Weltenstadt.de >> Forum (http://forum.weltenstadt.de/)
Das Rollenspiel >> Das Umland >> Der Smaragdstrand
(Thema begonnen von: Olyvar von Tarascon am 30. Mai 2004, 20:54 Uhr)

Titel: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 30. Mai 2004, 20:54 Uhr
Der Smaragdstrand

Folgt man dem Ufer des Ildorel nach Norden, in Richtung Ninianes Baumriesen, dorthin, wo die grünen, schattigen Säume des Larisîrins bis dicht ans Ufer reichen, so gelangt man in ein kleines Wäldchen. Läßt man die letzte Rundung der mächtigen, grauen Stadtmauern hinter sich, umstehen lichte Baumreihen gerader, silbriggrauer Stämme wie Säulen eine schmale, langgezogene Lichtung. Überspannt von hochgewölbten Ästen und dichtem Blätterwerk wirkt sie wie eine feenhafte Halle im grüngoldenen Zwielicht. Daunenfeines grünes Waldgras bedeckt den Boden als dichter Teppich und in der Mitte der Lichtung schlängelt sich ein winziger, silberner Wasserlauf. Obwohl der Hain im vergleich zu den endlosen Weiten des Larisgrüns so nahe hinter ihm winzig erscheint, ist er doch voll geheimnisvoller, grüner Winkel und in seiner Aura liegt das gleiche Versprechen auf Verzauberung und Stille. Ein schmaler Pfad führt von der Uferpromenade unterhalb der Stadtmauer entlang hier hindurch und hinter dem Wäldchen beginnt der eigentliche Smaragdstrand: eine windgeschützte Bucht des Ildorel nördlich Talyras, wo der Sand weiß und fein wie Puder scheint.  Gegen Westen, zum Larisgrün hin, liegt hinter einer sanften Böschung Ninianes Lichtung, wo der gigantische Baumriese der Protektorin seine stumme Wacht über den Waldsäum hält, im Osten schimmert das Wasser des Sees hier blaugrün und klar wie Glas.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 30. Mai 2004, 20:55 Uhr
Safron und Morag haben ganze Arbeit geleistet: der kleine Hain aus Birken, wilden Apfelbäumen und Weiden am nördlichen Seeufer hat sich über Nacht in einen märchenhaften Feenwald verwandelt: in den Kronen der Bäume hängen hunderte filigran durchbrochener Laternen und zartweiße Sonnensegel spannen sich überall dort, wo der grüngoldene Schatten der Blätter nicht ausreicht. Pavillons so zart und so geschwungen wie Lilienblüten beschirmen eine lange Festtafel, auf der gelbe Rosenblätter neben altem Silber und rauchigem Glas schimmern. Im Schatten der alten Weiden, deren Äste sich wie grüne Kuppeldächer wölben, hat Borgil seinen Beitrag zur Hochzeit des Lord Commanders und Kizumus postiert: Fäßchen mit rubinrotem Wein aus den Nebrinôrthares, goldgelbem Sommerwein aus den Elbenlanden, würzigem Festbier aus Verd, Met und Apfelmost stehen bereit und ein langer Tisch biegt sich schier unter den präsentierten Köstlichkeiten. Der Harfenwirt, von den beiden Distelfeen kurzehand anektiert, hat sich nicht lumpen lassen und ein langes Bankett aufgebaut, das die kulinarischen Schätze ganz Ildoriens anzubieten scheint: Sternguckerpasteten und gebackene Flußkrebse, hauchdünner Verder Schinken und Feuermelonen, Taubenpastetchen, Brioacaer Fideln, gebratene Wachteln, in Feuerwein flambierte Rinderlenden auf schwarzen Nudelnestern, gefülltes Fladenbrot, Käseplatten und dazwischen Körbe mit frischem Brot, gelben Pflaumen, Orangen und Granatäpfeln - und zuguterletzt eine gigantische Sonnenbeertorte.
Die aufgespannten Sonnensegel sind überweht von zarten Blütenblättern und filtern das helle Tageslicht zu weichem Goldschimmer und hunderte von Schmetterlingen, eigens von den Feen hergebeten, wispern mit zartem Flügelschlag durch das Wäldchen: mattschwarze Sithechboten, Feuermäntel, riesige Purpurfalter und winzige Silberschwänzchen. Zwischen ihnen summen Waldfeen, die kleinen Körper durchscheinend wie zartgrüne Jade, die Flügel riesige Perlmuttmembrane und singen ihre unirdischen Melodien und uralten Lieder in unbekannten Sprachen - rein und glockenklar, leise und unwirklich wie fernes Echo. Weiße und gelbe duftende Rosenblätter schweben von geisterhaften Luftwirbeln bewegt durch die Bäume, segeln in trägen Schleiern durch die Luft und sinken zu Boden, wo winzige Sternenfalter über dunklem Waldgras und gelben Schlüsselblumen tanzen.
In der Mitte der Lichtung, diesseits des gurgelnden Bachlaufes, erhebt sich eine alte Roßkastanie in voller Blüte. Ihre hohe Krone mit den tief herabhängenden Zweigen bildet rings um den silbrigbraunen Stamm eine grüne, hochgewölbte Kathedrale und direkt an ihren Wurzeln liegt ein alter, von Wind und Wetter rundgeschliffener und von dichtem Moospolstern bedeckter Steinquader wie ein Altar... ob er es wirklich einst war, weiß niemand mehr zu sagen, aber heute soll er als genau das dienen. Ein Pfad ausgestreuter Mandelblüten führt durch das weiche Waldgras darauf zu und zwei hohe, schlanke Kerzen auf dem Steinblock erhellen das grüngoldene Dämmerlicht unter den Kastanienzweigen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 30. Mai 2004, 21:48 Uhr
Der Weg vom Baum zum Nordstrand ist nicht weit - genaugenommen muß sie nur die Böschung zum Ildorel hinabsteigen und den Smaragdstrand überqueren und gelangt so auch schon von Norden her in das kleine Wäldchen. Kaum hat sie die ersten Baumreihen hinter sich gelassen und ist ins grüngoldene Dämmerlicht eingetaucht, bleibt ihr der Mund offen stehen. Dort, wo sonst eine Lichtung mit einem kleinen Bachlauf in aller Stille zwischen hohen Bäumen liegt, herrscht jetzt geschäftiges Treiben in der märchenhaften Kulisse einer uralten Feenlegende. Borgil und einige Helfer bauen nahe einiger alter Weiden ein riesiges Festbankett auf, Fässer werden von Ponywägelchen abgeladen, Pavillons und Sonnenzelte säumen die Lichtung, ein Schwarm Leprechauns huscht kichernd vorüber und versprüht Goldregen um sich, und überall schwirren aufgeregte Feen umher und treiben Schmetterlingsschwärme hierhin oder dorthin. Irgendwo erklingt eine ganz und gar feenhafte Version von Tullochgorum und sie muß sich zusammenreißen, daß ihre Füße bei dem Klang still stehen bleiben. Einen Moment nimmt sie das ganze Bild in sich auf: Festbankett, Sonnenzelte, die Tafel, der Altar unter der Kastanie, der Blumenteppich -  bis ihr schlagartig aufgeht, was das hier wohl wird und sich ihre vage Ahnung bestätigt. Kizumu heiratet...
Sie findet Olyvar und den Präzeptor der Shenrahtempler im Schatten der Bäume und tritt zu ihnen, das Weidenkörbchen mit ihrer Tochter auf dem Arm. Die Begrüßung von ihr und Olyvar fällt weit herzlicher aus, als die viel Förmlichere zwischen ihr und seinem Vater - wie das zwischen einem Shenrahtempler und einer ehemaligen Shenrahpriesterin eben so war - aber auch Gavin von Tarascon lächelt, als sie sich staunend umsieht und dann leise den Kopf schüttelt. "Die Überraschung ist Euch gelungen, auch wenn ich einen Verdacht in diese Richtung hatte..." Sie blickt zu den beiden so ähnlichen Männern auf, der eine eine ältere, grauhaarige Ausgabe des anderen und schüttelt noch einmal den Kopf. Im Schatten eines Sonnensegels findet das Körbchen mit der schlafenden Shaerela seinen Platz und sie ist mit einem Mal froh, das festliche Brokatgewand angelegt zu haben.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 30. Mai 2004, 22:02 Uhr
Olyvar geht so unruhig wie gerösteter Mais in der Pfanne im Schatten der Kastanie auf und ab - selbst als Niniane als erste von allen geladenen Gästen ankommt, unterbricht er seine Wanderung nur, um die Waldläuferin zu begrüßen - nicht einmal für das Kind in dem Weidenkörbchen hat er mehr als einen kurzen, lächelnden Blick übrig. Sein Vater in strahlendweißer Templerclamys bedenkt ihn mit einem spöttischen Augenaufschlag und schüttelt nur noch den Kopf. Nach den Gerüchten, die Pumquat ihm geflüstert hatte, hütet er sich davor, auch nur nach Cron zu fragen - unwahrscheinlich, daß der Nordmann hier auftauchen würde und auf keinen Fall will er Niniane mit der Nase darauf stoßen. Olyvar war bereits im Morgengrauen mit Gavin von Tarascon vom Shenrahtempel aus hergeritten, wo er auch die Nacht verbracht hatte - schließlich bringt es Unglück, die Braut am Morgen vor der Hochzeit schon zu sehen. Soweit er weiß, waren Kea und Ieras bei Kizumu gewesen und die beiden würden ihr auch helfen, sich zurecht zu machen. Cedric hatte ihm versprochen, sie sicher und heil hierher zu bringen und genau das würde er auch tun...

Er hatte Safron und Morags Werk bewundert, Borgil und dessen Helfer begrüßt und beobachtet jetzt die beiden ständig streitenden Distelfeen, die höchstpersönlich letzte Hand anlegen, hier und da eine Blüte zurechtzupfen oder noch mehr duftende Rosenblätter verteilen. Borgil im weinroten Sammitwams und mit glänzendem Gold in Bart und Zöpfen, hatte sich ebenfalls bereits eingefunden, während seine Gehilfen und Servierjungen mit einer Schar schnatternder Leprechauns das Bankett unter den Weiden aufgebaut hatten, ebenso wie sein Vater natürlich - und inzwischen auch Niniane, ein dunkler Schemen im Schatten der Bäume. Er tauscht einen nervösen Blick mit ihr und nimmt dann sein Umherwandern wieder auf. Als die Sonne im Osten den Ildorel in ein Feuermeer verwandelt  und die Vögel ihre Morgenlieder beendet haben, ist schließlich alles bereit. Borgils Helfer und die ratternden Ponywägelchen ziehen davon, alles ist vorbereitet und das Wäldchen scheint nun mit angehaltenem Atem zu warten - ebenso wie er selbst. Zum wohl zehnten Mal faßt er in sein Wams und fühlt den glatten, kleinen Gegenstand in seiner Tasche, zum wohl fünften Mal vergewissert er sich, daß der große Korb mit Kizumus Geschenk im Schatten steht und nach wie vor fest geschlossen ist, zum wohl hundersten Mal späht er durch die Bäume den Strand hinab.

Von Kizumu ist nichts zu sehen - dafür weitere Gäste, die im hellen Sonnenlicht auf das Wäldchen zuhalten. Wo bleibt sie? Borgil schüttelt über soviel Ungeduld nur grinsend den Kopf - noch nicht einmal die Gäste haben sich bisher alle eingefunden, und die Braut würde wohl kaum vor ihnen ankommen. Schnaubend unterdrückt er einen halbgeflüsterten Fluch und blickt kritisch an sich herab. Aus naheliegenden Gründen hatte er sich am heutigen Tag gegen ein einfaches Hemd aus ungebleichtes Leinen und abgewetzte, lederne Hosen entschieden, sondern trägt stattdessen dem Anlaß entsprechend über einer hellen Cotte mit silbergesticktem Vierpassmuster einen Surcot aus rauchblauem Crepe, das Wappen der Tarascons, den weißen Hirsch in Silber- und Perlenstickerei auf der Brust, an den Säumen mit schmalen silbernen Rankenmustern verziert. Der breite, lederne Schwertgurt ist mit filigran gesägten Beschlägen versehen und er trägt neben seinem Dolch Siáil, das tarasconsche Bastardschwert, an seiner Seite. Er ist glatt rasiert, nicht unansehnlich und sein Haar ist frisch gewaschen. Hat er es sonst im Nacken zu einem dicken Zopf zusammengebunden, so fällt es ihm heute offen und glänzend auf die Schultern. "Gar nicht so übel," murmelt er schließlich selbstvergessen, als er die letzte Bestandsaufnahme seines Äußeren abschließt. Duine uasal - ein Mann von Wert. Aber ganz gleich wie er heute aussehen würde, Kizumu wäre wunderschön, selbst, wenn sie in Sack und Asche käme.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 30. Mai 2004, 22:10 Uhr
Gemütlichen Schrittes folgen sie der Wasserlinie, dort wo der Sand fester ist. Niemand treibt sie, sie haben noch mehr als genug Zeit, um zu dem in der Einladung genannten Ort zu gelangen. Mal schweigend dem leisen Plätschern der Wellen und dem Rascheln des Schilfes lauschend, mal leise Worte wechselnd, laufen sie den Strand entlang, sich an den Händen haltend, und in stiller Vertrautheit. Wobei ihre Augen und die Berührungen ihrer Hände eine ganz eigene Sprache zu sprechen scheinen. Am Ende des Strandes verlassen sie den Sand und folgen einem schmalen Pfad in den Schatten eines kleines Birkenhaines, bis sich vor ihnen eine Lichtung öffnet, flankiert von silbrigen Baumstämmen und beschirmt von frischen Grün der Birken und feenzarten Sonnensegeln.

Als sie die Lichtung erreichen, bleibt Arwen abrupt stehen und kann den Blick für einige endlose Herzschläge nicht abwenden. Für einen kurzen Augenblick fühlt sie sich um einen Jahreslauf zurückversetzt, zum Shenrah-Fest des Vorjahres und in den Feentraum, in den Niniane damals den Garten von Vinyamar  verwandelt hatte. Für den Bruchteil eines Augenblickes kommt so etwas wie Wehmut in ihr auf, doch sie drängt Gefühle und Erinnerungen entschieden beiseite. Vergiss, was gewesen ist... Alles was zählt ist die Zukunft. Und alles was du liebst  ist hier bei dir... Nadir und Rialinn.... Mit strahlenden Augen und einem sanften Lächeln sieht sie Nadir an, der neben ihr stehen geblieben ist und die Lichtung ebenso betrachtet wie sie selber.

Inmitten einer Heerschar von Helfern, Servierburschen und Schankmaiden unter der strengen Aufsicht eines in Rot und Gold gewandeten Borgil erblickt Arwen eine der beiden Hauptpersonen dieses Tages, Olyvar von Tarascon, begleitet von seinem Vater und umschwebt von zwei zankend plappernden Distelfeen, ein Stück entfernt im Schatten der Sonnensegel dann auch Niniane, gekleidet in Goldbrokat. Am Arm ihres Mannes überquert Arwen die Lichtung, vorbei an schwebenden Feen und kichernden Leprechauns, und kann den Gedanken nicht vertreiben, dass sie jetzt am liebsten barfuss über das weiche Waldgras laufen würde. Im Schatten eines Sonnensegels stehen sie dann vor einem Bräutigam, dem man seine ungeduldige Erwartung an den Augen ansehen kann.

"Lord Olyvar... Mylord Praezeptor."  Worte der Begrüßung werden ausgetauscht und Arwen stellt die Männer einander vor. Dass sie Gavin von Tarascon und seinem Sohn nicht erklären muss, wer Nadir Shunjalir aus dem Haus Sternenfall, ihr Gemahl, ist, weiß sie. Olyvar hatte einmal erwähnt, dass sein Vater ihn auch in der Geschichte der Elbenreiche hatte unterweisen lassen. "Als ich eure Einladung bekam, ahnte ich nicht, dass ihr in einem Feenwald heiraten würdet, Olyvar. Ihr habt euch einen wirklich verzauberten Ort ausgesucht."

Einige Worte werden noch gewechselt, dann ziehen Arwen und Nadir sich in den grüngoldenen Schatten der Bäume zurück und lassen den Bräutigam mit seiner Unruhe alleine. Zu zweit spazieren sie über die Lichtung und betrachten das Werk der Distelfeen. Das Funkeln der Gläser, wenn sich ein Sonnenstrahl durch Blätterdach und Sonnensegel schummelt und sich in rauchigem Glas bricht. Die Waldfeen, die selber wie durscheinende Blütenblätter in der Luft schweben und deren kristallene Stimmen die Luft selber zum tanzen zu bringen scheinen. Die Leprechausn mit ihren Pilzhüten erinnern Arwen an Natie, und wie das kleine Mädchen immer versucht hatte, die Kobolde zum Lachen zu bringen, damit immer auf's neue Sahnebonbons, kandierte Früchte und andere Leckereien aus dem Nichts auftauchten. Bryndens Lachen als die kleine Fee vor seiner Nase sich endlose Augenblicke lang nur für ihn gedreht hatte.... Ihr Blick trifft den ihres Gemahls. "Nein, Nadir. Es tut mir noch immer nicht leid, wie ich deine Frau geworden bin. Es wird mir nie leid tun. Ebenso wie ich es nie bereuen werde, dass ich die heiligen Gelübde mit dir abgelegt habe," flüstert sie leise, ehe sie bei Niniane angelangen, um die Halbelbin und ihre schlafende Tochter zu begrüßen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Sol am 30. Mai 2004, 22:59 Uhr
Ungewissen Schrittes schreitet der Zwerg die Uferpromenade entlang, im wahrsten Sinne des Wortes immer der Nase nach, denn er kann zwar 'Norden' in etwa ausmachen, hat aber keine Ahnung 'wo' im Norden man ihn zu treffen gedenkt. Ein schöner Tag heute... Obwohl der helle Sonnenschein des Frühsommers und ein strahlendblauer Himmel sich mit Sols ureigener Vorstellung eines schönen Tages, nicht ganz decken, entspricht die Einschätzung, objektiv gesehen, der Wahrheit. Mit der Temperatur ist es da nicht ganz so einfach, da Sol, trotz einer für menschliche Verhältnisse äußerst angenehmen Wärme doch die wohlige Hitze seiner Schmiede gewohnt ist und sich bereits wünscht das Kettenhemd daheim gelassen und seiner statt noch ein wollenes Unterwams angezogen zu haben. Sein Blick schweift von den mächtigen, felsgrauen Stadtmauern zu seiner linken auf den klaren Himmel, den kein Wölkchen zu trüben weiß und von dort auf die große Unbekannte: die Ildorelsee. Reumütig geht ihm durch den Kopf, dass es sich mit seinen Schwimmkünsten ähnlich verhält wie mit seinen Reitkünsten: ebenso wie er auf einem Pferd sitzen kann, kann er im Wasser stehen, sofern es nicht seine Knie überragt. Wirkliches Schwimmen, genauso wie wirkliches Reiten, versagt ihm ein ureigener Instinkt, der -wie er hofft- allen Zwergen zueigen ist. Ein wenig hängt er noch diesen Gedanken nach, doch mit jedem Schritt steigt die Biegung der Stadtmauer, so dass diese bald die Linke des Zwerges ungeschützt zurücklässt und sie den mächtigen Bäumen eines Waldes ausliefert, dessen enorme Wipfel er bereits über die Mauern hinweg sehen konnte. Ich vermute das ist wohl ein Ausläufer des Larisgrüns - ich 'hoffe' das ist ein Ausläufer des Larisgrüns. Sol kann sich nicht erinnern jemals diesen Weg entlanggegangen zu sein, so dass seine Unsicherheit mit jedem Schritt steigt und er noch einmal mit nervöser Hand den korrekten Sitz seines Kettenhemdes prüft.

Doch schon bald kann er in einiger Entfernung eine Art Hain ausmachen, der von silbriggrauen Bäumen umrundet wird, die wie die Mauern der Stadt die darin verborgene Lichtung zu schützen scheinen. Die helle Sonne, Sols schlechte Augen und die noch recht große Distanz hindern den Zwerg daran im Moment mehr Details auszumachen, doch ist das, was es bisher erkennen kann scheint recht vielversprechend und fördert seine körperliche und geistige Ruhe mit jedem Schritt. Unwillkürlich beschleunigt er seinen Gang, denn schnell überwiegt die Neugier alle Befürchtungen und mit abnehmender Distanz schält sich immer mehr aus der Unschärfe heraus: zuerst ein riesiger Baum, dessen Wuchs es mit dem von Niniane aufnehmen kann; kurz dahinter ein Funkeln, ein kristallklarer, vor sich hin plätschernder Bach, wie sich nach einem zweiten Blick herausstellt; über allem weiße Sonnensegel, die für ein angenehmes Zwielicht sorgen. Je näher Sol kommt, desto mehr kann er erkennen, bis ihn der Anblick förmlich zu erschlagen droht: Pavillions, eine gedeckte Tafel, rauchfarbenes Tafelsilber, feines Glas, verschiedene Fässchen, Pasteten, Schinken, Melonen, Fladenbrot und zahllose Speisen von denen der Zwerg bisher nur erahnen kann, woraus sie bestehen. Das alles ist umwoben von einer goldenen Aura, die der zwerg nicht so ganz zu fassen vermag und Schmetterlingen, die in allen möglichen und unmöglichen Farben um die Gräser und Bäume kreisen. Sol stockt kurz im Schritt und unwillkürlich kommen Erinnerungen an die Hochzeit von Arwen und Falcon hoch an die Oberfläche seines Bewusstseins.

Wagt es euch nicht, hier und heute zu heiraten... droht der Zwerg Kizumu und Olyvar, die in den prunkvollsten Kleidern sich vor seinem inneren Auge das Jawort geben, während er in einem schäbigen Lederwams dabeisteht. Sol fühlt sich so deplaziert, wie ein Fisch in einer Pfanne und zögert einen Moment ob er wirklich weiter gehen solle. Die Tatsache, dass er eingeladen wurde und dass ihn eine solche Überfülle an Speisen erwartet, fegt allerdings schnell Zweifel hinweg und lässt ihn den Hain betreten, wo neben Olyvar bereits einige bekannte Gesichter warten: Niniane, Arwen und Nadir. Schon wieder dieser Elb. Obwohl Sol sich über seine Position an Arwens Seite noch immer nicht ganz im klaren ist -oder auf jeden Fall nicht sein will- missfällt ihm dieser schnelle Ersatz für Falcon (schließlich war Nadir auch schon bei seiner Beerdigung zugegen). Der Gedanke, dass die Liebe über der Treue steht will ihm nicht so ganz in den Kopf - auch wenn das vermutlich daran liegt, dass er als Zwerg nur letztere richtig nachempfinden kann. Sol kann einen weiteren Mann neben dem Lordcommander ausmachen, alles in allem älter als Olyvar mit Gesichtszügen, wie in Fels gemeißelt und mit scheinbar jahrhundertealter Weisheit gesegnet.

Schnell nähert er sich den beiden und spricht den Lordcommander sofort an. "Ich hoffe dir und Kizumu ist klar, dass ihr mich sehr böse gemacht habt. Das nächste Mal möchte ich bitte darüber informiert werden, welche Klamotte dem Anlass entspricht - seht mich doch nur mal an." droht Sol sichtlich im Spaß mit schelmischem Grinsen und erhobenem Zeigefinger ohne einen der anderen vorher zu begrüßen. "Und ihr beide wisst hoffentlich auch, dass ein erboster Zwerg nur durch exzellente Verköstigung und einen Tag mit Freunden versöhnt werden kann." Sein Grinsen weicht einem leichten, kopfschüttelndem Lachen und er begrüßt schließlich auch den Rest der Gäste; zuerst den Fremden neben Olyvar, wie es sich gehört in aller Form. Jener scheint von Sol zwar erst ein wenig überrascht zu sein, stellt sich dann aber auch und ohne groß nachtragend zu sein als Gavin von Tarascon, Praezeptor der Shenrahtempler vor. Nach etwas herzlicheren Grüßen an Niniane, Arwen und Nadir sucht auch Sol erst nach einem Plätzchen, wo er auf die anderen Gäste warten kann, beschließt dann aber doch seine Aufmerksamkeit den erlesenen Speisen zu schenken.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 30. Mai 2004, 23:14 Uhr
Langsam wandern sie nordwärts den Strand entlang und halten Ausschau nach Kizumu oder irgendeinem anderen bekannten Gesicht. Am Ufer des Ildorel herrscht jedoch gähnende Leere, lediglich einige Kinder spielen selbstvergessen im seichten Wasser und ein letztes übriggebliebenes Pärchen des Inarifestes müht sich gerade schlaftrunken aus einem Gebüsch. Als sie schließlich Ninianes Baum zu ihrer Linken passieren und immer noch niemand zu sehen ist, kommt Raven sich allmählich ein wenig auf den Arm genommen vor.

"Wo soll hier denn jemand sein?" fragt sie brummig, doch auch ihr Gefährte weiß keine Antwort darauf und kann nur ratlos mit den Schultern zucken. Eine Weile schlendern sie weiter nordwärts und unterwegs bleibt Raven stehen, um sich die Stiefel von den Füßen zu streifen, die hier im schweren Sand nur hinderlich sind. Barfuß stapft sie weiter. Schließlich erspähen sie ein Stück voraus durch eine Gruppe lichter stehender Bäume das Funkeln von Sonnenstrahlen auf Metall und auch leise Stimmen dringen zu ihnen herüber. Neugierig nähern sie sich dem kleinen Hain, doch je mehr sie erkennen können, desto verwirrter werden die beiden nur.

Mitten im Wald, unter einer Gruppe uralter Weiden, die sich einander zuneigen, als würden sie verschwörerisch miteinander flüstern, tut sich eine unendlich lange, festlich geschmückte Tafel auf, gedeckt mit kostbarem Tuch und feinem Silber. Laternen hängen in den Zweigen und schimmernde Sonnensegel bewegen sich sachte im Luftzug und dazwischen flattert eine Horde winziger Feen umher. Raven klappt verblüfft die Kinnlade herunter, als sie mitten unter den festlich gekleideten Personen, die sich in dem Hain bewegen, einen umherwuselnden Borgil in roter Festtagstracht erspäht und kurz darauf auch die Waldläuferin, die in prunkvollen Brokat gekleidet ist.

"Kneif mich", raunt sie Mottenfaenger ungläubig zu und bleibt verwirrt stehen, immer noch ihre Stiefel in der Hand und Sand zwischen den nackten Zehen. "Wo zum Kuckuck sind wir hier denn reingeraten?" Immer mehr Menschen und Elben bevölkern den kleinen Hain und alle tragen offenbar die prachtvollsten Kleider, die sie auftreiben konnten - das ganze Wäldchen scheint zu blinken und zu gleißen von Silberstickereien, prachtvollen Juwelen, Perlen und edlem Schmuck, glänzender Seide und schimmerndem Brokat. Ravens Blicke sausen völlig verständnislos zwischen den Bäumen hin und her und ihr ist immer noch nicht ganz klar, was das alles zu bedeuten hat - eine ganze Ansammlung feierlich gekleideter Personen mitten im Wald, die angespannt auf etwas zu warten scheinen. Sind sie hier vielleicht doch falsch?

In der Menge erspäht sie dann auch Arwen und ihren elfischen Begleiter, den sie schon auf Falcons Beisetzung gesehen haben, und ebenso den Kommandanten der Stadtwache, der gerade von Sol, dem Zwergenschmied, belagert wird. Raven wirft ihrem Gefährten einen unsicheren Seitenblick zu, der bedeuten soll, dass sie keine Ahnung hat, was hier vor sich geht und sie sich irgendwie völlig fehl am Platze fühlt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 30. Mai 2004, 23:21 Uhr
Nicht lange nach Arwen und Nadir kommen Caewlin, Calyra, ein plappernder Brynden und eine in der Grünglanz-Wärme hechelnde Bluthündin in dem kleinen Wäldchen zum Smaragdstrand hinauf an - und Calyras bohrende Neugier, was sie dort wohl erwarten mag, wird mit dem Anblick, der sich ihnen bietet, endlich befriedigt. Schon als sie die Lichtung betreten, wird Caewlin klar, wozu die ganze Geheimniskrämerei gedient hat. Sol offensichtlich auch, der wohl ebenfalls gerade erst angekommen ist, denn der Zwerg belehrt Olyvar sogleich mit einer augenzwinkernden Standpauke. Er selbst hätte nicht übel Lust, sich dem gleich anzuschließen - irgendwie spricht ihm Sol aus der Seele.
Er hört Cal neben sich ein ergriffenes Seufzen ausstossen und lächelt sein verzogenes Lächeln angesichts ihrer so offensichtlichen Verzauberung. Selbst er kann sich der Schönheit des Feenzaubers nicht ganz entziehen. Sie finden einen reichlich unruhigen Olyvar im Schatten einer gigantischen Kastanie und begrüßen ihn, ebenso wie seinen Vater im Templergewand, klopfen Sol kurz auf die Schultern, ziehen dann weiter zu Borgil und gelangen schließlich zu Niniane, Arwen und Nadir. Die Waldläuferin hat einer gesunden Tochter das Leben geschenkt, aber Cron kann er nirgends entdecken, so sehr er auch den Hain mit den Augen absucht und alle seine Nackenhaare stellen sich alarmiert auf. Irgendetwas scheint hier ganz und gar nicht in Ordnung, auch wenn er beim besten Willen nicht sagen kann, was. Er will schon nach ihm fragen, eine gewisse Anspannung im Gesicht, während Calyra mit Brynden das Baby in seinem Weidenkörbchen bewundert, als sowohl Arwen als auch das Blauhaar ihn warnend ansehen und hinter Ninianes Rücken kaum merklich die Köpfe schütteln. Kaum ist die Halbelbin mit Calyra in eine Unterhaltung und die Betrachtung ihrer Tochter vertieft und von Brynden abgelenkt, nimmt er Arwen beiseite und erfährt so wenigstens grob und in knapp geflüsterten Worten, was in den letzten Wochen zwischen der Waldläuferin und dem Tronjer vorgefallen war. Hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, Niniane zu schütteln, ihr sein Bedauern auszusprechen, sie auszuschelten und tröstend in den Arm zu nehmen und diesen verdammten Tronjer auf der Stelle zu suchen, entscheidet er sich klugerweise dafür, umgehend einen unergründlichen Gesichtsausdruck anzunehmen und weder Niniane noch Kizumu und dem Lord Commander diesen Tag zu verderben. Morgen könnte er immer noch mit ihr sprechen und ihr seine Hilfe anbieten... oder sich auf die Suche nach Cron machen. Die jüngsten Gerüchte und Neuigkeiten werden ausgetauscht, Arwen erzählt vom Bann des Fluches und ihrer Vermählung mit dem Blauhaar, wozu er ihnen mit halbem Lächeln und einem amüsierten Glitzern in den Augen seine Glückwünsche ausspricht, er selbst von den letzten, recht ereignislosen Wochen im Seehaus nach seiner Rückkehr vom Feldzug und ein wenig von Liam Cailidh, dem Heerzug und der Schlacht. Hauptsächlich dreht sich ihr Gespräch um Brynden, der seiner Mutter wie immer entwischt ist, die sich mit Niniane noch immer über den Weidenkorb beugt, und sich nun an sein Bein klammert. Von diesem vermeintlich sicheren Ort aus, blickt er in die beiden elbischen Gesichter auf, die lächelnd auf ihn hinunter sehen und erklärt dann im Ton tiefster Überzeugung, daß ihre Ohren komisch wären.  Brynden, mittlerweile ein stämmiger, pausenlos plappernder fünfzehn Monate alter, ziemlich großer - und ziemlich vorlauter - Dreikäsehoch, mustert die beiden nach Caewlins Erklärung, ihre Ohren seien so spitz, weil es Elben wären, mit drastisch gesteigertem Interesse. "Elbbben," wiederholt er grinsend und zieht die Nase kraus. "Elben fein." Er läßt Caewlins Knie los und macht sich mit tapsigen Schritten daran, die beiden "Elbbben" genauer in Augenschein zu nehmen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Borgil am 30. Mai 2004, 23:59 Uhr
Kaum hat Raven an der Seite ihres Druiden das kleine Wäldchen betreten und sieht sich mit staunendem Gesicht um, als Borgil sie auch schon erspäht. Er überläßt die Bewachung der Festtafel kurz den Leprechauns - da Sol bereits mit begehrlichem Blick um die Bierfässer und den Schinken schleicht - vielleicht nicht das schlechteste, und eilt auf sie zu, so schnell ihn seine stämmigen Zwergenbeine tragen. "Raven, mein Goldstück!" Der Anblick des verdutzten Mottenfaengers hält Borgil so gerade noch davon ab, der Diebin zwei dicke feuchte Zwergenschmatzer auf die Wangen zu drücken, aber er läßt es sich nicht nehmen, sie fest zu umarmen und sie dann grinsend zu entführen. "Na, was sagst du? Haben diese beiden Heimlichtuer glatt beschlossen, zu heiraten und euch alle damit zu überraschen!" Jeglichen Einwand, sie wäre nicht passend gekleidet und überhaupt sie hätte kein Geschenk und so fort, wischt Borgil mit entschlossener Geste beiseite. "Papperlapapp! Haben wir alle nicht, genau deshalb wollten sie's ja so. Kein Brimborium, kein Aufwand, keine Geschenke, einfach eine nette Feier unter Freunden. Ich selbst habe erst vor zwei Tagen von diesen Distelfeeweibern," hier sieht er sich alarmiert um und senkt seine Stimme zu einem Flüstern, während er Raven über die Lichtung in Richtung Caewlin, der Spitzohren, Calyra und Niniane führt, " von diesen Distelfeeweibern... "- zum Glück sind gerade weder Safron noch Morag in Hör- oder Sichtweite - "...davon erfahren und mich spontan bereit erklärt, ihnen ein Festmahl zu spendieren. Aber komm. Soweit ich weiß fehlen jetzt nur noch Morgana und dieser Waldläufer und äh... die Braut natürlich." Sie gesellen sich zu den anderen in den Schatten der Bäume, wo Caewlins riesiger Sohn gerade dabei ist, sich eingehend mit Lady Arwen und Nadir Shunjalir zu beschäftigen, Niniane und Calyra die Köpfe über dem Weidenkörbchen mit Ninianes winziger Tochter zusammengesteckt haben und ein riesiger Nordmann sich zweifellos freuen wird, die kleine Diebin zu sehen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 31. Mai 2004, 09:00 Uhr
"Slaínte!" Irgendjemand, wahrscheinlich sein Vater, hatte ihm einen Becher mit Irgendetwas in die Hand gedrückt und alles, was ihm auf die freundschaftliche Rüge des Zwergenschmiedes einfallen will, ist ihm verdattert zuzuprosten. Normalerweise wirklich nicht leicht aus der Fassung zu bringen, schafft Sol es heute spielend, daß er sich innerhalb eines halben Herzschlags wie ein achtjähriger Volltrottel vorkommt. >Ich hoffe dir und Kizumu ist klar, dass ihr mich sehr böse gemacht habt. Das nächste Mal möchte ich bitte darüber informiert werden, welche Klamotte dem Anlass entspricht - seht mich doch nur mal an.< "Da schließe ich mich an - meinst du, das ist passend?" Ruft er ihm nach und blickt an sich herab, während Sol die anderen begrüßt, grinsend den Kopf schüttelt und sich dann an die nähere Begutachtung der Festtafel macht. Auch Caewlin und Calyra sind angekommen, ebenso wie Raven und Mottenfaenger, die sofort von Borgil in Beschlag genommen und in den Hain geführt werden. Die übrigen Gäste aus den Reihen der Steinfaust würden als Kizumus Geleit kommen: Ced und Varin, Vareyar, Rhordri und Ieras und Kea natürlich. "Hör auf, herumzuzappeln, als hättest du Frösche im Hemd," raunt sein Vater ihm über die Schultern hinweg zu. "Nimm einen Schluck. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie hier ist." Seufzend hebt er den Becher an die Lippen und dessen Inhalt entpuppt sich als Uisge Baha - sogar als sehr guter. Er nimmt einen langen Schluck, läßt sich das Aroma über die Zunge rollen und in die Nebenhöhlen steigen und spürt augenblicklich die Wärme, die von seinem Magen aus durch seine Adern strömt. "Danke - jetzt geht's mir besser." Er reicht seinem Vater den Becher zurück und späht dann zum Kreis der anderen hinüber - ein Rund lächelnder Gesichter und grinsender Mienen, gerade dabei, sich zu begrüßen und die jüngsten Ereignisse auszutauschen. Wer fehlt jetzt noch...? Morgana...

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 31. Mai 2004, 10:09 Uhr
Während kurz nacheinander Sol, der Zwergenschmied und dann auch Raven und Mottenfaenger ankommen, hat Niniane ein wenig Zeit, mit Arwen und Nadir zu plaudern, hernach Caewlin, Calyra und Brynden zu begrüßen und ihnen ihre Tochter zu zeigen... das heißt, eigentlich zunächst nur Calyra, da Caewlin in ein Gespräch mit den beiden Elben verwickelt wird und sein Sohn sich fasziniert daran macht, deren spitze Ohren näher in Augenschein zu nehmen. Die kleine, silberhaarige Bardin und sie selbst beobachten ihre kleine Tochter beim Schlafen, während die riesenhafte Bluthündin ihre Kreise um sie zieht und neugierig in die Luft schnüffelt. Calyra erwähnt taktvoll kein einziges Mal Crons Namen - obwohl ihr Fragen nach ihm, genauer gesagt, nach seinem auffälligen Fehlen, auf der Zunge brennen müssen. Nicht einmal Caewlin fragt nach ihm und sie ahnt, daß Arwen ihn wohl gerade leise flüsternd einweiht. Sie will nicht darüber nachdenken, nicht jetzt, nicht hier. Dieser Tag gehört Kizumu und dem Lord Commander. Nachdem Calyra ausgiebig das schlafende Baby bewundert hat, überlassen sie Shaerela ihren Träumen und gesellen sich zu den anderen. Borgil bringt gerade Raven und Mottenfaenger heran und sie begrüßt beide leise. "S'leja, ihr zwei. Ich muß euch nachher jemanden zeigen." Einen Moment liegt ihre Wange, kühl und glatt an Ravens weicher Haut, als sie die kleinere Frau umarmt, dann drückt sie kurz und fest Mottenfaengers Hand und neben allgemeiner Wiedersehensfreude macht sich langsam summende Aufregung  in ihrer kleine Gruppe breit. Die Überraschung mit dieser Hochzeit war den beiden wirklich gelungen - aber einen schöneren Ort für eine Heirat hätte ihnen kein Tempel Talyras geboten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 31. Mai 2004, 13:08 Uhr
Bevor Raven sich auch nur irgendwie orientieren kann oder begreift, worum es hier überhaupt geht, reisst Borgil sich von seinem Aufsichtsposten bei der Festtafel los und kommt aufgekratzt und mit freudestrahlendem Gesicht auf sie zugeschossen. Er drückt und herzt sie, als wäre sie eine lange verloren geglaubte Tochter und Raven befürchtet fast, in seiner bärenstarken Umarmung zerquetscht zu werden. Kurz bevor sie vor Atemnot zu japsen beginnt, lässt er sie allerdings wieder los und sie zupft ihn scherzhaft an seinem kupferrot wallenden Bart, den er zur Feier des Tages mit prächtigem Goldschmuck verziert hat. Während er wie ein überschäumender Wasserfall eine Menge Erklärungen hervorsprudelt, schleift er sie einfach mit sich unter den aufgespannten Sonnensegeln hindurch und quer durch ganzen Hain und Raven kann gerade noch hinter sich nach Mottenfaengers Hand tasten, um ihn mitzuziehen.

"Eine Hochzeit? Und dann machen sie so eine Geheimniskrämerei darum?" fragt Raven den Zwerg verblüfft, der ihre Linke wie einen Schraubstock umklammert hält, während sie sich mit der anderen eisern an ihrem Gefährten festhält. "Wenigstens eine Andeutung hätten sie ja in der Einladung machen können. Schau doch bloß mal, wie ich aussehe - als würde ich gerade vom Fischen kommen!" Empört hält sie ihm ihre nackten, sandverkrusteten Füße entgegen. "Und ein Geschenk haben wir auch nicht!" Borgil ignoriert die Protestsalve einfach, die sie auf ihn abschießt und schleppt die beiden zu Niniane, bei der auch gerade Calyra und Caewlin aufgetaucht sind. Der kleine Bengel mit dem mächtigen Windelpopo, der Arwen und ihrem Begleiter gerade erklärt, dass sie doofe Ohren haben, scheint tatsächlich der Sprößling der Bardin und des Nordmanns zu sein und Raven staunt, wie sehr Brynden in der Zeit gewachsen ist, seitdem sie ihn zum letzten Mal auf dem Arm getragen und er auf dem Ende ihres Zopfes herumgekaut hat.

Sie begrüßen herzlich ihre Freunde und werden von einer Umarmung in die nächste geschoben, wobei Raven von Ninianes glatter Wange zu der von Caewlin weitergereicht wird, die sich diesmal - oh Wunder - ebenfalls glattrasiert wie eine Pfirsichhaut anfühlt (OT: *ggg*). Auch die kleine Bardin wird liebevoll begrüßt und Raven stellt mit leiser Bewunderung fest, dass sie einige der wenigen Frauen ist, die es schafft, jedesmal noch ein wenig schöner auszusehen - und Caewlins Blick, den er Calyra zuwirft, scheint ganz genau das selbe auszudrücken. Der ganze Hain summt wie ein Bienenschwarm vor Aufregung und alles scheint offenbar nur noch auf die Ankunft der Braut und ihres Gefolges zu warten. Olyvar, der sich in einiger Entfernung mit einem Mann unterhält, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht und bei dem es sich wohl um seinen Vater handelt, zupft an seiner Kleidung herum und sieht so nervös aus, als würde er am liebsten auf der Stelle die Flucht ergreifen. Immer wieder wandern ihre Blicke zum Rand des schimmernden Hains und alles scheint gebannt den Atem anzuhalten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 31. Mai 2004, 13:55 Uhr
Mit eiligen Schritten erreichen Morgana, die sich Ian in einem Tuch vor die Brust gebunden hat, und Phelan den Smaragdstrand. Schon von weitem kann man Stimmerngewirr hören und Morgana glaubt immer mehr daran, dass es das ist, was sie nach der Einladung her vermutet. Sie sind etwas zu spät, was sie Ian zu verdanken haben, der gerade als sie aufbrechen wollten, einen Teil seiner soeben getrunkenen Milch wieder von sich gegeben hatte, und seine frische Kleidung damit verziert hatte und zu allem Übel hatte er kurz darauf auch seine Windeln noch einmal gefüllt. Sie hätte den kleinen Kerl verteufeln können , aber alles Fluchen hatte nichts genutzt. Sie hatte Ian umgezogen, neu gewickelt und waren dann verspätet und in Eile aufgebrochen.

Als sie nun die Lichtung erreichen, bleibt Morgana erst einen Moment stehen, blickt kurz zu Phelan, der sich auch staunend umsieht und dann ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht zeigt. Sie scheinen nicht zu spät zu sein, denn so wie es aussieht sind alle anderen auch erst gerade oder vor kurzem angekommen, was Morgana ein wenig beruhigt. Sie erkennt Calyra und Caewlin mit Brynden, Arwen und Nadir, Raven und Mottenfänger, Sol den Schmied, und zu ihrer Überraschung ist auch Niniane anwesend, von der Morgana gedacht hatte sie wäre schon auf dem Weg um Cron zu suchen. Von Kizumu ist weit und breit nichts zu sehen, aber als sie Olyvar erblickt, der wie ein aufgescheuchtes Huhn herumläuft, kann sie sich den Grund der Einladung nun wirklich denken. Ich hätte doch nicht ein so schlichtes Kleid wählen sollen. Sie schaut einen Moment an sich herunter, befindet dann aber ihr schlichtes weisses Kleid mit den silbernen Stickereien, an Hals und Ärmeln doch ausreichend passend für diesen Anlass.

Sie greift nach Phelans Hand und dann gehen sie zu den ihr Bekannten Gesichtern herüber. Sie begrüsst Raven und Mottenfänger, ignoriert den wissenden, grinsenden Blick Borgils, der auf ihr Hand fällt, mit der sie Phelans hält. Sie begrüsst Calyra und mit einem Grinsen auch Caewlin, und streicht Brynden über den Kopf, der unbedingt wissen will, was in dem Bündel vor ihrer Brust ist. Sie begrüsst mit einem Nicken Arwen und Nadir und als letztes Niniane, der sie einen kurzen fragenden Blick zuwirft, aber nichts weiter sagt. Dann entdeckt sie noch Sol, den Schmied, und begrüsst auch ihn herzlich und hofft dann keinen vergessen zu haben. Olyvar hat sie noch nicht begrüsst, aber ihn zu fassen zu bekommen , scheint äusserst schwierig, da er fast ständig in Bewegung zu sein scheint.  Sie blickt wieder kurz zu Niniane und fragt diese , ob es das sei, was sie vermutet. Niniane nickt kurz und Morgana lächelt leise. Die Lichtung füllt sich immer mehr, nur Kizumu ist noch nicht da.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Cedric Fitzroy am 31. Mai 2004, 14:09 Uhr
Die Leute auf den Straßen machen der Sänfte und den fünf Reitern bereitwillig Platz, werfen ihnen aber interessierte Blicke hinterher. Rhordri und Vareyar reiten vor der Sänfte, rahmen den jungen Sohn Kizumus ein und Varin und er bilden den Abschluss.
Das Wetter ist wundervoll, die Sonne scheint warm und die Vögel singen über den Dächern der Stadt. Cedric ist froh über die weißen Handschuhe, auch wenn er nicht glaubt, dass eine halbe Hand die Leute von diesem kleinen Festzug ablenken könnte.
Sie erreichen den Nordstrand des Ildorel und er kann die kleine Menge schon aus einiger Entfernung sehen. Binnen weniger Minuten erreichen sie den Ort, an dem die Trauung stattfinden soll, die Blaumäntel und Ierás steigen ab, übergeben ihre Pferde zwei jungen Knaben und Rhordri, Ierás und er selbst eilen zur Sänfte.
Der alte Kastellan hilft der Elbin aus der Sänfte und Ierás reicht Kea die Hand. Cedric macht einen kleinen Schritt auf die vier zu und lächelt die Elbin freundlich an. "Myladie, Olyvar bat mich, sein Trauzeuge zu sein, wer wird der Eure sein?" Kizumus Blick flirrt mit einem Lächeln zu Kea, Cedric hält dem jungen Mädchen den Arm hin und hat einen Augenblick das Gefühl, als wären Mutter, Sohn und Schwiegertochter in Spe irgendwie abgelenkt. Ierás überlässt ihm mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck den Arm seiner Gefährtin und bietet seinen stattdessen seiner Mutter an.
Endlich geordnet aufgestellt, Rhordri, Vareyar und Varin folgen ihnen in kurzem Abstand, zupfen die beiden Damen noch einmal an ihrer Kleidung, dann folgen sie langsam dem schmalen Pfad der zu dem kleinen Hain führt von dem leises Stimmengewirr herüberdringt. Als sie schließlich näher kommen und etwas erkennen können, zieht Cedric leise die Luft ein und er spürt das leise Seufzen Keas mehr als das er es wirklich hört.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 31. Mai 2004, 15:39 Uhr
Er kann Morgana - die in Begleitung des Waldläufers Phelan erscheint und ihr Kind, einen Sohn, wie er gehört hat, in einem Tragetuch dicht an ihrem Körper hält - und dem Protektor des südlichen Larisgrüns nur kurz zur Begrüßung zuwinken, dann schwirren Safron und Morag um seinen Kopf und alle Blicke wandern nach Süden, den Strand hinab, wo endlich die Sänfte und die Reiter aus der Steinfaust in Sichtweite kommen. Möglich, daß sich der Hauch eines Lächelns in  seine Mundwinkel legt, aber es hätte auch das Spiel der grüngoldenen Blätterschatten über ihm sein können.

Er sieht die Sänfte mit ihren zartgelben Vorhängen über den breiten, menschenleeren Strand heranschaukeln, hört das Schnauben der Pferde und erkennt die Gesichter der Reiter: vorneweg Ieras, flankiert von  Rhordri auf seinem stämmigen Apfelschimmel, daneben schlank und dunkel Vareyar. Varin und Cedric bilden den Schluß. Eigentlich hätte er jetzt wirklich nervös werden sollen - aber merkwürdigerweise bewirkt die Gewißheit, daß sie auf dem Weg zu ihm ist und sehr bald neben ihm stehen wird, genau das Gegenteil: er wird schlagartig ruhig. Sein Vater neben ihm murmelt kaum hörbar etwas in Tamar und er sieht, wie Borgil ihre versammelten Gäste aufscheucht.

Arwen löst sich von Nadirs Seite und aus der Aufmerksamkeit von Caewlins kleinem Sohn und tritt an ihren Platz, und alle anderen versammeln sich in weitem Halbkreis unter den hochgewölbten Zweigen der Roßkastanie. Er selbst bleibt am Anfang des Blumenteppichs zum Altarblock stehen und kann die Sänfte - jetzt am Waldsaum angelangt - hinter den Baumstämmen nicht mehr sehen. Feenflügel fächern überall um sie her die Luft mit sanftem Wispern und aus dem blauen Himmel und den Kronen der Bäume schweben winzige weiße Blütenblätter zu Boden, sanft und lautlos wie feines Schneegestöber.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 31. Mai 2004, 16:04 Uhr
Ihr Herz hämmert, ihr Magen revoltiert unter dem Druck des Mieders und dennoch verzieht ihr Mund sich zu einem Lächeln, das einfach nicht verschwinden will. Als sie den Hain betreten stockt ihr einen Augenblick der Atem und mit großen Augen schaut sie sich um. Olyvar hatte sich in den Vorbereitungen selbst übertroffen. Der lange Tisch biegt sich unter unzähligen Köstlichkeiten, die ihren Magen leise knurren lassen, Schmetterlinge und Waldfeen schwirren singend und lachend zwischen den Gästen hin und her, Sonnenlicht wirft, durch helle Sonnensegel und Blüten gefiltert, goldenes Licht auf grünes, samtweiches Gras und leise Stimmen werden vom Wind zu ihnen herübergeweht. Mit einem Lächeln schweift ihr Blick über die Hochzeitsgäste, die sich in einem Halbkreis um den Altar aufgestellt und ihnen einen schmalen Gang in der Mitte frei gelassen haben.
Von ihren Freunden sind alle da; das heißt, fast alle. Sie kann Caewlin und Calyra, Brynden auf dem Arm seiner Mutter, Arwen und Nadir, Raven und Mottenfänger, Sol, Morgana und einen Halbelben und Niniane erkennen, nur der Tronjer fehlt. Dafür halten die Heilerin und die Waldläuferin jeweils ein Kind im Arm. Dieser Anblick versetzt ihr einen herben Stich, doch sie ringt sich dazu durch, sich für die beiden zu freuen. Während sie noch den Blick über die kleine Menge schweifen lässt, fällt ihr Morgana auf. Die Heilerin hatte sich von dem Abenteuer in der Unterstadt scheinbar gut erholt und auch die Geburt hatte sie gut überstanden. Doch jetzt schaut sie die Elbin irgendwie konzentriert an, runzelt die Stirn und Kizumu setzt ein kleines, reumütiges Lächeln auf. Das gibt Standpauken. Sie muss sich ein Grinsen verkneifen, der Plan hatte wunderbar funktioniert, all ihre Freunde waren gekommen. Ihr Blick schweift weiter und so bemerkt sie das plötzliche, wissende Lächeln der Heilerin nicht mehr.
Ierás führt sie mit hoch erhobenem Kopf zum Altar, ein stolzes Lächeln auf dem Gesicht, doch sie spürt die Aufregung, die Neugier auf all das, was Olyvar hier organisiert hatte und das leise, bittere Gefühl der Eifersucht an ihm. Sie verdrängt das leise, ungute Gefühl, schickt ihm einen leisen, mütterlich- wohlgemeinten Gedanken und wendet sich dann der Hochzeit zu.

Das Kleid, das sie sich schließlich ausgesucht hatte besteht aus rot-oranger Ceresdorer Seide, das Mieder ist mit feinster Laiginer Spitze bestickt, deren federgleiches Muster sich sanft schimmernd vom Rücken über die Seiten erstrecken und sich über der Brust trifft, so als habe ein Vogel sie mit seinen Flügeln umarmt. Der Rock ist schmal, fast schlicht geschnitten, doch zwei feine, halbdurchsichtige Schleier aus immerfroster Spinnenseide umschmeicheln die Beine der Elbin wie Feenflügel. Kea hatte ihr die Haare erst zu einem Zopf geflochten, den sie schließlich am Hinterkopf festgesteckt hat. Ein sinnverwirrend zartes Geflecht aus Silberfaden legt sich um den festgesteckten Zopf und Kizumus Hinterkopf, schimmernd und fast unsichtbar, lässt er Perlen der unterschiedlichsten Größen scheinbar schwerelos ihr Haar zieren.

Ein leises Raunen geht durch die Menge, als sie schließlich den Mittelgang betreten, dessen Boden von duftenden Blüten bedeckt ist und weitere weiße Blüten schweben vom Sonnensegelhimmel über ihnen. Ihr Blick wandert kurz weiter über die Gesichter links und rechts von ihnen, wird dann aber wie magisch von Olyvar angezogen. Sie sieht ihn das erste Mal das Wappen der Tarascons tragen und die Welle der Zärtlichkeit die ihr von ihm entgegenschwappt lässt sie liebevoll lächeln. Sein Haar fällt ihm weich und glänzend bis auf die Schultern und seine Augen beginnen zu strahlen als er sie sieht was ihr eine wohlige Wärme in den Bauch steigen lässt. Ihr Magen hat sich beruhigt und sie hat die schwache Hoffnung, dass er sich jetzt endgültig ruhig verhalten würde.
Der Hain ist nicht allzugroß und so haben sie den schmalen Gang zwischen den Gästen schnell durchquert, auch wenn Ierás sie gemessenen Schrittes auf Olyvar zuführt. Der junge Mann wechselt einen warmen Blick mit Olyvar, reicht ihm dann, mit plötzlich ernster und beinahe warnender Miene die Hand seiner Mutter und stellt sich rasch in die erste Reihe zu Caidyaellin, der, von allen unbeobachtet kurz vor Morgana und Phelan angekommen war. Cedric bringt Kea an die Seite der Braut, stellt sich dann selbst neben Olyvar und sie lächelt dem jungen Verder dankbar zu.
Sie hatte Kea kurz erklärt, was sie als Trauzeugin zu tun hätte, "Schlicht schön sein, mich auffangen wenn ich ohnmächtig werde," dabei hatte sie an dem fest geschnürtem Mieder gezupft. "Und dann nur deinen Namen auf die Urkunde setzen." Das Mädchen hatte gelächelt und genickt und sie hatten sich leise und nervös unterhalten. Mein Sohn hat wirklich eine gute Wahl getroffen. Sie spürt Olyvars warme, große Hand um die ihre und versucht, ihre auseinander schwirrenden Gedanken zu sammeln. Die beiden Brautleute wechseln einen liebevollen Blick, dann wenden sie sich dem Priester zu und erst jetzt bemerkt sie, wer da vor ihnen am Altar steht. Es ist Arwen, in ein schlichtes, dunkelgrünes Seidenkleid gehüllt, von Chiffonschleiern umweht und die Elbin sieht mit ihrem rundem Bauch und dem Lächeln auf ihren Lippen und in ihren Augen bezaubernd aus. Auch wenn Kizumu das nur am Rande mitbekommt. Sie fühlt sich mit einem Mal, betäubt von all der Schönheit um sie herum und dem Zauber der Hochzeit, als würden ihre Gedanken durch goldenen Honig waten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 31. Mai 2004, 16:34 Uhr
Plötzlich wird es still, als die Sänfte eintrifft und Borgil die Gäste um den Altar herum versammelt. Morgana hält Phelans Hand fest in ihrer und schaut gebannt auf die Sänfte und ist gespannt welches Kleid Kizumu wohl tragen wird. Als erstes verlässt aber nicht Kizumu die Sänfte, sondern eine schwarzhaarige junge Frau und dann erst kommt Kizumu. Sie sieht wunderschön aus in ihrem rotorangenen Kleid, welches wunderbar zu dem roten Haar der Elbin passt, aber nicht nur das Kleid zieht Morganas Blicke auf Kizumu. Morgana ist für einen Moment verwirrt und konzentriert sich auf die Aura, welche Kizumu umgibt. Zuerst hatte Morgana geglaubt, das es am goldenen Licht liegt, in das der Hain getaucht ist, aber je mehr sie sich konzentriert um so genauer, erkennt sie die winzige zweite Aura, die von Kizumu ausgeht und ein wissendes Lächeln, zieht über Morganas Züge. Ob sie es selber schon bemerkt hat, es kann noch nicht all zu lange her sein, höchsten einige Siebentage, allerhöchstens drei Monde.

Ieras geleitet seine Mutter zum Altar, gefolgt, von Cedric und der schwarzhaarigen Schöhnheit, die Morgana nicht kennt. Sie wundert sich wieder einmal wie gross Ieras schon geworden ist. Ian gibt leise quikende Töne von sich und sie wiegt ihren Sohn beruhigend in dem Tuch bis er wieder eingeschlafen ist. Ob Ian auch schneller wächst als andere Kinder? Ich weiss immer noch zu wenig über Vathyrne, es wird Zeit, dass ich mich einmal darum kümmere. Sie nimmt sich vor bald in die Bibliothek zu gehen und dort etwas über die Vathyrne heraus zu finden. Dann konzentriert sie sich wieder auf das Geschehen im Hain. Kizumu hat Olyvar erreicht und nun stehen beide vor Arwen, die sie trauen wird. Arwens Bauch ist stark gerundet und Morgana glaubt, dass es auch bei Arwen nicht mehr lange bis zur Geburt sein kann.

Olyvar und Kizumu tauschen liebevolle Blicke und für eine kurze Zeit wandert Morganas Blick weg von dem Geschehen vorne am Altar und hin zu dem Gesicht des Mannes an ihrer Seite. Er sieht mehr als stattlich aus und in dem Licht hier im Hain, sind seine sonst eher traurigen Züge fast verschwunden. In diesem Moment merkt Morgana genau, dass dieser Mann in den Wald gehört und dass dies immer ein Teil von ihm sein wird. Sie reisst ihren Blick wieder von seinem Gesicht los und hin zu dem Geschehen vorne am Altar. Die Gedanken, die bei ihr nun hochsteigen verdrängt sie schnell.Denk nicht einmal daran Morgana, so weit ist es noch lange nicht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 31. Mai 2004, 16:42 Uhr
Varin hatte mit Freuden zugestimmt, als Olyvar ihn gefragt hatte, ob er seiner Zukünftigen Geleit geben wolle. Varin hatte Kizumu, wie sie wohl hiess, erst heute gesehen, als sie zusammen mit einer anderen Schönheit die Sänfte betreten hatte und er hatte sich ein bewunderndes Pfeifen verkneifen müssen. Auch jetzt als die beiden Frauen die Sänfte verlassen und in das grünlich-goldene Licht der Bäume treten, kann er besonders der Braut nur mit bewundernden Blicken folgen. Sie ist wunderschön und zierlich und die wenigen Lichtstrahlen, die durchs Blätterdach fallen zaubern goldene Punkte auf ihr rotes Haar. Er kann Olyvar verstehen, dass er sich in so jemanden verguckt hatte und nun bodenständig geworden war. Von so einer Frau würde er sich auch gerne zähmen lassen. Auch unter den Gästen sind viele wirklich hübsche Frauen, aber wie es scheint alle in männlicher Begleitung, was auch kein Wunder ist. Er konzentriert sich wieder auf das wofür er eigentlich hier ist, der Braut Geleit bis zu Olyvar zu geben.

Er folgt der Braut und den Trauzeugen, von denen einer Cedric ist bis hin zum Altar und reiht sich dann in die Reihe der Gäste ein, die den Altar umgeben. Er sieht wie glücklich Olyvar wirkt und auch der Elbin an seiner Seite scheint es nicht anders zu gehen. So schön aber dies alles hier auch ist, Varin könnte sich momentan nicht vorstellen, jemals in eine solche Situation zu kommen, aber das hatte er auch vor einem Jahr noch von Olyvar gedacht und ein kleines Grinsen in seinem ansonsten heute so ernsten Gesicht erscheint.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 31. Mai 2004, 17:57 Uhr
Als Kea aus der Sänfte steigt verschwindet ihre Nervosität bezüglich ihrer Tätigkeit als Trauzeugin, zumindestens für einen Moment. Der Anblick der sich ihr bietet ist unglaublich, all die Gäste, das Licht, die Waldfeen und irgendwo im Hintergrund zwei Distelfeen die beim Anblick der Braut endlich aufgehört haben zu streiten und sich an den Händen haltend den Tränen nahe sind. Kea lässt ihren Blick über die Gäste streifen und versucht sie den Namen die Kizumu ihr genannt hat zu zuordnen, doch bis auf Ninane die sie schon in Ierás Erinnerung gesehen hat, will es ihr nicht so recht gelingen. Der junge Offizier der ihr seinen Arm anbietet reißt sie aus ihrer Betrachtung und sie lächelt ihn freundlich an, erleichtert, dass sie gerade noch mitbekommen hat, dass er der Trauzeuge Olyvars ist und dass er sie nach vorne führen würde. Der leicht seltsame Gesichtsausdruck von Ierás entgeht ihr, zu sehr nimmt die Umgebung ihre Aufmerksamkeit in Anspruch.
Auf dem Weg nach vorne versucht Kea zwar den Kopf gerade zu halten, aber trotzdem so viel wie möglich von Gästen und Umgebung in sich aufzunehmen. Dabei fällt ihr Blick auch auf Kizumus Haar und sie muss sich innerlich auf die Schulter klopfen. Hab ich erstaunlich gut hin bekommen!
Cedric führt sie zu Kizumu wo sie stehen bleibt und daran denkt was die Elbin ihr in der Sänfte gesagt hat. Sie auffangen falls sie ohnmächtig wird... schön aussehen.. schön aussehen?.. und meinen Namen unter das Dokument setzen. Das kann ich, ich kann meinen Namen schreiben, das ist nur mein Name, das habe ich hundert mal gemacht, naja, fast.
Die Priesterin vor dem Altar ist eindeutig schwanger und entlockt Kea damit ein sanftes Lächeln. Wie viele schwangere Frauen hat sie gemeinsam mit ihrer Mutter besucht, wie oft war ihre Mutter selbst noch schwanger gewesen, auch wenn von den Kindern nur Tiuri überlebt hat. Kea wirft, ohne den Kopf wirklich zu drehen, einen Blick zu Ierás. Gut sieht er aus heute. In ihrer Nervosität fällt ihr erst jetzt auf wie stolz und gerade der junge Mann da steht und schon wieder entkommt ihr ein fast unhörbarer Seufzer.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Sol am 31. Mai 2004, 19:16 Uhr
Obwohl der Zwergenwirt Borgil in seinem feuerroten Festtagswams und seiner nicht ganz so zierlichen Figur nur schwer zu übersehen ist, wird Sol erst auf ihn aufmerksam als er ihn von der argwöhnisch bewachten Festtafel verscheucht und die Hochzeitsgäste, zu denen sich mittlerweile auch noch Raven, Mottenfaenger, Caewlin, Calyra und Morgana gesellt haben, versammelt. Borgil. Natürlich. Wer sonst in den Immerlanden hätte diese Tafel zu decken vermocht? Mit freundlichen, aber bestimmten Händen wird er zu den anderen geleitet, die bereits am Eingang der Lichtung stehen und ihre Aufmerksamkeit dem schenken, was da mit langsamen Pferdehufen den Pfad entlanggetrappeltkommt. Sehen kann Sol im Moment nur die Rücken der anderen, selbst Raven, die kaum einen Kopf größer ist als er selbst, hat eine bessere Position. Langsam wird das Getrappel lauter und verstummt dann nach endlos scheinenden Sekunden schließlich, als Sol einen Platz gefunden hat, von dem aus er etwas sehen kann. Die Braut ist angekommen. Aus der Sänfte, die eine Leichtigkeit ausstrahlt, als würde sie von ganz alleine schweben und die von fünf Pferden mit Sol unbekannten Reitern begleitet wird, steigt zuerst eine junge schwarzhaarige Frau -augenscheinlich nicht Kizumu- die von einem der Reiter am Arm eingehakt wird. Bevor Sol sich ausmalen kann, wer das sein könnte und warum sie ebenfalls in der Sänfte war entsteigt Kizumu, die einen wahren Traum von Kleid auf der Haut trägt und Sol wiederholt den Atem stocken lässt. Mit bedächtigen Schritten nähert sie sich, Arm in Arm mit einem der Reiter und mit einem Lächeln, als könne ihr heute nichts mehr den Tag verderben, ihrem baldigen Gatten, der schnell den Jungen an ihrer Seite ablöst und sie mit bedächtigen Schirtten vor die gewaltige Kastanie führt. Sol wagt kaum sich zu rühren und folgt ihnen erst nur mit den Augen, bald aber auch mit den Füßen und zusammen mit den Anderen in einigem Abstand. Zu Sols großer Überraschung erblickt er dann auch ein ihm nicht unbekanntes Gesicht vor dem mit zwei Kerzen bestellten und mit Flechten überwucherten Fels, welches wohl die Zeremonie vollziehen wird: Arwen, heute in herrlichem Grün gekleidet und mit sichtbar großem Bauch. Wortlos, man möchte sagen atemlos, formieren sich die Gäste in aller Stille im Halbkreis um das Brautpaar und die Trauzeugen -das junge schwarzhaarige Mädchen und ein Blondschopf, der eines der Pferde geritten hat- und konzentrieren ihre Blicke auf selbige. Sol zerreißt es fast von Anspannung, denn obwohl das bereits die zweite Hochzeit ist, an der er teilnehmen darf, lässt sich ein Gefühl von Aufregung nicht unterdrücken, ja ihm gelingt es sogar die kulinarischen Freuden, die auf der Tafel darauf warten verzehrt zu werden, für die nächsten Minuten ganz und gar zu vergessen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 31. Mai 2004, 20:01 Uhr
Dann ist es soweit. Alle Gäste sind versammelt, der Bräutigam wartet schon seit dem Morgengrauen, und auch die Braut ist nun mit ihrem Geleit eingetroffen. Arwen ist nervös wie in ihrem Leben schon lange nicht mehr. Immerhin ist dies die erste Zeremonie, die sie selber als Priesterin abhalten wird. Dass es die Hochzeit von Freunden ist, freut sie natürlich, aber um so mehr füchtet sie, einen Fehler zu machen. Aber sie hatte auch unmöglich ablehnen können, als Olyvar eines Tages bei ihr erschienen war und sie in seinen Plan eingeweiht hatte, verbunden mit der Bitte, sie möge doch Kizumu und ihn vermählen. Sie hatte der Bitte sogar gerne entsprochen. Sie holt noch einmal tief Luft, löst sich von Nadirs Seite und tritt in den grüngoldenen Schatten der alten Kastanie, zu deren Füßen sich der von Alter und Witterung geglättete Stein befindet, der an diesem Tag als Altar dienen würde. Es bedarf nur eines kurzen Gedankens und einer kleinen tanzenden Geste mit den Fingern, und die beiden Kerzen auf dem Stein sind entzündet. Der Gedanke, dass dieser Ort, im Wald, mit dem naturgewachsenen Altar und den Feen und Kobolden Anukis zur Ehre gereicht, lässt ihre angespannten Züge sich entspannen und das silberne Funkeln in ihre Augen zurückkehren. Ihre Haltung strafft sich, als sie sich zu voller Größe aufrichtet. Ihr Blick wandert ruhig über die wartenden Gäste, den Bräutigam in seinem prachtvollen Surcot und die Braut in einem Traum aus orange-roter ceresdorer Seide. Mit ruhiger, von allen hörbarer Stimme beginnt sie die Trauzeremonie.

"Wer wandelt auf dem Pfad des Mondes und steht vor dem Himmel um die heiligen Eide abzulegen? Arwens Blick sucht den Kizumus, und kurz huscht so etwas wie ein aufmunterndes Lächeln über ihr Gesicht, als die Elbin vor den Altar tritt. "Kommst Du aus eigenem, freien Willen an diesen Ort?" Kizumus Stimme ist etwas heiser vor Aufregung, als sie leise aber bestimmt mit 'Ja' antwortet.

"Wer wandelt auf dem Pfad der Sonne und steht auf heiliger Erde um die heiligen Eide abzulegen?" Ihr Blick hat sich von der Braut gelöst und sie sieht nun Olyvar an, der mit energischem Schritt vortritt; ganz so, als sei er erleichtert, dass die Trauung nun endlich ihren Anfang genommen hat. "Kommst Du aus eigenem, freiem Willen an diesen Ort?" Als er ebenso wie seine Braut mit 'Ja' antwortet, ist seine Stimme belegt, aber fest und deutlich für alle Gäste zu hören.

"So legt denn eure Hände ineinander und leistet vor den Göttern und den Völkern Rohas die heiligen Eide." Arwen streckt ihre Hände aus und die Brautleute legen jeweils ihre linke Hand, jene die dem Herzen am nächsten ist hinein. Mit einer ruhigen Bewegung führt sie die Hände zusammen bis diese ebenso ineinander ruhen wie die Blicke des Brautpaares.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 31. Mai 2004, 20:42 Uhr
Eine Phalanx lächelnder Gesichter und erwartungsvoll glänzender Augen umringt ihn und den schmalen Weg aus Blumen, während er vor dem Altar wartet, doch seit dem Augenblick, als Kizumu am Arm ihres Sohnes unter den Bäumen aufgetaucht war, nimmt er von seiner Umgebung nichts mehr wahr, sieht nur noch sie. Am Arm ihres Sohnes, der die Rolle des Brautführers übernommen hatte, schwebt sie über Rosen und Mandelblüten auf ihn zu und ihr Lächeln gehört ihm allein. Sein Herz setzt bestimmt drei Schläge aus. Als Arwen Kizumus schlanke, feingliedrige Hände in seine legt, fällt ihm endlich wieder ein zu atmen, aber die Worte der Elbenpriesterin hört er kaum - er hat immer noch nur Augen für Kizumu. Shunjalinn. Schattenkind. Sgáileannabh. Mein. Er sieht das Leuchten ihres Halses, wenn sie atmet, die winzigen Saphirsplitter im rauchigen Grau ihrer Augen, der feine Schwung ihrer leicht stupsigen  Nase und ihr Mund... ihr wundervoller Mund, der sich jetzt zu einem Lächeln verzieht, die kupferlinggroßen Grübchen auf ihren Wangen, das sinnverwirrende Gespinst aus Rot und Gold, das sie als Hochzeitskleid trägt. Obwohl die Frühlingssonne ihre Haut bereits sanft gebräunt hat, leuchtet ihr Gesicht jetzt im goldgesprenkelten Schatten der Bäume weiß wie Schnee und ihr Haar schimmert wie das letzte Herbstlaub. Sie trägt es am Hinterkopf aufgesteckt und wie von Geisterhand gehalten schimmern Perlen zwischen den burgunder, rost- und kupferroten Flechten.

Ihre Hände in seinen sind warm, ihr Griff anrührend vertrauensvoll und merkwürdig fest zugleich. Sie ist so schön, daß ihr Anblick schmerzt und am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküßt, vermaledeite Zeremonie hin oder her. Reiß dich mal zusammen... ermahnt eine nüchtern-amüsierte innere Stimme ihn gerade noch rechtzeitig, bevor sein Schweigen zu lange andauert und noch jemandem auffällt. Obwohl sein Magen summt wie ein aufgebrachter Hornissenschwarm, seine Stimme ist zwar ein wenig rauh, aber ruhig und fest. Er löst eine Hand aus ihrem Griff und holt einen breiten Yalarisring, schmucklos bis auf zartverschlungene Gravuren an seiner Seite und das Siegel der Tarascons obenauf unter seinem Surcot hervor - und während er die heiligen Worte des Ehegelübdes spricht, schiebt er ihn sanft auf den Ringfinger ihrer Rechten. Er gleitet leicht über das Gelenk und passt wie angegossen. "Sgáileannabh, Ich nehme dich zu meiner rechtmäßigen Gemahlin vor den Göttern und allen Völkern Rohas. Was mein ist, soll auch dein sein. Mein Haus und mein Name sollen dir gehören. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Ich will dich nicht verlassen, noch von deiner Seite weichen. Ich will dich lieben, dich achten und dir die Treue halten, in den guten, wie in den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in Freude und Leid - bis das der Tod uns scheidet."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 31. Mai 2004, 21:13 Uhr
Nachdem sie die Frage, ob sie aus freien Willen hierherkäme mit einem etwas belegtem und leisem Ja beantwortet und auch Olyvar diese Frage beantwortet hat, setzt sich der Schmetterlingsschwarm in ihrem Bauch zur Ruhe und sie schafft es, ihre Gedanken zu sammeln.
Ob Mutter sich auch so gefühlt hat, als sie die Ehegelübde ablegte? Ihr Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, doch der Blick in Olyvars Augen lässt die düsteren Gedanken verfliegen und lässt nur noch Platz für die angenehm schwere Wärme in ihrem Herzen. Ich hoffe es..
Olyvar löst sacht eine Hand aus ihrem Griff und holt etwas unter seinem Surcot hervor. Sie fühlt wie er die Finger ihrer rechten Hand streckt und während er mit erstaunlich kräftiger Stimme das Ehegelöbnis spricht, streift er ihr den Siegelring der Tarascons über den Ringfinger. Ihr Herz schlägt schnell und sie spürt ihre Kehle staubtrocken werden. Kizumu blinzelt und schilt sich eine sentimentale Närrin, jetzt mit dem Heulen anzufangen. "Ich.." Für einen furchtbaren Moment steigt Panik in ihr auf, denn ihre Stimme klingt kratzig, rauh und viel zu leise. Die Elbin räuspert sich mit einem verlegenem Lächeln, schenkt ihrem zukünftigen Gemahl einen bezaubernden Augenaufschlag und fährt schließlich mit halbwegs fester Stimme fort, den Blick fest in Olyvars gewoben. "Ich, Kizumu Shunjalinn , nehme dich, Olyvar zu meinem rechtmäßigen Gemahl. Was mein ist, soll auch dein sein. Zu Deinem Haus will ich gehören und Deinen Namen will ich tragen. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Ich will dich nicht verlassen, noch von deiner Seite weichen. Ich will dich lieben, dich achten und dir die Treue halten, in den guten, wie den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in Freude und Leid... und nicht einmal der Tod soll uns trennen."
Sie weiß, dass ihre letzten Worte nicht der üblichen Gelübdeformel enstsprechen, doch sie hatte sie mit Absicht und Bedacht gewählt, um ihm zu zeigen, wie ernst es ihr mit ihrem Versprechen ihm gegenüber ist.  Sein Gesicht ist für einen Moment nur eine Maske und sie atmet tief ein und aus, wobei ihr das Mieder mehr als hinderlich ist.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 31. Mai 2004, 21:16 Uhr
Die heiligen Eide sind gesprochen, und für einen Moment lässt Arwen die fast schon atemlose Stille auf der Lichtung für sich selber und die Göttin, in deren Namen die Zeremonie gehalten wird, wirken, lässt dem Brautpaar diesen kleinen Moment der Versunkenheit. Nur zu gut kann sie sich daran erinnern, wie es ihr selber und Nadir ging, nachdem die Gelübde gesprochen waren. Ganz kurz huscht ihr Blick zu ihrem Gemahl, der zusammen mit den anderen Gästen im Halbkreis um Baum und Altar herum steht. Die Blicke der beiden Brautleute scheinen gänzlich ineinander versunken zu sein, und so ganz sicher ist Arwen sich nicht, ob sie überhaupt ihre Worte hören, mit denen sie sie zu Mann und Frau erklärt.

"Hiermit erkläre ich euch als Priesterin Anukis', der Hüterin der Wälder und aller in ihnen lebenden Wesen, vor den Göttern und allen Völkern Rohas zu Mann und Frau. Ihr seid ein Herz, ein Fleisch und eine Seele, und was die Götter auf den Pfaden von Sonne und Mond zusammengeführt haben, hat kein Wesen mehr das Recht zu trennen. Möge Anukis euch segnen, jetzt und in allen Tagen, die vor euch liegen. Und mögen diese Tage so zahlreich sein wie die Sterne am Himmel."

Noch während sie spricht, nimmt Arwen einen schlanken Zeremonialdolch aus poliertem Obsidian zur Hand, der bisher unscheinbar und unbeachtet auf dem Altar gelegen hat. Der allgemeine Ritus ist beendet, und mit einem völlig weltvergessenen Kuss besiegeln die beiden vor ihr den geschlossenen Bund, was Arwen und auch die Umstehenden leise lächeln lässt. Schwarz und grün schillert die polierte Oberfläche des Dolches, als sich in ihr das Licht der beiden Kerzen spiegelt und Arwen nun wiederum die jeweils Linke zunächst Olyvars, dann Kizumus nimmt und am Handgelenk anritzt. Die Schnitte sind nicht tief, doch das Blut schimmert dunkel und rot wie Eibenbeeren, als die ersten Tropfen hervorquellen. Sie nimmt die so gezeichneten Hände der beiden erneut in ihre und legt sie aneinander, Haut an Haut, Puls an Puls und Blut an Blut. Das weiße Seidentuch, das bis zu diesem Moment um den Fuß einer der beiden Kerzen gelegen hat, findet seinen Weg in Arwens Hand, und sie schlingt es um die Handgelenke von Kizumu und Olyvar, Symbol für die Bindung, die sie miteinander eingegangen sind, knüpft einen Knoten und läßt sie dann los.

Und möge Inari bei Sithech ihr Wort für euch einlegen, wenn dereinst das Ende eurer Tage gekommen ist, auf dass die Ewigkeit von Elben und Sterblichen nicht zwischen euch liegen möge... Arwen tritt einen Schritt vom Altar zurück, tiefer in den grüngoldenen Schatten der Kastanie und beobachtet das Brautpaar mit einem Lächeln, das silberne Sterne in ihren Augen funkeln lässt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 31. Mai 2004, 22:02 Uhr
Ich will... obwohl ihre Stimme leise gewesen war, als sie begonnen hatte, sie hatte die Worte klar und deutlich ausgesprochen und sie hallen in seinem Inneren wider wie ein beständig wärmendes Echo. Ich will. Ihre Hände drücken sanft und fest zugleich die seinen und ihm kommt der Gedanke, daß es gut war, daß sie ihre Hochzeit hier halten, im Freien, ein Teil von Wind, Erde, Wasser und Feuer. Hatten die Mächte, in deren Namen er sie eben offen und vor aller Augen zur Frau genommen hatte, sich bisher taktvoll im Hintergrund gehalten, so spürt er jetzt bei Arwens segnenden Worten plötzlich ihre Gegenwart - und begreift zum ersten Mal in seinem Leben, was im Angesicht der Götter bedeuten kann. >Ihr seid ein Herz, ein Fleisch und eine Seele..<

Schon als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, zu blaß, zu dünn und zu traurig, hatte ihr sein Herz gehört. Das, und alles, was er sonst noch hatte, aber nun gibt es keine Grenzen mehr zwischen ihnen. Sie haben die heiligen Schwüre abgelegt, ihren Bund besiegelt, sie sind eins. Der Schnitt, den Arwen erst ihm, dann auch Kizumu zufügt, ist nicht tief, aber er spürt den brennenden Biß der rasiermesserscharfen Dolchklinge wie Feuer auf der Haut, bis die Anukispriesterin ihrer beider Hände, Wunde auf Wunde mit kühler, glatter Seide verbindet. Kizumu zuckt weder zurück, noch wirkt sie verwundert, sie sieht ihn nur aus großen, ruhigen Augen an und das Licht in ihnen läßt seinen Mund trocken werden.

"Thig a seo, a Sgáileannabh, a bhean, mo cridhe." Komm zu mir, Schattenkind, meine Frau, mein Herz. Er zieht sie näher an sich, bis sie fest in seinem Arm liegt und die Finger seiner freien Hand, mit blutgetränkter Seide an sie gebunden, schließen sich um ihre. "Sprich mir nach, Sgáileannabh. Is tu fuil ‘o mo chuislean, is tu cnaimh de mo chnaimh. Is leatsa mo bhodhaig, chum gum bi sinn ‘n ar n-aon. Is leatsa m’anam gus an criochnaich ar saoghal." Du bist Blut von meinem Blut und Fleisch von meinem Fleisch. Ich schenke dir meine Seele, auf daß wir eins werden. Ich schenke dir meinen Körper, bis wir beide unser Leben aushauchen.

Sie wiederholt seine Worte mit strahlenden Augen und so tiefem Ernst wie er, und er spürt den winzigen Schauer, der ihr dabei über den Rücken geht. Die ungewohnten Worte in Tamar kommen ihr so leicht und flüssig über die Lippen, als hätte sie nie etwas anderes getan, als die Sprache zu sprechen, und das läßt ihn lächeln. In der atemlosen Stille, die dem uralten ostländischen Blutschwur folgt, spürt er sein Herz schlagen und findet ein Echo dafür unter ihrem bestickten Mieder. Als er den Kopf neigt und sie küßt, sind sie eins - ihr Blut fließt in seinen Adern, ihr Herz schlägt in seiner Brust und ihr Puls rast mit seinem im Takt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 31. Mai 2004, 22:04 Uhr
Die Schar der Hochzeitsgäste hat sich in einem zwanglosen Kreis rund um den Steinaltar und die Brautleute verteilt und lauscht gebannt, als Arwen die zeremoniellen Worte der Vermählung spricht. Dass die Elbin schwanger ist, ist nun wirklich nicht mehr zu übersehen, es nimmt ihr jedoch in keinster Weise auch nur einen Hauch der würdevollen Anmut, die sie ausstrahlt, als sie mit ernster Stimme und einem Lächeln in den Augen Kizumu und Olyvar zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten macht. Kizumus Augen leuchten wie zwei Sterne und sie sieht einfach wunderbar aus an der Seite ihres frisch angetrauten Gemahls.  

Raven hat sich ein wenig an den Rand zurückgezogen, von wo aus sie neben ihrem Gefährten reglos und mit unbewegtem Gesicht die Zeremonie verfolgt. Ein zufälliger Beobachter würde wegen ihrer verschlossenen Miene vielleicht glauben, dass sie das alles gar nicht interessiert und nicht bemerken, dass es nur eine eisern aufrecht gehaltene Fassade ist. Dahinter sieht es jedoch ganz anders aus und sie sucht verbissen den Kloß hinunterzuschlucken, den sie vor Rührung im Hals sitzen hat. Nicht, dass sie viel von solchen Zeremonien hält, aber das Versprechen, das sich die beiden dort vorne am Altar geben, hat etwas Ergreifendes, das von Olyvar noch mit einem Ring besiegelt wird, den er Kizumu als Symbol seiner Liebe an den Finger steckt.

Die Gesichter der Gäste strahlen mit denen der Brautleute um die Wette, als Arwen die Zeremonie schließlich beendet, indem sie zwischen den beiden den Blutsbund schließt. Raven freut sich ehrlich für die beiden und ein stilles Lächeln liegt in ihren dunklen Augen. Und doch kriecht ein seltsam bitteres Gefühl in ihr hoch und lässt sich nicht ganz verscheuchen, so sehr sie sich auch darum bemüht. Nach der Trauzeremonie herrscht ein Augenblick gespannter Stille und alles scheint darauf zu warten, wie es nun weitergeht. Sie selbst hat wenig Ahnung von Hochzeitsbräuchen und Mottenfaenger scheint es ebenso zu gehen, so dass sie sich ein wenig am Rand der Gesellschaft halten und abwarten, was als nächstes geschehen wird.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 31. Mai 2004, 22:15 Uhr
Sie haben sich alle in einigen Schritt Abstand um den Altar unter der Roßkastanie versammelt, deren Blüten einen betörend süßen Duft verströmen und deren Krone erfüllt ist vom sanften Summen der Bienen. Von irgendwo her weht unirdisch zarter Feengesang an ihr Ohr, kaum lauter als das leise Murmeln des Baches nicht weit entfernt. Niniane steht zwischen Calyra und Borgil, vor ihr Sol, der Zwergenschmied und sieht zu, wie Olyvar Kizumu vor Arwen führt und die Trauzeugen, Cedric und Kea, ihre Plätze einnehmen. Kurz fängt sie einen lächelnden Blick Ieras' auf, dem irgendjemand die Mundwinkel zu einem Grinsen festgenagelt zu haben scheint und wiegt ihre Tochter auf dem Arm. Sie hatte Shaerela unter den erstaunten Blicken Mottenfaengers und Ravens aus ihrem Körbchen geholt, um sie bei sich zu haben und nicht im Falle eines Falles die Zeremonie hastig verlassen zu müssen, doch die Kleine verschläft den ganzen Zauber friedlich an ihrer Schulter.Sie hört einen tiefen Seufzer zu ihrer Linken, sieht, wie Calyra ihren Kopf an Caewlins Schulter lehnt und das Gesicht der zierlichen Lady von Sturmende einen verträumten Ausdruck annimmt.

Aus den Gesichtern der beiden leuchtet die Erinnerung, ebenso wie aus Nadirs Gesicht, der Arwen nicht aus den Augen läßt. Phelan und Morgana stehen ihr gegenüber mit Vareyar, Rhordri, einem ihr unbekannten Blaumantel, wohl ebenfalls ein Offizier der Steinfaust und Gavin von Tarascon, dessen sonst so strenges Gesicht merkwürdig weich wird. Aller Augen sind jetzt auf Kizumu und Olyvar gerichtet, die sich Hand in Hand am Altar gegenüberstehen, die Blicke fest ineinander verschlungen und die beiden Distelfeen irgendwo über ihnen in den Zweigen der Kastanie, schneuzen sich geräuschvoll in winzige Taschentücher und liegen sich - in Ergriffenheit vereint - schluchzend in den Armen. Sie schließt die Augen und ihre Gedanken sind bei Cron, der hier an ihrer Seite sein sollte - von der sie ihn vertrieben hatte und an die er wohl nie wieder würde zurückkehren können... und wollen. Ich will... das hatte sie ihm nie gesagt, ebenso wenig wie Ich liebe dich. Obwohl sie das Bild vor ihrem inneren Auge gewiß nicht eingeladen hat, spürt sie plötzlich Crons Blick auf sich ruhen, dunkelblau und sanft wie der Ildorel in der Morgendämmerung und hört seine samtdunkle Stimme. Cariad... Ach, hör auf!

Sie unterdrückt ihre Tränen und lächelt, bis ihr die Mundwinkel schmerzen. Sie weiß gar nicht mehr, wie ihre Füße sich in Bewegung setzen, aber offenbar müssen sie das getan haben, da sie sich gleich nach Gavin von Tarascon als eine der ersten mit Glückwünschen bei den beiden einfindet. Sie drückt Kizumu mit einem Arm - im anderen hält sie ihre Tochter - an sich und es braucht nur einen Blick zwischen ihr und der Feuerelbin, der deutlich genug sagt, daß sie später miteinander ausführlich reden würden, dann gratuliert sie Olyvar auf die selbe Weise und zieht sich wieder zurück. Cedric, Ieras und Kea warten ebenso ungeduldig wie Arwen, Nadir und die anderen, dem frischvermählten Paar die Hände zu schütteln und ihre Glückwünsche auszusprechen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Ieras am 31. Mai 2004, 22:24 Uhr
Er war weder am Abend zuvor, noch jetzt am Morgen aufgeregt oder nervös gewesen, sondern hatte die Nervosität seiner Mutter und die Aufregung Keas auf seltsame Art genossen. Sie hatten zum Glück darauf verzichtet, ihm irgendwelche Frisuren zu verpassen; auch wenn er sagen muss, dass Kea sich bei der seiner Mutter selbst übertroffen hatte; und es stattdessen nur ausgebürstet, so dass es ihm lang, glatt und glänzend über den Rücken fällt.
Der Ritt an der Spitze ihres kleinen Zuges, umrahmt von zwei hohen Offizieren der Steinfaust hatte ihm gefallen, die neugierigen Blicke der Menschen auf die Reiter und nicht zuletzt auf die Sänfte hatten seinem Stolz geschmeichelt und er hatte sich wie von selbst gerade und aufrecht gehalten.
Die Szene an der Sänfte, in der er Keas Arm gegen den seiner Mutter tauschen und seine Gefährtin diesem unverschämt gutaussehenden Stadtgardisten anvertrauen muss, reißt ihn jedoch aus seiner Hochstimmung und er kann nur mühsam die schwelende Eifersucht zurückhalten. Seine Mutter ermahnt ihn mit einem gutmütigem Gedanken, wie immer spürt sie seine Gefühle deutlich. Er antwortet mit einem leisen "Hmmpfm.", dann schleicht sich ein leises Lächeln auf seine Züge.
Olyvar steht vor dem Altar, den Blick nur auf die Frau an Ierás Seite gerichtet und er braucht sich nicht zu bemühen um ein Echo ihrer Gefühle bei dem großen Mann vor ihnen wahrzunehmen. Mit ernster, eindringlicher Miene übergibt er seine Mutter, legt ihre Hand in die Olyvars und zieht sich schnell und leise in die erste Reihe zurück.
Arwen vollzieht die Zeremonie mit sicherer Stimme, Olyvar und Kizumu sprechen die Gelübde mit ineinander verwobenen Blicken und als sie sich küssen, atmet die Menge hinter ihm wie aus einem Munde leise seufzend aus. Ierás Blick hängt an Keas sehr geradem Rücken, ihr schwarzes Haar von dem feinen Haarnetz gebändigt glänzt im goldenen Zwielicht und ein versonnenes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht.
Das Lächeln verschwindet jedoch abrupt, als Arwen, einen Obsidiandolch in der Hand zuerst nach Olyvars Hand, dann nach der seiner Mutter greift. Sie ritzt beide Hände am Handgelenk an, legt die Wunden übereinander und bindet die Hände mit einem weißen Seidenstück zusammen. Doch ein Blick in das Gesicht seiner Mutter zeigt deutlich das von dieser Geste, so ungewöhnlich sie für ihn auch scheint, nun wirklich keine Gefahr droht. Olyvar zieht seine frischgebackene Gemahlin in seine Arme und spricht etwas in Tamar und ohne zu zögern spricht sie es ihm nach. Ierás staunt, wie leicht ihr die fremden Worte von den Lippen gehen, dann herrscht einen langen Augenblick völlige Stille in dem kleinen Hain. Sogar die beiden Distelfeen sind verstummt, schwirren ein Stück über dem Brautpaar auf der Stelle und liegen sich schluchzend und schnüffelnd in den Armen. Dann löst ein leises Seufzen die Spannung, während die Brautleute sich noch immer in den Armen liegen.
Gavin tritt als erster vor, kurz darauf ist Niniane bei den beiden, drückt sie an sich und tritt dann einen Schritt zurück um den anderen Platz zu machen. Cedric gratuliert Olyvar mit einer lachenden Umarmung, während Ierás seine Mutter in die Arme schließt. Der junge Blaumantel lässt schließlich Kea den Vortritt, der Braut zu gratulieren und Ierás tritt zu Olyvar um ihm mit einer kräftigen Umarmung zu gratulieren. Schließlich ist er mit gratulieren fertig und als Kea dem Lord Commander ebenfalls ihre Glückwünsche ausgesprochen hat, zieht er sie in seine Arme, verbirgt das Gesicht in ihrem Haar und atmet ihren Geruch.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Calyra am 31. Mai 2004, 22:47 Uhr
Calyra verschnürt es die Kehle, als die beiden ihre Gelübde ablegen und sie versucht gar nicht erst, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Romantisches Gänschen... hört sie Caewlin dicht an ihrem Ohr schnurren und knufft ihn sacht in die Seite. Er hat Brynden auf dem Arm, der sich, gelangweilt von dem ganzen Gerede, gerade zufrieden wegdöst. Sie sucht seine Nähe, legt ihren Kopf an seine Brust und spürt gleich darauf seinen freien Arm um ihre Schultern. Ihre Gedanken wandern zurück zu ihrer eigenen Hochzeit, die vor noch nicht ganz zwei Jahren am Sommerfest im Shenrahtempel geschlossen worden war - und das läßt sie lächeln und noch gefühlsduseliger werden. Sieh dich an, wenn du so weiter machst, wirst du enden wie diese Distelfeen... Tiefes Schweigen senkt sich über die Lichtung, als die Zeremonie mit einem gleichzeitig seltsam barbarischen und ungeheuer berührenden Ritus endet und Arwen die Hände Kizumus und Olyvars aneinanderbindet. Sie versteht kein Wort von dem, was sie sich schwören, aber selbst jemand, der blind und taub gewesen wäre, hätte den heiligen Ernst dieses Eides erfaßt. Mit Blut besiegelt... Himmel, ich brauche ein Taschentuch... Noch ehe sie den Gedanken ausgesprochen hat, reicht Caewlin ihr ein kleines, viereckiges Tuch, das er unter seinem Surcot hervorzieht. Es ist mit Mäusen und Schmetterlingen bestickt und gehört Brynden. Für einen Moment spürt sie hysterisches Kichern in sich aufsteigen. Caewlin von Sturmende, der einarmige, narbengesichtige Riese mit schwarzer Seele und schwarzem Herzen. Der Bluthund. Der Mann, der ein mäuse- und schmetterlingsbesticktes Stofftaschentuch mit sich Spazieren trägt... Sie lächelt noch immer unter Tränen zu ihm hoch und hört sein fast zärtliches Schnauben. Ich will. Das hatte sie auch gesagt - und sie will ihn immer noch. "Komm, gehen wir ihnen Glück wünschen." Sie schiebt ihre Hand in seine und sie schließen sich Sol und Borgil an, die sich einträchtig nebeneinander in der kleinen Schlange Wartender eingereiht haben. Aus den Augenwinkeln erhascht sie einen Blick auf Raven und Mottenfaenger etwas abseits und winkt ihnen, sich doch zu ihnen zu gesellen.  War es eben noch fast unwirklich still, so herrscht jetzt fröhliches Stimmengewirr, Glückwünsche, Segenssprüche und Lachen - sogar der Feengesang hat wieder eingesetzt, ein wenig lauter und sehr viel ausgelassener als während der Zeremonie.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 31. Mai 2004, 22:51 Uhr
Morgana steht mit Phelan neben Vareyar und Rhordri, dem sie ein verschmitzes Lächeln zur Begrüssung geschenkt hatte, worauf dessen Wangen eine leichte Rotfärbung angenommen hatten. Die Zeremonie beginnt und Morgana schickt noch schnell ein Stossgebet zu Faeyris, damit Ian nicht mitten in der Zeremonie in sein sirenenartiges Geschrei ausbricht. Es wird ganz still im Hain und nur das Rauschen der Blätter, das Summen der Bienen und das Plätschern des nahen Baches sind zu hören. Weitaus deutlicher vernimmt man dafür die Stimmen des Brautpaares, als sie die Gelübde sprechen. Sie merkt wie Phelan sich kurz versteift und Trauer von ihm ausgeht, als Kizumu die letzten Worte ihres Gelübdes spricht. Morgana kann nur ahnen was in ihm in diesem Moment vorgeht. Er hatte nicht viel über seine Frau erzählt, aber Morgana hatte sich einiges aus seinen Worten zusammengereimt und jetzt wird ihr noch einiges klarer. Sie musste eine Elbe gewesen sein und ihr Tod hatte Endgültigkeit bedeutet. Sie drückt Phelans Hand ein wenig fester und wiegt mit dem anderen Arm Ian in dem Tuch, der sich unruhig bewegt.

Morganas Blick schweift für einen Moment von dem Brautpaar weg und ihr Blick fällt auf Niniane, die zwischen Borgil und Calyra steht. Sie braucht Niniane gar nicht lange ansehen um zu wissen, was wohl in ihrem Inneren vorgeht. Morgana hätte sich wohl ähnlich gefühlt, hätte sie nicht Phelan an ihrere Seite, sondern wäre alleine hierher gekommen. Ihr Blick wandert kurz über die anderen anwesenden Gäste, zu Calyra, die ihren Kopf an die Schulter von Caewlin lehnt, Caewlin, der mit Brynden auf dem Arm belustigt zu seiner Frau sieht und ihr ein Taschentuch reicht. Nadir, der mit jedem seiner Blicke Arwen im Auge hat und letzendlich etwas abseits Raven und Mottenfänger.

Dann schweift ihr Blick wieder zu der Zeremonie, wo gerade der Blutschwur geleistet wird und danach treten die ersten vor, um dem frischvermählten Paar zu gratulieren. Hatte eben noch Stille geherrscht, so ist der Bann nun  gebrochen und überall flammen die Gespräche wieder auf, die sich meist um die wundervolle Zeremonie und das traumhafte Hochzeitskleid der Braut drehen. Morgana hält sich noch zurück und lässt erst einmal anderen den Vortritt. Doch nachdem die Trauzeugen, Gavin von Tarascon, Ieras und die anderen hochgestellten Blaumäntel und Niniane gratuliert haben, tritt auch sie mit Phelan zu den Beiden. Sie gratuliert erst Olyvar herzlich und mit einem Lachen im Gesicht und wendet sich dann Kizumu zu, während Phelan Olyvar gratuliert. Sie nimmt Kizumu vorsichtig in den Arm und schiebt das Tuch mit Ian ein Stück zur Seite, der quengelnd darüber protestiert. Als sie Kizumu umarmt, ist sie nahe am Ohr der Elbin und sagt so leise es geht: "Ich wünsch dir alles Gute und Glück auf dieser Welt, du hast die richtige Entscheidung getroffen. Ein Geschenk habe ich leider nicht, da die Einladung ja nicht unbedingt darauf schliessen liess, dass hier eine Hochzeit stattfindet, aber wie ich eben gesehen habe, habt ihr Beide euch ja selber das schönste Geschenk gemacht, was man sich in einer Ehe schenken kann, ein neues Leben." Sie rückt ein wenig von Kizu ab und wirft einen vielsagenden Blick auf Kizumus Bauch und ein Lächeln liegt auf ihrem Gesicht. Morgana blickt wieder in das Gesicht der Elbin, drückt sie noch einmal kurz an sich und tritt dann zur Seite um Phelan gratulieren zu lassen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 31. Mai 2004, 23:48 Uhr
Sie ist unendlich froh, das Gavin ihr die Worte des Blutschwures in Tamar beigebracht hatte, denn so kommen sie ihr leicht von den Lippen und ihr Lächeln findet sein Echo in Olyvars Augen. Auf das wir eins werden.. Ihre Lippen finden sich zu einem neuerlichen Kuss, dann bricht ein leises Seufzen und das Schluchzen der Distelfeen über ihnen das angespannte Schweigen. Einen Wimpernschlag später ist Gavin bei ihnen, begrüßt sie mit einer herzlichen Umarmung in ihrer Familie, dann widmet er sich seinem Sohn und Niniane ist bei ihr. Sie kann nur einen kurzen, liebevollen Blick auf die Tochter der Waldläuferin werfen, dann tritt diese auch schon zurück und macht Platz für Ierás, Kea, Cedric und all die anderen Gäste. Sie fühlt sich umarmt und gedrückt, hört die Glückwünsche, und die leisen Rügen ob ihrer Heimlichtuerei jedoch nur mit halbem Ohr, ihre Gedanken kreisen um das weiße Seidenband, dass sie und Olyvar noch immer verbindet.
Schließlich tritt Morgana zu ihr, umarmt die Elbin, die es nicht schafft einen Blick auf das kleine Kind im Arm der Heilerin zu werfen, und ihre Worte reißen sie aus ihrem Glückstaumel. "Wa..was?" Doch Morgana tritt bereits mit einem breiten Lächeln zurück, macht Platz für Phelan, der sich formvollendet vor ihr verneigt und lässt eine nun endgültig die Fassung verlierende Kizumu zurück. Jetzt fängt sie auch noch damit an... Sie weiß nicht, wie sie das Lächeln der Heilerin einordnen soll, es wirkt so ehrlich erfreut, dass der Elbin ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft. Sie ist eine Priesterin.. sie sieht..
Calyra, Caewlin und der durch das plötzlich angeschwollene Stimmengewirr wieder erwachte Brynden sind die nächsten in der Reihe der Gratulanten. Calyra umarmt die Elbin, die immer noch etwas verdattert da steht und beinahe vergisst, die Umarmung zu erwidern. "Danke.. ich..ich wollte euch einfach überraschen.." Ihre Stimme klingt belegt und atemlos und einen Moment hat sie das Gefühl die Erde unter ihren Füßen würde sich bewegen. Caewlin zieht sie in eine einarmige Umarmung und Brynden nutzt die Gelegenheit um die ebenfalls komischen Ohren der Elbin zu befühlen. Lachend greift sie nach den kleinen Fingern des Jungen und hat das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen. Auch der Nordlord und seine silberhaarige Frau treten schließlich zur Seite und für einen Augenblick hat sie halbwegs Platz um sich herum. Caid kommt langsam auf sie zu, seine Augen schimmern leicht und sein Anblick setzt ihr für kurze Zeit einen kleinen Anker in der sich drehenden Realität. Sie umarmen sich, sein Geist findet ihren und die vertraute Berührung beruhigt sie ein wenig, auch wenn ihr Herz noch immer heftig gegen ihren Brustkorb schlägt.
Der Feuerbergelb tritt ebenfalls zurück, macht Platz für die weiteren Gratulanten und während sie Sols halb scherzhafte, halb ernstgemeinte Rüge anhört, gratuliert Borgil dem Bräutigam.

Irgendwann, der Strom der Gratulanten ist versiegt, treten schließlich auch Raven und Mottenfaenger nach vorne. Die junge Frau wirft ihr einen Blick zu, den die Elbin nicht so recht deuten kann, umarmt sie aber schließlich fest und wünscht ihr alles Gute und viel Glück. Auch der Druide gratuliert ihnen mit seiner ruhigen, festen Stimme und sie muss lächeln bei dem Gedanken, ob diese beiden es ihnen irgendwann vielleicht gleich tun würden. Nachdem die beiden wieder im Gewühl verschwunden sind, kommt sie schließlich wieder neben ihrem Bräutigam zum stehen. Das Seidentuch hatte sich in all dem Trubel gelöst und baumelt an Olyvars Handgelenk. Sie greift danach, zieht ihn daran näher zu sich und fühlt sich von seinen Armen umfangen. Die Elbin kann Morgana in dem Gewühl um sie herum nicht ausmachen, doch sie nimmt sich vor, diese zu suchen, sobald die Förmlichkeiten erledigt sein würden.
Cedric und Kea sind wieder an ihrer Seite, als sie die wenigen Schritte zum Altar und zu Arwen gehen. Die Elbin umarmt Kizumu, wünscht ihr alles Glück und den Segen der Götter und gratuliert dann Olyvar, ehe sie lächelnd erklärt, sie bräuchten nur noch eine winzige Kleinigkeit zu erledigen.
Das Pergament der Urkunde knistert, als sie es auseinander rollt. Der Text darauf ist schlicht und kurz, er stellt lediglich fest das Lord Commander Olyvar von Tarascon und die Elbin Kizumu Shunjalinn vor den Zeugen Cedric Fitzroy und Keandra mit Hilfe der Anukis- Priesterin Arwen aus dem Haus Lyresfian die heiligen Gelübde abgelegt hatten und nun vor den Göttern und allen Völkern Rohas als Mann und Frau gelten. Olyvar, Kizumu, Cedric, Kea und schließlich auch Arwen unterschreiben, alle an der richtigen Stelle und mit dem richtigen Namen und nachdem die Priesterin von irgendwoher etwas Löschsand herbeigeholt und ihn über die Tinte gestreut hat überreicht sie Olyvar mit einem Lächeln die Urkunde.
Noch einmal werden Jubelrufe und Gratulationen laut, als sie sich vom Altar abwenden und Arwen an Nadirs Seite zurückkehrt, während die Brautleute samt Trauzeugen zur festlich gedeckten Tafel treten. Die Gäste tun es ihnen gleich und es dauert nicht lange, da hat jeder seinen Platz gefunden. Kizumu hat Morgana schräg gegenüber ausgemacht, doch sie wagt es nicht, die Heilerin jetzt auf ihre Worte anzusprechen, stattdessen rutscht sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und lässt die Frau nicht aus den Augen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Borgil am 01. Juni 2004, 08:53 Uhr
Nach der wirklich herzergreifenden Zeremonie - selbst Borgils schwarze Augen hatten unter den dichten Brauen verdächtig blank geglänzt - versammeln sich alle um die Tafel unter den Sonnensegeln und (er will verdammt sein, wenn diese Feen nicht schon wieder eine Version von Tullochgorum dazu fideln) der offizielle Teil der Hochzeit endet. Die Gelübde sind gesprochen, der Ehekontrakt unterzeichnet: Kizumu und Olyvar sind verheiratet. Er hatte Seite an Seite mit Sol gratuliert, denn schließlich waren sie die einzigen beiden Zwerge anwesend auf einer Hochzeit von Langbeinen und Spitzohren - abgesehen davon erfüllt ihn die Aussicht, nachher bei Tisch mit dem Silasorch ein wenig zu plaudern und seine Heimatsprache hören zu können mit ehrlicher Freude. Kizumu und Olyvar finden ihre Plätze in der Mitte der langen Tafel, flankiert von ihren Trauzeugen, die anderen setzen sich wie es ihnen gefällt und mit wem sie sich gerade unterhalten wollen. Borgil sucht sich sein Plätzchen neben Sol und zu seiner Linken findet Mottenfaenger seinen Stuhl. Für Wein, Bier, Met und Cidre ist bestens gesorgt und das Ausschenken der Getränke übernehmen zwei eigens dafür abgestellte Schankmaiden, das Essen würde sich jeder selbst am Festbankett aussuchen, dafür ist es schließlich aufgebaut, doch bevor sie sich alle wie ein hungriger Heuschreckenschwarm auf seine Speisen stürzen, hat er noch etwas loszuwerden. Es dauert ein Weilchen, bis alle mit dem gewünschten Getränk versorgt sind und jeder etwas in Kelch, Glas, Humpen, Krug oder Becher hat, aber schließlich ist es geschafft und als er sich erhebt, muß er erst ein paarmal um Ruhe bitten und irgendwann schließlich mit dem Messer ans Glas schlagen, damit die murmelnden Gespräche sterben.

"Ich weiß, ich weiß, ihr habt alle Hunger, ich will euch auch gar nicht lange aufhalten. Für alle, die sie unwahrscheinlicherweise noch nicht gesehen haben: die Festtafel ist unter den Weiden angerichtet. Die Getränke werden euch weiterhin die Schankmädchen bringen, aber zu Essen holt euch doch bitte selbst, wonach euch der Sinn steht. Wer die Torte vor dem Nachtisch anfaßt, bekommt es mit mir zu tun." Seine Brauen sträuben sich wie fette Raupen und aus der Runde der unschuldig grinsenden Gesichter leuchtet ihm die Unaufrichtigkeit entgegen. "Jaja, ich kenn euch doch. Doch bevor wir uns jetzt alle auf das Bankett stürzen und unsere Mägen füllen: trinken wir. Los, ich bin nicht gut hierhin. Ich weiß schon, warum im Rat immer Lystrato die Reden halten muß, der kaut euch ein Ohr ab. Auf mit euren Bechern, ich will etwas sehen. Du auch kleiner Mann da neben deiner Mutter, was hast du, ein bißchen Most? Na, halt dein Becherchen hoch, so ist es fein." Er blickt in die versammelte Runde von Gesicht zu Gesicht, einige kennt er nur zu gut, andere, wie Vareyar und Rhordri nur als geschätzte Bekannte. Einige sind ihm noch völlig fremd, obwohl er natürlich schon von ihnen gehört hat, wie Kea die Schmiedin, oder Nadir Shunjalir an Arwens Seite. Auch von Phelan weiß er, wer der Waldläufer ist, aber selbst hatte er bisher wenig mit ihm zu tun.  Heute ist das alles einerlei, denkt er bei sich. Bei Bier, Wein und gutem Essen haben wir alle Gelegenheit, all jene kennenzulernen, mit denen wir bisher noch nicht das Vergnügen hatten.  "Wo war ich? Ach ja: Hoch die Kelche. Wir trinken auf Kizumu und Olyvar! Mögen ihre Jahre zahlreich und ihr Glück beständig sein!"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 01. Juni 2004, 12:00 Uhr
Nachdem alle gratuliert haben, nehmen alle Gäste an der langen Tafel platz, die unter Sonnensegeln steht und herrlich eingedeckt ist. Als alle etwas zu trinken in den Händen halten, selbst Brynden, steht Borgil auf und bittet mehrfach um Ruhe und beginnt dann mit seiner kleinen Rede. Schliesslich heben alle die Gläser, Kelche und Hörner und prosten dem Brautpaar zu. Morganas Blick fällt wieder auf Kizumu, die die ganze Zeit vorher schon kaum einen Blick von ihr hatte nehmen können und Morgana wird schlagartig klar, das Kizumu die Schwangerschaft bisher nicht wahrgenommen hat oder aber gar nicht daran gedacht hat, dass sie schwanger sein könnte. Morgana beginnt zu grübeln, während sie an ihrem leichten Apfelmost nippt und einen Blick auf Ian wirft, der entgegen all ihrer Vermutungen noch immer ruhig schläft, aber es würde sicher nicht mehr lange dauern und sein Geschrei würde ertönen. Mit dem Trinkspruch ist auch die Tafel freigegeben und einige Gäste erheben sich um sich die Teller zu füllen. Morgana bleibt sitzen und bittet Phelan ihr einen Teller mitzubringen, wenn er gehen würde. Mit Klein Ian zusammen wäre es etwas schwierig einen Teller zu füllen ohne nachher die Hälfte daneben liegen zu haben.

Morganas Blick schweift wieder über die noch am Tisch sitzenden Gäste und bleibt schliesslich wieder bei Kizumu und Olyvar hängen. die Beiden wirken so glücklich, das man es schon fast mit Händen greifen kann und Morgana fragt sich, ob sie irgendwann auch einmal so glücklich sein wird, aber bis dahin wird es noch ein langer Weg und fast ist sie sich sicher, dass die Göttin sie nicht für eine Ehe vorgesehen hat. Aber sie drängt diese Gedanken wieder weit beiseite und lächelt dem Mann entgegen, der gerade mit zwei Tellern bewaffnet zu ihr kommt und mit einem leichten Grinsen einen vollbeladenen Teller vor sie abstellt. Bei allen Göttern, wer soll denn das alles essen? "Willst du mich mästen?" fragt sie schelmisch in seine Richtung und pickt dann mit der Gabel etwas von dem verführerisch riechenden Fleisch vom Teller.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Sol am 01. Juni 2004, 19:48 Uhr
Auch als Sol bereits einen Platz an der langen und mit fast antik wirkendem, rauchgrauem Silber und allerlei Schmuck bedeckten Tafel gefunden hat und der neben ihm sitzende Borgil sich zu einem Trinkspruch ereifert, gehen ihm die Bilder von vor wenigen Minuten nicht mehr aus dem Kopf. Der fast magisch zu nennende Anblick der in schimmerndem Grün gekleideten Arwen, von Kizumu in rot-oranger Ceresdorer Seide und von Olyvar in seinem festlichsten Surcot schlug den Zwerg in einen Bann, der sich bis jetzt noch nicht ganz gelöst hat. Mit Verzücken und einem Lächeln erhebt er sich und seinen Krug, den er von den beiden Schankmaiden mit feinstem Verder Dunkel befüllen ließ und prostet, mit feierlichem Blick auf das Brautpaar, den beiden zu. Wir trinken auf Kizumu und Olyvar! Mögen ihre Jahre zahlreich und ihr Glück beständig sein! Ein tiefer Zug, der den randvollen Krug fast bis zur Hälfte leert, bekräftigt die schlichten, aber treffenden Worte Borgils und bildet für Sol den Auftakt zu einem erwartungsvollen Abend. Er belässt seine Augen noch einen Moment auf der wunderschönen Braut und ihrem stolzen Bräutigam, die -so ist sich Sol sicher- für die nächsten Stunden immer mindestens ein Augenpaar auf sich ruhen haben werden, bevor er sich langsam abwendet und sich gemeinsam mit Borgil und einigen der anderen -vornehmlich mit den Männern, die wohl einen Teller für ihre Gattin mitbringen sollen- der mit Speisen bedeckten Tafel unter den Weiden widmet.

Nach wenigen Schritten ist diese erreicht und obwohl sich Sol bei seinem neuerlichen Rundgang um den Tisch bereits einige Gaumenschmeichler herausgepickt hat, wagt er kaum Borgil nach seiner Empfehlung zu fragen, da er mit Sicherheit antworten würde, dass alles empfehlenswert sei. Mit seinem Teller bewaffnet, dessen matte, vermutlich jahrhundertealte Oberfläche sicher tausend Geschichten zu erzählen wüsste, umschleicht er den Tisch wie eine Katze die Maus und entscheidet sich nach einigem Hin und Her es erst einmal mit etwas zu versuchen, das seinen Weg zwar selten auf den täglichen Teller des Zwerges findet, bei dem er aber auch zumindest in Ansätzen weiß, was ihn erwartet. Die exotischeren Speisen kann ich auch später probieren... Obwohl er bereits im nächsten Moment diesen Gedanken wieder verwerfen will und befürchtet, dass er dann bereits zu voll für die seltenen Leckereien sein könnte, schnappt er sich eine der großen, saftigen, zartrosafarbenen Rinderlenden und -als Kompromiss sozusagen- eine der bisher noch nie gegessenen Brioacaer Fideln. (deren Namen er nach einem tiefschürfenden Gedankenaustausch mit Borgil erfahren hat) Nachdem er mit einigen weiteren, weit kleineren Leckereien seinen Teller fast bis zum Rand bedeckt hat, meint er zu hören wie die Torte nach ihm ruft. Für die anderen kaum merklich schüttelt er über sich ob dieses Gedankens den Kopf, doch bereits das reicht aus um dieses Monster aus Früchten und Sahne in einem Augenwinkel zu platzieren. Borgils Blick im Rücken, wagt er kaum seinen Kopf in ihre Richtung zu drehen und es gelingt ihm dann glücklicherweise nach einigen, endlos scheinenden Sekunden auch, sich dem Bann der Torte zu entziehen und zurück auf seinen Platz zu gehen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 01. Juni 2004, 22:03 Uhr
Während der wunderschönen Trauung steht Kea daneben und muss die Tränen zurück halten die ihr vor Rührung in die Augen steigen. Wie soll ich sie auffangen, wenn ich sie vor Tränen nicht mehr sehn kann! Bei diesem Gedanken und der Erinnerung an Kizumus Worte in der Sänfte, muss sie fast schon grinsen, aber die Rührung verwandelt es nur in ein versonnenes Lächeln. Mit leuchtenden Augen steht Kea da als die beiden Brautleute sich etwas in Tamar sagen und die Schmiedin versucht vergeblich sich irgendetwas davon zu merken.
Nach der Trauung gratuliert sie Kizumu und Olyvar und wird dann sofort von Ierás in eine Umarmung gezogen. Sie ist schrecklich erleichtert, dass alles so gut geklappt hat, sie nicht gestolpert ist und niemand irgendjemanden auffangen musste. Dass sich keine Frisur gelöst hat und Kizumu nicht im Kleid vor den versammelten Gästen erstickt ist.
So versunken in Ierás' Umarmung hätte sie beinahe verpasst, dass das Brautpaar und die Trauzeugen noch zu den Formalitäten zum Altar kommen soll und sie schrickt beinahe zusammen als sie jemand an der Schulter berührt. Schnell folgt sie den anderen nach vorne und lässt dann ihren Blick über das Pergament gleiten. Zu schön und fein geschwungen ist die Schrift, als dass Kea irgendetwas darauf lesen könnte, glaubt aber ihren Namen auf der Urkunde zu finden. Als die Feder in ihre Hand wandert und die Urkunde dazu, atmet sie tief durch und schreibt dann erst einmal "Kea" hin bevor ihr einfällt, dass man auf eine so offizielle Urkunde wohl seinen ganzen Namen schreibt und sie fügt das restliche "ndra" zügig dazu. Sie ist froh, ihren Namen einst so oft aus reiner Freude geschrieben zu haben, denn wenigstens kann sie diese Buchstaben in der bestimmten Reihenfolge schreiben, ohne dass sie aussehen als hätte sich ein kleines Kind an der Feder vergriffen.
Zufrieden ist sie mit wenigen Schritten wieder bei Ierás und alle Anwesenden begeben sich zu der langen Tafel. Kea und Cedric flankieren das Brautpaar und Ierás hat sich neben Kea auf einem Stuhl nieder gelassen. Bald sind sie alle mit einem Getränk versorgt und erheben die Trinkkelche auf Olyvar und Kizumu.
Schließlich ist das Essen auch freigegeben und sofort sammeln sich die Gäste um die Tische auf denen die Speisen aufgebart sind. Sie selbst hat das Glück sich nicht in die Menge drängen zu müssen, denn Ierás ist schon aufgestanden und sagt grinsend, dass eine Dame am Tisch sitzen bleibt und er ihr etwas zu essen bringen wird. Kea schüttelt leicht grinsend den Kopf und richtet den Blick dann schließlich wieder auf die Gäste der Tafel. Ihr fällt auf, dass sie nicht annähernd wie eine Dame am Tisch sitzt, richtet sich gerade auf und nimmt dezent die Ellenbogen vom Tisch. Kea ist froh, als Ierás mit vollen Tellern zurück kommt und sie sich einfach dem Essen vor ihr widmen kann. Die Torte betrachtet sie mit einem wehmütigen Blick, eigentlich ist es viel zu schade sie anzuschneiden, aber das würde sowieso erst später passieren und sie nimmt sich vor, sich die Torte so wie sie ist gut einzuprägen, damit sie sich wenigstens daran erinnern kann. Aber eigentlich hat Kea keine Sorge, dass sie diese Hochzeit oder auch nur irgendein winziges Detail davon vergessen wird.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 01. Juni 2004, 22:37 Uhr
Sie hat keinen zuvorkommenden Begleiter, der ihr einen Teller vom Festbankett mitbringen würde - obwohl es ihr an Galanen nicht mangeln würde, hätte sie einen gewollt, denn sie ist zwischen Rhordri und einem jungen Blaumantel gelandet, der sich als Varin vorstellt und fast in ihren - stillenderweise zugegeben ziemlich beeindruckenden - Ausschnitt fällt. Sie holt sich ihr Essen lieber selbst und legt ihre schlafende Tochter zurück in das Weidenkörbchen, das sie hinter ihrem Stuhl auf einen moosigen Baumstumpf in den Schatten stellt und sorgsam mit Gaze verhängt. Shaerela gibt sich von ihrer Schokoladenseite und träumt friedlich weiter, so daß sie die Gelegenheit hat, in Ruhe zu Essen. Zwischen Taubenpastetchen und gebratenen Wachteln in Weißweinsauce betreibt sie ein wenig so höfliche wie oberflächliche Konversation mit dem schmerbäuchigen Kastellan der Steinfaust, der abwechselnd die Schönheit der Braut und die Zauberhaftigkeit der Hochzeit an sich lobt und vor lauter Stolz auf  "seinen" Lord Commander glatt drei Schritt groß erscheint. Der junge Blaumantel neben ihr hat es nach einem langen Blick aus goldenen Augen aufgegeben, ihr irgendwohin unterhalb des Kinns zu sehen - doch da Vareyar, der drahtige, grauhaarige Waffenmeister der Steinfaust zwei Stühle weiter schweigend in sein Essen vertieft und aus Rhordri außer ergriffenen Seufzern wenig herauszubekommen ist, wendet sie sich in Ermangelung eines anderen Gesprächspartners schließlich doch an ihn. "Reicht mir den Brotkorb, seid so freundlich."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 01. Juni 2004, 22:46 Uhr
Es ist eine wundervolle Hochzeit, vor allem hier, am Ufer des Sees und wer auch immer das alles inszeniert hatte, der hatte ganze Arbeit geleistet. Die Zuneigung zwischem Braut und Bräutigam ist beinahe greifbar und beide sehen unglaublich glücklich aus. Phelan schenkt den Details der weiblichen Gewandungen wenig Aufmerksamkeit, dennoch kommt auch er nicht umhin zu bemerken, dass sie alle einfach zauberhaft aussehen. Ein wenig errinnert ihn diese Hochzeit an die im letzten Sommer, der er durch Zufall im Schatten des Anukishain bewohnen durfte. Wie fremd waren ihm damals all diese schönen Menschen und Elben erschienen und nun ist er selbst geladener Gast oder zumindest der Begleiter von Morgana. Wie schnell sich die Dinge in so kurzer Zeit ändern, denkt er, doch er verscheucht jeglichen sentimentalen Gedanken.

Schließlich ist die Zeremonie beendet und die Gesellschaft wendet sich der reich gedeckten Tafel zu. Phelan führt Morgana zu einem schattigen Platz und kehrt dann in kürzester Zeit mit zwei reichlich beladenen Tellern zurück. >Willst du mich mästen?< Phelan erwidert ihren Kommentar mit einem Grinsen. "Ich glaube, diese Mengen werden nie und nimmer vertilgt werden. Aber du verstehst, dass ich nicht widerstehen konnte." Tatsächlich duftet das Fleisch auf dem Teller würzig nach Feuerwein und anderen Gewürzen. Irgendwie hat er es geschafft daneben noch Ecken von Fladenbrot und ein paar Käsestücke zu platzieren. Während Phelan vorsichtig kostet, beobachtet er schmunzelnd einen rothaarigen Zwerg, der um das Buffet schleicht und sich erst hier, dann dort etwas auf den Teller läd, nur um dann an anderer Stelle wieder nachzufassen. "Wer ist das da drüben?" Die Frage ist so leise gestellt, dass nur Morgana sie hören kann. "Gib mir Ian, dann kannst du essen." Er nimmt Morgana den Säugling ab, so vorsichtig wie nur möglich, um das Kind nicht zu wecken. Ian schmatzt leise im Schlaf und einen Moment lang befürchtet Phelan, er würde gleich lauthals zu krähen beginnen, aber sie haben Glück und das Kind versinkt sogleich wieder in seinen seligen Schlummer.

Nach einiger Zeit nehmen Arwen und ihr Begleiter neben ihnen Platz und Phelan ist froh, dass es sich um niemand wildfremdes handelt. Auf dieser Feier kennt er lediglich Niniane, Raven und ihren Begleiter sowie flüchtig den Lord Commander. Und so nickt er den beiden grüssend, während der Elb direkt neben ihm Platz nimmt. Morgana stellt den Elb als Nadir Shunjalir vor, und als Phelan ihn ansieht fällt ihm die ungewöhnliche Farbe seiner Haare auf, die im Halbschatten glänzen wie der Nachthimmel.

"Ihr schuldet mir nicht mehr Dank als all den anderen, die in Wegesend dabei waren, Nadir. Dennoch danke ich Euch für Eure Worte." Ihm ist nicht entgangen, dass der andere sich ebenso umgesehen hatte wie er selbst. Phelan hat keine Ahnung, woher er stammt oder wie lange er Arwen schon kennt, aber seit Wegesend ist nicht einmal ein Zwölfmond vergangen. "Eine wundervolle Hochzeit. Mir scheint, die Talyrer wissen wie man Feste feiert. Ich wünschte nur, ich würde wenigstens das Brautpaar besser kennen." Phelan lacht, doch hinter seinen Worten steckt mehr als ein Scherz am Rande. "Woher stammt Ihr, Nadir?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 01. Juni 2004, 23:04 Uhr
Varin hatte die Zeremonie still verfolgt und kam sich sogar ein wenig fehl am Platze vor. Ein wenig Wehmut liegt auch auf seinem Gesicht, als er an die vielen ausschweifenden Abende denkt, die er zusammen mit, Olyvar und Cedric und einigen anderen Blaumänteln verbracht hat. Das wird nun ein Ende finden. Trotzdem freut er sich für Olyvar und seine Frau ist wirklich so hübsch, dass er fast ein wenig neidisch auf Olyvar ist. Nachdem er auch Olyvar gratuliert hat und Kizumu einen kurzen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, geht es endlich an die Tafel. Borgil, den er auch gut kennt, nicht so gut wie Dancy natürlich, spricht den Trinkspruch und dann beginnt das Essen.

Er sitzt neben einer wahren Schönheit deren goldene Augen ihn faszinieren und sie scheint auch noch ohne männliche Begleitung zu sein, allerdings hält sie ein Kind auf den Armen, aber das hatte ja nicht immer etwas zu bedeuten. Er sieht noch einmal in ihr Gesicht und ein weiterer Blick aus ihren goldenen Augen lässt ihm plötzlich bewusst werden, neben wem er da eigentlich sitzt, und fast wäre ihm die Röte ins Gesicht geschossen, weil er eben doch recht oft mit seinen Blicken in ihrem Ausschnitt gelandet war, als sie ihr Kind gestillt hatte.Bei allen Göttern Varin reiss dich zusammen, du sitzt immerhin neben der Protektorin des Larisgrüns und du hast nichts anderes zu tun, als ihr in den Ausschnitt zu starren, der aber auch einen herrlichen Anblick bietet.

Er schüttelt leicht den Kopf und konzentriert sich dann auf sein Essen, da die Waldläuferin sich auch mit Rhordri unterhält. Als er dann plötzlich eine rauchige Stimme recht nah bei sich hört, die nach dem Brotkorb fragt, blickt er von seinem Essen auf und kann es gerade noch verhindern, das sein Blick wieder unterhalb ihres Gesichtes landet. Mit seinem so typischen leichten Grinsen auf dem Gesicht, antwortet er ihr. "Selbstverständlich kann ich euch den Brotkorb reichen, My Lady. Es ist mir sogar ein Vergnügen." Mit einer galanten Bewegung reicht er ihr den Brotkorb, hält ihn so, dass sie sich eins Stück Brot herausfischen kann und stellt ihn dann wieder zurück. "Kann ich euch sonst noch mit etwas behilflich sein, wie es scheint seid ihr ohne Begleitung, die dies ansonsten für euch tun könnte. Wenn es euch nichts ausmacht übernehme ich diese Stellung gerne für den heutigen Tag." Ein charmantes Lächeln umspielt seinen Mund , als er der Protektorin in die goldenen Augen blickt, aus denen er aber rein gar nichts herauslesen kann.Varin du kannst es einfach nicht lassen, verbrenn dir bloss nicht die Finger. Aber er wäre nicht Varin würde er sich anders verhalten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 01. Juni 2004, 23:33 Uhr
Phelan nimmt ihr wie selbstverständlich Ian ab, damit sie in Ruhe essen kann und seltsamer Weise gibt Ian keinen Laut von sich, was Morgana doch ein wenig wundert und gleichzeitig auch freut. Phelan fragt sie nach dem rothaarigen Zwerg und Morganas Blick schweift suchend an den Tischen lang, bis sie Sol entdeckt, der seinen Teller schon fast überfüllt hat. Ein Schmunzeln erscheint auf ihrem Gesicht und sie erklärt Phelan mit leisen Worten, das Sol der Waffenschmied der Stadt ist und schon einige Abenteuer zusammen mit Kizumu und den anderen Anwesenden erlebt hat.  Arwen und Nadir gesellen sich zu ihnen, sie begrüsst die beiden herzlich und stellt sie einander vor, doch kann Morgana nicht viel mit Arwen sprechen, da Phelan und Nadir zwischen den beiden Frauen sitzen. Phelan ist schon bald darauf in ein Gespräch mit Nadir vertieft und als sie fertig gegessen hat, nimmt sie Phelan mit einem Lächeln Ian wieder ab und sagt ihm, dass sie sich für einen Moment mit Ian zurück zieht um  ihn zu stillen.

Sie setzt sich ein wenig abseits auf eine grosse Baumwurzel, die aus dem Boden ragt, und legt Ian an, der gerade anfangen wollte in sein fürchterlichtes Gebrüll auszubrechen. Doch sobald er merkt, dass er nicht vergessen wird, gibt er Ruhe und trinkt kräftig. Mittlerweile hat Morgana genug Milch für ihn und Ian scheint mit jedem Tag schwerer und auch grösser zu werden. Sie lässt ihren Blick über die Gesellschaft gleiten, die um die lange Tafel versammelt ist und sie denkt einen Moment an die Zeit vor gut zwei Zwölfmonden nach, wo sie ganz alleine nur von Lupin begleitet hier in Talyra angekommen ist und keinen einzigen Freund hier hatte und nun sitzen dort an der Tafel fast nur Freunde von ihr, die sie alle längst in ihr Herz geschlossen hat. Als letztes bleibt ihr Blick an Phelan hängen und sie kann noch immer noch nicht glauben, das es so ist, wie es jetzt ist. Nach Lyn hatte sie sich eigentlich geschworen nie mehr etwas mit einem Mann anfangen zu wollen, aber der Waldläufer hatte mit seiner ruhigen und stillen Art ihr Herz im Sturm erobert und sie selbst hatte es bis zur Inarinacht nicht einmal gemerkt. Ian ist satt und lässt ihre Brust los. Vorsichtig legt sie ihren Sohn über die Schulter und wartet bis die Luft seinen Bauch verlassen hat. Dann richtet sie ihr Kleid und bindet sich Ian wieder vor die Brust und hofft, dass Ian diesmal die Milch bei sich behalten würde, ansonsten müsste sie die Feier früher verlassen als ihr lieb ist. Sie kehrt an die Tafel zurück, wo das Essen nun schon fast dem Ende zugeht. Zumindet die meisten Frauen haben ihr Mahl schon beendet, aber Sol scheint noch lange nicht fertig zu sei. Ein Grinsen huscht kurz über ihr Gesicht und dann gesellt sie sich wieder zu Phelan, Nadir und Arwen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 01. Juni 2004, 23:59 Uhr
>Sehr weit von hier<

Etwas klingt in Nadirs Stimme mit, das Phelan nicht so recht deuten kann. Wehmut? Trotz? Aufmerksam mustert der Waldläufer die feinen Züge des Elben, die seinen eigenen doch so wenig entsprechen. Wenn Phelan sich jemals Gedanken über sein Äusseres, die seltsame Mischung aus elbischen Zügen und dem markanten Profil der Südländer, gemacht hat, dann in diesem Augenblick. Wieviel habe ich mit diesen edlen Geschöpfen gemein? Nichts, oder kaum etwas. Und Phelan begreift, warum ihm diese Stadt, die Struktur darin, so ungemein fremd ist: wegen der Äusserlichkeiten, die das Stadtbild bestimmen. All die feinen Kleider, all die zauberhaften Kleinigkeiten, die doch so vergänglich sind... Niemals haben ihn solche Gedanken beschäftigen müssen. Alles, was zählte, war die Jagd und warme Kleidung und der Wald, immer wieder der Wald und die Wildnis. Morgana ist mit Ian zurückgekehrt und lässt sich wieder neben ihm auf der Bank nieder. Phelan braucht sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass sie wieder da ist. Er spürt sie und beinahe kann er den süßes Duft des Kindes inmitten all der Speisen und der anderen Gerüche des Strandes wahrnehmen. Er hat niemals mit ihr darüber gesprochen und so weiß er auch jetzt nicht, ob die die warme Berührung seiner Gedanken fühlt.

"Talaberyn", wendet er sich schließlich an Nadir, "das ist wahrlich weit entfernt." Ob er die Heimat vermisst? Ob nicht alle die Heimat vermissen, die fern von ihr sind? "Also sieht es so aus, als wären wir beide weit gereiste Gäste auf dieser Hochzeit. Ich selbst stamme aus Verd, oder besser gesagt: aus den Verdwäldern - Ihr habt diese Gegend auf Eurer Herreise sicherlich durchquert." Er lässt sich etwas Zeit, ehe er weiterspricht und ißt währenddessen weiter von dem köstlich zarten Fleisch und stellt zu seinem Erstaunen fest, dass der Teller beinahe leer ist. Schräg gegenüber sieht er Niniane sitzen, und sie wirkt trotz ihres Lächelns sehr einsam inmitten all des Zaubers und Frohmuts. "Wie sind die Elbenlande?" fährt er auf einmal unvermittelt und an Nadir gerichtet fort. "Mein.. mein Vater lebt dort und doch habe ich sie niemals mit eigenen Augen gesehen, obwohl doch elbisches Blut in mir fließt. Seltsam, nicht wahr? Dabei hätte ich es gar nicht so weit gehabt." Das Lächeln seiner Mundwinkel erreicht die Augen nicht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 02. Juni 2004, 08:48 Uhr
Sie fischt sich ein Stück Brot aus dem zierlich durchbrochenen Bronzekorb und kann nicht glauben, was sie zu hören bekommt:  >Kann ich euch sonst noch mit etwas behilflich sein, wie es scheint seid ihr ohne Begleitung, die dies ansonsten für euch tun könnte. Wenn es euch nichts ausmacht übernehme ich diese Stellung gerne für den heutigen Tag.< Obwohl begleitet von einem charmanten Lächeln und unschuldigstem Augenaufschlag, schafft er es dennoch, seine Worte irgendwie anzüglich klingen zu lassen. "Vielen Dank, ich komme sehr gut ohne Begleitung aus." Das ist eine glatte Lüge, aber der einzige Mann, den sie an ihre Seite wünscht, ist meilenweit fort von ihr und wahrscheinlich längst auf dem Weg zurück in den Norden - abgesehen davon hat dieser Bengel neben ihr doch tatsächlich den Brotkorb so weit außer Reichweite abgestellt, daß ihr gar nichts übrig bliebe, als sich noch einmal an ihn zu wenden, wenn sie noch ein Stück Brot wollte. Ihr Blick fällt darauf, ebenso wie seiner. Sie schenkt ihm ein Lächeln, das frappierend an einen hungrigen Wolf erinnert. "Wie nett. Da ich mir die Mühe, mir längere Arme wachsen zu lassen, gerne erspare, würdet Ihr bitte? Und diesmal, laßt ihn hier stehen. Ich bin keine Freundin großer Umschweife, Varin, und für Spielchen bin ich zu alt. Ich kann Euch versichern, ich unterhalte mich lieber mit Euch, als mit Rhordri, der außer "Ooooh" überhaupt nichts sagt und außerdem gerade mit den Briocaer Fideln kämpft - aber tut mir einen Gefallen, und verschwendet Euren Charme nicht an mich. Ich bin mir sicher, er ist bei anderen Frauen sehr viel besser aufgehoben. Abgesehen davon bin ich mindestens alt genug, um Eure Urgroßmutter zu sein." Das war die Untertreibung des Tages... "Klar soweit?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 02. Juni 2004, 10:06 Uhr
Nachdem die offizielle Zeremonie zu Ende gegangen ist, die Tränen der Rührung verstohlen abgewischt worden sind und alle sich an der langen Tafel niedergelassen haben, wird die Stimmung heiterer - vor allem, als es ums Essen geht. Um das aufgebaute Bankett, das sich vor köstlichen Speisen nur so biegt, schart sich sofort nach der Rede des Zwergs eine Traube hungriger Gäste und auch Raven schlängelt sich nach vorne, um für ihren Gefährten und sich ein paar Happen zu sichern. Während sie mit den beladenen Tellern wieder zum Tisch balanciert, hat Mottenfaenger sich in der Zwischenzeit neben Borgil niedergelassen und sie selbst nimmt sich den Stuhl daneben, irgendwo am Rand der Meute.

Es gibt so viele neue Dinge zu sehen und so viele fremde Gesichter, dass sie während des Essens nur schweigend den Blick über die Gesellschaft wandern lässt und sich darauf beschränkt, zu beobachten. Die halbe Steinfaust scheint mit angerückt zu sein, denn an der Tafel sitzen etliche Blaumäntel, von denen sie keinen kennt. Ein junger, blonder Gardist, der direkt an Olyvars Seite sitzt, ist offensichtlich einer der beiden Trauzeugen und das hübsche, schwarzhaarige Mädchen an Kizumus Seite scheint die gleiche Aufgabe zu haben. Während die Teller und Bestecke klappern und scherzhafte Worte hin und her fliegen, Niniane den Flirtversuchen eines draufgängerischen Blaumantels zu entgehen versucht und sich die eine oder andere Unterhaltung entspinnt, versucht Raven all die Eindrücke zu sortieren, die auf sie einstürmen. Am meisten erstaunt ist sie über Ninianes und Morganas Kinder, weil sie nicht gewusst hat, dass die beiden schon auf der Welt sind, und als sie sich nach einer Weile erhebt, um noch einmal das Bankett zu plünderrn, wirft sie einen kurzen Blick in das Körbchen mit Ninianes Tochter, die im grüngoldenen Schatten der Weiden friedlich schläft, bevor sie sich wieder an die Tafel setzt.

Irgendwie hat die ganze Szene etwas Irreales und es erscheint ihr plötzlich völlig verrückt und aberwitzig, mitten im Wald an einer prächtig gedeckten Tafel zu sitzen und inmitten einer Ansammlung von Edelleuten, hochgeborenen Elfen und einflussreichen Persönlichkeiten von silbernen Tellern zu essen und aus kristallfunkelnden Gläsern zu trinken. Obwohl viele ihrer Freunde da sind, fühlt Raven sich nicht so recht wohl in dieser vornehmen Umgebung. Sie betrachtet all die prunkvolle Kleidung, den teuren Schmuck, die feinen Stoffe und verzierten Surcots, edel gestickte Wappen und kunstvoll arrangierte Frisuren, blitzendes Silber und schimmerndes Gold - und sie fühlt sich mit einem Mal so fremd und fehl am Platz, als würde sie von einem anderen Planeten stammen.

Sie senkt den Blick und stochert mit unbewegter Miene auf ihrem Teller herum, aber dann weiten sich ihre Augen plötzlich vor Verblüffung und sie lässt vor Schreck fast die Gabel fallen, als etwas mit pfeilschneller Geschwindigkeit aus den Ästen über ihr herabstürzt und mit wildem Gezeter und lautem Fluchen mitten in ihrem Teller landet. Erschrocken starrt sie auf das zappelnde Etwas, das sich als eine der Distelfeen entpuppt, als es sich zwischen den Salatblättern hervormüht. Ravens Blick wandert nach oben in das Geäst der Weide, wo die zweite der beiden Feen auf einem Zweig hockt und perplex nach unten starrt, dann richtet sie die Augen wieder auf die Fee vor sich, die es sich gerade auf einer Brotscheibe gemütlich macht. "Geh raus aus meinem Essen!" zischt Raven hinter zusammengepressten Zähnen und pflückt mit spitzen Fingern das kleine Wesen von ihrem Teller. Da sie nicht so recht weiß, was sie mit mit ihm anstellen und wo sie es entsorgen soll, stellt sie es kurzerhand einfach auf den Tisch, wo sich die Fee schwankend an ein Weinglas klammert. Misstrauisch zieht Raven die Brauen zusammen und schnuppert. "Die ist besoffen", stellt sie trocken fest. "Borgil, du solltest nächstes Mal deine Bierfässer besser abdecken."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 02. Juni 2004, 10:47 Uhr
Das Essen ist ausgezeichnet und Kea bedauert nicht so viel hinunter zu bringen wie sie gerne möchte. Sie schiebt den leeren Teller ein kleines Stück von sich als würde ihr allein der Gedanke an noch etwas zu essen auf den Magen drücken. Ierás neben ihr isst noch etwas das Kea dank den azurianischen Pfefferschoten verschmäht hat. Kea nimmt sich die Zeit um sich die Gäste weiter anzusehen, manchen von ihnen sieht man leicht an, dass sie aus höhrem Hause sind. "Kennst du alle Gäste hier?" fragt Kea leise in Ierás Richtung. Der Junge hebt den Blick von seinem Teller, sieht sich um und schüttelt dann den Kopf. Als er auch fertig gegessen hat beginnt er ihr leise zu erklären wer hier wer ist, zu mindestens von den Leuten die er auch kennt. Kea erkennt die meisten Namen wieder aus Kizumus Erzählungen und jetzt wo sie einige Namen ihren Besitzern zuordnen kann, fühlt sie sich seltsamerweise nicht mehr ganz so fremd an der großen Tafel, obwohl Namen ja wirklich nichts daran ändern, dass sie all die Leute nicht kennt.
Ihr Blick fällt auf einen kleinen Jungen der anscheinend neben seinen Eltern sitzt. Kea kann gar nichts dagegen tun, als der Junge sie ansieht und sich selbst bei ihrem Anblick an die Ohren fasst, muss sie grinsen. Der kleine Junge lacht zurück und Kea beginnt unwillkürlich Grimassen zu schneiden um den Jungen noch mehr zum Lachen zu bringen, so wie sie es mit den Kindern gemacht hatte auf die ihre Mutter aufgepasst hat.
Ihre und auch die Aufmerksamkeit des Kindes, wird aber plötzlich von einer betrunkenen Distelfee in Anspruch genommen die einer dunkelhaarigen Frau ins Essen gestürzt ist. Zeternd und wankend klettert die Fee aus dem Teller und sieht dabei so komisch aus, dass Kea sich das Lachen verkneifen muss.
Sie hält den Blick in eine andere Richtung, um der Fee mit ihrem Lachen nicht noch das letzte bisschen Würde zu rauben und bemerkt, dass Kizumu neben ihr kaum still sitzen kann und die Frau, die laut Ierás den Namen Morgana trägt, mit Blicken beinahe durchleuchtet.
"Alles in Ordnung?" Keas Stimme ist leise und sie lehnt sich ein wenig zu Kizumu hinüber. Sie überlegt schon was alles nicht stimmen könnte, das enge Kleid, vielleicht zieht die Frisur, oder das Essen schmeckt nicht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 02. Juni 2004, 12:43 Uhr
Die Worte, die Niniane mit rauchiger Stimme spricht, haben gesessen, wie es eine Ohrfeige nicht besser hätte machen können, und trotzdem kann Varin sich ein Lächeln kaum verkneifen, als er ihre letzten Worte hört, und ehe er auch nur daran denken kann seine Worte zurück zu halten, sprudeln sie schon aus seinem Mund. "Wie meine Urgrossmutter seht ihr auf jeden Fall nicht aus, die hatte weitaus mehr Runzeln und Falten im Gesicht, die ich bei euch allerdings noch nicht entdecken kann." Während er schmunzelnd antwortet, greift er wieder nach dem Brotkorb und hält ihn der Waldläuferin erneut hin und stellt ihn dann so, dass sie ihn bequem erreichen kann, so zu sagen, als Friedensangebot. Innerlich seufzt er leise auf. Talyra hatte sich in den Zwölfmonden wirklich stark verändert, anscheinend gab es kaum noch Frauen, die auf seinen Charme hereinfielen. Erst Shyada, die ihm mehr abverlangt hatte als er gewohnt war um zu seinem Ziel zu kommen, dann im Pfirsich Liselle und nun hier Niniane.Anscheinend habe ich wirklich kein glückliches Händchen, seit dem ich wieder hier bin, Verd ist eben doch ein Dorf und da kann man schon aus der Übung kommen. Weiter kommt er aber nicht in seinen Gedanken, denn eine anscheinend stark angeheiterte Distelfee landet in einem der Teller, die auf dem Tisch stehen und lautes Gelächter bricht bald darauf hin aus. Auch er kann sich das Lachen nicht verkneifen. Es ist auch zu lustig, wie das kleine Wesen, mit Salatsosse und Kräutern verschmiert auf dem Tisch steht und im ersten Moment gar nicht weiss wie ihm geschieht. Er beobachtet die Szene noch eine Weile und wendet sich dann wieder seinem fast geleerten Teller zu. Ansonsten ist er nicht so schweigsam, und ihm fällt im Moment wirklich nichts ein, was er mit der Waldläuferin reden sollte, ausser irgendwelche banalen Dinge, denn auf einen Flirt war sie kaum aus, das hatten ihre letzten Worte deutlich gemacht. Schliesslich entscheidet er sich doch irgendetwas Banales zu sagen, denn die Stille erträgt er noch viel weniger und sie wird langsam unangenehm. "Ich wusste gar nicht, das sich diese kleinen Feen auch an Alkoholischem erfreuen, ich habe aus den Erzählungen meiner Urgrossmutter, "ein kurzes Grinsen huscht über sein Gesicht, "immer geglaubt sie trinken nur Morgentau, aber das stimmt wohl nicht."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 02. Juni 2004, 14:15 Uhr
Morgana pickt sich noch die restlichen Bissen vom Teller und obwohl das Fleisch schon kalt ist, schmeckt es noch hervorragend. Sie lauscht den Gesprächen um sie herum und spürt die sanfte Berühung von Phelans Gedanken. Sie kann ihm nicht antworten, aber darüber haben die beiden noch nicht gesprochen,was sie irgendwann tun müssten. Ihr Blick gleitet erneut über die Tafel in Ermangelung eines Gesprächspartners, neben ihr sitzt ein Blaumantel, der in sein Essen vertieft ist und den sie auch nicht kennt. Es stört sie aber auch nicht, dass sie mit keinem redet. Sie muss leicht lachen, als sie mitbekommt, wie Raven gerade eine angetrunkene Distelfee aus ihrem Salat fischt. Schliesslich bleibt ihr Blick einen Moment an Olyvar hängen, dem man die Strapazen des Feldzuges nicht mehr ansieht, ganz anders als Cedric, in dessen Gesicht sie lesen kann, dass ihm der Verlust der Finger doch zu schaffen machen muss, auch wenn er versucht es gut zu verbergen. Sie spürt die Blicke von Kizumu, die immer wieder zu ihr zu wandern scheinen und lächtet der Elbin kurz zu.

Phelan redet noch mit Nadir und Morgana ist darüber ein wenig erleichtert. Eben hatte sie kurz das Gefühl gehabt, das Phelan sich hier nicht besonders wohl fühlt, doch dies scheint nun verflogen zu sein. Als sich der direkte Sitznachbar neben Arwen erhebt, um nochmals an die Tafel zu gehen und nachzufassen, erhebt sich Morgana und setzt sich neben Arwen. Sie lächelt Arwen an und wirft dann einen vielsagenden Blick auf die Beiden Männer."Die Zwei scheinen sich gut zu verstehen." Dann setzt sie sich zu Arwen und lockert ein wenig das Tuch, das Ian hält, damit Arwen einen Blick auf sein Gesicht werfen kann. In dem weissen Tuch wirkt sein Gesicht noch brauner als es ist und Ian öffnet kurz verschlafen die Augen und blickt auf das Sonnensegel über ihm, wo Lichtstrahlen Punkte tanzen lassen. Vor lauter Begeisterung über diesen Anblick vergisst er sogar das Schreien. "Die Hochzeit war wundervoll," wendet sie sich dann an Arwen,. "Seit wann wusstest du davon, die Einladung war ja mehr als geheimnisvoll, obwohl ich mir so etwas schon fast gedacht habe."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 02. Juni 2004, 14:59 Uhr
Kizumus Blick schweift immer zwischen Olyvar und Morgana hin und her und die Elbin hat das Gefühl, auf heißen Kohlen zu sitzen. Sie hatte eine Chance verpasst, mit der Heilerin zu reden, als diese aufgestanden war um ihren Sohn zu stillen und sie hat nicht vor, das noch einmal geschehen zu lassen.
Olyvar hatte ihren Teller mit Sternguckerpastete, Feuermelone, frisches Brot und zwei Orangen gefüllt, doch sie hat von allem nur kosten können, denn ihr Magen war nicht bereit gewesen, größere Mengen zu fassen.
>Alles in Ordnung?< Keas leise, fragende Stimme reißt sie aus ihren Gedanken und sie wendet den Blick von Morganas lächelndem Gesicht ab. "Hm? Oh. Ja." Sie lächelt ob des zweifelnden Gesichtsausdruckes der jungen Schmiedin, schüttelt aber nur leicht den Kopf. "Es ist schon in Ordnung, Morgana hat mir nur etwas erzählt, was mich etwas verwirrt hat." Wieder flirrt ihr Blick zu der Heilerin hinüber, die sich derweil an Arwens Seite gesetzt hat. Die beiden Priesterinnen sind in ein leises Gespräch vertieft. "Hat es dir geschmeckt?" Sie wirft einen schiefen Blick auf ihren eigenen, noch immer gefüllten Teller. Kea nickt leicht und lächelt, als Ierás mit einem neuen, diesmal aber wesentlich kleinerem Nachschlag an den Tisch tritt. Kizumu wirft einen raschen Blick darauf und verzieht das Gesicht als sie einen großen Haufen azurianischer Pfefferschoten erkennt. "Isst er immer so?"
Sie ist froh darüber, etwas von Morganas Worten abgelenkt zu werden und ihre Hand tastet nach Olyvars, der sich leise mit Cedric unterhält.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 02. Juni 2004, 15:24 Uhr
Kizumus Antwort kommt zwar nicht ganz überzeugend, aber da die Elbin sagt, dass ihr Morgana nur etwas verwirrendes gesagt hat gibt sich Kea damit zufrieden.
>Hat es dir geschmeckt?< Kizumu wird langsam etwas ruhiger und Kea nickt aus tiefster Überzeugung, wobei sie sich eine Hand auf den Bauch hält. "Ich hab das Gefühl als müsste ich gleich platzen!" Ierás kommt mit einem kleinen Nachschlag zurück zum Tisch und Kea kann ihre eigenen Gedanken ob den Pfefferschoten in Kizumus Gesicht wieder gespiegelt sehen.
>Isst er immer so?< Kea wirft noch einen Blick auf Ierás Teller und nickt dann grinsend mit dem Kopf. Ihr selbst brennt der Mund ja schon vom Anblick dieses Gerichtes.
"Ja und er kocht noch schlimmer", das Grinsen in Keas verbreitert sich noch, als sie sieht wie Ierás, der gerade eine Pfefferschote in seinem Mund verschwinden lässt sie ansieht. Sein Gesichtsausdruck schwangt irgendwo zwischen gespielt betroffen und erheitert.
"Er wird es abstreiten, aber es ist tatsächlich so!" In Keas Augen blitzt der Schalk eindeutig, denn auch wenn Ierás immer noch sehr scharf kocht, so hat er sich langsam gebessert, sodass auch Kea alle Mahlzeiten essen kann die er zubereitet hat. Im Gegenzug besteht Ierás darauf, dass Kea einfach nur zu langweilig kocht und die Gewürze nur am Essen vorbei trägt. Die Schmiedin lacht, schüttelt den Kopf ein wenig und weist den Jungen darauf hin, dass alle anderen aber auch so kochen würden. Gleichzeitig kann sie aber nicht mehr widerstehen und greift nach seiner Hand die auf dem Tisch liegt und drückt sie sanft. So zwischen Mutter und Sohn sitzend fällt ihr auf, wie ähnlich sich die beiden schauen, auch wenn Ierás die Essgewohnheiten eindeutig von seinem Vater haben muss, denn Kizumu neben ihr hat sich keines wegs an solchen Sachen vergriffen wie Ierás das gerne tut. Ob alle Drachen so essen wie er? Die Frage allerdings behält sie für sich, schließlich ist das nicht unbedingt ein Thema für ein Tischgespräch mit einer Menge von Gästen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Borgil am 02. Juni 2004, 20:30 Uhr
"Der kleine Salaud war in meinen Bierfässern?!" Echot Borgil ungläubig und starrt mit sich sträubenden Brauen auf die Distelfee - er kann beim besten Willen nicht sagen, ob Safron oder Morag - die sich an einen Kelch klammert und deren Auftritt am Tisch für allgemeine Erheiterung sorgt. Mit tropfenden Flügeln taumelt das kleine Wesen davon und verziert das schöne laiginer Linnen mit salatsaucigen Fußabdrücken. Feenspuren auf meiner Wäsche! Halla bringt mich um! Wie jedermann weiß, sind Feenfußspuren zwar äußerst selten, aber dafür noch hartnäckiger wie Rotweinflecken. Trotzdem ist er froh, daß die sturztrunkene Fee sich davonmacht - wer weiß, wohin sie ihren Mageninhalt sonst noch verteilt hätte. "Ffffffffffffffft," macht er mißbilligend und gibt dabei Schnalzgeräusche von sich wie eine empörte Mogbarhausfrau. Er hatte sich gerade gemütlich ein wenig mit Sol über dies und das und jenes - hauptsächlich Zwergenangelegenheiten - unterhalten, als der Feenauftritt erfolgt war und jetzt hat er verdattert den Faden verloren. "Was macht eigentlich das Häuschen, Raven, mein Goldstück?" Wendet er sich grinsend an seine entzückende Tischnachbarin. Nichts gegen Sol, aber Raven ist ein wesentlich schönerer Anblick und Mottenfaenger wirkt ohnehin ziemlich abwesend. "Steht es noch? Ich hab da sowas läuten hören, daß du wie eine wilde verputzt und Mörtel schleppst?" Seine schwarzen Augen funkeln anerkennend. "Hast das wirklich vor mit der Werkstatt, wie?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 02. Juni 2004, 20:52 Uhr
Die beiden Teller, mit denen Nadir an den Tisch zurückkehrt, sind gefüllt mit ener Auswahl der Speisen und Leckereien, die Borgil hat auftischen lassen, und Arwen wird das Gefühl nicht los, dass sie vor sich einen Überblick über sämtliche Spezialitäten der Herzlande sieht. Und bei den Mengen, die geschickt auf den Teller arrangiert, man kann auch sagen getürmt worden sind, muss sie schmunzeln. Schon seit dem Tag seiner Ankunft hatte Nadir beim Essen der Menschen noch nie ablehnen können. Einmal hatte er gemeint, das Essen der Sterblichen würde ihm mehr liegen als das seines eigenen Volkes - was auch unübersehbar ist. Und um der ganzen Auswahl gerecht zu werden, hat er schein-bar entschieden für jeden ihrer beiden Teller etwas anderes auszuwählen. Was dann dazu führt, dass sie beide immerwieder auf dem Teller des jeweils anderen den einen oder anderen Bissen aufgabeln. Wobei Arwen alles andere als böse ist, als Nadir sich die in Knoblauchbutter gebackenen Schnecken nimmt; Schnecken hatte sie noch nie herunter bekommen, alles in ihr sträubt sich allein schon bei dem Gedanken daran. Im Gegenzug befreit sie Nadirs Teller von den eingelegten Pfefferschoten aus Azurien.

Dem Gespräch der beiden Männer folgt sie schweigend, und als Nadir unter dem Tisch nach ihrer Hand greift, erwidert sie den sanften Druck seiner Finger. Seine Worte rufen ganz kurz Erinnerungen an dunkle Kellerräume wach, doch an diesem Tag und an seiner Seite verblassen sie ebenso schnell wie sie gekommen sind und schaffen es nicht, das Lächeln aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Sie ist ein wenig erleichtert, dass die beiden Männer sich scheinbar so gut unterhalten, denn sie hatte spüren können, wie ... nun ja... fremd ... Nadir sich in Anwesenheit all ihrer Freunde gefühlt hatte. Auch die Blicke von Raven und Sol waren ihr nicht entgangen, mit denen die Nadir gemustert hatten, damals schon auf der Bestattung und heute wieder. Ihre Gedanken haben wohl denen ihres Mannes geglichen, sie ist es ebenso leid wie er, sich dauernd für ihre Liebe rechtfertigen zu müssen. Aber sie kann sich beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass ihre Freunde ihn auch nur ansatzweise so ablehnen würden, wie Thrandar es tut. Wie der es noch immer tut, obwohl der Priester unterdessen weiß, dass sie unterdessen mit Nadir vermählt ist.  Ihr Blick wandert über die speisenden, lachenden und sich unterhaltenden Gäste der Hochzeit - Freunde, Bekannte, Blaumäntel die sie nicht einmal vom sehen her kennt und Offiziere und Vertreter der Steinfaust, die sie zumindest vom Sehen her kennt. Ihr wird bewusst, dass selbst von ihren anwesenden Freunden außer Niniane, Morgana, Caewlin und Olyvar keiner von der Vermählung weiß; nun ja, Caewlin und Olyvar würden es wohl ihren Frauen erzählen. Doch bevor sie darüber nachdenken oder ins Grübeln geraten kann, drängt sich der Gedanke in den Vordergrund, wie schön es ist, dass sie sich alle diesmal aus einem fröhlichen Grund zusammengefunden haben. Diesmal drohen keine Dämonen unter der Stadt, keine rachsüchtigen Verräter und keine uralten Flüche, kein Toter soll zu Grabe getragen werden und keine Schlacht ist zu schlagen, sie sind einfach nur hier, um gemeinsam die Hochzeit von Freunden zu feiern.

Ihr Blick wandert weiter, bleibt kurz bei Niniane hängen, deren Blick immer wieder zu dem kleinen Weidenkorb mit ihrer Tochter huscht, während sie versucht, an den Brotkorb zu gelangen und gleichzeitig die verbalen Annäherungen eines Blaumantels aus Kizumus Geleit in die Schranken zu weisen. Das Gelächter, dass eine betrunken vom Baum abstürzende und in Ravens Essen landende Distelfee auslöst, steckt nicht nur Arwen an, auch wenn Borgils reaktion auf die Feenspuren auf dem Tischlinnen sie frappierend an Cassandra erinnert. Auch die umherhuschenden Leprechauns brechen in Gelächter aus, was über den Tischen eine wahren Regen an Goldmünzen aus dem Nichts erscheinen lässt, die sich dann eine nach der anderen mit einem leisen ...plopp... in kandierte Früchte und Veilchen ver-wandeln, die sich auf dem Tisch mit den Rosenblättern vermischen und auch in dem einen oder andern Glas oder auf einem Teller wiederfinden. Brynden lacht voller kindlicher Freude über die Grimassen, die die ihm gegenüber sitzende Trauzeugin, Keandra, schneidet, und als eine der Waldfeen vorbei fliegt, scheint er sich an den Sommer vor einem Jahr zu erinnern, denn er versucht nach ihr zu greifen und sie festzuhalten, genau wie er damals versucht hatte die sich für ihn drehende Fee zu fangen.
Ihr Blick hat seine Rundwanderung abgeschlossen und bleibt an Morgana hängen, die nur zwei Plätze von ihr weg sitzt, und mit der sie doch kein Wort wechseln kann, weil ihre beiden Männer zwischen ihnen sitzen und sich rege unterhalten. Doch es dauert nicht lange, bis der Platz neben ihr frei wird, und die Heilerin kurzerhand den Stuhl wechselt und sich zu Arwen setzt.

"Ja, es scheint so," lächelt Arwen zurück, während sie das satt und zufrieden schlafende Kind in Morganas Armen betrachtet. Seine Haut ist auffallend dunkel, obwohl das auch durch das helle Tragetuch täuschen mag, und der feine Haarflaum schimmert so rot wie die Strähnen im Haar seiner Mutter. Der Kleine schmatzt satt und zufrieden im Schlaf und hat seine winzigen Fäuste neben dem Kopf geballt. Mit ehrlicher Freude hat sie beobachtet, wie Phelan Morgana den Kleinen abgenommen hatte, damit sie ungestört essen kann. Eine Geste so voller Vertrautheit, dass es keiner Frage mehr bedarf, wie die beiden zueinander stehen, und das lässt Arwen lächeln. Sie würde gerne wissen, ob die Gerüchte stimmen, die sie von den Mägden gehört hat, dass die Stadtgarde Talyra auf den Kopf gestellt hatte weil Morgana verschwunden war, dass man sie in der Unterstadt befreit hatte. Aber direkt fragen mag sie auch nicht, dazu weiß sie aus eigener Erfahrung nur zu genau, dass man solche Geschichten am liebsten einfach nur vergessen will.
"Oh, so lange weiß ich es auch noch nicht. Erst nachdem Olyvar das Ganze um einen Siebentag verschoben hatte, tauchte er vor vier Tagen bei uns auf und hat das Geheimnis um die Einladung gelüftet und mich gebeten, ihn und Kizumu zu trauen. Und wir musste hoch und heilig versprechen, niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten... Du glaubst gar nicht, wie nervös ich war. So nervös war ich nicht bei meiner eigenen Vermählung..." Dass sie die mit Nadir meint, und nicht die mit dem Templer, ist deutlich an dem strahlenden Blick zu erkennen, der kurz zu Nadir huscht. "Das heute war meine erste Zeremonie als Priesterin. Nadir konnte es vermutlich schon nicht mehr hören, so oft musste er mit mir üben." Klein-Ian bewegt sich im Arm seiner Mutter, öffnet kurz die grünen Augen und folgt erstaunlich aufmerksam den goldenen Lichtfingern, die sich durch Blätterdach und Sonnensegel schummeln. "Ach... ich wünschte, meine Zeit wäre auch schon gekommen. Ich kann es kaum noch erwarten, mein Kind auch endlich im Arm halten zu können. Und Nadir auch nicht," erinnert sie sich an seine Worte, wie er das Warten bis zum Sonnenthron aushalten solle. "Und das nicht nur, weil sieso groß geworden ist, dass sie fast dauern in meinen Lungen liegt und ständig kleine Boxkämpfe mit meinen Nieren zu führen scheint, die mir den Schlaf rauben... Sie und ich sind frei... auch dank dir und deiner Hilfe." Kurz wandert ihr Blick zu dem fast schon verblassten Striemen um den Hals der Heilerin, den der Tentakel des Dämons dort hinterlassen hatte.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 02. Juni 2004, 21:02 Uhr
Nach Borgils kleiner Anspache wird so enthusiastisch auf Kiz und ihn angestossen, daß ihm während des Essens amüsiert der Gedanke kommt, daß sie beide mindestens tausend Jahre alt werden mußten, damit sich all die Wünsche auch würden erfüllen können. Das bringt ihm ihre Worte während des Ehegelübdes zurück ins Gedächtnis - sie hatte nicht gesagt: bis das der Tod uns scheidet, sondern und nicht einmal der Tod soll uns trennen. Und er weiß, daß hinter diesen Worten nicht nur eine romantische Geste steckt. In dem Augenblick hätte er sie am liebsten geküßt - und sie gleichzeitig eine verrückte Gans gescholten, ihm so etwas zu schwören. Im Angesicht der Götter... Sie speisen, wie es für Frischvermählte üblich ist, von einem Teller und teilen sich einen Kelch und im Augenblick zumindest fühlt er sich, als könne auch er mindestens tausend Jahre alt werden - und noch dazu über Wasser wandeln. Das ist ein Traum, ganz bestimmmt - bloß nicht aufwachen! Er spürt ihre Wärme neben sich, die schlanken Muskeln ihres Oberschenkels durch den dünnen Stoff der Röcke und hat den Duft ihrer Haut in der Nase - Frühling. Sie riecht immer nach Frühling.
Während er ißt, unterhält er sich leise mit Cedric, aber selbst so abgelenkt fällt ihm auf, daß Kizumu von irgendetwas beunruhigt scheint und kaum etwas zu sich nimmt. Hier und da hatte sie von etwas genascht oder ein kleines Stück versucht, daß er ihr gereicht hatte - aber wirklich gegessen hatte sie nicht. Auf seine besorgte Frage, ob etwas nicht stimme, hatte sie nur gelächelt und abwinkend gemeint, es sei nur der Magen und die Aufregung, er solle sich keine Gedanken machen. Jetzt hört er sie leise mit Kea sprechen und spürt gleich darauf ihre schmale Hand, die nach seiner tastet. Er umschließt sanft und fest ihre Finger und wendet sich ihr zu, gerade in dem Augenblick, als sie Kea antwortet: >Es ist schon in Ordnung, Morgana hat mir nur etwas erzählt, was mich etwas verwirrt hat.< Er lehnt sich zu ihr hinüber, legt den Arm um ihre Taille und zieht sie an sich. "A bhean... ist wirklich alles in Ordnung?" Fragt er leise dicht an ihrem Ohr. "Was hat Morgana dir erzählt, daß dich so verwirrt hat? Seit dir die Heilerin gratuliert hat, bist du so unruhig wie Mais in der Pfanne." Er kann nicht widerstehen und küßt den sanften Bogen ihrer Ohrmuschel, rosig, durchscheinend und spitzzulaufend wie ein Feenflügel - und er hätte sonst etwas dafür gegeben, jetzt irgendwo mit ihr allein zu sein.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 02. Juni 2004, 21:15 Uhr
Der Stolz einer Mutter liegt in Morganas Augen, als sie sieht wie Arwen Ian bewundert. Und als Arwen davon spricht, dass sie es kaum noch erwarten kann, nickt Morgana nur kurz. "Mir ist es genauso gegangen, ob wohl die Umstände mich daran haben zweifeln lassen, dass Kind zu schnell zu bekommen." Mit Grauen denkt sie an das Rattenloch, in dem der Formoraig sie festgehalten hatte und an die bangen Momente, Gedanken und die Angst, das Kind dort zur Welt bringen zu müssen. Aber es ist noch alles gut gegangen und lächelnd blickt sie auf Ian herab. Sie kann den fragenden Blick von Arwen sehen und ist sich erst unschlüssig, ob sie an einem solch freudigen Fest von der Unterstadt berichten soll. Sie tut es schliesslich mit knappen Worten und erzählt nur das göbste, aber Arwen scheint sich gut ein Bild davon machen zu können. Ihr ist es in Wegesend sicher nicht viel anders ergangen.

Doch dann lächelt Morgana. "Lass uns von etwas anderem reden, wann ist es denn bei dir so weit? Allzu lange kann es doch jetzt auch nicht mehr sein. Hast du schon alles für das Kind da? Ich hatte ja vorher kaum die Möglichkeit mich darum zu kümmern und bin froh gewesen, dass Niniane zu mir gekommen ist und mir beim Nähen von Hemdchen und anderen Dingen geholfen hat. Obwohl ich ja schon einmal zwei Kinder hatte ist dies hier doch etwas ganz anderes, jetzt muss ich mich um alles selber kümmern, nun nicht ganz," ein kurzer leibevoller Blick huscht zu Phelan hinüber, ehe sie sich wieder Arwen zuwendet, " was ich damals nicht musste, und obwohl es auch anstrengend ist, macht es auch unheimliche Freude und ein Lächeln aus dem kleinen Gesicht lässt dich alles vergessen, was es an Anstrengungen gab." Mit einem Finger streicht sie sanft über Ians Wange, der wieder friedlich eingeschlafen ist.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 02. Juni 2004, 21:29 Uhr
Na, was für ein Glück für mich, daß Ihr so gute Augen habt, kleiner Blaumantel... Sie prostet ihm mit ihrem Kelch zu und ist sich sicher, daß er sie genau verstanden hat. Die Tatsache, daß er dennoch keineswegs den beleidigt Schmollenden deswegen spielt,  spricht für ihn und sie muß sich eingestehen, daß ihr der Junge irgendwie sogar sympathisch ist. Zumindest ist er ein wesentlich amüsanterer Gesprächspartner als Rhordri, nichts für Ungut, Mylord Kastellan... Sie prostet auch Rhordri zu, der ihr ziemlich überrascht mit gleicher Geste antwortet und sich dann weiter den flambierten Rindermedaillons widmet. "Du meine Güte," raunt sie mit einem belustigten Schniefen in Richtung Varin und beugt sich über ihren eigenen Teller, "man könnte meinen, Euer Kastellan bekäme zu Hause nichts zu Essen." Unwahrscheinlich... Rhordris Anblick ist der beste Gegenbeweis für diese Behauptung. Raven, das heißt genauer Ravens Teller, sorgt in diesem Augenblick für erheiternde Ablenkung, als mit lautem Pflatsch! etwas darin landet. Raven, gar nicht verlegen, entfernt die unerwünschte Beigabe und Safron - Niniane glaubt, es sei Safron, aber wegen all der Salatsauce kann sie das nicht sicher sagen - schwankt fluchend und mit tropfenden Flügeln davon.
>Ich wusste gar nicht, das sich diese kleinen Feen auch an Alkoholischem erfreuen, ich habe aus den Erzählungen meiner Urgrossmutter immer geglaubt sie trinken nur Morgentau, aber das stimmt wohl nicht.< Sie stellt grinsend ihren Kelch zurück - da sie ein Baby zu stillen hat enthält er nur mit Wasser verdünnten Sommerwein - und sieht Varin von der Seite an.
"Ihr habt keine Ahnung vom Kleinen Volk, Varin. Es stimmt schon, die meisten Feen trinken Morgentau... aber nur, weil sie sonst den Brand vom Vorabend nicht überleben würden. Schon mal Feenfeuer versucht? Dagegen nimmt sich Normander Feuerwein aus wie Pfefferminztee. Ich hatte einmal das Vergnügen und konnte eine ganze Woche lang nur torkeln. Außerdem habe ich mich sieben Tage lang erfolgreich bis auf die Knochen blamiert," fügt sie trocken hinzu und rümpft die Nase. "Unausgezeichnet."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 02. Juni 2004, 21:44 Uhr
Morgana scheint die Frage in Arwens Blick bemerkt zu haben, denn sie erzählt in knappen Worten, welchen wahren Kern die Gerüchte in der Stadt in sich tragen, und was ihr zugestoßen ist. Hass und Rache... immer ist es das gleiche Kurz legt sie ihre Hand auf die der Heilerin, sie kann nur zu gut nachvollziehen, was sie gefühlt haben muss, welche Ängste sie ausgestanden hat. Doch beide Frauen verdrängen die trüben Gedanken schnell wieder, dies ist weder der Tag noch der Ort für solche Erinnerungen. Schon einmal zwei Kinder gehabt? Was mag aus ihnen geworden sein? Und aus ihrem Vater? Plötzlich wird Arwen bewusst, dass sie eigentlich fast gar nichts über die Heilerin weiß. Nichts, außer dass sie eben Heilerin ist und Priesterin der Faêris, dass sie nun eiKind hat und zusammen mit einem weißen Wolf in der Kräuterkate lebt.

"Nein, lange ist es nicht mehr hin. Auch wenn mir jeder Tag des Wartens jetzt fast endlos vorkommt. Der erste Siebentag im Sonnethron..." In einer schon gewohnten Geste legt sie ihre Hand auf ihren inzwischen hochgewölbten Leib. Und fast sofort spürt sie, wie ihre Tochter sich gegen ihre gespannte Haut drängt, als wolle sie sich in die Hand ihrer Mutter schmiegen; und ihr Lächeln vertieft sich. Bald... bald min Lora... bald werde ich dich im Arm halten können... Morganas Frage nach den Sachen für das Kind ruft ihren wandernden Gedanken zurück.
"Das meiste haben wir unterdessen, also zumindest die Erstaustattung für unsere Tochter, und eine Wiege. Das Zimmer ist noch nicht fertig, aber das wird es noch rechtzeitig... sofern die Kleine es nicht doch noch eiliger hagben sollte." Während sie ihren Kelch mit Apfelmost leert, die Pfefferschoten fordern ihren Tribut, erzählt sie Morgana von dem Bummel mit Nadir über den Inarimarkt, den Einkauf dort und dem Stand von Dermin Halbhand, wo Nadir allen Ernstes beide Wiegen hatte kaufen wollen, bloss weil sie sich nicht entscheiden konnten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 02. Juni 2004, 21:49 Uhr
Sie beobachtet das liebevolle Geplänkel zwischen Kea und ihrem Sohn mit einem leisen Lächeln auf dem Gesicht. Die beiden haben eine liebevolle, vertrauensvolle Art miteinander umzugehen die ihr das beruhigende Gefühl gibt, ihn in sicheren Händen zu wissen.
Olyvar zieht sie näher zu sich und fragt sie besorgt, was Morgana ihr erzählt hätte. Sein Mund kitzelt ihr Ohr und die Sanftheit dieser Berührung jagt ihr tausend kleine Schauer über den Körper. Für einen kurzen Moment vergisst sie, was er sie gefragt hat.
"Hum?" Seine Lippen tasten über ihr Ohr, zur Wange hinüber und trotz all dieser Menschen um sie her, schweifen ihre Gedanken in eine Richtung, die sie erröten lässt. Kizumu räuspert sich leise, wirft einen kurzen Blick in die Runde und wendet sich dann ganz ihrem Mann zu. Sein Blick lässt einen weiteren Schauer ihren Rücken hinunterturnen. "Sie.." Ihre Stimme ist heiser und die Wärme in ihrem Bauch klingt darin mit, was ihm ein kleines, anzügliches Lächeln entlockt. Die Elbin räuspert sich und weist mit dem Kopf in Richtung Morgana. "Sie hat gesagt.." Ihr fällt sein Gesicht ein, als Ballabar ihr mit einem freudigen Lächeln gesagt hatte, sie würde ein Baby erwarten. Er war mindestens genauso erschrocken, wie sie selbst und sie hatte seine Enttäuschung, als sie diese Tatsache vehement abstritt deutlich gespürt. In Freud und Leid.. Ihr Blick in seine grauen Augen wird ernst und sie braucht einen Augenblick, ehe sie den Mut findet es ihm mit leiser Stimme zu erklären. "Morgana, vorhin, sie hat gesagt ich..ich würde ein Kind erwarten."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 02. Juni 2004, 21:53 Uhr
> Ich hatte einmal das Vergnügen und konnte eine ganze Woche lang nur torkeln. Außerdem habe ich mich sieben Tage lang erfolgreich bis auf die Knochen blamiert< Varin kann sich ein breites Grinsen nun wirklich nicht verkneifen.Das hätte ich gerne gesehen, aber viel weiter denkt er nicht, er weiss von Elben, dass sie Gedanken lesen können und er hatte keine Lust, dass sie dies womöglich tut. "Feenfeuer? Nein, ich glaube das habe ich wirklich noch nicht getrunken, denn so wie ihr es erzählt, würde ich mich mit Sicherheit daran erinnern. Allerdings kenne ich die Wirkung von Feuerweinnur zu gut und wenn dieser Pfefferminztee dagegen ist, möchte ich den Feenzauber wohl nicht probieren. " Er zwinkert ihr kurz belustigt mit einem Auge zu und wirft dann einen kurzen Blick auf das Brautpaar. "Das Olyvar eines Tages in feste Hände kommt." Er schüttelt leicht den Kopf. "Wenn mir das jemand vor einem Zwölfmond gesagt hätte, so hätte ich es ihm nicht geglaubt." Er spricht nicht unbedingt direkt zu Niniane, aber er denkt zumindest, dass die Protektorin Olyvar und auch seine Braut näher kennt und er vielelicht erfährt, wie sie es geschafft hat Olyvar für sich zu gewinnen.Ob mich jemals eine Frau so fesseln kann, dass ich nur noch Augen für sie habe? Shyada könnte es vielleicht, wenn sie nicht gerade so abweisend sein würde und ständig Desinteresse zeigt. Ob sie die Stadt wirklich verlassen hat?

Er schüttelt leicht seinen Kopf. Na na Varin, was sind denn das für Gedanken, das kenn ich ja gar nicht von dir. Er muss über seine eigene innere Stimme schmunzeln, hebt dann aber wieder seinen Blick und schiebt den geleerten Teller von sich. Er hat mehr als genug gegessen und ob er von der Torte noch ein Stück herunterbekommen würde, bezweifelt er stark.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 02. Juni 2004, 22:21 Uhr
"Was?!" Er fährt so überrascht eine Armlänge zurück, daß sich seine Haut, sein Mund und seine Hände überall dort, wo er sie eben noch berührt hat, plötzlich nackt und leer anfühlen... als wären sie wirklich ein Körper und jemand hätte ihn gerade mit einem Messer von ihr abgetrennt. In seinem Kopf geht alles durcheinander. Noch immer summt die Wärme in ihrer Stimme in seinem Blut - gerade eben noch war ihr Mund keinen Fingerbreit von seinem entfernt, war der Ausdruck in ihren Augen ein Echo seiner Gefühle und jetzt, keinen Herzschlag später, fühlt er sich, als habe ihn jemand mit einem Eiskübel übergossen. Ballabar hat dasselbe gesagt, aber... aber... hör auf , dir falsche Hoffnungen zu machen! Sie wird ja wohl selbst am besten wissen, ob sie unfruchtbar ist oder nicht! Energisch ruft er seine wild davonrasenden Gedanken zur Ordnung. Dennoch bleibt eine leise, hartnäckige Stimme in seinem Kopf, die wispert. Können sich zwei erfahrene Heiler irren? Das kann kein Zufall sein... und wenn es doch wahr ist? Wenn es wahr ist... wahr ist...Götter im Himmel, selbst DU hast schon daran gedacht! Die Morgenübelkeit, so bezeichnend. Und ihre Launen. Und obwohl sie so dünn geworden ist, daß du jede Rippe einzeln zählen kannst, sind ihre Brüste rund und voll... Sein Blick flirrt über den Tisch zu Morgana, die sich eben angeregt und lachend mit Arwen unterhält, von der Heilerin zurück zu Kizumu, die ganz und gar verwirrt und kreuzunglücklich auf ihre Hände starrt. Sie liegen in ihrem Schoß und kneten unaufhörlich den Saum eines Rockschleiers. Er muß Gewißheit haben und obwohl er mit aller Macht versucht, ruhig zu bleiben und sich keine falschen Illusionen zu machen - sie flammen trotz all seiner Bedenken so unvermittelt  in ihm auf, daß er sich nicht mehr wirklich dagegen wehren kann. Langsam und unendlich zart hebt er ihr Kinn an, so daß sie ihm in die Augen sehen muß - und in ihrem Blick findet er trotz der Angst und der Verwirrung auch einen winzigen Hoffnungsschimmer. Vielleicht hätte er es einfach auch nicht ertragen, ihn nicht dort zu finden, aber es genügt, um ihn mit einem schmerzhaften Schlag plötzlich sein Herz spüren zu lassen. "Denkst du... meinst du... ach, verdammt." Er erhebt sich mit schlafwandlerischer Sicherheit, obwohl sich für einen Moment die Welt bedenklich dreht, aber dann hat er sich wieder in der Gewalt und setzt dem Gefühlschaos in seinem Inneren entschlossen ein Ende. "Komm, mo múirninn," flüstert er und zieht sie mit sich hoch. "Fragen wir sie... ich meine... erst Ballabar und nun Morgana... ich will bestimmt nicht an alte Wunden rühren, aber Kiz... was wenn doch?" Sie folgt ihm, atemlos, kann nur nicken und einen Augenblick später haben sie lächelnd ihre besorgt herüberspähenden Gäste beruhigt, sind um den Tisch geschlichen und haben Morgana von der Seite der verwunderten Arwen weggeholt. Jetzt stehen sie der Heilerin in einigen Schritt Entfernung von der Festtafel mit angespannten Gesichtern gegenüber -  unter der Kastanie sowohl außer Hörweite, als auch von den tiefhängenden Ästen halb verborgen. Kizumu hält seine Hand so fest, daß sich ihre Fingernägel in seine Haut graben.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 02. Juni 2004, 22:50 Uhr
Zuerst weiss sie gar nicht wie ihr geschieht, als Olyvar und Kizumu plötzlich neben ihr stehen und sie bitten ob sie einen Moment Zeit hat. Beide sehen aus, als seie irgendetwas schreckliches passiert und Morgana kann sich gar nicht vorstellen was das sein soll. Das ihre Worte Kizumu so verwirrt haben, daran würde sie nicht einmal im Traum denken. Da sie Ian gerade losgemacht hatte und ihn nicht mitnehmen will um ihre Hände frei zuhaben, da sie ja nicht weiss um was es geht, drückt sie Ian kurzer Hand Arwen in den Arm und folgt dann Olyvar und Kizumu, die ein wenig abseits der Tafel unter einem Baum stehen bleiben.

"Was ist geschehen, ich hab gar nichst mitbekommen, weil ich mit Arwen geredet habe, ist irgendwer verletzt oder was?" Morgana ist im Moment genau so verwirrt, wie das Brautpaar vor ihr, und es dauert einige Momente ehe Kizumu sie fragt, was ihre Worte bei der Gratulation zu bedeuten hätten. Morgana lacht erleichtert auf. "Ach darum geht es. Hast du es selber noch nicht gemerkt? War dir in letzter Zeit nicht fürchterlich übel am Morgen, spannen sich deine Brüste nicht und hast du wenn du dann Hunger hast Lust auf irgendeine vollkommen seltsame Zusammenstellung, wie zum Beispiel saure Gurken in Honig getunkt?"

Morgana sieht Kizumu fragend an. Sicher die Schwangerschaft ist noch nicht weit fortgeschritten, wie sie eben schon gemerkt hatte, vieleicht gerade mal drei Monde lang, aber Kizumu hätte längst etwas merken müssen, schliesslich war sie ja schon einmal schwanger gewesen, mit Ieras. Ihr Blick geht von Kizumu zu Olyvar und dann wieder zu Kizumu und sie sieht deutlich die zweite winzige Aura, die sich nahe Kizumus Bauch befindet. "Freut ihr euch denn gar nicht?" Sie sieht die beiden wieder zweifelnd an, denn von Elternglück ist den Gesichtern der Beiden wirklich wenig zu sehen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 02. Juni 2004, 23:00 Uhr
Die Heilerin sieht beinahe ein wenig enttäuscht aus, als sie feststellt, dass ihre Worte nicht in freudigem Jubel untergehen. Kizumu atmet tief ein und aus und schiebt Olyvars >..was wenn doch?< weit in den Hintergrund ihrer Gedanken. "Morgana, ich kann nicht schwanger werden. Ich bin es in über zweihundert Jahren nur einmal geworden und dazu war Magie nötig." Ihre Finger krallen sich wie von selbst in Olyvars Hand und sie fürchtet sich davor, den winzigen Hoffnungsschimmer wachsen zu lassen.
"Woher.. ich meine wieso bist du dir so sicher? Ja, mir war übel, aber ich habe vergorenen Käse gegessen oder etwas anderes. Und saure Gurken liebe ich auch sonst. " Götter es tut weh.. Ihr wird schwindelig und für einen Augenblick hat sie das Gefühl, zu fallen doch dann sind Olyvars kräftige Arme da und halten sie sicher.
Die Elbin ist nur für einen Herzschlag ohne Bewusstsein, doch sie hat das Gefühl, Äonenlang umherzuirren, ehe sie sich auf Olyvar gestützt wieder findet. "Morgana.. bitte, mach mir nicht solche Hoffnungen, nicht heute." Ihre Augen füllen sich mit Tränen und sie muss schwer an dem Kloß in ihrem Hals schlucken.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 02. Juni 2004, 23:21 Uhr
Nun endlich begreift Morgana, warum die beiden sich nicht freuen, das was Kizumu ihr sagt, macht alles klar. Sie tritt näher zu Kizumu und Olyvar und legt jedem der Beiden eine Hand auf den Oberarm. Sie blickt erst in Olyvars Gesicht und dann in Kizumus. "Kizumu, ich sehe was ich sehe und dort ist ganz eindeutig eine zweite Aura, ganz winzig noch, aber sie ist da." Morgana sieht den Zweifel noch immer in Kizumus Augen und sie weiss nicht, wie sie ihr erklären soll, dass es nun einmal so ist, wie es ist. Doch dann fällt ihr etwas ein und sie überlegt noch einen Moment. Sie kennt nicht die ganze Geschichte um die Schwangerschaft mit Ieras, aber doch Bruchstücke. Sie sieht Kizumu weiterhin fest in die Augen während sie nun leise und eindringlich spricht.

"Du sagst es war Magie im Spiel, damit du Ieras überhaupt empfangen konntest, was nun wenn diese Magie nicht dich fruchtbar machen sollte, sondern den Vater von Ieras? Was wenn dein Körper ganz normal ist und du gar nicht unfruchtbar bist, hast du daran schon einmal gedacht? Ich will dir wirklich keine falschen Hoffnungen machen, aber sieh dir doch einmal Niniane an, wie lange glaubte sie keine Kinder bekommen zu können und nun ist Shaerela auf der Welt. "Mehr kann Morgana nicht sagen, sie kann es Kizumu nicht anders beweisen.  Sie lässt die beiden wieder los und tritt wieder einen Schritt zurück. "Ihr solltet euch doppelt freuen, heute seid ihr Mann und Frau geworden und bald werdet ihr glückliche Eltern sein."

Kizumus Gesicht ist noch immer voller Zweifel, aber in Olyvars sieht sie den Hoffnungschimmer immer grösser werden. Lichtstrahlen tanzen auf dem Boden vor ihnen und zeichnen wilde Muster in das smaragdfarbene Gras und von der Tafel klingt Lachen herüber.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 03. Juni 2004, 08:02 Uhr
Sie braucht die Gedanken des jungen Blaumantels wirklich nicht zu lesen, um seinen Gesichtsausdruck zu deuten und grinst. "Ja, das glaube ich Euch gern."  Varin beteuert treuherzig, von Feenfeuer keine Ahnung zu haben und auch ganz bestimmt die Finger davon lassen zu wollen und wechselt dann mit einem Blick auf Olyvar und Kizumu das Thema. Sie beugt sich leicht vor, um die beiden anzusehen und lächelt. >Das Olyvar eines Tages in feste Hände kommt.Wenn mir das jemand vor einem Zwölfmond gesagt hätte, so hätte ich es ihm nicht geglaubt.< "Tja...wozu ein paar neuer Stiefel alles führen kann," erwidert sie geheimnisvoll. "Oh, Ihr kennt die Geschichte nicht? Nun, Olyvar war wohl eines schönen Tages im letzten Jahr vor dem Inarifest auf der Suche nach einem Schuhmacher und stolperte über Kizumu." Im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann hatte Kizumu ihr erzählt, wie sie den Lord Commander kennengelernt hatte und der fast in den Brennesseln ihres Gartens gelandet war. "Sie stellt wundervolle Lederarbeiten her, wißt Ihr. Sie haben sich gesehen und verliebt und seitdem kleben sie aneinander." Um Varin auch nur annähernd begreiflich zu machen, wie tief die Bindung zwischen den Beiden war, hätte sie ihm erzählen müssen, daß Kizumu über Hunderte von Meilen Entfernung hinweg gespürt hatte, wie Olyvar auf dem Schlachtfeld verwundet worden war... und dafür kennt sie den jungen Blaumantel wirklich nicht gut genug. Sie bemerkt den nachdenklich in sich gekehrten Blick Varins und grinst. Ah, daher weht der Wind. Da fragt sich jemand, ob er selbst nicht ein wenig gefesselt ist, oder ich bin ein Gnom! Es entsteht unruhiges Gemurmel und fragende Blicke werden über die Tafel hinweg ausgetauscht, als Kizumu und Olyvar unvermittelt aufstehen, Morgana von der Tafel wegholen und mit der Heilerin hinter den Bäumen verschwinden. Hoffentlich ist nichts ernstes... Mit ratlosen Mienen werden die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt - und Niniane sieht das dunkelhaarige Mädchen - Kea, Ieras Gefährtin - sorgenvoll auf die Stelle blicken, wo die drei verschwunden waren. Sie beugt sich vor, um an Varins Schulter vorbei zu flüstern: "Ieras, weißt du, was..." Kizumus Sohn wendet sich von dem Mädchen an seiner Linken ab und ihr zu, kann aber auch nur den Kopf schütteln und mit den Schultern zucken. Seltsam...
Borgil nutzt die momentane Verwirrtheit am Tisch, klatscht in die Hände und holt dann mit Hilfe seiner Schankmaiden die gewaltige Torte herbei. Gelbgrüne Sonnenbeeren glänzen wie funkelnde Edelsteine darauf.  Mit einem raschen Blick über alle Teller vergewissert Niniane sich, daß die meisten ihr Essen wohl beendet hatten... und wenn nicht, nun, sie waren hier schließlich unter sich, niemand würde sich daran stören, wenn einige schon beim Nachtisch waren und andere noch Rindermedaillons und Pasteten aßen. Abgesehen davon mußten ohnehin Olyvar und Kizumu dieses Sahneungetüm anschneiden.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 03. Juni 2004, 08:46 Uhr
"Ein Paar Stiefel?" hört sich Varin selber sagen und muss dann wieder Grinsen. Bei Shyada waren es keine Stiefel gewesen sondern ein neuer Dolch, aber er glaubt kaum in Shyada die Frau seines Lebens gefunden zu haben, oder vielleicht doch? Er ist wieder über seine eigenen Gedanken überrascht und doch sagt ihm eine innere Stimme, die ganz anders klingt als die vorhin, er solle sich das aus dem Kopf schlagen.Sie war ein nettes Abenteuer, aber sie wird dich zu einem Hans Wurst machen, du wirst nach ihrer Pfeife tanzen müssen und zähmen kannst du sie ganz gewiss nicht, schlag sie dir aus dem Kopf. Der recht überhastete Aufbruch von Kizumu und Olyvar, die zu der Frau mit dem Kind gehen, die bei der Priesterin gessessen hatte, und mit ihr dann zwischen den Bäumen verschwinden, lenkt ihn von seinen Gedanken ab und im Grunde ist er froh darum, dass ihm die Amazone nicht mehr durch den Kopf spukt. Sorgenvolles und neugieriges Gemurmel macht sich am Tisch breit und auch er wirft einen Blick zwischen die Bäume, kann aber nichts sehen.

Der Kuchen, der nun auf den Tisch gestellt wird, lenkt die Gäste von Olyvar und Kizumu ab und aus dem sorgenvollen Raunen wird ein allgemeines Ahh und Ohhh, als alle den Kuchen betrachten. Varins Blick fällt zufällig auf den rothaarigen Zwerg, dessen Augen keinen Moment von der Torte weichen und es hat den Anschein als könne er sich nur mit aller sich ihm bietenden Kraft davon abhalten, sich sofort ein Stück von der Torte zu nehmen. Varin muss darüber schmunzeln, so schön die Torte auch aussieht, aber er selbst würde keinen Bissen mehr hinunterbringen und er mag dieses süssen Sachen auch nicht unbedingt. Aber ehe die Brautleute nicht wieder am Tisch sind, würde es nichts von der Torte geben und so wandert sein Blick wieder zwischen die Bäume, aber die Drei sind noch immer nicht zu sehen. Er blickt wieder zu der Frau neben sich. "Ob wohl jemand nachsehen sollte, was dort geschehen ist und wo sie bleiben?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Juni 2004, 09:04 Uhr
Sie starren die Heilerin an und weigern sich beide, es zu glauben. Hätte Morgana von fliegenden Kühen am Himmel erzählt oder sich auf der Stelle vor ihnen in einen Oger verwandelt, sie hätten nicht entgeisterter sein können. >Freut ihr euch denn gar nicht?< Er hört die Worte der Heilerin, aber er kann ihr nicht glauben. Freuen? Nicht freuen? Götter, das wäre... aber... Andererseits sieht Morgana ganz und gar nicht danach aus, als scherze sie. Kizumus Nägel lösen ihm das Fleisch von den Knochen, aber er zuckt nicht einmal zusammen und ihre Worte wirbeln durch seinen Kopf wie durch zähen Nebel: > Morgana, ich kann nicht schwanger werden....Magie nötig...Ja, mir war übel...vergorener Käse...< Er kann den Aufruhr in ihrem Inneren spüren, ihm selbst geht es nicht anders, und den bitteren Schmerz in ihren Worten hören und ist nahe daran, Morgana anzuherrschen, sie solle schweigen - daß Kizumu plötzlich die Beine nachgeben, läßt ihn jedoch alles andere vergessen. Er hält sie fest und schüttelt sie sacht. "Sgáileannabh... nicht in Ohnmacht fallen." Ihre Lider flattern und er birgt ihr Gesicht an seiner Brust und hält sie, bis ihr Schwindel nachläßt und sie wieder sicher auf eigenen Füßen steht. Noch immer ist ihr Gesicht weiß wie Milch und sein eigenes sieht wohl keinen Deut besser aus. >Morgana.. bitte, mach mir nicht solche Hoffnungen, nicht heute.< Sein Herz schlägt irgendwo in seinem Hals, als Morgana sehr ruhig und sehr eindringlich und ganz und gar ernst fortfährt und ihnen geduldig erklärt, sie dürften ihr ruhig glauben. Er lauscht den Worten der Heilerin und hat Mühe, sie im Rauschen des Blutes in seinen Ohren überhaupt zu verstehen. >Ich sehe, was ich sehe... Magie im Spiel... nicht unfruchtbar... keine falsche Hoffnung... und bald werdet ihr Eltern sein. Eltern sein.<
"Oh." Er hört einen leisen Schmerzlaut von Kizumu und löst verwirrt seinen Griff um ihren Arm, bevor er ihr den Knochen bricht. "Tut mir leid, mo múirninn." Er blinzelt wie ein Mann, der gerade eben aus einem Traum erwacht und starrt dann die Heilerin an. "Morgana... aber wann? Wie? Äh...ahm... vergeßt die letzte Frage. Trotzdem: seid Ihr sicher? Ich meine sicher sicher? Sicher? Kein Zweifel? Ihr habt nicht mit Ballabar gesprochen, oder? Das hier ist kein Scherz? Sie ist schwanger? Im wievielten Mond? Götter im Himmel..." er setzt sich mit der Eleganz eines umstürzenden Baumes dort, wo er gerade steht und landet glücklicherweise auf dem uralten moosbewachsenen Steinaltar, ohne Kizumu dabei loszulassen. Während er atemlos auf Morganas Antworten wartet, blickt er zu Kizumu, die die Heilfrau jetzt ebenso gebannt anstarrt, wie er eben, aber er sieht auch, wie ihre Augen groß und weit werden und Erkenntnis in ihnen aufschimmert. Noch immer verharren sie beide starr wie Kaninchen in der Fallgrube, aber langsam dämmert ihnen, daß der erwartete Schlag ausbleibt - und plötzlich will er es auch glauben.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 03. Juni 2004, 09:25 Uhr
Der Zwerg und die Diebin amüsieren sich noch ein Weilchen über die tropfnasse Fee, die versucht, sich zwischen vollbeladenen Tellern und Schüsseln zu orientieren und torkelnd und schlingernd einige Weinkaraffen umkreist, bis sie sich schließlich über die Tischkante hinunter ins Gras plumpsen lässt. Kichernd versucht Raven sich vorzustellen, wie die gedeckte Tafel wohl aus der Sicht dieser winzigen Fee wirken muss - die Schalen mit aufgestapelten Früchten sehen für sie sicher aus wie turmhohe Berge und die schlanken silbernen Messer wie gefährliche Speere. Sie sind einfach nicht für die Welt der Menschen geschaffen, geht es ihr durch den Kopf und ihre Miene wird ein wenig betrübt. Genausowenig wie ich für die Welt der Reichen und Schönen hier geschaffen bin.

Borgil reißt sie aus ihren Gedanken, als er mit sichtlichem Vergnügen die Gerüchte wiedergibt, die in der Stadt über eine wild renovierende, gipsfleckengesprenkelte Bogenmacherin kursieren. "Versuch du mal, in dieser Stadt einen Handwerker aufzutreiben", schmunzelt sie und verdreht in gespielter Resignation die Augen zum Himmel. "Falls man nicht gerade zufällig der Wirt der besten Schänke in der Stadt oder einflußreiches Mitglied im Stadtrat ist, scheint das ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Nun versuche ich es eben selbst, so gut es geht. Aber ob ich dort nochmal eine Werkstatt einrichte, weiß ich noch nicht genau." Sie pickt sich mit der Gabel ein Stückchen Bratenfleisch und ein Salatblatt vom Teller. "Momentan leben wir noch ganz gut von dem, was das Bogenturnier im letzten Jahr abgeworfen hat", meint sie kauend, "aber irgendwann werden die Münzen zur Neige gehen und die Geldkatze wieder leer sein, dann werde ich ohnehin gezwungen sein, wieder Bögen anzufertigen, wenn ich nicht verhungern will. Ich könnte auch in der Harfe als Schankmädchen anheuern", fügt sie grinsend und wimpernklimpernd hinzu und zupft Borgil liebevoll am Bart. "Oder du heiratest mich, dann bräuchte ich mir keine Sorgen mehr ums Geld zu machen." Als sie seinen hintergründig funkelnden Seitenblick bemerkt, muss sie lachen. "Aber vermutlich um ganz andere Dinge."

Satt von all den Köstlichkeiten, schiebt Raven ihren Teller zur Seite und lehnt sich faul in ihrem Stuhl zurück. Die Stiefel, die sie am Strand abgestreift und bis jetzt noch nicht wieder angezogen hat, liegen achtlos unter ihrem Stuhl im Gras und sie bewegt wohlig ihre Zehen. Inzwischen stört es sie gar nicht mehr, dass sie bei dieser Feier eine der wenigen ist, die nicht in prunkvollen Festgewändern, sondern in ihrer alltäglichen Kleidung aufgetaucht sind - wenigstens braucht sie ihre Füße nicht in drückendes Schuhwerk und ihre Taille nicht in erstickend enge Mieder zwängen. "Erzähl mal, wer sind all die Leute hier?" will sie neugierig von Borgil wissen und lässt den Blick durch die Runde schweifen. "Der schwarzhaarige Elb, der bei Arwen sitzt und diese ganzen Blaumäntel hier .... und der dort drüben, der Niniane fast in den Ausschnitt fällt. Wo ist überhaupt ihr Nordmann, ist er gar nicht hier?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 03. Juni 2004, 09:32 Uhr
Morgana kann sich ein schmunzeln nicht verkneifen, so ernst die ganze Situation für die beiden ist, aber es ist auch ein wenig komisch. Olyvar lässt sich auf den alten Altar plumpsen und zieht Kizumu mit sich. Morgana bleibt stehen und versucht so ernst wie möglich Olyvars Fragen zu beantworten. "Wann kann ich euch nicht sagen, und wie dürftet ihr beiden selbst am besten wissen," eine kurzes belustigtes Schmunzeln huscht über ihr Gesicht, "und nein, ich habe nicht mit Ballabar gesprochen, wann auch?" Über Morganas Gesicht zieht ein kurzer dunkler Schatten, als sie daran denkt, warum sie keine Zeit hatte mit Ballabar zu reden, aber die Gedanken verschwinden so schnell wie sie gekommen sind und das leichte Lächeln kehrt auf ihr Gesicht zurück.

"Der wievielte Mond? Ich denke es ist drei Monde her, nach der Grösse der Aura zu urteilen, aber mit Sicherheit kann ich es nicht sagen. Kizumu seit wann sind deine Blutungen ausgeblieben, alleine das hätte dich doch stutzig machen müssen, aber nach dem was du erzählt hast, konntest du es ja gar nicht glauben." Noch immer steht der Zweifel in den Gesichtern der beiden, obwohl er nicht mehr ganz so stark ist wie eben noch. "Ich weiss nicht wie ich es euch beiden noch erklären soll, aber ich schwöre bei Faeyris meiner Göttin, das Kizumu ein Kind unter ihrem Herzen trägt. Kizumu, wenn du deinen Geist öffnen würdest und es nur versuchen würdest zu glauben, dann müsstest du es spüren. Es kann sicher noch nicht senden aber du müsstest seine Präsenz spüren können, aber dafür müsstest du es auch zulassen, solange du dich weigerst es zu glauben, kann ich es dir nicht beweisen, ausser das du mein Wort hast, das es so ist. Glaubt ihr wirklich ich würde euch an so einem Tag wie heute anlügen?" Sie sieht den beiden wieder in die Augen. In Olyvars Augen ist deutlich zu sehen, dass er gerne glauben möchte und auch in Kizumus Augen scheint der Hoffnungsschimmer immer grösser zu werden.

Von der Tafel dringen laute Ahhs und Ohhs an ihr Ohr, aber die beiden vor ihr scheinen das alles gar nicht mit zu bekommen, was sie wieder leicht lächeln lässt. Sicher würden sich die anderen schon Gedanken machen, was geschehen ist und sie glaubt die Berührung von Phelans Gedanken zu spüren, ganz vage nur, aber sie sind da.Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Sie glaubt nicht unbedingt, das Phelan ihre Gedanken vernimmt. Sie selber kann nicht senden und sie weiss auch nicht in wie weit Phelan ihre Gedanken versteht, wenn er sich darauf konzentriert.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 03. Juni 2004, 10:14 Uhr
Meine Blutungen... Ein Teil ihres Bewusstseins wehrt sich noch immer gegen die Argumente der Heilerin, doch in einem anderen flackert bereits die Hoffnung. "Meine Blutung ist für dieses Jahr wirklich spät, aber ich hab es auf die Unruhe und Aufregung geschoben." Die Elbin lässt sich langsam ebenfalls auf den Altar sinken und starrt immer noch mit großen Augen zu der Heilerin auf. "Schwanger... was?" Morgana hatte ihr erklärt, dass sie selbst es herausfinden könnte, doch ihre Gedanken waren für diesen Moment lauter gewesen.
Sie hört das Gemurmel von der Tafel herüberklingen und sie kann erkennen, das Borgil die Torte auf den Tisch stellen lässt. Ihr Blick sucht Olyvars und sie versucht auf Morganas Rat zu hören. Es aktzeptieren.. Sie schafft es, den zweifelnden Teil ihres Bewusstseins zum Schweigen zu bringen und öffnet ihren Geist, während ihr Blick noch immer in Olyvars hängt.
Sie hört ihren Herzschlag, sehr deutlich, kräftig und regelmäßig und hört das Murren ihres Magens. Sonst nichts. Die Elbin will schon furchtbar enttäuscht aufgeben als etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine leise, verheißungsvolle Wärme und das schwache Leuchten einer kleinen Aura bringt ihren Herzschlag aus dem Takt. Völlig in sich versunken, den Blick zwar noch immer in die Augen ihres Gemahls versenkt, lauscht sie weiter und fühlt sich mit einem Mal, als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren. "Zwei.." Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, sie lauscht noch immer auf das, was in ihrem Körper geschieht. "Zwei Herzschläge." Ihr Blick wird wieder klar und sie kann Olyvars Hoffnung so deutlich spüren wie ihre eigene.
Kizumu treten die Tränen in die Augen und sie fühlt sich von Olyvar in die Arme genommen, wo sie ihr Gesicht an seinem Hals birgt. Sie hört ihn etwas murmeln, kann aber über dem lauten Schlag ihres Herzens nicht verstehen, was er sagt. Nach wenigen Augenblicken löst sie sich sanft aus seiner Umarmung und schaut Morgana unter Tränen dankbar an.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 03. Juni 2004, 10:49 Uhr
Phelans Aufmerksamkeit wird dadurch abgelenkt, dass Braut und Bräutigam mit etwas ungläubigen Gesichtern Morgana zu sich rufen und etwas abseits mit ihr zu sprechen beginnen. Der Waldläufer runzelt die Stirn. Worum es wohl geht? Aber möglicherweise waren einfach nur Dinge zu besprechen, die so privat waren, dass es nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist. Im selben Moment beginnt das Theater der kleinen Distelfee, welche die Festtafel für einige Minuten in heitere Aufmerksamkeit versetzt. Phelan selbst muß ebenso lachen. So ein Anblick bietet sich schließlich nicht alle Tage. Amüsiert beobachtet er, wie das winzige Wesen torkelnd und taumeld seine Spuren auf dem Tisch hinterlässt und Borgils Gesicht spricht Bände bei diesem Anblick. "Auf dieser Hochzeit wird einem wirklich etwas geboten", wendet er sich immer noch lachend an den etwas schweigsam gewordenen Nadir, aber ihn nimmt dieses Schauspiel ganz offensichtlich ebenso gefangen wie den Rest der Gäste.

Kurze Zeit später, als die gröbsten Spuren von der Tafel beseitigt sind, wird auch schon die Torte serviert, ein wirkliches Meisterwerk kulinarischer Kunst. Phelan wendet sich abermals nach Morgana und dem Brautpaar um. Es ist an ihnen, die Torte anzuschneiden; wenigstens ist so der Brauch, wie ihn Phelan kennt. Kizumu scheint Tränen in den Augen zu haben, doch sie wirkt keineswegs traurig, so dass Phelan diese Tatsache auf die Feierlichkeit des heutigen Tages zurückführt. Der Platz neben ihm ist immer noch leer und er wirft Morgana einen sehnsüchtigen Blick zu, den sie lächelnd erwidert. Er würde gern aufstehen und zu ihr hinüber gehen, aber er möchte das vertraute Gespräch nicht unnötig stören.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Borgil am 03. Juni 2004, 11:57 Uhr
Kurz unterbrochen vom eiligen Aufbruch des Brautpaars und dem Wegholen Kizumus, erstickt Borgil die aufkeimenden Tuscheleien und das verwunderte Murmeln, das anhebt mit dem Herbeiholen der Torte - etwas verfrüht vielleicht, aber etwas anderes fällt ihm auf die Schnelle nicht ein. Es dauert keine fünf Minuten, bis er wieder an Ravens Seite sitzt. >Versuch du mal, in dieser Stadt einen Handwerker aufzutreiben< , raunt sie und er muß ihr in Gedanken beipflichten. Talyra mag für ihre Weltoffenheit, ihre  ungewöhnlichen Bewohner, ihren Reichtum, den Handel, den Hafen und die Märkte berühmt sein - Handwerkskunst, sieht man einmal von den Schmieden ab, gehört nicht unbedingt zu ihren Stärken. Was die Bogenmacherwerkstatt angeht, scheint sich die ehemalige Diebin und Bogenschnitzerin allerdings gar nicht so sicher zu sein. Was Borgil sehr bedauert, denn nach allem was er gehört hat, ist Raven eine der besten Bogenschnitzerinnen überhaupt. Und daß das Preisgeld nicht nur ihren, sondern auch den Lebensunterhalt dieses baumbewohnenden Druiden bestreitet - so hört es sich jedenfalls in seinen Ohren an - gefällt ihm insgeheim überhaupt nicht.

Sie wird wieder Bögen anfertigen müssen, wenn sie nicht verhungern will? Zum Donnerdrummel, was macht eigentlich dieses Spitzohr an ihrer Seite? In den Tag hineinleben und Däumchen drehen? Dann klimpert sie herzzerreisend mit den langen Wimpern und flötet irgendetwas von Harfe, Schankmädchen und heiraten. Ach du Schreck! Unter seinem gewaltigen, zöpfe- und goldringbewehrten Bart breitet sich ein Grinsen aus, das man beim besten Willen nur dämonisch nennen kann und er bietet ihr mit todernster Miene den Arm. "Vom Fleck weg. Tut mir leid, Mottenfaenger, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Na was? Komm schon, Raven, es sind hier eins, zwei... drei Priesterinnen anwesend. Irgendeine wird uns schon vermählen." Sie sieht ihn an und prustet los und er spielt den Beleidigten, kann ein Grinsen jedoch nicht ganz unterdrücken. "Jajaaaaa - Weiber. Erst nach Honig krähen und dann doch beim Magerquark bleiben... fffffffffffffffffffffffffft."

Raven lehnt sich zurück, läßt ihren Blick schweifen und wendet sich dann neugierig geworden an ihn. Hier ist er in seinem Element und schon bald stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln. "Das Schwarzhaar bei Arwen? Die sind doch blau... also sein Haar, natürlich. Also, das ist niemand anderes als Nadir Shunjalir aus dem Haus Sternenfall, Prinz der Kheleda'ya aus Talaberyn und ihr Ehemann. Und bevor du jetzt deine entzückenden Augen aufreißt, mein Goldstück, die Geschichte war so - gib ja nichts auf die Gerüchte von diesen unseligen Klatschweibern aus der Fleischerei, falls du welche am Markt aufschnappst.  Nadir ist ein alter Freund von Arwens Vater und nachdem in den Elbenlanden der Verrat der An Cus und ihre Flucht bekannt worden war, hat er ihn hergeschickt, um sie zu beschützen. Doch als der hier ankam, war Wegesend schon geschehen - du warst ja selbst dabei - und Arwen allein. Ich weiß ja nicht, was sich da alles in diesem verfluchten Gasthaus zugetragen hat, aber nach allem, was ich gehört habe, ist Falcon aus diesem Keller heraus schnurstracks verschwunden, anstatt sich um seine verwundete Frau zu kümmern. Und Arwen war ja vergiftet - Cron hat damals das Gegenmittel aus den Tausendwinkelgassen geholt (und dabei für mächtig Aufruhr gesorgt).

Arwen hat die Ehe auflösen lassen und Falcon ist in die Schlacht geritten - und gefallen, Sithech möge seiner Seele gnädig sein. Auf jeden Fall war jede Verbindung der beiden Geschichte, als Nadir auf Vinyamar auftauchte und nun... naja, sieh sie dir doch an. Furchtbar romantisch, wenn du mich fragst. Und die Blaumäntel... lass mal sehen... der grauhaarige, schweigsame, hagere Kerl dort ist Vareyar, Waffenmeister der Steinfaust und nach Olyvar ranghöchster Offizier. Spricht wenig, aber ein ausgezeichneter Kämpfer. Seit zwanzig Jahren Witwer, hat ihm damals das Herz gebrochen. Der dicke, der immer noch ißt, ist Rhordri, der Kastellan. Hat ein Herz wie ein Belgraver Weichkäse, aber er ist das reinste Organisationswunder. Der blonde neben Olyvar ist Cedric Fitzroy von Verd, ein Freund des Lord Commanders aus Kindertagen. Ist schwer verwundet worden in der Schlacht, es heißt, er hätte seine halbe Schwerthand verloren. Ist er nicht mit Euch geritten, Caewlin?" Borgil wendet sich fragend an den Sturmender nicht weit hinter Raven. "Und der junge Frechdachs dort neben Niniane ist Varin - hält sich für der Götter größtes Geschenk an die Damenwelt seit Damarias dem Verführer," kopfschüttelnd beobachtet Borgil den jungen Blaumantel, doch Ravens nächste Frage läßt ihn erschrocken zusammenfahren.

"Psssssssssssst!" Zischt er und sieht sich hastig um. "Nicht diesen Namen - wer weiß, wie scharfe Ohren sie hat!" Götterlob scheint Niniane nichts gehört zu haben - bei all dem Feengefidel ringsum auch eher unwahrscheinlich, aber Vorsicht ist schließlich die Mutter der alayzer Porzellankiste. "Ja sag mal, hast du das noch nicht gehört?" Als Meister der Flüsterer und Ohrenbläser Talyras ist es für Borgil völlig unverständlich, nicht immer auf dem neusten Stand der Dinge zu sein. Raven schüttelt mit Unschuldsmiene den Kopf und er furcht dramatisch die Stirn. "Cron hat Talyra verlassen." Gibt er schließlich mit unheilsschwangerer Stimme preis. "Man sagt, er hätte sie gebeten, seine Frau zu werden und sie hat glattweg abgelehnt. Daraufhin hat er seine Sachen und den unseligen Gnom eingepackt und sich im Pfirsich einquartiert, und sie hat in derselben Nacht ihre Tochter zur Welt gebracht - mutterseelenallein. Noch vor dem Inarifest ist der Nordmann zum Verder Tor hinausgeritten und seitdem ward er nicht mehr gesehen..."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 03. Juni 2004, 12:38 Uhr
"Zwei?" entfährt es Morgana leise und ein breites warmes Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht. Jeglicher Zweifel ist aus Kizumus Gesicht verschwunden und hat der Freude über die Schwangerschaft Platz gemacht.Bei allen Göttern gleich zwei, ich weiss ja schon wie ein einziges Kind sein kann. "Ich hoffe nur die beiden werden so friedliche Kinder wie Shaerela, denn wenn sie so werden wie Ian, brauchst du starke Nerven." Sie streicht Kizumu noch einmal freundschaftlich über den Arm und wirft dann einen Blick auf die Tafel. Sie erhascht einen Blick von Phelan und lächelt ihm zu.

"Ich will euch den Moment nicht zerstören, aber ihr habt dort jede Menge Gäste sitzen, die darauf warten, dass ihr die Torte anschneidet. Und sicherlich grübeln alle schon, was wir hier bereden." Ein kleines Schmunzeln zieht über ihr Gesicht und gleichzeitig ertönt das durchdringende Geschrei von ihrem Sohn. Sie schüttelt liebevoll ihren Kopf. "Ich glaube da verlangt jemand nach mir, hör es dir gut an Kizumu, sowas wirst in einigen Monden auch tagtäglich zu hören bekommen." Sie zwinkert den Beiden dann noch einmal zu und geht wieder zurück an die Tafel. Morgana befreit Arwen von dem schreienden kleinen Bündel. Der Blick Arwens, der ein wenig Verzweiflung ausdrückt, ob des unbarmherzigen Geschreis von Ian, lässt Morgana auflachen. "Keine Sorge Arwen, er schreit immer so, ich habe mich an sein Bansheeartiges Geschrei schon gewöhnt, aber für andere Ohren muss es sich fürchterlich anhören, so als würde er gerade abgeschlachtet, aber ihm fehlt wirklich nichts....ausser einer reinen Windel." Morgana rümpft kurz die Nase, lächelt Arwen noch einmal zu und geht dann hinüber zu Phelan, sie legt ihm leicht die Hand auf die Schulter und beugt sich zu ihm hinunter. "Ich mach ihm nur schnell eine reine Windel und dann bin ich wieder da." Sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange und geht dann mit dem schreienden Ian ein Stück abseits um ihn neu zu wickeln.

Nachdem Ian neu gewickelt und gepudert ist und sein Geschrei daraufhin verstummt, bindet sie ihn sich wieder vor die Brust und kehrt zurück an Phelans Seite. Sie greift unter dem Tisch nach seiner Hand und drückt sie sanft. Sie bewundert die Torte nun von Nahem und kommt aus dem Staunen nicht mehr herraus. "Wer soll die Köstlichkeiten denn noch alle essen?", flüstert sie Phelan zu, " ich bin noch immer satt von dem Essen vorhin. Aber wenn ich mir Sol ansehe, dann glaube ich doch, das von der Torte nicht viel übrig bleibt." Sie blickt Phelan kurz in die Augen und sieht die Fragen, die darin liegen, aber sie möchte jetzt noch nichts sagen, wenn jemand etwas über das zu sagen hatte, was sie mit Kizumu und Olyvar gerade besprochen hatte, dann waren es die beiden selber, und wenn sie ihr süsses Geheimnis für sich behalten wollten, dann war dies ihr gutes Recht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 03. Juni 2004, 14:54 Uhr
Caewlin beobachtet während des Essens amüsiert, wie das schwarzhaarige Mädchen neben Kizumu, dem Aussehen nach ein
Elbenmischling, seinem Sohn Grimassen schneidet. Ihre Trauzeugin. Irgendwo habe ich das Gesicht schon einmal gesehen... Daß sie zu Ieras gehört ist nicht zu übersehen und er erinnert sich mit verwundertem Kopfschütteln an den halbwüchsigen Jungen, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit im Seehaus zu Gast gewesen war... Während seine Mutter und Malakai mit uns auf Dämonenwürmerjagd in der Kanalisation waren...und jetzt sieh ihn dir an. Ieras ist ein Mann geworden. Der Gedanke an die Magie, die im Blut des Jungen stecken muß, läßt ihn fast beunruhigt die Stirn furchen. Nach einem Moment fällt ihm ein, woher ihm das Mädel bekannt vorkommt: es ist die kleine Schmiedin, die im letzten Jahr am Shenrahrennen teilgenommen hatte. Über den silbrigen Kopf seines Sohnes hinweg schenkt er ihr ein halbes Lächeln und beobachtet mit belustigtem Schnauben ihre stumme Konversation mit Brynden über die ganze Breite der Festtafel hinweg. Er hat ihn auf den Schoß genommen, damit Cal etwas Ruhe hat und die nutzt sie, um eine erstaunliche Anzahl Flußkrebse zu vertilgen. Er weiß, daß sie Fisch und Schalenfrüchte liebt und die Finger nicht davon lassen kann - als sie mit Brynden schwanger war, hatte sie sich sogar Algen aus dem Ildorel gefischt, um daran zu knabbern.

Obwohl er nur einen Platz von Raven entfernt sitzt, hat er kaum Gelegenheit mit ihr zu sprechen - zunächst sind alle damit beschäftigt, sich etwas Essbares zu holen, dann landet die Distelfee in ihrem Teller und schließlich beschlagnahmt Borgil sie mit seiner Aufmerksamkeit. Während sie essen unterhält er sich so ausschließlich mit seiner Frau und bewahrt die Tafel hin und wieder davor, von Brynden abgeräumt zu werden. Sein Sohn, ansonsten für jeden Unfug zu haben, benimmt sich ausnahmsweise mustergültig - sieht man von seiner bereits demonstrierten Vorliebe für spitze Ohren einmal ab und sperrt hungrig wie ein kleiner Vogel seinen Mund auf. Sie wechseln sich ab, ihn zu füttern und er schnappt nach allen Bissen, völlig gleichgültig, von welchem Teller sie kommen. Cal blickt besorgt auf, als das Brautpaar und Morgana überraschend die Tafel verlassen, doch er kann auch nur ratlos mit den Schultern zucken. Es dauert jedoch nicht lange, bis die Heilfrowe zurückkehrt - allerdings allein. "Sie werden schon wiederkommen, min koerlighed... und wenn nicht, Sol springt bestimmt gern ein, um dieses Ding anzuschneiden," fügt er mit einem Seitenblick auf den Zwergen hinzu, der das Kunstwerk aus Sahne und Sonnenbeeren verliebt anstarrt, das Borgil eilig herbeischaffen hatte lassen. "Ich will später ohnehin mit ihm reden." Er hebt mit düsterem Lächeln den Armstumpf, an dem noch immer schwarz und unverrückbar die Eisenschelle sitzt. Aber vielleicht nicht mehr lange... Wenn er irgendjemandem zutraut, etwas daran zu ändern, dann dem Zwergenschmied.

Brynden, vollgestopft mit kleingeschnittenen, schwarzen Nudeln, Pasteten und Granatapfelkernen von seinem Teller, fallen die Augen zu und er legt den Kleinen über seine Schulter und lehnt sich zurück. Über ihm rascheln die Blätter sacht im warmen Wind, die Sonne steht bereits im Westen und das Licht wird weicher und golddunstiger. Bryndens einschläfernde Atemgeräusche im Ohr lullen ihn ein und seine Gedanken wandern, doch als Borgil so vertraulich mit Raven flüstern sieht, spitzt auch er die Ohren. Viel kann er nicht hören, doch ab und an schnappt er einen Satzfetzen oder ein Wort auf - bis Borgil den Kopf hebt, und sich wegen Cedric ein wenig lauter an ihn wendet. "Ist er, Borgil." Er reicht den schlafenden Brynden an Cal weiter, die ihn im Schatten der Sonnensegel auf einen Umhang ins weiche Gras bettet. Akira, die sich die ganze Zeit still und lautlos hinter ihnen gehalten hatte, rollt sich neben ihm zu einer schwarzen Pelzkugel im sonnengefleckten Moos zusammen und bettet den eckigen Schädel auf die riesigen Pfoten. Während Cal den Kleinen niederlegt, nimmt er sich seinen Stuhl und plaziert ihn weiter vorn an der Tafel neben Sol. "Auf ein Wort, Meister Schmied, wenn Ihr Euch von der Torte losreißen könnt, es dauert auch nur einen Augenblick." Sol sieht ihn an und nickt schließlich. Als der Zwergenschmied sich ihm zuwendet, legt Caewlin den Armstumpf auf den Tisch. "Ich würde das hier gerne loswerden. Obwohl... nicht unbedingt loswerden. Nur so ist das Eisenband zu nicht viel zu gebrauchen. Könntet Ihr mir eine Armberge machen wie diese Eisenschelle, die ich an- und ablegen kann? Wenn ja, dann komme ich in den nächsten Tagen in  Eure Schmiede."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 03. Juni 2004, 16:48 Uhr
Es ist fast, als hätte Raven mit ihrer Frage einen Wasserhahn aufgedreht, so brodelt und sprudelt es aus Borgil heraus und sie fragt sich ein ums andere Mal, ob er zwischen den einzelnen Sätzen, die ohne Unterlass zwischen seinen buschigen Barthaaren hervorquellen, überhaupt Atem holt. Fasziniert hängt sie an seinen Lippen und betrachtet lächelnd sein Mienenspiel, während er erzählt und dabei Hände und Füße zu Hilfe nimmt. Borgil redet nicht nur einfach, nein - er deklamiert, er gröhlt und lacht, er flüstert geheimnisvoll, er grinst und er grollt, er schmunzelt, dass sich sich das bisschen dunkelgegerbte Haut, das zwischen Bart und Brauen sichtbar ist, in abertausende Lachfältchen knittert, er kichert dämonisch und grunzt empört, er rollt mit den Augen, sträubt die roten Brauen wie ein Igeln seine Stacheln und hätte jeden Dackel mit seinem herzerweichenden Blick um Längen geschlagen, und er bietet ein so herrliches Bild dabei, dass Raven es auch genügt hätte, wenn er ihr die Einkaufsliste der Harfe oder die Zinsaufstellungen der Steuereintreiber vorgelesen hätte. Sie kann sich nicht helfen, aber sie liebt diesen alten Zwerg heiß und innig - ohne ihn wäre die Stadt einfach nicht die Stadt, die sie ist.

Gebannt lauscht sie, was er zu erzählen hat, lauscht auf all die Geschichten, die er ihr verschwörerisch hinter vorgehaltener Hand zuflüstert, auf all die Details, die seinen aufmerksamen Zwergenaugen nicht entgehen, auf all die Gerüchte, die ihm zu Ohren kommen - und ab und zu klappt ihr wirklich die Kinnlade auf die Brust und ihr Blick saust ungläubig zwischen ihm und ihrem Gefährten hin und her. Zum Beispiel bei der Mitteilung, dass es sich bei diesem Nadir um Arwens Ehemann handelt oder dass der Tronjer mitsamt einem Gnom in einem Etablissement wie dem Pfirsich versumpft ist und Niniane ihr Kind allein zur Welt gebracht hat. Kopfschüttelnd schaut sie zu der Waldläuferin hinüber, die noch immer mit ihrem heißblütigen jungen Verehrer zu kämpfen hat, den Borgil so treffend als "der Götter größtes Geschenk an die Damenwelt seit Damarias dem Verführer" bezeichnet. Er sieht auch aus, als würde er sich für eine Art erotischen Halbgott halten, stellt sie fest und grinst still in sich hinein. Aber Glaube soll ja angeblich Berge versetzen.

Caewlin, der sich aus seinem trägen Halbschlaf hocherissen hat, geht an ihr vorüber und setzt sich auf Borgils anderer Seite neben Sol, um mit ihm etwas zu besprechen, während sie sich wieder zu dem Zwerg an ihrer Seite umdreht. "Niniane ist also momentan ganz alleine mit ihrem Kind im Baum?" fragt sie bei Borgil noch einmal nach und schließt aus seiner Reaktion auf die arglose Frage nach dem Nordmann, dass sie damit offenbar ein heißes Eisen angefasst hat. "Vielleicht sollte ich sie einfach einmal besuchen bei nächster Gelegenheit." Doch Ravens Neugier ist noch lange nicht befriedigt und sie löchert den armen Borgil weiter mit Fragen über alle möglichen Gäste, bis ihr auffällt, dass gerade die überdimensionale Hochzeitstorte angeschnitten wird. Eigentlich ist sie noch satt von dem üppigen Mahl, aber der Versuchung kann sie nun doch nicht widerstehen. "Ich geh mir was von dem Kuchen holen, bevor nichts mehr übrig ist", verkündet sie und schaut Borgil und ihren Gefährten auffordernd an. "Soll ich euch etwas davon mitbringen?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 03. Juni 2004, 19:08 Uhr
"Ein paar Stiefel," erwidert sie trocken und läßt sich von einer Schankmaid ihren Kelch nachfüllen. Noch hat ihre Tochter Geduld mit ihr, aber nicht mehr lange, und Shaerela würde erwachen, gestillt werden wollen und eine frische Windel brauchen. Sie hat soviel gegessen wie seit Tagen nicht mehr und lehnt sich jetzt pappsatt zurück. Wie sie etwas von dieser Torte in sich hineinbekommen soll, weiß sie beim besten Willen nicht, aber probieren muß sie unbedingt. Sonnenbeeren... ich habe seit Jahren keine mehr versucht...
>Ob wohl jemand nachsehen sollte, was dort geschehen ist und wo sie bleiben?< "Untersteht Euch," raunt sie. "Wenn die drei etwas so privates zu besprechen haben, daß uns das nichts angeht, dann ist es ihr gutes Recht, sich dafür ein wenig zurückzuziehen... und seht, Morgana ist schon wieder hier und strahlt obendrein wie ein Honigkuchenpferd, also wird kaum irgendetwas schlimmes geschehen sein, oder?" Als hätte sie den Augenblick abgepasst, quäkt es hinter ihr im Weidenkorb und sie entschuldigt sich mit einem leicht gequält wirkenden Lächeln. "Ihr hört... meine Tochter ist hungrig." Sie nimmt das Körbchen auf und zieht sich an die Seite des schlafenden Brynden zurück, um Shaerela zu stillen, wobei Akira so freundlich ist, ihr mit behaglichem Knurren als Rückenlehne zu dienen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Juni 2004, 21:52 Uhr
Kizumu lauscht einen Augenblick in sich hinein, strahlt ihn dann an und räumt den letzten Zweifel allein mit ihrem Lächeln aus. Er atmet scharf aus und merkt erst jetzt, daß er das zwischenzeitlich einfach vergessen hatte. Für einen Moment kommt ihm der erheiternde Gedanke, daß er froh sein sollte, bereits zu sitzen - wer weiß, wie unwürdig er sich sonst noch benommen hätte, denn im Augenblick fühlen seine Beine sich an wie Sülze. Nur einen Herzschlag später liegt sie in seinen Armen, verbirgt ihr Gesicht an seinem Hals und schmiegt sich an ihn. "Götter...Sgáileannabh..." Er kann nur flüstern und sie festhalten.... aber der wahre Sinn ihrer Worte geht ihm erst auf, als sie sich sanft von ihm löst, Morgana anstrahlt und die Heilerin grinsend irgendetwas von "zwei" und "friedlichen Kindern" erzählt. Entgeistert starrt er abwechselnd seine Frau und Morgana an - als Kizumu von zwei Herzschlägen gesprochen hatte, war er der festen Überzeugung gewesen, sie rede von ihrem und dem des Kindes. Zwei?! Wie... zwei?! "Äh..."  Jetzt ist er wirklich froh, bereits zu sitzen. Was Morgana noch weiteres sagt, hört er gar nicht mehr, und auch als die Heilerin, eilig von Babygeschrei abgerufen, zur Festtafel zurückkehrt, ist er noch eine ganze Weile mit dem quersitzenden Frosch in seinem Hals beschäftigt. "Zwei?!" Bringt er schließlich heraus und erwischt exakt den Tonfall zwischen Herausplatzen und ruhiger Frage."ZWEI?! Wie äh... zwei... wie... Zwillinge? Du bist schwanger mit Zwillingen?!" Kizumu sieht ihn einen Moment lang erschrocken an, dann schlingt sie die Arme um ihre Mitte und blickt zu Boden. Ihre Frage, ob er sich denn nicht freue, ob ihm Kinder jetzt ungelegen kämen, klingt seltsam zweifelnd, ja, fast besorgt.  "Ob ich mich...." Er starrt sie an und ihm dämmert mit einiger Verspätung, daß er immer noch wie festgefroren auf dem Steinalter sitzt und sein Gesichtsausdruck wohl eher entsetzt wirkt, als euphorisch. Langsam, Zoll um Zoll breitet sich von einem Ohr zum anderen ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Ob ich mich freue? Sgáileannabh, ich könnte platzen! Götter, Kiz, du weißt genau, wie sehr ich mir Kinder gewünscht hätte, wenn du... ich meine, wenn wir nicht gedacht hätten, daß du keine bekommen kannst.... aber ich glaube, ich... ich glaube ich hab's gerade erst begriffen. Ich würde jetzt wirklich gerne aufstehen und dich im Kreis herumwirbeln, aber ich fürchte, meine Beine haben gerade vergessen, daß sie mir Gehorsam schulden. Gib mir noch eine Minute, in Ordnung? Dann kommt der Jubelschrei, versprochen. Sieh dir das an." Er streckt eine Hand aus und zittert dabei  wie Espenlaub. Über seine schlotternden Finger hinweg tauschen sie ein Grinsen - war sein Gesicht eben noch zu einem Ausdruck verwirrter Entgeisterung erstarrt, so hatte jetzt anscheinend jemand ein närrisches Lächeln in seinen Mundwinkeln festgenagelt. So sehr er es versucht, er kann einfach nicht aufhören damit. Irgendwo in seinem Körper entdeckt er so etwas wie Knochen und Muskeln und setzt sie entschlossen in Bewegung. "Zwillinge..." Er hört ihr Lachen und sieht ihr Nicken und als sie sich mit wirbelnden Röcken vor ihm im Kreis dreht, ist er bei ihr. Seine Beine fühlen sich zwar etwas zittrig an, aber sie tun ihren Dienst einwandfrei. Er hält sie fest, hebt sie hoch und drückt sie an sich, bis sie ihm mit den Fäusten auf die Schultern trommelt, weil sie keine Luft mehr bekommt. "Vergorener Käse, pah!" Er schüttelt sie ganz sanft und seine Augen werden dunkel wie Ruß, ehe er den Kopf neigt, um sie zu küssen. Ihr Mund schmeckt süß und warm nach Hingabe und duftet schwach nach Granatäpfeln. "Ich liebe dich, a bhean." Meine Frau. "Ein bairn..." er legt eine Hand an ihr Gesicht und sie schmiegt ihre Wange daran. "Nein, sogar zwei. Götter, ich kann es immer noch nicht fassen." Das Narrengrinsen ist wieder da - aber wenigstens hat er sie jetzt damit angesteckt. Sie stehen  im weichen Waldgras inmitten heller Sonnenkringel, starren sich an und lächeln hingerissen. Er sucht nach Worten, die er ihr sagen kann, sie muß wissen, daß... aber sie hören sich allesamt unzulänglich an, also küßt er sie noch einmal, ihren Mund, ihre Nase, die feinen Brauen - aber plötzlich wird er ernst und hält sie besorgt ein Stück von sich fort, um in ihr Gesicht sehen zu können. Seine Hände schließen sich um ihre Oberarme und sie starrt verwirrt zu ihm auf. "Kiz, du mußt gut auf dich achten. Versprich es mir!"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 03. Juni 2004, 22:24 Uhr
So plötzlich wie Morgana verschwunden ist, ist sie auch wieder da und nimmt sich ihres Kindes an, dass in ihren Armen fast augenblicklich sein Geschrei einstellt. Und ihrem strahlenden Gesicht nach zu urteilen, ist das, was auch immer das Brautpaar mit ihr hat besprechen wollen, alles andere als besorgniserregend gewesen. Auch wenn Olyvar und Kizumu noch nicht wieder aus dem Schatten der Kastanie zurückgekehrt sind. Aber Arwen kann es ihnen auch nicht verdenken, dass sie einen Augenblick unbeobachtet für sich sein wollen.
"Wenn du bei jedem Schrei unserer Tochter auch so zusammenzucken willst, Diomo, dann wirst du der schreckhafteste Wassertänzer werden, den Roha je gesehen hat," schnurrt sie leise an seinem Ohr, und das Glitzern in seine Augen lässt ihr Herz stolpern - wie jedes Mal, wenn er sie so ansieht. Und wie zur Bestätigung ihrer Worte, hat Rialinn nichts besseres zu tun, als sich mit kräftigen Bewegungen bemerkbar zu machen, ganz so als wisse sie, dass die Rede von ihr ist, und was sich als wellenförmige Bewegung unter den Schleiern ihres Kleides abzeichnet. Als er den Kopf wendet um sie anzusehen, ist sein Gesicht ihr so nah, dass sie nicht widerstehen kann... und ihn küsst während sie gleichzeitig nach seiner Hand greift und sie auf ihren Bauch legt, dorthin, wo seine Tochter sie gerade wiedereinmal tritt. "Könntest du deiner Tochter sagen, sie möchte aufhören, ihre Mutter von innen grün und blau zu treten, min Nar? Ansonsten weiß ich nicht, wie ich die letzten Wochen überstehen soll." Das Lächeln in ihren Augen und ihrer Stimme lässt wenig Zweifel daran, dass sie - bei aller Angst - den Sonnenthron herbeisehnt, und mit ihm das Ende ihrer Schwangerschaft.

"Ich hoffe das Brautpaar lässt uns nicht mehr all zu lange warten," schmunzelt sie bei einem Blick über die Tafel der an Sol und einigen anderen Gästen hängen bleibt. "Sehr lange wird Borgil dieses Prachtbild von einer Torte nämlich nicht mehr beschützen können, damit Olyvar und Kizumu sie anschneiden können."
Haben während des Essens alle noch ihren einmal gewählten Platz beibehalten, beginnt sich dies nun langsam zu ändern. Caewlin hat den Platz neben Calyra verlassen und scheint nun mit Sol in ein Gespräch vertieft. Und Borgil und Raven stecken die Köpfe zusammen, dass man meinen könnte, sie würden die Geheimnisse ganz Ildoriens besprechen. Raven... ich habe immernoch den Beutel mit den Bogensehnen und Nimrods Öl, den Falcon ihr hatte geben wollen... Morgana kehrt mit einem frisch gewickelten und nun gar nicht mehr schreienden Ian auf ihren Platz an Phelans Seite zurück, und auch Niniane, die kurzzeitig die Tafel verlassen hatte, um sich ihrer Tochter im Schatten der Bäume unbeobachtet widmen zu können, hat wieder Platz genommen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 04. Juni 2004, 10:57 Uhr
Alle Augen sind bewundernd auf die eindrucksvolle Torte in der Mitte der Tafel gerichtet, jedoch lassen sich Kizumu und Olyvar Zeit, ehe sie zu der Gesellschaft zurückkehren. Morgana hat mit Ian unterdessen wieder neben ihm Platz genommen und wiegt das Kind sanft auf ihrem Arm, um ihn wieder zum Einschlafen zu bringen. Phelan hat in den letzten Tagen genügend Gelegenheit gehabt, sich an das Kind zu gewöhnen und es ist beinahe so, als wäre es nie anders gewesen. Der Waldläufer errinnert sich zurück an dem Abend, als er Morgana und Lyn im Baum kennengelernt hatte. Ihr Begleiter war so fremdartig gewesen, dass Phelan es kaum für sich in Worte fassen konnte. Wie wird sein Sohn sein, wenn er älter wird? Wird er in die Fußstapfen seines Volkes treten? Der Säugling an sich jedoch wirkt so normal wie jedes andere Elben- oder Menschenkind, mit einem ebensolchen Appetit. Kein einziges Mal in den letzten Wochen hatte der kleine Ian den Anschein erweckt, es gelüste ihn nach etwas anderem als der Muttermilch und Phelan hofft inständig, dass das so bleiben würde. Es ist eine Sache das Kind anzunehmen, aber den Blutdurst einer ihm völlig fremden Rassen zu akzeptieren eine ganz andere. Er weiß nicht, ob Morgana sich ähnliche Gedanken macht, aber früher oder später würde sie es müssen. Phelan streicht ihr sanft über das Haar und den Rücken und die Geste ist so spontan, dass Morgana ihn voller Verwunderung fragend anlächelt. "Ich würde fragen, was es denn so Dringendes zu besprechen gab, wenn ich nicht genau wüßte, dass du es mir nicht verrätst." Er weiß nicht, dass Morgana ebenso wie er selbst eine Schwangerschaft erkennen kann, noch ehe es die Mutter selbst ahnt. Allerdings hat er der Braut in diesem Punkt auch wenig Beachtung geschenkt. Die restlichen Eindrücke und die vielen Gäste, von denen ihm der Großteil völlig fremd ist, haben ihr Übriges dazu getan. "Ich bin gespannt", lacht er dann, "ob in meinem Magen noch Platz ist für diese herrliche Torte. Umso länger ich hier bin, umso dicker werde ich scheint mir." Er fährt sich vielsagen mit der Hand über den Bauch, der doch kein bißchen größer ist als sonst. "Wie schafft man es nicht bald kugelrund zu sein, wenn hier eine Festlichkeit nach der anderen stattfindet?" Das belustigte Funkeln in seinen Augen allerdings straft seine Worte Lügen und zeigt deutlich, dass ihm das gute Essen keineswegs unangenehm ist.

Abermals wandert sein Blick über die vielen Gäste, die sich alle prächtig zu amüsieren scheinen. "Von einer Hochzeit wie dieser kann man nur träumen. Wieviel Liebe und Mühe hinter all dem steckt..." Und er fügt seinen Worten nicht hinzu, dass er sich fragt, ob er je selbst so etwas erleben sollte. Aber was zwischen ihnen ist, ist noch viel zu jung und fragil, um sich bereits jetzt solche Gedanken zu machen. Ian ist unterdessen wieder eingeschlafen und in seinem kleinen Gesicht steht nichts als die Seligkeit kindlichen Schlafs.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 04. Juni 2004, 15:35 Uhr
Die Berühung von Phelans Hand an ihrem Rücken hinterlässt eine wohlige Gänsehaut, doch sie kommt so plötzlich, dass sie ihn fragend ansieht. Auf seine Worte hin lächelt sie nur und nickt. Er hatte recht, sie würde es ihm nicht sagen, selbst wenn sie wollte, dies zu verkünden, war nicht ihre Sache sondern alleine die des Brautpaares. Hier an der Tafel würde sie es erst recht nicht sagen, zu viele Augen und Ohren sahen und hörten hier zu. Sie wirft einen kurzen Blick auf die Kastanie in deren Schatten das Brautpaar noch immer ist und anscheinend langsam begreift, das die Schwangerschaft wirklich real ist.  Morgana lächelt still in sich hinein und freut sich für die Beiden.

Ihr Lächeln wird allerdings bald zu einem breiten Schmunzeln, als Phelan sich über seinen nicht vorhanden Bauch streicht, sie knufft ihn liebevoll mit dem Ellbogen in die Seite und wirft dann einen Blick auf Rhordri, dem man nur zu gut ansieht, dass ihm das Essen schmeckt. Mit einem schlemischen Grinsen sagt sie dann: "Solange dein Bauch nicht so gross wird, wie der von Rhordri, ist es nicht weiter schlimm. Aber so viele Feste gibt es in Talyra nicht, da kann ich dich beruhigen." Sein Blick wandert wieder über die anwesenden Gäste und Morgana folgt seinem Blick, sie lächelt Raven kurz zu, die ganz von Borgil vereinahmt wird und lässt ihren Blick dann weiterschweifen.

>Von einer Hochzeit wie dieser kann man nur träumen. Wieviel Liebe und Mühe hinter all dem steckt...< Ein leichtes Kribbeln macht sich bei diesen Worten in Morganas Bauch breit, ob er das selbe denkt, wie ich eben? und einen Moment betrachtet sie das Profil des Waldläufers, dass ihr in den letzten Wochen schon so vertraut geworden ist. "Ja, du hast Recht, die Distelfeen haben wirklich gute Arbeit geleistet und Borgil hat sich mit dem Essen und der Torte selbst übertroffen. Nur sollte die Torte langsam angeschnitten werden, sonst belibt Sols Herz noch stehen, sein Blick wandert immer von Caewlin weg, hin zu der Torte und wenn er mit seinen Augen essen könnte, wäre von der Torte schon nichts mehr übrig." In Morganas Augen funkeln kleine goldene Sprenkel und sie gluckst vor unterdrücktem Lachen, Sols Gesichtsausdruck, jedesmal wenn er die Torte ansieht, ist einfach herrlich.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 04. Juni 2004, 18:14 Uhr
Das Grinsen, das sich schließlich auf seinem Gesicht ausbreitet ist mehr als ansteckend und die Befürchtung, er könne sich aus irgendeinem Grund nicht darüber freuen, verfliegt wie Nebel im Sonnenschein.
>Kiz, du mußt gut auf dich achten. Versprich es mir!< Seine Hände umfassen ihre Oberarme und sein plötzlicher Ernst verwirrt sie. Sie erkennt die Sorge in seinen Augen und alles was sie für den Moment tun kann, ist mit dem Kopf zu nicken. Götter, ich benehme mich wie ein Backfisch. Ein Blick in seine rauchgrauen Augen, lässt keinen Gedanken an Widerspruch zu und sie schmiegt sich stattdessen in seine Arme, die sie sicher umfangen. "Wir sollten wohl langsam hinüber gehen." In seiner Stimme liegt Belustigung und als sie seinem Blick folgt, erkennt sie, dass die Torte bereits von einigen Naschkatzen umschlichen wird.
Kizumu versucht erst gar nicht, das stille, glückliche Lächeln aus ihrem Gesicht zu bekommen, sie ahnt, dass es nach so einer Nachricht schlicht unmöglich ist. Olyvar hat den Arm um sie gelegt und sie kann sich gerade noch davon abhalten, ihre Hand auf den Bauch zu legen. Zwillinge, bei allen Göttern. Sie erinnert sich noch gut an die Schwangerschaft mit Ierás und wie rund und unförmig sie sich an deren Ende gefühlt hatte und für einen Moment schleicht sich eine leise Angst in ihr Herz. Ich werde auf mich achten, aber es wird nicht einfach sein. Die Gesichter ihrer Gäste wenden sich ihnen fragend zu, doch außer einem äußerst zufriedenem Lächeln ist aus den beiden Brautleuten nichts herauszukriegen.
Borgil erhebt sich von seinem Platz, winkt einen Servierjungen mit dem großen Messer herbei und überreicht es dem Brautpaar mit einem breiten Grinsen. Zumindest vermutet Kizumu dass der Zwerg grinst, genau erkennen kann sie es unter dem dichten Bart nicht. Die Elbin nimmt das schwere Messer in die Hand und Olyvar umfasst ihre Hand mitsamt Messer. Dabei steht er dicht hinter ihr und sie spürt seinen warmen Atem an ihrer Wange. Unter den Jubelrufen der Gäste schneiden die beiden endlich die Hochzeitstorte an, auch wenn die Gedanken der Elbin sich um gänzlich andere Dinge drehen.
Sie sichern sich ein Stück von dem Sahnetraum und verteilen unter Scherzen die Torte an ihre Gäste. Nach einigem Tumult sitzen schließlich alle wieder und für einige Augenblick herrscht genießerische Stille, dann werden die ersten Stimmen laut, die das Backkunstwerk loben.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Ieras am 04. Juni 2004, 18:16 Uhr
Er genießt die kleine, harmlose Plänkelei mit Kea, doch als sich seine Mutter gemeinsam mit Olyvar plötzlich erhebt, folgt sein Blick ihr besorgt. Er hatte die Anspannung Kizumus zwar deutlich gespürt, verstanden hatte er sie allerdings nicht. Die Hochzeit war schließlich vorbei, alles war gut gegangen und die Gäste waren zufrieden.
Die beiden hatten Morgana von ihrem Platz weggeholt und waren mit ihr unter der Kastanie, unter der sie vor einer Stunde geheiratet hatten verschwunden. Irgendwann kommt die Heilerin von ihrem Säugling angelockt und mit strahlenden Augen zurück, doch seine Mutter und Olyvar scheinen noch etwas Zeit für sich zu benötigen. Als sie dann endlich zurückkommen, strahlen beide und er spürt wie ihr Lächeln ihn ansteckt.
Ehe er mit seiner Mutter sprechen kann, winkt Borgil die beiden zu sich um endlich den hungrigen Blicken auf die Torte ein Ende zu setzen. Das Anschneiden der Torte wird mit Jubel begrüßt und Ierás ergattert für sich und Kea ein großes Stück.
"Puh, gieriger Haufen.." Er lacht und schiebt dem Mädchen den Teller zu. Sie kostet und schließt für einen Augenblick genießend die Augen.
Endlich setzen sich auch Olyvar und Kizumu wieder und Ierás wirft seiner Mutter einen fragenden Blick zu. Ihre Antwort ist ein seliges Lächeln und nach einem kurzen Blick zu Olyvar erreicht ihn ein ebenso seliger Gedanke. Er spürt wie ihr Lächeln sich auf sein Gesicht schleicht und zu einem breiten Grinsen wird. Der junge Mann beugt sich weit zu seiner Mutter und ihrem Gemahl hinüber und Kea muss den Teller mit der Torte retten. "Ich gratuliere." Er flüstert, drückt seiner Mutter die Hand und grinst Olyvar breit an.
Zufrieden lehnt er sich schließlich wieder zurück und beobachtet Kea, die genüsslich die Torte verspeist und ihm dabei fragende Blicke zuwirft. Später, Neyá.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Sol am 04. Juni 2004, 20:38 Uhr
Es dauert nicht lange bis sich Sols erster Teller geleert hat und er sich einen Nachschlag von dem immernoch übervollen Büffet holt. So, wie er es bei Einladungen und bei größeren Festen meistens handhabt, hatte diesen Vormittag nicht gefrühstückt um sich so einerseits den Bauch mit allerlei exotischen Köstlichkeiten vollzuschlagen und andererseits ein guter Gast zu sein - er würde sich auch beleidigt fühlen wenn auf einer Feier, die er ausrichtet, kaum jemand etwas essen würde. Während er die meist kleinen Leckerein auf seinem Teller eine nach der anderen verspeist und sich noch ein weiteres Mal Nachschlag holt, unterhält er sich angeregt -meist mit Borgil über die richtige Zubereitung und Essweise dessen was er aufgetischt hat- und fixiert zwischendurch immer wieder die Sonnenbeertorte, die vielleicht nur 15 Schritt von ihm entfernt auf dem Tisch emporragt.

Irgendwann -Sol hat das Gefühl auf dieser Lichtung jegliches Gefühl für Zeit zu verlieren- werden die Gespräche durch eine der beiden Distelfeen unterbrochen, die bereits vorhin ihr bestes getan haben, Sol von der Tafel und den Fässchen fernzuhalten und die jetzt, selbst volltrunken, nach einem Sturz in Ravens Salat auf dem Tisch umhertorkelt. Das hab ich gern, erst mich davon abhalten wollen und dann nichts vertragen... Sol schüttelt leicht den Kopf, als fast im gleichen Moment Kizu und Olyvar aufspringen und Morgana zu einem anscheinendend sehr wichtigen Gespräch vom Tisch ziehen. "Und was wird das jetzt..." Sol hatte seinen Satz eigentlich an Borgil richten wollen, doch der war nun anscheinend in ein Gespräch mit Raven vertieft, die -wie Sol erleichtert festgestellt hatte- kaum festlicher gekleidet war als er. Und nun? Sol schaut interessiert hin und her un stellt dann bedrückt fest, dass ihm offenbar die Gesprächspartner ausgegangen sind. Kein Wunder, er ja auf einem der Sitzplätze am Ende der Tafel, Borgil ist mit Raven bestens versorgt und Sols Gegenüber ist ihm weder bekannt noch allzu gesprächig. Und weil auch die Happen auf seinem Teller nur begrenzt sind, verschränkt Sol fast meditativ die Arme und beschränkt sich bis auf Weitere aufs Zuhören - eine Eigenschaft, die ihm von Freunden immer wieder nachgesagt wird, auch wenn er an sich selbst als guten Zuhörer nicht wirklich glaubt.

Da die geheime Unterredung von Morgana, Kizumu und Olyvar länger dauert als angenommen und weil sich zunehmend Unruhe breit macht, beschließt Borgil kurzerhand die riesige Torte bringen zu lassen, vermutlich um das Brautpaar endlich dazu zu bewegen an ihren Platz zurückzukehren. Mit leider nur scheinbarem Erfolg. Es dauert nicht allzu lange bis Morgana zurückkommt um Arwen ein schreiendes Bündel abzunehmen, doch die beiden Hauptakteure dieser alles in allem bezaubernden Komödie lassen sich anscheindend noch reichlich Zeit. Sol stochert mit gierigen Blicken auf die Torte und in einer dem Essen unwürdigen Art gelangweilt in den Resten herum, die auf seinem Teller ein einsamen Dasein fristen und ist kurz davor selbst aufzuspringen um entweder Kizu und Olyvar zu der Torte zu schleifen oder sie selbst anzuschneiden, als Caewlin -wie Sol erst jetzt auffällt der einzige der beiden Nordmänner, der gekommen ist- sich neben ihn setzt und ihn ohne große Umschweife darum bittet, eine Armberge für seinen Armstumpf anzufertigen. Sol ist erst übrerrascht von solch einer Bitte, ausgerechnet hier, ausgerechnet jetzt, und drückt entsprechendes in seinem Gesicht aus, gibt nach einigen Sekunden aber dennoch eine Antwort: "Nun Caewlin...ich kann Euch hier und heute noch nichts versprechen, doch ich werde sehen was ich tun kann. Schaut einfach mal vorbei, wenn ihr Zeit habt." Caewlin lächelt, sichtlich erfreut über Sols Auskünfte und er selbst ist erfreut über einen Gesprächspartner. "Ach ja, dann noch etwas. Wäre es nicht allmählich an der Zeit für ein 'Du', mmh? Ich meine, wir mögen uns nicht oft sehen, doch ich denke, dass wir genügend durchgestanden haben um auf Förmlichkeiten zu verzichten." Sol lacht verstohlen und klopft freundschaftlich gegen die Rippen des Nordmannes - viel höher reicht er nicht. Er lässt seinen Blick noch einmal kurz durch die Reihen schweifen und fährt dann fort."Ich habe das Gefühl seit unserem letzen Treffen so einiges verpasst zu haben." Sol trinkt einen Schluck aus seinem dritten Verder Dunkel und späht währenddessen verstohlen nach der Torte, die wenn es nach ihm ginge, schon längst verdaut wäre. "Jede Frau scheint ein Kind bekommen zu haben oder eines zu erwarten -mich würde es bei Raven und Kizumu nun auch nicht mehr wundern-, von Cron ist nirgends eine Spur...und dann noch dieser Nadir an Arwens Seite." Letzteres sagt Sol bedacht leise und zu Caewlin hingebeugt. Auch wenn die Arwen und ihr Begleiter ein Stück von Sol wegsitzen, er kennt das elbische Gehör nur allzu gut und ist nicht auf irgendwelche Diskussionen aus.

Dann endlich, nach scheinbar endlosen Minuten, die in leisem Gelächter geendet haben, kehren Braut und Bräutigam von der Kastanie zurück und schneiden die Torte an. Sol achtet genau darauf, wer wo seine Hände hat, denn er hat vor nicht allzu langer Zeit gehört, das derjenige, der die Hand des Partners führt den Ton in der Ehe angeben wird und er wüsste doch gerne, ob nicht doch Kizumu die Hosen anhaben wird. Seine Neugier wendet sich aber schnell dem Wesentlichen  -der Torte- zu, als er feststelt, dass, ob nun der Tradition wegen oder nicht, Olyvar die feine Klinge führt, die einem Gnom als Schwert gereichen würde. Obschon sie alle lange warten mussten, werden die Tortenstücke, die nach und nach große Wunden in den vorher makellosen Leib der Torte reißen, nun umso schneller herumgereicht und als Sol seine Gabel in seinem ersten Stück versenkt und einen Happen in seinen Mund führt, überkommt ihn das Gefühl als würden seine Geschmacksnerven explodieren. Langsam kaut er das leckere Gemisch aus Beeren und Sahne und als er den ersten Bissen geschluckt hat, wendet er sich, lächelnd und den Tränen nahe, an Borgil. "Borgil...diese Torte ist...unbeschreiblich. Ich dachte zwar, dass das Büffet nicht zu übertreffen ist, doch mit dem hier..." Sol deutet mit seiner schwankenden Gabel auf sein angegessenes Tortenstück "...wirst du selbst Göttern gerecht." Sol ist sich zwar bewusst, dass das mancher durchaus als Blasphemie auslegen würde, doch er meint jedes Wort, so wie er es gesagt hat.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 04. Juni 2004, 22:29 Uhr
Schon Kizumus Antwort war nicht sehr überzeugend gewesen, aber als sie so plötzlich aufspringt, hat Kea wieder das seltsame Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie blickt der Elbin und ihrem frisch gebackenen Ehemann hinterher und wundert sich still. Ierás fängt aber schon bald wieder munter mit ihr zu reden an, so dass Kea gar nicht weiter überlegen kann. Erst als Kizumu wieder zurück kommt, besinnt sich die Schmiedin wieder der seltsamen Situation.
Das Brautpaar strahlt jeder für sich und doch zusammen, über das ganze Gesicht und Ierás lässt sich schnell anstecken. Von allen Seiten treffen verwunderte und fragende Blicke auf Kizumu und Olyvar, doch die beiden bewaren Stillschweigen.
Im Angesicht der Torte auf ihrem Teller die Ierás für sie ergattert hat, vergisst Kea jedoch für einen Moment alles um sich herum. Kea war schon immer leicht für süße Sachen zu begeistern gewesen, doch beschrenkt sich das bei ihr normalerweise auf Honig, aber diese ist eine wahre Gaumenfreude. Für einen Moment schließt sie die Augen und lässt sich den Bissen einfach auf der Zunge zergehen. Ierás reißt sie aus ihrer Genußphase in dem er sich über den Tisch zu seiner Mutter beugt und Kea ihre Torte vor seinem Oberkörper retten muss. Sie wirft ihm einen nicht ernstgemeint strafenden Blick zu, der sich im gleichen Moment verändert. Ierás gratuliert Olyvar und Kizumu und Kea kennt sich nun wirklich nicht mehr aus. Sie schaut Ierás fragend an, während sie sich einen weiteren Bissen Torte in den Mund schiebt und der Junge sich zufrieden zurück lehnt.
>Später, Neyá< sendet er ihr zu und Kea nickt. Später... sie würde sicher nicht darauf vergessen. Ein leichtes Lächeln spielt um ihren Mund, denn selbst wenn sie keine Ahnung von irgendetwas hat, so sind wenigstens die Leute die sie mag, aus einem bestimmten Grund gut gelaunt und das ist ihr genug, um selbst glücklich und zufrieden zu sein.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 04. Juni 2004, 22:36 Uhr
Seine Tischnachbarin hatte ihren Platz verlassen, um sich um ihr Kind zu kümmern, Ich frage mich wo der Vater des Kindes ist, so alt ist das Kind doch noch gar nicht? , nachdem sie ihm mit Nachdruck gesagt hatte er solle bloss auf seinem Platz bleiben. Und es dauert auch nicht mehr lange ehe Olyvar und Kizumu aus dem Schatten der Kastanie heraustreten und wieder an den Tisch kommen. In Olyvars Gesicht liegt ein breites Grinsen, dass fast eingemeisselt wirkt. Und auch seine Frau macht ein sehr glückliches Gesicht, also kann es nichts schlechtes gewesen sein, was auch immer sie besprochen haben. Sagen tun beide nichts aber dafür schneiden sie die Torte endlich an.  Ehe er ein Stück Torte bekommt, wechselt er noch ein paar Worte mit Rhordri und Vareyar und dann steht das Stück Torte vor ihm. Niniane ist mittlerweile auf ihren Platz zurück gekehrt und hat auch ein grosses Stück der Torte vor sich stehen. Eigentlich ist er wirklich schon satt und mag das süsse Zeug eigentlich nicht. Aber da alle zumindest einen Bissen probieren, versucht er sich doch daran und er ist überrascht, es ist zwar süss aber der Geschmack der Sommerbeeren gibt dem ganzen noch einen fruchtigen und angenehmen Geschmack und ehe er sich versieht ist das Stück Torte ganz in seinem Bauch verschwunden.

Vollkommen satt lehnt er sich leicht zurück und ist gespannt was nun noch folgen wird. Bei den Dorfhochzeiten folgte nun meist der Tanz oder die Braut wurde entführt, aber in solch einer edlen Gesellschaft war er sich nicht sicher, ob es hier auch so sein würde. Dorfhochzeiten hatte er im letzten Jahr genug erlebt, aber so wie hier war keine gewesen, von daher blickt er sich kurz um, aber Spielmannsleute, die zum Tanz aufspielen, kann er nirgendwo entdecken und er bezweifelt auch, das jemand mit so einen gefüllten Magen noch fähig wäre Tanzschritte zu machen. Nachdem Niniane ihr Stück Torte zur Seite schiebt setzt er sich wieder gerade und blickt sie an. "Wisst ihr was nun folgt oder ist das Fest damit beendet. Verzeiht wenn ich so eine wohl in euren Ohren dumme Frage stelle, aber eine Hochzeit von so hochgestellten Persönlichkeiten hab ich noch nicht kennengelernt."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Calyra am 04. Juni 2004, 23:48 Uhr
Sie bringt den schlafenden Brynden ein Stück von der Tafel entfernt im Schatten eines Sonnensegels zum Schlafen, wo sie ihn auf ihren Umhang legt und er sich von Feengesang und dem sachten Rascheln hunderter Schmetterlingsflügel einlullen läßt. Dennoch bleibt sie noch eine ganze Weile bei ihm und Akira sitzen. Niniane gesellt sich irgendwann zu ihnen, nutzt die Bluthündin kurzerhand als Rückenlehne und stillt ihre Tochter, doch im Gegensatz zu ihr kehrt die Waldläuferin gleich darauf mit dem Baby wieder an die Festtafel zurück. Sie zieht die Knie an, schlingt die Arme darum und beobachtet von ihrem Platz aus mit einem leisen Lächeln die kleine Hochzeitsgesellschaft. Sie sieht, wie Caewlin den Platz wechselt, um sich mit Sol zu unterhalten, wie der Kastellan der Steinfaust endlich sein Mahl beendet, wie Borgil und Raven tuschelnd die Köpfe zusammenstecken und schließlich nach Morgana irgendwann sogar Kizumu und Olyvar endlich an die Tafel zurückkehren - beide mit einem Lächeln im Gesicht, das auch einem Blinden hätte verraten müssen, was die Stunde geschlagen hatte.

Akira räkelt sich mit einem wohligen Schnauben in der Sonne und blickt aus gelben Augen zu ihr auf, aber sie schüttelt nur den Kopf. "Ich bleibe noch ein Weilchen hier sitzen," flüstert sie der Bluthündin zu, doch die dreht nur lässig ein Ohr in ihre Richtung. Sie erlebt das allgemein so sehnsüchtig erwartete Anschneiden der Torte lieber aus sicherer Entfernung. Aus Süßem hat sie sich noch nie etwas gemacht und abgesehen davon, ist sie bis zu den Ohren vollgestopft mit Flußkrebsen in Sahnesauce.  Friedlich ist es hier... und wunderschön. Obwohl diese Distelfeen immerzu streiten, sie haben den Hain wirklich wundervoll verzaubert... Verzaubert ist mit Sicherheit das richtige Wort. Sie weiß ja nicht viel über Feen - genaugenommen gar nichts, außer daß sie eine erkennt, wenn sie sie sieht - aber daß sie über Zauberkräfte verfügen, ist allgemein bekannt. Brynden blinzelt noch einmal, umklammert mit verschmierten Fingerchen ihren Daumen und gähnt herzhaft, dann döst er endgültig ein.

Mit der freien Hand streicht sie über seinen silbrigen Schopf und summt dabei ganz unbewußt eine Melodie. "Bittida i morgon innan solen upprann... Innan fåglarna började sjunga..."
Eine Fee flattert vorüber, Haut, Haar und Flügel blaugrün wie der Ildorel an einem sonnigen Tag und verharrt entzückt über ihrem schlafenden Sohn - "Ooooch, weichhübsches Babydings schläft!" - und sirrt dann davon. Offenbar war für die Feen - gleich welcher Art -, heute hier ein rauschendes Fest ... oder sie nutzen die Hochzeit ganz einfach als Grund zum Feiern... denn wo immer sich welche unter den Bäumen blicken lassen, sind sie entweder schwer mit tanzen, singen, fiedeln oder trinken - oder allem auf einmal - beschäftigt... und mehr als eines der geflügelten, kleinen Wesen flattert bereits bedenklich trunken durch die Gegend, wenn sie das richtig bemerkt hat. Bei der Erinnerung an Ravens Salateinlage muß sie immer noch kichern.

Die Sonne macht bereits Anstalten, sich im Westen über die Baumwipfel und die Stadtmauern herabzusenken, als sie schließlich aufsteht, sich Gras und Moos von den Röcken klopft und an die Tafel zurückkehrt. Beinahe alle sind schwer damit beschäftigt, dem Tortenungetüm den Garaus zu machen und soweit sie das sehen kann, liegt Borgils Sahne- und Zuckergußkunstwerk bereits im Sterben. Sie tritt zu Caewlin und Sol, setzt sich aber nicht, sondern bleibt hinter ihrem Mann stehen, froh, sich ein wenig die Beine vertreten zu können, und legt ihm die Hände auf die Schultern. Sie hat von ihrem Gespräch nichts mitbekommen und so lächelt sie dem Zwergenschmied nur zu. "Schön, Euch zu sehen Sol, es ist lange her. Ich hoffe, es ist Euch gut ergangen seit dem Herbst letztes Jahr." Sie war nicht dabei in Wegesend - wie auch mit einem kleinen Kind? - aber Caewlin hatte ihr alles darüber erzählt - sie weiß wohl, daß der Kampf in dem Gasthaus ganz anders hätte ausgehen können, wären Sol uns seine Äxte nicht zur Stelle gewesen. "Hat er Euch etwa jetzt und hier wegen seiner Hand gefragt?" Hakt sie belustigt nach, als ihr einfällt, warum Caelwin den Zwergenschmied hatte sprechen wollen und Sol nickt grinsend.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 05. Juni 2004, 10:49 Uhr
Geduldig wartet Raven, die Teller in der Hand, bis die Brautleute den gigantischen Hochzeitskuchen anschneiden und anschließend unter Gekicher und Gelächter die Tortenstücke an die Schlange stehenden Gäste verteilen. Mit den beladenen Tellern kehrt sie zum Tisch zurück und stellt jeweils einen vor dem Zwerg und ihrem Gefährten ab, der an diesem Tag wirklich ungewöhnlich wortkarg ist.

Sie lässt sich wieder auf ihrem Stuhl nieder und löffelt schweigend an ihrem Tortenstück herum. Goldenes Sonnenlicht fällt durch die Äste der Weiden und die Wärme und das viele Essen lassen sie träge blinzeln, als sie den Teller schließlich beiseite schiebt. Sie sehen richtig glücklich aus, stellt Raven mit einem stillen Lächeln fest, als sie eine Weile Kizumu und Olyvar zuschaut, die am anderen Ende der langen Tafel kichernd mit einem gewaltigen Stück Kuchen kämpfen. Vergnügtes Stimmengewirr und Gesprächsfetzen schwirren durch die Luft und die Brautleute und Gäste scheinen sich alle prächtig zu unterhalten. Ihr dagegen ist nach Alleinsein und nach ein paar entschuldigenden Worten an ihre Tischnachbarn erhebt sie sich von ihrem Platz und verschwindet in den stilleren Gefilden des kleinen Hains.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 06. Juni 2004, 11:27 Uhr
Die Hochzeitstorte ist nun nicht mehr als ein karges Gerippe und es sind kaum noch mehr als 5 Stücke auf dem Gestell zu sehen. Die ersten Gäste erheben sich um sich die Beine zu vetreten und Varin beobachtet schmunzelnd, wie Rhordri sich seinen Gürtel ein wenig weiter schnallt. Auf seine Frage, was denn nun noch folgen würde, hatte Niniane auch nur mit einem Achselzucken reagiert. Aber kaum das der klägliche Rest der Torte vom Tisch getragen wurde, ertönen sanfte Klänge von Musikinstrumenten aus dem Nahen Wald und bald darauf erscheint ein kleiner Spielmannstrupp bestehend aus zarten Feen, in edle Kleidung gekleidet, und spielt zum Tanz auf. Nachdem das Brautpaar sich nach einigen Überedungen dazu hat hinreissen lassen, den Tanz zu eröffnen, gesellen sich nach und nach auch andere Paare hinzu.

Shenrah hat den Himmel schon verlassen und sich zur Ruhe begeben und überall im Hain leuchten kleine Lampen auf in grün-goldenen Farben, und erhellen den Hain. Varin vermutet, dass auch dies ein Werk der Feen ist, die ausgelassen unter den Baumwipfeln zur Musik tanzen und singen. Faeyris wirft dünne silberne Strahlen auf den Hain, die sich mit dem goldgrün der Lichter vermischen. Er würde seine Tischnachbarin zum Tanz auffordern, wenn er nicht mit Sicherheit wüsste, dass sie ihm einen Korb geben würde. So lässt er es, lässt sich lieber noch von den Schankmägden etwas Met nachschenken und betrachtet die Paare, die sich zur Musik bewegen.

Er grübelt, wie lange es wohl noch dauern würde, ehe das Fest zu Ende ist. Nicht, dass es ihm hier nicht gefallen würde, aber etwas wirklich Interessantes gibt es für ihn hier nicht, zumal alle der anwesenden Frauen in Begleitung sind und diejenige, die ohne ist, überhaupt kein Interesse daran hat mit ihm zu flirten. Es muss gegen Mitternacht sein, als die ersten Blaumäntel sich verabschieden und auch Varin verabschiedet sich kurz darauf von dem Brautpaar und mit einem überaus charmanten Lächeln auch von seiner Tischnachbarin. "Es war mir eine Ehre  euer Tischnachbar zu sein."  Dann wendet er sich weg von der Tafel und verlässt den Hain. Er ist sich noch nicht sicher wohin ihn seine Schritte führen werden. Müde ist er im Grunde noch nicht und das viele gute Essen ist ein guter Grund um sich noch etwas körperlich zu betätigen. Schliesslich entscheidet er sich, doch den Pfirsich aufzusuchen. Shyada war seit fast einer Woche nicht mehr in der Steinfaust gewesen, zumindest hatte er sie dort nicht gesehen und er vermutete , dass sie wirklich fortgegangen war, ob nur für eie Weile oder für immer, das wusste er nicht. Da Shyada nun nicht da ist, lenkt er seine Schritte hin zum Pfirsich, dort würde er sicher willkommen sein und bei den Gedanken macht sich das typische breite Grinsen auf seinem Gesicht breit.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 06. Juni 2004, 11:29 Uhr
Sol wirkt ein wenig überrascht, jetzt und hier ausgerechnet wegen eines Auftrags angesprochen zu werden - Caewlin kennt keine solchen Bedenken und ist selten verlegen, eine sich bietende Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen. Die Sache mit dem Armstumpf liegt ihm schon lange auf der Seele - genaugenommen seit der Schlacht von Liam Cailidh, als ihn die Eisenschelle mehrmals ganz gute Dienste beim Abfangen einer Waffe geleistet und sich langsam eine Idee in seinem Kopf festgesetzt hatte - doch er hatte bisher nie Zeit gefunden, den Zwerg deswegen in seiner Schmiede aufzusuchen. Sol kann ihm zwar kein klares "Ja" als Antwort bieten, aber immerhin scheint er willig, sich die Sache anzusehen und das genügt Caewlin für's erste vollauf. Sie verabreden also, daß er sobald als irgendmöglich in die Schmiede kommen solle und Sol bietet ihm im selben Atemzug an, das förmliche "Ihr" doch endlich sein zu lassen. "Meinetwegen gern, Sol." Das freundschaftliche Rippenklopfen quittiert er mit einem halben Lächeln und hochgezogener Braue und eine Schankmagd bringt ihm ein frisches Methorn. Seine nächsten Worte über das verpassen von allerhand Ereignissen und den neugeborenen Kindern lassen Caewlin zunächst Grinsen, aber als Sol gleich darauf allerhand Veränderungen und schließlich mit bedeutungsvoll gesenkter Stimme das Blauhaar erwähnt, wird Caewlin klar, worauf das hier hinausläuft und er stöhnt innerlich auf.

Sol war ein Freund des Templers gewesen... aber offenbar hatte niemand ihm bisher die ganze verworrene Geschichte erzählt. Kizumu und Olyvars Rückkehr und das Anschneiden des Backwerks unterbricht ihre Unterhaltung, aber nur kurz - es dauert nicht lang, bis der Zwerg ein Stück Sonnenbeerentorte vor sich stehen hat und darüber in helles Entzücken ausbricht. Calyra kehrt zurück und gesellt sich zu ihnen, aber sie nimmt sich keinen Stuhl, sondern bleibt hinter ihm stehen. Ihr Auftauchen und die höflichen Plaudereien, die sie mit Sol tauscht - der mit vollem Mund nur nicken und grinsen kann -, gibt ihm weiteren Aufschub, aber irgendwann wird er antworten müssen. Verdammt, der Zwerg war vor allem Falcons Freund, er hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu kennen. Jemand ist ihm eine Erklärung schuldig. So wie es aussieht, ist dieser Jemand jetzt er. "Das Gefühl einiges verpasst zu haben, kenne ich. Ich war den ganzen Winter über auf dem verdammten Feldzug, mir geht es nicht anders," beginnt er, denkt dabei allerdings mehr an seinen Sohn und nimmt einen tiefen Schluck Met. "Sol... es gibt da etwas, das du wissen solltest.... über Falcon, Arwen und das Blauhaar," er nickt mit dem Kopf in Richtung des Silberelben, aber er spricht  leise genug, daß ihn außer Sol und Calyra niemand hören kann.

"Nach Wegesend, als Falcon davonritt... er kam nicht zurück. Er hat Arwen verlassen und sie hat die Ehe aufgelöst. Ich weiß nicht wie oder warum, vielleicht ist in diesen Kellern etwas geschehen, von dem wir alle keine Ahnung haben, aber wie auch immer: Falcon und Arwen gingen schon getrennter Wege, als er sich dem Heerbann gegen die Narge anschloß. Er führte eine kleine Truppe Templer an..." bei der Erinnerung an die zwei Dutzend strahlend weißer Gestalten inmitten des Zuges schlammbespritzer Blaumäntel, Spießkämpfer, Söldner und dreckiger Troßknechte muß er lächeln. Falcon sah selbst nach zwei Wochen Gewaltmarsch durchs winterliche Larisgrün stets aus, als sei er geradewegs aus den Badehäusern gekommen. "Aber das hast du vermutlich schon gehört. Worauf ich hinauswill..." er erzählt dem Zwergenschmied soviel über Liam Cailidh, Falcons Tod, Arwen und den Silberelben, wie er selbst weiß. Einiges davon hatte er selbst gerade eben erst aus Borgils und Ravens Getuschel erfahren und Sol lauscht ihm ernst geworden und mit nachdenklich gefurchter Stirn. Ab und an verschwindet zur Stärkung eine weitere Gabel voll Sahne und Sonnenbeeren in dem dichten, glänzenden Zwergenbart, aber ansonsten ist Sol sehr still geworden. Als Caewlin endet, schweigt er lange, vertilgt den Rest seines mittlerweile dritten Tortenstücks und brummelt schließlich irgendetwas von: "So ist das also", die Stirn konzentriert gerunzelt.

"Ja, so ist das." Caewlins Blick wandert ganz von selbst zu Arwen und dem Silberelben, die so nahe nebeneinander sitzen, daß sie sich ständig berühren und sich gerade selbstvergessen in die Augen sehen. "Ich kenne diesen Silberklinge nicht besser als du, aber wir beide kennen Arwen. Sieh sie dir an," er mustert die beiden und aus seinem halben Lächeln wird ein wölfisches Grinsen. "Unglücklich sieht sie nicht gerade aus, wenn du mich fragst und..." er verstummt, als Raven zwei Plätze weiter aufsteht und sich leise murmelnd entschuldigt und sieht ihr nach, als sie zwischen den Bäumen verschwindet. Ein Blick auf Borgil bringt ihm nur ein ratloses Schulterzucken des Zwergen ein, doch ein weiterer zu Cal ein kaum merkliches Nicken. Er steht auf, um Raven zu folgen und überläßt Sol seinen Überlegungen... ob die Gedanken des Zwergen um ein viertes Stück Torte oder das eben Gehörte kreisen, kann er nicht sagen, aber im Moment gelten seine zumindest Ravens Verschwinden von der Festtafel. Er findet sie schließlich am Ende der Lichtung unter ein paar tiefhängenden Zweigen inmitten eines kleinen Flecks Bingelkraut und Waldveilchen. Einen Schritt entfernt von ihr bleibt er stehen, legt den Kopf schräg und sieht auf ihren dunklen Haarschopf hinunter. Völlig aussichtslos, sich an sie anschleichen zu wollen - im Vergleich mit diesen leichtfüßigen Spitzohren macht er im Unterholz soviel Lärm wie eine Mammutherde und abgesehen davon ist sie... nein war sie einmal... eine verflucht gute Diebin. "War die Torte so miserabel oder ist Borgil zudringlich geworden?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Calyra am 06. Juni 2004, 13:48 Uhr
Als Caewlin Raven folgt, plaudert sie noch ein wenig mit Sol, wobei sich ihr Gespräch um durch und durch unverfängliche Themen wie das Wetter, das Brautpaar, den ganzen verzauberten Feenhain und natürlich vor allem das Essen bewegt. Irgendwann wendet Sol sich wieder Borgil zu und derart abgelöst, ist sie frei, an ihren Platz zurückzukehren. Als sie an Arwen und Nadir vorbeikommt, bleibt sie kurz stehen und beugt sich zu der Elbin hinab. "Caewlin hat gerade mit Sol geredet... über Wegesend und Falcons Tod, du weißt schon, wegen Nadir." Ihr Blick hebt sich kurz und trifft für einen Augenblick auf mitternachtsblaue Augen, deren Schärfe das Lächeln im Gesicht des Silberelben Lügen straft. Sie kann es Nadir nicht verdenken - ihr selbst wäre auch mehr als unbehaglich zumute, wenn sie ständig der Gegenstand für alle möglichen Spekulationen wäre. "Seid ihm nicht böse, Nadir. Sol war Falcons Freund und er hatte keine Ahnung, daß... nun ja, daß Arwen und der Templer bereits geschiedene Leute waren, als Ihr hier aufgetaucht seid, daß es Falcon war, der sie verlassen und seine Eide gebrochen hat. Bitte." Sie wendet sich wieder an Arwen. "Ich wollte nur, daß du es weißt, aber du solltest vielleicht auch selbst noch einmal mit Sol sprechen.... irgendwann." Mit dem unbehaglichen Gefühl, sich schon viel zu weit aus dem Fenster gelehnt und eingemischt zu haben und der Hoffnung, Arwen würde ihr die Worte nicht übelnehmen, kehrt sie schweigsam an ihren Platz zurück. Caewlin und Raven sind noch immer verschollen, dafür sinkt die Sonne endgültig hinter den waldigen Hügeln im Westen, taucht den ganzen Hain in rotgoldenes Dämmerlicht und entflammt den Ildorel dahinter. Die Laternen in den Bäumen beginnen wie von Zauberhand erleuchtet, sanft zu schimmern und die Sternenfalter überall im Gras und über dem gurgelnden Bachlauf leuchten wie winzige Sterne. Sie blickt sich am Tisch um, wo die Hochzeitsgesellschaft inzwischen buntgemischt zusammensitzt und lauscht mit halbem Ohr auf die Gespräche ringsum. Als es dunkel wird, spielen ein paar Feen zum Tanz auf und ihre kleinen Füße unter dem Tisch trommeln im Takt, aber Caewlin ist immer noch verschollen. Olyvar und Kizumu tanzen unter den mit Sternenlichtern übersäten Bäumen und andere schließen sich ihnen lachend an. Sie sieht noch einmal nach ihrem schlafenden Sohn und gesellt sich dann zu Niniane, die zwischen einigen Blaumänteln festsitzt, während ringsum eine lebhafte Version von Hans Mundwalds Sternenjagd erklingt.

Tief im Altherzental
rief Hand Mundwald einmal
seine Männer vom Wald nah und fern.
Eine Krone es galt und Ruhm dort im Wald,
für den Mann, der ihm fing einen Stern...*


"Ich hätte Lust zu tanzen, aber Caewlin sucht Raven und allein..." sie zuckt mit den Schultern und lächelt Niniane an, deren goldene Augen beunruhigend wie immer auf ihr ruhen. "Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich mich ein bißchen zu dir setze."


*aus Tad Williams Drachenbeinthron

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 06. Juni 2004, 22:19 Uhr
Er hätte einiges lieber getan, als mit ihr an die Festtafel zurückzukehren und die verdammte Torte anzuschneiden - zum Beispiel die romantischen Möglichkeiten einiger dieser versteckten Lichtungen im Hain auszutesten - aber er muß ihr Recht geben: sie hatten da ein paar Gäste sitzen, die ihr Ausbleiben wohl erstens nicht schätzen und zweitens ihre Zweisamkeit kaum lange ungestört bleiben lassen würden. Als die Sonne sinkt und die Laternen in den Bäumen aufflammen, wird der Ort womöglich noch zauberhafter, als er es ohnehin schon war. Überall glänzt und funkelt es versteckt zwischen grüngolden schimmernden Blättern und die Feen spielen und fiedeln zum Tanz auf. Von der Torte sind nichts als ein paar Krumen geblieben, um die sich flatternd ein paar buntschillernde Feen streiten und die Trägheit nach dem reichlichen Festmahl verfliegt mit den Klängen der Feenharfen und Geigen, der Trommeln und Pfeifen und winzigen Bratschen. Olyvar fühlt sich leicht, leicht im Kopf und in den Füßen. Er will Kizumu sehen, wie sie ihre Röcke hebt und sie so lange drehen, bis ihr schwindlig wird. "Thig a seo, a bhean," er greift nach ihrer Hand und zieht sie mit sich hoch. "Wir müssen den Tanz eröffnen."  Er führt sie auf die Lichtung, drückt ihre Handfläche an seine und verschlingt ihre und seine Finger. Die Feen können es an Lautstärke mit jedem Spielmannszug aufnehmen, dennoch klingt ihre Musik zarter, feiner... feenhaft und verzaubert, wie alles andere um sie her, obwohl er das Lied kennt, irgendeines der zahllosen Hans Mundwald - Lieder.

Da stand Beornoth auf, rief „Ich klettre hinauf
auf den höchsten der Baumwipfel hier!
Und ich hole den Stern für die Krone von fern,
und dann reichst du die Goldene mir."

Und er klettert in Hast auf den obersten Ast
einer Birke und sprang weiter noch
wie im wildesten Traum, von Baumstamm zu Baum,
doch der Stern stand am Himmel zu hoch... *


Sie hebt den Arm, legt die freie Hand auf seine Schulter und er umfaßt ihre Taille, noch immer so schmal, daß er sie mit beiden Händen umspannen könnte... und sie tanzen. Sie drehen sich in großen, schwungvollen Kreisen unter den goldschimmernden Bäumen, umflattert von Reigen schimmernder Falter und er spürt jeden Zentimeter seiner Haut. Über ihnen spannt sich der samtblaue Himmel, übersät mit Milliarden von winzigen, leuchtenden Sternen wie glühende Himmelslichter und ein blasser Mond badet alles in silbernem Licht.

* aus Tad Williams Drachenbeinthron

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 06. Juni 2004, 22:40 Uhr
"Aber nein, ich bin froh, wenn ich nicht gezwungen bin, Vareyar und Rhordri auch noch beim Würfeln zuzusehen," flüstert sie und rückt ein Stück näher an die Bardin heran. Einen Moment lang amüsieren sie sich über die Feen, die laut streitend - und nicht mehr ganz nüchtern - um die Tortenplatte flattern, ganz angetan von Krümeln und Sahneklecksen, doch dann wenden sich ihre Gespräche wieder ihren Freunden und den Kindern zu. Sie erzählt ein wenig davon, daß sie die letzte Woche vor dem Inarifest bei Morgana gewesen war, um der Heilfrau  mit ihrem Sohn zu helfen und erwähnt auch deren Gefangennahme in der Unterstadt, auch wenn sie auf die Hintergründe nur wenig eingehen kann. Sie weiß zwar, daß Morgana einem alten Priesterinnengeschlecht der Wildingsstämme entstammt, aber über die Zusammenhänge, Legenden und Prophezeihungen der Schwarzen Insel kann sie kaum etwas sagen. "Sie war sehr schwach und hatte nicht viel Milch, weißt du, nachdem sie wochenlang in diesem Loch festsaß. Ich hoffe Olyvar wird diesem Wahnsinnigen den Tod geben, etwas anderes hat er auch nicht verdient." Calyra nickt nur und sie wenden sich erfreulicheren Gesprächen zu, während die Feen eifrig ihr Hans Mundwald-Lied zum Besten geben. Olyvar und Kizumu und einige andere beginnen zu tanzen und die Paare sich in fröhlichen Kreisen zu drehen. Ich sollte tanzen... Götter, Cron, warum bist du nicht hier? Im Gegensatz zu Brynden, der sich von Lärm und Musik gleichermaßen nicht stören läßt, wird Shaerela wach und tut mit ungehaltenen "Häk!"- Lauten kund, daß sie nicht länger im Körbchen zu bleiben wünscht. Niniane holt sie heraus, nimmt sie auf ihren Arm und wiegt sie sacht. "Hunger kannst du nicht schon wieder haben, min Lia." Zufrieden, auf ihrem Arm etwas von der Welt zu sehen, und wenn es nur vielfarbige Lichter zwischen schimmerndem Grün sein mögen, hebt Shaerela eifrig ihr schwarzhaariges Köpfchen und sieht sich aus riesigen goldenen Kulleraugen um, während Niniane ihrer Tochter die Ballade vom Sternenfang leise mit ins Ohr summt.

Osgal lachte derweil und versprach einen Pfeil
in den obersten Himmel hinein.
„Ich schieß ihn vom Zelt, daß er herunter fällt,
und die Krone, die Krone ist mein ..."

Zwanzig Pfeile, das Schaf! Doch kein einziger traf
auf den Stern voller Hohn in der Nacht.
Zwanzig Pfeile hinab. Osgal wünschte sich in Grab
und er versteckt hinter Hans sich, der lacht.*


*wie gehabt aus dem Drachenbeinthron von Tad Williams

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 06. Juni 2004, 23:46 Uhr
Arwen ist gerade dabei, Nadir einige Bissen von der Sonnenbeerentorte von ihrem gemeinsamen Teller wegzuessen, als Calyra bei ihnen stehen bleibt. Erfreut dreht Arwen sich zu ihr um, haben sie doch bisher bis auf die wenigen Worte zur Begrüßung keine Gelegenheit gehabt miteinander zu reden. Doch die Worte der silberhaarigen Bardin über Caewlins Gespräch mit Sol und dass sie selber besser auch nochmal mit dem Zwerg reden solle, verschlagen der Elbin für einen Moment schlicht die Sprache. Und Nadir geht es scheinbar nicht viel anders, wie sie an dem scharfen Blick erkennen kann, den er der Bardin zuwirft. Der ganze Tag bisher, die Trauung und die ganze Feier hier in diesem Feenzauberhain, es sind wunderschöne Stunden gewesen. Sie nimmt Calyra ihre Worte nicht übel, auf eine seltsame Art ist sie ihr sogar dankbar dafür, dass Caewlin mit Sol geredet hat und sie und Nadir nun von diesem Gespräch wissen, aber ein Kübel mit Eiswasser hätte Arwen in diesem Moment nicht unvorbereiteter treffen können, als der (sicherlich gut gemeinte) Rat, sie solle selber noch einmal mit Sol über all das reden.

Innerlich zuckt Arwen zusammen, auch wenn ihr nichts davon anzusehen ist. Sie tut, was sie Zeit ihres Lebens immer in solchen Situationen getan hat: Das Lächeln auf ihrem Gesicht, eben noch Ausdruck der Freude an diesem Fest, erstarrt zu einer Maske der Höflichkeit, während sie Calyra zunickt, sie werde bei Gelegenheit mit dem Zwergenschmied reden, und diese ihren Weg fortsetzt um sich schließlich zu Niniane setzt. Arwens Blick bleibt an Nadirs hängen, und er ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige, der erkennen kann, dass ihr Lächeln in diesem Augenblick nicht mehr ist als eine mit mühsamer Selbstdisziplin aufrecht erhaltene Maske. Das Herz schlägt ihr hart gegen die Rippen, und sie kann das Blut in ihren Adern pulsieren und rauschen hören. Jemand scheint ihr den Boden unter den Füßen weggezogen zu haben, und wenn sie nicht schon säße, würde die Beine ihr vermutlich den Dienst versagen. Alles um sie herum scheint sich plötzlich immer langsamer zu bewegen, so als friere die Zeit ein. Mühsam zurückgehaltene Tränen lassen ihre Augen schwimmen, und das einzige, was sie noch mit einer fast überdeutlichen Klarheit wahrnehmen kann, ist Nadir direkt vor ihr.

Warum muss sie sich immer wieder für ihre Liebe zu Nadir rechtfertigen oder sich erklären? Wut auf den Templer, der sich mit seinem Tod einfach aus allem davongestohlen hat, brodelt ganz unvermutet in ihr. Und gleichzeitig scheint all das was sie für Nadir empfinde und was er ihr bedeutet im selben Moment aufzuflammen, dass es ihr fast die Luft abschnürt und sie lange Augenblicke keinen Laut mehr heraus bekommt. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Ihr Puls beruhigt sich langsam wieder, und alles, was ihren Herzschlag noch aus dem Takt bringt, ist der Blick aus den Augen ihres Mannes

"Sol war ein Freund von Falcon, ja." Ihre Stimme ist leise und heiser, als sie schließlich spricht. "Aber er wird es ebenso akzeptieren müssen wie alle andern auch, dass ich DEINE Frau bin." Und ob ich mit ihm darüber rede, überlege ich mir an einem anderen Tag, nicht heute Sie stellt den Kelch aus rauchigem alayzer Kristall auf den Tisch zurück und greift nach Nadirs Hand. Olyvar und Kizumu haben unterdessen den Tanz eröffnet, und die Musik der Feen und Kobolde hilft Arwen, unfrohe Gedanke und Tränen zu vertreiben. "Komm, lass uns auch tanzen... Eine Nacht wie diese, voller Sternenlicht und Feenzauber wird es vielleicht nicht so bald wieder geben."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 07. Juni 2004, 01:45 Uhr
Der Lärm und das Stimmengewirr bleiben hinter ihr zurück, als Raven gedankenversunken durch den kleinen Hain schlendert, der still und friedlich im Licht der Abendsonne liegt. Das Moos ist weich wie Samt unter ihren bloßen Füßen und über und über mit goldenen Lichtflecken gesprenkelt, die ein sich immerzu bewegendes Muster auf den Waldboden zeichnen. Durch die herabhängenden Zweige der Weiden kann sie den Ildorel funkeln sehen. Nichts stört hier die Ruhe und sie ist froh, der lauten, feiernden Gesellschaft einen Augenblick aus dem Weg gehen und ihren Gedanken nachhängen zu können. Gerade als Raven überlegt, ob sie sich zwischen den Wurzeln am Ufer niederlassen und die Füße eine Weile ins Wasser baumeln lassen soll, ertönt hinter ihr das Knacken von niedergetretenen Zweigen.

"Im Anschleichen warst du noch nie sonderlich gut", grinst sie, als sie aufblickt und die hochgewachsene Gestalt des Nordmannes an ihrer Seite auftauchen sieht. Sie tritt ein paar Schritte vom Ufer zurück und teilt mit den Händen den Vorhang aus Weidenzweigen, der sie von Caewlin trennt. "Weder noch", erwidert sie dann auf seine Frage, in der, so scherzhaft und leichthin sie gestellt ist, doch ein forschender Unterton mitschwingt, der nicht zu überhören ist. "Die Torte war köstlich und Borgil weiß, dass er sich eine Maulschelle einfängt, wenn er zudringlich wird." Bei dem Gedanken an den rotbärtigen Zwerg liegt ein kleines Schmunzeln in Ravens Mundwinkeln. "Nein, Borgil ist ein Schatz und bis auf seine ständigen Heiratsanträge habe ich von ihm wohl nichts zu befürchten, auch wenn er mir fortwährend das Gegenteil beweisen will."

Ihre Augen fahren zwei Stockwerke hoch zu Caewlins Gesicht und unter seinem Blick wird ihr fast ein wenig unbehaglich zumute. Wenn er sie so ansieht, kommt sie sich jedesmal vor, als könne er einfach in sie hineinblicken wie durch Glas. "Ich wollte nur ein wenig allein sein, deswegen habe ich die Tafel verlassen", seufzt sie und starrt auf den grünfunkelnden See hinaus. "All diese Edelleute und Hochwohlgeborenen in ihrem Feststaat und mit ihren vornehmen Reden, dieser Pomp und Prunk, das ist nicht meine Welt. Und sie wird es wohl nie werden." Ihre schlanken Finger spielen fahrig mit dem Ende des Zopfes, der über ihrer Schulter baumelt. Vom Fest herüber wehen nun leise die Klänge von Fideln und Schellen und fröhliches Gelächter schwirrt durch den Hain wie verirrte Schmetterlinge. Trotzdem fällt Raven das Lächeln seltsam schwer. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass sogar meine Freunde mir immer fremder werden", sagt sie leise. "Oder ich ihnen, ich weiß es nicht. Es scheint so lange her zu sein, dass wir Seite an Seite gekämpft haben. So vieles hat sich verändert seitdem .... nun haben alle eine Familie, die meisten sogar Kinder, sie haben Dinge, um die sie sich kümmern müssen und was früher war, gerät allmählich in Vergessenheit."

Sie löst den Blick vom dunkelschimmernden Wasser des Ildorel und richtet ihn wieder auf Caewlin und obwohl auf ihren Lippen ein Lächeln liegt, bleiben ihre Augen ein wenig traurig. "Aber sie sind alle glücklich, schau dir nur Kizumu und Olyvar an. Oder euch beide. Euer Sohn hat sich in der Zwischenzeit wirklich zu einem Prachtkerl ausgewachsen und Calyra wird mit jedem Tag schöner." Durch die Bäume sehen sie, wie in der Dämmerung des Hains Hunderte goldener Laternen entzündet werden und aus der Entfernung erweckt es den Anschein, als würden mit einem Mal Heerscharen von Glühwürmchen aufleuchten. Die Musik und das Gelächter werden allmählich lauter. "Willst du nicht mit Calyra tanzen? Lass dir von mir die Stimmung nicht vermiesen - es klingt so, als hätten sie dort drüben gerade einen Mordsspaß."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 07. Juni 2004, 10:44 Uhr
Die Torte ist längst vom Tisch getragen, vielmehr , das was von ihr übrig war und das war ausser ein paar Krümeln nichts mehr gewesen. Der Abend kommt über den Ildorel zu ihnen und wie von Geisterhand leuchten plötzlich überall goldene Laternen auf, und gleichzeitig erklingt ein Lied, das von den Feen gespielt wird. Der Hain erscheint jetzt in dem Licht fast noch zauberhafter als den Tag über und Kizumu und Olyvar eröffnen den Tanz. Die beiden scheinen das Glück, das sie umgibt nur so zu versprühen und für einen Moment schaut Morgana den Beiden verträumt zu.

Raven hatte die Tafel verlassen und etwas in ihrem Gesicht hatte Morgana gesagt, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist. Sie wollte der Diebin schon nachgehen, da Ian sich sicherlich auch bald wieder melden würde, aber da war Caewlin schon aufgestanden und war Raven nachgegangen. Trotz der ausgelassenen Musik wirkt der Hain friedlich und für eine Weile ist es ihr möglich die ganzen vergangenen Woche zu vergessen. Sie lehnt sich an Phelan an und legt ihren Kopf auf seine Schulter und noch immer kann sie es nicht richtig begreifen, das er nun der Mann an ihrer Seite ist. Die Gefühle, die sie für Lyn empfunden hatte, sind verschwunden und es bleibt nur ein bitterer Nachgeschmack, wenn sie an ihn denkt. Sie würde es ihm nie verzeihen können, dass er sie verlassen hat ohne auch nur einen einzigen Hinweis drauf, wohin er gegangen ist. Sie schüttelt diese Gedanken aber wieder ab, das alles war Vergangenheit und daran konnte sie nichts mehr ändern.

Ian bewegt sich unruhig im Schlaf und würde sicherlich bald erwachen. Sie selbst fühlt sich eher müde und träge, das gute Essen und der wenige Schlaf durch Ian in den Nächten fordern langsam ihren Tribut. Für einen Moment schliesst sie die Augen, hört der Musik zu und geniesst die Nähe Phelans. Als sie die Augen wieder öffnet haben sich andere Paare zu Olyvar und Kizumu gesellt und die Musik wird etwas ausgelassener. Leicht wippt sie mit den Füssen zum Takt der Musik und sieht den Paaren beim Tanz zu.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 07. Juni 2004, 17:57 Uhr
Phelan lehnt sich zurück, soweit das auf der Bank, auf der sie sitzen, möglich ist und genießt weniger das Fest, als dass Morgana und ihr Sohn neben ihm sitzen. Wäre er allein hier gewesen, er hätte nicht gewußt, an wen er sich hätte wenden sollen. Was bin ich für ein Kind, das Angst vor Fremden hat. Beinahe muß er über sich selbst lachen. Dennoch fragt er sich, ob er sich an den Prunk und die Festlichkeiten hier jemals gewöhnen würde und beinahe fühlt er sich allein, so dass er den Arm um Morgana legt, vorsichtig, um Ian nicht zu wecken, und sie an sich zieht. Das Essen selbst war wundervoll gewesen und der krönende Abschluß war diese Torte, obwohl Phelan geglaubt hatte, dass die Speisen zuvor nicht mehr zu übertreffen wären. Der Abend ist mittlerweile kühl heraufgezogen, aber noch immer hat die Lichtung nichts von ihrem Zauber verloren, im Gegenteil. Das Gezwitscher der Feen auf dem Tisch ist zu köstlich, als die winzigen Wesen sich um die letzten Reste der Torte streiten.

Schließlich eröffnet das Brautpaar den Tanz, der von herrlicher Feenmusik begleitet wird, die nichts gleicht, was Phelan jemals zuvor gehört hat. Ian regt sich leicht im Schlaf, als der Gesang einsetzt, doch er beschließt offenbar sich davon nicht weiter stören zu lassen. Wäre Aethling nur annähernd so ruhig gewesen... Phelan lächelt, als er das Kind betrachtet.

Die kleine silberhaarige Frau tritt zu Arwen und Nadir und unfreiwillig wird Phelan Zeuge ihrer Worte. Er kann nicht hören, was Arwen zu ihrem Begleiter sagt, als Calyra wieder fort ist, aber zum ersten Mal fragt er sich, ob die Leute Ähnliches von ihm denken mochten. Immerhin war Morganas Begleiter vor nicht allzu langer Zeit verschwunden und nun saß er hier an ihrer Seite, neben ihr und ihrem Kind. Als die beiden sich kurz darauf erheben, erhascht Phelan einen kurzen Blick auf Arwens Gesicht und jegliche Freude ist daraus verschwunden. Das ist nicht deine Sache und es ist nicht deine Sache dich dafür zu interessieren.

Morgana sieht zufrieden aus, wie sie da sitzt und dem Zauber um sie herum zusieht und mit dem Fuß zum Takt der Musik mitwippt. "Was würde ich darum geben einmal deine Gedanken lesen zu können." Er lächelt leicht und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Ian würde es mir wahrscheinlich übel nehmen, wenn ich dich jetzt zum Tanz auffordern würde, scheint mir." Und doch würde er es gern; schon allein deswegen weil sie noch vor Kurzen auf dem Inarifest getanzt hatten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 07. Juni 2004, 20:01 Uhr
>Was würde ich darum geben einmal deine Gedanken lesen zu können.< Morgana wendet ihren Blick ab von den Tanzenden und blickt in Phelans Gesicht. Das Arwen und Nadir ihre Plätze verlassen hatten und auch zum Tanz gegangen waren, hatte sie in ihren Träumereien nicht mitbekommen, ebensowenig das Gespräch, das Calyra mit Arwen und Nadir geführt hatte.Ihr Gesichtsausdruck ist ein wenig erstaunt und trotzdem liegt ein Lächeln um ihre Mundwinkel. Ihre Stimme ist leise als sie spricht, nicht zuletzt um Ian nicht doch noch zu wecken, der sich den ganzen Tag so ruhig benommen hatte, wie selten die letzten Tage. "Könntest du meine Gedanken denn nicht lesen, selbst wenn du es wolltest?" Sie ist sich nicht sicher inwieweit das Senden bei Halbelben ausgeprägt ist, aber sie weiss, das Elben die Gedanken anderer lesen können, wenn sie es wollen. Das sie, wenn Phelan ihre Gedanken lesen könnte,  ihre Gefühle und Gedanken offen legen würde, und er in ihr lesen könnte wie in einem offenen Buch, stört sie dabei nicht im geringsten.

Seine nächsten Worte lassen sie an die Inarinacht zurückdenken und wie sie beide auf dem Marktplatz getanzt haben und sie muss lächeln. Sie sieht sich kurz in der Runde um, ob jemand da ist, dem sie ohne befürchten zu müssen, dass Ian in sein Geschrei ausbricht, das Kind übergeben könnte, aber Niniane hat Shaerela auf dem Arm, Arwen und Nadir tanzen und alle anderen denen sie Ian geben würde, scheinen sich auch am Tanz zu erfreuen. "Es wird etwas schwierig werden, wenn Ian zwischen uns ist, dann noch zu tanzen, "schmunzelt sie, " und leider sind alle denen ich ihn geben könnte, ohne das er losbrüllt, gerade nicht abkömmlich." Bedauern liegt in ihrem Blick, sie hätte gerne mit Phelan getanzt, aber Ian würde es ihr wohl wirklich krumm nehmen. Sie seufzt leicht auf und lehnt sich dann wieder an Phelan an und hört der zauberhaften Musik zu, die die Feen spielen. Die Musik scheint Ian auch zu gefallen, denn es sieht aus als würde er im Schlaf lächeln, aber vielleicht ist es auch nur die Zufriedenheit, die Morgana selbst ausstrahlt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Phelan am 07. Juni 2004, 21:37 Uhr
Phelan sieht Morgana etwas erstaunt an. "Wenn ich es wollte? Nichts liegt mir ferner. Und nein, ich könnte es nicht. Ich sehe nur, was man mich wissen lässt. Deine Gefühle vielleicht, niemals jedoch deine Gedanken." Phelan denkt einen Moment darüber nach was es hieße, wenn Elben tatsächlich in anderen lesen könnten wie in offenen Büchern und was geschähe, wenn davon wirklich Gebrauch gemacht würde. "Du meine Güte." Er sieht sich argwöhnisch um. "Vielleicht sollte ich dann lieber zweimal überlegen was mir durch den Kopf geht an einer solchen Tafel." Er grinst spitzbübisch und lässt das Gesagte offen stehen, ist sich aber auch so sicher, dass Morgana verstanden hat in welche Richtung es abzielt. "Es werden noch viele Tänze kommen, an denen wir teilhaben können. Und eigentlich glaube ich auch nicht, dass es sich mit einem so vollen Bauch noch tanzen lässt, ohne dabei wie ein nasser Sack zu wirken."

Er ist froh, dass Morgana so gelöst und unbeschwert ist. Noch vor ein paar Tagen hat er sich gefragt, ob mit dem Verblassen der Wunden an den Handgelenken auch ihre Errinnerung verblasst, aber sie hat niemals mehr über die düsteren Tage und Nächte in der Gewalt der Formoraig gesprochen und er kann nur ahnen, dass die Entführung auch Narben auf ihrer Seele hinterlassen hat. "Irgendwann", und seine Finger ziehen sanfte Kreise auf auf dem Tuch, in das Ian gewickelt ist, "werde ich Euch meine Heimat zeigen. Irgendwann einmal, wenn ihr beide das möchtet. Ich frage mich, was aus meinen Kameraden geworden ist. Ob sie heil zurückgekehrt sind und wie es ihnen ergeht. Vielleicht ist es nicht recht, dass ich hier sitze, bei Musik und Speis', wo es doch eigentlich meine Aufgabe wäre dort zu sein." Seine Gedanken wandern zurück in den Wald und beinahe kann er ihn vor sich sehen. "Du hast mir niemals über deine Heimat erzählt." Es ist eher eine Frage als eine Feststellung. Und vielleicht ist der Zeitpunkt ungünstig um ein derartiges Thema anzuschneiden, aber die Worte sind gesagt und nicht mehr zurückzuholen. "Verzeih mir, das hätte ich jetzt nicht anfangen sollen. Wir sollten den Abend genießen und nicht trüben Gedanken hinterher hängen." Er versucht die Worte mit einer vagen Geste wegzuwischen und hofft unsinnigerweise, dass er damit Erfolg hat. "Wir könnten später noch ein Stück am Seeufer entlang gehen. Ian schläft so ruhig, dass ich glaube, er würde es uns verzeihen." Die Musik, das sanfte Mondlicht und all der andere Zauber über der Lichtung scheinen nicht nur die Erwachsenen in ihren Bann geschlagen zu haben.


Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Morgana am 07. Juni 2004, 22:05 Uhr
Morgana lächelt nur still zu seinen Ausführungen über das Gedankenlesen und beobachtet seine Finger, die sanft über Ians Tuch kreisen. Seine nächsten Worte machen sie etwas nachdenklich. Sie ist durch Verd gekommen, als sie nach Talyra kam aber sie hatte sich nicht lange dort aufgehalten, aber sei würde gerne seine Wälder sehen, die er so liebt. Irgendwann würde es sicherlich einmal die Möglickeit geben, um mit ihm diorthin zu gehen. Schilama war ausgelernt und könnte sie sicherlich vertreten und auch die neue Heilerin, von der Morgana gehört hatte, würde sicher einiges übernehmen können. "Es wäre wirklich schön, wenn ich deine Heimat kennenlernen könnte, " erwidert sie mit einem aufrichtigen Blick.

>Du hast mir niemals über deine Heimat erzählt." ... "Verzeih mir, das hätte ich jetzt nicht anfangen sollen. Wir sollten den Abend genießen und nicht trüben Gedanken hinterher hängen." < Sie lächelt sanft. "Es sind nicht nur trübe Gedanken, die ich mit meiner Heimat verbinde, es gab dort auch sehr schöne Zeiten und ich liebe das rauhe Land dort oben hoch im Norden der Immerlande." Als Phelan dann vorschlägt später noch etwas am Strand entlang zu gehen, grinst sie schelmisch und flüstert ihm zu. "Lass uns jetzt gehen, solange Ian noch ruhig ist, es wird mir gut tun, wenn ich mir die Beine einmal vertreten kann, dass lange sitzen macht müde und der Abend ist auch schon weiter fortgeschritten." Bei den Worten erhebt sie sich  und wirft einen kurzen Blick zu den Tanzenden. Kizumu und Olyvar tanzen immer noch, aber sie würde den Tanz nicht unterbrechen, nur weil sie sich verabschieden wollen.  Ihr Blick fällt kurz auf Niniane und sie nickt ihr kurz zu und deutet an, dass Phelan und sie die Tafel verlassen werden, so wüsste wenigstens einer, dass sie gehen wollten. Alle anderen sind in Gespräche vertieft oder lauschen der feenhaften Musik, so dass es kaum einem auffällt, dass die Beiden die Tafel verlassen und in Richtung Strand gehen.

"Was würdest du denn gerne von meiner Heimat wissen, wie sie aussieht oder wie mein Leben dort war?" Als sie den Ildorel erreichen ist er in silbernes Licht getaucht, leise dringen noch die Geräusche der Musik und die Stimmen an ihre Ohren, ehe sie sich weiter vom Hain entfernen bis nichts mehr davon zu hören ist. Ian liegt ruhig in seinem Tuch und Morgana ist abermals verwundert, wie ruhig ihr Kind heute ist und wie selten er sein Geschrei hat erklingen lassen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 07. Juni 2004, 22:10 Uhr
Bei einem weiteren Stück Torte das Kea irgendwie ergattert hat und angeregten Gesprächen mit Ierás über alles mögliche das ihr soeben in den Sinn kommt, bemerkt Kea kaum, dass es langsam dunkel wird. Aber auch an die dunkle Zeit, wenn Shenrah seine Strahlen nicht mehr über den märchenhaften Strand schickt, haben die beiden Distelfeen gedacht und die Atmosphäre hat nicht im geringsten an ihrer Schönheit verloren. Musikanten kann Kea keine entdecken und sie hätte nicht gedacht, dass diese kleinen Feen ihren Gesang auch in einer solchen Lautstärke hervor bringen können. Das Lied das sie singen hat Kea schon einmal gehört, aber näher bekannt ist es ihr nicht und der Text mag ihr nicht einfallen, auch wenn sie sich sicher ist, ihn schon gehört zu haben, als die Feen das Lied vor sich hin singen.
Kizumu und Olyvar eröffnen den Tanz und Kea muss lächeln bei dem Anblick, die beiden sehen schlicht weg glücklich aus. Außerdem ist die junge Schmiedin hingerissen davon wie zwei Leute auch tanzen können und erinnert sich grinsend an ihren eigenen Versuch am Marktplatz während des Inarifestes. Damals waren die Zuschauer allerdings zum Großteil schon äußerst angeheitert gewesen und zumal waren noch sie viele andere Tänzer da gewesen, dass Kea ohnehin nicht glaubt, dass sehr viele auf sie geachtet haben. Jetzt allerdings ist das etwas anderes und auch wenn sie zu gerne tanzen würde, wagt sie nicht einmal diesen Wunsch auszusprechen. Denn es wäre ihr peinlich vor solchen Gästen, die alle mitsamt aussehen als hätte Tanzen zu ihrer Erziehung gehört, Ierás auf den Füßen herum zu springen.
Nach einiger Zeit gesellt sich auch die Priesterin und, den Blicken die sie sich zuwerfen nach zu schließen, ihr Gefährte oder ihr Mann. Der schwangere Bauch lässt die Elbin nicht im geringsten Schwerfällig wirken und Kea lehnt ihren Kopf an Ierás' Schulter und sieht zu wie sich die Paare elegant zur Musik im Kreise drehen. Ihr leises, glückliches Aufseufzen ist so unbewusst, dass sie es selbst gar nicht wahrnimmt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 07. Juni 2004, 23:02 Uhr
>Im Anschleichen warst du noch nie sonderlich gut...< "Ich," erwidert er im Brustton tiefster Überzeugung, als er durch die Weidenzweige an Ravens Seite tritt, "bin erstklassig im Anschleichen. Nur bei dir funktioniert es nie." Als sie von Borgil und Maulschellen spricht, kann er ein belustigtes Schnauben nicht unterdrücken. Die Vorstellung, wie die zierliche Raven den knorrigen Zwergenwirt ohrfeigt, der zwar kaum größer als sie selbst sein kann, aber mindestens das dreifache ihres Fliegengewichtes auf die Waage bringen muß und außerdem aussieht, als sei er durch und durch aus Eisenholz geschnitzt, bringt ein Grinsen auf sein Gesicht. Sie blickt zu ihm hoch und für einen winzigen Augenblick schimmert etwas unter der dunklen Oberfläche ihrer Augen auf - nur um ebenso schnell wieder darin zu verschwinden. Sie murmelt eine halbherzige Erklärung, von der sie beide wissen, daß es eine Ausrede ist und sieht dannauf den Ildorel hinaus. >All diese Edelleute und Hochwohlgeborenen in ihrem Feststaat und mit ihren vornehmen Reden, dieser Pomp und Prunk, das ist nicht meine Welt. Und sie wird es wohl nie werden.<

Pomp und Prunk... Ah-ja. Er blickt demonstrativ an sich herab und verrenkt sich den Hals auf der Suche nach extravaganter Eleganz. Seine Kleidung mag zwar von guter Qualität und sauber sein, aber sie ist beim besten Willen weder pompös noch prunkvoll. Ein leinernes Hemd, Hosen aus weichem Wildleder, Stiefel, gut... sein Gürtel hat doch tatsächlich silberne Beschläge. Umwerfend prunkvoll. Jetzt ist es an ihr, zu Schnauben und sie tut es mit einem empört-belustigten Unterton von "Du-weiß-genau-was-ich-meine" - dann werden sie beide ernst. Er lehnt sich an einen Baumstamm ihr gegenüber, kreuzt die langen Beine, legt den Kopf schräg und sieht sie an. >Manchmal habe ich das Gefühl, dass sogar meine Freunde mir immer fremder werden. Oder ich ihnen, ich weiß es nicht. Es scheint so lange her zu sein, dass wir Seite an Seite gekämpft haben. So vieles hat sich verändert seitdem....und was früher war, gerät allmählich in Vergessenheit....<

Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, klappt ihn aber unverrichteter Dinge wieder zu, als sie ihn ansieht und weiterspricht.... leise und ein wenig melancholisch - und diesmal kann sie die Trauer in ihren Augen nicht ganz verbergen. Er weiß, daß sie nicht eigentlich ihn meint - und viel wichtiger, als das, was sie sagt, scheint das, was sie nicht sagt, was unausgesprochen im Schweigen zwischen ihren Worten lauert, in der Tiefe ihrer Augen und in der Traurigkeit ihres Lächelns. "Ganz gleich, wie lange es her ist und wie viele Jahre seitdem noch vergehen, Raven, ich werde es nicht vergessen. Das weißt du. Und du auch nicht." Eine Weile schweigen sie beide und lauschen auf die Musik, die von der Lichtung zu ihnen herüberweht. Die kleinen Feenbratschen ächzen, als gelte es das liebe Leben, die Flöten trillern, die Trommeln dröhnen, obwohl sie kaum größer als Walnüsse sein können und nocheinmal schmettern die geflügelten Wesen eine letzte Strophe im Chor - offenbar geht das närrische Hans Mundwald-Lied gerade zu Ende.

Und Hans lachte sich krumm, und der Menge ringsum
rief er zu:"Diese Frau will ich frein!
Für den Stern ist ihr Lohn meine goldene Kron,
und mein Leben, das gibt's obendrein."
Ja, sie holte den Stern für die Krone von fern,
und Hans Mundwald, der nahm sie zum Weib ...*


"Klingt wirklich nach einem Mordsspaß." Er sieht sie an und in seinem Blick regt sich ein entschlossenes, amüsiertes Funkeln. Er streckt die Hand aus und sieht sie verblüfft aufblicken.  "Komm schon. Einen bist du mir schuldig... aber ich hoffe für dich, du hast stahlgepanzerte Stiefel an." Ohne auf ihre erschrockenen Prosteste zu achten, nimmt er ihre Hand und zieht sie hinter sich her in Richtung der aufbrandenden Feenfiedelei.


*Tad Williams

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 07. Juni 2004, 23:02 Uhr
Soso, dir fallen da also ein oder zwei Dinge ein… Ihr Lächeln, als sie ihn ansieht, hat etwas zärtlich-spöttisches. Es hätte seiner Gedanken nicht gebraucht, sie kann es in seinen Augensehen, wo seine Gedanken gerade sind. Noch immer dunkel wie die Nacht, ruht sein Blick in ihrem. Und wie stets, wenn er sie so ansieht, gerät ihr Herz erst ins Stolpern, um dann in ihrem Hals weiterzuschlagen.

Das Lied der Feen scheint kein Ende zu nehmen, es folgt noch immer eine weitere Strophe. Auch wenn Arwen es sicher im Laufe ihrer Wanderungen durch die Lande der Menschen schon einmal irgendwo gehört hat, wirklich kennen tut sie es nicht. Und so fragt sie sich, wieviele Strophen noch folgen sollen, und ob sie das Ende des Liedes noch stehend, oder vielmehr tanzend erlebt oder ob ihr vorher schwindlig wird und sie über ihre eigenen Füße stolpert. Es ist lange her, wie lange weiß sie nicht sicher, dass sie zuletzt getanzt hat. Aber Nadir ist ein ausgezeichneter Tänzer und hält sie sanft und sicher in seinem Arm, und so lässt sie sich einfach immer weiter von ihm im Kreis drehen. Irgendwann, als sie schon fast nicht mehr daran glaubt, findet auch das Lied von Hans Mundwalds Sternenjagd in einer letzten Strophe sein Ende, und sie kehren an ihre Plätze an der Tafel zurück. Ansatzlos geht die Musik in eine Feenversion von Tullochgorum über, die fast zwingend in Ohren und Füße geht, doch auf Nadirs fragenden Blick winkt Arwen nur atemlos lächelnd ab.
"Nein, danke... Das eben...  war ... war mehr als genug... Tanz für mich heute." Sie setzt sich und fächelt sich selber mit der freien Hand Luft zu, während sie mit der anderen Hand nach dem Kelch mit Apfelmost greift. Ihr Blick wandert über die freien Plätze neben ihren, sucht die Heilerin und den Waldläufer zwischen den anderen Gästen und kann sie nicht finden. "Morgana und Phelan scheinen schon gegangen zu sein. Der Tag war lang, ich denke niemand wird es uns übelnehmen, wenn wir uns auch zurückziehen... "

Wieder waandert ihr Blick über die anderen Gäste, so mancher ist darunter, mit dem sie heute kaum mehr als die Worte zur Begrüßung gewechselt haben. "Es ist schade, mit einigen hätte ich mich heute gerne unterhalten. Und mit einigen von ihnen sollte ich dringend reden..." Es ist unschwer zu erahnen, dass sie damirt unter anderem wohl Sol meint. "Aber nicht mehr heute. Für heute möchte ich zurück nach Vinyamar..." Ein oder zwei Dinge wüsste ich da auch noch…

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Ieras am 08. Juni 2004, 23:40 Uhr
Er sieht, wie sehnsüchtig sie zu den Tänzern hinüberblickt, aber die Erinnerung an ihre Tanzversuche in der Inarinacht hält ihn davon ab, sie auf die Beine zu ziehen. Ihr Seufzen lässt ihn lächeln und er zieht sie ganz sacht in seine Arme. Ihr Haar riecht leicht nach Lavendel, sie und seine Mutter hatten in der Früh das ganze Badehaus zum duften gebracht und er dennoch meint er, eine winzige Spur Honig darin wahrzunehmen.
Sie schmiegt sich in seine Umarmung und während er seine Mutter und Olyvar beobachtet, fühlt er sich wunschlos glücklich. Vorsichtig und sehr sanft beginnt er damit, ihr Ohr zu liebkosen und entlockt ihr ein leises Schnurren. Sein Mund ist dabei so nah an ihrem Ohr, dass er es wagt, ihr die Neuigkeit hinein zu flüstern. "Morgana hat ihnen gesagt, sie wäre schwanger... ich bekomme Geschwister." Sein Blick hängt an seiner Mutter und seine Arme umfangen seine Geliebte. Was will Mann mehr? Er lächelt zufrieden, schiebt sie dann jedoch ein Stück weit fort und steht auf. "Lass uns etwas spazieren gehen, Neyá." Ihr Blick hängt noch immer an Kizumu und ein kleines, strahlendes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, doch sie nickt und lässt sich willig ein kleines Stück vom Trubel um die Tafel fortführen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 09. Juni 2004, 12:56 Uhr
>Ganz gleich, wie lange es her ist und wie viele Jahre seitdem noch vergehen, Raven, ich werde es nicht vergessen. Das weißt du. Und du auch nicht.< Sie würde es auch nicht vergessen, und wenn noch hundert Jahre vergehen sollten, denn was sie zusammen erlebt hatten, hatte sie auf seltsame Weise zusammengeschweißt und aneinandergebunden. Als Raven in der sinkenden Dunkelheit ihr Gegenüber betrachtet, diesen langbeinigen Nordmann, der lässig an einem Baumstamm lehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, so dass die eiserne Schelle kaum zu sehen ist, funkelt ein Lächeln in ihren dunklen Augen und sie verspürt eine seltsame Zärtlichkeit für diesen grimmigen Hünen von Krieger.

Unwillkürlich muss sie an den Tag denken, an dem Niniane sie in der Harfe zu ihrer ersten Mission in der Unterstadt zusammengerufen hatte. Sie erinnert sich noch gut daran, wie misstrauisch sie sich gegenseitig beäugt hatten - Caewlin hatte sie gewiss für einen nichtsnutzigen, kleinen Kotzbrocken mit zu großer Klappe gehalten und sie ihn für einen arroganten Scheißkerl, aber die Tage, die sie tief unter der Stadt verbracht hatten, hatten sie beide auch hinter die Fassade des anderen blicken lassen und Raven hatte ihre Meinung über ihn gründlich revidieren müssen. Auch ihre faulen Ausreden und all ihre Flunkerkünste scheinen bei ihm nie zu funktionieren, wie sie gerade wieder merkt, denn er scheint genau zu wissen, dass es nicht nur die pompöse Feier ist, die ihr zu schaffen macht, so als hätte sie ihre Sorgen in großen Buchstaben mitten auf der Stirn tätowiert.

Doch er verliert darüber kein Wort, als wisse er, dass sie zum Reden noch nicht bereit ist. Stattdessen nimmt er ihre Hand, die in seiner großen völlig verschwindet und zieht sie Richtung Tanzplatz. Raven braucht einige Herzschläge lang, bis sie realisiert, was er vorhat. "Caewlin!" Entsetzt rammt sie die Fersen in den weichen Waldboden, was in etwa die gleiche Wirkung hat, als würde sie mit ihren knapp neunzig Pfund Lebendgewicht versuchen wollen, eine Herde ausgewachsener Büffel aufzuhalten. Unbeeindruckt marschiert er weiter und obwohl sie nur seinen Rücken und seine breiten Schultern sehen kann, weiß sie ganz genau, dass er in diesem Moment ein breites Grinsen im Gesicht hat.

"Caewlin!" zischt sie hinter ihm verzweifelt. "Caewlin! CAEWLIN! Was tust du? Halt an! Bei allen Göttern, ich kann überhaupt nicht tanzen! Außerdem hab ich keine Schuhe an! Lass mich sofort wieder los!" Panisch blickt sie sich nach jemandem um, den sie zu Hilfe rufen könnte, um sie aus Caewlins Klammergriff zu befreien, doch die Festgäste sind alle mit Tanzen, Trinken und Feiern beschäftigt, so dass sie nur schimpfend und zeternd hinter ihm herstolpern kann, bis er sie mitten auf dem Tanzpodest abstellt und grinsend eine auffordernde Geste vollführt. "Dir ist hoffentlich klar, dass du dich mit mir gleich bis auf die Knochen blamieren wirst", knurrt sie und starrt grimmig zu seinem Gesicht hoch, doch in ihren Augen funkelt es amüsiert, während die Paare um sie herum zu der schnellen Feenmusik in einem wilden Tanz vorbeiwirbeln, dass die Röcke nur so fliegen. Bevor Raven aber auch nur einen weiteren Protestlaut von sich geben kann, wird sie von Caewlin untergefasst und mitten in die Tanzenden geschoben und sie kann nur noch einen erschrockenen Kiekser von sich geben und eilig versuchen, ihre nackten Füße vor seinen schweren Stiefeln in Sicherheit zu bringen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 09. Juni 2004, 14:16 Uhr
Sein Mund ist so nah an ihrem Ohr, dass sie es schon fast weg drehen will, weil sie sein warmer Atem im Ohr kitzelt. Das ändert sich auch nicht als er zu sprechen beginnt, aber seine Worte lassen sie glücklich lächeln als er sie fest in seine Arme drückt. Plötzlich schiebt er sie wieder von sich und nimmt sie an der Hand fort von der Gesellschaft an der herrlichen Tafel.
Sein Arm liegt angenehm warm auf ihrer Schulter und Kea drückt sich fest an ihn als sie zwischen den Bäumen vor den anderen Gästen verschwinden. Erst dort unterbricht Kea ihren kleinen Spaziergang in dem sie ihre Hand auf seine Wange legt und ihn zu sanft zu einem langen Kuss zu sich herunter zieht. Sie genießt seine Arme und Hände um ihre Mitte und der feine Stoff des Kleides lässt sie das noch viel deutlicher spüren als durch den festen Leinenstoff aus dem ihre eigentlichen Kleider gemacht sind.
Nach einiger Zeit löst sie sich von ihm, nicht ohne die Arme hinunter zu nehmen die sie um seinen Nacken gelegt hat und sieht ihn fragend an.
"Hast du Geschwister gesagt?" fragt sie und Ierás grinst. Zwillinge sagt er ihr lächelnd, er würde nicht nur einen Bruder oder eine Schwester bekommen, es würden zwei werden.
"Wie schön, sicher wirst du ein großartiger großer Bruder sein, freust du dich sehr?" Sie lächelt bei dem Gedanken an ihre großen Brüder, den einen zum Glück momentan gar nicht so weit von sich entfernt, doch gleichzeitig spürt sie die Trauer wieder in sich aufsteigen. Sie war auch eine große Schwester gewesen und es scheint ihr einerseits ewig her, andererseits kann sie noch immer nicht begreifen, dass es nicht mehr so ist. Tiuri, bitte sei am Leben, ich weiß wie unwahrscheinlich das ist.... bitte ihr Götter! Sie blinzelt eine Träne fort die sich in ihre Augen geschlichen hat und nimmt wieder Ierás Hand in ihre. Oder eigentlich ist es eher umgekehrt, denn seine Hand mit den langen schlanken Fingern ist so viel größer als Keas schmale Hand. Langsam setzen sie sich wieder in Bewegungen und Kea beginnt Ierás auszufragen was er sonst noch weiß, wie lange es noch dauert bis zur Geburt und ob er sich wohl eher Brüder oder Schwestern wünschen würde, oder beides. Sie selbst hat die Trauer über den verlorenen Bruder wieder in den Hintergrund geschoben, sie will nicht weinen an so einem glücklichen Tag, sie kommt sich ja fast schon vor als wären es ihre eigenen Geschwister die da bald das Licht der Welt erblicken sollte. Grinsend stellt sie fest, dass sie altersmäßig ja schon selbst Mutter sein könnte, Ierás aber noch gar nicht so viel älter als seine Geschwister ist, im Gegenteil jeder normale Junge wäre in diesem Alter, so bald die Kleinen selbst etwas gewachsen wären, ein guter Spielgefährte für seine Geschwister.  

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Arwen am 09. Juni 2004, 18:09 Uhr
Nachdem Arwen ihren Kelch geleert hat, wieder zu Atem gekommen ist und auch ihr Herzschlag zu einem normalen, ruhigen Takt zurückgefunden hat, erheben sie sich beide von ihren Plätzen um sich auf den Weg zurück nach Vinyamar zu machen. Shenrah hat das Firmament längst seiner Gemahlin überlassen, und der silberne Mondschein Faeyris' mischt sich auf der Lichtung mit dem goldenen Schimmer zahlloser filigraner Lampen und Lichterampeln in den Bäumen und dem Licht dutzender Bienenwachskerzen auf der Tafel, die neben dem flackernden Licht einen leichten Honigduft verbrei-ten. Suchend wandert ihr Blick über die Lichtung und die Tafel, bevor sie sich vom Brautpaar verabschieden, will Arwen sich auch von ihren Freunden verabschieden, mit denen zu reden auch heute wieder viel zu wenig Zeit gewesen ist. Und da die wenigsten noch an den Plätzen sitzen, die sie während des Essens inne hatten, braucht es eine Weile bis sie alle wieder gefunden hat.

Die beiden Zwerge Borgil und Sol sind die ersten, an denen sie ihr Weg die Tafel entlang vorbei führt, und Arwen wechselt einige kurze Worte mit dem Wirt der 'Harfe'. Wie selbstverständlich gratuliert er nebenbei zu ihrer Vermählung mit Nadir (woher er davon weiß, ist Arwen ein Rätsel, aber Borgil ist ja dafür bekannt, dass es in Talyra nichts gibt, was er nicht weiß), und reklamiert, dass sie sich nun schon seit Ewigkeiten nicht mehr in der 'Harfe' habe blicken lassen. Weder die Schwangerschaft noch Cassandras Kochkünste will er als Grund gelten lassen. Arwen könnte schwören, dass sich unter seinem dichten und heute goldgeschmückten Bart ein Grinsen verbirgt, als er ihr das Versprechen abnimmt, sein Gasthaus doch wieder einmal zu besuchen, er würde dann auch wieder Pfeffersauce zu den Fleischspießen servieren und sie könne den Wein ja ihrem Gemahl überlassen, auch die Mandelmilch in der 'Harfe' sei ausgezeichnet.
Sol, der unterdessen sein letztes Stück Torte verspeist hat und sich wieder einem Krug mit kupferfarbenem Verder Bier widmet, ist ihrem Gespräch bisher schweigend gefolgt. Da der Stuhl neben ihm frei ist, setzt Arwen sich kurzerhand zu ihm, damit sie nicht von oben auf ihn herunterschauen und er sich nicht den Kopf im Nacken verrenken muss um sie ansehen zu können. In Ermangelung eines weiteren Stuhles bleibt Nadir hinter ihrem stehen und für einen Moment liegt befangenes Schweigen zwischen den Dreien, als Arwen sich fragt, was Caewlin dem Zwerg alles erzählt hat. "Es freut mich, dich zu sehen Sol. Es ist lange her, dass wir uns zu einem fröhlichen Anlass getroffen haben... Calyra hat mir gesagt, dass Caewlin schon mit dir darüber gesprochen hat, aber..." Sie macht eine kurze Pause, in der sie ihre Hand auf Nadirs legt, die sie warm auf ihrer Schulter spürt "... Falcon war mit dir befreundet, und es gibt Dinge, die Du vielleicht wissen solltest. Aber für solche Dinge ist hier und heute weder die Zeit noch der Ort. Ich würde mich aber freuen, wenn Du uns auf Vinyamar besuchst. Ob Cassandra dann wieder gebratenes Schwein in Biersauce serviert, weiß ich zwar nicht, aber zumindest wird sich das Essen nicht schwebend in die Luft erheben, soviel kann ich verspre-chen." Ein funkelndes Lachen der Erinnerung huscht durch die sonst so unergründlichen Augen des Zwergenschmiedes, als er versichert, dass er sie bei Gelegenheit aufsuchen werde. Sein Blick als sie sich verabschieden ist zwar noch immer ziemlich reserviert, doch schließt er Nadir zumindest nicht aus, was Arwen lächeln und so etwas wie Erleichterung verspüren lässt.

Raven und Caewlin kann sie nirgends entdecken, und Mottenfänger, der ein Stück neben Borgil sitzt, wirkt, als sei er in Gedanken an einem ganz anderen Ort, und so lassen sie ihn ungestört. Vom Praezeptor der Shenrahtempler verabschieden sie sich nur kurz und förmlich, dessen Aufmerksamkeit gilt auch ganz dem Brautpaar, dass scheinbar vom Tanzen noch nicht genug hat.
Niniane und Calyra finden sie zusammen in der Nähe der Tafel am Fuß eines der Bäume die die Lichtung einfassen. Als sie sich ihnen nähern, können sie auch Shaerela auf dem Arm ihrer Mutter und den schlafenden Brynden auf dem Mantel sehen. Akira hebt bei ihrem Nahen nur kurz witternd den Kopf, gibt ein erkennendes Schnauben von sich und legt den großen Kopf wieder zurück auf die Pfoten. Sie lassen sich kurz bei den beiden Frauen im weichen Waldgras nieder; etwas, das Arwen mit ihrem Bauch nicht ganz leicht fällt - von elbenhafter Grazie kann keine Rede sein - und die Blicke der Bardin und der Protektorin quittiert Arwen mit einem amüsierten Schnauben. "Jaja, ich weiß schon... so unbeholfen wie eine gestrandete Krabbe oder eine Schildkröte, die jemand auf den Rücken gedreht hat... Das darf ich mir von Nadir auch immer anhören... Wir wollen euch auch nicht lange stören, sondern uns nur verabschieden." Ganz so kurz wird die Verabschiedung dann doch nicht, als ein Wort das andere anlockt, aber schließlich finden die Frauen doch noch ein Ende und Arwen lässt sich von Nadir auf die Beine helfen.

Vorbei an der Tafel betreten sie dann doch noch einmal die Tanzfläche. Allerdings nicht um zu tanzen, sondern um die Gelegenheit in der kurzen Pause zwischen zwei Liedern zu nutzen um sich von Kizumu und Olyvar zu verabschieden. Die beiden strahlen um die Wette, die Wangen gerötet vom Tanzen und das Glück umgibt sie wie eine goldene Wolke. Da sie die beiden nicht lange vom nächsten Tanz abhalten wollen, wünschen sie ihnen nur nochmal alles Glück, bedanken sich für die Einladung und die traumhafte Feier und verabschieden sich dann. Die Umarmung Kizumus mag etwas enger und vertrauter ausfallen als die bei Olyvar, doch kennt Arwen ihn längst nicht so gut und so lange wie die Elbin, und ist daher ein wenig zurückhaltender.
Am anderen Ende der Tanzfläche sieht sie Raven, von einem schwarz gewandeten Nordmann widerstrebend aus dem Schatten der Weiden gezogen, die sich scheinbar nicht ganz freiwillig inmitten der Tanzenden wiederfindet. Als Caewlin, um niemand anderen handelt es sich, sie dann zu einem der fidelen Feenreigen an ihnen vorbeidreht, winkt Arwen ihnen nur einen Abschiedsgruß hinterher, zu mehr hat sie keine Gelegenheit. Auch das Brautpaar reiht sich wieder unter die Tanzenden, und so verlassen sie dann auch endlich die Lichtung in Richtung Strand und Vinyamar.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kizumu am 10. Juni 2004, 13:57 Uhr
Ihre Hand ruht auf seiner Brust und sie spürt seinen Herzschlag, während ihre Blicke sich ineinander versenkt haben. Die Laternen der Feen zaubern ein diffuses Licht und verwandeln das Blätterdach in einen Sternenhimmel, der dem richtigen Himmel mit Leichtigkeit Konkurrenz macht. Ihre Gedanken kreisen um ihr Gespräch mit Morgana und ein stilles Lächeln liegt auf ihren Zügen.
Irgendwann, sie nutzen eine Pause zwischen zwei Liedern um nach Luft zu schnappen, treten Arwen und Nadir zu ihnen, um sich zu verabschieden. "Vielen Dank, Arwen." Kizumu drückt die Elbin vorsichtig über ihren Bauch hinweg und sie tauschen wieder einmal das Versprechen, sich öfters zu sehen. Sie lächelt Nadir zu und beugt sich ein Stück weit zu ihm hinüber. "Passt gut auf sie auf." Die Elbin zwinkert und ihr Lächeln wird zu einem breiten Grinsen. Ehe Nadir noch etwas erwidern kann, setzt die Musik erneut ein und sie zieht Olyvar zurück auf die Tanzfläche.

"Puh, nein ich glaube jetzt habe ich endgültig genug." Sie hebt abwehrend die Hände und Olyvar führt sie mit einem Lächeln auf ihren Platz zurück. Sie bemerkt mit einem Grinsen, das Ierás und Kea sich anscheinend abgesetzt hatten, jedenfalls sind ihre beiden Plätze leer. Während Olyvar für sie beide etwas zu trinken holt, lässt die Elbin ihren Blick über die Tafel schweifen. Sol und Borgil sind in eine leise Unterhaltung vertieft, die beiden bärtigen Gesichter soweit man es erkennen kann, äußerst zufrieden. Morgana und Phelan sind ebenfalls schon aufgebrochen. Ich hoffe, er ist ihr ein besserer Gefährte als dieser Lyn. Sie hatte keinen richtigen Blick auf das Kind der Heilfrau werfen können, aber sie hatte seinen Vater einmal kurz gesehen und ahnt dass der Junge es vermutlich nicht immer leicht haben würde. Die Elbin erkennt Niniane und Calyra unter dem Kastanienbaum, in ein friedliches Gespräch vertieft und von Akira bewacht. Ihr Blick fällt auf den Weidenkorb, in dem die Tochter der Waldläuferin schläft und ihre Hand legt sich unbewusst auf ihren Bauch. Schwanger. Noch immer nagt leiser Zweifel an ihr, doch die Erinnerung an das leise Schlagen zweier kleiner Herzen jagt ihr einen Schauer über den Körper.
Ihr Blick begegnet Caids und sie lächelt ihm über den blonden Schopf Cedrics zu. Das weder ihre Mutter, noch ihr Vater bei der Hochzeit anwesend gewesen waren, versetzt ihr noch immer einen leisen Stich, doch die Anwesenheit Caidyaellins gleicht dies wieder aus. Sie ist froh, dass er sich anscheinend gut mit Olyvars Trauzeugen unterhält, kannte er doch von allen Anwesenden lediglich Olyvar, Ierás und sie selbst.

Eine große, warme Hand berührt sie an der Schulter und als sie aufblickt, schaut sie in Olyvars rauchgraue Augen. Der Glanz darin lässt den Schmetterlingsschwarm, der sich während der Trauung ruhig verhalten hatte, wieder ausschwärmen und ihr Lächeln wird verheißungsvoll. "Vielleicht sollten wir langsam gehen." Seine Antwort ist ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln und nachdem sie einen kleinen Schluck aus ihrem Becher genommen hat, der, wie sie mit leiser Belustigung feststellt, nur Most enthält; reicht sie ihm die Hand und erhebt sich.

Ihr Aufbruch bleibt nicht unentdeckt und Olyvar ist gezwungen, eine kurze Rede zu halten, in der er allen Gästen für ihre Anwesenheit dankt und ihnen eine gute Nacht wünscht. Kizumu grinst ob einiger eindeutiger Wünsche, dann steigt sie mit Olyvars Hilfe in die Sänfte, während er sich auf Bayvards Rücken schwingt.
Er reitet neben ihr und sie hat einen Schleier der Sänfte zurückgeschlagen, um etwas frische Luft hereinzulassen. Der Mond wirft sein silbernes Licht auf die Straßen und Olyvars Haar und sie betrachtet ihren frischgebackenen Ehemann mit einem stillen Lächeln.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Ieras am 10. Juni 2004, 14:24 Uhr
"Ja, ich freue mich sehr, vor allem für meine Mutter und Olyvar. Weißt du, sie glaubten die ganze Zeit, sie könne keine Kinder bekommen." Er zieht ihre Hand an seine Lippen, haucht einen Kuss darauf und führt sie weiter zwischen den Bäumen hindurch. "Und auch wenn er es nie zeigen würde, schmerzt es ihn. Du weißt schon, Männer und ihr Stolz." Ierás wirft ihr einen grinsenden Blick zu und hebt eine Schulter zu einem halben Achselzucken. Seine Hand umschließt die ihre und er zieht sie wieder näher an sich. Ihre Lippen finden sich zu einem langen, zärtlichen Kuss, dann löst er sich ein Stück von ihr. Die Sterne, die durch das Blätterdach hindurchschimmern spiegeln sich in ihren Augen und sein Herz zieht sich beinahe schmerzhaft zusammen. "Du bist so schön, Keandra." Sie lächelt still und er verbirgt das Gesicht in ihrem Haar. Du machst mich glücklich, Neyá.
Von der Lichtung dringen laute Stimmen herüber, doch sie können die Worte nicht genau verstehen. "Wahrscheinlich hat wieder irgendwer eine Rede gehalten.." Er grinst, richtet sich auf und zieht sie noch ein Stück näher an sich. "Lass uns nicht zurück gehen, die Nacht ist so schön."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 10. Juni 2004, 20:16 Uhr
Es ist seltsam und ungewohnt ihren vollständigen Namen aus dem Mund eines anderen zu hören. So oft wie an diesem Tag war sie schon lange nicht mehr damit konfrontiert gewesen. Sie lächelt ihn einfach an, sanftes rot auf ihren Wangen und hat das Gefühl, dass all ihre Gedanken aussetzen, dass die Welt rund um sie herum verschwimmt. Die Bäume, die Blätter, nichts als Schatten in einer dunklen Welt und nur Ierás steht im Licht. Ihr ist als könnte sie gar nichts sonst ansehen und auch nie wieder tun. Er ist ein Stück größer als sie und da er den Blick gesenkt hält fallen dunkle Schatten auf sein Gesicht, malen verführerische Muster auf seine Lippen.
>Du machst mich glücklich, Neyá<
Kea will antworten wie glücklich er sie macht, aber es kommt gar kein Ton aus ihrer Kehle. Sie schluckt glücklich und seufzt leise auf.
Und du... ich... ich bin wohl der glücklichste Mensch... oder was auch immer... der ganzen Welt. Und der traurigste, was für ein Widerspruch.
Undeutliches, verworrenes Stimmengewirr reißt sie aus ihrer Betrachtung von Ierás Augen, seinem ganzen Gesicht, die schön geschnittenen Gesichtszüge.
>Lass uns nicht zurück gehen, die Nacht ist so schön.<
"Nicht zurück gehen?" Kea grinst ihn an als er sie noch fester an sich zieht. Ihre Lippen sind so nah beieinander, dass jedes Wort, das Kea spricht, schon einen unendlich sanften Kuss gleich kommt, mehr die Erwartung einer Berührung, als dass sie einander tatsächlich berühren. Kea kann sich durchaus vorstellen die ganze Nacht hier zu bleiben, alleine mit ihm unter dem Blätterdach, aber die anderen Gäste sind ihr viel zu nahe für vertraulichere Dinge. Lange stehen sie einfach da und küssen sich, ohne einen Gedanken an irgendetwas zu verschwenden, das außerhalb ihrer Umarmung liegt. Als sie sich von einander lösen richtet Kea den Blick hinauf in den Himmel. Die Sterne sind silberne Lichtpunkte zwischen den dunklen Blättern und Kea lächelt unwillkürlich.
"Sie ist wirklich wunderschön, die Nacht!" Sie schlingt die Arme um seine Mitte und Ierás legt seine um Keas schmalen Körper. Auf einer breiten Astgabelung lässt sich der Junge nieder, Kea auf seinem Schoß und aneinander gelehnt betrachten sie ihre Umgebung. Ihre Stirn liegt an seiner Wange und hin und wieder haucht er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Kea hingegen hält seinen Arm mit einer Hand an sich gedrückt, die Hand aber hält sie an ihre Lippen. "Ich wünsche allen Leuten, dass sie so glücklich sind wie ich es bin, dann würden sie auch keine Kriege mehr führen, denn schließlich wäre jeder zufrieden." Sie lacht leise auf, es erschüttert zwar ihren ganzen Körper, aber es kommt kaum ein Ton aus ihren Mund. "So schöne Nächte machen mich noch philosophisch!"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 10. Juni 2004, 21:20 Uhr
>CAEWLIN! Was tust du? Halt an! Bei allen Göttern, ich kann überhaupt nicht tanzen!< Er ignoriert ihre hastigen Proteste und zerstreut ihre Ausreden mit einem unerbittlichen Grinsen, bis sie mitten unter den Tanzenden stehen und er sicher sein kann, daß sie ihm  nicht mehr davonlaufen wird. Das närrische Hans Mundwald Lied verklingt und ein anderes hebt an, ein wenig langsamer, getragener, dessen rollende Trommeln wie dunkler Herzschlag durch die Nacht klingen. Er nimmt ihre so viel kleinere Hand in seine und zieht sie an sich. "Hör auf, zu quietschen und herumzuzappeln als hättest du Kröten unter dem Hemd und beweg dich einfach mit der Musik, aye?" Raunt er leise und amüsiert, während sie ihm indigniert mitteilt, sie quietsche nie, aber er sieht das Funkeln in ihren Augen. Sie ist  kaum einen fingerbreit größer als Calyra und ebenso schlank, aber dennoch von ganz anderer Statur. Obwohl sie klein und leicht wie ein Vogel in seinem Arm liegt, ist nichts an ihr zerbrechlich oder zart. Das harte Diebesleben und der jahrelange Umgang mit Bogen und Schwert haben ihr Kraft verliehen und eine Art federnder, schnörkelloser Eleganz. Obwohl sie wirklich nicht tanzen kann, bewegt sie  sich mit sicherem Instinkt und es dauert nur ein paar Augenblicke, bis sie die Schrittfolgen heraus hat.

"Siehst du? Nein, schau nicht auf  deine Füße, sieh mich an, auch wenn es kein sonderlich netter Anblick ist. Es ist nicht schwer. Mitzählen und im Takt bleiben," flüstert er. "Das ist das ganze Geheimnis." Sie gibt einen schnaubenden, kleinen Laut von sich, aber ihre Wangen haben sich mittlerweile gerötet und  ihre Augen funkeln immer noch. Was immer sie ihm später an den Kopf werfen würde - es macht ihr Spaß, das kann er sehen.  Mordsspaß, hm? Sie bewegen sich trotz des Größenunterschiedes - immerhin geht sie ihm gerade mal bis zur Brust - gut  zusammen, mit einer zielsicheren, blinden Gewißheit für die Bewegung des jeweils anderen. Wundert dich das? Fragt er sich mit  ironischer Belustigung. Nicht wirklich oder? Wir kennen uns zu gut und wir haben oft genug miteinander gekämpft. Seite an Seite und  einmal sogar gegeneinander. Der Gedanke spült andere Erinnerungen an die Oberfläche, dunkle Erinnerungen, die er lieber vergessen  hätte: eine dünne Fistelstimme, das Glänzen von Feuerschein auf einer gebogenen Klinge, Schmerz, feuchtes Stroh, den Geruch nach  Schimmel und Fieberwahnphantasien, die ihm Cals lächelndes Gesicht vorgaukelten. Mmmpf. Verschwindet.

Der Augenblick währt  nur kurz, aber als sein Blick wieder etwas von der wirklichen Welt um ihn her wahrnimmt, blickt er in ein Paar besorgter, brauner Augen  und antwortet mit einem verzogenen Lächeln. "Aha. Raven Schattenhaar tanzt also gern."
Olyvar und Kizumu wirbeln an ihnen vorbei und ein Schwarm schimmernder Sternenfalter hüllt sie für einen Moment wie eine Wolke ein  - und dann stirbt auch der letzte, pochende Trommelschlag. Bevor sie an die Festtafel zurückkehren und Raven kichernd ihre Füße  inspiziert, ob auch ja noch alle Zehen an ihrem Platz sind, hält er sie kurz auf. "Wenn ich irgendetwas für dich tun kann oder du irgendetwas brauchst, dann sag es, aye?" Einen Moment lang sieht sie ihn nur an, aber dann nickt sie doch. Sie verabschiedet sich mit einer kurzen Umarmung und für einen Moment spürt er ihre Wange an seiner, dann kehrt sie an Mottenfaengers  Seite zurück und er findet Cal im Gespräch mit Niniane. Morgana und Phelan sind ebenso wie Arwen und das Blauhaar und Ieras und die Schmiedin, Kea, bereits gegangen - und an der Festtafel stecken all jene die Köpfe zusammen, die sich nicht unter die Tänzer gemischt hatten.

Während die Feen unbeeindruckt ihre Reigen weiter tanzen, verabschiedet sich schließlich auch das Brautpaar und Olyvar bringt Kizumu unter allgemeinem Spötteln und frivolen Frotzeleien zur Sänfte. Vor allem von Seiten der plötzlich hellwachen Blaumäntel fliegen ihnen bei ihrem Abschied zotige Scherze und gutgemeinte Ratschläge gemünzt auf die Hochzeitsnacht um die Ohren. Caewlin schüttelt angesichts der Tatsache, daß Kizumu das Bett des Lord Commanders wohl bereits seit dem Inarifest im letzten Jahr teilt, nur belustigt den Kopf. Das tut der Begeisterung der mittlerweile stark geschrumpften Hochzeitsgesellschaft jedoch keinerlei Abbruch und die beiden lassen die rüden Späße auch grinsend über sich ergehen. Obwohl es hier im Süden den Brauch des Bettens nicht zu geben scheint, solche Hänseleien sind allgemein üblich und man darf sich nicht daran stören. Cal verbirgt ihre plötzlich hochroten Wangen hastig in ihrem Weinkelch, Niniane bar solcher Schamhaftigkeit, ruft Kizumu etwas auf elbisch nach, das er nicht versteht und die Feuerelbin winkt noch einmal lachend zum Abschied, ehe sie hinter sich bauschenden Musselinvorhängen verschwindet. Dann sind sie fort und er sieht Cal an, deren feiner Nasenrücken immer noch verdächtig rosa schimmert. "Holen wir Brynden und gehen nach Hause, min koerlighed."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Niniane am 11. Juni 2004, 18:48 Uhr
Nachdem Kizumu und Olyvar verschwunden sind, löst sich auch der Rest der Hochzeitsgesellschaft auf. Es ist spät geworden und obwohl die Zeremonie, das Fest und das Essen im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaft waren, breitet sich allmählich doch Aufbruchstimmung aus. Neben ihr selbst sind ohnehin nur noch Caewlin, Calyra, die beiden Zwerge, Gavin von Tarascon, ein ihr fremder Feuerelb, offenbar irgendein Bekannter Kizumus, und ein paar nimmermüde Blaumäntel anwesend. Die Stadtgardisten verabschieden sich als nächstes und folgen dem Brautpaar im geschlossenen Pulk, wenn auch reichlich schwankend und dabei frivole Lieder summend. Außer Cedric von Verd, Olyvars Trauzeugen, steigt wohlweislich keiner mehr auf's Pferd. Die Feen feiern unbekümmert weiter, während Borgils Schankmädel und Servierjungen beginnen, zusammenzuräumen und zumindest die Überreste des gnadenlos gemeuchelten Festbanketts zu beseitigen. Zelte, Sonnensegel und alles andere würde wohl morgen von Safron und Morag entfernt. Sol verabschiedet sich bierselig und voller Lobes für die Feier und das Essen und der Harfenwirt schließt sich ihm gleich auf den Heimweg nach Talyra an. Gavin von Tarascon zieht sich still und sehr leise zurück und schließlich erhebt auch Niniane sich. Während Caewlin mit Raven erst spurlos verschwunden und dann zu ihrem Erstaunen mit ihr mitten unter den Tänzern wieder aufgetaucht war, hatte sie sich mit Calyra unterhalten, bis die beiden an die Tafel zurückgekehrt waren. Sie will gerade den Mund aufmachen, um ihnen Lebewohl und eine Gute Nacht zu wünschen, als Caewlins leise Worte sie aufhorchen lassen. Sie fragt, ohne nachzudenken. "Caewlin, bevor ihr geht... ich will auch gleich fort, aber... das was du gerade zu Calyra gesagt hast. Was heißt es? Min koerlighed?" Einen Moment lang sieht er sie aus wie immer unergründlich grünblauen Augen an, dann übersetzt er es ihr und sie erstarrt. "Oh. Danke... ich muß fort. Es war schön, euch wiederzusehen. Die ganze Hochzeit war sehr schön. Ihr seid jederzeit im Baum willkommen." Damit hat sie ihre Röcke gerafft, ihre Tochter in das Weidenkörbchen gelegt und ist unter den Bäumen verschwunden. Dieser überhastete Abschied ist vielleicht nicht sonderlich höflich, aber immer noch besser, ungebührlich rasch zu verschwinden, als vor den beiden und allen anderen in Tränen auszubrechen. Mit zusammengepressten Lippen durchquert sie den Hain, stört traute Feenzweisamkeit unter einem Holunderbusch und tritt fast auf einen sturztrunkenen Leprechaun, den sie mit verschleierten Augen in seinem grünen Kittel mitten in einem Farn nicht gesehen hat. Sie schnauzt ihn furchtbar an, als er sich quiekend in Sicherheit bringt und überquert tränenblind stolpernd schließlich den weißen Sand des Smaragdstrandes zu ihrem Baum hinauf. "Min koerlighed.... mein Liebling. Verdammter Tronjer. Bete zu deinen kalten Göttern, daß du mir nie wieder unter die Augen kommst, sonst erwürge ich dich eigenhändig. Wo bist du verdammt?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 11. Juni 2004, 19:18 Uhr
Der Hochzeitsabend neigt sich dem Ende zu und die Gesellschaft zerstreut sich allmählich wieder in alle Winde. Nachdem sie sich von den wenigen Gästen, die noch anwesend waren, verabschiedet haben, machen sich auch Mottenfaenger und Raven durch das Larisgrün auf den Heimweg. Ravens Wangen glühen immer noch von dem schnellen Tanz und das Haar an ihren Schläfen, das sich aus dem mittlerweile ziemlich zerfledderten Zopf gelöst hat, kringelt sich feucht von Schweiß um ihr Gesicht. Das Tanzen mit Caewlin hatte tatsächlich Spaß gemacht und bei dem Gedanken daran muss sie noch immer lächeln, weil sie nicht für möglich gehalten hätte, dass ihr solche Vergnügen überhaupt gefallen könnten.

Die Nacht ist warm und mild, als sie über die uralten, wurzeldurchzogenen Pfade heimwärts schlendern und durch die dichtbelaubten Kronen der Bäume ist ab und zu silbernes Sterngefunkel zu sehen. Mottenfaenger ist noch immer so schweigsam und einsilbig, wie er den ganzen Abend über gewesen ist und trotz mehrerer Anläufe kann Raven ihm kaum ein paar Worte entlocken, bis sie es schließlich aufgibt und ihren eigenen Gedanken nachhängt. Sie ist froh, als sie endlich den Baum erreichen, denn mittlerweile ist sie so müde, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Ieras am 11. Juni 2004, 21:45 Uhr
Er betrachtet Kea mit einem belustigtem Glitzern in den Augen. "Soso, philosophisch?" Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen und seine Hände beginnen über ihren Rücken zu wandern. Der Stoff ihres Kleides ist wundervoll weich, wenn auch ungewohnt.
Seine Finger gleiten über ihren Rücken, finden eine vorwitzige Locke, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte und er beginnt damit, sie sich um den Zeigefinger zu wickeln. "Hmm. Du hast schönes Haar..." Er lächelt über ihren zweifelnden Gesichtsausdruck, nickt aber, ehe er sie unter dem hoch aufgewölbten Himmelszelt küsst.

Sie haben es sich auf seinen Kleidern zwischen zwei Wurzeln bequem gemacht und sie schmiegt sich wärmesuchend an ihn. Es dringen zwar noch immer ein paar Stimmen zu ihnen herüber, hauptsächlich die der Servierjungen und einiger übriggebliebener Feen und bis auf ein oder zwei besonders hartnäckige Gäste waren alle verschwunden. "Was für eine herrliche Stille." Er streicht ihr eine Locke aus dem Gesicht und wirft einen raschen Blick auf das Haarnetz, das sie vorsichtig auf einen kleinen Ast gehängt hatten. "Ich hab es Mutter nie tragen sehen... sie hat Unmengen Schmuck und doch trägt sie nur selten welchen. Vermutlich wird der Ehering auch in ihrer Schatulle landen und sie wird ihn sich in ruhigen Minuten mit all dem anderen Zeug anschauen und leise Seufzen." Er lacht bei dem Gedanken daran und zieht Kea noch ein Stück näher an sich. "Ist dir kalt, Neyá? Vielleicht sollten wir langsam heim gehen... oder etwas warmes anziehen.. Nein, keine gute Idee." Vorsichtig und sehr sanft nimmt er ihre Hand und küsst, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, jeden Finger einzeln.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kea am 12. Juni 2004, 12:42 Uhr
Tatsächlich fröstelt Kea ein wenig, aber Ierás Worte und seine sanften Küsse auf ihren Fingern, lassen nicht einmal einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Kleid zu. Sie schmiegt sich noch enger an ihn und versucht mehr von seiner Körperwärme ab zu bekommen. Ihren Arm schiebt sie unter seinen und den zweiten vergräbt sie in seinen Haaren. Ierás Hände fahren sanft und warm ihre Seite entlang und Kea genießt die Berührung genauso wie die Wärme die von ihm ausgeht. Kea hat ein Bein über eines von seinen gelegt und versucht den Fuß unter seinen Unterschenkel zu schieben, doch all diese kleinen Berührungen sind es, die ihren Aufenthalt schließlich noch in die Länge ziehen.

Kea weiß gar nicht wie viel Zeit schon vergangen ist, als sie schließlich eine Müdigkeit umfängt. Am liebsten würde sie einschlafen, doch sie weiß nicht wer hier bei Tageslicht durch den Wald streift und wer sie wohl vermissen würde. Noch immer in Ierás Armen steht sie auf und greift nach dem Kleid, das sie fein säuberlich neben das Haarnetz gehängt hat. Obwohl sie es ja schon zur Hochzeit getragen hat, es kommt ihr immer noch seltsam vor es anzulegen. Das Haarnetz steckt sie vorsichtig in eine von Ierás Taschen, sie selbst hätte es nur in der Hand tragen können. Obwohl ihr das Haarnetz unheimlich gut gefallen hat, ist es ihr doch angenehm wieder die langen Haare auf dem Rücken spüren zu können und Kea fühlt sich langsam wieder mehr wie sie selbst und nicht mehr so verkleidet.

Durch das Blätterdach hatten immer noch die Sterne geleuchtet und der Himmel war immer noch dunkel gewesen, doch als sie den Schutz der Bäume verlassen, sind sie nicht nur völlig alleine, sondern sehen auch wie am Horizont hinter dem Ildorel der Morgen anbricht. Den Hinweg hat Kea ja mit Kizumu in der Sänfte angetreten, aber diese ist ja ebenfalls schon verschwunden. Nur Nigrés steht noch angebunden da und Kea fragt sich, ob sich niemand über die letzte einsame Stute gewundert hat, die hier alleine ohne Besitzer herum steht. Es wird uns doch keiner gesehen haben! Allein dieser Gedanke treibt Kea die Schamesröte ins Gesicht. Sie seufzt leise auf bei der Aussicht nun den nicht ganz kurzen Weg zu Fuß antreten zu müssen, doch noch bevor sie etwas sagen kann, hat Ierás sie auf den Rücken der schwarzen Stute gesetzt und sich selbst dahinter hoch gezogen. Erst freut sich Kea auf ihr Heim, doch dann fällt ihr ein, dass in der Steinfaust schon sicher jemand ganz ungeduldig auf sie wartet.
"Wir müssen noch zur Steinfaust, Edanwen holen! Denkst du, dass wir noch in dem Zimmer überna... schlafen können?" Sie grinst und wirft einen Blick zurück zur aufgehenden Sonne.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Selket am 08. Aug. 2004, 18:32 Uhr
Es ist Abend. Shenrahs Auge sinkt tiefer und tiefer herab. Selket gleitet sacht von Herbstnebels Rücken und streicht dem Hengst zart über den Hals.

Schweigend führt sie ihn den schmalen Pfad entlang, der sie von der Uferpromenade in das sanfte Zwielicht des Larisîrins führt. Stumm und in Gedanken, geradezu andächtig, folgt sie dem Pfad vorbei an den Reihen silbriggrauer Baumstämme, die wie Tempelsäulen eine wunderschöne Lichtung umgeben, an der sie ihr Weg vorüberführt.

Die Elbe geht weiter und weiter. Den Baum der Protektorin und Hüterin des Larisgrüns – Niniane, ist ihr Name, wenn ich mich recht an die Worte des Alten von der Stadtwache erinnere. – zieht für einige Momente ihren Blick auf sich, doch dann schreitet die Elbe aus den fernen Ländern des Nordens weiter. Ihr Ziel liegt noch hinter diesen Bäumen.

Dann ist sie da. Erfreut läuft sie hinab in die windgeschützte, traumhafte Bucht mit ihrem schneeweißen Sandstrand. Herbstnebel und sie haben den eigentlichen Smaragdstrand erreicht. Die Elbe lächelt. Und während es sich Herbstnebel im Schatten einiger Bäume gemütlich macht, legt sie ihre Kleider ab und lässt sie achtlos zu Boden fallen. In der Bucht ist einzig und allein das Rauschen des Wassers zu hören. Die beiden sind vollkommen allein.

Langsam geht Selket immer weiter ins Wasser des Ildorel. Ihr rotes Haar fällt ihr bis zum Gesäß hinab, verhüllt ihre bleichen Schultern und verbirgt die prächtige Tätowierung auf dem Rücken der Elbenfrau, eine Eule mit ausgebreiteten Schwingen, das Zeichen ihrer Göttin.

Schließlich ist die Elbe gänzlich ins Wasser eingetaucht. Und mit kräftigen Zügen beginnt sie zu schwimmen. Ihr heller Körper schimmert geheimnisvoll im funkelnden, blaugrünen Wasser des Ildorel und ausnahmsweise genießt sie die Kühle, die ihren sonnengewärmten Körper sanft umhüllt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Selket am 09. Aug. 2004, 08:36 Uhr
Noch zwei weitere Züge, dann taucht Selket unter die Wasseroberfläche und schwimmt dicht darunter weiter. Das Abendlicht bricht sich im Wasser und verursacht schillernde Lichtreflexe. Allmählich geht der Elbenfrau die Luft aus und sie taucht wieder auf. Wasserperlen zerstäuben in einem Funkenregen, als sie durch die Oberfläche bricht. Für einen Augenblick schwimmt sie auf der Stelle und sieht zum Smaragdstrand zurück.

Herbstnebel liegt im Schatten einiger Bäume und scheint zu dösen. Das Blau ihres Gewandes zeichnet sich deutlich vom weißen Sand des Strandes ab und für einen kurzen Moment lässt ein Lichtstrahl die Klinge ihres Dolches leicht aufblitzen. Als wäre dies das Zeichen zum umkehren, beginnt die Heilerin wieder zum Ufer zurück zu schwimmen. Das Licht des Tages nimmt immer mehr ab und auch zu Pferd ist es noch ein ganzes Stück zurück bis nach Cerynitis Cerua.
   
Noch einmal taucht sie und legt einen Teil der Strecke Unterwasser zurück. Schließlich berühren ihre Füße den Grund und die Heilerin richtet sich auf. In feinen Rinnsalen läuft ihr das Wasser den Körper hinunter und die Elbenfrau dreht ihr langes Haar zu einem Festen Zopf, um ihm etwas von der Feuchtigkeit zu nehmen. Die Tätowierung auf ihrem Rücken wird sichtbar. Die Augen der Eule blicken unheimlich, sie scheint beinahe lebendig, fast so als wolle sie hinauf in den abendlichen Himmel steigen, um gebieterisch über dem Larisîrin zu kreisen.

Selket löst den Zopf wieder und schüttelt ihr Haar. Mit ein paar flüchtigen Handbewegungen trocknet sie ihre Schultern ein wenig, dann kleidet sie sich wieder an. Das der Stoff ihres Gewandes nass wird und teilweise an ihrem Körper klebt, stört sie dabei nicht im geringsten. Gelassen verknotet sie die Brustbänder, legt ihren Gürtel samt Lederbeutel wieder an und nimmt ihren Dolch wieder an sich. Anschließend säubert sie ihren linken Fuß vom daran klebenden Sand und schlüpft in den entsprechenden Mokassin, dann verfährt sie mit ihrem rechten Fuß ebenso und ruft Herbstnebel mit einem leisen Pfiff zu sich.

„Lass uns heimkehren, mein Freund“, sendet sie dem herantrabenden Grauschimmel und schwingt sich schließlich auf seinen breiten Rücken. Reitend tritt sie den Rückweg über den schmalen Pfad durch das Larisîrin an. Erneut passieren sie den Baum der halbelbischen Protektorin und überqueren die schöne Lichtung, um in Richtung Süden zu reiten und die Stadtmauer am Ufer des Ildorel zu passieren.

Direkt hinter der Stadtmauer lenkt Selket Herbstnebel zunächst auf die Uferpromenade zu und dann sogleich auf die Straßen der Stadt. Sie selbst kennt sich in diesem Teil der Stadt kaum aus, weshalb sie es Herbstnebel überlässt, den Weg nach Cerua zu finden und der Hengst geht zielsicher seinen Weg.

Es gehört zu seinen Eigenarten, dass er des Öfteren ganz alleine durch die Straßen der Stadt wandert. Schon so mancher Talyrer hat sich darüber gewundert, doch allmählich haben sich die Leute daran gewöhnt. Die meisten wissen mittlerweile, dass der Hengst der elbischen Besitzerin der Parkapotheke in Cerynitis Cerua gehört.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Nejanad am 11. Aug. 2004, 14:59 Uhr
Sie geht durch die Lichtung und schaut sich um, ein wunderschöner Ort der sich vor ihren Augen auftut. Ein leichtes Lächeln beschleicht ihre Lippen.
Sie tritt auf den Strand hinaus und kneift, nach dem angehnehmen Schatten des Waldes, geblendet die Augen zu. Sie geht einige Schritte den Strand entlang. Seufzend lässt sie sich schliesslich nieder, das Wasser umspielt ihre nackten Füsse. Verträumt schaut sie in den Himmel hinauf und beobachtet ein paar Vögel die vorbeifliegen.
Solche Schwingen möchte ich auch mal haben denkt sie. Sie lächelt immer noch ein bisschen.
Schliesslich legt sie sich in den Sand und schliesst die Augen. Sie schläft nicht, sie träumt ein wenig herum.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Nejanad am 15. Aug. 2004, 15:49 Uhr
Mit einem Ruck richtet sie sich auf und fängt an zu weinen.
Sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen doch ihre Tränen rinnen zwischen den Fingern hindurch. Sie schluchzt und ist froh dass sie niemand sieht obwohl sie sich wünscht es wäre jemand da der sich um sie kümmert.
Sie wischt sich nach einiger Zeit die Tränen aus dem gesicht doch innerlich weit sie stetig während sie langsam aufsteht.
Warum bin ich weg gegangen? denkt sie und erneut brechen Tränen aus ihren Augen aus. Doch sie geht tapfer durch den Wald zurück und verschwindet schlussendlich irgendwo im Grün des Waldes.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 13. Sept. 2004, 22:13 Uhr
Als Amrun ihm mit einem Grinsen geantwortet hat, dass sie nichts dagegen hatte, den Strand zu verlassen und ihm einen sanften Kuss gegeben hatte, hat Varin nur kurz genickt und hat sie dann sacht mit sich nach oben gezogen als er aufgestanden ist. Während sie die Essensreste und die Decke wieder in ihren Korb verstaut hat, ist er zu seinem Pferd gegangen, hat sich sein Hemd übergeworfen und das Tier zu ihr nach unten an den Strand geführt. Er selbst war dann aufgestiegen und hatte sie zu sich vorne auf den Sattel gehoben mit seinem gesunden Arm.

Langsam reiten sie den Strand entlang, dicht an der Wasserkante. Varin hat seinen linken Arm um Amruns Hüfte gelegt und mit der rechten die Zügel genommen. Die Pferde der Steinfaust sind so gut ausgebildet, dass sie auf die leichteste Bewegung des Reiters reagieren und so ist es für Varin auch kein Problem, das Pferd mit einer Hand zu lenken. Es dauert nicht lange und sie erreichen die letzte Rundung der Stadtmauer und den Smaragdstrand. Hier reichen die Bäume des Larisgrün, fast bis an das Ufer des Ildorel. Er führt sein Pferd durch die in der Sonne silbrig schimmernden Bäume , bis hin zu der Lichtung auf der Olyvar und Kizumu sich das Ja-Wort gegeben haben. Die kleine Lichtung liegt nun still und verlassen und von dem ausgelassen Fest, das hier gefeiert wurde, ist nichts mehr zu sehen.

Varin lenkt sein Pferd zum Rand der Lichtung und lässt Amrun dort vorsichtig vom Pferd gleiten, dann steigt er selber ab und lässt dem Pferd die Zügel schleifen, es würde nicht weglaufen sondern friedlich hier grasen. Schmetterlinge tanzen einen bunten Reigen zwischen den einzelnen Sonnenflecken, die das Blätterdach hindurch lässt, und überall aus dem Bäumen sind Vogelstimmen zu hören. Am anderen ende der Lichtung verschwindet gerade eine Kanninchenfamilie im Unterholz. Der kleien Bachlauf, der mitten durch die Lichtung führt, springt lustig über die Steine und Varin greift nach Amruns Hand und führt sie bis hin zu dem kleinen Bach.

Auch wenn ein kleiner Pfad von der Stadtmauer aus, hier durch den Hain führt, so wird er selten gebraucht und meist herrscht eine beruhigende Stille an diesem Ort. Das Blätterdach, das fast die ganze Lichtung überspannt, spendet angenehmen Schatten und zeichnet, sich leicht bewegende, Muster auf das weiche Waldgras. Bevor sie den Bach erreichen, bleibt Varin stehen und hebt zwei Äpfel auf, die von den hier wild wachsenden Apfelbäumen gefallen sind. Der Korb von Amrun ist beim Pferd geblieben und Varin bietet ihr einen der Äpfel an."Hier, du hast eben ja nichts gegessen." Sie nimmt den Apfel entgegen, während sie an dem kleinen Bachlauf ankommen. Varin lässt sich am Rand des Baches in das weiche Gras fallen und hält seine nackten Füsse in das klare Wasser das angenehm kühl, aber nicht kalt ist. Amrun setzt sich neben ihn und Varin legt einen Arm um ihre Schultern und zieht sie näher zu sich heran. "Was hast du eigentlich gemacht, seit dem letzten Mal wo wir uns gesehen haben? Ich bin dir nie mehr begegnet seit dem, und dann tauchst du plötzlich am Strand auf, hast du dich wieder in deine Bücher vergraben?"  Er lächelt sie an und man merkt, das die Worte nicht als Vorwurf gemeint sind. Während er auf ihre Antwort wartet, streicht er leicht mit den Fingern über ihren Oberarm und isst seinen Apfel, der süss und saftig schmeckt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 13. Sept. 2004, 23:04 Uhr
Als Varin sie vor sich auf's Pferd zieht, merkt Amrún, dass sie sich tatsächlich etwas zu fürchten scheint. Was soll denn das nun? Da hab ich schon auf einem Pferd gesessen, bevor ich richtig gehen konnte und nun fürchte ich mich vor dem Reiten? Sie kann sich ihre Reaktion selbst nicht erklären, doch scheint es daran zu liegen, dass sie nicht selbst die Zügel in der Hand hat. Der ungewohnte Sattel auf dem Rücken des Tieres tut sicherlich seinen Teil dazu, dass sie sich nicht sonderlich wohl fühlt. Als allerdings Varins linker Arm sich um ihre Hüfte schlingt, fühlt sie sich etwas besser, auch wenn sie trotzdem aus lauter Gewohnheit die Seiten des Pferdes mit ihren Schenkeln einengt.

Ausserdem legt sie ihre rechte Hand etwas kräftiger auf seine, welche sich auf ihrem Bauch befindet, so dass man sicherlich bemerkt, dass ihr nicht ganz Wohl in ihrer Haut ist. Doch schon, als sie wenige Fuss weit geritten sind, entspannt die Halbelbe sich und der Druck ihrer Schenkel gibt nach, bis er lediglich noch so stark ist, dass sie sich auf dem Pferd halten kann. Varin lenkt das Pferd so nah am Wasser entlang, dass dessen Hufe zwischendurch kleine Wasserspritzer erzeugen, welche ihre nackten Füsse streifen und sich hinter ihnen in Form von kleinen Regenbogen wieder auf den Strand senken.

Amrún geniesst den Ritt und blickt sich einen Moment um, um die Schönheit der Stadt und vor Allem des Strandes in sich aufzunehmen, bevor sie einfach die Augen schliesst und ihren Kopf rücklings an seine Schulter legt, während ihre rechte Hand auf seiner liegt und die linke erneut langsam über seinen Arm streicht. Erst als sie bemerkt, dass sie unter dem Schutz der Bäume sind, öffnet sie ihre Augen, welche vom Sonnenlicht doch langsam angefangen haben zu brennen und erblickt die wundervoll silbrigen Bäume, welche die kleine Lichtung umsäumen, auf welcher Varin das Pferd zum Stehen bringt.

Die grossen Kronen der uralten Bäume überspannen das grüne Gras, welches dort spriesst und die feinen Sonnenstrahlen, welche das Blätterdach zu durchbrechen vermögen, zaubern ein Lichtspiel auf die Wiese, welches Amrún zu faszinieren vermag. Langsam lässt Varin sie vom Pferd gleiten und ihre nackten Füsse fühlen das weiche Gras, was ihr einen feinen Schauer über den Rücken laufen lässt. Ich sollte mich wohl mehr in der Natur aufhalten, scheinbar fliesst doch noch mehr Elbenblut in meinen Adern als ich dachte. Ein leises Seufzen verlässt ihren Mund, während ihr Lächeln inzwischen strahlt wie die junge Morgensonne, als sie Varin entgegenblickt und er ihre Hand ergreift.

Den Apfel nimmt sie zwar, doch auf seine Worte nickt sie lediglich und tut es ihm schliesslich gleich. Sie zieht ihr Kleid bis zu den knien nach oben, damit es nicht nass wird, wenn sie ihre Füsse in den Bach hängen lässt. Als Varin sie näher zu sich heranzieht, legt sie ihren Kopf an seine Schulter und hält seine Hand mit ihrer Fest, während die andere - welche noch immer in dem Verband steckt - den Apfel neben ihr auf den Boden legt und anfängt, mit dem Gras zu spielen.

>"Was hast du eigentlich gemacht, seit dem letzten Mal wo wir uns gesehen haben? Ich bin dir nie mehr begegnet seit dem, und dann tauchst du plötzlich am Strand auf, hast du dich wieder in deine Bücher vergraben?"< Einen Moment ist sie etwas erstaunt darüber, dass der Mann neben ihr sich scheinbar etwas lustig über sie zu machen scheint, doch ein Blick in seine blauen Augen zeigen ihr, dass er das gar nicht tut. Sie richtet ihren Blick auf ihre Füsse, welche in dem kühlen, klaren Wasser stecken, und denkt einen Moment über die Frage nach. Erneut wandern ihre Gedanken zum vorhergehenden Abend, doch wieder verdrängt sie diese. Als er mit seiner Hand nach unten zu ihrem Oberarm wandert, lässt sie diese los und legt ihre eigene auf seinen Oberschenkel, während sie anfängt, leise zu sprechen. "Nun... ja, man könnte es so sagen. Nur, dass ich inzwischen dafür auch noch bezahlt werde." Ein kleines Grinsen erscheint kurz auf ihrem Gesicht, welches jedoch sehr schnell wieder von ihrem Lächeln abgelöst wird. "Maester Malakai..." einen Moment scheint sie zu stocken, bevor sie weiterspricht. "...hat mich mit der Überwachung der Restaurationen der alten Bücher beauftragt." Der Anflug von Stolz in ihrer Stimme ob dieser Aufgabe ist nicht zu überhören, auch wenn sie versucht, nicht allzu begeistert zu klingen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 14. Sept. 2004, 10:06 Uhr
Etwas in Amruns Blick sagt Varin, dass er sie besser nicht danach gefragt hätte, aber es ist nur ein kurzes Aufflackern in ihren Augen, das schnell wieder verschwindet. Sie erzählt von ihrer Arbeit im Haus der Bücher und man hört schon an ihrer Stimme, dass sie darauf stolz ist und es ihr Spass machen muss. Varin selbst kann allerdings nicht viel damit anfangen, sicher er kann lesen und schreiben, das was man eben braucht um eine Nachricht verstehen zu können oder eine Order. Schreiben kann er auch, aber das auch nur so wie er es braucht. Ein Buch hat er noch nie gelesen, das war etwas für reiche Leute, die es sich leisten konnten, aber nichts für jemanden aus der Stadtwache. Trotzdem freut er sich für Amrun.

Während sie erzählt hat, den Kopf an seine Schulter gelegt hatten seine Finger immer neue Bahnen über ihren Oberarm gezogen und sein Blick hatte sich an ihren nackten Beinen festgefressen. Ihre Haut ist blass und hatte wohl so gut wie nie die Sonne gesehen, deshalb schimmern sie eher elfenbeinfarben und das hat einen besonderen Reiz. Seine Finger auf ihrem Oberarm heben sich ebenfalls deutlich von ihrer Haut ab, seine Hände und Arme sind sonnengebräunt, während auch dort ihre Haut eher blass schimmert. Als sie geendet hat, kommt nur ein leises "hmmm" über seine Lippen, Varin ist längst mit seinen Gedanken irgendwo ganz anders. Ihre Beine fesseln ihn immer noch und nur schwer kann er seinen Blick davon losreissen um ihr in die Augen zu sehen. "Mir scheint dann hast du ja etwas gefunden, dass dich wirklich interssiert und deinen  Vorlieben entspricht." Eigentlich sagt Varin nur etwas um die Stille zu unterbrechen, die ihm eigentlich nicht unangenehm ist. Langsam wandert sein Blick über ihre Beine nach oben, nimmt alles in sich auf, bis er schliesslich ihre Gesicht erreicht und an ihren Lippen hängen bleibt. Ein Lächeln schleicht sich auf sien Gesicht und wenn er nicht wüsste wie alt sie wirklich ist, würde er meinen ein junges Mädchen in den Armen zu halten und viel mehr ist sie vielleicht auch nicht.

Er beugt sich zu ihr hinunter und küsst sie sacht, ihr Mund war einfach zu verlockend. Ein Sonnenfleck tanzt über ihr Gesicht und lässt ihre Augen in den unterschiedlichsten Blautönen leuchten, fast so wie tiefe Bergseen, die der Wind leicht kräuselt und die dann in der Sonne funkeln wie Kristalle. "Du weisst, dass du mit deinen Augen die Männer verzaubern kannst, nicht wahr?" Als Amrun antworten will, legt er ihr leicht den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelt den Kopf, beugt sich erneut vor und küsst sie wieder, aber diesmal nicht flüchtig, sondern langsam fordernder. Er lässt sich langsam nach hinten ins das weiche Gras gleiten und zieht sie mit sich, während seine Hand den Oberarm verlässt und über ihren Rücken wandert.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 14. Sept. 2004, 21:55 Uhr
Amrún entgeht keineswegs, dass Varin Probleme hat, seinen Blick von ihren Beinen zu lösen, doch ist ihr diese Tatsache ganz und gar nicht unangenehm. > "Mir scheint dann hast du ja etwas gefunden, dass dich wirklich interssiert und deinen  Vorlieben entspricht."< Ein breites Grinsen zeigt deutlich, dass sie ihm nicht wirklich glaubt, dass er sich über ihre Geschichte Gedanken gemacht hat, vielmehr scheint es ihr, dass er aus lauter Freundlichkeit etwas dazu sagt.

Erneut wandert sein Blick über ihren Körper und sie fühlt ein leichtes Kribbeln, als sie ihn dabei beobachtet, bis er ihr Gesicht erreicht, wobei scheinbar ihre Lippen interessanter sind als der Rest, was ihr erneut ein Lächeln entlockt. Seinen sanften Kuss lässt sie einfach über sich ergehen und als ein Sonnenstrahl sich in ihre Augen verirrt, schliesst sie diese, denn sie hat für ihren Geschmack schon genug Sonne abbekommen an diesem Tag.

>"Du weisst, dass du mit deinen Augen die Männer verzaubern kannst, nicht wahr?"< Gerade will sie etwas auf seine Frage erwidern, als er ihr den Zeigefinger auf die Lippen legt und ihr klar wird, dass dies keine Frage, sondern eine Feststellung war. Den fordernden Kuss erwidert sie dieses mal und als er sie in's Gras zieht, muss sie grinsen, was sich während des Kusses doch etwas schwierig gestaltet. Seine Hand wandert über ihren Rücken, was ihr erneut eine Gänsehaut einbringt und sie dazu bringt, automatisch die Schulterblätter zusammenzuziehen.

Während der Kuss zwischen den Beiden noch immer andauert und Amrún seitlich neben Varin liegt, legt sie ihr Bein angewinkelt über seine und legt ihren Zeigefinger auf sein Kinn. Als sie ihre Lippen von seinen löst und ihm in die Augen sieht, wandert der Finger bereits langsam über seinen Hals, wobei ihr Nagel eine kleine Spur aus Gänsehaut hinterlässt, weiter über seine kräftige Brust bis zum Hosenbund. Ihr Blick wandert schliesslich zu ihrer Hand, während diese die Bewegung von gerade eben in umgekehrter Reihenfolge wiederholt, wobei sie sein Hemd mit nach oben schiebt.

Als ihr Finger wieder an seinem Kinn angekommen ist, führt er seinen Weg fort, bis sie schliesslich sanft seine noch immer geschwollene Lippe berührt. Ohne Druck fährt sie mit der Fingerkuppe erneut über die feinen Risse, bevor sie ihren Finger wegzieht, um ihm erneut einen leidenschaftlichen Kuss zu geben. Ihre Hand wandert dabei wieder nach unten bis zu seiner Brust, wo sie leichte Kreise zieht und schliesslich über seine Seite bis zu seinem Rücken gleitet.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 14. Sept. 2004, 22:45 Uhr
Ihr Finger auf seiner Brust hinterlässt eine Spur aus Feuer und Varin schliesst die Augen und sein Kopf wird leer, alle Gedanken sind aus ihm verbannt, er fühlt nur noch ihre sanften Berührungen und alles andere erscheint ihm weit weg, selbst der Gesang der Vögel um sie herum. Ihre Lippen schmecken süss auf seinen und als sie sich kurz von ihm löst und mit dem Blick ihrem Finger folgt, öffnet er kurz die Augen und ein leichtes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. Alles in ihm brennt danach auch ihre Haut zu spüren und so zieht er mit jeder Bewegung seiner Hand das Kleid ein Stück höher, bis er warme weiche Haut fühlt. Amrun wendet sich ihm wieder zu, streicht behutsam über seine Lippe um ihn dann wieder zu küssen. Sie schmeckt noch immer nach Sommerwein und ihm ist als wäre er durstiger denn je und könne nicht genug von ihrem süssem Atem trinken.

Varin spührt die Gänsehaut, die sich unter seinen Fingern auf ihrem Rücken bildet und als ihr Kuss endet, richtet er sich leicht auf und drückt sie sanft ins Gras. Seine Hände finden den Weg hinunter zu ihren Beinen und fühlen erneut warme weiche Haut. Langsam wandert Stoff nach oben und über jede Stelle Haut die zum Vorschein kommt, streichen seine Finger sacht, ihre Lippen finden sich wieder und verschmelzen zu einem Feuerreigen. Sein Herz schlägt schnell und alles in ihm verlangt nach der Frau, die er in den Händen hält. Es scheint ihm als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr die Freuden Inaris gespührt und um so fordender und begehrlicher werden seine Küsse wie auch seine Hände. Trotzdem hält er sich zurück,und fährt langsam mit seinen Fingern die Linien ihres Körpers nach. Ihr Kleid liegt längst im weichen Gras, genauso wie sein Hemd und er löst sich von ihren Lippen um mit seinem  Blick über ihren Körper zu wandern. Seine Finger folgen, kaum ihre Haut berührend, seinen Augen. Schliesslich erreicht sein Blick wieder ihr Gesicht, welches er sich lange betrachtet, während seine Hand weiter über ihren Körper wandert. Sie sprechen kein Wort mehr und Worte sind zwischen ihnen auch nicht mehr nötig, ihrer beider Körper sprechen eine viel eindeutigere Sprache.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 14. Sept. 2004, 23:35 Uhr
Jede Berührung, jeder Kuss von Varin bringt Amrúns Blut förmlich zum Kochen und als er sie rücklings in's Gras drückt, öffnet sie für einen Augenblick die Augen, nur um sie sofort geniessend wieder zu schliessen. Ihr Verlangen nach dem Mann, dessen Hände zärtlich über ihren Körper streichen, wird mit jeder Berührung grösser und während er seiner Hand mit dem Blick folgt, öffnet sie die Augen und streicht mit ihrer Hand erneut über seinen nackten Oberkörper.

Es dauert nicht lange und auch Varin liegt wie die Götter ihn geschaffen haben im weichen Gras und sie wechseln sich in der Führung des leidenschaftlichen Tanzes ab. Jede auch noch so kleinste Stelle der Körper wird mit Liebkosungen bedeckt, wobei Amrún immer wieder aufpasst, dass sie seinen Blessuren nicht allzusehr zusetzt. Immer wieder wandern ihre Lippen über den Körper des Andern, wo sie heiss brennende Spuren hinterlassen, um schliesslich in leidenschaftlichen Küssen erneut zu verschmelzen.

Es erscheint Amrún wie eine Ewigkeit und gleichzeitig wie ein kleiner Augenblick, in dem sie seine Berührungen fühlen kann und sie schmeckt die kleinen Schweissperlen auf seinem Körper und seinen Lippen, während sie alles Andere um sich herum vollkommen vergisst. Nur einen kleinen Moment erscheint ein Bild vor ihren geschlossenen Lidern, das Bild von der Trauerweide und sie fühlt eine feine, kleine Enttäuschung darüber, dass dies alles nicht schon dort passiren konnte.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 15. Sept. 2004, 08:00 Uhr
Sein Kopf ist leer und nur ein einziger Gedanke schiesst für einen kurzen Wimpernschlag durch seinen Kopf Bei Damarias, wenn ich gewusst hätte was mir damals entgeht. Auch wenn die Frau und der Körper vor ihm eher dem einer jungen Frau gleichen so sind ihre Bewegungen und ihr Wissen über gewisse Dinge eindeutig die einer erfahrenen Frau, und diese Kombination macht das ganze äusserst reizvoll. Er weiss nicht wann er sich dem ganz und gar ergeben hat und nur noch seinen Gefühlen und Instinkten gefolgt ist, die Welt um sich her vollkommen vergessend. Er spührt nur noch ihre Hände auf seiner Haut, die irgendwelche Dinge tun, die seinen ganzen Körper zum Beben bringen. Sein Herzschlag ist so laut und schnell, das er glaubt es müsse bis Talyra zu hören sein, sein Atem hat ebenfalls die selbe Geschwindeigkeit und bei Amrun ist es nicht anders. Irgendwann schlagen ihre Herzen im Gleichklang, genauso wie ihr Atem und der restliche Körper. Der Rhytmus und die Musik von Inaris Tanz wird schneller und auch er erklingt im Gleichklang beider Köper.

Irgendwann erstirbt die Welt um ihn herum in einem bunten Funkenregen und er glaubt sein Herz müsse zerspringen und eine angenehme Mattigkeit breitet sich in ihm aus. Er hält Amrun fest in seinem Armen, dicht an seinen Körper gedrängt, hört ihr Herz genauso schnell schlagen, wie sein eigenes und das Blut rauscht in seinen Adern. Sacht streicht er mit einer Hand über ihren Rücken, wo sich kleine Schweissperlen gebildet haben, die nun durch seine Hand und von dem Wind, der leicht über die Körper streicht wieder getrocknet werden. Er spürt keine Schmerzen und seine Lippe fühlt sich taub an, und es ist ein angenehmes Gefühl. Langsam beruhigt sich sein Herzschlag und sein Atem wieder und die Gedanken kehren in seinen Kopf zurück. Er öffnet seine Augen und blickt in das Blätterdach der Bäume, die Shenrahs Strahlen nur ab und zu durchlassen und Lichtpunkte über ihre Körper tanzen lassen. Er hört wieder das leise Plätschern des kleinen Baches, den Gesang der Vögel und die Geräusche, die Kleintiere im Unterholz machen. Er fühlt sich Eins mit allem hier auf der Lichtung und besonders mit der Frau in seinen Armen. Ihr Kopf liegt auf seiner Brust und ihr Körper ist eng an seine Seite geschmiegt, leicht streicht er mit der einen Hand durch ihr Haar und spielt mit einer Strähne, die er sich immer wieder um den Finger wickelt. Worte fallen keine und würden den Moment der Nähe nur zerstören, so schliesst er einfach nur die Augen und wartet bis sich der Aufruhr in seinem Körper ganz gelegt hat. Er verspürt Durst, Durst nach mehr von dem eben Erlebten und auch Durst nach Sommerwein, aber er sagt nichts, hält Amrun weiter in seinem Arm und geniesst die wohlige Schläfrigkeit, die sich immer weiter ausbreitet je mehr sich sein Atem und sein Puls beruhigen Bei den Göttern, was habe ich das vermisst und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 16. Sept. 2004, 20:57 Uhr
Während Amrún sich nah an Varin kuschelt und ihre Fingerspitzen Kreise auf seine Brust und seinen Bauch zeichnen, hat sie ihre Augen geschlossen und geniesst das Geräusch seines Herzens und seine Nähe. Sicherlich war dies nicht ihr erster Mann in den dreissig Jahren, in denen sie diese Freuden geniessen durfte, doch es gab wahrlich wenige, mit denen das Spiel Inaris so intensiv war. Während sich ihr Atem langsam wieder beruhigt und die kleinen Schweissperlen auf ihrem Körper trocknen, öffnet sie kurz ihre Augen, um die Umgebung noch einmal bewusst wahrzunehmen.

Ohne wirklich darüber nachzudenken nimmt sie ihre Hand von seinem Körper und fasst nach hinten, wo sie nach dem Korb tastet. Da sie diesen nicht finden kann, dreht sie sich auf den Rücken, damit sie sehen kann, wo sie hinfasst. Sie muss sich strecken, um zu erreichen was sie will, denn von dem warmen Gefühl seines Körpers will sie sich auf keinen Fall trennen. Mit ihrer Hand tastet sie schliesslich in dem Korb herum, bis sie die zwei Becher erwischt, welche sie zwischen ihrer beiden Körper stellt, um gleich darauf die Flasche dazuzustellen. "Bist Du durstig?" Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, entfernt sie den nur noch locker aufgesetzten Verschluss mit den Zähnen von der Flasche und schenkt den Sommerwein in die beiden Becher.

Einen davon stellt sie Varin auf die Brust, wo sie ihn solange festhält, bis er ihn ergreift und trinkt dann - auf ihren Arm gestützt - schliesslich ihren ungewohnt erneut in einem Zug leer. Das eben Erlebte hat ihre Kehle ausgetrocknet und als sie gesprochen hat, klang ihre Stimme nicht mehr so weich wie sonst, sondern eher rauh, als hätte sie sich erkältet. Amrún stellt den leeren Becher wieder neben sich in's Gras und dreht sich Varin zu, dessen Gesicht sie einfach nur mustert, ohne etwas zu sagen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 17. Sept. 2004, 12:37 Uhr
Fast wäre Varin wirklich eingeschlafen, die wohlige Mattheit und die sanften Berührungen von Amruns Hand haben ihn fast dazu gebracht, doch ihre Berührungen hören plötzlich auf und es wird kalt dort, wo ihre Hand gerade noch war, was ihn schliesslich seine Augen öffnen lässt und er den Kopf leicht anhebt um zu sehen was Amrun macht. Sie dreht sich leicht weg von ihm und da wo gerade noch warme weiche Haut war spührt er nun einen kalten Luftzug, was ihm gar nicht gefällt, doch als er sieht, dss sie nach dem Korb hangelt, fällt ihm wieder ein wie durstig er ist, und er hätte nichts gegen ein Schluck Wein einzuwenden. Etwas umständlich holt Amrun die Becher aus dem Korb und stellt sie zwischen die Beiden. Die Berührung der Becher auf der Haut erzeugen eine leichte Gänsehaut, da die Becher kühl sind und unwillkührlich zieht er die Bauchmuskeln zusammen.

Dankend nimmt er den Becher entgegen und nimmt einen tiefen Schluck. Der Wein rinnt angenehm die Kehle hinunter und belebt ihn wieder ein bisschen, so dass die Müdigkeit von ihm abfällt, allerdings spürt er nun erneut seine Blessuren, und die Wunde am Arm hat erneut angefangen zu nässen, da er sich nicht wirklich um sie gekümmert hat, sondern mit seinen ganzen Gedanken, bei etwas viel angenehmerem gewesen ist. Er bemerkt ihren Blick, der auf seinem Gesicht ruht und blickt dann auch zu ihr und ein Lächeln umspielt seinen Mund. "Ich glaube wir waren ein wenig unvorsichtig, hast du noch etwas von der Salbe? Da tut es nämlich wieder weh."Er deutet mit dem Finger auf die Armwunde und das Grinsen in seinem Gesicht zeigt eher, dass er nicht unbedingt auf die Salbe erpicht ist, sondern auf etwas anderes.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 17. Sept. 2004, 20:27 Uhr
Ein breites Grinsen lässt Amrúns Gesicht erneut erstrahlen, als Varin nach der Salbe fragt und sie greift in ihre Tasche, wo sie den Tiegel mit dem Heilmittel wieder verstaut hatte. Mit hochgezogener Augenbraue und erheitertem Gesicht stützt sie sich erneut auf alle Viere und steigt über ihn drüber, um sich auf der andern Seite in das kühle Gras zu setzen. Vorsichtig entfernt sie den Stoff, welchen sie ihm über die Wunde gebunden hatte und ihr Grinsen erstirbt so schnell, wie es gekommen war. Etwas besorgt blickt sie den Mann an und schüttelt leicht den Kopf, bevor sie nach der Decke greift, die auf dem Korb liegt, um sie mit dem Bachwasser zu benetzen. "Du solltest Dich schämen, diese Wunde braucht Ruhe um zu heilen." Ihr leises Kichern ist nicht zu überhören, während sie die Worte spricht, die aber eigentlich ernst gemeint sind.

Noch einmal wäscht sie die Wunde aus, und dieses mal erwischt sie alle Sandkörner, da der Schorf, der sich schon gebildet hatte, wieder weg ist. Sie versucht vorsichtig zu sein, doch ganz ohne Schmerzen geht das nicht, weshalb sie Varin mit Augen ansieht, die um Entschuldigung bitten. Obwohl sie weiss, dass sein Grinsen deutlich etwas anderes gesagt hat, will sie sich erst um die Wunde kümmern und dies tut sie auch, indem sie ihm erneut von der Salbe darauf verteilt.

Als sie endlich fertig damit ist, blickt sie ihn erneut an. "Ich denke, man sollte die nicht verbinden, sonst trocknet das nie." Amrún hat viele Bücher gelesen in ihrem Leben und auch viele über Heilkunde und sie erinnert sich an genau diese Aussage in mehr als einem davon. Schliesslich lehnt sie sich etwas vor und legt den Kopf schief, so dass ihre Haare seine Brust berühren, während sie sein Gesicht mustert. "Sonst noch Schmerzen?" Amrúns erneutes Grinsen zeigt, dass sie nicht vergessen hat, was er ihr mit seinem Gesichtsausdruck signalisiert hat.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 17. Sept. 2004, 20:57 Uhr
>Du solltest Dich schämen, diese Wunde braucht Ruhe um zu heilen.< Das Grinsen auf Amruns Gesicht erwidert er mit einem ebenfalls breiten Grinsen. "Dann hättest du mich nicht so mit deinen blauen Augen ansehen dürfen." Der Schalk steht ihm ins Gesicht geschrieben allerdings verfliegt das Grinsen als Amrun beginnt die Wunde erneut auszuwaschen.

Es schmerzt ziemlich als Amrun auch noch versucht die letzten Sandkörner aus seiner Wunde zu bekommen und ab und zu verzieht Varin das Gesicht, und zieht die Luft hörbar ein, aber ansonsten bleibt er stumm. Schliesslich gibt sie vorsichtig die Salbe auf die Wunde und trotz des Schmerzes fühlt er auch das leichte Kribbeln wieder, das ihre Finger auf seiner Haut auslösen. >Ich denke, man sollte die nicht verbinden, sonst trocknet das nie.< "Hmm, ich denke  ein Heiler sollte sich das mal ansehen, ehe eine wirklich hässliche Narbe bleibt. Unten am Strand habe ich ein Haus gesehen, das wohl einer Heilerin gehört, vielleicht sollte ich später mal dort vorbeigehen." Doch jegliche Gedanken an irgendwelche Heiler werden aus seinem Kopf vetrieben , als sie ihr Gesicht vor seines schiebt und ihn keck angrinst. > Sonst noch Schmerzen?< Varin mus leise auflachen und wird dann aber gespielt ernst. "Wenn du mich so fragst, also hier tut es noch weh und da und dort auch noch. Und da auch und hier ganz besonders." Während er spricht deutet er mit seinem Finger auf verschiedene Schrammen und blaue Flecke und als letztes weist er auf seine Lippe und ein breites Grinsen entblösst seine weissen Zähne, so dass seine geschwollene Lippe noch mehr zum Vorschein kommt. Dann zwinkert er ihr zu."Ich glaube du weisst auch dagegen ein Heilmittel oder?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 17. Sept. 2004, 21:21 Uhr
Amrúns Grinsen bleibt, als Varin ihr erklärt wo er noch immer ach so schlimme Schmerzen hätte. Sie sieht gar nicht hin, als er ihr mit dem Finger die verschiedenen Stellen zeigt, sondern blickt ihm die ganze Zeit in die blauen Augen. Erst als er auf seine Lippe deutet, wandert ihr Blick ein Stück nach unten. "Na wenn die so sehr schmerzen..." Ein leises Lachen kann sie sich nicht verkneifen, bevor sie ihre Lippen erneut zärtlich auf seine legt, im ihn von den 'Schmerzen' zu befreien. Als sie sich schliesslich wieder von ihm löst, folgt sie seinem Körper nach unten und auf jeder Schramme, jeder Blessur platziert sie - je nach Grösse - einen oder mehrere sanfte Küsse. Vor jedem Kuss legt sie sanft ihren zeigefinger auf die Blessur und blickt grinsend zu ihm hoch. "Hier?"

Dies wiederholt sie so lange, bis sie sicher ist, jede seiner Wunden versorgt zu haben und wiederholt das Ganze dann in umgekehrter Reihenfolge, allerdings ohne jedesmal zu fragen. Als sie wieder bei seinen Lippen angekommen ist hat sie ihre Beine links und rechts von seinem Bauch und stützt sich mit den Händen neben seinem Kopf ab. Ihre Haare hängen nach unten und berühren fast sein Gesicht, während ihr Grinsen einem Lächeln gewichen ist. "Na? Genug?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 18. Sept. 2004, 10:38 Uhr
Varin hat während Amrun seine Wunden 'versorgt' still gehalten und immer nur dann , wenn sie 'hier' gefragt hat ein 'hmmm' verlauten lassen. Ihre Küsse sind so sanft, dass jeder von ihnen wie der Flügelschlag eines Schmetterlings ist und eine Gänsehaut nach der anderen über seinen Rücken kriecht, eine sehr angenehme Gänsehaut. Varin muss sich schwer zusammen nehmen um sie nicht zu sich hoch zu ziehen und den Tanz Inaris erneut beginnen zu lassen. Er spürt ihre Beinen an seinen Hüften und als sie wieder an seinem Gesicht angekommen ist, streichen ihre Haare sanft über sein Gesicht und ihre Lippen berühren erneut kurz seine, ehe sie sich ein wenig aufrichtet und er die Augen öffnet und sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln ansieht.

>Na? Genug?< Anstatt ihr eine Antwort zu geben richtet er sich auf  bis sich ihre Nasenspitzen fast berühren und blickt ihr tief in die Augen, stützt sich auf seinen gesunden Ellbogen und streicht mit einer Hand ihre herunterhängenden Haare auf die Seite. Dann gibt er ihr einen sanften Kuss auf die Nasenspitze." Nicht wirklich." Dann küsst er sie noch einmal lang, wobei seine Hand in ihren Nacken wandert. Als er sich schliesslich von ihr löst, weil er weiss, wenn er jetzt weiter macht, würde alles von Neuem beginnen, wirft er einen Blick ins Blätterdach, wo Shenrah verrät, dass es weit nach Mittag sein muss.

"Ich könnte wohl ewig mit dir hier liegen und noch mehr von all dem geniessen,.....aber ich muss zurück in die Steinfaust und deine Mittagspause dürfte längst vorbei sein und auch wenn du meine Wunden herrvoragend versorgt hast und ich weitaus weniger Schmerzen habe als vorher, sollte ich sie langsam mal von einem Heiler untersuchen lassen." Ganz im Gegensatz zu seinen Worten zieht er sie trotzdem noch einmal an sich , küsst sie leidenschafftlich und lässt seine Hand über ihren schlanken Rücken wandern. Doch auch jetzt löst er den Kuss wieder und richtet sich dann ganz auf, sie weiterhin mit einem Arm haltend und mit der anderen Hand nach seinem Hemd und seiner Hose suchend. "Wir werden noch öfters die Möglichkeit haben uns zu sehen, jetzt wo ich weiss, was mir damals entgangen ist, werde ich nicht soviel Zeit verstreichen lassen, ehe wir uns wiedersehen." Er zwinkert ihr zu und hebt sie dann sanft von sich herunter, damit er sich Hemd und Hose anziehen kann. Währenddessen schweift sein Blick immer wieder zu Amrun, die selber grazil ihr Kleid wieder anzieht. Ein recht einfaches Kleid, was allerdings ihre Schönheit noch eher zu unterstreichen scheint, als das es sie schmälert.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Amrun am 18. Sept. 2004, 14:15 Uhr
>"Nicht wirklich."< Amrúns Grinsen ob dieser Worte kann gar nicht erst entstehen, als er sie auch schon leidenschaftlich küsst. Ich werde meine Arbeit noch verlieren, wenn ich so weitermache. Auch ein Blick in das schöne Gesicht des Mannes bringt sie nicht von ihren Gedanken ab und hätte er sich nicht von ihr gelöst, hätte sie es tun müssen, auch wenn es ihr ganz und gar nicht gefällt.

Kaum hat sie den Gedanken zu Ende gedacht, erwähnt er genau das Selbe und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihre Züge und sie will gerade aufstehen, als er sie erneut an sich zieht und seine Hand auf ihrem Rücken erzeugt erneut eine Gänsehaut, wie auch das Verlangen nach mehr. Doch wie Amrún selbst kann auch Varin seine Gedanken steuern und als sie aufsteht, um sich anzukleiden, lächelt sie noch immer. Während sie die an der Schnürung ihres Kleides herumfummelt, beobachtet sie Varin, welcher sich ebenfalls ankleidet.

Einen Augenblick zieht ein Glitzern im Wasser des Baches ihre Aufmerksamkeit auf sich, doch war es scheinbar nur ein Sonnenstrahl, der sich verirrt hatte. Als sie wieder zu Varin blickt, steht dieser abreisefertig an dem Platz, wo sie vorher noch Inari gehuldigt hatten und  ein leises Seufzen verlässt ihre Lippen. Sie nimmt ihren Korb und ihre Tasche, bevor sie sich nah vor den Blaumantel stellt und ihren Kopf in den Nacken legt um ihn anzusehen. "Nimmst Du mich mit bis zum Haus der Bücher?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Varin am 18. Sept. 2004, 16:11 Uhr
Eigentlich hatte Varin direkt zu der Heilerin am Strand gehen wollen, doch als Amrun so nahe vor ihm steht und ihn mit ihren blauen Augen ansieht, schleicht sich ein Lächeln auf sein Gesicht. "Ich bringe dich gerne noch bis zum Haus der Bücher und dann werde ich mal sehen, ob ich jemanden finde, der sich die Wunde mal ansieht." Er zwinkert ihr zu und sie macht für einen moment ein gespielt beleidigtes Gesicht, was ihn zum Lachen bringt. "Keine Angst, so wie du meine Wunden versorgt hast, reicht mir für heute erst einmal, jetzt brauche ich wohl eher fachliche Hilfe."

Er legt ihr einen Arm um die Hüften und führt sie dann zum Pferd hinüber, das noch immer friedlich am Rand der Lichtung grast. Dort angekommen zieht er sie noch einmal in seine Arme und sucht ihren Blick, während er ihr mit einer Hand eine Strähne aus dem Gesicht streicht." Willst du wirklich so ins Haus der Bücher? Dein Haar sieht ziemlich zerzaust aus und manch einer könnte sich da vielleicht Gedanken machen, was du so getrieben hast." Lichtpunkte tanzen über ihr scharzes Haar und lassen es leicht bläulich schimmern. Er wickelt eine Strähne um seinen Finger und  zieht sie nach vorne, wie um ihr zu zeigen was er meint. Lässt sie dann aber wieder los und kramt mit der Hand in einer der Satteltaschen. "Wenn ich mich nicht irre, habe ich irgendwo in den Satteltaschen einen grobgezinkten Kamm, obwohl es bei meinen Haaren nichts nützt. Ah da haben wir ihn ja." Er reicht ihr den Kamm aus Holz und beobachtet sie dabei, wie sie ihr Haar auskämmt. Als sie damit fertig ist und der Kamm wieder in der Satteltasche ist, hebt er ihren Kopf mit einem Finger, den er ihr unters Kinn gelegt hat, hoch und sieht ihr in die Augen. "Es war ein schöner Nachmittag, und hätte ich gewusst was mir entgeht, wäre ich unter der Trauerweide nicht so zurück haltend gewesen." Sein typisches Grinsen erscheint kurz auf seinem Gesicht ehe er sie noch einmal küsst und sie dann loslässt um auf das Pferd zu steigen. Als er oben sitzt, zieht er sie wieder  vor sich auf den Sattel und lenkt das Pferd dann auf den kleinen Pfad, der zum Strand führt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Shyada am 14. Nov. 2004, 17:55 Uhr
Um den Wachen am Nordtor zu entgehen und keine lästigen Fragen beantworten zu müssen, hält Shyada wieder auf das Ufer des Ildorel zu. Vorbei an dem Hain der Göttertempel, schlängt sich die Amazone durch verschiedene enge Gasse, wo sie zwischendurch auch noch etwas zu essen kauft. Je näher der Ildorel kommt, umso heftiger zerrt der kalte Herbstwind an ihrer Kleidung und kriecht daunter.
Wenn das so weiter geht, dann ist mir eine Erkältung gewiss.
Sich etwas fester in den Umhang gewickelt, blickt Shyada zum See, kann aber ausser einigen fernen Schiffen, Möwen und weiteren dicken Regenwolken nichts erkennen.
Der sandige Untergrund, der im Sommer sehr willkommen ist, ist jetzt nur hinderlich, da es unnötig länger dauert vorwärts zu kommen. Das Gesicht aus dem Wind gedreht, drückt sich Shyada gegen diesen gegen und kämpft sich mühsam Schritt für Schritt vor. Durch die alles andere als erholsame Nacht kein leichtes Unterfangen, da ihre Beine schon nach wenigen Schritten wie Wackelpudding zittern. Als sich der Boden langsam wieder festigt, merkt Shyada erst, wie anstrengend es gewesen ist und lehnt sich erschöpft gegen einen Baum.

Hände, Beine und Arme zittern unaufhörlich, doch hat Shyada keine Zeit und keinen Willen sich jetzt darum zu kümmern. Wenn sie sich jetzt wieder durch etwas ablenken lässt, dann würde sie nie zu einem Winterlager kommen.
Verflucht seien Talyra und alle die in ihr wohnen...
Eigentlich gibt es keinen genauen Grund, aber Shyada hat plötzlich den Drang irgendetwas zu zerschlagen. Tief in ihrem Inneren hat sie zwar eine Ahnung warum, aber das Flüstern der Stimme ignoriert die Amazone weiter.
Nachdem ihre Beine sich einigermaßen beruhigt haben, setzt Shyada ihren Weg fort. Weg von der Stadt und vorerst noch ein Stück Richtung Norden, um nicht von ausserhalb in die Arme eines weiteren Blaumantels zu rennen.

Die Randbäume des Larisgrüns haben bereits einen Großteil ihrer Blätter verloren, die der Wind immer wieder vom Boden aufwirbelt und dann in alle Richtungen verteilt. Auch das Sommergezwitscher der Vogel ist verklungen und nur vereinzelt trällert ein Vogel sein Lied. Ganz so als wolle er Herbst und Winter trotzen.
In Gedanken versunken und mit der Kälte beschäftigt, merkt Shyada gar nicht, wie weit sie sich schon von Talyra entfernt hat. Statt wie geplant langsam in den Wald zu gehen, läuft die Amazone weiter am Strand in Richtung Norden.
Das Gesicht tief in die Kapuze gehüllt, den Blick zum Boden gerichtet, ist das Einzige was Shyada sieht ihre Füße und wie sie beständig einen Schritt nach dem Nächsten tun.
Erst als einige größere Steine den Boden zunehmend zieren sieht Shyada auf.
Vielleicht sollte ich häufiger an Soris glauben, als an Amitari...

Talyra ist im Süden noch gut zu erkennen, aber das interessiert Shyada im Moment nur wenig. Stattdessen richtet die Amazone ihre volle Aufmerksamkeit auf das, was vor ihr liegt.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Eade am 02. Jan. 2005, 18:40 Uhr
Eine lange Weile sind sie schweigsam gelaufen und Eade hat seine Füsse in Richtung des Strandes laufen lassen, hin zum Wasser, wo er schon so lange nicht mehr gewesen ist. Als endlich der San unter seinen nackten Füssen leise knirscht, schliesst er für einen Augenblick die Augen und geniesst den rauen, kalten Wind, welcher  vom See her weht. Da er sein Haar nicht zusammengebunden hat, verirren sich einige Strähnen immer wieder in sein Gesicht und bei Asrai lösen sich einige Haare aus dem Zopf und geben ihr ein etwas wilderes Aussehen.
Er weiss nicht wie sie auf das Wasser reagieren wird, ob sie vielleicht gar friert? Bei solch kühlen Temperaturen kann selbst er nicht mehr davon sprechen, noch genug warm zu haben. Dieser Umstand ist jedoch nicht beachtenswert in der Tatsache, dass sie hier ist. Mit freundlichem Blick betrachtet er ihr Gesicht und ihre Bemühungen den Umhang festzuhalten, welcher wild flattert. Er kann sich ein leises Lachen nicht verkneifen und nimmt vorsichtig ihre Hand in seine um mit ihr näher ans Wasser zu gehen, dessen weisse Gischt schon bald ihre Füsse erreicht und diese mit sanften Wogen umspült.
Eade lässt seinen Blick über die Weite des Sees schweifen, saugt tief die Luft in sich ein und spricht dann mit klarer Stimme: „Entschuldigt bitte, das ich meinte wir sollten das Gasthaus verlassen, doch die Frauen dort drin sind für ihre tratschenden Mäuler nur zu bekannt und ich dachte mir, dass unsere Angelegenheit nicht in die Öffentlichkeit gehört, zumindest…. Vorerst nicht… Und das ich euch gerade hier hin gebracht habe liegt wohl daran, das es der einzige Platz ausser dem Marktplatz ist, welchen ich kenne.“ Dabei grinst er kurz und denkt daran, dass er für die lange Zeit, die er bereits hier verbracht hat, wirklich nicht viel gesehen hat.  Ohne seine Augen von ihr abzuwenden spricht er weiter: „Ich bin wirklich froh euch gesund wieder zu sehen. Mir ist es wahrlich gut ergangen in den letzten Tagen, Dancy kümmert sich stets gut um ihre Angestellten. Aber…“ Er weiss nicht genau wie er damit beginnen soll. So viele Fragen schwirren in seinem Kopf herum, obwohl dort immer noch Düsternis herrscht. Ist es gut ihr zu erzählen, was ihm geschehen ist, von den Fratzen, den Ängsten. Wer ausser ihr kann ihm helfen…
„Ich weiss nicht wo ich anfangen soll, so viele Dinge sind geschehen, von denen ich Einige selbst nicht begreife. Ich habe tausende von Fragen, die mir wahrlich Kopfschmerzenbereiten, aber eine Einzige ist wirklich wichtig. Gestern Abend gab mir die Wirtin einen Wein, einen einfachen Wein für das Volk. Und obwohl ich nicht wusste, woher der Gedanke kam, war ich mir sicher, dass er kein Rubinwein war. Dancy war erstaunt, denn scheinbar vermochten nur Priester und Politiker oder gar Adelige sich einen solchen Wein zu leisten. Könnt ihr mir sagen woher ich diesen Wein kenne?“
Die Frage ist wichtig, da der Gedanke vielleicht durch den Trank, welcher Asrai ihm einst gegeben hat, hervorgerufen sein könnte. Und dann wäre es auch für die Wasserfee schön dies zu erfahren.
Doch wie soll er ihr die Fratzen erklären, wie soll er ihr sein Innerstes erklären. Fragend sieht er hinaus auf das wild ausbäumende Wasser, das sich im Takte des Windes bewegt und unbewusst macht er einige Schritte tiefer hinein.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Asrai am 04. Jan. 2005, 20:12 Uhr
Asrai ist erst ein wenig verwirrt, als Eade so schlagartig mit ihr das gasthaus verlassen möchte. Doch sie sagt nichts und folgt ihm. Heute kommt ihr Eade wie verwandelt vor. Nicht mehr so kalt und abweisend wie noch vor einigen Tagen. Er ist noch immer das einzige Wesen in Talyra, das ihren wahren Namen kennt und Asrai hat das Gefühl, dass diese Tatsache sie und ihren Bruder mehr verbindet. Bis zum Smaragdstrand gehen sie. Asrai hat schon geahnt, dass es ihren Bruder zum Wasser ziehen würde. Es ist sehr windig und Asrai merkt, wie sie anfängt zu frieren. Früher wäre mir das nicht passiert. Sie versucht, die Kälte einfach zu verdrängen.

Als Eade erwähnt, dass sich Dancy gut um ihre Angestellten kümmert, runzelt Asrai verwundert die Stirn. Sie hat nicht gewusst, dass Eade im Pfirsich arbeitet. Aber dann fällt ihr sein Musikinstrument wieder ein. Er war schon früher sehr musikalisch gewesen und sie hatte seiner Musik immer gern gelauscht. Während Eade spricht, folgt sie ihm unbewusst näher ans Wasser und merkt gar nicht, wie dieses ihre Füße umspült.

"Deine Frage verwirrt mich. Ohne den Wein gekostet zu haben, kann ich dir leider nicht sagen, woher du ihn kennst und was für ein Wein dies ist. Es tut mir wirklich leid. Aber es wundert mich, dass dich diese Frage so beschäftigt. Wir Wasserfeen haben noch nie viel Wein getrunken. Für uns gab es nur einen bestimmten, aber ich habe seinen Namen vergessen. Ich habe so vieles vergessen. Aber vielleicht kann ich dir bei deinen anderen Fragen helfen. Ich möchte, dass du weißt, dass du mit deinen Fragen immer zu mir kommen kannst."

Zu gern möchte Asrai ihrem Bruder aus seiner Verwirrung helfen. Sie kann sich gut vorstellen, wie er sich zur Zeit fühlt. Ohne es wirklich registriert zu haben, steht sie nun schon bis zur Hüfte im Wasser und es ist kein unangenehmes Gefühl.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Eade am 04. Jan. 2005, 20:26 Uhr
Leise lacht er auf ob ihrer Verwirrung durch seine Frage und blickt sie dann stillschweigend an. Das Wasser steht ihnen bereits bis zu den Hüften und vorsichtig zieht er sie weiter hinein, ohne wirklich darauf aufmerksam zu machen. Es fühlt sich angenehm an, wie das kühle Nass sie wie ein Nebelschleier umhüllt. Die Sonne welche langsam am Horizont über den Anblick des Sees hinauswächst, taucht die Umgebung in ein Mysterium an Farben, dass einem Wunder gleicht. Die beinahe weisse Haut von Liade erhält einen sanften Rosastich und lässt sie zu einem feenhaften Wesen werden. Liebend gerne hätte Eade die Zeit angehalten um diesen Augenblick noch mehr auszukosten, lächelt sie dann jedoch stattdessen sanft an.

Langsam wendet er sich der aufgehenden Sonne zu und spricht leise weiter, seine Stimme tief und rauh: "Na gut, vergesst die Frage. Sagt mir.. Was habe ich gelernt? Was für eine Arbeit habe ich vollbracht, hatten wir noch Geschwister, wer waren unsere Eltern?" Viele Fragen und noch mehr fallen ihm ein. Es scheint kein Ende zu nehmen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Asrai am 04. Jan. 2005, 21:11 Uhr
Der Anblick der aufgehenden Sonne ist einfach atemberaubend und für einen kurzen Moment hält Asrai wirklich die Luft an. Eades nächste Frage lässt Asrai traurig werden. "Du warst musikalisch schon immer sehr begabt und wir haben dich dafür bewundert. Du solltest Priester werden. Ich selbst habe jedoch nichts gelernt. Aber wir können schnell lernen, wenn wir wollen. Daher bin ich mittlerweile Teilhaberin einer Bäckerei und baue eine Villa zu einem Armenhaus um. Wenn wir wollen, dann können wir alles schaffen. Uns hat noch nie schnell der Mut verlassen."

Asrai atmet tief durch, bevor sie weiter spricht. "Wir haben viele Geschwister gehabt. Wir waren sieben. Ich weiß nicht, ob die anderen noch leben. Du bist der Einzige, den ich gefunden habe. Unsere Eltern...ich weiß nicht, was ich dir über sie erzählen soll." Es ist sehr schwierig für Asrai, ihrem Bruder von ihrer Familie zu erzählen. Und doch erzählt sie ihm, wie sie aufgewachsen sind, dass ihre Eltern wichtige Persönlichkeiten waren und ihnen alle Freiheiten gegeben haben, die sie brauchten.

"Nun habe ich jedoch eine Frage. Vielleicht kannst du dich erinnern oder hast es selbst an dir bemerkt: Es heißt, dass wir Asrai verschiedene Gaben habe. Jeder lernt seine Gabe erst im Laufe der Jahre kennen. Ich weiß nicht, was ich für eine Gabe habe. Vielleicht werde ich mich auch noch geduldigen müssen. Aber wie sieht es bei dir aus?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Eade am 05. Jan. 2005, 20:03 Uhr
Ob es nun grausamer ist über schreckliche Dinge zu reden, an die man sich erinnern kann, oder aber über Solche von denen man nicht mehr den blassesten Schimmer einer Ahnung hat, ist Ansichtsache. Eade emfpindet es als äusserst schmerzlich, dass er sich an all die kleinen Details, die das Leben eines Jeden vervollkommen, nicht mehr erinnern kann. Asria erzählt in vielen Worten von ihren Geschwistern und von ihren Eltern, lacht mahcmal auf wenn sie sich an witzige Situationen erinnern und schweigt einen Augenblick später sogleich wieder, wenn sie erkenne was ihm der Verlust dieser Bilder erinnert.

Sie sind sein Leben, alles was er davon noch besitzt, ausser dem feengleichen Wesen, das vor ihm steht und langsam mit dem Wasser verschmilzt. Bereits reichen die sanften Wellen ihr bis zu Brust und mit einem rauhen Lachen voller List, zieht er sie noch ein wenig weiter, so dass zumindest ihre Füsse keinen Boden mehr erreichen können. Sogleich taucht sie einmal unter, strampelt ein wenig und hält sich einen Wimpernschlag später auch schon durch elegante Schwimmbewegungen über Wasser. Zumindest ihm spendet das Nass eine angehme Wärme und er wind schneidet scharf über die freien Hautstellen, lässt diese einen rötlichen Ton annehmen.
Vorsichtig bindet er ihr den Umhang ab und lässt diesen treiben, finden würden sie ihn allemal wieder, spätestens wenn er am Ufer angeschwemmt würde. Noch ist ihr Haar zu einem Zopf geflochten, aber das Wasser dringt zwischen jegliche Strähnen und der Druck auf das Lederband, welches das Zopfende zusammenhält, wird immer stärker.

Ohne zu warten taucht Eade mit einem Grinsen unter, befördert sich mit wenigen Stössen bis auf den noch naheliegenden Grund und wartet dort seelenruhig auf Asrai. Still atmet er weiter, als hätte sich für ihn gar nichts verändert und von unten kann er schemenhaft ihre Umrisse erkennen. Sein Haar wabert um ihn herum wie ein silberner Schleier und verdeckt ihm manches Mal die Sicht. Und ihr Kleid scheint nicht wirklich praktisch zu sein um zu schwimmen. Jedoch würde man sie soweiso für verrückt erklären, würde Jemand entdecken das sie um diese Tageszeit zu dieser Jahreszeit noch im Ildorell badeten. Verrückte Irre!

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Asrai am 08. Jan. 2005, 16:25 Uhr
Asrais Haut begint zu kribbeln und sie beginnt, die Kälte des Wassers nicht mehr zu spüren, so wie früher. Eade bringt ihr das Wasser wieder näher, das merkt sie inzwischen und sie ist ihm dankbar dafür. Sie weiß, dass sie sich gegenseitig retten müssen. Asrai lächelt, als Eade ihr den Umhang von den Schultern nimmt. Erst hat sie ein wenig Angst, denn vor langer Zeit hat die Kälte sie schon einmal sehr krank werden lassen. Doch dann ist sie sich sicher, dass dies dieses Mal nicht geschehen wird und Asrai folgt Eade auf den Grund. Nicht so elegant wie früher, doch früher hatte sie im Wasser auch nicht solch ein Kleid getragen. Asrai kann sich überhaupt nicht mehr daran erinnern, was die übliche Kleidung der Wasserfeen war. Nicht nur du hast deine Erinnerungen verloren, Eade...

Das Wasser löst ihren Zopf und mit einem Mal fühlt sich Asrai wie zuhause, wie eine Meeresprinzessin und sie schenkt Eade ein dankbares Lächeln. Eine ganze Weile genießen die beiden die Sanftheit des Wassers, spielen wie kleine Kinder miteinander. Doch dann treibt es Asrai wieder an die Oberfläche. Sie würde sich erst wieder langsam an das Leben im Wasser gewöhnen müssen. Pitschnass watet sie aus dem Wasser zurück an den Strand. Ihr Haar hängt ihr wirr ins Gesicht und ihr Kleid hängt an ihr wie ein nasser Kartoffelsack. Sie spürt, dass Eade ihr folgt und gemeinsam setzen sie sich in den Sand und blicken aufs Wasser.

"Es ist wie früher. So wunderbar. Aber es gibt noch etwas, über das ich mit dir reden möchte." Sie blickt Eade ernst an. "Ich habe dir erzählt, was damals mit unserem Volk geschehen und wer dafür verantwortlich ist. Es ist nur so ein Gefühl, vielleicht irre ich mich auch, aber ich glaube, er nähert sich der Stadt und ich habe Angst, Eade. Seine Nähe bereitet mir körperliche Schmerzen und ich möchte einfach wissen, ob du ihn auch nahen fühlst."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Eade am 10. Jan. 2005, 18:06 Uhr
Sie braucht einige Zeit, bis sie sich entschliesst ihm hinunter ins Ungewisse zu folgen und er kann nicht anders als schmunzeln, als sie doch noch abtaucht. Das Kleid macht ihre Schwimmbewegungen zwar ein wenig ruckartig, doch noch immer ist die Eleganz und die Anmut darin zu erkennen, die wohl nur Wesen besitzen, die ihr Leben lang im Wasser verbracht haben.
Auch ihr Zopf löst sich und für eine Weile scheint jegliche Vergangenheit und jegliche Zukunft zu verblassen, angesichts der zwei Wesen, die wie zwei kleine Kinder unter Wasser miteinander spielen.
Auch für Eade ist es seltsam, denn trotz dessen, das er es sich noch immer gewohnt ist, eine gewisse Zeit unter Wasser zu bringen, ist es etwas Anderes Jemandem dabei zuzusehen wie er sich in dem funkelnden Blau fortbewegt. Ein Gefühl von Glück, Freude steigt in ihm auf, er kann nur noch lächeln und umkreist Asrai ein paar Mal. Ihr Gestalt wie sie dahinschwimmt...
So... bekannt... Genau! Das ist es was er fühlt. Dieser Anblick von ihrem Gesicht unter Wasser, das war das Bild, das er stets mit sich getragen hat, die ganzen Jahre in denen er nicht wusste wer er war.
Ihre Augen strahlen mit der Farbe des Wassers um die Wette und gewinnen auch haushoch und es ist Eade als würde die Mauer in seinem Kopf mit einem Male einen Sprung bekommen. Ein kurzer Schmerz fährt durch ihn hindurch und mit einem leisen Schmerzenslaut krümmt er sich zusammen, jedoch nur kurz. Ebenso schnell wie das Stechen aufgetaucht ist, ist es auch wieder verschwunden und einmal mehr fragt sich Eade was eigentlich mit ihm geschieht.

Langsam scheint es Asrai genug zu werden, zuviel Eindrücke, Altes und doch wieder Neues, auf einmal und Eade versteht es. Schliesslich ergeht es ihm zur Zeit genau gleich. Ein wenig bleibt er zurück, schliesst noch einmal flüchtig seine Augen um diesen Moment in seinen Gedanken zu bannen, ein kostbarer Schatz in den Wirren der Zeit. Erst dann begiebt er sich ebenfalls an die Oberfläche, nimmt unterwegs noch ihren Umhang mit und setzt sich schliesslich neben sie in den, sich langsam aufwärmenden, Sand. Shenras Antlitz reicht bereits über den Horizont und verwandelt das Wasser in ein Meer aus Blut. Für einen Moment ist er völlig gefangen von diesem Anblick, bevor Asrai ihn mit einem Male anspricht.

Mit ernstem Gesicht lauscht er ihren Worten und versucht sich der letzten Tage zu erinnern.  Schliesslich schüttelt er den Kopf und meint eher leise: "Nein, ich fühle nichts im Bezug zu einer dritten Person. Aber.. Ich hatte ein ungutes Gefühl was euch.. dich.. also.. Dich anbelangt. Ich glaubte Jemand würde dir etwas tun, vielleicht meinst du dies." Für eine Weile versinken beide in Gedanken, die Stille drängt sich zwischen ihnen, fordert seinen Platz, bis sie wieder von Eade vertrieben wird: "Du hast mich nach einer Gabe gefragt, noch vor dem Schwimmen und vielleicht.. ist da etwas." In seinen eisblauen Augen leuchtet ein kleiner Funke auf und ein freundliches Lächeln überzieht sein bleiches Gesicht, wobei er trotz der wirren Haare noch immer stolz aussieht: "Manchmal vermag ich die Gedanken und die Gefühle anderer wahrzunehmen, jedoch nicht einfach so... Ich glaube, ich begebe mich in diesen Moment in ihren Geist, dort wo ihre Gedanken und Gefühle geboren und wo sie auch sterben. Ich kann es nicht kontrollieren und es ist mir schon manches Mal passiert das ich Jemandem Schmerzen zugefügt habe, ein paar Mal war es auch für mich etwas Schmerzhaftes. Ich weiss nicht was ich mit dieser.. *Kraft* anfangen soll."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Sedim am 10. Jan. 2005, 22:38 Uhr
Der weiße Schnee, welcher nun schon seit einiger Zeit vom Himmel fällt, läßt die Schritte der fünf Männer leise knirschen, als sie, von der Stadt aus kommend, unter den ersten Bäumen des Waldes entlang eilen. Es hat nicht lange gedauert, bis sie die Spur aufgenommen hatten, auf die der Magier sie angesetzt hat. Sie würden jede Person lautlos verschwinden lassen können, wenn der Preis stimmte und der Südländer hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie ihm diesen genannt hatten. Zwei Personen, ein Mann und eine Frau, mit bleicher Haut und hellem blonden Haar. Das Ziel war festgesetzt, ebenso der Ort an den sie gebracht werden sollten, eine Ruine in der Unterstadt, die vor ewigen Zeiten einem reichen Händler gehört haben mag.

Wie ein dunkler Schatten legt sich die Anwesenheit der Fünf über den grüngoldenen Hain, doch so schnell, wie er gekommen ist, verschwindet er wieder, als sie der Richtung folgen, die ihnen berichtet wurde. Ich hab sie gesehen, wie sie den Pfirsich verlassen haben. Ich kenne ihn, er hält sich dort öfter auf, wenn ich auf Beutezug bin. Sie sind zum Ildorel gelaufen und schliesslich immer weiter Richtung Norden.

Kleine Wölkchen warmen Atems bilden sich und verschwinden schnell in der kühlen Luft, als die Fünf die Behausung der Waldprotektorin passieren. Es ist das einzige, was erkennen läßt, dass sich unter den schwarzen Kapuzen, welche keinen Blick auf ihre Mienen erlauben, ein Gesicht befindet. Die Fünf hatten mit der Zeit ihre Identität ausgelöscht. Lange hatte niemand mehr in ihre Augen geblickt und ihre Kapuzen würden selbst im heftigsten Handgemenge nicht von ihren Köpfen rutschen, um sie zu entblößen. Doch soweit ließen sie es nie kommen, sie bevorzugten subtilere Methoden, um sich ihrer Opfer zu bemächtigen. Sie waren bewandert in Künsten der schnellen Betäubung, ob sie nun durch die ätherischen Öle einer bestimmten Pflanze oder den Druck an den richtigen Punkten des Körpers hervorgerufen wurde.

Als sie das Haus Ninianes passiert haben, hören sie leise Stimmen und das Plätschern von Wasser. Die Schritte der Fünf verlangsamen sich automatisch und sie bewegen sich nun vorsichtiger, versuchen jedes Geräusch zu vermeiden. Jeder von ihnen weiss, was zu tun ist, sie kennen die Handlungen der anderen Vier genau und richten ihre eigene danach aus.

Am Strand sind zwei Wesen zu erkennen, die sich halb im Wasser befinden. Bleiche Haut und helles blondes Haar. Die Fünf haben ihr Ziel erreicht. Fünf dunkle Gestalten gleiten lautlos zu Boden und werden von den langen Schatten verschluckt, welche die Bäume im Licht der aufgehenden Sonne werfen. Wasser ist ihr Element. Im Wasser werden sie geboren und sie sterben dort. Erlaubt ihnen nicht es zu benutzen. Sie können es erbarmungslos gegen euch einsetzten.
Sie würden warten müssen, bis der Mann und die Frau an den Strand zurückkehrten. Es würde ihnen nichts ausmachen. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Asrai am 15. Jan. 2005, 19:49 Uhr
Neugierig lauscht Asrai Eades Worten. "Dann hast du deine Gabe also schon entdeckt. Ich gratuliere dir, wirklich. Und ich denke, mit der Zeit wirst du lernen, sie sinnvoll einzusetzen. Du musst deiner Gabe einfach Zeit geben und sie näher kennenlernen. Schließlich wirst du mit ihr Leben müssen. Ich bin neugierig, welche Gabe das Leben für mich bereit hält. Vielleicht breitet sie sich schon in mir aus und ich habe es nur noch nicht bemerkt."

Asrai legt sich in den Sand und blickt in den Himmel. Das Wasser das die Wellen an den Strand spülen, kitzelt ihre Füße, so dass sie lächeln muss. "Ich glaube, wir sollten in der nächsten Zeit sehr vorsichtig sein. Vielleicht irre ich mich ja auch und er wird nicht kommen, um uns zu suchen. Vielleicht hat er uns auch schon vergessen, aber ich möchte es trotzdem nicht riskieren, unvorsichtig zu sein."

Das Gefühl vom gestrigen Abend wird sie so schnell nicht mehr vergessen, das weiß sie. "Ich halte es für das Beste, wenn wir dafür sorgen, dass wir wieder trocken werden. Es ist sehr auffällig, mit nasser Kleidung durch die Stadt zu laufen und ich bin schon einmal krank geworden durch die Kälte und ich möchte nicht, dass mir das wieder passiert. Ich bin eben nicht mehr so wie früher." Langsam steht Asrai auf und legt sich ihren Umhang um die Schulter. "Wie wäre es, möchtest du mit zu mir nach hause kommen? Ich könnte uns ein wenig Met aufwärmen." Fragend sieht Asrai ihren Bruder an.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Eade am 15. Jan. 2005, 22:34 Uhr
Nun, ob das eine Gabe oder eher ein Fluch ist, dessen ist er ich selbst nicht sicher. Was soll daran gut sein, Andere, gar Fremden, Schmerzen zuzufügen. Er kann es ja noch nicht einmal steuern, aber vielleicht hat sie ja recht. Dankbar lächelt er ihr zu und beginnt damit sein nasses Haar aus seinem Gesicht zu wischen. Viele einzelne Strähnen kleben auf seiner nassen Haut, doch langsam beginnt die Feuchtigkeit sich in rost zu verwandeln und je länger sie einfach nur dasitzen, desto deutlich wird ihm, das es doch einen Unterschied gibt zwischen Wasser- und Lufttemperatur.
Bereits nach kurzer Zeit beginnt er trotz der langsam aufgehenden Sonne ein wenig zu frösteln und er kann sehen, dass Liade ebenfalls kalt hat. Doch bei ihr scheint der zustand noch schlimmer zu sein. Vieleicht weil sie schon so lange ausserhalb des Wassers lebt.
Dieser gedanke versett ihm, einen Stich ins Herz. Ihre Erzählungen über ihr Volk fallen ihm wieder ein, dass sie eigentlich nie ausserhalb des Wasser gelebt hätten und das nasse Blau ihr Ein und Alles gewesen wäre. Nun.. für ihn ist es dies immer noch.. Und ein wehmütiger Ausdruck in seinem Gesicht erscheint, als er daran denkt, dass auch er lange Zeit nicht mehr im Wasser geweilt hat. Sein Blick schweift auf die glitzernde Oberfläche und leise spricht er: "Es ist... der war unsere Heimat. Ohne das Wasser... Ich lebe für das Wasser, ich liebe es. Es ist der Ort meienr eigenen Freiheit und Einsamkeit. Ein Ort voll von Gedanken, Träumen, von Wissen und Wunder, ein noch unbeschriebenes Blatt in der Entwicklung der Lande. So soll es auch bleiben, denn jede Welt braucht einen Punkt, an welchem Ruhe herrscht und die Zeit nur mässig mit ihren gewaltigen Mächten einzugreifen vermag."

Als sie davn spricht, dass sie bereits einmal krank geworden sei, hebt Eade skeptisch die Augenbraue und nickt auch sogleich als sie sich erhebt und sich den nassen Umhng um die Schultern legt. Natürlich würden die wenigen Leute, die ihnen auf der Strasse begenen würde, sie verdutzt anblicken. Wer geht denn schon mitten im Winter mit Kleidung im Ildorel baden. Er konnte in Grinsen bei diesem Gedanken nicht unterdrücken, erhob sich ebenfalls in einer geschmeidigen Bewegung und trat vorsichtig auf Liade zu, bevor er ihr eine verirrte Strähne aus dem bleichen Gesicht strich, vorsichtig... zögerlich... Ihre Augen so weit wie das Meer, voll der Wildheit und der Sanftmut, die das Wasser ins sich barg. Beinahe nur flüsternd sprach er einige Worte, von denen er hoffte sie würden für die Zukunft gelten: "Ich möchte dir danken Liade... Es ist schön... Eine Schwester zu haben, sich sorgen zu können. zu wissen das da Jemand ist, den man... mögen kann... lieben darf.." Er hofft das sie versteht was er meint.. Nicht lieben wie es Gefährten tun, sondern die Liebe die man zu einem besonderen Freund, oder eben zu einer Schwester empfinden kann. Vielleicht muss er die wirkliche Vertrautheit zu ihr erst wieder finden, aber er ist sich bewusst, das dies der richtige Weg ist. Ein Weg voller Dornen und spitzen Steinen, aber am Ende ist das Blumenfeld.

Er hat beinahe nicht bemerkt das es bereits eine Weile angefangen hat zu schneien und erst jetzt fallen ihm die tanzenden kleinen Flöckchen auf. Sie rieseln vom Himmel hinunter wie der Sand in einer Sanduhr. Ein warmes Lächeln legt sich auf seine Züge und flüchtig nickt er in Richtung der Wege zurück in die Stadt: "Wollen wir?" Liade lacht leise auf und nickt nur. Mit leisem Schritt bwegen sich die beiden nassen Gestalten auf den Weg zu. Der Schnee knirscht leise unter ihren nackten Füssen und der Wind streicht zärtlich über ihre Wangen. Sicher wird bald noch mehr Schnee kommen und Eade freut sich zum ersten Mal wirklich darauf. Ein neues Jahr, eine neue Welt...
Er bemerkt die Gestalten nicht, die im Schatten der Bäume lauern, aber sie wissen sehr wohl das Liade und er in wenigen Augenblicken an ihnen vorbeikomme. Der Fpad führt sie an den Bäumen vorbei und da Nichts, ncht einmal der Atemdunst in der Luft die fünf Gestalten verrät, laufen Liade und Eade ahnungslos und beide mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause.

Eade vermag nur noch ein leises Rauschen wahrzunehmen als sich plötzlich irgendetwas Weiches über seinen Mund legt und Hände seine Arme greifen. Erschrocken schnappt er nach Luft und weiss einen Augenblick später, das dies ein Fehler war. Ein stechender Geruch zieht durch seine Lunge und sogleich hält er den Atem an, doch dafür ist es bereits zu spät. Der Griff, der ihn festhält ist stark. Er versucht sich herauszuwinden, doch nichts geschieht, ausser dass plötzlich die Welt rundherum verschwimmt. Immer mehr wird sie zu einem bunten Spiel an Farben bis sie immer dunkler wird und eine angenehme Schwärze ihn einhüllt. Ohnmächtig sinkt er in sich zusammen, noch enen leisesn Schrei vernehmend. Ein Schrei nach Hilfe.


Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 19. Mai 2005, 23:49 Uhr
Das letzte Zwielicht stirbt und die aufsteigende Nacht hüllt Talyra in Dunkelheit, als sie sich mit der Menge vom Marktplatz in Richtung Seeufer treiben lassen. Auf der breiten Straße zum Ildorel hinab und im Seeviertel herrscht noch dichtes Gedränge, doch auf der Uferpromenade wird es bald ruhiger. Der Wind ist warm und schwer vom Duft der Kirschblüten, windet sich wie ein unsichtbares Band um sie und trägt ihnen leiser und leiser werdend noch Fetzen von verklingender Ausgelassenheit und Liedern zu, ehe die Nacht ringsum ganz sanft und still wird... nur der Strand hinter dem schmalen Gürtel aus schlanken Birken, Weiden und Schilf um die Dünen ist übersät mit kleinen Feuern, mit atemlosen Geflüster und den leisen, heimlichen Geräuschen Liebender. Ravens Hand liegt warm und fest in seinen Fingern, seit er sie am Tisch in seine genommen hatte - sie hatte ihn seitdem nicht ein einziges Mal mehr losgelassen, selbst als Calyras Name gefallen war nicht. >Lass uns gehen. Irgendwohin, ganz egal,< hatte sie nur gebeten, ihre Augen so voller Kummer, dass es ihm einen nagenden Stich in seinem Inneren versetzt hatte... als hätten Borgils Worte über Calyra sie mehr getroffen, als ihn. Vielleicht haben sie das ja. Caewlin führt sie nicht in den warmen Sand oder in irgendeine verborgene Höhlung zwischen den Dünen, sondern die lange Uferpromenade in Richtung Norden hinauf, den ganzen Strand entlang, bis sie die Mauern des letzten Wehrturms der Stadt hinter sich gelassen haben und in die tiefen Schatten zwischen den lichten, silbrigen Buchenstämmen des Smaragdstrandes eintauchen. Hier reißt der sandige, festgetretene Uferweg ab und wird zu einem schmalen Saumpfad, der im Herz des Haines auf einer Lichtung am Ufer eines gurgelnden kleinen Baches endet. Vor etwas mehr als einem Jahr hatten sie hier im grüngoldenen Dämmerlicht getanzt, jetzt tanzen Glühwürmchen und Nachtfalter über dem Wasser und den dichten Teppichen von nachtblühenden Blumen, deren Blätter silbrig vom Tau sind. Feuchtigkeit sammelt sich in der Luft, wärmer als der Nachtwind, Waldfarne streifen ihre Füße bis zu den Knien hinauf und das Gras unter ihren Stiefeln ist weicher als Daunen. Der Mond hängt rund und gelb wie ein Pfirsich am Himmel, so nahe, als könne man ihn berühren, und sein Schein strömt durch das dichte Dach ineinanderverschlungener Blätter und Zweige über ihnen und zeichnet ihren Weg mit Streifen goldenen Lichts und blauer Schatten.

>Vermisst du sie sehr?< Ravens Stimme ist leise, als sie sich schließlich doch dazu durchringen kann, etwas von ihren Gedanken in Worte zu fassen. Ihr Gesicht ist ruhig, aber in ihrer Frage schwingt ein fast ängstlicher Unterton mit. "Vermissen?" Er bleibt stehen, wendet sich ihr zu und sieht sie an. Ihre Augen schimmern schwarz wie Onyx in diesem Licht, aber ihr Blick ist weit und offen. Sie finden ein Nest aus samtweichen Moospolstern, Gras und Blättern ganz am Rand des Hains, wo die tiefhängenden Äste der bis ans Seeufer reichenden Bäume warme Höhlen schaffen. Vor ihnen liegt nichts als der dunkle Spiegel des Ildorel, in dessen violettschwarzen Tiefen sich die Sterne spiegeln. Er setzt sich auf einen umgestürzten Baumstamm und zieht sie in seine Arme, bis ihr Rücken an seiner Brust liegt. "Das ist es, was dir zu schaffen macht... der Gedanke an Calyra." Sie nickt nur. "Raven..." Er dreht sie um, so dass sie vor ihm steht und er in ihre Augen sehen kann, und obwohl er sitzt, sind ihre Gesichter jetzt auf gleicher Höhe. Er hebt die Hand und zeichnet die Umrisse ihrer Wangen und ihres Mundes nach. "Vermissen... nein. Ich habe sie geliebt, das weißt du. Ich kann nicht so tun, als hätte es sie nie gegeben... und das... das will ich auch nicht. Sie war meine Frau und die Mutter meines Sohnes. Sie hat mir Frieden gebracht... und ein Leben. Ich habe sie geliebt und ihr Tod wird mich immer mit Trauer erfüllen. Es wird mir immer leid tun, dass sie meinetwegen sterben musste und diese Schuld wird immer auf meiner Seele liegen.... und ich werde mich immer an sie erinnern. Ich will sie nicht vergessen. Das bin ich ihr schuldig, Raven. Aber..." er atmet hörbar ein, sehr langsam und sehr tief und als er fortfährt ist seine Stimme leise und eindringlich. "Aber ich wünsche sie mir nicht zurück. Das ist es, was du eigentlich gemeint hast, nicht wahr? Dass ich... dass ich sie mir an deine Stelle wünschen könnte." Er zieht sie noch näher an sich, so nahe, dass ihr Herz gegen seines schlägt und er die Wärme ihrer Haut durch den Stoff ihres Hemdes spüren kann, legt seine Hand an ihr Gesicht und hebt ihr Kinn leicht an, so dass sie ihm in die Augen sehen muss. "Das tue ich nicht. Hörst du? Ich tue es nicht. Ich habe ihr den Tod nicht gewünscht und du auch nicht, aber sie ist tot und wir leben. Wir leben. Du bist meine Frau. Ich habe dich nicht geheiratet, weil ich mir insgeheim sie zurückwünsche. Ich wollte dich." Er fährt mit dem Daumen über ihren Mund, die weiche, volle Kurve ihrer Unterlippe und sein Blick folgt der Bewegung seiner Finger. Er versucht gar nicht erst, den hungrigen Klang seiner Stimme zu verbergen. Soll sie hören, was sie ihm antut. "Was hast du noch auf dem Herzen?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 20. Mai 2005, 17:13 Uhr
Die langen, biegsamen Äste der Trauerweiden hängen bis hinab zum schwarzglänzenden Wasser und hinter ihrem sich ständig wiegenden Schleier aus Laub und Zweigen wölbt sich endlose, sterndurchlöcherte Dunkelheit. Es ist still in dem kleinen Hain und der Festlärm und die Musikfetzen hinter ihnen sind schon lange verstummt. Für eine Weile sind nur die leisen Geräusche der Nacht zu hören, und das sanfte Gurgeln des Baches, der sich seinen Weg durch Farnbüschel und federweiches Moos bahnt, bis Caewlins Stimme die Stille durchbricht. >Das ist es, was dir zu schaffen macht... der Gedanke an Calyra.< Raven nickt nur und lehnt sich an ihn und ihr Blick irrt über sein Gesicht, als suche er einen Punkt, an dem er sich festklammern kann. Schließlich kommt er in Caewlins Augen zur Ruhe, in denen sich schimmernd das Mondlicht spiegelt, und an ihnen hält er sich fest. > Ich habe sie geliebt, das weißt du. Ich kann nicht so tun, als hätte es sie nie gegeben... und das... das will ich auch nicht. Sie war meine Frau und die Mutter meines Sohnes. Sie hat mir Frieden gebracht... und ein Leben. Ich habe sie geliebt und ihr Tod wird mich immer mit Trauer erfüllen. Es wird mir immer leid tun, dass sie meinetwegen sterben musste und diese Schuld wird immer auf meiner Seele liegen.... und ich werde mich immer an sie erinnern. Ich will sie nicht vergessen. Das bin ich ihr schuldig, Raven.< "Ich weiß", sagt sie leise und ihre Hände umfassen warm sein Gesicht. "Niemand hätte es mehr verdient als Cal, dass du sie in deinem Herzen behältst und ich würde nie verlangen, dass du sie vergisst oder so tun musst, als ob es sie nie gegeben hätte. Das würde ich niemals wollen, ich würde es mir noch nicht einmal im Stillen wünschen. Du brauchst nichts zu verschweigen oder dich zu verstellen - ich weiß, dass du sie geliebt hast und nicht vergessen wirst, und dieses Wissen tut mir nicht weh. Ich trauere genauso um sie .... ich wünschte nur, ich..."

Die Stimme stockt ihr, weil sie nicht richtig in Worte kleiden kann, was sie bewegt und was sie sagen will. Aber Caewlin kann es. >Ich wünsche sie mir nicht zurück. Das ist es, was du eigentlich gemeint hast, nicht wahr? Dass ich... dass ich sie mir an deine Stelle wünschen könnte. Das tue ich nicht. Hörst du? Ich tue es nicht. Ich habe ihr den Tod nicht gewünscht und du auch nicht, aber sie ist tot und wir leben. Wir leben. < Sie nickt und senkt den Blick, während ihre Hände sacht über sein Gesicht wandern, über seine Wangen und Schläfen, die ausgeprägten Konturen seines Kinns und der Kieferknochen, durch weiches, dunkles Haar und seine Halslinie hinab, die Haut glatt und warm unter ihren Fingern. "Es ist nur ... es ist ... sie war etwas so Großes in deinem Leben, dass ich mich neben ihr klein und unwichtig fühle. Vielleicht ist es so ... wenn man jemanden so geliebt hat ... dass alles andere, alles was danach kommt, dagegen verblassen muss, dass es nichts geben kann, was jemals an das heranreichen kann. Und ich weiß nicht, ob du ... ob ..." Wieder finden ihre Lippen keine Worte, aber ihre Hände sprechen und sie finden den Weg auch allein, schieben sich unter den dünnen Stoff seines Hemdes und legen sich auf seine Brust. Unter ihren fragenden Handflächen spürt sie schwer und hart sein Herz schlagen. "Vielleicht habe ich nur Angst, dass es hier drin keinen Platz für mich gibt." Caewlin hebt ihr Gesicht und zwingt sie so, ihn anzusehen. Der Abstand zwischen ihnen ist so klein geworden, dass nicht einmal mehr ihre Hände darin Platz haben und Raven sie um seinen Nacken schlingt. Ihr Herz schlägt direkt an seinem und seine Wärme hüllt sie ein wie Feuer. >Du bist meine Frau. Ich habe dich nicht geheiratet, weil ich mir insgeheim sie zurückwünsche. Ich wollte dich. Das samtene Kratzen in seiner Stimme lässt es in ihrem Blut summen wie Fieber und als sein Daumen über ihre Lippen fährt, verabschiedet sich auch noch das letzte Bisschen Verstand. "Und ich will dich. Aber ich will alles von dir, nicht nur die schöne Hülle. Auch was sich hinter ihr verbirgt, was innen drin ist, auch dieses Ungeheuer. Dein Herz. Alles. Dich." Sie küsst seine Fingerkuppen und ihr Atem streift zitternd über seine Hand. "Aber ich weiß nicht, ob du es zulassen wirst. Ob du es zulassen willst." Ihre Stimme flattert, als sie flüsternd weiterspricht, aber sie wendet die Augen nicht von ihm. "Warum wolltest du mich gleich heiraten? Du hättest mich auch an deiner Seite und in deinem Bett haben können, ohne mich vorher in einen Tempel zu schleifen. Ich wäre auch ohne einen Priester und all diese Pergamente zu dir gekommen und keine Macht Rohas hätte das alles noch verhindern können. Warum so? Warum so plötzlich? Warum ... wolltest du mir deinen Namen geben?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 21. Mai 2005, 15:00 Uhr
Leise Melancholie breitet sich in ihren Augen aus und ihre Hände berühren sein Gesicht, als sie ihm antwortet. Er spürt das Pochen in ihren Fingerspitzen an seinen Wangen, an seinem Hals und den sachten Widerhall, den ihr Puls unter seiner Haut entfacht. >Niemand hätte es mehr verdient als Cal, dass du sie in deinem Herzen behältst und ich würde nie verlangen, dass du sie vergisst oder so tun musst, als ob es sie nie gegeben hätte. Das würde ich niemals wollen, ich würde es mir noch nicht einmal im Stillen wünschen. Du brauchst nichts zu verschweigen oder dich zu verstellen - ich weiß, dass du sie geliebt hast und nicht vergessen wirst, und dieses Wissen tut mir nicht weh. Ich trauere genauso um sie .... ich wünschte nur, ich... < Sie sucht noch nach den richtigen Worten, als er leise und eindeutig belustigt einwirft: "Nun, ich würde sagen, ich behalte sie in meiner Erinnerung..." Sie findet keinen rechten Weg, ihm zu sagen, was sie quält, also spricht er es für sie aus und sie nickt, während sie die Konturen seines Gesichtes nachzeichnet. >Es ist nur ... es ist ... sie war etwas so Großes in deinem Leben, dass ich mich neben ihr klein und unwichtig fühle. Vielleicht ist es so ... wenn man jemanden so geliebt hat ... dass alles andere, alles was danach kommt, dagegen verblassen muss, dass es nichts geben kann, was jemals an das heranreichen kann. Und ich weiß nicht, ob du ... ob ...< Ihre schmalen, kleinen Hände schieben sich unter sein Hemd und legen sich direkt auf sein Herz, als wollten sie es festhalten, aber Caewlin kann sie nur verwirrt anstarren. >Vielleicht habe ich nur Angst, dass es hier drin keinen Platz für mich gibt.< Seine Hand schließt sich um ihre Schulter und schüttelt sie sacht. "Das darfst du nicht einmal denken! Hör auf, dich damit zu quälen, Raven. Cal war meine Frau, ja, aber sie war nicht... nicht..." diesmal stockt er kurz, weil er einfach kein wirklich passendes Wort findet für das, was er ihr sagen will, aber die Betroffenheit ist ihm deutlich anzuhören. "Sie war nicht besser, sie war nur... anders. Du bist nicht schlechter oder weniger wert. Sie ist keine... keine Rivalin für dich, verdammt noch mal, sie ist tot." In seinem Herzen kein Platz für sie? Götter, er ist von nichts mehr anderem erfüllt. Ihr Blick sucht seinen und verdunkelt sich zu noch samtigerem Schwarz. >Und ich will dich. Aber ich will alles von dir, nicht nur die schöne Hülle. Auch was sich hinter ihr verbirgt, was innen drin ist, auch dieses Ungeheuer. Dein Herz. Alles. Dich.<

Einen Moment lang sieht er sie nur an und holt dann so tief Luft, als hätte er vergessen, zu atmen. Schöne Hülle? Götter im Himmel, ihre Hände berühren allein ein halbes Dutzend Narben und sie liegen nur auf seiner Brust... von seinem verunstalteten Gesicht ganz zu schweigen... aber er weiß, was sie meint und einen Herzschlag kämpft er mit nacktem Schrecken. "Nein, das willst du nicht," erwidert er so leise, dass seine Worte kaum zu hören sind. Sein Gesicht ist so ausdruckslos geworden, dass es fast leer wirkt, aber er hält den Kopf gesenkt, starrt mit mahlenden Kiefern fest auf ihren Mund. Wenn sie ihm jetzt in die Augen sähe, dann könnte sie etwas von der Schwärze dahinter ahnen. "Das willst du ganz sicher nicht, Raven..." >Aber ich weiß nicht, ob du es zulassen wirst. Ob du es zulassen willst.< Sie hat keine Ahnung, wie nahe sie damit der Wahrheit kommt... nur seine Gründe liegen anders. Er wünscht sich nichts mehr, als ihr alles von ihm zu geben, aber er weiß nicht, ob er es kann. Denn wenn er es tun würde, dann...  Feigling. Sie hat dir vertraut... sie hat sich dir anvertraut, dir ihre Vergangenheit offenbart und wer sie ist. Sie hat dir alles gesagt und in Kauf genommen, dass du sie dann nicht mehr willst und es hat nichts geändert. Das ist wahr. Er hatte sie zur Frau gewollt und er hatte sie bekommen und er will sie immer noch. Zu erfahren, wer sie war und was man ihr angetan hatte, hatte seine Gefühle für sie nicht verändert. Sie hatte ihm das Geschenk gemacht, ihm von ihrem Schmerz und ihrer Demütigung und dem Schlimmsten, das ihr widerfahren war, zu erzählen und er hatte es angenommen. Aber es genügt nicht, nur mit ihr zu schlafen, um sie zu besitzen und sie zu besitzen macht ihn noch nicht zu ihrem Mann. Und er will sie, er will alles von ihr, ihre Lügen, ihre Ängste und ihr Leid, ihre Wünsche und ihr Lachen, ihre Träume... ihre Seele. Sag es ihr. Sag es ihr jetzt und sag ihr alles. Sag ihr, wen sie geheiratet hat und lass sie entscheiden... "Ich kann das nicht. Ich kann das nicht, Raven. Das ist, als würde man in einem Kampf alle Waffen ablegen und einem Gegner mit bloßen Händen entgegentreten." Ihr Mund ist zart und warm und hungrig auf seinen Fingern... und ohne Zweifel süß und ihr Blick ist bedingungslos offen. Ich weiß alles über dich, sagen ihre Augen. Ich weiß alles und trotzdem will ich dich. In diesem Moment kapituliert er und Regel Nummer zwei: Belüge dich niemals selbst! bricht schon wieder. Er kann sein Innerstes gar nicht vor ihr verbergen, selbst wenn er wollte und er will auch nicht mehr. Niemand ist je dort eingedrungen, nicht bis auf den Grund, nie. Calyra hatte die ruhelosen Geister besänftigt, hatte es gewagt, ihn zu suchen und sie war weit gekommen... Raven legt mit traumwandlerischer Gewissheit einfach ihre Hand darauf, furchtlos, blind und zielsicher.

Er hebt ihr Gesicht an und neigt den Kopf, um sie zu küssen, doch ihre nächsten Worte lassen ihn abrupt innehalten, keinen Fingerbreit von ihren Lippen entfernt. Genaugenommen treffen sie ihn wie ein Guss kaltes Wasser. >Warum wolltest du mich gleich heiraten? Du hättest mich auch an deiner Seite und in deinem Bett haben können, ohne mich vorher in einen Tempel zu schleifen. Ich wäre auch ohne einen Priester und all diese Pergamente zu dir gekommen und keine Macht Rohas hätte das alles noch verhindern können. Warum so? Warum so plötzlich? Warum ... wolltest du mir deinen Namen geben?< Ich wäre auch ohne einen Priester... du hättest mich auch in deinem Bett haben können...
Er hält sie ein Stück von sich weg und starrt sie an, als habe sie den Verstand verloren. "Götter im Himmel, Raven! Ich sollte dich übers Knie legen und dir auf der Stelle den Hintern versohlen, dafür, dass du so etwas auch nur denkst!" Seine Stimme schwankt irgendwo zwischen rechtschaffener Empörung, und vollkommen fassungsloser Belustigung hin und her, als könne er sich partout nicht entscheiden, wie er eigentlich klingen soll, und ein Echo seines Verlangens schwingt immer noch darin mit. "In meinem Bett haben..." echot er, als rede er zu sich selbst, dann grollt er. "Glaubst du, ich hätte dich in mein Bett geholt wie irgendeine Hure, nur um nicht mehr allein schlafen zu müssen? Nach allem, was zwischen uns... Was hältst du von mir, um... oh nein, schon gut. Ich weiß bereits, was du von mir hältst." Du ... du ... du bist halsstarrig! Du bist eingebildet, du bist arrogant, eitel, rachsüchtig, blutrünstig, kaltschnäuzig, berechnend, grausam, kalt, brutal und roh und du bist störrischer als ein Maultier, jawohl! "Aye, was glaubst du, war mein Eheversprechen in diesem Tempel? Leere Worte, die nichts bedeuten? Ich will dich lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, in Freude oder Leid von diesem Tage an bis in alle Zeit? Ich..." er sieht die absolute Verwirrung in ihrem Blick und schnappt leise nach Luft, als er plötzlich begreift. Du bist wirklich ein Idiot. Er zieht sie an sich, hält sie an sein Herz, hält sie fest und legt seine ganze Hand an ihr Gesicht. Einen Moment verflucht er sich fast dafür, nur noch die eine zu haben... für eine zweite Hand, mit der er sie berühren könnte, hätte er auf der Stelle seine Seele verkauft. Hitze durchströmt ihn, kriecht in sein Inneres, trifft ihn bis ins Mark, selbst in seinen Atem dringt sie ein. "Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe, du kleine Närrin." Seine Finger umfassen ihr Kinn und sein Gesicht kommt ihrem so nahe, dass ihn die Wärme ihres Atems trifft. "Für eine Ehe," flüstert er in ihren halbgeöffneten Mund und kostet einmal davon. Nichts schmeckt so gut. "Für eine Ehe kann man viele Gründe haben." Er trinkt von ihr, Honig und Salz auf seiner Zunge und füllt seine Lungen, sein Innerstes mit ihrem Geruch und ihrem Geschmack und der Süße, die sie ihm schenkt. "Aber Liebe ist der beste, der mir einfällt."

Die Wärme ihrer Haut, die weichen Rundungen ihres Körpers, der sich an seinen schmiegt, fest und weich, zart und geschmeidig zugleich, ihre Nähe, ihr hörbares Nach-Luft-Schnappen, als er sie an sich presst, lassen ihm das Blut zwischen den Ohren singen... und anderswo. Ihr Herz schlägt wie die Flügel eines gefangenen Vogels gegen seine Brust, als er ihren Mund freigibt und die letzten Funken seiner Selbstbeherrschung lösen sie in Nichts auf. Dann schiebt er sie von sich, zerrt an den Schnürbändern ihres Hemdes, kommt fünffingrig nicht sehr weit damit und reißt es einfach auf. Ihre Hosen und Stiefel folgen und dann hat er sie endlich wo er sie haben will, nackt und glühend an seinem Körper, ihr weiches, schweres dunkles Haar wie einen Mantel um die Schultern, von Kopf bis Fuß in Mondlicht getaucht. Er küsst sie, hart und zornig, atemlos und fordernd, bis er sie loslassen muss, will er sie nicht ersticken und irgendwo aus seinem Inneren steigt ein leiser, drängender Laut auf, rollt durch seine Kehle und füllt die Nachtluft mit seinem ruhelosen Widerhall. Sie zerrt an seinen Kleidern und die Berührung ihrer Hände brennt sich durch seine Haut und sein Fleisch, durch seinen ganzen Körper bis auf den Grund seiner Seele. Er küsst ihren Hals, ihre Kehle, ihre Schultern wund, gräbt seine Finger in ihre Haut, füllt elfenbeinfarbene Seide mit bronzener Härte und drängt sie zu Boden... aber vielleicht ist es auch sie, die ihn mit sich zieht. Er nimmt sich ihr Fleisch und ihre Wärme und ihr Inneres mit leicht tastender Brutalität und unverhohlener Gier... aber vielleicht ist es auch sie, die die Gewalt herausfordert. Sie stürzen in einen schwindelerregenden, willenlosen Rausch, der wie eine Woge über ihnen zusammenschlägt, der ihnen alles nimmt und alles gibt und in dem sie beide rettungslos untergehen. Er weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, bis sein Herz nicht mehr gegen seine Rippen hämmert, als müsse es zerspringen und seine Lungen sich wieder langsamer heben und senken, bis er weiß, dass sein Körper nicht in tausend Teile zerbrochen durch die Unendlichkeit schwebt. In seinem Blut summt es noch immer, schimmert bei jedem Atemzug schwer und bebend auf und rollt zitternd durch ihn und sie hindurch, findet ein Echo in ihrem Herzschlag, im flatternden Pochen in ihrem Bauch, in ihren Brüsten, an ihrer Kehle.

Er liegt mit seinem ganzen Gewicht auf ihr, schwer und warm, aber selbst wenn er sich hätte bewegen wollen, um sie nicht zu erdrücken, er kann nicht. Sie hält ihn fest, ihre schweißnassen Hände auf seinem Rücken, ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und er will sie nicht verlassen, er will für immer in ihr bleiben, ein Teil von ihr, sicher und eins. "Ich liebe dich," murmelt er leise an ihrem Hals und ihm kommt ein Gedanke: Liebe ist wie eine Schale gemischten Zuckerwerks. Manches davon brennt vielleicht auf der Zunge, anderes ist kühl und so geschmacklos wie dünne Herbstluft. Manches ist innen gallenbitter, manches vermischt Süße mit Gift,  anderes wieder ist schnell hinuntergeschluckt und vergessen. Und zwischen den gewöhnlichen kandierten Feigen, dem Nusskonfekt, den Mandelsplittern und den Honigkugeln, ein paar seltene, kostbare die Frieden und sanfte Lust bringen. Und unter all jenen, eines, ein einziges mit einer tödlichen Nadel im Herzen... das man nicht nehmen kann, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Er schließt seine Finger darum und nimmt es.
Irgendwann spürt er sie zittrig nach Luft ringen und rollt sich mit ihr herum, ohne sie dabei loszulassen, bis ihr Kopf an seiner Schulter liegt. Er hat keine Ahnung, wo ihre Kleider gelandet sind und ihr Hemd ist ohnehin nur noch ein Fetzen, aber es ist nicht kalt, die Dunkelheit ringsum ist warm und schwer wie eine Sommernacht. Die Sterne zwinkern durch die raschelnden Blätter über ihnen und er starrt hinauf. Ich will alles von dir, nicht nur die schöne Hülle. Auch was sich hinter ihr verbirgt, was innen drin ist, auch dieses Ungeheuer. Dein Herz. Alles. Dich. "Siehst du das Siebengestirn? Dort oben, im Bild des Stiers." Er zeigt auf sieben helle Sterne, die sich dicht zusammendrängen, von zartblauem Schimmer umgeben. "In der Sprache meiner Mutter heißen sie qiluttuusat."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 22. Mai 2005, 11:27 Uhr
>Nein, das willst du nicht. Das willst du ganz sicher nicht, Raven.< Obwohl seine Lippen ihr so nah sind, dass sie seinen Atem schmecken kann, ist Caewlins Stimme so leise, dass sie seine Worte kaum versteht. In ihr klingt ein Anflug von Bitterkeit mit und etwas, das sie verwirrt und beinahe verblüfft, weil sie es absolut nicht erwartet hat. Ist es ... Angst? Fürchtet er, dass ich ihn nicht lieben könnte, wenn er mir sein Inneres zeigt? Dass sich irgend etwas ändern würde? Dass ich ihn nicht mehr haben will, wenn ich seine Vergangenheit kenne? Raven weiß nur zu gut, wie verletzbar man wird, wenn man sich jemandem ganz gibt und sich öffnet, wie hilflos und wie angreifbar man wird, wenn man seine Seele bloßlegt. Sie weiß auch, wie viel Mut und wie viel Vertrauen dazu nötig sind, jemanden dorthin blicken zu lassen, wo man seine schlimmsten Geheimnisse bewahrt, die Dinge, die man nicht vor anderen und nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben will, seine Ängste, Schwächen, seine Verletzlichkeit. Seine Vergangenheit. Finsternis. Mag sein, dass es bis jetzt niemand sehen wollte. Aber ich will es. Caewlin hält den Blick gesenkt und sperrt den ihren aus, als wären seine Augen Türen, durch die sie mittenhinein in seine Seele spazieren könnte. Sie kann spüren, dass er hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, sie verschlossen und verriegelt zu halten, so wie er es immer getan hat, und dem Wunsch, sie zu öffnen. Obwohl sein Gesicht unbewegt ist wie das einer marmornen Statue, ahnt Raven den Widerstreit in ihm, und der stille Kampf, den er mit sich auszufechten scheint, spiegelt sich wie ein düsterer Schatten in seiner Miene wieder. Aber sie sagt nichts und sieht ihn nur stumm an, während seine Finger weich und warm ihre Lippen streifen. >Ich kann das nicht. Ich kann das nicht, Raven. Das ist, als würde man in einem Kampf alle Waffen ablegen und einem Gegner mit bloßen Händen entgegentreten.<

Zitternd lächelt sie in die plötzliche Stille hinein und löst ihre Arme von seinem Nacken und seinen Schultern, um ihm ihre nackten Handflächen entgegenzustrecken. "Ich habe doch auch nur bloße Hände." Ihre Stimme ist nur ein leiser Hauch, der sich mit den wispernden Geräuschen der Nacht vermischt. "Und ich bin nicht dein Gegner. Ich bin deine Frau. Gib mir, was du geben kannst, was du mir geben willst .... aber gleichgültig, was es ist, es wird nichts ändern. Trotzdem will ich dich." Nach einem Moment des Zögerns hebt Caewlin doch die Augen und sieht sie an und sein Blick ist weit und offen und lässt sie ungehindert bis auf den Grund dieser türkisgrünen Tiefen schauen. Es sind keine verriegelten Türen mehr da. Es ist gar nichts mehr da außer seiner selbst und sein bedingungslos überreichtes Geschenk lässt sie erschrecken und erschauern. Und ich will dich immer noch. Mehr als alles andere. Dann ziehen sich jedoch seine Brauen unmerklich zusammen und in seine Augen tritt ein Ausdruck der Verblüffung, als Raven ihn nach der Heirat und dem Warum fragt. Er sieht beinahe schockiert aus und empört sprudelt es aus ihm heraus: >Glaubst du, ich hätte dich in mein Bett geholt wie irgendeine Hure, nur um nicht mehr allein schlafen zu müssen? Nach allem, was zwischen uns... ? Aye, was glaubst du, war mein Eheversprechen in diesem Tempel? Leere Worte, die nichts bedeuten? Ich will dich lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, in Freude oder Leid von diesem Tage an bis in alle Zeit?< "Nein", widerspricht sie erschrocken und fürchtet, ihn in seiner Ehre gekränkt zu haben. "Nein, das meine ich doch gar nicht.... ich habe keine Zweifel an deinem Wort." Und das ist wahr, seinen Versprechen traut sie blind und weiß, dass er sie nicht brechen wird.

Sie sieht in seine Augen und findet dort ein Echo dessen, was schon in seiner Stimme mitgeklungen war: eine Mischung aus fassungsloser Bestürzung und Belustigung. "Ich wollte doch nur..."  Sie hebt in einer hilflosen Geste die Hände und in ihrem Gesicht muss sich etwas ihrer heillosen Verwirrung und ihres Erschreckens gezeigt haben, denn Caewlin bricht abrupt seinen aufgebrachten Wortschwall ab und in seinem Blick schimmert etwas auf, das Raven zitternd den Atem stocken lässt, als er sie an sich zieht und sie sich ihm entgegendrängt. Sie sind sich so nahe, dass sie sein Herz so heftig pochen spürt, als schlage es in ihrer eigenen Brust. >Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe, du kleine Närrin<, hört sie ihn flüstern und vergräbt die Finger in seinem Haar. Sie teilen sich einen Herzschlag und einen Atem und seine Worte fluten direkt durch sie hindurch, während seine Küsse ihr Blut in einen Strom weißglühenden Feuers verwandeln. Seine Berührungen verändern sich und was langsam und mit quälender Sanftheit begonnen hat, wird hart und fordernd und so besitzergreifend, dass sie nichts weiter tun kann, als sich ihm bereitwillig zu ergeben. Ihre Kleider flattern zerrissen in die Seen aus Dunkelheit und Mondlicht davon und seine folgen ihnen und dann gibt es keine Grenzen mehr zwischen ihnen und nichts mehr als glühende Haut und bebende Lippen und Finger. Ungeheuer fressen kleine nackte Mädchen, schießt es ihr durch den Kopf, bevor sich ihr klarer Verstand völlig auflöst und es bleibt nur noch der brennenden Wunsch übrig, dass er es tun möge, jetzt und gleich und mit Haut und Haaren. Sie hat dieses Ungeheuer geweckt und wollte es sehen und nun ist es da, entfesselt und erbarmungslos und lässt sich nicht mehr einsperren. Es ist wild und gierig und so erschreckend grob, dass sie zurückweichen will, aber es ist schon viel zu spät. Hör auf! will sie schreien, aber sie lodert schon in einem Feuer, das sich nicht mehr löschen lässt und alles, was sie noch hervorbringt, ist ein ersticktes Keuchen, das sich mit den leisen, drängenden Lauten mischt, die heiser aus seiner Kehle kratzen. Sie trinken einander, trinken begierig den Atem des anderen, seinen Schmerz und sein Seufzen, liefern sich einander völlig aus, wehrlos und ungeschützt und ihre Seelen liegen so nackt und bloß voreinander wie ihre Körper. Er lässt sie hinter die Fassade schauen, hinter diese Hülle aus Düsternis, Spott und Beherrschung und zeigt ihr bebend sein Inneres. Er zeigt es ihr nicht nur, er lässt es sie spüren und daran teilhaben. Und sie nimmt sich alles, was sie dort findet und noch viel mehr, sie nimmt all seinen Zorn in sich auf, seine Not, seine ungezügelte Wut und seinen Hunger und gibt ihm dafür ihre Liebe zurück, und sie weiß, dass es für immer sein wird.

Irgendwann spürt Raven tatsächlich ihr Herz wieder schlagen. Oder ist es seines? Sie weiß es nicht genau. Es gibt kein Mein und Dein mehr, es ist alles eins geworden, als würden sich zwei Seelen einen Körper teilen .... oder zwei Körper eine Seele. Es ist der gleiche Atem, der sie durchströmt, das gleiche Herz, das in ihnen schlägt, sie teilen sich schweißnasse Haut und ein Bett aus flaumweichem Moos und tiefen, stillen Frieden. Lange Zeit kann sie weder sprechen, noch sich bewegen und lauscht nur mit geschlossenen Augen auf Caewlins Echo in sich, das mit leisem Schmerz und köstlicher Süße noch immer nachhallt. Sie kann ihn nur festhalten, nicht bereit, auch nur einen Millimeter von ihm wieder herzugeben. Ich liebe dich, murmelt er erschöpft an ihrem Hals und sie küsst seine Stirn und sein feuchtes Haar. "Ich liebe dich auch", flüstert sie zurück und presst sich fast verzweifelt an ihn. "Geh nie mehr weg. Geh niemals mehr weg von mir." Caewlin rollt sich mit ihr herum, ohne sie loszulassen, bis sie der Länge nach aneinander liegen, umeinander, ineinander, als wären sie zu einem einzigen Leib verschmolzen. Die Nacht ist mild und riecht nach weichem Waldgras, nach Blüten, nach vergangener Sonnenwärme und köstlichem Leben. Vielleicht hätten sie frieren müssen von der Nachtluft, die kühl über ihre erhitzte Haut streicht, aber ihre Körper glühen noch immer von ihren Berührungen. Caewlin deutet hinauf in den samtigen, sternübersäten Nachthimmel und ihr Blick folgt seiner Hand bis zu einem hellschimmernden Punkt in der endlosen Schwärze. >Siehst du das Siebengestirn? Dort oben, im Bild des Stiers. In der Sprache meiner Mutter heißen sie qiluttuusat< "Im Moment sehe ich eigentlich überall nur Sternchen, sogar mit geschlossenen Augen", lächelt sie an seiner Schulter und verwebt ihre Finger mit seinen. "Ja, ich sehe sie." Dann lässt sie zögernd das fremdklingende Wort über ihre Zunge rollen. "Qil ... qiluttuusat? Was bedeutet das?" Aus Caewlins Mund hört sich das Wort fließend und schön an, bei ihr poltert es wie Kartoffeln in einer Schüttrinne. Raven kennt das Wort nicht. Es ist nicht Normandisch ... aber sein Tonfall und die Art, wie er es ausspricht, klingt nach der Sprache des Freien Volkes. "In der Sprache deiner Mutter? Deine Mutter ist eine vom Freien Volk, eine Wildlingsfrau?" Sie dreht den Kopf ein wenig und ihre Augen lösen sich von den silberschimmernden Sternen und suchen seinen Blick. "Deine Mutter. Die Frau, die dich geboren und dir dein Leben geschenkt hat ... erzähl mir von ihr. Wie ist sie? Wie ist ihr Name? Ist sie ... ist sie noch am Leben?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 23. Mai 2005, 23:03 Uhr
>Im Moment sehe ich eigentlich überall nur Sternchen, sogar mit geschlossenen Augen.< Ihre Worte lassen ihn amüsiert und vermutlich auch ein wenig selbstgefällig schnauben, aber dann küsst er langsam und sacht ihre Stirn, die Bögen ihrer Brauen, ihre Augen und Wimpern, ihre Wangen und den schmalen Rücken ihrer Nase. "Ich werde nicht sagen, dass es mir leid tut, denn es tut nicht leid," murmelt er und seine Mundwinkel vertiefen sich in einem Anflug von Belustigung beim Gedanken daran, wann und warum er ihr exakt dieselben Worte schon einmal gesagt hatte. Sie schiebt ihre Hand in seine und wiederholt langsam >quiluttuusat.< Er fährt mit den Fingern die Linien ihrer Hand nach, die feinen blauen Adern auf ihrem Handrücken, die Umrisse ihrer Knöchel. Ihre Hände sind schmal und schön, mit schlanken, kräftigen Fingern, aber es sind keine zarten Jungmädchenhände, sondern Hände, die es gewohnt sind, mit Holz und Leder zu arbeiten, einen Dolch und ein Schwert zu führen oder mit einem Bogen umzugehen. "Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, außer dem Namen für ein paar Sterne. Vielleicht wusste ich es irgendwann einmal, aber ich habe... ich habe die Sprache nicht mehr gesprochen, seit ich acht Jahre alt war und vieles vergessen." Er setzt sich auf, lehnt sich gegen die weichen Moospolster des umgestürzten Baumstammes hinter ihnen und zieht sie wieder in seine Arme, bis sie mit dem Rücken an seiner Brust liegt und er sie wärmen kann.  "An manche Wörter kann ich mich noch erinnern. Suu heißt Ja, Naamik Nein. Baj Auf Wiedersehen." Das Mondlicht bricht sich auf der Eisenschelle an seinem rechten Handgelenk, seine Linke hält ihre Hände. "Nanuq, der Eisbär. Qusrhaaq... Polarfuchs. Maatnagu...: warte einen Moment! Das hat meine Mutter dauernd gesagt. Als ich noch klein war, um mich bei Laune zu halten... ich war ein ziemlich ungeduldiges Kind. Als ich größer wurde, wenn sie mich manchmal mit auf die Jagd genommen hat. Maatnagu... für gewöhnlich hieß das dann, eine halbe Stunde absolut lautlos stillzustehen - bei zwanzig Grad Frost an irgendeinem Robbenloch mitten auf dem Inlandeis, während der Wind einem die Haut von den Knochen reißt. Meine Mutter konnte das, die meisten Jäger der Stämme schaffen es jederzeit. Selbst ich kann es, wenn ich mir Mühe gebe. Dünnblütige Südländer," fährt er mit sehr sanfter Ironie in der Stimme fort, "könnten es nicht, selbst wenn sie wollten. Sie würden vor Kälte schlottern, mit ihren Pelzen rascheln und mit den Zähnen klappern, ihr Gewicht verlagern oder sich bewegen, um nicht zu erfrieren. Immaqa .... vielleicht. Und nutqaqtitkaa... lass das! Das hat sie beinahe noch öfter gesagt." Einen Augenblick lang schwingt das Lächeln noch in seiner Stimme mit, dann verändert sich sein Tonfall und er atmet langsam aus. "Qiquyaliqsuq... das Nordlicht scheint."

Er verstummt einen Moment, gefangen in der Erinnerung an ein langes, langes Schweigen, in dem er in seiner Muttersprache nur gedacht und geträumt und sich erinnert hatte, ohne sie zu gebrauchen... und an sein Entsetzen, als ihm bewusst geworden war, dass er begonnen hatte, zu vergessen. Zuerst waren ihm nur manche ganz gewöhnlichen Worte nicht mehr eingefallen... dann war ihm mehr und mehr verloren gegangen und irgendwann waren ihm nur noch die verhassten Laute der Eisenmenschen geblieben, die Sprache seines Vaters, Normandik. Raven dreht sich ein wenig und wendet den Kopf, so dass sie ihn ansehen kann. >Deine Mutter. Die Frau, die dich geboren und dir dein Leben geschenkt hat ... erzähl mir von ihr. Wie ist sie? Wie ist ihr Name? Ist sie ... ist sie noch am Leben?<  Sie hat ihr Haar zur Seite genommen, so dass es über ihre Schulter und seinen rechten Arm fließt, seine gewellten Spitzen noch den Boden berühren und sie Haut an Haut sitzen. Seine Brust hebt sich und drückt sich gegen ihren nackten Rücken, aber dann stößt er den angehaltenen Atem langsam aus. "Nein. Sie ist tot. Ihr Name war Ykenai. Sie war eine Frau der Stämme, die Tochter des Mags von Kiisaimma ikniq, der Halle des letzten Feuers. Häuptling wäre vielleicht eine passende Bezeichnung, obwohl es das Wort in der Sprache der Stämme eigentlich nicht gibt. Sie sind freies Volk, Raven. Sie knien vor niemandem." Als er fortfährt, zitiert er lachende Worte seiner Mutter, um Raven etwas über seinen Großvater zu erzählen: "'Brynden Bärentod, Brecher des Eises, Metkönig der Halle von Letztfeuer, Bezwinger von Riesen und Zwergen, Meister der Runen, Vater von Heerscharen...' das darfst du wörtlich nehmen. Er nahm das alte Sprichwort, ein Mag sollte der Vater seines Volkes sein, sehr ernst und er hat alle seine Kinder... und seine Frauen... geliebt. Sie war deswegen aber nichts besonderes, eine Jägerin, eine von vielen. Aber sie war auch..." er stockt kurz, "sie war Abnallautaq... eine schöne Frau. Ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten ihres Gesichtes erinnern, aber ich habe ihre Augen." Und selbst das weiß ich nur, weil mein Vater es mir gesagt hat. "Sie hatte rotes Haar, sehr viel heller als meines, rotblond und kupfergolden, aber bronzefarbene Haut und sie war so groß wie jeder Mann. Die Menschen der Stämme sind im allgemeinen nicht so hochgewachsen wie die Nordmänner, und meine Mutter war über sechs Fuß groß. Jahre später habe ich meinen Vater einmal sagen hören, Ykenai wäre die einzige Frau gewesen, die er hätte küssen können, ohne sich bücken zu müssen... und mein Vater ist groß. Ykenai war stark. Stark und groß und schön.

Im Sommer jagte sie mit dem Kanu Narwale, im Winter mit dem Hundeschlitten Robben, Walrosse und Eisbären. Sie besaß... ein Dutzend Hunde, einen Schlitten, ein Sommerzelt aus Karibuhäuten , ihre Kamiken, Schneeschuhe, ihre Ausrüstung und ihre Waffen und ihr Kochgeschirr." Er schließt die Augen und sieht jeden einzelnen Gegenstand vor sich, so klar, als hätte er sie eben noch berührt. "Ein paar Faustkeile zum Gerben der Häute, sonst brauchte sie nichts. Und sie hatte uns... meinen Bruder und mich. Sie muss noch sehr jung gewesen sein, kaum mehr als ein Mädchen, als sie sich einem ihrer Brüder zu einem Raubzug angeschlossen hat. Die Menschen der Eisöden sind ständig auf Raubzügen... entweder sie stehlen untereinander oder sie rauben den Trollen des Wolkenthrons ein paar ihrer kostbaren Schneeschafe oder schlüpfen in kleinen Banden über die Mauer, ungesehen wie Schattendiebe. Auf einem dieser Raubzüge kam sie an die Grenzen von Sturmende und wurde selbst zur Beute... mein Vater hat sie erwischt. Cedric Stormr. Cedric Långbenet hat man ihn genannt." Caewlin schüttelt geistesabwesend den Kopf und Raven drückt sacht seine Hand, als wolle sie ihm wortlos zeigen, dass sie noch immer hier ist und ihm lauscht. Er starrt nachdenklich in die Dunkelheit ringsum, ohne wirklich etwas von silbernen Säulen aus Mondlicht und schwarzem Blattwerk zu sehen. "Er ist so groß wie Cron und sein Haar muss so lang sein, wie deines. Es ist noch immer blond, obwohl er inzwischen über sechzig ist... aber so hell, dass man kein Grau darin sieht. Seine Augen sind grün wie Flusswasser und genauso kalt. Er war noch keine dreißig, als er meiner Mutter begegnete, und damals saß er noch nicht auf dem Sitz des Sturmlords. Ich habe keine Ahnung, ob er sie mit Gewalt genommen hat oder nicht, aber ich glaube es zumindest nicht, denn sie blieb ein Jahr lang aus freien Stücken bei ihm, ehe sie zu ihrem Stamm zurückkehrte. Sie ertrug die Mauern nicht, wie so viele, die in den Eisöden geboren sind." Einen Moment schweigt er und seine Finger nehmen das langsame Tasten und Gleiten um ihre wieder auf. "Er muss sie geliebt haben, dass er sie gehen ließ, aber das habe ich erst Jahre später begriffen. Ein Jahr später ist er ihr gefolgt, hat sie aus Letztfeuer geraubt und mit sich genommen. Als sie im Sommer darauf zurückkehrte, war sie mit mir schwanger, aber diesmal ging er mit ihr. Er blieb drei Jahre. Sie lachte, gebar ihre Kinder, ging auf die Jagd und gerbte die Felle wie sie es immer getan hat. Sie bekam meinen kleinen Bruder und mich und er blieb bei ihr, gefangen von einem Gefühl, das er nicht verstand und an dem er nichts ändern konnte, in einem Land das er hasste, in einer Gemeinschaft von Menschen, denen seine Art zu denken vollkommen fremd war und an einem Ort, an dem er nur ein Mann von vielen war, keines Lordes Sohn, an dem sein Wort nichts galt und sein Stahl in der Kälte stumpf wurde. Maatnagu... - er konnte es nicht. Als ich drei war, ging er. Ein Drachenschiff kam in die Seehundsbucht und holte ihn. Es war vollkommen schwarz.

Ein Jahr später hörten wir von einem Pelzhändler, er wäre jetzt der Lord von Sturmende. Ein Eisenmann... einer, vor dem man knien muss. Ykenai hätte sich eher die Zunge abgebissen, als vor einem Mann zu knien. Nicht einmal vor ihm. Sie starb, als ich gerade fünf war... oder noch nicht ganz. Immerhin entwöhnt," fügt er trocken hinzu und weiß, dass Raven leise lächelt, ohne, dass er in ihr Gesicht sehen muss. "Im Gegensatz zu meinem Bruder. Es war gegen Ende des Winters, aber mein Namenstag war noch nicht gekommen. In den Eisöden gibt es keine Jahreszeiten, nicht einmal einen langsamen Übergang von Winter zum Sommer. Die Sonne geht im Winter vier Monde lang nicht auf und im Sommer vier Monde lang nicht unter. Dazwischen ist die Trennung von Tag und Nacht so verschwommen, dass man morgens glaubt, die Sonne werde gleich aufgehen und dann stundenlang darauf wartet. Sie war auf der Jagd, sie war Robbenfängerin. Es war vielleicht gegen Ende des Winters, aber der Tag war alles andere als frühlingshaft und es hatte klirrenden Frost. Der Himmel war voller grauer Wolken, aber darunter war die Sicht sehr klar. Ich habe vieles vergessen, aber das nicht... die Insel in der Seehundsbucht, wo die Jäger auf Walrossjagd gingen, schien so nah, als könne man sie in einem Spaziergang erreichen, dabei liegt sie in Wahrheit zwei Dutzend Tausendschritt entfernt. Wenn die Luft so klar wie Glas ist, lässt sie alles näher erscheinen. Auch die Eisberge, die im Sommer von den Gletschern gebrochenen waren und an diesem Tag wie Rohdiamanten durchs Eis stießen. Sie kam nicht zurück. Man wusste nicht genau, was geschehen war, aber man hat die Überreste ihres Kajaks gefunden. Eine Seite war vollkommen zerfetzt, wahrscheinlich von einem Eisbären, vielleicht auch von einem Walross. Ich war fast fünf, mein Bruder... Aeron... Eyr-ren... so alt wie Brynden jetzt, vielleicht ein wenig älter. Zweieinhalb. Im Sommer hat Brynden Bärentod eine Nachricht nach Sturmende geschickt. Im Jahr darauf kam mein Vater, uns zu holen. Ich war sechs, Aeron drei. Er brachte uns nach Sturmende, in sein Land und seine Burg und ich habe ihn dafür gehasst. Ich habe ihn dafür so gehasst, dass ich mich weigerte, mit ihm zu reden. Ich habe drei Jahre lang kein einziges Wort mit ihm gesprochen... mit niemandem dort, außer mit Aeron."

 
Ihr Kopf liegt an seiner Schulter und ihre Hände halten noch immer seine. Er hat die Arme fest um sie geschlossen, doch jetzt fröstelt sie... ob vor Nachtkühle oder wegen seinen Worten kann er nicht sagen, aber er spürt ihr Zittern. "Warte einen Moment..." Er lässt sie los, angelt nach seinem Hemd, das hinter ihm über dem Baumstamm hängt und steckt sie hinein. "Hier. Du frierst." Es geht ihr bis zu den Knien und die Ärmel sind ihr viel zu lang, so dass sie sich darin einhüllen kann wie in einen Umhang, ehe sie sich wieder an ihn schmiegt. Sie rollt sich an seinem Körper zusammen, legt ihren Kopf wieder auf seine Brust und ihre Hand über sein Herz. "Mit sechs Jahren kam ich auf Sturmende an, in eine Welt, die ich nicht kannte und vor der ich furchtbare Angst hatte. Die Mauern machten mich verrückt. Ich war den Horizont gewohnt, die Linie, die immer weiter verschwimmt, je mehr du dich ihr näherst, die Weite. Sturmende kam mir so klein vor, dass ich glaubte, ersticken zu müssen. Alles war anders. Ich schwieg beharrlich, aber Aeron... er war noch so klein. Er wurde von den Mägden meines Vaters und den Frauen in der Burg umsorgt, und er beherrschte die Sprache der Eisenmänner bald besser, als er je Kalaallisut gesprochen hatte. Er war auf Sturmende sofort Zuhause, er spielte in den Ställen und lauschte den Männern an den Feuern. Ich nicht. Ich war vom freien Volk und ich würde nicht knien. Ich war groß für mein Alter, größer als jeder andere Junge bis zu seinem zehnten Jahr... außer einem." Jetzt schaudert er, allerdings nicht vor Kälte und als er nach einem langen Augenblick des Schweigens fortfährt, ist seine Stimme vollkommen ausdruckslos geworden. "Caeron. Ich wusste nicht, dass er mein Bruder war, bis wir nach Sturmende kamen. Ykenai hatte ihren Erstgeborenen auf der Burg zur Welt gebracht und sie hat ihn dort gelassen, als sie wieder nach Letztfeuer ging. Ich habe nie, schon als Kind nicht, begriffen, wie sie das tun konnte. Vielleicht dachte sie, sie wäre es Cedric schuldig, weil sie ihn verließ... Als Bastard meines Vaters war er bestimmt nicht schlecht behandelt worden und hatte ein Recht auf einen Platz an der Tafel, trotzdem..." Seine Hand drückt Ravens Finger so fest, daß sie einen leisen Protestlaut von sich gibt und er lässt sie los. "Tut mir leid. Sie war immer liebevoll zu uns gewesen. Sie war immer... Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je kalt oder abweisend gewesen wäre, und doch war sie auch die Frau, die ihr erstes Kind an einem Ort gelassen hatte, der für mich damals schlimmer als die Hölle war. Als ich es erfuhr, ging ich zu ihm. Ich Narr war der festen Überzeugung, er müsste sich genauso fühlen, wie ich und er tat mir leid, weil er doch schon soviel länger hier war. Vielleicht suchte ich in meiner Einsamkeit auch einfach nur nach einem Verbündeten, und außerdem war er mein Bruder. Ein älterer Bruder. Caeron war drei Sommer älter als ich und so groß wie ein Berg, und als er mit mir fertig war, hatte er mir drei Zähne ausgeschlagen und zwei Rippen gebrochen."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 24. Mai 2005, 13:04 Uhr
>Ich werde nicht sagen, dass es mir leid tut, denn es tut mir nicht leid<, hört sie Caewlins Stimme in ihr Haar murmeln und in ihr schwingt eindeutig ein belustigter und in seinem leisen Schnauben ein mehr als zufriedener Unterton mit. "Angeber", kichert Raven und beißt ihn liebevoll ins Ohr, bevor er sich herumrollt und sie mit sich nach oben zieht, bis er mit dem Rücken an der grünbemoosten Baumruine hinter ihm zum sitzen kommt. Sie lässt sich einhüllen von seiner glühenden Wärme, seinem Geruch, seiner Stärke und seiner warmen Haut an ihrem Rücken und wäre sie eine Katze, hätte sie sich wohlig schnurrend an seiner Brust zusammengeringelt. Obwohl ihr mittlerweile wirklich jeder einzelne Knochen im Leib weh tut - und auch diverse andere Körperteile - und sie sich so zittrig, schwach und erschöpft fühlt, als wäre sie gerade nach einem Schiffbruch an Land gespült worden, spürt sie an seiner Seite gleichzeitig eine unbändige Stärke und in ihr ist genug Energie gebündelt, um Granitgestein zu sprengen. Caewlins Finger hinterlassen eine prickelnde Spur auf ihrem Handrücken und während er zu erzählen beginnt, wandert ihr Blick durch den Vorhang aus herabhängenden Zweigen hinaus auf die schwarzglänzende Oberfläche des Ildorels, auf dem die Spiegelbilder der Sterne schwimmen wie kleine, glitzernde Perlen. Suu ... Naarnik ... Baj ... Nanuq ... Lautlos formen ihre Lippen Caewlins Worte nach, die er so zögernd ausspricht, als müsse seine Zunge sich erst wieder daran erinnern, was sie zu tun hat, um die lange vergessenen Laute hervorzubringen. Immaqa schafft sie noch mit Mühe, aber bei Nutqaqtitkaa und Qiquyaliqsuq muss sie endgültig kapitulieren und hat das Gefühl, ihre Zunge müsse sich bei den fremden Worten verknoten. Maatnagu.... wiederholt sie in Gedanken. ....bei zwanzig Grad Frost an irgendeinem Robbenloch mitten auf dem Inlandeis, während der Wind einem die Haut von den Knochen reißt.... Auch Raven ist hoch oben an der donnernden Sturmküste Normands geboren und aufgewachsen, in einem Land, das so rau und abweisend ist wie seine Menschen - allerdings im westlichen Teil, im Grenzland zu Ardun, wo das Klima milder ist und die Winde nicht immerwährend mit eisigen Nadeln gespickt sind. Auch dort sind die Sommer kurz und die Winter lang, aber im Vergleich zu den Eisigen Öden und dem Land der Stämme hinter der Großen Mauer, von dem Caewlin erzählt, erscheint es ihr geradezu tropisch.

Als er von seiner Mutter spricht, verändert sich mit den Erinnerungen an sie auch seine Stimme, wird leise und ein wenig melancholisch und unter der Melancholie summt eine Mischung aus Trauer, Stolz und stiller Zärtlichkeit. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen lauscht sie seinen Worten und dem steten Herzschlag unter ihrem Ohr und vor ihrem inneren Auge formt sich allmählich das Bild einer schönen und starken Frau mit eishellen Augen, mit klaren, kühnen Gesichtszügen und rotgoldenem Haar, an dem der beißende Nordwind zerrt. Raven hatte geglaubt, Caewlin zu kennen, wenigstens ein bisschen von ihm zu wissen, doch in diesem Moment stellt sie fest, dass sie nur einen winzigen Bruchteil all dieser Facetten kennt, die ihn zu dem machen, was er ist. Er ist wie ein Bild ... wie ein Bild, das noch nicht vollendet ist und an dem das Leben noch immer malt und ständig Neues hinzufügt. Sie hatte an der düsteren Patina dieses Bildes herumgekratzt, die sich im Lauf der Jahre wie eine Schutzschicht darüber gelegt hatte, und was darunter zum Vorschein kommt, erstaunt Raven über alle Maßen. Es ist ein Bild voller wunderbarer Details, voller erschreckender Szenen, voller unerwarteter Entdeckungen, voller Finsternis und Licht - so vielfältig, dass man sich daran nicht sattsehen kann und jedes Mal wieder etwas Neues und Überraschendes darin findet, das einen den Atem raubt und Staunen macht, wann immer man es anblickt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass dieser wortkarge, schweigsame Mann so wunderbar erzählen kann... Seine Hände streicheln ihre, und Raven erwidert seine Berührung. Während ihre Finger miteinander spielen und sich ineinander verflechten wie die Körper eines Liebespaares, lauscht sie Caewlins Stimme und hinter ihren geschlossenen Lidern lässt er eine Welt aus Eis und Schnee erstehen. Beinahe glaubt sie, den bitteren Frost schmecken zu können und die blendende, glitzernde Helle zu sehen, das Knacken und Knistern des ewigen Eises und den Schnee unter ihren Füßen knirschen zu hören, so eindringlich sind seine Worte. Sie sieht Ykenai über endlose Eisflächen jagen, ein Gespann hechelnder, jappender Hunde vor dem Schlitten, deren dampfende Atemwolken sich mit den glitzernden Schneeschleiern vermischen, die hinter ihnen aufstieben. Sie sieht seinen Vater, einen hochgewachsenen Mann mit einer Mähne hellen Haares, kalten Augen und stolzem, aufrechtem Gang .... und wieder ändert sich Caewlins Stimme, als er nun von ihm spricht, und ein bitterer Unterton beginnt sich einzuschleichen, den sie nur allzu deutlich heraushören kann.

Bis jetzt hatte Raven sich nie Gedanken darüber gemacht, wer oder wie seine Eltern sein mochten, ob er Brüder und Schwestern hatte und wie er aufgewachsen war. Sie hatte geglaubt, er sei auf Sturmende geboren - zu hören, dass seine Wiege mitten in den kalten Eisebenen gestanden hatte und seine Mutter eine Frau der Stämme gewesen war, überrascht sie nun doch. Als er von Ykenais Tod und den darauf folgenden Ereignissen spricht, liegt etwas in seiner Stimme, das sie plötzlich frösteln lässt und sie ist froh über die Wärme seines Körpers und die seines Hemds, das er um sie wickelt. Kühler Nachtwind streicht durch den stillen Hain und lässt das erste, zarte Laub in den Baumkronen über ihnen leise rascheln, als Caewlin weiterspricht und von seinem jüngeren Bruder erzählt und davon, wie sie nach Sturmende gekommen waren. >Im Jahr darauf kam mein Vater, uns zu holen. Ich war sechs, Aeron drei. Er brachte uns nach Sturmende, in sein Land und seine Burg und ich habe ihn dafür gehasst. Ich habe ihn dafür so gehasst, dass ich mich weigerte, mit ihm zu reden. Ich habe drei Jahre lang kein einziges Wort mit ihm gesprochen... mit niemandem dort, außer mit Aeron.< Raven schmiegt sich in seinen Arm und in seine Wärme und ihre Hand legt sich auf sein Herz, als wolle sie es schützen. Götter ... sie waren beide noch so klein, die Mutter tot und sie plötzlich herausgerissen aus ihrer Welt und in die Fremde verpflanzt zu einem Vater, den sie kaum kennen ... wie sehr muss ihn das erschüttert und getroffen haben. Wie viel Hass muss in einem Kind wohnen, dass es drei Jahre lang nicht spricht.... Sie selbst ist kaum älter gewesen als Caewlin, als ihre eigene Mutter über die Purpurnen Flüsse gegangen war und sie erinnert sich mit Schrecken an die Kälte und Leere und das Gefühl der absoluten Verlassenheit, das ihr Tod mit sich gebracht hatte.

"Was ist mit Aeron geschehen?" fragt sie leise. "Ist er noch dort?" Doch Caewlin scheint sie gar nicht zu hören und unter ihren Fingern kann sie fühlen, wie sein Herz einen zornigen und bitteren Schlag schneller pocht, als er den Namen seines älteren Bruders ausspricht. Caeron. Ein leises Zittern durchrieselt seinen Körper und sie kann spüren, wie er sich anspannt. >Ykenai hatte ihren Erstgeborenen auf der Burg zur Welt gebracht und sie hat ihn dort gelassen, als sie wieder nach Letztfeuer ging. Ich habe nie, schon als Kind nicht, begriffen, wie sie das tun konnte. Vielleicht dachte sie, sie wäre es Cedric schuldig, weil sie ihn verließ...< "Vielleicht war das der Preis, den sie für ihre Freiheit bezahlen musste", erwidert Raven und drückt fest seine Hand. "Vielleicht hat sie sich in dieser Burg gefühlt wie du - eingesperrt, erdrückt, erstickt. Vielleicht wollte sie dieses Gefühl ihrem Sohn ersparen, wollte nicht, dass er jemals so fühlen muss wie sie selbst. Und wie später auch du. Aeron war noch so jung, dass er sich schnell an dieses Leben gewöhnt hat. Und Caeron kannte keine andere Heimat als Sturmende .... für dich war dieser Ort die Hölle, weil du diese Freiheit schon kanntest. Vielleicht hat sie ihn deshalb dortgelassen, damit er die Freiheit eines freien Landes gar nicht erst vermissen lernt. Leicht ist es ihr sicher nicht gefallen." Als Caewlin dann jedoch weiterspricht, erschauert sie selbst von der Kälte, die in seinen Worten mitschwingt. >Caeron war drei Sommer älter als ich und so groß wie ein Berg, und als er mit mir fertig war, hatte er mir drei Zähne ausgeschlagen und zwei Rippen gebrochen.< In Ravens Augen zeigt sich ungläubige Verwirrung und sie hebt den Kopf, um ihn ansehen zu können. "Er hat dir die Rippen gebrochen?" echot sie bestürzt. "Aber .... aber warum? Er ist dein Bruder ... du hast ihm doch nichts getan."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 24. Mai 2005, 23:22 Uhr
Raven hebt den Kopf und starrt ihn an. >Er hat dir die Rippen gebrochen. Aber .... aber warum? Er ist dein Bruder ... du hast ihm doch nichts getan.< Die Betroffenheit ist ihr nicht nur anzusehen, sondern auch anzuhören und Caewlins kurzes, bitteres Auflachen klingt, als zerreiße etwas. Seine Finger verschränken sich fest mit ihren. "Nein, ich hatte ihm nichts getan. Als ich irgendwann aus dem Traumweinrausch wieder zu mir kam, dachte ich damals tatsächlich noch, ich hätte einen Fehler begangen... ihn beleidigt, etwas falsches gesagt... aber später begriff ich, er war einfach so, war schon immer so gewesen. Niemand wusste, warum, vielleicht gab es auch keinen Grund. Vielleicht war er der Preis, den Ykenai für ihre Freiheit gezahlt hat... vielleicht wusste meine Mutter aber auch sehr genau, was sie tat, als sie dieses Kind zurückgelassen hat. Ich weiß es nicht. Caeron war einfach böse. Er wurde nie dafür bestraft... oh, es hatten ihn viele im Verdacht. Auf Sturmende wusste man genau, wie er war, wie er sein konnte. Er war gerade neun, aber es hatte bereits ein Dutzend Vorfälle gegeben, die sein Wesen offenbart hatten. Viele auf der Burg hielten ihn für vollkommen irre. Aber den Sohn eines Lords, selbst einen Bastard, beschuldigt man nicht ohne Beweise, und die gab es nicht... nie. Cedric Långbenet war außer sich. Er hat getobt und gebrüllt und geflucht, doch ich weigerte mich zu sprechen. Ich konnte nichts sagen, ohne mein Schweigen zu brechen... und ich weiß auch nicht, ob man mir geglaubt hätte." Er zuckt leicht mit den Schultern. "Meine Rippen waren noch nicht ausgeheilt, als ich zum ersten Mal fortlief. Ich hatte irgendwo aufgeschnappt, dass von Nordwacht an der See aus die Fischer auch nach Osten fahren würden, und ich sagte mir, wenn ich auf einem Karv oder einem Walfänger die Nordhänge des Eiswalls oder sogar den Rand des Eises erreichen könnte, könnte ich mich bis Letztfeuer durchschlagen. Dreihundert Tausendschritt, vielleicht auch mehr, von Sturmende aus. Ich wusste genau, wie weit das war.. fünf Tage, mit einem Hundeschlitten, aber einen Schlitten hatte ich nicht. Ich maß Entfernungen noch nicht wie die Eisenmänner in Tausendschritt, sondern nach sinik, nach dem Schlaf... nach den Rasten, die man braucht. Ich wusste, ich würde vermutlich sterben, aber ich versuchte es. Von rohem Fisch kann man gut leben und ich hatte ohnehin vor, immer an der Küste entlang zu ziehen. Ich kam etwa fünfzig Tausendschritt weit, noch nicht einmal in die Nähe von Nordwacht, ehe sie mich wieder einfingen und zurückbrachten. Das war mein erster Versuch, doch ich war beharrlich, und als mein armer Hintern sich von den Prügeln erholt hatte, die ich bekam, machte ich mich direkt zur Mauer auf. Diesmal kam ich sogar bis in die Isfjälls nordöstlich von Sturmende... zwei Wochen war ich in der Wildnis allein, mit nichts als einem mageren Proviantbeutel, meinen Kamiken, einem Handbeil, einem Messer, einer Angelschnur und einer Schleuder. Ich war halbverhungert und hatte die Mauer noch nicht einmal von Nahem gesehen, als ich wieder in der Burg landete. Zwei Männer meines Vaters hatte ich mit dem Messer verletzt, als sie mich aufgriffen, einem den Finger fast abgeschnitten und dem anderen ein Ohr abgebissen - ich kam also gefesselt und geknebelt zurück. Daraufhin konnte ich eine ganze Woche lang nicht einmal mehr sitzen.  

Von da an ging ich keinen Schritt mehr ohne einen Eisenmann neben mir. Mein Vater wusste so gut wie ich, dass ich es wieder versuchen würde... und wieder und wieder und wieder. Und ich tat es. Ein halbes Jahr  später hatte ich ein Dutzend Versuche hinter mir, Schwielen am Hintern von all den Streichen, die ich deswegen bezog, und bei meinem dreizehnten Ausbruch kam ich tatsächlich bis an die Mauer. Ich weiß bis heute nicht, wie ich das geschafft habe, aber dort war mein Weg zu Ende. Die Mauer ist..." er stockt, sucht nach einem passenden Wort und findet keines. "Wenn die Welt einen Rand hat, Raven, dann ist er dort. Sie ist riesig, sie füllt den ganzen Himmel aus. Ich hatte schon gehört, dass die Alfar sie erbaut haben sollten, mit Drachenfeuer und Hexenmagie, aber ich hatte es nicht geglaubt, bis ich sie sah... sie ist kein Werk von Menschenhand, aber irgendwie erinnerte sie mich auch an Sturmende. An die Burg selbst. Ich wusste damals noch nicht, dass auch Sturmende eigentlich ein Bau der Elben Dúnes war. Ich hatte keine Chance, irgendwie hinaufzukommen, geschweige denn auf der anderen Seite zweihundert Schritt ohne Seil an einer senkrechten Wand glatten Steins wieder hinunter. Ich war noch keine sieben Jahre alt und außerdem war alles voller Frostwachen - ich konnte mich nur im Wald verstecken. Dummerweise fiel ich prompt dem Nachtrab irgendeines Wildlingsstammes in die Hände. Statt mir zu helfen, verkauften sie mich für ein paar Fässer Waltran, Pökelfleisch, Eisennägel und die Zusicherung, unbehelligt wieder abziehen zu dürfen, an Sturmende zurück. Die nächsten zwei Monde verbrachte ich im Kerker, angekettet wie ein Hund. Man behandelte mich gut, aber es war auch eine Warnung: Långbenet lässt dich nicht gehen. Dafür hasste ich ihn umso mehr. Und Caeron..." Caewlin senkt den Blick und streicht mit den Fingern über ihre Handflächen. "Er hat noch einmal versucht, mich zu schlagen. Irgendwann zwischen zwei meiner zahllosen Fluchten lauerte er mir im Schlachthaus auf und griff mich an. Ich war weder klein, noch schwach, noch hatte ich keine Ahnung davon, wie man sich prügelt. Raufereien," fügt er mit einem vagen, halben Lächeln hinzu, "sind das erste, was ein Kind in der Halle Brynden Bärentods lernt. Caeron war allerdings sehr viel größer und stärker und er schlug mich windelweich, ehe ich auch nur ausholen konnte. Dann brach ich ihm die Nase. Ich werde nie vergessen, wie er mich ansah, als ihm plötzlich das Blut übers Gesicht lief - ich konnte kaum noch stehen, geschweige denn aus den Augen sehen, aber meine größte Angst war die, dass ich mich vor seinen Augen übergeben könnte. Widerstand war etwas, das er nie kennen gelernt hatte, aber er hat nur gegrinst und sich sein Blut dann übers ganze Gesicht geschmiert...und er lachte. Die ganze Zeit.

Er lachte sogar noch, als Cedric ihm zur Strafe mitten auf dem Zwinger vor den Augen aller den Riemen überzog... ich glaube, damals hat mein Vater vielleicht zum ersten Mal vage geahnt, dass mit seinem Erstgeborenen irgendetwas ganz und gar nicht stimmen könnte. Dennoch tat er nichts weiter... er tat nichts weiter, als uns auseinander zuhalten. Caeron ließ mich fortan in Ruhe, aber es gab genug andere, die er quälen konnte, von seinem Hund bis zu den Milchmädchen... bis Munin kam. Er war... ein Zwerg, ein alter Zwerg und er tauchte in meinem zweiten Winter in Sturmende auf. Niemand wusste, woher er kam oder wer er war, aber er war ein erstklassiger Schmied, obwohl er nur noch einen Arm hatte. Långbenet ließ ihn bleiben und Munin richtete sich eine Werkstatt ein. Er fertigte mehr als gute Waffen, aber er erledigte auch alle anderen anfallenden Schmiedearbeiten, von den Hufnägeln bis zu den Wasserschiffen für die Öfen. Er machte Spielzeug für uns Kinder, für alle Kinder in der Burg, ohne zu unterscheiden, welchen Ranges sie waren oder ob er sie mochte oder nicht. Ich war gern in der Schmiede. Es war dunkel dort und warm, und immer roch es nach heißem Metall, nach Ruß und Asche. Munin sprach nicht mit mir, kein Wort, aber eines Tages schenkte er mir einen Hund aus Stahl. Er war nur so groß wie meine Hand, aber man konnte seine Beine bewegen und seine Pfoten... sogar die Ohren. Kein Bluthund, ein qimmiq... ein Schlittenhund. Es war, als hätte er einen der Hunde meiner Mutter ganz klein gemacht und in Metall gegossen. Aeron bekam ein Pferd, er war verrückt nach Pferden - in den Eisöden gibt es keine, nicht nördlich des Waldlandes - und auf Sturmende hätte Aeron am liebsten in den Ställen geschlafen. Caeron bekam einen Ritter. Er war so beweglich wie unsere Tiere, und Munin hatte das Metall gefärbt, so dass er die Farben Sturmendes trug, Ockergold und Schwarz. Aeron sah den Ritter und vergaß sein Pferd. Er hatte furchtbare Angst vor Caeron, wie alle kleinen Kinder auf Sturmende, aber er wollte diesen verdammten Ritter so sehr, dass er selbst seine Furcht vergaß. Er hat gebettelt und gebettelt, ihn wenigstens einmal halten zu dürfen. Der einzige Grund, warum Caeron ihn dafür nicht sofort verprügelt hat, war der, dass ich neben ihm stand und ihn kein einziges Mal aus den Augen ließ."

Die Stille und die Nacht hüllen sie ein. Es muss nach Mitternacht sein und vom goldgelben Mondlicht sind nur noch Funken übrig, die in der Luft glitzern. Das weiche, hohe Waldgras ist vom Tau wie mit einer Schicht Perlmutt überzogen und eine seltsame Reglosigkeit scheint sich über den Hain ringsum gelegt zu haben... kein Lebewesen regt sich, selbst der Nachtwind schweigt. Inarinacht... und der Zauber einer solchen Nacht ist unanfechtbar. Es ist, als wäre die Zeit zum Stillstand gekommen, als halte die Nacht den Atem an, nicht aus Trägheit, sondern weil die Intensität jetzt so stark ist, das alles Lebendige ein Innehalten braucht. Caewlin blickt schweigend über Ravens Kopf hinweg auf den schwarzen Spiegel des Ildorel hinaus. Das Grün in seinen Augen wird dunkler und dunkler, während das Blau verblasst, aber in der Schwärze der Nacht sind sie so finster wie der See vor ihnen. Er will ihr seine Hand entziehen, aber sie lässt ihn nicht los. "Zwei Tage später stahl Aeron den Ritter. Er schlich sich in Caerons Zimmer und nahm ihn. Sieh dir mein Gesicht an, Raven," fährt er schließlich tonlos fort. "Die meisten glauben, ich hätte die Narbe in einem Kampf davongetragen... in der Hitze einer Schlacht, von einem Feind mit einem Dolch..." Er stößt einen leisen, halberstickten Laut aus. "Ich will dir sagen, woher ich sie habe. Es war Caeron mit einer Harpunenspitze. Er war elf und längst im Haus der Knaben, fast sechs Fuß groß und hatte Muskeln wie ein Bulle. Aeron hat den verdammten Metallritter versteckt, aber Caeron fand ihn..." Caewlins Augen werden noch dunkler und seine Stimme klingt noch immer kalt und ausdruckslos, doch jetzt so rau, als habe er Rost im Hals. "Er schlug ihn. Er brach ihm Arme und Beine, den Kiefer, die Rippen, schlug ihm die kleinen Zähne aus. Er...  Aeron war fünf Jahre alt und Caeron  prügelte so lange auf ihn ein, bis er sich nicht mehr bewegte. Ich kam dazu, aber es war... Ich nahm das erstbeste, was neben der Tür stand, eine Harpune mit einem langen Schaft aus Holz. Ich nahm sie und zog sie ihm über den Schädel. Er war... er war kalt wie eine Hundeschnauze. Er war so kalt, als er sich zu mir umdrehte. Er war weder rasend vor Wut noch sonst wie von Sinnen, er war einfach nur grausam. Die Harpune brach und er nahm die Spitze mit dem langen Eisendorn und stach auf mich ein, viermal, fünfmal...die Narben trage ich noch heute. Eine davon kann jeder sehen. Ich weiß nicht mehr genau, was geschah, aber ich schlug so lange auf ihn ein, bis er aufhörte, zu lachen. Als endlich die Männer meines Vaters dazu kamen und mich von ihm wegzerrten, fiel ich einfach um. Ich hatte viel Blut verloren und Aeron..." Caewlin ringt hörbar nach Luft und sein Blick irrt ziellos über die Lichtung, als suche er etwas, woran er sich festhalten kann. "Er lag sechs Monde im Koma. Ich brauchte beinahe ebenso lange, bis meine Wunden geheilt waren. Als er erwachte war er.. die Maester sagten, es wäre barmherziger gewesen, ihn sterben zu lassen, anstatt ihn am Leben zu halten. Er war schwachsinnig. Er konnte nicht mehr viel sprechen. Er musste wieder lernen zu gehen. Sich anzuziehen... den Abtritt zu benutzen. Er... war einfach..." Caewlin atmet hörbar ein und sein Herz schlägt wie ein Schmiedehammer.

Einen langen Augenblick ist er unfähig weiterzusprechen und als er es tut, klingt seine Stimme so heiser, als würge ihn jemand. "Die Maester behandelten meine Wunden mit Tinkturen und Salben. Salben... Die Narbe in meinem Gesicht wollte nicht heilen. Ich ernährte mich monatelang nur von Brühe. Erst hatte ich nicht sprechen wollen, jetzt konnte ich nicht mehr. Als ich wieder laufen konnte, erfuhr ich, dass Långbenet  Caeron fortgeschickt hatte, aus Sturmende verbannt. Er hätte ihn eigenhändig erwürgen sollen, stattdessen gab er ihn irgendeinem kleinen Lord irgendwo in Vineyeard als Knappen in Obhut und heiratete dafür dessen Schwester. Ich glaube, insgeheim gab er lange mir die Schuld, dass er seinen Erstgeborenen und Erben verloren hatte. Im Jahr darauf versuchte ich zum letzten Mal, von Sturmende zu fliehen. Ich schaffte es bis nach Godhavn, einem Fischerdorf nahe Nordwachts an der See, immerhin fast hundert Tausendschritt weit. Diesmal kam mein Vater selbst, um mich zu holen, zu Pferd und mit einem Dutzend Hunden. Er war sehr wütend. Als er mich am Kragen erwischte und aufs Pferd zerrte, zitterte er vor Zorn. Ich hatte eine Überraschung für ihn, einen Dolch, den ich im Stiefel versteckt hatte. Die Klinge war lang und dünn und schnitt durch seine Haut wie durch weiche Butter. Ich war groß und stark für mein Alter, aber Cedric Långbenet war ein sehr viel größerer, stärkerer Mann, es reichte nur für einen tiefen Stich in den Arm. Er sah seinen Arm an, dann hob er ihn, um mich zu schlagen. Ich glitt vom Pferd und er stieg ab, und irgendwo in der felsigen Ödnis um Godhavn umkreisten wir uns wie zwei zornige Bären. Plötzlich blieb er stehen, ganz still und sah mich nur an. Sein Atem ging schwer, allerdings mehr vor Wut, als vor Anstrengung. Seine Stimme war so leise, dass ich ihn zuerst kaum verstand. Dann sagte er: Du bist wie deine Mutter. Und dann begann er, zu weinen. Ich sah ihn an, als sähe ich ihn zum ersten Mal. Für einen Moment sah ich ihn vielleicht sogar mit Ykenais Augen. Ich begriff zwei Dinge: dass er sie geliebt haben muss und dass er sich an das einzige klammerte, was ihm noch von ihr geblieben war: ihre Kinder, seine Söhne. Wir. Ich erinnerte mich an die Zeit, als er bei uns in Letztfeuer gewesen war, an ihr Lachen, an die Wärme zwischen ihnen. In diesem Moment gab ich auf. Ich hörte nicht auf, ihn zu hassen, nicht einen Augenblick, aber ich kämpfte auch nicht länger gegen ihn. Ich warf den Dolch fort und kehrte mit ihm nach Sturmende zurück, und ich habe nie wieder versucht, fortzulaufen."  

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 25. Mai 2005, 19:54 Uhr
Das Lächeln ist aus Caewlins Stimme verschwunden und nun liegt nichts sanftes mehr in ihr, keine Melancholie und keine stillen Erinnerungen, nur noch Bitterkeit und Kälte. Was er über seinen älteren Bruder erzählt und über all seine Grausamkeiten, lässt die Entscheidung seiner Mutter, ihren Erstgeborenen in Sturmende zu lassen, plötzlich in einem völlig anderen Licht erscheinen. Hatte sie so früh schon erkannt, dass etwas an ihm anders war ... bösartig war? Eine Welle tiefen Mitgefühls durchflutet Raven und sie schließt ihre Finger noch ein wenig fester um seine Hand. Götter.... wie muss man sich als Mutter fühlen, wenn man erkennt, dass das eigene Kind, das erste Kind, dem man ein Leben schenkt, das man in sich wachsen spürt und  auf das man sich freut  .... dass es nicht das kleine, niedliche, unschuldige Wesen ist, das man erwartet, sondern etwas so boshaftes? So sehr sie sich eben noch an Caewlins Worten erfreut hat, die vor ihrem inneren Auge ohne Mühe lebhafte, farbige Bilder entstehen lassen, so sehr bestürzt es sie nun, denn die Bilder wandeln sich allmählich in kalten Schrecken, als er weiterspricht und aus den glitzernden Schneeflächen, über die sie Ykenais Schlitten hat jagen sehen, wird eine düstere, eisige Ödnis. Mehr als ein Dutzend Mal hat er versucht, diesem Steingefängnis zu entkommen.... Sie versucht zu begreifen, wie verzweifelt ein Kind - noch keine sieben Jahre alt und kaum fähig, für sich allein zu sorgen - sein muss, um all das auf sich zu nehmen .... einen Marsch von vielen, vielen Tausendschritt, mutterseelenallein, durch bittere Kälte und ewiges Eis, ohne Schutz, ohne vernünftige Nahrung, ohne richtige Waffen, ohne Gewissheit, das Ziel auch zu erreichen, dafür mit jagenden Tieren, einer Meute Verfolger und drohenden Strafen im Nacken.

Raven ist blass geworden und sie hat sich umgewandt und ein wenig aufgerichtet, ohne seine Hand loszulassen. Ihre Augen hängen an Caewlins Gesicht. Es erscheint ihr beinahe unglaublich, dass er es damals überhaupt so weit geschafft hat, andererseits kennt sie aber auch den unbeugsamen Willen, der in ihm wohnt. Das einzige, was ihn damals überhaupt daran hatte hindern können, sein Ziel zu erreichen, war offenbar die Mauer gewesen, ein Bauwerk, dass sie sich in seinen Ausmaßen noch nicht einmal entfernt vorstellen kann. Mit angehaltenem Atem lauscht sie seinen Worten, als er davon berichtet und dann von seiner Rückkehr in die Burg erzählt, von zwei langen Monden im Kerker, von Caeron und von Munin, dem einarmigen Zwerg, der auf Sturmende Schmied geworden war. Sie ist völlig versunken in seiner Erzählung und hört weder das leise Gluckern des Baches, noch die rauschenden Blätter hoch über ihnen, nicht das Quaken der Frösche im Schilf und nicht die nächtlichen Rufe der Käuzchen, nur Caewlins Stimme, die sie ein ums andere Mal erschauern lässt. Als er von den Geschenken erzählt, die der Schmied den Kindern auf der Burg gemacht hat und den kleinen, beweglichen Metallhund beschreibt, den er von ihm bekommen hat, muss sie beinahe lächeln. Es war, als hätte er einen der Hunde meiner Mutter ganz klein gemacht und in Metall gegossen. Aber das Lächeln erlischt so schnell, wie es sich in ihre Mundwinkel geschlichen hatte, als sie die Veränderung spürt, die mit Caewlin vor sich geht.

Einen Moment lang schweigt er und seine Augen sind starr auf den schwarzen See gerichtet. In seinem Gesicht regt sich kein Muskel, aber sie fühlt, wie seine Finger sich verkrampfen und eine bebende Anspannung sich seiner bemächtigt, als würden sich die schrecklichen Erinnerungen unaufhaltsam in ihm ausbreiten und bis in jede kleinste Nervenfaser vordringen. Seine Stimme scheint plötzlich aus weiter Ferne zu kommen und klingt brüchig wie Papier. >Zwei Tage später stahl Aeron den Ritter. Er schlich sich in Caerons Zimmer und nahm ihn. Sieh dir mein Gesicht an, Raven. Die meisten glauben, ich hätte die Narbe in einem Kampf davongetragen... in der Hitze einer Schlacht, von einem Feind mit einem Dolch. Ich will dir sagen, woher ich sie habe. Es war Caeron mit einer Harpunenspitze....< Tiefe Bestürzung spiegelt sich in Ravens Gesicht, als er weiterspricht und mit stockender Stimme davon erzählt, was Caeron ihm und seinem kleinem Bruder angetan hat. Sie hatte keine Vorstellung davon gehabt, was Caewlin erzählen würde, hatte sich auf alles mögliche gefasst gemacht, aber sie hatte nicht erwartet, dass das, was sie hören wird, so furchtbar und so erschreckend sein würde. >Er schlug ihn. Er brach ihm Arme und Beine, den Kiefer, die Rippen, schlug ihm die kleinen Zähne aus ..... die Harpune brach und er nahm die Spitze mit dem langen Eisendorn und stach auf mich ein, viermal, fünfmal...die Narben trage ich noch heute. Eine davon kann jeder sehen....< Sie kann seinen Schmerz fast körperlich spüren, das Gefühl verletzt und gedemütigt worden zu sein, die Angst und die Schmerzen, die er hatte ertragen müssen, und ein nie gekanntes Entsetzen macht sich in ihrem Herzen breit. Als Caewlin versucht, ihr seine Hand zu entwinden, denkt sie gar nicht daran, ihn loszulassen. >Er lag sechs Monde im Koma. Ich brauchte beinahe ebenso lange, bis meine Wunden geheilt waren. Als er erwachte war er.. die Maester sagten, es wäre barmherziger gewesen, ihn sterben zu lassen, anstatt ihn am Leben zu halten. Er war schwachsinnig. Er konnte nicht mehr viel sprechen. Er musste wieder lernen zu gehen. Sich anzuziehen... den Abtritt zu benutzen. Er... war einfach....<

Raven hat gar keine Worte, für das, was sie fühlt. Tränen brennen in ihren Augen. Sie hatte nicht gewusst, ja nicht einmal entfernt geahnt, welches Leid Caewlin in seinem Inneren mit sich herumschleppt, und das Wissen, was ihm geschehen ist, tut ihr weh und legt sich wie eine eiserne Faust um ihr Herz. Aber sie kann es nicht ungeschehen machen, so sehr sie sich das auch wünscht. Sie ist ganz verzweifelt, weil sie nicht weiß, wie sie ihm helfen oder ihn trösten kann, und so nimmt sie ihn nur schweigend in die Arme, streichelt seinen Rücken und hält ihn fest an sich gedrückt. Hass und Wut steigen in ihr auf. Wut auf die Menschen, die ihm das alles angetan haben, auf seinen kaltherzigen Bruder, auf seinen Vater, der das alles geduldet und zugelassen hat. Ihr Herz ist schwer wie Blei vor Trauer und vor Zorn. Und schwer von einer tiefen, zärtlichen Liebe zu dem Mann, den sie in ihren Armen hält. Mit stockender Stimme spricht Caewlin weiter und erzählt von der Begegnung mit seinem Vater im Ödland um Godhavn und die Worte dringen heiser, aber unaufhaltsam aus seiner Kehle, so als wären sie es leid, immer und wieder verschluckt zu werden. Raven ist so aufgewühlt und erschüttert von dem, was sie gehört hat, dass sie ihn nur schweigend festhalten kann. Lange Zeit sagen sie kein Wort. Sie wagt nicht, ihn zu drängen und überlässt es ihm, ob er weitersprechen will und weitersprechen kann. Sie kann nur für ihn da sein. "Du bist nicht allein", flüstert sie. "Ich bin bei dir. Und ich werde dich nicht verlassen, egal was früher war und egal was noch geschieht."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 28. Mai 2005, 12:09 Uhr
Er sieht die ungeweinten Tränen, in denen ihre Augen schwimmen, legt seine Hand an ihr Gesicht und streicht mit dem Daumen über ihre Wange. "Nicht," murmelt er. "Du sollst nicht meinetwegen weinen. Ich schäme mich, wenn du um mich weinst." Sie senkt den Kopf und blinzelt, dann richtet sie sich auf, bis sie vor ihm kniet und hält ihn endlose Augenblicke nur fest. Die Dunkelheit und die Stille der Nacht hüllen sie beide ein und das Schweigen wächst. Es steigt auf und legt sich flüsternd in die Finsternis ringsum, tückisch, voller ruheloser Geister und alten Schatten und all dem Unausgesprochenen, das hinter ihm lauert und an seinem Rand entlang schleicht. Sie sagt nicht, er solle weitererzählen, sie fragt nicht, was danach geschehen war... sie hält ihn nur und irgendwann flüstert sie: >Du bist nicht allein. Ich bin bei dir. Und ich werde dich nicht verlassen, egal was früher war und egal was noch geschieht.< Seine Kälte schmilzt und doch legt er fast erschrocken die Hand an ihren Mund - aber die Worte sind ausgesprochen, noch bevor er es verhindern kann und hängen in der Luft. "Nein... sag das nicht. Sag es nicht, denn du weißt noch nicht alles." Ihre Augen treffen sich, aber sie lässt ihn nicht los. "Die Jahre danach..." er zuckt leicht mit den Schultern und macht eine vage Kopfbewegung. "Ich versuchte nicht mehr wegzulaufen und Caeron war fort. Und Långbenet..." Caewlin atmet tief durch und schweigt einen Moment. "Er hätte Aeron weggeben, ihn in irgendeinen göttervergessenen Tempel stecken lassen und vergessen können, aber er hat es nicht getan. Ich weiß nicht warum, doch er hat dafür gesorgt, dass er gut behandelt wurde... und das hat er nicht für mich getan. Aeron lernte wieder zu laufen, einfache Dinge zu verrichten und zu sprechen, wenn auch nur wenige Sätze. Was immer mein Vater selbst über ihn gedacht hat, er hat nie zugelassen, dass man ihm weh tat oder schlecht von ihm sprach. Nicht einmal, als sein Felsweib nach Sturmende kam. Gridlind von Vinyeard war eine schöne Frau. Sie war blond wie der Sommer, mit grünen Augen und Sommersprossen, so zerbrechlich wie Rauchglas, und," fügt er mit einem leisen Schnauben hinzu, "sie sah dabei so ungezogen aus wie eine Elbe, die unter die Schellentänzerinnen gegangen ist. Aber sie war auch kalt und bigott. Sie hat mich, den Bastard, nie auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt und Aeron, den Schwachsinnigen, hat sie mit offener Verachtung gestraft. Als sie jedoch verlangt hat, dass er fortgeschafft wird, hat Långbenet sich rundheraus geweigert und ihr geraten, über seinen Narrensohn nie wieder ein böses Wort zu verlieren, wenn ihr ihre Zunge lieb wäre. Und das in einem Ton, der auch ganz andere die Knie gezwungen hätte."

Ein vages Lächeln zeigt sich langsam in seinen Mundwinkeln, auch wenn es seine Augen nicht ganz erreicht. "Das war der Tag, an dem ich mein Schweigen brach. Ich stand in der Großen Halle von Sturmende vor seinem Sitz, sah ihn an und sagte: Danke. Långbenet hat kein einziges Wort erwidert. Er hat nicht einmal gelächelt, er lächelt nie. Er hat nur... genickt." Caewlin schüttelt bedächtig den Kopf. "Seine Ehe stand unter keinem guten Stern. Sie hat ihn nie verstanden und er hat sie nie geliebt, was soll dabei auch herauskommen...? Wie auch immer, sie hat ihm in vier Jahren ebenso viele Mädchen geboren, Asha, Rannveig, Breada und das Jüngste starb noch am Tag der Geburt. Um ihre Töchter hat sie sich allerdings auch nicht mehr gekümmert, als um uns... dafür hat sie Tag und Nacht auf den Knien gelegen, damit die Götter ihr einen Sohn schenken würden, einen Erben für Sturmende. Er blieb aus. Vielleicht war sie einfach nur zu sehr mit fromm sein beschäftigt, um einen zu empfangen, vielleicht war mein Vater ihres Bettes auch bald überdrüssig, ich weiß es nicht. Er hat sie nicht verstoßen, aber Jahre später hat sie den Schleier genommen und ist zu den Schweigenden Schwestern gegangen, doch das ist eine andere Geschichte. Mein Leben auf Sturmende war sehr viel erträglicher geworden und irgendwann fühlte ich mich dort auch nicht mehr so fremd, aber... es war und blieb Sturmende und würde nie die Halle von Letztfeuer werden." Er zuckt mit den Schultern. "Ich konnte mich nicht beschweren... Aeron war versorgt und ich wurde gut behandelt. Für den Bastard, der ich war, bekam ich eine umfassende Ausbildung. Ich lernte lesen, schreiben und die Runen ritzen, die Zahlenkunde und die Geschichte der Völker. Die Skalden Sturmendes halten vom geschriebenen Wort vermutlich nicht mehr, als die von Corwyness, aber die Sturmlords haben über die Jahrhunderte eine große Sammlung von Büchern und Schriftrollen zusammengetragen, und ich verbrachte die langen Wintertage oft bei Hagan, dem Maester meines Vaters, der sie hütete... wenn ich mich nicht prügelte, jagen war oder die anderen Kinder in Schwierigkeiten brachte, heißt das. Und ich lernte kämpfen. Bairne Kallhanden war damals Waffenmeister auf Sturmende und er hatte mich noch an meinem ersten Tag auf der Burg in die Lehre genommen, als ich gerade sechs war. Von Nordwacht bis Trondheim haben die Skalden seine Geschichte erzählt, aber ich hatte keine Ahnung, wem ich gegenüberstand und Bairne hat nie viel Worte über sich selbst gemacht.

Ich war größer als alle anderen in meinem Alter, also steckte er mich zu den Älteren und ich bezog zwei Jahre lang furchtbare Prügel... zusätzlich zu all den Hieben, die ich für meine ständigen Fluchten ohnehin bekam. Ich glaube, im Alter zwischen sechs und neun war ich von Kopf bis Fuß nichts anderes als ein einziger großer blauer Fleck - aber ich habe immer zurückgeschlagen. Natürlich hatte ich schon vorher gekämpft, wie alle Jungen... mit Holzschwertern, Keulen und Kampfstäben, von den zahllosen Raufereien ganz zu schweigen, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man auf einem sandigen Waffenplatz steht, vor sich einen Mann, groß wie ein Berg und von Kopf bis Fuß in Stahl gehüllt, der versucht, einen mit einem Großschwert zu erschlagen," leise Belustigung schwingt in den Worten mit, verflüchtigt sich jedoch wieder, als er fortfährt. "Da lernst du entweder, oder du gibst auf. Und ich lernte rasch und leicht. Zu rasch und zu leicht. Es fiel jedem auf, sogar mir selbst." In seiner Stimme liegt keinerlei Koketterie oder Eitelkeit, nur ein leiser, fast ein wenig schwermütiger Ernst. "Ich kämpfte Tag und Nacht. Ich steckte ein und steckte ein, bis ich mein Lehrgeld bezahlt hatte und anfing, auszuteilen, aber dann tat ich nichts anderes mehr. Von dem Augenblick an, als die Sonne aufging, bis zu dem Moment, in dem sie versank, war ich nur noch mit Kämpfen beschäftigt. Es war das einzige, das mich vergessen ließ. Ich konnte einfach aufhören zu denken. Nie war ich so lebendig, Raven, nie so frei, nie so... wirklich. Der Morgenstern war von Anfang an meine Waffe, dabei war das nicht einmal eine bewusste Entscheidung... ich griff mir einfach das erstbeste, das herumstand. Bairne fluchte und schimpfte, ein Morgenstern sei eine üble und unberechenbare Waffe, man könne nicht mit ihm fechten, ohne Schild sei man im Nachteil, aber er wolle verdammt sein, wenn er mir einen Schild gäbe, denn nur Feiglinge würden sich hinter Eichenholz verstecken und so fort... aber ich gab nicht nach. Ich musste auch mit Schwert, Axt, Kriegsbeil und Lanze umgehen und ich kam mit allen gut zurecht, aber der Morgenstern war einfach... " er zuckt vage mit den Schultern und kann nicht in Worte fassen, was ausgerechnet an dieser Waffe so einzigartig für ihn ist. "Vielleicht lag es auch nur daran, dass die Menschen der Stämme so wenig Eisenwaffen besitzen. Mein Großvater und auch meine Mutter hatten mit Speeren und schweren Keulen aus Eisenholz oder Mammutknochen gekämpft, wenn sie kämpfen mussten, und ein Morgenstern war dann wohl das, was in den Waffenkammern Sturmendes einer Eisenholzkeule am nächsten kam.

Als ich... als ich dreizehn wurde, begrub mein Vater mit seiner jüngsten Tochter auch seine letzte Hoffnung auf einen Erben und wir hörten, dass Caeron irgendwo im Süden zum Ritter geschlagen worden war. Zum Ritter!" Die Bitterkeit in seiner Stimme ist nicht zu überhören. "Für Tapferkeit im Kampf. Er bekam seinen ersten Ring und irgendjemand legte ihm ein Schwert auf die Schulter und sagte: Erhebt Euch, Sire Caeron. Ich kam ins Haus der Knaben, allerdings nicht in Sturmende, sondern in Kingsala. Mein Vater war an den Hof gerufen worden, wie jeder größere Laird, denn die Lage im Norden war angespannt. Ein paar Wildlingsstämme der Waldlande jenseits der Mauer hatten sich zusammengerottet und führten Überfälle auf Stürmen und Tronje, die nichts mehr mit halbherzigen oder schlecht geführten Nachtrabs zu tun hatten, immer öfter wurden Formorendrachen vor der Küste gesichtet und es hatte in Sturmende und Fjarland schon Kämpfe gegeben. Du musst..." er sieht sie an und rechnet nach. "Du musst etwa acht gewesen sein. Ich weiß nicht, wie es in den Flusslanden im Westen aussah, aber Corwyness und Stenford waren auch dort. König Frode war alt geworden, sein einziger Sohn ein fünfzehnjähriger Knabe, die Lords waren unruhig... vermutlich hatte Frode sie alle versammelt, um sie unter Beobachtung und in seiner Nähe zu haben. Ich kümmerte mich wie alle Vierzehnjährigen nicht viel um Staatsgeschäfte, aber davon bekam selbst ich etwas mit. Ich hatte bereits Männer im Kampf getötet, als die Formoren im Sommer zuvor Nordwacht an der See und ein paar Fischerdörfer entlang der Felsigen Küste überfallen, geplündert und niedergebrannt hatten. Es heißt immer, man vergisst das Gesicht des ersten Mannes, den man tötet, nie, aber das stimmt nicht, Raven. Ich habe ihn sofort wieder vergessen. Långbenet hatte Sturmende also in Bairne Kallhandens Obhut gelassen und saß von morgens bis Mitternacht im Raed des Königs, und ich wurde ins Haus der Knaben des Brantempels von Kingsala gesteckt. Mit all den legitimen wie illegitimen Söhnen der versammelten Lairds platzte es aus allen Nähten, aber..." er schnaubt leise und diesmal schimmert unverhüllt Belustigung in seinem Blick. "Aber mit mir war längst passiert, was mit allen geschieht, die zu schnell zu gut werden. Ich war stolz, verwegen, leichtsinnig, unverschämt, selbstsicher, arrogant und voll von leerem Heldenmut. Sie hassten mich."

Dann fällt ihm etwas ein und er nimmt den Kopf zurück, um in ihr Gesicht sehen zu können. "Hast du einen Bruder, der Thinmar oder Thinber heißt?" Ein unterdrücktes Lachen lässt seine Brust vibrieren, als sie nickt und ihn fragend ansieht. "Fantastisch," erklärt er trocken. "Dann habe ich ihm damals die Nase und das Handgelenk gebrochen. Er erinnert sich bestimmt gerne an mich..." Sie drückt ihre Nase an seine Haut und lacht leise. "Cron war der schlimmste von allen," fährt er fort. Ihre Finger verschränken sich erneut  mit seinen und nehmen ihr langsames Spiel umeinander wieder auf. "Er war fast so groß wie ich und genauso stark und er war gut... er war so verdammt gut mit seinem blöden Großschwert. Ich besiegte alle, aber ihn nicht. Er mich zwar auch nicht, aber wir gingen ständig unentschieden auseinander... du kannst dir vorstellen, dass wir uns spinnefeind waren. Obendrein war er alles, was ich nicht war. Er war ein Bastard wie ich, aber ihn schien das überhaupt nicht zu kümmern. Er war offen, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und einen Scherz bereit und er war natürlich bei den anderen beliebt. Die Jungen im Haus der Knaben suchten ständig seine Nähe und bewunderten ihn grenzenlos, während sie vor mir nur Angst hatten. Er war überhaupt dauernd so... so..." Caewlin sucht mit einem säuerlichen Grinsen nach einem passenden Wort und zuckt dann hilflos mit den Schultern. "So liebenswürdig. Er war besser als sie alle, aber er ließ es sie nie spüren. Außer mich natürlich, ich war ja sein Feind. Vor allem habe ich ihn gnadenlos beneidet.... um seine Familie. Er hatte einen älteren Bruder, Cutha, der zwar wie die meisten großen Brüder nur lächelnde Herablassung für ihn übrig hatte, aber er hat ihn geliebt. Man konnte es sehen, wenn sie zusammen waren. Von seinem Vater, Leir von Tronje, und seiner Mutter Gutrun ganz zu schweigen. Sie kamen oft ins Haus der Knaben, um nach ihren Söhnen zu sehen und brachten jedes Mal ihre Töchter mit, eine kreischende Bande kleiner Mädchen mit Zöpfen, die sich auf ihre Brüder stürzten wie auf erklärte Lieblingsspielzeuge. Sie waren alle so unbekümmert und ich hätte ihm für alles, was er hatte und ich nicht, am liebsten den Hals umgedreht. Das allerschlimmste jedoch war, dass er im Gegensatz zu mir mit meinem zerschundenen Gesicht auch noch so verdammt gut aussah. Und die Mädchen in Kingsala," er wirft Raven einen amüsierten Seitenblick zu, "scharwenzelten um ihn herum wie die Mäuse um den Speck. Kurz gesagt: er war einfach unerträglich. Lach nicht."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 29. Mai 2005, 14:37 Uhr
>Nicht. Du sollst nicht meinetwegen weinen<, hört sie Caewlin murmeln, aber seine Worte kommen schon zu spät, um die Tränen noch aufhalten zu können. Was er über Caeron erzählt und vor allem die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die seinem kleinen Bruder und ihm selbst durch ihn widerfahren ist, eine Ungerechtigkeit, die er zudem sein Leben lang im Gesicht tragen wird, hat Raven viel mehr berührt, als sie zugeben will. Es hat sie schon immer getroffen und noch nie kalt gelassen, wenn jemand sich an Schwächeren und Wehrlosen vergreift, und es löst jedes Mal eine Welle des Mitgefühls und der hilflosen Wut in ihr aus und den Wunsch, gegen solche Grausamkeiten anzukämpfen. Und zu wissen, dass diese Grausamkeiten dem Mann angetan worden sind, den sie liebt, bringt sie beinahe um den Verstand. Sie senkt hektisch blinzelnd den Kopf und wischt sich mit dem viel zu langen Hemdsärmel die Tränen aus dem Gesicht, während sie ihm antwortet, doch Caewlin blickt sie erschrocken an und legt seine Finger auf ihre Lippen, als wolle er verhindern, dass sich ihre Gedanken in gesprochene Worte verwandeln. >Nein... sag das nicht. Sag es nicht, denn du weißt noch nicht alles.< Raven schluckt tapfer die letzten Tränen hinunter, die ihr in die Kehle steigen und schaut ihn nur an, und würde er sein Hemd noch tragen, hätte sie ihn am Kragen gepackt und sacht geschüttelt. Stattdessen hebt sie nur ihre Rechte und legt sie sanft über die lange, gezackte Narbe in seinem Gesicht. "Dann erzähle es mir", entgegnet sie leise. "Aber gleichgültig, was es ist, es kann nichts mehr ändern Und es wird auch nichts mehr ändern und wenn es noch so schrecklich ist." Sie nimmt seine Linke und legt sie auf ihr Herz, das unter dem dünnen Stoff des Hemdes heftig pocht, während ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern wird. "Das hier spricht seine eigene Sprache. Und es hat sich entschieden. Spürst du nicht, für wen es schlägt und was es zu sagen hat?"

Caewlin zögert noch einen Moment, doch dann findet er seine Stimme wieder, fährt mit der Erzählung fort, die er unterbrochen hatte und aus Ravens unterdrücktem Schniefen wird nicht lange darauf wieder ein Lächeln und als er in anschaulichen Worten und mit einem leisen Schnauben die erste Begegnung mit seiner Stiefmutter beschreibt, kann sie nur mit Mühe ein leises Kichern unterdrücken. >Sie war blond wie der Sommer, mit grünen Augen und Sommersprossen, so zerbrechlich wie Rauchglas, und sie sah dabei so ungezogen aus wie eine Elbe, die unter die Schellentänzerinnen gegangen ist. Allein der Gedanke amüsiert sie, wenn sie an die oft so zugeknöpfte, unterkühlte Art der Schönen denkt und es braucht viel Fantasie, um sich so ein wandelndes Zitronensorbet mit spitzen Ohren als Schellentänzerin vorzustellen. Das Bild bringt sie zum lachen, doch ihre Miene wird schnell wieder ernst, als Caewlin weiterspricht und mehr von Gridlind von Vinyeard erzählt, die einem Eisklotz offenbar wirklich ziemlich ähnlich sein muss. Viel Liebe scheint sie ihren Kindern jedenfalls nicht entgegengebracht zu haben und fast meint Raven in seiner Stimme einen Anflug von Spott und leiser Verachtung herauszuhören, als er von ihren erfolglosen Versuchen erzählt, Aeron loszuwerden und dem Lord von Sturmende einen Erben zu schenken. >Vielleicht war sie einfach nur zu sehr mit fromm sein beschäftigt, um einen zu empfangen, vielleicht war mein Vater ihres Bettes auch bald überdrüssig, ich weiß es nicht.< Ein flüchtiger Gedanke huscht plötzlich durch Ravens Geist und trägt verborgen unter seinem Mantelsaum eine nadelscharfe Klinge mit sich, die ihr zusetzt und ihr Lächeln ein wenig angespannt wirken lässt. Nicht jetzt, weicht sie dem Gedanken aus und der leisen Stimme in ihrem Inneren, die sie einen erbärmlichen Feigling höhnt, und kuschelt sich stattdessen wieder in Caewlins warmen Arm.

"Dein Vater hatte nicht mehr als ein Nicken übrig, als sein Sohn sein jahrelanges Schweigen gebrochen hat? Deine Familie auf Sturmende scheint wirklich nicht gerade sehr warmherzig zu sein", stellt sie traurig fest und tausend Fragen kreiseln in ihren Gedanken herum. "Was ist mit deinen Schwestern? Mochtest du sie? Was ist aus ihnen geworden? Und warum nennst du deinen Vater nie Vater, sondern sprichst von ihm als Långbenet?" Sie kommt sich beinahe vor wie Brynden, wenn er ihren armen Bauch mit Hunderten von Fragen durchlöchert und muss sich beherrschen, um Caewlin nicht ständig zu unterbrechen. Es gibt aber einfach noch so viele Dinge, die sie wissen will, die sie über ihn erfahren möchte, dass es ihr schwerfällt, ihr Mundwerk in Zaum zu halten und ihn weitererzählen zu lassen. Er spricht von seiner Ausbildung, von all dem Wissen, das er in dieser Zeit auf Sturmende angehäuft hat, er spricht von Bairne Kallhanden, dessen Namen selbst Raven schon in etlichen Geschichten gehört hat, und er spricht vom Kämpfen. >Von dem Augenblick an, als die Sonne aufging, bis zu dem Moment, in dem sie versank, war ich nur noch mit Kämpfen beschäftigt. Es war das einzige, das mich vergessen ließ. Ich konnte einfach aufhören zu denken. Nie war ich so lebendig, Raven, nie so frei, nie so... wirklich.< In seiner Stimme schwingen Wehmut und glückliche Erinnerungen mit und ein Teil der unnachgiebigen Verbissenheit, mit der er sich durchgesetzt und gelernt hat.

Raven muss laut auflachen, als er den schimpfenden, zeternden Bairne Kallhanden nachäfft, der versucht hatte, ihm den Morgenstern als Waffe wieder auszureden, weil man damit angeblich nicht fechten könne, und sie ist sich sicher, dass der Waffenmeister seine Ansichten wohl ziemlich schnell wieder revidieren musste. Auch sie selbst hatte immer geglaubt, ein Morgenstern sei einfach nur eine tumbe, grobe und unkontrollierbare Waffe, mit der man nur wild um sich schlagen kann, in der Hoffnung, irgend etwas damit zu erwischen und zu zerschmettern. Bis sie Caewlin vor Jahren zum ersten Mal damit hatte fechten sehen - geschickt, gezielt und mit tödlicher Präzision - und ihr die Kinnlade auf die Brust gesunken war vor Verblüffung. Er weiß genau was er tut, wenn er diese Waffe in der Hand hält und er führt sie mit der gleichen Selbstverständlichkeit und blinden Sicherheit, mit der andere ihre Finger bewegen, so als wäre es kein mörderisches Ding aus Eisenholz und Stahl, sondern eine natürliche Verlängerung seines Armes, an dem rein zufällig drei todbringende Schlagkugeln baumeln. Dieser Gedanke lässt ihr wieder bewusst werden, im Arm welchen Mannes sie hier eigentlich sitzt und ihr fällt ein, dass es noch einen weiteren Vorteil haben könnte, mit ihm verheiratet zu sein, an den sie bisher noch gar nicht gedacht hatte... aber bislang war sie auch zu sehr damit beschäftigt, die ganzen anderen Vorteile zu genießen. Du liederliches Weibsbild! ruft sie sich energisch zur Ordnung. Es würde dir gar nichts schaden, zwischendurch auch mal wieder an etwas anderes zu denken. Wenigstens ab und zu ... Aber es bleibt nur beim guten Vorsatz, denn ihre Gedanken und Gefühle galoppieren schon wieder von ganz alleine los und absolut nicht in die Richtung, die ihr Verstand und ihre wundgeküsste Haut für die Beste halten.

Caewlin jedoch zieht sie mit seiner dunklen Stimme und seinen bitteren nächsten Worten wieder in seine Gedanken. Und es sind keine angenehmen Erinnerungen, die er ihr in diesem Augenblick offenbart. >Wir hörten, dass Caeron irgendwo im Süden zum Ritter geschlagen worden war ....< Sprachlos starrt Raven ihn an. "Caeron? Dieser Caeron, der dir aus purer Grausamkeit eine Harpunenspitze durchs Gesicht getrieben und deinen Bruder zu einem schwachsinnigen Krüppel geprügelt hat? Ein Ritter? Schütze die Schwachen und Hilflosen? Diene deinem König? Brich keinen Schwur? Gehorche den Gesetzen der Götter und Menschen? Sei barmherzig, edelmütig und ehrenhaft?" Caewlin nickt nur und mit einem Mal fallen ihr lange vergessene Worte wieder ein, die er damals auf ihrer unsäglichen Reise nach Liedberg Falcon an den Kopf geschleudert hatte: Kommt mir nicht mit Euren Einhornschwüren und Euren Seidenbändern und Eurem verlogenen Paladingesülze! Ein Ritter ist ein Schwert mit einem Pferd. Eure heiligen Schwüre und Salben, die Öle der Priester und Seidenschleier der Hochgeborenen - das sind alles nur Ausreden, die um die Schwerter gewunden werden. Ihr seid nichts besseres wie ich. Der einzige Unterschied besteht darin, daß ich nicht verleugne, was ich bin. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er für Ritter, Paladine und Templer nichts übrig hat, für all ihre Schwüre und das ganze Brimborium drumherum .... nun wird ihr schlagartig klar, warum. Seinen Bruder als Ritter zu wissen, muss ihm wie blanker Hohn erscheinen und auch Raven kann nur noch ungläubig den Kopf schütteln. Caewlin geht jedoch nicht weiter darauf ein und wechselt so schnell das Thema, dass ihr klar ist, dass er zumindest im Moment nicht weiter über Caeron reden will und wird. Stattdessen erzählt er davon, wie er in das Haus der Knaben in Kingsala kam und seine Stimme verliert ein wenig von ihrer Bitterkeit. >Aber mit mir war längst passiert, was mit allen geschieht, die zu schnell zu gut werden. Ich war stolz, verwegen, leichtsinnig, unverschämt, selbstsicher, arrogant und voll von leerem Heldenmut. Sie hassten mich.< Stolz, verwegen, leichtsinnig, unverschämt, selbstsicher und arrogant bist du noch immer, aber den leeren Heldenmut hast du abgelegt, fügt sie in Gedanken hinzu. Und ich liebe dich dafür.

Er schildert in knappen Sätzen die damalige Lage im Norden und Raven erinnert sich dunkel daran, dass auch in Corwyness die Stimmung ziemlich angespannt gewesen war. Ihr Vater war mit ihren beiden ältesten Brüdern an den Königshof gerufen worden und sie mit den drei anderen in der Burg geblieben, und in dem Augenblick, als Caewlin von der Zeit in Kingsala erzählt, dämmert ihr, dass er vielleicht sogar ihre Brüder gekannt haben muss. Seine nächsten Worte bestätigen dies und als er sich grinsend danach erkundigt, ob einer ihrer Brüder Thinmar hieße, kann sie nur verblüfft nicken. >Fantastisch. Dann habe ich ihm damals die Nase und das Handgelenk gebrochen. Er erinnert sich bestimmt gerne an mich,< schnaubt er belustigt. Raven muss an sich halten, um nicht einfach loszuprusten. "Du warst also dieser Unfall, der ihm die Nase gebrochen hat?" lacht sie. "Ich weiß nur noch, dass er aus Kingsala ziemlich demütig und reichlich lädiert zurückgekommen ist. Über das, was passiert ist, hat er sich allerdings beharrlich ausgeschwiegen. Aber es geschieht ihm recht. Er war der größte Angeber diesseits der Mauer und es war einfach an der Zeit, dass ihm jemand die große Klappe gestopft hat." Sie kichert immer noch, als Caewlin weiter von seiner – offenbar nicht unglücklichen – Zeit in Kingsala berichtet und seine Stimme ändert sich völlig, als er auf Cron zu sprechen kommt. Raven weiß, dass die beiden eine lange Freundschaft verbindet, allerdings hatte sie bis jetzt keine Ahnung, woher sie sich kennen und hört nun belustigt Caewlins Geschichten über diesen Sonnenschein von Tronjer zu. >Die Jungen im Haus der Knaben suchten ständig seine Nähe und bewunderten ihn grenzenlos, während sie vor mir nur Angst hatten. Er war überhaupt ständig so... so...so liebenswürdig.< Wenn es möglich ist, ein Wort mit spitzen Fingern auszusprechen, so tut Caewlin es gerade und sein Tonfall lässt sie auflachen. Allerdings macht die unüberhörbare Betroffenheit, mit der er von Crons Unbeschwertheit und seiner Familie und von seinem eigenen Neid spricht, sie auch nachdenklich. Das Gefühl, von dem er redet, kennt sie nur zu gut, denn lange Zeit hatte sie sich selbst ebenso eine Familie gewünscht, die aus mehr als einem tobsüchtigen, hasserfüllten Vater und fünf Brüdern besteht, die nur auf sie herabsehen. >Und die Mädchen in Kingsala<, fährt Caewlin indigniert fort, >scharwenzelten um ihn herum wie die Mäuse um den Speck. Kurz gesagt: er war unerträglich. Lach nicht.< Natürlich lacht sie, sie kichert haltlos an seiner Schulter und wirft ihm ein süffisantes Grinsen zu. "Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass sie um dich nicht genauso herumgeschwirrt wären. Wenn du und Cron euch so spinnefeind gewesen seid.... wie seid ihr dann letztendlich doch Freunde geworden? Was ist geschehen?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 07. Juni 2005, 21:13 Uhr
Raven hebt ihre Hand an sein Gesicht, berührt die lange Narbe mit ihren Fingern und bedeckt sie dann ganz, als wolle sie die alte Wunde schützen. >Dann erzähle es mir. Aber gleichgültig, was es ist, es kann nichts mehr ändern. Und es wird auch nichts mehr ändern und wenn es noch so schrecklich ist.< Sie legt seine Hand auf ihr Herz und flüstert. >Das hier spricht seine eigene Sprache. Und es hat sich entschieden. Spürst du nicht, für wen es schlägt und was es zu sagen hat?< Er fühlt ihr Herz gegen seine Fingerspitzen pochen, die Wärme ihrer Haut und die weiche Fülle ihrer Brust unter dem Stoff des Hemdleinens. Sag es ihr. Nimm keine weiteren solchen Versprechen an, nur weil du es glauben willst... sag es ihr. Sag ihr, dass du das Schreckliche bist. Das es nichts ist, was dir angetan wurde, sondern all das, was du anderen getan hast. Er nimmt seine Hand fort und ihre Finger wieder in seine, öffnet den Mund, schließt ihn wieder - und spricht keinen seiner Gedanken aus. Stattdessen flüchtet er sich wenigstens für eine Weile noch in weitere Erzählungen über die Zeit, als er herangewachsen war. Immerhin bringt er sie damit hin und wieder sogar zum lachen - oder auch dazu, ihn mit Fragen zu bombardieren. Feigling! Sie fragt nach seinen Schwestern, was aus ihnen geworden war, nach seinem Vater und warum er ihn fast stets nur Långbenet nennt und gewährt ihm damit von sich aus gnädigen Aufschub. "Ob ich die kleinen Rotznasen mochte?" Echot er. "Nun, sie sind schließlich meine Schwestern, aye? Mit einer Mutter, die sie nach ihrem ersten Atemzug einer Amme übergeben und dann nicht mehr weiter beachtet hat, und mit einem so... warmherzigen Vater wie unserem, wurden wir zwangsläufig zu Verbündeten." Er hebt ihre Hand an seinen Mund und küsst die Innenfläche, dann legt er sie auf seine Brust und hält sie dort fest. Sein Blick schweift nachdenklich in die Dunkelheit davon. "Wir saßen alle im selben Boot, aber das wurde mir und ihnen erst Jahre später bewusst. Als Junge konnte ich nicht viel mit ihnen anfangen. Sie waren meine Halbschwestern und ich... ich mochte sie und all das, aber was soll ein Neunjähriger schon groß mit einem schreienden Windelpaket?" Caewlin zieht eine unfreundliche Grimasse, aber seine Mundwinkel zucken verdächtig amüsiert. "Als sie größer wurde, hing Asha dann an mir wie eine Klette, obwohl ich zugegebenermaßen nicht sehr nett zu ihr war, und zu Rannveig auch nicht, die es ihr gleichtat, sobald sie laufen konnte. Ich fragte mich also ständig, womit ich diese beiden Rotzgören auch noch verdient hätte, und vor allem, wie lange ich sie wohl noch erdulden müsste, bis ich irgendwann begriff: ich war der einzige, den sie hatten, der einzige, der da war. Ich habe sie also zähneknirschend ertragen, und von da an brachte ich sie überhaupt nicht mehr los. Manchmal, wenn die Winterstürme um die Burg heulten und die Mauern vom Donnern des Meeres nächtelang widerhallten, kamen sie in meine Kammer, krabbelten mit nackten Eisfüßen in mein Bett und machten sich dort breit.

Weil sie mir ständig am Hemdsaum hingen, verbrachten beide ihre ersten Jahre zumeist am Rand von Waffenkammern, Waffenhöfen, Sandplätzen und Schießständen, in den Pferdeställen, in Munins Schmiede und an ähnlichen Orten. Sie standen ständig im Weg herum  - und ich musste mir endlose Spötteleien deswegen gefallen lassen -, aber ich fürchte, es hat abgefärbt. Heute ist Asha Långbenets rechte Hand auf Sturmende und Rannveig hütet Nordwacht an der See und befehligt die sturmender Langschiffe. Mit Breada war es anders. Als sie groß wurde, war ich schon in Kingsala und als ich sie Jahre später wiedersah, waren wir Fremde füreinander. Nach... nach dem Krieg, an dem Tag, als ich den Norden verließ, hat sie einen Vasallen meines Vaters geheiratet und inzwischen zwei Kinder. Vielleicht sind es mittlerweile auch schon drei, ich habe lange nichts mehr aus Sturmende gehört. Asha schreibt hin und wieder, aber..." er hebt den Kopf und blickt mit schmalen Augen auf den See hinaus, dessen Wasser im goldgelben Mondlicht schimmert. "Es ist ein weiter Weg und nicht alle Briefe kommen an." Und doch ist es manchmal noch nicht weit genug. "Warum ich meinen Vater nie Vater, sondern Långbenet nenne? Ich weiß nicht... vermutlich weil er kaum je wie ein Vater war, jedenfalls nicht, wie einer sein sollte. Ich hasse ihn schon lange nicht mehr, aber vergeben kann ich ihm auch nicht... für beides ist zuviel geschehen. Nichtsdestotrotz, er ist mein Vater, ganz gleich, wie kalt er auch sein mag und ob mir das nun passt oder nicht." Die Sterne wandern über ihnen und das Siebengestirn verblasst, während Caewlin erzählt und erzählt. Er hat seit Jahren nicht mehr so lange gesprochen, noch nie irgendjemandem soviel von sich auf einmal preisgegeben. Es mag zum Teil daran liegen, dass er kein sehr redseliger Mann ist und noch nie zu denen gehört hat, die den ganzen Tag plappern, nur um sich selbst zu hören. Zum anderen liegt es daran, dass so wenig Menschen wirklich zuhören können - oder wollen. Raven kann es. Sie sitzt vor ihm, so dass sie sein Gesicht sehen kann, aber so nahe bei ihm, dass ihre Körper sich ständig berühren. Ab und an wirft sie eine Bemerkung ein, lacht über etwas, das er ihr beschreibt oder lächelt, wenn er eine Erinnerungen mit ihr teilt, aber ihre Augen ruhen wach und aufmerksam und ohne jede Unstetigkeit auf ihm. Sie zappelt nicht herum, sie döst sich nicht weg und sie wartet auch nicht auf den Augenblick, in dem er schweigt, nur um sich dann selbst ins rechte Licht zu rücken. Wenn er spricht, hört sie vollkommen unzerstreut zu, was er zu sagen hat, und nichts sonst.

Die Tatsache, dass einer ihrer Brüder bereits Bekanntschaft mit ihm gemacht hat, scheint sie sehr zu amüsieren und in Gedanken gibt er ihr recht, als sie Thinmar den größten Angeber diesseits der Mauer nennt... er selbst kann sich nur noch vage an den Jungen von damals erinnern, aber er weiß noch, dass Thinmar den Mund ständig zu voll genommen hat. Soso, ein Unfall... Als er auf die Mädchen zu sprechen kommt, lacht sie noch mehr. "Mmpf!" Er nimmt ihr Kinn zwischen seine Finger und schüttelt es ganz sacht. "Das ist überhaupt nicht lustig, Corwyness," erklärt er indigniert und fährt dann halblaut an sich selbst gewandt fort: "Sag einer Frau, sie soll nicht über dich lachen und du kannst sicher sein, sie tut es..." Er sieht sie aus schmalen Augen an, kämpft jedoch eindeutig mit einem Lächeln. "Hörst du jetzt wohl auf damit?" Raven kichert nur noch lauter. >Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass sie um dich nicht genauso herumgeschwirrt wären.< Caewlins Gesicht wird für einen Moment so unschuldig wie frisch geschlagene Sahne, als er fragend seine Brauen hebt, doch dann erwidert er mit einem vagen, halben Lächeln, das man getrost als teuflisch bezeichnen kann: "Nur die mit Mumm in den Knochen." Sie kräuselt amüsiert ihre Nase und bedenkt ihn mit einem Hab-ich-es-doch-gewusst-Blick, was er sehr zum lachen findet, doch dann wird sie ernst, rückt ein wenig näher und lehnt sich wieder an ihn. >Wenn du und Cron euch so spinnefeind gewesen seid.... wie seid ihr dann letztendlich doch Freunde geworden? Was ist geschehen?< Einen Moment schweigt er und drückt einen Kuss auf ihren Scheitel. Ihr Haar duftet nach Nachtluft und süßem Gras. "Was geschehen ist... eigentlich nichts besonderes. Die Lage in Kingsala war und blieb angespannt - Frode war von Alter und Krankheit schwer gezeichnet, aber er hat es dennoch irgendwie geschafft, seine Lairds bei der Stange zu halten und sie alle auf seinen Sohn einzuschwören - und auch auf den drohenden offenen Krieg mit Barsa. Er hat an den Westgrenzen dauerhaft für Ruhe gesorgt, indem er Teja, seinen Erben, kurzerhand mit einer arduner Prinzessin vermählte, und er hat den Überfällen der marodierenden Wildlingsstämme auf dieselbe Weise ein Ende gesetzt, und Eirik von Stürmen mit einer ihrer Anführerrinnen, einer Magra der Eisöden, verheiratet. Die Edlen kehrten sobald sie konnten in ihre eigenen Lande zurück, um ihre Grenzen zu sichern, ihre Männer und Schiffe zu rüsten, die Küsten zu befestigen und sich allgemein auf das vorzubereiten, was früher oder später unweigerlich kommen würde, doch die meisten von uns  Jungen blieben im Haus der Knaben, auch ich. Niemand von uns sprach es aus, aber ich nehme an, viele wussten recht gut, dass es ein ganz nützliches Druckmittel für einen todkranken und greisen König sein kann, die Erben seiner mächtigsten Lairds für eine Weile noch in greifbarer Nähe zu haben... nur für den Fall, dass der ein oder andere Vasall mit einer Rebellion liebäugelt, weil er den eigenen Hintern lieber auf dem Bernsteinthron sähe.

Im Jahr darauf kamen wir Ältere aus dem Haus der Knaben zur Mauer, um unser Fronjahr bei der Frostwache zu leisten. Mit Cron und mir noch vier weitere: die beiden Silbermantel-Zwillinge Sigurd und Siggeir  aus Trondheim, der dicke kleine Bjarne von Vineyeard und Leif Lintott, der Bastard von Fjarland. Normalerweise schicken sie einen nicht so jung zur Frostwache, aber der Krieg stand vor der Tür und waffenfähige Männer waren knapp, also nahm man es mit unserem Alter nicht so genau. Wir dachten, wir kämen vielleicht nach Svartfjäll, Gråvakt oder Ravnstyn, in irgendeine der größeren Festungen, aber sie schickten uns nach Skuggatorn, in den Schattenturm. Das ist hoch im Norden, an der Südgrenze von Sturmende, und es ist kaum mehr als eine Ruine. Unter den Elben von Dúne muss es einst eine beeindruckende Festung gewesen sein, aber vor fünfzehn Jahren sah der verdammte Turm nicht besser aus als Liam Cailidh... als hätte ein Riesenkind eine Sandburg gebaut und wäre dann einmal quer darüber getrampelt. Skuggatorn war nicht mehr als ein Haufen verwitterter Steine, die Hälfte seiner Mauern verfallen, die Gebäude heruntergekommene Trümmer. Und die Mauer selbst... sie ist groß, Raven. Sehr groß und sehr schwarz. In meiner Vorstellung war sie immer blass und schön, ein Bauwerk voller uralter Alfarzauberei, eine strahlende, blauweiße Klippe aus Eis. An ihrem Nordende in Stormrlad ist sie das auch, weil sie dort ständig von Reif  und Eiskristallen überfroren ist... aber in Wahrheit ist sie hässlich, narbig von Jahrhunderten voller Schneewind und Frost, und so schwarz wie Obsidian. Wenn du an ihrem Fuß stehst und hinaufsiehst, wird dir schwindlig, so hoch ist sie, hundertfünfzig Schritt und mehr. Sie füllt den halben Himmel aus, eine finstere, spröde Klippe, so mattschwarz und blicklos, als schlucke ihr Stein alles Licht. Und es ist kalt dort, so kalt... nach zwei Wochen hatte ich vollkommen vergessen, wie sich Wärme anfühlt und in meinen ganzen drei Jahren auf ihr, habe ich mehr gefroren, als je in Letztfeuer. Nicht einmal zweihundert Mann der Frostwache hatten in Skuggatorn ihren Posten: Jäger und Späher, wortkarge, eisenharte Grenzer mit Gesichtern so dunkel und ausgebrannt wie Lava, zwei ständig betrunkene Maester und eine Handvoll Ritter. Du kannst dir nicht vorstellen, wie bitter enttäuscht wir waren - am Boden zerstört. Wir waren gut, das waren wir wirklich, die Besten im Haus der Knaben von Kingsala - alle außer Bjarne, der das Spitze Ende eines Schwertes nicht vom Knauf unterscheiden konnte, aber sonst... Leif und ich, wir hatten bereits Männer im Kampf getötet, und uns steckten sie in dieses Rattenloch am Ende der Welt." Er schüttelt den Kopf bei der Erinnerung an das selbstherrliche, fünfzehnjährige Balg, das er gewesen war. "Ich gab es natürlich nicht zu und ließ mir nichts anmerken, aber ich war genauso unzufrieden, wie die anderen. Die Männer vom Skuggatorn sahen uns allerdings sehr viel weniger weltfremd, als wir uns sahen. Sommerjungen haben sie uns genannt, grün wie Gras, und sie hielten mit ihrer Meinung auch nicht hinter dem Berg. Zerfließend im Selbstmitleid traten wir also unseren Dienst unter ihnen an... und wir haben bitteres Lehrgeld bezahlt. Sie hatten Recht, Raven. Wir waren Sommerjungen, wir alle."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 07. Juni 2005, 22:23 Uhr
Bjarne war der erste von uns, der starb, nach nicht einmal vier Monden. Ein Wildlingspfeil hat ihn auf einer Grenzpatrouille erwischt - er wollte nicht mitreiten, er wollte nie mitreiten, denn er war ein miserabler Reiter, aber der Waffenmeister vom Skuggatorn hat keine solchen Ausflüchte gelten lassen. Bjarne war so dick, dass er kaum eine Halsbrünne tragen konnte, und der Schmied hatte ihm schon Leder an den Schulterstücken einsetzen müssen, damit er überhaupt eine unter seinen drei Kinnen zubekam, aber an diesem Tag hatte er sich schlicht geweigert, sie zu tragen und das war sein Ende. Wenn wir geglaubt hatten, wir wären am Ende der Welt gelandet, wo alle Kämpfe und jede Aussicht auf Ruhm an uns vorbeiziehen würden, dann hatten wir uns nur in einem Punkt geirrt: es gab keinen Ruhm. Dafür mehr Kämpfe, als uns lieb war. Das Bündnis der Stämme, das im Jahr zuvor noch für soviel Unruhen gesorgt hatte, war zerfallen und die meisten gaben nach der Heirat ihrer Magra mit Eirik Ruhe, aber nicht alle... und die, die sich nicht beugen wollten, hielten die ganze Frostwache von Tronje bis hinauf nach Sturmende in Atem. Wir haben Bjarne verbrannt, und ein halbes Jahr später ist ihm dann Sigurd gefolgt. Ein Hrimthursa, ein Riese, war gesichtet worden, mitten in der Ismark. Selbst die ältesten Grenzer konnten sich nicht daran erinnern, je einen lebenden Riesen gesehen zu haben, aber sie erzählten von Knochen, die dann und wann in warmen Sommern aus dem Eis geschmolzen waren, oder von den Resten gigantischer Schilde, die sie schon gefunden hatten. Wir Jungen kannten selbstverständlich alle die Sagen und Legenden, aber keiner von uns hatte je einen echten Riesen gesehen, geschweige denn seine Knochen, also wollten wir unbedingt mit den Grenzern reiten, als sie sich auf seine Spuren hefteten. Natürlich haben sie uns nicht mitgenommen - wir wurden zurückgelassen und man hieß uns, uns nützlich zu machen... und wehe, wir würden ihnen auf eigene Faust folgen, denn ein Hrimthursa sei kein Spielzeug für grüne Sommerjungen und so fort. Selbstredend sind wir ihnen auf eigene Faust gefolgt, Siggeir, Sigurd, Leif, Cron und ich. Am dritten Tag nach unserem Aufbruch vom Skuggatorn fanden wir die Spuren ihres Kampfes und den jämmerlichen Rest der Verwundeten, die noch kriechen konnten. Von den fünfundzwanzig Grenzern, die ausgeritten waren, lebten noch vier und zwei lagen im Sterben. Über ein Dutzend hatte ein einziger Riese niedergemacht, den Rest die Schneetiger und Frostwürmer und die Schattenwölfe geholt... und die weiße Nebelkälte, weil die Narren kein Feuer entzündet hatten, das den Riesen hätte zurücklocken können. Die Pferde waren fast alle verschwunden und von dem Hrimthursa fehlte jede Spur. Die Männer, die noch erzählen konnten, berichteten, er sei verwundet, schwer sogar. Du kannst dir denken, was geschehen ist... Wir haben ihn am Tag darauf aufgespürt, Cron und ich. Der Riese war nicht weit gekommen, und er war wirklich tödlich verwundet. Leif, Siggeir und Sigurd waren im Lager bei den Verwundeten zurückgeblieben.

Der Riese saß einfach da, unter einem felsigen Abhang in einer Lache aus schwarzem Blut, und wartete. Als er uns kommen hörte, blickte er auf. Er hatte ein seltsames Gesicht... er sah eigentlich genauso aus wie ein Mensch, nur grotesk zu groß. Sein Bart und sein Haar waren hell wie der Schnee, verklebt vor Blut und vollkommen verfilzt. Er war immer noch beeindruckend, selbst in dieser Verfassung, aber er wirkte eigentlich nur..." Caewlin hebt in einer kleinen, hilflosen Geste seine Hand und mit ihr Ravens. "Er wirkte nur müde. Als er zu uns sprach, klang seine Stimme ganz sanft und dunkel, als rollten Steine unter Wasser. Und dann haben wir ihn getötet. Als wir hinterher neben seinem Leichnam im Schnee saßen, fühlten wir uns beide alles andere als ruhmreich, eigentlich nur noch erbärmlich. Ich weiß nicht mehr, wie es genau dazu kam, aber da haben wir zum ersten Mal miteinander gesprochen... ich meine wirklich gesprochen, mehr als nur das Notwendigste. Cron saß auf einmal neben mir und erzählte von Tronje, wir sehr ihm seine Geschwister fehlten, wie kalt und schäbig es hier war und was wir hier eigentlich taten und ich... ich sprach von Sturmende und von Letztfeuer, von meiner Mutter und dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wie sie ausgesehen hat... von Caeron und von allem. Ich wollte ihm das alles gar nicht erzählen, aber als ich angefangen hatte, konnte ich nicht mehr damit aufhören und..." er zuckt mit den Schultern. "Als ich fertig war, sah er mich an und fragte, ob mir Letztfeuer und mein altes Leben sehr fehlen würden und ich sagte ja, ich sei vom freien Volk. Und dann fragte er, warum ich nicht ginge, jetzt, sofort. Wenn ich wollte, könne ich zurückgehen, er würde mich nicht verraten. Ich muss ihn angesehen haben, als hätte er den Verstand verloren, aber dann wurde mir klar, dass er es ernst meinte. Er hatte nicht aus berechnenden Gründen gefragt oder weil er mich auf bequeme Weise loswerden hatte wollen, sondern weil er mich verstand. Und da begriff ich, dass ich tatsächlich jenseits der Mauer war, zum ersten Mal seit Jahren... dort, wohin ich als Kind so verzweifelt versucht hatte, zu kommen. Ich hätte einfach auf mein Pferd steigen und immer weiter reiten können. Ich hätte einfach alles zurücklassen und Letztfeuer erreichen können. Was gingen mich die Stormrs und Skuggatorn, die ganze Frostwache und die anderen schon an? Ich war vom freien Volk. Ich hatte ein Pferd, Proviant, Waffen und war kein Kind mehr, und hier waren nur Cron und ich. Es hätte nie jemand erfahren, es wäre das Leichteste der Welt gewesen, es zu tun. Aber ich tat es nicht... ich saß im Schnee, fror mir die Eier ab und schüttelte den Kopf. Ich tat es auch später bei ähnlichen Gelegenheiten nie. Irgendwie war Sturmende mein Zuhause geworden und ich hatte es nicht einmal bemerkt. Ich hatte so lange von Letztfeuer geträumt, aber als ich die Augen schloss, jetzt, als es plötzlich zum Greifen nahe war, sah ich nicht mehr Brynden Bärentod vor dem Feuer im Kreis seiner Dutzend Enkelkinder, die rosige Streifen Walfleisch in sich hineinstopften und mit fettverschmierten Fingern spielten, sondern die Halle von Sturmende. Munin an seiner Esse, meine Schwestern, Aeron... selbst Långbenet auf seinem Sitz. Seltsam, nicht wahr? Neun lächerliche Jahre und ich war selbst zu einem verdammten Eisenmann geworden.

Cron war sehr anständig. Er hat kein Wort darüber verloren und nie wieder davon gesprochen, außer ich wollte es. Ich kann dir nicht sagen, wie es eigentlich dazu kam, aber dieser Nachmittag im Schnee hat... hat vieles verändert. Als wir ins Lager zurückkehrten, war Sigurd schon tot. Ein Frostwurm hatte ihn und zwei der Verwundeten geholt... weil wir einen sterbenden Riesen erledigen mussten, der die Nacht ohnehin nicht überlebt hätte. Cron hat sich das nie verziehen. Wenn wir da gewesen wären, hätte es vermutlich auch nichts geändert, außer dass der Frostwurm noch mehr von uns gefressen hätte, aber trotzdem gab er sich die Schuld. Wir konnten nicht mehr tun, als den Sterbenden die letzte Gnade zu geben und für den Rest Tragen zu bauen, um die Männer zum Skuggatorn zurückzuschaffen, wo sich die Maester ihrer annahmen. Von da an nannte uns niemand mehr Sommerjungen. Sie schickten uns mit den Grenzern aus und teilten uns zu den Nachtwachen ein, und selbst als unser Fronjahr vorüber war, und wir hätten gehen können, wohin immer wir wollten, blieben wir im Schattenturm. Zwei Jahre lang ritten wir mit den Männern der Frostwache gegen Wildlinge oder kämpften gegen Gesetzlose und Räuber, Siggeir, Leif, Cron und ich. Bjarne fehlte uns. Er war eine elende Memme und ein miserabler Kämpfer gewesen, aber er hatte uns mit seinen Witzen immer zum lachen gebracht und er hat so viel gewusst... seine Nase ständig in Büchern gehabt. Und Sigurd fehlte uns noch mehr. Im Jahr darauf wurde es dann endgültig ruhiger in den Eisöden und die Frostwache atmete auf... durch den drohenden Krieg mit Barsa fehlten ihr ohnehin schon Männer an allen Ecken und Enden. Der Winter vor meinem achtzehnten Namenstag war ungewöhnlich streng, die Stämme zogen sich tief in die Eisfangs oder in die Wälder zurück und es herrschte trügerische Ruhe... es war, als hielte der ganze Norden den Atem an und wartete. Kaum war das Eis geschmolzen,  kam es zur Schlacht von Hovrefjäll in Fjarland und der Krieg brach offen aus. Frode, der alte Fuchs, so gichtkrank und vergreist er war, hatte sich noch einmal in eine Rüstung gequält und war auf dem Schlachtfeld gefallen, Teja wurde in Kingsala gekrönt und unsere Zeit im Skuggatorn ging zu Ende. Drei Jahre darfst du auf der Mauer bleiben, dann musst du den Eid ablegen und für den Rest deines Lebens der Frostwache angehören, oder du kehrst heim. Leif blieb, Cron, Siggeir und ich gingen nach Hause. Zum ersten Mal seit fast fünf Jahren sah ich Sturmende wieder und der Anblick seiner Mauern und Türme, der mich anfangs so verrückt gemacht hatte, war der Himmel auf Erden. Aeron und die Mädchen... sie waren alle so groß geworden. Aeron war fast schon ein Mann. Ein Mann und doch immer noch Kind, und das wird er auch immer bleiben, aber er hatte soviel gelernt... er half Munin in seiner Schmiede, trat den Blasebalg, leerte die Asche und all das. Und er schnitzte viel, das tut er immer noch. Ihn zu sehen war ein Schock... und es tat weh. Ich glaube, ein wenig geht es jedem so, der Aeron zum ersten Mal sieht und ihn nicht kennt, nichts von seinem... seinem Schwachsinn weiß. Er ist so groß wie Cron und stark, und so schön wie ein Gott, Raven. Man sieht es ihm nicht an, weißt du, und das ist es. Er hat das blonde Haar von Långbenet, sein gutes Aussehen und die Augen unserer Mutter. Und wenn er den Mund aufmacht, sagt er solche Dinge wie: S-o-n-n-e. Das bedeutet kleine Katze. Ich mag kleine Katzen gern. Füttern wir mit Milch, in der Schmiede. Munin und Aeron. Aeron, das bin ich, ja und das schreibt man S-o-n-n-e."

Caewlin löst seine Finger aus Ravens und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. Dann winkelt er ein Bein an, so dass sie sich mit dem Rücken bequem dagegen lehnen kann und streicht eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. "Ich blieb nicht lange in Sturmende. Der Krieg war ausgebrochen, eine große Schlacht gewonnen, drei kleinere verloren, der alte König tot und der neue, Teja, ließ alle waffenfähigen Männer zur Heerschau nach Kingsala rufen. Långbenet hatte mich zum Erben Stormrlads erklärt, noch während ich bei der Frostwache war. Auf Sturmende wusste es jeder, nur ich erfuhr als letzter davon. Ich sagte ihm also, er könne sich sein Lehen dahin stecken, wohin ihm die Sonne nicht scheine, ich wolle es nicht. Sollte er sich doch noch ein Eheweib nehmen und einen legitimen Sohn zeugen. Er hat nur mit den Schultern gezuckt und erklärt, es sei ihm scheißegal, ob ich es wolle oder nicht, entweder ich würde nach ihm Laird werden oder er nähme das verdammte Sturmende und gäbe es Caeron, es sei meine Entscheidung, eine Frau käme ihm nicht mehr unter. Bei Hovrefjäll war er verwundet worden und sein linkes Bein ist seitdem steif, aber ansonsten war er so eisenhart und unverwüstlich wie immer, und da sein Sturschädel noch größer ist, als meiner, setzte er sich durch. Ich zog also zähneknirschend als Erbe Sturmendes zur Heerschau Tejas, siebentausend Männer hinter mir, schwindlig vor Verantwortung. Noch einmal so viele ließ ich in Nordwacht bei Kallhanden, der unsere Langschiffe anführte. In Kingsala traf ich Cron und Siggeir wieder, die für Tronje und Trondheim ausgezogen waren. Man hatte sie längst zu Rittern geschlagen, und das waren sie auch, ich nicht. Ich habe es nie über mich gebracht, mir ein Schwert auf die Schulter legen zu lassen und die Worte "Erhebt Euch, Sire" zu hören, nicht nach Caeron. Wir legten unseren Eid auf Teja ab, und im Sommer darauf zogen wir in den Krieg gegen Barsa." Caewlins Stimme wird so ausdruckslos und hart wie sein Gesicht. Er setzt sich auf, so dass er sie nicht mehr berührt, aber seine Augen suchen ihren Blick und halten ihn fest. "Wir hatten unseren leeren Heldenmut vielleicht im Skuggatorn gelassen, aber wir waren immer noch überheblich genug. Ein Sommer, sagten wir uns, dann ist es vorbei und die Formorag fliehen in Scharen." Seine Stimme wird leiser und noch tonloser, bis sie nicht mehr ist, als ein raues Flüstern. "Sieben Jahre sollten es werden. Ich war achtzehn und bis ich fünfundzwanzig wurde, tat ich nichts mehr anderes, als zu töten... und ich habe es genossen, Raven. Jeden Kampf. Die Welt ist einfach, wenn du kämpfst. Du denkst nicht an morgen oder übermorgen oder was in einem Jahr ist. Es gibt nur dich und deinen nächsten Gegner, die nächste Schlacht, den nächsten Überfall, einen weiteren Kampf. Du lebst nur nach Stunden. Es war mir gleich, wen oder was ich tötete, wie schrecklich eine Schlacht war, wie viele meiner Männer oder wie viele Feinde starben, ob wir verloren oder siegten. Wenn ich kämpfte, war es, als  würde ich blind auf einem silbernen Draht gehen. So war es immer und so ist es auch jetzt noch, wenn ich eine Waffe führe.

In mir war keine Angst, keine Scham, kein Gewissen, nur eine Art wilder, heller Aufgeräumtheit, als würdest du plötzlich entdecken, dass du als einziger wach bist, während alle anderen schlafen. Wie ein... wie ein Rausch, aber nicht das blinde Wüten eines Berserkers oder der irre Blutrausch, in den manche Männer verfallen, sondern hellwach und klar, ein Trank aus Einsamkeit und Allmacht. Man sagt, zu töten wäre schwer, aber das ist nicht wahr, nichts ist leichter. Ich vergaß auch nicht.... die meisten Männer konnten oder wollten sich nachher nicht mehr an das Schlachten erinnern, weil das, was sie erlebt hatten, sie sonst vielleicht zerbrechen würde. Jahre später habe ich mir manchmal gewünscht, wie sie vergessen zu können, mich nicht erinnern zu müssen, aber ich sehe noch heute jeden Augenblick vor mir. Wenn ich die Augen schließe, kann ich das Blut riechen und die Schreie hören und das Feuer und den Rauch in meiner Kehle kratzen spüren, und mein Blut singt. Frag Cron, er war dabei, als wir Laitance eroberten, und er wird dir sagen, dass er sich an fast nichts mehr erinnern kann, und dass selbst das wenige, das er weiß, noch zuviel ist." Er schüttelt langsam den Kopf, als sei die Last seiner Gedanken beinahe mehr, als er ertragen kann. "Aber ich... ich erinnere mich. Ich weiß nicht, wie viele Menschen ich getötet habe, Raven... zu viele, um sie noch zählen zu können, und nicht alle auf dem Schlachtfeld. Einmal habe ich eine Frau umgebracht. Sie war nicht die einzige, nicht die erste und nicht die letzte, aber vielleicht die sinnloseste von allen... Es war ein Mädchen in einem Hurenhaus, in einer Stadt irgendwo an der Südwestküste von Barsa, deren Namen ich nicht mehr weiß. Wir hatten sie einen Mond zuvor belagert und dann eingenommen, aber es gab immer noch Kämpfe mit Formorag, die sich in einigen Stadtvierteln verschanzt hatten. In der Nacht zuvor zahlte ich einen Silberling für ein paar Minuten Trost zwischen ihren Beinen. Ich erinnere mich auch nicht an ihren Namen, weil ich überhaupt nicht wusste, wie sie hieß. Als ich am Morgen mit zwei meiner Männer aus dem Haus trat, gerieten wir in den Hinterhalt von ein paar Aufrührern. Es kam zum Kampf und es gab eine Menge Waffenlärm und Geschrei auf der Straße. Sie rannte hinter mir aus dem Bordell, in dem sie arbeitete. Ich sah sie durch den Rauch, ich sah sie ganz deutlich, aber ich konnte nicht aufhören. Es war zu spät... ich hatte bereits ausgeholt und eine der Schlagkugeln meines Morgensterns zertrümmerte ihre Brust, die anderen schlugen ihr den Schädel ein. Sie hatte ein Kleid aus safrangelber Wolle an und überall auf dem weichen, goldenen Stoff war ihr Blut. Ich stand nur da und sah auf sie hinunter und dann habe ich mich auf mein Pferd gesetzt und bin davongeritten. Ich habe gedacht, ich müsste etwas empfinden, Entsetzen, Scham oder Mitleid, etwas... irgend etwas. Ich habe versucht ein schlechtes Gewissen zu haben, aber in mir war nichts als Leere. Und ich war müde. Ich war schrecklich müde... mehr nicht. Du hattest Recht, als du mich blutrünstig und grausam, kalt, brutal und roh genannt hast, mit jedem Wort. Aber etwas zu sagen, selbst wenn man es so meint, bedeutet noch nicht, auch im Inneren zu wissen, dass es tatsächlich die Wahrheit ist... und du musst wissen, was ich bin, du hättest es von Anfang an wissen sollen. Ich habe den ersten Mann getötet, als ich noch ein halbes Kind war und ich habe nie wieder aufgehört damit. Ich töte vielleicht nicht willkürlich, aber zu sagen, ich täte es nicht gern, wäre eine Lüge. Ich habe entsetzliche Dinge getan, Raven, aber ich wusste zu jedem Zeitpunkt genau, was ich tue  und ich habe mich einen Dreck darum geschert. Ich habe getötet und getötet und getötet, geraubt, gemordet, gebrandschatzt, geplündert und zerstört. Du hast mich Ungeheuer genannt und es ist wahr, ich bin eines. Als Junge hatte ich genauso werden wollen wie Brynden Bärentod oder Bairne Kallhanden... doch irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich stattdessen in Caeron verwandelt."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 09. Juni 2005, 22:25 Uhr
Die Nacht schreitet unaufhaltsam fort und die Sterne über ihnen ziehen weiter und weiter über den samtschwarzen Himmel, während Caewlin mit leiser Stimme erzählt, und wüsste Raven es nicht besser, würde sie glauben, die Zeit wäre stehen geblieben und sie beiden die einzigen Menschen auf der Welt. Der Nachtwind streicht raschelnd durch das weiche, hohe Gras und das Schilf am Ufer und sie kann das gleichmäßige Schwappen der Wellen hören, die über den in silbriges Mondlicht getauchten Strand fluten, wieder und wieder. Doch ansonsten ist es still im Hain und nichts stört Caewlins Worte, so als würde alles um sie herum den Atem anhalten, um ihm zu lauschen. Fast zehn Jahresläufe sind vergangen, seitdem Raven Normand verlassen musste und in ihrer Erinnerung sind die Bilder längst verblasst, doch er lässt sie mit jedem seiner Worte wieder farbig und lebendig werden. Sie erinnert sich an viele der längst vergessenen Namen, die er nennt, an den greisen Frode, an ihre Brüder, an Corwyness und Kingsala, an stürmische, dunkle Winter und herrliche Sommer im rauen Hochland an der Küste. Oft bringt er sie mit kleinen Bemerkungen zum lachen, so wie die über seine anhänglichen Schwestern, und obwohl er ein brummiges Gesicht dabei macht, als er über sie spricht, ist seine Stimme voller Wärme. Raven versucht sich vorzustellen, wie sie aussehen, Asha und Rannveig und Breada, und sie fragt sich, ob sie ihnen jemals begegnen wird und ob sie sich mit ihnen vertragen würde, mit ihnen und mit Caewlins Brüdern.

Durch seine anschaulichen Erzählungen hat er sie tatsächlich neugierig gemacht auf seine Familie und seine Geschwister und vor allem seinen jüngeren Bruder Aeron würde sie gern kennenlernen. Caewlins Gesicht verändert sich völlig, wenn er von ihm spricht und seine Augen verlieren einen Teil von ihrem hellen, harten Glanz und werden dunkel und weich von Gedanken voller Wehmut und Sorge. Seine Worte berühren sie tief, nicht nur, weil sie von seinem Leben und seinem Weg erzählen, sondern auch weil sie lange Vergessenes in ihr wieder zum Vorschein bringen und Fragen aufwerfen, die sie sich in dieser Form noch nie gestellt hat. Seine Schwestern leiten Sturmende und Nordwacht .... was wäre eigentlich aus mir selbst geworden, wenn ich in Normand geblieben wäre? Und sein Vater, so eisern und stur und kalt er auch sein mag – er hat seinen Töchtern die Wahl gelassen, ob sie sich für Schwerter entscheiden oder für eine Familie. Meiner nicht. Es scheint ihr auch seltsam paradox, dass Caewlin, der für alle stets das wandelnde Paradebeispiel eines Nordmanns gewesen ist, früher alles andere als ein typischer Eisenmann war und von sich selbst ein ganz anderes Bild hat, als jenes, das andere sehen. >Ich bin vom freien Volk.<, hört sie ihn in ihren Gedanken sagen. Und du bist es noch immer, auch wenn du inzwischen ebenso ein Nordmann bist.

Dann erzählt er von Cron und von ihrer Zeit in der Frostwache und wieder liegt ein Schmunzeln in Ravens Mundwinkeln, als sie sich diese heldenhafte Truppe vorstellt, die er beschreibt – keine Kinder mehr, aber auch noch keine richtigen Männer, noch grün hinter den Ohren, aber die Gedanken und Herzen voller kühner Träume, voll von hochfliegenden Plänen und dem unbändigen Verlangen, sich zu beweisen, sich Ruhm und Ehre zu erwerben und glorreiche Abenteuer zu erleben. Wie enttäuscht mussten sie alle gewesen sein, als sie dann am Ende der Welt gelandet waren, in einem halbverrotteten Steinhaufen zwischen wortkargen Rittern und Grenzsoldaten, die sie noch nicht einmal ernst genommen hatten in ihrem selbstverliebten Übereifer und Heldenmut. Ein bisschen fühlt sie sich dabei an ihre eigene Kindheit erinnert, an ihre eigenen Träume und Hoffnungen, die in einer einzigen Nacht wie Staub zwischen ihren Fingern zerronnen waren, und sie stellt fest, dass es einige überraschende Parallelen in Caewlins und ihrem Leben gibt. Und er hat mehr erlebt und gesehen, als sie sich je hätte vorstellen können. Bjarne und Sigurd, die sie verloren hatten, waren seine Freunde und Kampfgefährten gewesen, vielleicht die ersten, die er begraben musste – etwas, das für einen Fünfzehnjährigen sicher nicht leicht zu ertragen ist, selbst wenn er Caewlin heißt.

Er zieht sie mit seinen Worten immer mehr in seinen Bann und sie kann den Blick nicht von ihm abwenden, während er spricht und seine Miene sich unmerklich immer wieder ändert, so wie seine Stimme, die manchmal rau und hart klingt, manchmal sanft und manchmal belustigt und voll von leisem Spott. Was er über sein Leben erzählt, ist zum Lachen und zum Weinen, ist süß und bitter, ist schön und entsetzlich, und alles zugleich und mit jedem Herzschlag begreift sie mehr von diesem Mann und dem, was ihn zu dem gemacht hat, was er nun ist. Gebannt lauscht sie seiner Geschichte über den Frostriesen, dem sie begegnet waren, einem Hrimthursa, jenen Riesen, die jedes Normander Kind aus unzähligen Liedern und Sagen kennt. Raven hatte noch nie gehört, dass jemand einem dieser Geschöpfe tatsächlich begegnet wäre und hätte sie eher für reine Fantasieprodukte der Barden und Sänger gehalten, umso erstaunter vernimmt sie mit schiefgelegtem Kopf und großen Augen Caewlins Schilderung und als er erzählt, dass seine Freunde und er, die Sommerjungen, dem ausgesandten Trupp nachgeritten sind, wundert sie das absolut nicht. Welcher junge, nach Abenteuern lechzende Kerl würde sich eine solche Gelegenheit schon entgehen lassen? Wer von ihnen hätte sich nicht gern als Riesentöter besingen lassen? Wie die ganze Sache letztendlich ausgegangen ist, lässt sie schwer schlucken. Wieder mussten sie tote Kameraden beklagen und als sie den Riesen dann schließlich getötet hatten, hatte ihnen das weder Ruhm noch Ehre, sondern nur ein schales Gefühl der Sinnlosigkeit eingebracht.

Immerhin hatte dieser Tag Cron und ihn zu Freunden gemacht, wenn auch die Umstände keine besonders guten waren. Vielleicht sind es aber immer gerade solche Momente, die einen zusammenschweißen, die dieses unsichtbare Band entstehen lassen.... Die Möglichkeit, nach Letztfeuer zurückzukehren, hatte Caewlin jedoch nicht genutzt, obwohl Cron ihn dabei unterstützt hätte, und als er über die Gründe spricht, versteht Raven auch warum. Auch Corwyness wäre nicht mehr meine Heimat, selbst wenn ich eines Tages zurückkehren könnte. Es lebt nur noch in meiner Erinnerung, fast so, als wäre ich niemals dort gewesen. Es ist mir so fremd geworden, wie Letztfeuer Caewlin fremd geworden ist. Irgendwann kehrte er jedoch nach Sturmende zurück, und was ihm sein Vater dort offenbarte, hatte er sicher nicht erwartet – dass er der zukünftige Laird sei und gleich mit siebentausend Soldaten zu einer Heerschau geschickt werden würde. Er war gerade mal achtzehn Jahre alt und hatte plötzlich die Verantwortung für das Leben so vieler Männer, diese Last muss ihn ja schier erdrückt haben. Aber er hat sie begriffen – jeder andere in dem Alter wäre wohl eher mit stolzgeschwellter Brust und eitel wie ein Gockel vor seinem Heer marschiert, stolz darauf, der Anführer so vieler Krieger zu sein, und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, welches Gewicht er auf seinen Schultern ruhen hat.

Caewlin rückt ein Stück von ihr ab und löst seine Hände von ihren. Irgend etwas in ihm verändert sich und Raven spürt, wie etwas in ihm aufbricht. Und plötzlich weiß sie, dass alles, was er bis jetzt erzählt hat, nichts ist im Gegensatz zu dem, was nun kommen wird. Ihr Herz beginnt zu flattern und einen Augenblick lang ist sie sich ganz und gar nicht sicher, ob sie wirklich alles hören will. Es ist die Tür in seinem Inneren, die Tür, die in die finsteren Abgründe seiner Seele führt, die er nun öffnen wird, die Tür, hinter der dieses Ungeheuer schläft. Seitdem sie den kleinen Hain betreten hatten, waren sie sich ständig nahe gewesen, immer in Berührung miteinander, und wenn es nur ihre Hände gewesen waren, die sich ineinander verschlungen hatten. Doch nun achtet er so sorgsam darauf, sie nicht mehr anzufassen, als könne er es bei dem, was er ihr sagen will, nicht ertragen, sie zu berühren. Vielleicht will er aber auch nicht, dass sie in diesem Moment ihn ertragen muss. Er lässt mir die Wahl. Dabei gibt es überhaupt nichts mehr zu wählen. Was er mit rauer, seltsam fremder Stimme erzählt, berührt sie, es erschüttert  und erschreckt sie, es lässt ihr Tränen über die Wangen rinnen und ihr Herz schwer wie Blei werden – aber es stößt sie nicht ab. Was sie viel mehr schockiert als seine bloßen Worte, ist die schonungslose Offenheit, mit der er es ausspricht und mit sich selbst ins Gericht geht. Er sucht keinen Schuldigen für seine Taten außer sich selbst, er schiebt es nicht auf den Krieg, auf die Umstände, auf Verpflichtungen oder auf was auch immer, er hüllt nicht das Mäntelchen der Ehre darum, er beschönigt es nicht, er schmückt nichts aus und lässt nichts weg. Er sagt, wie es ist. Er ist, was er ist. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch oder vielleicht gerade deswegen liebe ich ihn. Seine Stimme wird noch leiser, so dass sie kaum noch zu hören ist, aber seine Augen lassen ihre nicht los. >Du hattest Recht, als du mich blutrünstig und grausam, kalt, brutal und roh genannt hast, mit jedem Wort. Aber etwas zu sagen, selbst wenn man es so meint, bedeutet noch nicht, auch im Inneren zu wissen, dass es tatsächlich die Wahrheit ist... und du musst wissen, was ich bin, du hättest es von Anfang an wissen sollen.<

"Ich weiß, was du bist. Wer du bist. Das habe ich von Anfang an gewusst. Ich kenne dich, Caewlin. Wenn du mich liebst, bist du in mir und wenn du in mir bist, bist du auch ein Teil von mir. Du bist, was du bist und ich würde dich nicht anders haben wollen. All das, was du mir erzählt hast, alles, all das Kämpfen, all das Töten, alles was du getan und gesehen hast, was du erlebt hast, was du geliebt und gehasst hast, alles, Letztfeuer, Sturmende, deine Geschwister, dein Vater, der Krieg, die Mauer, die Frostwache, auch diese Kälte und diese Grausamkeit .... all das ist ein Teil von dir, ohne den du nicht der wärst, der du jetzt bist. Es gehört zu dir. Es gehört zu dem Mann, den ich liebe. Ich bin nicht dein Richter. Ich bin auch nicht dein Gewissen. Und ich kann nicht verurteilen, was ich liebe." Er schüttelt den Kopf, als wolle er das alles nicht gelten lassen, stattdessen fährt er erbarmungslos fort: >Ich habe entsetzliche Dinge getan, Raven, aber ich wusste zu jedem Zeitpunkt genau, was ich tue  und ich habe mich einen Dreck darum geschert. Ich habe getötet und getötet und getötet, geraubt, gemordet, gebrandschatzt, geplündert und zerstört. Du hast mich Ungeheuer genannt und es ist wahr, ich bin eines. Als Junge hatte ich genauso werden wollen wie Brynden Bärentod oder Bairne Kallhanden... doch irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich stattdessen in Caeron verwandelt.<

Einen Moment lang starrt Raven ihn in fassungslosem Entsetzen an, bevor es wie ein Sturzbach aus ihr heraussprudelt. "Nein!" protestiert sie entschieden und schüttelt wild den Kopf. Die Reste ihrer Tränen fliegen in die Dunkelheit davon. Sie rutscht zu ihm hinüber, schlingt die Arme um seinen Hals und drückt sich an ihn. Es ist ihr völlig egal, ob er das jetzt dulden will oder nicht, sie muss ihm einfach nahe sein, ihn berühren und ihn festhalten. Einen Moment lang wünscht sie sich fast, sie wäre größer und könnte ihn schütteln, so wie er das so oft mit ihr getan hat. "Das hast du nicht! Willst du jetzt wohl damit aufhören, dich zu einem Monster zu machen, das du nicht bist? Du kannst grausam sein. Zweifellos. Brutal. Roh. Du hast vielleicht mehr Menschen getötet, als ich zählen könnte, und vielleicht hast du es nicht ungern getan, aber du bist nicht wie Caeron, das glaube ich einfach nicht. Vielleicht bist du nicht geworden wie Bärentod und Kallhanden, aber du bist auch nicht wie er. Du bist du selbst. Du besitzt sehr wohl Ehrgefühl, du... du bist sogar der ehrenhafteste Mann, den ich kenne. Du weißt, was Liebe ist. Du hast ein Gewissen. Und Verantwortungsgefühl. Du schützt die Menschen, die dir anvertraut sind und würdest sie niemals verraten. Es mag vielleicht nur ein schmaler Grat sein, der dich von Caeron trennt, aber es ist ein gewaltiger Unterschied... ein wichtiger Unterschied. Du darfst nicht einen Augenblick glauben, du wärst wie er. Glaubst du, er würde mitten in der Nacht bei strömendem Regen zwei tropfnassen, wirr daherredenden Wildfremden helfen, die auf der Suche nach einem lächerlichen Gaul sind, nur weil ihm gerade danach ist? Nein. Aber du hast es getan. Glaubst du, er würde sich von jemandem, den er nicht einmal kennt, dazu überreden lassen, sein Leben für eine Stadt aufs Spiel zu setzen, die noch keinen Finger für ihn krumm gemacht hat, und das nicht nur einmal? Nein. Aber du hast es getan. Wie oft bist du mit mir im Kanal herumgekrochen? Und was war mit Wegesend? Und mit Liedberg? Und mit dem Feldzug? Würde Caeron alles liegen und stehen lassen, wenn einer seiner Freunde in Not wäre? Nein. Aber du hast es getan, mehr als einmal. Und was war mit Whytfisk .... hätte Caeron sein Leben im Tausch gegen das einer kleinen, lächerlichen Diebin angeboten, um sie zu retten? Niemals. All das würde Caeron nie tun. Aber du. Du hast es getan, und mehr als das. Weil du viel mehr bist als nur dieses Ungeheuer...." Sie ist mittlerweile so in Aufruhr geraten, dass sie am ganzen Körper bebt und sie hat gar keine Worte mehr, um all das auszudrücken, was sie ihm sagen will. "Ich bin immer noch bei dir, auch jetzt noch, nachdem ich alles weiß. Und hier werde ich auch bleiben. Weil ich dich noch immer will und weil ich dich trotz allem liebe."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Caewlin am 10. Juni 2005, 21:52 Uhr
Im gedämpften Licht des untergehenden Mondes und der silbernen Sterne sieht Caewlin Ravens Gesicht ganz deutlich. Er sieht, wie ihre Augen sich weiten, er sieht die Tränen im glänzenden Bernsteinbraun aufsteigen und unaufhaltsam über ihre Wangen rinnen, sieht ihren Mund zittern und die Bestürzung in ihrer Miene - und das Rucken ihrer Kehle, als sie hart und härter schlucken muss. Er ist kein solcher Narr, nicht mit dieser oder einer ähnlichen Reaktion gerechnet zu haben, aber zwischen Ahnen und Wissen können Welten liegen - und sie jetzt so zu sehen, schnürt ihm die Luft ab. Dennoch kann er nicht zurück. Er kann seine Worte nicht zurücknehmen, ebenso wenig wie er ändern kann, was er ist oder getan hat. Er kann ihr nur die Wahrheit geben und sie entscheiden lassen, ob sie die alten Narben aufreißen oder heilen will, auch wenn es ihn umbringt. Sein Herz stolpert zwei, drei Schläge vor sich hin, ehe es schlicht aussetzt. Einen Moment lang weigert sich sein Körper noch, den Umfang des Schmerzes zu glauben und als er dann kommt, ist sein Biss derart kalt und rot und tief, dass Caewlins plötzliches Atemholen in der Stille so harsch und rau klingt, als zerreiße Segeltuch. Seine Hand ballt sich zur Faust und er atmet Eis, während er mit klopfendem Herzen darauf wartet, dass sie ihn anklagen und verdammen oder einfach aufstehen und gehen würde. Sie tut nichts davon, sie sieht ihn nur an, und als sie doch beginnt zu sprechen, zuerst halberstickt von ihren Tränen, glaubt er, seinen Ohren nicht zu trauen. >Ich weiß, was du bist. Wer du bist. Das habe ich von Anfang an gewusst. Ich kenne dich, Caewlin. Wenn du mich liebst, bist du in mir und wenn du in mir bist, bist du auch ein Teil von mir. Du bist, was du bist und ich würde dich nicht anders haben wollen.< Er traut dem, was er hört auch dann noch nicht über den Weg, als ihre Worte ihn endlich erreichen und sich der Klang ihrer Stimme wie ein Schraubstock um sein Herz legt. "Götter, Raven. Bitte..." Sie schüttelt entschlossen den Kopf und redet weiter. Ihre Stimme zittert noch ein wenig und sie spricht leise, aber auch fast schmerzhaft eindringlich. >All das, was du mir erzählt hast, alles, all das Kämpfen, all das Töten, alles was du getan und gesehen hast, was du erlebt hast, was du geliebt und gehasst hast, alles, Letztfeuer, Sturmende, deine Geschwister, dein Vater, der Krieg, die Mauer, die Frostwache, auch diese Kälte und diese Grausamkeit .... all das ist ein Teil von dir, ohne den du nicht der wärst, der du jetzt bist. Es gehört zu dir. Es gehört zu dem Mann, den ich liebe. Ich bin nicht dein Richter. Ich bin auch nicht dein Gewissen. Und ich kann nicht verurteilen, was ich liebe.<

"Nicht? Ich bin in sieben Jahren so tief gesunken, dass ich eine kleine Hure auf der Straße wie einen räudigen Hund erschlagen habe, Raven." Er ballt seine Linke zur Faust und hebt sie hoch, dann öffnet er langsam seine Finger. Seine Linke, nicht die Rechte, nicht seine Schwerthand. Als er seine Waffenhand verloren hatte, war er mit der Linken so ungeschickt gewesen, wie ein Kind... heute tötet sie genauso leicht, wie es die Rechte getan hat. "Du hast gesehen, was ich mit Rorge getan habe. Du hast gesehen, was ich mit Whytfisk getan habe. Du hast gesehen, was ich mit Kalmir getan habe und mit dem Magoi auf dem Weg nach Liedberg... mit derselben Hand, mit der ich meinen Sohn halte oder dich berühre. Ich bin ganz genauso wie Caeron. Wie kannst du mich nicht verurteilen?" Caewlin sieht sie an, sucht in ihrem Gesicht, in ihren Augen nach dem Grauen, vielleicht auch nach der Selbstlüge, die er halb erwartet, halb fürchtet, aber er findet sie nicht. Da ist nur völlig bestürzte Fassungslosigkeit, aber auch sie gilt nicht gar nicht ihm, sondern scheint in irgendeine andere Richtung zu zielen. Sie schüttelt noch sehr viel entschlossener als eben den Kopf, so heftig, dass ihr die Tränen von den Wangen perlen, warm und salzig, und seine nackte Haut treffen. Ihr Nein! ist fast ein Aufschrei und dann ist sie bei ihm, hält ihn, schmiegt sich an ihn, wiegt ihn und lässt ihn nicht wieder los, während sie versucht, ihm auszureden, dass er auch nur irgendeine Ähnlichkeit mit seinem Bruder hätte. > Willst du jetzt wohl damit aufhören, dich zu einem Monster zu machen, das du nicht bist? Du kannst grausam sein. Zweifellos. Brutal. Roh. Du hast vielleicht mehr Menschen getötet, als ich zählen könnte, und vielleicht hast du es nicht ungern getan, aber du bist nicht wie Caeron, das glaube ich einfach nicht.< Die Versuchung, sie zu schütteln, um ihre Augen vor der Wahrheit zu öffnen, die sie einfach nicht sehen will, ist groß. Die Versuchung, der vagen Hoffnung, die so heftig wie unvermittelt in ihm aufflammt, nachzugeben, ist sehr groß. Noch größer ist der Wunsch, sie festzuhalten, aber er wagt es nicht, aus Angst, ihr dabei ein paar Rippen zu brechen. Sie zieht seinen Kopf an ihre Brust und wiegt ihn ganz sacht, so wie sie es mit Brynden tun würde, wenn sie ihn tröstet. "Was sollte mich von ihm unterscheiden?" murmelt er und seine Stimme klingt gedämpft an der Wärme ihrer Haut. "Ich kann ganz genauso sein wie er, Raven. Was hindert mich daran.... " Sie lässt ihn nicht einmal ausreden und davon, irgendwelche Wahrheiten zu sehen, will sie erst recht nichts wissen. >Du besitzt sehr wohl Ehrgefühl, du... du bist sogar der ehrenhafteste Mann, den ich kenne. Du weißt, was Liebe ist. Du hast ein Gewissen. Und Verantwortungsgefühl. Du schützt die Menschen, die dir anvertraut sind und würdest sie niemals verraten. Es mag vielleicht nur ein schmaler Grat sein, der dich von Caeron trennt, aber es ist ein gewaltiger Unterschied... ein wichtiger Unterschied. Du darfst nicht einen Augenblick glauben, du wärst wie er.<

Er merkt erst, dass er den Atem angehalten hat, als er so tief und langsam Luft holt, als wolle er den Geruch ihrer Haut und die kühle Nachtluft ringsum trinken. >Glaubst du, er würde mitten in der Nacht bei strömendem Regen zwei tropfnassen, wirr daherredenden Wildfremden helfen, die auf der Suche nach einem lächerlichen Gaul sind, nur weil ihm gerade danach ist? Nein. Aber du hast es getan,< fährt Raven eisern fort und es ist ihr anzusehen, dass sie ihn am liebsten ordentlich durchgerüttelt hätte. >Glaubst du, er würde sich von jemandem, den er nicht einmal kennt, dazu überreden lassen, sein Leben für eine Stadt aufs Spiel zu setzen, die noch keinen Finger für ihn krumm gemacht hat, und das nicht nur einmal? Nein. Aber du hast es getan. Wie oft bist du mit mir im Kanal herumgekrochen? Und was war mit Wegesend? Und mit Liedberg? Und mit dem Feldzug? Würde Caeron alles liegen und stehen lassen, wenn einer seiner Freunde in Not wäre? Nein. Aber du hast es getan, mehr als einmal. Und was war mit Whytfisk .... hätte Caeron sein Leben im Tausch gegen das einer kleinen, lächerlichen Diebin angeboten, um sie zu retten? Niemals. All das würde Caeron nie tun. Aber du. Du hast es getan, und mehr als das. Weil du viel mehr bist als nur dieses Ungeheuer....< "Götter im Himmel, Frau, hör auf einen Heiligen aus mir zu machen," knurrt er. Es hätte verächtlich klingen sollen, aber es hört sich selbst in seinen eigenen Ohren nur reichlich vom Donner gerührt an, obwohl ein Heiliger ganz bestimmt das allerletzte ist, was er sein will. Du bist der ehrenhafteste Mann, den ich kenne...? Ah djävla! Verdammt. Er richtet sich auf, hebt den Kopf und starrt sprachlos auf sie hinunter. Sie zittert heftig, aber damit hat sie ihn längst angesteckt und er spürt sein Herz bis in die Fingerspitzen schlagen. Er hebt die Arme, berührt sie aber kaum, obwohl er nichts mehr tun will, als das. Federleicht, fragend, tastet seine Hand über ihren Rücken, unter ihr Haar, hinauf in die so verletzliche Wärme ihres schlanken Nackens über dem Hemdkragen. Seidenweiche Haut, seidenkühles Haar, glatte, sanft geschwungene Muskeln und Sehnen und dicht darunter fragile Härte, wie Vogelknochen. Sie antwortet, indem sie sich gegen seine Hand lehnt, ihren Kopf in den Nacken und damit in seine Finger legt, um ihm in die Augen zu sehen. >Ich bin immer noch bei dir, auch jetzt noch, nachdem ich alles weiß. Und hier werde ich auch bleiben. Weil ich dich noch immer will und weil ich dich trotz allem liebe.<

Sie kann unmöglich meinen, was sie sagt, aber in ihren Augen findet er nur die Wahrheit, tausend Spiegelungen seiner selbst... und ihre Liebe - so unverhüllt und furchtlos, wie sie sie ihm schon einmal geschenkt hat. Er birgt ihren Kopf an seiner Brust und hält sie fest, so fest, dass er sie ganz bestimmt zerquetschen muss, unfähig dem zu widerstehen, was sie ihm anbietet. Er gibt seiner vagen Hoffnung und der Sehnsucht in einer endlosen Umarmung nach und die Erleichterung durchströmt ihn, glühend wie Feuerwein. "Götter, Raven," flüstert er leise in ihr Haar, seine dunkle Stimme schwer und rau vor Zärtlichkeit. "Du bist völlig... völlig verrückt, weißt du das? Aber ich liebe dich. Ich liebe dich." Er streicht über ihr Haar, ihren Rücken, ihre Arme, als wolle er alles von ihr auf einmal berühren und hält sie nur noch fester. Es ist wahr, sie kennt ihn. Er ist ein Teil von ihr, alles, was er einst war und alles, was er ist. "Ich bin ein brutaler Mann und das weißt du. Ich kann nicht... nicht ganz glauben, was du gesagt hast, vermutlich glaube ich es nie. Aber vielleicht... ist es auch gar nicht so wichtig, was ich glaube." Er legt seine Wange auf ihr Haar. "Weil du es glaubst. Ich kann nichts anderes sein, als das, was ich bin, Raven, und ich kann nichts an dem ändern, was ich einst war - und du kannst nicht mein Gewissen sein. Aber du machst es wahr." Er hält sie ein Stück von sich weg, damit sie die Wahrheit in seinen Augen sehen kann. "Es ist wie die Sache mit dem umstürzenden Baum, aye? Der macht auch keinen Krach, wenn es niemanden gibt, der ihn hören könnte. Und wenn ich... wenn ich mehr sein kann, als ein Ungeheuer wie Caeron, dann weil es dich gibt, die es sieht."  

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Raven am 12. Juni 2005, 11:15 Uhr
>Götter, Raven. Bitte...< Caewlins Augen irren ungläubig über ihr Gesicht, als würde er nach Spuren von Abscheu und Verachtung suchen, nach Grauen und Entsetzen, nach all dem, was er dort zu entdecken fürchtet, und in seinem Blick liegt so viel banges Warten und Zittern, dass es Raven das Herz in der Brust zusammenzieht. Er widerspricht ihr so nachdrücklich, als glaube er, sie hätte nicht richtig begriffen, was er ihr sagen will und ihr die ganze Zeit klarzumachen versucht. Wieder und wieder hält er ihr vor Augen, was er getan hat, und seine Stimme klingt dabei hart und bitter. >Ich bin in sieben Jahren so tief gesunken, dass ich eine kleine Hure auf der Straße wie einen räudigen Hund erschlagen habe, Raven.< Langsam hebt er seine zur Faust geballte Linke und während er die Finger wieder öffnet und streckt, hält er sie direkt vor ihr Gesicht, als wolle er ihr deutlich machen, dass seine Hand nichts weiter als ein mörderisches Werkzeug ist und nur Schmerz und Tod bringen kann. >Du hast gesehen, was ich mit Rorge getan habe. Du hast gesehen, was ich mit Whytfisk getan habe. Du hast gesehen, was ich mit Kalmir getan habe und mit dem Magoi auf dem Weg nach Liedberg...<, fügt er eindringlich hinzu, doch sie schüttelt nur den Kopf und berührt mit den Lippen seine Finger, die das Sternenlicht mit schimmerndem Silber überzieht. "Ja, ich habe Kalmir gesehen, und ich habe den Magoi gesehen." Ein entstellter Leichnam, der im trüben Morgenlicht an skelettdürren Ästen baumelte. "Und ich habe Rorge gesehen." So zerfetzt, dass man kaum noch erahnen konnte, dass er einmal ein Mensch gewesen war. "Und ich habe gesehen, was du mit Whytfisk getan hast. Du hast ihn nicht getötet, du hast ihn geschlachtet, du hast ihm bei lebendigem Leib das Gesicht weggerissen und das Fleisch von den Knochen gefetzt und du hast damit noch nicht einmal aufgehört, als er schon lange tot war. Ich habe es gesehen. Ich habe alles gesehen. Ich weiß, wozu du fähig bist. Ich weiß, was du bist. Ich weiß es. Aber es ändert nichts, verstehst du denn nicht?"

Warum machst du es dir nur so schwer? Ein Gefühl wilder Verzweiflung breitet sich in ihrem Inneren aus, weil er ihr einfach nicht glauben will, und sie fragt sich, was sie ihm noch sagen oder wie sie ihm begreiflich machen soll, dass es ihrem Herzen einfach völlig egal ist, was er alles getan hat. Das Restchen Verstand, das in Caewlins Nähe überhaupt noch funktioniert, faselt irgend etwas von verrückt und Beine in die Hand nehmen und davonlaufen, aber ihr Herz flüstert seinen Namen, mit jedem einzelnen Schlag, nichts anderes mehr. Caewlin. Es hat sich entschieden und gleichgültig, was noch kommen oder was er erzählen würde, es würde nicht das geringste mehr daran ändern können - sie würde ihn selbst dann noch lieben, wenn er tatsächlich wie Caeron wäre. Er ist es aber nicht! Er ist es nicht und er darf nicht einmal daran denken, dass er so wäre. Raven versucht ihm diesen Gedanken auszureden, während sie ihn an sich drückt und so verzweifelt festhält, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. >Was sollte mich von ihm unterscheiden?< murmelt er leise an ihrem Hals und sie kann seinen warmen, zitternden Atem auf ihrer Haut spüren. "Dein Wille", flüstert sie rau, "dein Herz und deine Seele, all das, was in dir steckt." Sein Haar, das in der Sonne leuchtet wie das dunkle Feuer des Blutbuchenlaubes, wirkt im silbrigblauen Licht der Nacht fast schwarz. Das Lederband, das es im Nacken zu einem Zopf gefasst hatte, ist längst schon irgendwo im hohen Gras verschwunden und die glänzenden, weichen Strähnen fallen ihm lang und offen über die Schultern. Sie vergräbt ihr Gesicht darin und antwortet ihm mit halberstickter Stimme, zählt ihm all das auf, was ihn von seinem Bruder unterscheidet, doch Caewlin will nichts davon hören.

>Götter im Himmel, Frau, hör auf einen Heiligen aus mir zu machen.< Er rückt ein Stück von ihr ab und sieht kopfschüttelnd auf sie hinunter, als hätte sie den Verstand verloren und könne nicht richtig bei Sinnen sein. "Wer will schon einen Heiligen? Ich bestimmt nicht", entgegnet sie leise. "Du glaubst, ich will dich schönreden, aber das tue ich nicht. Ich will dich nicht anders haben, als du bist." Seine Hand schiebt sich sachte ihren Rücken hinauf bis in ihren Nacken und die Berührung seiner Finger hinterlässt eine Spur aus Feuer auf ihrer Haut. Sie erwidert seinen Blick offen und ohne Furcht und was er in ihren Augen lesen kann, ist Antwort genug auf all seine Fragen und Zweifel. In seinem Blick sieht sie einen Funken des Begreifens aufleuchten und dann findet sie sich an seiner Brust und in einer Umarmung wieder, die ihr wirklich beinahe die Knochen zu brechen droht. >Götter, Raven. Du bist völlig... völlig verrückt, weißt du das? Aber ich liebe dich. Ich liebe dich,< murmelt er in ihr Haar und seine Stimme kleidet die Nacht in dunklen Samt und kriecht in jede Faser ihres Herzens, das so laut und schwer klopft, dass es bestimmt in Talyra noch zu hören ist. >Ich bin ein brutaler Mann und das weißt du<, hört sie ihn flüstern und obwohl ihr die Kehle eng wird und sie hinter ihren Lidern noch immer quecksilbrige Tränen spürt, liegt ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie schmiegt sich in seine Arme und in seine glühende Wärme. "Ja, das bist du. Schrecklich brutal - deswegen hältst du mich auch so sachte wie ein zerbrechliches kleines Vogeljunges, das gerade aus dem Nest gefallen ist. Und Ehrgefühl besitzt du auch nicht, kein bisschen - bestimmt ist das der Grund, dass du mich in einen Tempel geschleppt und mich erst zu deiner Frau gemacht hast, bevor du dein Bett mit mir geteilt hast."

Caewlin schiebt sie ein Stückchen von sich weg, ohne sie ganz loszulassen, sucht ihren Blick und hält ihn fest. >Ich kann nicht... nicht ganz glauben, was du gesagt hast, vermutlich glaube ich es nie. Aber vielleicht... ist es auch gar nicht so wichtig, was ich glaube. Weil du es glaubst. Ich kann nichts anderes sein, als das, was ich bin, Raven, und ich kann nichts an dem ändern, was ich einst war - und du kannst nicht mein Gewissen sein. Aber du machst es wahr. Es ist wie die Sache mit dem umstürzenden Baum, aye? Der macht auch keinen Krach, wenn es niemanden gibt, der ihn hören könnte. Und wenn ich... wenn ich mehr sein kann, als ein Ungeheuer wie Caeron, dann weil es dich gibt, die es sieht.< "Vielleicht gibt es mehr als nur eine einzige Wahrheit", erwidert sie leise und legt ihre Hand auf sein Herz. Silbriges Licht schimmert auf seinen nackten Schultern und in seinem Haar und lässt seine Augen wie schmelzendes Eis leuchten. "Vielleicht sehe ich auch Seiten an dir, die du selbst nicht sehen kannst. Oder nicht sehen willst. Aber ich sehe sie und für mich bist du viel mehr als nur dieses Ungeheuer, so viel mehr. Es ist alles wahr, was du sagst .... du kannst brutal sein und grausam und skrupellos, und ich weiß das. Ich wusste es von Anfang an. Ich habe es erlebt und ich habe es gesehen. Vielleicht kannst du nicht glauben, dass jemand, der dich kennt und der dies alles weiß, dich lieben könnte - aber ich tue es und ich tat es schon vom ersten Augenblick an. Ich habe mich in den letzten Tagen oft gefragt, wann das alles begonnen hat und warum .... wie ich einen Mann lieben kann, der ein Herz hat, so schwarz wie die Nacht. Ich weiß es nicht. Es ist einfach so. Und es war von Anfang an schon so, es war schon immer da und ich habe es in mir getragen, die ganze Zeit. Ich musste es vergraben, weil es nicht sein durfte, weil es Cal gab und dann meinen Gefährten, und weil ich ... weil ich Angst davor hatte. Aber dieses Gefühl, das mir ins Herz gekrochen war, ließ sich einfach nicht töten, es war immer da, irgendwo hier drin in einem stillen Winkel und es ist von Tag zu Tag gewachsen."

Sie streichelt sein Gesicht und ihre Finger wandern entlang seiner Halslinie hinab, spüren seine warme Haut unter der Fülle glänzender Haare, ihr Mund an seinem. "Du bist mein Mann und ich liebe dich ... und ich werde dich noch lieben, wenn alles längst zu Staub und Asche zerfallen ist und die Welt in Trümmern liegt. Ich will, habe ich in diesem Tempel gesagt, ich will dich lieben und ehren und dir die Treue halten in guten wie in schlechten Tagen, in Siechtum und Gesundheit, in Freude und Leid von diesem Tage an bis in alle Zeit, und ich habe noch niemals etwas so ernst gemeint wie diese Worte. Ich liebe dich, Caewlin, und ich will bei dir sein, ich..." Ihre Stimme ist so rau und kratzig wie Sandpapier und Raven findet auch keine Worte mehr, völlig überwältigt von all den Gefühlen, die sie durchfluten. Sie weiß nicht mehr, wann sie sich jemals so gefühlt hat, so voller Angst und voller Freude, wann es je so in ihrem Inneren getobt und geschrieen hätte. Sie will ihm noch so viel sagen, über das, was er ihr bedeutet, über das, was sie empfindet, ganz tief in ihrem Inneren, über ihre Wünsche und Sehnsüchte und Hoffnungen - doch ihre Lippen sind bereits so nahe, zu nahe, als dass noch Raum für Worte wäre, zu nahe, als dass sie noch etwas anderes hätte tun können, als ihn zu küssen. Sie schlingt die Arme um ihn, legt ihre Hände auf seinen Rücken und spürt die lebendige Wärme und Kraft seines Körpers an ihrem, während sie sich an ihn drängt. In ihrem Inneren fühlt sie eine so brennende, schmerzliche Sehnsucht aufsteigen, eins mit ihm zu sein, dass es ihr die Kehle zuschnürt vor Verlangen. Sie will ihm nahe sein, ihn in sich tragen, ihn berühren und seinen Atem trinken, seinen Herzschlag und seine warme Haut an ihrer spüren und plötzlich ist sogar der dünne Stoff des Hemdes zuviel, der sie voneinander trennt. Mit zitternden Händen streift sie es von ihren Schultern, fröstelnd in der kühlen Nachtluft, und ihre Stimme zittert noch viel mehr, als sie die Arme um seinen Nacken schlingt und ihre Finger in seinem Haar vergräbt. "Komm zu mir ... jetzt .... bitte...", flüstert sie rau und zieht ihn mit sich, bis sie in das samtweiche Gras sinken und ihre Körper sich zu einem einzigen verschlingen, sich aneinander berauschen, sich fragen und antworten und ihre Worte besiegeln, quälend sanft und hungrig zugleich.

Die Luft ist feucht und kalt, als die Nacht allmählich dem Tag weicht. Morgennebel kriecht in weißen Schleiern über den Ildorel und im hohen Gras glitzern Tautropfen wie winzige Diamanten. Die Sonne ist noch gar nicht aufgegangen und die Bäume am Ufer beginnen sich gerade erst gegen den langsam heller werdenden Horizont abzuheben. Irgendwann mussten sie eingeschlafen sein, müde, erschöpft und unentwirrbar ineinander verheddert und als Raven die Augen aufschlägt und versucht, ihre benebelten Sinne wach zu bekommen, kann sie nicht einmal sagen, wie lange sie geschlafen haben. Jeder Knochen im Leib tut ihr weh und obwohl sie sich in Caewlins Arm und dicht an seinem warmen Körper zusammengerollt hat, friert sie in der Morgenkälte, dass ihr die Zähne klappern. Sie streckt sich wie eine Katze, bis sie der Länge nach an ihm liegt und ihr Mund sucht seinen, um ihn wachzuküssen. Seine Arme schlingen sich um ihren Rücken und ein schlaftrunkener Laut dringt aus seiner Kehle, eine Mischung aus sanftem Grollen und Schnurren, die es Raven völlig unmöglich macht, sich von ihm zu lösen. "Steh auf", murmelt sie zwischen zwei Küssen atemlos an seinem Mund, "es ist kalt." Aber sie bleiben in dem weichen Bett aus Rainfarn, samtigem Moos und Waldgras liegen, bis das erste Licht den See in einen perlmuttenen Schimmer taucht, bevor sie sich auf die Beine quälen und die kleine Lichtung nach ihren Kleidungsstücken absuchen. "Du schuldest mir ein neues Hemd", stellt Raven kichernd fest, als sie zwischen zwei Farnbüscheln die zerfetzten Überreste dessen herauspflückt, was sie am Abend auf dem Inarifest getragen hatte. Nach zwei vergeblichen Versuchen, sich den zerrissenen Stoff um Brust und Schultern zu wickeln, gibt sie es auf und schlüpft kurzerhand in Caewlins Hemd, denn auch wenn der Weg zu Ninianes Baum nicht allzu weit ist, so hat sie nicht unbedingt vor, ihn mit nacktem Oberkörper zurückzulegen. Nachdem sie noch den Rest ihrer Sachen aufgesammelt und angezogen haben, machen sie sich am Ufer entlang auf den Rückweg, engumschlungen und in ständiger Berührung miteinander. "Du musst mir mehr erzählen", murmelt Raven in seinem Arm, während sie durch den weichen Sand schlendern und Wurzeln und Felsen ausweichen. Sie hebt den Kopf, um ihn anzusehen. "Wenn du es erzählen willst. Auch das, was im Krieg passiert ist. Aber erst brauche ich ein ordentliches Frühstück."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Jorun am 21. Juli 2005, 19:01 Uhr
« Das Ufer des Ildorel

Jorun geht dicht am Wasser entlang und meidet den Schatten der Bäume so lange es geht. Schließlich muss sie das kleine Wäldchen am Ufer des Ildorels aber doch betreten. Hastig geht sie zwischen den lichten Baumreihen umher, die silbergrauen Stämme lösen ein beklemmendes Gefühl in ihr aus und sie vermeidet den Blick in die Höhe. Sie folgt dem schmalen, fad, welcher sich von der Uferpromenade aus durch den kleinen Hain windet und sie in eine stille, verträumte, windgeschützte Bucht am Seeufer führt. Das Wasser, klar wie Glas, schimmert in geheimnisvollem Blaugrün und kleine Wellen rollen beständig auf das Ufer zu, während die Sonnen die Bucht in einangenehmes, warmes Licht taucht. Jorun geht näher an das Wasser heran, lässt ihren Stab und ihre Stiefel in den Sand fallen und sieht sich um. Sie genießt die stille und Abgeschiedenheit dieses Ortes. Hier wird mich gewiss niemand stören, sagt sie sich zufrieden. Langsam setzt sie sich und vergräbt die Zehenspitzen im Sand, während ihr Blick über die Bucht und hinaus auf den Ildorel gleitet. Schließlich erhebt sie sich wieder und sieht sich noch einmal verstohlen um.

Als sich die Normanderin vergewissert hat, dass sie allein ist, legt sie ihre Gewänder ab. Den kleinen Lederbeutel, der ihren Zimmerschlüssel sowie ein paar Münzen enthält, verbirgt sie im Sand und deckt ihre Kleider darüber. Die Stelle befindet sich nahe am Seeufer und dürfte auch vom Ildorel aus noch weithin sichtbar sein. Nun, wo Jorun entkleidet ist, ist deutlich erkennbar, wo die Sonne ihre Haut bereits kräftigt gebräunte hat und wo nicht. Mit schnellen Schritten geht sie zum Wasser und taucht gleich darauf mit ihrem schlanken, sehnigen Körper vollständig in die Fluten des Ildorels ein. Mit schnellen, kraftvollen Zügen bewegt sie sich vorwärts und lässt den Strand rasch hinter sich zurück. Das Wasser ist angenehm kühl und es bereitet der jungen Frau große Freude immer weiter auf den Rand der kleinen, einsamen Bucht zu zu schwimmen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Novo am 23. Juli 2005, 23:50 Uhr
<- Das Ufer des Ildorel

Novo folgt einige Zeit einem Schwarm Heringe. Immer wieder taucht er nur kurz auf und verschwindet dann wieder, um den Fischen weiter zu folgen. Ab und zu versucht er ihre Ordnung durcheinander zu bringen, in dem er sich ihnen in den Weg stellt, oder durch sie hindurchschwimmt. Doch recht schnell bilden sie wieder ihre ursprüngliche Formation und eilen vor ihm davon. Als er schliesslich wieder den Kopf über das Wasser hebt und sich umschaut, stellt er fest, dass er ein ganzes Stück Richtung Grünsümpfe geschwommen sein muss. Auf jeden Fall ist am Ufer schon das Larisgrün zu sehen. Während er überlegt, ob er sofort wieder umkehren oder lieber doch eine Weile hier am Strand bleiben soll, sieht er jemand anderes im Wasser.

Nicht allzu häufig trifft Novo andere Menschen weit vom Strand im Meer schwimmen. Die meisten Stadtbewohner haben keinen Grund es zu lernen. Deshalb gehen sie kaum weiter als bis zu den Knien hinein. Selbst viele der Fischer, die Tag für Tag mit ihren Booten auf dem See sind, können es nicht. Sie verlassen sich darauf, dass Amur sie auf ihren Gefährten sicher hinaus und wieder zurück in den Hafen bringt.
Umso mehr freut es den Jungen jemanden zu sehen, der ebensoviel Freude am Schwimmen hat, wie er.

"Hey, hallo" ruft er ihm zu und winkt, bevor er heranschwimmt. Als er sich dem Fremden nähert, fallen ihm sofort die blauen Haare auf. In nassen Strähnen umrahmen sie dessen Gesicht. Sofort erinnert Novo sich an den Fremden, der im Grünen Aal neben ihnen gesessen hat, als er mit Kilara dort gewesen war.
"Ach, ihr seid das", sagt er erfreut und lächelt den Fremden an, während er die letzten Züge zwischen ihnen zurücklegt, "kennt ihr mich noch? Ich habe im Aal neben euch gesessen." Er holt kurz Luft bevor er weiterredet: "Ihr scheint es ja auch zu mögen im Wasser zu schwimmen. Also ich bin jeden Tag hier, wenn das Wetter warm genug ist. Wo habt ihr denn das gelernt? Schwimmen können nicht allzuviele in Talyra."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Jorun am 24. Juli 2005, 11:02 Uhr
Die Abgeschiedenheit der kleinen Bucht gefällt der Normanderin, hat man doch fast das Gefühl den Ildorel für sich alleine zu haben. Sie taucht, gleitet unter Wasser dahin, schwimmt zwischen Schwärmen kleinerer Fische hindurch, versucht mehrmals bis zum Grund des Ildorels zu tauchen und steigt immer wieder zurück an die Wasseroberfläche, um gut gelaunt prustend nach Luft zu schnappen. Sie fühlt sich so sicher, dass sie mehr und mehr alle Vorsicht vergisst. Die Bucht ist so abgelegen, es kommt ihr kaum in den Sinn, dass sich doch zufällig jemand dorthin verirren könnte. Hin und wieder wirft sie einen Blick zurück zum Strand, aber dort bleibt alles ruhig und der Gedanke, dass sich jemand von der Seeseite aus nähern könnte, kommt ihr nicht. Ein Fehler, wie sie bald darauf feststellen muss, denn Jorun ist so sorglos, dass sie Novo erst bemerkt, als es bereits zu spät ist, um dem Jungen noch unbemerkt zu entkommen. »Hey, hallo«, erklingt Novos Stimme bereits über dem Wasser und der Kopf der Nomanderin fährt ruckartig herum.

Ihre Augen funkeln zornig, als sie ihn erblickt, wie er rasch auf sie zu geschwommen kommt. »Ach, Ihr seid das, kennt Ihr mich noch? Ich habe im Aal neben Euch gesessen.« Verdammt, wie konnte ich nur so gedankenlos sein? Kaum ein paar Tage in der Stadt und jetzt muss ausgerechnet dieser schmächtige Bengel daher geschwommen kommen. Ihre Wut richtet sich nicht gegen Novo, sondern vielmehr gegen sich selber. »Ihr scheint es ja auch zu mögen im Wasser zu schwimmen. Also ich bin jeden Tag hier, wenn das Wetter warm genug ist. Wo habt Ihr denn das gelernt? Schwimmen können nicht allzu viele in Talyra.« Ja, Jorun liebt es sehr zu schwimmen, aber in diesem Augenblick liegt es ihr fern Novo auf seine Fragen zu antworten. Ihr Blick huscht gehetzt zurück zum Ufer, wo ihre Sachen gut sichtbar am Strand liegen. „Verschwinde“, zischt sie unfreundlich. „Lass mich in Frieden.“ Sie bedenkt Novo mit einem unfreundlichen Blick, taucht und schwimmt unter Wasser so schnell sie eben kann in Richtung Strand, um den Jungen abzuschütteln oder um wenigstens mit etwas Vorsprung am Ufer anzugelangen. Zu ärgerlich, wenn er etwas herausfinden würde!, denkt sie. Soll die vielen vergangenen Siebentage und Monde etwa nur alles gut gegangen sein, damit nun ein dummer kleiner Straßenlümmel daherkommen und als entdecken kann?

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Novo am 24. Juli 2005, 14:25 Uhr
>>„Verschwinde“, zischt sie unfreundlich. „Lass mich in Frieden.“ Sie bedenkt Novo mit einem unfreundlichen Blick, taucht und schwimmt unter Wasser so schnell sie eben kann in Richtung Strand, um den Jungen abzuschütteln oder um wenigstens mit etwas Vorsprung am Ufer anzugelangen.<<

Novos Lächeln weicht einem verletzten Gesichtsausdruck, als der Fremde ihn auffordert zu verschwinden. Im Aal hat er doch einen so freundlichen Eindruck gemacht. Wäre ich nicht schon mit Kilara dort angekommen, hätte ich mich sicherlich zu ihm gesetzt. "Was ist denn?", fragt der Junge verunsichert, doch der Mann dem blauen Strähnen im Haar taucht unter die Wasseroberfläche, so dass Novo nicht mehr sicher sein kann, ob er seine Frage noch gehört hat.
Vielleicht sollte ich einfach wieder umkehren, wie er es gesagt hat. Novo überlegt einen Moment und taucht dann ebenfalls hinab. Aber es gab doch keinen Grund so unfreundlich zu sein. Ich bin doch auch nur hier geschwommen, wie er?
Er sieht das der Fremde ein Stück voraus Richtung Strand schwimmt und entscheidet sich dann ihm zu folgen. Vielleicht hat er mich ja doch mit jemand anderem verwechselt.

Obwohl Novos Arme nicht sehr muskulös erscheinen, so ist er doch ein sehr guter Schwimmer. Die täglichen Bäder im Ildorel und auch die tiefen Tauchgänge, wenn er, von den Fischerbooten aus, nach Perlen sucht, haben ihn unter Wasser äußerst gewandt werden lassen. Trotzdem kommt er dem Fremden nur langsam näher. Dessen kräftige Arme tragen ihn vielleicht nicht ganz so effektiv, aber trotzdem schnell, unter der Wasseroberfläche entlang.
Schliesslich erreichen die beiden seichteres Wasser in der Nähe des Strandes. Ein Erwachsener kann hier ohne Probleme stehen. Und einen Boden unter den Füßen hat Novo plötzlich auch nötig. Der Fremde, welcher etwas weiter voraus ist, hat knapp hüfthohes Wasser erreicht, in dem es sich nur noch schlecht schwimmen läßt. Doch bevor er den See verläßt, dreht er sich um. Vielleicht um einfach nur zurückzublicken oder um zu sehen, ob Novo ihm gefolgt ist. Doch das Warum ist dem Jungen in dem Moment egal. Er sieht plötzlich, dass der Oberkörper des Fremden zwei, zwar kleine, aber trotzdem deutlich erkennbare runde Brüste trägt und das sich zwischen dessen Beinen nur dichtes blondes Haar und sonst nichts befindet.

Für einen Moment vergisst Novo den Mund geschlossen zu halten. Er schluckt Wasser, rudert gänzlich unelegant mit den Armen und kommt schliesslich hustend an die Oberfläche.
Nachdem er das Wasser ausgespuckt hat und wieder normal atmen kann, beginnen seine Gedanken zu kreisen. Eine Frau? Aber wieso denn? Er...sie ist doch wie ein Mann gekleidet gewesen und hat nichts gesagt... Wenn er es sich Recht überlegt, hat der...die Fremde bisher überhaupt nichts zu ihm gesagt, ausser "Verschwinde" und "Lass mich in Frieden.". Aber er hat einfach angenommen, dass es sich um einen Mann handelt. Und er ist sich sicher, dass andere, Kilara oder die Bedienungen im Aal, das auch denken.
Langsam, da das brusthohe Wasser ihn noch behindert, geht er Richtung Strand auf die Fremde zu. "Hey", ruft er ihr zu, "ihr seid ja gar kein Mann. Aber warum...? Also wieso...?" So richtig weiß Novo gar nicht, was er fragen soll. Seine unerwartete Entdeckung verwirrt ihn einfach und eine Antwort darauf, warum eine Frau sich als Mann ausgeben sollte, will ihm erst recht nicht einfallen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Jorun am 24. Juli 2005, 18:13 Uhr
Während sie dem Strand entgegen schwimmt, achtet Jorun nicht darauf, ob Novo ihr folgt oder ihren Rat beherzigt und in die Richtung verschwunden ist, aus der er in der Bucht aufgetaucht ist. Als sie das seichte Wasser in Ufernähe erreicht und sie schon bald festen Grund unter den Füßen spürt, gibt sie es auf zu schwimmen. Stattdessen bleibt die Normanderin stehen, richtet sich zu voller Größe auf und wendet den Oberkörper halb um, um auf den Ildorel hinauszusehen. Ihr Blick verfinstert sich sogleich, als sie entdeckt, dass der Junge ihr gefolgt ist, anstatt zu verschwinden, und sich nun allmählich dem Ufer nähert. Ihr entschlüpft eine derbe, unflätige Bemerkung.  Nun ist es endgültig gleich! Wütend verlässt sie das hüfthohe Wasser, sodass nun auch der Rest ihres Körpers sichtbar wird und zumindest Novos Reaktion verschafft ihr doch so etwas wie ein klein wenig Genugtuung, weshalb sie ein leichtes Grinsen nicht vollkommen unterdrücken kann. Zufrieden verfolgt sie, wie der neugierige Bursche Wasser schluckt, wild und reichlich ungelenk mit den Armen umherrudert und schließlich wieder hustend und pustend an der Wasseroberfläche auftaucht. Sie bleibt noch einen Augenblick lang stehen und genießt den recht amüsanten Anblick, bevor sie sich umdreht. Mädchenhafte Scheu oder gar Scham verspürt sie nicht. Langsam wendet sie sich ab geht allmählich zu ihren Sachen hinüber. Vor wem sollte sie sich denn bitte sehr schämen? Etwa vor diesem halbwüchsigen Bengel, der jetzt tollpatschig wie ein junger Hund wie ein junger Hund, und übrigens genauso neugierig, aus dem Wasser gestolpert kommt?

Jorun schüttelt den Kopf, als ihr dieser und ähnliche Gedanken in den Sinn kommen. »Hey, Ihr seid ja gar kein Mann. Aber warum ...? Also wieso ...?« Erklingt Novos Stimme hinter Joruns Rücken, doch die junge Frau bleibt weder stehen noch wendet sie sich um, um zu antworten. Na, wenigstens hat er mir meine Maskerade bis eben abgekauft, stellt sie fest. Nützt mir jetzt zwar auch nichts mehr, aber immerhin. Scheinbar ohne auf den Jungen geht sie die wenigen Schritte zu ihren Sachen hinüber, greift nach ihren Beinkleidern und schlüpft hinein. Sie wirkt recht burschikos, was ihre weiblichen Rundungen anbelangt, kann sie es mit den hübschen, drallen Pfirsichen im gleichnamigen Gasthaus nicht aufnehmen. Würde sie nur wollen, könnte sie durchaus einen Anblick bieten, denn man ihr so gewiss nicht zutraut. Die Normanderin lacht still in sich hinein. Sie schüttelt sie ihren Kopf ein wenig, gerade eben so, dass ihr das Wasser in feinen Perlen aus ein Haaren spritzt. Schließlich fährt sie sich mit einer Hand noch einmal durch den strubbeligen Haarschopf und streicht sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Zu guter Letzt zieht sie ihr Hemd wieder über und dreht sich zu Novo um, der sich nun augenscheinlich wieder einem jungen Mann gegenüber sieht.  

„Was willst du, du Schmachthering?“, fragt sie noch immer eher abfällig, doch bereits merklich freundlicher als draußen auf dem Ildorel. Ihre Stimme klingt dunkel und angenehm, etwas zu tief für eine Frau, der harte Dialekt der Normander tut sein übriges. Jorun legt den Kopf etwas schräg. Es dauert einen Augenblick, dann erinnert sie sich wieder an ihren ersten Abend im Aal. „Novo, richtig?“ Die junge Frau sieht den dunkelhaarigen Jungen kritisch an und mustert ihn von oben bis unten, während sie sich direkt vor ihm aufbaut und nun unverhohlen grinst. „Na, wo hast du deine Hosen liegen lassen?“ Amüsiert zieht die Normanderin eine Augenbraue in die Höhe und wird merklich freundlicher. Dass der Junge hinter ihr Geheimnis gekommen ist, bedeutet nicht das Ende aller Tage, obgleich ihre Unachtsamkeit sie nach wie vor ärgert. Dann fällt ihr etwas ein und sie wird schlagartig wieder ernst. „Kilara, wie gut kennst du sie?“, erkundigt sie sich barsch. „Ein Wort zu ihr oder irgendjemand anderem und …“ Jorun lässt den Rest des Satzes unausgesprochen. Viel lieber überlässt sie es Novos Phantasie sich ein passendes Ende auszudenken, der Junge braucht nicht schließlich nicht zu wissen, dass ihm von ihrer Seite nichts weiter droht als ein paar harsche Worte. Und wenn er den Mund hält, könnte ich mein Spiel noch eine Weile fortsetzen, dass käme mir mehr als gelegen, sagt sie sich und denkt an all die Seeleute, die noch recht abergläubisch sind und starrköpfig daran festhalten, dass Frauen auf Schiffen nichts verloren haben.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Novo am 25. Juli 2005, 19:01 Uhr
Anscheinend ist die Fremde nicht bereit, Novo seine Frage zu beantworten. Ohne ihn weiter zu beachten verläßt sie das Wasser, um zu ihren Kleidern zu gehen. Wassertropfen glitzern auf ihrer hellen Haut und fliessen langsam an ihrem Rücken herab. Für einen Moment muss der Junge dabei an die schüchteren Tochter des Fischers Gewren denken. Während des Inarifestes hatte sie ihn, nach zwei Bechern vom Wein der Göttin auf einmal überhaupt nicht zurückhaltend, mit zum Strand genommen. Ihre Haut war auch so hell und ihr Haar strohblond gewesen. Doch es hatte weit über ihre Schultern gereicht, ihr Körper war viel zierlicher gewesen und sie hatte ein hellblaues Kleid angehabt. So, wie eine Frau halt aussieht.

Seine neue Bekanntschaft scheint davon jedenfalls überhaupt nichts zu halten. Als sie in ihre Kleider geschlüpft ist und sich vor ihm aufbaut, sieht sie wie einer der jungen Seemänner am Hafen aus. Nur das Novo ihr Geheimnis nun kennt, läßt ihn einen Unterschied sehen, der vielleicht gar nicht vorhanden ist.
Als die Frau ihn von oben bis unten betrachtet und nach seinen Hosen fragt, schaut er etwas verlegen an sich herab.
"Äh, die Hosen..?" Von der Frage verwirrt, braucht er einen Moment bis er antwortet: "Also, die liegen näher am Hafen."
Die Antwort scheint die Fremde zu amüsieren und Novo ist froh, dass ihr Ärger vorerst verflogen ist. Obwohl die Frage nach dem Warum ihm noch immer auf der Zunge liegt, traut er sie deshalb im Augenblick nicht zu stellen. Etwas unentschlossen tritt er auf der Stelle, als die Frau, deren Namen er immer noch nicht kennt, wieder ernst wird.

>>„Kilara, wie gut kennst du sie?“, erkundigt sie sich barsch. „Ein Wort zu ihr oder irgendjemand anderem und …“<<

"ich kenn sie eigentlich gar nicht," sagt Novo vorsichtig. Er hofft damit die richtige Antwort gefunden zu haben, um sie zu beruhigen. Schnell fügt er noch hinzu: "Sie hat mir nur Arbeit gegeben. Aber ich werde ihr nichts sagen. Versprochen."
Woher kennt sie Kilaras Namen? Hat sie ihn im Aal gehört? Und warum will sie nicht, dass sie es weiß? Der Junge ist sich sicher, dass sie in dem Gasthaus nicht miteinander geredet haben. Kennt sie sie vielleicht? Schon länger?
Ein seltsamer Gedanke formt sich in seinem Kopf, deswegen fragt er plötzlich: "Macht ihr das damit sie euch nicht erkennt? Ihr wollt ihr doch nichts antun, oder?"
Besorgt schaut er in die grauen Augen ihm gegenüber. Er kennt Kilara kaum, doch immerhin hat sie ihm zwei Silberstücke pro Woche und zwei Mahlzeiten pro Tag versprochen. Er will das nicht verlieren, bevor er überhaupt Zeit hatte, sich daran zu gewöhnen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Jorun am 26. Juli 2005, 13:08 Uhr
»Ich kenn sie eigentlich gar nicht. Sie hat mir nur Arbeit gegeben. Aber ich werde ihr nichts sagen. Versprochen.« Jorun nickt zufrieden. „Ich auch besser so für dich, also halt dich auch an dein Versprechen“, brummt sie, während sie den Jungen weiterhin kritisch mustert. »Macht Ihr dass damit sie Euch nicht erkennt? Ihr wollt ihr doch nichts antun, oder?« Die Normanderin zieht eine Augenbraue gefährlich steil in die Höhe … und bricht schließlich in schallendes Gelächter aus, sodass es eine Weile dauert bis sie wieder beruhigt hat. „Du fragst ziemlich viel, das weißt du, oder?“, meint sie und blickt auf Novo herab, denn der Junge ist ein gutes Stück kleiner als sie. „Aber ich gebe dir guten Rat, es schadet nicht, vorher noch einmal genau nachzudenken, bevor man einfach drauflos plappert.“ Sie grinst, wird dann aber wieder ernst. „Erwartest du auf so eine Frage ernsthaft eine Antwort?“ Fragend sieht sie Novo an. „Ich wäre schön dumm, wenn ich dir erst erzählen würde, dass ich Kilara was antun will und dich dann laufen lasse, oder? Und, sehe ich wirklich so dumm aus?“ Jorun schüttelt lachend ihren Kopf, bückt sich und schlüpft in ihre Stiefel, ich Blick wandert zurück zu Novo. „Hm, nun, eigentlich denke ich nicht und was sagst du?“, meint sie und setzt sich neben ihren Stab in den Sand.

„Ich verrate dir was“, fährt sie schließlich fort und bedeutet dem Jungen sich zu ihr zu setzen, wenn er den mag. „Ich kenne Kilara selber kaum. Wir haben im Aal miteinander gesprochen. Sie hat mir von ihrem Onkel Rognar erzähl, ein Weinhändler, kennst du den vielleicht?“ Mittlerweile ist Joruns Unmut verraucht und sie ist durchaus bereit ein wenig mit dem Jungen zu reden. „Wie auch immer, womöglich lassen sich mit Kilara und ihrem Onkel ein paar gute Geschäfte machen.“ Die Normanderin blickt auf den Ildorel hinaus. „Kilara hält mich, auch wenn ich das nie selber gesagt habe, für einen Mann, so wie du es bis eben auch noch getan hast. Und sehe keinen Grund, weshalb ich ihr ihren Glauben nehmen sollte“, erklärt sie lachend. „Aber was viel wichtiger ist, ich will auf einem der Schiffe im Hafen arbeiten“, erzählt sie, wobei ihr Blick sich sichtlich verfinstert. „Du siehst aus, als würdest du den Hafen und die Seeleute dort gut kennen … In den letzten Tagen habe ich mich auch sehr viel im Hafen aufgehalten. Sicher weißt du, wie die meisten Seeleute über Frauen an Bord ihrer Schiffe denken, hm?“ Ein flüchtiger Blick zu Novo zeigt ihr, wie der Junge vage nickt.

„Na also“, sie nickt ebenfalls. „Dann weißt du ja, weshalb ich nicht will, dass die Leute erfahren, dass ich eine Frau bin. Erzählst du überall herum, was du weißt, wird es für mich noch schwerer, als es ohnehin schon ist, auf einem der Handelsschiffe eine vernünftige Arbeit zu finden.“ Mit einer Hand greift sie tief in den Sand, schiebt ihn beiseite und holt den Lederbeutel hervor, in welchem sie einen kleinen Teil ihrer verbliebenen Barschaft mit sich führt. Jorun schüttelt ihn, am Klang der aneinander schlagenden Münzen, kann man deutlich erkennen, dass der Beutel keinen nennenswerten Inhalt mehr enthält. Langsam greift die junge Frau nach ihrem Stab und erhebt sich wieder. „Wie du hörst, brauche ich dringend Arbeit, wenn ich weiter in Talyra bleiben will“, gibt sie unverwunden zu. „Ich kann mir dein Versprechen also nicht einmal etwas kosten zu lassen.“ Ihre Augen schauen Richtung Süden, wo in einiger Entfernung Perlenhafen und Schiffslände liegen. „Daher hoffe ich einfach, dass dein Versprechen auch so was wert ist“, brummt sie und deutet gen Süden. „Ein paar Hafenarbeiter haben mir gesagt, dass sie für heute Abend die Ankunft einer großen Handelsgaleere erwarten. Langsam sollte ich mich auf den Rückweg machen, wenn ich mir die eine oder andere Münze verdienen will. Was ist mit dir, musst du nicht auch allmählich zurück?“

Jorun wendet sich zum Gehen, schaut aber noch einmal fragend zu dem schmächtigen, dunkelhaarigen Jungen zurück. „Du könntest mich begleiten, aber ich habe den Eindruck, es wäre besser für dich, wenn du auf demselben Weg zum Hafen zurückkehrst, wie du hierher gekommen bist ...“ Sie lacht leichthin, während sie seine Antwort abwartet. Überhaupt hat sie innerhalb der letzten paar Minuten fast ununterbrochen gesprochen, sodass sie das Gefühl hat, schon einen ganz trockenen Mund zu haben und es vorzieht das Reden erst einmal wieder anderen zu überlassen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Novo am 26. Juli 2005, 20:53 Uhr
Ich wusste, dass es eine seltsame Idee ist, denkt er und seufzt innerlich, als die Frau auf seine ernstgemeinte Frage plötzlich laut loslacht. Aber es hätte doch sein können. Sowas hört man immer wieder...in Geschichten.

>>„Erwartest du auf so eine Frage ernsthaft eine Antwort?“ Fragend sieht sie Novo an. „Ich wäre schön dumm, wenn ich dir erst erzählen würde, dass ich Kilara was antun will und dich dann laufen lasse, oder? Und, sehe ich wirklich so dumm aus?“ Jorun schüttelt lachend ihren Kopf, bückt sich und schlüpft in ihre Stiefel, ich Blick wandert zurück zu Novo. „Hm, nun, eigentlich denke ich nicht und was sagst du?“, meint sie und setzt sich neben ihren Stab in den Sand.<<

"Nein, bestimmt nicht", antwortet er ihr zerknirscht, "aber warum dann?" Als sie ihn auffordert, sich neben ihn zu setzen folgt er ihr bereitwillig. Der Sand ist warm, doch vom See weht ein leichter Wind, der den Jungen frösteln läßt. Deshalb zieht er seine Beine an die Brust und umschlingt sie mit den Armen.
Die Fremde scheint mittlerweile bereit zu sein, ihm mehr über ihr Geheimnis zu erzählen und so hört er schweigend zu. Ihre Verärgerung darüber, dass er sie entdeckt hat, scheint verschwunden und sie berichtet lachend, woher sie Kilara kennt. Novo beobachtet, wie sie sich dabei immer wieder die nassen blauen Strähnen ihres Haares aus dem Gesicht streicht und nickt ab und zu, wenn sie ihn etwas fragt. Doch schliesslich hat sie alles gesagt und erhebt sich wieder.

>>Jorun wendet sich zum Gehen, schaut aber noch einmal fragend zu dem schmächtigen, dunkelhaarigen Jungen zurück. „Du könntest mich begleiten, aber ich habe den Eindruck, es wäre besser für dich, wenn du auf demselben Weg zum Hafen zurückkehrst, wie du hierher gekommen bist ...“ Sie lacht leichthin, während sie seine Antwort abwartet.<<

"Ja, ich glaube das ist besser", antwortet Novo und lächelt ebenfalls. Es macht ihm nicht viel aus, von anderen nackt gesehen zu werden. Schliesslich geht er nie anders schwimmen. Doch den ganzen Strand so entlang zu laufen, ist eine ganz andere Sache.
Seine Miene wird plötzlich ernst und er sagt, zu der Fremden aufschauend: "Das mit dem Schiff, dass ihr da arbeiten wollt, das kann ich verstehen. Irgendwann möchte ich das auch machen, um an alle Ecken des Ildorel fahren zu können." Er macht eine kurze Pause. Irgendwie fühlt er sich plötzlich schuldig, weil ihre Verkleidung, wegen ihm, nun nicht mehr ihren Zweck erfüllen könnte. Der Junge schaut einen Moment auf den See hinaus, bevor er wieder ihre grauen Augen sucht: "Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich werde niemandem etwas verraten."
Noch einmal lächelt er die hochgewachsene Frau an, um ihr zu versichern, dass er seine Worte ernst meint. Dann steht er auf und geht langsam zurück zum See. Schon bis über die Hüften im Wasser stehend, fällt ihm etwas ein, so dass er sich noch einmal umdreht. "Wie heisst ihr eigentlich?", ruft er zum Strand hinüber. Als er die Antwort gehört hat, ruft der Fremden noch ein "Viel Glück am Hafen" zu und verschwindet unter der Wasseroberfläche.

->Perlenhafen und Schiffslände

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Jorun am 27. Juli 2005, 14:34 Uhr
»Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich werde niemandem etwas verraten.« Jorun lacht. „Danke dir“, erwidert sie und lächelt ebenfalls, bevor sie sich abwendet um den Smaragdstrand zu verlassen und zum Hafen zurückzukehren, während Novo wieder zurück ins Wasser des Ildorels watet. Als sie ihn noch einmal etwas hinter ihr herrufen hört, ist sie schon ein gutes Stück vom Wasser entfernt. »Wie heißt ihr eigentlich?« Die Normanderin bleibt noch einmal stehen und wendet sich halb um. „Jorun“, ruft sie zurück, hebt die Hand zu einem Abschiedsgruß und geht dann endgültig davon. Der Wind trägt ihr das »Viel Glück am Hafen« des Jungen noch hinterher, aber sie dreht sich nicht noch einmal um, um zuzusehen, wie Novo mit schnellen Zügen auf den Ildorel hinausschwimmt, um sich ebenfalls in Richtung Hafen davon zu machen. Sie selbst geht ebenfalls auf demselben Weg zum Strand hinter dem Wäldchen zurück, wie sie gekommen ist, dann geht sie zur Uferpromenade hinauf und geht mit langen, aber nicht zu hastigen Schritten Richtung Perlenhafen davon. Novos Worte kommen ihr wieder in den Sinn. »Das mit dem Schiff, dass ihr da arbeiten wollt, das kann ich verstehen. Irgendwann möchte ich das auch machen, um an alle Ecken des Ildorel fahren zu können.« Sie seufzt. Alle Ecken des Ildorel ... Nein, die vier Weltmeere wären mir lieber. Sie zuckt leicht mit den Schultern. Nun ja, aber fürs erste ist der ildorel besser als nichts ...

Perlenhafen und Schiffslände »

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 11. Aug. 2005, 10:36 Uhr
Hier, wo die lichteren Ausläufer des Larisgrüns bis fast ans Ufer des Ildorel hinabreichen, ist die Luft bereits etwas frischer. Die letzten Strahlen der tief stehenden Sonne filtern durch ein grüngoldenes Blätterdach über geraden, silbriggrauen Stämmen. Aishalanea folgt dem schmalen Pfad, der sich entlang eines winzigen, silbernen Wasserlaufs seewärts schlängelt, erleichtert, dem Gedränge der Menschen und Elfen in der Stadt für eine Weile entkommen zu sein. Die zauberhafte Stille des Ortes wird nur durch den gelegentlichen Ruf eines Vogels unterbrochen, und hinter dem kleinen Hain beginnt bereits das geheimnisvoll dunkle Grün des weiten, wilden Larisgrüns. Auf der anderen Seite jedoch gelangt Aisha in eine geschützte Bucht mit feinem weißem Pudersand und glasklarem, blaugrünem Wasser, im Westen überragt von einem geradezu gigantischen Baumriesen, der sich hoch über den Waldsaum erhebt. Sie streift ihre goldbestickten Pantoffeln von den Füßen und taucht die Zehen in den sonnenerwärmten Sand, der wie glitzernd weißer Puder an ihrer braunen Haut kleben bleibt. Es verwundert sie, wie weich es sich darauf geht, denn aus ihrer Heimat kennt sie nur die glatten Felsklippen der Rubinküste, die viel zu hart sind, um selbst von den Gewalten des Meeres zu so feinem Sand zermahlen zu werden.

Mit wenigen Schritten ist sie an der Wasserkante, wo sie auch die restliche Kleidung abwirft und ihren dichten Zopf löst, so dass ihr seidiges schwarzes Haar nun gleichmäßig gewellt wie ein Umhang bis zu ihren Hüften herabfällt. Mit einem wohligen Seufzer lässt Aisha sich ins kühle Wasser gleiten, holt noch einmal tief Luft und taucht unter. Gurgelnd schließt sich das nasse Element über ihrem Kopf und umschmeichelt ihren Körper wie feine Seide, während sie mit kräftigen Schwimmbewegungen in die Tiefe eilt, weiter in die Bucht hinaus.  Winzige, fast durchsichtige Fischchen umschwärmen die Taucherin und kitzeln, wo sie sie berühren, um dann urplötzlich wieder in die dichten Pflanzenteppiche einzutauchen, deren Stengel wogen wie die Wasseroberfläche über ihnen. Der Ildorel ist ein belebter See, vor allem im Vergleich mit den Wassern vor der Rubinküste, die so klar sind, dass man hunderte Schritt tief sehen kann – ohne ein Zeichen von Leben zu entdecken. Dort leben die Fische tiefer, in der ewigen Dunkelheit, um nur in der Nacht an die Oberfläche zu steigen: sonderbare, geisterhaft blasse Fische mit übergroßen Augen, die grünliches, kaltes Licht aussenden, um kleinere, unvorsichtige Beute zwischen ihre mörderischen Zähne zu locken. Hier dagegen liegen immer wieder große Teichmuscheln am Grund, ein langer silberner Raubfisch jagt die durchsichtigen Fischlein schnappend vor sich her, bis sie wieder im Pflanzenbewuchs Schutz finden, und sogar eine kleine Schildkröte sieht Aisha kurz vorüberziehen. Eine lange Zeit bleibt sie unter Wasser, ein zufälliger Beobachter könnte bereits Sorge haben, dass ihr etwas zugestoßen ist. Doch Aisha ist eine erfahrene Taucherin, wie allen Menschen der Rubinküste liegt es ihr im Blut.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 02. Sept. 2005, 09:06 Uhr
-Am Abend nach der Explosion-

Es ist eigentlich ein schöner, sonniger Sommertag, doch selbst der kleine Hain vor den Toren wirkt nicht so friedlich wie sonst. Steine wurden bis hierher geschleudert, Äste durch die Druckwelle geknickt, Asche bedeckt allenthalben das frische Grün. So gelangt Aisha zum Strand, wo sie kurzerhand vollständig bekleidet ins kühle Nass springt und untertaucht. An den Kleidern ist ohnehin nichts mehr zu verderben, mit all den Brandlöchern taugen sie allenfalls noch als Arbeitskleidung. Es tut gut, das kalte Wasser auf dem zerschundenen Körper zu spüren, und Aishalanea dreht sich auf den Rücken, um sich gemütlich vom Wasser treiben zu lassen. Warm scheint ihr die abendliche Sommersonne ins Gesicht, das von einem frischen Wind gestreichelt wird, sanft wird sie von den Wellen gewiegt und erholt sich so von den Strapazen der vergangenen Stunden. Ein schöner Abschluß für einen schrecklichen Tag, und die Welt scheint wieder weitgehend zur Normalität zurückgekehrt zu sein…

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 22. Apr. 2006, 08:34 Uhr
Ufer des Ildorel>>

Aishalanea und Diantha erreichen die kleine geschützte Bucht vor dem Wäldchen. Aisha, die ungern an den Herbst zurückdenkt, hat den Winter über fast vergessen, wie schön es hier ist. Fein wie Puder ist der schneeweiße Sand, und mit einem munteren Lied sprudelt das kleine Bächlein aus dem Wald hervor über die weißen Felsen, die den Strand abschirmen. Direkt am Waldrand erhebt sich der gewaltigste Baumriese, den Aisha je gesehen hat, aus den Reihen von silbergrauen Stämmen. Und das Wasser, das fast vollkommen ruhig daliegt, erinnert tatsächlich an einen spiegelglatt geschliffenen Smaragd. Schade, daß es so kühl ist, man bekommt Lust zu schwimmen, aber das Wasser muß um diese Zeit noch eisig sein...

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Yamawadee am 22. Apr. 2006, 19:12 Uhr
[von: Die alte Wolfshöhle]

[Frühlingsbeginn]

Es dauert länger, als er anfänglich gedacht hat, bis er den sanften Strand erreicht, dessen heller Sand geradezu zu einem Schläfchen in der Sonne einlädt. Doch dafür fehlt ihm jetzt die Zeit und zum Faulenzen ist er schließlich auch nicht hergekommen. Ganz abgesehen davon beginnt das blutige Fell auf seinen Schultern allmählich aufzutauen und er verspürt kaum die geringste Lust, die Pampe quer über dem Rücken zu haben.
Dennoch vergeht noch eine ganze Weile, bis er schließlich eine Stelle gefunden hat, an der das Wasser nicht mit ganzer Kraft die Wellen ans Ufer wirft. Dort legt Yamawadee schließlich das Messer, die beiden Holzschüsseln und die Rindenstücke ab, ehe er sich mit dem Fell zum Nass begibt und misstrauisch in die glitzernden Fluten starrt. Wasser… und da muss er jetzt auch noch rein… bei den Temperaturen…
Angeekelt setzt er einen Fuß nach dem anderen ins Wasser und spürt sofort, wie sich die Haare im Nacken aufstellen. Vorsichtig wickelt er die Hosenbeine bis fast zu den Knien hinauf, rafft das Kleid bis zur Taille und knotet den Saum um seine Hüften, damit der Stoff nicht im Wasser schleift. Es ist ziemlich kalt, wie er findet, aber vor allem zu NASS!!
So beeilt er sich, das Rehfell möglichst schnell im Wasser zu tunken und reibt mit den Händen die Tropfen über das aufgetaute Leder, bis die Ärmel seines Kleides nass und der ganze Balg vollständig getränkt ist. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass sich zu dieser Jahreszeit jemand an diesen Ort verirrt, zumindest hofft er, dass die eifrigen Frühlingsgenießer und Wanderer ihn hier mit ihrer Anwesenheit verschonen, aber das Risiko will er nicht eingehen und die Ärmel hochkrempeln. Die hässlichen Narben rund um seine Oberarme fallen zwar nicht auf, solange er den Stoff nicht bis zu den Schulter hinauf aufwickelt, aber eventuelle Nachfragen will er sich einfach ersparen, selbst wenn weit und breit niemand zu sehen ist, der sie stellen könnte.

Wieder am Ufer angelangt breitet Yamawadee das Fell sorgfältig aus und beginnt mit dem Messer mit langen Strichen, die verbliebenen Fleischreste, Sehnen, Muskeln und Blutgerinnsel von dem Fell zu schaben. Über den Winter hat es sich besser gehalten, als er gedacht hatte, zumal er nicht sicher war, ob die Temperaturen in der Nebenhöhle kalt genug waren, um das Fell tatsächlich gefrieren zu lassen. Denn das blutig riechende Stück Leder draußen in den Schnee zu legen wäre ihm nicht im Traum in den Sinn gekommen. Auch wenn Kaney gesagt hat, dass die Wölfe erst im Frühjahr zurückkehren, aber wer sagt denn, dass nicht der winterliche Hunger diese Biester in nähere Gebiete lockt?
Ein vorfreudiges Grinsen breitet sich über sein Gesicht aus, während er sich mit der Klinge Stückchen für Stückchen über das Leder vorarbeitet. Das Rehkitz hätte sicher nicht gedacht, dass es noch einmal die Frühlingssonne auf seinem getupften Fell spüren würde… na ja, spüren ist vielleicht zu viel verlangt, aber immerhin haben seine Krallen im Herbst bewusst schnell getötet. Es wäre auch zu schade gewesen, wenn der hübsche Pelz zerrissen wäre, weil ihm die Pranke ausrutscht. Nur ein wenig wurmt es ihn noch, dass er die Mutter von dem Kitz nicht erwischt hat, aber man kann auch nicht alles haben und wenn sein Glück ihn nicht verlässt, dann dürfte die Haut des Rehleins ein schönes weiches Leder abgeben.
Schnaufend wischt er sich mit den verschmierten Händen den Schweiß von der Stirn, ihn interessiert es dabei nicht, dass blutige Striemen über seiner Haut zurückbleiben. Die Sache ist anstrengender, als er gedacht hat. Auch kommt er nicht so schnell voran, wie er wollte und das ärgert ihn genug, dass er verbissen weiterarbeitet, ohne aufzublicken.

Erst geraume Zeit später, nach etlichem Hin und Her zwischen dem Wasser um das Fell wieder zu tauchen und dem Strand, wo er die alten Fleisch – und Fettbatzen in den Sand abkratzt, legt er eine kurze Pause ein und wirft einen Blick ringsum. Die Sonne hat sich ein ganzes Stück weiterbewegt, seit er das letzte Mal danach gesehen hat.
Und jetzt bemerkt er auch zwei Gestalten, die sich in einiger Entfernung am Strand aufhalten und ruhigen Schrittes in seine Richtung unterwegs sind. Soweit er es erkennen kann scheint es sich um zwei Frauen zu handeln, die plaudernd das Frühlingswetter genießen. Verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt! Zwei Klatschweiber... Ein prüfender Blick auf seine Arbeit genügt ihm allerdings um zu erkennen, dass er jetzt nicht einfach aufbrechen und später wiederkommen kann. Das Fell lässt sich gut bearbeiten und es kann ihm auch keiner versichern, dass er es wieder schafft, das harte Leder aufzuweichen um die letzten Blutreste und Sehnen abzuschaben.
Eine Weile blickt er noch zu den beiden Gestalten hinüber, da er ihre Gesichter nicht erkennen kann, dann wendet er sich wieder dem zerkratzten Etwas vor sich zu und zieht weiter Streifen um Streifen von dem Balg ab. Vielleicht reicht es schon, wenn er einfach weiterarbeitet. Weiber tun einem ja wenigstens manchmal den Gefallen, sich vor Blut zu ekeln und das Fell eines gehäuteten Rehkitz, so eines armen kleinen Tierchens, entsetzt hoffentlich zwei Klatschmäuler genug, um ihn in Ruhe zu lassen und sich eine andere Stelle zum Plappern zu suchen. Aber irgendwie will diese leise Hoffnung nicht recht Fuß fassen…

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 22. Apr. 2006, 21:48 Uhr
Der Spaziergang mit Aisha gibt Diantha die Möglichkeit, ein wenig den Nordosten von Talyra zu inspizieren. Nachdem sie einige Zeit lang den Strand entlang gegangen sind, lassen sie die Stadtmauer hinter sich und betreten ein Wäldchen, das auffallend ruhig ist. Die üblichen Geräusche eines Waldes, verursacht durch Tiere und den Wind, sind zwar nicht vollkommen verschwunden, doch wirken sie wie abgeschwächt. Doch wurdurch? Einen Moment lang zögert Diantha und sieht sich um, ist diese Ruhe natürlichen oder magischen Ursprungs? Ersteres wäre ihr auf jeden Fall lieber, aber selbst wenn dies nicht der Fall ist, was könnte sie schon dagegen tun?
Leicht beunruhigt folgt sie der Südländerin einen schmalen Pfad entlang und hat nur einen flüchten Blick für die Schönheit der leicht silbern wirkenden Bäume und den kleinen Wasserlauf mit ähnlicher Farbe übrig. Dann betreten die beiden Frauen eine windgeschützte Bucht mit feinem Sand. Nun sieht die Immerfrosterin auch den Grund für die Namensgebung des Strandes: Das Wasser ist wirklich dunkelgrün, wie der Stein eines Ringes, den Diantha einmal hat mitgehen lassen und den der Juwelier als Smaragd betitelte. Obwohl sie schon einiges an Wasser gesehen hat, etwas Vergleichbares kennt sie nicht und ist einen Moment überrascht. „Das Wasser ist ja wirklich richtig grün!“, entfährt ihr. Aisha hat, in Gedanken versunken in die Ferne starrend, glücklicherweise nichts von ihrem kleinen Ausfall mitbekommen.
Das Wasser sieht ziemlich sauber aus, so entschließt sich Diantha kurzerhand mal zu testen, wie kalt es denn tatsächlich ist. Sie zieht ihre schweren Schuhe und die löchrigen Socken aus, nimmt sie sorgsam in die Hand - die Schuhe sind neben ihrem Bärenpelz das Wertvollste, was sie besitzt - und nähert sich dem Wasser. Dabei hat sie keine Eile, atmet tief ein und spürt das Kitzeln des Winds auf ihrem Gesicht.
Da entdeckt sie in einiger Entfernung plötzlich Fleischbatzen, Fett und Blut auf dem feinen Sand, sofort sind alle ihre Sinne geschärft. Haben sie ein Wildtier beim Fressen gestört? Doch da entdeckt sie einen Menschen mit einem kleinen Fell in der Hand. Scheinbar ist er gerade dabei es zu bearbeiten, er wirft ihr einen unwilligen, finsteren Blick zu, der vor Geringschätzung nur so trieft. Ich wette er denkt, Aisha und ich laufen gleich kreischend vor dem Blut weg. Na, da wollen wir ihm doch mal einen Strich durch die Rechnung machen. Ein diebisches Grinsen schleicht sich auf ihre Züge und immer noch barfuß nähert sie sich.
„Na guck mal Aisha, was wir da haben!“, ruft sie übermütig. Dann betrachtet sie den Mann mal etwas eingehender, um ihn einschätzen zu können. Er hat ein ebenmäßiges Gesicht, das nicht so wirkt, als würde er oft lachen oder auch nur lächeln. Sein Haar ist ein sogar noch wirreres Etwas als Dianthas eigenes und das sagt schon  etwas aus. Immerhin ist er recht groß, doch seltsamerweise trägt er ein Frauenkleid, darunter wenigstens eine Hose, doch die Diebin ist sich nicht so ganz sicher, was das wohl bedeuten soll. Will der Kerl damit etwas aussagen?
Auch wenn er keine Waffen bei sich trägt, hat Diantha den Eindruck, dass etwas mit ihm nicht stimmt, dass er mehr ist, als er auf den ersten Blick zu sein scheint. Den Ausschlag zu diesen Spekulationen geben die Augen des Mannes. Sie funkeln leicht bedrohlich und gleichzeitig wirkt es, als wäre der Besitzer nicht so ganz in der Realität sondern in einer anderen Dimension, in der sich alles um ihn dreht.
Ein Zauberer? Dann würde er sich aber wohl kaum mit einem Fell beschäftigt sein, sondern hätte irgendjemanden verzaubert das zu tun, um sich nicht selber die Hände schmutzig machen zu müssen…
Um die restlichen Innereien (Blut, Sehnen der Großteil ist nicht mehr zu zuordnen) des Tieres macht Diantha einen Bogen, sodass sie durch das kühle Wasser gehen muss, was sie nicht im Geringsten stört. Der Saum ihrer Hose saugt sich ebenfalls mit dem kühlen Nass voll, was ihr genauso egal ist. Ihre Augen sind auf das Fell gerichtet.
„Kitz?“, spekuliert sie. Welches so kleine Fell wäre sonst den Umstand wert? Eventuell noch ein Fuchs, aber dafür ist es dann doch zu groß. Der Mann reagiert nicht, sondern starrt sie immer noch verständnislos an. Sie rümpft die Nase und meint: „Also so kleine Fellchen sind ja nicht mein Ding. Wenn schon Pelz, dann sollte er auch groß genug sein um sich damit zudecken zu können. Wie dieser hier zum Beispiel.“ Fast schon ein wenig theatralisch zieht sie ihr Bündel unter der Weste hervor, wo es blicksicher verstaut war, und öffnet den Lederbeutel. Heraus zieht sie das auf einzigartige immerfrostisch-platzsparende Art zusammengefaltete Bärenfell und schüttelt es auf. Sie legt den Pelz um ihre Schultern, nur um zu zeigen, dass sie tatsächlich problemlos darunter schlafen kann. Gespannt wartet sie auf eine Antwort des Manns vor sich, fühlt er sich angegriffen oder veralbert? Sie kann es nicht aus seiner Miene lesen, ein eher unüblicher Umstand, was den Mann interessant macht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Yamawadee am 23. Apr. 2006, 18:43 Uhr
Warum um aller Götter Willen kann dieses Weibsbild nicht einfach auf einem Fleischbatzen ausrutschen, den er ins Wasser geworfen hat? Aber dazu sind ihm die Götter wohl nicht gnädig genug gestimmt… weshalb auch?
Wortlos lässt Yamawadee ihr >„Na guck mal Aisha, was wir da haben!“< über sich ergehen. Als hätte er nichts gehört zieht er einen weiteren Streifen von dem Fell ab und wirft ihn achtlos in die Richtung der beiden Frauen. Selber schuld, wenn sie hier entlang kommen. Das Platschen von nackten Füßen im Wasser lässt ihn dann aber doch den Kopf wenden. Na guck mal, was wir da haben… jemand, der gleich kopfüber im Wasser steckt… und wendet sich schweigend um, um zu sehen, wer hier gleich mit seiner Hilfe nähere Bekanntschaft mit dem Ildorel machen wird.
Da steht tatsächlich das Weibsbild in den sanften Wellen und glotzt ihn an! Langsam aber sicher hat er es satt, ständig angegafft zu werden, als hätte ihm jemand ein Schild auf die Stirn genagelt. Unwirsch starrt er in die blauen Augen der recht blassen Frau. Im Gegensatz zu ihr interessiert es ihn weniger, was er sieht, aber einfach wegzusehen erscheint ihm schlichtweg zu feige. Das listige Blitzen in ihrem Blick beantwortet er seinerseits lieber mit einem warnenden Funkeln, wendet sich dann wieder um und schabt weiter mit dem Messer über das Leder.
>„Kitz?“< Mit dem leisen Anflug eines Seufzers blickt Yamawadee sie stumm an. Was um alles in der Welt erwartet sie? Dass er ihr hier und jetzt einen Vortrag über Pelze hält? Eine leise Stimme in seinem Kopf macht sich bemerkbar und fragt ihn, ob ein gezielter Steinwurf wohl ausreichen würde, die junge Dame rückwärts in den See zu befördern, aber der Sandstrand bietet leider keine passenden Wurfgeräte, sodass diese Frage wohl bis ans Ende aller Zeiten unbeantwortet bleiben wird. Zumindest wird er auf einen praktischen Versuch verzichten müssen…
>„Also so kleine Fellchen sind ja nicht mein Ding. Wenn schon Pelz, dann sollte er auch groß genug sein um sich damit zudecken zu können. Wie dieser hier zum Beispiel.“< Diesmal deutlich hörbar seufzend lässt Yamawadee sich zum Sitzen in den Sand fallen und blinzelt zu ihr hinüber, sieht geduldig zu, wie sie den Pelz aus ihrer Tasche kramt und wie einen kostbaren Mantel um die Schultern schlingt. Der Geruch von Bär strömt ihm in die Nase, immerhin steht die junge Frau nah genug bei ihm, dass der Wind nicht alles hinfort weht. Einen Augenblick sieht er sie nur an, als betrachte er ein wertvolles Kleidungsstück frisch aus der besten Schneiderei Talyras, dann stielt sich ein so freundliches Lächeln auf seine Züge, das man meinen könnte, er wäre kurz davor, der Fremden einen Heiratsantrag zu machen.
Langsam zieht er die Beine näher an den Körper, bis er die Arme verschränken und darauf ablegen kann, lehnt sich dann ein Stück vor und bettet den Kopf auf seine Unterarme, während er blinzelnd zu ihr aufblickt. „So kleine Felle erfüllen auch ihren Zweck. Sie sind zumindest groß genug, um den meisten Leuten den Mund zu stopfen…“ Noch während er spricht wandelt sich das nette Lächeln in ein schiefes Grinsen. Mit einem Funkeln wandert sein Blick zu dem verschmierten Lederstück neben sich und zurück zu den Lippen der jungen Frau. „… obwohl Ihr schon recht habt, dass sie nichts für Euch sind. Sie sollten schon groß genug sein, um komplett Euren Mund zu verschließen. So wie Eures da zum Beispiel.“
Prüfend mustert er die Frau, die scheinbar Gefallen daran findet, im Wasser zu stehen. Verrückte Menschen… Aber ihr ist zumindest zu Gute zu halten, dass sie das Fell erkannt hat. Ihre Kleidung sieht zwar nicht aus wie die eines normalen Marktweibes, aber das hat nicht zu bedeuten, dass sie Ahnung von solchen Dingen wie Pelzen hat. Noch dazu in dem Zustand, in dem es sich gerade befindet.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass er Kontakt zu Menschen hatte, von den gelegentlichen Beutezügen in der Stadt mal abgesehen. Von daher hatte Kaney schon recht gehabt ihm Talyra als Essensschüssel darzustellen, aber die Händler sind im Winter vorsichtig geworden und es war von Mal zu Mal schwieriger, mit seiner Erscheinung in die Stadt zu gelangen. Doch seit etlichen Siebentagen, wenn nicht gar schon über ein Mondlauf vergangen ist, hat er keinen Fuß mehr in die Stadt gesetzt.
Und Pause machen wollte er ja sowieso gerade, weshalb also nicht ein wenig mit den beiden plaudern…? Vielleicht ergeben sich ja interessante Neuigkeiten, ansonsten ist es immerhin eine Abwechslung vom normalen Alltag. Mit einem unangenehmen deutlichen Knurren meldet sich sein leerer Magen heute schon zum wiederholten Male zu Wort. … Ein Gespräch lenkt vielleicht auch kurzzeitig davon ab, zumindest bis er wieder seine Ruhe hat. Zum Jagen wird er sowieso erst am Abend kommen, wenn die Dämmerung das Wild aus den Verstecken lockt.
Den Blick nicht von ihr abwendend langt er mit einer Hand nach dem Fell neben sich und klappt es herum, sodass die Frau die braunen Haare mit den weißen Flecken erkennen kann. „Rehkitz, ja. Seid Ihr Jäger oder Händler, dass Ihr Erfahrung mit Pelzen habt?“ Er ist sich nicht sicher, ob er wirklich eine Antwort von ihr erwarten kann, so wie er ihr eben geantwortet hat, aber wenn nicht, tut sie ihm vielleicht den Gefallen und verschwindet endlich. Wenn doch, hat er zumindest eine zeitweilige Abwechslung…

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 23. Apr. 2006, 21:20 Uhr
>“Das Wasser ist ja wirklich richtig grün!“ Dianthas begeisterter Ausruf reißt Aishalanea aus ihren trüben Gedanken. Schon hat die Immerfrosterin Schuhe und Strümpfe ausgezogen und ist ein Stück ins Wasser hinaingelaufen, ein Anblick, bei dem es der Südländerin fröstelt.
>„Na guck mal Aisha, was wir da haben!“
Erst jetzt bemerkt Aisha den großgewachsenen jungen Mann, der im Wasser hockt und irgendeinen Gegenstand bearbeitet, vielleicht wäscht er Kleider. Er wirft ihnen einen finsteren Blick über die Schulter zu, offenbar ist er nicht besonders begeistert darüber, Gesellschaft zu bekommen. Aisha ist es recht, bei aller Neugier drängt sie sich für gewöhnlich niemandem auf, der derart offensichtlich allein sein will. Zu ihrer Überraschung watet Diantha aber dennoch durch das Wasser auf ihn zu, und so folgt ihr Aisha langsamer und auf dem Trockenen, bis auch sie auf der Höhe des Mannes ist, sie hält sich jedoch im Hintergrund. Der Gegenstand in seinen Händen entpuppt sich als rohes Stück Fell mit Fleischfetzen daran – es sieht nicht eben appetitlich aus, aber Aisha hat auch kein Problem damit, es handelt sich ja offensichtlich nur um irgendein Tier. Welches, kann sie nicht einschätzen, aber offenbar ist er ein Jäger. Diantha scheint sich da besser auszukennen, denn sie vermutet: >„Kitz? Also so kleine Fellchen sind ja nicht mein Ding. Wenn schon Pelz, dann sollte er auch groß genug sein um sich damit zudecken zu können. Wie dieser hier zum Beispiel.“ Mit diesen Worten hat sie ein großes, zottiges Fell hervorgezogen und um ihre Schultern drapiert, bei dem Aisha sich wundert, wie es in dem kleinen Lederbeutel Platz finden konnte.
Aisha betrachtet derweil den vermutlichen Jäger genauer, irgendetwas an ihm ist beunruhigend, aber sie vermag nicht genau zu sagen, was. Vielleicht die sehr hellen, blauen Augen, die irgendwie gefährlich funkeln. Sein Gesicht unter dem wirren schwarzen Haar ist ernst, aber durchaus angenehm anzusehen, doch gekleidet ist er verwirrenderweise in ein Frauenkleid, ein Anblick, der Aisha kurz veranlaßt, eine Augenbraue hochzuziehen.
Nun läßt er sich mit einem schweren Seufzer rücklings in den Sand plumpsen und sieht zu Diantha hoch, das Lächeln etwas zu plötzlich und strahlend, um echt zu sein.
>„So kleine Felle erfüllen auch ihren Zweck. Sie sind zumindest groß genug, um den meisten Leuten den Mund zu stopfen… obwohl Ihr schon recht habt, dass sie nichts für Euch sind. Sie sollten schon groß genug sein, um komplett Euren Mund zu verschließen. So wie Eures da zum Beispiel.“ Dann scheint er jedoch zu beschließen, daß er sich doch unterhalten will, denn er fährt fort: „Rehkitz, ja. Seid Ihr Jäger oder Händler, dass Ihr Erfahrung mit Pelzen habt?“

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 23. Apr. 2006, 21:33 Uhr
Der Pelz verfehlt seine Wirkung nicht, der Mann sieht begierig darauf, er scheint sich dem Wert dieses Fells durchaus bewusst zu sein, was auf gute Kenntniss schließt
Vollkommen unerwartet lautet die Antwort, die der Mann gibt nachdem er sich in den Sand gesetzt hat: "So kleine Felle erfüllen auch ihren Zweck. Sie sind zumindest groß genug, um den meisten Leuten den Mund zu stopfen…“  Sein Lächeln wird plötzlich zu einem schiefem Grinsen. Erst wirft er einen Blick auf das Fell vor sich, dann wandern seine Augen hinauf zu ihren Lippen. „… obwohl Ihr schon recht habt, dass sie nichts für Euch sind. Sie sollten schon groß genug sein, um komplett Euren Mund zu verschließen. So wie Eures da zum Beispiel.“
Diantha fühlt sich überrumpelt und von ihrer Vergangenheit eingeholt. In diesem Tonfall wurde schon zu oft mit mir geredet, herabwertend und verächtlich. Einen kurzen Moment lang verdunkeln sich ihre Züge, doch dann entscheidet sie sich gegen eine Schlägerei. Dazu war der Tag bisher zu angenehm und der Kerl da vor ihr scheint die Mühe sowieso nicht wert zu sein. Er ist ausgemergelt und wird vermutlich auch ohne ihr Zutun bald den Geist aufgeben. Obwohl er ja noch überraschend kampfeslustig wirkt. Was in seiner Verfassung ziemlich unvernünftig wirkt, aber es ist ja nichts Neues, dass Intelligenz nicht unbedingt mit Kampfeslust gepaart sein muss, genauso wenig wie mit Mut...
Gerade will sie zurückschießen, da lenkt der Mann plötzlich ein. "Rehkitz, ja. Seid Ihr Jäger oder Händler, dass Ihr Erfahrung mit Pelzen habt?“ Ach auf einmal doch kontaktfreudig? Da kann sich wohl jemand nicht entscheiden.
"Meine Erfahrung mit Pelzen habe ich von dem gleichen Menschen beigebracht bekommen, der mich darin unterstützt hat, mir von nichts und niemandem den Mund verbieten zu lassen, meiner Mutter“, antwortet sie in schneidendem Tonfall. Dann entspannt sie sich etwas und meint: „Ich komme aus Immerfrost, dort sind die Winter lang und kalt. Und da Pelze zu kaufen für die meisten viel zu teuer ist, muss man sich selber welche beschaffen, Wild gibt es genug. Meine Mutter war gut in der Bearbeitung und hat das an uns Kinder weitergegeben. Weil es allerdings nicht gerade einfach ist einen Bären zu erlegen, sein Pelz aber am wärmsten ist, gilt es als riesiger Besitz, wenn man einen hat. Da können Kitze nicht mithalten, auch wenn viele Damen aus der Stadt große Summen dafür zahlen, wenn man es richtig anstellt und sie gut bearbeitet sind…“
Ist es das, was du damit vorhast oder was willst du mit dem Kitzfell? , fragt sie sich und schaut den Mann durchdringend an. Seine Mimik ist schwierig zu durchblicken, was ist das für ein seltsamer Mensch? Oder … ist er vielleicht keiner? Diantha hat schon viele Gruselgeschichten von Mischlingskindern gehört – halb Mensch, halb etwas anderes. Doch der Körper des Mannes lässt auf nichts dergleichen schließen, nur seine Augen sind seltsam.
Ihr Grübeln wird jäh von der Erkenntnis unterbrochen, dass sie ganz schön viel von sich preisgegeben hat. Mal wieder das Ergebnis ihrer Impulsivität, dabei hatte sie in den letzten Jahren das Gefühl, sie im Griff zu haben! Doch seit sie in Talyra ist, geht alles drunter und drüber, nichts ist wie vorgesehen: Die Menschen sind seltsam, die einen verspielt, harmlos und zutraulich wie kleine Kätzchen, direkt daneben leben jedoch angrifflustige Säbelzahntiger, die selbst bei einer freundlichen Hand laut fauchen und die Krallen ausfahren. Wie kommt es, dass die einen die anderen nicht schon längst ausgelöscht haben? Es muss einen Grund dafür geben, doch Diantha hat nicht die Spur einer Ahnung, welcher das sein könnte.
Vermutlich könnte es nicht schaden das herauszufinden, wenn sie länger hier bleiben möchte. Vielleicht haben die Kätzchen ja ungeahnte Krallen oder der Spruch „Hunde die bellen, beißen nicht“ lässt sich auch auf Raubkatzen übertragen. Nach dem Motto: Katzen die fauchen kratzen nicht. Das hält Diantha eher für unwahrscheinlich, ihren Erfahrungen mit Schiffskatzen nach, aber wer weiß, fast alles ist möglich.
Sie sieht sich nach Aisha um und erwartet fast schon, dass sich die Südländerin aus dem Staub gemacht hat, doch sie ist noch da, obwohl es ihr nicht zu gefallen scheint, den Mann zu stören. Doch davon lässt sich Diantha nicht aus der Ruhe bringen, sie ist schon gespannt darauf, was er antworten wird, vielleicht gibt er ihr ja einen Anhaltspunkt, an dem sie ihn besser einschätzen kann.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Yamawadee am 27. Apr. 2006, 21:28 Uhr
Das Gesicht, das die Fremde macht, lässt ihn beinahe Hoffnung schöpfen, dass sie sich am Ende doch verzieht. Seine Worte haben zumindest nicht ihre Wirkung verfehlt und ihr ein wütendes Funkeln in die hellen Augen getrieben, was Yamawadee nur einmal mehr ein freches Grinsen auf die Lippen lockt. >"Meine Erfahrung mit Pelzen habe ich von dem gleichen Menschen beigebracht bekommen, der mich darin unterstützt hat, mir von nichts und niemandem den Mund verbieten zu lassen, meiner Mutter“<
Ja, ja,... sonst hat es wohl niemand mit Euch ausgehalten?  Ein wenig legt er den Kopf schief und blinzelt zu ihr hinüber. Die Sonne blendet mit weißem Licht vom Ildorel her und bricht sich auf dem Wasser in tausend Diamanten. Den Blick will er nicht mit der Hand abdecken, um durch den Schatten besser sehen zu können, die Frau muss ja nicht wissen, dass er nur schlecht ihre Gesichtszüge sehen kann, solange ihm die Sonne in den Augen brennt. Sie sind eben nicht geeignet für strahlenden Sonnenschein. Sein Element ist mehr die Nacht mit ihren grauen Silbertönen, weniger der Tag mit dem beißenden Licht, auch wenn er dessen warme Strahlen mag.
Doch die Fremde scheint nichts zu bemerken – oder versteckt es nur gut, denn sie redet wesentlich entspannter weiter: >„Ich komme aus Immerfrost, dort sind die Winter lang und kalt. Und da Pelze zu kaufen für die meisten viel zu teuer ist, muss man sich selber welche beschaffen, Wild gibt es genug. Meine Mutter war gut in der Bearbeitung und hat das an uns Kinder weitergegeben. Weil es allerdings nicht gerade einfach ist einen Bären zu erlegen, sein Pelz aber am wärmsten ist, gilt es als riesiger Besitz, wenn man einen hat. Da können Kitze nicht mithalten, auch wenn viele Damen aus der Stadt große Summen dafür zahlen, wenn man es richtig anstellt und sie gut bearbeitet sind…“<
Immerfrost? Schon allein der Name lässt ihn stirnrunzelnd aufschauen. Das hört sich nicht nach einem Ort an, wo er gerne wäre. Weder zum Leben noch zur Durchreise, besonders wenn er an den letzten Winter denkt, der mehr als genug an seinen Nerven und seiner Substanz gezehrt hat. Aber das viele Wild würde ihn schon interessieren...
„Am wärmsten?“ Misstrauisch beäugt er das zottige Fell auf ihren Schultern. „Ich würde nicht drauf wetten.“ Ein belustigtes Funkeln blitzt kurz durch seine Augen. Interessant, dass Menschen immer glauben, ein fremder Pelz wäre das beste Mittel gegen Kälte. Er schwört da lieber auf sein eigenes Fell, da kann er sich wenigstens sicher sein, woran er ist. „Kitz wärmt vielleicht nicht besonders, aber besser als nichts ist es allemal.“
Mit einer knappen Geste deutet er zu ihr herüber. „Habt Ihr den selbst erlegt? Wenn ja, darf ich fragen, womit?“ Mit Zähnen und Klauen, du Tölpel... kann er sich prompt selbst die Antwort geben. Natürlich jagen Menschen anders, aber wie genau hat er nun mal keine Ahnung. Er zumindest würde Krallen und Reißzähne einsetzen, aber einen solchen Kampf würde er sich schon dreimal überlegen, wenn es bloß um den Pelz geht, schließlich ist er darauf nicht angewiesen. Menschen hingegen sind da so kompliziert... sie benutzen alles Mögliche, um jemanden oder etwas zu töten. Wie soll da ein normal denkender durchsehen, wofür sie was nehmen?
Aber Yamawadee kann der Fremden ja auch schlecht erzählen, dass er absolut keinen blassen Schimmer von Waffen hat, noch irgendetwas von ihrer Handhabung weiß. Ganz abgesehen davon, dass er sich selbst wohl eher eine Hand abschlagen würde, ehe er jemandem mit einem Schwert gefährlich werden könnte.
Die andere Frau hält sich bis jetzt zumindest noch im Hintergrund, wie ihm auffällt. Nichts, was ihn sonderlich stören würde. Eher ein erfreulicher Umstand, denn sie würde sich vielleicht eher wieder verziehen und eventuell sogar ihre Begleiterin mitnehmen.
Mit einem Schlag fällt ihm etwas ein, worauf die Menschen, zumindest die er kennt, stets Wert legen: der Name. Er hat sich bisher ja weder vorgestellt noch weiß er den Namen der Fremden. „Ihr habt mir noch gar nicht Euren Namen verraten...?“ Einen Augenblick überlegt er. Verdammt, was hab ich Kaney erzählt? In seiner Erinnerung ist nur noch ein schummriges Etwas. Shyada hatte ihn vorgestellt, aber mit dem Namen, den er ihr genannt hatte. Das ganze ist auch schon lange her, zumindest lang genug für ihn, dass er erst eine Weile bräuchte, bis ihm die Sache wieder einfällt, Zeit, die er jetzt nicht hat. Und welcher das war will ihm absolut nicht mehr einfallen...
Ohne sich seine Gedanken anmerken zu lassen fügt er mit leichtem Grinsen hinzu: „Ich heiße Livid, wenn es Euch lieber ist, erst einmal meinen Namen zu kennen, ehe Ihr den Euren nennt.“

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 27. Apr. 2006, 22:05 Uhr
>"Meine Erfahrung mit Pelzen habe ich von dem gleichen Menschen beigebracht bekommen, der mich darin unterstützt hat, mir von nichts und niemandem den Mund verbieten zu lassen, meiner Mutter“<, entgegnet Diantha schnippisch und Aisha grinst – daß sich die Diebin nicht den Mund verbieten läßt, das glaubt sie ihr aufs Wort. >„Ich komme aus Immerfrost, dort sind die Winter lang und kalt. Und da Pelze zu kaufen für die meisten viel zu teuer ist, muss man sich selber welche beschaffen, Wild gibt es genug. Meine Mutter war gut in der Bearbeitung und hat das an uns Kinder weitergegeben. Weil es allerdings nicht gerade einfach ist, einen Bären zu erlegen, sein Pelz aber am wärmsten ist, gilt es als riesiger Besitz, wenn man einen hat. Da können Kitze nicht mithalten, auch wenn viele Damen aus der Stadt große Summen dafür zahlen, wenn man es richtig anstellt und sie gut bearbeitet sind…“  “<
Der seltsame Mann wirkt aus irgendeinem Grund belustigt. >„Am wärmsten? Ich würde nicht drauf wetten.“< Aishalanea kann sich nicht vorstellen, warum, immerhin sieht der Bärenpelz in ihren Augen recht warm aus. Immerfrost allerdings hat sich ihr nach dieser Beschreibung nicht gerade als Reiseziel empfohlen. Kalt... Für die Südländerin war der letzte Winter das Kälteste, was sie je erlebt hat.

>„Kitz wärmt vielleicht nicht besonders, aber besser als nichts ist es allemal,“< fährt er fort. >„Habt Ihr den selbst erlegt? Wenn ja, darf ich fragen, womit?“< Blinzelnd sieht er zu Diantha auf, die bereits recht tiefstehende Sonne reflektiert gleißend auf der spiegelglatten Wasserfläche, was Aisha daran erinnert, daß sie an diesem Abend eigentlich noch eine Schneiderei aufsuchen wollte. >„Ihr habt mir noch gar nicht Euren Namen verraten...? Ich heiße Livid, wenn es Euch lieber ist, erst einmal meinen Namen zu kennen, ehe Ihr den Euren nennt.“<
Aishalanea glaubt ihm nicht. Sie könnte nicht sagen, weshalb, vielleicht ist es sein freches Grinsen bei diesen Worten, aber sie ist sich vollkommen sicher, daß er lügt. Ihre Menschenkenntnis wurde ja am heutigen Tag schon einige Male auf die Probe gestellt, vielleicht hat das ihr Empfinden für derlei geschärft. Immerhin hat sie nun einen Grund, noch zu bleiben, denn sie ist gespannt auf Dianthas Reaktion – ob die ihren wahren Namen verraten wird? Ob Diantha überhaupt ihr wahrer Name ist?

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 27. Apr. 2006, 23:34 Uhr
Das dumme Grinsen des Mannes provoziert Diantha aufs Äußerste und der einzige Grund, aus dem sie nicht auf ihn los geht ist, dass ihre diese Blöße vor Aishalanea unangenehm wäre.
>„Am wärmsten?“< Er wirft einen misstrauischen Blick auf ihr Fell. >„Ich würde nicht drauf wetten. Kitz wärmt vielleicht nicht besonders, aber besser als nichts ist es allemal.“<
Was will er mir damit jetzt wieder sagen?, überlegt sie einen Moment lang, dann stellt sie fest, dass er die Logik offensichtlich nicht gerade mit Löffeln gefressen hat. Sie spart sich einen Kommentar, das würde vermutlich auch nicht viel helfen.
Da fängt der Kerl schon wieder an sinnlose Fragen zu stellen: >„Habt Ihr den selbst erlegt? Wenn ja, darf ich fragen, womit?“<
Wie hat der es eigentlich geschafft ein Kitz zu erlegen? Ist es tot vor ihm zusammengebrochen oder hat er einen etwas intelligenteren Kompagnon, der das erledigt hat? Vielleicht will er mich auch nur ärgern... Ein verstecktes, fieses Grinsen erscheint auf Dianthas Gesicht.
Doch bevor sie ihren gerade gefassten Plan in die Tat umsetzen kann, spricht er schon weiter: >„Ihr habt mir noch gar nicht Euren Namen verraten...? Ich heiße Livid, wenn es Euch lieber ist, erst einmal meinen Namen zu kennen, ehe Ihr den Euren nennt.“<
Livid? Sie ist versucht in Lachen auszubrechen, beherrscht sich aber. Das wäre wahrscheinlich ... wie nennt man das noch? .... ach ja: unhöflich!
„Pelzjäger erlegen ihre Beute grundsätzlich mit einem Jagdmesser, mit einem Immerfrosterjagdmesser – natürlich! Am besten drängt man den Bären in eine Sackgasse und bringt ihn dazu sich aufzustellen. Dann stößt man ihm das Messer tief in den Bauch und zieht es so schnell wie möglich nach oben, um unter den Brustkorb möglichst das Herz zu treffen. Dass Ihr seinen Tatzen dabei ausweichen müsst, ist selbstverständlich – Ihr solltet es nach Möglichkeit vermeiden Euch von ihm packen zu lassen, denn sonst endet Ihr entweder wie ein Schweinchen auf dem Spieß oder seid Matsch, weil Ihr gegen die Wand geschleudert worden seid.“
Mit ihrem Blick macht Diantha deutlich, dass sie kein Problem hätte, dies an einem Beispiel zu veranschaulichen – solange sie das Messer hat.. „Ihr könntet natürlich auch versuchen ihn mit Hunden zu Tode zu hetzen, aber das Fell ist dann hin und das Fleisch absolut ungenießbar. Genau das gleiche ist es mit Pfeilen und Fallen – wer will schon ein löchriges Bärenfell? Bei den Fallen kommt noch hinzu, dass er sich eventuell das Bein abbeißt. Und das ist ja wohl eine riesige Sauerei – außerdem ein Pelz ohne Bein? Da kann man ja gleich Kitz nehmen!“ Sie holt einen Moment lang tief Atem, doch bevor er zu Wort kommen kann setzt sie noch hinzu: „Ach da Ihr gerade gefragt habt: Ich bin Veridiciana genannt Ciany, die niedliche Beherscherin der Blutelben!“
Sie ist sich nicht ganz sicher, ob sie mit der letzten Ausführung nicht ein wenig zu weit gegangen ist und linst vorsichtig zu Aishalanea. Hoffentlich versteht sie, dass besondere Umstände eine spezielle Reaktion erfordern.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Yamawadee am 30. Apr. 2006, 11:40 Uhr
Ein wenig überrascht blickt Yamawadee schon drein, als die Frau keine Anstalten macht, ihren Namen zu nennen. Anscheinend ist sie auch nicht sonderlich an dem Seinen interessiert, eigentlich ein eher unüblicher Umstand, wenn er an all die anderen Menschen denkt, denen er schon begegnet ist. Aber das abwertende Lächeln der Fremden verrät ihm schon, dass sie es nicht sonderlich ernst nimmt, ihm eine normale Antwort zu geben, weder auf die eine noch auf die andere Frage.
Doch auch wenn ihn der Winter geschwächt hat, sein Äußeres hat schon oft genug die Menschen getäuscht. Ohne eine Regung zu zeigen lauscht er in Richtung der anderen Frau. Es ist zwar nicht ungefährlich, jemanden unbeobachtet außerhalb des Sichtfeldes stehen zu haben, aber in diesem Fall glaubt Yamawadee weniger, dass von ihr irgendeine Bedrohung ausgeht. Ihr scheint eher die Situation unangenehm zu sein, vielleicht weiß sie auch schlichtweg nicht, wie sie sich verhalten soll.
Auch gut, dann kann das Spiel ja weiter gehen…
Schon während sie Luft holt lehnt er sich nach hinten, stützt die Hände in den Sand und lässt die nackten Füße nach vorn gleiten, um sich gemütlich zu strecken. Mit einem Gesichtsausdruck, als weihe sie ihn in ein Geheimnis der Götter ein, starrt er dann zu der eigenartigen Frau, die noch immer im Wasser steht und keinerlei Anstalten macht, von dort zu verschwinden. >„Pelzjäger erlegen ihre Beute grundsätzlich mit einem Jagdmesser, mit einem Immerfrosterjagdmesser – natürlich! Am besten drängt man den Bären in eine Sackgasse und bringt ihn dazu sich aufzustellen. Dann stößt man ihm das Messer tief in den Bauch und zieht es so schnell wie möglich nach oben, um unter den Brustkorb möglichst das Herz zu treffen. Dass Ihr seinen Tatzen dabei ausweichen müsst, ist selbstverständlich – Ihr solltet es nach Möglichkeit vermeiden Euch von ihm packen zu lassen, denn sonst endet Ihr entweder wie ein Schweinchen auf dem Spieß oder seid Matsch, weil Ihr gegen die Wand geschleudert worden seid.“<
Ihr Blick spricht Bände und er ist einen Augenblick in Versuchung, sie zu fragen, ob sie testen will, wie gut ihre Methode bei einem Panther funktioniert. Nein, so einfach mache ich es Euch nicht. Wenn Ihr spielen wollt…bitte… Ohne große Mühe schafft er es, auf seinem Gesicht bei jedem Wort mehr und mehr unverhohlenes Interesse und den fasziniert staunenden Blick erscheinen zu lassen, der für Kleinkinder so typisch ist, wenn der Großvater eine Geschichte zum Besten gibt, deren Wahrheitsgehalt nur in den Weiten der kindlichen Phantasie zu finden ist.
>„Ihr könntet natürlich auch versuchen ihn mit Hunden zu Tode zu hetzen, aber das Fell ist dann hin und das Fleisch absolut ungenießbar. Genau das gleiche ist es mit Pfeilen und Fallen – wer will schon ein löchriges Bärenfell? Bei den Fallen kommt noch hinzu, dass er sich eventuell das Bein abbeißt. Und das ist ja wohl eine riesige Sauerei – außerdem ein Pelz ohne Bein? Da kann man ja gleich Kitz nehmen!“< Spätestens jetzt ist er sich sicher, dass sie glaubt, einem Kindskopf gegenüber zu stehen. Bei ihren letzten Worten erscheint immer deutlicher ein spöttisches Lächeln auf seinen Zügen, als habe er nicht einmal ansatzweise ihre Anspielung verstanden. Ich sollte mir die Sache mit dem Bärenfell noch einmal überlegen. Es sieht in Eurem Mund sicher sehr hübsch aus…oder zieht Ihr es vor, tauchen zu lernen?
>„Ach da Ihr gerade gefragt habt: Ich bin Veridiciana genannt Ciany, die niedliche Beherscherin der Blutelben!“< Länger kann und will er sich nicht beherrschen. In einer fließenden Bewegung erhebt sich Yamawadee von seinem Platz und tritt einen Schritt zurück, um gehorsam eine Verbeugung zu machen, die ihm auch vollkommen gelingt.
„Oh große Herrscherin Ciany, es ist mir selbstverständlich eine Ehre, Euch in diesen Landen willkommen zu heißen! Wie ich höre seid Ihr auf der Suche nach neuen Untertanen –  da Eure eigenen ja bereits bei Eurer Antrittsrede vor Langeweile umkamen – verständlicherweise.“
Ohne das Lächeln einen Augenblick fallen zu lassen, fährt er fort: „Ich bewundere zwar den Mut, der aus Euren Worten spricht, wenn Ihr von großen Jagderfolgen erzählt, aber ich glaube, Ihr bedarft nicht einmal eines Messers, weder von Immerfrost noch anderswoher… Ihr könntet selbst einen Bären mit bloßen Händen zur Strecke bringen, denn jedes Tier würde sich freiwillig von Euch töten lassen, um Euer Geschwätz nicht länger ertragen zu müssen!“  
Ein wenig beugt Yamawadee sich nach vorn und zwinkert der Fremden verschwörerisch zu. „Ihr zieht das Messer schnell nach oben, um die Bären zu töten?“ Mit einem breiten Grinsen richtet er sich wieder auf. „Edel von Euch, wirklich edel. Wenn das arme Vieh schon das Schicksal ereilte, Euch im Leben begegnen zu müssen, lasst Ihr es wenigstens nicht länger leiden, indem Ihr es noch im Tod mit Eurer Anwesenheit belästigt.“

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 30. Apr. 2006, 13:10 Uhr
Dianthas Blick zu Aisha wird so schnell von dem Mann abgelenkt, dass sie nicht erkennen kann, was die Südländerin denkt. Doch ihn sollte man lieber nicht aus den Augen lassen. Er verbeugt sich mit gespieltem Ernst. >„Oh große Herrscherin Ciany, es ist mir selbstverständlich eine Ehre, Euch in diesen Landen willkommen zu heißen! Wie ich höre seid Ihr auf der Suche nach neuen Untertanen –  da Eure eigenen ja bereits bei Eurer Antrittsrede vor Langeweile umkamen – verständlicherweise.“<  
Beleidigungen - mehr kannst du wohl nicht? Dianthas anfängliches Interesse verfliegt allmählich. Ihm scheint der Sinn vor allem danach zu stehen sie zu beleidigen – dann soll sie es ihm zurückzahlen und immer so weiter. Das mag ja zeitweise ganz lustig sein, doch hat sie eigentlich keine Zeit für solche Kindereien. Sie muss sich endlich mal ein wenig um ihre Finanzen kümmern. Da fällt ihr Blick auf das Kitz – wie viel es wohl wert ist? Doch sie lässt den Gedanken bald fallen den Mann bestehlen zu wollen, vorhin auf dem Markplatz war zu sehen, dass Vorbereitungen getroffen wurden, vermutlich für ein Fest oder dergleichen. Da wird es wohl leicht sein, ein paar Leute um ihr Geld zu bringen.
Der Pseudo-Livid lächelt immer noch sein seltsames Lächeln als er fortfährt: >„Ich bewundere zwar den Mut, der aus Euren Worten spricht, wenn Ihr von großen Jagderfolgen erzählt, aber ich glaube, Ihr bedarft nicht einmal eines Messers, weder von Immerfrost noch anderswoher… Ihr könntet selbst einen Bären mit bloßen Händen zur Strecke bringen, denn jedes Tier würde sich freiwillig von Euch töten lassen, um Euer Geschwätz nicht länger ertragen zu müssen!“<  
Jetzt fängt er wirklich an zu nerven. Diantha hätte gar nicht anfangen sollen, dieses Spiel mit ihm zu spielen. Doch er hat es geschafft sie zu provozieren und sie hat sich zu einer unüberlegten Reaktion hinreißen lassen. Jetzt muss sie die Konsequenzen tragen und sie hat eigentlich keine Lust als Verlierer aus dem Spiel hervorzugehen.
Scheinbar hat er immer noch nicht genug, denn er muss noch verschwörerisch zwinkernd verkünden: >„Ihr zieht das Messer schnell nach oben, um die Bären zu töten? Edel von Euch, wirklich edel. Wenn das arme Vieh schon das Schicksal ereilte, Euch im Leben begegnen zu müssen, lasst Ihr es wenigstens nicht länger leiden, indem Ihr es noch im Tod mit Eurer Anwesenheit belästigt.“<
Natürlich zieht man das Messer schnell nach oben, weil der Bär sich sonst verrückt vor Schmerz noch heftiger wehrt, aber das dürfte selbst ein arroganter Kindskopf wie du wissen. Bisher hat sie ihn immer nur indirekt beleidigt, aber wenn ihm das direkte Beleidigen so viel Spaß macht, dass er es ständig wiederholen muss, kann sie es ihm auch mit gleicher Münze zurückzahlen.
„Ach ich denke, es gibt Schlimmeres als meine Anwesenheit.“ Ihr Gesicht wird zu einer über lange Zeit antrainierten Maske, die keinerlei Emotionen zeigt. Er soll auf keinen Fall sehen, dass er sie nervt und sie sich ein wenig in ihrem Stolz angekratzt fühlt. „Zum Beispiel Eure. Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihr vor einem Tier steht und es so lange mit Eurer Arroganz und langweilenden Beleidigungen martert, dass es schlussendlich Selbstmord begeht. Im Gegensatz dazu ist meine Jagdmethode wirklich großherzig und edel, da habt ihr tatsächlich Recht.“
Diese ewigen Reden stören Diantha allmählich, sie mochte Vielredner nie besonders und allmählich hat sie das Gefühl, selbst zu einem zu werden. Mit aller Ruhe der Welt faltet sie ihr Bärenfell zusammen, packt es in den eigens dafür angefertigten Lederbeutel und schiebt es unter ihre Weste.
„Entschuldigt mich kurz, wenn es sein muss, können wir gleich weiterreden“, sagt sie unvermittelt. Diantha ist her gekommen, um sich einmal ordentlich zu waschen, sie riecht immer noch nach dem Fluss und das Wasser hier ist einfach unwiderstehlich. Sich vor diesem Kerl auszuziehen kommt natürlich nicht in Frage, aber sich ihr Vorhaben von ihm vermiesen zu lassen ebenfalls nicht. Also entschließt sie sich kurzerhand, in voller Montur ein kleines Bad zu nehmen. Sie macht zwei Schritte weiter ins Wasser, bis sie bis zur Hüfte drin steht, dann stürzt sie sich mit dem Kopf voraus ins kühle Nass.
Einen Moment lang fühlt sie sich erschlagen von der Kälte des Wassers und glaubt erfrieren zu müssen. Doch dann spürt sie, wie ihr Körper anfängt zu arbeiten, das Herz schneller pumpt und sie fühlt sich seit Langem mal wieder richtig frei. Vergessen ist der Ärger mit dem angeblichen Livid, hier gehört sie hin, Wasser ist ihr Element, schon immer gewesen.
Sie macht einige große Züge vom Ufer weg, dann holt sie einmal kurz Luft und taucht zurück. Als sie nun aus dem Wasser steigt hat sie endlich das Gefühl, mal wieder richtig sauber zu sein.
Klatschnass wendet sie sich „Livid“ zu und fragt: „So, gibt es noch etwas Wichtiges oder Interessantes, dass Ihr mir mitteilen möchtet oder sind Beleidigungen alles, was Ihr zu bieten habt?“

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Aishalanea am 01. Mai 2006, 10:11 Uhr
>„Pelzjäger erlegen ihre Beute grundsätzlich mit einem Jagdmesser, mit einem Immerfrosterjagdmesser – natürlich! Am besten drängt man den Bären in eine Sackgasse und bringt ihn dazu sich aufzustellen. Dann stößt man ihm das Messer tief in den Bauch und zieht es so schnell wie möglich nach oben, um unter den Brustkorb möglichst das Herz zu treffen. Dass Ihr seinen Tatzen dabei ausweichen müsst, ist selbstverständlich – Ihr solltet es nach Möglichkeit vermeiden Euch von ihm packen zu lassen, denn sonst endet Ihr entweder wie ein Schweinchen auf dem Spieß oder seid Matsch, weil Ihr gegen die Wand geschleudert worden seid. Ihr könntet natürlich auch versuchen ihn mit Hunden zu Tode zu hetzen, aber das Fell ist dann hin und das Fleisch absolut ungenießbar. Genau das gleiche ist es mit Pfeilen und Fallen – wer will schon ein löchriges Bärenfell? Bei den Fallen kommt noch hinzu, dass er sich eventuell das Bein abbeißt. Und das ist ja wohl eine riesige Sauerei – außerdem ein Pelz ohne Bein? Da kann man ja gleich Kitz nehmen!“<
Aishalanea kennt sich zwar nicht mit der Jagd aus, geschweige denn mit der Bärenjagd, aber diese Geschichte klingt doch reichlich haarsträubend. Also zahlt Diantha es ihm mit gleicher Münze zurück... recht so!

>„Ach da Ihr gerade gefragt habt: Ich bin Veridiciana genannt Ciany, die niedliche Beherscherin der Blutelben!“<
Das ist nun wirklich ein bißchen zu deutlicher Spott, allerdings nimmt Aisha ihn mit gemischten Gefühlen auf. Warum ausgerechnet der Blutelben?!
Abgelenkt durch ihre Erinnerungen an das zerstörte Dorf, den toten Blutelben und sein finsteres Schwert, bemerkt sie erst, daß ‚Livid’ sich erhoben hat, als dieser einen Schritt zurücktritt, um eine spöttische Verbeugung vor ‚Herrscherin Ciany’ anzudeuten. Aishalanea weicht ebenfalls zurück, um nicht von ihm angerempelt zu werden, doch dabei verlieren ihre Füße in dem losen Sand den Halt und sie fällt rücklings auf den Hosenboden. ‚Livid’ hat von ihrem Mißgeschick offenbar nichts bemerkt, denn er fährt fort mit seinem Theater und deklamiert:
>„Oh große Herrscherin Ciany, es ist mir selbstverständlich eine Ehre, Euch in diesen Landen willkommen zu heißen! Wie ich höre seid Ihr auf der Suche nach neuen Untertanen –  da Eure eigenen ja bereits bei Eurer Antrittsrede vor Langeweile umkamen – verständlicherweise.“<  

Apropos Langeweile, so langsam beginnt Aishalanea das Geplänkel der beiden zu langweilen, und wenn sie sich Dianthas Gesicht so ansieht, das wieder jenen steinernen Ausdruck angenommen hat, den sie auch in der Elbenschmiede zur Schau trug, dann geht es der Diebin wohl ähnlich. Und mit der Schneiderei wird es auch knapp werden, wie Aisha nach einem besorgten Blick zum Himmel feststellt – morgen ist Inaritag, da ist es gut möglich, daß die Handwerker eher Feierabend machen, weil noch so viel vorzubereiten ist. Sie wird sich sputen müssen... Also deutet sie ihr Stolpern kurzerhand in einen Kniefall vor ‚Ciany’ um, verbeugt sich so tief, daß sie wahrscheinlich Sand in die Haare bekommt und schaut dann augenzwinkernd zu der Diebin auf: „Oh Veridiciana, Eure bescheidene Untertanin ist untröstlich, sich nun aus Eurer strahlenden Gegenwart entfernen zu müssen...“ Sie erhebt sich wieder, klopft den Sand aus ihren Kleidern und fügt grinsend hinzu: „Vielleicht sieht man sich ja morgen auf dem Festplatz!“ Sie winkt, dann schlendert sie den Strandsaum entlang davon in Richtung Stadt. Als sie sich noch einmal umdreht, sieht sie gerade noch, wie Diantha – vollständig bekleidet – mit einem Hechtsprung in die kühlen Fluten taucht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Yamawadee am 03. Mai 2006, 19:54 Uhr
Mehr nebenbei und ohne weiter darüber nachzudenken bekommt Livid mit, wie die zweite Fremde, die bisher so schweigsam war, sich nun verabschiedet. Da war es nur noch eine... Doch seine Freude kennt ihre Grenzen. Und sie endet genau da, wo das Nass anfängt und sich zwei Beine mit dazugehörigem Körper aus dem Wasser erheben.
>„Ach ich denke, es gibt Schlimmeres als meine Anwesenheit.“< Noch bevor er darüber nachdenken kann, was er tut, wird sein Lächeln um einiges mitleidiger, als hätte die ‚Herrscherin’ ihm soeben offenbart, dass die Welt hinter dem Ildorel weitergeht und als hielte sie das für DIE Entdeckung aller Zeiten.
Was Ihr nicht sagt... habt Ihr vielleicht sonst noch andere umwerfende Geistesblitze oder wars das schon?
Was folgt, ihre Worte, ihre Reaktionen, überraschen ihn nicht sonderlich. Zu oft hat er in seinem Leben schon an solchen Situationen teilgehabt und auch wenn der Fremden nichts davon anzusehen ist, aber er kann sich ihre Gedanken wirklich lebhaft vorstellen. Daher hört er auch nicht sonderlich interessiert zu, immerhin hat er ähnliches erwartet.
>„Zum Beispiel Eure. Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihr vor einem Tier steht und es so lange mit Eurer Arroganz und langweilenden Beleidigungen martert, dass es schlussendlich Selbstmord begeht. Im Gegensatz dazu ist meine Jagdmethode wirklich großherzig und edel, da habt ihr tatsächlich Recht.“<
Ohne sonderlich viel Interesse registriert Livid, dass sie sich zum Aufbruch bereit macht. Zumindest etwas. Aber wenn Arroganz und Beleidigungen ausreichen, jemanden zum Selbstmord zubringen, warum verdammt noch mal wirkt das dann bei Euch nicht endlich? Er kann es kaum erwarten, wieder allein zu sein. Vielleicht tut Ihr mir ja den Gefallen und ersäuft Euch im See...
>„Entschuldigt mich kurz, wenn es sein muss, können wir gleich weiterreden“< Euch entschuldigen, gern doch... aber das mit dem Weiterreden muss nicht unbedingt sein... Mit Genugtuung sieht er zu, wie sie das Feld räumt... doch die Richtung, die sie wählt lässt ihn beinahe daran zweifeln, dass er seine vorherigen Gedanken nicht doch nur gedacht sondern auch gesagt hat.
Dann hört er nur noch ein lautes Platschen und die Frau verschwindet kurzerhand unter der spritzenden Oberfläche des kalten Wassers, um in einiger Entfernung wieder zwischen den sanften Wellen aufzutauchen. „Schade, dass Ihr nicht unten geblieben seid...“ murmelt Livid leise zu sich selbst und macht sich dann wieder daran, die restlichen Blut – und Fettklumpen von dem Kitzleder zu lösen, die er wie vorher schon achtlos in den Sand und das Wasser schmeißt.
Es hat ihn schon genug gewundert, als Shyada sich im Spätherbst in die Fluten gestürzt hat, aber dass ein Mensch Freude daran findet, dasselbe im Frühjahr zu tun, passt beim besten Willen nicht in seine Vorstellung. Aber es soll ja auch Menschen geben, die sich selbst gerne Leid zufügen...
Er hat die Blutelbenherrscherin schon fast vergessen, als er hinter seinem Rücken ein nasses Patschen und das schlürfende Geräusch von Wasser erklingt, das an vollgesogenen Kleidern hinabläuft. Ihn wundert es noch immer ein wenig, dass sie mit den ganzen Sachen hat schwimmen können. Immerhin wiegt ein Bärenpelz schon im trockenen Zustand einiges und er ist wohl am ehesten jemand, der abschätzen kann, wie schwer ein nasser Pelz nach einiger Zeit außerhalb des Wassers wird...
>„So, gibt es noch etwas Wichtiges oder Interessantes, dass Ihr mir mitteilen möchtet oder sind Beleidigungen alles, was Ihr zu bieten habt?“<
Etwas an ihrem Geruch hat sich verändert. Vorsichtig schnuppert er in die Luft,  ohne sich das anmerken zu lassen, aber er könnte schwören, dass sie nicht länger nach Essen riecht, nicht mehr nach Fisch und einer Mahlzeit, die er gerne gehabt hätte, von der er aber die nächsten Mondläufe nur träumen kann... jetzt schwingt der rauchige Duft von Feuer darin, mit einer zarten Note von Salzwasser.
Seltsam.
Nasse Menschen geben so oft mehr von sich preis, als sie glauben, selbst wenn das, was sie verraten, nur Rätsel sind.
Ohne seine Miene zu verändern oder das höfliche Lächeln einen Augenblick lang aufzugeben, sammelt er den Rest seiner Sachen vom Strand ein. An dem Fell ist zwar noch einiges zu machen, aber nicht hier und nicht heute und schon gar nicht mit solch liebreizender Gesellschaft.
Mit einer weiteren Verbeugung richtet Livid sich noch einmal an die tropfnasse ‚Ciany’: „Es betrübt mich zwar zutiefst, schon von Euch scheiden zu müssen, aber die Zeit drängt langsam und nachdem Ihr ja jetzt schon ein Bad brauchtet, um Euer Hirn abzukühlen, will ich nicht daran Schuld sein, dass es wohl noch aus lauter Überanstrengung Feuer fängt...“
Ohne weiter auf eine Reaktion zu warten entfernt er sich in Richtung Wald. Sicher trägt ihn sein federnder Gang über den weichen Sand und den ersten Bäumen entgegen. Doch kurz bevor das Dickicht seine Gestalt verschluckt fällt ihm noch etwas ein und mit einem hinterlistigen Lächeln dreht er sich ein letztes Mal zu ihr herum: „Ach ja: Etwas Wichtiges... na gut, eher wissenswertes: Ich würde Euch raten, woanders noch mal ins Wasser zu steigen. Die ganzen Fleischbatzen des kleinen Tierchens hier“, mit einer knappen Geste hält er das Kitzleder nach oben, „schwimmen noch in der Brühe, ungefähr dort, wo ihr die ganze Zeit über noch gestanden habt. Es sei denn, Ihr mögt den Geruch von verfaulendem Fleisch...“
Dass sie das nicht selbst längst bemerkt hat, wundert ihn, aber immerhin hat er sie ja auch die ganze Zeit über beschäftigt, da kann es schon passieren, dass sie nicht bemerkt hat, dass ihr Weg sie durch seine Abfälle geführt hat. Dann wendet er sich endgültig zum Gehen und verschwindet mit lautlosen, gewandten Schritten im Wald.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 03. Mai 2006, 21:30 Uhr
Mit einem Lächeln, das er scheinbar für höflich hält, aber jeder Mensch mit einem kleinen bisschen Menschenkenntnis problemlos durchblick sammelt der Möchtegern-Livid seinen Kram vom Strand ein.  
Noch einmal verbeugt er sich: >„Es betrübt mich zwar zutiefst, schon von Euch scheiden zu müssen, aber die Zeit drängt langsam und nachdem Ihr ja jetzt schon ein Bad brauchtet, um Euer Hirn abzukühlen, will ich nicht daran Schuld sein, dass es wohl noch aus lauter Überanstrengung Feuer fängt...“<
Sofort dreht er sich um und geht mit einem arroganten, ein wenig an Hopserlauf erinnernden Gang den Bäumen entgegen. Mit einem Grinsen und zusammengekniffen Augen dreht er sich noch einmal um, ihm ist wohl doch noch etwas eingefallen: > „Ach ja: Etwas Wichtiges... na gut, eher wissenswertes: Ich würde Euch raten, woanders noch mal ins Wasser zu steigen. Die ganzen Fleischbatzen des kleinen Tierchens hier“, er hält sein Kitzleder hoch, „schwimmen noch in der Brühe, ungefähr dort, wo ihr die ganze Zeit über noch gestanden habt. Es sei denn, Ihr mögt den Geruch von verfaulendem Fleisch...“<  
Was um alles in der Welt soll das bitte heißen? Als ob ich durch deine dummen Fleischbatzen schwimmen würde! Deine Augen müssen schon verdammt schlecht sein, wenn du nicht siehst, dass ich sehr darauf geachtet habe, den teilweise schon aufgetauten, teils noch gefrorenen Innereien nicht zu nahe zu kommen, du Trottel! Da er sich wieder umdreht und geht und Diantha sich ernsthaft darüber freut, dass er endlich Leine zieht, teilt sie ihm seinen Fehler nicht mit, sondern lässt ihn in dem Glauben, alles wäre so, wie er es denkt.
Immerhin recht lautlos, aber mit seltsam schwingenden Hüften, verlässt der Gute den Strand. Na, jetzt ist wenigstens klar, warum du dieses Kleidchen trägst…, denkt sie sich und grinst in sich hinein. Als sie sich sicher sein kann, dass er sie nicht mehr hört, lacht sie laut auf. Na, da hab ich dich ja schön verjagt, mein kleiner Möchtegern-Livid. Obwohl ich dir eigentlich gern das Fell über die Ohren gezogen hätte, wie du es mit dem Kitz getan hast. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich ja in Kürze die Möglichkeit.
Mit zügigem Schritt verlässt nun auch Diantha den Strand, wegen dem kleinen Sieg wieder bester Laune.

-----> Marktplatz

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 20:33 Uhr
Einer der Büsche in der Nähe des Ufers des Ildorel wackelt verdächtig. Wenig später schiebt sich langsam ein pelziger Hintern aus dem Busch und wackelt zum Takt eines gegröhlten Trinkliedes. Nach und nach kommt auch der Rumpf mit dem etwas dicken Bauch zum Vorschein. Bei dem nächsten Lied, einem groben Wanderlied, welches von einer Elfe im Bauch eines Drachen handelt, kann man den adligen Nif in seinem ganzen Umfang vor dem Gebüsch stehen sehen, wie er sich mit glänzenden Augen die felligen Hände reibt.

In voller Lautstärke setzt der Nif sein Gegröhle fort während er nun auch noch seinen groben Sack aus dem Busch zieht und noch einmal die Zweige auseinader drückt, um den ordentlich Haufen spitzer Steine und Brenesseln zu begutachten. Er hatte den ganzen Mittag gesammelt, um genug für die breite Standfläche des Busches zusammen zu bekommen.
Der Busch selbst liegt verführerisch in einer Senke am Ufer, halb versteckt in dem Schatten einer Weide mit ausladenden Zweigen. Viele weitere Büsche am Ildorel warten auf Kyos Fürsorge. Seit er erfahren hat, dass an dem rießigen Fest, welches die Dummlinge derzeitig in der Stadt abhalten, diese sich später gerne in den Büschen treffen, ist er in Hochstimmung. Ein weiterer Busch am Waldrand beherbergt bereits ein gut bewohntes Feuerameisennest und sein Favorit, ein Gebüsch das seit neustem um ein Loch von wenigen Schritt Tiefe wächst, liegt zwischen mehreren schattenspendeden Eichen. Wohlwollend betrachtet er sein Werk, wobei er doch etwas wehmütig an Tyo denken muss. Der Bruder hatte in solchen Fällen immer die ausgefallenen Ideen gehabt und Kyo gezeigt, wie man diese in die Tat umsetzten kann.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Tyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 20:47 Uhr
Noch während Kyo lauthals singend verkündet, dass der Igel in jedem Fall besser dran sei, legt sich mitten im Satz eine ebenso behaarte und mit schmutzigen Krallen bewehrte Hand auf seinen Mund und schneidet ihm das Wort ab. "Bruder, bist du dumm! Bei dem Geschrei wirst du doch gleich erwischt!" Tyo gibt seinen Bruder wieder frei, strahlt ihn einen Moment lang an und fällt ihm laut lachend um den Hals. Dann schiebt er ihn auf eine Armlänge von sich weg und schaut ihn an. "Schau dich nur an. Dreckig bist du und deine Haare sind total verfilzt. Igitt, eine Laus! Zeig mir deine Fingernägel. Uärghs! Mama wäre stolz auf dich!" Erneut lachend springt er herum und inspiziert die Gebüsche, die Kyo bereits präpariert hat. "Was tust du eigentlich hier?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 20:53 Uhr
Vor lauter Schreck hätte Kyo beinahe seine Zunge verschluckt, doch der Anblick seines Bruders lässt nicht nur sein Herz, sondern auch ihn selbst einen Sprung machen. Beschämt verstummt er bei der Rüge seines Bruders, aber voller Freunde und mit einem Kichern zwischen den Sätzen klärt er seinen Bruder auf.
"Na die Dummlinge haben doch ihr Paarungsfest. Und ich daaachte mir...naja also viel gedacht habe ich mir nicht, aber die sind doch immer so verklemmt und das mag ich nicht. Und die Frauen kreischen immer so toll...ach du weißt schon!"
Noch immer kichernd und kiksend, aber immerhin leiser, zieht er Tyo von einem Busch zum nächsten und erklärt oder zeigt die Veränderungen.
Während er das Loch mit den Ästen darüber anschaulich am Boden daneben mit vollem Körpereinsatz erklärt, hält er kurz inne und sieht seinen um Sekunden älteren Bruder mit halb zugekniffenen Augen an. "Wo warst du eigentlich die ganze Zeit? Bin vor lauter Langweile fast gestorben..." Anklagend deutet er auf seinen Bauch, der trotz seines noch gesunden Umfanges erheblich flacher geworden war.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Tyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 21:05 Uhr
Mit einem schallenden Lachen schlägt Tyo seinem Bruder auf die Schulter. "Großartig! Aber das beste vergisst du." Er kramt geheimnisvoll unter seiner Mütze und zieht einen kleinen Beutel hervor, den er triumphierend vor Kyos Gesicht herumwedelt. "Juckpulver!" Und schon ragt nur noch sein haariger Po aus dem nächsten Gebüsch, während er das Hagebuttenpulver auf dem Boden verstreut.

Als er damit fertig ist, ist sein Fell mit kleinen abgebrochenen Ästen und ein paar Käfern übersät, was ihn aber nur unwesentlich verwahrloster aussehen lässt als vorher. Erst jetzt nimmt er sich Zeit, die Frage seines Bruders zu beantworten: "Ach weißt du... Ich hab ein bisschen im Hafenviertel gearbeitet." Noch beim Gedanken an die vielen Fische, die er von den Kuttern gestohlen und verputzt hat, läuft ihm das Wasser im Munde zusammen - doch der Gedanke daran, wie er ein paar Mondläufe im Kerker zubringen musste, nachdem er dabei erwischt wurde, verdirbt ihm den Appetit sofort wieder. "Na, verhungert bist du ja nicht in meiner Abwesenheit!" lästert er und kneift Kyo in den immer noch wohlgenährten Bauch.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Kyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 21:23 Uhr
"Ja, aber fast!" gibt Kyo etwas knurrig, aber gut gelaunt zurück. Er ist ein bisscher erleichtert, dass sein Bruder nun wieder da ist, der ihn doch des öfteren vor der einen oder anderen zu großen Dummheit bewahrt hatte. Dabei denkt er vor allem an seinen einsamen Ausflug durch die Straßen der Dummling-Stadt, wo man ihn des öfteren an einen Zirkus verkaufen oder als Haustier aufnehmen wollte. Bei dem Gedanken daran schüttelt er sich und schaut zum Waldrand.
"Lass uns im Wald nach unserem Abendessen Auschau halten, und dann machen wir es uns in der Nähe der Büsche bequem..." fragend schaut er den Bruder an und spielt ungeduldig mit dem feurroten Zopf, der von dem Schleifen auf dem Boden viele wunderbare Krabbeltiere beherbergt, mit denen er sich beschäftigen kann.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Tyo von und zu Nif am 09. Mai 2006, 23:05 Uhr
Tyo nimmt seinem zottigen Bruder den Zopf, mit dem dieser gerade spielt, aus der Hand, pflückt einen dicken Käfer aus dem Haar, steckt sich diesen in den Mund und kaut genüsslich. "Hab auch fon ganf fön Hunger", meint er zustimmend mit vollem Mund. Ihre Arbeit hier ist getan; nun haben sie Zeit, ihre Wiedervereinigung bei einem schönen Abendessen zu zelebrieren. Sich gegenseitig schubsend, aufziehend und kichernd verschwinden die beiden im Unterholz, und wer nicht weiß, wer da gerade durch den Wald schleicht, hätte sie für zwei Wiesel gehalten.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Than am 30. Mai 2006, 21:36 Uhr
Sie waren schweigend vom Marktplatz zum Ildorel und dort Richtung Norden am Strand entlang gegangen. Ausser kurz abzusprechen, wohin sie ihre Schritte wenden sollten, hatte sie kaum geredet. Der Ausgelassenheit des Morgens waren auf dem Marktplatz in schneller Folge Ärger und Unmut, etwas Wut und schliesslich Verwirrung gefolgt. Doch spätestens nachdem sie die Sache mit der Halbelbe Niniane geklärt hatten, war für Than davon überhaupt nichts mehr übrig geblieben. Die Schuhe in der Hand haltend, läuft er nun lustlos durch den Sand, während das Wasser des Ildorel über seine Zehen wäscht. Seine Gedanken drehen sich immer wieder um die Ereignisse auf dem Marktplatz, doch er kommt einfach zu keinem abschliessenden Urteil darüber, um das Ganze endlich ruhen zu lassen. Hatte er unterbewußt doch nur gehandelt, um der Diebin eine Möglichkeit zur Flucht zu geben? Ein alter Instinkt, der jemanden ihrer Zunft bei ihm in der Schuld stehen läßt, falls er sie später gebrauchen würde? Ohnehin fragt sich Than, was "später" für ihn erwartet. Es sich mit einem Teil der edlen Bürgerschaft zu verscherzen, ist sicherlich nicht gerade der beste Anfang, um hier Fuß zu fassen. Andererseits hat er auch nicht vor, sich einen Beruf auszuwählen, in dem er auf ihre Gunst, und sei es nur durch regelmäßige Aufträge, angewiesen ist. Eigentlich hat er überhaupt nicht vor, sich an das städtische Leben anzupassen, schliesslich hatte er bisher auch so genügend Arbeit zum Überleben gefunden.
Allerdings ist da Riarîl... Wenn er bei ihr bleiben will, würde er irgendeine Beschäftigung finden müssen, bei der er nicht ständig bei ihren Bekannten in der Stadt aneckt. So wie vorhin. Musste er wirklich davon ausgehen, dass jeder hier ein zukünftiger oder ehemaliger Patient von ihr sein kann? Wie kann sie ständig mit diesem nachsichtig lächelnden Gesicht ihnen gegenüber leben? Und warum ist sie ausgerechnet ihm gegenüber völlig anders?

Riarîl und Than gehen am Strand entlang, bis Felsen den weiteren Weg versperren. Das Larisgrün ragt hier fast bis ins Meer hinein, so dass nur ein kleiner Streifen Sand übrigbleibt. Die Beiden wandern deshalb durch den Wald, an einem riesigen Baum vorbei, der, wie Than feststellt, einem Elben als Wohnhaus dient, wie seiner Frau die Bäume im Cerua. Erst ein ganzes Stück nachdem sie die Felsen passiert haben, gehen sie zurück zum See, dessen Ufer nun viel weißer glänzt, als in der Nähe der Stadt.
Hier, weitab von dem Trubel des Inarifestes fühlt sich der Halbelb im Moment wohler. Deswegen fragt er schliesslich seine Frau: "Wer ist diese Niniane Halbblut? Was macht sie so mächtig in der Stadt?" Er überlegt, ob er auch nach den anderen Personen fragen soll, entscheidet sich dann jedoch, erstmal nur auf die Halbelbin zu beschränken. "Warst du schon hier in Talyra, als ihr euch kennengelernt habt?"

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 01. Juni 2006, 11:16 Uhr
Auf der Suche nach etwas Ruhe führt Dianthas Weg zu dem einzigen ihr bekannten, durchaus als ruhig einzustufenden Ort, vorrausgesetzt es nehmen keine seltsamen Typen dort gerade ihre Tiere aus: Dem Smaragdstrand.
Auf dem Weg dorthin genießt sie den kühlenden Luftzug auf dem Gesicht und versucht ihre überbrodelnden negativen Gefühle wegzusperren und sich allmählich zu beruhigen. Es ist angenehmes Wetter, ich habe hervorragend gegessen und einen Kriegshund überlebt. Es gibt nichts, über dass ich mich beschweren könnte., denkt sie immer und immer wieder.
Nur einmal wird sie auf dem Weg von der Realität abgelenkt, als sie ein Paar am Strand erspäht. Sie macht einen weiten Bogen um die Zwei, nach einer Störung ist ihr nicht zumute. Allerdings wäre sie ihnen wohl auch nicht aufgefallen, wenn sie direkt neben ihnen gestanden hätte, die Aufmerksamkeit der beiden jungen Menschen ist vollkommen aufeinander gezogen.
Diantha beachtet sie nicht weiter, auch als ein schallendes Knallen ertönt, dreht sie sich nicht um, da kein Schrei von Seiten der Frau zu hören ist.
Da wurde wohl jemand kalt abserviert. Tja, selber Schuld, Liebe bringt nur Scherereien, darüber sollte man sich klar sein, bevor man eine Beziehung eingeht oder versucht Frauen abzuschleppen.
Doch bald sind die Beiden nicht mehr zu hören und es dauert nicht lange, bis sie das Wäldchen betritt und die ungewöhnliche Stille sie wieder umfängt. Doch diesmal ist sie nicht beunruhigt ob diesem Umstand sondern heißt die Ruhe erfreut willkommen. Man merkt doch immer wieder, dass ich nicht in der Stadt sondern auf dem Land geboren bin und auch ein paar Jahre dort gelebt habe.
Die Lichtung scheint sie geradezu zum Bleiben überreden zu wollen, der Wasserlauf glänzt verheißungsvoll, die Grashalme bewegen sich langsam im Wind und von Ferner ist Vogelgezwitscher zu vernehmen. Trotzdem entscheidet sich die Diebin erst einmal zum Strand weiterzugehen, sie hat schließlich jederzeit die Möglichkeit zurückzugehen. Doch sobald sie aus dem Schutz der Bäume tritt, hört sie aus der Entfernung eine vom Wind getragene Unterhaltung und kann zwei Elben in einiger Entfernung erkennen, eine mit Haaren wie Feuern, die der anderen sind schwarz. Auch wenn das Paar ihr die Rücken zuwendet verspürt Diantha kein Verlangen mehr den Strand zu betreten um den Wellen zu lauschen und das Wasser zu beobachten. Von Begleitung hat sie derzeit genug und kehrt deshalb auf Geräuschlosigkeit bedacht um, schließlich möchte sie nicht schon wieder Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
So wendet sie sich wieder der Lichtung zu. Bevor sie sich in den Schutz eines Baumes setzt, der von dem Weg aus nicht auffällt, klopft sie erst einmal ihre staubige Kleidung aus. Im Sitzen schließt sie die Augen und ruht sich ein wenig aus. Auch wenn ihr Körper sich überraschend schnell von den Strapazen des Tags erholt hat - Diantha glaubt immer noch nicht wirklich, dass dies alles mit rechten Dingen zuging - sind ihre Nerven noch immer zum Zerreißen gespannt und es bedarf einige Zeit, bis auch diese sich entspannen.
Das beruhigende Gurgeln des Wasserlaufs im Ohr nickt die junge Frau ein wenig weg, jedoch ist sie noch wach genug um bei eventuellen Gefahren schnell die Flucht ergreifen zu können. Ihr Vertrauen in den Wald ist groß - besonders im Vergleich zu ihrem letzten Besuch - , aber so groß um sich vollkommen ungezewungen zu verhalten dann doch nicht.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Riaril am 01. Juni 2006, 22:22 Uhr
Schweigend lässt Riarîl sich neben Than auf den Sand sinken. In der Bucht am Smaragdstrand ist es still. Selbst die wenigen Wanderer, die diesen Ort sonst gelegentlich aufsuchen, bleiben ihm an diesem Tag fern, um sich stattdessen auf dem Inarifest zu vergnügen. Bei dem Gedanken an das Fest spürt Riarîl einen Anflug von Übelkeit in sich aufsteigen. Wie schön hatte sie sich diesen Tag noch am Morgen ausgemalt und was war nun daraus geworden? Sie merkt, dass es Than neben ihr wohl kaum besser geht und fühlt so etwas wie Genugtuung, ein gutes Gefühl ist dies allerdings nicht. Als ihr Mann schließlich das Schweigen, welches zwischen ihnen herrscht seit sie den Marktplatz verlassen haben, bricht, um sich nach Niniane zu erkundigen, wirft ihm die Elbe einen kritischen Blick zu. „Weißt du wirklich nicht, wer sie ist“, hakt sie noch einmal nach, obwohl sie die Antwort im Grunde bereits kennt. Obwohl der Halbelb von seinem menschlichen Erbe eher selten wirklich Gutes erfahren hat, hat er sich noch nie sonderlich für seine elbische Herkunft interessiert, daran scheinen auch die vielen vergangenen Hundertläufe nichts groß geändert zu haben. Riarîl sieht Than direkt an. „Niniane ist Protektorin des Larisgrüns“, klärt sie ihren Mann auf. „Der Wohnbaum an dem wir eben vorüber gekommen sind – Die Elbe nickt mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. – ist ihr Heim.“

Riarîl lächelt, auch wenn es kein sonderlich heiteres Lächeln ist. „Aber das wolltest du eigentlich gar nicht wissen, oder?“ Sie unterbricht sich kurz, bevor sie fortfährt. „Sie hat dir selbst gesagt, wer sie ist“, spricht sie weiter. „Ein Halbblut aus dem Haus Relavendis, dem Haus der Tanzenden Winde.“ Riarîl sieht Than an, in der Hoffnung in seinem Gesicht nicht wieder nur bloße Verständnislosigkeit zu entdecken - und tatsächlich, einen Momentlang hat sie das Gefühl zu bemerken wie sich etwas in den Augen des Halbelben regt. „Das Haus Relavendis ist das älteste Haus der Elben überhaupt und bis heute das Hochkönigshaus aller Elbenvölker. Und da fragst du, warum Niniane solch eine Persönlichkeit ist?“ Die Heilerin lacht. „Sicherlich sind dir ihre goldenen Augen nicht entgangen“, meint sie mit leicht bissig-spöttischem Unterton in der Stimme. „Sie verraten ihre Herkunft gewiss am deutlichsten, denn das Haus Relavendis wurde von niemand geringerem als Thaylon Goldauge gegründet.“ Die Worte hängen zwischen ihnen in der Luft und Riarîl wartet ab, welche Wirkung sie auf Than haben. Doch auch wenn sich ihr Mann mittlerweile vage an etwas zu erinnern scheint, so zeigt er einmal mehr wie wenig er sich dem Erbe seiner Mutter verbunden fühlt. Was auch immer in ihm vorgehen mag, rein äußerlich gibt er sich nicht sonderlich beeindruckt.

Riarîl starrt auf den Ildorel hinaus. Das Wasser ist ruhig, einige Vögel ziehen über den Himmel und in der Ferne ist die Silhouette eines Schiffes erkennbar. Nichts deutet daraufhin, dass dies der Tag des Inarifests ist – es könnte auch irgendein anderer Tag sein, es würde keinen Unterschied machen. Eigenartigerweise besänftigt diese Vorstellung die durcheinander gewirbelten Gefühle der Elbe erheblich. Nun wo sie hier allein neben ihrem Mann sitzt, auf den See hinausblickt und der Vorfall auf dem Markt allmählich in den Hintergrund gedrängt wird, verfliegen ihre Wut und ihre Enttäuschung. Allerdings fragt sie sich, ohne zu ahnen, dass Than gerade ähnliche Fragen beschäftigen wie es nach dem Fest weitergehen wird. Damit verbunden, drängen sich ihr aber auch Fragen nach der Vergangenheit auf. Sie wendet sich ihrem Mann zu, zögert dann aber einen Moment. Schließlich bringt sie die Worte doch heraus. „Erzähl mir von der Zeit vor dem Dämonenangriff“, bittet sie. „Wo warst du, bevor du nach Talyra kamst?“ Abwartend sieht sie ihn an. Ich will dich wirklich verstehen, Than, doch dazu muss ich wissen, was in der Zeit geschehen ist, die wir verloren haben … Ihr Blick gleitet auf den Ildorel zurück und sie muss daran denken, was sie selbst erlebt hat, in all der Zeit. Ihre Gesichtszüge verhärten sich unweigerlich ein wenig. Ein langer Weg liegt hinter ihr, der sie zu der Heilerin gemacht hat, die die Bürger von Talyra kennen. Auch ich habe nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, gesteht sie plötzlich vor sich ein. Nachdenklich sieht sie wieder zu Than und betrachtet ihn von der Seite. Was siehst du, wenn du mich betrachtest?, fragt sie sich insgeheim. Siehst du nur die Heilerin in mir, Selket, wie all die anderen. Oder siehst du auch den Rest, - Bei diesem Gedanken fröstelt es sie leicht. - die dunkle Seite? … Die Fremde, von der in Talyra keiner weiß, weil niemand sie mehr kennen gelernt hat …

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Than am 04. Juni 2006, 15:57 Uhr
Die Antwort seiner Frau berührt in Than eine alte Erinnerung. Ein völlig verzerrtes Bild, welches er sich einst von einer Elbe gemacht hatte, welche mit goldblitzenden Augen, ebensolcher Haut und Haaren wie Feuer über die herniederging, die gern den Schatten oder den Schutz der Nacht suchten, um ihren Verrichtungen nachzugehen. Er hatte schon manch mächtigen dunklen Magier von ihr im Flüsterton reden hören, doch für den Halbelben waren ihre Taten nie mehr als ein Ammenmärchen gewesen, etwas womit man Neulingen dieser Zunft Angst einzujagen versuchte und sie zur Vorsicht mahnte. Nicht, dass er verleugnet hätte, dass es irgendwo eine Niniane des Hauses der Tanzenden Winde gab, nur, dass alles wahr war, was ihr zugeschrieben wurde, hatte er angezweifelt. Jetzt, da er sie selbst gesehen hatte, verhielt es sich genau umgekehrt. Ihre Erscheinung war gewöhnlicher gewesen, als man den Erzählungen nach hätte vermuten können, doch allein ihr Auftreten hatte die Jahrtausende Leben, die ihr zugeschrieben wurden, glaubhaft werden lassen. Riarîl spöttischer Ton entgeht ihm nicht, als sie ihm erklärt, welchem Haus die Protektorin des Larisgrüns angehört. Er hatte nie Interesse an den Elben gezeigt, genausowenig wie sie an ihm. Es gab nie einen Grund für ihn, daran etwas zu ändern. Seine Mutter hatte er nie kennengelernt, lediglich ihre Stimme, die in mit ihren sehnsüchtigen Liedern in den Schlaf singt, ist ihm immer noch gegenwärtig. Den Angehörigen ihrer Rasse war er anscheinend immer zu menschlich aufgetreten, um ihn als ihresgleichen anzuerkennen. Sie behandelten ihn vielleicht so gar noch eine Spur herablassender als andere Menschen, weil er die Zeichen ihres Blutes trug, ohne etwas von ihrem Erbe zu wissen und so hat er es sich angewöhnt, es ihnen umgekehrt gleichzutun. Auch jetzt als seine Frau ihm vom Haus Relavendis erzählt als würde dessen Nennung völlig ausreichen, um Ninianes Persönlichkeit zu erklären, fragt er sich, warum das "schöne Volk" so ein großes Geheimnis um seine Lebensweise macht.Wahrscheinlich nur deshalb, denkt er, zum Spotten aufgelegt, weil sie nicht wollen, dass die Menschen erfahren, dass hinter der blasierten Fassade auch nur die gleichen Familien- und Hausstreitigkeiten aus Neid oder Mißgunst zu finden sind, obwohl sie doch eigentlich soviel edler und weiser sind.
Doch Than schweigt dazu, gegenüber seiner Frau. Sie hatte ihm nie erzählt, wo sie geboren war und was sie gemacht hatte, bis er sie gefunden hatte und es hatte ihn nie interessiert. Sie existiert für ihn seit dem Zeitpunkt, als er sie zum erstenmal gesehen hatte.

Während Riarîl auf den See hinausblickt, betrachtet der Halbelb, auf seinen Ellenbogen gestützt, liegend ihre Gesichtszüge. Diese entspannen sich langsam bis sie mit einem sehnsüchtigen Blick auf das dunkle Wasser schaut, welches sich am Horizont mit dem hellen Blau des Himmels vermischt.
Die Frage nach seiner Vergangenheit überrascht ihn, als sie sie plötzlich stellt und ihr flehender Blick, ihm davon zu erzählen, hindert ihn daran, eine beiläufige Antwort zu geben und das Thema zu wechseln.
Er richtet sich auf und blickt nun seinerseits auf den Ildorel. "Was soll ich dir erzählen von dieser Zeit, Feuerauge?", fragt er und seufzt dabei, "dass ich in den letzten Hundertgötterläufen mehrmals den Ildorel umrundet habe, während ich durch die Immerlande geirrt bin? Dass ich in dieser Zeit mit so ziemlich allem möglichen Geld verdient habe, als Händler, Landsknecht, Schmuggler oder...", er zögert einen Moment und fügt dann etwas leiser hinzu:"...ja auch als Auftragsmörder."
Er redet weiter, um ihr nicht die Möglichkeit zu geben, darauf zu reagieren: "Eigentlich war ich immer nur auf der Suche nach irgendeinem Ort, an dem es sich angenehm leben läßt. Und glaub mir manchmal hatte ich diesen sogar gefunden, hatte für einen Augenblick das Gefühl, dass es so ewig weiter gehen könnte, bis mich wieder eine Unruhe erfasste und weiter ziehen liess oder die Umstände sich gegen mich wandten, um mich wieder die andere Seite des Lebens kennen lernen zu lassen. Ich hab schon überall eine Wohnstatt gehabt, Feuerauge. Sowohl in den schmalen Hauseingängen der Bürgerhäuser, gleich neben dem Rinnstein, als auch in Palästen mit weichen Kissen und duftölgeschwängerter Luft. Ich habe mittlerweile festgestellt, dass es keinen Ort gibt, an dem es sich lohnt länger zu bleiben. Zufrieden fühle ich mich nur, wenn ich wieder weiterziehe, vorangetrieben von der Hoffnung, dass es irgendwo besser ist als dort, wo ich gerade bin."
Than schweigt und starrt mit grimmigem Blick auf den See. Er fragt sich, warum er das alles erzählt. Vielleicht, weil es seine Frau ist, die neben ihm sitzt. Die Frau, der er vor langer Zeit als einziger vertraut hat. Nun die Zeiten waren vorbei, jetzt musste er seine Worte ihr gegenüber genauso abwägen, wie jedem anderen gegenüber auch. Aber vielleicht tat es deshalb so gut, ihr einfach alles zu erzählen. Schliesslich hatte sie danach gefragt. Als er sich ihre Frage in Erinnerung ruft, fügt er schliesslich noch hinzu:
"Aber das wolltest du alles gar nicht wissen, oder? Bevor ich nach Talyra kam, war ich längere Zeit in Naggothyr, wegen dem Medaillon. Aber das ist schon einige Zeit her. Danach bin ich durch die Länder gestreift, um Spuren von dir zu finden."

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Riaril am 09. Juni 2006, 13:09 Uhr
„Doch“,  Riarîl nickt unmerklich, „doch, dass wollte ich auch wissen. Aber natürlich hast du recht, ja, ich wollte wissen, was du in den letzten Götterläufen getan hast, wo du warst, an welchen Orten, nachdem ich aufgehört hatte, deine Spur zu verfolgen.“ Die Elbe lächelt schwach. „Nun, dein Leben scheint sehr abwechslungsreich verlaufen zu sein, wie mir scheint. Naggothyr also ...“ Sie ignoriert Thans letzte Anmerkung. »Danach bin ich durch die Länder gestreift, um Spuren von dir zu finden.« Warum?, fragt sie sich einmal mehr im Stillen, schweigt aber und starrt weiter auf den See hinaus. Leise, mehr zu sich selbst, als an Than gewandt wiederholt sie: „Naggothyr.“ Gedankenverloren schaut sie den Wellen zu, die über die leichten Ausläufer des Strandes rolllen, ohne sie und Than jedoch zu erreichen. Die Heilerin muss an das Medaillon denken, weswegen es einst zwischen ihr und ihrem Mann zum Bruch kam. Der darin eingefasste Bernstein taucht in iher Erinnerung ebenso klar auf, als würde sie ihn direkt vor sich sehen, was derzeit nicht der Fall ist, da Than das kostbare Schmuckstück unter seinem Hemd verborgen trägt. Trotzdem ist sich  Riarîl des Medaillons sehr wohl bewusst. Immerhin hatte ihr Mann es ihr zurückgeben wollen, damals im Haus Elda, kurz nach dem Angriff des Dämon. Die Heilerin hatte es aber abgelehnt, es anzunehmen und es Than stattdessen zurückgebene, damit er durch den Anblick des Bernsteins weiterhin daran erinnert werden würde, was er ihr angetan hat. Plötzlich erscheint ihr dieses Verhalten lächerlich, ja sogar kindisch. Sie erhebt sich.

„Das Amulett, gib es mir zurück“, erklärt sie einem plötzlichen Impuls folgend und sieht ihren Mann, der sich ebenfalls erhoben hat, über die Schulter hinweg an. Sie wendet die Blick wieder ab und wartet gespannt seine Reaktion ab. Trotz allem oder gerade wegen all den Dingen, die zwischen ihnen gesagt wurden, seit der halbelb in Talyra ist, überrascht es seine Frau, als sie spürt, wie seine Hände ihr das Lederband, an welchem das Bernsteinmedaillon hängt, um den Hals legen, nachdem er es abgenommen hat. Kühl kommt der Stein auf ihrer Brust zu ruhen und scheint zu pulsieren, als wäre er ein lebendiges, fühlendes Wesen. Unweigerlich muss die Elbe daran denken, dass dem Amulett magische Kräfte nachgesagt werden, der Grund, weshalb es für Thans einstige Auftraggeber von solchem Interesse war, von seinem materiellen Wert einmal ganz abgesehen. Die Heilerin selbst hat nie näher zu ergründen versucht, ob das Bernsteinmedaillon tatsächlich über irgendwelche magischen Kräfte oder eigenschaften verfügt. Für sie bestand der Wert des Schmuckstücks in erster Linie immer darin, dass es sich um ein Erbstück handelt, das seit Alters her in ihrer Familie von Tochter an Tochter weitergereicht wird, wenn es an der Zeit ist. Deshalb hatte sie es einst auch so vehement verteidigt – es hätte Lyaris gehören sollen. Lyaris. Bei dem Gedanken an ihre Tochter durchzuckt Riarîl ein plötzlicher Schmerz, der aber sogleich wieder vergeht, weil er von etwas anderem verdrängt wird, als sie gewahr wird, dass Thans Hände noch immer auf ihren Schultern ruhen, obwohl er das Lederband längst sicher in ihrem Nacken zusammengeknüpft hat und er eigentlich keinen Grund mehr hat, sie noch länger zu berühren.

Nun spricht sie die Frage doch aus. »Danach bin ich durch die Länder gestreift, um Spuren von dir zu finden.« „Warum?“, flüstert sie. „Warum hast du mich gesucht, Than? Warum bist du zu mir zurückgekehrt?“ Die Elbe wagt es nicht, sich zu dem Halbelben umzuwenden. Sie schlägt die Hände vor dem gesicht zusammen und beginnt beinahe hysterisch zu lachen. „Und was haben wir eigentlich auf dem Inarifest gemacht? Warum sind wir nun hier?“ Mit einem Mal sprudeln die Worte es nur so aus ihr heraus. „Willst du dir nicht lieber einen hübschen Rotfuß suchen, dem du nach dem Fest in keiner Weise weiter verpflichtet bist? ... Was willst du denn mit mir, einer einäugigen, launischen Hexe ...? Meinst du mir ist entgangen, wie du dir Frau des Sturmlords angesehen hast ... oder auch Niniane? Schöne Frauen, makellos, nicht so hässlich entstellt wie ich es bin ...“ Vergeblich versucht sie, die Tränen, die ihr nun ins Auge steigen, zu unterdrücken und lässt ihnen schließlich freien Lauf, während sich ihre Schultern bebend heben und senken. Es hatte sie nie gekümmert, wenn die Leute abgestoßen vor ihrer Narbe zurückgeschreckt waren oder ihr mitleidige Blicke zugeworfen hatten. Die Entstellung ist mit der Zeit ein Teil von ihr geworden, den sie akzeptiert, ohne sich seiner vor irgendjemandem zu schämen. Doch mit Than verhält es sich anders, so vor ihm zu stehen, ohne zu wissen, wie er darüber denkt, ist für die Heilerin kaum zu ertragen.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Diantha am 12. Juni 2006, 20:16 Uhr
Das erste, was sie im halbwachen Zustand wahrnimmt ist: Es ist nass. Mein Hintern ist nass. Irgendwas stimmt hier nicht.
Mit einem Ruck fährt sie hoch, mehr verwirrt als Böses ahnend. Als sie realisiert, wo sie ist, muss sie über sich selbst lächeln: Sie ist wohl auf der Lichtung eingeschlafen. Die Sonne ist hinter den Wipfeln verschwunden, es sind nur noch rotgoldene Wolken zu sehen. Dann ist es nur natürlich, dass der Boden kalt und etwas feucht geworden ist.
Der Tag muss um einiges vorangeschritten sein. Ich sollte mich sputen, wen ich das Feuerwerk sehen will!, entschließt sie. Wie aus Dank fährt sie sachte über die silberne Rinde des Baums, der ihr so lange Ruhe in seinem Schatten geboten hat. Ich habe schon Ewigkeiten lang nicht mehr so viel geschlafen. Vielleicht schlafe ich in den letzten Tagen ZU viel.
Mit einigen Schirtten hat sie den Fußpfad wieder erreicht. Sie wirft der Lichtung einen letzten Blick zu. Wenn man einige Zeit auf ihr verbracht hat, lernt man, auf ihren ruhigen Herzschlag zu hören. Denn sie ist nicht vollkommen ruhig, der Wind weht durch die Farne und die Bäume, wenn man genau hinhört kann man winzig kleinen Lebewesen lauschen, die ihre Arbeit in dem hohen Gras verichten. Dieser Ort hat nichts mit Magie und Zauberei zu tun, wenn überhaupt, dann mit der Magie der Natur.
Diantha entscheidet sich, nicht noch einmal den Strand aufzusuchen, vermutlich wird dieser schon von einigen Pärchen belagert, die die Lichtung vermutlich wegen dem feuchten, langen Gras gemieden haben.
So keht Diantha dem Strand den Rücken zu und geht in Richtung Talyra davon. Falls es ein Feuerwerk gibt, dann sicherlich auf dem Marktplatz. Diesmal würde sie dort allerdings ein Schatten sein und unter keinen Umständen Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

-----> Straßen der Stadt/ Nordviertel

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Than am 18. Juni 2006, 16:50 Uhr
Than blickt überrascht zu seiner Frau, als sie plötzlich das Amulett vom ihm verlangt. In ihrem Ton liegt etwas forderndes, also ob die erneute Erwähnung des Schmuckstückes sie nun daran erinnert hat, wie wichtig es ihr einst war. Than ist nicht ganz klar, warum sie es gerade jetzt zurückverlangt, wo sie es doch all die Wochen und Monate vorher schon hätte haben können. Trotzdem holt er es bereitwillig heror, um es Riaril um den Hals zu legen. Nach all der Aufregung am Marktplatz und der darauf folgenden Auseinandersetzung scheint die Vertrautheit zwischen ihnen wieder hergestellt zu sein, als er leicht die Haut ihres Halses berührt. Er ist kurz davor, ihr einen Kuss auf den Nacken zu geben, welcher trotz einiger vergangener Sonnentage in diesem Götterlauf weiß unter dem roten Haar hervorleuchtet, doch er wird von Feuerauge unterbrochen. Plötzlich sprudelt eine Frage nach der anderen aus ihr hervor zuerst begleitet von einem Lachen, welches sich nur kurz darauf in ein Weinen wandelt.

Verwirrt über den plötzlichen Stimmungswechsel weiss der Halbelb nicht was er sagen soll. Still bleibt er hinter ihr stehen, während er die Hände weiter auf ihren Schultern ruhen läßt. Erst als sie sich etwas beruhigt hat, dreht er sie langsam zu sich um. Er wischt ihr mit den daumen die Tränen aus dem Gesicht. Als er dabei an ihrer Narbe angkommt, fährt er vorsichtig mit den Fingern ihre Konturen ab und betrachtet sie genauer. Er hatte schon viele Narben gesehen, oft genug wesentlich schlechter verheilt als diese hier und es war viel Zeit vergangen, seit er das letzte Mal vor etwas vergleichbarem Ekel empfunden hatte. Ja, er war überrascht gewesen, als er seine Frau hier in Talyra mit dieser Narbe gesehen hatte, doch sie war für ihn nichts weiter als ein Mal aus der Vergangenheit, vergleichbar mit den Furchen, die vielen Menschen ein entbehrungsreiches Leben ins Gesicht gegraben hatte.

Schliesslich hielt Than inne. Habe ich wirklich die Frau des Sturmlords oder diese Halbelbe in ihrem grüngoldenen Kleid angestarrt? Er kann sich nicht daran, doch wer weiss, ausgeschlossen war das nicht. Allerdings hatte er zu dem Zeitpunkt auch ganz andere Dinge im Kopf gehabt.
Der Halbelb muss plötzlich herzhaft lachen. "So so, du willst also bemerkt haben, wie ich der Frau des Sturmlords schöne Augen gemacht habe?" fragt er amüsiert, "na es scheint jedenfalls nichts geholfen zu haben. Vielleicht liegt es ja an meiner Narbe." Bei diesen Worten zieht er die Augenbrauen hoch und ordnet seine Haare so, dass der Blick auf sein rechtes Ohr frei wird, von dem sich eine verheilte Brandwunde bis hinab zur Schulter windet. Nachdem die Haare den Blick darauf wieder verdecken, legt Than der Elbe wieder die Hände auf die Schulter, um ihr direkt in das Auge blicken zu können. "Glaubst du", sagt er eindringlich, "ich würde mich nach fünfhundert Götterläufen in denen ich in nahezu allen Ecken der Immerlande gewesen bin, mit dir zufrieden geben, wenn das nur die zweitbeste Lösung wäre? Ich habe lange genug Zeit gehabt herauszufinden was und wen ich haben will, genauso wie du dich ja anscheinend auch nicht damit abgefunden hattest, dass ich der enzige Mann in deinem Leben gewesen bin." Die Anspielung auf den Magier läßt Riaril die Stirn runzeln, doch der Halbelb achtet nicht weiter darauf. "Du bist genauso schön wie damals, als wir uns getrennt haben, Feuerauge", fährt er fort, "doch die Lebensjahre hinterlassen nunmal Spuren in unserem Gesicht, bei Elben genauso wie bei Menschen, auch wenn erstere es nicht wahrhaben wollen."

Er macht eine Pause und fügt dann, während ein Grinsen seine Mundwinkel umspielt, noch hinzu: "Aber ich finde es gut, dass deine Eifersucht auch nach 500 Jahren nicht nachgelassen hat. Alles andere hätte mich auch sehr enttäuscht."
Bevor sie etwas darauf erwidern kann, fahren seine Hände über ihren Hals zum Kopf, um ihn festzuhalten, für den Fall, dass sie seinen Lippen, die sich auf die ihren drücken, ausweichen will.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Riaril am 19. Juni 2006, 22:40 Uhr
Thans etwas spöttische Entgegnung - »So so, du willst also bemerkt haben, wie ich der Frau des Sturmlords schöne Augen gemacht habe?« - führt unweigerlich dazu, dass Riarîl ihre Hände unbewusst zu Fäusten ballt und nur knapp der Versuchung widersteht, protestierend mit dem Fuß aufzustampfen.
Die weiteren Worte des Halbelben besänftigen die Elbe allerdings sehr rasch wieder – und lassen ihr Herz ungewollt noch schneller schlagen, als es dies ohnehin schon tut. »Glaubst du ich würde mich nach fünfhundert Götterläufen in denen ich in nahezu allen Ecken der Immerlande gewesen bin, mit dir zufrieden geben, wenn das nur die zweitbeste Lösung wäre?« Langsam lockert sie die Verkrampfung ihrer Finger wieder und entspannt sich merklich. Angesichts dieses Geständnisses ist sie sogar bereit Thans Anspielung auf Nguyen zu überhören – auch wenn sie leicht die Stirn runzelt – und davon abzusehen weiter darüber nachzugrübeln, welche Art von Frau sich ihr Mann in den vergangenen Götterläufen wohl ins Bett geholt haben mag, wenn es ihm dort allzu einsam wurde.
»Du bist genauso schön wie damals, als wir uns getrennt haben, Feuerauge", fährt er fort, "doch die Lebensjahre hinterlassen nun mal Spuren in unserem Gesicht, bei Elben genauso wie bei Menschen, auch wenn erstere es nicht wahrhaben wollen.« Dieses Worte überrumpeln Riarîl vollends und einen Momentlang fragt sie sich ernsthaft, ob sie tatsächlich mit ihrem Mann spricht oder lediglich einem täuschend echt wirkenden Doppelgänger aufgesessen ist, denn bei aller Liebe, so einen tiefsinnigen Ausspruch, hätte sie doch eher weniger von Than erwartet.
Sie will schon etwas erwidern, als seine nächsten Worte erkennen lassen, dass es sich eben wohl doch nur um eine Äußerung mit Seltenheitswert gehandelt hat. »Aber ich finde es gut, dass deine Eifersucht auch nach 500 Jahren nicht nachgelassen hat. Alles andere hätte mich auch sehr enttäuscht.« Ein wenig erbost will Riarîl dagegenhalten, aber bevor sie überhaupt Gelegenheit dazu erhält, verschließt Than ihre Lippen mit einem Kuss.

Nur kurz versucht sich die Elbe zu widersetzen. Doch dann ist da dieses berauschende Gefühl, welchem sie bereits in der Frühe beinahe nachgegeben hätte, und vermischt sich zu allem Überfluss mit jenen Empfindungen, die trotz der langen Zeit, die ins Land gezogen ist, noch genauso stark sind, wie seit dem allerersten Tag ihrer Begegnung mit dem Halbelben.  
Über ihnen funkeln die Sterne am nächtlichen Himmel und die beiden Monde scheinen auf sie herab zu blicken. Die Luft ist angenehm mild dank wohltuender Frühlingswärme und über den Baumwipfeln des Larisgrüns kann man, wenn man darauf achtet, einen sanften, rötlichen Schimmer erkennen, ein sicheres Zeichen dafür, dass das große Inarifeuer auf dem Festplatz mittlerweile entzündet worden sein muss und das etliche Festgäste die Gelegenheit genutzt haben, um einen glimmenden Kienspann davon mit Heim zunehmen oder um kleinere Feuer am Strand entlang zu entzünden. Von alledem bekommen Than und Riarîl am Smaragdstrand allerdings kaum etwas mit. Die heimliche Besucherin, die es vor kurzem ebenfalls an den Strand gezogen hat, ist längst wieder unbemerkt verschwunden und so ist das Paar vollkommen allein in der stillen, abgelegenen Bucht.
Aber auch wenn sie nicht allein wären, wenn sich weitere Paare hier am Strand befänden, zumindest Riarîl würde es nicht bemerken, nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Selbst Lladir gerät in diesem Augenblick gänzlich in Vergessenheit, da die Elbe ihn sicher und behütet in Enthis Obhut weiß.

Sie atmet schwer, als ihre Lippen sich schließlich wieder von Thans Mund lösen. Ihr Kleid raschelt leise, als sie sich bewegt. Das fahle Licht der Monde erhellt ihre Gestalt im Dunkel. Das Bernsteinamulett leuchtet unheimlich auf ihrer hellen Haut, sein satter, voller Farbton harmoniert wunderbar mit dem Honiggold ihres Kleides, dessen Perlenstickereien geheimnisvoll schimmern. Die Elbe sieht ihren Mann an und versucht in seinen Augen zu ergründen, was in ihm vorgehen mag, sprechen kann sie in diesem Augenblick nicht. Ganz langsam hebt sie die Hände. Ohne den Blick von Thans Augen abzuwenden, lässt sie den fließenden Stoff ihres Gewandes ganz behutsam auf den Sand hinab gleiten. Eine Weile steht sie regungslos dar, dann hebt sie erneut die Hände und löst die kunstvollen Kämme, welche ihr Haar halten, welches gleich darauf in sanften Wellen über ihren Rücken hinabfliest. Achtlos fallen die Kämme neben Riarîls Gewand in den Sand.
Die Elbe lächelt, aber anstatt sich Than zu nähern, macht sie einen Schritt zurück, dichter an das Wasser heran …, dann wendet sie sich ab, sodass der Halbelb ihre bloße Rückseite erblickt, auf welcher die prächtige Tätowierung einer Eule prangt, die ihrer Flügel stolz und majestätisch auf dem Rücken der Elbe ausbreitet. Riarîl wirft Than über die Schulter hinweg einen unergründlichen Blick zu, dann schaut sie wieder auf den Ildorel hinaus und geht langsam, aber entschlossen auf das dunkle Wasser zu. Die Wellen umspielen sacht ihre Füße, dass feuchte Nass ist noch etwas kühl, aber nicht unangenehm kalt. Als die Elbenfrau hüfttief im Ildorel steht, hält sie inne und wendet sich wieder dem Ufer zu, abwartend sieht sie zu ihrem Mann hinüber …

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Than am 27. Juni 2006, 21:25 Uhr
Es dauert einige Zeit, bis sich Riaril und Than voneinander lösen. Einen Augenblick schaut der Halbelb seiner Frau in das übriggebliebene Auge. Jetzt sind wir wieder da, wo wir heute morgen schon einmal angefangen haben, stellt er fest und fragt sich, ob dieser ganze Tag mit seinem ständigen Gefühlsauf und -ab wirklich nötig gewesen war, um diesen forschenden Blick seiner Frau zu erhalten. Während seine Frau den Stoff ihres Kleides zu Boden sinken läßt, hofft Than, dass es nun nicht jedes Mal einen solch langen Vorlauf brauchen wird, um seine Frau unverhüllt zu sehen.

Doch es hat den Anschein, dass Feuerauge noch nicht genug von dem Spiel hat, denn statt näher zu kommen, entfernt sie sich und begibt sich schliesslich, aufreizend langsam, ins Wasser. Einen Moment lang überlegt Than, ob und wie er ihr folgen soll. Dann entledigt er sich ebenso beifällig wie sie seiner Kleider und geht, seine Schritte bewußt langsam setzend, über den Sand, bis der See seine Füße umspült.

Der Halbelb taucht schliesslich auch in den vom Wind nur leicht bewegten See ein und schwimmt mit zwei, drei Zügen hinaus. Kühl gleitet das Wasser über seine Haut, die noch von der Abendsonne erwärmt ist. Er schwimmt gemächlich zu Riaril hinüber und fragt sie schliesslich, als er nahe genug an sie herangekommen ist und sie langsam umkreist: "Ich wusste gar nicht, dass du das Wasser so magst, dass du es dem Strand vorziehst. Ist das eine Seite von dir, welche ich in den fünfhundert Jahren vergessen habe oder sind es deine Vorlieben, die sich in so langer Zeit verändert haben?"
Aufmerksam betrachtet der Halbelb die Heilerin, ihre helle Haut, die sich vom dunklen Wasser deutlich abhebt, so dass die Form ihres Körpers auch unter Wasser gut sichtbar. Nun, vielleicht ist es ganz gut, dass sich die Jahre doch nicht überall zeigen, wie es bei den Menschen der Fall ist, denkt er dabei, während er noch auf eine Antwort wartet.

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Riaril am 03. Juli 2006, 17:01 Uhr
Riarîl erwidert Thans Frage lediglich mit einem geheimnisvollen Lächeln und einen weiteren Schritt in tieferes Wasser, wobei sie ihren Mann nicht aus den Augen lässt. Ein Hauch von Unwirklichkeit liegt in der Luft. Das Wasser rauscht sanft , der Wind trägt eine angenehme Brise über das Wasser, die Blätter der Bäume, die den nahen Strand säumen rascheln leise und in der Stadt wird nach wie vor das Fest zu Ehren Inaris begangen. Mittlerweile müsste auch das große Feuer entzündet worden sein, überlegt sich die Elbenfrau und gewahrt nun erst den rötlichen Schimmer über den Baumwipfel als ihr Blick kurz gen Stadt abschweift, dann aber wieder zurück zu ihrem Mann gleitet, welcher mittlerweile ruhig vor ihr steht, sie unverwandt mustert und offenbar nach wie vor eine Antwort erwartet. Das Wasser des Sees rinnt in glänzenden Perlenbächen über seine Haut und glitzert hier und da in seinem durchnässten, langen Haar. Die einzelne silberne Strähne schimmert im fahlen Mondlicht und hebt sich dadurch noch deutlicher als üblich vom ansonsten rabenschwarzen Haar des Halbelben ab. Riarîls Blick bleibt an Thans Augen hängen, meerblau wie immer sehen sie ihr entgegen, wirken aber weniger kalt als sonst. Sie ähneln im Augenblick mehr dem dunklen Wasser des Ildorels, stellt die Elbe verwundert fest. Oder täusche ich mich …?

Langsam bewegt sie sich auf den Halbelben zu. Sogleich kräuselt sich die gerade erst wieder ruhiger gewordene Wasseroberfläche aufgrund ihrer Bewegungen und ein kühler Hauch macht sich bemerkbar. Davon lässt sich Riarîl nicht beirren. Sie hebt eine Hand, berührt Thans unversehrte Gesichtshälfte und küsst ihn ganz unvermittelt. Nun sind sie tatsächlich wieder dort angelangt, wo sie am Morgen schon einmal waren, nur dass nun statt Shenrah Faêyris über sie wacht. Alles ist mit einem Mal so leicht. Lachend löst sich die Heilerin wieder aus dem Kuss und immer noch lachend lässt sie sich für einen Moment in die rauschenden Fluten sinken. Ihr bleicher Körper schimmert unter der sich kräuselnden Wasseroberfläche, während ihr rotes Haar wie eine helle Lohe im Wasser aufsteigt – aufflammt. Einen Augenblick treibt die Elbenfrau fast schwerelos dahin. … wie fliegen …

Ich höre mich rufen und ich lache dabei.
Ich sehe die Wolken, ich ziehe vorbei.
Ich lache und weine in einem Zug.
Das Fallen endet mit dem Flug.*

Abrupt taucht sie wieder auf. Tropfen aufgewirbelten Wassers zerstäuben in alle Richtungen. Erneut treffen Riarîls Lippen die ihres Mannes zu einem Kuss, ihre weißen Arme legen sich derweil um seinen wie Bronze glänzenden Körper, während sie ihn – immer noch in einem atemlosen Kuss gefangen - mit sich ins Wasser zieht wie in einen Traum. Erst in diesem Moment begreift die Elbe wirklich, wie sehr sie ihren Mann – trotz allem – vermisst hat. Das Rauschen ihres Blutes ähnelt Gesang, Liebe, Wut und Enttäuschung vermischen sich zu einem einzigen Gefühl. In diesem Moment kann Riarîl Than unerklärlicherweise alles vergeben und sich dennoch weiter erinnern, nun ohne den unerträglichen Schmerz, der sie bisher gequält hat.

Wie sie schließlich zurück an den Strand gelangen, vermag die Elbe nicht genau zu sagen. Irgendwann liegt sie einfach auf dem weißen Sand, den Kopf auf Thans Brust gelegt, noch ganz benommen vom Rausch der letzten Minuten … Stunden …? Der Elbenfrau ist es unmöglich genau zu bestimmen wie viel Zeit vergangen sein mag. Ihr Herz schlägt noch immer so wild und laut wie schon lange nicht mehr und sie seufzt. Sie dreht den Kopf ein wenig und schaut zum Himmel empor, hinauf zu den Sternen. „Steht dort oben tatsächlich unser Schicksal? Ich kann es nicht erkennen, du?“, wispert sie Than leise zu und schweigt dann wieder. Erst nach einer Weile fügt sie kaum hörbar hinzu: „Doch ganz egal … Was auch immer die Sterne uns verheißen mögen …“ Sie schaudert leicht. „… dass du mein Schicksal bist …, steht dort gewiss …“

_________
* Faun: Isis

Titel: Re: Der Smaragdstrand
Beitrag von Than am 16. Juli 2006, 18:51 Uhr
Than hält die Augen geschlossen, während er, Riarîl fest in den Armen haltend, dem Klang ihrer Stimme lauscht. Schicksal?, fragt er sich. Wie schnell scheint sich mein Schicksal gewendet zu haben. Noch in den letzten Monden, schien nichts, was ich tat, Feuerauge zufrieden stellen zu können und nun ist das genaue Gegenteil der Fall. Jetzt erzählt sie mir, dass ich ihr Schicksal bin.
Der Halbelb hätte nichts dagegen, das Leben hier in diesem Moment enden zu lassen, bevor es ihm wieder einen Streich spielen würde. Wie bei dem Schaustellern auf dem Jahrmarkt. Schnell den Vorhang fallen lassen, bevor sich der große Held wieder in einen armen Schlucker verwandelt, der dem Publikum das Geld aus der Tasche ziehen will.

Doch - das Leben geht weiter. Als die Sonne über dem Ildorel erscheint und das Wasser, wie den Llarelon an manchen Tagen hinter der Färberei, tiefrot färbt, lösen sich die beiden endgültig voneinander. Noch einmal steigen sie in den Ildorel, mehr um nach dem kurzen Schlaf richtig wach zu werden, als die Spuren der letzten Nacht zu verwischen.
An diesem Morgen sind keine Worte nötig, um sich zu verstehen und so laufen sie schliesslich, jeder die Nähe des anderen suchend, durch die Gassen zum Haus von Enthis, um Feuerauges Sohn abzuholen. Wie immer nach dem Inarifest schleppt sich der Tag danach träge dahin. Nach der ekstatischen Ausgelassenheit des Tages zuvor macht sich bei den meisten entweder Ernüchterung breit oder man läßt sich bei dem warmen Sommerwetter, wie die Bewohner des Cerynitis Cerua, in Zweisamkeit dahintreiben. Erst am nächsten wird jeden wieder der Alltag einholen.

Doch obwohl die Heilerin nun, nach dem Fest, alle Hände voll zu tun hat und vor allem Fragen beantworten muss, die sich nach einiger Zeit ganz allein klären werden, war doch nichts wie zuvor im Baumhaus der Elbe. Die Zeiten, da Than sich wie ein Patient gefühlt hat, welchem nur auf Zeit einen Platz in diesem Haus gewährt wird, sind nun vorbei. Endlich kann er sich frei in den Räumen des Cerynitis Cerua bewegen, ohne ständig auf der Hut davor zu sein, sich mit einer unbedachten Bemerkung den Zorn der Elbe zuzuziehen. So, wie er vor dem Inarifest das Gefühl hatte, dass alles was er sagte und tat ihm negativ ausgelegt wurde, so scheint jetzt nichts ihr gutes Verhältnis trüben zu können.

Während die Heilerin ihrer Arbeit nachgeht, nimmt auch Than wieder seinen täglichen Rhythmus auf, welcher aus Waffenübungen im Larisgrün und Streifzügen durch die Stadt besteht. Er macht es nun weniger aus Notwendigkeit, denn er hat seine frühere Physis längst wieder erlangt, sondern eher aus Gewohnheit. Er fühlt sich gestärkt und fit für neue Abenteuer, doch er weiss, dass er sie hier in der Stadt wohl kaum finden wird. Unmutig streift er deswegen unter Bäumen oder unter den Dachgiebeln der Häuser entlang, bis der Abend hereinbricht, so dass Feuerauge nicht mehr ihren Patienten, sondern ihm allein gehört.



Powered by YaBB 1 Gold - SP 1.3.2!
Forum software copyright © 2000-2004 Yet another Bulletin Board