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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Die Hütte im Larisgrün
(Thema begonnen von: Del am 04. Jan. 2005, 15:26 Uhr)

Titel: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 04. Jan. 2005, 15:26 Uhr
So manch einer, der auf den Weg nach Dornheim war, hatte den schmalen Trampelpfad, der nach gut vier Tagesmärschen von der Handelsstrasse abzweigt, bereits übersehen. Andere schenkten ihm nicht genug Bedeutung um ihn bis zum Ende zu folgen. Tut man dies jedoch, so befindet man sich nach ungefähr zweihundert Schritt auf einer fast kreisrunden Lichtung, die einen Durchmesser von rund dreißig Schritt haben mag.
Inmitten dieser Lichtung steht ein kleines Holzhäuschen. Auf der linken Seite schmiegt sich direkt an die Bretterwand eine Überdachung unter welcher sich Unmengen an Feuerholz angefunden haben. Die untersten Schichten zeigen deutlich, dass das Holz nicht erst seit wenigen Tagen dort lagert und jene Scheite die Kontakt mit dem Boden haben sind teilweise schon vermodert.

Gleich neben der Tür, die in Richtung des Trampelpfades, ist ein kleines schmales Fenster eingebaut, welches ein Großteil des Lichtes durch eine bräunliche Lederhaut abhält, aber zumindest erlaubt das Innere der Hütte zu belüften.
Beim Betreten der Hütte knarrt die Tür leise und die Scharniere, die vor langer Zeit das letzte Mal geölt worden sind, geben nur widerwillig nach. Der Raum den man betritt misst fünf mal fünf Schritte. Die rechte Seite ziert einzig und allein ein wuchtiger gemauerter Kaminofen, der zu gleichen Teilen Licht und Wärme spendet. Genau vor dem Kamin liegt ein altes, muffiges Fell, welches als einzige Stelle etwas Abwechslung auf dem nackten Holzfußboden bietet.
In der Mitte des Raumes steht, umrundet von vier wackeligen Stühlen, ein kleiner quadratischer Tisch. Darauf befindet sich gewöhnlich noch ein Talglicht, welches aber nur selten genutzt wird.
An der linken Wand und somit gegenüber des Kamins steht ein einfacher, recht niedriger und nicht allzu tiefer Holzschrank, der von Holzwürmer stark zerfressen ist und bei unsachgemäßer Behandlung wohl sofort in sich zusammenfallen würde. Gleich daneben befindet sich ein Regal, vollgestellt mit abgenutztem Geschirr und den üblichen Gegenständen des täglichen Lebens. Ansonsten befindet sich außer einer Truhe und einigen Körben nichts weiter, was großartige von Bedeutung wäre.

Doch eine Tür genau gegenüber der Eingangstür verbirgt noch einen weiteren kleinen Raum. Ebenfalls erhellt durch ein schmales Fenster, befindet sich in diesem zwei mal drei Schritt großem Raum lediglich ein breites Bett und eine Holztruhe.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 04. Jan. 2005, 22:10 Uhr
Sofort umfängt ihn wieder die eisige Umarmung des Windes. Doch hier zwischen den Bäumen und teils geschützt von der kleinen Hütte erreicht er längst nicht die Kraft, wie auf dem Weg zuvor.
Eilig zerrt Del einige Holzscheite aus dem Stapel. Lange würden sie nicht brennen, da das Holz viel zu morsch ist, aber für den Anfang würde es ausreichen. Notfalls müsste er einfach Neues holen; so weit ist der Weg immerhin nicht. Das Gesicht aufgrund der Kälte grimmig verzogen, spürt Del jede Kante der Baumrinde extra schmerzhaft über seine Haut der Hände kratzen. Wieder ein paar Schrammen mehr. Als er entschieden hat, dass sich nun genug Scheite auf seinem Arm befinden und mehr ohnehin nicht zu tragen wären, stampft er wieder zurück ins Haus.

Dieses Mal kann Del die Tür mit der rechten Hand öffnen, schließt sie aber trotzdem wieder mit dem Fuß. Ein leises Klicken verrät, dass die Tür eingerastet ist. Der graue Hund sieht schwanzwedelnd und Del's Richtung, blickt dann aber gleich wieder zum Mädchen. Del vermutet, dass das Tier dem Mädchen gehört, kann sich aber noch immer keinen Reim darauf machen, was sie hier draußen zu suchen hat. Wäre eine Stadt in der Nähe, so hätte er gewiss mehr Passanten in den letzten Tagen gesehen. Wenn er die Beschreibungen einiger Händler, die er vor einem Siebentag getroffen hatte, noch richtig in Erinnerung hat, dann würde die nächste größere Stadt Talyra sein. Irgendwo mehrere Tage südlich von hier.
Das Toben des Windes ist im inneren der Hütte nur vermindert zu hören, aber dennoch präsent genug, um die leisen Atemgeräusche des Mädchens und Dels zu übertönen. Noch immer voll bekleidet, schmeißt Del zuerst einige kleinere Scheite in die Glut und versucht auch lockere Rinde oder Bruchstellen zu entfernen, um so dem Feuer eine Möglichkeit zum entfachen zu geben. Zuerst zieht sich nur eine rot glühende Spur über die dünnen Holzstücke, doch allmählich sind die ersten zarten Ausläufer einer Flamme zu sehen, welche ständig wächst. Erst als Del sich sicher ist, dass die Flamme unter der Last weiterer Scheite nicht erstickt, stapelt er vorsichtig die anderen Scheite darüber und wischt sich anschließend die Hände am Mantel sauber.

Da das Mädchen keinen Schritt von ihm entfernt liegt, braucht er sich in der Hocke nur umzudrehen. Eine Flut dunkler Locken rahmt ein blasses Gesicht mit einem hübsch roten Mund ein. Mit einer langsamen Bewegung streicht er vorsichtig einige Strähnen aus dem Gesicht der Kleinen und kann nur ungläubig den Kopf schütteln. Dort draußen hätte sich das Mädchen den Tod geholt, auch wenn selbst jetzt noch nicht gewiss ist, dass sie überlebt.
Das Feuer im Rücken verbreitet rasch Wärme, so dass sich Del aus seinem Mantel schält, ihn aber gleich neben dem Mädchen ablegt.
"Na dann wollen wir mal sehen."
Kaum dass er den roten Umhang anfässt, ertönt ein heiseres Knurren hinter Del. Trotz der Situation muss der Mann kurz lächeln. Werd erst mal groß, dann wirkst du vielleicht gefährlich. Del würdigt den Hund keines Blickes, sondern versucht das Mädchen von ihrem Umhang zu befreien.

Kaum dass er das Mädchen vollständig ausgepackt hat, bemerkt er, dass die Kleidung rund um ihren Unterleib von Blut durchtränkt ist. Bei den Göttern! Ein Keuchen kommt über seine Lippen und lauter Gedanken kreisen in seinem Kopf. Konnte es sein, dass dieses Mädchen nicht zufällig dort lag? Hatte man sie möglicherweise erst geschändet und dann wie Müll weggeworfen?
Auch wenn er weiß, dass er keine Antwort kriegt, sieht Del zum Hund, der allerdings nur den Kopf schief legt und dann leise winselt, so als wisse er auch keine Antwort auf die unausgesprochene Frage.
Del weiß genau, dass es keinen anderen Weg gibt, aber trotzdem fühlt es sich falsch an. Es ist noch ein Kind und bekanntlich guckte er nur Frauen unter den Rock. Nicht ganz sicher, ob er es wirklich wagen soll, beschließt er, das Mädchen zuerst in seinen Mantel einzuwickeln und sie so vielleicht erst einmal aufzuwärmen. Möglicherweise würde er sie auch wach kriegen und dann könnte sie sich entscheiden, was zu tun ist oder nicht.

Der Wasser im Eimer, welches er kurz zuvor an einem Bachlauf aufgetrieben hatte, ist eiskalt und würde selbst Tote erwecken. Mit einem dreckigen Leinentuch vom Regal, welches er kurz ins Wasser taucht, träufelt Del mehrere Tropfen in das Gesicht des Mädchens. Den rechten Arm unter ihren Kopf geschoben, versucht er das blasse Dinge aufzurichten und schüttelt sie leicht.
"Hey, wach auf Kleines. Na los."
Keine Regung. Nicht mal ein Zucken geht durch das Gesicht des Mädchens. "Verdammt, du kannst jetzt nicht aufgeben. Hast du gehört?" Er hatte den Puls des Mädchens gespürt, er war schwach gewesen aber doch vorhanden. Um sich selber zu bestätigen tastet er erneut nach dem Handgelenk.
"Du lebst, also tu mir den Gefallen und sieh mich an!" Seine Stimme ist etwas lauter als beabsichtigt, doch angesichts der Situation fühlt er sich völlig überfordert und hilflos.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 04. Jan. 2005, 23:24 Uhr
Vollkommen haltlos treibt Lorne durch die Dunkelheit. Längst hat sie es aufgegeben den Stimmen zu lauschen, die ihr unablässig etwas zuzuraunen scheinen. Namen vielleicht. Am häufigsten wispern sie zwei: Lorne und Klein, aber es will dem Mädchen einfach nicht gelingen sie zu erfassen und fest zu halten und so gibt es schließlich einfach auf. Völlig teilnahmslos nimmt Lorne in Kauf dass die Worte in die Finsternis hinaustreiben, von der Dunkelheit irgendwann verschluckt werden und sich schlussendlich in Nichts aufzulösen beginnen. Ihr ist es einerlei. Tief innen drin fühlt sie sich kalt und leer. Hilflos treibt sie in diesem Zustand umher, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, um sich davon zu befreien.

Das sie schließlich von starken Armen empor gehoben und in sorgsam in ihren schützenden roten Umhang gehüllt wird, bekommt sie nicht mit. Während sie von ihrem Retter durch den Sturm getragen wird, erwacht sie nicht ein einziges Mal. Selbst Kleins klägliches Winseln vermag nicht bis in ihre Einsamkeit vorzudringen. Ihr Atem geht nur noch flach und ist kaum noch hörbar und alle Farbe ist aus ihren Lippen, ihrer Haut gewichen. Bleich wie der immer noch fallende Schnee ruht sie in Dels Armen. Doch hat dieser Zustand auch etwas Dankbares und Tröstliches an sich, denn immerhin spürt sie in dieser traumlosen Bewusstlosigkeit weder die schneidende Kälte des Windes noch das leichte, schmerzhafte Ziehen in ihrem Unterleib.

Auch als sie endlich die Hütte erreichen, welche in den Tiefen des Larisgrüns, so fern von Talyra, verborgen liegt, und sich in ihren sicheren Schutz begeben, erwacht das Mädchen nicht und eilt stattdessen auf dunklen Pfaden den Purpurnen Flüssen entgegen, um sich vom Fährmann hinüber in das Reich des Winterherren geleiten zu lassen. Doch immer wieder tauchen nun Bilder in der Finsternis auf. Wie zusammenhanglose Versatzstücke blitzen sie kurz auf, so dass Lorne kaum einen wirklichen Blick auf sie erhaschen kann. Alles reiht sich schließlich in einen endlosen wirren Reigen auf, der die Wirkung eines wilden Mahlstroms entwickelt und sie mit sich zu reißen droht. Anfangs versucht Lorne sich noch einmal aufzubäumen und dagegen anzukämpfen, aber dann lässt sie sich einfach fallen.

Doch plötzlich friert der ganze Sog mitten in der Bewegung ein und dann sind die Stimmen wieder da. Das Mädchen kann nicht verstehen was sie sagen, doch endlich gelingt es ihnen, sie aus ihrer völligen Lethargie zu zerren. Benommen sieht sich die Kleine um, die Stimmen scheinen aus einer ganz bestimmten Richtung zu erklingen und so wendet sie unweigerlich den Kopf. Verzweifelt beginnt sie sich auf die Stimmen zu konzentrieren. Es kostet sie Kraft, aber mehr und mehr löst sie sich aus dem finsteren Sog, der sie in die Tiefe zu entführen droht und klammert sich mit wilder Entschlossenheit an die Stimme, es scheint nur noch eine zu sein, und das Leben.

Dann spürt sie mit einem Mal etwas entsetzlich Kaltes auf ihrem Gesicht und reißt unter leichtem Keuchen die Augen weit auf. Im selben Moment kann sie auch endlich verstehen, was die Stimme zu ihr sagt. >Verdammt, du kannst jetzt nicht aufgeben. Hast du gehört?< Sie merkt wie ihr Körper leicht geschüttelt wird, fühlt wie der Schmerz der Kälte nach ihr greift und sie zurück in die Bewusstlosigkeit zufallen droht. >Du lebst, also tu mir den Gefallen und sieh mich an!< Angestrengt versucht sie dagegen anzukämpfen, die Augen wieder zufallen zu lassen und konzentriert sich stattdessen auf das Gesicht, welches offenbar über sie gebeugt ist. Graublaue Augen begegnen den ihren, Rat- und Hilflosigkeit scheinen sich darin wiederzuspiegeln.

Sie möchte etwas sagen, irgendetwas. Ihre Lippen bewegen sich, doch kein Laut kommt über sie. Müde blickt die Kleine ihrem Retter entgegen. Vollkommen verschwommen nimmt sie sein Gesicht über sich wahr, einzig seine Augen kann sie klar und deutlich erkennen und daran hält sie sich fest, aber ihre Lider werden schwerer und schwerer und drohen wieder zu sinken. Auch das Gefühl der Kälte, welches noch immer tief in ihren Knochen sitzt, wird immer stärker und einen Augenblick lang verspürt Lorne den Wunsch zurück in die schmerzlose Finsternis zurückzusinken. Aber etwas in ihr beginnt sich dagegen zu wehren und sich verzweifelt ans Leben zu krallen. Also versucht sie die Augen weiterhin so gut es geht offen zu halten.  

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 05. Jan. 2005, 16:34 Uhr
Als das zerbrechliche Ding in seinen Armen urplötzlich und ohne jede Vorwarnung die Augen aufreißt, zuckt Del leicht zusammen.
Grün. Grün wie die Wälder der Immerlande im Sommer.
Ein schwaches Lächeln zeigt sich im Gesicht des Mannes, als das Mädchen ihn stumm ansieht. Er kann ihr ansehen, dass sie kämpft. Vielleicht ist die Verlockung zu stark und sie würde jeden Moment wieder bewusstlos werden, doch nun weiß er, dass sie dem Tod noch nicht allzu nah ist.
Das "Hey." ist leise und nicht viel mehr als ein Flüstern. Vorsichtig versucht Del das Mädchen noch ein Stück weiter aufzurichten und schmeißt den Lappen einfach bei Seite. So behutsam wie möglich hält er die Kleine im rechten Arm und setzt die Knie auf den Boden ab, um das Mädchen näher zu sich heranziehen zu können.

Dels Vermutung, dass das Mädchen möglicherweise schon eine ganze Weile dort draußen gelegen hat, bestätigt sich, als sie zum sprechen ansetzt doch kein Ton über ihre Lippen kommt. Nur schwach ist die Regung im Gesicht, doch mit jeder neuen Bewegung fühlt Del wie die Anspannung langsam locker lässt. Doch die Hilflosigkeit bleibt weiterhin hartnäckig.
Was sollte er mit dem Mädchen jetzt anstellen? Egal ob ihr etwas zugestoßen war oder nicht, sie braucht einen Heiler. Doch alles was er zu bieten hat, ist ein schäbiges Bett, ein Kaminfeuer und einige wenige Heilkräuter. Längst nicht genug, wenn man nur geringfügig über medizinische Kenntnisse verfügt.

Irgendetwas stupst ihn von hinten an und drückt immer wieder sanft gegen seinen Rücken. Was willst du Flohbeutel? Ich glaube kaum, dass du ihr helfen kannst. Doch der Hund bleibt beharrlich, so dass Del ein Stück des Mädchens frei gibt und sie sich beide sehen konnte. Zufrieden setzt sich der Hund auf sein Hinterteil, stößt aber immer wieder leise winselnde Laute aus.
"Hmpf." Als ob das etwas nützen würde oder soll ich das jetzt auch machen?
Del weiß, dass er das Mädchen irgendwie ablenken muss. Womit? Er hat keine Ahnung, doch auf alle Fälle müsste es das Mädchen davor bewahren sich der nach ihr greifenden Schwärze zu entziehen.
"Ich glaube der gehört zu dir oder?" Den Blick weiterhin auf das Mädchen gerichtet deutet er mit dem Kopf auf das winselnde Tier und lächelt das Mädchen an. "Er wollte mir nicht von der Seite weichen. Scheint ein gutes Tier zu sein. Wenn auch ein bisschen hässlich." Unsicher plappert er einfach irgendwas über den Hund und redet völlig wirres Zeug. Aber vielleicht würde ihm seine Stimme dieses Mal von Nutzen sein.

Doch irgendwann muss er das Unvermeidliche ansprechen und schluckt hart.
"Du...äh...", mit einer Hand am Hinterkopf kratzend, sucht Del verzweifelt nach Worten und überlegt wie er das Mädchen am schonernsten beibringen könnte, dass es blutet. Doch fällt ihm nichts ein, so dass er seufzend gleich mit der Sprache rauskommst.
"Ich weiß nicht, ob du mir antworten kannst oder mich überhaupt verstehst. Vielleicht sprichst du ja nicht mal meine Sprache, aber du bist verwundet. Zumindest glaub ich das. Ich... du weißt nicht vielleicht wieso oder?" Die Stirn gerunzelt blickt er zerknirscht zu dem kleinen blassen Mädchen.
"Ich muss sonst nachgucken. Also wenn es dich nicht stört, mein ich." Del merkt wie ihn immer mehr die Unsicherheit vereinnahmt. Warum stellst du dich bloß so dämlich an? Sie ist lediglich ein KIND! Außerdem gibt es an ihr nichts, was du nicht schon gesehen hast.
Trotzdem unternimmt Del nichts, ehe er nicht absolut sicher ist, dass das Mädchen ihn nicht doch irgendwie verstehen kann. Prüfend wendet er den Blick vom Gesicht des Mädchens ab und lässt ihn zu ihrer hellen Wildlederhose gleiten.
Vorhin war er wohl in Panik gewesen, doch nun stellt sich heraus, dass es doch gar nicht so viel Blut ist, wie er erst angenommen hatte. Vielleicht doch nichts Ernstes?

Plötzlich kommt ihm ein neuer Gedanke, was wenn das Mädchen gar nicht zu sprechen fähig war?
"Siranisliar", flüstert seine Stimme leise. "Wenn du nicht sprechen kannst, dann blinzle einmal."

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 05. Jan. 2005, 18:25 Uhr
Schwer lastet die wachsende Müdigkeit auf Lorne, aber so gut es geht versucht sie dagegen anzukämpfen. Der Unbekannte scheint dies zu merken und versucht sie nun seinerseits wach zu halten, indem er auf sie einzureden beginnt. Dabei deutet er auf einen jungen grauen Hund neben sich, der sie mitleidsvoll ansieht. Verwirrt betrachtet das Mädchen das zottige Geschöpf. Er ist nicht von meiner Seite gewichen? Kenne ich ihn? Wie heißt er nur? Angestrengt versucht sie sich zu erinnern, aber in ihrem Kopf herrscht nur vollkommene Leere und allmählich fügt sich dem Gefühl der Schmerzen ein weiteres Gefühl hinzu, Angst. Irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas ist vollkommen falsch, aber es will Lorne einfach nicht gelingen ihre Gedanken soweit zu ordnen, dass sie begreift, was geschehen sein mag.

Ein Anflug von Panik beginnt sich in ihren Augen breit zu machen, während sie den Fremden mustert. Noch immer sieht sie alles um sich herum eher verschwommen, doch kann sie ihren mittlerweile dennoch recht gut erkennen. Der Mann ist relativ groß, hat offenbar langes schwarzes Haar und als er die Hand hebt, um sich verlegen am Hinterkopf zu kratzen, blicken seine graublauen Augen nachdenklich auf sie herab. Das Mädchen erwidert den Blick und versucht seinen Worten so gut es geht zu folgen, allerdings sickern sie nur sehr langsam bis in ihr Bewusstsein. Blut? Ich blute?, denkt Lorne und ihre Angst wächst mit jedem weiteren Augenblick. Verzweifelt versucht sie sich daran zu erinnern, was geschehen ist, doch kann sie sich beim besten Willen nicht erklären, wovon der Unbekannte spricht.

Nun spürt sie auch die Kälte in ihren Gliedern immer deutlicher und obwohl sie gut zugedeckt ist und im Kamin der Hütte ein Feuer entzündet wurde, zittert sie mehr und mehr am ganzen Leib. Ihr ist so kalt, dass sie darüber fast den dumpfen Schmerz in ihrem Unterleib vergisst, der sich nun auch langsam bemerkbar macht. >Ich muss sonst nachgucken?< Nachgucken? Allmählich wird alles etwas viel für das Mädchen. WO blute ich denn? Angst und Verwirrung werden immer größer, denn die Kleine hat nicht die geringste Ahnung was der Mann meinen könnte. Fragend sieht sie ihn an und wartet ab, ob er noch etwas sagen wird, aber es scheint so, als würde er nachdenken und vorerst schweigen.

Doch gerade als Lorne wieder die Augenlider herabsinken und sie abermals in Dunkelheit zu versinken droht, beginnt der Fremde wieder zu sprechen. >Siranisliar.< Langsam heben sich die Lider des Mädchens wieder. Siranisliar? Ist das ein Name? Mein Name vielleicht? Eine weitere Welle der Angst rollt über sie hinweg. Panisch weiten sich ihre Augen. Wer bin ich? Wie heiße ich? Verzweifelt versucht sie sich zu erinnern, aber es will ihr einfach nicht gelingen. Orte und Plätze, hin und wieder auch einmal ein verschwommenes Gesicht, an mehr vermag sie sich beim besten Willen nicht zu erinnern. Nicht ein einziger Name will ihr in den Sinn kommen. Heiße Tränen steigen ihr in die Augen. Noch einmal versucht sie zu sprechen, erneut ohne Erfolg.

Nur allmählich fallen ihr die übrigen Worte ein, die der Mann gesprochen hat. >Wenn du nicht sprechen kannst, dann blinzle einmal.< Blinzeln … Du musst blinzeln, flüstert eine einsame Stimme in ihrem Kopf und irgendwie gelingt es ihr sogar, dieser Aufforderung nachzukommen. Sie kneift ihre Augen kurz zusammen, wobei ihr eine einsame Träne über die Wange rollt. Im gleichen Augenblick spürt sie ein leichtes Ziehen im Unterleib und verkrampft sich sogleich ein wenig. Ein leichtes Wimmern kommt über ihre Lippen und nun spürt sie auch das Blut, welches an ihren Beinen und Leder ihrer Hose klebt. Das hatte der Mann also gemeint und mit einem Mal überschlagen sich ihre Gedanken wie wild, jedoch ohne Erfolg. Eine plausible Erklärung will ihr einfach nicht einfallen. Verzweifelt wandert ihr Blick zwischen dem kleinen grauen Hund und ihrem dunkelhaarigen Retter hin und her.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 06. Jan. 2005, 16:59 Uhr
Man kann dem Mädchen deutlich ansehen, dass es ihr schwer fällt sich zu konzentrieren und die Augen offen zu halten. Der Blick zum Hund sagt nichts, außer dass sie das Tier nicht kennt. Del hätte es erkannt, wenn der graue Hund dem Mädchen bekannt vorgekommen wäre, doch sie sieht ihn lediglich wie ein Wesen, welches sie nie zuvor gesehen hat, an.
Die Augen des Mädchens können sich nie lange auf einen Ort einigen und so irrt ihr Blick ohne etwas zu erkennen stetig hin und her. Als sie wieder zu zittern anfängt, zieht Del sie dichter an sich heran und lässt sich nun vollkommen auf dem Boden nieder. Seine Beine fühlen sich taub an und nur langsam kehrt das Blut mit einem unangenehmen Kribbeln zurück. Doch das Kribbeln ist das geringste seiner Probleme momentan.
Was mach ich nur mit dir? Was mache ich überhaupt hier? Ein resignierter Seufzer kommt über seine Lippen, aber Selbstmitleid wäre jetzt wohl so ziemlich das Unpassenste was er sich vorstellen kann.

Panik steigt in die grünen Augen des Mädchen und das gibt Del die Hoffnung, dass sie wenigstens realisiert, was um sie herum passiert. Vielleicht hat das Mädchen aber auch schlichtweg Panik vor dir!
Allmählich schließen sich die Augen der Kleinen wieder. Del kann nicht sagen, wie lange sie hier nun schon in der Hütte sitzen, doch viel Zeit kann nicht vergangen sein. Das Mädchen muss also sehr schwach sein, wenn es ihr schwer fällt sich für so kurze Zeit zu konzentrieren. Wenn sie jetzt wieder bewusstlos wird, dann bist du genauso weit wie zuvor. Doch der elbische Name scheint das Mädchen aufzurütteln. Fragend heften sich ihre Augen in sein Gesicht und wieder werden sie durch Panik geweitet.
Als das Mädchen auf seine Worte reagiert, hätte Del am liebsten lauthals den Göttern gedankt und das Mädchen fest an sich gedrückt. Doch was vermochte dieses Blinzeln schon aussagen? Vielleicht ist es nur Zufall gewesen und sie hat gar nicht auf ihn reagiert? Außerdem wofür wollte er den Göttern danken? Dafür, dass er ein blutendes Mädchen in den Armen hält und weder weiß, was sie hat, noch wer sie ist oder was er tun soll?
Verdammt. Soris, warum versteckst du dich dann, wenn man dich am meisten brauchst?
Fragend heftet sich sein Blick an die Decke, doch dort ist keine Antwort zu finden. Wieder das Mädchen ansehen, entdeckt er eine Träne die sich langsam über das Gesicht rollt und dann vom Leder aufgesogen wird.

"Hey, nicht weinen. Es wird alles gut. Ok?" Del weiß nicht, wie er es schafft, dass seine Worte so zuversichtlich klingen, doch er mag gar nicht in Erwägung ziehen, dass dieses Mädchen schon jetzt über die purpurnen Flüsse wandern sollte.
Das Wimmern lässt ihn sacht zusammenzucken. Doch verletzt? Es hilft alles nicht. Wie lange wollte er hier noch sitzen und darauf hoffen, dass das Mädchen selber kontrolliert ob alles mit ihr in Ordnung sei?
"Ich... ich werde dir jetzt die Hose ausziehen ok? Wenn du das nicht möchtest dann blinzle noch einmal. Aber irgendwas muss ich tun. Ich weiß nicht, was du hast und..." Del bricht ab, da er eigentlich nicht weiß, was er sagen soll.

Vorsichtig schiebt er das Mädchen von sich weg und legt sie wieder auf dem Fell ab. Da er vorher zwischen Mädchen und Feuer gesessen hatte, war ein Teil der Wärme von ihm abgefangen worden, doch nun, nachdem er sich wieder etwas aufgerichtet hat, dringt mehr Wärme an das Mädchen heran.
Eingehüllt in seinen Mantel, hebt sich das Gesicht des Kindes nur durch die dunklen Haare ab. Viel zu blass.Schnüffelnd nähert sich das graue Fellbündel und legt sich neben das Gesicht des Mädchens.
Nachdenklich schweifen Dels Augen zu dem Hund, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf jagt. Tee! Vielleicht würde ihr etwas warmes zu trinken helfen. Vor allem aber würde es sie zusätzlich wärmen. Doch bevor er in seinen Sachen nach Kräutern sucht, würde er auf das erhoffte Zeichen warten.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 07. Jan. 2005, 11:55 Uhr
Die Worte des Mannes dringen an ihr Ohr, aber Lorne braucht eine Weile, bevor sie wirklich begreift, was der Fremde soeben gesagt hat. Protestierend weiten sich ihre Augen ein wenig und  abermals drehen ihre Gedanken sich wild im Kreis. Ich bin nicht verletzt … glaube ich … aber was … Sie lässt sich zurück auf die Felle legen und spürt endlich etwas von der Wärme des Feuers, die sich nun leicht auf ihr Gesicht legt. Der junge Hund nähert sich ihr langsam und trotz der Tränen gelingt ihr nun doch ein winziges Lächeln. Und mit einem Mal schießt ihr ein einsamer Gedanke durch den Kopf. Aus den Tiefen ihrer Erinnerung gelangt Wissen an die Oberfläche, von dem sie nicht mehr weiss, wer es sie gelehrt hat, doch immerhin ist es vorhanden.

Da sie nicht ganz sicher ist, ob der Mann ihr voriges Blinzeln wirklich als Antwort gedeutet hat, versucht sie ein weiteres Mal ein paar Worte herauszubringen aber. „Nicht verletzt“, will sie sagen, aber mehr als ein unverständliches Krächzen bekommt sie nicht heraus. Kraftlos lässt sich die Kleine vollends auf die Felle zurücksinken. Also doch blinzeln …, denkt sie müde und in ihr Schicksal ergeben und blinzelt einmal. Ob das etwas nützt, weiss sie nicht, und im Grunde ist es ihr fast schon egal, so schwer legt sich die Müdigkeit allmählich auf sie nieder. Der Mann scheint nicht zu wissen, was Mondblut ist, nun, woher auch? Und auch sie selbst ist sich nicht einmal vollkommen sicher, aber da sie glaubt, nicht verletzt zu sein, scheint es ihr die einzige mögliche Erklärung, vor allem in Verbindung mit dem unangenehmen Ziehen, welches sie nun immer deutlich spürt.

Schlussendlich schließt Lorne einfach die Augen. Sie mag sich nicht rühren, nicht bewegen, will nicht einmal mehr denken. Denn dies alles kostet viel zu viel Kraft. Als lauscht sie dem pfeifen des Windes, der draußen vor der Hütte heult. Auch das sanfte Prasseln, Knistern und Knacken der Holzscheite, die im wärmenden Feuer verbrennen, fällt ihr nun zum ersten Mal bewusst auf, während sie sich in einen dumpfen Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen hinüber gleitet. Der zottelige graue Hund legt sich dicht neben sie und leckt ihr einmal quer mit der Zunge über das bleiche Gesicht. Die Hundezunge ist warm und rau und erstmals wird dem Mädchen bewusst, wie kalt es sich selbst anfühlen muss. Immer noch zittert sie schwach am ganzen Leib, da die Wärme des Feuers sie nur allmählich erreicht.

Ein heiseres Husten kommt über ihre Lippen und sie öffnet mühsam wieder die Augen, welche allmählich einen fiebrigen Glanz anzunehmen scheinen. Kurz blickt die Kleine zu dem Fremden hinauf, dessen Namen sie noch immer nicht kennt. Die Kleine weiss nicht einmal, ob sie den Namen einfach nur vergessen hat, so wie sie offenbar alle Namen vergessen zu haben scheint, die sie jemals gehört hat oder ob sie denn Fremden wirklich nicht kennt. Was den jungen Hund anbelangt, so ist sie sich mittlerweile ziemlich sicher, ihn zumindest zu kennen, denn er kommt ihr unendlich vertraut vor. Wenn mir nur einfallen würde, wie er heißt, denkt sie traurig und lässt zu, dass ihre Augenlider nach und nach wieder zufallen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 08. Jan. 2005, 13:40 Uhr
Eigentlich war es Del von Anfang an klar, dass das Mädchen es ablehnen würde. Immerhin würde er sich auch von niemanden Fremdes ausziehen lassen. Vor allem nicht, wenn er ein kleines Mädchen wäre. Seufzend erhebt sich Del. Irgendetwas muss er tun. Ein Blick in die grünen Augen des Mädchens lässt in ihm den Verdacht aufkommen, dass das kleine Mädchen mittlerweile weiß was sie hat. Vielleicht hat sie sich an etwas erinnern können, was vor wenigen Stunden passiert war?

Das Mädchen hat ihren Blick auf den Hund gerichtet und Erkennen steht ihr nun deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber genauso die Erschöpfung und Müdigkeit. Der Tee! Mit einem letzten Blick vergewissert sich Del, dass er das Mädchen kurz aus den Augen lassen kann und geht dann zu dem Regal, welches sich vom Mädchen aus gesehen, hinter dem Tisch befindet. Sein Beutel mit dem wenigen Besitz liegt ganz oben, doch für ihn ist es kein Problem dort anzukommen. Den ledernen Beutel auf den Tisch abgestellt kramt er nach der kleinen in Leder eingewickelten Schachtel. Ein erleichtertes Lächeln erscheint im Gesicht des Mannes. Die kleine Schachtel ist nicht allzu groß und doch verbirgt sie etwas sehr wertvolles. Heilkräuter. Einst von seiner Mutter zusammengestellt, als er sie verlassen hatte. Danke Mutter.
Nachdem er das Leder abgewickelt hat, strömt sofort der aromatische Geruch von getrockneten Kräutern in seine Nase. Da seine Mutter genau wusste, dass sich Del nie merken würde, welche Kräuter für welches Leiden zuständig sind, hatte sie ihm eine Mischung zusammengestellt, die vorrangig allgemeine Schmerzen, aber auch Unwohlsein und ähnliche kleinere Übel mindern würde.

Mit dem Wasser aus dem Eimer füllt Del einen zerbeutelten Henkeltopf und hängt dieses dann auf die Aufhängen am Kaminofen, welche anschließend soweit verschoben wird, dass sich das Wasser direkt über dem Feuer befindet. Die Hitze ist stark genug um das Wasser binnen kürzester Zeit aufkochen zu lassen. Eine geringe Menge reicht hat Mutter gesagt. Vorsichtig nach vorne gebeugt, betrachtet Del die Kräuterstücke, welche auf dem Wasser schwimmen und das Wasser ganz langsam ein wenig verfärben.
Das Mädchen liegt noch immer unbewegt auf dem Fell, eingehüllt in seinen Mantel. Nur ihr Kopf bewegt sich ab und an, wenn sich das Mädchen im Raum orientieren will oder der Hund ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Den Großteil der Zeit hat sie die Augen jedoch geschlossen und keucht mehrmals leise auf.
Sie kann nicht sprechen, du weißt noch immer nicht was sie hat und dabei wolltest du einfach etwas zu essen bekommen. Statt dessen, darfst du dich jetzt mit einem kranken Kind herumplagen. Als habe die ganze Situation etwas Unwirkliches, welches man leicht vertreiben kann, schüttelt Del den Kopf, doch das Mädchen und der graue Köter bleiben. Genauso wie die Angst, dass das Mädchen in seinen Armen sterben könnte. Im Umkreis von mehreren Hundertschritt ist zwar weder eine Siedlung noch stehen vereinzelte Häuser herum, aber sollte man den Leichnam des Mädchens finden, für den Fall, dass sie sterben würde, so könnte er sich darauf gefasst machen, dass man nach ihm oder jemanden suchen würde. Aber auch nur vielleicht.

Del vertreibt die Gedanken. Es ist kein passender Augenblick um an so etwas zu denken. Der Geruch des Tees hat mittlerweile den ganzen Raum durchströmt und erinnert Del daran, dass er dem Mädchen etwas zu Trinken geben wollte. Mit einem Stück Stoff als Schutz, zieht er den Haken mit dem Blechtopf wieder zurück und wartet darauf, dass er sich etwas abkühlt. Vom Regal holt er einige schäbige Holzbecher. Etwas anderes hat er nicht und das Mädchen kann sich ohnehin nicht darüber beschweren.
Mit vorsichtigen und langsamen Bewegungen füllt Del den Becher fast bis zum Rand auf und lässt den Tee abermals eine Weile abkühlen. Mit einem Finger überzeugt er sich davon, dass das Mädchen sich nicht verbrennen würde und geht dann zu der Kleinen.
Um nichts zu verschütten, nimmt Del den Becher erst wieder in die Hand, als er das Mädchen etwas aufgerichtet hat.
"Hier. Trink das. Es wird dich wärmen und dir die Schmerzen nehmen." Sofern du denn welche hast.

Die Augen des Mädchens öffnen sich flatternd und blicken ängstlich zu Del. "Hey, ich werde dich schon nicht vergiften. Dafür war der Weg um dich hierher zu bringen zu lang und anstrengend, Siranisliar." Ermutigend lächelt er das Mädchen an und setzt den Becher vorsichtig an die Lippen. Der Hund, dem Del durch seinen Rücken die Sicht versperrt, stupst den großen Mann protestierend an und umrundet die beiden Personen dann, um sich schwanzwedelnd auf Lornes Füße zu legen.
Auch wenn der Gedanke momentan mehr als unpassend ist, fragt sich Del für einen Augenblick wie Hund wohl schmeckt. Immerhin ist das Fellbündel bisher zu nichts zu gebrauchen und dem Mädchen würde etwas zu Essen bestimmt gut tun.
Denk an etwas anderes! Sie hat den Flohbeutel erkannt, also wird er zu ihr gehören und dann wird sie ihn bestimmt nicht essen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 08. Jan. 2005, 22:43 Uhr
Kraftlos und schläfrig dämmert Lorne vor sich hin, während der Fremde sich im Raum bewegt. Sie kann seine Schritte hören und noch verschiedene andere Geräusche, die er offenbar verursacht, aber darum kümmert sie sich nicht weiter. Sie selbst gibt keinen Laut von sich, allerdings kann sie nicht verhindern, dass sie hin und wieder etwas husten muss oder zumindest ein wenig keucht, da sie nur schwer Luft bekommt. Aber irgendwann beginnt sich im Raum der Duft von Kräutern auszubreiten und ihr das Atmen zumindest etwas leichter zu machen, denn offenbar hat es den Anschein, als würde der Fremde Tee oder ähnliches kochen.

Irgendwo im Raum klappert es leise und Lorne schaut kurz auf. Der Mann steht neben einem Regal und nimmt ein paar Holzbecher herab, welche er gleich darauf abstellt. Müde schließt sie wieder die Augen, allerdings lauscht sie weiterhin darauf, was im Zimmer vor sich geht. Als der Mann den Teekessel vom Haken im Kamin nimmt, karrt irgendetwas leicht, dann kann man hören, wie er die warme Flüssigkeit in einen der bereitgestellten Becher schüttet. Eine Weile ist es ruhig, dann kann Lorne hören, wie der Mann den Becher in die Hand nimmt und damit zu ihr herüberkommt. Schließlich richtet er sie behutsam auf und als spürt, wie er ihr den Becher an die Lippen setzt, zwingt sie sich dazu die Augen wieder so gut es eben geht zu öffnen.  

Ihr Blick muss auf ihn verwirrt, wenn nicht sogar verängstigt wirken, zumindest lässt sich dies aus seinen Worten schließen. >Hey, ich werde dich schon nicht vergiften. Dafür war der Weg um dich hierher zu bringen zu lang und anstrengend, Siranisliar.< Da, das ist er wieder, Siranisliar, dieser eigenartige Name, der so fremdartig und doch auch so schön klingt. Siranisliar, heiße ich so?, fragt sich das Mädchen. Bedeutet er etwas? Sie seufzt leise. Bestimmt habe ich das auch einfach vergessen … Lorne vertreibt den Gedanken und nimmt versuchsweise einen Schluck Tee zu sich. Das Getränk ist warum und schmeckt nach Heilkräutern. Anfangs fällt es dem Mädchen schwer, die Flüssigkeit zu trinken, aber mit jedem weiteren Schluck geht es besser und so hat sie den Becher, welchen Del ihr immer wieder geduldig an den Mund führen muss, nach einer Weile gelehrt.

Bereitwillig lässt sie sich wieder auf die Felle zurücklegen. Die wohltuende Wärme des Tees breitet sich allmählich in ihrem Körper aus und lässt sie noch schläfriger werden. Ein deutliches Gähnen entfleucht ihren Lippen und sie kuschelt sich tiefer in die Felle, die Decke und Dels Mantel, welche sie warm halten. Der graue Hund liegt noch immer auf ihren Füßen, sie kann das Gewicht und die Wärme seines Körpers spüren und ein winziges Lächeln huscht über das Gesicht des Mädchens. Noch immer fühlt sich ihr Körper recht kalt an, doch zittert sie längst nicht mehr und in ihre Wangen kehrt ganz langsam ein wenig Farbe zurück, nur ein Hauch, aber immerhin. Schlafen, bloß schlafen, denkt sie müde. Etwas anderes wünscht sie sich im Augenblick nicht.

Ein neuerliches Ziehen im Unterleib erinnert sie jedoch gleich darauf wieder an das Blut, welches dem Mann offenbar Sorgen bereitet. Mondblut, flüstert indes eine freundliche Frauenstimme im Kopf des Mädchens. Nichts wovor man sich fürchten müsste. Du bist einfach nur erwachsen geworden, das ist alles. Die Worte beruhigen das Mädchen irgendwie, auch wenn es keine Ahnung hat, wem die Stimme, die sie gesprochen hat, gehören mag. Aber im Moment ist dies auch vollkommen gleich. Nur noch schlafen. Alles andere kann warten, denkt sie bei sich und gähnt erneut. „Hm“, murmelt sie leise und wendet den Kopf ein wenig, so dass er etwas mehr von der Wärme des Kaminfeuers abbekommt. Einen Augenblick später ist die Kleine tief und fest eingeschlafen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 09. Jan. 2005, 13:32 Uhr
Das Mädchen ist selbst zu schwach, um den Becher zügig zu leeren, doch Del hat Zeit und so bleibt er bei ihr sitzen und lässt ihr, wann immer es nötig wird, eine Pause. Del fühlt sich plötzlich an die Freundinnen seiner Mutter erinnert. Die kleinen Kinder hatten auch in den Armen ihrer Mütter gelegen und wurden so behutsam wie nur möglich gefüttert. Ein sonderbares Lächeln liegt in dem Gesicht des Mannes, aber er sagt nichts und achtet weiterhin darauf, dass das Mädchen auch alles austrinkt.
Als es endlich geschafft ist, bettet er ihren Kopf wieder auf die Felle und stellt den Becher neben dem Teekessel ab. Vielleicht würde das Mädchen später noch mehr trinken wollen. Sich zum Mädchen umgewandt, sieht er wie sie sich in seinen Mantel und die Decke kuschelt. Das Gesicht des Mädchens scheint ein wenig entspannter und fast könnte man glauben, dass sie schläft, doch Del ist sich nicht so sicher.

So leise wie möglich umrundet er das Mädchen, holt sich das Stück Holz, welches er schon am Vorabend bearbeitet hatte und zückt seinen Dolch, um mit dem Schnitzen fortzufahren. Den Stuhl soweit bei Seite gerückt, dass er das Mädchen problemlos im Auge behalten kann, legt Del die Füße auf den Tisch. Einzig das Heulen des Windes und das Knacken des Feuers ist zu hören. Gelegentlich auch mal ein Winseln des Hundes, doch ist dieses Geräusch so leise, dass es kaum wahrgenommen wird. Lange Zeit sitzt Del in der Stube ohne dass das Holz eine bestimmte Form annimmt. Er selber hat keine genauen Vorstellungen und so entfernt er dünne Schichten Holz ganz so wie es ihm gefällt.
Es mögen gut zwei Stunden vergehen, die Del versunken in Gedanken und die Hände immer in Bewegung verbringt und dann erst bewusst wahrnimmt, was er mit seinem Dolch geschaffen hat. Das Holz hat starke Ähnlichkeit mit einem Menschen und wenn man genau hinsieht, so handelt es sich vermutlich um ein Kind.
Lächelnd huscht Dels Blick zu dem Mädchen auf dem Boden und schüttelt dann leicht den Kopf. Warum ausgerechnet ich? Es ist so schon nicht leicht genug, aber sich auch noch um ein Kind zu kümmern!

Doch groß eine Wahl hat der Mann nicht. Zumindest wenn er das Mädchen nicht einfach ihrem Schicksal und dem Wohlwollen der Götter überlassen wollte. Was soll's.
Seufend erhebt sich Del von seinem Platz, legt Dolch und das Holzstück auf den Tisch ab und überprüft, ob das Mädchen noch ordentlich zu gedeckt ist. Da er selbst sich auch müde fühlt und es ohnehin nichts zu tun gibt, entscheidet sich Del dafür ebenfalls zu schlafen. Mit einem Eimer voll Asche erstickt Del das Feuer. Am liebsten hätte er es zwar angelassen, aber die Gefahr, dass sich das Feuer ohne Kontrolle ausweitet, ist einfach zu groß und noch ist der Raum ja auch nicht ausgekühlt.
Es behagt Del zwar nicht, dass Mädchen hier allein zu lassen, doch in der Schlafstube ist es mit Sicherheit kälter und sich jetzt hochzuheben würde sie möglicherweise aufwecken.
"Gute Nacht, Siranisliar", flüstert Del leise und geht in das andere kleine Zimmer.

Die Tür weit geöffnet, legt er sich in das schäbige Bett und deckt sich mit einer einfachen Decke zu. Es dauert lange, bis er wirklich in einen Schlaf fällt, da ihm noch immer tausend Fragen, doch irgendwann schweigt die Stimme in seinem Kopf und leise Schnarchgeräusche zeugen von seinem Schlaf.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 10. Jan. 2005, 09:38 Uhr
Anfangs ist Lornes Schlaf tief und traumlos. Ihr Körper ist vollkommen erschöpft und sammelt nun erst einmal neue Kräfte. Die Kleine bekommt daher gar nicht mit, dass der Fremde sie und den jungen grauen Hund alleine im Zimmer zurücklässt. Friedlich ruht sie auf ihrem Lager aus Fellen und lässt sich in das Reich von Sheilair, dem Träumer, entführen. Ihr schmächtiger Körper indes ist unter dem weißen Mantel und dem roten Umhang kaum noch zu erkennen. Die dunklen Locken blitzen noch hervor und das leichte Heben und Senken ihres Brustkorbes, welches die Decken bewegt, lässt erahnen, dass sich jemand unter den wärmenden Schichten verbergen muss.

Irgendwann spät in der Nacht krabbelt der graue Hund zu dem Mädchen unter die Decke und unbewusst schlingt die Kleine ihre Arme um ihn. Auf diese Weise ineinander verschlungen verbringen die beiden die Nacht, während die Asche im Kamin langsam auskühlt und auch die Luft im Zimmer allmählich an Wärme verliert. Doch davon bekommt Lorne nichts mit. Von Klein und den vielen Fellen gut gewärmt, schlummert sie friedlich auf ihrem Lager. Und erst als sich die Stunden des Tages zu nähern beginnen, beginnt sie sich immer unruhiger hin und her zu werfen, denn Fieber und damit einhergehende Träume beginnen sie zu plagen.

Sie träumt von einer großen Stadt, an der fernen Küste eines weit entlegenen Meeres. Möwen kreisen in den Himmeln, Schiffe liegen im Hafen vor Anker und ringsumher herrscht reges Treiben. Doch die Szene wechselt sehr rasch, plötzlich befindet sie sich in einem düsteren Wald und läuft einen mit Laub bedeckten Weg entlang. Dann ist sie mit einem Mal am Ufer eines großen Sees, oder handelt es sich vielleicht um den Strand eines entlegenen Meeres? So geht es in einem fort. In ihren Träumen kehrt sie an die unterschiedlichsten Orte zurück, erinnert sich an tausend Dinge. Aber diese Träume haben etwas bedrückendes, ja, gerade zu beängstigendes an sich.

Denn egal welchen Ort Lorne auch betritt, gleich wohin sie auch immer gehen mag, sie ist immer allein. Nur der kleine graue Hund erscheint mit einem Mal an ihrer Seite und folgt ihr auf den Pfaden ihrer Traumreise. Doch ansonsten ist sie vollkommen allein. Kein einziges Wesen kreuzt ihren Weg. Kein Mensch, kein Elb, auch kein Angehöriger irgendeiner anderen Rasse. Nicht einmal einen fremden Schatten oder Schemen kann sie im Schlaf erblicken. Auch die Stimmen, die ihr im Dunkel der vergangenen Bewusstlosigkeit noch Gesellschaft geleistet und Trost gespendet haben, sind allesamt fort. Immer unruhiger dreht sich das Mädchen hin und her, ohne jedoch zu erwachen. Allerdings wecken ihre Bewegungen schließlich den Hund an ihrer Seite.  

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 11. Jan. 2005, 17:51 Uhr
Der Morgen beginnt recht früh mit dem Gedanken irgendetwas vergessen zu haben oder etwas dringend erledigen zu müssen. Blinzelnd schlägt Del die Augen auf und starrt im Dämmerlicht, welches in der kleinen Kammer herrscht, stumm die Decke ab. Als ob du etwas vorhaben würdest! Die Maserung der Decke gibt ihm auch keinen Aufschluss darüber, woher das Gefühl kommen mag, so dass Del die Beine aus dem Bett schwingt und aufsteht.
Es ist kalt in der Hütte und eine Gänsehaut schleicht sich trotz Kleidung auf Arme und Beine.
"Brr."

Als Del die offene Tür ansieht, verharrt er einen Moment. Warum hab ich die denn aufgelassen? In den wenigen Tagen zuvor hatte er sie stets geschlossen, auch wenn niemand weiter anwesend war, doch in einer fremden Gegend gibt sie einem unbedeutend mehr Schutz, falls jemand in die Hütte eindringen sollte. Gerade will er in das andere Zimmer gehen, um ein Feuer zu entfachen, als ihm der Grund einfällt. "Scheiße", entfährt es ihm ungehalten.
Ein Traum, wenn er denn hätte träumen können, wäre ihm sogar recht gewesen. Wer hat nicht etwas gegen Abwechslung, wenn man stets allein umherwandert. Doch das?
Zögerlich blickt er um die Ecke und kann ein Knäuel aus Haaren, Fell, Decke und Mantel auf dem Boden vor dem Kamin sehen. Del fragt sich ernsthaft, wie er DAS hatte vergessen können. Bist halt auch nicht mehr der Jüngste. Mit einem Ruck stößt er sich von der Tür ab, gegen welche er sich gelehnt hat und geht auf das schlafende Mädchen zu. Der graue Hund hebt seinen Kopf als er die Schritte nimmt und entgegen aller Erwartungen Dels wird niemand gebissen. Stattdessen hockt sich der Hund schwanzwedelnd hin und sieht mal zu seiner Herrin und mal zu Del.

"Dummer Köter", murmelt Del leise und hockt sich neben dem Mädchen hin. Sie beweg sich unruhig, scheint aber noch zu schlafen. Mit einer vorsichtigen Bewegung streicht Del die schwarzen Locken aus dem Gesicht. Es wirkt friedlicher und längst nicht mehr so verängstigt und verunsichert wie am Abend zuvor. Doch Del ist sich sicher, dass sich das spätestens mit dem Aufwachen ändert.
Dels Kniegelenke knacken leicht, als er wieder aufsteht um nach draußen zu gehen.

Über Nacht hatte der Schneefall aufgehört. Eine nur spärlich wärmende Sonne ist irgendwo undeutlich zwischen Bäumen in Richtung Osten zu erkennen und verkündet einen frostigen, aber doch schönen Tag.
"Immerhin kein Schneesturm mehr."
Wie immer wenn er vom Holzstapel Scheite für ein Feuer holt, sucht Del sich vorallem solche Stücke heraus die viel Wärme versprechen. Den Arm vollgepackt kehrt er wieder in die Hütte zurück und stapelt das Holz schichtweise in den Kamin. Aus einer Tasche seiner Hose kramt er zwei Feuersteine, schlägt diese mehrmals gegeneinander und pustet dann leicht, als sich erste zarte Funken auf das Holz niederlegen.
Erst als das erste Knacken zu hören ist, erhebt sich Del wieder. Den Tee würde er erst aufwärmen, wenn die Rauchbildung nachgelassen hat und das Mädchen vollends aufgewacht sein würde.

Seine Schlingfallen fallen ihm wieder ein, doch um die würde er sich erst kümmern, wenn er etwas mehr über das Mädchen weiß und eine ungefähre Ahnung von dem Ablauf des Tages hat. wäre er allein, wäre alles kein Problem. Das Mädchen jetzt aber allein zu lassen, erscheint ihm zu risikoreich.
Da die Kleine sich schließlich nur noch von einer Seite auf die Nächste rollt und umherstrampelt, beschließt Del sie zu wecken.
"He, Kleines. Wach auf." Vorsichtig fässt er sie am Arm an und schüttelt sacht daran.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 12. Jan. 2005, 10:52 Uhr
Je näher der morgen rückt um so unruhiger dreht sich Lorne von einer Seite ihres Lagers auf die andere, allerdings will es dem Mädchen einfach nicht gelingen zu erwachen. Doch schließlich greift jemand nach ihrem Arm und schüttelt sie sacht wach. Zu erst noch schläfrig öffnet sie die Augen, erkennt dann die unbekannte Umgebung und ist mit einem Mal hellwach. Erschrocken reißt sie die Augen auf und starrt in das Gesicht das Mannes, welcher leicht über sie gebeugt dasteht und sie eingehend mustert. Einen Augenblick lang sieht sie ihn ängstlich an, wird dann aber wieder ruhiger. Die Erinnerungen an den vergangenen Abend – Oder war es schon Nacht? – kehren nach und nach zurück.

Er hat mir geholfen, denkt sie bei sich. Aber was ist passiert? Nur bruchstückhafte Bilder fallen ihr wieder ein. Sie war auf dem Weg irgendwohin. Wohin? Es muss eine Stadt am Meer gewesen sein. Ganz deutlich kann sie die Straßen und Häuser vor sich sehen. Große Handelsschiffe, kleine Fischerboote, Netze und Seevögel. Sie ist sich sicher, schon einmal in dieser Stadt gewesen zu sein, aber ihr Name will ihr einfach nicht einfallen. Noch ein Name, den ich einfach vergessen habe, denkt sie betrübt. Und auch alle Gefühle, die sie mit diesem Ort vielleicht verbunden hat, aber dies fällt ihr in ihrem Kummer nicht einmal auf.

„Morgen“, krächzt sie heiser und ihre Kehle schmerzt beim Sprechen. Ihre Lippen fühlen sich rau und spröde an, aufgesprungen von der winterlichen Kälte. Ihr Mund ist entsetzlich trocken und sie fühlt sich kraftlos und leer. Die Kälte des vergangenen Tages steckt noch immer in ihren Knochen, weicht aber mehr und mehr der Hitze des Fiebers, welche nun immer stärker von ihr Besitz zu ergreifen droht. Die blassen Wangen haben bereits einen verdächtigen Rotschimmer angenommen und auch ihre dunklen moosgrünen Augen, die den Fremden fragend ansehen, haben einen fiebrigen Glanz angenommen.

Wie heißt er nur?, fragt sich die Kleine und sieht den Mann an. Kenne ich ihn überhaupt? Ich weiß es nicht. Traurig sieht sie ihn an. Ich weiß nicht einmal, wie der junge Hund heißt. Sie seufzt leise und versucht nochmals sich zu erinnern, vergebens. „Wie heißt du?“, krächzt Lorne daher versuchsweise, ihre Worte werden von einem heftigen Hustenanfall begleitet und es ist ihr anzumerken, dass es ihr alles andere als leicht fällt, ihre Stimme zu gebrauchen. „Und der Hund?“, fügt sie noch an, dann bricht ihre Stimme erst einmal in sich zusammen und sie kann nur noch fürchterlich husten.

Dabei spürt sie, wie sich auch die Schmerzen in ihrem Unterleib langsam wieder bemerkbar machen. Der Gedanke daran treibt ihr vor Verlegenheit einen Anflug von deutlicher Röte ins Gesicht und sie beginnt sich ziemlich unwohl zu fühlen. Mit einer Frau über dieses kleine Problem zu sprechen, wäre nicht weiter schlimm, aber mit einem Mann? Bei diesem Gedanken färben sich ihre Wangen gleich noch etwas röter und sie schiebt ihn vorerst noch etwas beiseite. Eine andere Frage liegt ihr im Augenblick mehr am Herzen. „Was ist passiert?“, wispert sie kaum noch verständlich und als die Worte gesprochen sind, gibt ihre Stimme fürs erste endgültig auf.      

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 14. Jan. 2005, 13:09 Uhr
Kaum, dass das kleine Mädchen die Augen öffnet, weiten sich diese erschrocken, so dass Del sie schnell loslässt und etwas mehr Abstand zwischen sie beide bringt. Doch der Ausdruck der Angst währt nicht lange und das Mädchen scheint sich zu beruhigen. Aufmunternd lächelt Del der Kleinen zu. Es ist dem Mädchen anzusehen, dass ihr tausend Fragen durch den Kopf schwirren. Verständlich wenn man an einem unbekannten Ort bei einem Fremden aufwacht. Und vertrauenserweckend siehst du auch nicht gerade aus.
Trotz des Umstandes schleicht sich ein kaum sichtbares Schmunzeln in seine Mundwinkel und verharrt solange dort, bis das Mädchen krächzend und unter einiger Anstrengung zu sprechen beginnt.

>"Morgen."< Nur ein einzelnes Wort und doch eigentlich schon viel zu viel. Del will schon einen Becher mit Tee füllend, doch kalt würde er dem Mädchen nicht bekommen. Mit einem Blick in Richtung des Kamins überzeugt sich Del davon, dass er den Kessel wieder übers Feuer hängen kann und bedeutet dem Mädchen mit einer Handbewegung, dass er gleich wieder bei ihr ist. Auch wenn er sich nur zwei Schritte weiter bewegt. Da der Blechtopf noch nicht heiß ist, kann Del ihn einfach mit der ungeschützten Hand über das Feuer schieben, zieht die Hand aber schnell wieder zurück, da die Flammen immer höher schlagen.
Zurück beim Mädchen fällt Del erst jetzt auf, dass ihr Gesicht die ersten Anzeichen von Fieber besitzt. Die Röte könnte von der Nähe zum Feuer stammen, doch der seltsame Glanz in den grünen Augen spricht eine eigene Sprache.
>"Wie heißt du?"< Die Stimme ist zu rau und passt eher zu einem alten Weib, als zu einem jungen Mädchen, dass vielleicht zehn Sommer alt ist. Gebeutelt von einem starken Hustenanfall fragt das Mädchen, ohne eine Antwort abzuwarten, auch gleich noch nach dem Namen des Hundes. Kaum hat sie die Worte ausgesprochen, fängt sie erneut an zu husten und Del befürchtet schon, dass es doch viel ernster sein könnte, als es momentan den Anschein hat. Fieber kann ich vielleicht auch noch heilen, aber für mehr ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt.

Da ihm die letzte Frage noch in den Ohren nachklingt, sieht Del fragend zu dem Hund, doch außer einem schwachen, aber freudigem Winseln kommt nichts aus dem Maul des Tieres, was man als Name gelten lassen könnte.
"Ich weiß es nicht. Also wie der Hund heißt. Er gehört dir, vermute ich zumindest, da ich ihn in deiner Nähe gefunden habe."
Abermals blickt Del zum Hund. Ich könnte dir auch einfach einen Namen geben, aber ich bezweifle, dass ihr Flohbeutel oder Fellbatzen gefallen würde. Mit einem Schulterzucken hakt Del das Thema für's Erste ab. Es ist ohnehin nicht wichtig wie der Hund heißt.
"Mein Name ist Del", erklärt er ihr anschließend mit einem Lächeln und deutet wage eine Verbeugung ab. Vielleicht würde das Mädchen ruhiger werden, wenn er nicht nur still da sitzt und sie anstarrt.

Das Mädchen muss Schmerzen haben. Welcher Art ist Del noch unbekannt und das lässt ihn am gestrigen Abend zweifeln. Du hättest doch nachgucken sollen, aber dann hätte sich das Mädchen wahrscheinlich für alle Ewigkeiten vor Männern versteckt. Kleinen Mädchen guckt man einfach nicht unter den Rock... oder die Hose. Mit einem Seufzer lässt Del die Schultern hängen. Der Schmerz des Mädchens kann nicht groß genug sein, denn plötzlich verfärben sich ihre Wangen noch mehr. Verwundert über die plötzliche Verlegenheit hebt Del eine Augenbraue und mustert das Mädchen eingehend, bis ihm schließlich der rettende Gedanke kommt.
Oh, nein. Das ist nicht euer Ernst ihr Götter. Ich weiß ich bin kein braver kleiner Junge, aber SOWAS hab ich nicht verdient! Es ist nicht so sehr der Umstand, dass er von Frauengeschichten keine Ahnung hat, aber für solche Zwischenfälle ist er ganz und gar nicht ausgerüstet. Das Mädchen würde gewiss Fragen haben und da ist er mit Sicherheit die letzte Person, die sich die Kleine jetzt in ihrer wünscht.
Leicht überfordert kratzt sich Del am Hinterkopf. So etwas kann auch mal wieder nur dir passieren! Aber irgendwie wird es schon eine Lösung geben.

Die Frage >"Was ist passiert?"< reißt Del aus seinen Grübeleien und er ist sehr dankbar dafür, dass er sich nun zumindest vorläufig um etwas anderes kümmern kann.
"Das... das kann ich dir noch weniger sagen, Siranisliar." Entschuldigend sieht er das blasse Mädchen mit den schwarzen Locken an. "Ich hab dich im Schnee gefunden. Keine Ahnung wie lange du schon dort gelegen hast... Ich vermute mal, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst, oder?" Del hat eigentlich keinerlei Hoffnung, denn wenn dem so wäre, hätte sie sicherlich nach dem Namen des Hundes gefragt. Vor allem aber hätte sie ihm dann sagen können, was passiert war.
"Du warst schon von Schnee bedeckt und es war eher Zufall, dass ich dich gefunden hab. Ein wenig später und du wärst vermutlich unter einer Schneedecke erfroren. Da niemand in deiner Nähe war, hab ich dich kurzerhand mitgenommen. Immerhin kann man so ein hübschen Mädchen, ja nicht einfach alleine lassen." Bei seinen letzten Worten liegt ein warmes, ehrliches Lächeln auf seinen Lippen und mit der Hand streicht er vorsichtig über die gerötete Wange.

Leises blubbern lässt Del aufsehen. "Ich glaube warmer Tee wird dir gut tun. Hilf gegen das Kratzen im Hals", erklärt er etwas naiv, denn eigentlich weiß es jedes Kleinkind. Vorsichtig gießt Del etwas von dem warmen Getränk in zwei Becher. Einen bei Seite gestellt, hebt er das Mädchen vorsichtig wieder ein Stück hoch. Im Gegensatz zu gestern Abend greifen ihre Hände vorsichtig nach dem Getränk, doch lässt Del es nicht vollständig los und hilft ihr dabei den Becher zu heben oder senken.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 15. Jan. 2005, 23:04 Uhr
Mit fiebrig schimmernden Augen hört Lorne dem Mann, der sich als Del vorstellt zu. Seine Erklärung, dass der graue Hund vermutlich ihr gehöre, da er sie gemeinsam gefunden habe, überrascht sie nicht weiter. Auch wenn sie es nicht daran erinnert, so hat sie doch zumindest geahnt, dass dem so sein muss. Dels Worte sagen ihr aber auch noch etwas anderes: Er hat sie gefunden. Zufällig. Sie waren also nicht gemeinsam unterwegs. Aber vielleicht kennt er mich trotzdem? Immerhin weiss er meinen Namen. Siranisliar. So nennt er mich, also muss das mein Name sein, oder? Nachdenklich mustert sie sein Gesicht. Das Lächeln das darauf liegt ist freundlich und hat etwas Tröstliches an sich. Als er ihr schließlich vorsichtig über die Wange streicht, und damit auch das letzte bisschen Furcht in ihr fortwischt, schließt sie einen Moment lang die Augen.  

Den folgenden Hinweis auf den Tee quittiert sie gleich darauf ihrerseits mit einem, wenn auch zaghaften, Lächeln. Mit etwas zittrigen Händen greift sie nach dem dampfenden Becher, welchen Del ihr reicht. Ihre Finger schließen sich fest darum, trotzdem ist sie froh, dass er ihn nicht völlig loslässt und ihr noch etwas beim Trinken behilflich ist. Die Wärme des Getränkes ist angenehm und wohltuend und lindert das Kratzen, welches das Mädchen ständig im hals verspürt, tatsächlich ausgesprochen gut. Als der Becher schließlich geleert ist, sinkt Lorne wieder auf die Felle zurück und krault den jungen Hund gedankenverloren hinter den Ohren. „Tut mir leid, dein Name fällt mir einfach nicht ein“, murmelt sie kaum verständlich. „Aber ich werde dir einen Neuen aussuchen, versprochen.“ Sie lächelt schwach.

Langsam hat das Fieber vollständig vom Körper des Mädchens besitzt ergriffen. Ihre Wangen glühen, ansonsten liegt sie bleich und kraftlos auf ihrem Lager und scheint wieder in einen dumpfen Dämmerzustand hinüber zu gleiten. Dennoch versucht sich die Kleine irgendwie wach zu halten, denn die Frage nach ihrem eigenen Namen beschäftigt sie sehr. Daher setzt sie sich wieder ein wenig auf und sieht Del fragend an. „Heiße ich wirklich … Siranisliar?“, murmelt sie leise. „Oder hast ... du dir das nur ausgedacht? Ein elbischer Name, nicht wahr? Bedeutet er etwas?“ Müde sinkt sie wieder zurück. Diese kleine Rede hat sie sehr viel Kraft gekostet und eigentlich wünscht sie sich nur noch etwas Schlaf. Die leichten Schmerzen in ihrem Unterleib ziehen nur noch unterschwellig durch ihren Körper und so verdrängt die Gedanken daran weiterhin recht erfolgreich. Zurzeit würde sie ohnehin nicht wirklich etwas dagegen unternehmen können.

Ein bisschen schmutzig fühlt sich Lorne allerdings schon. Andererseits weiss sie genug, um zu erkennen, dass sie daran vorerst wohl nicht sehr viel ändern kann. Um sich zu waschen ist sie einfach zu müde und zu schwach, auch scheinen dafür im Augenblick nicht einmal die notwendigsten Dinge vorhanden zu sein. Dunkel entsinnt sie sich einer warmen, freundlichen Frauenstimme, die ihr sehr fürsorglich erklärt, was eine Frau an solchen Tagen zu tun hat, doch nichts davon lässt sich derzeit bewerkstelligen. Wozu sich also darüber weiter den Kopf zerbrechen? Sie gähnt und schließt die Augen, obgleich sie noch auf Dels Antwort auf ihre Fragen wartet. Das Fieber sorgt allerdings dafür, dass sie sich schrecklich zerschlagen und schläfrig fühlt und sich kaum noch auf irgendetwas konzentrieren kann.

Das Gefühl ist so stark, dass es alle anderen erfolgreich beiseite schiebt. Nicht einmal Hunger verspürt Lorne noch, obwohl sie schon seit mehreren Tagen nichts Richtiges mehr gegessen hat, denn außer etwas Brot und ein wenig Trockenfleisch hat sie nichts mitgenommen, als sie aufbrach, um in die Ferne zu reisen und ihren Kinderträumen hinterher zu jagen. Ja, ein Kindertraum, nichts anderes war der Wunsch nach Niergendwo - Wohin war ich unterwegs? -aufzubrechen gewesen. Und jetzt bin ich kein Kind mehr, denkt sie traurig. Das Mondblut hat alles verändert. Leise atmet sie aus und ein. Blass und zerbrechlich liegt sie da. So klein und zierlich wie sie ist, sieht man ihr kaum an, dass sie bereits ihr vierzehntes oder fünfzehntes Lebensjahr erreicht hat.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 17. Jan. 2005, 21:24 Uhr
Das sich das Mädchen schon eingehender mit dem Hund beschäftigt und ihm sogar verspricht ihm einen Namen zu geben, hört Del nur zu gerne. Seine Mutter hatte ihm vor ewiger Zeit einmal erklärt, dass Kranke die sich Aufgaben suchen den Willen zum überleben haben. Anderen hingegen würden sich für nichts und niemanden in ihrer Umgebung interessieren.
Zufrieden sieht er den Bemühungen den Hund zu streicheln zu und setzt sich dann neben dem Kind auf den Boden. Das Kribbeln, welches das Einschlafen der Beine bereits angekündigt hat, verschwindet augenblicklich.

Auch wenn sie von der keimenden Krankheit geschwächt ist, so scheint das Mädchen doch von einer inneren Unruhe erfasst zu sein. Du willst schließlich auch nie still im Bett liegen, warum sollte es ein Kind tun? Schmunzelnd, aber gleichzeitig auch besorgt sieht Del den Bemühungen der Kleinen zu.
Genau wie der Name des Hundes ist dem Mädchen ihr eigener immer noch nicht bekannt- ebenso wie Del.
>„Heiße ich wirklich … Siranisliar? Oder hast ... du dir das nur ausgedacht? Ein elbischer Name, nicht wahr? Bedeutet er etwas?“< Auf ihre Fragen folgt anfangs nur ein Kopfschütteln.
"Nein... nein, ich glaube nicht, dass du wirklich so heißt." Ein schwaches Lächeln liegt in seinen Mundwinkeln. "Gefällt er dir denn? Es bedeutet Wintertocher." Jetzt wo Del der Kleinen die Bedeutung verraten hat, muss er selber darüber staunen wie leicht es ihm gefallen ist ihr sofort einen Namen zu geben. Und passend scheint es auch zu sein. Selbst wenn die Umstände etwas unglücklicher sind.

Das Gesicht des Mädchen zeigt nicht sofort, was sie von seinen Worten hält. Wenn er ihr nicht gefällt, wirst du dir wohl einen Neuen einfallen lassen müssen. Oder du überlässt es ihr. Schweigen herrscht plötzlich zwischen den beiden. Jeder ist in seine eigenen Gedanken versunken. Worum sich die des Mädchens drehen kann Del nur vermuten, selbst wenn es nahe liegt, dass es mit ihrem Namen, ihm, den Hund und allem hier zu tun hat.
Del hingegen hat plötzlich das Gefühl, als wenn die Götter ihn einfach übergangen haben. Irgendwann will er mit Sicherheit Kinder haben, aber nicht auf diese Weise. Er hat zwar oft mit Kindern zu tun gehabt, aber von einem Moment auf den anderen dann die Verantwortung für eines zu haben ist etwas vollkommen anderes. Er selber kann damit leben sich von einem Tag zum anderen durchzuschlagen, doch sich jetzt auch noch um jemand anderes zu kümmern, der zudem noch krank ist, das wirft selbst seine nicht vorhandene Planung durcheinander.
Ein wenig zu sehr in seine Überlegungen vertieft, bemerkt er nicht den schwachen Seufzer der sich seiner Brust entringt.
Ich sollte zusehen, dass ich etwas zu essen auftreiben kann.
"Hast du Hunger?" fragt er schließlich in die Stille hinein. "Ich habe draußen ein paar Fallen, vielleicht hab ich Glück." Seinem Gesichtsausdruck nach ist Del nicht annähernd so optimistisch wie seine Worte klingen. "Allerdings wärst du dann für eine Weile alleine. Meinst du, das würdest du schaffen?"
Sicherlich schafft sie es! Sie ist auch allein bei einem Schneesturm umhergewandert. Doch eine penetrante Stimme in Dels Kopf sagt ihm immer wieder, dass die Kleine versuchen könnte abzuhauen. Wer würde schon bei einem wildfremden Mann bleiben.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 19. Jan. 2005, 10:36 Uhr
Schläfrig öffnet Lorne die Augen wieder, als Del fragt, ob ihr der Name gefällt, den er ihr gegeben hat. Es ist also nicht ihr richtiger Name, nicht der Name, welchen sie einst von ihren Eltern erhalten haben mag, stellt sie etwas bekümmert fest. Dann jedoch lächelt sie, denn der Name der neue Name ist wirklich schön. „Ja, der Name gefällt mir“, flüstert sie leise. „Ich weiß nicht, woher ich das weiß“, wispert sie leise, „aber ich bin irgendwann Ende Langschnee, Anfang Silberweiß geboren.“ Sie lächelt schwach, doch Del scheint so sehr in seine eigenen Gedanken versunken zu sein, dass er ihre Worte offenbar kaum wahrnimmt.

Schließlich reißt er sich jedoch doch daraus los und fragt das Mädchen unvermittelt, ob es Hunger habe. Er sagt irgendetwas über Fallen, was die Kleine allerdings nicht versteht und möchte wissen, ob er sie eine Weile alleine lassen kann. „Ich möchte nur schlafen“, murmelt Lorne nach einer Weile des Schweigens. „Hunger habe ich nicht.“ Dann deutet sie allerdings auf den jungen Hund. „Aber er, glaube ich.“ Sie lacht bei diesen Worten ein wenig. „Also geh ruhig“, meint sie leise. „Er passt schon auf mich auf, während du weg bist, Del.“ Ganz selbstverständlich und überraschend vertraut kommt ihr der Name über die Lippen.

Müde schließt sie die Augen wieder. Im Augenblick würde Lorne nicht einmal im Traum daran denken, fortzulaufen. Wohin sollte sie auch gehen? Sie weiß nicht einmal wo sie sich im Augenblick befindet und hat keine Ahnung in welcher Richtung das nächstbeste Dorf oder eine Stadt liegt. Außerdem ist sie noch viel zu geschwächt, um wirklich aufzustehen. Es fällt ihr ja bereits schwer, sich hin und wieder etwas aufzusetzen. Und selbst wenn sie sich von ihrem Lager erheben könnte, weit als bis zur Tür würden sie ihre Füße gewiss kaum tragen. Also bleibt sie lieber wo sie ist.

Außer dem Hund und Del habe ich ohnehin niemanden, schießt es ihr mit einem Mal durch den Kopf. Irgendwie ein sehr trauriger Gedanke. Ob es irgendwo dort draußen jemanden gibt, der sich um mich sorgt?, fragt sie sich bekümmert und dreht leicht den Kopf. Nein, ich glaube nicht. Sie spürt, wie neuen Tränen in ihr aufsteigen. Nur mühsam ringt sie sie nieder. Der Gedanke fast vollkommen allein auf der Welt zu sein, ist entsetzlich, ebenso wie die Vorstellung, dass es niemanden gibt, der sie vermisst. Aber das es so sein muss, dessen ist sich Lorne ziemlich sicher. Wie sonst ließe sich erklären, dass Del sie so verlassen und mutterseelenallein in einem tobenden Schneesturm fand.  

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 19. Jan. 2005, 17:57 Uhr
Die Kleine hat die Augen wieder geschlossen und sich zurück in die Felle gelegt. Stumm sieht Del zu dem Mädchen und wirft nur ab und zu einen Seitenblick auf den Hund. Ein schwaches Lächeln liegt im Gesicht des Mannes. Auch wenn er sie nicht kennt, absolut nichts über sie weiß, keine Ahnung hat, was für Probleme aus dieser Situation entstehen könnten, so hat er das Mädchen doch schon in sein Herz geschlossen.
Aber noch immer kann es Del nicht fassen, warum sie hier draußen allein herumgeirrt ist. Talyra liegt mehrere Tagesmärsche entfernt und auch Dornheim im Norden ist nicht an einem Tag zu erreichen. Fußspuren waren nicht mehr zu sehen gewesen, aber wenn Del richtig vermutet, so ist das Mädchen von Talyra gekommen. Zumindest lässt die Liegerichtung, als er sie gefunden hat, darauf schließen.
"Wie auch immer", murmelt er leise und erhebt sich dann vom Fußboden.

Das Feuer im Ofen ist tüchtig am brennen, würde das Holz aber nicht allzu schnell verbrennen. Del könnte zwar jetzt noch etwas nachlegen, aber das würde bedeutet unnötig Feuerholz zu verschwenden und beeilen müsse er sich ohnehin. Das Mädchen ganz allein zurückzulassen behagt ihm nämlich nicht im geringsten.
Ja ich weiß, du passt auf sie auf. erklärt er dem Hund im Stillen. Aber wachs lieber noch ein Stückchen, dann glaub ich dir das vielleicht auch.
Del will sich gerade zum gehen wenden und seinen Mantel vom Haken neben der Tür nehmen, als ihm einfällt, dass das Mädchen nicht nur in Felle gehüllt ist, sondern das Weiße, was er sieht genau das ist, was er braucht. Verdammt. Doch egal welche Ideen ihm auch in den Kopf kommen, würde er ohne Mantel nach draußen gehen, könnte er sich ebenfalls auf Fieber, eine Erkältung oder schlimmeres einstellen.

Mit einem Schulterzucken, was wohl eher Unbehagen als Unwissenheit ausdrückt, hockt er sich wieder neben das Mädchen.
"Nicht stören lassen, aber ich brauche wohl meinen Mantel", spricht er leise und greift vorsichtig unter das Kind, um den hellen Wintermantel Stück für Stück unter ihr hervorzuziehen. Vielleicht schläft sie schon, möglicherweise ist sie auch einfach nur zu erschöpft um großartig darauf zu reagieren. Ohne größere Anstrengung oder weitere Worte hat Del seinen Mantel schon bald komplett hervor gezogen und deckt das Mädchen ordentlich mit den Decken und Fellen ein.
"Und wehe, du machst irgendwelchen Ärger", erklärt er an den grauen Hund gewand, während er in seinen Mantel schlüpft. Der Hund gibt ein leises Jaulen von sich und legt den Kopf in Richtung seiner Herrin auf die Vorderpfoten.

Ein letztes Mal atmet Del die warme Luft ein, ehe er die Tür nach draußen öffnet und schnell hindurchschlüpft, damit nicht allzu viel Kälte nach drinnen gelangt. Knirschend ist jeder seiner Schritte im Schnee deutlich zu hören, doch gibt es niemanden in der Nähe, der sie wahrnehmen könnte. Die Kapuze tief über das Gesicht gezogen und beide Hände in den Taschen versteckt, verlässt Del den Pfad, welcher zur Hütte führt. Der Wind und die Geräusche jener Tiere die keinen Winterschlaf halten oder sich nicht in wärmere Regionen zurückgezogen haben, sind Dels einzige Begleiter durch das winterliche Weiß.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 20. Jan. 2005, 12:11 Uhr
Auf dem Weg zur letzten Falle kommt Del an einigen Nusssträuchern vorbei. Möglicherweise würden sich unter der Schneeschicht noch irgendwo Nüsse befinden, doch sie jetzt zu suchen wäre zu mühselig und ist ohnehin nicht notwendig.
Ganz wie vermutet ist auch die letzte Falle leer. Allerdings muss sich ein Tier drin verfangen haben, denn die Schlinge bietet nur noch Platz für einen einzelnen Finger. Eine Schleifspur und gelegentlich Blutstropfen weisen darauf hin, dass etwas schneller als Del war. Nur ein Zucken des rechten Mundwinkel verrät Dels Unmut. Aber es lässt sich nicht ändern, so dass Del die Falle wieder für weitere Opfer vorbereitet und sich dann wieder auf den Rückweg macht.
Die blasse Wintersonne hat sich nur geringfügig weiter bewegt. Viel Zeit kann also nicht vergangen sein. Da die Fallen in einem Halbkreis um das Haus aufgebaut sind, bewegt sich Del nun von nördlicher Richtung aus zur Hütte. Da der Weg auf ebenem Boden leichter ist, nimmt Del einen kleinen Umweg in Kauf und hält sich ostwärts. Vielleicht würde er auf der Strasse auf einen fahrenden Händler oder Reisende treffen, die ihm ein paar Heilkräuter verkaufen würden.

Auf der Strasse zerrt der Winterwind wieder kräftiger an Dels Kleidung, doch nachdem er nun schon eine ganze Zeit draußen herumgelaufen ist, stört es den Mann nicht weiter. Fast ist er schon versucht die Kapuze abzunehmen, doch so warm ist ihm dann doch nicht. Eine beliebige Melodie pfeifend schlendert Del die Strasse entlang und hält nach interessanten Dingen und Händler Ausschau.
Natürlich begegnet ihm niemand, doch ist Del darüber nicht weiter erstaunt. Zu sehr will ihm Soris dann wohl doch nicht verwöhnen. Immerhin etwas zum kauen.
Mit einem letzten Blick nach Norden und Süden überzeugt sich Del davon, dass weder in die eine noch in die andere Richtung jemand zu sehen ist, um dann die letzten zweihundert Schritt hinter sich zu bringen.

Keine Geräusche deuten darauf hin, dass sich jemand im Haus befindet. Nur der Rauch, welcher aus dem Schornstein dringt, verrät das jemand zumindest in letzter Zeit hätte hier gewesen sein müssen. Mit einem leisen Knarren öffnet sich die Tür. Das Mädchen liegt, wie auch schon beim Verlassen der Hütte, noch immer vor dem Kamin und wird von dem grauen Fellbündel bewacht. Als der Hund Del sieht, wedelt sein Schwanz leicht hin und her. Doch sein Interesse gilt nicht so sehr dem Mann, als vielmehr dem was der Mann auf dem Rücken trägt.
Versuchs Kleiner, aber ich glaube, du hast schlechte Chancen.
Del bezweifelt, dass der Hund ihm ernsthaft schaden könnte. Eine Bisswunde sollte zwar nie überschätzt werden, doch so mickrig wie die graue Töle ist, bedarf es nur einen Klaps und er würde in der nächsten Ecke liegen. Das Huhn achtlos auf den Tisch gelegt und den Mantel in eine Ecke geworfen, geht Del zum Kamin hinüber um sich die Hände zu wärmen, etwas Tee zu trinken und einen Blick auf das Mädel zu werden. Schläft.stellt er unsinnigerweise fest und heftet seinen Blick auf die Flammen. Die Wärme tut gut und lässt die Haut im Gesicht und an den Händen prickelnd.
Endlich wieder aufgewärmt, erhebt sich Del und holt von draußen einen Eimer. Das Wasser welches er kurz zuvor über das Feuer geschoben hat, kocht bereits als er wieder drinnen ist.
Na dann wollen wir mal. Ohne Unterschlupf hätte es zuviel Aufwand bedeutet, doch hier und jetzt würde es durch das Abbrühen weniger zu einer Sauerei werden.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 20. Jan. 2005, 23:58 Uhr
Als Del sich seinen Mantel nimmt und die Hütte verlässt, schläft Lorne bereits, so dass sie gar nicht mehr mitbekommt, wie sie alleine mit ihrem Hund zurückbleibt. Vollkommen erschöpft ist sie das weite, verworrene Reich ihrer Träume angelangt, durch welche sie nun von Sheilair der Träumer geleitet wird. Lachend läuft sie über die Planken eines großen, ansehnlichen Schiffes. Tagsüber verfolgt sie den Flug der Seevögel, des Nacht beobachtet sie die Sterne. Und immer ist sie allein. Obwohl, nein, das stimmt ganz nicht. Huschende Schatten zeugen sehr wohl davon, dass sich noch weitere Menschen an Bord des Schiffes befinden müssen, aber es gelingt dem Mädchen nicht auch nur einen winzigen Blick auf ihre Gesichter oder zumindest ihre Körper zu erhaschen.

Einen Moment lang wandert Lornes Blick hinaus auf die schäumenden Wellen des Meeres. Als sie sich schließlich wieder abwendet und den Kopf dreht, sieht sie sich urplötzlich in einen riesigen Wald versetzt. Diesmal läuft sie über verschlungene Wege, erklimmt die Wipfel der prächtigsten Bäume und läuft barfuss und flink über schaukelnde Hängebrücken, wobei sie sich ebenso sicher bewegt wie gerade noch auf dem wogenden Boden des Schiffes. Wieder huschen undeutliche Schatten an ihr vorüber und Stimme, zu leise um sie zu verstehen, wispern gemeinsam irgendetwas mit dem sachten Rascheln des Windes, welches in den Baumkronen erklingt.

Das Mädchen läuft auf eine einfache Hütte zu, greift nach der Tür, stößt sie auf und tritt Hindurch. Gleich darauf findet sie sich auf den Lärmenden Straßen einer Stadt wieder. Sie kann niemanden sehen, doch hört sie deutlich das Lärmen der umhereilenden Menschen. Die Stimmen klingen aufgeregt, besorgt, angstvoll. Im Hintergrund kann Lorne noch das Getrappelt von Pferdehufen hören, doch entfernt sich das Geräusch ausgesprochen schnell. Gerade so als würde irgendeine Macht sie unaufhaltsam zu sich ziehen, geht die Kleine immer und weiter.

Sie kann erkennen, dass sie sich im Hafen des Traumstadt befinden muss. Fischernetze, Schiffe, das laute Kreischen mehrere Möwen und noch viele andere Dinge weisen deutlich darauf hin. Irgendwo vor ihr liegt ihr unbekanntes Ziel. Alle Kraft, die sie zu sich ruft, scheint sich an einer einzigen bestimmten Stelle im Hafen zu konzentrieren. Neugierig, aufgeregt und erwartungsvoll nähert sich Lorne mit jedem weiteren Schritt. Ganz langsam greift ein unbestimmtes Grauen nach ihrem herzen und sie will stehen bleiben, sich umwenden und davon rennen, aber das scheint vollkommen unmöglich ...


… immer unruhiger wirft sich die Kleine auf ihrem Lager hin und her. Eine Reaktion, die vielleicht auf das steigende Fieber zurückzuführen ist, oder nicht? Ihre Wangen beginnen zumindest immer heftiger zu glühen und winzige Schweißperlen bilden sich auf der bleichen, nun wieder aschfahlen Stirn. Aber gerade als sie dem Grauen unmittelbar ausgeliefert ist, und erkennen kann, was ihr solch namenlose Furcht einflösst, wird sie von heftigen Poltern aufgeweckt. Irgendwo sind ein oder zwei Gefäße umgefallen und scheppernd zu Boden gestürzt. Augenblicklich schreckt Lorne auf und sitzt mit einem Mal kerzengerade auf den Fellen, während ihr Blick verstört durch den Raum schweift.

Einige Momente schaut sie noch verwirrt, doch dann klärt sich ihr Blick und sie erkennt Del und den Hund. Verwundert sieht sie den Mann an. Wollte er nicht nach seinen Fallen sehen?, fragt sie sich insgeheim. Ist er etwa schon wieder zurück. Habe ich wirklich so lange geschlafen? Nachdenklich reibt sie sich die glänzenden Augen. Ihr dunkles Haar steht ihr in wilden Locken vom Kopf ab und das einfache Hemd, welches sie trägt, ist während ihres unruhigen Schlafes sichtlich verrutsch, so dass nun ein teil ihres Rückens bloß liegt und man Teile der darauf befindlichen Vendis-Tätowierung hervorblitzen sehen kann.        

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 22. Jan. 2005, 18:19 Uhr
Das Huhn hat schon einiges seiner ehemals weißen Federpracht eingebüßt. Hier und da sind noch einige hartnäckige Federn und zarter Daunenflaum, doch um die würde sich Del später kümmern. Der Geruch der warmen Federn ist alles andere als angenehm, doch draußen ist es Del zu kalt und die Tür zu öffnen, ist angesichts des kranken Mädchens, keine allzu gute Idee. Wird schon irgendwie gehen.
Das Rupfen ist alles andere als leise, da Del mehrmals abrutscht und schmerzhaft mit der Hand gegen den Eimer prallt. Hin und wieder wirft Del einen Blick auf die Kleine. Wahrscheinlich wird sie von Fieberträumen geplagt, doch er hat nicht die benötigten Mittel, um es ihr angenehmer zu machen, so dass er sie einfach in Ruhe lässt. Würde es zu schlimm werden, könnte er sie noch immer wecken. Der Hund betrachtet unterdessen sehr interessiert wie sich Del mit dem Huhn abplagt und folgt mit seinen Augen den Flug einiger Federn, die ruhig durch das Zimmer wirbeln.

Doch als Del der Meinung ist, dass es nun genug mit den Federn ist, packt ihn der Ehrgeiz und auch der Rest der weißen Federn wird mit kräftigen Bewegungen herausgezogen. Bei einer am Flügel verschätzt sich Del etwas und wird vom eigenen Schwung zurückgerissen. Leise fluchend taumelt er nach hinten und stößt so den mittlerweile leere Wassereimer um. Schnell versucht Del den Eimer zu ergreifen, doch das Mädchen wird durch den Lärm regelrecht aus ihren Träumen gerissen. Typisch!
Del lässt sich von seinem Ärger auf sich selber nichts anmerken und versucht sich stattdessen mit einem unverbindlichen, aber freundlichen Lächeln.
Das Mädchen braucht einen Moment, bis sie alles um sich herum registriert und sich ihre Augen auf Del heften.
"Tut mir leid", gibt er geknickt von sich. Achtlos legt er das Huhn auf den Tisch und geht dann zu der Kleinen hinüber.

Ihr Anblick ist eigentlich recht amüsant, doch Del verbietet es sich zu lachen. Vor dem Mädchen hingehockt betrachtet er sie einen Moment stumm, ehe er die Hand hebt und sie dann vorsichtig und mit langsamen Bewegungen auf die Stirn der Kleinen legt. Wie zu erwarten mehr als warm. Zögernd und behutsam, nimmt er die Hand wieder von der Stirn, streicht einige der wirren Locken aus dem Gesicht des Mädchen und lächelt sie erneut an.
"Konntest du wenigstens ein bisschen schlafen?"
Wut packt ihn plötzlich und am liebsten möchte er irgendetwas zertreten. Wer auch immer Schuld daran trägt, dass dieses Mädchen allein im Winter herumgeirrt ist, wäre er hier, hätte Del ihn auf der Stelle niedergeschlagen. Und was wenn sie selbst schuld ist? Möglicherweise weggelaufen? Del weiß, dass diese Möglichkeit genauso gut wie alle anderen in Frage kommt, aber es fällt ihm schwer zu glauben, dass ein solch hübsches Mädchen freiwillig weglaufen sollte. Noch dazu allein.

Erst jetzt merkt er unter der Flut von dunklen Locken und den Fellen und Decken, dass ihr Hemd verrutscht ist. "Ich glaube wir sollten dich mal wieder ordentlich anziehen, hm?" fragend sieht er zu dem Mädchen, denn ohne ihr Einverständnis, würde es bei Gesichts- oder Handberührungen bleiben.
"Ein vernünftiges Bett wäre zwar besser für dich, aber ich denke, wenn wir das hier auch ein wenig ordnen, dann wird es schon gehen."
Auf ein zögerndes Nicken des Mädchens hin, fasst Del ihr unter die Achseln und hilft dem Mädchen beim aufstehen. Auch wenn sie bereits auf den Füßen steht, ist Del nicht sicher, ob sie ihr eigenes Gewicht tragen kann. Fast ein wenig abwesend steht sie da und lässt es zu, dass Del sie wieder anzieht. Ihre komplette Kleidung ist verrutscht und ihr Hemd scheint sich verdreht zu haben, so dass es fest hängt. Halb aufgerichtet beugt sich Del über das schwarzhaarige Mädchen. Behutsam streicht er die Haare bei Seite und sucht nach der Ursache, dass sich das Hemd nicht richten lässt.
Doch etwas anderes zieht seine Aufmerksamkeit sich. Für einen kurzen Augenblick stockt Del, lässt seinen Blick über die seltsame Tätowierung gleiten. Eigentlich ein schönes Werk, doch Größe und Abbildung auf dem Rücken eines kleinen Mädchens zu sehen ist nicht gerade das was Del als normal bezeichnen würde. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, vielleicht kann sich das Mädchen ja nicht einmal mehr an diese Tätowierung erinnern, sucht Del weiter. An einer Gürtelschlaufe hat sich das Hemd verknotet und nachdem es dort befreit ist, ist es ein leichtes die Kleine wieder ordentlich anzuziehen.
"So. Besser?"

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 23. Jan. 2005, 15:14 Uhr
Auf Dels Frage reagiert Lorne nur mit einem Kopfnicken, denn geschlafen hat sie hat sie in der Tat, auch wenn sie sich, nun wo sie wieder wach ist, nicht sonderlich erholt füllt und eigentlich sofort wieder schlafen könnte. Doch darauf möchte sie erst einmal verzichten. Also lässt sie sich widerstandslos von Del aufhelfen und ihre Kleider in Ordnung bringen, wobei sie etwas betreten zu Boden schaut. Als Hemd und Hose wieder halbwegs geordnet sind, nickt sie abermals. „Ja, besser, danke“, flüstert sie leise und spürt wie sie rot wird, was diesmal sicher nicht am Fieber liegt.

Verlegen verknotet sie die Finger ihre Hände ineinander und sieht Del fragend an. „Kann ich mich … vielleicht … irgendwo etwas waschen“, druckst sie schließlich leise und eindeutig verlegen herum. Früher, dass weiß sie instinktiv, hat es sie nie sonderlich gestört, wenn sie etwas schmutzig war, aber diesmal ist es anders. Allein der Gedanke an das Blut ist ihr bereits reichlich unangenehm und sie wünschte sich, es gäbe jemanden, eine Frau oder anderes Mädchen beispielsweise, mit dem sie darüber reden könnte. Mit Del über ihr kleines Problem zu sprechen, erscheint ihr eher abwegig, denn irgendwie sagt Lorne ihr Gefühl, dass er dieser Geschichte sogar noch ratloser als  sie selbst gegenüberstehen würde. Also sieht sie ihn nur verlegen an und wartet auf seine Reaktion.

Dabei fällt ihr Blick auf das Huhn und jetzt merkt sie doch, wie hungrig ist. „Gibt es etwas zu essen?“, fragt sie und deutet auf das leblose Federvieh. Ihr Magen beginnt verräterisch zu knurren und sie kichert schüchtern. „Ich glaube, ich habe schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen“, erklärt sie und auch ihr Hund, der nun zwischen ihr und Del steht, blickt sehnsuchtsvoll zu dem Huhn hinüber, welches auf dem nahen Tisch liegt.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 24. Jan. 2005, 13:37 Uhr
Etwas beschäftigt das Mädchen und es scheint ihr nicht leicht zu fallen es zur Sprache zu bringen. Aufmerksam sieht Del der Kleinen ins Gesicht und wartet darauf, was sie zu sagen hat. Es dauert eine Weile bis sich das Mädchen endlich durchringen kann. Nur zögernd und mit sichtlichem Unbehagen kommen ihr die Worte über die Lippen.
>„Kann ich mich … vielleicht … irgendwo etwas waschen"<
"Was?" Verwirrt blickt Del das Mädchen an, beisst sich aber sofort auf die Lippen. Gestern war die Sorge wegen des Blutes groß gewesen, dann, nachdem die Kleine ihm mehr oder weniger versichert hat, dass es nicht schlimmes ist, war es vergessen. Doch nun fällt ihm siedendheiß ein, dass das Mädchen nicht nur Fieber hat, sondern wohl auch noch anderweitige Probleme hat. Und zwar solche, die angesichts eines fremden Mannes ziemlich unangenehm erscheinen müssen.

"Ahm... ja...," gibt Del mit einem verlegenen Kopfkratzen als Antwort und blickt sich suchend im Zimmer um.
Das auf dem Tisch liegende Huhn erweckt plötzlich die Neugier des Mädchens und lenkt Del zumindest für einen kurzen Moment von dem bevorstehendem Problem ab. "Ja, aber es wird wohl noch eine Weile dauern. Es sei denn du würdest rohes Essen vorziehen."
In einem Versuch die Kleine zum lächeln zu bringen, sieht er sie augenzwinkernd und mit einem schelmischen Grinsen an. Auch das Interesse des Hundes an dem Huhn entgeht Del nicht.
"Hey, versuch es gar nicht erst!" Mit einer zielstrebigen Handbewegung schiebt Del den kleinen grauen Hund ein Stück weiter und hebt drohend die Faust. "Und daran denken brauchst du auch nicht. Du würdest ohnehin den Kürzeren ziehen."
Nachdem Del den Hund ausreichend belehrt hat und ihn im sicheren Abstand zum Huhn weiß, steht er auf und lässt seinen Blick suchend im Raum umherirren.

"Am besten, wir machen dir etwas Wasser warm. Hm? Ist sicherlich angenehmer als kaltes." Durch die kurze Ablenkung hat Del seine Sicherheit wiedergefunden und grübelt nun, wie er dem Mädchen am besten helfen kann. Da sie keine allzu große Auswahl an Gefäße oder ähnlichem haben, gießt Del den Tee kurzerhand in eine größere Schale und erhitzt erneut ein wenig Wasser im Kessel über dem Kaminfeuer.
Während das Wasser langsam erwärmt wird, holt er aus dem Schrank einen alten Lappen heraus. Zwar ist dieser ziemlich zerlöchert, würde aber wahrscheinlich zum waschen noch genügen.
"Ich hoffe das geht damit."
Ein wenig fragwürdig sieht er zu dem grauen Stück Stoff und reicht es dann dem Mädchen. Da sich Del ziemlich sicher ist, dass sie sich nicht vor ihm waschen möchte, bleibt nur die Möglichkeit, dass er raus geht oder aber das Mädchen in das andere Zimmer geht. Angesichts des Huhns und dem Hund bleibt keine allzu große Wahl.
"Ich bring dir das Wasser in das andere Zimmer, in Ordnung?"
Ohne groß eine Antwort abzuwarten, trägt Del den Kessel mit nur leicht erwärmten Wasser in das andere Zimmer, lehnt die Tür aber nur an, als das Mädchen den kleinen Raum betritt.
"Wenn...wenn ich dir was helfen soll, dann ahm... dann musst du nur Bescheid sagen."

Leise entfernt sich Del von der Tür und widmet sich wieder dem Huhn, das schon eine geraume Zeit wieder angestrengt vom grauen Flohbeutel betrachtet wird.
"Nein!", gibt Del nur leise zu verstehen und zerlegt dann fachmännisch das Tier. Füße, Flügelenden, sowie Hals und unbrauchbare Eingeweide bekommt der Hund, aber wird mitsamt den Hühnerteilen nach draußen geworfen. Den Tisch zu putzen würde noch gehen, aber auch noch den Boden zu schrubben wäre zuviel des Guten für Del.
Schließlich steht Del vor der Wahl das Huhn entweder ganz zu rösten oder suppengerecht zu zerlegen. Da beides ohne Gewürze eine recht trostlose Aussicht bietet, entscheidet sich Del fürs Erste. Den Topf hat ohnehin das Mädchen in Beschlag.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 25. Jan. 2005, 12:15 Uhr
Allein in dem anderen Zimmer sieht Lorne sich zunächst unschlüssig um. Sie mustert den Lappen in ihrer Hand und taucht dann versuchsweise die Hand in das Wasser im Kessel. Noch ziemlich heiß. Also wartet sie noch einige Zeit, legt aber zumindest die Hose ab. Das Leder ist vom Blut ziemlich ruiniert, daher taucht sie den Lappen ein wenig in das Wasser und versucht die Flecken so gut es geht zu entfernen. Doch schnell stellt sie fest, dass sie damit offenbar alles nur noch schlimmer macht, daher lässt sie gleich darauf wieder von ihrem Vorhaben ab. Stattdessen macht sie sich nun daran, sich zu waschen, was einige zeit in Anspruch nimmt.

Danach fühlt sich das Mädchen deutlich besser. Noch immer glüht ihre Stirn vom Fieber und sie fühlt sich kraftlos und schlapp, allerdings geht es ihr nun doch schon deutlich besser als noch Tags zuvor. Sie legt den nun schmutzigen Lappen über den Rand des Kessels und betrachtet anschließend ihre Hose. Das Kleidungsstück ist noch immer ganz nass vom Wasser und sie entscheidet sich dagegen es wieder anzuziehen. Ihr Leinenhemd ist ohnehin recht lang und reicht fast bis zu ihren Knien herab, so dass sie es Problemlos auch anstelle eines Kleides tragen kann.

Wie ein Kleid. Erstaunt sieht Lorne an sich herab. Der Gedanke hat eine Erinnerung ausgelöst. Ich hatte mal ein Kleid, denkt sie Stirn runzelnd. Grün, moosgrün. Sie dreht und wendet den Erinnerungsfetzen noch eine Weile hin und her, kann sich aber auf keine weiteren Dinge besinnen, die damit in Zusammenhang stehen könnten. Nachdenklich schüttelt sie den Kopf und versucht die wirren Locken etwas zu ordnen, was ihr nur mittelmäßig gelingt, da ihre Haarpracht dafür viel zu widerspenstig ist und eine ganz eigene Vorstellung von Ordnung zu haben scheint. Schließlich gibt das Mädchen auf. Die Arme fühlen sich eh längst wieder schwer und bleiern an.

Durch den Spalt der nur leicht angelehnten Tür dringt außerdem der Duft von Essen zu ihr herein und ihr Magen macht sich nun wieder deutlich bemerkbar. Behutsam legt sich Lorne daher die Lederhose über den Arm und greift nach dem Wasserkessel. Auf ihrem Weg in das angrenzende Zimmer muss sie dabei sehr darauf achten, dass sie nichts von dem nun sichtlich schmutzigen Nass verschüttet. Mit den Zehenspitzen stößt sie die Tür auf und betritt den Raum dahinter. Gleich darauf bleibt sie stehen. Kalte Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn, die Anstrengung der vergangenen Minuten war doch etwas zu viel für sie, weshalb sie sich wieder zurück auf ihr warmes, sicheres Lager aus Fellen wünscht.        

Ihr Hund kommt Schwanz wedelnd zu ihr herübergelaufen und sie stellt den Lessel neben sich auf den Boden, um ihm den Kopf zu kraulen. Langsam beugt sie sich zu ihm herab. „Ich muss mir wirklich dringend einen neuen Namen für dich einfallen lassen, was?“, murmelt sie in sein Ohr. „Tut mir leid, dass ich mich an deinen alten Namen nicht mehr erinnern kann.“ Sie seufzt leise und richtet sich wieder auf. Fragend wendet sich das Mädchen Del zu. „Das richt gut, ist das Essen bald fertig?“, erkundigt sie sich mit hungrigen Augen. Einen Augenblick lang bleibt sie noch stehen, reicht ihm den Kessel und huscht dann auf bloßen Füßen hinüber zu ihrem Lager, um sich unter den Fellen zu verkriechen, da ihr doch ziemlich kalt geworden ist, auch wenn das Feuer im Kamin brennt.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 26. Jan. 2005, 16:24 Uhr
Den Hund hat es nicht lange draußen gehalten. Voller Gier muss er sein Fressen verschluckt haben. Anschließend hat er sich mit winselnden Lauten und einem Kratzen an der Tür wieder Zugang zur Hütte verschafft.
Kaum hat Del die Tür geschlossen, öffnet sich die andere und das Mädchen tritt nur noch halb bekleidet, auf einem Arm die Hose und in der anderen Hand den Kessel das deutlich wärmere Zimmer. Sichtlich erleichtert darüber, dass sie alleine zurecht gekommen ist, geht Del zu ihr hinüber und nimmt ihr Hose und Kessel ab.
Die Flecken der Hose scheinen größer, haben sich aber nicht vertreiben lassen. "Muss wohl richtig gewaschen werden", murmelt Del leise vor sich und hängt sie kurzerhand einfach über den am dichtesten stehenden Stuhl. Den Kessel lässt er einfach neben dem Stuhl am Boden stehen. Darum könnte er sich nachher auch noch kümmern.

Die Kleine hat sich inzwischen wieder in die Felle gerollt und auch der Hund folgt seiner Herrin, um sich wieder in ihrer Nähe auf den Boden zu legen.
>„Das riecht gut, ist das Essen bald fertig?“< "Ich denke schon."
Sicher ist Del nicht wirklich, aber da das Huhn ohnehin recht mager ist und das Feuer heiß genug, kann es nicht mehr allzu lang dauern. Vorsichtig dreht Del den Spieß mehrmals und piekt mal hierhin und mal dorthin. Das Fleisch lässt sich leicht zerteilen. Da an einigen Stellen die Haut bereits dunkel wird, entscheidet Del, dass nun genug ist.
Aus dem Schrank holt er drei Holzteller hervor, einer davon etwas größer und mit mehr Kratzern. Da sich in der Hütte außer den wenigen Töpfen und Tellern keine weiteren Küchengeräte geschweige denn Bestecke befinden, versucht Del das Huhn mit hastigen Bewegungen und ohne sich allzu häufig zu verbrennen vom Spieß herunterzuschieben.
Immer wieder zuckt er zurück, als die Wärme zu stark wird und schüttelt die schmerzende Hand. Auf das Mädchen muss das keinen allzu guten Eindruck machen, so dass Del ihr hin und wieder einen entschuldigenden Blick zuwirft.

Aber irgendwann landet das Huhn doch auf dem Teller und sofort ist der Hund an Dels Seite. "Vergiss es, du hattest schon was." Ohne weiter auf das freudige Hecheln und Schwanzwedeln zu achten, geht Del zum Tisch hinüber und schneidet mehrere Stücke Fleisch ab. Liebend gerne hätte er Brot oder etwas anderes als Beilage dazugepackt, doch er besitzt absolut nichts, so dass er den einen, nur mit Hühnchenfleisch belegten ,Teller an das Mädchen weiterreicht.
"Wird nicht allzu gut schmecken, aber hoffentlich satt machen."
Da sich das Mädchen auch auf dem Boden befindet, behält Del den Hund im Auge. Er weiß nicht wie gut das Mädchen das Tier erzogen hat oder ob sein Hunger vielleicht noch immer nicht gestillt ist, aber das er dem Mädchen das Huhn wegschnappt würde er gewiss verhindern.
Nachdem sich Del auch etwas abgeschnitten und auf seinen Teller gelegt hat, lässt er sich auf einem der vier Stühle nieder und isst dann schweigend.

Sein Blick geht zu der hellen Lederhose und wie auch immer er es anstellen will, die Hose muss sauber werden und das möglichst schnell. Die Kleine befindet sich wahrscheinlich noch nicht mal auf dem Höhepunkt ihrer Krankheit, doch die fehlende Hose würde sich im Winter trotz des Kamins schnell bemerkbar machen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 28. Jan. 2005, 13:05 Uhr
Dankbar nimmt Lorne den Teller entgegen und beginnt sofort mit Heißhunger zu essen. Ihr Hund sieht ihr dabei sehnsuchtsvoll zu, doch macht er keine anstallten sonst in irgendeiner Form zu betteln, wie er es eben noch bei Del versucht hat. Dass das Huhn nicht sonderlich schmeckt, fällt Lorne nicht auf, während sie isst. Viel mehr ist sie froh, endlich überhaupt wieder etwas in den Magen zu bekommen. Das sie die letzten Tage nicht sonderlich viel gegessen haben kann, wird ihr nun erst so richtig deutlich bewusst. Daher ist es auch nicht weiter überraschend, dass sie nichts auf ihrem Teller zurücklässt und das magere Hühnerfleisch restlos verspeist, so dass der junge Hund nur noch die leere Fläche ablecken kann.

Schließlich nimmt sie den nun vollkommen sauberen Teller und reicht ihn Del zurück. „Danke, das hat geschmeckt“, meint sie. „Ich glaube, ich habe schon lange nichts Richtiges mehr gegessen.“ Sie seufzt leise. Ihre Augen glänzen schon wieder fiebrig und man merkt, dass sie nun gerne wieder schlafen möchte. Eine sonderlich unterhaltsame Gesellschafterin ist sie in der winterlichen Einsamkeit von Dels Hütte daher nicht. Aber obwohl sie sehr müde ist, möchte sie nicht einfach so wieder einschlafen, sondern sich zumindest noch ein ganz klein wenig mit dem Mann unterhalten. „Wo sind wir hier?“, fragt sie daher leise, wobei sie sich schon wieder tief in ihre Felle eingekuschelt hat. Aus großen grünen Augen sieht sie Del an.

„Ist es sehr weit bis zur nächsten Stadt?“, murmelt sie weiter, doch schon beginnen ihr die Augen zuzufallen und noch bevor Del ihr eine Antwort zu geben vermag, ist sie auch schon eingeschlafen. Die Krankheit zerrt einfach zu sehr an ihren Kräften. Eine große Hilfe ist sie daher nicht und so wird es wohl an Del hängen bleiben, ihre Kleider zu reinigen und ganz allgemein dafür zu sorgen, dass er und die Kleine die nächsten Wintertage gut überstehen. Auch der junge Hund, sein alter Name war Klein, muss vorerst noch etwas ohne einen neuen Namen auskommen, denn auch wenn Lorne sich ständig darüber den Kopf zerbricht, so will ihr doch nichts passendes einfallen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 29. Jan. 2005, 22:49 Uhr
>„Wo sind wir hier?“ < Auf die erste Frage des Mädchens kann Del noch antworten.
"Im nördlichen Larisgrün", lautet seine recht knappe Antwort, denn eine genauere Beschreibung kann er dem Mädchen auch nicht geben. Auf einer alten Landkarte hatte Del einst gesehen, dass Talyra sowohl im Norden, als auch im Westen und Teils im Süden vom Larisgrün umringt wird. Ohne die Karte vor Augen zu haben fällt es Del daher schwer einen genaueren Punkt nennen zu können. Auf alle Fälle liegt Talyra aber noch südlich von ihnen.

Sein Blick erwidert den von Lorne. Zweifel schleichen sich in sein Gesicht. Auch wenn das Mädchen sich Mühe gibt und versucht ein Gespräch in Gang zu bringen, so ist ihr doch anzusehen, wie schwer es ihr fallen muss. Zudem sieht sie alles andere als gesund aus. Wieder ist da der nagende Zweifel wie er auch noch ein kleines Kind ernähren soll, wenn er selber schon kaum was zu beißen bekommt. Lösungen fallen ihm so recht keine ein. Lediglich eine will sich hartnäckig durchsetzen, doch so kaltherzig wäre Del nicht einmal dann, wenn sein Leben davon abhängen würde. Um sich nichts anmerken zu lassen, lächelt er schwach.
Bei der nächsten Frage gleitet Dels Blick zum Kamin, so als würde dieser ihm verraten wie weit es wäre. Ohne Karte, schwer zu sagen. gesteht er sich selber ein, doch dass es mehrere Tage sein müsste ist gewiss. An Dornheim war er nur vorbei gezogen, aber das war mindestens schon einen Siebentag her. Als er zu einer Antwort ansetzt, heftet sich sein Blick wieder auf das Mädchen, doch die Kleine ist während er überlegt hat einfach eingeschlafen.

Ein kurzes Grinsen huscht über sein Gesicht, dann geht er zu dem Mädchen hinüber und deckt sie vollständig zu und streicht ihr die Haare aus dem Gesicht. Erhol dich gut, Siranisliar. Bisher hatte er es vermieden das Mädchen mit diesem Namen anzusprechen, doch würde es wohl unumgänglich sein.
Nachdem er sich davon überzeugt hat, dass die Kleine nicht nur kurz eingenickt ist, sondern tief und fest schläft, sammelt er dreckiges Geschirr, den Kessel und die Hose zusammen, schlüpft in seinen Wintermantel und verlässt die Hütte.

Am nahen Wasserlauf reinigt er alles so gut es das kalte Wasser zulässt. Die Hose bereitet ihm einige Schwierigkeiten, doch mit ein wenig Hilfe des Seifenkrautes, welches er nur im Notfall benutzt, gehen die Flecken fast vollständig weg. Schwach dunkle Stellen bleiben zurück, doch ist ihnen nicht anzusehen, welcher Ursache sie entsprungen sind.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 29. Jan. 2005, 22:50 Uhr
Die nächsten Tage unterscheiden sich kaum von denen wo Del noch alleine die Hütte bewohnt hat. Das Mädchen schläft die meiste Zeit und kuriert auf diese Weise ihre Krankheit aus. Del weckt sie nur dann wenn es nötig ist oder um ihr etwas zu essen oder zu trinken zu geben. Der graue Hund traut sich anfangs kaum einen Schritt von seiner Herrin weg und reagiert gelegentlich etwas gereizt, doch allmählich gewöhnt sich das Tier an Dels Gesellschaft und begleitet ihn sogar, wenn dieser die Fallen kontrolliert. Mehr als ein Hase oder Schneehuhn ist jedoch nie drin, so dass sie wenig zu essen haben und dies auch noch gut einteilen müssen.
Federn und Fell hebt Del auf und aus dem anderen versucht er nach Gutdünken nahrhafte Mahlzeiten zu bereiten.
Siranisliar, oder Sira wie Del sie in Gedanken immer häufiger nennt, da dieser Name kürzer ist, bleibt für fast einen vollen Siebentag auf ihrem provisorischen Bett vor dem Kamin, während Del sich nachts in das andere Zimmer verzieht. Auch wenn das Mädchen kaum redet, viel schläft und auch sonst nicht viel Abwechslung bringt, so ist es Del doch angenehm, den Winter nicht allein verbringen zu müssen. Zudem ist sein Kopf voll von Sorge um das kleine Mädchen, so dass seine eigenen in den Hintergrund rücken und ihn der Winter mit seinen kalten Nächten kaum schadet.

In jenen Momenten, wo Del für eine Weile nichts zu tun hat oder sich einfach zu schlapp für irgendwelche Unternehmungen fühlt, sitzt er am Tisch schnitzt an lauter kleinen Holzfiguren oder bastelt aus Federn Ketten oder andere Schmuckstücke.
Außer dem Essen besorgen, gelegentlicher Wäsche und das Feuer in Gang zu halten, gibt es für Del nicht viel zu tun und auch sonst ist keine Möglichkeit vorhanden sich anderweitig zu beschäftigen oder mit anderen Leuten zu kommunizieren oder zu handeln. Hin und wieder bleibt Del für mehrere Stunden in Nähe der Handelsstrasse, doch nie passiert ein Händler oder Wanderer den Weg. Nur zu willkommen wäre jemand der Heilkräuter bei sich führt oder anderweitig aushelfen kann, doch scheinen die Götter nicht gewillt jemanden vorbeizuschicken. Dann eben nicht.
Mehr als einmal wirft Del auf seinen Wanderungen einen enttäuschten Blick gen Himmel und sieht in Shenrahs blassgelbes Auge. Doch wenn die Götter der Meinung sind, dass es nicht sein soll, so hat Del sich dem zu fügen und kann nur hoffen, dass die Götter wissen was sie tun oder aber sicher sind, dass das Mädchen auch ohne ihre Hilfe durchkommt.

Gerade wieder von einem Rundgang zurückgekehrt, öffnet Del die Holztür zur Hütte und der graue Hund fegt an ihm vorbei. Schnee fällt vom Rücken des kleinen zotteligen Hundes und seine Pfoten hinterlassen nasse Spuren auf dem Fußboden. Drecksköter..
Dels Gesicht nimmt einen grimmigen Ausdruck an, doch würde alles belehren nichts nützen. Auch wenn der Hund gerne mit raus kommt, so freut er sich noch mehr, wenn er sich wieder zu Sira begeben darf und sie in Sicherheit weiß.
Das Mädchen scheint noch zu schlafen und so beeilt sich Del den Schnee abzuklopfen und einzutreten. Nachdem der Mantel am Haken neben der Tür hängt, schnappt sich Del einen Lappen und versucht die nassen Flecke so gut es geht zu entfernen und wischt seine Stiefel ebenfalls sauber. Den Lappen schüttelt und wringt er anschließend draußen aus und hängt ihn in der Nähe des Kamins zum trocknen auf.

Leichte Rückenschmerzen lassen Del das Gesicht verziehen. Vermutlich verkühlt oder verrenkt, aber was viel schlimmer für ihn ist, sind die fehlenden weiblichen Hände, die ihm Abhilfe verschaffen könnten. Mit einigen Verrenkungen und Schulterbewegungen versucht Del den Schmerz zu vertreiben, doch bleibt ein unangenehmes Ziehen zurück.
„Hmpf.“ Ein anständiges Weib wäre weitaus besser.
Der Stuhl protestiert knarrend unter seinem Gewicht, doch hat er dies schon viele Male zuvor getan und würde hoffentlich nicht gerade heute zerbrechen.
„So, Kleiner und was tun wir jetzt?“ Fragend sieht Del den grauen Köter an, doch dieser blickt den Mann nur regungslos an.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 30. Jan. 2005, 13:00 Uhr
Lorne hat die vergangenen Tage im wahrsten Sinne des Wortes *verschlafen*. Außer um etwas zu essen oder sich hin und wieder zu waschen, ist sie nicht wach gewesen oder aufgestanden. Gelegentlich hat sie halb im Dämmerschlaf zugesehen, wie Del verschiedene Figuren aus Holz geschnitzt hat oder andere Dinge in der Hütte erledigt hat. Während dieser Stunden hat sie auch immer wieder darüber nachgedacht, wie sie ihren Hund nun nennen soll, doch ist ihr bisher kein passender Name für das graue, zottige Tier eingefallen, das mit jedem neuen Tag ein weiteres Stückchen zu wachsen scheint. Schon jetzt kann man dem noch recht jungen Hund ansehen, dass er einmal eine recht beachtliche Größe annehmen wird, auch wenn Del ihn nur zu gerne Kleiner ruft. Kleiner. Der Klang dieses Wortes ist irgendwie vertraut, aber wieso oder warum will Lorne beim besten Willen nicht einfallen, so oft sie auch darüber nachgrübelt.

Auf diese Weise vergehen die Tage. Nachdem das Fieber seinen Höhepunkt gefunden hat, beginnt es beständig zu sinken, dafür plagt das Mädchen nun eine entsetzliche Erkältung, was nicht sonderlich verwunderlich ist, nachdem sie beinahe im Schnee des immerlandschen Winters erfroren wäre und verglichen damit nur ein sehr geringes Übel darstellt. Aber auch wenn es Lorne von Tag zu Tag besser geht, so bleibt sie doch weiterhin blass und schwach. Und als Del und der Hund an diesem Morgen von ihrem Ausflug aus der Kälte zurückkehren, schläft das Mädchen noch. Doch ihr Schlaf ist nur leicht, so dass sie von der Rückkehr der beiden geweckt wird, aber davon lässt sie sich vorerst nichts anmerken. Allerdings huscht ein heimliches Lächeln über ihre Lippen, als sie hört, wie Del mit dem jungen Hund spricht.

Gähnend reibt sie sich die Augen und richtet sich langsam auf. Ihre Unpässlichkeit ist vorüber, sie ist ausgeschlafen und obwohl sie noch immer mehr einem bleichen Schatten als einer jungen Frau von 15 Zwölfmonden, merkt man doch, dass sie langsam wieder vor Lebenslust zu sprudeln beginnt und gewiss einmal ein sehr aufgewecktes und fröhliches Geschöpf gewesen sein muss. Allerdings liegt auch immer ein unerklärlicher Hauch von Trauer auf den Zügen der Kleinen, der selbst dann nicht verschwinden will, wenn sie herzlich über einen von Dels Späßen oder eine Ungeschicklichkeit ihres grauen Hundes lacht. „Guten Morgen“, murmelt sie fröhlich, während sie abermals ausgiebig Gähnen muss. „Ja, was machen wir heute?“ Fragend blickt sie zu Del und ihrem Hund hinüber.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 01. Feb. 2005, 21:03 Uhr
Auch wenn sein Blick auf dem Hund, der genau neben Sira sitzt, ruht, so merkt er doch nicht, wie das Mädchen aufwacht, sich die Augen reibt und aufsetzt. Zu sehr auf den Hund fixiert zuckt Del regelrecht zusammen, als er ihre Stimme hört und rettet sich in einem Lächeln.
"Tja." Ein leises, kratzendes Geräusch erklingt, als Del sich die Wange reibt. Hm, eine Rasur würde mir bestimmt auch mal wieder gut tun.Es vergeht eine Weile in der Del angestrengt darüber nachdenkt, wie er dem Mädchen, dass jetzt wohl voller Tatendrang ist, den Tag versüßen könnte.

"Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Gibt es etwas was du tun möchtest?" Del weiß, dass es eine ziemlich dumme Frage ist. Vor allem da sie nichts bei sich haben, es nicht wirklich viel zu tun gibt und sie beide sich so fremd sind, dass Schweigen zwischen ihnen eher unerwünscht ist.
"Vielleicht nach draußen gehen? Frische Luft könnte dir vielleicht gut tun, nachdem du die ganzen Tage hier drinnen gewesen bist." Fragend sieht Del zu Sira, doch egal wie lange er überlegen würde, alles scheint ihm unpassend. In ein Stadt oder einem Dorf könnte er dem Mädchen vielleicht etwas Abwechslung bieten. Hier aber gibt es nur Schnee, kahle Bäume, die Hütte und sie.

Abermals knarrt der Stuhl als Del aufsteht und zu dem Mädchen rüber geht, um sich dann vor ihr hinzuhocken. Prüfend sieht er in ihr Gesicht und streicht, wie er es in den letzten Tage so oft getan hat, einige der dunklen Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.
Du wirst bestimmt mal ein heißbegehrtes hübsches Ding. Ein schwaches Lächeln liegt auf seinen Lippen, doch verrät sein Gesicht seinen Gedanken nicht.
"Wie fühlst du dich eigentlich? Besser?"
Auch wenn der fiebrige Glanz verschwunden ist, so ist das Mädchen noch immer so bleich wie der Schnee, der draußen überall herumliegt. Trotzdem verspürt Del eine Zufriedenheit wie schon lange nicht mehr. Er weiß, dass er nicht viel dazu beigetragen hat, dass sie die Krankheit besiegt wurde, doch ohne ihn hätte sie es vermutlich überhaupt nicht geschafft. Doch nachdem dieses Problem überwunden wurde, stellt sich sofort das nächste ein. Was mit dem Mädchen machen? Sie wird mit Sicherheit irgendwo ein Zuhause haben. Ganz zu schweigen von einer Familie die sie vermisst.
Doch egal wie oft er gefragt hat und fragen würde, Sira kann sich an nichts erinnern, was auch nur ansatzweise hilfreich wäre. Dazu kommt dieser seltsame Drache.

Egal wie oft Del es sich in Erinnerung ruft, alles schreit danach, dass dem Mädchen gegen ihren Willen etwas angetan wurde, doch oft trügt der Schein. Jetzt zur urteilen wäre zu früh und so bleibt ihnen beiden nichts anderes übrig als zu warten. Spätestens wenn das Reisen wieder angenehmer wird, würde er mit dem Mädchen zum nächsten Ort ziehen. Vielleicht würde man dort etwas herausfinden.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 02. Feb. 2005, 12:50 Uhr
Die Kleine sieht ihn an und legt die Stirn in leichte Falten, während sie nachdenkt. Del ist den vergangenen Tagen, während der das Mädchen krank in der Kammer gelegen hat, dazu übergegangen es Sira zu rufen. Mehr und mehr hat sich die Kleine daran gewöhnt. An ihren richtigen Namen - Lorne - kann sie sich ohnehin nicht erinnern und so ist es für sie mittlerweile fast selbstverständlich, dass sie Siranisliar – Sira – ist. Ein schöner Name, Wintertochter. Wer ich wohl vorher war? Egal, jetzt bin ich Sira.

Schließlich glätten sich die Falten auf Siras Stirn wieder. „Ja, lass uns raus gehen“, meint sie dann. „Ich bin schon so lange hier drinnen, ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wie die Luft da draußen riecht.“ Sie kichert leise und erhebt sich dann von den Fellen. Ihr hund kommt zu ihr herübergelaufen und schleicht ihr einmal um die Beine. „Uuuh, du bist ganz kalt“, ruft die Kleine lachend und zerstrubbelt ihm dann das ohnehin schon reichlich zottige Fell noch etwas mehr.  

„Er braucht dringend einen neuen Namen“, meint sie an del gewandt. „Was meinst du? Vielleicht finden wir ja draußen einen für ihn. Ich habe die ganze zeit darüber nachgedacht was zu ihm passen könnte, aber mir will einfach nichts Gescheites einfallen.“ Sie seufzt leise und schlüpft dann in ihre Stiefel, die dicht neben ihrem Nachtlager stehen. Der linke Stiefel weist einige dunkle Flecken auf. Eingetrocknetes Blut, das würde sich wohl nicht mehr entfernen lassen. Sonderlich stören tut diese Vorstellung Sira allerdings nicht, Dinge werden eben hin und wieder schmutzig, so ist der Lauf der Welt. Sie lächelt Del freundlich an, als dieser sich vor ihr hinkniet und mit einer Hand eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht streicht. „Ja, es geht mir besser“, erklärt sie erleichtert. „Viel besser.“

Dann wird ihr Blick auf einmal sehr traurig. „Kannst mir vielleicht die Stelle zeigen, wo du mich gefunden hast“, fragt sie leise. „Ich meine, wenn es nicht zu weit von hier ist.“ Abwartend schaut sie Del an. In ihrem noch sehr bleichen Gesicht leuchten ihre grünen Augen besonders intensiv. Sie trägt ihre Lederhose, ihr Hemd, die Stiefel. Keine besonders guten Kleider für eine Wanderung durch den Schnee. Eine Erfahrung, die Sira ja eigentlich bereits gemacht hat, wenn sie also hinausgehen sollten, so müsste sich noch irgendetwas finden, was das Mädchen hinreichend vor der winterlichen Kälte schützen würde.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 05. Feb. 2005, 23:29 Uhr
Auch Del weiß für den Moment keinen passenden Namen. Wobei ihm mit Sicherheit eine Menge einfallen würde, doch die wären für die Ohren des Mädchen wohl eher ungeeignet. Ganz zu Schweigen davon, dass sie Sira nicht gefallen würden, da sie offensichtlich an dem Tier hängt. Immerhin ihre letzte Verbindung zu ihrem vorherigen Leben. Ein Schulterzucken ist alles als Antwort, doch sein grüblerisch verzogenes Gesicht verrät, dass Del zumindest versucht sich Gedanken darum zu machen.

Als Sira ihn so plötzlich nach ihrem Fundort fragt, zuckt Del ein wenig zusammen. Er hatte in den letzten Tagen oft genug befürchtet, dass sie danach fragen würde. Verständlich ist es und doch sträubt er sich etwas dagegen. Ihm ist sein Unmut darüber anzusehen, aber schließlich nickt er schwach. Dort würden sie nichts finden. Möglicherweise noch eine blassrote Spur, doch Del hofft, dass genug Neuschnee gefallen ist, um dies zu verdecken. Er spürt, dass es für das Mädchen wichtig ist und so zaubert sich doch noch ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Klar kann ich", antwortet er ihr. Es ist nicht allzu weit weg, aber ein kleines Stück müssen wir schon gehen. Falls du dich zu schwach dafür fühlst oder unterwegs nicht mehr weiterkannst, sag mir einfach Bescheid. Ok?"
Zufrieden sieht Del das Mädchen nicken und dann kleiden sie sich beide an und bereiten sich auf die kalte Welt außerhalb der Hütte vor.

Der Hund, der die Aufbruchstimmung deutlich spürt, läuft schwanzwedelnd von einer Ecke des Raumes zur nächsten und fängt von vorne mit seinen Spielchen an. Doch kaum dass sich die Tür öffnet, ändert sich seine Richtung und er ist der Erste, der nach draußen stürmt.
Kopfschüttelnd und die Augen argwöhnisch nach oben gezogen sieht Del dem grauen Tier hinterher, während er mit einer Hand die Tür für Sira aufhält. Nachdem das Mädchen die ersten Schritte im Schnee gemacht hat, hellt sich ihr Gesicht ein wenig auf. Auch wenn sie schon etwas älter ist, so freut sich doch jede Kind über Schnee. Selbst dann wenn er ihr beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Del kann es gut verstehen, denn durch das schwache Sonnenlicht funkelt die unberührte Schneedecke als wenn man lauter Edelsteine auf ihr niedergelegt hätte.
Für Sira ist es einfacher auf ebenen Weg zu gehen und so entscheidet sich Del dafür, dass sie dem Trampelpfad folgen und ein Stück auf der Handelsstrasse gehen. Zwar würde der Weg ein wenig länger sein, doch das müssen sie in Kauf nehmen.

Die Hände in die Taschen gesteckt und die Kapuze tief über den Kopf gezogen marschiert Del los und wenig später läuft Sira neben ihm her. Der Hund rast noch eine Weile wie ein Irrer hin und her, doch irgendwann beruhigt auch er sich und schließt sich dem Halbelben und dem Mädchen an. Immer wieder wirft Del einen Blick auf Sira um zu sehen, ob es ihr bereits schwer fällt, doch das Mädchen hält sich wacker und so erreichen sie recht zügig die Handelsstrasse, welche nach Dornheim oder Talyra führt. Je nachdem ob man nach Norden oder Süden reist.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 07. Feb. 2005, 13:20 Uhr
Sira ist fest entschlossen Del auf ihrer Wanderung durch den Schnee nicht zur Last zu fallen. Anfangs folgt sie ihm noch in einigem Abstand, doch schon bald läuft sie neben ihm her. Und so geben sie zwei dick eingemummelte Gestalten ab, die schweigend durch den Schnee marschieren. Ihr Hund tollt um sie herum, rennt wie wild vor und zurück und tobt durch den Schnee als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Grinsend sieht Sira ihm dabei zu und würde sich ihm nur zu gerne anschließen, doch weiß sie genau, dass sie das in ihrer gegenwärtigen Verfassung besser noch sein lässt.

Schließlich legt sich die überschwängliche Begeisterung des jungen Hundes und er gesellt sich zu Del und Sira, um an der Seite seiner kleinen Herrin die Handelsstraße entlang zu laufen. In welche Richtung sie gehen, weiß das Mädchen nicht. Alles ist weiß. Die Straße, die Bäume und auch die Sträucher am Wegesrand. Enttäuscht stellt das Mädchen fest, dass es keinen Schimmer hat, wo es sich befinden mag. Insgeheim hatte Sira gehofft, sich vielleicht an irgendetwas erinnern zu können, wenn sie mit Del draußen umher wandern würde, doch nun merkt sie, dass sie sich getäuscht hat.

Nach einer Weile, die dem Mädchen wie eine kleine Ewigkeit vorkommt, bleibt der Halbelb stehen. Fragend schaut Sira zu ihm auf. „Hast du mich hier gefunden?“, wispert sie leise. Del nickt lediglich stumm und so sieht sie sich ganz genau um. Aber die Stelle unterscheidet sich nicht von der übrigen Umgebung. Schnee, Sträucher und Büsche, wohin man auch blickt. Eine deutliche Schneewehe ist erkennbar, mehr nicht. Daneben schaut der obere Teil eines Baumstrunkes hervor. Enttäuscht will Sira den Blick bereits wieder abwenden, als ihr Hund wie ein Wirbelwind an ihr vorbeistürmt und mitten durch die Schneeverwehung prescht.

Weißer Pulverschnee wirbelt hoch. „Oh“, überrascht tritt Sira näher und kniet sich in den Schnee. Behutsam streckt sie die Hand aus, etwas ist unter der weißen Schneedecke zum Vorschein gekommen. Sie richtet sich auf und hält Del den flachen Handteller entgegen. Darauf liegt eine einfache Muschel, nichts besonderes eigentlich, zumindest, wenn man am Strand eines Meeres oder des Ildorels entlang wandern würde, aber hier in den Tiefen des Larisgrüns? Sira lächelt. „Hübsch, oder?“ Sie schließt die Finger um die helle Muschelschale. „Ich mag Muscheln.“

Bei diesen Worten sieht sie an Del vorbei und in unbestimmte Ferne, so als würde sie dort am Horizont etwas sehen, was allen anderen Augen verborgen bleibt. So steht sie eine Weile da, bevor sie sich wieder zu dem Halbelben umwendet. Ihr Hund sieht sie mit großen Augen an, wendelt anschließend freudig mit dem Schwanz und prescht in ausgelassener Stimmung auf das Mädchen und den Mann zu. Unweigerlich muss Sira lachen, als sie Dels eher zerknirschten Gesichtsausdruck bemerkt, mit welchem er die stürmische Reaktion des Hundes quittiert.

Das Mädchen grinst. „Ich glaube ich weiß jetzt, wie ich ihn nennen werde“, meint sie an Del gewandt, während sie sich lachend gegen das um sie herumtollende Energiebündel zu wehren versucht. „Wind. Ich nenne ihn Wind.“ Kichernd bleibt sie stehen und versucht wieder zu Atem zu kommen. Kleine Schweißperlen stehen ihr mittlerweile auf der Stirn, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich im Spiel mit dem grauen Hund bereits viel zu sehr verausgabt hat.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 08. Feb. 2005, 17:31 Uhr
Während sich Sira umsieht, schweigt Del und gibt dem Mädchen alle Zeit die es haben möchte. Sein Blick geht zum Himmel, doch sind keine Anzeichen für einen Schneesturm oder Unwetter zu erkennen, so dass er seine Aufmerksamkeit wieder Sira schenkt. Ein leises >"Oh."< kommt über ihre Lippen, doch kann Del keinen Grund dafür erkennen. Zumindest nicht auf den ersten Blick, denn scheinbar hat der Hund etwas entdeckt, was auch Siras Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Das Mädchen verdeckt mit ihrem Rücken was sie dort gefunden hat, doch streckt sie, kaum das sie wieder aufgestanden ist, Del stolz die Hand entgegen. Ein Lächeln erscheint in seinem Gesicht, als er sieht wie sich Sira über die Muschel freut und flüsternd gesteht, dass sie Muscheln mag. Der Blick ihrer grünen Augen ruht aber schon lange nicht mehr auf Del, als sich dieser vor Sira hinkniet. Er unterdrückt den Impuls sich umzudrehen, um zu sehen was es dort gibt. Stattdessen lässt er das Mädchen gewähren und spricht erst, als sie mit träumen aufhört. Was immer sie gesehen hat, würde ihr vielleicht beim erinnern helfen.
"Dann sollten wir vielleicht eine Kette für dich machen, hm?" blasse Kinderhand und drückt sie langsam zu, so dass sich Siras Hand locker um die Muschel schließt. Gerade will er ihr noch erklären, dass sie dann gut auf sie aufpassen soll, als der Hund plötzlich und ohne jeglichen Grund losstürmt und springend vor Del Halt macht.

Selbst in der Hocke überragt Del das Mädchen, so dass der Hund, welcher nun eifrig an seiner Seite herumspringt und überall Schnee auf seinem Mantel zurücklässt, seinem Gesicht nicht gefährlich nahe kommt. Trotzdem weicht Del dem Tier mehrmals spielerisch aus, bis er irgendwann eine handvoll Schnee in Richtung Hund wirft. Ruckartig bleibt der  graue Hund stehen, bringt etwas Abstand zwischen sich und die beiden Personen und betrachtet sowohl Sira als auch Del aus einigen Schritt Entfernung. "Was? Gibst du etwa schon auf?" provoziert Del den Hund, doch da dieser die Worte nicht versteht, zuckt lediglich eins der Hundeohren. Das Lachen Siras klingt noch ein wenig rau, da sie verhältnismäßig wenig gesprochen hat und wohl noch von der Krankheit angeschlagen ist, doch tut es gut es hier mitten im Nirgendwo zu hören. Denn immerhin ist es das Lachen eines Kindes.
Lächelnd dreht Del sich zu dem schwarzhaarigen Mädchen und blickt sie dann gespielt tadelnd an. Immerhin gibt es nichts zu lachen, wenn man sich vor so einer gefährlichen Bestie schützen muss. Bei diesem Gedanken muss auch Del grinsen und wirft abermals Schnee nach dem grauen Ungeheuer.
"Wind sagst du? Hm. Scheint ein guter Name zu sein. Auch wenn mir noch jede Menge andere einfallen würden."

Ein leichtes Ziehen geht durch seinen Rücken als Del sich wieder erhebt. Hoffentlich nichts ernstes. Der Hund, der jetzt wohl keine unmittelbare Gefahr mehr spürt, tapst vorsichtig näher und bleibt in unmittelbarer Nähe von Sira.
"Und? Gibt es noch etwas, was du sehen möchtest? Ansonsten denke ich, dass es besser für dich ist, wenn du nicht gleich zu lange draußen bist."

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 12. Feb. 2005, 14:41 Uhr
Sira hat keine zeit zu erklären, dass sie gerne eine Kette aus der Muschel machen würde, denn in einem Anflug von jugendlichem Übermut fordert Wind Del zum Spiel heraus. Lachend schaut das Mädchen Man und Hund zu, wie sie ausgelassen durch den weißen Schnee toben. Selbst hält Sira sich jedoch aus dem Geschehen raus, da sie die Wanderung bereits genug angestrengt hat. Dels tadelnden Blick quittiert sie mit einem weiteren ausgelassenen Lachen. Auch das der Halbelb den Namen, den sie für ihren Hund ausgewählt hat, für passend hält, zaubert ihr ein Lächeln auf das bleiche Gesicht.

Schließlich seufzt sie jedoch, als Del fragt, ob sie noch etwas sehen wolle und hinzufügt, dass er es aber für besser halte, wenn sie noch nicht so lange draußen bleibe. Sie nickt. „Ja, gehen wir wieder zurück“, murmelt sie leise. „Es ist sowieso egal.“ Traurig schaut sie ihn an. „Ich habe gedacht, ich könnte mich hier vielleicht erinnern. An irgendwas, ganz egal was. Aber es ist alles weg.“ Sie öffnet die Finger ihrer Hand und schaut noch einmal auf die Muschel hinab.

„Komisch, irgendwie weiß ich, dass sie mir gehört“, erklärt sie nachdenklich. „Überhaupt, ich kann mich an viele Dinge erinnern, die irgendwie mit dem Meer zutun haben. Möwen, Fischernetze, Schiffe, Muscheln und so was halt. Aber ich bin immer allein. Manchmal kann ich mich an Stimmen erinnern, aber die Menschen, denen sie gehören, kann ich niemals sehen. Auch ihre Namen habe ich vergessen und die Namen der Orte, an denen ich mal war. Ich meine, ich sehe die Plätze vor mir, ich würde sie bestimmt wieder erkennen, wenn ich sie noch einmal sehe, aber ich weiß ihre Namen nicht mehr. Das ist doch sonderbar, oder?“ Fragend schaut sie zu Del hinauf.

In den letzten Siebentagen, die sie zusammen waren, hat sie gelernt ihm zu vertrauen. Manchmal ist sie noch etwas unsicher, weil seine hin und wieder Stimmung vollkommen überraschend umschlagen kann. Doch zu ihr war er noch niemals unfreundlich oder grob und allmählich gewöhnt sie sich daran. Del ist eben Del und das ist auch ganz gut so, findet Sira. Schließlich erklärt sie: „Gehen wir zurück.“ Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht und sie deutet auf die Muschel. „Dann können wir daraus eine Kette machen, ja?“ Sie schaut zu ihm auf. „Das würde mir wirklich gefallen.“      

Wind gesellt sich gleich darauf an Siras Seite und zu dritt treten sie den Rückweg an. „Eine wirklicheinsame Gegend“, flüstert Sira und sieht sich um. Überall Schnee, Bäume und Sträucher, sonst nichts. „Hier kommt nicht sehr oft jemand lang, oder?“, erkundigt sie sich und setzt tapfer einen Fuß vor den anderen, doch langsam wird sie immer müder und einige kleine Schweißperlen beginnen auf ihrer Stirn zu glänzen. Auch ihr Atem beginnt nun wieder stärker zu rasseln. Nach einer Weile kann die Kleine nicht mehr und bleibt mitten auf dem Weg stehen. „Trägst du mich ein Stückchen?“, fragt sie Del verlegen und ihre Wangen färben sich vor Verlegenheit Rot.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 13. Feb. 2005, 19:36 Uhr
Auch Del hatte gehofft, dass sich Sira an irgendetwas erinnern würde. Aber natürlich tut sie dies nicht, denn es gibt absolut nichts, was ihr dabei behilflich sein könnte. Doch auch wenn Del ebenso in einer gewissen Weise enttäuscht ist, so stellt es ihn zufrieden, denn ob die Erinnerung gut oder schlecht für das Mädchen sind, lässt sich nicht sagen. Unnachgiebig beharrt weiterhin ein Teil von Del, dass Sira ihre Erinnerung ganz bewusst verdrängt und verloren hat. Ein schwaches, unverbindliches Lächeln liegt in seinem Gesicht, als er sich wieder erhebt. Sira scheint aber noch nicht ganz aufgegeben zu haben.

So als läge die Antwort irgendwo in den zahlreichen Rillen, der Muschelschale versteckt, betrachtet das Mädchen unnachgiebig die Muschel und erklärt gleichzeitig, was ihr beim Anblick des unscheinbaren Dinges fühlt.
>„Komisch, irgendwie weiß ich, dass sie mir gehört“, erklärt sie nachdenklich. „Überhaupt, ich kann mich an viele Dinge erinnern, die irgendwie mit dem Meer zutun haben. Möwen, Fischernetze, Schiffe, Muscheln und so was halt. Aber ich bin immer allein. Manchmal kann ich mich an Stimmen erinnern, aber die Menschen, denen sie gehören, kann ich niemals sehen. Auch ihre Namen habe ich vergessen und die Namen der Orte, an denen ich mal war. Ich meine, ich sehe die Plätze vor mir, ich würde sie bestimmt wieder erkennen, wenn ich sie noch einmal sehe, aber ich weiß ihre Namen nicht mehr. Das ist doch sonderbar, oder?“<
'Ist es wirklich so sonderbar?' hätte Del am liebsten gefragt. Er weiß nicht, was Sira als Antwort erwartet, ob er überhaupt in der Lage dazu ist ihr eine zufriedenstellende zu geben.

Tief holt Del Luft und schüttelt dann leicht bekümmert den Kopf. Sira kann sich scheinbar doch noch an einige Dinge erinnern. Nichts genaues, aber Tatsachen wie das Meer, Möwen und Personen ohne Gesichter scheinen Teil davon zu sein.
"Du hast die Namen nicht vergessen, du hast nur vergessen dich an sie zu erinnern. Möglicherweise haben die Götter bestimmt, dass es noch nicht an der Zeit dafür ist." Der hoffnungsvolle Blick aus moosgrünen Augen ist schwer zu ertragen, wenn er zu einem kleinen Mädchen gehört, dass den Winter mit einem fremden Mann verbringen muss und das weder sagen kann, wo ihre Vergangenheit liegt noch was ihre Zukunft sein wird. "Aber du solltest die Muschel gut aufheben. Irgendwann wird sie dir helfen und dir die Namen und Gesichter verraten nach denen du suchst."
Vorsichtig streicht Del Sira einige Strähnen aus dem Gesicht und lächelt ihr noch einmal aufmunternd zu. "Solange werde ich auf dich aufpassen. Im schlimmsten Fall, werden wir jede einzelne Stadt an jeder Küste auf Roha bereisen." Auch wenn seine Worte nur leichtfertig dahingesagt klingen, so meint es Del sehr ernst. Eine ganze Weile reist er nun schon quer durch die Immerlande, warum dann also nicht einem gewissen Ziel folgen?

Das Versprechen ihr eine Kette aus der Muschel zu zaubern, erhellt das Gesicht des blassen Mädchens und so treten sie beide den Rückweg an. Sira voller Vorfreude, da Del ihr versprochen hat, sogleich damit anzufangen wenn sie in der Hütte sind.  
>„Hier kommt nicht sehr oft jemand lang, oder?“< Nickend bestätigt Del Sira's Vermutung. Ob es sich im Sommer auch so verhält kann Del nicht sagen, da er ja erst seit kurzer Zeit im Larisgrün verweilt, doch wenn es sich um eine gut befahrene Strasse handeln würde, so hätten sie es selbst im Winter gemerkt. "Vermutlich herrscht kein allzu reger Handel zwischen Dornheim oder Talyra. Oder irgendwo ist der Weg durch einen Schneesturm unpassierbar. Bei dem Wetter momentan würde es mich nicht wundern."
Del hätte es willkommen geheißen, wenn tatsächlich jemand ihren Weg gekreuzt hätte, doch nachdem er beinahe jeden Tag nach jemanden Ausschau hält, hat sich diese Hoffnung gelegt. Sira's Stimme reißt Del aus seinen Überlegungen, die sich darum drehen, wie er dem Mädchen wenigstens etwas Abwechslung bieten könnte. >„Trägst du mich ein Stückchen?“<

Der Verdacht, dass es für Sira zu anstrengend ist, bestätigt sich, als er ihr gerötetes Gesicht sieht. Ihr Atem geht schneller, teils unregelmäßig und es ist nicht nur die Frage, die eine bezaubernde Röte in das Weiß ihres Gesichtes zaubert. "Kar, komm her."
Del hockt sich ein Stück vor Sira hin. Sira umschlingt Dels Hals mit ihren Armen, während Del unter ihre Oberschenkel greift und gleichzeitig aufsteht. Sira's Gewicht ist fast schon lächerlich gering und so ist es vor allem in dieser Position ein leichtes das Mädchen zu tragen. Wind betrachtet die beiden Personen schwanzwedelnd und läuft dann aufgeregt hin und her, als es schließlich weiter geht. Das letzte Stück zur Hütte legen die beiden schweigend zurück. Ob Sira eingeschlafen ist, kann Del nicht sehen, aber ihr Griff um seinen Hals lockert sich nach einiger Zeit etwas. Er hätte einfach fragen können, aber sollte Sira wirklich schlafen, so würde er sie nur wecken.
Das Öffnen der Tür gestaltet sich etwas umständlich, da Del beim Loslassen von Sira Gefahr läuft, dass sie herunterrutscht. Irgendwie gelingt es ihm jedoch, den Ellenbogen auf die Türklinke zu legen und sie so herunterzudrücken. Drinnen ist es nach der Kälte draußen behaglich warm. Prickelnd melden sich Dels Wangen zurück und auch seine Hände schmerzen ein wenig, als die Wärme die Kälte aus seinen Gliedern vertreibt.
"Sira?" seine Stimme ist nur ein leises Flüstern, da sich ihr Kopf unmittelbar neben seinen befindet.  

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 15. Feb. 2005, 12:40 Uhr
„Ja?“, flüstert Sira ebenso leise zurück. „Es geht schon wieder. Du kannst mich runter lassen, Del“, erklärt sie und lässt sich behutsam von seinem Rücken gleiten, dann schüttelt sie ein wenig die kraftlosen Arme. Anfangs hatte sie sich noch gut an Del festhalten können, aber lange wäre das wohl nicht mehr gut gegangen. Nun fühlen sich ihre Glieder schlapp und ein wenig taub an. Einige Momente macht sich jedoch ein leichtes Kribbeln bemerkbar. „Schön warm hier“, meint das Mädchen gut gelaunt, doch noch immer ist ihr Gesicht von der Anstrengung des Ausfluges gerötet und die Augen haben wieder einmal einen schwachen fiebrigen Glanz angenommen. Das Mädchen möchte es nicht wahrhaben, doch ist sehr lange, sehr krank und den purpurnen Flüssen näher gewesen, als es sich selbst eingestehen mag oder kann.    

Die Kleine hustet mehrmals, und öffnet dann ihre Finger, die sie um die kleine Muschel geschlossen hat, welche sie gemeinsam mit Del und Wind im Larisgrün gefunden hat. „Zeigst du mir gleich, wie man daraus eine Kette machst?“, fragt sie hoffnungsvoll und sieht den Halbelben an, langsam geht sie zum Tisch hinüber und legt die Muschel darauf ab. Dann schlüpft sie aus ihren Stiefeln und schüttelt sich etwas Schnee aus dem Haar und von den Kleidern. >Du hast die Namen nicht vergessen, du hast nur vergessen dich an sie zu erinnern. Möglicherweise haben die Götter bestimmt, dass es noch nicht an der Zeit dafür ist<, erinnert sie sich mit einem Mal an Dels tröstende Worte, nachdem sie erklärte, sie könne sich einfach an nichts mehr erinnern.

„Glaubst du wirklich, dass die Götter nicht wollen, dass ich mich erinnere? Ich meine jetzt?“ Nachdenklich runzelt sie die Stirn. „Warum? Das verstehe ich nicht so ganz.“ Sie zuckt mit den Schultern, dann lacht sie jedoch frech. „Aber wenn du solange auf mich aufpasst, bis ich mich wieder erinnere, dann will ich mich gar nicht mehr erinnern“, erklärt sie grinsend. „Ich glaube das würde mir gefallen, wenn wir zusammen durch die Immerlande wandern. Am liebsten würde ich ganz Roha bereisen, die ganze Welt sehen. Das muss wunderbar sein.“ Begeisterung spiegelt sich auf ihrem Gesicht wieder. Und ihre Gedanken überschlagen sich wild, als sie anfängt, bereits die ersten Reisepläne zu schmieden.

„Wohin könnten wir als erstes gehen?“, fragt sie aufgeregt. „Die nächste große Stadt, wo liegt die? Ist sie weit weg. Vielleicht komme ich ja von dort.“ Ihre Gedanken sprudeln nur so aus ihr heraus. „Aber dann möchte ich eigentlich nicht dort hin“, verkündet sie kichernd. „Dann wäre unsere Reise ja viel zu schnell vorbei und ich hätte noch gar nichts von Roha gesehen.“ Abermals muss sie husten. Diesmal deutlich heftiger als zuvor. Auch ihre Stirn beginnt allmählich wieder zu glühen, da das Fieber zurückzukehren scheint. Erschöpft setzt sie sich auf einen Stuhl neben dem Tisch und streicht Wind über den zottigen Kopf. „Was meinst du?“, fragt Sira ihn. „Würdest du gerne auf Wanderschaft gehen“, murmelt sie leise. „Vielleicht wenn der Schnee taut?“ Bei diesen Worten wendet sie den Blick fragend an Del.    

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 20. Feb. 2005, 15:44 Uhr
>„Zeigst du mir gleich, wie man daraus eine Kette machst?“<
"Wer kann einer hübschen jungen Dame schon einen Wunsch abschlage." Siras Frage alleine hätte schon ausgereicht, doch der Blick aus ihren grünen Augen, hätte wohl augenblicklich jeden andere Vorhaben einfach vergessen lassen. Während Sira die Muschel vorsichtig auf den Tisch ablegt, legt Del seinen Wintermantel, sowie Schuhe ab und platziert beides neben der Tür. Nur wenig später bilden sich dunkle Flecken auf dem Holz, doch unmittelbar neben der Tür ist der Boden ohnehin schon teilweise verdorben, so dass weitere Wasserflecke Del nicht im geringsten stören kann. Sowie der Winter sich seinem Ende nähert, würden Del und Sira die Hütte sowieso verlassen.

Bevor sich Del jedoch um die Kette und die Muschel kümmert, kontrolliert er erst noch das Feuer. Mit dem schwarz verkohlten Schürhaken stochert er mehrmals gegen das Holz, doch scheint es noch stabil genug zu sein und verspricht noch eine Weile Wärme. "Reicht nachher noch", murmelt Del leise vor sich hin, als Siras Stimme ihn sich herumdrehen lässt.
>„Glaubst du wirklich, dass die Götter nicht wollen, dass ich mich erinnere? Ich meine jetzt? Warum? Das verstehe ich nicht so ganz.“< "Nicht alles was die Götter tun, vermag für uns einen Sinn ergeben. Auch wenn ich hin und wieder zu ihnen bete, so würde ich noch lange nicht behaupten, dass ich ihr Tun und Handeln immer verstehe. Sie werden mit Sicherheit ihre Gründe haben, nur lassen sie uns nicht immer daran Teil haben." Dels Achselzucken bringt zum Ausdruck, dass er sich zwar schon oft darum Gedanken gemacht hat, aber bisher nie zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen ist. Wozu auch? Zeitweise hat er das Gefühl, dass die Götter über ihn wachen, aber er war schon einigen begegnet, wo man förmlich sehen konnte, dass die Götter ihnen wohlgesonnen sind und sie nie im Stich lassen würde.
Vielleicht bist du nicht gut genug für Sie. Oder sie haben etwas bestimmtes mit dir vor. Dels Gesicht verfinstert sich etwas, doch hofft er, dass Sira seine Gedanken nicht erraten kann.

Die darauffolgenden Worte des Mädchens lassen ihn aber wieder breit lächeln. >Ich glaube das würde mir gefallen, wenn wir zusammen durch die Immerlande wandern..."< "Na das hoffe ich doch, dass es dir gefällt. Immerhin müsstest du mich dann noch länger ertragen", erklärt er ihr mit todernstem Gesicht, steht aber mit einem Augenzwinkern auf.
Sira scheint der Gedanke über Reisen so sehr zu erfreuen, dass sie munter drauf los plappert, lauter Fragen stellt und Ideen sogleich wieder verwirft, kaum dass sie Form angenommen haben. Del kann darüber nur den Kopf schütteln und geht zu Sira zum Tisch. Prüfend sieht er sie an und legt ihr eine Hand auf die Stirn. Immer noch nicht ganz weg. Das Mädchen lächelt zu dieser Geste nur schwach, lässt sich aber nicht von ihren vorherigen Gedanken abbringen.
>„Vielleicht wenn der Schnee taut?“< Dels Blick hatte sich auf die Muschel geheftet, aber als er nickt, sieht er in Siras grüne Augen. "Ja, das wäre vermutlich ein günstiger Zeitpunkt. Allerdings auch nicht ganz ungefährlich", gibt er mit einem Stirnrunzeln zu bedenken.

"Egal, lass uns erst mal um deine Kette kümmern. Bis der Schnee taut dauert es noch etwas." Nickend gibt Sira ihr Einverständnis und so angelt Del sein Messer und ein dünnes Lederband aus seiner Tasche. Prüfend dreht er die Muschel mehrmals in der Hand herum, um eine möglichst geeignete Stelle für ein Loch zu finden. Sorecht scheint ihm nicht wirklich passend, doch dann entscheidet er sich für den Teil, der etwas weiter absteht und problemlos mit dem Dolch zu erreichen sein sollte.
"Na dann wollen wir mal," spricht Del mehr zu sich selber, während er den Dolch ansetzt und vorsichtig versucht eine Stelle zu markieren.

Das Bearbeiten der harten Schale ist mit dem Dolch alles andere als leicht, doch Stück für Stück löst sich pudrigweißer Staub und rieselt auf den Tisch. Sira die völlig gebannt auf die Muschel und Dels Tun starrt, rückt immer wieder näher, so das Del sie mehrmals darauf hinweisen muss, dass sie etwas mehr Abstand nehmen soll. Irgendwann ist Del über dieses hin und her so genervt, dass er Sira ein wenig ungeduldig darauf hinweist, dass es wohl besser ist, wenn sie sich hinlegt. Als er in das geknickte Gesicht des Mädchens sieht, murmelt er hastig eine Entschuldigung. "Ist besser so. Außerdem brauchst du Ruhe." Zögerlich löst sich Sira von ihrem Platz und tappst zusammen mit Wind zu ihrer Schlafstatt.
Immer wieder dreht Del die Schale und bohrt mal von der einen und mal von der anderen Seite. Es dauert seine Zeit, doch so langsam zeigt sich Erfolg, bis die Schale endlich nachgibt und die letzte Schicht leicht zu durchstoßen ist. Mit einem Tuch wischt Del Staub von Tisch und Muschel und versucht anschließend gleich das Band durch das Loch zu fädeln. Der Durchmesser vom Lederband ist etwas größer, so dass es sich anfangs sträubt durch das Loch zu gehen, aber nach mehrmaligen Anfeuchten, Drücken und Schieben kann Del die Muschel bis zur Hälfte des Bandes hinunterziehen. Ein wenig stolz hält er sein Werk in die Höhe und geht dann zu Sira hinüber.
"Ich habe hier etwas für dich."

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 21. Feb. 2005, 14:23 Uhr
Sira ist so aufgeregt, als Del sich daran macht, die Muschel so zu bearbeiten, dass er sie schließlich auf ein Lederband ziehen kann, dass sie und Wind ihm pausenlos im Weg stehen, so dass der Halbelb das junge Mädchen schließlich etwas genervt auffordert sich hinzulegen. Maßlose Enttäuschung breitet sich in der Kleinen aus und ist ihr wohl auch ansehen, denn gleich darauf fügt Del noch ein paar beschwichtigende, freundliche Worte hinzu. Sichtlich geknickt tut das Mädchen daher, was der Halbelb verlangt. Seine Argumente sind einleuchtend und um zu widersprechen ist sie ohnehin zu erschöpft, außerdem möchte Sira Del natürlich auch nicht noch mehr verärgern, wo er doch schon so nett ist und die Kette für sie anfertigt.

Daher schleicht sie zu ihren Decken und lässt sich dort nieder. Schon wenige Augenblicke später ist sie eingedöst, da der Ausflug in den Schnee doch sehr anstrengend war und sie ziemlich ermüdet hat. Aus halbgeschlossenen Lidern beobachtet sie Del daher schläfrig von ihrem Lager aus, während Wind sich zu ihr gesellt und ihr unterdessen ein wenig Gesellschaft leistet. Es dauert noch einige Zeit, aber dann kommt der Halbelb schließlich zu Sira herüber. Stolz hält er Lederband samt Muschel und präsentiert dem Mädchen die fertige Kette. Die Kleine ist sogleich wieder putzmunter und springt hastig auf die Füße.

Behutsam streckt sie die Hand aus und nimmt das Schmuckstück entgegen. „Dankeschön“, erklärt sie mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. „Das ist wirklich wunderbar.“ Fasziniert betrachtet sie die Kette, als ob sie noch nie zuvor einen ähnlichen Schmuck gesehen hat. Schließlich hebt sie den Kopf wieder und streckt Del das Schmuckstück entgegen. „Machst du sie mit bitte um?“, fragt sie vorsichtig und dreht sich um, damit der Halbelb ihr das Lederband um den Hals legen und im Nacken unter ihren dicken Locken verknoten kann. Als dies getan ist, wendet sie sich wieder um. „Danke.“ Noch immer strahlt sie dabei mit Shenrah um die Wette, auch wenn wie immer ein Hauch von Wehmut auf ihren Zügen zu liegen scheint.    

Langsam setzt sie sich auf ihre Decken und schaut zu Del auf. Fasziniert mustert sie den hochgewachsenen Mann und fragt sich zum ersten Mal, wo er wohl herkommen mag und welche Geschichte er ihr wohl erzählen kann. Diese Gedanken lassen das Mädchen verwundert dreinblicken. Sie lebt nun schon so lange mit Del zusammen, so scheint es ihr zumindest, und daher überrascht es sie, dass sie bisher kaum etwas über ihn erfahren hat. „Sag mal, Del, woher kommst du eigentlich?“, erkundigt sie sich daher nach einer kleinen Pause des Schweigens unvermittelt und spricht damit genau den Gedanken aus, der ihr in eben diesem Moment durch den Kopf schießt.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 25. Feb. 2005, 19:55 Uhr
Das Leuchten in Siras Augen ist Del dank genug. Unablässig folgt der grüne Blick des Mädchens den verschlungenen Formen der Muschel und das Lächeln scheint sich in ihren Mundwinkeln festgesetzt zu haben. Del wird von dem Anblick angesteckt, so dass auch er zufrieden lächelt. Wind der mitbekommen hat, dass da etwas vor sich geht, schnüffelt von einer Seite zur anderen und streckt immer wieder den zotteligen Kopf in die Höhe, bis ihm Sira endlich zeigt, weswegen solche Aufregung herrscht. Nachdem Sira ihr neues Schmuckstück genug bewundert hat, muss Del sie natürlich sofort um ihren Hals binden, was sich aufgrund der vielen Locken als etwas schwierig gestaltet. Anfangs will Del es so versuchen, doch ständig bleiben irgendwo Haare hängen, so dass Sira letztlich die Haare hoch halten muss und Del währenddessen die Kette festknotet.
"Fertig." Abermals bedankt sich Sira für die Kette und mittlerweile fürchtet Del, dass ihr Gesicht zu nichts anderem als lächeln mehr fähig ist. Nur ganz langsam wird das Lächeln kleiner, bis es als Ahnung in den Mundwinkeln verschwindet. Doch ein Blick in Siras moosgrüne Augen und der Dank tritt sofort deutlich hervor. Aber hinter der Freude ist auch noch ein Hauch von Trauer oder Verlust. Del kann nur ahnen was es ist, was Sira im Kopf herumschwirrt, doch daran ändern kann er nichts. Ohne Hinweise oder irgendetwas, was beim Erinnern helfen würde, sind ihnen beide die Hände gebunden und einzige die Hoffnung bleibt.

Das Lächeln in seinem Gesicht verschwindet und für einen kurzen Augenblick hat sein Gesicht einen etwas verbissenen Zug. Sein Blick geht dabei starr auf den Fußboden, doch verschwindet der Moment nach wenigen Augenschlägen und Siras Stimme fordert seine Aufmerksamkeit.
>„Sag mal, Del, woher kommst du eigentlich?“< Unbewusst nimmt sein Gesicht einen fragenden Ausdruck an. Wie kommt sie ausgerechnet jetzt darauf? Er sucht nach möglichen Hinweisen in ihrem Gesicht, doch weder das Grün ihrer Augen, noch ihre Blässe oder die schwarzen Locken verraten mehr als kindliche Unschuld. Kurz schließt Del die Augen und lässt sich die Frage noch einmal durch den Kopf gehen. Sollte er ihr von seiner Vergangenheit erzählen? Vielen hatte er davon erzählt und einige noch wenige gekannt als Sira. Doch welchen Sinn würde es machen einem Mädchen etwas zu erzählen, dessen Anteilnahme in seinem Leben vermutlich nur von kurzer Dauer sein wird?
Del weiß das seine Gedanken teils unlogisch klingen, denn immerhin lebt er mit Sira bereits einige Siebentage in dieser Hütte, anderen hatte er ohne zu zögern von sich erzählt. Wirst du etwa feige? Hast du Angst jemanden etwas zu erzählen, der dich länger kennt? Unmerklich schüttelt Del den Kopf und streicht einige lose Haarsträhnen hinter das Ohr, so dass die schwache Spitze sichtbar wird.

Ein Blick in Siras Augen sagt ihm, dass sie noch immer auf eine Antwortet wartet. Mit einem Schulterzucken ringt er sich schließlich dazu durch zu antworten und setzt sich unmittelbar vor Sira auf den Boden.
"Also... woher ich komme ist glaube ich nicht leicht zu sagen. Ich habe keine Heimat in dem Sinn, falls du das wissen willst. Meine Mutter war, nein falsch, ist Zigeunerin und kaum das ich geboren worden bin, sind wir auch schon mit der Gruppe weitergezogen." Achselzuckend schließt Del ab und ist der Meinung damit genug erklärt zu haben, doch Sira scheint da anderer Meinung zu sein. "Sagen dir die Ostlande etwas? Von dort stamme ich. Oder sagen wir, dort wurde ich geboren. Irgendwo in der Weite des Tamarlonischen Gräsermeeres. Ich glaube kaum, dass irgendjemand einen genauen Punkt nennen könnte. Meine Mutter vielleicht, aber wo die gerade steckt, kann ich dir natürlich nicht sagen."
Es ist schon eine Weile her, wo Del länger über seinen Geburtsort nachgedacht hat und je mehr er sich in der Zeit zurückversetzt um so mehr Bilder von weiten Landschaften und purer Unendlichkeit tauchen vor ihm auf. Meterhohes Gras wohin man sieht und darüber nur der azurblaue Himmel und Vögel, die sich im Wind wiegen. Die Gefahren die heute wie damals in jener Region vorhanden sind, finden keinen Platz in Dels Erinnerung. Dafür aber all die Kindheitserlebnisse, die ihm noch heute zum Lächeln bringen. Doch was Del plötzlich bewusst wird, ist die Tatsache, dass wohl nicht jedes Kind auf solche Erinnerungen zurückblicken kann. Etwas entschuldigend sieht er zu Sira und hofft erneut, dass, sollten ihre Erinnerungen zurückkehren, sie nichts allzu grausames beherbergen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 28. Feb. 2005, 11:58 Uhr
Gespannt hört Sira Del zu, während er zu erzählen beginnt. „Tamarlonisches Gräsermeer? Ist das weit von hier, wie sieht es aus, ist es schön dort?“ Die Fragen purzeln ihr nur so aus dem Mund und so etwas wie Bewunderung glänzt in ihren Augen, als Del erzählt, er sei das Kind einer Zigeunerin und somit nie lange an einem festen Ort gewesen. „Das muss schön gewesen sein, immer herumzuziehen, oder? Bestimmt hast du schon sehr viel gesehen …“ Nachdenklich runzelt sie die Stirn. „Vielleicht bin ich ja auch ein Zigeunerkind, was meinst du?“ Sie lacht leise. „Ich glaube, ich habe auch schon viele verschiedene Orte gesehen. Ich weiß nicht mehr wie sie heißen, aber ich kann mich an sie erinnern.“ Sie legt den Kopf schräg und schaut den Halbelben an. „Das würde mir gefallen, Sira das Zigeunerkind.“ Das junge Mädchen kichert leise, wird dann aber wieder ernst.

„Wie bist du schließlich hier hergekommen? So ganz allein meine ich, ohne deine Familie? Hast du kein Frau oder Kinder?“ Sira mustert Del kritisch, dann lächelt sie entschuldigend. „Tut mir leid, wenn ich zu neugierig bin. Ich kann dir nichts über mich erzählen, also ist es wohl auch nicht gerecht, wenn ich dich einfach so aushorche.“ Verlegen schaut sie den Halbelben an und wechselt anschließend schnell das Thema. „Was meinst du, wie lange wir noch hier bleiben müssen? Ob wir bald los ziehen können? Weißt du, ich bin schon ganz aufgeregt“, erklärt sie gut gelaunt. „Was wir wohl alles sehen werden, was meinst du?“ Das Mädchen schweigt einen Augenblick lang und krault Wind hinter den Ohren. Der Hund hat sich neben sie gesetzt und sieht Del und sie nun ruhig an. Der Ausflug in den Schnee scheint auch ihn ganz schön geschafft zu haben.

„Auf der Straße hast du gesagt, in der einen Richtung geht es nach Dornheim, in der anderen nach Talyra, oder?“, fragt sie. „Talyra klingt schön, findest du nicht auch. Dornheim, da muss ich immer an diese Sträucher mit Dornen denken, die einem die Kleider zerreißen können, wenn man nicht aufpasst und wenn man ganz ungeschickt ist, dann zerkratzen sie einem auch die Haut. Klingt nicht so toll. Aber Talyra klingt wirklich gut.“ Spielerisch lässt Sira sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Ta – ly – ra. Ein bisschen wie Musik.“ Sie gähnt und reibt sich die Arme, langsam ist ihr wieder warm, aber allmählich hat sie Hunger. „Können wir etwas essen?“, erkundigt sie sich daher und schaut Del mit Engelsaugen an. „Frische Luft macht ganz schön hungrig.“ Sie kichert vergnügt. „Und dann erzähle ich dir eine Gesichte, wenn du willst, ja? Dass würde ich jetzt sehr gerne machen.“

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 03. März 2005, 16:09 Uhr
Gerade hat er erst geendet, da scheint Sira vollkommen in ihren Gedanken aufzugehen und spricht einen jeden einzeln laut aus, stellt ohne Pausen Fragen und macht es schwer sich auch nur annähernd alles zu merken, worauf Sira eine Antwort möchte.
Amüsiert betrachtet er, wie das Mädchen grüblerisch die Stirn in Falten legt, dann wieder irgendwelche verrückten Ideen zusammenspinnt oder sich ihr Gesicht bei einem neuen Einfall schlagartig verändert. Mal voller Tatendrang, so als wolle sie gleich aufspringen und losziehen, dann wieder als gäbe es etwas, worüber man länger nachdenken müsste und dann kommen ihr hin und wieder Gedanken, welche ein bezauberndes Lächeln in ihrem Gesicht hervorrufen. Geduldig wartet Del solange bis Sira eine Pause macht oder zumindest für mehr als nur einen Augenschlag Luft holt.
"Mädchen, Mädchen. Also reden kannst du. Das muss man dir lassen." Als Sira leicht errötet strubbelt er ihr leicht durch die Haare und beantwortet mehr oder weniger zusammenhängend ihre zuvor gestellten Fragen.

"Das Gräsermeer ist zwar ziemlich weit weg. Kommt ganz darauf an wie man reist, aber zu Fuß kann es durchaus schon einen ganzen Zwölfmond dauern, bis man durch das mannshohe Gras laufen kann. Und ja es ist schön", erklärt Del mit einem verträumten Lächeln. "Sehr schön möchte ich meinen, auch wenn man die Aussicht wohl weniger genießen kann. Letztlich sieht man aber wohl fast nur Gras und Himmel. Aber im Sommer ist alles rot, zumindest solange das Gras blüht. Schöner Anblick. Solltest du dir mal ansehen, wenn du dazu Gelegenheit bekommst." Um seine eigene Aussage zu bekräftigen nickt Del mehrmals und fährt dann weiter mit seinem Zigeunerleben fort. Da Del sieht, dass Sira bereits weitere Fragen und Ideen im Kopf herumspuken, fasst er sich recht kurz und erzählt mit knappen Worten, dass es durchaus schön, aber auch sehr anstrengend und gefährlich sein kann. Tauschen oder sich gar eine andere Kindheit wünschen würde er aber mit Sicherheit nicht.
Als ihn Siras Frage nach einer Frau oder Kindern wieder in den Sinn kommt, huscht für einen kurzen Moment ein Schatten über sein Gesicht. Frauen hatte es schon zahlreich gegeben, aber nie die Eine und Kinder schon gar nicht. Aber irgendwann einmal... schwört sich Del erneu. "Ich habe weder eine Frau noch Kinder. Ist vielleicht auch besser so. Immerhin hab ich nichts was ich außer mir anbieten kann." Mit einem Schulterzucken tut Del das Thema ab, was auch Sira nur kurz für wichtig gehalten hat.

Eine mögliche Weiterreise scheint auch Wind zu interessieren. Del kann die Hundeaugen, aber auch die des Mädchens auf sich spüren, während sich sein Blick auf das Fenster richtet. "Schwer zu sagen, wann wir reisen könnten. Im Moment sieht es nicht danach aus. Zuviel Schnee und wenn es jetzt taut kann man sich leicht was brechen."
Etwas unschlüssig sieht er wieder zu Sira, doch scheint das Mädchen so von dem Gedanken hier bald wegzukönnen gefangen zu sein, dass ihre Augen hell strahlen und mit dem Feuer im Kamin um die Wette funkeln. Ein kurzes Lachen kommt aus Dels Kehle. "Du wirst jede Menge sehen, aber verraten werde ich dir nichts. Nur etwas Geduld solltest du üben, denn so schnell reist es nicht, sofern du nicht einen Magier auftreiben kannst." Grinsend betrachtet er Sira, die sich wohl in Gedanken schon ausmalt, wie sie einen Magiekundigen für sich erwärmen könnte. Wind gibt als Kommentar lediglich ein leises Winseln von sich und lauscht dann weiter den Worten, die er aber ohnehin nicht versteht.
"Wenn ich es recht in Erinnerung habe, dann wird Talyra auch größer sein. Zumindest habe ich von Talyra schon öfter etwas gehört. Dornheim hingegen scheint ein recht eigenbrötlerischer Ort zu sein."
Er hat seine Worte noch gar nicht ganz ausgesprochen und Sira scheint wenigstens ansatzweise noch mit Talyra oder Dornheim beschäftigt zu sein, als sie völlig unvermittelt nach etwas zu essen fragt. Nach kurzem Überlegen zuckt Del nur kurz mit der Schulter und erhebt sich dann von seinem Platz. "Klar können wir. Gibt zwar nicht viel, aber noch brauchen wir nicht zu verhungern."
Schnell hat er wie immer ein einfaches Mahl zubereitet. Das Essen dauert aufgrund der wenigen Menge nicht lange und nachdem Del das dreckige Geschirr draußen in einem Eimer abgewaschen hat, kommt er wieder nach drinnen. Noch während er das Holzgeschirr zum trocknen in die Nähe des Kamins stellt und gleichzeitig einige weitere Scheite ins Feuer gibt, fordert er Sira auf mit dem Erzählen anzufangen.

"Also, dann lass mal hören, was du für eine Geschichte zu erzählen hast." Auffordernd nickt er ihr zu und setzt sich wenig später wieder zu dem Mädchen vor den Kamin.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 05. März 2005, 15:48 Uhr
Nachdem Sira ihren Redeschwall beendet hat, hört sie Dela aufmerksam und mit großen Augen zu, wie er nach und nach alle Fragen beantwortet, die ihr in ihrem Übermut eingefallen sind. Als er vom Gräsermeer zu erzählen beginnt, schließt sie die Augen und einen Moment lang kann es wirklich und wahrhaftig vor sich sehen. Sanfter Sommerwind weh ihr ins Gesicht und das Gras um sie herum wogt sanft, fast so wie richtige Wellen auf dem Meer. Wellen und Meer. Siras Gedanken wandern weiter und plötzlich steht sie tatsächlich an einer tosenden Küste. Sie atmet salzige Seeluft ein und kreischende Möwen ziehen über ihr ihre Bahnen. Überrascht öffnet das Mädchen die Augen … und findet sich in der Wirklichkeit wieder.

Dels Aussage, er habe weder Kinder noch eine Frau, quittiert sie mit einem breiten, verschmitzten Grinsen und der halb ernst, halb scherzhaft gemeinten Bemerkung: „Na, jetzt hast du ja mich.“ Sie zwinkert dem Halbelben gut gelaunt zu und lacht leise, während sie sich wieder darauf konzentriert, was er sonst noch zu erzählen hat. Schließlich sieht sie ihm dabei zu, wie er etwas zu Essen zubereitet und ihr Magen beginnt laut und vernehmlich zu knurren. Aus diesem Grund ist das gemeinsame Mahl auch schnell beendet, denn Sira verputzt mit Heißhunger die schlichte Mahlzeit, die Del ihr vorsetzt. Und während sich der Halbelb noch um das schmutzige Geschirr kümmert, macht Sira es sich bereits mit Wind vor dem Kamin gemütlich.

Gerne kommt sie Dels Aufforderung nach, wie vorgeschlagen eine Geschichte zu erzählen. Sie setzt sich aufrecht hin und sortiert noch einmal ihre Gedanken. Meer und Wellen haben sie an die Geschichte erinnert, die sie nun vortragen möchte. Woher sie sie kennt, weiß Sira nicht, aber die Worte sammeln sich zu einem kristallklaren Gebilde in ihrem Geist und so beginnt sie schließlich zu erzählen:

    „Einstmals lebte im hohen Norden ein Seemann, der rühmte sich, der beste Seefahrer aller Weltmeere zu sein und er fürchtete keine Gefahr. Ein Sturm war ihm zu wild, keine Welle zu hoch. So kam es, dass er ein Kap zu umsegeln, welches berühmt und berüchtigt für seine Gefahren war. Alle anderen Seefahrer hielten sich von diesem Kap fern und nahmen den längeren, aber sichereren Weg. Doch der stolze Seemann lachte nur über sie. Er bestieg sein Schiff, hisste die Segel und setzte den gefahrvollen Kurs.

    Am Kap angelangt geriet er jedoch in einen fürchterlichen Sturm. Die Winde heulten, die See tobte, aber der Seemann wollte nicht aufgeben. Seine Männer, tapfere Recken, die ihm bisher treu zur Seite gestanden hatten, bekamen es jedoch langsam mit der Angst zu tun und versuchten ihren Kapitän von seinem Vorhaben abzubringen, aber der Mann wollte nichts davon wissen. Also versuchten ihn seine Männer mit einer List festzusetzen und das Schiff in ihre Gewalt zu bringen, doch sie scheiterten kläglich und in seinem Zorn erschlug der Kapitän einen von ihnen und bei dem vergossenen Blute schwor er, dass er bis in alle Ewigkeit an seinem Vorhaben festhalten wolle.

Lorne macht eine kurze Atempause und sieht mit glänzenden Augen ins Feuer. Während sie zu erzählen begonnen hat, haben sich ihre Wangen merklich gerötet und man merkt ihr an, dass sie von der schaurigen, düsteren Seemannsgeschichte vollkommen gefesselt ist. So lebhaft schildert sie das Aussehen des Schiffes, die Angst der Männer und den Wahnsinn ihres Kapitäns, dass man sich verwundert am Kopf kratze mag, weil man sich fragt, wie so eine kleine, zierliche Person so begeistert von tosenden Naturgewalten wie Wind und Wellen erzählen kann. Überhaupt mutet es etwas wunderlich an, dass Sira nicht von schönen Prinzessinnen, tapferen Helden, prachtvollen Schlachtrössern und mächtigen Trutzburgen erzählt, wie es alle anderen Mädchen wohl tun würden. Doch all das hat in ihrer Erzählung keinen Platz und mit unheimlicher, flüsternder Stimme fährt sie fort.  

    „Bis in alle Ewigkeit, dass hätte er lieber nicht geschworen. Manche Schwüre sind sehr gefährlich, vor allem wenn sie gehört werden und dieser wurde gehört. Die Götter selbst hatten die Worte des überheblichen Seemanns vernommen. Amur, der Herr der Wasser und sein Bruder Vendis, der Gott der Stürme und Winde waren sehr erzürnt, ob solch anmaßender Worte, und so traf den unglücklichen Narren ihr schrecklicher Fluch. Bis in alle Ewigkeit muss er nun mit seinem Schiff auf den Meeren herumirren, ohne jemals in einem Hafen oder an einer Küste festmachen zu können.

    Groß und schwarz fährt das Schiff seit jenem grässlichen Sturm umher, keine Sterbensseele ist an Deck zu sehen und auf dem geblähten Hauptsegel prangt eine grausige Fratze. So fährt es über die Wasser, schon seit vielen hundert Jahren und unter Seemännern heißt es, dass sein Anblick von Tod und Verderben kündet ...“

Nachdenklich schaut Sira in die knisternden Flammen, die im Kamin lodern und schweigt, die Geschichte ist zu Ende erzählt. Oder zumindest weiß das Mädchen nicht, ob es nicht eventuell doch noch irgendwie weitergeht. Nachdenklich betrachtet sie das Spiel des Feuers. „Gruselig, oder?“, wispert sie leise. „Und traurig. Was meinst du, ob der Seemann irgendwann doch erlöst wurde? So ist dass doch in allen anderen Märchen, oder? Wenn die Götter jemanden verfluchen, dann geben sie ihm auch immer Möglichkeit sich wieder davon zu befreien … Aber in dieser Geschichte nicht. Sonderbar.“

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 09. März 2005, 15:14 Uhr
>„Gruselig, oder?“,< lautet Siras Frage nach Beendigung der Geschichte. Mit einem Nicken bestätigt Del, doch kommt er nicht drum herum, sich über die Erzählung zu wundern. "Woher kennt so ein hübsches Mädchen wie du solche Geschichten?" flüstert er leise, will aber eigentlich gar keine Antwort darauf. Wahrscheinlich kann sich Sira ohnehin nicht daran erinnern. Für Del selber ist die Geschichte nur eine von vielen, aber etwas an der Art wie Sira von ihr erzählt hat, lässt ihn sacht erschaudern. Wie kann ein Mädchen von vielleicht vierzehn Sommern derart begeistert und vertieft von solchen Dingen erzählen? Selbst Geschichtenerzähler schaffen es nicht ungeheure Stürme derart überzeugend an die Zuhörer heranzutragen. Bei ihnen würde es höchsten einen kleinen Regenschauer gleich kommen. Doch was Del viel mehr wundert, ist das Leuchten in Siras Augen. Er hatte es bei der Muschel gesehen und immer dann, wenn das Mädchen sich gefreut hatte. Doch welchen Grund gibt es, um sich über Unwetter, Verderben und Flüche zu freuen? Wie kann Sira überhaupt so überzeugend von Stürmen, Wind und dem Meer erzählen? Del hat plötzlich den Verdacht, dass Sira nicht aus Ildorien stammt. Viel wahrscheinlicher scheint es, dass sie aus einem Küstengebiet stammt oder zumindest längere Zeit dort gelebt hat.

Die Erinnerung an Siras abschließenden Worte holt Del aus seinen wirren Gedanken. >„Und traurig. Was meinst du, ob der Seemann irgendwann doch erlöst wurde? So ist dass doch in allen anderen Märchen, oder? Wenn die Götter jemanden verfluchen, dann geben sie ihm auch immer Möglichkeit sich wieder davon zu befreien … Aber in dieser Geschichte nicht. Sonderbar.“< Doch mehr als ein Achselzucken kommt anfangs bei dem Halbelben nicht zustande. "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Normalerweise geht es in Geschichten auch um irgendwelche Helden oder so. Wer so übermutig ist, der hat es wahrscheinlich nicht anders verdient, aber ich glaube, dass ist nicht das was du hören möchtest, oder?"
Fragend sieht Del Sira an, die tatsächlich nicht so aussieht, als wenn seine Antwort zufriedenstellend wäre. "Mach dir darüber nicht allzu viele Gedanken. Manche Geschichten besitzen keinen Funken Wahrheit und sollen nur abschrecken und vor Dummheiten warnen. Und hab keine Angst im Gegensatz zu größenwahnsinnigen Seefahrern werden kleine Mädchen häufiger von den Göttern gemocht." Grinsend sieht er zu Sira. Einen plötzlichen Impuls folgend fasst er sie sanft am Kinn an und hebt ihr Gesicht soweit, dass er ohne weiteres in ihre Augen sehen kann. Während sich ihre Blicke treffen, streicht sein Daumen vorsichtig über die Wange. Für Sira mag das Ganze etwas seltsam erscheinen, doch ist Del nur versucht etwas in ihren Augen zu finden, was mehr verraten könnte. Ihm etwas sagt, was Siras Gedächtnis verdrängt hat. Doch da ist nichts. Nur das grüne Leuchten, welches stets ihre Augen beherrscht und allein auf den ersten Blick von verborgenen Geheimnissen berichtet. So wie der Drache.

Zögerlich lässt Del das Mädchen wieder los und nuschelt ein "Ich...ahm... egal." Um der unangenehmen Situation zu entkommen blickt Del zu Wind und streicht dem Hund durch das struppige Fell. [i]Wird vermutlich wirklich bald Zeit, dass ich... wir hier wegkommen.[i] Ein schwaches Seufzen ist zu hören, als Del aufsteht und einige Schritte im Zimmer geht. Beim Fenster angekommen, dreht er sich zu Sira um. "Du magst das Meer oder? Ich mein, du hast bestimmt dort gelebt. Sicherlich kommst du gar nicht von hier." Auch wenn er das Mädchen ansieht, so spricht Del doch mehr für sich und sein Gesicht verdüstert sich etwas, als seine Gedanken wieder um Sira und ihre mögliche Herkunft kreisen.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Lorne am 14. März 2005, 11:04 Uhr
Sira horcht sofort auf, als Del erklärt, das sie wohl irgendwo an einer Küste oder so gelebt haben muss. Sie blickt mit großen funkelnden Augen zu dem Halbelben hinüber, dann nickt sie. „Ja, ich mag das Meer, überhaupt, Wasser und so, weißt du. Vielleicht hast du Recht und ich habe wirklich mal an einem Meer gelebt. Jedenfalls irgendwo, wo es ganz viel Wasser gibt. Sind wir weit vom Meer entfernt?“, sprudelt es aus ihr hervor, während sie begeistert aufspringt und nun barfuss und gespannt wie ein Bogen vorm Kamin steht. Fragend schaut sie Del an. Ihr ist nicht entgangen, dass ihm offenbar irgendetwas unangenehm ist, aber was genau das ist, kann sie sich nicht erklären.

Es hat sie nicht gestört, dass er sie so komisch gemustert hat und sie hat sich dabei auch nichts weiter gedacht. „Was ist den los?“, fragt sie schließlich leise. „Habe ich was Falsches gesagt? Warum schaust du denn so nachdenklich?“ Als sie jedoch keine Antwort zu erhalten scheint, schüttelt sie den Kopf. „Dann eben nicht.“ Sie tut so als würde sie schmollen und verzieht sich hinüber zu ihren Decken. „Komm Wind, lass uns schlafen.“ Der graue Hund trennt sich eher widerwillig von den Streicheleinheiten des Halbelben und trottet langsam zu seinem Frauchen hinüber, um sich zu ihren Füßen niederzulegen. Die Kleine gähnt herzhaft, es ist ziemlich offensichtlich, dass sie schon reichlich müde ist. Trotzdem versucht Sira die Augen offen zu halten, nachdem sie unter ihre Decken und Felle geschlüpft ist.  

Schweigen breitet sich in der Hütte aus. Nur das brennende Holz im Kamin knistert beständig vor sich hin. Langsam breitet sich auch die Dunkelheit immer weiter aus und die lodernden Flammen veranstalten unheimliche Schattenspiele zu. Eine Weile sieht Sira dem flackernden Tanz noch zu, doch dann kann sie die Augen nicht mehr länger offen halten. Abermals muss sie gähnen. „Nacht Del, Nacht Wind“, flüstert sie leise, dann ist sie auch schon eingeschlafen und auf dem Weg ins ferne Land der Träume. Dort angelangt, streift sie wie so oft in den vergangenen Städten durch vertraut wirkende Straßen, wandert über Plätze, durch Gassen und Tore. Immer hat sie das Gefühl nicht allein zu sein, die Bewohner jener Orte sind immer irgendwie spürbar. Hin und wieder hört Sira wispernde Stimme und manchmal, wenn sie ganz besonders viel Glück hat, dann kann sie sogar den einen oder anderen Blick auf einen schatten erhaschen.

In dieser Nacht träumt sie außerdem vom Meer und einem großen Schiff, dass in irgendeinem Hafen vor Anker liegt. Das Mädchen selber steht direkt davor an der Kaimauer und wirft bewundernde Blicke empor. Deutlich ist der Name am Bug des Schiffes zu erkennen, doch da Sira nicht lesen kann, erschließt sich ihr der Sinn der schön geschwungenen Lettern nicht. Und auch wenn sie den Namen vielleicht längst kennt, er ist, wie so viele andere Namen auch, hinter dichten, dunklen Schleiern des Vergessens verborgen. Auch die Erinnerung an die Tätowierung auf ihrem Rücken liegt dort verborgen und zum ersten Mal in ihrem jungen Leben ist Sira vollkommen frei von dem Gefühl, dass dieses Bild hauptsächlich Unglück auf sie herabschwört.

Als das Mädchen schließlich wieder erwacht, kann sie sich noch ganz klar an das Schiff und das Rauschen des Meeres erinnern. Fast vermeint sie sogar noch das heisere Kreischen der Möwen hören zu können und die salzige Seeluft auf ihrer Zunge zu schmecken. Seufzend richtet sie sich auf und krabbelt unter ihren Decken hervor. Wind hebt verschlafen den Kopf, blinzelt müde und gähnt einmal kräftig. Das Feuer im Kamin ist in der Nacht zu heißer Glut herabgebrannt, die nun glimmend daliegt, doch noch immer ist es recht warm und angenehm in der Hütte, so dass es Sira nicht weiter stört, als sie ihre nackten Füße unter den Fellen hervorstreckt und sich erhebt. Nachdenklich sieht sie sich um. Wann wir wohl endlich aufbrechen?, fragt sie sich.

Ich könnte meine Sachen schon einmal packen, viel ist das ja nicht, dann können wir gleich aufbrechen, wenn Del meint, dass es soweit ist. Einen Moment zögert sie noch, dann macht sie sich so leise wie möglich daran, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Schnell hat sie die Felle und Decken geordnet. Ihre Stiefel stehen gleich darauf daneben. Mehr gibt es eigentlich nicht zu tun, wie das Mädchen fast ein wenig enttäuscht feststellt. Ihre Kette hängt gut verschlossen um ihren Hals und ihre Kleider, die einzigen die sie besitzt, trägt sie am Leib. Auch sonst gibt es in der Hütte nicht viel, was sie mitnehmen müssten. Vorräte für unterwegs, aber sonst? Siras Blick wandert einmal durch das Zimmer, doch schließlich springt Wind, dem es allmählich zu langweilig wird, auf und schubst sie übermütig zurück auf ihr Nachtlager. Kichernd geht das Mädchen zu Boden.

Titel: Re: Die Hütte im Larisgrün
Beitrag von Del am 29. März 2005, 18:43 Uhr
Entgegen Siras Erwartungen und Hoffnungen brechen sie noch nicht an diesem Tag zu ihrer ungewissen Reise auf. Der Anblick des Mädchen, wie es mit gepackten Sachen und voller Tatendrang zu ihm aufblickt ist herzerweichend, aber was würde es bringen das Mädchen nur wegen ein paar moosgrüner Augen voller Unschuld und Hoffnung in einen Kälte- oder Hungertod zu führen?
Nichts. Reinweg gar nichts und aus diesem Grund bleibt ihr auch noch! Macht sich Del selber klar und versucht Sira seine Gründe dafür deutlich zu machen.
Natürlich ist das Mädchen alles andere als erfreut, doch nachdem sie den halben Tag lang schmollt sieht sie es endlich ein und verbringt die andere Hälfte mit neuen Tagträumen und Reiseplänen.

Fast zwei Siebentage verharren Del und Sira noch in der Hütte. Um das Mädchen langsam an einen langen Marsch zu gewöhnen, verlassen sie meist schon früh die Holzhütte und ziehen solange wie Sira durchhält durch das verschneite Larisgrün. Meist sind es jedoch nur ein paar Stunden und die Krankheit ist auch schon längst auskuriert, doch merkt man schnell, dass Sira nie lange unterwegs war. Jeden Tag drehen Sira, Del und Wind ihre Runden, kontrollieren Fallen, beobachten Tiere oder verbringen Zeit mit eher sinnlosen, kurzzeitigen Expeditionen.
Während dieser Ausflüge reden die beiden wenig miteinander. Auch wenn sie sich erst seit kurzer Zeit kennen, so scheint es doch, dass sie sich bei vielerlei Dingen vollkommen wortlos verständigen können. Ein Blick, eine scheinbar zufällige Geste und der andere weiß, was gemeint ist. Teils führt diese Art der Kommunikation aber auch darauf zurück, dass Del Sira erklärt hatte, wie man sich so in Gefahren verständigen kann, ohne das jemand anderes etwas davon bemerkt.

Seine Familie war nicht oft überfallen worden, doch wenn, dann war es ihnen recht schnell gelungen die Angreifer, sofern nicht allzu überlegen oder erfahren,  zu vertreiben. Und das nicht durch laute Zurufe um die nächsten Schritte zu verraten.
Auf ihren Ausflügen versucht Del Sira soviel wie möglich über ein Leben in der Natur zu erklären. Wie er weiß oder vermutet, muss Sira in einer Stadt aufgewachsen worden sein, denn bis auf das, was man als Kind auf eigene Faust erkundet und herausfindet, hat Sira wenig Ahnung von dem, wie man mit nichts außer der Kleidung am Leib überleben kann.
Der nahende Frühling ist dabei einer unablässige Hilfe. Anhand von ersten zarten Pflänzchen, Frühblühern und Tieren, die immer zahlreicher aus ihren Winterverstecken gekrochen kommen, erklärt Del Sira alles notwendige und das, was das Mädchen von sich aus wissen möchte.

Während des dritten Siebentages des Taumondes bemerkt Del plötzlich, dass der Winter gegangen ist. Es verblüfft ihn, es nicht schon vorher bemerkt zu haben. Hin und wieder sind noch einige hartnäckige Schneehaufen zu finden, aber ansonsten scheint der Boden vollkommen von Schnee befreit und von einer ersten zart-grünen Schicht neuen Grases überzogen zu sein.
Viel zu sehr in einem beständigen Tagesablauf verfallen gewesen, hatten weder Sira noch Del es den Wechsel der Jahreszeiten bemerkt. Sicherlich war ihn das Ausbleiben und Zurückgehen des Schnees aufgefallen, aber irgendwie hatte keiner von beiden dem allzu große Bedeutung geschenkt. Doch nun, wo auch der Wind das Gefühl von Frühling mit sich bringt du bereits einige Bäume erste grüne Knospen zeigen, regt sich auch in Sira wieder der Tatendrang und die Frage nach einem Aufbruch steht erneut zur Debatte.
Doch dieses Mal lehnt Del nicht ab und so bereiten die beiden in Ruhe, dass heißt Del in Ruhe und Sira mit ziemliche Aufgeregtheit, alles für eine längere Reise und das Verlassen der Hütte vor. Da Del nicht weiß, ob jemand diese Hütte zu seinem Besitz zählt, will er alles so verlassen wie er es vorgefunden hat. Viel ist nicht zu erledigen und so können sich der Halbelb, das Mädchen und der Hund am frühen Morgen des darauffolgenden Tages auf den Weg machen.

„Na dann wollen wir mal“, bemerkt Del mit einem letzten Blick auf die Hütte, dem Ort der während des Winter sein Zuhause gewesen war. Ein fröhliches Juchzen aus Siras Richtung lässt Del schmunzeln und so brechen die drei frohen Mutes in die Ungewissheit auf.



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