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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Die Pfeffermühle
(Thema begonnen von: Nevermore am 13. Okt. 2004, 19:22 Uhr)

Titel: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 13. Okt. 2004, 19:22 Uhr
Im Nordwesten, wo der Fluss die Stadt verlässt, außerhalb der Stadtmauern, erstreckt sich ein völlig verwildertes Stück Land, dessen Zentrum eine Wassermühle bildet. Früher einmal betrieb der aus der Stadt kommende Fluss das Rad und Mahlwerk, doch inzwischen ist das Gebäude völlig verfallen von jahrelangem Leerstand, wilder Wein scheint das Mauerwerk zu erdrücken und das Wasserrad zu würgen und durch das Dach regnet es an mehreren Stellen hinein. Das Mahlwerk wurde schon vor langer Zeit entfernt; vermutlich benötigte jemand die Metallteile und den Mahlstein zu anderen Zwecken.

Das Umland war vielleicht früher mal ein Garten, inzwischen kann man es nur mehr als Wildnis bezeichnen. Irgendwo unter dem Grün versteckt sich eine Begrenzung aus hüfthoch aufgemauerten Feldsteinen. An drei Seiten beginnt dahinter direkt das Larisgrün, auf der vierten erhebt sich die Stadtmauer von Talyra. Der Fluss teilt das Grundstück in zwei etwa gleichgroße halbrunde Teile.

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Nach Monaten harter Arbeit ist das Haus innen spärlich, aber ordentlich eingerichtet. Der sechseckige Grundriss wurde unterteilt in eine Eingangshalle und 5 gleichgroße Räume. Von links nach rechts sind dies eine Art Waschküche und Badezimmer, ein noch ungenutztes Zimmer, die Küche, der Wohnraum und das Schlafzimmer.

Der Wasch- und Baderaum ist nur mit einem Waschbottich, einem Badezuber und einer Waschschüssel auf einem Ständer ausgestattet sowie einem selbstgezimmerten Regal, auf dem einige Handtücher lagern. Das ungenutzte Zimmer ist völlig leer, aber blankgeputzt. Es hätte SereniecAs Zimmer werden sollen, nun wird es vermutlich eines Tages Aelinor zugeteilt werden, die aber bisher bei ihrer Mutter schläft. Die Küche ist gut ausgestattet und wird von einem großen dunklen Esstisch dominiert. Im Schlafzimmer gibt es ein Lager aus zwei großen Rosshaarmatratzen und einen kleinen Kleiderschrank.

Das Gebäude ist durch die kleinen Fenster innen die meiste Zeit sehr dunkel, weshalb sich die Bewohner gern im Freien aufhalten. Der Garten ist umso liebevoller angelegt und teilt sich auf in Beete mit Erdbeeren, Kohlköpfen, Kürbispflanzen, Bohnen, Radieschen und vielem mehr und weitläufige Rasenflächen, über die sich kopfsteingepflasterte Wege schlängeln. Neben der Eingangstür, die rot gestrichen ist, steht eine Bank und ein flacher Tisch, von dem die Bewohner gern essen, sofern das Wetter es zulässt.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 14. Okt. 2004, 21:59 Uhr
Die letzten drei Tage hat Nevermore damit verbracht, alle Harfengäste und -mitarbeiter sowie Marktstandbetreiber auszufragen, und jeder, der das Gebäude kannte, reagierte ähnlich: "Die Mühle gehört niemandem außer der Natur und den Geistern ihrer früheren Besitzer", lautete meist die Antwort, oft gefolgt von einer abergläubischen Geste wie auf den Boden spucken. Und so stehen nun die kleine Frau und ihre Ziehtochter an ihrer Hand im verfallenen steinernen Torbogen, die Augen glänzend, die Herzen tanzend vor freudiger Erregung. Würde dieses alte Gemäuer ihr neues Zuhause werden?

Im aktuellen Zustand der Verwahrlosung können die beiden das Gelände jedoch nicht betreten und sich die Mühle von innen ansehen. Nevermore überlegt, wie man nur die üppige Vegetation in den Griff bekommen könnte. Mit einer Sense? Dann würde sie bis ans Ende ihres Lebens arbeiten müssen. Nein, sie hat eine bessere Idee... "Welcher Bauer leiht uns eine Schafherde für ein paar Tage?", überlegt sie laut. Für den Augenblick bleibt ihr nichts übrig, als mit Aelinor zurück in die Goldene Harfe zu gehen und einen Bauern ausfindig zu machen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 11. Nov. 2004, 22:06 Uhr
Schon von Weitem erkennt Nevermore, dass die Schafherde, die ein Schäfer aus dem Umland ihr freundlicherweise auf ihren Aushang hin zur Verfügung gestellt hatte, ganze Arbeit geleistet hat. Lediglich die Pfefferminzsträucher, die an einer Seite der Mühle wachsen und dem Gebäude den Namen eingebracht hatten, haben die Schafe verschmäht, und so liegt um das Haus herum immer noch ein schwacher Hauch Minzeduft in der Luft.

Während sie mit Aelinor an der Hand und SereniecA neben sich dem Haus näher kommen, versucht Nevermore im Gesicht des jungen Mädchens zu lesen, wie sie es findet. Sie selbst hat unzählige Ideen, was sie aus dem Haus und dem Grundstück machen möchte, und würde am liebsten sofort mit der Arbeit beginnen. Sie gehen in der kalten Morgenluft das gesamte Gelände ab von der Stadtmauer bis zum Fluss, schauen auch in das achteckige Gebäude hinein, das aus einem einzigen Raum und einem halb eingefallenen Dach besteht, und die ganze Zeit sprudeln die Einfälle nur so aus Nevermore heraus. "...bis hierhin soll der Flur gehen..." "...und dort hinten ist Osten, da kommen die Schlafzimmer hin, wegen der Morgensonne..." SereniecA kommt nicht zu Wort, bis die Begehung beendet ist. Wieder am Tor angekommen, atmet Nevermore tief durch, schaut SereniecA mit vor Begeisterung geröteten Wangen an und fragt aufgeregt: "Na, was sagst du?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von SereniecA am 14. Nov. 2004, 17:51 Uhr
Nevermore, Aelinor und SereniecA meschen sich schon sehr früh auf den Weg zu Pfeffermühle. Als das Gebäude in Sichkommt ist SereniecA total fasziniert.

Wow... wunderschön.... Hier gefällt es mir. Noch sieht es etwas herruntergekommen aus. Aber aus dem Haus kann man so viel machen...

Als die Drei angekommen sind und eingetreten sind kann Nevermore nicht mehr inne halten. Sie erklär SereniecA ganz genau wie alles werden soll. Sie scheint innerlich alles ganz genau zu sehen und bemüht sich auch SereniecA alles so nah und bildlich wie möglich zu erklären. So begeistert und voller Leidenschaft erzählt und erklärt Nevermore das SereniecA gar nicht mehr zu Wort kommen kann. Aber SereniecA ist auch so beschäftigt damit alles was sie grade erblickt und was Nevermore ihr erklärt zu verarbeiten das ihr die Worte fehlen. Erst nachdem Nevermore ihr alles genau erklärt hat hält sie inne und sieht das Mädchen erwartungsvoll und fragend an.
Diese muss sich erst räuspern: "Mkm... Ja ich kann mir sehr gut vorstellen das alles sehr wohnlich und gemütlich wird. Willst du denn den Betrieb der Mühle wieder aufnehmen sobald hier alles fertiggestellt ist?"
Erstaunt blickt Nevermore, daran scheint sie noch garnicht gedacht zu haben.
SereniecA schweigt und lässt die junge Frau in Ruhe nachdenken, dazu setzt sie sich auf den staubigen Boden und Aelinor kuschelt sich auf ihren Schoß. Nevermore scheint davon nichts mit zu bekommen. Sie steht noch immer in Gedanken versunken da...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 25. Nov. 2004, 20:25 Uhr
Nevermores Herz hüpft vor Freude, als sich zeigt, dass die Begeisterung für das alte Gemäuer auch SereniecA ergriffen hat. Mit glühenden Wangen und strahlenden Augen tauschen sie ihre spontanen Einfälle für den Wiederaufbau aus. Auf SereniecAs Frage, ob sie die Mühle wieder als solche nutzen möchte, erwidert sie sofort: "Das Mahlwerk ist verschwunden, aber..." Aber? Gibt es etwa keine Schmiede und keinen Steinmetz in der Stadt? Bisher hatte sie diese Möglichkeit noch nicht erwogen, nun gerät Nevermore ins Grübeln. Schließlich holt sie sich selbst mit einem Kopfschütteln in das Hier und Jetzt zurück. Sie reicht SereniecA und Aelinor beide Hände und fordert sie so zum Aufstehen auf; es ist schon gewaltig kalt, auch in der Sonne, und die Mädchen sollten nicht auf dem eiskalten Boden sitzen. "Lasst uns zurück in die Harfe gehen, dort können wir bei einer heißen Milch mit Honig weiter Pläne schmieden", schlägt sie vor. Ihr Kopf schwirrt mit endlosen Einfällen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 30. Nov. 2004, 16:30 Uhr
-vier Wochen später-


Die letzten vier Wochen waren sehr ereignisreich für die 3 Mädels. Als Sofortmaßnahme, um überhaupt einen Taler in den Taschen zu haben, hatten Nevermore und SereniecA die Pfefferminzsträucher geplündert und an den Straßenecken - wie üblich mit Hilfe von Aelinors kindlichem Charme und ihrer subtilen telepathischen Überredungskunst - bündelweise verkauft. So waren sie zumindest in der Lage, Borgil auszuzahlen für den Schaden in Nevermores altem Zimmer in der Harfe. Erst danach und nach einer großen Entschuldigung in Form einer Auswahl verschiedener Liköre für den Zwerg hatte Nevermore den Mut aufgebracht, den Wirt der Goldenen Harfe auf eine Arbeitsstelle anzusprechen; er hatte es sich zähneknirschend, aber mit einem Lächeln in den kleinen Augen überlegt und ihr ihren alten Posten als Schankmaid wiedergegeben. Die Herbstkarawanen hatten dafür gesorgt, dass es alle Hände voll zu tun gab.

Wenn Nevermore abends arbeitete, saß SereniecA oben in ihrem gemeinsamen Zimmer an Aelinors Bett und sang mit dem Kind das Lied vom Narrenkönig, bis es einschlief. Danach beschäftigte sie sich selbst mit Näharbeiten, denn alle drei hatten nur die Kleider, die sie am Leibe trugen.

Tagsüber steckten sie jede freie Minute in die Arbeiten an der Mühle. Zuerst musste der Boden ausgebessert werden. Die Dielen fehlten an einigen Stellen völlig, und für die ersten paar Taler, die nach Borgils Entschädigung übrig blieben, hatten sie passende Bretter in der Tischlerei organisiert. Es kostete sie einige blaue Nägel und Schmerzenstränen, ehe der Boden benutzbar war, aber sie sagten sich immer wieder, dass man mit seinen Aufgaben wächst.

Heute nun ist es soweit, das Geld reichte endlich aus und die Zimmerleute rücken gerade zur Pfeffermühle an, vor der SereniecA, Nevermore und Aelinor in viel zu dünne Kleidung gehüllt aufgeregt von Bein zu Bein hüpfen: Das Dach wird gerichtet! Während die Handwerker auf dem Dach beschäftigt sind, bemühen sich die Frauen und das kleine Mädchen nach Kräften, ihre Arbeitsmoral durch Wurstbrote aus der Harfe und heißen Tee hochzuhalten.

Bei Einbruch der Dunkelheit schlagen die Zimmermänner den letzten Nagel ein, räumen ihr Werkzeug ein und verabschieden sich. SereniecA und Nevermore strahlen sich an, während Aelinor drinnen immer im Kreis herumläuft. Noch eine Nacht werden sie in der Goldenen Harfe schlafen; morgen kaufen sie eine Matratze und ziehen um!

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von SereniecA am 03. Dez. 2004, 13:29 Uhr
Gemeinsam mit Nevermore und Aelinor hatte SereniecA die Pfefferminzsträucher abgeerntet und die Bündel an verschiedenen Strassecken verkauft, Aelinor war dabei unentberhlich. Fröhlich und ohne irgendwelche Hemmungen ging sie auf die Passanten zu, unermüdlich war sie bis das letze Bündel verkauft war.
Mit dem verdienten Geld bezahlten die Drei das Zimmer in der Harfe, irgendein Feuer hatte einen Schaden in Nevemores altem Zimmer hatte einen Schaden angerichtet den Nevermore jetzt begleichen musste.
Dann schmierte Nevermore dem Wirt mit einer Auswahl verschiedener Liköre Honig in den Bart und bekam darafhin ihre Stelle als Schankmaid wieder.
Wärend Nevermore fleißig arbeitete, was sich meist auf die Abendstunden beschränkte passte SereniecA auf Aelinor auf.
langsam aber sicher bekam sie bei iherer Umgebnung den Spitznamen "Sers". Auch Nevermore nannte sie mitterweile so.
Jeden Abend sang SereniecA das kleine Mädchen in den Schlaf, und vertrieb sich anschließend die Zeit mit Näharbeiten, selten war SereniecA so stolz auf ihre Näharbeiten, unermüdlich arbeitete sie, bis die Kleider in ihren Augen gut saßen. Einige Male mussten Nevermore und Aelinor die Kleider zur Probe anziehen und wenn Nevermore schon sicher war das das Kleid jetzt fertig sei schüttelte SereniecA kritisch den Kopf und fand immer etwas was es noch besser zu machen galt.
Jetzt tragen alle drei wunderschöne und sauber gearbeitete Kleider am Leib, was Nevermore bei der Arbeit schon einige anerkennende und bewundernde Blicke einbrachte.

Als das Geld ausreichte holten die Drei schöne und  zurechtgesägte Bretter aus der Schreinerei und begannen den Boden der Pfeffermühle zu renovieren. Einge Malen schlugen sich die Mädels sich auf die Daumen und zugen sich einige blaue Flecken zu. Als die Zwei ihre Bodenarbeiten beendet hatten, Aelinor verstand es immer prächtig die beiden von so manchen Schmerzen abzulenken, freudig hüpfte sie herum und elnkte die Zwei jungen Frauen somit ab.

Als der Boden fertig war rückten die Dachdeker an, die Herbst- und Winterstürme trieben einge Regenwolken heran und niemand wollte riskieren das der neue Boden eine Wasserschaden bekam. Früh morgens kam die Arbeiter an. Tagsüber wurden sie von Nevermore und SereniecA bewirtet und bereits am Abend war das neue Dach fertig. Aelinor liebte es auf dem weitläufigen Grundstück herumzutollen und immer wieder neue Tierechen oder anderes zu endecken.
Als die Arbeiter sich abends verabschiedeten strahlten die drei Mädels und winkten ihnen fröhlich hinterher.

"Morgen kaufen wir Matrazen!", verkündet Nevermore als die drei in der Pfeffermühle auf dem Boden sitzen und ein kleines Abendessen zu sich nehmen.
"Auja, das wird klasse!", strahlt SereniecA und Aelinor krabbelt müde auf ihren Schoß um dann einzuschlafen. Glücklich lächelnd breitet SereniecA die Arme aus und flüstert leise: "Danke Nevermore, danke für alles!"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 04. Dez. 2004, 21:50 Uhr
Nevermore ist ganz verlegen, als SereniecA sich bedankt. Im ersten Moment weiß sie gar nicht wofür, denn ohne sie hätte sie doch gar nicht die Pfeffermühle innerhalb so kurzer Zeit bewohnbar machen können - oder vermutlich niemals. So drückt sie SereniecA einfach und murmelt etwas von "dich haben mir die Götter geschickt". Eigentlich kommt es ihr schon seit längerem so vor, als hätte sie zwei Töchter. Die Mädchen sind ohnehin ein Herz und eine Seele. Vielleicht ist es ihr ähnliches Schicksal als Waisenkinder, dass Nevermore und die Heranwachsende so eng verbinden, aber Mutter und Tochter könnten sich nicht näher sein - von solchen Momenten der Verlegenheit einmal abgesehen.

Am nächsten Tag rückt die Dreierbande fröhlich mit einer frisch erstandenen, wenn auch gebrauchten Matratze zur Pfeffermühle an. Sie sind zur Mittagszeit eingezogen und hatten auf dem Weg noch Wein, Brot und kalten Rinderbraten eingekauft, was sie feierlich auf dem frisch ausgebesserten Dielenboden verzehren.

Danach sitzen sie mit ausgestreckten Beinen und auf den Händen abgestützt satt und zufrieden noch eine Weile herum. Aelinor läuft immer mal von einer zur anderen und versucht, ihnen weitere Bissen in den Mund zu stecken, was die jungen Frauen kichernd ablehnen. Nur ein Gedanke kann Nevermores gute Stimmung trüben: Wie eine Familie - nur ein Vater fehlt. Ach, Joey... Diese Wunde wird wohl nie heilen!

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von SereniecA am 05. Dez. 2004, 19:56 Uhr
Verlegen sieht Nevermore weg als SereniecA sich bedankt, eine Weile sind beide stumm. Dann sagt Nevermore: "Dich schickte der Himmel!" SereniecA weiss nichts darauf zu erwiedern und ein Hauch von Röte überzieht ihr Gesicht. Schweigend machen sich dir drei auf den Weg in die Harfe, sie tragen die müde, vor sich hinschlummerde Aelinor abwechselnd da sie doch schon recht schwer ist.

Am nächsten Morgen machen sich die Drei voller Vorfreude auf zum Matrazenkauf. Nach dem sie sich immer wieder kichernd auf die eine und dann auf die andere Matraze gelegt hatten, sind sie dann doch endlich entschieden und kaufen auf dem Weg zur Pfeffermühle kaufen sie sich noch ein kleines Festmahl. Kichernd und herum albernd nehmen die Drei es in der Pfeffermühle, auf dem Boden sitzend zu sich. Satt und zufrieden sitzen die Zwei jungen Frauen schließlich schweigend da und hängen ihren Gedanken nach. Immer wieder kommt Aelinor zu SerenicA und will ihr noch etwas zum essen anbieten. Aber die schüttelt immer wieder lachend und kichernd den Kopf.  Auch Nevermore möchte nichts mehr essen wenn Aelinor ihr noch etwas anbietet.

Ich muss mir jetzt unbedingt eine Arbeit suchen, ich kann Nevermore nicht immer auf der Tadche liegen. Außerdem muss ich mal wieder nach Lorne ausschau halten. Gerne möchte ich mit ihr befreundet sein...

Aelinor hat sich inzwischen zu Nevermore gesezt und den kleinen Kopf in ihrem Schoß gebettet. SereniecA beobachtet die beiden mit halbgeschlossenen Lidern und bemerkt wie sich ein Schatten über Nevermores Gesicht legt und die Augen einen traurigen Ausdruck bekommen.
"Mama, was ist denn...", rutscht es dem Mädchen herraus, erschrocken hält sie inne.

Ich habe Mama gesagt, oh du meine Güte. Was sie nun von mir denkt?

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 06. Dez. 2004, 09:38 Uhr
>Mama, was ist denn?< Dieser Satz reißt Nevermore zum Glück aus ihren traurigen Tagträumen. Aelinor schreckt im Schlaf kurz zusammen, ohne jedoch aufzuwachen, als der Kopf ihrer Ziehmutter zu SereniecA herumzuckt. "Du... du hast... hast du eben Mama zu mir gesagt?" stammelt sie fassungslos. SereniecAs Gesicht sieht aus, als möchte sie sich in eines der zahlreichen Mauselöcher verkriechen. Nevermore kichert und winkt sie heran, aufstehen kann sie mit der schlafenden Aelinor in ihrem Schoß ja nicht. Als SereniecA sich zögernd nähert und neben sie kniet, drückt sie das Mädchen fest an sich.

"So ein sittloses Leben verzeihen mir die Götter der Unterwelt doch nie! Nun hab ich schon zwei Töchter, ohne je verheiratet und schwanger gewesen zu sein, und das in so jungen Jahren", meint sie und kann der verdatterten Sers wegen eines Kicheranfalls nicht gleich erklären, wie sie das meint. Als das Kichern endlich abebbt, versucht sie es: "Aelinor war ein Findelkind, und was für eins... Aber ihre Geschichte erzähle ich dir ein anderes Mal, ich bin gerade viel zu gut gelaunt dafür", und denkt an die Zeit, in der sie, Kizumu und Reed sich bei Niniane, der Waldläuferin im Wohnbaum versteckt hielten, an die schlimmen Träume über die wahren Eltern Aelinors, den wahren Vater von Kizumus Sohn, der im Baum geboren wurde und innerhalb von 2 Jahren erwachsen wurde... Ob Ierás wohl schon eine eigene Familie gegründet hat? Kizumu als Großmutter? Der Gedanke erheitert sie erneut, und wieder dauert es einige Minuten, bis sie weitersprechen kann. "Ja, und zu einer Ehe kam es nie... Aber eine Zeitlang waren Reed, Aelinor und ich auch ohne Zeremonie und Wehenschmerz eine Familie. Wir waren gerade auf der Suche nach einem Haus, die Pfeffermühle war schon damals unser Favorit, als Reed nachts im Wald ganz plötzlich verschwand. Wir haben nie wieder von ihm gehört." Nun ist der Kicheranfall endgültig beendet und sie kämpft energisch gegen die Tränen. Lilith, du heulst zu viel.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von SereniecA am 06. Dez. 2004, 14:30 Uhr
Gespannt lauscht SereniecA den Erzählungen iher neuen "Mama".  Unglaublich froh das Nevermore nicht negativ auf ihren Ausrufe reagirt hat.
Doch als sie zum Ende der Erzählung kommt legt sich abermals ein Schatten über Nevermores Gesicht und Tränen steigen ihr in die Augen, auch SereniecA muss einigemale blinzeln um zuverhindern das ihr die Tränen in die Augen steigen.

Hallo Mama, du da oben, verzeih mir das ich Nevermore so bezeichne wie ich dich stes bezeichnet habe. Aber sie ist so gut zu mir. Ich denke das es mir gut geht ist in deineem Sinne? Ich vermisse dich Mama.

Dann nimmt SereniecA Novermore tröstend in die Arme. "Ich werde dich nicht mehr so schnell verlassen, dazu habe ich dich und Aelinor viel zu sehr in mein Herz geschlossen," erklärt Sers bestimmt und wie auf das Stichwort erwacht das kleine Mädchen und blinzelt die Beiden lächelnd an. Dann breitet sie ihre kleinen Arme aus und patscht jeder eine ihrer kleinen Händchen auf die Wange. Alle Drei brechen darauf hin in lachen aus und die gedrückte Stimmung ist wie weggeblasen.

Sers und Aelinor brechen kurz darauf in die Satd auf, einen kleinen Einkaufzettel und ein paar Groschen in der Tasche.
Mit dem kleinen Mädchen an der Seite kommt Sers nicht so schenll vorran wie sie es sich erhofft hatte, immer wieder rennt Aelinor an den Wegrand weil sie etwas spannendes entdeckt hat. Nachdem Sers schon einge male Aelinor aufgefortdert hat weiter zu gehen merkt sie wie ihre gute Laune verfliegt und sie immer ungeduldiger wird. Aber das will sie nicht zu lassen. "Aelinor, komm du darfst ausnahmsweise auf meinen Schutern reiten!" Lachend fliegt das Mädchen Sers in die Arme. Als Aelinor endlich sicher sitz beginnt Sers ein gallopierendes Pferdchen nachzumachen und singt überschwönglich: Hopp hopp hopp, Pferdchen lauf Galopp." Nach dem dritten mal singt auch Aelinor: "Hopp, hopp, hopp." Lachend erreichen die zwei endlich die Straßen der Stadt. Sers nimmt Aelinor von den Schultern und die Zwei machen sich Hand in Hand auf zum Marktplatz.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 06. Dez. 2004, 22:25 Uhr
Das Zusammenleben mit den beiden Mädchen erweist sich als ein Traum. SereniecA übernimmt Mutterpflichten ebenso wie Schwesterpflichten für die kleine Aelinor, und Nevermore macht sich einen Spaß daraus, über ihre "zwei Töchter" zu sprechen. Wenn die Mädchen ausgelassen Fangen spielen und sie auffordern mitzumachen, nimmt sie gern eine gebeugte Haltung ein, legt ächzend eine Hand auf den Steiß und murmelt etwas von "eure alte Mutter ärgern". Dabei ist sie mit ihren 21 Lenzen eigentlich nicht viel weniger Kind geblieben als SereniecA.

Nach und nach nimmt die Mühle die Gestalt eines Wohnhauses an. Es entsteht ein Flur, der in der Mitte des Gebäudes in ein Achteck ausläuft, und von dort aus geht zu jeder Seite eine Tür in ein Zimmer ab. Die Mädchen bewohnen ein Zimmer gemeinsam, Nevermore hat ihr eigenes Schlafzimmer eingerichtet. Geradezu haben sie eine Küche improvisiert, später sollen ein ordentlicher Herd und ein Spülstein gekauft werden, doch momentan begnügen sie sich mit einer Feuerstelle, über der ein Kessel hängt, und einer Schüssel, in der sie zum Aufwaschen das reine Wasser des Mühlbaches holen.

Das Wasserrad haben sie aus der Umklammerung der Wasserpflanzen befreit, so dass es nun wieder lustig plätschern kann. Zwar betreibt es nun keinen Mühlstein mehr, dreht sich aber dennoch nicht umsonst: Sers hat einige alte Kupferrohre aufgetrieben, die sie gemeinsam durch eine kleine Öffnung ins Hausinnere geleitet haben, so dass sie morgens kalt duschen können. Der Wärmeffekt durch die verbesserte Durchblutung lässt sie nicht frieren, bis das Feuer in der Küche richtig in Gang kommt.

Als der Langschnee hereinbricht und zum ersten Mal seinem Namen alle Ehre macht, ziehen sich alle drei kuschelig warm an und tollen durch den großen Garten. Die Kälte kann sie nicht beißen, sie sind viel zu beschäftigt damit, sich gegenseitig kalte Abreibungen zu verpassen und gemeinsam einen Schneemann zu bauen. Am Ende bringt Nevermore Sers bei, ihren Namen zu schreiben, indem sie ihn mit einem abgebrochenen Ast in den Schnee ritzt. Auch ihren und Aelinors Namen verewigen sie auf diese Art. "Besser als ein Namensschild an der Pforte!", freut sich Nevermore.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von SereniecA am 09. Dez. 2004, 00:59 Uhr
Als SerenicA und Aelinor vom einkaufen zurückkommen strahlen beide bis über beide Ohren. und haben gerötete Wangen.
Kaum ist die Türe geschlossen sprudelt es nur so aus Sers heraus: Mama, ich habe Arbeit gefunden. Ist das nicht schön?"
Nevermore wiegt kritisch den Kopf. "Ich muss nur bis Spätmittags arbeiten, so das du Abends wieder in die Goldene Harfe kannst. und ich bleibe dann bei Aelinor. Und einen freien Tag hab ich pro Woche. Mama das ist grandios!"
Lächend nimmt Nevermore die begeisterund der neuen Tochter zur Kenntnis. Dann geht die kleine Familie in der Garten hinaus zum spielen.

Der Schnee kommt unerwartet und plötzlich und die Freude darüber ist bei den drei Mädels groß, als Sers von Nevermore noch lernt wie ihr Name und der von Aelinor geschrieben wird ist sie mächtig stolz auf sich.

Früh am nächsten morgen erwacht sie. Nevermore und Aelinor schlafen noch friedlich und Sers beschließt sich nur schnell kalt zu duschen, eine Kleingkeit zu essen und dann aufzubrechen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 14. Dez. 2004, 10:36 Uhr
Mit zwei Einkommen fällt es der "Familie" nicht schwer über die Runden zu kommen. So ist es ihnen binnen zwei Wochen möglich, neben der Küche eine Speisekammer einzurichten und mit Äpfeln, Kartoffeln, Dörrfleisch, Honig, allerlei Kräutern, geräuchertem Speck und Nüssen zu füllen. "Nun kann der Winter kommen", meint Nevermore zufrieden. Die Küche ist weiterhin improvisiert, funktioniert aber, wie jedes gute Provisorium, tadellos und wird den Winter über wohl so bleiben.

Aelinor liebt es, draußen im Schnee umherzutollen, während SereniecA und Nevermore im Haus durch ein wenig Farbe hier, einen kleinen Teppich da eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen versuchen. Gesessen wird auf Kissen und einem etwas heruntergekommenen Schaukelstuhl, in dem SereniecA abends ihren Näharbeiten nachgeht. Einige Mägde in der Harfe, die sich bei Nevermore nach ihren schönen Kleidern erkundigt hatten, haben dem Mädchen nun auch Aufträge für sich oder ihre Kinder gegeben.  Als Nevermore sich an diesem Abend in ihren dicken weichen Wollstoffmantel hüllt, spielt Aelinor auf dem Boden mit dem kleinen Bronzebärchen (dem letzten greifbaren Andenken an Reed) und SereniecA näht ein kleines violettes Winterkleid, offensichtlich für ein kleines Mädchen. Nevermore küsst ihre beiden Ziehtöchter auf die Wange und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Sie weiß, auf SereniecA kann sie sich verlassen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 19. Dez. 2004, 18:14 Uhr
Endlich hat sie es von der Harfe nach Hause geschafft. Kurz, wie die Tage sind, ist es bereits dunkel geworden, als sie über die Schwelle stolpert. Es ist jedoch noch nicht Abend, und so ist SereniecA noch bei der Arbeit. Offensichtlich hat sie Aelinor mitgenommen, denn niemand kommt ihr wie sonst entgegengerannt und wirft sich in ihre Arme. "Kluges Mädchen, Sers", murmelt sie.

Nevermore sinkt auf dem Boden zusammen, als ihre Beine unter ihr nachgeben. Als sie sich endlch wieder aufrappelt, ist die Wand hinter ihr und der Boden, wo sie kauerte, blut- und schmutzverschmiert. Das viele Blut... die Mädchen dürfen es nicht sehen! Dieser Gedanke bringt sie in Bewegung. Ein Kessel Wasser ist schnell erhitzt, sie schrubbt die Wand und den Fußboden, bis beides glänzt, und ihren Körper, bis ihre Haut glüht und einen Alternativschmerz zu dem Tosen in ihrem Unterleib bietet. Ihre zerfetzte Kleidung fliegt im hohen Bogen in den Bach, nachdem sie sich ein Nachthemd übergeworfen hat, und dann überlässt sie sich im warmen Bett einem tiefen traumlosen Schlaf.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 10. Jan. 2005, 21:48 Uhr
Die Begegnung mit Sefra hat Nevermore endlich auf andere Gedanken gebracht. Auf dem Heimweg von Kizumus ehemaligem, nun leerstehendem Häuschen erklärt sie SereniecA erst einmal ausführlich, wen sie da eigentlich zu finden beabsichtigten. Sie bedauert allerdings, dass keine Zeit mehr blieb, Sefra zur Steinfaust zu begleiten. Aber vielleicht war es auch gut so, die Schwestern haben sicher genug unter vier Augen zu bereden. Ich besuche sie dann später einmal alleine... sofern ich sie finde! Sie kann nur hoffen, dass ihre Vermutung stimmt, Kizumu sei in die Steinfaust zu Olyvar gezogen.

Die Erinnerung an die Schreckensnacht könnte langsam verblassen, wenn sich nicht allmählich zeigen würde, dass sie nicht folgenlos geblieben ist... SereniecA erzählt sie noch nichts von ihrer Ahnung. Es ist schwer genug, sich diese höchst unwillkommene Folge selbst einzugestehen. Sie wird es sowieso bald genug herausfinden, wenn ich sie bitte, meine Kleider weiter zu machen... Und auch die häufigen Anfälle von Übelkeit und Gereiztheit können dem jungen Mädchen nicht verborgen bleiben. Sogar Aelinor hat dies bemerkt, und aus ihren kindlichen Kulleraugen blickt die uralte Seele oft sorgenvoll auf ihre Ziehmutter.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 17. Feb. 2005, 11:37 Uhr
<-- Die Kräuterkate

Den Heimweg über kreisen Nevermores Gedanken um den offensichtlich vergifteten Seher, dem sie verdankt, dass sie nun hier mit einem Kind auf dem Arm und einem weiteren unter dem Herzen zu ihrem neuen, sicher schon gemütlich warmen und hell erleuchteten Zuhause unterwegs ist, der nun seinerseits so dringend auf ähnliche Hilfe angewiesen ist, wie er sie ihr hat angedeihen lassen, und dem sie absolut nicht helfen kann; Morgana, die dringend heimkehren müsste, damit Sethai noch eine Chance zum Überleben hat, die aber offensichtlich durch noch Wichtigeres aufgehalten wird; um den Tod, der in der Stadt scheinbar gerade nach so einigen Seelen tastet und einige gewinnen, andere an die Heilkraft Morganas verlieren wird; um das Leben, das sich so hartnäckig durchsetzt, auch wenn es nicht erwünscht, nicht willkommen ist... Der Gedankengang wird abrupt unterbrochen, als sie durch den kleinen Zwischenraum der Umfriedung um das Pfeffermühlengrundstück tritt und das Haus, kalt und dunkel und offenbar menschenleer, in Sicht kommt. Aber SereniecA muss doch da sein! Oder ist sie etwa auf der Suche nach uns? Dann wird sie hoffentlich in die Harfe unterwegs, wo ihr Halla oder die Köchin sagen können, dass wir bei Morgana übernachtet haben...

So sehr sie auf die Vernunft des jungen Mädchens vertraut, genügt dieses Vertrauen jedoch nicht, um ein ungutes Gefühl abzuschütteln. Im Haus sieht alles so aus, als sei mindestens seit gestern morgen niemand mehr hier gewesen, als sei SereniecA nach der Arbeit nicht heimgekehrt. Ihr Frühstücksbrett steht noch auf dem Tisch, ein trocken gewordenes Honigbrot darauf, ein Becher mit Apfelmost, halb ausgetrunken, daneben. Das Feuer unter dem Kessel ist natürlich auch ausgebrannt, und einige Zeit ist Nevermore damit beschäftigt, es mit klammen Fingern wieder anzufachen, während Aelinor umherflitzt und die Überreste von SereniecAs gestriger Morgenmahlzeit beiseite räumt. Ihre hektische Betriebsamkeit ist nicht nur Ordnungsliebe und Hilfsbereitschaft geschuldet, sondern auch der eisigen Kälte im Haus, die der außerhalb sehr nahe kommt.

Es lohnt nicht, wenn Nevermore mehr als dieses eine Feuer anfacht, denn in Kürze wird sie wieder in der Goldenen Harfe zur Arbeit erwartet. Aelinor wird sie wohl oder übel wieder mitnehmen müssen, aber das macht ihr weniger Sorgen - die einzige Gefahr, die dem Kind dort droht, ist Übergewicht, und davon ist sie noch weit entfernt. So kocht sie für sich und das Kind einen kleinen Topf Hühnerbrühe, in dem sie den letzten Kanten Brot aufweichen und so überhaupt erst genießbar machen - Warum war SereniecA nicht da und hat neues Brot gebacken? - , dann waschen sich die zwei und ziehen sich in der Kälte schnell um, denn die Sachen, in denen sie seit gestern geschlafen haben, sind arg zerknittert. Das Feuer lassen sie ausglimmen, die Feuerstelle ist so gebaut, dass nichts passieren kann, auch wenn Funken herausfliegen sollten. Vielleicht ist es dann nach Feierabend nicht ganz so kalt.

Dann verlassen die beiden das Haus wieder in Richtung Stadt, geplagt von Sorge um das junge Mädchen, das ihnen eine große Schwester und Tochter geworden war und von dem nun jede Spur fehlt.

--> Goldene Harfe

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 16. Apr. 2005, 09:35 Uhr
<-- von den Badehäusern

Runwins Geplauder hat sie auf dem Heimweg ein bisschen wacher gemacht und außerdem ein wenig versöhnt, denn sie war ja eher verärgert über sich selbst und ihr typisches Unglück (wie sie meint) als über den jungen Spaßmacher, der gerade ihre schlafende Ziehtochter für sie nach Hause trägt.

Als die Mühle in Sicht kommt, fröstelt Nevermore, wie jeden Tag, seit SereniecA sich in Luft aufgelöst hat. Aelinor geht zeitig schlafen, und dann ist das Haus wie ausgestorben und viel zu groß für Nevermore. Zudem ist es mit Sicherheit kalt, weil niemand angeheizt hat. Meist zündet sie dann den Kamin im Wohnraum an, wickelt sich in eine dicke Decke und versucht (von lauten Flüchen über ihre ungeschickten Finger begleitet), sich selbst das Stricken beizubringen.

"So, das ist mein Zuhause, die Pfeffermühle", sagt sie mit einem gewissen Besitzerstolz in der Stimme, als sie die Eingangstür aufschließt. Dann geht sie voran ins Innere und direkt ins Schlafzimmer, wo sie Runwin zeigt, wo Aelinor schläft. Sie ziehen dem Kind nur die Schuhe und den Mantel aus und stecken es unter die dicken Decken. "Schlaf gut, kleine Prinzessin", flüstert Nevermore und drückt ihr sanft einen Kuss auf die Stirn, dann verlassen sie das Zimmer.

"Soll ich euch herumführen?" Runwin scheint interessiert zu sein, also geht sie voran und zeigt ihm Zimmer für Zimmer. Bis auf Küche, Schlafzimmer und Wohnraum ist ja bisher weiter nichts eingerichtet. Schließlich sitzen sie vor einem prasselnden Kamin, jeder mit einer Tasse heißem Pfefferminztee in der Hand, und Nevermore schweigt verlegen, weil sie nicht weiß, wie sie den Tag nun beenden sollen. Sie möchte nicht, dass jeder wieder seiner Wege geht, dazu genießt sie Runwins Gesellschaft zu sehr. Andererseits kann sie ihn schlecht bitten zu bleiben, wie sähe denn das aus...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 19. Apr. 2005, 17:21 Uhr
Auf dem Weg zwischen Badehäusern und Stadttor wird der junge Landstreicher mit jedem Schritt sichtlich entspannter - obschon er ganz schön zu kämpfen hat mit dem Gewicht des schlafenden Mädchens. Körperliche Arbeit war schließlich nie sein Metier, und schwereres denn seine Reiseutensilien hat er bisher auch selten tragen müssen, obgleich er sich eingestehen muß, daß ihm diese 'Last' hier von allen die liebste ist. Die Wärme des kleinen Körpers in seinen Armen und der gleichmäßige, tiefe Atem an seiner Schulter wecken in ihm eine der wenigen angenehmen Erinnerungen an seine frühe Kindheit.

Er muß wohl eine Weile schweigend neben Nevermore den Weg entlanggeschlendert sein, ein abwesendes Lächeln auf den Lippen, ehe er aus seinen Erinnerungen hochschreckt und fröhlich weiter drauflosplaudert, als hätte er nie damit aufgehört. Die junge Frau bekommt so einiges erzählt - als sie endlich an ihrem Ziel eintreffen weiß sie bescheid über den Zustand der Straßen zwischen Vînnar und hier, über die Wassertemperatur des Ildorel und welche Schwierigkeiten sich beim Wäschewaschen darin ergeben, wie man das empfindliche Holz diverser Instrumente am Besten gegen Regen und Feuchtigkeit schützt und weshalb man den Schatten weißer Flächen auf einem Gemälde einen leichten Blaustich verpassen sollte.

"... auf keinen Fall beimengen, es sei denn, man will erzielen daß..." plappert er gerade ausgelassen über Farb- und Maltechniken, als sie den Vorgarten der Mühle passieren, und seine Worte klingen leise aus, während er das Gebäude neugierig von oben bis unten betrachtet. Einen Moment lang keimt in ihm die Frage auf, ob die beiden jungen Damen hier tatsächlich alleine in diesem doch nicht ganz ungeräumig wirkendem Gebäude wohnen sollen, aber rasch beschwichtigt er seine Neugier, daß sich ihm die Antwort darauf wohl ohnehin gleich bieten wird.

Tatsächlich scheint es seine Begleiterin auch wirklich nicht zu stören, daß er ihr ins Innere des Hauses folgt - nicht, daß er sich nicht ohnehin vehement dagegen geweigert hätte, sie das schlafende Kind den Rest des Weges tragen zu lassen - und so blickt er sich auch gleich neugierig um. Ihn fröstelt ein wenig, und dies nicht bloß ob der körperlichen Kälte des momentan noch unbeheizten Gebäudes. Zwar ist er ein ums andere Mal bereits in verlassenen Unterschlüpfen untergekommen, welche er bei Weitem nicht in derart gutem Zustand vorgefunden hat, doch die Vorstellung einer jungen Frau mit ihrer Tochter, welche hier leben sollen, jagt ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Irgendetwas... fehlt, und zwar nicht bloß die kunstvollen Deckenfresken, das geräumige Musikzimmer und die ausgedehnte Bibliothek, welche seiner Meinung nach in so ziemlich jedem Haus fehlen.

Anmerken läßt er sich von diesem vagen Gefühl jedoch nichts, behutsam bettet er das Mädchen auf dessen Schlafstätte und beobachtet lächelnd - während er möglichst unauffällig den von der ungewohnten Traglast schmerzenden Rücken durchstreckt - Mutter und Tochter bei den Vorbereitungen auf die Nacht.

"Würde mich freuen..." meint er auch weiterhin das seltsame Gefühl von Leere ignorierend, als sie ihm anbietet, ihn durch die Mühle zu führen. Ein wenig erklären würden die bisher noch leeren Räume das Kribbeln in seinem Nacken schon, aber so ganz...

"Wie lange wohnt Ihr denn schon hier?" fragt er schließlich mit weiterhin sorgloser Stimme, dankbar an seiner Tasse Tee schlürfend. Das Getränk hat ihn neuerlich daran erinnert, daß er ja noch immer seinen Magen nicht füllen hat können. "Also, ich meine hier in diesem Haus...?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 20. Apr. 2005, 13:19 Uhr
Es klingt gruselig, wie das Echo ihrer beider Stimmen in dem noch sehr leeren, großen Raum von den Wänden zurückgeworfen wird, als wären mehr als nur zwei Personen im Raum. So selten ist es, dass hier eine andere Stimme als die von Nevermore erklingt, (denn Aelinor spricht immer noch kaum, und wenn sie schläft, hat Nevermore keinen Grund zu sprechen) dass sie sich bei jedem Echo fast umdrehen möchte, um den mysteriösen Sprecher hinter ihr zu suchen. Sie versteht gut, warum Runwin öfter erschauert; auch sie findet das leere Haus eher unheimlich, und nicht anheimelnd. Noch ein Grund, warum sie ihn noch ein bisschen hier halten möchte.

"Nein, wir wohnen noch keine sechs Monde hier", beantwortet sie Runwins Frage. "Und eigentlich sollte hier noch ein junges Mädchen namens SereniecA leben, doch... es ist verschwunden." Wie jeder, den ich lieb gewinne, früher oder später verschwindet... Bei dem Gedanken möchte sie am liebsten Aelinor wecken und fest in ihre Arme schließen, damit sie nicht auch noch verschwinden kann. Doch sie beherrscht sich und wird gleich darauf von Runwins laut knurrendem Magen auf andere Gedanken gebracht. "Oh, ich bin so unhöflich! Natürlich habt ihr Hunger. Kommt, wir suchen etwas zu essen zusammen."

Sie klaubt sich, durch den schweren Bauch behindert, aus ihrem Schaukelstuhl auf und geht Runwin voran in die Speisekammer, die von der Küche abgeht. Die Wintervorräte sind fast aufgebraucht, aber der Frühling hält ohnehin Einzug, und so gesehen waren sie gut über den Winter gekommen. Das letzte Stück Brot ist mehrere Tage alt und schon nicht mehr knusprig, aber mit Butter, Käse, Honig und Löwenzahn, von dem sie in weiser Voraussicht noch vor dem Herbst eine Pflanze in einem Blumentopf ins Haus geholt hatte, bekommen sie noch eine Brotzeit und einen kleinen frischen Salat zusammen. Runwin trägt ihr das Tablett, als sie wieder in das nun mollig warme Kaminzimmer hinübergehen, sie setzen sich auf den flauschigen Teppich vor dem Feuer wie bei einem Picknick, und eine Weile widmen sie sich schweigend dem Essen.

Danach starrt Nevermore in die Flammen und wird zusehends müder. Doch wenn sie nun zu Bett geht, wird Runwin bestimmt in die Stadt zurückgehen und irgendwo in der Kälte schlafen... Also versucht sie, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. "Erzählt mir etwas über euch, Runwin Goldaug. Wo kommt ihr her, und was hat euch in die Stadt getrieben?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 24. Apr. 2005, 20:21 Uhr
Daß auch der junge Mann keineswegs darauf brennt, das Haus zu verlassen und wie so oft unter Alanthala's Antlitz die Nacht zuzubringen, ist wohl nicht weiter verwunderlich. Dennoch wagt er es im Moment nicht, sie darauf anzusprechen, hat er ihre Nerven doch für heute schon mehr denn genug strapaziert. Lieber nächtigt er die nächsten Monde unter freiem Himmeln, denn Nemo mit einer unverschämten Bitte um Unterkunft nochmals zu verstimmen...

"Ah, nein, nein... gar so schlimm steht es noch nicht um meinen Magen, auch wenn er Euch lautstark vom Gegenteil zu überzeugen sucht, schöne Frau..." Eine glatte Lüge freilich, und sie will auch nur so lange anhalten, als wie seine Gastgeberin mit seiner Hilfe braucht, sich zu erheben - als es ab in richtung Küche geht, treibt ihn der Hunger nämlich sichtlich voran, sodaß er noch nicht einmal vermag, die Mahlzeit erst einmal höflich abzulehnen. Im Gegenteil, seine Wangen nehmen wieder einen gesund rosigen Farbton an und in seinen Augen blitzt es freudig auf, als er das 'Festmahl' - und ein solches ist es im Moment für ihn wahrlich - vorsichtig zurück zum Kamin trägt.

"Meine Liebe..." Vergnügt reibt er sich die Hände, nachdem er ihr zurück in eine bequeme Lage geholfen und sich selbst im Schneidersitz niedergelassen hat. "Nun müßt Ihr mir aber wohl verraten, wie ein hungriger Wanderer der ehrenwerten Köchin die Gastfreundschaft vergelten kann!"

Ein wenig schwer fällt es ihm schon, nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen und die junge Frau in ausgelassene Gespräche während der Mahlzeit zu verwickeln. Mehr denn nur einmal hat ihn sein Ziehvater einst gescholten, er solle gefälligst beim Essen den Mund zumachen - obschon er sich selbst von Klein Runwin des öfteren hat zu angeregten Diskussionen zu Tisch anstacheln hat lassen. Nun aber folgt er Nemo's Beispiel und nimmt die Mahlzeit schweigend zu sich, mustert stattdessen eingehend den Raum und dessen Besitzerin.

Er will bereits einwerfen, sie solle sich nicht überanstrengen und lieber das Bett aufsuchen, als sie sich schließlich dazu anschickt, müde den Blick auf das prasselnde Feuer zu richten. Ihre Frage jedoch nimmt diesem Vorhaben den Wind aus den Segeln und stattdessen zuckt er nur mit der typischen Sorglosigkeit eines Landstreichers die Achseln. "Zwei Fragen, die ich Euch nicht wirklich beantworten kann. Meine Herkunft kenne ich ebensowenig wie den Grund meines Hie..." Der Junge unterbricht sich und wiegt nachdenklich den Kopf. "Naja, wenn ich's recht überlege, wahrscheinlich ist es für einen wandernden Künstler einfach fast schon unausweichlich, früher oder später die schillernde Hauptstadt aufzusuchen, hm?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 24. Apr. 2005, 22:30 Uhr
Nevermore stellt fest, dass sie in Runwins Gegenwart öfters in sich hineinschmunzelt und vor allem öfter laut lacht, als sie seit dem Blätterfall des letzten Jahres Grund dazu hatte. So bringt sie sein fadenscheiniger Protest, er sei doch gar nicht so hungrig, angesichts der Geräusche aus seinem Bauch auch wieder zum Grinsen, und sie ignoriert die Bemerkung.

Nach dem bescheidenen Mahl steht die Unentschlossenheit zwischen den beiden fühlbar im Raum. Keiner weiß, wo Runwin die Nacht verbringen soll, keiner von beiden will, dass er das Haus verlässt... und doch wird keiner von beiden den Vorschlag über die Lippen bringen, er könne ja auch hier übernachten. Doch das Gespräch zögert den Moment der Entscheidung auch noch ein wenig hinaus. >Meine Herkunft kenne ich ebensowenig wie den Grund meines Hie...< Dies lässt Nemo aufhorchen; bestimmt kann er viele interessante Geschichten erzählen, und redegewandt wie er ist, brennt sie darauf, diese zu hören. Gibt es in Talyra jemanden, der seine Kindheit bis zum Ende bei seinen leiblichen Eltern verbringen durfte?, schießt es ihr durch den Kopf; ihr selbst war es ja ebensowenig vergönnt gewesen wie Aelinor oder SereniecA, insofern würde er ja hervorragend in die Familie passen. Ja, wir wären eine phantastische Flickendecke!, denkt sie und kann nur mit Mühe ein ironisch-belustigtes Schnauben unterdrücken.

>Naja, wenn ich's recht überlege, wahrscheinlich ist es für einen wandernden Künstler einfach fast schon unausweichlich, früher oder später die schillernde Hauptstadt aufzusuchen, hm?< Darauf kann sie nur nicken, war Reed doch damals ebenfalls nach einem bewegten Leben nach Talyra gekommen, weil er sich erhofft hatte, dort genug für seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. "Jedenfalls gibt es in der Stadt reichlich Auftrittsmöglichkeiten bei Märkten und Festen", stimmt sie ihm zu. "Man muss nur wissen, welche Plätze bereits von einheimischen Künstlern in Beschlag genommen sind, damit man deren Revier nicht verletzt." Auch dies hatte sie von Reed gelernt, der oft genug von einem Platz, den er sich gesucht hatte, durch den Lokalmatador verjagt wurde wie ein Kater, der in einem fremden Revier den Katzen nachstellt. Als Runwin diese Bemerkung mit einem verwunderten Blick quittiert, erklärt sie: "Ich habe früher mit einem Gaukler zusammengelebt." Noch immer kann sie Reed nicht erwähnen, ohne dass ihre Augen ihren Glanz verlieren und sie mit den Tränen kämpfen muss.  

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 25. Apr. 2005, 10:41 Uhr
Aufmerksam beobachtet Runwin die Reaktionen der Hausherrin während ihres Gespräches - offenbar stimmen sie seine Aussagen recht nachdenklich, versinkt sie doch scheinbar eine zeitlang ein wenig in Gedanken und Erinnerungen. Nicht weiter verwunderlich, ermahnt er sich innerlich, es wäre auch ziemlich blauäugig anzunehmen, daß eine junge Frau, welche nun schon das zweite Kind ohne Vater erwartet, es bisher leicht gehabt haben sollte.

Ihre Reaktion auf das Gespräch über lyrgefällige Verdienstmöglichkeiten allerdings jagt ihm dennoch einen gehörigen Schrecken ein, sodaß er unvermittelt ein wenig näher heranrutscht und vorsichtig nach ihrer Hand greift.

Was ist denn geschehen? Beinahe hätte ihn seine Neugier dazu getrieben, eben diese Frage zu stellen. Nicht bloß eines der Sprichworte des alten Priesters - Stelle nicht die Fragen, welche dich wirklich interessieren, denn nur ein offenes Ohr allein lädt dazu ein, sie zu beantworten - hält ihn jedoch davon ab, sondern seine bisherigen Erfahrungen mit 'heiklen Themen'. Ihm selbst macht es ja nicht aus, auch über die weniger erfreulichen Teile seines bisherigen Lebens zu schwafeln - der Rest der Menschheit aber scheint es erfahrungsgemäß vorzuziehen, unangenehme Erinnerungen in massivem Schweigen zu ertränken.

So hockt er also nur eine zeitlang still neben der jungen Frau auf dem Boden und wartet darauf, ob sie ihren offensichtlichen Kummer loswerden oder doch lieber wieder beiseite schieben will.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 25. Apr. 2005, 11:23 Uhr
Ihre Hand zuckt zurück, als sie glaubt, ein Funken aus dem Kamin hätte sie getroffen, doch die plötzliche Empfindung ist nur Runwins Hand, die die ihre ergreift. Verlegen lässt sie die Hand wieder auf die über ihre Knie gebreitete Decke sinken und Runwin gewähren, denn obwohl die Berührung sie unerwartet trifft wie ein Blitz, ist sie doch warm, freundlich und tröstlich. Leider bringt sie auch eine Träne dazu, über ihre Wange zu rollen, als sie die unausgesprochene Frage beantwortet: "Reed... mein früherer Gefährte, der Gaukler... er ist verschwunden. Jeder, den ich liebe, verschwindet spurlos. Es ist wie ein Fluch." Sie hasst das Selbstmitleid, das dabei in ihrer Stimme mitklingt, kann aber nichts dagegen tun. In ihrem Inneren löst sich etwas wie Wasser hinter einem brechenden Damm. "Immer, wenn ich glücklich bin, passiert etwas Schreckliches. Eine glückliche Kindheit. Meine Eltern - ermordet. Eine glückliche Liebe, er war wie ein Vater für Aelinor. Mein Gefährte - verschwunden. Meine Ziehtochter - ebenfalls verschwunden. Aelinor ist die einzige, die mir bleibt. Zu allem Überfluss hat das Kind in meinem Bauch keinen Vater. Und an die Umstände seiner Entstehung möchte ich nie wieder denken müssen." Warum sie dies einem Mann erzählt, den sie erst wenige Stunden kennt, der nach allem was sie weiß auch ein Sittenstrolch oder Pirat sein könnte, weiß sie selbst nicht. Vermutlich ist er einfach der einzige, der zuhört. Dieser Gedanke stürzt sie noch tiefer ins Selbstmitleid, und sie ist plötzlich in Tränen aufgelöst und kann nicht weiterreden.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 27. Apr. 2005, 07:35 Uhr
Für einen Moment schiebt der junge Barde allen Benimm beiseite, alle Überlegungen, welchen Eindruck er bei seiner Gastgeberin hinterläßt oder was sie von ihm halten könnte. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie unschicklich dies für zwei Leute ist, welche sich bisher noch nicht einmal das Du angeboten haben, kniet er sich neben sie und zieht sie dann kurzerhand zu sich herüber, um die Arme um sie zu legen.

"Shhht..." rauschelt er ihr beruhigend ins Ohr, während er sie fest an sich drückt im Versuch, jedwege instinktive Gegenwehr gegen den plötzlichen Körperkontakt im Keim zu ersticken. "Du hast es wirklich nicht leicht gehabt, hm?"

Er schert sich im Moment auch einen feuchten Kehrich darum, die formale Anrede aufrecht zu erhalten. Diese höfliche Distanz ist im Moment wirklich das Letzte, das er empfinden würde, vielmehr fühlt er sich der jungen Mutter derzeit näher, als ihm selbst lieb wäre. Es schmerzt, sie so zu sehen, und alles in ihm schreit danach, sein Heil in der Flucht zu suchen.

"Wein dich aus", raunt er ihr stattdessen leise zu. "Wirst sehen, das tut gut."

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 27. Apr. 2005, 11:01 Uhr
Woher soll Runwin wissen, was er mit seiner Geste in Nemo heraufbeschwört, der Arme ist nicht auf die Heftigkeit ihrer Reaktion gefasst. Er hält sie einfach viel zu fest; die Erinnerung an solche Gesten von Reed ist schon lange verdrängt durch die Erinnerung an ein ähnliches Festhalten des Vergewaltigers, doch diesmal hält ihr niemand den Mund zu, so dass sie einen markerschütternden Schrei loslässt (direkt neben Runwins unvorbereitetem Ohr) und ihn mit aller Macht wegdrückt. Er hat sich ohnehin schon sehr strecken müssen wegen der Rundung ihres Bauches, und auch wegen seiner Überraschung lässt er schnell los. Nevermore lässt sich wimmernd und kopfschüttelnd auf den Hintern fallen und krabbelt wie ein Krebs eilig von ihm weg, bis sie an einer Zimmerecke ankommt und es nicht weitergeht. Dort zieht sie die Knie mit den Armen an sich und funkelt Runwin panisch über diese Barrikade hinweg an. Die Tränen hat die gutgemeinte Geste nicht gerade gestoppt, im Gegenteil... Das Kind in ihrem Bauch scheint Purzelbäume zu schlagen, es tritt und schlägt so heftig um sich, dass es überall wehtut. Vor Schmerz und Angst sieht Nevermore nicht mehr goldene, sondern die braunen Augen des Vergewaltigers vor sich, und sie jammert weiter vor sich hin.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 27. Apr. 2005, 12:47 Uhr
Die Bernsteinaugen des armen Jungen weiten sich, hat er doch mit jeder Reaktion gerechnet, nur nicht mit dieser. Selbst auf eine deftige Ohrfeige ob der Unverschämtheit wäre er gefaßt gewesen, die plötzliche Panik Nemos aber läßt ihn selbst verstört noch ein Stück von ihr zurückweichen, eine Hand gegen das schmerzende Ohr pressend.

"A...aber..." Mehr bringt er nicht hervor, seine bebenden Lippen bewegen sich nur sinn- und tonlos wie das Maul eines Fisches auf dem Trockenen. Am ganzen Leib zu zittern hat er begonnen, nur seine Augen ruhen immernoch wie fixiert auf dem Häufchen Elend in der Ecke, und auch in seinem Blick kann man nun einen Anflug von Panik erkennen.

Ich hätte weglaufen sollen, flüstert ihm ein irrer Teil seines Unterbewußtseins zu, ich hätte auf mein Gefühl hören und weglaufen sollen!

Aber auch jetzt rührt er sich nicht von der Stelle, könnte es auch garnicht, denn seine Beine hätten ihn im Moment wohl ohnehin nicht getragen, selbst wenn ihn der Anblick der panischen Nemo nicht vollkommen versteinert hätte.

"T...tut mir l..leid!" Nun beginnt auch sein Blick sich zu verschleiern, denn auch wenn er nicht im Geringsten erahnen kann, WAS er falsch gemacht hat, so steht doch gänzlich außer Frage, DASS er es vermasselt hat, und zwar gründlich...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 28. Apr. 2005, 07:36 Uhr
Den Göttern sei Dank, dass er weder versucht sie noch einmal zu berühren - ein Brotmesser liegt noch auf dem Tablett auf dem Teppich und könnte in diesem Fall seinen Weg in Runwins Körper finden, panisch, wie Nemo ist - noch wutentbrannt das Haus verlässt. In letzterem Fall hätte Nemo vor Scham mit Sicherheit nie wieder die Stadt betreten, um eine Begegnung mit ihm zu vermeiden.

So allerdings muss sie sich der Begegnung sofort stellen, denn der Barde sitzt völlig verwirrt und sprachlos vor ihr, als sie wieder zu Sinnen kommt. "Oh... Runwin... wie schrecklich... es tut mir so furchtbar leid!" Mit Worten lässt sich das gar nicht ausdrücken, also fasst sie sich ein Herz und seine Hand mit lang ausgestrecktem Arm. "Wahrscheinlich suchst du gleich das Weite und willst mit einer Verrückten wie mir sowieso nichts mehr zu tun haben..." Nach dieser Aktion brauchen sie wirklich nicht mehr an höflichen Anreden festzuhalten, sie hat ihm schon ihre dunkelsten inneren Seiten vorgeführt.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 10. Mai 2005, 02:40 Uhr
Diesmal ist es der junge Mann, welcher unter der plötzlichen Berührung zusammenzuckt wie ein Kind, welches sich am Feuer verbrannt hat und nun die Nähe des Kamins scheut. Er zieht die Hand zwar nicht zurück, aber zum ersten Mal seit Jahren läßt er den Kontakt lediglich über sich ergehen, anstatt die Nähe zu einem anderen Wesen ausgibig zu genießen.

"Aber... aber..." Nun, zumindest kann sie voller Stolz von sich behaupten, das elende Plappermaul endlich einmal so richtig zum Schweigen gebracht zu haben, obschon er sichtlich darum bemüht ist, diesen Umstand doch noch irgendwie zu ändern: "Ich... aber... wieso...?" bringt er schließlich mühsam hervor, auch wenn es mehr noch seine feucht glitzernden Augen sind, welche ihr diese Frage stellen.

Würde bewahrn, geistert eine fast schon vergessene Stimme durch seine Gedanken, und hör auf z'flennen wie'n Mädchen! Lach ihn' ins Gesicht, laß'se nie sehn, was'd wirklich fühlst. Ach quatsch, fühl einfach garnich' erst, klar?

Wie immer verpuffen die guten Ratschläge jedoch wirkungslos in seinen Erinnerung, und einmal mehr sind seine Bemühungen rettungslos zum Scheitern verurteilt, nach außen hin gefaßt zu wirken. Die ersten salzigen Tropfen perlen von seinem Kinn hinab auf das weiche Leder seiner Hose und seine Augenbrauen sind vor Unverständnis weit nach oben gekräuselt.

"Warum...?" wiederholt er nochmals leise, während er seine Hand nun leicht dreht und doch noch Nemo's Griff vorsichtig zu erwidern versucht. Weniger um sich ihr anzunähern, als vielmehr aus Angst, was auch immer ihr gerade eine solche Panik eingejagt hat könne sie erneut dazu bringen, vor ihm zu flüchten.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 10. Mai 2005, 09:45 Uhr
Nun ist es an Runwin, unter ihrer Berührung zusammenzuzucken wie sie vorher unter seiner, und Nemos Herz sinkt einige Etagen tiefer. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er gar nichts mehr versteht, und wie sollte er auch? Es ist Nemo schon immer unangenehm gewesen, Männer weinen zu sehen - in der Welt, in der sie aufwuchs, wurde überhaupt kaum geweint, nicht mal von den Frauen, das Fischervolk verwendete wenig Energie auf jede Art von Gemütsregungen. Und nun hat sie die Tränen in den bernsteinfarbenen Augen auch noch durch ihr Verhalten hervorgerufen.

Gib dir einen Ruck, Lilith. Wenn du nicht bald den Mund aufkriegst und ihm etwas erklärst, ist er auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Sie möchte, wenigstens einmal in ihrem Leben, nicht schuld daran sein, wenn jemand den sie mag sich in Luft auflöst, und so versucht sie nach Worten ringend, ihm ihre schockierende Reaktion zu erläutern. "Ich... mir... Mir wurde sehr, sehr wehgetan. Das Kind " - sie deutet auf ihren gerundeten Bauch - "es wurde nicht in Liebe gezeugt." Sie muss eine Pause machen, in der sie geräuschvoll die Nase hochzieht, Abscheu ist in ihren Augen zu lesen. "Es ist die Frucht einer Vergewaltigung." Flehend sieht sie ihn an, hält seine Hand ganz fest, damit er nicht angewidert zurückschrecken kann. Nichts wäre schlimmer, als wenn er jetzt ginge. Sie kann nicht einmal mehr weinen, ihre brennenden Augen haben keine Tränen mehr.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 11. Mai 2005, 05:01 Uhr
Eine Weile starrt Runwin sie nur schweigend an - soweit er durch den salzigen Schleier hindurch überhaupt noch etwas zu erkennen vermag - und sein junges, im Moment selbst noch eine Spur unschuldiger denn sonst wirkendes Gesicht läßt Zweifel aufkommen, ob er ihren Worten überhaupt irgendeinen Sinn entnehmen kann.

Dann aber macht es irgendwo in seinem Inneren leise "klick", ist er doch nicht halb so naiv, wie er dem Rest der Menschheit gerne vorzumachen gewohnt ist, und er rutscht auf Knien einen kleinen Schritt näher auf seine Gastgeberin zu. Nicht nur, daß er den Druck ihrer Hand sachte erwidert, hebt er auch die andere und umfaßt damit vorsichtig Nemo's Handrücken, ihre Hand nun ganz in die seinen gebettet.

Fettnäpfchen erspät, Fettnäpfchen anvisiert, Fettnäpfchen zielgenau getroffen! Fast schon kann er den Klaps auf den Hinterkopf körperlich fühlen, mit welchem sein Ziehvater diesen mehr als nur schmerzlichen Fehltritt quittiert hätte. Mit einemal fallen auch die fehlenden Puzzleteilchen an ihren angestammten Platz - Nemo's Bemerkungen, als es um die Zeugung des Kindes ging, die Abwesenheit eines Vaters oder Ehemannes, die verzweifelten Worte während ihres Gefühlsausbruches. Unter diesem neuen Blickwinkel ergeben sie alle einen neuen, grausigen Sinn.

Angewidert wirkt er jedoch nicht im Geringsten, man sieht den wässrigen Augen lediglich an, wie sehr ihn die Erkenntnis schmerzt, unbewußt derartige Erinnerungen in ihr geweckt zu haben, wo er ihr doch eigentlich Trost hat spenden wollen. "Oh nein..." bringt er leise hervor. "B...bitte verzeih mir, ich... wollte dir das nicht antun!"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 12. Mai 2005, 19:53 Uhr
Endlich ist es raus, zum ersten Mal hat sie überhaupt jemandem gegenüber von der Vergewaltigung gesprochen. Sie hatte sich bisher immer noch schmutzig gefühlt, egal wieviele Duschen mit Wasser aus dem eiskalten Mühlbach sie hatte über sich ergehen lassen, und sich geschämt für etwas, an dem sie keine Schuld trägt, und kein braunes Auge hatte sie lange ansehen können - den Göttern dankte sie dafür, dass die Augen Aelinors grün und die Runwins bernsteinfarben waren - , doch nun fühlt sie sich wider Erwarten gereinigt und befreit, wie die Luft nach einem Gewitter. Schon wünscht sich Nemo, sie hätte eher jemanden eingeweiht (käme aber trotzdem nie auf den Gedanken, es einem Mitglied der Stadtwache zu sagen, oder Kizumu, die ja nunmal zum Lord Commander der Steinfaust gehört und ihm mit Sicherheit davon erzählt hätte).

Runwin versteht nun endlich; man sieht ihm nach einer atemlosen Sekunde förmlich an, wie hinter seiner Stirn das letzte Mosaiksteinchen an seinen Platz fällt und das Gesamtbild enthüllt, aber es ist kein schönes Bild.

"Du hast mir gar nichts angetan", erwidert sie mit leiser, erschöpfter Stimme, und die Hand, die in Runwins beiden Händen ruht, schließt sich fest um die Finger des jungen Barden. Nach kurzem Zögern rückt sie näher an ihn heran, bis ihr Oberschenkel an den seinen stößt; doch die Berührung hat nichts Beängstigendes oder Peinliches an sich, also lässt sie es geschehen. Nur zu gern würde sie jetzt einen Arm um seine Schulter legen, damit er nicht bald einen fadenscheinigen Grund erfindet, bald zu gehen. Der Ausbruch hat viel Kraft gekostet, und das Kind in ihrem Leib beruhigt sich auch nur langsam, alles tut weh und nichts täte sie lieber, als den Kopf an Runwins Brust zu betten. Doch diese Geste wäre auch nach dieser Enthüllung noch viel zu vertraut, und sie wagt es nicht.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 14. Mai 2005, 18:02 Uhr
Sie versichert ihm, er habe ihr nichts angetan, und tatsächlich scheint sie plötzlich ruhiger zu werden, als hätte sich mit einemal eine Anspannung gelöst, welche latent und für Außenstehende kaum fühlbar schon die ganze Zeit über auf ihren Schultern gelastet hat.

Nun wirkt sie bloß noch müde und ausgelaugt, und der Anblick läßt den jungen Barden den vorangegangenen Schrecken über neu aufgeflammte Fürsorglichkeit hinweg schnell vergessen.

Nicht aber ihre Worte. Und die Konsequenzen, welche daraus resultieren.

Er hat die Erinnerung ja längst schon totgesagt, aber während er vorsichtig die Hand von Nemo's Handrücken nimmt, um sie auf die Schulter seiner Gastgeberin zu betten, kommen ihm wage die Bilder eines jungen Mädchens zurück ins Gedächtnis. Den Namen dieser Besucherin aus der Vergangenheit könnte er beim besten Willen nicht nennen, ebensowenig wie er noch weiß, wer sie wohl gewesen ist. Vermutlich eine von Flip's Kundschafterinnen, oder eins der Wäschermädchen, die den starken Jungen immer mit frechen Luftküssen und verhaltenem Kichern begrüßt haben.

Im Moment erinnert er sich lediglich an das wage Bild von einer handvoll Jungen, wie sie mehr oder weniger hifllos um dieses unbekannte Mädchen herumgestanden sind, welches einerseits bitterlich geweint, andererseits wie ein wildes Tier nach jedem geschlagen hat, der ihm zu nahe gekommen ist. Was hat Flip damals gemacht, wie hat er die Situation damals gemeistert?

Die Erinnerung verblaßt, je mehr sich Runwin daran festzuklammern versucht, und unbarmherzig wird er wieder ins Hier und Jetzt gerissen, ohne eine Antwort auf seine Frage gefunden zu haben. Nemo sitzt immernoch neben ihm, und auch weiterhin weiß er nicht so recht, was er tun soll. Gefühlsbetont, wie er eben immerschon war, ist diese Gratwanderung zwischen Zuneigung und vorsichtiger Distanz ein wahrer Höllenritt für ihn.

Beinahe hätte er sie einfach nochmals an sich herangezogen als Zeichen, daß sie sich gern an seiner Schulter ausruhen kann, aber unsicher beläßt er es dabei, mehr freundschaftlich ihre Schulter zu tätscheln. "Du siehst müde aus..." Er versucht, es nicht wie einen Vorwand klingen zu lassen, obschon er beschämt feststellen muß, daß dies von der Wahrheit garnicht so weit entfernt wäre. Abgesehen davon, daß ihn ihre Erschöpfung besorgt, würde er im Moment nämlich wirklich einiges dafür geben, ein wenig Zeit für sich alleine zum Nachdenken zu haben.

"Soll ich dich..." Mit dem Kopf deutet er wage in richtung Schlafzimmer und versucht sich dabei nicht anmerken zu lassen, wieviel Überwindung es ihn kostet, sie jetzt wirklich nicht einfach an sich zu drücken und ihr zu versichern, daß nun alles gut sei und... Hastig verdrängt er den Gedanken und schenkt ihr stattdessen nur ein freundliches Lächeln. "... hinüberbringen?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 19. Mai 2005, 21:43 Uhr
"Oh ja, mein Bett wäre mir sehr willkommen", antwortet Nemo inbrünstig, sie kann die verquollenen Augen ohnehin kaum noch aufhalten und würde sonst hier auf dem Teppich einschlafen, nur um am nächsten Morgen mit schmerzenden Gelenken vor einem ausgebrannten, kalten Kamin aufzuwachen. Doch es gelingt ihr nicht, ohne Hilfe vom Boden hochzukommen.

Sie hat heute Abend all ihre Kraft aufgebraucht. Nur ein kleines, überraschtes Quietschen entfährt ihr, gefolgt von einem leisen Kichern, als er sie kurzerhand vom Boden aufsammelt und auf den Armen ins Schlafzimmer hinüberträgt. Nemo kann - und will - nicht gegen die Geste protestieren, auch wenn sie beim Aufstehen an diesem Tag jeden, der ihr erzählt hätte, dass sie heute Nacht von einem attraktiven jungen Mann auf Händen ins Bett getragen würde, für verrückt erklärt hätte. Ihr Kopf ist schwer und ruht auf dem Weg durch den Flur ins Schlafgemach nun doch an Runwins Brust.

Als sie das Zimmer betreten, in dem nur eine kleine Kerze auf dem Fensterbrett den Weg zum Bett spärlich erhellt, murmelt Aelinor irgendetwas Unverständliches im Schlaf, wird aber nicht vollständig wach. Runwin legt Nemo neben ihre Ziehtochter, die sich gleich im Halbschlaf zu ihr umdreht und ihr einen Arm um den Bauch legt und dann weiterschläft. Voller Liebe streicht Nevermore ihr durch die Locken und lächelt hinauf zu Runwin, als wolle sie seine Bestätigung, wie reizend das Kind sei. Doch in seinen Augen liest sie eine tiefe Betroffenheit und auch Unsicherheit, wie es jetzt weitergehen soll. Sie begreift, dass er nicht weiß, wo er hinsoll, nicht gehen möchte, aber mit Sicherheit auch nicht in demselben Bett schlafen wird wie Mutter und Kind; diese Möglichkeit steht völlig außer Frage, sowohl für den Barden als auch für die Halbelbin. "Runwin..." flüstert Nemo und zögert, als er sie fragend ansieht. Dann schiebt sie Aelinor unter ihre eigene Decke, kriecht ebenfalls darunter und reicht Runwin die Decke, die damit frei geworden ist, sowie ein Kissen. "Bitte schür das Feuer noch einmal... und schlaf heute Nacht vor dem Kamin, ja?" Ihre eigenen Augen zeigen ihren Wunsch, er möge nicht gehen, und die Befürchtung, alles, was hätte sein können, gleich im Keim erstickt zu haben.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 24. Juni 2005, 23:20 Uhr
Sichtlich nervös und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen läuft der Barde wenige Tage später unruhig vor der Begrenzung des Mühlengartens auf und ab. Er steckt immernoch in demselben, abgetragenen Gewand, doch scheint dieses in der Zwischenzeit zumindest eine ausgibige Behandlung mit Wasser erfahren zu haben, und auch die ordentlich in einem lockeren Zopf geflochtenen Haare erwecken endlich mehr den Eindruck eines wandernden Musikanten, denn eines gemeinen Landstreichers.

Er hat sich auch tatsächlich alle Mühe gegeben, zumindest äußerlich ein besseres Bild zu bieten denn bei ihrer ersten Begegnung, alleine schon um seine Abwesenheit der letzten Tage zu entschuldigen. Tatsächlich hat sie ihn nämlich am nächsten Morgen nicht schlafend vor dem Kamin vorgefunden, obschon das gemütlich lodernde Feuer darauf hingedeutet hat, daß er zumindest den größten Teil der Nacht dort verbracht haben muß.

Spurlos verschwunden ist er allerdings nicht, neben einem kleinen Frühstück bestehend aus zwei Eiern und einem halben Laib Brot - er hofft inständig, sie möge niemals dahinterkommen, wie beides in seinen Besitz gelangt ist - wird sie des morgens auch all seine Habseeligkeiten dort vorgefunden haben, wo er sie am Tag zuvor verstaut hat.

Der Blick der jungen Frau ist ihm keineswegs entgangen, als er sie mit dem kleinen Mädchen zurückgelassen hat, um seine Schlafstelle vor dem Kamin aufzusuchen - erneut kommen ihm bei der Erinnerung daran Zweifel, ob er nicht vielleicht doch mit seinem Aufbruch hätte warten sollen bis zu ihrem Erwachen. Was, wenn sie die Geste nun falsch gedeutet hat, wenn sie sein zurückgelassenes Hab und Gut nicht in Verbindung gebracht hat mit seinem Vorhaben, bald zurückzukehren?

Wie als Antwort auf diese unausgesprochene Frage schüttelt der Junge energisch den Kopf und läßt sich dann seufzend auf das Begrenzungsmäuerchen sinken.

Nein, nein, er hat ohnehin mehr denn genug Zeit vertrödelt mit der "Beschaffung" des Frühstücks; die ersten Leute sind bereits auf den Straßen der Stadt unterwegs gewesen, um das Fest der Liebenden zeitig anklingen zu lassen, als er schließlich das Stadttor passiert hat.

Und er hat sich immerhin selbst eine Aufgabe zugeteilt, welche er nur dadurch hat erfüllen können, daß er während der gesamten Dauer der Feierlichkeiten in der Stadt gewesen ist.

Freilich, das Fest ist bereits seit einigen Tagen vorüber, aber der kleine "Abstecher" nach Süden ist auch nicht wirklich geplant gewesen - woher auch hätte er denn wissen sollen, daß dieses entzückende, strohblonde Mädchen, welches ihm die ganze Nacht auf Schritt und Tritt bei seiner Arbeit gefolgt ist, selbiges nicht im Einverständnis mit ihrem Herrn Vater getan hat? Nein, freilich hätte er das junge Ding weggeschickt, wäre ihm bewußt gewesen, daß der rüstige Händler daraufhin den "wollüstigen Lump" den Weg hinunter bis knapp vor Brioca jagen würde...

Unter normalen Umstände hätte er ja nun breit gegrinst, das freche Grinsen eines Halunken, welcher mal wieder nur mit einem blauen Auge davongekommen ist - so aber blickt er nur wieder hinüber zur Mühle und versucht erneut all seinen Mut zusammenzukratzen, um endlich den Garten zu durchqueren.

Und tatsächlich vermag er es auch schließlich, sich ein Herz zu fassen und den Pfad zum Haus zu betreten. Seine Hand ruht dabei wie hilfesuchend auf dem Riemen, welcher über seiner rechten Schulter liegt. Eine Unzahl kleiner Leinenbeutel ist daran befestigt - das Ergebnis seiner Arbeit und hoffentlich ein guter Grund für die Bewohnerin der Mühle, um ihm sein plötzliches Verschwinden zu verzeihen.

Gedanklich geht er nochmals sein Vorhaben durch, einfach an die Tür der Mühle zu klopfen und der jungen Frau mit unschuldigem Blick zu begegnen, als wäre er nicht gerade für eine handvoll Tage einfach verschwunden gewesen. Er wird jedoch jäh aus seinen Planungen gerissen, als er sich dem Eingang nähert, denn aus dem Inneren des Gebäudes dringen Geräusche nach außen, welche seine Wagen kreidebleich und seine Augen weit aufgerissen zurücklassen.

"Nevermore!?" Hastig legt er den Rest des Weges in zwei großen Schritten zurück und greift nach der Tür, in der Hoffnung, diese sei unverschlossen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 25. Juni 2005, 08:26 Uhr
Der Goldschein hat mit brütender Hitze Einzug in Talyra gehalten, und schon vor zwei Siebentagen hat Borgil Nevermore strikt verboten, zur Arbeit zu erscheinen. Doch seinem großen Herzen sei Dank, lässt er sie nicht ohne Lohn und Brot bleiben: wöchentlich kommt eins der Mädchen mit ihrem üblichen Wochenlohn und immer auch einem Korb voll leckerer Küchenreste vom Tag bei ihr vorbei. Schon der Weg zum Gartentor, um das Mädchen zu empfangen, geht beinahe über Nemos Kräfte, und so ist es immer Aelinor, die als erstes dort ankommt und aufgeregt wie ein kleines Hündchen um die Leckereien tänzelt und das Mädchen mit Fragen löchert (ihre Sprache ist sehr gut vorangekommen in den letzten Mondläufen, man ahnt beinahe nichts mehr davon, dass sie drei Sommer freiwillig stumm verbracht hat).

Doch zu Hause bleibt einfach viel zu viel Zeit, um über Runwins merkwürdiges Verschwinden vor dem Inarifest nachzugrübeln. Sie war nicht in ein tiefes seelisches Loch gefallen wie sonst, wenn ihre Gefährten sie im Stich gelassen hatten. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich langsam daran gewöhnt, die Männer zu vergraulen, nein - er hat einige seiner Sachen bei ihr gelassen und wohl nur seine wichtigesten Habseligkeiten mitgenommen. Sie vermutet, dass er sich auf dem Inarifest ein paar Taler dazuverdient haben wird - und sie hat keinerlei Zweifel, dass ihn seitdem mehr als ein kleiner Rotfuß von ihr abgelenkt hat und er die Sachen längst vergessen hat. So geht sein unangekündigtes Verschwinden ihr kaum nahe.

Sie hat jedoch ohnehin andere Sorgen an diesem Morgen. Ein feuchtwarmes Gefühl in ihrem Bett hatte sie vor Sonnenaufgang aus dem Schlaf gerissen und schreckliche Befürchtungen geweckt: alles war voll gewesen von einer hellroten Flüssigkeit, offenbar Fruchtwasser mit viel Blut vermischt... Sie hatte nichts denken können außer immer wieder Viel zu früh, deine Zeit kommt erst im Beerenreif!Sie hatte sich herumgedreht und Aelinor wach vorgefunden, die sie mit großen, aber ruhigen Augen ansah. Als das Mädchen ihre stumme Verzweiflung bemerkte, hatte es ihr Gesicht in beide Händchen genommen, ihre Mutter geküsst und dann versucht, ihre Mutter von den durchweichten Sachen und Bettdecken zu befreien. Doch es hatte nichts geholfen, sie war einfach zu klein und Nevermore war ihr, schlotternd vor Panik, keine Hilfe dabei.

Schließlich hatte Aelinor ihrer Mutter einfach nur geholfen, sich auf die andere Seite der Bettstätte zu wälzen, damit sie nicht weiter in dem nassen Fleck liegen muss. Zwei Stunden nach dem bösen Erwachen setzten auch schon die ersten leichten Wehen ein und machen ihr unmissverständlich klar, dass das Kleine sich jetzt auf den Weg machen wird. So vergeht Stunde um Stunde, Aelinor kann nur die Hand ihrer Mutter halten, ihr ab und zu einen Becher Wasser reichen und ihr den Schweiß abwischen, sobald diese von einer jedesmal heftigeren Kontraktion geschüttelt wird. Ein normales kleines Kind hätte Nevermore längst nach draußen geschickt, doch sie geht - zu Recht - davon aus, dass diese alte Seele in diesem kleinen Körper der Belastung gewachsen sein wird.

Falls Runwin an der Tür geklopft haben sollte, hat ihn niemand gehört, denn bis dahin haben sich die Schmerzen bereits so verstärkt, dass Nevermore sich bei jedem erneuten Ansturm nur noch durch Schreien erleichtern kann. Längst ist auch diese Bettseite feucht von nachlaufendem Fruchtwasser, viel zu viel Blut, Schweiß und Tränen.

Doch der alarmierte Ruf des jungen Barden erreicht das Hausinnere in einer der viel zu kurzen Wehenpausen. "Als... hätten... wir jetzt... uuuuuuuuuuuh... keine anderen... Probleme.... AAAAAAAAAAAAAAHH!" Wieder wird sie überrollt von einem Schmerz, von dem sie nie geglaubt hätte, dass man ihn überleben könne. Sie hat kein Interesse daran, gerade jetzt Runwin gegenüberzutreten - sie traut ihm durchaus zu, schon mehr als einmal Ursache für eine solche Situation gewesen zu sein, jedoch nicht, sich dieser schon jemals gestellt zu haben. Und genug Wut über den unmenschlichen Schmerz hat sie ohnehin schon in sich, ganz zu schweigen von dem Hass gegen den Erzeuger des Kindes, der sie beinahe aufgeben lässt, wäre da nicht der unbändige Wille dieses Kindes, jetzt schon das Licht der Welt zu erblicken. Fluchend und keuchend versucht sie, nicht gegen die Schmerzwelle anzukämpfen, und dies blendet kurz alles aus, was außerhalb ihres Körpers geschieht. So bekommt sie nicht einmal mit, dass Aelinor ihre Hand losgelassen hat und aus dem Haus gelaufen ist. Auf dem Gartenweg verschwendet das Kind keine Zeit mit Begrüßungen oder Vorwürfen gegen den Barden, sie greift einfach nur seine Hand, und mit dem Ausruf "Komm mit, das Kind kommt!", zieht sie ihn ins Haus.

Als Nevermore zum nächsten Mal die Augen öffnet und den Schweiß wegblinzelt, fällt ihr Blick auf Runwin, der bleich neben dem Bett steht, und an seiner Hand hängt Aelinor, die so wirkt, als würde sie sich notfalls an seinem Bein festketten, sollte er die Flucht ergreifen wollen. Nemo hebt keuchend den Kopf ein wenig vom Kissen, stützt sich auf ihre Ellbogen und wirft ihrer Tochter einen erbosten Blick zu. "Was soll... AAAHHverdammtseienbrauneAugeninalleEwigkeit... DER denn hier?!" schimpft sie und bricht nach der Anstrengung wieder auf dem Bett zusammen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 02. Juli 2005, 00:22 Uhr
Das Mädchen muß nicht erst lange ziehen, denn Runwin hat es ohnehin sichtlich eilig, der Ursache für Nevermore's Schreien nachzugehen - und dieser Ursache notfalls den nächstbesten Haushaltsgegenstand überzuziehen, sollte es sich dabei um einen randalierenden Mitbürger handeln. Die Nachricht, die Geburt des Kindes stünde unmittelbar bevor, dringt nämlich nur langsam in sein Bewußtsein vor, und als er schließlich mit einem verdatterten "Uh...?" darauf reagiert, stehen sie auch schon mitten am Ort des Geschehens.

Anfangs nur leicht verwirrt, mit der Zeit jedoch zusehens panischer, läßt er seinen Blick über das Bett und die schweißgebadete Frau darin schweifen, seine Augen mittlerweile dermaßen geweitet, daß es den Anscheit hat, als würde ihm diese jeden Moment aus den Höhlen kullern.

"Uh...?" wiederholt er nochmals, als sie seine Anwesenheit mit erbosten Worten zur Kenntnis nimmt, und es ist gut, daß Aelinor seine Hand hält, sonst hätte er wohl tatsächlich sein Heil in der Flucht gesucht. Er kann nicht begreifen, was gerade vor seinen Augen passiert, und er hat das unbestimmte Gefühl, daß er es auch garnicht erst verstehen möchte.

Die Berührung des Kindes jedoch macht ihm klar, daß er wohl keine andere Wahl hat, als der jungen Frau irgendwie beizustehen - die Frage ist nur, wie?

"Ahm... das... ist alles in Ordnung mit d-dir?" fragt er überrumpelt, als wären der Zustand des Bettes, die salzigen Perlen auf ihrer geröteten Haut und ihre Schreie nicht Antwort genug auf diese Frage. Zumindest jedoch scheint ihm die Sinnlosigkeit seiner Worte selbst klarzuwerden, denn im nächsten Moment sieht er sich hilflos im Raum um, auf der Suche nach... ja, was eigentlich? Was braucht man in einer solchen Situation?

"Uh... w-wir brauchen... Wasser!" ruft er der Kleinen zu, darauf hoffend, sie würde seine Hand loslassen und ihm damit wenigstens die theoretische Möglichkeit geben, panisch aus dem Haus zu fliehen - nicht, daß er wirklich Hoffnungen hegt, er würde selbiges dann auch tatsächlich über's Herz bringen. Er ist sich auch noch nicht sicher, was genau er mit dem Wasser anstellen sollte, bei der alten Vettel hat er nicht viel mehr mitbekommen, als daß die jungen Mädchen der Nachbarschaft mehrmals Eimer mit Wasser in das Haus der werdenden Mutter getragen haben.

Dann kommt ihm aber eine andere, verzweifelte Idee, welche er auch sogleich an niemand bestimmten gewandt herausplatzt: "Eine Hebamme?!"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 02. Juli 2005, 11:21 Uhr
Nach einer besonders bestialischen Wehe, während der Nevermore das Gefühl hat, ihr Unterleib müsse aufreißen und das Kind mit einem Ruck freigeben, kneift die werdende Mutter die Augen noch lange Zeit zu, bis der Schmerz nur noch eine Erinnerung ist. Dann nutzt sie die wahrscheinlich wieder nur wenige Minuten andauernde Pause, um Runwin anzuschnauzen: "Was für eine blöde Frage, natürlich ist NICHTS in Ordnung, das Kind kommt viel zu früh und ich glaube nicht, dass es ihm gut geht!" Sie holt Luft, um weiterzuschimpfen, doch überraschend holt sie die nächste Wehe ein, und sie braucht den Atem, um mit einem lauten "GNNNNNNN" durch die Zähne zu ächzen.

Aelinor reagiert in diesem Moment auf Runwins Frage nach Wasser, lässt jedoch, sollte er darauf gehofft haben, seine Hand in weiser Voraussicht nicht los, sondern zieht ihn mit sich in die Küche, wo zum Glück bereits ein Feuer brennt und er nur noch den Kessel mit Wasser aus der Pumpe füllen muss, aus der Reichweite einer neuerlichen Schimpftirade Nevermores, die man nun nur durch mehrere Wände gedämpft hören kann.

Während der nächsten Wehenpause fällt Nevermore wieder ein, dass Runwin im Hinausgehen noch etwas von einer "Hebamme" erwähnt hatte, und in Gedanken geht sie eine Liste der geeigneten Personen in der Stadt durch. Morgana? Nein... die beerdigt ihren Gefährten, die ist nicht da... Niniane! Ach nein, auch die ist zur Beerdigung mitgereist... Selket... Im Wochenbett... Es ist gut, dass sie in dem Hauptumschlagplatz für Gerüchte und Tratsch der Stadt arbeitet, so muss sie Runwin nicht auf eine sinnlose Odyssee durch die Stadt schicken, um ihr eine Hebamme aufzutreiben. Als er mit Aelinor an der Hand wieder im Zimmer auftaucht, gibt sie ihm keuchend vor Anstrengung mitten in einer Wehe die knappe Anweisung: "Hol... Schilama... Lehrmädchen... Morganas Haus... Kräuterkate..." Der Rest des Satzes wird von Keuchen und Fluchen verschluckt.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 05. Juli 2005, 02:18 Uhr
"I-ich... ahm... tut mir leid..." Weder die Aussage über den vermutlich schlechten Zustand des Kindes, noch die Qualen der Mutter tragen sonderlich dazu bei, die Hilflosigkeit des Jungen zu lindern - und er ist der kleinen Aelinor mehr als nur dankbar, als ihm diese dazu "verhilft", in die Küche zu flüchten.

Sein Gesicht leicht grünlich gefärbt, stützt sich Runwin dort erstmal auf die Arbeitsfläche auf und läßt seinen Atem in einem leicht zittrigen "Pffffffffffffffft..." langsam entweichen, ehe er ein wenig ratlos zu der Kleinen hinabblickt.

"Kein Problem..." Er klingt nicht halb so gefaßt, wie er das gerne gehabt hätte, aber immernoch wesentlich zuversichtlicher, als er sich im Moment tatsächlich fühlt. Sonderlich wohl ist ihm nie dabei, wenn er einmal nicht wirklich Herr der Lage sein kann, aber DAS hier... nunja, er hat sich seine Rückkehr wirklich anders vorgestellt: eine leicht verärgerte Nevermore, die eine Weile vielleicht etwas eingeschnappt ist, sich jedoch von seinem Mitbringsel wieder ganz und gar versöhnen läßt - so aber läßt er den Riemen mit den daran befestigten Beuteln nur seufzend von seiner Schulter gleiten und tapst hinüber zur Feuerstelle.

"Ich weiß schon, was zu tun ist..." versucht er dabei Aelinor einen Mut zuzusprechen, welchen er selbst so ganz und garnicht finden will. "Das ist schließlich nicht meine erste Geburt!"

Nur die erste,  an die ich mich noch erinnern kann... Er ist sich auch zuerst überhaupt nicht sicher, ob der werdenden Mutter nun mit kaltem oder warmem Wasser mehr geholfen ist, die Aussicht aber, ein wenig länger dem Anblick der leidenden Nevermore entkommen zu können, läßt die Wahl auf gekochtes Wasser fallen.

Es ist auch alleine Aelinor's Verdienst, daß er nicht stur neben dem Feuer sitzen bleibt und darauf wartet, daß es langsam seine Wärme an den Wasserkessel abgibt, sondern der Kleinen brav zurück in die Höhle des Löwen folgt.

Umso erstaunter ist er, als ihm Nevermore nun doch noch eine Antwort auf seine verzweifelte Frage nach einer Hebamme bietet - und auch noch ausgerechnet ihm die Aufgabe anvertraut, diese zu holen. "Ahm..." Hastig nickt er der werdenden Mutter zu, obschon diese wohl von seiner Geste ohnehin nicht mehr allzu viel mitbekommen wird, und versucht dann sachte seine Hand aus Aelinor's Griff zu lösen.

"Ich bin gleich wieder da..." Die Worte sollen gleichzeitig das Kind beruhigen und ihm selbst klarmachen, daß er diese Gelegenheit nicht dazu nutzen wird, sich unauffällig aus dem Staub zu machen.

So gern er dies auch im Moment tun würde...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 05. Juli 2005, 15:08 Uhr
Nevermore bekommt nur halb mit, was Runwin und Aelinor tun, wenn sie zwischen den Krämpfen einen Moment zum Durchatmen hat, und diese Momente werden immer kürzer. Sie hat keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen ist, seit sie in dieser klebrigen Lache aus Fruchtwasser und Blut erwachte, doch die Laken und ihr Nachthemd bekommen keine Gelegenheit zum Trocknen vor Schweiß und nachlaufenden Flüssigkeiten.

Sie hört Runwin und Aelinor in die Küche gehen, wahrscheinlich kochen sie Wasser. Irgendwann erkennt Nevermore, dass es die Schmerzen nur noch unerträglicher macht, wenn sie dagegen ankämpft, und sie ändert nun ihre Strategie und versucht, sich ohne Gegenwehr von den Kontraktionen überrollen zu lassen. Das raubt ihr zwar im Moment der Wehe die Sinne und den Atem, doch der Schmerz vergeht schneller und hält sich tatsächlich in Grenzen. Irgendwann, während sie langsam in eine ergebene Gleichgültigkeit hinüberdriftet, taucht wieder eine kleine Hand in der ihren auf - Aelinor. Nevermore öffnet die Augen und schaut sich um, ob Runwin im Zimmer ist, doch dieser ist nicht zu sehen. Auf ihren fragenden Blick hin erklärt Aelinor: "Holt Schima." Ah, er macht sich also nützlich, schafft sie noch zu denken, ehe sie sich wieder ganz auf die voranschreitende Geburt konzentriert.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 19. Juli 2005, 12:57 Uhr
Nachdem sie über Stock und Stein geritten sind, kommen Schilama und Runwin bei der Pfeffermühle an. Vor ein paar Jahren hatte Schilama die Gegend erkundet und sie meint, auch hier vorbeigekommen zu sein, aber das achteckige Haus erinnert keineswegs mehr an eine verwilderte und verfallende Bruchbude. Aber es ist diese alte Mühle! Da hatte sich jemand aber ein schönes Stück Arbeit aufgehalst, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Runwin, wie er er sich bei dem Ritt hierher vorgestellt hat, steigt schleunigst vom Pferd und nach einem letzten Blick in die Landschaft, tut sie es ihm gleich. Sie bindet Destrefin noch locker an, ehe sie dem Mann in das Haus folgt. Er geht zügig, schaut immer, ob sie nicht abhanden gekommen ist und geht schnurstracks zu einem Zimmer, in dem die werdende Mutter liegt, Nevermore. Im Raum ist aber noch jemand und zwar ein kleines Mädchen mit ungewöhnlich grünen Augen, das Schilama mit einem Blick anschaut, der sie etwas irritiert. Keine Zeit mir jetzt darrüber Gedanken zu machen!

Wegen der Eile, die geboten ist, nimmt sie das Mädchen auf und drückt es Runwin in den Arm, damit er es aus dem Zimmer bringt und schickt ihn dabei gleich, warmes Wasser zu holen und wendet sich dann Nevermore zu. "Lasst mich sehen, wie weit es ist." Schilama hat schon vermutet, dass das Kind jeden Moment kommt und ist sich nun sicher. "Es wird jeden Augenblick da sein", beruhigt sie Nevermore, die so erschöpft ist, dass sie befürchtet, dass sie jeden Moment das Bewusstsein verliert. Schilama holt das Wachstuch aus ihrer Tasche und bettet Nevermore darauf, zwar würde es nicht mehr dazu beitragen, das durchnässte Bettzeug zu retten, aber wenigstens liegt die Frau so nicht mehr im Feuchten. "Wo bleibt das Wasser?", ruft sie hinüber, aber dann hört sie schon Rundwins Schritte. "Es wird schon alles gut werden", versucht sie Nevermore zu beruhigen, während sie ihre Hand ergreift und sie drückt, um sie wach zu halten. Dabei lässt sie sich nicht anmerken, wie besorgt sie in Wirklichkeit über den Zustand der Mutter ist.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 19. Juli 2005, 19:06 Uhr
Nevermore hat längst jedes Zeitgefühl verloren, und als Schilama und Runwin das Schlafzimmer betreten, nimmt sie sie nur noch als Schemen wahr. Ihre Stimmen dringen wie durch Watte zu ihr durch und die Worte machen keinen Sinn für ihren halb bewusstlosen Geist. Doch als Aelinors Hand abrupt aus der ihren verschwindet, schreit sie kurz auf: "NEIN, bleib hier!" Schilama kümmert sich um dich, Mutter. Hab keine Angst. Ich muss doch aufpassen, dass Runwin nicht umfällt ertönen Aelinors gesendete Worte überraschend klar mit einem beinahe heiteren Unterton in ihr Bewusstsein, und tatsächlich beruhigt sich Nevermore wieder ein bisschen.

Von da an ist sie mit Schilama allein im Raum, und die junge Frau versteht es dank ihrer gelassenen Art, Nevermore jede Angst zu nehmen. Der Geburtshelferin genügt eine kurze Untersuchung, um der werdenden Mutter sagen zu können, dass der Geburtskanal weit offen ist und das Kind nun kommen kann. Niemand verbreitet mehr Unruhe und Panik im Raum, seit Runwin mit Aelinor verschwunden ist, und die Atmosphäre ist warm und voller Vorfreude auf das Kind. Die Hand in Schilamas gekrallt, hechelt Nevermore auf deren Anweisung über einige Presswehen hinweg, bis sie das Signal zum Mitpressen erhält.

Es ist eine Erleichterung, endlich nicht mehr nur untätig Schmerzen ertragen zu müssen, sondern tatkräftig auf ein Ende der Geburt hinzuarbeiten. Nevermore nimmt das Kinn so weit es geht auf die Brust hinunter, schließt die Augen und presst schweigend, bis Schilama ihr sagt, dass die jeweilige Presswehe vorüber ist. Beim Pressen verspürt Nevermore keinerlei Schmerz mehr, sie ist viel zu beschäftigt dafür. Doch es sind viel zu viele Presswehen, ohne dass der Kopf austritt, und schließlich verlassen Nevermore die Kräfte. Keuchend lässt sie den Kopf zurück auf das Kissen fallen und japst: "Es... kommt nicht! Hilf mir!"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 20. Juli 2005, 16:21 Uhr
Runwin und Aelinor kommen zwischen einer Wehe mit dem warmen Wasser herein, doch genauso schnell wie sie hereingekommen sind, sind sie wieder draußen. Schilama bleibt bei Nevermore und hilft ihr, aber das Kind will nicht kommen. Irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas ist falsch, aber was? Nevermores Kräfte lassen schließlich nach und ihre japsenden Worte >"Es... kommt nicht! Hilf mir!"< veranlassen Schilama nun doch einzugreifen. "Ich werde tun was ich kann, aber... es wird euch noch mehr Schmerzen bereiten." Die Frau scheint sie aber gar nicht richtig zu hören und ihre Augenlieder sind fast zu. Schilama löst ihre Hände von Nevermores, wäscht sie sich gründlich und setzt sich ans Fußende des Bettes. Sie hat bei normalen Geburten geholfen, aber das was sie nun tun wird, kann sie nur rein theoretisch. Es bleibt mir nichts anderes übrig, ich weiß nicht wie ich ihr sonst noch helfen könnte. Vorsichtig dringd sie mit einer ihrer schlanken Hände in den Geburtskanal ein und auch wenn Nevermore dabei höllische Schmerzen haben muss, zögert sie nicht, weiter vorzudringen. Es tut mir so leid... Gnädigerweisehat verliert Nevermore das Bewusstsein, während die Elbin sich weiter vortastet.

Schilama erfühlt den Kopf des Ungeborenen, zu klein, und dann den Grund, warum das Kind nicht kommen will. Bei Carsai, die Nabelschnur hat sich um den Hals gelegt! Schilama versucht die Schlinge zu lösen aber auch wenn sie schlanke Hände hat, reicht der Platz einfach nicht und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Kind mit größter Vorsicht noch etwas zurückzuschieben. Es vergehen endlose Augenblicke, bis Schilama die Nabelschnur langsam über den Kopf des Kindes schieben kann. Vorsichtigt greift sie nun unter den kleinen Kopf und zieht das Kind behutsam heraus. Es muss ein Frühchen sein. Es ist so klein... So findet das Kleine den Weg in die Welt. Glücklicherweise hatte sich die Nabelschnur nur im Nacken um den Hals des Kindes gelegt, aber es nicht gewürgt. Erleichtert atmet Schilama auf, als das Kleine zu schrein beginnt. Ein Mädchen, stellt Schilama lächelnd fest, säubert die Kleine, hüllt sie in ein sauberes Tuch und geht zur geschwächten, aber lebenden Nevermore zurück.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 20. Juli 2005, 22:18 Uhr
Nachdem Nevermore Schilama um Hilfe angefleht hat, hört sie deren Antwort gerade noch und setzt an zu sagen, dass es unmöglich schmerzhafter werden könne als die Zeugung, doch die Kräfte schwinden ihr im selben Moment und barmherzige, traumlose Dunkelheit umfängt sie.

Ihr erster bewusster Moment danach ist angefüllt von teils dumpfen, teils brennenden Schmerzen überall über den ganzen Körper verteilt, ihr Unterleib scheint einmal durch den Fleischwolf gedreht worden zu sein, und absurderweise bemerkt sie im selben Moment, dass ihre Blase zum Bersten voll ist und ihr Magen knurrt. Das Kind, das erst wenige Minuten in die Dämmerung der Welt blinzelt, gehorcht denselben Bedürfnissen in dem Moment, in dem Schilama das Erwachen der Mutter bemerkt und ihr das Kleine in nun noch feuchteren Tüchern behutsam auf die Brust legt. Nevermore schnappt erschrocken nach Luft - das Kind ist nicht schwerer als ein durchschnittliches Brot und scheinbar auch nur unwesentlich größer. Wie ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist...

Unter größter Anstrengung hebt sie das Kleine mit Hilfe von Schilama an die Brust, wo es sich festsaugt, als hätte es nie etwas anderes getan. So kurz nach der Geburt ist die nahrhafte Milch noch nicht eingeschossen, und so dauert es nur wenige Minuten, bis das Neugeborene die wenigen Tropfen Vormilch aufgenommen hat und leise grunzend einschläft.

Erst, als sie ihr Kind lebendig und satt weiß, schaut Nevermore von ihm auf und blickt sich im Zimmer um. Da ist Schilama direkt neben ihrem Lager, und gerade kommen Runwin und Aelinor blass und neugierig zur Türe hinein, doch Nevermore muss erst einige Fragen an Schilama loswerden, ehe sie die beiden beachtet: "Was ist es? Und... wie ist sein Zustand?" Vor Wissensdurst kommt ihr noch gar nicht in den Sinn, sich bei Schilama zu bedanken.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 21. Juli 2005, 22:54 Uhr
Irgendwann auf dem Weg zwischen Stadttor und Mühle hat sich Runwin's Bewußtsein endgültig verflüchtigt, und seither hat er mehr funktioniert denn wirklich gehandelt.

Er kann sich auch inzwischen nicht mehr daran erinnern, Schilama den Rest des Weges geführt zu haben, oder wie sie gemeinsam das Haus betreten haben. Seine erste klare Erinnerung ist das erdrückende Gefühl der Machtlosigkeit, als er wie ein gefangenes Tier in der Küche auf- und abmarschiert ist und auf das Ende dieses Alptraums gewartet hat.

Mehr denn nur einmal ist es alleine die Nähe Aelinor's gewesen, welche ihn davon abgehalten hat, vor den Schreien aus dem Schlafzimmer einfach reißaus zu nehmen - als selbige jedoch plötzlich verstummt sind, wäre er beinahe panisch nach drüben gelaufen, um nach dem Rechten zu sehen.

Die Zeit, ehe endlich leise der erste Schrei des Kindes hinüber in die Küche dringt, scheint eine kleine Ewigkeit gewesen zu sein. Es würde ihn nicht wundern, müßte er nun feststellen, daß inzwischen Tage vergangen sind, dennoch hat er es plötzlich ganz und garnicht mehr eilig, seinen Posten hier zu verlassen.

Der Schrei des Kindes hat ja bereits vermuten lassen, daß es zumindest noch am Leben sei - doch was ist mit der Mutter? So schlimm es auch vorhin war, ihre Schmerzen mitanhören zu müssen, so beängstigend ist nun die lautlose Stille und die daraus resultierende Ungewißheit, was mit der Mutter geschehen ist.

Er hätte es nicht gewagt, die Antwort auf die nagende Frage nach Nevermore's Zustand selbst zu suchen, aber wieder ist es das kleine Mädchen, welches ihm diese Entscheidung abnimmt und ihn schließlich hinüber zu den beiden - nein, inzwischen drei! - Frauen führt.

Eine zeitlang steht er nur schweigend da und starrt die frisch gebackene Mutter und das unglaublich winzige Bündelchen an ihrer Brust reglos an, ehe sich die stundenlange Anspannung und die plötzliche Erleichterung ihren Weg nach draußen bahnen und sich in einem wahren Strom an Tränen entladen. Zitternd lehnt er sich gegen die Wand, als würden ihn seine Beine ohne Hilfe nicht mehr tragen können, und ohne den verschleierten Blick von den beiden geschwächten Wesen auf dem Bett zu nehmen, wartet er begierig auf Schilama's Antworten.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 23. Juli 2005, 21:53 Uhr
"Es ist ein Mädchen", antwortet sie lächelnd auf Nevermores erste Frage, aber bei der zweiten wird sie etwas ernster. Sie sieht kurz zu Runwin und dem Mädchen hinüber und zögert, denkt sich dann aber, dass sie wohl zur Familie gehören und es sowieso erfahren würden. "Es scheint ihr an nichts zu fehlen, aber sie ist sehr klein und viel zu früh, nicht wahr?" Es ist mehr eine Festellung als eine Frage, trotzdem fährt sie erst fort, als Nevermore ihr das bestätigt. "Ich will ehrlich zu euch sein, viele Frühchen schaffen es nicht, aber euer kleines Mädchen macht einen gesunden Eindruck." Schilama lächelt ihr noch aufmunternd zu, aber was weiter aus der Kleinen wird, liegt nun mal nicht in ihrer Hand. "Ich hohle etwas zu essen und mache euch einen Tee, damit ihr wieder zu Kräften kommt." Schilama will schon in die Küche gehen, da fällt ihr Blick auf Runwin, der an der Wand lehnt, als würde er jeden Augenblick umfallen. "Setzt euch doch Runwin. Ich kümmer mich schon um eure Frau und euer Kind. Die Kleine sieht euch übrigens ähnlich", sagt sie leise nur zu ihm und verschwindet dann auch schon in die Küche, nichts ahnend, wie falsch sie mit ihrer Bemerkung liegt.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 23. Juli 2005, 23:06 Uhr
"Eine Tochter..." murmelt Nevermore versonnen und schaut auf ihr Neugeborenes hinunter, dessen Augen sie bisher noch nicht geöffnet gesehen hat - sie kann nur hoffen, dass diese nicht braun sind... Jedenfalls liegt es ihr fern, das Kleine zu wecken um nachzusehen, denn es ist einfach entzückend, wie es im Schlaf mit den winzigen Fingerchen wackelt und Mundbewegungen wie beim Trinken macht. Nevermores Herz wird etwas leichter, als Schilama ihr sagt, dass das Kind kräftig und gesund zu sein scheint. Getrunken hat sie ganz ordentlich, beruhigt sie sich selbst.

<<Die Kleine sieht euch übrigens ähnlich>>, bemerkt Schilama im Hinausgehen, und Nevermore entfährt eine Art erschrockener, aber auch belustigter Grunzlaut. Sie grinst Runwin an und zwinkert ihm zu, als würde sie sagen wollen, das erklären wir ihr später... vielleicht. Soll Schilama lieber ihn für den Vater halten als dass Nevermore noch jemandem von der Vergewaltigung erzählen muss.

Nevermores gebeutelter Körper schmerzt unter der Erschütterung, als Aelinor auf das Bett springt und ihre Ziehmutter umarmt. Dann beugt sich das Kind hinunter und küsst ihre kleine Schwester sanft auf die Stirn. "Name?" fragt Aelinor und schaut Nevermore erwartungsvoll an. Die frischgebackene Mutter reagiert überrascht, hatte sie doch geglaubt, für die Beantwortung dieser Frage noch wochenlang Zeit zu haben. Doch während sie sich den Säugling genau anschaut, kommt nur noch ein einziger Name in Frage: "Velia", flüstert sie mit erstickter Stimme - der Name, den ihre kleine Schwester bekommen sollte, die in Nevermores fünftem Sommer viel zu früh tot zur Welt kam. Doch diese Velia wird leben. Behutsam streicht Nevermore mit einer schwachen Hand über die feuchten dunkelroten Löckchen des Mädchens.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 23. Juli 2005, 23:53 Uhr
"Mhmhm..." antwortet der junge Herumtreiber nur leise, als Schilama an ihm vorbei den Weg in die Küche antritt - ihre Worte registriert er wohl erst, als sie bereits durch die Tür tritt und es ohnehin zu spät ist, sie noch auf den Irrtum hinzuweisen.

Stattdessen nickt er der Kindesmutter rasch zu, und ein kleines Grinsen stielt sich auf seine Züge. Das eben noch grünliche Weiß seiner Wangen weicht allerdings einer tiefen Röte, als ihm die Tragweite des kleinen Mißverständnisses klar wird.

"Velia...? Das klingt hübsch..." Er taumelt noch etwas zittrig zu den drei Damen hinüber und stellt sich in respektvollem Abstand neben das Bett, beugt sich dabei jedoch in einer Mischung aus Bewunderung und Neugier nach vorne, um das winzige, so fürchterlich zerbrechlich wirkende Wesen genauer zu betrachten.

"Sie hat meine Haare!" scherzt er dann ganz plötzlich und schenkt Nevermore ein breites, strahlendes Lächeln, an welchem man nur allzu deutlich erkennen kann, daß dem Barden mehr denn nur ein Felsbrocken vom Herzen gefallen ist, als er Mutter und Tochter lebend hier vorfinden durfte.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 24. Juli 2005, 09:14 Uhr
<<Sie hat meine Haare!>>, sagt Runwin scherzhaft, und Nevermore holt ebenso scherzhaft mit dem freien Arm aus, doch er steht ein kleines Stück zu weit vom Bett entfernt und grinst sich nur eins. Doch auch Rührung ist in seinen Zügen zu lesen - wen würde dieses zu klein geratene Bündel in ihren Armen nicht rühren? - und Scheu, ihr zu nahe zu kommen. Mit einem Mal fühlt Nevermore sich schuldig für die Art, wie sie Runwin begrüßt hat. Aber was denkt er sich auch dabei, einfach so zu verschwinden... Und der Zeitpunkt seiner Rückkehr war auch nicht meine Wahl, versucht sie sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Ihr ausgestreckter Arm versucht nicht mehr ihn zu schlagen, sondern macht eine einladende Bewegung. "Setz dich zu uns", bittet sie leise. Als er ihrer Aufforderung folgt, drückt sie seinen Arm und in ihrem Blick liegt eine Entschuldigung, die sie nicht über die Lippen bringt. Aelinor hat sich währenddessen unauffällig auf der anderen Seite neben das Bett gestellt und streichelt ihre kleine Schwester.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 25. Juli 2005, 21:51 Uhr
Nevermore muß ihre Bitte wirklich kein zweites Mal aussprechen, nur allzu bereitwillig gesellt sich der Junge zu ihr und macht es sich auf der Bettkante bequem. Es ist ja auch weniger ihr Verhalten von vorhin gewesen, das ihn bisher davon abgehalten hat, sondern mehr die Ungewißheit, in dieser für ihn doch so absolut fremdartigen Situation auch wirklich nichts Falsches zu tun.

Zumal ihre Reaktion - wenn auch unter ganz und garnicht vorhersehbaren Umständen - ja nicht unbedingt überraschend gekommen ist, hat er sich doch schon seelisch darauf vorbereitet, ihre Gunst nach seinem wortlosen Verschwinden erst wieder mühsam erlangen zu müssen.

Mit einem schelmischen Zwinkern versucht er ihr zu verstehen zu geben, daß er für seinen Teil die ganze Sache ohnehin einfach ad acta legen möchte. Der Schalk verschwindet jedoch schlagartig aus seinem Gesicht, als er auf die kleinen Schwestern hinabblickt und ihm erneut bewußt wir, wie unglaublich viel kleiner und zerbrechlicher Velia wirkt als das Neugeborene der alten Vettel damals.

"Wie eine Statuette aus Perlmut - filigran und zerbrechlich - und dabei von unschätzbarer Schönheit." Verträumt streckt er eine Hand nach der Kleinen aus, hält dann jedoch zögerlich inne. So klein und verletzlich...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 25. Juli 2005, 22:15 Uhr
Einige Zeit verbringen sie so auf dem Bett sitzend und den zarten Säugling zu bewundern. Wie eine richtige Familie..., denkt Nevermore das zweite Mal in ihrem Leben und das Gefühl ist so umwerfend schön, dass sie kaum an sich halten kann nicht zu weinen. Niemanden stört in diesem Moment das völlig ruinierte Bettzeug, oder dass Velia noch Käseschmiere und Blut überall auf ihrem kleinen und für ein Frühchen typisch behaarten Körper kleben hat, oder dass dringend ein Fenster geöffnet werden müsste, um die Gerüche nach Schweiß, Blut und Fruchtwasser hinaus und die frische Abendluft hineinzulassen. Um all dies können sie sich später kümmern. Nichts ist momentan wichtiger als das Gefühl der Zusammengehörigkeit und als die Tatsache, dass Velia gerade ihre müden Augen eine Sekunde lang öffnet, gerade weit genug, dass man die Farbe beurteilen kann; oder besser gesagt die Farben, denn alles ist darin enthalten - außer braun, den Göttern sei Dank!

<<Wie eine Statuette aus Perlmut - filigran und zerbrechlich - und dabei von unschätzbarer Schönheit.>> Ein Vater könnte sich nicht liebevoller über ein Kind äußern als Runwin und dabei die Wahrheit so schön in Worte kleiden. Einer spontanen Eingebung folgend, hält ihm Nevermore die Kleine entgegen, so dass er sie auf den Arm nehmen kann; auch wenn sie gerade noch glaubte, niemand anderer würde ihren kleinen Schatz je herumtragen dürfen, in diesem Augenblick würde sie Runwin bis ans Ende der Welt trauen. Nicht zuletzt werden ihre Arme müde und sie würde gern die steifen Ellbogen strecken...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 27. Juli 2005, 00:07 Uhr
Einen Moment lang sitzt Runwin nur wie versteinert da und starrt mit großen Augen auf das ihm entgegengehaltene Kind hinab. Die geschickten Finger, ausgebildet um selbst die empfindlichsten Tempelharfen zu spielen oder aus den zerbrechlichsten Materialien kleine Kunstwerke zu schaffen, erscheinen ihm mit einemal viel zu globig, um damit dieses zarte Geschöpf zu berühren.

Er zuckt auch unvermittelt leicht zusammen, als er das kleine Mädchen schließlich doch zögerlich entgegen nimmt - beinahe hätte er schon erwartet, kühles und zerbrechliches Material unter der Berührung zu spüren, doch das fleckige Bündelchen fühlt sich warm und weich und lebendig an wie jedes Kind.

Kaum daß sich diese Erkenntnis in seinem Bewußtsein festsetzt, streben seine Mundwinkel auch schon wieder den Ohren entgegen und er murmelt den Göttern ein leises Dankgebet für die Herrlichkeit ihrer Schöpfung.

Vorsichtig hievt er das kleine Menschlein auf seinen linken Arm - wie sind noch gleich die Worte des alten Priesters gewesen? Er solle auf das Köpfchen aufpassen, den Körper in die leichte Rundung des Unterarms betten und das Kleine mit dem Oberkörper stützen.

Spätestens jetzt muß er seinen vorgefaßten Entschluß wohl revidieren, seine Freiheit niemals für die Freuden der Vaterschaft aufzugeben - der Gedanke, nie wieder ein kleines Wunder wie dieses hier in den Armen halten zu können, schnürt ihm beinahe die Luft ab und will ihm im Moment wie die schlimmste aller Strafen erscheinen.

"Die hübscheste Kostbarkeit, die ich je in Händen halten durfte..." meint er unter fröhlichem Grinsen, während er vorsichtig - und wohl recht aussichtslos - die Spuren der Geburt von Velia's Haut zu streichen versucht.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 28. Juli 2005, 11:06 Uhr
Entzückt beobachtet Nevermore, während sie ihre steif gewordenen Arme ausschüttelt und streckt,  den jungen Mann und das winzige Kind, das nun die Augen öffnet und ihn forschend anschaut, als wolle es sein Gesicht später aus dem Gedächtnis zeichnen und müsse sich dafür jede Linie einprägen. Velia ist kaum eine Stunde auf der Welt und scheint doch schon entschlossen zu sein, keine Einzelheit zu übersehen. Sie hat die Augen ihrer Mutter, und Nevermore beschließt, für den Rest ihres Lebens bei jedem Blick in diese Augen den Göttern dafür zu danken, dass es nicht die Augen ihres... Erzeugers sind.

Amüsiert betrachtet die junge Mutter die vergeblichen, spitzfingrigen Versuche des Barden, den Rest Käseschmiere und Blut aus dem kleinen Gesichtchen zu wischen, und als Velia den wischenden Zeigefinger mit den Lippen schnappt und energisch daran zu nuckeln beginnt, muss Nevermore herzlich lachen. "Schilama wird sie bestimmt gleich baden. Aber davor, gib sie mir noch mal, sie hat wieder Hunger."

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 28. Juli 2005, 23:30 Uhr
Mehr unterbewußt denn wirklich willentlich beginnt Runwin dem neugierigen Bündelchen lustige Grimassen zu schneiden, und was eben noch wie ein zutiefst gerührter Vater gewirkt hat, scheint nun mehr Ähnlichkeit mit einem verspielten Kind zu haben.

Umso verdutzter ist er, als sein Finger plötzlich von dem kleinen Mädchen in Besitz genommen wird, vor allem, da er wirklich ernstliche Probleme hat, die scheinbar leckere Beute wieder zurückzuerobern. Vollkommen verdattert blinzelt er das winzige Menschlein an, um dann bei den Worten der Mutter dieser einen recht dümmlichen Gesichtsausdruck zu schenken.

"Ähm... ja, gerne... bevor mir hier noch ein Finger abhanden kommt..." Mit vorsichtigem Gegenzug und aufrichtigen Beteuerungen, daß Mama viel Besseres zu bieten hat denn einen ungewaschenen und zudem mageren Finger, versucht er die Kleine davon zu überzeugen, von ihrer Eroberung abzulassen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 29. Juli 2005, 21:05 Uhr
Schilama lässt sich bei der Zubereitung des Essens und des Tee´s für Nevermore Zeit, damit die Familie etwas für sich sein kann. Als alles fertig ist, packt sie die Sachen auf ein Tablett, bringt sie hinüber und stellt es erstmal auf das kleine Schränkchen ab. Nevermores stillt ihr Kleines, Runwin sitzt an der Seite des Bettes und das Mädchen ist ebenfalls anwesend. "Runwin, würdet ihr Nevermore zum Stuhl hinübertragen? Das Bett muss gemacht werden. Dabei könnt ihr auch gleich etwas essen und trinken", sagt sie lächelnd zu Nevermore. Als die Frau auf dem Stuhl sitzt, macht sich Schilama ans Werk. Sie bringt die feuchte Strohmatratze hinaus, nimmt sich zwei Decken und frisches Stroh und bereitet Nevermore damit eine neue Liegefläche, zwar nicht so weich, wie die durchnässte Strohmatratze, aber es ist ja auch nur vorrübergehend, bis der Leinensack gewaschen, getrocknet und mit neuem Stroh gefüllt ist. Schilama streicht noch einmal glättend über die Decken und nimmt dann das Neugeborene, um es zu waschen. Danach versorgt sie Nevermore. Runwin muss sie wieder ins Bett tragen und erst nachdem alle gut versorgt sind, öffnet sie die Fenster. "Ich werde mich noch um den Matratzensack kümmern", sagt sie noch und geht hinaus, um ihn zu waschen, denn Nevermore braucht nach der schweren Geburt Ruhe.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 30. Juli 2005, 10:28 Uhr
Irgendwie hatte Nevermore sich vorgestellt, dass sie nach der Geburt wieder ganz die Alte wäre, aufstehen, den Abort besuchen und ihr Kind waschen könnte und auch sofort wieder rank und schlank wäre, doch mit diesem Kräfteverlust hatte sie nie gerechnet. Ihr bleibt nur der Nachttopf, auf den und von dem sie Schilama und Runwin gemeinsam hieven (und sich dann diskret abwenden) und in den sie nochmal Unmengen an Blut verliert (vom Wochenfluss hatte ihr auch nie jemand erzählt), und danach verfrachten sie sie direkt in das neugemachte Bett, wo sie die Augen am liebsten nur noch schließen und schlafen möchte. Und natürlich schwabbelt die von der Schwangerschaft ausgeleierte Haut wie ein weicher 5-Monats-Babybauch vor ihr her und sie denkt mit Trauer an die schönen Kleider, die ihr davor passten und von denen sie noch einige Wochen nur wird träumen können. Noch einmal verlangt die Kleine mit einem nicht sehr lauten, aber dringend klingenden Quäken nach der Brust, dann bettet sie es mühsam neben sich in die Kissen, verabschiedet sich geistig von ihrer Taille und gibt der bleiernen Müdigkeit nach.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 31. Juli 2005, 21:04 Uhr
Schnaufend läßt sich Runwin auf den Stuhl sinken und blickt auf das Neugeborene sowie dessen erschöpfte Mutter hinab - wer hätte gedacht, daß eine Geburt derart anstrengend sein würde, und das nicht bloß für die Mutter selbst? Und wer hätte erahnen können, daß dieses kleine Bündelchen Lebenswille selbst ungewaschen schon eine solche mystische Schönheit ausstrahlen könnte, daß sogar ein freiheitsliebender Taugenichts für einen Moment bereut, nicht tatsächlich selbst der Vater zu sein?

Generell muß sich der Junge schon sehr über seine Gedanken und Gefühlsregungen wundern - oder auch teilweise über deren ungewohnte Abwesenheit. Immerhin, wenn man bedenkt, was er eben alles miterleben und betrachten durfte, und das als Draufgänger in 'DIESEM Alter', der eigentlich noch jede kleinste Möglichkeit auskostet, um sich die kindlichen Hörner abzustoßen...

Allerdings, so trocken und seltsam pflichtbewußt er auch gerade noch lediglich um das Wohl der jungen Mutter besorgt gewesen ist, so unaufhaltsam kehren die unerwartet abhandengekommenen Gefühle wieder zurück. Während sein Blick langsam über den ruhenden Körper wandert, breitet sich in seiner Magengrube ein flaues, leicht ziehendes Gefühl aus, als wolle ihm sein Bauch zurufen: Sieh hin, da liegt ein fruchtbares, paarungswilliges und überaus kräftiges Weibchen!

Verwundert neigt sich sein Kopf zur Seite und einen Moment lang gestattet er sich einen verträumten Blick, als jedoch die harmlose Schwärmerei recht schnell zu einem drängenden Bedürfnis anschwillt, wendet er sich rasch ab.

Hoffentlich kommt die Hebamme bald zurück, denkt er schuldbewußt, während er sich  auf seinem Stuhl zurücklehnt und die Hände zu beider Seiten lasch herunterbaumeln läßt.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 03. Aug. 2005, 13:07 Uhr
Nachdem Schilama den Matratzensack gewaschen und aufgehängt hat, geht sie zurück ins Haus und findet eine schlafende Nevermore, zwei Mädchen und Runwin vor. "Ich habe die Sachen zum trocknen draußen aufgehängt, damit Nevermore bald wieder auf einer richtigen Matratze schlafen kann. Ich kann jetzt nur noch hoffen, dass das Kleine durchkommt", flüstert sie leise zu Runwin, um Nevermore nicht zu wecken, aber diese scheint tief zu schlafen."Ich lasse euch diesen Tee hier, er stärkt und fördert die Milchbildung, gebt ihn Nevermore. Achtet darauf, dass sie einen Siebentag lang das Bett hütet und sich auch danach schont. Ach und noch was, strenge Enthaltsamkeit, mindestens einen Mondlauf lang", sagt sie mit einem eindeutigem Blick.  

Danach verlässt Schilama den Raum, Runwin begleitet sie hinaus, aber irgendwie wirkt er komisch und während sie nachsieht, ob der Sattel von Destrefin nach dem wilden Ritt noch gut sitzt, spricht sie zu ihm. "Eigendlich wollte ich mich jetzt verabschieden und auf den Weg machen, aber ihr seht aus, als läge euch noch etwas auf dem Herzen. Liege ich da richtig?", fragt sie unsicher. Schilama wird abgelenkt, als das kleine Mädchen, dass ebenfalls eine Tochter von Nevermore zu sein scheint, am Rand ihres Blickfeldes auftaucht. Dieser Blick.... merkwürdig, aber einen Augenblick später, wendet sie sich wieder Runwin zu.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 03. Aug. 2005, 13:55 Uhr
Der Junge folgt Schilama's Ausführungen aufmerksam und durchgehend nickend, mehr denn nur glücklich über die willkommene Ablenkung - zumindest bis die Hebamme das Thema Enthaltsamkeit anspricht und damit den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf trifft.

Seine Wangen nehmen die Farbe überreifer Tomaten an, fühlt er sich doch auf frischer Tat ertappt, ehe ihm bewußt wird, daß sie ja immernoch von falschen Tatsachen ausgehen dürfte. Bereits setzt er dazu an, den Irrtrum aufzuklären, seine Lippen öffnen und schließen sich jedoch nur wieder wortlos, denn diese Richtigstellung würde vermutlich nur weitere Fragen aufwerfen. Und gerade Erklärungen wie etwa den Verbleib des wirklichen Vaters hat er schlichtweg nicht das Recht zu geben.

So antwortet er auf ihre Frage, ob er noch etwas auf dem Herzen habe, nur mit einem hastigen Kopfschütteln, um dann mit leicht in Falten gelegter Stirn lediglich nachzufragen: "Was kann... gibt es denn noch etwas, das ich tun kann oder worauf ich achten soll?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Schilama am 05. Aug. 2005, 23:12 Uhr
Schilama ahnt, dass da doch etwas ist, so heftig wie der junge Mann den Kopf schüttelt, aber sie belässt es dabei und bohrt nicht weiter nach. >"Was kann... gibt es denn noch etwas, das ich tun kann oder worauf ich achten soll?"< Sie überlegt einen Augenblick, antwortet dann aber: "Nein, das ist alles, aber falls sich der Zustand von Nevermore oder dem Kind verschlechtert, scheut nicht mich zu rufen." Schilama hängt sich den Beutel um, steigt auf und Destrefin, der sich am frischen Gras erfreut hat und schnaubt, als wollte er sagen, warum es schon wieder weiter geht. "Sei nicht so faul!", sagt die Elbin scherzhaft zu ihrem Hengst und wendet sich noch ein Mal zu Runwin. "Gehabt euch wohl Runwin." Die Sonne ist schon am untergehen, als Schilama die Pfeffermühle hinter sich lässt und zurückreitet, nur diesmal wesentlich gemütlicher als auf dem Weg dorthin.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 07. Aug. 2005, 21:21 Uhr
"Gut, das... ja... ich..." Seufzend beläßt es der junge Mann bei einem Nicken und beobachtet, wie sich die Hebamme zurück auf den Rücken ihres Pferdes schwingt. Spätestens nach ihrem - für seine Verhältnisse - halsbrecherischen Ritt vom Stadttor bis hierher fühlt sich Runwin ja in seiner Entscheidung bestärkt, sich als Fortbewegungsmittel doch nur ganz und gar auf seine eigenen Füße zu verlassen.

"Der himmlische Poet mit Euch - und... habt vielmals dank!" Zum Gruß hebt er noch die Hand, als die Heilerin ihren Hengst zurück auf den Weg in richtung Nordosten lenkt, und eine Weile blickt er ihr noch hinterher, bis ihm das Grün schließlich den Blick auf die Davonreitende verwehrt. Selbst dann verweilt er noch einige Augenblicke so, denn ganz geheuer ist ihm nicht beim Gedanken, zurückzukehren ins Innere der Mühle.

"Was denn? Plötzlich Angst vor dem schönen Geschlecht, nur weil sie Kinder gebären können...?" muntert er sich schließlich jedoch selbst scherzhaft auf, um sich dann endlich auf dem Absatz umzuwenden und zurück zum Haus zu schlendern. Das Beutelchen Tee in der Linken, steuert er auch gleich auf die Küche zu, um dort neuerlich einen Kessel mit Wasser aufzusetzen, wennauchgleich diesmal sichtlich gefaßter als vorhin noch.

Während das Wasser langsam dem Siedepunkt entgegenstrebt, nutzt der Herumtreiber derweil die Zeit, um seinem 'Sorgenkind' fröhlich summend ein kräftiges Abendessen zuzubereiten. Viel ist es ja nicht, was sich in der Küche noch auftreiben läßt, aber glücklicherweise ist da ja noch der Proviantbeutel, welchen er in Brioca erstanden hat um den Rest des Geldes, welcher noch übriggeblieben ist von...

In einer ruckartigen Bewegung fährt er herum, als er den Gedanken zuende bringt und dabei unweigerlich an die restlichen Beutelchen erinnert wird, welche er vorhin nur achtlos in eine Ecke des Raumes hat fallen lassen. Sein Kopf wiegt sich neuerlich von einer Seite auf die andere, während er die kleinen Behältnisse unterschiedlicher Größe nachdenklich betrachtet.

Eigentlich sollte deren Inhalt ja eine Überraschung für seine Gastgeberin werden - aber inzwischen ist er sich nicht mehr so ganz sicher, ob eine solche im Moment wirklich angebracht wäre...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 13. Aug. 2005, 15:02 Uhr
Einer der vielen Vorzüge eines Hauses außerhalb der Stadtmauern mag der Umstand sein, daß man vor der eigenen Haustüre quasi stets ein kostenloses Buffet vorfindet. Selbst wenn man keine Köstlichenkeiten im eigenen Garten angebaut haben sollte, in der näheren Umgebung finden sich zumeist ja doch Waldbeeren, Pilze oder die allgegenwärtige Brennessel. Gerade letztere gibt es in der Nähe von Städten ohnehin zur Genüge, und als Landstreicher weiß Runwin das Gewächs nur allzu sehr zu schätzen.

Eben ist er dabei, leise vor sich hersingend die Stauden rund um Nemo's Pfeffermühle abzuernten. Obgleich er sich auf die oberen, jungen Blätter beschränkt, sind seine Hände inzwischen fürchterlich gerötet und würden wohl ungemein brennen, wäre ihm das Gefühl nicht inzwischen derart vertraut, daß es sich kaum noch in sein Bewußtsein zu schleichen vermag. Erleichternd kommt noch hinzu, daß er mittlerweile einen ziemlichen Heißhunger auf eine gute, dickflüssige Brennesselsuppe hat, ist ihm dieser 'Gaumenschmaus' doch schon viel zu lange verwehrt geblieben.

Ja, wie lange ist es wohl inzwischen her, seit er seinen kleinen Kochtopf während eines... außerplanmäßigen Aufbruchs zusammen mit der Hälfte seines Hab und Guts zurücklassen hat müssen? Generell, wie lang mehr wohl nun schon so unterwegs sein, plan- und ziellos, einfach dem Ruf der Freiheit folgend?

Erschrocken ertappt er sich dabei, sich diese Frage mit einem leisen "Viel zu lange..." beantworten zu wollen. Rasch berichtigt er sich auf ein bekräftigendes "Nicht halb so lange wie es gut für mich wäre!" und nimmt sich fest vor von nun an darauf zu achten, sich nicht allzu sehr an die Vorzüge eines festen Wohnsitzes zu gewöhnen. Schließlich wird er wieder von hier verschwinden, sobald...

Ja, sobald was?
Nevermore wieder für sich selbst sorgen kann?
Velia kräftig genug ist, daß man sich um sie keine Sorgen mehr machen müßte?
Oder doch nur wieder, bis ihn das erste Anzeichen von Verantwortung dazu bringt, Hals über Kopf zu flüchten?

Ziemlich irritiert von seinen eigenen Gedankengängen rupft er noch ein letztes Blatt von der nächstbesten Staude, um dann raschen Schrittes zurück zum Haus zu eilen, auf der Flucht vor seinen eigenen Überlegungen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 22. Aug. 2005, 15:08 Uhr
In diesen letzten vier Siebentagen hatten Nevermore und Velia alle Kraft gebraucht, um die Kleine zumindest dem Gewicht und der Größe eines normalen Neugeborenen nahezubringen, während Runwin und Aelinor gemeinsam und mit nur sehr geringen Verlusten das Haus in Ordnung hielten und die junge Mutter mit Essen nur so vollstopften, damit diese auch nahrhafte Milch zur Verfügung hatte. Brav hatte sich jeder an die Order von Schilama gehalten, Mutter und Kind Ruhe zu gönnen, sie hatten sogar das Schlafzimmer abgeschlossen, damit Nevermore nicht heimlich aufstehen konnte, denn natürlich hatte sie schon nach kurzer Zeit einen ordentlichen Budenkoller entwickelt....

Doch an diesem herrlichen Spätsommertag hat Schilama am Morgen noch einmal nach der jungen Familie geschaut und sich so zufrieden mit der Entwicklung des Mädchens gezeigt (das nun sogar mit Pausbäckchen aufwarten kann), dass sie Nevermores Flehen nachgibt, die unbedingt endlich einmal einen Spaziergang mit dem Kind machen möchte.

Frohgemut versucht Nevermore aus dem Bett zu springen, doch solchen Energieausbrüchen ist ihr Kreislauf nach der langen Ruhezeit einfach nicht gewachsen, und mit einem Ächzen muss sie sich sofort wieder hinsetzen. Nicht nur das Liegen und seltene Aufstehen für wenige Augenblicke haben an ihren Kräften gezehrt, sondern auch das Stillen; sie hatte Velia fast pausenlos an der Brust gehabt aus Angst, das kleine Ding könne verhungern, so dass Nevermore selbst nun dünner ist als noch vor der Schwangerschaft.

Unterstützt von Runwin und Aelinor schafft sie es dann aber doch, ganz gemächlich aus dem Bett zu klettern. "Hältst du bitte die Kleine?" bittet sie den jungen Barden (der die Kinderpflege nun schon beinahe routiniert erledigt) und legt ihm das schlafende Kind in die Armbeuge, um beide Hände freizuhaben, falls sie auf dem Weg aus der Mühle hinaus stolpern sollte. Doch sie schafft es unbeschadet und ungestützt bis zur Bank in der kleinen Laube neben der Eingangstür, um die sich der wilde Wein den Sommer über zu ranken begonnen hat, und dort lassen sie sich zu dritt nieder und blinzeln glücklich in die letzten funkelnden Strahlen. Vergessen ist die Angst, das kleine Mädchen könne sie ständig an die Vergewaltigung erinnern oder dem Übeltäter ähnlich sehen, die Angst, Nevermore könne ihr Kind, ihr eigen Fleisch und Blut, vielleicht nicht lieben oder auch die Angst, sie könne es im Gegenteil Aelinor vorziehen... Tatsächlich sieht Velia durch Haar- und Augenfarbe sowieso vorwiegend ihrer Mutter ähnlich, und Nevermores Herz kann sehr gut zwischen dem Kind und dem Vergewaltiger unterscheiden. Aelinor geht voll in ihrer Rolle als große Schwester auf und trägt die Kleine eher wie ein rohes Ei herum statt achtlos wie ihre Lumpenpuppe, die auch schon mal am Arm hinterhergeschleift wird, und selbst Runwin hat noch keine Anstalten gemacht die Flucht zu ergreifen, sollte er daran gedacht haben.

Einige Zeit hängt jeder so seinen Gedanken nach, die Erwachsenen mit einem synchronen sinnigen Lächeln, Velia im Schlaf ächzend und seufzend, Aelinor hingerissen die kleinen Engelslöckchen streichelnd und an Runwins Schulter gelehnt. Schließlich schaut Nevermore in Runwins Gesicht, das untrügliche Anzeichen der Verliebtheit erkennen lässt, und sie muss noch breiter lächeln. "Na, Papa?", neckt sie ihn. "Wie ist es, so eine rothaarige Schönheit im Arm zu halten, der etwaige Eskapaden nichts ausmachen?" Die Spitze ist unüberhörbar, wenn auch scherzhaft verpackt; Nevermore jedenfalls ist nicht überzeugt, dass es mit Runwins Schürzenjägerei einfach so ein Ende hat, kaum dass er ein Kind im Arm hält - zumal es nicht mal seins ist, und wer weiß, welche kleinen Runwins die Immerlande schon bevölkern... - , und dies ist ihr weniger gleichgültig als ihr selbst lieb ist...

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 28. Aug. 2005, 03:32 Uhr
Klein Runwin hat diesem Tag ja mit gemischten Gefühlen entgegengeblickt - einerseits ist da die unumstrittene Sorge, den beiden geschwächten Mädels könne ein solcher Ausflug nach draußen doch zu anstrengend werden, andererseits aber kann er natürlich auch die Freude darüber nicht leugnen, diesen offensichtlichen Fortschritt im gesundheitlichen Zustand der beiden mitzuerleben.

Das Kind auf seinem Arm fühlt sich beinahe schon wie eine natürliche Erweiterung desselben an, so als wäre es eine absolute Selbstverständlichkeit und im Grunde genommen immer schon dort gewesen. Abgesehen freilich von dem leichten Kribbeln in der Magengrube, wann immer er den Blick auf das kleine Menschlein richtet.

In den letzten Tagen mußte er ja bereits mit Entsetzen feststellen, daß er ohnehin bei jeder noch so kleinen Regung Velia's am liebsten entzückt auflachen würde. Immer wieder ertappt er sich bei einem gedanklichen Ist die niedlich! - egal ob das Mädchen nun neugierig die kleinen Fingerchen um einen unsichtbaren Schatz (oder seinen wehrlosen Finger, wenn er unachtsam ist) schließt, mit den winzigen Zehen wackelt oder auch einfach nur sein ohnehin schon fleckiges Hemd mit einem weiteren Klecks halbverdauter Muttermilch verschönert.

Apropos Muttermilch: Er ist ja schon ungemein stolz auf sich, daß er mittlerweile nicht mehr jedesmal knallrot anläuft, wenn die Kleine begierig an der Brust ihrer Mutter nuckelt, als könne sie es selbst kaum erwarten, bald groß und stark zu werden. Langsam fragt sich der junge Barde jedoch, ob er jemals wieder die Rundungen einer Frau unter demselben Blickwinkel sehen wird können wie einst...

Natürlich ist es ausgerechnet dieser Gedanke an leicht bis garnicht bekleide Damen, während welchem Nevermore ihn mit ihrer Neckerei erwischt, sodaß es ihm erstmal kurz die Sprache verschlägt und er vorerst nur mit einem peinlich berührten Räuspern antwortet.

Oder liegt das doch mehr an ihrem scherzhaften "Papa"?

"Ja, nun..." setzt er dann doch noch an, nur um sich gleich wieder mit einem erneuten Räuspern zu unterbrechen. Sein ansonsten unerschöpfliches Repertoire an kecken Bemerkungen läßt ihn im Moment (oder wohl eher generell seit seiner Begegnung mit der zweifachen Mutter) mehr oder weniger im Stich, sodaß er mäßig schlagfertig zu stammeln beginnt: "... ähm... wie... uffa... wie es nun halt so ist... hübsche Rothaarige im Arm zu halten..."

Als er aber schließlich doch noch zu seiner Gesprächspartnerin aufblickt, stielt sich unvermittelt ein schelmisches Grinsen zurück auf seine spitzbübischen Züge. "Obwohl es sicherlich auch nicht uninteressant wäre, auch mal wieder eine etwas ausgewachsenere Schönheit mit roten Locken in die Arme zu schließen..."

Womit er allerdings unglücklicherweise wieder zum Gedankenbild von Nemo's unbedeckter Weiblichkeit zurückkehrt, welches ganz zwangsläufig zur Vorstellung von Velia's Nahrungsaufnahme führt. Leicht verstört nimmt er sich fest vor, sich bei der nächstbesten Gelegenheit auf ein, zwei Stündchen in die Stadt zu stehlen, um dort den Auswirkungen der jüngsten Erlebnisse auf seine Beziehung zur Damenwelt auf den Grund zu gehen.

Rasch versucht er das Thema zu wechseln, ehe sich zum Schluß noch gar diese letzten Gedanken auf seinen Zügen zu spiegeln beginnen. "Uhm... sag mal... da du ja nun zumindest wieder ein wenig zu Kräften gekommen bist, wärst du doch sicherlich langsam reif für eine kleine, freudige Überraschung, nicht wahr?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 28. Aug. 2005, 12:15 Uhr
Nevermores Bemerkung scheint in Runwin einen Nerv getroffen zu haben, jedenfalls reagiert der junge Barde so herrlich verblüfft, dass Nemo sich auf die Lippe beißen muss, um nicht in triumphierendes Kichern auszubrechen. <<"... ähm... wie... uffa... wie es nun halt so ist... hübsche Rothaarige im Arm zu halten...">>, stammelt er zusammen und scheint nur mit Mühe einen Schweißausbruch zu unterdrücken. Nevermore fragt sich nicht zum ersten Mal, wie alt der Jung eigentlich genau ist; im Moment wirkt er wie ein Siebenjähriger, der beim Steinewerfen auf Spatzen erwischt wurde, und weckt ein beinahe unwiderstehliches Bedürfnis in Nevermore, ihm über das Haar zu streichen und ihm einen Bonbon anzubieten. Doch nur einen Moment später fängt er sich und fügt, sehr erwachsen, hinzu: <<"Obwohl es sicherlich auch nicht uninteressant wäre, auch mal wieder eine etwas ausgewachsenere Schönheit mit roten Locken in die Arme zu schließen...">> Nun ist es wieder an ihr, verlegen die Augen niederzuschlagen, doch dann gibt sie dem Drang zumindest ein Stück weit nach, ihn beim Wort zu nehmen, und legt ihren Kopf auf seiner Schulter ab.

Leider bewirkt dies eine merkliche Verkrampfung der besagten Schulter, was Nevermore sehr leid tut - wenn sie schon nicht weiß, was zwischen ihnen entstehen könnte, würde sie wenigstens gern glauben, es könnte eine Freundschaft werden, denn Freunde sind in ihrem Leben rar geworden. Sein Gesicht kann sie in dieser Position nicht sehen, nur Velia, die gerade die Augen aufschlägt, sich streckt und mit einem lustigen Quietschgeräusch herzhaft gähnt.

Runwin nutzt den Moment, um das Thema zu wechseln und ihr eine "freudige Überraschung" in Aussicht zu stellen. Nichts kann Nevermore jetzt besser gebrauchen als auch mal eine positive Überraschung, negative hat ihr Leben in den letzten zwei Zwölfmonden zur Genüge bereit gehalten. Sie nickt heftig, kann gerade noch verhindern, in die Hände zu klatschen wie ein kleines Kind, und wirft ihm die Arme um den Hals. "Oh ja, zeig sie mir!" bettelt sie mit strahlenden Augen.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 28. Aug. 2005, 20:48 Uhr
Die kleine Velia macht sich mit einem genüßlichen Gähnen bemerkbar - Ah, ist sie nicht entzückend?! - und seine Lieblingsmutter wirf sich ihm bei der Erwähnung einer Überraschung freudig strahlend an den Hals, sodaß er sich nunmehr ein leises Glucksen nicht mehr verkneifen kann. Das Vorhaben, sich beizeiten in der Stadt nach weiblicher Gesellschaft umzusehen, wird erstmal um ein paar Tage verschoben - die drei Damen hier sind im Moment wirklich mehr, als das Künstlerherz begehrt.

Sachte hebt er das kleine Mädchen leicht an, um ihm ein flüchtiges Küßchen auf die Stirn zu drücken, ehe er es vorsichtig zu Nevermore hinüberreicht. "Eigentlich sollte es ja eine Überraschung vor der Geburt werden, aber ich hoffe, Velia verzeiht mir die kleine Verspätung!" Schelmisch grinsend strubbelt er Aelinor durchs Haar, um ihr dann die weiche Stütze zu nehmen, indem er freudig aufspringt und in Richtung der Eingangstüre deutet.

"Und ich hoffe, DU kannst mir mein Fernbleiben verzeihen, wenn du siehst, was ich dir mitgebracht habe - das gesamte Fest über war ich dafür auf den Beinen..." Das breite Grinsen, welches sich deutlich in den leuchtenden Augen fortpflanzt, ließe beinahe schon vermuten, daß ER kurz davor stünde, eine Überraschung vorgesetzt zu bekommen. "Ich hol's schnell, ja?"

Kaum daß ihm die junge Mutter mit einem aufgeregten Nicken geantwortet hat, ist er auch schon im Inneren der Pfeffermühle verschwunden, um hastig die immernoch in einer Ecke der Küche verstauten Beutelchen hervorzukramen. Vorfreudig grinsend löst er eine der Schnüre und versichert sich mit einem knappen Blick, daß sein Mitbringsel noch unversehrt und nicht etwa der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen sind.

Um ein Haar wäre er über die Schwelle des alten Gemäuers gestolpert, so eilig hat er es, mit seiner Beute wieder nach draußen zu gelangen, um schließlich mit triumphalem Gesichtsausdruck einen der Beutel von seinem Trageriemen zu lösen und ihr beinahe schon feierlich zu überreichen.

Sonderlich beeindruckend ist desses Inhalt ja nicht - ein feines, saftig grünes Pulver, dem ein recht erdiger Geruch entströmt - doch Runwin hüpft aufgeregt vor der Bank herum, als hätte er ihr eben ein Beutelchen voll Goldstaub überreicht.

"Ich hab hier ein paar Grün- und Brauntöne, ein wunderschön leuchtendes Gelb, ein fast schon rotes Kastanienbraun, und sogar ein klein wenig von einem hübsch leuchtenden Blau!" Dabei deutet er freudestrahlend abwechselnd auf die verschiedenen Ledersäckchen. "Mehr als ein oder zwei Räume werden sich damit nicht ausgehen, aber das wäre doch zumindest schonmal ein Anfang, nicht wahr?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 31. Aug. 2005, 19:01 Uhr
Selbst wenn Nevermores Augen nicht von selbst ständig die Farbe wechseln würden, hätten sie es beim Blick in die einzelnen Beutelchen mit dem Farbpulver getan, denn Runwin scheint jede Farbe des Regenbogens mitgebracht zu haben. Zuerst versteht sie nicht, was sie damit soll - Stoffe oder Wolle hat sie doch noch nie selbst gefärbt - , doch als Runwin von Räumen spricht, geht ihr ein Licht auf: Die noch immer ziemlich triste Pfeffermühle soll bunte Zimmer bekommen! "Oh... die sind wunderschön!" staunt sie. In ihrer Phantasie teilt sie die Farbtöne schon einzelnen Räumen zu: "Das Gelb ist ideal für eine Küche, da bekommt man gleich Appetit... Das Kastanienbraun möchte ich im Wohnraum sehen! Braun ist beruhigend, wollen wir das Schlafzimmer braun färben? Und so ein traumhaftes Grün, das sieht aus wie Aelinors Augen - so streichen wir ihr Zimmer!" Bis jetzt ist das Zimmer, das nach Velias Geburt für Aelinor hergerichtet werden soll, eine graue Rumpelkammer, doch nun juckt es Nevermore in den Fingern, endlich das Haus wohnlicher zu machen. Und wäre ihr bewusst, dass sie eben "wir" und "Schlafzimmer" im selben Satz benutzt hat, würden ihre Wangen nicht nur vor Freude glühen... Vorsichtig, um nicht die kleinen Beutelchen auf ihren Schößen auszuschütten, umarmt sie Runwin und haucht ihm ein "Danke" ins Ohr.

Weiter kommen sie nicht mit ihren Plänen, denn im selben Moment dröhnt ein ohrenbetäubender Knall aus der Richtung des nördlichen Tors, von dem sie nur eine halbe Stunde entfernt sind, herüber. Jetzt springen sie wirklich erschrocken auf - glücklicherweise fällt dabei nur ein ganz kleiner Beutel mit braunem Pulver, wovon sie genug haben, zu Boden und entleert sich teilweise ins Gras - , und eine Schrecksekunde später fangen beide Kinder entsetzt an zu brüllen.

In Richtung des Nordtores steht eine enorme Rauchwolke über den Baumkronen, und es ist klar, dass etwas am Stadtrand explodiert sein muss. "Was zum..." Noch bevor Nevermore den Satz beenden kann, verdunkelt sich ihr Gesichtsfeld, doch sie fällt nicht in Ohnmacht - die Dunkelheit kommt aus ihrem Geist, aus einem vergessenen Winkel, und sagt ihr, dass mit Sethai, dem blinden Seher, etwas nicht stimmen kann. Ohne ihr Wissen hatte er damals, als er ihren Verstand vor dem endgültigen Verfall mittels dunkler Mächte gerettet hatte, einen Hauch, nicht mehr als einen Staubkrümel, seiner finstersten Seite in ihrem Geist hinterlassen... Plötzlich ist sie von Panik ergriffen, fühlt sich wie ein in die Enge getriebenes Tier, das nichts sehnlicher möchte als seine Häscher einen nach dem anderen zu töten und sich zu befreien, und ihr ist klar, dass sie eine Bedrohung für ihre Wahlfamilie darstellt. "Runwin... nimm die Kinder, geh ins Haus..." Der Rest des Satzes ist ein Grollen wie von einem Bären, und ihre Augen glimmen gefährlich rot. Sie weiß nicht, was sie als nächstes tun wird, und damit es keine unschuldigen Menschen trifft, flüchtet sie so schnell ihr geschwächter Körper es erlaubt in den Wald.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 21. Sept. 2005, 08:15 Uhr
"Khel'Anar, mein Kindlein,  Khel'Anar,
Der Mond, er wachet immerdar,
Dein Schlummer wohlbehütet sei,
Die Äuglein zu, dein Geist so frei."

Sachte mit dem Oberkörper vor- und zurückwippend hockt der bereits recht übernachtige Junge vor dem Kamin und singt dem leise quängelnden Bündeln auf seinem Arm - zum wiederholten Male - eines der unzähligen Wiegenlieder vor, mit denen er sie nun schon seit Stunden in den Schlaf zu lullen versucht. Obschon er sich wirklich Mühe gibt, das kleine Mädchen nichts von seiner unterschwelligen Panik ob der seltsamen Flucht der jungen Mutter mitbekommen zu lassen, scheint das Kind heute nacht ganz besonders unruhig zu sein.

"Am Faertag lacht die Göttin gar
Vom Himmel her, wirst du's gewahr,
Ihr Antlitz nachts gar hell erstrahlt,
Der Sterne Heimat blau anmalt.

Am Siltag sie nicht minder wacht,
Doch färbt den Himmel, vor der Nacht,
Der Herr der Schmiede, golden-rot,
Wenn du verzehrst dein Abendbrot.

Khel'Anar, mein Kindlein,  Khel'Anar,
Der Mond, er wachet immerdar,
Dein Schlummer wohlbehütet sei,
Die Äuglein zu, dein Geist so frei."

Andererseits, vielleicht ist es auch einfach der Hunger, welcher Velia heute gar beständig vom Schlafen abhält. In Ermangelung einer besseren Alternative hat der momentan sichtlich überforderte Barde behelfsmäßig ein sauberes Tuch in frisches Wasser getränkt und dem kleinen Mädchen selbiges zum Nuckeln in den Mund gesteckt, doch an Mamas nahrhafte Milch kommt das klare Naß natürlich bei weitem nicht heran.

"Am Zêntag sorg dich nicht mein Kind,
Vorbei am Fenster, wie der Wind,
Sie ziehen, Wächter auf vier Beinen,
Kein Grund für dich, mein Schatz, zu weinen.

Am Brantag sei dir gar gewiß,
Fürcht' weder Alp noch Schlangenbiß.
Der Herr der Stärke, Mut uns 'bracht,
Wacht über dich, die ganze Nacht

Khel'Anar, mein Kindlein,  Khel'Anar,
Der Mond, er wachet immerdar,
Dein Schlummer wohlbehütet sei,
Die Äuglein zu, dein Geist so frei."

Es ist schon eine ganze Weile her, seit Runwin zuletzt ein direktes Gebet an einen anderen Gott als Lyr gerichtet hat, aber während er sein liebstes Sorgenkind in den Schlaf zu singen versucht, schickt er ein wortloses Gebet in richtung Shenrah, der Herr der Götter möge Nevermore schon mit seinen ersten Sonnenstrahlen zurück nachhause führen.

"Am Amirtag sei still, mein Lieb,
Hörst wachsen leise jeden Trieb,
Am Felde draußen, vor der Tür,
Im Schlaf der Göttin dank dafür.

Am Inartag, im Mondeslicht,
Wacht gar mit lächelndem Gesicht,
Die Mutter in des Vaters Arm,
Die Liebe hält euch nachts dann warm.

Khel'Anar, mein Kindlein,  Khel'Anar,
Der Mond, er wachet immerdar,
Dein Schlummer wohlbehütet sei,
Die Äuglein zu, dein Geist so frei."

Einmal davon abgesehen, daß ihm jeden Moment die Augen zufallen würden, würde ihn das Häufchen Menschlein auf seinem Arm nicht beständig mit teils ängstlichem, teils schlicht hungrigem Weinen wieder aus dem Land der Träume reißen, wächst seine Angst um das zierliche Mädchen mit jeder Stunde. Sie ist doch noch so klein und schwach, und er kann ihr außer dem notdürftigen Nuckeltuch nicht viel bieten.

"Am Shentag schließlich, liebes Kind,
Wir wohlbehütet wieder sind,
Der Sonne oh so heller Schein,
Wärmt uns bis in die Nacht hinein.

Du siehst, an jedem Tag der Sieben,
Die Götter scheinen dich zu lieben.
Drum ruhe still und schlafe sacht,
Bis enden wird auch diese Nacht.

Khel'Anar, mein Kindlein,  Khel'Anar,
Der Mond, er wachet immerdar,
Dein Schlummer wohlbehütet sei,
Die Äuglein zu, dein Geist so frei."

Vielleicht - so es denn das Schicksal gar grausam mit ihm meint und Nevermore bis dahin nicht doch wieder zurückgekommen ist - läßt er die kleine Velia morgen ja kurz in der Obhut ihrer älteren Schwester, um irgendwo ein wenig Milch aufzutreiben. Aber vorerst bleibt ihm diese Alternative ohnehin verwehrt, schließlich hat er Aelinor bei Anbruch der Dunkelheit mit ungewohn resolutem Nachdruck ins Bett geschickt - etwas, das er inzwischen richtiggehend bereut, ein wenig Unterstützung käme ihm momentan nämlich wirklich alles andere als ungelegen.

"Naja, mal sehen..." seufzt er deswegen nur leise und beobachtet schief grinsend, wie der kleine Schatz gerade leicht quängelnd seinen Finger in Beschlag nimmt. "Hab ich dir denn schon das Lied von den fliegenden Schäfchen vorgesungen?"

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 13. Okt. 2005, 23:05 Uhr
-> aus dem Larisgrün

Tränen der Erleichterung steigen Nevermore in die Augen, als sie endlich die Pfeffermühle erreicht. Im Gebäude brennt Licht, offensichtlich ist zumindest Runwin noch wach - und sie kann sich denken, dass auch Klein-Velia vor Hunger kein Auge zubekommt... Mit einem Schluchzen, in dem Sehnsucht und Schuldgefühle sich mischen, stürzt sie in Richtung Eingangstür, hält jedoch inne, als sie ihr Spiegelbild in dem kleinen Glasfenster in der Tür erblickt - so kann sie auf keinem Fall den Kindern gegenüber treten! So blutverschmiert und abgerissen hätte sicherlich selbst Runwin Schwiergkeiten, sie wiederzuerkennen. Also schwenkt sie am Haus vorbei in den kleinen Pfad in Richtung Mühlgraben ein, wo sie die übriggebliebenen Fetzen der Kleidung abwirft und sich in das kalte Wasser hinablässt. Sie würde gern untertauchen, wagt es jedoch nicht aus Angst, sie könne jeden Moment einschlafen und ertrinken. So wäscht sie sich das Gesicht so gut und schnell wie möglich und neigt einmal den Kopf kurz nach hinten, um die Haare nasszumachen. Dann klettert sie schlotternd aus dem hüfthohen Graben und wirft sich nur das weniger zerschlissene Nachthemd über (auf dem sind nur wenige Blutspritzer, aber immerhin kein Kaninchenfell mehr), bevor sie das Haus betritt.

Schon als sie die Haustür öffnet, klingt ihr das unverkennbare Hungergebrüll ihrer kleinen Tochter entgegen und in den Pausen, die sie zum Luftholen einlegen muss, die erschöpfte Stimme Runwins, der zu versuchen scheint, die Kleine durch Gesang abzulenken. Wie sie den Flur überquert, bemerkt sie nicht einmal, so sehr zieht sie alles in ihr zu ihrem hilflosen Kind, das sie einfach im Stich gelassen hat. Ehe sie sich versieht, sitzt sie schon auf dem Bett, hat Runwin das Kind aus dem Arm genommen, das Nachthemd, das einen eigentlich ganz praktischen Riss über der Brust davongetragen hat, zur Seite geschoben und stillt das Kind, das sich wie ein Wels gierig festsaugt, dass es schon wehtut.

Jetzt erst hat sie einen Blick übrig für Aelinor, die mit müden, aber nicht verweinten Augen aus den Decken zu ihr hinauflächelt, und Runwin, dem ein zentnerschweres Gewicht von den Schultern zu fallen scheint und dessen Gesicht nicht weiß, ob es strahlen oder schockiert blicken soll.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 18. Okt. 2005, 07:42 Uhr
Der vergangene Tag war wirklich nicht nur für die Leute innerhalb der Stadtmauern die Hölle auf Erden. Als Nevermore den Raum betritt und ihre Tochter auch sogleich aus Runwin's Griff löst, sackt dieser erst einmal ein Stück in sich zusammen. Die tiefen Ringe unter seinen Augen deuten recht unmißverständlich auf den Grund dafür hin, weshalb er entgegen seiner sonst so unbändigen Neugier noch nicht einmal fragt, was denn überhaupt passiert sei. Stattdessen blickt er nur zu den beiden hinüber, die mittlerweile ungewohnte Stille klingelt ihm förmlich in den Ohren.

Neben ihm steht auf dem Boden eine Schale mit Milch, in der auch noch das Stück Stoff eingeweicht liegt, über das er das kleine Mädchen behelfsmäßig die Nahrung hat nuckeln lassen. Tatsächlich hat er am Morgen des ersten Tages Velia kurz in der Obhut ihrer großen Schwester gelassen, um sich eine Kanne Milch vom nächstbesten Hof zu "leihen". Das schwere Gefäß steht immernoch draußen neben der Laube, inzwischen natürlich beinahe leer, obwohl sich das Neugeborene doch lautstark anmerken hat lassen, daß ihm der tierische Muttermilchersatz alles andere als zugesagt hat.

Diese Unmutsbekundungen haben natürlich kräftig an Runwin's Nerven gezehrt - es ist schon erstaunlich, wie laut und konsequent ein solch winziges Wesen bereits seine Unzufriedenheit hinausschreien kann. Im Moment ist er sich absolut sicher, nie zuvor eine solch anstrengende Zeit durchgemacht zu haben. Freilich, er hat schon früher mal ein bis zwei Nächte durchwacht, sei's nun seiner Berufung wegen oder aufgrund einer recht eiligen Flucht, gar so kräftezehrend hat er diese Gelegenheiten aber ganz und garnicht in Erinnerung. Seine Überlegungen, vielleicht doch irgendwann eine eigene, kleine Familie zu gründen, sind in den letzten zwei Tagen doch wieder kräftig ins Schwanken geraten.

Und dabei weiß er noch garnicht, daß ihm eine weitere "Unannehmlichkeit" sogar erspart geblieben ist, zumindest wenn man nach dem grusligen Kadaver geht, welcher draußen auf dem Weg zur Eingangstür liegt. Eines der kleinen, maulwurfartigen Wesen scheint sich wohl aus der Stadt hierher verirrt zu haben, allerdings ist es von einem unbekannten Retter totgebissen worden, ehe es das Haus und dessen Einwohner erreichen hat können.

Generell haben die drei vom Chaos des vergangenen Tages nicht viel mitbekommen, waren sie doch viel zu sehr damit beschäftigt, ohne Mama Nevermore über die Runden zu kommen.

"Alles in Ordnung?" murmelt der junge Mann nun schon halb im Schlaf, während er sich den schmerzenden Nacken reibt und sich dann genüßlich streckt, als wohl endlich die Erleichterung über ihre Rückkehr endgültig von ihm Besitz ergreift.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 23. Okt. 2005, 00:11 Uhr
Es wird schlagartig fast still im Raum, bis auf das Geräusch des gierig schlürfenden Säuglings - und das Geräusch der Felsbrocken, die  Nevermore und Runwin gleichzeitig vom Herzen fallen. Irrwitzigerweise sinniert die junge Mutter, ob diese Form der Kindesernährung deswegen "Stillen" genannt wird, und muss ein bisschen kichern über den komischen Gedanken. Runwins fragendes Gesicht holt sie ins Hier und Jetzt zurück, und sie schüttelt schnell mit einem Lächeln und hochgezogenen Augenbrauen den Kopf. "Es ist nichts. Nur..." Sie bricht ab; bevor sie Runwin irgendeine Erklärung bieten kann, wird sie das Wirrwarr in ihrem Kopf erst selbst ordnen müssen. Ihr nun ja wieder leerer Magen meldet sich vernehmlich, doch sie hat sich zum Stillen auf dem Bett hingelegt und keine zehn Pferde würden sie jetzt noch von dort wieder wegbekommen, ehe sie nicht mindestens 8 Stunden geschlafen hätte. Den Arm, auf dem kein Kind liegt, streckt sie in Richtung Runwin aus und tastet nach seiner Hand, die sie fest drückt. Es fühlt sich an wie eine richtige Familie, wie sie so auf dem Bett liegen, und nur zu gern würde sie Runwin bitten, heranzurutschen und den Arm um ihre Mitte zu legen, doch sie bringt die Worte nicht über die Lippen. Es ist Aelinor, die die Kerze ausbläst, in den Zwischenraum zwischen ihrer Mutter und dem Barden krabbelt, allen eine Decke überwirft und die Arme um Nevermores Bauch schlingt. Das letzte Wort in dieser Nacht, bevor jeder einschläft, ist ein glücklich hingehauchtes "Danke".

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Runwin am 02. Nov. 2005, 21:56 Uhr
Von Aelinor's verantwortungsvoller Arbeit bekommt der junge Mann schon garnichts mehr mit, alleine die Wärme - körperlich wie auch im familiären Sinne - und die angenehme Stille reichen aus, um ihn nach diesen anstrengenden Tagen schon bald in seeligen Schlaf versinken zu lassen.

Wie ein Kleinkind mümmelt er friedlich vor sich hin, und wie ein solches kuschelt er sich auch bald an die kleine Familie, ein tatsächlich fast kindlich-unschuldiges Lächeln auf den Lippen. So gut hat er wohl schon lange nicht mehr geschlafen, wie eine Ewigkeit erscheint es mittlerweile, seit er eng an seine erste "Familie" gekuschelt Zuflucht vor der Kälte gesucht hat.

Als des morgens die ersten Sonnenstrahlen seine sprossenübersäte Nase kitzeln und er ganz langsam ein Augenlid anhebt, fühlt er sich einem Moment lang wirklich in seine Kindheit versetzt, zumindest was die positiven Erfahrungen jener Zeit angeht.

Auch das zweite Auge öffnet sich langsam und er läßt freudig grinsend den Blick über das kleine Kuddelmuddel aus Leibern gleiten, die wie selbstverständlich aneinandergekuschelt neben ihm liegen. Klein Aelinor, die sich gestern noch so rührend um die Erwachsenen gekümmert hat, das liebenswerte Bündelchen Velia, dessen Anblick alleine für die durchwachten Nächte entschädigt, Mama Nevermore, deren unversehrte Rückkehr mehr als nur einen Felsbrocken von seinem Herzen hat fallen lassen, und Nikk, dessen schwarze Knopfaugen ihn...

Beinahe wäre der Barde erschrocken aufgesprungen, und nur die Befürchtung, den Rest des Knuddelhaufens damit unsanft aus dem Schlaf zu reißen, hält ihn davon ab. Stattdessen hebt nur nur gaaaaaaanz, ganz vorsichtig eine Hand und versucht das kleine Frettchen zu verscheuchen, das es sich auf Nevermore's auf dem Bett ausgebreiteten Haaren gemütlich gemacht hat.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 10. Nov. 2005, 08:50 Uhr
Sie steht mitten im Larisgrün und schaut sich um, die Perspektive erscheint ihr ungewohnt, so... niedrig? Als sie an sich herunterblickt, sieht sie zwei bräunlich-grau behaarte Pfoten mit furchterregenden Klauen, und sie zieht hörbar die Luft ein vor Schreck, doch auch das Geräusch hat nichts menschliches an sich, sondern klingt eher wie ein kleines Wolfsheulen. Einen Moment versucht sie nachzudenken, was nicht so gelingt wie sie es gewohnt ist, dann senkt sie den Kopf und schaut unter ihrem Bauch hindurch... auf zwei weitere Wolfspfoten und einen aufgeregt peitschenden buschigen Schwanz. Viel Zeit bleibt ihr nicht sich zu wundern, denn ihr hungriger Magen und ihr Hirn tun sich zusammen und setzen ihre Beine in Bewegung. Geduckt schlängelt sie sich um Bäume, paddelt durch einen kleinen kalten Bach, schüttelt sich danach, um das Fell, vom Wasser zu befreien, und ihre Nase meldet noch vor ihren scharfen Augen den Auerhahn ein paar Schritte vor ihr auf der Lichtung.

Ihn zu fangen ist ein Kinderspiel, jeder Welpe hätte es geschafft, denn das Tier sitzt benommen auf dem Boden; entweder ist es krank oder war mit dem Kopf gegen einen Baum gelaufen, dem Wolf ist es gleich. Schmatzend und ohne sich für spritzendes Blut und Eingeweide zu interessieren, frisst das Raubtier sich durch den Vogel, bis nur noch Federn und Knocken übrig sind.

Nach dem Festmahl rollt sich der Wolf gemütlich neben seiner Beute zusammen, um nach dem Erwachen gleich weiterschmausen zu können und eventuelle Diebstahlversuche direkt abwehren zu können, und schläft ein. Nur manchmal zucken seine Pfoten und Ohren, wenn es von der Jagd träumt, sonst ist alles still.

Abrupt reißt ein Ziehen am Nackenfell des Wolfes das Tier aus dem Schlaf, und mit einem Winseln---


---hebt Nevermore ruckartig den Kopf, wobei etwas mit einem Quietschen aus ihrem Haar fällt. Verblüfft schaut sie sich im Zimmer um; mit ihr auf dem Bett sind die schlafenden Kinder, direkt dahinter der bereits erwachte Runwin, der mit einem irgendwie angespannten Ausdruck dem Ding nachsieht, das über die Decke kullert. Es dauert ein bisschen, bis das flauschige Knäuel zum Stillstand kommt, sich zu einem Frettchen ausrollt und mit einem vorwurfsvollen Blick in ihre Richtung seine linke Vorderpfote sauberleckt. "Ein Freund von dir?", fragt sie grinsend.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Nevermore am 12. Juni 2008, 18:41 Uhr
Die Abendsonne taucht den Garten in rotes Licht, als Nevermore endlich den letzten Korb frischer, vor Saft triefender Erdbeeren in die Küche bringt und auf ein hohes Regalbrett stellt, wo sie vor zwei kleinen Naschkatzen mit schwarzen und roten Locken sicher sind. Morgen wird sie sie zum Markt tragen - hoffentlich erfährt sie von den schwatzhaften Marktweibern Neues über die mysteriöse Mordserie in der Stadt, vielleicht ist ja der Mörder sogar inzwischen gefasst worden? "Wenn ich auf dem Markt nichts erfahre, schaue ich später eben noch bei Borgil in der Harfe vorbei", sagt sie sich, denn der Zwerg hätte sicher von jedem Klatsch und Tratsch in Talyra gehört.

Noch während sie die Hände in die Hüften stemmt und ächzend den Rücken nach hinten durchstreckt, hört sie besagte Naschkatzen ins Haus stürzen. Einen Moment später fliegt die Türe auf, und ein roter Lockenkopf rammt sie beinahe in Hüfthöhe, kriegt aber gerade noch die Kurve und umrundet sie. Velia quietscht und ruft, "Ätsch, du krisst miss niss!" - doch ihre große Schwester ist ihr bereits dicht auf den Fersen und unterstreicht dies mit siegessicherem Triumphgeschrei. Bevor sie die Dreijährige jedoch lynchen kann, wird sie von Nevermore an den Armen festgehalten. "Was ist denn bei euch schon wieder los? Was hat Veli getan, dass du sie jagst?" - "Sie hat meinen Tutti versteckt und sagt mir nicht wo!", kommt prompt die anklagende Antwort. Tutti ist die Lumpenpuppe, die Aelinor seit dem Kleinkindalter besitzt und die heutzutage eigentlich nur noch einem grauen Putzlappen ähnelt, von ihr jedoch noch in Ehren gehalten wird wie damals, als sie noch Farbe und ein Gesicht vorweisen konnte. Velias Tat kommt also einem Sakrileg gleich, und Nevermore ist klar, dass sie gezwungen ist zu vermitteln. Mit dem geübten Manipulationsgeschick der alleinerziehenden Mutter - denn Runwin hat, wie nicht anders zu erwarten war, bereits das Weite gesucht, ehe Velia überhaupt gelernt hatte zu krabbeln - erpresst sie von der jüngeren Tochter die Auskunft über Tuttis Verbleib, und schnell herrscht wieder Frieden.

Das Abendessen verläuft wie immer mit viel Lachen und Reden, anschließend übt sich Aelinor im Lesen, indem sie Velia eine Gute-Nacht-Geschichte vorliegt, und bald liegen beide Kinder friedlich in den Betten und schlafen den Schlaf der Gerechten. Für Nevermore beginnt ein weiterer einsamer Abend vor dem Feuer, in dessen Schein sie Kleidungsstücke bestickt, die sie am kommenden Tag auf dem Markt zu verkaufen hofft. Ihr Auskommen wäre damit bis zum nächsten Markttag gesichert - aber es wäre nicht das erste Mal, dass sie gezwungen wäre, ein oder zwei Hasen im Wald zu jagen, um ihre Familie zu ernähren.

Titel: Re: Die Pfeffermühle
Beitrag von Kaney am 04. Sept. 2008, 11:45 Uhr
An diesem Morgen ist Kaney früh mit seinem Hund unterwegs, er hat sich vorgenommen den vermutlich nächsten Fundort genauer zu erkunden – mit seiner eigenen und mit einer anderen Nase...
Die Pfeffermühle – den Erkenntnissen der Ermittler nach müsste hier die nächste Tote aufzufinden sein…
Kaney schüttelt den Kopf. Der Wargenmischling hofft und betet zu den Göttern, dass sie den Mörder finden, ehe die nächste Frau getötet wird… vielleicht fällt ihm hier in dieser Gegend irgendetwas auf, dass ihnen hilft…
Zentrum dieses Gebiets ist eine ehemalige Wassermühle am Llarelon, die anscheinend erst ausgeschlachtet, dann wieder wohnlich gemacht wurde.
Dichte Weinreben bedecken die Wände von außen, vor der Mühle befindet sich ein riesiger Garten – Kaney ist überaus froh, dass der Fluch von ihm genommen worden ist. Wenn er immer noch mit jeder einzelnen Pflanze hätte reden müssen… ein lebendig gewordener Alptraum.

Dabei erinnert Kaney sich an den Beutel, den er aus welchen Gründen auch immer von dem sprechenden Buch bekommen hat… er hatte kurz rein geschaut, hatte dann ein golden schimmerndes Pulver da drin gesehen.
Nicht jetzt
Mit diesem Gedanken hat Kaney den Beutel erst einmal zur Seite gelegt.

„Also, alter Junge, mein Freund… suchen wir die Gegend hier einmal ab, bevor wir hier Wachen positionieren, die dann sämtliche vielleicht vorhandene Gerüche überdecken.“
Gemeinsam mit Garok geht Kaney das Gebiet ab, schaut, ob der Hund irgendwo reagiert, wittert selber erst einmal mit seiner menschlichen Nase – nur um dann das selbe Gebiet noch einmal schnüffelnderweise in seiner wölfischen Gestalt abzugehen.
Hoffentlich kommt kein ZweibeinBeutetier…



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