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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Der kleine See in den Tiefen des Larisgrüns
(Thema begonnen von: Atevora am 20. Apr. 2012, 11:12 Uhr)

Titel: Der kleine See in den Tiefen des Larisgrüns
Beitrag von Atevora am 20. Apr. 2012, 11:12 Uhr
In den Tiefen des Larisgrüns, gut zehn Tausendschritt vom Nordtor der Stadt entfernt, öffnet sich das hohe, gewölbte grüne Dach der alten Baumriesen und gibt eine Lichtung preis. Dort inmitten der hellen Lichtung, am Fuß eines kleinen Hügels, liegt ein See dessen klares Wasser den Blick viele Schritt weit hinein ins tiefe Wasser bis zu dessen Grund freigibt. Auf dem Hügel, sofort alle Blicke auf sich ziehend, thront erhaben eine uralte Tanne, dessen mächtigen Stamm fünf Männer nicht zu umspannen vermögen und deren ausladende Zweige mit den dunklen, immergrünen Nadelblättern im Winter vorbeiziehenden Trost und unter der heißen Sommersonde Rastenden milden, kühlen Schatten spendet. Ihre Wipfel ragen hoch in den Himmel und zwischen ihren knorrigen, knotigen Wurzeln entspringt ein klarer Quell, der über Steine und Kiesel beschwingt gurgelnd und im Sonnenlicht funkelnd wie ein Meer aus flüssigem Kristall in den kleinen See mündet.
Das teils mit großen Felsen gesäumte, teils sandige Ufer ist bestanden mit Schwertlilien, Blutweiderich und dichten Farnbüscheln, neben denen Prachtspiere im Grünglanz ihre Rispen mit purpurnen Blüten empor recken. Im flachen Uferwasser zeigen sich zwischen den dichten Horsten aus Rohrkolben die hellen rosa Blüten der Blumenbinse und zwischen langstieligen, pfeilförmigen Blätter die weißen Blütenquirle des Pfeilkrautes. Über der Wasserfläche mit den jungen bronzefarbenen Blättern und den strahlend weißen Sternblüten der Seerose tanzen im Sommer nicht nur vergänglich die Eintagsfliegen, sondern auch viele Libellen wie blaue, oder grüne Juwelen in der Luft.

Am Rande des Sees, im hohen Schilf von neugierigen Blicken fast völlig verborgen, steht auf niedrigen Stelzen aus Steineiche, halb auf dem sandigen Ufer und halb im Wasser gelegen ein vieleckiger Pavillon aus dunklem Teakholz.  Er erzählt noch von früheren Glanzzeiten, in denen sein fast schwarzes und sorgsam mit schwach duftendem Öl eingelassenes Holz matt in der sonne glänzte, doch mittlerweile wirkt er vereinsamt und verlassen, und es umweht ihn der trostlose Hauch des Verfalls. Der Zahn der Zeit nagt, wie die Wespen und Hornissen, schon lange an ihm. Das Holz wirkt an vielen Stellen aufgeraut, farblos und grau und an den Seiten, die Säulen hinauf bis hoch zum Dach rankt sich neben dornenbewärten weißen Kletterrosen, gewunden das filigrane Grün von Waldreben, die hier einst gepflanzt wurden und deren reiche Blüten von Sturmwind bis in den Goldglanz hinein einen zarten, süßen Duft verströmen.
Das Dach ist aus dem selben Material wie der Pavillon selbst und wird von zwölf kunstvoll verzierten und sternförmig angeordneten Balken getragen. Alle zwölf Götter der Immerlande und ihre Archonen sind in den Schnitzereien  mit Rankenmustern miteinander verbunden und verschlungen darauf verewigt und nicht einmal die langen Jahre des stillen Verfalls können die Kunstfertigkeit mit denen die Bilder ins Holz gekerbt wurden verschleiern.
Dem hohen hölzernen Dach selbst fehlen eine Hand voll Schindeln die vermutlich der Sturm im Grünglanz 512 mit sich hinfort gerissen hat, und die strahlen der Sonnen, die durch die kleinen Lücken hindurch scheinen, malen idyllisches goldenes Licht in die schattige Mitte, die ein zierlicher Brunnen, ein fein gearbeitetes Kunstwerk aus glänzendem, grünen Marmor einnimmt, in dem das Wasser noch immer tanzt, als hätte die Zeit hier ihren Atem angehalten und die Jahre über geruht.



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