Weltenstadt.de >> Forum (http://forum.weltenstadt.de/)
Das Rollenspiel >> Das Umland >> Rubellis Schaustellerwagen
(Thema begonnen von: Chris Ruby am 19. Juli 2004, 23:12 Uhr)

Titel: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 19. Juli 2004, 23:12 Uhr
Außerhalb der Stadtmauern Talyras - nahe dem Fluss - hat Rubelli, der Jongleur, seinen Schaustellerwagen abgestellt.
Es ist ein einfacher Wagen aus bunt bemalten Holz, dessen große Räder schon bessere Tage gesehen haben.
Auf einer Seite des Wagens sind fliegende Fackeln zu sehen, die von zwei kräftigen Händen in die Luft geworfen werden, auf der anderen steht in großen, schwarzen Lettern "Timothy und Rubelli - die weltbesten Jongleure".
Zwischen den Malereien befinden sich - auf jeder Seite jeweils zwei - kleine Fenster, die meist mit dunklen Stoffen verhangen sind.
Der Kutschbock ist mit bunten Bändern geschmückt und auch das Zaumzeug der Pferde ist mit Glöckchen und Bändern versehen.
Doch während Rubelli in einer Stadt halt macht, liegt es meistens unbeachtet unter dem Wagen auf einer Plane, während Rubellis alte Klepper - Marco und Dido - an einer langen Leine an einem Baum festgebunden sind und gemächlich ihr Gras rupfen.

Im Inneren des Schaustellerwagens gibt es nur wenig zu sehen. Die hintere Hälfte birgt zwei kleine Klappbetten, die man an der Wand des Wagens festmachen kann, um mehr Platz zu schaffen.
In der vorderen Hälfte, beherrscht eine große Truhe das Blickfeld, die meist offen ist und aus der zahlreiche Klamotten quellen.
Ein Spiegel und ein kleiner Stuhl sind hier die einzige Einrichtung; sieht man von den Unmengen an Schminktöpfen, Federn, Perlen und Bändern ab, die auf einem vertieften Bord an der Wand liegen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 22. Aug. 2004, 12:14 Uhr
Rubelli hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft durch das Nordtor aus der Stadt zu gelangen, bevor sich die Tore für die Nacht schloßen.
Verträumt war er durch die mittlerweile wieder klare Nacht gewandert und hatte - begleitet von dem leisen Klingen seiner Glocken und Schellen - dem Wind leise Melodien anvertraut.
Als er seinen Wagen erreicht hat, streicht er seinen beiden treuen Begleitern liebevoll über die Nüstern, bevor er sich in seinen Wagen zurück zieht.
Vorsichtig zündet er eine winzige Öllampe an, um besser sehen zu können.
Erst dann streift er sich die nassen Klamotten vom Leib, die er achtlos in eine der Ecken schleudert.
Seufzend stemmt er seine Hände auf die Lehne seines Stuhls und schaut in den Spiegel.
Ein müdes und verschmiertes Gesicht schaut ihm entgegen, das scheinbar nicht so recht zu wissen scheint ob es nun lachen oder weinen sollte.
Einige Minuten verharrt Rubelli so in seine Gedanken versunken, bevor er sich auf seinen Stuhl sinken lässt und sich sorgfältig abschminkt. Schwieriger gestaltet es sich die ganzen Bänder aus dem nassen Haar herauszubekommen, doch ihm blieb keine Wahl. Mit einigen Flüchen und heftigem Zerren hat er schließlich seine Haare wieder entwirrt.
Seufzend richtet er sich auf und löscht das Licht. Mit traumwandlerischer Sicherheit findet er zu seinem Bett und lässt sich unter die alten Decken fallen.
Sein Blick wandert wie jede Nacht hinüber zu dem freien Bett und ein leises "Gute Nacht Timothy!" beendet den Tag.


Erst die hellen Sonnenstrahlen wecken ihn am nächsten Morgen. Als er verschlafen die Augen öffnet, begrüßt ihn sein knurrender Magen gleich.
Ein leiser Fluch huscht Rubelli über die Lippen, bevor er sich ächzend aufrichtet. In einer kleinen Truhe unter dem Bett findet er noch einen harten Kanten alten Brotes, der an einer Stelle schon leicht anfängt zu schimmeln, aber wäherlisch ist er schon lange nicht mehr.
Das Knurren soweit besänftigt, trabt er hinaus zum Fluß und wäscht sich schnell mit seinem kühlen Wasser.
Munter geworden kehrt er zurück in seinen Wagen und durchstöbert seine Kleiderkiste. Letztendlich entscheidet er sich für eine grüne Hose und ein schreiend gelbes Hemd, die ebenso mit Glöckchen und Schellen besetzt sind wie die Kleider vom Vortag. Diese liegen noch immer unbeachtet in einer Ecke, als sich Rubelli vor seinen Spiegel setzt und sich anfängt zu schminken. Wie immer ist er im nachhinein verblüfft was Schminke, Federn und Bänder aus dem unbescholtenen Sohn eines angesehenen Hauses machen können.
Erst danach packt er sorgfältig sein Arbeitszeug, bevor er sich auf den Weg zurück in die Stadt macht.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 05. Sept. 2004, 15:55 Uhr
Erschöpft, aber irgendwie doch gut gelaunt, erreicht Rubelli am Abend des Sommerfestes schließlich seinen Wagen außerhalb der Stadt.
Nachdem er noch eine Weile um den Tuchhändler herumgesprungen war, hatte er sich letztendlich doch dazu entschlossen ihn ein anderes Mal nach günstigen Resten zu fragen. Nicht das ihn das Gedränge gestört hätte, doch es waren ihm entschieden zu viele weiche Frauenkörper in der Menschenmasse gewesen, als dass er sich hätte wohl fühlen können.
Stattdessen hatte er sich eine ordentliche Mahlzeit besorgt, um seinen knurrenden Magen zu besänftigen, bevor er eine Weile um die "Goldene Harfe" herumgestrichen war; in der Hoffnung seinen Freund Chenyas irgendwo erblicken zu hönnen. Doch dieser schien etwas anderes zu tun gehabt zu haben, als am Abend in der "Harfe" zu sitzen, denn er hatte ihn nirgends entdecken können. So hatte er schließlich leicht erschöpft und irgendwie auch etwas frustriert doe Stadt verlassen und war nach Hause gegangen.

Nun sitzt er auf den Stufen seines Wagens und blickt hinauf zum sternenklaren Himmel und er erinnert sich wieder an Chenyas Worte.
Bist du dort oben Timothy? Schaust du hinab auf meine albernen Späße und fragst dich wie ich so weit habe sinken können?
Traurig wendet Rubelli sich vom Anblick der blitzenden Sterne ab und bittere Traurigkeit breitet sich in ihm aus.
Anders geht es nicht! Mit dem bisschen Geld, das mir die Leute geben, komme ich doch sonst nicht über die Runden.
Rubelli wischt sich eine Träne von seiner geschminkten Wange, bevor er aufsteht und ins Innere des Wagens geht, um sich abzuschminken und umzuziehen.
Als er den Wagen nach geraumer Zeit wieder verlässt, ist der fröhliche, bunte Rubelli nicht mehr wider zu erkennen.
Der ruhige, ernste Mann - gekleidet mit einer einfachen braunen Hosen und einem fadenscheinigen Hemd - wirkt eher wie ein dunkler Schatten des lustigen Gauklers.
Sorgfältig verschließt er den Schaustellerwagen, bevor er unter dem hellen Schein des Mondes im Wald spazieren geht, um seinen Gedanken nachhängen zu können.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 15. Sept. 2004, 13:20 Uhr
Am nächsten Morgen wacht Rubelli einsam in seinem kleinen Wagen auf und starrt gedankenverloren an die Decke.
Es war schon lange her, dass er neben jemanden aufgewacht war und den beruhigenden, warmen Atem eines anderen Mannes an seinem Körper gespürt hatte.
Rubelli hofft nicht ein zweites Mal so viel Glück zu finden wie mit Timothy, aber den harten Körper eines Mannes, konnte er vielleicht wieder einmal spüren.
In Gedanken fällt er den Entschluß sich in der Stadt nach einer solchen Gelegenheit umzusehen, bevor er sich langsam aufrappelt und sich für den Tag fertig macht.
Er hatte zwar am Vortag genügend Geld für ein paar Tage verdient, aber deshalb kann er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Gekleidet mit einer blauen Hose und einem fliederfarbenen Hemd; geschminkt mit Weiß, Blau und Violett, macht er sich schließlich wieder auf den Weg in die Stadt.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 20. Okt. 2004, 17:54 Uhr
Erschöpft und verwirrt kommt Rubelli schließlich wieder bei seinem Wagen an.
Die vielen Männern im Pfirsich hatten ihn verwirrt; da war Varin, der hochgewachsen und von edler Gestalt war - ein Mann wie man ihn sich nur erträumen konnte, doch für Rubelli meilenweit entfernt.
Lystrato der Münzmeister, der sich mit gierigem Heißhunger auf ihn gestürzt hatte und ein lukrativer Kunde zu werden versprach, aber noch konnte Rubelli ihn nicht richtig einschätzen. Er hatte ihn zwar vor Dancy verteidigt, aber ob er damit recht behalten würde, stand in den Sternen.
Ja und dieser seltsame Sitarspieler war auch noch da gewesen. Jenes zierliche Geschöpf, dessen Augen einerseits so leer und doch so lebendig waren. Fast wirkte er wie eine Frau, doch Rubelli hatte jede männliche Nuance in sich aufgenommen und zu gern würde er ihm jene schicksalshafte Kühle nehmen und ihn mit seinem Körper wärmen, doch auch hier schien er keine Chancen zu haben.

Als er schließlich Licht in seinem Wagen gemacht hatte und sein Blick auf sein Spiegelbild fällt, erschrickt er fast vor seiner eigenen Maske.
Sie wirkt seltsam hohl und traurig und der ansonsten so vergnügte Schausteller ist darunter kaum zu entdecken.
Vergiß die trübseligen Gedanken Chris. Mit diesem Gesicht wirst du kein Geld verdienen.
Mit einem leisen Seufzer lässt er sich vor seinem Spiegel auf den klapprigen Stuhl fallen und beginnt sich abzuschminken.
Das erste Mal seit Tagen lässt er sich ohne knurrenden Magen in sein Bett fallen, doch wirre Gedanken hindern ihn zunächst daran einzuschlafen.
Erst als die Hälfte der Nacht schon weiter hinter ihm liegt, gelingt es dem Schlaf ihn in seine Arme zu ziehen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 24. Okt. 2004, 17:44 Uhr
Cleyron betrachtet den Wagen ein wenig verwundert. Offensichtlich ist es wirklich schon etwas länger her, dass er hier raus gekommen ist, denn an diese Behausung kann er sich beim besten Willen nicht erinnern.  Er hat gar nicht gewusst, dass ein solcher Schauspieler sich hier niedergelassen hat. Es ist nur einer. Der Ehemalige kann ihn durch das verwitterte Holz hindurch riechen und hört seine ruhigen Stemzüge.
Ein relativ junger Geselle ist es, soweit er das sagen kann. Und bestimmt ein sehr interessanter.
Er grinst ein wenig. Vielleicht ist es ja doch ganz gut, dass er die Stadt nicht so bald verlassen wird. Es kommen immer mehr seltsame Gestalten hier an, einige noch sonderbarer als er selbst.
Andererseits könnte es durchaus noch einige Stunden dauern, bis sein neuer Zeitvertreib wieder aufwacht. Er könnte ihn selbstredend auch selbst wecken, aber vielleicht wäre das zukünftigen Konversationen etwas hinderlich gegenüber. Schließlich möchte er den Jungen nicht verschrecken...zumindest nicht sofort.
Du solltest dich selbst mal reden hören! Seine innere Stimme klingt etwas verschlafen, aber dennoch nicht minder aufgebracht als sonst.
"Warum?" Der Ehemalige hat sich daran gemacht, auf einen der umstehenden Bäume zu klettern, um es sich dort auf einem der Äste gemütlich zu machen.
Du hörst dich an wie ein Schuljunge! Glaubst du wirklich, es wird interessant werden, sich mit einem Schauspieler zu unterhalten? Cleyron glaubt, fast so etwas, wie ein Nasrümpfen in seinem Kopf zu spüren. Langweillig wird das! Genau wie alles andere in dieser Stadt. Ämusant oder unterhaltend wäre es, wenn du dich mal wieder zu einer zünftigen Vampirjagd aufraffen könntest, aber nein! Du glaubst ja, dich mit irgendwelchen Leuten anfreunden zu müssen! Weshalb?
Der Ehemalige grinst spöttisch. Mittlerweile scheint es, als habe sich das Blatt gewendet und er wäre gegenüber dieser nervtötenden Stimme etwas im Vorteil. "Ich habe so ein Gefühl, dass das mit dem Jungen ganz unterhaltsam wird, warum also nicht mal ein Gespräch versuchen?"
Deinem letzten "Gefühl" hast du es zu verdanken, dass du einen Mantel weniger hast!
"Nein, das kommt, weil ich immer vergesse Aurian danach zu fragen." Innerlich macht er sich jedoch eine kleine Notiz deswegen. Auch wenn es ihm nichts ausmacht, im Herbst und bei Nacht ohne Mantel unterwechs zu sein, scheint er dennoch zu fehlen. In den letzten Jahren hat er sich vermutlich zu sehr in das Klischeé des gemeinen Vampirs hineingedacht.
Ein wenig verträumt und ohne weiter auf seine zeternde Stimme zu achten, überschlägt er die Beine, lehnt sich an den mächtigen Stamm des Baumes zurück und beginnt die Augen nach einem aussaugbarem Vogel offen zu halten.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 24. Okt. 2004, 19:10 Uhr
Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich gerade ihren Weg über die Baumwipfel und stehlen sich durch das kleine Fenster des Schaustellerwagens um Rubelli an der Nase zu kitzeln.
Es dauert eine Weile bis Rubelli von der wachsenden Helligkeit aufwacht, doch bevor er aufsteht dreht er sich noch einmal grummeln und schlaftrunken um.
Die Nacht war kurz gewesen und er hat eigentlich überhaupt gar keine Lust aufzustehen und sich auf den Weg in die Stadt zu machen.
Kurz spielt er mit dem Gedanken einfach im Bett liegen zu bleiben, doch dann erinnert er sich an das Versprechen, das er Dancy gegeben hat und rafft sich mühsam auf.
Kurz stützt er seine Arme auf seinen Oberschenkeln auf und birgt sen Gesicht in seinen offenen Händen, bevor er sich zu seiner vollen Größe aufrichtet und seinen Rücken gähnend durchstreckt.
Kurz fährt er mit seinen gespreizten Händen durch sein pechschwarzes Haar, bevor er nach einem alten, zerschlissenen Tuch angelt und nach draußen geht.
Bekleidet ist er lediglich mit der alten Hose, die er nachts zu tragen pflegt, so dass die Narben auf seinem Oberkörper deutlich sichtbar sind. Mit den Jahren sind sie verblasst, doch auf Rubellis braungebrannter Haut zeichnen sie sich dennoch ab.
Doch Rubelli kümmert sich darum mittlerweile nicht mehr. Als es passiert war, hatte er befürchtet, dass seine Freier ihn nicht mehr ansehen würden, aber das Gegenteil war der Fall gewesen: sie hatten ihn stattdessen mit noch mehr Küssen und Zärtlichkeiten bedacht.
Ein verträumtes Lächeln zeigt sich auf Rubellis Gesicht, als er zum Ufer des Flusses geht, um sich zu waschen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 25. Okt. 2004, 13:56 Uhr
Na also. Cleyron grinst ein wenig, als der Mann endlich aus dem Wohnwagen heraustritt. Wäre er bei Nacht herausgekommen, wäre es vermutlich um einiegs lustiger geworden. Er hat schon lange niemanden mehr wirklich erschreckt...aber so sollte es eigentlich auch ganz amüsant werden. Mit einem Seitenblick auf die Narben muss er noch ein wenig mehr grinsen. "Ein gewöhnlicher Schauspieler, ja?", fragt höhnisch.
In seinem Kopf ertönt ein leises Brummeln. Vielleicht doch nicht ganz so gewöhnlich, aber auch nichts allzu besonderes. Du wärest mit Narben geradezu zugepflastert, wenn du ein Mensch wärst. Ich weiß immer noch nicht, was an dem Jungen so interessant sein soll.
Der Ehemalige wiegt seinen Kopf nachdenklich hin und her. Irgendetwas ist noch an dem Jungen, dass ihm sonderbar anmutet. Um seinen Blickwinkel etwas zu verändern, lässt er erst seine Beine von dem Ast herunterbaumeln und sich selbst dann nach hinten fallen, sodass er selbst, einige Sekunden später, leicht hin und her schaukelnd, kopfüber an dem Baum hängt. Mit einer unwirschen Bewegung streicht er sich einige vorwitzige Strähnen aus dem Gesicht. Wenigstens ist er hier ein wenig vor der mittlerweile aufgegangenen Sonne geschützt. Dann konzentriert er sich wieder auf den Jungen, der ihn nicht zu bemerken scheint, sondern stattdessen auf den Fluss zuhält. "Sag mal, der Ohrring..."
Ja? Seine innere Stimme klingt verdächtig unbeteiligt. Was soll damit sein?
"Gab es da nicht mal jemanden, der so einen ähnlichen getragen hat? ich glaube mich da an jemanden zu erinnern. Dürfte aber schon ein paar Jahrzehnte her sein." Der Ehemalige legt angestrengt die Stirn in Falten und versucht sich zu erinnern, während seine innere Stimme ausnahmsweise einmal schweigt. "Das war doch auch ein relativ interessanter Zeitgenosse, nicht wahr?"
Kann mich nicht daran erinnern.
Cleyron zuckt mit den Schultern. "Ist ja eigentlich auch egal." Immer noch am Baum hängend und zum wiederholten Male ein fröhliches Grinsen auf sien Gesicht zaubernd, ruft er dem Jungen "Ein wunderschöner Morgen, nicht wahr?", zu.  Mit dem rechten Daumen wischt er sich nachlässig die letzten Blutstropfen seiner nächtlichen Mahlzeit aus dem Mundwinkel.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 25. Okt. 2004, 16:59 Uhr
Rubelli ist noch in seinen nächtlichen Träumen gefangen, als ihn plötzlich jemand von hinten anspricht.
Erschrocken zuckt er zusammen und fährt gekonnt herum; ohne dabei über seine eigenen Füße zu stolpern. Verwirrt sucht er die Wiese hinter sich nach dem Sprecher ab, der ihn dermaßen erschreckt hat, aber kann ihn zunächst nicht finden.
Erst als sich seine Augen langsam in die Schatten unter den mächtigen Bäumen rund um seinen Stellplatz vorgetastet haben, kann er eine Gestalt schemenhaft ausmachen. Ihre Konturen sind ihm verborgen, durch das Blätterwerk, das Spiel aus Licht und Dunkel und die scheinbar recht seltsame Haltung, kann Rubelli kaum unterscheiden wo oben und unten ist. Nur ein hellerer Fleck, als es ihn eigentlich im Wald geben dürfte, hebt sich von dem Drumherum ab und scheint das Gesicht desjenigen zu sein, der ihn freundlich begrüßt hat.
Ein vorsichtiges Lächeln stiehlt sich auf Rubellis Züge, als er dem Mann antwortet: "Er wäre schöner gewesen, wenn ihr mich nicht so abrupt aus meinen Träumen gerissen hättet. Ihr könnt von Glück sagen, dass ich nicht an eine Herzschwäche leide, sonst wäre dieser sicherlich der Letzte für mich geworden."
Die Arme in die Hüften gestemmt und das rechte Bein leicht angewinkelt, steht Rubelli neckisch in der morgendlichen Sonne und schaut zu dem Fremden hinüber.
"Aber sonst habt ihr recht. Ein wirklich schöner Tag! Ein Tag an dem man die Sonne genießen sollte und nicht in den Schatten herumlungern und arme Schausteller erschrecken sollte."
Rubellis anfängliches Lächeln verbreitert sich zu einem fröhlichen Grinsen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 25. Okt. 2004, 17:46 Uhr
"Ihr seht mir zu jung aus, um an einem kranken Herzen zu leiden!", ruft Cleyron nach einer kurzen Musterung zurück, die dem anderen Mann natürlich nicht auffällt.
Ach? Seine innere Stimme meldet sich mit vor Hohn tropfenden Worten zurück. Vielleicht sollte er ihr langsam mal einen Namen geben, wenn sie ihm schon dauernd auf die Nerven fällt. Und das von jemandem der seit zig Jahrhunderten über diese Erde läuft und noch nicht einmal über Haarausfall zu klagen hat?
Der Ehemalige beachtet sie gar nicht mehr, geschweige denn, dass er sich zu einer Antwort herablässt.
Nach den letzten Worten Rubellis, sieht er etwas zweifelnd nach oben. Ja...die Sonne. Was soll er sagen, eigentlich gefällt es ihm im Schatten ganz gut. Andererseits drückt er sich in der letzten Zeit etwas zu sehr vor dem Tageslicht. Ein leichter Seufzer fährt ihm über die Lippen.
"Vielleicht habt ihr Recht." Aber nur ganz vielleicht, hm? Bei Sithech, wie sehr einem diese Stimme doch die gute Laune vermiesen kann!
Der Ehemalige lässt seine Beine vom Ast abrutschen, dreht sich im Fallen einigermaßen elegant um sich selbst, um schließlich für einen winzigen Augenblick kurz seinen Fall abzubremsen und beinahe lautlos auf dem Boden aufzusetzten.
Mit einem erneuten Grinsen auf dem Gesicht und die vor sich hin brummelnde Stimme in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verbannend, tritt er aus dem Schatten des Baumes und hinaus ins frische Tageslicht, das ihm ein wenig auf der Haut prickelt. Wirklich, er sollte mal wieder etwas mehr bei Tage raus gehen, um sich an das Gefühl zu gewöhnen.
"Andererseits ist es häufig sehr amüsant, Leute am frühen Morgen zu erschrecken. Schausteller im besonderen." Er bleibt einige Schritte vor dem anderen Mann stehen und verbeugt sich spöttisch, streicht sich danach eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Es bringt ein wenig Abwechslung, findet Ihr nicht?"

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 25. Okt. 2004, 18:28 Uhr
"Durchaus!" meint Rubelli leichthin, während er sein Gegenüber mustert. Er war von angenehmen Äußeren, aber dafür, dass sich der Sommer erst langsam dem Ende neigte, definitiv zu blass. Rubelli, der es gewohnt war tagtäglich bei jeglichem Wetter draußen zu sein, war dagegen braun gebrannt.

Mh! Ein seltsamer Kauz! Was macht er eigentlich hier draußen vor der Stadt? Ich hab hier noch nie jemand anderen gesehen.

"Wenn ich es auch begrüßt hätte, wenn ihr mich erst nach dem Einkleiden erwischt hättet. Es mag eitel klingen, aber so sehen mich für gewöhnlich nur meine Liebhaber."
Rubellis Stimme ist trocken und sachlich, doch seine Augen funkeln; gebannt abwartend wie die Reaktion des anderen auf seine sicherlich ungewohnte Wortwahl ausfallen wird.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 25. Okt. 2004, 18:46 Uhr
Cleyron zieht in einem kurzen Anflug von Verwunderung die Augenbrauen zusammen, doch dann hellen sich seine Züge beinahe schlagartig wieder auf. "Ah! Ich wusste doch, dass mir dieser Ohrring bekannt vorkommt!" Ein wenig neugierig tritt er näher und legt den Kopf schief, um das seltsame Schmuckstück genauer betrachten zu können. Er weiß immer noch nicht, an wem genau er es schon einmal gesehen hat, aber zumindest ist ihm nun wieder bewusst geworden, warum der junge Mann damals so viele amüsante Geschichten zu erzählen wusste. So weit ich mich erinnere hast du ihn Jahre später wieder getroffen. Einer seiner Liebhaber hatte ihm die Zunge herausgeschnitten, weil er auch so lustige Geschichten über ihn erzählt hatte. Seine innere Stimme scheint sich heute mal wieder in einer großartigen, sarkastischen Laune zu befinden. Allerdings hat sie recht, wie er nach einem kurzen Moment des Überlegens feststellt.
Grinsend deutet er mit dem Kopf eine weitere Verbeugung an. "Wenn Ihr es wünscht, werde ich mich umdrehen, allerdings lässt sich so selten schlecht eine Unterhaltung führen."
Trotz dem immer heftigeren Wiederstandes seiner inneren Stimme (oder vielleicht auch gerade deswegen) beglückwünscht er sich dazu, auf dem Baum gewartet zu haben. Das könnte wirklich mehr als nur interessant werden... Ihm gefällt das Funkeln in den Augen seines Gegenübers. Das wird interessant werden, stellt er fest und grinst noch ein wenig breiter.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 25. Okt. 2004, 18:58 Uhr
"Tut euch keinen Zwang an. Wenn euch der Anblick meines Körpers nicht abstößt und ihr es mir nicht übel nehmt, wenn ich mich im Fluß kurz wasche, wendet euer Gesicht nicht ab." Rubellis Grinsen kehrt zurück, bevor er sich umdreht und die letzten paar Schritte zum Fluß hinunter geht.
Die letzten Tage hatte er sich nur zögernd und bibbernd in die kühlen Fluten getraut, aber heute musste er hart sein. Um nichts in der Welt wollte er sich vor diesem fremden, nicht gänzlich unattraktiven Mann bloß stellen.
Das alte Tuch am Ufer unachtsam fallend lassen, entledigt er sich noch seiner Hose und watet hinaus in den Fluß. Kurz verzieht er sein Gesicht aufgrund der Kälte des Wassers, doch dann atmet er einmal kräftig ein und wieder aus und hat sich dann schließlich wieder in der Gewalt.
Während er sich seinem Gesprächspartner wieder zuwendet, fängt er an seinen Körper mit dem klaren Wasser zu benetzen und den nächtlichen Schweiß und die letzten Farbpigmente des Vortages abzuwaschen.
Gleichzeitig meint er nahezu herausfordernd: "Ich habe nichts gegen bewundernde Blicke."

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 26. Okt. 2004, 11:31 Uhr
"Freut mich." Langsam beginnt Cleyron das ganze wirklich Spaß zu machen. Er tritt näher und lässt sich am Flussufer im Schneidersitz auf den Boden sinken, beobachtet kurz, wie das Wasser an dem Körper Rubellis abperlt. Das Grinsen auf seinem Gesicht verstärkt sich. "Nein, ich würde sagen, 'abstoßend' ist nicht so ganz das richtige Wort."
Seine innere Stimme verdreht genervt die Augen. Ich glaub, ich leg mich schlafen, das hält ja niemand gesundes aus!
Etwas nachdenklich streckt der Ehemalige seine Hand ins Wasser und fühlt auf die Temperatur. Wenn er sich nicht vollkommen irrt, ist es eiskalt. Nicht, dass ihm das etwas ausmachen müsste, aber er wundert sich insgeheim darüber, wann wohl die Lippen des Schaustellers blau anlaufen werden.
"Habt Ihr vor, das genauso zu handhaben, wenn der Winter heringebrochen ist? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber bei so etwas kann man sich leicht den Tod oder zumindest eine Erkältung holen."
Ach? Kannst du mir mal verraten, wie du an diese Information gekommen bist? Was Krankheiten angeht bist du nicht allzu sehr bewandert, oder irre ich mich da? 'Wolltest du nicht schlafen?' Wie denn, wenn du die ganze Zeit redest!
Dem Ehemaligen fällt auf, dass seine Hand immer noch im Wasser leicht hin und her pendelt und zieht sie wieder heraus. Wenn er sich nicht vollkommen irrt, hat sich ein leicht bläulicher Schimmer darauf ausgebreitet. Als er die Finger bewegt, knackt es ein wenig. Das Wasser muss wirklich sehr kalt sein.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 26. Okt. 2004, 19:05 Uhr
Gewonnen! Er erkennt meine Leistung an.

Auf Rubellis schon recht schmalen Lippen beginnt sich ein schelmisches Grinsen auszubreiten.
Ein letztes Mal schöpft er eine Hand voll kalten Wassers aus dem gemütlich dahin plätschernden Fluß und taucht sein Gesicht hinein. Anschließend fährt er mit seinen schon recht klammen Fingern durch sein weiches Haar, dass intensiver zu waschen er heute nun wirklich keine Lust hat.
Stattdessen watet er vorsichtig zurück ans Ufer und angelt dort nach seinem zerschlissenen Tuch.
Während er noch seine Haut trocken rubbelt, meint er leichthin: "Jein! Natürlich werde ich mich noch waschen, wenn es nötig ist, aber wohl nicht jeden Tag. Am besten man steigt ins kalte Wasser, wenn man ohnehin schon friert. Danach braucht man höchstens nur noch eine Decke, um sich warm zu halten und spart sich Geld und Arbeit für's heizen. ... Wobei ich in dem alten Wagen ohnehin kein Feuer mache. Eine Unachtsamkeit und er geht in hellen Flammen auf."
Nachdenklich schaut er hinüber zu dem einzigen zu Hause, dass er seit Jahren kannte und ein wenig Wehmut steigt in ihm auf, als er den bunten Schriftzug auf ihm liest.
Kurz hält er inne sich trocken zu reiben, doch dann erinnert er sich daran, dass er nicht alleine ist und wendet sich wieder seinem Gast zu.
"Ich habe nicht viel hier, aber wenn ihr mit einem Kanten Brot und etwas Käse zu frieden seid, dann lade ich euch zu einem kleinen Frühstück ein."
Fragend schaut er den jungen Mann zu seinen Füßen an, der genau in die Sonne blinzeln muss, weil er selbst der Sonne den Rücken zugewandt hat.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 26. Okt. 2004, 19:19 Uhr
Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf Cleyrons Gesicht. Vielleicht sollte er da mal jemandem schonend beibringen, mit wem er sich gerade unterhält. Du könntest ihn auch gleich aussaugen., meint Is trocken. Is. Abkürzung für Innere Stimme. Ein Name ist gefunden! Wer braucht schon eine Seele und den ganzen anderen Ballast? Wirf ihn weg, saug dich voll mit Menschenblut und streif durch die Wälder! Überlass mir doch einfach mal ein wenig die Kontrolle, lass uns Spaß haben...und vor allem hör auf mir Namen zu geben.
In Richtung des Schaustellers schüttelt er mit einem leisen Lachen den Kopf. "Nein Danke. Ich habe bereits heute Nacht gegessen und ich fürchte, was Ihr mir da anbietet, ist keine wirkliche Nahrung für mich."
Jetzt tu nicht so, als würde es dir schaden...du kannst schließlich essen, was du willst!
Ihm ist der Blick aufgefallen, den der Schauspieler dem Wagen zugeworfen hat. Er selbst hat sich auch schon über den Schriftzug gewundert, denn er ist eindeutig nur von einer Person bewohnt, wenn er seiner Nase immer noch so gut trauen kann, wie er es gewohnt ist.
"Wie heißt Ihr eigentlich?", fragt der Ehemalige schließlich und erhebt sich ebenfalls. Er will nicht nachfragen, was mit dem anderen Schauspieler passiert ist. Noch nicht. Interessieren würde es ihn allerdings schon...
Deiner Neugier könntest du ebenfalls entkommen...eine Seele birgt so viel Ballast in sich.
Innerlich seufzt der Ehemalige einmal tief. Er wünscht sich einen imaginären Knebel um die nervigen Kommentare Is' abwürgen zu können.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 26. Okt. 2004, 19:49 Uhr
Wie? Keine Nahrung für ihn?

Rubelli ist noch viel zu sehr mit dieser Antwort beschäftigt, als dass er die Frage nach seinem Namen wirklich wahrnehmen würde.

Mh! Eigentlich sieht er doch wie ein Mensch aus. ... Aber was heißt das schon?

Als Schausteller ist Rubelli ja viel gewohnt, aber er hätte auf den ersten Blick nichts weiter als einen gewöhnlichen Menschen hinter diesem Mann vermutet.
Trotzdem etwas vorsichtiger geworden, bückt sich Rubelli nach seiner Hose, bevor er ausweichend meint: "Bevor ich euch meinen Namen nenne würde ich mich gerne versichern was ihr seid. Manchen Kreaturen gibt man zu viel Macht über sich, wenn man ihnen seinen Namen nennt. ... Und Schausteller lieben ihre Freiheit mehr als ihr Leben."
Rubellis helle Augen blitzen auf einmal kühl wie Eis.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 26. Okt. 2004, 21:12 Uhr
Ah ja. Cleyron zieht seine linke Augenbraue ein Stückchen nach oben. Nur weil er weder an Käse noch an Brot interessiert ist, gilt er also schon als böser Geist, oder etwas verhleichbares?
Entschuldigung, aber wie würdest du dich denn sonst bezeichnen?
"Ich bevorzuge den Ausdruck 'Ehemaliger', da ich mich meinen restlichen Artgenossen nicht allzusehr verbunden fühle. Was zum Großteil daran liegt, dass ich einem Schauspieler anscheinend sehr ähnlich bin, denn auch mir ist meine Freiheit das wichtigste. Vielleicht, weil ich das Leben nicht mehr wirklich besitze."
Mittlerweile hat er wieder zu seinem gewohnten Grinsen zurückgefunden und schlendert an dem Schauspieler vorüber, die Arme lässig hinter dem Hals verschränkt. Fast schon genießerisch schließt er die Augen und fühlt auf den aufkommenden Wind, der schon ein wenig vom Winter erzählt, der diesem Herbst folgen wird. Er freut sich auf die dunkle Jahreszeit, wenn die Nächte länger werden und sich die äussere Temperatur seiner eigenen anpasst. Bevor er sich wieder zu dem misstrauischem Schausteller umwendet, öffnet er die Augen und entblösst mit einem zuvorkommenden Lächeln seine Zähne. "Meine Art ist gemeinhin unter dem Wort 'Vampir" bekannt." Er verzieht beinahe angeekelt das Gesicht. "Ein Ausdruck, bei dem den meisten Menschen sofort sabbernde Halbtiere vor ihren Augen sehen, denen es nicht einmal möglich ist, sich das Blut vom Gesicht zu wischen, nachdem sie getrunken haben. Das oder die ewigen Pilger, die Jünger Sithechs, welche ihr unendliches Leben damit verbingen, von einem Tempel zum andern zu ziehen. Beides keine Aussichten, die mir sonderlich gut gefallen würden. Ich bin die Ausnahme, wenn mann so will." Es folgt eine spöttische Bewegung, ehe er einige Schritte rückwärts schwebt, die langen Grashalme mit seiner Schuhspitze streift. Wenn schon, dann macht er eine Erklärung seiner Selbst mit Stil. "Mann nennt mich Cleyron. Und ich kann Euch versichern, dass ich noch nie jemanden mit Hilfe seines Namens verflucht habe." Er setzt wieder auf dem Boden auf und wirft einen bezeichnenden Blick auf den Wohnwagen. "Im übrigen könnte ich auch einfach raten. Wenn ich mir eure Behausung so ansehe, habe ich eine fünfzig zu fünfzig Chance, richtig zu liegen. Andererseits bin ich etwas altmodisch veranlagt. Also, würdet Ihr mir jetzt bitte euren Namen verraten und aufhören, mich so anzusehen?", fragt er mit einem leichten Lächeln. Allerdings hofft er, es nicht allzu übertrieben zu haben. Es wäre schade, es sich mit dem jungen Schausteller zu verscherzen. Wenn du mich fragst, hättest du das Brot annehmen sollen. Oder zumindest ein wenig flunkern....kannst du mir mal verraten, warum du immer so verdammt ehrlich bist??  

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 26. Okt. 2004, 22:49 Uhr
Rubelli war sich im ersten Moment gar nicht bewusst, dass er Cleyron angestarrt hatte; solange bis dieser ihn darauf hinwies. Unbewusst schüttelt er seinen Kopf und zwinkert ein paar Mal.

Ein Vampir! Ich glaub's einfach nicht. Ich dachte immer, die treiben nur Nachts ihr Unwesen. .. Na ja! So kann man sich täuschen. ... Aber was mach ich jetzt? Na wenn er mich zum Frühstück haben will, hab ich wohl ohnehin keine Chance.

Rubelli nimmt es locker. Für den Kampf war er nicht geboren worden und er nahm sein Leben schon immer locker. Sollte der Vampir ihm also ans Blut wollen, würde er sich wohl seinem Schicksal ergeben müssen.

Und bis dahin ist er ein amüsanter Gesprächspartner.

Das Lächeln kehrt auf Rubellis Gesicht zurück.
"Ruft mich Rubelli Cleyron. Und jetzt kommt endlich rein! Ich muss mir dringend ein paar Kleider anziehen, sonst hol ich mir wirklich noch ne Erkältung."
Keinerlei Anzeichen von Mißtrauen oder Angst liegen mehr in Rubellis Stimme, als er an dem Mann mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten vorbei in seinen Wagen geht. Zielsicher wirft er seine Hose auf das aufgewühlte Bett, bevor er in seiner Kleiderkiste nach passenden Kleidungsstücken sucht.
"Ihr könnt euch auf meinen Schminkstuhl setzen, aber rührt meine Sachen nicht an. Darauf reagiere ich empfindlich." meint er in seine Kiste murmelnd, als er endlich die Hose gefunden hat, die er sich für heute einbildet. Gelbe und grüne Flecken waren zu einer ungewöhnlich engen Hose zusammengenäht worden. Die Nähte mit einem roten Faden in sauberen Zickzackstich versehen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 27. Okt. 2004, 11:46 Uhr
Cleyron tut wie ihm geheißen und lässt sich auf dem niedrigen Stuhl nieder, zieht die Beine an und unterschlägt sie, bis sich wieder im Schneidersitz befindet. Interessiert sieht er sich um, auch wenn es wohl nicht allzu viel zu entdecken gibt. Das interessanteste Einrichtungsstück, stellt vermutlich die Truhe dar, vor der Rubelli in diesem Augenblick steht und aus der er eine auf Cleyron doch recht seltsam anmutende Hose hervorzieht. Viel hat er mit Schaustellern bisher wahrlich nicht am Hut gehabt.
Könnte daran liegen, dass diese mit Vorliebe bei irgendwelchen Festen auftreten, wo es immer so hübsch viele Feuer in der Nähe gibt...
Yep. Wäre eine Erklärung.
Leicht stirnrunzelnd beobachtet er Rubelli. Dessen plötzlicher Sinneswandel hat ihn doch, gelinde gesagt, etwas überrascht. Normalerweise reagieren die Leute nicht so, wenn er sich zu erkennen gibt...ein Grund dafür, dass er es tut. Es ist immer so amüsant ihre Reaktionen zu beobachten.
Vielleicht hat er sich ja bereits mit dem Tod abgefunden...
'Hm?'
Du hast mit keiner einzigsten Silbe erwähnt, dass du kein Menschenblut trinkst, ist dir das nicht aufgefallen? Nicht jeder ist ein wandelndes Lexikon und weiß, dass du dann deine Seele verlieren würdest.
Kurz überlegt der Ehemalige und ruft sich seine kleine Rede ins Gedächtnis. Scheint so, als hätte Is recht, stellt er mit einer leichten Belustigung fest. Er hat so einige kleine, aber feine Details ausgelassen.
Vielleicht sollte er diese demnächst mal ins Gespräch einfließen lassen... Im Moment verspürt er dazu jedoch noch nicht allzu große Lust.
"Wie lange steht eure Behausung eigentlich schon hier?", fragt er schließlich. Probeweise schnuppert er noch einmal und jetzt, wo er sich in dem Wohnwagen befindet, ist er sich sicher, dass er nur von Rubelli bewohnt ist. "Ich hab sie gestern Nacht zum ersten Mal gesehen."

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 27. Okt. 2004, 15:03 Uhr
"Ein paar Tage! Ich bin noch nicht lange in der Stadt!" beantwortet Rubelli Cleyrons Frage, während er in seine Hose schlüpft.
Sie hatte wahrlich zu eng für den großen Schausteller gewirkt, aber da er kaum mehr war als Haut und Knochen schmiegte sie sich wie eine zweite Haut an seine Beine.
"Ich hoffe, dass ich damit nicht in euer Revier eingedrungen bin. Nichts läge mir ferner, als eure Ruhe zu stören." fügt Rubelli halb fragend hinzu.
Seine rechte Augenbraue hochziehend, schaut er einen Moment zu Cleyron hinüber, bevor er sich wieder über seine Kleidertruhe beugt und ein Hemd aus gelben und roten Stoff daraus hervorkramt. Es ist leicht zerknittert, aber was macht das schon?
Wenige Sekunden später hatte er es übergestreift und griff bereits automatisch nach seinem Schellengürtel, als sein Blick abermals Cleyron traf.
"Sitzt ihr eigentlich immer so verknotet da? Man könnte fast meinen ihr wäret einer von uns." meint Rubelli spöttisch, während das Geräusch der leise aneinander klippernden Schellen den kleinen Raum erfüllt.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 27. Okt. 2004, 15:17 Uhr
Cleyron lacht leise. "Nein, nein. Keine Sorge. Ich komme in letzter Zeit zu meinem eigenen Bedauern viel zu selten zum Jagen und außerdem habe ich nicht so etwas wie ein festes 'Revier'."
Und wenn du es hättest, würdest du bestimmt gerne teilen nicht wahr? Irgendwie erweckt Is' Tonfall den Eindruck, als würde ihn so einiges daran stören, aber ihn stört ja sowieso immer alles.
Der Ehemalige wirft einen kurzen Blick auf die Anordnung seiner Beine. "Nicht immer, aber es ist ganz bequem so." Mit einem leisen Seufzer löst er sie wieder von einander. Das rechte Bein behält er unterschlagen auf dem Stuhl, das andere baumelt davon hinab und streift den Fußboden. "Vermutlich könnte ich als ein Schausteller durchegehn, wenn ich mir Mühe gäbe. Durch den Tod wird man irgendwie gelenkiger."
Das viele Töten von anderen Vampiren, das ständige Kämpfen ums Überleben dürfte auch am Rande dafür gesorgt haben, dass deine Gelenke nicht einrosten, meinst du nicht auch?
Bei dem Gebimmel der Glöckchen und Schellen verzieht Cleyron kurz das Gesicht. "Werdet Ihr nicht wahnsinnig, wenn Ihr euch nicht bewegen könnt, ohne das dieses Geklimper und Geklapper losgeht?"
Er weiß natürlich, dass ihn das mehr stören muss, als normale Menschen, schließlich sind seine Ohren um einiges besser, aber dennoch....geht es Rubelli nicht auf die Nerven, wenn er das den ganzen Tag über hören muss?

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 27. Okt. 2004, 15:48 Uhr
Na hoffentlich bin ich dann nicht dein Frühstück für heute.  denkt Rubelli etwas nervös, doch streng genommen ist ihm der Tod mittlerweile gleichgültig. Er hatte das Liebste auf Erden bereits verloren und so ist der Tod für ihn nur eine verheißungsvolle Möglichkeit Timothy wieder zu sehen. Nur das Versprechen, das er seinem Liebsten gegeben hatte, hielt ihn noch hier in der dieser Welt.

Soso! Gelenkiger! Aber auch nur, wenn man nach dem Tod weiterhin auf zwei Beinen durch die Gegend läuft. ... Irgendwie seltsam jemanden als tod zu bezeichnen, der mir hier gegenüber sitzt und lustig mit mir plaudert. Ich würde es wohl eher eine andere Daseinsform sehen.

Rubelli beschließt diesen Gedanken später weiter zu spinnen, denn irgendwie ist ihm in diesem Moment nicht nach hochphilosophischen Gedanken.
Stattdessen kleidet er sich weiter ein, während er Cleyron antwortet: "Als ich Schausteller wurde, war ich Teil einer großen Gruppe. Damals war es nicht nötig, dass ich mich mit diesen ganzen Bimmelsachen schmücke. Doch wenn man allein unterwegs ist, kommt man ohne sie kaum aus. Ich könnte mich auf den Jahrmarkt stellen und meine Bälle durch die Luft wirkeln, aber niemnad würde sonderlich darauf reagieren. Schlichtweg einfach aus dem Grund, weil die Menschen es nicht gewohnt sind die Augen offen zu halten. Ihr Gehör ist dagegen viel feiner; es registriert Dinge, die neu in einer Geräuschkulisse sind und macht den Menschen darauf aufmerksam. .. Sicherlich! Anfangs habe ich fast den Verstand verloren, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran."
Ein spitzbübisches Grinsen verzieht Rubellis Gesicht; ähnlich wie das Aufsteigen der Sonne über den Horizont.
Dem Gürtel sind mittlerweile die beiden Oberarmreifen gefolgt, die sein weites Hemd so festhalten, dass ihn die Ärmel beim jonglieren nicht behindern. Auch in seine mit Glöckchen besetzten Stiefel ist er bereits geschlüpft. Nun angelt er neben Cleyron vorbei, nach den bunten Stoffstreifen, die er sich jeden Tag erneut in die Haare flicht. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügt, bevor er mit flinken Händen die Bänder einflicht.
Das Klimpern und Klirren, das seine Bewegungen begleitet hört er schon gar nicht mehr und der Gedanke, dass es seinen Gast stören könnte, kommt ihn nicht eine Sekunde in den Sinn.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 27. Okt. 2004, 16:55 Uhr
Cleyron verzieht ein weiteres Mal das Gesicht und seufzt leicht theatralisch auf. "Damit scheide ich für diesen Beruf wohl doch aus. Meine Ohren sind noch um einiges empfindlicher als die eines Menschen und ich gewöhne mich dummerweise auch nicht an so etwas." Das und die Tatsache, dass du niemals solche Kleider anlegen würdest, will ich doch hoffen!
Bei der Bemerkung, dass Rubelli früher in einer großen Gruppe unterwechs gewesen ist, muss er lächeln. Irgendwie erinnert ihn das ein wenig an Kana, auch wenn zwischen einem Stamm Wüstennomaden und einer Gruppe Schauspieler vermutlich nicht allzu viele Gemeinsamkeiten bestehen. Außerdem erinnert es ihn daran, dass auf dem Wagen zwei Namen gestanden haben. Mit einem bezeichnenden Blick bemerkt er die zwei Betten und wendet sich dann wieder Rubelli zu. Irgendwann wird er dieses Thema wohl einmal anschneiden müssen, wenn er nicht an seiner Neugier eingehen will, aber mit Sicherheit nicht jetzt. Genau. Wir warten mit den privaten Fragen, bis er nicht mehr glaubt, du wolltest ihn umbringen. Hast du bemerkt, wie nervös er für ein paar Sekunden geworden ist? Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, solltest du dieses Missverständniss jetzt aufklären, oder aber ihm ein paar schöne neue Löcher in den Hals verpassen und dich einmal so richtig gehen lassen...
Der Ehemalige streicht mit der Zunge in einer, auch für ihn selbst, befremdlichen Geste über den rechten Eckzahn. "Ich habe nicht erwähnt, dass ich kein menschliches Blut trinke, oder?"

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 27. Okt. 2004, 17:26 Uhr
Verwirrt schaut Rubelli zu Cleyron hinunter.
Langsam lässt er seine Arme sinken und beugt sich leicht vornüber, um dem vermeintlichen Vampir besser in die Augen sehen zu können.
Eine unheimliche Stille legt sich nach dem hellen Klingeln der Schellen über die beiden, denn Rubelli scheint zu einer Salzsäule erstarrt zu sein.
Er legt den Kopf leicht schräg, bevor er abschätzend meint: "Langsam zweifle ich daran, dass ihr mir die Wahrheit gesagt habt. Ich weiß ja nicht viel über Vampire, aber das sie für gewöhnlich eher im Dunkeln ihr Unheil treiben, das Sonnenlicht sie verletzt und das sie sich von Menschenblut ernähren, gehört so ungefähr zum Allgemeinwissen. ... Oder sind das alles nur Ammenmärchen und euer Völkchen ist noch mysteriöser, als man sich sonst immer erzählt?!
Rubellis graue Augen haben sich leicht verengt, während er angestrengt darüber nachdenkt was das alles nur zu bedeuten hat.

Will er mich in Sicherheit wiegen und dann unverhofft zuschlagen? Und wenn es wirklich stimmt was er sagt: warum erzählt er mir das dann? ... Ich werd aus diesem Typen einfach nicht schlau.

Rubellis langjährige Menschenkenntnis scheint ihm bei diesem außergewöhnlichen Gesellen hoffnungslos im Stich zu lassen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 27. Okt. 2004, 17:52 Uhr
Cleyron kann sich ein breites Grinsen einfach nicht verkneifen. "Ich sagte ja bereits, dass ich den Ausdruck 'Ehemaliger' vorziehe. Ich bin die
Ausnahme. Mal ganz davon abgesehen, dass es allgemein zwei Sorten von Vampiren gibt. Die zweite trinkt genau wie ich kein menschliches Blut. Würden wir es tun, verlören wir unsere Seelen. Das mit der Sonne ist meine persönliche Gabe...Sithech's Geschenk an mich. Ich kann mich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, als die Sonne zu meinen schlimmsten Feinden zählte. Im Übrigen: Ich sage immer die Wahrheit. Es ist häufig um einiges amüsanter, als zu lügen."

Der Ehemalige greift zu der dünnen Klinge, die an seinem Gürtel baumelt und ritzt sich leicht in den linken Unterarm. Es dauert zwar einige Sekunden, doch dann beginnt bereits der Heilungsprozess und nach einer knappen Minute ist von dem leichten Schnitt nichts mehr zu sehen.
"Das habt ihr vorher bei eurem Allgemeinwissen vergessen.", meint Cleyron schmunzelnd und steckt die Waffe wieder weg. "Regeneration. Außerdem können wir verschiedenen Tieren unseren Willen aufzwingen und noch ein paar andere Spielereien."
Er sieht Rubelli offen an und grinst dann bereits wieder. "Natürlich müsst ihr mir nicht glauben. Schließlich kann es mir relativ egal sein, aber soviel Misstrauen kränkt mich doch ein wenig."


Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 27. Okt. 2004, 18:06 Uhr
Rubelli nimmt Cleyrons Worte als gegeben hin, auch wenn er sich nicht ganz sicher ist, ob er ihm glauben soll.

"Ich bin mir nicht sicher ob Mißtrauen das richtige Wort dafür ist." meint Rubelli nachdenklich, während er sich wieder aufrichtet und das einflechten seiner Bänder und Federn fortsetzt. "Nennen wir es lieber vorsichtige Neugier. Wir Schausteller neigen nicht zu Vorurteilen, wenn wir Menschen begegnen. Davon bekommen wir selbt viel zu viel ab und wissen wie sehr das schmerzen kann. Dennoch sind wir vorsichtig, wenn sich jemand genauer für uns interessiert, der nicht unseresgleichen ist. ... Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie oft man Ziel von boshaften Scherzen werden kann, wenn man nicht auf der Hut ist."
Rubelli wirft einen letzten Blick in den Spiegel und befindet seine Haartracht heute für in Ordnung. Normalerweise hätte er sich jetzt geschminkt, aber er will Cleyron nicht von seinem Stuhl vertreiben, so dass er seine tägliche Reihenfolge etwas ändert.
Im Bewusstsein dessen was er heute Abend zu tun gedenkt, geht er wieder zurück zu seiner Kleidertruhe und sucht darin nach gewöhnlichen Kleidern.

Wozu eigentlich! Ich habe eigentlich nicht vor sie lange anzubehalten.

Kurz flackert der Gedanke auf und ist auch schon wieder verschwunden.
"Dabei sind gewöhnliche Menschen viel leichter an der Nase herumzuführen. Erinnert euch daran wie ich ohne Maske aussehe und seht mich jetzt an. Glaubt mir: die wenigsten Menschen würden mich auf der Straße erkennen, wenn sie mich mit Maske kennen gelernt haben."
Rubelli schüttelt leicht angewiedert den Kopf, bevor er Hemd und Hose in seinen Untensiliensack stopft.
Nachdenklich schaut er sich im Raum um ob er nicht noch was vergessen hat.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 27. Okt. 2004, 20:06 Uhr
Der Ehemalige wiegt nachdenklich den Kopf hin und her. Ein wenig ist er versucht, den Stuhl frei zu geben, denn für wenige Augenblicke war es nur zu offensichtlich, dass sich Rubelli eigentlich ans Schminken machen wollte. Andererseits...auf dem Stuhl ist es eigentlich recht gemütlich und solange er nicht ausdrücklich dazu aufgefordert wird ihn zu verlassen, sollte er es genießen.
Er zuckt leicht mit den Schultern. "Der Spott der Menschen ist einer der Gründe für meine Ehrlichkeit. Löge ich, würde ihnen das mehr Zündfeuer geben. Wenn ich ihnen aber sage, warum ich selbst im Sommer so blass bin, warum ich nie etwas esse oder ähnliches, dann bin meistens ich es, der sich über ihre Gesichter amüsieren kann. So gesehen habe ich es um einiges leichter als Ihr."
Ja...da gab es so einige interessante Geschichten...weißt du noch, wie sie dich beinahe auf dem Scheiterhaufen verbrannt hätten?!? Diese idiotische Angewohnheit von dir bringt uns nichts als Ärger ein!
Nun steht er doch auf und sieht sich noch ein wenig genauer in dem Wohnwagen um, auch wenn er weiß, dass es nichts zu entdecken gibt. Als er kurz lauscht hört er draußen einen Vogel vorbei fliegen. Beinahe augenblicklich verspürt er größte Lust, dem beengenden Lebensraum des Schaustellers zu entgehen und sich auf die Jagd zu begeben. Ein zweites Frühstück wäre wirklich nicht zu verachten.

Er beobachtet, wie der Schauspieler die gewöhnlichen Kleider in einen Sack stopft. Leichte Verwunderung steigt in ihm auf. "Ich würde Euch erkennen, aber man kann von Menschen nicht erwarten, dass sie über meine Nase verfügen. Wozu wollt Ihr euch nachher umziehen?"
Sieh dir noch einmal ganz genau seinen Ohrring an, dann kannst du dir die Frage auch selbst beantworten. Würdest du in dieser Aufmachung zu einer Verabredung erscheinen? Wohl eher nicht, oder?
'Die Möglichkeit gibt es auch, wenn der Ohrring nicht da wäre...Überhaupt, mann wird doch wohl noch fragen dürfen, oder?'

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 27. Okt. 2004, 23:28 Uhr
"Keine schlechte Idee von euch immer die Wahrheit zu sagen. ... Auch wenn ich bezweifle, dass es euch in eurem sicherlich nicht gerade kurzen Leben immer gelingt."
Vergnügt zwinkert Rubelli Cleyron zu, bevor er sich aus einem kleinen Schränkchen über seinem Bett ein Stückchen Brot herausnimmt und sich mit einem kleinen Messer einen dicken Kanten davon abschneidet.
Während Cleyron sich erhebt und neugierige Blicke über das spärliche Inventar des Schaustellerwagens wirft, lässt sich Rubelli auf sein Bett fallen und meint mit dem Kanten Brot in der Hand: "Ich hoffe es stört euch nicht, wenn ich nebenbei esse..."
Doch er wartet die Antwort nicht ab und beißt gleich ein gutes Stückchen von dem nicht mehr ganz so frischen Brot ab. Als er es runter gegessen hat, meint er leichthin: "Ein bisschen Stärkung braucht der Mensch. Wenn ich Glück habe, bekomme ich heute Abend etwas Warmes in den Magen, aber das war's dann auch schon. ... Und das ist auch gleichzeitig die Antwort auf eure Frage. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ein Schausteller am Tag so viel verdient, dass er damit auskommt? Wenn ich Glück habe bekomme ich an einem Tag so viel zusammen, dass es Abends für eine warme Mahlzeit und ein Bier ausreicht, aber das ist nicht immer der Fall. Und jetzt wenn die Tage wieder kühler werden, ist die Belustigung der Menge auf dem Marktplatz auch nicht mehr sonderlich angenehm. Wenn ich also Glück habe, kann ich hier in Talyra mein Winterquartier aufschlagen und mir mit einem wesentlich ... sagen wir mal ... wärmeren Job einen vollen Magen verdienen."
Grinsend und mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen schaut Rubelli Cleyron an, während er ein weiteres Stück von seinem Brot abbeißt.

Was er wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass ich meinen Körper verkaufe? ... Wenn ich ihm die Wahrheit sage, dann komme sicherlich ich in den Genuß des komischen Gesichtsausdrucks von dem er vorhin so belustigt erzählt hat.

Nahezu unbewusst wird Rubelis Grinsen breiter, während er an seinem trockenen Brot kaut.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 28. Okt. 2004, 10:13 Uhr
"Oh, die letzten paar Jahrhunderte hat es wunderbar funktioniert.", meint Cleyron ebenfalls zwinkernd und sich nun mit verschränkten Armen ab die Wand lehnend.
Stimmt, der Schauspieler muss sich sein Essen ja kaufen...es kann ja so praktisch sein, sich einfach einen Vogel aus dem Flug heraus zu krallen und damit für den Tag (oder die Nacht) eigentlich schon genug zu haben.
Gab es nicht mal eine Legende vom Schlaraffenland, wo das ganze so ähnlich war? Nur für Menschen?
Das Paradies der Menschen findet sich also im Tod...wie war er noch einmal zu diesem hochphylosophischem Gedanken gekommen?
Was heißt hier 'Gedanken'? Was du fabrizierst kann sich nicht einmal...mir fällt kein Name für diesen Schwachsinn ein!

Ohne auf Is weiter einzugehen, betrachtet der Ehemalige interessiert Rubelli. Bei dessen letzten Worten zieht er eine Augenbraue hoch, die je breiter das Grinsen wird, noch höher wandert.
Irgendwie wird er das Gefühl nicht los, das der andere da ein paar Sachen äusserst zweideutig meint.
Darauf wäre ich jetzt nie gekommen....
Gut, offensichtlich gibt es doch eine Sache in der Rubelli gegenüber dem Ehemaligen im Vorteil ist: Er muss sich nicht mit einer nervigen inneren Stimme herumschlagen. Zumindest wünscht Cleyron ihm von Herzen (?), dass es nicht so ist.

"Und sagt ihr mir auch, um was für einen Beruf es sich dabei handelt, oder soll ich raten?"
Sein Gesicht, vor allem sein wieder aufgetauchtes Grinsen, zeigt deutlich, dass er da bereits eine ziemlich genaue Vorstellung von hat. Die Person vor ihm erscheint ihm wirklich immer interessanter.
Du wirst ja richtig genügsam auf deine alten Tage. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, dass du in dieser Festung einfach zu unausgelastet bist, wenn du dich über jede kleine Abwechslung dermaßen freust!

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 28. Okt. 2004, 18:31 Uhr
Ahnt er etwas?! Sein Grinsen ist ja schon nahezu zu verdächtig.

Rubelli ist sich nicht sicher, aber er geht grinsend auf das kleine Spielchen ein: "Wenn ihr erratet was ich nebenher ... verkaufe, bekommt ihr eine kostenlose Probe davon."
Das kleine Zögern in Rubellis Stimme ist kaum wahrzunehmen. Als er ohne Unterbrechung weiterspricht, blitzen seine eisgrauen Augen vergnügt auf, während er zu Cleyron hinaufschaut.
"Das heißt, wenn ihr daran Freude finden könntet ..."

Schlecht sieht er ja nicht aus! Da hatte ich schon wesentlich häßlichere Männer in meinem Bett. ... Aber kann man einem Toten überhaupt noch körperliche Lustbarkeiten bringen?

Rubelli scheint für einen kurzen Moment verwirrt zu sein, doch dann schiebt er diese verrückten Gedanken beiseite und sein vergnügtes Lächeln gewinnt wieder die Oberhand. Er kann sich bei weitem nicht vorstellen, dass der Mann vor ihm auch nur ansatzweise auf sein Angebot eingehen würde.
Der Gedanke war einfach lächerlich!

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Cleyron am 28. Okt. 2004, 19:56 Uhr
Cleyron legt leicht den Kopf schief. Sein Grinsen ist für einen kurzen Moment verflogen, was wirklich selten ist.
Für einige wenige Augenblicke wirkt er nachdenklich, beinahe ein wenig melancholisch. Wenn er nicht grinst, merkt mann ihm sein Alter irgendwie an, auch wenn sich sein Aussehen überhaupt nicht ändert. Vielleicht liegt es daran, dass man sich dann ausnahmseweise auf seine Augen konzentriert und nicht auf den Mund.
Entschuldigung?? Is klingt tatsächlich ein wenig panisch. Sollte er das als Sieg für sich verbuchen? Du gehst doch nicht etwas darauf ein, oder? Hey, das kannst du nicht machen! Schon mal an mich gedacht? Ich wohne auch noch in diesem Körper und bisher habe ich nicht getan, was eine solche Aktion rechtfertigen würde, ich will nichts von Männern!!!
'Das ist dein eigenes Problem.'
Allein schon, um seine innere Stimme noch ein wenig mehr zu ärgern, beugt sich der Ehemalige vor und küsst Rubelli kurz, ehe dieser überhaupt reagieren kann. Allerdings zieht er sich auch genauso schnell wieder zurück. Kurz leckt er sich über die Lippen. Der Geschmack des Schaustellers ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Vielleicht ist es auch einfach nur der Geschmack eines Menschen, an den er sich wieder gewöhnen muss.
Er grinst wieder und zwinkert dem Schauspieler kurz zu.
"Ihr solltet vorsichtig mit euren Angeboten sein. Das nächste Mal gehe ich vielleicht darauf ein..."
Damit verlässt er den Wohnwagen und entschwindet Richtung Larisgrün. Nicht, dass er nicht noch gerne etwas geblieben wäre, aber das erschien ihm als der geignetste Moment, um Rubelli-für's erste-zu verlassen. Mit den Jahren entwickelt man ein gewisses Gespür für gute Abgänge. Schließlich ist es nicht wichtig, wie man kommt, sondern wie man geht.
Ach? Is scheint sich von seinem Schock erholt zu haben und beginnt erneut herum zu keifen. Auf so etwas verstehst du dich, aber nicht darauf, welches Geschlecht du normalerweise umwerben solltest! Ich versteh wirklich nicht, was diese Aurian je an dir gefunden haben könnte...
Er wird von Cleyron unterbrochen, der in leisem, aber gefährlichem Ton eine Warnung flüstert: "Wenn du nicht sofort still bist, geh ich zurück und nehme sein Angebot auf der Stelle an!"
Seine inner Stimme verstummt augenblicklich und lässt auch den Rest des Weges nichts mehr von sich hören.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 28. Okt. 2004, 22:19 Uhr
Gerade eben hatte Rubelli noch gedacht er hätte den Trumpf in der Hand, als er Cleyrons Lippen für die Winzigkeit eines Moments auf den seinen spürt.
Viel zu überrascht um reagieren zu können, starrt Rubelli den geheimnisvollen Mann über sich an; vernimmt dessen Worte kaum.
Erst als er sich umdreht und den Wagen verlässt, bekommt Rubelli die Kontrolle über seinen Körper zurück. Hastig steht er auf und eilt an die Tür seines Wagens, doch von Cleyron ist bereits keine Spur mehr zu sehen.
Sich am Türrahmen festhaltend, versucht Rubelli sich den Geschmack des Vampirs ins Gedächtnis zurück zu rufen, doch es gelingt ihm nicht. Er könnte noch nicht einmal sagen ob seine Lippen warm oder kalt gewesen waren. Dennoch hatte dieser Kuss eine seltsame Wirkung auf ihn ausgeübt.
"Ich werde darauf warten!" vertraut er dem Wind leise an, bevor er sich müde auf seinen Schminkstuhl fallen lässt.

Ganz und gar nicht! Er ist nicht häßlich. Im Gegenteil: er hat den Körper eines jungen Gottes und die Aura eines reifen Mannes. ... Für einen Moment konnte ich sie sehen. Jene Wahrheit von der er behauptet sie immer auszusprechen und sie doch verbirgt.

In Gedanken bei Cleyron und den verrückten letzten Minuten, macht sich Rubelli mechanisch daran sich zu schminken. Und immer wieder ertappt er sich dabei wütend, dass der Vampir ihn auf eine Art und Weise reizt, wie es schon lange kein Mann mehr getan hat.

Idiot! Schlag ihn dir aus dem Kopf.  schimpft er sich letztendlich beinahe rasend vor Zorn, während er seinen Jongliersack schultert und sich auf den Weg in die Stadt macht. Dennoch kann er Cleyron noch eine ganze Weile nicht aus seinen Gedanken streichen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 12. Juni 2005, 02:03 Uhr
das Inarifest


noch in den Strassen der Stadt
Rubelli schaut verzweifelt in das Gesicht seines Lieblings und wünscht sich eine beruhigende Stimme, die ihn tröstet.
Zu deutlich muss sich die Verzweiflung in seinem Gesicht widerspiegeln, denn auch auf Eades Zügen bricht der Schmerz über ihre verzweifelte Situation langsam durch.
Regunglos verharren sie so eine Weile und hängen ihren eigenen Gedanken nach, als Rubelli plötzlich hört wie Eade ihn zum gehen auffordert.
Es ist das gleiche Gefühl wie in den Tiefen der Unterstadt und wie ein Ertrinkender hängt sich Rubelli an diese wenigen Worte, die ihm Eades schon fast vergessene Stimme zurück ins Bewusstsein rufen.
"Was hast du gesagt?" flüstert er reflexartig und heiser, doch anhand von Eades verzweifelten Zeichen kann er verstehen, dass er es nicht bewusst gemacht hat.
Hoffnungslosigkeit gräbt sich tiefer in sein Gesicht, doch schließlich reißt er sich zusammen und folgt Eades Worten und Gesten, ergreift dessen Hand und verschwindet mit ihm gemeinsam in den abgelegenen Straßen der Stadt.
Zuerst führt sie ihr Weg in Richtung Ildorel - hin zu Eades geliebten Wasser. Doch als ihnen auf dem Weg dorthin immer mehr Leute begegnen, entschließt sich Rubelli einen anderen Weg einzuschlagen.
Zuerst führt sie ihr Weg wieder in Richtung Pfirsich, aber Rubelli will noch nicht wieder zurück in das überfüllte Haus. So führt er Eade kurzerhand aus der Stadt hinaus nach Norden zu seinem Schaustellerwagen, den er Eade bisher noch nicht gezeigt hat.

Beim Anblick des alten, vertrauten Wagens wird es Rubelli gleich um einiges leichter ums Herz. Die wieder einmal sanft abblätternden Letter des Schriftzugs, der ihre alte Nummer ankündigt, ist ein berühigender Anblick für Rubelli und das spürt Eade deutlich in dessen Händedruck.
Doch entgegen desser Erwartung, geht Rubelli zunächst nicht zu dem alten Wagen, sondern hinunter zu dem kleinen Fluss. Erschöpft lässt er sich dort ins Gras fallen und zieht Eade mit sich hinunter.
Eine seltsame Stille legt sich über die beiden Männer, die nur durch den Gesang der Vögel und dem sanften Rauschen des Windes gemildert wird.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Eade am 14. Juni 2005, 19:21 Uhr
Rubelli scheint nicht mehr zum Pfirsich zurück zu wollen und irgendwo innerlich versteht Eade ihn sogar, denn auch ihn selbst, zieht es weg von dem Freudenhaus und hin zum Wasser, wo ihnen jedoch, je näher sie dem Strand kommen, immer mehr Pärchen entgegentreten.
Schliesslich zieht der Schausteller ihn sanft, aber nachdrücklich von dem Weg ab, nach Norden und leicht neugierig, wohin Rubelli nun möchte, geht der Asrai neben ihm her, in Gedanken versunken und die Pflastersteine unter seinen Füssen betrachtend.
Erst als diese von dichtem, gründen Smaragdgras abgewechselt werden, huschen seine eisblauen Augen neugierig umher und ergründen die Bäume, die zu beiden Seiten hoch in den Himmel ragen und deren Blätter eine leises Melodie summen, von der sanften Berührung des Windes angetrieben. Ebenso sanft umfasst Eade Rubellis Hand und wirft ihm einen liebevollen Blick zu, sich gleichzeitig um seinen Geliebten sorgend, der noch immer aussieht, als würde er hin und hergerissen werden, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dieser seltsame Mann, der Zirkus und der Name der gefallen ist, Timothy, haben ihn mehr berührt, als dass der junge Mann es wohl zugeben möchte und ihn nicht von dem Schmerz erlösen zu können, der Rubelli wie einen zarten Nebelschleier umgibt, lässt eine lautlose Entschuldigung über Eades Lippen kommen. Sie wird jedoch ungehört von einer leichten Briese hinfort geweht und ein Schatten huscht über seine Züge, dringt flüchtig in sein Inneres und legt sich dort schwer und unverdaulich nieder.
Das Gras unter seinen nackten Füssen knickt ein, erhebt sich dann jedoch sofort wieder und der Weg den sie gegangen sind, ist nach kurzer Zeit schon nicht mehr ersichtlich, als hätte es ihn nie gegeben. Deutlich dringt jedoch nach kurzer Zeit schon ein leises Plätschern an sein Ohr und eine zärtliche Wärme legt sich um seinen Leib, der danach lechzt, das kühle Nass wieder einmal auf der Haut zu spüren.
Seine Aufmerksamkeit wird dann schlussendlich jedoch von etwas ganz anderem auf sich gezogen. Mitten in dem kleinen Paradies, zwischen Smaragdgras, Fichten und Tannen steht ein kleiner Pferdewagen, der so gut hier hinpasst, wie eine Katze in einen Hundezwinger.
Bunt bemalt, das Dach mit einer roten Stoffbahn überspannt und mit Rädern, deren besten Zeiten schon Jahre zurück liegen, zieht er jedes Augenmerk auf sich, das sich wohl gerade in der Nähe befindet. Doch als Eade den Schriftzug erblickt, fällt jegliches angedeutetes Schmunzeln von ihm ab und er bleib in gutem Abstand vor dem Wagen stehen, die an manchen Stellen bereits abgeblätterten Buchstaben, musternd und Rubelli einen fragenden Blick zuwerfend. Ist das hier der richtige Platz, oder ist es einfach nur der Ort, wo der junge Schausteller am besten in seiner Vergangenheit schwelgen kann, zu der Eade keinen Zutritt hat? Der Gedanke alleine lässt kalten Unmut in ihm aufsteigen, doch nichts davon zeigt sich auf seinen Zügen, wenn auch sogar ein Blinder auf zehn Fuss Entfernung, diese Tatsache registrieren würde.

Der Schausteller jedoch ist wohl gerade blind und taub zugleich, denn er sieht nur kurz zu dem Wagen hin und zieht Eade dann hinter sich her zu dem Bach, der leise ganz in der Nähe vor sich hinplätschert und so mit den Vögeln zusammen ein Lied singt, als würden auch sie die Leute mit ihrer Stimme berauschen und in einen Freudentaumel schicken wollen.
Der süsse Duft von blühenden Blumen steigt ihm in die Nase und betört seine Sinne, so dass er beinahe nicht mitbekommt, wie Rubellis Hand sich fester um seine schliesst und ihn so hinunter, auf das weiche Bett aus Moos, Gras und Farnen zieht. Der Wind fängt sich in schwarzem und weissem Haar und als sich Eade leicht zu dem jungen Schausteller neigt, vermischen sie sich, als würde Eis auf Asche treffen und sich ineinander verschlingen.
Ohne Vorwarnung schliesst der Asrai seinen Geliebten in die Arme und zieht ihn an sich, so zärtlich, als würde er einen Schmetterling in den Händen halten und die Flügel nicht berühren wollen, die bei Rubelli die Freiheit darstellen. Trotzdem umschliessen seine Arme liebevoll dessen Schultern und seine Hand streicht hauchzart über den Rücken Rubellis. Gerne würde er ihm sagen: „Hör zu, ich liebe dich und auch wenn dich die Vergangenheit schmerzt, so werde ich stets für dich hier sein und dir Sicherheit geben, in die du dich fallen lassen kannst, wenn du es möchtest“, oder aber: „Was auch immer du fühlst oder denkst, ich lasse dich nicht allein!“ Doch stattdessen huschen seine kalten Lippen nur über Rubellis Stirn und hauchen einen zärtlichen Kuss auf dessen Schläfe, bevor sie sich ihren Weg zu den verlockenden Lippen des jungen Mannes bahnen, die unter der Berührung leicht erzittern. Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt, vielleicht nicht der richtige Ort, so nahe an dem, was Rubelli schmerzt, doch Eade möchte ihn festhalten, äusserlich sowie innerlich und ihm geben wonach sein Herz lechzt. << Bei allen Göttern, erlasst ihm diese Schmerzen und heilt seine Wunden, bitte.>>

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 29. Juni 2005, 19:55 Uhr
Eade spürt Rubellis starke Arme, als sie sich um seine Schultern schlingen und ihn ganz nah an sich heranziehen.
Leidenschaftlich ergibt sich der Schausteller Eades Kuss und als sie sich trennen, erkennt Eade in den Augen seines Lieblings langsam wieder jenen schelmischen Glanz, der den Schausteller ausmacht.

Vergangen ist vergangen und jetzt bin ich hier - erneut geborgen in der Sicherheit in der Liebe dieses Mannes. ... Aber ich muss die Zeiten miteinander verbinden. Es wäre Eade nicht fair gegenüber das Wichtigste aus meinem früheren Leben nicht zu wissen.

Ein Lächeln spielt über Rubellis Lippen, als er Eade mustert und es hält sich auch noch, als sein Blick hinter ihm auf den Schaustellerwagen fällt.
Nur wenig verschleiert sich sein Blick, als er anfängt mit Eades langem Haar zu spielen. Nur leicht lockert er seine Umarmung, so dass er immer noch Eades kühle Wärme fühlen kann.
Gemeinsam lauschen sie noch ein Weilchen dem Raunen des Baches und dem Zwitschern der Vögel, bis Rubelli leise anfängt zu sprechen: "Wie viel Glück kann ein Mensch haben, wenn ihm im Leben zweimal die große Liebe begegnet? ... Timothy war der erste Mensch in meinem Leben, den ich bedingungslos liebte und der mir die Welt gezeigt hat. Er nahm mich unter seine Fittiche und machte mich zu dem Schausteller, der ich heute bin. Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben. ... Ja! Er hat mich zweimal vor dem sicheren Tod bewahrt. Das erste Mal, als ich von zu Hause weggelaufen bin und das zweite Mal, als er in meinen Armen starb."
Bisher hatte Rubelli diese Geschichte nur Chenyas erzählt und er wusste nicht so recht was Eade von seiner Lebensgeschichte halten mochte, doch irgendetwas in ihm zwang ihn nun alles zu offenbahren.
Für einen Moment hält er inne, während die Bilder jener längst vergangenen Nacht erneut in ihm aufsteigen und Timothys Stimme in seinen Ohren rauscht. Tränen vergießt der junge Schauspieler keine mehr, denn die hatte er bereits alle für seinen Geliebten vergossen.
Schließlich fährt er fort leise weiter zu erzählen: "Ich wäre ihm bereitwillig gefolgt in die Schatten des Todes, aber er ließ mich nicht. Er zwang mir das Versprechen ab hier zu bleiben, bis meine Zeit gekommen wäre. Und er wusste, dass ich es halten würde. ... Die erste Zeit ohne ihn war so unendlich schwer und es war mir egal was mit mir passierte. Ich hatte Timothy versprochen mich nicht absichtlich zu töten, aber nicht, dass ich auf mich acht geben würde. Doch dann erfüllte sich was Timothy schon lange vor mir wusste: ich hatte zu viel Liebe in meinem Herzen und sie schrie nach Freiheit und Atemluft. ... Doch sie fand erst wieder ein lohnendes Ziel, als ich dich fand."
Rubelli schaut Eade hypnotisierend in dessen eisblaue Augen und eine Wärme liegt auf den Zügen des Schaustellers, die der Asrai bisher nur selten an ihm gesehen hat.
"Ich liebe dich Eade und schenke nun dir mein Herz auf Gedeih und Verderb. Nur vergessen kann ich nicht ... Timo wird stets wie ein Schatten hinter mir stehen, aber er ist nicht mehr. Halte mich einfach im hier und jetzt gefangen Eade, damit ich dich so lieben kann wie du es verdienst."
Rubellis Augen schimmern leicht feucht angesichts der großen Gefühle, denen er in diesem Moment erlaubt ans Tageslicht zu treten.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Eade am 28. Juli 2005, 16:37 Uhr
Das Wasser plätschert verführerisch zu seinen Füssen, tanzt auf und ab und die Sonne bricht sich in goldenen und silbernen Flecken darin. Das Rauschen klingt betörend, wie ein leises Flüstern voller Versprechungen und Eade schliesst mit ausdrucksloser Miene die Augen, um die Stimme Rubellis darin wahrnehmen zu können. Leicht, das schelmische Timbre, das stets mitschwingt, wie ein unheilvoller Fluch, steigt sie zum Himmel auf, so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Nun schon viel zu lange, hat Eade seine eigene Stimme nicht mehr benutzt... kann sie nicht mehr benutzen und dunkle Bilder drohen ihn zu übermannen, doch er schiebt sie zur Seite und lauscht weiterhin den Worten des Schaustellers, dessen ganzer Leib leicht zittert und aus seinem Mund sprudelt die Vergangenheit nur so hervor, wie ein Wasserfall, den man jahrelang zurück gehalten hatte und der die dicken, kalten Mauern mit einem einzigen Schlag in kleine Reste zerbröselt hat. Fest hält der Asrai seinen Geliebten im Arm und wiegt ihn unmerklich vor und zurück. Langsam, ohne jegliche Hast und streicht mit dem Daumen über dessen Arm, um ihm zu verdeutlichen, dass er die schwere Last der Erzählung nicht alleine trägt.
Ob dies ein grosser Trost ist, das bleibt Eade verborgen, denn die Trauer, die sich nebelartig um sie schlingt und ihnen beinahe die Luft zum Atmen zu nehmen droht, erdrückt jede andere Emotion.
So war das also mit Timothy gewesen und so sah es nun aus. Weggerannt von zu Hause direkt in die Arme jenes Menschen, der ihm die Ewigkeit in einem Moment erbringen konnte und dann verlor er ihn, fest an sich gedrückt. Die Hilflosigkeit, dieses schwere, kalte Gefühl konnte gar den stärksten und stursten Willen brechen und es war kaum zu ertragen.
Ohne es zu wollen, zog Eade Rubelli ein wenig näher zu sich und zwang sich selbst, jegliche egoistische Emotion von sich fern zu halten, denn seine Sorgen konnten warten. Was waren einige weitere Tage, wo er schon mehr als ein Jahr darauf wartete, endlich zu verstehen. Trotzdem tauchte vor ihm das anmutige Gesicht Liades auf, von solcher Sanftheit, wie er es von den Menschen nicht kannte. Das Haar wie feengleiche Goldfäden und die Haut beinahe durchschimmernd und von der Farbe des Perlmutts. So gewohnt und doch unbekannt, völlig verloren in den Wirren seiner Gedanken, die viel wussten und doch nichts hervorbrachten.
Zeitweise hatte er sich erinnert. Nicht an Gesichter, oder Worte, oder Orte, jedoch an die sanften Bande der Liebe, die zwischen ihm und seiner Schwester bestanden und doch so unzerbrechlich waren wie Mithril.
“ ... Doch sie fand erst wieder ein lohnendes Ziel, als ich dich fand."
Rubelli sieht zaghaft über die Schulter zu ihm und noch im gleichen Herzschlag sind jegliche Gedanken an Vergangenes verschwunden und alleine die grossen, hellen Augen nehmen alle seine Sinne in Anspruch.
Er kann sich noch gut erinnern, wie sie sich zum ersten Mal wirklich gesehen haben. Bei Tanz und Musik, bei Gesang und Fest hatte der Schausteller ihm einen Platz angeboten, doch anstatt anzunehmen, hatte er lediglich den Beutel hingestellt und war wieder davon gegangen und dann... Grässliche Fratzen, Monster, Angst und der Tempel, überall Regen, der Bogen rutschig und er selbst kraftlos. Rubelli hatte ihn zurück gebracht ins Warme und da... da war es geschehen, dieser flüchtige Moment, als sein Herz sich zusammen gezogen hatte um sich zu öffnen und ein Gefühl einzulassen, von dem er noch nicht einmal in seinen Träumen gedacht hatte, das es wahrhaftig existieren würde. So heiss und voll des Feuers, welches das Leben durch seine Adern pulsieren liess und gleichzeitig weich und zärtlich wie die Kinder des Schneekönigs, die sich jahraus jahrein liebevoll über die Lande legten.

Eben diese Wärme, nur noch viel stärker, das es den Asria bis in die hintersten Winkel seiner Seele wärmt und sein schemenhaftes Lächeln entlockt, liegt nun auf den Zügen Rubellis. Worte sind meist wie lebendige Wesen: Sie kommen auf die Welt, sterben irgendwann und werden vergessen. Doch es gibt solche, die zu Helden werden und ebenso ergeht es den Worten, die gerade im Flüsterton, wie eine vorsichtige Entschuldigung, über die weichen Lippen huschen. Sie vergehen nicht einfach, sondern setzten sich fest, brennen sich in die Erinnerungen Eades ein. Gefangen halten soll er jenes Wesen, dem er die Freiheit schenken möchte.
Doch weder schüttelt er den Kopf, noch nickt er. Völlig regungslos huschten seine hellen, blauen Augen, die dem klarsten Eises des Immerfrosts in nichts nachstanden, über die edlen Züge des Schaustellers, zu dem weichen Smaragdgras bis zu dem harmonisch fliessenden Wassern und sogleich wieder zurück. In den nebelgrauen Spiegeln von Rubellis Seele glitzerte es, als hätten sich tausender kleiner Tautropfen in den Schleiern eingenistet. Unendlich zart wandert Eades Hand über den Arm seines Geliebten, über dessen Schulter um dort zärtlich den Hals hinauf zu wandern und dessen Wangen zu liebkosen. Zart gebräunte Haut, im goldenen Antlitz Shenras von einem bronzenen Film überzogen und das Gesicht von wilder Schönheit. Das rabenschwarze Haar wild und ungebändigt und blau meliert, als hätte es sich in der Farbe nicht entscheiden können.
Wie sehr wünscht Eade sich in diesem Augenblick, von seiner Stimme Gebrauch machen zu können, begreift jedoch, das es keine Worte gibt, die all das, was er ausdrücken möchte, hätten verständlich machen können und so wandern seine kühlen Lippen behutsam zu Rubellis Schläfe und hauchen ihm dort einen vorsichtigen Kuss auf den Haaransatz und seine Hände legen sich quer über die Brust seines Geliebten, um ihn zu umschliessen und gefangen zu halten, in all den von Liebe durchzogenen Gefühlen.
Der Wind streicht sachte über das Gras, und das Rascheln der jadegrünen Blätter steigt zu einem Chor an, der sich vermischt, mit dem Zwitschern der Vögel und dem gemütlichen Kaugeräusch der Pferde.
Es ist angenehm warm, zumindest wahrscheinlich für Rubelli, denn für Eade ist diese Wärme schon wieder zu viel und nach dem die Sonne schon beinahe hinter den königlichen Kronen der Bäumen des Larisgrüns verschwindet und dabei grüngoldenen Schatten auf die Zurückgebliebenen wirft, steigt er kurzerhand in den kalten Fluss des Baches hinein, um sich dort zu erfrischen. Das Essen fällt karg aus, doch nun im Sommer ist es ihnen auch wieder möglich sich das Geld auf dem Marktplatz zu verdienen, was sie beide auch voller Feuereifer tun. Eade spielt auf seiner Sitar und Rubelli fesselt das Volk mit Tanz und Gesang und seinen künstlerischen Einsätzen und entlockt dem Asrai so manches Mal ein sanftes Lächeln, das jedoch angesichts der vielen Leute, ebenso schnell wieder verblasst.
Zwei Siebentage ziehen ins Land und doch fand sich bisher keine Lösung für den Fluch und je länger die Zeit voranschreitet, desto mehr zieht sich Eade in sich zurück. Sein Gesicht wird kalt und starr und nur noch in seltenen Momenten ist es seinem Geliebten möglich, ihn zu einem seiner seltenen Lächeln zu bewegen.
In Eade wächst mehr und mehr der Wunsch, sich zu erinnern und zu ich selbst zurück zu finden, doch der karge Weg des Schmerzes offenbart ihm nichts und wieder nichts. Ob seiner Schwester ebenso geht? Innerlich zerfrisst die Sehnsucht nach Liade ihn, doch er kann es noch stets nicht akzeptieren und verdrängt jegliches Gefühl zu ihr in die dunkelsten Winkel seines Geistes, bis es beinahe zu einem körperlichen Schmerz wird und so schnappt er sich eines Abends einen Stock und schreibt in geschwungenen Lettern den Namen: „Liade“ in den nassen Boden, nahe des Flusses, hoffend, das Rubelli dies verstehen wird und sieht fragend zu dem Schausteller auf, der mit fragender Miene daneben gestanden hat.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 07. Aug. 2005, 13:54 Uhr
Rubelli ist froh, dass er Eade einen Großteil seiner Vergangenheit offenbahrt hat. Zumindest jenen Teil, der ihn zu dem trauernden Schauspieler gemacht hat, der jetzt noch ab und zu durch die Fassade aus Fröhlichkeit und Wortgewandheit durchblitzt.
Und irgendwann würde vielleicht auch die Zeit kommen, in der er Eade alle jene anderen Geschichten erzählen konnte, die seine Seele geformt hatten.
Erst einige Tage danach begreift Rubelli die volle Tragweite seiner Worte, denn jetzt begegnet er Eade auf eine ganz neue, viel offenere Weise. Doch gleichzeitig spürt er auch, wie sich sein Liebling immer weiter von ihm entfernt.
Hilflos muss Rubelli mitansehen wie die die Qual des Fluches Eades reine Seele immer mehr in Dunkelheit hüllt. Zu gerne würde Rubelli seinen Liebling einfach nur in die Arme nehmen und beschützen, aber er kennt den zeitlosen Asrai mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er dies in diesem Moment nicht zulassen würde.

Bin ich den mein ganzes Leben zur Hilflosigkeit verdammt?

Der Gedanke frisst sich immer tiefer in Rubellis Herzen, während er so gut wie möglich versucht Eades Kummer und Schmerz zu mildern.
Wenigstens sind sie nicht mehr im Haus eingesperrt und können draussen ihren Unterhalt verdienen. Doch mit jedem Tag läuft das Geschäft schlechter, denn die Ausstrahlung des Musikers und des Artisten spotten ihrer Darbietung.
Dementsprechend drückend ist die Stimmung, als sie wieder einmal am Fluß spazieren gehen und jeder seinen eigenen Gedanken nachhängt.
Schließlich ergreift Eade einen Stock und schreibt den Namen seiner Schwester in den Sand. ... Seit dem letzten Mal beim Schaustellerwagen war es ihm nicht mehr möglich gewesen, Rubelli in Gedanken zu erreichen und musste deshalb auf Schrift zurückgreifen, um sich mit ihm zu verständigen.

Will er zu seiner Schwester? Was hindert ihn daran - er kann jeder Zeit zu ihr gehen?
Rubelli begreift nicht ganz was Eade quält und so versucht er mit einem tiefen Blick in dessen eiskalte Augen zu verstehen.
"Es geht ihr wieder gut. Man kümmert sich um sie. ... Aber auch sie hat ihre Stimme verloren."
Rubellis Worte werden immer leiser, während er verloren hinunter auf Liades Name starrt, von dem er weiß, dass nur Eade ihn wirklich kennt.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 12. März 2006, 23:44 Uhr
wenige Tage nach Eades Tod

Ohne wirklich nach links oder nach rechts zu schauen, läuft Rubelli von Asrais Haus zum Verder Stadttor. Seine Gedanken sind tief mit der Vergangenheit beschäftigt, dass er das Hier und Jetzt nur am Rande seines Bewusstseins wahrnimmt.
Die Gerüche von verbranntem oder verwesenem Fleisch und der zu Asche gewordenen Häuser, die über der Stadt hängen frisst sich in seine Nase, aber sein Denken misst ihm keine besondere Bedeutung zu.
Viele Menschen bitten ihm auf seinem Weg um kurze Hilfe, um hier oder da einen zerbrochenen Balken aus dem Weg zu räumen, aber Rubelli hört sie nicht. Und sein glasiger, entrückter Blick tut sein Übriges, um die Hilfebedürftigen zum Schweigen zu bringen.

Schließlich hat er das Stadttor erreicht und passiert es mühelos; die Wachen eher mit den Menschen beschäftigt, die in die Stadt wollen, als mit denen, die sie verlassen.
Als er den Weg verlässt, um sich mitten durch das Larisgrün zu seinem Wohnwagen zu schlagen, wird er sich das erste Mal wieder seiner Umgebung bewusst.
Das Laub des fortschreitenden Herbstes raschelt unter seinen Füßen und die Bäume um ihn herum biegen sich sacht im leichten Wind. Doch der Geruch der zerstörten Stadt weht bis hierher und nimmt dem Wald seine angenehme Atmosphäre; nicht nur indem er den Geruch des Waldes überdeckt, sondern auch in dem er die Tiere verstummen lässt.
Rubelli ist es fast so, als würde er eine tote Welt betreten - eine Welt, die wie ein Spiegelbild seines Innenlebens aussieht.

Wie weit Rubelli noch in den Wald hineinstolpert, weiß er am Ende selbst nicht, doch letztendlich hört sein unnatürlicher innerer Motor, der ihn bis hierher gebracht hat, auf zu funktionieren und lässt ihn vornüber in die toten Blätter des Waldes fallen.
Dank der dicken Schicht Blätter fällt er jedoch weich und endlich umhüllt ihn der Geruch des Waldes und lässt ihn vergessen.

Seine Gedanken, die wenige Augenblicke zuvor noch in der Vergangenheit geweilt haben, verschwinden in den Schatten eines seltsam losgelösten Moments.
Weder fühlt er seinen ausgezehrten Körper, noch spürt er das schmerzhafte Klopfen seines verwundeten Herzens und auch die quälenden, verlangenden Gedanken von einst zehren für einen Moment nicht an seiner Seele.
Wie lange dieser Moment gnadenvoller Dunkelheit anhällt, weiß Rubelli nicht zu sagen, doch letztendlich stehlen sich doch wieder Gedanken in sein waches Bewusstsein.
Doch diesmal ist es weder Timothy, noch Eade, die ihn fröhlich zuwinken, sondern Freunde aus einem anderen Leben. Menschen an die er jahrelang nicht gedacht hatte; selbst in dem Moment nicht, in dem er seine Heimatstadt verließ - auch Calios ist dabei und mit ihm schließt sich der Kreis wieder zum hier und jetzt und endet erneut bei Eade.
Sein altes Leben hatte ihn eingeholt und es war wohl wirklich an der Zeit auf die ein oder andere Weise mit ihm abzuschließen.

Du machst gemeinsame Sache mit meinen Geliebten Mutter! Heißt das, dass du es gut heißt wie ich bin? Oder willst du, dass ich vergesse und so werde wie mein Vater?

Rubelli ist sich nicht sicher; schließlich hat er seine Mutter nie kennen gelernt. Aber tief in seinem Inneren ist er sich sicher, dass seine Mutter Timothy und Eade ebenso liebt, wie ihren eigenen Sohn. Doch genauso liebt sie ihren Mann und irgendetwas scheint nicht in Ordnung zu sein ... ihre Stimme hatte seltsam dringlich geklugen, als sie ihn zurück geschickt hatte.
Erst in diesem Moment wird Rubelli klar, dass er tatsächlich von den Toten auferstanden ist; dass ihn die Toten zurück geschickt hatten, um hier in den Immerlanden noch etwas zu erledigen.

Was soll meine Aufgabe sein? Timothy! Eade! Helft mir zu verstehen, damit ich endlich zu euch kommen kann.

Mehrmals formuliert er diese Bitte stumm in seinen Gedanken, doch er bekommt keine Antwort darauf.
Letztendlich verblassen auch sie im Nichts und begleiten Rubelli in die Dunkelheit der Traumwelt.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Ezri am 17. März 2006, 15:49 Uhr
Ezri stapft durch den kalten Wald, auf der Suche nach ihrem heutigen Mittagessen. Den angesengten Poncho hat sie sich fest um die Schulter geschlungen - die kunterbunte Seite nach oben, da sie heute etwas Farbe in die kalte Welt bringen wollte - und den kleinen Bogen, den sie sich gekauft hatte, nachdem sie den ihres Bruders in dem Chaos der Stadt verloren hatte, hält sie bereit in der Hand, als sie erneut den bunten Wagen erblickt.

Schon in den letzten Tagen war sie öfters hier vorbeigekommen und hatte sich gefragt, wer ihn wohl hier hingestellt hat, denn nie war jemand da gewesen. Und auch wenn der Wagen zu einem Schausteller passen würde, so wäre es doch ziemlich eigenartig, wenn dieser alleine unterwegs ist. Meistens waren diese Leute doch in großen Gruppen und mit vielen Wagen unterwegs.
Zumindest war es das, was sie auf ihren Reisen über diese Leute gelernt hatte. In der Steppe bei ihrem Stamm hatte sie nie Schausteller gesehen.

Während sie so über diese Frage nachdenkt, umrundet sie den Wagen und sieht auf einmal den Mann im Laub liegen.
Verwundert bleibt sie stehen und schaut ihn eine ganze Weile mit schief gelegtem Kopf an.

Was der wohl da macht? fragt sie sich nach einer Weile, in der sie ihn lediglich wie eine außerweltliche Erscheinung angestarrt hat ohne auch nur das geringste zu denken.
Er sieht ja schon ziemlich jämmerlich aus... Dabei denkt sie an ihre eigenen immer noch verbundenen Arme, die ihre großen Brandwunden vor Dreck schützen sollen und so sucht sie den Körper aus der Entfernung - sie steht immer noch gut und gern 20 Schritt von ihm entfernt hinter einem Baum -  nach Wunden ab. Allerdings lässt aus der Entfernung nicht wirklich etwas erkennen.

Als sie nun sicher fünfzehn Minuten einfach dagestanden hat, um den Mann zu mustern, entschließt sie sich doch, zu ihm zu gehen.
Er ist zwar ein Mensch - glaube ich - aber ich habe einen Bogen und ein Messer und er hat nichts, also wird er mir schon nicht gefährlich werden..

Als sie sich nun langsam und leise an ihn angeschlichen hat, hockt sie sich neben ihn und mustert ihn erneut einfach aus ihre großen schwarzen Augen, ohne ein Wort zu sagen. Vielleicht könnte sie ja so erkennen, ob er noch lebt..

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 13. Apr. 2006, 23:40 Uhr
Rubellis geistige und physische Erschöpfung beschehrt ihm dieses Mal zum Glück einen traumlosen Schlaf; zumindest kann er sich an nichts erinnern, als er sich des Geruchs des nassen Laubes unter ihm wieder bewusst wird.
Langsam öffnet er die Augen und starrt auf die alten Räder seines Schaustellerwagens - das einzige zu Hause, das er neben dem seines Vaterhauses, je gekannt hatte.

Aber ist es das noch: ein zu Hause?! Hier wartet niemand auf mich ... Aber wartet mein Vater auf mich? Mein Bruder? ...

Rubelli vergräbt sein Gesicht in den Blättern, während zahllose Gedanken und Erinnerungen auf ihn einstürzen.
Er hatte sein Elternhaus damals nur wegen seiner Stiefmutter verlassen ... gegen seinen Vater oder seinen Stiefbruder hatte er niemals einen Groll gehegt.
Aber woher sollte er wissen, dass sie ihn nicht für sein plötzliches Verschwinden hassten oder für das - was er jetzt war - verachteten?
Eine ganze Weile noch drehen sich seine Gedanken diesbezüglich im Kreis, bis er nach scheinbar endloser Zeit einen Ausweg findet.

Du wirst dir diese Frage für den Rest deines Lebens stellen Chris! Also mach es dir nicht so schwer und geh einfach zu ihnen.

Die Erkenntnis dieser Worte trifft ihm aprubt. Schon lange hatte er sich selbst nicht mehr bei seinem eigentlichen Namen genannt und fast ist es so, als würde er tatsächlich in der Zeit zurück gehen.
Und während er sich langsam auf seine Knie aufrichtet, vertraut er dem Wind flüsternd eine Botschaft an: "Ich werde gehen Mutter. Ich weiß noch nicht wohin mich dieser Weg führen wird, aber ich werde gehen."
Etwas mulmig ist ihm bei seinem Vorhaben schon, aber so wie es aussieht, verlangen die Toten genau das von ihm.

Als er sich schließlich soweit aufgerichtet hat, dass er auf seinen Knien im feuchten Gras sitzt, will er gerade seinen Kopf in den Nacken legen, um zum Himmel aufzuschauen, als er die Faunin neben sich bemerkt.
Wenn er etwas mehr im Magen hätte und ausgeruhter wäre, wäre er vermutlich blitzschnell auf dem Beinen gewesen und ein paar Schritte zurückgewichen. So mustert er die imposante Gestalt nur teilnahmslos mit seinen eisgrauen Augen.
Ihr Anblick ist ihm nicht fremd: hatten im Kampf um Asrais Gefährten doch auch zwei Faune an ihrer Seite gekämpft.
Was wohl aus all den anderen geworden ist?
Für einen Moment macht er sich Sorgen um die anderen, doch dann verblassen sie im Hier und Jetzt.

"Was machst du hier?" fragt er die Faunin schließlich mit heiserer Stimme, ohne den Blick von ihr abzuwenden.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Ezri am 15. Mai 2006, 15:59 Uhr
"Ich jage.", antwortet Ezri dem Mann und muss leicht zu grinsen anfangen. Es war schon irgendwie lustig, dass gerade ein Mann, der im galten Wetter auf einer Wiese liegt und schläft, fragt, was man am hellichten Tag im Wald tut.
Nunja, ich könnte ja natürlich auch seinen Wagen stehlen wollen, oder ein Haus bauen, oder.. Schachfiguren schnitzen. Wozu man halt so in den Wald geht.., denkt sie bei sich und muss nur noch mehr grinsen.

Schließlich richtet sie ihre Gedanken dann doch wieder auf die derzeitige Situation und ringt sich zu einer halbwegs ersten Stimmlage durch.
"Und was machst du hier, wenn die Frage erlaubt ist? Und jetz erzähl mir bloß nicht, dass du gerne dein Mittagsschläfchen draußen und ohne ein wärmendes Feuer hälst."

Sie setzt sich neben ihn auf den Boden und betrachtet ihn weiter. So wirklich fit sieht er ja nicht aus.
"Soll ich versuchen etwas zu jagen und dann wieder kommen? Du siehst ehrlich gesagt so aus, als ob du etwas zu beißen vertragen könntest..."
Man sieht, dass sie sich um den Fremden sorgt, auch wenn sie ihn nicht kennt.

"Man nennt mich übrigens Ezri." fällt ihr dann noch ein sich vorzustellen und sie neigt bei diesen Worten leicht den gehörnten Kopf, als Zeichen der Begrüßung.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 18. Mai 2006, 13:50 Uhr
Das Grinsen der Faunin berührt Rubelli nicht. Er weiß, dass sie über ihn lacht; dass sie sich über ihn und sein Aussehen amüsiert, aber es kümmert ihn nicht.
Die Tage an denen er sich darüber aufgeregt hat, dass andere sich über ihn lustig machen, gehören längst der Vergangenheit an.
Da wundert es ihn schon viel mehr, dass sich das Grinsen langsam in leichte Besorgnis wandelt und die Faunin ihm sogar anbietet etwas für ihn zu jagen.
Ich muss wirklich einen bemitleidenswerten Eindruck machen...

Doch bevor Rubelli ihr großzügiges Angebot annehmen kann, stimmt schon sein laut knurrender Magen für diesen Vorschlag.
"Danke!" krächzt er heiser, "Damit ... rettest du mir ... -wahrscheinlich - ... das Leben."
Seine Augenlider flattern leicht, als er dies zu ihr sagt. Noch immer fühlt er sich schläfrig und hohl, aber es gelingt ihm wenigstens die Augen offen zu halten und sogar ein kleines Lächeln auf seine Lippen zu zaubern.
Doch mehr bringt er für den Moment nicht heraus.
Seine Kehle fühlt sich an, als hätte sie jemand mit Sand eingerieben und schon die wenigen gesprochenen Worte brennen wie Feuer.
Er hofft, dass die Faunin versteht und ihm die restlichen Fragen später beantworten lässt ... nach dem Essen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Ezri am 22. Mai 2006, 15:22 Uhr
Als der Mann vor Schwäche kaum antworten kann, verliert Ezri keine Zeit mehr und macht sich auf, ihre Jagd fortzusetzten. Sie muss an sich halten, um nicht eilig und fahrig durch das Unterholz zu trampeln - vor allem weil sie weiß, dass es um diese Jahreszeit sowieso schon nicht leicht sein wird, etwas zu finden.

Auf ihrer Suche kommt sie an einem Wasserlauf vorbei und beschließt auch etwas Flüssigkeit für den Mann mitzunehmen,  doch sie weiß, dass feste Nahrung wohl wichtiger für ihn ist, damit er wieder ordentlich zu kräften kommt.
Doch es sollte noch eine knappe Stunde dauern, bis sie entlich einen Kaninchenbau mitsamt Bewohner ausfindig gemacht und diesen (mit mehr Glück als Verstand) auch gefangen hat.
Mit ihrer Beute in der Hand, beeilt sie sich zu dem Wagen und dem Mann davor zurückzukehren und ihn ein bisschen aufzupäppeln.

Bei dem Fremden angekommen, macht sie ein Feuer an - trockenes Holz gibt es ja zur genüge - legt ihren Ponco ab, den sie um Rubelli wickelt und bereitet das Kaninchen zu. Sie kocht nicht mit all zu großer Kunst, doch ihr schmeckt es und auch andere werden ihre Kochkünste wohl nicht für ungenießbar halten.
Mit dem Wasser und einigen Kräutern, die sie bei ihrem letzten Besuch in der Stadt gekauft hat, kocht sie außerdem noch einen Tee.

Mehr konnte sie für den Mann wohl nicht tun.

Naja, dann trinke ich in den nächsten Tagen halt wieder Wasser. Bis ich mir die Kräuter wieder leisten kann, wird der Winter wohl schon vorbei sein, so dass ich sie wieder selbst sammeln kann. innterlich zuckt sie gleichgültig mit den Schultern. Ihr war es schon wesentlich schlechter gegangen als hier, im Windschatten dieser großen Stadt.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 23. Mai 2006, 11:27 Uhr
Rubelli schaut der Faunin mit knurrenden Magen hinterher, die sich fast augenblicklich auf die Jagd macht, nachdem er mit ihr geredet hat.
Es dauert jedoch eine ganze Weile, bevor sich ihre imposante Gestalt wieder aus dem Unterholz schält.
Bis dahin fallen ihm mehrmals geschwächt die Augen zu, aber er schreckt immer wieder irrtiert hoch; fast so, als würde der beißende Hunger ihn nicht mehr richtig zur Ruhe kommen lassen wollen.

Doch als endlich ein kleines Feuerchen im Windschatten seines Wagens brennt, über dem ein kleines Kaninchen langsam garrt, kehren seine Lebensgeister langsam wieder zurück.
Der warme Poncho der Faunin und ihr heißer Tee tun sicherlich ihr übriges dazu.
Die Hände um eine kleine Tasse verkampft, die eigentlich viel zu heiß sein müsste, als dass sie jemand so halten kann, starrt Rubelli eine Weile ins Feuer.
Wirre Gedanken schießen ihm durch den Kopf und obwohl ihm eigentlich nach Weinen zu Mute ist, kann er es nicht mehr. Für einen Moment fragt er sich, ob er überhaupt noch zu einer Gefühlsregung fähig ist, weil er sich immer noch hohl und leer vorkommt. Da er jedoch tiefe Dankbarkeit für die Faunin empfindet, kann es wohl noch nicht ganz mit ihm zu Ende sein.
Außerdem wäre dann wohl auch die Liebe in meinem Herzen verschwunden. Und wie könnte ich euch so schmerzlich vermissen, wenn ich euch nicht länger lieben würde?

Fast unvermittelt durchbricht Rubellis Stimme schließlich das Prasseln des Feuers.
"Danke Ezri ... als ich hierher kam wollte ich sterben, aber als ich aufwachte, wusste ich, dass ich es noch nicht durfte. ... Meine Seharim müssen dich mir geschickt haben."
Dabei muss Rubelli unvermittelt lächeln - schließlich hatte Eade ihm immer wieder widersprochen, wenn er ihn seinen Seharim genannt hatte.
"Mein Name ist übrigens ... Rubelli!"
Das kurze Zögern in seinen Worten muss auffallen, aber er hatte sich erst während seiner Worte dazu entschlossen sich weiterhin so zu nennen, wie er seit Jahren gerufen wurde. Irgendwie hatte er noch nicht das Gefühl, dass er seinen alten Namen wieder tragen durfte.
Ich werde mich erst dann wieder in der Öffentlichkeit Chris Ruby nennen, wenn ich weiss, dass mich mein Vater nicht verstossen hat. ... Schließlich will ich seinem Namen keine Schande machen.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Ezri am 29. Mai 2006, 12:48 Uhr
"Hallo Rubelli.", erwiedert Ezri fröhlich lächelnd und geht auf den Rest seiner Rede erst einmal gar nicht ein. Sie sieht ihm beim Essen zu, gibt ihm frischen Tee, wenn seiner leer getrunken ist und wärmt sich am Feuer, welches sie am Brennen hält.
Sie hat zwar selbst Hunger, den bis auf die Reste des gestrigen Abendmahls hatte sie heute noch gar nichts zwischen die Zähne bekommen, doch sie hält sich zurück. Rubelli schien es nötiger zu haben als sie und eigentlich machte es ihr auch nichts aus, wenn sie mehrere Tage kein Fleisch bekam, sondern nur Beeren oder sonstige Pflanzen zu sich nahm.
Die Nähe der Stadt machte sie scheinbar träge.

Nach einer Weile fragt sie dann doch "Warum wolltest du sterben? Also ich kann ja verstehen, wenn man im Herbst und Winter ein bisschen niedergeschlagen ist, aber das ist dann doch übertrieben, oder?" Man sieht ihr an, dass sie die Worte ernst meint und nicht nur versucht einen flachen Scherz zu machen, um dem Thema seinen Schrecken zu nehmen.
Sie meint die Worte so, wie sie sie sagt. Allerdings wird in ihrer Stimme auch deutlich, dass sie es akzeptieren wird, wenn Rubelli nicht darüber reden will.

"Wenn du noch Hunger hast, dann sag Bescheid. Ich glaube zwar nicht, dass ich mit der Jagd heute noch einmal Glück haben werde, doch ich würde dann halt einfach in die Stadt gehen und etwas für dich einkaufen."

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 02. Juli 2006, 01:38 Uhr
Rubelli schüttelt müde seinen Kopf.
"Danke Ezri, aber ich brauche nichts mehr. Ein Bissen mehr und ich müsste mich übergeben. Mein Magen ist vieles Essen nicht gewohnt. ... Ich dank dir für dieses leckere Mahl."
Seine Stimme ist nach wie vor nur ein Schatten ihrer selbst. Von der Schaustellerstimme, die das Marktschreien gewöhnt ist, ist nur mehr ein leiser Hauch verblieben.

Eine ganze Weile sitzen sie so am Feuer und sagen kein weiteres Wort. Das Prasseln der Flammen ist das einzige Geräusch, das neben dem Gurgeln des kleinen Flusses und dem Rauschen des Windes in den Ästen zu hören ist.
Rubelli fühlt sich seltsam losgelöst, während sein Körper wie ein Stein an den Boden gefesselt zu sein scheint.
Einen bewussten Gedanken kann er lange nicht mehr fassen, bis er unvermittelt seinen Blick vom tanzenden Feuer lösen und gen Himmel richten kann.
Zwischen den weit ausladenden Baumkronen erhascht er hier und da das Licht eines funkelnden Sternes am Nachthimmel und ein leises Seufzen entweicht seinen Lippen in die Nacht.

"Weißt du Ezri ... manchmal kann der Tod sehr verlockend sein, wenn man allein auf dieser Welt ist. ... vor allem angesichts der Größe dieser Welt." meint Rubelli schließlich leise, bevor er unvermittelt anfängt zu erzählen, ohne sich dessen selbst richtig bewusst zu sein.
Fast ist es so, als würde er jemand anderen die Geschichte erzählen hören. Doch das konnte niemand, denn es war allein seine Geschichte und nur er hatte sie erlebt ... niemand war sonst dabei gewesen.
"Ich habe meinen Liebling verloren in der Dämonenschlacht. Ich habe ihn verloren, weil er seiner Schwester den Mann zurückgeben wollte, den sie so sehr liebte. Für ihre Liebe, habe ich meine verloren. ... Er war ein Magier, aber letztendlich gab er zu viel von seiner Kraft und fuhr über die purpurnen Flüsse. ... Das war das zweite Mal, dass ich meine Liebe verloren hatte und ich nicht wollte nicht warten. Ich wollte die beiden sofort wieder sehen."
Rubelli senkt seinen Kopf wieder und schaut auf die nahezu leere Tasse in seinen Händen.
"Aber sie lassen mich nicht die purpurnen Flüsse passieren, bis ich nicht zu meinem Vater zurück gegangen bin. ... Ich muss zu ihm, um die alte Geschichte endlich aus der Welt zu schaffen."
Den letzten Satz hat er nur mehr geflüstert und mehr zu sich selbst gesagt, als zu Ezri.
Irgendwo in seinem Bewusstsein ist ihm klar, dass seine Worte reichlich verwirrt klingen müssen, aber wie sollte man einem Sterblichen schon erklären, dass man von den Toten ins Leben zurückgeschickt worden war?

Ezri erwidert auf seine Worte zunächst ist und so ist es Rubelli, der erneut seine Stimme leise erhebt: "Aber ich sollte mich jetzt hinlegen. Ich muss zu Kräften kommen, wenn ich in den nächsten Tagen aufbrechen will. ... Ich würde dir ja gerne einen Unterschlupf für die Nacht gewähren, aber ich fürchte mein Wohnwagen ist zu klein für dich. ... Sehe ich dich morgen noch?"
Mit diesen Worten versucht er seine bleischweren Knochen zu bewegen, aber sie sind so steif, dass er hilflos wieder am Rad zusammenbricht, das ihn die ganze Zeit über gestützt hat.

"Verdammt!" entrutscht es ihm letztendlich wütend und für einen Moment ist der alte Rubelli wieder zu sehen, der so etwas wie körperliche Schwäche nicht akzeptieren kann.
Wütend schlägt er mit seiner rechten Faust ins Gras und beißt die Zähne zusammen, um nicht erneut laut zu fluchen.
Doch so schnell wie der Wutausbruch gekommen ist, verraucht er auch schon wieder und Rubelli lehnt sich müde erneut an das Rad.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Ezri am 02. Juli 2006, 12:57 Uhr
Ezri hört Rubelli aufmerksam zu und auch wenn es eim bisschen dauert, erkennt sie den Sinn seiner Worte, die ja schon etwas wirr klingen.
Als er versucht sich aufzurappelt und in seinen Schaustellerwagen zu gehen, bleibt sie einfach am Boden sitzen und beobachtet ihn.

Na, kein Wunder, dass es ihm so schlecht ging. Scheinbar war er mitten in das Chaos dieser Verrückten Stadt hineingezogen wurden.. Ich verstehe wirklich nicht, was die Menschen dazu bewegt, sich Städte zu bauen... Bei diesem Gedanken runzelt sie die Stirn und vergisst fast, dass sie eigentlich gerade dabei war, sich um Rubelli zu sorgen. Doch wenn sie einmal anfing über Menschen nachzudenken, dann konnte sie darüber alles vergessen.

Schließlich konzentriert sie sich aber doch wieder auf den kraftlosen Menschen da auf dem Boden und geht zu ihm. Sie hilft ihm aufzustehen - sollte er es zulassen - und in seinen Wagen zu gehen. Dabei meint sie nur, "Ich weiß wie es ist, wenn man den wichtigsten Menschen in seinem Leben verliert", allerdings klingt ihre Stimme bei diesen Worten nicht traurig oder bedrückt, sondern so, als ob sie über die Jagd oder sonst etwas normales erzählen würde. "Genau genommen kenne ich niemanden, der nicht schon einen Verwandten oder Geliebten verloren hat. Es gehört zum Leben dazu und ist eine Prüfung, die uns stärker machen wird.

Scheinbar wirst du in deiner Zukunft noch viel Stärke brauchen, wenn du diese schwere Zeit nun schon zum zweiten Mal durchleben musst.
Weine, wüte und hungere so viel du willst, aber letztendlich wirst du es trotzdem überleben und dann ist es wichtig weiterzumachen." Ezri lächelt ihm bei diesen Worten aufmunternd zu. Für sie ist das kein guter Rat, sondern einfach die Wahrheit und vor der muss man ja eigentlich keine Angst haben, oder?

"Wir sehen uns morgen, Rubelli." Meint sie noch, als der Mensch in seinem Wagen verschwindet. Dann schürt sie das kleine Lagerfeuer ein bisschen und isst etwas von dem zähen Trockenobst aus ihrer Tasche. Sie wird heute nacht wohl hier ruhen - jetzt war es sowieso zu spät um sich ein neues Lager zu suchen.
Mit dem Bild ihres verstorbenen Bruders vor Augen schläft sie schließlich an dem eingedämmten Feuer ein und träumt von den Zeiten, als ihre Familie noch fröhlich vereint war.

Titel: Re: Rubellis Schaustellerwagen
Beitrag von Chris Ruby am 12. Juli 2006, 23:34 Uhr
Als Ezri Rubelli hilft sich aufzurichten, damit er in seinem eigenen Bett schlafen kann, erzählt sie ihm vom Tod und das er einen stärker macht, als zuvor.
So ganz wollen ihre Worte nicht in sein Bewusstsein dringen, doch irgendwo im hintersten Fleckchen seiner Gedanken, gibt er Ezri recht, denn er hatte es ja schon erlebt.
Nur jetzt wollte er davon nichts wissen und so stolpert er mehr auf sein Bett zu, als das er wirklich geht.

Er hört noch wie Ezri hinter ihm die Tür seines Schaustellerwagens schließt und ihn somit der Dunkelheit überlässt.
Die Läden des Wagens waren ja nach wie vor verschlossen und so drang auch der flackernde Schein des kleinen Lagerfeuers nicht in sein kleines Heim ein.
Müde hangelt er sich langsam vorwärts und sinkt dann kraftlos und wie ein schwerer Sack Kartoffeln auf sein muffiges Bett.
Seit Wochen hatte er es nicht gelüftet und der Staub, der sich darauf niedergelassen hatte, kitzelte ihm unangenehm in der Nase, als er ihn aufwirbelte.

"Vergebt mir! Ich habe die Ehre meines Vaters beschmutzt, meine Ehre mit Füßen getreten und euer Andenken befleckt. ... Ich werde Sühne tun, sobald ich in der Lage dazu bin." flüstert er leise in die Dunkelheit hinein, bevor sein Bewusstsein in der Schwärze eines dunklen Traumes sinkt.
Für Alpträume ist er viel zu schwach und ausgezehrt, doch Rubelli weiß, dass sie wiederkommen werden, wenn er wieder bei klarerem Verstand ist.


Die nächsten Tage verbringt er mehr oder weniger die meiste Zeit in seinem Bett und schläft - teils von schrecklichen Alpträumen geplagt.
Das er dabei nicht verhungert, verdankt er allein Ezri, die selbstlos immer wieder nach ihm schaut und ihm mit Essen versorgt.
So kommt Rubelli langsam wieder zu Kräften und das Funkeln in seinen eisgrauen Augen wird mit jedem Tag stärker. Zwar überfallen ihn ab und zu immer wieder die grausamen Bilder seiner Vergangenheit, aber er hat sie gelernt zu akzeptieren; auch wenn sie noch so schmerzhaft sind.
Schließlich ist es soweit und Rubelli fühlt sich stark genug die Reise anzutreten. Ihm ist bewusst, dass es töricht ist zum Winteranfang aufzubrechen, aber wenn er in Talyra bleiben würde, hätte er die gleichen - wenn nicht sogar geringere - Überlebenschancen.
Seinen Schaustellerwagen hatte er schon in den letzten Tagen wieder fahrtüchtig gemacht, jetzt galt es nur noch ihn selbst wieder wie ein Mensch aussehen zu lassen.
Seit dem Tag an dem er Asrais Haus verlassen hatte, hatte er sich nicht mehr richtig gewaschen und roch auch dementsprechend.
So steigt Rubelli noch ein letztes Mal in den eisigen Bach und wäscht nicht nur sich selbst, sondern auch seine Kleider.
Zum Glück scheint die Sonne an diesem späten Herbsttag noch einmal so richtig, so dass seine Kleider bis zum frühen Nachmittag trocken sind.
Er hat sich gerade eine gelbblau gefleckte Hose angezogen, als die Faunin zu ihm ans Ufer tritt und ihn mit leicht gerunzelter Stirn mustert.
Die langen, roten Striemen auf seinem Rücken sind nicht zu übersehen, doch Rubelli winkt ab: "Das ist längst Vergangenheit. ... Jetzt zählt die Zukunft. Ich fühle mich stark genug meine Reise anzutreten. Ich bin schon viel zu lange in Talyra. Ich muss zu meinem Vater."
Damit zieht er sich ein reichlich ramponiertes Hemd über die Schultern und beginnt den Rest seiner Kleider wieder in den Wagen zu räumen.
Seine beiden alten Weggefährten hatte er schon längst angespannt, damit sie sich wieder an das Geschirr gewöhnen konnten. Es tut ihm leid, dass er den beiden alten Haudegen noch einmal die Last antun muss, aber Geld für neue Pferde hatte er nun einmal nicht.
Als er seine Sachen alle sicher im Wagen verstaut hat, wendet sich Rubelli noch einmal an die liebgewonnene Faunin: "Ich danke dir für alles Ezri. Ohne dich, hätten mich wahrscheinlich die Würmer schon längst gefressen. ... Ich hoffe wir sehen uns wieder ... hier auf dieser Welt oder jenseits der purpurnen Flüsse. Ich werde dich auf jeden Fall nicht vergessen."
Voller Dankbarkeit schaut Rubelli zu der Faunin empor, die ihn doch um ein paar Handbreit überragt. Diese schaut eine ganze Weile stumm zu ihm herunter, bevor sie trocken meint: "Mit Sicherheit nicht kleiner Mensch. Denn ich werde dich begleiten. Auch ich bin schon viel zu lange in Talyra und ich trau dir nicht. Entweder machst du auf dem Weg zu deinem Vater schlapp oder machst sonst irgendeinen Blödsinn. Und da ich momentan keinen besseren Weg habe, kann ich dich auch ebensogut begleiten."
Rubelli reißt erstaunt die Augen auf. Doch als er Ezris Worte erst einmal verdaut hat, meint er dankbar: "Gut! Mit dir an meiner Seite steigt die Chance erheblich, dass ich meinen Vater erreiche."
Mit diesen Worten schwingt er sich auf den Kutschbock und wickelt sich in die alte Decke, die dort für den Kutscher bereitliegt.
Gewohnt, dass Ezri all ihr Hab und Gut immer bei sich trägt, lässt er die beiden alten Pferde gemächlich antraben, so dass Ezri ihnen mit Leichtigkeit folgen kann.
Und so geht es mit heftigem Rumpeln auf die Reise.

Eine Reise ins Ungewisse, denn wo genau er eigentlich herkommt, weiß Rubelli überhaupt nicht.
Er kennt das Land in dem er aufgewachsen ist und den Namen seines kleinen Dorfes, aber das ist auch schon alles. Er hofft einfach nur, dass der Name Ruby weithin bekannt genug ist, dass er sein Elternhaus wieder findet.



Powered by YaBB 1 Gold - SP 1.3.2!
Forum software copyright © 2000-2004 Yet another Bulletin Board