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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Die alte Bärenhöhle
(Thema begonnen von: Feydor am 07. Mai 2005, 19:56 Uhr)

Titel: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 07. Mai 2005, 19:56 Uhr
Die alte Bärenhöhle liegt etwa eine halbe Wegstunde nördlich vom Weg nach Verd entfernt. Der Weg dahin ist lediglich dadurch gekennzeichnet, das das dichte Gestrüpp aus Dornenbüschen und hohen Farngräsern einem in dieser Richtung nicht den Weg versperrt. Allerdings ist das Gehen trotzdem noch mühsam, da das dichte Gras sehr hochwächst.
Die Höhle selbst liegt an einer kleinen Lichtung, auf der einige große  moosbewachsene Felsbrocken gute Sitzgelegenheiten bieten.
Inzwischen haben dort auch drei Bienenkörbe ihren festen Platz gefunden, angelehnt an einen der großen Steine, über die man nicht stolpern sollte, wenn man sich nicht den geballten Zorn der summenden Einwohner zuziehen möchte.
Den Eingang zur Höhle ist nur ein etwa anderhalb Armlängen breiter, aber sehr hoher Spalt, der sich wie ein Riss an dem senkrechten Abhang entlangzieht.
Dahinter liegt ein kurzer Gang, der sich nach einem scharfen Knick in eine weite Höhle offnet, durch die durch ein paar Löcher in der Decke Licht einfällt.
An der linken Seite der Höhle befindet sich ein natürlicher Steinsims, auf dem das Essgeschirr und ein paar zusätzliche Tongefäße stehen. Eine Der hintere Teil der Höhle ist durch drei Tropfsteinsäulen abgetrennt, an denen ein hellbrauner Vorhang befestigt ist, der zwei Heulager verbirgt.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 07. Mai 2005, 21:50 Uhr
Irgendwann verhindern die dichtstehenden Bäume und das struppige Unterholz seinen Galopp. Der Zentaur verlangsamt seinen Schritt und streicht mit dem Arm niedrig hängende Äste aus dem Weg.
Tief durchatmend genießt er die ruhige Atmosphäre und lauscht dem Flüstern der Bäume.
Wenn du ganz still bist, hörst du, welche Geschichten der Wald erzählt, mein Sohn.
Erschrocken springt Feydor zur Seite und prallt dabei fast gegen eine junge Ulme. Mit klopfendem Herzen späht er in das dämmrige Licht des Waldes. Da, war dort nicht eine Bewegung?
"Vater?" Vorsichtig setzt der junge Zentaur einen Huf vor den anderen. Doch dann schüttelt er den Kopf. Was für ein Unfug! Vater ist lange tot, und ich glaube kaum, das er sich als Geist in diesem dummen Wald herumtreibt. Meine Phantasie hat mir wieder einmal einen Streich gespielt.
Kopfschüttelnd geht er tiefer in den Wald hinein, fast, wie um sich zu beweisen, das er keine Angst vor ihm hat. "Wovor sollte ich auch Angst haben? Ich bin im Wald aufgewachsen!" Trotzdem ist Feydor nicht ganz wohl, und auch sein Herzschlag hat sich immer noch nicht wieder beruhigt. Entschlossen bleibt er stehen und stampft mit dem linken Vorderhuf fest auf den weichen Waldboden, so dass der Tritt nur ein dumpfes Geräusch und ein leichtes Blätterrascheln hervorruft. "Das ist doch lächerlich! Ich habe mich nur an Vater erinnert, und deswegen seine Stimme gehört."
Der Wald quittiert diese Erklärung mit einem Windgeflüster, das für ihn beinahe wie Lachen klingt. Mit einem Mal schnellt der rötliche Pferdekörper wie ein Pfeil von der Stelle und rast wie ein wildgewordenes Tier durch das knackende Unterholz. "Ich bin nicht schuld, hört ihr? Ich bin nicht schuld! Ich bin nicht schuld an eurem Tod!" brüllt der Zentaur, während ihm Zweige und Äste ins Gesicht schlagen, sich in seinen Haaren verfangen und blutige Kratzer hinterlassen.

Wie lange er so durch den Wald pflügt, weiß er nicht mehr, als er schließlich auf einer kleinen Lichtung zum stehen kommt, atemlos und mit Tränen verschmiertem Gesicht. Ich bin nicht schuld, ich hätte doch gar nichts machen können, ich war doch noch ein Kind, ich bin nicht schuld, ich bin nicht schuld! Immer noch wiederholt er in Gedanken diese Sätze wie in einer Endlosschleife. Erst nachdem er wieder atmen kann ohne dass seine Lunge zu zerplatzen scheint, nimmt er seine Umgebung wahr.
Der Wald hatte einem kleinen Stück Wiese Platz gemacht, aber wirklich nur einem ganz kleinen. Feydor steht auf einer Lichtung, die nicht länger als ein paar Galoppsprünge ist. Mit dem Kopf zu dem Stück blauen Himmel gehoben, den die Bäume einrahmen, schreitet der Zentaur vorwärts. "Autsch!" Schnell bereut er, in dieser Haltung über die Lichtung gegangen zu sein. Direkt vor ihm liegt ein recht ansehnlicher Felsbrocken im Gras; an ihm hatte er sich gerade schmerzhaft das Bein gestoßen. "Und dabei hat der Tag doch so gut begonnen", brummelt er mürrisch vor sich hin und bewegt vorsichtig das Bein hin und her. "Das gibt bestimmt einen riesigen blauen Fleck. Ich werde wochenlang meine helle Freude daran haben...."
Seufzend steigt er über den Felsbrocken und lässt seinen Blick über die Lichtung wandern. Am anderen Ende spitzt Stein zwischen dem hohen Farn und jungen Laubbäumen hervor. Neugierig überquert er die Lichtung, und wäre dabei fast wieder auf einen Findling gestoßen, so fixiert war er auf die Felswand vor ihm. Erst als er vor dem Felsen steht, bemerkt er den langen Riss in der Wand, aus dem ein leiser Luftzug kommt. Sieh an, eine Höhle.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 09. Mai 2005, 19:14 Uhr
Vorsichtig streckt er den Oberkörper durch den Spalt in der Felswand. Das Dunkel dahinter verwandelt sich nach und nach in ein graues Dämmerlicht, als Feydors Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Der rauhe Felsboden gibt das Klacken seiner Hufe wieder, als er den Felsengang betritt. "Hallo?" "Hallo...hallo...", hallt es von den Wänden wieder. Offensichtlich ist der Gang recht hoch. Der Zentaur blickt nach oben und erkennt weit oben die Höhlendecke.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns wagt er sich weiter vor. Trotzdem er auch im Dunkeln gut sehen kann, tastet er mit den Händen die Wände neben sich ab, als würde der Stein ihm irgendetwas verraten. Noch ein paar Schritte weiter, dann scheint der Gang zu Ende zu sein. Enttäuscht dreht der Zentaur sich um, als ein Lufthauch seine Wange streift. Erstaunt kneift er seine Augen zusammen und mustert durch den schmalen Schlitz die Wand vor ihm. Nachdem er seine Blicke nach oben und unten schweifen hat lassen, fällt sein Blick auf einen kleinen grauen Fleck, nur eine Nuance weniger grau als der Rest der Umgebung. Neugierig schreitet Feydor auf den Fleck zu. "Ah, da geht es also doch noch weiter."
Er zwängt sich durch den schmalen Durchlass, wärend er spürt, wie sich der leichte Lufthauch von vorhin verstärkt und über sein Gesicht streicht. Prüfend nimmt der Zentaur eine Nase von der Luft. Sie ist nicht dumpf, sondern kühl und rein - also muss es irgendwo eine direkte Verbindung zur Außenwelt geben.
"Das nenne ich doch mal eine Höhle." Vor ihm liegt eine Halle, etwa 16 Fuß hoch und bestimmt doppelt so lang. Der ganze Raum ist in grünes Dämmerlicht getaucht, und als der Zentaur zur Decke blickt, sieht er, dass dieses von drei oder vier "Fenstern" in Wand und Decke herrühren, die mit Farn und Gräsern überwuchert sind.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 17. Aug. 2005, 21:33 Uhr
Einige Tage hatte er damit zugebracht, die kleine Lichtung vor der Höhle begehbar zu machen - und zwar so begehbar, das man nicht alle Naselang über irgendeinen der zahlreichen Steine stolperte.
Jetzt liegt das vorher wuchernde Gras abgeschnitten in der Sonne und trocknet.
Zufrieden betrachtet der Zentaur sein Werk und fasst sich an den Bauch. Sein Magen knurrt bedenklich.
"Ich glaube, es wird Zeit, endlich wieder etwas zu essen... die paar Beeren die ich gefunden habe, waren ja nicht unbedingt sättigend."
Während Feydor sich den Weg durch das Unterholz bahnt, wobei ihm eigentlich aufgrund seiner Größe eher die ausladenden Zweige der Bäume stören als das Gebüsch zu seinen Füßen, fällt ihm sein Bienenvolk ein, das nun schon einige Zeit auf sich allein gestellt war.
Besorgt und verärgert über sich selbst schlägt der Zentaur eine raschere Gangart ein, wobei er nun auch ins Gesicht schlagende Zweige in Kauf nimmt, denn bei seiner jetzigen Geschwindigkeit kann er lange nicht mehr allen ausweichen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 06. Feb. 2006, 13:55 Uhr
Die Stille des Waldes ist beruhigend. Endlich scheint sich auch der Schleier vor Feydors Augen etwas zu heben. Für einen kurzen Moment schließt er die Augen und bleibt stehen, atmet einfach nur tief durch. Die Verletzungen spürt er inzwischen kaum noch; das brennende Stechen ist längst einem dumpfen Klopfen gewichen, das er kaum noch bewusst wahrnimmt. Trotzdem fällt ihm das Atmen  schwer, vermutlich hat er sich bei dem Kampf eine Rippe angebrochen. Schwerfällig öffnet Feydor die Augen wieder. Wie gern würde er jetzt einfach hier stehenbleiben und schlafen...

Mit einem Ruck reißt er die Augen weit auf. Er kann doch nicht mitten im Wald einfach stehen bleiben! Feydor kämpft gegen die Müdigkeit an, die immer mehr von seinem gesamten Körper Besitz ergreift.
„Es ist jetzt nicht mehr weit, Ifrith“, murmelt er leise, wahrscheinlich so leise dass ihn die Zentaurin hinter ihm nicht verstehen kann. Seine Hufe scheinen schon nicht mehr wirklich zu dem Rest seines Körpers zu gehören, als sie schließlich die kleine Lichtung mit dem Felsen erreichen.
Der gräuliche Schleier vor Feydors Augen ist inzwischen wieder gekommen, aber inzwischen ist er zu erschöpft um ihn störend zu finden. Unsicher stolpernd stakst er über die Wiese auf den schmalen Spalt im Felsen zu, hinter dem sich sein Zuhause befindet, auch wenn es nur provisorisch eingerichtet ist. Erleichtert taucht er in den dunklen, engen Gang zur Höhle ein. Bald kann er schlafen. „Vorsicht, es ist eng hier“, krächzt er mit heiserer Stimme, und hofft, dass Ifrith ihn diesmal hören kann. Dann zwängt er sich um die letzte Biegung lässt sich in der Höhle auf einen großen Haufen Heu fallen, der neben eine Steinsäule liegt. „Müde... ich bin so müde...“

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Ifrith am 23. Feb. 2006, 14:33 Uhr
Nur den Geräuschen von Feydors Hufen folgend, trottet Ifrith mit geschlossenen Augen hinter ihm her. Beide haben sehr viel Kraft verloren und fühlen ihre Schmerzen vor Erschöpfung nicht mehr.
Vögel zwitschern über ihren Köpfen in den Ästen, als sie sich ihren Weg zu Feydors Behausung bahnen.
Wo er wohl wohnt? Es muss sehr geräumig sein. Hauptsache es regnet nicht rein...
In diesem Moment öffnet Ifrith ihre Augen, da das Geräusch von Feydors Hufen auf einen steinigen Untergrund schließen lässt und nicht auf weichen Waldboden. Vor ihr erstreckt sich eine Lichtung mit einem Felsblock in der Mitte, der sich wie ein Berg von der flachen Lichtung abhebt. Feydor scheint zielsicher auf den Spalt in der Mitte zu zugehen und schon ist er in der Dunkelheit der Höhle verschwunden. Obwohl Ifrith nahe bei ihm war, so hatte sich ihr Abstand zu Feydor vergrößert, während sie die Lichtung eingehend betrachtet. Einen leichten Trab einschlagend, folgt Ifrith ihm staunend in die Höhle.
Die Dunkelheit verschluckt sie wie ein Maul und ihre Augen brauchen ihre Zeit, um sich an das Zwielicht zu gewöhnen. Doch dann erblickt sie auch schon Feydor, wie er auf einem Heuberg liegt.
Anscheinend ist er sofort eingeschlafen und hat es noch gerade zu seinem Lager geschafft.
Mit einem müden Lächeln wendet sich Ifrith einem etwas kleinerem Heulager zu und lässt sich darauf nieder. Nach kurzem zurechtschieben des Heus in eine bequeme Position, fällt Ifrith in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 10. Okt. 2006, 17:09 Uhr
(ein paar Monate später...)

Mit ungeschickten Bewegungen reibt Feydor sich das rechte Vorderbein, an dem noch immer eine stattliche Narbe durch das inzwischen nachgewachsene Fell scheint. Auch im Gesicht hat der Kampf mit den Gnomen Spuren hinterlassen: quer über die Stirn und durch die linke Augenbraue zieht sich ein dünner Strich, an dessen Existenz der Zentaur immer wieder unangenehm erinnert wird, wenn er die Stirn runzelt.
Seit über einem halben Jahr haust er nun mit Ifrith in der Höhle, die in der Zwischenzeit nur wenig wohnlicher geworden ist. Seit dem großen Chaos in der Stadt war er nur noch selten in Talyra gewesen, und so sind lediglich ein paar Tongefäße , -geschirr und Tücher die einzigen Besitztümer, die Feydor vom Erlös seines Bienenhonigs erstanden hatte. Den hinteren Teil der Höhle trennt nun ein breiter Vorhang ab, hinter dem sich die zwei stattlichen Heuhaufen verbergen, die den beiden Zentauren als Bettstatt dienen – getrennt, versteht sich, denn Feydor ist vorsichtig und ungeschickt in allen Dingen, die das weibliche Geschlecht betreffen, und so fällt ihm eine Annäherung an die hübsche Zentaurin, mit der er immerhin praktisch zusammenwohnt, nicht unbedingt leicht.
Mit schwerfälligem Schritt tritt Feydor aus dem Schatten des Höhleneingangs hinaus in die Sonne, die sich einen Weg durch die zahlreichen Wolken am Himmel gesucht hat. Leicht hinkend stapft er durch das hohe Gras zu seinen zwei Bienenstaaten.. Das tiefe Brummen der Arbeiterinnen erfüllt die Luft, die am Ast eines nahenliegenden Baumes langsam eine Traube bilden. „Ach, daher weht der Wind...Na wenigstens kann ich euch dort gut erreichen“, murmelt der Zentaur abwesend und eilt zurück in die Höhle, um sich dort eines der bauchigen Weidenkorb zu holen, von denen er in der letzten Zeit einige mehr aus Langeweile als Notwendigkeit geflochten hatte, weil sein schmerzendes Bein ihn kaum tragen hatte wollen, und ihn so zur Untättigkeit verdammt hatte. Die Wunde hatte sich entzündet und partout nicht heilen wollen, so dass er den größten Teil des Sommers nie außer Sichtweite der Höhle gewesen war. Selbst jetzt bereitet sie ihm ab und an noch Schwierigkeiten, aber wenigstens war er nun nicht mehr auf die Hilfe von Ifrith bei den täglichen Arbeiten angewiesen. Es war ihm schrecklich peinlich gewesen, diese so lange in Anspruch nehmen zu müssen, aber die Schmerzen hatten ihn immer wieder dazu überredet.
Mit geübten Handgriffen schneidet er den gesamten Ast mit einem kleinen Messer vom Baum und streift die Wabe vorsichtig in den Korb, bevor er diesen schnell schließt. Mit zornigem Summen schwirren einige Bienen um ihn herum, aber die paar Stiche, die Feydor abbekommt spürt er kaum; längst ist er daran gewöhnt. Früher, als er noch auf Wanderschaft war, hat er das neugegründete Volk verkauft, oder in die Freiheit entlassen, weil er nicht mehr als zwei Körbe auf dem Rücken tragen konnte. „Aber jetzt kann ich euch behalten, und mehr vom Honig verkaufen, wenn ihr nur fleißig sammelt.“
Der Zentaur stellt den Weidenkorb sanft neben die beiden anderen und öffnet die kleine Luke vorne in der Korbmitte, aus der sofort ein paar Bienen kriechen und sich zum Abflug bereitmachen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Ifrith am 12. Okt. 2006, 13:47 Uhr
Ifrith liegt mit angezogenen Beinen im Gras, angelehnt an eine Weide, die das Gestein hinter ihr mit ihren Wurzeln zum Bersten gebracht hat. Schief wächst sie nun, doch genau dadurch kann man sich wunderbar an ihr anlehnen um zum Beispiel ein kleines Schläfchen unter freiem Himmel zu genießen. Es ist Ifriths lieblings Platz, denn von dort aus kann man die ganze Lichtung überblicken, die sich vor der Höhle erstreckt.
Kleine helle Punkte aus Sonnenlicht scheinen auf Ifriths Fell und huschen darüber, wenn die Blätter des Weidenbaumes durch den auffrischenden Wind bewegt werden.
Sie genießt die Stille, die nur manchmal durch das Zwitschern oder Rufen eines Vogels unterbrochen wird,  mit geschlossenen Augen. Mehr als ein halbes Jahr ist sie nun hier und möchte diesen Platz nicht mehr missen müssen. Und natürlich ihren Wohngefährten, der trotz der langen Zeitspanne noch immer zurückhaltend und scheu aber auch überaus liebenswürdig ihr gegenüber war und noch immer ist.
Wirklich mehr von seinem Leben seit ihrem Zusammenstoß in einer der Gassen Talyras, hat sie nie herausfinden können. Sie hat ihn auch nie direkt danach gefragt. Warum auch? Sie ist überzeugt davon, dass er ihr es irgendwann von sich aus erzählen wird. Und Zeit war etwas woran es ihnen hier nie mangelte.
Und die Zeit mit Feydor zu verbringen erfüllt sie mit tiefster Zufriedenheit. Leidenschaftlich kümmert sie sich um sein Bein und sein Gesicht nach den Vorfällen in der Stadt, doch gibt es ihr jedesmal wieder einen kleinen Stich, wenn sie ihn humpeln sieht.
Ihre Kenntnisse über Kräuter und Wurzeln haben ihr bei der Versorgung seiner und ihrer Wunden sehr geholfen, jedoch kann sie nicht alle Sehnen und Bänder wieder zusammen fügen.
Trotz allem befindet sich Feydor auf dem Wege der Besserung und es freut Ifrith, dass er sich auch wieder Ausgiebig mit seinen Bienen beschäftigt.
Sie hatte ihm diese Arbeit manchmal abgenommen, wenn er wieder Schmerzen hatte. Doch sie hatte kein Glück mit den Bienen. Immer wurde sie übel zerstochen ohne auch nur einen Finger an den Korb gelegt zu haben. Seitdem überlässt sie diese Arbeit lieber wieder ihm. Die Bienen akzeptieren ihn und sind bei seiner Anwesenheit wesentlich ruhiger als bei ihrer. Natürlich wurde er auch hin und wieder gestochen aber danach ist er immernoch als Zentaur zu erkennen. Sie ist danach immer angeschwollen wie ein Soufflé im Backofen.
Ein Lächeln huscht über ihre Lippen, als sie daran denkt.
Ihre Gedanken werden jäh unterbrochen, denn sie hört wie Feydor aus der Höhle tritt. Das unverkennbare Geräusch von Hufen auf Stein lässt sie ihre Augen aufschlagen.
Sie beobachtet wie er zu seinen Bienen geht, ohne jedoch von ihm gesehen zu werden. Er humpelt immer noch...Was kann ich noch tun um ihm die Situation zu erleichtern? Mit einer fließenden Bewegung richtet sich Ifrith auf, streckt sich und trottet zu Feydor wobei sie jedoch darauf achtet den Bienen nicht zu nahe zu kommen.
Sie kann nun hören, dass Feydor mit den Bienen spricht. Vielleicht hätte ich das auch versuchen sollen. Ist das wie bei Blumen? Hmm... Sie hätten mich sowieso nicht zu Wort kommen lassen. Bei dem Gesteche.
In diesem Moment öffnet er die Luke der Bienenkörbe und die ersten Arbeiterinnen des neuen Schwarms fliegen träge hinaus. Unwillkürlich weicht sie mit ihrem Oberkörper zurück um aus der Flugbahn der Bienen zu kommen.
Hinter Feydor scheint es sicherer zu sein und so tritt sie hinter ihn und legt ihm sanft die Hand auf die Schulter.
"Wie geht es dir? Was macht dein Bein? Sind die Schmerzen schlimm?Ich koche dir nacher noch einen Salbeisud mit Beinwell. Das hemmt Entzündungen und tut deinen Knochen gut." Langsam dreht er sich zu ihr um. Mit einem Lächeln schaut sie ihn an. "Wenn du noch Hilfe brauchst bin ich immer zur Stelle! Aber ich denke du bist über das Schlimmste hinaus. Möchtest du etwas essen?"
Bei diesen Worten nimmt Ifrith ein Lederband aus ihrer Gürteltasche und bindet sich die Haare zusammen, die bei der bevorstehenden Arbeit stören werden. Der Wind war stärker geworden und trotz der Sonne bekam sie kurz eine Gänsehaut auf ihren Armen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 23. Sept. 2007, 14:03 Uhr
Irgendwo westlich von Talyra fährt ein Windstoß durch die Bäume und zieht ein tiefes Rauschen nach sich. In der Ferne kann man das Unwetter ausmachen, dem der Wind als Herold dient. Doch noch präsentiert sich der Himmel hier in einem wolkenlosen Abendrot, während die Schatten zusehends an Länge gewinnen und sich die Sonne rasch dem Horizont nähert. Kein lautes Geräusch macht hier dem Wind Konkurrenz, nichts stört das friedliche Bild, welches sich dem Betrachter in diesem Moment bietet. Gerade in Anbetracht der nahenden Wolkenberge scheint die Szenerie ausgesprochen idyllisch. Wenige Augenblicke später bricht Seron unter lautem Fluchen und beachtlicher Geräuschentwicklung durch das Unterholz. Nun, eine fast idyllische Szenerie, jedenfalls. Mit kleinen Ausnahmen.

'Geht einfach immer gerade aus. Durch den Wald. Ihr könnt euch ja garnicht verlaufen. Den Weg hat noch jeder gefunden. Mit dieser Abkürzung habt ihr das nächste Dorf in kaum zwei Stunden erreicht. Dann habt ihr noch Zeit den Abend an einem gemütlichen Feuer in einer Herberge zu verbringen. Den Abend am gemütlichen Feuer in einer Herberge verbringen hat er gesagt. Ha! Wenn ich den Kerl nochmal zu Gesicht ... ' Serons mentale Tirade wird jeh unterbrochen, als er über einen Stein stolpert und mit dem Gesicht voran auf den Waldboden fällt.
'Falls ich hier einfach liegen bliebe', denkt der Mensch, ohne sich zu rühren, 'und mich nicht mehr bewegte, dann könnte es doch eigentlich nicht schlimmer werden'. Als Antwort hierauf ist in einiger Entfernung nun deutliches Donnergrollen zu hören. Der Schreiber seufzt einmal tief, erhebt sich dann wieder und klaubt seinen Stock sowie den Rucksack vom Boden. Dann dreht er sich um und versetzt dem Stein, der ihm zum Verhängnis wurde, einen kräftigen Tritt, nur um festzustellen, dass der Fels garnicht so locker sitzt, wie das im schwachen Licht den Anschein hat. Seron flucht nochmals, dreht sich um und setzt seinen Weg mit einem leichten Humpeln fort.

Wenige Zeit später hat die Sonne endgültig die Szenerie verlassen und sich hinter den Horizont zurückgezogen. Die Welt hüllt sich in Zwielicht, das nun rasch schwindet, während sich das Unwetter ebenso schnell nähert. Und irgendwo im Wald hört man noch immer Seron rumoren. "Wenn ich den Kerl ... oh wenn ich den wiedersehe, dann werd ich ihm sein gemütliches Feuer geben". Ein Zweig schlägt dem Schreiber ins Gesicht, während er sich seinen Weg bahnt. "Wer braucht das ganze verdammte Grünzeug hier überhaupt? Ich kann mich an so viel Wald in dieser Gegend garnicht erinnern. Wer pflanzt so viel Botanik dorthin, wo ich unterwegs bin? Soll sich unterstehen sowas nochmal zu versuchen." Ein plötzliches Fehlen an kratzenden Ästen und stechendem Gestrüp lässt Seron innehalten. Er befindet sich auf einer kleinen Lichtung. Und einer sonderbar gepflegten noch dazu, wie es scheint. Im spärlichen Licht kann der Schreiber noch ausmachen, dass sich offensichtlich jemand die Mühe gemacht hat, die Flora auf diesem Flecken Land wenigstens einigermaßen im Zaum zu halten. Das Gras ist hier längst nicht so hoch wie noch in wenigen Metern Entfernung und auch Gestrüp oder tückisches Unterholz sucht man vergebens. Jeder der sich die Mühe macht, die Botanik dieser Gegend zu entschärfen hat bei mir seit heute einige Sympathien. Aber wer tut sich die ganze Arbeit an, für einen Flecken Erde mitten im Wald? Während Seron die Lichtung überquert fallen die ersten Regentropfen und garnicht mehr allzu fernes Donnergrollen veranlasst ihn, etwas schneller auszuschreiten. Am anderen Ende der Lichtung angelangt findet sich der Mensch vor einem steilen Hang wieder, dessen Verlauf er nun folgt. Nach nur wenigen Metern hält Seron inne. Hier eröffnet ein schmaler, finsterer Spalt einen Weg in den Abhang. Oh ja, das sind die leichten Entscheidungen, für die wir leben. Entweder eine Nacht im strömenden Regen verbringen oder irgendwo im Nirgendwo eine pechschwarze Öffnung erforschen. Ein starker Windstoß, der einen heftigen Regenguss mit sich bringt, erleichtert dem Menschen schließlich die Entscheidung. Mit einem resignierenden Seufzer zieht er seinen Dolch aus dem Gürtel und betritt den Spalt. Nach ein paar Schritten meldet sich eine skeptische Stimme in des Schreibers Kopf. Einen Dolch? Worauf spekulierst du? Dass der verdammte Bär, der hier höchstwahrscheinlich haust, sich totlacht, wenn er dich kommen sieht? Seron bleibt kurz stehen, zuckt dann mit den Schultern und setzt seinen Weg fort. Eine verschwindend geringe Chance, auf Bären mit Humor zu treffen, ist wohl besser als garkeine. Abgesehen davon schneiden Bären selten das Gras vor ihrer Höhle. Ich tippe eher auf Bewohner, die kultiviert genug sind, mich auf einem Teller und mit gutem Besteck zu fressen. Und es gibt sogar einen praktischen Weg, das herauszufinden. "Hallo? Ist jemand hier?" ruft der Mensch in den Spalt und hebt seinen Dolch.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 24. Sept. 2007, 15:00 Uhr
„Autsch!“ tönt es quer durch die Höhle, als die Nadel, die eigentlich ein Loch in Feydors Jacke flicken sollte, stattdessen den Finger des Zentauren trifft, der am Boden knieend versucht, das alte Kleidungsstück noch einmal vor dem Auseinanderfallen zu bewahren.
Jedoch ist Feydors Geschicklichkeit beim Nähen ziemlich begrenzt, und so leidet der Finger nicht zum ersten Mal unter einem schmerzhaften Nadelstich.
Ein Grollen, und dann ein Tropfen auf den Hinterkopf reißen den Zentauren aus seiner Konzentration und lassen ihn zur Decke blicken, woraufhin ihn prompt ein zweiter Tropfen ins Gesicht trifft. Seufzend steht er auf und legt seine Jacke auf den Steinsims, von dem er ein paar Tonschüsseln nimmt und unter die Löcher in der Felsendecke legt, durch die nun in immer schnellerer Abfolge Wasser tropft. Zwar halten die Pflanzen, die über die Höhlenfenster wuchern, den Großteil des Regens ab, aber bei einem richtigen Regenguss muss der Zentaur trotzdem noch ein paar Gefäße aufstellen, um das restliche Wasser abzufangen. Zumindest erspare ich mir dann das Wasserholen für morgen früh.
Feydors Aufmerksamkeit wendet sich nun wieder dem Loch in seiner Jacke und der Nadel zu, als ihm aufällt, dass mit dem Regen auch das Licht verschwunden ist. Zwar besitzt der Zentaur Nachtsicht, aber im Dunkeln mit einer Nadel zu hantieren, ist nun nicht wirklich eine gute Idee, vor allem wenn man sich schon im Hellen oft genug den Stoff mit den eigenen Fingern verwechselt. Also legt Feydor seine Jacke wiederum beiseite, um aus einer kleinen Holztruhe, die unter dem Steinsims ihren Platz hat, eine kleine, dicke Kerze aus Bienenwachs zu nehmen. Gerade will er sie anzünden, als ein tappendes Geräusch an seine Ohren dringt. Feydor hebt ruckartig den Kopf und blickt zum Eingang seiner Höhle. Gerade als er zu dem Schluss gekommen ist, sich wohl getäuscht zu haben – der Regen, der inzwischen mit Wucht auf den Felsen über ihm prasselt, ist schließlich laut genug – hört er das Tappen wieder.
Vorsichtig, und möglichst ohne sich durch das Klacken seiner Hufen auf dem steinigen Boden zu verraten, zieht sich der Zentaur in den hinteren Teil seines Zuhauses zurück, wo die Dunkelheit inzwischen fast vollkommen ist. Mit angespannter Miene richtet er seine Augen auf den Eingang, der nur noch als schwarzer Strich an der gegenüberliegenden Wand der Höhle zu erkennen ist, während er in seiner rechten Hand immer noch die Kerze, in der linken die Nadel hält, als wären es Waffen.
«Hallo? Ist da jemand?» hört er eine männliche Stimme rufen, dessen Besitzer sich anscheinend gerade durch den Gang tastet. Feydor überlegt: Soll er antworten, oder nicht? Fieberhaft versucht er eine Entscheidung zu treffen. Er reibt mit dem Handrücken über die Narbe, die sich dem Runzeln seiner Stirn wiedersetzt und unangenehm spannt. Ich verhalte mich still, beschließt er schließlich, und umklammert unbewusst die Kerze in seiner Hand ein bisschen fester. Ich lasse ihn erst hereinkommen, dann kann ich einschätzen, ob er ungefährlich ist, oder nicht.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 25. Sept. 2007, 14:27 Uhr
Seron verharrt einige Augenblicke reglos, vernimmt jedoch weder eine Antwort auf seinen Ruf noch sonst ein Geräusch das ihm verraten würde, ob sich noch jemand in diesem Spalt aufhält. Unschlüssig wirft der Schreiber einen Blick über seine Schulter, zurück auf die Lichtung, von der er gekommen ist. Der Himmel ist nunmehr von einer dichten Wolkendecke überzogen, welche die ohnehin schon miserablen Lichtverhältnisse des späten Abends weiter verschlechtert und zu allem Überfluss noch starken Regen auf die Erde prasseln lässt. Die Chance, dass Seron heute noch einen anderen Unterschlupf für die Nacht findet, kann getrost als nicht vorhanden bezeichnet werden.
"Hm. Besser drinnen, dunkel und relativ trocken als draußen, dunkel und verdammt nass", brummt der Schreiber und wendet seinen Blick wieder dem Spalt vor ihm zu. Eine mehr oder weniger sinnlose Geste, denn alles was der Mensch in dieser Richtung erkennen kann ist Schwärze. Kein Licht dringt von außerhalb in die Öffnung, vor welcher Seron steht. Den Dolch noch immer in der rechten und seinen Wanderstab in der linken Hand beginnt er langsam und unbeholfen, sich vorwärts zu tasten. Schritt für Schritt, bis ihm plötzlich eine Felswand den Weg versperrt.
Ich will doch schwer hoffen, dass dieses bisschen Aushilfs-Höhle noch nicht alles war. Hier gibt es ja kaum genug Platz, um sich ordentlich in alle Richtungen zu strecken. Zuerst tastet der Schreiber mit seinem Stab nach Rechts, findet aber auch dort nichts als massiven Fels. Doch als er dann seine Gehhilfe an der Wand links von sich entlangschleifen lässt, findet er einen scharfen Knick im verlauf des Spaltes. Seron tritt hindurch und steht plötzlich im Eingang zu einer Höhle.

Der Eindruck, dass er sich in einer Höhle befindet, die ungleich größer zu sein scheint als der Spalt, aus dem er gerade gekommen ist, wird dem Menschen weniger durch visuelle Wahrnehmung, welche in der momentanen Dunkelheit reichlich wenig hilft, als mehr durch das Fehlen von Wänden zu seiner Linken und Rechten sowie einem Gefühl von Weitläufigkeit vermittelt, das wohl jedem größeren Gewölbe innewohnt. Seron bleibt am Eingang der Höhle stehen, mit sich selbst im Zwiespalt.
Ich könnte es wagen. Nur ein kleiner Versuch. Ein bisschen Licht, sodass ich wenigstens noch sehe, wohin ich laufe. Was kann's schon schaden? Was kann bei so einem kleinen bisschen Magie schon verkehrt laufen?, hadert er mit sich, und prompt antwortet die Skepsis: Nun in anbetracht der Tatsache, dass du eben du bist könnte es ein hübsches Feuerwerk geben, es könnte dir hier und jetzt, mitten in dieser Höhle und nicht metaphorisch gesprochen ein Blitz durch den Schädel gehen oder du könntest dich ganz einfach gleichmäßig und in einer dünnen Schicht über die Wand verteilt wiederfinden. Natürlich bestünde auch die Chance, dass du tatsächlich die Lichtquelle bekommst, die du dir vorstellst, allerdings betrachte ich deine Chancen da als eher gering.
Seron blickt sich unsicher um. Durch die Decke der Höhle fällt, neben ein bisschen Regen, auch eine kaum wahrnehmbare Menge an Licht, die gerade noch ausreicht, um die Umrisse des Gewölbes ein bisschen in Kontrast zu setzen. Der Mensch wendet sich nach links und beginnt vorsichtig damit, sich an der Wand entlang durch die Höhle zu tasten. Nach einiger Zeit entdeckt der Mensch einen Vorsprung in der Felswand. Als er, mit dem Dolch in der einen und dem Stab in der anderen Hand, unbeholfen versucht zu ertasten, ob sich etwas darauf befindet, fällt ein Gegenstand von der Kannte des Sims. Mit einem Klirren, das in der Stille der Höhle wahrlich ohrenbetäubend klingt, zerspringt das Objekt auf dem Steinboden. Erschrocken verharrt Seron wo er steht, um seinen Herzschlag wieder zu beruhigen und zu lauschen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 30. Sept. 2007, 20:32 Uhr
Nach einer kleinen Ewigkeit, in der Feydor regungslos im Dunklen verharrt, schiebt sich langsam eine Gestalt durch den engen Gang in seine Höhle hinein. Der Zentaur kneift die Augen zusammen, und reckt den Kopf nach vorne, um den Besucher besser erkennen zu können. Erleichtert entspannt sich der Zentaur in der Ecke etwas, als seine Augen ihm zeigen, um was für ein Wesen es sich handelt. Nur ein Mensch, und auch nur einer. Aber immerhin ist er bewaffnet... Feydor beobachtet den Fremden weiter, auch wenn seine Anspannung langsam schwindet und die Neugier überhand nimmt. Gerade als er einen Schritt nach vorne tun will, ertönt eine warnende Stimme in seinem Hinterkopf: Sei ja nicht zu unvorsichtig. Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass du gelernt hast, dass auch kleine Wesen ganz schön gefährlich sein können. Mach bloß nicht denselben Fehler zweimal! Oder willst du noch ein paar Verzierungen mehr im Gesicht haben? Bis dahin reicht er mit seinem Dolch bestimmt! Mitten in der Bewegung stoppt der Zentaur und setzt dann behutsam seinen Vorderhuf wieder zurück auf den Boden. Also gut, warten kann ja nicht schaden. Ich beobachte ihn einfach noch ein Weilchen länger... so lange er kein Licht macht oder mir direkt vor die Hufe läuft, kann er mich schlecht entdecken.
Interessiert beobachtet der Zentaur nun, wie sich der Mann an der Höhlenwand entlangtastet, und nutzt die Gelegenheit, sich den Fremden näher anzusehen. Besonders vertrauenserweckend sieht er zumindest nicht aus... seine Kleidung ist bestimmt noch älter als meine Jacke. Und diese Haare! Wann hat der denn zum letzten Mal einen Kamm gesehen?
Der Mensch nähert sich nun langsam dem Vorsprung, auf dem der Zentaur einen Großteil seines Hausrats abgestellt hat. Wenn er weiter mit seinen Patschehändchen da rumfingert, dann... Ein Klirren unterbricht Feydors Gedanken. Na bitte! Ich glaube, jetzt muss ich mich wirklich mal zeigen und Licht machen, sonst zertrümmert mir dieser Tolpatsch noch mein ganzes Geschirr.
Der Zentaur tritt einen Schritt nach vorne und greift sich die Schachtel mit den Feuerhölzchen von einem Vorsprung. Mit einem Zischen entzündet er ein Hölzchen an der Höhlenwand und bringt die Kerze zum Brennen. Dann wendet der sich an den Fremden. „Ich muss doch sehr darum bitten, meine restlichen Teller ganz zu lassen. Es sei denn, Ihr könnt sie mir ersetzen.
Ebenso denke ich, solltet Ihr den Dolch wegstecken, das könnte nämlich zu Missverständnissen führen, und das wollen wir doch beide nicht, oder?“ Feydor versucht sich an einem breiten Lächeln, obwohl ihm nicht ganz wohl bei seinem forschen Auftreten ist. Na, gesehen hat er dich jetzt sowieso schon, du Angsthase, meldet sich die ironische Stimme in seinem Hinterkopf. Und außerdem: Frechheit siegt!

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 05. Okt. 2007, 16:01 Uhr
Seron lauscht. Einige Augenblicke lang vernimmt er nichts als Stille. Doch gerade als er zum Schluss kommt, dass die Höhle entweder tatsächlich leer ist oder von Bewohnern mit verflixt festem Schlaf behaust wird, ertönt einige Schritte vor dem Schreiber ein Zischen. Eine kleine Flamme wird entzündet, mit dieser dann kurz darauf eine Kerze. Sogleich lässt deren flackerndes Licht Schatten durch die Höhle tanzen. Plötzlich sieht sich Seron einem Zentauren gegenüber, der ihn um gut und gerne eine Armlänge überragt. Im unsteten Schein des Feuers wirkt die Größe freilich doppelt so bedrohlich. Für den Schreiber ist es jedenfalls genug Höhenunterschied, um ein bisschen weiche Knie zu bekommen.
Der Zentaur wendet sich dem Menschen zu. >Ich muss doch sehr darum bitten, meine restlichen Teller ganz zu lassen. Es sei denn, Ihr könnt sie mir ersetzen<, sagt er und fügt dann noch hinzu >Ebenso denke ich, solltet Ihr den Dolch wegstecken, das könnte nämlich zu Missverständnissen führen, und das wollen wir doch beide nicht, oder?<

Der Zentaur lächelt. Seron rührt sich keine Haaresbreite. Erst nach einem langen Moment der Bedenkzeit antwortet er, etwas zögerlich: "Nun, seht ihr, nach meiner Einschätzung der Sache dient dieser Dolch eher dazu, Missverständnisse zu beseitigen. Missverständnisse etwa, die sich auf das Jäger-Beute oder das Opfer-Täter Verhältnis zwischen der Person am stumpfen und jener am spitzen Ende beziehen." Wieder schweigt der Schreiber einen langen Augenblick, während er fieberhaft überlegt. "In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass ich auf und ab hüpfen müsste, um mit euch auf gleiche Augenhöhe zu kommen, halte ich es für angebracht, euren Wunsch Befehl sein zu lassen", sagt er schließlich und steckt den Dolch, wenn auch etwas widerwillig, in den Gürtel. Dann deutet der Schreiber eine Verneigung an.
"Mein Name ist Seron und ich habe diesen Ort auf der Suche nach einem trockenen Platz für die Nacht betreten. Freilich tut es mir leid, eure Einrichtung in Mitleidenschaft gezogen zu haben. Ich hoffe ihr akzeptiert meine Entschuldigung, denn etwas anderes könnte ich euch ohnehin nicht bieten. Und bevor ihr entscheidet, was ihr als nächstes tut, möchte ich zu bedenken geben, dass ich herzlich wenig Nährwert an mir habe", meint der Schreiber und schiebt einen Ärmel seiner Robe hoch. "Seht mal hier, nur Haut und Knochen. Außerdem würde ich den Versuch des Verspeisens oder sonstigen Weiterverarbeitens meiner Person als äußerst unhöflich betrachten. Vor allem nach der Entschuldigung."

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 17. Okt. 2007, 20:45 Uhr
Über Feydors Gesicht zuckt ein kurzes Lächeln ob der Antwort seines Gegenübers. Gut, er hat sogar ein bisschen Angst vor mir. Ich glaube, ich sollte ihn erstmal in seinem Glauben belassen, ich würde Menschen verspeisen. Nicht, dass er sonst noch auf dumme Ideen kommt. Der Zentaur entspannt sich ein wenig und zwingt sich zu einem richtigen Lächeln.

"Nun, Ihr habt Glück, was die Jäger-Beute-Sache angeht; ich habe bereits ausgiebig zu Abend gegessen. Mein Name ist übrigens Feydor", er legt die Hand auf die Brust und beugt den Oberkörper gerade genug nach vorne, dass man eine Bewegung erkennen kann.
"Wenn ihr wollt, könnt Ihr eine Weile hier bleiben, bis der Regen nachgelassen hat", fügt Feydor nach einer kurzen Pause hinzu, in der ihn ein nasskaltes Gefühl im Nacken daran erinnert, dass er genau unter einer der Öffnungen steht und der Regen in der Zwischenzeit keinesfalls nachgelassen hat.
Feydor tritt zur Seite und deutet auf den inzwischen halb gefüllten Eimer zu seinen Hufen. "Passt auf, dass Ihr nicht irgendwo drüberstolpert. Der Boden ist an einigen Stellen recht uneben, und da meine Behausung, nun ja, nicht ganz dicht ist, stehen noch ein paar Gefäße herum. Ich wäre Euch dankbar, wenn ihnen nicht dasselbe Schicksal zuteil würde wie dem Teller."
Während der Zentaur spricht zuckt daußen ein Blitz über den Himmel und lässt die Höhle für einen Moment in unwirklich hellem Licht erscheinen. Unmittelbar darauf folt ein lautes Donnerkrachen. Feydor verzieht bei dem Lärm das Gesicht. "Ich schätze, ich werde mich noch eine Weile an Eurer Gegenwart erfreuen dürfen. Leider kann ich euch keinen Stuhl anbieten - solche Möbelstücke sind für meinesgleichen nicht erforderlich - aber Ihr könnt euch einen der Weidenkörbe von dort hinten nehmen." Er deutet auf die gegenüberliegende Wand, wo zwei Körbe stehen, aus denen verschlafenes Summen zu vernehmen ist, sowie ein paar gestapelte Körbe derselben Art daneben.
"Ich werde derweil für mehr Licht sorgen, wenns genehm ist." Feydor schiebt sich an Seron vorbei, bückt sich und greift nach ein paar weiteren Kerzen aus der Truhe. Gerade als er sich wieder aufrichten will, spürt er einen Stich an der Seite seines Pferdeleibs. Erbost dreht er sich zu dem Menschen um. "He! Was..." fährt er Seron an. Die hastige Bewegung wird mit einem weiteren Stich quittiert, und plötzlich fällt Feydor siedendheiß auch die Ursache ein: Die Nadel! Bevor er die Kerze angemacht hatte, hatte er sich die Hand am Fell abgestreift.
Peinlich berührt fährt der Zentaur vorsichtig über sein Fell und findet schließlich den Übeltäter, den er etwas ungeschickt auf dem Sims ablegt. "Äh... achja, genau. Kerzen." Schnell dreht er sich wieder um und wühlt unnötig lange in der Truhe, damit Seron bloß sein Gesicht nicht zu sehen bekommt, solange es noch einen verdächtigen Rot-ton angenommen hat.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 26. Okt. 2007, 15:45 Uhr
Seron schweigt, während sich sein Gegenüber als Feydor vorstellt. Dieser versichert ihm, dass er bereits gespeist habe und gibt dem Mensch zu verstehen, dass er wohl noch einige Zeit hier verweilen darf. Indes wird das Gewitter draußen immer heftiger. Schon zuckt der erste Blitz über den Himmel und taucht die Höhle für einen Lidschlag in gleißendes Licht. >Ich schätze, ich werde mich noch eine Weile an Eurer Gegenwart erfreuen dürfen. Leider kann ich euch keinen Stuhl anbieten - solche Möbelstücke sind für meinesgleichen nicht erforderlich - aber Ihr könnt euch einen der Weidenkörbe von dort hinten nehmen<, meint der Zentaur, als lautes Donnergrollen von außerhalb zu hören ist. Die Freude beruht auf Gegenseitigkeit, glaubt mir, denkt der Schreiber. Er sagt jedoch nichts und beobachtet seinen Gastgeber widerwillen stattdessen weiter, während dieser sich mit den Worten >Ich werde derweil für mehr Licht sorgen, wenns genehm ist< über eine Truhe beugt.

Plötzlich dreht sich Feydor um und fährt den Schreiber verärgert an: >He! Was...<, doch noch bevor er den Satz beendet hat, scheint die Anwandlung so schnell wieder verschwunden zu sein, wie sie gekommen ist. Der Zentaur fährt sich einmal durchs Fell und legt etwas Kleines, das Seron nicht genau erkennen kann, auf dem Steinsims ab. Dann beugt er sich wieder über die Truhe und setzt seine Suche fort, während der Schreiber mit einem ausgesprochen verdutzten Gesichtsausdruck verbleibt, wo er ist. Toll. Festgesetzt in einer Höhle mit einem Zentaur, der sicherlich ein Vielfaches meines eigenen Körpergewichts auf die Waage bringt und spontane Anflüge von geistiger Umnachtung zu haben scheint. Ich liebe mein Leben.
Laut sagt der Mensch dann: "Ich danke euch selbstverständlich für die Unterkunft und werde mich bemühen, eure Einrichtung im weiteren möglichst ganz zu belassen." Weil Feydor noch immer mit dem Durchforsten seiner Kiste beschäftigt zu sein scheint, wendet sich Seron den Weidenkörben zu, welche ihm zuvor als Sitzgelegenheit angeboten worden waren. Doch als er sich den Behältnissen nähert bemerkt der Schreiber ein leises Summen. Um sicherzugehen macht er noch einige Schritte, bis er kaum mehr eine Armlänge von den Körben entfernt steht. Jawohl. Definitiv ein Summen. Sitzgelegenheiten die summen geben nach meiner bescheidenen Anschauung dieser Welt Grund zur Skepsis. Prinzipiell tun das alle Einrichtungsgegenstände,die Geräusche machen. Seron zieht die Augenbraue hoch und entfernt sich von den Weidenkörben. Stattdessen wendet er sich wieder dem Steinsims zu.

Im schwachen Licht der Kerze, welche der Zentaur entzündet hat, kann der Schreiber nun erkennen, dass der Vorsprung als Ablage für Essgeschirr dient. Doch scheint eine kleinere Fläche an einer Ecke frei von Gegenständen zerbrechlicher Art, und so setzt sich der Mensch kurzherhand dort hin. Von dieser Position aus beobachtet er nun Feydor bei dessen fortwährender Suche in der Kiste. Dann meint er "In euren Körben dort lebt etwas, ist euch das bewusst?" Der Schreiber zuckt mit den Schultern. "Ich meine bloß, wenn es meine Möbel wären, täte mich das stören". Seron stützt sich mit einer Hand auf dem Sims ab und legt diese dabei zufällig auf etwas Kleines, das sich nach Metall anfühlt. Der Schreiber hält den Gegenstand gegen die einzige, schwache Lichtquelle der Höhle. Es handelt sich um eine Nadel. Sogleich muss er an Feydors seltsame Reaktion denken, und wie sich dieser hernach durch sein Fell gefahren war, um etwas auf den Sims zu legen. Hm. Vielleicht hat mein werter Gastgeber doch keine Anfälle geistiger Umnachtung sondern einfach nur Ambitionen als lebendiges Nadelkissen. Mir solls gleich sein, solange er keine Ambitionen als Seron-zum-Frühstück-Verspeiser entwickelt.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 13. Nov. 2007, 20:27 Uhr
Feydor kramt weiter in der Kiste, während sein Gast sich auf den freien Teil des Steinsims setzt. In euren Körben dort lebt etwas, ist euch das bewusst? Ich meine bloß, wenn es meine Möbel wären, täte mich das stören.

Der Zentaur, der gerade einige Kerzen aus den Tiefen der Truhe zum Vorschein gebracht hat, sieht Seron verwirrt an. „Wie bitte?“ Er wirft einen Blick auf die unschuldig dastehenden Körbe. „Ach so. Ihr meint die beiden Körbe dort links,“ fügt Feydor grinsend zu, als er begreift, was sein Besucher meint. „Diese beiden würde ich euch auch nicht als Stuhl empfehlen. In denen leben meine beiden Bienenvölker, die jetzt schön langsam ihren Winterschlaf antreten. Deswegen stehen sie hier.“ Feydor geht an der Wand entlang auf die andere Seite der Höhle und stellt unterwegs die Kerzen in verschiedene Nischen und zündet sie an. Schließlich kommt er bei den summenden Körben an. „Eigentlich sind sie ganz harmlos, aber ich glaube, es würde sie doch stören, wenn jemand auf ihrer Wohnung sitzen würde.“ Der Zentaur tätschelt mit der freien Hand einen der Bienenstöcke, und stellt die letzte Kerze auf einen kleinen Felsvorsprung. Inzwischen brennen gut ein halbes Dutzend Lichter, so dass die Höhle fast gemütlich wirkt und man auch den hinteren, durch einen Vorhang abgetrennten, Teil erkennen kann. Der Zentaur deutet auf die gestapelten Körbe neben den Bienenwohnungen und nimmt einen davon unter den Arm. „Dieser Korb ist leer und bestimmt nicht lebendig, Ihr könnt euch also gefahrlos darauf setzen.“ Feydor stellt die improvisierte Sitzgelegenheit vor Seron hin und lächelt verkrampft.
Ich bin den Umgang mit sprechenden Lebewesen einfach nicht mehr gewohnt. Warum können Menschen nicht so sein wie Bienen? Man bekommt keine dummen Fragen gestellt, und was noch wichtiger ist, man muss sich nicht die ganze Zeit mit ihnen unterhalten. Was rede ich denn den ganzen Abend mit dieser halben Portion? Der Zentaur kratzt sich an seinen Bartstoppeln und denkt angestrengt über eine halbwegs intelligente Frage nach. Über irgendwas muss er sich ja mit Seron unterhalten, soviel sagt ihm zumindest ein kleiner Teil seiner Erinnerung über Gastfreundschaft.

„Was macht ihr eigentlich soweit weg von der Straße? Oder hattet Ihr vor, im Wald Wurzeln zu schlagen?“ fragt er Seron schließlich. „Und habt Ihr Hunger? Ich kann euch Brot und Honig anbieten, und ein paar Beeren, wenn Ihr wollt“, fährt er nach ein paar Sekunden fort, als er sich ein weiteres Gebot der Gastfreundschaft erinnert, und greift nach einem in ein Tuch gewickelten Stück Brot und einem kleinen Topf aus Ton.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 14. Nov. 2007, 22:44 Uhr
Seron beobachtet seinen Gastgeber weiterhin von seiner Position auf dem Sims aus, während dieser für etwas ansprechendere Lichtverhältnisse sorgt. >Dieser Korb ist leer und bestimmt nicht lebendig, Ihr könnt euch also gefahrlos darauf setzen<, meint der Zentaur, als er einen der Körbe, welche an der Höhlenwand gestapelt sind, vor dem Wanderer abstellt. Dieser beäugt das Behältnis kurz kritisch. "Euer Wort dafür, dass es nicht lebt", brummt er schließlich und wechselt vom Steinsims auf den etwas bequemeren Korb. So muss der Mensch weit zu seinem Gegenüber aufblicken, will er diesem ins Gesicht sehen. Die Haltung ist zwar unangenehm, doch fürs erste beschließt er damit zu leben.. Feydor scheint indes in Überlegungen vertieft. Erst nach einer kurzen Pause meint er dann >Was macht ihr eigentlich soweit weg von der Straße? Oder hattet Ihr vor, im Wald Wurzeln zu schlagen? Und habt Ihr Hunger? Ich kann euch Brot und Honig anbieten, und ein paar Beeren, wenn Ihr wollt<

Der Wanderer, etwas perplex ob der Gastfreundschaft, überlegt einige Augenblicke, ob er auf das Angebot eingehen soll. Zwar liegt das letzte ergiebige Mahl des Menschen schon einige Zeit zurück, doch hegt er noch immer ein wenig Misstrauen gegenüber dem Zentaur. Ein Leben, das viel Zeit auf der Straße und in Wanderschaft gesehen hat, fördert kaum das Vertrauen in hilfsbereite Fremde. Seron versucht einen Haken an dem unterbreiteten Angebot zu finden, gibt aber schließlich seinem Hunger nach. Sei's drum, auch an Paranoia kann man verhungern, denkt er und erwidert auf die Frage: "Ich wäre euch für einen Bissen Brot durchaus dankbar, denn scheint's habe ich meine Wegzehrung etwas ... nun, sagen wir etwas zu knapp bemessen. Aber seit euch der Tatsache bewusst, dass ich euch nicht materiell werde entlohnen können. Die wenigen Besitztümer die ich mit mir trage werde ich nicht aus der Hand geben und Geld ... tja", der Wanderer verzieht die Mundwinkel kurz zu einem eher humorlosen, trockenen Lächeln "mit Geld kann ich schon lange keinem mehr dienen."

Der Schreiber nimmt das Zurechtrücken seiner Sitzgelegenheit als Vorwand, einige Augenblicke über seine nächste Antwort nachzudenken. Noch immer ein wenig unsicher, wie viel er seinem Gegenüber tatsächlich von sich erzählen will, setzt er dann fort: "Und was eure andere Frage betrifft ... den Umstand, dass ich hier vor euch sitze, verdanke ich zu einem guten Teil den bestenfalls als mäßig zu bezeichnenden Wegweisungen einiger Einheimischer. Seht ihr, ich finde mich im Unterholz kaum genug zurecht, um ein paar hundert Schritt lang eine Richtung halten zu können. Wie ihr euch denken könnt hat es nicht lange gedauert, bis ich mich im Wald verloren hatte. Die Wildnis ist kein Ort für mich." Seron hält kurz inne und beschließt dann den Versuch zu wagen, ein wenig über seinen Gastgeber in Erfahrung zu bringen. "Doch wenn ihr es mir gestattet", sagt er, "so würde ich die Frage gerne an euch zurückgeben. Was tut ihr hier, abseits der Straße, abseits der Siedlungen? Dies scheint mir ein abgeschiedener Ort zu sein."

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 29. Nov. 2007, 19:45 Uhr
Der Zentaur reicht das Stück Brot und das Honigtöpfchen, an Seron weiter. "Ein Messer habt ihr ja selber." Er selbst kniet sich gegenüber auf den Boden, so dass er mit seinem Gast auf gleicher Augenhöhe ist.
"Was tut Ihr hier, abseits der Straße, abseits der Siedlungen? Dies scheint mir ein abgeschiedener Ort zu sein.", fragt ihn der Mensch.
Feydor muss lächeln. Abgeschiedener Ort? Das hat er aber wirklich schnell bemerkt.
"Nunja", erwidert er laut, "ich mag es nun mal ruhig. Und meine Bienen", der Zentaur nickt mit dem Kopf in die Richtung der summenden Körbe," finden zwischen Häusern und Pflastersteinen herzlich wenig Honig. Hier im Wald und auf den Wiesen vor der Stadt können sie genug sammeln. Und für die, die so etwas wie einen Orientierungssin besitzen, ist die Wildnis auch gar nicht so undurchdringlich. In einer guten halben Stunde kommt man auf die Straße."
Der Zentaur verzieht das Gesicht, während er weiterredet: "Außerdem vertragen Menschensiedlungen meine Anwesenheit auf Dauer nicht so gut. Früher oder später höre ich doch immer die gleichen Dinge. Falls ihr also noch einen Spruch über Zentauren kennt, der mir noch nicht bekannt ist, nur zu. Aber ich bezweifle es stark."
"Und", Feydor steht mit einem leichten Ächzen auf, "hier stoße ich zumindest nirgendwo mit dem Kopf an. Menschliche Bauten haben immer diese niedrigen Deckenbalken." Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf und gähnt, dann geht er in den hinteren Teil der Höhle, wo zwischen zwei natürlichen Säulen eine Art Vorhang gespannt ist. Als Feydor den braunen, ausgefransten Stoff beiseite zieht, gibt er den Blick auf ein Heulager frei, auf dem ein paar Decken liegen. Er schaut zu Seron zurück und macht sich dann daran zu schaffen, den Haufen in zwei kleinere zu teilen.
"Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Ihr Euch heute Nacht nicht mehr nach Talyra aufmachen werdet?" Der Zentaur deutet auf eins der beiden Lager und wirdt zwei Decken darauf. "Etwas besseres für die Nacht kann ich euch leider nicht anbieten, aber ich muss morgen sowieso in die Stadt, um Honig und Wachs zu verkaufen, Ihr könnt mich also begleiten, wenn Ihr wollt. Dort findet Ihr bestimmt ein bequemeres Bett."

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 20. Dez. 2007, 22:27 Uhr
Seron quitiert den Erhalt des Brotes und des Töpfchens mit einer leichten Verbeugung des Oberkörpers. Den Topf stellt er sodann neben sich auf dem Steinsims ab. "Nun, die Klinge erscheint mir doch etwas überproportioniert.", meint der Wanderer, während er mit der freien Hand in seinem Rucksack kramt. Schließlich bringt er ein kleineres Messer zum Vorschein, welches offensichtlich, während besserer Zeiten, Teil eines Essbestecks gewesen ist. Der Zentaur lässt sich indes vis-a-vis nieder. Seron beginnt eine Scheibe Brot abzuschneiden, während sein Gegenüber spricht.

> ... Außerdem vertragen Menschensiedlungen meine Anwesenheit auf Dauer nicht so gut. Früher oder später höre ich doch immer die gleichen Dinge. Falls ihr also noch einen Spruch über Zentauren kennt, der mir noch nicht bekannt ist, nur zu. Aber ich bezweifle es stark.< Das Brot mit dem abgestumpften, relativ kleinen Messer zu schneiden kostet den Schreiber einige Mühe. Ohne von dieser Tätigkeit abzulassen oder den Blick zu heben erwidert er dem Zentaur. "Ach, seid euch da nicht so sicher. Ich komme gerade aus dem Süden und da sind mir ein paar Geschichten zu Ohren gekommen, die waren mir neu. Kennt ihr zum Beispiel die mit den zwei Zentauren und dem Sessel in dieser Hafentaverne ... ", Seron grinst und hält kurz in seinem Kampf mit dem Brot inne. Nach einem Blick zu seinem Gegenüber, welches im Knien noch einige Zentimeter größer ist als er selbst im aufrechten Sitzen, räuspert er sich und geht dann wieder zu Werke, "... die ich unter den gegebenen Umständen und in Anbetracht fehlender Fluchtmöglichkeiten allerdings lieber nicht erzählen werde." Nachdem der Mensch nun endlich mit dem Brotschneiden fertig ist, öffnet er das Töpfchen und streicht ein wenig Honig auf das Brot, während er fortsetzt: "Aber seht ihr, bei der Sache mit den Siedlungen haben wir tatsächlich etwas gemeinsam. Obwohl ich mir bis zum heutigen Tag nicht ganz sicher bin, ob es die Städte und Dörfer sind, die meine Anwesenheit nicht vertragen, oder obs umgekehrt ist. Tatsache ist, dass ich selten lange dort verweile." Seron beginnt sein Brot zu essen und beobachtet Feydor, während dieser sich erhebt und in den hinteren Teil der Höhle begibt, wo er zwei Heulager errichtet.

>Etwas besseres für die Nacht kann ich euch leider nicht anbieten, aber ich muss morgen sowieso in die Stadt, um Honig und Wachs zu verkaufen, Ihr könnt mich also begleiten, wenn Ihr wollt.< meint der Zentaur nach einem Deut auf die Nachtlager. Von Serons Brot sind mittlerweile nur noch Krümel auf dem Boden übrig. Der Schreiber erhebt sich und putzt seine Robe ab, bevor er antwortet: "Wisst ihr, seit ich unterwegs bin empfinde ich alles, was einen kalten Steinboden oder den Straßenrand an Komfort übersteigt, als Übermaß an Gastfreundschaft. Ich danke euch also für das freundliche Angebot, das ist durchaus mehr, als ich gewohnt bin. Ebenso werde ich gerne auf euer Angebot zurückkommen, euch morgen zu begleiten." Der Mensch gähnt hinter vorgehaltener Hand und begibt sich zu einem der Haufen. Dort stellt er seinen Rucksack an eine Wand und lehnt den Stab daneben an, bevor er sich auf seinem Nachtlager niederlässt. "Entschuldigt die Unhöflichkeit", murmelt der Schreiber, während er sich seiner Stiefel entledigt, "aber ich habe heute mehr Schritte zurückgelegt, als mir lieb ist. Falls es euch nicht weiter stört werde ich mich also zur Ruhe begeben." Seron streckt sich einmal auf dem Heulager und meint dann noch "Der Honig war übrigens ausgezeichnet", bevor ihn der Schlaf übermannt.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 21. März 2008, 23:16 Uhr
"Der Honig stammt auch von besonderen Bienen", anwortet Feydor auf Serons letzten Satz während er einen der summenden Bienenkörbe nimmt und stellt ihn in den Gang, der die Höhle mit der Außenwelt verbindet. „Das tue ich, damit....“, beginnt er zu erklären, beendet den Satz jedoch nicht, weil er vom einen Nachtlager bereits ein leises Schnarchen vernimmt. Nunja, dann kann ich nur hoffen, das er Nachts nicht für kleine Stabträger muss, sonst stolpert er noch über meine Alarmanlage. Der Zentaur klopft zärtlich auf den Korb, aus dem nur noch vereinzelt ein verschlafenes Brummen zu hören ist und löscht die Kerzen auf dem Steinsims. Dann lässt er sich auf dem anderen Heuhaufen nieder und schläft ebenfalls ein.

Nur gefühlte Minuten später erwacht Feydor vom gewohnten Summgeräusch seiner Bienen, die den Sonnenaufgang im Gegensatz zu ihm wohl nicht verschlafen haben. Ächzend richtet sich der Zentaur auf und bindet seine Haare mit einer kleinen Lederschnur zurück, die er irgendwo im Heu unter sich findet. Ein Blick auf das Lager neben ihm zeigt ihm, das Seron wohl noch schläft, obwohl bereits durch die Oberlichter der Höhle die Sonnenstrahlen unter anderem auf dessen Gesicht scheinen.
Na dann kümmer ich mich erst mal um meine Kleinen. Feydor nimmt den geflochtenen Weidenkorb vom Eingang und trägt ihn samt summendem Inhalt ins Freie. „Ihr habt schönes Wetter heute zum Sammeln, meine Lieben,“ verkündet er, während der die kleine Luke an der Korbseite öffnet. Sofort schwirren die ersten Bienen heraus in die Sonne und machen sich im Zickzack zwischen die Bäume davon. Nachdem auch der zweite und der dritte Bienenkorb hinausgetragen worden ist, kehrt der Zentaur in die Höhle zurück und begutachtet im Vorratskorb die kümmerlichen Brotreste. „Ich fürchte, das Frühstück wird heut nicht sehr üppig ausfallen. Höchste Zeit, dass ich in die Stadt komme. Von Honig allein kann ich auch nicht leben“, murmelt er vor sich hin.
„Und los sollten wir auch langsam, sonst kommen wir an, wenn der Markt schon fast vorbei ist.“ Mit diesen Worten begibt sich der Zentaur in den hinteren Teil der Höhle, wo zwischen kleinen Heuhügeln immer noch Seron liegt.
Feydor beugt sich über ihn und räuspert sich. „Äh...  ich glaube, Ihr solltet jetzt aufstehen, Seron. Der Weg ist doch recht weit, den wir heute noch vor uns haben. Wir könnten zwar auch die Abkürzung nehmen, die Euch empfohlen wurde, dann wären wir schneller. Aber auf diesem Trampelpfad gibt es zu viele Äste in meiner Kopfhöhe und ich habe keine Lust, die ganze Zeit immer wieder dieses Blattzeug aus dem Gesicht zu halten.“
Der Zentaur geht auf eines der Gefäße zu, die sich gestern abend praktischerweise mit Regenwasser gefüllt haben und nimmt es mit ins Freie auf die Lichtung, wo er sich den ganzen Inhalt des Eimers über den Kopf und den Pferderücken schüttet.
Triefend vor Nässe kehrt Feydor dann wieder in die Höhle zurück und schaut nach, ob der Mensch inzwischen vollständig erwacht ist.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 30. Mai 2008, 00:56 Uhr
Seron fährt jäh aus dem Schlafe auf. Vor sich sieht er bloß Schwärze, sodass er nicht die Hand vor Augen erkennen würde. Irgendwo tropft, in regelmäßigem Takt, Wasser auf Wasser. Das Geräusch ist alles, was es in der Dunkelheit wahrzunehmen gibt. Ohne Orientierung, leicht panisch, tastet der Wanderer um sich, fühlt kalten Steinboden und Heu. Erst dann kommt er vollständig zu Sinnen und vermag sich an seine Situation zu erinnern. Plötzlich scheint die Dunkelheit nicht mehr ganz so vollkommen und irgendwo in der Höhle hört der Wanderer die regelmäßigen Atemgeräusche des Zentauren. Seron atmet selbst einmal tief durch und lässt sich dann wieder auf sein Nachtlager nieder. Der Mund scheint ihm wie ausgetrocknet und noch immer liegt ein beklemmendes Gefühl auf seiner Brust, das er nicht abzuschütteln vermag. Während er, auf dem Rücken liegend, in die Dunkelheit starrt, versucht der Mensch, sich des vergangenen Traumes zu entsinnen. Doch obwohl ihn dieser offensichtlich geplagt hat, mag es ihm nicht gelingen, sich an mehr als ein vages Gefühl von Angst zu erinnern. Schließlich gibt er auf und ist nach einer Weile wieder eingeschlafen.

Obgleich sein Nachtlager, vor allem im Vergleich zu vielen anderen der letzten Monate, durchaus nicht unbequem ist, findet der Mensch auch während der restlichen Nacht wenig Ruhe und Erholung. Immer wieder wacht er auf und wälzt sich einige Zeit ruhelos auf dem Heuhaufen hin und her, bevor er wieder in einen unruhigen Schlaf verfällt.

Ob dieses ungeruhsamen Verlaufes der Nacht ist Seron auch wenig aufnahmebereit, als er von seinem Gastgeber geweckt wird. Im ersten Moment des Erwachens nimmt er kaum etwas von seiner Umgebung richtig wahr. " … keine Lust, die ganze Zeit immer wieder dieses Blattzeug aus dem Gesicht zu halten.", hört er den Zentaur noch sagen, bevor dieser einen Krug nimmt und mit selbigem die Höhle verlässt. Der Wanderer blickt ihm leicht verdutzt hinterher. Dann gähnt er einmal heftig und beschließt, dass das Gehörte, in eindeutiger Ermangelung von Blattzeug in der Höhle, für ihn gerade wenig Sinn ergibt. Daraufhin lässt sich der Wanderer wieder ins Heu fallen, wo er sich der anspruchsvollen Beschäftigung des im Halbschlaf an die Decke Starrens hingibt.
Als er den Zentauren in die Höhle zurückkehren hört kommt Seron zu dem Schluss, dass, ob es ihm nun gerade passt oder nicht, der Tag angebrochen ist und er nicht umhin kommen wird, sein Nachtlager in näherer Zukunft zu räumen. Der Wanderer erhebt sich, als Feydor die Höhle betritt. "Einen guten Morgen wünsche ich euch", sagt er und deutet eine Verbeugung an. "Wie ich sehe liegt euch die Morgenstunde besser als mir."

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 30. Mai 2008, 22:31 Uhr
-------> Das Larisgrün


Inzwischen hat sich der flüchtende Hengst wieder beruhigt und seinen Schritt verlangsamt. Immer noch dem Pfad folgend, den  er vor lauter Furcht eingeschlagen hat, nähert er sich einer Höhle, die er jedoch groß beachtet. Seine Nüstern öffnen sich trichterförmig und nehmen den Geruch von Heu und Stroh auf, der dezent aus dem Höhleneingang zu ihm dringt. Auch richt er einen Menschen und ein ihm völlig fremdes Wesen, das einen ganz eigentümlichen Geruch verströmt, der ihn sowohl an einen Menschen als auch an ein Pferd erinnert. Kurz nimmt er diese Gerüche auf. Dann ignoriert er sie aber auch . Gerne würde er etwas von dem Heu knabbern, doch da dieser fremde Geruch aus der gleichen Richtung kommt und der Heugeruch seinen Ursprung weiterhin in dieser dunklen Höhle zu haben scheint, ignoriert er die Gerüche und fängt stattdessen an ein wenig Gras vor der Höhle zu rupfen und gemächlich darauf herumzukauen. Kurz hebt er den Kopf und wittert erneut, dann setzt er das Grasen auch schon genüsslich fort. Seine Gestalt ist anmutig anzusehen und sein Fell von tiefstem glänzendem Schwarz. Er hat eine Schulterhöhe von 1,65Schritt. Durch sein konkav verlaufendes Nasenbein, den tief liegenden, großen Augen und dem, im Vergleich zu anderen Pferden, kurzen, zierlichen und kompakten Aussehen ist er für das geschulte Auge gleich als reinrassiges Cul-Pferd zu erkennen. Aber selbst ungeschulte Augen erkennen an der Schönheit des Tieres sofort, dass es sich um ein teures Rassepferd handeln muss, vermutlich ein Feuerblutpferd.  Ein solches Tier wird auf dem Markt sicher ein gutes Sümmchen einbringen. Der Hengst ist jedoch gesattelt und aufgezäumt, so dass unschwer erkennbar ist, dass es jemanden zu gehören scheint und es liegt nahe, dass es sicher schon vermisst wird.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 30. Mai 2008, 23:51 Uhr
Feydor beugt sich über Seron, der sich gerade von seinem Nachlager erhebt.
„Nochmals guten Morgen, wünsche ich Euch.“ Nach einem Blick auf die Frisur des Menschen fügt er hinzu: „Ihr solltet Euch übrigens noch das Heu aus den Haaren schütteln, bevor wir aufbrechen. Die Sonne ist schon vor einer ganzen Weile aufgegangen.“
Der Zentaur nimmt einen der noch gefüllten Wasserkrüge und drückt ihn Seron in die Hand. „Falls euch nach einer Dusche zumute ist...“ Dann schnappt er sich dem Behälter mit den Brotresten und zeigt seinen spärlichen Inhalt seinem Gast. „Ich fürchte, das Frühstück müsst Ihr auf später verschieben, wenn wir in der Stadt angekommen sind. Es sei denn, Ihr wollt die Krümel aufsammeln.“
Plötzlich spitzt Feydor die Ohren und dreht den Oberkörper zum Eingang der Höhle. „Habt Ihr das auch gehört? Ich könnte schwören, dass...“ Mit möglichst leisen Schritten schreitet der Zentaur bis zum Ende der Höhle und tritt in den Eingangstunnel.
Aus der sicheren Dunkelheit des Spaltes am Eingang der Höhle späht er auf die Lichtung hinaus, auf der ein großes, schwarzes Pferd grast. Erleichtert will Feydor gerade ebenfalls auf die Lichtung treten, als er bemerkt, dass das Tier Sattel und Zaumzeug trägt. Also kann der Reiter nicht sehr weit weg sein.
Noch ein paar Minuten beobachtet der Zentaur das fressende Pferd, aber kein wie auch immer gearteter Reiter taucht in seinem Blickfeld auf. Vorsichtig tritt Feydor aus der Höhle heraus und nähert sich dem Pferd, dass ihn jetzt ebenfalls bemerkt hat. „Gaanz ruhig, mein Schöner, na komm her zu mir.“ Behutsam streckt Feydor die Hand aus, um den Zügel des Pferdes zu ergreifen. Die Geste scheint das Tier jedoch zu verunsichern und es tritt einen Schritt zurück – und leider genau in die Richtung der Bienenkörbe. „Nein, nicht da lang!“ Der Zentaur versucht, seine Stimme ruhig zu halten, aber wenn das Pferd weiter in diese Richtung rückwärts geht, hat es bald ein mehr oder minder großes Problem.
„Na gut, siehst du, ich geh ja schon wieder weg. Kein Grund zur Aufregung.“ Feydor bewegt sich langsam wieder zur Höhle zurück und dreht den Oberkörper nach hinten. „Seron? Ich glaube, ich könnte da einmal Eure Hilfe gebrauchen. Hier steht ein Pferd, und dem bin ich wohl nicht ganz geheuer. An Menschen ist es vielleicht eher gewohnt. Könntet Ihr kurz rauskommen?“

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 31. Mai 2008, 11:40 Uhr
Während Shunj'anar auf der Wiese grast, ist die Gestalt mit dem merkwürdigen Geruch auf ihn aufmerksam geworden. Auch sein Erscheinungsbild verwirrt den Hengst deutlich. Nie hat er ein Wesen gesehen, dass Mensch und Pferd zugleich zu sein scheint. Er betrachtet das Wesen neugierig, als es jedoch auf ihn einredet und dann auch noch nach seinen Zügeln greifen will wird es Shunj'anar zu viel. Erschrocken weicht er einen Schritt zurück. Das Surren der Bienen, deren Körbe hinter ihm stehen, scheint er gar nicht zu bemerken. Nur wenige Sekhel trennen die Hinterbeine des Pferdes von den Bienenkörben. Da die Bienen es gewohnt zu seien scheinen, dass sich ihnen Hufe nähern, greifen sie noch nicht an, um ihr Nest, ihre Königin und das mögliche Gelege zu schützen. Doch sollte der Schwarze noch einen weiteren Schritt rückwärts machen, würde er vermutlich gegen einen der Körbe prallen und diesen umwerfen. Auch der Zentaur scheint diese Gefahr bemerkt zu haben, denn mit den Worten „Nein, nicht da lang!“ entfernt er sich wieder von dem Pferd, damit dieses sich beruhigen kann. Nachtschatten ist über das Verhalten des seltsamen Geschöpfes sichtlich erstaunt. Für gewöhnlich hat sich ihm gegenüber nie jemand so verhalten. Als Gefahr stuft er diese Gestalt jedenfalls nicht ein, ganz im Gegenteil. Er hat sich ja zurückgezogen, anstatt wie es die Menschen für gewöhnlich taten, einfach nach den Zügeln zu langen. Niemals hat ihn ein Mensch von sich aus in Frieden gelassen, nur weil er selber zurückweicht und es ihm nicht geheuer ist. Dass dies Verhalten einzig an dem leisen Surren der Bienen hinter ihm liegt, ist dem Hengst nicht bewusst. Er merkt nur, dass das Verhalten des merkwürdigen Geschöpfes gänzlich anders ist, als jenes Verhalten das er von den Zweibeinern kennt. Obgleich sich seine Nüstern aufgeregt weiten und seine Körperhaltung angespannt und wachsam ist, reckt er den Kopf ein kleines Stück neugierig vor.

Aus der Ferne dringt ein sehr leiser Pfeifton, der in dem morgendlichen Vogelgesang unterzugehen droht. Die Ohren eines Menschen vermögen das leise Geräusch sicher nicht von den Stimmen der Vögel zu trennen. Doch Shunj’anar erkennt an der Tonlage gleich, dass es das Rufen von Yasraena ist. Leicht dreht er den Kopf in Richtung des Pfades den er lang gelaufen war und auf dem Yasraena ihm nun zu folgen scheint. Er macht einige wenige Schritte in diese Richtung, von den Bienenkörben fort. Für den Zentauren muss es den Anschein machen, als wolle das Pferd sich wieder davon stehlen. Doch dann hält der Pferdekörper abrupt inne. Er wendet den graziösen Hals zurück und dem Zentauren zu. Irgendwie faszinierte ihn das Wesen, dass sowohl nach Pferd roch, als auch nach Mensch. Auch der Körperbau des fremden Geschöpfes war interessant. Zugegeben, als erstes machte sich der Fluchttrieb in ihm breit, doch nachdem sich der Zentaur wieder zurückgezogen und von dem Pferd entfernt hat, ebbt auch der Fluchttrieb wieder ab. Was immer das für ein Geschöpf ist, es handelt sich um keinen Feind, kein Raubtier. Als der Hengst dies für sich auf seine eigene Weise erkannt hat, siegt sein Rassentypisches Verhalten. Neugierig und furchtlos macht er einen Schritt auf die Höhle und somit auch auf den Zentauren zu. Dann einen weiteren Schritt. Erst etwa einen Schritt vor dem Zentauren hält das Cul-Pferd inne. Sein Körper ist nach wie vor angespannt,  der Kopf wachsam erhoben und die Nüstern witternd geweitet. Jede kleinste Kleinigkeit will der Hengst aufnehmen. Denn trotz seiner Furchtlosigkeit ist er in erster Linie ein Fluchttier und beim Anzeichen von Gefahr will er bereit sein sich auf und davon machen zu können. Dennoch betrachten seine Augen die fremde Gestalt furchtlos.  

Seine Besitzerin hat er inzwischen fast vergessen, zumindest ignoriert er sie, denn das was dort vor ihm liegt wirkt viel interessanter und ist seine Neugier einmal geweckt, muss sie auch gestillt werden, da interessieren Pfiffe einer Elbe herzlich wenig. Außerdem, es scheint, als würde sie ohnehin dem Pfad folgen, den auch er gelaufen war. Sie würde sicherlich noch ein wenig Zeit brauchen, immerhin ist sie zu Fuß bei weitem nicht so schnell wie ein flüchtendes Cul-Pferd, aber sie würde schon aufschließen. Bis dahin kann er sich auch dem interessanten Wesen widmen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 20. Juni 2008, 00:45 Uhr
>Ihr solltet Euch übrigens noch das Heu aus den Haaren schütteln, bevor wir aufbrechen<, meint Feydor zu seinem Gast, während sich dieser erhebt. >Die Sonne ist schon vor einer ganzen Weile aufgegangen< Seron zuckt mit den Schultern und fährt sich einmal mit der Hand durchs Haar. "Ich glaube nicht, dass sich mein Gesamtbild durch ein bisschen Dreck im Haar noch wesentlich verschlechtern wird können", brummt er noch recht verschlafen, bevor er von seinem Gastgeber mit den Worten >Falls euch nach einer Dusche zumute ist...< einen Krug in die Hand gedrückt bekommt. Seron, welcher im Geiste noch immer nicht vollkommen sein Nachtlager verlassen hat, blickt einmal perplex vom Zentauren zu dem ihm anvertrauten Krug und wieder zurück zu Feydor, welcher ihm nun den leeren Behälter präsentiert, der gestern noch Brot beinhaltet hatte. Seron macht sich eine geistige Randnotiz, dass aus dem Frühstück heute wohl nichts werden wird. Dann plötzlich wendet sich der Zentaur zum Eingang der Höhle und fragt >Habt Ihr das auch gehört? Ich könnte schwören, dass...<, bevor er die Höhle verlässt und Seron zurücklässt.

Der Wanderer, von der Ereigniskette in seinem halbwachen Zustand eindeutig überfordert, wendet seinen Blick vom Tunnel, durch den Feydor gerade verschwunden ist, ab. Stattdessen starrt er nun den Krug an, den er noch immer in Händen hält. War das nun ein subtiler Hinweis, dass man mich schon mehrere Schritt gegen den Wind riechen kann oder Gastfreundschaft?, überlegt er bei sich, während er das Gefäß auf dem Boden abstellt. Na sei's drum, so oder so ist mir gerade nicht nach nass zumute. Aber eine Bürste ... ein Bürste wäre etwas Tolles, denkt der Mensch, während er sich ein paar Halme Stroh aus dem Haar schüttelt. Seron seufzt bei dem Gedanken daran, wie verwahrlost sein gesamtes Erscheinungsbild wohl nach der ganzen Zeit auf der Straße sein muss. Vielleicht ist es wirklich notwendig, einer Stadt einen längeren Besuch abzustatten. In der Stadt muss sich doch Arbeit für einen Schreiber finden lassen. Der Wanderer denkt wehmütig an seine verschlissene Kleidung, die abgetragenen Schuhe, wie lange sein letztes heißes Bad schon zurückliegt und vor allem an den kläglichen Inhalt seines Geldbeutels. Und mit ein wenig Kupfer oder gar Silber in der Hand lässt sich wohl das eine oder andere erneuern. Und zur Abwechslung eine Anstellung zu finden, die länger als einen Tag dauert, erscheint mir nach den letzten Monaten garnicht zuwider.

Der Wanderer ist gerade damit beschäftigt, sich für den Aufbruch bereit zu machen, als er Feydors Ruf hört. "Was macht Euch glauben, dass ich dem Tier geheurer bin? Die meisten Tiere denen ich so über den Weg laufe versuchen mich zu beißen, zu fressen und zu verjagen. Meistens auch genau in dieser Reihenfolge.", erwidert er. Nach einem Augenblick tritt er dann aber doch in den Höhleneingang, um der Aufforderung seines Gastgebers nachzukommen. Als er aus dem Spalt ins Freie kommt und Feydors Problem erblickt bleibt er stehen. Seron starrt das Tier einen Moment lang an, bevor, ohne seinen Blick abzuwenden, zu Feydor sagt "Es ist ... groß. Und ich muss gestehen, dass diese Beobachtung mein Fachwissen über Pferde eigentlich erschöpft. Außerdem weiß ich noch, dass große Pferde große Schmerzen bedeuten können, wenn ihnen eines anderen Gegenwart gerade nicht genehm ist. Das ist ein Erfahrungswert, aufgrund dessen ich eigentlich keinerlei Verlangen verspüre, diesem Exemplar auch nur einen Schritt näher zu treten." Der Mensch verharrt einige Augenblicke und beobachtet das Pferd. Das Pferd macht seinerseits auch überhaupt keine Anstalten, sich irgendwie von der Höhle weg zu bewegen. "Ah ... und nun? Feydor? Habt Ihr irgendwelche Ideen die keine Verringerung der Distanz zwischen mir und dem Pferd voraussetzen?"

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 22. Juni 2008, 13:09 Uhr
Yasraena folgt noch immer ihrem entflohenen Pferd. Ihr Vorwärtskommen kann man bestenfalls als ein zügiges Stolpern bezeichnen, denn die Decke ist so schwer, dass an Rennen gar nicht zu denken ist. Während unter ihren Füßen einige Äste knacken und sie weiter dem Pfad folgt, steht Shunj’anar noch immer vor der Höhle.
Inzwischen ist aus dieser eine weitere Gestalt aufgetaucht: Ein Mensch. Der Hengst kennt diesen Geruch nur zu gut. Er spürt jedoch auch die Unsicherheit des Fremden und ist sich nicht sicher ob es sich gar um Angst handelt. Er beschließt den Menschen erst einmal zu ignorieren und sich wieder dem komischen Wesen zuzuwenden. Neugierig beäugt er die Gestalt des Zentauren. Noch immer ist er sich nicht sicher welche Art Wesen es vor sich hat… Es ist ein Pferd, wie er selber und doch etwas ganz anderes, wie ein Mensch. Auch spricht das Wesen in der Sprache der Zweibeiner und dennoch läuft es auf vier Hufen. Obgleich Shunj’anar nur ein Tier ist, das Wesen vor ihm ist so anders, dass es ihn einfach fasziniert und er wie gelähmt dort steht und den Pferdemenschen beäugt.

Yasraena versucht erneut ihr Pferd zu rufen. Ein lauter Pfiff ertönt. Diesmal ist sie schon etwas näher und der Ton hebt sich deutlich von dem Gezwitscher der Vögel ab. Der Hengst dreht kurz den Kopf zurück und wiehert laut. Er wendet sich danach jedoch augenblicklich wieder dem Zentauren zu.

Trotz der Anstrengung huscht der Elbe beim Klang der Stimme ihres Pferdes ein Lächeln übers Gesicht und sie beschleunigt ihr Tempo noch ein wenig. Inzwischen bildet sich Schweiß auf ihrer Stirn und auch die Arme, in denen sie die schwere Decke hält, fühlen sich mittlerweile klamm an. Die Wolle klebt ihr schon regelrecht auf der Haut.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 01. Aug. 2008, 13:36 Uhr
Feydor seufzt schicksalsergeben und schüttelt den Kopf als Antwort auf Serons letzte Frage. „Und ich dachte immer, Menschen würden sich mit Pferden auskennen.“ Er wirft einen prüfenden Blick auf das schwarze Tier, das sich zumindest nun nicht mehr in die falsche Richtung, also zu den Bienen hin bewegt. „Ich fürchte, wir können nicht viel mehr machen, als hier zu warten bis...“ Ein entfernter Pfeifton, bei dem das Pferd deutlich reagiert, lässt den Zentauren erleichtert aufatmen. „… glücklicherweise nicht bis es wieder von selber seiner Wege zieht. Der Besitzer scheint schon im Anmarsch zu sein.“
Ohne ein weiteres Wort zieht er sich in die Höhle zurück, ohne das fremde Tier jedoch aus den Augen zu lassen. „Dann können wir ja doch bald aufbrechen. Ich suche derweil schon einmal meine Sachen zusammen. Passt Ihr doch auf das Tierchen einen Moment auf, ja, Seron?“ Er gibt dem Menschen noch einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und verschwindet dann im Höhleninneren.
Der Zentaur kramt in seiner Wohnstatt einen großen Beutel hervor, der mit groben Stichen aus mehreren Tüchern gefertigt und um einen Tragegurt aus Leder bereichert wurde, den er sich an diesem über die Schulter hängt. Dann holt er aus einer Ecke das hölzerne Tragegestell, auf dem meistens zwei Bienenvölker in ihren Körben zu anderen Weiden transportiert werden. Heute jedoch stellt Feydor zwei der leeren Körbe auf das Gestell und füllt den einen mit cremig-gelben Wachsblöcken, den anderen mit mehreren verschlossenen Tontöpfen, in dem sich der Honig der letzten Ernten befindet. In einen der Körbe stopft er noch ein grobes, aber sauberes weißes Tuch. Schließlich zurrt er alles mit ein paar Bändern an der hölzernen Trage fest und wuchtet sie sich auf den Rücken.
Dann stellt er sich mit seiner Fracht wieder neben Seron vor die Höhle. „Na, war unser Pferdchen hier schön brav, oder hat es ein wenig an Euch geknabbert?“ Feydor grinst seinem Gast zu.
Aus der Richtung hinter dem Pferd ist nun auch immer deutlicher das Geräusch von Füßen zu hören, die unvermeidlich immer wieder auf die Äste treten, die mit lautem Knacken nachgeben.
Feydor schnalzt ungeduldig mit der Zunge. „Na, es wird auch langsam mal Zeit. Ich will ja schließlich heute noch nach Talyra und nicht erst, wenn der Markt schon wieder zumacht.“

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 05. Aug. 2008, 13:22 Uhr
Yasraena stolpert weiter durch das Unterholz. Äste krächzen und brechen unter ihren Füßen. Dann plötzlich endet der Weg und eine Lichtung tut sich vor ihr auf. Auf dieser steht auch Shunj’anar. Deutliche Erleichterung spiegelt sich auf dem Gesicht der Elbe wieder, als sie auf die Lichtung tritt und auf ihr Pferd zugeht. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich einzig und allein auf das Tier. Bei ihm angekommen, ergreift sie vorsichtig die Zügel. Doch der Hengst macht keine Anstalten erneut abzuhauen. Fest schließen sich ihre Finger um die Zügel. Erst dann, als ihr richtig bewusst wird, dass sie ihr Pferd wieder hat, streicht sie ihm mit der anderen Hand sanft über das Fell und redet leise in ihrer elbischen Muttersprache zu ihm.

Dann bemerkt sie auch die Höhle und die beiden Gestalten, die davor stehen. Yasra hält abrupt inne und ungläubig rutscht ihr ein lautes „Caleynre“ über die Lippen. Ihr Blick haftet auf dem Zentaur. Nie zuvor hat sie ein solches Geschöpf leibhaftig gesehen. Bisher kannte sie es nur aus Geschichten und von Zeichnungen. Zuerst ist sie unschlüssig. Doch dann geht sie, Shunj’anar hinter sich her führend,  auf die beiden Gestalten zu. „Seid gegrüßt“ lächelt sie. In Gedanken tadelt sie sich, den Zentaur so angestarrt zu haben.

„Ich bin Yasraena“, stellt sie sich vor. „Verzeiht“ ergänzt sie erklärender Weise in Richtung Zentaur, „Es ist nur… ich bin nie einem eurer Art begegnet. Ich wollte nicht unhöflich sein“. Die Allgemeinsprache spricht die Elbe, dank der Zeit auf dem Hof inzwischen recht gut, dennoch lässt ihre Aussprache noch einige Fehler erkennen.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Seron am 06. Aug. 2008, 13:39 Uhr
>Und ich dachte immer, Menschen würden sich mit Pferden auskennen.< Seron zieht eine Augenbraue hoch und murmelt: "Unfundierte Vermutung", mehr zu sich selbst als an den Zentauren gerichtet. Dieser schickt sich inzwischen an, in die Höhle zu verschwinden, und lässt Seron mit den Worten >Passt Ihr doch auf das Tierchen einen Moment auf, ja, Seron?< und einem Klaps auf die Schulter alleine. Der Wanderer blickt seinem Gastgeber mit einem ausgesprochen säuerlichen Gesichtsausdruck hinterher, bevor er sich wieder dem Pferd zuwendet.  Es scheint ihm als würde das Tier die Situation wesentlich entspannter sehen als er selbst. Es bewegt sich weder vor noch zurück und begnügt sich damit abwechselnd den Höhleneingang und dann wieder den Menschen zu beobachten. Seron macht einen Schritt zurück, lehnt sich mit dem Rücken gegen den Felswand und wartet. Das Unwetter der vergangenen Nacht ist weiter gezogen und die Wolkendecke reißt hier und da schon auf, um einige flüchtige Blicke auf das Blau des Himmels zu gewähren. Von Zeit zu Zeit wird die Lichtung in angenehm warmes Licht getaucht, bevor sich wieder eine Wolke vor die Sonne schiebt.

Es dauert nicht lange, bis Feydor wieder aus der Höhle hervortritt. >Na, war unser Pferdchen hier schön brav, oder hat es ein wenig an Euch geknabbert?< fragt der Zentaur und grinst Seron an. Dieser erwidert trocken und mit ausdrucksloser Mine: "Wenn das Ding an mir geknabbert hätte, so hättet Ihr mich erst schreien gehört und dann fluchtartig die Höhle betreten sehen." Dann bemerkt er, dass sich sein Gastgeber bereits für den Aufbruch bereit gemacht hat und erinnert sich, dass sein eigenes Hab und Gut noch immer in der Höhle liegt. Gerade als er sich dem Eingang zuwendet, um seine Habseligkeiten zu holen, hört er den Zentauren sagen >Na, es wird auch langsam mal Zeit. Ich will ja schließlich heute noch nach Talyra und nicht erst, wenn der Markt schon wieder zumacht.< Verdutzt bleibt Seron stehen. Erst jetzt hört auch er, dass sich jemand durch den Wald in Richtung der Lichtung zu bewegen scheint. Hastig und ohne ein Wort zu verlieren begibt sich der Mensch zurück in die Höhle. Er hängt sich seinen Rucksack über die Schulter und nimmt seinen Wanderstab zur Hand. Dann eilt er zurück zum Eingang.

Gerade als der Wanderer aus der Höhle auf die Lichtung tritt, taucht eine Gestalt am Waldrand auf und eilt zu dem Pferd, das sich nach wie vor nicht von der Stelle bewegt hat. Die Fremde beschäftigt sich erst eingehend mit dem Tier, bevor sie ihre Aufmerksamkeit Seron und Feydor zuwendet. Genauer gesagt scheint der Zentaur, ob des langen ungläubigen Blickes, den er hervorruft, einen Großteil der Aufmerksamkeit zu erhalten.
Der Mensch nutzt diesen Augenblick, um einen Schritt nach hinten zu tun und so seinen Gastgeber mehr im Mittelpunkt stehen zu lassen, während er die vermeintliche Besitzerin des Pferdes beobachtet. Die Frau scheint elbischen Ursprunges zu sein, doch vermag Seron nicht einmal eine Vermutung über ihre Herkunft oder Zugehörigkeit anzustellen. Sie stellt sich als Yasraena vor, ehe sie sich wieder Feydor zuwendet. Seron, von misstrauischer Natur, beschließt vorerst nichts zu sagen und dem Zentauren das Wort zu überlassen, während er Yasraena weiterhin eindringlich beobachtet.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 25. Sept. 2008, 13:24 Uhr
Während Seron wieder in der Höhle verschwindet, kommt der Besitzer des Pferdes auf die Höhle. Die Besitzerin, korrigiert Feydor sich in Gedanken, als er die zierliche bleiche Gestalt bei dem schwarzen Tier stehen sieht. Und anscheinend eine Elbin oder so etwas in der Art. Dann scheint die Fremde auch ihn zu bemerken und ziemlich überrascht ob seiner Erscheinung zu sein. Jedenfalls starrt sie ihn noch länger an als schon die meisten Leute. In Gedanken zählt der Zentaur schon die Sekunden mit, bis die Frau plötzlich doch den Mund aufmacht. [/i]“Seid gegrüßt. Ich bin Yasraena“[/i] stellt sie sich schließlich vor. Auf die Bitte des Verzeihens hin zuckt der Zentaur nur die Schultern und meint dann trocken: „Aber keine Ursache. Ihr habt es nur fast geschafft, den bisherigen Rekord zu brechen. Mein Name ist übrigens Feydor.“
Ein unangenehmer Moment des Schweigens folgt, den Feydor schließlich mit einem Räuspern unterbricht. „Nun ja. Wie dem auch sei. Ihr habt ja nun euer Pferd wieder, nicht wahr? Vielleicht solltet Ihr es nur etwas weiter da drüben…äh…“, Feydor deutet mit dem Arm auf die andere Seite der Lichtung und sucht nach dem richtigen Wort. „… ähem, abstellen. Wisst Ihr, da bei den Bienenkörben ist es doch ein wenig ungünstig.“ Der Zentaur seufzt mit wachsender Verzweiflung. Warum liefen auf einmal so viele Zweibeiner auf einmal in der Nähe seines Zuhauses rum? Monatelang nichts als schöne Einsamkeit, und jetzt kam es ihm vor, als könne er sich vor Besuchern kaum noch retten. Zweibeiner bedeuteten, dass man sich mit ihnen beschäftigen musste… mit ihnen reden musste. Es bedeutete schlicht und einfach, dass es kompliziert wurde. Nun gut, auf dem Markt würde er auch mit Leuten sprechen müssen. Aber da ging es nur ums Verkaufen, und nicht darum, sich mit irgendwem krampfhaft über das Wetter oder ähnlich sinnlose Dinge zu unterhalten.
Feydor sieht zu der Elbe hinüber und beschließt, wenigstens diese abzuwimmeln. „Also, ich will Euch ja nicht aufhalten, und wir müssen jetzt auch los, Richtung Talyra.“ Der Zentaur räuspert sich noch einmal und wagt dann einen Schritt aus der Höhle heraus, wobei er immer noch etwas skeptisch das Pferd beobachtet. „Ähm ja. Seron, kommt Ihr?“

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 26. Sept. 2008, 12:44 Uhr
>Aber keine Ursache. Ihr habt es nur fast geschafft, den bisherigen Rekord zu brechen. Mein Name ist übrigens Feydor.< erwidert der Zantaur. Yasraena beißt sich betroffen auf die Unterlippe. Stets hat sie selbst sich darüber geärgert ob ihres weißen Haares und der ebenso bleichen Haut angestarrt zu werden und nun ist sie keinen Deut besser. Beschämtheit breitet sich auf ihren Gesichtszügen aus. Innerlich verflucht sie sich und wünscht sich, ihre Verwunderung besser unter Kontrolle gehalten zu haben. Doch es war ihr nicht gelungen und nun kann sie es, so sehr es sich wünscht, auch nicht mehr ändern.

<Nun ja. Wie dem auch sei. Ihr habt ja nun euer Pferd wieder, nicht wahr? Vielleicht solltet Ihr es nur etwas weiter da drüben…äh…> Der Zentaur, der sich selbst mit dem Namen Feydor vorstellte zeigt auf die andere Lichtungsseite und fährt fort: <„… ähem, abstellen. Wisst Ihr, da bei den Bienenkörben ist es doch ein wenig ungünstig > Erst jetzt bemerkt Yasra die Bienenkörbe und die summenden und umher fliegenden Insekten. Sofort führt sie ihr Pferd einige wenige Schritte von den Körben weg und obgleich Yasra sich wieder auf den Zentaur konzentrieren will, gleitet ihr Blick immer wieder zu den Insekten. Jetzt auch noch zerstochen zu werden, ist das Letzte, was sie sich wünscht.

Nachdem sie die fliegenden Tierchen ein wenig misstrauisch beäugt hat, muss Yasra einsehen, dass sich keines der Tierchen für sie zu interessieren scheint und sie, solange man sie dort in Ruhe lässt, wohl auch nicht stechen werden. Sie widmet ihre Aufmerksamkeit wieder Feydor zu. Der Zentaur wirkt nicht sonderlich begeistert ob ihres Besuchs. Daher will sie sich schon verabschieden und abwenden. Doch dann spricht er
<Also, ich will Euch ja nicht aufhalten, und wir müssen jetzt auch los, Richtung Talyra.>
Nach Talyra also? Sie haben also den gleichen Weg vor sich wie sie selbst. Schon will sie etwas erwidern, doch der Zentaur wendet sich dem anderen Menschen zu.
< Ähm ja. Seron, kommt Ihr?> Nun weiß Yasra auch, wie die zweite Gestalt, die sich ihr nicht selbst vorgestellt hat, heißt. Yasra fasst neuen Mut und beschließt sich den Beiden nach Talyra anzuschließen. „Es scheint, als hätten wir denselben Weg. Dürfte ich euch nach Talyra begleiten?“ fragt sie hoffnungsvoll.

Zu schön wäre es, den Weg in die ihr fremde Stadt nicht alleine zurücklegen zu müssen. Auch würde es ihr in Begleitung viel leichter fallen, Talyra zu betreten. Sie hat so viel von der Stadt gehört. Vor allem aber, sollen dort so viele unterschiedliche Geschöpfe anzutreffen sein, so dass sie mit ihrem merkwürdigen Aussehen nicht weiter auffallen würde. Was sich dort alles für Möglichkeiten auftun könnten. Freude keimt in ihr auf und verwischt die Zweifel der letzten Tage.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 07. Dez. 2008, 17:52 Uhr
Seine kleine Lektion über das Anstarren von anderen Leuten hat anscheinend gesessen, denn die weißhäute Frau beißt sich mit betroffenem Gesichtsausdruck auf die Lippe. Immerhin etwas...

Der Zentaur will sich mit Seron gerade in Bewegung setzen, als er Yasraenas Bitte hört: >„Es scheint, als hätten wir denselben Weg. Dürfte ich euch nach Talyra begleiten?“<

Oh nein. Feydor starrt nun seinerseits der Elbe an. Und sieht ein hoffnungsvolles, bittendes Gesicht. Er atmet einmal tief durch und lässt dann ein resigniertes "Ja" ertönen. Zwei Zweibeiner auf einmal! Womit hatte er das nur verdient? Feydor rückt noch einmal die Lade auf dem Rücken zurecht und schreitet quer über die Lichtung, wobei er versucht dem Pferd nicht im Weg zu stehen. In der Anwesenheit dieser Tiere fühlt er sich stets ein wenig unbehaglich. Vermutlich, weil man unser Volk immer danach beurteilt hat. Wir sind eben diejenigen mit den Pferdeleibern. Warum hat eigentlich noch nie jemand daran gedacht, dass es auch andersrum sein könnte? Dass Pferde Zentaurenleiber haben? Aber solche philosophisch tiefgreifenden Gedanken bringen ihn jetzt auch nicht weiter. Er deutet mit dem linken Arm auf eine Lücke zwischen zwei Bäumen mit tiefhängenden Ästen.
"Es geht hier lang. Ich wollte ja eigentlich die Straße nehmen, aber nachdem wir jetzt ja doch etwas später loskommen... Dieser Weg ist auf jeden Fall kürzer. Allerdings solltet ihr auf die Äste aufpassen." Mit diesen Worten dreht er seinen beiden Anhängseln und dem großen schwarzen Pferd den Rücken zu und verschwindet im Gebüsch.
Die Abkürzung ist tatsächlich mehr ein vager Trampelpfad als ein richtiger Weg. Der Weg gleicht einem Tunnel aus Bäumen und Gebüsch, deren Äste tief über den Pfad hängen und kaum noch Licht zwischen den Blättern hindurchlassen. Zu erkennen ist der Weg lediglich daran, dass das Gras dort etwas niedergetreten ist - auch Tiere benutzen diesen Weg wohl öfter.
Feydor beugt den Oberleib nach vorne, um den zahlreichen Zweigen auszuweichen, die sich genau auf seiner Gesichtshöhe befinden. Erst nach einigen Metern hält er an und dreht den Oberkörper nach hinten, wo gerade noch ein Fleckchen  Licht zu erkennen ist, da wo sich die Lichtung befindet. "Nun, was ist, kommt ihr beiden nach, oder wollt ihr doch alleine gehen?"

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 08. Dez. 2008, 23:52 Uhr
Mit einem schlichten  >Ja<  beantwortet Feydor ihre Bitte. Yasraena bemerkt den unzufriedenen Unterton in seiner Stimme und spürt ihrerseits Unsicherheit in sich aufsteigen. Obgleich er alles andere als glücklich über einen weiteren Begleiter zu sein scheint, ist Yasraena ihm dennoch sehr dankbar. Sie fühlt sich bei dem Gedanken, alleine in diese große fremde Stadt zu ziehen sichtlich unwohl. Aus diesem Grunde ignoriert sie das Unbehagen des Zentauren und beschließt ihrerseits sich während ihrer gemeinsamen Reise in die Stadt ruhig zu verhalten, um ihn nicht weiter zu stören.

Noch während sie dort steht, die Zügel von Shunj’anar fest in der Hand, macht sich Feydor mit den Worten   >Es geht hier lang. Ich wollte ja eigentlich die Straße nehmen, aber nachdem wir jetzt ja doch etwas später loskommen... Dieser Weg ist auf jeden Fall kürzer. Allerdings solltet ihr auf die Äste aufpassen.<   auf den Weg.

Obgleich der Zentaur sich bereits auf den Weg macht, bleiben sowohl Yasra als auch Seron vorerst zurück. Yasra, weil sie ein wenig unschlüssig ist, weil es dem Zentauren ja nicht gänzlich recht zu sein scheint, von ihr begeleitet zu werden und Seron - nun, warum Seron noch immer verharrt ist Yasraena ein Rätsel - doch dann sieht sie seinen Blick und schnell wird ihr klar, dass ihm Pferde - oder zumindest ihr Pferd - nicht geheuer ist und er es wohl nicht in seiner Nähe haben mag. Daher folgt sie dem Zentaur zuerst, um ihr Pferd ein wenig abseits von dem Menschen zu führen.

Der Weg ist beschwerlich und kaum mehr als ein einfacher Trampelpfad. Äste hängen im Weg und hier und da überwuchert Gestrüpp den Weg. Der Zentaur hat bei seiner Größe alle Schwierigkeiten den Ästen auszuweichen, doch auch Yasra muss sich immer wieder unter Ästen hinweg ducken oder sie zur Seite halten, damit auch ihr Pferd problemlos passieren kann. Inzwischen hat sich auch Seron in Bewegung gesetzt, allerdings mit einem kleinen Abstand. Er scheint dem Pferd tatsächlich nicht nahe kommen zu wollen. Yasraena versteht nicht, wie man vor einem Pferd Angst haben kann, dennoch respektiert sie dies und bemüht sich ein wenig zügiger zu gehen und zu Feydor aufzuschließen. Da sie weiß, dass er über ihre Gesellschaft kaum erfreuter ist, als Seron, führt sie ihr Pferd eine ganze Zeit lang schweigend hinter Feydor her. Während sie ihm nachläuft , denkt sie an Talyra und all die schönen Dinge die sie über die große Stadt erfahren hat, in der man ein anonymes und gutes Leben führen konnte. Nach einer ganzen Weile, in der sie tief in ihren Gedanken versunken war, bricht ihre Neugier aus ihr heraus und obgleich Feydor nicht recht begeistert von ihrer Anwesenheit schien, kann sie nicht länger an sich halten und fragt ihn gerade heraus: „Wie ist Talyra so?“ Immerhin kennt er den Weg dorthin und scheint ihn schon des Öfteren gegangen zu sein, daher muss er ihr einfach etwas über die große Stadt erzählen können.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 16. Dez. 2008, 22:16 Uhr
Endlich folgen die anderen. Bis auf das Knacken diverser Äste, die der Zentaur mit den Händen aus dem Weg biegt, und ein mehrmaliges Schnauben des Pferdes herrscht für eine Weile fast vollkommene Stille. Nur die üblichen Geräusche des Waldes sind noch zu hören.
Feydor genießt die Ruhe und hängt für ein paar Minuten seinen eigenen Gedanken nach. Wenn ich den ganzen Honig verkaufe, kann ich vielleicht ein paar zusätzliche Sachen kaufen, abgesehen von den Lebensmitteln. Ich brauche in jedem Fall einen Vorrat an Brot,  und Gemüse wäre auch nicht schlecht. Honigbrote sind zwar nicht das schlechteste Essen, aber inzwischen hängen sie mir trotzdem zum Hals raus. Und vielleicht…
In diesem Moment unterbricht Yasraena mit ihrer Frage seinen Gedankengang. >“Wie ist Talyra so?“< Feydor braucht einen Moment, um zu registrieren, dass die Elbe etwas gesagt hat. „Hm? Achso, Talyra…“ Der Zentaur dreht sich mit dem Oberkörper halb nach hinten und bekommt quasi als Quittung für seine Unaufmerksamkeit einen Ast gegen den Hinterkopf. „Autsch!“ entfährt es Feydor und er reibt sich wenig würdevoll den Schädel mit der Handfläche. Schleunigst dreht er den Kopf wieder nach vorne. „Nunja, Talyra“, teilt er Yasraena über die Schulter hinweg mit. „Talyra ist eine… ziemlich große Stadt. Mit ziemlich vielen Bewohnern. Es gibt Tempel, Geschäfte, Gasthäuser, Straßen die man besser umgeht, und es wuselt den ganzen Tag von irgendwelchen Leuten. Ich persönlich finde die Stadt ein wenig zu lebhaft, aber da gibt es unterschiedliche Meinungen. Und ansonsten…was wollt Ihr denn genau wissen? Es ist nicht gerade einfach, eine komplette Stadt zu beschreiben.“

Feydor kommt nun an eine Stelle, an dem das Unterholz besonders dicht ist. Der Zentaur flucht leise. „Das kann doch nicht sein, dass das alles so schnell nachwächst; das Gestrüpp hier habe ich doch erst das letzte Mal zu Feuerholz verarbeitet!“ Genervt betrachtet Feydor die dornigen Büsche, die ihre Ranken vorwitzig in den Trampelpfad gereckt, und sich dort miteinander zu einem wahren Knoten verflochten hatten. Er dreht sich noch einmal zu den beiden Zweibeinern um. „Ich fürchte, wir müssen eine kleine Zwangspause machen. Es ist eine kleine Weile her, seit ich das letzte Mal hier war, und ganz offenbar wächst das Zeug hier wie der Teufel.“ Seufzend zieht der Zentaur ein mittelgroßes Messer aus seinem Beutel und fängt an, auf die Ranken einzuschlagen. Nach ein paar Minuten betrachtet er schnaufend sein Werk. Ein paar der Ranken sind eingeknickt, aber eher durch die Wucht der Schläge als durch die Schneide des Messers. „Ihr Götter, auf diese Weise kommen wir erst in drei Tagen in die Stadt. Hat jemand vielleicht eine bessere Idee?“ Feydor sieht sich hilfesuchend noch einmal um, aber zumindest von Seron scheint keine Mitarbeit zu erwarten sein, denn der sieht nur griesgrämig nach oben und schickt wohl ebenfalls ein Stoßgebet (oder doch einen Fluch?) an diverse Götter.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Yasraena am 17. Dez. 2008, 10:54 Uhr
Nachdem Yasraena ale'Hanrael ihre Frage gestellt hat, dauert es noch einen kleinen Moment bis Feydor reagiert. Vermutlich, so glaubt zumindest Yasra, war der Zentaur tief in seine Gedanken versunken. Doch dann wendet er sich mit den Worten >Hm? Achso, Talyra…< zu ihr herum. Yasra sieht ihn auf die tief hängenden Äste zugehen und will gerade rufen, dass er nach vorne gucken oder sich zumindest ducken soll, da ist es auch schon zu spät und einer der Äste trifft den Zentaur hart am Kopf. Mit einem >Autsch!< unterbricht er das aufkeimende Gespräch und beginnt mit der Hand den schmerzenden Kopf zu reiben. Kurz darauf fährt der Zentaur jedoch fort: >Talyra ist eine… ziemlich große Stadt. Mit ziemlich vielen Bewohnern. Es gibt Tempel, Geschäfte, Gasthäuser, Straßen die man besser umgeht, und es wuselt den ganzen Tag von irgendwelchen Leuten. Ich persönlich finde die Stadt ein wenig zu lebhaft, aber da gibt es unterschiedliche Meinungen. Und ansonsten…was wollt Ihr denn genau wissen? Es ist nicht gerade einfach, eine komplette Stadt zu beschreiben.<

Yasra beginnt zu erläutern, worauf sie hinaus will: "Ich habe schon gehört, dass Talyra sehr groß ist, aber vor allem soll es dort viele Möglichkeiten geben." In Gedanken fügt sie hinzu: Besonders, wenn man ein anderes, gerade zu auffälliges Aussehen hat. Sie kann sich vorstellen, dass auch der Zentaur daran gewohnt sein muss, sämtliche Blicke auf sich zu ziehen, dennoch möchte sie nicht gerade heraus sagen, dass sie gehört hat, auch mit ihrem Aussehen in Talyra nicht groß aufzufallen. Gut, zugegeben. Sie hatte es lediglich von fahrenden Händlern gehört und wusste nicht ob dem wirklich so war. Meistens wird bei solchen Erzählungen ja gnadenlos übertrieben. Aber zumindest gab es diese Hoffnung, diese Chance, ein normales Leben führen zu können. Bei den Elben hatte sie dies nie tun können. Es war nicht so, dass die anderen sie für das was sie war verurteilt hätten. Aber dennoch hat sie selbst es immer gespürt - immer gewusst. Sie gehörte dort nicht hin... Auf dem kleinen Hof, auf dem sie gearbeitet hat, war es anders. alle waren nett zu ihr. Einzig die wenigen Reisenden, die dort einen Zwischenstop einlegten, betrachteten sie ob ihres Aussehens mit diesen Blicken. Aber sie blieben meist nicht lang, so dass es sich dort dennoch gut leben ließ - und trotzdem, für immer hätte Yasra dort auf dem Hof nicht bleiben wollen, also warum nicht den winzigen Hoffnungsfunken packen, der Talyra ihr bot.

Doch was soll ich Feydor nun sagen? beginnt Yasra zu grübeln, ich kann ihm unmöglich erzählen, was ich genau in Talyra will. Ich weiß es ja selber nicht einmal... Alles was ich weiß ist, dass ich Arbeit brauche um mir dort ein anonymes  Leben aufzubauen. Ich möchte nichts weiter in Talyra, als ein Gesicht unter vielen sein. Doch dann bemerkt Yasraena, dass ein wichtiges Wort in ihren Gedanken schon gefallen ist: Arbeit.... Also kann sie nun auch auf den Punkt bringen, was genau sie wissen will: "nun ja, was mich an Talyre am meisten interessiert..." sie stockt kurz, dann fährt sie fort: "Ich suche Arbeit. Da gibt es in einer solch großen Stadt sicherlich unzählige Möglichkeiten, doch vielleicht wisst ihr, wie und wo man am Besten fündig wird... Oder wie man in einer solch großen Stadt vorgeht. Wenn Talyra wirklich so groß ist, kann ich ja unmöglich bei jedem Geschäft anfragen." Gut, was blöderes hätte sie vermutlich nicht sagen können. Woher sollte der Zentaur denn wissen, wo derzeit Arbeitskräfte gesucht werden. Zudem weiß er ja nicht einmal welche Art von Arbeit ihr vorschwebt. Bevor Feydor zu einer Antwort ansetzen kann, wird das Gespräch erneut unterbrochen. Der Weg ist so zugewuchert, dass ein Weiterkommen nahezu unmöglich schient. Feydor bahnt ihnen zwar mit einem Messer ein Stück des Weges frei, doch dort hinter sieht es nicht besser aus und es scheint offensichtlich, dass dieser Weg nicht ohne weiteres weiter begehbar ist. Dennoch versucht Feydor es noch ein wenig weiter. Dann hält er inne: >Ihr Götter, auf diese Weise kommen wir erst in drei Tagen in die Stadt. Hat jemand vielleicht eine bessere Idee?<

Eine bessere Idee? Wer ist denn hier bitte der Einheimische schießt es Yasra durch den Kopf. Er muss doch wissen wie man hier am Besten zur Stadt kommt und doch wird Yasra schnell klar, dass Feydor, obgleich er hier lebt, eher selten in die Stadt geht. Wie sagte er noch gleich? > Ich persönlich finde die Stadt ein wenig zu lebhaft < und auch der Weg, der scheinbar länger nicht begangen wurde, spricht dafür, dass er lieber hier im Grünen für sich lebt. Jetzt fängt Yasra auch an zu verstehen, weshalb er anfangs nicht sehr begeistert reagiert hat, als es daran ging, sie mit in die Stadt zu nehmen. Vermutlich lebt er wirklich lieber alleine hier draußen und ist den Umgang mit Fremden einfach nicht gewohnt. aber wie kann das? ... Er hat doch einen Begleiter ... Also lebt er doch gar nicht alleine hier draußen, schießt es ihr durch den Kopf und sie wendet sich zu Seron und mustert ihn kurz. Zugegeben- seine Kleidung hat schon bessere Tage gesehen und trotzdem... Nein - so sieht niemand aus, der ein naturverbundenes Leben draußen im Wald führt....

Yasra reißt sich aus den Überlegungen und wendet sich Feydor und seinem Problem mit dem Weg zu: "Es muss doch eine größere Straße in die Stadt führen. Eine Straße, die auch Händler mit ihren Karren nehmen können. Vielleicht gibt es einen Weg dorthin?" Doch als Yasra sich umblickt und das dichte Gestrüpp um sich herum näher in Augenschein nimmt, wird ihr bewusst, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Durch das noch dichtere Unterholz würden sie kaum kommen. Sie konnten nur zurück oder versuchen den Weg, der zwar zugewuchert, aber einst begehbar war, wieder frei zu kämpfen und sich ihren Weg in Richtung Stadt zu bahnen. Yasra schiebt ihre Hand unter ihren Umhang und legt sie auf den Griff ihres Kurzschwertes. Doch dann zieht sie Hand ohne das Schwert wieder aus dem umhang heraus. Es muss eine andere Möglichkeit geben. Sie will die Waffe nicht ziehen, um die gute Klinge durch Holz, Dorn und Gestrüpp unbrauchbar zu machen. würde sie denn davon unbrauchbar? oder eher nur stumpf und könnte wieder geschärft werden? Yasra weiß es nicht. Dennoch, so kommen sie ja nicht weiter. Mit ihren Händen greift Yasra in das Gestrüpp und versucht die Äste zur Seite zu ziehen. Dabei bohrt sich ein Dorn in ihre Hand. Fluchend und schimpfend zieht Yasra ihre Hand wieder zurück. Nur ein kleines, nicht einmal tiefes, Loch ziert ihre Hand und ein einzelner kleiner Tropfen Blut quillt hervor. mit den Händen wird sie sich ihren Weg also auch nicht bahnen können. Eine Wahl bleibt ihr nun nicht mehr. Sie müssen sich ihren Weg, wenn sie nicht ganz zurücklaufen wollen, weiter bahnen. Wenn Feydor, als Ortskundiger einen anderen Weg wissen würde, so hätte er sicher gesagt, dass sie umkehren sollten.

Also antwortet Yasra: "Eine bessere Idee habe ich leider auch nicht. Aber vielleicht kommen wir mit zwei Klingen schneller voran." Dann fügt sie noch hinzu: "Oder kennt ihr vielleicht doch einen einfacheren Weg." Ihr Schwert zieht sie vorerst nicht, stattdessen wartet sie Feydors Antwort ab, auch wenn sie selber nicht daran glaubt, dass von hier aus ein anderer Weg zur Stadt führt.

Titel: Re: Die alte Bärenhöhle
Beitrag von Feydor am 14. Jan. 2009, 00:25 Uhr
>"Ich habe schon gehört, dass Talyra sehr groß ist, aber vor allem soll es dort viele Möglichkeiten geben."<
Feydor betrachtet den zugewachsenen Weg und zuckt mit den Schultern.  „Möglichkeiten… sicher. Arbeit gibt es dort eigentlich immer…“ In Gedanken ist er schon wieder bei dem vor ihm wuchernden Gestrüpp. Vielleicht könnte ich es niedertreten? Vermutlich zerkratze ich mir dabei nicht schlecht die Beine, aber…

Die Elbe unterbricht seinen Gedankengang erneut:
>"Es muss doch eine größere Straße in die Stadt führen. Eine Straße, die auch Händler mit ihren Karren nehmen können. Vielleicht gibt es einen Weg dorthin?"<

Etwas missmutig wendet der Zentaur seinen Oberkörper zu Yasraena um und sieht mit hochgezogenen Augenbrauen auf sie herab. „Natürlich gibt es eine richtige Straße. Der Weg hier ist allerdings kürzer, oder zumindest wäre er es, wenn sich dieses vermaledeite Gewächs nicht ausgerechnet hier breitmachen würde. Und wenn ich nicht aus gewissen Gründen verspätet aufgebrochen wäre, dann hätte ich auch die richtige Straße genommen. Solltet Ihr keine konkreten Ideen mehr haben, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mich etwas überlegen lassen würdet. Von dem Mensch scheint ja heute auch nichts zu erwarten sein.“ Brüsk dreht sich der Zentaur wieder um, um seine Überlegungen fortzusetzen. Vielleicht würde sich das Gestrüpp durch einen ausdauernden bösen Blick von selbst wegbewegen? Der Zentaur seufzt tief und bekommt gerade noch mit, wie Yasraena unter Fluchen ihre Hände aus den Ranken zieht, die sie anscheinend versucht hat, wegzubewegen.
Feydor betrachtet die kleine Wunde an Yasraenas Hand, die eine der Dornen verursacht hat. „Nein, ich fürchte, mit Messern oder dergleichen allein kommen wir nicht weit… „

Vorsichtig hebt der Zentaur ein Bein und tritt mit dem Huf auf die vorderste Ranke. Mit einem Knacken bricht sie unter seinem Gewicht auseinander und bleibt am Boden liegen, genau wie er gehofft hatte. „Ich glaube, das Beste ist tatsächlich, den Weg frei zu trampeln. Vielleicht kann das Pferd da auch nützlich sein…?“ Behutsam setzt Feydor mit dem anderen Vorderbein auf die nächste Ranke. Leider gibt es aber auch höher gewachsene Zweige, die er nicht niedertrampeln kann. Mit zusammengekniffenen Lippen versucht er, eine der dornigen Ranken beiseite zu schieben, ohne dass er sich dabei an den kleinen Stacheln verletzt. Tatsächlich gelingt es ihm, den etwas widerspenstigen Zweig zwischen anderen zu verankern und ihn so aus dem Weg zu halten. Mit der nächsten Ranke klappt das allerdings nicht so gut, und so macht sich der Zentaur wieder daran, sie mit seinem Messer zu bearbeiten. Dabei versucht er so wenig wie möglich auf die Dornen zu achten, die hier und da trotz aller Vorsicht ihr Ziel in seiner Haut finden.
Nachdem er auf diese Weise zumindest einen schmalen Durchgang geschaffen hat, wagt Feydor einen Blick nach vorne. „Gute Nachrichten, dort vorne ist der Pfad schon wieder frei. Es sind nur noch ein paar Ranken im Weg."  

--> das Larisgrün



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