Totengräbers Klagweh. Wie Nechta das nur aushält ist mir absolut schleierhaft, denkt sie bei sich, kehrt dann aber mit ihren Gedanken in den Kupferkessel zurück und lächelt Nathan amüsiert an. „Nun“, erklärt sie. „Man könnte sagen, ich habe heute meinen freien Tag.“ Zufrieden nippt sie an ihrem Becher Wein. „Meine Kinder befinden sich einstweilen in guten Händen, meine Schreibstube ist heute Abend geschlossen und der Tempeldienst bleibt ausnahmsweise auch einmal an anderen hängen...“ Zwar ist Skarmendes sehr darauf erpicht, sie stärker in die täglichen Pflichten und Aufgaben im Tempel zu einzubinden, als er dies bereits mit den übrigen Novizen tut – aber an diesem Tag ist sie seiner strengen Aufsicht dennoch entkommen. Und das werde ich vollauf genießen, stellt sie insgeheim fest und ganz kurz schleicht sich ein überraschend verträumtes Lächeln auf ihr Gesicht, als ihre Gedanken zu den Badehäusern abschweifen...

Das leise Räuspern eines kleinen Kobolds mit schneeweißem Haar, ganz offensichtlich die Bedienung von vorhin, bringt sie in die Wirklichkeit zurück. Kali ihm den Kopf zu und beobachtet schweigend wie der kleine Geselle zwei Becher mit heißem Honigwein sowie das von ihr bestellte Pilzgericht zwischen Nathan und ihr auf dem Tisch abstellt. „Lasst es Euch schmecken“, brummt der Kobold, verbeugt sich leicht und eilt kurz darauf auch schon zum nächsten Tisch hinüber, um eine weitere Bestellung aufzunehmen. Kali betrachtet das Essen vor sich auf dem Teller und atmet genüsslich den Duft von gekochten Pilzen und Gewürzen ein. Das ist doch schon einmal vielversprechend. Die Azadoura klaubt einen halben Pilz von  ihrem Teller und reicht ihn an den Löwentamarin auf ihrem Schoss weiter. Das Äffchen greift flink danach, bedenkt Rix mit einem Blick der zu sagen scheint 'Denk nicht einmal daran, der gehört mir!' und beißt schnell ein Stück von dem weichen Fruchtkörper ab. Kalis Blick schweift unterdessen nachdenklich umher. „Mein Weg führt mich fast jeden Tag mindestens zweimal hier vorüber“, meint sie mehr an sich, als an jemand bestimmtes gewandt, „aber eingekehrt bin ich im Kupferkessel bisher noch nie...“ Sie greift nach ihrem Besteck und probiert einen Bissen der vor ihr stehenden Speise. „Nun, mit einem haben die Leute immerhin recht – Zaubererschrecks Pilzgerichte sind auf jeden Fall einen Besuch wert.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 26. Jan. 2010, 08:42 Uhr
Nevis schenkt Nathan ihr typisches, kaltes Lächeln. <„Man könnte sagen, ich habe heute meinen freien Tag. Meine Kinder befinden sich einstweilen in guten Händen, meine Schreibstube ist heute Abend geschlossen und der Tempeldienst bleibt ausnahmsweise auch einmal an anderen hängen...“>
Bei der Erwähnung eines Tempeldienstes wandern Nathans Augenbrauen überrascht nach oben. Bitte was? Diese Frau will in einem Tempel arbeiten? Da brat mir doch einer einen Storch. Tempeldienst und Nevis! Das passt so gut zusammen wie ein alter, bücherwälzender Magier und ein gut aussehender Hexer. Ein Grinsen huscht dem schwarzhaarigen Mann bei diesem Gedanken über das Gesicht.
Anderseits...die einzige Priesterin, die er bisher ein wenig näher kennen gelernt hat, war Arúen und schon die Elbin hat es geschafft, sein Rollenbild eines Priesters völlig über den Haufen zu werfen. Güte, Weisheit, Strenge und eine fast schon absurde Zuneigung zu all den Menschen und Wesen, die ihr und ihrem Haus und Hof anvertraut sind, zeichnen diese seltsame Frau aus. Sie ist ganz anders, als sich Nathan die Anhänger der frommen Zunft vorgestellt hat. In seinem Weltbild waren Priester eher krankhaft fromme, vernebelte, nach neuen Anhängern geifernde Gesellen, die alles andere als offenen und der Welt zugewandt lebten. Aber wer weiß, vielleicht verrichtet Nevis in einem der Tempel  auch nur einfache Schreibdienste, putzt oder näht Kleider und ist gar keine echte Priesterin.

Der kleine Kobold unterbricht Nathans Gedankengänge. Er stellt den köstlich duftenden Honigwein und einen dampfenden Teller voller Pilze auf den Tisch, für den der Kupferkessel in Talyra und darüber hinaus so berühmt ist. Der Anblick, des vor sich hinduftenden Pilzgerichts, lässt Nathan sprichwörtlich das Wasser im Munde zusammen laufen. Spätestens als Nevis den ersten Pilz genüsslich in den Mund schiebt, fängt sein Magen laut Hals zu knurren an. Zum Glück ist der Hexer Hunger gewöhnt. Auf seinen Reisen durch die Immerlande, gab es oftmals wochenlang nichts anderes als dünne Streifen Trockenfleisch zwischen die Zähne und selbst das war schon Luxus. Hunger ist zwar unangenehm, aber nichts was sich nicht ertragen oder aushalten lassen würde. So hebt Nathan den Becher Honigwein und prostet seiner bleichen Tischnachbarin zu.
„Guten Appetit, Nevis! Lasst es Euch schmecken!“
Der Honigwein rinnt warm seinen Rachen hinunter und hinterlässt sofort ein wohliges entspanntes Gefühl in Kopf und in seinem leeren Magen. Gemütlich lehnt sich der schwarzhaarige Mann zurück und betrachtet Nevis ausgiebig.
„Soso.. Tempeldienst Ihr müsst mir verzeihen, aber auf die Idee wäre ich wirklich nie gekommen“, erwidert Nathan beiläufig. Seine linke Hand liegt entspannt auf dem massiven Holztisch, während seine Rechte mit dem Becher Honigwein neben ihm spielt. Plötzlich lacht der Hexer kurz auf. Eine Reihe weißer Zähne wird sichtbar.
„Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, erklärt das einige Veränderungen, die ich in letzter Zeit an Rix festgestellt habe.“
Kaum haben die Worte seinen Mund verlassen, da hat er auch schon einen der Beutel an seinem Gürtel geöffnet. Rix, die bisher mehr oder weniger gelassen das Treiben um sie herum und den Fellball auf Kali Mayas Schulter betrachtet hat, wendet sofort ruckartig ihren Kopf in Nathans Richtung. Ihre nachtschwarzen Knopfaugen lassen die Futter verheißende Hand ihres Herrn nicht aus den Augen. Tatsächlich befördert Nathan kurz darauf ein paar Sonnenblumenkerne zu Tage, die Rix ungeteiltes Interesse wecken. Mehr hüpfend als gehend überwindet die kleine Sithechrabendame die Distanz zwischen ihr und ihrem Herren, um sofort mit ihrem Schnabel nach den auf dem Tisch verstreuten Kernen zu schnappen
„Braver Junge“, flötet sie ihm liebevoll entgegen.
„Na, dann lass mal hören, Rix! Erzähl der guten Nevis mal, mit was für Geschichten du mich die letzten Tage auf Trapp hast“, meint Nathan breit grinsend. Er streichelt den Raben mit einem Finger unter dem Schnabel, unterdessen plustert sich Rix auf das dreifache ihrer Größe auf und spreizt stolz die Flügel. Schließlich kommt es nicht all zu oft vor, dass ihr Herr sie zum Erzählen auffordert. Was folgt ist ein wahlloses Geplapper aller möglicher konfuser Sätze und Gesprächsfetzen, die Rix in letzter Zeit aufgeschnappt hat. Darunter mischen sich auffällig viele Passagen, die Nevis sehr gekannt vorkommen. Froh und munter kopiert Rix lebensecht das eintönige Gestöhne und Gejammer des Totengräbers Klagweh, Skarmendes herrische Worte und seine endlosen und sehr gelehrsam klingenden Glaubenslitaneien sowie die Gebete und Gesänge der Priesterinnen des Sithechtempels. Dazwischen gesellt sich Nevis charmante Stimme, die Rix ebenso gekonnt imitiert wie das Geplärre ihrer beiden Kinder.
„Ihr könnt Euch vorstellen, dass Rix mich mit diesem Geplapper an den Rande des Wahnsinns geführt hat.“ Mit einem Klaps auf den Schnabel bringt Nathan sein Vogelvieh wieder zur Ruhe. „Ich finde dafür, dass Ihr aus meinem Vogel einen vorbildlichen Anhänger Eures Glaubens gemacht habt, ist es nun an Euch etwas gut zu machen !“ Der Hexer hat seinen Kopf auf seine Handfläche aufgestützt und schaut die bleiche Frau teils neugierig, teils belustigt an. Seine blauen Augen funkeln Nevis herausfordernd an. Ihm würden da spontan ziemlich viele Möglichkeiten einfallen, wie Nevis ihre Schuld bei ihm begleichen könnte. Einige dieser Möglichkeiten würden ihm sogar besonders gut gefallen. „In welchem Tempel verrichtet Ihr denn Euren Dienst?“, fragt er sie schließlich.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mirari am 27. Jan. 2010, 00:15 Uhr
--> Die Straßen der Stadt


Als gesättigte Gäste den Kessel verlassen, schlüpt Mirari ungesehen hinein. Drinnen schlägt ihr warme, feuchte Luft entgegen. Schnell versteckt sie sich hinter den Mänteln, die auf der linken Seite hängen, findet jedoch bald einen guten Platz, ein leeres Faß in einer dunklen Ecke und beobachtet das Gewühl. Der Kessel ist voll. Gegenüber auf der Theke spricht Euron Zaubererschreck, der Besitzer, gestikulierend mit einem Gast, andere Kobolde und Trolle bedienen die hungrige Kundschaft. Es ist laut hier, und Mirari fragt sich, wie man nur soviel reden kann, wenn man doch Essen auf dem Tisch stehen hat.

Ihr Blick schweift umher und bleibt schließlich an einem Tisch hängen, der etwas abseits steht. Erstaunt reißt sie ihre Augen auf.

Was ist das? Ein Vogel, Ein Rabe? Hier im Gasthaus? Und das?? Was ist das für ein kleines Tier? Ein Äffchen!!! So weich, so seidig, sooo süß! Und so rot im Gesicht, als ob es in einen Farbtopf gefallen wäre.“

Für einen Augenblick sind Hunger und Durst vergessen, Mirari gleitet von ihrem Fass und schleicht sich näher an den Tisch, erst nutzt sie die Deckung der Mäntel und Umhänge an der Garderobe, dann schlendert sie an der Wand entlang, als ob sie jedes Recht hätte, hier zu sein. In der Nähe des Tisches kommt ihr eine kleine Kommode an der Wand gelegen. Schnell hüpft sie unbemerkt darauf und macht sich klein, hüllt sich in ihr Tuch und tut, als gehörte sie zum Inventar. Nichts versperrt ihr den Blick auf den Raben, das kleine Pelzwesen  - und seine Besitzerin.

Diese ist fast so interessant wie ihre zwei Begleiter. Ihre Haut ist so blass wie der weiße Schnee im Larisgrün, ihre Haare so schwarz wie ein sternenloser Himmel.  Ihre Augen sind noch schwärzer als ihr Haar, und ihre Haut hat Muster wie Mirari sie noch nicht gesehen hat. Frau Nachtschatten! Fast wird dem Mädchen  bange, doch das Äffchen lenkt sie ab. Es sitzt auf dem Schoß der Frau, die es mit getrockneten Früchten und anderen Leckereien füttert. Auch für den Raben fällt ab und zu etwas ab.

Und da setzt der Hunger wieder ein.

Loa! Das Äffchen kriegt Früchte und Kekse, der Vogel Schinken und ich hab nix! Das ist ungerecht! Ich weiß nicht mal mehr, was ein Schinken ist!

Mirari ist versucht, die Frau, so fremd sie auch aussieht, anzusprechen. Wenn sie so gut zu dem Äffchen ist, vielleicht hat sie ja auch Mitleid mit einem hungrigem Kind? Nein, nicht unbedingt. Tiere sind den Leuten oft wichtiger wie fremde Kinder... Doch bevor sie sich entscheiden kann, tritt ein junger Mann an den Tisch, setzt sich unaufgefordert hin und beginnt ein Gespräch. Mirari wirft ihm finstere Blicke zu.   Dödel, was musst du auch jetzt kommen! Doch dieser hat sie offensichtlich überhaupt nicht bemerkt, was an und für sich ja gut ist. Er ist gutaussehend, wie sie feststellt, hat auch rabenschwarzes Haar, aber blaue Augen.

Mirari lauscht, was die beiden sich zu erzählen haben. Beste Freunde sind sie offensichtlich nicht. Bruder und Schwester? Nein, dazu schaut die Frau doch zu fremdartig aus. Der Rabe ist eine Rabendame und gehört dem jungen Mann! Ein Kobold mit weißem Haar kommt zum Bedienen und Mirari macht sich noch etwas kleiner, doch er sieht sie nicht. Wie gut, dass es hier so dunkel ist.

Honigwein, heißen Honigwein! Er bestellt heißen Honigwein! Ich halt‘s nicht aus, wenn der kommt. Der riecht so gut!

Aber es ist nicht der Honigwein, der Mirari zu schaffen macht, als der Kobold ihn bringt. Es ist das Pilzgericht. Es duftet so verführerisch wie nichts, an das sich das Mädchen erinnern kann. Oh ja, sie war schon öfter hier im Kessel, hat sich hereingeschlichen, um sich aufzuwärmen. Aber nie war sie so hungrig gewesen und nie so NAH an einem Teller voller Pilze. Neidisch schaut sie zu, wie der Affe gefüttert wird und plötzlich ist er nicht mehr so süß, so niedlich..  > rumpel< Was war das? Mirari schaut sich aufmerksam um, kommt dann aber zu dem einzigen möglichen Schluss - das war der Magen des jungen Mannes. Sollte der auch Hunger haben? Irgendetwas von wenig Geld hat er ja vorhin erwähnt...  Fast muss sie lachen. Aber nur fast. Der Duft der Pilze wird immer intensiver. Und sie scheinen zu schmecken. Mirari ist hin und hergerissen. Die Frau sieht unnahbar und fremd aus, die Pilze sind unwiderstehlich. Langsam rutscht sie von der Kommode, läßt ihre Decke und ihr Tuch zurück, so dass sie nur in ihrem roten Rock, ihrer alten, zu kleinen Bluse und dem Mieder dasteht. Noch zögert sie, der Mann streichelt seinen Raben, welcher sich aufplustert und plötzlich zu reden anfängt, Leute und Geräusche imitiert. Fasziniert bleibt Mirari stehn. Selsame Geräusche sind das! Als    Blauauge (so nennt Mirari ihn in Gedanken) seinem Gegenüber eine Frage stellt, horcht das Mädchen auf: > „In welchem Tempel verrichtet Ihr denn Euren Dienst?“<  Tempel? Ein anderer Gott, einer der mir helfen kann, nicht mehr zu stehlen?

Der Duft der Pilze verdrängt den Gedanken, und Mirari geht leise zu dem Tisch, stellt sich nahe zu der Dame. Ihre kleinen Hände klammern sich an die Tischplatte. Sie sagt kein Wort, aber sie schaut abwechselnd die Frau Nachtschatten, oder die Pilze, mit großen grauen Augen an.







Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 27. Jan. 2010, 10:41 Uhr
»Guten Appetit, Nevis! Lasst es Euch schmecken!«, unbeirrt hält Nathan an dem Namen fest, den er Kali bei seinem ersten Besuch in ihrem Haus gegeben hat. Aus einem anderen Mund und an einem anderen Tag hätte sie dies vielleicht gestört, doch heute sieht die Azadoura gleichmütig darüber hinweg. Das Essen ist einfach zu gut – und Nathans knurrender Magen 'Rache' genug. Das es außer ihm noch jemanden gibt, der das vor ihr stehende Pilzgericht äußerst verlockend findet, hat Kali bisher noch nicht bemerkt. Ihr gegenüber nimmt derweil einen Schluck von seinem Honigwein und lehnt sich gemütlich zurück. »Soso... Tempeldienst Ihr müsst mir verzeihen, aber auf die Idee wäre ich wirklich nie gekommen«, meint er leichthin und lacht plötzlich lauf auf. »Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, erklärt das einige Veränderungen, die ich in letzter Zeit an Rix festgestellt habe.« Überrascht schaut Kali Maya von ihrem Teller auf. „Was meint Ihr?“, fragt sie erstaunt, während der dunkelhaarige Mann einen kleinen Beutel öffnet und ein paar Sonnenblumenkerne herausbefördert, die Rix sogleich zu ihm herüberlocken. »Na, dann lass mal hören, Rix! Erzähl der guten Nevis mal, mit was für Geschichten du mich die letzten Tage auf Trapp hast«, fordert Nathan die Rabendame amüsiert auf und diese beginnt auch prompt drauf los zu plappern, geradeso wie ihr der Schnabel gewachsen ist.

Rix kleine 'Vorführung' ist wirklich bemerkenswert. Vollkommen zusammenhanglos lässt der Rabe ein aufgeschnapptes Gesprächsfragment nach dem anderen vom Stapel, mal sind es nur ein paar einzelne Worte, mal kürzere oder längere Sätze – je nachdem. Erstaunlich viele dieser sinnlos erscheinenden Brocken ergeben für Kali jedoch ein gewissen Sinn, denn vieles davon kommt ihr ziemlich vertraut vor – zumal sich Rix als ausgezeichnete Stimmenimitatorin erweist. Offenbar hat sich die Rabendame in letzter Zeit mehr als einmal im Sithechhain herumgetrieben, anders lässt sich kaum erklären, dass plötzlich mitten im Kupferkessel Klagwehs nerviges Gejammer, Skarmendes harsche Zurechtweisungen und ihre eigenen Entgegnungen erklingen – nahezu Wort für Wort.
In der Tat, Kali kann sich wirklich vorstellen, dass dieses Geplapper Nathan in den vergangenen Siebentagen gelegentlich recht nah an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Aber ist es ihre Schuld, dass sein Vogel zu einem glühenden Anhänger des Zwölfgötterglaubens konvertiert zu sein scheint? Sie verzieht säuerlich das Gesicht. „Im Gegensatz zu Rix hier, scheint Ihr Euch seltener in den Tempelgärten herumzutreiben“, entgegnet sie ein wenig missmutig, „sonst wüsstet ihr, dass zu dem wehleidigen Getue, welches Euer Rabe so meisterlich wiedergegeben hat, nur eine einzige Person im Stande ist...“ Die Azadouzra macht eine kleine Pause. „...Klagweh, seines Zeichens Totengräber im Sithechhain, und eine meiner schlimmsten Plagen...“ Verstimmt stochert sie auf ihrem Teller herum. „Glaubt mir, diese 'Sithechs-Ruf-hat-Euch-ereilt-Geschichte' war NICHT meine Idee. Sicher nicht.“ Ja, selbst heute noch fragt Kali sich von Zeit zu Zeit, welch' bösen Scherz sich der Herr des Totenreichs da mit ihr erlaubt hat. Und Skarmendes geht es vermutlich recht ähnlich... immerhin. Sie sieht Nathan mürrisch an. „Aber um auf Eure eigentlich Frage zurückzukommen, ich diene im Sithechtempel.“

Mit ihr langsam dahin schwindenden guten Laune, vergeht der Azadoura auch mehr und mehr der Appetit und der kleine Rest auf ihrem Teller ist bei weitem nicht mehr so verlockend wie noch einige Minuten zuvor. Lustlos schiebt Kali ihn ein Stückchen von sich und lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück – und das ist der Moment, in dem sie das Mädchen bemerkt. Klammheimlich hat sich die Göre offenbar an ihren Tisch herangeschlichen, krallt ihre schmutzigen Finger nun in die Tischplatte und starrt mit großen hungrigen Augen zu dem nicht ganz geleerten Teller hinüber. Unweigerlich sinkt die Stimmung der Azadoura um ein paar weitere Grade in Richtung Gefrierpunkt ab. „Was willst du?“, raunzt sie die Kleine unfreundlich an, wobei sie sich ziemlich sicher ist, die Antwort auf diese Frage längst zu kennen. Alles in allem kann das Mädchen sich noch glücklich schätzen, nicht einfach fort geschickt oder umgehend von einem herbeigerufenen Troll aus dem Gasthaus geworfen zu werden.
Kali Maya mustert die Kleine kalt, während das Äffchen auf ihrem Schoss böse faucht. Schmutzig von oben bis unten, eines der zahlreichen Gassenkinder von Talyra, daran besteht für die Azadoura eigentlich gar kein Zweifel.  Betteln oder stehlen, na, wofür entscheidest du dich?, fragt sie sich insgeheim spöttisch. Weder mit dem ein noch dem anderen bist du bei mir... Ihr Blick wandert kurz zu Nathan. ...uns... an der richtigen Adresse. „Also“, brummt sie. „Was ist? Raus mit der Sprache!“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mirari am 27. Jan. 2010, 12:03 Uhr
Mirari steht und schaut, tritt von einem Fuß auf den anderen und wartet, dass die Frau sie bemerkt. Und dass Blauauge nichts sagt, da er sie gesehen haben muss. Ab und zu wirft sie ihm einen Blick zu, aber bevor sich ihre Augen treffen können, wendet sie sich schnell ab -  Geh weg, Blauauge, du siehst mich nicht, ich bin nicht da.. und konzentriet sich auf die Frau.

Nachtschatten, schau her, gib mir was, iss nicht alles alleine, du hattest doch schon Brot und Käse und Schinken....

Aber Frau Nachtschatten isst unbeirrt weiter, das Pilzgericht wird immer weniger. Sie unterhält sich mit ihrem Gegenüber und bemerkt sie scheinbar nicht. Hunger dominiert Miraris Gedanken, doch unbewußt verfolgt sie auch das Gespräch:

>„Im Gegensatz zu Rix hier, scheint Ihr Euch seltener in den Tempelgärten herumzutreiben, sonst wüsstet ihr, dass zu dem wehleidigen Getue, welches Euer Rabe so meisterlich wiedergegeben hat, nur eine einzige Person im Stande ist...“< >  „...Klagweh, seines Zeichens Totengräber im Sithechhain, und eine meiner schlimmsten Plagen...“<  >„Glaubt mir, diese 'Sithechs-Ruf-hat-Euch-ereilt-Geschichte' war NICHT meine Idee. Sicher nicht.“ <  > „Aber um auf Eure eigentlich Frage zurückzukommen, ich diene im Sithechtempel.“<.
> ich diene im Sithechtempel <  .


Ist Nachschatten eine Priesterin? War das nicht der Tempel an der Lücke in der Stadtmauer? Klagweh? War sie dem nicht auch schon begegnet? Besser, hat sie den nicht schon beobachtet, hinter eine Hecke sitzend? Sollte oder könnte sie Nachtschatten fragen, ob Sithech jemand ist, der einem hilft, wenn man arm ist? Doch Klagwehs Stimme, die die Rabendame Rix so täuschend ähnlich nachgemacht hat, läd nicht dazu ein.

Der Teller wird immer leerer, und Miraris Hoffnungen auf etwas warmes im Magen sinken mit jedem Augenblick. Gedankenverloren schaut sie auf die weniger werdenden Pilze. Doch plötzlich schiebt die Frau den Teller weg, bemerkt sie und  raunzt Mirari unfreundlich an:

>„Was willst du?“<.

Obwohl Mirari damit gerechnet hat, von der Frau bemerkt und angesprochen zu werden, erschrickt sie. Ihre Hände fliegen hoch und kleine Fäuste bedecken ihren Mund. Ihre Augen sind noch weiter aufgerissen als sonst und ihre Stimme würde sicherlich versagen, wenn sie nicht zu verschreckt wäre, um überhaupt zu antworten. Zulange hat sie sich alleine herumgeschlagen, hatte niemand, mit dem sie reden konnte. Nun fängt auch noch das Äffchen zu fauchen an und ist überhaupt nicht mehr lieb, eher bedrohlich, mit seinem roten Gesicht.

>„Also. Was ist? Raus mit der Sprache!“<.

Tränen stüzen in Miraris Augen, aber sie versucht tapfer, sie zurückzuhalten. Sie hält sich wieder am Tisch fest, gibt er ihr doch eine gewisse Sicherheit. Sei höflich! Nimmt sie sich vor. Sie will doch ihr Leben ändern, nicht stehlen, aber eigentlich auch nicht betteln. Sei höflich! Vor lauter Nevosität auf ihrer Unterlippe kauend blickt sie erst in die schwarzen Augen der Frau, dann hinüber in die blauen des Mannes. Schließlich wendet sie sich wieder der Frau zu und fragt so ,artig‘ wie es ihr nur möglich ist:

„Wenn es Euch nichts ausmacht,  würde ich gerne die restlichen Pilze essen. Ich bin nämlich sehr hungrig. Aber natürlich nur, wenn Ihr sie nicht dem Mann geben wollt.....   Der hat nämlich auch Hunger!“ fügt sie treuherzig hinzu..

Hoffentlich, hoffentlich sagt Blauauge nicht, dass er sie will! Er hat wenigstens Honigwein, ich nix!







Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 28. Jan. 2010, 09:30 Uhr
Lächelnd ergötzt sich Nathan an Nevis immer mürrischer werdenden Gesicht. Je länger Rix, aufgeplustert wie ein schlachtreifes Hühnchen, ihre Sprachgewandtheit zur Schau stellt, desto eisiger wird Nevis Gesichtsausdruck.
„Ihr seid eine Anhängerin Sithechs? Interessant. Das hätte ich nun wirklich nicht vermutet. Ich habe mir die Priester Sithechs immer mitfühlender und umgänglicher vorstellt“, antwortet er ihr mit einem für ihn so typischen ironischen Unterton in der Stimme. „Naja und wie Ihr schon recht vermutet, sehr oft treibe ich mich nicht auf dem Knochenacker herum. Das ist nicht meine Welt. Ich lebe lieber im Hier und Jetzt, als mich unnötig mit der Vergangenheit auseinander zu setzen.“
Mit einem fiesen Grinsen beobachtet der Hexer wie seiner Tischnachbarin mehr und mehr der Appetit vergeht. Es ist seltsam, aber je weniger Nevis an seiner Anwesenheit Gefallen findet, um so mehr macht dem schwarzhaarigen Mann mit den leuchtend blauen Augen das Gespräch Spaß. Ihr kalte schroffe Art hat etwas faszinierendes, ja sogar verdammt anziehendes an sich. Und Nathan ertappt sich nicht zum ersten mal seit ihrer Begegnung im Kupferkessel dabei, wie seine Gedanken in eine völlig andere Richtung abgleiten - Nevis als Bettgespielin, eine reizvolle Vorstellung. Für einen kurzen Moment fragt er sich, zu welcher Art Frau die bissige Blutelbin wohl zählen mag, zu der Kategorie ganz hübsch oder ansonsten eher bieder und teilnahmslos oder eher zu der Kategorie brodelnder Vulkan, außen kalt aber innen voller feuriger Lava, was seiner Mentalität und Neigung sehr entgegen kommen würde.

Der Hexer ist so in seine anzüglichen Gedanken vertieft, dass er das Mädchen, das sich still und heimlich an ihren Tisch heranschleicht, nicht bemerkt. Erst als Nevis ein nicht gerade freundliches „Was willst du“ dem jungen Ding entgegen raunt, senkt er den Blick. Ein stinkendes, schmutziges Häufchen Elend stopft sich verschreckt von Nevis harscher Ansprache ihre Fäuste in den Mund.
<„Also. Was ist? Raus mit der Sprache!“>
Nathan Laune gerade noch am Gipfel eines absoluten Stimmungshochs droht, innerhalb weniger Sekunden unter den Gefrierpunkt zu sinken. Das hat ihm gerade noch gefehlt - eines dieser widerlichen Dreckskinder aus Talyra dunkelsten Gassen. Seine letzte Begegnung mit einem dieser Bälger hat er noch zu gut in Erinnerung. Irgendwo da draußen läuft gerade ein rothaariger, verlauster Junge mit seinem gefüllten Geldbeutel herum. Was heißt gefüllt! Von seinem mühsam zusammengesparten Lohn der letzten Jahre ist jetzt bestimmt nur noch eine Hand voll übrig. Den Rest hat der Lümmel bestimmt schon verprasst.
<„Wenn es Euch nichts ausmacht,  würde ich gerne die restlichen Pilze essen. Ich bin nämlich sehr hungrig. Aber natürlich nur, wenn Ihr sie nicht dem Mann geben wollt.....   Der hat nämlich auch Hunger!“>, wagt das Gör, Nevis entgegen zu hauchen.
Nathans Augen verengen sich zu gefährlichen Schlitzen. Genauso schrumpft sein sowieso nur spärlich vorhandenes Mitgefühl zu einem schwarzen Loch zusammen. Nicht das er nicht genau wüsste wie schlimm sich Hunger, Einsamkeit und Angst für ein Kind anfühlen. Schließlich war er als kleiner Junge lange Zeit alleine und bettelnd durch die Lande gezogen. Doch der Hexer hat überhaupt keine Lust, sich an diesen wenig rühmlichen Lebensabschnitt zu erinnern und nach den Erfahrungen der letzten Wochen können seinetwegen alle Straßenbälger Talyras verrecken!
„Ich habe es nicht nötig, irgendwelche Reste zu fressen! Und nun verzieh dich…bevor ich mich vergesse!“, zischt er dem Mädchen entgegen. Dann wendet er sich wieder ab und greift demonstrativ nach seinen Becher Honigwein und leert ihn mit einem Zug.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 29. Jan. 2010, 15:56 Uhr
Mit großen Augen, in denen bereits die ersten Tränen glänzen, sieht das Mädchen Kali an und antwortet bemerkenswert tapfer – oder doch eher töricht? - das es gerne die wenigen Pilz essen würde, die sich noch auf dem Teller der Azadoura befinden. »Ich bin nämlich sehr hungrig. Aber natürlich nur, wenn Ihr sie nicht dem Mann geben wollt... Der hat nämlich auch Hunger!« Kali kann ihre Erheiterung noch gerade so unterdrücken. Immerhin ist sie eine gute Beobachterin, stellt sie fest.

Nathanaels Reaktion auf die Worte des Mädchens fällt derweil weitaus weniger zurückhaltend aus. Seine Verärgerung ist mehr als offensichtlich, was Kali Maya nicht weiter überrascht, da sie nur zu gut um seine jüngste Bekanntschaft mit einem von Talyras zahlreichen kleinen Beutelschneidern weiß. Wie schade, du bettelst, Mädchen, denkt sie fast ein wenig enttäuscht, während sie Nathan gekonnt ignoriert. Dabei wäre es so viel interessanter gewesen, zu sehen, was geschieht, wenn du versuchst, eine Piratin vom Synamuris zu bestehlen... Doch dann verzieht Kali die Lippen zu einem kalten, spöttischen Lächeln, als ihr ein neuer Gedanke kommt.
Verstohlen mustert sie Nathan aus dem Augenwinkel heraus. Der Azadoura ist keinesfalls entgangen, dass ihr dunkelhaariger Gefährte es ausgesprochen 'erheiternd' fand, ihr mit Rix Geplapper und seinen spöttelnden Fragen die gute Laune verdorben zu haben. Ihr Blick wandert zurück zu dem Mädchen. Nathanaels aufbrausende Worte klingen ihr noch gut im Ohr. »Ich habe es nicht nötig, irgendwelche Reste zu fressen! Und nun verzieh' dich... bevor ich mich vergesse!« Die Frau von der Rubinküste lacht leise in sich hinein. Oh, DAS würde ich zu gerne einmal miterleben... Und ich weiß auch schon wie sich das womöglich arrangieren lässt!

„Du willst also die restlichen Pilze, ja?“, fragt sie das Mädchen mit betörend honigsüßer Stimme und wartet einen Augenblick. „...nun, dann verdien' sie dir!“ Der Ausdruck, der sich schlagartig auf Nathanaels Gesicht einstellt, ist einfach zu herrlich und verschafft Kalis Stimmung einen äußerst angenehmen Höhenflug. „Du musst dafür nicht einmal viel tun – nur einen Namen finden... und einen Ort.“ Als sie merkt, dass die Aufmerksamkeit des Mädchens voll und ganz ihr – bzw. den Pilzen auf ihrem Teller – gehört, fährt sie fort.  „Mein Freund hier“, erklärt sie und deutet kurz zu Nathan hinüber, der sie mit seinen Blicken offensichtlich am liebsten töten würde, wenn er könnte, „sucht jemanden..., einen kleinen Schmutzfink wie dich, bei dem er noch eine... offene Rechnung... zu begleichen hat. Hör' dich um, sperr' deine Augen auf. Versprich' uns den Namen dieses Burschen zu verraten... und den Ort an dem er zu finden ist... und die Pilze gehören dir.“ Lächelnd sieht die Azadoura auf das Mädchen herab und zieht dabei den Teller mit dem Pilzgericht langsam – ganz langsam – ein Stückchen näher und näher und näher.
Kali Maya denkt an den geheimen Zugang zur Unterstadt in ihrem Keller und ihr Blick wird noch durchdringender. „Stellst du dich geschickt genug an, habe ich vielleicht noch weitere Verwendung für dich...“, raunt sie dem Mädchen mit immer leiser werdender Stimme zu. ...und wenn nicht, dann habe ich ein paar klägliche Reste an dich verschwendet, was soll's... Allein Nathans Gesicht war es das wert. Einmal mehr lacht sie still in sich hinein. „Also, was sagst du Mädchen?“, meint sie, dieses Mal wieder etwas lauter. „Sprich schnell, das Essen wird kalt.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mirari am 30. Jan. 2010, 00:25 Uhr
< „Ich habe es nicht nötig, irgendwelche Reste zu fressen! Und nun verzieh dich…bevor ich mich vergesse!“> zischt es Mirari entgegen.

Sie schaut entsetzt in die blauen, funkelnden Augen des Mannes, die jetzt zu schmalen Schlitzen zusammengepresst sind, wendet jedoch sogleich ihren Blick ab. Doch die roten Raben auf seiner Weste wirken plötzlich so bedrohlich wie er, seine schwarzen langen Haare unterstreichen seinen düsteren, feindlichen Ausdruck. Instinktiv rückt sie etwas näher zu der Frau. Sie versteht seine Reaktion nicht. Hatte sie nicht selbstlos darauf hingewiesen, dass er auch Hunger hat und sich deshalb der Möglichkeit ausgesetzt, die Pilze nicht zu bekommen? Verständnislos schaut sie ihn an. Aber sie wird jetzt gewiß nicht ausreißen, zu sehr rumort es im leeren Magen, und immerhin ist ein Tisch zwischen ihnen. Sie wird jetzt tapfer sein, denn nicht mehr stehlen wollen heißt tapfer sein zu müssen!

<„Du willst also die restlichen Pilze, ja?“> fragt jetzt die Frau mit einer lieblichen Stimme. Mirari wundert sich ein wenig, weil sie nicht wirklich zu deren Aussehen, ihrer Haltung, ihrem Wesen passt, soweit Miraris Instinkte ihr das vermittelt haben. Aber die Hoffnung ist eine zähe Pflanze, die fast überall wächst und so auch jetzt. Doch es dauert nur kurz, und sie wird zermalmt, nahezu.

<„...nun, dann verdien' sie dir!“>

Verdienen, wie soll das gehen? Fragend schaut Mirari auf ihr so freundlich scheinendes Gegenüber. Sie will jetzt nicht irgendwas tun, um sich die Pilze zu verdienen, sie will sie gleich hier und jetzt essen. Doch was bleibt ihr anderes übrig, als zu warten und zuzuhören?

<„Du musst dafür nicht einmal viel tun – nur einen Namen finden... und einen Ort.“>

Einen Namen, einen Ort? Aber sie ist doch erst wenige Wochen hier und sie hat sich bewußt keiner Diebesbande angeschlossen, da sie diesem Leben doch den Rücken kehren will, wie soll sie da einen Namen kennen? Verstört blickt sie in die nachtschwarzen Augen, die funkeln wie aus - Schadenfreude? Mirari wird das Herz schwer, doch aufmerksam hört sie zu.

< „Mein Freund hier“, erklärt sie und deutet kurz zu  ihrem Bekannten „sucht jemanden..., einen kleinen Schmutzfink wie dich, bei dem er noch eine... offene Rechnung... zu begleichen hat. Hör' dich um, sperr' deine Augen auf. Versprich' uns den Namen dieses Burschen zu verraten... und den Ort an dem er zu finden ist... und die Pilze gehören dir.“>

Sie soll einen kleinen Dieb ausfindig machen. Einen Jungen, der offensichtlich den Mann bestohlen hat. Wie soll sie den finden? Sie könnte schon herum fragen und vielleicht heraus finden, wer es war. Aber wenn sie nicht auch stehlen würde und das Vertrauen der anderen Kinder damit gewinnen, würden sie ihr nie ihren Unterschlupf zeigen. Außerdem gab es auch sowas wie eine Diebesehre, einen Zusammenhalt, ohne den Kinder auf der Straße nie überleben würden. Unmöglich, ich kann das nicht machen. Mirari zitteret vor lauter Konzentration, die richtige Antwort zu finden. Unmöglich, es geht nicht, selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Wenn die Bande je herausfände, was ich getan habe, würden sie mich umbringen. Und ich will es auch nicht!

Doch der Teller mit Pilzen kommt immer näher und obwohl sie schon kalt sein müssen, riechen sie immer noch verlockend. Mirari schließt ihre Augen, wie wenn das ihr ermöglichen würde, die Pilze nicht mehr zu riechen. Ihre Knöchel sind schon weiß vor Anstrengung, weil sie sich so fest an den Tisch klammert. Sag einfach, du machst es, und dann isst du die Pilze und läufst weg.

< „Stellst du dich geschickt genug an, habe ich vielleicht noch weitere Verwendung für dich...“>

raunt ihr die Stimme leise zu. Weitere Verwendung? Arbeit? Essen?

Mirari reißt ihre Augen wieder auf . Irgenwie kann sie nicht mehr klar denken, die Frau lacht, und wieder lauter sagt sie:

< „Also, was sagst du Mädchen? Sprich schnell, das Essen wird kalt.“>

Mirari ist erschöpft. Zulange hat sie nichts mehr gegessen. Die Frau anzusprechen hat ihren ganzen Mut gekostet und ihr die letzte Energie geraubt. Ihre Gedanken drehen sich um Stehlen, nicht mehr stehlen, Ehre, Essen und Weglaugfen und so ist sie schließlich nicht mehr fähig, einen ganzen Satz zu erwidern. Nur noch der wesentliche Kern bleibt übrig, das was sie sich in den letzten Wochen immer vorgesagt hat:

„Ich werde nicht mehr stehlen.“

Und dann wird ihr schwarz vor den Augen und sie kippt auf Nachtschatten zu.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 01. Feb. 2010, 09:24 Uhr
Der Hexer ist für einen kurzen Moment fassungslos. Bitte was? Die bleiche Schlange will wirklich, dass dieses stinkende Mädchen da, den Dreckslümmel, der ihm sein Geld gestohlen hat, sucht? Hat sie plötzlich ein heftiges Hirnfieber ereilt oder...? Nathan stößt ein missmutiges Brummen aus, als sich Nevis und sein Blick zu einem kurzen Duell ohne Worte treffen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt, ist dem schwarzhaarigen Mann klar, das Nevis dieses hinterlistige Spiel nur betreibt, um ihn in die Defensive zu locken. Zu verräterisch ist dieses süffisante und genüssliche Lächeln, mit dem sie ihn abspeist. Nathan Laune vor ein paar Sekunden noch um den Gefrierpunkt herum pendelnd, sinkt nun weit, weit unter den absoluten Nullpunkt. Das er Nevis reizt und zur Weißglut treibt ist ein nettes Spiel, aber ein Wechsel der Rollen war nicht vorgesehen. Der schwarzhaarige Mann könnte sich selbst dafür Ohrfeigen, dass er seine Wut auf diese Straßendiebe nicht besser unter Kontrolle und ihr gegenüber diese Schwäche so offensichtlich gezeigt hat. Nur gut, das sie beide sich gerade in einer öffentlichen Gaststätte befinden. Der Hexer hätte gute Lust, dem widerlichen Weibsstück schön langsam und Stück für Stück die Luft abzudrehen. Mal sehen, ob ihre weiße Haut unter Luftmangel nicht auch blau an laufen kann!!!

<„Stellst du dich geschickt genug an, habe ich vielleicht noch weitere Verwendung für dich...“>, flüstert die weißhäutige Frau der kleinen Göre betörend zu, während Nathan seine Tischnachbarin weiterhin mit Blicken erdolcht.
<„Ich werde nicht mehr stehlen“>, schafft es, das junge Ding gerade noch heraus zu hauchen. Dann nimmt das in Lumpen gehüllte Mädchen plötzlich Nevis Gesichtsfarbe an und kippt wie ein nasser Sack um.
Nathan verfolgt das Schauspiel mit brummigen Gesichtsausdruck. Was soll das denn jetzt?, fragt er sich genervt. Ist das eine neue Masche, um zu stehlen und zu betteln oder ist Kleine wirklich ohnmächtig geworden. Ach egal. Was geht mich das an.!!
„Gut gemacht, Nevis. Wirklich....“, zischt Nathan seiner Freundin zu. „Ihr habt wirklich ein prima Händchen im Umgang mit Straßenkindern! Alle Achtung....“, böse funkeln seine Augen die bleiche Frau an, gegen dessen Beine das Straßengör ohnmächtig lehnt. “So und was habt Ihr jetzt vor? Spielt Ihr weiterhin die Rolle der heiligen Larnis, der Gassenbälger?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 04. Feb. 2010, 10:47 Uhr
Das Mädchen entpuppt sich als eine einzige riesengroße Enttäuschung. Mit weit aufgerissenen Augen starrt es Kali an – und kippt dann einfach um! »Ich werde nicht mehr stehlen«, ist alles was das dürre Ding noch herausbringt, bevor es es der Azadoura direkt vor die Füße fällt, die gerade noch rechtzeitig mit ihrem Stuhl etwas zurück gerückt ist, als das Mädchen ihr auch schon entgegen stürzt. Kali Maya mustert die Kleine kalt. Mitleid verspürt sie nicht, auch wenn sie genau dies – laut Skarmendes – in diesem Augenblick vermutlich empfinden sollte. Nathans Kommentar trägt allerdings nicht unbedingt dazu bei, das Feingefühl der Azadoura zu wecken. »Gut gemacht, Nevis. Wirklich...«, zischt ihr Begleiter erbost. »Ihr habt wirklich ein prima Händchen im Umgang mit Straßenkindern! Alle Achtung...« Nathanael schaut verächtlich auf das bewusstlose Mädchen hinab und wirft Kali dann einen wütenden Blick zu. »So und was habt Ihr jetzt vor? Spielt Ihr weiterhin die Rolle der heiligen Larnis der Gassenbälger?« Kali Maya hält seinem Blick mit ihren nachtschwarzen Augen mühelos stand. „Warum nicht“, entgegnet sie gleichmütig, „wenn Euch das gefallen täte...“ Der Spott in ihrer Stimme ist nicht zu überhören.

Doch dann wendet die Azadoura ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu. Der Vorfall ist nicht unbemerkt geblieben und ein Kobold – einen stämmigen Troll im Schlepptau – kommt bereits herangeeilt, um sich der Sache anzunehmen. Das Straßenmädchen macht keinen sonderlich guten Eindruck. Kali mustert es verächtlich: Die zerschlissenen Kleider starren vor Dreck, das wirre Haar wirkt ungepflegt und die Azadoura fragt sich, ob dies seine natürliche Haarfarbe ist oder ob das Braun auch eher auf den Straßenschmutz zurückzuführen ist, und...
...war das eben etwa eine Laus? Angewidert verzieht Kali das Gesicht. Das Mädchen ist nicht sonderlich groß, dürr und die ersten weiblichen Rundungen lassen sich gerade einmal erahnen. Sie ist nichts besonderes, nur ein Gossenkind wie viele andere auch – mit hungrigen Augen und flinken Fingern. Aber halt, dieses Ding hier will ja nicht mehr stehlen. Zu schade, wenn du dich weiterhin so dumm anstellst, wird daraus vermutlich nichts.
Der herbeigeeilte Kobold bleibt neben dem Mädchen stehen und sieht Kali fragend an. „Hat Euch die Kleine belästigt?“, erkundigt er sich und sieht abwechselnd die Azadoura und ihren Begleiter an. Kali Maya will schon zustimmend mit dem Kopf nicken, als eine harsche Stimme in ihrem Hinterkopf sie anders entscheiden lässt. Skarmendes würde es keinesfalls gutheißen, wenn sie dem Tempel in der Öffentlichkeit Schande machen würde. Sie ist nicht in offiziellem Auftrag für den Tempel unterwegs, aber dennoch ist sie eine Novizin des Sithech. Und Skarmendes kann äußerst unangenehm werden, sollte er von irgendeinem Plappermaul erfahren, das einer seiner Schützlinge sich nicht so mitfühlend verhalten hat wie es Nurms Ideal fordert.

„Nein“, beantwortet die Azdoura die Frage des Kobolds schließlich. „Sie ist an unserem Tisch vorüber gekommen und plötzlich einfach ohnmächtig geworden, das ist alles.“ Sie wirft dem Mädchen, das langsam wieder zu sich kommt, einen raschen Seitenblick zu, bevor sie weiterspricht. „Lasst sie einfach eine Weile in einer ruhigen Ecke sitzen wo sie niemanden stört, bringt ihr meinetwegen einen Becher Ziegenmilch auf meine Kosten und gebt ihr den Rest von meinen Pilzen...“ Bei diesen Worten deutet Kali auf ihren Teller. „...bevor Ihr sie wieder in die Kälte hinausschickt.“ Der kleine Kobold nickt - „Ihr seid sehr freundlich, Herrin.“ – und der hinter ihm stehende Troll wirkt enttäuscht. Gemeinsam helfen die beiden dem Mädchen auf die Füße, während Kali nach ihrer Geldkatze sucht und sich wieder Nathan zuwendet. „Larnis genug?“, brummt sie. Und an eine vorbei eilende Bedienung gewandt. „Zahlen bitte.“ Das Äffchen auf ihrem Schoss fletscht zustimmend die Zähne.
Die Azadoura zählt ein paar Münzen auf den Tisch, dann sieht sie Nathan geradewegs an. „Nun, ich werde mich verabschieden. Die Badehäuser aufsuchen...“ Sie lacht. „...mir den Schmutz dieser Straßengöre wieder vom Leib waschen. Wie steht es mit Euch, was habt Ihr vor?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Nathan am 08. Feb. 2010, 17:24 Uhr
Nevis wirft ihm einen vernichtenden Blick zu, dann erwidert sie auf seine provozierende Behauptung, sie würde sich wie die Larnis, die Archonin der Hoffnung, aufführen mit einem spöttischen : <„Warum nicht, wenn Euch das gefallen täte...“ >
Ihre Worte entlocken dem Hexer nur ein brummiges: „Mir würde da schon einiges einfallen, meine Liebe, was mir Freude bereitet. Ein ungewaschenes, verlaustes Straßenkind gehört heute aus Ausnahmsweise nicht dazu.“
Das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse verzogen, beobachtet er das kleine Mädchen zu Nevis Füßen. Es scheint tatsächlich ohnmächtig zu sein oder sie ist einfach eine verdammt gute Schauspielerin. Kurzentschlossen entschließt sich der schlecht gelaunte Mann, das Zweite anzunehmen.
Wie zu erwarten ist der Trubel an ihrem Tisch auch bei den anderen Gästen nicht unbemerkt geblieben. Ehe sich Nathan versieht, erscheint auch schon ein Kobold samt hässlichem Troll im Schlepptau, um sich nach der kleinen Straßengöre zu erkundigen. Nathan will gerade antworten, dass Kobold und Troll seinetwegen die Kleine rauschmeißen oder sonst was mit ihr veranstalten können, da kommt ihm seine Tischnachbarn zu vor und man höre und staune, sie spendiert dem stinkendem Kind eine Runde Ziegenmilch und zusätzlich auch noch ihre restlichen Pilze.
Das Leben steckt noch voller Überraschungen, stellt Nathan ernüchternd fest. Er hat keine Ahnung was Nevis zu diesem neuen Schachzug getrieben hat, aber sie wird schon ihre Gründe haben und wenn es nur darum geht ihm erneut eins Auszuwischen und ihn Stück für Stück zur Weißglut zu treiben.
<„Larnis genug?“>, brummt sie ihm entgegen, während die beiden Bediensteten des Kupferkessels das Mädchen wieder auf die Beine hieven und von dannen schaffen.
„Allerdings..“, antwortet ihr Nathan kopfschüttelnd. „Vielleicht sollte ich mir einen neuen Spitznamen für Euch ausdenken. Nevis scheint mir, nicht mehr treffend genug zu sein. Wie wäre es mit: Barmherzige Nevis.....Hoffnung und Retterin, der Straßenkinder Talyras.“ Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem selbstgefälligen Grinsen.
Nachdem Nathan mit einem der emsigen Kobolde den Termin für die Übergabe Eurons neuer Fässer vereinbart hat, zahlen er und Nevis ihre Schulden, wobei Nathan wie versprochen ihren und seinen Honigwein übernimmt. Soviel Ehre muss sein – mehr aber auch nicht!
<“Nun, ich werde mich verabschieden. Die Badehäuser aufsuchen „...mir den Schmutz dieser Straßengöre wieder vom Leib waschen. Wie steht es mit Euch, was habt Ihr vor?“>, fragt sie ihn grade heraus und mit einem Lachen im Gesicht. Sieh an, ihre Laune hat sich wieder gebessert!
„Ich werde wohl wieder an meine Arbeit gehen. Nicht jeder hat den ganzen Tag für großherzige Taten Zeit“, erwidert er, während die beiden sich wieder in ihre dicken Mäntel werfen, um der Kälte vor der Tür zu trotzen.

Und draußen ist es bitter kalt, es hat wieder zu schneien begonnen. Dicke schwere Schneeflocken wirbeln den beiden um den Kopf, als sie die schützende Wärme des Kupferkessels verlassen und die Tausendwinkelgassen betreten. Nach der behaglichen Atmosphäre des Gasthauses wirken die engen Gassen des Viertels im trüben Winterlicht noch unwirtlicher, als normalerweise. Rix, die wieder ihre Lieblingsposition auf Nathans linker Schulter eingenommen hat, drückt sich so eng wie möglich an den Kopf ihres heißgeliebten Herrn.
„Dreckswetter…“, brummt Nathan mehr zu sich selbst. Seine Hände stecken in Lederhandschuhen, doch diese sind alt und schon oft geflickt und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis seine Finger wieder klamm und eiskalt sind. „Meinetwegen kann der Frühling endlich kommen. Es ist schon lange genug Winter…“
Er hat die Kapuze seines Mantels über den Kopfgezogen, so dass sein Gesicht völlig im Schatten der Kapuze verborgen liegt, als er sich Nevis zum Abschied noch einmal zu wendet.
„Wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder. Der Zufall hat uns ja schon mehr als einmal…“, plötzlich stockt der Hexer mitten im Satz. Seine Augen bleibt an Nevis Silhouette hängen, Ihr blasses Gesicht erscheint im Dunst der Schneeflocken noch unwirklicher als gewöhnlich. Die fremdartigen Tätowierungen an Lippen, Kinn und Schläfen wirken durch den diesigen Schleier wie zum Leben erwacht und fesseln wider Willen seinen Blick. Ihre ganze kalte Erscheinung übt auf ihn eine verlockende Faszination aus - eine Faszination und Anziehungskraft, die er heute schon einmal gespürt hat, bevor dieses dumme Kind ihn aus dem Konzept gebracht hatte. Ohne groß darüber nachzudenken macht er einen Schritt aus Nevis zu. Dann geht alles sehr schnell. Nathan ist nicht der Typ Mann, der lange zaudert, wenn ihn eine Frau berauscht, wenn er sie besitzen und spüren will. Konsequenzen, die sein impulsives Handelns mit sich ziehen könnte, interessieren ihn nicht. Weder eine Ablehnung seiner Avancen von Nevis Seite, noch irgendein blutrüstiger Blutelbengatte, der gerade hinter der nächstbesten Ecke die Messer wetzt, könnten ihn jetzt von seinem Plan abbringen.
So hat er, ehe er sich versieht, auch schon Nevis Arm gepackt. Rix, die ihr Heil in der Flucht auf den nächstbesten Fenstersims sucht, wird von seiner ruckartigen Bewegung ebenso überrascht wie die schwarzäugige Frau. Seine rechte fixiert Nevis Arm, seine Linke greift nach ihrem Kopf und zieht ihr verblüfft dreinblickendes Gesicht an sich heran und bevor Nevis auch nur die Chance auf Gegenwehr hat.
„Du hast mich gefragt, was ich heute noch vorhabe. Mir ist da gerade etwas eingefallen…“, flüstert er ihr leise ins Ohr. Ohne auf eine Antwort ihrerseits zuwarten, finden seine Lippen die ihren und er küsst sie ziemlich stürmisch und leidenschaftlich. Und der Hexer genießt jede Sekunde dabei - ihren exotischen Duft, die Wärme ihres Köpers, die selbst durch ihren dicken Mantel zu dringen scheint, das Gefühl der schweren schwarzen Haare in seiner Hand und den köstlichen Geschmack ihrer Lippen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von KaliMaya am 11. Feb. 2010, 11:02 Uhr
Nathan bleibt brummig. »Vielleicht sollte ich mir einen neuen Spitznamen für Euch ausdenken. Nevis scheint mir, nicht mehr treffend genug zu sein. Wie wäre es mit: Barmherzige Nevis.....Hoffnung und Retterin, der Straßenkinder Talyras«, meint er, während sie zur Theke schlendern um ihre Rechnungen zu begleichen – Nathan die seine, Kali die ihre. Nach seine weiteren Plänen gefragt, entgegnet der dunkelhaarige Mann zynisch: »Ich werde wohl wieder an meine Arbeit gehen. Nicht jeder hat den ganzen Tag für großherzige Taten Zeit.« Kali ignoriert die Anspielung gekonnt und schlüpft mit einer geschmeidigen Bewegung in ihren Mantel, bevor sie sich ihre Tasche umhängt und diese aufhält, damit ihr kleiner Löwentamarin hinein klettern kann.
„Dann lasst uns gehen“, meint die Azadoura und deutet zur Tür. Sie schaut sich noch einmal nach dem Mädchen um und sieht, dass die Kobolde getan haben, was sie ihnen aufgetragen hat – ja, sogar etwas mehr. Sie haben das dürre Ding auf einer der breiten Fensterbänke des Gasthauses untergebracht, wo es niemandem im Weg ist und ihm zusätzlich zu der Ziegenmilch und dem restlichen Pilzgericht noch ein paar Scheiben Brot und einen kleinen Kanten Käse gebracht. Kalis Blick begegnet kurz dem des Mädchens. Als das dürre Ding schließlich die Augen senkt, wendet sich die Azadoura ab und folgt Nathan mit langen Schritten in Richtung Ausgang.

Draußen vor der Tür beherrscht dichtes Schneegestöber die Straßen, Kalis Wunsch nach Schnee scheint sich somit zu erfüllen. Die Kälte ist ungewohnt und für Kali Maya sicher weit unangenehmer als für Nathan, der aus dem Norden zu stammen scheint. Im Gegensatz zu ihm scheint sie der eisige Wind aber offenbar nicht im mindesten zu stören. Während ihr Begleiter etwas von »Dreckswetter« murmelt und sich endlich den Frühling herbeiwünscht, beobachtet die Frau von der fernen Rubinküste fasziniert das wilde Treiben der weißen Schneeflocken. Sie spürt wie sich der Löwentamarin in ihrer Umhängetasche zusammenrollt und lächelt. Gedankenverloren streckt sie eine Hand aus und sieht den darauf fallenden Schneefllocken beim Schmelzen zu. Während Nathans Gesicht im Schutz seiner Kapuze verborgen liegt, hat Kali die ihre nicht aufgesetzt, sodass sich der Schnee auch in ihrem dunklen Haar verfängt und einen schönen Kontrast zu ihren schwarzen Zöpfen bildet.
»Wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder. Der Zufall hat uns ja schon mehr als einmal...«, sagt Kalis Begleiter gerade neben ihr und wendet sich der Azadoura zum Abschied zu. Die Frau von der Rubinküste ist jedoch so sehr in Gedanken versunken, dass sie die Worte des Mannes kaum wahrnimmt. Auch Nathanaels musternder Blick entgeht ihr dadurch völlig. Sie bemerkt nicht wie er die Tätowierungen auf ihrem Gesicht fasziniert anstarrt (Ergebnisse einer langwierigen, schmerzhaften Prozedur) und sich mit einem raschen Schritt auf sie zu bewegt.

Vollkommen unvorbereitet auf das, was als nächstes folgt, wird Kali Maya von Nathanaels Annäherungsversuch schlichtweg überrumpelt. Echte Verblüffung zeigt sich auf ihrem Gesicht, als der dunkelhaarige Mann ihren Arm packt und sie mit festem Griff zur Bewegungslosigkeit zwingt. »Du hast mich gefragt, was ich heute noch vorhabe. Mir ist da gerade etwas eingefallen...«, raunt Nathan der Azadoura leise ins Ohr, bevor er ihr mit einem einzigen Kuss den Atem raubt.
Und sie wert sich nicht – nicht in diesem Augenblick. Stattdessen genießt Kali den Kuss voll und ganz, zu lange ist es schon her, dass ein Mann sie auf diese Weise berührt hat. Viel zu lange... Das aufgebrachte Kreischen des Löwentamarins bringt sie ins hier und jetzt zurück. Zornig steckt das Äffchen den Kopf aus der Tasche und funkelt Nathan bitterböse an, wird aber sowohl von seiner Herrin als auch ihrem Begleiter einfach ignoriert. Noch immer in Nathanaels Griff gefangen, sieht Kali Maya den dunkelhaarigen Mann herausfordernd an. „Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr das wollt?“, fragt sie mit verführerisch honigsüßer Stimme und lacht leise auf. „Ich bin kein billiger Pfirsich... und mein Preis ist weitaus höher als der der teuersten Orchidee...“ Herausfordernd sieht sie Nathan an. Sein 'Angebot' ist verlockend und er ist zweifelsohne ein ansehnlicher Mann, aber Kali gibt es nur unter einer Bedingung – und die stellt niemand geringeres als Kali Maya Nílagráha, Tochter Agutrots. Dieses Mal ist es die Azadoura, die sich vorbeugt, um Nathan etwas zu zu raunen – es sind nur fünf kurze Worte: „Also... wie lautet Eure Antwort?“ Ihr Lächeln ist eine einzige Provokation. Mich bekommt nur, wer seinen eigenen Wert beweisen kann!

Die Straßen der Stadt »

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kimiria am 02. März 2010, 18:23 Uhr
Als Kimiria auf dem Marktplatz steht, weiß sie zuerst nicht, in welches der Gasthäuser sie denn jetzt gehen soll, Goldene Harfe oder Kupferkessel, und eigentlich will sie sich schon der Harfe zuwenden, aber irgendwas scheint Lia am Kessel besser zu gefallen. Der Tirinki sitzt auffordernd pfeifend auf dem quietschenden Kessel, der über der Tür hängt, und so geht sie  doch zur Tür des kleineren Hauses um es zu betreten, doch schnell muss sie feststellen, dass sie viel zu schwach ist um die Tür zu öffnen. Sie hängt sich mit ihrem ganzen Gewicht an die Klinke, aber die Tür bewegt sich kein bisschen. Die Fee will schon entmutigt aufgeben, als die Tür aufschwingt und ein paar Gäste heraus kommen. Schnell schlüpft sie hinein. Ihr wird etwas mulmig, als sie sieht, wie voll und eng es hier ist.

Obwohl das vielleicht gar nicht so schlimm ist- hier wird man dich nicht sofort sehen, so klein wie du bist, dann kannst du dich in Ruhe umschauen, selbst wenn man hier etwas gegen Feenkinder haben sollte. Und wenn es dir zu eng wird, kannst du immer noch wieder gehen.

Sie setzt sich unter den Jacken, die an der Wand hängen auf die Bank, die von den Mänteln verdeckt dort steht, und schaut sich aufmerksam um. Sie sieht Kobolde und einen Troll und viele Menschen, Elben und andere Wesen - eine Fee ist allerdings nicht dabei. Ein Mädchen fällt Kimiria besonders auf. Es ist wohl ein Menschenkind, denn es ist deutlich kleiner als die Menschen, die Kimiria bisher gesehen hat und sieht ähnlich zerzaust aus wie sie selbst. Es sitzt aud einem Fensterbrett, vor sich einen Becher und einen Teller mit Essen. Es scheint aber geistig nicht ganz anwesend zu sein und wirkt, wie wenn es halb schläft.

Was wohl mit ihr los ist? Es scheint ihr nicht sonderlich gut zu gehen. Vielleicht war ihr ja  auch kalt.

Kimiria schließt die Augen. Sie war eigentlich nicht müde, aber die Wärme hier macht sie jetzt doch schläfrig, und es dauert nicht lang, da kippt sie um und liegt schlafend am Boden.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mirari am 08. März 2010, 20:30 Uhr
Das Bild des Tellers mit Pilzen verfolgt Mirari bis in ihre Ohnmacht. Immer wieder sieht sie sich danach greifen, aber die Frau zieht ihr den Teller weg, jedes Mal, bis ihr müder Geist schließlich in einem Abgrund versinkt.

Langsam, ganz langsam regt er sich wieder, unwillig, zurück zukehren in das Elend dieser Welt. Warum kann sie nicht einfach da liegen bleiben, es ist warm hier. Ferne, ganz weit weg und für sie noch ohne rechte Bedeutung hört sie Worte..

<„Lasst sie einfach eine Weile in einer ruhigen Ecke sitzen wo sie niemanden stört, bringt ihr meinetwegen einen Becher Ziegenmilch auf meine Kosten und gebt ihr den Rest von meinen Pilzen.....bevor Ihr sie wieder in die Kälte hinausschickt.“ > Und eine andere Stimme antwortet: < „Ihr seid sehr freundlich, Herrin.“>


Plötzlich wird sie unsanft wieder aufgeweckt und findet sich in den Fängen eines Kobolds und eines Trolls wieder. Doch sie ist zu erschöpft zum Schreien. Zu ihrer Überraschung wird sie nicht sofort in die Kälte hinausbefördert, sondern auf eines der breiten Fensterbretter gesetzt. Der Troll reicht ihr den Teller mit Pilzen, den sie froh entgegen nimmt. Sie möchte der schwarzhaarigen Frau danken, doch diese unterhält sich angeregt mit  ihrem Begleiter, ist auch schon aufgestanden, um zu gehen.

Und dann kommt der Kobold und bringt ihr einen Becher heiße Ziegenmilch, dazu einen Kanten Brot und etwas harten Käse. Mirari kann ihr Glück nicht fassen. Sie stammelt einen Dank, doch der Kobold blickt unbeeindruckt. Zu gerne möchte sie Nachtschatten Danke sagen, doch die ist bereits dabei, den Kupferkessel zu verlassen. Aber sie hat ihr, Mirari, noch einen kurzen Blick zugeworfen. Einen besorgten Blick? So möchte das Mädchen glauben.

Und dann besteht die Welt nur noch aus kalten, aber köstlichen Pilzen, aus heißer Ziegenmilch, Brot und Käse. Zu bald ist alles aufgegessen, kein Gedanke, etwas für später aufzuheben, kommt Mirari in den Sinn. Aber heute ist sie zum ersten Mal seit langem satt.

Müde durch den vollen Bauch macht sie es sich auf dem Fensterbrett etwas bequemer, ringelt sich zusammen, macht sich klein, als ob sie dann weniger auffallen würde - ohne jedoch die Gaststube aus den Augen zu lassen. Gerne würde sie noch etwas hier bleiben, doch sie fürchtet, dass der Troll sie bald hinauswerfen wird, jetzt, da sie mit dem Essen fertig ist. Ihr Blick wandert über die Tische, hin zur Tür und zur Garderobe. Wäre diese dunkle Ecke dort vielleicht ein besserer Platz, um etwas in der Wärme zu schlafen? Ein etwas weniger auffälliger?  Unter der Garderobe ist eine Bank, teilweise von den Mänteln verdeckt. Das wäre doch ein guter Platz.

Unauffällig rutscht Mirari von dem Fensterbrett und schleicht sich zur Garderobe. Vorsichtig schiebt sie einige Mäntel beiseite und  klettert auf die Bank um sich besser hinlegen zu können. Da entdeckt sie etwas in der Finsternis, etwas, was sie noch nie besessen hat und sich immer ersehnt hat. Eine Puppe, eine richtige Puppe, wie nur reiche Kinder sie haben und man manchmal in einem Fenster ausgestellt sieht, und das auch nur in reichen Stadtteilen, in die sie sich nur selten gewagt hat. Das ist nicht nur ein Stück zusammengeflickte Lumpen. Was diese Puppe hier wohl tut? Wie sie dahin kommt? Mirari spitzt aus den Mänteln hervor, um die Gaststätte nach einem reichen Kind abzusuchen, aber sie findet keines. Vorsichtig, ganz vorsichtig nimmt sie die Puppe in ihre Arme und drückt sie ganz sacht an ihre Brust. Was für ein glücklicher Tag! Ihr fällt nicht im geringsten auf, dass diese Puppe keinen harten Kopf hat und auch wärmer ist, als Puppen es sonst sind....

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Kimiria am 14. März 2010, 19:15 Uhr

Schlagartig wird Kimiria wach, als Mirari sie hochhebt. Sie überlegt gar nicht erst, was denn los ist, bemerkt nicht, wie glücklich Mirari schaut und merkt nicht, dass das Kind sie ganz vorsichtig in die Arme genommen hat. Sie bekommt sofort panische Angst und fängt an, wie wild zu zappeln und um sich zu schlagen. Dabei kreischt und schreit sie auch so laut sie kann:

" Lass mich sofort los! Hilfe! Lass mich! Ich hab nichts gemacht!"

Dann schrumpft sie sich auf Bienengröße und schwirrt, immer noch kreischend, hoch unter die Decke. Auch Lia hat bemerkt, dass etwas mit ihrer Freundin nicht stimmt und hat angefangen, laut und wütend zu pfeifen und fliegt im Kreis um Mirari herum. Der Vogel bemerkt aber nicht, dass Kimi inzwischen längst weg ist und fängt sogar an, an den Haaren des Menschenmädchens zu picken.

Im Gegensatz zu ihrem Vogel beruhigt sich Kimiria sich langsam wieder. Versteckt in der Ecke des Raumes schwebt sie und fragt sich, wieso das Mädchen sie hochgehoben hatte.

Was will sie von mir? Ich hab ihr doch nichts getan. Sie sieht eigentlich auch gar nicht böse aus. Aber wieso hat sich mich dann in Arm genommen? Ich versteh' das alles nicht! Was ist hier nur los? Ich will hier raus! Aber die Tür ist natürlich zu, und Lia hat gar nicht gemerkt, dass ich schon hier oben bin.

Der Aufstand, den Lia verursacht hat ist natürlich nicht unbemerkt geblieben. Schon kommen ein Kobold und ein Troll auf das Mädchen und den Vogel zu. "Du schon wieder!" raunzt der Kobold Mirari an. "Nichts als Ärger machen diese Bälger. Aber wo kommt denn dieser Vogel plötzlich her?"  Lia flattert jetzt auch um den Troll und den Kobold herum.

"NEEEEIIIIIN!" schreit Kimi, als der Troll nach Lia greifen will. Allerdings hört das niemand- die Stimme einer geschrumpften Fee ist nicht sonderlich laut, und so ist es jetzt Kimi, die ihre Freundin verteidigen will und sich auf den Troll stürzt. Und da ihr nichts anderes einfällt, was sie tun könnte, um den Troll davon abzuhalten, noch einmal nach Lia zu greifen, fliegt sie zu dessen Gesicht und beißt ihn so fest sie kann ins Ohr. Es tut ihm nicht wirklich weh, aber es lenkt ihn von Lia ab und er zupft sich die Fee vom Ohr.

"Au... so war das nicht gemeint...au...", murmelt Kimiria noch, dann wird sie ohnmächtig. Verwundert starrt der Troll auf die winzige, leicht gequetschte Fee auf seiner Hand und zeigt sie dem Kobold und Mirari: " Und was jetzt? Gehört die zu dir,  Kleine? "

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Mirari am 17. März 2010, 11:10 Uhr
Miraris Glück währt nicht lange. Die Puppe, die sie gerade noch sanft wiegen wollte, fängt an wie wild zu zappeln und um sich zu schlagen. Dabei kreischt sie auch noch laut - so laut ein Wesen von der Größe einer Puppe eben kreischen kann:

<" Lass mich sofort los! Hilfe! Lass mich! Ich hab nichts gemacht!">

Bevor Mirari noch ihren Griff lockern kann, schrumpft die ,Puppe‘ in ihren Armen und schwirrt davon wie eine wütende Hummel. Das Mädchen versteht überhaupt nichts mehr, ihr Mund steht offen und sie ist auf den Boden vor der Bank gerutscht. Was war das, was hab‘ ich jetzt schon wieder falsch gemacht? War das ein Zauberwesen? Die wütende Hummel wäre vielleicht noch unbemerkt geblieben. Nun schwirrt jedoch noch ein kleiner Vogel laut zeternd und pfeifend herum, stürzt sich auf ihren Kopf und fängt an, an ihren Haaren zu zerren. Mirari versteht die Welt nicht mehr. Langsam bekommt sie Angst vor der Stadt und ihren Überraschungen, die so ganz anders sind, als sie sich es vorgestellt hat.

Und nun hat sie die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, das, was sie doch unbedingt vermeiden wollte, um noch etwas hier bleiben zu können, hier, im Warmen. Nun, es war eigentlich der dumme, kopfkranke Vogel, aber es läuft auf das Gleiche heraus, der Troll und der Kobold kommen beide her.

<"Du schon wieder!" >raunzt der Kobold Mirari an. <"Nichts als Ärger machen diese Bälger. Aber wo kommt denn dieser Vogel plötzlich her?">

Denn der sieht in dem Troll die größere Bedrohung und umschwirrt ihn jetzt, immer noch laut pfeifend. Dieser versucht, nach dem Vogel zu greifen, natürlich ohne Erfolg. Mirari ist froh, dass der Vogel von ihr abgelassen hat, sie vorerst einer Antwort enthoben und will schon aus dem Gasthaus flüchten, als noch etwas Ungewöhnlicheres geschieht. Das einer Hummel ähnelnde Wesen stürzt sich auf den Troll und packt sein Ohr! Miraris Augen weiten sich, sie ist sprachlos. Der Troll ist abgelenkt und packt seinen kleinen Peiniger.

Ein winziges Etwas, jetzt bewegungslos, liegt auf seiner Hand, als er es dem Kobold und Mirari hinhält. Der kleine Vogel kreist weiter wütend zwitschernd um die drei, doch keiner von ihnen beachtet ihn jetzt. Der Troll schaut ratlos.

<" Und was jetzt? Gehört die zu dir,  Kleine? ">

Mirari schüttelt nur stumm den Kopf. Fasziniert von dem kleinen Ding nimmt sie gedankenlos die große Hand des Trolls und zieht sie näher zu sich her, um es besser betrachten zu können. Was für ein wunderbares kleines Wesen ist das! Es schaut so lieb aus, aber auch zerbrechlich. Was ist denn das da unter ihr, so seidig glänzend, ein Mantel? Das sind die Flügel! Hoffentlich ist ihnen nichts passiert!

Fragend und plötzlich ohne Furcht shaut sie zu dem Troll auf:

„Was ist das denn?“

„Was, du kennst das nicht? Nun, sie sind  selten und ich hatte auch noch nie eine in der Hand. Das ist eine Fee in ihrer kleinsten Form.  Nun, die Frage, ob sie zu dir gehört, ist damit wohl geklärt. Mir scheint, dass eher dieser Flatterschreck ihr Verteidiger ist.“

Eine Fee! Eine Fee. Mirari wird warm ums Herz. Fee, das klingt so schön. Ihr wird bang ums Herz, was wird mit ihr geschehen? Sie schaut so verletzlich aus auf dieser großen Hand.

Der Troll kratzt sich mit seiner anderen Hand am Kopf, er weiß nicht recht, was er nun mit der Fee anfangen soll, die da ohnmächtig auf seiner Hand liegt. Vielleicht bringt eine tote Fee ja Unglück. Fragend schaut er zu seinem Kollegen, dem Kobold.  Aber der zuckt nur mit den Schultern.

„Da, nimm sie und geh raus, ich will keine tote Fee hier haben, das bringt Unglück!“ Und er hält Mirari seine Hand mit der Fee hin. Mit zitternden Händen nimmt das Mädchen die Hummel-Fee entgegen. Selbst in ihrer Hand ist sie noch klein. Wohin mit ihr? Wo sie nicht noch mehr gedrückt wird? Wo es warm ist, draußen in der Kälte?

„Und nimm den Schreihals hier auch mit!“ sagt plötzlich der Kobold zu ihr. Mirari blickt ihn erstaunt an und merkt erst jetzt, dass das Geschrei des kleinen Vogels erstickt ist. Der Kobold hält ihn unsanft in seiner Pratze.

Wohin mit dem? Ich hab‘ keine Hand mehr frei!

„Los , los, raus mit euch!“

Kurz entschlossen legt Mirari das Feechen in ihren kleinen, weichen Beutel, den sie auf ihrer Brust unter ihrer Bluse trägt. Geld ist da sowieso keines mehr drinnen. Dort ist es wenigstens warm. Und so geschützt wie nur möglich unter diesen Umständen. Der Vogel bekommt allerdings keinen so guten Platz, den steckt sie kurzerhand in ihre Rocktasche, schließlich braucht sie ihre beiden Hände frei... wie jeder gute Dieb.

Und dann ist sie wieder draußen, in der Kälte.  Der Troll hat ihr sogar die schwere Tür aufgemacht. Aber jetzt hat sie wenigstens einen vollen Bauch und sogar noch etwas Brot und Käse, den ihr der Kobold noch zugesteckt hat mit den Worten „Pass auf die Fee auf!“

Sie hat eine Fee. Zeit, einen guten Platz für die Nacht zu finden, einen besseren als bisher, denn jetzt hat sie Verantwortung für jemand anders als nur sich selbst.

Dicke Schneeflocken fallen langsam, der eisige Wind hat nachgelassen. Voll neu gefundenen Mutes schaut Mirari auf zum weiß-grauen Himmel.

---> Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 01. Mai 2010, 00:42 Uhr
3 Tage vor Inari


„Gemessen an deinem unleserlichen Schriftbild, könnte so mancher meinen, als du das schriebst, wäre nebenher ganz Roha bebend und polternd ins Reich des Namenlosen gestürzt!“

Atevora öffnet mit Schwung die Tür des Kuperkessels und stößt, schiebt, nein, tritt beinahe den Rothaarigen, gutaussehenden Bengel, der sie um einiges überragt, vor sich voran. Mit dem ersten flüchtigen Hinschauen könnte ein unaufmerksamer und unbedarfter Bürger den Anblick des Burschen mit den Hochgezogenen Schultern, und eingezogenem Hals beinahe mit dem eines geprügelten Hundes vergleichen, wäre da nicht dieser freche, schelmischbreite und schuldbewusste Grinser auf dem Gesicht des jungen Mannes.

„Guten Tag die Damen und Herren“ Begrüßt sie halbherzig und äußerst nebensächlich die Anwesenden, als sie den Kupferkessel betritt, um dann nahtlos und für ihre Verhältnisse aufgebracht, mit ihrer Rede fortzufahren:„Eine _derartige_ schauerliche Aneinanderreihung von federkiehlverbrochenen Zeichenschreckgespensten ist mir unstreitig noch nie untergekommen, ein wahrer Entzifferungsalptraum! Wenn du noch einmal versuchst mir eine solche Abfolge verkrüppelter Krähenfüße als erfüllte „Hausarbeit“ unterzujubeln.. Nein, wenn es nur das gewesen wäre..  Ich formuliere es anders: Wenn du nur noch EINMAL die Frechheit besitzt SO einen vermaledeiten lieblosen unleserlichen Dreck, von einem verschmutzten verlausten Botenjungen mit Sprachfehler bei mir abliefern und mir von ihm noch ausrichten zu lassen, dass du zur Stunde nicht kommen kannst, weil du mit dieser närrischen naiven Frau irgendwo im Stroh...“
Atevora ist vollkommen entgangen, wie bei der Erwähnung zur Zustellung irgend eines Schriftstückes durch einen Boten, einer der Kobolde eilends hinter den Tresen gehuscht ist, etwas geholt und zu ihnen aufgeschlossen hat. Nun steht er für sie plötzlich, wie aus dem Nichts, neben ihr und macht sich mit einem wenig dezentem zweiten Räuspern auf sich aufmerksam.
„Ja bitte?“ Wirft Atevora ihm eine Spur schärfer, als man es normalerweise von ihrem Tonfall gewohnt ist, entgegen. >„Lady Shin? Ein Bote hat diesen Brief hier für euch abgegeben.“<
„Wie? Ein.. hier?“ Antwortet sie im ersten Moment etwas überrascht, hat sich allerdings rasch wieder gefangen „.. ich meine, herzlichen Dank.“ und nimmt dem Kobold den Umschlag ab.

Tane wittert nun die hervorragende Gelegenheit vom gewitterlastigen Thema etwas abzulenken. >„Ein Brief, hier, für dich? Das ist neu, OHA, ist das ein Wachssiegel mit Adelswappen oben drauf? Wie interessant! Von wem ist er denn?“< Während er spricht beugt er sich halb über und versucht einen Blick auf den Briefumschlag und die Schrift darauf zu erhaschen.
„Du bist wirklich eine derart neugierige Nase. Hm, sonderbar, scheinbar ist der Brief von Lady de Winter.“
>“De Winter.. Wie? Etwa die herzige Halbelbe da, die leider in der Steinfaust arbeitet?“< Atevora schmunzelt bei der Erwähnung amüsiert und nickt zustimmend: “Ja, korrekt, und ja, ein äußerst bedauerlicher Umstand, teilweise zumindest.“
Während die weiße Mistress noch spricht, öffnet sie den Umschlag und fördert ein kleines Billet zu Tage:


Quote:
Liebe Freunde, Lehrer und Wegbegleiter!

Ich möchte die Tradition des Blumenballs am Anwesen de Winter wieder aufleben lassen
und euch hiermit zum ersten Ball nach langer Pause einladen.
Das Fest findet am 3. Grünglanz statt.

Ich würde mich sehr über euer Kommen freuen!

Eure Aurian de Winter


Am 3. Grünglanz schon? Sie kann doch nicht erst jetzt.. Rasch geht sie einige Schritte zurück um dem Kobold von vorhin eine kurze Frage zu stellen. „Entschuldigt, wisst ihr wann der Brief hier für mich abgegeben wurde?“
Einige Augenblicke scheint der Kobold inne zu halten und zu überlegen, doch dann: >„Ja, natürlich, das war vor etwa einer Woche.. oder zwei.. ja, nein eher zwei.“<
„Zwei Wochen..“ Spricht die Magierin betont langsam nach. KOBOLDE! Donnert es kurzum Lautstark durch ihre Gedanken, als wäre das Wort der schlimmste Fluch zwischen Himmel und Erde, während sie nach außen hin, wie nahezu immer, ausgenommen emotionslos bleibt. Sie Bedankt sich allerdings dann sogar noch mit einer freundlichen knappen Floskel für die Auskunft, verabschiedet sich, und setzt dann gefolgt von Tane den Weg zu ihrem Heim fort.

Dort angekommen ist das Erste was ihr „Schüler“ von ihr wissen möchte: >„Und, gehst du hin?“<
Eine gute Frage. Sie weiß es nicht. Der Ball war bereits in wenigen Tagen, davor war auch noch Inari. Dieses Inari würde sie vielleicht sogar den Sitten entsprechend feiern. Sehr wahrscheinlich sogar, doch für zusätzliche anfallende Besorgungen, Planungen oder sonstigem, fiel das Fest jetzt sehr ungünstig. Sie hatte einfach nichts passendes anzuziehen, geschweige denn eine Begleitung. Es gehörte sich nicht für eine junge Dame auf solch einer Veranstaltung ohne Begleitung zu erscheinen, und Tane, der einzige Mann der sich weit und breit eventuell dafür anbot, war wirklich alles andere als die optimale Besetzung für diese Rolle. Andererseits.. „Jemand der sich öffentlich als Lady schimpfen lässt, sollte solch einer Veranstaltung eigentlich des guten Tons wegen beiwohnen. Jedoch..“ Nun erörtert und umreißt sie dem Knaben knapp die Problematik an dem Ganzen. Der rothaarige Bursche bekommt darufhin einen Gesichtsausdruck der eigenwillig zwischen gewitzt und entschlossen schwingt: >“Ach, paperlapapp. Mach dir keinen Kopf darum, das schaukle ich, ich weiß auch schon genau die richtigen Adressen. Du gehst dort hin und aus!“<

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Sonera am 03. Apr. 2011, 21:22 Uhr
2. Silberweiß 511


Zuerst steht Sonera unschlüssig vor dem Kupferkessel, beschließt dann jedoch hinein zu gehen. Schaden kann es nicht.
Einladend sieht der Kupferkessel auf Sonera nicht gerade aus, windschief und schäbbig. Dennoch betritt die Halbelbin ihn und schaut sich um. Von innen jedoch macht es einen ganz anderen Eindruck auf Sonera, es ist gemütlich und fast wie ein zuhause. Kerzenschein und ein Feuer. Besonders angetan ist sie von dem prunkvollen Kamien der das meiste Licht spändet.
Langsam schlängelt Sonera sich rüber und betrachtet die Verziehrungen. Lange steht sie so da, berührt den Kamien nicht, schaut nur und endteckt immer mehr und detailiertere Verziehrungen.

Auf einmal öffnet sich die Tür des Gasthauses und Atevora tritt herein. Kurz schaut sie sich um und erblickt Sonera am Kamien. Sie kommt rüber gelaufen und drückt Sonera den Schlüssel in die Hand.
Endschuldigend, dass sie so viel Zeit gebraucht hat und wieder los muss, fragt sie Sonera nochmals ob sie noch den Weg zu ihrem neuen Heim finden würde. "Aber sicher doch, ich war schon ein paar Mal dort."
Atevora nickt und verabschiedet sich schnell wieder.
Gemeinsam verlassen die zwei Frauen den Kupferkessel und ohne das sich Atevora nochmal nach Sonera umdreht verschwindet diese in den verschlungenen Wegen der Tausendwinkelgasse.

Zuerst steht Sonera etwas unschlüssig herum, doch dann schlägt sie den Weg ein, die Stadt zu verlassen. Erst einmal hole ich Aeolus...

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 13. Apr. 2011, 10:26 Uhr

9. Sturmwind 511



Die einsetzende Dunkelheit hatte Avena durch die Straße Talyras getrieben, nachdem sie das Verder Tor passiert hatte. Orientierungslos was sie einfach der Straße gefolgt, bis diese vor einem Gasthaus endete. Einem sehr wiendschiefen Gasthaus, wie Avena festgestellt hatte, bevor sie sich dazu überwand, es zu betreten.
Jetzt steht sie unsicher im Türrahmen und kann sich nicht entscheiden. Erwartungsgemäß ist der Schankraum mit allerlei Menschen und Wesen überfüllt, wie es in solchen Tavernen üblich ist. Avena weiss nicht, wo sie zuerst hinschauen soll. Ihre Augen wandern über die Wand zu ihrer linken, die übersät ist mit Haken, Mänteln und Hüten, über samtene Sitzgelegenheiten und bleiben schließlich am Kamin hängen.
„Kleines, mach die Tür zu und komm herein“, ruft ihr jemand zu, aber Avena weiss nicht einmal aus welcher Richtung die Stimme kommt. Zuviele Eindrücke stürzen auf sie ein. Intuitiv entscheidet sie sich dagegen ihren Mantel an einen der Haken zu hängen und bahnt sich einen Weg durch den Raum. Schließlich findet sie einen freien Tisch direkt vor dem Kamin und lässt sich erschöpt auf den samtenen Stuhl fallen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 19. Apr. 2011, 18:05 Uhr
Mit unaufhörlichen schnellen Schritten kommt der Sommer näher.
Atevora war davon alles andere als begeistert. Viel zu viele wesentlich zu lange Tage mit überreichlich Sonne. Vermutlich würde die Shin dem Sommer nicht so ambivalent gegenüberstehen, wenn er ihr Leben nicht derart erschwerte und einschränkte. Die Dämmerstunden, sowie die Nacht waren zu kurz und die Strahlen des Shenrahs Auge zu kräftig, alsdass sie eine Wolkendecke genügend abbremsen, und Atevora sich somit frei entfalten könnte. Ständig floh sie vor des Sommers Licht, immerzu in Gefahr sich schlimme Verbrennungen zuzuziehen, nur weil sie bei Tage auf die Straßen hinaustreten musste.
Nun, es gab glücklicherweise Salben und andere Mittelchen, welche ihre Haut ein wenig schützten, und ihr die Jahreszeit ein wenig erleichterten, doch diese waren horrende Kostspielig, immer viel zu rasch aufgebraucht und nicht regelmäßig zu beziehen.

Straffen Schrittes, die Schneeeule auf dem Arm und die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, sodass sie kaum mehr als den Boden unmittelbar vor ihren Füßen erkennen kann, überquert Atevora den Rand des großen offenen und schattenarmen Marktplatzes. Unbeirrt hält sie auf ein hohes schmales Speicherhaus vor sich zu.
Dort angekommen öffnet Atevora mit ihrer freien und mit weißen Handschuhen bedeckten Hand, mit Schwung die Tür, sodass Via kurz aufflattert um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Gefolgt von Shafir, ihrem großen schwarzen Bärenhund mit der weißen Schwanzspitze, der sich durch den Spalt der zufallenden Tür hindurch mogelt, tritt die Eismaid ein.
Ausgesprochen kurz blicken einige der Gäste im Inneren des Raumes zum Eingang. Allerdings ist die seltsame zierliche Frau, meist gekleidet in weiß - wie auch heute wieder - samt ihrem Vogel längst kein unbekannter Anblick mehr, und so wenden sie den Blick wieder ab und setzen fort mit dem was sie zuvor taten, sei es essen, tratschen, lesen, oder gar grimmig Löcher in die Luft zu starren.

Bei einem knappen Rundblick stellt Atevora unerfreut fest, dass der Kupferkessel zur Ausnahme heute fast ungewöhnlich gut besucht ist, und dieses Mal tatsächlich ausnahmslos alle Tische besetzt sind. Jene Plätze, die noch frei sind, wirken fast allesamt wenig einladend. Da sind an einem Tisch beispielsweise Brorkomb und Clum, die wenig begabten und  - Atevoras Beurteilung nach - etwas vertrottelten Lehrlinge eines schrulligen Magiers, der sich dem Handwerg der magischen Schriftrollen verschrieben hat, hier ein reichlich bitter an die Wand stierender Mann, dort ein schmachtendes Liebespaar, und so beschließt die weißte Mistress ihr Glück bei dem Tisch direkt vor dem Kamin zu versuchen. An ihm sitzt eine junge Frau, welche Atevora hier noch nie gesehen hat. Gefolgt von ihrem treuen Hund steuert Atevora auf die Person zu, der noch teilweise verräterisch der Staub der Straßen auf den Kleidern liegt. Vermutlich war sie erst kürzlich in der Stadt eingetroffen.
„Entschuldigt, ist an dem Tisch womöglich noch ein Platz frei? Ist es euch Recht, dass ich euch kurz meine Gesellschaft aufbürde und mich zu euch setze?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 20. Apr. 2011, 16:53 Uhr
Avena ein erschrockenes Zusammenzucken ihres Körpers nicht verhindern. Gerade hatte sie noch in Gedanken versunken vor diesem seltsamen Kamin gesessen, als etwas großes, schwarzes herreingehuscht kam. Sie will sich gerade einreden, dass ihr wohl der Schattenwurf des Kaminfeuers einen Streich gespielt hat, als eine sehr blasse Frau in ihrem Blickfeldt auftaucht.
<„Entschuldigt, ist an dem Tisch womöglich noch ein Platz frei? Ist es euch Recht, dass ich euch kurz meine Gesellschaft aufbürde und mich zu euch setze?“>
Avena spürt, wie sich ihre Augen vor Überraschung weiten, sie hatte nicht erwartet so schnell angesprochen zu werden. Dafür hatte ihr Vater ihr zu oft eingeschärft, dass die Stadtbewohner so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um sich um sie zu kümmern. Aber auch die Gebote der Höflichkeit hatte er ihr beigebracht, an die sich nun erinnerte. Scheu senkt Avena den Blick, um die Frau nicht anzustarren.
„Natürlich, setzt euch doch. Ich habe nichts gegen ein wenig Gesellschaft.“ Für einen Augenblick ist Avena, von sich selbst überrascht. Sie hatte zwar  einiges über den Austausch von Höflichkeiten gelesen, aber nun, da sie im Begriff war dieses theoretische Wissen auch anzuwenden, kommt sie sehr unwissend vor. Nicht nur unwissend, sondern auch staubig. Die helle Kleidung ihrer Gegenüber, hebt den Reisestaub auf ihrem Umhang unwillkürlich hervor. Mit fahrigen Bewegungen versucht sie den Staub von ihrem Umhang zu klopfen.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 20. Apr. 2011, 19:43 Uhr
Die Frau zuckt erschrocken zusammen, kaum dass sich ihr noch kurz zuvor etwas gedankenverloren, abwesende Blick auf Atevora richtet. Mit nahezu von Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrt sie die Magierin an. Wie toll. Vielleicht wäre es doch besser gewesen sich zu Brorkomb und Clum zu setzen? Überlegt die Shin im ersten Moment. Wenn sie allerdings nur Ansatzweise daran denkt, welche geistig überaus hochragend und anspruchsvolle Thematiken ausgehend von den Beiden Idioten an sie branden würden, erscheint ihr der Gedankenfunken geradewegs wahnwitzig. Sie war durchaus nicht abgeneigt sich über diverses in magischen Bereichen zu unterhalten, doch so trivialen Mumpitz den die Zwei - neben noch viel unsinnigeren privaten dummen Zeug, das einfach niemand hören, geschweige denn auch nur ansatzweise wissen wollte; miteinander austauschten, würde nur Mordlust in ihr aufkochen lassen. Zudem, sie war solche Reaktionen ihr gegenüber ohnehin ausgiebig gewohnt. Was hatte sie von einer Frau, die offenbar neu in der Stadt war auch schon anderes erwartet? Sie ist schließlich alles Andere als ein besonders alltäglicher Anblick. Also dann, bitteschön, das hier ist ein Vorgeschmack darauf, was dir Neuankömmling so alles an Absonderlichkeiten in dieser Stadt noch begegnen mag.
>„Natürlich, setzt euch doch. Ich habe nichts gegen ein wenig Gesellschaft.“< Ringt sich die Frau schließlich zu einer höflichen Antwort durch.
„Habt Dank.“

Etwas schlaff hält die Lady in Weiß ihren Arm über den Tisch und Via nimmt kurz aufflatternd darauf platz, bevor Atevora einen Sessel zurückzieht und sich darauf niederlässt. Um Shafir braucht sich die weiße Mistress nicht extra zu kümmern, er trottet einfach halb unter den Tisch und legt sich einfach artig und träge neben seiner Herrin Beine auf den Boden.
Die Frau, welche Atevora nach knapper Betrachtung an die 18 höchstens 20 Sommer schätzt, scheint sich in der Magierin Gegenwart nicht besonders behaglich zu fühlen. Eindeutig ein wenig angespannt versucht sie sich fahrig ein wenig des Staubes der Reise auf ihren Kleidern zu entledigen. Abschätzig wandert bei dem Gestus Atevoras Augenbraue in die Höhe. Sie schweigt allerdings vornehm.
Das etwas beklommene Schweigen wird knapp darauf kurzum von einem der bedienenden Kobolde des Gasthauses durchbrochen:
>„Ah, guten Tag Mylady Shin. Heute gar nicht bloß am durchqueren?“<
In atevoratypischer Manier, getragen voller Wortgewandtheit und Eloquenz antwortet sie: „Offensichtlich.“
Ja, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Außer vielleicht..: “Ich habe beschlossen hier heute zu Mittag zu essen.“ Auch wenn es dazu vielleicht bereits ein wenig spät ist.
>“Aah! Ich denke wir haben heute sogar ein Gericht, das bestimmt ganz nach eurem Geschmack ist.“<
„So..?“ Entgegnet Atevora ungemein begeistert, überaus wortreich und so gesprächig wie eh und je.
>“Es gibt feine Kräuterschnecken, ganz frisch, die Ersten in diesem Jahr, und dazu ein Puls mit getrockneten Pilzen!“
Anderen würde sich nun vermutlich der Magen umdrehen, doch der Kobold hat mit seiner Einschätzung getroffen. Außerdem war der Kupferkessel, für seine zuweilen etwas eigenwilligen – aber, wie Atevora bereits wusste, beleibte nicht undelikaten – Gerichte bekannt, sofern sich jemand traute sie zu ausprobieren, und nicht schon herrlich grün im Gesicht anlief, wenn er sie nur offeriert bekam. „Hört sich gut an. Ja bitte.“
>“Und was wollt ihr dazu zum trinken?“<
Atevora bestellt einen verdünnten hellen Schankwein.
>“Und was darf’s fürs junge Fräulein sein“?< Wendet sich der Kobold schließlich an Atevoras Tischgesellschaft, die scheinbar erst kurz vor der Shin den Platz besetzt und ebenfalls noch nichts bestellt hatte.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 21. Apr. 2011, 18:45 Uhr
Ganz langsam beruhigt sich ihr Herzschlag wieder und Avena kann durchatmen. Glücklicherweise scheint ihr unhöfliches Verhalten der weißen Lady nicht aufgefallen zu sein, oder sie bevorzugt es aus Höflichkeit zu schweigen. Beides ist Avena recht. Sie beeilt sich ihre Kleider zu ordnen. Dabei hört sie nur mit halbem Ohr dem Gespräch zwischen ihrer Tischgesellschaft und dem Kobold - der scheinbar die Rolle des Wirtes übernommen hat – zu.
<“Und was darf’s fürs junge Fräulein sein“?> Sie hätte eigentlich auf diese Frage gefasst sein sollen, doch Avena hatte noch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Gleichzeitig kommt sie sich ziemlich dumm vor, sich von dieser selbstverständlichen Frage irritieren zu lassen.
Hatte er nicht irgendetwas von Kräutern  und Pilzen gesagt? Dabei kann man ja wohl kaum etwas falsch machen.
„Ich nehme dasselbe, bitte. Und einen Krug Bier, bitte.“ Der Kobold – der seine Rolle als Wirt tatsächlich ernst zunehmen schien - bedankt sich für die Bestellung, dann wuselt er mit schnellen Schritten in die Richtung in der Avena die Küche vermutet.
Plötzlich wird Avena bewusst, dass sie wohl etwas zu ihrer Tischgesellschaft sagen sollte. Ihr Blick gleitet an der Eule vorbei, die es sich auf dem Arm ihrer Besitzerin bequem zu machen schien. Avena weiß nicht, ob ihr das seltsam vorkommen sollte oder nicht. Aber sie hatte sich darauf vorbereitet allerlei Seltsamkeiten in Talyra zu begegnen – wozu wohl auch ein Koboldwirt gehört-. Außerdem will sie nicht noch unhöflicher erscheinen oder gar die Dame beleidigen. Daher versucht sie den Eindruck zu erwecken, dass weiße Eulen auf Armen und schwarze, riesige Hunde unter Tischen in Tavernen völlig normal für sie sind.
„Entschuldigt meine Unhöflichkeit. Ihr hab mich etwas überrascht. Da wir offensichtlich gemeinsam speisen möchte ich mich zumindest vorstellen. Meine Name ist Avena.“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 22. Apr. 2011, 15:29 Uhr
> „Ich nehme dasselbe, bitte.“<
Erstaunt richtet sich Atevoras Blick auf die Frau. Das hatte sie nun nicht erwartet. Das Fräulein wirkte eher so, als wäre sie erst knapp der Zeit der Grießbreimahlzeit aus der elterlichen Küche entwachsen, und nicht wie eine Person, die gerne wagemutig seltsame Koboldgerichte austestete. Andererseits, wer als sie selbst könnte, oder sollte, es besser wissen, dass das Aussehen nur all zu oft trügt? Sie selbst sah weit jünger und von der Statur her zudem wesentlich harmloser aus als sie tatsächlich war. Wäre sie nicht bleich wie der Tod und mit fast schlohweißem Haar, ähnlich einem Kind des personifizierten Schreckens, würde man sie vermutlich als so überaus gefährlich wie ein neugeborenes Hundebaby einschätzen. Es wäre so erquickend, würde sie noch einen Hauch mehr unterschätzt, als gelegentlich von manch groben Hohlköpfen jetzt schon.
Wie auch immer, die Magierin ahnt jedenfalls nicht, dass Avena damit beschäftigt war mit ihrer Unsicherheit zu ringen und sich in Selbstkritik zu üben, und nun nicht ahnte was sie bei ihrer Bestellung eigentlich erwartete.

Kaum ist der Kobold in Richtung Küche verschwunden, richtet die Unbekannte das Wort an Atevora: >„Entschuldigt meine Unhöflichkeit.“< Unhöflich? Wegen des Starrens? >“Ihr hab mich etwas überrascht.“ < Soso, tatsächlich.. > „Da wir offensichtlich gemeinsam speisen möchte ich mich zumindest vorstellen. Meine Name ist Avena.“<
„Avena? - Interessant.“
Ein wenig verwundert schaut sie Avena an, doch der Mimikanflug ist rasch wieder verschwunden. Sie hatte noch nie einen Menschen getroffen, dessen Vorname ihrem derzeit gebrauchten so ähnelt. Sie hatte angenommen der Name wäre eher in Ambar und Umgebung gebräuchlich, denn hier.
Atevora ihrerseits unterlässt es sich ebenfalls vorzustellen. Sie erachtete es als nicht mehr notwendig, schließlich ist der für ihre Person meist verwendete, oder bekannteste Name vorhin bereits gefallen.
„Inwiefern Unhöflich? Wegen des starrens? Sorgt euch nicht, ich denke jemand wie ich kann nicht damit rechnen nicht im ersten Augenblick unhöflich angestarrt zu werden, nicht wahr?“
So war die höfliche Entschuldigung mit einem freundlich entgegenkommenden Satz vergolten. Normalerweise würde die Shin es jetzt vorziehen das Gespräch als beendet anzusehen, bevor es noch überhaupt wirklich begonnen hat. Doch die Eismaid beschließt die Gelegenheit zu nutzen und sich in leichter Konversation zu üben. Schließlich beherrschte sie das nicht sonderlich, und der Versuch etwas Routine zu gewinnen konnte nicht schaden.
„Ich habe euch noch nie im Kupferkessel gesehen. Verzeiht wenn ich so offen heraus frage, doch ihr seht so aus als währt ihr neu in der Stadt? Was führt euch nach Talyra?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 23. Apr. 2011, 15:19 Uhr
<„Ich habe euch noch nie im Kupferkessel gesehen. Verzeiht wenn ich so offen heraus frage, doch ihr seht so aus als währt ihr neu in der Stadt? Was führt euch nach Talyra?“>
Avena war aufgefallen, dass ihre Tischgefährtin sich nicht vorgestellt hatte, sich aber als Lady Shin hatte ansprechen lassen. Die junge Frau versuchte auch das aus Höflichkeit als Selbstverständlich hinzunehmen. Schweigen erscheint ihr in diesem Fall einfacher.
„Nun, Lady Shin …“, sie betont den Namen nicht mehr als die anderen Worte auch, nur um zu beweisen, dass sie die Kunst der Konversation beherrscht – zumindest theoretisch. „ … meine Eltern haben mich hergeschickt, damit …“ Ihr eigener Gedanke unterbricht sie. Soll ich einer Unbekannten meine Träume verraten? „ … damit ich etwas lerne. ‚Für das Leben und das was danach kommen mag’ wie man so sagt. Mein Vater brachte mir lesen und schreiben bei, damit ich im Haus der Bücher die Schriften studieren kann.“
Als Avena überlegt, ob sie noch etwas hinzufügen sollte bringt der Kobold – von dem sie inzwischen sicher ist, das er tatsächlich der Wirt ist - das Essen. Verführerisch steigt ihr der Duft von Kräutern und Pilzen in die Nase. Aber zunächst greift sie zu ihrem Krug und nimmt einen tiefen Schluck des dünnen Bieres. Der Reisestaub hatte sich sogar in ihrer Kehle verfangen, ohne dass es ihr bewusst gewesen war. Erst dann greift sie zu der groben Holzgabel, die der Kobold für sie mitgebracht hatte. Zwischenzeitlich bringt der Wirt auch das Bestellte für Lady Shin, sodass Avena sich höflich damit begnügt in ihrem Essen zu rühren. Was im flackernden Licht des Kamins zum Vorschein kommt, bringt sie aus der Fassung. Schnecken? Unsicher wandert ihr Blick zwischen ihrem Teller und ihrer Gabel hin und her, als ob sie zunächst beides nicht in einen Zusammenhang bringen kann und schon gar nicht mit ihrem Magen. Plötzlich erinnert sie sich an einen Aushang, der über die „schmackhaften Pilzgerichte“ im Kupferkessel berichtete. Schmackhaft?[/i} Um ihre Überraschung – oder eher Entsetzen - zu verbergen wendet sie sich ihrer Gegenüber zu, die von dem Gericht durchaus angetan zu sein scheint, zumindest betrachtet sie es weitaus gelassener als sie. Todesmutig spießt Avena eine der Schnecken mit der Gabel auf, schafft es irgendwie die Schale mit zwei Fingerspitzen von dem toten Tier zu bekommen und kaut schließlich atemlos darauf herum. [i]Nicht atmen, Avena, dann schmeckst du es weniger, redet sie sich in Gedanken Mut zu und schluckt es schlussendlich doch noch herunter. Ein paar Sekunden verstreichen indenen sie auf das Ende allen Seins wartet. Aber als sie dann immer noch lebend am Tisch sitzt fragt Avena mehr um sich abzulenken, als aus Interesse:
„Was ist mit euch? Haltet ihr euch schon lange in Talyra auf?“

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 25. Apr. 2011, 21:24 Uhr
Behände serviert der Kobold die Getränke unterdessen die junge Frau antwortet.
Atevora entgeht nicht, dass Avena mitten im Satz kurz stockt und mit den Worten hadert. Sie ist also gekommen um im Haus der Bücher ihren Horizont zu erweitern. Oder vielleicht doch eher um eine Anstellung zu bekommen? Viele Worte, dennoch unkonkret..Viele würden der Frau nun aus wahrem Antrieb, oder als bloße Platitüde viel Erfolg und Glück wünschen. Atevora war die Frau und ihr Lebensweg allerdings überaus gleichgültig, und eigentlich hatte sie auch kein Interesse daran voll Falschheit und mit farblosen Worten zu suggerieren es wäre anders.
Glücklicherweise ist in dem Moment der Kobold heran und befreit die Shin aus dieser kleinen Misere indem er das Essen serviert.
Damenhaft bedeutet sie dem Kleinen mit einer sachten Geste den Teller zuerst bei ihrer Tischpartnerin und erst danach das Gericht bei ihr niederzustellen.

Das Mittagsmahl ist sehr adrett und liebevoll angerichtet. Auf einem langem Holzbrett liegen die Schnecken oval angeordet, übergossen mit einer schmackhaften Kräuterbuttersauce und daneben, mit der Schöpfkelle hübsch rund in Form, gebracht die sämig gekochte Gersten-Hirse-Beilage mit aromatischen Pilzen. Verführerisch steigt Atevora der Duft von Knoblauch, Petersilie, zerlaufener warmer Butter und Steinpilz in die Nase und so hält sich die Magierin nicht lange damit auf ein wenig beherzt angebrochenes Gespräch fortzusetzen, sondern greift kurzerhand zur Gabel und zieht damit die Schnecke aus ihrem Haus.
Während die Shin den ersten Bissen hinunterschluckt, blickt sie zu ihrem Gegenüber auf und bemerkt, dass dieser von dem Mahl so gar nicht angetan scheint. Sie wirkt fast schon schockiert. Amüsiert verfolgt die Magiern, wie die Frau steif zur Gabel greift, mit zwei Fingern verkrampft die Schecke packt und versucht diese irgendwie aus der Kalkhülle zu lösen. Atevora ist dabei überrascht, dass ihr die Schnecke dabei nicht geradewegs aus den Fingern flutscht und versehentlich quer durch den Schankraum fliegt. Soll ich dem noch eines draufsetzen? Überlegt die weiße Mistress fast schon belustigt, während ihr Gegenüber mit angehaltenem Atem das erste Stück des Mittagessens hinunterwürgt. Köstlich nicht wahr? Sie verkneift sich die kleine Bosheit, nur ein kühles schmales Schmunzeln umspielt einen Augenblick lang ihre Lippen, bevor Atevora den Blick wieder abwendet und sie sich wieder ihrem eigenen Mahl widmen möchte.
Atevora fischt gerade den nächsten Happen aus der nicht essbaren Umhüllung, als ihr Gegenüber wieder das Wort an sie richtet:
>„Was ist mit euch? Haltet ihr euch schon lange in Talyra auf?“< Die Magierin macht sich nicht die Mühe mit ihrer Bewegung inne zu halten und schaut, unterdessen die Frau spricht, auch nur kurz auf. „Ja und Nein.“ Ist das einzige das sie darauf als Antwort präsentiert. Auf den Blick Avenas hin beschließt Atevora die Aussage gnädiger Weise zu erörtern. „Lang wohl für eines Menschenkindes Sinn, und nicht länger als ein unbedeutender Atemzug für einen Elben.“
Es wird Zeit vom Thema abzulenken..
„Sind es spezielle Schriften die Ihr zu studieren gedenkt? Sind es verschiedene Sprachen? Alte Werke? Oder das wonach euch beim Ansichtig werden beliebt? Oder strebt ihr eher nach einer generellen Anstellung und tiefergehenden Lehre in den Künsten der Kalligrafie und Buchbinderei? Es ist nicht immer leicht als Lehrling oder volle Arbeitskraft eingestellt zu werden, besonders nicht im weithin bekanntem Haus der Bücher, habt ihr denn womöglich das Glück zum Ebnen des Weges ein Empfehlungsschreiben vorweisen zu können?“


Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 06. Mai 2011, 16:08 Uhr
Instinktiv spürt Avena das ihre Tischpartnerin, was ihren eigenen Aufenthalt in Talyra angeht, nicht gerade gesprächig ist. Sie beschließt nicht näher darauf einzugehen, sondern sich weiterhin mit den gekochten Tieren auf ihrem Teller zu beschäftigen. Offensichtlich hatte der Aushang, was die Pilzgerichte anging, die Wahrheit verkündet. Schade findet Avena es nur, dass er mit keinem Wort die Schnecken erwähnt und eine entsprechende Warnung ausspricht. Wer wusste schon, woher der Kobold die Zutaten für seine Gerichte bezog. Avena beschloss nicht näher darüber nachzudenken, bevor ihr der Appetit noch mehr verging. Demonstrativ pult sie eine nach der anderen aus ihrer gewundenen Hülle und muss zugeben, dass sie nicht so furchtbar schmecken, wie sie aussehen. Zusammen mit den Beilagen fällt die eher seltsame Konsistenz ihr weniger auf und macht die Kriechtiere einigermaßen essbar
So wenig Lady Shin von sich preisgeben will, umso mehr scheint sie sich für Avena zu interessieren. Vielleicht will sie mich auch nur von dem vorherigen Thema ablenken, aber mir soll es gleich sein, geht es Avena durch den Kopf. Jede Gesprächsthematik, die ihre Tischgesellschaft davon abhält ihr beim Essen zuzusehen ist ihr recht. Soweit die Schnecken ihre Aufmerksamkeit freigeben lauscht sie aufmerksam den Fragen der weißen Dame.
<„Sind es spezielle Schriften die Ihr zu studieren gedenkt? Sind es verschiedene Sprachen? Alte Werke? Oder das wonach euch beim Ansichtig werden beliebt? Oder strebt ihr eher nach einer generellen Anstellung und tiefergehenden Lehre in den Künsten der Kalligrafie und Buchbinderei? Es ist nicht immer leicht als Lehrling oder volle Arbeitskraft eingestellt zu werden, besonders nicht im weithin bekanntem Haus der Bücher, habt ihr denn womöglich das Glück zum Ebnen des Weges ein Empfehlungsschreiben vorweisen zu können?“> Während die Shin spricht spült Avena eine Gabel voll Gersten-Hirse mit ihrem Dünnbier hinab und überlegt, wieviel sie von sich preisgeben möchte.
Wahrscheinlich sind ihr die Antworten sowieso egal. Vater würde das für die Hochnäsigkeit der Städter halten. Avena lächelt bei diesem Gedanken, bevor sie sich zu einer angemessenen Antwort finden kann.
„Nein, spezielle Schriften habe ich nicht im Sinn. Sofern ich die Erlaubnis erhalte möchte ich gerne soviele Zeilen wie möglich studieren. Leider bin ich nicht allen Sprachen mächtig die in den Immerlanden gesprochen werden. Ich werde schauen zu welchen Werken mich die Neugier treibt.“ Avena beschließt lieber nicht ihr eigentliches Vorhaben zu erwähnen, die kühle Fassade der Shin lässt sie vorsichtig werden. Außerdem bin ich gerade erst hier angekommen. Wer weiß was der morgige Tag noch bringt?

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 09. Mai 2011, 13:43 Uhr
Während Shafir friedlich unter dem Tisch döst und ihr Gegenüber lustlos die Schnecken aus der Schale pult, genießt Atevora das Essen in vollsten Zügen. Der Kobold hatte sie gut beraten mit dem Gericht, es schmeckt vorzüglich, zumindest Atevoras Empfinden nach. Die Shin kann sich noch an damals erinnern, als Salmakes die kleinen, völlig zu unrecht, unterschätzten Tierchen extra teuer von weit her transportieren ließ um sie schließlich zu einer exquisiten Speise werden zu lassen. Besonders die Schnecken aus einem Gebiet nahe einer kalkhaltigen Felsregion in Gríanàrdan waren besonders schmackhaft, und es gab dort sogar eine Ortschaft, die sich ganz auf den Export dieser kleinen schleimigen Köstlichkeiten spezialisiert hat und davon ausnehmend gut lebte.

Während Atevora schlemmt, und beiläufig der zaghaften Antwort der zurückhaltenden Frau namens Avena lauscht, beginnt sich Via für die Mahlzeit zu interessieren. Zuerst, ganz verhalten und unauffällig, rückt sie näher an der Magierin Teller heran. Plötzlich nutzt sie einen unaufmerksamen Moment, schnappt nach einer der Schecken, ist ungeschickt und schießt das gekochte Weichtier versehentlich vom Tisch. Ruckartig folgt Atevora mit den Augen der Flugbahn der Schecke, die gegen Shafirs Schnauze donnert. Erschrocken fährt der Hund in die Höhe, stößt mit lautem Rumpeln mit seinem gewaltigen Kopf gegen den schweren Tisch, dass dieser richtiggehend bebt und Via kurz aufflattern lässt. Ein lautes Winseln ertönt und der Bärenhund vergräbt mit eingezogenem Schwanz seinen großen Kopf Halt suchend in der Magierin Schoß.
Die Shin bemerkt dabei aus den Augenwinkeln einen tadelnden Blick des Koboldes und sieht daraufhin Via giftig an, die, als hätte sie sich überhaupt nichts zu Schulden kommen lassen, vollkommen desinteressiert in Gefieder ordnet.
Die Magierin seufzt innerlich, legt ihr Besteck zur Seite und hebt Shafirs Kopf an, streichelt ihm beruhigend über die massive Schnauze und begutachtet, ob er sich ernsthaft verletzt haben könnte. Dem scheint glücklicherweise nicht so zu sein. Ungelenk hebt sie darum anschließend die abhanden gekommene Malzeit auf, und legt sie neben das Teller auf den Tisch, bevor sie sich bei Avena für den kleinen Zwischenfall entschuldigt: „Entschuldigt den kleinen Aufuhr, Via ist leider oft etwas unberechenbar...“

Einigermaßen zügig setzt sie fort das Teller zu leeren, damit Via weniger Zeit bleibt vielleicht wieder auf die Idee zu kommen sich noch einmal davon zu bedienen.
Glücklicher Weise verläuft die restliche Mahlzeit ohne Zwischenfälle. Shafir fühlt sich wohl den Kopf auf Atevoras Schoß liegen lassen zu dürfen, die Eule sitzt regungslos, wie eine Statue an der Tischkante und ihr Gegenüber würgt ebenfalls soeben die letzten Bissen hinunter. So winkt Atevora der Bedienung heran um ihre Rechnung zu begleichen und bezahlt mit großzügigem Trinkgeld.
„Nundenn, es hat mich gefreut eure Bekannschaft zu machen.“ Richtet Atevora das Wort schließlich wieder floskelhaft an Avena. „Womöglich begegnen wir uns einmal wieder, bis dahin wünsche ich euch viel Erfolg auf euren Wegen und bei der Umsetzung eurer Wünsche.“ Bei dem Satz lässt Atevora mit einem Handzeichen die Eule wieder auf ihrem Arm Platz nehmen „Gehabt euch wohl.“ Steht auf, und verlässt nach einem allgemeinem „Auf Wiedersehen!“ zu Wirt und Gästen das Gashaus in Richtung Tausendwinkelgasse.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Avena am 15. Mai 2011, 14:25 Uhr
<„Entschuldigt den kleinen Aufruhr, Via ist leider oft etwas unberechenbar...“>
Avena versucht ihr Lächeln nicht ganz so schadenfroh aussehen zu lassen, wie es sich für sie anfühlt. Die kindliche Seite in ihr findet es sogar sehr amüsant, die so frostig erscheinende Lady Shin so aus der Fassung gebracht zu sehen. Aber bevor ein lautes Lachen ihre Lippen verlassen kann, wendet sie sich wieder konzentriert ihrem eigenen Teller zu. Im Grunde ist sie den Tieren dankbar für diesen Zwischenfall, denn er erspart ihr weitere Fragen, die sie weder beantworten noch stellen will.
Fasziniert schaut sie der weißen Dame zu, die die „Köstlichkeiten“ auf ihrem Teller wirklich zu genießen scheint. Dabei entgeht ihr natürlich nicht, dass diese nach der tierischen Komödie wesentlich eiliger zu Essen scheint. Hoffentlich habe ich sie nicht verstimmt, ganz unerwartet formt sich dieser Gedanke, aber es wird wohl wegen der Eule sein. Als sie mit der Gabel wieder etwas von dem Beilagenbrei aufnehmen will, stellt Avena fest, dass sich ihr eigener Teller überraschend schnell geleert hat. Ihre Erleichterung darüber versucht sie zu verbergen. Dennoch muss sie sich eingestehen, dass die Schnecken besser schmecken, als sie Anfangs angenommen hatte. Aber so genießen, wie es Lady Shin getan hatte, würde sie sie wohl nie können.

Nur noch wenige gefüllte Kalkhüllen liegen auf Avenas Teller, als die weiße Dame dem Wirt den passenden Betrag und ein angemessenes Trinkgeld abzählt und kurz danach aufsteht.
<„Nun denn, es hat mich gefreut eure Bekanntschaft zu machen.“>
„Mich freut es ebenfalls, dass ihr mir bei dieser Mahlzeit Gesellschaft geleistet habt, Lady Shin.“
<„Womöglich begegnen wir uns einmal wieder, bis dahin wünsche ich euch viel Erfolg auf euren Wegen und bei der Umsetzung eurer Wünsche.“>
„Vielen Dank. Gute Wünsche sind immer gern gesehen.“ Höflich nickt sie der Dame zu. „Ich wünsche euch ebenfalls alles Gute.“ Mehr kann Avena nicht mehr sagen, denn schon ist die Eule (deren Namen sie vergessen hat) auf den Arm der Shin geflattert und diese verabschiedet sich mit einem höflichen: <„Gehabt euch wohl.“>, welches Avena erwidert.

Nachdenklich blickt Avena der weißen Frau nach, denkt noch einmal an das nichtssagende Gespräch mit ihr während sie die letzten Schnecken vertilgt. Erst dann winkt auch sie dem Kobold, um ihre Mahlzeit zu bezahlen. Sorgfältig zählt sie die Kupfermünzen aus ihrem Beutel ab und legt sie ihm auf den Tisch. Während dieser sie nachzählt und in seinem eigenen, schmutzigen Geldbeutel verschwinden lässt, überlegt Avena was zu tun ist. Erstmal brauche ich eine Übernachtungsmöglichkeit. Kurz denkt sie daran den Kobold zu fragen, ob der Kupferkessel auch Quartiere anbietet, doch ein Blick auf die übrigen Gäste, die überwiegend aus angetrunkenen Männern bestehen, lässt sie diesen Gedanken wieder verwerfen. Stattdessen verabschiedet sie sich mit einem allgemeinen: „Gehabt euch wohl“ und verlässt den Kupferkessel, um die Straßen der Stadt zu betreten.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 31. Aug. 2011, 18:56 Uhr
Ende Beerenreif


Träge und steif steigt Atevora aus der Kutsche und streckt im Freien den Rücken, sodass sic einige Wirbeln knackend wieder in die richtige Position zurück schieben. Shafir, der ihr artig aus der Kutsche heraus gefolgt ist, richtet die Ohren nach vorne und legt den Kopf schief und blickt sie fragend an. Solch seltsamen Geräusche ist er von seiner Rudelchefin nicht gewöhnt.
Die Reise verlief – natürlich bis auf das grausame Wetter, welches das Vorankommen oft äußerst erschwerte und verlangsamte, weshalb sie nun entgegen ihrer ursprünglichen Planung erst ende und nicht bereits Anfang Beerenreif in Talyra ankommt, ohne Komplikationen. Alles blieb ruhig, vermutlich auch dank des Rufes der Söldner die als Begleitschutz in ihren Diensten standen. Die Kontrolle der verschiedenen Gutshöfe und Liegenschaften verlief zudem äußerst zufriedenstellend. Die neuen Verwalter taten ihre Arbeit gewissenhaft, und die Belegschaft machte ebenfalls einen sehr korrekten und arbeitsamen Eindruck. Da gab es kaum etwas zu beanstanden. Außerdem war es immer wieder amüsant zu sehen wie sich die Köpfe ehrfürchtig und devot und mit furchtsamen Blicken vor ihrer Erscheinung neigten, oder ihr mit Achtung und Ergebenheit entgegentraten und sich alle bestens bemühten alles zu ihrer Zufriedenheit zu erfüllen. Ganz anders als hier, wo sie in der Oberwelt als sonderbare Exzentrikerin galt und größtenteils Übel nachredete.
„Bald ist es geschafft.“ Bald ist sie zu Hause, zumindest soweit sie irgend einen Ort auf dieser Welt als solches bezeichnen kann, denn heimisch fühlt sie sich nirgendwo wirklich. Wurzellos..
Doch daran denkt sie nicht. Statt dessen freut sie sich bereits auf ein ausgiebiges Bad. Nicht etwa, dass sie besonders verschwitzt wäre, oder schon kilometerweit gegen den Wind müffeln würde, nein weit gefehlt, und dennoch fühlt sie sich nach der letzten Etappe mit der Kutsche schmutzig und staubig und bereit für die fachgerechte Benutzung eines Zubers. Ein wohliges Gefühl breitet sich in ihrem Inneren aus, als sie an ihren Badezuber in Kombination mit warmen Wasser und duftender Seife denkt. Doch bevor sie diese Vorzüge genießt, sollte sie am Markt – schließlich ist sie schon einmal hier – alle nötigen Besorgungen tätigen, denn in ihrer Wohnung ist nichts essbares zu finden. Das heißt wenn sie vom Mehl, Verjus, Honig und einigen Gewürzen absieht. Während ihr Blick kurz über den Markt schweift, überlegt sie, was sie auch alles in den kleinen Krämer- und Greißlerläden in der Tausendwinkelgasse bekommen kann, damit sie die Waren dann nicht so weit tragen muss, und was sie nur am Marktplatz erstehen kann. Bei den Gedanken an die Nahrungsmittel macht sich unversehens ihr Magen bemerkbar. Kein Wunder, sie hatte, wie so oft, nicht einmal ein vernünftiges Frühstück zu sich genommen. So überlegt sie, ob sie nicht vielleicht im Kupferkessel ein zünftiges Mal zu sich nehmen sollte. Die Alternative wäre Einkaufen, alles in die Wohnung schleppen, und das Feuer Anfachen bevor sie in den Genuss kommt ihre zweifelhaften Kochkünste zu strapazieren. Sofern es denn dann überhaupt dazu kommt, denn meist – sie kennt ihr Leben in der Weltenstadt schon zu genüge – kommt doch immer wieder etwas dazwischen.
Die Entscheidung ist gefallen. Kurz sieht sie sich noch nach einem Lebenszeichen ihrer Eule um, doch wie zu erwarten ist nichts von ihr zu sehen. Vermutlich sitzt sie bereits wieder gemütlich am Geländer auf ihrem Balkon. Wie es wohl den Pflanzen dort erging? Sie hat den Schneider darum gebeten sich um diese ein wenig zu kümmern. Sie hat ihm zum Dank für diese Gefälligkeit auch ein kleines Präsent für seine Wohnräumlichkeiten mitgenommen um es sich mit dem Alten auch weiterhin gut zu stellen. Nungut, gleichgültig, sie würde noch früh genug sehen was aus ihren Pflanzen geworden ist.
„Shafir, bei Fuß!“ Mit den Worten hält sie auf den Kupferkessel zu und betritt ihn.
Das Gasthaus hat doch immer wieder seinen ganz eigenen Charme. Die Räumlichkeit mit ihren teilweise sehr eigenwilligen Gästen verbreitet immer eine angenehme gemütliche Atmosphäre. Es ist nicht zu vergleichen mit der protzigen Größe und überfüllten geschäftigen Hektik der „Goldenen Harfe“.

Wie so oft sind auch wieder Clum und sein ebenso beschränkter Freund im Kupferkessel deren teilweise äußerst stumpfsinnigen Unterhaltungen die halbe Räumlichkeit durchweben.
Es ist nicht verwunderlich, dass genau neben ihrem Tisch noch einer ist an dem noch niemand sitzt. Atevora seufzt kurz innerlich. Da sie noch weniger Lust hat sich eventuell mit jemanden über Nichtigkeiten unterhalten zu müssen, wenn sie sich zu jemand unbekanntes hinzu gesellt, als die zwei Magiegelehrten in Ausbildung zu ignorieren, grüßt sie höflich in die Runde und setzt sich an eben diesen freien Tisch und wartet auf die Bedienung.

Titel: Re: Der Kupferkessel
Beitrag von Atevora am 09. Sept. 2011, 18:12 Uhr
Eigentlich sollte sie als Erstes überprüfen ob ihr Gepäck wohlbehalten bei ihr zuhause angekommen ist. Sie hatte es vorausschicken lassen und im Moment nur eine nicht besonders schwere Tasche mit den notwendigsten Utensilien bei sich. Der Vorteil war, dass sie sich nun nicht mit den schweren Gepäckstücken herumplagen und deren Transport organisieren musste, der Nachteil war die Unsicherheit ob alles dort ankam wo es hin sollte. Die letzten Male hatte dieser Dienst, vor allem Dank Meister Kameruk, der sich wie erwähnt um ihre Pflanzen kümmerte und einen Zweitschlüssel zu ihrer Wohnungstür besaß, immer sehr gut funktioniert. Sie war zuversichtlich, dass auch dieses Mal alles ohne Komplikationen abgewickelt wurde. Drum: die Gepäckfrage konnte warten, sie wird auf jeden Fall als erstes dafür sorgen, dass ihr Magen endlich gefüllt wird.

Es dauert nicht lange und einer der Angestellten des Kupferkessels kommt auf sie zu. Er grüßt sie freundlich, doch anstatt wie sonst gleich nach ihren Bestellwünschen zu fragen, holt er drei Briefe hervor, welche für sie hier abgegeben wurden, und händigt ihr diese aus. Atevora bedankt sich höflichst. Das heißt sie wird heute wieder besonders großzügiges Trinkgeld geben müssen. Beiläufig verstaut sie bei dieser geistigen Seitennotiz die Schriftstücke, sie würde dann in Ruhe bei sich zu hause öffnen, und wendet sich wieder dem Kellner zu. Knapp erkundigt sie sich also was die Küche heute schmackhaftes zu bieten hat, und bestellt eines der aufgezählten Gerichte.
Trotz dessen der Kupferkessel heute wieder gut besucht ist, stehen ihr Getränk und das Essen rasch auf dem Tisch. Entgegen an so vielen anderen Tagen ist von Hektik bei ihr heute nichts zu bemerken, und so lässt sich die Eismaid auch genügend Zeit bei ihrem Mittagsmahl. Danach begibt sie sich in Richtung Marktplatz.

Kurz streift sie an einigen Ständen vorbei und vergleicht die angepriesenen Waren und ihre Preise bevor sie schließlich ihre Besorgungen tätigt. Es ist nicht so besonders viel, nur ein halbes duzend Eier, ein großer Laib Brot, etwas Speck, Wurst, und Sellerie, einige Karotten und Pastenacken, sowie etwas Fleisch für sich und ihre Tiere. Obwohl sie es vermutlich auch alleine schaffen würde, hat sie keine sonderlich Lust sich zu plagen und alles alleine bis zu ihrer Wohnung zu tragen, und so geht sie an den Rand des Maktplatzes wo immer einige Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre Dienste für Botengänge, Trägerarbeiten oder sonstige Hilfestellungen gegen Bares anbieten. Sie entscheidet sich für einen jungen Burschen, der von seiner Gestalt ein wenig abgemergelt wirt und ein äußerst nichtssagenden Allerweltsgesicht besitzt, das sich bald wieder aus ihrem Gedächtnis lösen wird. Auf diese Weise vom Grossteil ihrer Last befreit, begibt sie sich gefolgt von ihrem Einkaufsträger und ihrem treuen Hund auf den Weg nach Hause.



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