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(Thema begonnen von: Liya am 31. Aug. 2002, 18:49 Uhr)

Titel: Das Larisgrün
Beitrag von Liya am 31. Aug. 2002, 18:49 Uhr
Begibt man sich am Seeufer entlang nach Norden so kommt man bald in den Wald am Ildorel:
Das Larisgrün ist ein Wald voller  geheimnisvoller, grüner Tiefen, borkeumkleideten, bemoosten Riesen von gewaltigen Ausmaßen und silbrig schäumenden Wildbächen. Die Kronen der riesigen Bäume, deren Äste  ineinander greifen und  sich so selbst zu einem natürlichen Baldachin vernetzen, bilden ein dichtes Dach und weißblühende Lianen umranken ihre Stämme. Das Licht der Sonne ist hier im Schatten des Larisgrüns nur ein saphirgrünes Dämmer, ab und an unterbrochen von einem vereinzelten Strahl, der durch das Dach der Bäume fällt und Inseln aus Sonnenlicht ins samtweiche Gras des Waldbodens zaubert.
Die Randgebiete des Waldes sind ein ruhiger Ort, an dem man gut spazieren gehen oder Ausritte machen kann - dringt man jedoch tiefer in ihn ein so wird er düster und bedrohlich und bei Nacht sollte man sich nicht ohne Schutz hineinwagen.
Gerüchte, das in seinem tiefen Herzen  unsagbar böse Kreaturen leben, machen in den Häusern der Weltenstadt die Runde, doch ist noch nie etwas vorgefallen was diese Gerüchte bestätigen konnte oder länger als ein paar Tage ohne vernünftigere Erklärung blieb....
Beschützt und behütet wird dieser Wald von Mottenfänger, dem Druiden und von Niniane, die hier Protektorin ist.
 

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 07. Dez. 2003, 17:32 Uhr
Mürrisch knirscht das halb gefrorene Laub im Larisgrün unter ihren Füßen, dort, wo die Baumriesen so dicht aneinanderstehen, dass ihre blattlosen Kronen allein für düsteres Zwielicht sorgen. Bis zum Frühjahr, wenn eine erstarkte Sonne durch die grünen Blätter scheint, würden diese Stellen - von denen es viele im Larisgrün gibt - kein Licht mehr bekommen. Mottenfaenger hält es nicht für nötig, vollkommen lautlos zu sein, weshalb jeder ihrer Schritte auch weiterhin vom kaum hörbaren Geräusch brechender Blätter begleitet wird.

Sie waren schließlich zum Schluss gelang, Sol doch keinen Besuch abzustatten, da es in der Tat noch kaum eine Woche her war, dass sie ihm den Auftrag für das Schwert gegeben hatten. Und da ihnen, so hofften sie jedenfalls, keine unmittelbare Gelegenheit gegeben war, ein Schwert zu gebrauchen, mussten sie dem Zwerg nicht das Gefühl geben, ihn hetzen zu wollen.
So hatten sie schließlich ihr möglichstes getan, rasch die Stadt zu verlassen und stattdessen dem Larisgrün einen Besuch abzustatten.

Nun stehen sie am Fuße eines hohen Baumes, der ein wenig abseits von anderen steht. Mottenfaenger kennt die Geschichte dieses einen Baumes. Vor vielen Jahren schlug ein Blitz in eine der umstehenden Ulmen ein, was einen mittleren Waldbrand ausgelöst hätte, wäre nicht bald darauf ein Wolkenbruch gefolgt. Das Feuer währte also nicht lange, hatte aber dennoch genug Zeit, um ein knappes Dutzend anderer Bäume unrettbar zu verstümmeln. Lediglich dieser hier konnte ihm widerstehen und bis heute - von unmittelbarer Konkurrenz befreit - in die Höhe schießen. Hoch oben in seinen Ästen befinden sich die Nester einer ganzen Kolonie Wandervögel - oder so scheint es zumindest. Mottenfaenger weiß es besser.
"Misteln" meint er an Raven gewandt. Seine Worte werden von weißem Atem begleitet. "Ich werde einige pflücken, man kann sie zu allerhand gebrauchen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 08. Dez. 2003, 17:06 Uhr
Zweifelnd betrachtet Raven erst ihren Gefährten, dann den Baum, der sich in schwindelerregende Höhen emporschraubt, dann wandert ihr Blick wieder zu Mottenfaenger zurück. "Du willst da hochklettern?" fragt sie ungläubig. "Der ist mindestens dreissig Schritt hoch!" Statt einer Antwort grinst Mottenfaenger nur unbekümmert, drückt ihr seinen Umhang in die Hand und tritt an den Baum heran, um die Handflächen auf dessen rauhe Borke zu legen. Sein Blick gleitet prüfend an der blattlosen Ulme empor, bis er sich in den Ästen hoch oben verliert, dann krallen sich seine Finger in die Rinde und er beginnt so flink und behende wie ein Eichhörnchen, am Stamm hochzuklettern.

Raven kann nichts weiter tun, als am Fuß der Ulme zu warten, mit sorgenvoller Miene der Kletterei zuzusehen und ab und zu etwas hinaufzurufen. Ihr wird allein vom Zuschauen schon schlecht und einmal sieht sie ihren Gefährten im Geiste schon fallen, als ein Ast unter den Sohlen seiner Stiefel mit einem Knirschen bricht und zu Boden segelt. Doch Mottenfaenger erreicht sicher und ohne Zwischenfälle die mächtige Krone und die letzten kräftigen Äste, die sein Gewicht noch tragen können. Von unten kann Raven nicht erkennen, ob die silbriggrauen Misteln schon in seiner Reichweite sind und so starrt sie nur bange nach oben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schattenlaeufer am 10. Dez. 2003, 15:51 Uhr
Die Stute steht in der Nähe des Bachlaufs, der rechte Hinterhuf unbelastet. Den Kopf entspannt runter hängend, döst sie vor sich hin. Der Wolf in der Höhle hat ebenfalls gedöst, doch jetzt erhebt er sich, streckt sich ausgiebig und gähnt. Dann kratzt er sich mit Hilfe eines Hinterlaufs noch ein wenig genüsslich am Ohr, dann geht er aus der Höhle heraus. Über den Baumwipfeln leuchtet der Himmel rot, als würde er brennen. Nicht mehr lange wird es dauern, dann werden die Spitzen der Bäume golden aufleuchten.

Dann ist es soweit, die Sonne schiebt sich über den Himmelsrand, taucht die obersten Blätter der Baumkronen in goldenes Licht und der Wolf lässt ein letztes Heulen hören. Die Stute hebt den Kopf, mehr neugierig als erschrocken, hat sie es doch schon viele Male erlebt. Der Körper des Wolfes streckt sich, die Haare verkürzen sich, helle Haut kommt zum Vorschein, die Hinterpfoten werden länger, der Körper richtet sich auf und dann steht ein Elb auf der Wiese, nackt so wie ihn die Götter schufen. Ein tiefes Aufatmen entweicht dem Körper, dann geht Schattenläufer in die Höhle, nimmt die Kleidungsstücke, um sich anzukleiden. Dann packt er geschwind aber leise die Satteltaschen voll, fühlt den Lederbeutel mit dem getrockneten Fleisch, verwischt so gut wie möglich seine Spuren. Dann nimmt er den Sattel auf, ruft die Stute zu sich und sattelt sie. Dann befestigt er die Packtaschen, wirft sich den Lederbeutel auf die Schulter, nimmt die Stute am Zügel und führt sie von der Lichtung herunter.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 10. Dez. 2003, 19:29 Uhr
Sicher in der Krone angekommen, bemerkt Mottenfaenger mit einem dumpfen Schmerz, dass sein verletzter Arm wohl doch noch nicht so sehr verheilt ist, dass man damit Bäume erklimmen sollte. Dennoch erreicht er ohne Gefahr die Mistelbüsche, die er von unten ausgemacht hatte. Sie lassen sich ohne Widerstand zu leisten von ihm pflücken, sodass er nurmehr einige Zeit damit zubringt, sie sicher am Gürtel zu befestigen.
Der Abstieg gestaltet sich ähnlich leicht wie der Aufstieg zuvor. Lediglich an einer Stelle, dort wo zuvor ein Ast mit einem lauten Knacken zu Boden gefallen ist, muss er sich vorsehen und einen größeren Schritt machen.

Unten angekommen zwinkert er Raven ein weiteres Mal zu, reibt sich gleich darauf jedoch den lädierten Arm. Zu Hause würde er noch einmal danach schauen müssen
Nicht dass er sich von neuem entzündet hat…
Danach halten die beiden sich nicht mehr lange bei der großen Ulme auf, sondern treten, gemächlich nebeneinander gehend, den Heimweg an.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 12. Dez. 2003, 23:20 Uhr
Der Abend legt sich übers Larisgrün und mit ihm silbriger Rauhreif, der das Laub auf den Wegen und die kahlen Äste mit einem glitzernden Schleier überzieht. Ihr Atem gefriert in der Kälte als weisser Hauch, während sie einen schmalen, mondbeschienenen Wildpfad entlangstapfen. Der Ausflug hat Mottenfaenger und Raven weit nach Süden und ein gutes Stück von der Stadt weg geführt, viel weiter, als ursprünglich geplant, und so haben sie noch eine lange Wanderung vor sich, bis sie den Baum erreichen würden. Ein kleines Rudel Rehe begleitet eine Zeitlang ihren Weg und in der Ferne heult ein einsamer Wolf einen Klagegesang, doch ansonsten ist der Wald fast gespenstisch still. Sie halten sich stetig Richtung Norden, überqueren einen kleinen Bachlauf und bald kreuzt ihr Weg die breite Straße, die vom westlichen Stadttor Talyras aus in die Verdwälder führt.

Davon, dass vor nicht einmal zwei Tagen hier ein ganzes Heer durchgezogen ist, ist kaum noch etwas zu sehen - ein verlorenes Hufeisen, die Spuren von schweren Wagenrädern, die in dem weichen Boden neben der Straße tiefe Rillen hinterlassen haben, ein zerrissener Weinschlauch im Gebüsch am Wegrand und abgebrochene Zweige, die der kalte Nachtwind vor sich her weht, mehr ist nicht mehr zu sehen. Sie halten nicht lange inne und setzen ihren Weg bald fort, einen letzten Blick nach Westen werfend, wo die Straße am Horizont zwischen den Bäumen verschwindet.

Raven ist schweigsam geworden, weil sie weiss, dass die meisten ihrer beider gemeinsamen Freunde sich nun irgendwo dort draussen auf eine Schlacht vorbereiten. Vielleicht hätten wir doch mit ihnen ziehen sollen, grübelt sie, während sie das letzte Stück Weges zum Baum zurücklegen. Aber was hätten wir schon groß ausrichten können, Mottenfaenger ist noch immer verletzt und auch mich hat Wegesend mehr Kraft gekostet, als sich in der kurzen Zeit wieder herstellen ließe. Doch auch die anderen waren schwer angeschlagen und sie ziehen nun trotzdem ins Feld... Gewissensbisse nagen an ihr und sie ist froh, als sie die Krone des Baumes über den Wipfeln aufragen sieht. Auf Mottenfaengers fragenden Blick, dem nichts zu entgehen scheint, gelingt ihr sogar wieder ein Lächeln. "Vielleicht sollten wir als erstes deinen Arm nachsehen", sagt sie leise, während sie die Stufen in den Baum empor steigen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 15. Jan. 2004, 23:28 Uhr
Zwar schaut ein Mitglied der Bürgerwehr auf Patrouille – sichtbar wenig angetan vom immer stärker einsetzenden Schneeregen – misstrauisch in ihre Richtung, wendet sich aber sogleich wieder ab, als er den Druiden und seine Gefährtin erkennt.

Schon bevor sie das Larisgrün erreichen, wird das Gefühl der wachsenden Unruhe, die er seit einiger Zeit verspürt, immer stärker. Sorgenvoll vermag er sich zunächst keinen Reim darauf zu machen, bis er die ersten Bäume hinter sich gelassen hat. Der Schneefall ist hier weniger deutlich  zu spüren, doch die Abwesenheit der meisten, nein beinahe aller, Lebewesen schreit Mottenfaenger geradezu an. Es dauert nur einen weiteren Lidschlag und der Druide weiß, was sich zugetragen hat.
Sie hat die Tiere zur Schlacht gerufen… Sah es denn so schlimm aus, dass sie die Hilfe der Larisgrünbewohner in Anspruch nehmen mussten? Mit einem Mal läuft ihr Gespräch mit Sol vor seinem geistigen Auge ab, ihr hoffen, dass das talyrische Aufgebot die Schlacht schon gewinnen würde. Als er Raven von den Ereignissen berichtet, ist seine Stimme voll Sorge, die sich jedoch schon bald mit etwas anderem vermischt, das immer deutlicher als Ärger zu erkennen ist. Elben und Menschen… wann hat man gehört, dass auch nur einer von ihnen einem Tier zu Hilfe kommt, das von Wilderern bedroht ist. Aber ihrer kann man sich bedienen, sobald eine Schlacht verloren zu gehen droht.
Laut spricht er aus "Lass uns zum Baum gehen… wir können hier nichts weiter tun."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 20. Jan. 2004, 23:15 Uhr
Langsam hat Arwen über den Pfad, der sie vom Händlertor Talyras zu den Waldwegen in der Nähe der Stadt bringt, dorthin, wo die Wege fest und frei sind den Hengst führen wollen. Doch der Rote hat andere Vorstellungen, ungestühm geht er gegenden Zügel an. Der Rotfuchs hatte sie schon vor vielen Monden in seinem Sattel akzeptiert, und nun folgt sie Nadirs Rat und lässt ihn laufen, auch wenn sie weiß, dass es bei einem Schlachtross wie diesem nicht genügt, es einfach nur laufen zu lassen, so wie Falcon es manchmal mit Shunja getan hatte. So lässt sie ihm den Zügel frei, nur um ihn kurz vor dem Antritt zu zügeln. In tiefen knurrenden Tönen bittet der Hengst darum, ihn doch laufen zu lassen. Und sie tut ihm den Gefallen, lässt ihn laufen bis sie eine kleine Lichtung im Wald erreichen die sie kennt und wo sie mit dem Hangst arbeiten kann ohne andere Wanderer oder Reiter zu ängstigen oder in Gefahr zu bringen.

Sie lässt ihn rennen, bis er auf einer Lichtung von selber den Schritt verlangsamt und sie ihn immer mehr versammeln kann, bis er leicht und federnd unter ihr geht. Und erst als sie die unberührten Pfade im Wald erreichen,
Der riesige Fuchshengst tänzelt, den muskulösen Hals in stolzem Bogen gewölbt und von einer Mähne umweht, die ihm weit über Hals und Brust fällt. Die geblähten Nüstern leuchten bei jedem Schnauben glutrot auf. Unter dem gewaltigen Hufschlag des Hengstes scheint der Boden zu beben; Schnee fliegt in kleinen Wolken auf, als er mit seinen riesigen Hufen den Boden aufwühlt. Für jemanden, der sich mit Pferden wenig auskennt, sieht es so aus, als wolle der Hengst sich gegen die Zügel und seine Reiterin wehren. Doch Pferd und Elbin bilden in ihren Bewegungen eine Einheit, sie scheinen miteinander verschmolzen zu sein. Trotz seines Temperaments und seiner schieren Kraft lässt sich der Hengst von ihr mit kaum sichtbaren Parade und unmerklichem Schenkeldruck führen. Die Bewegungen des Hengstes werden immer kraftvoller. Und dann, als er die höchste Versammlung erreicht hat, scheint es fast so als würde dieses riesige Pferd tanzen, so federnd und elegant werden Schritt und Bewegung des Hengstes während Arwen ihn durch alle Gangarten wechseln, aus vollem Lauf auf der Hinterhand wenden oder auf Zuruf steigen lässt.

Arwen genießt diesen Moment, als sie dem Hengst die Zügel freigibt und der sich mit einem plötzlichen, fast katzenhaften Satz streckt und losrennt. Die Zügel liegen sicher in ihrer Hand, ihr Mantel bauscht sich hinter ihr, doch alles was sie wahrnimmt, was ihre Augen strahlen lässt, ist der Wind, den sie in ihren Haaren spürt. So müssen sich die Adler fühlen, wenn der Wind ihre Schwingen streichelt und sie in den Himmel trägt.... Alle Disziplin, alle Pflichten fallen von ihr ab, sind in diesen Augenblicken völlig bedeutungslos. Sie fühlt sich frei und eins mit dem Wind und dem Wald, den Bewegungen des Pferdes. Anukis!Herin! Sie lässt den Schritt des Pferdes langsamer werden, zügelt ihn schließlich und steigt aus dem Sattel und sieht Nadir einen Moment stumm an. "Ich weiss nicht, vielleicht uns beide?" Sie lässt offen, ob "beide" sie und den Hengst meint, oder sie und Nadir. Das Fell des Hengstes dampft und kleine weiße Wolken steigen in die winterliche Luft. Doch der Rote scheint nicht im geringsten müde zu sein, er schnaubt zufrieden und schüttelt seine Mähnem, als wolle er mehr Bewegung. Obwohl Arwen seine Zügel hat fallen lassen, rührt er sich nicht von der Stelle, sondern sieht die Elbin aus großen dunklen Augen an, die sich neben ihm um sich selber dreht, ihre Arme zur Seite gestreckt, den Kopf in den Nacken gelegt. Ihre Augen funkeln. Sich dreht und dreht bis sie stolpert, rücklings in eine Schneewehe fällt und lacht, einfach nur lacht bis sie meint keine Luft mehr zu bekommen. Ich war noch nie so glücklich

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 21. Jan. 2004, 20:10 Uhr
Arwens Lachen ist längst verstummt, aber sie liegt noch immer im Schnee und sieht in den Himmel hinauf, unfähig zu begreifen was in ihr vorgeht, was ihr geschehen ist. Weder die Kälte spürt sie, noch den Schnee, der sich in ihren Haaren verfängt. Irgendwann nähern sich ihr schwere Schritte im Schnee, und die samtweichen Nüstern des Pferdes berühren sie sanft um sie zu erinnern, dass sie sich langsam vom Boden erheben sollte.

Als sie sich aufsetzt und das ernste, fast verletzt wirkende Gesicht Nadirs sieht, verfliegt schlagartig das Lächeln ihrer Lippen. Ihr Lachen von eben ist nicht mehr als die Erinnerung an ein Echo aus scheinbar ferner Zeit. Sein unerwarteter Ernst, diese merkwürdige Mischung aus Nachdenklichkeit, Schmerz und etwas, das sie nicht zuordnen kann, trifft sie. Lässt sie sich schuldig fühlen für etwas, von dem nicht einmal benennen könnte, was es ist.
Die ganze Winterpracht des Waldes um sie her verliert von einem Moment auf den anderen ihren funkelnden Schimmer und ist nur noch kalt und windig. Langsam steht sie auf und klopft sich den Schnee vom Mantel, von den Hosen, ihrem Hemd und dem geschnürten Lederwams und auch aus ihren Haaren. Die ganze Zeit nimmt sie ihren Blick nicht von ihm, sucht fast ängstlich in seinen Augen nach einer Erklärung. Wie erstarrt steht sie da, sieht ihn an und rührt sich nicht. Erst als der Rote sie sanft mit dem Kopf im Rücken anstößt, löst sich ihre Erstarrung und sie geht auf Nadir zu. Zwei Schritt vor ihm verharrt sie, weiß unter seinem seltsamen Blick nicht wohin mit sich selbst und ihren Händen und schlingt schließlich ihre Arme um sich selbst. "Was ist, Nadir?... Du siehst mich an, als ob... als... als ob... Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... Was-?"

Sie bricht ab, als sie bemerkt, dass sein seltsamer Blick auch den Roten einschließt, der hinter ihr steht. Ein kurzes Funkeln in den indigoblauen Augen lässt sie stutzen, ein Glitzern wie von Eifersucht, und es gilt dem Pferd. Es dauert einen langen Moment bedrückender Stille, in der sie den Schnee im Wind tanzen hören kann, bis sie begreift, dass er nicht auf das Pferd eifersüchtig ist, sondern auf das, was es verkörpert. Der Rote ist Falcons Pferd, er gehört zu ihrem alten Leben, das sie mit dem Templer geteilt hatte. Es sollte ihr schmeicheln, dass er ihretwegen auf einen Mann eifersüchtig ist, der ihrem Herzen nichts mehr bedeutet. Aber das tut es nicht, sein Gesichtsausdruck und der Blick darin schmerzen sie nur.
Sie öffnet den Mund um etwas zu sagen - und schließt ihn mit einer hilflosen Geste wieder. Die Worte wollen nicht über ihre Lippen kommen, und da ist noch etwas anderes in seinem Blick, das sie nicht zu deuten versteht, und das es ihr unmöglich macht etwas zu sagen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 21. Jan. 2004, 23:09 Uhr
Seine Worte über das Wasser eines Baches lassen sie wieder lächeln. "Auch der schnellste Bach mündet irgendwann in einen See und kommt zur Ruhe. Und nicht jeder kann immer bis auf seinen Grund sehen." Er weiss, dass sie in seinen Armen Halt gefunden hat, als sie selber keinen mehr hatte, dass er der Erste ist, dem sie einen Blick in ihre Seele erlaubt hat, der bis zum Grund gesehen hat. Ganz gleich, was sie eben noch in seinem Blick gesehen hat, einfach nur hier zu stehen, in seinen Armen und den Kopf an seiner Brust geborgen, lässt ihre Sorge vergehen wie Rauhreif in der Sonne.

"Ich weiß nicht, was mit uns geschieht, oder wohin es führen wird." Sie sieht in seine Augen, als er sie ein Stück von sich wegschiebt ohne sie ganz loszulassen. "Aber ich weiß, dass etwas ganz besonderes seinen Anfang genommen hat, etwas für das ich keinen Namen weiß, und das ich nicht in Worte fassen kann." Sie holt tief Luft, lässt ihren Blick über die Schneekristalle wandern, die sich in seinen Haaren fangen wie kleine Sterne am Nachthimmel. "Ja, Falcon ist ein Teil meiner Vergangenheit. Er ist nicht mehr hier, nicht ich meinem Herzen, nicht an meiner Seite. Aber er ist trotzdem Teil meiner Gegenwart... und auch meiner Zukunft. Ich erwarte ein Kind, Nadir. Und ich kann die Augen nicht einfach verschließen und mir einreden, es sei nicht von ihm. Es ist von ihm." Seine Augen lassen ihren Blick nicht los, als sie sich fast darin verliert. "Ja, ich gehöre dir, du hast mein Herz und meine Seele gestohlen," ein leises Lachen lässt sie die Nase kräuseln, doch ihre Augen bleiben dabei ernst. "Aber was wird mit meinem Kind sein? Wird es auch Teil von dem sein, was uns verbindet? Teil eines Anfangs?" Sie sieht ihn aus großen Augen an.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 22. Jan. 2004, 21:47 Uhr
"Nein," ihre Stimme ist leise und die Tränen, die ihr den Atem abzuschnüren beginnen, klingen darin mit, "nein, er soll nicht sein Vater sein." Sie schlägt die Augen nieder, kann seinem wie zu Stein erstarrten Gesicht und dem Blick seiner Augen nicht standhalten. Sie sieht auf ihre Hände in seinen, und eine einzelne Träne löst sich und fällt in den Schnee, wo sie sich inmitten der eisigen Kristalle verliert. Erst als er ihr Gesicht anhebt und sie ihn ansehen muss, treffen sich ihre Blicke wieder. Ihre Frage hat ihn getroffen, ihn verletzt, das spürt sie, aber sie hat nicht anders gekonnt, hat sie aussprechen müssen. Der Schnee setzt seinen schwebenden Tanz um sie her fort, fängt sich in ihren Haaren, blau und dunkel, sammelt sich auf ihren Mänteln und im Fell der Pferde. Schweigend tauchen ihre Blicke ineinander und kein Wort fällt zwischen ihnen. Erst die sanfte Berührung, als er ihr Gesicht in seine Hände nimmt und sich ein Lächeln in seinen Augen zeigt, bricht den Bann.
"Es tut mir leid, ich... Du hast Recht, die Frage ist überflüssig, ich hätte sie nicht stellen sollen." Zögernd hebt sie ihre Hände, legt sie gegen seine Brust und kann spüren wie sein Herz kräftig dagegen schlägt. "Nein, ich habe nie geglaubt, du würdest mein Kind nicht haben wollen.... es... verzeih mir." Ihre Stimme ist immer leiser geworden, sie kommt sich schrecklich dumm vor, und schämt sich plötzlich, die Frage überhaupt ausgesprochen zu haben. Sie weiss, dass das Band, was sie beide verbindet stärker ist als alles, was sie je erlebt oder empfunden hat. Sie selber weiss keine Worte dafür, aber die Worte ihres Vaters, die Nadir auch ihrem Bruder gegenüber gebraucht hatte, sind eine mehr als treffende Beschreibung. Nur dass sie noch weiter gehen würde, Nadir bedeutet ihr die Gewissheit, dass selbst wenn sie nicht fliegen könnte, er sie am Ende auffangen würde, heil und unversehrt. Du hattest Recht, Niniane, Liebe allein genügt nicht. Aber das hier ist mehr als einfach nur Liebe, es ist Gewissheit, Vertrauen, grenzenlose Nähe, Sicherheit... Sie fängt schon wieder an nach Worten für etwas zu suchen, was sich jeder Beschreibung durch solche entzieht. Halt mich fest. Bitte, halt mich einfach nur fest. Sie tritt den halben Schritt wieder an ihn heran, legt ihre Arme um ihn und legt ihren Kopf an an seine Brust.

Eine endlose Weile, in der nichts gesagt, und doch soviel verstanden wird, vergeht. Sie stehen auf dieser kleinen Lichtung, halten sich in den Armen und um sie herum dreht sich die Welt weiter, fällt der Schnee in seinem lautlosen Taumel zu boden. Wieviel Zeit vergeht, weiß Arwen nicht, es ist auch nicht von Bedeutung für sie. Irgendwann löst sie sich zaghaft aus seiner Umarmung und trit teinen kleinen Schrit zurück. Nicht weil sie aus seiner Nähe und der Wärme seiner Arme fort will, sondern um ihm bei ihren Worten in die Augen sehen zu können. "Wir sollten zurück nach Talyra reiten, es ist spät geworden, und... und ich will dir etwas zeigen. Den größten Schatz des Hauses Mitarlyr, das worauf alle Hoffnung ruht, dass mein... dass unser Kind," kurz huscht eine Röte über ihre Wangen, die nicht von der Kälte kommt, "dass ich es lebend zur Welt bringen werde und wir gemeinsam Shenrahs Ehrenfest erleben werden."

Während er ihr wie immer in den letzten Tagen in den Sattel hilft, huscht ein Bild vor ihrem inneren Auge vorbei: Nadir, mit einem kleinen Kind auf den Fellen vor dem Kamin, ein Kind mit schwarzen Haaren und graugrünen Augen, das vor Freude juchzend nach einem Stoffftier greift. Das Lächeln, das sich wie ein heimlicher Geist in ihr Gesicht un dihre Augen stiehlt, hat fast etwas Versonnenes, als sie sich auf den Weg zurück nach Vinyamar machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 24. Jan. 2004, 21:57 Uhr
Der Weg in die Stadt führt Mottenfaenger und Raven durch das frostglitzernde Larisgrün und die Pfade sind so verschneit und unwegsam, dass sie beinahe doppelt so lange wie sonst brauchen, bis sie endlich die Tore Talyras erreichen. Doch der beschwerliche Weg trübt ihre Laune keineswegs, denn die wie verzaubert wirkende Winterlandschaft entschädigt reichlich für die Mühe und auch die beissende Kälte kann ihnen in ihren warmen Umhängen nichts anhaben. Trotz der Mittagssonne ist es mehr als eisig und Raven zieht den Pelzkragen des schweren Mantels ein wenig enger, während sie durch den Schnee stapfen. Im Geiste überschlägt sie, welche Vorräte sie auf dem Markt besorgen und zu welchen Händlern sie müssen und ist so in Gedanken vertieft, dass sie ihren Gefährten fast über den Haufen rennt, als er plötzlich innehält.

"Was ist?" fragt sie verwundert und ihr Blick folgt Mottenfaengers ausgestreckter Hand, die auf ein kleines Kieferngestrüpp in einiger Entfernung deutet. Aus dem Gewirr der dürren Sträucher starren sie zwei goldgelbe Augen an. Ein Wolf, ein kräftiges Tier mit langem, silberweissem Winterfell, hat dort Schutz gesucht. Ruhig und ohne erkennbare Nervosität scheint er jede ihrer Bewegungen zu beobachten, macht jedoch keine Anstalten, sie anzugreifen oder überhaupt in ihre Nähe zu kommen. Er steht einfach reglos da und schaut aus goldenen Augen zu ihnen herüber und einen Herzschlag lang hat Raven das Gefühl, er würde mit ihrem Gefährten eine Art stumme Zwiesprache halten. Gleich darauf wendet das Tier sich um und jagt in langen Sätzen davon. Einem silbernen Schatten gleich verschwindet es zwischen den Bäumen und nur das Glitzern des aufstiebenden Schnees zeugt noch von seiner Anwesenheit. Sie sehen ihm lächelnd nach und wissen beide, was sein Auftauchen zu bedeuten hat - die Tiere des Waldes scheinen wieder ins Larisgrün zurückzukehren. Froh und erleichtert machen sie sich auf das letzte Stück Weges in die Stadt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 10. Feb. 2004, 23:53 Uhr
Raven ist froh, als Mottenfaenger und sie wenigstens für eine Weile den Baum verlassen und nach draußen in die neblige Kälte des Nachmittags treten. Die Unruhe in ihrem Inneren will nicht weichen und das mächtige immergrüne Blätterdach des Baumes gibt ihr nicht wie sonst das Gefühl, Zuflucht und Zuhause zu sein, sondern scheint sie an diesem Tag ersticken zu wollen.
Aber mit jedem Schritt, den sie in der schneeverwehten Stille des Larisgrün zurücklegen, werden die Gedanken klarer und ihr aufgewühltes Inneres wieder ein wenig ruhiger. Sie schlendern ohne Ziel und ohne Zeitdruck über tief verschneite Pfade, immer wieder kleinen Schneelawinen ausweichend, die von den Ästen herabstürzen und einmal den Wolfshund bis zu den Spitzen seiner grauen, struppigen Ohren unter sich begraben.
Viele Äste und ganze Baumkronen sind unter den schweren Schneemassen zusammengebrochen, manche der dünneren Stämme unter dem Gewicht sogar geborsten. Aber mit Erleichterung stellen sie fest, dass die Tiere tatsächlich wieder in den Wald zurückgekehrt sind. Vielerlei Spuren sind in der Schneedecke zu sehen und wo ihnen letztes Mal eisiges Schweigen entgegenschlug, raschelt es nun unaufhörlich in Geäst und im Unterholz ist wieder das geschäftige Trippeln vieler kleiner Pfoten zu hören. Als ein grimmig dreinblickender Fuchs ihren Weg kreuzt, schleicht sich beinahe ein Lächeln in Ravens Züge.

Eine Weile überlegt sie, ob sie dem alten Häuschen einen Besuch abstatten sollten, aber dann verwirft sie den Gedanken wieder. In den letzten Tagen waren sie so oft in der Stadt gewesen, dass sie nicht die geringste Lust verspürt, sich nun schon wieder dorthin zu begeben. Und von Mottenfaenger weiss sie, dass er sich hier in den Weiten des Larisgrün ohnehin viel wohler fühlt als in der Enge der steinernen Mauern. Sie wirft ihm einen Seitenblick zu und schiebt ihre Hand in seine und lange Zeit wandern sie schweigend Seite an Seite, bis ein leises, schmerzvolles Wimmern in unmittelbarer Nähe ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Als sie durch die Baumstämme spähen, entdecken sie auch die Quelle des Lautes - ein junger Grauwolf liegt leise winselnd unter einem gewaltigen Ast begraben, der das Gewicht des Schnees offenbar nicht ausgehalten hat und heruntergestürzt ist. Zappelnd und jaulend versucht der junge Wolf, der sicher nicht älter als einen halben Jahreslauf ist, sich aus seinem Gefängnis zu befreien, doch der Ast liegt quer über Becken und Hinterläufen und ist so schwer, dass er sich nicht darunter hervorwinden kann. "Wir müssen ihm helfen", murmelt Raven, während sie versucht, den aufgeregt kläffenden Stelze am Nackenfell zurückzuhalten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 12. Feb. 2004, 21:11 Uhr
Ein so junger Wolf, um diese Zeit ohne Rudel! Mottenfaengers erster Impuls ist, am Wolfjungen vorüberzugehen. Schließlich passiert es tagtäglich, dass Tiere im Wald jämmerlich verendeten, der ewige Lauf der Natur, Leben und Sterben oder, wie weniger akut gefährdete Menschen – vornehmlich Städter – es nannten, Glück oder Pech. Andererseits ist es mehr als ungewöhnlich, dass kein Rudel in der Nähe ist, um ihm zu helfen…Vielleicht ist es nicht zurückgekehrt von der Schlacht…

Noch immer unschlüssig, bringt ihm ein Blick in Ravens Gesicht endgültig vom Gedanken ab, einfach weiterzugehen. In gespielter Resignation geht er auf den jungen Wolf zu, dessen Wimmern schon weitaus aggressivere Züge angenommen hat, nachdem er Stelzes gewittert hatte, fletscht nun, als der Druide nähertritt, die Zähne, weiterhin vergeblich versuchend sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Erst als Mottenfaenger sich auf Armeslänge nähet und einige leise Worte murmelt, scheint der Wolf ruhiger zu werden, blickt jedoch noch mit flatterigen gelben Augen zu Stelze, bis Raven diesen mit einigem Aufwand soweit vom Ort des Geschehens wegscheucht, bis der Wolf in ihm keine unmittelbare Gefahr mehr erkennt.
"Nun könntest du mir helfen" meint Mottenfaenger zu seiner Gefährtin, den Ast betrachtend. Mit vereinten Kräften schaffen sie es schließlich auch beim dritten Versuch, den Ast – oder besser, das Stück Baum – soweit anzuheben, dass der Gefangene sich darunter hervorwinden kann. Ohne einen weiteren Blick auf seine Befreier zu werfen, schießt der Wolf in das Unterholz und das letzte, das die beiden von ihm sehen, ist der graue, zwischen die Beine geklemmte Schwanz.

"Er ist alt genug, um eine Zeitlang alleine zurechtzukommen. Und mit ein wenig… Glück… wird er bald wieder ein Rudel finden, das ihn aufnimmt."
Von der Aufregung angelockt tappst auch Stelze wieder zu ihnen, den Kopf fragend auf die Seite gelegt. Als keine Erklärung erfolgt vollführt er das kanide Äquivalent des Schulterzuckens und beginnt den Ast ausgiebig zu beschnuppern.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 13. Feb. 2004, 13:58 Uhr
Stelzes wildes Gekläffe scheucht eine ganze Schar Haselmäuse und andere Kleintiere aus dem Unterholz und er gebärdet sich beim Anblick des jungen Wolfs wie toll, so dass Raven alle Hände voll zu tun hat, ihn zu beruhigen. Erst als sie ihn in aller Schärfe anzischt, trollt er sich mit gesträubtem Nackenfell zur Seite, ohne jedoch den Blick von dem jaulenden und winselnden Tier zu nehmen, das unter dem Ast eingeklemmt ist.

Als Raven sich dem Wolf nähert, der sich verzweifelt abmüht, um aus seiner Falle zu entkommen, treffen ihre Augen einen Herzschlag lang die ihres Gefährten. Sie kann sein Zögern spüren, ja fast einen leisen Widerwillen, dem Tier zu helfen und einen Moment lang schaut sie ihn verständnislos an, weil sie nicht versteht, wieso er so unschlüssig ist. Tu, was du tun musst .... ich werde jedenfalls nicht dabeistehen und zusehen, wie das Tier verendet.... Entschlossen tritt sie auf den Wolf zu, weicht jedoch wieder einen halben Schritt zurück, als er geifernd die Zähne fletscht und aus seiner Kehle ein drohendes Gurgeln in ihre Richtung aufsteigen lässt. Mottenfaenger kostet es nur eine kaum merkliche Handbewegung und einige leise Worte, um das Tier zu beruhigen, so dass sie sich ihm gefahrlos nähern und in gemeinsamer Anstrengung den Ast hochheben können, woraufhin der Wolf so schnell verschwindet, dass sie nur noch seinen davonsausenden Schatten zwischen den Bäumen ausmachen können. Stelze, der in Habachtstellung das ganze beobachtet hat, will ihm sofort nachsetzen und erst ein scharfer Pfiff lässt ihn wenden und sichtlich beleidigt über die entgangene Jagd zurücktrotten. Schmollend beschnüffelt er den Ast und den rundum aufgewühlten Schnee, bevor er sich von Raven auf ihren ursprünglichen Weg zurückschubsen lässt.

Schweigend und mit gesenktem Blick folgt sie ihm und ihrem Gefährten über den ausgetretenen, verschneiten Pfad weiter in den Wald hinein, doch das eben Erlebte beschäftigt sie mehr, als sie zugeben würde. Natürlich weiss sie um die Sorge der Druiden um das Gleichgewicht der Natur und sie weiss auch, dass sie nicht unnötig in den Kreislauf aus Leben und Sterben, aus Werden und Vergehen eingreifen, doch einem verzweifelten Tier beim Sterben zuzusehen, obwohl man es mit Leichtigkeit aus seiner misslichen Lage befreien könnte, ist mehr, als sie ertragen kann - Gleichgewicht der Natur nun hin oder her. Einen Augenblick lang fragt sie sich, ob er ihr ebenso beim Sterben zusehen würde, aber dann wischt sie den Gedanken heftig beiseite. Sei nicht ungerecht.... er tut nur, was er tun muss und was ihm sein Glaube als Druide befiehlt... Trotzdem zieht sie die Kapuze ihres Umhangs tief über die Stirn und wischt sich mit dem Hemdsärmel verstohlen übers Gesicht, weil sie nicht will, dass Mottenfaenger die Tränen sieht, die ihr plötzlich in den Augen stehen. Mit verschlossener Miene stapft sie weiter durch den nassen Schnee. Der Nachmittag hat mildes Tauwetter gebracht und von allen Bäumen tropft es. An den Stellen, an denen die Wintersonne das Gewirr aus Zweigen und Ästen zu durchdringen vermag, ist die glitzernde weisse Decke fast schon weggeschmolzen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 14. Feb. 2004, 14:56 Uhr
Der Tag ist trüb und grau und kalt und der einsame Reiter zieht seinen feuchten, wollernen Umhang fester um sich. Die kleine Fuchsstute wirkt müde, aber sie setzt zielsicher einen Huf vor den anderen, ohne auf dem feuchten, bemoosten Waldboden einmal unsicher zu werden. In dem Bündel hinter dem Sattel befinden sich mehrere Kaninchen und einige Rebhühner. Die Jagdbeute würde sicherlich einiges an Gold bringen.

Noch immer hängt der Schnee in den Wipfeln der dichten Baumkronen und wie Zuckerguß auf dem Waldboden, aber der Winter ist vorüber. Phelan weiß es, ohne hinsehen zu müssen. Und ebenso weiß er in welche Richtung er die Stute lenken muß um nach Talyra zurück zu gelangen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nirinel am 14. Feb. 2004, 16:24 Uhr
Nachdem Nirinel Aviendha besucht und einige Dinge in der Stadt erledigt hat, ist sie nun endlich wieder in dem ihr vertrauten Wald.Sie sucht in ihrem Säckchen ein paar Stofffetzen, die sie sich dann um die Füße wickelt, denn der Boden ist frostig.

Nach mehreren Wegabzweigungen, trifft Nirinel auf Pferdespuren.
Was muss das Tier getragen haben, dass es solche Abdrücke hinterlässt?

Wenige Augenblicke später beschließt sie jedoch weiter zu gehen und sich keine Gedanken mehr zu machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 16. Feb. 2004, 14:42 Uhr
Über Ravens Verhalten grübelnd wartet Mottenfaenger eine Weile, bis seine Gefährtin wieder  zu ihm aufgeschlossen hat. Zuerst hatte er überhaupt keine Idee, was nach der Befreieung des Wolfes plötzlich mit ihr los sei, doch nun glaubt ihre Gedanken - oder doch zumindest einen Teil davon - erraten zu haben.
Leise seufzend schiebt er die schwermütigen Gedanken beiseite und legt seiner Gefährtin einen Arm um die Schulter.
Stelze, der schon ein gutes Stück des Wegs vorausgelaufen ist, wartet mehr - oder eher weniger - geduldig, zwischen zwei kahlen Brombeerbüschen, an denen er zuvor ausgiebig geschnüffelt hat; wahrscheinlich die Reviermarkierung eines Fuchses.

Eine ganze Weile bleiben Raven und Mottenfaenger so stehen, bevor sie endlich in unbestimmter Richtung weitergehen. "Schau" beginnt Mottenfaenger und zeigt in allumfassender Geste auf den gesamten Wald "nicht lange, und die Tiere werden aus ihrem langen Schlaf aufwachen und das Larisgrün wird wieder von geschäftigem Leben pulsieren. Lebendiger - und gefährlicher - als jeder Markt von Elben und Menschen es sein könnte." Während er dies sagt, scheinen seine Augen fröhlich zu funkeln, bis er auf einen Fleck zwischen einigen noch recht weit entfernten Bäumen deutet.
"Der Ildorel ... was meinst du? Sollen wir den See noch begrüßen oder uns gleich auf den Rückweg zum Baum machen?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 25. Feb. 2004, 13:06 Uhr
Lautlos tanzen verirren sich einzelne Schneeflocken durch das blattlose Geäst über Phelans Kopf, als die Stute, die bislang müde vor sich hingetrottet war, nervös den Kopf hebt und schließlich stehen bleibt. Ihr Atem bildet aschfarbene Wolken vor den weichen Nüstern als sie schnaubt. Phelan kneift die Augen zusammen und blickt angestrengt in das trübe Grau des winterlichen Waldes vor sich, aber er kann nichts erkennen, was die Reaktion des Pferdes erklärt. Beruhigend klopft er ihr auf den Hals und schließlich schreitet sie weiter voran, erst zögerlich dann sichtlich ruhiger, aber sie wirkt aufmerksamer als zuvor und ihre Ohren drehen sich zuckend von einer Seite zur anderen, bemüht jedes Geräusch aufzufangen. Es ist immer noch kalt, aber der scharfe Geruch des Frostes ist aus der Luft gewichen. Das leise Tröpfeln von schmelzendem Schnee kündigt das Ende der weißen Decke an, die den Wald lange Wochen in ein weiches Tuch gehüllt hat. Die gespannte Aufmerksamkeit ist wieder von Phelan gewichen, als die Stute ruhig weiter voranschreitet und sein Blick wandert ziellos über den Boden und das nahe Gebüsch. Vielerlei ungleiche Spuren unterbrechen die dünne Schneedecke. Der Waldläufer braucht nicht darüber nachzudenken welchem Tier welche von ihnen zuzuordnen ist. Füchse, Wild, Kaninchen und anderes kleines Getier, das den Wald zu seinem Heim auserkoren hat und ihre indirekte Anwesenheit wirkt tröstlich auf den einsamen Reiter. Dann bleibt Phelans Blick an einer anderen Spur hängen. Die frischen Abdrücke sprechen die deutliche Sprache von einem viel größerem Tier und es braucht nicht viel Überlegung um diese Spur einem Wolf zuzuordnen. Ein einzelner Wolf? Aber so sehr er sich auch anstrengt; seine halbelbischen Augen finden in der nahen Umgebung keine Anzeichen dafür, dass das Rudel dieses Tieres in der Nähe gewesen war. Ohne Zögern und ohne bestimmten Grund lenkt Phelan die Stute vom Weg herab, um den Spuren zu folgen. Er weiß selbst nicht, warum er das tut, aber es bedarf nur weniger Meter in das lichte Unterholz hinein um zu sehen, was hier geschehen sein mußte: Der Schnee ist aufgewühlt und ohne abzusteigen erkennt der Waldläufer einige wenige, kleine Blutstropfen auf dem Boden. Ein massiver Ast liegt keine zwei Ellen weiter und was Phelan vor allem stutzen lässt sind die eindeutig humanoiden Fußspuren: ein paar deutlich erkennbare und ein weiteres Paar, dessen Verursacher sich mit großer Leichtigkeit über den Boden bewegt haben mußte. Ein Mensch oder Halbelb und ein Elb... Die beiden Personen hatten den Wolf, den der Ast offensichtlich unter sich begraben hatte, befreit und das Tier war jetzt natürlich über alle Berge. Phelan lenkt die Stute zurück in Richtung des Weges, treibt sie an, bis sie in leichten Trab fällt und folgt den noch jungen Spuren.  Aus irgendeinem Grund hat er jetzt mehr als zuvor das Gefühl, wieder zuhause zu sein, obwohl der Wald still und menschenleer vor ihm liegt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 25. Feb. 2004, 23:58 Uhr
Den ganzen Tag lang zieht Raven mit dem Pferd durch das winterliche Larisgrün, besucht Plätze, an denen sie lange nicht gewesen ist und genießt einfach die Stille und die eisige Luft, die die Wangen rötet und die trüben Gedanken für eine Weile vertreibt. Der Boden, der im Sommer weich und federnd ist, ist um diese Jahreszeit hartgefroren und mit einer dünnen Eisschicht überzogen und bei jedem Tritt des Braunen knackt und knistert es, als würde jemand trockenes Pergament zerknittern. Raven hat sich in den warmen Mantel eingemummt und die Hände mit wollenen Handschuhen vor der Kälte geschützt, so dass ihr das Winterwetter nicht viel ausmacht und der Ritt recht vergnüglich ist. Auch der Braune scheint zufrieden, nachdem er sich nach dem Aufbruch erst einmal mit wilden Galoppsprüngen ausgetobt hat und trottet nun gemächlich die Pfade entlang, über die Raven ihn lenkt. Die Waldtiere scheinen nun endgültig zurückgekehrt zu sein und sie sehen unterwegs Füchse und Wildkaninchen, Hasen und Rebhühner und oben in den Baumwipfeln unzählige Vögel, die die Luft wieder mit ihren Rufen erfüllen. Sie lenkt den Braunen in einem weiten Bogen nach Norden und dann nach Westen und am späten Mittag legen sie eine Rast an dem kleinen Teich ein, der im Sommer mit Seerosen und Rohrkolben überwuchert und nun zu einer dicken, spiegelnden Eisfläche gefroren ist. Raven sitzt einige Zeit auf einem umgestürzten Baum am Ufer, während der Braune gelangweilt an den winterlich dürren Sträuchern knabbert, bis es ihr zu kalt wird und sie sich wieder auf den Weg machen. Schon wieder nahe der Stadt und dem Baum, stößt sie dann unvermittelt auf die Spuren eines Pferdes, die noch ziemlich frisch aussehen, so dass sie den Braunen zügelt und sich nach dem Verursacher der Fährte umsieht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 26. Feb. 2004, 09:04 Uhr
Die Fuchsstute trinkt gierig aus dem kleinen Waldbach, der wohl noch vor einigen Wochen beinahe zugefroren war, nun aber bedächtig murmelnd vor sich hinplätschert. Phelan sitzt auf einer Decke, die vor der Kälte des letzten Frostes schützen soll, auf dem Waldboden und fettet das Sattel- und Zaumzeug, während er in Gedanken den Weg den kleinen Wasserlaufs verfolgt. Er weiß, er befindet sich recht genau nördlich von Talyra und der Bach, der irgendwo auf einer Anhöhe in den Wäldern entspringt, würde einen Bogen gen Nordosten beschreiben und dann entweder in die Grünwasser oder direkt in den Ildorel münden. Das Bachbett ist nicht breit, drei oder vier Schritt an seiner breitesten Stelle und auch nicht tief. Im Sommer würden hier Forellen im Wasser stehen und Frösche würden im Frühjahr an den ruhigeren Stellen des Bachlaufs laichen. Aethling hatte es geliebt die Kaulquappen zu fangen und ihnen zuzusehen, wie sie auf seiner Handfläche zappelten. Aethling. Phelans Gedanken wandern zurück zum letzten Spätsommer. War es wirklich schon wieder beinahe sechs Mondläufe her seitdem sie gegen die Nargbande ausgezogen waren? Mit einem Mal sehnt Phelan sich nach einem warmen Kaminfeuer und heißem Honigwein, dem verführerischen Duft von Gebratenem und dem leichten Brennen eines schweren Rotweins in der Kehle.

Das Schnauben eines Pferdes reißt den Waldläufer aus seinen Gedanken und erstaunt lässt er das Zaumzeug sinken. Hufschläge auf weichem Boden werden lauter und bald kann Phelan zwischen den kahlen Bäumen einen Reiter ausmachen, der sich langsam auf dem Weg, auf dem er selbst vor nicht allzu langer Zeit hergekommen war, nähert.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 26. Feb. 2004, 11:09 Uhr
Ravens Blick folgt den Hufspuren im Schnee, die sich im Gestrüpp am Ufer eines murmelnden Bachlaufes verlieren und zwischen ihren feingeschwungenen Brauen zeigt sich eine kleine, steile Falte. Wer mag hier am Ende des Tages noch mit einem Pferd unterwegs sein? So weit in den Wald verirrt sich selten ein Stadtbewohner und es ist auch nicht unbedingt die Zeit für fröhliche Ausritte und Picknicks. Auch ist sie zu weit von den Handelsstraßen entfernt, die im Westen nach Verd oder nach Norden zu den Strauchbergen führen, als dass es ein verirrter Reisender sein könnte, der hier entlang geritten ist. Die schmalen, verborgenen Wege hier im Larisgrün kennen nur wenige.

Wachsam prüfen ihre Augen das dichte Buschwerk am Bachufer. Durch die laublosen Zweige schimmern eine Bewegung und fuchsrotes Fell und einen Augenblick lang ist Raven unschlüssig, was sie tun soll. Eine innere Stimme flüstert ihr zu, dass sie bis auf den kleinen Dolch an ihrem Gürtel nicht einmal Waffen mit sich führt. Sollten es also Räuber oder Wegelagerer sein, die sich dort am Ufer aufhalten, so würde sie wohl ziemlich in Schwierigkeiten geraten.
Seit wann bist du so ein Hasenfuß? schimpft sie sich und lässt sich aus dem Sattel gleiten. Auch der Braune spitzt nun die Ohren und lauscht in Richtung Bach. Es kann genauso gut sein, dass es jemand ist, der Hilfe braucht. Angespannt, aber entschlossen tritt sie zum leicht abfallenden Ufer, wo die Sträucher ein wenig zurückweichen und den Blick auf einen Mann freigeben, der neben einer fuchsfarbenen Stute auf dem Boden sitzt. Einen Herzschlag lang starrt die Diebin ihr Gegenüber an, bevor sie realisiert, wen sie da vor sich hat.

"Phelan!" entfährt es ihr und im ersten Moment ist sie völlig perplex. Mit allem möglichen hat sie gerechnet - mit Räubern, Wilddieben, verletzten Wanderern, vielleicht sogar mit versprengten Nargen aus dem Feldzug - nicht jedoch mit dem Waldläufer, der sie genauso verdutzt anschaut, wie sie ihn. Raven muss vor Erleichterung fast lachen. "Meine Güte, hast du mich erschreckt.... was zum Kuckuck machst du hier?" Mit einem Seufzer der Erleichterung streift sie dem Braunen die Zügel über den Hals und verknotet sie an einem Ast, um sich gleich darauf neben Phelan auf einem Baumstumpf niederzulassen. Bilderfetzen tauchen für den Bruchteil einer Sekunde vor ihrem inneren Auge auf, während sie ihn aufmerksam mustert, Bilder von einem Gasthaus im entlegenen Wegesend, von einem Kampf und toten Elben, von einer Kletterpartie an einer weinlaubüberwucherten Hausfassade, das bleiche Gesicht des verletzten Waldläufers. Seine Wunden sind verheilt und ansonsten hat er sich nicht viel verändert, bis auf die eine oder andere silberne Strähne, die sich zusätzlich durch sein dunkles Haar zieht. "Ich dachte, du wärst schon lange wieder in die Verdwälder zurückgekehrt?" Sie schaut ihn fragend an. "Was führt dich hierher ins Larisgrün? Ich hoffe doch, dass es keine schlechten Nachrichten sind, die du aus dem Süden bringst?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 26. Feb. 2004, 12:58 Uhr
Es mag die vierte oder fünfte Stunde des Nachmittags sein. Die Dämmerung hängt tief über dem Larisgrün und so erkennt Phelan spät, eigentlich erst, als der Reiter auf einige Schritt herangekommen ist, dass es sich bei dem Fremden nicht um einen Mann sondern eine Frau handelt; eine Frau, die dem Waldläufer keineswegs unbekannt ist. Die Fuchsstute hebt kurz den Kopf, um die Neuankömmlinge zu mustern und sucht dann weiter mit den weichen Nüstern den harten Boden nach etwas Essbarem ab. Er sieht ihr zu wie sie von ihrem Braunen springt und sich dann, noch ehe er sich erheben kann, auf einen Baumstumpf direkt neben ihm niederlässt. Sie sieht unverändert aus und abermals misslingt es Phelan ihr Alter zu schätzen.  Aber es tut gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen und Phelan errinenrt sich kurz zurück an die Nacht, als sie die Elben Falcon und Arwen aus den Fängen von Falcons Vater befreit hatten.

>>Ich dachte, du wärst schon lange wieder in die Verdwälder zurückgekehrt?<<

"Die Zeit rast und manchmal glaube ich, wir sind zu langsam, um ihr folgen zu können. Ich war jagen, doch mein Weg hat mich weiter fort geführt, als ich es erst vorhatte.... ich war nicht in den südlichen Wäldern", es gäbe dort auch wenig zu tun für mich. Tatsächlich hatte er es erst vorgehabt, doch dann hatte er die Fuchsstute einem spontanen Impuls folgend nach Norden gelenkt. Immer weiter und weiter, dem Wild folgend, das aus Gründen, die er zu diesem Zeitpunkt nur erahnen konnte, das westliche Larisgrün verlassen hatte. Irgendwann hatte er sich dann an den östlichen Ausläufern der Strauchberge wiedergefunden und hatte der Stadt Dornheim einen Besuch abgestattet. Überraschend war er auf alte Freunde gestoßen und nachdem er einige Wochen dort verbracht hatte und schließlich zurückkehren wollte, da hatte der Schnee eingesetzt, mit einer solchen Heftigkeit, dass an Aufbruch nicht zu denken war. Zeitgleich erreichten die Gerüchte um eine große Schlacht, eine regelrechte Narginvasion den Ort und abends an den Feuern hörte man nichts anderes mehr. Seine Jagdbeute hatte er derweil zu Gold gemacht und sich so einen angenehmen Aufenthalt in einer der örtlichen Tavernen leisten können. So bequem das auch gewesen sein mochte; den Waldläufer zog es zurück in die Weite des Larisgrüns und zurück nach Talyra. Für die Schlacht war es zu spät gewesen und diese Erkenntnis hatte sich tief in  Phelan festgefressen. Die Talyraner seien ausgezogen und schließlich erreichte die Siegesmeldung auch Dornheim. Ein riesiges Luftschiff sei mit von der Partie gewesen, so berichtete einer der Barden, doch keiner wollte der Geschichte rechten Glauben schenken. Aber hören wollten sie sie alle. So lange, bis aus dem Luftschiff schließlich eine ganze Armada geworden war und aus dem Heer die Fußschar ganz Ildoriens. Phelan hatte dafür nur ein nachsichtiges Lächeln übrig; konnte er die wirkliche Mannzahl erahnen. Aber Schnee hin oder her, er wußte, dass er jetzt zurückkehren mußte. Und doch hatte er erst vor zwei Siebentagen aufbrechen können, hatte die Jagd, wegen der er eigentlich ausgezogen war, fortgesetzt aber lediglich ein paar magere Rebhühner und einige wenige verängstige Kaninchen waren seine Beute gewesen: die Narge hatten selbst hier, in diesem weit entfernten Gebiet ihre indirekten Spuren hinterlassen.

Als er mit seiner Geschichte endet ist er selbst überrascht, dass er Raven das alles erzählt hat, sie regelrecht überfallen hat und ihm wird bewußt, dass er sich schuldig fühlt. Schuldig, weil er nicht da war, als seine Freunde gegen die Narge gezogen waren. Sie haben mir damals auch vorbehaltlos geholfen. Und ich? Ich lasse mich von ein Paar Schneeverwehungen abhalten. Phelan meidet Ravens Blick und irgendwie schämt er sich vor ihr. "Raven, sag mir: sind sie alle heil zurückgekommen? Und wie geht es Niniane und dem Kind?" Tausend Fragen brennen ihm auf der Zunge, doch er schluckt sie mit einiger Mühe vorerst hinunter.  Zeitgleich hält er ihr seinen Wasserschlauch hin, der mit verdünntem Dornheimer Rotwein gefüllt ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 27. Feb. 2004, 19:22 Uhr
Die Zeit vergeht wie im Flug, während sie nebeneinander am Ufer des kleinen Baches sitzen und die neuesten Nachrichten austauschen. Raven lässt Phelan erzählen und hört nur aufmerksam zu, während er von seinen Wanderungen nach Norden, nach Dornheim und zum Fuß der Strauchberge berichtet und nickt nur hin und wieder oder wirft eine kurze Zwischenfrage ein. Sie wickelt sich enger in ihren Mantel, um der Kälte zu trotzen und nimmt dankbar einige Schlucke aus Phelans Weinschlauch.

Als er die Gerüchte erwähnt, die in den Schänken und Tavernen nördlich Talyras kursieren, muss sie schmunzeln. "Die Leute erzählen doch tatsächlich überall das gleiche", grinst sie. "Hier in der Harfe und auf dem Markt war es ganz genauso und je länger man zuhörte, desto wilder wurden die Geschichten." Dann lässt sie den Waldläufer weiterreden, doch als er endet, ist er auf einmal ungewöhnlich schweigsam und starrt stumm über die gefrorenen Ränder des Bachlaufs hinüber, ohne wirklich etwas zu sehen. Zuerst versteht sie nicht, was seinen Redeschwall so abrupt unterbrochen hat, doch allmählich dämmert ihr, was ihn bedrückt.

"Auch Mottenfaenger und ich sind nicht mit den anderen in die Schlacht gezogen", antwortet sie in die winterliche Stille hinein. "Das Heer ist schon aufgebrochen, als wir gerade erst einige Tage aus Wegesend zurück waren, und keiner von uns beiden war in der Lage, schon wieder solche Strapazen auf sich zu nehmen. Mottenfaenger war zudem noch verletzt. Und wir hätten wohl ohnehin nicht viel von Nutzen sein können, also sind wir hier geblieben. Jetzt im Nachhinein wünsche ich mir fast, wir wären doch mitgegangen, schon weil es kein gutes Gefühl ist, Freunde allein in die Schlacht ziehen zu lassen."

Ihre Augen treffen sich für die Dauer eines Wimpernschlages und Raven weiss, dass es dem Waldläufer wohl ähnlich geht. Und sie ahnt, dass es für diese tiefe Traurigkeit in seinen Augen wohl auch noch einen anderen Grund geben muss. Mühsam sucht sie nach den richtigen Worten. "Falcon ist tot. Wir haben seinen Namen auf der Liste der Gefallenen gesehen. Die anderen scheinen wohlauf zu sein, zumindest habe ich nirgends Nachrichten gehört, dass ihnen etwas geschehen wäre. Obwohl es sicher viele Tote und Verletzte gegeben hat, die Listen schienen kein Ende nehmen zu wollen." Einen Moment muss sie an die junge Frau mit dem Säugling denken, die ihnen vor der Stadthalle begegnet war und ihren Gefährten betrauert hatte und sie schlägt bekümmert die Augen nieder.

"Niniane habe ich schon lange nicht mehr gesehen, seit unserer Rückkunft aus Wegesend nicht mehr. Wir wollten sie besuchen, aber immer wieder ist etwas dazwischengekommen. Warst du schon bei ihr, seitdem du wieder im Larisgrün bist? Wenn du gerade auf dem Weg dorthin bist, könnte ich dich ja vielleicht begleiten", überlegt sie und erhebt sich von dem Baumstumpf, der ihr als Sitzplatz gedient hat. Die Sonne ist längst hinter den Baumwipfeln verschwunden. "Reden können wir auch, während wir zum Strand reiten." Sie klopft sich den Schneestaub vom Mantel und streckt die Beine, die vor Kälte inzwischen fast taub sind. "Welches Kind meintest du eigentlich gerade?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 28. Feb. 2004, 08:57 Uhr
Falcon ist tot.

Phelan berührt weniger die Tatsache, dass der Elb, den sie in Wegesend aus den Fängen seiner Häscher befreit hatten, nun nicht mehr am Leben ist - dazu hatte er ihn zu wenig gekannt - als dass er ein Elb gewesen war, ein unsterbliches Wesen, das im Kampf gegen diese abscheulichen Narge erlegen war. Unwillkürlich ballt er eine Hand zur Faust, aber er entspannt sie wieder, ehe Raven es bemerken kann. Phelan spürt, dass der Hass gegen diese Wesen, diese Bestien, sich tief in ihm festgefressen hat. Hass - ein Gefühl, das ihm bis jetzt fremd gewesen war.

Als Raven jedoch nach dem Kind fragt, blickt er erstaunt auf. Natürlich, woher soll sie es auch wissen, wenn nicht einmal die Mutter selbst sich ihre Schwangerschaft eingesteht. Phelan errinnert sich an Ninianes abwehrende Reaktion, als er ihr wie selbstverständlich von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte und abermals macht sich Unverständnis in ihm breit. Aber sie hatte nicht ahnen können, was ein Kind für ihn bedeutet. Oder doch? Vielleicht hätte sie es ahnen müssen.

Er mustert kurz Ravens Gesicht und ihr Blick ist erwartungsvoll. "Ich spreche von Ninianes Kind." Shaerela... frei wie die Sonne... "Du wußtest es nicht... verzeih mir, vielleicht hättest du es nicht von mir erfahren sollen." Er weiß nicht, wie offen er zu ihr sprechen kann, weiß nicht, wie eng ihre Freundschaft zur Protektorin ist und so wagt er nicht mehr über die seltsamen Umstände ihrer Schwangerschaft zu berichten. Sie ist überrascht, das ist offensichtlich. Und er fragt sich, wie es der Waldläuferin nun ergeht.

"Nein, ich bin noch nicht wieder nach Talyra zurückgekehrt. Vielleicht hat die Scham mich abgehalten, denn ich hätte schon längst wieder dort sein können... oder sollen." Es versetzt Phelan einen Stich die Wälder verlassen zu müssen, wenn auch nur für eine Zeit lang.

"Und du? Was führt dich so weit fort von Talyra zu dieser späten Stunde?" Er muß an ihren Gefährten, den Druiden mit dem seltsamen Namen denken und er fragt sich wo er wohl sein mochte.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 28. Feb. 2004, 12:29 Uhr
Raven glaubt zuerst, sich verhört zu haben und ihre Hand, die gerade nach den Zügeln des Braunen greifen will, hält auf halbem Wege verblüfft inne. Ninianes Kind? Eine Sekunde lang starrt sie den Waldläufer mit offenem Mund an, als hätte er ihr gerade erzählt, dass Niniane einen Zwerg geheiratet hätte, doch dann fängt sie sich schnell wieder und klappt den Mund zu. Du Närrin, was wunderst du dich denn überhaupt? Sie ist ja schließlich schon lange genug mit dem Nordmann zusammen und es ist das Normalste der Welt, dass sie irgendwann auch Kinder haben werden.

"Nein, das wusste ich bis jetzt nicht", bestätigt sie Phelans Vermutung und löst die Zügel von dem Ast, um den sie sie geschlungen hatte. "Aber wozu ein Geheimnis daraus machen? Verbergen kann sie es ja ohnehin nicht lange und warum sollte sie auch - es ist doch ein Grund zur Freude." Als sie sich die Waldläuferin als Mutter vorstellt, muss sie lächeln. Phelan dagegen scheint die Tatsache, dass es bald einen kleinen Bewohner mehr in Talyra gibt, eher traurig zu stimmen. Während sie dem Braunen die Zügel über den Hals streift und den Sattelgurt nachzieht, wirft sie ihm einen nachdenklichen Seitenblick zu.

Still und mit ernstem Gesicht hantiert er an den Satteltaschen seiner Fuchsstute herum und Raven beschleicht das Gefühl, dass sie hier in das Gesicht eines Mannes blickt, der in seinem Leben schon vieles erlebt hat. Zu viel vielleicht. Sie hätte ihm gern tröstend die Hand auf die Schulter gelegt oder ihn mit ein paar Worten aufzuheitern versucht, um die niedergeschlagene Miene zu vertreiben und ihm ein Lächeln zu entlocken, doch sie lässt es schließlich. Sie kennt ihn nicht und weiss nicht, wie er reagieren würde. Stattdessen schwingt sie sich auf den Rücken des Braunen, stopft den langen, dicken Zopf hinten in den Umhang und wickelt sich enger in den warmen Wollstoff. Der Frost beisst wie mit spitzen Nadeln in ihrem Gesicht und ihre Wangen sind gerötet von der Kälte.

"Was mich hierher führt?" antwortet sie dann auf Phelans Frage, während er die fuchsrote Stute am Zügel nimmt und einige Schritte vom Bachufer wegführt, um aufsitzen zu können. "Nichts besonderes, ich bin nur spazierengeritten und habe ein wenig nachgedacht. Und ich habe wieder einmal die Zeit vergessen, scheint mir." Die blasse Wintersonne hat sich schon lange hinter dem Horizont verabschiedet und der Wald liegt mittlerweile in tiefen, abendlichen Schatten. Raven streift die Handschuhe über die frostklammen Finger. "Wir sollten losreiten, bevor die Dunkelheit vollends hereinbricht. Ein Stück werde ich dich in jedem Fall noch begleiten. Wo willst du hin, hast du schon ein Lager für die Nacht?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kyo von und zu Nif am 28. Feb. 2004, 14:44 Uhr
Laute, unverständliche Trinklieder gröhlend maschiert Kyo, einen kleinen Stoffsack hinter sich herziehend, durch das Larisgrün. Das erste Mal seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren, ohne Tyo unterwegs zu sein, machte den kleinwüchsigen Nif zwar etwas unsicher, aber durch lautes Singen ging es ihm doch gleich besser. Dass die Vögel um ihn herum aufschrecken und ärgerlich keifend davon fliegen, stört ihn genauso wenig wie die Tatsache, dass der Sack aus derm schweren Stott, denn er nur mit Mühe gezogen bekommt, leer ist.

Als er an eine kleine Lichtung, durch die ein Bach führt, kommt, setzt er sich auf einen der glatten Steine und streckt die kurzen Füße ins Wasser. Dabei versucht er fast vergeblich, sich zu überlegen, wo sein Zwillingsbruder stecken könnte.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kyo von und zu Nif am 29. Feb. 2004, 13:13 Uhr
Verschlafen richtet Kyo sich auf. Warmes Sonnenlicht lies das gefrorene Gras unter ihm glitzern. Vorsichtig kletterte er von dem breiten Baum, auf dem er die Nacht verbracht hatte und streckte sich, laut gähnend. Der Baum war unbequem gewesen, aber er hatte so spät nicht wieder in die Stadt gehen wollen. Den leeren Sack geschultert und seinen kleinen Wanderbeutel fest in einer der kleinen Hände, machte er sich auf den Weg in die Stadt, um seinen Bruder zu suchen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 01. März 2004, 08:30 Uhr
Phelan beendet seine Arbeit während sie sprechen und holt die Fuchsstute heran, um sie zu satteln und zu zäumen. Das Pferd sieht dem Aufbruch offensichtlich freudig entgegen, denn schon jetzt lässt sich erahnen, dass die Nacht bitterkalt sein würde. Bald ist alles wieder auf dem Rücken des Tieres verstaut; Sattel, Jagdbeute, Gepäck und schließlich auch sein Reiter, als Phelan es Raven nachtut und aufsteigt. Der Weg ist breit genug um nebeneinander reiten zu können und tun sie es auch.

"Es liegt nahe den Baum aufzusuchen, aber ich habe meine Zweifel, dass ich ihn vor Mitternacht erreiche. Und ob sich die Bewohner über so späten Besuch noch erfreut sind..." Phelan weiß es wirklich nicht, doch er hofft, dass der Baum ihn nach wie vor willkommen heißen würde. Und langsam reift eine Idee in ihm heran.

Während der dunkelnde Wald wie eine lebendige Kulisse an ihnen vorbeizieht, erzählt er Raven von der fernen Stadt Dornheim, von dem seltsamen Baustil, in dem die dortigen Menschen ihre Häuser errichten und über ihre kulinarische und besonders die hochprozentigen Vorlieben.

Sie reiten weiter durch die aufkommende Dunkelheit und den dichter werdenden, winterlichen Abendnebel und wüßte Phelan es nicht besser, würde er den Wald nicht seit seiner Kindheit kennen, so - da ist er sichg in diesem Augenblick unheimlich sicher - würde er sich fürchten. Er weiß, welche Wesen das Larisgrün bewohnen und viele davon sind mehr als wunderlich und seltsam.

"Wo lebst du, Raven? Wohin wird dein Weg dich heute noch führen?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dolmin am 01. März 2004, 13:12 Uhr
Die Bäume sind noch kahl. Der Frühling lässt auf sich warten - er weiß, dass er ersehnt wird. In den Herzen der Leute wurde der Winter schon ausgetauscht. Warme Sonnenstrahlen schneiden die kühle Luft. Es ist ein klarer Tag. Kein diessiger, kein verregneter.

Dolmin setzt Fuß um Fuß immer einen Schritt nach vorn. Er hatte der engen Stadt für einen Moment entfliehen müssen. Zu voll. Zu hektisch. Ich wusste nicht, dass es so schwer sein wird, in Talyra zu leben Doch Talyra ist nicht nur die Stadt der Träume und des Geldes, sondern auch der Flüche und Armut. Es ist die erste Stadt solcher Größe, die Dolmin gesehen hatte. Zu erst war er überwältigt und eine innere Kraft, das zu bekommen, was er zu finden begehrte, doch später stellte sich Resignation und Müdigkeit ein. Sein Vorhaben scheint fast unmöglich. Sämtliche Versuche, die nötigen Informationen sind gescheitert. Das Larisgrün - kahl und trocken. Dolmin atmet die eisige Luft ein. Tief ein. Lange wieder aus. Immer wieder. Das Leben - ein Atmen, ein und aus. Plötzlich bleibt Dolmin stehen, verharrt. Wer hat die Gefangennahme Dolthes eigentlich veranlasst? Warum habe ich mich das nie gefragt? Bei dem Einzigen! Das ist wichtig, ich muss es erfahren! Dieser Gedanke wühlt ihn auf, nährt seine Gier nach mehr Wissen über den Fall, und vergrößert seine Hoffnung, den eigentlichen Plan womöglich doch noch umsetzen zu können. Dolthe, harret aus, ich werde kommen! Meister, ich habe euch nicht vergessen!

Schnellen Schrittes macht Dolmin kehrt in Richtung Stadt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 01. März 2004, 17:38 Uhr
Die meiste Zeit reiten sie nebeneinander, nur wo der Pfad zu schmal für zwei Pferde wird, lässt sich stets einer zurückfallen, um gleich darauf wieder zum anderen aufzuschließen. Mittlerweile ist es schon so dunkel, dass sie kaum noch den Weg vor sich erkennen. Doch Phelans Fuchsstute ist trittsicher und auch der Braune weiss, wohin er die Hufe setzen muss und stolpert nicht ein einziges Mal, obwohl der Boden von Wurzeln und Unebenheiten durchzogen ist. Ab und zu lässt sich der halbe Mond hinter Wolkenfetzen sehen und taucht ihre Gesichter in sein seltsam silbriges Licht, während Phelan von seinen Reisen durch die nördlichen Herzlande erzählt.

"In Dornheim bin ich noch nie gewesen", bedauert die Diebin, als er endet "obwohl es gar nicht weit weg von hier ist. Meine ursprüngliche Heimat liegt viel weiter im Norden, an der kalten, stürmischen Küste von Normand. Ich habe die Gegend dort oben aber schon vor Jahren verlassen und bin lange von Ort zu Ort gezogen. Und inzwischen wohne ich mitten im Larisgrün auf einem Baum", fügt sie schmunzelnd hinzu und auf den irritierten Blick des Waldläufers hin erklärt sie: "In Mottenfaengers Baum. Es ist recht komfortabel und gemütlich und obwohl ich mir zuerst nicht vorstellen konnte, in einem Baumhaus zu leben, würde ich es inzwischen gar nicht mehr missen wollen. Es ist viel schöner als in engen, kleinen Häusern mit steinernen Mauern, die einem die Luft abdrücken."

Einen Augenblick lang überlegt sie, ob sie Phelan nicht einfach mit zum Baum nehmen soll, doch dann verwirft sie den Gedanken wieder. Ihr Gefährte weiss nicht einmal, wo sie den ganzen Tag über gewesen ist und sie hat keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn sie einfach einen Schlafensgast mit nach Hause brächte. Stattdessen erzählt sie noch ein wenig von Normand und den Orten, die sie auf ihren Wanderschaften besucht hat. Doch ein Gedanke beschäftigt sie und lässt ihr keine Ruhe. "Du bist schon so lange unterwegs und auf Jagd", beginnt sie zögernd, "hast du kein Zuhause, keine Familie, die auf dich wartet?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 01. März 2004, 19:19 Uhr
Er unterbricht sie nicht, als sie weiter erzählt von den fernen Landen hoch im Norden; eine Gegend, die Phelan selbst noch nie gesehen hatte.

>>Es ist viel schöner als in engen, kleinen Häusern mit steinernen Mauern, die einem die Luft abdrücken<<

Phelan schmunzelt bei ihren Worten. "Nichts könnte ich mir weniger vorstellen als das. Und ich werde niemals verstehen, wie man die Enge und den Schmutz in den Städten längere Zeit erträgt. Ich könnte das nicht."

Es ist mittlerweile fast völlig dunkel und schwarze Schatten ducken sich zwischen den Umrissen der Bäume. Selbst Phelan hat Schwierigkeiten die Umgebung noch klar zu erkennen, wenn die dünne Sichel des Mondes hinter Wolken verschwindet. Die Luft schmeckt nach Frost und beißt mit tausend kleinen Nadeln in die ungeschützte Haut. Raven ist mit ihrer dunklen Kleidung fast völlig mit der Finsternis verschmolzen, nur hin und wieder blitzt es dort auf, wo ihre Augen sind, wenn sie in seine Richtung sieht und das Mondlicht sich darin spiegelt. Der Weg liegt wie ein dunkles, graues Band vor ihnen und ist nur dann zu erkennen, wenn man nicht direkt hinsieht. Beide Pferde jedoch sind es offensichtlich gewohnt selbst in der Dämmerung zu gehen, auch wenn ihre Schritte langsam sind und die Fuchsstute voll und ganz den nachtsichtigen Augen ihres Reiters vertraut.

>>Hast du kein Zuhause, keine Familie, die auf dich wartet?<<

Ihre Frage kommt unvermutet. Phelan beißt die Lippen aufeinander. Bei den Göttern, sie hat nur eine einfache Frage gestellt. Es ist nicht ihre Absicht zu verletzen oder alte Wunden aufzureißen. Er legt sich die Worte zurecht, ehe er antwortet.

"Doch. Ein Zuhause habe ich, wenn man das südliche Larisgrün und die Verdwälder so bezeichnen möchte. Und da ich nun seit so langer Zeit nicht dort war, kann man sicher behaupten, dass ich im Moment mehr oder weniger heimatlos bin. Aber wenn der Wald das Zuhause ist, ist man dann nicht überall daheim?" Ohne dass sie etwas sagt weiß er, dass das, was er erzählt, albern klingt und ganz offensichtlich nur von etwas anderem ablenken soll. Er schilt sich einen Narren, doch dann berichtet er von der Nargbande, welche die Waldläufer überfallen hatte und Aethling, Phelans Sohn, als einen der Verletzten hinterließen. "Er starb in der Nacht, fast im Morgengrauen und ich konnte ihm nicht helfen. Mein einziger Sohn liegt im sandigen Boden des Verdwalds begraben." Mehr kann und will er jetzt nicht erzählen, aber er spürt auch, dass die Wunden auf der Seele sich langsam zu schließen begonnen haben, auch wenn die Narben niemals verblassen würden.

Während Phelan erzählt hat, sind sie an eine Wegkreuzung geraten. Eine Abzweigung führt nach Westen, die andere weiter nach Süden, zurück nach Talyra.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 02. März 2004, 14:29 Uhr
Phelans Worte klingen ruhig, als er vom Tod seines Sohnes spricht. Nur seine Stimme hört sich auf einmal rau wie Sandpapier an, obwohl sich ihr Tonfall kaum von dem unterscheidet, mit dem er nur Minuten vorher von seinen Reisen und Wanderungen erzählt hat. Und doch kann Raven spüren, wieviel Beherrschung, wieviel Mühe es ihn kostet, die Worte so ruhig und so klar auszusprechen. Und wieviel Bitterkeit in ihnen liegt. Ihr Blick ruht auf seinem Profil, auf der starken, geraden Nase, dem kräftigen Kinn, auf den silbern schimmernden Strähnen, die sein Haar durchziehen. Kein Muskel regt sich in seinem Gesicht, als er geendet hat. Kein Laut ist zu hören ausser dem Schnauben der Pferde und ihrem dumpfen Hufschlag auf dem Waldboden.

Bedrückt wendet Raven den Blick ab, starrt auf die reifüberzogene Mähne des Braunen vor sich. Sie weiss nicht, was sie erwidern soll, denn leere Worte könnten dem Waldläufer wohl gar keinen Trost spenden, würden nur hohl und belanglos klingen. "Es tut mir leid", sagt sie leise in die angespannte Stille hinein. "Ich wollte nicht taktlos sein oder alte Wunden aufreissen. Ich weiss, wie schwer es ist, jemanden zu verlieren, der einem nahe steht." Es ist bei Vater und Mutter schon schwer, wieviel schwerer mag es erst sein, wenn man sein eigenes Kind begraben muss...

Schweigend reiten sie das letzte Stück Wegs nebeneinander her, bis sie an die Kreuzung kommen und ihre Pferde zügeln. "Es ist schon spät und ich werde wohl besser nach Hause reiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Niniane über einen weiteren nächtlichen Gast sehr begeistert wäre. Aber wenn du noch länger hier in der Gegend bleibst, sehen wir uns sicher wieder, du kannst uns auch gerne im Baum besuchen." Mit der Hand weist sie vage in die Dunkelheit zu ihrer Rechten. "Er ist eigentlich nicht zu verfehlen."
Nachdem sie sich verabschiedet haben, wendet sie den Braunen und lässt ihn den ausgetretenen Pfad westwärts nehmen. Es hat wieder zu schneien begonnen. Kalt und nass klatschen die Flocken aus dem finsteren Himmel über ihr herab, legen sich schwer auf ihren Mantel, auf ihr Haar, auf das Sattelzeug und das Fell des Hengstes, das bald dunkel vor Nässe glänzt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 02. März 2004, 18:13 Uhr
Trotz der Sichtverhältnisse merkt Phelan ihr deutlich an, dass seine Geschichte sie arg mitnimmt. "Ich danke dir für deine Anteilnahme." Er ist versucht zu fragen, was sie erlebt hat, als sie sagt, sie kenne das Gefühl nur zu gut. Aber irgendetwas hält ihn zurück und diese dunkle, eisige Nacht erscheint ihm mit einem Mal als der unpassendste Moment solche persönlichen Dinge zu besprechen. Irgendwann wird ein besserer zeitpunkt kommen...

Das Schweigen zwischen ihnen ist jedoch nicht unangenehm und jeder hängt seinen Gedanken nach bis sie die Kreuzung erreichen. Phelan ist fast enttäuscht, als sie sich verabschiedet; es hatte gut getan jemand Bekannten an der Seite zu haben nach dem langen Winter in der fremden Stadt. Sein Blick folgt der ungefähren Richtung in die ihre Hand weist und er nimmt sich fest vor, ihrer Einladung beizeiten Folge zu leisten. "Mögen die Götter auf dich achtgeben, Shunjaninar."

Phelan wartet und reitet selbst erst los, als ihr schwacher Umriss zwischen den Bäumen verschwunden ist, ehe er die Fuchsstute vorantreibt in Richtung Talyra.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 03. März 2004, 17:51 Uhr
Den ganzen Nachhauseweg über gehen Raven Phelans Worte nicht mehr aus dem Kopf und sie versucht sich vorzustellen, was er durchgemacht haben mag, als sein Sohn gestorben ist und wie er wohl nun damit fertig wird. Er hat sicher alles Erdenkliche getan, um ihn zu retten. Ich hoffe nur, dass er sich nicht wirklich selbst die Schuld an seinem Tod gibt...
Seine Erzählungen haben vergessen geglaubte Erinnerungen wachgerufen und ihre Gedanken schweifen zurück in die Zeit, in der sie noch mit Raidri Schattenhaar, ihrem Ziehvater, von Ort zu Ort gewandert ist. Auch ihn hatte sie einst beerdigt, so wie Phelan seinen Sohn beerdigt hatte. Sie hatte Raidri am Galgen baumelnd sterben sehen, als sie noch keine achtzehn Jahre alt gewesen war und die Bilder haben sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis geprägt, auch wenn es ihr inzwischen gelungen ist, sie weit nach hinten zu drängen.

Nachdenklich lenkt Raven den Braunen um eine verschneite Wurzel herum, die über den Weg ragt. Noch immer rieseln die Flocken ohne Unterlass vom Himmel und ihr Mantel und die Handschuhe sind mittlerweile klamm und durchnässt. Sie friert und Hunger nagt in ihrer Magengrube, da sie seit dem Aufbruch am frühen Morgen nichts mehr gegessen hat. Aber der Baum ist nicht mehr weit und Raven treibt den Braunen zu einer etwas schnelleren Gangart an, um bald ins Trockene und ans warme Feuer zu kommen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 05. März 2004, 20:27 Uhr
Zu Hause.
Endlich wieder zu Hause!

Kaney freut sich, wieder im Larisgrün zu sein. Zwar hatte er sich während des ganzen Feldzuges immer wohler gefühlt, inmitten der vielen Männer, Soldaten, Krieger, doch das Gefühl hier im Larisgrün war ein anderes.
Es war ruhiger, friedlicher, und Kaney hat hier wirklich das Gefühl, zu Hause zu sein.
So geht er langsam durch den immer noch schneeverschneiten Wald, genießt es, zurück zu sein, und schließlich setzt er sich auf einen umgestürzten Baum, lauscht nach den wenigen Geräuschen, die man hier hörte, und denkt über Dinge nach, die er auf dem Rückmarsch bisher verdrängt hatte.
Was ist da jetzt geschehen? Während der Schlacht, als er sich verwandelt hatte.
Soweit Kaney weiß, wandelt er schon länger, und seitdem er Werwolfwer getroffen hatte, hatte er auch wirklich mitbekommen, wenn er sich verwandelt hatte.
Aber wieso hatte er sich jetzt plötzlich richtig verwandelt?
Was war so anders gewesen?
Kann er vielleicht nur wandeln, wenn er in Lebensgefahr ist? Nein, er war schon während seiner Wanderung das eine und das andere Mal in Gefahr gewesen, und hatte sich dort nicht verwandelt.
Überhaupt hat er sich bisher immer bei Vollmond verwandelt... nur während der Schlacht nicht.

Kaney grübelt und denkt und grübelt noch mehr nach, und eigentlich müssten sich kleine Wölkchen über den Kopf des Werblütigen bilden, so sehr überlegt er, wieso er sich plötzlich richtig verwandeln konnte.
Ob ich mich beim nächsten Vollmond wieder richtig verwandle? fragt Kaney sich als letztes, dann beschließt er, erstmal dieses Thema ruhen zu lassen, es gab immerhin ja nochmehr, was man überdenken muss.

Zum Beispiel, wie es jetzt mit ihm voran geht.
Wenn alles gut klappt, kann er vielleicht in der Steinfaust als Späher anfangen. Was er dann wohl genau machen müsste... und wo würde er schlafen können. Muss er in der Steinfaust schlafen, oder kann er sich seinen Traum von einer eigenen Hütte doch erfüllen?
Und was, wenn man ihn doch nicht haben will? Wenn man ihm sagt, das es zu gefährlich ist, einen Warg, der seine Fähigkeiten nicht beherrscht, aufzunehmen.


Kaney bleibt die ganze Nacht lang auf dem Baumstamm sitzen, das Luchsfell um seine Schultern geschlungen, Garok halb auf seinen Füßen liegend, und grübelt nach.
Während andere feiern, denkt er nach, bis es morgen ist, und ihm der Schädel brummt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 06. März 2004, 11:15 Uhr
Caylith hatte sich wieder in den Wald verzogen, bevor sie auch nur richtig in der Stadt angekommen war. Die vielen Menschen, deren Blicke und das ganze drumherum hatten sie verunsichert.
Daher hatte sie das Larisgruen vorgezogen und sich in die Naehe eines Baches zurueckgezogen und dort bislang verweilt.
Sie geniesst die natuerliche Stille, das Plaetschern des Wassers und die Gerauesche die von den Tieren kamen.. Sie hatte sich einfach in der Stadt - auch wenn sie nur kurz dort war und es kaum einmal bis zum Marktplatz geschafft hatte - ausgehalten.. Die Blicke, die gemurmelten Schutzworte die Boeses fernhalten sollten.
Kurz kommt ihr der Gedanke, ob sich die Stadtbewohner nun bestaetigt fuehlen, dass sie auf Grund der Worte wieder verschwunden ist. Und zum Teil ist es ja auch so.
Und auch der Zweifel kommt auf, ob die Worte nicht tatsaechlich ihre Wirkung tun, wie sie gedacht waren.. war sie boese?
Sie schuettelt den Kopf mit den maechtigen Widderhoernern um ihren Kopf frei zu kriegen

Nein.. ich bin doch nicht boese.. oder?.. hm.. nein, bestimmt nicht..

Doch die Zweifel lassen sie nicht gaenzlich los, schliesslich weiss sie nicht, wie es sich anfuehlt boese zu sein. Aber sie kann sich auch nicht vorstellen, dass dem so sein soll.
Sie erhebt sich von dem umgefallenen Baumstamm, auf dem sie den Morgen verbracht hatte. Sie kniet sich neben dem Bach nieder um ihren Wasserschlauch aufzufuellen.
Sie verschliesst schliesslich den gefuellten Schlauch gut mit dem Korken und legt ihn beiseite um sich das Gesicht zu waschen..

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 06. März 2004, 13:12 Uhr
Obwohl Phelan vorgehabt hatte den Baum noch in der Nacht zu erreichen, so hatte er sich dann doch umentschieden. Eine Nacht mehr oder weniger in den Wäldern machte nichts aus und es war auch völlig unnötig die Trittsicherheit der kleinen Stute bei fast völliger Dunkelheit unnötig zu strapazieren. Und so hatte er sich ein notdürftiges Lager aufgeschlagen, das ihn vor Wind und Wetter schützen würde und hatte die Nacht in der Nähe der kleinen Wegkreuzung verbracht, wo Raven und er sich nicht allzu lange vorher getrennt hatten.

Der Morgen dämmert kalt und neblig herauf. Schnell hat Phelan seine Sachen verstaut und bricht erneut auf. Ein Waldläufer benötigt weder Weg noch Pfad und so ist er eine Zeitlang Richtung Südosten geritten, bis der Wald zur Linken hin lichter wird und ein leises Rauschen die Nähe des kleinen Baches vom Vortag ankündigt. Kurzentschlossen lenkt er die Stute in diese Richtung; sollte er heute zurück nach Talyra gehen, so wollte er wenigstens vorher notdürftig erfrischen.

Die dichten Nadelbäume machen an dieser Stelle lichteren Laubbäumen Platz und im Sommer würde hier feines, dunkles Gras das Moos auf dem Boden ablösen. Die Schritte der Stute sind fast vollständig unhörbar auf dem weichen Boden und schließlich kann Phelan zwischen den Bäumen das Schimmern fließenden Wassers sehen. Phelans Pferd wirkt mit einem Mal nervös und hebt witternd ihre Nüstern an. "Na was ist? Bekommen wir schon wieder Besuch?" Beruhigend klopft er dem Tier auf den Hals und springt dann aus dem Sattel, um sie die letzten Schritt zum Bach zu führen. Die Bäume treten ums Bachufer ganz zurück, nur eine Weide hängt sehnsüchtig ihre dünnen Arme ins seichteWasser. Und dann erkennt Phelan auch den Grund für die plötzliche Nervosität des Pferdes: Ein Stück bachabwärts, vielleicht anderthalb dutzend Schritt von ihm entfernt, kniet ein gehörntes Wesen. Es wendet ihm den Rücken zu, so dass Phelan sein Gesicht nicht erkennen kann aber sein Blick bleibt an den imposanten dunklen Hörnern hängen, die den SChläfen des Wesens entwachsen. Er kann erkennen, dass der Oberkörper, wenn auch von dichtem, langem Kopfhaar bedeckt wird, wie der eines menschlichen Wesens wirkt, doch dort, wo Beine und Füße sein sollten befinden sich Hinterläufe wie bei einem Pferd oder einer Ziege, die in dunkle, glänzende Hufe enden. Gute Götter, kann das sein?

Phelan bleibt einige Augenblicke stehen, um das seltsame Wesen zu beobachten. Offensichtlich füllt es seinen Trinkschlauch auf und macht nun Anstalten sich zu waschen. Scheinbar hat es ihn noch nicht bemerkt. "Heda, Fremder! Sieht so aus, als müssten wir uns diesen Bach teilen!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 06. März 2004, 13:43 Uhr
Das klare kalte Wasser im Gesicht tut gut um vollstaendig wach zu werden und sie ueberlegt sich komplett zu waschen. Beschliesst aber angesichts der Kaelte und des Schnees nur das noetigste zu tun. Sie faengt froestelnd an ihre Arme mit dem Bachwasser abzuspuelen als sie einen Ruf vernimmt, der sie hochschrecken laesst. Sie rutscht fast in den Bach hinein als sie sich hochrappeln will und dabei in die Richtung der Stimme blickt.. sie hatte das Ankommen des Reiters nicht wahrgenommen, weder dessen guten Zusprueche zu seinem Pferd, noch das Tier selbst..
Sie schnappt sich ihren Ueberwurf, der auf dem vom Schnee freigeschaufelten Baumstamm liegt und versucht noch immer etwas von dem Neuankoemmling zu erkennen, waehrend sie sich wieder anzieht und so der Kaelte zu entgehen versucht..
Sie erwartet schon beinahe, dass er - ebenso wie die Stadtbewohner - wieder verschwinden wird, wenn er erkennt, was sie fuer ein Wesen ist und dann auch fuer etwas boeses haelt.
Cay weicht einige Schritte zurueck bis ihre Hufe an dem Baumstamm anstossen.. ein zweifelnder Blick gleitet zu ihren vom Schnee verkrusteten Fesseln, bevor sie wieder wachsam nach vorn schaut und abwartet was da kommen moege, erhebt ihre Stimme aber kein Stueck..


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OCC: vergessen hab, dass ja Winter is.. sei es mir verziehen *sich duck*, hab noch versucht es einigermaßen zu retten -_-'

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 06. März 2004, 17:01 Uhr
Offensichtlich hat Phelan den Faun mit seinem Ruf aufgeschreckt. Das Wesen kommt ruckartig hoch und versucht in Windeseile sich wieder in seinen Überwurf zu hüllen, aber diese Momente genügen um den Waldläufer erkennen zu lassen, dass es sich um eine 'sie' handelt, die er da bei der Körperpflege gestört hat. Sie ist groß, beinahe größer als er und sie wirkt seltsam deplatziert in diesem Wald und an diesem Bachufer, als sie zurückweicht, bis ein Baum einen weiteren Schritt nach hinten verhindert. Phelan ist faszniert aber gleichzeitig weiß er nicht so recht, ob er sie nun fürchten soll oder ob sie sich vielleicht sogar vor ihm fürchtet, denn sie sagt kein Wort und schaut ihm nur stumm entgegen.

In einer langsamen Geste hebt Phelan die Hände an, so dass die Handflächen nach oben und nach vorne weisen, um ihr zu zeigen, dass er in friedlicher Absicht vor ihr steht. Aber auch, weil er einfach nicht weiß, wie er nun reagieren soll. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich hier noch jemanden treffen würde." Dämlich, wirklich selten dämlich! Sie sieht ihn immer noch an und sagt kein Wort, während Phelan einige Schritt parallel zu ihr auf den Bach zu macht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 06. März 2004, 17:44 Uhr
Cay fixiert den jungen Mann, als dieser langsam auf sie zukommt und mustert ihn genau, beobachtet seine Gesten und Bewegungen.
Sie hebt eine Augenbraue, als er meint, dass er damit nicht gerechnet habe, hier jemanden anzutreffen..
Ist der Wald nicht groß genug? fragt sie sich im Stillen, entspannt sich aber nur wenig, als er ihr seine friedfertigen Absichten andeutet.
"Ich genauso wenig," gibt sie zur Antwort, um nicht unhoeflich zu sein und denkt kurzweilig ueber den Sinn diesen Dialogs nach.
Natuerlich hatte keiner damit gerechnet, aber das tut jetzt nicht zur Sache.
Offentsichtlich muss er schon erkannt haben, was sie ist. Gerade deswegen wundert sie sich, dass er nicht auf dem Absatz kehrt macht und wieder verschwindet. Stattdessen stakt er durch den Schnee auf den Bach zu und scheint sich keinesfalls daran zu stoeren, dass sie anwesend ist. Oder er tut nur so.
Sie seufzt ganz leise und befestigt ihren Ueberwurf um sich vor der Kaelte zu schuetzen, hebt ihre Tasche auf und legt sich diese um. Den Jagdbogen laesst sie noch an einem Baum lehnen waehrend sie neugierig aber vorsichtig den jungen Mann beobachtet.
vielleicht nehme ich ihm auch seinen Platz weg ueberlegt sie nachdenklich und spricht ihre Gedanken offen aus.
"Ich will Euch Euren Platz nicht streitig machen! Ich gehe auch gleich wieder, wenn ich Euch stoere." ruft sie ihm entgegen und haelt noch inne..

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 03:00 Uhr
Das Misstrauen der Faunin ist fast spürbar und was sie sagt, wirkt so defensiv, dass Phelan beinahe ein schlechtes Gewissen hat sie so ungeschickt angesprochen zu haben. Ist sie so scheu oder hat die Erfahrung sie so werden lassen? Nicht, dass er irgendeine Erfahrung im Umgang mit dieser Rasse hätte und er kann nicht leugnen, dass er neugierig ist auf das Wesen, das da in einiger Entfernung vor ihm steht und jede seiner Bewegungen aufmerksam verfolgt. Sie scheint ihm sehr jung zu sein, doch der Schein kann trügen.

>> Ich will Euch Euren Platz nicht streitig machen<<

Gegen seinen Willen muß er schmunzeln. "Ich bitte Euch, dies hier ist das Larisgrün und wenn irgend jemand darauf Anspruch hat, dann sind das die Götter, nicht aber ich oder sonst ein Wesen, das diesen Wald bewohnt." Einen Moment lang fragt er sich, ob Faune überhaupt an Götter glauben und wenn ja, an welche. Und fast schämt er sich, dass er sie gestört hat und nicht einfach weitergeritten ist. Fasziniert betrachtet er ihren muskulösen Körper, der so anders wirkt als der schlanke Körper einer Elbin oder einer Menschenfrau. Sie hat eine seltsame Zeichnung an den Wangen und mitten in ihrem Gesicht strahlen zwei Augen hell wie der Winterhimmel.

"Es tut mir leid, wenn ich Euch gestört habe bei... nun, wenn Ihr wünscht, dann werde ich mich woanders erfrischen." Die Neugier hat ihn erfasst und so gibt er sich einen Ruck. "Was tut ein Wesen wie Ihr hier so nahe an der Stadt? Seid Ihr auf Reisen?" Und im selben Moment hofft er ihr nicht zu nahe getreten zu sein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 12:07 Uhr
Cay nestelt ein wenig an dem Riemen der Umhaengetasche um ihre Schultern und beobachtet konzentriert den jungen Mann vor sich, der wohl ein Elb zu sein scheint. Das jedenfalls schliesst sie das aus den spitzen Ohren, die unter dem erdbraunen Haar hervorschauen.
Ihr Atem gefriert bei jedem Zug und schwebt seicht vom Wind getragen davon, Raureif liegt auf ihren dunklen gewundenen Hoernern und dem Fell ihres Unterleibes, das durch den Winter schoen dicht geworden ist. Ein wenig gleiten ihre Gedanken ab und sie sinnt nach dem weissen Schnee auf den kahlen Aesten und Zweigen um sie herum.

Sie blinzelt als er weiterspricht und ihr wird erst gewahr, dass sie abgedriftet ist.

>Ich bitte Euch, dies hier ist das Larisgrün und wenn irgend jemand darauf Anspruch hat, dann sind das die Götter, nicht aber ich oder sonst ein Wesen, das diesen Wald bewohnt.<

Caylith nickt zustimmend "Das ist wohl wahr. Ich dachte nur, dass Ihr dennoch diesen Platz beansprucht, da es vielleicht ein Lieblingsplatz von Euch," sie schaut an ihm vorbei und nickt zu seinem Reittier "und Eurem Pferd ist.." Sie entspannt sich wieder etwas, entfernt sich ein wenig von dem barrikadierenden Baumstamm.
Als er sich entschuldigt und anbietet sie allein zu lassen, winkt sie ab "Nun ist es geschehen und es steht Euch frei den Bach zu nutzen." Sie will nicht, dass man ihr nachsagen koenne, sie wuerde jemanden etwas zu Unrecht in diesem wundersamen Wald streitig machen, schliesslich hatte er es ja eben schon erwaehnt, dass wohl nur die Goetter solch einen Anspruch erheben koennten.

Die Faunin wird wieder unsicherer, als er nach ihren Beweggruenden fragt. Nicht nur aus Skepsis, dass er vielleicht aus unehrlichen Gruenden fragen koennte, sondern mehr noch aus ihrem eigenen Zweifel, der von ihrem schlechten Gedaechnis hervorgeht. Aber auch schlechtes Gewissen macht sich in ihr breit, ihren Stamm und die Ebenen ihrer Heimat verlassen zu haben. Sie muss sich anstrengen um sich den Grund ihres Fortgehens vor Augen zu halten.
Sie nickt langsam und nachdenklich, der Blick schweift zu dem fliessenden Wasser des Baches, wohl das Einzige, dass nicht dem Schlaf des Winters unterworfen scheint. Es hilft ihr ungemein sich ihrer wieder bewusst zu werden
"Ich bin auf dem Weg nach...", sie muss stark ueberlegen "Taa--lyra... so heisst die Stadt glaub ich.."
Sie wendet den Blick bei der Erwaehnung der Stadt von dem wasser ab und lugt zu ihrem Gegenueber hin.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 12:30 Uhr
Das hier ist wohl die seltsamste Begegnung, die ich je am frühen Morgen an einem Waldbach hatte.

In Gedanken versucht Phelan alles zu sammeln, was er jemals über Faune gehört hat und wenn er sich richtig errinnert, dann waren diese Wesen Ebenenbewohner und mieden die Städte der Menschen, Elben und Zwerge, es sei denn um Handel zu betreiben. Doch diese Faunin sieht nicht aus, als wäre das ihre Absicht. Zumindest kann Phelan nichts erkennen, was sie bei sich trüge und mit was sie handeln wollen könnte. Umso mehr wundert er sich, dass sie auf dem Weg nach Talyra ist. >>Taa-lyra<< Aus ihrem Mund hört sich das Wort fremd und exotisch an.

Phelan unterbricht den Augenblick, indem er die Zügel der Fuchsstute um einen tiefhängenden Ast wickelt und nach einigen Momenten des Überlegens beginnt er in den Satteltaschen zu kramen. "Hast du Hunger? Ich habe noch nichts gefrühstückt und wenn du möchtest..." Ohne ihre Antwort abzuwarten zieht er einen viertel Laib Käse und Trockenobst aus der ledernen Tasche. Was um Himmels Willen essen Faune normalerweise? Noch immer hat er das Gefühl in eine sehr private Situation hineingeplatzt zu sein, aber nun ist es zu spät, um das rückgängig zu machen.

"Talyra liegt etwa einen halben Tagesritt südlich von diesem Ort." Er macht eine unbestimmte Geste in Richtung der Stadt, dann legt die Nahrungsmitteln auf einen umgestürzten Baumstamm und kehrt wieder zurück zum Pferd, um den Weinschlauch vom Sattel zu lösen. "Falls du Durst hast... das hier wärmt ein wenig von innen. Besser zumindest als das kalte Wasser dort." Wie zufällig hat er sich einige Schritte mehr genähert, aber es wirkt zufällig und unbeabsichtigt, so, dass er sie nicht noch mehr beunruhigt. Denn dass sie misstrauisch ist, scheint offensichtlich.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 13:15 Uhr
Caylith beobachtet den Elben, oder was auch immer er ist, denn so genau kann sie es nicht bestimmen, und mustert schliesslich seine Stute. Ein schoenes Tier.., sinniert sie kurz, bevor sie ihre hellen Augen wieder auf ihn richtet.
Sie empfindet wohl diese Begegnung genauso befremdlich wie er. Sie hat noch nie in den seltenen Augenblicken, als sie es mit anderen Voelkern zutun hatte, erlebt, dass jemand so entgegenkommend war wie dieser junge Mann nun an diesem Morgen. Und nun bietet er ihr auch noch Fruehstueck an.
Argwoehnisch betrachtet sie die Speisen in seinen Haenden, als er diese aus den Satteltaschen zieht und auf den Stamm legt. Sie beschliesst weiterhin vorsichtig zu sein, trotz der Freundlichkeit ihres Gegenueber, denn woher sollte sie wissen, ob das nicht eine Falle in sich birgt. Sie hatte viele Geschichten gehoert, ueber die Jagd nach ihresgleichen aus verschiedenen Gruenden.

"Ehm.. ich habe selbst etwas dabei. Danke." Es klingt fast resignierend, wahrscheinlich deswegen, dass sie eh im Moment keinen Ausweg sieht, sich elegant zurueckzuziehen, wenn er wirklich nach ihrem Leben trachtet. Und sie hat auch tatsaechlich noch nichts gefruehstueckt. Sollte sie doch gestaerkt fliehen koennen.
Den einen Schritt, den sie vorhin vorwaerts machte, geht sie wieder zurueck um sich auf den Baumstamm zu setzen, wo sie vorhin auch schon ihre Sachen gelagert hatte. An ihrer Seite spuert sie ihren alten Jagdbogen, den sie wohl glatt vergessen haette. Es beruhigt sie ein wenig, ihn bei sich zu wissen, ebenso zwei Gewichte an ihren Seiten, derer sie sich ebenso ploetzlich bewusst wird. Doch diese sind gut unter dem Umhang verborgen. Innerlich schalt sie sich selbst Ich werde irgendwann noch meinen eigenen Kopf vergessen.

Cay blickt auf, als er in suedliche Richtung deutet und ihr den Weg erklaert. Sie nickt nur "Ich weiss, ich war schon dort.." Sie laechelt schwach und entschuldigend.
Oder tue ich ihm Unrecht..? Kann so jemand so boeswillige Absichten haben? Sie war hin- und hergerissen.
Sie mustert den jungen Mann vor sich und lehnt mit einer Handbewegung das Angebot fuer den Weinschlauch ab. Sie muss aus vielerlei Gruenden einen klaren Kopf behalten, dessen ist sie sich bewusst, "danke nochmals, aber das Wasser reicht mir vollkommen."

Sie holt nun ihrerseits ein Paeckchen aus ihrer Tasche hervor und legt es und ihren Trinkschlauch neben sich auf den Stamm. Die Tasche selbst legt sie wieder ab. Ruhig faengt sie an ihre Ration auszupacken, die sich bis auf dieses Stueck Brot, das nun hart geworden ist, minimiert hat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 13:32 Uhr
Sie hält so offensichtlich Abstand, dass es Phelan rührt. Was mag sie erlebt haben, dass sie so vorsichtig ist? Es scheint Phelan unwahrscheinlich, dass ein Wesen wie sie sich vor einem Halbelben zu fürchten hatte. Er weiß aber auch, dass die Faune oft genug gejagt wurden und nur die Weite der Ebene und ihre Schnelligkeit hat sie vor dem Schlimmsten bewahrt. So jedenfalls hatte er gehört. Und tatsächlich ist sie eine imposante Erscheinung, die einem Unwissenden sicherlich Angst einjagen kann. Sein Blick wandert weg von ihr zu dem Bogen, der neben ihr lehnt.

Und so sitzen sie nun, er hier und sie dort, und frühstücken und die Situation ist so fremd und bizarr, dass Phelan beinahe lachen muß. Sie zieht einen Kanten Brot aus ihrer Tasche, lehnt jedoch seine Einladung ab. Etwas Trauriges, Endgültiges schwingt in ihrer Stimme mit. Nun gut.

"Talyra ist eine große Stadt und ich frage mich, was Euch dorthin führen mag. Ich komme gerade aus dem Norden zurück... Dornheim am Fuß der Strauchberge. Der Winter wollte mich nicht früher fortlassen von dort." Er richtet seinen Blick zum Himmel, der sich graublau und wolkig über das Larisgrün spannt. Hoch oben zieht ein Falke seine Kreise und Phelan weiß, dass seine scharfen Augen die ungewöhnliche Gesellschaft hier am Ufer des Baches längst ausgemacht haben mußten. "Ungewöhnlich, dass jetzt im Taumond noch Schnee fällt. Wie mag es wohl im Norden aussehen?" Er spricht mehr zu sich selbst als zu ihr, mühsam nach banalen Worten suchend um mit seinem misstrauischen, schweigsamen Gegenüber ein Gespräch zu beginnen. Vielleicht will sie allein sein, vielleicht sollte ich essen und wieder aufbrechen...

"Mein Name ist Phelan Desmond und meine Heimat sind die Verdwälder im Norden der Erikarberge. Ich stamme selbst nicht von hier." Genauso wenig wie sie und wahrscheinlich bin ich hier doch mehr zuhause als ein Faun es jemals sein wird. Er leert den Weinschlauch und der verdünnte Tropfen wärmt ihn angenehm. "Ich werde noch heute nach Talyra zurückkehren. Wenn dies auch Euer Weg ist, so würde ich mich über Gesellschaft freuen. Die Wälder können sehr schweigsam sein." Er lächelt ihr aufmunternd zu.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 14:13 Uhr
Die junge Faunin bricht sich etwas von ihrem harten Brot ab und knabbert mit wenig Appetit daran herum, den Rest legt sie in ihren Schoß. Sie lauscht seinen Worten.
"Ich suche dort jemanden. Einen Heilkundigen oder aehnliches. Kennt Ihr Euch in Talyra aus?" Sie spricht den Namen der Stadt nun mit mehr Sicherheit aus. Sie scheint nun eine andere Art Aufmerksamkeit an den Tag zu legen, vermischt mit Neugier. Die argwoehnische Vorsicht hat sie dennoch nicht abgelegt, aber hier ging es nun um etwas anderes.
Vielleicht kann er mir weiterhelfen und dann kann ich ganz bald nach Hause zurueckkehren schiesst es ihr durch den Kopf.
Doch sie muss dennoch Vorsicht walten lassen, sie kann nicht einfach mir nichts dir nichts jemanden vertrauen, nur weil er zufaellig auch nach Talyra will. Das bringt sie dazu, sich ein wenig wieder zurueck zu nehmen.

Sie folgt seinem Blick zum Himmel nur kurz und schweift zu den mit schneebemantelten Baeumen hin.. Die Natur sieht in ihrer weissen Schoenheit eingefroren zu sein und sie wirkt dadurch so unschuldig und rein. Duenne kristalline Eiszapfen haengen von duerren Zweigen herab. Die Helligkeit des Schnees laesst ihre Augen ein wenig zusammenkneifen um nicht zu sehr geblendet zu werden.
"Vielleicht soll die Natur noch Kraefte sammeln um dann voll zu erbluehen", murmelt sie genauso eher zu sich selbst. "Die Goetter werden sich schon etwas dabei denken."Dessen ist sie sich sicher. Sie oeffnet ihren eigenen Trinkschlauch und kostet etwas von dem kalten Bachwasser und empfindet es nichteinmal als unangenehm.

Sie neigt ihr Haupt wieder in seine Richtung. "Man nennt mich Caylith.. oder Cay. Wie es Euch beliebt. Ich komme von den Ebenen der Auslauefer der Strauchberge, noerdlich des Ildorels." erwidert sie und ist erstaunt, wie gut sie sich das behalten hatte.

"Wenn Ihr fuer mich jemanden wisst, der irgendwie heilkundig ist, dann werde ich mich Euch wohl anschliessen. Ich moechte mich nicht laenger als noetig in der Stadt aufhalten und nicht durch die Straßen irren.." Sie hofft, er wuerde das verstehen und kann ihr in dieser Angelegenheit auch helfen.
Ihr faellt ein, dass es wohl ziemlich dreist klingen mag, jemanden um so etwas zu bitten. "Eure Muehe soll aber auch nicht umsonst sein!" fuegt sie schnell hinzu.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 14:38 Uhr
Phelan ist erleichtert, als die Faunin, die sich als Caylith vorstellt, nun etwas aus sich heraus zu gehen scheint. "Ihr sucht jemanden der heilkundig ist? Nun, wenn Ihr mir verratet, welche Art der Heilung von Nöten ist... bei kleineren Wunden kann ich Euch helfen, bei Größeren jedoch oder gar einer Krankheit muß ich passen." Phelan beißt ein Stück vom Käse ab und dann herzhaft in eine Dörrplaume. Er errinnert sich an die Rückkehr aus Wegesend, als Morgana mit ihrem Gefährten im Baum erschienen war. Ganz offensichtlich ist sie eine Heilerin und möglicherweise könnte sie auch der Faunin helfen.

"Ich glaube ich weiß, wer Euch helfen kann, allerdings müsst Ihr bedenken, dass das Heer aus der Schlacht gegen die Narge zurückgekehrt ist. Sie werden in Talyra alle Hände voll zu tun haben." Phelan hat keine Ahnung, inwieweit die Faunin über die Schlacht gegen die Narge informiert ist, vielleicht aber war sie genau deswegen auch so vorsichtig.

Als sie die Entschädigung erwähnt, winkt er lachend ab. "Ich bin kein Heiler oder Bader. Die Götter gaben mir meine Fähigkeiten und es wäre verwerflich mit einem solchen Geschenk Gold zu machen, meint Ihr nicht? Und noch weniger steht Ihr in meiner Schuld, wenn ihr den Weg nach Talyra mit mir gemeinsam geht." In Gedanken verwirft er sein Vorhaben direkt zum Baum zurückzukehren. "Wenn Ihr mit Eurem Mahl fertig seid, dann können wir auch sogleich aufbrechen." Er wirft einen vorwurfsvollen Blick auf das harte Stück Brot in ihrer Hand. "Und falls Ihr Euch doch noch anders entscheiden solltet, mein Angebot steht nach wie vor." Er deutet auf den Stamm, auf dem in einem sauberen Tuch getrocknete Aprikosen und der Rest Käse liegt, dann steht er auf, macht die Stute vom Ast los und führt sie zum Bach, damit sie saufen kann.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 15:26 Uhr
Cay runzelt die Stirn und schuettelt den Kopf "Es ist keine kleinere Wunde. Da koennt Ihr mir dann wohl nicht wirklich helfen.", sie seufzt, beisst ein Stueckchen Brot ab um darauf herum zu kauen und hoert ihm weiter zu. Sie nickt langsam und denkt ueber seine Worte nach. Sie hatte sich auf den Weg nach Talyra stets von Doerfern und Siedlungen ferngehalten. Nur wenn ihre Rationen knapp wurden und jemanden zufaellig unterwegs traf, der Lebensmittel bei sich trug, hatte sie mit diesem Gegenstaende oder aehnliches gegen etwas zu Essen getauscht. Ansonsten hatte sie keinen Kontakt zu anderen Wesen. So konnte sie keine Neuigkeiten des Landes vernehmen, weder ueber die Narge noch ueber eine Schlacht.

Sie zieht beide Augenbrauen nach oben. "Nun, dann muss ich wohl solange in der Stadt bleiben, bis jemand Zeit hat, oder mich solange hier in den Wald zurueckziehen..", entgegenet sie ruhig. Es war schliesslich nicht so, dass sie es sehr eilig hat. Der Grund, aus dem sie reist, besteht nun schon laenger und da werden einige Tage oder  Wochen sicher nicht schlimm sein. Nur hat sie eine gewisse Sehnsucht nach ihrer Heimat und auch nicht das dringende Beduerfnis die Gesellschaft der vielen Stadtbewohner mit ihrem ablehnenden Verhalten zu geniessen.

Cay sieht ihn fragend an, als er die Entschaedigung ablehnt. Sollte er sich tatsaechlich von anderen unterscheiden? Ihr ist das schleierhaft, aber darauf wollte sie nicht noch naeher eingehen.
"Wie Ihr moechtet, ich will nur nicht in Eurer Schuld stehen", verteidigt sie sich, "nicht dass Ihr sagt, ich wuerde nur verlangen und nichts hergeben."
Die Faunin schuerzt die Lippen, hat den Vorwurf sehr wohl verstanden nichts angenommen zu haben und schaut ihn ein wenig trotzig an. "Nein Danke.", beharrt sie noch immer. Doch als er die Fuchsstute zum Trinken zum Wasser fuehrt, wirft sie einen Blick auf den Kaese und die Fruechte. Es war eindeutig verlockend. Ihr Blick wandert zu ihrem Brot in ihren Haenden und Schoß und wieder zu dem gefuellten Tuch, bleibt aber eisern.
Sorgfaeltig packt sie ihren Kanten wieder zu einem Paeckchen in das Leder ein und stopft es in die Umhaengetasche neben sich. Sie nimmt noch einen Schluck des klaren erfrischenden Wassers und legt auch diesen gut verschlossen in die Tasche hinein, ehe sie diese um ihre Schultern haengt und sich wieder von dem Baumstamm erhebt. Ihren Jagdbogen vergisst sie diesmal nicht und legt ihn und den Koecher wie die Tasche um ihre Schultern.
Bereit zum Aufbruch wartet sie nur noch auf Phelan, den sie noch mit Skepsis beobachtet. Sie kann ihn nicht ganz einordnen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 16:37 Uhr
Die kleine, stämmige Stute trinkt in tiefen Zügen, während der Waldläufer geduldig wartet. Aus den Augenwinkeln jedoch beobachtet er die Faunin und muß ob ihrer trotzigen Antwort grinsen. Wovor hast du nur so Angst? Ich werde dich sicher nicht vergiften.

Als er sich schließlich umwendet steht sie abwartend da, offensichtlich bereit zum Aufbruch. Schulterzuckend wickelt er die Essensreste ein und verstaut sie wieder in der Satteltasche. "Also gut, dann wollen wir aufbrechen."

Selbst auf dem Rücken der Fuchsstute überragt er sie nur um wenige Handspannen. Phelan beobachtet fasziniert, wie elegant sich die Faunin mit ihren ungewöhnlichen Beinen bewegt und er ahnt nur, wie schnell sie sein muß, wenn keine Bäume sie behindern würden. Beiläufig stellt er fest, dass er sein eigentliches Vorhaben, sich zu waschen und die Wasserschläuche neu zu füllen, nicht in die Tat umgesetzt hat.

Caylith folgt ihm in einigem Abstand, als er die Stute zwischen den Bäumen hindurch zurück auf den Weg lenkt, auf dem sie gekommen waren und auf dem er nur wenige Meilen weiter nördlich am Vorabend Raven verabschiedet hatte. Unwillkürlich muß er lächeln, als er daran denkt, wie sehr sich die beiden, Raven und Caylith, in ihrer Vorsicht Fremden gegenüber zu ähneln scheinen. Sei kein Narr, du kennst Raven flüchtig und dieses Wesen hier eigentlich überhaupt nicht. Dennoch macht der Vergleich Caylith auf eine seltsame Art vertrauter.

Er hört ihre federnden Schritte hinter ihr auf dem beinahe schneefreien, feuchten Waldweg und er ist sich bewußt, dass er ihr den Rücken zuwendet, darauf vertrauend, dass seine Reaktionen schneller wären als alles, was sie hinter ihm tun könnte - falls sie denn überhaupt etwas tun wollte.

Die Sonne bricht schwach golden durch den bewölkten Himmel und das stete Tropfen um Phelan herum verrät ihm, dass der Frühling nun endgültig Einzug halten würde in Ildorien. Die Stute fällt wie von selbst in einen leichten Trab, als wolle sie der Stadt entgegen eilen. Ein vorsichtiger Blick über die Schulter verrät Phelan, dass Cay ihm in wenig Entfernung folgt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 17:23 Uhr
Caylith geht auf dem Waldweg ruhig und mit federnden Schritten ein Stueckchen seitlich hinter der Stute her und scheint im Stillen eine Art Zwiesprache mit dem Tier zu halten. Es weckt ein wenig mehr Vertrauen in der Faunin, als dessen Reiter. Waere er ein Pferd oder ein anderes Tier, wuerde es ihr wohl leichter fallen, Vertrauen zu fassen. Doch schnell verwirft sie diesen absurden Gedanken, denn keiner kann fuer das, was er ist. Ihr ist selbst klar, dass es einfach die Umstaende hervorgerufen haben, dass ihr Volk jedem anderen skeptisch entgegentritt.

In ihren Augenwinkeln schielt sie immer wieder aus reiner Vorsicht zu Phelan, die Obsidiansicheln an ihren Seiten wissend. Ganz leise meldet sich ihr schlechtes Gewissen, woraufhin sie sich wieder - zwar mit Anstrengung und langem Nachdenken - die Geschichten und Warnungen ihrer Stammesaelteren ins Gedaechnis ruft.

Als die Stute schneller wird muss sie schmunzeln, kann sie doch das Gefuehl nach Hause zu wollen gut nachvollziehen. Sie geniesst die schwachen Sonnenstrahlen und versucht sie so gut auszukosten wie es geht und laesst sie ein wenig von die Gesellschaft Phelans ablenken.
Sie faengt an ein wenig schneller zu gehen, mit dem kleinen Pferd mitzuhalten und gar aufzuholen, was ihr muehelos und mit wenig Anstrengung gelingt. Die Bewegung tut ihr gut und waermt die abgekuehlten Glieder auf.

"Warum seid ihr nach Talyra gegangen, Phelan Desmond? Warum seid Ihr nicht in Eurer Heimat geblieben?" fragt sie nach oben, als sie neben dem Tier einherschreitet. Ein wenig neugierig ist sie schon geworden, vor allem auf die Beweggruende sein zu Hause zu verlassen. Sie hat ihre Gruende, aber welche mag er wohl haben? Vielleicht kann sie ja mehr herausfinden und feststellen, was er vorhat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 18:08 Uhr
Der Wind, der ihm ins Gesicht bläst, ist kühl, aber er schmeckt mehr nach Frühling als nach Frost und die Sonnenstrahlen scheinen warm auf Phelans wollenen Umhang. Sein Blick streift über das Gehölz am Rand des Pfades, der allem Anschein nach häufiger benutzt wird, denn er ist frei von Ästen und anderen Hindernissen. Nur altes Reisig und Laub vom Vorjahr bedeckt die feuchte Erde. Am Wegesrand taut der Schnee und verläuft sich in schmalen Rinnsalen in den Erdboden. Schneeglöckchen strecken ihre weißen Köpfe aus dem moosigen Boden und der leise Gesang einiger Vögel erfüllt die Luft.

Der Umstand, dass Cay mühelos mit dem Pferd mithält, erstaunt den Waldläufer kein bißchen. Genausowenig, dass sie nicht einmal ansatzweise ausser Atem scheint, als sie ihn anspricht. Sie spricht mit einem kaum merklichen Akzent, aber das mag Phelan, der weiter aus dem Westen stammt, auch nur so vorkommen. Ob sie ihre eigene Sprache haben, diese Faune?

"Ich habe den Verdwald verlassen, um Freunde in Talyra zu besuchen..." ... und um ihren Freunden zur Seite zu stehen. "Und eigentlich bin ich Herbst gegangen um zu jagen, bis es mich in Dornheim regelrecht eingeschneit hat."

"Ihr wißt nichts über den Nargfeldzug, oder?" fügt er nach einigen Momenten hinzu. "Die Narge kamen im letzten Sommer. Vielleicht habt ihr von ihnen gehört... und bei den Göttern, ich wünsche niemandem, dass er jemals einem von ihnen begegnet." Er grübelt kurz, dann entschließt er sich fortzufahren. "Ein kleiner Trupp von diesen Bestien war es, der meine Männer angriff. Wir konnten sie besiegen, aber wir hatten damals keine Ahnung, dass dieses Geplänkel nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Kommende sein sollte. Ich war nicht dabei auf dem Feldzug - jedoch, vielleicht hätte ich es sein sollen..." Er bricht ab. "Aber ich möchte Euch nicht langweilen mit Geschichten über Kampf und Krieg, aber es ist in manchen Zeiten nicht gefahrlos alleine zu reisen." Er wirft ihr einen prüfenden Seitenblick zu, doch er kann nicht sagen, was in ihr vorgeht.

"Der Wald muß für einen Ebenenbewohner wie Euch bedrückend wirken. Wollt Ihr mir mehr darüber verraten, warum Ihr den langen Weg nach Talyra auf Euch genommen habt? Solche wie Ihr kommen nicht oft in diese Gegend. Und ehrlich gesagt: Ihr seid der erste Faun, den ich jemals zu Gesicht bekam."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 07. März 2004, 19:03 Uhr
Sie schaut zu ihm hoch, als er erzaehlt und nickt verstehend, obwohl sie es nicht ganz nachvollziehen kann, da sie keine Freunde ausserhalb ihres Stammes kennt, vor allem nicht ausserhalb ihres Volkes.
"Dann haben Euch die Goetter wohl regelrecht aufgehalten..", entgegnet sie eher unbewusst.

Als er die Narge erneut anspricht, schuettelt die den Kopf. Sie schaetzt, dass diese Wesen wohl eine bedeutende Rolle spielen und Phelans weitere Worte bestaetigen ihre Vermutung. Aufmerksam hoert sie ihm zu, waehrend sie so neben ihm und der Stute hertrabt, deren Vorfreude auf ihren warmen, trockenen Stall sie empfindet und nachvollziehen kann.
Sie laechelt nur leicht, als er das Thema von Krieg und Kampf abbricht. "Glaubt mir, ich kann mich gut verteidigen.."

Sie geniesst den Wind ebenso wie er, es erinnert sie sehr an die Ebenen, wo Vendis den Wind ueber das Land fegen laesst. Nur ist er hier im Wald sehr seicht, da er durch die Baeume sehr gebremst wird. Auch sie freut es, wenn es endlich Fruehling wird.

"Ich bin, wie gesagt, auf der Suche nach einem Heilkundigen. Und da Talyra die groesste Stadt der Immerlande ist, so schickte man mich also dorthin."
Ihr Blick richtet sich wieder zu ihm herauf, Ernsthaftigkeit liegt auf ihrem Gesicht, ob seiner Worte. "Wir Faune sind eben lieber fuer uns und nehmen nur fuer das Allernoetigste mit anderen Wesen auf. Daher sind wir so selten hier anzutreffen. Andere Rassen waehnen uns wahrscheinlich eh nicht gern in ihrer Naehe, jagen uns lieber, weil sie uns fuer boese halten." Ihre Stimme drueckt eine gewisse Frustration aus, die nicht zu ueberhoeren ist. Auch scheint sie in ihrer Erwaehnung der anderen Rassen Phelan nicht auszuschliessen.

Cay wird wieder still und wendet den Blick ab, waehrend sie so weitertrabt. Ihre Gedankengaenge gehen wieder zurueck zu den Narge und sie ueberlegt, wie es waere wenn diese Narge ihr Volk angreifen.. Nach einer Weile des Nachdenkens bekommt sie einen Schreck und wird sich bewusst, was sie da gedacht hatte.
Was ist, wenn diese Wesen meinen Stamm angreifen. Und ich bin hier in einer Stadt, unterhalte mich hier nett und kuemmer mich um meine daemliche Vergesslichkeit.
Sie schaut wieder, nun entsetzt zu Phelan hoch "Was machen Narge eigentlich? Was koennen sie einem antun?" Ihr gebraeuntes Gesicht ist blasser geworden und ihre Hautzeichnungen treten dadurch deutlicher hervor.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 07. März 2004, 20:49 Uhr
Caylith bestätigt mit ihren Worten das, was Phelan bereits vermutet hat: Ihre Scheu stammt tatsächlich von der Jagd, die auf die ihren gemacht wurde. Einen flüchtigen Moment lang tut sie ihm leid, dieses seltsame Wesen, das da neben seinem Pferd herläuft. In ihren Worten klingt ein leiser Vorwurf mit, so dass Phelan zusammenzuckt, als hätte sie ihn persönlich angeklagt.

"Immer und zu jeder Zeit wird das gejagt und verachtet, das anders ist. Selbst in einer Welt wie der unseren, in der sich das Böse doch zu gut zu verbergen weiß. Und wenn man zurückblickt, so sollte man meinen, dass sie es mittlerweile gelernt haben." Er erläutert nicht näher, was er genau meint und so bleiben seine Worte offen stehen. Etwas scheint sie zu beschäftigen, denn sie wirkt in Gedanken versunken und ihre nächste Frage kommt unvermittelt.

"Was Narge einem antun können... Sie können den töten, der ihnen unterlegen ist. Fragt mich nicht nach den Beweggründen ihres Tuns." Phelans Worte sind ungewollt heftig und er zögert, ehe er weiterspricht. "Und was sie tun... ich weiß nicht, was sie tun, wenn sie nicht morden und plündern." Dass er einen offenen Hass gegen die Narge hegt ist offensichtlich und er ist bemüht die Maske der Beherrschung aufrecht zu erhalten, schluckt hart, ehe er weiterspricht. "Sie sind groß, größer als Ihr und kräftig. Bei den Göttern, ich habe selten soviel Kraft in einer einzigen Kreatur gesehen. Sie kämpfen mit schartigen Schwertern und mit allem, was ihnen sonst in die Finger kommt. Bei den Göttern, ich wünschte, sie wären so dumm, wie sie hässlich sind, aber das sind sie nicht. Also glaubt nicht, dass es für Euch ein Leichtes wäre einem Narg beizukommen." Phelans Hände zittern leicht, als er an den Tag zurückdenkt, als Niniane, Cron, er und die Waldläufer gegen die Narge gezogen waren. Eine kleine Gruppe derer nur, aber es war nicht leicht gewesen, wirklich nicht. Aethlings gebrochene Augen tauchen vor ihm auf und mit äusserster Anstrengung verbannt er sie in die hintersten Winkel seines Kopfes.

Cay ist blass geworden, noch ehe Phelan zu erzählen begonnen hatte und als er sie nun ansieht, tut es ihm leid, dass er so unbeherrscht gesprochen hat. "Betet zu euren Göttern, dass Ihr niemals einem begegnet." Seiner Stimme ist deutlich anzuhören, dass er kein weiteres Wort mehr über dieses Thema verlieren möchte.

"Seht, dort vorne ist eine Wegkreuzung. Wir sollten Talyra bald erreicht haben."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 08. März 2004, 16:43 Uhr
Die Faunin schuettelt nur den Kopf und scheint nachdenklich "wieso koennen die Leute sich nicht selbst ein Urteil ueber einen bilden und nicht den Geruechten und Vorurteilen folgen?" Das beschaeftigt sie sehr, schon als sie das erste Mal in Talyra eintraf.
Sie lauscht schliesslich weiterhin seinen Erklaerungen ueber die Narge und erschaudert kurz unter ihrem Ueberwurf. Doch nicht aus Kaelte, sondern eher aus der Vorstellung heraus, dass ihre Familie genauso etwas angetan werden koennte. Unbewusst legt sie unter ihrem Umhang eine Hand auf eine der Obsidianklingen, fuehlt sich aber dadurch kein Stueck beruhigter. Sie muss einfach darauf hoffen, dass ihr Stamm es zusammen schaffen wird, gegen diesen Feind zu bestehen, solange sie nicht zu Hause ist.
Aber was soll ich schon ausrichten koennen? Sie werden durch mich eh nicht viel staerker sein. Nur ein Kopf mehr, der helfen kann, sinnt sie still.
Als sie Phelans zitternde Haende bemerkt, schliesst sie daraus, dass er ebenfalls Befuerchtungen hegt. Vielleicht um seine Familie oder Freunde...
Sie haelt weiterhin etwas Abstand zu dem Reiter. Mag er doch so ehrenvolle Beweggruende haben, sie wuerde dennoch nicht wissen, ob er nicht doch etwas im Schilde fuehrt.

>Betet zu euren Göttern, dass Ihr niemals einem begegnet.<
Als sie diese Worte hoert, nickt sie stumm und akzeptiert es einfach. Schon durch sein Erzittern hat sie das Gefuehl, dass dieses Thema ihm sehr nahe geht. Sie will auch nicht in etwas herumstochern, was sie nichts angeht.

Sie wird durch seinen Ausruf aus den Gedanken gerissen und ist nicht gerade undankbar dafuer. Mit einem schiefen Laecheln blickt sie der Wegkreuzung entgegen und somit auch der Aussicht wieder die Stadt zu betreten. Ihre Scheu vor den Bewohnern hat sie noch immer nicht abgelegt, trotz ihres Begleiters, der so anders als das erscheint, was sie bereits kennengelernt hat. Vielleicht ist das auch nur Trug., ruft sie sich ins Gedaechnis.
Sie kann es sich nicht leisten Fehler zu begehen. Ihr Stamm braucht sie schliesslich noch.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 08. März 2004, 20:45 Uhr
Caylith ist nach Phelans Worten sehr still und er befürchtet, dass sie nun endgültig schweigen, so wortkarg sein würde wie in dem Moment, als er sie am Bach getroffen hatte. Und so kommt es, dass auch er nichts mehr sagt, bis sie schließlich zwei Stunden später die grauen Stadtmauern zwischen den Bäumen auftauchen sehen. Hier zügelt er die Fuchsstute und wendet sich zu Caylith um.

"Ich weiß nicht, wo genau Morgana anzutreffen ist, aber ich bin sicher, dass wir das herausfinden können. Irgendjemand kann uns sicher den Weg zu ihrem Haus weisen." Er hofft inständig, dass sie die Heilerin auch dort antreffen würden. Cay mustert die Stadtmauer mit einem Blick, den Phelan als Unbehagen deutet und er muß daran denken, wie misstrauisch sie schon ihm allein gegenüber gewesen war. Wie also mochte dann diese riesige Stadt erst auf sie wirken?

Er schenkt ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Seid Ihr bereit? Ich bin sicher, wir werden bald bei Morgana angelangt sein."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 08. März 2004, 22:07 Uhr
Sie bleibt ebenfalls stehen, als er anhaelt, und blickt zu ihm hoch. Sie mustert ihn zurueckhaltend und schuerzt die Lippen, waehrend sie den Blick von ihm wieder abwendet und auf die Stadtmauern richtet. Sie wirken so abweisend wie beim letzten Mal. Wie der Koerper einer riesigen Schlange, die ihre Beute umkreist und einschliesst um sie nicht entkommen zu lassen.

Die Ebenen sind da anders. Da kann jeder gehen und kommen, wie er moechte und kann das Land ueberschauen. So sieht man Ankoemmlinge auch am Besten.
Ihre Haende greifen fester in den Stoff aus Pflanzenfasern, der ihr als Ueberwurf dient und schlingt diesen enger um ihre Schultern. Sie sammelt ihre Gedanken und ueberlegt ob es wohl sinnvoll ist, ihre Kaputze ueber die Hoerner zu schlagen. Doch wird ihr schnell klar, dass ihre Beine sie wohl auch verraten werden.

Cay mustert Phelan ein wenig von der Seite als sie weitergehen und sich unweigerlich dem Stadttor naehern. "Wenn es Euch zuviel Umstaende macht, kann ich mich auch allein durchfragen." Doch sie vermutet selbst, dass ihr kaum einer antworten wird, sondern lieber den Weg nach draussen weist, was ihr in diesem Moment wohl auch lieber ist.
Morgana heisst sie also. Wer weiss, ob sie mir ueberhaupt helfen will... Der Gedanke gibt ihr wenig Hoffnung.
"Wer ist diese Morgana..?" fragt sie offen. Sie will schliesslich wissen, zu wem sie gebracht wird.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 21. März 2004, 17:41 Uhr
Nach dem Besuch bei Meister Wespmann hatte Kaney sich in das Larisgrün zurückgezogen.
Er wollte einfach etwas allein sein, wollte seine Ruhe haben, und einfach mal nichts tun.
Kaney hat die Vermutung, wenn er erst den Eid in der Steinfaust geleistet hat, dann ist es erstmal vorbei mit den Möglichkeiten zu faulenzen.
Langsam geht Kaney durch das Larisgrün.
Es ist inzwischen Frühling geworden, endlich! denkt der Werblütige, während er sich umschaut.
Überall beginnen Pflanzen zu sprießen, Vögel zwitschern hier und da, überhaupt scheint alles viel friedlicher zu sein, jetzt, da die Bedrohung durch die Narge abgewendet worden ist.

Kaney und Garok überraschen eine Füchsin, die, ein Kaninchen in ihrem Maul tragend, ihren Weg kreuzt.
Sie wird sich bald einen Gefährten suchen... und dann werden hier irgendwann kleine Fuchswelpen durch das Larisgrün wuseln.
Und ich? Ich bin wieder alleine, weil ich keine Rücksicht nehmen kann... Schon wieder alleine...

Der Werblütige kommt nicht darum, an Allenia zu denken. Dass sie ihn rausgeworfen hat. Und das zurecht. Immerhin war er einfach so in den Krieg verschwunden, ohne irgendein Wort zu sagen... Da hatte die Halbelbin jeden Grund, ihn vor die Tür zu setzen..
In Selbstmitleid und Liebeskummer versunken geht Kaney weiter durch den Wald, und dabei zieht er ein Gesicht, dass Ähnlichkeit mit einem aufziehenden Gewitter hat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. März 2004, 22:27 Uhr
Kaney stapft weiter schlechtgelaunt durch den Wald, auch wenn sein Gesicht inzwischen schon etwas entspannter aussieht.
Wer kann schon lange ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter haben, wenn man durch den Wald geht? Kaney jedenfalls nicht.
Er grübelt aber immer über alles mögliche nach.
Über Allenia, den bevorstehenden Hausbau, seinen Eid bei der Steinfaust, Allenia, ob er den Aufgaben die ihm bevorstehen gerecht werden kann, Allenia, sein Rauswurf durch Allenia, und was er alles falsch gemacht hat, während er noch mit Allenia zusammengewesen ist.

Auf den Weg vor sich hinstarrend begeht Kaney einen der vielen Trampelpfade, die durch das Larisgrün führen.
Und dann hört er etwas.
Misstrauisch lauscht Kaney.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 22. März 2004, 22:45 Uhr
Schilama kann trotz der ihr bevorstehenden Arbeit in der Steinfaust, auf ihrem Weg dorthin nicht still sein und so singt sie vergnügt. Auf dem Hinweg in ihr Heim gestern, war es dunkel, es hat geregnet und sie hatte einen langen Tag hinter sich, aber heute ist sie munter und fröhlich, auch wenn der Himmel noch recht bevölkt ist. Sie singt mit den Vögeln und mit dem Wind und als der Wald lichter wird, steigt sie auf ihr Pferd auf, schließlich muss sie noch ordentlich weiterüben und während des Feldzuges wollte sie das nunmal nicht, das war auch ein Grund wieso sie Destrefin mit allem möglichem vollgepackt hatte.

Während sie so dahinreitet singt sie fröhlich weiter bis sie meint, etwas gehört zu haben und so zügelt sie ihren Hengst und steigt ab. Da sie nicht weiß woher das vermeintliche Geräusch kam, geht sie weiter, ihr Pferd dabei an den Zügeln führend. Als sie dann weitergeht, sieht sie eine Gestalt zwischen den Bäumen, die sie wenig später als Kaney erkennt und einen Moment schaut sie ihn einfach nur an, bis ihr einleuchtet, an was sie das erinnert, sein Fell. Ich hab es immernoch, ich trage es sogar gerade...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. März 2004, 23:09 Uhr
Ein Reiter kam Kaney entgegen.
Und eigentlich will Kaney sich weiter in das Larisgrün begeben, weg von allen möglichen menschlichen und elbischen Personen, die ihm hier begegnen können.
Jetzt reiß dich zusammen! Wenn du für die Steinfaust arbeitest, mußt du auch mit vielen Leuten reden, und kannst dich nicht einfach so verziehen, nur weil du alleine sein willst.
Also, bleib gefälligst stehen, na gut, geh dem Pferd aus dem Weg, aber nicht gleich wieder weglaufen!
spricht Kaney zu sich selber, und er klopft an seinen Oberschenkel, damit auch Garok bei ihm bleibt.

Dann erkennt Kaney plötzlich auch, wer da auf ihn zukommt.
Die Elbin, die er während des Feldzuges getroffen hatte... Schilama.
Kaney lächelt.
"Du hast es also auch geschafft, zurück nach Talyra!"
Der Werblütige freut sich wirklich, dass Schilama es überlebt hatte. Er freut sich über jeden, der wohlbehalten zurück gekommen ist, aber halt noch mehr über die, die er auch kennt.
Trotz seiner positiven Emotionen behält Kaney jedoch das Pferd im Auge.
Zwar hatte er während des Feldzuges sehr nahe mit Pferden leben müssen, aber das bedeutet ja immer noch nicht, dass er die Viecher mögen muss.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 22. März 2004, 23:49 Uhr
Die Elbin lächelt ebenfalls, als sie die Überraschung ihn hier zu treffen, überwunden hat, "ja , hab ich", erwidert sie leicht. Sie hatte gegenüber Kaney bei ihr, gehört, dass er noch lebte, man konnte es kaum überhören, schließlich wurde er immer mal wieder an dieser oder jenen Ecke des Feldzuges erwähnt. Er soll sich verwandelt haben, in einen einen Riesenwolf oder soetwas in der Art und vielen Nargen den Gar ausgemacht haben., der Gedanke daran, ist für sie doch etwas... befremdlich. Zwar hat sie schonmal eine Wandler gekannt, nämlich Ronya, aber sie glaubt, dass dies doch irgendwie etwas anderes ist, nachdem was sie gehört hat, oder nicht? Doch das schiebt sie nun erstmal beiseite, solche Gedanken müssen bei einem Wiedersehen nicht gleich Oberhand gewinnen.

"Ich freue mich auch, dass du heil zurückgekommen bist, schließlich muss ich dir noch etwas wiedergeben", sagt sie mit einem Lächeln, packt dann kurzerhand den Köcher von ihrem Rücken, zieht ihren Umhang aus und hängt beides an den Sattel. Mag sich Kaney vielleicht bis gerade noch darüber gewundert haben, sieht er jetzt den Grund für ihre Aktion, das Fell hängt über ihren Rücken und ist vorne mit einer Lederschnurr zusammengebunden damit es nicht von ihrem Rücken hinunterfällt oder unter ihrem Umhang ungünstig verrutscht. Sie löst das Lederband geschickt mit den Finger und hält das Fell nur einen Moment später in ihren Händen, "wir hatten abgemacht, dass ich es dir nach dem Feldzug zurück gebe", sie streckt die Arme ein wenig vor, damit er es an sich nehmen kann und lächelt dabei, "es hat mir wirklich sehr geholfen, danke."

Natürlich ist ihr mit dem fehlen des Luchsfells und des Umhangs in diesem Moment recht kalt, aber wenn sie erstmal wieder ihrem Umhang an hat, würde es schon gehen, da sich der Frühling schon sacht bemerkbar macht. Dass Kaney anscheinend ihr Pferd im Auge behält, bemerkt sie nur am Rande und nur ein kurzes, er mag wohl keine Pferde, schießt ihr durch den Kopf, ehe sie die Aufmerksamkeit wieder auf denjenigen vor ihr lenkt und den daneben. Der Hund, Wolfshund, ist ihr bis jetzt gar nicht so aufgefallen, habe ich ihn überhaupt schonmal gesehen?, aber ein Gefühl in ihr sagt ja, auch wenn sie sich selbst nicht ganz sicher ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 23. März 2004, 15:28 Uhr
Verwundert schaut Kaney zu, wie sich Schilama den Köcher und den Umhang von dem Oberkörper abnimmt, und beides an dem Sattel befestigt.
Weshalb zieht sie sich aus? Es ist zwar wärmer, aber soo warm ist es nun auch wieder nicht.
Aber dann erkennt er das Luchsfell wieder, und dass sie es ihm zurückgeben will.
Kaney grinst, und nimmt es an.
"Gut das es geholfen hat. Und gut, dass du alles gut überstanden hast, aber das habe ich ja schon gesagt." Der Werblütige läuft etwas rot an.

"Komm her, Garok!" ruft er, als er bemerkt, dass sich sein vierbeiniger Freund daran gemacht hat, die Fremde mal genauer zu mustern und zu beschnüffeln.
Kaney weiß, dass es einigen Leuten unangenehm ist, auf diese Art und Weise von einem Hund untersucht zu werden, und so trottet der Schwarzfellige an seine Seite, schnaubt einmal, und legt sich dann hin.
"Und.. hmm.. und was machst du jetzt, wo der Krieg zu Ende ist?" fragt Kaney etwas schüchtern.
Er war es wirklich nicht gut darin, Gespärche zu führen, aber dass will er jetzt ändern, um sich später in der Steinfaust keine Blöße zu geben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 23. März 2004, 17:34 Uhr
Als Kaney sich wiederholt und dabei etwa rot wird, hätte sie beinahte gekichert, doch sie beherrscht sich noch. Der Hund, Garok, wie sie jetzt weiß, schnüffelt an ihr herum, doch an sowas hatte sie sich schon längst gewöhnt, weil Lupin am Anfang auch an ihr herumgeschnüffelt hatte und sie findet es einfach nur lustig, wie Garok sich verhält als Kaney ihn zurückruft. Während sie dem Werblütigen zuhört, zieht sie wieder Umhang und Köcher über, wagt dabei nur einen kurzen Seitenblick zu ihm, er wird es genausowenig bemerken wie die anderen, das mein Bogen fehlt, denkt sie hoffend, dass das auch stimmt, was sie gerade gedacht hat, da sie fragen in diese Richtung ungern beantworten würde, wenn überhaupt.

"Krieg" sagt sie, doch der Unterton ist schon fast fragend, für sie war das ein fürchterliches Gemetzel. Sie schaut ihn einige Momente lang nur schweigend an, ehe sie fortfährt: "Für mich ist der... Feldzug noch nicht vorbei Kaney", anwortet sie ihm schließlich. "Die Verwundeten von der Schlacht liegen noch in der Steinfaust und daran wird sich so schnell nichts ändern, bis auf einige wenige und ... mit etwas Pech muss der Totenliste noch etwas hinzugefügt werden", ihr Blick ist ernst mit dem sie Kaney anschaut und leicht traugig, aber ihre Arbeit bei Morgana hat sie nie auf die leichte Schulter genommen.
Doch dann vertreibt sie die Sorgen wieder und blickt ihn sogar mit einem kleinen Lächeln an, "aber lassen wir das. Was machst du jetzt nach der Schlacht?" Und was hast du in der Schlacht alles gemacht?, drängt sich ein kleiner Gedanke an die Oberfläche, was ihre Laune nicht gerade hebt, denn ihr ist der Gedanke nicht angenehm, zu wissen das der Werblütige vielleicht sogar Narge mit seinen blosen "Klauen" getötet hat...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 23. März 2004, 19:04 Uhr
Erst jetzt realisiert Kaney, dass Schilama einen Köcher mit Pfeilen gefüllt mit hat. Einen Köcher, allerdings keinen Bogen.
Hmm.. den hat sie vielleicht in ihrem Heim gelassen. Ich bin ja auch nicht immer mit einem Bogen herumgelaufen, als ich noch einen hatte.
Kurz denkt er daran zurück, wie sein Stiefvater ihm gezeigt hatte, wie man Pfeil und Bogen benutzt, wie man damit jagt.
Ich muss mir auch wieder einen Bogen holen, sobald ich in der Steinfaust bin...
Dann spricht die Elbin das Wort "Krieg" mit einem seltsamen UNterton aus, und schaut ihn mehrere Momente lang schweigend an.
Kaney fühlt sich plötzlich sehr unwohl. Hat er was falsches gefragt?
"Für mich ist der... Feldzug noch nicht vorbei Kaney" antwortet Schilama.
Kaney hört ihre Worte, und teilweise versteht er nicht ganz, wieso die Elbin sich so seltsam verhält. Gut, es waren noch Verletzte da, und Tote waren zu betrauern, aber immerhin gab es jetzt keine Gefahr mehr, und das war doch auch etwas.
Aber Kaney ist schlau genug, der Elbin seine Gedanken nicht zu offenbaren, er ist sich insgeheim sicher, sie würde ihm dann gehörig ihre Meinung erklären.
"Aber lassen wir das." beendet die Elbin das Thema von sich aus.
Kaney seufzt innerlich. Ihm ist es ganz recht, nicht über Krieg und Frieden diskutieren zu müssen, letztendlich würde er dann vermutlich sowieso irgendwann nur noch sehr kleinlaut sein, und dann nach einer Weile auch überhaupt nichts mehr sagen.

"Was machst du jetzt nach der Schlacht?" fragt Schilama.
Diesmal grinst Kaney breit. "Ich werde in einigen Tagen den Eid bei der Steinfaust leisten! Man will mich als Späher haben, um das Larisgrün zu kontrollieren, und Wege zu beschützen, und Hunde zu jagen und Wild auszubi....ehm... nein, andersherum. Wege kontrollieren, Den Wald beschützen, Hunde ausbilden, und Wild jagen. So war das... ehm... ja..." Diesmal ist es mehr als ein leichtes rot, dass das Gesicht des Werblütigen ziert.
"Auf... auf jeden Fall scheint dem Bluthund... ich meine Caewlin von Sturmende, dem scheine ich während der Schlacht gute Arbeit geleistet zu haben, auf jeden Fall will mich die Steinfaust als Späher haben!"

Bei diesem Satz erscheint ein kleiner Funken Furcht in den Augen von Schilama. Und Kaney weíß, dass sie die Gerüchte von ihm gehört hat, dass sie weiß, was er während der Schlacht... gemacht hat...
Unsicher schaut Kaney zu der Elbin.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 23. März 2004, 19:59 Uhr
Schilama freut sich für Kaney, als sie hört, dass er eine Arbeit gefunden hat, bei der Steinfaust. Ob er dann wohl da wohnen wird?, sie selbst kann sich nicht vorstellen, dass sie jemals in so einer Steinfestung würde wohnen wollen, sie würde es nicht aushalten. "Es ist schön, dass du eine Arbeit gefunden hast", die dir wohl auch noch liegt. Als er fortfährt, den Satz verdreht und ihn dann wieder richtig setzt, funkeln ihre Augen belustigt, aber als er weitererzählt, ändert sich das wieder:
Trotz dessen, das Kaney nur die Schlacht erwähnt, fällt es ihr nicht sonderlich schwer, sich einen Riesenwolf vorzustellen, der, wie sagten die Soldaten?, die Narge zerfetzt. Sie schluckt einen Kloss in ihrem Hals hinunter und ihre Augen können nicht verbergen, was sie fühlen würde, stände sie einem solchem riesen, blutrünstigem Wesen gegenüber.
Die Unsicherheit, die jetzt bei ihrem Gegenüber herrscht, kann sie sehen und sie weiß auch mit ziemlicher Sicherheit, dass sie daran Schuld ist. "Es tut mir Leid, Kaney", beginnt sie mit einem kurzen Zögern in ihrer Stimme und senkt ihren Blick, "ich wollte nicht... unhöflich sein", dass Wort trifft die Sache wohl nicht so ganz, aber ein besseres fällt ihr nicht ein. Aber was soll ich denn deiner Meinung nach tun, wenn ich Furcht verspühre, vor dem was du in der Schlacht wohl gewesen bist?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 23. März 2004, 21:38 Uhr
Kaney bemerkt sehr schnell, dass Schilama sich nicht gut fühlt, weil er sich nicht gut in dieser Situation fühlt.
"Es tut mir Leid, Kaney, ich wollte nicht... unhöflich sein"
beginnt Schilama, und Kaney kann sich auch nicht vorstellen, dass sie mit Absicht so verunsichert reagiert.
"Schon gut!" antwortet ihr der Werblütige.
"Ich war selber überrascht, als... als "Es" geschehen ist... das..hmm.. ist nämlich nicht mit absicht passiert... ich weiß bis heute nicht, wieso es gerade bei diesem Augenblick geschehen ist, und wie es geschehen ist..."
Kaney schaut in die Luft, seufzt, redet dann weiter:
"Ich weiß noch nichteinmal, ob... ES.. wieder geschehen wird... ich weiß es wirklich nicht. Gut, was ich weiß ist dass..."
Kaney stoppt einen Moment, überlegt, ob er das wirklich sagen soll, was er sagen will.
"Ich weiß, das es sich nach der Schlacht herrlich angefühlt hat, ein Wolf zu sein. Ja, schau nicht so, dass stimmt. Irgendwie war nach der Schlacht in mir alles so... friedlich..."
Kaney kommt sich selber seltsam vor bei diesen Worten.
Immerhin besagten viele der Gerüchte, dass er hunderten von Nargen die Kehle rausgebissen hat.

Entschuldigend blickt er wieder zu Schilama.
"Ich werde mich auf jeden Fall nicht jetzt und hier in eine Bestie verwandeln, da kannst du beruhigt sein."
Kaney versucht ein Grinsen aufzusetzen, doch es wird leicht schief.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 23. März 2004, 22:36 Uhr
Schilama ist froh dass Kaney ihr das nicht übel nimmt und als sie seine Worte hört, dass er selbst überrascht war als "es" passiere, ist sie einen Moment etwas irritiert, aber sie ist sich jetzt nur noch sicherer, dass sich Kaney nicht einfach so verwandeln kann, wie Ronya es tat. Er... kann es also nicht kontrolieren?, fragt sie sich gedanklich etwas unsicher.
Das was er von der Schlacht erzählt, oder besser gesagt, dem danach, erscheint ihr seltsam, aber keinesfalls verrückt. Sie hatte in ihrem Zelt so viele Leute gehabt, die teilweise mit so grundverschiedenen Gefühlen eintrafen, dass sie glaubt, dass jeder wohl seine eigene Art hat damit umzugehen.
"Na dann bin ich beruhigt", sagt sie leicht scherzhaft und mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Du musst wissen, ich hab nichts gegen, eigenartige Wesen. Ich hab schon sehr viel seltsameres gesehen, nur, sagen wir, du wurdest nicht gerade als harmlos bezeichnet", ihr Lächeln ist etwas schief aber ehrlich.
Dann hat die Elbin aber auch genug gehört und im Grunde ist es auch egal in welcher Gestalt Kaney die Narge erledigt hat, er hat nur das gemacht, was viele andere auch taten und damit hakt sie das Thema auch ab. Es war ein Feldzug, da gab es nun mal Tote und sie hatten sich ja nur verteidigt, damit Talyra am Ende nicht den Erdboden gleichgemacht wird, es musste eben sein.

Sie sieht einen Moment lang zum Himmel und sie denkt schon, die Sonne will sich gar nicht offenbaren, als ein kleiner Strahl doch mal hervorlugt und sie sich damit denken kann, wie die Sonne steht, glück gehabt und etwas Zeit hab ich auch noch. "Was machst du eigendlich hier? Bist du auf den Weg in die Stadt?", sie merkt erst kurz danach, dass die erste Frage etwas dämlich ist. Na und was machst du selbst hier? Spazierengehen ja wohl nicht. Vielleicht wohnt er ja selbst im Wald, späht gerade hier herum, oder sowas ähnliches.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 23. März 2004, 23:18 Uhr
"Du musst wissen, ich hab nichts gegen, eigenartige Wesen. Ich hab schon sehr viel seltsameres gesehen, nur, sagen wir, du wurdest nicht gerade als harmlos bezeichnet" erklärt Schilama mit ruhigem Tonfall.
Und darüber, dass von ihm als "Nicht harmlos" erzählt wurde, muss er irgendwie grinsen.
"Ich habe einige Gerüchte über mich auch gehört. Aber sei beruhigt, ich habe wirklich keine Narge lebendig aufgefressen, ich habe auch keine Leichen angeknabbert, und mit Dämonen habe ich mich auch nicht verbündet, um Talyra zu retten. Kaney zwinkert einmal kurz. Er hat wirklcih die meisten der Gerüchte gehört.
Dann setzt er fort: "Ich habe nur...hmmm.. Fertigkeiten eingesetzt, von denen ich selber nichts wusste."
Ihm ist nun etwas wohler zumute, da er langsam erkennt, dass Schilama auch weiterhin mit ihm etwas zu tun haben will. Denn insgeheim war das seine größte Befürchtung, dass er die wenigen Leute, die er inzwischen kennen gelernt hatte, wieder verlor. Dass man ihn erneut als Monster wegjagen könnte.

"Ob ich in die Stadt will? Nein, eigentlich nicht. Ich komme gerade erst aus Talyra... ich hatte dort nach dem Feldzug einiges zu.. regeln, und habe nun etwas Ruhe außerhalb der Stadtmauern gesucht. Und Ruhe finde ich hier eigentlich immer. Manchmal finde ich hier auch nette Gesprächspartner" Wieder läuft der Werblütige rot an.
"Ich muss mich auch noch umschauen, wo ich denn genau mein Heim bauen soll... ich mir hier eine Hütte bauen lassen, nichts gegen Talyra, aber... nein, innerhalb der Stadtmauern leben, das tue ich nur jetzt einige Zeitlang, bis mein Heim fertig ist.!" erklärt Kaeny der Elbin.
Eigentlich hatte er ja vorgehabt, sein Heim auf "seiner" Lichtung zu bauen... aber einmal war diese Lichtung doch etwas zu weit von den Stadtmauern entfernt, desweiteren erinnert ihn alles dort an Allenia... Nein, er braucht einen neuen Platz für sein Heim.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 24. März 2004, 00:00 Uhr
Die Elbin hört Kaney ruhig zu und sein zwinkern und das war er sonst noch darrüber erzählt, lässt sie lachen. Sie hatte schon längst bemerkt, dass die Menschen hier gerne Geschichten aufstocken, wie ein Kartenhaus und wer das höchste baut hat gewonnen, nur einen Preis bekommt dafür niemand, aber sie gönnt jedem den Spaß und von daher stört sie das auch nicht weiter und wer dem Erzähltem Wort wörtlich glaubt, ist selber schuld. Als Kaney rot anläuft, grinst sie und sie hätte sich beinahe zu einem scherzhaft, neckendem, "steht dir gut die Farbe", hinreißen lassen, aber sie will ihn nicht noch röter werden lassen. "Das kann ich gut verstehen, ich bin auch nicht unbedingt gerne in den Stadtmauern, aber als Gehilfin von Morgana hab ich dort eben viel zu tun und muss des öffteren dort hin, so dass ich mein Zuhause hier im Larisgrün nicht gerade häufig bewohne", sie seufzt leicht, ja es kam sogar vor, dass sie einige Tage nicht aus der Stadt herausgekommen ist, das schlimmste waren mal ein paar Wochen und da wäre sie am liebsten schon hinausgerannt.

Der Werblütige erzählt davon, dass er sich sein Heim hier im Larisgrün baun will und sie lächelt verschmitzt, "dann sind wir ja wohl bald Nachtbarn?" fragt sie leicht belustigt, natürlich käme es darauf an wo er es baut, denn ab einer bestimmten Entfernung kann man wohl selbst im Larisgrün nicht mehr Nachtbarn zueniander sagen. Schilama denkt kurz daran, wie es wäre, wenn er sein Heim irgendwo zwischen ihrem Baumhaus und der Stadt bauen würde, so dass sie jedesmal wenn sie nach Talyra geht, "hallo und wie gehts denn so", beim vorbeigehen sagen könnte. Sie schüttelt kurz und leicht den Kopf, was für ein blödsinniger Gedanke, doch kann sie sich ein Grinsen dabei nicht verkneifen. Sie schaut noch mal kurz zur Sonne und sieht ihn dann an. "Willst du mich ein Stück begleiten? Ich muss langsam zur Steinfaust zurück, aber ich fände es schade, das Gespräch jetzt abzuwürgen", außnahmsweise hätte sich jetzt beinahe bei ihr eine leichte Röte auf ihr Gesicht geschlichen, schließlich kann man die ersten Worte, wären sie in einer anderen Tonlage gesprochen worden, auch anders interpretieren...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 24. März 2004, 13:54 Uhr
"Dann sind wir ja wohl bald Nachtbarn?" fragt die Elbin mit einem Lächeln auf den Lippen.
Auch Kaney muss bei diesem Gedanken grinsen, wieso, weiß er selber nicht.
"Noch nicht. Der Zimmermannsmeister der mein Haus bauen will wird erst anfangen, wenn drei Monde vorbeigezogen sind, so lange werde ich wohl in der Steinfaust wohnen und schlafen... oder im Larisgrün unter freiem Himmel, je nachdem, was man mir für Aufgaben anvertraut. Aber ja, ansonsten wären wir wohl so etwas wie Nachbarn."

Dann fragt ihn Schilama, ob er sie nicht noch ein Stückchen begleiten will, jetzt, da sie sich gerade so nett unterhalten.
Hmm... ich komm doch gerade erst aus Talyra, und jetzt da wieder hin? Aber ansonsten laufe ich hier durch den Wald, grummle nur vor mich hin, krieg wieder schlechte Laune wegen Allenia....
"Wieso nicht? Ich habe momentan eh nichts besonderes zu tun. Zur Steinfaust mußt du? Wegen... den Verwundeten?" Kaney erinnert sich, dass Schilama etwas von den Verwundeten in der Steinfaust erzählt hatte, und so rät er einfach mal ins blaue hinein.
"Was genau machst du denn in der Steinfaust, und für wie lange wirst du wohl da bleiben? Denn dann sind wir ja auch dort soetwas wie...hmm... Nachbarn?"

Während er diese Fragen stellt, bewegen sich Werblut und Elbin wieder in Richtung Talyra.
Garok, der ganz froh ist dass es weitergeht, trottet zwischen den beiden her, und darum ist Kaney acuh ganz froh, so kann er wenigstens etwas abstand von dem Pferd halten, das Schilama an den Zügeln mitsichführt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 24. März 2004, 18:05 Uhr
Schilama nickt als sie hört, dass es noch drei Monde dauern würde, ehe der Hausbau beginnen wird und er solange in der Steinfaust oder im Larisgrün bleiben würde, je nachdem welche Aufgaben er bekommt. Die Bestätigung von ihm, dass sie aber ansonsten wohl Nachtbarn wären, lässt sie dabei lächeln.
Als er sie fragt was genau sie in der Steinfaust macht sagt sie folgendes: "Nun ich versorge dort die Verwundeten. Ich schaue nach ob die Wunden sich nicht entzünden, wasche sie aus, streiche Salben darauf und rede auch ein wenig mit den Leuten. Ich habe also alle Hände voll zu tun. Wie lange ich dort bleib, "wahrscheinlich wieder den ganzen Tag", antwortet sie seufzend, "oder meintest du wie lange noch, ehe ich nicht mehr täglich komme?", fragt sie gleich darauf mit einem leicht schiefen Schmunzeln, antwortet aber auch gleich darauf: "Keine Ahnung, es gibt soviele Verwundete mit unterschiedlichen Verletzungen, dass kann ich dir wirklich nicht sagen."

>"Denn dann sind wir ja auch dort soetwas wie...hmm... Nachtbarn?"< "In gewisser Weise... momentan... ja", sagt sie lächelnd. Als sie die Vögel zwitschern hört, will sie beinahe wieder angefangen zu singen, aber sie lässt es, schließlich wollte sie sich mit Kaney unterhalten und ihm nichts vorsingen. Sie will gerade ein neues Thema anfangen, als ein Nieselregen einsetzt, den sie gegenüber dem Wind, der schon eine Weile weht, nicht genießt. "Ein nasser Frühling ist das bis jetzt", kommentiert sie das Wetter, denn der Frühling hat noch nicht so lange einzug gehalten aber sonnige Tage gab es noch nicht viele. Weil der Nieselregen auch nicht gleich aufhört, zieht sie sich die Kapuze ihres Umhangs über.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 24. März 2004, 19:49 Uhr
"Nunja, das Wetter wird schon noch besser werden. Vielleicht gibt es wieder einen solch heißen Sommer wie im letzten Jahr.." antwortet Kaney, während ihm das Regenwasser übers Gesicht und den restlichen Körper läuft.
Das Luchsfell, das doch noch recht trocken war, hatte er sich zusammengerollt unter sein lederndes Hemd gesteckt.

Kaney war dieses Wetter gewohnt, immerhin war er sehr lange Zeit bei Wind und Wetter unterwegs gewesen, und irgendwie mochte er es auch, wenn ihm der Wind den Regen ins Gesicht weht.
Einmal schüttelt er sich, ähnlich wie Garok, und die Tropfen spritzen nach allen Seiten weg, und dabei grinst der Werblütige schelmisch.
"Warte es ab, spätestens wenn wieder eine Dürre kommt, werden alle den Regen wieder herbeibeten."

Immer weiter gehen die Elbin, Werblut, Hund und Pferd in Richtung Talyra. Dabei unterhalten sie sich über jede Menge Dinge, Schilama erzählt, dass sie das Lehrmädchen von Morgana ist, und dass sie während des Feldzuges die Aufsicht über ein ganzes Zelt im Lazarett hatte. Kaney berichtet währenddessen davon, dass er als Späher in der Schlacht mitgezogen ist, und dass er zusammen mit Cleyron - den er eigentlich nur als "einen Kameraden" bezeichnet - das erste Nargenlager ausfindig gemacht hat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 24. März 2004, 22:55 Uhr
Als Kaney vom Wetter erzählt und sich dann kurz schüttelt wie ein Hund, kichert Schilama kurz scherzhaft und wie ein kleines Kind, dass irgendeinen Unsinn angestellt hat. "Da hast du wohl recht, aber hoffen wir mal, dass das Wetter den Bauern hold bleibt und Armitari über sie wacht", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Sie gehen zusammen weiter und erzählten sich voneinander, hauptsächlich über das, was sie auf den Feldzug gemacht haben und sie lauschen einander aufmerksam. "Die Schlacht hat schon einiges verändert, aber wenigstens muss sich jetzt niemand mehr vor den Nargen fürchten und Talyra ist sicher", ihr Gesicht formt sich dabei zu einem Schiefen Lächeln.
Schilama weiß genausogut wie Kaney, dass es nötig war nur sie sieht es wohl noch ein wenig schlimmer, als er, so scheint es zumindest, aber vielleicht liegt das ja auch daran, dass sie sich noch immer um Verwundete der Schlacht kümmert, wogegen er wohl den Feldzug "wirklich" hinter sich hat.

Die Elbin und der Werblütige nähern sich langsam der Stadt und es würde nicht mehr lange dauer bis sie sie erreichen und so wirft sie einen Blick zu Kaney hinüber und sagt mehr als das sie fragt: "Ich schätze, du willst nicht auch noch wieder zur Steinfaust, was?", und ein verschmitztes Lächeln husscht über ihr Gesicht. Wir werden uns aber bestimmt mal wiedersehen Kaney, mag sie den Werblütigen auch noch nicht zu ihren Freunden zählten, so ist er zumindest schon ein Bekannter.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 24. März 2004, 23:17 Uhr
"Nein, zur Steinfaust selber will ich noch nicht. Ich muss noch einige Dinge erledigen. Zum Beispiel einen passenden Platz für mein zukünftiges Heim finden, und meine restlichen Dinge zusammenpacken. Sowas halt.
Außerdem hat Rhordri, der Kastellan, heute und die nächsten Tage noch gengu zu tun, da will ich ihn nicht weiter belästigen, nur damit ich den Eid ablegen kann."
Kaney zuckt kurz mit den Schultern.
"Ich will momentan einfach noch nicht stören."

Schließlich stehen die beiden vor einem der Stadttore von Talyra.
Kaney lächelt die Elbin pitschnass an.
"Dann wünsche ich dir erstmal alles Gute, ich denke, wir sehen uns dann irgendwann mal in der Steinfaust, oder irgendwo anders!"
Und während Schilama mit ihrem Gaul innerhalb der Stadtmauern verschwinden, geht Kaney wieder zurück ins Larisgrün.
Er will sich jetzt wirklich auf die Suche nach einem Ort für sein zukünftiges Heim machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 25. März 2004, 14:21 Uhr
Eigentlich hatte sie ebenso wie die andern ihr Pferd am Zügel hinter dem Wagen her führen wollen, doch Nadir hatte sie in Shurs Sattel gehoben, ehe sie auch nur ein Wort dagegen hatte sagen können. Und in seinen Gedanken, die sie erreichen, liegt bei aller Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldet ein Sanftheit, die sie seine Hand kurz festhalten lässt, als er ihr die Zügel reicht. Ihre Blicke treffen sich, und sie kann spüren was in ihm vorgeht, als habe er seine Gefühle in Worte oder Gedanken gefasst. Du hast jedes Recht, hier zu sein, an meiner Seite zu sein, Diomo. Sie hat die Blicke nicht übersehen, mit denen einige Nadir an ihrer Seite bedacht haben, reservierte, prüfende Blicke, fragende Blicke. Aber Ablehnung oder gar Verachtung, wie bei Thrandar, hatte sie bei niemandem bemerken können. Obwohl er direkt neben ihrem Pferd geht, und sie nur die Hand auszustrecken bräuchte um ihn zu berühren, fühlt sie sich in der Anwesenheit all der Leute, vor allem der Templer und Blaumäntel, als wäre er meilenweit entfernt von ihr, unerreichbar. Und der Gedanke an den letzten Rest des Weges, die endgültige Beisetzung im Hügelgrab, lassen sie frösteln. Nadir hat Recht, sie würde ihre Kraft brauchen, dort am Grab, sie braucht sie schon jetzt, um sich unter der Last der Blicke und Erwartungen an sie und ihr Verhalten aufrecht zu halten. Ein Harnisch aus Disziplin und Höflichkeit... sie muss lächeln. Mit dieser Umschreibung für ihre Haltung gegenüber der Außenwelt, hatte Nadir sie mehr als einmal aus der Reserve gelockt. Sacht tasten ihre Gedanken nach seinen, und sie geben sich gegenseitig Halt. Du bist der Mann, den ich liebe, den ich zum Gemahl will, egal was andere denken oder reden... Shunjalir... ohne dich wüsste ich nicht, wie ich das hier durchstehen soll...

Eine Zeitlang folgen sie in einem schweigsamen Zug dem Wagen mit dem aufgebahrten Leichnam durch das Larisgrün, über einem schmalen Saumpfad, der durch einen Hain aus Nadelbäumen führt und gerade breit genug für den Wagen ist, bis sie schließlich mit ihren Pferden auf eine Lichtung gelangen, die von dichtem Gebüsch umgeben ist. Dichtes Gras bedeckt den Boden, sonst keine Kräuter oder Pflanzen. Der Schnee scheint hier schon länger abgetaut zu sein, denn das Gras ist nicht mehr grau und unförmig, sondern treibt die ersten frischen, grünen Spitzen der Sonne entgegen. Arwens Blick wandert umher, wandert über die kleine Lichtung, die sich vor ihnen öffnet, und die sie vor so vielen Monden schon einmal betreten hat.
Die Lichtung wird begrenzt von drei mächtigen, uralten Trauerweiden, deren Zweige fast bis zum Boden hinab reichen. Ulmar lenkt den Wagen zur Mitte der Lichtung, dort wo sich das Hügelgrab aus dem Boden erhebt. Dunkel und schwer ist die Erde, die den Hügel bedeckt, die ausgestochenen Grassoden hatten nicht gereicht, um ihn gänzlich zu bedecken. Zumindest nicht, ohne sie anderswo auszustechen, und darauf hatten die Bauwerker verzichtet. Die Natur würde sich den Hügel schon in wenigen Wochen mit ihren Gräsern, Moosen, Kräutern und Blüten erobert haben. Dunkel wie ein blickloses Auge wartet der Torbogen, der den Zugang zum Inneren des Hügels stützt. Arwen muss ihren Blick abwenden und sieht kurz zum Himmel hinauf, der noch immer grau und düster  lastet und dessen allesdurchdringender Nieselregen nicht nachlassen will. Wind kommt auf wie ein fernes leises Seufzen, der sanft durch den Wald und über die Lichtung streift, spielt mit einer Strähne, die sich aus Arwens Zopf gelöst hat.

Die Priester, die neben Ulmar auf dem Wagen Platz genommen hatten, steigen herab und heben die Bahre mit dem Templer zusammen mit einigen Blaumänteln vom Wagen, während jene, die dem Toten das letzte Geleit geben ihre Pferden an den Zweigen der Bäume festbinden. So das denn nötig ist, Shur und Nadirs Stute brauchten nicht angebunden zu werden, sie würden ihre Reiter nicht verlassen, Kizumus Pony ebensowenig. Arwens Blick wandert aus dem Schatten der Kapuze ihres Umhangs über ihre Freunde, von denen keiner zurückgeblieben ist, und mit denen sie doch noch kein Wort hatte wechseln können, alle zu befangen angesichts des aufgebahrten Templers und zu sehr gefangen im starren Korsett der Trauerzeremonie. Kurz bleiben ihre Augen an Caewlin hängen, dessen Anblick Nadir, bei aller äußerlichen Gelassenheit, so aus der Fassung gebracht hatte, und dem man die Anstregungen des Feldzuges noch ansehen kann. Dann an Raven, die sich von allen ihren Freunden am unwohlsten zu fühlen scheint. Sol, der grimmiger dreinschaut als je zuvor und ein dunkel verhülltes Paket mit sich unter seinem Mantel trägt. Ich wünschte, der Anlass für das Zusammentreffen von uns allen wäre nicht diese Totenfeier...

Die Bahre wird ein letztes Mal abgesetzt, ehe sie endgültig ihren Platz im Grab findet, direkt vor der nachtdunklen Graböffnung. Ein letztes Mal wird das Zeichen seiner Göttin mit Totenöl auf Falcons Stirn gezeichnet. Der kurze Druck seiner Hand gibt Arwen etwas Ruhe zurück, ehe sie sich von Nadirs Seite löst und an den toten Elben herantritt, hochaufgerichtet und bei allem Ringen um Selbstbeherrschung mit nur mühsam zurückgehaltenen Tränen in den Augen. Eine einzelne Blüte legt sie auf die Brust des Elben, eine einzelne Sithechrose aus dem Garten von Vinyamar, und daneben ein kleines Bündel aus schwarzer Seide. Die beiden silbernen Ringe wie Efeuranken darin eingeschlagen, zusammen mit edm Siegelring des Hauses Lyr'Aris, den sie für kurze Zeit getragen hatte. "Mögest du in den Hallen Sithechs den Frieden finden, den du gesucht hast." Sie dreht sich um und kehrt zurück an ihren Platz neben Nadir, vermeidet es dabei irgendjemanden anszusehen, und fleht stumm zu den Göttern, dass all das hier endlich vorbei sein möge. Und dass sie mit Niniane reden kann, denn die Worte der Waldläuferin lassen sie auf eine beunruhigende Weise nicht mehr los > Es gibt da etwas, von dem du erfahren solltest. Was Falcon erzählt hat in jener Nacht, als er am Baum war..< Was hatte er Niniane erzählt, dass in deren Gedanken solche ...Befangenheit?... mitgeklungen hatte?

Ehe nun der Leichnam endgültig zu Grabe getragen wird, treten auch die Priester von der Bahre zurück, damit jene, die wollen, herantreten können um Abschied zu nehmen oder dem Toten einen letzten Gruß zu entrichten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 25. März 2004, 16:20 Uhr
Der Nieselregen will nicht aufhöern und der Himmel bleibt wolkenverhangen. Ihr Umhang hält das gröbste ab, doch dringt die in der Luft hängende Feuchtigkeit auch unter den Umhang. Morgana ist froh, dass sie auf Prins reiten kann, der Weg wäre wirklich zu anstrengend für sie geworden. Als sie die Lichtung betreten, zieht ein Schauer über ihre Haut, der nicht nur von der Kälte herrührt. Der Anblick des offenen Grabhügels macht ihr letzendlich auch bewusst, wie vergänglich auch ihr Leben ist. Dies ist nun schon die dritte Beerdigung, die sie hier in Talyra erlebt und alle drei sind sehr unterschiedlich gewesen. Sie steigt von Prins ab und dann treten sie zu den Anderen. Morgana beoabchtet die Zeremonie schweigend und kämpft mit den vielen intensiven Gefühlen, die auf sie einströmen. Sonst kann sie sich gut dagegen abschirmen, aber seitdem sie schwanger ist, geht es nicht mehr so gut.

Schliesslich tritt Arwen an den Leichnam Falcons und legt eine Blüte auf ihn. Morgana fällt siedend heiss ein, dass sie nicht an eine Grabbeigabe gedacht hat und sie blickt sich kurz um. Einige Schritt hinter ihr stehen Schneeglöckchen. Langsam tritt sie einige Schritte zurück und pflückt einige der zarten weissen Blüten. Die ersten Frühjahrsboten sollten Falcon in Sitechs Reich begleiten. Sie tritt wieder zu der Trauergemeinde. Sie würde noch nicht zu dem Leichnam gehen, und lässt anderen, die Falcon besser gekannt haben den Vortritt. Noch immer schweigen alle und die Tropfen Regenwasser, die sich in ihrem Haar gesammelt haben rinnen ihr langsam das Gesicht herunter. Eine einzelne Träne vermischt sich mit ihnen, denn egal ob sie Falcon gut gekannt hat oder nicht, so denkt sie immer noch, das sein Tod nicht von Nöten gewesen wäre.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Sol am 25. März 2004, 20:32 Uhr
Der Weg vom Tempel bis zu Falcons Hügelgrab im Larisgrün ist lang, doch keiner der Erschienenen ließ sich davon in irgendeiner Form abhalten. Stumm zieht der Trauerzug den von Nadelbäumen gesäumten Weg in den Wald hinein; nur durch das Knarzen des Wagens und die Schritte auf der feuchten Erde wird die fast gespenstische Stille unterbrochen während in Sols Kopf noch immer die Eindrücke der Zeremonie am Tempel herumschwirren. Als Zwerg war es ihm noch nie vergönnt an einer elbischen Trauerfeier teilzunehmen, und nach seiner Überzeugung ist diese eine auch genug für den Rest seines Lebens - einen Freund trägt man ungern zu Grabe.

Die Geschehnisse am Tempel, allen voran das Klagelied für den Gefallenen in das auch Arwen, Niniane und Kizumu mit eingestimmt hatten, hallen noch immer in seinen Ohren nach, als der Zug den mächtigen Grabhügel erreicht und langsam zum stehen kommt.  Ein guter Ort um begraben zu sein... Staunend, aber nach außen hin noch immer grimmig, blickt er sich auf der von drei Trauerweiden umkränzten Lichtung um, während Falcons Bahre ein letztes Mal abgesetzt wird. Schon jetzt, bei Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel weckt die Lichtung in Sol Gefühle von Ehrfurcht und Würde, so dass er sich die Majestät dieses magischen Ortes bei besserem Wetter und einfacheren Umständen kaum vorzustellen wagt. Ein 'wirklich' guter Ort um begraben zu sein...

Inzwischen hat sich auch die allgemeine Unruhe, die bei der Ankunft hier für einige Momente entstanden war, gelegt und der Zwerg wartet gebannt darauf wie es nun weitergeht. Eine kurze Weile geschieht gar nichts, dann tritt Arwen nach vorne um sich von Falcon zu verabschieden. Sol kann nicht genau erkennen, was sie tut, doch ihre unsicheren Bewegungen vermögen, selbst für einen Zwerg, Bände zu sprechen. Mit den Tränen kämpfend, wie Sol scheint, kehrt sie an ihren Platz neben den Elben Nadir zurück und lässt die gespenstische Stille, die nur hin und wieder durch das Säuseln des Windes unterbrochen wird, zurückkehren. Kaum einer rührt sich, es scheint jeder wolle dem anderen den Vortritt lassen, so dass Sol nach einigen Momenten gebannten Schweigens seinen Umhang abnimmt und mit einem der beiden Schwerter in Händen sich langsam der Bahre nähert. Er ist sich nicht sicher, ob das, was er da tut das Richtige ist, doch ist ihm die elbische Etikette im Moment mehr als egal, so dass er in seinem silbernen Kettenhemd bald neben Falcon steht. Das Grau des Himmels weiß sich gut auf den blankpolierten Ringen zu spiegeln und lässt den eigentlichen Glanz, stumpf, aber dem Augenblick angemessen erscheinen. Winzige Wassertröpfchen lassen sich auf dem Zwerg nieder während dieser Falcon Lyr'Aris zum wohl allerletzten Mal mustert. Er wundert sich ein wenig über den guten Zustand des Kriegers und wenn er es nicht genau wüsste, so könnte man denken, dass der blasshäutige Elb nur schliefe - natürlich äußert sich keiner dieser und ähnlicher Gedanken in Sols versteinerter Miene.

"Hier also soll es enden" spricht er halblaut vor sich hin, als er die feine damaszener Klinge in seinen Händen, aus ihrer Scheide zieht. Wortlos hält er sie aufrecht vor sich und beschaut ein letztes Mal die zarten Bilder - Schlachten aus längst vergangenen Zeiten, wie man meinen mag - auf der Klinge, den Knauf in Form eines Drachenkopfes und die Parierstange in Form zweier Drachenflügel. "Es war mir eine Ehre, dass ich mich deinen Freund nennen durfte", fährt er nur wenig lauter fort "und ich hoffe, dass du im Tod den Frieden findest, der dir vom Leben nicht vergönnt war." Der Zwerg senkt die Klinge und legt sie samt der Scheide an die Füße des Elben bevor er dort mit gefalteten, aber ebenfalls gesenkten Händen noch einige wenige Zeilen - für alle Anwesenden als Gebet unverkennbar - in der Sprache des Erdvolkes spricht. Nach einigen weiteren Sekunden andachtsvollen Schweigens und mit sichtbar traurigem Gesicht, in dem ein scharfes elbisches Auge eine kleine Träne entdecken kann, kehrt dann er langsam stapfend zu den Anderen zurück.
Ruhe in Frieden, Falcon Lyr'Aris.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Calyra am 25. März 2004, 21:54 Uhr
Selbst der Himmel weint... Ihr Weg führt sie aus der Stadt heraus  ins nebelverhangene Larisgrün hinein und endet schließlich auf einer Lichtung, die dicht mit grünem Gras bewachsen ist, und von drei mächtigen, alten Trauerweiden bewacht wird. Vor den Bäumen, in ihrer Mitte, wölbt sich ein frischer Grabhügel. Die Luft schmeckt nach Regenkühle und schwarzer Erde und irgendwo ruft hoch und hohl ein Vogel. Ein einsames Lied, dessen Widerhall sagt: sterben, sterben... Sie hatte Raven ebenso herzlich wie Caewlin begrüßt, und auch all die anderen, die sie schon so lange nicht mehr getroffen hatte - aber jede weitere Wiedersehensfreude war sehr rasch vom Grund ihres Zusammenkommens gedämpft worden. Sie hatte sich also darauf beschränkt, allen lächelnd zuzunicken und ihre Hände kurz zu drücken, so weit sie in Reichweite waren, aber wenigstens Raven kurz zu umarmen, hatte sie sich nicht nehmen lassen.

Nun stehen sie hier und die dunkle Öffnung in der aufgeschichteten Wand des Grabes gähnt ihnen entgegen wie eine offene Wunde, ein schwarzes, tiefes Loch im Leib der Erde. Plötzlich ist ihr kalt. Und was ist, wenn der Elb alles beobachtet? Bei dem Gedanken überläuft es sie noch kälter und sie sucht Zuflucht in Caewlins Wärme. Er legt ihr den Arm um die Schultern und hüllt sie in seinen Umhang. Wenn er von Sithechs Hallen aus zusieht? Siehst du uns, Falcon Silberstern?
Arwen, die den Regen wie Juwelen im Haar trägt, tritt als erste vor, um von dem Toten ein letztes Mal Abschied zu nehmen, nachdem die Priester  sich noch einmal an ihm zu schaffen gemacht hatten. Einen Moment kann sie die grüngrau gekleideten Anukisdiener fast vor sich sehen, wie sie Falcon, ihren einzigen Templer in Talyra, die letzte Ehre erwiesen und ihn dabei umschwärmt hatten wie Ameisen eine abgestürzte Libelle.

Arwen legt Falcon irgendetwas auf die Brust, aber was kann sie nicht sehen, und kehrt dann an Nadirs Seite zurück. Ihr Gesicht ist so weiß wie Schnee. Da niemand Anstalten macht, als nächster vorzutreten, tut es schließlich Sol und vom Anblick des trauernden Zwergen neben Falcons Bahre sind alle ergriffen, selbst Caewlin neben ihr, sie kann es spüren. Sie nimmt Caewlins Hand und als der Zwerg sich wieder in die Reihen der Trauergäste einreiht, gehen sie die wenigen Schritte bis zu Falcons Leichnam gemeinsam. Caewlin hatte ihr erzählt, wie die Narge ihn zugerichtet hatten, doch nun sieht man ihm nichts mehr davon an... zumindest seinem Gesicht nicht. Seine Haut ist bleich, aber seine Miene friedvoll... ruhig und irgendwie... erlöst. Arwen hatte ihm eine Sithechrose gebracht, sie glaubt nicht, daß die Blume von Sol ist, und sie legt die zarten Krokusblüten in tiefem Violett dazu, die sie bisher unter dem Schutz ihres Umhangs getragen hatte, während Caewlin eine Weile nur schweigend auf das Gesicht des Templers hinabsieht. Sie steht befangen neben ihm und weiß nicht, wie sie Abschied nehmen soll. Schließlich nickt Caewlin ihr kaum merklich zu und sie wenden sich ab, und kehren wieder zu den anderen zurück.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 25. März 2004, 22:07 Uhr
Der Weg durch das Larisgrün ist beschwerlich und die schmalen Pfade matschig und mit Pfützen übersät, so dass der Wagen, der Falcons aufgebahrten Leichnam trägt, mehr als nur einmal ins Schlingern gerät. Nur langsam kommt die Prozession, die inzwischen auf eine stattliche Anzahl an Fußvolk und Reitern angewachsen ist, hinter dem Wagen voran. Seine schweren, eisenbeschlagenen Räder hinterlassen tiefe Rinnen im aufgeweichten Boden, durch die sich der ganze Trauerzug im Gefolge des Gespanns quält, wobei Raven sich wünscht, dass sie am Morgen doch den Braunen gesattelt hätte. Die weichen Elbenstiefel sind mittlerweile bis zu den Knöcheln mit brackigem Wasser beschmutzt und der Saum ihres Umhanges tropft vom Regen. Mottenfaenger, der mit undurchdringlicher Miene neben ihr herstapft, sieht nicht viel besser aus

Noch immer fragt Raven sich, wohin der seltsame Zug sie führen und was mit dem Leichnam des Elben geschehen wird. Sie hat wenig Ahnung von elbischen Gebräuchen und Zeremonien und die leisen Klagegesänge, die Arwen und Niniane während der Wanderung anstimmen, klingen in ihren Ohren fremd und hallen düster durch das stille Larisgrün. Bis auf die Gesänge bewegt sich der ganze Zug in bleiernem Schweigen und erst nach längerer Zeit erreichen sie schließlich ihr Ziel mitten in den Tiefen des Waldes.

Die Lichtung mit den drei Weiden ist ihr wohlbekannt, ebenso wie ihrem Gefährten, der hier im Larisgrün jeden Baum und jeden Strauch kennt. Mit leiser Verwunderung betrachtet Raven  deshalb den gewaltigen Grabhügel in der Mitte der Lichtung, der mit seiner dunklen, regenfeuchten Erde wie eine frisch aufgerissene Wunde inmitten der Grasfläche prangt. Sie wirft Mottenfaenger einen verwirrten Seitenblick zu, vermag an seinen Zügen jedoch nicht zu erkennen, was er von der Sache hält. Mag sein, dass ich wenig von elbischen Bräuchen verstehe, denkt sie bei sich, aber ich hätte doch angenommen, dass sie als Kinder der Natur wenigstens ihm als Hüter des Waldes von ihrem Vorhaben berichten und Eas Segen erbitten, bevor sie dem Wald und der Erde solche Wunden zufügen.

Aber sie kommt nicht dazu, den Gedanken weiter auszuführen und es ist auch nicht der rechte Augenblick für solche Dinge. Am Grabhügel scheint nun offensichtlich ein weiterer Teil der komplizierten Zeremonie zu beginnen, der ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zieht. Schweigend beobachten sie, wie die Bahre mit dem Leichnam vorsichtig abgesetzt wird und die Priester leise Gesänge anstimmen und Gebete murmeln, während Arwen zu ihrem toten Gefährten tritt. Aus der Entfernung können sie nur ihren bebenden Rücken sehen und als die Elbin nach einer Weile geisterbleich von der Bahre zurücktritt, huscht ein Raunen durch die Menge der Trauergäste. Unsicher blickt Raven sich um, weil sie die elbischen Gebräuche nicht kennt und nicht weiss, was nun zu tun ist.

Nur Sol fasst sich unerschrocken ein Herz, löst sich aus der Menge und schreitet nach vorne, um dem Templer seine letzte Aufwartung zu machen, während Arwen sichtlich erschüttert die Nähe des blauhaarigen Elben sucht. Nachdem der Zwergenschmied den Anfang gemacht hat, folgen ihm Calyra und Caewlin und dann zögernd einer nach dem anderen, manche mit Grabbeigaben, die sie mitgebracht haben, andere wiederum mit leeren Händen. Raven dagegen tritt einen Schritt zurück in den Schutz der Bäume, die den Rand der Lichtung säumen. "Ich .... ich glaube, ich möchte ihn nicht noch einmal ansehen, nicht so", murmelt sie mit rauer Stimme, als sie Mottenfaengers fragenden Blick spürt. "Lieber möchte ich ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn gekannt habe und aus der Ferne Abschied von ihm nehmen. Aber geh ruhig, ich bleibe einstweilen hier."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kizumu am 26. März 2004, 11:46 Uhr
Der Weg vergeht beinahe schweigend, jeder hat mit seinen Gedanken und dem schlammigen Weg zu tun. Kizumu führt Prins an der Trense und ist ein wenig erleichtert, dass Morgana wieder auf dessen Rücken sitzt. Mit leisem Vergnügen hatte sie beobachtet, wie Nadir Arwen auf ihren Hengst gesetzt hatte. Er macht sich Sorgen um sie.. und das Kind? Bei der Erinnerung an ihre kleine Vision an den Feuern des Heerlagers entringt sich ihrer Kehle ein Seufzen, doch sie drängt all das beiseite und konzentriert sich wieder auf den Weg.
Die Lichtung die sie schließlich erreichen strahlt eine ungeheure Ruhe und Würde aus. Der offene, schwarze Eingang des Grabhügels versetzt ihr einen kleinen, schmerzhaften Stich und ihre Gedanken wandern zwischen dem toten Templer, der nun dort seine letzte Ruhe finden soll zu ihrem Gespräch mit Olyvar vom Vortag zurück. Prins tritt gemeinsam mit Arwen und Nadirs Pferden einfach ein Stück beiseite und Morgana hält sich noch immer dicht an ihrer Seite. Während sie beobachtet, wie erst Arwen, dann Sol, der in seiner Trauer ein zu Tränen rührendes Bild abgibt und schließlich Calyra und Caewlin an die Bahre treten um Abschied zu nehmen, geistert vor ihrem Inneren Auge ein anderes Begräbnis herum. Ihr Blick irrt über ihre Freunde, über die Blaumäntel die ihnen auch bis hierhin gefolgt waren, über die Priester die still und mit würdevollen Mienen etwas abseit stehen und findet schließlich was er sucht. Gavin von Tarascon steht, von einigen Templern umgeben, mit unbewegter Miene nur wenige Meter von ihr entfernt und auch wenn die große Ähnlichkeit mit seinem Sohn und die Spuren des Alters in seinem Gesicht sie erschrecken, ist es doch ein wenig als wäre Olyvar hier an ihrer Seite.
Aus dem Augenwinkel bemerkt sie, dass Morgana zum Rand der Lichtung tritt, einige erste Frühlingsblumen pflückt und dann wieder an ihre Seite zurückkehrt. Die Elbin wendet sich leicht zu der Frau um, deutet mit dem Kopf in die Richtung der Bahre und versucht ein kleines Lächeln. "Wollen wir gemeinsam gehen?" Morgana nickt, reicht ihr eine der zarten Pflanzen und als sich schließlich wieder eine etwas längere Pause bildet, treten die beiden Frauen vor.

Mit wenigen Schritten haben sie Falcon erreicht. Sie hatte gehört, was die Männer der Steinfaust über seinen Tod gesagt hatten und sie sieht mit Erstaunen, dass sein Gesicht beinahe ohne Spuren ist. Als würde er nur schlafen.. Ein Kloß steigt in ihrem Hals auf und sie blinzelt die Tränen die in ihren Augen aufsteigen fort. Sie hatte den Elben nicht so gut gekannt, um zu sagen, sie hätte ihn gekannt, aber sie hatten gemeinsam Dinge erlebt, die sie, die ganze Gruppe zusammengeschweißt hatten. Ich hoffe du hast das gefunden, was du gesucht hast, Falcon. Finde deinen Frieden. Neben sich hört sie Morganas Stimme die in einer ihr fremden Sprache etwas spricht, dass sich unschwer als Gebet erkennen lässt. Beinahe gleichzeitig legen die beiden Frauen die Schneeglöckchen auf den Leichnam des Elben, umrahmen mit ihren und Calyras Blumen die einzelne Sithechrose auf seiner Brust und treten dann mit gesenktem Blick zurück.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 26. März 2004, 15:58 Uhr
Still hatte sie zugesehen wie Sol zu Falcon ging und trotz der eisernen Maske, die der Zwerg auf sein Gesicht gelegt hatte, merkte man ihm die Trauer an.Caewlin und Calyra verabschieden sich danach von Falcon und auch ihnen sieht man die Trauer deutlich an. Dann spricht Kizumu sie leise an, ob sie zusammen gehen möchten. Morgana nickt und ist Kizumu dankbar dafür. Sie hasst den Tod, für sie als Heilerin war er schon immer der schlimmste Feind, weil sie so oft gegen ihn kämpfen musste, um einen Patienten nicht zu verlieren. Der Tod war für sie oft eine Niederlage, weil ihr Können und Wissen nicht ausreichend gewesen war, sie weiss das der Tod unumgänglich ist, doch das heisst nicht, das sie sich damit abfindet. Langsam gehen die beiden hinüber zu dem aufgebahrten Leichnam. Falcons Gesicht wirkt wächsern, aber man sieht ihm den Kampf nicht an. Morgana gibt Kizumu einige der Schneeglöckchen und fast wie ganz von selber finden die Worte ihre Bahn.

Sie spricht ein Totengebet in der alten Sprache und während sie spricht laufen nun doch wenige Tränen über ihre Wangen. Zusammen legt sie mit Kizumu die Blumen auf Falcons Brust. Ihr Gebet ist zu Ende und sie verabschiedet sich von dem Templer.Was immer euch dazu getrieben hat, Falcon Lyr'aris, ihr habt diesen Weg aus freien Stücken gewählt und ich hoffe ihr findet Ruhe und Frieden, dort wo ihr nun hingeht. Mit einer raschen Handbewegung wischt sie sich die Tränen und die Regentropfen von den Wangen, wirft noch einen letzten Blick auf Falcon und dreht sich dann herum. Mit gesenktem Kopf geht sie zusammen mit Kizumu zu der Stelle zurück, an der sie eben gestanden haben.

Als sie wieder aufblickt bemerkt sie Raven, die sich zurückgezogen hat. Ein kurzes verstehendes Lächeln huscht über ihr Gesicht als sich Ravens und ihr Blick treffen. Doch das Lächeln verschwindet schnell wieder, es kommt ihr selber fehl am Platz vor und so dreht sie sich wieder vom Waldrand weg und schaut auf das Hügelgrab, das wie ein hungriges Tier seinen Mund weit geöffnet hat und nur darauf wartet, das zu verschlingen, was man vor es hingestellt hat. Morgana schaudert es bei dem Gedanken und ihr Blick wandert zu den drei grossen Weiden, die wie Wächter am Grab stehen.

Ihre Zweige hängen tief herab, durch den Regen noch mehr zum Boden gezwungen als sonst und sie wirken wie betrübt dreinschauende alte Riesen, die ihre Schultern hängen lassen, um den Toten zu betrauern. Auch dieser Anblick gefällt ihr nicht wirklich und so richtet sie ihren Blick schliesslich auf den Boden. Einige Strähnen ihres Haares, welches mittlerweile vollkommen durchnässt ist, haben sich aus dem Kranz gelöst und bleiben an ihrer nassen Wange kleben. Ein willkommener Anlass für sie, um sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht zu wischen, welche sich doch wieder ihren Weg gebahnt haben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 26. März 2004, 21:43 Uhr
Wissend nickt der Druide Raven zu, glaubt er doch ihre Gedanken beinahe erraten zu haben. Es war schon immer ein filligranes Gleichgewicht, das die Druiden zu hüten bemüht sind, ein Geben und Nehmen, dessen Verwicklungen und Kompromisse den diplomatischen Spielen zwischen Königreichen oder Handelspartnern ähnlicher sind, als so mancher Waldhüter wahr haben möchte. Elben, Menschen, Zwerge und die meisten anderen Völker hoben schon immer Gräber aus, um ihre Toten zu bestatten, und wer war Mottenfaenger, es ihnen zu verbieten?
Mit einem Kopfschütteln, als verscheuche er eine Fliege, schiebt er die Grübeleien beiseite und widmet sich wieder dem Trauerzug.

Geduldig schaut er zu, wie zunächst Arwen, daraufhin Sol, gefolgt von Caewlin und Calyra sowie danach Morgana und Kizumu an den Grabhügel treten, um vom Templer Abschied zu nehmen. Von der möchtigen Trauerweiden am Rande der Lichtung tropft der Regen, was ihnen einen beinah beängstigend lebendigen Ausdruck gibt, ganz so als wüssten sie, wer da zu Grabe getragen wird und weinten zusammen mit dessen Gefährten um ihn.
Schließlich wechselt er mit Raven einen Blick, drückt ein letztes Mal ihre Hand, und geht dann selbst voran, um dem Templer ein letztes Lebewohl zu sagen.

Als wohl einzigem aus der Trauergesellschaft huscht der Anflug eines Lächeln über Mottenfaengers Züge, als er vor Falcon tritt. Ruhig wandert sein Blick von den Grabbeigaben der Übrigen hinauf zum Gesicht des Templers und schließlich zur Graböffnung, die sich hinter der Bahre auftut. Zwar kannte er Falcon nicht gut genug, um ihn seinen Freund nennen zu können, dennoch trauert er um ihn - wenn auch auf seine eigene Art. Er weiß, dass Raven ein weitaus besseres Verhältnis zu Falcon hatte, plötzlich fällt ihm wieder das Schießturnier ein, bei dem sie mit seinem Bogen gewonnen hatte. Im Stillen lässt er diese und noch andere Begegnungen mit dem Templer Revue passieren, bevor er sich nach einem geflüstertem "Mögest Du Frieden finden" von ihm abwendet und wieder neben seine Gefährtin tritt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 26. März 2004, 21:58 Uhr
Leise Gebete begleiten die ruhigen Bewegungen der grüngewandeten Priester, als sie das Banner Talyras nun, nachdem auch der letzte von Falcon Silberstern Abschied genommen hat, ganz über den Toten ziehen und geweihtes Wasser darüber sprühen. Zwölfmal. Für jede der Mächte, und bei jedem Mal singen sie den Namen des Gottes, beginnend mit Shenrah, dem allsehenden Auge und endend mit Sithech, dem Herrn über Tod und Winter. Ein an- und abschwellender Gesang, der fließend wie ein seichter Bach in die Totenklage übergeht, als sie die Bahre wieder aufheben und nun endgültig auf ihren Platz innerhalb des Grabes bringen.
Respektvolles Schweigen hat über der Lichtung gelegen, als alle dem Ritus mit den Augen gefolgt sind. Auch jetzt kommt kein Laut von den Elb, Mensch und Zwerg, die im Halbkreis um das Grab herum stehen, selbst die Tiere und der Wald scheinen zu schweigen. Stumm sind auch die Lippen Arwens, die sich mit den Worten der elbischen Totenklage bewegen.

Es dauert nicht lange, bis die beiden Priester das Grab wieder verlassen und zwei Männer in der Tracht der Baumeister zu ihnen treten, die sich bisher diskret im Hintergrund gehalten haben. Gemeinsam schieben sie einen letzen, großen Stein vor die Öffnung. Eine glatt behauene Platte, die mit einem leise schleifenden Geräusch in eine Vertiefung gleitet und das Grab sicher gegen wilde Tiere und anderes verschließt. Das Zeichen Anukis' prangt deutlich sichtbar auf der Platte, flankiert von den beiden Wolfsköpfen und darunter, in den Schriftzeichen der Elben und denen der Menschen, steht zu lesen, wer hier seine letzte Ruhe fand: Falcon Lyr'Aris, Lord der Shida'Ya aus dem Mondsichelgebirge, Templer der Anukis, gefallen in der Schlacht von Liam Cailidh.

Arwens Hand sucht nach der Nadirs, findet sie in den Falten seines Umhanges und verschlingt ihre Finger mit seinen. Sie hat hier gerade mehr begraben, als nur den Freund und Bruder aus Kindertagen. Ein Teil ihres Lebens und ihrer Vergangenheit ist mit dem Elben begraben worden. Kurz sucht Arwens Blick den seinen, findet ihn und hält sich für einen endlosen Moment daran fest, ehe sie tief durchatmet und dann zu singen beginnt. Leise erst, doch ihre Stimme, silberhell in der klaren Waldluft, gewinnt mit jedem Wort an Kraft ohen lauter zu werden, schwebt über dem Grab, über der Lichtung und scheint vom Wind getragen zu werden. Ihr letzter Gruß an einen Templer ihrer Göttin, der auch ihr Bruder war.

" Yi sorionvarl te Dar îr ta Anar
Ta Roha calat in vendis
Ta Pares ailsuniot îr ciamat ten Anmen
khorveniot ayin ten Yeldala te Roha
îr  Oloyaes ten Anar inniot faciû
îr te Oloyaes ten Anmen inniot ail ti

Îr aiwe dunlecunas
tines pare calat in vendis
caladat îr ciamat ten Anmen
khorveniot ayin isqualen yeldaliortit
îr ca te Anar Roha firnat calaer
îr ca te Anar Roha iite firnat calaer
" *)


Als der letzte Ton verklingt, weiß sie, was Nadir gemeint hatte, als er sagte, sie würde ihre Kraft am Grab brauchen. Sie fühlt sich seltsam leer, wie ausgelaugt, und es zehrt an ihr, die Blicke der anderen auf sich zu spüren, mal mehr mal weniger offen, die Frage in den Augen so mancher Templer und Stadtwachen, wie die Witwe des Elben trauern würde. Und so aufrecht sie sich auch hält, und so unbewegst ihr Gesicht auch bei aller Blässe sein mag, es gelingt Arwen nur schwer, ihre Tränen zu beherrschen. Sie hat nur noch einen Wunsch, dass das alles hier vorbei sein möge.


----------------------------------------------------------

How Beatiful the Day and night;
the earth is singing in the wind,
the voices rise and touch the sky
telling all the earth's beleiving,
and in the night sighs fall down,
and from the skies sighs fall down on you

And when you move away from view
your voice is singing in the wind.
it rises up to touch the sky
telling all what you believed in
and from the night earth shall sing
and from the night earth shall sing again.

(frei nach Enya)


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Cron am 28. März 2004, 15:40 Uhr
Niniane und er sind nicht noch einmal vorgetreten, um Falcon ein letztes Mal zu sehen. Er hätte sie begleitet, wäre sie gegangen, aber sie bleibt still auf ihrem Platz stehen und schüttelt nur kaum merklich den Kopf, während die meisten der anderen noch einmal Abschied nehmen. Der Elb erhält bis auf sein Schwert und einige Blumen keine Grabbeigaben. In Normand wäre einem gefallenen Fürsten  viel auf seine letzte Reise mitgegeben worden - kleine Geschenke als Zeichen der Liebe und Wertschätzung von seinem Gefolge und der Dienerschaft, wertvollere Grabbeigaben und besondere Kostbarkeiten von den Adelshäusern und Sippen, die ihm und seinem Haus verschworen gewesen waren. Uneingeladen und kalt ziehen die Bilder der Schlacht durch seine Gedanken. Für einen Augenblick ist er wieder in einer Nacht voller Feuer, schwarzem Rauch, Tod, Blut und Gemetzel. Er erinnert sich an die schwarze Wut in seinem Inneren, als er Falcon und seine Bogenschützen von ihrem sicheren Horst auf den Turmzinnen aus gesehen hatte... Auflegen... Spannen... Schuß... während hinter den Wehrgängen und den brennenden Palisaden Liam Cailidhs seine eigenen Männer - und die Templer unter Lord Calmar - gefallen waren wie die Fliegen. Sie haben uns geschlachtet und Falcon stand mit seinen Bogenschützen auf den Türmen... Auflegen... Spannen... Schuß... Er hatte Arwen kein Wort davon erzählt. Und dann war der Templer aufgetaucht, sauber und unversehrt, geradezu elegant mitten unter seinen eigenen erschöpften, blutenden Leuten. Nicht einmal sein Umhang war zerknittert. Er  hatte sich wie eine strahlende Heilsgestalt hinter der Ausfallpforte zentriert, als die Schlacht sich bereits ihrem Ende geneigt hatte -  und Cron hatte ihm dafür die Faust ins Gesicht geschlagen. Auch das hast du Arwen nicht erzählt...  Noch einmal hört er sich durch grünes Feuer und schwarzen Rauch und den Gestank von brennendem Fleisch und Blut >Speerspitze!< Befehlen und hört Ukkos Krakelen vor sich im Sattel. Der Gnom hatte sich mit einer Hand in Donners Mähne gekrallt und mit der anderen seinen Dolch umklammert.Wir zeigen's ihnen, Croni. Los komm, wir machen sie alle, alle meine ich. Alle miteinander alle, los, worauf wartest du? Sagenhafte Prügelei, komm schon... Irgendwie hatte ihn das im Sattel und bei Besinnung gehalten. >Formt einen Keil. Hier hinaus und dann nach links auf den Dammweg!< Hatte er gesagt und einer der Männer, ob einer seiner Blaumäntel oder ein abgekämpfter Templer weiß er gar nicht mehr, hatte eingewandt: >Mylord, auf dem Dammweg wimmelt es nur so von ihnen!< Er hatte nur erwidert:  >Genau.<  und dann waren sie geritten.

Er hatte nicht darauf geachtet, ob Falcon und das letzte Templerhäufchen sich dem Ausfall angeschlossen hatte oder nicht - bis der Templer hinter ihnen auf dem Dammweg mitten in die größte Nargenstandarte unter dem Königsturm von Liam Cailidh hineingeprescht war. Cron hatte sich nach Falcon heiser gebrüllt, aber der hatte nicht reagiert, und so war ihm und seinen Männern nichts anderes übrig geblieben, als dem Templer zu folgen. Und während sie unterhalb der Festungsmauern entlang gedonnert waren, ohnmächtig und hilflos, wohl wissend, daß sie viel zu spät kommen würden, um noch irgendetwas zu retten, hatten sie die Templer in ihren weißen Waffenröcken und weißen Umhängen durchbrechen, fallen und sterben sehen - kleine, fahle Gespenster zu Pferd inmitten des brüllenden Infernos aus Nacht, Rauch und riesigen Schuppenleibern. Die Nargenstandarte war gefallen, aber jeder einzelne Tempelritter hatte dafür mit dem Tod bezahlt, und als Cron mit seinen Reitern dort angelangt war, hatten sie nichts mehr als ein schreiendes Durcheinander von sterbenden Nargen, zerhackten Rittern und kreischenden Pferden vorgefunden. Er weiß noch, daß er eine halbe Ewigkeit nach Falcons Leichnam gesucht hatte... und wie übel er zugerichtet worden war. Doch jetzt... selbst von hier kann er sehen, daß die Priester im Tempel ganze Arbeit geleistet hatten, um Falcon herzurichten. Bleicher als frischgefallener Schnee sieht das Gesicht des Toten streng und maskenhaft, aber dennoch voller schlafenden Lebens aus. Cron versucht, jeden Gedanken an Liam Cailidh zu verbannen und andere Erinnerungen an Falcon heraufzubeschwören... und hat das nagende, merkwürdige Gefühl, die Trauer sei ein Geschenk, das er sich verdienen müsse. Er denkt an jenen Tag, als er Falcon bei Ninianes Baum getroffen hatte, wie sie in der Sonne gesessen waren und über Normand und die Lange Mauer gesprochen hatten... an jenen Nachmittag im Harfengarten, als er mit dem Elben im Feuerwein ertrunken war... an den Abend seiner Hochzeit. Aber all die guten Bilder, die er von Falcon in seiner Erinnerung hat, werden überlagert vom Schatten eines schreiend in den Tod reitenden Mannes. Dann kommt der Augenblick, da das Grab verschlossen wird und Niniane übersetzt ihm mit beinahe lautlosem Flüstern die Bedeutung von Arwens letzten Klagelied, während die Stimme der Elbin über die Lichtung davon schwebt.
Die Männer, welche das Grab geschlossen und die Platte gesetzt hatten, kehren der Trauergesellschaft mit betretenem Schweigen den Rücken, die Priester sprechen ein letztes Gebet und machen sich auf den Weg zurück in den Anukistempel, die Blaumäntel um Vareyar und Gavin von Tarascon bleiben noch, ein loser Kreis hinter ihnen und Falcons engeren Freunden. Schweigen breitet sich aus und als er aufblickt, kann er in den Gesichtern ringsum nichts als Trauer erkennen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 28. März 2004, 17:09 Uhr
Nach und nach haben viele von Falcons Freunden an seinem Grab Abschied von ihm genommen, auch Mottenfaenger war an den aufgebahrten Leichnam herangetreten und hatte dort einen Augenblick verweilt. Als er nun wieder zurückkehrt, beobachten sie schweigend die weitere Prozession und das Einsetzen der massiven Steinplatte in den Grabhügel, dessen Erde nass und fast schwarz vom Regen ist. Jeder in der Runde hängt eigenen, schwermütigen Gedanken nach und in dem mit Trauer angefüllten Schweigen klingt das Knarren der Wagenräder wie ein Echo der elbischen Klagelieder, als die Priester mit dem Wagen von der Lichtung verschwinden.

Erinnerungen tauchen vor Ravens innerem Auge auf, Erinnerungen an die letzten beiden Jahre, die sie Falcon gekannt hatte - viel zu wenig gekannt, wie sie nun weiss. Erinnerungen an laute und heftige Streitgespräche ebenso wie an die angenehmeren Momente einer sonderbaren Freundschaft, an gemeinsam ausgestandene Gefahren genauso wie an fröhliche Abende, die sie gemeinsam mit ihm und Arwen verbracht hatten. Ravens Blick wandert zu der Elbin hinüber. Wie sie sich wohl nun fühlen muss, nach all dem, was geschehen ist? Leise erklingt Arwens helle, reine Stimme, als sie zu einem elbischen Klagelied anstimmt. Sie singt es im Shidar, der Sprache der Hochelben, und obwohl Raven, die die Sprache nur bruchstückhaft beherrscht, die Worte nicht kennt, so ahnt sie doch den Inhalt der Melodie, die zitternd zwischen den alten Bäumen verhallt.

Arwens Gesicht ist bleich, als sie endet, und sie wirkt so mitgenommen, als könne sie die ganze Bestattungsprozedur nur noch mit Mühe überstehen. Und doch .... irgend etwas an ihrer Haltung irritiert Raven, obwohl sie nicht sagen könnte, was es ist. Bis die Elbin einen Schritt zur Seite tritt und ihre schmale Hand sichtbar wird, die in der ihres hochgewachsenen, blauhaarigen  Begleiters ruht. Unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze runzelt Raven ungläubig die Stirn. Kann das sein? Oder täuschen mich meine Augen? Sie wendet die Augen ab und starrt eine Weile grübelnd auf den regennassen Grabhügel, doch auch als sie ein zweites Mal hinüberspäht, hat sich an dem Bild noch nichts geändert. Und auch die Blicke, die Arwen mit dem Elben tauscht, sprechen eine beredte Sprache. Raven versteht die Welt nicht mehr. Wie ist das möglich? Noch zu Ende des vergangenen Sommers haben Falcon und sie sich ewige Liebe und Treue geschworen und ein rauschendes Hochzeitsfest gefeiert und kaum ist er unter die Erde gebracht, steht sie schon mit einem neuen Gefährten hier? Sie weiss, dass sie das nicht das geringste angeht und sie wohl besser gar nicht darüber nachdenken sollte, doch der Gedanke lässt sich nicht so leicht verscheuchen.

Sie wird erst aus ihren Grübeleien gerissen, als die Versammlung sich allmählich aufzulösen scheint und einer nach dem anderen den Rückweg antritt. Ein wenig unschlüssig blickt sie zwischen den Elben und ihrem Gefährten hin und her, weil sie nicht weiss, wie es nun weitergeht. "Sieht so aus, als wären die Feierlichkeiten nun beendet", raunt sie Mottenfaenger leise zu. "Wollen wir uns anschließen und zur Stadt zurückkehren oder gehen wir noch einmal zu Niniane und Arwen und den anderen hinüber? Ich weiss nicht, ob sie jetzt gern Gesellschaft haben oder lieber allein wären", fügt sie unsicher hinzu. "Ich würde nur ungern stören."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 28. März 2004, 22:39 Uhr
Es hat etwas Seltsames an sich, zu sehen, wie die Abordnungen Talyras von Falcon als einem der Hauptleute des Narg-Feldzuges Abschied nehmen. Gavin von Tarascon und die ihn begleitenden Templer ziehen ihre Schwerter, erheben sie vor dem Grab zu einem letzten stummen Gruß. Auch Sire Vareyar und die Bogenschützen der Steinfaust haben ihre Kurzschwerter zu einem Wald aus matt schimmernden Klingen erhoben, ehe sie dem Zug der Templer ebenso schweigsam folgen und die Lichtung verlassen. Ein Gruß von Männern des Schwertes und des Bogens an einen der ihren. Arwen kann sich der eigentümlichen Würde und Trauer, die diesem Waffengruß innewohnt nicht entziehen. Und dann sind da nur noch sie und Falcons Freunde und Bekannte auf der Lichtung, auf der sich ein beklemmendes Schweigen ausbreitet wie zäher Herbstnebel.

Das und die Gedanken Nadirs die sie erreichen, lassen ihre Fassade krampfhafter Selbstbeherrschung langsam bröckeln. Sie hebt den Kopf, sieht ihn stumm an, und ihr Mund ist mit einemmal staubtrocken. Vegeblich versucht sie die aufkommenden Tränen wegzublinzeln, versucht zu schlucken, aber es geht nicht, sie schluckt nur Luft und die Tränen beginnen über ihre Wangen zu rinnen. Eine erst, dann noch eine, bis sie es aufgibt, sich dagegen zu wehren. Mit gesenktem Kopf steht sie da, gehüllt in den Mantel und die Nähe Nadirs, spürt seinen Arm um ihre Schultern und die Hand, die er sacht auf ihre Haare legt als er ihren Kopf an seiner Schulter birgt und sie weinen lässt. Und es ist ihr vollkommen egal, wer es sieht und was er über diese Vertrautheit im Umgang zwischen ihnen beiden denken mag.  
Für einen kurzen Moment wünscht sie sich, sie hätte sich nicht für diese Bestattung im Wald entschiede, sondern den Toten auf einem brennenden Totenschiff dem Ildorel überlassen, dann wäre das alles jetzt schon längst vorbei und sie hätte es hinter sich. Doch ebenso wie vor einigen Tagen, weist sie den Gedanken weit von sich kaum dass er aufgekommen ist. Sie hatte sich ganz bewusst gegen eine Feuerbestattung entschieden. Im Feuer waren Tyalo und die Abtrünnigen vergangen und der Wind hatte ihre Asche mit sich genommen - sie hatte Falcon unmöglich demselben Element überlassen können wie diese Verräter.

Es dauert eine Weile, bis sie sich wider gefangen hat und sich die letzten Tränen fast heimlich aus dem Gesicht wischt, ehe sie sich aus Nadirs Armen löst um sich ihren Freunden zuzuwenden. Wortlos wandert ihr Blick über Elben, Menschen und Zwerg, über Gesichter, in denen ganz unterschiedliches zu lesen ist. Sol starrt in einer Art grimmiger Trauer noch immer auf den Steinblock, der das Grab verschließt. In Ravens Gesicht meint sie so etwas wie Befremden und Unglaube zu erkennen, den sie wohl nicht zu Unrecht auf sich und Nadir bezieht. Und von irgendwoher fliegt sie die Erinnerung an, dass in Vinyamar noch immer ein kleiner Beutel für die Bogenbauerin liegt, den Falcon ihr damals nach dem Sommerturnier hatte geben wollen: Eine Phiole mit Nimrods Öl und eine Sehne wie elbische Bogenbauer sie verwenden, damit ihr Bogen sie nie wieder im Stich lassen möge. Caewlins Gesicht ist so frostig und unbewegt wie meistens, während er Calyra in seinen Mantel hüllt. Kizumu und Morgana halten sich in der Nähe der Bäume, die auch kaum Schutz vor dem Regen bieten, und sie kann sich vorstellen, dass die Elbin jetzt sicherlich lieber bei ihrem verletzten Gefährten wäre, als hier im verregneten Wald. Nur Cron und Niniane sehen sie offen an, abwartend und fast ein wenig fragend. Arwen weiß, dass es unter den Sterblichen ebenso wie bei den Kindern des Morgens nach einem Begräbnis üblich ist, eine Art Festessen zu Ehren des Toten zu halten - auch wenn sich die Art sicher stark unterscheidet zwischen dem, wie Elben und wie Normander feiern würden. Sie weiß auch, dass sie jetzt etwas sagen sollte, ihren Freunden für die Anteilnahme danken und sie nach Vinyamar einladen sollte. Aber es fällt ihr schwer, die Worte zu finden, und sie weiß nicht ob sie das auch noch durchstehen würde. Ganz abgesehen davon, dass sie alle nass bis auf die Haut und völlig durchgefroren sind. Vermutlich wollen sie alle nichts als nach hause, ins Warme und aus den nassen Gewändern heraus.... ich will nicht, dass sie das Gefühl haben, sie müssten mitkommen... aber was werden sie denken, wenn ich es nicht tue? Wenn ich sie nicht bitte an einem Essen teilzunehmen?  

Um Zeit zu gewinnen, tritt sie näher an die anderen heran, so dass man näher beieinander steht. Irgendwie findet sie dann doch noch Worte, um allen zu danken, dass sie da waren und Falcon das letzte Geleit gegeben haben, auch wenn sie sich einen schöneren Anlass gewünscht hätte um in der Runde ihrer Freunde zusammenzukommen. Leise Worte werden noch gewechselt, und Arwen findet endlich auch die Zeit mit den Freunden das eine oder andere Wort zu wechseln. Doch hier, im Angesicht des frischen Grabes liegt es wie ein drückender Schleier über ihnen allen, den Regen und Kälte nur noch schwerer wirken lassen. Und so macht sich die Trauergesellschaft schließlich in tiefem Schweigen wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Dass sie es verstehen, dass sie nicht mehr zu einem Essen nach Vinyamar bittet, kann Arwen nur hoffen, aber sie könnte die Kraft dafür nicht mehr aufbringen. Und für einen kurzen Moment lüftet sie ihre Maske aus Disziplin, als sie dieses ihren Freunden zu erklären versucht.

Der Regen hat es langsam aber stetig geschafft, ihren Mantel zu druchdringen, ihre Gewänder kleben nass und kalt auf der Haut und Frösteln zieht wie leises Zittern über ihren Körper. Sie kann ihre Tochter spüren, die sich unruhig bewegt, und auch durch ein sanftes, lockendes Senden nicht besänftigen lässt. Etwas, das auch Nadir neben ihr zu spüren scheint, zumindest Arwens Senden, denn Arwen kann seine Sorge spüren, als sie Ninianes Einladung annimmt, sie zu ihrem Baum zu begleiten. Vordergründig, damit Arwen sich dort aufwärmen und etwas zu Kräften kommen könne. Doch Arwen hat Ninianes Worte am Morgen nicht vergessen, die ihre Gedanken seitdem nicht ruhen lassen.>Es gibt da etwas, das du wissen solltest...<  Und so verabschiedet und trennt sich der Trauerzug, als Cron und die drei Elben den Weg hinunter zum Baum am Smaragdstrand nehmen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Uuma am 28. März 2004, 23:46 Uhr
Irgendwo auf dem Waldweg zwischen dem Gasthaus Wegesend und Talyra


Es müssen schon Stunden sein, die Uuma auf MoMs Rücken der Stadt entgegen reitet; überall sprießt das frische Grün um sie herum und würziger Frühlingsduft erfüllt die Luft. Einige Kanninchen hat ihr kleines grauweißes Pferdchen mit dem langen zotteligen Fell, das eher von einer Ziege oder einem Langhaarschaf stammen könnte, als von einem Pferd, schon aufgeschreckt und Uuma bekommt langsam Hunger auf so einen Leckerbissen. Mit geübtem Griff holt sie ihr Blasrohr hervor, füllt es mit einem einfachen Pfeil und gibt MoM ein Zeichen langsam zu gehen. Aufmerksam beobachtet sie den Waldrand... und da...! Ein gezielter Schuß und das nächste unvorsichtige Kanninchen, das sich am jungen Gras des Wegesrandes zu schaffen macht, ist erlegt.
Beim Vorbeistapfen hebt Uuma das kleine Tier zu sich auf den Pferderücken und streicht durch das weiche und dichte Winterfell und Uuma kann sich schon vorstellen, wie es fein säuberlich gegerbt aussehen wird.

Uuma hat Zeit und darum reitet sie weiter, bis ein Wildbach ihren Weg kreuzt, wo sie absteigt und das erlegte Tier häutet, am Bach wäscht, Holz zusammen sucht und das zerteilte Kanninchen zwischen die aufgeschichteten Steine über das kleine Feuer legt.

Uuma hat das Fleisch schon gewendet und es braucht nicht mehr lange, bis es fertig ist, als ein Rascheln am Bach und MoMs leises Schnauben sie aufhorchen lassen. Schnell liegt das geladene Blasrohr in Uumas Hand und ihr Blick sucht das Ufer des Baches ab, als sie einen kleinen Hund aus einem Gebüsch auf allen Vieren zu ihr herrobben sieht, der jetzt auch noch leise zu winseln beginnt. Erstaunt steckt sie den kleinen Pfeil in ihren Köcher zurück und beobachtet, wie er immer näher rutscht mit einem Blick, der Uuma zum Lachen bringen würde, wenn da nicht die verletzte Pfote wäre.  "Armer kleiner Hund," kommt es über Uumas Lippen, was den Kleinen wohl ermutigt, denn  kurz darauf liegt er unterwürfig vor ihr auf dem Rücken, zitternd, verängstigt und offensichtlich in der Hoffnung, etwas von ihrem feinen Braten zu ergattern.

Behutsam streicht Uuma ihm das struppige Fell, in dem sich kleine Ästchen und Blätter verfangen haben. "Kleiner Hund seien schon lange im Wald alleine," denkt sie laut und mit flinken Fingern pflückt Uuma das Gestrüpp aus seinem Fell, wobei der Kleine immer wieder ihre Hände leckt und sich bald zutraulich an sie drückt, als suche er Schutz vor der Wildnis. Hund seien verwöhnter Hund von reichen Leuten, überlegt Uuma, so wie er sich benimmt.

Mit einem kleinen Klaps zeigt sie ihm, daß die Fellpflege abgeschlossen ist, geht zum Bach und reinigt ihre Hände, wobei der Kleine humpelnd an ihrer Seite bleibt, bis sie wieder am Feuer sitzt, wo er sich neben sie legt.
Genüsslich nimmt Uuma einige Bisse vom Kanninchenschenkel und reicht ihn dann dem kleinen Kerl, der nur bettelnd zu ihr aufgeschaut hat und nicht den Versuch gemacht hat, etwas von dem Braten am Feuer zu stehlen.  "Kleiner Hund seien guter Hund...," lobt sie das Tier und der kleine Schwanz wedelt freudig hin und her. Uuma nicht können brauchen kleinen Hund in Gasthaus, geht es ihr durch den Kopf während sie den ganzen Braten verdrücken. Ohne dich.. Hund. .. hätten Uuma gehabt noch Fleisch für Abend, gefräßiges Tier! denkt sie belustigt, löscht das Feuer, verteilt die zusammen gesuchten Steine wieder am Wegesrand und steigt auf MoMs Rücken, der die ganze Zeit friedlich gegrast hatte, aber immer wieder zu dem kleinen Hund geschielt hatte.

Nach ein paar Schritten gibt Uuma es auf. Sie kann es einfach nicht mitansehen, wie der kleine Kerl hinter ihr herhumpelt und so landet er vor ihr auf dem zusammengeklappten Kanninchenfell auf MoMs Rücken, wo er sich an sie drückt und Uuma reitet seuftzend weiter. "Was mache ich nur mit dir - kleiner Hund?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 29. März 2004, 15:47 Uhr
Kaney, nachdem er sich von Schilama verabschiedet und das Larisgrün wieder betreten hatte, war gemäßigten Schrittes durch das Larisgrün spaziert, und hatte sich Lichtungen angeschaut.
Dabei achtete der Werblütige einerseits auf die Größe des baumfreien Bereiches, als auch auf die Lage.
Nicht zu nah bei der Stadtmauer, nicht zu weit von der Stadtwache entfernt, und dann auch noch die richtige Größe, denn Meister Wespmann hatte ihm genau erklärt, wieviele Schritte diese Lichtung mindestens messen musste, damit die ausgesuchte Hütte auch darauf passen würde.
Bisher haben Kaney und Garok sich einige Lichtungen angeschaut, aber die meisten haben irgendwelche Mäkel, so dass Kaney sich nicht wirklich vorstellen kann, auf einer von ihnen sein Heim zu bauen.
Auf einer Lichtung wuchsen mehr Disteln, als der Werblütige bisher je gesehen hat, und da er die meiste Zeit ja barfuß herumläuft, hat er eine gewisse Abneigung gegen diese Lichtung, auch wenn sie sonst seinen Anforderungen entsprechen würde.
Die nächste Lichtung ist leider ein wenig zu klein, die darauffolgende zu weit von der Steinfaust entfernt, die danach gefällt Kaney - aus irgendwelchen Gründen die er selber nicht kennt - nicht, und so weiter und so fort.

Schon befürchtet Kaney, dass der Wald sich gegen ihn verschworen hat, dass sämtliche Lichtungen geschrumpft sind, und dass er doch innerhalb der steinernen Mauern für immer leben muss - ein entsetzlicher Gedanke - als er schließlich nach 2 Tagen suchen doch Glück hat.
In der Nähe des Platzes der Händler, etwas näher an der Stadtmauer, als Kaney es eigentlich wollte, findet er eine Lichtung, die die richtigen Maße hat, die Entfernung zur Steinfaust ist auch nicht so weit, man kann ihn im Notfall auch schnell erreichen, und theoretisch könnte er hier sogar einige Dinge anpflanzen, auch wenn Kaney bei dem Gedanken, Bauer zu werden, kichern muss.
Jetzt muss er nur noch Meister Wespmann zeigen, wo diese Lichtung ist... hmmm... aber wie... er wird wohl einen seiner Lehrlinge hier herbringen müssen, immerhin kann Kaney keine Karten lesen...
Karten... lesen... ach du grüne Neune
Bei diesen beiden Worten sieht Kaney einige Probleme auf sich zukommen.
Die Steinfaust. Was, wenn er einmal auf einer Karte etwas zeigen soll... oder wenn er mit einer Karte irgendwo hingehen soll? Was, wenn er eine Nachricht schreiben, oder Befehle lesen muss.... Was, wenn der Kastellan das herausfindet, und sein Angebot zurückzieht, dass Kaney für die Steinfaust arbeiten kann. Was, wenn nur Leute angestellt werden, die Lesen und Schreiben und Kartenlesen können...

Kaney's Herz zieht sich zusammen, und mit einem unguten Gefühl geht er langsam in Richtung Steinfaust.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Henry am 01. Apr. 2004, 17:44 Uhr
Die Augen geschlossen, laufen die Bilder der letzten Wochen an ihm vorbei. Kaum war die Nachricht gekommen, daß die Schlacht gegen die Nargen erfolgreich geschlagen war und Henry den Rest seiner Zeit als Wache bei der Stadtfaust mit dem Bezahlen des Schildpfennigs abgelöst hatte, waren sie alle zum Gut Roßstein nach Verd aufgebrochen, bevor die Stuten noch ihre Fohlen werfen und sie hätten warten müssen, bis sie für eine solche Reise kräftig genug geworden sind.
Langsam waren sie vorwärts gekommen, aber es hatte sich gelohnt, denn durch die viele Bewegung nach der doch etwas eingeschränkten Bewegungsfreiheit der hochträchtigen Stuten, hatten viele von ihnen kurz nach dem Eintreffen auf dem Gut ihre Fohlen geworfen.
Es war ein geschäftiges Treiben, alles mußte wieder hervor geholt werden, was gut versteckt wurde, die Zaunspfähle mußten zum größten Teil wieder in die Erde geschlagen werden und jeden Tag vielen sie totmüde in ihre Betten. Frederik und seine kleine Schwester wurden von den älteren Kindern überall auf dem Gut mit hin genommen und hatten ihre Freude und wären am liebsten dort geblieben. Erst als alles wieder an seinem Platz stand hatten sie ihre Hochzeit auf dem Gut gehalten. Es war ein wunderschönes Fest, wie sie es in Talyra nie hätten feiern können, nicht nach der großen Trauer um die vielen Männer, die auf dem Schlachtfeld ihren Tot gefunden hatten. So war es die bessere Lösung und Orga war so glücklich auf dem Gut.

Sanft schaukelt die Kutsche hin und her, die Kinder schlafen auf ihren Schaffellen auf der Rückbank und auch Orga schläft mit dem Kopf auf seiner Schulter, als plötzlich Yohns Stimme vom Kutschbock erklingt. "Talyra in Sicht!" Freudig hört sich der Ausruf an und auf dem Wagen hinter ihnen wird Marianns Familie wach, die es sich im Planwagen gemütlich gemacht hatten, denn Stimmengewirr ist von dort zu hören.
Sie hatten in dem großen Wagen soviel Platz, daß sich die Männer mit dem Kutschieren der Wagen und dem Schlafen ständig abwechseln konnten und so im gemütlichen Trott, bis auf kurze Rasten für die Pferde, den Weg vom Gut hierher in einem durch gereist waren. Bevor Yohn auf den Kutschbock gestiegen war, hatte Henry den halben Tag die Kutsche gelenkt und hatte schon auf Yohns Ausruf gewartet, daß Talyra in Sicht kommt. Die Kinder sind jedoch so müde und so schön warm eingemummelt, daß sie weiterschlafen, nur Orga schaut auf und lächelt erleichtert.
So schön es auf dem Gut war, in unserem Haus sind wir unser eigener Herr, denkt Henry, denn so gut er sich auch mit seinem Bruder und der Schwägerin versteht, und auch wenn sein Vater die meisten Dinge auf dem Gut in seinen erfahrenen Händen hält, es geht nichts über die eigenen vier Wände. Sein Vater hatte ihm den Abschied erleichtert als er ihn fragte, ob sie auf dem Gut Wurzeln schlagen wollten. Henry muß bei dem Gedanken schmunzeln und schließt wieder die Augen, er würde es schon mitbekommen, wenn sie das Stadttor erreichten...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 05. Apr. 2004, 13:07 Uhr
Unruhig treibt Phelan die Stute voran, bis ihr Fell nicht mehr nur wegen dem Regen dunkel glänzt. Seltsame Dinge scheinen in der Luft zu liegen, doch Phelan bekommt sie nicht zu fassen. Wie Irrlichter treiben sie vorbei, ungreifbar und formlos. Er weiß selbst nicht, warum er den Baum so überhastet verlassen hat, doch die Dämmerung spricht eine deutliche Sprache davon, dass es Zeit wurde sich eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. "Warum nicht hier im Wald? Das wäre nicht die erste Nacht ohne ein Dach über dem Kopf." Und im Grunde wäre es ihm sogar das Liebste. Ohne sich dessen bewußt zu sein summt er leise eine Melodie vor sich hin, als er schließlich die Stute zügelt, so dass sie in Schritt fällt und sie zu Atem kommen lässt.

Eine Zeit lang reiten sie so dahin, während zwischen den Baumwipfeln das runde Silber des Mondes das Firmament erklimmt. Das Larisgrün ist voller Regennässe und neuem Leben, selbst jetzt in der Dämmerung. Phelan kann nicht sagen wieviel Zeit vergeht, doch die Umgebung ändert sich unter seinen nachtsichtigen Augen zusehens: der Boden wird felsiger und das Gemisch aus Laub- und Nadelbäumen lichtet sich um einem dunklen Mantel aus teilweise undurchdringlich wirkenden, himmelhohen Tannen Platz zu machen. Felsen, teilweise übermannshoch liegen verstreut im moosigen Boden und dort, wie sie am dichtesten liegen, kann Phelan ausmachen, dass sie so etwas wie eine natürliche Höhle bilden, gerade so hoch, dass Pferd und Mann sich darin aufhalten können. Behende springt er ab und führt den Fuchs das letzte Stück zwischen eigentümlichen Steinen hindurch bis er das beinahe trockene Stück Waldboden erreicht. Phelan nickt zufrieden, dann zäumt und sattelt er die Stute ab, so dass sie grasen kann.

Nur wenige Zeit später flackert zwischen den Bäumen ein kleines, aber wärmendes Feuer und an einem Spieß darüber brutzelt ein Kaninchen vor sich hin, während der Waldläufer es immer wieder dreht und ab und an mit etwas verdünntem Wein übergießt, der zischen nach unten ins Feuer läuft. Phelans Gedanken kreisen um die Ereignisse der letzten Tage. Erst das unerwartete Wiedersehen mit Raven, dann das Treffen mit der Faunin und kaum einen halben Tag später war er auch schon als offizieller Heiler in der Steinfaust verpflichtet. Phelan muß grinsen. Er als Heiler und noch dazu in einer großen Stadt wie dieser - so recht kann er sich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Und doch: sein Pflichtgefühl bestätigt ihm, dass sein Tun richtig ist. Leichter Wind kommt auf und lässt die Tannen um das Lager herum geheimnisvoll rauschen, doch kaum ein Luftzug bewegt das Feuer innerhalb der Steine, in denen Pferd und Reiter ein geschütztes Lager für die Nacht gefunden haben. Mehrere Wolldecken halten die Kälte des Bodens ab, während Phelan es sich in der vertrauten Umgebung gemütlich macht. Die Augen der Stute glänzen wie kleine Sterne in der Dunkelheit des späten Abends und trotz seiner Angst vor dem Feuer rückt das Tier näher heran, als wäre dies der einzig sicher Platz auf Erden. Das Kaninchen ist zäh und recht mager, doch es füllt den Magen des einsamen Wanderers. Er spült die letzten Bissen mit klarem Wasser hinunter und legt sich dann auf den Rücken, die Augen auf die Unermesslichkeit des Himmels gerichtet. Dunkle Wolke ziehen am Mond vorbei und in der näheren Umgebung heult irgendwo ein Käuzchen seinen einsamen Ruf.

Irgenwann fallen ihm die Augen zu und er sinkt in einen traumlosen, tiefen Schlaf, von dem am nächsten Morgen nichts übrig bleibt als eine angenehme Errinnerung. Phelan findet sich im Morgengrauen in seine Decken gehüllt wieder. Tau netzt Haut und Haar, als er sich streckt und die Augen reibt. Es ist noch nicht wirklich hell und das Feuer ist schon lange heruntergebrannt. Trotz der morgendlichen Kühle bleibt Phelan noch eine Weile liegen wo er ist, ehe er sich daran macht die Spuren der Feuerstelle zu beseitigen und seine Sachen zu packen. Jetzt im trüben Tageslicht kann er erkennen, dass die Steine um ihn herum überzogen sind von den verschiedensten Arten von Moos, doch sie wirken seltsam, so als hätte jemand vor langer Zeit mit einem groben Gegenstand fremdartige Muster hineingeritzt. Phelan fährt die verwinkelten Linien mit einem Fingernach und kneift grübelnd die Augen zusammen. Doch er kann sich keinen Reim darauf machen. Solche Zeichen hat er niemals zuvor gesehen. Schulterzuckend wendet der Waldläufer sich ab. Ein Blick zum Himmel und die innere Stimme verraten ihm, dass er sich irgendwo nordwestlich von Talyra befindet. Die Stute ist schnell gesattelt und sie wirkt frisch und erholt.

Als Phelan schließlich eine kleine, baumlose Anhöhe erreicht, blickt tatsächlich die Sonne über den Horizont und ihre Strahlen kitzeln Mensch und Tier mit ihrer Wärme im Gesicht. Phelan verweilt eine Zeitlang, dann zieht er weiter. Mehrere Stunden scheinen vergangen zu sein, als er einen Waldbach erreicht, an dem er Halt macht um sich zu waschen und die Trinkschläuche aufzufüllen. Es ist der selbe, an dem er am Morgen vor zwei Tagen die Faunin Caylith getroffen hatte, diesmal jedoch ist er allein, abgesehen von einer Füchsin, die ihn neugierig aber in gebührendem Abstand beobachtet und den übrigen Tieren des Waldes.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Seagull am 12. Apr. 2004, 14:39 Uhr
Es ist schon fast Abend, als Seagull seine Begleiter erreicht. sie haben ein kleines Lagerfeuer entzündet und verhalten sich so, wie es normale Reisende tun. Seagull schleicht sich leise an und tritt dann überraschend an den Lagerplatz. Nur einer seiner Gefährten schreckt auf, die anderen haben ein breites Grinsen auf dem Gesicht. "Ihr müsst noch ein wenig üben Seagull, der Wald ist anders als die See, hier verraten einen auch kleine Geräusche." Seagull grinst auch und legt dem Mann eine Hand auf die Schulter. "Ihr Habt recht Anwyl, aber wir werden uns nicht im Wald aufhalten müssen, packt euer Zeug zusammen ich hab eine Unterkunft für uns gefunden." Die Männer stehen auf und packen die Sachen auf ihre Pferde, Seagull tritt ein wenig zur Seite, stösst eine leisen Pfiff aus und wenige Augenblicke später rauschen schwarze Rabenschwingen über ihm. Seagull nimmt das Pergament, das er vorbereitet hatte, und bindet es vorsichtig an den Fuss des Tieres." So nun flieg los mein Freund, in die Heimat zu deinem Herrn und überbringe ihm die Nachricht und lass dich nicht vom Himmel holen, es ist wichtig." Der Rabe gibt ein Krächzen von sich und erhebt sich in die Lüfte. Er würde einige Zeit unterwegs sein um hoch in den Norden zu gelangen, solange blieb Seagull Zeit sich um alles zu Kümmern und die Entführung durchzuführen. Spätestens wenn der Rabe zurück war, dann musste er Erfolge vorweisen.

Seagull kehrt zu seinen Gefährten zurück und gibt ihnen eine Wegbeschreibung, wo sie den Blaupfuhl und den Eingang der Unterstadt finden. Weiterhin sollen sie nicht gleichzeitig und auch nicht die gleichen Tore benutzen, um nach Talyra zu kommen. Seagull steigt auf sein Pferd, dass er bei seinen Gefährten gelassen hatte. Von einem windigen Händler in der Unterstadt hatte er einen alten Stall in der Nähe des Blaupfuhls gemietet, dort würden sie ihre Pferde unterbringen. Seagull verabschiedet sich von seinen Gefährten und reitet selbst diesmal zum westlichen Tor der Stadt, ein anderer Teil der Gruppe wird über den Platz der Händler die Stadt betreten, einige über den Starnd am Ildorel und andere durch das Nordtor, so dass niemand sie zusammen sehen würde.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Uuma am 27. Apr. 2004, 00:17 Uhr
Obwohl es nicht mehr wirklich früh ist und viele Menschen meist von den Randgebieten dem Zentrum der Stadt zustreben, kommt Uuma mit MoM zügig zum Nordtor und reitet in flottem Trippelschritt  den Reiseweg weiter gen Norden.
An einer Stelle wo die Spuren einen regen Wildwechsel erkennen lassen wendet sie sich in den Wald und folgt den Spuren, bis sie zu einer Lichtung kommt durch die ein kleiner Bach fließt. "Psst!" kommt es über Uumas Lippen und schaut dabei den kleinen Hund streng an. "Kleiner müssen sein gaaanz leise!"
Uuma steigt von MoMs Rücken und setzt sich auf einen Stein am Rand der Lichtung, daß der Wind von der offenen Stelle im Wald zu ihr weht, auch wenn es nur ein schwaches Lüftchen ist. Der kleine Hund hat sich ganz still neben dem Stein auf den Boden gelegt und die kleinen Augen gehen aufmerksam zu Uuma und wieder zur Lichtung und auch seine Ohren horchen wachsam in alle Richtungen, auf jedes Geräusch, ob es ein Vogel ist oder ein Knacken im Geäst.
Kluger Hund, denkt Uuma, aber wenn er es nicht wäre könnte sie ihn auch nicht zur Jagd mitnehmen.
Uuma muß nicht lange warten, bis sie einige Kanninchen auf der Wiese entdeckt und wirft ihren Bumerang nach dem, mit dem breiteren Kopf, offensichtlich ein Bock. Niemals würde Uuma um diese Jahreszeit ein Weibchen erlegen, denn alle haben irgendwo versteckt ihr Nest mit ihren Jungen.
Ein dumpfes "Klock" und das Tier bleibt regungslos liegen und Uuma hofft, daß ihr Wurf nicht zu feste war, denn sie möchte es lebend. Kaum steht sie auf und geht los, sprintet der Kleine auch los und bleibt wachsam ein Stück neben dem reglosen Körper stehen und nur ein leises "Wuff" ist zu hören.
Mit einem Griff hat sie das Kanninchen bei den Hinterläufen gepackt und hebt es hoch und stellt erleichtert fest, daß es nur betäubt ist. Schnell hat sie ihr Wurfseil fest um die Hinterläufe gebunden und es beim Stein über einen Ast gehängt. Mit dem Kopf nach unten wird es ihr keine Scherereien machen, wenn es wach wird.

Nach zwei weiteren erfolgreichen Würfen hat sie ihre drei Kanninchenböcke zusammen und macht sich auf den Heimweg. Ihre Beute baumelt an den Enden eines Astes, den sie sich auf MoMs Rücken über die Oberschenkel legt, die der Kleine vor ihr auf MoMs rücken wachsam beobachtet. Sie scheinen ihm gar nicht zu gefallen und jedesmal, wenn sie sich auch nur ein bischen bewegen sträubt er sein Fell und knurrt drohend, daß Uuma lachen muß. "Kleiner besser warten bis Tiere seien gar.." warnt sie den kleinen Hund, der aber selber klug genug zu sein scheint, sich ihnen nicht zu nähern.

Die Sonne steht noch nicht ganz oben, als Uuma das nördliche Stadttor erreicht. Die Wachen scheinen miteinander über die Tiere an ihrem Ast zu sprechen, aber lassen sie passieren.
Uuma freut sich schon auf den Braten und ist sich sicher, daß Davio auch gerne so etwas Feines ißt, und für Tysyrella hat sie das frische Blut von dem Kanninchen. Uuma hoffen, Davio können machen aus Kamin Stall für Tiere...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Cron am 23. Mai 2004, 19:28 Uhr
Er reitet fast den ganzen Tag ohne sonderlich auf seinen Weg zu achten, folgt nur grob der Richtung - nach Nordosten - und überläßt es Donner, sich seinen Weg durchs Larisgrün zu suchen. Es ist nicht weiter schwierig - wenn auch die Straße nach Wegesend nicht mit einer gepflasterten Handelsstraße aus imperialer Zeit zu vergleichen ist, ist sie doch breit und fest. Allerdings hat er sich den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht, um Talyra zu verlassen, denn das Inarifest steht praktisch vor der Tür und ein unablässiger Strom fahrender Händler, Huren, Gaukler, Hausierer, Spielleute oder schlicht Besucher, die aus dem Umkreis von fünfzig Tausendschritt oder mehr nach Talyra unterwegs sind, brandet ihm seit seinem Aufbruch entgegen. Selbst die abgelegenen Waldwege sind die reinsten Karawanenrouten geworden und er ist praktisch nie allein unterwegs... auch wenn er der einzige scheint, den es in die andere Richtung zieht. Erst bei Einbruch der Dämmerung hält er an. Das Gasthaus von Wegesend ist mit Reisenden - die natürlich alle zum Inarifest nach Talyra unterwegs sind - so überfüllt, daß er sich lieber einen Rastplatz in der Nähe im Wald sucht. Es ist Frühling, die Nächte sind lau, ein Feuer würde er nicht brauchen... und er hat auch keine Lust, dem Wirt zu begegnen oder auch nur mit irgendjemandem sprechen zu müssen. Er rastet in einem kleinen Birkenhain, zieht Donner die Fußfesseln über und läßt ihn grasen. Dann hüllt er sich in seinen Umhang, lehnt sich an einen in der Dunkelheit bleichen Birkenstamm und findet die ganze Nacht keinen Schlaf.

Am nächsten Tag reißt ihn erst der Hunger aus seiner Lethargie. Er hatte am gestrigen Tag keine einzige Rast eingelegt, die ganze Nacht nicht wirklich geruht und war am Morgen ohne Frühstück aus Wegesend aufgebrochen. Als sein Magen sich nun vernehmlich meldet, hält er am Straßenrand an und packt den Proviant aus, den er gestern einem der fahrenden Händler abgekauft hatte: ein kleines Fäßchen Bier, Haferkuchen, Schinken, Brot und ein paar verschrumpelte Äpfel vom letzten Jahr. Nicht gerade ein Festmahl, aber er schmeckt ohnehin nichts von dem, was er sich in den Mund stopft und hinunterwürgt. Flucht. Das ist kein Ritt, das ist eine Flucht. Du läufst davon. Du gibtst kampflos auf, du Feigling. Die Haferkuchen zwischen seinen Zähnen verwandeln sich in bittere Asche. Ach? antwortet ein anderer Gedanke. Für meinen Geschmack habe ich seit dem Sturmtal genug mit diesem störrischen Weib um sie selbst gekämpft. Und verloren. Stimme Nummer Eins denkt gar nicht daran, klein bei zu geben. Hast du? Oder spricht hier nur dein gekränkter Stolz, weil sie sich dir nicht sofort freudestrahlend an den Hals geworfen hat? "Bullenscheisse," zischt er durch zusammengepresste Zähne und veranlaßt damit, einen Hausierer, der in Hörweite auf dem Weg mit einem Leiterwägelchen vorbeirattert, eilig seine Schritte zu beschleunigen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 23. Mai 2004, 21:25 Uhr
Schilama ist schon ein paar Stunden unterwegs und hat einen Korb mit ein paar Schlüsselblumen in der Hand, nicht gerade viel, aber immerhin etwas. Da sie noch nicht zurück in die Stadt will und sie ein wenig Abstand von allem gebrauchen kann, schlendert sie sie auch schon wenig später über den waldig moosigen Boden des Larisgrüns, anstatt über feuchten Wiesen, wo sie vielleicht noch ein paar mehr Schlüsselblumen hätte finden könnte. Lupin begleitet sie, schon seit sie von der Kräuterkate losgegangen sind, mal sprintet der Hund vor ihr durch den Wald und mal trottet er hechelnd neben ihr her. Sie muss darrüber schmunzeln und tollt sogar ein paar mal mit ihm herum, soweit es ihre kleine Fleischwunde an der Seire schmerzfrei zulässt, ehe sie ihren Gedanken nachgeht und sich das Erlebte in der Unterstadt das erste Mal richtig durch den Kopf gehen lässt:

Ich hätte mich nie vor Kaney zu fürchten brauchen, aber ich hab es trotzdem getan, warum eigendlich? Er hatte doch nur das getan was die anderen mit zwei der Formoraigs auch gemacht hatten, sie erledigt. Aber genau da liegt der Haken, sie mochte es schon an sich nicht, dass einer den anderen tötet und der Werblütige hatte es auf eine Weise getan, die sie noch weniger leiden konnte, als es sowieso schon der Fall war. Ohne ihn wäre ich da unten in diesem Loch gestorben, ich sollte mich bei ihm bedanken wenn ich ihn sehe und nicht darrüber nachdenken wieso er es "so" und nicht anders gemacht hatte. Eigendlich war es ja selvstverständlich sich da unten gegenseitig zu helfen, aber sie kann sich ja trotzdem bedanken, auch wenn sie ihm ebenfalls geholfen hatte...
Wenn sie daran denkt, dass sie eine Teilschuld am Tod des einen Formoraig steht wird ihr ganz anders, aber sie hatte ihn doch nur niedergeschlagen, nicht getötet! Dass er ausgerechnet in seinen eigenen Dolch gefallen ist, dafür kann sie ja nichts, oder doch? Der Gedanke lässt sie frösteln und sie versucht die ganze Schuld auf den toten Mann, dem Zufall und sogar dem Schicksal zuzuschieben aber ganz gelingen tut ihr das nicht. Sie wird wohl immer eine kleine Teilschuld mit sich herumtragen, denn sich "vorzuheucheln", dass sie "überhaupt keine" Schuld trägt, kann sie nicht.

Sie erinnert sich auch noch gut daran wie sie den Keller des Unterstadthauses gekommen ist und wie Shyada sie davon abgehalten hatet, Morgana an Ort und Stelle zu versorgen. Wenn sie daran denkt wie wütend sie in dem Moment auf die Amazone war, kann sie nur über sich selbst den Kopf schütteln und die Augen verdrehen. Wenn wir nicht weitergegangen wären, hätte Morgana ihr Kind wohlmöglich noch in der Unterstadt oder im Larisgrün bekommen, statt in der Kräuterkate, denkt sie und ist froh, dass sie sich nicht mit Shyada angelegt hat. Erstens wäre sie sowieso unterlegen gewesen und zweitens war die Entscheidung der Amazone die vernünftigere. Ich hab mir eben Sorgen gemacht...
Das lustigste was bei der Rettungsaktion passiert ist, war als Kaney hinter einem Baum an der Oberfläche plötzlich Phelan um seine Kleider gebeten hatte. Natürlich fand sie das in dem Moment weniger zum Lachen, da man Morgana ansehen konnte das es bald soweit war, aber jetzt im Nachhinein muss sie herzhaft darrüber lachen. So eine Verwandlung hat eben seine Vor und Nachteile, denkt sie kichernd und fragt sich lieber nicht was Kaney gemacht hätte, wenn sie die Kleidung nicht mitgenommen hätte.

Nachdem sie ihre Grübelein in diese Richtung endlich beendet hat erhebt sie sich von dem Baumstamm auf dem sie sich gesetzt hatte und macht sich auf den Weg zu ihrem Heim im Wald. Sie war schon des längeren nicht mehr dort und da sie sich auch noch für das Inarifest zurechtmachen will - auch wenn sie noch nicht weiß ob sie dann auch wirklich in die Stadt gehen wird oder nur in die Kräuterkate - wird der kleine Umweg sich auch lohnen...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Cron am 23. Mai 2004, 23:56 Uhr
Im nördlichen Larisgrün


Und das Kind? Die penetrante Stimmte gibt einfach nicht auf.  Das Kind... "Ihr habt eine Tochter", hatte Arwen gesagt. "Ein gesundes, kräftiges Mädchen." Götter, und ich habe sie noch nicht einmal gesehen... Kommt gar nicht in Frage! Du wirst schön weiter reiten! Hast du vergessen, was sie dir angetan hat? Nein. Seine Fäuste krallen sich um die Zügel, so daß Donner unwillig den Kopf hochwirft und seine Brust verkrampft sich. Süße Niniane. Kann so gut die Unschuldige spielen. Sie hat dich belogen und hintergangen und ihre Art zu Lügen grenzt an Lasterhaftigkeit. Sie hat dir das Messer in den Leib gerammt und so getan, als könne sie gar nicht verstehen, wie es in ihre Hand gekommen ist! Er hat immer noch seinen Stolz. Mag der auch arg zerzaust und in Fetzen sein, aber er hat ihn noch immer und daran hält er sich fest. Ein bunt bemalter, wackliger Planwagen voller gurrender Huren in schreiend roten Röcken zuckelt an ihm vorbei und Donner weicht schnaubend den stämmigen Maultieren aus, die ihn ziehen. Nebenher geht ein Spielmann, der auf seiner Mandoline ein Lied zupft. Als er Cron gewahr wird, der dicht an ihm vorbeireitet, hebt er an:

Mylord, führwahr, gen Norden ihr zieht,
wo doch in Talyra erklingt ein Lied...


Mit einem knurrenden Zornlaut reißt er dem Jungen die Mandoline aus den Händen und wirft sie krachend gegen den nächsbesten Baum. Das empfindliche Holz zerbricht in tausend Stücke, die Saiten reißen mit knallendem "Pling!" und im Hurenwagen hebt entrüstetes Geschrei an. Er dreht sich nicht einmal um, obwohl ihm so wüste Schimpfworte um die Ohren fliegen, daß selbst ein Fa'Sheeler Seemann rot geworden wäre. Wenigstens halten die streitenden Stimmen in seinen Gedanken für eine Weile die Klappe. Je weiter er nach Nordosten in Richtung Tiefem Grund kommt, desto stiller und einsamer wird es auf dem grünschattigen Waldweg - wofür er nicht einmal undankbar ist - aber umso gedrückter wird auch seine Stimmung. Das betäubende Grau, in das er sich in den vergangenen Wochen so mühsam gehüllt hatte, verflüchtigt sich immer mehr, je weiter er sich von Talyra entfernt. Donner ist ausgeruht und willig - er nicht. Am Nachmittag hat er das Gefühl, kein Stück mehr weiterreiten zu können, ohne zu ersticken... und zum ersten Mal seit vier Wochen begreift er mit voller Wucht, was er verloren hat. Er steigt aus dem Sattel und bleibt mitten auf dem Waldweg stehen. Leer und still, grün und braun und sonnengesprenkelt liegt er vor ihm und hinter ihm und das Larisgrün um ihn her ist mit einem Mal so still wie irgendein unbelebter Mondkrater. Die Wunde in seinem Inneren reißt auf und wächst ins Unermeßliche. Nan... Cariad... verdammt sollst du sein, daß du mir das antun kannst.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 30. Mai 2004, 14:36 Uhr
Nach dem Feuerwerk am Tag des Inarifestest, hatte sich Schilama ins Larisgrün aufgemacht um dort zu schlafen, denn sie weiß nicht, ob sie bei der Geräuschkulisse, die an diesem Tag in Talyra herrschte, hätte schlafen können. Am nächsten Morgen ist sie noch vor der Dämmerung in die Stadt aufgebrochen und als die Sonne aufgegangen war, hatte sie auch schon alle Blumen die die Kräuterkate verziehrten, wieder ins Erdreich gepflanzt. Da sie niemanden wecken wollte, ist sie auch nicht ins Innere der Kate gegangen gegangen um hallo zu sagen.

Nach einem kleinen Abstecher zur Tanne, streift sie nun einfach ein wenig durch das Larisgrün. Destrefin wird in der Steinfaust sogar besser versorgt als bei mir, also muss ich mir da keine Gedanken machen... ich werd mich schon wieder um ihn kümmern, aber nicht jetzt. Die Verwundeten vom Feldzug sind bestimmt schon wieder auf den Beinen, Anira sei dank. Morgana würde ohne sie bestimmt auch mal ein paar Tage auskommen, insbesondere mit der Hilfe von Phelan und das erste Mal seit längerem, fühlt sie sich richtig frei! Und ich weiß auch schon was ich als erstes mit meiner Zeit anstellen werde... Ihr Hunger meldet sich nämlich so langsam zu Wort und seit dem Frühstück ist es ja auch schon eine Weile her. Also macht sie sich südlich von ihrer Tanne auf die Jagd...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 30. Mai 2004, 17:14 Uhr
Kaney genießt es, wieder im Larisgrün unterwegs zu sein.
Keine Menschenmassen, die einem den Weg versperren,  keine Hundezwinger, die geschrubbt werden müssen, keine Stimmen, die immer und überall zu hören sind, und letztendlich keine Mauern, denn auch wenn Kaney sich daran inzwischen gewöhnt hat, ganz behagt es ihm doch nicht, dass er innerhalb der Mauern wohnt.
Es wird Zeit, dass ich Meister Wespmann den Platz zeige, an dem ich mein Heim haben will... dann kann ich endlich hier im Larisgrün leben...
Gedankenversunken geht Kaney durch den immer dichter werdenden Wald, eigentlich will er ja ein Opfertier erjagen, aber so lange er mit seinen Gedanken noch woanders ist, hat das ganze keinen Sinn.
Immer wieder bleibt Kaney jedoch stehen, um zu lauschen,  er hat keine Lust, in eine Gruppe von Wildschweinen hineinzulaufen, vorallem da die Säuen immer noch mit ihren Jungen herumlaufen und dementsprechend aggressiv sind.

Dann hört er irgendwann ein leises Knacken, und misstrauisch sieht sich der Werblütige um, und auch Garok mustert ein Gebüsch, allerdings wesentlich entspannter als sein Herrchen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 30. Mai 2004, 18:20 Uhr
Schilama hat den Bogen in der Hand, den Pfeil allerdings nur locker angelegt, da sie noch kein Ziel gefunden hat, aber sie ist ja auch erst seit kurzem unterwegs. Sie schleicht durch den Wald, hört etwas und steuert auf das Geräusch zu. Als sie ein paar Augenlicke dort später ankommt, sieht sie allerdings nichts. Das gibt es doch nicht, so schlecht kann ich doch nicht geworden sein! Ich meine ... weiter kommt sie gar nicht denn plötzlich schießt ein Hase aus seinem guten Versteck, weil sie ihm zu Nahe gekommen ist. Schnell wendet sie sich um, ein Ast des Gebüsches hinter ihr bricht mit einem leisen Knacken, aber sie schenkt dem nicht viel Beachtung. Sie zielt schon und setzt zum Schuß an, als sie hinter sich etwas anderes hört, als das Knacken des Gebüsches. Was war das?

Der Hase ist vergessen und sie wendet sich wieder um, schließlich wäre es schlecht wenn sie das Tier erwischt, aber auch selbst von einem anderen erwischt würde. Ein paar vorsichtige Schritte in Richtung des Geräusches und sie kann sich beruhigen, es sind nur Garok und Kaney. Oh! Ein wenig verblüfft senkt sie den gespannten Bogen, schließlich war das für etwas feindlich gesonnenes gedacht, nicht aber für die Beiden vor ihr.
"Eine gelungene Überrasschung Kaney", sagt sie leicht lächelnd, denn das Abenteuer in der Unterstadt hat sie nicht vergessen. Fürchten tut sie sich vor ihm nicht, nicht mehr, aber sie muss sich noch bedanken.
Doch dann kommen ihr wieder Zweifel, bedanken wofür? Dafür das er einen der Männer umgebracht hat? Nein! Dafür.. dafür dass er mir einen Formoraig vom Hals gehalten hat... Jeder Kämpfer hat seine Art zu kämpfen und Kaney hat eben seine ganz spezielle, so sehr ihr das auch mißfällt. Aber Tot ist Tot! Im Grunde ändert es rein gar nichts, wie er es gemacht hat.

"Ich möchte dir noch... danken, für das was du in der Unterstadt getan hast." Ihren Bogen hat sie inzwischen wieder auf ihren Rücken platziert und den Pfeil in ihren Köcher. "Es war deine Pflicht als angehöriger der Steinfaust, ich weiß. Aber trotzdem... ohne dich wäre es.. zumindest mir schlecht ergangen." Sie schluckt einen Kloß im Hals herunter und weiß gar nicht wieso es ihr so schwer gefallen ist, das zu sagen und es ihr "noch" schwer fällt ruhig zu bleiben. Wieso bin ich denn so nervös? Es ist doch schon längst vorbei... Aber vielleicht sieht sie sich dem Abenteuer ja doch nochmal mehr konfrontiert, als sie sich klar ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 30. Mai 2004, 21:10 Uhr
Als Kaney die Pfeilspitze sieht, eine Pfeilspitze, die genau auf ihn zeigt, will sich der Werblütige im ersten Moment auf den Boden werfen, und dann den Angreifer attackieren, bevor dieser auch nur irgendetwas tun kann.
Diese Szene kommt Kaney schmerzlich bekannt vor, auf seiner Reise nach Talyra war ihm so etwas mal geschehen, da war er die Beute gewesen, und ist gejagt worden.
Doch dann sieht er wieder klar, erkennt, dass es Schilama ist, die da auf ihn zielt.
"Eine gelungene Überrasschung Kaney" sagt die Elbin, während sie den Bogen senkt, und erst jetzt atmet der Werblütige richtig durch und entspannt sich.
"Dass musst du gerade sagen, mir ist beinahe das Herz stehen geblieben!" Dabei legt er ein schiefes Lächeln auf, um zu zeigen, dass er ihr nicht wirklich böse ist.

Dann beginnt Schilama herumzuglucksen, versucht etwas zu sagen, und nach einer Weile erkennt er, dass sie sich bedanken will, dafür dass er ihr in der Unterstadt geholfen hat.
Jemand bedankt sich bei mir? Kaum zu glauben!
Kaney muss wirklich daran schlucken, gut, er hatte es akzeptiert, dass er bei dem Nargenfeldzug gute Arbeit geleistet hat, aber auf diese persönliche Art und Weise hat sich bisher noch nie jemand bei ihm bedankt.
Zumindest nicht, dass ich mich daran erinnern kann...

So läuft Kaney - wie schon öfters in letzter Zeit - rot an, gluckst ebenfalls etwas herum, und sagt dann:
"Das war für mich selbstverständlich! Außerdem, hättest du den einen Kerl nicht von hinten niedergeschlagen... Außerdem, wenn ich mal Hilfe brauche, würdest du mir ja auch helfen, oder?"
Ich glaube zwar nicht, dass ich irgendwann mal die Hilfe einer Heilerin brauche, aber dass muss ich ihr ja nicht unbedingt sagen.

"Und Morgana geht es gut? Ich habe nur Gerüchteweise gehört, dass sie wieder zurück ist, und dass sie ihr Kind zur Welt gebracht hat... Dass sie zurück ist, weiß ich ja, ich habe sie immerhin mit aus der Unterstadt rausgeholt, und dass sie ihr Kind bekam, dass habe ich auch mitbekommen, aber... ehm... geht es ihr wirklich gut?"
Fragend blickt er die Elbin an. In Gedanken rügt er sich aber selbst, er hätte ja selbst zum Heim der Heilerin laufen und selber nachfragen können, aber an den letzten Tagen war einfach zu wenig Zeit gewesen.

"Und du? Wie geht es dir?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 30. Mai 2004, 23:35 Uhr
Ich sollte vielleicht wirlich meinen Bogen unten behalten, wenn keine direkte Gefahr droht, denkt sie sich als Kaney ihr sagt, dass ihm beinahe das Herz stehen geblieben wäre und sie schmunzelt daraufhin.
Nachdem sie ihre Dankesworte hervor gebracht hat, läuft Kaney wieder Mal rot an und sie fragt sich welchen Grund es wohl diesmal hat und muss sich ein Kichern schwer verkneifen. Doch sie kann sich in dem Moment noch beherrschen und seine nächsten Worte lassen wieder ganz andere Gefühle in ihr aufkommen:
>"Außerdem, hättest du den einen Kerl nicht von hinten niedergeschlagen..."< Ihr Herz zieht sich krampfhaft zusammen, dann wäre er nicht in sein eigenes Messer gefallen. Sie weiß wie seine Worte gemeint sind, trotzdem... Aber sie verdrängt es schnell wieder und setzt ein etwas gespieltes Lächelt auf, es war nicht mehr wichtig, es ist vorbei und es lässt sich nicht ändern. Amitari möge ihr diese Tat verzeihn.
Dann sagt er, dass sie ihm ja auch helfen würde, >"oder?"< und sie lächelt erst und nickt dann ernst, das würde sie ganz sicher tun. Ja das würde ich Kaney, das ist ein Versprechen und ich werde mich mit all meinen Kräften bemühen es zu halten, falls du jemals Hilfe brauchen solltest...

Die Frage nach Morgana holt sie aus ihren Gedanken zurück. "Ja Morgana geht es gut. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe zuminest, also gestern. Aber ich glaub kaum dass sich das geändert hat und was ihr Kind, Ian, angeht: Er ist ein großartiger Schreihals", scherzt sie. "Ich hab mich gestern mit Niniane um ihm gekümmert, während Morgana in der Stadthalle beim Festessen war, mit diesen ganzen wichtigen Leuten. Ich hätte nie gedacht wie viel Arbeit es ist, auf so ein Neugeborenes aufzupassen", sie verdreht die Augen, schüttelt den Kopf und grinst.
>"Und du? Wie geht es dir?"< fragt der Werblütige. Schilama lächelt und dreht sich einmal lachend und vergnügt um sich selbst. "Wunderbar Kaney! Ich war lange nicht mehr so... frei", sagt sie offen. "Ich bin erlöst!", fügt sie noch scherzhaft hinzu. "In der Steinfaust braucht man mich nicht mehr und Morgana kommt auch wieder allein zurrecht. Ich kann endlich mal wieder das tun, wozu ich Lust habe."
"Wie sieht es mit dir aus? Was hast du so in den letzen Tagen getan?"  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 31. Mai 2004, 09:08 Uhr
"Wie sieht es mit dir aus? Was hast du so in den letzen Tagen getan?"  

Ein Bild war bei dieser Frage in Kaney hochgekommen, er und Mave im Bett und
Nein, sooo genau will sie das nicht wissen!
"Viel Patrouille laufen, vorallem Nachts... Das Iniari-Fest hat viele Beutelschneider, Quacksalber und Betrüger nach Talyra gebracht, dadurch hatte die Steinfaust viel zu tun, und Garok und ich haben dann bei den Nachtpatroillen ausgeholfen.
Ansonsten habe ich seit gestern frei, ich konnte also dass Iniari-Fest... genießen, das Festmahl auf dem Marktplatz war... hervorragend."
Und die Nacht danach auch...
Wieder kriegt Kaney rote Ohrspitzen, und einen Moment bekommt der Werblütige Angst, dass er irgendwann den Beinamen "Der Rote" bekommt. Kaney der Rote... Nein, nur dass nicht.

Also geht er lieber auf Schilamas Aussage, dass sie sich wieder frei fühlt ein.
Da bekomm ich hoffentlich keine roten Ohren!
"Ich glaube, ich verstehe dich. Auch wenn es mir inzwischen nichts mehr ausmacht, innerhalb der Mauern Talyras zu leben, so ist es doch etwas völlig anderes als im Larisgrün. Und um ehrlich zu sein, ich bin froh, dass ich heute hierhin ... fliehen konnte!"
Kaney zwinkert, grinst. Schilama wird bestimmt wissen, wie ich das meine, sie gehört ja selber in den Wald...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 31. Mai 2004, 12:09 Uhr
Schilama hört den Worten Kaneys zu und nickt, sie kann sich vorstellen das während des Festes nicht nur viele Reisende sondern auch Halunken in die Stadt kommen. Es ist wirklich schade, dass es solche Leute überhaupt gibt.
>"Ansonsten habe ich seit gestern frei, ich konnte also dass Iniari-Fest... genießen, das Festmahl auf dem Marktplatz war... hervorragend"< Als Kaneys Ohrenspitzen daraufhin rot werden, ahnt sie dass er Inari an diesem Tag ebenso geehrt hatte, wie viele andere in der Stadt auch. Wer wohl die glückliche war? Sie schmunzelt, kichert beinahe, spricht ihre Frage aber nicht aus. Sie will nämlich nicht riskieren einen, auf dauer rot glühenden Werblütigen vor sich zu haben.

"Das kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Es ist hier ja auch viel schöner, nicht wahr? Ich habe es gern ein wenig ruhiger und bin unter anderem auch deshalb sehr gerne hier. Selbst wenn ich mal nicht in die Stadt zurück will und es mir trotzdem nach Gesellschaft steht, ich habe hier immernoch die Tiere, oder auch mal einen netten Besucher", sagt sie lächelnd, hofft dabei aber, dass er nicht gleich wieder rot anläuft.
Die Elbin streicht kurz mit der Hand an der Rinde eines Baumes entlang, einfach um das schöne Muster unter ihren Händen zu fühlen, widmet ihre Aufmerksamkeit aber einen Augenblick später wieder Kaney. "Bist du einfach hier her gekommen, um mal wieder das Larisgrün zu genießen, oder warst du gerade dabei etwas zu erspähen?", fragt sie mit einem belustigten Unterton, schließlich ist er Späher, er kann auch aus der Stadt "geflohen" sein, um seiner Arbeit nachzugehen.

"Ich war im übrigen gerade dabei mir einen Hasen für meinen hungriegen Magen zu schießen, als mich ein Wolfshund und ein Werblütiger davon abgelenkt haben", sagt sie zwinkernd. "Mein Essen ist jetzt natürlich schon über alle Berge, aber falls du Zeit hast... würde ich dich nach der Jagd gern auf einen Happen einladen, damit du auch weißt wo deine zukünftige Nachtbarin wohnt", scherzt sie ein wenig, schließlich hatten sie sich bei ihrem letzten Gesprächs im Larisgrün darauf geinigt, dass sie wohl soetwas sie Nachtbarn sein würden, wenn sein Heim erstmal steht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 31. Mai 2004, 16:45 Uhr
"Bist du einfach hier her gekommen, um mal wieder das Larisgrün zu genießen, oder warst du gerade dabei etwas zu erspähen?"

Kurz überlegt Kaney, ob er Schilama erzählen soll, weshalb er hier ist, ob er ihr sagen soll, dass er seinem Schutzgott etwas opfern will...
Wieso nicht... sie war selbst mit in der Unterstadt, sie weiß dass sie den Göttern dafür danken müssen, dass sie dort unten heil herausgekommen sind.
"Ich bin eigentlich auch auf der Jagd.. na gut, momentan noch nicht, aber ich will nachher etwas jagen... aber nicht, damit mein Magen gefüllt wird, sondern um meinem Schutzgott zu danken... ein Tieropfer, dass will ich nachher jagen... Nach den ganzen glücklichen Zufällen will ich ihn bitten, weiterhin seine Pfoten über mich zu halten..."
Kaney schaut etwas verlegen zu Boden, über seinen Glauben und seinen Schutzgott zu sprechen war ihm noch nie so leicht gefallen.
"Mein Schutzgott ist Garr, der Wolfsgott... oder zumindest wird er in meinem Geburtsort Garr gerufen!" erklärt der Werblütige noch, als er Schilamas fragenden Blick bemerkt.

Hmm... ob ich die Einladung annehmen kann? Aber eigentlich müsste ich fasten, wenn ich ein Opfertier jagen will... ach, dann fang ich mit dem Fasten und dem Jagen morgen bei Sonnenaufgang an... Dann hab ich auch den ganzen Tag Zeit...

"Aber ich nehme das Angebot gerne an, sollen wir dir beim Jagen helfen?"
Im ersten Moment schaut die Elbin etwas verwirrt wegen Kaney`s Angebot, immerhin ist er nur mit einem Dolch bewaffnet, doch dann wird ihre Nasenspitze etwas bleicher, so als hätte sie jetzt verstanden, auf welche Art und Weise er jagen wird.
Kaney kann sich ein klitzekleines Grinsen nicht verkneifen.

"Wenn du aber willst, dann warten wir beide hier brav auf dich... auch wenn ich mir etwas komisch vorkomme, dass ich von.. einer Frau bejagt werde!"
Ein neckisches Lächeln breitet sich auf Kaney`s Gesicht aus, und fragend blickt er Schilama an.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 31. Mai 2004, 19:44 Uhr
Schilama ist überrascht, über den Grund weswegen Kaney hierhergekommen ist und jagd, oder besser jagen wollte. Sie fragt sich, wie er seinem Gott wohl ein Tier opfern wird, wenn er es dann tut. Wird er die Leiche des Tieres verbrennen, auf einen Alter legen oder noch etwas ganz anderes? Als sie weiter so darrüber nachdenkt, will sie es doch nicht mehr so genau wissen.
"Verstehe", sagt sie einfach. Für sie war es genug, ihrer Göttin für das Glück aus tiefstem Herzen zu danken und sie glaubt auch, dass Amitari dies dank genug ist. Und ich werde weiterhin alles pflanzliche Leben achten, natürlich auch das von Elben und anderen Wesen. Auch die Leben der Tiere sind ihr nicht egal, aber sie hatte gelernt die Gesetze der Natur zu aktzeptieren und zu leben.
Als Kaney vorschlägt ihr zu helfen, fragt sie sich wie er das mit dem Dolch machen will, aber als es ihr klar wird, wird sie eine Spur blaßer. Das kleine Grinsen des Werblütigen, lässt sie allerdings schnell wieder Farbe bekommen und schmunzeln. Na warte!, denkt sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.

>"Wenn du aber willst, dann warten wir beide hier brav auf dich... auch wenn ich mir etwas komisch vorkomme, dass ich von.. einer Frau bejagt werde!"> Das neckigsche Lächeln und diese Worte verleiten Schilama nun endgültig dazu, ihm einen frechen Armstuber in die Seite zu geben.
Dann wird sie aber auch wieder ein wenig ernster, oder versucht es zumindest zu sein. Sonst werd ich noch zu einer herumalmbernden Gackerhänne. Sie lacht über ihren eigenen Gedanken und verschluckt sich ein wenig, ein paar Huster später hat sie sich aber wieder gefangen.
"Hmm nun", beginnt sie im gespielten zögern auf seine Frage zu antworten, während ein kleines Grinsen auf ihrem Gesicht immer größer wird. "Wie wäre es damit: Du spürst mit Garok den Hasen auf der mir entwischt ist, ich schieße ihn wie ich es vor hatte und dann gehen wir zu meinem Heim um uns einen leckeren Braten zu gönnen. Guter Vorschlag?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 01. Juni 2004, 19:50 Uhr
Südlich von Talyra


Mit zunehmender Entfernung verebbt der Strassenlärm Talyras und die Geräusche des Waldes sind immer deutlicher zu hören. Vögel sitzen hoch im Geäst der Bäume und singen ihre Lieder, während zwischen den Gräsern und Sträucher allerhand Insekten leise brummend oder flatternd sich eine schöne Blüte zum niederlassen suchen.
Auch wenn überall Steine und Zweige gut verborgen im Gras oder Moos liegen, hat Shyada schon vor geraumer Zeit ihre Schuhe ausgezogen. Als Kind war sie fast nur barfuß gelaufen und hatte dann auch allem getrotzt was piekte oder drückte. Die Stiefel an ihren Riemen zusammengebunden, hängen diese ebenso wie der Lederbeutel über der rechten Schulter und baumeln bei jeder Bewegung eifrig hin und her. Auch wenn das Larisgrün kein Vergleich mit dem Dunkelwald stand hält, so hat es etwas beruhigendes nicht mehr das hektische Treiben der Steinfaust und Stadtbewohner um sich zu haben. Dafür aber das Rauschen des Windes, wenn er durch die Blätter streicht oder die unzähligen Vogelstimmen.
Licht fällt nur vereinzelt durch das dichte Blätterdach und zaubert bizarre Lichtpunkte auf den übermoosten Waldboden. Wie kleine Lebewesen huschen die hellen Flecken über die Pflanzen und scheinen nie still stehen zu können. Shyada weiß nicht wie lange sie fortbleiben wird, aber mit jedem Schritt den sie tut, verspürt sie den Wunsch länger weg zu bleiben und dafür wieder zurückgezogen in den Wäldern zu leben. Am liebsten hätte sich die Amazone hier und jetzt auf den Boden gelegt und einfach die Stille um sich herum genossen. Doch sie weiß, dass sie noch immer viel zu dicht an der Stadt ist und bei jedem ungewöhnlichen Geräusch einen unerwünschten Störenfried vermuten würde.

Ganz in der Nähe ist das leise Geräusch eines dahinfließenden Baches zu hören, dessen Wasser sich an Steinen und Ästen bricht, und welcher sich eifrig einen Weg durch die verschiedenen Bodenschichten des Waldes sucht. Shyada vermutet, dass er auf der Lichtung nur wenige Schritte links von ihr aus dem Erdreich auftaucht und sich dort nur wenige Schritt lang über der Oberfläche hält. Das Gehen auf dem weichen Waldboden ist soviel angenehmer als auf festgetrampelten Strassen und auch wenn hin und wieder ein Stein oder Ast auf empfindliche Stellen drückt, so genießt Shyada den Geruch des Waldes und die Abgeschiedenheit die er mit sich bringt.
Von Stadtgesprächen weiß Shyada, dass südlich von Talyra Brioca liegt. Dem Erzählten nach eine Stadt die hautsächlich vom Instrumentenbau lebt und deren Burg eine ganz eigentümliche Form haben soll. In Gedanken erwägt Shyada die Stadt vielleicht einmal zu besuchen. Auch wenn dies wieder Lärm und neugierige Leute bedeuten, so war und ist Talyra die einzige Stadt die Shyada bisher betreten hatte. Warum weiß sie bis heute noch nicht, doch liegt der Grund vermutlich bei dem Ruf, den diese Stadt mich sich bringt und der in ihrem Zweitnamen "die Weltenstadt" mitklingt.
An einem Fluß macht Shyada schließlich halt und lässt ihre Sachen im Schatten einer Weide liegen. Das Wasser des fließenden Gewässers ist klar und wenn man genau hinsieht, kann man winzige silberne Fische zwischen Schilf und in der Nähe von Steinen sehen. Die Finger zu einer Kelchform gekrümmt schöpft sich Shyada etwas Wasser und trinkt die kalte Flüssigkeit in kleinen Zügen. Das goldene Auge Shenrahs hat sich ein ganzen Stück weiterbewegt und würde bald in feurigen Rot erstrahlen, um dann später Faeyris die Nacht zu überlassen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 01. Juni 2004, 20:40 Uhr
Kaney kann sich ein leises Gekichere nicht verkneifen, als Schilama sich verschluckt, hilfreich klopft er ihr auf den Rücken, und erntet dann noch einen Armstuber für sein freches Grinsen.
Der Werblütige lächelt noch einmal, dann wird er wieder ernst, immerhin kann er schlecht breit grinsend auf die Jagd gehen... Gut, eventuell würden die Beutetiere einen Lachanfall bekommen, und er könnte sie einfach so einsammeln, aber... nein!

Kaney vertreibt diese seltsamen Gedanken mit einem Kopfschütteln, dann pfeift er nach Garok, und zusammen gehen Kaney und Hund auf die Jagd.

Schweigend, sich leise voranschleichend, bewegen sich die beiden durchs Larisgrün, Garok mit der Nase auf dem Boden, während Kaney nach irgendeiner Art von Fährte, oder einem sonstigen Anzeichen von Beute.
Aber anscheinend haben Schilama und er zu laut gelacht, denn es dauert einige Zeit, bis er einen Kaninchenbau erspäht, und noch einige Zeit vergeht, bis er einen anderen Eingang gefunden hat...
Jetzt müsste ich die beiden Jagdfrettchen haben, die mein Stiefvater mir einmal gezeigt hat...
Aber da weder Frettchen noch Feuer zum Ausräuchern vorhanden sind, macht Kaney sich mit einem spitz zulaufenden Ast daran, den Bau freizubuddeln, während sein Hund, aufgeregt hin und her läuft...

Bald müssten doch irgendwelche Karnickel aus dem Bau laufen, und wenn Schilama gut ist, erwischt sie eins...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Schilama am 01. Juni 2004, 22:17 Uhr
Zusammen machen sie sich leise auf den Weg. Garok vorne weg mit der Schnüffelnase nahe am Boden, Kaney gleich dahinter, um nach einer Fährte ausschau zu halten und sie zuletzt, nun wieder mit dem Bogen in der Hand. Sie hält sich gänzlich aus der Fährtensuche heraus, er sollte ruhig ein Stück zu ihrem zukünftigen Essen beitragen.
Es dauert ein wenig aber dann kommen sie zum Eingang eines Kaninchenbau und sie bleibt dort, während der Werblütige sich daran macht den zweiten Eingang zu suchen. Nur wenig später, sieht sie wie Garok ganz in der Nähe hin und her läuft, Kaney ist hinter einem Baum außerhalb ihrer Sichtweite aber sie hört dass er etwas tut und kann sich denken, dass es gleich soweit ist.
Sie verharrt mit gespanntem Bogen an ihrem Platz, von dem sie eine gute Sicht hat und das Tier ihr auch nicht gleich mit dem nächsten Hoppler aus der Schußlinie hüpfen kann. Dann sieht die Elbin sieht wie ein Kaninchen wie vom Blitz getroffen aus dem Bau springt und ihre Augen fixieren das Ziel. Sie konzetriert sich, ihr Bogen wird ein Teil von ihr, die Zeit scheint still zu stehen und dann, bei dem nächsten Sprung des Tieres, schießt sie. Der Pfeil sirrt durch die Luft und trifft schließlich sein Ziel.

Sie hört Garok Bellen, der sich wohl am liebsten auf die Beute gestürzt hätte, aber Kaney hält ihn zurück. Schilama widmet dem aber keine große Aufmerksamkeit sondern wendet sich gleich dem Tier zu, denn sie hat schon von weitem gesehen, dass ihr Schuß nicht so gut war, wie sie es gern hätte. Beim Kaninchen angekommen, zieht sie ihren Dolch und erlöst es schnell von seinem Leid.
Als sie den Dolch wieder zurückgesteckt hat, verharrt sie einen Augenblick, dankt Anukis für die Gabe und Amitari, ihrer Götten, dafür dass sie getroffen hat. Kaney steht mit Garok inzwischen hinter ihr und die Elbin wendet sich um. "Dann wollen wir mal... Ich hoffe dir mißfällt es nicht wenn ich das Kaninchen nacher ein wenig grille?", sagt sie neckisch und gleich darauf machen sie sich auch zu ihrem Heim auf, der großen Tanne im Wald.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 02. Juni 2004, 19:23 Uhr
Südlich von Talyra


Der neue Tag beginnt ähnlich wie der gestrige. Ohne den Lärm der Stadt ist Shyada fast gewillt einfach liegen zu bleiben. Nichts und niemand würde sie hier so schnell stören.
Nachdem sich die Amazone notdürftig im Fluss gewaschen hat, lässt sie sich von der frühmorgendlichen Sonne trocknen und kaut währenddessen lustlos auf ihrem kargen Frühstück herum. Ohne die Hektik und die zu erledigenden Aufgaben, die das Leben in größeren Gemeinschaften mit sich bringt, fällt es schwer sich aufzurappeln und etwas zu tun. Auch wenn man bei Shyada nicht von Zeit vertrödeln reden kann, so hätte sie in der Zeit, welche sie zum Beobachten verschiedener Tiere oder einfach zum dasitzen benutzt hatte, schon ein weiteres Stück zwischen sich und Talyra gebracht. Doch gibt es absolut keinen Grund zum beeilen. Vielleicht würde sie nicht mehr zurückkehren und dann wäre sie sowieso nicht viel mehr als eine flüchtige Erinnerung in den Köpfen einiger Männer. Niemand in der Stadt weiß etwas von ihrer Vergangenheit. Weiß was sie mag oder nicht. Warum sollte sie jemand vermissen? Und ebenso würde Shyada niemanden vermissen.
Mit einem kleinen runden Stein, den sie kurz zuvor vom Boden aufgehoben hat und nun einfach in ein Gebüsch wirft, scheucht Shyada ein Kaninchen auf, dass im wilden ZickZack flüchtet und schon bald wieder aus dem Sichtfeld der Amazone verschwindet. Von den Tieren des Dunkelwaldes weiß Shyada, dass es nur wenige gibt, die beim Anblick von Menschen, Elben oder anderen zivilierten Völkern nicht flüchten. Sie kennen keine Furcht, da sie noch nie von jenen gejagt wurden und sie somit nicht als Feinde ansehen. Hier im Larisgrün und anderen Wäldern die sich rings um Städte befinden, würden die Tiere vorsichtiger sein und sich nur denen nähern, die mit ihnen stumme Zwiesprache halten können.

Shyada ist dankbar für das dichte Blätterdach, was nur einen geringen Teil der Wärme und der Helligkeit durchlässt. Im Halbschatten des Waldes und der angenehmen Kühle ist es ein leichtes immer weiter zu gehen und nur das Unterholz zwingt Shyada gelegentlich Umwege zu gehen oder Halt zu machen. Zu den zahlreichen Laubbäumen gesellen sich allmählich Nadelhölzer. Anfangs verzichtet Shyada weiterhin auf ihre Schuhe, doch nachdem sich mehrmals einige der spitzen Nadeln in die Haut ihrer Füße bohren, zieht sie doch wieder ihre Lederstiefel an, da es auf die Dauer unangenehm werden würde. Hier im Wald gibt es nichts und niemanden, der Shyada auf irgendeine Art belästigt oder zu nahe kommt. Dadurch und der Tatsache, dass sie hier niemanden etwas vormachen muss, sind Shyadas Gesichtszüge bar jeder Arroganz und jedes Desinteresse. Statt dessen schlecht sich dann und wann ein zufriedenes und glückliches Lächeln, dass man sonst nur äußerst selten bei der Frau sieht.Für die Bäume und Sträucher spielte es keine Rolle wer oder was sie ist und niemand würde "verlangt" von ihr sich einem gewissen Schema unterzuordnen und entsprechend zu agieren. Auch wenn Shyada durchaus gerne ihre Spielchen spielt und anderen ein falsches Bild von sich erzeugt, so tut es gut, auf niemanden acht geben zu müssen.
Auch der zweite Tag vergeht wie im Flug und langsam senkt sich die Sonne abermals im Westen um dort die Immerlande in rötliche Farben zu tauchen. Doch Shyada rastet an diesem Tag noch nicht so früh. Noch konnte sie im immer dunkler werdenen Wald etwas erkennen und geht weiter. Der Boden, der sich unter ihren Füßen befindet, verändert sich zunehmend und bald ist von dem schwarzen, nährstoffreichen Boden nicht mehr viel übrig. Statt dessen wird der Boden immer mehr zu Sand, so dass sich auch die Vegetation ändert und nun hauptsächlich Nadelgewächse und Bäume, die mit weniger Wasser auskommen, die Reise der Amazone verfolgen. Der Waldboden ist nicht mehr überall mit Pflanzen bedeckt und zeigt oft nackte Stellen, an denen nur alte, braune Nadeln ein geflecktes Kleid bilden. Nur gelegentlich bilden Niedergewächse dichte Ansammlungen, können aber noch lange keine so dichte grüne Fläche bilden, wie es weiter westlich möglich ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 03. Juni 2004, 15:49 Uhr
Südlich von Talyra/Brioca


Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat und außerhalb des Waldes die Luft schon auf Sommertemperaturen aufheizt, kreuzt Shyadas Weg ein Trampelpfad. Pflanzen an dessen Rand zeugen davon, dass der schmale Weg zwar öfter genutzt wird, aber nicht so häufig, dass nur noch nackter Boden übrig bleibt. Shyada folgt dem Weg eine ganze Weile und ist froh über die Kühle, welche die Bäume hoch über ihr verursachen. Nie würde sie in Regionen leben können, die nur vom Sommer berherrscht werden, aber ebenso wenig in den nördlichen Gebieten der Immerlande. Stimmengemurmel holt Shyada aus ihren Gedanken und lässt die Amazone innehalten. Durch Buschwerk und Baumstämme kann sie in hundert Schritt Entfernung eine kleine Gruppe junger Männer und Frauen sehen, die sich nach Osten bewegen. Vorsichtig und ungesehen nähert sich Shyada etwas und wartet bis die Fremden aus ihrem Sichtfeld verschwunden sind. Der Weg auf welchem sich die fünf Beinpaare bewegt haben, ist ein vier Schritt breiter Weg, der deutlich Reitspuren und Rillen von Rädern aufweist. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich um eine oft benutzte Strasse handeln muss. Die Amazone tritt aus dem Halbdunkel des Waldes auf den Weg und sofort empfangen sie die warmen Sonnenstrahlen und lassen die Luft vor entlang der Strasse flirren. Shyada braucht eine Weile, bis sich ihre Augen vollständig an die Helligkeit gewöhnt haben. Entlang des Weges reiht sich eine Kiefer an die Nächste und blicken stumm auf jeden Passanten, der nach Brioca möchte. Soweit ihre Augen es ermöglichen folgt Shyada dem Weg mit ihrem Blick. Hoch über dem Nadelwald in Richtung Ildorel erhebt sich jene Burg, die Brioca schon von weitem ankündigt und jedem Gast den Weg weisen will. Es ist noch ein ganzes Stück bis zu der kleinen Fischerstadt, doch nun da sie in Sichtweite ist, nimmt Shyada sich vor, diese auch zu besuchen. Vielleicht würde es interessantes zu sehen geben. Auf alle Fälle aber wesentlich besseres Essen als ihren Notreiseproviant. Um nicht der vorsommerlichen Hitze ausgesetzt zu sein, folgt Shyada dem Weg im Schatten der Bäume.

Noch bevor sie die kleine Stadt endgültig erreicht, verringert sich die Anzahl der Bäume um Shyada und nur noch einige wenige bleiben zurück und säumen die Strasse an beiden Seiten. Links und rechts erstrecken sich weitläufige Felder auf denen Bauern mit großen Strohhüten eifrig ihrer Arbeit nachgehen. Dazwischen sieht man immer wieder Kinder herumtollen- jene welche noch zu jung zum arbeiten sind und noch ohne Verantwortung und Pflichten leben dürfen. Da Besucher kein seltener Anblick sind, interessiert sich niemand für die Frau, die alleine auf die Stadt zuhält. Nur vereinzelt heben sich Köpfe, wenden sich dann aber wieder der Arbeit zu.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 03. Juni 2004, 22:21 Uhr
Brioca


Die kleine Stadt Brioca hält schon auf dem ersten Blick keinen Vergleich mit Talyra stand. Allein schon beim Anblick der Strassen, die im Gegensatz zu denen Talyras fast leer wirken. Gerade jetzt nach dem Inarifest, wo die Weltenstadt fast aus allen Nähten geplatzt war. Auch wenn Shyada erst wenige Schritte in die Stadt hineingegangen ist, so hat sie schon den Geruch des Wasser in der Nase und hört das Geschrei der Möwen welches vom Ildorel durch die Stadt herübergeweht wird. Der Anblick der weißgetünchten Häuser jetzt zur Zeit des frühen Nachmittags einigermaßen auszuhalten, doch sind die Strahlen der Sonne hell genug, um das Weiß grell hervortreten zu lassen, so dass manches Auge tränt oder gar geblendet wird.
Die Burg blickt wachsam über die belebte Stadt und ist von jedem Winkel Briocas aus zu sehen. Eine Hand zum Schutz über die Augen gehalten, sieht Shyada zu dem Steinkoloss, kann aber von ihrem Standort aus, nicht die angebliche Schiffsform erkennen. Je weiter Shyada in die Stadt geht, umso häufiger sieht man Musikanten an Straßenecken oder Gassen, die allesamt unterschiedliche Stücke zum besten geben und so die gesamte Stadt mit ihrer Musik erfüllen, die vom Wind in alle Winkel getragen wird. Dazwischen befinden sich dicht gedrängt die Geschäfte von Instrumentenbauern. Augenscheinlich scheint jeder ein anderes Spezialgebiet zu haben, so dass man sich nicht gegenseitig um die Kundschaft bringt und keinem Konkurrenzstreit unterliegt.

Auf dem Markt geben Barden ihr Können preis und werden dabei natürlich von Musik begleitet. Kinder tanzen vergnügt umher und auch so mancher Erwachsener ist da unter zu finden, der sich den verspielten Klängen nicht entziehen kann. Fischweiber preisen ihre Ware, die ihre Männer während des Tages im Ildorel fangen, mit lautem Geschrei an und unterhalten sich nebenbei über die neuesten Gerüchte, Klatsch und Tratsch. Auch die Ernteprodukte der Felder werden an Ständen feilgeboten und locken so manchen Passanten. Der Duft von Kräutern mischt sich unter den allgegenwärtigen Geruches des Fisches und verleiht ihm eine angenehmere Note.
Shyada merkt, wie sie die Blicke einiger Männer und auch Frauen auf sich zieht. Ganz in der Nähe lassen Kinder von ihren Tänzen ab und auch einige Musikanten halten kurz bei ihrem Spiel inne. Die Amazone hat das Gefühl in ein abgelegenes Dorf zu kommen, statt in eine Stadt die Gäste und Besucher gewohnt sein sollte. Aber letztendlich würde man ihr ansehen, welchem Volk sie angehört und die gibt es mit Sicherheit nicht so häufig in der Nähe zu sehen. Mit einem wissenden Lächeln sieht sie in die Gesichter der Herumstehenden. So manch einer schaut betreten bei Seite. Andere mustern die fremde Frau ohne Scheu und einige junge Männer pfeifen ihr anerkennend hinterher. Shyada ignoriert jeden von ihnen, egal ob freundlich gesinnt oder nicht. Sie ist nicht hier, um sich wieder irgendwelchen Regeln unterzuordnen oder nach den Vorstellungen anderer zu handeln, sondern um Abstand zu gewinnen. Sicherlich ist eine Stadt dafür nicht der geeigneteste Ort, aber nach der langen Zeit in Talyra sind ein ordentliches Bett und frisch zubereitetes Essen doch sehr verlockend. Auch wenn Shyada bereits einige Gasthäuser gesehen hat, so will sie sich jetzt noch nicht festlegen, in welchem sie ein Zimmer für ein oder zwei Tage mietet. Möglicherweise würde es woanders ja noch eines geben, was ihr besser gefällt, wobei es am Ende doch egal ist, solange Essen und Bett vorhanden sind.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 04. Juni 2004, 18:05 Uhr
Brioca


Eigentlich hatte Shyada nur eine Nacht in Brioca bleiben wollen, doch mittlerweile geht auch der zweite langsam seinem Ende entgegen. In einer Stadt zu sein, wo man für niemanden ein bekanntes Gesicht trägt, lebt es sich einfach und unkompliziert. Niemand erwartet von einem zu grüßen oder Leute über die neuesten Gerüchte und Dinge zu informieren, so dass man die ganze Zeit für sich allein ist, sofern man nicht mit anderen freiwillig ins Gespräch kommt und sich weitesgehend von großen Ansammlungen auf dem Markt oder vor Ständen fern hält. Shyada hat sich kaum die Mühe gemacht, jeden Winkel der Stadt zu sehen, doch hatte sie sich aus Neugier und Bewunderung der Burg genähert und sie sich, soweit dies möglich war, angesehen. Auch wenn ihr Burgen bekannt sind, so hat Shyada Zeit ihres Lebens noch nie eine betreten und hat nur eine vage Vorstellung davon, wie es sich in einer solchen lebt. Zwar war die Steinfaust, wie der Name schon sagt, auch ein Gebäude, welches fast nur aus Stein besteht und einer Festung gleich kommt, doch kann sie der Größe einer Burg nicht stand halten. Abgesehen von den letzten Jahren, war Shyada stets ein Kind des Waldes, darum kann sie nicht verstehen, wozu man in solchen Gebäuden leben sollte. Geschweige denn die Mühe wirklich auf sich zu nehmen, damit ein solches entsteht. Die Steinfaust ist dabei nur ein kleineres Übel, dass für einen begrenzten Zeitraum ihr Heim darstellen würde. Auch wenn Shyada möglichweise nie nach Sarnamar zurückkehren wird, so würde sie Talyra sicherlich schon bald den Rücken kehren und die Stadt endgültig verlassen. Aber noch nicht ...
Das Besichtigen der Burg vornehmlich nur von außen verbraucht nicht viel Zeit, doch kann Shyada die Zweckmäßigkeit im Kriegsfalle eines solchen Steinkolosses nicht leugnen, welche auch noch Ruinen wie Liam Cailidh größtenteils erfüllen.

Den Abend verbringt Shyada an der Küste des Ildorel und ehrt in stumme Gebete versunken die Schafferin des Dunkelwaldes. Auch wenn Shyada kein allzu gläubiger Mensch ist, so hat sie Amitari die Grundlage und den Ursprung ihres Lebens zu verdanken. Während die Amazone das Licht der untergehenden Sonne im Ildorel betrachtet, kleine Kinder noch am Strand spielen und deren Stimmen nur gedämpft zu ihr herüberwehen, wird der Amazone zum ersten Mal richtig bewußt, dass sie nie erfahren würde, wer ihr Vater ist oder war. Nie wird auch nur ein Wort über die Väter bei den Amazonen verloren und die Fragen kleiner Mädchen weitesgehend ignoriert. Es liegt keine Traurigkeit in ihren Gedanken, doch ist es ein seltsames Gefühl, wenn man zum ersten Mal, seit man die Immerlande betreten hat, wahrhaftig darüber nachdenkt. Bei ihrer Mutter hat Shyada nur eine wage Vermutung wer sie gewesen sein könnte, doch spielt das jetzt keine Rolle mehr. Während ihrer Kindheit, wurden die Mädchen von allen Amazonen gleichberechtigt aufgezogen und nur selten hatte sich eine Mutter nur um ihr Kind gekümmert. Wenn es wirklich die Person war, die Shyada vor Augen hat, dann ist sie schon lange tot. Gestorben durch den Biss eines Hòth'lars.
In Gedanken versunken lässt Shyada immer wieder Sand durch ihre Finger gleiten. Als der Wind merklich abkühlt und die spielenden Kinder schon lange in ihren Betten liegen, erhebt sich Shyada endlich und hält auf die Stadt zu, die selbst zu dieser Zeit noch von Musik erfüllt ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 05. Juni 2004, 19:13 Uhr
Brioca


Als der Morgen graut wird Shyada vom Geschrei der Möwen und dem Lärm, der am Hafen beim Entladen, Antauen der Schiffe entsteht, geweckt. Frisches Brot, belegt mit Käse oder Schinken und dazu stark mit Wasser verdünnter Wein wird zum Frühstück gereicht. Nachdem Shyada ihre Portion aufgegessen hat,lässt sie den Wirt, einem gemütlichen Mann ohne Hast ohne Eile, zu sich kommen, um ihm das Geld für Kost und Übernachtung zu geben. Der Mann erzählt eine ganze Weile mit Shyada, so wie er es bei jedem seiner neuen Gäste tut. Das Shyadas Antworten vergleichsweise knapp ausfallen, stört den Wirtin dabei nicht. Schließlich verabschiedet er sich, in dem er Shyada einen schönen Tag und angenehme Weiterreise wünscht.

Selbst nach drei Tagen ständigen Aufenthalts in Brioca haben sich die grünen Augen der Amazone nicht an die strahlend weiß leuchtenden Hauswände gewohnt, so dass das Sonnenlicht es unmöglich macht, auch nur annähernd länger als einen Augenblick darauf zu gucken. Auch wenn die Bewohner Briocas dem Wirt der Hafentaverne irgendwie gleichen, schaffen sie dennoch ihr Tagewerk bis zum Abend zu erfüllen. Shyada vermisst die Hektik Talyras keineswegs, doch würde sie hier mit Sicherheit irgendwann blind herumlaufen. Zudem gibt es jemanden in Talyra, der vielleicht öfter mal für angenehme Abwechslung sorgen könnte, da sich Dekar allen Anschein nach zurückgezogen hat. Beim Verlassen der Stadt fragt sich Shyada was sie genau in den vergangenen Tagen hier gemacht hat, aber nichts davon scheint irgendwie von Belang. Ihr Blick fällt auf die arbeitenden Bauern, die nur äußerst selten an freie Tage oder Erholung denken konnten und zu sehr in gesellschaftliche Strukturen verwoben sind. Der Amazone kommt die Frage auf, ob sie jemals fähig wäre sich etwas dermaßen unterzuordnen, findet aber keine Antwort darauf. Bisher war es ihr überall gelungen sich auf gewisse Dinge einzustellen oder bestimmte Regeln einzuhalten, aber niemand hatte die Frau bisher dazu gebracht, sich komplett in eine verfestigte Struktur einzubringen.
Einige Kinder winken Shyada zu während sie die breite ausgefahrene Strasse entlang zum Wald geht. Zwei Jungen und ein Mädchen nähern sich sogar bis auf wenige Schritte und wünschen Shyada ebenso wie der Wirt zuvor eine gute Reise und einen schönen Tag. Mit einem lächeln, dass jeder Mutter besser gelungen wäre, bedankt sich Shyada bei den Kindern. Genießt eure freie Zeit.

Als Kiefern die Strasse wieder zu beiden Seiten säumen, verlässt Shyada diese und taucht in den Schatten, der nur an wenigen Stellen von Licht durchbohrt wird, ein. Die Wärme des erst vor wenigen Stunden angebrochenen Tages reicht noch nicht aus, die Feuchtigkeit des Waldes zu vertreiben, so dass es unter den Nadelbäumen deutlich kühler ist. Eine leichte Gänsehaut überzieht Shyadas Unterarme, doch empfindet die Amazone die morgendliche feuchte Kühle eher als angenehm, da der Tag verspricht sehr warm zu werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 06. Juni 2004, 14:04 Uhr
südlich von Talyra/Talyra


Die Rückreise nach Talyra verläuft ebenso unspektakulär wie die Reise nach Brioca. Da Wanderlustige und Hänlder hauptsächlich auf den Strassen der Immerlande reisen, trifft Shyada nur zweimal auf Personen innerhalb der Wälder. Ihrem Aussehen nach zu urteilen waren es Jäger oder Waldläufer. Was genau kann Shyada allerdings nicht sagen, da sie sich den Personen nicht genähert hat und es für die Amazone auch unerheblich ist, solange sie in Ruhe gelassen wird. Die Tage des Rückwegs bestehen aus einem sich ständig wiederholenden Ablauf zwischen Tier beobachten, essen, ausruhren, marschieren und schlafen. Alles jedoch ohne große Eile und immer an den Gegebenheiten des Larisgrün orientiert. Am zweiten Tag nach ihrem Aufbruch in Brioca ist das Wetter klar und die Temperatur erreicht höhere Grade, so dass Shyada in dem Fluß, der ihren Weg kreuzt ein Bad nimmt. Das Wasser ist angenehm kühl auf der Haut und durch dessen fließende Bewegungen wirkt es gleichzeitig entspannend. Erst als sie völlig entkräftet ist, steigt Shyada aus dem Fluß und lässt sich größtenteils von der Sonne trocknen, die durch einzelne Stellen im sonst so dichten Laubdach bricht. Während sie völlig ruhig daliegt und die Wärme der Sonnenstrahlen genießt nähern sich einige Rehe dem Fluß um ihren Durst zu stellen. Ihre Ohren zucken bei jedem Geräusch und mehr als einmal blicken sie gehetzt auf. Das kleine Kitz wagt sich etwa zu weit vor und wäre beinah in den Fluß gefallen, kann sich aber mit einigen Anstrengung das Gleichgewicht halten und hält anschließend sicheren Abstand zum Wasser, da es ohnehin nicht mehr durstig ist. Shyada betrachtet die Tier mit halb geöffneten Augen und verhält sich so ruhig wie möglich. Im Dunkelwald hatte sie oft tagelang Tier beobachtet und war ihnen bis zu ihren geheimen Verstecken gefolgt. Erst als die Rehe weiterziehen erhebt sich Shyada, zieht sich an und setzt ihren Weg fort. Es gibt nichts was sie wirklich nach Talyra zieht, doch scheint es ihr im Moment die einzige Stadt zu sein, wo sie ohne groß zu arbeiten an Geld kommt, auch wenn sie dies nie im vollen Maß in Anspruch nehmen muss und auch gar nicht wüßte, was sie davon alles kaufen oder bezahlen sollte. Wieder kommt ihr der Gedanke sich ein eigenes Heim zuzulegen. Doch wo und was? Ein solches Baumhaus wie in Sarnamar zu bauen würde ihre Möglichkeiten als einzelne Person überschreiten und es würde sich im Larisgrün auch nicht gut verstecken lassen. Alle anderen Behausungen in Talyra wäre für Shyada viel zu groß und unzweckmäßig. Welchen Nutzen hätte sie schon von einem Haus in dem sich lediglich ein Bett und eine Kochstelle befinden würden?
Die Amazone entscheidet, dass es nichts bringt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da sie sowieso keine zufriedenstellende Antwort finden würde.

Am Abend des dritten Tages dringt gedämpft Lärm durch den Wald und auch ganz in der Nähe sind deutlich Stimmen zu hören. Nichts an ihrem Aussehen zeigt, dass Shyada mehrere Tage im Wald gewesen war. Kein Fleck ziert ihre Kleidung und auch sie selber sieht gepflegt wie immer aus, als sie den Wald verlässt und wenige Hundertschritt vor der Nyzamia auf die Strasse tritt. Die Händler sind gerade dabei ihre Waren in Kisten oder auf Karren zu verstauen, um zurück zu ihren Frauen und Kindern zu gehen, damit sie anschließend zusammen essen können. Nur wenige sind noch in Gesprächen mit Käufern verwickelt und an einigen Stellen sieht der Platz der Händler fast verlassen aus. Rein gar nichts erinnert noch an die Festlichkeit die während des Inarifestes hier geherrscht hat. Der Alltag hat die Stadt wieder einverleibt und damit das Leben der Stadtbewohner in ihre geregelten Bahnen gelenkt. Auch wenn niemand Huldigungen Inaris abgeneigt ist, so würde es einen ganzen Zwölfmond dauern, bis sich die gesamte Stadt wieder freizügig und völlig ausgelassen gibt.
Shenrah färbt einige der Dächer bereits rot und auch die Stadtmauern ist von einem Rotschimmer überzogen. Shyada überquert den Platz der Händler mit einer gewissen Anspannung und spürt nach den Tagen draußen im Wald die Enge der Stadtmauern allzu deutlich.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ronya am 08. Juni 2004, 17:23 Uhr
Ronya kommt in den Gefilden des Larisgrün an; für sehr lange Zeit war sie verschwunden, ziellos durch die Weiten der Wälder gezogen. Später dann hatte sie von Zeit zu Zeit die Spur eines Tuantha in der Nase, und wie besessen hatte sie sie jedes mal verfolgt und doch wieder verloren. Wenn es hier irgendwo einen oder mehrere Tuantha geben sollte, dann waren jene Spuren die Ronya verfolgt hatte bereits alt und von der Witterung zerstört. Eine Zeit lang hat sie auch mit dem Gedanken gespielt, wieder weiter zu ziehen, um mehr zu entdecken; doch dann ging sie doch wieder zurück ins Larisgrün. Hier fühlt sie sich doch bereits wie Zuhause. Und nun macht sie sich auf den Weg zu Schilama; was sie wohl erlebt hat? Wie geht es ihr, ist sie gesund? Ronya schnallt ihren Lederschlauchsack mit dem Umhang fester um ihre Schulter, in der linken Hand ihr Bogen. Ihre Pfoten berühren lautlos den grünen Boden, welcher von Moos bewachsen ist. Farnsträucher streichen hüfthoch um ihren Körper und bedecken nahezu überall den Waldboden. Sie ist immer wachsam, obwohl sie in Gedanken ist. So schlägt sie den Weg zu Schilama´s Heim ein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 08. Juni 2004, 17:30 Uhr
Als er sich herumdreht verschwindet das Grinsen aus seinem Gesicht und weicht einem Lächeln. Sie hat ihren Knoten im Haar geöffnet und das Schwarze Haar fällt in sanften Wellen an ihrem Gesicht herunter. Auf seine Frage hin, zuckt sie nur mit den Schultern und antwortet, dass sie heute wohl einen kühleren Ort bevorzugen würde. Er hat nichts dagegen und geht in Gedanken die Orte durch, die ihm durchaus bekannt sind im Larisgrün und die er schon des öfteren in Begleitung aufgesucht hat. Er schmunzelt leicht als ihm der geeignete Ort einfällt. "Ich kenne da eine Stelle am Bach gar nicht weit von hier, eine grosse Trauerweide steht dort und spendet viel Schatten und schützt vor ungewollten Blicken." Seine Gedanken spricht er nicht laut aus und er ist sich auch überhaupt nicht sicher, was er dort tun würde.

Er betrachtet sich das Gesicht von Amrun noch einmal, dass nun ganz anders wirkt als noch eben, wo sie die Haare noch fest zusammengebunden hatte. Es wirkt so viel hübscher und verliert viel von der Strenge, die noch eben in ihm lag. Er tritt zu ihr hin, legt einen Finger unter ihr Kinn und hebt ihr Gesicht sanft an, so dass sie ihn anblicken muss." Warum tragt ihr euer Haar nicht immer offen? So sieht es viel hübscher aus und wirkt nicht so.... streng und altbacken." Er sieht in ein Paar blaue Augen, in die das Blätterdach grüne Sprenkel zaubert.Wirklich hübsch.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 08. Juni 2004, 18:00 Uhr
"Trauerweide klingt gut." Amrún gefällt der Gedanke, sich ein paar Stunden im Larisgrün aufzuhalten und die Kühle des Waldes zu geniessen. Unbewusst zuckt sie leicht zurück, als sein Finger ihr Kinn berührt, doch muss er ihren Kopf nicht wirklich nach oben ziehen, sie sieht ihn freiwillig an. Sie ist sich nicht wirklich sicher, was dieser Mann von ihr will und sie wird auch nicht weiter darüber nachdenken. Sie findet seine Anwesenheit genauso erfrischend wie angenehm, auch wenn sie von ihm eigentlich gar nichts weiss ausser dass er bei der Stadtwache angestellt ist.

> Warum tragt ihr euer Haar nicht immer offen? So sieht es viel hübscher aus und wirkt nicht so.... streng und altbacken.< Den Bruchteil eines Augenschlages zuckt ihre linke Augenbraue nach oben, als sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht breit macht. Ihr ganzer Körper scheint diesmal das Grinsen zu unterstützen und langsam schiebt ihr linker Arm seine Hand zur Seite, welche noch immer ihren Kopf nach oben hält. Trotzdem liegt ihr Kopf noch immer im Nacken und ihre Augen leuchten in dem zauberhaften Licht des Larisgrünes, als sie die Worte so leise spricht, dass es schon fast nur noch ein Hauchen ist. "Ihr habt die Antwort in Eurer Frage selbst gegeben."

Mit dem selben Grinsen senkt sie den Blick wieder um nicht zu zeigen, dass sein Kompliment sie doch verlegen gemacht hat, auch wenn sie das nie zugeben würde. "Wollt Ihr mir den Ort nun zeigen, Varin?" Diesmal sieht sie ihn nicht an, doch man kann sogar an ihrer Stimme hören, dass das Grinsen wieder verschwunden sein muss.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 08. Juni 2004, 20:47 Uhr
Die Frage selber beantwortet? Ich hasse solche Rätselspielchen... Ihre Augen leuchten und das breite Grinsen auf ihrem Gesicht lässt sie wieder so jugendlich wirken und wenn er denkt, dass sie schon fünfzig Sommer alt ist, kann er es immer noch nicht glauben. Dann aber senkt sie den Kopf und fragt ihn nach dem Ort und die Fröhlichkeit scheint urplötzlich aus ihrer Stimme verflogen zu sein. Sie verwirrt ihn und er fragt sich ehrlich, womit er dies alles verdient hat, kann er nicht einfach mal auf ein unkompliziertes Mädchen oder eine junge Frau stossen, mit der man flirtet, sich neckt und sich dann vielleicht näher kommt? Aber nein er scheint das Glück gepachtet zu haben sich alle komplizierten Frauen, die es in Talyra gibt, auszusuchen. Er rollt leicht verzweifelt mit den Augen, was sie allerdings nicht sehen kann und setzt dann wieder sein charmantes Lächeln auf als er an ihr vorbeigeht, sie ansieht und ihr mit der Hand bedeutet ihm zu folgen.

Der Weg ist nicht weit und bald schon haben sie den Bachlauf erreicht. Das Wasser plätschert lustig über die Steine und Sonnenstrahlen lassen den Bach vereinzelt glitzern. Ausser dem Wasser, den Geräuschen des Waldes und ihrer Schritte im schmalen Kiesbett des Baches ist nichts zu hören. Man kann die Trauerweide schon von Weitem sehen, die ihre Äste tief in das Wasser des Baches hängen lässt. Sie treten näher und Varin schiebt die Äste zur Seite, um sie in den natürlichen Raum unter den Ästen der Weide eintreten zu lassen. Rings um den Stamm der Weide ist mindestens vier Schritte mossbewachsener weicher Boden auf den Varin sich fallen lässt und mit der Hand andeutet, dass Amrun es ihm gleich tun soll. Die Äste der Weide bilden einen natürlichen Baldachin über ihnen und die tief herunterhängenden Äste wirken wie ein Vorhang, der sie von der Aussenwelt ausserhalb dieses Raumes trennt. Die Luft ist kühl und angenehm und riecht nach frischem Waldboden, ein kleiner Teil des Baches fliesst durch das natürlich Zelt und es hört sich fast an wie seichte Musik. Ein wirklich verträumter Ort, den Varin immer wieder gerne aufsucht. Er zieht seine Stiefel aus und lässt die Füsse in das kühle Nass des Baches sinken. Er blickt zu ihr und sieht in ihre blauen Augen, die hier im etwas dunkleren Licht, wie tiefe Seen wirken. "Gefällt euch der Platz?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 08. Juni 2004, 21:55 Uhr
Auf dem Weg zu dem Platz, den Varin im Auge hat, sprechen sie kein Wort und Amrún kommt das schon ziemlich unheimlich vor. Dass Du auch immer wieder so handeln musst, man könnte meinen, Du seist wirklich ein kleines Mädchen, das keinerlei Erfahrung mit dem Leben hat. Ein leichtes Kopfschütteln unterstützt den Tadel an sich selbst und einen leisen, kurzen Seufzer kann sie nicht unterdrücken. Schon als sie den Bachlauf sieht, der durch Shenrahs Licht funkelt wie die Edelsteinauslage ihres Vaters überkommt sie ein verzücktes Lächeln. Doch sie muss schnell feststellen, dass dieser Anblick noch gar nichts war.

Die Natur zeigt sich an dem Platz wirklich von ihrer besten Seite und Sarnaisdor scheint seine Aufgabe bei der alten Trauerweide mehr als ernst zu nehmen. Schon oft ist sie durch das Larisgrün geritten, als die Hitze in der Stadt oder am Strand einfach zu gross war, doch noch nie hat sie einen solchen Ort gefunden. Da hast Du wohl nicht gut genug gesucht.

Amrún setzt sich neben Varin in das weiche Moos und der Duft von blühendem Gras und frischem Wasser raubt ihr fast die Sinne. Tief zieht sie die frische Luft durch ihre Nase ein und lässt sie langsam aus dem Mund wieder entweichen. Ihre wie immer nackten Füsse lässt sie ihrerseits nun in das kalte Wasser hängen und sofort merkt sie, wie die Hitze des Tages von ihr abfällt. Ein zufriedenes, eigentlich eher glückliches Lächeln überzieht ihr ganzes Gesicht. Amrún dreht ihr Gesicht zu Varin, als dieser sie anspricht und diesmal hält sich das Lächeln hartnäckig. "Ich kenne viele Plätze im Larisgrün, aber so einen habe ich in all den Jahren noch nicht gefunden." Hier könnte ich auch viel besser entspannen, um meine Bücher zu lesen. denkt sie verträumt, sieht aber noch immer Varin an.

Ich möchte ja gar nicht wissen, wieviele Frauen diesen Platz schon durch ihn kennen. Ihre Gedanken lassen ihr Lächeln quälend langsam zu einem Grinsen werden, wobei sie ihren Kopf etwas schief legt. "Hier könnte ich Ewigkeiten verbringen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 08. Juni 2004, 22:34 Uhr
Ein feines Schmunzeln zieht über sein Gesicht und er könnte sich selbst auf die Schulter klopfen, denn anscheinend hat er wirklich genau den Ort gefunden, der ihren Wünschen entspricht. Er lehht sich zurück und stützt sich dabei auf seine Unterarme und sieht in ihr Gesicht, feine Lichtsprenkel tanzen darüber, und sie sieht wirklich glücklich aus. Varin mag diesen Ort auch, nicht weil er hier schon schöne Stunden mit durchaus hübschen Frauen verbracht hat. Manchmal kommt er auch alleine hier her, zumindest früher wenn er einmal aus dem bunten Treiben in der Stadt heraus wollte.

>Hier könnte ich Ewigkeiten verbringen< Ihre Worte reissen ihn aus seinen Gedanken. "Ihr habt recht, solche Orte scheinen für die Ewigkeit gemacht zu sein." Die Lichstrahlen, die durch das Blätterwerk der alten Weide fallen ändern ihre Farbe und nun leuchten sie nicht mehr goldgelb sondern nehmen einen zarten Rotton an, der ihr Gesicht nun nicht mehr so blass wirken lässt sondern rosig.. "Die Sonne wird bald untergehen, was euch sicher recht ist, "bemerkt er mit einem Augenzwinkern," und mein letzter freier Tag neigt sich damit auch seinem Ende zu und morgen beginnt wieder der Alltag." Er verzieht sein Gesicht zu einer mitleidigen Grimasse, aber im Grunde freut er sich auf seinen Dienst. "Es war und ist auf  jeden Fall schön, das ihr mir den letzten Tag ein wenig versüsst habt und ich nicht alleine durch Talyra gehen musste." Er sagt nicht, dass er wenn er sie nicht getroffen hätte, sicherlich eine andere gefunden hätte. Aber er muss sich selbst eingestehen, dass dieser Nachmittag ihm einiges an neuen Eindrücken verschafft hat, besonders was das Alter und das Aussehen von Halbelben angeht und demnächst würde er mit Sicherheit vorsichtiger in seinen Äusserungen über das Alter sein, wenn er mit einer Elbe oder Halbelbe spricht. Ausserdem ist sie wirklich hübsch, auch wenn er ihre Hautfarbe immer noch zu blass findet und aber davon abgeshen hatte Varin mit Sicherheit nichts dagegen mit einer schönen Frau an der Seite durch Talyra zu gehen.

Er weiss nicht wie dieser Abend enden wird und leichte Bedenken machen sich in ihm breit, schliesslich entstammt sie aus einem guten Hause und es ist etwas anderes mit ihr den Abend hier ausklingen zu lassen, als mit einem einfachen Mädchen aus der Stadt. Er richtet sich wieder auf und im gleichen Moment flattern winzige weisse Fallter zwischen den Blättern hindurch in das natürlich Zelt der Weide. Das rötliche Sonnenlicht lässt sie in allen Rottönen schimmern. Er berührt sie sacht am Arm und weist dann mit der Hand auf die Falter."Seht nur."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 08. Juni 2004, 23:42 Uhr
>und ich nicht alleine durch Talyra gehen musste< Als ob er nicht jemanden Anderen gefunden hätte. denkt sie und sie muss schmunzeln, doch sagt sie erneut nichts über ihre Gedanken. Sie geniesst das Farbenspiel, das Shenrah ihnen bietet als er sich nun mehr rot denn weiss im Bach spiegelt und einen Moment läuft sie Gefahr, mit ihren Gedanken weit weg zu reisen, wie sie es im Morgengrauen immer am Strand tut. Seine sanfte Berührung an ihrem Arm hält sie allerdings gerade noch davor zurück und mit einem verzückten Lächeln sieht sie den Faltern zu, die mit dem Abendwind zu spielen scheinen indem sie seiner sanften Kraft abwechselnd widerstehen und dann doch nachgeben.

Ihr Blick wandert von den Faltern zu dem Mann neben ihr und sie legt ihren Kopf schief, was eine kleine Strähne ausnützt, um sich vorwitzig in ihr Gesicht zu drängen. Mit einer langsamen Bewegung streicht sie diese wieder an ihren Platz und lächelt. "Freut Ihr Euch nicht, den Dienst wieder aufzunehmen, nachdem Ihr so lange weg wart?" Die Frage ist eher ein Versuch, die Stille zu durchbrechen als eine Frage aus Neugierde, auch wenn sie nicht unehrlich gemeint ist. Ob er wohl wirklich nicht weiss, wer ich bin? Der Gedanke nagt lediglich einen Augenaufschlag lang an ihr, bevor sie ihn einfach wegwischt wie man Reif von einer Fensterscheibe entfernt.

Ihr Gesicht ist wieder etwas ernster, doch ihr glückliches Lächeln bleibt - unterstützt vom Glanz ihrer Augen. Wie gebannt blickt sie einen Moment in seine blauen Augen, welche einem wirklich gefangen nehmen können, bevor sie schmunzelnd den Blick abwendet und sich nun ihrerseits auf die Unterarme stützt. "Es ist schon lange her, dass ich mich so... gut gefühlt hab." Ihre Stimme klingt ernst und das ist es ihr auch. Normalerweise enden ihre Tage damit, dass sie etwas für ihren Vater erledigen muss oder sie sich mal wieder mit ihm streitet, um danach die Nacht im Haus der Bücher zu verbringen. Sie schüttelt auch diese Gedanken ab und lächelt ihn von unten her an. "Ich danke Euch für den schönen Tag."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 09. Juni 2004, 12:34 Uhr
Er spührt die Blicke, die auf seinem Gesicht ruhen, und wie sie ihn ein wenig mustert, aber er dreht sich nicht zu ihr hin, sondern blickt noch eine Weile den Faltern zu, ehe das rotgoldene Licht einem dunklen Violetton weicht und die Falter ihren abendlichen Tanz beenden. Sie durchbricht die Stille, die herrschte, und die ihm nicht unangenehm gewesen ist, mit einer Frage.  Er dreht sich zu ihr hin und bemerkt erst jetzt, dass sie sich zurück gelehnt hat. Er legt sich auf die Seite stützt seinen Kopf in seine Hand und ist ihrem Gesicht dabei sehr nah. "Ich freue mich wieder in Talyra zu sein, Verd ist zwar eine grössere Ansiedlung, aber doch nicht mehr als ein Dorf und in nichts zu vergleichen mit Talyra. Ich liebe Talyra, es ist schliesslich meine Heimatstadt, mit all seinen Eigenheiten, seinen Festen, seinen unterschiedlichen Wesen und nicht zu letzt, weil man hier auf die schönsten Frauen der Immerlande trifft, wie zum Beispiel euch." Er lächelt wieder sein charmantestes Lächeln und streicht ihr eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. Sanft berührt er dabei die Haut ihres Gesichtes, die sich ganz im Gegensatz zu ihrer Farbe nicht wie kaltes Prozellan anfühlt , sondern samtig und warm. Für einen Moment verharren seinen Finger noch an ihrer Schläfe, ehe er sie langsam wieder zurück zieht.

>Es ist schon lange her, dass ich mich so... gut gefühlt hab.< Er sieht sie fragend an, sicher während seiner Dienstzeit ist es nicht immer angenehm, doch er nimmt sich immer die Zeit für einige unterhaltsame Stunden, wie diese hier und so kann er nicht ganz verstehen, dass sie in ihrem langen Leben in Talyra wohl weitaus weniger angenehme Momente erlebt, wie er selber. "Nehmen euch denn eure Bücher so in Anspruch oder gibt es noch eine andere Tätigkeit, die euch daran hindert, das Leben zu geniessen?" Die Frage ist durchaus ernst gemeint, weil er sich ein solches Leben einfach nicht vorstellen kann, den Tag über einer Arbeit nachzugehen und anstatt dann abends den Freuden des Lebens nachzuhängen, lieber in die Bibliothek zu gehen und sich den Wissenschaften zu widmen. Den Dank für den schönen Tag quittiert er mit einem Lächeln. "Wie ich schon sagte auch mir hat es Spass gemacht ihn mit euch zu verbringen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 09. Juni 2004, 21:40 Uhr
>wie zum Beispiel euch.< Was für ein Charmeur. Sie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und dreht ihren Kopf zu ihm. Schon will sie die Haarsträhne selbst zurechtweisen, als er das für sie übernimmt. Sie weiss nicht, woran es liegt - ob es nun der Ort ist oder die Hitze oder vielleicht auch das leise Rauschen des Baches - dass sie sich wirklich fühlt wie ein Mädchen, das sich mit seinem Freund vor den Eltern versteckt. Vielleicht liegt es auch einfach an den Vorkommnissen der letzten Tage.

Als Varin seinen Finger einen Moment auf ihrer Schläfe ruhen lässt, schliessen sich ihre Augen. Es ist nur ein Augenblick, so kurz wie der Flügelschlag eines Singvogels, als sie die Augen auch schon wieder öffnet und seinen Blick sucht. Ein sanftes Lächeln liegt in ihren Zügen, als sie ihren Blick wieder von seinem löst und den Kopf in den Nacken fallen lässt. Während sie in die Weide blickt und das Lichtspiel Shenrahs beobachtet, schliesst sie erneut die Augen und seufzt. "Ich habe leider oft keine andere Möglichkeit als meinem Vater zu helfen. Er ist schon alt und kann sein Geschäft nicht mehr ganz alleine erledigen. Meine Brüder sind leider nicht damit gesegnet worden, das Blut meiner Mutter zu erben und sind nun selbst schon ziemlich alt, wodurch diese Aufgabe an mir hängen bleibt."

Sie macht eine Pause und seufzt erneut, da sie gerade heute bemerkt hat, was sie in ihrem Leben überhaupt verpasst hat. "Aber es ist ja nicht so, dass ich meine Zeit nur im Haus der Bücher verbringen würde - wo man übrigens auch interessante Männer kennenlernen kann." Bei dem Satz kann sie sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch hält sie ihren Kopf unverändert, während sie weiterspricht.  "Ich mag genauso Talyras Feste und auch in der Harfe bin ich oft, wenn auch eher Abends. Nur kann ich leider nicht viel damit anfangen, wenn die Männer der Schöpfung vollkommen betrunken irgendwo herumsitzen und..." sie endet mit ihren Ausführungen, da sie merkt, dass das nun wirklich nicht hierhin gehört.

"Und ich geniesse das Leben - auf meine Weise. Die Schönheiten der Natur und das Wissen der Welt steht in Büchern geschrieben und es ist ein Genuss für mich, dies in mich aufzusaugen, wenn ich Zeit dafür habe." Ein leises Seufzen schliesst ihre Ausführungen ab und mit noch immer geschlossenen Augen zieht sie die frische Abendluft tief ein, während sie ihre Beine aus dem Wasser zieht und die Füsse in das weiche Moos stellt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 09. Juni 2004, 22:23 Uhr
Sie legt ihren Kopf nach hinten und betrachtet das Blätterwerk über ihnen während sie ihm von ihren Tätigkeiten erzählt. Als sie von ihrer Arbeit berichtet, ist er sich sicher eine en Elin vor sich zu haben, alles passt, der alte Vater die älteren Brüder und genau das ist es, was ihn daran hindert sie zu küssen, was er bei jedem anderen Mädchen getan hätte. Er wusste nur zu gut wie so etwas enden kann. Einige seiner Freunde hatten so etwa erlebt, hatten sich mit Frauen aus reichen Häusern eingelassen und waren nachher zu einer Heirat gezwungen, weil es der Anstand verlangte und ein Kind nun einmal einen Vater braucht, besonders wenn es in ein reiches Haus geboren wird. Und auch wenn sie ihm wirklich gefällt und er nichts lieber tun würde, lässt er es doch, denn sich zu binden war wirklich nicht seine Art.

Das Licht um sie herum wird immer schwächer und der Wind, der durch die Äste der Weide fährt wird kühl. Er weiss nicht was sie von ihm erwartet und irgendwie wird ihm die ganze Situation langsam unangenehm. Nicht in dem Sinne das er nicht gerne würde, sondern einfach weil sie nicht zu den Frauen gehört, die man sich nimmt und dann am nächsten Tag vergisst. Sie hat ihre Füsse aus dem Wasser gezogen, was er schon vor einiger Zeit getan hat.  Er richtet sich wieder auf und zieht seine Stiefel an. "Es wird dunkel und kühl, sollen wir wieder zurück nach Talyra gehen, ehe es im Larisgrün so dunkel ist, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht?" Er weiss selber, dass es sich nach irgendeiner billigen Ausrede anhört, wenn sie wirklich gedacht hat, es würde mehr geschehen, als das was geschehen ist, aber er setzt sich ungerne in die Nesseln und irgendwie kommt ihm auch Shyada wieder in den Sinn. Er sieht ihr Gesicht fast vor sich und den spöttischen Blick, den sie ihm zu wirft. Er wischt den Gedanken wieder weg und sieht zu Amrun und wartet darauf, was sie ihm antworten wird.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 10. Juni 2004, 14:09 Uhr
Langsam setzt Amrún sich auf und sieht Varin mit schräg gelegtem Kopf an. Was...? Doch es ist nur kurzer Augenblick, in dem sie verwirrt wirkt und schon liegt wieder das freundliche Lächeln auf ihren Lippen. Er hat recht, das Licht Shenrahs ist beinahe ganz verschwunden und sie ist sich sicher, dass Faeyris bereits ihren Dienst angetreten hat und die Sterne hat erglühen lassen. Erst als er es erwähnt fühlt sie den kühlen Wind, der durch die Weide weht und sie zieht ihren Umhang mit einer Hand etwas zusammen.

Sie zögert sichtlich, zu sehr gefällt ihr dieser Ort und egal, was Varin vorhatte, als sie sich Mittags im Harfengarten getroffen haben, er scheint nun an dem Punkt angelangt zu sein. Langsam nähert sich ihr Gesicht seinem und sie haucht ihm einen Kuss - sanft wie der warme Sommerwind - auf die Lippen, nur um ihm anzudeuten, was er verpasst. "Wenn Ihr zurück möchtet, werde ich Euch selbstverständlich begleiten." sagt sie, als sie sich mit einem kleinen, selbstsicheren Grinsen von ihm entfernt. Niemals würde sie offensichtlicher zeigen, dass sie ihm den Kuss nur gegeben hat, damit ihm klar wird, was er gerade tut. Langsam steht sie auf und sieht ihn auffordernd und mit hochgezogenen Augenbrauen an, wobei ihr Lächeln zurück kehrt.

So etwas ist ihr noch nie passiert, normalerweise wissen die Männer, mit denen sie sich abgibt, sehr genau, was sie wollen. Aber wer weiss schon, was er wirklich wollte, vielleicht ging es ihm wirklich nur darum einen netten Tag zu verbringen, was sie sich allerdings bei seinem ganzen Verhalten nicht denken kann. Verträumt sieht sie sich noch einmal an dem verzaubert wirkenden Ort um. Schade eigentlich, ich wäre gern noch etwas hier geblieben. Als ihr Blick Varin streift, bleibt er einen Moment an dem für sie grossen Mann hängen. Auch schade... Ein sehr kurzes Grinsen kann sie sich nicht verkneifen, doch kaum ist es da, macht es auch schon wieder ihrem Lächeln platz.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Varin am 10. Juni 2004, 15:24 Uhr
Der Kuss kommt für ihn recht unerwartet und ihre Lippen sind warm und weich und künden von mehr, wenn er nur wollte. Und genau das ist es, was ihn plagt. Er würde gerne aber die Zweifel nagen noch an ihm, besonders wenn er an ihr Alter und auch ihre Herkunft denkt. Bei Shyada war das alles etwas ganz anderes, nicht gerade einfacher, aber da brauchte er sich kaum Gedanken um irgendwelche Konsequenzen zu machen, genauso wie bei einem Mädchen aus dem "einfachen" Volk. Und doch hat der Kuss etwas in ihm ausgelöst und er meint ihr wenigstens eine Erklärung schuldig zu sein.

Sie ist mittlerweile aufgestanden und blickt ihn mit einem Lächeln an, zumindest glaubt er das, soweit er es in dem nun diffusen Licht unter der Trauerweide beurteilen kann. Er steht nun auch auf und tritt nahe an sie heran und legt wieder einen Finger unter ihr Kinn, und zwingt sie damit nach oben zu sehen, so dass sie ihm in die Augen blicken muss. Ihre Augen sind nun dunkle, tiefe, unergründliche Seen und es reizt ihn wirklich sie nun zu küssen, aber statt dessen beginnt er leise zu reden. "Als ich euch im Harfengarten gesehen hab, hab ich gedacht, was für eine nette Gelegenheit den letzten freien Tag angenehm zu verbringen und wäret ihr jemand anders als ihr seid, würde ich sicher nicht mehr hier mit euch stehen , sondern wir würden sicherlich in dem weichen Moss liegen. Versteht das bitte nicht falsch, aber ihr seid einfach keine Frau, mit der man sich für einen Abend vergnügt und sie am nächsten Tag dann nicht mehr kennt. Ich weiss, dass ihr aus dem Haus en Elin seid, auch wenn ihr es nicht gesagt habt und auch das hält mich zurück, das zu tun, was ich eigentlich gerne tun würde." Die ganze Erklärung über hat er ihren Blick nicht losgelassen auch wenn sie versucht hat ihm auszuweichen. Als die letzten Worte verklungen sind beugt er sich leicht vor und küsst sie sanft auf die wundervoll geschwungen Lippen. Der Geschmack ihrer Lippen lässt ihn fast alle Bedenken über Bord werfen, aber dann schiesst ihm das Bild von ihrem Vater und ihren Brüdern durch den Kopf und er löst sich zögernd von ihr und blickt ihr wieder in die Augen, die sie gerade wieder geöffnet hat.

"Ich würde dich gerne näher kennenlernen und wer weiss..." Er verstummt und sein typisches Lächeln erscheint wieder auf seinem Gesicht, als er den Finger von ihrem Kinn nimmt und ihn noch einmal sacht über ihre Wange streifen lässt. Er wundert sich wieder einmal über sich selber, noch vor einigen Monden wäre ihm so etwas sicherlich nicht passiert und er hätte ohne Rücksicht auf irgendwelche Konsequenzen gehandelt.Der Zwölfmond in Verd scheint mich doch verändert zu haben, mehr als ich dachte, oder Talyra hat sich verändert in der  Zeit.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 10. Juni 2004, 16:56 Uhr
Bereits schon zwei Mondlaeufe sind ueber das Larisgruen voruebergegangen, seit sie von der Heilerin Morgana zu dem Seher geschickt worden ist. Seither hatte sie sich im Wald verborgen, immer wieder versucht ihre Bedenken zu ueberwinden und die Stadt zu betreten. Zwischenzeitlich hatte sie etwas von einem Fest gehoert, doch dies trug nichts dazu bei, sich der Stadt zu naehern. Ganz im Gegenteil. Ein Fest, das klingt ihr zu sehr nach zuvielen Menschen und anderen Stadtbewohnern, die fuer sie eine Gefahr darstellen koennten. Sie befuerchtet einfach in der Menge unterzugehen. Doch schlechtes Gewissen plagt sie dennoch.
Der Wald hat schon fruehlingshafte, ja fast sommerartige Zuege angenommen. Der Schnee, der noch Boden und Pflanzen bedeckt hatte, als sie vor einigen Mondlaeufen das erste Mal das Larisgruen betrat, ist komplett saftigem Gruen und verschiedenhaftigen Bluetenfarben gewichen.

Caylith hockt auf einem umgefallenen und moosbewachsenen Baumstamm im Unterholz um unentdeckt zu bleiben. Einzelne waermende Sonnenstrahlen spielen auf ihrer gebraeunten Haut und den dunklen Hoernern und in ihrem Haar und dem dunklen Fell ihres Unterleibes. Doch wirkt sie sehr konzentriert, als sie die Phiole zwischen den schlanken Fingern umherdreht, die nunmehr fast leer ist. Nur ein rotes Pfuetzchen schaukelt durch die Bewegungen in dem Glas. Doch der Inhalt wird wohlkaum noch einen halben oder gar viertel Mondlauf reichen.
Die Faunin hatte trotz ihres Fernbleibens beim Seher den Trank weiter eingenommen, und es scheint, als wuerde er nicht ganz nutzlos sein. Denn sie hatte weniger in der Zeit ihrer Abwesendheit in der Stadt vergessen, was aber dennoch zu ihrem Bedauern nicht ganz ausbleibt. Dies ist wohl auch mit ein Grund, dass sie Sethai nicht aufgesucht hatte.
Doch hatte sie festgestellt, dass ihr Erinnerungsvermoegen nach dem Aufwachen zugaenglicher ist als sonst. Cay vermutet, dass es wohl auch an den Traeumen liegen mag, welche sie des Naechtens aufsuchen. Im Laufe des Tages allerdings verlieren sich die Bilder im Nebel...

Wenige blutrote Tropfen werden geschickt aus der Phiole in ein anderes, mit klarem Bachwasser gefuelltes Gefaeß, gegeben. Mit einem gewohnheitsmaessigem skeptischen Blick bedenkt sie das Wasser in ihrem Becher, das sich Tropfen fuer Tropfen leicht roetlich faerbt.
Ich muss bald doch in die Stadt... so kann es nicht weitergehen.. Bald ist die Phiole leer.. und mein Kopf wohl ebenso...

Die Faunin setzt das Gefaeß an ihre lippen und trinkt den Inhalt gemaechlich aus, in der Hoffnung, dass es vielleicht doch ploetzlich ihre Loesung fuer all ihre Probleme sein mag.
Morgen gehe ich hin... ganz sicher..., ueberlegt sie und bedenkt der Schriftrolle, die ganz zerknittert in ihrer Umhaengetasche zu ihren Hufen ruht.
"Morgen...", spricht sie schliesslich leise aus und ist in diesem Moment ueberzeugt davon.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Amrun am 10. Juni 2004, 18:46 Uhr
Als Varin seinen Finger unter ihr Kinn legt, zuckt sie - wie das erste Mal schon - erneut leicht zusammen und blickt ihn dann fragend an. Er erklärt ihr, warum er so handelt wie er es tut und während seinen Worten wechselt ihr schwaches, freundliches Lächeln in ein breiteres, welches deutlich ihre Freude über seine Worte zeigt. Sie hätte nicht gedacht, dass es tatsächlich noch Männer gibt, die so etwas wie Vernunft besitzen, wenn sie erstmal eine Frau soweit haben, dass sie ihnen gibt was sie möchten. Während seiner ganzen Erklärung blickt sie ihm tief in die Augen und ein leises Seufzen kann sie sich nicht verkneifen, als er geendet hat.

Sein sanfter Kuss schmeckt nach mehr, doch muss Amrún zugeben, dass ihr das, was er sagt, nicht weniger zusagt. >Ich würde dich gerne näher kennenlernen und wer weiss...< Nach all den Jahren tatsächlich noch so etwas... Ihr Lächeln hält sich tapfer und lässt ihr Gesicht regelrecht erstrahlen. Nichts ist mehr übrig von der nachdenklichen, traurig scheinenden Halbelbe vom Mittag. Sie schliesst erneut die Augen, während sein Finger über ihre Wange streift und sieht ihm dann wieder direkt in die Augen.

"Ihr... Du... hättest mir nichts zu erklären brauchen. Normalerweise verlangt es mich auch nach mehr als einen bescheidenen Nachmittag, bevor ich mich einem Mann hingebe. Ich denke, die letzten Tage waren für mich... nicht wichtig." Während sie spricht, verschwindet das Lächeln kurz wieder, doch so schnell es gegangen ist, so schnell kommt es auch wieder zurück. Das Lächeln ist ehrlich und sie macht eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung Talyra. "Na dann wollen wir mal zurück gehen." Seine Worte haben in ihr keine Enttäuschung hervorgerufen, wie man es wohl annehmen könnte, vielmehr dürstet es sie nun danach, diesen Mann kennen zu lernen. Trotzdem schade... denkt sie noch, was ein verschmitztes Grinsen hervorruft, was er allerdings nicht mehr sehen kann, da sie sich schon von ihm abgewandt hat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 11. Juni 2004, 17:55 Uhr
Das Larisgrün ist schnell erreicht und Phelan lenkt die Stute auf einen der Waldwege. Die Luft ist klar und angefüllt von dem Geruch nach frischem Moos und frischen Blättern. Die Vögel geben ein Konzert und die Sonnenstrahlen malen Muster auf den Weg vor ihnen, wenn sie durchs Blätterwerk brechen.  Noch tut das reiten nicht weh, auch wenn es ungewohnt ist, das letzte Mal hatte sie auf einem Pferd gesessen als Cron sie nach dem Abenteuer in Serershen Shotar zur Steinfaust zurück gebracht hatte. und dies ist schon eine Weile her.

Serershen Shotar, davon hab ich ihm auch noch nicht erzählt unbewusst wandert ihre Hand zu ihrem Hals , wo der dunkle Striemen noch immer ist und nur ganz langsam verblasst, vielleicht würde er nie ganz verschwinden und immer ein "Andenken" an den Dämon sein. Aber Serershen Shotar ist kein Thema für einen solch schönen Tag, genauso wenig wie die Unterstadt und auch wann Phelan zurück kehren müsste, ist kein Thema für diesen Ausflug. Sie schiebt, die eher dunklen Gedanken weit zur Seite und betrachtet sich ihren Sohn, der immer wieder das Köpfchen hebt und neugierig seine Umgebung betrachtet. Ian wird mit jedem Tag aufgeweckter und nimmt mehr von seiner Umgebung wahr und seine grünen katzenartigen Augen leuchten im Grün des Larisgrün noch mehr als sonst. Phelans Arm liegt warm um ihre Taille und hält sie fest und sie lehnt sich gegen ihn und geniesst einfach nur die Ruhe des Waldes und die Nähe der Personen, die sie am meisten liebt. Langsam versteht sie was Phelan mit der sanften Umarmung der Wälder meinte, als er am Ildorel davon gesprochen hat und wie tröstlich diese Umarmung sein kann, weit weg von dem alltäglichen Leben in der Stadt. Sie hat den Wald schon immer gemocht, aber nicht auf die Art und Weise über ihn nachgedacht. Er war für sie ein Platz gewesen, in dem man seltene Kräuter finden konnte und in dem Lupin seiner Jagsleidenschaft nachgehen konnte. Lupin hatte sie ein Stück begleitet und war mal hinter und mal vor der Stute gelaufen. Jetzt hatte er aber eine Fährte aufgenommen und verschwindet im Unterholz, das den Weg säumt.

"Es ist so friedlich hier und die Luft weitaus angenehmer als die in der Stadt." Ihre Stimme ist leise um die Stille des Waldes nicht zu stören und sie hebt ihr Gesicht ein wenig um in seins zu sehen und sie sieht das Glück, das in dem Moment in seinen Augen steht.Kann ich ihn wirklich an die Stadt binden? Darf ich das, nehme ich ihm dann nicht das, was ihm so viel bedeutet? Sie spricht ihre Gedanken nicht aus, sondern wird in dem Moment von einem Eichhörnchen abgelenkt, das vor ihnen auf dem Weg von Baum zu Baum springt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 11. Juni 2004, 21:43 Uhr
Es tut so gut wieder im Wald zu sein und auch wenn Phelan sie nicht sehen kann, so fühlt er doch die Gegenwart unzähliger Tiere, Insekten, das Atmen der Pflanzen, das Leben des Larisgrüns. Er wagt nicht der Stute die Zügel zu lassen, obwohl er doch spürt, dass es sie drängt zu laufen. Taylra liegt so weit hinter ihnen, dass die Gegenwart der Stadt kaum mehr zu erahnen ist. Holunder, Akazien und Vogelbeeren wachsen entlangt grüner Lichtungen auf denen das Gras beinahe hüfthoch blüht und dann und wann sehen sie einen Fuchs und sogar einen Dachs durch das Unterholz huschen.

Ian ist unterdessen mehr als fasziniert von dem Grün, das ihn umgibt und er sieht sich mit großen, erstaunlich grünen Augen um. Morgana wirkt in Gedanken versunken, doch bislang hat sie kein Wort der Klage über ihre unbequeme Position von sich gegeben. Dennoch vergehen beinahe anderthalb Stunden, bis sie sich schließlich dem Platz annähern, den Phelan erreichen will. Der Waldboden steigt allmählich an, so dass Phelan so lang wie möglich reiten will, um Morgana den Anstieg zu ersparen. Die Nadelbäume weichen schließlich einem lichten Laubwald und der Boden wird felsiger. Vor dem letzten Stück jedoch zügelt Phelan das Pferd und die drei steigen ab. Der Boden ist weich und von Moos und teilweise von Farn überzogen, während sie schweigend und beinahe andächtig unter dem natürlichen grünen Dach dahingehen.

Endlich erreichen sie die Kuppe der kleinen Anhöhe und sie können auf einen winzigen Talkessel blicken, der von hohen Steinen überzogen ist, als hätte ein Gott sie aus Übermut dorthin geworfen. In der Mitte bilden sie beinahe einen Kreis und sind so übereinandergestapelt, dass sie einen natürlichen Unterstand bilden. Noch immer übt der Ort einen seltsamen Zauber auf Phelan aus und er greift nach Morganas Hand, hoffend, dass auch sie den Platz so zauberhaft findet wie er selbst. "Hier habe ich die Nächte verbracht zu der Zeit, als wir in der Steinfaust gearbeitet haben. Dort inmitten der Steine erkennt man noch die Feuerstelle, siehst du? Sie machen sich vorsichtig an den leichten Abstieg und Phelan nimmt der Stute den Sattel und den Zaum ab so dass sie grasen kann. Dann breitet er zwischen den Steinen die mitgebrachte Decke auf dem weichen Boden aus, so dass sie sich darauf niederlassen können.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 11. Juni 2004, 22:00 Uhr
Es ist ein wunderschöner Ort zu dem Phelan sie führt, eine kleine Talsenke in der Steine wild durcheinander stehen. Der Ort erinnert sie an ihre Heimat, wo es viele solcher Plätze gab und einen ähnlichen, den sie als heilgen Ort betrachtet hatten und wo die Priesterinnen ihre Rituale abhielten. Sie fühlt sich sofort heimisch an diesem Ort und als Phelan ihr erklärt, er habe hier genächtigt während der Arbeit in der Steinfaust, kann sie ihn gut verstehen, ihr hätte dieser Ort auch gefallen.

Phelan breitet die Decke in der Nähe seiner alten Feuerstelle aus und Morgana lässt sich darauf nieder und bindet sich Ian von der Brust und legt ihn auf den Bauch. Es dauert eine Weile, ehe Ian sich an die neue Lage gewöhnt hat, aber dann stützt er sich auf seine winzigen Unterarme und hebt immer wieder das Köpfchen um zu sehen, was um ihn herum geschieht. "Ein wunderschöner Ort," murmelt sie leise als Pelan sich neben sie setzt. Der längere Ritt hat ihr zwar keine wirklichen Schmerzen bereitet, aber etwas unangenehm war er schon gewesen und Morgana ist froh auf dem weichen moosüberwachsenen Boden zu sitzen. Sie legt ihren Kopf auf Phelans Schulter und blickt hoch in den blauen Himmel auf dem vereinzelte Wolken dahintreiben wie Schiffe auf einem endlos erscheinenden Meer. "Ich kann verstehen, dass du dich hier wohler fühlst als in der Stadt, mit all ihrem Lärm, den staubigen Strassen und den vielen Menschen.....Wann wirst du zurück nach Verd müssen?" Eigentlich wollte sie die Frage nicht stellen, erstens weil es den ruhigen Moment zerstört und zweitens weil sie Angst hat vor der Antwort. Aber alles Verdrängen dieser Tatsache würde auch nichts bringen, irgendwann müsste er zurück und sie hat keine Ahnung, für wie lange, und diese Unsicherheit ist schlimmer als zu wissen, dass er geht und wann er wieder kommt.

Ian quäkt leise, als ein Käfer dicht vor seiner Hand auf der Decke landet und seine grünblauschillernden Flügel zusammen klappt. Ians kleine Hände versuchen nach dem für ihn seltsamen Ding zu greifen, aber sie schaffen es noch nicht, dazu ist er wirklich noch zu klein. Amüsiert verfolgt Morgana das Schauspiel, während sie mit bangem Herzen auf eine Antwort von Phelan wartet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 13. Juni 2004, 12:11 Uhr
Während sie dort sitzen scheint die Zeit ganz einfach still zu stehen, so wie es hier draussen meist tut. Morgana setzt sich neben ihn auf den weichen Boden und legt ihren Kopf an seine Schulter, während er den Arm um sie legt und sie an sich zieht, den kleinen Moment der Freiheit geniessend, den ihnen dieser Ausflug beschert.

>Wann wirst du zurück nach Verd müssen?< Phelan atmet hörbar ein, als sie diese Frage stellt. "Nicht jetzt und nicht heute. Und auch nicht morgen." Er dreht sie zu sich, um sie ansehen zu können. "Es beschäftigt dich viel zu oft, nicht wahr?" Nachdenklich sieht er sie eine Weile an und streicht ihr dann über das Haar wie als wolle er sie trösten. "Vorerst nicht. Es ist weniger die Pflicht als die Schuld, die mich drängt. Denn der Wald wächst auch ohne mich." Ein leises Lächeln huscht über sein Gesicht, doch der Ausdruck in ihren Augen lässt ihn sogleich wieder ernst werden. "Du weißt selbst, dass ich jetzt nicht so einfach mehr gehen würde und das habe ich auch nicht vor. Mach dir keine Gedanken deswegen. Und selbst wenn, dann wird es uns nicht trennen. Und... du könntest mich begleiten eines Tages, wenn Ian größer ist." Es ist vielmehr ein vager Wunsch als eine Bitte. Sein Blick wandert zu Ian, der auf dem Bauch liegend rudert, als schwömme er gegen einen unsichtbaren, sanften Strom. "So schlimm ist diese Stadt doch gar nicht, wenn man erst einmal die kleinen Schönheiten in ihr entdeckt hat. Hänge an diesem Tag nicht solchen Gedanken nach, versprich mir das." Er zeichnet mit den Fingern die Linie ihres Halses nach und den Teil ihres Schlüsselbeins, den das Kleid nicht verdeckt. "Ich war so lange Zeit allein und ich habe nicht vor das jetzt wieder aufzugeben, was wir gefunden haben." Er zieht sie an sich, bis er seine Arme um sie legen kann und küsst sie dann lange, ehe er sich wieder von ihr löst. "Du hast dein Leben und ich meines, aber das muß nicht bedeuten, dass unsere Wege sich wieder trennen müssen. Es gibt zu Vieles, was uns schon jetzt verbindet." Er atmet ihren Duft ein, der an ihn an Sommerblumen errinnert und sie erscheint ihm so zerbrechlich in seinen Armen, wie es ihm noch nie zuvor bewußt wurde. "Lass uns etwas essen."


Nur zögerlich lässt er sie los; der Wunsch der Situation freien Lauf zu lassen steigt in ihm auf, auch wenn er weiß, dass das nicht möglich ist. Und so macht er sich daran aus den Satteltaschen das mitgebrachte Essen auszupacken. Morgana hatte Schinken und Obst und Brot und einen Schlauch mit frischem Wasser eingepackt und all das duftet verführerisch, als Phelan es auf der Decke ausbreitet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 13. Juni 2004, 12:39 Uhr
Phelan zieht hörbar die Luft ein und Morgana weiss, dass sie nicht hätte fragen sollen, aber die Angst wieder verlassen zu werden, und das was sie gerade gefunden hat wieder zu verlieren, brennt tief in ihrer Seele. Er dreht sie zu sich und sieht sie ernst an. Sie lauscht seinen Worten und bei jedem scheint ihr Herz einen Takt schneller zu schlagen. Als er mit seinem Finger sacht ihren Hals entlang fährt, kommt ihr Herz ins stolpern, und als er sie schliesslich küsst, scheint die Zeit still zu stehen. Es dauert lange ehe er sich von ihr löst und ihr ganzer Körper ist in Aufruhr und verlangt nach mehr, aber sie weiss genauso wie er, dass dies noch nicht möglich ist.

Er redet von Essen und Morgana muss schmunzeln und sie hilft ihm die Sachen auf der Decke auszubreiten, die sie eingepackt hat. Shenrah ist ein Stück weiter gewandert und scheint nun auf die Hälfte der Decke, so dass sie Ian ein Stück zur Seite nehmen muss, damit er nicht in der Sonne liegt. Sie betrachtet sich das ruhig grasende Pferd und ein stiller Frieden liegt über der kleinen Talsenke. "Wir sollten morgen zum Handwerkerviertel gehen und Holz besorgen und auch einen Schreiner, der den Unterstand für das Pferd baut. Ich habe auch gehört es soll einen neuen Wollhändler geben, dort würde ich auch gerne hin und Stoff kaufen. Ian scheint so schnell zu wachsen, dass ihm die Hemdchen bald nicht mehr passen werden und ich neue nähen muss. Aber das machen wir alles morgen, lass uns den heutigen Tag einfach geniessen, so wie er ist. Und ich verspreche auch keine düsteren Gedanken mehr zu haben für heute." Um ihre Mundwinkel spielt ein Lächeln und es ist ihr ernst damit, viel zu oft verfällt sie in diese Grübeleien und vergisst darüber, alles andere zu geniessen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 14. Juni 2004, 20:21 Uhr
"Morgen schon? Nun gut, warum auch nicht. Ewig kann sie ja nicht im Garten stehen und dir die Beete verwüsten." Phelan grinst, aber die Vorstellung einen Stall zu haben, wo die Stute unterstehen kann, gefällt ihm, allerdings weniger wegen dem Pferd, sondern wegen etwaigen Dieben, die sich eingeladen fühlen könnten ein Pferd, das tagein, tagaus in einem Garten herumsteht, als ihr Eigentum zu betrachten.

Nachdenklich starrt er nach oben, wo die Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch das lichte Blätterdach suchen. Spätestens wenn der Herbst kommt braucht sie wenigstens für die Nacht einen Stall. Die langen Winter hatten sie früher nicht selten in der Schwarzen Stute verbracht, wo die Tiere einen warmen Platz und die Männer eine warme Mahlzeit bekommen hatten. All das war ein simpler Tauschhandel gewesen; Unterkunft gegen Schutz. Phelan hat allerdings auch keine Ahnung wieviel man für so einen Unterstand zu zahlen hat; davon einmal ganz abgesehen, dass er bis auf die Paar Goldmünzen in seiner Tasche nicht über mehr Vermögen verfügt, das er bei sich haben könnte. "Morgana, wie hast du dir vorgestellt soll der Stall bezahlt werden? Ich meine, es ist mein Pferd, aber ich fürchte, ich kann im Moment nichts dazugeben." Er macht unbeabsichtigt einen wirklich zerknirschten Eindruck und das ist ihm auch nur zu bewußt. "Wenn ich länger hierbleibe, dann sollte ich ohnehin anfangen mir Arbeit zu suchen, meinst du nicht? Du kannst unmöglich allein drei Mäuler durchfüttern, noch dazu wo du wegen Ian nicht so ungebunden arbeiten kannst wie sonst." Er mustert sie besorgt und im Grunde ist im mit einem Mal gar nicht recht was sie tun will. "Wir könnten mit dem Stall auch noch warten. Im Sommer kann sie draussen bleiben und wenn sie bis jetzt niemand gestohlen hat, dann wird das hoffentlich auch noch bis zum Herbst keiner tun." Er hatte nicht vorgehabt aus dieser Sache eine Diskussion zu machen und letztlich würde er ihrem Wunsch nachkommen, wie auch immer sie darauf antworten mochte.

Mit einem Mal grinst er über beide Ohren und zieht sie dann blitzschnell an sich, so dass beide auf der Decke landen. "Du wolltest doch lernen dich zu verteidigen. Vielleicht kann ich das als Anzahlung leisten, hm? Natürlich ohne Raven zuvorkommen zu wollen. Sie hatte das Vergnügen zuerst. Und vielleicht ist es typisch Mann zu denken, dass man die Frauen beschützen muss, weil sie sich nicht selbst verteidigen können. Seit der Begegnung mit Shyada sollte ich eigentlich eines Besseren belehrt sein." Noch immer auf dem Rücken liegend angelt Phelan nach einem Stück Schinken und Brot und blickt kauend und grinsend wie ein Straßenjunge zu Morgana auf. "Habe ich dir schon gesagt, dass du das beste Brot backst, das ich je gegessen habe?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 14. Juni 2004, 20:52 Uhr
Phelan scheint ein wenig überrascht darüber, dass Morgana schon morgen anfangen will alles für den Stallbau zu erledigen. Sie sagt erst nichts dazu, weil sie merkt, dass er über etwas nachdenkt, aber schliesslich rückt er mit der Sprache heraus und fragt sie, wie das denn alles bezahlt werden solle und das er nicht viel dazu geben kann. Ein kleines Schmunzeln huscht über ihre Lippen, als sie an den kleinen Beutel von Niniane denkt und die anderen wertvollen Dinge, die sie unter einem Dielenbrett in ihrem Zimmer gut versteckt hat. Selbst wenn sie die nächste Zeit kaum etwas einnehmen würden, so würde das vorhandene für den Stall reichen und auch dafür, sie noch eine ganze Zeit über die Runden zu bringen, sicherlich mehr als einen ganzen Zwölfmond. Sie muss wieder leicht schmunzeln, doch dann fällt ihr ein, dass Phelan es vielleicht gar nicht so gerne sehen würde, wenn sie für alles aufkommt.

"Wegen dem bezahlen, ich habe genug Geld, auch wenn es nach Aussen nicht so aussieht, weil ich mir selbst nicht viel aus Geld mache. Es würde reichen den Stall zu bauen und uns drei mindestens noch einen ganzen Zwölfmond zu ernähren und wenn es dann nicht reicht, kann ich immer noch die Delphin verkaufen. Ein Boot, das ich damals mit Lyn gekauft habe, und das im Perlenhafen liegt und für das ich ja keine Verwendung mehr habe , es sei denn du magst das Segeln." Sie grinst ihn kurz verschmitzt an und steckt sich ein Stück Apfel in den Mund.

Phelans Miene ändert sich urplötzlich und er wirkt wie ein kleiner Junge, der gerade einen Streich ausheckt, Morgana ahnt zwar das irgendetwas kommen wird, ist dann aber doch überrascht, als er sie an sich zieht und sie mit ihm zusammen auf der Decke landet. Sie bricht in ein Lachen aus und wehrt sich mehr schlecht als recht und auch nicht wirklich ernsthaft. "Sicher kannst du das als Anzahlung geben, aber wenn du mir schon bei meiner Arbeit hilfst, schliesslich bist du auch Heiler, dann verdienen wir unser Geld gemeinsam. Ich bräuchte sonst eh jemanden, der mir hilft und ich weiss nicht, ob es dir gefallen würde, wenn ich einen netten, jungen Heilergehilfen aus der Steinfaust darum bitten müsste, mir zu helfen." Sie grinst über beide Ohren und knufft Phelan in die Seite, der gerade auf einen Stück Schinken kaut und ein Stück Brot in der Hand hält.

>Habe ich dir schon gesagt, dass du das beste Brot backst, das ich je gegessen habe?< Ihr Grinsen wird noch breiter und eine leichte Röte zieht über ihre Wangen. "Nein, das hast du mir noch nicht gesagt und es freut mich sehr, dass es dir schmeckt." Sie küsst ihn, als er seinen Bissen hinuntergeschluckt hat und bekommt plötzlich einen Stoss in den Rücken, so dass sie auf ihn fällt. Kichernd löst sie sich von ihm und Lupin erscheint in ihrem Gesichtsfeld und drängelt sich zwischen die Beiden. "Wolf, du bist unmöglich, erst lässt du dich nicht blicken und jetzt störst du unsere traute Zweisamkeit. "Morgana wirft dem Wolf einen bösen Blick zu und dann einen kurzen Blick zu Ian, der aber mittlerweile friedlich eingeschlafen ist, aber sicher nicht für sehr lange und er würde hungrig wieder erwachen. Sie schiebt Lupin zur Seite, was recht schwer ist, weil der Wolf sich nicht zur Seite drücken lassen will und erst nachgibt, als sie ihm ein Stück Schinken anbietet und es ein Stückchen weiter hinwirft. "Er scheint eifersüchtig auf dich zu sein," meint sie mit einem Lächeln im Gesicht zu Phelan.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 15. Juni 2004, 21:20 Uhr
"Du besitzt ein Boot? Nein. Nein, keine zehn Pferde bringen mich aufs Wasser. Was sollte ich dort auch? Ein Waldläufer auf dem Idorel, das scheint mir eine recht sonderbare Kombination." Phelan hatte nicht erwartet, dass sie so wohlhabend ist. Genaugenommen wäre es auch für ihn möglich an Geld zu kommen. "Es gibt da noch einen Hof in der Nähe von Verd. Meine Eltern lebten einst dort, ehe meine Mutter starb und mein Vater in die Heimat zurückkehrte. Und auch ich würde wohl heute dort leben, wenn... wenn nicht alles anders gekommen wäre. Das Gut liegt verlassen, dabei gibt es genug Land darum her das es zu bestellen gäbe. Allerdings hat mich das niemals wirklich gereizt." Nein, in Wirklichkeit bin ich mit Aethling in den Wald geflüchtet um alle Errinnerungen hinter mir zu lassen. Phelan errinnert sich noch gut an den Tag vor rund dreizehn Jahren, als er mit dem zweijährigen Kind Haus und Hof verlassen hatte und in die Wälder geflüchtet war. Und niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen seine heilenden Fähigkeiten irgendwann einmal für seinen Lebensunterhalt einzusetzen.

"Wenn du mir eine junge, hübsche Heilerin gewährst, dann sollst du deinen Gehilfen haben." Phelans Augen blitzen herausfordernd. Lupin unterdessen nähert sich Morgana von hinten, ohne dass sie es merkt und stupst sie dann mit der Schnauze in den Rücken. "Eifersüchtig? Glaubst du, dann würde er dich in meine Richtung stoßen? Nicht doch." Der Wolf ist zwischen ihnen und genauso groß wie Morgana und Phelan im Sitzen. "Es gibt wohl so einige, die sich an die neue Situation zu gewöhnen haben." Er grinst vielsagend und streicht dem Wolf durch das dichte Fell. "Es ist erstaunlich, dass ein Wolf zu zutraulich ist. Woher hast du ihn? Weiße Wölfe sind in diesen Breiten eher selten." Aber das ist eigentlich logisch, wenn ihre Heimat der hohe Norden ist. Darauf hätte ich auch eher kommen können. Lupin ist ein stattliches Tier und er würde im Notfall für Morganas Sicherheit kämpfen. "Man sagt, es gäbe weit im Nordosten ein kleines Volk, das auf weißen Wölfen reitet. Eine Legende, sicherlich, aber die Vorstellung ist beeindruckend. Wer weiß schon, was sich dort oben alles verbirgt. Jede Geschichte hat ihren wahren Kern." Nachdenklich tut er es Morgana gleich und wirft Lupin ein weiteres Stück Schinken zu. "Doch machen manche Legenden auch nicht vor weiter Entfernung halt." Er spielt auf die Piraten an, die Morgana bis hierher verfolgt haben, doch möchte er an die Sache nicht weiter errinnern, weder sie noch ihn selbst.

Die Sonne hat mittlerweile den Zenit erreicht und nur das Blätterdach über ihnen hält die größte Wärme ab. Leichter Wind rauscht durch Zweige und Äste und gibt dem Ort eine seltsame Stimmung von Unendlichkeit. Morgana und Phelan hängen eine Zeitlang ihren Gedanken nach, während sich die Phelans abermals um die Gespräche des Vormittags drehen. "Um auf meinen Vorschlag von heute morgen zurück zu kommen, wenn Raven versprochen hat dir beizubringen, wie man sich verteidigt, dann lass sie uns doch einfach in den nächsten Tagen einmal zum Essen einladen. Vielleicht mag ihr Begleiter ja auch kommen." Phelan errinnert sich an den elbischen Druiden mit dem seltsamen Namen, der jedoch an der Hochzeit recht schweigsam gewesen war. Im Grunde so still, dass ihn kaum jemand bemerkt hatte. Phelan lächelt leicht. Vielleicht verhält es sich mit Druiden ja ähnlich wie mit den Waldläufern; wenn sie wollen, dann sind sie so unauffällig wie ein Baum im Wald, der zwar da ist und nicht weiter auffällt. Die Vorstellung von einem bezweigten und beblätterten Druiden allerdings ist so albern, dass Phelan laut lachen muß und auf Morganas fragenden Blick hin berichtet er ihr mit roten Wangen von seinen Gedanken, die ihm in diesem Moment wirklich fast peinlich sind.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 15. Juni 2004, 22:03 Uhr
Das Phelan nichts für das Boot übrig haben würde, hatte sich Morgana schon fast gedacht und sie nimmt sich vor, das Boot zu verkaufen, ehe es sinnlos im Hafen liegt und doch nicht gebraucht wird. Eine Weile herrscht Schweigen zwischen den beiden, aber das Schweigen ist nicht unangenehm. Morgana hat ihren Kopf auf Phelans Bauch gelegt und blickt ins Blätterdach, während sie leicht mit den Fingern über Phelans Unterarm streicht, der über ihrem Bauch liegt, und die Muster nachmalt, die die Sonne darauf zeichnet. Es muss fast Mittag sein oder schon darüber, als Phelan wieder spricht und ihr vorschlägt Raven und Mottenfänger einzuladen und mit Raven über das Kämpfen zu reden. Morgana gefällt die Idee und sie will Phelan gerade antworten, als er in schallendes Gelächter ausbricht und sie ihn fragend ansieht. Seine Wangen sind gerötet, als er ihr erzählt, an was er gerade gedacht hat.

"Bezweigte und beblätterte Druiden?" Sie kichert erst und prustet dann auch los, weil die Vorstellung daran einfach zu komisch ist. Sie hält sich den Bauch vor Lachen, Lupin sieht sie skeptisch an und Ian erwacht durch das Lachen und beginnt sein Todesfeenartiges Gebrüll, so dass alle Tiere in der nahen Umgebung verstummen oder Reissaus nehmen.  Noch immer glucksend nimmt sie Ian auf und legt ihn an, damit das Geschrei ein Ende nimmt. Ian trinkt, als hätte er seit Tagen nichts mehr bekommen, was natürlich nicht stimmt, aber er hatte seit dem morgen nichts mehr getrunken, was schon sehr aussergewöhnlich für ihn ist.

Endlich hat Ian seinen Durst gestillt und Morgana lässt ihn vorsichtig aufstossen, ehe sie ihn dann von den nassen Windeln befreit. Sie lässt ihn eine Weile ohne Windeln liegen, was Ian besonders gefällt und er wild mit den kleinen Beinen strampelt, ob der ungewohnten Freiheit. Aber als die ersten Mücken erscheinen, wickelt sie ihn wieder und wiegt ihn sanft in den Schlaf, während sie ein Lied aus ihrer Heimat summt. Schon bald ist Ian wieder fest eingeschlafen, anscheinend macht ihn die frische Waldluft müde. Die Vögel und auch die anderen Tiere, die sich aufgrund des Geschreis von Ian verzogen hatten, kehren zurück. Ein ganzes Stück weit weg von dem Platz, wo sie sitzen, spielen einige junge Hasen, verschwinden dann aber als Lupin auf sie zustürmt ehe Morgana ihn festhalten kann. Sie schimpft mit dem Wolf, als er zurück kehrt und sagt ihm er solle sich neben Ian legen und auf ihn aufpassen. Lupin tut es, wie es scheint, mit leichtem Widerwillen, aber er legt sich doch neben Ian und schliesst die Augen und nur an den Bewegungen seiner Ohren ist zu erkennen, das er nicht wirklich schläft.

Der Nachmittag vergeht langsam und ruhig, mit ruhigen Gesprächen über die Einladung von Raven und Mottenfänger und noch andere Dinge, die sie in dne nächsten Tagen tun wollen. Als es fast schon dämmert, knurrt Morganas Magen und sie packt noch einige Dinge aus, die sich in den Satteltaschen befinden. Der Schinken duftet herrlich, genau wie das Brot, und mit Heisshunger beginnt sie zu Essen. Plötzlich hebt Lupin den Kopf und wittert in die Luft, langsam sträuben sich seine Nackenhaare und er knurrt leise. Morgana hört auf zu kauen und auch Phelan richtet sich auf und lauscht eine Weile. Morgana kann nichts hören, aber sie glaubt das Phelan etwas gehört hat und sein Gesicht wird ernst. Es dauert nicht lange ehe Morgana auch erkennt , was ihren Gefährten so beunruhigt hat. Ein Bär taucht aus dem Schatten eines Baumes auf und beäugt sie, die Nase in den Wind haltend, der wohl den Duft des Schinkens und des Brotes zu ihm geweht hat. Morgana hält den Atem an und sieht dann kurz zu Phelan und dann zu Ian, vor dem sich Lupin aufgebaut hat und den Bären böse anfunkelt. "Phelan...."ihre Stimme versagt ihr und sie beginnt leicht zu zittern, als der Bär sich aus dem Schatten des Baumes löst und auf sie zukommt. Sie kann keinen einzigen Muskel bewegen und hofft nur, dass es Phelan nicht ebenso geht. Bei allen Göttern, wenn Ian was passiert! Aber ihre Angst gilt nicht nur Ian, sondern auch Phelan und letztendlich auch ihr selber.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 16. Juni 2004, 08:33 Uhr
Noch lange ehe der Bär im nahen Unterholz auftaucht spürt Phelan, dass er kommt. Er deutet Morgana still zu sein, jedoch Lupin, dessen Sinne weitaus schärfer sind, beginnt schon lange vorher in die Richtung des Tieres zu knurren. Als der Bär schließlich im Schatten einer Buche auftaucht erkennt Phelan, dass es sich um ein junges Schwarzbärenweibchen handelt, das dennoch aufgerichtet beinahe ebenso groß wäre wie er selbst. Die Fuchsstute unterdessen tut das, was ihr Instinkt ihr rät: sie flüchtet. Nicht weit, da ist Phelan sicher und sein gedanklicher Ruf würde sie zusätzlich davon abhalten; das Pferd würde ihn nicht im Stich lassen. Lupin unterdessen stösst noch immer ein kehliges Knurren aus und er ist im Moment ganz das wilde Tier, das er eigentlich ist als der zahmen Wolf, der mit Menschen friedlich in der Zivilisation lebt. "Kannst du ihn zur Ruhe bringen? Er wird den Bären reizen." Phelan spricht sehr ruhig zu ihr, während er langsam nach Ian greift, ihn auf den Arm nimmt und mit der selben Langsamkeit aufsteht und Morgana ebenfalls auf die Beine zieht. Dabei lässt er den Bären nicht aus den Augen, der noch immer witternd etwa fünfzehn Schritte von ihnen entfernt steht.

Phelan macht sich keine Sorgen um sich selbst; das Schwarzbärenweibchen ist nicht der erste Bär, dem er in den Wäldern begegnet und bei Weitem nicht der größte, doch Morganas Angst ist so intensiv, dass er sie spüren kann und der Bär würde sie riechen, ebenso wie Lupin, der sie dementsprechend zu verteidigen versuchen würde. "Wir ziehen uns jetzt langsam zurück. Er will nichts von uns, er will nur das Essen, das hier liegt." Der Bär gibt kein Geräusch von sich, doch er beginnt ganz in Bärenmanier näher zu trotten. Sein dicker Pelz glänzt dunkel in der Sonne. Morganas Hand in seiner zittert deutlich, doch sie hält sich tapfer und weicht langsam und mit aller Ruhe, die sie aufbringen kann, das Gesicht dem Bären zugewandt, zurück. Dieser unterdessen gibt leise dumpfe Laute von sich und schnüffelt angestrengt in Richtung des Schinkens, den er schließlich auch erreicht und sich umgehend darüber hermacht. "Wenn wir den Rand der Lichtung erreicht haben, dann können wir ganz normal laufen. Du mußt keine Angst haben."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 16. Juni 2004, 11:03 Uhr
Phelan bleibt ganz ruhig, als der Bär aus dem Schatten heraustritt und in ihre Richtung wittert. Lupin knurrt noch immer und Phelan sagt ihr sie solle versuchen Lupin zur Ruhe zu bringen. Für einen Moment glaubt sie sich nicht bewegen zu können und starrt nur auf den Bären, der sich ihnen nähert. Er ist nicht riesig, aber es ist nun einmal ein Bär. Schliesslich kann sie sich aus ihrer Starre befreien und, blickt Lupin in die Augen und sagt nur ganz leise"Schhhhh." Lupin hört auf zu knurren und Phelan greift ganz langsam und bedächtig nach Ian, nimmt ihn auf den Arm und zieht dann vorsichtig an Morganas Arm, so dass sie sich auch erhebt. Ihre Beine fühlen sich an, als wollten sie jeden Moment unter ihr nachgeben und sie blickt wieder zu dem Bären hinüber, der sich ihnen ohne Hast nähert.

>Wir ziehen uns jetzt langsam zurück. Er will nichts von uns, er will nur das Essen, das hier liegt< Morgana kann nur nicken und auch wenn es ihr schwer fällt einen Fuss nur eine Handbreit nach hinten zu setzen , sie tut es trotzdem. Der feste Händedruck von Phelan gibt ihr Mut und auch, dass er so ruhig bleibt und genau zu wissen scheint, was zu tun ist. Langsam Schritt für Schritt entfernen sie sich von der Decke, während der Bär immer näher zu dieser trottet und sich schliesslich über den Schinken hermacht und sie keines Blickes mehr würdigt. Aber Morgana glaubt nicht, dass die Gefahr schon vorbei ist und Phelan geht auch immer weiter langsam zurück.

>Wenn wir den Rand der Lichtung erreicht haben, dann können wir ganz normal laufen. Du mußt keine Angst haben.< Laufen, wenn ich das nur könnte, am liebsten würde ich sofort losrennen, aber meine Beine wollen nicht. Sie sagt nichts und schliesslich haben sie den Rand der Lichtung erreicht und nach wenigen Schritten ist der Bär von Bäumen verdeckt und nicht mehr zu sehen, Morgana atmet hörbar aus und zittert nun wirklich am ganzen Körper, jetzt allerdings nicht mehr vor Angst, sondern weil die Anspannung nachlässt. Sie gehen noch einige Schritte und drehen sich dann herum und gehen ein Stück in den Wald hinein, bis Phelan glaubt, dass es sicher ist. Morgana lässt sich auf einem Baumstumpf nieder, weil ihre Beine sie nun endgültig nicht mehr tragen wollen und ihre Hände zittern immer noch leicht als sie diese in ihren Schoss legt. Sie kann nichts sagen sondern sieht nur zu Phelan hoch und blickt ihm in die Augen. Phelan wiegt Ian leicht im Arm, so dass er nicht erwacht und zu seinem Geschrei ansetzt und doch noch den Bären zu ihnen lockt damit.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 16. Juni 2004, 13:46 Uhr
Sie gehen ein gutes Stück in den Wald hinein, vielleicht zweihundert Schritt, erst dann erlaubt Phelan anzuhalten. Morgana blickt ihn schweigend an und in ihrem Gesicht zeichnet sich deutlich die Angst und die Anspannung ab. Ian unterdessen hat von all dem nichts mitbekommen und schläft den tiefen Schlaf eines Säuglings. Sanft streicht Phelan Morgana über die Wange. "Es ist vorbei, du mußt dich nicht fürchten. Er hätte uns wahrscheinlich ohnehin nichts getan. Der Schinken ist schuld. Wenn wir das nächste Mal ein Picknick im Wald machen, dann beschränken wir uns auf Brot und Obst. Damit können Bären im Allgemeinen nicht so viel anfangen." Er grinst bei den Worten, sowohl um sich selbst auch auch um ihr die Anspannung zu nehmen. "Wir hätten auch auf einen Baum klettern können, allerdings glaube ich nicht, dass Ian damit einverstanden gewesen wäre. Bären reagieren nur aggressiv, wenn man sie reizt. Und ich glaube, ich hätte mehr Angst gehabt, wenn eine Wildsau aus dem Wald gekommen wäre, womöglich noch mit ihren Jungen." Phelan schüttelt sich demonstrativ aber vorsichtig, um Ian nicht zu wecken. Ein lautes Rascheln hinter ein paar Holundersträuchen lässt jedoch beide herumfahren, doch es ist nur die Fuchsstute, die sich ihren Weg durch das Unterholz zurück zu ihrem Herren bahnt. "Glaub mir, in den Wäldern gibt es weitaus Gefährlicheres als einen jungen, hungrigen Bären." Langsam scheint sich ihre Anspannung zu legen, so dass sie sogar ein zaghaftes Lächeln zustande bringt. "Wir warten hier ein wenig ab, bis die Bärendame satt ist und dann werde ich nachsehen, ob wir unsere Sachen holen können."

Er übergibt das Kind in ihre Obhut und setzt sich dann hinter sie auf den alten Baumstamm, den wohl Sturm und Wetter gefällt haben und legt seine Arme um sie, während er sie so sanft wiegt, als hätte er nicht eine erwachsene Frau sondern noch immer das schlafende Kind im Arm. Während er seine Nase in ihrem Haar vergräbt, das leicht nach Wildrosen und ihrer Angst duftet, beginnt er leise ein Melodie zu summen, doch seine Augen wandern noch immer wachsam durch die hier wieder dichter stehenden Bäume. "Dieses Lied hat mein Vater mir oft gesungen, als ich noch klein war. Und als Aethling dann auf der Welt war habe ich ihn oft damit in den Schlaf gewiegt." Er spürt, wie sie sich merklich entspannt und sich an ihn lehnt und damit beinahe all seine Gedanken an Bären und andere Tiere aus seinem Kopf vertreibt. Die Fuchsstute grast unterdessen in unmittelbarer Nähe und auch Lupin hat sich im weichen Moos niedergelassen, jedoch hält er den Kopf und die Ohren wachsam erhoben.

Eine kleine Ewigkeit ist vergangen, ehe sich Phelan widerwillig von ihr löst. "Ich gehe jetzt nachsehen und wenn alles gut geht,dann sollte ich bald wieder zurücksein mit dem Sattelzeug und den andere Dingen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 16. Juni 2004, 21:16 Uhr
Ihre Angst und Anspannung verfliegt langsam, als Phelan ihr beruhigend erklärt, dass ein Bär gar nicht so gefährlich ist. Seine Worte entlocken ihr ein leises Lächeln und als er sich dann hinter sie setzt und seine Arme um sie legt, fühlt sie sich sicher und geborgen, wie selten zuvor in ihrem Leben. Phelan summt eine Melodie, die sehr beruhigend wirkt und ihr den Rest der Anspannung nimmt, sie lehnt sich an ihn, geniesst die Wärme, die von ihm ausgeht und hört ihm still zu, als er über seinen Vater und seinen Sohn erzählt. Sein Atem in ihrem Haar kitzelt leicht und eine wohlige Gänsehaut erscheint dort, wo er auf ihre Haut trifft.

"Weisst du, ich hatte noch nicht einmal Angst um mich selber, sondern viel mehr Angst um Ian," sagt sie ganz leise. Seine Hände streichen sanft über ihre Oberarme und sie weiss, dass er dies mehr als nur versteht. Sie sitzen noch eine ganze Weile dort, ehe Phelan dann die Umarmung löst und sich aufmacht die Decke und den Rest zu holen, den die Bärin noch von ihren Sachen übrig gelassen hat. Sie sieht ihm stumm nach, wie er zwischen den Bäumen verschwindet und lauscht angestrengt, ob sie irgendetwas hört, das ihr verrät, dass der Bär weg ist und es ihm gut geht. Die Zeit scheint zäh wie Honig zu fliessen, der von einem Löffel in den Tee tropft, und mit jedem weiteren Wimpernschlag, bei dem Phelan nicht zurück kehrt, macht sie sich mehr Sorgen. Sei nicht dumm Morgana, er ist ein Waldläufer, er kennt die Wälder und auch die Tiere und ihm passiert schon nichts. Ihr Blick wandert immer wieder von dem Punkt, an dem Phelan zwischen den Bäumen verschwunden ist , zu Lupin, der ihr zeigen würde, wenn sich etwas anderes ausser Phelan nähern würde.

Es scheint eine halbe Ewigkeit zu dauern, ehe sie Geräusche aus der Richtung vernimmt, aus der Phelan kommen müsste, und ein Blick zu Lupin sagt ihr, dass es auch wirklich Phelan ist und nicht der Bär. Als sie ihn dann erblickt, atmet sie erleichtert auf, erhebt sich und geht auf ihn zu, um ihm einige Dinge abzunehmen, so weit ihr dasmit Ian auf dem Arm möglich ist. Zusammen verstauen sie alles auf seiner Stute. Als alles gepackt ist, sieht sie ihn schmunzelnd an. "Lass uns nach Hause reiten, für heute habe ich genug Natur genossen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Cron am 16. Juni 2004, 21:43 Uhr
Im nördlichen Larisgrün



Er weiß nicht, wie lange er so mitten auf dem leeren Waldweg steht, reglos, sprachlos... atemlos. Er fühlt sich, wie er sich bisher nur einmal in seinem Leben gefühlt hatte: als er sechs Jahre gewesen war, war er vollkommen allein und verirrt in der Bergwildnis Tronjes in einem Geisterbaumlabyrinth gefangen gesessen. In einem solch weitverzweigten Hain verliefen sich selbst Jagdhunde und fanden nie wieder heraus - das wenige Licht, das durch das dichte Blätterdach dringt, hat keine Richtung und wohin man auch blickt, sieht alles gleich aus: dichte Büschel ledriger Blätter wie tausend verschränkte, altersfleckige Hände, dicke flechtenbehangen Stämme und schlanke Zweige, die sich zu undurchdringlichen Wänden verschlungen haben. Geisterbäume erheben sich nur vier Schritt hoch, doch ihr Unterholz ist so dicht, daß nicht einmal ein Sechsjähriger aufrecht unter ihnen stehen, geschweige denn, sich bewegen kann. Ganz gleich, in welche Richtung man sich wendet, man hat nichts als feuchte Wurzeln, Blätter wie Hände und herabhängende Flechten vor Augen, nichts als muffige Dunkelheit und den Geruch nach jahrhunderte altem Laub. Er war damals fast fünf Tage lang darin herumgeirrt und schließlich mehr durch Glück als Verstand halbverhungert und halb verrückt vor Panik wieder herausgekrochen. Nicht anders fühlt er sich jetzt: wohin er auch blickt, um ihn her sind nichts als finstere Tunnel, die jedem verzweifelten Wunsch nach Flucht spotten und an deren Ende doch nur weitere, verflochtene Sackgassen lauern. Das Kind, meldet sich die Stimme in seinem Inneren zurück, aber diesmal nicht monoton geduldig, sondern kalt und klar wie ein Eissplitter. Seine Tochter. Seine Frau. Zum Teufel mit dem, was sie davon halten will. Er hat den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als er sich erfüllt von namenloser, nagender Unruhe im Sattel wiederfindet - und plötzlich ist eine Richtung so gut wie die andere. Sie würden ihn doch alle nur an einen Ort führen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 18. Juni 2004, 08:01 Uhr
Als Phelan sich der Lichtung mit den stehenden Steinen nähert, ist von der Bärendame bereits weit und breit nichts mehr zu sehen. Allerdings auch nicht von dem Proviant, den sie aus der Kate mitgebracht hatten. Phelan schmunzelt, denn er mag Bären, auch wenn er sich nicht mit einem anlegen würde, so haben die Jahre im Wald ihn doch gelehrt mit ihnen zu leben, ohne dass sie sich in die Quere kommen. Auf dem Boden liegt noch die Decke, allerdings nicht mehr sauber und ordentlich sondern eben so, wie als ob ein Bär sie nach Essbarem durchsucht hätte. Phelan rollt sie zusammen und  packt sie ebenso wie Ians Kleidung unter den Arm. Sattel und Zaum der Fuchsstute liegen noch immer unberührt genau dort, wo er sie abgelegt hatte.

Mit seiner Last kehrt er schließlich zu Morgana und Ian zurück, die noch immer auf dem Baumstamm sitzend auf ihn warten und die beiden blicken ihm ebenso wie die Fuchsstute neugierig entgegen. "Der Bär ist weg und unser Proviant ebenfalls, aber dieser Verlust sollte zu verschmerzen sein." Die Fuchsstute ist bald wieder gesattelt und gezäumt, so dass sich die drei auf den Rückweg machen können. Phelan zieht Morgana und Ian wieder vor sich auf den Pferderücken, so dass sie auf der weichen Satteldecke sitzen kann.

Der Rückweg schließlich führt sie auch an dem kleinen Bach vorbei, an dem Phelan bei seiner Rückkehr nach Talyra erst Raven und dann die Faunin Caylith getroffen hatte. Er deutet kurz auf die Stelle und berichtet Morgana davon. "Ich frage mich, was aus ihr geworden ist. Ob die Medizin Wirkung gezeigt hat?" Das ungewöhnliche Wesen war ihm in der kurzen Zeit, die sie auf dem Weg nach Talyra miteinander verbracht hatten, ans Herz gewachsen und er sorgt sich wirklich. Sollte sie im schlimmsten Fall irgendwo in den Wäldern herumirren, ihre Errinnerungen völlig verloren? Vielleicht kann ich nach ihr suchen. Aber es ist im Grunde aussichtslos sie völlig ohne Anhaltspunkt in den riesigen Wäldern zu finden - falls sie überhaupt noch in der Gegend ist. Phelan seufzt leise und lenkt die Stute dann in Richtung Talyra.

Als sie sich der Stadtmauer nähern ziehen sich über ihren Köpfen schwere Wolken zusammen. Sie würden Glück haben, wenn sie das Haus vor dem Gewitter erreichen würden. Der Horizont leuchtet schwefelgelb und das Licht ist mit einem Mal trüb und voller Vorahnung, so dass Phelan die Stute zu einer etwas schnelleren Gangart treibt, die Ian aus seinem Schlaf weckt. Nach einem kurzen Konzert und dem beruhigenden Zureden seiner Mutter allerdings blickt er sich um und wird kurz still, nur um dann erneut zu Schreien anzufangen. Die Stadttore sind schon in Sichtweite und auch alsbald passiert. Und als sie die Kate erreichen hat Phelan gerade noch Zeit die Stute von Sattel und Zaum zu befreien, ehe die ersten, schweren Regentropfen auf Talyra niedergehen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 24. Juni 2004, 21:49 Uhr
Das Larisgrün empfängt Shyada mit dem typischen Geruch eines Waldes, dessen Boden noch nicht von den Strahlen der wärmenden Sonne berührt worden ist. Überall glitzern Tautropfen auf dem Gras und auch Blütenblätter werden durch die durchsichtigen Tropfen verziert, so dass einige Blüten sich unter der Last nach unten biegen. Ihre Schuhe sind feucht, kaum dass Shyada weit genug im Wald ist um nichts mehr von der Steinfaust zu sehen. Vögel singen ihr Morgenlied hoch oben in den Baumwimpfeln und jene die schon stolze Eltern sind, fangen die ersten Insekten. Leichter Wind streicht durch die Bäume und lässt Blätter leise rauschen. Shyada atmet mehrmals den intensiven Waldgeruch ein und versucht jeden Gedanken an Varin, die Steinfaust oder den drei Männern zu verdrängen und sich einfach von der Umgebung gefangen nehmen lassen. Am liebsten hätte sich Shyada irgendwo in das Gras gesetzt und darauf gewartet, dass sowohl ihre Schmerzen als auch der Tag vergeht, doch will sie nicht auch noch eine Erkältung riskieren, da es hier, wo noch keine Sonne hinkommt, doch merklich kühler ist und sie keine Lust versürt die nächsten Tage wirklich nur im Bett zu verbringen.

Neben ihr ertönt irgendwo ein Rascheln im Gebüsch, das vermutlich von einem Tier herrührt, dass sich dort während der Nacht einen Platz zum schlafen gesucht hat und nun den neuen Tag begrüßt. Auch wenn ihre Lippe schwach protestiert lächelt Shyada, da sie das Gefühl hat, nicht mehr von Steinmauern und einem sturen Blaumantel erdrückt zu werden.
Ziellos irrt Shyada durch das dichte Grün vor ihr und folgt so manchem Wildwechsel, dessen Spuren für geübte Augen deutlich erkennbar sind. An einer kleinen Lichtung, wo das Gras bereits trocken ist und einige bunte Falter eifrig in der Sonne tanzen, lässt sich Shyada vorsichtig auf einen Stein nieder und genießt das wärmende Gefühl auf ihrer Haut. Mit einer Hand tastet sie vorsichtig über ihren Hals, hört aber sofort wieder auf, als sie ein Stechen merkt. Auch wenn Shyada nicht gerade als redselig zu bezeichnen ist, so stört es sie gewaltig, dass sie lediglich flüstern oder schweigen kann. Sie könnte zwar versuchen laut zu sprechen oder gar zu schreien, doch weiß die Amazone genau, dass ihr das Ergebnis nich gefallen würde.
Noch immer in der Sonne sitzend, löst Shyada ihren Umhang von den Schultern und legt ihn zu ihren Füßen auf den Boden, um sich gleich dann darauf zu setzen. Den Rücken vorsichtig gegen den Fels gelehnt und die Augen geschlossen, denkt Shyada an rein gar nichts und lässt das Larisgrün beruhigend auf sich einwirken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 28. Juni 2004, 17:46 Uhr
Für kurze Zeit schläft Shyada sogar ein, doch dauert dieser nicht lange an, da ein Teil von Shyada weiß, dass hier jederzeit jemand vorbeikommen könnte. Und sie will keine Gefahr laufen, von irgendjemanden überrascht zu werden.
Auch wenn die frische Luft im Hals angenehm ist, so fehlt doch die Wärme des Wickels, was sich bei jedem Atemzug bemerkbar macht. Mit einem wehmütigen Lächeln denkt Shyada an das Leinen, was jetzt in ihrem Zimmer auf dem Boden liegt und somit nicht mal annähernd in Reichweite ist.
Was solls. Zu Ballabar muss ich sowieso noch wieder...
Mit einer Hand auf den Stein gestützt steht Shyada auf und verzieht bei jeder unachtsamen Bewegung des Rückens ihr Gesicht, was ihre Lippen wieder schmerzen lässt. Shyada verdrängt den Ärger in ihr und versucht sich zu beruhigen. Oh nein, nicht schon wieder.

Nachdem sie sicher ist, dass sämtliche Blätter, Grashalme und Erdkrümel von ihrer Kleidung entfernt sind, testet Shyada erst vorsichtig, ob ihre Beine nach der langen Pause ihr Gewicht tragen. Nachdem sie sich davon überzeugt hat hält sie langsam aber sicher wieder auf die Stadt und somit deren Trubel zu.
Eigentlich behagt es der Amazone gar nicht, jetzt wieder Treppen steigen zu müssen, um zu Ballabar zu gelangen, aber wenn sie in den nächsten Tagen wieder ordentlich sprechen möchte, dann bleibt ihr keine große Wahl und wenn das Kratzen endlich weg wäre, würde sie es auch nicht stören.

Als das Verder Tor in Sichtweite kommt, wird der Lärm der Stadt auch immer mehr. Nicht zuletzt sind die Reisenden und Händler Schuld, die sich um das Tor drängen und in die Stadt wollen. Viele können ohne Kontrollen passieren, aber besonders jene, die viel Gepäck oder Wagen mit sich führen, kommen nicht an ihnen vorbei.

Da ihr das Gedränge im Augenblick zu groß ist- auch wenn nicht wirklich viele Leute vor dem Tor warten- , verharrt Shyada noch ein wenig vor dem Tor und verlangsamt zusätzlich ihre Schrittgeschwindigkeit. Dichtes Personengedrängel würde für sie ohnehin nur Schmerzen bedeuten und so eilig hat sie es dann auch wieder nicht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 28. Juni 2004, 20:38 Uhr
Dekar entfernt sich nicht allzu weit von Schilama's Tanne. Eigentlich wäre er gerne noch länger bei Kaney und der Waldläuferin geblieben und hätte sich weiter mit ihnen unterhalten, aber er ist schon den ganzen Tag auf den Beinen und langsam macht sich die Müdigkeit in seinen Gliedern breit.

Der Tuantha sucht sich eine bequem anmutende Eiche, deren Krone weit ausläuft und somit viel Platz bietet. Der Löwe fährt die Krallen aus und klettert auf den Baum. Oben angekommen fällt ihm mit einem Murren auf, das die ganzen Äste noch nass sind. Notgedrungen und mit einem müden Schulterzucken versucht er sich in eine möglichst trockene und gleichzeitig entspannende Position zu bringen, was sich als sehr schwierig erweist. Schlußendlich lehnt er sich an einen dicken Ast.
Erst läßt der Schlaf auf sich warten und Dekar versinkt in Gedanken, aber nach einiger Zeit nickt er endlich ein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Thram am 30. Juni 2004, 09:19 Uhr
Thram ist nun seit einiger Zeit am Flussufer entlanggegangen, denn er hatte in der Ferne den Wald erspäht, der sein Zeil gewesen war. Nun hat er ihn endlich erreicht, die sanften Ausläufer des grünen Herzens haben längst begonnen. Wo er auch hinsieht, überall blüht es. So viele Farben! Bäume stehen hier nur wenige, doch weiter vorn wird es dunkler. Dort muss der Wald dichter werden, denkt Thram sich, doch so weit will ich gar nicht gehen. Ich will nur Blumen pflücken ...
Zu Füßen des Bäckermeisters führt eine kleine Brücke über einen leise dahinrauschenden - nein, wohl eher schlafenden - kleinen Bach. So ein Humbug, als wenn man nicht auch mit einem beherzten Schritt ans andere Ufer gelangen würde! Wozu brauch man denn hier eine Brücke? Das gute Holz ... Und so ignoriert Thram die Brücke beflissentlich und hält sich ein kleines Stück weiter rechts. Er bleibt kurz stehen, schätzt die Entfernung zum anderen Ufer ein - nicht mehr als sieben oder acht Fuß - und setzt zu einem beherzten Sprung an, der aber kein reinrassiger Sprung ist, eher der große Schritt eines Mannes, der über einen kleinen Bach zu gelangen versucht.
Als er auf der anderen Seite des Bächleins landet - mehr strauchelnd als sicher, aber immerhin - hält er kurz inne - und stößt dann einen schrillen Schrei aus. Vor seinen Füßen schlängelt sich eine Schlange vorbei, die ihn hungrig anzustarren scheint. Thram tut einen Schritt zurück, noch einen - und, wie sollte es anders sein, verliert das Gleichgewicht, kippt hinten über und ehe er sich versieht, liegt er im Wasser. Maulig rappelt er sich wieder hoch, allerdings nicht, ohne vorher nach dem Tier Ausschau zu halten. Dieses scheint verschwunden zu sein, der Bäckermeister steht wieder auf und steht wie eine vom Regen nasse und tropfende Vogelscheuche am Ufer des Baches. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände, so als wolle er sagen: Wenn ich dich treffe, Schlange, dann lernst du fliegen.
Sein Hosenboden ist durchnässt, ebenso seine gesamte Hose und auch der Großteil seines Hemdes. Aber, denkt er sich, ich hatte Recht; man braucht keine Brücke, man schafft es auch so. Man wird dabei vielleicht nass, aber das stand nicht in den Regeln. Er schaut auf einmal zufrieden auf, so als habe er etwas Schönes entdeckt, und dem ist auch so. Und, setzt er hinzu, hier drüben gibt es Blumen! Freudig geht er einige Schritte nach vorn, um sich dann auf alle Viere niederzulassen und damit zu beginnen, die umstehenden Blumen zu pflücken - rote und gelbe, blaue mit langen Blüten und kleine schwarze ohne Blätter. Dafür aber mit Stacheln, denkt er, als er sich den Daumen in den Mund steckt und der kleinen schwarzen Blümchenkolonne vor ihm einen bösen Blick zuwirft.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 01. Juli 2004, 03:35 Uhr
Ihr innerer Geist hat bereits einen nahezu meditativen Zustand erreicht; heute ist ein guter Tag für eine Jagd. Darauf bereitet Asheru sich gedanklich vor, und sagt in ihrem Inneren einige Jagdverse auf, die früher von Stammesmitgliedern in aufwendigen Zeremonien zelebriert wurden, bevor es zur Jagd ging, und an die sie sich noch erinnern kann.
Erst entdeckt sie einige Drachenbeer-Sträucher, versteckt zwischen Dornsträuchern und Farnen. Sie sammelt einige der samtig roten Beeren mit der schuppigen Unterseite und zieht dann weiter. Während sie die kleine Mahlzeit verspeist hält sie Ausschau nach einer Lichtung, auf der sie möglicherweise auf Kaninchen oder Wachteln treffen könnte. In Vorfreude auf einen eventuellen Jagderfolg sind ihre Sinne bis aufs Äußerste angespannt. Nach einiger Zeit entdeckt sie zwischen meterhohen und uralten Laubbäumen die grüne Grasfläche einer kleinen Lichtung, und nun schleicht sie sich langsam heran, um die Jagdbeute nicht zu vertreiben, sollte sie sich dort aufhalten. Am Rande der Lichtung, wo die Bäume im Kreis enden, versteckt sie sich im Unterholz. Auf der Lichtung sitzen einige Kaninchen nicht weit von ihren Bauten entfernt, und mit gespitzten Lauschern fressen sie Gras und Kräuter und scheinen Asheru noch nicht bemerkt zu haben, da sie erfreulicherweise im Windschatten sitzt und sich nicht durch irgendein Geräusch verrät. Nahezu eine Ewigkeit wartet sie, bis schließlich eines der Kaninchen aus Wagemut oder Unachtsamkeit sich weiter als gewohnt von den schützenden Bauten entfernt. Asheru nimmt langsam einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken und spannt ihn langsam mit dem Bogen. Nur noch einige Schritte entfernt sitzt das Kaninchen vor ihr im Gras und ahnt nichts Böses. Asheru ist so eingenommen von der Anspannung, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnimmt. So setzt sie den Bogen an und ziehlt auf das pelzige Opfer.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 01. Juli 2004, 11:42 Uhr
Jolanthe rennt und rennt, nun kommt sie ins Larisgrün und langsam wird ihr Rennen zum stolpern durch die Büsche. Die Bäume schließen sich um sie. Sie ist außer Atem und keucht jetzt. Sie läuft langsam aus und schließlich lehnt sie sich keuchend an einen Baum.

Das unbändige Gefühl der Freiheit verschwindet und mit einem Mal wird ihr klar, was sie gerade getan hat. Sie ist vor ihrer eigenen hochzeit, sie ist vor Galrin weggelaufen, aus irgendeiner verrückten Laune herraus!
Wie ein Schlag trifft sie dei Erkenntnis. Erst steht sie da wie betäubt, dann bricht sie weinend, am Fuße des Baumes zusammen.

Was hat sie nur getan?! Sie hat den Mann ihres Lebens im Stich gelassen, schlimmer noch, ihn lächerlich gemacht, vor all den Gästen.
Ihre Haare hängen ihr wirr ins gesicht, der Schleier ist zerrissen.
Und sich selbst hat sie wieder in die Einsamkeit befördert! Das wird er ihr nie verzeihen! Sie schluchzt vor Verzweiflung und begreift das volle Ausmaß ihrer Tat.
Wie konnte sie nur so dumm sein, sie weiß nicht, was sie dazu gebracht hat, auf einmal war alles so eng gewesen und der Drang nach Freiheit war zu groß geworden.... da war sie einfach ausgebrochen.
Und hatte sich selbst ins Unglück gestürzt...
SIE hatte alles Glück zerstört, was sie in den letzten MOnaten erfahren hatte.
Ihr Bauch schmerzt und ihr fällt noch etwas ein, das ihr das Gefühl gibt, dass sie am liebsten sterben würde vor Unglück.
Ihr Kind. Es hatte gerade seinen Vater verloren.
Nein, schalt sie sich, seine Mutter hat seinen Vater verraten.

Was hatte Galrin ihr gerade geschworen? Er würde sie nie verraten... Und sie....?!
Sie klemmte den kopf zwischen die Knie und die Tränen liefen in strömenden Bächen über ihr Gesicht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 01. Juli 2004, 14:02 Uhr
Unaufhaltsam wie ein Tornado rast der hünenhafte Nordmann hinter Jolanthe her und erreicht schließlich, ebenso wie die Halbelbe kurz zuvor, das Larisgrün. Doch nun steht Galrin vor einem Problem: Wo ist seine Liebste geblieben?

Der Wald ringsum ist sommerlich dicht und das Unterholz versperrt allerorten den weitschweifenden Blick. Ein Blick auf den Boden verrät Galrin, daß es zwecklos ist, nach Spuren zu suchen. Das trockene Laub, das dünne Gras und die Blumen ringsum haben jede Fährte der Elbin geschluckt. Und überdies ist Galrin kein Waldläufer, der aus jedem noch so leicht geknickten Grashalm oder einem zerrissenen Spinnennetz die Spur eines flüchtenden Lebewesens erkennen kann. Doch da kommt dem Nordmann der Zufall zu Hilfe. An der Ranke eines stacheligen Busches ist ein Stückchen von Jolanthes Schleier hängen geblieben. Unbeirrt macht sich der Kapitän an die Verfolgung der Halbelbin und ruft dabei immer wieder nach ihr. Doch schließlich findet Galrin keine Fußabdrücke mehr, keine Stückchen Stoff von Jolanthes Schleier und keine anderen Hinweise darauf, wohin sich die Angebetete gewendet haben könnte.

Noch während Galrin überlegt, spürt er einen leichten Stich am Arm und als er, wie aus tiefem Schlaf erwacht, nach unten sieht, stellt er fest, daß er Kirion noch immer festhält. Da wird ihm klar, warum er den Kater eigentlich mitgenommen hat. Vorsichtig setzt der Normander das Tier auf den Boden, blickt ihm in die klugen Augen und murmelt: "Na los, Du Fellbündel. Jetzt zeig mir mal, ob es gut war, daß ich Dich mitgenommen habe. Ich kann Deine Herrin nicht ausmachen. Aber Du kannst sie bestimmt für mich aufspüren. Also tu' mir den Gefallen und finde sie."

Während sich Galrin wieder erhebt, blickt sich der Kater um, und als er schließlich in eine Richtung los geht, folgt ihm der Nordmann auf dem Fuß.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 01. Juli 2004, 14:22 Uhr
Kirion führt Galrin durch den dichten Wald und dringt immer tiefer in denselbigen ein. Er weiß was in Jolanthe vorgeht, doch er hat auch Mitleid mit Galrin. Er weiß, dass es keine Absicht von Jolanthe war, sie wird sicher rigendwo hier sein und ist sicher todtraurig und traut sich nicht zurück.

Tatsächlich sitzt Jolanthe unter dem Baum und überlegt, ob sie zurückgehen soll. Doch sie hat viel zu große Angst und schämt sich.
Die Frisur hat sich aus ihren Haaren gelöst und den Ring hat sie von den Fingern gestreift und neben sich ins Laub gelegt, es fällt ihr schwer, doch sie ist es nicht würdig ihn weiter zu tragen.
Sie hat all ihre Versprechen gebrochen. Nicht absichtlich, sie hat das, was sie gesagt hat, ernst gemeint, doch sei hat ihre Versprechen gebrochen.
Galrin wird nicht nur traurig, nein er wird auch wütend sein.
Mit einem Mal vernehmen ihre guten spitzen Elbenohren Geräusche.
Schritte.
Erschrocken sieht sie auf.
Sie kennt die Schritte, sie sind ihr vertraut, wie sonst nichts auf der Welt.
Galrin.

Erschrocken springt sie auf. Sie will nicht, dass er sie so sieht, wer weiß, was er zu ihr sagt, sie will keine Vorwürfe hören, will nicht noch mehr Schmerz ertragen, fast hat sie Angst vor Galrin, doch noch mehr hat sie Angst, vor dem, was er ihr sagen könnte.
Sie sieht sich um.
Weglaufen?
Nein, sie kann nicht mehr, sie würde nicht weit kommen.
Verstecken.
Geschwind klettert sie auf den BAum, an dem sie eben, tränenverschleiert gelehnt hatte. Und versteckt sich in dessen Krone, in den dichten Blättern.

Es dauert nicht lange, da taucht Galrin aus dem Gebüsch auf, zusammen mit Kirion.
Galrin sieht wütend und zugleich sehr enttäuscht aus.
Jolanthe kauert sich auf ihrem Ast zusammen, kneift die Augen zusammen und eine einzelne Träne läuft ihre Wange hinunter und tropft, wie ein Regentropfen vom Ast...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 01. Juli 2004, 14:48 Uhr
Mit grimmigem Gesichtsausdruck geht Galrin durch das Larisgrün. Innerlich kocht er vor Wut, aber auch vor Jagdeifer und Entschlossenheit. Er wird herausfinden, was Jolanthe zu dieser Tat getrieben hat, und wenn es das Letzte ist, was er im Leben tun wird.

Auf einer Lichtung, in deren Mitte ein stattlicher Eichenbaum steht, bleibt Galrin stehen, sieht sich um und blickt zu dem Kater hinunter, der gleichwohl seine Schritte gebremst hat. Am Fuß der Eiche glänzt etwas Goldenes und als der Nordmann näher tritt, stellt er fest, daß es der Ring von Jolanthe ist. Behutsam hebt der Hüne das Schmuckstück auf und schaut abermals über die Lichtung. Plötzlich spürt er einen kühlen Hauch auf seiner Hand. Ein klarer Tropfen ist auf die leicht sonnengebräunte Haut des Nordmannes gefallen und rinnt nun über den Ringfinger. Zunächst verdutzt, da es doch eigentlich unwahrscheinlich ist, daß es gerade jetzt regnet, wendet der Nordmann seinen Blick nach oben. Und dort oben, einem weißen Eichhörnchen gleich, sitzt Jolanthe in ihrem Hochzeitskleid auf einem Ast. Wie ein Hammer trifft den Nordmann all die Liebe, die er für die zierliche Frau empfindet. Am liebsten würde er sie in die Arme nehmen, sie küssen und herzen und sie nie wieder loslassen. Doch bei diesem letzten Gedanken erreicht ihn wieder die Erkenntnis, daß sie ja vor eben diesem Nicht-Loslassen geflohen ist.

Mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Enttäuschung, Zorn und Mitgefühl schwankt, blickt der Schiffsbauer zu der Halbelbe hinauf. Dann fragt er: "Nun? Ist die Luft dort oben besser als am See? Oder fühlst Du Dich auf dem Ast wohler als in den Armen des Mannes, der Dich liebt? Oder genießt Du nur die schöne Aussicht?"
Galrins Stimme ist spröde wie Bimsstein und die Enttäuschung ist deutlich zu spüren, die in seinen Worten mitschwingt. Er kann die Halbelbin bis zu einem gewissen Grad verstehen, doch von der Hochzeit wegzurennen und sowohl ihn als auch seine Familie und die Gäste zum Narren zu halten, ist eine Tat gewesen, die den Nordmann zutiefst verletzt hat und die er nicht so einfach wegstecken kann.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 01. Juli 2004, 15:13 Uhr
Jedes einzelne von Galrins Worten trifft Jolanthe ganz tief in ihrem Herz. Bei jedem Wort zuckt sie vor innerlichem Schmerz zusammen.
Sie wagt erst nicht die Augen zu öffnen, doch dann zwingt sie sich dazu. Sie ist selber schuld, jetzt muss sie die Folgen auf sich nehmen.
Doch sie bleibt auf dem Ast liegen, die Beine vor ihrem Bauch.
Sie spürt Galrins Wut und sie hat Angst, Angst vor dieser Wut, an der sie selber Schuld ist.

"Es tut mir leid", will sie sagen, doch ihre Stimme versagt ihr und nur ihr Mund bewegt sich, kurz blickt sie Galrin an, ihre Blicke sprechen Bände. Doch schnell wendet sie den Blick wieder ab. Sie wagt es nicht ihm in die Augen zu sehen.

"Ich...", setzt sie noch einmal an, doch da durchzuckt es sie.
Ein Schmerz im Bauch.
Sie krümmt sich zusammen und keucht.
'Nein, kleiner Zwerg, beruhig dich, bitte.' Betet sie innerlich.
der Schmerz lindert sich kurz, doch in der nächsten Minute krampft sich ihr Bauch wieder zusammen und fast fällt sie vom Ast.
Panik kriecht in ihr hoch. Eine unbändige Angst, dass dem ungeborene Leben, von dem Galrin noch nicht einmal was wusste(!), etwas geschehen könnte.
Es war zuviel Stress, zu viel Aufregung gewesen.

Sie wollte nicht, doch sie musste von dem Baum runter, sonst würde alles nur noch schlimmer werden.
Im nächsten Moment, wo der schmerz wieder nachlässt, klettert sie rasch weiter nach unten und lässt sich vom untersten Ast einfach ins Gras fallen.
Sie landet geschmeidig wie eine Katze, doch schon wieder durchzuckt sie der Schmerz und sie krümmt sich mit schmerzverzerrtem Geischt zusammen.

Galrin tritt auf sie zu, Sie erkennt seinen Gesichtausdruck durch ihre tränenverschleierten Augen nicht, doch sie erinnert sich noch an die Wut, in seinen Augen.

Wie ein verwundetes Tier, das dem Jäger ausgeliefert ist, kriecht sie vor Galrin zurück, zu einem Gebüsch.
Sie kann nicht mehr.
Sie hat nur Angst um das kleine Leben in ihr.
Sie legt die Hände auf ihren Bauch und versucht durch ihre Magie den Schmerz zu lindern, doch ihre Kraft reicht nicht, Ein blaues Leuchten erscheint kurz zwischen ihren Händen, doch es verschwindet sofort wieder.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 01. Juli 2004, 15:59 Uhr
"Willst Du auch jetzt wieder vor mir davonlaufen?"

Die Stimme des Nordmannes, zuvor noch durch den Zorn verbittert, hat jegliches Zeichen von Wut und allen Zynismus verloren, der in ihr gelegen hat. Das Bärengebrumm Galrins ist nicht mehr spröde und hart wie Glas, sondern so weich wie immer. Doch wo normalerweise die Worte Galrins Zärtlichkeit und Zuversicht verströmen, wann immer der Schiffsbauer mit seiner Liebsten spricht, ist nun noch abgrundtiefe Traurigkeit.

Aus Jolanthes schmerzverzerrtem Gesicht strahlt Hilflosigkeit und Angst. Der Normander hat es wohl gesehen, doch fürchtet er, seine Verlobte... Oder meine Frau? Was ist sie eigentlich? Ich bin ihr Mann, doch sie hat nicht eingewilligt... mit zu großer Nähe abermals zu verschrecken und zu neuerlicher Flucht zu zwingen.

So hebt er nur die Rechte und öffnet sie langsam. Darin liegt der Ehering, den er Jolanthe an den Finger gesteckt hat und den sie abgenommen hat. Galrin weiß sehr wohl, daß die Halbelbe den "Hochzeitskranz" nicht verloren sondern ihn absichtlich vom Finger gestreift hat. Trotzdem hält er ihn ihr hin

"Du hast etwas verloren, scheint mir."

Jolanthe macht keine Anstalten, den Schmuck zu nehmen und so setzt sich Galrin vor sie ins Gras und blickt sie aus müden Augen an. Die zierliche Frau hat den Blick gesenkt und sieht ihren Liebsten nicht an. Doch obwohl der Wind in den Bäumen rauscht und Galrins Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern ist, erkennt sie doch das Wort, das er spricht:

"Warum?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 01. Juli 2004, 23:37 Uhr
Nachdem Dekar in der Nacht unruhig geschlafen hat, was nicht zuletzt an seiner nassen und unbequemen Ruhestätte gelegen hat, wacht er mit steifem Nacken und alles andere als guter Laune auf. Mit knurrendem Magen klettert der Tuantha von dem Baum, den er sich am Waldboden angekommen nochmals genau ansieht.

Dich merke ich mir. So schlecht habe ich selten geschlafen...

Er verzieht das Gesicht, als er sich streckt und die Halswirbel knacken läßt. Sein Magen meldet sich wieder, und so macht er sich auf, eine kleine Mahlzeit zu finden.

Schon nach wenigen Minuten fällt dem Löwen ein einzelner Hase auf, der friedlich von einem Grasbüschel frisst. Dekar duckt sich sofort und schleicht sich an, wobei er sich nur bewegt, wenn seine Beute es auch tut. Es ist ein schöner ausgewachsener Hase, er wird für's Erste ausreichen und Dekar's Hunger stillen.  
Immer weiter nähert sich Dekar dem Ziel, bereit, zuzuschlagen...  



Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 02. Juli 2004, 13:27 Uhr
Früh morgens wacht Kaney auf. Es ist noch dunkel, aber die ersten Vögel sind schon wach, und zwitschern ihre morgendlichen Lieder.
Schnell steht Kaney auf, streckt sich.
Es tropfen einige Regentropfen auf ihn herab, aber wie immer stört der Werblütige sich nicht daran.
"Na komm!" fordert er seinen Hund auf, der sich schüttelt und streckt, und dann gähnend das Maul aufreißt.
Stumm gehen die beiden zu dem nahen Fluß, schnell entkleidet Kaney sich, und geht in das doch noch recht kalte Wasser.
Mehrere Male taucht er vollständig unter, dann zerreibt er etwas Seifenkraut, das er am Flußufer gefunden hat, und reibt sich mit dem dabei entstehenden Schaum ab.
Auch wenn das Seifenkraut nicht so wirksam wie richtige Seife war, sie erfüllt aber ihren Zweck.
Wesentlich sauberer als vorher entsteigt Kaney dem Fluß wieder.
Ich muss unbedingt etwas gegen Läuse tun, wenn ich zurück in der Steinfaust bin denkt Kaney, während er sich mit den Fingern durch das nasse Haar fährt.

Die Sonne ist gerade aufgegangen, da steht Kaney im Lendenschurz vor Garok, den Dolch an einer langen Kordel befestigt, einen kleinen Beutel mit einigen Dingen die er brauchen wird, an seiner Seite hängend.
"So, mein Freund... du bleibst jetzt hier, und wartest auf mich! Ja, du hast richtig gehört! Tut mir leid, Garok, aber ich kann dich bei dieser Jagd nicht gebrauchen..."
Garok winselt leise, aber Kaney's Entschluss steht fest.
"Nein, du bleibst hier. Sei ein braver Hund, bitte, ja!?"
Widerwillig, und auch etwas beleidigt, legt sich der Hund nieder.
Kaney lächelt: "Danke, Freund... ich bin heute Abend wieder da."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 02. Juli 2004, 14:41 Uhr
Geduldig schleicht Kaney durch das Larisgrün, auf der Suche nach Beute, nach einem Tier, das würdig ist, als Opfer für den Wolfsgott zu enden.
Er sieht eine Rehspur, doch diese Spur ist alt, und so sucht er nach einem anderen Anzeichen von Beute.
Es scheinen mehrere Stunden zu vergehen, bis Kaney an eine Suhle ankommt.
Kaney erkennt sofort, dass dieses Schlammloch oft von Wildschweinen besucht wird.
Die umstehenden Bäume sind schlammverschmiert, und die Hauer der Schweine haben Wunden in die Rinde gerissen, ja, hier kommen die Wildschweine gerne hin.
Soll ich hier warten? Kann sein, dass ausgerechnet heute keine Sau hier vorbeikommt... Nein, ich warte hier!

Schnell klettert Kaney auf einen Baum mit kräftigen Ästen, von hier aus kann er alles genau beobachten, und auch schnell eingreifen.

Tatsächlich hatte Kaney richtig gehandelt, als er sich dazu entschlossen hatte, an der Suhle auf eine mögliche Beute zu warten, denn schon nach recht kurzer Zeit hört Kaney ein Rascheln im Unterholz, und
eine Wildsau lugt vorsichtig hervor, betrachtet die Suhle misstrauisch.
Einen Moment lang befürchtet Kaney, dass er zuviele Spuren hinterlassen hat, dass man ihn wittert, oder vielleicht...
Noch während Kaney sämtliche Möglichkeiten durchgeht, auf welche Art und Weise er entdeckt worden sein kann, grunzt die Sau, und trottet dann zu dem Schlammloch.
Eine Gruppe älterer Frischlinge folgt, dann noch zwei weitere Sauen..
Zufrieden lächelt Kaney vor sich hin

Wen von euch soll ich jetzt jagen? Wer von euch ist würdig, als Opfer für Garr zu enden? stellt Kaney sich selbst die Fragen, während er von seinem Versteck im Baum aus die Wildschweinsippe beobachtet.
Die Muttersau will er lieber am leben lassen, soll er einen der Frischlinge töten? Aber ist ein Frischling nicht ein etwas... kleines Opfer für den Wolfsgott?
Wer von euch soll sterben?
Ein markerschütterndes Grunzen kommt aus dem Unterholz, genau in dem Moment, in dem Kaney diesen Gedanken gedacht hat, und ein junger Keiler betritt die Suhle. Er stößt einen Frischling etwas beiseite, und wälzt sich dann ersteinmal tüchtig im Schlamm.
Dann schaut er in Kaney's Richtung.
>Sei gegrüßt, Keiler, bist du bereit zu sterben?< >Ja, ich bin bereit, lass mich eben noch Abschied nehmen von den meinen, dann kann die Jagd beginnen.<
Eine alte Geschichte kommt Kaney in den Sinn, aber er schiebt sie erst einmal beiseite. Geschichten können später erzählt werden, jetzt ist erstmal Zeit zum Jagen und zum Beten.
Geduldig wartet Kaney auf eine günstige Gelegenheit. Er wartet und wartet und wartet, und dabei rührt er sich keinen Millimeter.
Dann, endlich, nach mehreren Stunden, wie es Kaney vorkommt, quiekt die Sau auf, verlässt die Suhle, und verschwindet zusammen mit ihren Kindern und den anderen Bachen im Unterholz.
Nur der junge Keiler und der Werblütige sind noch da...
Das ist Kaney's Chance... Geschmeidig springt er von dem Baum herunter, kommt auf den Füßen auf, und der Keiler, der auch gerade den Suhlplatz verlassen wollte, dreht sich um.
Wildschwein und Werblut blicken sich gegenseitig in die Augen.
Dann scharrt der Keiler mit den Klauen, und mit einem wütenden "Oink" stürzt sich das Tier auf Kaney, der seinen Dolch locker in der Hand hält.
Ein Bündel aus borstigem Fell, nackter Haut, Klauen und Händen kullert über den Waldboden, quer durch Gestrüpp und Wurzeln.
Der Keiler reißt mehrere Wunden mit den Hauern in den Oberkörper von Kaney, während dieser seinen Dolch mehrere Male in das Fleisch des Tieres rammt.
Blut spritzt aus den Wunden, Kaney stöhnt vor Schmerzen auf, während das Schwein erbärmlich quiekt. Dabei entfernen sich die beiden von der Suhle, geraten immer tiefer ins Larisgrün.
Dann, endlich, schafft Kaney es, mit dem Messer an die Gurgel des Keilers zu kommen, ein schneller Schnitt, und das Wildschwein bricht unter einem letzten Quieken zusammen.

Mit blutverschmiertem Oberkörper hockt Kaney vor dem jungen Keiler, der vor wenigen Augenblicken noch gelebt hat.
Frisches, warmes Blut läuft aus der Kehle des Tieres.
Kaney nickt zufrieden. Dann beginnt er an dieser Todesstelle eine Feuerstelle herzurichten, die er dann mit Feuerstein und Stahl entzündet.
Dann streut er bestimmte Kräuter - die er zuvor gesammelt hatte - in die Flammen zu streuen, und schon bemerkt Kaney den typisch würzigen Geruch.

Leise beginnt Kaney zu singen, zu seinem Schutzgott zu beten... Die Worte kommen ihm leicht von den Lippen, er hat sie schon oft gesagt, zusammen mit seinem Stiefvater, und auf seiner Wanderschaft...

"Wuh! Wolf!
Wuh
Wuh

So sagst du
Wuh Wuh Wuh!
Du kommst!

Du bist ein starker junger Mann
Du Wolf
Du kriechst aus deinem Pelz heraus

Du kommst
Ich sage Wuh Wuh Wuh!
Ich werfe Fleisch ins Feuer

Für dich
Wolf
Wir sind eins"*



Während Kaney das Gebet singt, wirft er das Wildschweinherz in das loderne Feuer, und die Flammen scheinen sich über diese blutige Nahrung zu freuen, gierig verschlingen sie die Gabe.

Ein Knacken hinter dem Werblütigen ertönt, und eine vierbeinige Gestalt schleicht sich langsam näher an den jungen Keiler und das Feuer heran, dann noch eine Gestalt, und dort, noch einer.
Kaney lächelt, als er die Wölfe erkennt.
"Garr hat euch geschickt, um sein Opfer abzuholen... Gut, greift zu, es gehört ihm!"
Geifernd und knurrend machen sich die Wölfe über den Keiler her, während Kaney daneben sitzt und dem ganzen zuschaut.


Erst nach Sonnenuntergang verlässt Kaney das Larisgrün, um innerhalb der Stadtmauern Talyras zurück zu kehren.
Nachdem die Wölfe aufgetaucht waren, hatte Kaney mit ihnen "geredet", hatte seine Freundschaft mit den Tieren erneuert.
Sie hatten zusammen gesungen, und als die Wölfe dann zusammen wieder im Wald verschwanden, wäre der Werblütige am liebsten mit ihnen mitgelaufen.
Aber er war kein Wolf, er war ein Mensch, und so musste er dorthin zurück, wo er hingehörte.

Er hat sich das Blut im Fluss abgewaschen, hat sich wieder angekleidet, und bevor er den Wald endgültig verläßt, pfeift Kaney laut, und schon nach wenigen Sekunden kommt Garok bellend und schwanzwedelnd angesprungen.
"Ja alter Junge, jetzt darfst du wieder bei mir sein. So ist brav. Na komm, wir wollen zurück!"
So betreten Kaney und Garok Talyra wieder, die Wächter am Stadttor lassen sie mit einem freundlichen Winken passieren.

Daheim. denkt Kaney, während er weiter in Richtung Steinfaust läuft.




______________________________________________________________
* leicht abgewandelt übernommen aus dem Buch "Der Weg des Schamanen" von Michael Harner

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 02. Juli 2004, 19:59 Uhr
Jolanthe hört an Galrins Stimme, dass er jetzt nur noch traurig ist. "Verloren ist das wohl das richtige Wort...", sagt sie leise. Ihre Angst verschwindet fast automatisch, sie entspannt sich ein wenig und auch die Schmerzen werden weniger.
Dafür wird ihre Reue und ihre Verzweiflung umso größer.
Doch merkwürdigerweise regt sich in ihr auch ein kleines bisschen Stolz, der ihr sagt, du musst dich nicht dafür schämen, das bist nunmal du.
Doch bei Galrins Frage warum, schiebt sie ihren Stolz beiseite.
Sie galubt nicht das es etwas hilft, doch das Einzige, was sie machen kann, ist ihn um Verzeihung zu bitten und versuchen es zu erklären.

Sie setzt sich auf, doch sei wagt es immer noch nicht, Galrin anzublicken.
Sie atmet tief durch und stockend beginnt sie zu sprechen: "Ich weiß, ich habe alle Versprechen gebrochen, die ich dir gegeben habe, ich habe dein Vertrauen zerstört und mehr noch..., ich habe dich verraten und vor deiner Familie und wenn es schlimm kommt, sogar vor der ganzen Stadt lächerlich gemacht", als ihr klar wird, was das bedeutet, erschrickt sie, vor dem, was sie da angerichtet hat.

"Es war..., es war so eng, ich war so aufgeregt, alle sahen nur auf mich, es war so viel auf einmal..., ich dachte an meine Eltern, an meine Mutter - sie war eine Elbe, hat die Freiheit genauso geliebt wie meinen Vater, manchmal ist sie einfach für ein paar Tage verschwunden - und dann: der Greifvogel, hast du ihn gesehen? Er zog über uns und mich überkam so ein komisches Gefühl, ich fühlte mich gefangen, der Vogel so frei...
Und dann hörte ich die Stimme meiner Mutter und noch schlimmer...
Ich erinnnerte mich an ihren Tod... Eingesperrt... in den Flammen... sie ist in der Gefangenschaft der Flammen gestorben...
Es war zu viel, ich weiß nicht, ich hab nicht überlegt, ich kann es nicht mit Worten erklären, es war fast wie ein Instinkt...." stammelt sie, nicht einmal sieht sie Galrin an.

Doch jetzt sieht sie auf und ihm fest in die Augen, auch wenn es ihr schwer fällt.
"Es war der größte Fehler meines Lebens!", gibt sie zu, "Doch ich kann es nicht mehr ändern. Das bin nunmal ich...
Ich liebe dich von ganzem Herzen und ohne dich kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen und doch ich die ganzen Versprechen gebrochen, so war doch jedes einzelne Wort wahr, und ich würde sie bei meinem Leben nochmal schwören!
Ich weiß nicht, ob du mich noch lieben kannst.  Es würde mir das Herz brechen, doch ich könnte es verstehn und akzeptieren."

Dann steht sie mühsam, aber sicher auf.
Ihr Blick ist todtraurig und voller Reue, doch mit einer verzweifelten Entschlossenheit, denn eins muss sie ihm doch noch sagen.
"Ich bitte dich trotz allem mir zu verzeihen. Nicht um meinetwegen, das kann ich gar nicht erwarten.
Doch ", und dabei wird ihre Stimme zart und liebevoll und sie blickt auf ihren Bauch, an dem sich, wenn man genau hinsieht eine kleine Wölbung erkennen lässt, "um unseres Kindes wegen..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 02. Juli 2004, 20:29 Uhr
>Ich weiß, ich habe alle Versprechen gebrochen, die ich dir gegeben habe, ich habe dein Vertrauen zerstört und mehr noch..., ich habe dich verraten und vor deiner Familie und wenn es schlimm kommt, sogar vor der ganzen Stadt lächerlich gemacht<", klingt Jolanthes Stimme an Galrins Ohren. Ihre Stimme, die ihm so vertraut ist, spricht Worte, die er niemals von ihr hatte hören wollen. Die Knöchel an den Händen des Nordmannes werden weiß, so sehr preßt er die Nägel ins Fleisch seiner Handballen.

Als sie von der Freiheit des Vogels spricht, entfährt dem Nordmann ein wütendes Schnauben. Zwar hat er gewußt und geahnt, daß sie ihre Freiheit niemals aufgeben würde, doch hatte er das von ihr verlangt? Nein, er hatte sie nur gebeten, ihn mitzunehmen, wenn der Drang nach Freiheit zu groß werden solle. Wie ein blauer Blitz zuckt der Gedanke durch Galrins Verstand: Nicht einmal das hat sie mir gegönnt.

Die Worte über ihre Mutter und deren Tod in den Flammen der Narge dringen wie durch Watte an die Ohren des Kapitäns. Fast hätte er sie angeschrien: "Und Dein Vater? Was war mit ihm? Ist er nicht in den gleichen Flammen gestorben? An der Seite der Frau, die ihm alles bedeutet hat?" Doch die Worte bleiben ungesagt und Galrin verschließt sie fest in seiner Brust. Es würde sie verletzten, diese Worte zu hören und ihn verletzen, sie auszusprechen. Und gewonnen wäre dadurch gar nichts, das weiß der Normander sehr gut.

Doch die abschließenden Worte der Halbelbe wirken wie ein Peitschenhieb mit der Neunschwänzigen Katze auf den Hünen: >Ich bitte dich trotz allem mir zu verzeihen. Nicht um meinetwegen, das kann ich gar nicht erwarten. Doch um unseres Kindes wegen.<

Aus Augen wie zwei gefrorene Bergseen sieht der Schiffsbauer seine Liebste an. Langsam geht er auf die Halbelbe zu. Sehr vorsichtig, sehr langsam und jeden Schritt so behutsam setzend, als wolle er ein verängstigtes Kaninchen nicht aufschrecken.
Als er schließlich vor ihr steht, faßt er nach ihrer Hand. Jolanthe sieht fast so aus, als würde sie erneut fliehen wollen, doch dann läßt sie es geschehen, daß er ihre rechte Hand vorsichtig in seine Linke nimmt. Und mit unendlicher Zärtlichkeit schiebt er ihr den goldenen Ehering, den er immer noch in der Hand hält, auf den Ringfinger, bevor der Kapitän Jolanthe umarmt und sich seiner Tränen nicht schämt. Und durch das Schluchzen, das der Brust Galrins entsteigt, klingen die drei Worte, die so alt sind, wie die Welt: "Ich liebe Dich."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 02. Juli 2004, 20:46 Uhr
Ängstlich beobachtet Jolanthe wie Galrin auf sie zugeht. Sie möchte wieder fliehen, kann seinen Blick nicht deuten, doch sie zwingt sich stehen zu bleiben.

Als er sie schließlich in seine Arme nimmt. Schluchzt sie auf vor Erleichterung und Freude und weinend vor Freude und Erleichterung schmeigt sie sich an ihn. Spürt seine vertraute Geborgenheit.
Sie weiß, das Proble ist noch nicht aus der Welt, doch es ist ein Anfang, und Liebe ist die beste basis dafür.

"Ich lieb dich so sehr! Und ich bin bereit alles zu tun, um es dir zu beweisen und ich schwöre dir, ich werde dich nie mehr enttäuschen, das schwöre ich bei meiner Mutter und bei meiner Liebe zu dir!!!" sagt sie schließlich, als sie wieder sprechen kann.

Mit einem Mal spürt sie wieder wie ihre Kraft zurrückkehrt und ein warmes Gefühl sie durchfließt. Und sie hat eine Idee.
"Schließe deine Augen und mache deinen Kopf frei", sagt sie zu Galrin, "Ich möchte dir versuchen, etwas zu zeigen."
Dann schließt auch sie ihre Augen, legt eine Hand auf ihr Herz und eine Hand auf seins. Dann denkt sie ganz fest an dieses gefühl der Freiheit, an ihre Erinnerungen, was Freiheit bedeutet. Sie lässt ihre Magie fließen und versucht die Bilder zu übermitteln.
"Doch auch der freieste Vogel, kehrt immer wieder in sein Nest zurück, denn ohne liebe ist man nicht frei, sondern verloren... Und das habe ich verkannt", flüstert sie.
Schließlich öffnet sie die Augen wieder. Sie weiß nicht, ob die Bilder ihn erreicht haben, doch sie hat es versucht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 02. Juli 2004, 21:02 Uhr
Noch einmal zu spüren, wie seine Gefährtin sich an ihn schmiegt, hat der Nordmann nach Jolanthes Flucht nicht mehr zu hoffen gewagt. Und doch fühlt er die Arme der Halbelbe um seinen Nacken, fühlt ihre Lippen auf den seinen und hört ihre liebevollen Worte. Und in diesem Moment verwandelt sich sein Herz, welches schon auf dem Wege war, zu einem Eisklumpen zu werden, wieder in Wachs. Selbstverständlich würde der Nordmann es anderen gegenüber nie zugeben, doch die Halbelbin ist die Einzige, die ihn um den Finger wickeln kann, wie es ihr gefällt.

Umso mehr ist der Kapitän verdutzt, als er ihre Hand auf seinem Herzen spürt und ihre Engelsstimme ihn auffordert, die Augen zu schließen. Voll Vertrauen in Jolanthe kommt Galrin dieser Bitte nach. Und plötzlich erscheinen Bilder in seinem Kopf, Projektionen von Gedanken der Halbelbe. Er sieht sich selbst zusammen mit Jolanthe durch blühende Wiesen laufen, sieht Jolanthe in einer Baumkrone sitzen und Flöte spielen, sieht sich selbst an der Wiege für ihr gemeinsames Kind schnitzen und empfindet tiefe Freude und Glück, eine solche Frau gefunden zu haben. Und als die Bilder voller Glückseligkeit schließlich verblassen und verschwinden, flüstert Jolanthe: >Doch auch der freieste Vogel, kehrt immer wieder in sein Nest zurück, denn ohne liebe ist man nicht frei, sondern verloren... Und das habe ich verkannt.<

Galrin nickt leicht und öffnet die Augen wieder. Mit dem spitzbübischen Lächeln, das Jolanthe nur zu gut von ihm kennt, umarmt er den schlanken Körper der Halbelbe, hebt sie hoch und setzt die jauchzende Jolanthe auf seine Schultern, um sie gleichermaßen im Triumphzug zur Werft zurückzutragen.

Nur einmal sieht Galrin prüfend nach oben. Er möchte nichts tun, was sie nicht will und weiß nicht genau, ob sie das Getragenwerden als Gefangenschaft empfindet. Doch Jolanthes Anschmiegen an seinen Kopf und das zärtliche Streicheln über seine Haare ist dem Schiffsbauer Antwort genug.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bianca am 02. Juli 2004, 21:12 Uhr
Jolanthe jauchzt, als Galrin sie auf ihre Schultern hebt.
"Das ist Freiheit!", ruft sie" die schönste Seite der Freiheit, die es gibt!"
Ihre Augen leuchtet und sie merkt, dass Galrin begriffen hat, worum es ihr gibt. Doch sie weiß, dass sie bei ihm in der Schuld steht und diese SChuld wird sie sobald wie möglich wieder gut machen, das schwört sie sich!

Doch mit einem Mal fällt ihr etwas ein und die Freude verschwindet wieder und prompt bekommt sie auch wieder Bauchschmerzen.
"Aber was werden die andern sagen? Oh mein Gott, was hab ich nur angerichtet?! Was hast du vor? Du kannst mich nicht zum Schiff zurückbringen!
ich will dich ja heiraten, jetzt noch mehr, als zuvor, am liebsten sofort, aber was werden sie sagen?!"
Ein bisschen Panik bricht in ihr aus und sie wird jetzt schon rot, so peinlich ist es ihr!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Galrin am 02. Juli 2004, 21:26 Uhr
"Tja", antwortet Galrin mit einem Achselzucken, "ich würde einfach sagen, darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Vermutlich wird es von einigen Seiten spitze Kommentare geben, aber dagegen können wir nichts mehr tun. Geschehen ist eben geschehen. Und wenn wir von unserer Hochzeitsreise zurück sind, dann ist wahrscheinlich schon Gras über die Sache gewachsen."

Mit ausladenden Schritten schreitet Galrin den Weg zurück, den er vorher genommen hat. Mit einem Mal entdeckt er Kirion, der wie eine junge Katze neben seinen Füßen einherhopst und dabei immer wieder zu seiner Herrin und dem Kapitän aufsieht. Kurzerhand bleibt Galrin stehen und blickt den Kater an, wobei sich ein Grinsen auf die Züge des Nordmannes legt:

"Na los, komm schon rauf, Du schwarzer Schmusetiger. Leiste Deiner Herrin ein bißchen Gesellschaft. Und unserem Kind auch."

Mit einem Satz hat der Kater die Distanz zwischen dem Boden und Galrins Arm überwunden. Und die restlichen Spannbreit bis auf Jolanthes Schoß legt Kirion kletternderweise zurück, bevor er sich in Jolanthes Umarmung zusammenrollt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 03. Juli 2004, 02:34 Uhr
Mit einem nahezu lautlosen Geräusch zischt der Pfeil los; dabei bemerkt Asheru nicht, wie zum gleichen Augenblick eine Gestalt aus dem Unterholz einige Meter westlich von ihr springt, und in dem Moment wo ihr Pfeil sich in die Halsschlagader des Kaninchens bohrt, landet auch schon besagte Gestalt auf dem Opfer und bohrt mit einem Grollen seine Zähne in den Nacken.
Im ersten Moment ist Asheru so überrascht und erschrocken, dass sie ein wenig zurückweicht, als sich ihr Fluchtinstinkt durchzusetzen versucht. Doch dann sieht sie, dass es ein Tuantha ist, der dort auf ihrer Beute sitzt, nicht irgendein Tuantha, sondern jener welchen sie Tags zuvor angefallen hatte. Völlig schockiert starrt sie dort hin, wo Dekar das tote Kaninchen aus seinem Maul nimmt, es betrachtet und den Pfeil entdeckt. In diesem Augenblick, als der Tuantha bemerkt dass er nicht alleine ist, verläßt Asheru ihr Versteck im Unterholz und geht mit schnellen Schritten und zornigem Gesichtsausdruck auf Dekar zu.
"Das ist meine Beute! Gib sie sofort raus!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 03. Juli 2004, 20:25 Uhr
Kaney folgt dem Knecht in Richtung Osten, dabei schweigen beide, denn Brenan grummelt nur wütend vor sich hin, und Kaney, weil er keine Lust hat angeflaumt zu werden.
Es geht vorbei an Feldern, an Wiesen, auf denen Schafe weiden, und an kleinen, hölzernen Hütten.
Kaney kommt diese Gegend bekannt vor, aber so oft war er nicht übers Land gezogen, er war sofort in den Wald marschiert...

"So, hier ist es!" brummt Brenan vor sich hin.
Kaney sieht sich um. Sie stehen vor einigen Sträuchern, und dahinter beginnt dann das Larisgrün...
"Genau dort war die Falle befestigt!"
Brenan schiebt an einem Busch einige Zweige beiseite, und Kaney bemerkt das getrocknete Blut des Frettchens, das sich noch auf dem Boden befindet, dann sieht er eine Stelle, an der die Schlagfalle wohl befestigt war.

Kaney nickt. "Gut, ich werde mich dann auf der Suche nach Spuren, weiteren Fallen, und den Fallenstellern machen... aber ich würde euch raten, die nächsten Tage nicht mehr hier in diesem Gebiet zu jagen, und achtet auf eure Frettchen, nicht dass sich noch eins losreißt..."

Der Knecht verzieht die Lippen. Anscheinend ist er nicht damit einverstanden, die nächsten paar Tage hier an dieser Stelle nicht zu jagen, und es missfällt ihm, dass er diese Anweisung von jemanden bekommt, der soviel jünger ist als er.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen dreht sich der Knecht um, geht zurück in die Richtung der Holzhütten, und leise hört Kaney ihn vor sich hinfluchen.
"Na dann, schauen wir uns mal um... und du bleibst bei mir, hörst du, Garok?!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 03. Juli 2004, 22:54 Uhr
Der Pfeil läßt Dekar kurz erschrecken, aber sofort erkennt er, das der Pfeil nicht ihm gilt, sondern seiner Beute.
Mit einem Biss tötet Dekar den Hasen, zeitgleich surrt der Pfeil durch den Hals des Opfers. Der Hase hat keine Chance und stirbt augenblicklich.
Etwas verwirrt blickt der Tuantha auf und sieht sich um, das Blut des Hasen von seiner Schnauze leckend. Ganz in seiner Nähe steht die Garou, die ihn gestern angegriffen hatte. Mit einem Schnauben erhebt der Löwe sich und zieht den Pfeil aus dem Hals des Hasen. Prüfend betrachtet er erst die Pfeilspitze und dann die Wölfin, die mit dem Bogen noch in der Hand auf ihn zustürmt. Zur Sicherheit stellt er eine Hinterpfote auf seine Beute.

"Das hätte ins Auge gehen können... Und wer sagt, das der Hase hier deine Beute ist? Er kann genauso gut mir gehören."

Dekar verschränkt die Arme vor der Brust und wartet auf einen neuen Wutausbruch. Währenddessen nutzt er die Gelegenheit, die Garou genauer zu betrachten. Sie trägt knappe Kleidung aus Leder und ist reichlich verziert mit Perlen und Schmuck. Dekar erinnert sich an die Frauen in seinem Stamm, die auch derart Wert auf ihr Äußeres legten und ihren Schmuck wie Trophäen mit sich herumtrugen. Dekar hatte für so etwas noch nie wirklich Sinn gehabt. Sein Amulett hat er Shyada geschenkt, und mittlerweile hat er sogar seine Haarbänder eins nach dem anderen verloren. Auch sein Hemd und seine Stiefel sind ihm abhanden gekommen, nachdem er so lange tief im Wald gelebt hatte. Aber Dekar vermißt nichts von alledem.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 04. Juli 2004, 16:01 Uhr
Mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Nackenfell bleibt sie kurz vor Dekar stehen, und aus ihrer Kehle kommt ein wütendes Knurren.
>Das hätte ins Auge gehen können... Und wer sagt, das der Hase hier deine Beute ist? Er kann genauso gut mir gehören.<
Als der Tuantha das erwidert, kann sie es beinahe nicht glauben. Sie kann nicht glauben dass dieser ungehobelte Löwe nun auch noch ihre Beute in Anspruch nimmt, und sie kann nicht glauben, dass sie ihn vorher die ganze Zeit gar nicht bemerkt hatte.
"Ich habe eine Ewigkeit hier auf der Lauer gelegen, nur um dieses eine Kaninchen zu erwischen!"
Erneut knurrt sie und funkelt ihn böse an. Der Hunger lässt sie noch ein wenig grantiger werden, als sie vielleicht sonst reagiert hätte. "Gib ihn endlich heraus, was fällt dir eigentlich ein!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 04. Juli 2004, 16:18 Uhr
Der erwartete Wutausbruch bleibt nicht aus, und Dekar muß unwillkürlich grinsen. Irgendwie belustigt es ihn, das die Wölfin auf solch eine wütende Art und Weise wettert.
...und wofür? Für einen mickrigen Hasen...
Aber er beherrscht sich sofort wieder, um die Situation nicht noch mehr eskalieren zu lassen. Nomalerweise würde Dekar einer solch hübschen Dame gegenüber den Kürzeren ziehen und ihr die Beute überlassen, aber in diesem Fall geht es ums Prinzip.

Seine Hinterpfote rührt sich nicht von Fleck und auch der Rest von Dekar's Körper macht in keinster Weise irgendwelche Anstalten, sich von dem Hasen wegzubewegen. Stattdessen setzt er der Tuantha ein entrüstetes Gesicht auf.

>Ich habe eine Ewigkeit hier auf der Lauer gelegen, nur um dieses eine Kaninchen zu erwischen!>
"Ach, denkst du ich nicht?Und wer hier länger auf der Lauer gelegen hat, können wir im nachhinein wohl schlecht nachvollziehen..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 04. Juli 2004, 23:55 Uhr
>Ach, denkst du ich nicht?Und wer hier länger auf der Lauer gelegen hat, können wir im nachhinein wohl schlecht nachvollziehen...<
Erneut knurrt Asheru auf, die Hände zu Fäusten geballt. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass es dem Tuantha auch noch Spaß macht, ihr die Beute streitig zu machen, und das macht sie nur noch wütender. Am liebsten würde sie es ihm so richtig heimzahlen, und so läßt sie den Bogen aus ihrer Hand fallen, springt vor und stürzt sich so wie am gestrigen Abend auf den Löwen, knurrend und grollend, landet an seiner Brust und bringt ihn kaum merklich aus dem Gleichgewicht; dabei packt sie mit ihren Zähnen in seine dicke Mähne und schüttelt sie kräftig, nur um ihre Wut und Empörung auszudrücken, wenn auch etwas hilflos und haltlos.
Ihr Bruder hatte auch des öfteren Konflikte dieser Art mit ihr gehabt, wenn sie sich um ein Wurfbeil oder andere Dinge gestritten hatten, dann zwickten sie sich immer in ihr Fell und waren hinterher zumindest weniger aufgewühlt als vorher.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 05. Juli 2004, 18:04 Uhr
Anstatt erneut wütende Worte von sich zu geben, läßt die Garou, deren Name Dekar immer noch nicht kennt, nun Taten sprechen.
Dekar schafft es nicht schnell genug zu reagieren und eine abwehrende Haltung einzunehmen. Grollend stürzt sie sich auf ihn, prallt gegen seinen Brustkorb und krallt sich fest. Sie beisst in seine Mähne und schüttelt sich wild.
Ihre Krallen in seinem Obrkörper verursachen einen Schmerz, auf den der Tuantha lieber verzichtet hätte, und auch ihr Biss reisst ihm auf unangenehme Art und Weise mehrere Haare aus.
Langsam wird Dekar wütend. Was glaubt diese mickrige kleine Wölfin eigentlich, wer sie ist? Erst blafft sie ihn wegen seiner Beute an, und jetzt wird sie auch noch handgreiflich.
Ich glaube es wird Zeit dir eine Lektion zu erteilen...
Seine Arme schnellen nach vorn und ergreifen ihre Taille. Kurz zögert er, doch dann reisst er die Garou ruckartig zurück, aber nicht ohne dabei noch ein wenig Fell zu verlieren und die Wunden auf seiner Brust zu vergrößern. Dann funkelt er sie böse an und brüllt so laut er kann. Eine Gruppe kleiner Vögel in der Nähe wird durch das Gebrüll aufgescheucht und flattert davon.
Knurrend schnappt Dekar dann nach ihrer Kehle und läßt sich gleichzeitig nach vorne fallen, so dass sie gemeinsam zu Boden gehen und er über ihr liegt. Mit einer Pranke ergreift er ihre Hände, die wild um sich schlagen. Die andere legt er auf ihren Bauch und fährt gleichzeitig die Krallen aus, aber nur soweit, dass sie auf die Bauchdecke drücken, ohne sie dabei zu verletzten. Auch seine Zähne, die sich um ihren Hals geschlossen haben, lassen genug Freiraum, um kein Blut fliessen zu lassen.
So verweilt Dekar lange Sekunden, bis er den angedeuteten Biss löst und ihr direkt in die Augen starrt, ihre Nasenspitzen nur Millimeter voneinander entfernt.

"Ich finde wir sollten das lassen. Sonst kommt noch jemand zu Schaden..."

Nebenbei bemerkt Dekar, wie die Kratzer auf seiner Brust beginnen zu kribbeln. Die Heilung hat bereits begonnen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 06. Juli 2004, 18:12 Uhr
Sorgfältig untersucht Kaney den Busch, an dem die erste Falle befestigt gewesen war.
Ganz genau sieht er sich jeden einzelnen, abgebrochenen Zweig an, betrachtet den Boden, um vielleicht einen Abdruck zu finden, und tatsächlich, er hat ein wenig Glück.
Ein Abdruck - oder zumindest ein Teil eines Abdruckes- befindet sich unter dem Busch, ein Blatt liegt oben drauf.

"Soso, du hast hier also die Falle aufgestellt!" murmelt er vor sich hin, während er den Abdruck weiterhin betrachtet um seine Schlußfolgerungen zu stellen.
So wie es aussah, war der Kerl - Kaney ist sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Mann handelt - größer als er selbst, aber nur ein wenig schwerer... und dazu ein vorsichtiger, etwas unsicherer Gang...
"Hmm.. also vermutlich einen Kopf größer als ich, schlank, mit einem Loch im Schuh... Na komm Garok... und bleib bei Fuß, ich will nicht, dass du die erste Falle findest!"

Langsam laufen Herr und Hund durch das Larisgrün. Dabei stochert der Werblütige mit einem langen Stock in einigen Gebüschen herum, in der sich vielleicht eine Falle befinden könnte...
Und immer wieder bleibt Kaney stehen, um nach sichtbaren Zeichen des Wilderers zu suchen, ab und an schnuppert Garok auch am Boden, und so geht es weiter, immer am Rand des Larisgrüns entlang.
Ob der Kerl nur eine Falle aufgestellt hat? Eigentlich macht das kein Wilderer, aber bisher haben wir keine weiteren Fallen gefunden... Vielleicht wollte jemand nur diesem Knecht einen bösen, einen sehr bösen Streich spielen...

Immer noch auf dem Boden schauend geht er seinen Gedanken nach, und beinahe wäre er schon weitergelaufen, als genau in diesem Moment ein Windstoß einen Teil der Blätter der Bäume beiseite weht, und ein Sonnenstrahl auf dem Boden trifft.
"Was bei den Göttern... Bleib stehen!" befiehlt Kaney im harten Tonfall, und sofort bleibt Garok stehen, friert praktisch während seiner Bewegung ein.
Langsam bewegt Kaney den Stock zu der Stelle hin, die ihm aufgefallen war, stößt dann zu und KNARK.
Mit finsterem Blick schaut Kaney auf den arg zersplittertem Stock, dann schaut er sich die Falle an.
Wäre nicht zufällig ein Lichtstrahl von dem Metall reflektiert worden, er wäre wohl an dieser eisernen Schlagfalle vorbei gelaufen...
Leise vor sich hinfluchend gräbt der Werblütige den Anker der Falle aus, der tief im Boden verbuddelt worden ist, damit ein überlebenes Tier sich auch ja nicht wegbewegen konnte...
Dabei wundert er sich über diesen Wilderer, der so unterschiedliche und alte Fallen benutzte..
Die erste Falle konnte von einem Tier in der Größe eines Frettchens ausgelöst werden, während diese wohl eher für einen Wolf, oder einen kleineren Bären ausreichte.
Dazu hatte die Falle Rost angesetzt, der nur teilweise entfernt worden war.
"Sehr seltsam!"
Kaney schneidet sich ein neues Stämmchen ab, um damit weitere Büsche zu kontrollieren, dann hängt er sich die Falle über die Schulter, und marschiert weiter, denn er war sich sicher, er würde noch einige Fallen finden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Leo am 06. Juli 2004, 23:45 Uhr
Der warme Pferderücken unter Leos Händen bewegt sich beruhigend gleichmäßig, während Drudenglanz langsam durch das Larisgrün trottet. Ein stetig wiederkehrendes Hinken fällt dem Jungen auf.
Wird nichts Schlimmes sein … vielleicht wären neue Eisen nötig.
Er streicht sanft über das samtige tiefschwarze Fell und seine Gedanken lenken sich auf Jareths Münzen in seiner Geldkatze, eine war auf dem Marktplatz für Minze duftendes Brot verloren gegangen, zusammen mit dem Versprechen dem Händler auf dem Rückweg ein paar geröstete Körner abzukaufen. Ein schlechtes Gewissen macht sich in Leos Brust breit. Und noch nicht mal das gesättigte Gefühl in seiner Magengrube kommt dagegen an.
Ich sollte irgendwelche Umwege reiten, um nicht noch einmal über diesen vermaledeiten Marktplatz gehen zu müssen.
Die ausgelegten Waren hatten ein gieriges Glänzen in seinen Augen auftauchen lassen und nur dem zerrenden und ungeduldigen Wallach war es zu verdanken, dass nicht noch viel weniger Bares in der Börse klimpert.
Sollte mich wohl bei dir bedanken, was? Aber du verstehst ja eh nichts, dummer Gaul. Da ist ja alles egal.
Er seufzt und lehnt sich im Sattel zurück. Die Arme auf Drudenglanz breitem Hinterteil abgestützt, sieht er in das dichte Dach der Bäume und beobachtet die Lichtreflexe, die grünlich wirkend zwischen den Blättern aufblitzen und wieder verschwinden. Von Zeit zu Zeit scheint auch ein kleines Stückchen Himmel hindurch, aber viel zu vereinzelt, um mehr erkennen zu können, als dass die Sonne noch immer ungetrübt hinunterstrahlt.
Hoffentlich wird es nicht schwül die nächsten Tage. Niemals schwül.
Er ist ein bisschen stolz, schließlich hatte er den Weg in den Wald gefunden und war nicht irgendwo am Ufer oder in plötzlich auftauchenden Bergen gelandet. Und es hatte auch nicht lange gedauert bis sein Weg ihn zu den Bäumen gebracht hatte, einem ortskundigen Elben sei Dank.
Misstrauisch sieht er den Rappen an, bevor er es wagt die Hände gänzlich von dessen Körper zu entfernen und sich vollkommen auf seine Beinarbeit zu verlassen, um hinter sich in den mitgeführten Beutel zu greifen und den Tonkrug herauszuziehen. Das Brunnenwasser schmeckt tatsächlich gut, jedenfalls im Vergleich zu dem abgestandenen von vorher und er versucht beim Trinken zu lächeln, was allerdings nur zu einem feuchten Hemdkragen führt. Er muss wieder an den Stoffhändler denken und beschließt, dass er während dessen Abwesenheit etwas würde verdienen müssen. Seltsamerweise war es ihm unangenehm kein eigenes Geld zu haben, um wenigstens die eigenen anfallenden Problemchen lösen zu können. Fröhlich über diese ungewohnte Entschlossenheit nimmt er einen weiteren Schluck vom Wasser und kehrt dann hastig mit den Fingern in Drudenglanz dunkle Mähne zurück. Das Tier würde ihm wohl nie ganz geheuer werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 07. Juli 2004, 09:24 Uhr
Als der Tuantha plötzlich seine Kraft sammelt und sie herumwirbelt, rutscht Asheru das Herz in den Lendenschurz, und alles kommt ihr so inwirklich vor, als der Löwe plötzlich knurrend auf ihr liegt und ihr unmißverständlich klarmacht, dass sie besser vorsichtiger sein sollte.

>Ich finde wir sollten das lassen. Sonst kommt noch jemand zu Schaden...<

Asheru starrt in Dekar´s gelbe Augen, immer noch leise knurrend. "Ist ja gut!" Ihre Antwort klingt eher trotzig, und als der Tuantha von ihr ablässt erhebt sie sich sofort wieder und nimmt ein wenig Abstand, zur Sicherheit. Was sollte sie tun? Der Tuantha würde den Hasen sicherlich nicht rausrücken, und er ist ihr überlegen, sodaß sie einen Kampf wohl kaum riskieren könnte. Allerdings hatte sie auch nicht die Geduld nun erneut loszuziehen, um stundenlang darauf zu hoffen, eine potenzielle Beute zu finden und auch zu erjagen, dafür beißt ihr Magen viel zu sehr.
"Du musst mir einen Teil der Beute abgeben! Mein Pfeil hat sie getroffen, also gehört sie auch zum Teil mir. Hast du einen Vorschlag?"
Sie hofft inständig dass der Löwe mit ihr einen Kompromiß eingeht, und erwartungsvoll blickt sie ihn an, auf eine Antwort wartend.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 07. Juli 2004, 17:36 Uhr
>Du musst mir einen Teil der Beute abgeben! Mein Pfeil hat sie getroffen, also gehört sie auch zum Teil mir. Hast du einen Vorschlag?<

Nachdem Dekar ein wenig handgreiflicher geworden ist, denkt die Wölfin anscheinend garnicht daran, den ganzen Hasen an den Tuantha abzutreten. Kurz überlegt er, das Recht des Stärkeren geltend zu machen, aber im selben Augenblick wird ihm auch klar, das er mit solch einem Verhalten hier nicht weit kommen wird. Ausserdem hat die Garou wohl in ihrem Leben schon genug durchgemacht, wie Dekar seit gestern weiß.
Sie ist jetzt schon patzig... Wie reagiert sie dann erst wenn ich dieses alte Recht heraushängen lasse?
Seufzend verdreht er die Augen und hebt den Hasen auf.

"Hier, nimm ihn. Er wäre für mich eh nur ein Häppchen gewesen. Bevor du noch länger suchen mußt..."

Während er ihr die Beute entgegenhält, bemerkt Dekar wieder seinen knurrenden Magen, der mittlerweile energisch wird.
Was für ein Morgen...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 07. Juli 2004, 23:21 Uhr
Der Tuantha scheint zu überlegen, und hebt schließlich seufzend den Hasen auf.
>Hier, nimm ihn. Er wäre für mich eh nur ein Häppchen gewesen. Bevor du noch länger suchen mußt...<
Er hält ihr den Hasen mit seiner riesigen Pranke entgegen; Asheru starrt ihn weiterhin misstrauisch an, streckt dann aber langsam ihre Hand aus und greift schließlich schnell nach der Beute und reißt sie ihm aus den Krallen. Sie schaut immer noch zu ihm hoch, abwartend.
"Ich mache dir ein Angebot: Komm mit mir mit, und du bekommst einen Teil, so wie es dir zusteht."
Asheru nimmt den Hasen bei den Hinterläufen und befestigt ihn mit Hilfe einer Lederschnur an ihrem Gürtel. Dann wendet sie sich ab und schaut sich nochmal kurz um, bevor sie losgeht, um die Lichtung zu verlassen. "Nimm es an, oder zieh weiter."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 08. Juli 2004, 17:32 Uhr
>Nimm es an, oder zieh weiter.<

Dekar denkt über das Angebot nach. Zwar geht er davon aus, das die Situation wieder eskalieren wird und sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen, aber sein Hunger ist im Moment stärker. Und große Lust, jetzt nochmal loszuziehen und nach Beute zu suchen, hat der Tuantha auch nicht. Lange kann der Löwe sich allerdings nicht Gedanken machen, denn die Garou macht sich bereits auf den Weg, nachdem sie den Hasen mit den Hinterläufen an ihren Gürtel geschnürt hat. Ein erneutes energisches Magenknurren fällt schließlich die Entscheidung für ihn.

"Also gut..."

Mit einem bestätigenden Nicken setzt auch er sich in Bewegung und folgt der zierlichen Garou, wohin auch immer sie ihn führen würde. Auch wenn sie ihm die beute nicht überlassen hat, so ist Dekar letztendlich wenigstens teilweise erfolgreich gewesen....das kann ja heiter werden...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 09. Juli 2004, 14:09 Uhr
Asheru verläßt die Lichtung und betritt das schützende Dickicht des Waldes. Während sie geruhsam und in Anbetracht der Beute freudig erwartungsvoll dahergeht, hört sie hinter sich den Tuantha, welcher ihr ein paar Schritte weiter folgt. Mit einem leichten Grinsen zieht sie einfach weiter, ohne sich nach ihm umzusehen oder ein Wort an ihn zu richten; er würde ihr so oder so folgen.
Er wäre dumm gewesen, hätte er mein Angebot abgeschlagen...
Sie lauscht auf die Umgebung, und sie muß feststellen dass- obwohl Dekar ziemlich groß und mächtig wirkt- er dennoch kaum ein Geräusch macht, zumindest ist er nicht lauter als sie. Als sie an einem kleinen Rinnsal vorbei kommen, welcher sich von einem kleinen Bach abzweigt und durch das tiefgrüne Moos und kleine Abhänge voller schwarzer Kieselsteine und Schiefer-Felsbrocken kämpft, hält Asheru erst einmal an, um ausgiebig zu trinken und den Großteil ihres Fells mit Wasser zu benetzen. Dekar schaut ihr eher misstrauisch dabei zu, scheinbar nicht gerade darauf aus, es ihr gleich zu tun. Er wirkt eher ungeduldig.
Schließlich hat sich Asheru genug erfrischt, ihr pechschwarzes Fell ist ziemlich nass, und die kleinen Tröpfchen funkeln in der Sonne wie Silberstaub. Die beiden ziehen weiter, und Asheru führt ihn unbehelligt zu ihrem Tipi.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 13. Juli 2004, 14:07 Uhr
Die Faunin schaut sich verwirrt um, als sie durch das Unterholz und die dichten Buesche des Larisgruen streift. Sie hat den Weg verlassen, als sie einen Hasen als Beute etwas entfernt waehnte. Dabei hatte sie ihren Bogen gezogen und einen Pfeil eingelegt. Nun jedoch hat sie die Faehrte verloren und irrt nunmehr zwischen den Baeumen auf der Suche nach nur einen Hauch einer Spur des Tieres.
Ihre Gedanken kreisen waehrenddessen um den Grund, warum sie sich in einem Wald befindet und nicht auf der Ebene, die ihre Heimat ist. Der Wald erscheint ihr viel zu befremdlich und ihre Lippen formen leise den Namen des Schattenjaegers. Dazu unterstreicht ein leises Knurren, das aus ihrer Magengegend ertoent, die Bitte nach einer erfolgreichen Jagd. Doch nur der Wind scheint ihr mit einer Brise zu antworten...
Langsam setzt sie ruhig und vorsichtig einen Huf vor den anderen und sucht weiter nach etwas, das ihr ein Ziel fuer den Pfeil dienen koennte, den sie halbgespannt im Bogen haelt. Und wieder keimt in ihr die Frage auf, warum sie nicht auf den Ebenen zu den Fuessen der Strauchberge nach etwas zu Jagen sucht, wo Vendis ungehindert seinen Wind ueber die Graslandschaft zu schicken weiss. Nicht hier, wo die Baeume die Kraft des Windes raubt und ihn ausbremst.

Caylith hebt den Blick und lauscht den Geraeuschen des Waldes. Dabei laesst sie ihre silberhellen Augen umherschweifen. Alles ist so fremd.... Was mache ich hier eigentlich?
Der Pfeil gleitet aus der Sehne und wird zurueck in den Koecher bugsiert, der Bogen nimmt seinen ueblichen Platz um ihre Schultern ein, waehrend sie sich einen Pfad zurueck auf den Waldweg bahnt. Noch immer beschwert sich ihr leerer Magen, doch die Umgebung nimmt mehr ihre Aufmerksamkeit ein.
Auf der Straße angekommen sieht sich die nunmehr verwirrte Faunin erneut um.

Morganas Medizin ist schon seit etwa einem Mondlauf zuneige gegangen. Cay hatte es versaeumt neue zu besorgen, denn offentsichtlich hat diese ihr wenigstens etwas geholfen den Verlust ihres Gedaechnisses ein wenig zu bremsen. Waehrend der Einnahme hatte sie jedenfalls nur wenig vom bisherigen Geschehen vergessen. Doch jetzt erscheint die Faunin vergesslicher als denje und kann sich nichteinmal mehr erinnern dass sie doch zu Sethai geschickt wurde.

Cay's Magen meldet sich abermals und erinnert sie daran doch besser etwas zu erjagen.
"Wenigstens das kann ich nicht vergessen...", murmelt sie vor sich her und schlaegt mit dumpfen Hufschlag den Weg Richtung Sueden ein, ohne genau zu wissen, wohin sie eigentlich geht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 13. Juli 2004, 22:35 Uhr
Kaney's Laune wird schlechter und schlechter.
Er hatte wirklich noch zwei Schlagfallen gefunden, eine sogar in unmittelbarer Nähe eines von Menschen benutzten Trampelpfades.
Er musste daran denken, wie irgendjemand in so eine Falle hineintritt, wie dieser jemand seinen Fuß verliert, und dann an Wundbrand stirbt und das nur, weil jemand halbverrostete Fallen benutzt, und diese nichtmal besonders gut versteckt.
Ja, er selber hatte auch Fallen benutzt, Totschlagfallen, aber er wusste, wo er diese Fallen aufstellen muss, so dass KEIN Mensch sie zufällig betätigen kann...

Mit den drei eisernen Fallen, die er über die Schulter geworfen hat, folgt er weiter der Spur, die nun vom Waldrand wieder in Richtung Talyra führt.
Aha, du kommst anscheinend aus Talyra selber, und lebst nicht mitten im Larisgrün... hätte ich mir denken können, denn du scheinst ja nicht wirklich viel Ahnung vom Fallenstellen zu haben, so wie du mit deinen Werkzeugen umgehst, und wo du die Fallen versteckst...
Kaney verfolgt die Spur noch einige Schritte weiter, aber dann verschwindet sie auch unter vielen anderen Spuren und Abdrücken, die entweder nach Talyra, oder von Talyra weg führen.
Du hast Glück gehabt... aber ich denke, ich erwische dich noch. Irgendwann...

Leise flucht Kaney vor sich hin, während er mit den rasselnden Fallen auf dem Rücken durch das Stadttor, vorbei an den Wachen, wieder in Richtung Steinfaust geht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kargrim am 15. Juli 2004, 19:30 Uhr
Nach langen Wanderungen in den nördlichen Ebenen der Immerlande, seinem ehemaligen zu Hause, zog es Kargrim wieder in die Nähe Talyras. Der lange Fußmarsch bei solcher Hitze ist, selbst für einen abgehärteten Faun, anstrengend und so beschließt er schließlich seinen Weg im Larisgrün fortzusetzen, jenem verzauberten Wald in dem er die kleine Fee Shrix kennenlernte. Mit einem lächeln erinnert er sich an dieses zappelige kleine Wesen welches er, in der doch kurzen Zeit, lieb gewonnen hat. "Wo sie wohl jetzt ist und, hm, wie es ihr wohl geht?" murmelt er leise vor sich hin. Einen Moment bleibt er stehen um sich umzusehen ob sie nicht hier irgendwo herumschwirrt, oder er nicht irgendwo ihr schrilles Kichern hört. Doch nichts zu sehen oder zu hören, nur das sommerliche Grün der Bäume und Farne und das Rauschen der Blätter in den hohen Baumkronen. Vor sich hinträumend setzt er seinen Weg fort, schließlich will er noch heute nach Talyra, auch wenn er nicht genau weiß was er dort, in dieser für ihn seltsamen und fremd anmutenden Stadt, tun soll. Vieleicht sollte ich mir eine Arbeit suchen, aber...hm... ich bin ein Faun, das wird nicht leicht...denk ich...hm Er schüttelt kurz die Gedanken aus seinem Kopf.

Leicht gebückt zwängt sich der Faun durch ein etwas dichter bewachsenes Stück des Waldes und bleibt hier und da mit seinen Hörnen in hochgewachsenen Büschen und Ranken hängen. Deshalb beschließt er sich etwas mehr  in die Richtung der großen Straße zu bewegen, dort is es etwas lichter. Hier und da schimmert der blaue Himmel durch die grüne Wand neben ihm und plötzlich bleibt er stehen und lauscht. Hufschläge... aber nicht von einem Pferd Langsam und so leise wie möglich bewegt er sich weiter, den Blick zur Straße gerichtet. Und tatsächlich, dort auf dem staubigen Weg ist ein Faun, oder besser eine Faunin. Seine Augen glänzen und sind weit aufgerissen. Lange schon hat er keinen Faun, geschweige denn eine Faunin gesehen. Unentschlossen was er nun tun soll bleibt er vorerst im Schutze des Waldes bis er fast neben ihr läuft. Doch dann knacks bricht ein dicker Ast unter seinen Hufen. Regungslos und den Atem anhaltend bleibt er wie angewurzelt stehen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 16. Juli 2004, 14:40 Uhr
Immer mehr macht sich das Hungergefuehl in der Faunin breit und es ist kaum noch zu schaffen es zu ignorieren. Sie hofft, dass sich ihr bald eine neue Gelegenheit zur Jagd bietet und bewegt sich weiter auf dem Weg Richtung Sueden. Da sie mehr oder weniger recht orientierungslos ist, weiss sie nicht so genau, in welcher Richtung ihre Heimat liegt. Sie kann nur darauf hoffen, bald an den Waldrand zu kommen und dort dann einen Weg zurueckzufinden.
Cay ist ganz in Gedanken versunken, vor allem darueber, wie sie hier in diesen ihr unbekannten Wald gelangte. Schliesslich lebt sie sonst auf den Ebenen. Doch wie sie es dreht und wendet, kommt sie auf keinen gruenen Zweig. Der Grund bleibt ihr verschlossen.
Selbst zu Handelszwecken sind Faune nicht alleine, sondern in einer Gruppe und entfernen sich nicht allzuweit von ihrem Stamm, da es viel zu gefaehrlich ist sich allzusehr abzusondern. Auch in solch eher ruhigen Zeiten, in der die Jagd auf ihre Artgenossen nicht mehr so oft vorkommt, muss man einfach vorsichtig sein.
Caylith runzelt die Stirn. Von der ganzen Gruebelei hat sie mittlerweile schon Kopfschmerzen bekommen. Aber auch der leere Magen traegt wohl einiges dazu bei.

Der Wind rauscht durch die Baeume und es erscheint der jungen Faunin schon fast, als wuerde Vendis sich einen Scherz mit ihr erlauben und sich ueber sie amuesieren. Sie hebt den Blick zu den Baumkronen, wo die Sonnenstrahlen vereinzelt durchbrechen und das Blaetterwerk in einen satten Gruen aufleuchten lassen.
Es ist wie ein Schutzdach... sinniert sie, doch wird sie jaeh von einem Geraeusch in ihren Gedanken unterbrochen. Es hoerte sich wohl an wie ein Stueck Holz das bricht.
Sofort bleibt Caylith stehen und haelt den Atem kurzzeitig an. Sie laesst den Blick schweifen um schnell realisieren zu koennen, woher das Geraeusch herkam. So ganz geheuer ist ihr dieser Wald nicht. Er ist ihr im Gegensatz zur weiten Ebene viel zu unuebersichtlich und die Geraeusche sind schwer einzuordnen, ob es nun ein fallendes Blatt oder ein Eichhoernchen ist, das nach uebriggebliebenen Wintervorraeten sucht. Oder ob sich sogar eine Gefahr naehert.
Vielleicht ist es ein Tier.. eine Beute... Nimrod hat vielleicht doch meine Bitte erhoert....? ueberlegt sie schnell, doch ist sie sich nicht ganz sicher in ihren Vermutungen. Es koennte ebenso ein wildes Tier sein, das in ihr die Beute sieht.

Alle Muskeln spannen sich in dem Faunenkoerper an, doch ist sie bemueht den Atem ruhig zu halten. Langsam und fliessend fuehrt sie altgewohnte Bewegungen aus, die ihre Haende zu Bogen und Pfeilen greifen lassen. Nur vorsichtig und bedacht und mit dem Blick silbrigheller Augen weiterhin umherwandernd um einen moeglichen Angreifer schnell genug zu bemerken. Sie atmet ruhig und tief durch und hofft nur auf eine Beute, die sich unvorsichtigerweise durchs Unterholz geschlagen hatte.

Cay steht dort auf der Straße, mit gespannten Bogen und sich immer wieder umschauend. Sie versucht nocheinmal zu orten, woher das Geraeusch gekommen war, nicht ahnend, dass zwischen dem ganzen Blaetterwerk gut versteckt einer ihrer Artgenossen steht und sich nicht zu regen wagt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 16. Juli 2004, 19:49 Uhr
"Aber nicht so" meint Mottenfaenger lachend auf Ravens Vorschlag bin, in Anbetracht eines Stelzes, der mittlerweile klitschnass im Bach steht, um mit viel zu klobigen Pfoten nach den glitzernden Fischen zu plantschen.
Der Druide überlässt es einer fluchenden Raven, das triefende Fellknäuel aus dem Wasser zu schaffen, und macht sich selbst auf die Suche nach einigen zum Fischfang geeigneten Stöcken. Schon bald darauf kehrt er mit einem halben Dutzend ungefähr armlanger Äste zurück, von denen sich zwei durch eine beinahe pfeilartige Geradlinigkeit auszeichnen.
Schnell haben sie diese zwei mithilfe von Ravens Messer angespitzt, beginnen jedoch noch immer nicht mit dem Fischen, sondern entfachen zunächst ein Feuer. Dazu stechen sie aus dem feuchten Moos ein kreisrundes Loch, dessen Rand sie mit einigen Steinen verstärken. In den durch die Mittagssonne fast durchsichtigen Flammen erhärten sie die eben gefertigten Spitzen.

Endlich mit dem Speerfischen begonnen brauchen sie etliche Versuche, ehe die erste Forelle zappelnd am Spieß hängt. Danach jedoch scheinen Mottenfaengers Hände sich der lange nicht verrichteten Arbeit wieder zu erinnern, und Raven, stets geschickt wenn es um das Zusammenspiel zwischen Hand und Auge geht, erweist sich als geborene Fischerin, die keinerlei Hinweis des Druiden bedarf, um den Spieß wieder und wieder mit Beute beladen aus dem schnell fließendem Wasser zu ziehen.

Als sie schließlich genügend Fische gefangen haben, werfen sie als allererstes dem seit geraumer Zeit entzückt jauchzendem Stelze eine fette Forelle vor, über die er sich augenblicklich hermacht.
Nachdem die Übrigen allesamt ausgenommen sind, wickelt Raven sie für die Heimreise sorgfältig ingroße Blätter, einen Fisch spießt Mottenfanger auf jeden der Speere. Deren Schafte hat er zuvor mit am Bachufer gesammeltem Lehm beschmiert.
Die derart geschützten Enden steckt er nun ganz in der Nähe des Feuers in die weiche Erde, sodass die beiden Fische in gleicher Höhe über den Flammen garen können.
Mit etwas Glück werden sie so genau dann fertig, wenn Raven und Mottenfaenger sich gewaschen und den Rest der gesammelten Vorräte angerichtet haben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 17. Juli 2004, 12:51 Uhr
Dekar stimmt ihr zu, und so verlassen beide den kleinen Bach und wenig später auch Asheru's Tipi, um in die Stadt zu gehen. Asheru sagt ihm er soll ihr die schönen Plätze der Stadt zeigen. Dekar denkt darüber nach und merkt, das er selbst noch garnicht so oft in Talyra war. Er kennt grade mal die Taverne, den Marktplatz, den Pfirsich und das Haus der Roßsteins, auf dem er damals kurz gearbeitet hat. Trotzdem ist es immer noch mehr als Asheru gesehen hat, glaubt er.
Auf dem Weg zum Waldrand sind beide relativ still und schleichen mehr als das sie gehen. Je näher er dem rand kommt und je weniger Bäume es werden, überlegt Dekar umso mehr, wo er damals seine Stiefel und das Hemd versteckt hat. Als sie dann kurz vor den Stadtmauern sind, bleibt der Tuantha stehen und sieht sich fragend um.

"Wo habe ich nur..."

Da fällt ihm ein Busch auf, der sich zwar ein wenig verändert hat, aber den er trotzdem glaubt wiederzuerkennen.

"Warte kurz hier."

Dekar geht zu dem Busch und kniet nieder, um darunter zu wühlen. Schon nach kurzer Zeit wird er fündig. Er holt seine Umhängetasche aus dem Erdloch unter dem Gestrüpp hervor und geht freudestrahlend zurück zu Asheru.

"Ich wußte doch das sie hier irgendwo ist."

Der Tuantha kniet sich wieder hin und kramt seine Stiefel und sein Hemd aus der Ledertasche. dann steht er wieder auf und beginnt sich zu verwandeln. Er unterdrückt einen Schmerzenslaut, als sein Fell sich zurückbildet und er ein wenig kleiner wird. Als die Verwandlung vollzogen ist und er in seiner blonden menschlichen Form, die immer noch weitaus größer ist als Asheru, vor ihr steht, verbeugt er sich und lächelt sie an.

"Gestatten, Dekar, der Mensch..."

Er streckt sich und zieht sich die Steifel an. Dann streift er sich das Hemd über und sucht nochmals in seiner Tasche, um ein Haarband herauszukramen, mit dem er sich die langen Haare zu einem Zopf bindet. Die Tasche legt er wieder zurück in das Erdloch, aber nicht ohne vorher noch den Beutel mit den paar Münzen herauszuholen.
Der Tuantha geht wieder zurück zu Asheru und blickt sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen an.

"So, jetzt bin ich bereit."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 17. Juli 2004, 15:40 Uhr
Kurz vor den Stadtmauern bleibt der Tuantha plötzlich stehen, und Asheru tut es ihm gleich; verwirrt beobachtet sie ihn dabei, wie er suchend umherirrt und schließlich bei einem Busch das gefunden zu haben scheint, was er gesucht hatte. Er kommt lächelnd und mit einer Tasche zu ihr zurück, und fragend starrt sie ihn an, sich fragend was er wohl tun würde.
Er holt schließlich ein Hemd und ein Paar Stiefel aus der Tasche, steht auf und verwandelt sich. Asheru ist etwas erschrocken, diesen Vorgang bei jemand anderes zu beobachten, denn sie ist es nicht gewohnt und es liegt schon lange zurück, seit sie es das letzte mal bei einem Stammesmitglied hatte sehen können. Doch Dekar scheint keinerlei Schwierigkeiten damit zu haben; er scheint sich sogar wohl zu fühlen, als er schließlich als Mensch vor ihr steht, sich kurz streckt und sie mit den Worten >Gestatten, Dekar, der Mensch...<  angrinst.

Etwas ungläubig starrt sie ihn an, während er sich die Stiefel und das Hemd anzieht und aus der Tasche ein Haarband kramt, um sich die langen, blonden Haare zusammen zu binden. Er geht zurück zu dem Busch und scheint die Tasche dort erneut zu verstecken; als er wieder bei ihr ist, verschränkt sie kurz die Arme vor ihrer Brust.
"Natürlich, ich soll mich nun besser ebenfalls wandeln," entgegnet sie ihm belustigt. Dann schließt sie ihre Augen, und mit angelegten Ohren und klopfendem Herzen, die Arme wie zu einer Umarmung um sich geschlungen und mit gesenktem Kopf vollzieht auch sie ihre Wandlung, obwohl es bei ihr ein wenig länger dauert, bis schließlich auch sie ein Mensch ist.
Leicht benommen taumelt sie nach vorne, als sie plötzlich ihrer scharfen Riech- und Hörsinne beraubt ist, und landet auf ihren Knien. Hastig steht sie wieder auf und starrt an sich herunter, und zu ihrer Beruhigung hat alles bestens geklappt. Sie lacht zu Dekar hinüber, welcher sie dabei beobachtet hatte, doch sie wirkt eher unsicher. Auch jetzt noch sieht man, wie verschieden die beiden sind, denn selbst als Menschen sieht man ihre unterschiedliche Zugehörigkeit. Während Dekar sehr groß ist, seine Haut hell und sein Haar blond,  ist Asheru kleiner und ihr geflochtenes Haar rabenschwarz und glatt, ihre Haut dunkel und ocker.

"Jetzt sieh mich nicht so an, ich habe mein bestes gegeben!" Sie knufft ihn in die Schulter und errötet, rückt dann den Köcher auf ihren nun menschlichen Schultern zurecht und geht ein Stück vorwärts, wobei sie sich erst einmal an die neue Art zu sehen und zu gehen gewöhnen muss. Menschliche Füße sind nun einmal um einiges empfindlicher als Pfoten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nejanad am 18. Juli 2004, 10:07 Uhr
Nejanad betritt, nach einigem Herumfragen und Suchen, den Wald. Sie atmet tief die Luft ein, schliesst die Augen umd dreht sich einmal um sich selbst.
Herrlich, wieder im Wald zu sein.
Ihre Mundwinkel ziehen sich leicht hoch zu einem verträumten Lächeln und ihre Augen leuchten.
Nejanad geht durch den Wald, und hofft auf einen Hüter des Waldes zu treffen.
Da kann ich vielleicht lange suchen...aber mir macht das nichts aus.
Ihre Augen glänzen während sie sich umschaut und die vertrauten Bäume, sowie das weiche Moos erblickt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 18. Juli 2004, 13:00 Uhr
Dekar beobachtet ihre Verwandlung höchst interessiert. Zwar hat er so etwas schon oft gesehen, damals in seinem Stamm, aber noch nie bei einer Garou. Das ihr die Wandlung offensichtlich unangenehm ist, entgeht dem Tuantha nicht. Als er durch die Lande gezogen ist, mußte er sehr oft und sehr lange ein Mensch sein, daher hat er sich an die Verwandlung gewöhnt. Bei Asheru scheint das anders zu sein.
Als sie taumelnd und benommen von der Verwandlung nach vorne kippt, will Dekar sie auffangen, aber scho landet sie auf den Knien und steht sofort hastig wieder auf. Dekar unterdrückt ein Schmunzeln und mustert sie von oben bis unten.

>Jetzt sieh mich nicht so an, ich habe mein bestes gegeben!<

"Sieht doch gut aus. Genau wie ich erwartet hatte..."

Er grinst sie an und zwinkert ihr zu, und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Stadttor. Asheru wirkt anfangs noch ein wenig unbeholfen, aber mit zunehmenden Schritten beginnt auch sie sich wieder an die menschlichen Füsse zu gewöhnen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nejanad am 18. Juli 2004, 16:28 Uhr
Nejanad kommt zum Bach und läuft daran entlang. Leicht geisitg abwesend weil in Gedanken versunken sieht sie nicht der Rauch der, nicht weit von ihr, aufsteigt.
Erst als sie vor einem Feuer steht an dem zwei Personen Fische braten erwacht sie aus ihren Tagträumen.
"Entschuldigung", spricht sie die beiden an, "wisst ihr wer hier für diesen Wald zuständig ist?"
Das asser vom Bach rauscht leise und fast droht sie wieder Träumereien zurückzufallen, doch sie reisst sich zusammen und blickt die beiden Personen an.
Es ist kühl und Nejanad schlingt ihre Arme um sich.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 18. Juli 2004, 19:28 Uhr
Zwei weitere Tage hatte Kaney damit verbracht, in dem Gebiet rund um Brenan`s Hof nach weiteren Fallen ausschau zu halten, hatte nach dem Wilderer gesucht, oder nach jemandem, der ein Loch im Schuh hatte und dabei etwas größer war als er... aber er hatte nicht wirklich Glück dabei.
Soweit Kaney es sehen konnte, hatte niemand dieses Waldstück betreten, es waren zumindest keine neuen Spuren hinzugekommen.
Also hat er seine Fallen noch nicht kontrolliert... Vielleicht erwische ich ihn die nächsten Tage...

Bei der Suche nach weiteren Fallen hat Kaney mehr "Glück".
Gerade als er seine Suche nach weiteren Fallen abbrechen will, bellt Garok, und nach einigen Metern führt der schwarzfellige Hund seinen Herren zu einer weiteren, ausgelösten Totschlagfalle.
"Gut gemacht, alter Junge..." lobt Kaney seinen Hund, während er ihm den Kopf tätschelt, dann schaut er sich die vor ihm liegende Falle genauer an.
Diese Falle war etwas besser versteckt worden, sie lag halb unter einem umgestürzten Baum.
Ein unvorsichtiger Jungfuchs hatte sie ausgelöst.
Traurig betrachtet Kaney das erschlagene Tier, das anscheinend durch Genickbruch schnell gestorben ist.
"Du hattest Glück, Kleiner, du bist schnell gestorben..." flüstert Kaney zu dem Fuchs, während er den Anker der Falle aus dem Boden ausgräbt.

Und nun?
Erstmal öffnet der Werblütige die Falle, um den toten Fuchs herauszubekommen, dann schaut er sich nocheinmal das tote Tier an. Der Fuchs war noch nicht zu lange tot, das Fell könnte man auf jeden Fall weiterverarbeiten...
"Es wäre doch schade, wenn du umsonst gestorben wärst...."
So macht sich Kaney, die Falle und den toten Fuchs über die Schulter hängend, wieder zurück nach Talyra.

Hoffentlich sieht mich niemand so... es sieht wirklich so aus, als hätte ich gerade mit Fallen gejagt... Wenn Niniane mich so sieht, sie wird mir den Kopf abreißen...
Nur zu gut erinnert sich Kaney an das Gespräch mit der Protektorin, und ihre Meinung bezüglich der Fallenstellerei.
So macht Kaney, dass er sehr schnell aus dem Wald herauskommt, und bewegt sich dann zurück Richtung Steinfaust.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 18. Juli 2004, 21:41 Uhr
Anfangs liegt der von Mottenfaenger eilends geschnitzte Speer noch ungewohnt in Ravens Hand und die ersten Versuche, mit der schlanken Waffe eine Forelle zu treffen, scheitern mit viel Gelächter und Wassergeplansche. Aber nach einigen Anläufen klappt es wider Erwarten recht gut und sie wird von eifrigem Jagdfieber gepackt. Raven streift die hohen Stiefel von den Beinen, krempelt die Hosenbeine hoch und watet bis zur Bachmitte, wo hinter einer Gruppe schroffer Steine, über die sprudelnd und wirbelnd das Wasser rauscht, gleich ein halbes Dutzend der schillernden Fische zu finden sind. Immer wieder schnellen die zugespitzten Stöcke in das klare Bachwasser und sie zieht einen Fisch nach dem anderen heraus und wirft ihn ihrem Gefährten zu, der sie am Ufer stehend in Empfang nimmt. Nachdem sie ein gutes Dutzend Forellen als Beute ergattert haben, klettert Raven verschwitzt und erschöpft wieder ans Ufer, wo Mottenfaenger bereits mit dem Ausnehmen der Fische begonnen hat. Während die ersten auf Stöcken über dem kleinen Feuer brutzeln, wickelt sie den Rest in große Blätter, um sie bequem mit zum Baum nehmen zu können. Zufrieden lassen sie sich mit den knusprig gebratenen, köstlich duftenden Forellen schließlich im weichen Gras am Bachufer nieder und verzehren gemütlich einen Teil ihres Fanges, während der Wolfshund sich an den übriggelassenen Resten gütlich tut.

Kaum dass die letzten Bissen verdrückt sind, schreckt ein leises Rascheln in der Nähe sie auf, das sich von dem der Waldtiere deutlich unterscheidet - unachtsame Sohlen bemühen sich wohl, leise zu schleichen, für die geschulten Ohren des Elben und seiner Gefährtin jedoch sind sie schon aus ziemlicher Entfernung deutlich wahrzunehmen. Noch auffälliger als das Rascheln des Unterholzes ist allerdings das Aufblitzen schreiend roten Stoffes zwischen den Stämmen der alten Bäume und die beiden tauschen einen verwirrten Blick, als aus dem Wald eine junge Frau vor ihnen auftaucht und direkt auf ihr kleines Lager zuhält, ohne sie jedoch richtig wahrzunehmen. Ihr Blick ist geistesabwesend in die Ferne gerichtet und erst, als sie fast im Feuer steht, scheint sie zu bemerken, dass sie sich nicht allein am Bachufer befindet.

Die Fremde, dem Aussehen nach offensichtlich eine Elbin, wirkt in dem roten Kleid so deplaziert hier mitten in den Tiefen des Larisgrüns, dass Raven sich gehörig wundern muss. Als die Elbenfrau dann das Wort an sie richtet und sich nach dem Hüter des Waldes erkundigt, fährt eine ihrer Brauen fragend nach oben. "Ihr steht ihm direkt gegenüber", erklärt sie schmunzelnd und weist auf ihren Gefährten, der gerade die letzten Reste seiner Forelle verspeist. "Wer seid Ihr und was verschafft uns die Ehre?" fügt sie neugierig hinzu und mustert die rothaarige Elbin mit dem auffallenden Kleid.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nejanad am 18. Juli 2004, 22:46 Uhr
Nejanad wirft einen Blick auf den "Hüter des Waldes" und runzelt die Stirn.
Mit einem sanften Lächeln fängt sie an zu sprechen.
"Mein Name ist Nejanad. Ich bin vor kurzem hier in der Stadt eingezogen. Von einem Verwandten konnte ich ein kleines, ja wirklich kleines Häuschen kaufen.
Nun...ich habe eine Frage..." fängt sie zögernd an.
Was wenn sich die Frage als blöd erweist? Ach, was solls.
"Es ist so, dass ich von Beruf Bogen&Pfeilmacherin bin. Nun wollte ich fragen, ob ich das Holz für die kleinen, leichten Bögen von hier beziehen kann. Oder...gibt es irgendwo ein Holzgeschäft?"
Schüchtern wendet Neja den Blick auf den Bogen und scharrt mit dem Fuss auf dem Boden.
Sie blickt wieder auf und von ihrer Verlegenehit ist nichts mehr zu sehen, sie blickt von einem zum anderen direkt in die Augen und zeigt keine Gefühlsregung. Doch ihr Herz klopft schneller als normal.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 19. Juli 2004, 16:57 Uhr
"Nun, und ich bin Mottenfaenger, in der Tat Druide des Larisgrün" begrüßt er die Fremde, die sich mittlerweile als Nejanad vorgestellt hat "und dies ist meine Gefährtin Raven."
Er zögert einen Augenblick, fährt dann jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen fort "Setzt euch doch zu uns, auch wenn wir offen gestanden nur noch darauf gewartet haben, dass Stelze" Ein wohl unnötiger Seitenblick auf den Hund "die Reste unseres Essens vertilgt, bevor wir aufbrechen."

Auf die Frage der Elbin hin schweigt er eine Weile, und kommt nicht umhin, sich darüber zu wundern, was laut eigener Aussage das Handwerk der Elbin sei. Ihrem purpurroten Kleid sowie ihrer träumerischen Art nach  zu urteilen hätte er eher auf die Tochter eines Adeligen getippt anstatt auf eine Bognerin. Ungewollt kräuseln seine Lippen sich zu einem Schmunzeln, als er bei dem Adeligen an Caewlin denkt, und daran, dass wohl doch nicht alle Adeligen ihre Töchter in Abendgarderobe durchs Larisgrün würden lustwandeln lassen, um einen Plausch mit einem der >Spaßmacher< zu halten.

"Um auf eure Frage zu antworten" beginnt er dann, wobei er überrascht bemerkt, dass von der anfänglichen Verlegenheit der Elbin nicht mehr viel vorhanden scheint "solange ihr nicht mehr nehmt, als ihr braucht, steht euch das Larisgrün frei. Ich bezweifle zudem, dass es in der Stadt selbst Holzverkäufer gibt. Höchstens ein Zimmermann könnte euch da wohl weiterhelfen. Welches Holz ihr nun genau nehmt... nun, ihr seid die Bogenmacherin, nicht wahr? Ich betrachtet Bäume meist nicht als Rohmaterial für Bögen und kann ich so nicht sagen, welcher Baum für welchen Bogen geeignet ist."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nejanad am 19. Juli 2004, 17:13 Uhr
Nejanad setzt sich und schaut sich um.
"Sicher, für das Holz bin ich verantwortlich. ich verlange auch nicht, dass ihr mir dabei helft. Allerdings..." fährt sie zögernd fort" weiss ich nicht woher ich das Holz für die Langbogen beziehen soll. So ein Langbogen braucht einen halben Baum. Und wenn es kein Holzgeschäft gibt..." sie zuckt mit den Schultern und bricht ab.
"Es wird sich schon etwas finden." meint sie eher unsicher.
"Auf jeden Fall vielen Dank."

Nachdem sie noch einige Zeit beim Feuer sitzt steht sie auf und meint ein wenig verlegen:
"Ich sollte wieder gehen" und weist in die Richtung aus der sie gekommen ist.
"Auf Wiedersehen." sagt sie noch und geht weg, verschwindet zwischen den Bäumen. Nur das Rot ihres Kleides und der Haare sieht man ab und zu wieder aufleuchten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kargrim am 19. Juli 2004, 18:20 Uhr
Die drückende Stille wird bald unerträglich, es ist windstill und der Wald scheint für diesen Moment zu schweigen. Selbst der leichte Wind legt sich und mit ihm das Rauschen der Blätter. Nur ab und an war das knurren eines leeren Magens zu hören und leichte schnaufen der beiden Faune. Sie muss sehr hungrig sein Sein starrer Blick mustert die Faunin mit lähmender Begeisterung. Am liebsten wäre er wohl aus dem Unterholz gestürmt aber das wäre sehr gefährlich, denn die Faunin scheint sichtlich irritiert zu sein. Ihr Blick wandert eilig umher während sie den Bogen fest gespannt hält.

Nach einigen Sekunden wagt es Kargrim nun endlich sich wieder ein Stück zu bewegen. Langsam bewegt er sich aus dem Wald auf den staubeigen breiten Weg zu. "Schießt nicht, hm... junge Faunin." Mit halb gehobenen Händen kämpft er sich etwas tollpatschig durch die verwachsenen Büsche und bleibt prompt mit seinen Hörnen hängen. Mit einem Ruck reißt er sich nach kurzem gezappel los und stolpter unbeholfen auf den Weg, mit einem Stück Dornenbusch in seinen Hörnen. Wenn er rot anlaufen könnte so hätte er es jetzt getan. Mit unsicherem Blick schaut er der Faunin in die Augen die, wohl etwas überrascht über das was ie da sieht, noch immer den gespannten Bogen in Händen hält. "Hm, ihr habt Hunger, hab' ich Recht?" Etwas anderes brachte er nicht herraus, zu stark war noch dieses Gefühl in ihm das die Faunin weckte, denn plötzlich waren all die Erinnerungen wieder da, an seinen damaligen Stamm und die schrecklichen Ereignisse. Doch daran sollte jetzt nicht gedacht werden. Er schüttelt kurz seinen Kopf und reibt sich die Augen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 19. Juli 2004, 23:01 Uhr
Schweigend lauscht Raven dem kurzen Gespräch, das Mottenfaenger mit der rothaarigen Fremden führt und krault währenddessen Stelzes struppiges Fell, der dies mit halbgeschlossenen Lidern und einem wohligen Grunzen über sich ergehen lässt. Als die Elbin bei ihnen am Feuer aufgetaucht war, hatte er zwar ein leises Grollen hören lassen, sich aber dann nach einem scharfen Blick widerwillig an Ravens Seite niedergelassen.

Während die junge Frau mit unsicherer Stimme Mottenfaenger ihr Anliegen vorträgt, werden Ravens Augen immer größer und eine Braue wandert ungläubig nach oben. Dass sie hier, mitten in den abgeschiedenen Tiefen des Larisgrüns, in die sogar Einheimische selten vordringen, auf eine Fremde treffen, mutet schon sonderbar genug an - dass sie aber auch noch ebenso wie sie selbst eine Bogenbauerin ist, scheint ihr jedoch ein so aberwitziger Zufall zu sein, dass sie an manchen Stellen des Gespräches ein Kichern nur mit Mühe unterdrücken kann. Aber sie gibt weder ihren Beruf preis, noch mischt sie sich in die Unterhaltung ein, sondern hört nur still zu, was die junge Elbin zu sagen hat.

Allerdings muss sie sich doch ein wenig wundern, als die Elbin meint, sie würde für einen Langbogen einen halben Baum benötigen. Entweder scheint das Mädchen die Ausmaße der Bäume hier gewaltig zu unterschätzen oder sie stellt Langbögen für Riesen her, ein Gedanke, der Raven nun doch ein bisschen zum schmunzeln bringt. Sie wird wohl noch recht unerfahren in ihrem Handwerk sein, vermutet sie insgeheim und fühlt sich an ihre eigene schwierige Anfangszeit in der Stadt erinnert. Aber sie wird schon wissen, was sie tut.

Der Abschied der Elbin fällt ohne ersichtlichen Grund ziemlich abrupt aus und sie murmelt nur ein verlegenes "Auf Wiedersehen", bevor sie zwischen den Bäumen in die anbrechende Dämmerung verschwindet. Raven sieht ihr so lange nach, bis das Rot des Kleiderstoffes mit den Schatten des Waldes verschmilzt und sie nicht mehr auszumachen ist. Ein Weilchen bleiben sie noch aneinandergelehnt am Feuer sitzen, schauen den schwirrenden Glühwürmchen zu und unterhalten sich leise, bis auch das letzte Restchen Glut zu Asche zerfallen ist und die Kälte der Nacht sich über das Larisgrün senkt. "Wir sollten uns wohl auch langsam auf den Weg machen", seufzt Raven und angelt nach ihren Stiefeln. Sorgfältig löschen sie die glimmenden Aschreste in der kleinen Feuerstelle mit Flußsand und klauben die Päckchen mit den in Blätter eingeschlagenen Forellen aus dem hohen Gras zusammen, um sich anschließend auf den Heimweg zu machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 21. Juli 2004, 23:34 Uhr
Das leise Knartzen der Bogensehne, die straff gespannt an ihren Fingern liegt, stimmt mit in die Stille ein. Es wird ihr immer unheimlicher, je mehr Zeit - und sei es auch nur wenige Augenblicke - vertreicht ohne das etwas passiert. Es muss ein wildes Tier sein, das lauert und auf einen unbedachten Moment ihrerseits wartet um dann zuzuschlagen.
Sie hoert erneut das Brechen von Holz direkt vor ihr und zielt flink mit der Pfeilspitze auf die Stelle, wo der Faun mit einem Mal auftaucht. Dass sie ihn zuvor nicht gesehen hatte liegt wohl mehr daran, dass sie eher ein Auge fuer weite Ebenen hat und ohnehin schon von dem Wald irritiert ist.
Caylith blinzelt erschrocken und weicht einen Schritt zurueck. Dabei breitet sich auf ihrem Gesicht noch mehr Verwirrtheit aus als sie den Faun vor sich anstarrt, der etwas ungeschickt durch das Unterholz bricht und beinahe in sie und ihren Pfeil hineinstolpert-
"W...Was..?!"
Die Faunin blinzelt erneut und durchaus ueberrascht als er sich vor ihr von der Stolperlei aufrichtet. Sie wird gewahr, dass sie sich nicht geirrt hat. Sie hat tatsaechlich jemanden aus ihrem Volk hier in der Fremde vor sich stehen. Im Innersten stellt sie fest, dass sie lange Zeit keinen Faun mehr gesehen hat, seitdem sie fortgegangen war. Doch im naechsten Moment muss sie schon darueber nachdenken, wie sie jetzt darauf kommt, lange nicht zu Hause gewesen zu sein. Doch es faellt ihr nicht ein, wie lange es jetzt her sein muss.

> "Hm, ihr habt Hunger, hab' ich Recht?" <

Noch immer haelt sie den Pfeil zielgerichtet auf den Faun und ist sich dessen nicht einmal mehr bewusst. Sie schaut ihn nur staunend an und versucht zu realisieren, wie er darauf kommt, dass sie Hunger habe. Dennoch nickt sie.
"Ja... das stimmt...." bringt sie eher stammelnd hervor. Cay wird sich ihrer Haltung bewusst und nimmt eilig Pfeil und Bogen herunter. Verlegen richtet sie den Blick zu Boden und laesst ihre Waffen an ihre Plaetze gleiten. Ebenso verlegen blickt sie wieder zu ihm auf und presst dabei die Lippen etwas aufeinander.
"Entschuldigt... Ich habe Dich fuer ein Tier gehalten, dass ich jagen kann.. oder das mich jagen will...", murmelt sie. Mit einem schlechten Gewissen, dass sich auch auf ihrem Gesicht abzeichnet, sieht sie ihm entgegen. Die silberhellen Augen mustern ihn genauer, dabei liegt zwar Vorsicht, aber kein Misstrauen in ihrem Blick.
Cay scheint erleichtert zu sein jemanden hier in der fremden Umgebung von ihrem Volk zu treffen und faßt all ihren Mut zusammen: "Wer bist Du..? Und wo.. sind wir hier?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kargrim am 23. Juli 2004, 16:59 Uhr
Nachdem die Faunin den Bogen hat sinken lassen löst sich die Spannung in Kargrim ein wenig, und ebenso scheint sie aus der Faunin, die staunend und genauso irritiert ihm gegenübersteht, zu weichen. "Ihr...hm... Du siehst sehr erschöpft aus, hm... und deinem Magen scheint die Leere in ihm auch nicht zu gefallen." Er nimmt seinen woll'nen Umhang ein Stück zurück und darunter kommen drei erjagte Hasen zum Vorschein die sorgfältig an einem Seil hängen. "Ich war vorhin erst jagen...hm... und wenn du willst können wir kurz Rast machen, hier!?" Mit leicht schüchternem Blick schaut er der Faunin in ihre ungewöhnlichen Augen. "Und du brauchst dich nicht entschuldigen, wirklich nicht. Lass uns etwas essen und uns stärken, hm...alles weitere können wir danach noch klären" Ein lächeln huscht ihm über die Lippen und eilig sammelt er einiges Holz und trockenes Gras für ein Feuer ein. Nicht weit vom Weg entfernt nehmen die beiden Platz. Kargrim holt zwei Feuersteine aus einem kleinen ledernen Beutel hervor um das Feuer zu entzünden. Funken schlagen und leichter Rauch steigt aus dem Büschel Gras auf.

Der Tag hat sich  bereits, oder besser endlich, etwas abgekühlt und ein lauer Wind weht den Abend heran. Das Feuer lodert bereits und der Duft von gebratenem Fleisch zieht durch die Luft und lockt allerlei kleine fliegen an die Kargim sichtlich genervt von sich zu scheuchen versucht, mit sichtlich wenig Erfolg. Als die beiden auch den letzten Knochen abgenagt haben reicht Kargim ihr noch eine Wasserflasche und nickt ihr lächelnd zu. "Hm, du willst wissen wer ich bin und wo wir sind!? Ich bin Kargrim und wir befinden uns gerade am Larisgrün, unweit von Talyra entfernt wenn mich meine Sinne nicht täuschen, hm." Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu "Und du? Wie ist dein Name und, hm, was machst du hier wo du doch nicht weißt wo du dich befindest?"

Die Sonne schiebt sich langsam hinter den roten Horizont und der Schein des Feuers taucht seine Umgebung in ein warmes orangenes Licht. Fast alles Leben um sie herum scheint sich bereits schlafen gelegt zu haben denn nur  noch das zirpen der Grillen und das knistern von Holz ist zu hören.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 23. Juli 2004, 20:37 Uhr
In der Tat ist Caylith reichlich erschoepft. Die ganze Aufregung darueber, dass sie sich in einer ihr fremden Umgebung wiedergefunden hat und der Hunger hat ihr ihre Kraefte geraubt. Darueberhinaus begegnet sie gerade einem Faun und weiss noch nichteinmal, was daran so ungewoehnlich ist, einer ihrer Artgenossen zu treffen. In ihrem Stamm ist sie schliesslich staendig von solchen umgeben.
Doch genau da liegt der Punkt: Sie ist nicht in ihrem Stamm.
Cay nickt langsam und blickt zu der Stelle, wo sich sein Umhang lueftet und seine Beute zum Vorschein kommen. Wieder meldet sich ihr Magen und verlegen haelt sie eine Hand ueber ihren Oberbauch um ihn zum Schweigen zu bringen.

>Lass uns etwas essen und uns stärken, hm...alles weitere können wir danach noch klären<

Es loest ein wenig Missmut in ihr aus, ueber Erklaerungen und Aufklaerungen vertroestet zu werden. Doch die Aussicht darauf, etwas vernuenftiges in den Bauch zu bekommen neutralisiert sozusagen ihre Stimmung wieder. Sie laechelt muede und murmelt ein "Gerne...", ehe sie dem Faun dabei hilft ein paar Zweige und kleine trockene Aeste zu ihrem gemeinsamen und sorgsam ausgesuchten Rastplatz zu tragen.
Sie beobachtet all seine Bewegungen und vor allem seine Fingerfertigkeit genau, als er das Feuer entzuendet und die Hasen darueber braet.
Caylith wuerde am liebsten jetzt schon ihre Fragen stellen und beantwortet wissen, doch akzeptiert sie seinen Wunsch das ganze in aller Ruhe zu klaeren. Als das Fleisch dann auch fertig ist, vergisst sie jedoch darueber hinaus ihre Fragen und verzehrt mit viel Appetit aber nicht gierig ihren Anteil seiner Beute.
Hin und wieder mustert sie ihr Gegenueber ueber den Knochen hinweg, an dem sie gerade knabbert. Es erscheint ihr immer noch seltsam hier einen Faun anzutreffen.
Als sie die Wasserflasche entgegen nimmt, erwidert sie das Laecheln muede und nickt auf seine Frage zu.
Kargrim.. Larisgruen...Talyra..... die letzten Namen kommen ihr recht bekannt vor, doch warum bleibt ihr noch verschlossen. Sie runzelt nur die Stirn und sieht ihn nachdenklich an.
"Ich heisse Caylith...". Sie schuettelt leicht den gehoernten Kopf, "ich weiss leider nicht warum ich hier bin..." fuegt sie leise hinzu. "Alles scheint mir so fremd, und doch habe ich das Gefuehl doch schoneinmal hier gewesen zu sein...". Sie senkt den Blick und streicht mit den Fingern ueber die Wasserflasche, die sie noch immer in den Haenden haelt, ohne einmal davon getrunken zu haben. Dies scheint ihr gerade einzufallen und hebt sie an die Lippen um einen Schluck zu trinken.

Als es langsam dunkel wird leuchten hier und da einige Gluehwuermchen auf, die scheinbar orientierungslos durch die laue Luft schweben. Und das erfuellt die Atmosphaere mit einer gewissen Mystik.
Die Faunin sieht Kargrim etwas verlegen laechelnd an "Und was machst Du hier? Ein Faun im Wald erscheint mir genauso ungewoehnlich wie... wie... wie......" sie hebt beide Augenbrauen und starrt Kargrim an "....mir faellt nicht ein, wie ungewoehnlich es ist.. aber es ist eben ungewoehnlich...".

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von TaLon_NaFar am 24. Juli 2004, 23:27 Uhr
Nun also würde diese lange, elendig lange Reise alsbald ein Ende finden. Es liegt in Ta'Lons Interesse, daß dieser Zeitpunkt so nah war; lange hat er sich wieder nach der, nach einer Stadt gesehnt. Es soll eine besonders große Stadt sein, größer als Dunkelschein, mit mehr Arbeit wie für einen wie ihn. Und diese Arbeit hat Ta'Lon nun bitternötig, denn seit mehr als einem Jahr war er davon befreit, wie es sein alter Lehnsherr einst gesagt hatte. Der Narg hat diese Freiheit jedoch als etwas widerwärtiges empfunden; schließlich hinderte es ihn einfach daran, das zu tun, was er am besten kann und was man ihm beigebracht hatte.

Doch Weg und vor allem Zeit für diesen Transfer von Dunkelschein nach Talyra sind heutzutage für einen wie ihn lang. Nur sehr selten ist überhaupt jemand bereit, den Nordnarg auf einer Kutsche ein Stück des Weges mitzunehmen; der Großteil jener Leute, die ihm begegnen, nehmen recht rasch reißaus, ganz zu schweigen von jenen unsäglichen Flüchen, mit welchen man ihn belegt. Recht so, denkt sich Ta'Lon dann, angemessen sei diese Reaktion, wo der Tod in Gestalt der Narge so viele aus ihrer Mitte nahm. Doch hin und wieder gibt es tatsächlich Menschen, die bereit waren, den Narg mit sich zu nehmen. Wenn sich dann einmal ein Gespräch ergibt, wird rasch der Ursprung des jeweiligen Begleiters klar: zumeist kommen sie wie der Narg aus Immerfrost, wo man diesem Volk ja recht gütlich gegenüber steht.

Doch hier würde es anders werden, soviel stand fest. Als Ta'Lon vor einem Jahr mit guten Absichten aus Dunkelschein ausgezogen war, stand es schon nicht so gut um den Ruf seines gesamten Volkes; nach den kriegartigen Krawallen unlängst, von denen auch er schon Wind gefangen hatte, sollte ihm sicherer Geleit in die Stadt verwehrt bleiben. Für ein paar Tage jedoch ist ihm das Glück hold, als ihn ein einsamer Krämer, natürlich aus Immerfrost, bis zur Stadt mitnehmen will.

Mitten im Larisgrün, der Narg hat vom Namen des Waldes von dem Krämer erfahren, hält dieser seine Kutsche abrupt an. Ta'Lon ist ob dieses raschen Tempowechsels irritiert. Hier läuft etwas nicht in seinen geregelten Bahnen ... wie mir dies auf Lebzeiten verhaßt bleiben wird! Ein Blick in das Gesicht des Krämers verrät ungefähr, was nun die Stunde geschlagen zu haben scheint. "Ihr solltet nun aussteigen, Herr Narg!", spricht der Immerfroster freundlich wie eh und je, "Euer Volk ist in Reichweite Talyras ungern gesehen ... und ich will mir keinen Ärger einhandeln, wenn Ihr versteht!" Ta'Lon hat bereits vorher gewußt, daß dieser Punkt irgendwann kommen muß. So steigt er am vom hohen Sitz, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, welches seine sauberen Zähne teilweise entblößt. Unten angekommen reicht im der Mann noch den schweren Rucksack, wo sich mehrere Arbeitsutensilien Ta'Lons versteckt befinden. Dieser nimmt den Sack entgegen und schaut dann noch einmal zu dem Mann hinauf. "Ich darf Euch danken für die Mitnahme in Eurem Wagen." Eine leichte Verbeugung andeutend, nimmt sein Gesicht jedoch schnell wieder die normale, nichtssagende Form an. Eines muß der Narg noch loswerden, bevor er den Mann verabschiedet:

Es war der Abtrünnigen Wahl,
dies Bündniß einzugehen.
Es sei nun meines Volkes Qual,
für diese Sünd' zu büßen.


Jedesmal, wenn sich der Narg gut fühlt, schleicht sich ein kleiner Reim über seine Lippen.

Der Krämer schaut im ersten Moment unsicher, bevor er mit etwas längerer Dauer verstand. Er hat jedoch zu dem Vergleich nichts mehr zu sagen, sondern wendet sich ab, um seinem Pferd die Anweisung zu geben, sich langsam davon und in Richtung Talyra zu machen. Der Gaul gehorcht schnell; die Anwesenheit des Nargs war ihm schon lange ein Dorn im Auge. Nach wenigen Minuten sind Roß, Reiter und Wagen im trüben Dunkel des Waldes verschwunden. Ta'Lon schultert seinen Rucksack, seufzt und bewegt sich dann langsam in die gleich Richtung, wie sie der Krämer eingeschlagen hat. Eine Information bezüglich meines Standpunktes hätte mir dieser werte Herr ruhig überlassen können. Die Reise kann noch lang und beschwerlich werden. Da er sich nicht über die Reaktionen im klaren war, welche ihn erwarten sollten und könnten, bewegt er sich nur vorsichtig auf den durch den Wald führenden Pfad. Angst beschleicht ihn bei dem Gedanken, man wolle ihn lynchen. Und die linke Hand schmerzt. Diese Krallen ...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 25. Juli 2004, 14:29 Uhr
Asheru und Dekar verlassen Talyra wieder; auf dem Weg vom Marktplatz ins Larisgrün scheint Dekar etwas angespannt, und diese Stimmung überträgt sich nach einiger Zeit auch auf sie. Obwohl sie darüber kein Wort wechseln, hat Asheru mittlerweile Angst davor, daß sie Schwierigkeiten wegen des toten Mannes kriegen würden, und das würden sie. Sie kann sich einfach nicht vorstellen, dass es in einer Stadt anders wäre als in einem Stamm.

In ihrem Stamm hatte man den Mord eines Mitgliedes gerächt; der Mörder wurde meist mit dem Tod bestraft. Er wurde zuerst vom Schamanen mit einem Fluch belegt, so daß er die kommenden Tage oder Wochen seine Umgebung kaum wahrnehmen würde. Dann wurden zwei Todeskrieger ausgesandt, welche dann den Tod des Opfers rächen sollten. Der Mörder bekam dank des Fluches gar nicht mit, dass die Häscher sich an ihn heranschlichen; erst als einer von ihnen den Arm mit einem Todesgriff um seinen Hals schnürte, wußte er, was geschah, doch dann war es zu spät und er fiel ohnmächtig zu Boden. Wenn er wieder erwachte und die beiden Todeskrieger sah, starb er dann sofort an einem Herzinfakt.

Als Asheru sich vorstellte, wie dies Dekar geschehen würde, schnürte sich ihr die Kehle zu. Sie hofft, dass die Stadt eine andere Art der Rache bevorzugen würde. Noch vielmehr hofft sie, dass niemand weiß, wer der Mörder war. Doch sie erinnert sich, daß Dekar sein Hemd ausgezogen und zu Boden geworfen hatte; anhand des Einstichlochs an dem Hemd müßte man nur mit Dekar´s Körper vergleichen sollte der Verdacht auf ihn gelenkt werden, und man hätte einen Beweis.

Asheru blickt Dekar von Zeit zu Zeit besorgt an, und als sie in den tiefen des Larisgrüns untertauchen sind beide sehr vorsichtig und aufmerksam.
"Sie werden sicherlich nach dir suchen, wenn sie erst einmal wissen daß du es warst, hab ich recht?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 26. Juli 2004, 18:33 Uhr
Dekar wirkt immer nachdenklicher, und während sie den Wald wieder betreten, verläßt er Asheru kurz ohne sie großartig darauf vorzubereiten. Er geht zum gewohnten Busch und zieht sich die Stiefel aus. Dann verstaut er diese zusammen mit der Tasche in dem Erdloch unter der Pflanze. Barfuß und immer noch mit nacktem Oberkörper kehrt er zu Asheru zurück und winkt ihr tiefer in den Wald zu gehen.

Dekar nutzt die Zeit um über die Folgen seiner Tat nachzudenken. Wenn die Wache ihn aufgespürt hat, wovon der Tuantha ausgeht, dann wird er für den Mord büßen müssen. Und es war Mord, auch wenn er mehr oder weniger in Notwehr gehandelt hat. Er hätte dem Mann auch einfach bewußtlos schlagen können. Aber dazu ist es nicht gekommen. Stattdessen hat der Tuantha ihm, ohne großartig darüber nachzudenken, das Genick gebrochen.
...Ob sie mich in den Kerker werfen? Oder mich verbannen... Vielleicht sollte ich mich stellen...

>Sie werden sicherlich nach dir suchen, wenn sie erst einmal wissen daß du es warst, hab ich recht?<

Irgendwann bleibt Dekar stehen und dreht sich zu Asheru, die ihn offensichtlich angesprochen hat und ihm nun einen fragenden Blick zuwirft.
Sie wiederholt ihren Satz und Dekar lächelt entschuldigend, bevor er antwortet.

"Ja, das werden sie... Und sie werden mich finden, ganz sicher. Ich weiß nicht was mich erwartet... Uns erwartet... Du warst schließlich dabei, wenn auch nur Zeuge."

"Verzeih, ich war in Gedanken... Was hast du gesagt?"


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kargrim am 28. Juli 2004, 15:10 Uhr
Caylith...hm Nachdenklich blickt Kargrim in den klaren Sternenhimmel. "Ich freue mich dich getroffen zu haben, Caylith, ich habe lange schon keinen Faun, geschweige denn eine Faunin getroffen." Sein Blick fällt wieder auf Caylith die noch immer recht erstaunt ist einen Faun aus dem Unterholz eines Waldes hatte stolpern sehen.

>"Und was machst Du hier?"<

Kargrim holt kurz tief Luft und fährt dann fort. "Nun, hm, ich bin auf dem Weg nach Talyra nachdem ich die letzten Monate in meinen heimatlichen Ebenen umhergezogen bin. Aber ich ertrug die Einsamkeit nicht mehr, hm..." Traurigkeit spiegelt sich in seinen Augen wieder. "Und wegen der Sache mit dem Wald... hm, ich war jagen und, hm... dieser Wald... ruft schöne Erinnerungen hervor... ja, hm..." Kargrim verstummt nachdenklich für einen Moment, den Kopf gesenkt. Ein leises seufzen flüchtet in die Nacht und Kargrim holt abermals ief Luft.

"Aber, hm, weißt du wirklich nicht mehr wieso du hier bist? Wie bist du denn hier her gekommen? Man sieht selten eine Faunin ohne ihren Stamm, hm." Nach einer kurzen Pause fügt er fast flüsternd hinzu "Entschuldige  wenn ich zuviel, hm, fragen sollte". Kargrim rutscht verlegen ein Stück näher ans Feuer und hält seine, von der Nervosität, kalten und schwitzigen Hände daran.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 28. Juli 2004, 22:29 Uhr
Nachdem Dekar sich die Stiefel ausgezogen hatte, ziehen sie weiter durch das Larisgrün. Dekar scheint erst gar nicht mitbekommen zu haben, was Asheru ausgesprochen hatte, doch dann antwortet er nur:
>Ja, das werden sie... Und sie werden mich finden, ganz sicher. Ich weiß nicht was mich erwartet... Uns erwartet... Du warst schließlich dabei, wenn auch nur Zeuge.<

Asheru schluckt schwer, und das Wissen um diese Tatsache und die ganze Situation lasten wie ein Klotz Stein auf ihren Schultern. Was würde sie beide erwarten? Wann würde es sie erwarten?
Nur wenige Sekunden dauert es, dann ist sie wieder in ihre Wolfsgestalt gewandelt. Als sie Dekar so anblickt, zittern die feinen Haare an ihrer Schnauze vor Anspannung.

"Wir sollten abwarten, oder was meinst du?"
Ohne seine Antwort abzuwarten, nimmt sie seine Hand und zieht ihn mit sich auf schnellem Schritt durch das dichte Unterholz. In den Schatten der uralten Bäume und Tannen fühlt sie sich zumindest etwas sicherer. Plötzlich bleibt sie wieder stehen, und mit weit aufgerissenen Augen starrt sie Dekar eindringlich an.

"Aber du wolltest ihn doch nicht töten, Dekar! Er wollte dich aus dem Weg schaffen, es ging alles so schnell...du hättest doch gar nicht anders reagieren können!"
Es klang angstvoll und panisch, und in ihren Gedanken geht sie alle möglichen Arten der Rache und Bestrafung durch, ohne darüber nachzudenken ob sie logisch und möglich wären oder nicht.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 29. Juli 2004, 09:34 Uhr
Dekar läßt sich von ihr tief in das Larisgrün führen. Ihre mittlerweile wieder fellige Pfote auf seiner immer noch menschlichen Hand fühlt sich komisch an, noch nie hat ihn jemand in dieser Konstellation an der Hand genommen und mitgezogen. Asheru's Anspannung ist deutlich spürbar und Dekar tut es in diesem Moment noch mehr leid, was geschehen ist.
Etwas länger denkt er über ihre Worte nach, und erst als sie schon fast wieder weitergehen will, hält er sie an der zurück.

"Nein, ich wollte ihn nicht umbringen... Oder doch? Ich war so wütend plötzlich.... Und ich wollte nicht das dir etwas zustösst... Ich hätte ihn einfach nur verletzen sollen, ihm zeigen, das er sich mit dem Falschen anlegt... Aber in diesem Moment dachte ich mir, das so niedere Kreaturen wie er es nicht anders verdienen... Und nun plagen mich Gewissensbisse... Ich hätte zur Stadtwache gehen müssen... Das ist doch nicht normal. Auch meine Selbstheilung war noch nie so stark. Was ist bloss los mit mir, Asheru?"

Diesmal zieht er sie an der Pfote mit, und er erhöht den Druck, so als wolle er sie niemals mehr loslassen.
Nach einiger Zeit des stillen Schweigens erreichen sie einen kleinen Bach. Dekar läßt nun doch ihre Pfote los und stellt sich in das Wasser, um sich ausgiebig zu waschen. Das letzte Blut schrubbt er sich vom Körper und benetzt sein Gesicht und die Haare komplett mit dem kühlen Nass, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Noch im wasser wandelt er in seine noch größere Löwenform und stillt seinen Durst. Tropfend und erfrischt kehrt er zu Asheru zurück und schenkt ihr ein entschuldigendes Lächeln.

"Es tut mir leid, jetzt habe ich dir den Tag vermiest... Kann ich das irgendwie wiedergutmachen?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 29. Juli 2004, 23:22 Uhr
Etwas unentschlossen und irritiert, will Asheru erst weiter gehen, doch Dekar hält sie fest. Fast schon verzweifelnd versucht er ihr zu erklären, warum er das getan haben könnte, doch er weiß selbst nicht, was in ihn gefahren ist. Sie kann seine Frage nicht beantworten, sondern sieht ihn nur hilflos an.
Dann zieht er sie mit sich, und sein Griff an ihrer Hand schmerzt, doch Asheru folgt ihm durch das dichte Gestrüpp, durch Holunderhecken und Schleensträucher, vorbei an Farnen und Pilzkreisen, mal dickes weiches Moos, mal kahl scheinende Fichtennadeln unter ihren Pfoten, und den ganzen Weg über sprechen sie kein Wort, bis sie an einem Bach halten.

Dekar steigt bis zu den Knien in den leise murmelnden Bach und beginnt, sich das letzte Blut abzuwaschen und sich das Gesicht und das Haar mit Wasser zu benetzen. Dann wandelt er wieder in seine Löwengestalt und steigt schließlich hinaus.
>Es tut mir leid, jetzt habe ich dir den Tag vermiest... Kann ich das irgendwie wiedergutmachen?<
Asheru wirkt bedrückt, doch sie versucht zu lächeln. "Mach dir keine Sorgen. Lass uns erst einmal zur Ruhe kommen."
Dekar schüttelt sein Haupt, während Asheru an ihm vorbei geht und den Bach wieder verläßt. Im Zusammenspiel von dichtem Grün und Schatten ist es ihr eben doch wohler, zumindest für den Moment. Dekar holt wieder zu ihr auf und hält sich etwas weiter vorn, nicht ohne immerzu zurück zu sehen, ob sie auch folgt. Der Umstand dass sie beide nun die Gejagten sind, läßt sie noch mehr zusammenhalten. Obwohl es Asheru lieber gewesen wäre, dass es aus einem anderen Grund heraus passiert, nicht gerade durch einen Mord. Seltsamerweise hatte sie bei dem Anblick des toten Mannes zu ihren Füßen kein Mitleid verspürt; es war nichts anderes als der Anblick eines toten Kaninchens oder Rotwilds. Sie hatte nichts gespürt.
Meine menschliche Seite scheint bereits viel zu schwach geworden zu sein, als daß sie eine Bedeutung in meinem Leben inne hätte....
Tief in Gedanken versunken und von irgendwoher den Lauten eines Spechts lauschend, bahnt sie sich einen Weg durch einen kleinen Pfad, der wohl vor langer Zeit einmal aus glatter Erde bestanden hatte, mittlerweile jedoch nur noch schemenhaft unter einer dicken Schicht gährendem Laubes und vieler trockener, hüfthoher Gräser zu erahnen ist, als irgendetwas sie plötzlich am rechten Lauf packt und von den Pfoten reißt. Mit einem lauten Aufschrei stürzt sie hart auf ihre Schulter und hört noch ein seltsames Schnappen, ein Geräusch welches sie noch niemals vernommen hatte. Ein unbändiger Schmerz durchzuckt ihren ganzen Körper, und es ist als stünde sie neben ihrem Ich als sie sich selbst schreien hört, wie sich noch nie schreien gehört hatte.
Irgendwo in den Baumkronen flüchten einige Vögel, durch die Schmerzensschreie der Garou aufgeschreckt, und bald weiß dank ihrer lauten Warnrufe das ganze Larisgrün, dass etwas schlimmes passiert war. Asheru versucht instinktiv davon zu laufen, doch sie schafft es nicht einmal aufzustehen; es ist als wäre ihr rechter Lauf verschwunden. Sie sieht an sich herunter und erblickt eine eiserne Falle, deren spitze Zähne sich in ihrem Bein verbissen haben. Laut winselnd zappelt sie herum, doch die Falle beißt nur noch fester zu. Zwar scheint das dicke Leder ihrer Beinschoner den Druck etwas gemildert zu haben, doch nichts desto trotz sitzen die eisernen Zähne tief in ihrem Fleisch und haben den Knochen zertrümmert.
Nahezu im selben Moment ist Dekar bei ihr und sieht geschockt, was passiert ist. Er packt ihre Beine und hält sie ruhig, da sie im Schock immer weiter versucht sich heraus zu winden, das Laub und die Erde um sich herum aufwühlend, und sie winselt ihn an wie ein Opfer, das um Erlösung bittet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 30. Juli 2004, 09:40 Uhr
Dekar dreht sich erschrocken um. Zunächst erkennt er garnicht, was passiert ist und rennt auf die vor Schmerzen schreiende Asheru zu, um sich neben sie zu knien. Da erst bemerkt er die grausame Schnappfalle, die mit ihren eisernen Zähnen Asheru's Hinterlauf erwischt hat. Perplex versucht er, Asheru zu beruhigen, um nicht alles und jeden anzulocken.

"Asheru, halte still. Du machst es nur noch schlimmer. Du mußt ruhig bleiben, bitte. Ich versuche derweil, dieses Ding irgendwie zu öffnen..."

Dekar weiß allerdings nicht so recht, wo er die Falle anfassen soll. Da ihr Hinterlauf genau in der Mitte des Jagdwerkzeuges hängt, könnte er nur an den Scharnieren aufdrücken. Die Federn der Falle sind alt und auch die Zähne verrostet.

"Asheru, ich bekomme diese Falle nicht auf, ohne dir dabei noch mehr wehzutun. Ich kenne diesen Mechanismus nicht. Da gibt es bestimmt einen Trick, sonst würde der Jäger dieses gräßliche Ding ja nicht aufkriegen. Aber wo und wie...?"

Der Tuantha wirkt verzweifelt. Die winselnde Garou tut ihm unendlich leid, aber er ist im Moment machtlos. Um sie wenigstens ein wenig zu beruhigen, streichte er über ihre Wange und sieht sie mitleidig an.

"Nicht das Bein bewegen..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 30. Juli 2004, 09:52 Uhr
Dekar fleht sie an, sich still zu halten. Doch es fällt ihr unheimlich schwer; der Schmerz in ihrem Bein wird stärker und stärker, doch schließlich hält sie inne, ihre Pfoten verkrampft in die Erde gekrallt. Dekar versucht sie zu beruhigen, doch sie weint nunmehr bitterlich und stößt immer wieder schmerzerfüllte Laute aus.
"Hilf mir, es tut so weh...!!"
Ein unheilvolles Pochen geht von ihrem gefangenen Bein aus, und Asheru sieht wieder an sich herunter. Ein kleiner Rinnsal Blut tritt an der Stelle aus, an der sich die Zähne der Falle weiter hinein gerissen hatten, und tropft auf den Boden, versinkt im Erdreich.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dekar am 30. Juli 2004, 10:22 Uhr
Dekar wischt ihr verzweifelt die Tränen weg und entschließt, es nochmal zu versuchen.
Er schiebt das Gras und das Laub zur Seite um die Falle ganz freizulegen. Vom eigentlichen Schnappinstrument führt eine kurze Kette zu einem dicken Eisennagel, der tief im Waldboden steckt und die Falle somit an Ort und Stelle verankert. Dekar sucht einen Stock und lockert die Erde um den Nagel herum auf. Dann fährt er die Krallen aus und beginnt zu graben, um den Nagel freizulegen. Er beeilt sich, denn immer wieder trifft ihn Asheru's wehleidiger Blick und ihr schmerzerfülltes Winseln.
Nach einigen Minuten, die Dekar und wahrscheinlich auch Asheru wie Stunden vorkommen, hat der Tuantha so tief gegraben, das der Nagel sich langsam lockert. Er hört auf, den Boden aufzuwühlen und beginnt an dem Eisen zu ziehen. Noch immer sitzt er tief ind er Erde, aber mit einem letzten kräftigen Ruck reisst er den Erdnagel heraus und gibt ihn Asheru.

"Hier, halte das."

Dann greift er kurzerhand unter die Garou und hebt sie hoch, um sie auf den Armen von der Stelle wegzutragen. Fragend blickt er sie an.

"Wohin sollen wir? Zurück zu einem Bach oder direkt zu deinem Tipi?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 30. Juli 2004, 10:39 Uhr
Asheru beißt die Zähne zusammen und sieht dabei zu, wie Dekar beginnt die Erde um die Falle herum weg zu graben. Die Sekunden vergehen wie Minuten, die Minuten wie Stunden, und Asheru betet innerlich, dass er es schaffen würde sie irgendwie aus diesem Unglück zu befreien.
Dann endlich löst der Tuantha den Eisennagel aus dem Boden und reicht ihn Asheru, welche sich mit schmerzverzerrtem Gesicht daran klammert. Dann nimmt Dekar sie hoch, und als das Gewicht der Falle ihr Bein herunter zieht, jault sie wieder laut auf; sie hofft nicht die Besinnung zu verlieren, und hält sich tapfer an Dekar fest und krallt ihre Hände in seine Mähne.

Auf seine Frage hin gibt sie keine Antwort, sie ist vielmehr damit beschäftigt irgendwie diesen Schmerz zu unterdrücken, und somit geht der Tuantha einfach los mit dem Wissen, dass die Falle schnellstens entfernt werden sollte. Mit jedem Schritt den Dekar macht gibt es einen kleinen Ruck an ihrem Bein, und selbst diese kleine Bewegung verursacht beinahe doppelt soviel Schmerz. Die Augen fest zugekniffen und den Kopf an Dekar gelehnt, läßt sie eher alles über sich ergehen, nur um diese Falle wieder los zu werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 31. Juli 2004, 23:49 Uhr
Aus dem Vormittag ist inzwischen Nachmittag geworden und Sonnenlicht fällt schräg durch das dichte Laubdach und sprenkelt den Waldboden vor ihnen mit goldenen Lichtpfützen. Immer noch folgen die drei dem Wolfshund, der sie unbeirrt und ohne Pause auf seiner Fährte durch das Larisgrün lotst. Die Spur hatte sie zuerst nach Nordwesten geführt und dann einen weiten Bogen nach Süden gemacht und es müssen mittlerweile schon Stunden vergangen sein, seit sie den Waldrand hinter sich gelassen haben. Leise fluchend kämpfen sie sich durch dichtes Gestrüpp und über holprige Wurzeln voran und insgeheim verwünscht Raven bereits den Umstand, dass sie in dieser trüben Gasse hinter dem Marktplatz den Toten gefunden hat. Ursprünglich wollte sie am Markt nur ein paar Lebensmittel einkaufen und bis zum späten Vormittag wieder zurück im Baum sein und nun hechelt sie schwitzend und durstig und mit zerkratzten Armen neben Rhordri und Eliphas durch das Larisgrün auf der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher.

Seufzend hält sie einen Moment inne, streicht sich das schweißnasse Haar aus der Stirn und pfeift leise den Wolfshund zurück, der schon wieder viel zu weit vorausgeprescht ist. Im Unterholz kann Stelze sich viel schneller und geschickter bewegen als ihr kleines Trüppchen und zwischen Farnbüscheln und Gestrüpp ist manchmal nicht mehr zu sehen, als sein grauer Rücken. Er ist kaum noch zu bremsen und wildes Jagdfieber scheint ihn gepackt zu haben, für Raven ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ihre gesuchte Beute nicht mehr weit sein kann. Inzwischen sind die Spuren sogar für ihre menschlichen Augen sichtbar - hier ein abgebrochener Zweig, dort zertretenes Laub, ein umgeknickter Ast, ein Abdruck im Moos. Das einzige, was sie stutzig macht, ist, dass keine Stiefelspuren zu sehen sind.

Sie wirft einen Blick hinauf in die Baumkronen, wo ab und zu ein leises Flügelschlagen oder ein heiseres Krächzen zu hören ist, wenn Eliphas' gefiederter Begleiter über ihren Köpfen seine Runden dreht, doch dann richtet sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Stelze, der plötzlich Laut gibt und aufgeregt eine zerwühlte Stelle im Waldboden verbellt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Rhordri am 01. Aug. 2004, 11:55 Uhr
Es ist heiß, der Pilzeintopf zu Hause ist längst von Morna und den ewig hungrigen Jungen (die längst alles Männer sind) und der noch hungrigeren Meute Enkelkinder verputzt und Rhordri hätte eigentlich seit Sonnenaufgang dienstfrei. Das alles und die Tatsache, daß er mit einer zierlichen, dunkelhaarigen Bogenbauerin und einem Schwarzmagier in flatternder Robe hinter einem wildgewordenen grauen Wolfshund her durchs Larisgrün hetzt auf der Suche nach einem blonden Kerl mit zuviel Kraft und einem Loch in der Schulter machen seine Laune nicht gerade besser. Dennoch läßt er sich nichts anmerken. Der Einfall mit dem Wolfshund war und bleibt brilliant - und wird offenbar auch noch von Erfolg gekrönt, denn kaum sind sie aus der Stadt heraus und in den Tiefen des Waldes verschwunden, kann Stelze der aufgenommenen Fährte so mühelos folgen, als hätte ein Jäger sie gerade eben erst ausgelegt. Nicht mehr abgelenkt von Menschen, Gerüchen, anderen Hunden oder sonstigem heftet Ravens Hund seine Nase auf den Boden und ist in den folgenden Stunden nur noch als grauer Schemen irgendwo vor ihnen zu sehen, den seine Herrin mehr als einmal zurückpfeifen muß, damit er ihnen nicht zwischen Brombeerranken und Farnwedeln abhanden kommt.

Sie passieren einen Bachlauf und Stelze muß eine ganze Weile suchen, ehe er die Spuren wiederfindet, aber schließlich hat er sie am gegenüberliegenden Ufer und setzt fröhlich bellend seine Hatz fort. Tief hinein in den Wald führt sie ihr Weg und bald sind sie nicht mehr nur auf die Hundenase angewiesen, um der Spur zu folgen. Rhordri ist im Spurenlesen schon eine ganze Weile aus der Übung, aber die Bogenbauerin offensichtlich nicht und alsbald entdeckt auch er hin und wieder einen Hinweis auf jene, die vor ihnen hier entlang gekommen sein mußten. Anhand abgerissener Blätter und geknickter Zweige schätzt Rhordri die Größe des gesuchten Mannes auf mindestens die Statur des Sturmlords und überlegt hektisch, wer zum Henker das nur sein könnte, denn ein so großer Mann wäre in Talyra längst aufgefallen oder man hätte zumindest schon einmal etwas von ihm gehört. Außerdem hatte der Fischhändler am Marktplatz den "blonden Kerl" mit "etwa zwei Schritt groß, vielleicht eine Handspanne kleiner" beschrieben und nicht mit "na so groß wie der Sturmlord war er auf jeden Fall!"

Rhordri duckt sich auf dem breiten Rücken von Ravens braunem Hengst, um einen tiefhängenden Tannenzweig auszuweichen und zerbricht sich den Kopf darüber, wie bei allen Göttern der Kerl es geschafft hatte, auf dem Weg aus der Stadt die zwanzig Sekhel zu wachsen. Dann finden sie die erste wirkliche Spur: neben einem Fleckchen modrigem Herbstlaub vom letzten Jahr ist ein sauberer Pfotenabdruck im feuchten Waldboden, der eindeutig nicht von Stelze stammt. "Komisch," schnauft Rhordri. "Wir suchen einen Mann, der innerhalb weniger Stunden zwei volle Handspannen wachsen kann und dessen zierliche Begleiterin plötzlich keine zierliche Begleiterin mehr, sondern ein Hund ist. Wolf, wenn ihr mich fragt, jedenfalls nach diesem Pfotenabdruck. Bin kein Spurenleser, aber ich will verdammt sein, wenn ich das nicht mehr unterscheiden kann. Und ein Wolf auf zwei Bei..." In diesem Augenblick fällt es dem Kastellan wie Schuppen von den Augen.

Wandler! Warge! Schießt es ihm durch den Kopf, aber er kommt nicht mehr dazu, seinen Gedanken laut auszusprechen, denn im selben Moment gibt Stelze aufgeregt laut und sie kommen an eine Stelle, wo der weiche Waldboden aufgerissen und im Umkreis von einem Schritt völlig zertrampelt und mit Blutspuren übersät ist. "Sieht aus wie ein Fangeisen." Rhordri erinnert sich an die neuesten Scherereien mit ein paar Wilderern, denen Kaney im Auftrag der Steinfaust gerade auf der Spur war. Der Wargjunge hatte ein paar Fallen gefunden und entschärft, aber die Wilddiebe selbst noch nicht gestellt. "Wir suchen gerade ein paar Wilderer, Kaney kümmert sich darum," murmelt er erklärend und schüttelt angesichts der Schweinerei vor ihm empört den Kopf. "Los, sehen wir zu, daß wir unseren Mann finden... und was immer in die Falle geraten ist.... ich habe da so einen Verdacht... na, wir werden sehen. Raven, könntet Ihr Stelze bei Euch behalten? Wer immer in dieses Eisen gestiegen ist, ist schlimm verwundet und wir müssen ja... äh... nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, ehe wir nicht wissen, was sich wirklich in der Stadt abgespielt hat und äh... naja... Ihr wißt schon. Will ja niemanden verschrecken."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Eliphas am 01. Aug. 2004, 15:58 Uhr
"Feiner Hund .....sehr gut"  Eliphas lobt Stelze und deren  feine Nase, als sie endlich die Baumgrenze des Larisgrün erreicht haben. Jetzt war es wohl nur noch eine Frage der Zeit. Doch Eliphas, Rhodri und Raven hatten sich getäuscht. Es wurde ein stundenlanger Marsch kreuz und quer durch das Unterholz. Eliphas hatte kurzerhand seinen Stab umfunktioniert, anstatt  damit Seelen zu ködern oder diese auf seinen Befehl zu entlassen schiebt er jetzt  Brombeerranken beiseite oder testet verdächtige Stellen im Waldboden mit leichten Stössen um nicht mit seinem Fuss in einem Kaninchenbau hängen zu bleiben oder in einen versteckt fliessenden Bachlauf zu treten.

Eliphas wird immer besorgter. Er hatte das blutverkrustete Leinenhemd gesehen und auch die Blutspuren und Pfützen  an der Häuserwand und auf der Erde nahe des Toten. Der Mann hatte viel Blut verloren, wenn der Dolchstoss eine Arterie verletzt hatte, dann würde die Blutung nicht so schnell zu stoppen gewesen sein und trotzdem hatte sich der Mann so weit ,  so viele Meilen von der Stadt enfernt durch den Wald gekämpft, ohne Weg und Steg, einfach geradhinaus ins Dickicht ......sicher dass die Frau ihm half vorwärts zu kommen, aber sie ist schmächtig, sie könnte ihn niemals tragen, wenn man der Beschreibung des Fischhändlers Glauben schenken konnte und mit dieser Verletzung wären selbst Recken wie der Tronjer oder Caewlin  schon  zusammengebrochen........Irgendetwas schien hier absolut nicht zusammenzupassen.

Ein Blick in die Gesichter von Raven und Rhodri zeigt dem Nekromanten, dass ihnen die Situation ebenfalls ein Rätsel ist. Wer  auch die beiden sind, die sie verfolgen, Eliphas glaubt nicht mehr daran, dass es sich einfach nur um einen starken Kerl und sein Liebchen handelt.

Der Schwarzmagier bereut es nun, keine Stadtgardisten mitgenommen zu haben.  Zwar vertraut er auf seine Magie und die arkanen Künste, aber seinen Feind nicht zu kennen, noch dazu in diesem Wald, wo die Bäume zum Teil enger standen als die Latten eines Zaunes, dann ist das dennoch ein Nachteil.

Hinter  ihm hört er Rhodri leise fluchen, zwar erleichtert ihm Ravens Pferd grösstenteils das Vorwärstkommen, doch der Kastellan muss immer öfter absteigen und das Pferd bei den Zügeln nehmen und hinter sich herziehen, so uneben und undurchdringlich bewachsen sind manche Stellen.

Plötzlich ruft der Kastellan den beiden anderen etwas  zu. Stelze, als einziges Mitglied der Gruppe die noch Spass an dieser Wanderung hatte, war urplötzlich umgedreht und  umrundet winselnd Rhodri, der in die Hocke gegangen war und den Waldboden abtastet.

Erst als der Schwarzrock näher kommt, erkennt er, was Rhodri gefunden hat und auf was er deutet. Hier hatte eine Wildererfalle gelegen und eine ganz perfide noch dazu.
Verachtenswert, wenn auch nichts ungewöhnliches im Wald. Wilderer gab es zu allen Zeiten, doch Rhodris Worte klingen seltsam nervös, war dem Kastellan auf einmal ein Licht aufgeganen? Dass es sich um einen Wilderer handelt, der auf seiner Flucht einfach mal bei seinen Fallen nachgeschaut hat und diese einsammelt, daran denkt Eliphas nicht einen Augenblick.

" Was habt ihr gefunden, Rhodri? Ich spüre doch dass es nicht diese Spur einer Wildererfalle ist, die  euch so merkwürdig werden lässt. Habt ihr eine Ahnung wen wir da suchen? Ist es besser umzudrehen und die Stadtwachen zu informieren? Ich glaube  auch nicht, dass es sich nur noch um einen "blonden Riesen" handelt....WEM oder WAS bei den Zwölfen sind wir hier auf der Spur?




 

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 01. Aug. 2004, 20:34 Uhr
Sie kommen nur langsam zu der Stelle voran, die Stelze so giftig verbellt hat, wobei Eliphas den Stab mit dem Totenschädel beinahe wie eine Machete einsetzt, um ihnen einen Weg durch das dichte Gestrüpp zu bahnen. Rhordri folgt ihm mit dem Braunen am Zügel, bemüht, möglichst wenig Krach zu machen. Auf Ravens leisen, hohen Pfiff und eine Handbewegung hin macht Stelze abrupt kehrt und kommt hechelnd durch die hohen Farnbüschel zu ihnen zurück getrabt. Es scheint ihm gar nicht zu passen, dass gerade jetzt, wo er endlich etwas gefunden hat, seine eifrige Jagd unterbrochen wird, aber er fügt sich gehorsam dem Befehl seines Frauchens und lässt sich neben ihr in einem Teppich aus Blaubeersträuchern nieder, während Rhordri und Eliphas die Stelle inspizieren, die den Wolfshund so in Aufregung versetzt hat.

Auch Raven tritt zu den beiden und lässt sich neben dem Kastellan auf die Knie sinken, um sich den zertrampelten Waldboden genauer anzusehen. Die Erde ist an dieser Stelle aufgewühlt, als ob jemand nach etwas gegraben hätte, und auf dem Moos und den Steinen ringsum sind deutliche Blutspuren zu sehen. Sie berührt einen der Flecke mit dem Zeigefinger - das Blut ist noch nicht getrocknet, sondern feucht und klebrig und die Fährte so frisch, dass der Zwischenfall, der hier offenbar geschehen ist, noch keine Stunde her sein kann.

Teile einer rostigen Schlagfalle liegen verstreut im Laub, doch die gezahnten Fangeisen fehlen und Raven mutmaßt, dass sie im Moment vielleicht noch immer fest und schmerzhaft um ein Bein geschlossen sind - um wessen Bein ist ihr allerdings noch immer ein Rätsel.

Eliphas scheint es ebenso wie ihr zu gehen, denn seine gefurchte Stirn und der nachdenkliche Gesichtsausdruck lassen darauf schließen, dass er sich genausowenig einen Reim auf die ganze Sache machen kann. Allein Rhordri scheint wohl einen Verdacht zu haben, allerdings sind ihm nicht mehr als vage Andeutungen zu entlocken.

Raven betrachtet den Pfotenabdruck, den der Kastellan ihnen auf dem weichen Boden zeigt. Sie ist sich nicht ganz sicher, aber es könnte durchaus die Fährte eines Wolfes sein, wenngleich ihr der Abdruck für einen gewöhnlichen Wolf reichlich groß vorkommt.
"Hm, was wir hier suchen, das würde mich allerdings auch interessieren", echot sie auf die Frage des Schwarzmagiers und schaut Rhordri erwartungsvoll an. "Wir haben bis jetzt keine Ahnung, was uns am Ende dieser Fährte erwartet, das kann alles mögliche sein. Wenn Ihr mehr wisst als wir oder einen konkreten Verdacht habt, dann solltet Ihr uns das nicht vorenthalten, Maester Rhordri. Es wäre besser, wir könnten uns vorher darauf gefasst machen, was uns dort begegnen wird, statt ins offene Messer zu laufen..."

Ravens Hand tastet nach dem kleinen Dolch an ihrem Gürtel, den sie stets bei sich trägt. Allerdings vermag die schmale Klinge sie nicht unbedingt zu beruhigen und sie wünscht sich sehnsüchtig das Kurzschwert herbei, das zuhause im Baum in einer Truhe ruht. Aber wie hätte sie an diesem Morgen auch ahnen sollen, dass ein harmloser Einkaufsbummel sich zu einer wilden Verbrecherjagd entwickelt.

Mit einem fragenden Blick auf die beiden ungleichen Männer erhebt sie sich wieder und klopft sich die lose Erde von den Knien. "Ich hoffe zwar, dass wir keine brauchen werden, aber ..... hat jemand noch irgendwelche Waffen dabei? Mit mehr als diesem Dolch kann ich leider nicht dienen, falls die Situation brenzlig wird."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Rhordri am 01. Aug. 2004, 21:51 Uhr
"Äh... uh!" Macht Rhordri, inzwischen vom Rücken des braunen Hengstes geglitten und das riesige Pferd hinter sich am langen Zügel, was der sofort ausnutzt, um sich am frischen Waldgras gütlich zu tun, und dann noch einmal "Uh....aber hm... ich hab doch gar keinen konkreten Verdacht... obwohl..." als erst Maester Levi und dann auch die Bogenbauerin eindringlich auf ihn einreden. "Naja, vielleicht doch," meint er schließlich und kaut zweifelnd an seiner Unterlippe herum. "Seht mal, am Bach, als der Hund... ich meine Stelze... die Fährte ein wenig suchen mußte, da war ich fast sicher, im Ufersand einen Fußabdruck gesehen zu haben, aber dann weiter im Wald war da dieser Pfotenabdruck und all die abgeknickten Äste, die ich gesehen habe waren auf einmal in so unangenehmer Höhe. Mindestens zwei Meter Schulterhöhe, meine ich. Aber der Fischhändler hat einen kleineren Mann beschrieben und eine zierliche Begleiterin. Und ich habe noch nie einen Wolf auf zwei Beinen gesehen... außer... tja außer zumindest einer, der Kerl selber oder die Frau oder am Ende beide wären Wandler. Warge. Ihr wißt schon, die Wesen aus den Sagen, die Tiergestalt annehmen können. Ich weiß nicht viel über sie, schließlich sind wir hier in Ildorien und da gibt es die eingentlich gar nicht," leicht hilflos zuckt er mit den Schultern, die Stirn noch immer angestrengt gefurcht.

"Aber die ein oder andere Geschichte kenne ich. Und dann ist da noch Kaney, der auch Wargblut in sich hat und das ist ein Prachtjunge, egal was die Klatschweiber sonst so über Wandler erzählen. So, und das ist auch schon alles, was ich an Vermutungen zu bieten habe, und am Ende denke ich wahrscheinlich sowieso in die ganz falsche Richtung und äh... ahm... ahem... ich weiß auch nicht genau," schließt er zweifelnd und ziemlich lahm obendrein. Auf einmal erscheint ihm sein Geistesblitz alles andere als schlüssig, aber seine Begleiter hatten schließlich gefragt und das letzte, was er will, ist den Eindruck erwecken, er hielte am Ende etwas zurück. Bei der leicht besorgten Frage der Bogenbauerin nach Waffen, fahren seine Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch, aber er klopft ganz automatisch auf die rasiermesserscharfe Ochsenzunge an seinem Waffengurt und tastet mit der anderen Hand nach dem Jagdmesser. "Nur ein Kurzschwert und einen Dolch, mehr habe ich nicht," erwidert er, doch in Maester Eliphas Levis Gegenwart hätte er sich nicht einmal im Traum Sorgen um die eigene Sicherheit gemacht - ganz egal, was sie am Ende dieser merkwürdigen Jagd auch erwarten mag. Hatte der Mann nicht ganz allein in einem Meer von Nargen gestanden und die Toten an seine Seite gerufen?  Hatte er nicht in der Schlacht Dutzende gefallener Feinde in seinen Bann gezwungen und gegen die eigenen Brüder und Kameraden marschieren lassen?

Wer zu solchen Dingen fähig war, der würde auch mit zwei Wargen fertig, das steht für den bärtigen Kastellan der Steinfaust so fest wie die Tatsache, daß die Sonne jeden Morgen im Osten über dem Ildorel aufgeht. Und er selbst mag zwar schmerbäuchig und nicht mehr der Jüngste sein, aber er ist gut mit dem Schwert, das weiß er. Dennoch hat die Bogenbauerin wohl recht - besser mißtrauisch und auf alles gefaßt, als zu leichtgläubig und am Ende mausetot. "Nennt mich einen Spinner," murmelt er halblaut in seinen Bart, "aber ich glaube einfach nicht, daß die Situation brenzlig wird." Laut fährt er fort. "Nun, dann hoffen wir, daß wir keine Waffen brauchen und mit Wasauchimmer vernünftig reden können. Wenn sich unsere Vermutungen über das Geschehen in dieser Gasse als wahr herausstellen, hat der Mann... Warg... oder welches Wesen das eben war... ohnehin in Notwehr gehandelt," er zuckt mit den Schultern. "Daß er dann geflüchtet ist, anstatt den Vorfall zu melden, spricht zwar gegen ihn, aber wenn er wirklich ein Warge ist, hat er vielleicht nicht sonderlich viel gute Erfahrung mit den Menschen gemacht, nicht hier in den Herzlanden. Im Norden bei den Stämmen jenseits der Langen Mauer werden sie sehr verehrt," fügt er mit einem Seitenblick auf Raven hinzu, deren schwacher, aber manchmal noch hörbarer Akzent ihn sie ebenfalls für eine Nordländerin halten läßt, nur ob Ardun oder Normand oder gar noch weiter Nordöstlich kann er beim besten Willen nicht sagen. "Aber wie auch immer, entweder der Kerl selbst oder das Mädel sind auf jeden Fall verletzt und brauchen Hilfe."

Gesagt getan, mit dieser Erklärung schienen sich sowohl Maester Levi, als auch Raven vorerst zufrieden zu geben und sie setzen ihren Weg fort... den nun deutlichen Spuren und den auf Blättern und Moosfleckchen vor sich hintrocknenden Blutstropfen folgend, bis sie schließlich tief im Wald und keine halbe Stunde von der Falle entfernt hinter einer Reihe schlanker, gerader Hainbuchen auf ein recht seltsam aussehendes Zelt stoßen. Recht ähnlich den Behausungen der Windreiter des Gräsernen Meeres sieht es doch fremd und exotisch aus mit seinen weinroten Mustern auf sorgsam gegerbten Hirschlederhäuten. "Äh..." macht Rhordri, leicht überfragt. Sie hatten sich bewußt nicht lautlos angeschlichen... er und das Riesenpferd hätten das ohnehin nicht bewerkstelligen können, aber allzu auffälligen Lärm hatten sie auch nicht gemacht - und wenn er die Ohren spitzt, kann er entweder aus dem Inneren der fremdartigen Behausung oder von deren anderen Seite leises Fluchen und schmerzvolles, unterdrücktes Stöhnen hören. "Klingt wirklich so, als bräuchte jemand Hilfe."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Eliphas am 01. Aug. 2004, 22:49 Uhr
"Ihr seit wahrlich der bessere Beobachter, Rhodri" antwortet Eliphas..." ich hatte mich so auf den Hund konzentriert, dass ich jede Spur übersehen habe ausser ich wäre darüber gestolpert.."

"Natürlich, es ist ein Wandler jeder Indiz spricht dafür, aber ich habe noch nie einen .....halt.." Eliphas hebt seine Hand " Doch, ich begegnete einst einem Wandler oder Warg wie ihr sagt...ein Wolf auf zwei Beinen, doch er konnte nicht wandeln, deswegen hielt er sich im Wald versteckt vor den Menschen, ich erinnere mich deswegen so gut daran, da auch ich wegen meines Aussehens und wegen meiner Fähigkeiten oft von Menschen gemieden  werde ich verstand ihn     und warum sollte es nicht mehrere von ihnen geben,  auch solche, die wandeln können?"

Als Raven die Bewaffnung anspricht und Rhodri sich brüstet mit dem Schwert umgehen zu können, als sei er damit geboren worden, muss Eliphas trotz der Situation etwas schmunzeln, wenn dann würden sie es mit einem über 2 Meter grossen Wolf zu tun bekommen...wenn es mehrere gab, vielleicht auch mit einem ganzen Rudel.

" Meine Magie vermag mich zu schützen, euch auch.....doch dieser Wald ist so undurchschaubar und so undurchdringlich wie der Gegner dem wir möglicherweise gegenüber stehen ....nicht die beste Ausgangsposition." Doch Rhodri zuversichtlicher Blick, der auch viel mit der Anwesenheit des Hexers zu tun hat, schien diese bedachten Worte von Eliphas zu ignorieren.

Das Unterholz ist hier so dicht, so eng stehen Bäume und Sträucher aneinander , dass man schon nach wenigen Metern die Orientierung verlieren konnte, wer weiss, vielleicht waren sie selbst schon die Gejagten. Eliphas Sinne sind geschärft, aber keinesfalls könnten sie sich mit denen eines Wolfes messen, allein, das der Vertraute über ihren Köpfen immer noch gemächlich seine Kreise zieht, lässt Eliphas darauf vertrauen nicht im nächsten Moment in irgendwelchen Wolfsfängen zu enden. Sein geschuppter Begleiter würde hoffentlich reichtzeitig Alarm schlagen.

" Das mit der Notwehr scheint wirklich naheliegend" fährt Eliphas nach einer kurzen Pause fort" Ich bin dafür, dass wir weitergehen, wenn es sich um menschenähnliche Wesen handelt, dann lassen sie vielleicht mit sich reden und schildern uns ihren Standpunkt..wir sollten auf jedenfall jede Provokation vermeiden und ihnen unvoreingenommen gegenüber treten, doch lasst lieber mich vorausgehen und als erster dem Hund folgen.."

 und ich hoffe Rhodri, dass du wegen meines Beiseins nicht überheblich wirst

Sie folgen Stelze, jeder mit einem unterschiedlich unguten Gefühl. Eliphas sorgt sich um seine zwei Begleiter, sie  zu schützen und gleichzeitig einen riesigen Wolfsmenschen abzuwehren schien auch für einen Schwarzmagier nicht leicht zu sein, vielleicht hätte er alleine weitergehen sollen. Doch Rhodri als Representant der Stadtwache hatte ein Recht mitzukommen und Ravens Wolfshund würde sie zu ihrem Täter führen, keiner von beiden würde sich wohl fortschicken lassen.

Der Spur zu folgen ist nun relativ leicht, deswegen weisst Eliphas Raven an, Stelze nicht allzu weit laufen zu lassen, sie sollten lieber mehr oder weniger geschlossen vorrücken.

Die Blutspur und die geknickten Halme führen alle drei zu einem kleinen Hain indem die Bäume etwas weniger dicht stehen, der Vertraute hatte sich- und das liess Eliphas Wachsamkeit weiter steigern -auf die Schulter des Schwarzmagiers niedergelassen  und  zischte leise vor sich hin.
Ja ich weiss......aber es muss sein ich gehöre zur Stadtwache, warum machst du dir überhaupt Sorgen, du bist der einzige der fliegen kann

Etwas rotes  blitzt zwischen den Bäumen auf. Eliphas greift seinen Stab fester und als sie sich vorsichtig nähern, wird Eliphas einer primitve Behausung gewahr.
Eine Art Zelt aus Leder, es wirkt spartanisch und doch muss der Geist der diesen Unterschlupf erdacht und  gebaut hat über gewisse Intelligenz verfügen die über die eines Wolfes hinausgeht.

" Ich höre Stimmen.....sie kommen aus dem Zelt..lasst den Hund nicht weiterlaufen, vielleicht werden sie sich bedroht fühlen "flüstert Eliphas zu Raven und Rhodri gewandt. Das bleiche Gesicht des Totenbeschwörers wirkt in diesem  Wald noch unheimlicher als Eliphas mit zusammengekniffenen Augen die Gegend vor ihnen absucht.
Der Vertraute hatte  seine kleinen Klauen in Eliphas  Schulter gebohrt und seine schwarzen Knopfaugen  wichen nicht von diesem Zelt.

er hat Angst  .......ich glaube hier ist das Ziel unserer Reise

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 06. Aug. 2004, 23:54 Uhr
Caylith sieht Kargrim aufmerksam an und ein unwillkuerliches Laecheln umspielt ihre Lippen, wenn auch nur leicht, als sie seine Worte hoert:

>Ich freue mich dich getroffen zu haben, Caylith, ich habe lange schon keinen Faun, geschweige denn eine Faunin getroffen.>

Die Faunin nickt sacht mit dem gehoernten Haupt und senkt den Blick zum knisternden Feuer vor sich.
"Ich weiss es nicht genau, aber ich hab ebensolch ein Gefuehl, dass ich ewig keinen meines Volkes gesehen habe," erklaert sie ruhig, waehrend sie die Flammen beobachtet, welche in die Hoehe schlagen. Nach einer Weile fuegt sie leise hinzu: "Ich glaube... ich vermisse meinen Stamm...."
Weiterhin starrt sie auf das Feuer und die schwelende Glut
Als er weitererzaehlt hebt sie den Blick und mustert ihn nocheinmal lange. Traurigkeit schwingt in seiner Stimme mit und in seinen Augen kann sie diese sogar erkennen. Cay runzelt leicht die Stirn und sieht ihn nachdenklich an.
"Warum bist Du nicht bei Deinem Stamm, wenn Du Dich einsam fuehlst...?"
Doch diese Frage koennte sie sich auch selbst stellen. Aber die Antwort bleibt ihr wohl noch verschlossen. Jedes Mal, wenn sie sich versucht zu erinnern, scheint ein dichter Schleier alles zu verhaengen.

Sie bleibt eine ganze Weile still, als er wieder ihren Aufenthaltsgrund und ihr Gedaechnis anspricht.
Was soll ich ihm sagen? Ich weiss es doch selbst nicht... Ich bin hier ganz verloren...
Sie laechelt etwas gequaelt als sie versucht anzusetzen eine Erklaerung abzugeben. Sie oeffnet den Mund und schliesst ihn wieder um die Lippen aufeinander zu pressen.
Schliesslich schafft sie es nach einer weiteren Weile es wieder zu versuchen:
"Ich kann es mir selbst nicht erklaeren, Kargrim... Ich habe wohl ein sehr schlechtes Gedaechnis...", sie sieht ihn ratlos an "vielleicht wurde ich deswegen auch aus meinem Stamm verstoßen...", ueberlegt sie resignierend.
"Aber was ich dann in einem Wald mache, weiss ich dennoch nicht. Aber vielleicht bin ich auch auf der Suche nach einer Loesung..?" Es klingt eher wie eine Frage, als nach einer Feststellung. Doch da scheint es tatsaechlich zu liegen. Cay's silberhelle Augen weiten sich ein wenig, als schien sie zu einer Erkenntnis gekommen zu sein.

Caylith schuettelt den Kopf und versucht ein Laecheln "Es macht nichts, dass Du fragst... Ich habe die Hoffnung, dass ich gerade dadurch vielleicht auf eine Antwort stoße...", sie verstummt und sieht zu einem gluehenden Ast im Feuer, der gerade nachgibt und auseinanderfaellt "Ich bin froh, dass Du ein Faun bist, Kargrim..." fuegt sie leiser hinzu und ist im naechsten Moment gleich ueber ihre Worte verlegen.
Hoffentlich versteht er das jetzt nicht falsch...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 11. Aug. 2004, 20:08 Uhr
Nördliches Larisgrün


Shyada hat keinen Gedanken daran verschwendet die Tage zu zählen seit sie Talyra verlassen. Hier inmitten des Waldes und aus der Steinfaust entlassen gibt es nichts und niemanden dem sie sich unterordnen muss. Wie ein lautloser Schatten streift sie durch das nördliche Larisgrün und hält sich auch weiterhin in diese Richtung gewandt.
Ihr Tagesablauf hat sich dem Lauf der Sonne angepasst. So sucht sie erst einen Platz zum schlafen, wenn die Sonne untergeht und gönnt sich Pausen oder eine Rast, wenn die Sonne zu erbarmungslos auf die Immerlande scheint und die Luft außerhalb des Waldes zum flirren bringt.

Viele Wildwechsel haben ihren Weg gekreuzt und auch so manch eine Wildererfalle hat sie entdeckt und unschädlich gemacht. Auch wenn es nun nicht mehr zu ihrer Aufgabe gehört, so sind ihr diese Art von Fallen verhasst und allein schon aus diesem Grund hat Shyada sie mit einem Ast entschärft.
Je mehr Shyada nach Norden gelangt umso weniger denkt sie an die Personen in der Stadt. Einzig Aurian findet von Zeit zu Zeit Platz in ihren Gedanken, da sich Shyada gut in ihre Lage versetzen kann. Auch wenn sie einen völlig anderen Grund hat. Die Amazone hofft für die schwarzhaarige junge Frau, deren Augen ihren eigenen sehr ähneln, dass sich jemand um sie kümmert, doch so wie sie Olyvar von Tarascon einschätzt, würde er dieser Aufgabe gerecht werden.

Helle Lichtpunkte tanzen über den bemoosten Waldboden. Im Schein der Sonnenstrahlen funkeln Staubkörner und scheinen ihren eigenen Tanz vorzuführen. Das Lied der Vögel erklingt von allen Seiten und obwohl ein jeder für sich seine Stimme erhebt, scheint es doch als wollen alle zusammen ein kleines Konzert geben.
Der leicht warme Sommerwind streicht, gebrochen durch zahlreiche Bäume und Sträucher, nur zögerlich durch das Innere des Waldes und ist nicht viel mehr als ein Hauch auf der Haut der Amazone.
Eine Hand zum Schutz vor der durch das Geäst hereinscheinenden Sonne über die Augen gelegt sieht Shyada, dass sich die Bäume allmählich immer mehr lichten. Auch wenn es noch nur zu erahnen ist, so glaubt Shyada, dass sie bald das nördliche Ende des Larisgrüns erreicht hat. Auf ihrem Weg nach Talyra war sie von Westen gekommen, doch nun würde sie die Chance haben und das Leben auf der Ebene von Yacalar erleben. Die Amazone kann sich dunkel an einige Geschichten ihrer Stammesmitglieder erinnern, demnach sich irgendwo auf der Ebene eine seltsame Steinformation befinden soll, dessen Existenzgrund man aber nur erahnen kann.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kargrim am 18. Aug. 2004, 14:05 Uhr
Kargrim lauscht aufmerksam während Caylith erzählt und stochert mit einem Stock in der Glut des Feuer herum. Ab und an legt er noch etwas Holz nach worauf die Flammen hoch lodern und die beiden Faune in ein warmes oranges Licht tauchen. Es ist eine ungewöhnlich kalte Nacht und der Atem der beiden steigt stetig als kleiner Nebel zum Himmel.

>Warum bist Du nicht bei Deinem Stamm, wenn Du Dich einsam fuehlst...?<

Kargrim legt den Stock beiseite und wickelt sich in seinen Wollumhang, den Blick zu Boden gesenkt antwortet er stockend. "Nun, hm, weißt du... mein Stamm ist...wurde... ausgerottet. Abgeschlachtet. Alle tot, hm... nur ich konnnte diesem Grauen entfliehen. Ich... Ich.." Kurz blickt er Caylith in die Augen und senkt sein Haupt dann wieder, sie soll nicht den Zorn und den Hass in seinen Augen sehen den er gerade ebenso wie Trauer spürt, während er sich noch fester an seinen Umhang klammert. "Ich...es tut mir leid, ich kann gerade, hm, nicht weiter darüber sprechen, verzeih Caylith."

Mit seinen großen Händen reibt er sich die Augen, kramt in einem der Beutel an seinem Gürtel herum und holt etwas Trockenfleisch heraus. "Möchtest du?"

Nach einigem zögern führt Caylith die Unterhaltung fort. Sie weiß nicht wieso sie hier ist, hm... und sie glaubt verstoßen zu sein, hm, arme Caylith

"Das tut mir leid, das mit deinem Gedächtnis und das du dich deshalb wohl so verirrt hast. Hm, und ich glaube nicht das du verstoßen wurdest, es wäre nicht die Art von uns Faunen soewtas zu tun, zumindest wäre es nicht die meine, ja hm." Kragrim lächelt der Faunin zu und ein paar Funken aus dem Feuer springen in die Luft und scheinen noch ein wenig zu tanzen bis sie immer schwächer leuchtend zu Boden sinken.

>Ich bin froh, dass Du ein Faun bist, Kargrim...<

Ebenso leise antwortet Kargim verlegen grinsend "Ich auch das du einer bist...hmhm, entschuldige, eine Faunin natürlich." Ich hoffe sie versteht das, hm, richtig, also nicht so, hm... ach reiß dich zusammen und hör auf zu grinsen Kargrim räuspert sich kurz und lenkt dann geschick ab.

"Eine Lösung finden, hm... vieleicht könnte ich dich ja dabei ein Stück begleiten. In Talyra gibt es einige Heiler die dir, hm, helfen könnten, so hoffe ich. Wenn ich darf geleite ich dich dort hin, was meinst du?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. Aug. 2004, 10:50 Uhr
Es ist zum Mäusemelken.
Eigentlich war Kaney der Meinung, dass er einigermassen Ahnung von Wilderern hat... immerhin hat ihm sein Stiefvater viel von diesen erzählt, während sie zusammen durch den Wald marschiert sind.
Aber dieser Fallensteller verhält sich gänzlich anders als die Fallensteller, von denen er gehört hat.
Deprimiert lehnt sich Kaney an einen Baum und denkt erstmal nach.
Also, wieso pflegt der Kerl seine Fallen nicht? Immerhin besteht die Gefahr, dass die Fallen nicht mehr benutzbar sind, wenn sie zusehr rosten...
Und wieso kontrolliert er seine Fallen nicht?

Kaney war sich absolut sicher, dass der Mann mit dem Loch in der Sohle hier nicht entlang gekommen ist. Und das war seeeehr seltsam.
Ich hätte die Fallen zweimal jeden Tag kontrolliert... oder mindestens einmal am Tag... aber mehrere Tage lang nicht kontrollieren? Nein, da stimmt doch was nicht. Inzwischen hätte doch jedes Raubtier die Fallen geplündert...

Kaney seufzt. Auch dieses Mal hat er beim Patrouille gehen am Waldrand nichts finden.

Und nun? Ich kann hier täglich nachschauen, ob ich etwas finde, aber wenn das so weitergeht, verschwende ich nur meine Zeit... nein, ich glaube ich brauche eher Hilfe von jemandem, der sich besser mit Wilderern auskennt als ich...
Diese Erkenntnis schmerzt Kaney. Er fragt ungern nach Hilfe, denn er sieht das immer noch als ein Zeichen von Schwäche an...
Aber besser einmal Schwäche zeigen, als die ganze Zeit unnütz Zeit verplempern und nichts zustande bringen.

Also wieder zurück zur Steinfaust... ob ich einen der anderen Späher dort nach Hilfe fragen kann? Hmm...

Nachdenkend geht Kaney - nachdem er sich wieder einige Stunden im Larisgrün aufgehalten hatte - zurück nach Talyra

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nevermore am 22. Aug. 2004, 22:53 Uhr
-Im Fuße eines hohlen, riesigen Eichenbaumes-


Mutter. Du musst endlich aufstehen.

Aelinors flehendes Senden verweht scheinbar unbemerkt. Sie weiß wohl, dass ihre Ziehmutter die Worte nicht klar verstehen kann. Doch ein derartiges Drängen hätte sie normalerweise aufrütteln müssen. Die Kleine kann Nevermores Lethargie nicht länger tatenlos zusehen.

Mutter. Wir haben seit zwei Tagen nicht gegessen. Ich habe Hunger. Und du siehst auch schon sehr knochig aus...

Wieder keine Reaktion. Wann Nevermore zuletzt geschlafen, geträumt hat, kann Aelinor nicht mehr sagen. Doch wach kann man ihren derzeitigen Zustand auch nicht nennen. Sie sitzt nach vorn und hinten schaukelnd, die Arme um die Knie geschlagen, auf dem Boden des ausgehöhlten Baumstammes, und starrt mit leerem Blick vor sich hin.

Schließlich läuft Aelinor allein los, in die Stadt. Irgendjemand muss ihr Senden doch verstehen können. Ihrer Mutter muss schließlich endlich geholfen werden. Ein Reh schaut scheinbar erstaunt der Dreijährigen hinterher, wie sie so entschlossen und zielgerichtet durch den Wald stapft. Es wird bereits dunkel... Doch Aelinor kennt keine Angst als die um ihre Mutter.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Cleyron am 23. Aug. 2004, 17:23 Uhr
Cleyron streift äusserst zufrieden durch das Larisgrün. Wie lange ist es her, dass er so durch einen Wald gerannt ist? Bestimmt schon länger als einige Monate, vielleicht ist das letzte Mal gegen Anfang des Nargfeldzuges gewesen.
Er fühlt sich unendlich frei. Den störenden Umhang der Stadtgarde hat er in seinem Quartier auf der Steinfaust gelassen. Immerhin ist Sommerfest, da wird wohl kaum von ihm verlangt werden, dass er in Uniform ist. Außerdem ist es zweifelhaft, ob die Knaben nachher überhaupt zur Fechstunde kommen, oder ob sie sich nicht doch lieber auf dem Marktplatz vergnügen.
Mit wehendem Hemd prescht der Ehemalige durch das Unterholz. Äste zerkratzen ihm die Haut und zerreißen die Kleidung, was er jedoch selbst am Rande kaum wahr nimmt. Er hatte dieses Gefühl schon beinahe wieder vergessen. Innerlich verbindet ihn eben doch mehr mit den wilden Tieren des Waldes, als den Menschen, die sich gar nicht wohler fühlen können, als wenn sie in immer engeren und volleren Straßen und Städten aneinander gequetscht leben müssen. In der Steinfaust zu leben ist wirklich nicht das beste für seine Nerven. Die ganze Zeit von Menschen umgeben und von hohen Mauern eingesperrt. Kein Wunder, dass er in Kombination mit seinen verwirrenden Gefühlen für Aurian und der Sorge um Kana so gereizt auf alles-und vor allem die anderen Soldaten-reagiert hat.
Cleyron lacht leise, als er springt und einen Baum hinaufklettert, ohne seine wahnwitzige Geschindigkeit allzu sehr drosseln zu müssen. Er stößt sich von der Spitze ab und schlägt seine Krallen in das warme Fleisch eines überraschten Falken, der nur noch zu einem letzten heiseren Krächzen kommt, ehe der Vampir seine Fänge in ihn schlägt und seinen Hunger an dem erlahmenden Puls des Tieres gütlich tut.

Später sitzt er auf einem der obersten Äste des Baumes und betrachtet das Larisgrün unter sich. Sein Mund, seine Lippen und vor allem seine Zähne sind blutverschmiert, Hemd und Hose zerissen und nicht mehr wirklich zu gebrauchen.
Der Ehemalige fühlt sich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Genüsslich leckt er sich die Fingerspitzen ab, während das Fleisch seines Opfers von einem alten Wolf verzehrt wird.
Cleyron beschließt, sich trotz seiner Abneigung gegenüber dem nassen Element zu einem Bad im Ildorel zu zwingen, um wenigstens den gröbsten Dreck wieder loszuwerden.
Während er vom Baum springt, zu Boden gleitet und gemächlich zum Ildorel schlendert, überlegt er sich, wo er in der Stadt eine neue Unterkunft findet. Wenn er in der Steinfaust wohnen bleibt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er seine guten Vorsätze vergessen kann und wieder ebenso gereizt auf die restlichen Soldaten reagiert wie zuvor. Vermutlcih würde es eine der Tavernen für den Anfang tun.
Gedankenschwer und vor Nässe tropfend macht er sich später auf den Rückweg in die Stadt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 23. Aug. 2004, 19:38 Uhr
Nahezu lautlos bewegt sich eine Gestalt durch das Larisgrün, stets bedacht darauf, keine Geräusche zu machen. Diese würden das empfindliche Gleichgewicht der Natur ringsum stören oder die Tiere aufschrecken.
Der Elb setzt seine Wildlederstiefel vorsichtig zwischen die auf dem Boden liegenden, trockenen Äste, damit keiner zerbricht. Er genießt das Singen der Vögel und das Zirpen der Haselmäuse im Unterholz, den Geruch von Pilzen und Waldpflanzen, das Gefühl des Mooses unter seinem Tritt und den frischen, duftenden Wind um seine Nase, der das Versprechen auf den See Ildorel in sich trägt.

Plötzlich stutzt Ancoron. Die Ohren des Elben sind sehr fein und so hört er rasch trappelnde Schritte, die sich ganz in seiner Nähe durch das Unterholz bewegen. Ob es sich dabei um einen Menschen oder ein Tier handelt, vermag der Elb noch nicht zu sagen, doch die Geschwindigkeit, mit der sich die einzelnen Tritte abwechseln, deuten auf große Eile hin.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nevermore am 23. Aug. 2004, 19:50 Uhr
Aelinor staunt nicht schlecht, als sie plötzlich gegen ein Hindernis prallt, das vorher noch nicht da gewesen sein konnte. Einigermaßen verwirrt plumpst sie auf ihren kleinen Hintern und sitzt dort, bis ihre Augen endlich in der Dämmerung eine große Gestalt ausmachen. Ob der Fremde ihr helfen wird? Ob er sie verstehen wird...? Sie lässt es auf den Versuch ankommen.

Wer seid ihr?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 23. Aug. 2004, 20:05 Uhr
Ancoron hat sich langsam näher an den Geräuschherd herangepirscht und festgestellt, daß dieser sich offenbar auf ihn zu bewegt. Doch niemand kann ihn darauf vorbereiten, was plötzlich geschieht. Aus dem Unterholz taucht ein Kind auf und rennt den Elben fast über den Haufen. Pardautz, da setzt die Kleine sich unsanft auf ihree Kehrseite und blickt den Elben mit großen Augen an.

Dieser taxiert das Mädchen, denn um ein solches handelt es sich, mit einem überraschten Gesichtsausdruck. Die schwarzen Löckchen, die sich um das schmale Gesicht ranken, sind mit Kletten und Blättern behangen, als wäre die Kleine geradewegs durch das dichteste Unterholz gerannt. Nach allem Anschein stimmt das auch.
Beim näheren Hinsehen erkennt der Elb die beiden kleinen Ohrspitzen, die eindeutig auf elbische Abstammung schließen lassen. Und hätte das nicht genügt, ihn zu überzeugen, so wäre es nun die telepathische Nachricht gewesen, die ihn erreicht: Wer seid ihr?

Obwohl Ancoron weiß, daß so gut wie alle Elben telepathisch veranlagt sind, ist er zunächst verdutzt. Doch dann fängt er sich rasch und antwortet der Kleinen auf die gleiche Weise: Mein Name ist Ancoron. Und wer bist Du? Was machst Du denn hier draußen allein im Wald?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nevermore am 23. Aug. 2004, 20:13 Uhr
Den Göttern sei Dank! Aelinor kann ihr Glück kaum fassen. Sie hatte damit gerechnet, irgendwann am nächsten Tag entkräftet vor der Goldenen Harfe zusammenzubrechen und unzählige Passanten durchzutesten, bis endlich einer ihr Senden verstanden hätte. All das bleibt ihr nun erspart - hoffentlich!

Ich heiße Aelinor. Meine Mutter braucht dringend Hilfe. Ihr müsst mich in die Stadt bringen, zur Goldenen Harfe... Bitte? fügt sie schnell noch hinzu, doch sie ist nicht sicher, ob Ancoron auf solche Höflichkeitsfragen im Moment achtet - vermutlich ist er noch viel zu überrascht von der plötzlichen Begegnung.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 23. Aug. 2004, 20:36 Uhr
Abermals ertönt Aelinors Stimme in Ancorons Kopf.
Meine Mutter braucht dringend Hilfe. Ihr müsst mich in die Stadt bringen, zur Goldenen Harfe... Bitte?

Suchend blickt sich der Elb um. Es erscheint ihm kaum möglich, daß das Kind allein hier heraus gerannt ist, wenn sich seine Mutter nicht in der Nähe befindet. Doch nirgends ist eine Spur zu entdecken, wo sie sich aufhalten könnte. So wendet er sich wieder an Aelinor:
Wo ist Deine Mutter? Ist sie hier irgendwo in der Nähe? Wäre es dann nicht besser, sie gleich mit in die Stadt zu nehmen? Es ist gefährlich hier im Wald, und es könnte leicht etwas geschehen.

Die Vorstellung, eine hilfebedürftige Frau hier allein im Wald zu lassen, behagt dem Elben überhaupt nicht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nevermore am 23. Aug. 2004, 23:30 Uhr
Ich führe euch zu ihr. Ich konnte sie doch nicht tragen...

Und sie greift seine Hand und flitzt mit dem Elben im Schlepptau in Richtung des hohlen Baumes zurück, so schnell sie ihre doch recht müden Beinchen tragen. Als sie den Zufluchtsort erreichen, wird er nur noch vom Mond erhellt, doch es genügt, um Ancoron Nevermores Zustand deutlich erkennbar zu machen. Die Frau ist aus der sitzenden in eine halb liegende Position zusammengerutscht und stiert weiterhin blicklos vor sich hin.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 24. Aug. 2004, 00:06 Uhr
Einem kleinen Hund gleich, der von einem Kind an der Leine geführt wird, trabt der Elb hinter Aelinor her. Kurze Zeit später erreicht Ancoron zusammen mit der Kleinen den hohlen Baum, in dessen natürlicher Höhlung Nevermore liegt.

Zunächst versucht der Jäger, die teilnahmslose Frau anzusprechen, doch zeigt sich keine Reaktion. Völlig apathisch und wie aus einer ganz anderen Welt blickt ihn Nevermore an.
Da er offenbar hier nicht weiterkommt, lädt Ancoron sich die schmale Gestalt auf die Schultern und blickt das Kind an: Komm mit mir. Ich bringe Euch Beide in die Stadt und dann werden wir sehen, wie wir Deiner Mutter helfen können. Aelinor sieht den hochgewachsenen Elben voll Vertrauen an, und als er sich in Bewegung setzt, bleibt sie an seiner Seite.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 27. Aug. 2004, 16:00 Uhr
Die Ebene von Yacalar


Was auch immer Shyada sich unter Ebenen vorgestellt hat, wird dem nicht annähernd gerecht, was sie vor sich sieht.
Leere. So weit man blicken kann gibt es nichts. Nur vereinzelt sind Bäume zu erkennen und weit entfernt am nördlichen Horizont scheint sich erneut Wald zu befinden. Doch mögen sich die Augen der Amazone irre, da die Luft  überall flirrt und es unmöglich macht in der Ferne etwas genaues zu erkennen. Wind streicht einsam über die Ebene, bringt das Gras zum wogen und singt ein einsames Lied. Nur wenn sie ganz genau hinhört vermag Shyada eine seltsame Melodie darin zu vernehmen, doch ist dieser Eindruck zu schwach. Möglicherweise bildet sich die Amazone auch nur etwas ein, was gar nicht vorhanden ist.

Ein wenig überrumpelt vom Anblick und der Weite der Ebene blickt Shyada von ihrem Standort aus in alle Richtungen und versucht zu begreifen, wie man hier leben oder gar sich wohlfühlen könnte. Hoch am Himmel kreisen Vögel über das weite Land und scheinen somit die einzigen Lebewesen weit und breit zu sein. Für Shyada, die fast ihr gesamtes Leben im Dunkelwald verbracht hat, ist es unmöglich sich vorzustellen, dass sie sich möglicherweise hier wohlfühlen könnte. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in der Amazone breit, als sie immer weiter auf die Ebene hinausgeht und das nördliche Larisgrün hinter sich lässt. Unsicher wie ein kleines Kind sieht Shyada immer wieder zu dem schützenden, wohlbekannten Grün zurück, doch ist auch ihre Neugierde geweckt, die diese Ebene erkunden will.

Zu ihrer rechten erstreckt sich in einiger Ferne ein breites blau-glitzerndes Band. Wenn ihre Vermutungen richtig liegen, dann sollte das der Seelenfluss sein. Jener Fluss der im Dunkelwald seinen Ursprung hat, sich durch dessen südöstliche Regionen schlängelt und dann hier in der Ebene auf den Idorel zuhält. Für Shyada ein beruhigender Anblick, da er ein Stück Heimat verkörpert. Um wenigstens eine Orientierungshilfe zu haben, hält Shyada auf den Seelenfluss zu und folgt dessen Lauf quer über die weiten Ebenen Ildoriens.
Da es absolut nichts, außer die Wolken und Vögel am Himmel gibt, wird es ein trostloser Marsch der nur wenig Abwechslung bringt und die Amazone schnell langweilt.
Warum musstest du dich auch unbedingt dazu hinreißen lassen und Ebenen erkunden wollen...
Mit säuerlich verzogenem Gesicht marschiert Shyada stur gerade aus weiter. Immer wieder schweift ihr Blick in die Ferne doch scheint sich dort nichts zu ändern. Weit westlich glaubt Shyada Karawanen zu erkennen, sicher ist sie jedoch nicht. Dass irgendein Fest in Talyra ist, kommt ihr in den Sinn, doch kann sie sich davor hüten umzukehren. Der Rückweg würde ohnehin viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen und wenn sie schon dabei ist neue Regionen zu erkunden, so will sie gewiss nicht nach wenigen Tagen schon wieder kehrtmachen.
Was sie sich allerdings von ihren Reisen genau erhofft kann die Amazone auch nicht sagen. Auch wenn es einen gewissen Reiz bietet neues zu erkunden, so hat es Shyada lieber zu wissen wo sich etwas befindet um dich in gewissen Situationen darauf verlassen zu können.
Jetzt ist sie mehr oder weniger allem schutzlos ausgeliefert, was sich ihr in den Weg stellt.

Mittlerweile kann Shyada nicht mal mehr sagen, ob sie zurück nach Sarnamar kehren würde. Auch wenn sie viele schön Erinnerungen und Abenteuer damit verbindet, so hat sie nun auch mehr Vergleichsmöglichkeiten, um unsicher bezüglich eines perfekten Lebens in den Tiefen des Dunkelwaldes zu sein. Außerdem gibt es soviel mehr zu entdecken, so dass es ihr schwer fallen würde, sich wieder auf einen Ort zu beschränken, der zudem noch geheim bleiben muss.
So sehr in Gedanken damit beschäftigt, wohin sie den Schwerpunkt ihres momentanen Lebens stecken soll, bemerkt Shyada die seltsame Steinformation erst gar nicht. Erst als sie fast schon daran vorbeigelaufen ist, bemerkt sie aus den Augenwinkeln heraus eine für die Region vollkommen untypische Erhöhung.
Doch ein wenig überrascht, bleibt Shyada stehen und sieht zu den übermannshohen Steinen. Zehn Stück an der Zahl ragen hoch gen Himmel und scheinen die Ebene zu überwachen. Einem inneren Drang nachgebend bewegt sich Shyada auf die Steine zu. Es sind nur Steine, trostlos ohne jeglichen Schmuck, doch trotz ihrer Einfachheit scheinen sie besonders. Denn wie kommen derartige Brocken auch dazu inmitten einer Ebene hoch aufgerichtet und dazu im Kreis herumzustehen?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 28. Aug. 2004, 17:36 Uhr
Die mittlerweile ziemlich niedrigstehende Sonne wirft lange Schatten von den Steinen ausgehend. Nur ein einziger kleiner Schatten bewegt sich darin und umrundet jeden einzelnen Stein einzelnd.
Absolut nichts ziert die Felsbrocken. Glatt und eben,durch die andauernden Kräfte der Witterung, stehen die Steine auf dem höchsten Punkt der Ebene von Yacalar und verharren dort bis ans Ende ihrer Zeit.

Um wenigstens nicht vollkommen schutzlos und ohne Deckung zu sein, beschließt Shyada ihr Nachtlager hier aufzuschlagen. Die Amazone glaubt zwar nicht wirklich daran, dass gerade hier sie jemand finden sollte, aber möglich wäre es dennoch und so kann sie notfalls den Steinen noch einen brauchbares Zweck abgewinnen.
Noch immer darüber nachdenkend, warum und wie, bemerkt Shyada, wie der Abendwind auffrischt und an Intensität gewinnt. Durch die Wärme des Tages ist dieser angenehm auf der Haut und verspricht ebenfalls eine warme Nacht. Doch ziet etwas ganz anderes Shyadas Aufmerksamkeit auf sich. Mit halb geschlossenen Augen sucht Shyada die Ebene rings um die Steine ab, doch ist nirgends etwas zu erkennen. Aber woher kommt dann diese seltsame Melodie? Hatte sie sie nicht schon einmal gehört? Shyada glaubt schon fast sich verhört sie haben, aber erneut, ganz schwach und kaum hörbar eine einsam klingende Melodie ertönt.
Nur langsam registriert Shyada, dass die Laute von den Steinen und dem Wind kommen, da nichts und niemand sonst zu sehen ist.
"Was..." flüstert sie leise. Sich auf der Stelle drehend und den Kopf zum Ende der Steine gerichtet, dreht sich Shyada mehrmals um ihre eigene Achse und betrachtet fast schon ehrfürchtig die Steine. Sollte sie wirklich hier schlafen? Normalerweise kann Shyada so schnell nichts erschüttern, doch alles was eine einzigartige Aura verströmt, erzeugt auch bei der Amazone eine Gänsehaut und lässt sie ihre Entscheidungen nochmals überdenken.

Noch immer weiß Shyada keine Antwort auf die Frage, wer diese Steine hier ausgestellt hat und vorallem zu welchem Zweck. An die Geschichten der Amazonen kann sie sich nicht mehr erinnern, doch muss es irgendetwas geben, was dieses Rätsel löst! Oder ist dies hier möglicherweise eins der vielen Geheimnisse Rohas, die nie von jemanden gelüftet werden können?
Seit langer Zeit mal wieder verunsichert, verlegt Shyada ihren Schlafplatz auf außerhalb des Steinkreises, denn mit den Göttern will sich die Amazone ganz gewiss nicht anlegen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 29. Aug. 2004, 22:36 Uhr
Die Nacht unter sternenklaren Himmel allein hätte Shyada nicht viel ausgemacht, doch irgendwie muss die Ehrfurcht vor den Steinen und deren Erschaffern bis in die Träume der Amazone vorgedrungen sein. Wirre Träume lassen den Schlaf der Amazone unruhig werden.
Immer wieder sind unklare Gestalten in ihrer Traumwelt, laufen an der Amazone vorbei, noch ehe diese sie vollkommen erfassen kann. Doch einige Details kann Shyada erkennen und die lassen sie vor Schreck innehalten.
Will man ihr etwas sagen?

Verwirrt blickt die Shyada in den Träumen zu einer hochgewachsenen Frau, deren spitze Ohren unter langem Haare hervorlugen. Shyada weiß dass sie die Frau kennen muss, etwas an der Anstrahlung, den Katzen zu ihren Füßen und dem seltsamen Haarreif aus Eiskristallen, Frühlingsblumen, Sommergetreide und Herbstlaub bringt eine Saite in Shyada zu klingen, welche die Amazone veranlasst sich ehrfürchtig zu verbieten. Doch schon als die Amazone wieder aufblickt ist die Gestalt im Nebel ihres Traumes verschwunden.
"Was?" flüstert ihre Stimme seltsam erstickt. Doch kommt die Amazone nicht dazu, sich über das Verschwinden der Frau zu wunden, denn schon tritt eine nächste Gestalt aus dem Nebel heraus. "Wo bin ich hier?" murmelt Shyada leise und betrachtet den Mann der sich irgendwie mit den grauen Nebeln zu vereinen scheint. Dunkle Augen mustern Shyada und ein trauriger Ausdruck liegt darin tief verborgen. Die vollkommene Abwesenheit jeglicher Geräusche bemerkt Shyada erst, als sie etwas sagt, ihren Mund bewegt und doch nichts zu hören ist.
Erschrocken schlägt sie eine Hand vor den Mund. Nur ein Blinzeln der Augenlider und der Mann ist wieder verschwunden. Dafür hat Shyada ihre Stimme wieder und hört sich selber keuchen.
"Was soll das?" schreit Shyada in ihren Träumen, doch niemand antwortet ihr. Einzig der Nebel wabbert weiter und scheint Dinge zu verschlingen, welche die Amazone nicht sehen soll.


Schweißgebadet erwacht Shyada und sitzt sofort senkrecht auf ihrer Schlafmatte. Nächtlicher Wind zerrt an ihren Haaren, so dass einen Moment die Sicht der Amazone versperrt ist. Shyada sieht für einen Moment Nebel statt Haare doch schon im nächsten Augenblick, sind es wieder braune Strähnen, die ihr die Sicht versperren. Mit einer Hand hält Shyada ihre Haare am Hinterkopf und während sie den Himmel betrachtet, als könne er ihr eine Antwort geben, fällt ihr die Melodie auf. Als sie ihr Lager aufgeschlagen hatte, war sie auch schon da gewesen, doch nicht so klar und deutlich wie jetzt.
Als gäbe es nur diese eine Stimme auf der ganzen Ebene. Kein Nachtvogel, kein Tierlaut, kein Wind. Absolut nichts ist zu hören. Nur eine liebliche, zugleich zarte aber ausdrucksstarke Stimme scheint die Luft zu erfüllen und alles und jeden gefangen zu nehmen, der sie vernimmt. Sogar Shyada.
Shyada weiß nicht, ob ihr die Stimme, die Träume oder die Ereignisse der letzten Zeit etwas sagen sollen. Hatte sie etwas getan, was Amitari dazu veranlasste in ihren Träumen zu erscheinen? Ist sie wohlmöglich kein Teil des Dunkelwaldes mehr, da sie ihn schon viel zu lange den Rücken gekehrt hatte?
Sollten Yen und diese traurige Frauenstimme sie auf etwas aufmerksam machen? Ihr den Weg weisen?

Shyada kann sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so verunsichert war und ob es wirklich einen solchen Zeitpunkt gegeben hatte. Hier, allein, irgendwo auf der Ebene von Yacalar, kann man in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch. Niemand würde sie so sehen und niemand würde die andere Shyada sehen, die sich einen Körper mit der Amazone teilt.
Weiterhin der Melodie lauschend, denkt Shyada weiter darüber nach, was ihre Göttin ihr sagen will und fällt durch das Gegrübel erneut in den Schlaf zurück. Auch wenn diesmal erneut göttliche Abbilder durch ihre Träume irren, so schläft Shyada bis zum Sonnenaufgang durch.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 31. Aug. 2004, 15:56 Uhr
Es dauert beinahe eine volle Stunde, bis Asheru endlich an dem Bach ankommt, wo sie vor einigen Tagen die zwei Speere zum Trocknen versteckt hatte. Immer wieder war sie gefährlich über Grasbüschel gestolpert und beinahe hingefallen, oder sie stand vor dem Problem nicht weiter zu kommen, wenn das Unterholz vor ihr einfach zu dicht war um es mit einer Krücke und einem geschienten Lauf zu durchqueren.
Nun humpelt sie schnell zum Fuß einer jungen Weide, deren Wurzeln sich ihren Weg durch das Kiesbett des Baches suchen und deren Stamm so schräg gewachsen ist, dass ihre Krone beinahe das murmelnde Wasser berührt. Hier hatte die Wölfin die beiden Speere zwischen dem Gestrüpp und den abgebrochenen Ästen versteckt, und als sie sich hinknieht und den Boden absucht ertasten ihre Hände die langen Äste an der Stelle,, wo sie auch versteckt wurden. Mit prüfendem Blick betrachtet sie beide und ist schließlich zufrieden; sie sind soweit getrocknet daß sie äußerst stabil und nicht zu biegen sind. Asheru sammelt die beiden rohen Speere auf, erhebt sich wieder und humpelt weiter, um vielleicht -tiefer im Larisgrün- nach brauchbaren Steinen zu suchen, welche sie für die Speerspitzen gebrauchen könnte.

Oft mußte sie anhalten und eine Pause machen, da ihr die Knochen schmerzten und sich Erschöpfung in ihr breit machte; sie weiß nicht wie spät es ist oder wo sie sich befindet. Sie weiß nur, dass der Wald hier überaus dicht und dunkel ist und es beinahe unmöglich macht den Sonnenstand zu prüfen. In einiger Entfernung sieht sie den dunklen Pelz eines Waldbären davonschleichen, und mit Ehrfurcht duckt sich die Wölfin hinter einige Sträucher; erst als das laute Grunzen und Brummeln nicht mehr zu hören ist,  wagt sie sich weiter.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 31. Aug. 2004, 20:20 Uhr
Ebene von Yacalar


Müde und völlig verschlafen richtet sich Shyada auf und blinzelt der Sonne entgegen. Hätte sie gestern statt sich über die Steine zu wundern, lieber Gedanken darum gemacht, wo sie in den frühen Morgenstunden Schatten hinwerfen, dann wäre es ihr dies erspart geblieben. So aber versucht Shyada krampfhaft der Sonne irgendwie auszuweichen, bis die Amazone schließlich ein Einsehen hat und Sonne Sonne sein lässt.
"Nie wieder irgendwelche verfluchten Ebenen!" murmelt sie Shenrahs Auge entgegen und versucht die Müdigkeit aus ihren Gliedern zu vertreiben.

Mich würde echt mal interessieren, welche verfluchte Gestalt der Unterwelt mich dazu gebracht hat, ohne jeglichen Schutz auf einer Ebene zu schlafen...
Noch ohne jeglichen Orientierungssinn läuft Shyada einige Schritte hin und her und lässt sich dann ihr karges Frühstück schmecken. Dabei fällt ihr Blick erneut auf die Steine. Ohne einen Gedanken im Kopf starrt Shyada zu ihnen hoch und folgt ihren Außenlinien. Schulterzuckend wendet sich die Amazone wieder ab und sorgt dafür, dass man von ihrer Anwesenheit hier nichts bemerken würde.
Alle Sachen wieder an Ort und Stelle schweift Shyadas Blick über die Ebene, die absolut nichts verspricht. Der Seelenfluss fließt in aller Ruhe weit im Osten Richtung Ildorel und dann hört es auch schon an Sehenswürdigkeiten auf- die Steine in unmittelbarer Nähe weggelassen.
Schwache Konturen von Wäldern zeichnen sich entfernt am Horizont ab, doch scheint es sowohl im Westen, als auch Norden und Süden noch Ewigkeiten zu dauern, bis man dort ankommt.

"Was genau hast du dir eigentlich hiervon erhofft? Haust einfach ohne deine Sachen ab, worüber sich ein Zwerg entweder diebisch oder überhaupt nicht freuen wird und der Lord Commander wird denken, dass du komplett den Verstand verloren hast. Erst schlägst du sein Angebot aus und dann tust du letzlich doch nichts... Soviel zur Rache..."
Shyadas grüne Augen blicken in die Richtung wo Talyra liegt, doch ist hier auf den Ebenen absolut nichts von der Stadt zu erkennen.
Auch wenn es bedeutet möglicherweise auf Leute im unmittelbaren Bereich der großen Handelsstrasse zu treffen, schlägt Shyada eine westliche Richtung an. Sie vermag nicht zu sagen, wohin genau sie möchte, will oder sollte und auch wenn sie es sehr oft vorzieht alleine zu sein, so ist auch ihr von Zeit zu Zeit etwas Gesellschaft recht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 01. Sept. 2004, 01:47 Uhr
Nachdem der Petz seines Weges gegangen ist und Asheru ihren Weg durch diesen dunklen Teil des Larisgrüns fortsetzt, weiß sie auch schon warum der Waldbär sich dort aufgehalten haben muß, denn beinahe sofort dringt ihr ein stechender, süßlicher Geruch in die Nase; suchend humpelt sie weiter und entdeckt schließlich einige Schritte entfernt einen Hirschkadaver, verscharrt unter Tannennadeln und Erdreich. Erfreut humpelt die Garou darauf zu und hofft, dass der Bär noch etwas davon übrig gelassen hat, denn dieser Glücksfall kommt ihr gerade recht.

Sie legt die Krücke und die Speere ab und knieht sich schwerfällig hin, und während sie Erde und Tannennadeln beiseite gräbt betrachtet sie das Ergebnis ihres überraschenden Fundes: der Bär hatte zwar schon den Großteil des Hirsches verspeist, aber einiges davon würde sie vielleicht noch gebrauchen können, um ihre Speere auszustatten. Das meiste Muskelfleisch sowie ein Großteil der Innereien fehlt bereits, als Asheru den zerteilten Brustkorb des Kadavers anhebt. Ein Stoß Fliegen schwirrt ihr surrend entgegen und läßt sie niesen, doch es beirrt sie keineswegs, nach dem Dolch an ihrem Oberschenkel zu greifen und damit zu beginnen, störende Sehnen und Knochen zu entfernen.
Der Kadaver muss wohl schon einige Tage hier gelegen haben, denn er ist kaum mehr blutig und der Verwesungsgeruch ist sehr ausgeprägt. Der Magen und die Hauptorgane wurden bereits verspeist; ein Teil des Darmes ist noch intakt. Besser hätte es nicht kommen können. Asheru schneidet den Darm heraus und beginnt ihn zu leeren, indem sie den Inhalt zwischen den Händen hinausstreicht und den letzten Rest zwischen den Lefzen hinaus pustet. Nachdem sie den Hirschdarm gesäubert hat schneidet sie am oberen Ende einige Schnitte mit ihrem Dolch hinein und zieht dann kleine Stränge der Länge nach hinunter.

Schließlich hat sie eine handvoll langer Stränge und zieht jeden einzelnen noch einmal zwischen ihren Lefzen und den vorderen Zähnen hindurch, um sie zu säubern und zu formen. Dann legt sie es beiseite und inspiziert den hinteren Teil des Kadavers. Kurz hält sie inne und lauscht in den Wald, ob der Bär vielleicht doch noch einmal zurück kommt, doch kein Geräusch ist zu hören. Beruhigt nimmt sie wieder ihren Dolch zur Hand und beginnt, einen Hinterlauf vom Gelenk zu lösen. Was leicht auszusehen scheint, ist in Wirklichkeit harte Arbeit, und es dauert eine Weile und einiges an Geschick, bis Knorpel und Knochen voneinander lassen und sie den Oberschenkelknochen weiter verwenden kann. Sie trennt Sehnen, Fleisch- und Hautfetzen sorgsam ab und säubert den Oberschenkelknochen mit Hilfe der Dolchklinge. Dann erhebt sie sich langsam an ihrer Krücke, bindet die zwei Speere an ihren Gürtel und nimmt den verarbeiteten Oberschenkelknochen sowie die beiseite gelegten Darmschnüre zur Hand.

Dann entfernt sie sich von dem Kadaver, ohne ihn wieder einzugraben; sie will es nicht darauf ankommen lassen, allzu lange dort zu verbringen. Der Gestank macht ihr nichts aus, jedoch möchte sie ihr Leben nicht riskieren und erneut auf den Waldbären treffen, welcher womöglich sein Mahl fortsetzen möchte. Die restlichen freigelegten Bissen gönnt sie jedoch den Füchsen und Mardern des Waldes.
Da es im ganzen Wald immer wieder kleinere und größere Felsvorsprünge gibt, ist es für Asheru nicht schwer, nach handgroßen Steinen zu suchen. Die Suche macht sich belohnt und somit macht sie sich daran, den Oberschenkelknochen zu bearbeiten. Mit den beiden Steinen zerschlägt sie den oberen Teil des Knochens, bis er mittig der Länge nach aufspringt. Dann nimmt sie wieder ihren Dolch zur Hand und teilt damit den Knochen in zwei Hälften. Jede Hälfte bearbeitet sie mit dem Stein, und es dauert recht lange, bis sie vorne spitz zulaufen. Doch das Ergebnis läßt sie zufrieden lächeln, und so bindet die Garou die zwei Speere von ihrem Gürtel und nimmt jeweils einige Darmschnüre, befeuchtet sie noch einmal mit ihrem Speichel um sie geschmeidiger zu machen und wickelt dann jedes Knochenstück sorgsam an die Kerbe des breiteren Speerteils. Für jede Knochenspitze benötigt sie einige Schnüre, doch sie werden sorgfältig im Kerbenschlitz des Speeres befestigt. Als sie endlich fertig ist, nimmt sie die beiden Speere, befestigt sie wieder an ihrem Gürtel und macht sich auf den Rückweg zu ihrem Tipi, da es wohl bereits spät sein muss und sie nicht gerade mitten in der Nacht dort ankommen will.

Der Rückweg ist etwas erschwerlicher, nachdem sie wieder in bekanntere Gefilde des Larisgrüns kommt, da die Dämmerung bereits eingesetzt hat und sie nun vollends ans Ende ihrer Kräfte gekommen ist. Bei dem kleinen Bach macht sie noch einmal Halt und wäscht Hände und Arme von dem Geruch des Kadavers frei, dann humpelt sie zurück nach Hause.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 01. Sept. 2004, 21:50 Uhr
Ebene von Yacalar/ Nähe Handelstrasse


Da auf der Ebene kaum etwas die Reise der Amazone aufhält, kommt sie schnell voran und so trifft sie bereits am Abend des zweiten Tages, seit Aufbruch von den singenden Steinen, auf die Handelstrasse, welche von Talyra über die Strauchberge bis hin zum Dunkelwald reicht.
Zur späten Stunde ist nur vereinzelt noch ein Bote zu sehen. Shyada verzichtet darauf komplett bis zu Strasse zu gehen. Man würde sie durch fehlende Bäume ohnehin bemerken, aber so würde sie immerhin um lästige Gespräche oder Fragen herum kommen.

Glücklicherweise war Shyada klug genug gewesen und hatte einiges an Fleisch von Niederwild, während eines mehrtägigen Aufenhalts im Larisgrün haltbar gemacht, doch so langsam gehen auch diese spärlichen Vorräte zu Ende. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Shyada ernsthaft Gedanken darum machen muss, wohin sie ihre Füße tragen sollen. Das Larisgrün scheint dichter als die entfernten Strauchberge und der darumliegende Wald.
Wenn sie sparsam wäre, könnte sie durchaus noch bis nach Dornheim gelangen, doch hat Shyada keine Ahnung was sie in dem recht kleinen Ort anfangen sollte. Kleine Ortschaften bedeuten stets misstrauische Leute, feste Regeln und Fremde werden bekanntlich nie gern gesehen.

Auch wenn Shyada in Gedanken noch verschiedene Richtung durchgeht, so hat sie sich längst entschlossen wieder gen Süden zu reisen. Immerhin gibt es noch etwas, was zu erledigen gilt und je eher sie es hinter sich bringt, umso früher könnte sie ungezwungener umherreisen.
Mit einer Hand die Augen vor der Abendsonne abgeschirmt, sieht Shyada sich das gelbrote Farbspiel über den Strauchbergen an und setzt dann ihren Weg fort. Auch wenn es bereits dämmert, so kann sie auf dem freien Gelände noch lange, ohne groß auf den Weg zu achten, weitermarschieren. Spätestens wenn Faeyris mit ihren zahllosen Freunden den Nachthimmel erhellt, würde sich Shyada nach einem passenden Schlafplatz umsehen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 02. Sept. 2004, 18:47 Uhr
Nördliches Larisgrün/Sonnenhügel


Zwei weitere Tage vergehen für Shyada auf der Ebene von Yacalar. Die Sonnenhügel sind ein ganzes Stück gewachsen und auch das Larisgrün ist längst nicht mehr nur eine Vorahnung eines Waldes; einzelne Bäume sind bereits auszumachen. In Shyada breitet sich das beruhigende Gefühl aus, endlich wieder den Duft des Waldes in der Nase spüren können und statt Gras bemossten Boden unter den Füßen zu spüren, der das Gehen um einiges erleichtert und angenehmer gestaltet. Zwar wären da noch die unzähligen Steine, Äste und allerlei andere Dinge, die der Waldboden auffängt, doch spielen die in Shyadas Gedanken keine große Rolle.

Als es endlich soweit ist und Shyada sich den Schutz der Bäume wieder zunutzen machen kann, fühlt sich die Amazone ein ganzes Stück wohler und verspürt den Hauch des Gefühls, was man hat, wenn man seit langer Zeit wieder nach Hause zurückkehrt. Ein Lächeln liegt auf Shyadas Lippen, als sie das Grün einhüllt und die Sonne ihre Strahlen nur vereinzelt bis zum Boden ausstrecken kann.
"Das ist es was du brauchst und um dich haben willst..."
Es hätten nicht die Tage auf der Ebene gebraucht, um sich selber deutlich zu machen, dass der Wald ihre Heimat war und immer sein würde. Selbst wenn das Larisgrün- ihrer Meinung nach- bei weitem nicht mit dem Dunkelwald mithalten kann, so ist er ihm doch sehr ähnlich- zumindest im Gegensatz zu sämtlichen Ebenen und Wüsten der Immerlande.
Sicher dessen, dass sie niemand beobachtet, streckt Shyada ihre Hand aus und streicht über die raue Rinde eines hochgewachsenen Baumes. Zufrieden nickt Shyada und macht sich daran eine Quelle oder einen Bach zu finden, wo sie dann ihr heutiges Nachtlager aufschlagen würde.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 05. Sept. 2004, 12:39 Uhr
Auch wenn Mottenfaenger und Raven sich nach dem Aufstehen zuerst um ihre schmutzige Kleidung gekümmert und sie im Bach ausgewaschen haben, was den Aufbruch ein wenig verzögert hat, ist es trotzdem noch sehr früh am Morgen, als sie den Baum und die Lichtung verlassen. In dem ausgedehnten, dichten Waldgebiet des Larisgrüns nach Fallen zu suchen, scheint beinahe ein so sinnloses Unterfangen zu sein, wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen ausfindig machen zu wollen, deswegen schlägt Raven die Richtung ein, aus der sie vor zwei Tagen zum Baum zurückgekommen ist und in der das Tipi der Wolfsfrau liegen muss. Zumindest stehen die Chancen nicht schlecht, dort Wildererfallen zu finden, denn es muss in unmittelbarer Nähe des Zeltes gewesen sein, wo die Wandlerin in das Fangeisen geraten ist.

Der Weg dorthin ist ziemlich weit, aber sie lassen sich trotzdem Zeit und genießen die spätsommerliche Stimmung im Wald. Morgensonne scheint durch das dichte Laubdach und lässt den Tau auf den Blättern glitzern und die Spinnweben, die wie zarte Schleier an Sträuchern und im hohen Gras hängen, sehen aus wie filigrane Ketten aus funkelnden Diamanten. Den uralten Bäumen ist schon anzusehen, dass sie sich bereit für den Einzug des Herbstes machen, denn das Laub über ihren Köpfen trägt schon nicht mehr sein sattgrünes Sommerkleid, sondern verfärbt sich bislang kaum merklich ins Goldene. Während sie auf alten Pfaden in südlicher Richtung wandern und einem schmalen Bachlauf folgen, dem Stelze nicht widerstehen kann und eifrig darin herumplanscht, stoßen sie auf eine ganze Kolonie stattlicher Steinpilze, denen sie selbst nun wiederum nicht widerstehen können und sie kurzerhand mit Mottenfaengers Jagdmesser abschneiden und für ihr Abendbrot mitnehmen. Gegen Mittag erreichen sie dann schließlich die Gegend, in der der Unfall mit dem Fangeisen passiert sein muss und Raven versucht, die Stelle wiederzufinden, an der Rhordri, Eliphas und sie die Reste der Falle auf dem blutgetränkten Waldboden entdeckt hatten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 05. Sept. 2004, 15:15 Uhr
Als Kargrim von der Ausrottung seines Stammes erzaehlt laeuft ein kalter Schauer ueber ihren Ruecken. Caylith versteht es selbst nicht, weshalb sie solch eine Emotion erfasst. Doch hat sie das Gefuehl, dass sie es selbst gut genug kennt. Sie schlingt ihre Arme um ihren Leib und reibt sich ueber die nackten Oberarme unter ihrem Umhang. Fluechtige Bilder einer an ihr vorbeirasenden Ebenenweite ziehen fuer Sekundenbruchteile vorueber und verschleiern ihren Blick. Sie erschaudert daraufhin nocheinmal und schuettelt leicht den Kopf um die Bilder loszuwerden. Etwas benommen blickt Caylith den Faun ihr gegenueber an.
"Das macht nichts... ich kann es verstehen...", murmelt sie und zieht die Beine so gut es geht an sich heran und stuetzt ihr Kinn auf die Knie.

Nur zoegernd nimmt sie das Trockenfleisch leise dankend an und kaut etwas abwesend darauf herum. Sie spuert, wie die allgemeine Stimmung und anfaengliche Euphorie darueber, einen Artgenossen getroffen zu haben, von beiden Seiten auf Grund des bedrueckenden Themas gesunken ist.

>Das tut mir leid, das mit deinem Gedächtnis und das du dich deshalb wohl so verirrt hast. Hm, und ich glaube nicht das du verstoßen wurdest, es wäre nicht die Art von uns Faunen soewtas zu tun, zumindest wäre es nicht die meine, ja hm.<

Cay laechelt etwas ueber seine aufmunternden Worte. Etwas in ihrem Innersten sagt ihr, dass er wohl recht hat und in ihrem Stamm Dinge nicht ueblich sind, die den Bestand ihres Volkes vermindern wuerde.
"Ich denke, dass Du recht hast mit dem, was Du sagst...", die Faunin blickt ihn dankbar ueber seine Worte an. Vor allem, als Kargrim seine Hilfe eine Loesung zu finden anbietet, auch wenn sie nicht genau weiß, was Talyra ist. Doch Caylith vermutet, dass es eine Stadt sein mag. Oder wenigstens ein Dorf. Etwas zweifelnd sieht sie ihn an: "Dort sind sicherlich auch Menschen...". Unbehagen macht sich in ihr breit.

Das Feuer brennt langsam und stetig herunter und es wird somit immer kuehler. Die Faunin wickelt sich enger in ihren Ueberwurf und gaehnt unterdrueckt. Schliesslich legt sie sich dicht an den Baumstamm hinter sich, auf dem sie zuvor saß und kuschelt sich ins Gras. Ihre Umhaengetasche benutzt sie als Kissen. Vor ihr knistert hin und wieder die Feuergrube, in der schwelende Glut einen schwachen orangfarbenden Schein ausstrahlt.
Caylith hebt ihren Blick zu Kargrim und laechelt leicht: "Wir sollten uns noch ausruhen, bevor wir uns Morgen auf den Weg machen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 05. Sept. 2004, 18:23 Uhr
- An einem Bach nordwestlich von Talyra -


Phelans Weg führt aus Talyra hinaus und weit ins Larisgrün. Er lässt die Fuchsstute laufen, als könne er so allen Gedanken entkommen, die ihn verfolgen, seitdem er die Kräuterkate verlassen hat. Bäume und Buschwerk rasen an ihm vorbei, ebenso einige Reisende, zwei Männer und eine Frau mit einem Ochsenkarren, denen er nicht mehr Beachtung schenkt als den Vögeln am Himmel und die ihm aufgrund seiner offensichtlichen Eile verwundert hinterherblicken. Irgendwann verlässt er den breiten, gut befestigten Weg und schlägt eine nordwestliche Richtung ein. Der Pfad ist sehr viel schmaler und offensichtlich selten begangen. Farne und Blaubeerdickicht bedecken den Boden und Phelan zügelt die Stute um zu vermeiden, dass sie über einen Ast oder eine Wurzel stolpert. Das goldene Licht der tiefstehenden Sonne bricht sich im Geäst und einzig der Gesang der Vögel und das Knacken kleiner Tiere im Unterholz durchbricht die vollkommene Stille. Umso weiter sich Phelan von der Stadt entfernt umso deutlicher spürt er den Wald, das ständige, pulsierende Leben um sich her. Wie habe ich je geglaubt das aufgeben zu können? Das Bewußtsein der Freiheit und der Weite um ihn her droht ihn beinahe zu überwältigen, aber es fühlt sich gut an, wie ein warmes Feuer an einem eisigen Winterabend.

Der Abend wechselt bald in die Nacht über und irgendwann bringt Phelan die schwitzende Stute zu stehen. In der Nähe plätschert ein kleiner Bach und zu seiner Verwunderung findet er sich an genau der Stelle wieder, an der er vor vielen Monden der Faunin begegnet ist. "Wie es ihr wohl ergangen ist?" Die Fuchsstute wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, als wolle sie ihn daran errinnern, dass sie ihn zwar sehr wohl hören aber nicht verstehen kann. "Ist gut, ist ja schon gut." Phelan steigt ab und befreit das Tier von Sattel und Zaum, so dass es grasen kann. Er selbst geht zwischen Farnen und moosigen Steinen hinüber zu dem kleinen Bachlauf, der leise murmelnd seine Geschichten erzählt. Das seichte Wasser ist kühl. Phelan schöpft mit beiden Händen und erfrischt sich damit, dann verliert sich sein Blick in der sanften Strömung. Ein Gesicht scheint ihm aus dem dunklen Nass entgegen zu blicken und er streckt die Hand aus, um es zu berühren, doch es verschwindet und er erkennt nur die Spiegelung des halben Mondes, der wie eine silberne Sichel am Himmel über der kleinen Lichtung hängt. Kälte ergreift von ihm Besitz, die nicht nur von dem leichten Abendnebel herrührt, der die Lichtung wie ein Schleier einhüllt. War es richtig zu gehen? Jetzt, wo die Wut verraucht ist, bleibt nichts als ein schaler Nachgeschmack, Ungewissheit und eine deutliches Loch im Inneren. Sie hatte ihn an seinem wundesten Punkt getroffen und die Ungerechtigkeit ihrer Worte macht ihn nach wie vor wütend. Er wäre nie zu Tarascon gegangen um um eine Stelle zu bitten, er wäre nicht einmal annähernd auf die Idee gekommen zu erwägen in Talyra zu bleiben. In einer Stadt, beengt durch triste Mauern, voller Unrat und Gestank und nicht enden wollender Feierlichkeiten, die ihm so viel bedeuten wie der Bart irgendeines Kobolds in den Tiefen des Feuerbogens. Und hätte sie ihn nicht vor die Wahl gestellt, vielleicht wäre er dann nicht Hals über Kopf davongelaufen wie ein verletztes Tier auf der Flucht vor einem Jäger. Oh ja, sie hatte ihn verletzt, seinen Stolz und alles, was ihm wichtig ist. Und er hatte sie verletzt, hatte ihr vorgeworfen, sie weine um Lyn und um sich selbst, nichts anderes. Die Gedanken jagen noch immer quer durch seinen Kopf und jetzt, wo er ihnen endlich Gehör geschenkt hat, wollen sie nicht mehr verstummen. "Ich hätte bleiben sollen, wo ich hingehöre." Mit grimmiger Miene macht er sich daran ein Lager für die Nacht zu errichten, ein kleines Feuer in der Nähe des Bachs, doch trotz der Wärme der Flammen lässt sich die Kälte nicht vollständig vertreiben, ehe er schließlich doch in einen unruhnigen Schlaf fällt. Morgen... ist auch noch ein Tag.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aileika am 07. Sept. 2004, 10:04 Uhr
Aileika und Garrett spazieren gemächlich am Ufer des Ildoriels entlang, bis sie zu der Waldgrenze des Larisgrün kommen. Die Elbe betrachtet staunend die hohen, dicht belaubten Bäume und die vielen verschiedenen Moose und Kräuter. "Wie es aussieht, könnte ich auch hier meine Kräuter sammeln gehen." Gibt sie lachend zu und bückt sich nach einer Ringelblume um diese genauer zu betrachten.

„Geht Ihr oft in den Wald Garrett?“ Fragt sie den Halbelben und steht wieder auf, um dann ihren schwarzen Rock glatt zustreichen und einige Blätter vom Saum zu zupfen. Sie hängt sich wieder bei ihm ein und die beiden betreten den grünschimmernden Wald. Vögel singen in den dichten Baumkronen und hie und da hört man Wild durch den Wald streifen. Die grossen Bäume sind teilweise von weissblühenden Ranken umgeben und von dichtem, dunkelgrünen Moos bewachsen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Garrett am 07. Sept. 2004, 12:33 Uhr
Der dichte, grüne Samt des Larisgrüns hüllt Aileika und Garrett ein, nimmt sie auf und umschließt die Elbe und den Dieb, so dass man vom Waldrand aus bald nichts mehr von ihnen sehen kann. Das Zwitschern der Vögel in den Bäumen dringt an die Ohren der beiden Wanderer und der Spätsommerwind rauscht in den Blättern des Waldes.

Bald wird es hier auch Herbst werden. Die Blätter beginnen schon, sich zu verfärben und die Luft wird kühler. Noch einen Winter möchte ich nicht in der Unterstadt verbringen müssen. Aber eine Wohnung in der Oberstadt kostet Geld. Woher nehmen und nicht... ach, egal.

Mitten in diese Überlegungen des Diebes hinein dringt das fröhliche Lachen von Aileika, das mit den gefiederten Waldbewohnern um die Wette zwitschert. Die Kräuterfrau hat eine Ringelblume gefunden und betrachtet sie eingehend. >Wie es aussieht, könnte ich auch hier meine Kräuter sammeln gehen.<, sagt sie mit einem Lachen und er stimmt ihr lächelnd zu.

"Der größte Kräutergarten in ganz Ildorien. Und Ihr dürft Euch bedienen, soviel es Euch gefällt.", sagt Garrett, während er einen großen Hirschkäfer beobachtet, der sich wie ein Ritter in voller Rüstung seinen Weg durch den Heidekrautdschungel bahnt. Auf die Frage seiner Begleiterin, ob er oft in den Wald geht, schüttelt der Halbelb den Kopf. "Nein, oft nicht. Hier sind eher selten Leute unterwegs, und aus naheliegenden Gründen ist es notwendig, daß ich mich für meine Art des Lebensunterhaltes häufig bei größeren Menschenansammlungen aufhalte. Doch wann immer mir die grauen und roten Farben der Stadt zum Halse heraus hängen und ich meine Augen in Grüntönen baden möchte, komme ich hierher."

Tief atmet der Halbelb die Waldluft ein, breitet die Arme aus und schließt die Augen, das Larisgrün mit allen Sinnen erfahrend und genießend.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 07. Sept. 2004, 23:45 Uhr
Da sie bereits einige der unzähligen Bäche und Flüsse des Larisgrüns kennt, entscheidet sich Asheru für den größten von ihnen, welcher recht weit nordöstlich liegt und an dem sie bis jetzt erst ein oder zweimal vorbei gekommen war. Da es ihrem Bein schon etwas besser geht und sie sich bereits wieder etwas mehr belasten kann, ist diese weite Reise keine große Schwierigkeit mehr als die Reise zu dem Tierkadaver am Vortag, und die Wölfin fühlt sich ausgesprochen gestärkt, während sie zielstrebig mit der Krücke voran humpelt und in der Sprache der Garou Jagdlieder vor sich her singt.

Es ist bereits Mittag und die Sonne steht tief und spätsommerlich heiß am Firmament, bahnt sich unnachgiebig ihren Weg durch das sich lichtende Blätterdach des Larisgrüns und läßt der Welt unter den Baumkronen wenig Schatten, als Asheru endlich an dem großen Fluß ankommt. Die Umgebung ist recht steinig und moosbewachsen, und langstämmige, nach Harz stinkende Nadelbäume herrschen hier vor; schon von weitem vernimmt man das laute Rauschen und Plätschern des Stroms, und Asheru muss überaus vorsichtig sein, auf den rutschigen Steinen nicht den Halt zu verlieren. Vorsichtshalber nimmt sie lieber auch den Speer als Stütze und begibt sich langsam an eine etwas seichtere Stelle des Flusses. Während sie durch die Strömung watet, sieht sie recht viele Fische vorbeischwimmen, von deren Größe sie nicht zu träumen gewagt hätte. Trotz ihres ständig steigenden Jagdfiebers sucht sie sich erst eine seichtere Biege des Flusses, an der die Strömung recht schwach ist. Dort wirft sie ihre Krücke an das nahe Ufer und stellt beide Pfoten fest auf den steinigen Grund, wobei sie sich erst einige Minuten daran gewöhnen muss, mit ihrem geschienten Bein das Gleichgewicht zu halten.
Sie hofft nicht zu fallen, denn das wäre ein folgenschwerer Fehler, und sie würde sich auf dem steinigen Grund überaus weh tun, vielleicht sogar ihr geschientes Bein verletzen. Doch sie steht still da, in der linken Hand der Speer, und nimmt Haltung an als wäre sie eine Statue. Sie konzentriert sich auf das Wasser vor sich, versucht die schnellen Schatten der Fische auszumachen und zu erfahren wie und wo sie entlang schwimmen. Ein ums andere Mal lässt sie den Speer vorschnellen, doch er bohrt sich nur in den Grund und erwischt keinen Fisch. Nach einiger Zeit muss Asheru etwas weiter gehen, da das Wasser durch die Jagdversuche sehr trübe geworden ist, und die Prozedur beginnt von neuem; doch nach dem ungezählten Versuch gelingt es ihr endlich, und sie erwischt eine Rotflosse, welche zappelnd an ihrer Speerspitze steckt. Ein kleiner Jubelschrei entfährt der Garou, und sie nimmt den Fisch vom Speer und wirft ihn weit ans Ufer, um von neuem zu beginnen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aileika am 08. Sept. 2004, 08:20 Uhr
„Ich sollet auch öfters in den Wald gehen, denn der Geruch der Stadt schlägt auch mir manchmal auf das Gemüt, nach dem ich so lange immer unterwegs war.“ Während sie spricht, streicht sie über die Rinde eines alten Baumes und betrachtet eine Ameisenkolonie, die durch das dichte Moos wandert. Mit einem verträumten Ausdruck in den Augen schaut sie den kleinen Wanderer noch eine Weile zu und dreht sich dann ab um weitere Kräuter zu untersuchen.

Nach einer Weile gesellt sich Aileika wieder zu Garrett, der seine Arme ausgebreitet hat und mit geschlossenen Augen den Wald geniesst. Sie betrachtete den Halbelben eingehend und ein kleines Lächeln huscht über ihre Lippen. Ihre Augen wandern über sein ebenmässiges Gesicht, mit den weichen Zügen. Das schwarze Haar glänzt im Licht, das durch die Bäume dringt und laden dazu ein es zu berühren. Aileika wendet sich ab, da sie den Halbelben nicht länger anstarren will und bückt sich nach einer gelben Blume. Mit der Blume in der Hand, geht sie wieder zu Garrett und tritt nahe an ihn heran. Der Geruch von Wolle und Leder steig ihr in die Nase und erinnert sie, an ihr Zuhause. Ohne den Halbelben ernsthaft zu berühren steckt sie ihm die Blume in ein Knopfloch des Hemdes und schaut Garrett lächelnd an. Sie spürt wie sein Atem ihre Haut kitzelt und ein kribbeln macht sich in ihrem Bauch breit.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Garrett am 08. Sept. 2004, 09:55 Uhr
Während Garrett noch mit geschlossenen Augen neben einer großen Buche steht und den Duft des Waldes einatmet, erreicht ihn plötzlich ein Hauch von Lavendel und Rosen. Ohne die Augen zu öffnen, weiß der Dieb, daß Aileika nahe bei ihm stehen muß. Und als die Elbe ihm eine Waldblume in ein Knopfloch seines Obergewandes steckt, dringt auch der Duft dieser Blume an seine empfindlichen Nasenflügel. Diese verschiedenen Gerüche kombinieren sich in Garretts Kopf zu einer einzigartigen Duftkomposition, die wie verschiedene Farben erst in der Gemeinschaft ein Bild ergeben. Die Gerüche des Waldes bilden den dunkelgrünen Rahmen des Geruchsbildes. Der Lavendel- und Rosenduft von Aileikas Parfum ist eine Mischung aus violett und purpur, und die Blume bildet mit ihrem Duft einen goldgelben Tupfen in dem Gesamtbild.

Überwältigt von diesen Gerüchen und den Gefühlen, die ihn hier durchströmen, streckt der Halbelb einfach seine ausgebreiteten Arme nach vorn aus, schließt sie um Aileikas Schultern und zieht die Elbe vorsichtig an sich. Wenn es seiner Begleiterin mißfällt, von ihm umarmt zu werden, dann beklagt sie sich zumindest nicht. Eine ganze Zeit lang stehen die Beiden nur da, halten einander fest und schweigen. Dann öffnet Garrett seine Umarmung und blickt Aileika in die Augen, während er selbst rot wird. "Bitte entschuldigt. Ich wollte nicht... ich meine, ich wollte schon, aber ich sollte vielleicht nicht... äh..."

Die Stimme versagt Garrett, und der Mann, der normalerweise nicht darum verlegen ist, sich aus jeder verzwickten Situation wieder herauszureden, kapituliert vor dem Anblick einer atemberaubend schönen Frau.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aileika am 08. Sept. 2004, 10:50 Uhr
Als die Arme des Halbelben Aileika umschliessen, zuckt sie einen Augenblick erstaunt zusammen, doch sie wehrt sich nicht. Im Gegenteil, sie legt selbst ihre Arme um den Mann und schliesst ebenfalls die Augen. Seine Wärme und der Geruch des Leders, lassen sie für wenige Sekunden in eine andere Welt trifften und ihre Gesichtszüge entspannen sich.

Plötzlich lässt sie Garrett los und die Elbe öffnet die Augen. Ihr Blick verrät nichts von ihrer Unruhe und sie lächelt Garrett schon fast liebevoll an, als sich dieser ihr stockend erklärt. Ihre Finger wandern beruhigend über sein Gesicht und sie streicht zart über seine Wange. "Psst....du musst nichts erklären." Flüstert die Elbe und tritt dann einen Schritt zurück, um ihn genauer zu betrachten. "Gefühle müssen nicht entschuldigt oder erklärt werden, sie sind einfach da."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 08. Sept. 2004, 20:30 Uhr
Nördliches Larisgrün/ Ufer des Grünwassers


Shyada weiß nicht, wo genau sie sich mittlerweile befindet. Würde sie länger im Larisgrün umherstreifen hätte sie binnen kürzester Zeit eine genaue Landkarte mit sämtlichen Landmarken im Kopf, so aber kann sie lediglich vermuten wo sie sich befindet und wie weit Talyra und somit die Zivilisation entfernt ist.
Auch wenn sie draußen auf der Ebene von Yacalar nicht schlecht geschlafen hat, so sind die Nächte umgeben von Bäumen, Tieren und dem Geruch der Moose und Farne doch weitaus angenehmer und vertraulicher. Da es zuviel Mühe machen würde sich Trockenfleisch zu bereiten, belässt Shyada es dabei kleines Niederwild, in Form von Kaninchen, oder gelegentlich auch Vögel zu fangen und diese dann abens über einem Lagerfeuer zu grillen. Durch fehlende Gewürze und mangelnden Willen solche herbeizuschaffen sind die Mahlzeiten jedes Mal recht gewöhnungsbedürftig, doch reicht es aus um den Magen zu füllen und die Nacht nicht mit leerem Bauch verbringen zu müssen.

Beim Streifen durch das nördliche Larisgrün hat sich Shyada mehr südwärts bewegt, wobei ihr hier im Wald hauptsächlich die Wuchsrichtung von Baumflechten, aber auch gelegentlich der Stand der Sonne hilft.
Als Shyada an diesem Abend Halt macht, befindet sich vor ihr ein breites fließendes Gewässer, dass ihren Vermutungen zufolge ein Fluss Namens Grünwasser sein müsste. Plätschernd werden Steine und Pflanzenteile vom kühlen Nass davongetragen. Auch wenn sie heute hier ihr Lager aufbauen würde, so stellt sich Shyada doch die Frage wie sie diesen Fluss überqueren soll. Zwar könnte sie schwimmen, aber das würde heißen, dass sie dann eine ganze Weile mit nasser Kleidung herumlaufen muss. Normalerweise nicht weiter schlimm, doch sind die Zeiten vorbei, wo bereits am frühen Morgen sehr hohe Temperaturen erreicht werden. Und jetzt eine Erkältung ist das Letzte was die Amazone möchte.
"Tja, dann werd ich wohl eine Brücke oder etwas ähnliches finden müssen."

Shyada weiß nicht, wo ein Übergang zu finden ist und ob stromaufwärts oder abwärts eher fündig werden würde, doch kann sie sich morgen noch darüber Gedanken machen in welche Richtung sie weitermarschiert.
Irgendwo wird schon etwas zu finden sein. Ansonsten musst du doch schwimmen.
Den Rest des Tages verbringt Shyada im rotgoldenen Abendlicht, entfacht das übliche Lagerfeuer, von welchem am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen ist und macht sich daran den mit der Schleuder erlegten Vogel zu essfertig zu machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 09. Sept. 2004, 00:19 Uhr
Nach einiger Zeit hält Asheru inne und blickt hinüber zum nahen Ufer; dort liegen bereits ein dutzend Fische auf dem kiseligen Boden, einige von ihnen noch immer zappelnd und um ihr Leben kämpfend, andere bereits von der Speerspitze erledigt oder an der ihnen feindlichen Luft vereendet. Zufrieden und erschöpft stützt sich die Garou auf ihrem Speer ab und humpelt zum Flußufer, wo sie vorsichtig an Land klettert und damit beginnt, die Fische einzusammeln. Mittlerweile schmerzt ihr geschientes Bein etwas von der Anstrengung, doch es hält sie nicht davon ab sich zu setzen und erst einmal einen der Fische zu verspeisen, wobei sie einzig die dicke Mittelgräte, den Kopf und die Flossen ausläßt.
Gestärkt von dem frischen Fisch und erfreut über die gute Beute, bindet sie die Fische bei den Kiemen an die Lederschnur, welche sich an ihrem Gürtel befindet, nimmt ihre Krücke sowie ihren Speer und erhebt sich langsam, wobei ein stechender Schmerz warnend durch ihren ganzen Lauf zuckt. Kurz aufwinselnd, erstarrt sie beklommen und harrt der unheilvollen Zeichen, die pochend von ihrem geschienten Lauf ausgehen. Mit zusammengebissenen Zähnen geht sie vorwärts, während sie einige Tränen unterdrücken muss.
Der Rückweg zu ihrem Tipi ist weitaus länger und erschwerlicher, und sie sieht ein, dass sie sich die nächsten Tage vielleicht doch etwas mehr schonen sollte, auch wenn ihr der Gedanke daran nicht sonderlich gefällt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 09. Sept. 2004, 01:09 Uhr
Noch eine ganze Weile gehen Raven und Mottenfaenger so durch den Wald, ohne genau zu wissen, wo sie denn nun hinmüssten. Mottenfaengers Gemüt schwankt hierbei zwischen Sorge um die Tiere, verbunden mit Wut auf die Wilderer und der Freude an dem mit großen Schritten heranbrechenden Tag, der wirklich angenehm ist unter den kühlenden Schatten der Bäume. Nicht nur einmal wünschen die beiden sich, anstatt der Steinpilze auf einen Strauch mit süßen Beeren gestoßen zu sein, die als willkommene Wegzehrung hätten dienen können, doch scheint ihnen das Glück diesbezüglich nicht Hold zu sein, und Mottenfaenger wagt es nicht, auf der Suche danach noch weiter von der vagen Fährte abzuweichen, die Stelze mittlerweile entdeckt zu haben scheint.

Schließlich aber brauchen sie sich nicht mehr auf die Spürnase des Hundes zu verlassen, denn Raven erkennt mehr und mehr Merkmale, und auch Mottenfaenger hat bald die Spur gefunden, die sie zusammen mit den Übrigen hinterlassen haben muss. So überrascht es die beiden nicht, bald auf von getrocknetem Blut dunklem Waldboden zu stehen. Sogleich entdeckt Mottenfaenger die Reste des Falleisens, von denen Dutzende Fliegen aufschwirren, als er sie verächtlicht hochhebt.
Er untersucht die Stelle sorgfältig, doch wie zu erwarten war, sind zu verschiedene Spuren vorhanden, um etwas Hilfreiches auf über die Wilderer herauszufinden.
"Aber auch wenn sie nun unnütz sind, sollten wir die Falle nicht hier liegen lassen" meint er schließlich.
Eine Weile steht er darauf ganz still da, bis er schließlich aus den mannigfaltigen Geräuschen des Waldes das Plätschern eines Baches, nicht weit von ihrem Standort entfernt, hört.
Dorthin machen sie sich auf, und Mottenfaenger versenkt das Eisen im schnell dahinfließenden Wasser.
"Eisen widersteht dem Wasser nicht" meint er leise während er seine Hände vom eingetrocknetem Blut befreit.
"Richtige Fallenleger" fährt er dann fort "damit meine ich solche, die es nicht nötig haben, sich zu verstecken oder den Zorn eines Waldhüters zu fürchten, legen ihre Fallen auf einem bestimmten Weg, den sie problemlos und schnell abgehen oder sogar abreiten können. Mit ein wenig Glück, sind diese Wilderer dumm genug, dasselbe zu tun."
Nachdem sie sich an dem Bach erfrischt haben, kehren sie also zurück zu der Stelle, an der vormals die falle versteckt war.
Dort betrachtet Mottenfaenger ein weiteres Mal eingehend die Umgebung, bis er schließlich einem kaum sichtbarem Weg wählt, der ihm für einen Fallensteller am wahrscheinlichsten scheint.

Dieses Mal jedoch scheint ihre Reise unter keinem so glücklichen Stern zu stehen. Zwar finden sie unterwegs die zuvor ersehnten Beeren, bis in den später Nachmittag hinein jedoch keine weitere Falle, sodass Mottenfaenger allmählich zu dem Schluss kommt, dass die Wilderer ihre Fallen nach einem anderen Prinzip - oder gänzlich zufällig - aufstellen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Garrett am 09. Sept. 2004, 08:03 Uhr
>Psst....du musst nichts erklären. Gefühle müssen nicht entschuldigt oder erklärt werden, sie sind einfach da.<, flüstert Aileika und das Herz des Halbelben fliegt ihr zu.

"Du hast recht. Doch wie kann ich sicher sein, daß Du auch weißt, wieviel Du mir bedeutest?"

Garrett sieht die Elbe an. Ihr Haar bewegt sich sanft im kühlen Spätsommerwind, der sich, wie ein heimlicher Wanderer, durch den Wald schleicht und die beiden Verliebten streichelt und umschmeichelt. Die Augen der Elbe strahlen ihn an, als hätte sie zum Himmel empor gefaßt und zwei Sterne als ihre Augen gewählt.

Ich liebe sie., denkt der Dieb bei sich, Ich liebe sie und ich fühle mich wunderbar in ihrer Nähe. Ob sie wohl das Gleiche für mich empfindet?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aileika am 09. Sept. 2004, 08:55 Uhr
Aileika macht wieder eininen Schritt auf ihn zu, streicht ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lehnt sich an seine Brust. "Keine Sorge, ich fühle was du auch fühlst und ich weiss, dass deine Worte ehrlich gemeint sind." Flüstert sie weiter und schaut zu ihm hoch. Ja, er fühlt wie ich und ich liebe ihn...

Die beiden schauen sich eine kleine Ewigkeit in die Augen und die Elbe lächelt ihm liebevoll zu. "Sei dir sicher, dass deine Gefühle erwidert werden Garrett....doch lasse uns etwas Zeit. Lange ist es her, das ich mein Herz verschenkt habe."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Garrett am 09. Sept. 2004, 16:06 Uhr
"Man hat stets nur ein Herz zum Verschenken.", lächelt Garrett, "Und das meine gehört Dir, wenn Du es annehmen möchtest."

Abermals umarmt der Halbelb die Elbe, die sich an seine Brust schmiegt. Ihr Parfum streicht wie eine neugierige Katze um seine Nasenflügel und ihr warmer Atem an seiner Haut hinterläßt ein wohliges Gefühl in seinem Inneren. Sehr vorsichtig hebt Garrett mit seinem rechten Zeigefinger das Kinn der Elbe an, so daß sie ihm direkt in die Augen sieht. Wie gerne würde er sie küssen, doch sie hat ihn gebeten, ihr und sich Zeit zu lassen. So lächelt er nur, zwinkert ihr zu und sagt leise: "Ich liebe Dich."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 09. Sept. 2004, 17:17 Uhr
Shyada ist sich nicht sicher, ob ihre Überlegungen stimmen, doch wenn dies der Fall ist so müsste sich bevor das Grünwasser in den Ildorel mündet, sicherlich noch eine oder zwei Brücken zu finden sein. Falls sie falsch liegen sollte, so hieße das, dass sie ein breiteres Stück Fluss überqueren muss, sofern sie nicht den ganzen Weg zurückgeht, doch nimmt sie dies in notfalls in Kauf.

Da es sich anbietet und das Reisen ohne lästiges Unterholz um einiges angenehmer ist, folgt Shyada dem Fluss an dessen kieseligen Ufer. Zu dem Geplätscher des Wasser gesellen sich zahlreiche Vogelstimmen und auch der Wind lässt Blätter rauschen und Äste aneinanderreiben. Wann immer ihr der Sinn danach steht, kann Shyada von dem kühlen Wasser trinken und braucht nicht extra nach einer Quelle Ausschau halten.
Fast einen ganzen Tag marschiert Shyada so über das Ufer des Grünwasser und erreicht gegen Abend tatsächlich eine breite, stabil aussehende Brücke. Von dieser ausgehen schlängelt sich ein festgetrampelter breiter Weg durch das nördliche Larisgrün. Eine der Hauptstrassen, welche irgendwann nach Talyra führen würden. Weder in Richtung Norden, noch nach Süden ist ist jemand auszumachen. Einzig die durch die Sonne erhitzte Luft flirrt zwischen den Bäumen vom Wegesrand.

Es wäre ein leichtes nun der Strasse zu folgen und so könnte Shyada sicher gehen, dass sie Talyra auch gewiss erreichen würde, doch sträubt sich Shyada dagegen. Auch wenn die Stadt ihr momentanes Ziel ist, so kann es immer noch sein, dass sich die Amazone kurzfristig umentscheidet und weiterzieht. Zudem würde es mit Sicherheit irgendwann lästig werden, wenn sie den Reisenden ständig ausweichen würde.
Um nicht in unmittelbarer Nähe der Brücke zu campieren, folgt Shyada dem Lauf des Grünwassers ein Stück in nordwestliche Richtung und schlägt dort ihr Lager auf. Morgen früh würde sie dann wieder in den Wald eintauchen und sich dort einen Weg durch Bäume und Sträucher suchen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aileika am 10. Sept. 2004, 09:48 Uhr
Aileika nickt und schmiegt sich wieder an ihn. „Ja“ flüstert sie schlicht und atmet tief den Geruch des Mannes ein, der ihr sein Herz geschenkt hat, um diesen in ihrem Innern auf Lebzeiten zu bewahren.

Er hebt ihren Kopf zu sich und sagt ihr leise, das er sie liebt. Die Elbe erwidert diese Worte und nähert sich langsam seinem Gesicht. Ihre weichen Lippen berühren die seinen und sie küsst ihn sanft. Die Welt scheint für wenige Momente stehen zu belieben und erst als sie die Elbe wieder von Garrett löst, dreht sie sich für die beiden weiter.
Aileika schaut den Halbelben liebevoll an und nimmt seine Hand. „Komm, wir gehen nach Hause. Wenn du willst, kannst du gerne bei mir wohnen, ich kann es nicht zulassen, dass du weiterhin in der Unterstadt lebst.“ Lächelnd gehen die beiden durch das Larisgrün wieder zurück zur Stadt und spazieren dann gemütlich am Ufer des Ildoriel entlang, bis sie zu Aileikas Haus kommen.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 10. Sept. 2004, 20:02 Uhr
Im Laufe des Nachmittags gehen Mottenfaenger und Raven allmählich dazu über, sich vom Fallensuchen aufs Beerensuchen zu verlegen, was offenbar erfolgversprechender ist, als sich nach im Unterholz verborgenem Eisen umzusehen. In einem dicht von Ulmen und Buchen bewachsenen Teil des Waldes stoßen sie schließlich auf einen ganzen Teppich von niedrigen Blaubeersträuchern und machen dort erst einmal ausgiebig Rast, wobei sie sich auf einem Fleckchen weichen, sonnenbeschienen Mooses niederlassen. Trotz der reichlichen Beerenfunde, die immerhin auch nicht ganz zu verachten sind, ist Raven ein wenig enttäuscht, dass ihre Suche bis jetzt so wenig eingebracht hat.

"Ich dachte mir schon, dass es nicht einfach wird", gesteht sie ihrem Gefährten, während sie die Stiefel abstreift und sich bequem an den glatten, graugrünen Stamm einer mächtigen Buche zurücklehnt. "Die Späher der Steinfaust sind wohl auch nicht viel erfolgreicher gewesen, nach dem, was Rhordri erzählte. Ich dachte, dass wir wenigstens ein paar der Fallen finden könnten, aber es sollte wohl nicht sein. Wenigstens müssen wir unterwegs keinen Hunger leiden", versucht sie der Sache grinsend noch etwas Positives abzugewinnen und teilt die restlichen Blaubeeren, die sie in der hohlen Hand gesammelt hat, mit Mottenfaenger.

Nachdem sie sich an dem schmalen Bachlauf, in dem Mottenfaenger das kaputte Fangeisen versenkt hat, erfrischt haben, nehmen sie die Suche wieder auf und streifen weiter durch den Wald. Ihre Aufmerksamkeit hat allerdings schon ein wenig nachgelassen und statt nach den Eisen Ausschau zu halten, versucht Raven, sich bei ihrem Gefährten ein wenig von seinen Fähigkeiten im Spurenlesen abzugucken. Zwar hat sie selbst recht scharfe Augen, doch an die elbischen Sinne reicht ihr Sehvermögen bei weitem nicht heran und sie ist auch nicht so geübt darin, auf die Zeichen des Waldes zu achten, so wie Mottenfaenger es vermag.

Bereitwillig zeigt er ihr, worauf sie ihr Augenmerk lenken muss und nach einiger Zeit gelingt es ihr schon besser, die winzigen Zeichen und Spuren, die von den vierbeinigen Waldbewohnern stammen, von denen zu unterscheiden, die von Menschen oder Elben hinterlassen wurden. Mit zusammengezogenen Brauen und kritischem Blick mustert sie ein abgebrochenes Ästchen, das Mottenfaenger ihr zeigt, und versucht herauszufinden, wodurch es geknickt wurde - was er natürlich schon lange vor ihr weiß und nur amüsiert ihre angestrengten Grübeleien verfolgt. Worüber sie lange rätseln muss, ist für ihren Gefährten als Druide und Mann des Waldes offensichtlich und nicht zum ersten Mal wünscht Raven sich, ebenso wie Mottenfaenger den Wald "lesen" zu können wie ein aufgeschlagenes Buch.

Dann aber wird ihre Aufmerksamkeit von dem Ast abgelenkt, als sich ein schräg durch die Baumkronen fallender Sonnenstrahl auf einer glatten, schimmernden Oberfläche bricht und ein Stück entfernt ein metallisches Blitzen zu sehen ist. "Sieh mal, da drüben", weist Raven mit der Hand zu der Stelle hinüber. "Da liegt etwas. Vielleicht sind wir ja doch fündig geworden."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 12. Sept. 2004, 13:02 Uhr
Aufmerksam blickt Mottenfaenger in die Richtung, die Raven ihm gewiesen hat, und bleibt einen Augenblick regungslos stehen. Auch ihm war, als hätte er etwas aufblitzen sehen, doch scheint nun nichts auffäliges mehr vorhanden zu sein. Erst als wieder ein leicheter Windstoß durchs Larisgrün geht, der wohl genau den richtigen Zweig anhebt, schimmert es metallisch zu ihnen herüber.
"In der Tat" murmelt Mottenfaenger, erfreut über Ravens Entdeckung, dort scheint etwas zu sein.
Darauf heißt er sie zurückzubleiben, um auf Stelze acht zu geben, damit dieser nicht plötzlich losläuft und womöglich in die Falle gerät, während der Druide selbst sich behutsam der Stelle nähert.
Und wirklich, je näher er heran geht, desto deutlicher erkennt er die Umrisse des Schlageisens. Ursprünglich gut im Unterholz verborgen, muss der Wind, der eben den Zweig verbogen hatte, auch die Falle teilweise sichtbar gemacht haben.
Kopfschüttelnd verschwendet er keine weitere Zeit, sondern nimmt einen armdicken, schon beinahe verotteten Ast vom Boden. Als er diesen auf den Auslöser der Falle wirft, schnappen die Eisen blitzschnell zu, und die Zähne graben sich zentimetertief in das weiche Holz.
Angewidert wendet der Druide sich ab, ruft dann aber seiner Gefährtin, nachdem er sich vergewissert hat, dass dies die einzige Falle im Umkreis war, zu, sie könne nun mit dem Hund nachkommen.

Gerade Stelze lässt sich dies nicht zweimal sagen, sondern beginnt sogleich damit, die Stelle weiträumig nach verdächtigen Gerüchen abzuschnüffeln.
Mottenfaenger sieht ihm eine Weile belustig zu, widmet seine Aufmerksamkeit dann aber wieder der Falle.
"Lass uns dafür sorgen, dass hiermit niemand mehr gefangen wird" meint er grimmig. Darauf sinkt er vor der Falle auf ein Knie, und gräbt eine Hand in die Erde. Eine Weile scheint es, als würde gar nichts geschehen, doch mit der Zeit geht ein Rascheln durch das Unterholz, immer lauter, bis es sich anhört, als ginge ein Windzug durch das Blätterdach einer großen Eiche. Plötzlich brechen armdicke Wurzeln zu den Seiten des Schlageisens aus dem Waldboden, und schlingen sich Arme der Falle. Mit dem Geräusch eines brechenden Kiefers zerren sie an der Falle, bis diese den morschen Ast wieder freigibt, weiter, als wollten sie sie von neuem Spannen, noch weiter, bis das Metall sich verbiegt, schließlich nachgibt und bricht. Anscheinend befriedigt verschwinden die Wurzeln wieder raschelnd im Waldboden, und offenbaren erst jetzt, dass sie die Falle nicht nur gebrochen haben, sondern sie auch dort, wo sie mit dem wütenden Holz in Berührung gekommen ist, rostig ist, wie ein miserabel gepflegter Kettenpanzer.
Mit einem zufriedenem Schnauben steht Mottenfaenger wieder auf. "Die Sonne ist schon hoch am Himmel. Wir sollten uns bald auf den Rückweg machen. Was meinst du?" fragt er seine Gefährtin, während Stelze, unberüht von dem Geschehniss, die harmlosen Überreste der Falle beschnüffelt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 12. Sept. 2004, 22:39 Uhr
Sobald Phelan und Kaney außerhalb der Stadtmauern sind steuert Kaney das Gebiet an, in dem er die erste Falle gefunden hat.
Und tatsächlich tut ihm die Frische Luft gut, und während er neben dem Pferd herläuft verschwinden auch nach und nach seine Kopfschmerzen.
Der Werblütige genießt es, einfach seinen Körper arbeiten zu lassen, irgendwann hat er einen Rhytmus inne, der ihn nicht übermäßig ermüdet, und bei dem er mit Phelans Pferd - das ebenfalls einen gemütlichen Trab gefallen war - Schritt halten kann.
Auch Garok scheint es zu genießen, dass er frei herumlaufen kann, überschwenglich war er erst um seinen Herrn herumgesprungen, dann treu und gehorsam neben ihm hergelaufen.

Nach relativ kurzer Zeit kommen die vier - Herr und Hund und Herr und Pferd - an dem Ort an dem Kaney die erste Falle gefunden hat... natürlich ist jetzt nichts mehr von der Falle zu sehen, das Loch in dem der Anker der Falle versenkt war ist wieder zu, und auch sonst deutet nichts daraufhin, dass hier mal eine Schlagfalle war.
"Hier habe ich die erste gefunden... nein, eigentlich die Zweite... die Erste Falle hat ein Knecht namens Brenan gefunden, an einem der Höfe in... dieser Richtung... eines seiner Frettchen ist in die Falle geraten..."

Kurz überlegt Kaney, irgendetwas hat er vergessen zu sagen, und tatsächlich, da fällt es ihm auch schon ein.
"Einen Fußabdruck habe ich gefunden, aber der ist jetzt natürlich schon wieder verwischt... aber..."
Kaney stapft einmal mit dem Schuh etwas fester auf, so dass der Abdruck gut sichtbar ist.
"Hier an dieser Stelle hatte der eine Stiefel ein Loch in der Sohle... Und meiner Meinung nach ist er etwas größer als ich, aber nicht wirklcih schwerer... und er scheint in Talyra zu wohnen, zumindest führte die Spur der ich folgen konnte zurück in die Stadtmauern..."

Fragend blickt Kaney zu Phelan, wartet ab was dieser sagt, und wie der wesentlich erfahrenere Waldläufer jetzt vorgehen will.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 13. Sept. 2004, 10:37 Uhr
Zwei Schritt weit von der Falle entfernt bleibt Raven schweigend im Schatten einer großen Kiefer stehen und gräbt die Finger in das Nackenfell des Wolfshunds, damit er an ihrer Seite bleibt, während Mottenfaenger sich neben dem Schlageisen auf die Knie sinken lässt. In einer Mischung aus Neugier und gebannter Faszination beobachtet sie das Tun ihres Gefährten, sein grimmiges, konzentriertes Gesicht, als er eine Hand in das Erdreich taucht und die Anspannung auf seinen Zügen, als er die Wurzeln dazu bringt, sich um das Eisen der Falle zu schlingen.
Einen flüchtigen Moment fühlt sie sich an den Tag erinnert, als der Baum ihr Zuhause wurde und sie mit Mottenfaengers Hilfe die Zweige und Äste der Betten zu einem einzigen verflochten hatte, an die Magie, die in jenem Augenblick kribbelnd und brennend durch ihre Adern geströmt war bis in jede einzelne Fingerspitze, so fremdartig und aufregend, dass sie sich noch heute dieses Gefühl beinahe körperlich ins Gedächtnis rufen kann. Ist es das, was er gerade tut? Mit einem stillen Lächeln auf den Lippen schaut sie zu, wie die Baumwurzeln die Falle bis zur absoluten Unbrauchbarkeit verbiegen, als würde sie nicht aus starrem Eisen, sondern aus dünnen, brüchigen Ästchen bestehen.

Mit einem zufriedenen Seufzen erhebt Mottenfaenger sich wieder vom Boden und wischt sich Gras und Erde von den Knien, so beiläufig, als hätte er gerade nur ein paar Beeren gepflückt und nicht Jahrtausende altes Holz zum Wachsen und Agieren gebracht - und sie liebt ihn dafür, für diese stille, ehrfürchtige Art und Weise, wie er diese unermessliche Magie einzusetzen vermag, die in ihm schlummert. "Ja", lächelt sie zu seinen Worten, "lass uns allmählich an den Rückweg denken. Zurück nach Hause ist es noch ein weites Stück Weges."

Stelze, der bis dahin schlotternd und mit eingekniffenem Schwanz das Geschehen beobachtet hat - wie immer, wenn Magie in der Luft liegt, einem ängstlichen Welpen ähnlicher als einem ausgewachsenem Wolfshund - beschnüffelt ausgiebig Herrchens eben vollbrachte Taten in Form einer völlig verbogenen Schlagfalle, dann trollt er sich sichtlich erleichtert und widmet sich wieder seinem nervtötenden Lieblingsspiel, indem er das böse, böse Gestrüpp am Wegesrand verbellt und sich wild kläffend auf imaginäre Gegner stürzt, die nur in den verschlungenen Gehirnwindungen eines Wolfshunds existieren.
Lachend folgen sie ihm, zufrieden damit, wenigstens noch eine Falle unschädlich gemacht zu haben. Zwar sitzt das Wissen um die vielen weiteren Schlageisen, die irgendwo unbemerkt im Unterholz lauern und mit ihrem zahnbewerten, bösartigen Grinsen auf Opfer warten, wie ein spitzer Stachel in Ravens Herzen, doch wenigstens diese eine wird keinem Tier mehr Schaden zufügen. Gemächlich schlendern sie im goldenen Licht der sinkenden Sonne durch den Wald nach Hause, während sie sich scherzhaft darüber streiten, wer die Pilze zum Abendbrot zubereiten muss - eine Auseinandersetzung, bei der Raven sich mehr oder weniger freiwillig geschlagen gibt, wofür Mottenfaenger sich schmunzelnd revanchiert, indem er die inzwischen trockene Wäsche von den Ästen nimmt, als sie am Baum anlangen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 13. Sept. 2004, 20:08 Uhr
Larisgrün/Nördlich von Talyra


Noch ehe die ersten Händler der Strasse nach Talyra folgen und die Brücke des Grünwassers überqueren, ist Shyada bereits erwacht und nimmt ein Bad im kühlen Flusswasser. Die Sonne hat nicht genug Kraft um Shyadas Haut so zu trocken, so dass die Amazone ihren Umhand kurzerhand zum Abtrocknen benutzt. Es könnte während der Weiterreise trocknen und sie würde sich keine Erkältung holen.
Um ihren Wasserschlauch aufzufüllen, kehrt Shyada nach ihrem Frühstück zurück an den Fluss und betrachtet eine Weile ihr Spiegelbild. Durch die fliessenden Bewegungen entsteht ein verzerrtes, doch würde trotzdem jeder Shyada in dem Wasser kennen können. Ohne wirklich zu sehen, wie das Wasser plätschernd dahinfliesst, verschwimmt das Spiegelbild vor ihren grünen Augen.

Erneut zeigt sich jene Smaragdelbin der Amazone. Doch dieses Mal irrt sie nicht durch einen wabbernden Nebel. Umgeben von Wald, begleitet von Vögeln, Niederwild und einigen Hirschen schreitet Amitari, Schützgöttin des Dunkelwaldes und am meisten verehrte Göttin unter den Amazonen, gemächlich dahin. Amitari spricht etwas, doch hört Shyada keine Worte. Nur das Rauschen des Wasser dringt schwach an ihr Ohr. Irgendwo in ihrem Kopf erklärt eine Stimme der Amazone, dass sie einen Tagtraum hat, dass sie nur einmal blinzeln muss und alles was sie sehen würde Wasser wäre. Doch wagt Shyada es nicht die Augen zu schließen.
Es muss einen Grund haben, warum sich die Herrin aller Pflanzen ihr schon wieder gegenüber tritt.

"Was wollt Ihr mir sagen?" Shyadas Stimme ist belegt und nicht viel mehr als ein leises, kaum wahrnehmbares Flüstern. Wieder sagt die Göttin etwas, doch bleiben die Worte ungehört. Nun wissend, dass Shyada sie nicht hören kann, geht Amitari auf Sträucher zu, verschwindet hinter diesen, um sogleich auf einer Lichtung in Erscheinung zu treten. Vereinzelt treffen Sonnenstrahlen auf den Boden und lassen helle Lichtflecken umhertanzen. Doch Shyadas Aufmerksamkeit richtet sich auf etwas anderes. Drei Gestalten, allesamt nur als schwarze Schemen zu erkennen, befinden sich ebenfalls auf der Lichtung. Shyada kann nicht erkennen was sie sind, wie sie aussehen, geschweige denn was sie tun, da ihre Konturen mit dem Wald verschmelzen.
Fragend will sich die Amazone an ihre Göttin wenden, doch dann fällt ihr noch etwas anderes aus. Das Licht kommt aus einer Richtung, aus der es nie kommen könnte! Shenrahs Auge strahlt von Norden her, denn sämtliche Baumparasiten liegen im Schatten. [i]Was?[i/]
Nichtverstehend blickt Shyada zu Amitari, doch verblasst die Göttin bereits wieder, ein wissendes Lächeln im Gesicht.

Von einem Augenblick zum nächsten ist das Bild verschwunden ist alles was Shyada jetzt sieht, sind kleine Kieselsteine, Algen und Unmengen an glitzernen leicht grünlichen Wassers. Die Augen geschlossen versucht sich Shyada bewußt zu werden, was eben geschehen ist, doch scheint die Amazone völlig ratlos. Ohne das man es hätte hervorsehen können, schnellt ihre rechte Hand hervor und zerstört für einen Moment das Bild im Wasser, was nun wieder die verzerrte Amazone darstellt.
"Was verflucht nochmal willst du mir damit sagen!"
Shyada dreht sich um ihre eigene Achse während sie die Worte in den Himmel schreit. Wenn Amitari ihr etwas sagen will, warum tut sie es dann in Rätseln? Sie ist nicht hier, um irgendwelche Spielchen der Götter mitzumachen und doch weiß Shyada, dass sie dem Hinweis folgen würde... wenn sie denn herausbekommt, was sie wissen soll.

Frustiert darüber nicht zu wissen, was sie tun soll, warum man sie für irgendetwas bestimmt hat, drückt Shyada den Korken des Wasserschlauchs so fest hinein, dass sie im Nachhinein befürchtet ihn nicht mehr herhaus zu bekommen. Ruckartig setzt sich Shyada in Bewegung und packt ihre Sachen zusammen.
Der Kopf der Amazone schwirrt voller Fragen, Rätseln und Vermutungen und lässt schon bald ein dumpfes Pochen entstehen.

Gegen Mittag, zur Zeit des höchsten Sonnenstandes, macht Shyada eine erste Pause und lässt sich im Schatten eines mächtigen Baumriesens nieder. Den Rücken gegen die raue Rinde gelegt blickt Shyada zum Himmel hinauf und plötzlich glaubt sie zu verstehen, was ihre Göttin ihr hatte sagen wollen.
Die Sonne hatte im Norden gestanden und sämtliche Schatten zeigten somit nach Süden. Sollte dies die Richtung sein in die sie gehen muss? Aber was hatten die drei Gestalten damit zu tun? Würde sie auf diese im Süden treffen? Doch wer sind sie? Kopfschüttelnd senkt Shyada ihren Blick, stützt die Ellbogen auf die angewinkelten Kniee und bettet den Kopf dann in den Händen.
Das Pochen verschwindet nach einer Weile, so dass Shyada entscheidet nun weiterzuziehen.
"Wer auch immer Ihr seid, WO auch immer Ihr seid... ich hoffe die Götter wissen, was sie tun..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 14. Sept. 2004, 09:01 Uhr
Phelan ist im Stillen wirklich erstaunt darüber, welche Ausdauer Kaney an den Tag legt. Ohne Probleme hält er mit dem leichten Trab der Fuchsstute Schritt und übernimmt dann die Führung, um Phelan an den Ort zu führen, wo er die erste Falle gefunden hat. Der Tag ist lau und bewölkt, geradezu ideal eigentlich und Phelan genießt den Ritt durch das vom Gesang der Vögel erfüllte Larisgrün.

Von der Falle ist nichts mehr zu sehen, Natur und Wetter haben ganze Arbeit geleistet. Und auch Kaneys Bemühungen bringen die Spur nicht wieder zurück. "Ein Loch in der Sohle ist sicherlich ein guter Anhaltspunkt. Vorausgesetzt, wir können weitere Spuren finden. Das Larisgrün ist zu groß, als dass uns der Übeltäter durch Zufall über den Weg laufen wird." Und auch wenn die Möglichkeit besteht, so will Phelan nicht einmal im Entferntesten daran glauben. "Wer Fallen in einem solchen Zustand hinterlässt, den kann es nicht groß kümmern ob sich darin etwas verfängt oder nicht. Wenn wir Pech haben, dann ist derjenige vielleicht schon weitergezogen und gar nicht mehr hier in der Gegend." Eine Möglichkeit, die Phelan noch wütender macht. Nicht genug was mit der Wandlerin geschehen ist, aber obendrein noch anzunehmen, dass es dem Wilderer vielleicht völlig egal ist, das ist mehr als er verstehen, als er hinnehmen kann. Wenigstens töten sie die Tiere meist gleich, wenn sie nicht schon tot sind. "Vielleicht ist es auch jemand, der einfach nicht in der Lage ist die Fallen in Schuss zu halten. Und ein kaputter Stiefel... ja, das könnte passen."

Phelan steigt von der Stute und kniet selbst nieder, um den Boden zu untersuchen. Die Falle lag gut versteckt und niedrigem Buschwerk, zu gut versteckt. "Er versteht sein Handwerk, auch wenn er es nicht sauber ausführt." Die Stelle, an der sie sich befinden, ist relativ frei von Heidelbeersträuchern oder anderen bodendeckendem Gebüsch, jedoch umschließen dichte Brombeersträucher den Ort in einer dichten Umarmung, die nur an zwei Stellen unterbrochen ist. "Er wollte kein großes Tier fangen hier. Sieh nur. Hätte er das gewollt, dann wäre die Falle an einer anderen Stelle gelegen. Und er kann nur durch eine der beiden Lücken inmitten der Brombeersträucher verschwunden sein. Vielleicht..." Phelan sucht den Boden ab, was so aussieht, als hätte er etwas verloren und suche nun danach. Dann und wann kniet er nieder und schiebt Gras und altes Laub beiseite, nur um dann kopfschüttelt weiterzugehen.

"Sieh hier, Faolàn, hier ist er durchgegangen." Und tatsächlich sind im weichen Boden, verborgen unter einer dünnen Schicht Laub und Nadeln vom Vorjahr deutlich drei Fußabdrücke zu erkennen. Und in einem davon ist ziemlich deutlich zu erkennen, dass die Sohle seiner Stiefel zwar glatt, aber nicht perfekt gewesen ist. "Er hat entweder das linke Bein mehr belastet oder er hat in der Linken etwas Schweres getragen, die Fallen nehme ich an." Oder seine Beute. Die Spuren verlieren sich trotz intensiver Suche im weichen Waldgras. Phelan schätzt das Alter der schwachen Spur auf etwa zwei Siebentage, aber genau ist das nicht mehr zu sagen. "Nicht frischer als einen Zehntag", murmelt er. "Kaney, zeige mir den Ort der nächsten Falle. Es gibt doch einen oder? Ich hätte den Wandler sofort fragen müssen, wo das mit Asheru geschehen ist, ich war zu unachtsam. Falls uns die Spuren nicht weiterführen, dann sollten wir der Wandlerin einen Besuch abstatten."

Phelan nimmt an, dass sich das Gebiet des Wilderers auf die Fläche zwischen West- und Südstraße beschränkt. Wenigstens hofft er es, weil sie dann notfalls einfach nach ihm suchen könnten. Er muß Spuren hinterlassen haben. Er muß einfach. Es sei denn, er lebt direkt in Talyra selbst, so wie Kaney es gesagt hat. Diese Möglichkeit jedoch will Phelan ausschließen. Wer auch immer hier unerlaubt auf die Jagd geht, ihm muß klar sein, dass er seine Beute nicht einfach so mir nichts, dir nichts, in die Stadt hineinbringen kann. Irgendwo hier draussen. Irgendwo.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 14. Sept. 2004, 22:17 Uhr
>Sieh hier, Faolàn, hier ist er durchgegangen.<
Hä? Wo kommen die denn her? Am ersten Tag waren die doch noch nicht da...
Kaney ist wegen diesem Fund des Halbelben wirklich deprimiert.
Er weiß jetzt nicht, wieso er ausgerechnet diese Lücke zwischen den Brombeeren nicht genauer untersucht hat, aber es ärgert ihn dass er so nachlässig gewesen ist.
Trotzdem versucht Kaney so gut es geht Phelan`s Erklärungen zu folgen und aus seinen Erklärungen zu lernen, denn immerhin hat der halbelbische Waldläufer viel mehr Erfahrung als er selbst.
>Er hat entweder das linke Bein mehr belastet oder er hat in der Linken etwas Schweres getragen, die Fallen nehme ich an.<
Ja, das stimmt, er tritt wirklich mit dem linken Bein schwerer auf...
Noch während Kaney sich den Abdruck genau anschaut und ihn sich so gut es geht einprägt fragt der Halbelb auch schon nach dem nächsten Ort an dem sich eine Falle befand.
"Ehm.. ja, es gibt noch... drei Orte..."
Kaney musste kurz in Gedanken nachzählen wieviele Fallen er gefunden hatte, und wo sie sich ungefähr befanden als er sie gefunden hat.

Kurz orientiert er sich, dann zeigt er auch schon in die Richtung in die sie gehen müssen, immer noch in der Nähe des Waldrandes.
"Dort irgendwo war die Falle... allerdings müsste ich den Weg langsam abgehen, ich hab mir den Weg zwar gemerkt, allerdings könnte ich Wegmale übersehen wenn ich an Ihnen vorbeilaufe..."
Phelan nickt, und so macht sich Kaney langsam auf, geht von einem Baum mit einem auffälligen Astloch zu einer Steinformation, und nach einem Tausendschritt sind sie da.
"Ja, hier ist es... hier unter diesem umgestürzten Baum war die Falle... dieser Farn hier hatte sie zuerst versteckt, aber sie fiel dann halt doch auf..."

Irgendwie rechnet Kaney damit, dass Phelan auch hier etwas findet, dass er übersehen hat, aber dieses Mal tadelt er sich in Gedanken sofort selbst Nicht so trübsinnig, du kannst schon was, ansonsten hätte dich der Lordcommander niemals angeheuert!Trotzdem bleibt ein kleiner, nagender Zweifel.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 15. Sept. 2004, 18:43 Uhr
"Er ist entweder einfach nur dreist oder völlig dämlich. Sieh dir das an! Wenn du wildern würdest, würdest du die Fallen dann direkt vor den Toren der Stadt legen?" Phelan schüttelt den Kopf. Nicht schon genug die Tatsache, dass hier Fallen liegen, aber sie so nah am Waldrand aufzubauen grenzt an eine Narrheit, die Phelan nicht nachvollziehen kann. Und wenn er nun doch in der Stadt lebt? Da drin, direkt vor unseren Augen? Er blickt in die Richtung, in der die dichten Bäume die hohen, grauen Mauern der Stadt verbergen. Er beobachtet, wie Kaney mit aller Gründlichkeit den Ort absucht und zielsicher die Stelle findet, wo zuvor die Falle gelegen hat. Eine kurze Untersuchung gibt das gleiche Ergebnis wie zuvor.

"Nun, wir haben jetzt also einen gesichtslosen Wilderer, der obendrein so tolldreist ist wie ein junger Hund und dessen Stiefelsohle ein Loch hat. Nicht sehr viel. Er kann überall sein. Keine der Spuren ist frisch und keine der Fallen sorgfältig überprüft. Wir könnten uns jetzt im Gebüsch verstecken und warten, ob wir Glück haben. Aber dazu knurrt mir der Magen zu sehr. Wir könnten auch jeden einzelnen Mann in der Stadt darum bitten, uns seine Schuhsohlen zu präsentieren. Auch das erscheint mir wenig reizvoll." Während er so vor sich hinsinniert entgeht ihm dennoch nicht, dass der Werjunge ein recht unzufriedenes Gesicht aufsetzt und Phelan wirft ihm einen fragenden Blick zu. Er wird sich um seine Freundin sorgen und das ist nur allzu verständlich.

"Also ganz ehrlich: ich habe im Augenblick keine Idee, was wir tun könnten. Aber Asherus Tipi liegt weiter außerhalb. Vielleicht sollten wir die Gegend dort noch einmal absuchen. Möglicherweise hat Soris ein Lächeln für uns übrig und wir treffen durch Zufall auf ihn. Ich kann einfach nicht glauben, dass er die Tiere in die Stadt schleppt." Die Blaumäntel würden ihn niemals passieren lassen ohne Auskunft zu verlangen, da ist Phelan sich sicher. "Was schlägst du vor, Faolàn?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 15. Sept. 2004, 21:09 Uhr
>Wir könnten uns jetzt im Gebüsch verstecken und warten, ob wir Glück haben. Aber dazu knurrt mir der Magen zu sehr. Wir könnten auch jeden einzelnen Mann in der Stadt darum bitten, uns seine Schuhsohlen zu präsentieren. Auch das erscheint mir wenig reizvoll.<

Ein kleines Grinsen schleicht sich auf die Lippen von Kaney, Phelan spricht das laut aus, was er die ganzen letzten Tage lang gedacht hat.
"Es würde vermutlich seeehr lange dauern, bis wir jedes einzelne Paar Schuhe kontrolliert hätten..." meint der Werblütige mit spöttischen Tonfall.

"Hmm..." denkt Kaney dann etwas lauter nach.
"Also die anderen Fallen waren auch immer in der Nähe des Waldrandes aufgestellt... hmmhmmmhmm....
Gibt es einen befestigten Weg in der Nähe von Asheru's Heim? Ich meine, wenn der Kerl hier in der Nähe vom Waldrand und diesem... Trampelpfad auf dem wir uns befinden geblieben ist, wieso sollte er dann dort sein... ehm... wieso soll er dann plötzlich etwas ganz anderes tun?"

Kaney kann sich nicht wirklich vorstellen, dass dieser Wilderer sich nun anders verhält.
"Nungut, egal, ich würde auch sagen, dass wir zuerst in die Richtung von Asheru`s... Wohnplatz sollten... allerdings müsstest du mir jetzt den Weg zeigen, wir haben uns..hmm.. mitten im Wald kennengelernt und getroffen..."
Kaney kratzt sich verlegen am Kopf.
"Also von mir aus können wir sofort in die Richtung Asheru aufbrechen... auch wenn wir dort genauso wenig finden könnten wie hier..."
Kaney zuckt mit den Schultern.
"Also, wolang?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 16. Sept. 2004, 19:58 Uhr
Auch wenn sie nicht viel im Larisgrün rund um Talyra unterwegs gewesen war, so glaubt Shyada doch hin und wieder einige Landmarken zu erkennen. So als wäre er von einer Götterfaust zersprengt worden, liegen Teile eines ehemals riesigen Felsstückes über mehrere Schritt verteilt herum. Die größeren Stücke stellen kein Problem dar, da man sie gut sehen und ihnen somit leicht ausweichen kann. Doch all jene kleinen Absplitterungen liegen verborgen unter Gras, Erde und Geäst und warten nur auf unachtsame Füße.
Aus diesem Grund entscheidet sich Shyada auch dafür einen Bogen um das kleine Stück Wald zu machen, denn ihre Stiefel haben mittlerweile stark gelitten und so würde es für scharfkantige Steine ein leichtes sein, sie zu zerschneiden.

Die Luft im Larisgrün ist angenehm kühl und jeder Schritt der Amazone wird vom Flüstern der Bäume und dem Gesang der Vögel begleitet. Hin und wieder schreckt die Amazone kleine Tiere auf, die dann fluchtartige davonrennen oder sich in ihre Höhlen verkriechen. Auch wenn es den Anschein hat, dass Shyada im Moment keine Sorgen plagen, so gibt es doch einige Dinge, die ihr ununterbrochen im Kopf herumschwirren. Zum Einen ist die seltsame Vision vom Morgen noch immer präsent in ihrem Kopf und verlangt nach einer Lösung. Doch gibt es auch noch die Frage was Shyada macht, wenn sie ihre Füße wieder nach Talyra getragen haben.
Ihre Sachen liegen noch immer in der Harfe. Vielleicht sind die mittlerweile auch schon entsorgt worden, doch einen Besuch bei Borgil plant Shyada ein, da sie zumindest nachfragen will, ob man ihr weniges Hab und Gut aufgehoben hat. Doch wenn Borgil von ihrer Anwesenheit erfährt, dann würde es der Lord Commander auch unweigerlich zu wissen bekommen und genau bei diesem Punkt ist sich Shyada nicht im geringsten sicher, ob sie dies möchte. Sie hat sich keinerlei Verbrechen zu Schulden kommen lassen und doch ist sie sich fast sicher, dass Olyvar von Tarascon nicht gut auf sie zu sprechen ist.
"Egal jetzt... Das wird sich zeigen, wenn du dort bist..."

Der Tag vergeht und Shenrah wechselt sich mit seiner Gemahlin ab. Da sie noch keinen geeigneten Lagerplatz gefunden hat, beschliesst Shyada immer weiter zu gehen, wird aber schon bald von ihrer Suche danach abgelenkt.
Es ist noch nicht so spät, dann man vor lauter Schwärze nichts mehr sehen könnte, aber auch nicht mehr so hell, um das rotlichgelbe Licht zu übersehen, was zwischen Baumstämmen und Strauchwerk zu sehen ist.
Völlig regungslos bleibt Shyada stehen und lauscht, ob sie irgendwas hören kann. Anfangs ist nur der Wind und das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren, doch dann glaubt sie Stimmen zu erkennen. Ob männlich oder weiblich ist schwer zu sagen, da es mehr ein Raunen und Gemurmel ist, was nur schwach bis zu ihr vordringt.
Nicht ganz sicher, was sie tun soll, entscheidet sich Shyada dafür nachzusehen, wer sich dort befindet.

Um nicht gegen die langsam einsetzende Schwärze der Nacht aufzufallen, zieht Shyada die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf, und verdeckt auch sonst jeden noch so hellen Fleck ihres Körpers mit dem dunkelbraunen Umhang. Einer ihrer Zwillingsdolche findet den Weg in ihre Hand wie von alleine und das vertraute Gewicht der Waffe gibt der Amazone das Gefühl, wieder vollständig zu sein.
So lautlos wie es ihr jahrelanges Leben im Dunkelwald es ihr ermöglicht, schleicht sich Shyada immer dichter an die Lichtquelle heran.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 17. Sept. 2004, 12:54 Uhr
Kaney und Phelan brechen erneut auf. Der Waldläufer versucht sich den Weg in Errinnerung zu rufen, den Rhordri und er in der vorletzten Nacht genommen hatten, doch das vergangene Unwetter hat die Eindrücke starkt verwischt. Phelan errinnert sich einen Fluß überquert zu haben und eine breitere Straße und sein Gefühl hatte ihm gesagt, dass der Ritt geradewegs nach Südwesten geführt hatte. Also wenden sie sich von ihrem jetztigen Standtpunkt aus direkt in die Richtung der untergehenden Sonne.

Phelan genießt den Ritt durch den spätsommerlichen Wald. Die ersten Blätter beginnen sich zu verfärben und die letzten Beeren hängen überreif und duftend an den Sträuchern. Die Fuchsstute hält den Kopf so stolz erhoben wie ein zu klein geratenes Schlachtross und schüttelt die lange, dichte Mähne in der leichten Brise, die den Duft von Harz und dem nahenden Herbst mit sich trägt. Das wird der erste Herbst seit langer Zeit sein, den ich nicht bei den Männern verbringen werde. Sie alle hatten ihm versichert, es wäre in Ordnung und sie hatten ihm Glück gewünscht. Aber er hatte in ihren Augen auch das gesehen, was sie nicht ausgesprochen hatten. Als Phelan das Grab seines Sohnes besucht hatte, war ihm mehr als klar geworden, dass dieses Grab mehr ist als nur das. Hier liegt ein Teil von mir begraben und lebt in den Bäumen und den Pflanzen und der Erde fort. Wie kann ich so tun, als wäre das alles nichts? Noch immer verbannt er Morgana aus seinen Gedanken wie einen unerwünschten Gast. Ich kann nicht zurück zur ihr, selbst wenn ich es wollte. Warum sollten wir uns länger damit quälen... Oh ja, sie fehlt ihm, so wie die Wärme an einem kalten Wintertag, aber sie war es gewesen, die die Entscheidung in Worte gefaßt hatte, welche er nur schon allzu lang vor sich hergeschoben hat. Es verlangt Phelan danach ihr all das zu sagen, was sich in seinem Kopf im Kreis dreht. Inari, warum spielst du mit uns? Aber er weiß selbst, dass es seine eigene Entscheidung gewesen war in dieser einen Nacht, aber er weiß nun auch, dass er niemals würde die Liebe für sie empfinden können, die sie sich so sehr wünscht. ... und die du verdienst. Verzeih mir...

Die Natur zeigt sich unbeeindruckt von den Gedanken des Waldläufers und so steigt Shenrah's Auge langsam aber stetig bis zum Zenit auf. Kaney und Garok laufen neben ihnen her, manchmal ein Stück voraus, aber niemals verlieren sie den Blickkontakt. Phelan beobachtet die Bewegungen des Jungen, die einem wissenden Auge einiges über seine Abstammung verraten. "Es kann nicht mehr weit sein... irgendwo hier in der Gegend." Wie kann es sein, dass ich keine Ahnung habe wo dieses Tipi steht? Phelan lässt die Stute anhalten und steigt von ihrem Rücken. Er hat keine Lust, dass das Pferd in die Fänge einer der Schlingen gerät und sie geht er ihr ein Stück voraus, in dem Wissen, dass sie ihm folgen wird.

Etwa einen Tausendschritt weiter werden sie erneut fündig. Im Abstand von nur wenigen Schritt lauern zwei Fallen zwischen Blaubeerbüschen und jungen Bäumen. Die eine davon ist alt und rostig wie erwartet. Die andere jedoch lässt die Späher stutzen, denn sie macht durchaus den Eindruck, als wäre sie in bestem Zustand. Eine Untersuchung des Waldbodens ergibt Ähnliches: Schwere Tritte mit einer kaputten Sohle. Um die andere Falle herum lassen sich kaum Spuren ausmachen. "Wer immer die Schlinge gelegt hat, er versteht sein Handwerk." Ratlosigkeit steht Phelan ins Gesicht geschrieben. "Fast will ich glauben, diese Fallen wurden von verschiedenen Männern gelegt. Siehst du mehr Spuren? Vielleicht finden wir doch noch etwas, das wir verwerten können. Diese hier liegt noch nicht allzu lange hier, scheint mir."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 19. Sept. 2004, 15:23 Uhr
Schnell war Kaney wieder in seinen Laufrhytmus gekommen, seine Beine bewegen sich, ohne dass er sich großartig anstrengen muss, und wenn es denn nötig war konnte er so  einige Stunden laufen.
Während er so dahinläuft lässt der Werblütige seine Gedanken schweifen.
Meister Wespman müsste genau jetzt anfangen, sein Haus zu bauen... Ja, eigentlich sollte das Haus schon längst fertig sein, aber in der Zimmermannsgilde war wohl einiges geschehen, und Kaney hatte (großzügigerweise) erklärt, dass er auch warten konnte.
Wenn sein Heim fertig ist, muss er auch noch einige Dinge besorgen, und Vorräte, vorallem Vorräte.
Zwar könnte er sich sicherlich weiter in der Steinfaust durchfuttern, aber das war ihm unangenehm... und was, wenn er krank werden würde, und nicht zur Steinfaust kommt...
Die Brombeeren dort sehen verdammt lecker aus... Ich sollte hier nochmal hinkommen, wenn ich frei habe...

Solche und andere Gedanken schwirren durch Kaney`s Kopf während er Phelan auf seinem Pferd folgt.

Dann wird Phelan`s Pferd langsamer, bleibt schließlich stehen und Phelan steigt ab.
Kaney versteht, dieses Gebiet wollen sie sich genauer anschauen, anscheinend sind sie in der Nähe von Asheru`s Heim...
Sofort macht sich Kaney an die Arbeit, fällt mit seinem Dolch einen sehr geraden, und jungen Baum, entästet diesen dann und stutzt diesen Stab dann auf eine gute Länge zurecht.
Mit diesem Stab in der Hand begibt sich Kaney dann in das Unterholz neben dem Weg den sie bisher bereist haben, immer wieder hebt er mit dem Stab einzelne Farne an, um zu schauen was sich darunter verbirgt.

Nur langsam geht es voran, denn sowohl Phelan als auch Kaney wollen keine Fallen übersehen.
Nach einem Tausendschritt beginnt Kaney sich zu fragen, ob sie nicht wieder eine Nähnadel in einem großen Strohhaufen suchen. Das Larisgrün ist riesig, und eine Falle doch recht klein, wie sollten sie also diese verdammten Schlageisen finden?

Während er an einigen Blaubeerbüschen vorbeigeht ( und sich dabei immer wieder einige der reifen Früchte in den Mund stopft) bemerkt er irgendetwas.
Kaney bleibt abrupt stehen.
Was ist das?
Irgendetwas war Kaney aufgefallen, blöderweise weiß Kaney nicht, was es ist.
"Hast du was gefunden?" fragt Phelan, der einige Schritt weiter entfernt ebenfalls den Waldboden nach Fallen absucht.
"Ich weiß nicht genau... irgendetwas ist hier..."
Misstrauisch wittert Kaney, wie er es immer macht, um einen Überblick bei einer Situation zu bekommen, und tatsächlich, irgendetwas ist da, was nicht in den Wald gehört... es riecht irgendwie... schwer?
Sorgfältig sucht Kaney mit dem Stab die umliegenden Büsche ab, hebt sie an, stochert unter einem Baum, und tatsächlich, er wird fündig.
"Garok, bleib! Phelan, ich habe eine gefunden..."

Diese Falle war genau wie die Fallen die sie in der Nähe von Talyra gefunden haben. Die Falle ist verrostet, die Scharniere quietschen, und wieder ist ein Fußabdruck dabei, bei dem man deutlich das Loch in der Sohle erkennen kann.
"Sieht so aus als hätten wir Glück... diese Falle scheint erst vor kurzem aufgestellt worden sein..." murmelt Kaney, während er den Platz um der (inzwischen ausgelösten) Fallen betrachtet.

Die zweite Falle hätten sie beinahe übersehen, weder Phelan noch Kaney haben damit gerechnet, dass sich so nah eine Falle befindet, und wäre Garok nicht stur an der Stelle, an der sich die Falle befindet, stehen geblieben, vermutlich wären die beiden daran vorbei gelaufen.

"Ich habe ihm irgendwann mal gesagt, dass er sich nicht rühren soll, wenn er eine Falle sieht... anscheinend hat er das behalten..." erklärt Kaney, während er diese zweite Falle ebenfalls mit dem Stab auslöst.
Er weiß zwar, dass sich das anhört, als wäre Garok ein Mensch, aber das was er gesagt hatte stimmte nunmal, und Garok war ja wirklcih intelligenter als andere Hunde.

Die zweite Falle ist wirklich anders als die übrigen Fallen die die beiden bisher gefunden haben. Das Eisen ist blank, die Feder geschmiert, und diese Falle ist in der Nähe eines Wildwechsels platziert worden.
"Das ist nicht unser Wilderer, das war jemand anderes!" Kaney sagt dies ohne jeden Zweifel in der Stimme, er ist sich absolut sicher.
Misstrauisch schaut er sich um, betrachtet das Gelände um ihn herum, dann zeigt er in eine Richtung: "Dort lang sind sie verschwunden."
Auch hier ist keinerlei Zweifel in der Stimme des Werblütigen zu hören, er _weiß_ dass die Wilderer dort lang gegangen sind, durch die Brombeerranken, nur woher  er dies weiß, davon hat er selber keinerlei Ahnung.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Feranc am 20. Sept. 2004, 11:04 Uhr
Vorbei am Stadttor, genießt Feranc vorerst den frühmorgendlichen Ausritt ins Larisgrün; die Luft ist noch immer recht frisch, und vereinzelt liegt schwacher Nebel auf den Lichtungen. Dort wo die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach auf das Gras treffen, funkelt Morgentau wie kleine Diamanten. Hier im Larisgrün zwitschern bereits hunderte Vögel mit Morgengesang um die Wette.
Feranc beschließt, dass dies die letzte Nacht im Pfirsich gewesen ist, und sollte er auch vorerst in die Goldene Harfe ziehen, so ist ihm das auch recht. Als er an einen größeren Fluß kommt, steigt er von seinem Pferd und beginnt damit, sich zu entkleiden und bis zur Hüfte in das eiskalte Wasser zu steigen. Allerdings verweilt er nicht allzu lange darin, nicht nur weil es recht kalt ist, sondern auch weil er nicht unbedingt möchte, dass irgendwer ihn so sieht. Ächzend aufgrund der Kälte, wäscht er sich Gesicht und Körper, und nachdem er auch einige male sein Haar mit Wasser benetzt hat steigt er wieder aus der seichten Strömung hinaus, um sich -nass wie er ist- in seine Kleidung zu zwängen.

Dann setzt er sich noch eine Weile ans Ufer, wo Bren umständlich versucht, mit der Tremse frisches Gras zu kauen. Jetzt nachdem er wieder zurück in Talyra ist und das Faranden Daryie aufgesucht hat, und auch neben einer ihm sonst völlig fremden Frau aufgewacht ist, wird er sich mehr und mehr bewußt, warum er Liselle vermisst. Den Blick ernst auf das Wasser vor sich gerichtet, bemerkt er die brennende Sehnsucht, die sich in ihm ausbreitet, als er an die junge Frau mit dem lockigen, schwarzen Haar denkt, welche schon immer so hilfsbereit und herzensgut zu ihm gewesen ist.
Das erste mal seit langer Zeit wünscht er sich, dass sich die Dinge ändern und er sich täglich auf ein Wiedersehen mit ihr freuen kann; dass die Stunden mit ihr nicht enden würden, und dass sie weiß, was ihn ihm vor sich geht, wenn er sie sieht und bei ihr ist.
Feranc zwingt sich, aufzustehen und wieder auf sein Pferd aufzusteigen, um das Larisgrün zu verlassen und wieder in das Stadtleben einzutauchen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 20. Sept. 2004, 19:36 Uhr
Wie ein Raubtier schleicht sich Shyada immer dichter an den rötlichgelben Schein heran. Die Stimmen werden bei jedem Schritt zwar lauter, doch der Sinn entzieht sich Shyada weiterhin. Der einzige Vorteil aus dem Gemurmel und dem Knacken des Feuer besteht für die Amazone darin, dass man leise Geräusche nicht hören würde, da die Personen wohl auch nicht damit rechnen, dass sie hier jemanden begegnen.
Nur noch wenige Schritte und einiges Buschwerk trennen die Amazone von den anderen. Da Shyada nicht weiß, um wen oder was es sich bei den Fremden handelt, ist jeder weiterer Schritt ein reines Wagnis und doch geht die Amazone immer weiter. Schritt für Schritt und in leicht gebeugter Haltung kommt Shyada ihrem Ziel immer näher.

Männer... was auch sonst...
Es müssten schon wahrlich merkwürdige Frauen sein, wenn diese dasselbe kehlige und raue Lachen der drei Gestalten nachahmen könnten. Vorsichtig und mit sehr langsamen Bewegungen schiebt Shyada in gut fünf Schritt Entfernung einige Äste des Gebüsch vor ihr bei Seite, um so einen besseren Blick auf die abgerissenen Gestalten erblicken zu können.
Soweit Shyada es im flackernden Feuerschein erkennen kann, scheint keiner dieser Männer in letzter Zeit Bekanntschaft mit einem Barbier oder Bad gemacht zu haben. Der Geruch des Alkohols ist über die ganze Lichtung verteilt zu riechen und lässt Shyada angewidert das Gesicht verziehen.
Selbst in Gedanken spart sich die Amazonen jeden Kommentar, da diese Männer nach ihrer Ansicht, die schlimmste Variante der männlichen Bevölkerung sind. Dreckig, stinkend und nur dem Alkohol zugetan.
Doch bei allem Widerwillen bleibt Shyada dennoch in ihrem Versteck sitzen. Welchen Grund konnte es geben, dass sich hier inmitten des Larisgrüns drei Männer in einer gemütlichen Runde zusammensetzen und sich dermaßen mit Alkohol zugießen, dass sie kaum noch gerade sitzen können?

Die grünen Augen der Amazone suchen die gesamte Lichtung nach irgendwelchen Hinweisen ab, doch scheint es nur ein einfaches Lager zu sein. Drei schlichte und teils zerrissene Zelte sind am anderen Rand des Platzes aufgebaut, überall liegen leere Behälter rum und auch sonst scheint sich allerhand Gerümpel- woher auch immer es stammen mag- sich angefunden zu haben.
Shyada will sich gerade wieder zurückziehen, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie hatte die Männer gerade als reine Trunkenbolde, die hier wohl lebten abtun wollen, als ein metallischer Gegenstand verräterisch aufglänzt.
Von ihrer vorherigen Position aus, hätte sie es nicht gesehen, doch nun da sie sich ein Stück weiter bewegt hat, verfängt sich das Licht des Feuers in dem Metall und Shyada weiß nun zumindest mit was sie es zu tun hat.
Sieh an. Ich wüsste zumindest einen, den das interessieren könnte. Euer Glück, dass ich mit ihm nichts mehr zu tun habe.

Doch dies hält Shyada nicht davon ab, die Männer weiterhin zu beobachten. Allein der Gedanke den Männern in die Quere zu kommen, lässt die Amazone böse lächeln und weiterhin in der Nähe des Lagers bleiben. Doch vorerst würde sie sich wieder zurückziehen, da sie sonst doch entdeckt werden könnte. Auch wenn der Alkohol einen Großteil dazu beiträgt, dass dies schwerlich zutreffen würde.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 21. Sept. 2004, 22:16 Uhr
Phelan beobachtet voller Anerkennung Kaneys sorgsames Vorgehen bei der Fallensuche. Zudem scheint der Werblütige über einen Sinn zu verfügen, auf den er selbst nicht zurückgreifen kann. Auch wenn er sich unter schwer wenig vorstellen kann, so glaubt er Kaney aufs Wort. In dessen Stimme schwing soviel Sicherheit mit, dass Phelan keinen Moment lang an seinen Worten zweifelt. Und ein genauerer Blick auf den Boden zwischen dem Brombeergestrüpp bestätigt Kaneys Aussage.

Sie folgen den Spuren eine ganze Zeit lang, doch immer wieder verlaufen sie sich im Nichts. "Wer immer für die anderen Fallen verantwortlich ist, er ist weitaus umsichtiger vorgegangen." Die Sonne passiert den Zenit und erst am Nachmittag legen Kaney und Phelan eine kleine Pause ein, in der das Pferd grasen kann und die beiden etwas trinken und essen. Phelan lässt sich von Kaney ein wenig über die Steinfaust erzählen, denn immerhin wird er in der nächsten Zeit in deren Diensten stehen. Egal wie die Dinge sich nun entwickeln werden. Er schätzt, dass sie sich auf ihren Umwegen dennoch beinahe einen halben Tagesmarsch von Talyra entfernt und sich dabei stetig nach Nordwesten bewegt haben. Und immer wieder waren sie auf Fallen gestoßen. In einer hatte sich sogar ein Fuchs verfangen gehabt, aber dem Tier war nicht mehr zu helfen gewesen. Sie hatten die Falle zu den anderen in den Sack gepackt und den Kadaver dem Wald überlassen und mit jedem Fund waren ihre Mienen grimmiger geworden. Anhand der Spuren ließ sich zudem feststellen, dass es sich um mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Männer handeln muß.

Schließlich beseitigen sie die Spuren ihres Hierseins und machen sich erneut auf den Weg. Als Shenrah's Auge dann endgültig zwischen den Baumwipfeln verschwindet und sich leichter Bodennebel ausbreitet, beschließen sie sich ein Lager für die Nacht zu machen. Die drei weiteren Fallen, welche sie im Laufe des Nachmittags und Abends noch gefunden haben, befinden sich allesamt entschärft in dem Sack auf dem Rücken der Stute, der ihre unschöne Last augenscheinlich wenig zu behagen scheint. Auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz macht Phelan plötzlich Halt. "Riechst du das?" Ein Blick auf Kaneys Gesicht zeigt, dass der Werblütige den Geruch schon länger in der Nase haben muß. "Das ist Feuer." Zwischen den dichten Bäumen ist jedoch nichts zu erkennen. "Kannst du erkennen, aus welcher Richtung es kommt, Faolàn?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. Sept. 2004, 22:29 Uhr
Kaney ist froh dass der halbelbische Waldläufer nicht genauer nachfragt, wie er darauf kommt dass sich die Wilderer in dieser bestimmten Richtung befinden, denn er hätte ihm wohl keine Antwort geben können.

Doch sie waren in größeren Abständen auf einige Fallen gestoßen, gut gepflegte Fallen, Fallen die sich in der Nähe von Fuchsbauten und Wildwechsel befanden, und die offensichtlich erst vor weniger als einem Tageslauf aufgestellt waren, denn der Köder in der Falle ist noch frisch.

Es wird später und später, und somit auch immer dunkler, und so beschließen die beiden dass sie im Wald lagern sollten.
Zurück nach Talyra ist es sowieso zu weit, und außerdem folgen sie ja anscheinend einer heißen Spur, die sollten sie jetzt nicht verlieren.
Und so stellt sich Kaney schonmal auf eine Nacht auf dem Waldboden ein, darauf dass er - wie früher - Garok als Wärmequelle "missbrauchen" würde...
Irgendwie gefällt ihm diese Erinnerung, und so bemerkt er diesen seltsamen Geruch in der Luft nur sehr spät...
Was ist das.... Rauch?

>Riechst du das? Das ist Feuer.Kannst du erkennen, aus welcher Richtung es kommt, Faolàn?<
Auch Phelan hat den Geruch bemerkt, der deutlich zu riechen ist.
Nur woher kommt er?
Misstrauisch wittert Kaney, zieht immer wieder Luft durch die Nase ein, und zeigt dann in die Richtung, aus der der Rauch kommt.
Sollten sie wirklich Glück haben und nach einer so "kurzen" Suche die Wilderer finden?
"Dort lang" flüstert der Werblütige, während er seinem Hund das Zeichen zum Aufpassen und Stillsein gibt.

Leise schleichen die beiden in die Richtung des Feuers, nutzen dabei jeden Baum und jeden Strauch als Deckung, treten vorsichtig auf und vermeiden es auf Äste zu treten die brechen - und sie somit verraten -könnten.
Und dann bemerkt Kaney eine kleine Bewegung weiter weg von Ihnen, so als wenn dort irgendjemand entlangschleicht.
Sofort bleibt er stehen, fällt in die Hocke, um selber nicht gesehen zu werden, und glücklicherweise folgt auch Phelan seinem Beispiel, auch wenn dieser einen eher fragenden Blick auf dem Gesicht hat.

Mit dem Zeigefinger auf dem Mund deutet Kaney an dass sie still sein müssen, deutet dann in die Richtung in die er die kleine Bewegung gesehen hat, und hält dann einen Finger hoch.
Dort hinten ist eine Person! Wir müssen vorsichtig sein, nicht dass sie die anderen Wilderer warnt! denkt Kaney und hofft, dass Phelan versteht was er meint.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 23. Sept. 2004, 13:12 Uhr
Shyada ist erst wenige Schritte gegangen als sie plötzlich das Gefühl hat, nicht mehr allein zu sein. Sicherlich sind da die drei Männer in dem Lager, doch die Amazone weiß, wie es sich anfühlt, wenn man von fremden Augen beobachtet wird. Es fällt ihr schwer auch nur irgendwas im dunklen Wald erkennen zu können, denn zum einen besitzt sie nicht die Fähigkeiten der Elben und durch das helle Feuer brauchen ihre Augen noch eine ganze Weile, bis sie wieder Einzelheiten in der Umgebung feststellen können.
Nirgends ist etwas zu sehen und doch glaubt Shyada, dass ganz in ihrer Nähe jemand sein muss. Wäre es ein Bekannter der drei Männer, so bräuchte er sich nicht so still verhalten, erst recht nicht, wenn er der Späher der Wilderer wäre.

Trotz des Wissens beobachtet zu werden, schleicht Shyada weiter um dann im Schutz eines Busches in die Hocke zu gehen. Alles was sich im Dunkel des Waldes von der Schwärze der Nacht abhebt ist der Schein des Feuers und hoch über ihrem Kopf das fahle Mondlicht, dass aber nicht bis zum Erdboden des Larisgrüns vordringt.
Wer auch immer du bist, ich habe keine Zeit und Lust für irgendwelche Spielchen.
Außer das gelegentliche Lachen der besoffenen Männer und den Geräuschen eines nächtlichen Waldes ist nichts weiter zu hören. Für Shyadas Geschmack ist es fast zu still, denn so würden sie auch die kleinsten Geräusche verraten, sollte sich wirklich jemand in ihrer Nähe befinden.

Vorsichtig löst sich die Amazone aus ihrer Starre und geht geduckt einige Schritte bis zum nächsten Busch. Mittlerweile ist es ihr möglich mehr zu erkennen, doch es bleibt bei Schemen und undeutlichen Umrissen. Auch wenn die Amazone nicht weiß, ob es sich um pure Einbildung handelt oder sich dort tatsächlich jemand versteckt, spürt sie ein angenehmes Kribbeln im gesamten Körper. Sie würde es nicht leugnen können, dass ihr DAS hier gefehlt hat. Versteckt in den Schatten zu liegen, Gegner zu erkunden oder einfach nur nicht gefunden zu werden.
Nachdem Shyada sicher ist, dass sich in ihrem unmittelbaren Umfeld niemand befindet, schleicht sie zum nahe stehenden Baum, um ihn als Deckung zu nutzen.
Mit jedem Augenblick der weiter vergeht und sich nichts rührt, kommt sich Shyada alberner vor. Es könte gut möglich sein, dass sie bis zum Morgengrauen hier herumschleicht und doch niemanden finden würde, weil es nämlich niemanden außer ihr und den drei Männern hier gibt.
Ihr Entschluss die Erkundungstour abzubrechen steht schon so gut wie fest, als neben dem Lachen der Männer noch ein weiteres Geräusch zu hören ist. Sehr leise und undeutlich nur, doch trotzdem entgeht es Shyada nicht.
Das leise Schnauben eines Pferdes lässt Shyadas Herz ein wenig schneller schlagen.
Pferde? Die Männer hatten keine Pferde!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 27. Sept. 2004, 10:14 Uhr
Auch wenn es nicht ungewöhnlich ist zu der späten Zeit ein Lager im Wald zu entdecken, so ist für Kaney und Phelan doch Vorsicht geboten. Sollten sie wirklich das Glück und die richtige Spur entdeckt haben, so wäre es nun fatal, wenn sie sich vorzeitig verraten würden. Die Wilderer wüßten ebenso gut wie ihre Verfolger, was auf das unerlaubte Jagen im Wald steht. Sie würden in den Kerker geworfen werden und der Stadt verwiesen werden. Allerdings weiß Phelan nicht, wie Olyvar mit Wilderern umgehen würde, die eine derartige Menge an Fallen gestellt und somit mit Sicherheit unzählige Tiere getötet haben. Pranger und Kerker wären ihnen in jedem Fall sicher, sicher aber auch Schlimmeres.

Mit äusserster Vorsicht schleichen sie also voran, den Geruch von brennendem Holz immer eindeutiger in der Nase. Ihre Schritte verursachen keinerlei Geräusch und Phelan fühlt sich wie eins mit dem nächtlichen Wald. Irgendwann verrät ein goldener Schein durch die Bäume hindurch, dass sie sich dem Lager angenähert haben. Leise Stimmen und raues Gelächter zeugen von mehr als einer Person am Feuer. Mit geübten Fingern überprüft Phelan den Sitz des Säbels auf seinem Rücken, eine kalte, scharfe Klinge, die er im Notfall mit einem Griff und einer fließenden Bewegung würde ziehen können. Der Bogen hängt unterdessen sicher befestigt auf dem Rücken der Fuchsstute, die ihnen in einigem Abstand gefolgt ist und der er nun mit einem gedanklichen Befehl zu verstehen gibt stehen zu bleiben. Phelan weiß, dass das Tier an Ort und Stelle auf seinen Herrn warten oder ihm folgen würde, sollte er nach ihr rufen. Die Stute antwortet ihm mit einem leisen Schnauben, als Zeichen, dass sie verstanden hat, was ihr Herr von ihr will.

Als Kaney sich plötzlich in die Hocke fallen lässt tut Phelan es ihm gleich, auch, wenn er den Grund dafür noch nicht erkennen kann. Das Gesicht des Werjungen ist ein blasses Oval vor dem dunklen Hintergrund und auch ohne ein gesprochenes Wort versteht Phelan, was der andere ihm mit seiner Geste sagen will. Er nickt leicht und geht davon aus, dass Kaneys Augen im Dunkeln ebenso gut sehen können wie seine eigenen. Und auch Phelan bemerkt nun die heimlichen Bewegungen ein gutes Stück weiter vor ihnen. Als er den Atem anhält, kann er hören, wie Füße sich schleichend über den Teppich aus Laub und Moos bewegen, so leise wie das Rascheln einer unvorsichtigen Maus im Gebüsch. Die Geräusche des Waldes scheinen ebenfalls einen Moment zu verstummen und die Person vor ihnen bewegt sich stetig aber mit gebührender Vorsicht direkt auf Kaney und Phelan zu. Der Waldläufer wagt nicht seinem Gefährten auch nur ein Wort zu zu flüstern. Doch es erscheint ihm unlogisch, dass die Männer dort am Feuer eine Wache aufgestellt haben, wenn sie sich selbst doch so lautstark benehmen wie Trunkenbolde in einer Taverne zur Abendzeit.

Lautlos wie ein Schatten schleicht Phelan voran und nur einmal zeugt das leise Knacken eines Zweigs unter seinen Füssen von seiner Anwesenheit. Er spürt, dass Kaney und der Hund Garok ihm folgen ohne sich umsehen zu müssen und es tut gut, die beiden neben sich zu wissen. Er würde den anderen überwältigen müssen und zwar so schnell, dass ihm keine Zeit für einen Laut bliebe. Abermals verharrt er, still wie ein Baum, als sich langsam eine schlanke Gestalt aus der Dunkelheit schält. Das eindeutig weinselige Gelächter der Männer am Lager hallt abermals durch den nächtlichen Wald, aber Phelan konzentriert sich ganz auf die Person direkt vor ihnen. Zu seiner Überraschung kann er jetzt sehen, dass es sich nicht um einen Mann handelt, sondern um eine Frau. Sie geht mehrere Schritte auf Kaney  und Phelan zu, hält dann inne und dreht den Kopf, so als würde sie angestrengt in die Dunkelheit lauschen. Bei den neun Höllen, Shyada. Was tut sie hier? Phelan weiß nichts von dem Zerwürfnis zwischen der Amazone und Olyvar und er weiß nicht, dass sich die Frau schon seit längerer Zeit nicht mehr in der Steinfaust aufhält. Umso mehr überrascht es ihn sie hier anzutreffen.

"Shyada!"

Das Wort schnellt leise wie ein Pfeil durch die Dunkelheit, aber nicht laut genug, als dass es am Lagerfeuer gehört werden könnte. Die Frau jedoch wendet ruckartig den Kopf und späht suchend in ihre Richtung. Erst jetzt löst sich Phelan aus seiner Bewegungslosigkeit. "Hier drüben, Kaney und Phelan." Mit langsamen und leichten Schritten bewegt er sich auf die Amazone zu.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 27. Sept. 2004, 22:49 Uhr
Shyada ist sich sicher, dass wer auch immer dort auf sie lauert oder den anderen Männern nachspioniert, dort wenige Schritt vor ihr sein muss. Die Amazone hat keine Ahnung, ob es sich um einen oder mehrere Personen handelt, doch spielt dies auch keine Rolle. Zuerst muss sie herausfinden mit wem und vorallem was sie es zu tun hat. Danach könne sie sich dann immer noch genug Gedanken darum machen, was sie als nächstes tut.
Auch wenn Shyada sonst nicht viel für Elben oder Mischlingen mit elbischen Blut übrig hat, so kann sie sich jetzt nur wünschen zumindest einen Teil ihrer Fähigkeit im Dunkeln zu sehen zu besitzen.

Zwar nicht orientierungslos, aber doch ohne eine bestimmte Richtung schleicht Shyada weiter. Ein Knacken lässt die Amazone plötzlich verharren. Das Blut rauscht in ihren Ohren und es kommt ihr so vor, als würde man es über mehrere Tausendschritt hinweg hören müssen. Das Knacken ist jedoch nicht von ihr verursacht worden, sondern von ihrem bisher unsichtbaren Gegner.
Auch wenn es keinen allzu großen Abstand mehr zwischen ihnen geben kann, so pirscht Shyada immer weiter voran. Darauf gefasst jeden Moment von irgendwoher angegriffen zu werden. Einer ihrer Dolche befindet sich bereits in ihrer Hand, wird aber wohlweislich unter dem Umhang verborgen, damit ein verirrter Lichtstrahl auf dessen Klinge die Amazone nicht verraten würde. Shyada nutzt jede Möglichkeit sich hinter Büschen oder Bäumen zu verstecken und doch scheint es nicht ausreichend zu sein.
Als ihr Name ohne Vorwarnung, wenn auch leise, zu hören ist, versteinert Shyada augenblicklich. Die Stimme scheint ihr fremd und niemand Bekanntes will der Amazone einfallen. Wäre es taghell gewesen, so hätte man den leicht schockierten Gesichtsausdruck der Frau bemerken können, aber im Dunkel der Nacht bleibt er verborgen. Einzig mit ihrem Kopf versucht Shyada in dem Dunkel vor ihr etwas zu erkennen.

Die Amazone braucht sich jedoch nicht lange den Kopf darüber zu zerbrechen, mit wem sie es zu tun hat. Kurz nachdem ihr Name gerufen worden ist, erklingt die fremde Stimme erneut und stellt sich selber als Phelan und Kaney vor. Was zum Henker machen die denn hier! Es erscheint der Amazone vollkommen absurd, dass sie hier inmitten des Larisgrüns auf jemanden aus Talyra trifft. Auch wenn sie sich nur knapp einen Tagesmarsch von der Stadt entfernt befinden so ist das Larisgrün doch viel zu groß, als dass man sich zufällig über den Weg laufen könnte.
Es sei denn sie suchen jemanden... Shyada geht davon aus, dass Olyvar ihr mit keinem Gedanken mehr hinterher hängt und so gibt es eigentlich nur einen Grund weswegen der Waldläufer und der Wargmischling hier sind. Die Wilderer also.
Noch in Überlegungen versunken, schält sich allmählich eine Gestalt aus der Nacht und kommt mit langsamen Schritten auf sie zu.

Shyada braucht sich nun keine Mühe im Verstecken mehr zu geben und richtet sich zu voller Größe auf. Gleich hinter dem Waldläufer taucht Kaney mitsamt seinem Wolfshund auf.
"Sieh an..."
Shyada weiß nicht recht, was sie davon halten soll, ihnen hier zu begegnen und die Aussicht nicht mehr allein zu sein, hätte jeden anderen sicherlich erfreut, nicht aber die Amazone.
"Ich nehme an, ihr sucht die dort drüben." Ihre Worte sind leise gesprochen, aber für Mann und Jüngling gut zu hören. "Das heißt, wenn ihr nach jemanden mit großen, bösen Fallen sucht." Das böse Lächeln ist nicht zu sehen, aber doch zu erahnen. Während es Shyada einem der anderen überlässt zu antworten oder zu schweigen, holt sie ihren Dolch unter dem Umhang hervor und verstaut ihn in aller Seelenruhe wieder unter dem Ärmel.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 01. Okt. 2004, 11:18 Uhr
Phelan übergeht den Sarkasmus in Shyada's Stimme. Gewöhn' dich dran, so ist sie eben. "Wir verfolgen die Spur der Wilderer tatsächlich seit einem Sonnenlauf." Seine Stimme ist nicht mehr als ein Wispern. Und du? will er fragen. Stattdessen nimmt er aber die Anwesenheit der Amazone einfach hin. Sie wird ihre Gründe haben jetzt hier und nicht in der Stadt zu sein. Der Schein des Feuers bricht sich zwischen Ästen und Gebüsch und legt seltsame Muster auf ihr Gesicht. Kaneys Hund erscheint Phelan unruhig, auch wenn das Tier ruhig neben seinem Herrn steht, so kann Phelan doch das Zittern seiner Flanken erkennen. "Er wittert es. Sie müssen einen Teil ihrer Ausbeute dort drüben bei sich haben."

Leise wie drei Schatten in der Nacht schleichen die drei näher an das Lager heran, so dass Kaney und Phelan nun ebenfalls erkennen können, was Shyada zuvor schon gesehen hat. Drei Männer sitzen am Feuer und lassen sich von den Flammen und von Alkohol wärmen. Einer hat langes, fettiges Haar, das er ähnlich wie der Waldläufer selbst zu winzigen Zöpfen geflochten hat. Der andere hat einen kurzen roten Schopf und der Dritte hat das lange Blondhaar nachlässig zusammengebunden. Auf allen dreien Gesichtern zeugt ungepflegter Bartwuchs und an den Körpern schmutzige, abgetragene Kleidung davon, dass sich die Männer wenig aus Sauberkeit machen und die leichte Brise, welche in ihre Richtung weht, bestätigt diesen Eindruck unangenehm. Der Rotschopf lacht in diesem Moment abermals sein heiseres, lautes Lachen und entblößt dabei schwarze Zahnstumpen. Im Hintergrund erkennt Phelan drei mannshohe Zelte. Und zwischen zweien ist ein Seil gespannt, auf dem sich ein gutes Dutzend an Tierkadavern aufreiht: Füchse, Kaninchen und zu ihren Füssen erkennt Phelan den toten Körper eines Wolfes, der inmitten eines großen, dunklen Flecken liegt, der stellenweise noch feucht glänzt. Daneben liegen auf dem Boden ausgebreitet mehrere Häute und Felle. Phelan ballt die Hand zur Faust und zwingt seinen Atem zur Ruhe.

Er macht sich wenig Sorgen um die drei Männer. "Sie sind angetrunken und ich kann keine Waffen erkennen. Es sollte nicht schwer sein sie zu überwältigen." Allerdings weiß der Waldläufer nicht, ob die Wilderer nicht doch irgendwie bewaffnet sind. Sie müssen es fast. Ich kann nicht glauben, dass sie sich schutzlos hier in den Wäldern herumtreiben. Er schluckt hart und wendet seinen Blick von den Tierkadavern ab, während er sich fragt, wohin sie ihre Beute würden verkaufen wollen. "Lasst uns die Kerle holen, auf dass sie ihre Strafe im Kerker absitzen mögen." Es macht wenig Sinn im Gebüsch sitzen zu bleiben, der Grund für die Anwesenheit der drei Männer ist offensichtlich und das metallische Glänzen in der Nähe der Kadaver spricht die deutliche Sprache, dass hier noch mehr Fallen gelagert sind.

Phelan erwartet sich Widerstand von seiten der Wilderer, aber er macht sich wenig Gedanken darüber, dass sie sie problemlos würden überwältigen können. Die Männer sind angetrunken und der Überraschungsmoment liegt auf der Seite der heimlichen Beobachter.

"Dann los." Mühelos durchbricht der Waldläufer das Gebüsch ohne auf eine Reaktion seiner Gefährten zu warten und ignoriert Dornen und Kletten, die ihn an seinem Vorkommen hindern wollen. Fast glaubt er sich in frühere Zeiten zurückversetzt, mit dem Unterschied, dass seine Männer diesmal nicht hinter ihm stehen. Stattdessen eine Amazone und ein Werjunge, aber Phelan weiß, dass sich beide ihrer Haut erwehren können. Die Männer am Feuer sind unerwartet schnell auf den Beinen und der Schlauch mit der hochprozentigen Füllung landet achtlos neben den glühenden Scheiten. Dass die drei auf einmal lange Dolche in ihren Händen halten, damit hat Phelan gerechnet. Die Waffen waren entweder so neben ihnen gelegen, dass sie sie nicht hatten erkennen können oder waren unter ihrer Kleidung verborgen gewesen. Der Rothaare verzieht das schwarzzahnige Maul zu so etwas wie einem Lächeln, als er den nächtlichen Besucher willkommen heißt. "Sieh an, wen haben wir denn da?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 02. Okt. 2004, 16:09 Uhr
Beinahe hätte Kaney zufrieden laut geseufzt, es ist nur Shyada die Ihnen dort entgegen schleicht, aber er verkneift es sich doch.
Weiß Phelan, dass Shyada nicht mehr für die Steinfaust arbeitet, dass sie keine Späherin im Dienst der Stadt mehr ist? Nein, vermutlich nicht, woher auch?
Kaney hat die ganze Geschichte von Shyada brühwarm erzählt bekommen, dass sie dem Befehl Olyvars nicht gehorcht hatte, dass sie die Männer die Aurian dieses.... Leid angetan hatten nicht bestrafen wollte...
Natürlich ist ein großer Teil der Informationen nur Gerede von Männern gewesen, die nicht gut auf die Amazone zu sprechen waren - vorallem deshalb weil sie bei Ihr nicht landen konnten - aber eins war sicher: Shyada hatte Ihren Dienst bei der Steinfaust beendet.
Tu mir bitte nur den Gefallen und fall uns nicht in den Rücken denkt Kaney während er in die Augen der Amazone schaut.

Dann schleichen sich Phelan und Kaney an das Lager der Wilderer an - wobei Kaney immer eine Hand auf den Rücken seines Hundes lässt um diesen zu beruhigen - und überrascht stellt Kaney fest, dass auch Shyada mit Ihnen kommt.
Gut, dann helf uns wenn du willst.

Angeekelt verzieht Kaney das Gesicht als er den "Duft" der Männer in seiner vollen Pracht wahrnimmt.
Bei den Göttern, er hat auch lange Zeit in den Wäldern gelebt, aber er hatte sich immer gewaschen und hat nie so gestunken.
Der tote Wolf lässt Kaney beinahe aufknurren, die Fellzeichnung kommt ihm bekannt vor, all die toten Tiere hier schmerzen ihn, er hört kaum was Phelan sagt, und er ist der erste, der aufsteht und auf die Wilderer zugeht.

Diese sind überraschend schnell auf den Beinen, und Kaney erkennt, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach Probleme geben wird.
Welcher Wilderer wird sich schon von einem Spitzohr, einem Weib und einem... Kind... abführen lassen...

Garok knurrt, fletscht die Zähne, und Kaney hält seinen vierbeinigen Begleiter fest im Nackenfell.
"Sieh an, wen haben wir denn da?" fragt das Rothaar, und während er spricht kommt wieder ein Schwall übelriechender Luft aus seinem Mund...
"Wir sind Späher der Steinfaust, und das was ihr hier tut, das ist wildern. Und Wildern ist unter Strafe gestellt. Legt also eure Waffen ab, und kommt ohne Probleme zu machen mit uns mit, dann werdet Ihr nur für einige Zeit im Kerker sitzen."

Kaney ergreift das Wort, noch bevor die anderen irgendetwas sagen können, und schon im nächsten Moment bereut er es, denn das Rothaar, schaut erst verdutzt, schaut dann zu seinen Kameraden, und fängt an zu lachen.
Natürlich... ich hätte die Klappe halten sollen, und Phelan sprechen lassen... Wer hört schon auf mich?

"Oh, das wussten wir nicht dass wir wildern. Wir werden morgen gleich unsere Sachen zusammenpacken und es nieee wieder tun!" gröhlt und prustet der Wilderer mit den Zöpfen, immer noch seinen Dolch in der Hand.
"Nein, Ihr kommt mit!" hört Kaney sich selber sagen.
Die Wilderer hören auf zu lachen, werfen sich für Kaney eindeutige Blicke zu.
Als dann der Rothaarige seinen Dolch noch fester fasst, macht Kaney sich innerlich auf einen Angriff bereit.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 02. Okt. 2004, 20:27 Uhr
Ohne groß weitere Worte zu verschwenden wendet sich Phelan in Richtung Lager und schleicht immer dichter an dieses heran. Er ist Kaney und Shyada bereits einige Schritte voraus, als Shyada auf einen Verdacht hin zu Kaney sieht.
Tatsächlich blick der Junge in ihre Richtung und auch wenn Shyada nichts in seinem Gesicht erkennen kann, so hat sie doch das Gefühl, dass der Wargmischling ihr etwas sagen möchte, doch bleibt er stumm und folgt schließlich Kaney.

Auch Kaney erreicht einige Schritte Vorsprung, da Shyada ihn erst eine Weile stumm hinterher sieht. Es ist eigentlich nicht schwer zu erraten, worum sich seine Gedanken für einen winzigen Moment gedreht haben mochten. Shyada weiß nicht, ob es sie belustigen oder wütend machen soll, dass sie schon wieder an etwas erinnert wird, was ihr nicht wirklich zusagt.
Doch im Augenblick ist keine Zeit um sich über Vergangenes Gedanken zu machen und so beeilt sich Shyada den anderen hinterher zu kommen. Andererseits wäre es von Vorteil, wenn die drei nicht sofort wüßten, mit wie vielen sie es zu tun haben. Doch das könnte im gleichen Atemzug auch Kaney misstrauisch werden lassen. Inwieweit Phelan informiert ist, weiß Shyada nicht, doch dass man ihr schnell misstraut ist nichts neues. Letztlich ist es überhaupt erstaunlich, wenn man ihr vertraut.
Wieder komplett in ihr Cape gehüllt zwängt auch Shyada sich durch das Gebüsch und kommt auf der Lichtung zu stehen. Gerade in dem Moment als schallendes Gelächter die drei Wilderer schüttelt und einer mit seinem Dolch belustigt auf Kaney zeigt.

Mit hochgezogener Augenbraue dreht sich Shyada zu Kaney und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zum Glück sieht dies aber niemand, denn ihr Gesicht liegt vollkommen im Schatten.
Es erstaunt Shyada, dass Kaney weitere Worte findet und nicht wie üblig rot anläuft um dann stotternd eine andere Lösung zu suchen.
Jeder muss irgendwann erwachsen werden.

Die drei abgerissenen Gestalten lachen erneut, doch ist ihren Gesichtern anzusehen, dass nun genug Zeit mit Scherzen vertan worden ist.
Shyadas Augen erkennen in den drei Männern keine unerfahrenen Kämpfer, doch würden diese sicherlich eher mit hinterhältigen Methoden arbeiten, als sich einem fairen Kampf zu stellen. Und genau solchen fehlt es meist an Ausdauer oder der Tücke wirkliche Schwachstellen bei Gegner zu sehen, da sie diese nur meist möglichst schnell ausser Gefecht setzen wollen.
Es ist ein erheblicher Nachteil, dass sich Kaney, Phelan und Shyada nicht in Gedankensprachen miteinander reden und sich so absprechen können, denn so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen.
Auch wenn Shyada nicht weiß, ob es ihr gestattet ist, den ersten Schritt zu tun, so gibt es doch etwas, was ihnen etwas Zeit geben könnte.

Mit einer einzigen Bewegung streift sie den Umhang ab und steht statt züchtig verhüllt, aufreizend knapp bekleidet inmitten von vier Männern und einem Jungen. Ganz wie erwartet, blicken die Wilderer verdutzt in ihre Richtung, da sie wohl mit allem, aber nicht einer Amazone gerechnet hätten.
Eine Augenbraue angehoben und ein unergründliches Lächeln im Gesicht sieht Shyada einen nach den anderen an. Durch geübte Handbewegungen befinden sich blitzartig ihre zwei Dolche in den Händen.
Der Blonde ist derjenige, den sich Shyada auserwählt hat. Nicht zuletzt, weil sie ihm gerne in das dreckige Grinsen schlagen möchte. Aber hauptsächlich, weil er ihr am nahsten ist.
Ich wünsch uns viel Spaß.
Kaum dass sich Shyada in Bewegung setzt, schlagen auch Kaney und Phelan zu. Jede Bewegung muss wohl bedacht sein, denn ein falscher Tritt und man sitzt im Feuer oder setzt sich durch eine unachtsame Bewegung selber ausser Gefecht, da der gesamte Waldboden nur so vor Stolperfallen trotzt. Dazu kommt der begrenzte Platz und die Anzahl von Leibern, wovon zwei nicht angegriffen werden dürfen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 06. Okt. 2004, 19:38 Uhr
Dass Kaney das Wort ergreift verwundert Phelan nur einen kurzen Augenblick lang.  Das hier trifft ihn ebenso, wenn nicht noch mehr. Währenddessen prägt sich Phelan jede Kleinigkeit an den Gegnern genau ein, denn er hat nicht vor sie zu unterschätzen, selbst wenn es sich "nur" um drei Wilderer handelt.

Wenn sich der Rothaarige und der Blonde von Kaneys kleiner Rede wenig beeindrucken lassen, so scheint ihm der dritte weniger angriffslustig, womöglich handelt es sich bei einem der beiden anderen um eine Art Anführer. Die Waffen der Männer wirken im Vergleich zu seiner eigenen fast lächerlich und so verzichtet er noch darauf sie zu ziehen, auch wenn ihn die Ironie in der Antwort noch wütender macht, während er um pure Gleichgültigkeit ringt.

Was ihm nicht recht gelingen mag, das drückt Shyadas ganze Art aus, Gleichgültigkeit, Verachtung und unüberhörbare Selbstsicherheit in ihren Worten und ihren Gesten. Und spätestens als sie den Umhang einfach fallen lässt ist ihr die ungeilte Aufmerksamkeit sicher. Phelan ahnt, was sie damit bezwecken will, allerdings lenkt es ihn selbst nicht unbeträchtlich ab. Es bleibt ihm nicht viel Zeit den wohlgeformten Körper der Amazone gründlicher in Augenschein zu nehmen, denn Shyada setzt ohne weiteres Zögern ihren Weg fort, zu auf den Blonden, der ihr Kommen mit einem anzüglichen Grinsen quittiert.

Also gut, wenn es denn so sein muß. Die Klinge gleitet wie von selbst in seine Hand, ein armlanges, messerscharfes Stück Metall, dem das Feuer tanzende Lichter auf die nachtschwarze Oberfläche setzt. Es bleibt Phelan keine Zeit mehr weitere Worte zu sagen, denn wie auf ein unhörbares Kommando hin stürzen die drei Männer vorwärts und in ihren Gesichtern steht deutlich zu lesen, dass sie nichts zu verlieren haben. Sie wissen, was sie erwartet, so oder so. Phelan versucht sich vor Kaney zu schieben und ihm so Deckung zu geben, aber der Rotschopf ist unerwartet schnell und lässt sich auch von der bedrohlichen Waffe wenig beeindrucken. Phelan weicht nach links zurück um den Mann nicht in seinem Rücken zu haben. Der Dritte ist trotz seiner beachtlichen Größe und seines massigen Körperbaus schnell wie eine Katze und der Dolch kommt Phelan gefährlich nahe. Der andere weicht geschickt einem Hieb aus und springt zurück, nur um sofort nachzusetzen. Phelan schaltet alle Gedanken aus und konzentriert sich allein auf seinen Gegner und den Roten, dessen flinke Bewegungen er lediglich im Augenwinkel wahrnimmt. Faolàn, gib auf dich acht. Wie zur Antwort klingt ein wütendes Knurren an sein Ohr, aber kann nicht sagen ob es von dem großen Hund oder Kaney selbst stammt.

Der Mann mit den fettigen Haaren umkreist den Waldläufer währenddessen geschickt und Phelan treibt ihn weiter auf das Lagerfeuer zu. "Verdammt Mann, wirf die Waffe weg!" Der andere antwortet indem er ausspuckt und ein scheinbar amüsiertes Grinsen aufsetzt. Die beiden tanzen fast um das Feuer, umkreisen sich wie zwei wütende Hunde bis Phelan ihn endlich trifft, ihm einen langen Schnitt am Arm zufügt und der Dolch mit einem dumpfen Klirren mitten in den Flammen landet. Der Wilderer verzieht erstaunt das Gesicht und ein Schmerzenslaut kommt über seine Lippen, der an ein verwundetes Tier errinnert. Endlich. Phelan nutzt den Augenblick um sich nach Kaney umzusehen, doch der winzige Moment der Unachtsamkeit genügt dem Wilderer. Er stürzt vor und Phelan erntet erst einen harten Schlag ins Gesicht und gleich darauf in die Leibesmitte, was ihm die Tränen in die Augen treibt. Abwehrend zieht er den Säbel hoch - und trifft weichen Widerstand, der mit einem schmatzenden Geräusch nachgibt. Als sein Blick wieder klar ist, liegt der andere vor ihm auf dem Boden, zappelnd wie eine Ratte und dunkles Blut sickert langsam in den Waldboden ein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 07. Okt. 2004, 20:32 Uhr
Langsam, unaufhaltsam steigt in Kaney die Wut hoch.
Die toten Tiere, der tote Wolf, dann das Gelächter der Wilderer...
Die nehmen mich überhaupt nicht ernst... denkt der Werblütige frustiert, und erst jetzt bemerkt er die Bewegung von Shyada, dass diese ihr Cape beiseite wirft und sehr leicht bekleidet dasteht.
Beinahe wäre Kaney die Kinnlade heruntergeklappt, aber er kann sich gerade noch zusammenreißen, einmal würden auch die Wilderer mitbekommen dass er abgelenkt ist, und zweitens - und da ist er sich sicher - würde Shyada... ja, was würde die Amazone wohl tun?
Kaney hat keine Ahnung, er weiß nur, dass die Frau neben ihm etwas tun würde...

Und schon im nächsten Augenblick, nachdem sich alle Männer von diesem augenfreundlichen Schock erholt haben, beginnt der Kampf.
Instinktiv fletscht Kaney die Zähne als der Rothaarige auf ihn losstürzt, irgendwie erwartet er wieder die Stimme des Tieres in ihm, doch diese schweigt.
Gut... sind Kaneys letzte Gedanken, ehe er selbst seinen Dolch zieht, Garok loslässt und sich brüllend auf seinen Feind stürzt.

Es kommt ihm vor als würde er vor eine Wand laufen.
Der Rothaarige ist kräftig, sehr kräftig, und noch ehe Kaney es versteht ist das erste, kleine Gefecht vorbei.
Der Rote und der Wargenmischling schauen sich an, beide haben sich gegenseitig eine leichte Schnittwunde zugefügt aus der einige Tropfen Blut fließen.
Der Rote grinst, zeigt seine schwarzen Zahnstumpen, und der Mundgeruch verdreht Kaney etwas den Magen.
"Ich werde dich töten!" erklärt der Wilderer mit fester Stimme, dann stürzt er sich wieder auf Kaney.

Der Werblütige grinst immer noch breit, weicht einen, zwei Schritte zurück, hebt den Dolch bereit zum zustechen... und in dem Moment kommt der von Kaney erwartete Angriff seines Hundes.
Ein stummes Handzeichen, die Wut von seinem Herrn, mehr braucht es nicht um den schwarzfelligen Hund wütend zu machen, laut knurrend verbeißt er sich in den freien Arm des Roten.
Der Rote schreit kurz auf, schaut dann auf den unerwarteten Angreifer, und diesen Moment nutzt Kaney aus, um sich auf den Wilderer zu stürzen.
Metall schneidet durch schmutziges Leinen und schmutziges Fleisch, das Blut das aus dieser Wunde herausfließt ist jedoch rot und sauber.

Kaney grinst immer noch, selbstzufrieden, auch wenn diese Wilderer ihn nicht ernst nehmen, kämpfen kann er.

Wäre Kaney in diesem kurzen Moment nicht zu selbstsicher gewesen, vielleicht hätte er die Bewegung des Roten bemerkt und ihr mehr Aufmerksamkeit zugewendet, so aber sieht er nur wie der Rote Garok abschüttelt, innerhalb von einem Augenblick den Dolch in die andere Hand nimmt, in seinen Stiefel greift und dann etwas wirft.
Noch während Kaney sich fragt was der Wilderer da wirft, fliegt das Wurfmesser an ihm vorbei, und nur dank seiner schnellen Reflexe kann Kaney haarscharf ausweichen.
Phelan, der etwas weiter hinter ihm steht, und dieses Wurfmesser nicht gesehen hat, wird an Kaney`s Stelle getroffen. Kaney hört das erschrockene Aufkeuchen seines Kameradens, er ist selber erschrocken wie das geschehen konnte. Schon will er dem Halbelben helfen, doch dann hört er Garoks Aufjaulen, und ihm wird klar, dass er wieder nicht aufgepasst hat...
Wütend sprintet Kaney auf den Roten zu.

Das darf nicht nochmal geschehen... flucht der Werblütige in Gedanken, und greift dann wieder den Roten an, und während er brüllt schwört er sich selbst, nicht nochmal so unachtsam zu sein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 08. Okt. 2004, 16:06 Uhr
Shyada hat keine Zeit um nachzusehen, ob Phelan und Kaney ebenfalls angreifen, da der Blonde ihren Angriff sofort erwiedert. Doch die Geräusche von klirrendem Metall und fluchenden Worten machen der Amazone deutlich, dass die anderen sich wohl auch gefunden haben.
Das Grinsen im Gesicht ihres Gegenübers scheint wie erstarrt und gar nicht mehr aufzuhören.
"Na komm schon her, Schätzchen. Dann werd ich dir mal bei bringen wie man kämpft... oder auch was anderes." Ein raues, kehliges Lachen folgt, doch scheinen weder die Worte noch das Lachen Shyada in irgendeiner Weise zu beunruhigen. Einzig die grünen Augen, denen einer Raubkatze gleich, zeigen was Shyada davon hält und dass sie nicht vor hat, sich von einer so heruntergekommenen Gestalt bei irgendwas belehren zu lassen.

Der Blonde versucht Shyada immer wieder mit Worten abzulenken, während sie sich wie Raubtiere umkreisen. Shyada kann kein Muster in den Bewegungen des Mannes vor ihr erkennen und das bestätigt sie in der Annahme, dass es sich um jemanden handelt, der seine Gegner irgendwie und ziemlich planlos ausschaltet. Statt zu antworten, beobachtet Shyada jede kleine Bewegung des Mannes, nimmt die undeutlichen Umrisse der Umgebung wahr und versucht mögliche Vorteile zu erkennen.
Die Klingen der Dolche finden immer wieder zueinander, gleiten voneinander ab und such erneut nach dem weichen Fleisch des Gegners.

Mehr nebenbei als bewußt registriert Shyada wie der Blonde versucht sie langsam von der Lichtung zu drängen, indem er immer wieder einen Ausfallschritt vortäuscht, den die Amazone entsprechend ausweicht. Die Geräusche der Umgebung dringen nur undeutlich an Shyadas Ohr, doch als plötzlich ein Aufschrei einer ihr bekannten Stimme zu hören ist, wird sie für einen Moment abgelenkt. In dem Chaos auf der Lichtung fällt es schwer sofort die Quelle und Ursache auszumachen und so achtet Shyada nicht darauf, wohin sie tritt.
Noch während des Stolperns sieht Shyada Phelan, wie er sich eine Hand an eine blutende Stelle hält und Kaney der plötzlich losläuft. Einer der Wilderer liegt regungslos am Boden, doch der Rothaarige scheint, wenn auch stark angeschlagen, noch kampffähig zu sein. Mit dem Aufheulen Garoks landet Shyada unsanft auf dem Waldboden. Ein Stein bohrt sich schmerzhaft in ihr Handgelenk und sorgt so dafür, dass sich Shyada nicht sofort wieder abdrücken und aufstehen kann.Nur kurz kommt ein Schmerzlaut über ihre Lippen. Dann rollt sich Shyada auf die Seite und versucht so dem Dolchhieb des Blonden zu entgehen, hat nun allerdings keine Chance mehr an die fallengelassenen Zwillingsdolche zu gelangen.
Hoch aufgerichtet und das Feuer im Rücken sieht der blonde Wilderer zu Shyada und lacht erneut auf. Shyada lässt den Man in dem Gedanken, dass sie sich ernsthaft verletzt hat und kriecht rückwärts ein Stück von ihm fort. So als habe er alle Zeit der Welt und mit siegessicheren Grinsen folgt der Mann Shyada.
"Nun woll'n wir doch mal seh'n ob du zu was anderem zu gebrauchen bist, wenn du schon nicht kämpfen kannst."

Shyada kann den Mann vor sich nur schwer einschätzen und so ist es ein unkalkulierbares Risiko ihn zu nah an sich heran zu lassen. Und dennoch bleibt ihr keine Wahl, denn der Wilderer würde sie gewiss nicht in aller Seelenruhe aufstehen lassen.
Die Luft anhaltend um nicht zu ersticken, kommt der Blonde immer näher. Sein Zopf hat sich gelöst und die Haare hängen in fettigen Strähnen herab.
Genau in dem Moment, als er anstalten macht die Amazone unsittlich zu berühren, holt diese mit ihrem Bein aus und fegt den Mann mit einer einzigen Bewegung vom Boden. Überrascht von der Gegenwehr fällt der Mann plump nach hinten um und flucht einige unverständliche Worte. Den eigenen Schwung zu Hilfe genommen richtet sich Shyada auf, greift nach ihren Dolchen und ist dann über den Mann.
Die Arme des Mannes mit den Beinen auf den Waldboden gedrückt, beugt sich Shyada nach unten, so dass ihr Mund sich ganz nah am das Ohr des Mannes befindet.
"Du wirst mich nie wieder Schätzchen nennen."

Mit einem bösen, zufriedenen Lächeln richtet sich Shyada wieder auf, sieht den Mann noch einmal an und schneidet ihm mit einer einzigen Bewegung die Kehle durch. Es wäre nicht nötig gewesen ihn umzubringen, doch würde sich das vielleicht später irgendwann rächen.
Es jetzt, als Shyada für einen Moment Pause hat, machen sich zahlreiche Kratzer und Schnittwunden deutlich, von denen Shyada vorher keine einzige gespürt hat. Doch es bleibt keine Zeit um sich jetzt Gedanken darum zu machen. Mit wenigen Schritten befindet sich Shyada wieder auf der Lichtung. Kaney ist noch immer mit dem Roten beschäftigt.
Für einen kurzen Moment überlegt Shyada dem Wargjungen zu helfen, doch würde der dies sicherlich nicht wollen. Nicht nachdem ihn der Rote ausgelacht hat und sowohl Phelan als auch Garok verletzt hat.
Viel Spaß, Kleiner.
Statt also Kaney zu helfen, geht Shyada zu Phelan und versucht dem Waldläufer dabei zu helfen, sich um die Wunde zu kümmern. Notfalls könnte sie immer noch eingreifen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 10. Okt. 2004, 13:06 Uhr
Ein kurzer Blick auf seinen Hund zeigt Kaney, dass dieser noch lebt, er ist  froh dass Garok nichts schlimmeres geschehen ist.

Trotzdem brüllt er wie ein wildes Tier, während er sich auf seinen Feind stürzt und unter dessen Klinge ausweicht.
Gleichzeitig sticht Kaney selber zu, und eine weitere, blutende Wunde ziert den Arm des Wilderers.
Wieder schleicht sich dieses bestimmte Grinsen auf Kaney`s Lippen, während er wieder einem Dolchhieb ausweicht, der ihm eigentlich das Gesicht zerschnitten hätte.

Der Kampf zwischen dem Rothaarigen und dem Werblütigen entwickelt sich zu einem Vor- und Zurückspringen, sobald einer von beiden einen Angriff versucht, weicht der andere zurück, und mehrmals trennen nur wenige Millimeter das Fleisch von dem scharfen Metall.

Dann, endlich, nach mehreren Stunden wie es Kaney wieder vorkommt - sein Arm in dem er den Dolch hält beginnt langsam immer schwerer zu werden -  geschieht etwas: Der Rote, der nach und nach immer weiter zurückgewichen ist, stolpert über das Abspannseil eines der Zelte, und noch während der Rote zu Boden geht schnellt Kaney vor, hält dem Wilderer den Dolch unter die Kehle.
"Im Namen Talyras... Du kommst jetzt mit uns und wirst deine gerechte Strafe in der Steinfaust absitzen!"
Kaney`s Stimme zittert während er dies sagt, dann nimmt er dem Roten - noch immer den Dolch unter den Kehlkopf haltend -  den Dolch aus der Hand und wirft ihn einige Schritte von sich weg.

Geschafft, wir haben es geschafft... denkt der Werblütige erschöpft, schaut dann hinter sich, in die Richtung von Phelan, um zu schauen wie es dem Halbelben geht...
Und begeht damit schon wieder den Fehler, unachtsam zu sein.
Während Kaney sich umschaut, stößt der Wilderer mit seinem gesunden Arm den Dolch von seiner Kehle, zieht dann aus einem Versteck einen dritten, kleinen Dolch hervor, und stößt diesen dann in die Richtung von Kaney...

Aus einer Wunde die Quer über sein felliges Gesicht führt blutend, stürzt sich Garok mit einem lauten Knurren auf den am Boden liegenden Wilderer, noch eher dieser den Dolch auch nur in Kaney`s Richtung bewegen kann,
Dann ist nur noch ein Gurgeln zu hören, dann ein seltsames Knacken und dann... dann ist Ruhe und Kaney weiß dass er nichtmal mehr schauen muss, ob der Rote wirklich tot ist.

Garok steht mit blutiger Schnautze und einer langen, blutigen Wunde vor Kaney, und wedelt leicht mit dem Schwanz.
"Guter Junge..." kann Kaney nur sagen, streichelt seinem Hund dann über den Kopf, betrachtet die durch den Dolch zugefügte Wunde...
Das Ergebnis dieser oberflächlichen Untersuchung sieht nicht gut aus... anscheinend hat auch das rechte Auge des Hundes etwas abbekommen.....
Mein armer Freund... denkt er, während er mit einem Stück Stoff seines Hemdes die Wunde des Hundes  vorsichtig säubert...

"Wie geht es Phelan?" fragt Kaney dann, so als wären ihm die anderen plötzlich wieder eingefallen,  in die Richtung von der Amazone, die sich um den Waldläufer kümmert.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 12. Okt. 2004, 17:50 Uhr
Der Mann zuckt ein paar Mal, dann ist es vorbei. Es pocht dumpf in Phelans Gesicht und seinem Bauch, doch er drängt den Schmerz mit enigen tiefen, konzentrierten Atemzügen an den Rand seines Bewußtseins. Er hätte nicht sterben müssen. Trotz der Genugtuung, die er verspürt, hätte er die Wilderer lieber im Kerker der Steinfaust gesehen, wo sie ihre Zeit hätten absitzen und auf ihre gerechte Strafe hätten warten dürfen. Der plötzliche Schmerz im Rücken unterbricht Phelans Gedankengang jäh. Die Luft bleibt ihm weg und der Säbel fällt mit einem dumpfen Laut, während er realisiert, was geschehen ist. Mit verzerrtem Gesicht ertastet er das Messer in seiner rechten Seite und ein Schmerzenslaut entkommt ihn, als er die Klinge aus der Wunde zieht. "Götterverflucht!" Ungläubig starrt er das blutverschmierte Wurfmesser an, das kaum länger ist als eine Männerhand. Auf einmal ist Shyada zur Stelle und macht sich an der Verletzung zu schaffen. Der Waldläufer lässt sie gewähren, während er die Zähne aufeinander beißt. Das Blut ist warm und feucht auf seiner Haut und er wünschte, er könnte die Wunde selbst sehen. "Nur ein Kratzer." Seine Stimme klingt gepresst und heiser, was ihn selbst erstaunt.

"Was ist mit Euch?" Die Worte sind an Shyada gerichtet. Phelan kann sie nicht sehen, weil sie in seinem Rücken steht. Stattdessen fällt sein Blick auf Kaney, den Hund, der aus einer breiten Wunde über der Schnauze blutet, und die zerfetzte Kehle des Roten. Der Blonde liegt ein Stück weiter entfernt und auch aus seiner Kehle sickert Blut aus einem geraden Schnitt. Shyada tut irgendetwas, was die Schmerzen an seiner Seite erneut aufflammen lässt. Mühsam unterdrückt er einen Fluch. "Kaney, alles in Ordnung? Dein Hund... Da ist Verbandszeug in der Satteltasche..." Phelan sendet in Gedanken einen Ruf aus und es dauert nicht lange, bis die Fuchsstute zögerlich auf die Lichtung tritt, an den Geruch von Blut gewöhnt. Dennoch zuckt sie nervös mit den Ohren. Die Amazone unterdessen hat ihre Untersuchung beendet. Phelan geht hinüber zu seinem Pferd, erleichtert darüber, dass den Kameraden nichts Schlimmeres zugestoßen ist. Es hätte auch anders ausgehen können... aber er weigert sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Sie haben sich ihr Schicksal selbst gewählt. Als er das Leinen und die Kräuter aus dem Sattel holen will merkt er schnell, dass ihm jede Bewegung des rechten Arms Schmerzen bereitet. So dauert es etwas länger, bis er schließlich gefunden hat, was er sucht. Er legt das Bündel in der Nähe des Feuers auf den Boden und wendet sich dann Kaney zu. "Ich kann seine Wunde schließen, ehe Schmutz hinein kommt."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 13. Okt. 2004, 17:01 Uhr
Auch wenn Phelan versichert, dass es nur ein Kratzer ist und sich sicherlich nicht lange aufhalten lassen würde, so scheint es doch weitaus mehr zu sein als nur dies. Schon die kleinste Berührung verursacht, dass Phelan schmerzhaft zusammenzuckt und hörbar Luft einatmet.
Es erstaunt Shyada, dass scheinbar kaum Schmutz in die Wunde gekommen ist. Nicht etwa, weil sie sich inmitten eines Waldes befinden, sondern weil das bedeutet, dass das Wurfmesser neu und nicht verrostet oder sonstwie verunreinigt war. Hätte ihnen wohl kaum einer zugetraut.

Also Phelan Shyada nach ihrem Befinden fragt, zuckt die Amazone erst nur mit den Schultern. Doch da Phelan es nicht sehen kann, gibts sie ihm doch noch eine hörbare Antwort.
"Nichts. Alles bestens. Angeblich verrecken Hunde ja nicht so leicht..." Shyada weiß nicht, ob Phelan sich an seinen charmanten Vergleich erinnern kann, doch die Erinnerung an die damalige Situation lässt die Amazone kurz lächeln. Trotz des Umstandes der damals für ihre Begegnung verantwortlich war.
Kaum dass Shyada ausgeredet hat, fragt Phelan auch schon gleich bei Kaney nach und scheinbar ist die Sorge um dessen Wolfshund Garok größer, als um den eigenen Kratzer. Shyada bekommt nichts von dem stummen Ruf des Waldläufers mit, doch als sein Pferd plötzlich auf der Lichtung auftaucht, ist sich die Amazone sicher, dass Phelan das Tier gerufen hat.
Da Shyada hier ohnehin nicht viel für Phelans Wunde tun kann und dieser andere Sorge hat, belässt sie es dabei und Phelan kümmert sich auch sogleich um Garok.

Männer...Kopfschüttelnd sieht Shyada Phelan hinterher.
Während die Männer sich um Garok kümmern, holt Shyada ihren Umhang und versucht ihm vom gröbsten Dreck zu befreien. Dabei fällt ihr wieder ein vorheriger Gedanke ein und automatisch wandert ihr Blick zu der linken Schulter, wo sich vor nicht allzu langer Zeit ein Nargspeer hindurchgebohrt hatte. Auch wenn der Blonde längst tot ist, so erklärt ihm Shyada ihn Gedanken dennoch, dass nicht mal ein Narg sie töten konnte und er dann wohl erst recht keine Chancen hätte.
Schulterzuckend wendet sie sich von dem Anblick ab und setzt sich dann ein einen der Baumstämme, gleich neben dem Feuer.
Eine Weile beobachtet sie Phelan und Kaney, doch ist es zumindest für Shyada nicht sonderlich spannend, dabei zuzusehen, wie ein Hund verarztet wird.
"Darf man fragen, was Ihr mit den Toten zu tun gedenkt? Oder wollt Ihr sie hier liegen lassen?"

Eine Augenbraue fragend nach oben gerichtet sieht Shyada Phelan als auch Kaney kurz an und wartet darauf, dass ihr jemand erklärt, was die beiden als nächstes Vorhaben. Der Schein des Feuers hüllt die beiden ungleichen Personen dabei vollständig ein und lässt die Schatten um sie herum eifrig tanzen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 18. Okt. 2004, 13:27 Uhr
Es ist frueher Morgen, als die beiden Faunen auf dem Weg Richtung Sueden, in der die Stadt Talyra liegt, entlang stapfen. Der herbstliche Nebel traegt die gedaempften und unregelmaessigen Hufschlaege der beiden Faunen noch weit durch die frische Morgenluft und unterstreicht die anmutend mystische Stimmung des Waldes.

Ein wenig kommt Caylith der Weg schon seltsam vertraut vor, als waere sie diesen schoneinmal gegangen. Doch das kann nicht sein. Schliesslich ist ihr dieser Wald fremd. Eigentlich ist ihr jeder andere Wald fremd. Aber dieser hier scheint den Eindruck zu machen, als waere sie bereits hier gewesen.

Vielleicht bin ich schon laenger hier herumgeirrt.. wenn ich mich an nichts mehr erinnern kann.. , ueberlegt sie angestrengt und wirft ihrem Begleiter einen stummen Seitenblick zu. So ganz begreift sie nicht, warum er nicht wie andere ihrer Art draussen auf den Ebenen lebt. Sicherlich haette ihn ein anderer Stamm nach der Ausrottung seiner Familie aufgenommen. Der Zusammenhalt der Faunenstaemme ist besonders stark, was andere Wesen anbelangt. Schliesslich kaempfen alle gemeinsam gegen das Aussterben ihrer Rasse.
Also warum begibt er sich in die Gefahr und wandert alleine durch Waelder fremder Gegenden. Doch kaum hat sie diesen Gedanken zu ende gedacht schuettelt sie auch den gehoernten Kopf.
Dasselbe koennte ich mich selbst fragen.. Warum entgehe ich der Sicherheit meines Stammes..

Die Faunin richtet ihren Blick wieder auf den Weg vor ihnen und zieht den Ueberwurf enger um ihre Schultern.
"Was denkst Du, wann wir da sind, Kargrim?" Sie wirft einen Blick ueber die Schulter. Doch ihr scheint es, als wuerde der Weg ueberall gleich aussehen. Vielleicht spielt dieser Wald ihnen auch einen Streich und sie bewegen sich nur im Kreis. Misstrauisch kneift sie die Augen ein wenig und blickt sich pruefend um. Hier und da knackt es oder Geraeusche von fallendem Laub, Baumfruechten oder kletternden Eichhoernchen dringen an ihr Ohr. Einzig wegen diesen Geraeuschen hatte Cay in dieser Nacht nicht sehr ruhig schlafen koennen. Dazu die Angst, dass ihr Menschen oder andere Wesen einen Besuch abstatten koennten, hatte sie bis zur voelligen Erschoepfung wach gehalten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 18. Okt. 2004, 20:47 Uhr
>Kaney, alles in Ordnung? Dein Hund... Da ist Verbandszeug in der Satteltasche...<
Nur mit halben Ohr hört Kaney zu, er konzentriert sich immer noch auf Garoks Wunde.
Die Wunde scheint nicht sehr tief zu sein, aber Kaney kann nicht genau erkennen, ob der Augapfel verletzt wurde oder nicht, und wenn sein Hund nun auf einem Auge blind wäre...

>Ich kann seine Wunde schließen, ehe Schmutz hinein kommt.<
Diesmal hört der Werblütige was Phelan sagt, und im ersten Moment will er sofort zusagen, doch dann zögert er kurz...
Der Jüngling hatte bisher nicht sehr viel Erfahrung mit Magie gemacht, und er hatte ein natürliches Misstrauen gegen selbige.
Dies mag seltsam klingen, in Anbetracht, dass Kaney selbst über eine "magische" Selbstheilung verfügt und sich ohne größere Probleme auf magische Weise in einen Wolf verwandeln kann.
Aber diese Magie kann Kaney nicht beeinflussen, sie geschieht einfach, und somit macht Kaney dort einen Unterschied zwischen seiner und fremden Magie.

Aber hier geht es um das Auge seines besten Freundes, und somit stellt Kaney sein Misstrauen gegenüber Magie erstmal zurück.
"Das wäre... nett..." stockt Kaney, während er immer noch seinen Hund betrachtet, der das Säubern der Wunde ohne jedes Winseln über sich ergehen lässt.

Misstrauisch betrachtet Kaney, wie Phelan sich vor Garok kniet, die Wunde genauer betrachtet, und dann... dann wird er von Shyadas Worten abgelenkt.
>Darf man fragen, was Ihr mit den Toten zu tun gedenkt? Oder wollt Ihr sie hier liegen lassen?<

Während Phelan sich weiter um Garok kümmert, schaut Kaney erst zu Shyada, dann zu den toten Wilderern.
Am liebsten hätte er ja gesagt. Ja, sie sollten hier liegen bleiben, damit die Krähen und Häher ihnen die Augen auspicken, bis sie von irgendwelchen Fleischfressern aufgefressen worden sind...
Aber das wäre unmenschlich, und Kaney ist sich sicher, dass Sithech es gar nicht gerne sehen würde, wenn die drei toten Menschen einfach so als Mahlzeit für die wilden Tiere zurückgelassen werden.

"Ich denke nicht dass wir sie jetzt mitnehmen können... ich habe keine Lust, mir einen von denen auf den Rücken zu binden, und ich glaube auch nicht, dass Phelans Pferd drei Männer tragen kann..."
Kaney geht einfach seinen Gedanken nach, wie er diese Sache jetzt regeln würde, dabei bemerkt er gar nicht, dass er ohne irgendwie zu erröten mit Shyada spricht.
"Ich würde sagen, wir bringen sie irgendwo auf einen Baum, binden sie dort fest, und holen sie später mit einigen Maultieren ab, um ihnen ein einigermassen ordentliches Begräbnis zukommen zu lassen... Wir sollten jetzt wohl nur ihre Waffen und die Fallen mitnehmen..."

Darüber, die Leichen hier einfach im Wald zu verscharren denkt Kaney nicht wirklich nach... immerhin waren die Wilderer Menschen, und keine Narge oder Tiere...
Kurz blickt er zu den Beutetieren der Wilderer... auch hier würde er sich noch was einfallen lassen müssen.

Und erst jetzt, wo er zu Ende gesprochen hat, erkennt der Werblütige was er eigentlich gesagt hat, dass er frei seine Meinung kundgegeben hat, und wieder etwas verunsichert blickt er von Shyada zu Phelan, und wartet ab was die beiden zu sagen haben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 19. Okt. 2004, 19:53 Uhr
"Im Grunde haben sie nichts anderes verdient als hier im Wald zu verrotten. Aber ich bin mir sicher, dass  es nicht nur mich interessiert, wer uns da ins Netz gegangen ist. Diese Männer verstehen ihr Handwerk und das nicht erst seit gestern." Phelan knurrt unwillig und deutet mit dem Kinn hinüber zu den Häuten, Fellen und Tierkadavern, welchen der Feuerschein eine unheimliche Lebendigkeit verleiht. Er selbst hat auch schon überlegt, was sie mit den Leichen tun sollen. Sie einfach liegen zu lassen bedeutet, dass am nächsten Morgen nicht mehr als ein Paar Knochen übrig sein würden. Und mitnehmen - nein, unmöglich.

"Es wird nicht lang dauern, bis die Tiere das Blut gewittert haben und mir ist heute Nacht nicht mehr nach einer Begegnung mit einem Rudel hungriger Wölfe." Auch wenn mir und dem Jungen nicht viel geschehen würde. Er blickt die Amazone mit zusammengekniffenen Augen an und stellt fest, dass er über ihr Volk keine Ahnung hat. Alles was er weiß ist, dass diese Frau so manchem Mann ein ebenbürtiger, wenn nicht überlegener Gegner ist.

Die klaffende Wunde auf der Hundeschnauze hat sich unterdessen zu einem schmalen Riss zusammengefügt und Phelan weiß, dass die Verletzung trotz ihrer Heftigkeit dem Hund für die nächsten Stunden keine weiteren Schmerzen bereiten wird. Dafür spürt er seine eigene Verletzung beim Aufstehen umso intensiver, was die Hoffnung begräbt den Stich weiterhin als Kratzer abtun zu können. Über der Lichtung hat eine Buche ihre Äste ausgestreckt, ein alter, großer Baum, der ihren Zwecken genügen wird. Das Feuer wird sein Übriges tun, um die Jäger des Waldes abzuhalten. "Also dann da hoch mit ihnen."

Die drei Wilderer sind alles andere als magere Bürschchen. Fast zweifelt Phelan daran, dass sie es schaffen würden deren Körper auf die dicken, unteren Arme des Baumes zu schaffen. Aber er hat selbst auch keine bessere Idee. Kurzerhand versucht er sich am Aufstieg auf den Baum, dessen unterste Äste eine gute Armlänge über seinem eigenen Kopf aufragen. Er lässt es auf einen, zwei schmerzhafte Versuche ankommen und gibt dann klein bei. "Shyada, vielleicht könnt Ihr..." Es ist ihm beinahe peinlich bei dieser an sich einfachen Aufgabe zu versagen, aber der Schmerz in der Seite lässt ihm wenig Wahl und so dreht er sich aprupt um und macht sich daran die Leichen näher an den Baumstamm zu ziehen. Was für ein Bild wird das nur abgeben? Drei Tote in den Ästen eines Baumes? Anukis sei mir gnädig, eine Reise durch das Reich der Toten erscheint mir kaum schauerlicher.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 20. Okt. 2004, 17:40 Uhr
Irgendwann wirst auch du noch erwachsen...
Shyada ist nicht entgangen, dass Kaney für einen kleinen Moment völlig frei von irgendwelchen störenden und verunsichernden Gedanken war, doch ist im Gesicht des Wargjungen zu erkennen, dass es wohl noch eine Weile dauern würde, bis er sich vollständig dazu durchringen kann seine Meinung ohne schlechtes Gewissen kund zu tun.
Kurz huscht ein ermutigendes Lächeln über Shyadas Lippen, verschwindet aber kaum, dass Phelan oder Kaney es gesehen haben könnten.

Shyada ist es einerlei, was mit den drei Toten passiert, doch ist sie der gleichen Meinung, was das Transportieren angeht. Letztlich würde sie sich ohnehin nicht mit einen von denen für einen längeren Zeitraum abplagen. Schließlich geht sie das hier auch alles nichts mehr an, wozu also für andere arbeiten?
Als Phelan jedoch auf eine Buche deutet, erhebt sich Shyada und geht zu dem Waldläufer und Kaney hinüber.
"Wenn ihr meint..."
Die Idee, die drei toten Männer nach dort oben zu bringen, ist für Shyadas Geschmack zwar auch etwas zu viel Arbeit, schweigt aber zu dem Thema.
Phelan ist der Erste der zur Tat schreitet, scheitert aber bereits beim Erklimmen des Baumes. Auch wenn er den Schmerz nicht allzu deutlich zeigt, so wissen sowohl Shyada als auch Kaney den Grund für sein Zögern und das Abtreten dieser Aufgabe. Schulterzuckend willigt Shyada ein und stellt sich genau an dieselbe Stelle, an der zuvor der Wilderer gestanden hat.
Während sie den Ast mit den Augen kurz abläuft und überlegt, wie sie wohl am besten hochziehen kann, kommt ihr der beunruhigende Gedanke, dass ihre Schulter vielleicht auch nicht mitmachen würde. Das wirst du gleich herausfinden... Schätze ich...
Kaum das ihre Hände den Ast umschlungen haben, zieht sich Shyada auch schon an der rauen Rinde hoch und sitzt wenig später auf dem kleineren Ast. Da dieser für Raubtiere zu niedrig ist, müssten die Toten auf einen höher gelegenen Ast, doch erstmal müssen sie die drei Männer auf diesen kriegen.
Rittlings auf dem Ast sitzend und die Beine verkreuzt, bemüht sich Shyada um festen Halt und gibt dann mit einem Handwink zu verstehen, dass sie den ersten Toten hochheben können.

Ihr eigenes Gewicht zu ziehen war kein Problem gewesen, doch als sie den blonden Mann das letzte Stück allein hochziehen muss, fühlt sich ihre Schulter an, als wenn jemand mit einem spitzen Gegenstand darin rumbohren würde. Es kommt kein Schmerzenslaut über ihre Lippen, doch verlangt es Shyada einiges ab, den Mann nicht einfach fallen zu lassen.
Ich werde dich bis zum Ende meiner Tage verfluchen, du verdammter Narg!
Keuchend zieht sie den leblosen Körper hoch und legt ihn dann so ab, dass er nicht hinunterfallen kann.
"Los, der Nächste.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 20. Okt. 2004, 22:56 Uhr
Noch bevor Kaney anbieten kann, dass er auf den Baum klettert, macht sich die Amazone daran die Buche zu erklimmen.
Gut, dann halt so... denkt Kaney nur, dann macht er sich zusammen mit Phelan daran, die Leiche des Rothaarigen irgendwie auf den Baum zu befördern.
Dabei schieben, drücken, heben Phelan und Kaney die Leiche so gut es geht nach oben, während Shyada währenddessen versucht den Roten irgendwie über den Ast zu ziehen.

Auch wenn Kaney damit beschäftigt ist, die Leiche nach oben zu befördern, er merkt, dass es seinen beiden Begleitern nicht wirklich gut geht.
Die Wunde an Phelans Rücken schmerzt wohl, und Shyada... Kaney weiß nicht, was die Amazone hat, aber dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt, dass bemerkt er schnell.

>Los, der Nächste< ruft Shyada nach unten, und einen Moment lang hat Kaney ein Bild vor seinen Augen, sowohl Phelan als auch Shyada ohnmächtig auf dem Pferd sitzend, Garok auf seiner Schulter, und so musste er alleine die drei durch den Wald führen...
Nein, so geht es nicht weiter... beschließt Kaney, und er überlegt schnell, wie er etwas an dieser Situation ändern kann.
Wenn dieser verfluchte Gaul mithelfen würde.... Ja, genau, wenn dieser Gaul mithelfen würde, dann geht das wohl ohne Probleme!
Kaney grinst breit, sagt dann etwas von "Moment, ich bin gleich wieder da!" und rennt dann - mit bösen Blicken von Shyada im Nacken" zu dem Zelt der Wilderer.

Kurz danach hat er gefunden was er gesucht hat, ein langes, starkes Seil, dessen Ende er Shyada zuwirft.
"Wirf es bitte wieder auf der anderen Seite herunter! Phelan, binde du bitte deinem Gau.... deinem Pferd das Seil so um, dass es mitziehen kann, ich binde währenddessen den nächsten... den Nächsten fest!"

Und so geschieht es. Das Pferd hat eindeutig mehr Kraft als die drei zusammen, und mit Hilfe des Gauls gelingt es, die toten Wilderer auf den Baum zu kriegen, wo Shyada die Leichen noch ordentlich vertäut damit sie nicht doch irgendwann wieder auf dem Boden liegen.

"Sollen wir das Lager erstmal so lassen wie es ist, und nur die Fallen mitnehmen?" Kaney`s Blick fällt wieder auf das Fell des toten Wolfes, und wieder zieht sich sein Magen zusammen.
"Auf jeden Fall sollten wir dann erstmal einen Heiler aufsuchen, der sich deine Wunde anschaut, Phelan...  Soweit ich das sehe, liegt das Haus von Morgana in nächster Nähe, und nach ihrer Rettung aus der Unterstadt wird sie ja wohl bestimmt deine Wunde versorgen..."

Und noch bevor Phelan antworten kann blickt der Werblütige zu Shyada und fragt. "Kommst du mit zurück?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 21. Okt. 2004, 15:56 Uhr
Es kostet einige Mühen und Anstrengungen doch liegen alle drei Leichen irgendwann gut verschnürt auf den breiten Ästen der Buche und würden selbst bei einem Sturm nicht so schnell hinunterfallen.
So als würde man von einem Pferd absteigen rutscht Shyada vom Baum runter. Entlang der Innenseiten beider Oberschenkel sind überall rote Abdrücke und Umrisse von der Rinde des Baumes zu sehen und an manchen Stellen, scheint auch Haut abgeschürft zu sein, doch stört Shyada dies weniger. Was ihr im Moment viel mehr Sorgen macht ist die Schulter, deren Schmerz mittlerweile zwar wieder nachgelassen hat, der aber dennoch vorhanden war. Eine Tatsache von der Shyada lieber gewusst hätte, dass sie nicht wieder eintritt.
Nicht nur Narge muss man verfluchen, sondern auch sämtliche Magier der Immerlande...
Mit wütend funkelnden Augen sieht Shyada zu ihrer Schulter und betrachtet die ringförmige Narbe. Durch den Schein des Feuers vertiefen sich die Schatten und huschen beständig hin und her, so dass man den Eindruck erhält die Narbe würde sich bewegen. Vertieft in ihre Überlegungen, ob ihre Schulter aufgrund der Ereignisse des Nargfeldzuges für immer ein Schwachpunkt ihrer selbst sein könnte, hört Shyada Kaneys Worte nicht. Erst als einen Moment Stille herrscht und die Amazone die Blicke des Jünglings und des Waldläufers auf sich spürt, blickt sie fragend in beide Gesichter.

Ein nicht ganz freundliches "Was?" kommt über ihre Lippen und Kaney wiederholt schnell seine Frage.
Talyra ist eigentlich ihr Ziel und jetzt wo die Stadt fast greifbar nahe ist und Shyada mit zwei dort bekannten Personen hingehen sollte, ist sich die Amazone unsicher. Auch wenn sie sicherlich irgendwann mit der Zeit auffallen würde, in Begleitung von Kaney und Phelan würde zumindest die Steinfaust sofort Bescheid wissen, dass sie in der Stadt verweilt. Da Shyada nicht weiß, wie Olyvar von Tarascon auf sie zu sprechen ist und es auch nicht unbedingt darauf anlegt ihn in schlechter Laune zu erleben, ist sich Shyada unsicher, was sie als Antwort geben sollte.
"Keine Ahnung... ich denke schon. Aber ich werde wohl nicht in die Stadt gehen..."Zumindest nicht mit euch, damit ihr mir gleich den Lord Commander auf den Hals hetzt.
Shyadas Augen sind auf Kaney gerichtet und während ihr Blick nach etwas sucht, dass ihr nicht gefallen könnte, muss die Amazone feststellen, dass es ihr unmöglich ist, einzuschätzen ob Kaney für sie gefährlich werden könnte. Zumindest wenn es darum geht, dass vorerst nicht gleich die halbe Stadt weiß, wo sie sich befindet.

Shyada weiß eigentlich gar nicht, warum es sie so sehr kümmert, dass der Lord Commander von ihrer Anwesenheit erfahren könnte. Letztlich untersteht sie nicht mehr seinem Befehl und hat sich keinen Mord zu schulden kommen lassen, doch irgendwas in ihr sträubt sich dem Mann unbedingt gegenübertreten zu müssen.
Einen leisen Verdacht hat sie zwar, doch hütet sich Shyada diesen laut auszusprechen oder gar zu akzeptieren.
Schulterzuckend löst Shyada ihren Blick von Kaney. "Bis zur Stadt und nicht weiter..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 24. Okt. 2004, 08:06 Uhr
Nachdem die drei Männer sicher an ihrem vorläufigen Aufbewahrungsort verstaut sind löst Phelan den Strick vom Sattel und rollt das ganze Seil zusammen. "Das war wahrlich eine gute Idee, Faolàn." Phelan weiß nichts davon, dass Shyadas Schulter angeschlagen ist, sonst hätte er sie niemal darum gebeten auf den Baum zu steigen. Zwar ist ihm klar, dass diese Amazone niemals laut über ihre Verletzungen jammern würde, doch sie macht auch jetzt nicht den Eindruck, als wäre sie stark angeschlagen. Als sie allerdings jetzt ihre Schulter untersucht kommen Phelan Zweifel an der Richtigkeit seiner Bitte. Shyadas beinahe wütende Reaktion lässt ihn seine Worte hinunterschlucken. Warum will sie nicht in die Stadt? Aber er ist zu müde um sich jetzt Gedanken über Shyadas Sturkopf zu machen. Soweit er sehen kann ist sie nicht verletzt und es wäre gleich wohin sie nun gehen würde.

"Also gut. Dann kehren wir jetzt zur Stadt zurück. Es ist spät und wir sind alle erschöpft. Und die Fallen, hm..." Phelan geht hinüber, wo die Felle und Tiere liegen und wo auch der Rest der Wildererfallen gelagert ist. Natürlich ist keine davon scharf und er ist sich sicher, dass die Metallgestelle keinen Schaden anrichten würden, wenn sie noch einen Tag hier lägen. Dennoch löst er einige der aufgespannten Häute und Felle und rollt sie zu einem Bündel zusammen. Sie würden als Beweis dienen, falls sie einen solchen überhaupt benötigen würden. "Wir sind ein gutes Stück von Talyra und jedem befestigten Weg entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Fallen findet oder dass ein Tier sich daran verletzt, ist gering. Lassen wir hier einfach alles so, wie es ist und kehren zurück." Phelan übergeht Kaneys Bemerkung bezüglich seiner Verletzung. Ich bin selbst Heiler und diese Wunde wird sich genauso schließen wie jede andere. Er möchte Morgana jetzt nicht begegnen und schon gar nicht so und um sie um Hilfe zu bitten. Nicht jetzt, noch nicht. Wenn unsere Worte überhaupt vergessen werden können. Noch immer befinden sich einige Fallen in dem Sack am Sattel des Pferdes und sie würden genügen, um zu bestätigen, was Kaney und Phelan zu berichten hätten. Phelan verzichtet darauf auf das Pferd zu steigen. Er würde zu Fuß gehen, so wie seine Gefährten auch.

So tauchen sie wieder ein in die Finsternis des nächtlichen Waldes, begleitet von den heimlichen Bewegungen von nachtaktivem Getier zwischen Busch und Baum. Ein Uhu schickt seinen schaurigen Ruf hinaus in die Nacht, doch die Geräusche der Natur sind nicht unheimlich sondern tröstlich nach den schrecklichen Entdeckungen des Abends. Phelan geht voran, das Pferd am Zügel führend und überlässt es den beiden anderen dem großen dunklen Leib des Pferdes zufolgen. Er schätzt, dass sie mehrere Meilen würden zurücklegen müssen und wahrscheinlich würde der Morgen grauen, wenn sie endlich in die Steinfaust zurückkehrten. Drei Wilderer, tot, und die Genugtuung ist süß wie Honig. Die Metallgestänge der Fallen klirren leise bei jedem Schritt der Fuchsstute. Und jede davon hat ein messerscharfes Gebiss. Bis auf einige... So recht mag ihm nicht schmecken, dass diese Wilderer bei ihrer offensichtlich erfahrenen Vorgehensweise solche maroden Fallen benutzt hatten. Sie haben riskiert, dass die Tiere sich loszureißen versuchen, dass sie elendig und langsam verenden. Und jene Felle hätten sie kaum gewinnbringend verkaufen können. Hm...  Etwas daran stimmt so ganz und gar nicht. Phelan lässt sich etwas zurückfallen, bis er sich in unmittelbarer Nähe der beiden Gefährten befindet, während die Stute sich vorsichtig aber zielstrebig ihren Weg durch die Dunkelheit sucht, nur geleitet von den Gedanken ihres Herren. "Keine der Fallen im Lager war in einem derart schlechten Zustand wie die, welche wir zuvor fanden. Es passt nicht zusammen, versteht ihr?" Phelan spricht mehr zu sich selbst, aber die Worte sind ebenso an den Werjungen und die Amazone gerichtet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 25. Okt. 2004, 06:39 Uhr
In der Nähe der Stadt


Die klare Luft vertreibt das leicht schwummrige Gefühl, das der Wein hinterlassen hatte. Aurian folgt für kurze Zeit der Strasse, biegt dann aber in einen kleinen Weg  ab, der zu einer Lichtung führt. Obwohl es schon Nacht ist, hat sie keine Angst. Im Jahr der Flucht hatte sie zum Teil Monate im Wald gelebt und all seine Geräusche und Eindrücke sind ihr vertrtaut. Ihre Nachtsicht ermöglicht es ihr, sich sicher zu bewegen. Irgendwo schreit ein Käuzchen und ein Fuchs huscht durchs Unterholz. Von dem kleinen Bach, der neben dem Pfad vor sich hin plätschert, steigen leichte Nebelschwaden auf. Der Herbst rückt immer näher und wäre es hell, könnte man erkennen, dass sich die Blätter der Bäume bereits verfärben.

Als das Mädchen die Lichtung erreicht, setzt sie sich an deren Rand auf einen umgestürtzten Baum. Eine Brise spielt mit ihrem Haar. Tu ich das Richtige, diese Mächte zu wecken? Sind sie nicht zu mächtig für mich? Wie soll ich all das unter Kontrolle bekommen? Und dann überhaupt, Magierin für die Steinfaust. Kann ich diese Hoffnungen überhaupt erfüllen? Sie denkt an die Worte des Lord Commanders und die unterschwellige Hoffnung darin, dass sie den Namen de Winter wieder zu neuen Ehren führen könnte. Noch nie hatte jemand solch Erwartungen oder Hoffnungen in sie gesetzt und genau das ist auch einer der Punkte, vor dem sie Angst hat. Bei dem Gedanken an die Steinfaust muss sie aber auch an Cedric denken und an ihre Gefühle, die sie nicht einordnen kann. Freundschaft, Vertrautheit, Liebe? Dennoch, die Erinnerung an das Sommerfest zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen.
So in Gedanken versunken, bemerkt Aurian die dunkle Gestalt nicht, die sich lautlos durch den Wald der Lichtung nähert.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 25. Okt. 2004, 20:20 Uhr
Irgendwie hat Kaney damit gerechnet, dass Shyada nicht mit in die Stadt will, immerhin würde sie irgendwann von einem Blaumantel gesehen werden, und dann würde in der Steinfaust selber die Gerüchteküche wieder überlaufen.
Er selbst würde sich wohl auch sehr lange nicht mehr in Talyra sehen lassen, wenn er einmal aus dem Dienst der Steinfaust entlassen werden würde.

Innerlich beschließt Kaney, dass er vor den anderen Blaumänteln Shyada nicht erwähnen würde, dass er nur dem Lord Commander sagen wird, dass die Amazone geholfen hat, und er wird auch Phelan bitten, die Anwesenheit der Amazone zu verschweigen.
Es ist ihre Sache, ob sie in die Stadt will, oder nicht... oder ob sie mit dem LordCommander reden will oder nicht.

Auch dass Phelan kein einziges Wort über seinen Vorschlag mit Morgana verliert, quittiert Kaney mit einem Schulternzucken.
Er ist viel zu geschafft um sich zuviele Gedanken über die anderen zu machen, und solange der Halbelb nicht beim Laufen zusammenbricht ist es dem Werblütigen auch egal was dieser mit seiner Wunde macht.

Während Phelan die verarbeiteten Häute und Felle einsammelt, geht Kaney zu dem getöteten Wolf, kniet sich nieder und betrachtet das ausgeblutete Tier. Das Tier war gerade erst erwachsen geworden, vielleicht hätte es einmal Anführer in seinem Rudel werden können, aber nein, sein Leben war so früh beendet worden...

Ohne ein weiteres Wort zu sagen hebt er den Kadaver auf, und legt ihn in eine Lederhaut, die er zusammenbindet und dann auf den Rücken des Gaules legt.
Er würde nicht ohne den Wolf gehen, und wenn das Pferd ihn nicht trägt, würde er selber seinen wilden Bruder tragen.

Phelan protestiert nicht, und so machen sich Halbelb, Amazone, Werblut, Hund und Pferd auf den Rückweg nach Talyra.
Alle schweigen sie, und Kaney ist froh darüber, so kann er in Ruhe seinen Gedanken nachgehen, darüber, dass er und sein Hund wieder getötet haben, und dass es ihm so leicht von der Hand geht, dass ihm das Kämpfen Spass macht, und dass er wieder unvorsichtig geworden ist...
Und wieso bin ich nicht wieder zum Wolf geworden... immerhin habe ich gekämpft, ich war wütend wegen den Männern, was war das letzte Mal anders?

Die Zeit vergeht, und während sie weiter in Richtung Talyra gehen bleibt Kaney immer wieder stehen und macht einige Zeichen an Bäumen, Sträuchern, auf den Boden, so dass sie den Weg zurück leichter finden können, wenn sie die toten Wilderer abholen müssen.

>Keine der Fallen im Lager war in einem derart schlechten Zustand wie die, welche wir zuvor fanden. Es passt nicht zusammen, versteht ihr?<
Phelan unterbricht die Stille, und erst jetzt bemerkt Kaney, dass der Halbelb recht hat.
Das stimmt... keine rostigen Fallen, und.... Kaney denkt angestrengt nach.
"Es hatte auch keiner der drei einen Schuh mit einem Loch in der Sohle..." erklärt Kaney, auch noch in Gedanken versunken.
Das ganze ist wirklich seltsam...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 25. Okt. 2004, 22:38 Uhr
Da diese nächtliche Aktion- oder zumindest das aufsuchen von den Wilderern- wohl Phelans und Kaneys Auftrag war, hält sich Shyada im Hintergrund was die nächsten Anweisungen angeht. Wenn ihr irgendwas nicht passen sollte, wäre sie sofort wieder verschwunden. Da aber Talyra ohnehin ihr Ziel ist und sie die beiden Personen zumindest ansatzweise kennt, spricht nichts dagegen in ihrer Nähe zu bleiben.
Phelan ist derjenige der die Richtung weist und seine Gefährten auf unsichtbaren Wegen durch das teilweise schon laublose Dickicht des Larisgrüns führt. Dahinter läuft Kaney gleich neben der Stute, auf deren Rücken sich der leblose Körper eines Wolfes befindet. Shyada ist immer noch von der Tatsache fasziniert, dass es Kaney möglich ist sich in einen solchen zu verwandeln. Während Stille zwischen den Dreien herrscht und einzig ihre Schritte und Atemgeräusche ihre Anwesenheit verraten, mustern Shyadas grüne Augen, dass was sie von Kaney im Dunkel der Nacht ausmachen können.
Trotz der Kraft die der schwarzhaarige Jüngling besitzt, scheint er die meiste Zeit verschüchtert und unsicher. Etwas was im Gegensatz zu dem steht, was er sein könnte, wenn er nur wollte. Unweigerlich zieht Shyada einen Vergleich zu Dekar. Den Tuantha hatte sie nun schon ewig nicht mehr gesehen und. Auch wenn ihm und Kaney das Wandeln möglich ist, so sind sie doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Scheint also nicht, als wenn das Wargblut irgendwelche Auswirkungen auf den Charakter hat... Oder Kaney ist einfach nur noch zu jung...

Phelans Stimme reißt Shyada plötzlich aus den Gedanken. Die Amazone hatte nicht bemerkt, dass er nun mit ihnen auf einer Höhe ist. Reiß dich zusammen! Nur weil du sie "kennst" hat das nicht zu bedeuten, dass du unvorsichtig werden darfst...
Die Worte des Waldelben ergeben zwar durchaus Sinn, doch versteht Shyada ihren Zusammenhang mit den Wilderern nicht wirklich. Kaney weiß scheinbar wovon der Halbelb spricht und erzählt irgendetwas von kaputten Schuhen, was Shyada nur noch mehr verwirrt.
"Ich hab keine Ahnung wovon ihr redet. Falls also noch mehr besoffene Wilderer darauf warten getötet zu werden, dann sagt lieber gleich Bescheid. Schließlich ist das eure Aufgabe und nicht meine..."

Nachdem was die Beiden eben erzählt haben, scheint es, als wenn noch mehr Wilderer im Larisgrün umherstreunen und illegal Wild erlegen, doch legt Shyada wenig Wert darauf erneut mit jemanden zu kämpfen. Auch wenn sie noch nicht wirklich müde ist, so hätte sie es doch eher vorgezogen irgendwo ein Nachtlager aufzuschlagen und dort bis zum nächsten Morgen zu warten.
"Also, wer oder was benutzt schlechte Fallen und hat ein Loch im Schuh? Ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr mich aufklären würdet..."
Die rechte Hand auf die Hüfte gestützt bleibt Shyada stehen und sieht sowohl Kaney als auch Phelan leicht genervt an. Ob es in der Dunkelheit einer sehen kann ist der Amazone egal, aber wenn sie schon mit jemanden unterwegs ist, dann möchte sie zumindest keine unliebsamen Überraschungen erleben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Blutaxt am 27. Okt. 2004, 14:04 Uhr
Auf einer versteckten  Lichtung


Schattengleich  tauchen die fünf Gestalten aus einem kleinen Spalt in einem Felsen auf. Die kleine Lichtung, die von  fast undurchdringbarem Dickkicht, Unterholz und hohen Bäumen umgeben ist, liegt still vor den fünf Männern. Fahles Mondlicht ergiesst sich spärlich duch die hohen Bäume und lässt alles unwirklich erscheinen, leichte Nebelschwaden ziehen über die Lichtung und der Wind ist kalt geworden. Blutaxt wartet bis alles Männer aus dem versteckten Eingang zur Unterstadt gekommen sind und lauscht dann in den Wald hinein, aus dem nur die leisen Geräusche der nachtaktiven Tiere und das Raschlen des Windes in den Blättern zu hören ist.

Der Informant hatte gesagt, dass Taren der Frau folgen würde, und dass sie ins Larisgrün gegangen sei. Der Informant war Taren ein Stück gefolgt, damit er Blutaxt zumindest die ungefähre Richtung anzeigen konnte, in der sie das Mädchen und Taren finden würden. Blutaxt nickt einer der Kanalratten zu und ohne ein weiteres Wort legt der Mann die Hände an den Mund und ahmt den Ruf eines Käuzchens, leicht verändert, nach. Einem ungeübten Ohr würde der Unterschied kaum auffallen, aber alle Kanalratten kannten den Ruf und würden antworten, wenn sie ihn hörten, so auch Taren.

Nachdem der Ruf verhallt ist, herrscht wieder Stille auf der Lichtung und die fünf Männern lauschen gebannt auf eine Antwort, die auch nicht lange auf sich warten lässt. Blutaxt dreht sich umgehend in die Richtung aus der der Ruf gekommen ist, und geht zielstrebig auf einen Teil des Gestrüpps zu das die Lichtung umgibt. Er biegt einige Äste zur Seite und ein kleiner Pfad wird sichtbar, der von der Lichtung weg ins Larisgrün führt. Seine Männer folgen ihm schweigend, bis sie ein Stück weit in die Richtung gegangen sind, aus der sie den Ruf vernommen haben. Blutaxt lässt sie anhalten und erneut erklingt der Ruf des Käuzchens und die Antwort folgt sofort und die Männer machen sich wieder auf den Weg.

So geht es eine ganze Weile bis sie schliesslich auf Taren treffen, der sofort ohne eine Wort zu sagen eine Handbewegung in die Richtung macht, wo man durch die Zweige hindurch, eine Frau auf einem Baumstamm sitzen sehen kann, die vom Mondlicht angestrahlt wird. Ein breites Grinsen schleicht sich auf Blutaxt Gesicht.Jeder Hund hat seinen Tag und heute ist einer davon. Heute kriegen wir dich. Aber er weiss er muss vorsichtig sein. Nachdem was die Kanalratten gehört hatten, besitzt sie magische Kräfte und Blutaxt hatte keine Lust, dass sie diese an ihm oder an einem seiner Männer ausprobierte. Ganz vorsichtig und lautlos, was man seiner schlacksigen Gestalt so gar nicht zutraut, schiebt er einen Ast auf Seite und betrachtet sich die Lichtung. Der Baumsatmm liegt nahe an einem Buschwerk und die Frau kehrt diesem den Rücken zu. Sie würden von hinten an sie heranschleichen müssen und sie mit einem Schlag sofort ausser Gefecht setzen müssen, ehe sie überhaupt die Möglichkeit hatte sich wehren zu können.

Es bedarf keiner Worte seinen Männern zu zeigen, was er vorhat, ein paar bestimmte Handbewegungen und das Nicken seiner Männer genügen ihm, um den Plan in die Tat umzusetzen. Leise machen sich die Männer auf den Weg ihre Plätze einzunehmen, während er mit zwei seiner Männer zu dem Buschwerk im rücken der Frau schleicht. Diese scheint vollkommen in Gedanken versunken und es scheint so, dass sie selbst wenn seine Männern nicht so lautlos wären, sie diese nicht bemerken würde.

Schliesslich haben sie das Gebüsch erreicht, das hinter der Frau ist und sie ist nur noch zwei Schritte von ihnen entfernt. Taren war auf seinem Platz geblieben und die anderen zwei Männer waren so am Rand der Lichtung postiert, dass selbst wenn die Frau den Versuch machen würde zu fliehen, sie diese auf jeden Fall erwischen würden.

Blutaxt würde das, was jetzt kommt, am liebsten selbst ausführen, doch er überlässt es einem seiner Männer, damit er die Möglichkeit hat einzugreifen, falls wider Erwarten etwas schief laufen sollte. Er nickt dem Mann neben sich kurz zu und dieser nimmt den Knüppel, den er bei sich trägt, fester in die Hand, wirft Blutaxt noch einen Blick zu und springt dann aus dem Gebüsch auf die Frau zu, um ihr den Knüppel über den Kopf zu ziehen und sie somit sofort zu betäuben. Die zwei Schritte sind schnell getan und die Frau hat gerade noch Zeit sich herum zu drehen und Blutaxt erhascht einen Blick auf das entsetzte Gesicht der Frau, ehe sie in sich zusammensackt, als der Knüppel sie trifft. Ein breites diabolisches Grinsen liegt auf Blutaxts Gesicht, als er aus dem Gebüsch tritt und zu der Frau geht, die nun bewusstlos auf dem Boden liegt. Er klopft dem Mann neben ihm kurz auf die Schulter. "Gut gemacht, lasst sie uns mitnehmen und schnell von hier verschwinden." Er selbst nimmt die Frau auf seine Schultern, wobei er es nicht lassen kann seine Finger über gewisse Rundungen ihres Körpers gleiten zu lassen. Die anderen Männern sind mittlerweile bei ihnen und sie machen sich eilig zurück auf den Weg in die Unterstadt.

Es wird den Meister freuen, dass wir sie geschnappt haben und ein weiterer Teil unserer Rache seinen Lauf nehmen kann. Mit einem zufriedenen Grinsen und dem mehr als angenehmen Gefühl des Frauenkörpers auf seine Schulter eilt er dem versteckten Eingang der Unterstadt zu.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 27. Okt. 2004, 21:16 Uhr
Nur am Rande nimmt Aurian die Schreie der Käuzchen wahr. Ihre Gedanken sind abgetriftet, versuchen die Zweifel in ihr zu ergründen was all das Neue in ihrem Leben betrifft. Wie so oft schon in den letzten Wochen beschleichen sie Unsicherheiten, aber auch Stolz, was ihre Ausbildung betrifft. Und immer wieder kommen ihre Gedanken auch zu Cedric und dann aber auch wieder zu Cleyron. Cleyron! Eben seit jenem Tag, an dem er mit ihr in der Bücherei gewesen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sein Strafdienst musste schon längst vorbei sein und doch... Er hat sicher vom Sommerfest gehört! Ich muss mit ihm reden. Ich will ihn als Freund nicht verlieren, auch wenn Cedric... Etwas erschrocken über ihre eigenen Gedanken zuckt sie zusammen. Und in diesem Augenblick, indem sie wieder zurück in die Realität findet, spürt sie die Gegenwart einer Person, bedrohlich, voll gegen sie gerichteter Gefühle. Und sie hört ein leises Knacken, für Menschenohren nicht wahrnehmbar, doch ihre geschärften Halbelbensinne registrieren es. Erschrocken wirbelt sie herum, doch es ist zu spät: Das letzte was sie wahrnimmt ist ein fieses Grinsen in einem ungewaschenen Männergesicht und ein widerlicher Geruch nach Abwässern und Kloake. Dann versinkt die Welt um sie herum in tiefem Schwarz.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 27. Okt. 2004, 22:54 Uhr
>Also, wer oder was benutzt schlechte Fallen und hat ein Loch im Schuh? Ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr mich aufklären würdet...<

Kaney blinzelt kurz, als die Amazone ihn nach den Fallen und den Schuhen fragt, und erst jetzt fällt ihm ein, dass Shyada keinerlei Ahnung hat, weswegen die beiden eigentlich auf Wildererjagd gegangen sind.
Und sie braucht eine Erklärung, immerhin hat sie geholfen die anderen, "falschen" Wilderer aufzufinden und dingfest zu machen.

"Vor etwas mehr als zwei Siebentagen kam ein Knecht zur Steinfaust, weil er eine Falle gefunden hat... samt seinem Frettchen dadrin... Als ich mir die Falle angesehen habe, sind mir mehrere Dinge aufgefallen..."
So erzählt Kaney von den rostigen, alten Fallen, von den wenig sinnvollen Orten an denen diese versteckt waren, von der Spur des Mannes, wobei deutlich ein Loch in der Sohle erkennbar gewesen ist.

Dann erzählt er von der gemeinsamen Suche mit Phelan, wie sie immer tiefer in den Wald gegangen sind, und wie sie schließlich auf die Wilderer und somit auch Shyada gestoßen sind.
"Du siehst also, dass wir einmal unterschiedliche Fallen haben, dann unterschiedliche Spuren, und auch unterschiedliche Verstecke für die Fallen... und das ganze kommt uns beiden seltsam vor..."

Die Amazone schweigt, stellt keine weiteren Fragen, und so marschieren die drei schweigend weiter durch das herbstliche Larisgrün.
Zwischenzeitlich teilen sie sich den restlichen Proviant untereinander auf, trinken einen Schluck kühlen Wassers, und machen an einer kleinen Lichtung auch eine kleine Verschnaufspause.

Endlich erreichen die Drei den Waldrand des Larisgrün. Der Weg hat lange gedauert, sie waren langsam gegangen, niemand hat zur Eile angetrieben, und das war dem Werblütigen ganz recht, so ist die Möglichkeit, dass sich Shyada oder Phelan übernehmen geringer...

Es ist soweit... Shyada würde wieder ihre eigenen Wege gehen, und wir beiden müssen zurück zur Steinfaust.
"Danke für die Hilfe." sagt Kaney zur Amazone, in ihre Augen schauend, ohne Rot zu werden oder sonst irgendwie verschüchtert dreinzublicken.
"Und viel Glück auf deinem weiteren Weg."

An Phelan gewandt spricht er weiter: "Sollen wir erst die Felle wegbringen, und Bericht erstatten, und dann deine Wunde versorgen lassen, oder erst die WUnde, dann der Bericht?"

Kaney wurmt es zwar, dass sie den Wilderer mit den rostigen Fallen nicht gefunden haben, aber mit einer Wunde war nie zu spaßen, außerdem musste ja auch dafür gesorgt werden, dass die drei Leichen von dem Baum herunter geholt werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 28. Okt. 2004, 15:55 Uhr
Der Herbst zeigt an diesem Vormittag nicht sein schönes Gesicht mit warmer Sonne und leuchtendem Laub, sondern sein hässliches mit Kälte, Sprühregen und matschigen Pfaden. Trotzdem hat Raven keine Eile und lässt den Braunen den Weg weitgehend selbst bestimmen, damit er seine Tritte dorthin setzen kann, wo er sicheren Untergrund findet. Nur gelegentlich zupft sie an den Zügeln oder lenkt ihn mit einem Schenkeldruck, um seine Richtung zu korrigieren und ihn zu dem kleinen Eschenhain nördlich ihres Zuhauses zu führen, wo sie Totholz für die Bogenmacherei zu finden hofft.

Die schmalen Wege, die sich unter den mächtigen Baumkronen hindurchschlängeln, sind vom Regen aufgeweicht und das Laub, das von den Zweigen rieselt, bildet einen glitschigen und tückischen Teppich auf dem Waldboden, so dass der Hengst einige Male ins Straucheln kommt. "Ich weiß ja, dass du keine leichtfüßige Primaballerina bist", schimpft Raven und zieht die Zügel an, als er wieder in ein von nassem Laub bedecktes Erdloch stolpert und sie dabei fast aus dem Sattel befördert, "aber du hast Hufe wie Fassdeckel und solltest es doch schaffen, uns damit zu dem Hain zu bringen, ohne dass wir uns dabei den Hals brechen!"

Stelze, der in einigen Schritten Entfernung vor ihr her trottet, stellt bei Ravens Stimme die Ohren auf und wirft ihr einen fragenden Blick zu. Sofort meldet sich bei ihm das notorisch vorhandene schlechte Gewissen, denn wenn Frauchen so flucht, kann das in jedem Fall nichts Gutes bedeuten. Diesmal scheint aber nicht er der Übeltäter zu sein, denn sie macht keine Anstalten, ihn zu sich zu rufen oder zurückzupfeifen und so wendet der Wolfshund sich sogleich wieder dem Unterholz zu beiden Seiten des Weges zu, das ihm weitaus interessanter scheint als seine übellaunige Besitzerin. Nach gut einer Wegstunde erreichen sie schließlich die gesuchte Stelle in den Tiefen des schattendunklen Waldes und Raven lässt sich zwischen den Stämmen hoher, schlanker Eschen, die sich um eine moosüberwucherte Lichtung drängen, aus dem Sattel gleiten.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shyada am 28. Okt. 2004, 20:12 Uhr
Ein müdes Lächeln ist alles, was Kaney als Antwort erhellt. Doch ist dieses, wenn auch nicht unbedingt liebevolle Lächeln, weitaus mehr, als so manch einer zu sehen bekommen hätten. Mit einem Schulterzucken tut Shyada das Thema schließlich ab.

Kaney wendet sich bereits an Phelan und so schweift Shyadas Blick zu der riesigen Stadtmauer die ganz Talyra umgibt und unweit vor ihnen emporragt. So als würde eine Antwort auf ihre zahlreichen Fragen in den Fugen des Mauerwerks zu finden sein, blickt Shyada angestrengt in Richtung Stadt. Jetzt sofort in die Stadt wäre eine schlechte Idee. Zuerst müsste sie irgendwie rauskriegen, wie der Lord Commander auf sie zu sprechen ist und dann gilt es noch die zurückgelassenen Sachen aus der Harfe zu holen. Ersteres wäre kein Problem. Da würde sich gewiss jemand finden lassen. Doch hat Shyada absolut keine Idee, wie sie an ihre Sachen kommen soll und gleichzeitig dem Zwerg aus dem Weg gehen kann.
Würde dieser erst von ihr wissen, dann würde es sicherlich auch Olyvar erfahren. Andererseits könnten genauso gut Kaney oder Phelan etwas verraten.
Noch in Gedanken vertieft und nichts vom Gespräch der beiden mitbekommend sieht Shyada zu Phelan und Kaney rüber.

Der Waldläufer verzieht noch immer von Zeit zu Zeit sein Gesicht vor Schmerzen und Kaney steht die Sorge in selbes geschrieben. Shyadas Mundwinkel zuckt kurz, dann sieht die Amazone noch einmal zum Larisgrün und dem Weg dem sie gefolgt waren zurück und geht schließlich langsam ohne ein bestimmtes Ziel im Kopf zu haben los.
Als erstes sollte ich sehen, dass ich einen Platz zum schlafen finde...
Da einzig der Strand die Möglichkeit bietet von den Wachen ungesehen in die Stadt zu kommen, geht Shyada in Richtung Norden und umkreist Talyra an dieser Seite. Kurz bevor die Mauer das Blickfeld einengt sieht Shyada erneut zurück, doch Phelan und Kaney sind nicht mehr zu sehen. Viel Spaß in der Steinfaust.
Je weiter Shyada zum Wasser kommt, umso stärker zerrt der Wind an ihrem Umhand und streift über ihre bloßen Beine.

Das Nordtor gerät in Sichtweise und das Blau der Stadtwacheuniformen ist auch von Weitem gut zu erkennen. Um sicher zu gehen, dass man von ihrer Person nicht allzu viel wahrnimmt setzt Shyada ihre Kapuze auf den Kopf und hält großen Abstand zum Tor und den sich davor drängenden Reisenden und Stadtgardisten.
Weiter östlich folgt Shyada dem Lauf eines Weges, der vor ewigen zeiten nicht viel mehr als ein Trampelpfad gewesen sein kann und erreicht schließlich das sandige Ufer des Ildorel.
Wie immer ist der Salzgeruch und das Geschrei der Möwen präsent und gibt einem das Gefühl an einem wohlbekannten und vorallem heimischen Ort zu sein. Direkt am Strand zerrt der Wind mit aller Macht an Shyadas Kleidung. Auch die dunkelbraunen Haare der Amazone tanzen wirr hin und her und versperren ihr so immer wieder die Sicht.
Stets die Augen auf die anwesenden Personen gerichtet und immer darauf gefasst jeden Moment von einem Blaumantel überrascht zu werden, folgt Shyada dem Lauf des Ufers.
Du benimmst dich, als wenn du ein gesuchter Verbrecher bist. Aber wer weiß, was man dir alles angehängt an...

Shyada verzieht säuerlich das Gesicht und eine mahnende Stimme in ihrem Kopf erinnert Shyada daran, dass sie niemals für Männer hätte arbeiten sollen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 30. Okt. 2004, 18:38 Uhr
Im Schutz der Bäume steigt Raven ab, streift dem Braunen die Zügel über den Hals und knotet sie um einen stabilen Ast, bevor sie sich genauer umsieht. Erlen und Eschen bilden hier zusammen mit hochgewachsenen Buchen einen kleinen, lichten Hain inmitten des übrigen Walddunkels und durch das herbstlich gefärbte Laubdach fallen die spärlichen Strahlen der Mittagssonne wie durch die bunten Glasfenster eines Tempels auf den Waldboden. Reste des morgendlichen Nebels hängen zäh über der Fläche aus Gras und dunklem Moos.

Aufmerksam und in langsamen Schritten umrundet Raven die Lichtung und sieht ihre Vermutung tatsächlich bestätigt. Der geschlossenen Decke aus Baumkronen in den dicht bewachsenen Teilen des Waldes konnten die letztjährigen Herbststürme nicht viel anhaben, doch wo wie hier die Bäume weniger dicht stehen, konnte der beißende Wind wie mit einer riesigen Faust hineinfahren und Stämme knicken oder gar entwurzeln.

Raven zählt mindestens ein gutes Dutzend solcher Bäume, die im Umkreis der Lichtung umgestürzt auf dem Boden liegen - eine Anzahl, die genügend Holz liefern wird, um die Bogenmacherei lange Zeit mit Nachschub zu versorgen. Nachdem sie sorgfältig jeden einzelnen Baum in Augenschein genommen hat, wählt sie schließlich ein halbes Dutzend aus, deren Stämme schön und gerade gewachsen sind und die schon lange genug liegen, um sie verwenden zu können. Noch ein halbes Jahr trockene Lagerung und sie werden wunderbares Bogenholz abgeben...

Während sie die Lichtung überquert und zu der Stelle zurückkehrt, an der sie den Hengst angebunden hat, überlegt sie, wie sie die Stämme wohl am besten aus dem Wald schaffen könnte. Die wenigen Pfade und Wildwechsel hier sind so schmal, dass sie gar nicht erst zu versuchen braucht, sie mit einem Pferdekarren oder Fuhrwerk zu passieren, also wird ihr wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Stämme mit dem Pferd bis zu einer Stelle herauszuziehen, die für einen Wagen befahrbar ist.

Ein Stück östlich von hier verläuft die Strasse, die am Smaragdstrand vorbei zu den Grundsümpfen hinauf führt, überlegt sie, als sie den Braunen losbindet und sich wieder in den Sattel schwingt. Vielleicht kann ich sie bis zum Straßenrand schaffen und dort auf den Wagen laden, das sollte wohl gehen. Am besten sehe ich mir den Weg dorthin gleich einmal an. Sie pfeift dem Wolfshund und lenkt den Braunen über die Lichtung und auf einen holprigen Pfad in östlicher Richtung, der sie nach einer guten halben Wegstunde auf die Handelsstraße bringt, die von Talyra aus nach Norden führt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Phelan am 31. Okt. 2004, 08:32 Uhr
Der Morgen graut bereits als sie die grauen Stadtmauern Talyras erreichen. Obwohl Kaneys ausführlich auf Shyadas Frage geantwortet hat, so reagiert sie doch ihrerseits nur mit einem lapidaren Schulterzucken und Phelan scheint es, als wären es andere Dinge, die sie beschäftigen. Recht so, wir haben wohl alle unsere Sorgen. Was hinter der Stirn der Amazone vor sich geht kann er allerdings nicht erahnen. "Ich schließe mich Kaneys Dank an. Möge Anukis über Euch wachen, Shyada." Die Amazone dreht sich ohne ein weiteres Wort um und ist alsbald zwischen den Bäumen und dem Morgendunst verschwunden. Was für eine seltsame Frau.

>>"Sollen wir erst die Felle wegbringen, und Bericht erstatten, und dann deine Wunde versorgen lassen, oder erst die Wunde, dann der Bericht?"<<

"Mach dir keine Sorgen um die Wunde, Faolàn. Lass uns zur Steinfaust zurückkehren und Bericht erstatten. Es ist wichtig, dass die Leichen und die Tierkadaver schnellstmöglich dort weggeschafft werden." Auch wenn es nun nicht mehr an uns ist über die Wilderer zu richten. Die Wunde hat während der letzten Stunden ein dumpfes, unangenehm warmes Pochen entwickelt, merklich zwar, aber nicht störend. Vielleicht würde morgen nicht mehr als eine Errinnerung daran übrig sein. Jedenfalls würde Phelan kaum damit zu Morgana gehen. Am Vortag noch hatten sie heftige Worte getauscht und nun... nein, nun würde er sie nicht um Hilfe bitten.
Umschläge und Kräuter würden ihre Wirkung sicher nicht verfehlen, wenn die Verletzung erst einmal ausgewaschen wäre. Phelan fühlt sich ausgelaugt und schmutzig, als klebe das Blut der toten Männer überall an ihm. Sie haben nichts weiter verdient als den Tod. und eine grimmige Miene legt sich über die Spuren der letzten Nacht auf seinem Gesicht.

Das Metall der Fallen nimmt seinen klirrenden Gesang wieder auf, als die Stute sich in Bewegung setzt und als sie die Tore der Stadt passieren künden Silberstreifen zwischen den schweren Wolken am Himmel von einem neuen Tag.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 31. Okt. 2004, 12:35 Uhr
Eine Weile folgt Raven der Handelsstraße, die sich wie ein breites, steiniges Band durch das Larisgrün nach Talyra hinunter schlängelt. Trotz des schlechten Wetters sind erstaunlich viele Reisende und Bauern aus dem Umland unterwegs, die auf die Stadt zuhalten, wohl um den Markt zu besuchen und dort ihre Einkäufe zu erledigen. Doch kaum jemand schenkt der kleinen Frau auf dem zu großen Pferd und dem hinterhertrödelnden Wolfshund viel Beachtung und die meisten Wanderer haben ohnehin die Kapuzen ihrer Umhänge tief in die Gesichter gezogen, um sich vor dem Nieselregen zu schützen. Die schweren Hufe des Braunen klappern einen gemächlichen Takt auf der holprigen Straße und eine Zeitlang begnügt Raven sich damit, die Passanten zu beobachten und ansonsten ihren Gedanken nachzuhängen.

Der Anblick der vielen Wanderer und Reisenden, die zu Fuß, zu Pferd oder mit hochbeladenen Karren ihre Waren und Habseligkeiten straßauf und straßab transportieren, erinnert Raven ein wenig an eine Kolonie wimmelnder Ameisen und versetzt sie in eine eigentümliche Unruhe. Beinahe fühlt sie sich in die Zeit zurückversetzt, in der sie selbst noch quer durch das Land gezogen ist, ohne Zuhause, ohne Wohnsitz, immer unterwegs von einem Ort zum nächsten. Und nun bin ich schon so lange hier, dass ich fast Wurzeln geschlagen habe. Nur manchmal scheint mir, dass das Leben auf der Straße nicht das schlechteste gewesen ist. Mit einem unhörbaren Seufzer erstickt sie jedoch die plötzlich aufkeimende Reiselust und die nagende Unruhe in ihrem Inneren. Was willst du überhaupt, kannst doch zufrieden sein - hier lebst du in Frieden und hast ein sicheres Auskommen, also schlag dir irgendwelche Gedanken in dieser Richtung schleunigst aus dem Kopf...

Als der feine Sprühregen sich allmählich zu einem ungemütlichen, die Kleidung durchdringenden Landregen auswächst, lenkt sie den Braunen von der offenen Straße herunter und nach Osten in den Wald, wo sie unter den hohen Bäumen etwas Schutz vor den unaufhörlich pladdernden Tropfen findet. Bald taucht zwischen den Stämmen die grünschimmernde Wasserfläche des Ildorel vor ihr auf und nach einem Wimpernschlag des Überlegens lässt sie den Hengst zum Strand hinunter traben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 03. Nov. 2004, 21:18 Uhr
Östlich von Talyra, inmitten des Larisgrün

Früh am Morgen eines sonnigen Herbsttages verläßt eine Gruppe von mehreren Männern zusammen mit zwei Pferdegespannen Talyra.
Man könnte meinen, dass sie eine lange Fahrt vor sich haben, immerhin sind beide Pferdegespanne schwer beladen, aber nein, dem ist nicht so.
Die Männer mit ihren schwarzen Hosen, weißen Hemden und den schwarzen Westen haben es nicht weit. Sie wollen ins Larisgrün, um dort ein Haus zu bauen.
Die Zimmermänner lachen und schwatzen, obwohl es recht früh ist, immerhin wärmt ihnen die Sonne noch etwas den Rücken, was will man also mehr?.
Außerdem lieben diese Männer ihre Arbeit und sie sind es gewohnt, so früh aufzustehen.
Auf dem vorderen Pferdegespann sitzt der Anführer dieser Gruppe, der Zimmermannsmeister Wespmann.
Auch er lacht und spricht mit seinen Gesellen und Lehrlingen, achtet aber dabei die ganze Zeit darauf, dass die beiden Wallache - beides Verder Kaltblüter - ruhig bleiben und brav seinen Wünschen gehorchen.

Nun, mitten im Herbst, hatten die Zimmermänner endlich Zeit gefunden, um das Haus des Wargenjungen zu bauen, der ihnen vor mehreren Monaten schon den Auftrag erteilt hatte.
So hatte Meister Wespmann am Vortag seine Gesellen und Lehrlinge zusammengetrommelt, hatte mit Ihnen den Plan des Hauses besprochen, und nun sind sie unterwegs um zu arbeiten.

An der Lichtung - die der Wargenjunge einem seiner Lehrlinge gezeigt hatte - angekommen, machen sich die Männer sofort an die Arbeit.
Die Pferdegespanne werden abgeladen, Balken, Bretter, Schindeln und Werkzeuge werden heruntergehievt und verteilt.

Dann beginnen die Männer richtig mit der Arbeit.
Balken werden aufgestellt, Bretter werden zurecht gesägt, es wird gehämmert, geflucht und gelacht. Ein mit Meister Wespmann befreundeter Maurer zieht den Kamin mit Flußsteinen und Lehm hoch.
Nach und nach entsteht das Haus, wie es zuerst auf Papier geplant worden ist.
Drei Tage lang arbeiten die Zimmermänner - immerhin wollen sie eine gute Arbeit leisten, eine Arbeit die sehr lange hält - und dann ist das Haus fertig.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mottenfaenger am 27. Nov. 2004, 00:52 Uhr
Die Dämmerung ist bereits angebrochen, als Mottenfaenger sich auf den Rückweg zum Baumhaus macht. Schon früh am Morgen war er aufgebrochen, um eine größere Runde zu drehen, als er es seit langer Zeit gemacht hat. Hatte das Larisgrün vor einigen Tagen noch tapfer dem Winter getrotzt, scheinbar um auch den langsameren unter den Winterschläfern noch eine Galgenfrist zu geben, in der sie sich genügend Fett für die lange Ruhe anfressen konnten, so musste es schließlich doch dem beständigen Drängen Sithechs und dem kalten Atem Chols nachgeben.

Wie gewöhnlich macht Mottenfaenger die Kälte wenig aus, im Gegenteil genießt er es, die Welt durch den sachten Nebel seines eigenen Atems zu sehen, wenn er einmal kurz stehen bleibt, um auf eine auffällige Unterbrechung der Stille zu horchen oder sich einfach so – ohne besonderen Grund – einmal nach allen Seiten umzuschauen.

Die Nacht ist beinahe zur Gänze hereingebrochen und durch die das löchrig gewordene Dach des Larisgrün betrachtet der Druide die silbrig schimmernde Scheibe des Mondes. Mit einem Mal bleibt er abrupt in der Bewegung stehen. Für einen Augenblick schwebt eine weiße Atemwolke wie eine Krone um seine Schläfen, verzieht jedoch rasch im leichten Wind. Lautlos legt er den Kopf schief, als lausche er nach etwas, das irgendwo ganz in der Ferne an seinen Sinnen gezupft hat, so unmerklich wie eine schemenhafte Bewegung im Augenwinkel doch genauso unweigerlich nach Aufmerksamkeit heischend. Nach einer Weile ist er lediglich noch durch das emsige Klopfen des Herzens von einem der ihn umgebenden Bäume zu unterscheiden. Endlich aber offenbart sich ihm das, was ihm zuvor gewahr geworden war, und mit einem Mal weiß er, warum er diesen Vogel, der sich da zwitschernd einen Weg durch die knorrigen Äste einer kahlen Eiche bahnt, nicht hätte unbemerkt vorüberziehen lassen können, selbst wenn ihm die Ohren mit Wachs verstopft und die Augen mit einer pechschwarzen Binde bedeckt wären. Mit einer scheinbar fahrigen Bewegung fängt er den winzigen Spatz und birgt ihn in der hohlen Hand.
Er weiß, woher dieser Spatz kommt, hat diesen eigentümlichen Geruch, dieses >Mal<, das an ihm haftet gleichwohl mit der Muttermilch aufgesogen, und selbst jetzt, als er es nach Jahrzehnten zum allerersten Mal wieder erscheint, besteht nicht der Hauch eines Zweifels.
Besorgt schaut er das Tier an, erwägt eine wahnwitzige Sekunde, den Vogel nicht gesehen zu haben, ihn weiterzuschicken, irgendwohin fort - eine Reise zurück würde er ohnehin nicht überleben – und weiß doch, dass er dies nicht darf, nicht kann. Mit zitternden Fingern zieht er dem Spatzen die kaum sichtbare Kapsel von der Kralle und setzt ihn danach behutsam auf den Waldboden.
Das Stückchen Pergament ist winzig, doch die Schrift stechend scharf und ihre Worte unmissverständlich. Zerstreut greift Mottenfaenger wahllos in eine seiner Taschen, aus der er tatsächlich einige Körner hervorholt, die er achtlos in Richtung des Überbringers der Botschaft wirft.
Er wendet sich um, wieder in den Wald hinein. Plötzlich ist ihm kalt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 12. Dez. 2004, 23:58 Uhr
Kargrim hatte der Faunin in etwa beschrieben, wie sie alleine weiter durch das Larisgruen nach Talyra findet. Sie braeuchte nur den Weg einfach weiterzugehen und sie wuerde direkt zum westlichen Tor gelangen.
Schweren Mutes musste sie sich von Kargrim wieder trennen, als er bekundete, dass ihm nochetwas eingefallen sei und er in eine andere Richtung muesse. Endlich hatte sie jemanden gefunden, dem sie wenigstens ein gewisses Grundvertrauen entgegenbringen konnte. Doch nun trennten sich ihre Wege, als er einen anderen, schmaleren Pfad einschlug und sehr bald zwischen den schattigen Baeumen verschwand.
Der Abschied von Kargrim ist schon einige Stunden und viele zurueckgelegte Kilometer her, als Cay noch immer und sogar recht wehmuetig ueber diese kurzzeitige Begegnung nachgruebelt. Die Zeit kommt ihr schon sehr lang vor, die sie wohl nun schon weit weg von ihrem Stamm und den Ebenen verbringt, auch wenn sie nicht genau sagen kann, wie lang. Sie blickt sich in ihrer mittlerweile winterlichanmutenden Umgebung um, waehrend sie ruhig den hartgefrorenen Weg entlangstapft. Erinnerungen huschen ueber ihr inneres Auge hinweg, dass sie diese Gegend in einer aehnlichen Verfassung kennt - doch dass der Winter nicht kam, sondern dass er gerade ging. Ein Froesteln ueberkommt sie und rasch schuettelt sie mit einer Kopfbewegung die Bilder ab, den Ueberwurf enger um die Schultern ziehend. Sollte sie tatsaechlich bereits einen halben Jahreslauf oder mehr hier verbracht haben..? oder war sie schon einmal hier, zu einer anderen Zeit, nicht in diesem Jahr? Beklommen starrt sie auf den festen Boden vor sich, jeden Stein, der unter ihr hinweggeht, beobachtet den gefrorenen Atem, der vom leichten aber eisigen Wind weggetragen wird, und bemerkt nur nebensaechlich den Rauhreif auf ihrem langgewachsenen Fell, das dem Winterkleid eines der zottigen Pferdchen gleicht, die sie in ihrer Heimat zurueckgelassen hatte.

Reiss Dich zusammen.. Tag um Tag, Woche um Woche.. oder sogar laenger, machst Du Dir Gedanken darueber, dass der Wald hier so bekannt vorkommt, obwohl es nicht sein kann....
Cay ruegt sich selbst in Gedanken um sich zur Ruhe zu zwingen. Schliesslich ist alles in Ordnung bisher. Bis auf Kargrim hatte sie noch niemanden hier getroffen.
Und selbst wenn ich mich an nichts mehr erinnern sollte... Ich sollte nach vorn schauen und versuchen aus dieser Situation etwas zu machen.. ich kann allein die Vergangenheit nicht zurueck holen... Und vielleicht.. ja vielleicht haben die Goetter ihre Gruende.. Vielleicht hat mir Vendis alle Erinnerungen aus meinem Gedaechnis wie ein Feuer ausgeblasen um mich zu schuetzen..

Und trotz dieser Gedanken kommt die junge Faunin nicht umhin sich immer wieder zu fragen, was sie hergetrieben hat. Sie moechte so gern begreifen. Vor allem, da dieser Weg sie mit Sicherheit zu einer Stadt der Menschen fuehrt, obwohl jedem Kind von Anfang an eingeblaeut wird, die Menschen zu meiden und nur zu Handelszwecken, aber dann auch mit Vorsicht, zu begegnen sind.
Und da sie in ihrer Umhaengetasche nichts bei sich traegt, das fuer einen Handel weit weg von ihrem Stamm guetlich sein koennte, kommt auch dieser Aspekt fuer sie nicht in Frage. Nun muss sie ganz auf die Goetter und ihre eigenen - eingeschraenkten - Sinne vertrauen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shehera Rhishade am 01. Jan. 2005, 01:43 Uhr
Bereits seit fast zwei Tagen sucht Shehera nun im dichten Schnee nach irgendwelchen Spuren von Lorne, doch es gibt einfach nichts zu finden. Sie hat auf der Handelsstrasse genauso wie etwas abseits davon gesucht und sich für die Nacht jeweils einen Unterschlupf zwischen den Bäumen gesucht. Sie hat nichts mehr gegessen, seit sie von zu Hause aufgebrochen ist und der Wasserschlauch, welchen sie sich vor dem Verlassen Talyras noch besorgt hat, ist nun auch leer. Die Nacht breitet bereits wieder ihre Arme nach dem Wald aus und Shehera gibt es langsam auf, Lorne noch finden zu können. Die Kleine wird sich hier den Tod holen! Das hat sie bestimmt schon lange...

"Nein!" ermahnt sie sich selbst daran, nicht auf die Stimme zu hören, welche sie seit Stunden schon versucht, davon zu überzeugen, dass sie umkehren soll. Langsam und schleichend zieht ein scharfer Wind auf, während Shehera den Rest ihres Krautes in den Mund steckt und beiläufig darauf herumkaut, als wäre es das Normalste der Welt. Immer wieder wurde sie die letzten Tage von Krämpfen geplagt und eine leichte Blutung hatte eingesetzt, welcher die Geschichtenerzählerin allerdings keine Beachtung schenkt. Sie löst sich von der Strasse und sucht erneut etwas abseits davon, und noch bevor sie es richtig bemerkt, ist sie von einem undurchdringlichen Schneegestöber gefangen.

Sie hat keine Möglichkeit mehr, sich in der Dunkelheit zurecht zu finden oder auch nur Ansatzweise zu erraten, wo wohl die Strasse sein könnte und so stolpert sie nur weiter, in der Hoffnung, wenigstens einen Unterschlupf zu finden, der sie vor den scharfen Messern der Kälte zu schützen vermag. Doch noch bevor sie wirklich weit kommt, brechen schliesslich ihre Beine unter ihr weg und mit grosser Mühe kann sie einen Schrei unterdrücken, als sich ihr Bauch anfühlt, als würde jemand ihr einen Dolch hineinrammen und ihn genüsslich herumdrehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht quält sie sich noch ein paar Schritt auf allen Vieren weiter, doch schliesslich muss sie den Schmerzen nachgeben und bleibt zusammengekrümmt liegen.

Sie hatte viel mit Morgana darüber gesprochen, wie es sein wird, ein Kind zu bekommen, doch dass es so schlimm sein würde, war ihr nicht klar. Ihre Lederhose hat schon einen Weg gefunden, um sie nicht zu behindern und ganz instinktiv bleibt sie einfach auf der Seite liegen und immer wenn sie denkt, die Schmerzen könnten nicht schlimmer werden, tun sie genau dies. Wirklich gut! Die Sithechnacht ist sicherlich perfekt zum Sterben. denkt sie sarkastisch und jetzt, wo sie gerne die Stimme in ihrem Kopf hören würde, schweigt diese. Ein lauter Schrei der Geschichtenerzählerin beendet schliesslich nach endlosen Stunden die Schmerzen und noch bevor sie überhaupt registriert, was passiert ist, hat sie ein kleines, nasses, warmes Bündel auf ihrem Bauch liegen, welches sie sofort mit dem warmen Wollumhang eng an sich bettet.

Sie fühlt den feinen, schnellen Herzschlag und eine Wut auf sich selbst steigt in ihr auf. Wie konnte ich das nur tun... noch nie in meinem Leben habe ich eine SOLCHE Dummheit getan! Es wird niemals überleben... vielleicht ist es dann doch ganz gut, dass ich hier wohl nicht mehr wegkomme. Zur Seite gelegt und sich um das allzukleine Bündel von einem Baby zusammengerollt, um es so gut wie möglich zu wärmen, gleitet sie schliesslich in eine barmherzige Schwärze, welche ihren Geist voller Mitgefühl zu umschliessen scheint und Sehehera lässt sich nur allzugern dorthin führen, während sie dem leisen Atem horcht, den das Baby - IHR Baby - im Moment noch von sich gibt. Sie bemerkt nicht, dass die Blutungen nicht aufgehört haben und das unschuldige Weiss frischer Blüten unter ihr mit dem schuldigen Rot ihres Blutes tränken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Wolfsblut am 01. Jan. 2005, 16:07 Uhr
Kurz nach Mitternacht kehrt Felon in seiner Wolfsgestalt von der Jagd in seinen  Unterschlupf  zurück. Ein zufriedenes Grollen entweicht seiner Kehle als er alles so vorfindet, wie er es am Abend zuvor zurückgelassen hat. Ein einfacher Unterstand aus toten Ästen und Nadelzweigen bildet sein Momentanes Zuhause, seitlich mit einem aufgespannten Fell gegen den Wind geschützt. Der Sack mit seinen wenigen Habseligkeiten liegt darin, gleich neben den längst ausgebrannten Resten eines kleinen Kochfeuers. Ein paar trockene Felle bieten eine Schlafstatt, auf die sich Felon jetzt zusammenrollt.  Einen kurzen Moment spielt er mit dem Gedanken seine Menschliche Gestalt anzunehmen, aber mit einem Blick auf die kleine, heruntergebrannte Feuerstelle entscheidet er sich dagegen. Ein Gähnen entblößt seine Fänge, dann schließt er die Augen.
Ein klagender Laut lässt ihn Aufspringen, ein Geräusch, das er nie zuvor vernommen hat. Es klingt  Menschlich, doch nicht wie etwas, das er jemals von einem Menschen gehört hätte. Wortlos und fordernd, aber auch schwach, tanzt dieser Klagelaut gerade am Rande seiner Wahrnehmung.
Unwillkürlich beschwört der schwächer werdende Ton das Bild eines Welpen vor seinen Augen herauf. Kurz entschlossen tritt Felon aus seinem Unterschlupf hervor und beginnt dem wimmern zu folgen. Immer wieder bleibt er stehen und prüft mit bebender Schnauze die Witterung. Schließlich scheint er ganz nah zu sein, als er den Blutgeruch wahrnimmt. Vorsichtig, den Bauch knapp über dem Boden, pirscht er näher, bis er die letzten Meter überwunden hat.
Dort, inmitten wirbelnder Schneeflocken liegt eine Gestalt am Boden, umgeben von einer Korona aus Blut, scheint sie sich schützend um das immer schwächer wimmernde Bündel zusammengerollt zu haben. Vorsichtig tritt Felon näher, prüft noch einmal die Witterung, bevor er den Schutz des Unterholzes hinter sich lässt.
Tatsächlich ist es ein Menschenwelpe das die Frau dort mit ihrem Leib zu wärmen versucht.
Warum hier?? schießt es ihm durch den Kopf  irgendwas ist nicht richtig, wo ist ihr Rudel?? Seine feinen Sinne malen ein Bild des  geschehenden, versichern ihm das sie tatsächlich hier, ungeschützt und allein ihr Junges zur Welt brachte.
Beide scheinen am Leben zu sein, wenn auch kurz davor ein Raub der Kälte zu werden. Sanft stupst der gewaltige Grauwolf den Welpen mit der Schnauze an, der sich unwillkürlich leicht bewegt und das leise Jammern wieder anstimmt.
Als er den Atem der Frau prüft, schlägt ihm ein bekannter, scharfer Geruch entgegen. Gichtholz…? Sie muss sehr verzweifelt gewesen sein, wenn sie versucht hat das zu essen…

Kurz entschlossen wirbelt der Wolf herum und jagt mit gewaltigen Sprüngen seinem Lager entgegen. Dort angekommen zwingt er die Verwandlung herbei. Sein Rücken biegt sich durch als Vorderläufe sich strecken und die Pfoten beginnen zu Fingern zu werden. Die Schnauze bildet sich mit einem leisen Krachen  von Knochen zurück, Fell wird zu glatter Haut. Nach dem Bruchteil eines Augenblickes ist es vorüber und Felon beeilt sich, seine Kleidung anzulegen. Schnell greift er eines der Felle von seinem Schlaflager und beginnt schnellen Schrittes  zu der Frau zurückzukehren.
Dort angekommen stellt er erleichtert fest, das beide scheinbar noch am Leben sind. Behutsam legt er das Fell über die Regungslose Gestalt der Frau, die selbst ohne Besinnung das Kleine Umklammert hält, und schiebt seine Arme unter Nacken und Knie hindurch um sie anzuheben. Abermals rümpft er ob des Geruches des Gichtholzes der von ihr ausgeht die Nase. Dann beginnt er, die beiden in Richtung seines Lagers zu tragen. Hoffentlich habe ich noch etwas Herzelkraut gegen die Blutung.
Bei seiner Lagerstatt angekommen legt er sie Vorsichtig auf den Fellen ab und breitet ein paar weitere über den Beiden aus. Widerwillig fällt sein Blick auf die Feuerstelle, weiß er doch das es unumgänglich sein wird. Mit klammen Händen greift er nach seinem Beutel und zieht Feuerstein und Stahl daraus hervor. Mit geübten Handgriffen schichtet er trockenes Holz auf, gerade soviel, das ein kleines Kochfeuer entstehen kann.
Mit weit ausgestreckten Armen entzündet er diese und wendet sich abermals der Mutter und ihrem Welpen zu. Bis das Feuer richtig im Gang ist reibt er, so kräftig wie er es wagt, über die Haut des kleinen, um es aufzuwärmen, immer darauf bedacht respektvollen Abstand zu den Flammen zu halten.
Schließlich greift er einen kleineren Kessel aus seinem Beutel und wirft zwei Handvoll Schnee hinein. Sehr vorsichtig platziert er ihn inmitten der Feuerstelle und beginnt den Inhalt seines Beutels zu durchwühlen. Zufrieden zieht Felon einen kleinen Lederbeutel daraus hervor und öffnet ihn. Abermals wartet er, bis das Wasser kocht und er den Topf aus der Glut nimmt. Zwischenzeitlich reibt er immer wieder über Arme und Beine seiner „Gäste“ um sie aufzuwärmen und stellt mit einem Lächeln fest das sie sich nicht mehr so kalt anfühlen.
Eine Handvoll Herzelkraut findet ihren Weg in das erhitzte Wasser und beginnt bald ihren typischen Geruch zu verbreiten. Nach ein paar weiteren Augenblicken, als die Kräuter das Wasser leicht eingefärbt haben, schöpft er mit einem Holzgeschnitzten Becher etwas davon ab. Leise geht er neben dem Kopf der Frau in die Hocke und streicht ihr vorsichtig ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Nach einem weiteren Moment des Wartens ist der Sud ausreichend abgekühlt das er ihren Kopf anhebt und ihr behutsam die Lippen damit benetzt. Langsam und geduldig flößt er ihr den Inhalt des Bechers ein und stellt zufrieden fest das sie mehr davon instinktiv schluckt als daneben fließt.
Schließlich, als genug des Blutstillenden Sudes ihre Kehle hinab geronnen ist, weiß Felon das er ansonsten nichts mehr tun kann. Jetzt liegt es an dir, ob du und dein Junges Leben werden.
Er wendet sich nochmals der Feuerstelle zu, um die Glut erneut zu entfachen und eine flach brennendes Feuer zu erzeugen.
Endlich ist alles getan, er streift die Kleider ab und legt sie beiseite. Einen Augenblick später hat er die ihm um soviel vertrautere Wolfsgestalt  angenommen und nähert sich abermals dem Schlaflager. Es ist der Instinkt der ihn dazu treibt das Kleine vorsichtig zwischen die Fänge zu nehmen und dem Griff der Mutter zu entwinden. Protestierend wimmert das Welpe kurz als Felon es etwas beiseite trägt. In einer Windgeschützten Ecke rollte er sich zusammen und beginnt instinktiv das Welpe Sauberzulecken. Umgeben von der Schützenden Wärme der Wolfspelzes ist das kleine schnell still und schläft ein, während die Raue Wolfszunge behutsam über seine Haut streicht.
Als nur noch die Laute des Waldes und das leise Atmen von Mutter und Kind zu hören sind, gibt sich Felon mit einem Seufzer dem Frieden des Halbschlafes hin, der den Wölfen und ihren Verwandten zueigen ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shehera Rhishade am 01. Jan. 2005, 18:53 Uhr
Shehera gleitet durch die Schwärze wie ein Segelschiff bei Windstille über die Weiten des Ozeans und eine Ruhe, tröstlicher als selbst die wärmste Umarmung des besten Freundes sein könnte, umschliesst sie wie ein Bett aus weichen Federn und nur allzugern lässt sie sich treiben und verliert sich darin. Schliesslich findet sie sich am Ufer eines goldenen Flusses wieder, dessen Geruch sie an irgend etwas erinnert, doch kann sie es nicht einordnen. Hinter ihr erklingt eine Stimme, welche sie nur allzugut kennt und unwillkürlich läuft ein kalter Schauer über Sheheras Rücken und sie traut sich nicht, sich umzudrehen. "Hallo Shehera. So sehen wir uns also endlich einmal. Du hast das Richtige getan und wenn Du erst einmal eine Weile hier bist, wist Du merken, dass alles hier besser ist als dort!" Shehera schüttelt energisch den Kopf und traut sich noch immer nicht, sich umzudrehen, wärend sie leise antwortet. "Nein... viel zu lange habe ich mir von Dir etwas vormachen lassen und dies war nun wirklich das Schlimmste, was Du mir je angetan hast." Heiss wie ein Tropfen Lava bahnt sich eine Träne ihren Weg über ihre Wange und hinterlässt eine brennend rote Spur, bevor sie geräuschlos auf den Boden direkt vor ihrer Fusspitze tropft.

"Du weisst noch immer nicht, wer ich bin, habe ich recht?" fragt die Stimme sichtlich überrascht, scheinbar ist sie der Meinung, dass Shehera ihr Spiel schon längst durchschaut haben müsste. Langsam schüttelt die Geschichtenerzählerin ihren Kopf und schliesst enttäuscht die Augen, während sich die Stimme eindringlich und stechend wie ein scharfes Schwert weiter in ihren Geist bohrt und darin unerbittlich einen Schmerz nach dem Andern ausschaltet, welcher von ihrem bisherigen Leben übrig geblieben ist. "Ich versuche lediglich, Dir zu helfen, Shehera. Ich will Dir nichts böses, doch Deine blauäugigen Vorstellungen dem Leben gegenüber würden Dich in den Abgrund reissen und mich gleich mit. Zu oft habe ich klein bei gegeben, zu oft habe ich Dich machen lassen, wie Du es für richtig hieltest. Und jedesmal endete dies in einem Fiasko wie dem, in welchem wir gerade stecken. Gefühle sind etwas schönes, Shehera, doch mich wirst Du nicht los. Da kannst Du laufen, so schnell und weit Du willst und irgendwann wirst Du erkennen, dass es auch nicht gut für Dich wäre, wenn ich weg wäre." Langsam dreht Shehera sich zu der Stimme um und zögernd wie eine junge Katze, welche sich dem Wasser nähert, öffnet sie ihre Augen. Sie ist nicht überrascht, als sie sich selbst sieht, wie sie sich selbst zulächelt. Trost liegt in den Augen ihres Gegenübers und sie versprechen ihr, hier endlich Frieden zu finden. Seufzend nickt sie schliesslich nur noch und gibt somit ihrem eigenen ich recht, dass es besser ist, manchmal auch auf die Stimme im Kopf zu hören.

"Du kannst jetzt gehen, Shehera... Du kannst uns beide erlösen von dem, was war und von dem, was wohl auch immer sein wird. Oder Du machst das Beste daraus. Du bist jetzt frei... kein Mann, kein Kind. Du kannst gehen oder bleiben, es ist alleine Deine Entscheidung." Die Stimme klingt bitter und hinterlässt langsame Gedankengänge bei Shehera, während ihr Spiegelbild mit der Umgebung verschwindet und sie in der Tiefe der Schwärze ihres Lebens zurücklässt. 'Gehen oder bleiben.' hallt die Stimme nach. 'Überleg es Dir gut... und schnell!'


Mit geschlossenen Augen hört Shehera scheinbar eine Ewigkeit in sich hinein und es dauert sehr lange, bis sie sich den Schmerzen gewahr wird, welche in ihrem Unterleib toben. Sie weiss nicht mehr, was geschehen ist, lediglich die letzten Worte der Stimme hallen noch immer in ihrem Geiste wider, als sie durch ihre Augenlider das Rot der aufgehenden Sonne schimmern sieht. Ihr ist kalt und sie fühlt Nässe und Kälte direkt unter ihrem Körper, was ihr allerdings noch immer nicht hilft sich zu orientieren. Was ist geschehen? Wo bin ich? Was tu ich hier? Vielleicht solltest Du versuchen, die Augen zu öffnen, das könnte Dir beim Finden der Antwort auf diese Fragen helfen. So unangenehm ihr die Stimme sonst auch immer vorgekommen ist, so tröstlich und willkommen ist sie ihr dieses Mal. Ihr scheint, als würde eine alte Freundin mit ihr sprechen, die einzige Freundin, die sie je verstanden hat und verstehen wird. Unendlich langsam, als hätte sie Angst davor dem Tod selbst in die Augen zu blicken, öffnet Shehera die Augen und erblickt ein niedriges Dach aus toten Ästen und Nadelzweigen erbaut. Sie weiss noch immer nicht, was geschehen ist doch der stechende Schmerz in ihrem Bauch drängt die Erinnerungen an die letzte Nacht nur allzu detailliert zurück in ihren Geist. Das Baby!

Instinktiv greift ihre Hand auf ihre Brust, wo sie das viel zu kleine Baby hingelegt hatte, um es zu wärmen und zu schützen, doch da ist nichts mehr. Erschrocken dreht sie den Kopf zur Seite und blickt direkt in die Augen eines riesigen Wolfes. Ihre Augen blicken ihn in purer Panik an und sofort greift sie an die Stelle, wo normalerweise ihr Dolch ist, welchen sie allerdings dieses Mal in ihre Umhängetasche verstaut hatte. Sie versucht auf allen Vieren davon zu krabbeln, doch schafft sie es nicht mal im Ansatz, überhaupt auf die Beine zu kommen und so lässt sie sich einfach wieder fallen, schliesst die Augen und wartet darauf, dass dem Leben, für welches sie sich jetzt endlich entschieden hat, ein Ende gemacht würde.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Wolfsblut am 01. Jan. 2005, 19:33 Uhr
Als die Frau scheinbar erwacht ist, erhebt sich Felon leise und tritt näher an ihr Lager. Plötzlich dreht sie den Kopf zur Seite und ein durchdringender Geruch von Angst geht von ihr aus als sie kraftlos versucht zurückzuweichen, die noch immer nach dem Welpen tastende Hand auf der Brust. Hab keine Furcht.
Langsam bewegt sich Felon Rückwärts von ihr fort, während er instinktiv mit einem Wedeln versucht ihre Angst zu beschwichtigen. Als er den Welpen erreicht, der inzwischen ob des Verlustes seiner Warmen Schlafstatt zu wimmern begonnen hat, nimmt er ihn abermals vorsichtig zwischen die Fänge und dreht sich ihr entgegen. Ohne ihrem Furchtsamen, verwunderten Blick Beachtung zu schenken, nähert er sich der Frau langsam und legt das Welpe schließlich behutsam dort ab, wo eben noch ihre suchende Hand tastete. Sein Blick findet ihre Augen Nimm es, keine Furcht…Wieder tritt er von ihr zurück, lässt ihr einen Moment Ruhe. Um sie nicht weiter zu verängstigen zerrt er seine Kleider aus ihrem Blickfeld und zwingt die Verwandlung herbei.
Nachdem er sich bekleidet hat betritt er erneut gebückt den Unterschlupf. Er beobachtet die Mutter, die nun ihren Welpen fest umklammert hält, während er beginnt die Glut neu anzufachen. „Es ist hungrig“ sagt er und erschreckt sich etwas beim Klang seiner eigenen, rauen Stimme, die er so lange nicht mehr gehört hat. Er setzt den Kessel an seinen Platz auf der Feuerstelle, dann endlich dreht er sich zu ihr um. „Du musst es füttern“ spricht er eindringlich zu ihr, nähert sich aber fürs erste nicht auf mehr als einen Schritt und geht dort in die Hocke. „Es lebt und kann stark werden, aber nur durch dich“.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shehera Rhishade am 02. Jan. 2005, 10:20 Uhr
Der Wolf weicht vor Shehera zurück, was diese doch sehr verwundert und als sie schliesslich das Wimmern hört, spannen sich all ihre Muskeln automatisch an. Sie will sich aufsetzen, doch fühlt sie sich allzu schwach. Der Blutverlust hat ihre Haut blass wie den Schnee selbst gefärbt und nichtmal ihre Lippen sind farblich in ihrem Gesicht noch zu erkennen, während ihre schwarzen Augen einen noch grösseren Kontrast bilden als sonst schon. Shehera fühlt sich vollkommen hilflos, zum Nichtstun verdammt, während sie dem Wolf zusieht, wie er das Kind - gerade mal etwas grösser als eine Elle und viel zu dünn für diese Welt - zwischen seine Fänge nimmt und auf sie zugeht. Jeden Augenblick wartet sie nur darauf, die Knochen des kleinen Wesens splittern zu hören, ihre Selbstvorwürfe bestätigt zu sehen. Doch nichts von alledem passiert und als sie den feinen, langsamen Atem auf ihrer Brust fühlt, blickt sie den Wolf fragend an. Noch immer zittert sie vor Angst und Kälte und kaum kann sie ihre Hand soweit heben, um das Baby unter ihren Umhang zu ziehen, doch dieses Tier verwirrt sie vollkommen.

Als er schliesslich seine Kleider von ihr wegzieht, fängt Sheheras Geist an zu arbeiten. Ein Warg? Noch bevor er als Mensch zurück kommt, ist Shehera klar, mit was für einem Wesen sie es zu tun hat. Sie hat schon viele Geschichten und düstere Legenden über diese Gestaltwandler gehört, doch scheint sein Verhalten zu diesen nicht wirklich zu passen. Sie selbst erzählt manchmal Geschichten über Menschen, welche in ihrer Tiergestalt verloren scheinen, sich nicht mehr von ihr trennen können und dadurch zu reissenden Bestien werden. Ihre Gedanken kreisen, bis sie schliesslich den grauhaarigen Mann vor sich sieht, der vielleicht gerade mal ihr Alter hat. Vielleicht täuscht dies auch durch die Haut, welche das rauhe Wetter der Wildnis sichtlich nur allzugut kennt, doch würde Shehera schätzen, dass er keinesfalls älter ist als sie. Allein seine Menschengestalt hätte Shehera dazu gebracht, zurück zu weichen, wenn sie denn nicht schon erlebt hätte, dass er in Wolfsgestalt scheinbar sie und ihr Sohn oder Tochter? Baby gerettet hat. Noch immer umklammert sie das Baby, als der Fremde mit ihr zu sprechen beginnt. Seine Stimme klingt rauh und man merkt, dass er sie wohl selten benutzt. Doch seine Worte rütteln die Geschichtenerzählerin wach und wie im Traum dreht sie sich zur Seite, um ihr Hemd zu öffnen und das sowieso schon viel zu schwache Baby anzulegen.

Erst will es nicht trinken, doch mit viel Mühe schafft es Shehera schliesslich, dass es anfängt sich in schwachen Zügen zu stärken. Allerdings muss sie etwas nachhelfen, da es nicht genug Kraft hat, um Anfangs etwas mit seinem Saugen zu erreichen. Als der Fremde vor ihr in die Hocke geht, blickt Shehera zu ihm auf und ihre Augen tragen deutlich ihre Gefühle nach Draussen. Sie zeigen Furcht, Dankbarkeit und Schmerz, während sie in die seltsam grauen Augen des Mannes blicken, welcher sie scheinbar im Schnee liegend gefunden hat. Erst jetzt fühlt sie das feuchte Gefühl an ihren Oberschenkeln, und ohne hinzusehen ist ihr klar, dass sie wohl noch immer blutet. Ich werde das hier nicht überleben und das Baby sowieso nicht. Sie löst ihren Blick von dem Mann vor ihr und blickt nach unten auf das Kleine Bündel, welches sie in ihrem Mantel fest eingewickelt hat und zufrieden vor sich hinschmatzt. Erst jetzt erkennt sie die angespitzten Ohren und den leicht schwarzen Flaum auf dem Kopf. Ihre Hand tastet über den kleinen Körper, an welchem jeder Knochen heraussteht und welcher wirklich überhaupt kein Fett zu besitzen scheint, bis sie sich schliesslich sicher ist, dass es sich um einen Jungen handelt. "Deacon..." murmelt sie vor sich hin und seufzt einen Augenblick, während es in ihrem Hirn arbeitet und sie sich entscheidet, dem Jungen nicht diesen Namen zu geben. "Shaumar... ja, genau, Shaumar Deacon Rhishade." denkt sie laut weiter und vergisst einen Augenblick vollkommen, wo sie ist und auch, in welcher Situation sie sich befindet.

Sie denkt sich zurück in Morganas Kräuterkate und sieht sich mit Máel auf dem Bett sitzen. Sie hatte ihm gerade gesagt, dass sie schwanger ist und er fragte sie, ob sie Lieblingsnamen hätte. Er war damals so glücklich und nun... Shehera wischt jeglichen Gedanken an den Elben weg und richtet ihre Augen wieder auf den Mann vor ihr. "Wer seid Ihr?" fragt sie ihn schliesslich mit rauher, leiser Stimme, welche von der Kälte und dem Flüssigkeitsmangel heiser geworden ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Wolfsblut am 02. Jan. 2005, 16:56 Uhr
Als sich die Frau zur Seite dreht und beginnt das Welpe zu säugen, geht für einen Augenblick ein lächeln über Felons Gesicht. Sorgsam ist er darauf bedacht, dabei nicht die Zähne zu entblößen, um die Angst, die er zwischen Erleichterung und Schmerz wittern kann nicht nochmals zu schüren. Ihre Ausdrucksstarken, schwarzen Augen finden die seinen und für einen Augenblick hält er ihrem Blick stand, bevor er instinktiv den Kopf beiseite dreht.
Zufrieden stellt er fest das der Sud im Kessel abermals zu dampfen begonnen hat. >„Deacon….“<. Felon zuckt leicht zusammen, als er das leise von ihr ausgesprochene Wort vernimmt. Die Erschöpfung der letzten Stunden schwingt in dieser Stimme mit, Kälte und Blutverlust haben ihre Spuren darin hinterlassen. >"Shaumar... ja, genau, Shaumar Deacon Rhishade."<Er kann mit diesen Worten nichts anfangen, ihre Bedeutung nicht ergründen, begreift aber dann, das es Namen sind, die sie leise formuliert. Vielleicht ruft sie nach ihrem Rudel?
Als er den Blick abermals zu ihr wendet, hat sie den Umhang fest um sich und das Welpe gewickelt und schwach dringt das Schmatzen des kleinen an seine Ohren. Ihre Augen blicken in weite Ferne, scheinen ihn nicht mehr wahrzunehmen.
Ihre blasse Haut bereitet ihm Sorgen, sie wird stärker werden müssen wenn ihr Welpe überleben soll. Sein Instinkt drängt ihn zu jagen, ihr Fleisch zu bringen, aber fürs erste ist anderes zu tun, ist der Blutgeruch der ihr anhaftet doch nur allzu gegenwärtig.
Als er das Brodeln des Sudes auf dem Feuer vernimmt, wendet er sich dem Kessel zu, um einen weiteren Becher mit dem Blutstillenden Gebräu zu füllen und zum abkühlen in den Schnee zu stellen.
>"Wer seid Ihr?"<. Felon braucht einen Augenblick um zu bemerken, das die Worte diesmal ihm gelten. „Ich bin Felon“ antwortet er während er sich ihr wieder zuwendet. Noch immer hält er gut einen Schritt abstand. „Du brauchst mich nicht zu fürchten“ fügt er kurz darauf hinzu.
Er schiebt die Fragen, was geschehen und warum sie allein ist, beiseite und besinnt sich auf die wenigen Dinge die er über die Menschen weiß. Namen haben große Bedeutung für ihre Art erinnert er sich. „ Wie ist dein Name?“ bringt er die naheliegenste  Frage etwas unsicher hervor. Bewusst versucht er den drohenden Unterton, den die Unsicherheit in seine Stimme legt, zu unterdrücken. Den Kopf leicht zur Seite geneigt sieht er sie an.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shehera Rhishade am 02. Jan. 2005, 18:35 Uhr
Shehera sieht dem Mann zu, wie er einen Becher mit irgend einem Getränk in den kalten Schnee stellt und sie nimmt an, dass der seltsame Geschmack in ihrem Mund von genau diesem Getränk stammen muss. Die Tatsache, dass er ihrem Blick nicht standhalten kann, verwundert sie ziemlich, doch lässt sie sich nichts anmerken und lächelt ihm zu, als er seinen Namen nennt. "Felon..." wiederholt sie den Namen leise und blickt dann nach unten auf die Ausbeulung in ihrem Umhang, wo sich das kleine Baby befindet. "Ein schöner Name, was meinst Du? Sollten wir Dich vielleicht eher nach unserem Retter benennen?" Anstatt dem Wunsch Deines... 'Vaters' nachzukommen. Ein stechender Schmerz im Unterleib erinnert sie daran, wie schlecht es ihr geht und zu der Kälte und der Furcht, welche sie noch immer dem ihr fremden Mann gegenüber hegt, scheint nun auch noch Fieber ihren Körper zu belasten. Ruckartig zieht sie ihre Beine an ihren Körper, bis der Schmerz wenigstens etwas nachlässt, was Shaumar dazu bringt, kurz aufzuquäken, bevor er schliesslich langsam und schwach weitertrinkt.

Gerade will sie Felon etwas fragen, als er schliesslich nach ihrem Namen fragt und ein zögerndes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, welches allerdings die Augen nicht zu erreichen vermag. "Shehera..." antwortet sie leise. "Shehera Rhishade." Einen Moment starrt sie gedankenverloren in die Flammen, bevor sie das nun schlafende Kind von ihrer Brust löst und das Hemd wieder verschliesst, um sich mit dem Kind auf der Brust wieder auf den Rücken zu drehen und sie Beide erneut fest in den Umhang zu wickeln. "Ihr seid ein Warg. Ein Gestaltwandler. Ich habe viel über Euer Volk gehört, doch leider gehören solche Geschichten, wie sie mir gerade passiert sind, nicht dazu." spricht sie mit geschlossenen Augen vorsichtig, aber direkt wie immer. Sie hat sich mit der Situation abgefunden und denkt sich, wenn er sie hätte töten wollen, hätte er es längst getan. Ausserdem könnte sie sich sowieso nicht wehren, weshalb sie das Beste aus der Situation macht. "Warum habt Ihr uns vor der Kälte gerettet? Der Kleine wird wahrscheinlich sowieso nicht überleben und wenn mein gesundheitlicher Zustand so schlecht ist, wie ich mich fühle, wird es wohl auch nicht sehr gut für mich aussehen." Sie dreht ihren Kopf erneut zur Seite, um Felon anzusehen und obwohl sie sich vormacht, nicht zu wissen, ob sie froh ist gerettet worden zu sein, sprechen ihre Augen den Dank aus, welcher tief in ihrem Inneren Gewissheit ist.

Tief in ihr weiss sie, dass sie froh ist selbst noch zu leben und noch viel glücklicher darüber, dass das Kind noch lebt, auch wenn sie es eigentlich nicht mehr wollte. Ein Blick in das unschuldige Gesicht des winzigen Halbelfen hat gereicht um ihr klar zu machen, dass sie es sich niemals hätte verzeihen können, wenn das Kind gestorben wäre. Und tief in ihr drin brodelt die Angst wie ein Vulkan kurz vor seinem Ausbruch, dass das Baby doch noch sterben könnte. Sie weiss, es wäre ihre Schuld... sie hat die Frühgeburt am Ende des siebten Schwangerschaftsmonats ausgelöst und sie ist Lorne hinterhergejagt, anstatt sich zu einem Heiler zu begeben. Bei den Göttern! Lorne! Bitte lasst sie leben! Shehera zuckt bei diesen Gedanken und ihre Augenbrauen ziehen sich besorgt zusammen, doch ist ihr klar, dass sie im Moment vollkommen hilflos gegenüber der Tatsache ist, dass Lorne wohl ebenfalls irgendwo im Larisgrün herumirrt und versucht, der Kälte zu widerstehen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Wolfsblut am 02. Jan. 2005, 21:51 Uhr
Shehera, der Klang dieses Wortes gefällt ihm, in Gedanke wiederholt er ihn während ihr Blick sich auf die Flammen richtet. So gefährlich wirkst du gar nicht, Mensch. Er sieht zu wie sie sich vorsichtig auf den Rücken dreht und den Welpen auf ihrem Bauch bettet. Gerade will er nach dem Becher greifen als ihre nächsten Worte ihn in der Bewegung erstarren lassen. Ich habe viel über euer Volk gehört hallt es in seinem Kopf wieder, gefolgt von vielen Fragen, die er aber mit einem schütteln seines Kopfes erst einmal beiseite schiebt. Die Geschichten die ich über euch Menschen gehört habe sind auch nicht gerade ermutigend. Dennoch erwidert er erst einmal nichts auf ihre Worte und führt seine Bewegung zu Ende. Der Inhalt des Bechers scheint inzwischen trinkbar zu sein, gerade als er ihn ihr reichen will stellt sie die Frage, über die er noch gar nicht nachgedacht hat.
>"Warum habt Ihr uns vor der Kälte gerettet? Der Kleine wird wahrscheinlich sowieso nicht überleben und wenn mein gesundheitlicher Zustand so schlecht ist, wie ich mich fühle, wird es wohl auch nicht sehr gut für mich aussehen.“<
Er sieht die Dankbarkeit in ihrem Blick, was abermals den Anflug eines Lächelns über sein Gesicht ziehen lässt. „Ihr wäret sonst erfroren“ beantwortet er die ihm gestellte Frage „ohne Rudel in der Kälte. Und die Sträucher von denen du gegessen hast hätten euch vermutlich beide umgebracht. Nicht alles in den Wäldern ist essbar…“ fügt er unschuldig hinzu, da er sich einen anderen Zusammenhang nicht einmal vorstellen kann. „Aber du wirst leben“ sagt er und bewegt sich nun langsam etwas näher, den Becher noch immer in der Hand „Das hier wird die Blutung stillen und wenn es in meiner Macht liegt wird auch dein Welpe überleben. Wenn du kräftiger geworden bist und der Schnee weniger, werde ich versuchen dein Rudel zu finden und zu dir zu führen“.
Behutsam schiebt er seinen freien Arm unter ihre Schulterblätter und hebt ihren Oberkörper leicht an. Dann hält er ihr mit der anderen den Becher entgegen, ein schlichter, dem Anschein nach aus einem Stück geschnitzten Holzbechern, dessen Inhalt einen angenehmen Geruch abgibt. „Trink das“ erklingt seine raue Stimme nochmals.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Shehera Rhishade am 03. Jan. 2005, 00:29 Uhr
Natürlich wären wir erfroren... doch wer sagt, dass wir jetzt überleben werden? Und überhaupt, wer sagt, dass es nicht besser gewesen wäre? Shehera seufzt und hört Felon weiter zu, als er meint, nicht alles im Wald sei essbar. Die Erklärung, warum sie die Rinde gegessen hat, liegt ihr schon auf der Zunge, doch schluckt sie die Worte gerade noch rechtzeitig runter. Er muss das ja nicht wissen. Erneut will sie zurückweiche, als er näher kommt, doch ihr Körper ist zu schwach und unsanft fällt ihr Kopf zurück auf das Fell, welches unter ihr im Schnee liegt, was sie ihr Gesicht vor Schmerz verzerren lässt. Seine Worte, sie würde überleben und ihr Baby auch, beruhigen sie nicht im Geringsten und obwohl seine helfende Hand etwas tröstliches hat, zuckt sie davor zurück.

Ohne Widerworte lässt Shehera sich den Tee einflössen, welcher warm und beruhigend durch ihre Kehle bis in ihren Magen fliesst und sie von dort aus nach Aussen zu wärmen scheint. Noch bevor der Becher leer ist, krümmt sie sich erneut unter den starken Schmerzen, welche ihren Unterleib glühen lassen wie heisses Eisen und kraftlos schiebt sie die Hand, welche den Becher hält, zur Seite und lässt sich wieder zurück auf das Lager fallen. Einen Schrei kann sie sich gerade noch verkneifen und alles was über ihre Lippen kommt ist ein unterdrücktes, leises Wimmern. Der Schmerz scheint dieses Mal nicht weggehen zu wollen und verstärkt sich sogar noch, und erneut droht die Schwärze der Bewusstlosigkeit ihren Geist gefangen zu nehmen. Mit grösster Mühe kann Shehera dies gerade noch verhindern und alles was davon übrig bleibt sind kleine schwarze Punkte, die vor ihren Augen tanzen wie falsche Glühwürmchen. "Ich habe kein Rudel... mehr." ist alles, was noch flüsternd über Sheheras Lippen kommt, bevor die Schwärze kein Erbarmen mehr zeigt und sie mit sich reisst wie eine Welle im tosenden Sturm. Ihre Arme sind fest um den kleinen Jungen geschlungen, als wäre er alles, was sie noch an diese Welt binden würde, das einzige Licht, welches sie zurückbringen könnte.

Hier geht's - nach Felons nächstem Post - weiter! (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1104718714)

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Wolfsblut am 03. Jan. 2005, 03:17 Uhr
>"Ich habe kein Rudel... mehr."<.. Auch ohne die scharfen Sinne, die Teil seines Erbes sind, könnte Felon die Bitterkeit und den Schmerz in diesen Worten nicht überhören. Unwillkürlich entwindet sich ein leises Winseln seiner Kehle und verhallt ungehört, da Shehera bereits das Bewusstsein verloren hat. Wie einsam du sein musst.
Eine Weile lang hockt er einfach nur da und schaut auf sie und ihr junges hinab. Schließlich nimmt er die schwere Bärenfellweste von seinen Schultern und breitet sie über Mutter und Kind.
Dann legt er seine Kleider ab und stopft sie achtlos in seinen Beutel. Beißend zieht sich die Kälte über seine Haut als er den Unterschlupf verlässt und die Verwandlung einleitet. Einen Lidschlag später schüttelt er die Reste dieser Kälte aus seinem zottigen Pelz. Die Last der düsteren Gedanken, die ihre Worte in ihm erweckt hatten, fällt von ihm ab wie der Schnee von den Zweigen der Bäume, als er seinem Instinkt die Kontrolle überlässt. Nicht denken, nicht fühlen, nur sein.

Schließlich hat er die Fährte einer möglichen Beute aufgenommen. Es ist ein junger Rehbock, dessen Spur Felon nun verfolgt. Deutlich ist im tiefen Schnee zu erkennen, das das Tier einen Hinterlauf nachzieht. Immer näher kommt er seinem Opfer, vergessen sind alle Gedanken, als er die scharfe Witterung des Bockes in seine Nüstern saugt. Tief über den Boden pirschend nähert er sich, bis seine Augen ihn schließlich auf einer kleinen Lichtung entdecken. Der Hinterlauf scheint eindeutig gebrochen, diese Beute wird ihm nicht entfliehen. Geduckt schleicht er näher, jede Deckung nutzend verringert er die Entfernung Meter für Meter, bis der Bock plötzlich den Kopf hochreißt und die Flucht ergreifen will. Mit kraftvollen Sprüngen nimmt Felon die Verfolgung auf, ein tiefes Knurren begleitet seinen lauf. Dann kommt die Jagd zu einem jähen Ende, als der Bock, unfähig zu fliehen, herumwirbelt. Für einen Augenblick scheint die Zeit selbst stillzustehen. Felon kennt diesen Moment, dieses stille Einverständnis zwischen Jäger und Beute, das kein Menschliches Wort wirklich beschreiben kann. Dann springt er vor, seine Fänge gleiten über den Hals des zappelnden Rehbockes bis sie die Stelle finden unter der das Leben sitzt…..und es beenden. Dampfend liegt seine Beute vor ihm, leise fließt ihr Blut in den Schnee. Still dankt Felon dem Geist seiner Beute, bevor er sie abermals packt und sie mit einem Kräftigen Ruck über seinen Rücken wirft. Dann dreht er sich herum, um zu seinem Unterschlupf zurückzukehren.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Del am 04. Jan. 2005, 15:22 Uhr
Unablässig heult der Winterwind und pfeift unermüdlich durch die kahlen Gerippe der Bäume des Larisgrüns. Egal wohin man seinen Blick auch wendet, der Wind scheint von allen Seiten zu kommen und raubt einem zeitweise die Luft zum Atmen. Seine Hände sind kalt, erbärmlich kalt. Eigentlich hatte er nur vorgehabt seine Schlingfallen zu kontrollieren, stets mit der Hoffnung heute Abend mal wieder etwas ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen. Doch leider war er enttäuscht worden. Leer ausgegangen ist er trotzdem nicht; allerdings bezweifelt er, dass seine "Beute" zum Verzehr geeignet wäre.
Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und den Blick gen Boden gerichtet, stampft Del mit grimmigen Gesicht immer weiter. Sein Ziel ist nicht mehr weit und er spürt wie seine Kräfte unter der Last langsam nachlassen. Schwer ist das elende Häufchen gewiss nicht, doch jedem der durch Schnee stapft, seit Tagen nichts vernünftiges zu Essen bekommen hat und seine Arme unablässig erhoben hält, würden mit der Zeit die Kräfte ausgehen.
"Verdammt, halt durch!"

Seine Stimme wird sofort vom Wind davongetragen und ist selbst für seine eigenen Ohren kaum in dem lauten Geheul zu hören. Der Pelzbesatz schützt sein Gesicht zwar vor der direkten Kälte, die der Wind mit sich bringt, doch hat Del kaum noch Gefühl in seinem Gesicht.
Ein plötzliches Rucken reißt ihn aus seinen Gedanken und er richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor sich. Er kann es sich nicht leisten jetzt zu stürzen. Taumelnd fängt er sich mitsamt seiner Last und blickt auf ein kleines graues Bündel, was friedlich und mutig, aber vollkommen tollpatschig neben ihm herläuft und keine Sekunde von seiner Seite weicht. Del verzieht die Mundwinkel und sieht sich im Gehen um. Irgendein Ast, versteckt durch den Schnee, hatte ihm die Stolperfalle gestellt. Er mag gar nicht daran denken, was noch alles unter der dichten Schneedecke lauert.
Das rote Bündel in seinen Armen aus den Wind gedreht, kämpft Del weiter gegen den Wind an. Das allgegenwärtige Weiß schmerzt in seinen Augen und das Schneegestöber lässt nur schwerlich etwas erkennen was mehr als wenige Schritt vor ihm liegt. Doch es bringt nichts, um sich zu orientieren muss er sich zumindest für einen Moment ohne Kapuze dem Wind stellen.
Aufgrund seiner Last wird es etwas kompliziert die Kapuze kurz abzustreifen und dann, nachdem er die ungefähre Richtung bestimmt hat, wieder aufzusetzen, doch es gelingt ihm. Auch wenn er Gefahr läuft, dass Mädchen zu verschrecken, sollte sie wach werden oder sein, muss er ihren leichten Körper kurz ein Stück hochwerfen um besser nachfassen zu können.

Ein heiseres Bellen oder zumindest das, was der Wind davon übrig lässt, veranlasst Del erneut nach unten zu sehen. Das kleine hässliche graue Etwas gibt wohl sein Unmut über diese Behandlung kund, doch hat Del im Moment weder Zeit noch Nerven sich um das Tier zu kümmern oder seinen Wünschen entsprechend zu agieren.
Halt's Maul! knurrt er ihn in Gedanken an und wirft ihm einen bösen Blick zu. Das Mädchen sieht er allerdings besorgt an. Er hat keine Ahnung wie alt sie ist und was ein Kind mitten in einem Schneesturm hier draußen macht, doch dass es ihm nicht gut geht ist deutlich zu sehen. Außerdem war da noch das Blut. Er hatte noch keine Zeit gehabt um nachzusehen, woher es stammt, doch wenn das Mädchen verletzt ist, dann müsste schleunigst etwas unternommen werden.
Mühselig und heftig atmend setzt Del weiter einen Fuß vor den anderen. Der Rückweg kommt ihm seltsam lang vor, doch er weiß, dass er sich nicht verlaufen hat. Eine Woche war zwar keine lange Zeit, aber jemand wie er es ist, musste sich schnell in fremder Umgebung orientieren können.

Als endlich die Hütte in Sichtweite kommt, mobilisiert Del seine letzten Kraftreserven und beschleunigt seinen Schritt. Durchhalten!
Der graue Hund scheint zu ahnen, dass die Hütte das Ziel ist und rennt vor raus um dann schwanzwedelnd vor der Tür zu warten. Mit dem Ellbogen drückt Del die Türklinke runter, betritt den Raum und schiebt die Tür mit einem Fuß wieder ins Schloss zurück.
Das Kaminfeuer ist weit heruntergebrannt, doch die Glut reicht aus, um ein neues Feuer zu entfachen. Eine Spur aus Schnee und Dreck hinterlassend, legt er das Mädchen behutsam auf das Fell vor den Kamin und eilt dann wieder nach draußen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Fiss am 05. Jan. 2005, 09:46 Uhr
<- Gasthaus wegsend

Fiss treibt zur Eile, doch Gelia lässtsich nciht aus der Ruhe bringen udn so muss Fiss wohl oder übel langsamer werden und auf sie warten. MAnchmal treibt die Ungeduld sie sogar dazu, mit Trius im Trab um Gelia und das Packpferd herumzuttraben, doch Gelia schimpft sie und so lässt sie es bald wieder bleiben und begnügt sich damit, Trius vor den beiden anderen Pferden hertrotten zu lassen.

Auch wenn sie sich immer wieder umdreht. "Auf, beeil dich, ich mag endlich ankommen" sagt sie schon zum hundertsten Mal. Als Gelia scho ngar keine Antwort mehr gibt, schweigt sie beleidigt, nur um etwas hindert meter weiter die nvermeidliche Frage zu stellen. "Wie weit ist es noch?" ihr ton ist deutlich quengelnd. Doch Gelia antwortet noch immer nicht. Langsam sinkt auch Fiss laune. Es will nicht aufhören zu regnen, irgendwann gegen Mittag geht der Regen in Schnee über. Ihr Umhang ist schon feucht und dadruch wird es noch kälter, der Wind pfeift durch die Bäume und durch ihre Kleidung. IHre Finger werden klamm und sie immer schweigsamer.

Sie machen nur eine kurze Rast um etwas zu Essen, so gegen frühen Nachmittag, dann geht es weiter. Beide schweigen sich an, Fiss beobachtet missmutig die Schneeflocken. Es beginnt zu dämmern und ncoh immer ist die Stadt nicht in sicht. Die Pferde werden müde. vor allem Trius ist von Fiss anfänglicher ungeduld schon etwas erschöpft und stolpert immer häufiger.Auc her ist nass, seine Mähne hängt ihm zottelig über den Hals, von ihr tropft das Wasser. Sein bauch ist schlammbespritzt, seine Beine erdbraun. Von seiner eigenlichen dunkelbraunen schönen dunkelbraunen Farbe ist nurnoch wenig zu erkennen, er sieht eher fast schwarz aus mit Schlammspritzern.

Die Laune ist bei Fiss auf dem ansoluten Nullpunkt, sie will gerade anfangen zu weinen, da taucht ein Stadttor vor ihnen auf. Freudig hebt FIss den Kopf und treibt Trius noch einmal an. "Guck mal, Gelia, wir sind tatsächlich da.Toll, oder?" Auch Gelia hebt, sichtlich erleichtert den Kopf und treibt ihre Pferde noch einmal etwas schneller an. So erreichen die beiden nass, müde, aber glücklich im dichten Schneegestöber das Stadttor von Talyra.

-> Vor den Toren

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Asheru am 15. Jan. 2005, 09:00 Uhr
Der Weg durch das Larisgrün ist nicht leicht zu bewältigen, denn der Schnee liegt trotz der Bäume hoch und bedeckt auch das Unterholz, es ist teilweise kaum auszumachen, sodaß An-Marouk des öfteren mit dem Travoirs darin hängenbleibt wenn er hindurchgeht. Dort wo der Schnee besonders hoch liegt, macht er kleine Sprünge, so wie wenn er durch flaches Wasser springt um schneller voran zu kommen, ohne jedoch mit dem Kopf allzu nass zu werden.
Jedesmal wenn sich das Travoirs wieder einmal in Zweigen verhakt hat, muss Asheru ihn bremsen und die Äste wieder herauslösen. Nach einer Weile ist auch jede kleinste Anstrengung schweißtreibend, doch Asheru wird sich hüten die dicke Mütze von ihrem Kopf zu ziehen. Wo immer sie durch den schnee wartet, rudert sie wegen der Anstrengung mit den Armen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, wenn sie mit den großen Schneestiefeln versucht einen sicheren Halt zu finden; An-Marouk folgt ihr schweigend, und wann immer sie stehenbleibt, bleibt auch er stehen.
Nach einer Weile kommen sie an den Ort, wo Asheru vor einiger Zeit besonders gutes Reisig und Geäst gehäuft und mit Tannenzweigen abgedeckt hat; daher ist es nicht zu sehr gefroren und bietet sich immer noch an als Brennholz. Denn eine Axt hat sie nicht, nur die Wurfaxt...damit würde sie kein Holz hacken können. An-Marouk bleibt hechelnd stehen, und Asheru geht weiter zu der Reihe Tannen und Kiefern, wo auch der Haufen Reisig und Geäst liegt. Sie wischt den Schnee, welcher auf dem Haufen liegt, beiseite und nimmt die Tannenzweige herunter, legt sie beiseite und beginnt, sich etwas von dem Haufen zu nehmen und es nach und nach auf das Travoirs zu legen. Ihr Atem stößt Wolken durch die Luft, und nach kurzer Zeit ist sie erschöpft und legt die Tannenzweige wieder auf den restlichen Haufen; es würde nichtmehr lange reichen, und dann müsste sie bei dem Schnee doch noch versuchen, irgendwie Holz zu hacken. Mit ernstem Gesicht streicht sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn und geht wieder los. An-Marouk folgt ihr, nun allerdings nicht mehr so schnell wie am Anfang.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Del am 20. Jan. 2005, 12:09 Uhr
Nördliches Larisgrün, in der Nähe der Hütte


Es sind kleine kaum sichtbare Zeichen, die Del den Weg weisen. Durch den Schneesturm des gestrigen Tages sind einige verloren gegangen, doch gelingt es Del die ungefähre Richtung der Fallen zu ermitteln und sie trotzdem ausfindig zu machen. In Ermangelung eines Schals oder Tuchs hält sich Del den Pelzbesatz seines Mantels vor den Mund. Auch wenn der Wind ihm oft die Luft zum atmen nimmt, so ist es doch angenehmer nicht direkt die kalte Luft einatmen zu müssen. Da seine bloßen Hände schnell kalt werden, wechselt er immer wieder ab und steckt die kalt gewordene Hand zurück in die Taschen.
Trotz der niedrigen Temperatur ist es angenehm durch den leeren, in weiß gehüllten Wald zu gehen. Zu sehr hat er sich in den letzten Zwölfmonden an seine Einsamkeit gewöhnt und sie zum Teil seiner selbst gemacht. Aber vorläufig wäre damit wohl Schluss. Ein wehmütiges Lächeln liegt, versteckt hinter dem Pelz, im Gesicht des Mannes und drängt seine Gedanken hin zu dem blassen Mädchen. Pausenlos muss er an sie denken und macht sich Sorgen um die Kleine. Noch gibt es keine Möglichkeit herauszufinden, wer sie ist; zumindest nicht solange sie krank ist und Pflege bedarf. Del wäre gerne nach Talyra oder Dornheim gegangen um wenigstens Medizin zu besorgen, doch würde das bedeuten, dass er mehrere Tage weg muss und das scheint ihm eindeutig zu lange. Vor allem da niemand bei der Kleinen wäre, sollte wirklich etwas passieren oder sich ihr Zustand verschlechtern.

Wind und das grelle Weiß des Schnees treiben Del Tränen in die Augen die nur zu deutlich in der Kälte zu spüren sind. Mit dem Ärmel seines Mantels fährt er sich einmal durch das Gesicht und versucht sämtliche nasse Spuren daraus zu vertreiben. Zwei Fallen hat er erst gefunden und natürlich sind beide leer gewesen. Trotzdem gilt es noch drei weitere zu finden. Wobei er wenig Hoffnung hegt, dass sich in ihnen etwas verfangen hat.
Angekommen am ungefähren Standort der vierten Falle, gut zweitausend Schritt entfernt von der Hütte, lässt Del seinen Blick über die kleine Lichtung gleiten. Alles ist von einer dicken weißen Schicht verhüllt und lässt nur erahnen, was sich darunter befindet. Mit dem Fuß schiebt Del überall auf der Lichtung den Schnee ein wenig zu Seite und versucht seine Falle zu finden. Als er eine kleine Erhöhung im Schnee ausmacht, geht er rasch hinüber und schiebt auch hier den Schnee bei Seite. Doch kaum, dass er den Fuß unter das Weiß geschoben hat, erzittert der Schnee und etwas fängt wild an zu zappeln. Schnee wird in alle Richtungen abgeschüttelt und ein laut kreischendes Schneehuhn versucht sich mit wilden Flügelschlägen zu befreien. Mit wild klopfenden Herzen, da ihn der Schrei in der Stille erschreckt hat, versucht Del das Tier zu greifen. Das Tier kann sich maximal nach seiner letzten Kontrolle hier verfangen haben. Vermutlich irgendwann in der Nacht. Es scheint noch mobil genug zu sein und kann somit noch nicht lange hier gelegen haben.

Das Schneehuhn ist viel zu aufgebracht und trotz der Schlinge um seine Füße gelingt es Del nicht das Tier schnell zu fangen. Immer wieder bekommt er einen Flügel ins Gesicht, was durch die Kälte dreifach schmerzhaft zu spüren ist. "Blödes Mistvieh! Halt endlich still!"
Wütend greift Del einfach um sich und hofft durch Mithilfe von Soris das Tier irgendwie zu fassen zu kriegen. Durch die Aufregung entgeht ihm das Naheliegenste. Einfach das Seil packen und das Tier somit dichter an sich heran zu ziehen. Als es ihm dies schließlich doch noch einfällt, ist das Huhn schnell gefangen und mit dem Dolch aus seiner Manteltasche beendet Del sein Leben. Das Blut spritzt sofort aus der Wunde und verteilt sich auf dem weißem Schnee. Auch Dels Mantel bekommt einiges ab, doch ist dies nicht zu ändern. Da das Tier ohnehin nicht wegkann, lässt Del es wieder los und entfernt sich rasche einige Schritte. Es würde noch eine Weile dauern, ehe der Körper begreift, dass es vorbei ist und so wartet Del im angemessenem Abstand, bist das Tier entgültig erlahmt.
Woher das Schneehuhn kommt ist Del unklar. Ihm sind solche Tiere bisher nur auf den Ebenen weiter nördlich aufgefallen. Vermutlich ein Einzelgänger oder es hat sich auf der Futtersuche in die Wälder gewagt. Del ist es einerlei. Hauptsache er bekommt etwas zu essen. Wenn sie sparsam sein würden, könnten sie zwei Tage davon essen.

Die Bewegungen des Tieres werden immer langsamer, bis sie schließlich vollkommen verstummen und das Huhn in einer Lache aus Blut liegen bleibt. Da die Falle ansonsten noch intakt ist, zieht Del die Schlingfalle wieder auf und versteckt sie ein Stück weiter wieder im Schnee. Das Blut versucht er so gut es geht, mit Schnee zu bedecken. Vermutlich würden andere Tiere das Blut riechen und Pflanzenfresser die Stelle ohnehin eine zeitlang meiden. Gegen Pelz hätte Del allerdings auch nichts einzuwenden.
Den Großteil des Blutes wischt Del mit dem Schnee ab, bindet dem Huhn mit einem Stück Band die Beine zusammen und hängt es sich über die Schulter.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Silver am 22. Jan. 2005, 17:41 Uhr
Die weißen Dächer der Stadt mit ihren rauchenden Schornsteinen lässt er schnell hinter sich. Überfliegt die Stadtmauer und gewinnt immer mehr an Höhe, lässt die Luftströmungen für sich Arbeiten und genießt einfach für einige Zeit den Flug, die Macht die ihm Wind liegt.  Unter ihm wird der Larisgrün dichter, die mächtigen Baumkronen greifen ineinander und bilden ein fast undurchdringliches Dach mit ihren Ästen. Ab und an kann er etwas glitzern sehen und erinnert sich mit funkeln in den Augen an die vielen Wildbäche die gischtsprühend über Felsen hüpfen. An die schmackhaften Fische und die lästigen Singvögel die sich noch vor einiger Zeit über sich lustig gemacht haben. Aber auch an die Gefahren die etwas weiter in diesem großen Wald lauern können, ganze Wolfsrudel oder für ihn noch Schlimmer Jäger mit mächtigen Langbögen die nur zu gerne einen Drachenkopf als Trophäe vorzeigen wollten.

Blitzschnell lässt er sich mit atemberaubender Geschwindigkeit nach unten fallen, die Flügel eng an seinen silberschuppigen Körper gelegt. Die Baumwipfel kommen mit jeder Sekunde näher, werden größer und größer. Dann sieht er eine Lücke und verlagert sein Gewicht ein wenig um genau hindurchzufliegen. Weicht einigen Ästen aus und spannt erst wenige Fuß über dem waldigen Boden seine Flügel aus um ihm rasanten Gleitflug seiner Beute nach zu jagen, einem Schneehasen den er mehr geahnt hatte als ihn zu sehen. Der Hase ist schnell, sehr schnell sogar...Silver ist schneller. Wie ein gespannter Bogen schießt er hervor und schlägt seine Klauen in das weiße Fell das sich sofort dunkelrot verfärbt, ohne zu zögern schlägt er wieder mit den Flügeln um an Höhe zu gewinnen und zwischen den Baumwipfeln zu verschwinden, nur einige Tropfen Blut zeugen von seinem Jagt erfolg.

Wenig später rollt er sich in einer Astgabel, weit über dem Boden gesättigt und müde zusammen und schließt zufrieden die Augen. Und schon bald ist er in einen traumlosen Schlaf gefallen. Und leise fällt der Schnee auf ihn hernieder und bedeckt ihn mit einem weißen Kleid....

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 22. Feb. 2005, 08:56 Uhr
Bereits unzählige Tage und Nächte sind vergangen seitdem Atevora einfach alles Vertraute hinter sich lies  und in die Richtung zu der einen Stadt, von der man vielerorts erzählt und flüstert, ganz so, als wäre sie ein bloßer Mythos, aufbrach. Ob es sich um Wochen, Monate oder gar Jahre handelt in denen sie verloren in der verschneiten Wildnis, einzig mit Ihrer Eule Via als Geleit, wandert, vermag sie nicht mehr zu sagen. Tag für Tag bietet sich ihr das selbe Bild, weiten einer fremden Landschaft, begraben unter einer dicken weichen Decke aus samtenen Weiß.
Selten nur liegen auf ihrem Weg Niederlassungen von Menschen, seien es kleine Dörfer, Siedlungen, abgelegene Bauernhöfe oder gar verwahrlost erscheinende Behausungen von Einsiedlern, denn stets bemühte sie sich abseits der bekannten Wege zu gehen. Lange zu verweilen wagte sie seit ihrem Aufbruch noch nirgendwo, denn  jede alptraumerfüllte Nacht ruft ihr die Gesprächsfetzen erneut ins Gedächtnis, die sie mahnend dazu auffordern weiterzuziehen.
Dessen, ob tatsächlich noch Gefahr droht, oder Paranoia beginnt an ihrem Verstand zu nagen, ist sich Atevora längst selbst nicht mehr sicher, sie wusste nur eines, sie musste nach Talyra. Denn dort würde sie nicht sofort das Augenmerk der anderen auf sich ziehen und sich somit, wenn womöglich auch nur für kurze Zeit, in Sicherheit befinden.

Ein kalter Windstoß reißt Atevora unsanft aus ihren Gedanken, zerrt an ihrer Kleidung und versucht mit seinen scharfen Krallen nach ihrem Leib zu greifen. Sie zieht Ihren Umhang fester zusammen und blickt hinauf zum trostlosen nebligen Grau des Winterhimmels, als Ihre Schneeeule gerade mit lautlosem Flügelschlag, sich sichtlich des Windrittes erfreuend, über ihren Kopf hinwegfliegt. Diese Eule trotzt wohl jeder Eiseskälte, nein, sie fühlt sich bei diesem Wetter – wenn man nicht einmal seinen Hund, aus Furcht dieser würde sofort zu einen Eisklumpen erstarren, vor die Türe jagt,- sogar noch am wohlsten! Kopfschüttelnd und ein Zähneklappern unterdrückend setzt Atevora ihren Weg fort und stapft rastlos weiter durch das schienbeinhohe glitzernde Eiskristallmeer.
Ewigkeiten streift Atevoras Blick ein Meer systemloser Reihen kahler Bäume durch dessen blattloses Geäst der Wind melanchonisch sein Trauerlied säuselt. Doch dann vermimmt sie, zumindest schien ihr so, als hörte sie ein sanftes Rauschen unter den Klängen des Trauersangs. Atevora hält inne und lauscht in die ferne, doch ist abermals nichts außer dem stetigen Klagen des Windes zu vernehmen. Beinahe hätte die junge Magieren es als bloßen Streich ihrer Phantasie abgetan, als das Rauschen neuerdings an ihr Ohr dringt und so entschließt sie sich die Richtung, aus der das Geräusch zu stammen scheint, einzuschlagen.

Schon nach wenigen Schritten ist das gurgeln und plätschern deutlicher zu vernehmen, und auch der starre Kristallgartenwald lichtet sich langsam. Schon bald behindert kaum noch ein Baum die Sicht und es ist ein Fluss zu erkennen der sich mit beharrlich beruhigender Lebendigkeit durch die ansonsten schlafend erscheinende Winterlandschaft schneidet. Immer wieder strauchelt Atevora leicht und droht vorwärts in den Schnee zu stürzen, doch unermüdlich stapft sie weiter bis sie schließlich ihr vorläufiges Ziel, das Flussufer, erreicht hat.
Langsam und steif lässt sie sich in die Knie sinken, beugt sich leicht nach vorne und taucht ihre Hände in das klare Wasser, welches ihre Haut wie eine Flut aus Rasierklingen liebkost, und beginnt zu trinken. Atevora sieht auf ihre Hände herab dessen Farbe sich nur kaum merklich von der des darunter befindlichen Schnees unterscheidet und leichtes lächeln beginnt ihre Lippen zu umspielen. wenn ich nicht wüsste, dass meine Haut immer diese unglaublich gesunde Färbung hat, müsste mir das nun direkt schwer zu denken geben.. Währenddessen spürt sie einen leichten Windhauch über ihren Kopf, sie richtet ihren Blick zum Winterhimmel und bemerkt, dass Via im Fluge immer wieder Kreise über ihr zieht „Via? Hältst du dich neuerdings für einen Geier, oder weshalb kreist du über mir, wie über einem Stück faulendem Aas?“
Ganz so als hätte sie die Worte verstanden, gibt die Schneeeule einen protestierenden Laut von sich und stürzt plötzlich mit leicht angelegten Flügeln den Boden entgegen um sie kurz vorm Aufprall wieder zu öffnen und federweich im unberührten Schnee zu landen.
„Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an... hm, ein Fluss, ...Flüsse, so sagt man, sind die natürlichen Grenzen und die geheimen Wege der Natur, zudem soll Talyra an einem Fluss liegen, nein vielmehr soll er doch angeblich durch die Stadt hindurchfließen.. Womöglich irren wir doch nicht vollkommen verloren durch die Wildnis." Und so fällt Atevora den Entschluss den Flusslauf zu folgen und setzt ihren Weg flussabwärts fort.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 23. Feb. 2005, 02:07 Uhr
Große Kreise zog der Falke über die dichten Wälder des Larisgrün. Der Name selbst eine Verhöhnung dessen, was dieser beschrieb. Weiß und eisig lag die Landschaft unter ihm mit seinen unter dem Gewicht des Schnees ächzenden Ästen der teilweise Jahrhunderte alten Monumente längst vergangener Zeitalter. Kräftige Stämme, die tief verwurzelt in der Erde waren und so jeden noch so harten Winter überstanden. Doch der Falke hatte es nicht so leicht. Er musste Nahrung beschaffen und fressen, denn sonst würde er nicht mehr die Kraft haben, um sich in die Lüfte zu erheben. Das durfte nicht geschehen, denn andere Tiere warteten nur darauf, Tiere, die ebenso der Hunger heraus trieb und nur auf so eine Gelegenheit warteten.
Der Falke versuchte etwas zu erkennen, doch es war so gut wie aussichtslos. Wieder würde er einen weiteren Tag ohne Futter verbringen müssen, doch noch hatte er Reserven. Eine schnelle Bewegung! Der stolze Raubvogel wurde aufmerksam und erkannte es. Ein Eichhörnchen hatte sich aus seinem Versteck gewagt. Heute musste wohl sein Glückstag sein und stieß damit auf die begehrte Beute herab.
Jäh brach der Falke seinen Sturzflug ab und ließ sich wieder nach oben treiben. Eine kaum merkbare Erschütterung hatte das Eichhörnchen wieder zurück in seine sichere Umgebung getrieben und den Raubvogel leer ausgehen lassen.

Dar’Szallyr stapft vorsichtig durch den Schnee. Der Zentaur, der lange im Süden gelebt hat, kommt mit den Verhältnissen des Winters nur schwer zurecht. Die eisige Kälte macht ihm zu schaffen und das karge Wild in den Wäldern lässt ihn oft tagelang hungern. Es war wieder einmal so weit und so bewegt er sich schon tagelang durch das Larisgrün auf der Suche nach etwas Nahrhaftem. Hauptsächlich bestehen seine Mahlzeiten aus trockenen Wurzeln, doch auf Dauer können diese ihn nicht bei Kräften halten.
Schon seit Tagen folgt er der Spur eines größeren Tieres. Immer wieder scheint diese Spur sich zu verlieren, doch bisher hat er sie jedes Mal wieder gefunden. Nur seiner lebenslangen Erfahrung in der freien Natur hat er zu verdanken, dass er selbst in dieser für ihn ungewohnten Gegend überlebt.
Plötzlich erstarrt er zur vollkommenen Unbeweglichkeit als hätte ihn die Eiseskälte nun doch umfangen und ihn eine Warnung für jeden unvorsichtigen Wanderer werden lassen. Seine Augen heften sich auf einen Punkt nicht unweit vor ihm. Da stand er! Ein Hirsch von stattlicher Größe. Es gab natürlich weit kräftigere und größere, doch für ihn war es wie ein Göttergeschenk. Ein leises kaum hörbares Stoßgebet an Vendis kommt über seine Lippen, der Gott, der nicht nur sein Wegbegleiter ist, sondern ebenso sein Gemüt widerspiegelt. So wie die von ihm entsandten sanften Winde, die innerhalb Augenblicke Stürme des Todes und des Leidens werden konnten.
Der Bogen liegt locker in der Hand von Dar’Szallyr. Langsam holt er einen Pfeil aus dem Köcher, der an seiner Flanke fixiert war und legt ihn auf die Sehne ohne auch nur den Blick vom Tier zu nehmen. Seine Position war optimal, denn der Hirsch sieht genau in die entgegengesetzte Richtung, während ihm eine kühle Brise entgegenschlägt, sodass das ahnungslose Wild ihn nicht wittern kann. Sehr langsam spannt er den Bogen, damit dieser nicht ein zu lautes knarrendes Geräusch von sich geben kann, was in der eisigen Luft wie ein Peitschenknall geklungen hätte.
Wie als würde die Natur ihre Spielchen mit dem Zentaur spielen wollen, wurde einem Ast genau in diesem Augenblick seine Last zu schwer und lässt den darauf wartenden Schnee zu Boden fallen. Wie feinster Glitzerstaub flirrt der aufgewirbelte Schnee durch die Luft und schimmert in allen Farben durch das Licht der bereits fast am Horizont verschwundenen Sonne.
Das erschrockene Tier springt mit einem Satz über einen Felsen und versucht zu entkommen. Doch der Zentaur kann den Hirsch nicht entwischen lassen. Er war darauf angewiesen und noch einmal seine letzten Kräfte mobilisierend setzt er dem fliehenden Wild nach. Seine kräftigen Beine wirbeln den Schnee hinter ihm in einer fast undurchdringlichen Wolke auf und er achtet kaum auf Unwegheiten vor ihm. Zu groß war das Risiko und zuviel steht auf dem Spiel. Würde er es aus den Augen verlieren, so würde ihm die Kraft fehlen weiterzujagen und das würde sein Ende bedeuten. So groß war sein Stolz und zu tief die Wunden der Vergangenheit als dass er zu den Menschen würde betteln gehen.
Immer wieder beginnt er zu straucheln und kleinere Hindernisse bereiten ihm Schwierigkeiten je länger dieser Wettlauf dauert. Doch dem prächtigen Tier scheint es genauso zu ergehen und so wird es langsamer und langsamer bis es ganz zum Stehen kommt.
Abermals spannt Dar’Szallyr den Bogen, doch seine Arme zittern ob der Anstrengung und das Blut rauscht in seinen Ohren. Seine gesamte Konzentration liegt in dem nun folgenden Schuss. Die Realität um ihn entschwindet und für ihn gibt es nur noch die Entfernung zwischen der Spitze des Pfeils und der Flanke des Tieres. Er zwingt sich zur Ruhe und seine Arme hören auf zu zittern. Dann lässt er los!
Der Pfeil zerschneidet die Luft und legt den von dem Zentauren vorbestimmten Weg unbeirrlich zurück. Wie ein Blitz seinen Weg zur Erde sucht, so sucht auch der Pfeil sein Ziel – und findet es. Ohne den geringsten Laut von sich zu geben fällt das Tier zur Seite. Der Pfeilschaft ragt aus der Flanke, direkt aus dem durchbohrten Herzen.
Einige Momente verstreichen, Momente der Erleichterung und des Wissens um eine Zukunft.
Erschöpft trabt Dar’Szallyr zu seiner Beute, die friedlich im Schnee zu schlummern schien, wenn nicht der rote stete Fluss aus dessen Körper dringen würde und in dem reinen Weiß eine befleckende Lache aus Blut bilden würde.

Gekonnt beginnt er mit seinem Jagdmesser das Tier zu zerlegen, um nur das mitzunehmen, was er auch verwenden kann. Er verstaut die einzelnen Stücke in den Taschen, die zu beiden Seiten an den Flanken herabhängen. Die Reste verscharrt er so gut es ihm möglich war, denn der Boden unter dem Schnee war zugefroren und selbst mit den Hufen war es schwierig diesen zu durchbrechen.
Dar’Szallyr würde sich jetzt nun wieder zu seinem Unterschlupf aufmachen. Mit dieser Beute wird er wahrscheinlich den restlichen Winter auskommen und mit diesen Gedanken bewegt er sich in Richtung des entfernt gurgelnden Geräusches eines Flusses. Diesem würde er eine Weile folgen und dann weiter Richtung Norden gehen, wo sich seine Höhle für den Winter befindet.

Die Sonne war nun endgültig untergegangen, doch in der Ferne erschallen unheimliche Geräusche. Das Heulen von Wölfen…

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 26. Feb. 2005, 17:07 Uhr
Langsam setzt die Dämmerung ein und die Sonne bereitet sich auf ihre mehr oder minder verdiente Nachtruhe vor, während die junge Frau noch immer dem namenlosen Fluss nach Südosten folgt. Langsam, mit der zunehmenden Düsternis, sinken die Temperaturen weiter und der Frost kriecht Atevora zunehmend in Mark und Bein. Als ob dem nicht schon genug wäre beginnt sich auch noch ihr Magen, lautstark nach Essen fordernd, zu melden, doch Atevoras Proviant ist aufgebraucht und so quält sie sich ohne Rast zu halten weiter durch den unter ihren Füßen knarzenden Schnee. Inzwischen ist vollends die Nacht hereingebrochen und bloß der milde Schein des Mondes sowie das eisige Schwelen der Sterne erhellen die Dunkelheit und tauchen die Welt rings in ein silbernes Licht. Atevoras Energiereserven sind angeschlagen und mit jedem Schritt scheint das Bündel an ihrem Rücken, in welchem sich ihr spärliches Habe befindet, schwerer zu wiegen, doch müde quält sie sich weiter durch die verschneite Landschaft, während die monotone Melodie des Windes ihre Gedanken langsam in die Ferne zerrt.  

Mit einem Mal reisst sie ein verdächtiges Geräusch vom nahen Waldesrand aus ihrem Gedankenweben. Atevora hält inne und blickt sich um, doch nichts als die schweigende nächtliche Winterlandschaft ist zu sehen, und so setzt sie ihren Weg wieder fort.
KNACKS! - da war es wieder! Dort, irgendwo in der Ferne, doch ganz nah! - sie späht abermals in die Dunkelheit - jedoch wieder nur verhöhnende Stille.  Atevora, nimm dich zusammen, es ist dunkel, es ist kalt, du bist alleine, es ist nur natürlich, dass einem die überreizten Sinne in dieser Situation einen Streich zu spielen versuchen

Plötzlich, wie aus dem Nichts, kommt Via, aufgeregte Kreischlaute von sich gebend, im Sturzflug auf sie zu, bricht diesen knapp vor ihrem Kopf ab und verschwindet wieder in der nächtlichen Dunkelheit. Was hat sie so aufgeschreckt? und wie eine Antwort ertönt das Heulen eines Wolfes unweit hinter Atevora. Hastig dreht sie sich um und mustert abermals den Waldrand und tatsächlich! - sich bewegende Schatten, überall zwischen den leblosen Baumgilden! Langsam, Stück für Stück, den Blick noch immer auf die Schemen zwischen den Bäumen gerichtet, dreht sich die Magierin wieder um ihre Achse.  
Als sie wieder nach vorne sieht und gerade zur Flucht ansetzen will gefriert Atevora beinahe das Herz. Zwei Augen, die eines Wolfes, starren ihr ins Gesicht. Der Wolf ist nur noch ein Schatten seiner selbst, abgemagert bis auf die Knochen und vom Hunger halb in den Wahnsinn getrieben, steht er knurrend vor ihr. Der Geifer tropft von seinen Lefzen und seine Muskeln sind bis auf das äußerste, jederzeit zum Sprung an die Kehle seiner Beute bereit, gespannt, während sich die restliche ebenso hoffnungslos vom Hunger getriebene Wolfsmeute vom Waldrand her nähert. Atevora bewegt ihre Hand, vorsichtig, sachte, und kaum merklich zu ihrem Dolch an ihrer Hüfte, bekommt ihn schon beinahe zu fassen, als der Wolf ungeduldig und nicht auf das restliche Rudel wartend, zu seinem tödlichen Sprung ansetzt.
Durch die Wucht des Satzes wird Atevora zu Boden geschleudert, landet unsanft mit dem Rücken auf einer im Schnee verborgenen Wurzel und stößt knapp einen erstickten Schmerzensschrei aus.
Der Wolf schnappt nach ihrer Kehle und giert danach nach langer Zeit seine Fänge wieder in warmes Fleisch zu versenken und frisches Blut zu schmecken. Im letzten Augenblick gelingt es Atevora dem Vieh durch einen Zauber einen Kälteschock zu verpassen und kurz stocken zu lassen und verschafft sich somit gerade die notwendigen Sekunden um ihren Dolch zu fassen zu bekommen und stößt diesen tief in die Brust des Tieres.
Ein elendes jaulen entsteigt der Kehle des Tieres, geht in einem gurgeln unter und der Wolf sackt leblos über ihr zusammen.

Weniger von Entschlossenheit als von dem Instinkt zu überleben geleitet rollt Atevora den leblosen Leib von ihrem Körper und versucht sich wieder aufzurappeln, jedoch hat sie nun auch das übrige Rudel erreicht und ein weiterer Wolf attackiert sie, bekommt allerdings nur ihren Umhang zu fassen. Ratsch – hört man das Geräusch des einreißenden Stoffes durch die Luft hallen, und der Zug bringt Atevora abermals aus dem Gleichgewicht und zu Sturz. Im letzen Augenblick kann sie sich auf ihre linke Hand stützen, ihren Fall abfangen und eine weitere nähere Schneebetrachtung vermeiden.
Dann wie ein Geisterwesen schießt ihre Eule im steilen Sturzflug auf den Wolf zu und schneidet ihm mit ihren Krallen tiefe furchen quer über die Schneuze bis hin zum rechten Auge hinauf und mit einem lauten winseln gibt dieser Atevoras Umhang wieder frei. Doch der nächste Wolf ist heran und setzt zum Sprung auf die Kehle der halb im Schnee liegenden Magierin an.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 02. März 2005, 21:50 Uhr
Das Rauschen des Flusses nimmt immer mehr an Intensität zu und scheint die Geräusche der Umgebung wahrhaft verschlucken zu wollen. Bald muss Dar’Szallyr einen Unterschlupf für die Nacht suchen und war sich sicher, dass er weiter flussaufwärts etwas Passendes finden würde.
Das Gewicht des Hirsches zehrt zusätzlich an seinen Kräften und seine Aufmerksamkeit ist darauf gerichtet einen Huf vor den anderen zu setzen.
Doch plötzlich war er wieder vollends mit seinen Gedanken da. Vor ihm im Schnee kann er Spuren erkennen. Fast wäre er darüber gestolpert, da diese nicht besonders groß waren und auch nicht sehr tief im Schnee eingesunken, aber es waren eindeutig Spuren.
Sich zur Vorsicht mahnend nimmt er seinen Bogen in die Hand und legt einen Pfeil lose auf die Sehne. Gewarnt folgt er den Spuren in sicherer Entfernung, zwischen den Bäumen hervorspähend, ohne diese jedoch aus den Augen zu verlieren.
Sein Kopf fährt ruckartig in die Höhe, als ein erstickter Schmerzenschrei selbst das Rauschen des Flusses übertönt. Nicht einmal eine volle Bogenlänge entfernt sieht der Zentaur den Wolf gierig nach der Kehle des Wesens unter ihm schnappen, welches dem Tier scheinbar hilflos ausgeliefert ist. Mit gelassener Kühle in seinen Augen beobachtet er das Geschehen. Doch der Wolf scheint plötzlich zu stocken, zu lange, denn das verschafft der Gestalt unter ihm die nötige Zeit, den Dolch tief in der Brust des unglücklichen Tieres zu versenken.
Langsam spannt er schließlich seinen Bogen, die Entfernung zu seinem Ziel abschätzend verharrt er für einen Moment. Nur ein herabstürzender Vogel - oder war das tatsächlich eine Eule? - lenkt seine Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment ab.
Dann war der nächste Wolf heran in dessen Augen nur der Hunger wild widerspiegelt, jedwedes Risiko vergessend, um die Tat seines Vorgängers zu vollenden. Die Hinterläufe des Wolfes sind zum Absprung bereit, das Maul leicht geöffnet, um die Beute mit einem gezielten Biss zu erlegen. Gerade noch schafft es die auf dem Boden liegende Gestalt sich im letzten Moment zur Seite zu rollen. Doch statt, dass das Tier ihr nachsetzt, liegt es mit geweiteten Augen im Schnee. Ein Schaft ragt aus dessen Nacken!
Noch zwei weitere Tiere erleiden dasselbe Schicksal. Einer davon hat den tödlichen Treffer erlitten, als es sich mitten im Sprung befunden hat, der andere Wolf hat bis zu seinem Ende nicht geahnt, was soeben geschehen war. Aber für einen weiteren Schuss bleibt keine Zeit mehr. Ein Teil des Rudels ist auf Dar’Szallyr aufmerksam geworden und lässt sie ihres ausgehungerten Körpers Lügen strafen, indem sie die Entfernung zu ihm sehr schnell verkleinern. Schnell öffnet er die Schnalle der Tasche auf seinem Rücken, sodass diese zu Boden gleiten kann. Den Bogen lässt er ebenfalls fallen und nimmt seinen Kurzspeer zur Hand. Seine Finger schließen sich mit der Absicht, den Wölfen einen hohen Blutzoll abzuverlangen, um den Griff des Speers.
Dann galoppiert er los! Schnee wirbelt wild und bedrohlich hinter ihm hoch. Die Wölfe scheinen fast auf ihn zuzufliegen, doch dann waren sie heran. Wolfskörper werden durch die Luft gewirbelt, als sie vom Aufprall erfasst werden, während andere unter den Hufen wie Käfer zertrampelt werden. Ein schauriges Jaulen lässt die Dämmerung noch unheimlicher erscheinen. Sofort wendet der Zentaur, aber nicht ohne einen Blick auf die Gestalt zu werfen.

Zwei weitere Wölfe nähern sich ihr, doch sie liegt reglos im Schnee ohne eine Bewegung, die auf ein Lebenszeichen schließen könnten. Sollte das umsonst gewesen sein? Wenn es dieses Wesen denn überhaupt wert war, dass ihr geholfen wird, dann wird diese doch nicht am Ende doch ihre letzte Niederlage erlitten haben? Wie eine Antwort auf seine Gedanken fährt plötzlich ihre Hand in die Höhe und bohrt dem Tier ihren Dolch unter dem Kiefer in den Kopf, sodass die Spitze mit einem makaberen knackenden Geräusch oben wieder austritt.
Das Ganze hat nur wenige Sekunden gedauert, doch der sie bedrohende zweite Wolf dreht sich plötzlich um und verschwindet in Richtung der Baumlinie. Verwirrt stellt Dar’Szallyr fest, dass auch die anderen Wölfe in den schützenden Wald flüchten, dennoch bleiben einige Körper im aufgeweichten Schnee liegen. Diese haben ihren Frieden gefunden und man kann darüber streiten, welche von dem Rudel wohl besser dran waren – die Lebenden oder die Toten…

Langsam fällt die Anspannung ab und Dar’Szallyr wird sich erst jetzt der davongetragenen Verletzungen bewusst. Seine Hinterläufe waren blutverschmiert und an der Flanke ist der Abdruck eines tiefen Bisses zu erkennen. Als ob die Beine ihn plötzlich nicht mehr tragen können, geben die Hinterläufe nach und er fängt an zu straucheln. Mit Mühe und schmerzverzerrtem Gesicht richtet er sich wieder auf und humpelt mehr als er geht, zu der Gestalt, die ihn nun auch anblickt.
Fast beiläufig meint er zu ihr, sich selbst dazu gezwungen die Schmerzen nicht anmerken zu lassen „Ihr habt gut gekämpft!“ Er stockt kurz und bevor sie zu einer Antwort ansetzen kann fügt er in misstrauischem Tonfall noch hinzu, „Doch frage ich mich, was ihr hier draußen suchen möget?“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 03. März 2005, 23:22 Uhr
Er springt – Im letzen Augenblick kann sich Atevora in den aufgewühlten Schnee stürzen und sich auf die Seite rollen, um sich möglichst in Sekundenbruchteilen wieder hochzumühen. Um Haaresbreite verfehlt die gierige Schnauze die schmächtige Person. Jeden Moment erwartet sie das mit scharfen Zähnen bewährte Maul wieder vor sich zu sehen, während ihr der Duft der Winterluft, schwer beladen mit dem markant nach Eisen schmeckenden Geruch des Blutes auf ihrer Kleidung, in die Nase steigt. Doch plötzlich schneidet ein Pfeil durch die Luft und gräbt sich tief in des Wolfes Nacken.
Leicht irritiert sieht Atevora hastig in die Richtung aus der das Geschoß kam und blickt leicht verwundert auf das Geschöpf das nahe des Waldrandes steht. Das Wesen dort sieht aus als wäre es aus 2 Teilen zusammengeleimt und zielt angestrengt mit Pfeil und Bogen in ihre Richtung. Die Magierin bemerkt nicht den Wolf, welcher sich hinter ihr angepirscht hat und sich zum Satz bereitmacht. Abermals zischt ein Pfeil kaum zwei Finger breit an ihrem Körper vorbei. Im nächsten Augenblick spürt sie nur noch etwas Schweres gegen ihren Rücken prallen und landet abermals zusammen mit dem Tier im Eiskristallmeer. Ächzend dreht sich Atevora unter dem toten Leib auf den Rücken, stößt anschließend den leblosen Körper zur Seite und bleibt still liegen. Zwei weitere ausgehungerte Bestien nähern sich ihr. Mit einem Mal hallt ein Kampfgebrüll durch die Wildnis, - doch die zwei abgemagerten Tiere lassen sich davon nicht beirren sondern verringern unablässig die Distanz zwischen sich und ihrer Beute. Atevora bleibt weiterhin bewegungslos liegen, selbst ihren Atem hat sie angehalten ja, so ist’s brav, kommt näher ihr hässlichen Fellknäuel, kommt nur her.. und lasst uns spielen, ihre Hand schließt sich fester um ihren Dolch, jede Sehne ihres Körpers ist bis aufs äußerste gespannt und sie wartet. Sekunde um Sekunde kriecht dahin, jede erscheint ihr wie eine halbe Ewigkeit... und dann ist das erste fellüberzogene Knochengerüst über ihr. Des abgemagerten Tiers Gewicht wiegt schwer auf Atevoras Brust und sie spürt den feuchten Atem auf ihrer Haut. Speichel tropft heiß auf das Gesicht – sie befindet sich Auge in Auge mit ihrem möglichen Tod, aus dessen Blick nur Qual und hungrige Gier spricht.
Mit einem Mal schnellt Atevoras Hand in die Höhe. Der Wolf weiß gar nicht wie ihm geschieht, als sich plötzlich des Dolches blutverkrustete Schneide durch seinen Unterkiefer weiter hinauf durch Knochen und Haut bohrt und die Erde abermals mit Blut tauft.
Nicht einmal mehr ein Wimmern oder Jaulen verlässt die Kehle des Wolfes und er bricht schlaff über ihr zusammen, während sein Schädel ihre kalte Klinge hinabgleitet.
Atevora rollt das Tier mühevoll ein Stück von sich und greift zu ihrem Wurfmesser an ihrem linken Unterarm, um dem zweitem Tier nicht vollkommen unbewaffnet gegenüberzusitzen, doch anstatt sich dieses zähnefletschend auf sie stürzt, stockt er, tritt zwei Schritte zurück, wendet und flüchtet mit dem übrigen Rudel in den nahen Wald.
Atevora steckt ihr Messer zurück in die dafür vorgesehene Schlaufe an ihrer Unterarmschiene und zieht ihre Beine vom noch warmen Tierleib hervor.
Einigermaßen außer Atem setzt sich die Magierin auf ihre Knie, stützt sich mit ihren Amen am Boden ab und steht zähe und kraftlos auf. Noch immer etwas verwundert sieht sie zu der Gestalt mit dem teils Pferde und teils menschlichen Körper, welcher beinahe direkt vor ihr steht. Seine Flanke zieren einige tiefe Bisswunden und die Beine glänzen im friedlichen Mondschein nass vom Blute, ob es sich dabei um sein eigenes oder jenes der Angreifer handelt ist in der Dunkelheit leider nicht auszumachen.
Er sieht auf Atevora herab und meint, dass sie gut gekämpft hat. ja, doch hat es den Anschein als bevorzugte ich die liegende Kampfposition statt einer anderen... Atevora möchte gerade den Mund öffnen und die einigermaßen unnötigen Höflichkeitsfloskeln fortsetzen, doch bevor sie noch dazu kommt irgendetwas zu sagen, schneidet ihr ihr „Helfer“ die unausgesprochenen Worte ab und fragt sie mit leicht skeptischen Gesichtsausdruck und seltsamen Tonfall: „Doch frage ich mich, was ihr hier draußen suchen möget?“

Daraufhin entgegnet ihm Atevora mit gespielt unschuldig heiterer Mine: „Ich war bloß mit meiner Eule Gassi gehen! Doch dann trafen wir auf unsere felligen Freunde hier, und da es heute doch eine solch wunderbare Nacht ist, hatten wir plötzlich alle das dringende Bedürfnis einfach frisch, fröhlich im watteweichen Schnee herumzutollen!“

„Dürfte ich mich eventuell nach den Namen des werten Herrn Zentauren erkundigen? Obwohl ihr zurzeit viel eher einem Kauknochen als einem Zentauren ähnelt.
Ich hätte zufällig ein paar Kräuter mit, welche eine schmerzstillende Wirkung entfalten...“
Atevora bricht kurz im Satz ab, starrt vor sich ins Leere und setzt anschließend im ersten Tonfall fort: „... obwohl ich mir bei Inanspruchnahme dieser bezüglich Dosierung bei euch leicht uneins wäre und deshalb wohl eher davon abraten würde.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 05. März 2005, 02:50 Uhr
In den Augen des Wesens erkennt er ein schelmisches Funkeln, als er seine Frage beendet hat und sie weiter misstrauisch beäugt. Ihre Antwort war sarkastisch, aber nicht ohne Anflug von Angst in ihrer Stimme. Vielleicht täuscht er sich auch, denn Menschen war er schon lange nicht mehr gewohnt, im Gegenteil, er meidet ihre Gesellschaft so gut es geht. Mit ihrer Eule Gassi gehen? Im Schnee herumtollen? Zorn steigt langsam in ihm auf, als sie ihre Antwort beendet hat. Die Knöchel treten weiß hervor, als er den Speer unwillkürlich fester packt. Menschen! verächtlich hallt das Wort in seinem Kopf wider. Doch dieser Mensch war anders. Er kann nicht sagen, was es war, aber etwas in ihm ließ ihn zögern, seinem Zorn freien Lauf zu lassen, ihn vor seinem inneren Auge wachsen und gedeihen zu sehen, jeden anderen Gedanken verdrängend.

„Ihr habt eine seltsame Art euch zu vergnügen.“ Die Kälte seiner Stimme hätte selbst den Schnee sofort gefrieren lassen können. „Euch scheint wohl nicht viel an eurem Leben zu liegen, wenn ihr derartige Tiere als eure Freunde erwählt habt. Entweder ihr seid sehr mutig oder furchtbar naiv.“ Ein Mundwinkel zuckt für einen kurzen Moment nach oben, fast so als wäre ein Ansatz eines Schmunzelns in den starren Ausdruck getreten. „Ich habe euch nur geholfen, da ich es wahrlich nicht gebrauchen kann, wenn diese ausgehungerten Biester mir nachstellen, nachdem sie mit euch fertig gewesen wären.“ Aus seiner Stimme kann man eindeutig einen Akzent heraushören, doch woher dieser kommt, kann nur jemand sagen, der ebenfalls aus dem Süden kommt. Wahrscheinlich  wäre ich auch unter anderen Umständen eingeschritten. Er seufzt innerlich auf.

Dar’Szallyr mustert die Frau vor ihm, abschätzend wandert sein Blick über ihre zierliche Gestalt. Selten hatte er jemanden getroffen, mit einem Erscheinungsbild wie dem ihren und noch seltener in einer so unwirtlichen Gegend, in der es selbst für ihn kein Leichtes war im Kreislauf der Natur, im Fressen und Gefressen werden, nicht zum Gefressenen zu werden. Nur knapp war es ihm immer wieder nur gelungen den Fängen des Todes zu entrinnen und schon lange war er diesem Schicksal nicht mehr so nahe gewesen. Bilder aus seiner Vergangenheit kommen ihm wieder in den Sinn, Bilder die er zu verdrängen versucht, aber ihn immer wieder einholen. Sein Gesichtsausdruck bekommt einige schmerzliche Züge, die seine körperliche Pein fast lächerlich erscheinen lassen.
Doch schnell war er wieder gefasst, sein Gesicht wird wieder starr und die gewohnte Härte war wieder darauf zu erkennen. Scheinbar hat sein Gegenüber dies jedoch anders aufgefasst, denn ihre Frage zielt wohl auf seine äußerlichen Verwundungen ab.

„Behaltet eure Kräuter, ihr werdet sie wohl bald selbst benötigen. Doch müssen meine Wunden dennoch versorgt werden, zu leicht können sie sich entzünden und ich kann mir ein besseres Ende vorstellen als an Wundbrand dahinzusiechen.“ Zum ersten Mal lächelt bei dieser Vorstellung nicht nur sein Mund, sondern auch seine Augen zeigen eine Regung. „Ich habe meine Sachen hinten im Wald liegenlassen. Dort habe ich noch ein wenig Paste übrig. Eventuell würdet ihr ja so freundlich sein und mir beim Auftragen zur Hand gehen. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, habe ich etwas Schwierigkeiten an manche Stellen zu gelangen. Ich könnte euch dafür etwas zu essen anbieten, wenn euch meine Hilfe nicht reichte…“ Damit dreht er sich um und verzieht vor Schmerzen das Gesicht zu einer Grimasse, während er langsam losgeht, der rechte Hinterlauf lahmend. „Achja…“, seinen Kopf dreht er leicht seitwärts ohne sie direkt anzusehen. „Man nennt mich Dar’Szallyr.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 08. März 2005, 22:10 Uhr
Atevora ist nach Beendigung ihrer Antwort nicht entgangen, dass sich der Griff des Zentauren um seinen Speer seltsam verkrampft hat und auch seine übrige Körperhaltung spiegelt weniger Gelassenheit wider, als noch kurz zuvor.
Die beginnende Anspannung wird beinahe greifbar als das Pferd-Mensch-Mischwesen mit spürbar verachtenden Tonfall antwortet.
>„Ihr habt eine seltsame Art euch zu vergnügen.“ „Euch scheint wohl nicht viel an eurem Leben zu liegen, wenn ihr derartige Tiere als eure Freunde erwählt habt. Entweder ihr seid sehr mutig oder furchtbar naiv.“<
Atevora ist das kaum merkliche Minenspiel des Pferdemenschen entgangen, da es ihr bei diesem dunklem Licht und ihrem ausgezehrten Zustand zuviel Energie für die zusätzliche Aufmerksamkeit abgerungen hätte, und so richtet sie ihre gesamte aufbringbare Konzentration darauf, die Worte des Zentauren, welche mit einem leicht aufdringlichen, ihr völlig unzuordbaren beziehungsweise unbekannten Akzent ausgesprochen wurden, klar und eindeutig zu verstehen.
>„Ich habe euch nur geholfen, da ich es wahrlich nicht gebrauchen kann, wenn diese ausgehungerten Biester mir nachstellen, nachdem sie mit euch fertig gewesen wären.“<
(Ja, aber natürlich... wenn er tatsächlich nur aus diesem Grund in das Geschehen eingeschritten ist, dann war dies eine einigermaßen dumme Entscheidung, denn die Wölfe hätten sich mit Sicherheit an meinem Fleische zu Genüge satt gefressen, um sich nachher nicht dazu verleiten zu lassen einer solch unwiderlegbar eher schwer zu erlegendenden Beute nachzustellen. Er glaubt doch wohl nicht tatsächlich er könnte mir diese Intention erfolgreich suggerieren?..)
Doch Atevora ermahnt sich selbst dazu ihre Gedankengänge, und zwar nicht einmal einen Teil davon, laut auszusprechen, denn sie möchte des Zentauren Nerven nicht noch zusätzlich weiter unnötig strapazieren, und somit womöglich noch vom Regen in die Traufe gelangen, deshalb belässt sie es lieber bei einem unscheinbaren amüsierten schmunzeln.
Weiters lehnt der Pferdemensch kühl die angebotenen Kräuter ab und Atevora ist darüber auch erleichtert, denn es wäre ihr einigermaßen unangenehm gewesen, eventuell einen jämmerlich zu Grunde gehenden Zentauren vor sich zu sehen, da sie sich bei der Kräuterportion verschätzt hat, doch die darauffolgenden im selben Atemzug ausgesprochenen Wörter wollen ihr schon viel weniger gefallen. (ihr werdet sie wohl bald selbst benötigen? Was sollte das nun sein, etwa eine Drohung?) Die Magierin verengt ihre Augen ein wenig zu schlitzen, was ihr einen etwas misstrauischen und harten Gesichtsausdruck verleiht und beäugt ihren Gegenüber als wäre er ein hinterlistiges Raubtier welches jederzeit dazu bereit ist seine Fänge in ihr zartes Fleisch zu bohren.(Komm mir ja nicht auf dumme Gedanken mein lieber Freund) Ein kaltes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus, doch anstatt eine spitze Bemerkung abzugeben belässt sie es abermals lieber bei einem Schweigen
> "Doch müssen meine Wunden dennoch versorgt werden, zu leicht können sie sich entzünden und ich kann mir ein besseres Ende vorstellen als an Wundbrand dahinzusiechen.“<
(Ach nein, was ihr nicht sagt, darauf wäre ich nun wirklich nie gekommen...)
Atevoras düsterer Blick klärt sich langsam wieder auf und weicht einem heiteren Gesichtsausdruck und wenn es heller wäre, dann würde man auch das zynische Funkeln in ihren Augen klar erkennen können. Auch ihre innere Anspannung, sowie ihre steife Körperhaltung lassen ein wenig nach, als sie denkt einen Anflug von einem freundlichen und amüsierten Glänzen in den Augen des Mischwesens wahrzunehmen.
>„Ich habe meine Sachen hinten im Wald liegenlassen. Dort habe ich noch ein wenig Paste übrig. Eventuell würdet ihr ja so freundlich sein und mir beim Auftragen zur Hand gehen.“<
(Nein ich hatte vor euch wie ein abgestochenes Schwein verbluten zu lassen! .. Das sind vielleicht Fragen, tz!... ... nicht aufregen, freundlich bleiben und immer lächeln..)
Die junge Frau versucht den Zentauren so aufgeschlossen und freundlich wie möglich anzusehen, doch scheinbar gelingt es ihr nicht so ganz, sodass ihr Lachen wohl eher einer gefrorenen Grimasse ähnelt, als dem was es sein sollte, denn schnell fügt der noch immer Namenlose hinzu: >"Ich könnte euch dafür etwas zu essen anbieten, wenn euch meine Hilfe nicht reichte…“<
Plötzlich scheidet ein seltsamer brummender Laut die Stille der nächtlichen Kältewildnis und Atevoras Blick gleicht mit einem Male dem einer Person, welche gerade von einer Hummel in den Hintern gestochen wurde. Sie räuspert sich und versucht so zu tun als hätte sich ihr Magen nie gemeldet und spricht mit gewählter Kälte:
„Nein danke, ich verlange keinen Lohn für die Verarztung an Wunden, welche bei dem Einschreiten zu meiner Lebensrettung entstanden sind, ich verbinde euch eure Wunden auch gerne so" (Gerne, ja von wegen..) Wenn ihr mir danach freundlicherweise noch immer etwas von eurem Essen anbieten möchtet, um mich vor dem Hungertod, welcher mit höchster Wahrscheinlichkeit die geflüchteten Exemplare dieser bedauernswürdigen Gestalten, welche die Bezeichnung Wolf kaum noch verdienen heimsuchen wird, zu bewahren, dann wäre ich euch äußerst verbunden.“
Der Zentaur mustert Atevora abermals skeptisch, dreht sich jedoch anschließend ohne ein weiteres Wort zu sagen leicht hinkend um. Doch mitten im Schritt hält er plötzlich inne, dreht den Kopf leicht und erwähnt so nebenbei dann doch noch knapp seinen Namen. (sieh an, werter Herr Zentaur hat also doch einen Namen)
Dar Szallyr will gerade wieder lostraben, als Atevora, während der Zentaur mit seinem rechten Hinterlauf auftritt, deutlich ein unterdrücktes Schmerzen verkündendes Stöhnen vernimmt. „Wartet!“ ruft Atevora. Sichtlich verwundert blickt der Zentaur zu ihr zurück und die folgende Frage ist ihm förmlich auf seine Züge geschrieben, doch bevor er sie stellen kann setzt die Magierin bereits zur Antwort an. „Ihr solltet euch nicht unnötig viel bewegen.“ Herr Szallyr möchte gerade etwas entgegen, doch Atevora unterbricht ihn grob und spricht etwas herrisch weiter „Sprecht kein Wort, so geht ihr mir keinen Schritt weiter, eure Wunden scheinen doch recht beachtlich ausgefallen zu sein, ich werde euer Habe holen.“ (So weit ist das ja nicht, außerdem, soviel zu tragen wird es wohl nicht sein..)
Atevora lässt ihr am Rücken befestigtes Bündel zu Boden gleiten und stapft zielstrebig, ohne eine Antwort abzuwarten, an dem Pferdemenschen vorbei und auf die Waldgrenze zu, während sich dicke weiche Wolken lautlos und beharrlich vor die geduldige Scheibe des Mondes schieben und beginnen dessen gütiges Licht zu verschlingen.
Ein Leichtes ist es des Zentauren Weg zurückzuverfolgen, seine starken mit Hufen bewährten Beine schufen förmlich einen Trampelweg, auf welchem Atevora mühelos und ohne sonderliche Kraftaufwendung rasch die Strecke zu seinen liegen gelassenen Habseligkeiten zurücklegen kann.
Erst jetzt, da die junge Frau wieder alleine durch den Schnee watet, wird sie sich des dumpfen Schmerzes bewusst, welcher wohl von der ungewollten Bekanntschließung mit der verborgenen Wurzel herrührt und vom hinteren Beckenbereich die Wirbelsäule hinaufkriecht, und versucht sie diesen so gut wie möglich aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Schon nach wenigen Minuten hat Atevora die erste kahle Baumreihe erreicht und sieht zwischen den rauhrindigen Stämmen einen seltsam gebogenen Ast schräg in die Höhe ragen, welcher wohl der fallengelassene Bogen sein muss. Nur etwa drei Schritt davon entfernt macht sie die übrigen Sachen des Zentauren aus. Die Magierin beschließt zuerst das übrige Gut des Zentauren aufzusammeln und sich anschließend am Rückweg im Vorbeigehen den Bogen umzuhängen. Als Atevora das übrige Habe des Pferdemenschen erreicht hat stutzt sie leicht. Wie bereits geahnt handelt es sich bei dem was vor ihren Füßen liegt um Satteltaschen. Eine ist aus Leder gefertigt und eine weitere aus Stoff, wobei diese ihrer Meinung nach etwas überdimensional ausgefallen ist. Alle 2x2 Taschen sind prall gefüllt, ganz so als wollte der Zentaur die Qualität des Materials und der Nähte austesten.
Stöhnend hebt die schmächtige Magierin die kleineren Satteltaschen hoch, befördert sie mit Schwung halb auf ihre Schultern und geht wegen des zusätzlichen Gewichtes unwillkürlich in die Knie. Mit einer Hand hält und fixiert Atevora die Satteltasche, dann beugt sie sich etwas vor und greift mit der anderen nach der zweiten, wobei sie aufgrund des Übergewichts beinahe das Gleichgewicht verliert, bekommt dann aber doch sturzlos die Taschen zu fassen. Anschließend setzt sie sich ächzend in Bewegung und schleift die andere Stoff-Satteltasche hinter sich, bis zum Bogen hin, her. Dort angelangt hält sie kurz inne, packt den Horsebow, schultert diesen, greift wieder nach den zwei miteinander verbundenen Stofftaschen und müht sich keuchend zum Fluss und dem dort wartenden Zentauren zurück. (Was hat der denn da alles eingepackt? Etwa einen ganzen Hirsch?) Atevora schleppt sich voran, zieht, zerrt und schleift mühevoll das Habe von Dar Szallyr über den Schnee, doch trotz der enormen Kraftaufwendung kommt Atevora kaum voran, sodass ihr der Pferdemensch, obwohl so nah, als beinahe unerreichbar fern erscheint. Die junge Menschenfrau mobilisiert ihre letzten Kräfte und plagt sich Schritt für Schritt innerlich laut fluchend weiter. (Ich komm mir vor wie ein Ackergaul beim Feldpflügen! Wie kann ein Zentaur bloß soviel mit sich schleppen.. warum tu ich mir das eigentlich an?!) Nach endlosen zu qualvollen Stunden gedehnten Minuten erreicht sie keuchend doch noch das Mischwesen, blickt ansatzweise noch zu ihm hoch und lässt sich anschließend kraftlos in den weichen Schnee fallen.
Stöhnend dreht sie sich einige Sekunden später auf den Rücken, stößt die schwere Tasche von ihrer Brust und bleibt so unansprechbar mit flachen stoßhaft erscheinenden Atemzügen im Schnee liegen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 15. März 2005, 22:27 Uhr
Raven ist noch keinen Tausendschritt vom Smaragdstrand und dem Baum der Waldläuferin entfernt, als sie bereits bereut, nicht mindestens drei Paar dicke Socken in die Stiefel und noch ein wollenes Hemd unter dem Fellumhang angezogen zu haben, denn es ist so bitterkalt, dass im Nu ihre Finger und Zehen steifgefroren sind und ihre Nase sich wie ein Eiszapfen anfühlt. Sie zieht den Umhang über die Knie und wickelt sich noch fester in den Pelz, aber die Kälte ist so mörderisch, dass sie trotz allem schlottert. Dem Braunen mit seinem zotteligen Winterfell scheinen die Temperaturen weit weniger auszumachen, denn er prustet vor Vergnügen und schnaubt weiße Dunstwolken in die kalte Morgenluft. Bis auf seinen gedämpften Hufschlag und das Knarren des Sattelleders ist kaum ein Laut zu hören. Der Schnee scheint jegliches Geräusch zu schlucken und der gerade anbrechende Tag ist so still, als hätten sich alle Lebewesen und sogar der Wind vor der grimmigen Kälte an einen verborgenen Ort zurückgezogen. Zu ihrer Linken schimmert durch ein Gewirr kahler Äste das Grau der Stadtmauer und dahinter schrauben sich aus unzähligen Kaminen dünne, weiße Rauchsäulen senkrecht in den kristallhellen Himmel, so dass es aussieht, als würde hinter der gewaltigen Mauer eine ganze Armee schlafender Drachen ihren dampfenden Atem in die Luft pusten.

Raven treibt den Braunen jedoch nicht zum Nordtor und auf die Stadt zu, sondern lenkt ihn weiterhin nach Westen und tiefer in das Larisgrün hinein. Auf den viel benutzten Wegen rund um das Tor kommen sie bequem voran, doch kaum dass sie den Waldrand passiert haben, liegt die weiße Pracht so hoch, dass sie dem Hengst teilweise bis an die Brust reicht. Er pflügt sich durch den Schnee wie ein Schiffskiel durch einen schäumenden Ozean und obwohl er ein starkes und kräftiges Pferd ist, hat sogar er einige Mühe, sich einen Weg durch die Schneemassen zu bahnen. Es dauert weit länger, als sie angenommen hat, bis sie überhaupt in die Nähe ihres Ziels kommt und als sie die letzten Bäume am Saum der Lichtung hinter sich lassen, muss es schon später Vormittag sein. Während des ganzen Rittes über waren Ravens Gedanken schon vorausgeeilt zu dem Baum, der lange Zeit ihr Zuhause gewesen war, und sie hatte versucht, sich irgendwie auf das vorzubereiten, was sie nun hier finden würde - aber das Bild, das sich ihr tatsächlich bietet, lässt sie nur reglos im Sattel erstarren und ungläubig auf die Lichtung blicken. Wo sich vor nicht allzu langer Zeit eine gewaltige, immergrüne Baumkrone befunden hatte, strecken sich nun kahle Äste in den Himmel wie dürre, knochige Finger. Wo stets ein warm schimmerndes Licht den Stamm umhüllt hatte, ist nichts weiter übrig geblieben als abgeblätterte, weiße Rinde und schneebedeckte Wurzeln. Die Krone hat fast alles Laub verloren und sieht so löchrig und zerfleddert aus wie ein mottenzerfressener Strumpf. Tränen schießen ihr in die Augen, als sie sich aus dem Sattel gleiten lässt und den Braunen die letzten Schritte bis hin zum Stamm führt und am liebsten hätte sie sich einfach umgedreht und wäre weggerannt. Aber schließlich fasst sie sich doch ein Herz, bindet den Hengst fest und erklimmt die lange, steile Treppe, die hinauf auf die Plattform führt.

---> Ein Haus auf einem Baum

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 16. März 2005, 01:14 Uhr
Jeder Schritt war eine Qual, die zu unterdrücken seiner ganzen Aufmerksamkeit bedarf. Wie tausend Nadeln scheint sich etwas in sein Fleisch zu drücken, um ihm mit unendlicher Grausamkeit an den Rand seines Bewusstseins zu treiben. Er weiß, dass seine Verwundung ernsthaft ist und hier draußen in der Wildnis wird es schwierig werden diese geeignet zu versorgen. Nicht das erste Mal bin ich in so einer Situation und ich werde es schon irgendwie schaffen. Ich hoffe nur es hat sich auch gelohnt einzuschreiten…
So gut es geht versucht Dar’Szallyr die Schmerzen aus seinem Verstand zu verbannen, um nicht von diesen übermannt zu werden. Noch immer ist der Rest des Rudels in der Nähe und wartet nur auf ein Zeichen der Schwäche, ein Zeichen um erneut zuzuschlagen. Die Toten des Rudels werden ein Mahnmal sein, auf das sie ihre zukünftige Beute an einem anderen Ort reißen. Doch sicher war er sich nicht, ob dies die letzte Begegnung gewesen sein wird. Der Blick schweift noch einmal über den Waldrand, doch dieser ist ruhig und liegt im Zwielicht düster vor ihm. Dieses Mal scheint das Glück auf meiner Seite gewesen zu sein - dieses Mal…

Plötzlich vernimmt er eine Stimme hinter sich und lässt seine Gedanken wieder zum Hier und Jetzt zurückkehren. >“Wartet!“< ruft ihm jemand zu. Der Zentaur hält im Schritt inne und wendet seinen Oberkörper ein wenig zur Seite, damit er nach hinten zu der Frau blicken kann. Was will sie denn noch von mir? Ich habe ihr doch gesagt, dass ich mein Hab und Gut im Wald liegengelassen habe. Sein Gesichtsausdruck wirkt steif und blass, doch eine Braue wandert fragend in die Höhe und seine Augen sehen sie mit einer Spur von Neugier an. Als er jedoch ansetzen möchte, um etwas zu erwidern, spricht sie weiter >„Ihr solltet euch nicht unnötig viel bewegen.“< Erneut versucht er ihr etwas zu entgegnen, doch abermals wird er grob unterbrochen. Mit einem herrischen Tonfall in ihrer Stimme, die keine Widerrede duldet, setzt sie fort. >„Sprecht kein Wort, so geht ihr mir keinen Schritt weiter, eure Wunden scheinen doch recht beachtlich ausgefallen zu sein, ich werde euer Habe holen.“< Einige Sekunden lang blickt Dar’Szallyr sie weiter nur mit demselben Ausdruck auf seinem Gesicht an und das scheint sich auch dann nicht zu ändern, als sie ihr Bündel ablegt und ohne ein weiteres Wort in seine zuerst eingeschlagene Richtung stapft. Erst als sie schon an ihm vorbei ist kehrt wieder eine Regung in sein Gesicht, die zum Teil aus Überraschung, aber auch aus einem amüsierten Schmunzeln zu bestehen scheint, wissend um die sich ihr gerade selbst auferlegte Last. Für einen Augenblick scheint sogar der Schmerz vergessen zu sein. Also Mumm hat sie in den Knochen, das muss ich ihr lassen, doch wird sie staunen, wie groß und schwer solch ein Gepäck sein kann, vor allem, wenn man gerade Glück bei der Jagd gehabt hat. Innerlich lacht er bei diesen Gedanken regelrecht auf.
Bald ist sie ganz im Wald verschwunden, nicht unweit der Stelle, wo er sein Habe abgelegt hat. Plötzlich kehrt wieder eine eigenartige Stille ein in dieser eher einem Hinterhof eines Fleischermeisters, statt eines Waldes gleichenden Kulisse. Fast war Dar’Szallyr schon dran, doch auch selbst zu der Stelle zu gehen, als die aufopferungsbereite junge Frau gerade aus dem Dunkel des Waldes hervortritt, bepackt mit den Satteltaschen des Zentauren, wobei nicht so ganz klar war, ob bei diesem eigenartigen Bild es nicht genau umgekehrt der Fall war.
Noch immer ist sich der Zentaur nicht so recht im Klaren darüber, was er nun eigentlich von dieser Menschenfrau halten soll, doch Schritt für Schritt kommt sie ihm abermals näher, um dann am erreichten Ziel kraftlos zusammenzubrechen.
Mit verschränkten Armen blickt er zu ihr hinunter und beobachtet wie sie im Schnee liegend nach Luft ringt.
„Es ist schön, dass ihr euch um mich sorgt, doch wäre es wahrscheinlich leichter gewesen, wenn ich mich selbst darum gekümmert hätte.“ Ein leichtes Schmunzeln ziert für einen Augenblick seinen Mund.
Langsam merkt er auch wie die Luft kälter geworden ist, die ohnehin kaum wärmende Wintersonne bereits vor Stunden durch die Nacht vertrieben. Der Mond geht seinen Weg übers Firmament und lässt die Landschaft einsam unter sich liegen. Lange werden wir so nicht mehr durchhalten. Da muss wohl die Felsenhöhle für diese Nacht genügen, an der ich zuvor vorbeigelaufen bin. Weit werden wir sonst nicht kommen. Dar’Szallyr beugt sich nach unten, versucht seine Hinterläufe nicht zu sehr zu belasten und nimmt mit grimmiger Miene einzelne Fleischstücke aus den Taschen, um diese etwas abseits hinzuwerfen. Der Tag hat sich ja richtig gelohnt. Die nun bis auf eine geleerten Taschen, die noch das zarte Fleisch des Hirsches beinhaltet, wirft er sich über den Rücken seines Pferdeunterleibs. Schon dieses geringe Gewicht lässt ihn zusammenzucken und trotz seiner Nachtsicht verdunkelt sich sein Blick durch den Schmerz. Die Tasche mit seinem persönlichen Gut schnallt er auf seinen menschlichen Rücken. Noch einmal sieht er auf die erschöpfte Magierin hinab und hebt ihren zierlichen Körper kurzerhand mit seinen kräftigen Armen vom Boden hoch. Als sie sich dagegen sträubt, schneidet ihr der Zentaur das Wort ab. „Keine Widerrede! Ich brauche euch noch und kann es mir nicht leisten euch zu verlieren.“ Seine Stimme hat nun zum ersten Mal nicht die gewohnte Kälte, sondern scheint etwas von der üblichen Härte verloren zu haben.

Nach ungefähr einer Stunde erreichen sie die gesuchte Stelle. Der Weg dorthin war trotz seiner Kürze beschwerlich und Dar’Szallyr ist immer wieder ins Straucheln geraten. Doch sein Überlebenswille war höher und bald ragt der Felsen vor ihnen auf und die Höhle darin scheint wie ein Schlund alles verschlingen zu wollen. Er war froh von dem Schlachtfeld weg zu sein, denn je länger er dort verharrt geblieben ist, desto größer war die Gefahr. Vorsichtig lässt er die Magierin wieder auf ihre eigenen Beine herab und betritt geduckt das Dunkel. Durch seine ihm angeborene Fähigkeit selbst im Dunkeln sehen zu können, kann er schnell die Ausmaße der Höhle abschätzen. Diese ist nicht sehr groß, etwa 3x3 Schritt mit einer einigermaßen konstanten Höhe von ungefähr zwei Schritt. Offensichtlich ist sie schon öfter von Wanderern benutzt worden, denn in der Mitte zeichnet sich eine Feuerstelle vom Boden ab und in einer Ecke liegt sogar noch brauchbares Feuerholz. Nur kurze Zeit später hat er mit Feuerstein und Zunder ein wohliges Feuer entfacht, das die Kälte schnell vertrieben hat.
Zu der Frau gewandt, die nun auch die Höhle betritt, meint er: „Ihr seid von zäher Natur, doch weiß ich noch immer nicht, wie ich euch nennen darf?“ Daraufhin lässt er sich am mit teilweise Moos bedeckten Boden nieder und versucht dabei sich nicht anmerken zu lassen, dass seine Beine nun endgültig nachgegeben haben. Hätte er noch einmal aufstehen müssen, er hätte es nicht mehr geschafft...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 19. März 2005, 12:19 Uhr
Einige Zeit, ob es sich bloß um Sekunden oder doch um Minuten handelte ist unklar, liegt Atevora mit schnellem Atem am Boden, als plötzlich der Zentaure wieder in Ihrem Blickfeld auftaucht. Er hat sich mit seinem Oberkörper leicht über sie gebeugt und sieht auf sie herab. Das Wesen wirkt aus dieser Perspektive wie ein riesiger Fleischkoloss und dieser beginnt mit deutlich hörbaren Spott in seiner Stimme zu ihr zu sprechen >"Es ist schön, dass ihr euch um mich sorgt"<
(um euch sorgen? Das hättet ihr wohl gerne, ich war und bin nur nicht daran interessiert, dass dieser unselige Friedhof um eine weitere jämmerliche Kreatur erweitert wird.) Doch im selben Augenblick wird Atevora klar, dass der Beweggrund ihres Handels eines anderen Ursprungs ist und so verflucht sie abermals den Teil von ihr, der so unablässig drängend und lautstark von ihr fordert ihre Schulden zu tilgen.
>"doch wäre es wahrscheinlich leichter gewesen, wenn ich mich selbst darum gekümmert hätte."<
Die junge Magierin rollt mit den Augen und möchte dem Zentauren sogleich entgegnen, dass er sich glücklich schätzen darf und sich das nächste mal seine Steinsammlung selber hohlen kann, doch sie ist leider noch immer zu sehr damit beschäftigt hoffnungslos nach der eisigen Luft zu ringen, welche, als bestünde sie aus abertausenden Nadeln, ihre Luftröhre und Lungen zu zerstechen scheint. Die jungen Frau interessiert es nicht einmal mehr was sich nun tatsächlich in den großen Satteltaschen befindet - selbst wenn es zerstückelte Leichenteile wären, es wäre ihr gleichgültig - und richtet ihren Blick an dem Zentauren vorbei, dessen Gesichtsausdruck sie ohnehin nicht erkennen kann,- hoch zum winternächtlichen Firmament. Während sich ihr Atem langsam zu normalisieren beginnt, beobachtet sie wie sich die Wolkendecke weiter voranschiebt und voller Gier das friedliche vor sich hin schwelende Sternenenmeer verschlingt, und auch der Mond, welcher sich für kurze Zeit wieder in voller Pracht zeigte droht abermals von ihnen verdeckt zu werden.
Mit einem mal knickt der Zentaur vorsichtig seine Vorderläufe, so als würde er sich Hinknien, beugt sich nach vorne und greift nach seinen Taschen. Atevora denkt er würde seine Wundsalbe heraussuchen und in anbetracht der großen Inhaltsmänge der Satteltaschen wohl einige Zeit wühlen müssen bis er sie gefunden hat, und so beschließt sie in der Zwischenzeit ihren Dolch zu hohlen, welcher noch im Kopf eines Wolfes steckt und auch gleich des Pferdemenschen Pfeile mitzunehmen. Beinahe so plump und ungraziös wie ein Rehkitz, welches das erste mal versucht auf seinen dürren Beinchen zu stehen, müht sich die Magierin abermals hoch. Schon nach wenigen kraftlosen Schritten durch den aufgewühlten Schnee hat sie die toten Leiber der Wölfe erreicht welche in makaberen Posen auf ewig schlafend im entweihtem Schnee liegen. Atevora kann kaum noch etwas erkennen, die Dunkelheit verschlingt zunehmend alle Konturen und Formen, sodass alles einem einfachen Schwarz in Schwarz zu gleichen beginnt. Ein seltsamer Laut, der von an Knochen reibenden Stahl, scheidet die bedrückende Stille dieses Totenackers, welche trotz des lebendigen Gurgelns des Flusses herrscht, als Atevora ihren Dolch aus dem Schädel des Wolfes herauszieht.
Dann zieht sie noch die Pfeile aus den zwei gleich unmittelbar daneben liegenden und zu Tode gekommen Tieren heraus und stapft anschließend, ohne sich nach weiteren felligen Pfeilkissen umzusehen, müde zu dem Pferdemenschen zurück.
Erst als sie wieder vor dem Zentauren steht und sich bückt um ihr Bündel aufzuheben schweift ihr Blick über den nun am ganzen Boden verteilt liegenden ehemaligen Tascheninhalt. Ihr stockt für einen Moment der Atem, auch in ihrer Bewegung hält sie inne und starrt für kurze Augenblicke nur ungläubig auf das was vor ihr liegt. (Was? ... Wie?.. wozu quälte ich mich so ab um ihm seine Habseligkeiten zu bringen, wenn er sie nun alle wegwirft? Also das hätte auch ich im Wald tun können) Kalter Zorn steigt in Ihr hoch. Atevora führt ihre Bewegung zu ende, greift nach ihrem Bündel und wirft dieses während des Aufrichtens auf ihren Rücken. (Na warte nur du..) weiter kam sie mit dem Gedanken nicht, denn im selben Moment wird sie ohne jedwede Verwarnung kurzerhand von Dar Szallyr gepackt und in die Höhe gehoben. "Was soll das, lasst mich sofort wieder.. " Fordert Atevora mit leicht säurelichen Tonfall, doch kann sie den Satz nicht zu ende führen, denn bestimmend wie ein Vater sein nörgelndes Kind scheidet der Zentaur ihr das Wort ab >"Keine Widerrede"< (Das ist ja unerhört!) Atevora möchte gerade den Mund öffnen und vehement ihre Beschwerde, den Tonfall des Zentauren missachtend, fortsetzen, doch bevor sie noch ein Wort sagen kann fährt dieser bereits mit einer seltsam weichen Stimmlage fort: >"Ich brauche euch noch und kann es mir nicht leisten euch zu verlieren."<
(Dieser Zentaur ist mir suspekt.. zudem, wofür hält er mich? Etwa für sein kleines Püppchen? Welch Unverschämtheit, ich bin durchaus selbst in der Lage mich aus eigener Kraft fortzubewegen..)
Atevora blickt zum Boden zu den gefrorenen blutigen Fleischstücken hinab und wieder in des Zentauren Augen (...andererseits ... dafür, dass ich mühevoll seine Taschen herschleppte und er den Inhalt nun einfach in den Dreck schmiss, kann er mich nun ruhig tragen bis ihm schwarz vor Augen wird, das ist durchaus gerecht.. zudem ist es ungemein bequemer getragen zu werden als sich selbst durch den Schnee kämpfen zu müssen.. und Gefahr scheint vorerst ebenfalls keine zu drohen, schließlich benötigt er jemand der seine Wunden vorläufig versorgt.)
Während ihres Gedankenganges setzt sich der Zentaur bereits in Bewegung und Atevora weiß noch nicht einmal was das ins Auge gefasste Ziel des Zentauren sein mag, jedoch vermutet sie, dass er den Weg zu einer nächtlichen Ruhestätte eingeschlagen hat, im Grunde ist es ihr allerdings einigermaßen Gleichgültig, solange sie den Weg nicht selbst zurücklegen muss und sie sich von diesem unbehaglichen Feld des Todes entfernen.
Dar Szallyr hält die schmächtige Magiein in seinen Armen, wie ein frisch Verheirateter, der seine Gemahlin in der Hochzeitsnacht über die Türschwelle trägt. In gewisser weise ist es wohlig warm in Dar Szallyrs Armen und mit einem mal ist Atevora so als könnte sie die sanften wärmenden Strahlen der ersten Frühlingssonne auf ihrer Haut spüren, Bilder erscheinen vor ihrem geistigem Auge, klar und hell, der zarte Duft von Flieder steigt ihr in die Nase - sieht ein liebevolles Lächeln - hört ein fröhliches Kinderlachen... war es einst ihr eigenes? Und mit einem mal verblasst die schwache Erinnerung, die Bilder werden von einer kühlen Brise verweht so als wären sie bloß mit Sand gemalt. Kälte beginnt sich in Atevora auszubreiten, sie legt sich wie ein eisiger Teppich erstickend über alles, sodass Atevora kurz fröstelt, doch nicht aufgrund der vorherrschenden Kälte der Winternacht. Sie sieht empor zum weiten schwarz des Nachthimmels und hofft irgendwo Via erspähen zu können, doch ist nichts außer wallender dunkler Wolken zu erkennen. Die Anstrengungen des Tages beginnen ihren Tribut zu zollen und Müdigkeit beginnt sich lähmend über der Magierin Glieder zu legen. Auch dem Zentauren scheinen seine Verletzungen zusehends mehr Kraft und Überwindung abzuverlangen, denn sein leichtes hinken verstärkt sich bis er seinen rechten Hinterlauf nur noch gerade so mitschleift. Jeder Schritt scheint ihm unvorstellbare Qualen zu bereiten, was sich darin äußert, dass er immer häufiger ins straucheln kommt und Atevora des öfteren droht tief in den Schnee zu fallen. Doch auch wenn der Pferdemensch nun bereit wäre nachzugeben und Atevora wieder am Boden abzusetzen währe es ihr wohl nicht Möglich trotz seiner Verletzungen lange mit ihm Schritt zu halten. Langsam hat sich auch die Landschaft ein wenig gewandelt, unter den dichten Wald mischten sich zunehmend große dicke Felsbrocken bis sie nach einer knappen Stunde an einer etwas höheren Felsenformantion angelangt sind. Dar Szallyr bleibt stehen und lässt die leicht verschlafen blickende Magierin sanft wieder auf ihre Füße gleiten. Direkt vor ihnen kann Atevora ein für ihre Verhältnisse  großes gähnendes schwarzes Loch ausmachen, was wohl der Eingang zu einer Höhle sein dürfte. Der Höhleneingang ist allerdings nicht hoch genug für den Zentauren, sodass er sich beim Betreten dieser leicht nach vorne beugen muss um sich nicht den Kopf zu stoßen. Auch so dürfte die Höhle nicht besonders groß sein, und die Bezeichnung Felsenausbuchtung wäre wohl die zutreffendere Beschreibung. Während Atevora noch angestrengt die Höhle mustert ist der Zentaur schon eifrig damit beschäftigt ein Feuer zu entfachen und Atevora wartet lieber etwas abseits um Herrn Szallyr nicht unnötig im Wege zu stehen, und dieser ihr somit nicht versehentlich auf die Füße treten kann, was wohl einigermaßen schmerzhafte Folgen für sie hätte. Ein leises Knistern dringt an Atevoras Ohr und ein schwacher zitternder orangefarbener Schein beginnt sich in der Höhle auszubreiten. Der Zentaur, der sich zum Feuerentfachen mit dem Rücken zu ihr gewandt am Höhlenboden niederließ erhebt sich langsam mit nur sichtlicher Mühe wieder. Atevora betritt nun ebenfalls gerade die Höhle, als sich das Mischwesen leicht zu ihr wendet und spricht >"Ihr seid von zäher Natur"< (Von zäher Natur? Gut mag schon sein, doch im Augenblick bin ich vor allem von Müder..) >"Doch weiß ich noch immer nicht, wie ich euch nennen darf"< (Nennt mich Tragetasche, denn dafür scheint ihr mich zu halten) .. Es herrscht einige Sekunden unbehaglicher Stille bis die Magierin dem Zentaur dann doch noch mit düsterem Blick und gesenkter Stimme Antwortet: "Ihr dürft mich nennen wie es euch beliebt, doch würde ich Atevora bevorzugen"
Erst jetzt im flackernden Licht des Feuers erkennt Atevora den ausgezehrten Gesichtsausdruck des Zentauren, er hat seinem Körper wohl diesmal etwas zuviel abverlangt, ihr Blick wandert weiter und nun kann sie auch in etwa das Ausmaß der Verletzungen erkennen welche das Mischwesen davongetragen hat. An der linken Flanke klafft eine große ausgefranste Bisswunde welche noch immer sehr stark blutet, sodass sein Fell im Feuerschein klebrig Nass glänzt. Ohne ein weiteres Wort zu sprechen geht Atevora auf den Zentauren zu, packt nachdem sie sich bei ihm knapp erkundigt hat in welcher der Taschen sich die Wundsalbe befindet diese, leert den Inhalt auf den Boden, fächert diesen auf und sucht aus den Habseligkeiten die Salbe heraus, doch brauchbares Material welches sich für einen notdürftigen Verband eignen würde findet sie darunter nicht. Sie sieht wieder zum Zentauren hoch und fragt ihn ob er zufällig in einer der anderen Taschen etwas zum Verbinden hätte, und er Antwortet ihr mit einem Kopfschütteln (..Das war natürlich abzusehen...hm..) Atevora sieht sich kurz in der Höhle um, ihr Blick wandert zuerst die Wände entlang, dann über den erdigen Boden, an sich herab und schließlich bleibt ihr Blick  an ihrem zerrissenen Umhang heften. Zum zweiten male in dieser Nacht lässt die Magierin ihr Bündel unsanft zu Boden fallen, und zieht ihren Umhang aus. Anschließend zieht sie ihren Dolch aus der Scheide und beginnt ihren Umhang quer in etwas dickere streifen zu schneiden, danach steckt sie ihren Dolch wieder zurück, packt das Salbendöschen und das improvisierte Verbandsmateral und lässt sich neben Dar Szallyr am Boden nieder. Danach legt sie die Stoffstreifen über den rücken des Zentauren, und wedet sich zuallererst der klaffenden Bisswunde an seiner Flanke zu, bei welcher sie zuerst mit einem Stoffstück und Druckausübung die Blutung stopp, öffnet dann die Dose und schmiert den Inhalt wenig einfühlsam und in einer dicken Schicht als wäre es Kleister darauf, sodass der Perdemensch des öffteren die Luft scharf einzieht und auch ab und zu den einen oder anderen Klagelaut äußert. Daraufhin spricht Atevora mit steifer Stimme weniger zu Dar Szallyr als vielmehr zu sich selbst einen Gedanken aussprechend: "Ja, ich war noch nie für meine einfühlsame Ader bekannt.." Danach verbindet sie die Wunde einigermaßen sorgsam mit einem ehemaligen Teil ihres Umhangs. Anschließend wendet sich die Magierin den kleineren Biss-, Kratz-, und Schürfwunden zu, behandelt diese ebenfalls mit der Wundsalbe und verbindet jede etwas größere Wunde mit den restlichen Stoffstreifen. Als sie damit fertig ist steht sie auf, hebt den verbliebenen Rest ihres Umhangs auf und setzt sich an das behagliche wärme verbreitende Lagerfeuer.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. März 2005, 22:06 Uhr
Kaney weiß nicht wo er hingeht. Es ist ihm ehrlich gesagt auch egal. Er will nur weg. Weg von Talyra, weg von den Menschen. Er will alleine sein mit seiner Trauer.

Wieso nur? Wieso nur mussten Phelan und Caewlin sterben?
Niemals hätte Kaney damit gerechnet, das der halbelbische Waldläufer oder der Bluthund sterben könnte... eher wären die Höllen eingefroren...
Und es war doch geschehen.

Immer tiefer in das Larisgrün führt die Trauer den Werblütigen. Tiefer und tiefer, bis in Gebiete, die vielleicht noch nie ein Mensch betreten hat.
Es ist schwierig voranzukommen. Riesige, umgestürzte Bäume versperren einen den Weg, Wurzeln, so groß wie ein ganzer Menschenkörper schlängeln sich über den Boden, Steilwände, unpassierbar für einen normalen Menschen.
Kaney interessieren diese Hindernisse nicht. Er marschiert weiter, einen Tag lang, zwei Tage, drei Tage.
Er nimmt weder auf seinen Hunger, seine Müdigkeit oder seine schmerzenden Beine rücksicht, Kaney MUSS einfach weitermarschieren, muss der Trauer davon laufen. Weinen kann er dabei nicht. Mit starrem Gesicht und ausdrucksloser Mine stapft er weiter.

Wieso nur? Wieso mussten sie sterben? Wieso hat das niemand verhindern können?
Diese Fragen begleiten den Werblütigen den ganzen Weg lang. Wieso? Warum? Warum so und nicht anders? Was wäre gewesen, wenn er dabei gewesen wäre?
Fragen, Fragen, noch mehr Fragen.
Fragen, vor denen es kein entkommen gibt.

Am sechsten Tag dann ist es soweit. Unter einem riesigen Baum bricht Kaney zusammen.
Hunger, Durst, Anstrengung und Trauer fordern ihren Tribut.

Wieso nur? Wieso nur?
Kaney lehnt an dem mächtigen Baumstamm. Er bemerkt nicht, dass Garok - der ihn den ganzen Weg lang gefolgt, und genau wie sein Herr weder geschlafen noch gegessen hat - an ihn herantritt und ihm die Hand leckt.
Wieso nur?

Immer noch zeigt Kaney keinerlei Gefühle nach außen hin. Stumm sitzt er da, ohne sich zu rühren... nur innerlich brodelt und kocht es.
Die Trauer, der Schock über den plötzlichen Tod dieser zwei Männer nagt an Kaney und frisst ihn von innen her auf.
Dabei weiß Kaney nicht einmal, wieso er so fühlt... er hat schon viele Menschen sterben sehen, Soldaten und Narge, Blaumäntel und Schmuggler, Wilderer, Diebe... er hat selber Leute getötet, ohne mit der Wimper zu zucken... wieso also muss er um diese beiden Männer so sehr trauern?

Wieso nur?

Unfähig sich zu rühren bleibt Kaney an dem riesigen Baum sitzen, wartend, zweifelnd, trauernd.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 24. März 2005, 21:37 Uhr
Zwei weitere Tage, in denen der Werblütige immer schwächer wird, vergehen.
Zwei weitere Tage in denen Kaney zuviel grübelt.
Zwei Tage, in denen die Trauer in Kaney größer und größer und größer wird.

Garok bleibt während dieser Zeit bei seinem Herrn, nur ab und an verschwindet er, um sich eine Maus oder ein sonstiges Getier zu erjagen.
Und während der ganzen Zeit bemerkt Kaney nicht, dass sein schwarzfelliger Freund bei ihm bleibt.

Am neunten Tag hat sich die Trauer und die Verzweiflung bereits in sämtliche Poren von Kaney gefressen, so dass Kaney keine Kraft mehr hat an irgendetwas anderes zu denken... bis zu der Stunde, in der Garok die Schnauze voll hat.
Der Hund hat mitbekommen wie mies es seinem Herrn geht, dass dieser eine schlimme Zeit durchmacht und Abstand von den Menschen braucht... aber was zuviel ist ist zuviel.
Vorsichtig nimmt der schwarze Hund die Hand seines geistig abwesenden Herrn in die Schnauze, und genauso sanft - aber dennoch schmerzhaft - beißt er zu.

Der Schmerz weckt Kaney für einen Moment lang auf. Was soll das?
Verwirrt blickt Kaney auf seinen Hund, der ihn aus großen Augen anschaut.
Was willst du, Hund? Kannst du mich nicht mit meiner Trauer alleine lassen? Sei froh, dass du nicht trauern kannst, Tier müsste man sein... Tier...
Kaney kann diesen Gedanken nicht fassen... Tier müsste er sein... und er kann doch Tier sein...

Wieso diese Verwandlung ausgerechnet an diesem Tag klappt weiß Kaney nicht zu sagen. Er ist nicht wütend, so wie in den anderen Situationen in denen er sich schonmal verwandelt hat. Er ist auch nicht unmittelbar von Nargen, Mördern, oder sonstwem bedroht.
Eigentlich ist es eine recht friedliche Situation, in der sich Kaney gerade befindet...
Vielleicht ist an diesem Tag nur der Wunsch groß genug, vor seinen eigenen Gefühlen zu flüchten... auf jeden Fall gelingt es Kaney sich zu verwandeln.

Innerlich brechen Knochen und wachsen anders wieder zusammen, Gewicht verlagert sich, Finger schrumpfen und werden zu Pfoten.
Gleichzeitig verändert sich Kaney's Gesicht... die Nase verlängert sich zusammen mit dem Mund, eine Schnauze formt sich, aus harmlosen, flachen Menschenzähnen werden scharfe Reißzähne, die Ohren verformen sich ebenfalls, wandern am Kopf entlang nach oben...
Zum Schluss wächst Fell aus der Haut des Werblütigen... erst ein eichter Fraum, dann einige einzelne Haare, dann ein ganzer Pelz.

Innerhalb von wenigen Augenblicken ist aus dem menschlichen Kaney ein Wolf geworden... und innerhalb von wenigen Augenblicken hat sich alles geändert.

In dem schwarzfelligen Wolf mit den Grauen Flecken ist keine Trauer mehr. Wieso auch? Ja, es ist jemand gestorben, aber tot ist tot, man kann nichts dagegen tun, warum sollte man also trauern?
Dafür hat der wölfische Kaney ein anderes Problem.
Er hat Hunger! Tierischen Hunger, um genau zu sein.
Das ist ein Problem, mit dem man sich befassen muss.
Und zwar jetzt, sofort, auf der Stelle.

So strampelt Kaney sich aus seinen menschlichen Kleidungsstücken, ignoriert Garok - der die Verwandlung leicht verwirrt mitverfolgt hat - rennt an ihm vorbei, und macht sich auf die Suche nach einer lohnenden Beute, um seinen wölfischen Hunger zu stillen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 27. März 2005, 22:04 Uhr
Zwei verschlungene Frösche, drei heruntergewürgte Mäuse und einen verspeisten Hasen später hat der wölfische Kaney seinen gröbsten Hunger beseitigt, und recht zufrieden wandert der Wolf durch das Larisgrün.
Garok folgt seinem Herrn in einiger Entfernung, er will ihn nicht alleine lassen, auch wenn er nun nicht mehr er selbst ist, und auch, wenn ihn der Wolf vollkommen ignoriert.

Die nächsten Tage lässt Kaney es ruhig angehen... immerhin hat er ja keine Verpflichtungen.
So denkt der verwandelte Kaney zumindest. Er hat kein Rudel um das er sich kümmern muss, keine Familie... er muss also nur für sich selbst sorgen, und wieso sollte er das nicht in einem gemächlicherem Tempo tun?
Ab und an macht er sich die Mühe und erjagt sich ein Reh oder ein Kaninchen, an dem er sich sattfrisst, die Reste versteckt er, vielleicht benötigt er diese Nahrungsreserve, ansonsten lässt Kaney es langsam angehen.
Er streift durch die Gegend, immer tiefer in die Wälder des Larisgrün, durch fast undurchdringliches Unterholz, er trinkt aus Flüssen und Pfützen, wenn er Durst hat, und manchmal liegt er auch am Rande einer Lichtung und lässt sich die ersten Sonnenstrahlen auf den Pelz scheinen.

Die Zeit vergeht, trotz der Gemächlichkeit des Wolfes, und eigentlich hätte Kaney sich vor zwei Tagen in der Steinfaust melden müssen, aber daran denkt der Werblütige gar nicht.
Auch an den Tod von Phelan und Caewlin denkt er nicht mehr... all diese Dinge, Talyra, die Steinfaust, seine Bekannten wurden in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses verbannt.

Während des Schlafens träumt der Wolf bekannte Bilder... Männer mit blauen Mänteln... eine kleine Hütte, die noch ganz neu riecht... Menschen, viele Menschen... ein Spitzohr mit schwarzen Augen und braunen Augen... und ein plötzlicher Verlust und Schmerz...
Keuchend wacht der Wolf auf, schüttelt sich. Das waren nur Träume. Und Träume kann man getrost ignorieren, weil sie nicht wahr sind.
Und so übernimmt das Tier immer mehr die Kontrolle über den Menschen, und es würde nicht mehr lange dauern, bis Kaney nicht mehr weiß, wer er einmal war, bis er für immer in dieser tierischen Gestalt gefangen ist.

Hmm.... fremder Geruch... andere Wölflinge... viele Wölflinge...
Neugierig schnuppert Kaney an einem Baumstamm, an dem eindeutige Gerüche eines fremden Rudels zu riechen sind.
Das Rudel war stark, das wei0 Kaney sofort. Zwar nicht stark genug um ihn zu besiegen - da war sich sein gesundes Selbstbewusstsein sicher - aber doch stark genug um ihm Probleme zu bereiten.
Aufmerksam sieht sich Kaney um, die spitzen Ohren bewegen sich leicht, lauschen auf verdächtige Geräusche, die feuchte Nase wittert nach anderen Gerüchen... doch nur der Menschenhund, der schon die ganze Zeit hinter ihm herlief, war in seiner Nähe.

Gut... weiter... hab Hunger
So läuft der große Wolf mit den gelben Augen weiter am Rand des Reviers der fremden Wölfe entlang, immer weiter, immer weiter, weiter, weiter.... bis er sie hört.


Wo?... Wieviele? Eins, Zwei... noch einer... pah, nicht greifen mich an, sind dumm.../i]
Ohne in irgendeiner Art beeindruckt zu sein bleibt Kaney stehen, wartet auf die Artgenossen, die kurz danach auch hechelnd und zähnefletschend aus dem Gebüsch herausbrechen.
[i] Was ihr wollen? Ich töten euch! Verpisst euch!

Gelassen schaut Kaney auf die drei Wölfe. Sie sind kleiner als er selbst, und noch mager vom vergangenen Winter, zwei Männchen und ein Weibchen, er hingegen ist groß, stark, schwerer als sie.

Wäre es zu einem Kampf zwischen Kaney und den Wölfen gekommen, Kaney hätte zweifelslos gewonnen. Mit Schwierigkeiten, und einigen Verletzungen, aber er hätte gewonnen.
Allerdings wollen die Wölfe nicht den fremden, seltsam riechenden, zu großen Einzelgänger angreifen...
Der Hund, der dem Einzelgänger in einiger Entfernung folgt, bietet ein interessanteres Ziel.
Und schon stürzen die drei Wölfe, als hätten sie sich abgesprochen, auf Garok zu, umzingeln ihn, umkreisen ihn, schnappen nach ihm, und über kurz oder lang würden sie ihn angreifen und zerfleischen.

Aufmerksam schaut Kaney auf den Menschenhund und auf die drei Wölflinge, bereit umzudrehen und wegzugehen.
Das war nur ein Menschenhund, sein Menschenhund, die letzte Verbindung zu seinem alten Leben, der Hund muss sterben, damit er endlich frei ist, und nicht mehr dran erinnert wird was geschah, dass er endlich nicht mehr leiden braucht, der Hund musste sterben...

NEIN! Garok! NEIN!
Der Mensch Kaney schreit auf, als die Wölfe auf seinen vierbeinigen Begleiter losgehen.
Der Hund darf nicht sterben, denn mit ihm wird die letzte Menschlichkeit in Kaney sterben. Und das darf nicht geschehen.
Im nächsten Moment stürzt Kaney los, bereit für seine Menschlichkeit zu kämpfen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 28. März 2005, 02:13 Uhr
Seine Hilflosigkeit so gut es geht verbergend blickt er sie ruhigen Blickes an, ohne sich auch nur irgendetwas anmerken zu lassen. Fast schon könnte man glauben, sie wird auf die Frage nicht antworten, entgegnet nun aber doch mit gesenkter Stimme >"Ihr dürft mich nennen wie es euch beliebt, doch würde ich Atevora bevorzugen"<. Es klingt fast so, als würde sie befürchten, dass noch jemand anderes ihren Namen hören würde. Hat sie etwas zu verbergen? Was für ein dunkles Geheimnis trägt sie mit sich herum? Dabei waren die kalten Steinwände das Einzige, was sie umgibt, doch vielleicht ist an dem alten Sprichwort, dass selbst Wände Ohren hätten, nicht immer ganz etwas Verkehrtes dran.
Mit etwas gepresster Stimme entgegnet Dar’Szallyr ihr darauf: „Ich glaube nicht, dass ihr wollt, dass ich euch nenne, wie ich es möchte, deswegen werde ich euch Atevora nennen, so wie ihr es bevorzugt, Mensch.“ Das letzte Wort scheint er fast ein bisschen mehr betont zu haben und wäre nicht diese gepresste Stimme gewesen, hätte man kalte Verachtung heraushören können – kalte Verachtung gegenüber der menschlichen Rasse, einem Volk, das sein Leben verändert hatte, zu einem Leben in Einsamkeit und ohne Mitgefühl. Nur wenig hat der Zentaur noch mit seinem früheren Leben gemein, überdeckt mit einem Mantel des Vergessens und kaltem Hohn. Und doch hat er dieser Menschenfrau geholfen. Verwirrt wird er aus seinen Gedanken gerissen und merkt gerade noch, dass sie ihn gefragt hat, wo er die Wundsalbe aufbewahrt.

Die folgenden Minuten waren Minuten der Qual. Einigermaßen geschickt hat sie mit dem Dolch (Ein eigenartiger Dolch für eine Frau wie diese.) ihren Umhang in Streifen geschnitten, aber als sie dann daran geht die Verwundung zu behandeln, hätte man denken können sie würde sonst nichts anderes tun als Bäume zu fällen, unfähig auch nur etwas Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit zu benutzen. Desöfteren zieht er dazwischen scharf die Luft ein, doch er spart sich dazu jeden Kommentar.
Als die eher mit dem Metzgershandwerk als mit der Heilkunst Betraute ihr Werk beendet hat, nickt Dar’Szallyr ihr kurz dankend zu und wirft nur einen notdürftigen Blick darauf. Langsam wird der Schmerz zu einem leichten Pochen, nicht mehr als würde man ihn mit tausend Nadeln foltern.
Erst jetzt merkt er wie hungrig und müde er eigentlich ist. Viel ist ihm in den letzten Tagen abverlangt worden, sodass ihn die Erschöpfung nun fast vollends zu übermannen droht. Doch er muss noch eine Weile durchhalten und nimmt aus einer der Taschen ein großes Stück des Hirschfleisches heraus. Mit seinem Jagdmesser zerteilt er es geschickt in kleinere Teile. Das wäre wohl die passende Arbeit für die Menschenfrau. Ein leichtes Schmunzeln huscht dabei über seine Lippen.
Die Stücke spießt er nun auf einen der Äste und beginnt das Fleisch langsam im Feuer zu braten. Durch das Feuer hindurch sieht er Atevora auf der gegenüberliegenden Seite sitzen, die tanzenden Flammen auf ihrem Gesicht. Ihr Aussehen täuscht wohl mehr vor als sie eigentlich vorgibt zu sein. Das brutzelnde Fett des Fleisches lässt das Feuer immer wieder zischen und ein süßlicher Duft verbreitet sich in der kleinen Höhle.
Als das Fleisch endlich fertig ist nimmt er sich eines der aufgespießten Stücke und legt den Rest neben das Feuer. „Bedient euch. Ihr seht mir sehr hungrig aus.“ Zwischen zwei Bissen sieht er abermals auf und sieht sie durchdringend mit stechendem Blick an: „Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, woher ihr eigentlich kommt und was euch in diese unwirtliche Gegend geführt hat. Zumindest seht ihr nicht so aus als wäre das Larisgrün eure Heimat.“ In seiner Stimme liegt kein Spott oder Verachtung, sondern die Frage klingt fast beiläufig gestellt. „Eine befriedigende Antwort wäre mir sehr recht, denn ich würde gerne wissen mit wem ich mein Nachtlager teile. Ihr müsst wissen ich bin es nicht gewohnt Gesellschaft zu haben und es kann manchmal passieren, dass Alpträume meine Nachtruhe stören. Wenn so etwas passiert wäre es wohl besser wenn ich soviel von euch als möglich wüsste.“ Die Ernsthaftigkeit, mit der er Atevora dies mitteilt lässt nicht über seine Absicht hinwegtäuschen.

In der Nacht wird Dar’Szallyr plötzlich von einem Geräusch aufgeschreckt. Kampfeslärm dringt von draußen herein und ein schauriger Schrei übertönt noch das Klirren von Stahl und das Stampfen vieler Füße. Rufe in einer fremden Sprache werden gerufen, eine Sprache die dem Zentauren von irgendwoher vertraut vorkommt. Sofort war er auf seinen Beinen, die Verwundung kaum noch spürbar. Er packt den Speer fest mit beiden Händen und späht vorsichtig aus dem Höhleneingang. Die Gegend hat sich völlig verändert. Was zuvor noch eine Landschaft aus Schnee, Steinen und Bäumen war, mutet nun eher dem Äußeren der südlicheren Gebiete an. Pflanzen, deren Namen er einmal gewusst hat, wuchern überall und ein kleiner Bach windet sich plätschernd hindurch. Und dann entdeckt er die Feuer. Überall brennen Teile dieser an ein Paradies erinnernden Landschaft und im Schein der Feuer bewegen sich zahlreiche Gestalten. Menschen und Menschen auf Pferden… nein, er hat sich getäuscht, das sind keine Reiter – Zentauren. Ein kalter Schauer jagt ihm über den Rücken, als er sieht wie diese Menschen einen der Zentauren unbarmherzig einkreisen, den Kreis immer enger ziehen und für jeden Gefallenen sofort einen neuen Kämpfer in die Lücke stellen. Der Zentaur stößt noch etwas in dieser eigenartigen Sprache hervor, bevor er von den zahlreichen Waffen durchbohrt wird. Schnell färbt sich der Boden darunter blutrot, doch schon bevor der Zentaur vollends den Boden berührt hat waren die Menschen schon wieder weitergelaufen… wahrscheinlich können sie es kaum erwarten weiterzumorden. Plötzlich erinnert Dar’Szallyr sich wieder, erinnert sich wer er ist und weiß auch wieder um die Bedeutung der Worte: „Möge Dramons Hammer euch darniederschmettern!“ hat er noch gerufen, eine Anrufung an Vendis Archon… genauso wie es seine Sippe auch immer getan hat.
Noch weitere Schreie hallen durch die Nacht, doch die Geräusche bewegen sich nun wieder weiter weg. Wie gelähmt sieht er auf dieses grausame Schauspiel, unfähig zu handeln. Ohne zu wissen warum, wendet er plötzlich seinen Kopf und sieht sie liegen – gekleidet wie die menschlichen Krieger und daneben noch das blutige Schwert…

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 29. März 2005, 13:22 Uhr
Wütend, knurrend, wie ein Sturm bricht Kaney über die drei Wölfe ein, fällt ihnen von hinten in den Rücken.
Eigentlich ist das nicht die Art der Wölfe zu kämpfen, doch das ist dem Werblütigen egal, er ist nur um seinen vierbeinigen Freund besorgt.

Kaney verbeißt sich in den Nacken des ersten Männchens, noch bevor dieses überhaupt mitbekommt dass sie angegriffen werden.
Es ist nur ein kurzer, aber doch sehr schmerzhafter Biss, und schon lässt der schwarze Wolf von seinem graubraunen, kleineren Wiedersacher los, nur um sich vor Garok aufzubauen.
Er ist... MEIN... Freund! Lasst ab, oder bereut!
Tief knurrend, die Pfoten in den Erdboden gestemmt, mit gesträubten Fell das ihn noch größer als sonst erscheinen lässt steht er da.

Die drei fremden Wölfe sind unsicher. Sie hatten mit einer leichten Beute, einem Menschenhund gerechnet, und dass sich der große, seltsame Einzelgänger aus dem Kampf heraushält und sich dann entfernt...
Aber stattdessen mischt sich der Schwarze ein, greift hinterhältig an und verletzt den Anführer dieser Jagd am Nacken, und nun stellt er sich auch noch vor ihre Beute und droht.
Was sollen sie tun? Sollen sie sich aus diesem Kampf zurückziehen? Aber das würde ihrem Status im Rudel schaden... Wenn sie angreifen könnten sie verletzt werden, vielleicht sogar getötet...
Und wenn sie angreifen und diesen Kampf gewinnen? Sie würden viel Ruhm und Ehre in ihren Stamm gewinnen, weil sie einen solch großen Kriegerwolf getötet haben...

Noch während die Wölfe überlegen was zu tun ist, nimmt ihnen der Werblütige die Entscheidung ab.
Plötzlich hört er mit dem Knurren auf, und langsam, beinahe gelassen - aber immer noch mit gesträubtem Fell - dreht er sich um, stubst Garok mit der Schnauze an und geht.
Die Wölfe blinzeln. Das darf doch nicht wahr sein... er kann doch nicht einfach so...
Lasst uns, Wölflinge. Wir gehen. Ihr bleibt... bleibt am Leben. Gute Jagd! dringen die knurrenden Laute des Schwarzen an ihre Ohren.

Stur geht Kaney weiter, blickt sich nicht um, schaut nicht, ob Garok ihm folgt.
Er weiß, wenn er sich umdreht, werden die Wölfe angreifen, und dann wird es zu ernsterem Blutvergießen kommen.
Äußerlich gelassen, innerlich gespannt und bereit zum Kampf, schreitet Kaney weiter, weiter in das Larisgrün, und entfernt sich so von den Grenzen des fremden Rudels.


Weit von den Grenzen entfernt bleiben Garok und Kaney stehen, und stillen ersteinmal ihren Durst an einem kleinen Bächlein.
Das Wasser tut gut, es ist nicht zu kalt, und beinahe gierig leckt Kaney das Nass in sein Maul.
Müdigkeit schleicht sich in Kaneys Körper, und so lässt Kaney sich hier am Fluss fallen.
Gähnend blickt er zu Garok, der ihn ebenfalls anschaut.
Meine letzte Verbindung zu der Menschenwelt... denkt Kaney, während er langsam einschläft.
Wieso hat er ihn nicht einfach sterben lassen?
Er wäre dann frei, frei von Gedanken und...

">Frei? Pah, das ich nicht lache!<"
Eine Stimme klingt an Kaneys Ohr, der erst  zusammenzuckt, dann kampfbereit aufspringt und sich dabei beinahe panisch umschaut.
"Was? Woher? Wer?"
">Wer? Du fragst wer ich bin?<"
Ein riesiger Wolf tritt aus dem Gebüsch des gegenüberliegendem Waldes. Riesig. Größer als Kaney. Mächtiger und stärker als Kaney.
Die Stimme klingt wie ein Donnern, wie der wispernde Wind, wie Erde unter den Pfoten und gnädig wie eine säugende Mutter.
"Garr... Wolfsgott..." jault Kaney, und lässt sich dann, nach typisch wölfischer Art, auf den Rücken fallen, Schwanz eingezogen, die Kehle darbietend.

">Benimm dich nicht wie ein Welpe, dafür bist du eindeutig zu groß!<" grollt Garr der Wolfsgott, während er Garok anschaut.
Der Hund legt nur leicht die Ohren an, winselt, und erst als Garr nickend schnaubt, legt er sich hin und schließt die Augen.

">Du weißt, du sollst deine eigenen Wege gehen, und ich lasse dich auch tun was du willst... aber bist du dir wirklich sicher, dass du das wirklich machen willst?<"
"Was machen?" fragt Kaney, langsam aus seiner unterwerfenden Haltung kommend.
"> Na was wohl, willst du wirklich ein Wolf werden? Nie mehr Mensch sein, nur noch in den Wäldern leben? Nie mehr der sein, der du eigentlich bist?<"
"Ich verstehe nicht.."

">Und ob du verstehst! Du bist kurz davor zu vergessen, wer du bist! Wer du warst, und wer du vielleicht einmal werden willst! Wenn du dich einmal entschieden hast, Wolf zu bleiben, dann gibt es kein Zurück mehr!<"
Garr`s braune Augen schauen Kaney tadelnd an.
"Und was, wenn ich nicht zurück will? Ich will nicht mehr leiden, ich will niemanden mehr verlieren, den ich kenne! Wenn ich alleine bin, wenn ich Wolf bin, dann werde ich niemanden mehr verlieren, dann..."

Noch bevor Kaney ausspricht springt ihn Garr an, stößt ihn um, wütend, knurrend. Der Donner in seiner Stimme wird stärker als er Kaney mit übergroßen Pfoten auf dem Erdboden festnagelt.
">Narr, du dämlicher, stupider Narr. Weißt du eigentlich wovon du redest? Weißt du, was geschehen wird, wenn du nicht mehr du selbst bist? Nein, natürlich nicht, darüber macht sich ja niemand die Gedanken! Hör auf deine Instinkte, und schau dir an, was sie dir sagen!<"

Bilder tauchen vor dem Inneren Auge des Werblütigen auf. Blitzschnell, und doch beeindruckend, ängstigend.
Kaney jault auf.
">Und jetzt denk darüber nach was du willst, Welpe!<"

Der schwarze Wolf namens Kaney blinzelt verschlafen. Er liegt immer noch auf dem Bauch, er ist immer noch am Bach.
Hatte er nur geschlafen? Hatte er nur von dem Besuch des Gottes geträumt? War das, was er gesehen hat, gar nicht wahr?
Aber diese Bilder... diese Bilder...

Kaney erinnert sich

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 29. März 2005, 15:17 Uhr
Er war Wolf. Nicht mehr, nicht weniger. Jäger, Fährtenleser, Einzelgänger, Wolf. Und er war zufrieden damit. Keine unnötigen Gefühle, keine Freude beim Töten seiner Freude, keine Trauer wenn ein anderer Wolfling starb. Wozu auch? Er kann daran nichts ändern, also muss er es akzeptieren.
Seine Vergangenheit liegt weit weg von ihm, unerreichbar, so als wäre sie nie dagewesen.
Dass er einmal anders war, das hat er verdrängt, in die hinterste, allerhinterste Ecke seines Gedächtnis, und nach und nach waren diese Erinnerungen dort gestorben.
Selbst wenn er sich erinnern wollte, selbst wenn er gewollt hätte, dass er wieder zu dem wird, was er einmal war... er hätte es nicht gekonnt.
Er war Wolf, nicht mehr, nicht weniger.
Mehrere Jahreszeiten lang streift er durch die Wälder des Larisgrün, alleine, ohne Gefährten, einsam... so kann wenigstens niemand sterben, an dem sein Herz in irgendeiner Weise hängt.
Je mehr Zeit vergeht, je länger er sein Ich vergisst, desto seltsamer wird er.
Schatten jagen ihn, oder er jagt Schatten, wer weiß das schon so genau?
Die anderen Wölfe meiden ihn, er war ihnen zu seltsam, zu gefährlich, zu... tierisch?
Und so vergeht nochmehr Zeit in der er vergisst was Freundschaft ist.
Er merkt nicht, wie der Wahnsinn in ihm kommt. Er merkt nur, dass er Wut hat auf alles und jeden, dass er nichts Lebendes mehr sehen kann, dass er alles, was sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen kann, tötet.
Erst sind es nur Mäuse und andere Nagetiere. Wesen, denen er mit einem Biss das Rückgrat bricht. Dann sind es seine größeren Beutetiere, die er in Stücke reißt.
Nicht, um zu fressen, nicht um zu leben, sondern allein aus Wut.
Andere Wölfe sterben als nächstes. Welpen, Greise, Wölfinnen. Sie leiden bevor sie sterben.
Und von seinen eigenen Artgenossen hin zu seinen ehemaligen Artgenossen, zu den Menschen, ist es nur ein klitzekleiner Schritt.
Der erste Mensch stirbt schnell. Ein einsamer Wanderer, der vom Weg abgekommen ist.
Die beiden jungen Zimmermänner auf der Walz sterben schon langsamer. Und die Gruppe von Händlern, die sich zu ihrem Schutz zusammengetan hatten... niemand von ihnen stirbt schnell und schmerzlos.
Das reicht den Zweibeinern, den Menschen, Elben, Zwergen. Sie machen Jagd auf die Bestie. Viele von Ihnen sterben, bevor die Bestie endlich erlegt werden kann.
Das tote Tier wird - obwohl schon tot - gehängt, dann gevierteilt, zuletzt wird der Kopf abgeschlagen und zusammen mit den menschlichen Verrätern auf die Zinnen Talyras gesteckt.
Aus dem Wargen, der nicht leiden wollte, ist ein Monster geworden, eines jener Bestien, von denen man noch lange in Legenden berichtet.


Zitternd liegt Kaney auf dem Boden, an dem Bach, an dem ihm der Wolfsgott - ob real oder nur im Traum, wer weiß das schon - begegnet ist.
Er hat die ganzen Bilder gesehen, gerochen, gespürt, geschmeckt... ja, vorallem geschmeckt.
Und er ist entsetzt. Eigentlich wollte der Wargenmischling nur nicht mehr leiden. Wollte die Trauer beiseite schieben, weil sie zu sehr schmerzt... dass... so etwas.. je geschehen könnte... dass hätte er nie gedacht.
Er will keine Bestie werden. Er will nicht alleine sein. Er will nicht... einsam sein.

Und er versteht, dass die Trauer nicht sein Feind ist. Dass Phelan und Caewlin gegangen sind, und dass er sich von Ihnen verabschieden muss. Dass er immer wieder Freunde verlieren wird. Dass er daran nichts ändern kann.
Nein, daran, dass sie sterben, daran kann ich nichts ändern. Ich verstehe... Sithech bestimmt.

Langsam geht die Sonne unter, und es wird dunkel in den Immerlanden.
Kaney sitzt immer noch an der gleichen Stelle an der er auch geschlafen hat, und er denkt nach.
Und als der Mond hoch über ihn steht, fängt der Wolf namens Kaney an zu singen, er bedankt sich, verabschiedet sich.

Er dankt für die Freundschaft, für die Erkenntnisse, die er gewonnen hat, dafür, dass er nicht alleine ist. Er bedankt sich für eine zweite Chance, für einen neuen, besseren Weg.
Er verabschiedet sich von den Toten, verabschiedet sich auf seine Weise von Phelan und Caewlin, von seinen Kameraden, die er nie gut kennenlernte, die aber trotzdem gestorben sind.
Und er verspricht etwas. Er verspricht, dass er ER bleiben wird. Dass er sich seinen Problemen stellen wird, dass er nicht in seine tierische Seite fliehen wird.
Er verspricht, dass die Toten stolz auf ihn sein werden!

Fast die ganze Nacht über ist das Geheul zu hören. So lange dauert es, damit Kaney seine innersten Gedanken und Gefühle herausheulen kann.
Dann schläft der schwarzfellige Wolf, an seinen Hund angekuschelt.

Komm, Freund, wir müssen zurück. Gähnend Zähnezeigend erhebt sich der Wargenmischling, und zusammen trotten Herr und Hund - in einem schnelleren Tempo - zurück zu dem Baum, an dem Kaney sich verwandelt hat, zurück in sein altes Leben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 31. März 2005, 11:22 Uhr
Einige Minuten starrt Atevora bewegungslos ins zuckende Feuer und betrachtet den lebhaften Flammentanz, währenddessen sie die vergangenen Stunden im Geiste Revue passieren lässt. Immer wieder Hallen Dar Szallyrs Worte in ihrem Geiste wie ein Echo in einer zerklüfteten kahlen Gebirgeslangschaft wider. ..  >"Behaltet eure Kräuter, ihr werdet sie wohl bald selbst benötigen;" ... "ich brauche euch noch.. "< sie mischen sich mit den flüchtigen Bildern ihrer Rettung .....die spürbare Verachtung in seiner Stimme bei den Worten >"Ich habe euch nur geholfen, da ich es wahrlich nicht gebrauchen kann, wenn diese ausgehungerten Biester mir nachstellen, nachdem sie mit euch fertig gewesen wären..."< (Unwahr! Irrsinn! Lüge! weshalb half er mir tatsächlich?) .. >"ich brauche euch noch"< schleichen sich abermals die Worte im unnatürlich sanft, zwielichtigen und trügerischen Tonfall unter ihren wirrten Gedankengang.. (und wenn er damit nicht auf das Verarzten seiner Wunden anspielte?.. was ist wenn..) wieder tauchen Bilder vor ihrem inneren Auge auf.. verschwommen, unklar, hektisch blitzen sie auf wie Gewitterlicht in tiefschwarzer sternenloser Nacht. Kampfgeräusche dringen an ihr Ohr, Blut, ein Meer nein eine nicht versiegende Fontäne aus dickem klebrigen Rot, dumpf wie aus Weiter ferne ein schauriges Gelächter, kaum verständliche Wortfetzen, voller Hass....

Ein zischen lässt Atevora aufschrecken und reißt sie aus ihren verworren bizarren Erinnerungen. Ihr steigt der Duft von gegrilltem Fleisch süß in die Nase und augenblicklich wird sie sich ihres quälenden Hungers wieder gewahr. Die saftigen Fleischstücke brutzeln lockend über den daran genüsslich leckenden Flammen, immer wieder tropft etwas von dem schmackhaften Fleischsaft herunter in das knisternde Lagerfeuer nur um sich anschließend zischend in wohlriechenden Rauch aufzulösen.
Sie kann den folternden Anblick nicht länger ertragen und so schweift ihr Blick zum Höhleneingang und sie versucht weit in den Himmel empor zu sehen, doch abermals kann sie Via nirgendwo erspähen. Wahrscheinlich hat sie sich irgendwo auf einem starken Ast zur Nachtruhe niedergelassen, und so hofft sie still bei sich, dass Via sie am nächsten Morgen möglichst bald finden möge.

>"Bedient euch. Ihr seht mir sehr hungrig aus." < Ertönt es aus dem inneren der Höhle und sie sieht noch wie Dar Szallyr mit einer anbietenden Handbewegung auf den nun am rauhen Steinboden liegenden Fleischspieß deutet. (Ich sehe also hungrig aus.. woher das wohl kommen mag, ist mir vollkommen unverständlich, es ist ja nicht so als hätte ich das letzte mal vor zwei Tagen etwas gegessen...) Atevora zieht die rechte Augenbraue etwas in die höhe, schmunzelt leicht und nickt dem Zentaur dankend zu. Das Wasser lauft ihr im Mund zusammen und alles in ihr schreit danach sich sofort wie ein wildes Tier auf den Spieß zu stürzen und alles in großen brocken hinabzuschlingen. Doch anstatt ihrem inneren Drang nachzugeben erhebt Sie sich gemächlich, tritt zwei kurze Schritte um das Feuer herum an den Spieß und den Pferdemenschen heran, setzt sich mit aller ruhe wieder auf den harten Höhlenboden und greift nach den Fleischstücken. Eine wahre Himmelssymphonie erklingt als Atevora in das warme verführerisch duftende Fleisch beißt. Langsam und voller Genuss kaut sie den ersten Bissen, als Dar Szallyr durchdringend und scharf seinen Blick wieder auf sie richtetet und neuerdings mit gesenkt ernstem Tonfall zu ihr Spricht >"Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, woher ihr eigentlich kommt und was euch in diese unwirtliche Gegend geführt hat. Zumindest seht ihr nicht so aus als wäre das Larisgrün eure Heimat."< Atevora blickt auf und sieht missmutig, ob der jähen Unterbrechung ihrer Glücksgefühle, Dar Szallyr mit plötzlich gefrorener Mine in die Augen.> "Eine befriedigende Antwort wäre mir sehr recht,"< (Hat ihn etwa meine letzte Antwort nicht befriedigt , och, das tut mir aber leid, das müssen wir natürlich sofort korrigieren) >"denn ich würde gerne wissen mit wem ich mein Nachtlager teile."< (Das wüsste ich meinerseits allerdings auch gerne...) >"Ihr müsst wissen ich bin es nicht gewohnt Gesellschaft zu haben und es kann manchmal passieren, dass Alpträume meine Nachtruhe stören. Wenn so etwas passiert wäre es wohl besser wenn ich soviel von euch als möglich wüsste."< (.. Alpträume... viel zu oft lassen wir die Vergangenheit zu weit in die Gegenwart greifen und uns somit die Zukunft versperren..)
Atevora entgegnet ihm mit nicht minder Ernster und scheinbar gefühlloser Stimmlage: "Woher ich komme, weshalb ich war wo wir einander trafen? Ist es tatsächlich von solcher Bedeutung zu erfahren was jemanden dazu brachte zu sein wo er sich nun befindet, oder was ihn vielleicht nur in die Ferne zog, und seis auch nur um seines eigenen oder der anderen Wahnsinn zu fliehen? Es zählt doch wohl eher das Hier und Jetzt, das heißt das man sich befand wo man sich begegnete, als der Schatten der Vergangenheit der einem vielleicht einst zum Aufbruch gebat"  Atevora rutscht ein wenig zur Seite um Dar Szallyr direkt ansehen zu können, wärend der Zentaur sie weiterhin nur starr und mit leicht verwirrter Mine schweigend betrachtet "Viel Interessanter fände ich die Frage wohin es einen wohl führen mag und wo man womöglich in Zukunft sein wird, doch dies zu beantworten liegt wohl kaum in der Macht eines Lebewesens..." Atevora wendet ihren Blick kurz ab, sieht zum lichtspendenen knisternden Nachtfeuer und wieder in des Zentauren Augen und spricht mit neuerlicher kalter Ernsthaftigkeit weiter: "... und auch wenn der Gegenüber kundgibt woher er stammt und welche Absicht ihn in diese oder jene Gegend trieb .. kennt man ihn dann tatsächlich besser als zuvor?" Dar Szallyr mustert die Eismagierin einige Augenblicke fragend und entgegnet ihr anschließend: "Dass man den Gegenüber deshalb wohl nicht viel besser kennt ist wohl ein guter Gedanke, doch von welchen Schatten sprecht ihr?"
Ein kaltes lächeln zeigt sich auf Atevoras Lippen als sie dem Zentauren antwortet: "nun das war wohl eher theoretisch gesprochen, obwohl man jedoch mit bestimmter Sicherheit annehmen kann, dass wohl einen jeden der eine oder andere Dämon aus der Vergangenheit verfolgt, ganz gleichgültig wie unscheinbar er in den Augen eines anderen auch sein mag, und ich möchte Behaupten, dass Ihr hier keine Ausnahme bildet."
Dar Szallyr zieht leicht seine Stirn kraus und widmet sich, anstatt eine Antwort abzugeben, wieder seinem gegrillten Wild. Auch Atevora beginnt das noch leicht lauwarme Fleisch weiter zu verzehren, sodass die nächsten dahinkriechenden Minuten nur unangenehme und fast bedrückendes schweigen herrscht.
Als der Zentaur sein Mahl beendet hat stellt er ein beinahe übertriebenes Gähnen zur Schau und legt sich, ohne der Menschenfrau auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen oder ein Wort an sie zu richten, zum schlafen hin. Atevora knüllt nur wenige Zeit später den letzen kümmerlichen Rest ihres ehemals bodenlangen Umhanges zusammen, legt ihren Kopf darauf und tut es dem Pferdemenschen gleich. Schon bald hat sich die dicke schwere Decke eines traumlosen erschöpften Schlafes über sie gelegt.

Einige Stunden später wird sie aus ihrem tiefen Schaf unsanft herausgerissen. Dar Szallyr windet sich und rollt unruhig von einer Seite auf die andere, doch bevor die Magierin einen klaren Gedanken fassen kann, wird sie abermals von des Schlafes fester Umarmung gefangen und gleitet wieder sanft hinüber in das Reich der Träume. Nur kurze Zeit später wird sie neuerdings von seltsamen rauhen Geräuschen geweckt. Verschlafen stützt sie sich mit den Ellbogen etwas vom leicht mit Moos überwucherten Steinboden ab und blinzelt in die Höhe.
Ein Schock fährt ihr durch Mark und Bein, sodass ihr Herz beinahe ins stocken gerät. Mit weit Aufgerissenen Augen starrt sie auf Dar Szallyr, der sich vor ihr zu seiner wahren Größe aufgebäumt hat und seine Hufe drohen jeden Moment tödlich auf sie herabzuschnellen. Mit beiden Händen hält er fest umklammert und verkrampft seinen mit Wolfsblut getränkten Speer, jederzeit dazu bereit ihn tief in der Magierin rasendes Herz zu stoßen und ihrem Leben jäh ein Ende zu setzen.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Del am 01. Apr. 2005, 18:21 Uhr
Reise durch das Larisgrün


Am ersten Tag kommt die kleine Reisegruppe recht schnell und ohne große Komplikationen voran. Sira erweist sich als erstaunlich widerstandsfähig und setzt wacker einen Fuß vor den anderen. Selbst als ihre Schritte schon taumeln und Del immer wieder Pausen vorschlägt, hält das Mädchen nicht inne und geht mit einem Lächeln im Gesicht weiter. Del kann ihre Aufregung und die Hoffnung endlich wieder Leute um sich zu haben durchaus verstehen, doch ist auch besorgt darüber, wie Sira die folgenden Tage erleben würde. Sicherlich sind Krankheit und Schwächeanfälle vergessen, aber tagelange Fußmärsche können selbst Männer wie ihm zu schaffen machen. Zumindest dann, wenn man nicht daran gewöhnt ist.

Auch wenn das frühlingshafte Wetter tagsüber hohe Temperaturen erreicht sind die Nächte, die Sira und Del gemeinsam draußen verbringen, noch immer kalt. Mit Hilfe von einem kleinen Lagerfeuer und einigen Fellen versuchen Sira und Del sich in der Nacht warm zu halten. Auch wenn sie anfangs noch getrennte Schlafplätze haben, so befinden sich Sira und Wind spätestens am gegen Mitternacht unter Dels Fellen und kuscheln sich dicht an den hochgewachsenen Halbelben.  Für Del nichts ungewöhnliches, da er dies auch schon bei den Kindern seiner Zigeunersippe erlebt hatte. Zudem wäre jedem in kalten Nächten ein warmer Körper willkommen, selbst dann wenn es sich nur um ein Kind handelt, welches auf diese Weise zusätzlich unbewusst nach Schutz sucht.
Morgens, gleich nach dem Aufstehen, fällt es sowohl Del als auch Sira, die dafür tagsüber ihre ganze Energie auslebt, schwer sich zu erheben. Nebel und Kälte hängt dann zwischen den noch immer kahlen Bäumen des Larisgrüns und vertreibt jegliche Gedanken an den Frühling.
Nach einem kargen Frühstück, wird stets sämtliche Habe zusammen gesammelt und verräterische Spuren beseitigt. Del bezweifelt zwar, dass jemand genau ihren Weg kreuzen würde, doch solange er nichts über Siras Vergangenheit und somit den Gründen, wie er Sira vor einiger Zeit gefunden hat, weiß, möchte der Halbelb lieber sicher gehen und will vermeiden, dass man ihren Spuren folgen kann. Vielleicht wartet irgendwo jemand oder sendet Tiergefährten nach ihnen aus und hofft darauf das schwarzhaarige Mädchen wieder in seine Finger zu kriegen.
Seine Gedanken behält Del jedoch für sich und gibt sich redlich Mühe gegenüber Sira nicht allzu von seiner Sorge durchdringen zu lassen. Wer kann schon sagen, was in Talyra auf sie wartet? Möglicherweise hatte das Mädchen auch etwas verbrochen und man würde sie am nächstbesten Baum aufknüpfen.
Sei nicht albern, wem sollte sie etwas tun können?

Auch am zweiten Tag marschiert Sira munter drauf los und legt ein rasches Tempo fest. Del ermahnt das Mädchen zwar immer wieder, dass es zwar schön ist, wenn sie sich beeilen, aber ihnen nicht geholfen ist, wenn sie deswegen unvorsichtig werden oder sich zu sehr anstrengen.
„Vor allem du, kleine Dame!“
Als wollten die Götter Sira genau das Gleiche wie Del weis machen, bestrafen sie das Mädchen mit wunden Füßen und Muskelkater in Beinen und am Hintern. Trotzdem ist es wieder Sira die weiter darauf besteht, dass sie nur nötige Pausen machen und zügig weiter gehen. Del ergibt sich in dieses Schicksal, aber lässt Sira dann auch keine Zeit sich zu beklagen. Nur gelegentlich nimmt er das Mädchen auf den Rücken. Es gefällt dem Halbelben zwar gar nicht, dass Mädchen leiden zu sehen, doch zum einen wird sie so lernen sich nicht zu übernehmen und dann ist auch noch das Gepäck, welches hauptsächlich von Del getragen wird.

Gegen Ende des vierten Tages, die Nacht breitet sich bereits als dunkler Streifen über dem Ildorel aus, beschließt Del, dass es Zeit für das Nachtlager ist und er sich bereits nach einer geeigneten Stelle dafür umsieht. Sämtliches Gepäck abgelegt, macht sich Del sofort auf die Suche nach Feuerholz und entfernt sich ein Stück von Sira die zusammen mit Wind beim ausgewählten Platz zurückbleibt.
Der plötzliche Schrei des Mädchens kommt unerwartet. Augenblicklich ist das Feuerholz vergessen, landet auf dem Boden und Del läuft zu dem Mädchen. Doch statt sie in einer gefährlichen Lage vorzufinden, hüpft sie aufgeregt hin und her. Auch Wind läuft aufgedreht mehrere Kreise und bellt vereinzelt. Verwundert und völlig verwirrt bleibt Del abrupt stehen und sieht zweifelnd zu Sira.
„Kannst du mir das mal erklären?“
Der Blick des Halbelben spricht Bände und verrät deutlich, dass er im Moment am Verstand des Mädchens zweifelt. Woher hat das Mädchen überhaupt die Kraft nach dem Fußmarsch des heutigen Tages derartig herumzuspringen? Doch Sira lässt sich von Del in ihrer Freude nicht dämpfen. Statt dessen kommt sie auf ihn zugerannt, umarmt ihn und murmelt etwas von Lichtern, ehe sie sich dazu durchringen kann und mit ausgestrecktem Finger in Richtung Süden zeigt.
Im ersten Augenblick gibt es nichts, was Del auch nur irgendwie ansatzweise an Lichter erinnert. Doch als er seinen Blick weiter in die Ferne schweifen lässt und nicht mehr die unmittelbare Umgebung absucht, kann auch er es erkennen. Durch die sich immer weiter ausbreitende Dunkelheit wird der Streifen Licht in ein paar Tausendschritt Entfernung immer deutlicher erkennbar. Für ein Lagerfeuer wäre die Lichtquelle zu groß und so ist sich Del ziemlich sicher, dass es sich um einen Ort, ein Dorf oder wohlmöglich eine Stadt Talyra?, handeln muss.

Obwohl Del trotz des nahen Ortes lieber noch eine Nacht im Freien verbracht und sich dem Ort und dessen Bewohner lieber am hellen Tag mit genügend Vorsicht genähert hätte, scheint für Sira festzustehen, dass sie noch heute dort hin möchte. Die Dämmerung würde ihnen eine Weiterreise ohne Fackeln noch eine Weile ermöglichen und so stimmt Del nach einigem nervigen Geplapper von Sira zu und schnallt sich das Gepäck wieder auf dem Rücken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 06. Apr. 2005, 22:44 Uhr
Ohne noch weitere Worte zu erwidern lässt Dar’Szallyr sich auf die Seite fallen und versucht Schlaf zu finden. Doch trotz seiner Erschöpfung schwirren verwirrende Dinge in seinem Kopf herum. Sie scheint doch tatsächlich etwas vor mir verbergen zu wollen. Aber was interessiert es mich schon, sie ist ja doch nur ein Mittel zum Zweck. Menschen kann man nicht vertrauen, da Verrat das Einzige ist, das sie kennen, sobald man ihnen den Rücken zudreht. Doch ich weiß Bescheid, ich werde gewappnet sein, wenn dieser Tag kommt und das Blut derer wird den Boden düngen, während die Körper den Tieren und Würmern als Fraß dienen werden. Vendis wird mir in meinem Kampf beistehen und meine Pfeile lenken, auf dass sie ihr Ziel niemals verfehlen.
Langsam gleitet er in den Schlaf hinüber. Einige Bedenken aufgrund ihrer Unvorsichtigkeit ohne Wache zu nächtigen, drängen sich noch in seinen Verstand, aber in diesem Moment sagt er sich nur, dass die Höhle sie schon ausreichend schützen würde.
Sein Schlaf verläuft sehr unruhig. Immer wieder erscheinen ihm Bilder aus der Vergangenheit gemischt mit aktuellen Bildern, sodass sich teils sehr makabere Szenen in seinem Traum ergeben. Entstellte Gesichter mit leeren Augen starren ihn an und rufen ihm Dinge zu. Gesichter, die er zu erkennen glaubte, wobei andere ihm wieder unbekannt erschienen.

In der Nacht wird Dar’Szallyr plötzlich von einem Geräusch aufgeschreckt. Kampfeslärm dringt von draußen herein und ein schauriger Schrei übertönt noch das Klirren von Stahl und das Stampfen vieler Füße. Rufe in einer fremden Sprache werden gerufen, eine Sprache die dem Zentauren von irgendwoher vertraut vorkommt. Sofort war er auf seinen Beinen, die Verwundung kaum noch spürbar. Er packt den Speer fest mit beiden Händen und späht vorsichtig aus dem Höhleneingang. Die Gegend hat sich völlig verändert. Was zuvor noch eine Landschaft aus Schnee, Steinen und Bäumen war, mutet nun eher dem Äußeren der südlicheren Gebiete an. Pflanzen, deren Namen er einmal gewusst hat, wuchern überall und ein kleiner Bach windet sich plätschernd hindurch. Und dann entdeckt er die Feuer. Überall brennen Teile dieser an ein Paradies erinnernden Landschaft und im Schein der Feuer bewegen sich zahlreiche Gestalten. Menschen und Menschen auf Pferden… nein, er hat sich getäuscht, das sind keine Reiter – Zentauren. Ein kalter Schauer jagt ihm über den Rücken, als er sieht wie diese Menschen einen der Zentauren unbarmherzig einkreisen, den Kreis immer enger ziehen und für jeden Gefallenen sofort einen neuen Kämpfer in die Lücke stellen. Der Zentaur stößt noch etwas in dieser eigenartigen Sprache hervor, bevor er von den zahlreichen Waffen durchbohrt wird. Schnell färbt sich der Boden darunter blutrot, doch schon bevor der Zentaur vollends den Boden berührt hat waren die Menschen schon wieder weitergelaufen… wahrscheinlich können sie es kaum erwarten weiterzumorden. Plötzlich erinnert Dar’Szallyr sich wieder, erinnert sich wer er ist und weiß auch wieder um die Bedeutung der Worte: „Möge Dramons Hammer euch darniederschmettern!“ hat er noch gerufen, eine Anrufung an Vendis Archon… genauso wie es seine Sippe auch immer getan hat.
Noch weitere Schreie hallen durch die Nacht, doch die Geräusche bewegen sich nun wieder weiter weg. Wie gelähmt sieht er auf dieses grausame Schauspiel, unfähig zu handeln. Ohne zu wissen warum, wendet er plötzlich seinen Kopf und sieht sie liegen – gekleidet wie die menschlichen Krieger und daneben noch das blutige Schwert…

Sein Blick scheint in weite Ferne gerichtet zu sein, als er seinen Speer hebt, um diesen der Gestalt ins Herz zu treiben. Rache zu nehmen für die, die da draußen gefallen sind, Rache um seinen Zorn befriedigen. Ein Gefühl des Friedens breitet sich in seinem Körper aus und seine Lippen verziehen sich leicht. Ich werde meine Rache bekommen und dieser hier wird einer von vielen sein, die meinen Zorn zu spüren bekommen. Die am Boden liegende Gestalt sah seltsam aus in dieser Rüstung, wenn nicht sogar unpassend. Sie blickt aus weit aufgerissenen Augen heraus zu ihm hoch in scheinbarer Erwartung ihres Todes.
Die Gesichtszüge des Zentauren verziehen sich zu einer Grimasse… das weiße Haar… die Augen blitzen auf, der Zorn liegt wie ein Schleier davor… diese tiefblauen Augen… die Knöchel an den Händen treten weiß hervor, als er den Speer fester packt… helle Hautfarbe… Zweifel und Verwirrung keimen plötzlich auf und anstelle von Rachegelüsten und Wut bildet sich eine seltsame Leere in seinem Inneren. Haben diese Krieger doch eine gebräunte Hautfarbe so wie er aufgrund der stets heißen Wüstensonne… irgendetwas stimmt hier nicht… gehörte Worte dringen wieder in sein Gedächtnis >“obwohl man jedoch mit bestimmter Sicherheit annehmen kann, dass wohl einen jeden der eine oder andere Dämon aus der Vergangenheit verfolgt, ganz gleichgültig wie unscheinbar er in den Augen eines anderen auch sein mag, und ich möchte Behaupten, dass Ihr hier keine Ausnahme bildet."< Dämonen aus der Vergangenheit… war dies vielleicht gar nicht die Gegenwart? War das Gesehene doch nur ein Verfolger aus einer anderen Zeit? Es überkommt ihn wie ein riesiger Schwall, der ihn fast von den Beinen zu reißen droht. Sein Blick wird wieder etwas klarer und es wird ihm bewusst, wo er war und war gerade tun wollte. Er fühlt den kalten Schweiß auf seiner Stirn und den pochenden Schmerz in seiner Flanke. Die Arme, die den Speer halten, fühlen sich plötzlich wie Blei an und als seine Finger sich öffnen, fällt der Speer mit einen hölzernen Geräusch zu Boden. Seine Beine wollen sein Gewicht nicht mehr tragen und nur unter größter Kraftanstrengung schafft er es sich gerade noch aufrecht zu halten. Sein Blick trifft den von Atevora, die ihn entsetzt anblickt in Angesicht dessen, was er soeben noch beabsichtigt hat. Schwindelgefühle überkommen ihn und ein dunkler Schleier senkt sich über seinen Blick. Das letzte, das er mitbekommt ist wie sich der Boden mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zubewegt.

Als Dar’Szallyr wieder zu Sinnen kommt war die Sonne gerade im Begriff langsam über den Baumwipfeln aufzugehen und ihre sanften Sonnenstrahlen lassen daraufhin deuten, dass der Winter langsam ein Ende nimmt und der Frühling Einzug hält in Talyra.
Er fühlt sich wieder ein bisschen besser, aber trotz des Schlafes war er noch immer matt und erschöpft. Am Kopf stellt er eine neue Wunde mit einem kurzen Grunzen fest, die er sich wohl letzte Nacht zugezogen hat. Nicht viel ist in seiner Erinnerung über die Geschehnisse geblieben und so zieht er es vor besser darüber zu schweigen. Atevora liegt noch immer in ihre Decke gehüllt neben dem bereits heruntergebrannten Feuer. Ob sie tatsächlich schläft hat er nicht sagen können, aber es war ihm auch egal.
Draußen sieht der Zentaur sich noch einmal um und geht zu einer kleinen Anhöhe nicht unweit des Steinkomplexes, der ihnen als Unterschlupf gedient hat. Auf der Erhöhung angekommen beginnt er mit seinen allmorgendlichen Gebeten zu Vendis, die ihm schon seit langer Zeit Kraft geben, um das Vergangene zu verarbeiten. Ohne seinen Glauben wäre wohl so einiges anders verlaufen – zum Schlechteren, der Tod als einzige Aussicht auf Freiheit…
Nach einer Stunde kehrt er wieder zurück, um auch Atevora zu wecken, doch diese wacht sofort auf, als er einen langen Schatten wirft, da er den Höhleneingang fast vollends ausfüllt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Raven am 07. Apr. 2005, 16:18 Uhr
Entlang der Stadtmauer, auf dem Weg von der Steinfaust zum Smaragdstrand

Die letzten Tage haben Tauwetter in die Herzlande gebracht und wo bis vor kurzem noch eine dicke Schneedecke alles unter ihrer weißen Last begraben hatte, rauschen und gurgeln nun die Bäche aus Schmelzwasser durch das Larisgrün und durchziehen das Land mit sprudelnden Adern kristallklarer Helle. Die Wege rund um die Stadt scheinen nur noch aus Schlamm zu bestehen und sie sind kaum einen halben Tausendschritt vom Waldtor der Steinfaust entfernt, als Caewlins Grauer auch schon aussieht, als hätte er einen Sumpf durchschwommen. Wenigstens sorgen die schlechten Wegverhältnisse dafür, dass jeder, der halbwegs bei Sinnen ist, die gepflasterten Straßen der Stadt den morastigen Pfaden entlang der Mauer vorzieht und sie unterwegs kaum einer Menschenseele begegnen. Die wenigen Passanten, die ihren Weg kreuzen, sehen dem ungleichen Gespann auf dem Rücken des mürrisch dreinblickenden, grauen Hengstes allerdings kopfschüttelnd, ziemlich verwirrt und manchmal auch mit sperrangelweit aufgeklappter Kinnlade nach. Raven nimmt sie gar nicht richtig wahr. Sie starrt auf die gleichmäßig auf und ab wippende, eisgraue Mähne vor sich, sehr still, sehr nachdenklich, bis Caewlins leise Stimme sie aus ihren ziellos herumwirbelnden Gedanken reißt.

>Ich werde nicht sagen, daß es mir leid tut, denn es tut mir nicht leid ... <, murmelt er überraschend nah an ihrem Ohr. Durch den blutgetränkten Gardistenumhang hindurch kann sie seinen Herzschlag an ihrem Rücken spüren, der sich mit wachsender Entfernung zur Steinfaust und den Geschehnissen dort inzwischen zu einem regelmäßigen, starken Pochen beruhigt hat. Und wenn sich der von Rorges Blut aufgeweichte Umhang auch ziemlich unangenehm anfühlt - Caewlins Herzschlag tut das ganz und gar nicht. "Das habe ich auch nicht erwartet", erwidert sie über ihre Schulter hinweg. "Ich weiß, dass es dir nicht leid tut. Aber sei nicht allzu böse auf Cron", nimmt sie den Tronjer in Schutz. "Im Grunde ist es gar nicht seine Schuld gewesen ... wir hatten es einfach nur eilig, dir hinterherzukommen, als du so schnell davongestürmt bist. Es war gar keine Zeit mehr, als dass ich mir etwas hätte anziehen können." Raven hört ihn hinter sich schnauben. >Im Nachthemd mitten in der Steinfaust mit blankem Hintern herumzustehen! Aber, Himmel... ich war froh, dich zu sehen.<
Ja, denkt sie mit einem Anflug von Belustigung, du und vierhundert Stadtgardisten, die mir mit Stielaugen auf den Arsch gestarrt haben. "Kein Mensch hat sich für meinen Hintern interessiert", versichert sie überzeugend. "Als ob der so sehenswert wäre." Und etwas leiser fügt sie nach einer Weile hinzu: "Ich war auch froh, dich zu sehen. Dich unversehrt zu sehen. Und ich bin froh, dass es Rorges Blut ist, dass du auf der Haut kleben hast, und nicht dein eigenes."

Verlegen lässt Raven den Blick sinken und betrachtet Caewlins Faust, die vor ihrem Bauch herumschwebt und die breiten, ledernen Zügel umklammert hält, mit denen er den Grauen um Pfützen und allzu schlammige Wegstellen herumlenkt. Die Hand ist mittlerweile grün und blau und die Haut an den Knöcheln ist aufgeplatzt und von blutigem Schorf überzogen. Seine Finger sind so dick geschwollen, dass er sie kaum noch biegen kann und sie weiß, dass es ziemlich schmerzen muss, sie um die Zügel zu krümmen. Vorsichtig berührt sie mit der Rechten seinen Handrücken. "Das muss weh tun", stellt sie besorgt fest und nimmt ihm sachte die Lederriemen, die er ihr widerspruchslos überlässt, aus den Fingern. "Lass mich das machen und ruh deine Hand aus. Du hast nur noch die eine. Niniane hat in ihren geheimnisvollen Medizintiegelchen bestimmt irgendwo eine schmerzstillende Salbe, die das schneller heilen lässt. Und vor allem solltest du die Wunden saubermachen." Mit einem kurzen Blick stellt sie fest, dass es zum Glück nicht mehr allzu weit zum Baum der Waldläuferin ist. Den Großteil der westlichen Stadtmauer haben sie bereits hinter sich gelassen, die Straße nach Verd und den überschäumenden Stadtbach gekreuzt und in einiger Entfernung können sie schon das helle Band der Nordstraße durch die kahlen Bäume schimmern sehen. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung zum Smaragdstrand und zum Ildorel hinunter. Die Sonne im Rücken, die bereits lange Schatten auf den Waldboden wirft, lenkt Raven den Grauen weiter nach Osten und solange der Hengst das Gewicht seines gewohnten Reiters im Sattel spürt, scheint es für ihn auch keinen Grund zu geben, sich irgendwelche Zicken einfallen zu lassen, so dass ihre anfangs zweifelnde Miene sich nach einer Weile wieder entspannt. Eine Frage lässt sie jedoch nicht zur Ruhe kommen und bohrt immer wieder nachdrücklich in ihrem Geist herum, doch sie wagt sie Caewlin nicht zu stellen und weiß auch gar nicht, ob er ihr überhaupt eine Antwort geben wollen würde - die Frage, woher all dieser bodenlose Hass und der kalte, schwarze Zorn in seinem Inneren kommt. Und so setzt sie sich nur im Sattel zurecht und murmelt mit leiser Sorge in der Stimme über ihre Schulter hinweg: "Wir sind gleich da. Ist alles in Ordnung mit dir? Hm, also ... ich weiß ja, dass nichts in Ordnung ist, aber ... ähm, du weißt schon, was ich meine."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caewlin am 08. Apr. 2005, 00:00 Uhr
In den Randbezirken des Larisgrüns auf dem Weg zum Smaragdstrand


>Das habe ich auch nicht erwartet. Ich weiß, dass es dir nicht leid tut. Aber sei nicht allzu böse auf Cron. Im Grunde ist es gar nicht seine Schuld gewesen ... wir hatten es einfach nur eilig, dir hinterherzukommen, als du so schnell davongestürmt bist. Es war gar keine Zeit mehr, als dass ich mir etwas hätte anziehen können.< "Hmpf." Caewlin weiß nicht so recht, ob er Grinsen oder Knurren soll - er ist sich ziemlich sicher, daß Cron Raven mit voller Absicht nur im Nachthemd mitgeschleift hatte, in der Hoffnung ihr ungewöhnlicher Aufzug würde ihn schon zur Besinnung bringen, wenn gutes Zureden nichts mehr helfen sollte. Die Rechnung ist allerdings aufgegangen... Irgendwo in einem Winkel seines umnebelten Verstandes ist er immer noch damit beschäftigt, sich zu fragen, warum ihr Anblick ihn eigentlich so... so.. ja was? Er hatte schon weit mehr von ihr gesehen und abgesehen davon - in diesen ledernen Hosen, in denen sie in den letzten drei Jahren vorzugsweise herumgelaufen ist, hatte sie ihre Beine und ihren Hintern tagtäglich sehr viel eindeutiger zur Schau gestellt. Der Gedanke assoziiert prompt ein Bild von Raven in anschmiegsamen Lederbeinlingen statt einem sich bauschenden Batistnachthemd vor vierhundert gaffenden Blaumänteln und Caewlin unterdrückt ein ungehaltenes Schnauben, gerade als sie erklärt, es habe sich ohnehin niemand für ihren Hintern interessiert und überhaupt, er wäre auch gar nicht sehenswert. "Och," erwidert er und in seiner Stimme hat jetzt eindeutig Belustigung die Oberhand gewonnen - zumal Raven durch den hohen Sattel fest an seine Brust gedrückt wird und der fragliche Hintern sich in seinen Schoß schmiegt. Da irrst du dich aber gewaltig.

"Ein bißchen mager vielleicht noch, aber gar nicht mal so übel," entgegnet er mit einem hintergründigen, halben Lächeln im Gesicht... wird jedoch bei ihren nächsten Worten übergangslos wieder ernst. >Ich war auch froh, dich zu sehen. Dich unversehrt zu sehen. Und ich bin froh, dass es Rorges Blut ist, dass du auf der Haut kleben hast, und nicht dein eigenes.< Rorges Blut trocknet auf seinem Hemd zu rostigbraunen Flecken. "Eine Weile habe ich fast gehofft... sie erschießen mich, diese Armbruster auf den Wehrgängen. Ich erinnere mich an fast nichts mehr, was unten in der Schwarzen Zelle geschehen ist und selbst das ist noch zuviel, aber... als ich nach oben kam und all diese Blaumäntel sah, da habe ich einen Moment lang wirklich gehofft, irgendeiner von ihnen würde mich angreifen... oder mir einen Grund geben, ihm den Schädel einzuschlagen. Dann hätten sie mich erledigt und alles wäre vorbei gewesen." Auf seine leisen Worte herrscht eine ganze Weile lang Schweigen, während er es dem Grauen überläßt, sich seinen Weg über aufgeweichte Waldpfade und vom Schmelzwasser angeschwollene Bäche zu suchen. Dann spürt er federleicht ihre Hand auf seiner und läßt sich dankbar die Zügel aus den steifen, schmerzenden Fingern winden. >Lass mich das machen und ruh deine Hand aus. Du hast nur noch die eine. Niniane hat in ihren geheimnisvollen Medizintiegelchen bestimmt irgendwo eine schmerzstillende Salbe, die das schneller heilen lässt. Und vor allem solltest du die Wunden saubermachen.< "Ja, Mutterrr," erwidert er spöttelnd, dehnt und streckt vorsichtig seine wild pochenden Finger und unterdrückt ein schmerzerfülltes Zischen zu einem heftigen Atemzug. Morgen würde er nicht einmal mehr einen Löffel halten können.

Seine Augen verengen sich trotzdem, amüsiert über den sanften Tadel in ihrer Stimme... aber daß sie seine Einhändigkeit erwähnt, versetzt ihm auch einen leisen Stich. Er hat geglaubt, sich damit inzwischen abgefunden zu haben, doch offensichtlich stimmt das nicht - zumindest seiner Eitelkeit geht es nach wie vor gegen den Strich. Hmpf. "Ich brauche ohnehin ein Bad. Und du ebenfalls, fürchte ich..." fügt er mit einem skeptischen Blick auf ihr blutverschmiertes Haar und ihren ebensolchen Rücken hinzu, die inzwischen großflächig so fest an seinem Hemd kleben, als hätte sie jemand angenäht. "Falls wir jemals wieder auseinanderkommen, heißt das." Raven lenkt den Grauen aus den lichten, sonnendurchfluteten Hainen entlang der Weststraße an der nördlichen Stadtmauer vorbei in Richtung Seeufer und hinein in die tiefen, dämmrigen Schatten dichteren Waldes. Überall zwischen knotigen Wurzeln blühen Leberblumen und gelbe Winterlinge in feuchter, schwarzer Erde und aufkeimendem Waldgras, und obwohl es noch kühl ist, trägt der Ostwind bereits das Versprechen kommender Wärme mit sich. Zum ersten Mal seit Monden sieht Caewlin sich bewußt um, sieht die schütteren Schneeflecken, in denen sich das Licht der tiefstehenden Sonne bricht, sieht die knospenden Bäume und den ersten grünen Schimmer im Weißdorn, der die Wege und Pfade säumt. Mit demselben Unbehagen, mit dem er gestern in Ninianes Küche die Vögel singen hatte hören, stellt er fest, daß es tatsächlich Frühling geworden war... ohne daß er in seiner Lethargie und dem Gefühl der Unwirklichkeit bemerkt hatte, wie ihm die Zeit abhanden gekommen war.

>Wir sind gleich da. Ist alles in Ordnung mit dir? Hm, also ... ich weiß ja, dass nichts in Ordnung ist, aber ... ähm, du weißt schon, was ich meine.< Ihre Worte reißen ihn aus seinen Gedanken. "Ich weiß, was du meinst," erwidert er nach einem Moment des Schweigens leise, während sie den Grauen umsichtig durch den gurgelnd angeschwollenen Bach lenkt, der zu Ninianes Lichtung führt. "Schon in Ordnung, Raven. Ich habe keinen Schaum mehr vor dem Mund." Dann schließt sich seine Hand fest um ihre kleine Faust, die die Zügel hält. "Die Priester predigen immer, man soll die Rache den Göttern überlassen... vielleicht haben sie ja recht und ich schmore irgendwann in den Neun Höllen für all jene, die ich aus Rache getötet habe." Und aus viel nichtigeren Gründen. "Aber ich würde es wieder tun."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 08. Apr. 2005, 23:50 Uhr
... etwas lässt ihn zögern sein blutiges Werk zu beenden. In seinen zornzerfressenen Blick mischt sich Verwirrung und mit einem mal, als würde ihn ein Schock durchfahren,  reißt er seine Augen auf und lässt seinen Speer zu Boden fallen. Hölzern schlägt dieser nur einige Handbreit von Atevora entfernt auf. unwillkürlich zuckt sie bei dem Geräusch zusammen, doch vermag sie den Blick nicht vom bedrohlichen Pferdewesen zu wenden, und starrt diesen weiter erschrocken an. Doch dann beginnt der Zentaur zu schwanken, taumelt zurück und fällt anschließend wie ein lebloser klumpen Fleisch zu Boden.

Hecktisch packt Atevora ihren zusammengeknüllten Umhang, wirft ihn über und will fliehen, bevor dieser von Wahnsinn getriebene Zentaur wieder das Bewusstsein erlangt. Sie stürzt über den Zentauren hinweg, bleibt mit ihrem linken Fuß jedoch an dessen Kleidungsstück hängen und kommt zu Fall. Mit noch vom schlafe bleiernen Gliedern richtet sich die Magierin wankend auf, wobei sie sich unbewusst mit ihrer linken Hand an Dar Szallyrs Flanke abstützt. (Qualvoll zu Grunde gehen sollt ihr an euren Wunden, - mir im Schaf einen Speer durch die Brust jagen wollen!) Des Zentauren Leib ist von kaltem Schweiß vollkommen nass obwohl sein Körper förmlich zu glühen scheint. (...andererseits, wenn es an dem durch Fieberwahn gespeisten Albtraum lag?) Atevoras Blick wandert unschlüssig zum Höhleneingang, durch welchen der Nachtwind sein verhöhnendes Schauerlied pfeift, und wieder zurück zu dem zu ihren Füßen liegenden Zentaur (Völlig gleichgültig, meuchelmörderisch töten wollte er mich, ... aber wenn doch nicht?) Weiter hin und her gerissen steht Atevora unschlüssig da, während ihr Blick abermals zum Fluchtweg und wieder zurück jagt (soll ich ihn nun sterben lassen, oder soll ich warten, bis er mich das nächste mal in seinem Wahn tötet?) Zorn beginnt in Atevora aufgrund ihres Zwiespalts aufzusteigen (ich wäre bereits Tod.) Und so packt Atevora kurzentschlossen des Zentauren Speer und stapft in die Nacht hinaus.

Der Schnee ist locker und weich wie weißer Puder und reicht Atevora bis über die Knie, sodass sie sich dennoch mühevoll einige Schritte vorankämpfen muss bis sie bei einem massiven Baum angelangt ist. Sie lehnt den Speer an die, von der Höhle aus gesehen, Rückseite des rauhrindigen Stammes und kehrt danach zu ihrem Nachtlager zurück. Lautlos schleicht sie um den Zentauren herum, nimmt vorsichtig dessen Jagdmesser an sich und wickelt behutsam ihren Umhang darum, auch seinen Bogen und Köcher mit den Pfeilen nimmt sie an sich und bewegt sich auf leisen Sohlen zu der vom Zentauren weitest entfernen Ecke der Höhle. Dort öffnet sie lautlos ihr Bündel, rollt ihre weiche Felldecke aus und verdeckt damit Köcher und Bogen bestmöglich, anschließend schiebt sie sich vor dem Köcher unter die Decke und legt danach ihren Kopf abermals auf den Umhang, oder besser gesagt, darauf was davon übrig geblieben ist. Schlaf findet sie in dieser Nacht jedoch keinen mehr.

Nach einer halben Ewigkeit, so schien es ihr zumindest, beginnt es zu Dämmern und der Sonne Strahlen beginnen neugierig beim Höhleneingang hereinzulugen und die Höhle in ein goldenes Licht zu tauchen.
Nur einige Augenblicke später verimmt sie ein verdächtiges Geräusch und Atevora schlägt blitzartig ihr Augen auf und schließt sie ebensoschnell wieder, - sie lauscht - der Zentaur ist scheinbar aufgewacht und verlässt die Höhle. (Wo will er bloß hin, ... Er wird doch nicht..) Die Magierin wartet noch einige Augenblicke, steht dann hastig auf und folgt dem Mischwesen in sicherer Entfernung unbemerkt hinaus ins freie. Atevora presst sich eng an die kalte scharfkantige Steinmauer, als wolle sie im Schatten mit dieser verschmelzen. Vorsichtig, als würde sie sich auf einem schmalen Felsvorsprung befinden tastet sie sich seitwärts, mit dem Blick immer starr auf den Zentaur gerichtet voran. Dieser besteigt jedoch die von Verwitterung schon recht angegriffene Felsformation, welche ihnen als nächtlicher Unterschlupf diente, und verschwindet somit aus der Magierin Blickfeld. Doch kurz darauf dringen plötzlich Stimmen an ihr Ohr; - nein, nur eine - die von Dar Szallyr, doch mit wem spricht er? Atevora hält selbst ihren Atem an um die Worte besser verstehen zu können (mit wem spricht er bloß? .. diese monotone Stimmlage.. er wird doch nicht etwa.. er betet?.. Diese gottesfürchtigen Wesen - wie lächerlich!) Leicht amüsiert begibt sich Atevora so leise wie ihr möglich, wieder zurück in die “Felsenausbuchtung” lehnt Pfeilköcher und Bogen an die Wand und legt sich anschließend in der selben Pose wie vorhin wieder auf den Steinboden.

Als Dar Szallyr sich nach einiger Zeit wieder in die Höhle begeben möchte setzt sich Atevora mit einer fließenden Bewegung auf und sieht ihn mit strenger und finsterer Mine in die Augen. (wenn ihr mir noch einmal zu nahe kommst ZENTAUR, dann töte ich euch, - so schnell, dass ihr nicht einmal mehr begreift wie euch geschieht)
Die vorhin noch unscheinbaren hellen Linien in Atevoras Augen beginnen eisblau zu schimmern und aufzublitzen. Eine klirrend kalte Brise scheint gemächlich über den Höhlenboden zu kriechen und sich weiter in der gesamten Höhle auszubreiten, sodass die morgendliche Feuchtigkeit, welche sich sanft über den Felsenboden gelegt hat, langsam rings um Atevora zu schimmernden Reif zu gefrieren beginnt.

Mit beherrschter Stimme beginnt sie zu sprechen:
“Packt euer habe zusammen, wir sollten aufbrechen, eure Wunden scheinen sich entzündet zu haben, und es ist mir nicht möglich diese ausreichend zu versorgen, ihr benötigt dringend die Hilfe eines Heilers”
Dar Szallyr bekundet deutlich, dass er keinesfalls die nächste Stadt oder einen Heiler aufsuchen werde, doch Atevora fällt ihm nach einiger Zeit bitter ins Wort: “Gut, wie ihr wünscht, ich werde euch mit Sicherheit zu nichts zwingen, doch ihr besiegelt damit euren sicheren Tod. Kein schneller Tod, nein, qualvoll und langsam werdet ihr zu Grunde gehen, es sei denn denn die Wölfe sind so gnädig eurem Leben ein schnelleres Ende zu bereiten, ein schlechtes Los habt ihr gezogen wenn sie euch bereits für Tod halten und beginnen an eurem noch lebenden Leib genüsslich zum Knochen hinab zu Nagen” Ein Gefühlloses lächeln breitet sich auf Atevoras Lippen aus und das Mischwesen betrachtet sie einige Momente mit nicht klar definierbaren, vielleicht etwas nachdenklichem Blick, begibt sich anschließend mürrisch in die Höhle und beginnt sein am Boden verstreutes Habe zusammenzusuchen und dieses in die Satteltaschen zu packen.
Atevora wickelt währenddessen das Messer aus ihrem Umhang
“Ach, ehe ich es vergesse! Ich werde so frei sein und in der Zwischenzeit euer Messer an mich nehmen, um es für euch - und für mich - sicher zu verwahren, ebenso euren Bogen, wenn es euch recht ist. Euren Speer findet ihr irgendwo unweit der Höhle an einen Baum gelehnt, ihr dürft ihn also gerne suchen.. und vorerst behalten, da es mir nicht möglich ist, all eure Waffen zu tragen.”

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 14. Apr. 2005, 00:33 Uhr
Seine Gestalt wirft einen langen Schatten in die Höhle, als die gerade aufgehende Sonne ihre langsam wärmer werdenden Strahlen wie ein Netz über das Land ausbreitet. Doch schon bevor Dar’Szallyr vollends eingetreten war, fuhr Atevora mit einer fließenden Bewegung in die Höhe und funkelt ihn finster an, als würde sie ihn allein durch die Kraft eines Blickes töten wollen. Eine beklemmende Stimmung breitet sich aus und ihm wäre es fast so, als würde es im Inneren plötzlich um einiges kühler werden. Wahrscheinlich ist es draußen inzwischen tatsächlich wärmer als herinnen. So richtig überzeugt war jedoch davon nicht…

>“Packt euer habe zusammen, wir sollten aufbrechen, eure Wunden scheinen sich entzündet zu haben, und es ist mir nicht möglich diese ausreichend zu versorgen, ihr benötigt dringend die Hilfe eines Heilers”<
Einzelne Bilder der letzten Nacht werden ihm ins Gedächtnis gerufen, aber sobald er eines davon greifen will entschwindet es schon wieder seiner Gewalt. Die nicht greifbaren Erinnerungen beunruhigen ihn und je mehr er versucht den Schleier zu zerreißen, der ihm den Weg zu seinem Gedächtnis verwehrt, desto verwirrender wird alles für ihn.
„Ich benötige keinen Heiler! Schon Schlimmeres habe ich überstanden und falls ihr vorhabt mich in dieses graue Loch der menschlichen Ausgeburten zu bringen, dann kann ich euch jetzt schon prophezeien, dass ihr da nicht viel Erfolg haben werdet.“ Sein Blick bleibt dabei vollkommen ausdruckslos und seine Stimme bleibt ruhig, aber bestimmt. Atevora hebt fragend eine Braue, so als hätte sie nicht verstanden was er ihr gerade zu sagen versucht hat. „Talyra!“ meint er dann, fast so als wäre es selbstverständlich und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte er auch noch die Augen verdreht.

„Also…“ Weiter kommt er nicht, denn Atevora fällt ihm bitter ins Wort. >“Gut, wie ihr wünscht, ich werde euch mit Sicherheit zu nichts zwingen, doch ihr besiegelt damit euren sicheren Tod. Kein schneller Tod, nein, qualvoll und langsam werdet ihr zu Grunde gehen, es sei denn denn die Wölfe sind so gnädig eurem Leben ein schnelleres Ende zu bereiten, ein schlechtes Los habt ihr gezogen wenn sie euch bereits für Tod halten und beginnen an eurem noch lebenden Leib genüsslich zum Knochen hinab zu Nagen”< Mit einem undefinierten Ausdruck sieht er sie einen Augenblick an und wendet sich dann ab, um das Hab und Gut wieder einzupacken und die Spuren ihrer Nächtigung zu verwischen. In seiner eigenen Sprache sagt er leise zwar, aber trotzdem laut genug, dass sie auch noch hört, dass er etwas sagt, auch wenn sie es nicht verstehen kann. „Ich hätte sie den Wölfen überlassen sollen…“

>“Ach, ehe ich es vergesse! Ich werde so frei sein und in der Zwischenzeit euer Messer an mich nehmen, um es für euch - und für mich - sicher zu verwahren, ebenso euren Bogen, wenn es euch recht ist. Euren Speer findet ihr irgendwo unweit der Höhle an einen Baum gelehnt, ihr dürft ihn also gerne suchen.. und vorerst behalten, da es mir nicht möglich ist, all eure Waffen zu tragen.”<
Von einem Moment auf den nächsten stockt er in der Bewegung und verharrt so für einige Sekunden. Dann dreht er sich langsam zu ihr um und in seinen Augen ist dasselbe Blitzen zu erkennen, das jedes Mal, wenn sein Zorn an einem gefährlichen Punkt angelangt ist, auftritt.
Mit gepresster Stimme meint er leise, aber das Beben darin ist trotzdem nicht zu überhören. „Ihr habt was getan? Euch liegt wohl tatsächlich nicht viel daran noch einmal eine aufgehende Sonne zu erleben? Ich gebe euch einen guten Rat, Mensch. Vor euch steht jemand, der nichts mehr zu verlieren hat außer seinem Leben, doch auch für den Tod bin ich bereit, wenn ich dadurch zuvor die Befriedigung erhalte, noch einmal meinen Speer in weiches Menschenfleisch zu versenken.“ Daraufhin dreht er sich abrupt um und stürmt aus der Höhle. Doch dann sieht er sich noch einmal zu ihr um und ein süffisantes Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Wenn ihr schon so erpicht darauf seid meine Sachen an euch zu nehmen, soll ich dann nicht auch behilflich sein die Satteltaschen euch auf den Rücken zu binden?“ Eine Braue zieht er dabei fragend nach oben, aber ohne eine Antwort abzuwarten galoppiert er davon.

Dar’Szallyr braucht nicht lange zu suchen, da findet er auch schon den Speer an einen Baum gelehnt. Er packt diesen mit einer Hand und sieht sich prüfend um. Zu oft hat er in letzter Zeit die Vorsicht außer Acht gelassen. Doch alles war ruhig und die Sonne lässt den Schnee in allen erdenklichen Farben schimmern.
Seine Gedanken schweifen ab. Was war das bloß für ein eigenartiger Traum letzte Nacht? Es fühlte sich teilweise so real an, aber war es das wirklich? Kalter Schweiß bildet sich erneut auf seiner Stirn. Wahrscheinlich hat sie recht. Die Wunden sind entzündet und wenn ich nicht zu einem Heiler komme, dann wird das mein Ende sein. Nein, nicht auf diese Weise soll es enden…
Dann entsinnt er sich der zornigen Worte, die er ihr entgegnet hat, Worte, für die es keinen wirklichen Grund gegeben hat. Was ist nur los mit mir? Ich traue ihr zwar kein Stück über den Weg, aber sie hat mir nichts getan, als dass ich sie mit solchen Worten strafen sollte.
Er reißt sich aus den Gedanken und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf das was vor ihm liegt. Den Speer locker in der Hand liegend trabt er langsam wieder zu der Unterkunft der letzten Nacht.

Atevora ist bereits abmarschbereit und ihr Blick, mit dem sie ihn ansieht sagt mehr als tausend Worte. Kalte Wut funkelt in ihren Augen und ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich gepresst. Einen kurzen Moment sieht der Zentaur sie ausdruckslos an, doch dann sagt er in ruhigem, fast versöhnlich wirkenden Tonfall: „Verzeiht meine harten Worte, ich hatte nicht vor euch zu drohen, aber die letzten Tage haben mich wohl doch mehr strapaziert als ich zuerst zugeben vermochte, und so habe ich wohl etwas überreagiert. Ich weiß zwar nicht genau, was letzte Nacht vorgefallen ist, auch wenn mir Übles schwant, aber wenn ihr euch in meiner Nähe sicherer fühlt, wenn ihr meine Waffen an euch nehmt, dann passt gut darauf auf. Ich komme im Notfall auch ohne diese zurecht.“ Daraufhin schnallt er sich die Satteltaschen um. „Diese werde selbstverständlich ich an mich nehmen.“

Während der darauffolgenden zwei Tage halten sich die beiden abseits der großen Handelswege und so ziehen sie auch keine unerwünschten Blicke auf sich. Der Schnee geht auch immer weiter zurück und anhand der Temperaturen merkt man auch, dass es langsam Frühling zu werden scheint.
Doch mit jeder Stunde scheint es auch Dar’Szallyr immer schlechter zu ergehen. Sein ganzer Körper ist von schimmerndem Schweiß überzogen und ohne auch einen Blick auf die Wunden zu werfen weiß er genau in welchem Zustand diese sich befinden. Sein Atem geht schwer und immer wieder kommt er ins Straucheln. Wenn sie dann eine kleine Rast zwischendurch einlegen verliert er fast jedes Mal das Bewusstsein.
Quälend schleppt der verletzte Zentaur sich Schritt für Schritt weiter und am späten Nachmittag des zweiten Tages ragt sie dann vor ihnen auf – die Stadt Talyra.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 19. Apr. 2005, 15:54 Uhr
Atevora lässt die scharfe Klinge des Jagdmessers des Zentauren über ihre Finger gleiten, als Dar Szallyr ihr mit deutlich ärgerlichem und nur knapp beherrschten Tonfall antwortet: >“Ihr habt was getan? Euch liegt wohl tatsächlich nicht viel daran noch einmal eine aufgehende Sonne zu erleben?” < (Wenn dem so wäre, dann hätte ich mich wohl letzte Nacht kaum dazu entschieden hier zu bleiben..) Ein kurzes amüsiertes Lächeln huscht für einen Moment über ihre Züge, doch als der Zentaur fortfährt hört sie ihm mit neuerlicher starrer Mine zu >”Ich gebe euch einen guten Rat, Mensch. Vor euch steht jemand, der nichts mehr zu verlieren hat außer seinem Leben, doch auch für den Tod bin ich bereit, wenn ich dadurch zuvor die Befriedigung erhalte, noch einmal meinen Speer in weiches Menschenfleisch zu versenken.”< Während der Zentaur spricht wandert langsam und kaum merklich eine von Atevoras Augenbrauen in die Höhe (Natürlich, das durfte ich letze Nacht schließlich bereits nur all zu gut erfahren, außerdem sehe ich so aus als würde mich dieses Gewäsch interessieren?) Auf Atevoras Lippen stiehlt sich ein zunehmend breiter werdendes süffisantes Lächeln, welches des Zentauren heißblütiges Gemüt scheinbar nur noch mehr anfacht, denn plötzlich fährt dieser zornbebend in die Höhe und stürmt aus der Höhle (Ich finde diesen Zentaur in gewisser weise richtiggehend amüstant) vor dem Eingang bleibt Dar Szallyr jedoch abrupt stehen, sieht wieder zur Magierin zurück und spricht zu ihr mit scharfer Zunge >“Wenn ihr schon so erpicht darauf seid meine Sachen an euch zu nehmen, soll ich dann nicht auch behilflich sein die Satteltaschen euch auf den Rücken zu binden?”< Mit einem Mal gefriert Atevora das Lächeln und sieht dem fluchtartig davongaloppierenden Zentaur verärgert nach (Ich bin doch nicht sein Schleppesel, was erlaubt sich dieses mördlüsternde Huftier eigentlich?) Grimmig legt Atevora ihre Habseligkeiten auf die Decke, rollt und schnürt alles zu einem festen Bündel zusammen, während es in ihrem Inneren brodelt wie in einem Brunnen aus kochenden Gallert, welcher jeden Moment schaumig überzukochen droht. Schwungvoll beinahe schon fahrig Schultert sie ihr Habe, steckt anschließend Dar Szallyrs Jagdmesser in ihren Gürtel und hängt sich dessen Bogen um.

Grimmig tritt sie aufbruchbereit vor die Höhle, hält nach dem zerbissenen Exemplar eines arroganten Zentauren ausschau und überlegt sich bereits ob sie nicht einfach ohne ihn aufbrechen sollte. Im selben Moment kommt ihr das  zusammengeleimte Wesen entgegen und Atevora entgegnet ihm einen Zornig verächtlich funkelnden Blick und muss sich, nicht zum Ersten mal seit deren Zusammentreffen, mühsam zur Ruhe zwingen. (Langsam aber sicher beginne ich eine leichte Abneigung gegenüber diese Rasse zu entwickeln)
Als der Zentaur vor ihr steht bittet dieser entgegen jeder Erwartung jedoch um Verzeihung und erklärt sich im entschuldigendem Tonfall. Atevora runzelt leicht die Strin und blickt mit sichtlich überraschter wenn auch leicht skeptischer Mine zu dem Mischwesen hoch, nickt anschließend knapp um damit zu bekunden, dass sie seine Worte vernommen hat, wartet noch einige Momente bis der Zentaur ebenfalls sein Habe gepackt hat, und schließlich brechen beide gemeinsam in Richtung Talyra, zu der Stadt welche Atevora nicht mehr gedacht hatte doch noch Lebend zu Gesicht zu bekommen, auf.

In den folgenden Stunden beginnt unter den beharrlichen Strahlen der Sonne, der Schnee immer dichter und feuchtfröhlicher zu werden, sodass sich Atevoras Kleidungsstücke und Stiefeln zunehmend mit Wasser vollsaugen. Die Magierin versucht so gut wie ihr möglich vor dem Licht zu fliehen und sich möglichst im Schatten von Bäumen und Felsformationen zu halten. In offenen Geländeabschnitten muss jedoch des öfteren der Schatten des Herrn Szallyr herhalten, sodass sie bei diesen Wegpassagen, wider Willen, ungewöhnlich nah an des Zentauren Seite herantreten muss, was ihr des öfteren seltsame Blicke des Pferdemenschen einbringt.
Den ganzen Marsch über sprechen Zentaur und Magierin kaum ein Wort miteinander, nur manchmal versucht das Mischwesen das schweigen zu brechen und mehr über Atevora zu erfahren, doch erhält er kaum brauchbare Antworten, sondern größtenteils welche die sehr verworren und voller Ausflüchte erscheinen und zumeist nur noch mehr Fragen aufwerfen. Dar Szallyr scheint die leichter zu beschreitenden Handelswege nicht sehr zu schätzen, denn es scheint als würden sie ständig einen riesigen Bogen darum schlagen, was Atevora jedoch durchaus gelegen kommt, und so stapfen sie still weiter durch die in der Sonne friedlich glitzernde unberührte Schneelandschaft, während der Wind sanft durch das noch Blattlose Geäst, auf welchem bereits feine Knospen zu erkennen sind, säuselt und immer wieder vergnügt mit einigen Strähnen von Atevoras Haar spielt. Unweit von ihnen entfernt, halb hinter einem knorrigen Baum versteckt, ist sogar ein Kaninchen zu sehen, welches witternd sein süßes zuckendes Näschen in die Höhe streckt.
Plötzlich, wie aus dem nichts stürzt ein weißer Vogel auf das Kaninchen herab. Man kann den Todesschrei des Tieres beinahe erahnen, als sich die scharfen Krallen der anmutigen Eule in den weichen Kaninchenleib bohren. Via war ihnen scheinbar schon den ganzen Tag über wie ein Lautloser Schatten gefolgt und Atevora ist sichtlich erfreut ihre teure Begleiterin nach doch recht langer Zeit endlich wieder zu erblicken. Mit einem freudigen glitzern in den Augen und einem erleichtert glücklichen Lächeln auf den Lippen setzt sich Atevora gemächlich wieder in Bewegung, während der Zentaur noch einige Augenblicke inne hält und mit etwas überraschtem Gesichtsausdruck zur großen schneeweißen Eule sieht, welche sich bereits über das zarte Fleisch ihrer Beute hermacht, schafft es dann jedoch auch seinen Blick abzuwenden und trabt ebenfalls weiter.

Nach einiger Zeit bemerkt Atevora, dass des Zentauren Wunde an seiner Flanke wieder stak zu bluten begonnen hat, und so beschlossen beide sich wieder zur Rast niederzulassen damit es der jungen Frau möglich ist des Zentauren Wunde neu zu verbinden. Mit einem leichten Seufzer nimmt Atevora ihren Umhang, welcher ihr ohnehin nur noch knapp über das Gesäß reichte, zieht Dar’s Messer aus ihrem Gürtel und kürzt abermals ihren Umhang um ein kräftiges Stück. Danach reinigt und verbindet sie so gut wie ihr möglich - dieses mal allerdings um einiges feinfühliger als in der Nacht zuvor - abermals des Zentauren Verletzung.

Trotz all ihrer Bemühungen brach die Blutung jedoch immer wieder aufs neue aus und der Zustand der übrigen Wunden, wie auch der von Dar Szallyr selbst, verschlechterten sich zunehmend, was wohl nicht unwesentlich am anstrengenden Marsch lag, eventuell hätten sie doch einen der Handelspfade wählen sollen, anstatt sich mühevoll seinen eigenen Weg durch die Wildnis zu bahnen.

Als sie sich schließlich tief Nachts zur Nachtruhe niederließen verbrauchte Atevora beim neuerlichen wechseln des blutdurchtränkten Improvisionsverbandes den letzten kümmerlichen Rest ihres einst so schönen Samtumhanges. Die Wunden waren alle in einem grauenhaften Zustand, entzunden und eitrig bis auf jene, welche nicht aufhören wollte zu Bluten, und dass sich die jetzige Verfassung der Verletzungen über Nacht oder im Laufe des nächsten Tages bessern würde, war mehr als nur unwahrscheinlich.
Als Atevora mit dem Verbinden fertig war aßen beide die letzten Stücke des Hischenfleisches, während Via sanft am Boden neben Atevora landete und den Zentaur durchdringend mit starren Blick fixierte, ganz so als würde sie in die Tiefen seiner Seele spähen.
Als sie ihr Mahl beendet hatten legten sich die zwei eigenwilligen Reisegefährten erschöpft zum schlafen nieder. Atevoras Schlaf war fest und ruhig, denn sie wusste, dass Via, welche es sich inzwischen auf einem starken Ast bequem gemacht hatte, diese Nacht auf sie Acht geben und über sie wachen würde.

Am nächsten Morgen grüßt die Sonne mit einem wundervollen Farbenspielt die Weiten des Larisgrüns. Verschlafen blinzelt Atevora, als sie von dem Zentauren vorsichtig geweckt wird. Nicht minder schlaftrunken packt und schnürt sie wie in Trance alles fürs Weiterziehen zusammen, und hofft gleichzeitig, ganz still für sich, dass die Sonne nicht so kräftig wie am Vortag scheinen möge, doch diese Hoffnungen werden die folgenden Stunden zunehmend bitter enttäuscht, denn der Sonne Strahlen rücken Schnee und Eis nur noch stärker zu Leibe als am Tag zuvor. Wäre dem noch nicht genug scheint es dem Zentauren umso schlechter zugehen je weiter der Tag voranschreitet. Sein Pferdeleib schimmert an der Sonne nass von fiebrigen Schweiß, ihr Reisetempo verlangsamt sich zusehends, und durch die Wunde an seiner Linken Seite verliert er noch immer sehr viel Blut, doch Atevora hat nichts mehr womit sie der Blutung etwas Einhalt gebieten und was sie zerschneiden und als Verband missbrauchen könnte.
Immer häufiger müssen sie kurz Rast halten, doch Erholung findet der Zentaur in den stetig länger werdenden Pausen kaum.

Am frühen Nachmittag lichtet sich der Wald neuerdings langsam, doch Atevora wagt es nicht neben Dar Szallyr in diessen Schatten zu gehen, denn immer öfter gerät er ins straucheln und bewegt sich nur mühevoll am Rande einer Ohnmacht, sodass er jederzeit und des öfteren droht einfach zusammenzubrechen, oder wie ein gefällter Baum schwer zu Boden zu fallen. Mit jeder weiteren Stunde zweifelt die Magierin mehr daran, dass er es lebend bis zur Stadt schaffen wird. Auch als sie eine seiner Satteltaschen an sich nimmt und sich mit dem zusätzlichen Gewicht unter den zunehmend qualvollen Strahlen der Sonne, welche wie Säure auf ihrer Haut zu brennen scheinen, und auf ihrer Stirn, Nase und am Handrücken immer deutlicher die Zeichen eines Sonnenbrandes zu erkennen sind, voranplagt scheint es dem Zentauren kaum Erleichterung zu bringen.
Der Tag schreitet unaufhörlich voran, und noch immer ist kein Anzeichen einer Stadt, oder auch nur eines unscheinbaren Dorfes zu erkennen. Das Pferdewesen ist mittlerweile kaum noch ansprechbar, immer wieder stammelt er im Fieberwahn irgendwelche unverständlichen Worte in einer fremden Sprache vor sich hin und Phasen vollkommener Verwirrtheit wechseln sich mit Augenblicken völliger Klarheit ab.
Doch dann, am späten Nachmittag, sodass Atevora zweimal hinsehen muss um es wirklich glauben zu können, ragen sie endlich in der Ferne vor ihnen in die Höhe , die ehernen Mauern von Talyra!
Ein jeder noch so stolprige Schritt führt sie unaufhörlich und immer näher an die große Stadt heran. Das Ziel ist beinahe zum Greifen nahe, und dann, dann haben sie sie tatsächlich erreicht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Henry am 25. Apr. 2005, 14:16 Uhr
Henry merkt nicht, dass er den Weg einschlägt, den er geritten ist, als er Orga am Abend nach ihrer Ankunft in Talyra gesucht hat. Und als hätten sich alle schönen Erinnerungen verschworen, ihn zu überfallen, stürzen sie auf ihn ein und sind so lebendig, dass er das Gefühl hat, als würde Orga hinter ihm sitzen und sie reiten zu ihrem See in Verd...; er kann sogar ihr fröhliches Lachen in seinem Kopf hören... Die knospenden Büsche des Larisgrün jagen an ihm vorbei, Zweige streifen ihn, doch er stürmt vorwärts und Ramsnase scheint die Jagd sogar zu gefallen, denn kraftvoll springt er über umgestürzte Baumstämme und Wurzeln und seine Hufen klingen dumpf und weit ausholend auf dem Waldboden. Als Henry sich in seinen Erinnerungen unter ihrer Weide am See wiederfindet und Orgas Blick vor ihm auftaucht, so jung, so lebendig, schwimmen seine Augen, dass er Ramsnase einfach laufen lässt. Warum taucht ihr jetzt auf, wo ich sie verloren habe? schreit er die Bilder an und jagd weiter den Bach entlang, auf den See zu. Wie von Sinnen prescht er an ihm entlang, von den Erinnerungen verfolgt und kann sie doch nicht abschütteln. Er findet die Stelle, wo Orga über den Bach gesetzt ist und lässt Ramsnase mit einem Satz darüber springen und jagd ihren Weg weiter, bis zu der Stelle, wo ihr Schwarzer sie beim See abgeworfen hatte und gleitet vom Rücken seines Pferdes. Henrys Atem geht schwer und er lässt sich auf die Knie fallen, spürt die feuchte Erde unter seinen erhitzten Händen, saftig, voller Moos und zartem Grün, riecht den erdigen Duft, der aus dem fruchtbaren Boden aufsteigt und dann ist da Orgas Duft und seine Finger graben sich in den weichen Grund.

"Neeiiiinnnnn ! ! !" brüllt er auf vor Schmerz, der ihn zu zerreißen droht. Sein Brüllen schallt über den See, prallt an die dicken Stämme der alten Bäume, drängt durch das Astwerk und dann hört er ihn in seinem tiefsten Innern verhallen, wo sonst nur Friede und Stille ist, doch gleich ist da wieder das Bild von Orgas liebevollem Antlitz, ihre Hand, die ihn zärtlich berührt und das Nicht-begreifen-Können, dass Orga für immer von ihm gegangen ist, bricht wie ein wildes Tier aus ihm hervor: "Waaruuuum ? ? ?" brüllt er und Henry spürt seinen Körper sich aufbäumen, die Erde dabei mit aus dem Boden reißend und dann Ramsnase, der ihn mit seinen weichen Nüstern anstößt, wieder und wieder, an seinem Kopf, in seinem Nacken, samtweich und fordernd.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 26. Apr. 2005, 02:35 Uhr
Jeder Schritt war eine Qual und die Momente, in denen er sich sicher war, dass nicht wieder ein verwirrender Wachtraum seinen Verstand verschlungen hat, nutzt er zur Orientierung und auch um immer wieder einen Blick auf Atevora zu werfen. Mehr instinktiv als bewusst hat er den richtigen Weg eingeschlagen und das Bewegen seiner Hufe war mehr eine motorische Bewegung, da seine Beine sonst wohl nachgegeben hätten.
Die junge Magierin war anfangs immer dicht neben ihm gegangen, auch wenn sie sich nicht für eine Seite entscheiden hat können. Zumindest ist ihm das so vorgekommen, doch jetzt hält sie seit geraumer Zeit Abstand. Bevor er sich jedoch weitere Gedanken dazu machen kann, dringen wieder Stimmen der Vergangenheit auf ihn ein und die Realität wird wieder nur zu einem unwirklichen Schatten.

Am Abend, als die Sonne schon tief am Himmel steht, erreichen sie die großen Tore der Stadt Talyra. Die Wachen behalten die Umgebung im Auge, ohne aber eine wirkliche Bedrohung zu erwarten. Und so wird auch dieses ungleiche Paar Reisende nicht mehr als eines kurzen Blickes gewürdigt, bevor sie zwischen den letzten ankommenden Händlerfuhrwerken die Stadt betreten.

--> Die Straßen der Stadt (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1077968469;start=495)

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Henry am 26. Apr. 2005, 15:25 Uhr
Im westlichen Larisgrün beim kleinen See, der etwa nach einem Tausendschritt von Talyra entfernt, vom Bach gespeist wird, der durch Talyra fließt.

Um dem penetranten Stupsen seines Pferdes zu entgehen, aber auch weil er erschöpft ist, lässt Henry sich nach hinten auf das weiche Moos fallen und bleibt einfach liegen. Doch wieder sieht er Orgas fröhliches junges Gesicht über sich, ihn mit einem Grashalm kitzelnd und über ihr die Zweige der großen Trauerweide am See im sanften Sommerwind, vor einem strahlend blauen Himmel sich sanft bewegend. Henry stöhnt nur noch einmal auf, aber ist nicht mehr fähig, sich länger gegen die Bilder  zu wehren; sollten sie ihm sein Herz zerreißen, wie die Wehe Orga den Leib zeriss, dann könnte er ihr folgen und müsste nicht Jahre warten, bis er alt und grau ist.

Orgas tadelnder Blick trifft ihn vor seinen geschlossenen Augen unverhofft, so klar und deutlich, dass alles in ihm für einen Herzschlag stockt. Das ist keine Erinnerung, sie ist bei ihm und mit einem Schlag begreift er, spürt ihre liebevolle fröhliche Anwesenheit mit jeder Faser seines Herzens, wenn er sie auch nicht mit Händen fassen kann. Ihr spitzbübisches Lächeln huscht vor seinen geschlossenen Augen vorbei, wie in Momenten, wenn er sie durchschaute und dann sieht er plötzlich ein kleines Mädchen mit blonden, nur leicht gewelltem Haar, das ihn mit strahlend blauen Augen ansieht. Mara, Henry, unsere kleine Tochter! Henry hört Orgas Worte in seinem Kopf, wie zuvor ihr fröhliches Lachen, näher und inniger, als flüsterte sie ihm ins Ohr, und unendlich sanft.

Henry schießt in die Höhe, reißt die Augen auf und wie der süße Duft einer Sommerblume, den der Wind davonweht, schwindet Orgas Gegenwart aus seinem Innern. Ihr liebevolles Antlintz weicht zurück, entfernt sich immer kleiner werdend und seine Hände schnellen vor, als wollte er sie ihr reichen, sie bitten zu bleiben. Orga! Liebes! ruft er ihr nach, doch zum zweiten Male an diesem Tag verlässt sie ihn.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Henry am 27. Apr. 2005, 21:41 Uhr
Henry glaubt zu träumen. War da nicht gerade Orga, so nahe, so innig - und dann dieses kleine blonde Mädchen, Mara, wie Orga sie nannte? Ihre Tochter? Ein Vogel im nahen Baum zwitschert aus voller Kehle und Henry hört mit einem Male auch die anderen unzähligen Vogelstimmen, die überall in den Bäumen ihr Morgenkonzert halten, wie er es so gerne hört und doch kann er die Lebensfreude darin im Moment kaum ertragen. Schweigt! Seid still! stöhnt er innerlich auf und schilt sich im gleichen Atemzug einen Narren. Es ist Frühling, überall erwacht das Leben!. Aber warum musste Orga dann von ihm gerissen werden, in der schönsten Zeit des Sonnenlaufes, den sie beide immer so geliebt haben, wenn sie es nicht erwarten konnten, sich auf einen der roßsteinschen Pferde zu schwingen und über die Felder zum See zu jagen....

Warum war es nicht tiefste Nacht, dann würden sie ihn nicht mit jedem Ton daran erinnern, dass Orgas Leben für immer aus ihrem wohlgeformten anschmiegsamen Körper gegangen war. Der Gedanke an ihren toten Körper lässt ihn wieder gequält aufstöhnen, während er sein Gesicht in seine Hände vergräbt. Henry merkt nicht, dass ihn seine Erinnerungen immer wieder in seine Jugendzeit entführen, in ihre unbeschwerte Zeit auf dem Gut in Verd, wo sie beide ihre schönste Zeit verbracht hatten. Ein Geräusch in der Nähe schreckt ihn auf und Henrys Kopf schnellt hoch, während er den Strick von Ramsnase ergreift, der leise schnaubend zu ihm gekommen war; ein warnendes Schnauben, wie Henry sofort erkennt.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 28. Apr. 2005, 14:14 Uhr
Schon eine ganze Weile führt Ancoron sein Pferd durch das Larisgrün.

Kurz zuvor hatte er das Roß am Haus derer von Roßstein abholen wollen. Dort hatte man ihm darüber in Kenntnis gesetzt, daß die Herrin bei der Geburt ihres Kindes zu Sithech entschlafen sei. Auf die Frage des Elben, wo denn Henry sei, hatte man ihm berichtet, der Herr sei, wie von der Wilden Jagd gehetzt, zum Tor hinaus und in den Wald geritten. Man wisse nicht, wo er sich aufhalte und ahne Schlimmes.

So hatte der Jäger sich auf den Weg gemacht, seinen Dienstherrn zu suchen und ihm in dieser schweren Stunde beizustehen. Immer wieder verraten Hufabdrücke auf dem weichen, feuchten Waldboden, wohin Henry sein Pferd gelenkt hat.
Der Elb bewegt sich in seiner bevorzugten Umgebung ohne ein Geräusch, und bald kann er zwischen den Bäumen einen großen, dunklen Körper ausmachen – Henrys Pferd. Während der Elb noch überlegt, ob er sich seinem Herrn durch einen leisen Ruf zu erkennen geben soll, taucht ein weiterer, ungebetener Gast auf: Ein großer Wildeber, scheinbar ein Einzelgänger auf dem Weg in Richtung des Ildorel, wühlt grunzend unter dem Laub am Boden nach Würmern und jungen Trieben, die er fressen kann. Der Herr von Roßstein der hier im Wald sitzt, erscheint dem Wildschwein als Konkurrent. Für einen Moment sehen sich die beiden so unterschiedlichen Wesen an. Dann jedoch grunzt der Eber drohend, senkt sein Gebrech und geht mit einem wütenden Quieken auf den Mann los, der fassungslos und - vor allem - unbewaffnet vor ihm sitzt.

Doch kurz bevor der erboste Schwarzkittel den Herrn der Pferde erreichen kann, zischt ein silberner Blitz aus einem Gebüsch rechts von Henry hervor, und ein dumpfer Einschlag und ein Klageschrei des Ebers zeugen davon, dass Ancorons Pfeil sein Ziel getroffen hat. Das Wildschwein bricht zusammen und rutscht, vom eigenen Schwung getrieben, noch einen guten Schritt weiter, bevor es, nur eine Handspanne vor Henrys Füßen, liegen bleibt.

Der Herr von Roßstein hat sich bereits damit abgefunden, in Kürze seine geliebte Orga jenseits der purpurnen Flüsse wieder zu sehen, doch seine angespannte Miene weicht einer Mischung aus Erleichterung und dumpfer Trauer, als er den toten Eber vor sich liegen sieht. Der gefiederte Pfeilschaft ragt aus dem Nacken des Tieres und zittert leicht, wobei die Wildgänsefedern an seinem Ende im Sonnenlicht schimmern. Der Blick Henrys gleitet von dem Kadaver zu dem Busch, aus dem der Pfeil gekommen ist, und wenn er gehofft hat, dass ein Bandit oder Wilddieb das vollenden würde, was der Eber nicht vollbracht hat, wird seine Hoffnung enttäuscht. Ancoron betritt die kleine Lichtung und sieht seinen Herrn aus seinen undurchdringlichen und doch so ausdrucksstarken Augen an. Der Mann, der vor kurzem seine Frau verloren hat, hält diesem Blick eine Weile stand, dann schüttelt er den Kopf und senkt den Kopf. Der Elb indes kniet sich neben Henry auf den weichen Waldboden und wartet schweigend neben ihm, bis dass der Herr von Roßstein sich an ihn wendet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Henry am 28. Apr. 2005, 19:57 Uhr
Während sich Ramsnase mit dem Hinterteil zu den sich nähernden Geräuschen dreht, geschieht plötzlich alles rasend schnell. Henry hört ein Grunzen, doch viel zu spät, denn nur ein paar Schritte von ihm entfernt taucht ein massiger, gedrungener Körper auf, ein ausgewachsener alter Keiler, der ihn mit seinem bloßen Gewicht auf der Stelle zertrampeln könnte. Henry weiß instinktiv, eine Flucht kann er vergessen, er braucht sich nur zu regen, oder auch nicht, und das schwarze Biest würde sich auf ihn stürzen.

In Bruchteilen von Sekunden sieht Henry das Bild des Mädchens vor seinen Augen, denkt an seinen Vater, Frederik und Anna und der Gedanke, gleich von ihnen gerissen zu werden lastet schwerer, als das, was gleich unweigerlich auf ihn zustürzen würde und im nächsten Augenblick auch tut. Könnte Ramsnase ihn so lange aufhalten, bis ich in den See gesprungen bin? Tief genug wäre er, aber es sind gut fünf Schritt... wägt Henry blitzschnell seine Chance ab. Bevor er jedoch auch nur auf die Beine springen kann, um den hoffnungslos scheinenden Versuch zu wagen, sirrt etwas durch die Luft und bleibt zitternd in dem  Fleischkoloss stecken, der ihm im Zusammenbrechen auf dem weichen Grund noch bis vor die Füße schliddert, so schnell kam er auf ihn zugerast.

Entgeistert starrt Henry das vor seinen Füßen zum Stillstand kommende Borstenvieh an und sitzt wie gelähmt da, bis er begreift, dass er soeben dem auf ihn zurasenden Tod entronnen ist. Henry bringt es nicht fertig, einen klaren Gedanken zu fassen, zu sehr sitzt ihm der Schreck in den Gliedern. Sein Kopf dreht sich nur mit einem Ruck in die Richtung, aus der der tödliche Pfeil gekommen ist, der mit meisterlichem Können abgeschossen worden sein muss, und Henry blickt in das Gesicht eines Elben, den er hier als allerletzten erwartet hat. Eigentlich hat er hier um diese Morgenstunde überhaupt niemanden erwartet.
Henry starrt in klare blaue Augen, die ihn ansehen, dass es ihm das Herz wieder in seiner Brust schmerzhaft zusammenzieht. Er weiß es..., natürlich..., ...er hat das Pferd geholt! Nein!! stöhnt er innerlich auf, schüttelt den Kopf, um das Bild von Orgas leblosem Körper zu verdrängen, das bei dem Gedanken an ihr Anwesen in der Stadt vor ihm auftaucht und sein Kopf sinkt schwer auf seine Brust und dabei fällt sein Blick unweigerlich wieder auf den toten Eber. Er ist tot... tot... wie Orga... Mit einem Male wird Henry sich des Bildes bewusst, das er abgeben muss und er will sich mit Schwung vom Erdboden erheben, aber seine Knie sind weich wie Pudding und er seufzt kaum hörbar auf. Ancoron reicht ihm geistesgegenwärtig seine Hand und er nimmt sie dankbar nickend an. "Ihr habt mir das Leben gerettet Ancoron. Danke! Ich stehe in eurer Schuld!" Sein Blick sucht den des Elben, dann klopft er die wenigen grünen Blätter von seiner Hose und schüttelt kräftig an seiner Weste, um sie im Rücken auch von den Spuren des Waldbodens zu befreien.

"Bringen wir den Eber in die Stadt." schlägt er vor und gemeinsam wuchten sie bald das schwere Tier mit viel Mühe auf den Rücken von Ancorons Hengst. Henry ist froh, dass er abgelenkt ist und die Gegenwart des Elben hat gegen seine Erwartung etwas Tröstliches, auch wenn sie auf dem Rückweg kaum miteinander sprechen und wegen des Gewichtes des Ebers nur im Schritt reiten. Kurz vor den Mauern Talyras wendet Henry sich mit einer Bitte an den Elben. "Ich habe nie den Kopf eines Tieres an irgendeine Wand genagelt, aber den Kopf des Ebers möchte ich so lange ich lebe über meinem Kamin hängen sehen, wenn möglich mit eurem Pfeil." Aus Henrys Stimme klingt der Wunsch, sich mit dem Kopf des Ebers sich jeden Tag an diesen Tag zu erinnern und er hofft, dass Ancoron ihn versteht und sich darum kümmert.  


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ancoron am 29. Apr. 2005, 07:51 Uhr
Mit hilfreicher Hand assistiert der Elb seinem Herrn beim Aufstehen, als dem Pferdezüchter die Beine ihren Dienst versagen. Doch bei den folgenden Worten Henrys lächelt Ancoron nur und schüttelt sachte den Kopf: "Ihr schuldet mir nichts, Mylord. Meine Pflicht als euer Jäger ist es, Tiere zu erlegen, die euch Schaden zufügen könnten. Insofern habe ich nicht mehr getan, als meinen Beruf auszuüben. Dafür müßt ihr mir nicht dankbar sein."

Auf dem Weg zurück nach Talyra sprechen die beiden Männer kaum miteinander. Ancoron weiß, was den Herrn von Roßstein beschäftigt, und Henry weiß, daß sein Jäger es weiß. So sind Worte überflüssig. Zwar wandert der Blick Ancorons immer wieder einmal zu seinem Herrn hinüber, doch hat dies nichts Neugieriges an sich. Vielmehr befürchtet der Elb insgeheim, daß Henry nicht durch das Erlebte einen Schock davon getragen haben könnte. So scheut er sich nicht, von Zeit zu Zeit zu dem Roßsteiner zu schauen, um ihm nötigenfalls beizustehen.

Als die Stadt schon beinahe in Sicht kommt, bleibt Ancoron stehen und blickt mit interessiertem Gesíchtsausdruck an einer großen Linde empor, die unweit des Weges im dichten Unterholz steht. Dann jedoch richten sich die Augen des Jägers auf den Boden unterhalb des Baumes. Langsam nähert sich der Elb dem Baum, als wäre dieser ein Wildtier, das er nicht zu erschrecken wünscht. Doch wie Henry alsbald feststellen kann, geht es Ancoron gar nicht um den Baum, sondern vielmehr darum, was darunter sitzt.
Ein Falkenjunges, nicht größer als der Mittelfinger des Elben, ist aus seinem sicheren Nest in der Krone des Baumes gefallen und schreit kläglich nach Futter. Behutsam hebt der Jäger den Jungvogel auf und späht an dem Baum hinauf. Zwar traut er sich zu, den Vogel wieder in sein Nest zurückzulegen, denn die Linde trägt breit ausladende Äste, aber was, wenn der Altvogel sein Kind nicht mehr anerkennen würde, nachdem es einmal in Menschen- oder vielmehr Elbenhand gelegen hat.
Ancoron runzelt die Stirn. Dann gibt ein weiterer Gedanke den Ausschlag: Was ist ein Falkner denn ohne einen Beizvogel? So findet der junge Greifvogel seinen Platz in der rasch abgenommenen Gugel des Jägers, wo er warm und weich liegt.

Die Bitte Henrys, den Kopf des Ebers mit dem tödlichen Pfeil über dem Kamin aufzuhängen, quittiert Ancoron mit einem Nicken: "Ich werde es so schnell wie möglich erledigen, Herr."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von SheNala_Olonrae am 01. Mai 2005, 12:23 Uhr
She'Nala Olonrae hat die Stadt nun endlich hinter sich gelassen. Bewusst atmet sie die frische Waldluft besonders tief ein und lächelt bei dem Gedanken nun endlich wieder Waldboden unter den Füßen zu spüren. Auch ihre wölfische Begleiterin freut sich des Waldes. Freudig rennt sie vorraus und springt über Baumstämme. Kurz darauf rennt sie jedoch wieder zu der Elbe zurück und stuppst diese aufmunternd mit der Schnauze an, so dass She'Nala sich von der Freude der Wölfin mitreißen lässt und ihr folgend durch den Wald rennt. Anmutig und geschmeidig wie ein wildes Tier der Wälder folgt die Elbe der Wölfin durch das Dickicht. So jagen die beiden eine ganze Weile durch den Wald. Bis sich She'Nala erschöpft neben einem kleinen wildsprudelndem Bach in den weichen moosbedeckten Waldboden fallen lässt. Die Wölfin eilt sofort in das kalte klare Wasser und beginnt gierig zu trinken.
She'Nala rollt sich auf den Rücken und blickt mit vor Freude strahlenden Augen in den Natur-Baldachin, den die Baumkronen über ihr bilden.

So liegt She'Nala dort, lauscht dem Gesang der Vögel und dem leisen Raunen des Windes, der sanft über die Blätter der Bäume streicht. She'Nala schließt die Augen um sich ganz den Geräuschen des Waldes hinzugeben und sich nicht von anderen Sinnen anblenken zu lassen. Und so schläft die Elbe alsbald ausgestreckt neben den Wurzeln der Bäume auf dem Waldboden ein. Kurz darauf legt sich auch die schwarze Wölfin neben sie. Woraufhin sich She'Nala sofort im Schlaf der Wölfin zu dreht und sich an das weiche Fell kuschelt. Der Tag in der ihr fremden Umgebung einer Stadt hat an ihren Kräften gezehrt und all die neuen Eindrücke haben ihr mehr zu schaffen gemacht, als sie geglaubt hätte. So ist der Schlaf in dem sie sich befindet traumlos und tief.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von SheNala_Olonrae am 02. Mai 2005, 20:01 Uhr
Es ist bereits Nachmittag, als die Elbe erwacht. Nach solch einem ereignisreichen Tag, wie der gestrige, ist es auch kein Wunder, dass sie solange geschlafen hat. Vorsichtig blinzelt sie in das seichte Licht, dass an wenigen Stellen durch das Blätetrdach dringt. Dann streckt sich die Elbe und erhebt sich.
Mit ihren Händen klopft sie sich Erde, Moss und Blätter von der Kleidung und entfernt einige kleine Äste aus ihrem Haar. Dann schaut sich kurz um, aber als sie die Wölfin nirgends erblickt geht sie zum Bach. Dort lässt sie sich in die Hocke sinken und taucht ihre Hände in das sprudelnde klare Wasser. Danach führt sie die mit Wasser gefüllten Hände zum Mund und trinkt einige Schlucke. Als sie ihren Durst gestillt hat taucht sie ihren Kopf in das Wasser und beginnt mit ihren Fingern geschickt einige Knoten aus ihrem Haar zu entfernen und Waldboden aus dem Haar zu waschen. Als sie damit fertig ist, schüttelt sie ihre Haare, so das winzig kleine kristallene Tropfen durch die Luft wirbeln.

Nachdem sich She'Nala erfrischt hat, wandert sie ein wenig ziellos durch den Wald. Hie und da hält sie inne und beobachtet eines der wilden Waldtiere. Doch sobald das Tier wieder weg huscht, setzt auch die Elbe ihren Weg fort. Irgendwann im Laufe der Zeit taucht auch die Wölfin wieder an der Seite der Elbe auf. Lächelnd begrüßt She'Nala ihre schwarze Weggefährtin und Freundin.

Mit ihrer Wölfin an der Seite macht sich She'Nala wieder auf den Weg zur Stadt. Es gab noch so viel neues an diesem Ort zu entdecken und neugierig, wie sie nun einmal war zog es sie in die Straßen und Gassen Talyras zurück.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von SheNala_Olonrae am 03. Mai 2005, 21:01 Uhr
als She'Nala wieder auf den Hauptweg traf, der in Richtung Stadt führt, bemerkt sie einige Kutschen und mehrere Reisende, die sich der Stadt nähern. Stirnrunzelnd betrachtet die Elbe die ganzen Gestalten die Richtung Talyra wandern. She'Nale Olonrae folgt den Reisenden weiter Richtung statt. Doch je näher sie der Stadt kam, umso größer wird das Treiben. She'Nala hält inne und betrachtet die ganzen Leute, die wie Schwärme auf die Stadt zusteuern.

nein, dass war keine günstige Zeit, die Schwarze mit in die stadt zunehmen.

She'Nala geht in die Hocke, krault das Fell der Wölfin und murmelt ihr Worte ihrer Muttersprache ins Ohr. Die Schwarze dreht die Ohren in Richtung der Elbe und springt dann in die Wälder davon.

She'Nala blickt ihrer Freundin kurz nach und geht dann aber weiter Richtung Talyra

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 27. Mai 2005, 15:33 Uhr
Morganas Herz ist sehr erleichtert gewesen, dass Mael es mir ihr verrücktem Huhn aushalten will, und freudig hatte sie nun die Einladung zu dem Picknick angenommen. Rasch war sie in bequeme Kleidung geschlüpft, ein paar weiche helle Lederhosen und eine weite, dunkelblau gefärbte Leinenbluse, die vorne mit Schnüren zusammen gehalten wird. Dann hatte sie Ian umgezogen und kurz darauf waren die Drei schon auf dem Weg zum Markt gewesen. Schilama war zu Sethai gegangen, aber Morgana hatte durch ihre eigenen überschäumenden Gefühle, die feinen Veränderungen in der Kate gar nicht mitbekommen, sonst wäre sie nicht so unbeschwert mit Mael und Ian weggegangen. Den Einkauf auf dem Markt, wo sie etwas Käse, Obst, leichten Wein und Brot einkaufen, haben sie schnell hinter sich gebracht. Da Ian bei Mael auf den Schultern sitzt, hatte sie seine Hand immer nur kurz loslassen müssen, wenn sie etwas eingekauft hatten und sie oder Mael es in den Körben verstauen. Es war ihr nicht unangenehm gewesen, dass jeder auf dem Markt sie so sehen konnte, aber trotzdem war ihr mancher Blick nicht unbemerkt geblieben. Deshalb hatte sie den Besuch auf dem Markt auch schnell hinter sich bringen wollen, vielleicht würde sie das ungute Gefühl verlieren, wenn Phelan beerdigt ist. Den Weg vom Markt zurück zum Nordtor und dann ins Larisgrün haben sie dann schnell hinter sich gebracht, während sie über viele Kleinigkeiten gesprochen haben, die in den nächsten Tagen zu erledigen sein würden, wegen Phelans Beerdigung. Das Thema hatte ganz im Gegensatz zu Morganas Vermutung, keine drückende Stimmung erzeugt und sie fragt sich, ob es an Mael liegt.

Das Larisgrün empfängt sie mit einem satten leuchtenden Grün und frischer Luft, die nicht mit dem Staub und den unterschiedlichsten Gerüchen einer Stadt geschwängert ist. Auch im Larisgrün gibt es natürlich Gerüche, aber hier riecht es nach frischer Erde, wilden Blumen, Laub und Moos. Schmetterlinge begleiten sie auf ihrem Weg durchs Larisgrün, den Morgana wählt, und mit dem sie ein spezielles Ziel vor Augen hat. Ian jauchzt immer wieder auf Maels Schultern, wenn ihm ein kleiner Ast sacht durch Gesicht streicht und er kriegt sich fast nicht mehr ein, als ganz nahe vor ihnen ein Eichhörnchen ihren Weg kreuzt und mit eleganten Sprüngen im nächsten Baum verschwindet. Ian scheint Mael sehr zu mögen und umgekehrt scheint es genauso zu sein. Noch etwas, das Morgana mit Erleichterung feststellt, denn Ian gehört nun einmal zu ihr, und es gibt nicht viele Männer, die ein Kind von einem anderen Mann so ohne weiteres aktzeptieren. Auch sonst fühlt sich Morgana frei und losgelöst von all den Lasten, die die letzte Zeit auf ihr gelegen haben. Maels warme Hand umschliesst noch immer ihre und ab und zu streicht sie sacht mit dem Daumen über seine Handfläche, um sich selber sicher zu sein, dass seine Hand wirklich in ihrer liegt.

Während sie den verborgenen Pfaden folgen, die Morgana durch ihre Kräutersuche im Wald durchaus gut bekannt sind, wundert sie sich wieder einmal über den seltsamen Namen von Maels Pferd, weil es für sie irgendwie kein wirklicher Name ist." Warum heisst dein Pferd eigentlich "Pferd", das ist doch kein richtiger Name für so ein schönes Tier und es hört sich irgendwie komisch an. In meiner Heimatsprache heisst Pferd 'Hestur'. Was meinst du, sollen wir es nicht Hestur nennen, dann heisst es immer noch Pferd, aber es hört sich nicht so..ähm..komisch an?" Gerade als Morgana ihre Frage beendet hat, erreichen sie den Platz, den sie erreichen wollte. Den Bachlauf hatte man schon vor einer kleinen Weile gluckern hören, doch nun sehen sie ihn auch. Er glitzert im Schein der Sonne, die durch das Blätterdach dringt, und an seinem Ufer entlang stehen vereinzelt grosse Trauerweiden, die ihre Äste bis ins Wasser hängen lassen und so kleine Höhlen bilden. Die Äste, die den freien Platz rund um die Stämme weit ausgestreckt haben, bilden einen Baldachin unter dem sich weiches Moss und saftiges grünes Gras breit gemacht haben. Morgana streicht ein paar der tiefhängenden Äste auf Seite und blickt dann Mael an. "Was meinst du, eignet sich der Platz für ein Picknick?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 28. Mai 2005, 12:57 Uhr
Morgana schlüpft in bequeme Kleidung, die ihre natürliche Schönheit kaum weniger zur Geltung bringt, als das schlichte, silberne Abendkleid, das sie während der Inanrinacht getragen hatte, und Máels verliebte dreinschauende Augen können sich deshalb nur allzu schwer von ihrem Anblick lösen, warum sie auch meistens in seine grünen Mandelaugen schaut, wenn sie ihm einen Blick zu wirft. Den Einkauf auf dem Markt bringen sie rasch hinter sich, und schon bald befinden sich mehr Lebensmittel in den Körben, als sie würden essen können. Leichten Wein, der köstlich nach Traubensaft schmeckt, wie Morgana ihm erzählt, frisches, noch warmes Brot, das mit verführerischem Duft ihre hungrigen Bäuche leise knurren lässt, verschiedene Sorten Wurst sowie ein paar Früchten. „Für den Nachtisch!“ wie Máel grinsend gesagt hatte, als er den Händler bezahlte. Sie hatten beide nicht viel gefeilscht, denn Máel hatte bemerkt, dass ihnen als neuem Paar teilweise äußerst neugierige Aufmerksamkeit zu Teil wurde, und zum anderen weil sie beide Zeit für sich wollten. Máel wird einmal mehr bewusst, dass Morgana eine sehr bekannte Persönlichkeit in Talyra ist, und ihr kleines Geheimnis wohl nicht lange ein Geheimnis bleibt. Und wenn schon! Solange es Morgana nicht stört, mit mir gesehen zu werden, mich stört es ganz sicher nicht!, hatte Máel diese Angelegenheit schließlich abgehakt und sanft über Morganas Handrücken gestreichelt.

Als sie nach dem Einkauf die Stadt verlassen, um in das schattige Blättermeer des Larisgrüns einzutauchen, ist es als würden sie eine andere Welt empfangen. Der Lärm der Stadt verklingt, als würden sie ihn durch ein Daunenkissen wahrnehmen, bis er schließlich selbst für Máels feines Elbengehör nicht mehr zu vernehmen ist, und er dem Rauschen des Windes Platz macht, der den Klang von Vogelstimmen und anderen Tiergeräuschen zu ihnen trägt. Der herbe, erdige Waldgeruch vermischt sich mit dem Duft von Frühlingsblumen und den weißen Blüten der Lianen, die sich um die mächtigen Baumriesen ranken. Das Larisgrün ist ein alter Wald, der sich wie ein Ozean ausbreitet, und genau wie ein solches Gewässer sind die Randbereiche friedlich und sanft, doch je tiefer man vorzudringen wagt, desto tückischer werden auch die Gefahren, die im Düsteren Herzen des Waldes auf einen lauern, wo  kaum ein Lichtstrahl je den Boden erreicht. Doch Morgana führt sie auf kleinen Wegen, die sich fast verborgen und überwachsen zwischen den Bäumen entlang schlängeln in sicheren Gefilden, und Lupin und Ben sind damit beschäftigt, jeder Fährte, die ihren Pfad kreuzt, auf den Grund zu gehen.

Ian hat einen Heidenspaß dabei, Máel als treues Roß zu missbrauchen, und der Elf genießt das helle Kinderlachen, mit dem der Junge seine Hände nach den Ästen über sich streckt, um das weiche Laub zu erreichen. Mit dem Verlassen der Stadt haben Morgana und Máel auch alle Last und Bedenken hinter sich gelassen, die ihre Stimmung trüben könnten, und ihre Unterhaltung dreht sich angenehme Dinge, wie die Wirkung von Inariwein im Allgemeinen und Speziellen, ihrer beider Vorliebe für die Nacht und den Mond oder über den seltsamen namen seines Pferdes. >>Warum heisst dein Pferd eigentlich "Pferd", das ist doch kein richtiger Name für so ein schönes Tier und es hört sich irgendwie komisch an. In meiner Heimatsprache heisst Pferd 'Hestur'. Was meinst du, sollen wir es nicht Hestur nennen, dann heisst es immer noch Pferd, aber es hört sich nicht so..ähm..komisch an?<< Er sieht sie schräg von der Seite her an. „Also nennen wir es statt Pferd in der allgemeinen Sprache Pferd in einer anderen Sprache?“ Er hält sich krampfhaft ernst, als sie erstaunt die Stirn runzelt, und dann muss er laut lachen. „Nein, nein, Du hast ja recht! Er braucht einen besseren Namen, und Hestur gefällt mir! Ich hab mir nie die Zeit genommen, um ihm einen anderen Namen zu geben, seit ich ihn sowas wie geerbt habe.“ Er klopft dem Rappen auf den Hals. „Na, was meinst Du? Würde Dir Hestur gefallen?“ Ein tiefes Schnauben als Antwort reicht Máel als Zustimmung, und er angelt einen Apfel aus einem der Körbe an Hesturs Sattel, um das Pferd damit zu verwöhnen.

Als sie den Ort erreichen, den Morgana für das Picknick ausgesucht hat, bleibt Máel bewundernd stehen. Ein Ort wie er aus einem Traum entsprungen sein könnte. >>Was meinst du, eignet sich der Platz für ein Picknick?<< Er lächelt versonnen. „Der Ort ist perfekt! Wann hast Du ihn gefunden? Und warst Du schon oft hier?“ Während Morgana erzählt, breiten sie zusammen eine große Decke aus, auf denen sie die Körbe abstellen und Platz nehmen, nachdem der Elf Hestur den Sattel und das Zaumzeug abgenommen hat. Lupin und Ben stillen ihren Durst am Bachlauf, der sich wie ein Band aus Quecksilber durch den Wald schlängelt und Ian erkundet mit seinen kleinen Fingern das weiche Moos, um die Decke herum. Ein Tag, wie er nie enden sollte.

Morgana und Máel plaudern drauf los, als wären sie schon ewig zusammen, und kommen so auch auf Máels Pläne für seine berufliche Zukunft zu sprechen. „Also nachdem ich meine alte Tätigkeit an den Nagel gehangen habe, muss ich mir überlegen, worin ich sonst noch gut bin. Auch wenn ich zwei geschickte Hände habe, habe ich im Haus meiner Eltern kein Handwerk gelernt. Allerdings war meine Mutter immer sehr darauf bedacht, mir eine gute Bildung zukommen zu lassen. Vielleicht könnte ich mich als Lehrer versuchen?!“ Máel sieht sie interessiert an, um ihre Meinung zu hören.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 29. Mai 2005, 14:05 Uhr
>Also nennen wir es statt Pferd in der allgemeinen Sprache Pferd in einer anderen Sprache?< Morgana sieht ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an und will ihn schon fragen, was daran so komisch ist, zumindest nicht komischer als ein Pferd, Pferd zu nennen. Doch Mael lacht schon los und beteuert ihr das er im Grunde sogar sehr einverstanden damit ist und 'Pferd' scheint der neue Name auch zu gefallen. Ebenso gefällt Mael der Platz den Morgana ausgesucht hat und er fragt Morgana, wann sie ihn gefunden hat und ob sie schon oft hier war. Während Morgana noch überlegt, ob die Frage, ob sie schon oft hier war, eine zweideutige Anspielung auf ihr bisheriges Liebesleben war, fängt Mael schon an, die Decke und das Essen aus den Körben zu holen. Morgana hilft ihm und erzählt dabei, wie sie den Platz gefunden hat.

"Ich weiss nicht mehr genau wann ich den Ort gefunden habe, es ist schon eine Weile her, als ich mit Lupin auf einem meiner Streifzüge durchs Larisgrün war, um seltene Kräuter zu finden. Der Ort hat mich sofort fasziniert, weil es so ein unberührtes Stück Natur zu sein scheint und die Götter hier die Schönheit der Natur auf einen kleinen Flecken geballt zusammen entstehen haben lassen. Ich bin nicht oft hier, und wenn dann alleine." Das Wort alleine betont Morgana mehr als es eigentlich nötig ist und ein verschmitzes Grinsen legt sich kurz auf ihr Gesicht, als der Elb aufblickt und sie ansieht. "Ich komme im Sommer immer mal hierher um Ruhe zu haben, abzuschalten und nachzudenken, das kann man hier besonders gut. Du bist der erste, dem ich diesen Ort zeige."

Nachdem Ben und Lupin ihren Durst gestillt haben und inds Larisgrün verschwunden sind, und Hestur ausserhalb des Blätterdaches der Weide angebunden ist um friedlich grasen zu können, setzen sich Morgana und Mael auf die Decke. Ian geht auf Entdeckungstour, erkundet mit seinen kleinen Händen, das weiche Moos und das hellgrün leuchtende frische Gras und quietscht oder jauchzt immer mal wieder auf, wenn er einen Käfer oder irgendein anderes kleines Krabbeltier im Moos entdeckt hat und es mit staunenden Augen betrachtet. Morgana behält immer ein Auge auf ihren Sohn, damit er nicht dem Bachlauf zu Nahe kommt, hinfällt und möglicherweise ertrinkt, auch wenn der Bach nicht tief ist und einem erwachsenen Menschen vielleicht gerade bis über die Knöchel geht. Ausserdem, wäre ihr Picknick durch einen triefenden und vollkommen nassen Ian wohl schnell beendet.

Morgana lehnt sich an Maels Brust während sie das Brot teilen und sich gegenseitig mit Käse, Wurst und Obststücken füttern und reden, als würden sie sich schon eine halbe Ewigkeit kennen. Morgana ist über diese Vertrautheit und Unbeschwertheit mehr als überrascht. Ihr gehen die Worte so leicht über die Lippen wie schon lange nicht mehr und sie reden über die Götter und die Welt und stellen dabei immer mehr Gemeinsamkeiten fest. Irgendwann kommen sie auf Maels berufliche Zukunft zu sprechen und Morgana will schon abwinken und sagen er solle sich darüber keine Gedanken machen, aber sie hält inne und denkt eine kleine Weile über seinen Vorschlag nach. " Hmm, Kinder gibt es sicher genug in der Stadt, aber die einfachen Leute werden sich kaum einen Lehrer leisten können und wollen es oft auch gar nicht, sie bringen ihren Kindern, wenn sie es selber denn können, das bisschen lesen und schreiben selber bei. Es wird sicher einige der etwas betuchteren Familien geben, die ihren Kindern eine Ausbildung gönnen wollen, aber dafür schicken sie die Kinder meist in die Tempel und die Kaufleute geben ihr Wissen über Zahlen und Buchstaben auch meist selber an ihre Kinder weiter. Es ist einen Versuch wert, aber hab nicht zu Hohe Erwartungen, dass die Leute dir die Tür einrennen werden. Aber was anderes, du hast doch eine so wundervolle Stimme und beherrscht so viele Taschenspielertricks, könnte man nicht damit sein Geld verdienen?" Sie will ihm noch sagen, dass es eigentlich nicht nötig ist, dass er Geld verdient, weil sie selbst, obwohl es nach aussen hin nicht danach aussieht, genug Geld besitzt um einige Zwölfmonde auch ohne arbeiten sorglos davon leben zu können, aber Morgana schluckt die Sätze hinunter. Sie weiss wie stolz Männer sind, gerade was das versorgen der Familie oder der Frau angeht.

Aber ehe sie noch weiter darüber nachdenken kann, zieht Ian ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er ist in der Zeit während Morgana und Mael geredet haben hinüber zu dem dicken Stamm der Trauerweide gekrabbelt, hat sich daran hochgezogen und sich zu Morgana und Mael herumgedreht und steht nun freihändig unter dem grünnen Blätterdach."Sieh nur!" flüstert sie Mael leise zu, um Ian in seiner Konzentration nicht zu stören, denn das der kleine Kerl gerade ganz konzentriert ist, sieht man seinem Gesicht deutlich an, und man sieht ihm auch an, das er wohl gerade sehr intensiv darüber nachdenkt, ob es eine kluge Idee ist, gerade jetzt und in diesem Moment, den ersten Schritt alleine zu wagen. Morgana hält den Atem an und sieht in dem Moment nur ihren Sohn, der gerade den Fuss hebt und den ersten Schritt in eine für ihn neue Welt wagt.

Ein Schritt, der zweite folgt, wackelig und unbeholfen und dann ist es mit der Balance vorbei und Ian plumpst quietschend auf seinen durch die Windel gut gepolsterten Hosenboden und schaut mit einem sehr verdutzten Gesicht in die Weltgeschichte. Morgana beginnt noch zu lachen, während sie sich von der Decke erhebt und zu ihrem Sohn eilt, der wohl gerade überlegt, ob er nun anfangen soll zu weinen oder zu lachen. Aber da ist sie schon bei ihm, hebt ihn hoch, wirft ihn kurz in die Luft und drückt ihn dann fest an sich. "Hey min hjarta, das hast du ganz wunderbar gemacht, kein Grund um ein Gesicht zu ziehen." Sie küsst Ian auf die Stirn, ehe sie ihn vorsichtig herunterlässt und wieder auf seine eigenen Beine stellt und dann seine kleine Hand ergreift. "Komm lass uns versuchen, ob wir es zusammen schaffen zurück zur Decke zu kommen." Das Gesicht der Heilerin strahlt geradezu vor Freude und auch vor unbändigem Mutterstolz, als Ian auf wackeligen Beinchen und an ihrer Hand, die wenigen Schritte hinüber bis zur Decke macht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 30. Mai 2005, 08:45 Uhr
Morgana erzählt davon, wie sie diesen traumhaften Ort gefunden hat, nach dem sie Máel kurz nachdenklich angesehen hat. Es war ein Zufall, wie sie auf ihn gestoßen ist, als sie bei einem ihrer Streifzüge, um Kräuter zu suchen, etwas ganz anderes gefunden hatte. Einen idyllischen Ort voller Zauber, wie nur die unberührte Natur ihn hervorbringen kann. Der Elf läßt erneut seinen Blick schweifen, der sich an Kleinigkeiten aufhält, die das Bild erst perfekt machen. Die Schmetterlinge, die von einer kleinen Blüte zur nächsten schweben, die wie bunte Pinseltupfer vor dem sattgrünen Hintergrund des Grases schimmern, die vom Wasser glattpolierten Steine, auf deren rundem Rücken sich das Sonnenlicht in tausend Farben bricht, die ausladenden Kronen der Trauerweiden, die Shenrahs gleißende Helligkeit wie ein dünner, leise rauschender Vorhang filtern. Alles Details, die sich vollkommen ineinander fügen. Morganas Stimme klingt sanft in seinen Ohren nach, besonders der letzte Satz. >>Ich bin nicht oft hier, und wenn dann alleine.<< Er hat schon eine freche Bemerkung auf den Lippen, ob sie das alleine im Zusammenhang mit diesem Ort so betont, weil es andere Orte gibt, bei denen das nicht so ist, aber als sie ihm offenbart, daß er der Erste ist, den sie hierhergeführt hat, lächelt er sie nur warm an. „Ich weiß es zu schätzen, wenn Du Deine Geheimnisse mit mir teilst.“, entgegnet er zuckersüß.

Der Tag plätschert genauso ruhig und beschaulich dahin, wie das Wasser im Bachbett, und Máel und Morgana genießen die Ruhe nach dem Trubel des Inarifestes. Es ist ein schönes Gefühl hier unter dem Dach aus Blättern alle dunklen Gedanken hinter sich lassen zu können, als hätten sie keine Erlaubnis, diesen magischen Ort zu betreten. Máel streicht die fließenden Haare der Heilerin zur Seite, als sie ihren Rücken an seine Brust lehnt, um sanft mit den Lippen über ihren Hals zu streichen, während er ihrer Meinung über seine Pläne lauscht. „Du hast Recht. Das Meiste habe ich auch durch meine Eltern gelernt, und ich möchte eigentlich nicht, daß genau die Kindern, bei denen das aus Armut nicht so ist, sich scheuen zu mir zu kommen, weil sie es sich nicht leisten können.“ Er runzelt die Stirn, bis Morgana ihm den Vorschlag macht, er solle es doch mit seiner vielseitigen Begabung versuchen, die Menschen zu unterhalten. Der Schalk leuchtet in seinen Augen auf, als sie darauf zu sprechen kommt. „Hmmm, ich könnte natürlich auch versuchen, ob ich nicht hin und wieder ein Engagement in der Harfe oder im Kupferkessel bekommen kann…oder vielleicht im Pfirsch!“ fügt er mit einem breiten Grinsen an, „Oder auch als Hochzeitssänger. Hochzeiten scheinen ja im Augenblick Hochkonjunktur in Talyra zu haben!“

„Aber vielleicht läßt sich hier auch eine Schauspieltruppe aufbauen. Wie ein Zirkus. Auf dem Hafenfest letztes Jahr habe ich Rubelli kennengelernt. Ein wirklich begabter Artist, mal sehen ob ich ihn dafür begeistern kann.“ Morgana scheint noch etwas anderes abzuwägen, aber dann schweigt sie doch, und Máel kneift verschmitzt die Augen zusammen, doch bevor er sie fragen kann, raunt sie ihm leise zu >>Sieh nur!<< Seine Blick folgt ihrem vorsichtig ausgestrecktem Finger, und er entdeckt Morganas Sohn.  Ian hat auf seiner kleinen Erkundungstour den borkigen Stamm der Trauerweide erreicht, die schattenspendend ihre Äste über ihnen aufspannt, und sich daran auf die Füße gezogen. Wie ein Halm im Wind wankt er ein wenig, aber er steht. Und dann macht er seinen ersten Schritt, und dann noch einen! Als er schließlich die Balance verliert und auf seinen gepolsterten Popo plumpst, ist er so verdattert, das er im ersten Moment nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll. Doch dann ist seine stolze Mama schon auf den Beinen, und nimmt ihn mit ihrer Freude die Entscheidung ab. Beide lachen vergnügt, und Máel betrachtet das Schauspiel amüsiert. Morgana steht die Heiterkeit und die Freude an ihrer Mutterrolle sehr gut, und er erkennt einmal mehr, was ihm so an ihr gefällt. Sie hat ein großes Herz voller Wärme und Offenheit, gleichzeitig so verletzlich, daß in ihm der unbändige Wunsch entsteht, sie zu beschützen, in ihrer Nähe zu sein. Ihr Anblick entfacht eine Sehnsucht in Máel, die nur sie stillen kann.

Sie kommt mit Ian an der Hand langsam wieder zur Decke, und vorsichtig setzt ihr Sohn noch unsicher einen kleinen Fuß vor den anderen, aber das Schwerste hat er mit seinem ersten Schritt in eine größere Welt geschafft. „Von jetzt an wirst Du nicht Augen genug haben…oder wir.“ Máel zwinkert ihr zu, und kniet sich hin, um seine Hände Ian entgegen zu strecken. „Na komm her, kleiner Mann!“ Ian streckt seine freie Hand aus, und deutet auf Máel. >>Da!<< zeigt er seiner Mutter an, wohin die Reise gehen soll, und stolpernd bringt er sie mit Morganas Hilfe hinter sich. „Sehr gut!“ lobt ihn der Elf und hebt ihn dabei in die Luft, um ihn dann an sich zu drücken, was Ian mit einem Jauchzen quittiert und dann beide Hände auf Máels Wangen patscht. Er sieht Morgana über Ians Schulter hinweg an und lächelt hintergründig. „Vielleicht kann ich ihn ja später unterrichten.“, kommt er auf Morganas Argument zurück, daß Eltern dies normal mit ihren Kindern tun.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 30. Mai 2005, 11:30 Uhr
Ian lässt sich in Maels Arme fallen, als sie mit ihm die Decke erreicht und patscht dann mit seinen kleinen Händen durch Maels Gesicht. >Von jetzt an wirst Du nicht Augen genug haben…oder wir.< Das 'oder wir' lässt Morganas Lächeln noch ein wenig wärmer werden und sie glaubt ihr Herz würde jeden Moment zerspringen wollen, weil es überläuft von den Gefühlen, die sie im Moment für Mael und auch für Ian empfindet. >Vielleicht kann ich ihn ja später unterrichten.< Morgana lächelt weiter während sie sich neben Mael kniet, eine Hand sacht über seinen Rücken streichen lässt und mit der anderen über Ians Wange fährt. "Wir werden ihn zusammen unterrichten und mir musst du ja auch noch Unterricht geben, oder fällt die Bezahlung jetzt weg, wo wir ein Paar sind?" Sie kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, küsst ihn dann aber sanft auf seine Wange, während er Ian wieder auf den Boden stellt.

Zeit für sich bekommen die Beiden allerdings noch eine ganze Weile nicht. Ian, der das Laufen wohl ab sofort zu seinem neuen erklärten Lieblingsspiel gemacht hat, hält die beiden ganz schön auf Trab, da er den Bach jetzt äusserst anziehend findet und Morgana oder Mael immer wieder aufstehen müssen, um ihn in eine andere Richtung zu lenken. Als dann aber Ben und Lupin von ihrem Streifzug aus dem Larisgrün zurück kehren und sich, nachdem sie ihren Durst am Bach gestillt haben, neben die Decke legen, kommt auch Ian ein wenig zu Ruhe. Er ißt ein wenig Brot und Obst, bekommt dann eine neue Windel und kuschelt sich dann zwischen den weissen Wolf und den schwarzen Hund und ist innerhalb von ein paar Wimpernschlägen tief und fest eingeschlafen.Morgana geht kurz hinunter zum Bach, wäscht sich die Hände und zieht dann ihre Schuhe aus und lässt ihre Füsse kurz in das kalte Wasser tauchen.

Das Wasser ist eiskalt und sie zieht tief die Luft ein, als ihre Füsse durch die Waseroberfläche stossen und das kalte Nass mit tausend feinen Nadelstichen über ihre Haut gleitet. Nach nur wenigen Sekunden zieht sie die Füsse wieder hinaus und geht zurück zur Decke, wo sie sich neben Mael setzt und ihren schlafenden Sohn betrachtet."Ich glaube ich muss in der Kate so schnell wie möglich umräumen, damit ihm nichts in die Finger fällt, was nicht dahin gehört." Dann wendet sie den Blick von Ian ab und legt sich auf die Decke, die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt und sieht in das Blätterdach, wo die grünen noch recht zarten Blätter und Shenrah ein golden-grünes Farbenspiel aufblühen lassen. Ihr Gesicht wird ein wenig nachdenklich und ein Hauch von Wehmut scheint sich über ihr Gesicht zu ziehen. Morgana freut sich sehr darüber, dass Ian nun angefangen hat zu laufen und ist auch sehr stolz auf ihren Sohn, aber das bedeutet auch, dass er wieder einen Schritt dahin gemacht hat, selbstständig zu werden und seine Mutter ein Stück weniger zu brauchen. Sie weiss das dises immer so ist, aber die unterbewusste Angst die darin mitschwingt, kommt wohl daher , dass sie schon zwei ihrer Kinder verloren hat und je selbstständiger Ian wird, um so grösser wird auch die Gefahr, dass ihm etwas passiert. Morgana will diese eher trüben Gedanken nicht denken, an einem solchen Tag und versucht sie auf Seite zu schieben. Ian wächst in einer ganz anderen Situation auf, als ihre beiden anderen Kinder damals, hier ist es weit weniger gefährlich, als hoch oben im Norden, auf der rauen Insel, die ihre Heimat ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 30. Mai 2005, 17:27 Uhr
>>...und mir musst du ja auch noch Unterricht geben, oder fällt die Bezahlung jetzt weg, wo wir ein Paar sind?<< Máel schaut Morgana sichtlich überrascht an. Dann fängt er sich wieder. „Seit wann sind wir ein Paar?!“ spielt er den Ahnungslosen. „Ich dachte immer, wenn eine Frau vor mir aus dem Fenster flüchtet, dann hätte sie genug von mir!“ Nur der Umstand, dass er Ian hält, schützt ihn wohl davor, dass er sich einen derben Knuffer einfängt, und er muss laut lachen, als er ihre drohend funkelnden Augen sieht, die ihn unter gekräuselten Augenbrauen her fixieren. „Ok, ich wollte mich sicher nicht um die Bezahlung drücken.“, beschwichtigt er die Heilerin schmunzelnd. „Und ich möchte ganz bestimmt, dass Du Dich Deiner Haut wehren kannst!“ Er setzt Morganas Sohn ab, und erhält trotz seiner Frechheiten einen zarten Kuss auf die Wange.

Ian nutzt seine neu gewonnen Freiheit dafür, sich gleich wieder im Laufen zu üben, und die nächste Stunde haben Morgana und Máel genug damit zu tun, ihn von allem fernzuhalten, was seine Neugier weckt, wofür er aber noch zu klein ist. Dem Bach mit seinen verlockenden, glatten Steinen, dem lustigen Fingerhut mit seinen kelchartigen Blüten oder auch von der Raupe, die wohl irgendwie lecker aussehen muss, zumindest für Kinderaugen! Erst als der Wolf und der Hund aus dem Wald zurückkehren, lässt Ians Unternehmungslust ein wenig nach, und er verkündet unmissverständlich, dass er nach all der Lauferei Hunger hat. Das frisch verliebte Paar füttert ihn abwechselnd mit Brotstückchen und Früchten, bis er sich müde die Augen reibt. „Seinen Ausdauer muss er von seiner Mutter haben.“, neckt Máel die schöne Frau an seiner Seite, und spannt dabei vorsichtig seine, von ihren Fingernägeln gezeichneten, Schulterblätter. Während sie Ian trocken legt, nestelt Máel lauter kleine Stöckchen aus Bens dichtem Fell. „Du hast wohl den halben Wald angeschleppt!“ schimpft er seinen bärigen Gefährten, der sich nur schnaubend auf die Seite rollt. „Und wie komme ich jetzt an die andere Seite?“ Doch die Erörterung dieses Sachverhalts liegt nicht im Interesse von Ben, der friedlich dösend die Augen schließt. Es dauert nicht lange, und Ian und Lupin schließen sich dem schwarzen Hund an, bis sie wie ein friedliches Dreigespann leise vor sich hin schnarchen.

Morgana erfrischt sich ein wenig am Bachlauf, und zieht fröstelnd schnell wieder ihre baren Füße aus dem Wasser, das sich im schattigen Wald noch nicht besonders aufgeheizt hat. Sie lässt sich neben Máel nieder, der sich auf die Seite gelegt und seinen Kopf aufgestützt hat. Ihre hinter dem Kopf gefalteten Arme bringen ihre weiblichen Formen zur Geltung, über die sich locker die Schnürung ihrer Bluse spannt. Es kribbelt den Elfen in den Fingern, doch vorerst begnügt er sich damit, jede aufregende Einzelheit von Morgana zu betrachten. Ein Hauch von Schwermut umweht sie, wie Rauch, der von einer verlöschenden Kerze aufsteigt, und fesselt Máels Aufmerksamkeit. Er legt ihr seinen Zeigefinger auf die Nasenspitze, und ihre Augen finden aus der Gedankenwelt wieder zu ihm. „Stimmt etwas nicht?“, fragt er sie leise. Eine unbestimmbare Traurigkeit liegt für Máels vorsichtig tastenden Sinne auf ihrer Seele, und ohne groß zu fragen, dreht er sie herum, ihr murren ignorierend, bis sie auf dem Bauch zu liegen kommt. Rittlings schwingt er sich knapp unter ihrem Po auf ihre Oberschenkel, und beginnt mit langsamen, festen Strichen ihren Nacken und ihren Rücken bis zum Poansatz zu verwöhnen. Hier gibt es nur Dich, Ian und mich., sendet er mit einem Meer aus Wärme und Zuneigung, Und es gibt nichts, was daran etwas ändern könnte, außer Deinem eigenen Wunsch. Aber ich hoffe, ich kann andere Wünsche in Dir wecken als diesen!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 31. Mai 2005, 13:05 Uhr
>Stimmt etwas nicht?< reisst die Stimme des Elben Morgana aus ihren Gedanken und sie sieht ihn kurz an, und noch ehe sie antworten kann, hat er sie auch schon auf den Bauch gedreht. Morgana kann nur noch ein 'Hey, lass das' hervorbringen, als er auch schon auf ihren Oberschenkeln sitzt und sie seine Hände wohltuend auf ihrem Rücken fühlt. Seine gesendeten Worte hallen in ihrem Kopf nach und die Gefühle die darin mitschwingen, lassen die Ameisen, von letzter Nacht zurück kehren, aber nicht nur seine Worte, auch seine Hände, die sie trotz des Stoffes der Bluse warm auf ihrer Haut spürt, erzeugen ein wohliges Kribbeln. Sich der Situation ergebend, verschränkt sie ihre Arme vor dem Kopf, legt ihn auf ihre Hände und schliesst die Augen.

"Ich habe eben an Ian gedacht, und dass er nun wieder ein Stück erwachsener geworden ist und mich wieder etwas weniger braucht. Dadurch habe ich an meine anderen beiden Kinder denken müssen, die ich verloren habe bei der Flucht von Barsa. Sie sind den Fomoren in die Hände gefallen, die mich gejagt haben. Ich weiss nichts weiter über ihr Schicksal, aber ich fürchte sie sind tot." Morgana seufzt kurz auf, die Gedanken an ihre ersten Kinder, schmerzen nicht mehr wirklich, aber doch bleibt die Wehmut und der Verlust, wie ein winziger dunkler Fleck in ihrem Herzen, der sich durch nichts wegwischen lässt. "Ian wird immer  grösser und damit auch die Gefahren, sowie die Angst um ihn, ihn auch irgendwann zu verlieren. Diese verdammte Angst, sie setzt sich in einem fest wie ein Parasit und lässt sich durch nichts vertreiben. Die Angst wieder etwas Geliebtes zu verlieren, weil man schon zu oft etwas verloren hat. Das wird wohl auch ein Grund gewesen sein, warum ich heute morgen aus deinem Haus geflohen bin, weil sich in mir der Gedanke festgesetzt hat, alles was ich je geliebt habe, immer wieder verloren zu haben." Sie hält ihre Augen noch immer geschlossen und eigentlich ist dies nicht der richtige Ort und die richtige Zeit um über so traurige Dinge zu reden und sie verwünscht sich selbst dafür, dass sie diese Angst und auch diese Gedanken nicht einfach aus sich verbannen kann, sie immer wieder kommen, und ihr schöne Momente verderben, die sie eigentlich geniessen sollte.

"Es tut mir leid, solche Dinge gehören nicht an einen solchen Ort, lass uns von was anderem reden, von etwas Schönem, Glücklicherem." Doch ihr selber will kein Thema einfallen, die letzten Monde waren nicht gerade von glücklichen Ereignissen geprägt gewesen und hatten viele alte Schatten wieder zu Tage gefördert, die besser im Verborgenen geblieben wären. Mit aller Kraft versucht sie die Gedanken an die Seite zu schieben und sich auf das Hier uns Jetzt zu konzentrieren, die zartfühlenden Hände auf ihrem Rücken und die Nähe des Mannes, mit dem sie gestern Nacht alles geteilt hat, und dem sie schon längst ihr Herz geschenkt hatte, ohne es zu wissen, helfen ihr dabei. Seine Hände streichen beruhigend über ihren Rücken, vertreiben nach und nach die Gedanken an die Vergangenheit und lassen sie an die letzte Nacht denken und sie muss leicht lächeln. Auch wenn manche Details im Rausch Inaris untergegangen sind, so breitet sich doch ein warmes Gefühl in ihr aus und sie lässt sich treiben in den Erinnerungen der letzten Nacht. "Wenn du so weiter machst, schlaf ich gleich noch ein," murmelt sie schliesslich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, wissend, dass Mael sicher eher das Gegenteil erreichen wollte, als sie schläfrig zu machen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 01. Juni 2005, 19:42 Uhr
Verträumt bettet Morgana ihren Kopf auf ihre Hände und genießt nach anfänglichem Murren Máels Streicheleinheiten. Es dauert eine kleine Weile, in der sie dem Klang seiner gedanklichen Stimme in ihrem Kopf nachhängt, bevor sie zu erzählen beginnt, und er lässt ihr gerne die Zeit, um sich dazu durch zu ringen, ihm zu sagen, was ihr auf der Seele liegt. Seine Massage spürt dabei gekonnt die Verspannungen auf, die sich durch den Alltag einer Heilerin und Mutter gebildet haben, doch Máel spürt noch mehr unter seinen Fingern. Samtweiche Haut, die durch den dünnen Stoff der Bluse eine angenehme Wärme verströmt, und die Erinnerungen der vergangenen Nacht machtvoll herauf beschwört. Irgendwann beginnt Morgana leise darüber zu sprechen, was sie bedrückt. Sie erzählt ihm mit Wehmut in der Stimme von ihrer Flucht aus Basra vor den Fomoren und dem ungewissen Schicksal ihrer ersten beiden Kinder, die die Gefangenschaft der Piraten wahrscheinlich nicht überlebt haben. Das macht dem Elfen bewusst, wie wenig er im Grunde von Morgana weiß. Natürlich hatte er Bruchstücke darüber gehört, dass sie in Talyra selbst vor nicht allzu langer Zeit entführt wurde, aber damit endet sein Wissen über ihre Vergangenheit auch schon. Schweigend setzt er seine sanfte Massage fort, und lässt sie weiter sprechen.

Sie schlägt von den Schrecken der Vergangenheit eine Brücke bis zum heutigen Tag, denn Ians erster Schritt ist auch gleichzeitig ein Schritt in seine Selbständigkeit, von der Morgana befürchtet, sie würde ihren Sohn von ihr entfernen, sie würde wieder jemanden verlieren, den sie liebt, so wie sie auch Máel wieder verlieren könnte, wenn sie ihr Herz an ihn bindet. Bevor Máel etwas dazu sagen kann, entschuldigt sie sich bei ihm auch noch dafür, was sie fühlt und versucht das Thema zu wechseln. Etwas dass den Elfen sie Stirn runzeln lässt, doch da sie ihre schönen Augen noch immer geschlossen hält, sieht sie dies nicht. >>Wenn du so weiter machst, schlaf ich gleich noch ein .<<, neckt sie ihn und bekommt dafür ein amüsiertes Schnaube von ihm zu hören. Dann  nimmt er sein Körpergewicht soweit von ihr, dass er Morgana wieder auf den Rücken drehen kann. Ihrer Arme bleiben dabei über ihrem von roten und weißen Strähnen durchzogenen Haarschopf liegen, während sie gekonnt die Augen aufschlägt und ihm ihr unvergleichliches Lächeln schenkt. „Vertrau mir, mir fallen sicher ein paar Dinge ein, die Dich alles andere als schläfrig machen!“ Seine Fingerspitzen streichen sanft vom Bund ihrer weichen Lederhose aufwärts, über ihren flachen Bauch, federleicht durch das sanfte Tal zwischen ihren Brüsten, die sich ihm mit jedem Atemzug verführerisch entgegen heben, bis sie ihren Hals erreichen, ihre nackte Haut liebkosen, um sich dann in ihren Nacken zu legen. Er beugt sich für einen zärtlichen Kuss zu ihr herab, schmiegt seinen ganzen Körper eng an ihren, bis sie seinen Herzschlag auf ihrer Brust spüren kann.

Als sich ihre Lippen Ewigkeiten später trennen und sie sich in den Augen des anderen verlieren, flüstert Máel ihr zu: „Ian erobert eine neue Welt, aber Du wirst immer ein Teil davon sein, so wie er ein Teil von Deiner sein wird. Seine Bedürfnisse werden sich verändern, aber die Liebe zu seiner Mutter, wird ihn sich nicht weit von Dir entfernen lassen.“ Sein Daumen streichelt behutsam über Morganas Wangenknochen. „Und Gefahren für ihn, Dich oder mich werden wir zusammen meistern, denn ich werde Dich nicht verlassen. Und gemeinsam sind wir viel stärker als alle Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen. Hab ein wenig Vertrauen in die Zukunft, ich habe es, seit ich Dich für mich gewinnen konnte!“ Er küsst sie erneut, und verspürt dabei das gleiche Brennen in seiner Brust, wie beim ersten Mal gestern vor seinem Himmelbett, und er gibt es an Morgana weiter, während er sie eng an sich zieht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 02. Juni 2005, 10:32 Uhr
Mael hört ihr schweigend zu und nur seine Hände sprechen zu ihr, während sie über ihre Ängste erzählt, und mit jedem sanften Strich seiner Finger über den Stoff ihrer Bluse, verschwindet ein trüber Gedanke, bis sie nicht mehr sind als eine dunkle Erinnerung, die den heutigen Tag nicht zerstören kann. Er schnaubt belustigt, als sie erwähnt, sie würde wohl bald Ian Gesellschaft leisten und einschlafen. Aber kaum hat sie dies ausgesprochen, spürt sie sein Gewicht nicht mehr auf ihren Beinen und wird mit sanftem Druck auf den Rücken gedreht. Sie will ihm noch frech antworten, aber da stockt ihr schon der Atem, als sie in seine Augen blickt. Grün und tief, und so unergründlich wie das Meer und doch entströmt ihnen so viel Wärme und Liebe, die Morgana durchflutet, wie die Strahlen Shenrahs, die die Haut wärmen sobald sie auf sie treffen.

Seine Hand fährt sacht über ihren Bauch und setzt ihren Weg fort, bis sie Morganas Nacken erreicht hat, lässt die Haut prickeln und ihr Herz schneller schlagen, bis es das einzige Geräusch ist, was sie hört. Shenrah und die Blätter der Trauerweide malen ein Schattenspiel auf seine feinen elbischen Gesichtszüge, das sie genauso fasziniert, wie seine Schönheit. Sein Gesicht kommt dem ihren langsam näher und sie ist unfähig auch nur einen Muskel in ihrem Körper zu bewegen, in der Erwartung des Kusses, der nun unweigerlich folgen würde. Sanft berühren seine Lippen die ihren, spürt sie das Gewicht seines Körpers auf sich und sein Herzschlag ist durch den Stoff der Kleidung, der sie trennt, deutlich zu spüren. Es schlägt nicht weniger schnell als ihr eigenes, scheint sie zu rufen und verspricht Liebe und Hoffnung, und dass es diesmal anders sein wird als die Male zuvor.

Irgendwann trennen sich ihre Lippen, sein Kuss brennt noch auf den ihren und lässt ihr Verlangen nicht zur Ruhe kommen. Ihr Blick wandert kurz zu Ian, der noch friedlich zwischen Lupin und Ben liegt und schläft um dann zurück zu Maels Augen zu kehren. Er hält ihren Blick fest als er leise spricht, ihr verspricht, dass Ian nichts geschehen wird und sie zusammen jede Hürde nehmen werden, die vor ihnen liegt. Du weisst nicht welche Hürden vor uns liegen und sie sind nicht so einfach zu überqueren, wie du es dir vorstellst. Meine Vergangenheit war nicht weniger gefährlich als deine und auch auf mir lasten noch dunkle Schatten, die sich nicht so einfach vertreiben lassen. Von all dem sagt sie aber nichts, irgendwann würde sie ihm davon erzählen, aber nicht hier und ganz besonders nicht jetzt, wo sie ganz andere Interessen hat, als ihre eigene Vergangenheit. Vorsichtig nimmt sie ihre Hände weg von ihrem Kopf, legt sie erst sacht auf seine Schultern und lässt sie dann  langsam seinen Rücken hinunter gleiten.

Sie spürt seine Wärme und das leichte erschauern seiner Haut, dort wo ihre Finger entlang gleiten, bis sie den Bund seiner Hose erreicht haben um dort zaghaft das Hemd heraus zu ziehen, bis kein Stoff mehr ihre Fingerspitzen von seiner weichen Haut trennen.>Hab ein wenig Vertrauen in die Zukunft, ich habe es, seit ich Dich für mich gewinnen konnte!< Die Worte dringen wie aus weiter Ferne zu Morgana, pflanzen aber in ihrem Herzen ein winziges Samenkorn, das mit Liebe und mit der Zeit zu einer starken Pflanze heranreifen kann. Sie kann ihm nicht antworten, denn seine Lippen verschliessen erneut ihren Mund. Ihre Hände entwickeln ein Eigenleben, ertasten mit einem leichten Schrecken die Spuren der letzten Nacht auf seinem Rücken und sie ist versucht über sich den Kopf zu schütteln und sie hätte sicher geschmunzelt, wenn sie es gekonnt hätte und ihre Lippen nicht mit einer weitaus angenehmeren Tätigkeit beschäftigt wären. Worte sind zwischen ihnen nicht mehr nötig, ihre Körper sprechen eine eigene Sprache und sie lässt sich nur zu gerne von dieser Sprache in eine andere Welt ohne Sorgen, Ängste und Nöte tragen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 02. Juni 2005, 17:38 Uhr
Máel erlebt Morgana mit allen Sinnen, bis sie ihn ausfüllt, wie kostbarer Wein einen Kelch, dem er damit erst einen Sinn gibt, überhaupt da zu sein. Ihre Küssen verzehren jeden Zweifel, jede Sorge, ob es richtig ist, hier eng umschlungen mit ihr zu liegen und unter dem grünen Mantel des Larisgrüns die Sehnsüchte nach Nähe und Geborgenheit an der Zuneigung für einander zu stillen. Zwischen ihren Herzen, die sich dicht aneinander drängen, bleibt kein Pergament breit Platz für ein Zögern, sich dem anderen zu öffnen. Morganas prüfender Blick voller Muttersorge, ob Ian noch friedlich schläft, bremst ihre Begierde kein bisschen, dann liegen ihre weichen, zärtlichen Hände auch schon auf Máls Rücken, drückt sie seinen Körper an sich, um ihm so nahe wie möglich zu sein. Eine Nähe, die den Elfen berauscht, ihn trunken vor Glück macht, bis er alles von ihr haben will, was sie zu geben bereit ist.

Ihre Berührungen lassen ihn sanft erzittern, als sich ihre Finger unter sein Hemd schieben, seinen Rücken streicheln und seine Lippen kräuseln sich bei ihrem Kuss, als er ihre Überraschung über sich selbst spürt, als sie die Zeichen ihrer Lust auf seiner Haut entdeckt. „Ja, das warst Du!“, zieht er sie mit ein wenig liebevollem Spott in der Stimme auf, „Zum Glück kenne ich eine gute Heilerin, wo ich sowas versorgen lassen kann, ohne viel erklären zu müssen, wie eine verrückte Hauskatze auf meinen Rücken gekommen ist!“ Er ertränkt ihre aufkeimende Empörung mit einem innigen Kuss, während seine Hand federleicht über ihre Rippenbögen wandert bis er ihren Hosenbund erreicht, und behutsam auch ihre Haut freilegt, in dem er ihre Bluse aus ihm heraus zupft. Seidenweich gleitet ihre bloßer Körper unter seinen Fingern entlang, als er wieder nach oben streicht, und Morganas Gänsehaut genießt, die er bei ihr hervorruft, als er seine Liebkosungen auf empfindsame Stellen lenkt.

Es ist schwer zu sagen, ob das Rauschen in Máels Ohren allein dem leichten Wind zuzuschreiben ist, oder von seinem Blut stammt, dass Morgana mit spielerischer Leichtigkeit in Wallung zu versetzen vermag, doch es genügt ein ein kurzer Blick in ihre Augen, um diese Frage zu beantworten. Tief wie dunkle Brunnenschächte wirken ihre weit geöffneten Pupillen vor dem rauchgrauen Hintergrund ihrer Iris, und Máel hat das Gefühl, in ihnen versinken zu können, bis er Morganas Seele erreicht, die sich wärmend um ihn legt und ihn schweben lässt, als würde er in einer heißen Quelle schwimmen. Sich zurückzunehmen fällt ihm unendlich schwer, und jede ihrer Bewegungen verlangt förmlich nach seiner Reaktion, und so sind bald alle Dinge vergessen, die nichts mit ihren sanften Küssen, ihren neugierigen Händen und ihren sinnlichen Kurven gemeinsam haben.

Ian meint es gut mit ihnen und gewährt den Liebenden die ungestörte Zweisamkeit, Shenrahs wärmende Strahlen als einziges Kleidungsstück übrig zu behalten, und sich mit leisen Seufzen einander hinzugeben. Ihre Berührungen sind voller Sanftheit, während sich ihre Körper vereinen und heute im Licht des Tages das Band der Vertrautheit verstärken und bestätigen, dass sie in der Inarinacht geknüpft haben. Als sie später erschöpft in den Armen des anderen liegen, und Máel ihr eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht streicht, kann er nichts anders als glücklich lächeln, bis er seine Stimme wieder findet. „Egal ob wild oder zart, Du verlangst einem alles ab!“ Er küsst sie leicht auf die Lippen und zieht sie danach an sich. Geh nie wieder weg!, hallen seine Gedanken in Morgana nach, und sie ist sich beinahe sicher, dass das kein bewusstes Senden des Elfen war, der sie nicht aus seiner Umarmung freigibt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Morgana am 03. Juni 2005, 10:56 Uhr
>Ja, das warst Du!....Zum Glück kenne ich eine gute Heilerin, wo ich sowas versorgen lassen kann, ohne viel erklären zu müssen, wie eine verrückte Hauskatze auf meinen Rücken gekommen ist!< Morgana will ihm antworten, doch Mael erstickt ihre Antwort in einem zarten Kuss und ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihn zur "Strafe" für seine frechen Worte leicht in die Seite zu kneifen. Sein Körper zuckt kurz zur Seite und sie kann das Grinsen, das auf seinen Lippen erscheint nur spüren und nicht sehen. Aber bald sind ihre Gedanken ganz woanders und alle spitzen Bemerkungen sind weit weg, denn Mael lässt sich nicht von der kleinen Neckerei abhalten und seine Hände setzen unbeirrt ihren Weg fort, um unter ihre Bluse zu finden. Dann ist nach einem kurzen Seitenblick zu Ian, der weiterhin friedlich zwischen Wolf und Hund schläft, nichts mehr anderes wichtig, als der Mann, der ihre Haut kribbeln lässt und die Horde Ameisen in ihrem Bauch zu neuem Leben erweckt hat.

Maels Hände gleiten leicht wie Feenflügel über ihre Haut und es dauert nicht lange und ihre Kleidungsstücke liegen auf Gras und Moos, und nicht mehr auf ihrer Haut. Sie lieben sich ohne Eile, sacht wie der laue Frühlingswind und einander wärmend wie die ersten Strahlen Shenrahs. Morgana erscheint es vollkommen natürlich hier mit Mael zu sein, sich zu lieben und alle Sorgen, die in Talyra auf sie warten, zu vergessen. Hätte ihr dies jemand noch vor ein paar Tagen prophezeit, hätte sie denjenigen für einen Scharlatan gehalten und ihm kein Wort geglaubt. Aber es ist wahr, Morgana liegt hier und jetzt in den Armen des Mannes, der ihr Hoffnung, Liebe und Wärme gibt, und der in ihr das Gefühl weckt zusammen mit ihm alles schaffen zu können. Es ist anders als in der Inarinacht, nicht verfälscht durch Inaris Zauber und doch umwebt die Göttin der Liebe sie mit einem sanften Band, dass stärker als jede Eisenkette zu sein scheint.

Atemlos liegt Morgana schliesslich in seinen Armen noch ganz überwältigt von dem Gefühl, was sie beide empfunden haben, und durch ihrer beider Empathie miteinander geteilt haben auf eine Weise wie Morgana es noch nicht erlebt hat. Feinfühlig streicht Mael ihr eine Strähne aus der Stirn und sie erwidert das Lächeln, das sie auf seinem Gesicht sieht, bis er seine Sprache wieder findet und sie über seine Worte schmunzeln muss. Mael küsst sie sacht, >Geh nie wieder weg!< , hört sie sein Senden, was er sicher nicht bewusst an sie gesendet hat. Seine Gedanken erfüllen sie mit Wärme und Liebe zu ihm, und lassen ihr Herz überlaufen von den Gefühlen, die sie in dem Moment für ihn empfindet. Leicht berührt sie seine Wange, legt ihre Handfläche darauf und blickt in die grünen Seen seiner Augen, indem Shenrah die goldenen Punkte deutlich hervorhebt. " Ich habe nicht vor jemals weg zu gehen, die Flucht heute morgen war eine einmalige Sache," flüstert sie leise und die Worte werden vom sanften Wind weggetragen.

Shenrahs Strahlen und die Bläter der Trauerweide, werfen unruhige Muster auf ihre Körper und ohne weitere Worte zu verlieren geniessen sie nur die Nähe des Anderen, finden Ruhe und Geborgenheit in den Armen des anderen und das Gefühl nie mehr alleine sein zu müssen. Irgendwann gluckst Ian leise vor sich hin, ein Zeichen, dass er bald erwachen würde. Lupin hebt schläfrig den Kopf und auch der schwarze Fellberg scheint plötzlich wieder mit Leben erfüllt zu sein. Morgana lächelt den Elfen an und küsst ihn innig ehe sie sich aus seinen Armen befreit und sich wieder ankleidet, begleitet von den Blicken Maels, die sie am liebsten wohl sofort wieder entkleiden würden. Ein Schmunzeln erscheint auf Morganas Gesicht als sie die Schnüre ihrer Hose schliesst und ihr Blick über seinen von einigen Narben verzierten Körper gleitet. "Ich schätze Ian gönnt uns kein weiteres Vergnügen, aber wir haben jetzt ja alle Zeit dieser Welt, jetzt wo wir wissen wir gehören zusammen." Sie küsst ihn auf die Stirn ehe sie sich zu Ian beugt, der gerade die Augen aufschlägt und ins Sonnenlicht blinzelt um dann seine Arme nach ihr auszustrecken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mael Duinc am 03. Juni 2005, 15:48 Uhr
Ihre Hand liegt auf seiner Wange, so leicht und zart wie ein Engelsflügel, und Máel kann sie bloß ansehen, wie sie im sanften, grünen-schwarzen Schattenspiel von Sonnenlicht, Wind, und Blättern vollendet vor ihm liegt. Voller Natürlichkeit und ohne Scham kuscheln sie zusammen, schmiegen ihre Körper sehnsüchtig aneinander, die nicht genug davon bekommen können, sich gegenseitig zu erkunden und dem Verlangen mit jeder sachten Berührung neue Nahrung zu liefern. >>Ich habe nicht vor jemals weg  zu gehen, die Flucht heute morgen war eine einmalige Sache.<<, hört Mael ihre samtige Stimme an seinem Spitzohr und schaut sie verblüfft an. „Hab ich...“, er bricht ab und sie lächelt ihn einfach nur nickend an, dass ihm die Röte in die Wangen schießt, wie einem kleinen Jungen, den man beim Stibitzen in der Speisekammer erwischt hat. „Das...ja...ähm...“ Ein Kuss bringt ihn zum verstummen, und wischt  alles Ringen um Worte davon, bis er sich völlig in Morganas Zärtlichkeit verliert, und sein Herz spürt, sie meint es ernst.

Irgendwann  dringen Ians leise Geräusche zu ihnen, mit denen er sein baldiges Aufwachen ankündigt, und ihre vierbeinigen Freunde heben wachsam die Köpfe, um Morganas Sohn aufmerksam zu betrachten. Bens instinktiver Umgang mit Kindern lässt ihn ansonsten still verharren, während sich Ians Finger unbewusst in sein Fell graben. Morgana und Máel verstehen sich ohne Worte, und auch wenn er sie nur mit Bedauern aus seiner Umarmung freigibt, so wird er doch mit dem makellosen Anblick ihrer erotischen Kurven belohnt. Wie eine Kaskade dunklen Wassers ergießt sich ihr volles Haar über ihre Schultern den Rücken hinab, umspielen einzelne Strähnen ihr schönes Gesicht, um bis zu ihren Brüsten herab zufallen, deren helle Haut verführerisch zwischen den schwarzen Strähnen aufleuchtet. Jede Einzelheit brennt sich in Máels Erinnerung ein, während Stück um Stück von Morganas wohl geformten Leib unter viel zu viel Stoff verschwindet, zumindest nach Máels völlig objektiver Meinung. Als sie sich der Schnürung ihrer Lederhose widmet, mustert sie den Elfen ebenso ungeniert, wie er es gerade bei ihr getan hat, und er muss schmunzeln. Auf seiner Haut sind schwache Narben zu sehen, von denen ein nicht unerheblicher Teil von den Verletzungen stammt, die er in Morganas Kräuterkate auskuriert hat, und ohne ihre Pflege würde er vermutlich nicht einmal mehr hier liegen.

Sie küsst ihn auf die Stirn, kommt ihm erneut so nahe, dass er sie am Liebsten einfach wieder zu sich ziehen würde, aber Ian erwacht langsam aus seinem Schlaf. >>Ich schätze Ian gönnt uns kein weiteres Vergnügen, aber wir haben jetzt ja alle Zeit dieser Welt, jetzt wo wir wissen wir gehören zusammen.<< Er lächelt sie an, weil er spürt, dass es wahr ist, was sie sagt, und als sie sich Ian zuwendet, der ihr seine kleinen Hände entgegen reckt, schlüpft er in seine Hosen.“Du weißt schon, dass Du mein Leben jetzt bereits das zweite Mal gerettet hast, oder?“, fragt er sie ohne den üblichen Schalk in der Stimme, während er sich das Hemd überstreift und es nur teilweise schließt. Er nickt ihr dankbar zu, um sich dann daran zu machen, Hestur zu satteln und ihre Sachen wieder in den Körben zu verstauen, während Morgana sich um den Kleinen kümmert. Ihr Sohn ist nach dem ungestörten Schlaf in bester Laune, und so verläuft der Rückweg ebenso fröhlich wie der Hinweg.. Als der Weg genug Platz zum Reiten bietet, hebt Máel Morgana in den Sattel und reicht ihr dann Ian, damit sie ihn nicht den ganzen Weg auf dem Arm tragen muss, denn um zu Laufen ist der Weg noch zu weit für seine jungen Beine.

Sie erreichen die quietschende Gartenpforte der Kate am frühen Abend, und Shenrah kündigt mit leuchtendem Rot an, dass er bald seiner Gemahlin Faeyris Platz machen wird. Unschlüssig bleibt Máel kurz am Eingang zum Garten stehen, nachdem er Morgana und ihrem Sohn vom Pferd geholfen hat, und die Beiden schon zusammen mit Lupin die ersten Schritte zum Haus gelenkt haben, dann zuckt er mit den Schultern und folgt ihr so selbstverständlich, wie sie davon ausgeht, dass sie ihn nicht einladen muss, sie noch zu begleiten.

----> Die Kräuterkate

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Jorun am 27. Juni 2005, 11:29 Uhr
« Das Gasthaus Wegesend

Nachdem Jorun gefrühstückt und all ihre Angelegenheiten in Wegesend geklärt hat, verlässt sie das Gasthaus schließlich. Noch immer ist es sehr früh am Morgen und die Mädchen des Wirts sehen ihr etwas enttäuscht hinterher, der junge Mann hat ihnen offenbar gefallen. Jorun selbst kümmert das nicht weiter, missmutig und in ziemlich gereizter Stimmung macht sie sich auf den Weg, wenn sie Talyra noch vor Sonnenuntergang erreichen will, liegt noch eine lange Wanderung vor ihr. Sie schultert ihr Gepäck, stützt sich auf ihren Stab und marschiert los, ohne sich noch einmal nach Wegesend umzusehen. So bleibt das Gasthaus, welches aus Fachwerk und dunkelgrauen Flusssteinen erbaut ist, fast nahtlos in den umliegenden Wald ein. Allein das ist Grund genug, weshalb die junge Frau aus Normand sich nicht noch einmal umsieht, es macht ihr das Gebäude unsympathisch. Überhaupt schlägt ihr die Wanderung durch das Larisgrün sogleich gehörig auf die Stimmung, wie man an ihrer Laune leicht merken kann.

Mit starr geradeaus gerichtetem Blick ist sie auf Straße Richtung Talyra unterwegs. Auf den Wald achtet sie nicht. Andere Leute als Jorun würden das Larisgrün gewiss als geheimnisvoll beschreiben und seine wilde Schönheit rühmen, doch die junge Frau hat dafür keinen einzigen Blick übrig, ihr fallen in diesem Zusammenhang vollkommen andere Umschreibungen ein: Worte wie bedrückend und beengend beispielsweise. Der Händler, der ihr begegnet und der sie ein Stück auf seinem Pferdegespann mitnimmt, weiß sogar von unzähligen bedrohlichen Schrecken und gefährlichen Kreaturen zu erzählen, die den Wald nachts angeblich heimsuchen sollen. Jorun hört ihm zu, nickt zu alle stumm und denkt sich ihren Teil. Zweifelsohne übertreibt der Mann ganz gehörig, doch glaubt sie ihm gerne, dass nicht alle Bewohner des Larisgrüns friedliebender Natur sind, sodass es besser ist, wenn möglich nur bei Tage zu reisen.      

Gegen Mittag trennen sich die Wege des Händlers und die ihren und Jorun beschließt zunächst etwas zu essen, bevor sie weiter gen Süden zieht. Sie sieht sich nach einer geeigneten Stelle um und wird auch bald fündig. Dicht am Wegesrand befindet sich ein Streifen Grün sowie einige größere Steine auf denen sie sich bequem niederlassen kann und da die Bäume an dieser Stelle weit genug von der Straße entfernt stehen, kann man sogar den Blick zum Himmel erheben und die vorüber ziehenden Wolken beobachten. Ihr Mahl ist einfach und besteht vornehmlich aus Trockenfleisch, Brot und einem Apfel, ihrem letzten Apfel, um genau zu sein. Sie nimmt einen Schluck aus dem Wasserschlauch, verkorkt den Verschluss dann wieder sorgsam und macht sich daran ihre Wanderung fortzusetzen. Die Hitze brütet, doch zumindest ein Gutes hat der umgebende Wald, im Schatten der dichten, hohen Bäume ist es relativ angenehm.

Irgendwann am Nachmittag begegnet sie einem weiteren Pferdegespann, wieder ein Händler und diesmal führt sein Weg direkt nach Talyra. „Ich kann dich mitnehmen, Bursche“, erklärt er lachend und lässt Jorun hinten auf seinen Wagen aufsteigen. Dankend nimmt die junge Frau an und nimmt dafür sogar bereitwillig die recht formlose Art der Anrede in Kauf. Sie wirft ihr Gepäck auf den Wagen, springt selbst hinterher und macht es sich dann bequem. Eine Weile plätschert ein kleines Gespräch zwischen ihr und dem Händler hin und her, doch irgendwann werden beide der Unterhaltung müde und so schließt Jorun die müden Augen und verbringt das letzte Wegstück in dämmerigem Halbschlaf. Es geht bereits auf den Abend zu, als der Wagen des Händlers rumpelnd auf das nördliche Stadttor von Talyra zurollt. Die Normanderin setzt sich auf und blickt ihrem Ziel, das und stetig näher kommt, äußerst angespannt entgegen. Die Stadtmauer ist bereits gut zu erkennen und ein mächtiger Wehrturm, aus festen Steinquadern erbaut, drängt sich ins Bild.

„Danke“, ruft Jorun dem Händler zu und springt samt ihrem Gepäck von seinem Wagen. „Das letzte Stück laufe ich lieber so. Mögen die Götter Euch einträgliche Geschäfte bescheren.“ Sie nickt dem Mann zu und sieht ihm nach, während er seinen Gespann sicher auf das Stadttor zusteuert und es schon bald passiert, nachdem er kurz mit den Wächtern gesprochen hat, die im Schatten des mächtigen Wehrturmes stehen und ihren täglichen Dienst versehen. Die junge Frau hat es indes nicht mehr so recht eilig. Langsam, aber dennoch selbstsicher geht sie auf das Stadttor zu. Nun hast du Talyra also erreicht, denkt sie. Jetzt kommt es darauf an. Dein Weg endet hier – vorerst. Also mach was daraus. Weiter und weiter tragen sie ihre Füße, einem neuen Leben, fern ihrer kalten Heimat, entgegen.

Die Straßen der Stadt »

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 01. Juli 2005, 11:17 Uhr
<-- Steinfaust
~ Direkt hinter dem Waldtor im Larisgrün ~

Faron bleibt abrupt stehen. »Wohin gehen wir? Zu den Waldkoppeln?« Er wendet sich zu Caylith um und sieht die Faunin mit leicht hochgezogener Augenbraue an. Hast du mir eben gar nicht zu gehört, Mädchen?, denkt er bei sich. Habe ich dir vorhin nicht gesagt, dass ich zu einer Hütte will, draußen im Wald? Er schüttelt leicht den Kopf. Oder bin ich schon so vergesslich, dass ich mir das nur eingebildet habe?, grübelt er weiter nach. Na egal. Er brummt leicht. Im Grunde hat sie ja recht, sagt er sich und blickt zum Himmel hinauf, wo Shenrah freundlich auf sie herabblickt. Es ist mal wieder viel zu spät. Der Weg bis zur Hütte ist für die Zeit, die ihnen noch bleibt, zu weit. Das wird ihm bewusst, als er sich selbst noch einmal die Strecke vor Augen führt. Gewiss würde die junge Faunin nicht so lange dort draußen mit ihm im Larisgrün bleiben wollen. Allein.
Faron hat gewiss keine unehrenhaften Absichten, aber weder kennt er Caylith wirklich gut, noch umgekehrt sie ihn. Außerdem ist da noch sein Dienst in der Steinfaust. Nein, es hat keinen Sinn hinaus zu Hütte zu gehen, jetzt nicht mehr. Etwas ärgerlich stampft der Faun mit den Hufen auf, wieder einmal hat er nichts von dem geschafft, was er sich an seinem freien Tag vorgenommen hat. Das muss an dieser Stadt liegen. Daheim wäre mir so was nie passiert …

„Ja, wir gehen zu den Waldkoppeln“, erklärt er der Faunin in freundlichem Tonfall und lächelt. Zum Glück sind sie noch nicht weit vom Waldtor entfernt und so können sie ohne weiteres eine etwas andere Richtung einschlagen. „Eigentlich wollte ich weiter ins Larisgrün hinaus“, erklärt er. „Aber“, er deutet hinauf zum Himmel, „dafür ist es bereits zu spät. Du hast gewiss keine Lust erst spät in der Nacht nach Talyra zurückzukehren, oder?“ Er lächelt verlegen. „Und ich muss morgen wieder zeitig meinen Dienst versehen“, fährt er fort und kommt sich dabei vor wie ein geschwätziges Marktweib. Verdammte Stadt. Faron ist es ganz und gar nicht gewohnt so viel zu reden und zu erklären. „Na komm schon“, fordert er Cay, die beinahe zögerlich hinter ihm hertrabt, auf zu ihm aufzuschließen. „Die Koppeln sind nicht so weit weg und die Tiere der Steinfaust werden dir gefallen“, brummt er. „Vor allem die Jährlinge.“ Man kann seiner Stimme anhören und seinem Gesicht ansehen, dass er sich sehr gerne um die Pferde der Steinfaust kümmert und sogar einen gewissen Stolz dabei empfindet. Entschlossen trabt er weiter.

Die Ruhe im Larisgrün ist überwältigend. Es riecht nach Laub, Kräutern und im Schatten der Bäume ist es angenehm kühl. Vom Trubel in der Stadt ist hier rein gar nichts zu merken. Äste knacken unter den Hufen der Faune, Gras und Blätter rascheln und man kann dem Gesang der Waldvögel folgen, ohne besonders angestrengt danach lauschen zu müssen. Die Waldkoppeln sind bald erreicht. Mit ausgestrecktem Arm deutet Faron vor sich. „Da sind sie“, meint er und führt Caylith näher an die Koppeln heran, auf denen die Pferde der Steinfaust grasen. Auch den Tieren scheint das angenehme Wetter zu gefallen. Vor allem die Jährlinge genießen es offenbar und bewegen sich übermütig über das weitläufige Gelände der Waldkoppeln.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 09. Juli 2005, 13:20 Uhr
Im Larisgruen an den Waldkoppeln


Mit einer Naivitaet, die man eher Kindern zuschreibt, blickt sie mit leicht geneigtem Kopf den Faun vor sich fragend an, der sie skeptisch mustert. Sie hatte es warscheinlich schlichtweg wieder vergessen, was er zuvor zu ihr sagte. Doch diesmal kann sie sich darueber keine Gedanken und Vorwuerfe machen. Stattdessen beobachtet sie seinen Missmut ueber die verlorene Zeit. Vielleicht ist ihm etwas eingefallen, was er versehentlich zurueckgelassen hatte... wundert sie sich ueber seinen veraergerten Ausdruck. Schließlich scheint er ueber etwas nachzudenken und seine eigentlichen Plaene ueber Bord zu werfen, nachdem er einen pruefenden Blick gen Himmel geworfen hat. Und noch immer wirkt er veraergert und sie fragt lieber nicht nach, als er mit dem Huf aufstampft. Doch die Antwort auf ihre Frage kommt dann schon von selbst. Er laechelt dabei bereits wieder.

>Du hast gewiss keine Lust erst spät in der Nacht nach Talyra zurückzukehren, oder?<
Caylith muss ersteinmal darueber nachdenken, was er meinen koennte. Warum sollte sie ueberhaupt in die Stadt zurueckkehren wollen, wo sie sich doch hier draussen viel sicherer fuehlt? Sie hebt die Schultern: "Ich habe keine Verpflichtungen in der Stadt, dass ich dort rechtzeitig zurueck muesste. Ich muss nur irgendwann wieder zurueck um... etwas zu erledigen...", erklaert sie ihm und fuegt schließlich hinzu, "ausserdem weiß ich nicht mal wo ich in der Stadt bleiben soll... Ich habe bisher immer irgendwo draussen geschlafen oder heimlich in Staellen..." Sie faengt an zu gruebeln und erinnert sich, dass sie ja mit dem Zentauren in einem Stall uebernachtet hatte. Verdammt, wie war nochmal der Name....?

Stirnrunzelnd kehrt sie gedanklich wieder zu Faron zurueck und folgt ihm wieder, als er den Weg weitergeht. Die beiden gelangen bald an die Koppel, worauf Pferde weiden und herumtollen. Froh wieder ausserhalb der Stadt zu sein, zieht sie die frische Luft tief ein. Fuer diesen Moment fuehlt sie sich zurueckversetzt in die Zeit, in der sie noch bei ihrem Stamm lebte und ihre eigene Herde huetete. Besonders der Anblick der Tiere der Steinfaust traegt dazu bei. Beinahe waehnt sie Faron neben sich als einen ihrer Familienmitglieder und als sie ihn aus den Augenwinkeln von der Seite betrachtet glaubt sie auch schon nicht den aelteren Faun sondern einen Bruder aus dem Stamm zu erkennen. Schoen wieder zu Hause zu sein... Sie laechelt ihn warm und vertraulich an, blinzelt jedoch im naechsten Augenblick ausgesprochen verdutz als sie Faron wieder erkennt, der sie fragend und stirnrunzelnd betrachtet. "Ohhh... aeh..," die Roete steigt ihr in die Wangen und schnell starrt sie nach geradeaus auf die Koppel vor sich, waehrend sie eine Entschuldigung und etwas von ich-habe-wohl-getraeumt murmelt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 14. Juli 2005, 11:51 Uhr
Faron betrachtet Caylith von der Seite, bemerkt die Veränderung in ihrem Gesicht und runzelt die Stirn. So wirklich schlau wird er aus der jungen Faunin nicht, hat jedoch den Eindruck, dass sie wohl ziemlich verträumt sein muss und dazu neigt, sich gelegentlich ein wenig in ihren Gedanken zu verstricken. Offenbar bemerkt sie, dass ihr Verhalten, den recht bodenständige Faun etwas befremdet, denn gleich darauf sprudelt eine Reihe von Entschuldigungen aus ihr hervor, die den älteren Faun schließlich schmunzeln lässt. „Schon gut Mädel“, brummt er gutmütig. „Was gibt’s da schon groß zu entschuldigen.“ Faron blickt kurz zum Himmel hinauf, wo er Klaue hoch über den Wipfeln des Larisgrüns kreisen sieht und sieht dann wieder auf die Waldkoppeln hinaus. „Jung und voller Leben, die reinste Rasselbande“, meint er grinsend und deutet auf die Jährlinge, von denen gerade ein paar sehr neugierige Exemplare zu ihnen herübergetrabt kommen und Caylith nun prüfend in Augenschein nehmen.

Eine Weile herrscht Schweigen, während die beiden Faune sich ganz auf die Pferde konzentrieren und ihren eigenen Gedanken nachhängen. „Wo wirst du heute Nacht bleiben“, erkundigt er sich schließlich beiläufig bei der Faunin und wendet den Kopf, um sie anzusehen. „Nun ja, jetzt im Sommer sollte es nicht schwer sein, ein passendes Plätzchen zu finden. …“ Er zögert, ob er weiter sprechen soll. Zwar ist es angenehm, endlich einmal wieder so vertraulich mit jemandem aus dem eigenen Volk sprechen zu können, dennoch kennen Caylith und Faron sich erst wenige Stunden und der ältere Faun möchte weder ungebührlich noch aufdringlich erscheinen. „Was hat dich nach Talyra geführt, wenn du dort keine größeren Verpflichtungen hast“, erkundigt er sich vorsichtig. „Falls ich dir irgendwie behilflich sein kann, du musst es nur sagen.“ Sein Angebot ist ehrlich gemeint. So fern der Heimat und dem eigenen Volk, sollte man zusammenhalten und irgendwie kann er sich des Eindrucks nicht erwähren, dass die junge Faunin Hilfe durchaus gebrauchen könnte, auch wenn er sich nicht wirklich vorstellen kann wobei …

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tafion am 17. Juli 2005, 23:45 Uhr
„Hatschi!“

Niest es dort am Rand des Larisgrün. Und nein, es niest nicht nur, sondern schnieft, keucht, flucht und schmollt dort im beruhigenden Smaragdlicht der Bäume. Dort sitzt an einer kräftigen, aus den Boden herausragenden, Wurzel der kränkliche Tafion.
Ein bedauernswert amüsanter Anblick, den der Knabe dort bietet. Die Arme verschränkt und die Stiefel überkreuzt scheint er dort mit verzogenen Mundwinkeln zu schmollen. Genauer scheint er nicht nur beleidigter Weise dort zu sitzen, sondern viel mehr sein eigenes Drama zu verfassen.

Wie konnte mich der alte Timozel, genannt väterlicherseits Vater, nur verstoßen?
Wie konnte er seinen prächtigsten Keimling, sein wertvollstes Erbe, nur 'Last' schimpfen?
Oh Lyr, hier im Stillen, im Stillen meiner Gedanken, da will ich es dir anvertrauen:
Ich werde ihm vergeben.
Jawohl.
Er konnte es nur nicht verkraften einen so prächtigen, talentierten, bescheidenen, rücksichtsvollen und nachsichtigen Sohn seinen eigenen nennen zu dürfen. Auch, wenn er mein Lautenspiel ermahnte, die Töne füllten die leeren Bäuche mit Gewissheit nicht und mich stattdessen auf's Felde schicken wollte, es sei ihm verziehen.
Ebenso will ich eines Tages seine vorgetragene Buße annehmen, wenn er zu mir komme und bereue, dass er mich als 'Taugenichts' betitelte, als ich das Ersparte am Würfeltisch verlor.
Wer hätte denn, bei Loas flammigen Charme, erahnen können, dass die Augenzahl an diesem Tag keinen Wimpernschlag für mich übrig hatte?
Oh Loa, ich liebäugle wohl mit zuviel Glückseeligkeiten, sodass die Würfel meinem Charme widerstehen konnten.
Und ihr Götter, die ihr mich mit eurer Muße geküsst habt, ich werde sogar die Güte aufbringen und meinen ritterlichen Vater in ein episches Drama verewigen.
Vom armen Tagelöhner, der mit einer elbischen Liaison zum Vater eines Genius wurde!
Heirassa!


Der lethargische Blick klärt sich allmählich, scheinbar, da er sich eines stillen Gebets entriss und wandelt sich gar in ein eifriges Lächeln. Ein Lächeln wie Sturm und Drang, nur ohne Drang, sondern mit viel Muße.
Rasch springt er auf, packt die 12saitige Laute am Halse und schnürt sie sich längs seines Rückens.
Die Hände auf den Hinterkopf gelegt, die Lippen zum Pfeifen leicht „angespitzt“ und verträumt seines Ganges hin schwankend, macht sich der junge Halbelb wieder des Weges auf.

Talyra würde also alsbald von Tafions Drama heimgesucht. Doch ob das Drama aus 4 Akten besteht oder aus Schnürhemd und Wildlederstiefeln, das weiß der Knabe wohl selbst noch nicht.




Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 24. Juli 2005, 17:57 Uhr
Schnell verdraengt sie wieder die unangenehme Situation, in die ihre Traeumerei sie versetzt hatte und schenkt den Pferden ihre volle Aufmerksamkeit. Konzentrier Dich wieder auf die Gegenwart Cay..., warnt sie sich selbst im Geiste und streicht liebevoll ueber die weichen Nuestern eines der Jaehrlinge, der ihr neugierig die Nase entgegenstreckt. Der Pferdekopf steuert sogar geradezu zu ihrer Umhaengetasch, um darin nach etwas fressbarem zu stoebern. "Hey hey! Ich habe nichts, Kleiner. Friss lieber das saftige Gras dort!", lacht sie und schiebt ihn sanft aber bestimmt zurueck. Ach, wie ihr die Wildpferde auf den Ebenen fehlen! Sie schuerzt betruebt die Lippen, als sie die Hand unter den Stirnschopf schiebt, um den Jaehrling dort zu kraulen, der es mittlerweile zu seiner Beschaeftigung gemacht hat, seine Oberlippe an der Gelaendeabsperrung zu schubbern. "Na, Du bist aber genuegsam..."

Erst nach einer Weile faellt ihr ein, dass Faron sie etwas gefragt hatte. "Ich weiss es nicht... vielleicht hier im Larisgruen.. Wenn die Pferde heute Nacht noch hier sind, dann eventuell hier. Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen haben werden." Sie grinst leicht und schielt zu dem aelteren Faun hinueber. "Allerdings kann das kein Dauerzustand sein.. ich hoffe, ich kann bald zurueck."
Sie kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum, als er nach ihrem Hierseinsgrund fragt.
"Um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht genau. Ich denke jedoch, dass genau da der Punkt liegt. Ich kann mich an viele Dinge kaum mehr erinnern... Ich weiss nichtmal mehr, wie ich ueberhaupt in die Stadt gekommen bin und wie lange ich hier schon verweile. Ich habe nur eine Ahnung, dass ich jemanden finden muss, der mir helfen kann... Aber wer es ist und wo er zu finden ist, weiss ich schon gar nicht mehr..." Caylith' Stimme wird immer leiser und Faron kann echte Verzweiflung heraushoeren, auch wenn diese laengst nicht ganz offenbart wird.
"Eigentlich moechte ich nur noch nach Hause in meinen Stamm. Aber ich glaube, sie werden mich wieder wegschicken, wenn ich mich an nichts erinnern kann.. Dabei ist ja nicht alles weg, sondern nur ab einem bestimmten Punkt.. Alles was davor war, weiss ich noch. Alles was danach kam und kommt ist Leere.." Ein Seufzen schließt den Bericht ab. Ihr kommt es vor, dass sie das alles schon oefters jemanden erzaehlt hat. Aber sie kennt hier doch keinen.

Wieder blickt sie Faron an und legt den Kopf ein wenig zur Seite. "Ich weiss nicht wie Du mir helfen kannst... Aber vielleicht kennst Du jemanden, der es kann? Vielleicht bin ich ja krank oder verflucht... Doch warum sollten die Goetter zulassen, dass mich jemand verflucht?" Wieder ein Seufzen. "Ich weiss gar nichts..", gibt Caylith kleinlaut zu.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 29. Juli 2005, 11:05 Uhr
Aufmerksam hört Faron Caylith zu. Ihre Worte überraschen ihn, auch wenn man ihm das nicht direkt ansieht. Gleichzeitig erklärt das, was sie sagt, natürlich auch einiges. Mit einem Mal, sieht er die junge Faunin mit ganz anderen Augen. Er selbst kann sich kaum vorstellen, wie es sein muss, wenn man sich an bestimmte Dinge nicht mehr erinnert. Das kommt ihm vor, als würde einem ein ganz wichtiger Teil seiner Selbst fehlen und Faron kann gut nachvollziehen, dass Caylith unter diesem Verlust gewiss sehr zu leiden hat. „Das tut mir leid“, erklärt er zögernd. „Du hast recht. Da kann ich dir wirklich nicht weiterhelfen, selbst wenn ich wollte“, meint er zerknirscht. Klaue kreist über ihnen und stößt einen schrillen Schrei aus. Der Faun blickt zu seinem Falken hinauf und mit einem Mal fällt ihm etwas ein. „Warst du schon bei einem Heiler?“, erkundigt er sich. „An meinem ersten Tag in der Stadt, habe ich eine Heilerin aufsuchen müssen, da Klaue – Er streckt den Arm aus, sodass der Falke darauf landen kann. – verwundet war. Vielleicht kann sie dir ebenfalls helfen.“ Fragend sieht er die Faunin an. „Soll ich dich hinbringen oder dir zumindest zeigen wo sie wohnt?“, erkundigt er sich. „Sie heißt Morgana, wenn ich mich recht entsinne.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 09. Aug. 2005, 21:45 Uhr

Sie stuetzt sich mit beiden Armen auf das Gelaender und haelt ihren Blick auf die Pferde gerichtet, die etwas von den beiden Faunen entfernt stehen und aneinander das juckende Fell schubbern. Ihr gefaellt der Anblick, wie fuersorglich die Jungtiere einander sind und erinnert sie an ihren Stamm, wo alles Hand in Hand geht und man selten etwas alleine bewaeltigen muss. Es wird gemeinsam gejagt, Speisen zubereitet, und wenn es wieder Zeit ist weiterzuziehen, dann packen alle mit an, um die Habseligkeiten zusammenzuraeumen und ein neues Gebiet zu suchen. Bestimmt ist es in anderen Voelkern nicht anders... Sie dreht den Kopf zur Seite um Faron zu betrachten. Dabei fragt sie sich, warum der aeltere Faun von seinem Stamm getrennt lebt und ob er andere Erfahrungen gemacht hat, dass er etwas zoegerlich wirkt. Aber noch hat sie keinen Mut ihn darauf anzusprechen. Er wirkt so verschlossen... ihn belastet sicher auch etwas.

Als er sie auf eine Heilerin anspricht und den Namen erwaehnt schuettelt sie den Kopf "Nein, ich kenne keine Heiler in der Stadt...", gruebelt aber still in sich hinein, warum Morgana ihr nun wieder bekannt vor kommt. Warscheinlich habe ich das auf der Straße mal aufgeschnappt..., versucht sie es abzutun, aber immer wieder bleiben ihre Gedanken an diesem Namen haengen. Es ist ihr voellig entfallen, dass Morgana nach Phelan, der sie zu ihr gefuehrt hatte, der erste Menschenkontakt in der Stadt war. "Du hast sicher recht. Vielleicht kann sie mir helfen...", murmelt sie, richtet sich wieder von dem Gelaender auf und bewundert den Falken, der auf Farons Arm gelandet ist. Sie laechelt erfreut, denn kaum hat sie je einen solchen Vogel aus der Naehe gesehen: "Klaue.. Cara.., das passt. Schoenes Tier..." Doch zeigt sie genuegend Respekt ihn nicht - wie kleine Kinder es wohl sonst tun wuerden - anzufassen. Sein Schnabel ist kraeftig und scharf und wie der Name schon ausdrueckt, hat er Klauen, die sich spitz in den bereits vernarbten Arm Farons bohren. Aber um sich festzuhalten und nicht ihn wegzutragen, wie Falken es sonst bei Beutetieren zu tun pflegen. Caylith muss kichern bei der Vorstellung, wie Klaue es versuchen koennte flatternderweise den mehrere Steine schweren Faun wegzutragen.

Dann wird sie wieder ernster, laechelt aber immer noch freundlich und warm, was ihr gesamtes Gesicht erhellt, welches von schwarzem, gelockten Haar umgerahmt wird. Freundschaftlich - schon allein, weil sie der selben Art angehoeren - legt sie ihre Hand an seinen freien Arm "Ich wuerde mich freuen, wenn Du mich zu ihr fuehren koenntest. Ich fuerchte, ich werde wieder vom Weg abkommen oder es vergessen, bevor ich bei ihr angelangt bin."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 11. Aug. 2005, 14:12 Uhr
Klaue – Cara - mustert die Faunin, die so unbeschwert mit seinem Gefährten redet, geradezu eifersüchtig mit seinen unergründlichen Bernsteinaugen. Bei ihren Worte, die eigentlich als Kompliment zu verstehen sind, stößt er einmal mehr einen rauen, kehligen Schrei aus, bevor Faron ihn kopfschüttelnd wieder in die Luft wirft. „Schön aber ein ziemlicher Dickkopf“, brummt er. Einen Moment lang ist der Faun etwas abgelenkt und kann Cayliths leises Kichern nicht zuordnen. Vielleicht lacht sie ob seiner Worte, vielleicht ob etwas anderem. Er lächelt leicht unsicher und nickt schließlich, als die junge Faunin ihm freundschaftlich eine Hand auf den Arm legt und sein Angebot, sie zur Kate der Heilerin Morgana zu führen, annimmt. Faron nickt freundlich, die Vertraulichkeit, die irgendwie zwischen ihm und Caylith zu bestehen scheint, obwohl sie sich gerade erst kennen gelernt haben, ist ihm keinesfalls unangenehm oder lästig, tut ihm vielmehr sogar gut. Es hat etwas Wohltuendes an sich, zu wissen, nicht der einzige Faun in dieser riesigen, über und über mit Angehörigen unterschiedlichster Völker angefüllten Stadt zu sein.

„Gut, dann werde ich dich zu Morgana bringen“, erklärt er. „Ist ein gutes Stück durch die Stadt zu gehen, aber nicht sehr schwer zu finden. Am besten machen wir uns gleich auf den Weg.“ Er sieht Caylith fragend an, wartet kurz ihre Antwort ab und setzt sich schließlich in Bewegung, nachdem sie sich zuvor noch von den Pferden auf den Weidekoppeln verabschiedet haben. „Bis dann, meine Freunde“, ruft er den Tieren noch zu, bevor er sich abwendet und die junge Faunin zurück zum Waldtor der Steinfaust führt. Die beiden Faune folgen demselben Pfad, den sie bereits auf dem Hinweg zu den Koppeln genommen haben und erreichen das große, wehrhafte Bohlwerk am südwestlichen Stadtrand Talyras recht bald. Mit klappernden Hufen durchschreiten sie das Waldtor und betreten den Äußeren Zwinger. Faron sieht sich kurz um, dann will er zum Haupttor hinübergehen.

Steinfaust -->

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 11. Aug. 2005, 20:12 Uhr
<-- TianAnmen

Was weiter geschah nahm Atevora nur noch am Rande ihres Bewusstseins wahr. Sie hörte das klappern von Hufen, eine wütende Stimme, doch sie sieht nur neblige Schwärze.

Erst als ihr ekelhaft warmes Blut ins Gesicht spritzt kehrt sie Augenblicklich ins hier und jetzt zurück. Neben ihr sinkt der Mörder röchelnd mit seinem eigenen Dolch in der Kehle zusammen und entweiht mit einer riesigen Blutlacke und seinem totem Leib den kalten Steinboden.
(“Ich muss fort hier, schnell!”) wird es Atevora mit einem Schlag wieder gewahr  und sie versucht sich wieder hochzuziehen, doch ihre Beine möchten sie nicht tragen so sackt sie gepackt von Schwindel wieder zusammen.

Fluchend tritt daraufhin der Zentaur an sie heran, doch wonach er sie daraufhin fragt vermag sie nicht zu erfassen, sodass sie einfach ein zaghaftes Nicken andeutet, denn mit diesem konnte sie am wenigsten falsch machen.
Unsanft wird sie von ihm Gepackt und auf die Beine gezogen >“Pack deine nötigsten Sachen und beeil dich”< (nein, ich hatte eigentlich vor mich nun gemütlich im Garten in die Sonne zu legen und mich bräunen zu lassen .. äh.... hat er mich gerade geduzt?) Geht es ihr sinnlos der Situation vollkommen unentsprechend durch den Kopf. Erneut packt sie rauschende Schwärze und kann einen neuerlichen Sturz nur kapp verhindern indem sie sich mit der linken Hand an der Wand abstützt. Stolpernd betritt sie gefolgt von Dar Szallyr ihr Schlafzimmer. Dort rollt sie ihre alte Felldecke aus, reißt die Schubladen des Nachtkästchens heraus, packt grob ihre Aufzeichnungen und ihr restliches Habe und schmeißt alles, immer wieder aufs neue von Schwindel gepackt, unliebsam auf die Decke. Hastig bindet sie alles zusammen, wirft sich ihren neuen Umhang über und Schultert ihr altbekanntes Bündel mit ihren spärlichen Habseligkeiten. Dar Szallyr hat seine Satteltaschen ebenfalls bereits gepackt und stürmt mit den Worten >“vergesst euren Bogen nicht”< aus dem Zimmer. Verblüfft starrt die Magierin dem Pferdemenschen kurz nach. Sie dachte bisher immer dieser wäre als Dank für TianShi angefertigt worden, weshalb sollte dieser auch ihr gehören, und.. weshalb half ihr der Zentaur überhaupt. Sie findet keine Antworten und so schnappt sie sich hustend, mit schmerzender Kehle und Lunge noch immer kaum genügend Luft bekommend IHREN Bogen, schultert diesen und stolpert benebelt aus ihren einstig kurzweiligen Zuhause.
Schwer Atmend hält sie, sich am Türrahmen abstützend, inne und nickt dem Zentauren aufbruchbereit zu.
Abermals wird ihr aufgrund Ermangelungs an Luft schwindlig und droht abermals zusammenzusacken, doch in dem Augenblick wird sie einfach ohne Vorwahrung wie ein kleines unbeholfenes Mädchen von Dar Szallyr gepackt und auf seinen Rücken gehoben und reitet daraufhin mit ihr aus dem Haus .

“Atevora? Dar Szallyr?” hört man es aus dem inneren des Gebäudes Rufen, doch der Zentaur galoppiert stur weiter, nur Atevora blickt noch einmal trauerverkündend zurück, wünscht stumm ein Lebe wohl und entschuldigt sich still für alles.


Die Magierin klammert sich verkrampft an Dar Szallyr's Rücken fest, während sie im wilden Galopp wie von einer Horde blutrünstiger Narge gehetzt und wehendem Umhang durch die engen Straßen der Weltenstadt und durch das Große Stadttor hinaus ins Larisgrün weiter ins Ungewisse jagen. Sie war bisher wenn, dann nur mittels Kutschen oder per pedes gereist, mit einem teuflischen Ritt auf einem Pferderücken hatte sie bisher noch keine Erfahrung, und mit dem auf einem Zentauren schon gar nicht.

Nach einem ewig langen Ritt immer tiefer in den Mischwald aus Laub und Nadelbäumen hält der schnaubende Zentaur endlich an einem kleinen Teich umringt von großen mächtigen Bäumen, durch dessen schwarzgrünes Blätterdach das diffuse Licht der Dämmerung drängt, rast. Zaghaft mit zitternd weichen Knien und flauem Magen steigt Atevora vom hohen Rücken, lässt sich am seerosenbeherrschten Nass nieder und betrachtet im friedlichen Wasser seufzend ihr Spiegelbild. Die vom Wind getrockneten und verwischten Blutspritzer des Mörders kleben noch immer quer über Atevoras Stirn und Wange, wobei sie glücklicherweise den unheilvollen Farbkontrast dieser zu ihrer Haut bei den geringen Lichtverhältnissen nur erahnen muss. Stumm taucht die Magierin ihre Hände in das unschuldig kühle Wasser und wischt sich das dunkelschmierige Rot aus dem Gesicht.
Gedankenverloren blickt die Magierin hinab und sieht im Nass nur Scherben, Splitter zerbrochener Hoffnungen. Wie mochte es wohl wirken? Ein Toter am Flur des Anwesens der Heilerin, in seiner eigenen Blutlacke mit seinem Dolch in der Kehle liegend. Ein hastig leergeräumtes Gemach, sie und Dar geflüchtet. Oh nein, das gab wahrlich kein gutes Bild. Doch was hätte sie sonst unternehmen sollen? Vielleicht darauf warten, dass des Mörders Kumpane freundlich an die Türe klopft und seines Vorgängers Werk vollendet? Konnte sie es zulassen, dass dieser dann auch noch TianShi tötete, aus puren Blutdurst, obwohl sie das eigentliche Ziel war? Atevora schüttelt unmerklich den Kopf. Das klügste war die Flucht, sodass man sie verfolgte und diese Gauner vom Anwesen weggelockt würden.
Gerne möchte sich Atevora einreden, dass der Anschlag nicht ihr gegolten hatte, es ein Irrtum war, zumal der Mörder nach jemanden forderte, und Atevora kannte schließlich niemanden und wusste auch nicht nach welchen “ER” der Mörder gesucht hatte. Doch eine Verwechslung konnte es nicht sein, schließlich hat sie dieser Geisteskranke beim Namen genannt.
Irgendwie kam der Magierin alles so schrecklich irreal vor, nichts ergab einen Sinn, vielleicht war alles bloß ein langer böser Traum und sonst nichts?

Schweren Herzens sieht sie in Richtung in der sich die Stadtmauern befinden.
Würde sie denn jemals nach Talyra zurückkehren können? Würde sie TianShi jemals wiedersehen? Was mochte sie wohl gerade denken? Seltsamerweise erschien der Magierin dies überaus wichtig.. Das mochte vielleicht daran liegen, dass sie, obwohl sie TianShi kaum kannte, vertraut hatte und sie die Heilerin ebenso wie DarSzallyr, obwohl sie es wohl nie offen zugegeben hätte, mochte.
Wie würde es nun weitergehen? Sollte Sie den Weg zu einer anderen Stadt wagen? Doch wo sollte sie hin, wenn ihr doch nicht einmal die Weltenstadt etwas Schutz bieten konnte? So viele Fragen und keine Antworten...

Langsam tritt der Zentaur an Atevora heran, welche vom inneren Aufruhr der Gefühle Zweifel und Fragen
beinahe zerrissen wird. Der Magerin Miene spiegelt entgegen ihrem Innenleben Gleichgültigkeit wieder, doch man muss wohl kein Emphat sein um erahnen zu können wie es tatsächlich in ihr aussieht, und so zeigt der Zentaur zumindest soviel Taktgefühl seine Fragen fürs erste bei Seite zu schieben und Atevora bloß wieder zum Aufbruch zu bitten.

Sie Ritten noch lange bis tief in die Totennacht weiter in den Wald hinein. Zuerst stapfte Atevora noch neben Dar Szallyr, bis dem Zentauren die Magierin zu langsam im Dickicht blind vorwärts stolperte, und er sie mit doch recht ÜBERZEUGENDEN Argumenten, dazu ÜBERREDETE wieder, wenn auch nicht ohne murren, auf seinen Rücken zu steigen. Nicht, dass Atevora nachtblind wäre, sie sah des Nachts sogar besser als so manch anderer, doch mit dem Zentauren, welcher seine Nachtsicht scheinbar für überaus selbstverständlich hielt, konnte sie trotz aller Anstrengung wahrlich nicht mithalten.
Nach einer halben Ewigkeit war es dem Zentauren schließlich recht und sie ließen sich doch noch zur Nachtruhe nieder.

Die restliche Nacht hatte sie mit einem gütigen traumlosen Schlaf begrüßt, sodass sie sich wenigstens einigermaßen erholen könnte.
Der Pferdemensch war längst wach als die Magierin die Augen aufschlug und er rüstete sich auch schonwieder zum weiterziehen.. Atevora war so langsam das fliehen leid, doch sie hatte nur noch den Zentauren, denjenigen der höchst wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass man sie so schnell auffinden konnte, welchen sie es jedoch ebenso zu verdanken hatte, dass sie überhaupt noch lebte. Wie also konnte sie auch anders als ihm weiter zu folgen und ihm zu vertrauen?
Warum ihr Dar Szallyr trotz seines enormen Hasses auf die Menschen half konnte sich Atevora noch immer nicht erklären, vielleicht mochte er sie einfach, obwohl sich Atevora diesbezüglich nicht nur leicht uneins war ob dies denn gar möglich sei, denn so recht konnte sie sich Zeitweise sogar mit sich selbst nicht wirklich anfreunden. Im Grunde war es auch gleichgültig weshalb er sich dazu entschieden hatte ihr zu helfen, sie war bloß froh darüber, denn alleine wäre es ihr wohl kaum möglich hier länger zu überleben.

Es waren bereits einige Tage vergangen welche sie damit zubrachten Wildbeeren zu Essen - wobei Atevora hierbei ihr wissen über diverse Pflanzen sehr zu Gute kam, und sie auch ihre kleinen Beutel, einer alten Kräuterhexe gleich, mit den verschiedensten getrockneten Gewächsen und Früchten anfüllte - in einer Höhle zu übernachten und sie des nachts gelehrig zusah, wie man mit einfachen Steinen und etwas trockenem Laub, Holz oder Rinde ein Feuer entfachen konnte. Ihr erster eigener Versuch scheiterte jedoch indem sie ungeschickt, anstatt auf den Feuerstein, auf ihren Zeigefinger schlug und ihr der Zentaur das Werkzeug wieder abnahm, um zu verhindern, dass sie sich damit noch mehr verstümmelte.




An diesem Tag ist es trüber als sonst, und durch das Laubdach kann man schwere mit Wasser geladene Wolken erkennen. DarSzallyr komm am späten Vormittag mit einem Hasen als Jagdtbeute wieder, den er Atevora mit einem breiten Lächeln in die Hand drückt. Daraufhin muss sie unter seiner peniblen Anleitung beginnen das tote Felltier mit einem scharfen Messer zu Häuten und ihm das Gedärm herauszunehmen. Atevora flucht innerlich bei dieser schmierigen Arbeit, wobei man ihr trotz aller Bemühungen die Fassung zu bewahren den Ekel wohl nur zu gut anmerken kann, und das ständige amüsiert süffisante Grinsen des Zentauren war dabei auch nicht gerade förderlich.
Nie hatte sie jemals gedacht, oder auch nur davon geträumt einmal durch eine Schneewüste zu warten, als Putze für Bett und essen zu arbeiten oder sich so niedrigen Betätigungen beugen zu müssen wie einem Hasen buchstäblich das Fell über die Ohren zu ziehen. Ja, sie wurde lange Zeit ihres Lebens verwöhnt und das blieb ihr nun von dem einstigen Wohlhaben. Insgeheim wünschte sie sich so manche Nacht, sie hätte dies alles nie erlebt. Nie wollte sie, und vor allem nicht bereits in ihrer Kindheit, erfahren wie klebrig Blut sein konnte und wie schwer es sich abwaschen ließ, auch wenn dies beutet hätte, dass sie ihr Leben lang ihren Eltern bei Dämmerung half das Feld zu bestellen oder am Hofe tagsüber die Kuhställe ausmistete und auch kein Wörtchen lesen oder schreiben konnte, was brachte ihr dieses Wissen hier in der Wildnis auch schon groß?

Doch Jammern und Selbstmittleid brachten sie nicht weiter, sie würde wieder akzeptieren müssen, was ihr das Leben auferlegte, und einfach weitergehen so gut sie konnte. Das Leben schenkte niemanden etwas, vor allem jenen nicht, welche nicht versuchten es irgendwie, mit mehr oder minderen Erfolg, selbst in die Hände zu nehmen und das beste daraus zu machen. Man musste kämpfen, immer, egal was kam, und genau das hatte Atevora vor.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 12. Aug. 2005, 19:31 Uhr
Atevoras Stimmung wird zunehmend düsterer. (Wenn dieser Zentaur nicht bald aufhört so gönnerisch zu Grinsen, dann werd ich ihm entweder den blutigen Hasenkadaver an den Schädel schmeißen oder ihm das Jagdmesser in den Pferdehintern stechen)  Atevora wusste allerdings, dass diese ekeleregende Arbeit von Nöten war und sie diese deswegen zu lernen hatte, zudem wäre es wohl mehr als unvernünftig hier falschen Stolz an den Tag zu legen und sich dagegen aufzulehnen wenn ihr der Zentaur etwas zum überleben in der Wildnis beibrachte, egal wie zuwider es ihr auch sein mochte.
Atevora ist beinahe mit dem toten Hasenvieh fertig als sie wirbelnde Luft, wie von einem kräftigen lautlosen Flügelschlag über ihrem Kopf spürt. Hastig steht Atevora auf und blickt nach oben, doch nichts außer dem beharrlich im Winde rauschenden Blätterdach ist nicht zu sehen.
Plötzlich hört sie leise eine Stimme, TianShi’s Stimme, im sanften flüstern des Windes. (oh, ich hatte es befürchtet, ich glaube ich werde nun doch langsam verrückt.. Nein Atevora, da war nicht, gar nichts, überhaupt nichts, du willst dich nur vom blutigen kleinen Leib in deiner Hand ablenken lassen, selbst wenn du dir dafür irgend einen Humbug zurecht sinnierst gehört zu haben, obwohl es nur der Wind war) Atevora sieht angewidert auf den Klumpen aus Fleisch und Knochen in ihrer rotfarbig verschmierten linken Hand hinab. ( so ganz ohne Haut, kann man kaum noch erahnen, dass dies einmal ein kleines kurschelfelliges Häschen war.)
Ein Geräusch -hinter ihr. Ruckartig dreht sich die Magierin um, sodass dem Zenturen das Hasenblut auf den Körper spritzt, und starrt zu Boden.

Ein großer Vogel mit schneeweißem Gefieder sitzt kaum einen halben Schritt entfernt und hebt sich farblich unwirklich vom moosbedeckten Waldboden ab.
“Via?” Kommt es fragend freudig über Atevoras Lippen, während der riesige Eulenvogel aus runden tiefschwarzen Augen zu ihr hochblickt, als wäre er niemals weg gewesen.
Atevora hatte ihre Begleiterin endlich wieder, obwohl sie es nach so langer Zeit im ersten Moment nicht so recht glauben möchte, und sogar beim Zentauren rückfrägt ob er diese auch sehen kann. Auf des Zentauren Blick und Tonfall bei seiner Antwort achtet Atevora nicht einmal, Via war wieder bei ihr, das war alles was zählte.



Die folgenden Wochen verbrachten DarSzallyr und Atevora wie jene davor, nur diesmal mit Via als Geleit. Mittlerweile hatte es sich auch durchwegs durchgesetzt, dass sich beide duzten, und die kleinen sinnlosen Streitereien blieben auch größtenteils aus. Atevora versuchte sich einige Male, und immer wieder aufs neue mit Pfeil und Bogen. Auch ihre Schüsse wurden langsam besser und Zielsicherer, kein wunder wenn man seine Kraft und Konzentration, ganz im Gegensatz zu ihrem ersten Versuch, nicht mehr für das alleinige Spannen der Sehne, sondern nur noch fürs Zielen aufzubringen hatte.
Ein Feuer zu entfachen beherrschte Atevora allerdings noch immer nicht. Sie brachte nicht einmal ein paar Funken zu stande, worüber sich der Zentaur immer aufs neue hervorragend amüsieren konnte, doch wie man sich diesen Umstand auch immer erklären mochte, Feuer wahr wohl einfach nicht Atevoras Element.
Seine Fragen zu den Ereignissen in TianAnmen und Atevoras Vergangenheit hat der Zentaur nach einigen Versuchen wieder eingestellt. Scheinbar wurde er aus den Antworten nicht wirklich schlau, was auch nicht weiters verwunderlich war, denn wie sollte man schon gezielte Fragen zu etwas Beantworten, zu denen man die Antwort doch selbst nicht wusste. Vielleicht waren ihm aber auch nur die spärlichen Ausführungen zu sarkastisch gehalten, oder eventuell war auch Atevoras letztlich endgültige entnervte Antwort: “Hört auf mich mit Fragen zu löchern welche ich nicht beantworten kann!” ausschlaggebend dafür, doch wer weiß das schon.



Eines Abends lässt Atevora wieder anmerken, dass sie sich- wie er wohl schon bemerkt haben mochte - recht viel von Pflanzen versteht und so schlägt sie dem Zentauren vor, dass er seine Pfeilspitzen doch in ein Betäubungsgift tauchen könnte. Das würde die Jagd bestimmt um einiges erleichtern, denn er müsste beispielsweise dem Wild, wenn er es nicht mit einem sofortig niederstreckenden Todesschuss traf, nicht lang folgen bis es dann endlich an seinen schweren Verletzungen zusammenbrach. Doch der Zentaur gibt sich skeptisch. Er trägt Befürchtungen vor, dass das Gift, mit welchem er das Tier niederstreckt, beim Verzehr auch ihn töten würde.
Darauf antwortet Atevora jedoch kühl: “Erstens sprach ich von einer Betäubungsmischung, das bedeutet töten müsstest du das Tier schon selbst, und auch wenn es anders wäre, wenn man das Fleisch brät, dann verändert sich meist die Zusammensetzung eines Giftes, dies kommt jedoch auch jeweils auf die Art des Giftes an, und wird so unschädlich. Du solltest es nur vorbeugen dich an deinem eigenen Pfeilen zu piksen, und selbst wenn dies geschehen sollte, dann wäre dies auch nicht sonderlich tragisch. Du würdest dann einfach einige Stunden friedlich vor dich hin dösen...”
Nach langer Diskussion und vielen widerlegten Einsprüchen stimmte der Zentaur schließlich zu und jagt seither mit Betäubungspfeilen.

Die folgenden Wochen blieben sie auch nie lange am selben Ort, sondern zogen stehts, wie Normaden des Waldes und der Wiesen, weiter.
Nun wurde es langsam Mitte Sommer, und obwohl sich das Wetter oft gewittrig und regnerisch gab wurde es trotz des oft schützenden Blätterdachs und ihres Umhangs an den Sommersonnentagen immer unerträglicher für Atevora.
Ihre Haut, vor allem an den Händen, bildete des öfteren, aufgrund der starken Sonnenstrahen, Blasen, als hätte sie sich diese teils mit kochend heißem Wasser verbrüht. Einmal wurde sie sogar von einem durch einen schlimmen Sonnenbrand verursachten Fieber gepackt. So konnte es nicht weitergehen. Atevora musste sich dringend etwas überlegen, irgendwie musste sie ihre Haut besser vor der Sonne Schützen.
Ja, gut sie könnte die betroffenen Stellen, wie die Arme es waren, wie bei einem Verband mit Stoff umwickeln. Doch sie hatte nichts was sie hier dafür verwenden konnte und bei dem Zentauren sah es nicht anders aus. Egal wie sie es dreht und wendet, sie muss wohl über kurz oder lang eine Stadt aufsuchen und sich irgendwie Stoff für ihre Zwecke besorgen, und die nächste Stadt in umliegender Nähe war Talyra.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 30. Aug. 2005, 13:12 Uhr
Atevora steht auf einem erdigen Vorsprung im Schatten des Waldes und blickt auf die weite bucklige Wiese unter sich hinab. Dunkle zerrissene Wolkengruppen wallen über ihr und senden ihre schwere feuchte Fracht zur Erde hinab. Triest prasseln dicke Regentropfen auf das aufgeweichte Erdreich darnieder, lässt es langsam zu Matsch zerfließen und ertränkt die Grashalme im kühlem Nass.

Nicht viel weiter entfernt, noch in Blickweite, würde man blauen Himmel durch die breiten Risse und klaffenden Löcher der schwarzen Wolkendecke erspähen können, durch welche mit kräftigem Strahl die Sonne lugt und die Welt unter sich in Licht tränkt als wäre es geweihter Boden. Beständig greift der Wind nach der Magierin Regenschwerer Kleidung, treibt die nassen Watteballen voran und formt den bedecken Himmel über ihr stetig neu.
Atevora hingegen steht nur bewegungslos im Dreck und lässt sich das nasse Haar ins Gesicht wehen. Die junge Frau hatte vom Erscheinungsbild zu urteilen mit Sicherheit bereits bessere Tage gesehen. Sie wirkt seltsam abgemergelt, fast dürr – was schließlich auch kein Wunder bei der spärlichen Kost meist bestehend aus trockenen Wurzeln oder wilden Beeren war – die Augen trüb und die Sonne tat dazu noch ihr übriges, denn die weiße Haut schälte sich an einigen Stellen von ihren Händen, so wie es bei manchen nach einem schlimmen Sonnenbrand der Fall war, obwohl sich Atevora alle Mühe gab sich stets in den Schatten zu flüchten.

Atevora überlegte mit dem Blick starr ins Nichts gerichtet, wie sie wohl beide möglichst unauffällig an den Wachen an den Stadtmauern vorbeikommen könnten. Für sie hätte dies kein sonderliches Problem dargestellt, sie hätte sich einfach unbemerkt in einer Fuhre Stroh verstecken oder sich sonstiges vor Ort überlegen können, doch der Zentaur hatte stur darauf bestanden sie zu begleiten, ganz so als könnte sie nicht auf sich selbst achten, doch vermutlich war es besser so. Zudem überlegte sie wie sie die Händler bezahlen könnte, sie hatte schließlich nichts mehr, nur noch den Bogen und ihren Dolch. Den Frevel Dar Szallyrs Bogen einzutauschen durfte sie nicht begehen, denn das hätte wohl mehr als nur üble Folgen und ihren Dolch konnte sie dazu ebenfalls nicht verwenden, zu sehr erinnerte er sie an Zeiten als sie noch ein Zuhause und eine vermeintliche Zukunft hatte, doch er diente ihr ebenso als Mahnung, wie schnell sich doch alles zum anderen wenden konnte – nein, sie konnte ihn nicht verkaufen. Sollte sie denn die Leute bestehlen? Der Gedanke war ihr zuwider, doch was konnte sie anderes tun? Es wäre auch bloß ein wenig Stoff...
Die Magierin sehnte sich nach einem warmen Bett, einem Dach über den Kopf.. sie vermisste sogar das freundliche Lächeln der Heilerin welches ihr oftmals so bitter aufstieß.

Lautlos bildet Atevora eine Figur aus Eis in ihrer Hand, und lässt sie sogleich wieder zu Konturlosen Wasserrauch zerfallen.
Wahrlich, man lernt erst dann etwas zu schätzen wenn es sich vor einen in Luft auflöst...

Nichts war mehr – nur noch der Wald..
Aber doch, sie hatte Dar Szallyr, der seltsamerweise zu ihr hielt und ihr beistehen wollte – womöglich war er auch nur das Alleinsein satt – und sie hatte Via, welche ihr zur Seite stand und sie begleitete, gleichgültig was auch geschehen möge. Vielleicht war dies sogar wichtiger als alles andere, vielleicht war das was tatsächlich zählte?
Immer noch schweigend dreht sich Atevora um, zieht ihren durchnässten Umhang fester zusammen und verschwindet wieder zwischen den stummen Reihen des dichten Blätterwaldes.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Sethai am 08. Sept. 2005, 23:06 Uhr
„Sie haben versucht Dich einzusperren, sie haben wieder versucht Dich einzusperren...“ Dumpf hallt die Stimme in der rauchenden Höhle umher. Überall liegen Gesteinstrümmer und die Reste von Stalagmiten herum, zerschmettert durch Feuer und Zorn, ein schwefeliges Schwelen umgibt sie. „Wie können sie es wagen… wie können sie es wagen.“ Die Stimme ist verzerrt durch Zorn und Wut, angefüllt mit ungebändigten Emotionen. In völliger Dunkelheit war er erwacht, umgeben vom namenlosen Nichts des Immateriums. Eine Ewigkeit scheinbar hatte er die Mauern seines Gefängnisses zu zertrümmern gesucht doch nichts hatte Wirkung gezeigt. Die Grenzen waren zu gut geschmiedet, zu undurchlässig. Doch dann, dann nach so langer, langer Zeit hatte sich ihm ein Schlupfloch geboten. Aber kaum hatte er auch nur einen kleinen Fühler ausgestreckt, kurz die Hoffnung auf Freiheit erfahren, da war auch hinter diesem Weg wieder eine Mauer erschienen. Ein starkes, schmerzhaftes Feld reiner Magie, beinahe so stark wie das vorherige umschloss ihn dort und verwehrte ihm erneut die Flucht. Verbittert hatte er sich wieder zurückgezogen um seine Kräfte zu erneuern und zu sammeln für einen finalen Angriff auf dieses Feld, einen Angriff wie er zuvor noch keinen gewagt hatte seit er eingekerkert wurde. In Ruhe und gezwungener Muße hatte er gewartet, lange gewartet. Und beobachtet. Vieles hatte er in dieser Zeit erfahren; das seine Verbindung in die Welt ein Wesen namens Sethai ist, ein Sproß einer so ungewöhnlichen Verbindung das nur die Kollision er in ihm vereinten gegensätzlichen Mächte ihm den kleinen Spalt bereitet hatte durch den er nun zu fliehen suchte.

Während er in Ruhe abwartete ging in Sethais Welt die Zeit dahin. Aus Tagen wurden Monate, wurde Jahre und Jahrzehnte. Weit mehr als 2 Jahrhunderte musste er auf seine Chance warten. Aber nach unzähligen Versuchen und Unternehmungen um eine Schwäche zu provozieren kam ihm der Zufall zur Hilfe. Durch äußere Umstände die außerhalb seines Einflusses lagen fiel der Leib des Elfen in ein Koma. Ein widerwärtiges Gift, mit dem er infiziert worden war, schwächte den Elfen schließlich soweit das es Ihm möglich war auszubrechen. In einem einigen Impuls floss seine gesamte Existenz in den sterblichen Körper. Doch da der Geist des Elfen stärker war als erwartet konnte er ihn nicht völlig auslöschen. Stattdessen verschmolz er mit Sethai, absorbierte dessen Essenz und nahm sie in seiner eigenen auf. Doch was er als nächstes bemerkte rief seine gesamte verbliebende Kraft auf den Plan. Der Schutzzauber auf Morganas Kate hinderte ihn daran das kleine Haus zu verlassen und drohte so einfach nur ein Gefängnis durch ein anderes zu ersetzen. Aber durch die neu gewonnen Energien die im Körper seines Opfers schlummerten und die Reste seiner eigenen, genährt durch unbändige, jahrhunderte alte Wut gelang es ihm diesen Zauber u brechen. Der Ausbruch zerstörte das kleine Gebäude und die angrenzenden Grundstücke beinahe vollständig. Sich selbst teleportierte er an den ersten Ort in der weiteren Umgebung der Stadt an der er so etwas wie “Artverwandtschaft“ spürte.

Seine Wahl fiel auf ein ausgedehntes Höhlenystem irgendwo im Larisgrün. Vor langer Zeit – in menschlichen Begriffen gesprochen – muss es hie rzu einer gewaltsamen Auseinandersetzung gekommen sein in der Teile der Höhle so wie der bekannte Zugang zerstört und verschüttet worden sind. Aber jetzt noch ist die urböse Natur zu spüren die der Ort teilweise selbst schon angenommen hat.

„Und nicht nur das sie versucht haben Dich wieder und wieder einzusperren, nein ihr Zauber fesselt Dich nun an diesen Körper.“ Die Jahrhunderte des Wartens sind selbst an einem Dämon seines Kalibers nicht spurlos vorübergegangen. - Bei einem Menschen oder anderem sterblichen Wesen würde man nun wohl von Wahnsinn sprechen, aber bei ihm war es etwas anderes, etwas viel Tiefgreiferendes. Blanker Hass auf alles. – Und nun da er in dem Körper des Elfen Sethai feststeckt hat dieser Zustand seinen Höhepunkt gefunden.

Seit zwei Tagen harrt er nun in der Höhle aus. Den ersten Tag hat er nur damit verbracht seine Wut an der Höhlenarchitektur auszulassen und so noch weitere Teile zum Einsturz zu bringen. Dabei sind auch einige niedere und geringe Dämönchen die diesen Ort inzwischen Ihr Zuhause nennen gefallen und weitaus mehr haben sich tiefer und tiefer in die verbliebenen Gänge und Stollen zurückgezogen. Doch bald wird ihm die Zeit die er hier verbringt zu lang. So lange hatte er schon gewartet und festgesessen. Nun da er endlich die Möglichkeit hat sich frei zu bewegen will er dies auch ausnutzen. Den Zweiten Tag gab er dafür her heraus zu finden wozu sein ungewollter und neuer Körper denn nun genau im Stande ist und die Entdeckungen die er dabei macht entlocken ihm beinahe so etwas wie ein Lächeln. Ob seiner dunklen und magischen Natur kann er mit Sethais Leib fast alles machen das ihm auch eine dämonische Gestalt ermöglicht, kann sie formen und Energie durch sie fließen lassen, kann seine reine Substanz verändern und etwas Neues daraus erschaffen. Da Einzige was ihm verwehrt bleibt ist immateriell zu werden. Aber vielleicht, vielleicht… wenn er genug Macht angesammelt haben würde… vielleicht stünde ihm dann sogar das wieder offen.

Am Ende des zweiten Tages schließlich, etwa 50 Stunden nach seiner Befreiung und der Zerstörung der Kräuterkate, verlässt er die schützenden Höhlen, aufgeladen durch die dortige Energie, angefüllt mit brodelndem Hass auf Alles Lebende und besonders auf diejenigen die ihn so lange gefangengesetzt hatten. Und anfangen würde er mit Talyra. Dort hatte der letzte Versuch ihn zu binden stattgefunden, dort würde er sein erstes Opfer finden, die erste Nahrung um seinen Hunger nach Rache zu lindern…

Mit einem kurzen Gedanken und der Erinnerung des Elfen Sethai in sich findet er den perfekten Ort für sein Erscheinen. Dort wo besonders viele Menschen sind, dort wo die Zahl der Opfer am größten ein wird.

Ich komme…

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 11. Sept. 2005, 23:44 Uhr
Die Zeit nach ihrer schlagartigen Flucht ins Larisgrün war für Dar’Szallyr fast erholsam, wenn nicht ein dunkler Schatten über dieser scheinbaren Ruhe liegen würde. Er verbringt viel Zeit damit Atevora die wichtigsten Dinge zum Überleben in der Natur beizubringen, denn sie war eindeutig ein Kind der Stadt und in freier Natur nichts weiter als ein unscheinbarer Spielball, der nichts ahnend in die Hierarchie des Fressens und Gefressen werden relativ weit unten eingeordnet werden würde. Doch der Zentaur hat nicht vor es jemals so weit kommen zu lassen, und auch wenn er sie desöfteren mit seinen belustigten Aussagen fast an den Rande des Wahnsinns treibt, so hofft er sie damit zusätzlich motivieren zu können, denn wer weiß, für wie lange Zeit er noch Gelegenheit haben wird, ein Auge auf sie zu werfen.
Es ist ihm auch längst klar geworden, dass Atevora ihm etwas verheimlicht, aber seine Fragen waren bisher nicht besonders zielführend gewesen und seitdem der gedungene Mörder in TianAnmen auf sie gewartet hat, verdichtet sich sein Verdacht immer mehr, dass es sich dabei nicht nur um einen Zufall gehandelt hat.

Von Zeit zu Zeit lässt Dar’Szallyr Atevora auch auf seinem Rücken reiten, so wie sie es bei ihrer Flucht getan hat. Auch wenn der Zentaur es nach wie vor nicht besonders gerne mag, so war seine Geduld oft schnell am Ende und so lässt er seinen Stolz hinter den Nutzen zurücktreten, denn Atevora war wahrlich keine besonders schwere Last für ihn, aber dafür war ein schnelleres Vorankommen gewährleistet.

Ebenso war aber auch Vendis sein stetiger Begleiter. Wenn er mit der Zeit bemerkt hat, dass Atevora nicht viel von seinem Glauben hält, so hat er ihr bisher keine Möglichkeit gegeben irgendeine negative Aussage darüber zu machen. Dieses Thema war für ihn etwas, wo er keineswegs viel Geduld aufbringen hat können, denn nichts hat ihm in den letzten Jahren mehr geholfen, als seine Unnachgiebigkeit in Bezug auf seinen Glauben. Oft haben ihm Stoßgebete im rechten Moment aus einer Zwickmühle geholfen, ohne welche er sich wahrscheinlich verloren geglaubt hätte.

Als Atevora und Dar’Szallyr wieder einmal näher an die Stadt Talyra herangekommen sind, bemerken die beiden, dass irgendetwas anders als früher war. Der Zentaur kann im ersten Moment nicht sagen, was es genau ist, denn dazu war er zu wenig mit den Geräuschen der Städte vertraut – genau das war es… es fehlt die typische Geräuschkulisse, die ihm so verhasst war, als er das erste Mal in die Stadt gekommen war.
Auch wenn der Zentaur geschworen hat, als sie vor ein paar Wochen fluchtartig die Stadt verlassen haben, dass er nicht so schnell dorthin zurückkehren möchte, so war ihm klar, dass Atevora trotz ihres geächteten Status wieder nach Talyra hinein möchte. Normalerweise hätte Dar’Szallyr sich auch strikt geweigert, aber diese spürbare Veränderung hat ihn neugierig gemacht. Eine Neugier, die auch davon zeugt, dass Atevora ihm auch ein Leben ohne absolute Abgeschiedenheit gezeigt hat und er dadurch nicht mehr ganz bar jeder Gefühlsregung gegenüber anderen Lebewesen sein kann.

In die Stadt hineinzugelangen war überraschenderweise nicht einmal besonders schwierig. Die Wachen scheinen eine gewisse Nervosität ausgestrahlt zu haben und viel mehr Leute versuchen aus der Stadt hinauszukommen als hinein. Die wenigen, die sich auf die Stadt zu bewegen werden kaum beachtet, während der verlassende Strom einer fast kleinlichen Untersuchung unterzogen wird, fast so, als hätte man Angst, jemand – oder etwas – könnte Talyra verlassen.
So kommt es, dass Atevora und Dar’Szallyr dann erneut in dieser zumindest für den Zentauren verabscheuungswürdigen Stadt, stets im Dunkel eines Schattens sich immer weiter hineinbewegen…


---> Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 12. Sept. 2005, 12:33 Uhr
Vor dem Sturm


Die Nacht ist hereingebrochen und die Wolken hängen Tief über dem weitem Land, doch nicht schwärze ziert das Firmament. Wie schwarz triefendes Blut wölben sich die dunklen Wolken zum Horizont. Jemand spracht einst die Engel der Nacht färben den Himmel mit blutigen Tränen und dies wär ein böses Omen. Die Frau hatte wohl recht, denn bevor Atevoras Eltern Blut auf die Erde träufelte malte sich der Himmel in der selben Farbe.


Ein weiterer Tag ist vergangen.
An diesem Morgen steigt in der Kühle des beginnenden Tages feuchter Nebel vom durchnässten humusgeschwärzten Waldboden auf, schwebt einer unwirklich durchsichtigen Wolke gleich über den hohen Baumwipfeln, bis er sich schließlich bei den ersten Sonnenstrahlen in alle Windesrichtungen verliert. Atevora sitzt, den Rücken an einen rauhrindigen Baum gelehnt am Boden und sieht den Hufabdrücken Dar Szallyr’s nach, welcher sich wieder seinem allmorgendlichen Gebet widmet. Diese Tätigkeit wird Atevora nie verstehen – das Anflehen, Danksagen und Verehren irgend eines fragwürdigen Gotteswesens.. Wenn man etwas in seinem Leben erreichte, dann durch sein eigenes Handeln in Verbindung mit den Entscheidungen und Taten anderer – hier lenkt kein Gott, und falls es doch so wäre, Atevora trieb es die Galle hoch sich als gefällige Marionette irgend eines übermächtigen Wesens zu sehen, welche sie zu irgend welchen Handlungen bewog.

Als der Zentaur wieder zurückkehrt brechen beide wieder in Richtung Talyra auf – nun war es nicht mehr weit.
Schon bald sind auch schon die Stadtmauern zu erkennen, doch irgend etwas war anders, Atevora konnte sich allerdings nicht darauf festlegen woran das möglicherweise liegen konnte. Während Dar Szallyr, dem es scheinbar im Moment ebenso ergeht wie ihr, und sie kurz inne halten und nur die Stadt wortlos von der ferne betrachten, lässt sich Via neben der Magierin am Boden nieder. Die Eule erscheint seltsam unruhig, so als würde ein Sturm nahen, doch das Land liegt nur friedlich unter wolkenlosem Himmel und starrer Luft vor ihnen.

Vor der Stadt angekommen ist es den beiden ein leichtes ins Innere zu gelangen, was Atevora zwar ebenfalls seltsam erscheint, denn sie hatte fest mit einigen Komplikationen gerechnet, doch so war es ihr natürlich nur recht und sie verschwendete desshalb auch keinen weiteren Gedanken daran.
Nun, da die erste Hürde geschafft war, wo wollten sie als nächstes hin? Atevora benötigte Stoff und sie wusste auch wo sie diesen finden würde. Tian Shi hatte sie dorthin geführt als sie einen neuen Umhang benötigte. Ein dichtes Gewühl von Menschen sowie anderen Wesen zwischen denen man wenn nötig schnell abtauchen, etwaige Verfolger abschütteln und verschwinden konnte, welche sich dicht um viele Stände mit den verschiedensten Waren drängen, worunter sich bestimmt auch das befand, was Atevora benötigte.
Es war sozusagen der perfekte Ort, und somit war die Entscheidung gefällt, der Marktplatz war ihr neues Ziel.

Straßen der Stadt -->

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Liara am 15. Sept. 2005, 12:38 Uhr
Liara flatterte so leise wie es ihre Feenflügel zuliesen von Baum zu Baum. Nur zwischen den zahlreichen Bäumen fühlte sie sich sicher und trotzdem blieb sie immer in der nähe des Pfades. Doch die Bäume die ihr schutz boten wurden weniger und das Sonnenlicht brach sich immer öfter am laubbedeckten Boden des Waldes. Mist hier muss eine Lichtung sein dachte sie in dem Moment als sie auch schon mitten auf eine große Lichtung flatterte. Die Lichtung lag auf einem kleinem Hügel der jedoch weit ins Land blicken lies. Liara starrte ängstlich auf die brennende Stadt die in einiger Entfernung am Ufer eines riesigen Sees lag.
Diese Stadt war ihr ziel sie wusste es... und dort würde sie ihn finden oder zumindest einen Hinweis auf ihn. Sie war nicht sehr muttig und musste sich Überwinden weiter auf die brennende Stadt, die Talyra sein musste, zuzufliegen.
Am anderen ende der Lichtung angekommen huschte sie schnell wieder zwischen die Bäume um möglichst unentdeckt zum Tor der großen Stadt zu kommen.

--> Vor den Stadttoren

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Selina am 16. Sept. 2005, 10:24 Uhr
Schwankend durchstreift Selina den Wald, abseits der Wege. Immer wieder fällt sie über Wurzeln und Steine die sich ihr in den Weg stellen. Als sie ein weiteres Mal zu Boden fällt, verharrt sie in dieser Position und schlägt vor Wut, über ihre Schwäche, die Finger in den Boden und ballt sie zur Faust, "Dieser intensive Geruch des Todes, diese scheinbar unbändige Kraft" spricht sie zu sich selbst, als sie die trockene Erde durch ihre Finger rieseln lässt. Als sie sich wieder aufrappelt um weiterzugehen, fällt sie auch gleich wieder in die Knie. In der Zeit in der sie nur ihrer Nase folgte vergaß sie ihren Durst zu stillen, welcher nun ihren ganzen Körper schwächte, es war wie ein Kampf gegen ein wildes Tier in ihrem Inneren. Plötzlich ertönt ein Rascheln neben ihr, welches ihre Aufmerksamkeit erweckt. Sie fährt ruckartig herum und entdeckt die Quelle des Geräusches. Es scheint ein kleines Waldtier zu sein, sie erkennt lediglich die Umrisse eines bräunlichen Fells und dass das Wesen die Größe einer Faust hat. Das kleine Tierchen verharrt vor Schreck, als es Selina erblickt, zitternd am ganzen Leibe versucht es noch davonzulaufen, um dem vermeintlichen Raubtier zu entkommen. Selinas Hand fährt, ohne jegliche Überlegung, mit einem blitzschnellen Ruck nach vorne und packt das Tier an seinem buschigen Schwanz, in dem harten Griff windet es sich wie ein frisch gefangener Fisch hin und her. Beinahe entgleitet es ihren Händen, doch noch bevor das kleine Biest sich losreißen kann treibt Selina ihre Zähne in das warme, weiche Fleisch, begleitet von einem leisen Knacken der dünnen Rippen. Begierig saugt sie an dem Wesen und spürt wie das "Tier" in ihr schwächer wird, bis das Tierchen kein Lebenssaft mehr geben will. Verächtlich wirft sie den leblosen Körper über die Schulter und erhebt sich. >So weit ist es also schon mit mir gekommen?< fragt sie sich in Gedanken. Da steigt ihr wieder dieser verlockende Geruch in die Nase, sie genießt diesen Augenblick und atmet mehrmals tief ein. Dann pustet sie eine Strähne aus ihrem Gesicht und setzt  ihren Weg fort.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Nevermore am 13. Okt. 2005, 22:48 Uhr
-> aus der Pfeffermühle, als der Dämon sich gerade aus Sethai befreit und in die Stadt aufgemacht hat

Keuchend und grollend wie ein wildgewordener Wolfshund und ebenso die natürlich weit weniger beeindruckenden Zähne fletschend, verharrt Nevermore nach einer wilden Flucht unter einer Eiche mitten im Grün, der Morgenmantel hängt in Fetzen von ihrem Körper und ist nicht mehr geeignet, das ebenfalls leicht zerrissene Nachthemd zu verbergen. Ihre Augen flitzen ständig in eine andere Richtung, als hätte sie Jäger zu befürchten. Und sie ist hungrig, so hungrig, dass ihr der Speichel bereits vom Kinn auf die ruinierte Kleidung trieft. Von dem Dämon, der einst Sethais Körper besetzte und nun die Stadt in Schutt und Asche zu legen droht, ahnt sie nicht das Geringste; hatte sie beim ersten Anzeichen, dass das Dunkle in ihrem Geist sich plötzlich in den Vordergrund drängte, auch noch so viel gesunden Menschenverstand besessen, Menschen und Menschenähnlichen aus dem Wege zu gehen, so hat sich jegliche Kenntnis von ihrem Menschsein inzwischen verflüchtigt. Sie - oder es - existiert nur noch, befreit aus einer unzulänglichen Hülle, und am Verhungern!

Stunden bringt das Etwas, das sich sonst Nevermore nennt, mit der Jagd zu. Ihr Körper wäre selbst dann nicht für die dafür nötigen Sprints und das Anschleichen geeignet, wenn er nicht von einer Geburt und dem Wochenbett geschwächt wäre; sie war einfach zu lange nicht mehr darauf angewiesen, ihre Nahrung zu erlegen, viel zu lange hatte sie schon den Luxus von Marktplätzen, Gasthäusern und der Fleischerei in der Stadt genossen. Frustriert muss es feststellen, dass bloßer Instinkt und Blutdurst nicht ausreichen, um ein flinkes Reh oder auch nur ein Moorhuhn zur Strecke zu bringen. Doch es hat Glück. Kurz bevor es einen Zustand erreicht, in dem es Nevermores Hand ankauen würde, stolpert es beinahe in eine mit enormen Eisenzähnen bewehrte Wildererfalle, in der offensichtlich erst vor wenigen Minuten ein Kaninchen sein Leben ausgehaucht hatte. Mit einem gierigen, unmenschlichen Lachen, reißt es das noch warme Tier brutal an den Hinterbeinen, macht sich nicht erst die Mühe, die Falle aufzuklappen (wozu dieser mickrige Frauenkörper wohl ohnehin zu schwach wäre), sondern zerrt einfach genug am Hinterleib, dass der Hals reißt und der Kopf des Tieres in der Falle liegen bleibt.

Was für ein Mahl! Zufrieden rülpsend lässt es die Knochen achtlos auf den Waldboden fallen, fällt unter einem Nadelbaum einfach auf den weichen Moosbelag und schläft schnarchend ein, ohne sich um das Blut und die Fellreste im Gesicht und am Körper zu scheren. Es träumt wunderbare Träume von einer brennenden Stadt, blutenden, schreienden Kindern, Frauen und Männern, einem aus Feuer bestehenden enormen Stier, Höllenhunden und Untoten auf einem Friedhof, bis - - -

- - - Nevermore schreckt mit einem Entsetzensschrei aus dem Schlaf und schaut aus schreckgeweiteten, blutunterlaufenen Augen in die Dämmerung. Es ist gerade noch hell genug, dass ihr ihr Verschmutzungsgrad bewusst wird und sie die Kaninchenabfälle neben sich sehen kann. Stöhnend würgt sie und wendet sich in die andere Richtung, doch zu spät, sie übergibt sich auf dem Moos. Zum Vorschein kommt nicht nur Kaninchenfleisch; auch viel Fell und die Pfoten sowie das Schwänzchen hatte sie beziehungsweise es einfach hinuntergeschluckt... Vor Ekel wimmernd rappelt sich die Frau vom Boden auf, steht dann noch kurz schwankend wie ein betrunkener Seemann mit dem Rücken zu den Resten ihrer grauenhaften Mahlzeit und wankt dann in Richtung der untergehenden Sonne, denn nach allem was sie weiß, liegt die Pfeffermühle zumindest westlich von ihrem Standort. Ihr Gedächtnis ist glücklicherweise frei von jeder Erinnerung an die Geschehnisse der letzten Stunden oder überhaupt Erinnerungen an die dunkle Ecke ihres Geistes; ihr Kopf fühlt sich leicht an wie in einem milden Rausch von lieblichem Wein, und wäre sie nicht so erschöpft, würde sie eventuell sogar ein wenig hüpfen.

-> zur Pfeffermühle zurück

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Rosentau am 26. Okt. 2005, 11:16 Uhr
Schon viele Tagesmärsche ist Rosentau nun unterwegs, um die einzigartige Stadt Talyra zu sehen. Eine bunte Stadt soll es sein, hat man ihr gesagt, bunt und voller Leben, und viel schöner als die anderen Menschenstädte, die sie bisher gesehen hat. Ihre Flügel und ihre Füße schmerzen, sodass sie sich seit geraumer Zeit von Seidenfell tragen lässt. Auch ihre Habe hat sie dem schönen Tier umgegürtet, eine Tasche mit ein paar Münzen auf der einen Seite und eine weitere mit einigen Kleidungsstücken, etwas Proviant und diversen Kleinigkeiten auf der anderen. Das Fell des blaugrauen Tieres ist gepflegt und schimmert sanft in der Sonne, während die Katze geschmeidig ihren Weg in Richtung der Stadt sucht. Rosentau kann spüren, dass ihre Begleiterin erschöpft ist, aber die Neugier der Fee hat sich auch auf Seidenfell übertragen. So gleitet das kleine Wesen nun mit einem Seufzen aus dem Nacken der Katze auf den Boden, und die beiden laufen eine zeitlang nebeneinander her. Sanft tippt bei jedem Schritt der lange, dunkelblaue Rock gegen Rosentaus Knöchel, und die bunten Glasperlen an ihren Fußgelenken und in ihrem silbrigblauen Haar klirren leise gegeneinander. Die goldenen Strahlen der Septembersonne fangen sich funkelnd in den Perlen, glänzen auf Haar und Fell und streichen sanft über die durchscheinenden Flügel der Fee. Sie genießt die Spätsommerwärme, bevor der Herbst beginnt, und das angenehme Kitzeln des kühlen Mooses unter ihren nackten Füßen.

Die feineren Sinne der Katze nehmen zuerst wahr, dass irgendetwas nicht stimmt. Es riecht nicht so, wie eine Stadt riechen sollte. Der Geruch von Unrat ist da, genauso wie der von Meer, aber auch ein beißender Rauch liegt in der Luft, der Geruch von noch schwelenden Feuern, von Tod, Verzweiflung, Blut, und von etwas unwahrscheinlich bösem. Die Fee spürt ihre Verwirrung, weiß nichts mit den ihr von Seidenfell übermittelten Bildern anzufangen, doch noch einen Moment später kann auch sie den Rauch riechen.
Und dann, von einem kleinen grasbewachsenen Hügel aus, kann sie die Stadt sehen. Ein wütender Brand hat allem Anschein nach große Teile der so oft besungenen Stadt Talyra in Schutt und Asche gelegt. Schwelende Trümmerhaufen schicken schwarze Rauchsäulen in den Himmel. Nein, das war nicht das lebendige, blühende Talyra von dem sie gehört hat. Enttäuscht lässt sie die Schultern hängen. So lange ist sie unterwegs, und dann ist ihr Ziel schwarz und verbrannt. Langsam trottet sie weiter in Richtung der Stadtmauern, allerdings wärt ihre schlechte Laune nicht lange. Sicher brauchen die Großlinge in dieser Stadt jetzt eine Menge Hilfe, und alleine sind sie ja so ungeschickt! Zwar weiß sie ob ihrer Größe (die übrigens genau die richtige ist, sonst hätten die Götter die Feen ja schließlich größer gemacht!) noch nicht so genau, was sie tun wird, wenn sie in der Stadt angekommen ist, beim Wiederaufbau wird sie wohl kaum helfen können, aber sicher haben die Heiler dort viel um die Ohren und nicht die Zeit, selbst nach heilkräftigen Kräutern zu suchen. Mit neuem Tatendrang erfüllt stapft das kleine Wesen weiter. Zwar könnte es sich als schwierig erweisen, eine Unterkunft zu finden, aber viel Platz braucht sie ja sowieso nicht, und außerdem kann sie die Nächte ja auch im Freien verbringen, eng in das warme Fell der Katze geschmiegt.
Seidenfell ihrerseits schert sich selten um die Belange der Menschen, und so ist es kaum verwunderlich, dass sich ihre Stimmung keinesfalls aufhellt. Sie spürt den herannahenden Herbst, und wünscht sich eigentlich nur einen knisternden Kamin, neben dem sie die kalten Tage verbringen kann, während Rosentau ihr das weiche Fell krault. Aber wenn die Fee meint, unbedingt den lauten, großen Menschen helfen zu müssen, dann werden sie das eben tun. Nach einer anständigen Mahlzeit, hoffentlich.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 24. Nov. 2005, 20:38 Uhr
Es ist früher Morgen, und der Aufstieg von Shenrahs Antlitz über den Horizont kündigt sich erst mit einem fahlen roten Schimmern unter den herbstlichen Morgennebeln an, als Arwen aufwacht, sich aus ihren Decken schält und das warme Bett verlässt. Leise, noch leiser als sonst ohnehin bewegt sie sich, damit Rialinn nicht aufwacht und in Jammern ausbricht, weil ihre Mutter vorhat, das Anwesen ohne sie zu verlassen. Seit dem Auftauchen des Dämons reagiert sie beinahe schon panisch, wenn sie ihre Mutter aus den Augen verliert, oder sie gar mitbekommt, dass Arwen das Haus verlässt. Doch so sehr es Arwen auch immer trifft, ihre Tochter weinen zu sehen, es bleibt ihr keine Wahl. Sie brauchen Wildbret, nicht nur heute für den Tisch, sondern für die Fleischtöpfe im Eiskeller und den Winter. Und auch wenn es Cassandra nicht recht passen will, dass Arwen die Jagd selber bestreitet, hat sie auch kein Argument dagegen. Einen fremden Jäger dafür in Dienst nehmen will Arwen nicht, und das, was auf dem nur provisorisch eingerichteten Markt an der Karawanserei käuflich erworben werden kann, ist weder Arwen noch Cassandra frisch genug. In den letzten Wochen ist Arwen immer wieder unterwegs gewesen, zum Fischen an dem Bach der durch ihre Felder bei Weidenhag fließt, zur Jagd im Larisgrün, allein, oder mit ihren Falken. Und so ist das Räucherhaus auch schon jetzt vor der Nebelmondschlachtung alles andere als leer.

Und an diesem Tag hat Arwen vor, sich wieder um die Fleischvorräte des Ulmenanwesens zu kümmern, zusammen mit Gerion. Der Junge hat ein erstaunliches Gespür für Tiere, nicht nur für das Nutzvieh von Vinyamar, egal ob nun vierbeinig oder gefiedert, sondern auch für die Falken. Mit sicherem Instinkt weiß er um das richtige Futter, bewegt sich bei den Vögeln immer ruhig und behutsam, erhebt nie die Stimme, egal was passiert. Arwens Adler auf der Faust zu tragen, dazu würde ihm die Kraft fehlen - ganz abgesehen davon, dass Sûlmae nie auf einer anderen Hand als Arwens landen würde - und auch das Falkenweibchen ist für ihn noch zu groß und zu schwer. Aber das weißgefiederte Männchen ist kleiner als seine Gefährtin und lässt sich auch von dem Menschenjungen mit dem Federspiel auf die behandschuhte Faust rufen. Das, und die Tatsache, dass Arwen jemanden braucht, der ihr bei der Jagd zur Hand geht, sind der Grund, dass Arwen Gerion mit auf die Jagd nimmt.
Die Sonne schiebt sich immer weiter über den Horizont und lässt die Nebel über dem Ildorel in allen Farben von Purpur, Rot und Gold leuchten, als würden die Feuer des Skyrr dahinter lodern, als Arwen und Gerion nach einem raschen Morgenmahl in der Küche die gesattelten Pferde zur Mannpforte am Strand führen. Mit leisem Schnauben setzen Shur und die keine Stute weiße Wolken in den sich langsam lichtenden Morgennebel. Der weiße Falke sitzt ruhig und abwartend auf dem Sattelhorn als Arwen am Strand aufsitzt und Gerion am Ufer des Ildorel entlang vorbei am Smaragdstrand und weiter nach Norden führt, dorthin, wo das Larisgrün zwar bis ans Ufer des Sees reicht, aber die Bäume lichter stehen. Nachdem sich der Morgennebel der frühen Stunden gelichtet hat, wird der Tag schön und sonnig, Vögel tummeln sich in den Zweigen der Bäume, und überall im Unterholz und im Dickicht raschelt es im trockenen Laub.


Es ist längst hoher Tag, als Arwen und Gerion ihre Vorratsbeutel mit der von Cassandra eingepackten Verpflegung wieder in den Satteltaschen verstauen und sich in die Sättel schwingen. Der Tag ist bisher alles andere als erfolglos verlaufen. Zwei Kaninchen waren ihnen bei einer kurzen Rast um die Pferde zu tränken vor die Nasen gehoppelt, arglos und ohne jede Scheu. Ein leises Bedauern mischt sich in Arwens Freude über diesen erfolgreichen Auftakt des Tages. Bedauern darüber, dass sie diese Arglosigkeit der beiden Tiere ausgenutzt hat um sie zu töten. Stumm bewegen sich ihre Lippen mit den Worten eines Gebetes, Dank und Bitte zugleich. Langsam wenden sie ihre Pferde wieder gen Süden, um die weitere Jagd mit dem Rückweg zu verbinden. Ein Dickicht versperrt ihnen den Weg, und als sie ihre Pferde es umrunden lassen, knackt und raschelt es keine zwanzig Schritt vor ihnen in einem Himbeerdickicht, auf dem herab gefallene Blätter ein dichtes Dach in Rot und Gold bilden. In diesem Augenblick stößt Gerion einen Warnruf aus. Noch im selben Moment nimmt Arwen dem Falkenweibchen mit der rechten Hand die Kappe ab, gestattet ihm, sich einen Moment an die Umgebung zu gewöhnen, und dann lässt sie es fliegen.

Der Vogel ist mit herrlich weiten Schwingen ausgestattet: Ein Gerfalkenweibchen mit dem Namen Iôr'ria Eisfeuer. Mit rauschenden Schwingen steigt sie auf, verhüllt Arwens Gestalt für mehrere Herzschläge hinter weißen, sahnefarben gemusterten Schwingen und schraubt sich dann bis zu zweihundert Schritt über der Elbin in die Höhe. Alles um sie herum ist vergessen, als sie flatternd über der Elbin in der Luft steht und darauf wartet, dass ihre Beute zum Vorschein kommt. Dann lässt sie sich von einem Abwind tragen und sieht, wie das aufgeschreckte Fasanenvolk aufgeregt mit den Flügeln schlagend davonstiebt. Mit sicherem Blick wählt sie sich ihr Opfer aus, kippt, legt die Flügel an und geht mit ausgestreckten Greifern erbarmungslos zum Sturzflug über, genauso zielsicher, wie die stählerne Spitze eines Pfeils der vom Bogen schnellt. Wie eine Faust kommt sie hernieder, doch der Fasan, einer der fast so groß ist wie sie selbst, weicht unversehens zur Seite und fährt in Todesangst pfeilgerade auf den Schutz einer Baumgruppe zu, die einige Dutzend Schritt entfernt steht. Iôr'ria fängt sich ab, breitet die Schwingen aus und rast mit vorgestrecktem Kopf hinter ihrer Beute her, gewinnt an Höhe, schießt fast waagerecht über dem Fasan dahin, kippt abermals und stößt furchtlos zu. Abermals verfehlt sie ihr Ziel. Gebannt von der Eleganz aus Flug und Bewegung verfolgt Arwen den tödlichen Tanz in der Luft.
Unter panischem Flügelschlagen fährt der Fasan auf die rettenden Bäume zu. Der Gerfalke, schon wieder in beträchtlicher Höhe, setzt ein drittes Mal zum Sturzflug an und kommt niedergesaust. Aber es ist zu spät. Der schlaue Fasan verschwindet. Ohne der eigenen Gefahr zu achten, prescht das Falkenweibchen durch die Blätter und Zweige und hält wütend nach seinem Opfer Ausschau, fängt sich dann jedoch, sucht das Freie, steigt mit wütend kreischendem EEK-EEK-EEK auf und rauscht hoch über die Bäume hinaus. In diesem Augenblick wird eine Kette Moorhühner durch die Aufregung des Fasanenvolkes aufgescheucht, schwirrt davon, hält sich dicht über dem Boden und schießt auf der Suche nach Unterschlupf hierhin und dorthin, wobei sie klug jeder Bodenwelle folgen. Iôr'ria wählt sich eines aus, legt die Schwingen an und stürzt wie ein Stein herab, Diesmal verfehlt sie ihre Beute nicht. In einem Wirbel von Federn stürzt das Moorhuhn zu boden. Doch statt ihm bis auf den Boden folgen, es mit den Krallen zu packen und zu der Elbin zurückzubringen, schraubt sie sich abermals kreischend in den Himmel, höher und immer höher hinauf.

Besorgt holt Arwen ihren Lockvogel heraus, einen kleinen, an einer dünnen Schnur befestigten toten Vogel, und lässt ihn um ihren Kopf kreisen. Aber Eisfeuer lässt sich nicht zurücklocken. Jetzt ist sie nur noch ein winziger Punkt am hohen Himmel, und Arwen ist überzeugt, dass sie sie verlassen habe, um zurückzukehren in die Wildnis, um nach ihrer Laune Beute zu schlagen und nicht nach Arwens, zu atzen, wann sie es will, und zu fliegen, wohin die Winde oder ihr Wille sie tragen, herrenlos und frei für immer. Arwen verfolgt sie gebannt mit den Augen. Es ist keine Trauer, die sie empfindet, sie fühlt sich nur auf eine seltsame Art und Weise verlassen. Iôr'ria ist ein wildes Geschöpf, und eine der ersten Grundlagen der Falknerei, die ihr Vater ihr einst beibrachte ist, dass jeder Falke ihr nur vorübergehend anvertraut ist. Jetzt vermag sie sie kaum noch zu sehen. Unvergleichlich, so leicht wie die Nebel am Morgen lässt sie sich von den warmen Luftströmungen dahin tragen, und mit einem leisen, bitteren Stich im Herzen wünscht auch Arwen sich, sie könnte sich zum Firmament empor schwingen und den Banden Rohas entfliehen - frei und ungebunden, wie der Wind unter den Schwingen ihres Falken.
Doch da, völlig unerwartet, bricht der Fasan aus dem Dickicht hervor, in dem er Schutz gesucht hat, hungrig und leichtsinnig genug um nun abermals auf Nahrungssuche zu gehen. Und Iôr'ria kippt, stürzt aus schwindelerregender Höhe herab, eine wunderschöne, gefiederte, Klauen bewehrte Todesbotin, den Schnabel bereit für den Gnadenstoß. Der Fasan ist augenblicklich tot. Federn wirbeln auf, als er getroffen wird, aber Iôr'ria lässt ihn nicht fahren, sondern hält ihn gepackt, sackt mit ihm herab und schlägt in allerletzter Sekunde wild mit den Schwingen. Dann faltet sie ihre Schwingen und lässt sich auf ihrer Beute nieder. Sie hält den Fasan in ihren Fängen und beginnt sofort ihn mit dem Schnabel zu rupfen, ehe sie kröpft. Doch noch ehe sie damit beginnen kann, reitet Arwen heran. Abgelenkt hält Iôr'ria inne. Wachsame, von einem grauen Ring umrahmte, onyxdunklen Augen beobachten Arwen, als die absitzt. Aufmerksame Ohren lauschen den leisen, lobenden Worten der Elbin über Geschicklichkeit und Mut, und dann, da sie hungrig ist und Arwen diejenige, von der sie immer ihre Nahrung bekommen hat seit So'tar Blaufalke sie aus seiner Obhut gab, aber auch, weil die Elbin geduldig ist, nichts übereilt und keine plötzlichen Bewegungen macht, erlaubt sie ihr näher zu kommen.

Mit leiser Stimme redet sie unverändert auf den Falken ein, zieht mit behutsamen Bewegungen ihr Jagdmesser und bricht den Kopf des Fasans auf, damit das Falkenweibchen an diesen Leckerbissen heran kann. Und als das Falkenweibchen beginnt, sich darüber her zu machen, schneidet sie bewusst den Kopf ganz ab, und Iôr'ria hüpft mühelos auf ihre Faust, dorthin, wo sie zu kröpfen gewohnt ist.
Die ganze Zeit über redet Arwen mit ihr, und als sie mit dem Hirn fertig ist, streichelt sie sie sanft mit einer Feder. Ruckartig bewegt sich das Falkenweibchen auf und ab, zischt sie vor Behagen, froh darüber, wieder dort zu sein, wo sie fressen kann, und fängt an sich zu putzen, bereit, erneut aufzusteigen und abermals den Tod in die Reihen ihrer gefiederten Beute zu tragen. Doch die Jagd dieses Tages ist höchst erfreulich gelaufen, und so beschließt Arwen, sie sich satt kröpfen und an diesem Tag nicht mehr fliegen zu lassen. Sie reicht ihr einen kleinen gerupften Vogel, den sie bereits für sie zerteilt hat. Als die weißgefiederte Schönheit auf ihrer Hand halb fertig ist, verkappt Arwen sie wieder, und trotzdem fährt sie zufrieden fort, zu kröpfen. Und erst als sie danach wieder anfängt, ihr Gefieder zu putzen, hebt Arwen den Fasan auf und reicht ihn Gerion, der ihn zu der übrigen Beute dieses Tages in die Jagdtasche steckt: Zwei Kaninchen, die Arwens Bogen zum Opfer fielen, eine Wachtel, zwei Moorhühner und jetzt der Fasan.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 26. Nov. 2005, 14:18 Uhr
Das Jagdglück meint es zuerst nicht gut mit Kaney und Garok.
Sie sind schon seit einiger Zeit im Wald unterwegs, und bisher hängen nur zwei Eichhörnchen auf Kaney`s Rücken, stattdessen werden sie von einem Eichelhäher verfolgt, der laut alle Tiere davor warnt, dass ein Jäger hier mitten unter Ihnen unterwegs ist.
"Dchää" ertönt es wieder hinter Kaney, und das Kaninchen, das eben noch ruhig an einem Büschel Gras genagt hat, flitzt ohne zu zögern davon, der Stein, der gerade eben die Schleuder verließ, prallt auf dem Waldboden auf.
"Mistviech!" knurrt der Wargenmischling, während Garok langsam loshumpelt, den Stein mit seinem Maul aufnimmt, und ihn dann genauso langsam wieder in Kaney`s Hand fallen lässt.
"Braver Hund!" lobt Kaney. Er ist enttäuscht und erfreut zugleich über den Zustand Garoks. Dieser ist nicht so fit, wie es sich Kaney erhofft hatte, nach all den Wochen der Krankheit, aber, immerhin, Garok hält Schritt, folgt, wenn auch langsam, und tut, was in seinen Kräften steht. "Hm, das wird wieder, irgendwie. Du brauchst erstmal nur Übung, um wieder zu Kräften zu kommen. Wenn ich Wochen lang nichts tun könnte, wäre ich auch bestimmt sehr geschwächt"
Seufzend setzt sich Kaney an einem Baum auf den Waldboden - so lange der Eichelhäher ihm weiter verfolgt, lohnt es sich eh nicht, weiterzugehen - und holt erst einmal etwas von dem Trockenfleisch heraus. Er kann diese Jagd auch später noch fortsetzen - hoffentlich hat der Häher bis dahin sein Interesse verloren.
Zwei Eichhörnchen... nicht besonders viel Fleisch... aber die Felle, die kann ich gut brauchen, vielleicht als  Handschuhsaum, oder... Kaney geht seinen Gedanken nach, während er auf dem Trockenfleisch herumkaut und dabei seinem Hund hinter den Ohren krault.

Später an diesem Tag - Kaney hat die Zwangspause gleich für ein leichtes Nickerchen mitbenutzt - ziehen die beiden weiter durch das herbstliche Larisgrün. Der Eichelhäher hat sich irgendwann gelangweilt aus dem Staub gemacht, ein Glück für den Vogel, denn Kaney war kurz davor zu versuchen, diesen mit seinen Steinen aus den Bäumen zu holen.
Aber der Vogel ist weg, und mit ihm zusammen das Jagdpech, das an den Schuhen des Werblütigen geklebt hat. Ein Vielfraß kreuzt seinen Weg - ein recht junges Tier, noch nicht sehr groß, aber dennoch groß genug um mit seinem wallenden, wasserabstoßenden Fell eine hervorragende Kapuze für den Winter abzugeben. Ein gezielter Schleuderwurf, ein Stein genau auf den Schädel des Tieres, ein schnelles Vorpreschen und ein rascher Schnitt durch die Kehle - die Neugier und das Leben des Vielfraßes findet ein schnelles Ende.
Ein Kaninchen wagt sich auch noch in die Reichweite seiner Schleuder, und wird dann von Garok apportiert, und so hängt das Kaninchen schon bald neben dem Vielfraß und den beiden Eichhörnchen.
Er reibt sich die Blutverschmierten Hände mit Blättern sauber, die restlichen Blutspuren verschwinden an seiner Hose. "Naja, besser als gar nichts, oder was meinst du? Genug für eine gutschmeckende Suppe mit Eichhörnchen und Kaninchenbeilage, hm?" Kaney blickt seinen Hund an, dieser gähnt nur, er ist erschöpft, kein Wunder bei einem so langen Tag nach so langer Krankheit.
"Gut, gehen wir nach Hause."
Kaney rechnet nicht wirklich mehr damit, Beute zu machen, als er dieses seltsame Geräusch hört, das Ihn in Jagdfieber versetzt. Ein Knacken im Gebüsch, Flügelschlagen, das Gefühl, das da etwas ankommt, eine Beute. Ein schneller Griff nach der ledernen Schleuder, ein Stein hinein. Zwei Fasanenhennen flattern an ihm vorbei, erschrocken von dem, was hinter ihnen ist, fast panisch als sie erkennen, dass sie in einen neuen Feind geflogen sind. Kaney dreht die Schleuder, lässt dann los, und nur einen Augenblick später holt der Stein den Vogel auch schon aus der Luft. Garok bellt erfreut auf, humpelt los, fasst den Vogel mitm Maul vorsichtig an, und Kaney tötet den Vogel mit einem schnellen Halsumdrehen.
Was hat diese Vögel nur so aufgescheucht? Verwirrt blickt sich Kaney um, während er dem toten Fasan eine Lederschnur um die Füße bindet, dann meint er hoch oben in der Luft einen Punkt zu erkennen. Ein Greifvogel? Möglich wäre es, dass dieser die Vögel aufgescheucht hat. Und als dieser Punkt plötzlich aus dem Himmel zu fallen scheint ist Kaney sich sicher, ein Greifvogel ist hier auf der Jagd.
Hmm... mal schauen, ob wir ihm seine Beute abnehmen können. denkt Kaney. Er hofft, dass dieser Vogel sich vielleicht eine zu große Beute geholt hat, und der Wargenmischling hat kein Problem damit, einem anderen Jäger die Beute abzunehmen.

So geht er langsam in die Richtung, in die er den Falken vermutet, bleibt aber stehen, als er das Schnauben eines - nein, zweier Pferde hört. Er späht durch die Bäume, meint zwei Gestalten zu erkennen, und den Vogel auf der Hand einer Frau... Kaney schaut nochmal hin. Er kennt diese schwarzhaarige Frau. Arwen Liairgendwas (wieso müssen Elben immer nur Namen haben, bei denen man sich die Zunge abbeißen kann, und die er nie so richtig auf die Reihe bekommt), die Priesterin, die mit bei der Beerdigung von Phelan war. Daneben ein Bursche, jünger als er, anscheinend einer Ihrer Gefolgsleute.
Der Falke sitzt auf der Faust der Priesterin, beschäftigt sich mit dem aufgebrochenen Schädel des Fasans, anscheinend ist die Jagd beendet. Er kennt sich zwar nicht gut mit der Falkenjagd aus, sein Stiefvater hatte keine Falken, aber der Wargenmischling weiß, dass Falken mit zu vollem Magen nicht mehr gut genug jagen.
Vorsichtig nähert er sich den beiden und Ihren Tieren, nicht um sich anzuschleichen, nein, er will die Tiere nicht erschrecken, und den Vogel nicht von seinem verdienten Mahl abhalten.
"Ich grüße euch, Priesterin!" sagt Kaney, als er in Hörweite ist mit ruhiger Stimme, deutet dabei eine leichte Verbeugung an. "Anukis scheint euch auf auf der Jagd zu begleiten, immerhin habt ihr heute gute Beute gemacht!" spricht er weiter, während er die Beute der Elbin mustert.
"Ich muss mich bei euch bedanken... anscheinend hat euer Falke diese Fasanenhenne für mich aufgescheucht..." Verlegen grinst Kaney, während Garok sich vorsichtig hinsetzt. Es war dem Wargenmischling noch nie leicht gefallen, sich bei anderen Leuten zu bedanken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 26. Nov. 2005, 21:27 Uhr
>Ich grüße euch, Priesterin!< hört Arwen eine ruhige Stimme in ihrem Rücken, während Iôr'ria auf ihrer Faust sich noch immer zufrieden das Gefieder putzt. Mit langsamen, ruhigen Bewegungen setzt sie das Falkenweibchen aus Shurs Sattel und wendet sich um. Auch wenn Gerion sich längst zu ihr umgedreht hat und nun mit großen Augen an der Elbin vorbei schaut, weiß Arwen, dass für keinen von ihnen eine Gefahr vom Besitzer der Stimme ausgeht; und das nicht nur, weil Shur völlig ruhig an seinem Platz bleibt und den Neuankömmling ganz offensichtlich nicht als Bedrohung empfindet. Auch wenn sie auf Anhieb der körperlosen Stimme keinen Namen zuordnen kann, weiß sie doch, dass sie diese Stimme kennt. Sie dreht sich um, und weiß als sie den jungen Mann dort vor sich sieht sofort, warum Gerion so große Augen macht und selber keinen Ton heraus bekommt. Der Junge mit den Wolfsaugen, der Wargenmischling der auf Phelans Beerdigung dabei war.... Allerdings muss sie sich eingestehen, dass der junge Mann mit den gelben Wolfsaugen und den bei seinem Grinsen aufblitzenden Fangzähnen für jemanden, der noch nie zuvor einem Werblütigen begegnet ist durchaus… irritierend… ist. So überrascht Gerion auch sein mag, und verwirrt und unsicher, er hat sich zumindest soweit unter Kontrolle, dass er Mann und Hund nicht beleidigend anstarrt als hätten sie rote Hörner auf dem Kopf und lila Tupfen im Gesicht, oder gar das Zeichen gegen das Böse schlägt - es hat dem Jungen einfach nur die Sprache verschlagen.

Arwen hat mit dieser Begegnung ebenso wenig gerechnet (oder überhaupt damit jemanden zu treffen, den sie kennt), nur hat sie sich besser unter Kontrolle, ihre Überraschung ist ihr nicht anzusehen. Dafür lässt ein freundliches Lächeln silberne Funken durch ihre Augen huschen als sie seine Verneigung mit einem Neigen des Kopfes erwidert. "Auch euch die Götter zum Gruße, Späher der Steinfaust... Kaney, nicht wahr?" Es ist ein rascher Blick, mit dem sie ihn mustert, seine lederne Kleidung, die Blutspuren an seiner Hose, feuchte Blätter und Nadeln an seinen Füßen, am Gürtel Schleuder und Dolch, und in dem Beutel vermutlich die Kiesel für die Schleuder. Die Art und Weise, wie der schwarzfellige Hund in seiner Begleitung sich neben seinen Herrn setzt, zieht Arwens Blick an. Er bewegt sich so vorsichtig, als sei er verletzt, oder war es und ist noch nicht wieder ganz genesen. Aber ich hatte von Kaney nicht den Eindruck, als sei er jemand, der mit einem kranken Tier auf die Jagd ginge. So oder so, der Hund sieht müde aus. "Hier Gerion, tu den Fasan zu den anderen in den Beutel." Ein Ruck geht durch den Menschenjungen, als der sich aus seiner Starre reißt, entschuldigend kurz zu boden blickt und Arwen dann den Fasan abnimmt um ihn zu ihrer restlichen Beute in den Jagdbeutel zu tun, der am Sattel seiner Stute befestigt ist. "Es stimmt, die Jagd war heute recht erfolgreich. Wer das Opfer des Tieres ehrt, das ihm Nahrung gibt, den lässt der Wald nicht im Stich… und dem beschert Anukis auch das nötige Glück auf der Jagd. Euer Dank gebührt also nicht mir, sonder Iôr'ria hier, oder Anukis. Doch wie ich sehe, hat die Hüterin euch ebenso mit einer erfolgreichen Jagd gesegnet." Kaney ist während ihres Wortwechsels näher getreten, und hat seine zusammengeschnürte Beute neben sich auf dem Boden abgelegt. Zwei Eichhörnchen, einen jungen Vielfraß und ein Kaninchen kann sie erkennen. Dazu das unscheinbare Gefieder der Fasanenhenne die anscheinend vor Eisfeuer geflüchtet und dabei Kaney vor die Schleuder geraten ist.

"Was ist mit eurem Hund passiert?" Es ist eigentlich nicht Arwens Art, solche Fragen so direkt zu stellen, sich einzumischen in Dinge, die sie vermutlich, nein, mit Sicherheit nichts angehen. Aber der schwarzfellige Rüde hat sich unterdessen ganz niedergelassen, sich hingelegt und auf die linke Seit gedreht. Und jetzt kann Arwen auch sehen, dass der Hund schwer verletzt gewesen sein muss. Seine ganze rechte Seite ist mit frisch verheilten Narben bedeckt, die das Fell nur teilweise verdeckt. Mehr als einer davon kann man noch ansehen, dass die Wunde von der sie herrührt sich entzündet haben musste, das frische Narbengewebe noch rot und schimmernd, wulstig und nicht glatt verheilt weil jemand die Wunde immer wieder hatte öffnen müssen um Eiter zu entfernen. Und der Hinterlauf sieht merkwürdig aus, scheint kürzer zu sein als die anderen drei Läufe und der Hund scheint es auch zu vermeiden, ihn zu bewegen. Auf dem Weg zu Phelans Beerdigung war der Hund, Garok… erinnert sie sich an den Namen, gesund und ausdauernd gewesen, hatte dem Zug aus Pferden und dem Wagen mit Leichtigkeit folgen können. Jetzt liegt er müde und erschöpft auf der Seite und sieht aus seelenvollen Augen zu seinem Herrn auf. Sie sieht Kaney wieder an, weder in ihrer Stimme noch in ihrem Blick liegt ein Vorwurf, nur ehrliches Interesse und Sorge um den Hund.

Sie lässt sich von Kaney erzählen, was passiert ist, wie er den Hund verletzt vor seiner Hütte fand, die Wunden versorgt, den Hund gepflegt und bei ihm gewacht hatte. Und so wie er das Bein beschreibt, hätte vermutlich auch keiner der Priester im Tempel etwas tun können, um zu verhindern, dass Garok den verletzten Lauf nun nicht mehr richtig belasten kann. Leise wuffend schaut der Hund von Kaney zu Arwen und wieder zurück, ganz so als wisse er, dass von ihm die Rede ist, als der Werblütige erzählt, dass der Hund sich nicht in der Hütte hatte einsperren lassen wollen, sondern darauf bestanden hatte, ihn auf die Jagd zu begleiten, etwas, das Arwen leise lächeln lässt. Kaney ist also genau wie sie auf der Jagd um Fleisch für seine eigenen Vorräte zu machen, nicht für die Fleischtöpfe der Steinfaust. Und das bringt Arwen auf einen Gedanken. Alleine, oder mit einem Hund, der eigentlich noch Schonung bräuchte und ihm nur aus sturem Eigensinn folgt, würde es Kaney vermutlich alles andere als leicht fallen mehr als Feder- oder Niederwild zu erlegen. Und Arwen alleine würde selbst mit Gerions Hilfe oder mit Ullmars schwer haben, ausreichend Wild für den Winter zu jagen, an einen Sithecheber wagt sie nicht einmal zu denken. Aber wenn sie sich zusammentun würden, dann wären ihre Möglichkeiten um einiges besser, dann könnten sie auch auf Großwild gehen. Einen fremden Jäger in Dienst nehmen hat Arwen nicht gewollt, aber mit Kaney, das wäre das etwas anderes.
Im Wald ist kaum ein Laut zu hören, nur das Rascheln von trockenem Laub, das seinen Halt am Baum verliert und sacht zu boden segelt. Bis zur Dämmerung sind es noch Stunden. Da sie die Jagd für heute beendet hat und Iôr'ria satt und zufrieden auf ihrem Sattel wartet, schlägt sie dem Wargjungen eine kurze Rast vor, die auch nicht nur Garok sicher gut gebrauchen kann, ehe man sich auf den Rückweg macht, und unterbreitet ihm den Vorschlag, die Jagd doch gemeinsam zu bestreiten. Sofern sein Dienst in der Stadtwache es überhaupt zulasse. Arwen und Kaney zusammen, und dann vielleicht mit Ullmar als Begleiter, das dürfte die Jagd deutlich erleichtern. Für sie beide. Denn nur mit Klein- und Niederwild über den Winter kommen zu wollen, dürfte anstrengend werden, auch wenn auf Vinyamar die Nebelmondschlachtung noch ins Haus steht. Aber wenn es ihnen gelänge Großwild zu erlegen, dann wäre keiner von ihnen gezwungen im Winter noch für den Kochtopf zu jagen. Abwartend sieht sie dem jungen Späher in die gelben Wolfsaugen, wartet ab, was er von ihrem Vorschlag hält.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 27. Nov. 2005, 18:56 Uhr
Früher, wenn ihn die Leute angestarrt haben, da hat sich der Werblütige unwohl gefühlt, hat sich gefragt, was die anderen  wohl dachten, wenn sie ihn sehen, ob sie ihn vielleicht für einen Dämon halten, und das Zeichen gegen das Bösen machen.
Inzwischen amüsiert es ihn eher, und den ungläubigen Blick des Burschen, den nimmt Kaney auch nicht übel, nein, es veranlasst ihn nur, mit dem Grinsen aufzuhören, so dass seine Fangzähne nicht zu deutlich zu sehen sind - gegen die gelben Augen kann er ja nichts tun, und somit muss der Bursche damit leben.
Arwen hingegen scheint nicht überrascht zu sein, im Gegenteil, sie lächelt freundlich, erinnert sich sogar an seinen Namen: >Auch euch die Götter zum Gruße, Späher der Steinfaust... Kaney, nicht wahr?< Der Wargenmischling nickt, eigentlich unnötiger Weise, denn die Priesterin spricht mit sicherer Stimme, sie weiß, dass er Kaney heißt.
Dann bemerkt er den Blick der Priesterin, der Garok gilt. Er weiß, was sie sieht. Einen verkrüppelten Hund, der anscheinend mit auf die Jagd muss, ein Hund, der noch vor  mehreren Siebentagen munter und fidel durch das Unterholz getobt ist. Was sie wohl gerade denkt... fragt sich Kaney, aber Arwen geht nicht weiter auf Garok ein, stattdessen geht sie auf ihren und seinen Jagderfolg ein:  >Es stimmt, die Jagd war heute recht erfolgreich. Wer das Opfer des Tieres ehrt, das ihm Nahrung gibt, den lässt der Wald nicht im Stich… und dem beschert Anukis auch das nötige Glück auf der Jagd. Euer Dank gebührt also nicht mir, sonder Iôr'ria hier, oder Anukis. Doch wie ich sehe, hat die Hüterin euch ebenso mit einer erfolgreichen Jagd gesegnet.<
Anukis... die Göttin verdient wieder ein Opfer, wie jedes Jahr. Auch Garr, den Wolfsgott, den Kaney als seinen Schutzgott ansieht, verdient wieder ein Opfer... aber mit welchen Opfertieren? Kurz wandern die Gedanken des Werblütigen weiter, er überlegt, ob er den Göttern ein Kaninchen als Opfer bringen kann, oder ob sie deswegen wohl enttäuscht sind..
>"Was ist mit eurem Hund passiert?< reißt die Elbin den gelbäugigen Jüngling aus seinen Gedanken, und langsam, stockend, erzählt er was passiert ist.
Er berichtet davon, dass Garok bei dem Dämonenangriff verloren gegangen ist, dass er selbst nicht mehr damit gerechnet hat, ihn je lebend wieder zu sehen, dass die Götter ein Wunder zugelassen haben, und Garok lebendig - aber schwerverletzt - an seiner Hütte aufgetaucht ist. Die Priesterin fragt nach, nicht Vorwürfe machend, sondern interessiert und besorgt klingend, mit einem Blick, der Kaney weiter erzählen lässt. Er erzählt von den Wochen, in denen er seinen Hund gepflegt hat, davon, dass er für die Steinfaust nach Wild und nun für sich selbst und Garok Vorräte jagt.
Aber wenn das Jagdglück dermaßen gering bleibt, dann werde ich wohl noch Fleisch dazukaufen müssen... nur mit solchem Kleinwild können wir beide keinen Winter bestreiten, zumindest nicht, ohne den Gürtel enger schnallen zu müssen...

Kaney ist sich sicher, diesen Gedanken nicht laut ausgesprochen zu haben - dennoch fragt ihn da plötzlich die Priesterin, ob sie nicht zusammen auf die Jagd gehen sollen. Er ist verwirrt. Kann die Priesterin auch Gedanken lesen? Priester haben ja allerhand unterschiedliche Gaben ihrer Götter, und Arwen ist Elbin, die sich in Gedanken miteinander unterhalten können, aber...
Jetzt denk nicht solchen Unsinn... sie ist nur einfühlsam... Zusammen jagen... dann könnten wir uns auch an Großwild heranwagen, Hirsche, oder Büffel, so wie Garok und ich sie miteinander früher gejagt haben... Ach, alter Junge, auch wenn du enttäuscht bist, du wirst mir nicht mehr helfen können, solche Burschen zu erlegen, so leid es mir tut... Ich werde mir wohl wirklich Hilfe holen müssen, und wenn sie Hilfe anbietet, wenn sie vorschlägt, zusammen jagen zu gehen... Es wäre auf jeden Fall günstiger - und befriedigender - wenn man das Fleisch das man braucht selber erlegt...
"Mein Dienst... hmm... also wir sollten dann so schnell wie möglich losziehen, bevor das Wetter zu sehr umschlägt... morgen geht es nicht, aber ich kann in zwei Tagen, das sollte klappen..." Kurz geht Kaney in Gedanken die Planung der nächsten Tage durch, er hat noch einen Dienstfreien Tag zur Verfügung, in der Steinfaust gibt es genug Fleisch, dass auf ihn einen Tag lang verzichtet werden kann - außerdem jagen die anderen Späher der Stadtgarde ja auch im Wald nach Beute, es wird also niemand verhungern - in zwei Tagen, das sollte zu machen sein...
"Ja, in zwei Tagen, da habe ich Zeit. Ich werde mich dann auch erkundigen, wo die anderen Späher jagen wollen, dann kann man denen ja aus dem Weg gehen... Was meint Ihr, welcher Beute sollen wir nachstellen?"
Kaney`s Augen leuchten, während er diese Frage stellt... Wieder hat ihn das Jagdfieber gefasst, er überlegt, nach welcher Beute sie Ausschau halten können - natürlich haben die Götter immer ihre Hand im Spiel, ob sie etwas erlegen, liegt immer in ihren Händen - dann mustert er einen Moment noch die Priesterin, während er auf eine Antwort wartet.
Sie wird sich mit der Jagd auskennen, wenn sie vorschlägt, dass wir gemeinsam jagen gehen sollen... ich denke nicht, dass sie sich in irgend einer Weise zieren wird...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 28. Nov. 2005, 23:03 Uhr
>Mein Dienst... hmm... also wir sollten dann so schnell wie möglich losziehen, bevor das Wetter zu sehr umschlägt... morgen geht es nicht, aber ich kann in zwei Tagen, das sollte klappen...< Man kann dem jungen Mann an den Augen ablesen, wie er in Gedanken seinen Dienstplan durchzugehen und seine Möglichkeiten abzuschätzen scheint. "Morgen wäre sicher auch etwas übereilt, denke ich. Ganz abgesehen davon, dass morgen schon andere Arbeiten auf mich warten." Die Erntezeit mag ja vorüber sein, aber das heißt noch lange nicht, dass damit die Arbeiten auf Vinyamar weniger werden. Für den kommenden Tag steht die Schlachtung der Gänse auf dem Plan von Cassandra und Arwen. Das würde Fleisch in die Töpfe im Eiskeller bringen, Pasteten ins Räucherhaus, sowie Daunen und Federn für neue Füllungen der Decken und Kissen. Auch wenn das Reinigen der Federn über heißem Dampf immer wieder eine Arbeit ist, für die sich freiwillig keiner so recht erwärmen kann, und an die auch Arwen grad nur mit Schaudern denkt - und alles andere als böse darüber ist, dass sie ihr ganz bestimmt nicht zufallen wird. Kaney führt seine Überlegungen fort, und das ruft ihre vorauseilenden Gedanken zurück in das lichte Dämmern unter Bäumen, deren Blätterkleid sich ein letztes mal die Pracht feuriger Farben gönnt, ehe es sich Vendis ergeben muss und dem langen Schlaf des Winters anheim fällt.. >Ja, in zwei Tagen, da habe ich Zeit. Ich werde mich dann auch erkundigen, wo die anderen Späher jagen wollen, dann kann man denen ja aus dem Weg gehen... Was meint Ihr, welcher Beute sollen wir nachstellen?<

Die Augen des Wargen beginnen zu leuchten, als habe jemand dahinter eine Kerze angezündet. Jagdfieber…, vermutet Arwen. Und damit ist er nicht allein, denn die Aussicht, auf Großwild gehen zu können, lässt auch Arwens Herz für einige Takte schneller schlagen. Es würde die Vorratslage für den Winter um einiges entspannen und ihr winterliche Jagden für die Küche ersparen, wenn es ihnen gelänge einen Hirsch oder gar einen Büffel zu erlegen. "Zwei Tage? Das klingt gut, da ist genug Zeit um alle Vorbereitungen zu treffen… Auf welches Wild wir gehen sollen? Eine gute Frage. Wenn wir zu zweit sind, und Ullmar mitnehmen... Ullmar ist mein Großknecht," erklärt Arwen als sie Kaneys Blick bei dem Namen bemerkt. Auch Gerions enttäuschter Blick entgeht ihr nicht. Nachdem er seine Scheu gegenüber dem jungen Wargen abgelegt hat - immerhin trägt der Hund ein Halsband im Blau der Stadtwache und die Elbin hatte ihn als Späher der Steinfaust begrüßt, und dort würde man ja wohl nur rechtschaffene Leute in Dienst nehmen - wäre er schon aus reiner Neugier gerne mit auf diese Jagd gegangen. Aber er weiß ebenso gut wie Arwen, dass bei einer Jagd auf Großwild Ullmar besser zu gebrauchen ist als er. Er ist halt noch nicht ausgewachsen und noch lange nicht so kräftig wie Ullmar. Und so begnügt er sich damit, den Rest kalten Kaninchenbraten aus seinem Verpflegungsbeutel nach einem fragenden Blick zu dessen Herrn mit dem Hund zu teilen. Das Mitleid mit dem Tier steht ihm dabei offen ins Gesicht geschrieben.

"Wenn wir wissen, wo die anderen Jäger der Steinfaust unterwegs sind, verbessert das natürlich unsere Möglichkeiten um einiges. Der Blätterfall ist zwar noch nicht ganz vorbei, aber es ist schon spät im Jahreskreis, die großen Büffelherden haben ihre Wanderung vermutlich schon hinter sich. Aber wenn Anukis mit uns ist, stoßen wir vielleicht auf eine Gruppe Nachzügler oder ein Jungtier aus dem letzten Jahr. Auch auf Hirsche zu gehen wäre eine Möglichkeit. Für mich alleine wäre das zu riskant gewesen, aber mit euch zusammen sollte es machbar sein… Dieser Zwölfmond scheint auch ein Mastjahr zu sein, Eichen und Buchen tragen reichlich Früchte, und die Wildschweine werden es mit ziemlicher Sicherheit ausnutzen und sich an ihnen satt und rund fressen, nur neigen sie dazu, extrem schlechte Laune zu bekommen, wenn man sie jagt. Ich weiß nicht, ob wir gezielt nach Wildschweinen spüren sollten. Ich möchte ungern die Rollen tauschen und vom Jäger zum Gejagten werden." Der letzte Satz wird begleitet von einem Funkeln in Arwens Augen, das das Lächeln, das kurz aufschimmert wie ein Schmunzeln wirken lässt. Ein Lächeln, das aber fast sofort wieder verschwindet, als sie den Blick bemerkt, den der Junge seinem Hund zuwirft, als sie von Hirschen und Büffeln spricht. Wehmut, Bedauern - sie ist sich nicht ganz sicher, was sie in den gelben Wolfsaugen sieht, oder zu sehen glaubt. Sie waren Jagdgefährten… wird ihr klar früher haben sie zusammen Hirsche gejagt, und nun wird der Hund mit seinem Bein nie wieder ein Wild jagen, das er hetzen, dem er nachjagen muss… und der Hund weiß es. Mitgefühl liegt in ihren Augen, als der Blick des Hundes ihren kreuzt, für einen Moment verharrt und sich dann fest auf Kaney richtet. "Was schlagt ihr vor, wo sollen wir uns treffen? Und wann? Ich würde sagen so früh wie möglich, mit der Morgendämmerung."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 30. Nov. 2005, 22:35 Uhr
Der Wargenmischling nickt nur, als die Priesterin ihm erklärt, dass sie ihren Großknecht mitnehmen will - er hat damit gerechnet, dass die Elbin nicht alleine auf so eine Jagd gehen wird. Wie soll sonst eine zierliche Elbin einen möglicherweise ausgewachsenen Bullen bewegen können, bei einer Jagd auf Großwild kann man jede helfende Hand gebrauchen.
Kurz blickt er zu dem jungen Burschen, der Garok füttert (der Hund lässt sich diese Sonderbehandlung gerne gefallen), anscheinend ist er enttäuscht das er nicht mitdarf, aber gut, es kommen noch weitere Winter, für die auch gejagt werden muss.
>Der Blätterfall ist zwar noch nicht ganz vorbei, aber es ist schon spät im Jahreskreis, die großen Büffelherden haben ihre Wanderung vermutlich schon hinter sich. Aber wenn Anukis mit uns ist, stoßen wir vielleicht auf eine Gruppe Nachzügler oder ein Jungtier aus dem letzten Jahr.<
Kurz runzelt Kaney die Stirn. War es wirklich schon so spät ihm diesem Sonnenlauf, dass die Büffelherden schon vorbei gezogen sind? Die Zeit war schneller vergangen, als er es selber mitbekommen hat...
Kein Wunder, du warst ja fast nur am Arbeiten, und Garok am Pflegen... da kriegt man manches schon nicht mit.
>Auch auf Hirsche zu gehen wäre eine Möglichkeit. Für mich alleine wäre das zu riskant gewesen, aber mit euch zusammen sollte es machbar sein… Dieser Zwölfmond scheint auch ein Mastjahr zu sein, Eichen und Buchen tragen reichlich Früchte, und die Wildschweine werden es mit ziemlicher Sicherheit ausnutzen und sich an ihnen satt und rund fressen, nur neigen sie dazu, extrem schlechte Laune zu bekommen, wenn man sie jagt. Ich weiß nicht, ob wir gezielt nach Wildschweinen spüren sollten. Ich möchte ungern die Rollen tauschen und vom Jäger zum Gejagten werden.<
Bei dem Gedanken, dass ein Eber ihn vielleicht jagen wird, muss Kaney grinsen. Er sieht sich, die Elbin und den ihm unbekannten Großknecht auf verschiedenen Bäumen hocken, während eine ganze Horde Wildschweine unter ihnen Eicheln verspeist, eifersüchtig bewacht von einem ausgewachsenen Eber.
Ein Bild für die Götter, aber leider möglich.
"Hirsch klingt gut... wenn wir Glück haben, erwischen wir einen ausgewachsenen Bullen, einen Zehnender vielleicht... aber das liegt nicht in unseren Händen, welcher Beute wir über den Weg laufen."
Ich muss den Göttern nach der hoffentlich erfolgreichen Jagd unbedingt ein Opfer bringen... ich will ja nicht, dass die Götter mir nicht mehr wohlgesonnt sind...
>Was schlagt ihr vor, wo sollen wir uns treffen? Und wann? Ich würde sagen so früh wie möglich, mit der Morgendämmerung.<
Die Worte der Priesterin reißen ihn aus seinen Gedanken bezüglich eines Tempelbesuches, dann nickt er.
"Morgendämmerung ist ein guter Zeitpunkt... und wo..hmm... entweder am Marktplatz, der liegt so, dass wir ohne Probleme in alle Himmelsrichtungen weiterziehen können... oder aber, wir treffen uns schon an einem der Stadttore, auch wenn wir dann vielleicht in eine ganz andere Richtung müssen, je nachdem wo die anderen Späher jagen... "
Kurz versinkt Kaney in Gedanken, überlegt, plant, und sagt dann, immer noch in Gedanken: "Ich würde sagen, treffen wir uns am Verder Stadttor... das liegt auch noch so, dass wir ohne weiteres in eine andere Richtung innerhalb des Waldes gehen können..."
Fragend schaut er zu der Priesterin auf, ob diese vielleicht einen anderen Vorschlag hat. Wenn ja, dann wird er auf diesen wohl eingehen, immerhin ist er nur ein Späher der Steinfaust, sie eine Priesterin. Und es gehört sich nicht, wenn ein einfacher Späher einer Priesterin wiederspricht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 01. Dez. 2005, 23:05 Uhr
Das Grinsen des Wargen verwirrt Arwen kurz, denn der Gedanke von einem ausgewachsene, wütenden Wildschwein gejagt zu werden ist in ihren Augen weder verlockend noch lustig. Letztlich schiebt sie es aber auf die vermutlich völlig unterschiedliche Sichtweise, die ein Warge mit dem tierischen Erbe in sich nun einmal haben muss. >Hirsch klingt gut... wenn wir Glück haben, erwischen wir einen ausgewachsenen Bullen, einen Zehnender vielleicht... aber das liegt nicht in unseren Händen, welcher Beute wir über den Weg laufen< "Nein, da habt ihr Recht, es liegt in den Händen der Götter, ob die Jagd von Erfolg ist. Ein Zehnender? Das wäre allerdings eine prachtvolle Beute." Sie schweigt wieder, während sie den jungen Mann ansieht, der sichtlich am grübeln ist, Pläne macht und wieder verwirft, laut denkt und seine Pläne vom Marktplatz an eines der Tore und wieder zurück verlegt und sich dann schließlich für das Verder Tor entscheidet. Er hat Recht, das Verder Tor ist neben dem Marktplatz der günstigste Treffpunkt, um sich dann je nach den Jagdplänen der Steinfaust-Späher eine Richtung auszusuchen. Der Marktplatz vielleicht sogar noch mehr, aber dort ist auch schon im Morgengrauen reges Treiben. "Also das Verder Tor im Morgengrauen in zwei Tagen." Arwen käme gar nicht auf die Idee, die Entscheidungsgewalt allein für sich zu beanspruchen. Immerhin ist Kaney als Späher der Steinfaust mit der hiesigen Jagd, den Wildwechseln und vor allem den Plänen der anderen Jäger der Stadtwache vermutlich um Längen besser vertraut als sie selbst. "Wir werden dort sein."

Es wird noch so einiges besprochen, Ausrüstung, Jagdwaffen, Verpflegung. Und die Pferdefrage. Würde Kaney sich auf seine eigene Ausdauer beim Laufen beschränken wollen, würde das entweder ihren Radius einschränken, oder ihnen einige kalte, nebelfeuchte Nächte im Wald eintragen. Was mit frischer Jagdbeute und den im Herbst ebenfalls jagenden Wölfen kein rechtes Vergnügen wäre. Und sollten sie tatsächlich auf einen kapitalen Hirsch stoßen oder Anukis ihnen den Segen eines Büffels gewähren, gäbe es anschließend ein Transport-Problem für Kaneys Anteil an dem Fleisch. Doch noch ehe Arwen ihm die keine Stute anbieten kann, die auch Gerion reitet, hat der Werblütige schon erklärt, er würde sich eines der Ponys der Steinfaust nehmen, jenes, dass ihn auch schon zu Phelans Beisetzung getragen hatte.
Aus der kurzen Rast nach dem beeindruckenden Flug von Iôr'ria ist eine mehr als ausgiebige Pause geworden. Und wo vorhin die Dämmerung noch fern gewesen ist, neigt sich Shenrahs Antlitz nun dem Horizont schon deutlich zu, und es lässt sich nur unschwer erahnen, dass die Schleier der Nacht bald aufsteigen werden. Alles ist besprochen, Treffpunkt und Zeit sind vereinbart, und so packen sie alle ihre Sachen zusammen, verstauen die Beute im Beutel, oder werfen sich wie Kaney die zusammengebundenen Tiere über die Schulter, und nach einer kurzen Verabschiedung machen sie sich alle auf ihren Weg heimwärts. Für einen Augenblick sieht sie Kaney noch hinterher, als der im grünen Dämmern unter den Bäumen verschwindet, den hinkenden Hund an seiner Seite und fragt sich, ob er zu seiner Hütte die er erwähnt hatte geht, oder in die Steinfaust, entscheidet sich dann, dass es sie so oder so nichts angeht, und wendet Shur dann gen Süden, zurück in Richtung Talyra.

Immer in Sichtweite des Ildorelufers führt ihr Weg sie zurück nach hause. Lavendelfarbene Wolkenbänke ziehen über den sich langsam zu einem Purpurblau verdunkelnden Himmel und bringen eine milde Abendbrise mit sich, die schon von der Feuchte aufkommenden Nebels und den Vorboten von Spätherbst und Winter durchdrungen ist. Gerion hinter ihr ist auffallend schweigsam, und Arwen kann sich denken, was ihn so beschäftigt, dass er ganz entgegen seiner sonstigen Art nicht tausend und eine Frage an sie hat: Das Zusammentreffen mit einem leibhaftigen Werblütigen. Zugegeben, nicht unbedingt das alltäglichste Zusammentreffen während einer Jagd. Aber er würde darüber hinweg kommen - und später seinen Kindern eine vielbestaunte Geschichte zu erzählen haben. Eisfeuer auf ihrer Faust ist satt und zufrieden, hat sich ausgiebig das Gefieder geputzt, und gibt nur selten leise Zischlaute von sich. Obwohl verkappt scheint sie zu wissen, dass sie ihrem Heim und ihrem Gefährten immer näher kommen.
Der Weg ist weiter als Arwen ihn in Erinnerung hat, und so ist es längst dunkel und die Nachtfeuerkörbe auf den Mauern der Stadt und in den Straßen sind entzündet, als sie den Saum des Waldes erreichen. Wie dunkle Schatten sind die Silhouetten der wachhabenden Blaumäntel auf den Mauern zu sehen. Doch Arwen lenkt Shur nicht zu den Mauern oder einem der Stadttore hin, sondern hinunter an den Strand, lässt ihren Grauschimmel auf dem feuchten, festen Sand ausgreifen und gibt ihm auf den letzten Metern bis zur Strandpforte des Ulmenanwesens die Zügel frei. Warmes, goldenes Licht fließt aus den Fenstern über den rasen und in den garten, streckt sich ihnen entgegen wie leuchtende Finger einer grüßenden Hand. Zuhause… Der Gedanke ist so unvermutet da wie er wieder verschwunden ist, doch Arwen weiß, dass es wahr ist. Das hier, Vinyamar, das Ulmenanwesen, das ist ihr Zuhause, nicht das Haus ihres Vaters in Lomirion, etwas, das er wohl nie verstehen würde, selbst wenn sie versuchte es ihm zu erklären. Türen klappen, Stimmen kommen ihnen vom Haus entgegen, und dann ist Ullmar da, mit den anderen Knechten, mit Cassandra. Man nimmt ihnen die Pferde ab, Worte fliegen hin und her, es wird nach der Jagd gefragt, nach dem Falken, nach der Beute, die Gerion stolz präsentiert. Und ehe Arwen es sich versieht, ist sie in der warmen Küche, sitzt auf ihrem Platz am Kopfende des Tisches, hält Rialinn auf ihrem Schoß im Arm und vor ihr steht wie aus dem Nichts ein Teller, der sich ebenso aus dem Nichts mit goldgelb gebratenen Kartoffeln, buttergeschmortem Gemüse und gebratenem Zicklein in dunkler Sauce füllt. Zuhause.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Gast am 03. Dez. 2005, 14:37 Uhr
Durch das Geräusch von Hufeklappern geweckt, klettert Evana unter dem Gebüsch hervor, wo sie gerade noch geschlafen hatte. Wo war sie? Was war geschehen? Wo war sie überhaupt? Sie überlegte, doch in ihrem Kopf war nichts. Sie bekam Angst. Was sollte sie nur tun? An wen konnte sie sich wenden?
Sie schaute sich um. Alles war grün, selbst ihre Kleidung war grün, nur ihr Haar paßte nicht in das Bild, denn es war rabenschwarz.
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und beschloß sich die Gegend anzusehen, denn sie hoffe irgendjemanden zu begegnen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 04. Dez. 2005, 18:00 Uhr
> Also das Verder Tor im Morgengrauen in zwei Tagen. Wir werden dort sein.<
Kaney ist ein klein wenig erstaunt, dass Arwen so schnell zustimmt, aber gut, dann muss man sich wenigstens nicht lange nach einem neuen, geeigneten Ort suchen.
Dafür bereden Wargenmischling und Elbin, was sie für den Ausflug noch benötigen - Waffen, Ausrüstung, Vorräte, falls sie länger als erwartet in den Wäldern bleiben müssen.
Und es wird besprochen, wie Kaney diese Jagd begleiten soll. Natürlich wäre es dem Werblütigen lieber, wenn er die Jagd zu Fuß begleiten könnte, wenn er sich nicht um ein Pferd kümmern muss... aber er versteht die Notwendigkeit.
Ohne die Pferde müssten sie in der näheren Umgebung jagen, dort, wo sich recht viele Jäger aufhalten, und die Beute wohl gering ausfallen wird. Sie würden nur langsam zurechtkommen, da das Fleisch auf zwei anstatt drei Pferde transportiert werden müsste. Und sie würden zu lange für den Weg ins Jagdgebiet und wieder zurück brauchen - alles Gründe, die Kaney versteht.
Trotzdem behagt ihm der Gedanke, auf einem Pferderücken sitzen zu müssen, absolut nicht.
"Ich werde wohl mit Gurp zum VerderTor kommen... Ihr erinnert euch, das Pferd, mit dem ich..." auf Phelan`s Beerdigung war? "..mit dem ich das letzte Mal auch unterwegs gewesen bin" erklärt Kaney, mit kurzem Zögern.
Dann verabschieden sich die drei Zweibeiner voneinander,  und Kaney begibt sich in die Richtung seiner Hütte, die Beute des heutigen Tages hängt über seinen Schultern, Garok folgt ihm, immer noch erschöpft, aber dank der Pause doch ausgeruht genug, dass sie den Weg nach Hause in einem Stück schaffen.

Diese Nacht und den Rest des nächsten Tages, den Kaney nicht in der Steinfaust verbringen muss, verbringt Kaney damit, sich mit seiner Beute zu beschäftigen, sie abzubalgen, und zu entknochen, und die Felle so zu bearbeiten, dass sie auch noch im tiefsten Winter, wenn er genügend Zeit hat, auch noch zu bearbeiten sind.
Kaney sucht sich einen kleinen Beutel mit Flusssteinen zusammen - auch wenn die Schleuder für eine Großwildjagd nicht geeignet ist, so will er sie doch in seiner Nähe haben. Er sucht sich in der Steinfaust einen Bogen aus, mit dem er ohne Probleme schießen und Wild erlegen kann - eigentlich ein Bogen für weitaus ältere Männer, aber Kaney mit seiner einem 18jährigen Burschen untypischen Kraft hat keine Probleme damit, den Bogen zu bespannen und zu ziehen.
Und er spricht mit dem Stallmeister der Ställe der Steinfaust. Ob er Gurp für den nächsten Tag haben kann, weil er auf Jagd für den Winter gehen will. Dass seine Reitkünste... nicht gut genug wären, um mit einem eigenwilligeren Tier loszuziehen. Dass Gurp, dieses Tier, dass jeden Reitschüler gelassen auf sich reiten lässt, genau das richtige Reittier für ihn ist. Die Stallmeister versprechen, das matschbraune Schulpferd für den nächsten Morgen fertig gesattelt und mit den nötigen Vorräten beladen ist. (Das Grinsen über Kaney`s Beschreibung seiner Reitkünste verbergen der Stallmeister und die Stallburschen lange genug, bis Kaney außer Sichtweite ist).

Diese Nacht verbringt er in der Steinfaust, damit er rechtzeitig am Stall bei Gurp ist um rechtzeitig aufzubrechen. Garok bleibt - schweren Herzens, sowohl von Garok selber, als auch von Kaney aus - im Hundezwinger, wo er bleiben soll, bis Kaney wieder zurückkehrt.
Dann, noch vor Sonnenaufgang, zieht Kaney auf Gurp los, mit Pfeil und Bogen, Schleuder und Steinen, und einem leichten Jagdspeer, in die Richtung des Verder Stadttors.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 08. Dez. 2005, 23:05 Uhr
~Irgendwo im Larisgrün, kurz vor Ende des Blätterfall-Mondes~


Aufmerksam folgen Arwen und Ullmar den Ausführungen Kaneys zu den Jagdplänen der anderen Steinfaust-Jäger, sein Vorschlag, sich in nordwestlicher Richtung zu halten ist mehr als plausibel. Die Zahl der Jäger im Dienst der Steinfaust ist beträchtlich, und ebenso wie sie südlich der Stadt zu jagen würde ihre Jagdaussichten auf ein Minimum reduzieren. Das Pergament mit seiner Skizze der Umlande und den Notizen wo die anderen Jäger hinwollen ist schon recht zerknittert, und die Schrift hat die ungelenke Kantigkeit von jemandem, der entweder nur sehr selten überhaupt etwas schreibt, oder es gerade erst gelernt hat. Jemand bei dem sich Hand und Feder noch nicht einig sind, wer Herr über Tinte und Pergament ist. Allerdings torkeln die einzelnen Buchstaben nicht halb so sehr über das Pergament wie die von Natie, wenn das Mädchen auf ihrer Schiefertafel den unfairen Kampf mit der Kreide und den Buchstaben aufnimmt. Und zu Kaneys Verteidigung muss man außerdem anführen, dass das Licht der flackernden Laterne es nicht gerade einfacher macht, etwas zu lesen. Aber die Notizen des Spähers sind nach einer Gewöhnung an das ungelenke Schriftbild ohne weiteres zu entziffern. Zu den Berichten über das Wolfsrudel nickt Arwen nur, bestätigt es doch was ihr die Patrouille am Marktplatz schon erzählt hat. Sorgen bereitet ihr das anscheinend fremde Rudel zumindest vorerst nicht, zum einen ist da Kaney, dem sie einfach einen guten Draht zu den Wolfsrudeln der näheren und weiteren Umgebung unterstellt, und zum anderen sind Wölfe, gesunde Wölfe in Freiheit, nun die letzten Tiere, vor denen sie als Anukis-Priesterin Angst hätte. Sie hat nicht vor irgendeinem Wolf etwas anzutun oder ihm seine Beute streitig zu machen, und insofern dürfte ein Zusammentreffen recht unwahrscheinlich sein.
Ein paar Worte werden noch mit dem Wachhabenden gewechselt, der ihnen den Segen der Götter für die Jagd wünscht, und nach einem kurzen Blickwechsel nehmen sie alle drei die Zügel wieder auf und lassen ihre Pferde aus dem schützenden Schatten des Torbogens auf die Straße nach Verd treten. Schon nach wenigen Pferdelängen verbirgt der Nebel sie vor allen Augen, und trägt dafür den Schritt ihrer Pferde umso weiter. Wenigstens haben sie keinen Frost, denn dann ist die Luft zu klar und somit noch hellhöriger als im Nebel, kleinste Geräusche würden sich dann wie Donnergrollen fortsetzen. Nur kurz bleiben sie auf der breiten, gut befestigten Straße und folgen dann einem schmalen Saumpfad, der sie kurze Zeit am Rand des Larisgrüns entlang führt, ehe er sich zwischen die Bäume schlängelt und sie tiefer in den Wald und weiter nach Norden geleitet.


Aus einem langen Schritt sind die Pferde wie von alleine in einen leichten, kräftesparenden Trab gewechselt, und der Weg führt sie von Stadt und Waldsaum weg immer tiefer in das Larisgrün hinein. Zwischen den anfangs licht stehenden Bäumen können sie die Gangart problemlos halten. Neben mächtigen Tannen, Kiefern und Fichten, viele Menschenalter haben ihre Stämme wachsen lassen, stehen Buchen und anderen Laubbäumen, die im Sommer das helle, grüne Laub ihrer Jugend unter den dunklen Baumriesen ausbreiten. Doch jetzt im Winter ist davon nicht viel geblieben, nur vereinzelt haben Blätter ihren Platz an den Zweigen noch nicht verlassen, sind ihren Geschwistern noch nicht auf den Boden gefolgt. Die meisten Zweige jedoch greifen knöchernen Skeletthänden gleich in den Nebel hinaus. Immer tiefer führt ihr Weg hinein in den Wald, der Pfad dem sie gefolgt sind, hat sich längst unter Moos, rotgoldenem Laub und Baumwurzeln verloren. Und so suchen sie sich ihren Weg abseits der ausgetretenen Pfade. Je tiefer sie in den Wald vordringen, desto dichter stehen die Bäume. Die Pferde fallen in einen langsameren Trab zurück ohne von ihren Reiter gezügelt werden zu müssen. Alle drei Tiere sind trittsicher, und ihre Reiter überlassen ihnen die Wahl von Weg und Gangart, geben ihnen nur die Richtung vor. Zielstrebig reiten sie durch den Wald, über knorrige Wurzeln hinweg, unter hängenden Zweigen hindurch. Eine friedliche Stille liegt über dem Wald, und sie wechseln nur wenige Worte. Nicht nur, weil die Stille des Waldes jedes Wort fast wie einen Frevel wirken lässt, sondern auch, weil sie ihr Ziel möglichst mit oder besser noch vor dem Zwielicht der Morgendämmerung erreichen wollen - und das ist nicht mehr lange hin. Eine der Markierungen auf Kaneys Karte ist eine Lichtung gewesen, die auch Arwen kennt. Eine Lichtung, die sie erst vor einigen Tagen auf der Jagd nach Hasen passiert hat. Und die Meinung des Wargjungen, dass sie ein guter Platz für Hirsche wäre, kann sie nur bestätigen. Als sie dort gewesen ist, hatte es deutliche Spuren von Rotwild gegeben. Und darauf setzen sie ihre Hoffnung.

Sie haben keine Hunde, damit ist die Treibjagd wenn überhaupt ein hypothetisches Gedankenspiel, ihnen bleibt nur die Pirsch. Und die beste Zeit zum Pirschen ist vor Tau und Tag - die Morgenstunde, und das am besten noch, wenn es so neblig ist wie heute. Denn das Spiel der Schatten im Wald macht Pirschen bei Sonnenschein ziemlich schwierig, insofern hat keiner von ihnen etwas dagegen, wenn sich der Nebel noch eine Weile hält; ganz gleich wie ungemütlich diese nasskalten Schwaden auch sind. Wenn die angestrebte Lichtung wirklich einem Hirschrudel als Äsungsfläche dient, steht das Wild dann dort oder zumindest in direkter Nähe,  bummelt es noch lange bis in den Tag. Mittags steht das Wild meistens Dickungen, und ruht. Und es ist sehr schwierig wenn nicht unmöglich sich an ein ruhendes Tier anzuschleichen, das muss Arwen niemand erklären. Auch der Abend eignet sich weniger gut für die Pirsch, da das Wild dann meist recht zügig zurück zu den Äsungsflächen zieht. Außerdem wird dann das Licht immer schummriger, was für einen guten Schuss auch alles andere als förderlich ist.
An einem kleinen Bachlauf, der zwischen moosbewachsenen Steinen fröhlich dahin plätschert, stoppen sie die Pferde und lassen sie zum Saufen an das Wasser. Sie selber sitzen auch ab und gehen einige Schritte bachaufwärts um ebenfalls etwas zu trinken. Doch lange währt die Pause nicht, es reicht gerade für ein paar Schluck kalten Wassers und ein paar Stücken gedörrter Apfelringe, dann schwingen sie sich schon wieder in die Sättel ihrer Pferde und setzen ihren Weg fort. Nicht viel weiter zügelt Arwen ihren Grauschimmel und bedeutet ihren beiden Begleitern abzusitzen. Die gesuchte Lichtung ist nicht mehr weit, und das Morgendämmern kündigt sich mit rosanen Schlieren am Wolken verhangenen Himmel an. Den Rest des Weges bis zur Lichtung werden sie auf ihren eigenen Beinen zurücklegen. Während Arwen ihren Bogen aus seiner Hülle befreit, das glatte Holz einem letzten prüfenden Blick unterzieht, ihn dann spannt und die Sehne einhängt, hat Ullmar ihr und Kaney die Pferde abgenommen und sie zusammen mit seinem an einem nahen Baum angebunden. Er würde auf die Pferde aufpassen und die Jagd jenen beiden überlassen, die sich mit Sicherheit um einiges leiser durch das hier doch recht dichte Unterholz bewegen können: Kaney und Arwen.


Ihren Mantel hat Arwen bei ihrem Pferd gelassen, der würde sie jetzt nur behindern, das wollene Hemd und ein leicht wattiertes Wams müssen jetzt reichen. Ihre erste Aufmerksamkeit gilt dem Wind, woher er weht. Vor allem der Geruch ist es, der das Wild warnt. Deshalb wird jeder Jäger, der auch Erfolg haben und den Winter nicht vor einem leeren Kochtopf verbringen will das Wild gegen den Wind angehen. Und genau das haben sie und Kaney jetzt vor, sich gegen den Wind an die Lichtung anzupirschen, damit der Wind ihren Geruch dann von den hoffentlich dort äsenden Hirschen weg trägt. Selbst ein winzig kleines, laues Lüftchen kann da die Jagd verderben. Im Zickzack huschen sie von Baum zu Strauch und weiter zum nächsten Busch, immer gegen den Wind, nutzen jedes Dickicht aus - aber nicht als Orientierungshilfe sondern als Deckung. Ihre Augen stehen nicht einen Augenblick ruhig, streifen hierhin und dorthin, entlang der naturgewachsenen Linien, folgen winzigen Wasserrinnsalen am Boden und kaum zu erkennenden Wildpfaden, huschen kurz über den nun in kurzer Entfernung sichtbaren Rand der Lichtung. Mit allen Sinnen spürt Arwen voraus, versucht den Wegen der Luft zu folgen, zu erkennen, ob Waldrand oder Dickichte den Weg des Windes verändert, ihn verdrehen, umkehren oder in eine andere Richtung führen - und das möglichst ehe das Hirschrudel von ihnen Wind bekommt.
Und dann ist es geschafft, sie haben die Lichtung erreicht. Und auf dem taufeuchten Gras steht ein Rudel Rothirsche, alles gesunde, kräftige Tiere. Ein Anblick der Arwen für eine Winzigkeit den Kopf in Demut senken lässt. Vor der Schönheit dieser Tiere, der Erhabenheit des Waldes und vor den Göttin, mit deren Segen eines der Tiere sein Leben lassen würde, damit sie im Winter Fleisch zu essen haben würden. Ruhig bewegen sich die Hirschkühe über die Lichtung, äsen, schauen sich um, wechseln den Platz, äsen weiter, nichts scheint sie zu beunruhigen. Die Dämmerung zieht langsam heraus, die Nebel werden lichter, ziehen in zerfasernden Fetzen zwischen den Bäumen und über die Lichtung. Stumm wechselt Arwen einige Blicke und Gesten mit Kaney, die Hirschkühe sind gesund und kräftig, aber deutlich kleiner als es ein ausgewachsener Hirsch wäre, um zwei Haushalte über den Winter zu bringen, würde eine Hindin nicht genügen, sie würden zwei brauchen. Für einen kurzen Augenblick wünscht Arwen sich, mit einem Elben auf der Jagd zu sein, mit dem könnte sie Gedanken austauschen um sich abzustimmen, währe nicht auf die Hilfskrücke von Gesten, Blicken und stummen Worten angewiesen. Aber der Gedanke ist so flüchtig, dass er verschwunden ist, ehe sie ihn ganz zu ende gedacht hat. Außerdem muss sie sich auf ihren Schuss konzentrieren. Die Schatten verschmelzen mit der Morgendämmerung, und die Entfernung der Dinge voneinander ist nur schwer auszumachen. Zwei der Kühe haben sich etwas vom restlichen Rudel abgesondert, bieten ihnen sogar ihre Flanken in voller Breite; es ist fast wie eine Einladung zum Schuss, eine für jeden von ihnen.

Arwen verändert ihre Position um eine Spur, bis sie absolut sicheren Stand für ihren Fuß hat und mit dem anderen Bein in einem Moosflecken kniet, der langsam aber sicher ihre Hose durchweicht. Mit langsamen Bewegungen zieht sie einen Pfeil aus dem Köcher, milchweiß mit Federn vom Silberfasan scheint er im trüben Licht zu schimmern, legt ihn auf die Sehne. Sie beginnt gerade damit, die Sehne durchzuziehen, als etwas passiert, womit keiner von ihnen gerechnet hat. Überall um sie herum herrscht herbstliches Schweigen im Wald. Und dann wird die Stille vom fernen Ruf eines Eichelhähers unterbrochen. Der gefiederte Melderufer der Waldalarmanlage scheint einem anderen Jäger gerade den Tag verderben zu wollen. Er ist zu weit entfernt, als dass sein Ruf ihnen gegolten haben kann. Und trotzdem sorgt er auch hier auf der Lichtung für Aufruhr. Wie aus dem Nichts bricht plötzlich ein Hirschbulle aus dem Dickicht, der Arwen schlicht den Atem verschlägt. Ein kapitaler Zwölfender, das nebelfeuchte Fell dunkel und bis zur Schulte misst er deutlich mehr als ein und einen halben Schritt. Mit einem kollernden Röhren scheucht er die Hirschkühe auf und das ganze Rudel verschwindet zwischen Dickichten und Nebel. Die Nebelschwaden schließen sich hinter ihnen wie ein weißer Vorhang, und nur einige zitternder Zweige zeigen noch an, wo sie verschwunden sind. Es dauert eine ganze Weile, bis Arwen realisiert, was da grad passiert ist, wie eingefroren verharrt sie auf ihrem  Platz, in ihrer zum Schuss bereiten Haltung und kann ihren Blick nicht von dem Platz lösen, wo eben dieser Hirsch aufgetaucht ist, als habe Anukis persönlich ihn aus dem Nichts erschaffen. Irgendwann löst sich ihre Erstarrung, sieht sie Kaney an. Sie sucht noch nach Worten, und ihr Denken setzt nur langsam wieder ein, aber irgendwo ganz tief in ihrem Denken ist eines klar: Diesen Hirsch will sie haben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 11. Dez. 2005, 12:03 Uhr
Irgendwo im Larisgrün





Weiße Nebelfetzen ziehen über den hartgefrorenen  Waldboden  des Larisgrün. Kalt und Scharf dringt die Luft in die Nase des Elfen, Und mit einer innerlichen Befriedigung zieht er bei jedem Schritt den er tut die kalte Luft gierig in sich ein. Seine Schritte werden, je weiter er sich von den Mauern Talyras fortbewegt, fester und selbstischerer, jeder Schritt gibt ihm neue Kraft, neues Selbstvertrauen.
Für die meisten Menschen, war der Winter etwas schlimmes, eine Zeit der Kälte, der Dunkelheit und des Sterbens. Nicht so für ihn, er liebte es in der Kälte des Morgens die Sonne klar und hell aufgehen zu sehen. Er liebte den Nebel der alles in eine Traumwelt veränderte und er wusste das nach dem Winter der Frühling kam, eine Zeit der Wiedergeburt, eine Zeit des Lebens , sein Frühling hatte begonnen als er vor einigen Tagen die Tausenwinkelgasse und den Teeladen hinter sich gelassen hatte, sein Frühling lag vor ihm, mit jedem Schritt wurden seine Bewegungen wieder wie früher, geschmeidiger, zielsicherer. Die Zeit im Kerker fiel von ihm ab, seine Träume und auch seine Hoffnungen hatten sich in Luft aufgelöst, das Haus der Magierin war verlassen und das schon recht lange. Er hatte es beobachtet, doch kein Zeichen von einer Wiederkehr, kein Zeichen wohin sie gegangen war. Doch auch dies ließ in nicht lange in Traurigkeit verfallen, er würde sie in süßer Erinnerung behalten, tief in seinem Herzen und nicht in Trübsal verfallen, nicht wieder!
Sein Frühling war gekommen....


Seit mehr als zwei Stunden beobachtet er aus einem Versteck heraus eine Gruppe Rotwild das friedlich auf einer kleinen Lichtung steht und auf die ersten strahlen der aufgenden Sonne zu warten scheint ,er hat nicht vor eines dieser Tiere zu erlegen. Das Fleisch wäre sicherlich schmackhaft und auch das Fell ließe sich verwerten, doch was solle er mit einer ganzen Hirschkuh machen. Viel zu viel Fleisch das nur weitere Jäger anlocken würde. Nein er begnügte sich damit sie aus seinem Versteck zu beobachten und ihre geschmeidigen Bewegungen zu genießen. Selbst wenn er gewollt hätte, wie solle er mit einem Schwert einen Hirsch erlegen. Innerlich musste er schmunzeln als er über diese Möglichkeit nach dachte.
Der Ruf eines Vogels ließ die Tiere auf der Lichtung aufblicken und sich nervös umschauen, und wie aus dem nichts taucht das prächtigste Tier auf das Bregond je gesehen hatte. Ein königliches und kraftvolles Tier, und Bregond vergisst beinahe zu atmen. Der Bulle legt den mächtigen Kopf in den Nacken und lässt ein lautes Röhren in den Wald erschallen und sofort setzt das ganze Rudel zu Flucht an und die Tiere verschwinden im Dickicht des Larisgrün und zurück bleibt nur eine neblige Lichtung und ein überaus beeindruckter Bregond.
 

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 11. Dez. 2005, 19:50 Uhr
Mit gespanntem Bogen, einen Pfeil bereits in der Kerbe eingelegt, bewegt sich Kaney lautlos durch das dichte Unterholz. Vorsichtig setzt er den Fuß auf, so wie er es vor Jahren von seinem Vater gelernt hat. Mit den Zehen Halt finden, dann die Fußballen, dann langsam den Fuß senken, und zuletzt erst die Ferse. So kann man langsam überprüfen, wo man den Fuß aufsetzen kann, ohne irgendwelche Geräusche zu machen, eine langsame, teilweise anstrengende Methode sich vorwärts zu bewegen, aber für die Pirsch ist dieser "FuchsGang" bestens geeignet.
Die Priesterin hat keine Probleme damit, sich lautlos zu bewegen - zugegeben, Kaney war zuerst doch misstrauisch der Fähigkeiten von Arwen gegenüber, aber diese Befürchtungen sind inzwischen verflogen - und zusammen schleichen sie sich von Busch zu Busch, von Deckung zu Deckung, gegen den Wind in die Richtung, in der sie die Hirsche vermuten.
Es ist kühl, hier inmitten der Wälder, die vom Nebel durchzogen sind, aber den Wargenmischling stört es nicht wirklich, in ledernen Hosen und einem Leinenhemd durch diese Kühle zu schleichen, ihn hat das Jagdfieber entgültig gepackt, es wärmt seinen Körper auf.
Suchend blickt sich Kaney immer wieder um, hält nach den Hirschen ausschau, bleibt stehen und wittert sorgfältig. Er riecht Hirsch, eindeutig. Hier in der Nähe... aber wo ist das genau? Sind sie alle auf der Lichtung, die vor Ihnen liegen müsste? Oder hat sich einer, aus welchen Gründen auch immer, etwas abseits in den Wald geschlagen, und könnte so die anderen warnen?
Dann - endlich - sieht Kaney das Rotwild, das in kürze helfen soll, den Winter zu überstehen. Es sind prachtvolle Tiere, gut genährt, kräftig, hervorragend geeignet als Beute.
Angespannt beobachtet Kaney wie die Tiere das Gras mit spitzen Zähnen abzupfen, innehalten, den Kopf heben und sich umschauen, nur um dann wieder den Kopf zu senken um weiterzufressen.

Braves Hirschgulasch, brav... fresst ruhig weiter, so ist gut.. denkt Kaney in Gedanken, während er einen besseren Stand sucht, ohne sich durch irgendwelche unachtsam verursachten Geräusche zu verraten.
Dann schaut er zu Arwen, und wechselt mit Ihr Blicke und Gesten. Sie "bereden", dass sie zwei Hirschkühe, die etwas abseits der Herde äsen, als Beute nehmen wollen, so könnte jeder eines der Tiere für die eigenen Zwecke haben. Gut, die Kühe sind nicht so fleischig, nicht so massig wie vielleicht einer der größeren Rothirschbullen, die am Rand der Herde äsen, aber Fleisch ist Fleisch, nur das zählt.
Arwen beginnt damit, die Sehne anzuziehen, sie zielt sorgfältig - wie verabredet - auf die rechte Hirschkuh, und mit nur einem Atemzug Verspätung spannt auch Kaney seinen Bogen, winkelt dabei den Arm linken leicht an, um  die Kraft des vibrierenden Bogens auszugleichen, ankert mit der rechten Hand unter seinem Kinn, und zielt sorgfältig. Er muss bei Herz und Lunge treffen, wenn die Hirschkuh schnell und so schmerzfrei wie möglich sterben soll, dann muss er auch noch darauf warten, dass die Priesterin ebenfalls bereit ist...
Kaney zuckt innerlich zusammen, als er den Häher hört, der irgendwo in der ferne einem Jäger die Jagd vermiest. Und Ihnen gleich mit dazu, denn das Hirschrudel ist gewarnt, bewegt sich von diesem Platz fort, und somit auch außer Reichweite ihrer Bögen und dem damit verbundenen sicheren Schuß.
Ich werde diese verfluchten Vögel umbringen... knurrt Kaney in Gedanken, während er den Bogen sinken lässt und die Sehne langsam in den entspannten Zustand zurückgleiten lässt. Ich werde die Außenwand meiner Hütte mit blauen Hähernflügeln verzieren, wenn mir noch eines der Biester in den Weg kommt.
Mit leicht wutverzerrten Gesicht schaut der Wargenmischling, wo die Priesterin hinschaut, denn diese hat plötzlich einen leicht entrückten Blick, und starrt mit angehaltenem Atem auf die Lichtung.
Kaney sieht den Hirsch nur einen Moment lang, kurz bevor dieser zusammen mit der Herde in den Wald verschwindet.  Aber er versteht Arwens Blick, ist selbst begeistert von diesem Tier. Ein Hirsch mit einem prächtigen Geweih, in der Blüte seiner Jahre. Kräftig, massig. Ein Hirsch, der gewiss an die 300 Stein wiegt. Ein Tier, dessen Kopf man als Tröphäe aufhängen würde - wenn man so etwas denn machen muss um zu zeigen, dass einem das Jagdglück holt war.
Auch Kaney hat unbewusst den Atem angehalten. Aber der Zauber der Situation ist gebrochen, nachdem die Lichtung vor Ihnen wieder leer ist.

"Götter... Was für ein Hirsch."
Eigentlich unnötige Worte. Arwen ist auch seiner Meinung, dass weiß er selbst. Trotzdem musste er diese Worte sagen. Leise spricht er weiter, ruhig, gedämpft:
"Wir sollten diese Herde heute in Ruhe lassen, wenn wir den Hirsch morgen früh erlegen wollen."
Er braucht nicht nachzufragen, ob Arwen einverstanden ist, diesen Hirsch zu erlegen. Er weiß, dass sie es will. Und er auch. Dass Ihnen dieser Hirsch hier begegnet ist, dass sieht er nur als einen Hinweis der Götter.
"Schlagen wir am besten unser Lager auf, und suchen uns..hmm... andere Beute. Irgendetwas, um unseren Magen zu füllen, nur Trockenfleisch, darauf habe ich keinen Hunger."
Langsam steht Kaney richtig auf, streckt sich einen Moment lang, um seine angespannten Muskeln zu entspannen. Dann hält er inne. Ein Geruch, leicht, vermischt mit den anderen Gerüchen im Wald, dringt an seine Nase. Vertraut, irgendwie... aber er kann den Geruch nicht zuordnen, und schiebt ihn somit fast sofort wieder aus seinem Gedächtnis.
Er wartet darauf, was die Priesterin vorschlägt, ob sie noch weiter jagen wollen, oder ob erst einmal ein Lager aufgeschlagen werden soll.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 12. Dez. 2005, 12:09 Uhr
Die Zeit scheint für diesen Augenblick still zu stehen, kein Windhauch bewegt die Äste der mächtigen Bäume um ihn herum. Kein Tierlaut dringt ein sein Ohr, ja selbst sein Atem scheint still zu stehen in diesem Augenblick. Und dann, als der Bulle die Lichtung verlässt wie durch einen Waldfeenzauber, ist der magische Augenblick vorbei.
Kurz blinzelt er, reibt sich über das gesunde Auge und merkt erst jetzt wie kalt ihm ist, hatte er doch Stunden hier im Unterholz gelegen.
Es wird Zeit das ich mich weiter Bewege, meine kalten Knochen wieder in Aufwärme. Was gäbe ich nun für ein warmes Feuer und eine gute Tasse Tee
Gerade will er seinen Unterstand verlassen, sich leise von der Lichtung fortbewegen, als ihn irgendwas inne halten lässt. Eine Ahnung, ein Gefühl, mehr nicht. Gespannt blickt Bregond zurück zur Lichtung auf der sich der morgendliche Nebel allmählich zurückzieht und vereinzelte Sonnenstrahlen durch das Blätterdach auf den Waldboden fallen. Friedlich ....ruhig  geht es ihm durch den Kopf. Ein normales Bild, nichts was ihn so in Unruhe versetzten sollte. Und dennoch irgendwas ließ ihn in seiner Position verharren und den gegenüberliegenden Waldrand beobachten. Hatte er etwas gehört? Oder bildete er sich es nur ein, war er zulange alleine gewesen in der Wildnis?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 13. Dez. 2005, 21:53 Uhr
>Götter... Was für ein Hirsch.< Zu den Worten Kaneys kann Arwen nur stumm nicken, noch immer wie gefangen von dem Bild das sich ihnen hier eben geboten hat. Erst die leisen Worte die ihnen folgen, schaffen es, Arwen aus ihrer Starre zu erwachen, ruhig und gedämpft sind sie, doch sie brechen den Bann, der auf Arwen zu liegen scheint. >Wir sollten diese Herde heute in Ruhe lassen, wenn wir den Hirsch morgen früh erlegen wollen.< Dieser Hirsch... nie zuvor ist Arwen der Inbegriff der Majestät eines Tieres so deutlich und leibhaftig vor Augen gestanden. Und jetzt muss Arwen lächeln. Manchmal braucht es eben doch kein elbisches Blut, um sich wortlos zu verstehen, manchmal braucht es dazu nicht einmal den stummen Austausch des Sendens. Auch ohne all das wissen sie beide, weiß es jeder vom anderen, dass dieser Hirsch ihnen wie ein Wink der Götter erschienen ist. Diesen Hirsch werden sie jagen, diesen und keinen anderen. Sie wissen es beide. Für einige Momente noch herrscht die Stille der sich lösenden Anspannung. Und sie können das Knacken dürrer Zweige unter Pferdehufen hören, als Ullmar sich ihnen mit den drei Pferden nähert. Der Aufbruch des Hirschrudels ist auch nicht zu überhören gewesen - ebenso wenig wie der Ruf des Eichelhähers. Inzwischen hat Arwen sich erhoben, den Pfeil von der Sehne genommen und zurück in den Köcher gleiten lassen. Ihr Herzschlag hat seinen Rhythmus wiedergefunden und ihre Lungen sich daran erinnert, dass sie Luft zum Atmen in gleichmäßigen Zügen in ihren Körper pumpen sollen.
>Schlagen wir am besten unser Lager auf, und suchen uns..hmm... andere Beute. Irgendetwas, um unseren Magen zu füllen, nur Trockenfleisch, darauf habe ich keinen Hunger.< "Wie? Oh. Ja." Arwen muss ihre Gedanken dazu zwingen, sich wieder auf das nahe liegende zu konzentrieren, sich vorerst von dem Hirsch zu lösen. Der würde warten müssen, ein wenig, bis morgen. Während Kaney sich zum Lockern streckt, winkt sie Ullmar mit den Pferden heran. Dass Kaney kurz mitten in der Bewegung verharrt, lässt Arwen stutzen, doch als der weder etwas sagt, noch sonst wie reagiert, als läge Gefahr in der Luft, achtet sie nicht weiter darauf. "Ja, wir sollen uns einen Lagerplatz suchen. Aber nicht hier," ein kurzes Lächeln huscht durch Arwens Augen. Dass sie nicht annimmt, jemand könnte Letzteres tatsächlich vorgehabt haben, ist mehr als deutlich. "Ich kenne eine Lichtung, ein Stück nördlich von hier, mit einem kleinen See. Und es gibt eine große Tanne, unter der man recht geschützt lagern kann. Frisches Wasser, ein trockener und geschützter Lagerplatz, was will manmehr, wenn man auf der Jagd unterwegs ist." Inzwischen stehen sie bei Ullmar, der Arwen den Wasserschlauch reicht und ihr Köcher und Bogen abnimmt. Das Wasser rinnt klar und frisch durch ihre Kehle, und es hilft ihr wieder klar zu denken. Die kleine Lichtung, Götter, wie lange ist sie schon nicht mehr dort gewesen. Wie mag es dort jetzt aussehen? Und der Pavillon… ich glaube kaum, dass der die beiden letzten Winter überstanden hat… Für einen Moment schleichen sich Erinnerungen an wie die Nebenschwaden, die sich mit dem aufkommenden Morgen auflösen. Doch Arwen hat mit diesem Teil ihrer Vergangenheit schon lange abgeschlossen, und so genügt ein tiefer Atemzug, um sie wieder dorthin zu verbannen, von wo sie hervor gekrochen kommen. "Trockenfleisch? Das klingt allerdings nicht sehr verlockend. Doch wie ich Cassandra kenne, hat sie uns erstens genug Verpflegung für mindestens vier Tage eingepackt, und bestimmt nicht Trockenfleisch und trockenes Reisebrot." Ihre Vorräte mit Kaney zu teilen ist für Arwen eine Sache der Selbstverständlichkeit. Der Gedanke, dass dies unter Sterblichen oft anders gehandhabt wird, der ist ihr trotz all der Jahre die sie schon fern ihres Volkes lebt in diesem Moment mindestens ebenso fern wie das Grüne Tal von Erryn und das Haus ihres Vaters. Se reicht den Wasserschlauch an Ullmar zurück. Schnell hat man sich darauf verständigt, sich erst einmal auf den Weg zu der kleinen Lichtung zu machen und dort das Lager aufzuschlagen, und bricht dann auf.

Nach Norden führt sie ihr Weg durch den langsam erwachenden Wald. Trockenes Laub in allen Farben von Feuer und Gold raschelt unter den Hufen der Pferde, überspielt das Rascheln kleiner Waldbewohner und Nagetiere unter der leuchtenden Decke und bedeckt den Waldboden wie eine bunte Flickendecke. Dann kreuzt ein silbriger Bach ihren Weg, der das unendliche Lied Amurs singt. Eine Zeitlang folgen sie seinem plätschernden und gurgelnden Bachlauf, vorbei an fast gänzlich kahlen Birken und Espen und unter einem jetzt blattlosen Dach nackter Zweige, das alte Baumriesen wie eine Kathedrale über dem Bach bilden, als die Bäume schließlich zurücktreten, eine Lichtung freigeben und sie den Ursprung des Baches erreicht haben: Die Lichtung mit dem kleinen See und der uralten Tanne, zwischen deren Wurzeln der Bach entspringt und aus den Tiefen der Gebeine Rohas ans helle Tageslicht tritt.
Die Tanne ragt hoch in den Himmel auf, rauscht leise und Millionen Nadeln wispern im Wind. Uralt und in den nur langsam dem Tageslicht weichenden Nebelschleiern unheimlicher wirkend als die Eichen und Espen mit ihren verzweigten, so zerbrechlich wirkenden Zweigen. Selbst ein Elb könnte nicht lautlos hierher gelangen, aber das Rascheln der Pferdehufe im losen Laub vom Rauschen der immergrünen Nadeln über ihnen noch übertönt. Und es scheint Arwen wie ein Gleichnis über das Leben und Sterben von Menschen und Elben: Fichten, Tannen, Kiefern überstehen die Jahreszeiten in immergrüner Unsterblichkeit, während ihre Nadeln murmelnd um die leuchtende Vergänglichkeit des herabgefallenen Laubes trauern, das sich dem Wirken des Herrn über Tod und Winter ergibt und vergeht.

Arwen zügelt Shur am Waldsaum der Lichtung und lässt Ullmar und Kaney die Zeit, um den Anblick, der sich ihnen bietet auf sich wirken zu lassen, diese lebendige Stille, das Wispern von uralten Erinnerungen und die Ehrfurcht die man beim Anblick einen Ortes empfindet, der dem Odem Anukis' aus jeder Pore im Boden zu atmen scheint. Arwen kann sich nur noch zu gut daran erinnern, wie es ihr selber einst ging, als sie das erste Mal vor dieser Lichtung stand.
Schließlich lässt die Elbin ihren Grauschimmel wieder antreten und lenkt ihn um ein Dickicht aus entlaubten Brombeeren und Sumach herum. Shur kennt die Lichtung noch genau, und wendet sich gleich der kleinen Gruppe von Steinen am Fuß des Tannenhügels zu, wo Arwen aus dem Sattel steigt Mit raschen Griffen hat sie ihn von Satteltaschen und Packrollen befreit und lässt ihren Hengst laufen. Anpflocken muss sie ihn nicht, er würde sich nie außer Sichtweite von ihr entfernen oder gar die Lichtung verlassen. Die beiden Männer folgen ihr nur wenig später bis hinauf an den Fuß der Tanne, wo Arwen ihre Taschen ablegt und sich niederlässt. Die Sonne steigt langsam über den Horizont, und auch wenn ihr Antlitz von einem dichten Schleier diesiger Herbstwolken verhüllt wird, wird es langsam heller. So früh am Tag es auch ist, sie sind schon seit Stunden auf den Beinen, und nach dem Erlebnis mit dem Hirsch ist es wirklich Zeit für ein Morgenmahl. Beim Auspacken dessen, was Cassandra ihnen eingepackt hat, muss sie dann allerdings doch lachen. Gebutterte Brote, ein kleiner ausgehöhlter Brotlaib, der mit Schichten aus Käse, eingelegtem Gemüse und geräucherter Wurst gefüllt ist, kaltes Bratenfleisch von Huhn und Kaninchen, frisch-säuerliche Äpfel, süßes Dörrobst und, und, und. Es würde wirklich für drei oder vier Tage reichen. "Wie ihr seht, müssen wir uns die Zähne nicht an Trockenfleisch ausbeißen. Setzt euch, Kaney, und greift zu." Mit einer ausladenden Geste bittet sie die beiden Männer an die auf einer Decke ausgebreitete Tafel. "Ich denke, wir haben uns eine Stärkung verdient. Und nachher können wir dann sehen, was Anukis noch an Überraschungen für uns bereithält. Vielleicht das eine oder andere Kaninchen, oder einen von diesen Truthähnen. Selber habe ich zwar noch keinen erlegt, aber gehört habe ich hier in der Nähe schon einmal welche."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 13. Dez. 2005, 23:09 Uhr
Einen langen Atemzug geschieht gar nichts, angespannt liegt Bregond in seinem Versteck unter Zweigen, dann wie aus dem nichts hört er ein leises Wiehern und das knacken von Zweigen die unter den Hufen der Pferde zerbrechen. Neugierig schaut er über die Lichtung, war er also  nicht alleine Zeuge dessen was er gerade gesehen hatte.
Auf der Gegenüberliegenden Seite der Lichtung, dort woher die Geräusche gekommen waren, löst sich erst ein Schatten vom Waldsaum und dann noch einer. Ein junger Mann mit Haar so schwarz wie Pech schaut mit leicht angehobenem Kopf fast in seine Richtung, wird dann aber von der zweiten Person abgelenkt die mit einem großen Bogen auf die Lichtung tritt.
Bregond hält die Luft an, eine leibhaftige Elbin. Das erkennt er sogar aus seiner Position, ihr Haar ist ebenso schwarz wie das des jungen Mannes, doch scheinen sich die morgendlichen Sonnenstrahlen darin zu verfangen und in einem endlosen Tanz ihrer Schönheit zu huldigen. Ihre Bewegungen sind geschmeidig und Bregond ertappt sich dabei, sie mit einer der großen Raubkatzen zu vergleichen die in den südlichen Wüsten jagen. Der junge Menschenmann, der Bregond irgendwie vertraut vorkommt und die Elbe unterhalten sich kurz, schauen sich Nocheinmahl kurz um und führen dann ihre Pferde von der Lichtung Richtung Norden.

Bei den Göttern, was mache ich hier? Warum verberge ich mich wie ein Dieb, was habe ich verbrochen warum gehe ich nicht hinaus und begrüße sie? Bregond reibt sich über das narbige Gesicht und streicht die weißen Haare zurück. Weil sie dich wahrscheinlich genau für das halten würden ...für einen Dieb und Wegelagerer und ohne zu fragen ihre Waffen in dein schwarzes Fleisch senken würden.

Kopfschüttelnd erhebt er sich nach einiger Zeit und schleicht um die Lichtung herum, bis er den Platz gefunden hat wo die beiden gestanden hatten. Die Spuren der beiden sind kaum auszumachen, kaum haben ihre Stiefel in den Boden gedrückt, doch die Hufe ihrer Pferde haben deutliche Abdrücke hinterlassen. Immer noch in gebückter Haltung blickt er zu seinem eigenen Versteck zurück, dann läuft er den Spuren hinterher. Schon nach kurzer Zeit treibt sein Atem weiße kleine Wölkchen vor sich her. Und er verflucht leise seinen schweren Umhang, der ihn in der Nacht vor der eisigen Kälte geschützt hatte.
Mit einem leichtfüßigen Satz springt er über eine Wurzel, landet in einer kleinen Mulde die gefüllt mit goldenem Laub ist. Lächelnd läuft er weiter, erinnert sich an seine Ausflüge im Larisgrün, an die Feuerhöhlen und an die Wölfe.... abgrubt bleibt er stehen Die Wölfe... natürlich , sein lächeln wird breiter und mit neuem Schwung folgt er der Spur.
An einem kleinen Bach hätte er sie beinahe verloren und seine neue Hoffnung wich zweifeln und Ängste Du Narr! Sie haben Pferde, wahrscheinlich sind sie dir schon Stunden voraus... gebe auf und gehe zurück in die Stadt.... am besten in die Unterstadt, dies ist der Ort wie einer wie du hingehörst. In den Untergrund, dort wo nur der Abschaum der Gesellschaft seine jämmerliche Existenz fristet. Mit hängendem Kopf und geschlossenem Auge versucht er diese Gedanken aus seinem Denken zu verbannen, schon glaubt er den Geruch der Unterstadt in der Nase zu haben, doch dann lächelt er. Der Wind hatte ihm einen vertrauten Geruch in die Nase getrieben. Wie ein Hirsch setzt er mit zwei Sprüngen über den Bach und beugt sich über einen noch dampfenden Haufen Pferdeäpfel. Na wer sagt es denn? Wieder lächelnd folgt er der frischen Spur weiter Richtung Norden.

Er weiß nicht wie lange er gelaufen ist, doch fühlt er sich seltsamer weise mit jedem Schritt kräftiger und beschwingter. Sein Atem geht gleichmäßig und ruhig, als er die große Tanne sieht die auf einem Hügel steht. Staunend bleibt er stehen und betrachtet eine weile diesen Baum und erst als es kalt auf seiner Zunge wird, merkt er das er sie mit offenem Mund angestarrt hat. Langsam und nun vorsichtiger, geht er weiter. Bei jedem schritt den er tut, versucht er so leise wie möglich aufzutreten und die sich im bietenden Verstecke zu nutzen. Leise schleicht er sich der Lichtung an, so als wenn es sich um ein Wild handeln würde das er jagt. Sein lächeln wird noch breiter, als er sieht das er sein Ziel erreicht hat. Drei Pferde laufen über die Lichtung, auch der Grauschimmel der Elbin.

Er braucht Zeit um die Lichtung zu umrunden und zu Erkennen das sich die kleine Gesellschaft am Fuße der mächtigsten Tanne, die Bregond je gesehen hatte niedergelassen hatte. Kurz zuvor war er an einem kleinen Gebäude  vorbeigekommen, gebaut aus dunklem Holz und mit Pflanzen überwachsen, er hatte sich nur kurz gewundert wer solch ein Gebäude mitten in den Wald stellte, wahrscheinlich irgendwelche reichen Hänler oder Edelleute aus Talyra die hier im Sommer ihre Jagdgesellschaften enden ließen.

Nun lag er unweit von den dreien auf dem Bauch unter einem Farn und versuchte Einzelheiten der drei auszumachen. Sie aßen und tranken und allem anschein waren sie guten Sinnes obwohl ihnen offensichtlich die Beute für diese Nacht entkommen war. Schmerzlich wurde ihm bewust das er seit dem gestrigen Morgen nichts mehr gegessen hatte und der Wind trug ihm die wunderlichsten und zugleich wundervollsten Gerüche zu. Und nun du Narr? Liegst hier im Dreck und die feinen Herrschaften speisen vor seinem verbleibenden Auge, und wenn sie damit fertig sind werden sie sich erleichtern und ihren Weg fortsetzen, was willst du dann tun... Ihnen weiter folgen? Sie weiter aus der ferne anstarren und darauf hoffen das sie dich nicht sehen?
Nimm dir das, was dir zusteht! Töte diese Wichte und nimm dir die Elbin!

Töte sie!!


Bregond schließt sein Auge und beißt sich auf die Lippen bin eine leichte Blutspur auf seiner Haut zu sehen ist.

T ö t e   s i e ! !

Mit einem lauten Schrei springt der Dunkelelf auf, seine Umgebung nicht mehr wahrnehmend, schlägt er sich mit den Fäusten gegen den Kopf.

“ Lasst mich in Ruhe, lasst mich endlich in Ruhe! Hört ihr, nicht länger bin ich euer Sklave”

Ein lautes Wiehern und die plötzliche Stille in seinem Kopf lässt ihn innehalten, ganz langsam öffnet er sein Auge und dreht sich zur Tanne, sich sehr wohl bewusst welch seltsames und eigenartiges Bild er gerade abgeben muss und welch wunderbares Ziel für den langen Bogen der Elbin!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 15. Dez. 2005, 19:40 Uhr
>Ich kenne eine Lichtung, ein Stück nördlich von hier, mit einem kleinen See. Und es gibt eine große Tanne, unter der man recht geschützt lagern kann. Frisches Wasser, ein trockener und geschützter Lagerplatz, was will manmehr, wenn man auf der Jagd unterwegs ist.< "Das klingt wirklich nur allzugut... ich bin gespannt auf diesen Platz." Kaney lächelt leicht. Er kennt viele wunderbare Plätze hier im Larisgrün und er weiß, dass sich noch viele Geheimnisse in diesen riesigen, teils undurchdringlichen Wäldern befinden. Warum nicht also auch hier?
>Trockenfleisch? Das klingt allerdings nicht sehr verlockend. Doch wie ich Cassandra kenne, hat sie uns erstens genug Verpflegung für mindestens vier Tage eingepackt, und bestimmt nicht Trockenfleisch und trockenes Reisebrot.<
Alleine die Andeutung, dass gleich ein hervoragendes Mahl bevorsteht lässt Kaney`s Magen leise knurren, ein Beweis dafür, dass Kaney eigentlich fast immer und jederzeit Hunger haben kann. Verlegen grinst der Wargenmischling,  dann schwingt er sich auf Gurps Rücken - inzwischen hat er genug Übung, so dass er auch alleine auf das Schulpferd hochkommt.
Elbische Priesterin, wargischer Späher, menschlicher Knecht, sie reiten langsam durch das herbstlich erleuchtete Larisgrün, es ist eine friedliche Stimmung, Eichhörnchen und Kaninchen wagen es, recht nah an Pferde und Reiter zu kommen, so nah, das Kaney sie ohne weiteres mit der Schleuder erlegen könnte, aber dazu hat er keine Lust. NOCH nicht.
Sie folgen einem kleinen Bach, der lustig vor sich hinplätschert, vorbei an blätterlosen Bäumen, weiter nach Norden, bis die Bäume plötzlich nicht mehr weiterwachsen und eine Lichtung bilden.
Kaney schaut sich staunend um. Wirklich, ein weiteres Geheimnis des Larisgrüns. Eine riesige Tanne, so groß, dass sie die Wolken berührt, die Wolken an ihren Bäuchen kratzt, so dick, dass... Kaney kann keinen passenden Vergleich ziehen. Ein beeindruckender Baum, aus dessen Wurzeln eine Quelle sprudelt die dann in den kleinen See mündet.
"Beeindruckend..." murmelt Kaney, dann veranlasst er Gurp, dass dieser Arwens Grauschimmel folgt. Kurz darauf ist auch er von seinem Sattel und Packtaschen befreit, und leistet Shur und dem Pferd von Ullmar Gesellschaft. Kaney macht sich keine Sorgen, dass das Schulpferd vielleicht in den Wäldern verschwinden könnte - darauf hat Gurp keine Lust, sich auch noch freiwillig zu bewegen, wenn er es nicht muss.
Arwen holt die Vorräte heraus, die ihr Cassandra eingepackt hat, und bei jedem Butterbrot, bei jedem Stückchen Bratenfleisch, jedem einzelnen Apfel kriegt Kaney mehr Hunger, knurrt sein Magen ein bisschen lauter.
>Wie ihr seht, müssen wir uns die Zähne nicht an Trockenfleisch ausbeißen. Setzt euch, Kaney, und greift zu. Ich denke, wir haben uns eine Stärkung verdient. Und nachher können wir dann sehen, was Anukis noch an Überraschungen für uns bereithält. Vielleicht das eine oder andere Kaninchen, oder einen von diesen Truthähnen. Selber habe ich zwar noch keinen erlegt, aber gehört habe ich hier in der Nähe schon einmal welche."
"Götter... sagt eurer Cassandra, dass ich mich herzlich bedanke für dieses Mahl.." er stockt kurz, läuft leicht rot an, deutet dann eine leichte Verbeugung an: "Und bei euch muss ich mich natürlich auch bedanken, Priesterin, dass ihr mich an diesem Mahl teilhaben lasst!"

Gerade will Arwen etwas antworten, will vermutlich sagen, dass er sich nicht bedanken muss, als ein totenerweckender Schrei ihr Gespräch unterbricht.
Was bei allen....
Schnell zieht der Wargenmischling den Dolch, greift gleichzeitig nach seinem Jagdspeer, den er gut mit einer Hand schleudern kann, und schaut in die Richtung, aus der dieser unmenschliche Schrei kommt.
Wenn das ein Truthahn ist, dann fress ich meine Stiefel... die gobbeln doch eigentlich, und schreien nicht so laut...
Statt eines Vogels, einem Bären oder sonst einem im Larisgrün beheimateten Ungeheuers kommt eine Gestalt aus den Wäldern zum Vorschein, eine Gestalt, die sich wild mit den Fäusten vor dem Kopf hämmert, dabei irgendetwas spricht...
Kaney schaut genauer hin, bekommt dabei große Augen. Ein Spitzohr, das sagen ihm sofort alle seine Sinne. Ein seltsames Spitzohr, mit einer seltsam ungewohnten Hautfarbe, die Haare weiß, dazu dieser Geruch, der ihn an verbranntes Fleisch erinnert...
"Das kann nicht sein..." murmelt er, während er den Speer fester hält.
Bregond... der Dunkelelb, den er in Werwolfwers Höhle kennengelernt hat, den er beim Nargenkrieg wiedergesehen hat. Der Dunkelelb, der lange Zeit im Kerker der Steinfaust saß, bis er eines Tages fast lautlos aus den steinernen Zellen geworfen wurde, und dann verschwunden ist.
" Er ist wohl verrückt... hoffentlich hat er nicht die Geisteskrankheit... die tolle Wut.. dann könnten wir hier nur eines tun..."
Innerlich macht sich Kaney bereit, einen... Freund zu töten, wenn dieser wirklich an der Tollwut erkrankt ist, wenn sein Gehirn "Drowine Spongiforme Enzephalopathie" sei dank nur noch wie ein zerlöcherter Weichkäse aussieht und ihm niemand mehr helfen kann außer mit einem schnellen, erlösenden Tod. Der Wargenmischling hängt an seinem Leben und würde sich unter keinen Umständen von einem geisteskranken Dunkelelben anstecken lassen.
Misstrauisch betrachtet Kaney Bregond, wie dieser sich noch einmal mit den Fäusten vor dem Schädel haut.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 17. Dez. 2005, 19:15 Uhr
Kaney und Ullmar folgen ihr hinauf bis an den Fuß der Tanne. Und während ihr Großknecht sich ohne zu zögern niederlässt, schaut Kaney von Arwen zu den ausgebreiteten Speisen und wieder zurück zu Arwen, ganz so, als wisse er nicht recht, wie er zu dieser Einladung zu diesem Essen gekommen ist.   >Götter... sagt eurer Cassandra, dass ich mich herzlich bedanke für dieses Mahl… Und bei euch muss ich mich natürlich auch bedanken, Priesterin, dass ihr mich an diesem Mahl teilhaben lasst!< Arwen will ihm gerade antworten, ihm erklären, dass diese "Teilhabe" nun wirklich absolut selbstverständlich ist und es keinerlei Dankes bedarf. Doch dazu kommt sie nicht mehr. Vielleicht zehn Schritt vom Fuß des Tannenhügels entfernt, dort wo die Lichtung mit dichten Farnbüscheln in den Wald übergeht, steht wie aus dem Nichts plötzlich eine Person inmitten der zarten Wedel. Er - nach Haltung und Kleidung vermutet Arwen, dass es ein Mann ist - schlägt sich mit den Fäusten gegen den Kopf und schreit herum, als sei ein ganzes Rudel Bean-Sidhe hinter seiner Seele her. Die entspannte Stimmung der Vorfreude auf ein Essen inmitten des Waldes ist binnen eines einzigen Herzschlags verflogen. Kaney fährt herum, greift nach Dolch und Speer, und ebenso schnell ist Arwen auf den Beinen, nur wenige Augenblicke später gefolgt von Ullmar.
Ihr erster Reflex ist es, nach ihrem Bogen zu greifen um den Angreifer in das zu verwandeln, was Cassandra bei besonderen Anlässen auf den Tisch bringt und einen Käseigel nennt: Einen halbrunden Brotlaib, der mit kleinen Spießen von Obst und Käse gespickt ist. Doch zum einen hat Arwen ihren Bogen zwar griffbereit, doch die Sehne ist nicht eingehängt, und zum anderen hat sie gerade weder Käsehappen noch Obststücke parat. Daraus wird also nichts. Noch ehe ihr Denken bewusst einsetzt, streckt sich ihre Hand nach einem der Jagdspeere aus, der neben der Saufeder am Stamm der Tanne lehnt, nach der Ullmar eben greift.

Wachsam und angespannt steht Arwen neben dem jungen Wargen, den Speer kampfbereit in den Händen und ihr Jagdmesser griffbereit am Gürtel. Das Herz schlägt ihr noch immer im Hals, und sie muss ihren Puls ganz bewusst mit tiefen Atemzügen wieder in seinen Rhythmus zurück zwingen. Aber da der Mann scheinbar nicht vorhat sie anzugreifen und auch keine weiteren Wegelagerer irgendwo aus dem Wald auftauchen, hat die Elbin genug Zeit, sich anzusehen, wer oder was sie da so aufgeschreckt hat.
Der Mann hat unterdessen aufgehört zu schreien und sich selber zu schlagen und wendet sich gerade langsam zu ihnen um. Ganz so, als würde ihm gerade bewusst, wie sein Auftritt auf jemanden wirken muss, der völlig unvorbereitet damit konfrontiert wird. Vor ihnen steht ein Mann, hochgewachsen und schlank und seinen spitzen Ohren, den hohen Wangenknochen und der Form der Augen... nein, des einen Auges nach fließt wenigstens teilweise elbisches Blut in seinen Adern. Aber welchem Elbenvolk er angehört, da ist Arwen sich alles andere als sicher. Das Weiß seiner Haare ist von einer ganz eigenen Art, nicht wie das Silberblond, dass bei den Shida'ya oft vorkommt. Es ist von der gleichen Art wie bei Azra. Azra… ist er ein Shebaruc? Noch einer von denen hier in Talyra? Aber… ich habe noch nie gehört, dass bei den Blutelben so dunkle Haut vorkommt. Und sein Gesicht sieht auf der einen Seite so aus, als sei jemand mit einer Maske aus Wachs zu nahe ans Feuer geraten. Ob das Feuer das sein Gesicht zerstört hat auch für die dunkle Haut verantwor- Ihr Blick huscht kurz zu den Händen des Mannes, mit denen er sich nun nicht mehr an den Kopf schlägt, sondern die er in sichtlich erzwungener Ruhe hängen lässt. Nein, die Hände sind ebenso dunkel, und sie tragen keine Spuren eines Feuers. Während ihre Gedanken noch weiter dabei sind zu grübeln, welchem Volk er angehören mag, oder welchen Völkern, nehmen ihre Augen die Musterung wieder auf. Er muss annähernd so groß sein wie Arwen, und das eine Auge das er noch hat ist von einem frühlingshaften Grün, was nun eigentlich ganz gegen einen Shebaruc spricht, zumindest gegen einen reinblütigen. Ja, und Borgils Frau ist ein Shebaruc-Mischling und sieht aus als sei sie reinblütig… und scheint manchmal die alten Abneigungen ihres Volkes auszuleben. Ein leiser unmütiger Laut begleitet diesen Gedanken und die Erinnerungen an Olyvars Eröffnung, dass Azra es gewesen ist, die sie niedergeschlagen hatte, auf dem Sithechacker.
>Er ist wohl verrückt... hoffentlich hat er nicht die Geisteskrankheit... die tolle Wut... dann könnten wir hier nur eines tun…< Kaneys Worte reißen Arwen aus ihren Überlegungen, nur noch kurz streift ihr Blick das Langschwert an der Seite des Mannes. Der Griff ist seltsam geformt, so wie das ganze Schwert etwas Merkwürdiges an sich hat, etwas, das Arwen nicht einzuordnen vermag, das aber ihre Wachsamkeit schürt. Überhaupt, diese dunkle Kleidung, der schwere Mantel, der ganze Kerl ist ziemlich düster. "Verrückt scheint er tatsächlich zu sein, aber die tolle Wut?" Für einen Augenblick ist Arwen verunsichert. Sie hat schon seit ewiger Zeit kein Tier mehr gesehen, das von dieser Krankheit befallen war, doch hieß es immer, solche Tiere hätten Schaum vor dem Maul. Ob das bei Sterblichen ebenso ist, weiß sie nicht. Zumindest der Mann hier vor ihnen schäumt nicht, auch nicht vor Wut. Aber wie das bei einem Blutelben, ganz gleich ob nun Mischling oder nicht, ist, das kann Arwen beim besten Willen nicht sagen. Und sie weiß genau, was Kaney mit seinem unvollendeten Satz sagen will. Bei Tollwut gibt es oft keine Hilfe, nur einen raschen Tod für den Befallenen, ihm als Erlösung und Mensch und Tier zum Schutz vor Ansteckung.

Soweit Arwen das bei dem zerstörten Gesicht und nur einem Auge sagen kann, sieht der Mann ihnen nur abwartend und wachsam entgegen. Viel Mimik lässt ein derart verbranntes Gesicht nicht mehr zu. Er macht auch keine Anstalten, zur Waffe zu greifen, weder zu dem Langschwert, noch zu einer anderen Waffe. Sie kann zwar keine sehen, aber dass er nur das Schwert führt, nimmt sie nicht an. Alles in allem macht es sie weder ruhiger, noch lässt es ihre angespannte Wachsamkeit sich legen. Und einer Entscheidung, was nun zu tun ist, ist sie damit auch nicht näher gekommen. Ein Goldspecht schießt plötzlich über die Lichtung und lenkt Arwen für den Bruchteil eines Augenblicks ab, seine wellenförmige Fluglinie ist ebenso unverkennbar wie das goldfarbene Bauchgefieder mit den schwarzen Punkten. Und das durchdringende wik-wik-wik-wik, das tief im Wald erklingt stammt nicht von einem weiteren, durchgedrehten Zweibeiner, sondern ist der Ruf seines Partners.
Und dann nimmt Shur ihr die Entscheidung ab. Der grauweiße Hengst hat den Aufruhr ebenso bemerkt wie wohl jedes Tier im Umkreis von einigen Dutzend Schritt. Nur wenige Augenblicke hat er gebraucht um den kleinen See zu umrunden und nun hinter dem weißhaarigen Einauge aufzutauchen. Sein Wiehern ist nicht sehr laut, aber zusammen mit den knurrenden Lauten, die ihm folgen, als er im starken Trab auf den Dunkelelfen zuhält, ist es anscheinend bedrohlich genug, um den sich abrupt umwenden zu lassen. Den Schweif hoch aufgerichtet und den schlanken, muskulösen Hals hoch und stolz gewölbt nähert er sich mit wehender Mähne und steigt so knapp vor ihm, dass der Mann unwillkürlich einen Schritt zurück macht um nicht von den wirbelnden Hufen getroffen zu werden. Shur ist nicht nur einfach Arwens Reittier, und ihr so treu, dass er sie selbst inmitten eines Waldbrandes nicht verlassen würde. Der Hengst ist auch dazu ausgebildet zu kämpfen, mit ihr, für sie und zu ihrem Schutz. Und diesen Mann sieht er ganz offensichtlich als Bedrohung für die Elbin an.

"Jâlfur! Shur, firây!" Sie erhebt ihre Stimme nur wenig, doch der Tonfall ist eindeutig ein Befehl. Und ihr Grauschimmel gehorcht, greift den Mann nicht weiter an. Allerdings tänzelt er unruhig auf der Stelle, wirft den Kopf und löst immer wieder beide Vorderhufe einige Handbreit vom Boden als wolle er steigen. Nur zu offensichtlich ist er bereit, jederzeit wieder auf den Dunkelelfen loszugehen, und nur Arwens Befehl hält ihn momentan davon ab. Arwen holt noch einmal tief Luft, richtet sich hoch auf und wendet sich dann an den ungebetenen Besucher im Farn. Dass das Symbol ihrer Priesterschaft hell auf ihrer Stirn flammt, ist ihr dabei gar nicht bewusst. Ihre Stimme ist ruhig, aber laut genug, dass der Mann sie auch über die Entfernung hin gut verstehen können muss. Sofern er denn in der Lage ist, ihre Worte zu begreifen, denn wirklich sicher, dass nicht doch der Wahnsinn seinen Geist gefangen hält, das ist sie sich beileibe nicht. Und ihr ist anzuhören, dass sie die Verweigerung einer Antwort nicht akzeptieren wird. "Wer seid ihr, und was wollt ihr von uns?" Sie hat ihren Speer nicht einen Sekhel gesenkt und hält ihn noch immer so, dass es offensichtlich ist, dass sie ihn nicht nur für die Jagd sondern auch als Waffe im Kampf zu verwenden versteht - und es auch ohne zu zögern tun wird. "Antwortet! Und zwar rasch! Außer ihr wollt, dass wir euch für einen Wegelagerer halten… oder für jemanden, den die tolle Wut befallen hat, und den man von seinen Leiden erlösen sollte, ehe er Tier und Mensch ansteckt."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 18. Dez. 2005, 13:24 Uhr
Und wieder einmal, so wie auf der Lichtung mit dem Hirschbullen scheint die Zeit still zu stehen. Oder nur zähflüssig wie Baumharz zu verrinnen. Kein Laut dringt an sein Ohr, kein Windhauch und ist er auch noch so zaghaft streift sein Gesicht. Er ist unfähig sich auch nur zu Bewegen, selbst das Atmen fällt ihm schwer. Eine völlig ungewohnte Situation für Bregond, der bisher aus noch jeder Gefahr entkommen war.
Beide bewegen sich mit Katzenhafter Anmut und auch ihrer Schnelligkeit und bevor Bregond auch nur Blinzeln kann, sind beide mit Speeren bewaffnet und haben sie zum Angriff erhoben.
Sehr gut du Meister der Dunkelheit und der Geheimnisse, warum hast du nicht noch die Pauke geschlagen und einen Chor mitgebracht um dich anzukündigen schießt Bregond ein Gedanke durch den Kopf. Was ist nur los mit Dir, was glaubst Du was sie nun mit dir machen? Sie ist eine Lichtelbin, sie wird dir die dunkle verfluchte Haut von deinem Gottverdammten Körper schälen und sie zum Trocknen in den Wind hängen. Und Er, der Wargjunge wird sich an deinen verfaulenden Überresten genüsslich tun. Noch hast du eine Chance..... zieh deine Waffe und töte die Elbin.... Töte Sie schnell und Erbarmungslos.
Starr blickt Bregond, die Elbin an, wie konnte er auf seine innere Stimme hören und etwas so schönes und vollkommendes Zerstören. Selbst jetzt, als sie mit erhobenem Speer vor ihm steht, keine zehn Schritt entfernt und eine tödliche Bedrohung für ihn ist kann er es nicht. Mit keiner seiner Bewegungen  deutet er an zu seiner Waffe zu greifen, schlaff hängen seine Arme an seiner Seite herunter
> " Er ist wohl verrückt... hoffentlich hat er nicht die Geisteskrankheit... die tolle Wut.. dann könnten wir hier nur eines tun..." < keucht der Wargmischling vor ihm und mustert ihn eindringlich und jederzeit zum Wurf bereit.
Gerade will Bregond sich erklären, will berichten wie er ihnen von der kleinen Lichtung gefolgt ist, das auch er den Hirschbullen gesehen hat, als er hinter sich ein wiehern hört und ein Geräusch das eindeutig die eines herannahendem wütendem Pferd entspring, eines das schon sehr nahe ist. Ein Hinterhalt... Ha du Narr! Sie hat dich getäuscht um dich abzulenken um dich nicht mal selber töten zu müssen. Siehst du nun was ich meine, di bist es nicht mal wert das Sie sich die Finger schmutzig macht. Sie ruft die Geister der Natur um dich in Schach zu halten.
Der Dunkelelb wirbelt herum und sieht den mächtigen Grauschimmel von Arwen auf sich zu rasen, und fast hätte er Schattentod gezogen, doch wieder ist er wie erstarrt und kann nur mit geweitetem Auge und schrecken mit ansehen wie er sich vor ihm Aufbäumt und hätte er nicht einen Schritt nach hinten gemacht wäre es um ihm Geschehen gewesen. Nun wehr dich doch du Schwachkopf. Du wirst Angegriffen, genau so wie Coborel dich angegriffen hat, wie die Wachen in der Unterstadt dich angegriffen haben, schlag zurück und fliehe in den Wald. Versteck dich bis du wieder zu Verstand kommst und dich wieder gegen Sie erheben kannst

>"Jâlfur! Shur, firây!" < hört er die Befehlende Stimme der Elbin, die sofort seine Gedanken beiseite wischen und auch den Hengst von ihm zurückhalten. Über die linke Schulter schaut er zurück zu ihr und sieht sie hochaufgerichtet auf dem Hügel vor der mächtigen Tanne stehen Dieser Ort schien ihr noch mehr an Würde und Macht zu verleihen, den Bregond meint ein leuchtendes Zeichen auf ihrer Stirn zu sehen, das er zuvor auch an dem Pavillon gesehen hatte, das unweit im Farn steht. Töte Sie, jetzt ist die letzte Gelegenheit, sieh doch Sie bereitet einen Zauber vor um dich zu vernichten

Und wieder ist es ihre Stimme, die seine düsteren Gedanken vertreiben. >"Wer seid ihr, und was wollt ihr von uns?
Antwortet! Und zwar rasch! Außer ihr wollt, dass wir euch für einen Wegelagerer halten… oder für jemanden, den die tolle Wut befallen hat, und den man von seinen Leiden erlösen sollte, ehe er Tier und Mensch ansteckt."

Sie halten dich für einen Mörder, hast du das gehört! Jemand der Wahnsinnig ist und geschlachtet werden muss wie ein wildes Tier. Lass dir das nicht gefallen, es ist ein leichtes die Hexe zu töten, die anderen werden um Gnade winseln, wenn du erst mal sie ausgeschaltet hast, ein schneller Vorstoß und sie ist Tot.
Der Dunkelelb hört nicht auf die Stimme in seinem Inneren, er war viel zu lange alleine. Er würde nicht auf sie hören und selbst wenn die drei vor ihm sich wirklich dazu entschließen sollten ihn zu töten. Ganz langsam, um nicht den Hengst hinter ihm und die Gruppe vor ihm zu provozieren streckt er beide Hände zu Seite aus und zeigt seine Handflächen. Versuch dich raus zu reden, lüge Sie an und töte Sie später wenn sich eine bessere Gelegenheit bietet, versuche ihr vertrauen zu gewinnen.

„Man nennt mich Bregond“ beginnt er mit leiser brüchiger Stimme. „ Bitte... Verzeiht mein plötzliches Auftauchen. Mir ist bewusst das es für euch mehr als seltsam erscheinen mag. Wenn nicht sogar Verrückt, doch bitte ich euch mir zu glauben das ich nicht von einem Tier gebissen worden bin, noch mich anderweitig mit einer Krankheit angesteckt habe.“ Mit stetigem Redefluss gewinnt seine Stimme an Kraft und Lautstärke, seine Hände immer noch seitwärts ausgestreckt spricht er weiter. „ Ich wurde Zeuge eurer Jagt und habe IHN gesehen, auf der kleinen Lichtung. Fragt mich nicht wieso aber ich musste euch folgen. Ich wollte euch nicht erschrecken... Wirklich nicht! Heul doch durchzuckt ihn ein schneller Gedanke.
Kurz schließt er das Auge, dann blickt er den Wargjungen an. „ Kaney.... Bitte du kennst mich. Du weißt das ich euch nichts böses will... nie was böses wollte Genau und Sithech Fest wird im Sommer am Strand der  Rubinküste und auf den Sommerinseln gefeiert. Komm schon du Narr wach auf und befreie dich von diesem Geschmeiß vor dir
„ Selbst wenn ich momentan nicht so Aussehe bin ich ein Bürger Talyras und das was ich von euch Erbitte ist nur etwas mehr Zeit und vielleicht etwas zu Essen und ich hoffe das unter eurem Volk das Wort Gastfreundschaft kein Fremdwort ist edle Elbin. Wieder hört er die gackernde Stimme in seinem Kopf Sie werden dich töten , auf Grausamme und fürchterliche Art Töten und deinen Körper den wilden Tieren hier zum Fraß vorwerfen Ohne auf das zu hören, was sich in seinem Kopf abspielt schaut er zwischen den dreien hin und her und so etwas wie Hoffnung ist in seinem Gesicht abzulesen.





Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 18. Dez. 2005, 17:18 Uhr
Kaney ist einen Moment lang beeindruckt, als Shur mit seiner Masse, seiner Kraft auf den Dunkelelben losstürmt, sich auf die Hinterhand erhebt und gefährlich nahe mit den Hufen an den Kopf des vermeindlichen Gegners kommt. Einen Moment lang versteht er, was andere Menschen an Pferde so beeindruckendes finden, aber gleichzeitig wird auch sein Unwohlsein diesen Vierbeinern gegenüber wieder etwas gestärkt.
>Jâlfur! Shur, firây!< ertönt es da neben ihm, die Priesterin befiehlt ihrem Pferd, von dem Dunkelelben abzulassen, nein, sie erwartet von dem Grauschimmel, dass er diesen Angriff unterbricht. Und das Pferd gehorcht.
Aus den Augenwinkeln bemerkt Kaney ein seltsames Leuchten auf Arwens Stirn, er meint das Symbol von Anukis zu erkennen - eigentlich würde sich der Wargenmischling mehr Gedanken zu diesem seltsamen Leuchten auf der Stirn machen, aber die Situation mit Bregond - Kaney ist sich inzwischen absolut sicher, dass es sich bei dem Dunkelelben um Bregond handelt - ist ihm noch zu gefährlich.
>Wer seid ihr, und was wollt ihr von uns? Antwortet! Und zwar rasch! Außer ihr wollt, dass wir euch für einen Wegelagerer halten… oder für jemanden, den die tolle Wut befallen hat, und den man von seinen Leiden erlösen sollte, ehe er Tier und Mensch ansteckt.< Diesmal ist wirklich ein Befehl aus den Worten der Elbin zu hören, Kaney würde sicherlich zusammenzucken, wenn er an Bregonds Stelle wäre, und tatsächlich, die Worte nützen etwas, der Dunkelelb antwortet:
>Man nennt mich Bregond. Bitte... Verzeiht mein plötzliches Auftauchen. Mir ist bewusst das es für euch mehr als seltsam erscheinen mag. Wenn nicht sogar Verrückt, doch bitte ich euch mir zu glauben das ich nicht von einem Tier gebissen worden bin, noch mich anderweitig mit einer Krankheit angesteckt habe. Ich wurde Zeuge eurer Jagt und habe IHN gesehen, auf der kleinen Lichtung. Fragt mich nicht wieso aber ich musste euch folgen. Ich wollte euch nicht erschrecken... Wirklich nicht!"
Kaney lauscht den Worten, Dolch und Speer immer noch fest gepackt, einerseits will er dem Dunkelelben glauben, dass dieser nicht irgendwie verrückt ist, andererseits... wieso sollte er sich sonst so verhalten?
>Kaney.... Bitte du kennst mich. Du weißt das ich euch nichts böses will... nie was böses wollte<
Der Wargenmischling nickt, murmelt für Arwen hörbar: "Es stimmt, ich kenne ihn.. aber nicht... nicht so...."
Wie soll er erklären, dass er Bregond als Krieger kennt, als Gefangenen in der Steinfaust, dass er...
>Selbst wenn ich momentan nicht so Aussehe bin ich ein Bürger Talyras und das was ich von euch Erbitte ist nur etwas mehr Zeit und vielleicht etwas zu Essen und ich hoffe das unter eurem Volk das Wort Gastfreundschaft kein Fremdwort ist edle Elbin<
Kaney ist verwirrt. Erst spricht Bregond mit ihm, dann wieder mit Arwen, springt anscheinend innerhalb von Sekunde von einer Person zur nächsten... Misstrauisch wittert er, sucht in der Luft nach einer Spur von... ja wovon? Von Wahnsinn, Krankheit, Verrücktsein?
Bevor Arwen antworten kann, spricht Kaney zu dem Dunkelelben.
"Ja, ich kenne dich, Bregond... Bregond de Bress, ich erinnere mich gut an dich... Aber damals hast du dich... anders verhalten! Hat dich der lange... Aufenthalt in der Steinfaust so verändert? Du sagst, du bist nicht krank... dann erkläre mir, was mit dir ist! Denn du hast irgendwas, das rieche ich."
Während er spricht geht Kaney zwei Schritt nach vorne, will die Priesterin und den Knecht ein Stück hinter sich haben - sicherlich, die beiden würden auch kämpfen, dass weiß Kaney, aber wenn nötig, würde er als erstes mit Bregond kämpfen. Jagdspeer und Dolch hält er dabei immer noch fest in den Händen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 18. Dez. 2005, 18:51 Uhr
Der Elb zuckt unmerklich zusammen, als der Junge die Steinfaust erwähnt. Lange Monate hatte er dort in einer Zelle verbracht, eine lange und dunkle Zeit. Ja und sie wird wiederkommen, wenn du jetzt nicht deine verdammte Waffe ziehst und die drei damit niederschlägst.
“ Ja, du magst recht haben Kaney! Ich bin nicht mehr der, den du aus den Sümpfen kennst. Ich bin nicht mehr der, der mit dir gegen die weißen Wölfe gekämpft hat. Diese Zeit liegt schon lange zurück und sehr viel ist passiert. Und hast nicht auch du dich verändert, das du nun in so nobler Begleitung durch die Wälder ziehst. Was ist mit deinen ehemaligen Begleitern, den Tiermenschen?  Ich verhalte mich wirr, sagst du? Und recht gebe ich dir. Ich weiß nicht was mich in diesen Wald” er blickt sich kurz um “ auf diese Lichtung zu dieser Zeit geführt hat. Und ich weiß nicht warum ich mich an euch herangeschlichen habe wie ein Dieb und Mörder. Vielleicht wollte ich euch nicht erschrecken und vielleicht hatte ich nur Angst wie ihr auf mein Auftauchen reagieren würdet. Dann ist das hervorspringen und sie bei ihrem Frühstück zu stören natürlich genau das richtige du Hornochse
Bregond stockt, und zum ersten mal zweifelt er das diese Gedanken die er in letzter Zeit von ihm kommen, doch hat er keine Gelegenheit näher darauf einzugehen . Der Wargmischling kommt auf ihn zu mit Dolch und Speer bewaffnet, seine Mine lässt keine Zweifel daran was er vorhat. “ Kaney bitte... Ich möchte dir nicht wehtun” spricht er leise. “ Bitte senk deine Waffen, ich will nicht kämpfen”
Aber warum denn nicht, sie haben dich damals alleine in dieser schrecklichen Höhle allein gelassen, er ist es Schuld das du fast erfroren wärst nach dem Kampf mit diesem wahnsinnigen Magier! Er will Kämpfen, also tu ihm den gefallen... Und mach schnell... Er will es... Töte ihn und befreie die Welt von diesem Bastard
Bregond schüttelt den Kopf “ Nein das werde ich bestimmt nicht tun” flüstert er leise, ganz bestimmt nicht.”
Ganz langsam, so das jeder seine Hände sehen kann, bewegt er seine Finger zum Waffengürtel und löst die Schnelle, so das der Gürtel samt Schattentod auf den Boden fällt. “ Ich mag euch seltsam erscheinen und du magst auch etwas seltsames an mir wahrnehmen Kaney, doch sage ich euch Nocheinmahl ich möchte nicht Kämpfen, und ganz bestimmt nicht mit dir Kaney. Töte mich wenn du meinst das ich es verdient habe” fügt er noch leise hinzu . Du Narr, du vollkommender Versager! Habe ich mich so in dir und deinen Fähigkeiten getäuscht? Sie werden dich niemals Lebend von dieser Lichtung lassen.... nie!
“ So soll es also sein “ sagt er und denkt Dann brauche ich mir deine Hetzreden wenigstens nicht mehr anzuhören, wer immer du auch bist!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 18. Dez. 2005, 23:25 Uhr
Was auch immer mit diesem merkwürdigen, einäugigen Weißhaar sein mag, er scheint zumindest noch soweit bei Sinnen zu sein, dass er Arwen versteht, denn er beginnt zu antworten. Und seine zur Seite ausgestreckten Hände, die offen gezeigten Handflächen sollen wohl so etwas wie Friedfertigkeit demonstrieren. Schweigend folgt Arwen seinen Worten. IHN? Wen meint er? Wen… wen… Der Hirsch! Er hat den Hirsch gesehen und ist uns hierher gefolgt! Die Worte, die Wohl eine Entschuldigung sein und ihr Misstrauen besänftigen sollen, bewirken eher das Gegenteil. Arwens Gesicht ist nichts von ihren Gedanken anzumerken, es bleibt vollkommen unbewegt, nur der Blick ihrer Augen verändert sich, wird kälter, und das Grün mischt sich mit undurchdringlichem Steingrau. Aber das, was nun kommt ist für Arwen doch eine Überraschung. Verwundert huscht ihr Blick zu Kaney. Er kennt diesen Kerl? Woher? Woher kennt ein Späher der Steinfaust jemanden wie ihn? Der Hinweis des Einäugigen, er sei ebenso wie sie ein Bürger Talyras entlockt Arwen dann allerdings ein mehr als ungläubiges Luftholen. >Es stimmt, ich kenne ihn... aber nicht... nicht so...< Zu dieser Erklärung nickt Arwen nur kurz. Dass Kaney ihn an einem anderen Ort, in einem anderen, einem respektableren Zustand kennen gelernt hat, macht es zumindest verständlicher, dass er ihn überhaupt kennt. >...ich hoffe das unter eurem Volk das Wort Gastfreundschaft kein Fremdwort ist edle Elbin< Wäre Arwen bis zu diesem Augenblick eventuell noch bereit gewesen, Kaney die Entscheidung zu überlassen, was mit dem Mann werden soll, lassen diese Worte sie zischen wie ein Rudel wütender Katzen. Was bildet der Kerl sich eigentlich ein? Mir einen Vortrag über Gastrecht halten wollen? Er? Nachdem er uns hier aufgelauert hat… Hmpf… Sie will schon antworten, und es wären bestimmt keine freundlichen Worte geworden, doch wieder kommt Kaney ihr zuvor. Also schluckt sie ihre Erwiderung vorerst herunter und hört zu, was gesprochen wird.  Ein langer Aufenthalt in der Steinfaust? Wieso sollte sich dort jemand länger aufhalten, wenn er nicht im Dienst der Stadtwa-… Die Kerker. War er Gefangener der Steinfaust? Warum? Was hatte er verbrochen?... Kämpfe mit weißen Wölfen? Tiermenschen? Noch weitere Warge hier im Larisgrün? Das was Arwen alles zu hören bekommt, lässt ihre Gedanken sich immer schneller drehen, und jeder Satz, jedes Wort wirft neue Fragen auf. Und so langsam werden Arwen das geschwollene Gerede und die gedrechselten Sätze von dem Kerl zuviel. Aber wieder kommt Kaney ihr zuvor ehe sie dem dunkelhäutigen Elfen das Wort abschneiden kann. Der Warg bewegt sich einige Schritte vor, schiebt sich zwischen sie und diesen Bregond. Und es ist offensichtlich, was er vorhat. Sollte es doch noch zu einem Kampf kommen, will er es zuerst mit ihm aufnehmen. Das ist Irrsinn, mit Jagdspeer und Dolch gegen ein Langschwert. Während die beiden ihr Palaver weiterführen hat Ullmar in ihrem Rücken das einzig richtige getan. Er hat Arwens Bogen gespannt, berührt die Elbin kurz an der Hand, die den Speer hält. Arwen spürt das raue Leder mit dem der Griff ihres Bogens umwickelt ist, und ohne hinzusehen, tauscht sie den Speer gegen ihren Bogen. Blind langt sie nach ihrem Köcher, holt einen der milchweißen Pfeile heraus. Legt ihn auf und zieh die Sehne leicht an. Ein sachtes Beben geht durch den Bogen, wie die sich aufbauende Spannung die sie selber auch immer verspürt, wenn sich die Jagd dem Moment nähert, an dem der Pfeil die Sehne verlässt, und der Geist für den Bruchteil eines Augenblicks dem Flug des Pfeils zu folgen scheint. Doch noch hat sie die Sehne nicht wirklich durchgezogen. Als sie mit leichtem Schritt neben Kaney tritt, löst dieser Bregond gerade seinen Schwertgurt. Ein silberner Ring schimmert kurz an der Hand des Mannes auf. >Ich mag euch seltsam erscheinen und du magst auch etwas seltsames an mir wahrnehmen Kaney, doch sage ich euch Nocheinmahl ich möchte nicht Kämpfen, und ganz bestimmt nicht mit dir Kaney. Töte mich wenn du meinst das ich es verdient habe<

"Ganz bestimmt sogar werden ihr nicht kämpfen! Macht eine falsche Bewegung, gebt mir einen Grund, und bei den Göttern, dieser Pfeil wird euch töten." Arwens Stimme ist ruhig, fast schon eisig, doch wenn man ganz genau hinhört, klingt ein fauchendes Vibrieren darin mit. "Und untersteht euch, mir Vorträge über Gastfreundschaft und das Gewähren von Gastrecht halten zu wollen, Dunkelelf!" Das letzte Wort spuckt sie beinahe aus. Ohne Bregond aus den Augen zu lassen oder den Bogen zu senken, wendet sie sich an Kaney und Ullmar, und es entbrennt eine kurze und heftige Diskussion darüber, was nun weiter geschehen soll. Kaney kennt ihn zwar, doch nicht in diesem Zustand, und er sieht sich außer Stande, für den Mann zu bürgen, dafür, dass er keine Gefahr für sie darstellt. Ullmar ist der Ansicht, dass sie ihn besser in Gewahrsam nehmen, die Jagd abbrechen und ihn der Stadtwache übergeben sollten. Die würden schon wissen, was mit jemandem zu tun sei, der anderen im Wald auflauert. Einfach laufen lassen wollen auch Arwen und Kaney ihn nicht. Der Kerl ist mindestens krank oder wahnsinnig, vielleicht sogar gefährlich - da kann und will sich keiner von ihnen so recht festlegen. Und Arwen kann sich des Eindrucks auch nicht erwehren, dass ein dunkler Schatten den Kerl umgibt, der nicht nur von seiner düsteren Kleidung herrührt. Wenn sie ihn einfach laufen lassen, wer weiß dann, ob er nicht weiterhin herumschleicht, ihnen folgt und auflauert. Sie hätten keine ruhige Minute, nicht bei der Jagd und nicht in der Nacht. Und das nicht nur, weil Ullmar leise anmerkt, Cassandra würde ihm den Kopf abreißen, wenn er Arwen nicht heil wieder zurück brächte; etwas, das er sich gerne ersparen würde. Letztendlich einigen sie sich auf etwas von allem.
Arwen wendet sich wieder ganz dem Dunkelelben zu, der noch immer waffenlos und abwartend da steht. Schneller als man ihren Händen mit den Augen folgen kann, hat Arwen die Sehne entspannt, den Griff am Bogen geändert und die leere Hand nach dem Weißhaar ausgestreckt. "Airon Connail." Ihre Finger malen ein wirbelndes Muster in die Luft, das sich mit den elbischen Worten verbindet, und wie aus dem Nichts schlingen sich eiserne Bande um den Dunkelelben und unterbinden augenblicklich jede Bewegung von ihm. Selbst das Stehen bereitet ihm sichtlich Probleme mit dem Gleichgewicht, denn selbst um seine Beine haben sich mehrere Bande gelegt. "Ob ihr den Tod verdient habt, das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand. Vielleicht sollten wir den Lord Commander der Stadtwache dazu befragen. Die Steinfaust scheint ihr ja schon von innen zu kennen." Sie tritt bis auf wenige Schritte an den Einäugigen heran. "Ihr werdet uns sicherlich nicht für so dumm halten, dass wir euch einfach laufen lassen, um uns dann während der Jagd ständig über die Schulter schauen zu müssen, nur um sicher zu gehen, dass uns nicht wieder jemand folgt, den wir lieber nicht in unserem Rücken hätten, oder? Etwas zu essen und Zeit wolltet ihr euch erbitten. Zeit zum Nachdenken werdet ihr genug haben. Denn wir haben nicht vor, unsere Jagd durch euch stören zu lassen. Auch verhungern werden wir euch nicht lassen. Aber Gastrecht... das werdet ihr nicht bekommen. Nicht von mir, und auch nicht von meinen Begleitern." Demonstrativ senkt sie den Bogen und hängt sie Sehne wieder aus, ehe sie sich zu ihrem Großknecht umwendet. "Ullmar, nimm' eines von unseren Seilen und binde ihn dort drüben an den Baum." Sie braucht nicht zu warten, Ullmar hat sich längst eines der Seile geholt und steht schon neben ihr. "Gut. Und das hier nimm mit." Sie drückt ihm einen kleinen Leinenbeutel in die Hand, den sie von ihrem Gürtel gelöst hat. Die Augen Des Mannes weiten sich erstaunt und fragend. Ullmar kennt diesen Beutel, es ist noch nicht sehr lange her, am Tag des Dämonenangriffes, hatte Arwen ihm einen ähnlichen Beutel gegeben. "Ja. Heilige Erde. Streu damit einen Kreis um den Baum und diesen Bregond. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und ich will kein Risiko eingehen." Ein kurzes Nicken nur, dann ist Ullmar unterwegs, und Arwen wendet sich Kaney und der Tanne zu. "Kommt, Kaney, ehe die Ameisen beschließen, dass das Essen bei ihnen besser aufgehoben ist als bei uns. Ullmar wird alleine mit ihm fertig. Und nach dem Essen sollten wir uns aufmachen, um dem Tag wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis anzufügen." Dass Ullmar  sich den wie erstarrt da stehenden Dunkelelben einfach über die Schulter packt wie einen Sack Mehl, beachtet sie nicht weiter, sondern kehrt an den Fuß der Tanne zurück und lässt sich dort nieder, wo sie sich heute vor noch gar nicht langer Zeit schon einmal hatte setzen wollen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 19. Dez. 2005, 22:26 Uhr
Während Bregond von den Sümpfen, den weißen Wölfen und Wandlern redet fühlt Kaney sich einen winzigen Moment lang in Versuchung geführt, zu Arwen zu schauen, sie zu mustern und zu schauen, wie sie auf diese Worte reagiert. Aber er reißt sich zusammen, mühsam, behält den Dunkelelb im Auge, falls dieser nur auf einen Moment der Unachtsamkeit wartet, so will Kaney ihn diesen Moment nicht zugestehen.
>Kaney bitte... Ich möchte dir nicht wehtun< spricht der Elb leise. >Bitte senk deine Waffen, ich will nicht kämpfen<
Als ob Kaney kämpfen will. Nein, das will er freiwillig garantiert nicht, aber sämtliche Instinkte schlagen Alarm bei dem bloßen Anblick Bregonds und dass dieser sich selbst entwaffnet, das beruhigt Kaney auch nicht wirklich.
Doch bevor der Wargenmischling sich entscheiden muss, ob er dem Dunkelelb vertrauen , oder ob er sich doch auf einen Kampf bereit machen soll, nimmt ihm Arwen die nötige Entscheidung ab, indem sie mit ihren Jagdpfeil auf den Dunkelelben zielt.
>Ganz bestimmt sogar werden ihr nicht kämpfen! Macht eine falsche Bewegung, gebt mir einen Grund, und bei den Göttern, dieser Pfeil wird euch töten. Und untersteht euch, mir Vorträge über Gastfreundschaft und das Gewähren von Gastrecht halten zu wollen, Dunkelelf!< Kaney zuckt innerlich zusammen. Diese eisige Stimme hätte er von der Elbin nicht erwartet.
Sie diskutieren, was mit Bregond geschehen soll. Kaney hat noch mit die beste Meinung von Bregond, und ihm wäre es am liebsten, wenn der Elb einfach mit einem "Plopp" verschwinden würde, so wie Pumquat der Schreiberkobold es meistens tut, einfach weg von hier und somit auch aus Kaney`s Gedanken raus.
Aber Bregond verschwindet nicht, er steht immer noch in Reichweite von Arwens Pfeil, während Ullmar vorschlägt, ihn sofort in die Steinfaust zu bringen.
Wieso habe ich nur das Gefühl, dass der Lordcommander mich umbringen wird, wenn ich Bregond wieder in die Steinfaust bringe?
Wieder nimmt die Priesterin ihnen beiden die Entscheidung ab, indem sie seltsame Bewegungen mit den Fingern macht, dazu noch seltsamere SpitzohrenWorte spricht, und dann erscheint aus dem Nichts Metall. Metallene Bänder, um genau zu sein, Bänder die sich eng um Bregond legen und diesem jede Bewegungsfreiheit rauben.
>Ob ihr den Tod verdient habt, das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand. Vielleicht sollten wir den Lord Commander der Stadtwache dazu befragen. Die Steinfaust scheint ihr ja schon von innen zu kennen. Ihr werdet uns sicherlich nicht für so dumm halten, dass wir euch einfach laufen lassen, um uns dann während der Jagd ständig über die Schulter schauen zu müssen, nur um sicher zu gehen, dass uns nicht wieder jemand folgt, den wir lieber nicht in unserem Rücken hätten, oder? Etwas zu essen und Zeit wolltet ihr euch erbitten. Zeit zum Nachdenken werdet ihr genug haben. Denn wir haben nicht vor, unsere Jagd durch euch stören zu lassen. Auch verhungern werden wir euch nicht lassen. Aber Gastrecht... das werdet ihr nicht bekommen. Nicht von mir, und auch nicht von meinen Begleitern.<
Kaney ist überrascht, fast erschrocken über die Magie von Arwen. Sicherlich, er hat von ihren Kräften gehört, hat Gerüchte vernommen, laut denen sie mitgeholfen hat den Dämon zu besiegen, aber... diese Magie dann vor seinen eigenen Augen zu sehen, das ist doch etwas anderes.
>Ullmar, nimm' eines von unseren Seilen und binde ihn dort drüben an den Baum. Gut. Und das hier nimm mit.<
Arwen drückt dem Großknecht etwas in die Hand, etwas kleines... und der Mann schaut erstaunt fragend zu der Priesterin. Was immer es ist, was sie ihm da gegeben hat, ganz sicher scheint sich der Knecht nicht zu sein...
>Ja. Heilige Erde. Streu damit einen Kreis um den Baum und diesen Bregond. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und ich will kein Risiko eingehen.<
Kaney schaut verwirrt von dem kleinen Gegenstand zu Bregond und wieder zurück. Er weiß nicht, was er von der Sache halten soll, aber die Priesterin wird schon wissen, was sie tut, sicherlich weiß sie bescheid was das beste für sie ist.
>Kommt, Kaney, ehe die Ameisen beschließen, dass das Essen bei ihnen besser aufgehoben ist als bei uns. Ullmar wird alleine mit ihm fertig. Und nach dem Essen sollten wir uns aufmachen, um dem Tag wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis anzufügen.<
Während der ganzen Zeit seit Bregonds Erscheinen hatte Kaney seinen knurrenden Magen vergessen. Jetzt, wo Arwen das Frühstück wieder erwähnt, und Bregond... nunja, irgendwie sicher untergebracht ist, meldet sich sein Magen wieder, und noch ehe Arwen etwas wie "Es ist angerichtet greift zu" sagen kann sitzt der Wargenmischling schon auf der Decke und verteilt Brote, für jeden eines erstmal... also auch für Bregond.

Es fällt dem Knecht zu, Bregond das Essen an den Mund zu reichen - immerhin ist dieser überall gefesselt, andererseits hat die Priesterin erklärt, dass Bregond nicht verhungern wird. Diese überaus lästige Pflicht erledigt der Knecht mit recht wenig Geduld, wenn der Elb etwas essen will, dann soll er essen, wenn nicht, nicht... soll der Dunkelelb halt keinen Unsinn machen, dann kriegt er auch genug um seinen Magen zu füllen.
Nach einem kurzen Unwohlsein aufgrund der Situation von Bregond hat auch der Wargenmischling kein Problem damit, die Vorräte die Arwen mitgebracht hat zu vernichten, es schmeckt einfach zu gut, und es vergeht noch einige Zeit, bis Arwen und Kaney zu Pferd in den Wald ziehen, um heute doch noch irgendetwas zu erlegen, während Ullmar und Bregond an der Lichtung und ihrem Lager zurückbleiben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 20. Dez. 2005, 23:07 Uhr
Je tiefer sie in den Wald reiten, desto besser fühlt sich der Wargenmischling, denn sie reiten weg, weg von Bregond und den damit verbundenen Problemen, den Pflichten der Steinfaust, kurz gesagt, sie reiten für diesen Moment in die unbeschwerte Freiheit.
Gurp folgt Shur mit der immer anwesenden stoischen Ruhe und auch die beiden Reiter genießen schweigend die Umgebung. Sie suchen keine bestimmte Richtung auf, lassen sich von ihren Gefühlen und Instinkten leiten, bis sie irgendwann, fast gleichzeitig ihre Pferde anhalten und lauschen.
Irgendetwas ist... besonders an der Stimmung, es liegt etwas in der Luft. Fast schon rechnet Kaney damit, dass wieder ein Häher auftaucht und Ihnen die nun kurz bevorstehende Jagd versaut, aber nein, kein Vogel taucht auf – zumindest keine kleinen, blaubraunen, schimpfende Vögel.
Stumm gleiten sie von den Rücken der Pferde herunter, Arwen greift genau wie Kaney zu ihrem Bogen, spannen die Sehne ein, und legen einen Jagdpfeil ein, bereit das Beutetier - das hier in der Nähe zur Zeit noch sein Leben genießt – zu erlegen.
Es sind zwei Kaninchen, welche die Aufmerksamkeit der beiden Jagenden erregt haben – fette Kaninchen, die sich noch etwas Winterspeck anmümeln, auf jeden Fall eine Beute, über die man zufrieden sein kann wenn man nur Kleinwild jagen will. Die Mümmelmänner ahnen nicht, dass sie beobachtet werden, sie bleiben am Boden, kauen auf einigen Kräutern herum, eines der Kaninchen blickt sich kurz um, sieht aber nichts was es für ungewöhnlich hält, wendet sich wieder seinem Mittagessen zu.
Den Kaninchen bleiben die Kräuter im Halse stecken, als sie von den Pfeilen durchbohrt werden, beide treffen genau zwischen Herz und Lunge – oder besser gesagt, in Herz und Lunge, bei so kleinen Tieren wie Kaninchen trifft man mit einem Pfeil immer irgendetwas lebenswichtiges.
Kaney nickt zufrieden. Er hatte das rechte Kaninchen genommen, Arwen das linke wieder hatten sie „geredet“, ohne zu sprechen, hatten gleichzeitig gehandelt, nun können sie sich beide über die erste Beute des Tages freuen.
„Anscheinend meinen es die Götter doch nicht so schlecht mit uns...“ grinst Kaney, während er die Kaninchen auf Spieß zu den Pferden bringt, die Pfeile aus den schlaffen, aber immer noch warmen Körpern zieht und die Beute so versorgt, dass sie ohne Probleme transportiert werden können.

So geht der Nachmittag herum, ruhig, nur angespannt, wenn sie auf ein Beutetier treffen.
Ein Kaninchen entkommt ihren Pfeilen, anscheinend bemerkt es eine Bewegung im Gestrüpp, als Kaney auf das Tier anlegt, es hüpft hoch, entgeht so dem Pfeil um Haaresbreite (später behauptet Kaney steif und fest, einige abgeschossene Kaninchenhaare beim Pfeil gefunden zu haben) und entgeht so nur knapp dem Schicksal seiner Genossen, die nun an Kaneys Sattel baumeln.
Sie erwischen auch jeweils einen Fasan – Arwen den prächtigen Fasanenhahn mit den langen Schwanzfedern, Kaney eine unscheinbarere, hellbraune Henne – als sie ihre Pferde zu nahe an einem Versteck vorbei führen, so dass die Vögel erschrocken auffliegen. Blitzschnell ist ein Pfeil in den Bogen eingelegt, ein Stein in die Schleuder, und die zuletzt fliegenden Vögel – besagter Hahn und die Henne – liegen kurz darauf mit durchschossenen Flügel und der andere mit gebrochenen Rückgrat auf dem Bogen, und ein umgedrehter Hals tötet sie schnell.

Wargenmischling und Elbin sind eigentlich schon auf dem Weg zurück in ihr Lager, denn es wird langsam dunkel, als
„göbbelgöbbelgöbbel“
Kaney zügelt Gurp, schaut sich verwirrt um.
„Was ist das, Arwen?“ flüstert er leise, während er sich schnuppernd umschaut.
„göbbelgöbbelgöbbel“ ertönt es wieder, irgendwo rechts von ihm.
„Das kann nur ein Truthahn sein...“ flüstert die Priesterin zurück, wie vereinbart gleiten beide lautlos von den Rücken ihrer Pferde, schleichen in die Richtung, aus der erneut ein „göbbelgöbbel“ zu hören ist.
Tatsächlich ist es ein Truthahn, der diese seltsame Geräusche verursacht. Ein anscheinend noch nicht ausgewachsener Vogel, eher klein, aber schon mit einem beeindruckenden Gefieder. Der federlose, blaue Kopf mit der roten, schlabbrig herunterhängenden Kehle, die dunklen Federn, und der Burtzel, der sich zu einem langen Fächer entfalten kann. Ein schönes Tier, auch wenn es noch nicht die passende Größe hat, um eine ganze Familie zu ernähren.
Die Götter haben ihren Wunsch nach einem Truthahn entsprochen.. denkt Kaney, während er Arwen bedeutet, dieses Tier zu erlegen – es gehört ihr, nicht ihm.
Die Elbin versteht, legt einen weiteren Pfeil an, zielt, lässt los...

Während sie sich langsam immer mehr dem Lager nähern, denkt Kaney zufrieden darüber nach, wie diese Jagd verlaufen ist. Zwei Kaninchen, zwei Fasane, einen Truthahn... wirklich nicht schlecht, die Götter meinen es gut. Dann fällt ihm wieder ein, dass Bregond gefesselt auf der Lichtung auf sie wartet, und dass somit die Probleme weitergehen. Der Wargenmischling seufzt – es wäre wirklich zu schön gewesen, wenn dieser herrliche Jagdausflug auch herrlich zu Ende gehen würde.
So mit seinen Gedanken beschäftigt bemerkt Kaney nicht, dass es etwas hinter ihnen im Gebüsch raschelt, und sie von kleinen, blutunterlaufenen, angriffslustigen Knopfaugen beobachtet werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Hisime am 20. Dez. 2005, 23:53 Uhr
Irgendwo im Larisgrün


<< Die Straßen der Stadt

Nach ungefähr einer Stunde kommt er endlich zum stehen und sieht sich um., er findet sich in einem dichten Wald wieder, anscheinend ist er in seiner Flucht  in den Wald gelaufen, er hat keine Ahnung in welcher Richtung die Stadt liegt und wie er wieder dahin zurückkehren kann und ,momentan will er auch gar nicht wissen wie er dahin zurückkehren kann, denn in dieses Getümmel von Dämonen und anderen Höllenwesen will er sicher nicht zurückkehren. Langsam geht er durch den Wald und sucht nach einer Straße oder einem kleineren Dorf in denen er sich wenigsten mit einigen Vorräten eindecken kann. Nach dem er mehrere Stunden  durch den Wald geirrt ist findet er einen kleinen Bachlauf. Er kniet sich hin und beginnt hastig das Wasser zu trinken. Das klare Wasser läuft seine Kehle herunter und er spürt wie die Kraft in seine Glieder zurückkehrt, Als sein Durst gelöscht ist setzt er sich unter einen Baum und lehnt sich an den Baumstamm und beginnt zu überlegen was er als nächstes tun kann um wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Er beschließt dem Bachlauf zu Folgten, so hat er immer Wasser in seiner Nähe und irgendwann wird er sicherlich auf eine Ortschaft treffen

Einige Tage später folgt Hisime immer noch dem Bachlauf der sich inzwischen zu einem stattlichen Flusslauf verbreitet hat. Am Abend findet  sucht er sich wieder einem Baum mit einem niedrigen und dichten Blätterdach unter dem er einigermaßen sicher vor der Witterung ist. Er sammelt außerdem noch ein paar Moosfladen auf und häuft diese zu einem Kopfkissen auf.  Dann legt er sich hin um zu schlafen, doch mitten in der Nacht wird er geweckt. Er hört ein leises Knurren.  Erschrocken sieht er zwischen einigen Bäumen einen riesigen Wolf stehen, in dessen Augen sich die Blutgier wiederspiegelt. Hisime zögert nicht lange und beginnt in Richtung des nächsten Baumes zu laufen, hört er wie der Wolf ihm hinterher jagt. Nach einigen Schritten hat er den Baum erreicht und beginnt  ihn auf zu klettern, doch er ist nicht schnell genug. Er spürt wie sich die Fänge des Wolfes in seine Wade bohren, doch Hisime kann ihm mit dem anderen Bein ins Gesicht treten, so dass der Wolf erschrocken seinen Biss lockert, so dass es Hisime gelingt den Baum empor zu klettern.

Stundenlang ist der Wolf noch um den Baum herumgeschlichen und schien darauf zu warten dass seine Beute herunterklettert, doch noch bevor die Nacht endet läuft der Wolf wieder in den Wald hinein. Hisime wundert sich darüber dass der Wolf so lange gewartet hat und dass er nicht nach einigen Minuten aufgegeben hat um sein Glück woanders zu versuchen. Doch auch die Blicke die der Wolf ständig nach oben geworfen hat haben Hisime beunruhigt, irgendwie sah der Wolf so wissentlich aus, so als wüsste er das Hisime irgendwann wieder herunterkommen muss. Doch anscheinend hatte er dann doch die Lust an dem Elben verloren. Hisime hatte wirklich Glück gehabt dass es eine helle Vollmond Nacht war und er den Wolf rechtzeitig als einen solchen erkennen konnte, ein paar Sekunden später und er wäre nur eine weitere Beute des Wolfs gewesen.

Er wartet noch eine Stunden, bis er sicher ist das der Wolf nicht mehr in der Nähe ist, die Wunde wäscht er im Fluss aus, doch schon nach wenigen Minuten hat sie angefangen zu kribbeln. Die Bisswunde ist zum Glück nicht all zu tief und irgendwie scheint sich seine Wahrnehmung zu verändern. Er weiß  noch dass er am selben Tag in ein Dorf gelangt ist, doch ab diesem Zeitpunkt kann er sich an nichts mehr erinnern.

Nach einigen Monaten  kehrt er nach Talyra zurück, er hätte zwar schon früher nach Talyra zurückkehren können, aber er musste zuerst lernen wie er sein neues Problem kontrollieren kann. Zum Glück tritt nur bei Vollmond die Verwandlung auf und er hat gelernt sich in seiner anderen Gestalt zu beherrschen, auch wenn der Appetit auf rohes Fleisch ziemlich stark ist. Doch er fühlt sich jetzt wieder bereit für das Leben in der Stadt, er will es zumindest probieren.

>>Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 25. Dez. 2005, 08:31 Uhr
Die leuchtende Herbstsonne steht tief am Himmel und erfüllt die Luft im Wald mit goldenem Dunst. In langen Schäften sticht ihr Licht durch blattloses Geäst und Nadelzweige und spendet der sterbenden Erde den letzten Segen herbstlichen Trostes, indem sie sie noch einmal mit einem Hauch von Wärme küsst. Es wird merklich kälter, und nicht nur das schwindende Tageslicht hat sie schon vor einiger Zeit auf den Rückweg zu ihrem Lager getrieben. Bis zum Verschwinden von Shenrahs Antlitz hinter dem Horizont ist es nicht mehr lange hin, und die Luft ist so still wie in einem Tempel, kaum ein Laut ist im Wald zu hören, während sie eine kleine Senke durchqueren, in der Nebel wie Weihrauch langsam vom Boden aufsteigt. Der Rückweg zu ihrem Lagerplatz auf der kleinen Seelichtung verläuft ruhig und oft schweigsam; aber es ist kein unangenehmes Schweigen. Mit wem man nicht schweigen kann, mit dem soll man auch nicht reden… Vater hatte damit ganz bestimmt nicht Unrecht. Es gibt Leute, in deren Anwesenheit wäre ein solch langes Schweigen mehr als nur unangenehm. Auch wenn Arwen den Wargen nur zu gerne gefragt hätte, was es mit den Dingen auf sich hat, die dieser Bregond erwähnt hatte: Weiße Wölfe, Tiermenschen und all das. Sie tut es nicht, nicht nur, weil es ihrer Ansicht nach seine Entscheidung ist, ob und was er darüber erzählen will oder eben auch nicht, sondern auch weil ihr nicht entgangen ist, dass es Kaney anscheinend irgendwie unangenehm gewesen ist, dass der Dunkelelf es vor Arwen angesprochen hat. Und so bezähmt sie ihre Neugier und lässt ihre Fragen ungefragt.  
Es ist unmöglich, sich geräuschlos durch die allgegenwärtigen Laubverwehungen zu bewegen, doch Shur bewegt sich so vorsichtig wie möglich. Für einen Moment zügelt Arwen ihn und wendet den Kopf hin und her, um zu lauschen weil sie glaubt etwas gehört zu haben, ein Knacken im nahen Unterholz hat sie aus ihren Gedanken gerissen. Doch da ist nichts. Nichts als das schwache Rauschen des Windes über ihnen im Geäst und das ferne Murmeln des kleinen Baches auf der Lichtung nicht weit vor ihnen. Langsam lässt sie ihr Pferd wieder antreten und lenkt Shur um einen Sumachstrauch herum.

Ullmar erwartet sie bereits auf der Lichtung, und hinter ihm flackert bereits ein kleines Feuer in einem Kranz aus Steinen am Fuß des Tannenhügels. Unter den überhängenden Zweigen der Tanne hat er ganz offensichtlich kein offenes Feuer entzünden wollen. Kaum haben sie den Rand des Waldes verlassen, ist er auch schon bei ihnen, um ihnen die Pferde abzunehmen, die Tiere abzusatteln und zum Saufen an den See zu lassen. Den Jagderfolgt der beiden, zwei Kaninchen, zwei Fasane und den Truthahn, quittiert er mit einem zufriedenen Grinsen - und auf ihre fragenden Gesichter hin mit der Erklärung, dass sie ja Erfolgt gehabt haben müssen, nach dem ER hier den ganzen Tag von zwei unablässig rufenden Hähern belagert worden sei. Rasch hat er die Pferde versorgt, die zufrieden in ihre Futterbeutel schnauben und sich über ihren redlich verdienten Hafer hermachen, und so sitzen sie bald alle drei am Feuer zusammen. Während Kaney einem der Kaninchen das Fell über die Ohren zieht und es ausnimmt - dem Langohr wird es vermutlich als zweifelhafte Ehre erscheinen ihnen als Braten zum Abendessen dienen zu dürfen - sichtet Arwen die Vorräte, die Cassandra ihnen eingepackt hat (und die ohne weiteres noch für mehrere Tage reichen würden), und Ullmar berichtet auf Arwens Frage hin, dass außer den Hähern nichts und niemand hier auf der Lichtung erschienen sei. Und dieser seltsame Dunkelelf sei auch friedlich gewesen, habe kein Wort mehr gesagt und einfach nur dort an seinem Baum gelehnt und geschwiegen. Fast unheimlich sei das gewesen. Aber na ja.

Das Kaninchen brät über dem Feuer bereits seiner Vollendung als Abendessen entgegen, als Arwen wieder meint es nicht all zu weit entfernt im Unterholz knacken zu hören. Und diesmal hat sie sich nicht getäuscht, oder es sich eingebildet. Ein gewaltiger, schwarzer Keiler taucht aus dem Unterholz auf. Vielleicht zehn oder fünfzehn Schritte von ihnen entfernt steht er im dichten Farn am Saum zwischen Lichtung und Wald und mustert witternd die Umgebung. Das Tier hat eine Schulterhöhe von fast einem Schritt und muss an die zweihundert Stein oder sogar mehr wiegen. Seine Hauer sind fast so lang wie Rialinns Unterarm Durchfährt es Arwen bei seinem Anblick. Und tatsächlich sind die gelkben Hauer des Tieres so lang und so stark gebogen, dass sie sich fast wieder zu einem Ring schließen. Er steht erhobenen Kopfes da, und seine feuchte Schweineschnauze bewegte sich, als er nach etwas Essbarem oder einer Bedrohung witterte. "Verdammt," ist alles, was Arwen unwillkürlich über die Lippen kommt. Die Gedanken rasen ihr durch den Kopf wie kollidierende Schwalben im Flug. Würde das Tier angreifen, wenn sie sich bewegen? Aber etwas müssen sie tun, dieser Dunkelelf sitzt nur wenig mehr als drei Schritte entfernt von dem Borstenvieh. Und so wie es das Weißhaar ansieht, scheint es ihn für einen möglichen und durchaus schmackhaften Bestandteil seiner Speisekarte zu halten. Sie zieht etwas aus den zerzausten Federbällen in ihrem Kopf, das ansatzweise als zusammenhängender Gedanke durchgehen kann. "Ullmar, meinen Bogen." Ihre Stimme hat eine Ruhe, die sie nicht empfindet, und ihr Herzschlag rast mindestens ebenso wie ihre durcheinander purzelnden Gednaken. "Schnell." Fügte sie leise, aber mit Nachdruck hinzu, als das Wildschwein den Kopf in ihre Richtung wendet. Arwen sieht sie, kann sehen, wie sich die kleinen, dunklen Augen auf diese drei Zweibeiner am Feuer hefteten. Es tritt ein paar Schritte vor, und für einen schwinden Augenblick kommt Arwen der Gedanke, wie absurd klein und zierlich die Hufe des Tieres unter dem massigen, bedrohlichen Rumpf aussehen. Der Keiler ist vorsichtig, aber ganz gewiss alles andere als ängstlich. Der Ruf des Hähers, der Ullmar schon den ganzen Tag terrorisiert hat schrill plötzlich durch den Wald wie ein Fanfarenruf. Bei diesem Geräusch sträubten sich plötzlich auf dem ganzen Rücken des Schweins die groben Borsten, und es senkte den Kopf und spannte seine Muskeln an. "Kaney, schnell!",  kann sie noch rufen. "Der Dunkelelf! Mach ihn los." Ein Adrenalinstoß durchfährt sie, und plötzlich hatte sich die ganze Welt auf die Lichtung und das Wildschwein zusammengeschrumpft. Von irgendwo her hat sie ihren Speer in der Hand, und sie schleuderte ihn auf das angreifende Schwein, streifte es aber nur an der Schulter. Und die Kraft des Wurfes reicht beweitem nicht aus um es von den Beinen zu holen. Aber immerhin gibt es ein höchst überraschtes Whuff! von sich, und knickt kurz mit den Vorderläufen ein als es abrupt die Richtung ändert, dann öffnet es vor Wut brüllend das Maul und stürzt mit blitzenden Hauern auf sie zu. Daran, sich zur Seite zu werfen um dem Angriff zu entgehen, braucht Arwen keinen Gedanken verwenden, Ullmar packt sie kurzerhand am Arm, reißt sie zur Seite und schiebt sie hinter sich. Für einen Schuss mit dem Bogen ist das Tier jetzt zu dicht heran, und ohne Waffe hat sie dem Vieh nichts entgegen zu setzen, und an Kraft kann sie es nicht mit ihrem Knecht aufnehmen. Doch auch ihm fehlt die Zeit, um das Tier mit der Saufeder anzugehen.
Kurzentschlossen tritt der Mensch mit aller Kraft vor den Kiefer des Schweins und stürzt sich dann auf das Tier, das er am Hals zu packen versucht. Seine Finger rutschen ab, drahtiges Haar und harte Speckrollen wollen einfach keinen Griff und keinen Halt bieten. Arwen kommt sich vor, als sähe sie einem Ringkampf zwischen einem Menschen und einem beweglichen Sack nassen Hafers zu. Ullmar schlägt wie blind um sich, bekommt endlich ein borstiges Bein zwischen die Finger und alles was er tun kann, ist fest daran zu reißen. Das Schwein ist von dieser Art der Attacke wenigstens so überrascht wie er, und fällt mit einem überraschten Quieken auf die Seite. Allerdings schleudert es dabei auch den Knecht von seinem Rücken. Er landet auf den Händen und Knien am Boden, prallte mit dem Knie gegen eine halb aus dem Boden ragende Wurzel und stöhnt vor Wut und plötzlichem Schmerz unwillkürlich auf. In Erwartung einer neuen Attacke des Borstenviehs rollt er sich zusammen und zieht den ungeschützten Nacken ein. Doch nichts passiert.

Der Eber ist zwar wieder auf den Beinen, schüttelt sich grunzend und mit klappernden Borsten, doch er steht jetzt von Arwen und Ullmar abgewandt, schaut aus kleinen, blutunterlaufenen Augen hinüber zu Kaney, der bei diesem Bregond steht und gerade das Seil durchtrennte, das den an einen Baum fesselt. Die magischen Bande hatte Arwen schon vor dem ersten Angriff des Wildebers mit einer knappen Geste und einem leisen Wort gelöst. Aus dem Fell des Tieres steigt Staub auf als es sich schüttelt, und Arwen kann den Schwanz sehen, der eng an den Hintern des Tieres zusammengerollt ist und aussieht wie ein lebendiger Korkenzieher. Und dann kann Arwen auch sehen, was dort die Aufmerksamkeit des Ebers so fesselt: Keine fünf Schritte von den beiden entfernt, im zwielichten Schatten unter einigen Goldeichen durchwühlt eine Bache mit einer Handvoll Überläufern das feuchte Laub. Es ist nichts Ungewöhnliches, im Wald Wildschweine zu sehen oder zu hören, die das Laub am Fuß der Eichen durchwühlen und sich selig grunzend über die herabgefallenen Früchte der Goldeichen hermachen. Zu dieser Jahreszeit haben sie reichlich Futter, und stellen die keine große Bedrohung für andere dar. Normalerweise zumindest…. Aber hier und heute scheint das anders zu sein. Keiler und Bache betrachten sie ganz offensichtlich als Eindringlinge in ihr Reich und als Bedrohung für ihren Nachwuchs. Nur noch ein Augenblick, und das Tier würde lospreschen und sich auf den Wargen und den Dunkelelfen stürzen. Arwen spannt hastig ihren Bogen, legt den Pfeil auf und zieht die Sehne durch, hofft darauf, dass das Tier sich ein wenig zur Seite wendet, damit sie einen sicheren Schuss anbringen kann, doch ihre Hoffnung wird nicht erfüllt.
Zu ihrer Linken ertönt plötzlich der Hufschlag aufgeregter Pferde, und dann hört Arwen das drohende Wiehern ihres Grauschimmels. "Shur!" Die Bache hört Shurs Wiehern und fährt schnaubend herum, um sich diesem neuen Feind zu stellen. Das Maul klafft weit offen, und die Augen sind klein und dunkel. Arwen hat ihren Bogen schussbereit angelegt, und auch Ullmar hat sich von seinem Ringkampf mit dem Keiler erholt und inzwischen die Saufeder in der Hand. Weit holt er aus um dem Wildschwein endgültig den Garaus zu machen, das Arwen einfach kein Ziel bieten will. Aufgescheucht und zwischen Kaney und den Pferden in der Zwickmühle, scheint sich die Bache für den Wargen als Angriffsziel zu entscheiden, in der Richtung muss sie sich wenigstens nicht einem Dutzend beschlagener Hufe stellen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 27. Dez. 2005, 16:38 Uhr
Anscheinend hat Bregond sich gut verhalten, hat nicht versucht zu fliehen, was eh wegen der magischen und weltlichen Fesseln unmöglich gewesen wäre.
Stattdessen hat er geschwiegen, und sich nicht gerührt - eine Tatsache, die den Wargenmischling keineswegs vollkommen beruhigt.
Was hat Bregond da wohl nur die ganze Zeit gemacht, wenn er nichts gemacht hat? fragt er sich grübelnd, während er einem der Kaninchen das Fell über die Ohren zieht und die Innereien entfernt. Er hat keine Lust auf
eine gerissene Kaninchengalle - und somit verdorbenes Fleisch - also arbeitet er mit einer schnellen Sorgfältigkeit, die nur jahrelange Übung bringen kann.

Das Fleisch brät langsam über dem Feuer, es riecht hervorragend, und angesichts der Vorräte die dieses Abendmahl auch noch bereichern werden läuft Kaney das Wasser im Mund zusammen - nur damit ihm im nächsten Moment die Spucke wegbleibt.
Ein Knacken im Busch, ein Schnauben - und dann ein sehr großer Keiler, der die Lichtung betritt.
Die Götter meinen es zu gut mit uns ist Kaney`s Gedanke bezüglich der Größe des Keilers, nicht nur der Hirsch war riesig, nein, dieser Keiler ist es ebenfalls... allerdings war der Hirsch atemberaubend schön, dieser Eber ist einfach nur... atemberaubend gefährlich.
>Verdammt< kommt es leise von Arwen, und Kaney kann nur zustimmen Ja, verdammt.
>Ullmar, meinen Bogen. Schnell!< gibt die Elbin Anweisungen, während der Eber die Zweibeiner vor ihm mustert. Er ist angespannt, noch nicht sicher, ob er wirklich angreifen soll, aber als ein Häher spöttisch sein "dchää, dchää" über sie ertönen lässt, ist es vorbei mit diese Unsicherheit des Keilers. Das borstige Haar sträubt sich, das Tier schnaubt wütend auf, spannt die Muskeln, und senkt den Kopf, wütend mit den Vorderbeinen
scharrend. >Kaney, schnell! Der Dunkelelf! Mach ihn los.< ruft Arwen, und das ist nun für Kaney das Zeichen, um zu handeln. Wie ein geölter Blitz springt er aus der Hocke auf, sprintet zu Bregond, während Arwen den Eber mit einem ihrer Speere ablenkt - und dabei zu nahe an das Tier herankommt.
Ullmar ist es, der die Elbin beiseite zieht, sie knapp außer Reichweite der Hauer zieht, etwas das Kaney nur im Augenwinkel mitbekommt, da er sich mit den Fesseln des Dunkelelben beschäftigt.
"Los, jetzt reiß schon, los..." keucht der Wargenmischling, anscheinend hat sich sein sonst so zuverlässiges Messer gerade in diesem Moment entschlossen, stumpf zu werden, denn er kann an den Seilen herumsäbeln wie
er will, das Seil löst sich nicht. Die Kampfgeräuche hinter sich hört er nur allzugut... aber wenn er sich jetzt umdreht... nein, er muss weiterschneiden. Langsam durchtrennt er Faser für Faser des Seiles und dann, endlich, ist das Seil durchschnitten.
Schnell drückt Kaney Bregond das Arbeitsmesser in die Hand, greift nach seinem Jagddolch und stürzt sich wieder in das Getümmel.
Kaney kümmert sich nicht weiter um Bregond, der Dunkelelb kann seine Haut alleine schützen, immerhin hat er jetzt ein einfaches Messer, dass der Elb alleine zurechtkommt weiß er von den gemeinsamen Kampf in den Feuerhöhlen, aber der Eber würde es sicherlich schaffen, den Großknecht lebensgefährlich zu verletzen, wenn er nicht...

Pferde wiehern, eindeutig das Kampfgeschrei von Shur, anscheinend wollen sich die Pferde nun auch in diesen seltsamen Kampf einmischen - gut, Gurp steht mit unbeteiligtem Blick da, betrachtet die Szene und tut dabei so, als wäre es das normalste der Welt, wenn Wildschweine und Menschen miteinander herumbalgen.
Dass die Pferde die Situation noch komplizierter machen, einfach weil sie den Fluchtweg versperren, bemerkt Kaney, als er das zweite Wildschwein sieht, das ihn mit blutunterlaufenden Augen fixiert. Eine Wildsau, die Gefährtin des Ebers um genau zu sein. Nicht annähernd so groß, aber dennoch gefährlich, wenn die Sau ihn auf die kleineren Eckzähne nimmt und sie scheint genauso durchgeknallt wie ihr Gefährte, denn Sabber läuft aus dem Maul, die Vorderbeine scharren ebenfalls angriffslustig dunkle Erde auf.
Kaney weiß, sie wird angreifen, um ihre Kinder zu schützen, denn jetzt, wo er die Sau sieht, bemerkt er auch einige einjährige Wildschweine im Gebüsch hinter ihr.
"Braves Schwein, sei ein liebes Schwein, geh zurück in den Wald..." flüstert Kaney, aber die Sau denkt nicht daran, sie quiekt laut auf, und "gallopiert" dann mit gesenktem Kopf auf Kaney zu, der sich nur durch einen beherzten Sprung zur Seite in Rettung bringen kann.
Gleichzeitig erwacht der Wolf in Kaney, der es nicht fassen kann, dass er von einem Beutetier angegriffen wird.
Kaney knurrt, greift nach seinem Dolch - der ihn einem Moment lang ziemlich klein und lächerlich vorkommt.
Die Wildsau hat währenddessen gebremst und ist herumgefahren, und stürmt nun wieder sabbernd und schnaubend auf den Wargenmischling zu - der nun
ebenfalls zum Angriff übergeht und knurrend auf die Sau loshechtet.
Einen Moment lang scheint es, als würden Zweibein und Wildsau aufeinander prallen, keiner von beiden weicht auch nur eine Handbreit zur Seite aus, und würde jemand Wetten abschließen, so würde wohl die Wildsau der Favorit werden.
Doch Kaney ist nicht so blöd, sich einer wütenden, auf Geschwindigkeit gebrachten Bache in den Weg zu stellen. Im letzten Moment, so spät, dass ihm die Eckzähne der Sau den Stoff der Hosenbeine aufreißt, bewegt sich Kaney
zur Seite, haut mit dem Messer zu, die scharfe Klinge fügt eine lange, aber leider nicht sehr tiefe Wunde der speckigen, dicken Haut des Tieres zu. Die Bache ist überrascht, quieckt wieder auf, diesmal mehr erschrocken als wütend, ein Quiecken, das Kaney nur mit einem sehr wölfischen Knurren beantwortet, ein Knurren, das mit einem Auslachen gleichzusetzen ist.

Hinter ihm ertönt ein Schrei. Nur eiserne Dizsiplin verhindert, dass Kaney sich umdreht, und der Sau somit ein gut angreifbares Ziel bietet, er hört nur Metall durch die Luft sausen, einen weiteren Schrei, der von Ullmar zu kommen scheint, und dann etwas, das sich nach einer hektischen Flucht anhört - was immer gerade geschehen war, er muss sich auf seine Sau konzentrieren.
"Ich habe dich gewarnt, geh lieber in den Wald zurück!" knurrt er leise, aber diese Worte beeindrucken die Sau nicht, sie galloppiert wieder auf Kaney zu, wütender denn je, und entschlossener diesen seltsamen Zweibeiner in Grund und Boden zu stampfen. Ihr Gefährte hat, von dem Zweibein seltsam bedroht - das Heil in der Flucht ergriffen, aber sie würde nicht fliehen, nein. Bösartig quiekend sprintet die Sau los.
Später weiß Kaney nicht mehr, was da in ihn gefahren ist - ob er kurzzeitig den Verstand verloren hat, ob die Götter ihm eine Idee eingeflößt haben, oder aber ob die Schicksalsschreiberin keine Möglichkeit mehr gesehen hat, diese unsinnige Situation zu beenden - jedenfalls fährt er herum, als die Wildsau wieder bedenklich knapp an ihm vorbeirast und springt auf die Wildsau herauf.
Er weiß nicht, wie er sich an dem Muttertier festhalten kann, in dem borstigen Fell und dem Speck, aber er bleibt oben. Ein Kraftraubender Akt, denn er muss dabei seine Hacken in die Flanke der Bache rammen, um nicht doch herunterzufallen, das Tier in ihm will sich in dem Nacken der Sau festbeißen, stattdessen schiebt Kaney seine Hand nach vorne. Die Bache beginnt währenddessen zu Bocken, will sich niederwerfen und wälzen, will irgendwie das loswerden, was da auf ihren Rücken ist. Irgendwie gelingt es dem Wargenmischling schließlich, der Sau unter der Kehle zu greifen, erst mit einer, dann mit der zweiten Hand, er schafft es irgendwie gleichzeitig seine Hacken in den Boden zu stemmen so dass die Sau nicht weiter vorran kommt und gleichzeitig den Kopf hochzureißen.
"Ullmar, schnell!" schreit er dem Knecht zu, der mit einer Saufeder bewaffnet bei Arwen steht, der Mann sieht die dargebotene Brust der rückwärtsgehenden, wütend keifenden Bache und mit einem Schrei - vergleichbar mit dem Schrei, mit dem er den Keiler in die Flucht geschlagen hat - holt aus, und rammt den Schwein die Lanze in die Brust.
Blut spritzt aus dem Maul der Bache, die gesamte Kraft die  noch einen Augenblick zuvor in dem Tier steckte plötzlich verschwunden - die Augen verlieren langsam den lebendigen Schimmer.
Kaney sitzt immer noch halb auf der Bache, als diese mit den kleinen Beinen einknickt, gerade noch kann er sich abrollen, bevor die Sau ihn unter sich begräbt, purzelnd landet er in dem Gebüsch...
... mitten auf einen der Überläufer, die sich aus welchen Gründen auch immer, nicht weggetraut haben. Erst jetzt fliehen zwei der drei Tiere mitten durch die Pferde - aus den Augenwinkeln sieht Kaney, wie eines der Tiere steigt und mit den Vorderhufen ausholt - aber er hat genug Probleme mit dem dritten Überläufer. Dieses Jungtier gleicht dem Keiler fast aufs Haar, nur dass es halt eben kleiner ist, nicht so große Hauer hat. Aber er ist genauso bescheuert sich mit Zweibeinern anzulegen, denn das einzige was dieses Viech tut, ist Kaney in den Oberschenkel zu beißen und nicht mehr loszulasen- eine recht schweineuntypische Angriffsform.
"Lass los du Mistviech... willst du wohl loslassen.... du wanderst in meinen Kochtopf, wenn ich dich in die Finger bekomme..." knurrt Kaney, während er dem Jungeber immer wieder mit dem anderen Fuß vor die Schnauze tritt.
Fußtritte, die den Jungeber wenig beeindrucken, hält er doch immer noch das Bein des Wargenmischlings fest.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 29. Dez. 2005, 14:49 Uhr
Er wehrt sich nicht, als sich die Fesseln der Elbin um seine Brust legen, auch sagt er nichts als man ihm Schattentod abnimmt. Stumm und nur wenig Überrascht über das Handeln der drei lässt er sich zum Baum führen. Was hatte er erwartet, das sie ihm mit offenen Armen empfangen? Wie hätte er reagiert wenn plötzlich jemand schreiend aus dem Unterholz aufgetaucht wäre.
Fasziniert über die Macht der Elbin und ihren Zauber, schaut er ihr noch kurz nach, als sie sich mit dem Wargjungen zurückzieht und ein köstliches Mal zu sich nimmt.
Warum hast du nicht auf mich gehört, hab ich es nicht gesagt? Schau sie dir an, sie stärken sich noch bevor sie dich Töten... Die Elbin hat die Macht dazu, nie im Leben hättest du es soweit kommen lassen dürfen du Narr...
Bregond schließt die Augen, versucht die Worte aus seinem Kopf zu verbannen, er glaubt nicht das sie ihn töten wollen, wenn dann hätten sie es längst getan... Hofft er zumindest!
Mit geschlossenen Augen sitzt er dort und denkt an Dixie die kleine Dame und an die rothaarige Zauberin. Die seltsame Stimme in seinem Kopf lässt ihn auch in Ruhe, und so schläft er ein.


Kalter Wind der durch dunkle Tannenwälder pfeift treibt ihm Tränen in die Augen. Mühsam setzt er einen Schritt vor den anderen und hinterlässt tiefe Spuren im frischgefallenen Schnee. Mit gesenktem Kopf und schmerzenden Gliedern kämpft er gegen den Sturm an. Vergebens scheinen seine Mühen, schon seit Tagen...Wochen oder gar Monaten läuft er durchs Dunkel doch scheint es keinen Ausweg aus diesem Irrgarten zu geben. Warum nicht einfach hinlegen und sich dem Vergessen hingeben? Nicht lange und eine weiße, kalte Decke hätte seinen schmerzenden Körper bedeckt. Einfach aufhören sich zu bewegen, einfach....es wäre so einfach!
Und dennoch setzt er einen Fuß vor den Anderen, kämpft sich weiter vor. Oder dreht er sich im Kreis? Nein! Er musste daran glauben das es weiterging, musste Kämpfen, so wie er sein Lebtag gekämpft hatte.  
Plötzlich ein Geräusch...oder war es nur Einbildung? Im dunkel des Waldes kann er nicht viel sehen, außer seine eigenen Spuren im Schnee hinter sich. Kopfschüttelnd geht weiter. Doch kaum ist er drei Schritte gegangen hört er es wieder, ein Knirschen im Schnee. Blitzartig dreht er sich um, späht in die Dunkelheit. Doch außer Schatten in der Nacht ist nichts zu sehen. Einen Augenblick weiter kämpft er sich wieder durch die kalte Düsternis die ihn zu Verschlingen droht. Als er das Geräusch das nächste mal hört geht er einfach weiter, kümmert sich nicht um seinen Vermeintlichen Verfolger. Resigniert stapft er weiter, wieder einen Fuß vor den Anderen, hört nicht mehr auf die Laute um ihn herum. Selbst als er hinter sich ein deutliches Hecheln vernimmt geht er weiter, stur mit gesenktem Kopf! Denn er weiß sollte er sich umdrehen würde das Dunkel ihn verschlingen und nie wieder in die Welt des Lichtes entlassen. Die bleierne schwere in seinen Gliedern wird stärker und nur mit größter Kraftanstrengung kommt er vorwärts.  
Das Hecheln hinter ihm verging nach einer schier endlosen Zeit und auch die Kälte wich, ja selbst seine Glieder wurden etwas Wärmer. Ohne es zu merken hatte sich seine Umgebung geändert, aus dem dunklen Wald mit den schwarzen Kiefern war ein schräg abfallender Tunnel geworden, in dem es keinen Schnee und Frost und selbst der raue Wind war hier zu einem fast angenehmen warmen Luftzug geworden.
Warum nur hatte er dann das Gefühl das es hier noch Unsicherer war als im Wald? Als er sich umsieht kann er nur schwach den wolkenverhangenen Nachhimmel sehen und urplötzlich zwei rubinrote Augen die ihn hasserfüllt anstarren. Panikerfüllt dreht er sich Vollendens um und rennt tiefer in den Tunnel herein.  
Schroffe Tunnelwände aus schwarzem Gestein fliegen an ihm vorbei und das ein oder andere Mal stößt er sich im Dunkel an einem Stein oder bleibt in einer Spalte im Boden hängen. Schnell ist sein alter Mantel zerrissen und sein Körper mit kleinen Schnitten und Prellungen bedeckt. Trotzdem dreht er sich nicht um, er weiß nicht was es für Augen waren die ihn ansahen doch hatte er das Gefühl das sie ihm den Untergang bringen würde er noch ein einziges mal in sie blicken müssen.  
Die kalte Luft weicht immer mehr und bald hat er das Gefühl zu verbrennen so heiß wird es um ihn herum. Mit jedem Schritt den er vorwärts rennt wird es zu einer Qual die heiße Luft zu Atmen.  Seine Lungen brennen und kleine Bläschen bilden sich auf seiner schwarzen Haut, seine Haarspitzen fangen an zu glühen und kräuseln sich nach oben. Und immer weiter läuft er, Schritt für Schritt. Und als es wirklich unmöglich scheint noch einen Schritt zu tun, fällt er auf die Knie und kriecht weiter. Stöhnend schleppt er sich weiter in diesen Feuertunnel und hinter sich hört er immer noch Schritte die unaufhörlich näher kommen. Mühsam steht er auf und dreht sich langsam um, seine Hand greift an seine Seite wo Schattentod hängt. Mit verbrannten Fingern umschließt er die Klinge und zieht sie heraus um sich seinem Verfolger zu stellen auch wenn es sein Untergang sein wird. Jede Bewegung schmerzt und bringt in fast um den Verstand und als er die beiden Augen in der Dunkelheit sieht, glaubt er wirklich den Verstand zu verlieren. Durch den Tränenschleier vor seinen Augen kann er nichts deutlich Erkennen und als er versucht sein Auge frei zu bekommen macht er es durch den Russ nur noch schlimmer. Doch plötzlich hält er inne, erstart in seiner Bewegung. Ein Laut den er hier nie für möglich gehalten hätte dringt an sein Ohr. Ein Lachen! Ein kaltes und gemeines lachen, aber ein Lachen. Und dann eine Stimme die er fast vergessen hatte.
„ Sieh dich nur an! Was ist aus dir geworden?“ Verachtung und Hass liegt in ihr und trifft sein Herz wie tausend kleine Nadeln. „Ein Bemitleidenswertes  Geschöpf, das jeden Funken Lebenswillen verloren hat. Was bist du noch wert, du der bisher jede noch so erdenkliche Situation gemeistert hast? Was ist mit dir passiert, schau dich an du schaffst es nicht mal mehr selbst dir in die Augen zu blicken. Erhebe dich und Kämpfe! Und selbst wenn du Unterliegst stirbst du wie es sich für dich geziemen sollte. Als Krieger!“  
Langsam erhebt er den Kopf und blinzelt seine Tränen weg, versucht zu Erkennen wer da vor ihm steht. Doch nur die roten Augen sind in der Dunkelheit zu Erkennen, langsam geht er einen Schritt vor Schattentod fest umklammert. Mühsam kämpft er sich noch einen Schritt weiter, dann verlässt ihn die Kraft und er sackt auf die Knie. Mit hängendem Kopf stütz er sich am Boden ab. „ Es hat keinen Sinn...ich kann nicht...“ flüstert er leise, zu sich selbst! „ Mach diesem Drama ein Ende, wenn du mich willst so nimm mich mit in dein Reich, ich habe nicht mehr die Kraft....ich will nicht mehr!“  Gefasst darauf zu sterben hat er nicht damit gerechnet wieder dieses Lachen zu hören. Ein eiskaltes Lachen „ was glaubst du wer ich bin, ich werde dich nicht töten. Oh nein! Ich werde immer wieder zu dir kommen...immer wieder...immer wieder...!“ Dann wieder dieses Lachen!

Ein Schrei lässt ihn schlagartig wach werden und er befindet sich wieder in seinem Albtraum. Doch diesmal ist er anders. Kaney der Wargjunge steht mit einem blanken Messer über ihm sein Gesicht zu einer Fratze verzogen. Ein Schrei in seinem Kopf lässt ihn fasst Bewusstlos werden SIE KOMMEN UM DICH ZU TÖTEN Der Dunkelelf versucht sich zu wehren doch die starken Fesseln halten ihn, angst und Panik steht in seinen Augen als er sich umblickt und die Elbenzauberin und ihren Knecht bewaffnet sehen, doch dann sieht auch er die Bedrohung durch den Eber. Er versucht mich zu befreien!? Als ihm das bewusst wird hat der junge seine Fesseln auch schon gelöst und wendet sich dem Feind zu.
Bregond würde ihm gerne beistehen, würde gerne zeigen das er helfen kann, seine Hand greift nach Schattentod, doch das Schwert ist nicht da. Wieder verflucht er sich das er keine weiteren Waffen mitgenommen hat. Hau ab, lauf in den Wald! Du kannst dich später an ihnen rächen...lauf schon Und tatsächlich hört der Dunkelelb auf die Stimme und läuft davon, bekommt nicht mit wie der Knecht den Eber tötet, bekommt nicht mit wie das zweite Tier sich in den jungen verbeißt.
Plötzlich bleibt er stehen, sein Verstand rast wie ein gehetztes Tier. Nein! Ich werde nicht davon laufen. Sie bauchen mich... ich kann ihnen helfen. Was hat mein Leben für einen Sinn wenn ich immer davon laufe. Du wirst mich nicht wieder dazu bringen das ich mich verstecke und verkrieche wie ein Tier, selbst wenn Sie mich Töten wenn ich zurück gehe. Sein Blick fällt auf das kleine Messer in seiner Hand und zum ersten mal sein langer Zeit schmückt ein wirklich seltsammes lächeln seine verbrannten Züge.

>"Lass los du Mistviech... willst du wohl loslassen.... du wanderst in meinen Kochtopf, wenn ich dich in die Finger bekomme..." < knurrt Kaney gerade, als Bregond auf ihn zustürmt. Die Kapuze seines Umhangs weht wie eine Fahne hinter ihm und lässt den Blick frei auf das Gesicht des Elben. In der rechten hält er wie ein Schwert den Dolch des Wehrjungen   Jaaaa töte ihn und dann die Elbin Bregond hält auf Kaney zu, hebt den Dolch  doch nicht in den Jungen, der ihn mit aufgerissenen Augen angesehen hatte, sondern in die Sau, die grunzend von Kaney ablässt und sich wutschnaubend dem Elben zuwendet.
Welch Ironie! Jetzt wird der gefürchtete Dunkelelb von einer kleinen Sau niedergetrammpelt, geschiet dir ganz recht, vertraue nicht wieder auf meine Hilfe.

So soll es sein... ich wollte deine Hilfe nie...auch jetzt brauche ich sie nicht...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 29. Dez. 2005, 21:58 Uhr
Plötzlich geschieht soviel zur gleichen Zeit, dass es fast mehr ist als Arwen erfassen kann. Während Ullmar sich einen Ringkampf mit dem Keiler liefert nimmt Kaney es mit dessen Gefährtin auf. Irgendwie gelingt es Ullmar, den Keiler mit der drohend geschwungenen Saufeder und einem Gebrüll das Arwen ihm nie zugetraut hätte in den Wald zu treiben. Eine Richtung, in der das Borstenvieh auch quiekend und Haken schlagend sein Heil sucht - an seine Gefährtin und den Nachwuchs verschwendet er anscheinend keinen Gedanken mehr. Arwen dagegen verwendet umso mehr Gedanken an Kaney und die im wahrsten Sinne des Wortes rasende Wildsau. Ihr Speer ist noch irgendwo im dichten Gebüsch am Rand der Lichtung, ihn zu suchen hat sie grad nicht die Zeit, und für einen sicheren Schuss mit dem Bogen ist sie zu dicht dran. Sie lässt den Bogen fallen und greift nach dem langen Jagdmesser. Was genau sie damit vorhat, könnte sie nicht einmal sagen, es ist nur das drängende Gefühlt etwas, irgendetwas tun zu müssen, um Kaney zu helfen. Doch Ullmar ist da anscheinend gänzlich anderer Ansicht. Nicht, dass er nichts tun will, nur ist er anscheinend entschieden dagegen, dass Arwen diejenige ist, die etwas tut. Energisch stößt er sie zur Seite und rennt auf Kaney zu. Der Warg scheint trotz seiner Abneigung gegen das Reiten gerade seine Fertigkeiten als Bereiter von Wildschweinen auszuprobieren. Mit erstaunlicher Kraft rammt er seine Fersen in den Boden und zieht den Kopf der Bache so weit nach hinten, dass die gar nicht mehr anders kann, als mit unsicheren Schritten rückwärts zu gehen. Und das bietet Ullmar ein mehr als gutes Ziel. So gefährlich es sonst auch ist - ein Wildschwein mit der Saufeder zu erlegen ist eine mehr als beachtliche Mutprobe unter Jägern - diese Sau bietet ihm die ganze Brust als Ziel und ist außerdem gerade in einer alles andere als wehrhaften Position. Ein einziger, gut gezielter Stoß genügt. Ein kreischendes Quieken irgendwo zwischen Entsetzen und Wut, röchelnd und blutblubbernd entweicht der letzte Atem aus der Brust des Tieres, den massigen Körper durchläuft ein Zittern, dann knicken ihr die Beine weg und die zierlichen Klauen graben zuckend Furchen in den feuchten Boden.

Kaney springt gewand vom Rücken des Tieres ab, um nicht doch noch unter es zu geraten. Er landet allerdings nicht im goldbunten Laub sondern auf einem erst schreckensstarren, dann panisch quietschenden Überläufer. Von den anderen Überläufern folgt einer seinem Erzeuger in den Wald, doch der letzte wählt die falsche Richtung für seine Flucht, er gerät zwischen die Hufe der Pferde. Gurp steht ein Stück entfernt, so als gehe ihn das alles überhaupt nichts an. Shur hat sich längst wieder beruhigt und sieht in dem einjährigen Wildschwein keine wirkliche Bedrohung. Der Grauschimmel wendet sich einfach schnaubend von dem Jungtier ab. Ullmars Wallach dagegen ist von dem ganzen Getümmel so aufgeregt, dass er steigt und mit den Hufen nach ihm schlägt und es am Kopf trifft. Tödlich ist der Schlag nicht, aber das Jungtier ist verletzt und torkelt quiekend umeinander. Irgendwann gelingt es ihm mit gespreizten Beinen seinen Stand wieder zu finden und es bleibt schnaufend stehen. Und damit bietet es Arwen seine Seite als Ziel. Rasch ist der Bogen zur Hand und ein Pfeil auf die gespannte Sehne gelegt. Ein hohles Surren, gefolgt von einem dumpfen, hohl klingenden Aufprall. Der Überläufer steht noch einen Augenblick mit offenem Maul da, ganz so als sei es erstaunt über das, was passiert, dann schwankt es und bricht mit glasigen Augen zusammen. Genau so schnell wie der erste Pfeil ist auch der Zweite auf der Sehne, und Arwen wendet sich Kaney zu, der dem dritten Jungschwein grade als Beißring dient. Das Tier lässt sich weder von dessen geknurrten Worten noch von den Tritten vor die Schnauze beeindrucken. Auch der Angriff des Dunkelelben, der erst im Wald verschwunden ist und nun doch wieder auftaucht kann den kleinen Beißer zur Aufgabe bewegen. Nanu? Doch nicht das Hasenpanier ergriffen? Oder will er nur nicht ohne sein Schwert verschwinden? Und woher kommt das Messer, Ullmar hatte ihm die Waffen abgenommen. Hat Kaney…? Der Überläufer blutet von Kaneys Tritten am Kopf, und aus der Wunde die ihm der Dunkelelb mit dem Messer beigebracht hat. Die lange Klinge des Messers hat nur leider nicht richtig getroffen. Anstatt zwischen den Rippen durch in Herz und Lunge zu treffen, ist sie an der Schulter und den Rippen abgeglitten und hat das Tier verletzt anstatt es zu töten. Vor Wut und Schmerz kreischend denkt es allerdings noch immer nicht daran, von dem Wargen abzulassen. "KANEY! SHEBARUC! MOYR!" Das Kommando an die beiden sich zurückzuhalten, damit Arwen sie bei einem Schuss nicht gefährdet, kommt laut und scharf - und instinktiv in ihrer Muttersprache. Auch wenn sie die Sprache vermutlich nicht verstehen, Tonfall und angelegter Bogen lassen keinen Zweifel über die Bedeutung der Worte. Der Pfeil surrt von der Sehne und bohrt sich tief in die Seite des Überläufers und tötet es schnell. Das borstige Jungtier wird nie wissen, was ihm da passiert ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 31. Dez. 2005, 13:11 Uhr
Und dann ist es vorbei. Atem und Herzschlag beruhigen sich wieder, kehren zu ihrem eigentlichen Rhythmus zurück, und Arwen lässt den Bogen sinken. "Alles in Ordnung, Kaney? Was ist mit dem Bein?" Arwen deutet auf das zerrissene Hosenbein und die blutigen Biss-Spuren. Doch der Wargenjunge winkt bloß ab, murmelt etwas von 'nicht der Rede wert' und 'erledigt sich von alleine' und schafft es dabei, seltsam betreten drein zu schauen. Was…? Warum…? Sie stutzt verwirrt. Wer, der Wandler gehört zu den Archonen ihrer Göttin, aber das heißt noch lange nicht, dass Arwen alles weiß, was es über Wandler zu wissen gibt. Allerdings hat sie gehört, dass einige Wandler über eine Gabe verfügen, die ihnen hilft sich selber zu heilen, wenn sie verwundet werden. Und nach dem, was Kaney da murmelnd andeutet, scheint er über genau diese Gabe zu verfügen. Ein leises Lächeln, und mit einem Nicken wendet Arwen sich Ullmar zu, der unterdessen den einen Überläufer eingesammelt und zu seiner toten Mutter gelegt hat.
Erstaunlich rasch ist der unerwartete Fleischsegen eingesammelt, den Schweinen werden die Hinterläufen zusammengebunden, sie an einem Baum in der Nähe der Tanne mit einem Seil hochgezogen und an einem möglichst hohen Ast aufgehängt. Um den blutigen Geruch der toten Tiere zu überdecken der Wölfe anlocken könnte und möglicherweise noch herumschwirrende Fliegen fern zu halten, schiebt Ullmar einen Ring aus Steinen zusammen und entfacht ein kleines Feuer aus jungem Holz, dessen Qualm diesen Zweck erfüllen soll. Kaney hilft ihm mit den Schweinen, ebenso wie Arwen, und das anfängliche Humpeln des jungen Spähers legt sich schneller als Arwen gedacht hat. Die Pferde werden gerufen, und nach kurzem Zögern folgt auch Gurp Shur und dem Wallach, die wie auf Vinyamar auf Arwens Ruf reagieren und sich für die Nacht anpflocken lassen. Ob es schlicht Herdentrieb ist, oder Gurp sich vom Lockruf des Futtersackes verführen lässt… wen würde das schon so genau interessieren. Den Dunkelelben bindet Arwen zwar nicht wieder, weder mit Seilen noch mit magischen Banden, schenkt ihm auch wenig bis gar keine Aufmerksamkeit - was sie aber nicht daran hindert, strickt darauf zu achten, dass immer jemand zwischen ihm und dem Langschwert ist. Man kann zwar zu seinem Vorteil anführen, dass er nicht versucht hat zu fliehen sondern Kaney gegen den übergeschnappten Überläufer geholfen hat - von einem kurzen Abstecher in das Unterholz einmal abgesehen. Aber trauen will Arwen ihm trotzdem nicht, denn irgendetwas stimmt mit dem Kerl ganz und gar nicht. Und was das ist, das will sie ganz bestimmt nicht genauer wissen, nicht nach den Ereignissen, die erst wenige Wochen vergangen sind.

Irgendwem fällt plötzlich das Kaninchen über dem Feuer ein. Vergessen von allen ist es unterdessen zwar einseitig etwas dunkel geworden, aber dafür gar und dem verlockenden Duft nach auch nicht völlig verbrannt, sondern noch immer höchst genießbar. Auch wenn Cassandra es als unter ihrer Würde als Köchin betrachtet hätte dieses Stück auf den Tisch zu bringen, die Nase gerümpft und das Stück 'Holzkohle' für eine anderweitige Verwendung zur Seite gelegt hätte, wie Ullmar mit einem Schmunzeln versichert, als sie sich alle zum Essen setzen. Aber bei allem Spott kann er den warmen Unterton seiner Zuneigung für die resolute Oberste Magd von Vinyamar nicht verbergen; will es vermutlich auch gar nicht. Auch der Dunkelelf, Bregond, geht nicht leer aus; wie Arwen versprochen hat muss er nicht hungern, aber keiner von ihnen rückt zur Seite um ihm einen Platz bei am Feuer anzubieten. Ullmar richtet sich da nach Arwen und Kaney kennt Bregond zwar, er nicht in dem höchst verwirrenden und verwirrten Zustand in dem er jetzt ist, und so bleibt Arwen bei ihrer Entscheidung. Diesen merkwürdigen Dunkelelben an ihr Feuer zu bitten, hieße ihm Gastrecht zu gewähren, und das will sie auf gar keinen Fall.
Später, aus der abendlichen Dämmerung ist längst eine Dunkelheit geworden, in der sich das Licht der Sterne hinter dichten Wolken verbirgt, und das Nachtlager wird vorbereitet. Am Fuß der Tanne, im Schutz der überhängenden Zweige werden Decken und Schlaffelle ausgerollt, und aus einem Beutel holt Arwen zwei Steine hervor. Matt liegen sie erst in ihrer Hand, die Oberfläche seltsam eben und milchig, doch ein sachtes darüber streichen mit der Hand und im Innersten der Steine erwacht ein Feuer, das sanftes Licht und Wärme verbreitet ohne zu verbrennen. Eine ungefährliche Quelle für Licht und Wärme hier unter der Tanne. Die beiden Feuer am Fuß des Hügels und unter dem Baum mit den toten Wildschweinen werden jedoch nicht gelöscht, im Gegenteil, es wird noch Holz nachgelegt. Sie sollen während der Nacht weiter brennen, ungebetene Besucher fernhalten und auch dem Dunkelelben Wärme spenden. Sie selber übernimmt die erste Wache in dieser Nacht. Sie könnte natürlich einen Bannkreis um die Lichtung legen, den kein lebendes Wesen unbemerkt übertreten könnte - und auch kein untotes Wesen -  aber ohne Not die Mächte für solches Wirken zu rufen ist etwas, das Arwen nie in den Sinn käme, dazu ist ihr Respekt vor ihrer Göttin und der ihr als Priesterin anvertrauten Macht einfach zu groß. Den Köcher an ihrer Seite, die langen Dolche am Gürtel und den Bogen locker in der Hand verlässt sie den Schutz der Tanne und macht die erste von den nächtlichen Runden um die Lichtung, sieht nach den Pferden, kontrolliert die beiden Feuer und auch die Seile mit denen die Schweine hochgezogen wurden. Am Ende ihrer Runde um die Lichtung geht sie an das Ufer des kleinen Sees, umrundet ihn und schaut minutenlang regungslos auf das spiegelglatte Wasser, das jetzt in der Nacht schimmert wie polierter schwarzgrüner Obsidian. Sogar der kleine Pavillon steht noch. Halb am Ufer und halb im Schilf verborgen hat das schwarz gebeizte und geölte Holz den letzten Wintern erfolgreich getrotzt und sich lediglich einen sanften silbrigen Schimmer zugelegt, der von der Macht von Wind und Wetter kündet. Arwen bleibt nicht lange dort und betrachtet nur kurz die Schnitzereien. Zu viele Erinnerungen hängen daran, und sie ziehen andere Erinnerungen nach sich, die sie lieber vergessen möchte.

Wieder zurück im Schutz der Tanne lässt sie sich auf ihren Decke und Fellen nieder, betrachtet kurz ihre beiden schlafenden Begleiter und lehnt sich dann an den alten Stamm der Tanne. Die überhängenden Zweige riechen nach Harz und nassen Nadeln, die Rinde drückt sich grob und rissigen in ihren Rücken. Das Feuer am Fuß des Hügels glüht rotgolden, wie Bernstein, hinter den jemand eine Kerze hält, und die kalte Nachtluft, die Arwen einatmet, trägt den würzigen Rauch des Holzfeuers mit sich. Mit offenen Augen sitzt die Elbin dort am Baum, die Sinne offen für alles, was um sie herum geschieht, und schickt ihre Gedanken wie in so vielen Nächten auf Wanderschaft über den Pfad der Erinnerungen durch Vergangenheit und Gegenwart. Bilder steigen vor ihrem inneren Auge auf, von den Gärten ihrer Kindheit in Amrielcalmar. Doch die Himmelsinseln sind längst vergangen, verloren und untergegangen im Krieg der Götter am Ende des Dritten Zeitalters, und mit ihnen die Stadt des Sommerliedes auf den Hügeln am Ufer des Flusses Âeyolfar, die Heimat der Shida'ya in der Grüne Weite von Sîrinvail und die Berge des Silbertaus; versunken in den Fluten der Meere des Sonnenuntergangs. Weiter wandert Arwen auf dem Pfad der Erinnerungen, ihr Vater nimmt Form und Gestalt an, gekleidet in den Farben des Waldes und für die Jagd bewaffnet. So hatte er einst ausgesehen, als er sie zum ersten Mal mit in den Wald zur Jagd genommen hatte. Seine Worte von damals kommen ihr wieder in den Sinn: Pirschen ist nichts als ein Durch-die-Gegend-schleichen aus dem ein gezieltes Anschleichen wird, wenn Anukis dir hold ist. Zu allererst achte darauf, woher der Wind weht. Vor allem anderen wird Wild durch seinen Geruchssinn vor Jägern wie uns gewarnt. Deshalb gehe das Wild immer gegen den Wind an, dein Geruch wird dann durch den Wind vom Wild weg getragen. Lach nicht, Arwen, ich weiß, dass du dich gewaschen hast, Aber genau das ist es, was die Tiere riechen! Du riechst sauberer als der Wald und seine Bewohner, nicht nach Erde, feuchtem Laub und Nadeln, sondern nach Seife und Yasminöl. Selbst kleinste laue Lüftchen können dich also verraten. Jetzt weißt du, warum manche Jäger sich mit Lehm einschmieren, damit das Wild sie schlechter riecht. Eine Möglichkeit, aber nicht zwingend zur Nachahmung empfohlen, sonst reißt deine Hausdame mir den Kopf ab, wenn wir nach hause kommen. Und untersteh dich, dem Beispiel dieser beiden Hunde da drüben zu folgen. Zwar nehmen sie den Geruch des Hirsches an hinter dem wir heute her sind, wenn sie sich in seinem Kot wälzen. Allerdings machen sie sich damit bei den Hundeführern nicht sonderlich beliebt, die sie nachher wieder waschen müssen, um die Reste aus dem Fell zu bekommen.
Lange Zeit sind sie damals der Spur des Hirsches durch den Wald gefolgt, mal geführt von den feinen Nasen der Hunde, mal von den Spähern. Was Arwen ihren Vater hatte fragen lassen, wie die Späher denn die Spuren des Wildes finden würden. Tianrivo kannte seine Tochter, "Warum ist das so?" war der erste vollständige Satz aus ihrem Mund gewesen, und ihr Wissensdurst ist unersättlich. Spuren zu lesen ist nicht schwer, man kann es lernen. Das einzige, was du dazu brauchst, ist die Kraft der Vorstellung. Wie sieht das Tier aus, das Du suchst? Hat es Krallen, Hufe oder Schalen? Trägt es Federn oder Fell? Ist es dick oder schmal? Und wenn du dir vorstellen kannst, wie es aussieht, dann musst du dir vorstellen, wie es sich verhält, und ganz wichtig: wie es sich bewegt! Läuft es springend wie ein Iltis, schlängelnd wie eine Echse oder schleichend wie ein Fuchs? Oft fällt einem das schwer, und Tarboer, mein Jagdmeister schwört dann auf einen Jagdtanz, in dem man die Tiere nachstellt, um das in der Vorstellung existierende Bild zu verdeutlichen. Hüpfen wie ein Karnickel, bewegen wie ein Reh. Ich weiß, das klingt, als sähe man dabei ziemlich albern aus. Und unter uns, es klingt nicht nur so. Aber man muss sich dabei ja nicht beobachten lassen. Und Tarboer schwört, dass es funktioniert. Wem die Vorstellungskraft nicht reicht, dem bleibt nur die Beobachtung der Tiere. Man versteckt sich und bewegt sich für viele Stunden nicht, dann kann man beobachten, wie die Tiere sich verhalten. Und dann ist der Zeitpunkt um mit dem Üben anzufangen. Pfade, auf denen die Tiere entlang ziehen und Wasserstellen eignen sich hervorragend zum Üben. Wenn du eine Spur entdeckst, dann schau nicht nur auf den einzelnen Abdruck, sondern betrachte die ganze SPUR, die LINIE, auf der sich das Tier fortbewegt. Alle Abdrücke aufgereiht ergeben so etwas wie eine Schnur. Und die Schnur zeigt in eine Richtung. In diese Richtung musst du den nächsten Abdruck suchen, das nächste Zeichen. Suche nach Kot oder Urin, nach Fress- und Liegestellen. Das Wichtigste aber ist die Richtung, die die Schnur einschlägt. Der musst du folgen. Stelle dir vor, wie sich das Tier in diese Richtung bewegt. Womit wir wieder bei der Vorstellung von dem Tier, seinem Verhalten und seiner Art sich zu bewegen wären. Die Stunden der Wache vergehen im ruhigen, ungestörten Wechsel von Runden über die Lichtung, dem Nachlegen von Feuerholz und dem Aufsteigen alter Erinnerungen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 02. Jan. 2006, 20:57 Uhr
Ihm stockt der Atem, als Bregond da vor ihm steht, das Messer in der Hand, diesen seltsam verrückten Ausdruck im Gesicht - durch die Brandnarben wird dieser Ausdruck
auch noch verstärkt - und einen Moment fragt sich Kaney, ob es richtig war diesen anscheinend durchgeknallten Dunkelelben am Leben zu lassen. Und dann stößt Bregond mit dem Messer zu, allerdings nicht, wie befürchtet, auf Kaneys Oberkörper, stattdessen trifft er den Überläufer, bringt dem Tier eine Wunde, die aber leider nicht tödlich ist, wie Kaney schnell merkt, denn das Viech hängt immer noch an seinem Unterschenkel.
>KANEY! SHEBARUC! MOYR!< ertönt es bellend aus einer anderen Richtung, Kaney schaut verwirrt auf, wer da diese seltsamen Worte geschrieen hat - als ein Pfeil auch schon in den Überläufer fährt und es auf der Stelle tötet.
Wer? Arwen? Ja, natürlich, nur Arwen kann das gewesen sein, immerhin hält der Großknecht noch die Saufeder in den Händen, nur die Priesterin kann es
gewesen sein.
"Danke, Bregond. Danke Arwen, Ullmar.." kommt es dem Wargenmischling über die Lippen, während er es irgendwie schafft, die Zähne des Überläufers aus seinem Bein zu bekommen. Ob der Mensch und die Elbin seine Worte gehört haben weiß er nicht, aber Bregond muss ihn gehört haben.
Keine zu tiefe Wunde, hätte mich auch gewundert, Wildschweine haben zum Glück keine Reißzähne wie Wölfe... Die Wunde ist wirklich nicht sehr tief, sie
müsste nur ordentlich gereinigt werden, dann würde sie bestimmt ohne irgendwelche Probleme verheilen..
>Alles in Ordnung, Kaney? Was ist mit dem Bein?<
Arwen ist in der Zwischenzeit zu ihm getreten, deutet auf die Wunde. Eine Frage, die Kaney leicht verunsichert.
Soll ich ihr wirklich erklären, dass diese Wunde verheilen wird, in fast keiner Zeit?
Nein, er erklärt es ihr lieber nicht, er versteht ja selber nicht genau WIESO es so ist, er weiß nur, DASS es so ist, also murmelt er etwas von "nicht der Rede wert" und "'erledigt sich von alleine", und zum Glück nickt Arwen nur und fragt nicht weiter nach.
Schnell ist die Wunde mit klarem Wasser ausgewaschen, sie muss nicht einmal verbunden werden, und so zeugt am Abend nur die zerlöcherte, blutbefleckte Hose davon, dass ein Wildschwein Kaney auffressen wollte.

Später am Abend, nachdem die Pferde versorgt sind, die Wildschweine in luftiger Höhe über einem rauchenden Feuer baumeln, und der Kaninchenbraten nicht vollständig
verbrannt ist sitzen Arwen, Ullmar und Kaney an ihrem Lagerfeuer, während Bregond einen Platz etwas von Ihnen entfernt zugewiesen bekommen hat. Es herrscht eine leicht angespannte Stimmung, die mit der Anwesenheit des Dunkelelben zu tun hat.
Arwen ignoriert Bregond so gut es geht, Ullmar behält den seiner Meinung nach absolut ungebetenen Gast im Auge, Kaney ist hin und hergerissen.
Einerseits kennt er Bregond, will mit ihm reden, wissen was geschehen ist seitdem er aus dem Kerker der Steinfaust geworfen wurde, andererseits sträuben sich sämtliche Rückenhaare, wenn er den Dunkelelb nur ansieht, sämtliche Instinkte sagen ihm, dass er ja vorsichtig sein soll.
Also reißt er sich zusammen, wechselt wenige Worte mit dem Dunkelelb, bringt ihm aber etwas von dem sehr gut durchgebratenen Kaninchen, ja er gibt ihm sogar eine Decke für die Nacht ab und begnügt sich selbst mit der Pferdedecke, die zwar stark nach Gurps verschwitzten Rücken riecht, aber trotzdem angenehm warm hält.

Während Arwen die erste Nachtwache hält, Ullmar schon leise am vor sich hinschnarchen ist, grübelt Kaney nach, während er auf diese seltsamen Magiesteine schaut.
Wieso habe ich ihr nicht erzählt, dass meine Wunden heilen, kurz nachdem ich sie bekommen habe? Dass ich mir die Rippen beim Dämonenangriff gebrochen habe, und sie sich anfühlen, als ob nie etwas geschehen ist? Und wieso habe ich ihr nicht erzählt, woher ich Bregond kenne, warum er in der Steinfaust war? Um Bregond zu schützen? Nein...
Kaney ist sich unsicher. Warum er nichts über seine Fähigkeiten als Warg erzählt, da hat er eine leise Vermutung: Weil er sich selbst nicht über seine Fähigkeiten ist, weil er sich selbst unsicher ist - Kaney`s altbekanntes Problem.
Dann denkt er auch noch über die morgige Jagd nach.
Eigentlich haben die Priesterin und er dank der Sau und den beiden Überläufern genug Fleisch, um einen großen Teil des Winters zu überstehen, eigentlich müssten sie diesen kapitalen Hirsch nicht mehr erlegen - aber sie wollen es. Beide. Denn keiner von Ihnen hat nur ein Wort davon gesagt, dass sie morgen schon wieder nach Talyra aufbrechen sollten. Sowohl die Elbin, als auch der Werblütige wollen diesen Zehnender.
Hoffentlich erwischen wir ihn auch morgen. sind die letzten Gedanken, bevor Kaney einschläft, denn der nächste Tag ist ihre letzte Chance, am Tag danach soll Kaney wieder in der Steinfaust sein, er muss dann wieder seinen Dienst als Späher aufnehmen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Bregond am 02. Jan. 2006, 21:26 Uhr
Aus einigen Metern Entfernung beobachtet der Dunkelelb die drei dabei wie sie sich um die toten Borstenviecher kümmern. Sie binden und hoch in einen Baum hängen. Der kräftige Mann entfacht ein Feuer das mehr qualmt, als das es brennt und erst nach einiger Zeit wird Bregond klar das genau dies die Absicht des Knechtes wahr, ein leichtes anerkennendes nicken geht in seine Richtung, doch der Mann scheint ihn überhaupt nicht wahr zu nehmen, genau so wenig die anderen beiden.
Zweimal hätte er beinahe gefragt ob er helfen könnte, doch jedes Mal hielten ihn zweifel davon ab. Die drei verrichteten ihr werk in stillem Einverständnis und plötzlich kam er sich wie ein Eindringling vor, der diese dreisamweit brutal stört alleine durch seine Anwesenheit. Keiner spricht ihn an, oder fragt ihn warum er nicht in den Wald geflohen ist als er es gekonnt hätte.
Nach dem Essen, wovon er auch etwas abbekommen hatte lehnt er sich an einen Baum und schließt halb sein Auge, sein weißes Haar fällt ihm ins Gesicht und so kann er die Elbin beobachten. Eine stolze und starke Frau, die es gewohnt Befehle zu erteilen, nur zu gut hatte er noch ihre Worte in den Ohren womit sie ihren Schuss angekündigt hatte. Auch jetzt lässt sie keine Zweifel daran das sie die erste Wache übernimmt. Wie eine Amazone aus den Wäldern schreitet sie über die Lichtung, schaut nach den Pferden und behält die Umgebung und auch ihn immer im Auge, dessen ist sich der Dunkelelb wohl bewusst. Zwischendurch kommt sie immer wieder zurück ans Feuer und legt etwas Holz nach, damit das Feuer nicht ausgeht.

Die beiden Männer schlafen und Arwen, die Elbin ist gerade auf einem ihrer Wachgänge, als Bregond sich erhebt. Langsam geht er zur Feuerstelle kniet sich hin und nimmt einen Stock zur Hand um die Glut etwas anzufachen. Hätte ich doch etwas worin ich Wasser erhitzen könnte, wie sehr wünsche ich mir in solchen Nächten einen guten Tee. traurig schüttelt er den Kopf und geht zurück zu seinem Baum, holt die Decke die Kaney ihm gegeben hatte und schleicht noch einmal zu dem Jungen der unter der Pferdedecke friedlich schläft, behutsam um ihn nicht zu wecken legt er die Decke noch über ihn, dann geht er zurück und lehnt sich wieder an seinen Baum bevor die Elbin wiederkommt. “Du scheinst erwachsen geworden zu sein, aus dem Jungen ist ein Mann geworden.” flüstert er leise in Kaneys Richtung. Er weiß nicht warum, aber irgendwie scheint ihm dieser Gedanke eine innere Ruhe zu geben, damals in den Feuerhöhlen und während der Jagt, hatte er sich immer Sorgen um den Jungen gemacht, hatte befürchtet das ihm etwas zustößt, doch diese Zeit wahr wohl vorbei. Wieder schleicht sich ein lächeln auf seine Züge. Der Junge wahr ein guter Kerl und sicherlich auch dieser misstrauische Knecht und seine feine Herrin. So wie er sich verhalten hatte war es fast unbegreiflich warum er überhaupt noch am Leben war. Wäre er an ihrer Stelle gewesen, so hätte er sicherlich nicht so lange gezögert. Nun aber er war nicht an ihrer Stelle und das ist etwas das Bregond noch glücklicher machte als der Gedanke das Kaney zum Manne gereift war.

In dieser Nacht kommen seine bösen Träume nicht wieder zu ihm und auch versucht nicht die Stimme in seinem Kopf ihn zu Mord und Totschlag anzustiften. Natürlich fragte ihn keiner ob er ein der Nachtwachen übernehmen würde, er musste schmunzeln bei diesem Gedanken, natürlich würden sie das nicht. Also wartet er geduldig auf den nächsten Morgen und die Dinge die da geschehen werden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Dar Szallyr am 03. Jan. 2006, 04:20 Uhr
Langsam stapft Dar’Szallyr in der noch beißendkalten Morgenluft durch den Schnee vor der Stadt Talyra. Es herrscht noch ein undefinierbares Zwielicht, doch der Zentaur hat soeben seine morgendliche Andacht an Vendis abgeschlossen. Mit nachdenklichem Blick sieht er zu der Stadt, die friedlich vor ihm liegt. Vieles ist während der letzten Monde geschehen und die Zukunft selbst ist noch ungewiss.
Irgendwie hat er selbst noch nicht ganz realisiert, was sich alles verändert hat, seit er seine zerstörte Heimat verlassen hat und es kommen manchmal Zweifel in ihm auf, ob das, was er macht auch seinen Zielen dienlich ist. Ihm ist schon seit langem klar geworden, dass nichts mehr so sein wird wie früher. Das freie unbeschadete Leben als Jäger, das er sich gewünscht hat, ist nur noch ein Leben, das in seinen Träumen existiert.

Er muss daran zurückdenken, wie er vor fast einem Sonnenlauf hierher gekommen ist und was er mit Atevora seitdem durchgemacht hat. Seine Stirn legt sich unbewusst in Falten als er an die Ereignisse während des Dämonenangriffs zurückdenken muss. Bis heute kann er nicht nachvollziehen, warum und weshalb es zu dem gekommen ist, was geschehen ist, aber er ist sich sicher das „wie“ zu kennen. Für ihn kommt niemand anderer in Frage als Vendis selbst, der seine schützende Hand um ihn gelegt hat, damit er seine Aufgabe erfüllen kann.
Etwas, das schon die ganze Zeit in ihm geschlummert hat, ist damals freigesetzt worden und auch wenn sein Verstand noch lange nicht den Umfang dessen erfasst hat, so sind diese Fähigkeiten fast ausschließlich emotionaler Natur und nur schwer für ihn zu steuern. Am stärksten sind sie vorhanden, wenn er in Rage gerät, seiner Wut freien Lauf lässt, wenn er Vendis Beispiel folgend zu einem alles vernichtenden Sturm wird - doch dann verliert er jegliche Kontrolle.

Er war nun der Stadt ein deutliches Stück näher gekommen, doch anstatt auf das Tor zuzureiten, schlägt er einen großen Bogen ein. Dar’Szallyr wirft einen kurzen Blick zum Sonnenstand und sieht dann kurz an sich herab. Fast hätte er geseufzt, denn von seinem früheren Jägerdasein war kaum etwas geblieben. Anstatt der Ledertunika trägt er nun eine verstärkte Lederrüstung und um seine Schultern windet sich das Fell eines wohl augenscheinlich früher prächtigen Wolfes, dessen obere Kopfhälfte auf dem Kopf des Zentauren ruht. Auf seinem tierischen Rücken war noch ein weiteres Wolfsfell ausgebreitet, das jedoch gänzlich kopflos war, und auf seinem menschlichen Rücken stecken zwei zierlose Schwerter parallel in einer ledernen Scheide. Ihm ist klar geworden, dass er mit dem Speer in den engen Gassen einer Stadt nicht kämpfen können wird und auch der Bogen war eher hinderlich als von großem Nutzen. Statt sich nun seine Zeit mit Holzschnitzerei zu vertreiben, war er bemüht sich den Schwertkampf anzueignen, auch wenn er weiß, dass ihm noch ein langer Weg bevorsteht. Alles in allem lässt ihn sein derzeitiges Aussehen wild und unbarmherzig auf das Gegenüber wirken - genau die richtige Voraussetzung, um in der Unterstadt zu überleben…

Schon bald hat er sein Ziel erreicht, eine verborgene Stelle, die ihn direkt in die Unterstadt führt. Den Herbst hat er mit Atevora noch unter freiem Himmel verbracht, aber für Atevora würde der Winter hier draußen zu hart werden und so hat er sich entschlossen auch in der Unterstadt zu überwintern.
Der Durchgang war gerade mal einen halben Schritt hoch und an das, was er nun wie schon so oft zuvor tun muss, kann er sich bisweilen nicht gewöhnen. Er sieht es als Notwendigkeit an und Vendis alleine weiß warum er ihm dies antut. Bei diesem fast resignierenden Gefühl merkt er wie sein tierischer Anteil zu schrumpfen beginnt und am Ende nur zwei menschliche Beine übrig bleiben. Er muss aber regelmäßig wieder seine ursprüngliche Gestalt annehmen, so wie er es fast jeden Morgen macht. Anfangs hat er darauf verzichtet und so hat er am zweiten Tag bereits unter schlimmen Schmerzen gelitten. Dar’Szallyr vermutet, dadurch, dass diese Schmerzen an Heftigkeit zugenommen haben, dass diese bei überschreiten einer gewissen Grenze seinen Tod bedeuten könnten.
Gewöhnen kann er sich noch immer nicht so recht daran, aber immerhin kann er schon normal gehen und laufen. Wie bei einem kleinen Kind hat er dies erst von neuem erlernen müssen.

Nach ein paar Minuten rafft er sich auf und bindet sich das nun am Boden liegende Fell um seine Hüfte – an Hosen kann und will er sich nicht gewöhnen.
Kurz darauf hat ihn die Dunkelheit des Durchgangs verschlungen und er bewegt sich auf seine neue Heimat zu – die Unterstadt…


--> Die Unterstadt

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 03. Jan. 2006, 19:38 Uhr
Es dämmert noch nicht einmal, als Kaney (der die letzte Wache dieser Nacht übernommen hat und dabei überraschend festgestellt hat, dass seine Decke wieder auf seinem Körper liegt) Arwen und Ullmar leise weckt.  Die Priesterin und er müssen los, wenn sie den kapitalen Hirsch erwischen wollen, und Ullmar wird wieder ein Auge auf alles haben, also auf die Pferde, ihre Ausrüstung, ihre bisherige Beute - und natürlich auch auf den Dunkelelben, der noch friedlich schlafend an seinem Platz etwas abseits liegt.
Kaney ist sich unsicher, ob Bregond noch schläft, immerhin war er... ein Krieger, er würde bestimmt wach werden wenn um ihn herum etwas geschieht, allerdings bleibt Bregond liegen und das ist Kaney ganz recht.
Schweigend essen sie eine Kleinigkeit, stumm sammeln sie alles zusammen was sie brauchen, wortlos nehmen sie die Pferde (nur hier wechselt Arwen einige Worte mit Ullmar, Kaney hört etwas von "Lass ihn ruhig gehen" und "nicht aufhalten") und dann bewegen sie sich auf die Lichtung zu, auf der sie die Hirsche und den Kapitalen erhoffen.
Während sie so leise wie möglich der Lichtung nähern, schickt Kaney ein Stoßgebet und eine Drohung gen Himmel - das Stoßgebet an die Götter, die Drohung an die Häher. Bitte, Götter, seid gnädig, gewährt uns Jagdglück... Und wenn ihr verfluchten, blauflügeligen Vögel auch nur einen Pieps wegen uns abgebt, ich schwöre euch, dass ich euch wirklich an die Hauswand nagele!
Anscheinend hilft diese Drohung - als sie sich der Lichtung nähern, ist nirgends auch nur eine Feder von einem Häher zu sehen, nirgends ist auch nur irgendwas häherartiges zu erahnen - gut für die Vögel, denn der Wargenmischling hat diesen Schwur absolut ernst gemeint.
Der Wind kommt aus der richtigen Richtung, Kaney kann das Rudel Hirsche schon riechen - ein leicht moschusartiger Duft, verbunden mit Erinnerungen an gebratenem Hirsch... Konzentriere dich auf das hier und Jetzt! ruft sich Kaney selbst zur Ordnung.

Leise, vorsichtig, schleicht er an das Rudel heran, Arwen folgt ihm, sie beide tragen ihre Bögen auf dem Rücken, während die leichten Jagdspeere noch an den Satteln ihrer Pferde befestigt sind. Sie wollen erst den Hirsch sehen, und sich notfalls näher heranschleichen, bevor sie ihre Waffen aufspannen.
Dann sehen sie die Hirsche. Immer noch die gleichen, prächtigen Tiere, aber immer noch nicht so besonders wie dieser eine Hirsch.
Sorgfältig blicken sie sich um, suchen den Zehnender inmitten der anderen Hirsche, aber sie finden ihn nirgends.
Wo ist er?! wundert sich Kaney. Sollten sie heute etwa kein Glück haben? Natürlich kann immer etwas geschehen, aber... Kaney runzelt die Stirn. Möglicherweise ist er einem Wolfsrudel zum Opfer gefallen... oder aber, er ist ganz einfach irgendwo anders, weg von seinen Kühen. Auf jeden Fall ist er nicht in der Menge von Hirschen vor Ihnen...
Priesterin und Wargenmischling lauern eine ganze Zeit lang, beobachten die Hirsche, hoffen darauf, dass IHR Hirsch doch noch auftaucht.
Doch er tut es nicht. Er erscheint nicht inmitten der Lichtung, er äst nicht plötzlich irgendwo zwischen zwei Bäumen, nein, er ist nirgends zu sehen.
Der Werblütige ist enttäuscht. Er hat fest damit gerechnet, den Zehnender zu sehen, ihn zu erlegen. Einen Moment lang fragt er sich, was sie falsch gemacht haben, dass die Götter ihnen diese Beute verweigern.
Er seufzt. Es bringt nichts, um diesen Hirsch zu trauern. Sie wollen noch Beute erlegen, und vor ihnen liegt eine ganze Lichtung mit möglichen Hirschbraten, sie müssten also nur zwei Hirschkühe heraussuchen, und...
Etwas knackt hinter Ihnen. Gurp schnaubt leise, Shur etwas lauter, sowohl Kaney als auch Arwen drehen sich schnell, aber lautlos um, nur um im nächsten Moment erneut zu erstarren.
Da steht er, direkt hinter Ihnen. Der Hirsch, der Zehnender.
Unbeeindruckt davon, dass sie seit einiger Zeit auf ihn warten, steht er nun hinter ihnen, schaut sie an. Er steht seitlich zu ihnen, den Kopf in ihre Richtung haltend, der Nebel, der hinter dem Hirsch aufzieht, erzeugt zusammen mit der beeindruckenden Gestalt des Hirsches eine fast mystische Stimmung.
Der Hirsch steht einfach nur da, betrachtet die beiden Zweibeiner mit seinen braunen Augen.
Er weiß was mit ihm geschehen wird... sind Kaney`s seltsam träge Gedanken, während er ebenfalls dem Hirsch in die Augen blickt.

Dann ist dieser seltsam atemberaubende Moment vorbei. Der Hirsch zuckt zusammen, als würde er sich urplötzlich wieder daran erinnern, dass er die potentielle Beute der beiden Zweibeiner ist, gleichzeitig springen Arwen und Kaney auf, sind innerhalb kurzer Augenblicke bei ihren Pferden, denn um ihre Bögen zu spannen bleibt keine Zeit, sie müssen es mit den Jagdspeeren versuchen und tatsächlich schaffen es in ebenso kurzer Zeit, die Jagdspeere von den Sätteln zu lösen.
Es bleibt kaum die Zeit, um sorgfältig zu zielen, der Hirsch entfernt sich immer weiter weg von ihnen, in seiner springenden, hüpfenden Laufart – und so schleudert Kaney den Jagdspeer rein instinktiv.
Gleichzeitig mit Arwen`s Jagdspeer fliegt Kaney`s Speer los, in die Richtung des Hirsches – sind sie schon außer Reichweite? Würde die Waffe kurz vor der Beute zu Boden gehen?
Würde einer der Speere vielleicht an einem Baum zerschellen, da die Bäume gefährlich nahe an der Flugbahn der Speere stehen?
Atemraubende Sekunden.
Der Hirsch fällt mitten im Lauf, als beide Speere seinen Körper treffen. Ein Speer – aus der Entfernung meint Kaney, dass es sein Speer ist – hat den Hals durchbohrt, recht nahe an der Brust, während der andere Speer sich zwischen die Rippen gebohrt hat.
„Danke, Götter“ murmelt Kaney, dann rennt er los, den Dolch in der Hand, um den Hirsch notfalls von seinem Leid zu erlösen – was aber letztendlich nicht nötig ist – der Hirsch liegt tot, mit leerem Blick auf dem Waldboden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Arwen am 04. Jan. 2006, 19:56 Uhr
Die Nacht ist ruhig und ohne jede Störung verlaufen. Nach Arwen hatte erst Ullmar die Pflicht der Wache übernommen, und dann den Staffelstab der Nachtwache an Kaney weitergereicht. Die Morgendämmerung ist noch fern, am Horizont ist noch nicht einmal ein Schimmer zu erahnen, der vom Erscheinen des Tagesgestirns künden würde, als der Werblütige die beiden weckt. Den Dunkelelben weckt keiner von ihnen. Auch wenn Arwen davon ausgeht, dass der Fremde sehr wohl wach ist und mitbekommt, wie Sachen gepackt und Pferde gesattelt werden, so täuscht er zumindest unverändert schlafähnliche Ruhe vor. Nur wenig später, nach einer flüchtigen Wäsche am See und einem knappen Morgenmahl aus Äpfeln und einem Kanten Brot sitzen Arwen und Kaney im Sattel und sind auf dem Weg. Mit den Gedanken schon weit voraus auf der Lichtung und bei dem prachtvollen Hirsch, hofft Arwen insgeheim, der verwirrte Dunkelelb würde die Gelegenheit ergreifen und sich davon machen. Und aus diesem Grund hat sie Ullmar auch angewiesen, den Fremden nicht zu hindern oder aufzuhalten und dessen Schwert so aufzubewahren, dass der ohne Schwierigkeiten daran gelangen kann. Götter, lasst ihn verschwunden sein, wenn wir zurückkehren, erspart und die Entscheidung, was weiter geschehen soll mit ihm...

Bald sind sie nahe der Lichtung, der Wind trägt ihnen mit den wabernden Nebelfetzen auch den Geruch der äsenden Hirsche zu. Angespannt suchen sie nach dem Ziel ihrer Jagd, doch so sehr sie beide auch mit scharfen Augen suchen, der Hirsch will sich einfach nicht zeigen. Und dann geschieht etwas, das keiner von ihnen auch nur im Traum erwartet hätte: Ein Knacken im Unterholz, das kurze, warnende Schnauben der beiden Pferde, und als sie sich umwenden, den Blick von der Lichtung lösen, steht der Hirsch nur wenige Schritte vor ihnen, in all seiner Pracht und umgeben von aufsteigendem Nebel. Einmal mehr kann Arwen sich des Gefühls nicht erwehren, dass Anukis höchst persönlich dieses Tier erschaffen haben muss. Lange Augenblicke sehen sie einander nur stumm und reglos in die Augen, Hirsch und Elbin gefangen im zeitlosen Raum zwischen zwei Herzschlägen.
Doch dann ist der Moment vorüber. Wild und Jäger besinnen sich wieder darauf, wer sie sind und was der jeweils andere ist. Und im selben Moment in dem Kaney und Arwen jeden Gedanken an ihre Bögen verwerfen, weil jene noch nicht gespannt sind und nach ihren Speeren greifen, wirft der Hirsch sich auf der Hinterhand herum um ergreift die Flucht. Nahezu gleichzeitig haben sie ihre Speere zur Hand, folgen dem Hirsch mit den Augen, der nicht direkt in de Wald flieht sondern einen Bogen um sie herum schlägt, als wolle er sich zwischen die beiden zweibeinigen Jäger und seinen Kühe bringen und ihnen dabei seine Seite präsentiert. So gleichzeitig sie ihre Speere zur Hand haben, so gleichzeitig verlassen diese auch die Hände von Kaney und Arwen. Wieder scheint die Zeit zu gefrieren, zieht sich alles Denken und Fühlen auf den kleinen Kreis um die Lichtung zusammen, verengt sich auf den rennenden Hirschbullen und die fliegenden Speere. Dumpf schlagen die Waffen ein, beenden das atemberaubende Spiel geschmeidiger Muskeln unter glänzendem Fell als sie den Hirsch von den Beinen holen und zu boden werfen. Das Hirschrudel, das vorher durch den lauf seines Anführers aufgeschreckt das Äsen eingestellt hat, bricht jetzt in wilder Flucht durch den Wald, als der Hirsch tödlich getroffen zusammenbricht.

Einen Herzschlag lang bedauert Arwen es, diesen Hirsch getötet zu haben. Und daran ändert es auch nichts, dass sie zuvor in den Augen des Tieres gesehen hat, dass der Bulle wusste, was kommen würde, und das er ganz bewusst den Weg zwischen der Lichtung und ihnen hindurch gewählt hat. Er wusste es... er gab sein Leben für das Leben des Rudels und seiner Nachkommen... Abgelenkt durch ihre Gedanken ist Kaney ihr mehrere Schritte voraus als er dem Tier mit gezogenem Hirschfänger nachsetzt um notfalls des Todeskampf mit einem raschen Schnitt durch die Kehle ein Ende zu bereiten. Doch nichts dergleichen ist nötig. Als sie neben ihm steht, ist der Hirsch schon tot. Alles Leben und aller Glanz ist aus seinen Augen gewichen, stumpf und blicklos sind, sie halb geschlossen, und von der eben noch vorhandenen lebendigen Kraft und Majestät ist nur noch die Erinnerung geblieben. Voller Respekt kniet Arwen neben dem toten Hirsch nieder, lässt ihre Hand über das Fell gleiten und zeichnet mit dem frischen Blut das Zeichen Anukis' auf zwischen die Geweihansätze, hell und rot wie Eibenbeeren glänzt es auf dem Fell.

O Herrin Anukis! Hüterin!
Segne das Opfer dieses Hirsches
Von den Göttern erschaffen
Von Dir gesegnet
Leben, für Leben gegeben.
O Herrin Anukis! Hüterin!
Segen für die Jagd erbaten wir
Segen für die Jagd erhielten wir
Dank für das Opfer des Hirsches entbieten wir
Blut und Fleisch zum Leben gegeben
O Anukis, Hüterin der Wälder



Ein rascher Schnitt von Kaney öffnet die Halsschlagader, und während sie dem Tier die Speere aus der Seite ziehen, ihre Pferde holen und mit einem Handbeil junge Bäume schlagen um mit ledernen Riemen daraus eine Schlepptrage für ihre Beute zu schnüren, lassen sie den Hirsch ausbluten. Die Sonne steht schon hoch am Himmel und lässt die dichte Wolkendecke dieses Spätherbsttages wenigstens nicht gar so trüb und drückend am Himmel hängen, als sie es mit gemeinsamer Kraftanstrengung endlich geschafft haben, das Tier endlich auf ihr Holzgestellt gehievt haben und Shur sich mit einem angestrengten Schnauben in Bewegung setzt.

Es dauert lange, bis sie wieder an ihrem Lagerplatz auf der Seelichtung sind, die Last auf dem unförmigen Holzgestell hindert Shur doch ganz erheblich, und das nicht nur wegen des Gewichtes. Als sie aus dem Wald treten und Shur Ullmar sieht, der sie schon erwartet, klingt sein Schnauben deutlich erleichtert. Der Grauschimmel scheint zu wissen, dass für den Rest des Weges der schwere Wallach, der noch dösend unter den Bäumen steht ihm diese schwere Last abnehmen wird. Allerdings ist Shur damit nicht jeder Last ledig. Der oberste Knecht von Vinyamar ist in den vergangenen Stunden nicht untätig geblieben, sondern hat unterdessen junge Bäume und kräftige Äste geschlagen und daraus zwei Schleppen gezimmert, auf denen die Wildsau und die Überläufer festgezurrt sind. Die kleinste der Schleppen, mit nur einem Überläufer darauf für Gurp, der ja auch der Kleinste unter den Pferden dieser Jagdpartie ist, die andere mit der Bache und dem zweiten Überläufer für Shur, der dafür den schweren Hirschbullen an den Wallach abgeben wird. Doch vorerst wird der Hengst erst einmal von seiner Last befreit, ebenso wie Gurp abgesattelt und mit einem gut gefüllten Futterbeutel versorgt. Derart abgelenkt, ist von den Pferden vorerst nichts mehr zu hören außer einem zufriedenen Schnauben und dem dumpfen Mahlen großer Zähne in Futterbeuteln.
Aber auch die Zweibeiner gehen nicht leer aus. Die Feuer sind längst gelöscht und die Reste gut mit feuchter Erde abgedeckt, und sie lassen sich unten am See auf den Steinen nieder, die die Mündung des kleinen Quellbaches in den See umgeben. Reste von kaltem, gebratenem Kaninchenfleisch werden verteilt, dazu Stücke von gefülltem oder gebuttertem Brot und süßes Trockenobst und rotbackige Äpfel. Mit dem Erfolg ihrer Jagd können sie mehr als nur zufrieden sein, und so ist die Stimmung bei ihrem verspäteten Mittagsmahl fröhlich und gelöst.

Der Weg zurück zieht sich bis in die frühen Abendstunden, die Pferde haben an ihrer Last schwer zu ziehen, und der unebene Waldboden mit seinen Steinen, Senken und halb aus dem Boden ragenden Wurzeln macht ihnen die Angelegenheit auch nicht einfacher. Und so wird es Abend, ehe sie zwischen den letzten Ausläufern des Larisgrüns heraus an das Ufer des Larisgrüns gelangen und vom trägen Schwappen von Wasser über Sand und dem trockenen Rascheln des Schilfs begrüßt werden. An der Wassergrenze, im festen, feuchten Sand fällt den Pferden das Ziehen wenigstens etwas leichter, aber das Wiehern, mit dem Shur schließlich an der Strandpforte des Ulmenanwesens seine Heimkehr ankündigt und nach seinem warmen Stall verlangt macht mehr als deutlich, was er davon hält, als Zugpferd eingespannt zu werden, vor allem für eine solch blutige Last. Gerion hat sie bereits erwartet, kommt ihnen im Laufschritt mit einer Laterne entgegen und wenig hinter ihm folgen Cassandra und die beiden Mädchen den Weg vom Haus herab zum Stall. Hirsch und Schweine, Fasane und Kaninchen werden mit vereinten Kräften ins Schlachthaus gebracht, die Pferde in Gerions Obhut gelassen, und nachdem Waffen und Ausrüstung in der großen Halle von Vinyamar im Warmen untergebracht sind, finden sich Ullmar, Kaney und Arwen bei den anderen im Schlachthaus ein.
Unsicher, wie sie am besten fragen soll, hat Arwen auf dem Rückweg schließlich die Flucht nach vorne angetreten und ihren jungen Begleiter einfach gerade heraus gefragt, ob er eine Möglichkeit habe, das Fleisch zu verarbeiten, es zu wursten, zu pökeln, es in einem Eiskeller zu lagern oder zu räuchern um es haltbar zu machen und über den Winter zu bringen. Auf die zögernde Erklärung hin, seine bisherige Beute habe er im Rauchfang über dem Feuer räuchern können, bietet Arwen dem Werblütigen an, dass sie seinen Anteil am Fleisch auf Vinyamar zusammen mit dem der Elbin verarbeiten und räuchern. Einverstanden ist der junge Mann allerdings nur unter der Bedingung, dass er seinen Teil an der Arbeit übernimmt. Und so finden sich alle im Schlachthaus ein, während der ganzen Nacht bis zum Grauen des nächsten Morgens sind sie alle mit der Verwertung des Fleisches beschäftigt. Sie sind alle rechtschaffen müde und da Kaney zurück zu seinem Dienst in der Steinfaust muss, verspricht Arwen ihm, dass man sich hier um den Rest, also Felle, Sehnen und Knochen kümmern würde und er selbstverständlich auch daran seinen Anteil haben wird. Und bis zum Abschied gelingt es Arwen dann auch, ihn zu überreden, die Einladung zum Julfest anzunehmen und das mit der Abholung von Fleisch und Würsten zu verbinden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Caylith am 28. Jan. 2006, 19:46 Uhr
Bepackt mit Decken, Aepfeln, Brot, Schinken, Kaese und ihrer sonstigen Ausruestung verlaesst sie die Steinfaust durch das Waldtor. Die Tuere schließt sich hinter ihr lautstark und laesst sie etwas zusammenzucken. Draußen nun sieht sie sich ruhig um und waehlt schließlich die Richtung, von der Faron einmal gesagt hatte, dass dort etwas entfernt eine Huette stehen wuerde. Zwar will sie nicht zu dieser besagten Huette, aber doch etwas entfernt von der Stadt weg. Es hat noch nicht geschneit, aber der Boden ist schon hartgefrohren und die Luft schmeckt nach Schnee. Bald wuerde alles von einer dichten weißen Schickt bedeckt sein, das hat sie im Gefuehl. Ich muss mich beeilen, wenn ich noch vor Einbruch der Dunkelheit und dem Schneefall ein Lager aufschlagen will...
Bald hat sie auch einen geeigneten Platz gefunden und baut sich eine kleine Unterkunft in der Form eine winzigen faunischen Jurte aus jungen Baumstaemmen, Aesten und Fichtenzweigen zusammengebaut. Da sie nicht genug Decken besitzt, laesst sie es aus, diese auf den Bau zu legen um das Dach abzudichten, sondern nimmt sie mit herein um draufzuliegen und sich damit zuzudecken. Als der Schneefall einsetzt und das Dach bedeckt, bietet er guten Schutz vor dem Wind fuer die darin sich befindliche, in Decken gehuellte Faunin.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ezri am 30. Jan. 2006, 19:23 Uhr
Schon einige Monate läuft Ezri nun durch das Larisgrün um die Weltenstadt herum. Ab und zu war sie in die Stadt gegangen um das Fell oder Leder eines gefangenen Tieres gegen Nahrung oder eine Decke zu tauschen, doch stets war sie darauf bedacht gewesen, die Stadt schnell wieder zu verlassen.

Zwar würde sie wirklich gern mit Faron reden, sich erklären lassen wie er es in dieser Stadt aushielt, doch noch machten ihr die Mauern Angst. Auch wenn sie es sich nicht gern eingesteht, ist es so.
Und auch Tyrael wollte sie endlich treffen - oder zumindest endlich Gewissheut erlangen, ob er noch lebte! Sie stand dem Menschen nicht nahe genug, um sich große Sorgen um ihn zu machen, doch er war einer der wenigen Nicht-Faune, der ihr überhaupt etwas bedeute und so wanderten ihre Gedanken schon ab und zu zu ihm. Vor allem in den sehr kalten Tagen saß sie oft zitternd an ihrem kleinen Feuer und dachte darüber nach, wo sie Obdach finden könnte. Doch sie wollte und konnte nicht zu ihrem Stamm zurück, wo sie alles an ihren Bruder erinnerte. Und in die Stadt wollte sie auch nicht.

... obwohl, ganz richtig ist das eigentlich nicht. Sie will schon in die Stadt, sie würde gern dort zurecht kommen, so wie es Faron scheinbar gelingt. Sie würde gern das bunte Treiben genießen können und die vielen anderen Völker kennen lernen. Sie wollte dieses Misstrauen abbauen, dass den Faunen schon von Kindesbeinen anerzogen wurde - auch wenn es bei ihr seit Tyraels auftreten schon nicht mehr so stark ausgeprägt war.

Doch im Moment kann sie sich noch nicht überwinden, wirklich dauerhaft in die Stadt zu ziehen und so sitzt sie auch heute abend wieder in ihre Decke gehüllt an einem kleinen Feuer und versucht die MInusgrade zu ignorieren.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Ezri am 06. Feb. 2006, 13:51 Uhr
Und wieder einmal schafft es die Sonne nicht, sich gegen die grauen Winterwolken zu behaupten. Natürlich waren diese Wolken der einzige Grund, warum die Temperaturen in den letzen Tagen nicht mehr so unerträglich frostig waren, doch das Fehlen der Sonne schlägt Ezri auf das sonst so heitere Gemüt.
Und so sitzt sie an diesem Morgen melancholisch an ihrem kleinen Feuerchen, starrt in die Flammen und denkt nicht in Worten sondern in Bildern.
Sie sieht ihre Eltern, die sie zum Abschied umarmt haben und wie sie als kleiner Hüpfer mit ihnen über die Wiesen getollt ist. Damals war auch ihr Bruder noch dabei gewesen, ihr geliebter Bruder! Sie waren unzertrennlich gewesen und sie hatten ausgesehen wie Zwillinge, obwohl er ganze 20 Monde älter gewesen war als sie.  Er war von diesem Bären zerschmettert wurden... Als Ezri endlich zum Körper ihres Bruders zurückkehren konne, weil die Gefahr vorrüber war, war er schon tot gewesen.
Abwesend streicht sie durch ihre kurzen Haare, die sie erst seit diesem Tag schneidet.  Drell hatte sich mit seinen fitzigen Flechten im dichten Gestrüpp verheddert und nur deswegen hatte der Bär ihn erwischt. Es war fast schon komisch, wenn man darüber nachdachte, doch auch wenn Ezri schon lange nicht mehr um den Verlust trauerte, konnte sie die Komik trotzdem nicht mit einem Lachen akzeptieren.

Von ihren Haaren gleiten ihre Hände auf den angesengten Poncho und die Bilder ihrer Familie werden von den Bildern aus Talyra abgelöst.
Talyra... Sollte sie wieder dorthin zurückgehen? Ob Tyrael noch lebte? Und wie geht es wohl Caylith und Faron? Als sie ihren Stamm verlassen hatte, war Faron noch dort gewesen, wie kam er also nach Talyra? Sie hatte nicht die Gelegenheit gehabt ihn zu fragen. Und Caylith.. ob sie sich aufmachen würde, um ihren Sohn zu finden? Denn scheinbar hatte sie ja einen, der aber wohl nicht in dieser Stadt war.
Ob es noch mehr Faune in der Stadt gibt? Und ob dort Zentauren leben? - Aber das kann sich Ezri eigentlich nicht vorstellen.
Und ob es normal ist, dass dort so viele Dämonen unterwegs sind? - Aber auch das kann sich Ezri nicht vorstellen. Es herrschte ja schon ziemliches Chaos und so eine chaotische Stadt könnte nie so groß und so alt werden.

Aber würde sie dort leben können? Tyraels Schmiede - falls sie nach dem Angriff dieses feurigen Dämonenstiers noch existierte - lag mitten in der Stadt. Mitten in einem Haufen Stein. Oder sollte sie sich eine Hütte hier im Larisgrün bauen? Oder sollte sie einfach wieder losziehen und sich einen Clan oder eine Pferdeherde suchen?
Sie wusste es nicht. Sie wusste es wirklich nicht.


Vor ihrem inneren Auge taucht plötzlich eine Wieser voller Ezri auf - die Blumen, nach denen sie benannt war. Es würde noch so lange dauern, bis sie sie blühen sehen würde! Doch diese Blumen sahen nicht trübsinnig aus und so wollte Ezri auch nicht mehr trübsinnig sein!
Entschlossen steht sie also auf, packt ihre drei Sachen zusammen, tritt das Feuer aus und zieht los, um sich ihr heutiges Abendbrot zu suchen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Kaney am 22. Feb. 2006, 23:48 Uhr
Irgendwie hat Kaney damit gerechnet, dass Yamawadee sein Angebot, sich mit dem Mantel zu wärmen, abschlägt.
>Nein,... danke!< lehnt der andere Wandler sein Angebot ab, so als müsste er sich zu diesem „Danke“ irgendwie zwingen, dann setzt er aber weiter fort: >Ihr wisst doch, gefrorene Ware hält sich länger und wer wünscht sich nicht die ewige Jugend?<
Kaney zieht nur die Augenbraue hoch, antwortet lieber nicht auf das Gesagte. Eiskalte ewige Jugend... nein, da ist ihm ein warmer Mantel und das dazukommende Alter lieber - zumindest jetzt im Moment, inmitten von Schnee und Eis. Zu einer anderen, wärmeren Zeit könnte man vielleicht darüber noch einmal reden.
Trotz diesem ablehnenden Verhaltens von Yamawadee zieht sich Kaney seinen Mantel nicht an, sondern trägt ihn, indem er das blaue Kleidungsstück halb über seine Schulter legt, sicherlich, mit Mantel wäre es wirklich wärmer, aber was würde Yamawadee wohl denken, wenn er erst sagt, dass ihm warm wäre, und er den Mantel nun wieder anzieht. Nein, dann doch lieber ein bisschen frösteln.
Kaney stapft weiter durch den Schnee, noch immer durch seine neuen, Pelzgefütterten Stiefel geschützt und während eines Momentes des Schweigen zwischen den beiden Wandlern nutzt Kaney die Zeit um einen Blick zu Garok zu werfen, um zu schauen, ob dieser noch mitkommt, wie ihn die verkrüppelte Pfote beeinflusst.
Was? Der Wargenmischling ist einen Moment lang verwirrt über das Verhalten seines Hundes. Nicht wegen seiner Bewegungsabläufe, nein, wegen dem, wie sich der Hund verhält. Garok bewegt sich seitlich von Yamawadee, und scheint den anderen Wandler angespannt zu beobachten. Normalerweise würde sich sein Hund nur um seine Dinge kümmern, würde also hier vielleicht einmal sein Revier markieren, dort einmal einer Kaninchenspur ein kleines bisschen nachgehen, aber dieses "Nicht -aus-den-Augen-lassen", dass hat Garok so bisher eigentlich noch nie gemacht.
Garok hält diesen Yamawadee wohl auch für... seltsam. Ich sollte also auch besser aufpassen.

>Warum wohnt ihr hier draußen im Larisgrün? Wäre es für Euch nicht praktischer, in der Stadt zu bleiben?< hört Kaney plötzlich die Stimme des anderen Wandlers, reißt den Wargenmischling aus seinen Gedanken über das Verhalten seines Hundes. Mit diesen Gedanken kann er sich auch noch später befassen, wenn er mehr über Yamawadee weiß, jetzt beantwortet er lieber erst mal die Frage des Wandlers, nur einen kurzen Moment lang muss er nachdenken, dann kommt ihm die Antwort auch schon über die Lippen:
"Es stimmt, dass es praktischer wäre, wenn ich in der Stadt bliebe. Aber ich kann in Talyra nur existieren. LEBEN kann ich nur im Larisgrün. Auch wenn ich es gut in der Stadt aushalte, fühle ich mich immer...hmm.. eingeengt. Ja, eingeengt, das ist das passende Wort. Nicht gefangen, aber auch nicht frei. Richtig frei fühle ich mich nur hier im Larisgrün. Aber Talyra bedeutet mir soviel, dass ich diese Beengtheit aushalten kann... wenn ich mich dann hier im Wald erholen kann.“
Innerlich nickt Kaney. Ja, so kann er es wirklich erklären. Aber ob Yamawadee ihn auch versteht?
„Meine Hütte im Wald ist genau das Mittelmaß, das ich brauche. Nahe genug an der Stadt, und dennoch im Larisgrün.“

Auch wenn sie recht langsam gehen, beide Wandler kommen immer weiter voran, nähern sich stetig Kaney`s Hütte. Da vorne ist schon der – schon wieder – schneeverschneite Weg, der zu seinem Heim hinführt, gleich würden sie im Trockenen, und bald auch im Warmen sein, und auch etwas in den Magen bekommen.
Bei diesem Gedanken meldet sich der Magen des Wargenmischlings recht laut, und Kaney erinnert sich, dass er eigentlich etwas Essen wollte, als ihn Shyada angesprochen hat. Ein kleines Grinsen taucht auf dem Gesicht des Werblütigen auf, dann biegt er auch schon bei der Abzweigung ab.
„Hier ist es. Meine Hütte.“ Stolz schwingt in seiner Stimme mit, als er endlich das kleine Haus sieht, das sein Heim ist.
Natürlich ist der Größte Teil des Gebäudes unter Schnee verborgen, und sie ist auch wirklich nicht sehr groß, aber sie ist SEINS, SEIN Heim, nur dass zählt.
Interessiert mustert Kaney Yamawadee, achtet auf dessen Mienenspiel und Körperhaltung, um zu sehen, wie dieser reagiert, wenn er die hölzerne Hütte sieht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Yamawadee am 27. Feb. 2006, 19:53 Uhr
Mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck sieht Yamawadee zu, wie Kaney Schulter zuckend den Mantel wieder an sich nimmt. Warum muss er auch nur so verdammt eitel sein? Selbst wenn der Umhang genauso nach Hund riecht wie der Köter, er wollte schon immer mal ein richtig warmes Gewand tragen, etwas, das nicht so aussieht, als hätte der letzte Sturm einen Bettlerlumpen durch die Gassen geschleift und direkt vor seinen Füßen fallen gelassen. Die Chance ist jetzt vorbei und um nichts auf der Welt würde er Kaney darum anbetteln, ihm doch den Mantel zu geben. Der Stoff ist sicher weich, vielleicht riecht man noch die frische Farbe in dem Gewebe, und die Körperwärme des fremden Wandlers haftet sicher auch noch…
Schluss jetzt damit! Diese verdammte Kälte setzt dir sonst noch mehr Grillen in den Kopf …und zum Schluss kommst du noch auf die Idee, wegen einem blauen Umhang in die Steinfaust einzutreten…

>"Es stimmt, dass es praktischer wäre, wenn ich in der Stadt bliebe. Aber ich kann in Talyra nur existieren. LEBEN kann ich nur im Larisgrün. Auch wenn ich es gut in der Stadt aushalte, fühle ich mich immer...hmm.. eingeengt. Ja, eingeengt, das ist das passende Wort. Nicht gefangen, aber auch nicht frei. Richtig frei fühle ich mich nur hier im Larisgrün. Aber Talyra bedeutet mir soviel, dass ich diese Beengtheit aushalten kann... wenn ich mich dann hier im Wald erholen kann.“<, hört er Kaney auf seine Frage antworten. Trotz der Kälte gelingt Yamawadee ein bejahendes Grinsen. Erstaunlich.
Ganz so hatte er mit der Antwort nicht gerechnet. Der ungefähre Sinn war ja zu erahnen gewesen, aber dass dieser Fremde Yamawadees Gefühle so in Worte kleiden kann, ist für ihn schon erstaunlich. Immerhin hat er selbst nur gewusst, dass ihm diese Enge nicht gefällt und er sich tausendmal lieber in die Wälder zurückzieht, aber dass jemand diesen Zustand einem anderen mit so präzisen Worten erklären kann, gefällt ihm, auch wenn vielleicht nicht alle Tatsachen mit ihm übereinstimmen. Im Gegensatz zu Kaney zieht ihn nämlich nichts nach Talyra und die Stadt bedeutet ihm nicht mehr, als ein Ort, wo man kostenlos an Nahrung kommt.
Dabei fällt ihm wieder ein, was Shyada ihm – wenn auch nicht bewusst, so doch ausdrücklich – erzählt hat und sein Lächeln wird für einen Augenblick ein Stück breiter. Nur eine Hand für einen Diebstahl. Ohne sein Zutun wandert sein Blick einmal mehr zu seinen Fingern hinab. Für Kaney mag es nur so aussehen, als wolle er sich die Hände wärmen, doch der Gedanke, der sich hinter dem Blick verbirgt ist vielmehr der, welche Hand er wohl als erst opfern würde, wenn er die Wahl hätte.
Kaney! Mit einem Mal wird ihm wieder bewusst, in wessen Gesellschaft er sich eigentlich befindet. Der Kerl, der da so seelenruhig neben ihm hermarschiert ist kein Geringerer als einer der Soldaten von Talyra! Einer von denen, der ihm ohne mit der Wimper zu zucken die Hand abschlagen würde, wenn er wüsste, mit welchen Mitteln Yamawadee heute zu seinem Frühstück (oder besser gesagt, seinem Abendbrot) gekommen ist!
Es mag nur Einbildung zu sein, aber für einen kurzen Moment glaubt Yamawadee, einen winzigen Tropfen geschmolzenen Eises seinen Rücken hinab rinnen zu spüren und sein Lächeln versteinert, ehe es komplett von seinem Gesicht verschwindet. Ein leises Misstrauen legt sich erneut in seine blauen Augen, die nun behutsam, als könnte der andere Wandler allein die Blicke wie die Berührung von Händen spüren, Kaneys Gestalt nach eventuellen Waffen absuchen.
Wandler hin oder her, der Kerl ist ihm unheimlich.
Vielleicht hat Shyada doch mehr geplaudert, als gut für ihn ist und Kaney wartet nur darauf, dass Yamawadee sich unvorsichtiger Weise verplappert und damit selbst verrät. Oder was sonst heißt die Aussage, dass Talyra ihm viel bedeutet? Doch wohl nichts anderes, als dass er mit Leib und Seele Soldat, oder Offizier oder was auch immer die Uniform darstellt, ist! … und dass er wohl alles daran setzt, solchen Abschaum wie Diebe von der Stadt fern zu halten…
Während seine Gedanken Höhenflüge zu den abenteuerlichsten Vermutungen anstellen, ist ihm beinahe entgangen, wie weit sie mittlerweile gelaufen sind und die Erinnerung an den Weg ist nur schemenhaft in seinem Gedächtnis. Dazwischen taucht immer wieder das Bild von Kaney auf, zusammen mit den letzten Wortfetzen, die ihm noch in der Erinnerung haften. Der andere Wandler sieht nicht so aus, als hätte er etwas von dem Argwohn seines Begleiters mitbekommen, aber das hat nichts zu bedeuten. Kaney kann sich als Soldat sicher gut verstellen, wenn das ganze nicht gar zu seiner Taktik gehört, um Yamawadee doch noch aus der Reserve zu locken.
Vor ihnen tauchen bereits die Umrisse einer Holzhütte zwischen den Bäumen auf. >„Hier ist es. Meine Hütte.“< Etwas in ihm sagt ihm, dass er dergleichen schon befürchtet hat, aber da ist ein ganz anderes Gefühl, dass ihm leider viel zu vertraut ist, als dass er es abstreiten könnte, das ihm krampfhaft zu erklären versucht, dass dieser frühzeitige Holzsarg da vor ihm keineswegs das Ziel ihrer kurzen Wanderschaft sein kann. Trotz der Gewissheit, dass Kaney nichts anderes als eben diese Hütte als sein Zuhause bezeichnet hat, weigert er sich innerlich, zu akzeptieren, dass sich dahinter nicht doch eine geräumige, überschauliche Höhle oder dergleichen befindet. Warum um aller Götter willen muss es denn schon wieder eine Holzkiste sein??  
Am liebsten würde er sich kurzerhand umdrehen und gehen, aber diese verfluchte Neugierde brüllt ihm beständig ins Ohr, dass dies die erste Gelegenheit in seinem Leben ist, einem Angehörigen seiner Rasse zu begegnen. Aber hinter der ganzen Aufregung hört Yamawadee deutlich ein paar heftig läutende Alarmglocken scheppern, die ihm unmissverständlich zu verstehen geben, dass er lieber auf seine Instinkte hören sollte, statt sich diesen menschlichen Gedankenspielen hinzugeben.

Ein knapper Blick zu Kaney bestätigt nur sein Unbehagen. Doch nicht das allein. Wie zu heiß gekochte Milch schäumt Wut in ihm hoch und lässt auf seinem Gesicht eine leichte Röte auftauchen, die zwar gesünder aussieht als die verfrorene Blässe, jedoch keineswegs so leicht beherrschbar für Yamawadee ist, wie diese.
Nicht zwei, sondern vier Augenpaare fixieren jede seiner Bewegungen und die beiden anderen warten sicher nicht erst seit ein paar Augenblicken darauf, wie er auf die Hütte reagieren mag, sondern starren ihn schon länger unverhohlen an, als hätte er eben lauthals zur Treibjagd geblasen. Während sich seine Augen zu blau funkelnden Schlitzen verengen, dreht er sich langsam zu dem Hund herum und beobachtet angespannt jede Bewegung des Tieres. Er hat keine Ahnung, was dieses Vieh von ihm will. Sicher, er ist nicht der weltgrößte Hundeliebhaber, aber er hatte zumindest geglaubt, dass sie die kurze Zeit miteinander auskommen könnten, selbst wenn dieses ‚miteinander auskommen’ lediglich aus gegenseitigem Ignorieren bestünde. Im Normalfall würde dieses Fellbündel spätestens jetzt eine Reihe blutiger Striemen auf der Schnauze haben, aber bis aus dem jungen Mann wieder ein Panther wird, braucht es noch ein wenig Wärme in den Muskeln, damit die Verwandlung nicht am Ende mehr Verletzungen anrichtet als die Bisse, die er sich so von Garok einfangen kann.
Wenn das Vieh wenigstens im Entferntesten ein Angehöriger der feliden Rasse wäre, aber so hat Yamawadee nicht den Hauch einer Ahnung, was der Hund von ihm will. Immerhin beruht ihre Ablehnung auf Gegenseitigkeit, doch bei etwas Katzenartigem würde er wenigstens die Beweggründe verstehen. So bleibt ihm nicht mehr als die angeborene und anerzogene Verachtung und Abscheu, die er Kötern wie diesem entgegenbringt.
„Was soll das?!“, bringt er mühsam beherrscht zwischen den Lippen hervor. Obwohl die Worte an Kaney gerichtet sind, schafft er es einmal mehr nicht, diesen dabei auch anzusehen. Zu sehr ist er damit beschäftigt, den Kläffer vor sich im Auge zu behalten und jeden seiner Bewegungen mit giftigen Blicken zu verfolgen.
Behutsam macht er einen Schritt rückwärts, was sowohl dazu dient, sein Bein aus dem unmittelbaren Bereich des Hundemauls zu bringen, als auch einen festen Stand zu erhalten, um auf alles gefasst zu sein. Es fällt ihm immer schwerer, ruhig zu bleiben. „… hab ich irgendetwas Falsches gemacht?“ die Frage klingt beinahe mehr wie eine Anschuldigung, als der tatsächliche Versuch, das Tier zu verstehen, doch in Wirklichkeit steckt mehr dahinter als bloß der Versuch, Kaney dazu zu bringen, den Hund zurückzupfeifen. Immerhin sieht er bei diesem Kerl zum ersten Mal die Möglichkeit, sich die Gedankengänge eines Köters erklären zu lassen, wenn so ein Vieh überhaupt über ein Hirn, und damit Gedanken, verfügen sollte. Schließlich muss Kaney solche Dinge ja wissen, wenn er mit Garok zusammen lebt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Syphenae am 07. Apr. 2006, 07:58 Uhr
Syphenae wandert langsam durch den Wald, es ist früh am Morgen und sie weiß, dass sie ihrem Ziel nah genug ist, dass sie sich nicht beeilen muss.
Obwohl der Boden noch immer, vom Nachtfrost gefroren, unter ihren Füßen knirscht, ist ihr nicht kalt, denn Kälte ist sie gewöhnt.
Das muss das Larisgrün sein, denkt sie obwohl Larisgrau zur Zeit wohl besser passen würde.
Doch schon überall sind Boten des Frühlings zu erkennen. Kleine Knospen warten nur auf die ersten Sonnenstrahlen, um sich zu öffnen und kleine Blüten hervorqellen zu lassen. Gräser dringen auf den Lichtungen durch den dünn gewordenen Eispanzer, der unter der langsam steigenden Sonne dampft, so dass Nebelschwaden zwischen den Bäumen wabern.
Doch Syphenae hat keine Augen für die Natur um sich. Sie braucht all ihre Aufmerksamkeit um den Pfad, der stückweise unter den Nebelschwaden verschwindet, nicht zu verlieren.
Sich auf den weitverzweigten Pfaden dieses Waldes zu verlaufen, ist so ziemlich das Letzte, was sie will. Seit Wochen ist sie nun schon unterwegs und sie sehnt sich nach einem festen Dach über dem Kopf und etwas Abwechslung auf ihrem Speiseplan, obwohl ihre Jagdbeute, über einem Feuer gebraten, wahrlich auch nicht die schlechteste Kost ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Syphenae am 14. Apr. 2006, 03:22 Uhr
Erleichtert atmet Syphenae auf, als sie gegen Mittag an eine große Kreuzung kommt. Von hier fällt ihr die Orientierung leichter, vorallem wegen der Schilder, die dort angebracht sind und die sie mit nicht unerheblicher Mühe entziffert.
So nimmt sie den Weg nach Osten. Als es dunkel wird sucht sie sich ein wenig abseits des Weges einen Lagerplatz um ein paar Stunden zu schlafen. Aber schon beim ersten Morgengrauen macht sie sich wieder auf den Weg.
Nach einigen Stunden sieht sie die Sadtmauern Talyras, was ihr neuen Antrieb verschafft. So erreicht sie noch vor der Mittagszeit die Weltenstadt.

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