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(Thema begonnen von: Wolfsblut am 03. Jan. 2005, 03:18 Uhr)

Titel: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 03. Jan. 2005, 03:18 Uhr
Der von Felon gebaute Unterstand wirkt eher wie ein improvisierter Lagerplatz, als wie ein Ort den Jemand längerfristig sein Zuhause nennen würde. An dichtes Unterholz angrenzend stecken vier knapp anderthalb Schritt hohe kräftige Äste im Abstand von jeweils zwei Schritten zueinander, senkrecht im Boden. An Ihrem oberen Ende hat jeder dieser Äste eine Gabelung, in die Waagerecht ebenfalls Stabile Äste eingelegt und mit dicken Lederschnüren fest umwickelt und befestigt sind.  Auf diesem Rahmen befindet sich eine dicke schicht miteinander verflochtene Nadelzweige, die von ein paar stützenden, dünneren Ästen gehalten wird und ein recht Regendichtes Dach bildet.
Während zwei Seiten vom Umliegenden Unterholz abgeschlossen sind, wird eine Dritte von einem großen, sorgfältig eingefetteten Fell, das dort aufgespannt ist geschlossen. Die vierte Seite liegt offen. Der Boden innerhalb dieser schlichten Behausung ist sorgfältig frei geräumt und beherbergt eine kleine Feuerstelle, die gerade groß genug ist um etwas zu kochen und direkt an dem seitlichen Fell eine Freie Stelle zum schlafen, die, wenn Felon anwesend ist mit ein paar Fellen ausgelegt ist.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 03. Jan. 2005, 04:03 Uhr
Als Felon zurückkehrt lässt er vor dem Unterschlupf seine Beute in den Schnee gleiten und sieht als erstes nach Shehera und ihrem Welpen. Zufrieden stellt er fest, das beide ruhig atmen und Sheheras Ohnmacht in einen tiefen Schlaf übergegangen ist. Auch er spürt langsam die Müdigkeit in sich aufsteigen, doch bevor er sich ruhe gönnen kann ist einiges zu tun. Felon packt mit den Fängen seinen Beutel und schleppt ihn nach draußen, wo er sich abermals verwandelt und sich beeilt seine Kleider überzustreifen. Etwas bedauernd schielt er nach seiner Weste, die nach wie vor Mutter und Kind bedeckt. Für den Moment wird das Wollhemd reichen müssen. Er zieht sein Jagdmesser aus dem Beutel und beginnt damit seine Beute mit geübten Handgriffen zu zerlegen.
Schnell geht ihm die vertraute Arbeit von der Hand, und bald hängen Stücke des Fleisches an ledernden Schnüren von dem Gestell seiner Momentanen Behausung. In einem schlichten, zusammengeschnürten Holzrahmen hat er das Fell aufgespannt nachdem er es weitestgehend gereinigt und gesalzen hat. Daraufhin flößt er Shehera nochmals einen Becher des heilsamen Kräutersudes ein, ohne das diese aufwacht.
Ein letztes mal verwandelt er sich, stärkt sich an den Resten seiner Beute und rollt sich schließlich unter dem dichten Flechtdach zusammen. Ein langes Gähnen entblößt seine Fänge, bevor er endlich den Kopf auf seinen Vorderläufen bettet und die verdiente Ruhe findet.

Als er einige Stunden später erwacht liegt Shehera noch in tiefen Schlaf. Behutsam, um sie nicht zu wecken, nähert er sich ihr und vergewissert sich das das Welpe die Stunden seines Schlafes lebend überstanden hat. Er tritt in das Licht hinaus, das die Nachmittägliche Sonne durch die Zweige der Bäume wirft und streckt sich ausgiebig, bevor er die Menschengestalt annimmt und sich in seine Kleidung hüllt. Leise kehrt er nach drinnen zurück und füllt den Rest des Kräutersudes in seinen Wasserschlauch, den er dann beiseite legt um widerwillig ein weiteres mal das Feuer zu entzünden. Abermals finden ein paar Handvoll Schnee den Weg in seinen kleinen, Rußgeschwärzten Kessel. Er schneidet einige kleine Stückchen von der Rehkeule, fügt etwas Salz hinzu und lässt alles in den Kessel gleiten.
Während die Fleischbrühe sich langsam erhitzt, näher sich Felon Shehera und geht an der gleichen Stelle wie gestern in die Hocke. Mit ausgestrecktem Arm rüttelt er behutsam an ihrer Schulter, um sie zu wecken. Wach auf Shehera, dein kleines ist hungrig

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 03. Jan. 2005, 11:35 Uhr
Zur Vorgeschichte! (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1030812551;start=315)

Wie in aus einem fernen Traum fühlt Shehera eine Berührung an ihrer Schulter und ein leichtes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, als ihr Geist ihr vormacht, es sei alles nur ein böser Traum gewesen. Doch langsam wacht sie auf und die Schmerzen sind noch immer da, genau wie das warme, feuchte Gefühl an ihren Oberschenkeln und sie hört das Knacken von Holz, welches die Flammen nährt, die ihr scheinbar aus weiter Ferne Wärme spenden. Langsam öffnet sie die Augen und sie fühlt ein leises Strampeln auf ihrem Bauch und als sie in die grauen Augen Felons sieht, wird ihr schlagartig klar, dass das alles kein Traum war. Kein schrecklicher Traum, aus welchem sie je aufwachen könnte, keine Lüge ihres Gehirns, welche sie durchschauen könnte und nichts auf der Welt könnte das Geschehene je wieder ändern. Das flackernde Licht des Kochfeuers spiegelt sich in der salzigen Träne, die über ihre Wange läuft und hinterlässt den Eindruck einer zähen Glut, die sich einen Weg über das unschuldige Weiss des Schnees bahnt.

Sheheras Hautfarbe unterscheidet sich kaum mehr von der des schneebedeckten Bodens um sie herum und ihre Lippen sind nun kaum noch zu erkennen. Ein paar frische Schneeflocken fallen auf ihr Gesicht und die Felle darum herum und langsam werden sämtliche Spuren der Vergangenheit durch das Geschenk des Winters  verdeckt. Nur in Sheheras Inneren kann der Winter dies nicht schaffen und sie ist sich sicher, dass die inneren Wunden nie heilen werden, selbst wenn die äusseren es schaffen sollten. Sie kann den Blick Felons nicht deuten, doch das leise Wimmern, welches Shaumar von sich gibt, sagt ihr genug. Seufzend und mit aller Kraft, die sie noch aufbringen kann, versucht sie sich zur Seite zu rollen, doch selbst das schafft sie nicht mehr. Eine unbändige Wut auf sich selbst steigt in ihr hoch und am Liebsten möchte sie sich selbst verfluchen, denn sie ist sich sicher, dass es ihr nicht möglich sein wird, das zwei Monde zu früh geborene Kind wirklich durchzubringen.

Ohne ein Wort über die Lippen zu bringen hält sie sich an Felons Hand, die sich noch immer auf ihrer Schulter befindet, fest und zieht sich mit grösster Anstrengung zur Seite, während die andere Hand kaum noch genug Kraft besitzt, um das lediglich etwa zwei Stein schwere Kind zu halten. Endlos lang scheint sie zu brauchen, um das Hemd zu öffnen und sie denkt schon jetzt daran, dass sie die Schnürung wohl kaum mehr zubekommen wird in ihrem Zustand. Sie legt das Kind an, als dieses bereits vor Hunger schreit und sie ist sich sicher, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn Shaumar dies überhaupt kann. Noch immer kommt kein Laut über ihre Lippen, als sie Felon erneut ansieht und ein Nicken zeigt ihre wiederholte Dankbarkeit. Shehera geniesst die Ruhe und wüsste im Moment auch überhaupt nicht, was sie sagen sollte, doch vielleicht würde der Mann vor ihr ja noch irgendetwas wissen wollen. Ihr graut vor der Vorstellung, er würde sie schliesslich doch noch fragen, warum sie die Rinde gegessen habe, doch macht sie sich nicht lange Gedanken darüber.

Langsam und schwach fängt Shaumar zu trinken an, doch muss Shehera erneut helfen und ihm das stärkende Getränk förmlich in den Mund pumpen. Sie bemerkt, dass das Kind immer schwächer anstatt stärker wird und tiefe Sorgenfalten bilden sich zwischen ihren Augen, als sie daran denkt, dass sie das Baby schlussendlich wohl doch umgebracht haben wird.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 03. Jan. 2005, 14:13 Uhr
Als ein lächeln sich kurzzeitig auf Sheheras Gesicht widerspiegelt, atmet Felon beruhigt auf. Auch die darauf folgende Enttäuschung in ihrem Blick ändert nichts an seiner Erleichterung dass sie überhaupt noch aufwacht. Sie sieht aus wie tot. Einen Moment lang wird seine Aufmerksamkeit von der einsamen Träne in den Bann gezogen, die über Sheheras Wange rinnt.
Dann beginnt das Welpe zu wimmern, sie packt seine Hand und beginnt sich kraftlos auf die Seite zu ziehen. Der kleine schreit inzwischen vor Hunger, als sie ihn endlich anlegt. Wie Phantome kehren die Fragen der gestrigen Nacht in seinen Geist zurück, doch er beschränkt sich darauf, ihr Nicken mit einem Lächeln zu erwidern und wendet sich stattdessen seinem Beutel zu. Er weiß dass er etwas Stärkeres als das Herzelkraut brauchen wird, wenn er beide durchbringen will. Zinngras wäre gut, geht es ihm durch den Kopf und er erinnert sich an den leicht würzigen Geschmack, den er damals durch den Honig herausschmeckte, als er nach seinem ersten Kampf mit herumstreunenden Nargen viel Blut verloren hatte. Mit besorgtem Gesichtsausdruck wühlt er in seinem Beutel nach weiteren der kleinen Kräutersäckchen, die er eigentlich für eigene Wunden mit sich trägt.
Schließlich zieht er einen kleinen Lederbeutel daraus hervor, dem der richtige Geruch anhaftet. Ein erleichtertes Seufzen kommt über seine Lippen, als er den Beutel öffnet um sich des kleinen Vorrats zu vergewissern. Das sollte ausreichen
Felon greift nach dem Kessel, nachdem er den kleinen Lederbeutel sorgfältig verschlossen hat, und hebt ihn aus dem Feuer. Mit dem misstrauen eines Geschöpfes der Wildnis behält er dabei die Flammen im Auge. Daraufhin greift er nach dem Holzbecher und schöpft etwas der Leben spendenden Brühe damit ab. Den Rest gießt er in eine Schale die aus demselben Holz wie der Becher geschnitzt zu sein scheint. Während Shehera noch stillt, reinigt er den Kessel kurzerhand im Schnee neben der Unterkunft und füllt zwei weitere Handvoll davon hinein, bevor er ihn wieder in der Feuerstelle abstellt.
Dann geht er abermals auf dem selben Platz wie zuvor in die Hocke. Viele Fragen spiegeln sich in seinen Augen, aber er weiß das jetzt nicht der Zeitpunkt dafür ist. Als Shehera sich matt auf den Rücken zurückrollt und den kleinen auf ihrem Bauch bettet, nimmt Felon den Becher vom Boden auf und reicht ihn ihr wortlos.  Sich noch gut ihres Zurückweichens in der letzten Nacht erinnernd, hilft er ihr nur, sich halb aufzusetzten und schiebt ihr dann kurzerhand den Beutel mit seinen Habseligkeiten als Stütze unter den Nacken.
Ihm ist der sorgenvolle Ausdruck, der beim stillen auf ihren feinen Zügen lag, nicht entgangen, der Welpe scheint offensichtlich schwächer geworden zu sein, doch weiß er nicht was er dagegen tun könnte.  Bevor Shehera reagieren kann hat er mit einer Sanftheit, die man seinen groben Händen nicht zugetraut hätte, den Welpen gegriffen und hebt ihn nah an sein Gesicht „Wie kann ich dich bloß stärken, kleiner Krieger?“ brummt er mit leiser Stimme.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 05. Jan. 2005, 11:41 Uhr
Kraft- und scheinbar lustlos saugt der kleine Junge an seiner Nahrungsquelle, und während Shehera sich noch Sorgen macht fängt er an zu quengeln. Sie versucht erneut, etwas mehr Nahrung in seinen Mund zu bekommen, doch nützt es scheinbar nichts mehr. Der Kleine löst seine Lippen von ihrer Brust und zappelt unruhig, sichtlich ist er noch hungrig, doch es ist nichts mehr da, was Shehera ihm anbieten könnte. Sie bekommt gar nicht mit, was Felon neben ihr macht und als er neben ihr wieder in die Hocke geht, hat sich der Kleine schon wieder etwas beruhigt. Noch immer ist er zapplig und quengelig, doch wenigstens scheint er nicht mehr gleich losschreien zu wollen, lediglich sein suchender Mund zeugt noch davon, warum er nicht schlafen will.

Shehera sieht die Fragen in Felons Augen, aber er spricht sie nicht aus, was die Geschichtenerzählerin überhaupt nicht stört, im Gegenteil. Sie ist froh, dass sie nun nichts beantworten muss und die kompromisslose Hilfe des Mannes erstaunt sie mehr als es sonst jemals etwas in ihrem Leben geschafft hat. Sie rollt sich auf den Rücken zurück und hält Shaumar erneut auf ihrem Bauch fest, wo er sich langsam beruhigt, während er ihren Atem fühlt. Felon schiebt ihr seinen Beutel unter den Nacken, nachdem sie erneut zurückzuckt, als er sie berührt und sie fragt sich ernsthaft, warum sie noch immer Angst vor ihm hat. Sichtlich hat er nicht vor, ihr oder dem Baby etwas anzutun, im Gegenteil, doch kann sie die Geschichten, welche sie über Wargs gelesen, gehört und selbst erzählt hat, nicht einfach vergessen.

Dankbar sieht sie zu ihm auf, als er Shaumar an sich nimmt und atmet einmal tief durch, um sich selbst zu beruhigen. Die Angst, der Kleine würde sofort anfangen zu schreien, als Felon ihn nah an sein Gesicht hält, bewahrheitet sich zu ihrer Erleichterung nicht. Sie hört seine Worte und ihr Gehirn fängt an zu arbeiten, sich an die Gespräche mit Morgana erinnernd, welche sie in den zwei Siebentagen hatten, in welchen Máel an's Bett gefesselt war. Allein der Gedanke an den Elben lässt erneut eine Träne aus ihrem Augen kriechen, verstohlen wie ein Dieb mitten in der Nacht und mit einer schwachen Bewegung wischt sie diese weg. "Moosflechte." sagt sie leise, um ihre inneren Gefühle nicht mit der Stimme nach aussen zu tragen. "Moosflechte benutzt man auch als Ersatz für Getreide... man kann es in schweren Zeiten essen." fährt sie fort. Sie hofft, dass Felon weiss, was sie damit meint. "Es fördert die Milchbildung."

Ihr Gesicht ist noch immer Schmerzüberzogen und das Pochen und Stechen in ihrem Unterleib scheint kein Ende nehmen zu wollen. Sie überlegt erneut, was man wohl gegen die Schmerzen machen könnte, doch fällt ihr einfach nichts ein. "Und wenn Ihr etwas wüsstet, das mir die Schmerzen etwas nimmt, wäre ich sehr froh." Erst nach den Worten dreht sie den Kopf zu Felon und blickt ihn bittend an, doch der Schmerz vernebelt ihre Sicht und sie fühlt, wie die Schwärze der Bewusstlosigkeit erneut ihre Klauen nach ihr ausstreckt.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 05. Jan. 2005, 13:09 Uhr
Eine Weile blickt Felon gedankenverloren in das winzige Gesicht des Jungen, der ohne ein  Zeichen von Unmut in seine großen Hände gebettet liegt.
>"Moosflechte."< reißt Sheheras leise Stimme ihn aus seinen Grübeleien. Er wendet seinen Blick ihr zu und abermals ist es die glitzernde Träne die ihn für einen Lidschlag fesselt. Der Hauch von Traurigkeit in ihrer Witterung schenkt dem salzigen Juwel eine Bedeutung.
> Moosflechte benutzt man auch als Ersatz für Getreide... man kann es in schweren Zeiten essen." Es fördert die Milchbildung."<
Aufmerksam lauscht er ihren Worten, schüttelt dann aber bedeutsam den Kopf. „ Das wird sich nicht finden lassen, die Weiße Kälte bedeckt den Boden schon zu lange.“ Mit diesen Worten legt er den Welpen behutsam wieder auf ihren Bauch zurück.
„Aber den Schmerz kann ich dir vielleicht nehmen“ sagt er mit dem Gedanken an den kleinen Beutel mit der Kräutermischung für die Wunden, den er vor wenigen Momenten so erleichtert gefunden hat und die auch das Zinnkraut enthält. Gut kann er sich an die Wohltuende Wirkung dieser Mischung erinnern und daran wie der Schmerz durch sie erträglich wurde.
„Du musst dich stärken“ mit diesen Worten deutet er auf den Becher in ihrer Hand, dem sie bisher kaum Beachtung geschenkt hat.
Er wendet sich um und greift nach dem kleinen Beutel, um ein wenig seines Inhaltes in das Inzwischen kochende Wasser zu streuen. Schnell breitet sich der Geruch nach dem Sud aus, der ihm selbst im vergangenen Tagen so oft Linderung verschaffte.
Als er sich Shehera wieder zuwendet nimmt er zufrieden zur Kenntnis dass sie den Becher bereits an die Lippen geführt hat.
„Der Aufguss in dem Kessel wird den Schmerz vertreiben und die Blutung versiegen lassen.“ richtet er wieder das Wort an sie.“ Aber ich weiß nicht was ich für die….Milchbildung….tun kann“.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 05. Jan. 2005, 22:34 Uhr
Shehera hört zwar Felons Worte, doch versteht sie deren Bedeutung nicht. Ihr Geist will die Worte einfach nicht aufnehmen und sie schliesst die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Doch nützt auch dieser kleine Trick nichts und als er ihr das Baby zurück auf den Bauch legt, wickelt sie ihn instinktiv in ihren Mantel, wie sie es die ganze Zeit schon tut. Langsam fängt sie an, den heissen Tee zu trinken, welchen sie schon in der Hand hält und selbst der starke Geruch der Kräuter vermag es nicht mehr, ihre Empfindungen zu erreichen. Sie hat die grösste Mühe, nur den Becher zu halten und es erfordert grösste Konzentration, den Tee nicht zu verschütten. Kleine Schweissperlen bilden sich auf ihrer Stirn und an den Schläfen, während sie versucht, alles von dem Tee zu trinken doch schliesslich lässt sie ihre Hand matt und schwach sinken und stellt fast die Hälfte davon zurück auf den Boden.

Noch immer erfasst sie den Sinn seiner Worte nicht und von weither scheint seine Stimme zu kommen, als sie lediglich mitbekommt, dass er etwas über ihre Milchbildung sagt. Sie weiss, dass sie mehr als einen Tagesmarsch von Talyra weg ist und doch sieht sie keine andere Möglichkeit, als irgend ein Kraut dafür dort zu holen. Sie ist viel im Larisgrün umhergeirrt und hat keine Ahnung, wie weit sie wirklich von der Stadt weg ist. Mit etwas Glück ist sie immer wieder näher zur Stadt gegangen, um sich dann wieder zu entfernen und es ist doch nicht ganz soweit zurück. Ihr ist klar, dass Shaumar nicht überleben wird, wenn er nicht genug zu Essen bekommt, denn er ist so schon viel zu schwach und eigentlich müsste man ihn in die Stadt bringen, wo eine geübte Amme sich um ihn kümmern kann. Um nichts auf der Welt werde ich ihn aus den Händen geben! Die Hitze von Fieber fängt an, ihren Körper zusätzlich zu belasten und sie fühlt sich, als würde sie innerlich verbrennen, während sie äusserlich vor Kälte zittert. Shehera fühlt sich matt und schwach und fast wünscht sie sich, einfach aufzugeben und doch ist da die Wärme auf ihrem Bauch, welche sie einfach wegwischen wollte und nun doch so froh ist, sie zu haben.

Die Schwärze kriecht durch ihren Körper bis zu ihrem Geist, wo sie sich fast unbemerkt breit macht wie der Nebel, welcher von Ildorel langsam über den Strand bis nach Talyra zieht und alles einhüllt, das sich ihm in den Weg stellt. Shehera erinnert sich, dass sie die Stadt in Richtung Brioca verlassen hat und würde Felon der Strasse zur Weltenstadt folgen, würde er automatisch beim Platz der Händler ankommen. Mit etwas Glück würde er dort die Kräuter finden, die er braucht, um ihr zu helfen. "Talyra." ist schliesslich alles, was ihre rauhe Kehle verlässt, als sie sich geschlagen gibt und ihrem Körper gibt, was er verlangt - Ruhe und Schlaf.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 10. Jan. 2005, 13:07 Uhr
Als Shehera in die Ohmacht hinabgeleitet, fängt Felon sie mit einer schnellen Bewegung auf und lässt sie behutsam auf das Lager sinken. Talyra…….Sosehr er sich auch gegen den Gedanken sträubt, zum ersten mal einen der großen Menschenbauten zu betreten, weiß er doch das es die einzige Möglichkeit ist. Mit einem seufzen dreht er sich um und räumt Kräuterbeutel und Becher beiseite. Vorsichtig legt er ein paar scheite ins Feuer.
Dann greift er seinen Beutel und verlässt den Unterschlupf. Endlose Minuten vergehen, während er nur da steht und in den Himmel blickt. Schließlich legt er seine Kleider ab und verstaut sie in dem Beutel.
Jetzt ist es also so weit........  Felon leitet die Verwandlung ein und einen Lidschlag später packt der gewaltige Grauwolf den Beutel mit den Fängen. Er wendet sich nochmals um und schaut Shehera und ihr kleines an, das sich leise wimmernd unter den Fellen regt. Dann beginnt er mit langsam in Richtung Talyras zu traben, erst zögernd, dann immer schneller bis er letztlich mit Raumgreifenden Sprüngen durch die nächltichen Wälder hetzt.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 10. Jan. 2005, 13:34 Uhr
Viele Stunden sind durchs Land gezogen, und die Nacht beginnt dem Morgen zu weichen, als Felon schließlich den Unterschlupf erreicht. Das Feuer ist bis auf eine schwache Glut heruntergebrannt und Shehera scheint noch zu schlafen. Felon legt den Beutel ab und schleicht näher. Vorsichtig stupst er das Welpe mit der feuchten Wolfschnauze an und nimmt zufrieden dessen leise Unmutsäußerung zur Kenntnis. Tapferer kleiner Kerl… Felon zerrt den Beutel in den Unterschlupf und steckt die Schnauze hinein, um einen Moment später  das Leinenbündel mit dem Mooskraut hervorzuziehen. Lautlos legt er es neben der schlafenden Shehera ab.
Eine Verwandlung und paar Holzscheite später prasselt das Feuer abermals kräftig genug um etwas Wärme in dem Unterschlupf zu erzeugen. Felon legt erschöpft seine Kleider an und eines der Felle über seine Schultern. Mit einem Gähnen, das wie in seiner Wolfsform die Spitzen Reizzähne enthüllt, lehnt er sich gegen einen der hinteren Pfosten, zieht das Fell fest um sich und gibt sich der Ruhe des Schlafes hin.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 11. Jan. 2005, 19:29 Uhr
Mehrmals hat das quäken des Kleinen Shehera geweckt und das erste Mal, als sie aus dem tiefen Schlaf aufgeschreckt ist, fühlte sie sich mehr als verlassen. Sie hat sich umgeblickt und bemerkt, dass Felon nicht da war und alles, was sie dachte war, dass sie jetzt wohl doch sterben würde. Doch das Feuer hat sie jedesmal gewärmt und mit aller Kraft hat sie das Baby gestillt, damit es wenigstens ruhig war und irgend etwas gegessen hatte. Shaumar wurde immer schwächer und Shehera wusste selbst, dass sie unbedingt etwas tun musste, denn wenn sie weiter ihre Kraft für das Kind braucht und trotzdem zu Wenig aufbringen kann, würden sie beide hier draussen in der Kälte sterben. Einen Moment hat sie ernsthaft darüber nachgedacht, ihren Plan zu Ende zu führen und das Kind einfach nicht mehr zu nähren, um selbst zu überleben doch ein Blick auf die noch fast durchscheinende Haut des Jungen hat sie augenblicklich anders denken lassen.

Immer kürzer wurden die Abstände, in denen Shaumar Shehera aus ihrem traumlosen, dunklen Schlaf gerissen hat und sie hatte nur noch die Hoffnung, dass Felon vielleicht wirklich nach Talyra gegangen ist, um die Kräuter zu besorgen. Doch sogar dieser Gedanke hat sie nicht wirklich beruhigt, denn das Feuer würde irgendwann ausgehen und dann würde sie hier in der Dunkelheit liegen, umgeben von den unwirtlichen, unbarmherzigen Fingern des Winters. Irgendwann - der Mond stand schon weit über dem Zenit - schaffte es nicht einmal mehr das Geschrei des kleinen Babys, Shehera aus der tröstenden Schwärze des Schlafes zu reissen und so hat Shaumar nach einer langen Zeit aufgegeben, noch etwas zu Essen zu bekommen und ist selbst in einen tiefen, geschwächten Schlaf gefallen.

Als die Geschichtenerzählerin das nächste mal langsam ihre Augen öffnet, bohren sich die Sonnenstrahlen schmerzhaft in ihre geröteten Augen und sie zittert am ganzen Körper wie Espenlaub. Das Gewicht von Shaumar schnürt ihr fast die Lungen zu und das Atmen an sich schmerzt, als hätte ihr jemand einen Dolch in die Brust gerammt und würde ihn nun genüsslich um die eigene Achse drehen. Leise quängelt der Kleine schon wieder und seine Bewegungen sind kaum noch zu fühlen, genauso wie Shehera nur noch Kälte fühlt, die von ihm ausgeht. Besorgt dreht sie den Kopf zur Seite und ein Seufzen kommt über ihre Lippen, als sie Felon in seiner Wolfsgestalt dort liegen sieht. Wenigstens ist er nicht einfach verschwunden. Shaumars Stimme wird immer leiser und obwohl er wohl laut schreien möchte, schafft er es nicht mehr, genausowenig wie Shehera ein Wort über ihre ausgetrockneten Lippen bekommt, als sie es versucht.

Das Vorhaben, sich zur Seite zu drehen, gibt sie bereits nach dem ersten Versuch auf und als ihre Hand auf der Seite hinuntergleitet, erschrickt sie fürchterlich. Fast schon kann sie keinen Unterschied mehr zwischen der Farbe ihrer Haut und der des Schnees sehen und langsam zieht sie die Hand zurück, um den Kleinen anzulegen. Es dauert nicht lange, bis sie merkt, dass er nichts mehr zu Trinken bekommt und seufzend lässt sie ihn einfach nuckeln, bis er sich so weit beruhigt hat, dass er einschläft, obwohl er sicher alles Andere als satt geworden ist. Sie dreht ihren Kopf zur Seite und blickt zu Felon, der noch immer zusammengerollt am Rand des Lagers liegt und schläft und während ihre Augen scheinbar durch ihn hindurch blicken, wandern ihre Gedanken zu Zeiten zurück, in welchen sie noch glücklich und die Welt in Ordnung war. Ein leises Lächeln zeugt von ihren Gedanken, während zeitgleich heisse Tränen ihre eigene Geschichte erzählen.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 11. Jan. 2005, 20:39 Uhr
Schon bei der ersten Regung Sheheras öffnet Felon die Augen spaltbreit und sieht zu ihr hinüber. Ihre Bewegungen sind noch kraftloser als beim letzten erwachen und zum ersten mal regen sich Zweifel in ihm. Er lässt die Lider wider herabsinken und bleibt noch eine Weile bewegungslos liegen, während er seinen Gedanken nachhängt. Es ist eine sache einem Rudel bei der Aufzucht der Welpen zu helfen, wird ihm bewußt, aber eine ganz andere Menschen zu versorgen.
Dennoch verlässt er, als es still wird , lautlos die Unterkunft und zerrt seine Kleider mit sich. Da er sich im Schlaf unbewusst verwandelt, hat ist er froh, das diese dem Anschein nach unversehrt geblieben sind. Schnell legt er sie an und begibt sich zurück unter das Dach aus Laub und Zweigen.
Ohne Sheheras Aufmerksamkeit zu erregen legt er Holz nach und setzt den Kessel in die Feuerstelle. Ein Paar Handvoll Schnee und etwas von den Kräutern des Händlers finden ihren Weg hinein.
Dann wendet er sich ihr zu und hockt sich an die gewohnte Stelle, einen Schritt von ihr entfernt. Ihre Haut sieht wie die weiße Kälte aus geht es ihm durch den Kopf. Die Tränen, die wie kleine Juwelen über ihre Wangen rinnen, ziehen ihn abermals in ihren Bann. Was geschieht mit ihren Augen??  Er streckt die Hand nach ihrer Wange aus, verharrt einen Lidschlag lang in der Bewegung und zieht sie schließlich zurück. „Shehera ?“ Unendlich langsam scheint sich ihr Kopf ihm zuzuwenden. „Moosflechte,“ er deutet auf den Beutel an seiner Seite, „wie mach ich sie essbar?“

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 12. Jan. 2005, 00:34 Uhr
Felons rauhe Stimme reisst Shehera aus ihren Gedanken und ihr scheint, als bräuchte sie eine Ewigkeit, um ihn schliesslich anzusehen. Sein Blick ist besorgt und sie kann sich nur vorstellen, dass wohl ihr Gesicht nicht gesünder aussieht als ihre Hand. Sie versucht mit ihrer Zunge die Lippen zu befeuchten, doch selbst ihr Mund ist so trocken, dass dies nichts bringt. Sie fühlt die kleinen Risse in den ansonsten weichen Lippen, die sich durch die Kälte und das Fieber gebildet haben und als sie versucht zu sprechen, schmerzt jeder Atemzug in ihren Lungen und in ihrem Hals. Ihre Stimme scheint von weit her zu kommen und sie hört sich rauh und leise an. Shehera selbst muss sich schon fast anstrengen um zu hören, was sie sagt, selbst wenn es nur ein Wort ist, was lauter als ein Windhauch im Sommer über ihre Lippen kommt. Man macht einen "Tee" daraus. Alle unwichtigen Worte lassen sie zwar die Lippen bewegen, doch kann man diese nicht hören.

Für einen Augenblick schliesst sie die brennenden Augen und als sie diese erneut öffnet, versiegen gerade die letzten Tränen und ihr Blick ist schwach und stark gleichzeitig. Schwach aufgrund ihres momentanen Zustandes und stark, weil sie den Entschluss gefasst hat, das zu überleben - mit ihrem Kind. Doch sieht man auch Hoffnungslosigkeit, denn selbst wenn sie es schaffen sollte - woran sie im Moment nicht glaubt - was würde danach werden? Wie sollte sie ihr Leben gestalten, alleine mit einem Kind, sich ewig Sorgen machend, was wohl aus Lorne geworden ist, zu wissen versagt zu haben. Versagt darin, Lorne zu halten, versagt darin, einen Mann welcher sie sichtlich über alles liebte, zu halten. Sie versucht die Gedanken beiseite zu schieben, doch geben sie ihr keine Ruhe und so ziehen sich ihre Augenbrauen leicht zusammen, während sie krampfhaft versucht, an etwas schönes zu denken. Doch sie hatte versagt, auf ganzer Linie und das kann sie nicht einfach zur Seite schieben.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 12. Jan. 2005, 01:36 Uhr
Selbst für seine scharfen Ohren ist nur das Wort Tee vernehmbar als Shehera, kaum merklich, zu sprechen ansetzt. Voll Sorge nimmt er zu Kenntnis das sie inzwischen der schwarzen Leere näher als dem Leben zu stehen scheint. Er nimmt eine Handvoll Moosflechte aus dem Leinenbeutel und streut auch diese in den Kessel, aus dem bereits Dampfschwaden aufsteigen und das Brodeln des Wassers zu vernehmen ist.
Schweigend hockt er da und hält seinen Blick aus halbgeschlossenen Lidern auf sie und den Welpen gerichtet. So schwach…..
Eine Weile bleibt er bewegungslos an Ort und Stelle, den eigenen Hunger ignorierend, der sich inzwischen protestieren bemerkbar macht. Das Fleisch des Rehbockes hängt fast noch vollständig zwischen den Zweigen und verströmt seinen Duft.
Später…..
Vorerst begnügt sich Felon damit, einen tiefen Schluck aus der Holzschale zu nehmen, die immer noch mit der Brühe vom Vortag gefüllt ist.  Als er sie absetzt schüttelt er den Kopf. Was finden die Menschen nur an gekochtem Fleisch??  
In der Zwischenzeit hat der heilsame Sud im Kessel begonnen seinen intensiven Duft zu verströmen, so das er ihn nun vorsichtig aus dem Feuer hebt und in den Schnee stellt. Schnell ist der Holzbecher gefüllt und ebenfalls abgesetzt. Nach einem weiteren Moment, den Shehera noch immer Bewegungslos daliegt, greift er mit der einen Hand nach dem Becher und schiebt die andere behutsam unter ihre Schulterblätter. Federleicht scheint sie zu sein als er sie aufstützt und ihr geduldig den Trunk einflößt. Diesmal zuckt sie nicht einmal mehr vor seiner Berührung zurück und der Blick den sie ihm zuwirft zeugt eher von Dankbarkeit denn von Furcht.

So geht Sonne mehrmals auf und unter, nach der Zeitrechnung der Menschen vergehen drei Siebentage.  In dieser Zeit erwacht Shehera mehrmals am Tag um den Welpen zu stärken und sich von Felon den heilsamen Tee einflößen zu lassen. Zufrieden nimmt dieser zur Kenntnis, das sie dem Anschein nach immer stärker wird. Auch der Welpe scheint an Kraft zuzunehmen, seine bisher schwachen Protestlaute nehmen mit jedem Tag an Intensität zu.
Felon hat in dieser Zeit das Fell des Rehbockes ausreichend bearbeitet um eine weitere Decke über Mutter und Kind breiten zu können.  Nach einigen Tagen wagt er auch, sich des Nachts ein paar Stunden vom Lager zu entfernen um zu jagen und durch den Wald zu streifen.

Es ist ein früher Morgen am Ende des dritten Siebentages, als Felon vor dem Unterschlupf seine Menschengestalt annimmt und mit seiner Jagdbeute, einem fetten Hasen, in der Faust eintritt. Inzwischen gewohnheitsgemäß, befestigt er den erkaltenden Leib am Dach der Unterkunft und legt etwas Holz nach, gerade genug um den Flammen das überleben zu sichern. Als er sich umwendet nimmt er überrascht wahr, das Shehera die Augen geöffnet hat und ihn ansieht.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 12. Jan. 2005, 18:53 Uhr
Die Zeit vergeht langsam für Shehera und die Schmerzen in ihrem Bauch nehmen von Tag zu Tag ab, während sie selbst wieder stärker wird. Felons Kräutertees helfen ihr dabei, selbst an Kraft zu gewinnen und auch dem Kind zu helfen, stärker zu werden. Immer besser wird das Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind und bereits nach ein paar Tagen hat Shaumar gelernt, wie er trinken muss, damit er genug bekommt. Immer länger wurden die Abstände zwischen den 'Fütterungen', bis sie schliesslich die Regelmässigkeit angenommen haben, von denen Morgana gesprochen hat. Nun bekommt Shaumar sechsmal etwas zu Trinken und eins von Sheheras guten Kleidern musste herhalten, um Windeln herzustellen. Mit keiner Wimper hat sie gezuckt, als ihr Dolch durch den dicken, teuren Stoff geglitten und ihn in grosse Stücke zerteilt hat.

Shehera hat keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen ist, seit sie in Talyra aufgebrochen ist, um sich auf die Suche nach Lorne zu machen. Alles was sie sehen kann ist, dass noch immer dicker Schnee liegt, obwohl Shenrahs Strahlen an Kraft gewonnen haben. Felon und sie haben nur selten gesprochen und wenn, ging es eigentlich ausnahmslos um das Befinden der Geschichtenerzählerin und ihres Sohnes, so dass sie noch immer keine Ahnung hat, was er hier überhaupt tut oder warum er sich um sie kümmert. Oft lag Shehera nachts wach und hat sich alles durch den Kopf gehen lassen, was passiert ist, wobei immer wieder ein schuldbewusstes Gesicht hervorgekommen ist, wenn sie ihren Blick auf Shaumar gerichtet hat. Lange hat sie gebraucht, um selbst einigermassen darüber wegzukommen, was sie getan hatte und immer wieder tauchten die Vorwürfe auf, dass alles ihr Fehler sei.

Die Stimme in ihrem Kopf hat sich seltsamerweise die ganze Zeit still verhalten, kein einziges Wort war von ihr zu vernehmen. Shehera ist froh, dass sie sich inzwischen selbst aufsetzen kann um zu essen und auch den Tee zu trinken, dessen scheusslichen Geschmack sie nun leider auch wieder mitbekommt. Mehrmals ist sie Nachts wach geworden, weil Shaumar gestillt werden wollte und hat dann bemerkt, dass sie sich alleine in dem Unterschlupf befindet. Ein seltsames Gefühl der Angst hat sie dann beschlichen, weil sie wusste, dass sie sich kaum hätte wehren können, wenn etwas passiert wäre, doch jedesmal war Felon wieder da, wenn sie das nächste Mal aufgewacht ist. Sie hat gelernt, ihm zu vertrauen und nach den letzten Siebentagen würde sie ihm jederzeit überallhin folgen in dem Wissen, dass sie gut aufgehoben wäre. Shehera findet es seltsam, dass sie jemandem, mit dem sie eigentlich nie wirklich gesprochen hat, so sehr traut, doch sie tut es einfach, ohne sich selbst Gedanken darüber zu machen, warum.

Eines Morgens, als Shehera ihre Augen aufschlägt, scheint Felon gerade von der Jagd zurückgekehrt zu sein und befestigt einen Hasen an dem Gestänge des Daches. Sie beobachtet ihn, wie er Holz in das Feuer legt und wie immer muss sie leicht schmunzeln bei dem Anblick, da er dabei soviel Abstand zum Feuer hält wie es irgendwie möglich ist. Sie liegt auf dem Rücken, Shaumar auf ihrem Bauch und sagt nichts, während ihre Augen jeder seiner Bewegungen folgen. Die Gedanken an das, was vor ein paar Siebentagen in ihrem Haus geschehen ist, hat sie schon den ganzen Tag erfolgreich aus ihrem Kopf verbannt und so ziert ein Lächeln ihr Gesicht, als Felon sich ihr zuwendet. Vorsichtig hält sie Shaumar fest, als sie sich langsam aufsetzt und dem Mann mit schräg gelegtem Kopf entgegen blickt.

"Guten Morgen." Sie ist selbst erstaunt, dass ihre Stimme wieder klingt wie bevor sie krank wurde und so ihre Weichheit und die Tiefe zurück erlangt hat. "Ich weiss nicht, wie ich Dir jemals danken soll für das, was Du getan hast." Sie weiss nicht, zum wievielten Mal sie sich bei ihm bedankt, doch ist es das erste Mal, dass sie es ausspricht, anstatt nur ihre Augen sprechen zu lassen. "Darf ich fragen, was Dich überhaupt nach Talyra führt? Du scheinst mir nicht gerade... nun... gesellig zu sein, wenn ich das sagen darf, also was führt Dich in die Nähe einer so grossen Stadt?" Bisher hatte sie sich diese Fragen nur in Gedanken gestellt, doch natürlich hat sie darauf nie eine Antwort gefunden und schon fast entschuldigend blickt sie ihm fragend entgegen.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 14. Jan. 2005, 00:36 Uhr
Der Klang von Sheheras Stimme, um so vieles kräftiger, lässt Felon in der Bewegung einhalten. Nicht ihre Dankesworte, sondern die Lebenskraft in ihrer Stimme und das Lächeln auf ihren Lippen sind es, die Felon jetzt ebenfalls ein Lächeln abverlangen.
>"Darf ich fragen, was Dich überhaupt nach Talyra führt? Du scheinst mir nicht gerade... nun... gesellig zu sein,……<
Er hockt sich an dem gewohnten Platz ihr gegenüber. Es vergehen einige Sekunden bis Felon schließlich spricht. „Du klingst besser, viel besser“, abermals ein lächeln, „ und dein Junges auch“. Sein Blick wandert von ihrem Gesicht zu dem Welpen und zurück.

„Ich bin hier um zu lernen, über euch Zweibeiner. Ich kenne den Wolf in mir, aber der Mann ist mir fremd.“
Er neigt den Kopf zur Seite, als er weiter spricht „Ich will über die zweibeinigen wesen erfahren, die die Wölfe fürchteten und mein Vater hasste. Etwas von euch ist auch in mir“.
Er schöpft den Holzbecher voll Tee und reicht ihn ihr hinüber. „Ich will erfahren was es ist.“
„Ich war schon einen Mondlauf lang hier als ich dich fand, aber ich wollte erst beobachten. Bis der Schrei deines Welpen mich anlockte….“
Felons Blick wird fragend, und wie Shehera in diesem Augenblick zu ahnen beginnt, stellt er die Frage die sie befürchtet hatte „ Aber was hat dich hergebracht, bei Nacht und Weißer Kälte, mit einem Welpen in dir?“.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 14. Jan. 2005, 23:39 Uhr
Shehera hat sich schon lange daran gewöhnt, dass Felon Shaumar als ihr 'Junges' oder auch ihren 'Welpen' bezeichnet und bemerkt diese Tatsache gar nicht mehr wirklich. Anfangs hat sie sich noch gefragt, warum dies wohl der Fall ist, doch mit der Zeit hat sie aufgegeben, es zu verstehen und sich gedacht, dass er es ihr irgendwann schon erklären würde. Nun scheint dieser Zeitpunkt gekommen und sie zieht die Augenbraue hoch, als er meint, er sei hier um etwas über die 'Zweibeiner' zu lernen. Dass Menschen Wölfe fürchten ist natürlich richtig, doch liegt nach Sheheras Verständnis der Grund auf der Hand und sie fragt sich, warum Felons Vater wohl die Menschen hasste. Sie kann sich das lediglich so erklären, dass die Menschen oft Dinge tun, die sie nicht sollten, wenn sie sich fürchten und so wird es wohl auch gewesen sein.

Auf die Frage, was sie in das Larisgrün geführt hat in der Sithechnacht, welche ihr damals nur allzu passend für das schien, was zu passieren drohte, geht sie erst einmal nicht ein und sie ist erleichtert, dass er viele Sachen vorher gesagt hatte, worauf sie reagieren kann um über die 'überhörte' Frage hinwegzutäuschen. >"Ich will erfahren was es ist."< Shehera denkt zurück an die Zeit, welche sie auf Reisen war und erinnert sich an all die dunklen Seiten der Menschheit, vor welchen scheinbar auch die Elben und sonstigen Völker nicht gefeit sind. Viel musste sie mit ansehen oder sich anhören, viele schlechte Dinge, viele dunkle Sachen, welche sie oft lieber einfach sofort wieder vergessen hätte.

Sie erinnert sich an viele Versprechen und schöne Worte, die schlussendlich gebrochen oder einfach vergessen wurden und schlussendlich landet sie mit ihren Gedanken wieder bei Máel. So sehr sie auch die Geschichte einfach vergessen möchte, es ist einfach noch nicht genug Zeit vergangen, seit er sie betrogen hatte, scheinbar nur um sie kurz darauf zu verlassen. Er hatte seine Versprechen gebrochen - ihr gegenüber und Lorne gegenüber - und sie weiss noch nichtmal, ob das Mädchen diese Tatsache und ihre Folgen überlebt hat. Er hatte viele schöne Worte benutzt um sie glauben zu machen, sie sei alles für ihn und dann hat er sie betrogen. Sie war bereit, ihm zu verzeihen, hatte es sogar getan und zum Dank hatte er sie mit dem Kind in ihrem Bauch verlassen.

Mit Gewalt reisst Shehera sich aus ihren Gedanken und ihre Augen sehen verbittert in die des Mannes, der sich in der Hocke vor ihr befindet und ihr einen Becher mit Tee entgegenhält. Ihre Blutungen haben inzwischen fast aufgehört und doch trinkt sie noch immer die Mischung, welche er ihr jeden Tag gibt, in dem Glauben und Vertrauen, dass es ihr weiter helfen wird. "Nimm alles in Dir, was Du als schlecht erachtest. Alles, was Du als unrein und falsch betrachtest, alles was nicht zu Deinem Wesen passt. Nimm es zusammen und Du hast die Antwort auf die Frage, was in Dir der Teil der Menschen ist." Auch wenn die Worte sichtlich etwas übertrieben scheinen, so sieht man doch deutlich, wie ernst es Shehera damit ist. Ja... Menschen sind schlecht. Sie tuen alles nur aus reinem Egoismus und kümmern sich nicht darum, was sie Andern damit antun. Lediglich Kinder schaffen es noch, ehrlich und offen zu sein. Diese Gedanken lassen sie unbewusst Shaumar fester halten und ihre Finger fahren sanft über seinen Körper, welcher wie immer von ihrem Umhang umschlossen und mit Decken zugedeckt ist. Ihre Augen fixieren die von Felon und obwohl sie keine Reaktion erwartet, versucht sie trotzdem in seinem Blick zu lesen.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 15. Jan. 2005, 01:10 Uhr
Felons Blick wird nachdenklich bei diesen Worten und scheint sich etwas zu verfinstern.  Eine Weile hockt er schweigend da, lässt die Worte in seinem Kopf widerhallen. Shehera ist nun der zweite Mensch den er kennen lernt und auch sie scheint ihre eigene Art zu verachten. Wie kann ein Volk das so schlecht ist  Leute wie dich und Tebrecht hervorbringen?
Etwas in ihrer Stimme lässt ihn zweifeln, die kalte Winterluft riecht nach Trauer, Zorn und schmerz. Seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen als sein Blick scheinbar in die Ferne schweift.

Für einen Moment befindet er sich wieder in der kleinen Hütte, viele Siebentage von hier entfernt, und sein Vater hat noch Atem. Er erinnert sich an beinahe dieselben Worte, die Shehera eben benutzt hat, um ihre Art zu beschreiben. Der alte Mann ihm gegenüber blickt ihn mit eben dem gleichen Zorn in die Augen, seine Worte werden von der gleichen Witterung begleitet. Mit einem Kopfschütteln vertreibt er das Bild, um nun wieder Shehera anzublicken.

Der Umstand sie allein im Wald gefunden zu haben scheint ihren Worten Wahrheit zuzuweisen, doch kann Felon spüren das das nicht alles ist. Was verbirgst du vor mir? Ihm ist nicht entgangen das sie seine Frage unbeantwortet lässt, doch entscheidet er sich dagegen ein weiteres mal nachzufragen. Es scheint ihr Schmerz zu bereiten, vielleicht sogar ihren Zorn geweckt zu haben, daran zu denken.
Seine Aufmerksamkeit ist nun völlig auf sie fixiert, seine Augen registrieren jede noch so kleine Regung, beobachten wie sie sanft das Junge in ihren Armen streichelt.

„Wenn sie nur das sind, warum bist du nicht wie sie? Ich sehe keine Bosheit an dir, keine Niedertracht. Und der Welpe, ist er nicht auch ein Mensch? Hieße es dann nicht das auch er so sein wird?“. Kein Hohn liegt in seiner Rauen Stimme als er spricht, und in seinen Augen spiegeln sich nur Neugier und ein Hauch Verwirrung. Das gehörte will so gar nicht zu dem passen, was er bis jetzt mit ihr oder damals mit Tebrecht erlebt hat.

Felon will nicht glauben das dieser, bisher entwurzelte, Teil von ihm nur schlechtes beinhalten soll. Er hat einige Menschen beobachtet die durch den Wald zogen, bevor er Shehera fand. Die wenigsten von ihnen hatten in Wort oder Witterung von Grund auf schlecht gewirkt. Der Morgengruß eines Singvogels lässt ihn kurz aufhorchen, dann legt er den Kopf schräg um ihre Antwort zu erwarten und unverholende Neugier spiegelt sich in seinen Augen.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 15. Jan. 2005, 16:39 Uhr
Der nachdenkliche Blick Felons bleibt Shehera nicht verborgen und sie lässt ihm die Ruhe, die er braucht, um über ihre Worte nachzudenken. Ihr scheint, er sei Jahre von ihr entfernt und nur allzugut kennt sie den verklärten Blick, wenn man in der Vergangenheit weilt. Doch schnell hat er sich wieder gefangen und seine Augen, so grau wie der von ihr so geliebte Nebel an einem Tag im Nebelfrost, konzentrieren sich wieder auf sie und ihr scheint, er wolle irgend etwas aus ihrem Gesicht lesen, was sie nicht ausgesprochen hat. Dies führt allerdings dazu, dass sie erneut eine Maske aufsetzt, welche ihrem Gegenüber vorspielt, es wäre alles in bester Ordnung und ihr Lächeln ist fast überzeugend - doch es erreicht nicht ihre Augen, welche noch immer traurig und verletzt in die seinen sehen.

>"Wenn sie nur das sind, warum bist du nicht wie sie? Ich sehe keine Bosheit an dir, keine Niedertracht. Und der Welpe, ist er nicht auch ein Mensch? Hieße es dann nicht das auch er so sein wird?"< Ja Shehera... was bringt Dich überhaupt zu der Annahme, dass Du besser sein könntest als die Männer, welche Dich bisher nur verletzt haben? Erinnerst Du Dich an Deine Heimat? Wie kommst Du überhaupt auf die Idee, auch nur im Geringsten besser zu sein? Oh... Dich hab ich ja richtig vermisst... spricht sie sarkastisch in Gedanken zu der Stimme, doch äusserlich ist lediglich ein leichtes Zucken mit den Augenbrauen zu bemerken, welches von ihren Selbstgesprächen im Geiste zeugt. "Mein Beruf - oder besser meine Berufung - setzt voraus, dass ich mir einen Teil meiner Kindheit bewahre. Wenn ich richtig erwachsen bin, habe ich meine Berufung verfehlt und ich kann meine Geschichten und Märchen nicht mehr überzeugend genug vortragen, dass sie selbst Erwachsene zu fesseln vermögen." versucht sie zu erklären, warum sie vielleicht wirklich anders ist als Andere.

Langsam und vorsichtig legt sie Shaumar auf das dicke, kuschelige Fell neben sich und setzt sich auf, was ihr ein Stöhnen abringt, da die Schmerzen im Unterleib noch immer allgegenwärtig sind, auch wenn die Blutungen aufgehört haben. Sanft streichen ihre Fingerspitzen über den kleinen Kopf des Babys und verträumt blickt sie das Kind mit den spitzen Ohren an, bevor sie ihre Augen schliesslich wieder Felon zuwendet und ihren Kopf leicht schief legt um zu versuchen, ihm die Dinge noch besser zu erklären. "Weisst Du Felon... Menschen sind nicht wirklich das, was man unbedingt kennen muss. Sie kennen nur ihren eigenen Vorteil und alles, was nicht zu diesem ist, wird unterdrückt oder einfach unterlassen. Selbstverständlich gibt es immer Ausnahmen, doch meistens denken sie zuerst an sich und erst dann an die Andern. Wenn sie das Gefühl haben, etwas zu brauchen, dann nehmen sie es sich, egal ob sie Andern damit weh tun oder nicht. Natürlich gibt es Gesetze, die im Normalfall auch eingehalten werden, sonst würde wohl jeder wirklich einfach nehmen, wonach es sein Herz begehrt."

Ein fast schon verzweifeltes Seufzen kommt über ihre Lippen, als sie sich gerade selbst vor Augen führt, wie sie die Menschen eigentlich sieht. Und beinahe wäre sie vor sich selbst erschrocken, als ihr klar wird, dass das eigentlich nicht erst kürzlich der Fall ist sondern eigentlich schon immer so war. Kurz schüttelt sie für sich selbst den Kopf, als sie schliesslich leise und zurückhaltend fortfährt. "Geld ist im Normalfall alles, was Menschen glücklich macht. Haben sie viel davon, sind sie glücklich, haben sie keins, sind sie unglücklich. Und wenn sie glücklich sind, dann wollen sie trotzdem mehr davon, mehr von dem Geld, mehr von dem Glück oder anderes Glück, welches man oft nicht kaufen kann. Der Mensch ist nie zufrieden, immer will er etwas haben, was er nicht hat und immer gibt es etwas Anderes, was er nicht haben kann und so macht er sich das Leben selbst zur Hölle, weil er nie wirklich glücklich ist. Und das Einzige, was sie wirklich glücklich machen könnte, wird oft unterdrückt, einfach beiseite geschoben, aus Angst, es könnte zu viel verändern - es könnte etwas von dem nehmen, was sie sonst so gerne hätten. Oder aus Angst davor, es könnte nicht funktionieren..." In Gedanken wiederholt sie ihre Worte noch einmal und nickt dann, als wolle sie diese noch einmal bestätigen. "Verstehst Du was ich meine? Nur Kinder... ja, Kinder sind anders. Die kann man noch glücklich machen und darum werde ich auch mein Bestes geben, Shaumar nie seine Kindheit verlieren oder vergessen zu lassen." Ihre Augen wandern zum Feuer und bleiben dort haften, während ihre Gedanken wieder weit weg schweifen. Ich hoffe, ich schaffe das. Alleine...

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 16. Jan. 2005, 18:46 Uhr
Gebannt beobachtet Felon das Wechselspiel der Gefühle in Sheheras Gesicht. Beinahe Neugierig verfolgt er, wie ihr Gesichtsausdruck zu etwas wird, das wie ein Lächeln aussieht, aber eine Falsche Witterung mit sich trägt. Diese entspricht eher dem Schmerz, den er in ihren Augen lesen kann.
Auch  die kurzzeitige Veränderung ihrer Mimik, als sie ihren Gedanken lauscht, bleibt ihm nicht verborgen. Die Tatsache, das sie auf diese Weise zwei vollkommen gegensätzliche Gefühle zum Ausdruck bringt, irritiert ihn im ersten Moment etwas. Schließlich gibt er aber seiner um so vieles schärferen Witterung den Vorzug vor den Augen und nimmt ihren Schmerz als gegeben.

Aufmerksam lauscht er ihren Worten, die erst ein Teil ihres Wesens offenbaren, dann aber wieder hart klingen, als sie nochmals zu einer Beschreibung der Menschen ansetzt. Als sie geendet hat kehrt für einen Moment stille in dem Unterschlupf ein, nur unterbrochen von leisen wimmern des Welpen. Kind….Felon greift vorsichtig nach dem kleinen Bündel und hebt es zu sich heran. „Also werdet ihr erst schlecht wenn ihr ausgewachsen seid?“ Das ganze beginnt ihn Zunehmens zu verwirren.

Dass die Metalscheiben ihre Wirkung auf die Menschen haben, hatte sich bei dem Händler vor einigen Siebentagen bewiesen. Wenn das alles ist, was die Menschen ausmacht hat Shehera vielleicht recht damit, ihm zu raten fern zu bleiben. Es setzt sich mit übereinander geschlagenen Beinen nieder und legt den Welpen wieder auf das Fell zurück.  Ihre Worte haben seine Neugierde geweckt, instinktiv spürt er, das sie mehr als das gesagte bedeuten.

„Was ist es, das sie glücklich machen kann. Warum nehmen sie es nicht wie alles andere, wenn sie das wissen. Und wozu brauchen sie die Metalscheiben, die eine solche Bedeutung für sie zu haben scheinen?“
Was tut dir so weh ? fügt er in Gedanken hinzu, verzichtet allerdings darauf die Frage Auszusprechen. Ein leises grollen entspringt seiner Kehle, weniger bedrohlich als eher verwirrt klingt der Laut, den Shehera leise wahrnehmen kann.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 17. Jan. 2005, 11:21 Uhr
>"Also werdet ihr erst schlecht wenn ihr ausgewachsen seid?"< Ein leichtes Grinsen schleicht sich in Sheheras Gesicht bei Felons Worten, doch weiss sie wirklich nicht genau, wie sie dem Mann nun erklären soll, was sie meint. Er scheint wirklich überhaupt keine Ahnung von der Welt zu haben und obwohl sie schon viele Menschen kennengelernt hat, die etwas weltfremd sind, hat sie doch noch nie jemanden getroffen, der mit Felon vergleichbar wäre. Irgendwie fasziniert sie der Gedanke, von all den Problemen der Menschen - welche sie sich meistens selbst zu verdanken haben - nichts zu wissen und gleichzeitig kann sie es sich einfach nicht vorstellen.

Schliesslich nickt sie nur leicht als Antwort auf die Frage, unfähig in Worte zu fassen, was sie wirklich denkt. Sie erinnert sich an ihre eigene Kindheit und daran, dass es ihr soviel besser ging als andern Kindern in ihrer Heimat und schon damals hat sie nicht verstanden, wie man es schafft, sich mit Geld so unglücklich zu fühlen wie ihre Mutter es tat. Felons Verwirrung zeigt ihr, dass sie nicht mehr allzuviel erklären sollte, denn alles was sie wohl nun noch sagen könnte, würde ihn wohl noch mehr verwirren und sie sieht darin keinen Sinn.

>"Was ist es, das sie glücklich machen kann. Warum nehmen sie es nicht wie alles andere, wenn sie das wissen. Und wozu brauchen sie die Metalscheiben, die eine solche Bedeutung für sie zu haben scheinen?"< Sie muss überlegen, welche der beiden Fragen sie lieber zuerst beantwortet und entscheidet sich dafür, ihm das Wort 'Liebe' vorerst zu ersparen. "Die Metallscheiben nennt man Geld und man kann damit alles kaufen, was man zum Leben braucht. Leider tauscht man eigentlich nur noch Geld gegen irgend etwas ein. Man stellt etwas her und erhält Geld dafür, welches man dann jemand Anderem gibt, der etwas hat, was man selbst braucht. Also kann man mit Geld eigentlich alles bekommen, was man zum Leben braucht und was man sich wünscht, sofern man denn genug davon hat."

Fast alles... Ein Seufzen begleitet ihren Gedanken und schliesslich entscheidet sie sich, doch zu versuchen es zu erklären. "Meiner Ansicht nach braucht man zum glücklich werden eigentlich nur eins; jemanden, dem man seine Liebe schenken kann, dem man grenzenlos und vorbehaltslos vertraut, auf den man sich verlassen kann egal was kommt. Zu dem man immer ehrlich sein kann ohne sich fürchten zu müssen, dass er einen verlässt und der auch immer ehrlich zu einem ist, ohne Angst zu haben, dass man ihn dafür verlassen könnte." Shehera schluckt hart, bevor sie weiterspricht doch der Kloss, welcher sich in ihrem Hals bildet, lässt sich auch dadurch nicht ganz vertreiben. "Und warum sie es sich nicht einfach nehmen? Eben genau, weil man das nicht kaufen kann. Es muss ein Geschenk sein, jemand muss einem dies schenken. Nur leider denken die Menschen anders... sie sehen Probleme, wo keine sind und haben Angst davor, was sein könnte. Sie können nicht den Moment geniessen, sondern müssen immer und überall daran denken, was denn passieren könnte. Viele haben auch einfach Angst davor, jemandem so sehr zu vertrauen, weil sie Angst davor haben, was passieren könnte, wenn der sie dann doch einmal verlässt. Sie haben Angst davor, verletzt zu werden, noch bevor überhaupt irgend etwas entstehen konnte."

Sheheras Blick wandert zum Feuer und eine Weile schweigt sie einfach nur. Nur mit Mühe scheint sie ihre Augen vom Feuer lösen zu können und sieht schliesslich wieder in Felons graue Augen. "Du kannst meine Worte wohl nicht verstehen, oder?" Ihr Kopf ist noch immer leicht zur Seite geneigt und sie erwartet wirklich nicht, dass ihr Gegenüber ihren konfusen Worten folgen kann.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 17. Jan. 2005, 21:24 Uhr
>Die Metallscheiben nennt man Geld und man kann damit alles kaufen, was man zum Leben braucht. Leider tauscht man eigentlich nur noch Geld gegen irgend etwas ein. Man stellt etwas her und erhält Geld dafür, welches man dann jemand Anderem gibt, der etwas hat, was man selbst braucht. Also kann man mit Geld eigentlich alles bekommen, was man zum Leben braucht und was man sich wünscht, sofern man denn genug davon hat." <
Felon versucht Sheheras Worten zu folgen und dem gesagten einen Sinn zuzuordnen. Er versteht den erklärten Zusammenhang durchaus, aber es fällt ihm schwer sich vorzustellen, warum jemand einen solch umständlichen Weg zum tauschen wählen sollte.
Mit Zeigefinger und Daumen der Linken Hand streicht er durch den Bartflaum am Kinn, sich dieser, allzu menschlichen Geste, dem Anschein nach nicht bewusst.
Es schien schwieriger zu werden, sich unter ihnen zu Bewegen als er angenommen hatte.


<"Meiner Ansicht nach braucht man zum glücklich werden eigentlich nur eins; jemanden, dem man seine Liebe schenken kann, dem man grenzenlos und vorbehaltslos vertraut, auf den man sich verlassen kann egal was kommt. Zu dem man immer ehrlich sein kann ohne sich fürchten zu müssen, dass er einen verlässt und der auch immer ehrlich zu einem ist, ohne Angst zu haben, dass man ihn dafür verlassen könnte.“<
Rudel und Gefährte, ist es das wonach sie sich sehnen?
Felon ist verwundert darüber, wie etwas, das für die Wölfe so alltäglich ist, für die Zweibeiner so unerreichbar sein kann.
Wie einsam ihr sein müsst. Beinahe fühlt er so etwas wie Mitleid mit ihnen. Deshalb bist du allein, daher dein Schmerz. Felon beginnt zu begreifen. In seine Augen tritt ein warmer, mitfühlender Ausdruck.


>"Und warum sie es sich nicht einfach nehmen? Eben genau, weil man das nicht kaufen kann. Es muss ein Geschenk sein, jemand muss einem dies schenken. Nur leider denken die Menschen anders... sie sehen Probleme, wo keine sind und haben Angst davor, was sein könnte. Sie können nicht den Moment geniessen, sondern müssen immer und überall daran denken, was denn passieren könnte. Viele haben auch einfach Angst davor, jemandem so sehr zu vertrauen, weil sie Angst davor haben, was passieren könnte, wenn der sie dann doch einmal verlässt. Sie haben Angst davor, verletzt zu werden, noch bevor überhaupt irgend etwas entstehen konnte."<
Grausam und unnatürlich erscheint Felon diese Denkweise. Sicher, auch er läuft seit einiger Zeit allein, aber dies hat einen Grund, ein Ziel und ist gewiss nicht für die Ewigkeit so vorgesehen.
Tief in seinem Innern steigen Bilder aus der Erinnerung empor, Bilder von grauen Leibern, in Hetzlauf der Jagd miteinander vereint, oder von so einfachen Dingen wie dem gemeinsamen Dösen in der Sonne. Immer mehr überkommt ihn der Gedanke, seinen Plan vielleicht aufzugeben und sich auf die Suche nach seinem alten Rudel zu machen. Was die Menschen zu lehren haben, erscheint ihm immer weniger erstrebenswert.
Trotzdem glüht weiterhin der Funke der Neugierde in ihm, drängt danach mehr zu erfahren. Ich muss ja nicht bleiben, beruhigt er sich in Gedanken.

Sein Blick richtet sich aus der Erinnerung zu Shehera zurück die gedankenverloren ins Feuer blickt. Dann treffen sich ihre Blicke wieder. Die Sehnsucht und der Schmerz, die sich in ihren warmen, dunklen Augen spiegeln, ergeben plötzlich einen Sinn.
>"Du kannst meine Worte wohl nicht verstehen, oder?"< erklingt ihre Stimme, in der weiterhin ein Hauch von Traurigkeit mitschwingt

Ohne darüber nachzudenken streckt er den Arm aus und streicht, in einer tröstenden Geste, mit den Fingerrücken über ihre Wange. Wieder verlässt ein leises grollen seine Kehle.
„ Deine Worte verstehe ich, aber den Sinn all dieser Dinge nicht. Es klingt so……falsch. Ihr seid so viele in eurem Bau und trotzdem allein?“ Felon sieht, wie weiterer Schmerz bei seinen Worten in Sheheras Augen lesbar wird. „ Ich verstehe warum du nicht dort geblieben bist. Euer Volk ist seltsam, kein Wolf wählt freiwillig die Einsamkeit“.      
Bei den letzten Worten stockt seine Stimme kurz, als eine unwillkürliche Welle von Sehnsucht nach denen ihn durchfließt, die einst die seinen waren.
Also gibt es kein Rudel, mit dem du den Welpen aufziehen wirst? Kein Revier in das du heimkehren kannst?
„Das ist traurig. Du bist einsam, oder? Deshalb habe ich dich allein gefunden.“ Eine kleine Pause entsteht, bis Felon weiterspricht:“ Bleib wenn du willst, solange ich in diesem Revier bleibe, wirst du hier sicher sein. Und nicht allein.“ Bei den letzten Worten richtet sich sein Blick auf den Welpen.
„Vielleicht kannst du mir die Geschichten erzählen, von denen du sprachst. Ich muss mehr wissen wenn ich jemals unter ihnen wandeln will.“ ,ein kurzes Zögern folgt, dann: „Und vielleicht kannst du mir auch von denen erzählen, die du vor vielen Nächten mein Volk genannt hast. Ich kenne den Namen Warg von Vater, aber ich habe niemals jemanden getroffen der wie ich ist

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 18. Jan. 2005, 11:51 Uhr
Shehera hängt ihren Gedanken nach, während Felon anscheinend das Selbe tut und sie hat nicht vor, noch irgend etwas zu diesen für sie so schmerzhaften Thema zu sagen. Einen Moment sieht es aus, als würde Shaumar aufwachen, doch er beruhigt sich schliesslich wieder und schläft friedlich weiter, was Shehera dazu bringt, ihren Blick von dem Baby wieder abzuwenden und erneut in die Flammen zu richten. Felons Stimme reisst sie schliesslich jäh aus ihren Gedanken und erst jetzt bemerkt sie, dass erneut kleine, salzige Tropfen über ihre Wangen rinnen, die sie schliesslich mit einer allzu schnellen Bewegung einfach wegwischt.

"Die Worte klingen nicht nur falsch, Felon, sie sind es auch." meint sie traurig. Sie blickt den Mann nicht an, während sie spricht und ihre Stimme klingt leer und leise. "Auch die Menschen wählen nicht freiwillig die Einsamkeit - jedenfalls denken sie das. Sie denken, dass es so sein muss, die Grenzen ihrer eigenen Denkweise, die eingebildeten Grenzen ihrer Kraft und ihrer Fähigkeiten legen ihnen Steine in den Weg und schwindeln ihnen vor, dass sie etwas nicht können, was eigentlich so einfach wäre. Etwas, was eigentlich so schön wäre und die sich selbst auferlegten Grenzen einreissen könnte."

Erst jetzt wandert Sheheras Blick langsam zu Felons Augen und Unverständnis zeigt sich in ihren eigenen. "Ich verstehe es doch selbst nicht, Felon. Alles was ich Dir erzähle sind lediglich Beobachtungen und das, was ich daraus gelesen habe. Und ich weiss nicht, ob ich einsam bin, ich glaube nicht. Es soll eben einfach nicht sein, dass ich jemanden finde, der mir wirklich das entgegenbringen kann, was ich ihm geben kann." Shehera zieht die Augenbraue hoch und zuckt ratlos mit den Schultern, während sie auf sein Angebot so lange bei ihm zu bleiben wie sie möchte, lediglich dankbar lächelt.

"Geschichten... ja, Geschichten kenne ich viele. Geschichten, Erzählungen, Märchen und Sagen und nie weiss ich, was von dem ich nun erzähle, wenn ich etwas erzähle. Alles scheint manchmal so real..." Erneut wandern ihre Augen zu den Flammen und für einen Augenblick vergisst sie vollkommen, wo sie ist und was sie dort tut. Als würde sie sich selbst erschrecken, zuckt sie plötzlich zusammen und spricht noch leiser als zuvor weiter. "Ich weiss nicht viel über Deine Art, nur das, was man sich erzählt und was ich auf meinen Reisen mitbekommen habe. Allerdings fürchte ich, dass diese Erzählungen wirklich in die Sparte 'Märchen' gehören, denn Du bist nun alles Andere als das, was ich je gehört habe."

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 18. Jan. 2005, 15:54 Uhr
Und wieder sind es ihre Tränen, funkelnd im Licht der inzwischen völlig aufgegangenen Sonne, die seinen Blick fesseln. Ihre Stimme klingt leer und erschöpft, so das Felon beschließt dieses Thema erst einmal ruhen zu lassen und geht nur auf ihre letzten Worte ein. „ Trotz allem würden diese „Märchen“ mich interessieren, denn bisher weiß ich nichts über „mein Volk“. Einst glaubte ich ein Wolf zu sein, doch das bin ich nicht. Auch zu den Menschen scheine ich nicht zu gehören.“ Felon seufzt leise nach diesen Worten.
„Als Wolf war ich frei von diesen Gedanken, aber die Zeit dieser Freiheit ist vorüber. Ich muss herausfinden wohin ich gehöre“.

Felon schneidet etwas Fleisch von dem Spieß und legt es in die Schüssel, die er daraufhin Shehera reicht. „Genug düstere Gedanken für einen Tag.“
Instinktiv verspürt er den Drang ihre Stimmung aufzuhellen. Schließlich greift er in seinen Beutel und sucht nach einem der kleinen Gegenstände, die er aus den Knochen seiner Beutetiere Fertigt. Als er die Hand wieder hervorzieht und die Handfläche Shehera  entgegenstreckt.  Auf dieser liegt ein kleine, aus Knochen geschnitzten, Figur, die Shaumar bis aufs Haar ähnelt.
„Neues Leben bedeutet Hoffnung, vergiss das niemals.“  Behutsam streicht er mit einem Finger eine der Tränen von ihrer Wange.  „Er wird stark und gut werden und allein das sollte schwerer Wiegen als jeder Schmerz.“
Er greift ihre Hand, öffnet sie behutsam und legt die kleine, lebensechte Figur hinein.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 01. Feb. 2005, 10:13 Uhr
Mit einem dankbaren Lächeln nimmt Shehera die Schüssel mit dem Fleisch entgegen und kaut schliesslich lustlos darauf herum, während sie sich in Gedanken Kartoffeln, frisches Brot und Trockenfleisch wünscht. Doch niemals würde sie etwas sagen, denn Felon kümmert sich rührend um sie und Shaumar, welcher neben ihr dick in Felle gehüllt vor sich hindöst. Langsam stellt sie die Schüssel schliesslich beiseite, als Felon ihre andere Hand nimmt und ihr etwas hineinlegt, als bestünde es aus feinstem Glas, welches sofort zerbrechen würde, wenn man es zu fest anpackt.

Seine Worte trösten sie tatsächlich etwas, doch ein Blick auf den immernoch zu dünnen und zu blassen Jungen an ihrer Seite lässt sie an dem was er sagt zweifeln. Sie schliesst ihre Finger um die kleine Figur, die sie noch gar nicht erkannt hat und zieht die Hand zu sich. Bevor sie diese öffnet, blickt sie Felon entgegen und ihre Stimme ist leise doch fest und ehrlich. "Ich danke Dir für alles, Felon. Ich bin in der Sithechnacht ausgezogen um etwas zu finden. Ich dachte, es wäre meine Ziehtochter gewesen, doch war das, was ich finden wollte, so viel mehr. Du hast dies verhindert und mir gezeigt, dass es noch andere Menschen gibt als die, die mich enttäuscht haben und dass das Leben so viel mehr bietet als Schmerzen. Ich danke Dir wirklich von ganzem Herzen dafür."

Langsam öffnet Shehera ihre Hand und sieht sich die kleine Figur an, die weich in ihre Hand gebettet liegt wie Shaumar selbst auf dem eigentlich kalten Winterboden und ihr Lächeln wird breiter. Eine kleine Freudenträne bahnt sich ihren heissen Weg über Sheheras kalte Wange und fällt still und verlassen von ihrem Kinn auf ihren Schoss, wo sie noch eine Weile glitzert wie ein Stern in der Nacht, bevor sie in dem Fell auf ihren Knien versiegt. "Das ist wirklich wunderschön." Sie blickt Felon nicht an bei ihren Worten, sondern lässt ihren Blick auf der Figur ruhen, die sie nach einer Weile vorsichtig auf das Fell neben Shaumar legt und fasziniert die Ähnlichkeit bewundert.

Mit dem selben Lächeln richtet sie ihren Blick schliesslich doch auf ihren Retter und beugt sich leicht nach vorne, um ihm einen dankbaren Kuss auf die Wange zu hauchen. "Ich weiss nicht, wie ich jemals zurück geben sollte, was Du uns gegeben hast." Leicht beschämt richtet sie für die Zeit eines Augenzwinkerns ihren Blick auf das kleine Feuer, um schliesslich sofort wieder seine grauen Augen zu suchen. Diese erinnern sie nicht mehr an den Nebel eines trüben Herbsttages sondern vielmehr an die Gischt des Meeres, die sich an den unzähligen Klippen der Sidh'Amriel – ihrer Heimat – brechen.

Für einen Augenblick taucht das Bild ihres Vaters vor ihrem geistigen Auge auf und seit Langem denkt sie wieder einmal daran, dass sie ihm Bescheid geben muss, dass sie einen Sohn bekommen hat. Doch ihr Vater wird nicht begeistert davon sein, dass der Sohn selbst keinen Vater hat oder wenigstens nicht das, was man allgemein als Vater bezeichnet und so nimmt sie sich vor, über diese Sache erst einmal genau und lange nachzudenken. "Erzähl mir etwas über Dich, Felon. Wo und wie bist Du aufgewachsen? Wie ist es, mit Wölfen zu leben?"

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 01. Feb. 2005, 22:43 Uhr
Leise klingen Sheras Worte in seinen Kopf nach. Für einen Moment kommen seine Überlegungen der Wahrheit nahe, doch er schiebt diese Gedanken mit einem leichten Kopfschütteln beiseite. Kein Wesen sucht nach dem längsten Schlaf…….oder doch? Nachdenklich beobachtet Felon, wie Shehera die Hand um seine Schnitzerei öffnet und ihr Blick auf der Figur verharrt. Ein weiteres feuchtes Juwel verlässt ihr Auge und zieht, einem fallenden Stern gleich, eine funkelnde Bahn über ihre Wange. Wie jedes Mal ist er von diesem funkelnden Tropfen fasziniert und folgt seiner Bahn mit dem Blick. Doch diesmal ist die Witterung dazu anders, scheint die Bedeutung eine andere zu sein.
Gerade als er endlich danach fragen will erklingt ihre Stimme >"Das ist wirklich wunderschön."<. Das Lob zaubert ein lächeln auf das Gesicht des Wargen, lässt ihn innehalten noch bevor er zu sprechen begonnen hat. Ihre Augen sind noch immer auf das Abbild Shaumars gerichtet, das sie nun neben den Welpen legt.
Er registriert ihre Bewegung aus den Augenwinkeln und bevor er reagieren kann spürt er den Hauch einer Berührung auf seiner rauen Wange. Er, der in seiner Zeit als Wolf niemals die Berührung eines Menschen geduldet hätte, wird von der seltsamen Sanftmut dieser Geste in den Bann gezogen.
"Ich weiß nicht, wie ich jemals zurück geben sollte, was Du uns gegeben hast."< erklingt abermals ihre Stimme. Für einen Moment hält sie den Blick gesenkt, dann sieht sie auf und schaut ihn an, wobei sie in früheren Tagen zu wandeln scheint.

Genau dorthin machen sich nun die seinen auf, als Shehera nach dem Leben im Rudel fragt. Für die Dauer eines Lidschlags herrscht stille, bevor seine raue Stimme leise das Schweigen bricht :“  Ich wuchs im Rudel auf, auch wenn ich vermutlich nicht von ihnen geboren war, aber das machte keinen unterschied. Ich trank dieselbe Milch wie meine Geschwister, und schlief mit ihnen aneinandergeschmiegt in der alten Bärenhöhle. Das Rudel versorgte und bewachte uns, als wir das erste mal im licht der Silberscheibe spielten. Ich kann mir keine sanfteren, geduldigeren Gefährten als sie vorstellen, keine Sicherheit die dem gleichkommt. Wir wuchsen heran und kämpften um unsere Plätze im Rudel. Nie hat es danach eine schönere Zeit gegeben, als diese Tage, die frei von Gedanken und Sorgen waren. Sie lehrten mich jagen und wir durchstreiften gemeinsam das Revier. Wir waren eins.“ Ein unterschwelliger klang von Sehnsucht liegt nun in Felons stimme, seine Blick scheint in die ferne gerichtet. „Wir lebten, jagten und wir kämpften gemeinsam. Und wir sangen unsere Stärke des Nachts in die Stille. Manchmal ist die Erinnerung stark genug um einen lang vermissten Bruder an einer einsamen Jagd teilhaben zu lassen.“  Die letzten Worte sind nur noch ein flüstern.
Felon verspürt den Drang seine Gefühle mit der Stimme gen Himmel zu senden, den Gesang früherer Zeiten anzustimmen. Doch noch immer spürt er Sheheras Berührung auf seiner Haut, jene seltsame Geste der Verbundenheit, die ihn davon abhält, in die Wälder einzutauchen und die Erinnerung seiner Menschlichen Gestalt gegen das jetzt des Wolfes einzutauschen.  Einen Augenblick später ist der schmerz aus seinen Gedanken verschwunden, wie es die Art der Wölfe ist sieht er wieder den Augenblick. Ein lächeln findet den Weg in seine Züge, als er aufblickt. „Es gibt keinen schöneren Ort aufzuwachsen als unter ihrer Obhut“.

Felon winkelt den Kopf leicht an und blickt Shehera in die Augen. „Wo bist du aufgewachsen Shehera? Wie sind die Menschen zu ihren jungen?“

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 04. Feb. 2005, 20:55 Uhr
Die züngelnden und knisternden Flammen ziehen Sheheras Blick erneut in ihren Bann, während viele Bilder ihrer Kindheit vor ihrem geistigen Augen aufflackern. Ihre schwarzen Augen scheinen weit in der Ferne zu ruhen und das Feuer überhaupt nicht zu sehen. Was Shehera sieht ist auch tatsächlich nicht das kleine Lagerfeuer im Larisgrün sondern vielmehr das Feuer im Kamin zu Hause, wo sie so viel Zeit mit ihrer Mutter gesessen und ihren Geschichten gelauscht hat. Ein verzaubertes Lächeln legt sich auf ihre Züge bei dem Gedanken an die wundervollen Märchen, die ihre Mutter sich immer für sie ausgedacht hat.

Der Zeigefinger der rechten Hand spielt gedankenverloren mit einer Haarsträhne, während sie leise zu sprechen beginnt. "Ich bin weit weg von hier aufgewachsen. Weit im Südosten der Immerlande liegt eine Inselansammlung, genannt Sidh'Amriel oder auch die Sommerinseln. Mein Vater war – oder ist – ein bekannter Schneider in Viridamar, einer der grossen Handelsstädte der Inseln. Meine Mutter hat sich um mich und um die Buchhaltung der Schneiderei gekümmert und eigentlich war meine Kindheit sehr glücklich. Ich hatte viele Freunde und meine Mutter hat sich sehr viel Zeit für mich genommen, sie hat mir Geschichten und Märchen erzählt und oft haben wir den ganzen Tag so verbracht. Doch mein Vater wollte, dass ich sein Geschäft übernehme, wenn er einmal nicht mehr sein sollte und so habe ich auch einiges von seinem Handwerk mitbekommen, wenn auch eher widerwillig."

Shehera schluckt den Kloss in ihrem Hals hart hinunter, als sie an das denkt, was sie gleich erzählen wird und ihre Augen lösen sich keinen Augenblick vom Feuer. Noch immer weilen ihre Gedanken in ihrer Heimat und seltsamerweise beschleicht sie eine Sehnsucht nach den Inseln, wie sie sie noch nie gefühlt hat. "Meine Mutter ist gestorben. Und ich habe mich schliesslich aufgemacht nach Talyra, da sie mir immer von der Weltenstadt vorgeschwärmt hat und meinte, man müsste sie unbedingt einmal sehen." Heute kann ich ihre Einstellung nicht mehr ganz nachvollziehen, mir scheint, ich wäre glücklicher wenn ich zu Hause geblieben wäre. Ihre Gedanken spricht sie nicht aus, doch richtet sie ihren Blick wieder auf Felon. "Eigentlich gibt es über meine Kindheit nicht viel zu erzählen, sie verlief ruhig und ich war immer gut behütet. Ich glaube nicht, dass man viel behüteter hätte aufwachsen können." Ein schwaches Lächeln, welches ihre Augen nicht zu erreichen vermag, bildet sich um ihre Mundwinkel.

Gerade als sie weitersprechen will, wacht Shaumar auf und fängt an zu quängeln, weshalb Shehera das Baby hochnimmt und die oberste Schnürung ihres Hemdes öffnet, um ihn zu füttern. Anfangs hatte sie Probleme damit, dies vor Felon zu tun, doch mit der Zeit hat sie sich daran gewöhnt und sie empfindet es als das Normalste der Welt. Noch immer sind die Züge des Babys sanft und zurückhaltend, doch wenigstens trinkt er inzwischen bis er satt ist, was allerdings immer eine ganze Weile dauert. Wie immer fühlt Shehera Schmerzen in ihrem Unterleib, wenn sie den Jungen anlegt und das Gefühl, dass mit ihr irgend etwas nicht in Ordnung ist, beschleicht sie erneut. "Nein, mehr gibt es über meine Kindheit wirklich nicht zu sagen." Meint sie schliesslich nachdenklich und blickt Felon an, während ihre freie Hand über den Kopf des Kindes streichelt.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 06. Feb. 2005, 16:44 Uhr
Felon beobachtet wie Sheheras blick erst in die Flammen und von dort in die Vergangenheit sinkt. Das verträumte Lächeln auf ihren Lippen zeugt von guten Erinnerungen und lässt sie im eigenen Glanz erstrahlen. Sie wirkt zart und Zerbrechlich auf Felon spürt abermals die Berührung ihrer Lippen auf seiner Wange Nachbrennen. Sie beginnt zu sprechen und er lauscht mit angewinkeltem Kopf ihren Worten. Die Geschichte ihrer Kindheit klingt so ganz anders, ein Leben wie es sich Felon nur zum Teil ausmalen kann. Dann verändert sich etwas in ihren Augen, als sie vom Tod ihrer Mutter und der Reise nach Talyra berichtet. Etwas in ihrem Tonfall spricht leise von von Zweifel an dieser Entscheidung, doch dieser Gedanke scheint ihre Lippen nicht zu erreichen.
>"Eigentlich gibt es über meine Kindheit nicht viel zu erzählen, sie verlief ruhig und ich war immer gut behütet. Ich glaube nicht, dass man viel behüteter hätte aufwachsen können."<, endet sie und ein lächeln, das doch keines ist, legt sich auf ihr Gesicht.
Warum lächelst du wenn es doch schmerzt? Felon schiebt diese Frage zurück um nicht noch mehr Schmerz zu erzeugen.

Der Welpe beginnt in diesem Augenblick seinen Hunger zu verkünden und als Shehera ihn zu füttern beginnt, wirft Felon einige Handvoll Schnee in den Kessel auf dem Feuer, wie immer darauf bedacht sich den Flammen nicht mehr als nötig zu nähern.
>"Nein, mehr gibt es über meine Kindheit wirklich nicht zu sagen“< hört er sie ihre Erzählung beenden.
Felon wendet sich ihr wieder zu. Schmerz geht es ihm durch den Kopf, als er prüfend die Witterung einsaugt. Seine Augenbrauen ziehen sich etwas zusammen. Mehrmals hat er schon beobachtet das sie beim Füttern des Welpen anscheinend leicht schmerzen leidet, doch kennt er die Menschen nicht gut genug um zu wissen ob dies bei ihnen normal ist.
Ruhig wartet er bis der Welpe sein mahl beendet hat, während sich das Zwielicht der Dämmerung über die Lichtung senkt. Als Shehera den kleinen ablegt und ihre Schnürung zuzieht, nimmt er den Kessel mit dem noch nicht ganz kochenden Wasser vom Feuer und stellt ihn neben ihr Lager.
Die Dämmerung weckt den Drang zu rennen, den Wald einige Stunden zu durchstreifen und sich seiner Wölfischen Natur hinzugeben. Vorher ist allerdings noch etwas zu tun. Felon greift nach seinem Beutel, der in den letzten Nächten an Fülle zugenommen hat und zeiht ihn zu sich heran.  Als ihn Sheheras fragender Blick trifft zieht er etwas aus dem Beutel und legt es neben sie auf das Lager. Einfache Lederne Beinkleider und ein ebenfalls ledernes Hemd finden ihren weg auf die Schlaffstatt aus Fell. „ Das habe ich für dich gemacht“, er deutet auf die ausgebreiteten Kleidungsstücke, „das Wasser ist warm, du wirst dich sicher reinigen wollen“.
Felon beginnt seine Kleidung abzulegen und stopft sie in den Beutel. Längst verwandelt er sich auch vor ihren blicken, da sie seine Natur kennt und nicht zu fürchten scheint. Er lässt die Verwandlung über sich kommen, spürt wie sich seine Glieder strecken, Knochen verschieben und Fell auf seinem Leib zu sprießen beginnt. Einen Lidschlag später ist es beendet und seine Wolfsgestalt hat den Platz des Mannes eingenommen.
Mit einem Schritt ist er bei dem Welpen und stupst ihn mit der Gewaltigen Schnauze sanft auf den Bauch. Shaumar patscht mit seinen winzigen Händen ohne ein Anzeichen von Furcht danach und gibt ein glucksendes Geräusch von sich. Felon hebt den Kopf und sein Blick trifft Sheheras für einen Augenblick. Dann ist er mit ein paar schnellen Sprüngen im abendlichen Unterholz verschwunden.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Shehera Rhishade am 06. Feb. 2005, 22:11 Uhr
Mich waschen. Ich befürchte, was ich brauche ist ein Bad, keine Wäsche. denkt sie schon fast erheitert, als sie an sich hinuntersieht. Noch immer sind ihre Kleider blutverkrustet und schon oft hatte sie sich einen Besuch im Badehaus gewünscht, doch ist ihr klar, dass sie im Moment noch immer zu schwach dafür ist und die Schmerzen auch nicht gerade förderlich wären, nach Talyra zu gehen. Ihre Augen haften sich an die frischen Kleider, die Felon ihr hinlegt und lösen sich auch nicht davon, als er seine Wolfsgestalt annimmt. Wie jedesmal verzieht sich ihr Gesicht leicht schmerzhaft, da sie sich nicht vorstellen kann, dass diese Verwandlung schmerzlos von sich geht. Sie sieht es zwar nicht, doch hört sie seine Knochen knacken, während ihre Augen sich noch immer am Anblick der frischen Kleider erfreuen.

Kurz blickt sie in die grauen Augen des grossen Wolfes, der vor ihr steht und nach dessen Schnauze Schaumar greift. Ein leichtes Lächeln umspielt dabei ihre Lippen und fast wünschte sie sich, ebenfalls die Freiheit eines Tieres geniessen zu können, wie er es kann. Doch das kann sie nicht und so blickt sie Felon hinterher, als er sich mit ein paar schnellen Sprüngen vom Lager entfernt. Seufzend hebt sie Shaumar hoch und schnüffelt an ihm. "Na mein Kleiner? Wir stinken aber auch ganz schön. Ich glaube, Du hast ein Bad genauso nötig wie ich." Sie grinst ihren Sohn breit an, was diesem ein Gackern entlockt und fängt schliesslich an, ihn auszuziehen. Vorsichtig wäscht sie den kleinen, dünnen Körper mit dem warmen Wasser mit Hilfe einer provisorischen Windel aus dem Samt ihres besten Kleides. Erst als sie allen Schmutz von Shaumar entfernt hat, zieht sie das Baby wieder an und legt ihn auf eins der Felle. Vorsichtig legt sie ein zweites Fell über ihn und fast sofort segelt Shaumar in's Reich der süssen Träume. Sanft streicht Shehera mit ihrer Hand über den Kopf des Kindes und wickelt diesen schliesslich auch noch soweit in ein Fell ein, bis man nur noch die Augen des kleinen Geschöpfs sehen kann.

Schliesslich macht Shehera sich langsam daran, sich selbst zu entkleiden und zu waschen, wobei sie etwas von ihrer Seife zu Hilfe nimmt, die sie in ihrer Tasche mit sich trägt. Sie duftet angenehm nach Sommer und Rosen und am schwierigsten ist es, ihre Haare von dem Schmutz und dem getrockneten Schweiss zu befreien und schliesslich mit dem Kamm durch die verknotete Masse zu kommen. Ohne zu zögern schneidet sie sich ein gutes Stück ihrer Haare ab, als sie bemerkt, dass der Kamm dort sein Werk auf keinen Fall vollbringen kann und  zieht sich dann die neue, fast perfekt passende Lederkleidung an. Das Hemd ist genauso weit wie ihr altes war und die Hose ist nicht einmal zu lang. Sie schnürt das Hemd zu und gerade, als sie dies erledigt hat, hört sie Schritte. Shehera hält die Luft an und horcht. Es sind ganz eindeutig nicht die Schritte von Felon, denn dieser würde sich nie in Menschengestalt dem Lager nähern und wenn sie sich nicht allzusehr irrt, hört sie die Schritte zweier Menschen.

Angestrengt starrt sie in's Dunkel zum Waldrand, der die kleine Lichtung umgibt auf welcher sich der Unterstand befindet. Shaumar scheint das Gehör der Elben geerbt zu haben, denn er schreckt aus seinem Schlaf auf und fängt leise zu wimmern an. Kurz verstummen die Schritte und Shehera entdeckt den schwachen Lichtschein einer Laterne direkt am Rand der Lichtung. Besorgt hebt sie Shaumar auf und drückt ihn an ihre Brust, das Fell stramm um den kleinen Körper gewickelt, dass man nicht mehr viel von ihm sehen kann. Langsam beruhigt sich das Kind und der Schnee unter den Stiefeln der fremden protestiert knirschend. Als die Männer nah genug sind um sie zu erkennen, werden Sheheras Augen gross, denn sie erkennt den Schmutz an den Gestalten. Schmutz der sichtlich von langen Reisen herrührt und instinktiv schiebt die Geschichtenerzählerin sich ein paar Schritte von ihnen weg, indem sie sich mit den Füssen abstösst. Ihre schwarzen Augen blicken dem vorderen Mann entgegen, der einen kahlrasierten Schädel hat, in welchem sich sicherlich das Mondlicht spiegeln würde, wenn er nicht so schmutzig wäre.

Seine breiten Schultern sind von Fellen bedeckt und als er noch näher kommt, wird Shehera schlagartig klar, dass es sich dabei um Wolfsfelle handelt. Leicht angewidert zieht sie die Nase kraus, denn das Fell leitet ihre Gedanken automatisch zu Felon. An seiner Seite hängt eine Axt, sowie ein langer, gebogener Dolch, während die Armbrust in seinen Händen auf den kleinen Unterschlupf gerichtet ist. Shehera fängt leicht zu zittern an, was Shaumar dazu bringt, erneut zu quängeln und mit einem leisen "Schschsch" versucht sie ihn zu beruhigen. Der zweite Mann ist ein dürrer, grosser Kerl mit leichtem Bartflaum und ebenfalls in Wolfsfelle gekleidet. Ein Kurzschwert hält er in seiner Hand und sein beständig umherwandernde Blick zeugt von Alarmbereitschaft, auch wenn Shehera sich nicht vorstellen kann, wofür.

Während der schmächtige in die Hocke geht und den Boden in einigem Abstand zum Unterstand untersucht, nähert sich der andere Shehera. Die Laterne blendet die Frau, als der Kerl sie ihr direkt vor die Augen hält und sie schliesslich verwundert mustert. Als er das Baby in ihren Armen sieht, weiten sich seine Augen noch mehr und mit einer Bass-Stimme, wie sie Shehera noch nie gehört hat, fängt er schliesslich zu sprechen an. "Mylady, braucht Ihr Hilfe?" Seine Augen starren Shehera unverholen an, bevor er seinen Blick dem Andern zuwendet, der gerade mit stolzer Stimme verkündet, er hätte 'ihn'. Der breite Mann entfernt sich wieder von dem Unterschlupf und gesellt sich zum Andern, um sich die Spuren im Schnee selbst anzusehen. "Eindeutig, das ist er." Seine triumphierenden Worte gelten dem schmächtigen Mann und schliesslich kommt er in grossen Schritten zu Shehera zurück.

"Ihr habt Glück, dass wir Euch gefunden haben. Eine Bestie umschleicht Euren Lagerplatz und hätte Euch sicher bald den Tod gebracht. Aber fürchtet nichts, wir verfolgen siene Fährte schon seit langem, wir werden mit ihm fertig." Bei diesen Worten hebt er die Armbrust etwas und entblösst eine unregelmässige Reihe gelblicher Zähne in seinem schmutzigen Gesicht. Sheheras Nase kräuselt sich erneut bei diesem Anblick und sie überlegt sich, wovon der Mann wohl sprechen könnte. Erst als sie die Lichtung wieder verlassen haben, wird ihr klar, dass sie von Felon sprachen und einen Augenblick stockt ihr der Atem. "Felon!" flüstert sie vor sich hin. "Ich muss ihn irgendwie warnen!"

Vorsorglich hatte sie sich schon vor ein paar Tagen ein Tragetuch hergestellt, wie sie es an Morgana gesehen hatte und nie hätte sie gedacht, dass sie es so schnell brauchen würde. Es erfordert einiges an Zeit, bis sie die Anweisungen der Heilerin in die Tat umgesetzt hat und Shaumar sicher und fest an ihren Oberkörper gedrückt in dem Tuch liegt. Du willst doch nicht wirklich Euer Leben auf's Spiel setzen um einen Warg zu warnen? Bist Du des Wahnsinns? "Sei still!" antwortet Shehera leise der Stimme und begiebt sich langsam auf die Knie um aufzustehen. Doch ihre Beine geben nach, als sie sich auf die Füsse stellen will und so fällt sie zurück auf die Knie. "Ich muss ihn warnen!" Es klingt fast so, als müsste sie sich selbst davon überzeugen, aufzustehen und sich auf die Suche nach Felon zu machen, doch ist dies nicht so.

Mit zittrigen Knien steht sie schliesslich im Schnee neben dem Unterschlupf, ihren Mantel fest um sich und das Kind gewickelt und die Kapuze als Schutz vor dem sanften aber kalten Wind tief im Gesicht. Nur wo? Die Sorgen um Felon treiben sie vorwärts, nicht in die Richtung, welche die Männer genommen haben, sondern leicht davon abweichend, in der Hoffnung ihren Retter vor ihnen zu finden. Nur leise ist ihre Stimme, als sie immer wieder seinen Namen ruft, darauf bedacht, dass die 'Jäger' sie nicht hören können. Ihr Unterleib brennt wie Feuer und die Schmerzen strahlen in den ganzen Körper aus, während sie bemerkt, wie erneut Blut ihr Bein hinunterläuft. Doch dies interessiert sie im Moment nicht, der Mann hat ihr das Leben gerettet und nun ist es an ihr, alles zu tun um es ihm zurückzubezahlen.

Titel: Re: Ein Unterschlupf im Wald
Beitrag von Wolfsblut am 07. Feb. 2005, 00:55 Uhr
Wie ein Schatten trabt Felons grauer Leib zwischen dem Unterholz dahin. Er ist vom Instinkt des Wolfes erfüllt, sämtliche Gedanken sind in den Hintergrund getreten als er sich seiner Natur hingibt. Er stillt seinen Durst an einem schmalen Bach, überspringt ihn danach und setzt seinen Weg fort. Die vertrauten Geräusche und Witterungen des Waldes verleihen der Nacht etwas Heimisches. Verärgert blickt er zu einem Kauzchen hinauf, das ihn entdeckt hat und mit einem Warnschrei auffliegt.

Gerade als er sich umwendet um in einer anderen Richtung sein Jagdglück zu versuchen, stößt seine, dicht über den Boden gleitende Nase auf eine Witterung die Erinnerungen weckt. Für einen Moment sieht er Bilder vor seinem inneren Auge, Bilder von Blut und Tod. Er erinnert sich der Schreie des sterbenden Wolfes und seiner Wut, als er einen der Menschen tötete.
Aber das ist lange her. Felon schüttelt seinen Grauen Pelz und begutachtet die Stelle genauer. Prüfend saugt er die Witterung ein, bis es keinen Zweifel mehr gibt….sie sind nahe, die anderen zwei Jäger müssen ihm über all die Entfernung gefolgt sein.  
Sorge um Shehera ist es, die ihn in Richtung des Unterschlupfes zurückkehren lässt.

Es dauert nicht lange bis Felon ihre leise Stimme vernimmt, die seinen Namen ruft. Zu seiner Verwunderung scheint sie nicht aus dem Lager zu kommen. Mit aufgestellten Ohren lauscht der riesige Wolf nach ihrer Stimme, bis er die Richtung bestimmen kann. Mit raumgreifenden Sprüngen folgt er ihrem Klang, wobei er mehrmals witternd stehen bleibt. Sein Instinkt mahnt ihn zur Vorsicht und schließlich verlangsamt sich sein Schritt. Er erklimmt einen kleinen Hügel und kann unterhalb von sich die Gestalt Sheheras ausmachen, den Welpen in einer Stofftrage vor der Brust tragend. Ihre Schritte wirken unsicher und ihre Witterung trägt Furcht und Sorge mit sich. Felon wendet sich um und umrundet den Hügel. Immer noch die Umgebuing Aufmerksam im Blick trabt er auf die beiden zu.



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