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(Thema begonnen von: Niniane am 27. März 2011, 18:33 Uhr)

Titel: Die alte Ruine
Beitrag von Niniane am 27. März 2011, 18:33 Uhr
Die Ruinen des Ailin-Anwesens im Larisgrün, nordwestlich von Talyra....

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 01. März 2009, 14:50 Uhr
Nordwestlich der Stadt, im Mai 508

Das Dunkel der Nacht weicht morgendlichem Zwielicht, und als die lange Kolonne aus Pferden und Wagen die Stadt im Westen umrundet hat und dem Lauf des Llarelons folgend wieder in das dichter und dichter werdende Larisgrün eintaucht, steigt gleißend die gerade aufgehende Sonne empor und überschüttet den Wald mit funkelndem Licht, in dem Millionen von Tautropfen wie Edelsteine glitzern. Achim, der noch nie ein Frühaufsteher gewesen ist und noch immer über den zeitigen Aufbruch grollt, der ihn zu nachtschlafender Zeit aus seiner Schlummertonne gerissen hatte, hat im Moment allerdings keinen Blick für die Schönheiten der Natur – er ist schon froh, wenn er sich wach und die Augen offen halten kann. In ziemlich unbequemer Hockstellung kauert er auf der Ladefläche des vierrädrigen Wagens, die baumstammdicken Beine in einem unmöglichen Winkel angezogen, um den restlichen Insassen genug Platz zu verschaffen. Wenigstens müssen sie nicht laufen, denn um schneller voranzukommen und mit der berittenen Truppe Schritt halten zu können, hat Olyvar den Oger mitsamt den Ermittlern und der jungen Heilerin kurzerhand auf ein Fuhrwerk verfrachtet, das nun inmitten der Kolonne dahinschaukelt. Auf den dicken Holzbohlen des Wagens drängeln sich neben ihm noch Tiuri und der riesige Faun, die sich ihrer Größe wegen ebenfalls ziemlich zusammenfalten müssen, die drei Zauberinnen, Aishalanea, sowie Rhordri und die neue Heilerin der Steinfaust, ein blutjunges Mädel mit so unschuldigem Aussehen, dass Achim argwöhnt, sie müsse gerade erst ihren Windeln entwachsen sein.

Zwischen ihnen ist jeder freie Sekhel auf der Ladefläche mit allen möglichen Ausrüstungsgegenständen, mit Waffen, Wasserschläuchen und Rucksäcken derart vollgepfropft, dass keiner von ihnen auch nur einen Zeh rühren könnte. Gueren, der Oberste Kämmerer, hatte während der kurzen Nachtstunden gewissenhaft die aufgestellten Listen abgearbeitet und die gesamte Ausrüstung der Truppe ergänzt, er hatte Weihwasser aus den naheliegenden Tempeln holen lassen und Schläuche damit gefüllt, hatte die Waffenkammern nach verwendbaren Obsidianklingen durchforstet, hatte Proviant und Verbandszeug besorgt, Dolche und Wurfmesser, und für die Südländerin einen neuen Krummsäbel, nachdem der alte in der Felsenschmiede verloren gegangen war. Ich wünschte, er hätte auch an ein ordentliches Frühstück gedacht, brummelt Achim vor sich hin und versucht angestrengt, das heißhungrige Knurren in seiner Magengrube zu überhören. Zwei läppische Scheiben Brot und ein Maulvoll steinharter Käse, das ist ja wohl kein Frühstück für einen ausgewachsenen Oger. Würde mich nicht wundern, wenn ich bald vor Schwäche zusammenklappe. Ich glaube, ich muss mit Olyvar mal ein ernstes Wörtchen reden .... es kann ja nicht angehen, dass ein so zart gebautes Kerlchen wie ich ohne Frühstück in den Kampf ziehen muss, pfff..... Eine Weile blubbert er so vor sich und suhlt sich in Selbstmitleid, aber dann sieht er notgedrungen ein, dass ihm selbst sein mitleiderregendstes Gejammer keine gebratenen Täubchen in den Mund fliegen lassen wird und gibt es seufzend auf.

Die anderen kommen auch ohne anständiges Frühstück aus, also reiß dich mal zusammen, schimpft er sich und lässt seinen müden Blick über die Truppe auf der Ladefläche schweifen. Na gut, die sehen auch aus, als würden sie kaum was runterkriegen. Sind ja alle grün um die Nase wie Erbsensuppe. Er mustert die angespannten Gesichter, die alles andere als taufrisch wirken. Die Nacht war unruhig gewesen und sie hatten alle trotz ihrer Verletzungen und ihrer Erschöpfung nur wenige Stunden Schlaf abbekommen – nicht einmal annähernd genug, um wirklich ausgeruht und erholt zu sein. Aber dennoch waren sie in der dunkelsten Stunde, als die Nacht so finster war wie ein Bärenarsch, aus ihren Feldbetten gekrochen, müde und völlig zerschlagen zwar, aber auch verbissen entschlossen, dem wahnsinnigen Frauenmörder endlich das Handwerk zu legen. Im Moment sehen sie allerdings gerade so aus, als würden sie ihren Entschluss bitter bereuen und wer weiß was darum geben, irgendwo weit, weit weg zu sein. Vielleicht würde Achim sich ja auch solche Gedanken machen oder sich gar fürchten - wenn er denn wüsste, worum es überhaupt geht. Olyvar hatte ihm zwar – augenrollend und händeringend wie immer, wenn er sich bemüht, dem Oger komplexe Zusammenhänge begreiflich zu machen – zu erklären versucht, was es mit diesem Nekromanten auf sich hat, aber das war Achim (ebenfalls wie immer) einfach zu hoch gewesen. Nemo….nemokrat oder wie heißt das Dings noch wieder? Nekramont? Neckermann? Himmel, was weiß denn ich ...

Dieser ganze Nekromantenquatsch berührt ihn herzlich wenig und er versteht auch die ganze Aufregung nicht, die um diesen Kerl gemacht wird, jetzt, wo sie endlich wissen, wo er steckt. >Wo liegt das Problem?<, hatte Achim den Lord Commander verständnislos gefragt und ihn an die äußerst wirkungsvollen Problemlösungsstrategien eines Ogers erinnert: >Du weißt doch, wie so was geht: Hingehen – draufhauen – fertig. Doch Olyvar hatte darauf bestanden, dass ein Nekro....wasauchimmer gefährlich sei, und zwar sehr gefährlich, sogar für einen Oger. Und er hatte ihn gewarnt, dass seine übliche Hau-Drauf-Methode hier nicht funktionieren würde. Achim glaubt ihm natürlich kein Wort, denn er hat bislang noch keinen Gegner getroffen, bei dem dies nicht funktioniert hätte. Um Olyvar zu beruhigen, tut er jetzt also pflichtbewusst so, als würde er sich ein bisschen fürchten – obwohl das einzige, was er bei seinem Magenknurren fürchtet, sein kommender Hungertod ist. Gerade als er versucht, sich an der Pritschenwand in eine etwas bequemere Lage zu verknoten, um noch ein wenig zu dösen und sich vom ruckelnden Holterdipolter des Wagens in den Schlaf schaukeln lassen, kommt der ganze Zug umständlich zum Halten. "Mit dem Wagen kommen wir hier nicht mehr weiter", ruft Olyvar, der auf Bayvard von der Spitze der Kolonne herangaloppiert, ihnen zu. "Dort vorne wird der Pfad so schmal, dass mit einem Pferdegespann kein Durchkommen mehr ist."

Steifbeinig vom langen unbequemen Sitzen klettern sie von der Ladefläche und strecken ihre müden Knochen im dunstigen Morgenlicht, doch es bleibt ihnen keine Pause vergönnt, denn der Lord Commander treibt sie zur Eile. Zu Fuß und bepackt wie eine Karawane azurianischer Lastkamele machen sich die Ermittler, Achim, Rhordri und die Heilerin auf das letzte Stück des Weges. "Wie weit noch, was meinst du?" erkundigt Olyvar sich, während er sich von Bayvards Rücken gleiten lässt. Mit gerunzelter Stirn blickt Achim sich um und versucht, sich im Gelände zu orientieren und sich an die Gegebenheiten zu erinnern. "Dort hinten, hinter den moosbewachsenen Felsen müsste der Pfad einen Knick machen und dann zu einem kleinen Teich führen. Der hat sicher mal zu dem Anwesen gehört, denn der hat eine steinerne Einfassung und es liegen die Überreste von Wasserspeiern und so Zeugs herum. Von dort aus ist es vielleicht noch ein Tausendschritt oder etwas mehr zu den Ruinen vom Wohnhaus und dem Turm. Na holla, wer kommt denn da angaloppiert?" Einer der Späher und Hundeführer, die dem Haupttross gut einen Tausendschritt voraus sind, kommt eilig angerannt und meldet sich atemlos keuchend bei Olyvar. "Ihr solltet schnell mitkommen, Sire", stößt er hastig hervor. "Wir sind auf eine ganze Gruppe Goblins gestoßen, die dort hinten wie die Ameisen unter der Erde verschwinden. Offenbar ein Jagdtrupp, der seine Beute nach Hause bringt, jedenfalls schleppen sie ein totes Reh mit sich herum. Sie haben uns noch nicht bemerkt."

Mit knappen Befehlen weist der Lord Commander seine Männer an, abzusitzen und sich still zu verhalten, dann winkt er dem Oger und den Ermittlern, ihm und dem Späher zu folgen. Während sie geduckt durch den Wald schleichen – wobei es für Achim schon "schleichen" bedeutet, wenn er nicht alle zehn Schritt gegen einen Baum rennt oder mit dem Geräuschpegel einer Mammutherde durchs Unterholz kracht - , berichtet der Blaumantel, was sein Trupp am Ende des Pfades entdeckt hat. "Es gibt dort zwischen den Mauerresten eine Treppe, die hinunter in einen Keller führt. Wir beobachten das Ganze schon eine geraume Weile, und immer wieder verschwinden dort Goblins oder tauchen plötzlich zwischen den eingestürzten Mauern auf. Am Fuß der Treppe scheint jemand eine Parole von ihnen zu fordern oder ein bestimmtes Wort für den Einlass, wir können sie immer irgendwelche Zahlen murmeln hören. Aber seht es euch selbst an." Mehr oder weniger lautlos bewegen sie sich durch den Wald, die mächtigen Stämme der uralten Bäume als Deckung nutzend, bis sie schließlich zu einer idyllisch anmutenden Lichtung gelangen.

Morgendliche Dunstschleier treiben über das offene Waldstück und frühes Sonnenlicht liegt weich auf den alten, bröckeligen Mauerresten, die sich aus dem taufeuchten Gras erheben. Viel steht nicht mehr vom früheren Anwesen der Ailins, einem einst stattlichen Jagdschlösschen. Hier und da ragen eingestürzte Mauern aus dem Grün wie abgebrochene Zähne, aufgetürmte Haufen verwitterter Steine und die Überreste eines schlanken Rundturms, längst von Waldreben, Geißblatt und Efeu überwuchert. Das Bild, das sich ihnen bietet, könnte idyllischer nicht sein, und Achim würde es gar nicht wundern, wenn plötzlich ganze Schwärme von zarten Feen mit hellem Glöckchengeläut über die Lichtung tanzen würden. Tatsächlich tauchen in diesem Augenblick auch zwei Gestalten auf, allerdings keine zierliche Feen, sondern zwei plumpe und überaus garstige Goblins. Sie schleichen geduckt am Rande der Waldlichtung entlang und verschwinden dann so abrupt im Erdreich, als würde der Boden sie plötzlich verschlingen. "Genau dort ist diese Treppe", wispert der Späher ihnen zu. "Wenn wir näher herankommen, dann können wir sie auch hören."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 02. März 2009, 10:05 Uhr
Es ist das reinste Wunder, dass sie es mit Achim im Schlepptau tatsächlich schaffen, sich durch die überwucherten Ruinen des einstigen Jagdschlosses bis in Hörweite der Treppe vorzuarbeiten - aber entweder lächelt ihnen Soris gerade zu und drückt ihnen beide Daumen, oder aber die Goblins sind allesamt stocktaub. Wie auch immer, es gelingt ihnen - trotz Rascheln, Knirschen und dem Krachen von Ästen -, und Olyvar stellt ihr unerwartetes Glück nicht in Frage. Sie sind hier und beobachten eine Horde übel aussehender, bis an die Zähne bewaffneter Goblins, gegen die Lippe ungefähr so harmlos wirken würde wie eine unschuldige Waldfee. Längst verständigen sich Olyvar, die Ermittler, die ihnen so leise wie nur irgend möglich gefolgt sind, der augenrollende Oger, an dem diverses Unterholz sichtbare Spuren in Form von Blätterbüscheln und Rankenresten hinterlassen hat, und die zwei Späher nur noch mit Handzeichen und meiden jedes noch so leise geflüsterte Wort. Der leichte Wind steht allen Göttern sei Dank ebenfalls zu ihren Gunsten und weht ihnen den Geruch von Blut und den Gestank von Goblin entgegen. Vier sind noch am Waldrand auf der anderen Seite der Ruine zu sehen, offenbar der Rest eines Jagdtrupps, denn zwei bereits ausgeweidete Rehkadaver liegen im taufeuchten Gras auf einem Bruch aus Tannenzweigen, bereit, fortgeschafft zu werden. Im Schutz einer brusthohen Mauer wagen sie sich noch ein Stück näher und bekommen tatsächlich einen Blick auf ein paar ausgetretene Steinstufen, die einstmals wohl an der Außenseite einer Hauswand in den Keller geführt hatten. Am Fuß der Treppe ist eine altersbleiche, massive eisenbeschlagene Tür aus Steineichenbohlen, beschlagen mit schwerem, dunklem Eisen, doch selbst von hier aus können jene, die mit einem Gespür dafür gesegnet sind, wahrnehmen, dass mächtige Magie von ihr ausgeht.

In der Mitte der hohen, breiten Tür prangt ein äußerst kunstfertig und reich ziseliert gearbeitetes Medusenhaupt - ein schmales, gefährlich schönes Frauengesicht mit sich windenden silbernen Schlangen anstelle von lockigem Haar. Ihre Augen sind mit Einlegearbeiten aus schwarzem Jett und Obsidian geschmückt und ihr Mund stellt offenbar jedem, der Einlass begehrt, eine Frage. Sie haben das Steingesicht gefunden, ohne Zweifel, dummerweise haben sie keine Ahnung von der Parole - und dass es ein Medusenhaupt ist, trägt nicht gerade zu Olyvars Ermutigung bei. Was passiert mit dem, der in das Antlitz der Medusa blickt? Ein Goblin tritt aus der Tür und kommt die Treppe nach oben, gesellt sich zu seinen Artgenossen und schnarrt etwas im unverständlichen Kauderwelsch dieses missratenen Volkes – dann kehrt er um, stapft die Stufen wieder hinunter und verlangt Einlass. Das Steingesicht ist hinter dem breiten Goblinschädel mit den abstehenden Eselsohren nicht zu sehen, aber Olyvar und mit ihm auch die anderen können in der morgendlichen Stille des Waldes deutlich eine dunkle, grabesdumpfe Stimme vernehmen. "Achtundzwanzig?"
"Vier-und-zehn", nuschelt der Goblin und wird eingelassen - die Tür schwingt lautlos nach innen auf und sie erhaschen einen kurzen Blick auf einen düsteren Gang in der Tiefe. Das hat der Späher also gemeint, als er sagte, sie könnten sie 'immer irgendwelche Zahlen murmeln hören'…

Zwei der Goblins, die offenbar die Rehe ausgenommen hatten, schultern nun eines der toten Tiere und machen sich ebenfalls auf den Weg nach unten, während die übrigen beiden oben noch mit dem Aufbruch beschäftigt sind. Unten am Fuß der Treppe wispert das Medusenhaupt mit einer Stimme als rollten Steine unter Wasser: "Acht?" Der vordere Goblin knurrt "Vier", und verschwindet mit seinem Kumpan und ihrer Jagdbeute im Keller der Ruinen. Olyvar tauscht einen Blick mit Aishalanea, der Heilerin und Tiuri, die ihm am nächsten sind, dann machen sich die letzten beiden verbliebenen Goblins, stinkend vor Blut, sabbernd und bewaffnet  mit einem ausgenommenen Reh und einem Eimer mit Inneren auf den Weg nach unten. Diesmal grollt das Steingesicht:  "Zwölf?", die Goblins antworten zu Olyvars Erstaunen jedoch nicht mit Sechs, sondern "Fünf!"… und werden prompt eingelassen. Einen Moment lang starren sie alle noch auf die nunmehr leere Lichtung und die noch leereren Ruinen im  warmen, goldenen Sonnenlicht eines Grünglanzmorgens, dann gibt Olyvar das Zeichen zum Rückzug. "Zurück zu den anderen. Niniane und Borgil sind bestimmt schon angekommen. Wir müssen irgendwie dort hinein und ich habe keine Lust, von einem Medusenhaupt zu Stein verwandelt zu werden."

Serval hat die Zeit ihrer Abwesenheit genutzt und das Fuhrwerk gut verborgen, ihre Männer bereits rings um die Ruine im Wald verteilt, wo sie nach anderen Ausgängen suchen und sich bereit halten würden, sowie die Späher mit den Hunden losgeschickt. Nur diejenigen, die Olyvar und die Ermittler hinunter begleiten sollen warten noch mit Serval, Fraukyr und Rhordri - der Narrenkönig, hochgewachsen und sehnig mit seinem ewig verbeulten Halbhelm und der blauen Narrenkappe darüber, Karmesin, mit seinen ungleichen Augen und dem wilden roten Lockenschopf, der noch junge, ansehnliche Sire Connloath, der noch jüngere Listig, der altgediente, stiernackige Sire Kemlok, hart wie Fels und ebenso unnachgiebig, der schlanke, geschmeidige Natter und die beiden stets unbedarften Sappeure Steinmetz und Norn. Außerdem sind wie erwartet, Niniane, die goldäugige Halbelbin und Protektorin des Larisgrüns, und Borgil der Zwerg eingetroffen und erwarten sie mit gespannten Mienen. "Wir haben das Steingesicht gefunden, von dem der Goblin sprach", informiert Olyvar die anderen leise und berichtet dann in knappen Worten von dem Medusenhaupt auf der Tür und dem Tun und Treiben der Goblins, die sie beobachtet hatten. "Weiß irgendjemand, was das zu bedeuten hat und wie wir hinein gelangen können?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 03. März 2009, 08:34 Uhr
Nach dem sie eine ganze Weile über den Weg gerattert sind, schmerzt Liliths Hinterteil gewaltig. Die Truppe hat kaum Platz auf dem kleinen Karren und die gesamte Ausrüstung nimmt auch noch einmal einiges an Platz in Anspruch. „Sieht fast so aus als fahren wir ins Ferienlager.“ Murmelt die Magierin miesgelaunt und reibt sich die kalten Hände. Sie will gerade fragen, wie lange sie denn noch auf diesem Karren sitzen müssen, als der Lord Commander auf seinem Pferd heran reitet und den Befehl zum Absteigen gibt. > "Dort vorne wird der Pfad so schmal, dass mit einem Pferdegespann kein Durchkommen mehr ist." < Lilith späht nach vorne und sieht, das der Weg viel enger und bewachsener wird. Erleichtert, dass sie nun zu Fuss weiter gehen können, springt sie vom Wagen und stöhnt auf. Ihre Beine fühlen sich taub und steif an und es braucht eine Weile, bis das Blut zurück in ihre Glieder fliesst. Sie beugt einige Male ihre Knie und geht einige Schritte, bevor sie ihre Ausrüstung vom Wagen nimmt und sich ihren Umhang umlegt.

Lilith nimmt einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und beobachtet, wie ein grossgewachsener Mann, der zu den Spähern gehört, auf sie zu eilt. Keuchend berichtet er von einem Haufen Goblins, welcher sich gerade mitsamt Reh in einen unterirdischen Gange zurückgezogen hat. Ein Raunen geht durch den Ermittlertrupp und Nervosität keimt in Lilith auf. Der Späher führt die gesamte Truppe durch den Wald, bis hin zu moosüberwucherten Steinen, welche wohl einmal zu einem Haus gehört haben. Leise schleichen sie sich in die Nähe des Eingangs, wo auch schon bald eine Tür auftaucht, welche von einem grossen Steingesicht bewacht wird. „Ah, hier haben wir also dieses Gesicht von dem der Grünling sprach.“ Murmelt Lilith leise und beobachtet, wie ein Goblin nach dem Anderen durch die Tür tritt. Das Medusengesicht spricht mit dunkler Stimme eine Zahl und jeder Grünling antwortet ebenfalls mit einer Zahl. 28, 14, 8, 4…12, 5….hm also mit Mathematik hat das sicherlich nichts zu tun.

Stirnrunzelnd beobachtet Lilith das Geschehen und versucht aus dem Ganzen schlau zu werden. Sie kann sich gut an die mühseligen Stunden in ihrer Schule erinnern. Mathematik hat ihr eigentlich immer Spass gemacht, doch ihr Lehrmeister, Maester Zylei, war nicht wirklich eine unterhaltsame Person gewesen. Ausserdem war er davon überzeugt, dass Frauen mit Zahlen sowieso nicht umgehen können, was Lilith jedes Mal geärgert hat. Sie hatte ihm einige Male und mit grosser Befriedigung bewiesen, dass Frauen sehr wohl die Kunst der Mathematik beherrschen können. Die Antworten wären ja immer die Hälfte der genannten Zahl, doch bei 12 stimmt dies nicht….. Lilith murmelt leise vor sich hin, die Augen geschlossen und sie scheint mit ihren Fingern irgendetwas abzuzählen. Auf einmal erhellt ein zufriedenes Grinsen ihre sonst so angespannten Gesichtszüge und sie öffnet wieder die Augen.

>"Weiß irgendjemand, was das zu bedeuten hat und wie wir hinein gelangen können?"< Die Worte des Lord Commanders bringen Lilith wieder an den Ort des Geschehens zurück und sie nickt langsam. „Nun…also ich bin mir sicher, dass das Rätsel gar nichts mit Mathematik zu tun hat.“ Flüstert sie leise und schaut in die Gruppe. „Ich vermute, dass die Antwort jeweils die Anzahl der Buchstaben der genannten Zahl ist.“ Die Magierin bricht einen Zweig von einem Busch neben ihr und schreibt die Zahlen, welche das Medusengesicht genannt hat, als Worte auf den feuchten Boden. „Seht ihr?“ Sie deutet auf Achtundzwanzig und zählt leise die Buchstaben. „Es sind 14 Buchstaben und bei Acht sind es vier und bei Zwölf sind es fünf.“ Ihre Hände zittern leicht und sie schaut in die Runde. „Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher…“ Etwas unsicher schaut die Magierin zu dem Steingesicht mit den silbernen Schlangen auf dem Kopf und fragt sich, was wohl passieren würde, wenn ihre Theorie nicht stimmt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 04. März 2009, 21:03 Uhr
Während er, zwischen einen Faun und einen Oger geklemmt, die holprige Fahrt durchs Larisgrün antritt, denkt Tiuri absichtlich so wenig wie möglich an das Bevorstehende. Stattdessen versucht er sich an einen Tag zu erinnern, der noch schlechter begonnen hat als dieser und vermutlich auch schlechter enden würde. Beginnt damit, dass man viel zu früh aufsteht, quer durch den Wald gekarrt wird, dabei eigentlich keinen Platz hat und endet eventuell mit dem Tod. Nein, ich glaube, da hatte ich bis jetzt noch keinen...
Als sie dann auch noch zu Fuß weiter gehen müssen und Tiuri soweit ist ein Königreich gegen ein Pferd zu tauschen, verdient sich der Tag mit völliger Sicherheit den Preis als schlimmster Tag in Tiuris Leben. Daran ändert nicht einmal die Tatsache etwas, dass Olyvar anstatt irgendeinem schmalbrüstigen, langnasigen Heiler mit beginnendem Haarverlust, ein sehr hübsches junges Mädchen mit auf ihre Mission genommen hat, von der Tiuri sich bei Gelegenheit gerne einmal verarzten lassen würde.
Sie sind noch gar nicht allzu weit gegangen, da kommen schon Späher auf sie zu galoppiert, die eine ganze Horde, nicht ganz schmeichelweicher Goblins entdeckt haben, die gerade ihre Beute in Richtung Ruine transportieren.
So leise wie möglich folgen Achim und die Ermittler dem Lord Commander durch das Dickicht und es ist reines Glück, dass die Goblins sie nicht schon hören, lange bevor sie angekommen sind. Sich in Vollrüstung und mit über 2 Schritt Körpergröße leise durch das Geäst zu bewegen, ist für Tiuri beinahe unmöglich und dass es niemandem so richtig auffällt liegt nur daran, dass Achim neben ihm noch lauter ist und auch Faron nicht unbedingt mit der Umgebung verschmilzt.
Hinter einer Mauer versteckt gelangt die nicht gerade kleine Gruppe nahe genug an den Eingang der alten Ruine heran, um einen Blick auf das Steingesicht werfen zu können, von dem Lippe gesprochen hat. Ihre Haare sind Schlangen, die sich züngelnd, wild umeinander winden, aber den Goblins scheint die Steinfrau keine Angst zu machen oder auch nur unnötigen Respekt einzuflößen. Sie gehen unbehelligt ein und aus, brummen ihre Parolen und kümmern sich nicht weiter um das sprechende Gesicht an der Tür. Erst als die Luft wieder rein ist, machen sie sich auf den Weg zurück zu den anderen, wo auch schon Borgil und Niniane eingetroffen sind. Auf dem Weg dorthin, macht Tiuri sich wirre Gedanken um die Zahlen die die Goblins genannt haben. Obwohl Borgil wirklich darauf geachtet hat, dass der Junge einigermaßen rechnen und schreiben kann und Tiuri sich auch wirklich darum bemüht hat, dem Zwergen keine weitere Schande zu machen, die täglichen Kampfübungen sind ihm doch bei weitem lieber gewesen.
Er rechnet hin und her, überlegt sich die verschiedensten Möglichkeiten, die allesamt nicht das kleinste bisschen Sinn ergeben, stolpert dabei beinahe über eine Wurzel und gibt schließlich fürs erste auf, um den Harfenwirten und die Protektorin des Larisgrün zu begrüßen.

Auf die Frage des Lord Commanders, ob irgendjemand wisse was es mit dem Rätsel des Steingesichts auf sich hat, kann Tiuri nur betreten zu Boden schauen. Mehr als die Tatsache, dass die Antwort nicht immer die Hälfte von der davor genannten Zahl ist, hat er leider nicht heraus gefunden. Doch den Göttern sei Dank beginnt Lilith vorsichtig damit ihre Theorie zu erläutern und Tiuri ist froh, dass man diesen Magiern scheinbar wenigstens etwas Nützliches beibringt in diesen Akademien. Der Feuer-Magie-Sache hat er ohnehin noch nie vertraut und die jüngsten Ereignisse in der Felsenschmiede haben nicht dazu beigetragen dieses Vertrauen zu stärken.
In Tiuris Ohren klingt Liliths Überlegung absolut einleuchtend und gut, bis auf die Tatsache, dass er sich nicht sicher ist ob alle Goblins des Lesens und Schreibens mächtig sind, aber er hat auch keine bessere Idee.
„Völlig sicher werden wir uns fürchte ich sowieso niemals sein können, schon gar nicht so lange wir es mit einem irren Gelehrten zu tun haben.“ In Tiuris Kopf spielen sich, einmal mehr, die verschiedenen Horrorszenarien ab. Szenario eins, Lilith liegt doch falsch und sie werden alle zu Stein verarbeitet. Szenario 2, sie gelangen in die Ruine und treffen geradewegs auf den Nekromanten, der sie alle zu Kleinholz verarbeitet. Szenario 3, sie werden schon beim hinein gehen von einer Horde Goblins geshen und verraten und treffen dann auf den Nekromanten der sie alle vernichtet.
"Ich fürchte es wird uns nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen, außer wir wollen unsere Zeit damit verschwenden nach einem weiteren Eingang zu suchen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 04. März 2009, 22:11 Uhr
<---   Die Steinfaust - Sitz der Stadtgarde und Kerker


Platzsparend zusammengefaltet sitzt Atevora im schaukelnden Fuhrwerk neben den übrigen Ermittlern, einer jungen unbekannten Frau, sowie einem beständig vor sich hinnörgelnden Oger.
Die Sonne war bei ihrem Aufbruch gerade aufgegangen und Atevora hat sich vorsorglich tief in ihrem Umhang vergraben, sodass sie nun eher einem Wäschekeul denn etwas anderem gleicht. Sie hatte zwar am Vortag noch eine Salbe von den Maestern zum Schutz ihrer Haut erhalten und es ist auch gewiss nicht so, dass sie an der Wirksamkeit dieser oder an den Fähigkeiten der Heiler zweifelt, doch zusätzlich etwas Stoff zwischen sich und der bösen Sonne konnte trotzdem nicht schaden.

Während das Fuhrwerk mit ihnen auf dem Pfad dahinruckelt, Liliths Laune scheinbar immer schlechter wird und Achim für sie in Anbetracht der Situation absolut unverständlicher Weise etwas von Schlaftonnen und einem zu kleinem Frühstück in seinen Pelz mault, geht Atevora im Geiste peinlichst genau noch einmal alles durch was die Magierinnen am Vorgag besprochen haben. Auch all das was sie lange übten, jedes Wort das ihr Anrakis lehrte bevor er plötzlich verschollen ging, und auch all jenes das sie je zur praktischen Anwendung ihrer Künste gelernt hatte.
Wie in Trance nach innen gerichtet wirkt es wohl für die anderen als wäre Atevora am ratternden Karren wieder eingeschlafen. Dass dem nicht so sein kann zeigt sich erst als es daran ist den Weg zu Fuß fortzusetzen.

Mit etwas steifen Gliedern tut sie es den Übrigen gleich und nimmt ihre Ausrüstung vom Wagen. Lilith ist neben ihr gerade dabei ihren Durst zu stillen, als ein Späher der Steinfaust von einen Trupp Goblins in der Nähe berichtet. Atevora ist daraufhin erstaunt, dass der Lord Commander auch ihnen, also den Ermittlern, bedeutet ihm zu folgen. Einzuwenden hat sie dagegen freilich nichts, im Gegenteil, gewissermaßen ist sie seltsamerweise beinahe stolz auf das Vertrauen, dass er ihnen damit entgegenbringt.

Möglichst unauffällig schleichen sie also in die Nähe einer Treppe von der her starke magische Schwingungen ausgehen, sodass Atevora sogleich aufs heftigste mit sich ringt ob sie diesbezüglich Neugierig oder doch lieber eingeschüchtert sein soll.
Als die Goblins nach rätselhaftem Zahlengemurmel Einlass gefunden haben und verschwunden sind ziehen sie sich wieder dezent zurück.

Mittlerweile sind auch Borgil und Niniane am Ort des Geschehens eingetroffen. Atevora begrüßt die Beiden knapp, wobei es ihr, trotz dessen nun kein Fluch auf ihr lastet, auch dieses Mal nicht möglich ist der Halbelbe in die Augen zu sehen. Die Magierin würde sich dafür, oder eher wegen der dafür verantwortlichen Gedanken, am liebsten selbst gehörig Ohrfeigen. Warum musste sie diese irislosen goldenen Tiefen auch bloß mit den gleißenden Strahlen einer Wüstensonne assoziieren die ihr grausam das Fleisch vom Knochen brennt?
Erst bei Olyvars Frage vermag Atevora den inneren Aufruhr in sich vollends abzuschütteln. Bei dem was da unten lauert sollte sie sich verdammt nochmal zusammenreißen, sich sammeln. Wenn sie weiterhin bereits solch eine Lächerlichkeit aufwühlte, dann würde sie heute gewiss sterben.

„Mh, ja also für mich klingt deine Erklärung plausibel und ich muss Tuiri Recht geben. Womöglich finden die Späher noch einen anderen Eingang, ansonsten wird uns vermutlich nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen.“ Atevora blickt trübsinnig vor sich hin. Auf sie wartet derzeit nichts wofür es sich zu leben lohnt außer die Hoffnung auf glücklichere Tage. „Meinetwegen spiele dann auch ich das Versuchskaninchen.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 04. März 2009, 22:14 Uhr
Vor noch nicht einmal zwölf Stunden hatte Mealla von dem heutigen Tag nichts weiter erwartet als einen ganz normalen Tag an dem möglicherweise die ein oder andere Prellung, die sich ein unachtsamer Gardist auf dem Übungsplatz zugezogen hatte oder eine kleinere Verletzung von jemanden aus der Küche oder einem Handwerker zu versorgen wäre. Eben nichts Spektakuläres, so wie in den gesamten letzten zwei Wochen, denn die ernsteren Fälle hatte immer einer der älteren Heiler übernommen. Auch wenn es Mealla leicht gefallen war, in der Steinfaust eine Anstellung zu bekommen, so hat sie sich mittlerweile doch hin und wieder gefragt, ob man sie hier wirklich braucht. Nicht, dass sie nichts zu tun gehabt hätte, aber ein wenig spannender hatte sie es sich doch vorgestellt, da war sie bisher enttäuscht worden – und jetzt plötzlich zieht sie an der Seite des Lord Commanders und der Ermittlertruppe in die Schlacht, was für ein Abenteuer! Mealla ist bewusst, dass da wohl die Glücksmaid ihre Hände im Spiel gehabt hat und zwar insofern, dass außer ihr keiner der Heiler der Steinfaust mehr im Vollbesitz seiner Heilkräfte ist, umso mehr nimmt sie sich vor, diese Gelegenheit zu nutzen. Sie will schließlich beweisen, dass sie kein dummes kleines Mädchen ist, das keine Ahnung von der Welt hat und deshalb nicht ernst genommen werden muss. Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung und wenn ihr gerade verblutet interessiert euch auch nicht, wie alt der nächste Heiler ist! Das scheint der Rest der Truppe ganz anders zu sehen als sie, denn immer wieder begegnet sie dieser Sorte von freundlich-herablassendem Blick, der sagt: Ich nehme dich zwar nicht ernst, bin aber so freundlich es dich nur ein wenig spüren zu lassen. Mealla hasst diesen Blick und würde alles dafür geben, ihn aus den Gesichtern der Blaumäntel und Ermittler zu vertreiben. Vielleicht ist der heutige Tag meine Chance! Vorausgesetzt, ich überlebe ihn… Bei dem Gedanken an den Nekromanten läuft es der Heilerin kalt über den Rücken, die Vorstellung gegen dieses Monster in Menschengestalt mit all seinen zerstörerischen magischen Kräften anzutreten, ist immer noch irreal. Was sie hier alle im Begriff sind zu tun, kann bloßer Selbstmord sein, wie Mealla ein weiteres Mal bewusst wird, als der Karren, auf dem sie mit den Ermittlern und Achim sitzt, stehen bleibt. Sie brauchen dich, also reiß dich zusammen und glaub an das, was du gelernt hast!, ruft sie sich selbst zur Ordnung und steigt ab.Jetzt ist keine Zeit zum Grübeln, sondern Zeit zum Handeln! Wir müssen dem Mörder das Handwerk legen… Oder es zumindest versuchen. Sie atmet einmal tief durch, strafft die Schultern und lächelt die anderen Ermittler gespielt selbstsicher an, scheint aber gar nicht bemerkt zu werden.

Der Lord Commander und Achim, der mutmaßlich merkwürdigste Oger der ganzen Immerlande, beraten sich darüber, wie weit es wohl noch ist. Dieses Wesen findet Mealla noch immer faszinierend, sie kennt Oger nur aus Ammenmärchen, in denen sie böse Monster sind, aber Achim ist einfach anders. Am ersten Tag war Mealla vor Schreck erstarrt, als dieser zottige Riese in der Steinfaust an ihr vorbei gerauscht war… Um kurz darauf auf den Lord Commander einzureden, dass ein Teil des Platzes im inneren Zwingers viel sinnvoller genutzt werden könnte, indem man einen kleinen, dekorativen Gemüsegarten anlegt. Die Oger aus den Geschichten interessieren sich nicht für Gemüse, lösen Probleme nicht mit Worten und vor allem sind sie nicht so zartbesaitet wie dieses Exemplar. Achim regt sich ja sogar auf, wenn ihn jemand als dick bezeichnet und ist tief getroffen! Trotzdem glaube ich nicht, dass er leicht zu verwunden ist. Es reicht ja schon, wenn er sich auf einen Goblin draufsetzt, um den auszuschalten! Nur wie resistent er gegen Magie ist weiß ich nicht… Wo sie gerade bei seltsamen Gestalten ist, die Steinfaust hat da noch so einiges zu bieten, unter anderen Faron, der gerade aufmerksam zuhört, was Achim dem Lord Commander zu berichten weiß. Ein Faun, eine Gestalt wie aus den Sagen und ziemlich eindrucksvoll - vor allem, da er auch recht schweigsam ist und man sich als phantasievolle Herzländerin viel einfallen lassen kann, was dieses wettergegerbte Gesicht schon alles gesehen hat. Ich habe noch nie einen Faun geheilt… Außerdem strömt er eine gewisse Ruhe und Selbstsicherheit aus, so als hätte er schon viel erlebt - kurz, in einem Gefecht ist er jemand, den man gern an seiner Seite weiß. Das ist bei Tiuri nicht anders, denn Mealla traut ihm durchaus zu, dass er mit seinem Schwert gut umgehen kann. Davon abgesehen scheint er ungefähr in Meallas Alter zu sein und sieht auf gewisse Art und Weise schon gut aus – aber so wirklich ihr Typ ist er nicht, dafür ist er ein wenig zu hübsch, zu wenig kantig. Der Lord Commander ist da schon erheblich männlicher, aber er ist vergeben und hat drei entzückende Kinder, also steht er nicht zur Debatte. Was mache ich mir überhaupt für Gedanken darüber, wer hier gut aussieht und wer nicht? Sie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Mitstreiter um einen ersten Eindruck von den ihr bis vor kurzem noch völlig fremden Leuten zu gewinnen. Mit den drei Magierinnen weiß Mealla nicht so recht etwas anzufangen und dieser Lilith steht sie schon allein aufgrund von deren merkwürdigem Aufzug und wegen dem, was sie bisher so über sie gehört hat, kritisch gegenüber. Das wichtigste, was ein Magier im Kampf braucht, ist ein kühler, klarer Kopf und Selbstbeherrschung – die Heilerin bezweifelt ein wenig, dass Lilith das beides hat. Bei "Lady Shin" (die wohl eigentlich ganz anders heißt, aber wie, weiß Mealla leider nicht) könnte das eventuell anders aussehen, aber sie ist sehr distanziert und so zart gebaut, dass man als Heiler vermutlich stets ein Auge auf sie haben muss. Da reicht es ja, wenn ein Goblin ohne Waffe zuschlägt um sie ernsthaft zu verletzen! Ich hoffe, sie beherrscht ihre Magie. Die dritte Magierin heißt Aurian und gehört zur Stadtgarde, wirkt auf Mealla jedoch trotzdem nicht sehr kämpferisch, sondern eher recht sanftmütig. Ich hoffe, der Eindruck trügt! Dann bleibt da noch die Südländerin namens Aishalanea, die recht nett, aber auch nicht wie eine Kriegerin wirkt. Zum Glück sind so viele Gardisten dabei, die eingreifen können, wenn Magie nicht gefragt ist. Wer weiß schon, was uns dort unten erwartet…

Nun bleibt keine Zeit mehr zum Grübeln, sie schließt sich selbstverständlich den Ermittlern, Achim, dem Lord Commander und den beiden ihr namentlich nicht bekannten Spähern an, als die sich so leise wie möglich – was mit einem Oger im Schlepptau ungefähr so leise wie eine Horde Büffel ist – auf den Weg in Richtung der Ruine machen. Unglaublich aber wahr, es geling ihnen, nah genug heran zu kommen, dass sie ein paar widerwärtige Goblins dabei beobachten können, wie sie in das unterirdische Reich ihres Herrn kommen. Die sind ja noch abstoßender, als ich sie mir vorgestellt habe und riechen auch noch so! Ich glaube, gleich wird mir schlecht… Abszesse, Warzen und eiternde Wunden machen dem Magen der Heilerin überhaupt nichts aus, aber bei dem Geruch dieser Gesellen dreht er sich voller Empörung um. Die Viecher werden eingelassen, indem ihnen an einer Treppe ins Erdreich von einem Steingesicht eine Zahl gesagt wird und sie darauf eine antworten. Zunächst scheint es einfach zu sein und Mealla wechselt mit dem Lord Commander einen wissenden Blick – doch dann antwortet der Goblin auf die Zwölf nicht wie vorher immer die Hälfte, also in diesem Fall  sechs, sondern fünf. Das Ganze ist der Heilerin ein Rätsel, denn die Zahl scheint richtig zu sein. Auch während sie sich zurückziehen, fällt Mealla die Lösung nicht ein. Bei den übrigen Blaumänteln haben sich eine goldäugige Elbin eingefunden, Niniane, von der die Heilerin schon gehört hat, obwohl sie erst seit so kurzer Zeit in Talyra ist. Du bist also diese hervorragende Hebamme. Neben ihr steht ein breiter Zwerg mit flammenroten Haar und grimmigem Gesichtsausruck, jemand, den man im Kampf gegen einen Nekromant garantiert gebrauchen kann. Wie es heißt sind sie durch Magie kaum zu beeinflussen, das bedeutet aber auch, dass ich ihm kaum helfen kann, wenn er sich verletzt. Der Lord Commander fackelt nicht lange und fragt gleich, ob jemand eine Idee hat, wie man in das Reich des Nekromanten eingelassen wird und die Feuermagierin nickt.
> „Nun…also ich bin mir sicher, dass das Rätsel gar nichts mit Mathematik zu tun hat.“<, flüstert sie. Warum redet sie so leise? Hier können sie uns nicht hören? Oder meint sie, der Nekromant hat Augen außerhalb, sieht durch Tiere oder dergleichen? Dann wüsste er jetzt aber ohnehin, dass wir hier sind… Seltsame Frau. Ihre Idee ist aber immerhin gut und die einzige logische Erklärung: >„Ich vermute, dass die Antwort jeweils die Anzahl der Buchstaben der genannten Zahl ist."< Dafür gibt sie mit zitternden Händen ein paar Beispiele und Mealla nickt.
"Ja, das ergibt Sinn", murmelt sie. Warum bin ich da nicht drauf gekommen…
>„Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher…“< Ein ängstlicher Blick begleitet die Worte der Magierin.
"Wenn es nicht stimmt, werden unter Garantie alle, die vor der Tür stehen und eine falsche Zahl nennen, versteinert und dagegen kann ich als Heilerin nichts tun", stellt Mealla fest und ihr ist sehr mulmig bei der Vorstellung zumute. "Ihr solltet Euch also wirklich sicher sein."
Da mischt sich Tiuri ein: >„Völlig sicher werden wir uns fürchte ich sowieso niemals sein können, schon gar nicht so lange wir es mit einem irren Gelehrten zu tun haben. Ich fürchte es wird uns nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen, außer wir wollen unsere Zeit damit verschwenden nach einem weiteren Eingang zu suchen."<
Mealla schnappt nach Luft, was sie da hört ist absoluter Leichtsinn und Tiuri redet so daher, als spräche er von einem Spaziergang! Das kann ich nicht zulassen! Fieberhaft sucht sie nach anderen Lösungen. Die Tür durch Magie zu öffnen würde sofort alle Aufmerksamkeit auf sie ziehen, die Möglichkeit kann also ausgeschlossen werden.
Da fällt Mealla ein, worüber sie noch vor Kurzem nachgedacht hat: "Ich habe auf der Akademie gelernt, dass ich manchen Wesen durch Heilmagie kaum helfen kann. Könnte es sein, dass jemand hier gar nicht versteinert werden kann, weil er natürliche Widerstandskräfte gegen Magie hat?" Bitte, sag jemand ja! Vielleicht der Zwerg, oder der Oger? Ich kann doch meine Gruppe nicht schon verlieren, noch bevor wir auch nur in die Nähe des Nekromanten gekommen sind!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 04. März 2009, 22:23 Uhr
Aishalanea sitzt nicht minder missgelaunt als der Rest der Truppe auf dem Wagen, obwohl sie dank ihrer geringeren Körpergröße weniger unter dem Platzmangel zu leiden hat als Tiuri, Faron oder gar Achim. Gleichwohl hasst sie das Gedränge und das Gerumpel des Wagens. Auch ihre Kopfschmerzen haben seit dem Vortag nur unwesentlich nachgelassen, und so spürt sie jedes Schlagloch, durch das sie rumpeln, wie einen Hammerschlag auf dem Schädel. Und die Nacht war ebenfalls fürchterlich: von der Aufregung und den Kopfschmerzen einmal ganz abgesehen, ist sie es auch überhaupt nicht mehr gewöhnt, wie damals zu Kinderzeiten mit mehreren Leuten in einem Raum zu schlafen. Jedesmal, wenn sich einer der anderen Ermittler im Bett umdrehte, schreckte die Südländerin aus ihrem leichten Schlaf auf. Ihr fehlte das beruhigende Schaukeln ihres Bootes und das einschläfernde Geräusch der Wellen...

So versucht sie jetzt auf dem Wagen noch ein wenig vor sich hinzudösen, aber dessen Geruckel ist auch nicht eben hilfreich. Dann plötzlich hält der Lord Commander den Wagen an, und sie müssen zu Fuß weiter - Aisha trauert dem Gefährt jedenfalls nicht nach.
Es ist auch gar kein weiter Weg mehr durch den im Morgennebel unwirklich und märchenhaft wirkenden Wald, bis einige Späher ihnen von einem Goblin-Jagdtrupp berichten.
Als sie sich durch das dichte Gestrüpp an die Lichtung herantasten, fragt sich Aishalanea ernsthaft, ob die Goblins taub sind - der Oger (der ihr überhaupt einigermaßen suspekt ist, aber zumindest ist er offenbar auf ihrer Seite) scheint jedenfalls den Unterschied zwischen "anschleichen" und "durch-das-Unterholz-brechen" für unbedeutend zu halten.

Die belauschten Zahlencodes ergeben für die Südländerin leider ebenso wenig Sinn wie für Tiuri, denn auch sie versucht sich am Kopfrechnen - wobei der unausgeschlafene und schmerzende Schädel nicht gerade hilfreich ist, aber sie wird den Verdacht nicht los, daß sie in den Zahlen auch sonst keinen logischen Zusammenhang erkennen würde, weil es einfach keinen gibt.
Zu ihrer Überraschung verkündet Lilith dann auch: >„Nun…also ich bin mir sicher, dass das Rätsel gar nichts mit Mathematik zu tun hat.“<
Verdutzt sieht Aisha die Magierin an. Keine Mathematik? Was dann?
>„Ich vermute, dass die Antwort jeweils die Anzahl der Buchstaben der genannten Zahl ist,“<, fährt Lilith fort und beginnt, mit einem Zweig Ziffern in die Erde zu schreiben.
>„Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher…“<

>„Völlig sicher werden wir uns fürchte ich sowieso niemals sein können, schon gar nicht so lange wir es mit einem irren Gelehrten zu tun haben. Ich fürchte es wird uns nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen, außer wir wollen unsere Zeit damit verschwenden nach einem weiteren Eingang zu suchen."<
Tiuris Einschätzung der Lage veranlasst Aisha zu der an diesen gewandten, leicht sarkastisch klingenden Bemerkung: "Freiwillige vor!"
Sie ist nun einmal nicht ausgeschlafen, was ihr selten passiert, aber ihr umso gründlicher die Laune vermiest, wenn es doch einmal vorkommt - und die Aussicht darauf, daß sich diese Tür tatsächlich öffnen könnte, trägt auch nicht gerade zu ihrer Erheiterung bei. Irgendwie fühlt sie sich außerdem ob ihrer Kopfrechenbemühungen von der Lösung, die die Magierin vorschlug, ein klein wenig veralbert...

>„Meinetwegen spiele dann auch ich das Versuchskaninchen.“< schlägt die Magierin mit den gestreiften Haaren mit Todesverachtung vor, was der jungen Heilerin ein entsetztes Luftschnappen entlockt. Eine andere Möglichkeit sieht Aisha allerdings auch nicht, irgendeiner von ihnen wird es wagen müssen, das Steingesicht anzusprechen - und sie selbst reißt sich gewiß nicht darum.
>"Ich habe auf der Akademie gelernt, dass ich manchen Wesen durch Heilmagie kaum helfen kann. Könnte es sein, dass jemand hier gar nicht versteinert werden kann, weil er natürliche Widerstandskräfte gegen Magie hat?"< fährt die junge Frau, die ihnen als Mealla vorgestellt wurde, fort, und Aishalanea nickt anerkennend. Sie hatte ja auch ihre Zweifel gehabt, ob der Lord Commander gut daran tat, ein so blutjunges Ding mit auf eine solche Mission zu nehmen (wenngleich weniger wegen Zweifeln an Meallas Fähigkeiten als wegen der Gefahr für ihr Leben) - aber das ist immerhin mal ein konstruktiver Vorschlag. Ob er auch funktionieren kann, ist Aisha allerdings schleierhaft.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Niniane am 05. März 2009, 16:21 Uhr
Niniane ist mindestens so übellaunig und unausgeschlafen wie die blauäugige Südländerin im Kreis der Ermittler des Lord Commanders - immerhin hatte Borgil sie  mitten in der Nacht aus ihrem warmen Bett geworfen und hierher gezerrt, und dabei unaufhörlich etwas von  "Olyvar braucht uns", "Mörder gefunden", "Ruinen im Larisgrün" und "unterirdischen Gewölben" gefaselt. Inzwischen ist sie über Geschehnisse der vergangenen Tage und die jüngsten Ereignisse besser informiert und wünscht sich daher erst recht zurück in ihren Baum und in ihr warmes Bett. Der Zwerg hatte ihr außerdem keine Zeit gelassen, sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen und die Zähne mit einem geschälten Birkenzweig zu putzen, geschweige denn für eine Tasse Cofea oder auch nur für ein Stück Butterbrot. Ihr waren gerade einmal ein paar hastige  Augenblicke geblieben, sich anzuziehen und sich ihre Waffen zu schnappen, einen Abtritt aufzusuchen und sich von Cron und den Kindern zu verabschieden. Dann war sie mit einem Stiefel am Fuß und dem anderen noch in den Händen, mit unverschnalltem Kettenhemd, zerzaust, hungrig und völlig verschlafen hinter dem schnaufenden Zwergen her gehüpft, so dass sie jetzt hier nicht nur unausgeschlafen und mit wirrem Haar, sondern auch noch mit leerem Magen herumsteht, und das trägt nicht gerade zu ihrer guten Laune bei.

Sie war deshalb ganz benommen gewesen, als sie in Borgils Kielwasser den Spuren des Trupps der Stadtgarde bis hierher zur Ruine des alten aílinschen Jagdschlosses gefolgt war und nun, als der Großteil der Männer sich verteilt hat und die übrigen mit Olyvar und den Ermittlern über das Rätsel des Medusenhauptes auf der Tür und den Zugang zum Versteck des Nekromanten diskutieren, geht es ihr immer noch nicht besser. Am liebsten hätte sie sich alles Nachdenken und jede Warterei gespart und diesen Irren samt seinen Dienern und dem ganzen Keller dort unten zu Asche verbrannt, aber sie verwirft den Gedanken wieder. Übellaunig oder nicht, sie kann nicht sagen, ob nicht am Ende noch ein paar Frauen oder andere Unschuldige dort unten gefangen sind  und die können ja schließlich nichts dafür, dass es ihr nach nur drei Stunden Schlaf, einem infernalen zwergischen Weckkommando und einer guten Stunde strammen Fußmarsches über Stock, Stein und durch Brombeerranken einfach nicht gelingen will, putzmunter und charmant zu sein.

>Ich habe auf der Akademie gelernt, dass ich manchen Wesen durch Heilmagie kaum helfen kann.< "Mir zum Beispiel, also falls es dazu kommt, versuch es gar nicht erst, Heilerin." Das einzige Wesen, das je in der Lage war, mich mit Magie zu heilen war eine Seharim.
>Könnte es sein, dass jemand hier gar nicht versteinert werden kann, weil er natürliche Widerstandskräfte gegen Magie hat?<
"Auf dieser Tür prangt ein Medusenhaupt und ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob solche Magie bei mir etwas ausrichten würde oder nicht. Aber das finden wir nur heraus, wenn wir es versuchen, nicht wahr? Also dann… worauf warten wir?" Sie dreht auf dem Absatz um und macht sich auf zur Tür, nicht willens hier noch länger im Morgennebel herumzustehen. Schließlich sind sie nicht zum Beerenpflücken hier und außerdem weigert sich Niniane schlicht und einfach zu glauben, dass es ihr Schicksal sein könnte, an einem Grünglanzmorgen im Larisgrün ausgerechnet von einer Tür besiegt zu werden. Es ist Olyvar, der sie aufhält, kaum dass sie zwei Schritt weit gekommen wäre. "Ihr geht nicht."

"Und die Alternative, Mylord Commander? Achim ist ein herzensguter Kerl und – auf seine Art – bestimmt ein schlauer Kopf, aber was tun wir, wenn der Oger geht und ausgerechnet dann sagt der Medusenkopf etwas so putziges wie dreihundertfünfzigtausendvierhundertneunundsiebzig, hm?"
"Dann antworten wir fünfzig, was'n sonst?" Brummt Achims Ogerbass prompt und ziemlich trocken dazwischen - und wenn Niniane sich nicht täuscht mit dem warnenden Unterton von Ich-hatte-auch-noch-kein-Frühstück in der Stimme. Alle Augenpaare wenden sich dem Oger zu, der irritiert vom einen zum anderen blinzelt und dann verlegen mit den Schultern zuckt. "'Tschuldigung. Das ist genau die Anzahl Ohren die Onkel Heribert Oger dereinst den wilden Horden in der Schlacht am Wyrmende abgenommen hat…"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 05. März 2009, 18:10 Uhr
Ganz in der Nähe der ausgetretenen Treppenstufen, die hinab in die Dunkelheit führen, hat sich inzwischen ein regelrechter Auflauf aus Ermittlern und Blaumänteln gebildet, die sich die Köpfe darüber heißreden, was es mit diesen merkwürdigen Zahlen auf sich hat, die Einlass in die unterirdischen Gefilde des Mörders gewähren. Eine Zeitlang versucht Achim noch, der abenteuerlichen Herumraterei seiner Kollegen irgendwie zu folgen, doch ihm raucht der Kopf ja allein schon vom Zuhören, so dass er auf eine eingehendere Beteiligung an diesen Rätselspielchen liebend gern verzichtet. Seine Rechenkünste beschränken sich darauf, seinen abendlichen Starkbierverbrauch in der Harfe in Kupferlinge umzurechnen oder seinen Sold nachzuzählen – was für einen Oger an sich schon eine bemerkenswerte geistige Leistung ist. Sich an der Lösung dieses vermaledeiiten Zahlenrätsels zu versuchen, das will er der Allgemeinheit nun wirklich nicht antun. Während die Ermittler mit Feuereifer ihre grauen Zellen anstrengen, um auf die notwendige Lösung zu kommen, hält er sich unauffällig im Hintergrund und versucht derweil das lautstarke Rumoren seines Magens in Schach zu halten und an etwas anderes zu denken als ständig nur an das verpasste Frühstück – an das nächste Mittagessen zum Beispiel. Mit halbem Ohr und leichtem Desinteresse verfolgt er die geflüsterten Gespräche, und gerade als er der kleinen Heilerin auf ihre Frage nach seiner Magieresistenz antworten will, schnappt er ganz zufällig seinen Namen auf: >Und die Alternative, Mylord Commander? Achim ist ein herzensguter Kerl und – auf seine Art – bestimmt ein schlauer Kopf, aber was tun wir, wenn der Oger geht und ausgerechnet dann sagt der Medusenkopf etwas so putziges wie dreihundertfünfzigtausendvierhundertneunundsiebzig, hm?<

Der Oger hat keinen blassen Schimmer, was Niniane da gerade mit Olyvar beredet oder was sie mit dieser Aussage meint, er hat nur kapiert, dass es um irgendwelche Zahlen geht und wohl auch um seine Antwort auf eine Frage des Medusenhauptes. Und darum, dass Niniane ihn offenbar für mathematisch derart minderbemittelt hält, dass er genau jene Frage nicht beantworten könnte – was er unmöglich auf sich sitzen lassen kann (auch wenn sie damit natürlich recht hat). Prompt platzt er einfach mit der erstbesten Zahl heraus, die ihm gerade einfällt: "Dann antworten wir fünfzig, was'n sonst?" War Achim bislang mehr oder weniger nur dekoratives Beiwerk in ihrer Truppe, so sieht er sich plötzlich und unerwartet im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, denn nahezu ein Dutzend Augenpaare richten sich bei diesen Worten auf ihn und er blinzelt verlegen in die Runde. " 'Tschuldigung", verteidigt er sich. "Das ist genau die Anzahl Ohren die Onkel Heribert Oger dereinst den wilden Horden in der Schlacht am Wyrmende abgenommen hat…" Niemand ist überraschter als er selbst, als sich herausstellt, dass die Antwort auch noch ein Volltreffer ist, aber er lässt sich seine Verblüffung nicht anmerken. "Ich mach' das schon", brüstet er sich, "also keine Sorge, niemand wird hier versteinert werden. Ihr müsst nur dafür sorgen, dass uns jetzt keine Goblins in die Quere kommen, aber mit diesem Regenwurmkopf werde ich schon fertig." Das halbherzige Angebot der bleichen Heilerin, sich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen, kann er – Kavalier, der er nun mal ist - selbstverständlich auch nicht annehmen. "Ist schon in Ordnung, Streifenhörnchen", tätschelt er ihr beruhigend die Schulter, "du brauchst dich nicht zu opfern. Lass da mal 'nen richtigen Kerl 'ran."

Bevor Olyvar oder sonst jemand ihn zurückhalten kann (insgeheim argwöhnt er ja, dass das sowieso niemand getan hätte), schleicht Achim geduckt zu zwischen den Bäumen versteckten Stufen hinüber, sorgsam darauf bedacht, möglichst wenig Lärm zu produzieren. Zwar funktioniert "wenig Lärm" bei einem Oger naturgemäß nicht so ganz, aber immerhin schafft er es bis zur Treppe, ohne sämtliche Goblins in der Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Vorsichtig späht er in den düsteren Schacht hinunter, der sich wie ein geöffneter Schlund im hohen Gras auftut. Es sind keine Grünlinge und auch sonst nichts gefährlich aussehendes zu sehen und als sich auch nach einigen Minuten angestrengten Hinunterstarrens nichts tut, zwängt Achim sich todesmutig in die Tiefen hinab. Bedrohlich schimmert das Medusenhaupt im grüngoldenen Dämmerlicht, das von oben herabsickert, und in den tiefen Schatten des Treppenschachtes wirkt es beinahe so, als würden sich die Schlangen tatsächlich bewegen. Bevor Achim auch nur Luft holen oder irgend etwas anderes tun kann, öffnet sich auch schon der Mund in dem silbernen Relief und spuckt ihm mit Grabesstimme entgegen: "Zweiundvierzig!"  Der Oger runzelt die Stirn, zieht die Brauen hoch, wirft umständlich das Räderwerk seines Ogergehirns an und beginnt leise vor sich hin murmelnd die Buchstaben abzuzählen. "Z ist also ein Buchstabe, und dann kommt W, das sind schon zwei, und dann .... äh ... Zweiundvierzig ... also ein E und ein I, das sind dann ... äh ... vier? Ja, genau, vier.... und dann kommt ein U, das sind dann ... äh .... ohje ...." Gerade als er sich anschickt, die Finger zu Hilfe zu nehmen, dröhnt das Medusenhaupt erneut: "Zweiundvierzig!"

"Hmpf, lass mich doch mal ausreden, du dämlicher Schädel .... argh, jetzt hast du mich völlig durcheinandergebracht, wo war ich denn? Äh ... achja ... zweiundvierzig .... also, ähm ... ich war bei vier, oder? Ach, ich weiß es nicht mehr ....kann ich bitte eine neue Zahl haben?" Zuerst geschieht gar nichts, aber dann beginnen sich die bis dahin fest geschlossenen Lider des Silbergesichts langsam zu öffnen und ein gleißend helles Strahlen dringt durch den haarfeinen Spalt hervor – was Achim völlig aus dem Konzept bringt und obendrein auch noch aus dem Zählen. "Ja, jetzt mach' mal halblang", blafft er verärgert, "ein Oger ist ja schließlich kein Rennpferd! Krieg' ich nun 'ne andere Zahl oder nicht?" Das Medusenhaupt tendiert ganz eindeutig zu "oder nicht", denn die Augenlider öffnen sich unaufhaltsam weiter und das silbrige Licht erfüllt mittlerweile den ganzen Treppenschacht. Dem Oger reißt allmählich auch der Geduldsfaden mit diesem eigensinnigen und ziemlich unkooperativen Gegenüber. Erst kein Frühstück und dann auch noch diese starrsinnige Silbervisage – das kann den gleichmütigsten Oger zur Weißglut bringen. "Jetzt werde ich aber langsam sauer! Von wegen Zählen - ich mach' das jetzt auf Ogerart. Hasta la vista, Baby!" Eine schinkengroße, geballte Ogerfaust rammt sich mit derartiger Wucht in das Medusenhaupt, dass sich die gefährlich anmutenden metallenen Schlangen zu handzahmen Schnecken zusammenkringeln und das aus feinem Silber gearbeitete Gesicht förmlich in zwei Hälften birst. Schlagartig erlischt das Strahlen der Medusenaugen und auf den schweren Holzbohlen der Tür prangt nun nichts weiter mehr als ein Haufen verbogenes Altmetall. "Ihr könnt kooooommen!" flötet Achim zufrieden über seine Schulter nach oben in Richtung Olyvar. "Ich geh dann schon mal vor."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 05. März 2009, 18:45 Uhr
« Die Steinfaust – Sitz der Stadtgarde und Kerker

Nur aus einem einzigen Grund lässt Faron sich davon überzeugen wie alle anderen Ermittler auch auf dem für sie bereitgestellten Wagen Platz zu nehmen, anstatt daneben herzulaufen und so den Zugpferden nicht zur Last zu fallen: Was auch immer sie im Larisgrün erwarten mag, Tatsache ist, dass ihre Aussichten auf Erfolg am Größten sind, wenn sie sich dem Ungewissen so frisch, erholt gut bei Kräften wie nur irgendmöglich entgegen stellen.
Viel hält er von dieser Art der Fortbewegung ansonsten nicht. Sein Volk ist es gewohnt mit den wilden Pferden ihrer Heimat zu laufen und er ist sich sicher problemlos mit dem Reitertrupp schritthalten zu können. Der Faun ist aber auch realistisch genug einzusehen, dass ihn dies wertvolle Kraftreserven kosten könnte, die ihm dann später im Kampf womöglich fehlen. Also tut er es Achim gleich und kauert in recht ungemütlicher Körperhaltung auf der Ladefläche des Gespanns, um Tiuri, der zwischen ihm und dem Oger eingekeilt ist, und den übrigen Ermittlern nicht allzu viel Platz wegzunehmen, zumal die restlichen freien Flächen über und über mit ihrer Ausrüstung – Waffen, Wasserschläuchen, Rucksäcken et cetera pp – bedeckt sind.  
Nachdenklich lässt Faron das Geholper des Wagens über sich ergehen, nutzt stattdessen die letzte Gelegenheit zum Dösen und schreckt nur dann und wann leicht auf, wenn ihr Gefährt über eine besonders hinterhältige Baumwurzel oder eine ungewöhnlich tiefe Erdkuhle rumpelt. Als sie schließlich anhalten, steigt er erleichtert vom Wagen, reckt und streckt die steifen Glieder und nimmt dann seine Ausrüstung an sich, bevor sie ihren Weg zu Fuß fortsetzen.

Achim, der als einziger genau weiß, wohin sie sich zu wenden haben, weist ihnen den Weg. »Dort hinten, hinter den moosbewachsenen Felsen müsste der Pfad einen Knick machen und dann zu einem kleinen Teich führen«, erklärt er. »Der hat sicher mal zu dem Anwesen gehört, denn der hat eine steinerne Einfassung und es liegen die Überreste von Wasserspeiern und so Zeugs herum. Von dort aus ist es vielleicht noch ein Tausendschritt oder etwas mehr zu den Ruinen vom Wohnhaus und dem Turm. Na holla, wer kommt denn da angaloppiert?« Einer der Späher, die dem Haupttrupp vorangeeilt sind, kommt ihnen atemlos entgegen, offenbar ist man weiter vorne auf eine Gruppe Goblins gestoßen, die einen geheimen Zugang passieren, welcher hinab unter die Erde führt.
Nachdem der Lord Commander seine Männer instruiert hat, führt er Achim und die Ermittler durchs Unterholz und es ist Faron ein großer Trost, dass er sich beim _Schleichen_ zumindest etwas geschickter anstellt als der breitschultrige, etwas ungelenke Oger. Wenigstens stoße ich nicht alle paar Schritte mit einem Baum zusammen, denkt er, während mal wieder ein paar trockene Äste knackend unter seinen Hufen auseinander brechen.
Doch wie dem auch sei – Soris scheint auf jeden Fall mit ihnen zu sein und so erreichen sie schließlich unbemerkt die Stelle, welche ihnen der Späher beschrieben hat: Zwischen Mauerresten gut verborgen führt eine Treppe hinab in einen Keller, wo sich der geheime Zugang befinden muss. Vorsichtig wagen sie sich noch etwas näher heran, immer darauf bedacht die noch verbliebenen Goblins nicht auf sich aufmerksam zu machen, und erblicken am Fußende der Treppe eine schwere, eisenbeschlagene Tür in deren Mitte das schöne, aber auch bedrohliche Antlitz einer Frau prangt – ein sogenanntes Medusenhaupt wie Faron ein wenig später erfährt.

Rasch bringen sie in Erfahrung, dass die Goblins, wollen sie Einlass erhalten, dem steinernen Gesicht, wenn es ihnen eine Zahl nennt, mit einer korrekten Gegenzahl antworten müssen. 28 und 14, 8 und 4, 12 und ... 5. Ebenso erstaunt wie die anderen starrt der Faun hinab zur Tür. Müsste die richtige Antwort nicht 6 lauten?, fragt er sich und runzelt die Stirn, als die Tür zur Überraschung aller aufschwingt und die Grünlinge durchlässt. Grübelnd treten die heimlichen Beobachter den Rückzug an. Niemand scheint sich so recht einen Reim auf die Sache machen zu können, aber womöglich wissen Borgil oder Lady Niniane mehr.
Doch nachdem der Lord Commander den Harfenwirt, die Protektorin und die zurückgebliebenen Männer über ihre Entdeckung in Kenntnis gesetzt hat, ist es Lilith, die sogleich eine Antwort parat hat, als Olyvar in die Runde fragt: »Weiß irgendjemand, was das zu bedeuten hat und wie wir hinein gelangen können?« Die Feuermagierin nickt bedächtig. »Nun…also ich bin mir sicher, dass das Rätsel gar nichts mit Mathematik zu tun hat. Ich vermute, dass die Antwort jeweils die Anzahl der Buchstaben der genannten Zahl ist«, erklärt sie langsam. Zur Veranschaulichung ritzt sie die Worte Achtundzwanzig, Acht und Zwölf mit Hilfe eines Ast in den feuchten Waldboden. »Es sind 14 Buchstaben und bei Acht sind es vier und bei Zwölf sind es fünf.« Gebannt starrt alles auf ihre Entdeckung. „Und Ihr meint, Goblins sind wirklich klug genug für so etwas ...?“, brummt Faron zweifelnd. So ganz einleuchten will ihm Liliths Theorie nicht. Er selbst betrachtet Buchstaben, Worte oder gar ganze Sätze nicht gerade als seine Freunde – für ihn handelt es sich vielmehr um Abfolgen mehr oder weniger willkürlich zusammengestellter Zeichen voller Tücken und Fallstricke. Warum zum Beispiel hat die Magierin Achtundzwanzig geschrieben? Könnte Achduntzwanzich nicht genauso richtig sein? Das wären dann 15 Buchstaben. Nein, logisch ist das wirklich nicht. Wenigstens eine handvoll versteinerter Goblins wäre Farons Meinung nach durchaus zu erwarten gewesen. Er grübelt noch einen Moment lang darüber nach, entscheidet aber schlussendlich, dass er diese Diskussion getrost gelehrteren Köpfen als dem seinen überlassen kann, und Tiuri bringt die Angelegenheit letztlich auf den Punkt: »Ich fürchte es wird uns nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen, außer wir wollen unsere Zeit damit verschwenden nach einem weiteren Eingang zu suchen.«

Lady Shin, offenbar deutlich weniger zweiflerisch veranlagt als der junge Kämpe oder der Faun, geht die Sache direkt an und verkündet geradezu todesmutig: »Mh, ja also für mich klingt deine Erklärung plausibel und ich muss Tuiri Recht geben. Womöglich finden die Späher noch einen anderen Eingang, ansonsten wird uns vermutlich nicht viel anderes übrig bleiben als es zu versuchen. Meinetwegen spiele dann auch ich das Versuchskaninchen.« Überraschte, ja geradezu entsetzte Blicke und allgemeines Nach-Luft-schnappen sind die Folge. Sämtliche Blicke sind auf die zierliche, bleiche Magierin gerichtet und Mealla wendet schließlich zaghaft ein: »Ich habe auf der Akademie gelernt, dass ich manchen Wesen durch Heilmagie kaum helfen kann. Könnte es sein, dass jemand hier gar nicht versteinert werden kann, weil er natürliche Widerstandskräfte gegen Magie hat?« Faron mustert die junge Herzländerin interessiert. Von Magie versteht er nicht viel, sein Volk ist nicht sonderlich magiebegabt, aber der Gedanke der jungen Heilerin klingt vernünftiger als Lady Shins Vorschlag sich einfach Hals über Kopf ins Ungewisse zu stürzen.  
An dieser Stelle ergreift endlich Lady Niniane das Wort. Bisher hat die Protektorin nur schweigend bei ihnen gestanden und recht mürrisch in die Runde geschaut, doch nun wird sie erstaunlich munter. »Auf dieser Tür prangt ein Medusenhaupt und ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob solche Magie bei mir etwas ausrichten würde oder nicht. Aber das finden wir nur heraus, wenn wir es versuchen, nicht wahr? Also dann… worauf warten wir?«, erklärt sie geradeheraus, macht auf dem Absatz kehrt und will offenkundig in Richtung Geheimzugang und Medusenhaupt davon marschieren. Ich hoffe, das ist nicht ansteckend, stellt Faron, auf den die Protektorin kaum weniger übereifrig und unüberlegt wirkt als Lady Shin, fest. Dem Lord Commander scheint ein ähnlicher Gedanke gekommen zu sein, denn er ruft sie sogleich zurück. Sein »Ihr geht nicht!« schmettert die Halbelbe jedoch ziemlich selbstbewusst ab. »Und die Alternative, Mylord Commander? Achim ist ein herzensguter Kerl und – auf seine Art – bestimmt ein schlauer Kopf, aber was tun wir, wenn der Oger geht und ausgerechnet dann sagt der Medusenkopf etwas so putziges wie dreihundertfünfzigtausendvierhundertneunundsiebzig, hm?«, entgegnet sie mit leicht spöttischem Unterton in der Stimme. Achim lässt dies jedoch völlig unberührt, seine Antwort erfolgt ohne zu zögern. »Dann antworten wir fünfzig, was'n sonst?« Einmal mehr rucken alle Köpfe abrupt herum. Dieses Mal sind sämtliche Augenpaare auf den Oger gerichtet, der ganz verlegen eine ausführliche Erklärung hinterher schiebt, bevor er dem selben geheimnisvollen Aktionismus wie Lady Shin und Lady Niniane verfällt und prompt erklärt: »Ich mach' das schon, also keine Sorge, niemand wird hier versteinert werden. Ihr müsst nur dafür sorgen, dass uns jetzt keine Goblins in die Quere kommen, aber mit diesem Regenwurmkopf werde ich schon fertig. Ist schon in Ordnung, Streifenhörnchen, du brauchst dich nicht zu opfern. Lass da mal 'nen richtigen Kerl 'ran.« Freundschaftlich – Oder gar väterlich? – tätschelt er Shin die Schulter und bevor ihn jemand aufhalten kann, bricht er auch schon heldenmutig durchs Unterholz.
Was genau sich kurz darauf vor der eisenbeschlagenen Tür mit dem Medusenhaupt abspielt, bekommen die Gefährten des Ogers zwar nicht mit, dafür können sie wenig später aber das durchschlagende Ergebnis von Achims Bemühungen bewundern. Mit Buchstabenzählen geht es ihm also auch so wie mir, stellt Faron beim Anblick des zertrümmerten Medusenhauptes fest. Der Oger wird ihm von Mal zu Mal sympathischer. Wenn ich mir das so ansehe, hätten wir uns das Rätselraten allerdings sparen können. Ein simples 'Egal, schickt einfach den Oger vor!' hätte völlig ausgereicht und schneller zum Ziel geführt ... mit dem selben Ergebnis. Ein grimmiges Lächeln huscht über das Gesicht des Obersten Stallmeisters der Steinfaust als er Rœskva ergreift und sich anschickt Achim zu folgen. „Also, wer geht voran? Nach Achim, meine ich?“, erkundigt er sich und wartet ungeduldig letzte Anweisungen und Anmerkungen ab.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 08. März 2009, 18:16 Uhr
Bei dem Gespräch über die Magieresistenzen der verschiedenen Rassen, vornehmlich derer anwesender Personen, kann Tiuri nur wenig beitragen. Er erinnert sich dunkel daran, dass zu Beginn ihrer Ermittlungen Achim nicht von dem Mormoril beeinflusst worden ist, aber er hofft einfach, dass jeder selbst weiß wie Magieresistent er ist. Abgesehen von Shin, die sich sofort als Versuchskaninchen bereit stellt, bietet sich auch Niniane sofort an den Beweis anzutreten, dass Lilith mit der Lösung des Rätsels recht hat. Tiuri würde sich wohl nicht trauen der Protektorin  zu sagen, dass er das für keine gute Idee hält, aber zum Glück gibt es da ja noch den Lord Commander, der seine Bedenken äußert ohne dabei zu befürchten von goldenen Blitzen aus Ninianes Augen getötet zu werden. Seit die Halbelbin Tiuri in der Nacht vor Brenainns Geburt einfach aus ihrem Baum und dafür direkt in die Gaststube der Harfe teleportiert hat, ist er sich ziemlich sicher, dass es nicht sehr viel gibt wozu sie nicht in der Lage ist, aber diese Tatsache würde er lieber an dem Nekromanten testen, als an einer elenden Türe.
Dass die Türe plötzlich eine derart lange Zahl nennen würde, glaubt Tiuri allerdings nicht, denn wenn sie das in regelmäßigen Abständen täte, hätte der Nekromant bald keine Goblins mehr übrig. Auch Achim lässt es völlig kalt, denn bevor Tiuri sich auch nur die Mühe gemacht hat damit zu beginnen die Buchstaben des elendigen Wortes zu zählen, hat der Oger schon die Antwort bereit – jedenfalls soweit Tiuri sich da sicher sein kann. Die erstaunten Gesichter der anderen lassen ihn aber nicht daran zweifeln, dass es tatsächlich die richtige Antwort ist, der Nachsatz Achims allerdings klingt nicht gerade vielversprechend.
Wenn das jetzt reiner Zufall war, haben wir vielleicht gleich einen riesigen Steinoger der uns den Weg nach drinnen versperrt.
Doch bevor noch irgendjemand einen weiteren Einwand machen kann, ist Achim schon unterwegs in Richtung Steingesicht, wobei er noch etwas Beschwichtigendes vor sich her brummt und Shin beinahe die Schulter ausrenkt.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einer dicken Sorgenfalte quer über der Stirn beobachtet Tiuri Achims Bemühungen die Buchstaben zu zählen. Zwar kann er nicht genau hören was der Oger sagt, aber das Steingesicht beginnt schon langsam die Lider zu öffnen und alles in allem dauert die Angelegenheit einfach zu lange. Ich kann gar nicht hinsehen… Nervös fährt sich der junge Mann durch die braunen Haare, sich weiterhin zwingend stark zu sein und dem Geschehen zu folgen, als Achim dem Elend ganz plötzlich ein Ende setzt und dem Medusenhaupt mit seiner Faust das Maul stopft.
>Ihr könnt koooooommen!< ruft Achim ihnen zu und klingt dabei als hätte er gerade eine verbotene Truhe voller Süßspeisen aufgebrochen, anstatt den Keller eines üblen Mörders. Unwillkürlich muss Tiuri grinsen, die Art des Ogers Probleme zu lösen ist ganz nach seinem Geschmack, denn mit Rätseln kann er eindeutig nicht so gut.
> Also, wer geht voran? Nach Achim, meine ich?< auch auf Farons Gesicht lässt sich dieses Lächeln erkennen als der Faun die Axt ergreift und sich bereit macht in die Ruine hinabzusteigen.
Wie war das noch mal? Kämpfer zu erst und zum Schluss, Magier in der Mitte, Heiler ganz in die Mitte wo sie sicher sind?
Schulterzuckend sieht Tiuri von Faron zu Olyvar, von dem er das Zeichen zum Aufbruch erwartet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 09. März 2009, 09:20 Uhr
"Achim geht ganz bestimmt nicht voran - wir wissen nicht, wie eng die Gänge dort unten sind oder was uns erwartet. Wenn er auch nur eine Falle übersieht und hineintappt, blockiert er vielleicht den ganzen Weg oder wird getötet, nur weil er keinen Platz hat, auch nur seine Keule zu ziehen." Olyvar schiebt sich an Faron vorbei, erhascht einen kurzen Blick auf einen von mattem Lichtschein beleuchteten Gang, etwa drei Schritt hoch aber nicht einmal zwei Schritt breit und ruft leise, aber bestimmt den Oger zurück, bevor der sich vollends in das Kellerinnere aufmachen kann. "Achim, warte. Ich brauche dich eher… weiter hinten." Olyvar winkt Listig zu sich nach vorn. "Du gehst voraus. Achte auf Fallen und andere Merkwürdigkeiten," raunt er, als der junge Blaumantel ihn und damit die Spitze ihrer kleinen Truppe erreicht hat, dann wendet er sich leise an alle übrigen, die sich hinter ihnen auf den Stufen drängen, mustert sie einen Moment und gibt dann eine Marschordnung aus. "So lange wir uns in so engen Gängen wie dem, der vor uns liegt bewegen, haltet ihr euch alle an folgende Aufstellung. Listig geht voraus, dann versetzt Borgil und ich selbst. Hinter uns folgen Lady Niniane und Tiuri, dann kommen Norn und Steinmetz. Ihr zwei achtet darauf, dass ihr rasch nach vorn oder ans Ende des Zuges gelangen könnt, wenn man euch braucht. Nach den Sappeuren kommt Ihr, Faron, hinter Euch Karmesin und der Narrenkönig. In der Mitte bleiben Aishalanea, die Magierinnen und die Heilerin. Hinter ihnen Connloath und Kemlok, Achim, du machst das Schlusslicht und sicherst nach hinten ab. Der Gang ist nicht sehr breit, geht also so versetzt, dass ihr euch nicht gegenseitig behindert." Damit, den Oger ans Ende ihrer Gruppe zu stellen, ist Olyvar zwar nicht ganz glücklich, aber eine bessere Lösung will ihm auch nicht einfallen. Soweit er das bisher überblicken kann, sind die Gänge zu schmal, um Achim voraus zu schicken, aber immerhin noch breit genug, dass sie sich einzeln an ihm vorbeiquetschen könnten, wenn sie wirklich schnell Fersengeld geben müssen (und der Oger den Bauch einzieht). Faron ist zwar ebenfalls riesig, hat aber bei weitem nicht Achims Ausmaße. "Sollten wir in größere Räume gelangen und dort in Kämpfe verwickelt werden, postiert ihr euch nach eigenem Ermessen, aber die Magierinnen bleiben in der Mitte der Gruppe so lange es irgend geht, und  Connloath und Kemlok bleiben an ihrer Seite, um ihnen mögliche Gegner vom Leib zu halten, wenn sie zaubern. Bereit? Gut, dann stellt euch auf. Wir nutzen jede Deckung, die sich uns bietet so lange wir nicht wissen, was auf uns zukommt. Wenn möglich verständigt euch durch Handzeichen, gebt Befehle von vorn nach hinten weiter und vermeidet es, laut zu sprechen."

So leise wie nur irgend möglich und ohne weitere Worte zu verlieren, machen sie sich in die Kellergewölbe der Ruine auf und gelangen nacheinander in einen etwas mehr als eineinhalb Schritt breiten und schätzungsweise sechs Schritt langen Gang. Der Boden besteht aus kaltem, glatten Stein, die Wände aus grauem Mauerwerk. Schwaches, diffuses Licht erhellt Boden und Wände, doch es ist nicht festzustellen, woher es kommt und die Luft ist kühl, aber nicht unangenehm oder gar abgestanden. Schwach kann Olyvar noch die Gerüche nach Goblin und frischem Blut einfangen, doch er könnte nicht sagen, wohin sie führen.  Listig macht seinem Namen alle Ehre und huscht geduckt voraus, und nach ein paar Schritten verbreitert sich der Tunnel zu ihrer Rechten in einen quadratischen Raum, in dessen nordwestlicher Ecke eine Tür liegt. Aus dem Halbdunkel in südlicher Richtung schimmert sehr schwach ein unheilvoll flackernder, rötlicher Schein aus der Düsternis. "Listig." Obwohl Olyvar nur flüstert, kommen ihm seine eigene Stimme, ja selbst sein Atem laut vor, von den Geräuschen der anderen ganz zu schweigen. Der junge Blaumantel verharrt völlig reglos zwei Schritt voraus und wartet, bis sie zu ihm aufgeschlossen haben. "Keine Fallen bisher, M'lord Commander."
"Ich will wissen, was das rote Leuchten dort vorn zu bedeuten hat und wo es herkommt." Was immer es ist, es sieht alles andere als harmlos aus, doch noch ehe er Listig voraus schicken kann, um den Gang auszukundschaften, hat sich Niniane schon an Borgil vorbei geschoben und starrt mit unergründlicher Miene in die Finsternis. "Ich gehe mit ihm", erklärt die Waldläuferin und spätestens jetzt weiß Olyvar, dass sein Gefühl ihn nicht getrogen hat  - es ist alles andere als harmlos. Welche dämonische Teufelei ist dort im Gang? "In Ordnung, seht nach. Aber ihr solltet nicht allein gehen…" Er weiß, dass Niniane wunderbar auf sich selbst aufpassen kann, aber Listig ist, jedenfalls nach Olyvars Wissen, der einzige ehemalige Dieb, den sie haben und er braucht den Jungen, um ihnen mögliche Fallen aus dem Weg zu räumen. Abgesehen davon ist er viel zu jung zum Sterben. "Ich begleite sie," meldet sich der Zwerg zu Wort, nickt Olyvar zu und bedeutet dann dem Blaumantel und der Halbelbin, vorauszugehen – nur einen Herzschlag später hat das Halbdunkel im Gang sie alle drei verschluckt.

"Wir warten", raunt Olyvar über die Schulter an niemanden bestimmtes gerichtet. "Norn, Steinmetz, an die hintere Tür… nur falls wir überraschend Gesellschaft bekommen." Die beiden Sappeure schleichen in die nordwestliche Ecke des Raumes, alle übrigen verharren, dicht gedrängt und so lautlos wie ihnen irgend möglich. Sie sind immer noch nahe am Fuß der Treppe und falls sich gleich die Neun Höllen vor ihnen auftun sollten, können sie immer noch rasch wieder ins Freie flüchten, doch das ist nur ein schwacher Trost. Mit angehaltenem Atem und klopfenden Herzen warten sie, lauschen in die Düsternis auf jedes noch so kleine Geräusch, doch nichts ist zu hören, geschweige denn zu sehen. Halb erwartet Olyvar, dass gleich Kampfeslärm oder Hilfeschreie durch den Tunnel hallen würden, doch alles bleibt ruhig und still… gefährlich still. Die Hand am Schwertgriff zwingt er sich langsam und beherrscht zu atmen und den Tonus seiner Muskeln locker zu halten, doch nichts geschieht. Es dauert schier endlose Augenblicke, bis Listig zu ihnen zurück kehrt und sich die eher schlanke Gestalt des ehemaligen Beutelschneiders und Schurken aus den Schatten vor ihnen schält. Listig ist allein, aber unversehrt, doch als Olyvar schon erleichtert aufatmen will, fällt sein Blick auf das wachsbleiche und erschütterte Gesicht des jungen Blaumantels. "Was?"
"Lady Niniane schickt mich zu euch zurück, M'lord Commander. Der Zwerg und sie sind… äh dort unten geblieben. Der Gang hinter mir macht einen Knick nach Westen, dort liegt noch eine Tür wie die dort hinten, wo Norn und Steinmetz stehen. Geht man weiter nach Süden macht der Tunnel einen weiteren Knick. An seinem Ende liegt eine… eine Art Tür. Oder eher ein Durchgang, ein… Tor. Aber er wird von starker, dunkler Magie geschützt. Dorther kommt auch das blutige Leuchten. Es ist… es ist angsteinflößend, M'lord. Einem wird übel, wenn man es nur sieht, ich wollte… ich konnte nicht einmal näher herangehen. Mitten auf der Tür dort, in Augenhöhe, prangt ein großes Blutsymbol, das dauernd pulsiert, als würde es atmen… als wäre es lebendig. Lady Niniane sagt, es ist eine Glyphe finsterer Macht. Sie will sie zerstören, aber das braucht Zeit, sagt sie. Borgil bleibt bei ihr, um sie zu beschützen. Er will noch zwei Männer, der Zwerg lässt ausrichten, mit noch zwei Blaumänteln kann er den Gang bis zum Sankt Nimmerleinstag halten. Lady Niniane hat noch gesagt, wir sollen nicht hier bleiben. Irgendwo hinter diesem… Ding ist der, den wir suchen. Wir sollen einen anderen Weg zu ihm finden. Sie will und muss diese Glyphe zerstören. Sie sagt, es sei eine Art… Pfad in die Neun Höllen und sie wisse nicht, was vielleicht… was vielleicht… von der anderen Seite… durchkommt."

Olyvar unterdrückt einen Fluch und presst so fest die Zähne zusammen, dass seine Kiefer knirschen. Götterverdammt! Dann klopft er Listig beruhigend auf die Schulter. "Gut gemacht. Du hast recht daran getan, auf die Lady und den Zwerg zu hören. Keine Sorge. Niniane macht dauernd solche Dinge, das weißt du doch… sie wird das im Handumdrehen erledigt haben." Listig, noch immer blass um die Nase, nickt tapfer und Olyvar wendet sich zu den anderen hinter ihm. "Ihr habt es gehört, wir müssen einen anderen Weg versuchen. So wie es aussieht, haben wir zwei Türen zur Auswahl. Connloath, Kemlok… ihr geht zu Borgil. Folgt dem Gang hinunter bis ihr den Zwerg erreicht. Karmesin, Narrenkönig, ihr übernehmt ihre Aufgabe hier und beschützt die Magierinnen und die Heilerin." Die beiden Ritter nicken und folgen seinen Befehlen, die anderen rücken nach. "Also… mit welcher Tür versuchen wir unser Glück?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 09. März 2009, 20:45 Uhr
Streifenhörnchen?
Mit ausdrucksloser Mimik die keinen Aufschluss darüber gibt ob Atevora über die Bezeichnung unerfreut, verärgert oder amüsiert ist, blickt die Magierin zum Oger hoch während dieser so gefühlvoll ihre Schulter tätschelt wie sie es einem so grobschlächtigen Wesen wie ihm nie zugetraut hätte. Bisher war sie der festen Überzeugung, dass wenn er ihr nur irgendwie zu Nahe kommen würde dies mit mehreren Knochenbrüchen auf ihrer Seite enden würde. Nungut, es war nicht so, dass sie sich nicht eines Besseren belehren ließe.
Streifenhörnchen... Bafft sie in Gedanken dem Oger nach als dieser schon die Treppen zu diesem „Steingesicht“ hinabsteigt.
Als er da so vor dem Medusenhaupt steht und die düstere Grabesstimme eine Zahl verlauten lässt stellt Atevora nochmals fest: Ich halte das für keine so gute Idee. Eine unserer schlagkräftigsten Einhheiten, die ein Oger ist, DAFÜR vorzuschieben. Die Wassermagierin rümpft unerfreut die Nase, als sie ihren Gedanken noch hinzufügen muss: und schade um den netten Kerl obendrein. Besser ich wär‘ gegangen, kann ich doch weder viel gegen Widergänger, Höllenhunde, Lindwürmer oder gar einem hochrangigen Nekromanten etwas ausrichten, höchstens ein paar Goblins ärgern sodenn sie nicht so schwere Rüstungen tragen wie jene zuvor. Gute Güte, ich hätte vorgehen sollen, ich kann nur... Atevora rollt genervt mit den Augen Liliths persönliches Löschkommando. Wie entwürdigend. Warum bin ich nicht gegangen?

Atevors „Sorgen“ um Achims Wohlergehen werden glücklicherweise als unnötig weggefegt als der Oger ganz einfach mit einem Fausthieb das magische Hindernis zertrümmert.
Während Lilith neben ihr geradezu verfällt denkt sich Atevora amüsiert bei sich: Jawohl, wahrlich, Schlagkräftig. Und dass das SO funktionieren könnte hätte ich nun wirklich nie im Leben gedacht. Zudem war Atevora vom direkten Vergleich des gefühlvollen Schulterklopfens zum jetzigen Kraftakt so begeistert, dass ihr für einen Augenblick sogar so etwas wie ein zaghaftes Schmunzeln über ihre Lippen huscht.

Nach kurzen klärenden Anweisungen des Lord Commanders begibt sich die Gruppe schließlich in die „Höhle des Löwen“.
Die Wassermagierin ist sich uneins was sie hinter dem Eingang erwartet hatte, nur eines war sicher: Diese Grabesstille gewiss nicht. Selbst ihre Atemzüge klingen hier unnatürlich laut. Überdies lässt ihr dieses unheilvolle rote Leuchten einen eisigen Schauer über den Rücken laufen. Wobei, nein, nicht der blutrote Schein selbst war es der ihr die Härchen in ihrem Nacken aufstellt, sondern etwas anderes. Es raunt mir förmlich entgegen besser sei es umzukehren. Atevora fühlt sich in ihrem Gefühl bestätigt als sie Ninianes Gesichtsausdruck erspähen kann und die Halbelbe mit Listig, dem Zwerg und zwei Blaumänteln den Gang vor ihnen weiter auskundschaften geht. Atevora tauscht rasch einige Blicke mit ihren Magierkolleginnen. Womöglich war jeden Moment der Augenblick gekommen das am Vortag besprochene umzusetzen, und so lässt sie sich anschließend in die Hocke sinken um durch die Beine jener vor ihr – dafür um an ihnen normal vorbeisehen zu können war sie schließlich zu klein – hindurch in den Gang zu spähen.
Wider Erwarten bleibt alles ruhig. Viel zu ruhig, eine halbe Ewigkeit lang. Dann taucht Listigs Silhouette in der Düsternis des Tunnels auf.
Was Listig zu berichten hat mag ihr im übrigen so überhaupt nicht gefallen. Wenn der Nekromant doch „nur“ seine Braut zurück möchte, wozu in aller Völker Namen die Direktverbindung ins Höllenreich? So nebenher mag sie Olyvars Antwort auf Listigs Ausführungen auch nicht so recht überzeugen.
>“ Keine Sorge. Niniane macht dauernd solche Dinge, das weißt du doch… sie wird das im Handumdrehen erledigt haben."<
Soso, tatsächlich?
Atevora sieht mit ungläubig hochgezogenenen Augenbrauen zu Aurian, fährt sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und steht wieder auf.
> "Ihr habt es gehört, wir müssen einen anderen Weg versuchen. So wie es aussieht, haben wir zwei Türen zur Auswahl. Connloath, Kemlok… ihr geht zu Borgil. Folgt dem Gang hinunter bis ihr den Zwerg erreicht. Karmesin, Narrenkönig, ihr übernehmt ihre Aufgabe hier und beschützt die Magierinnen und die Heilerin."
Also… mit welcher Tür versuchen wir unser Glück <

Atevora ist die Erste die flüsternd auf die Frage antwortet. „Ich wäre für die Reihenfolge: die erste Tür als erstes, die zweite danach..“ Sodenn wir dann noch leben.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 09. März 2009, 22:44 Uhr
>"Achim geht ganz bestimmt nicht voran – wir wissen nicht, wie eng die Gänge dort unten sind oder was uns erwartet. Wenn er auch nur eine Falle übersieht und hineintappt, blockiert er vielleicht den ganzen Weg oder wird getötet, nur weil er keinen Platz hat, auch nur seine Keule zu ziehen,"< verkündet der Lord Commander entschieden und schickt den Oger ganz nach hinten, dafür aber einen jungen Blaumantel voran, bevor er beginnt, die weitere Marschordnung aufzustellen. Aishalanea, welche die letzten Minuten genutzt hat, um sich wieder ein wenig mit Ruß zu tarnen (nur für alle Fälle), findet sich rasch irgendwo in der Mitte wieder, zwischen den drei Magierinnen und der jungen Heilerin. Natürlich ist das nur vernünftig, da jederzeit auch von hinten Goblins oder Schlimmeres sie überraschen können, und sie sagt sich in Gedanken immer wieder, dass sie in der Mitte am sichersten ist, während sie die Treppe hinabsteigen und in einen etwa eineinhalb Schritt breiten Gang treten. Dennoch ist es der Südländerin mulmig zumute, als das breite Kreuz des Ogers das matte morgendliche Tageslicht hinter ihnen zum Erlöschen bringt. Wenn wir uns plötzlich zurückziehen müssen, kommen wir doch nie an dem vorbei!
Ganz entgegen ihren Erwartungen ist es jedoch in dem Gang nicht etwa dunkel, irgendwoher kommt schwaches, diffuses Licht. Auch die erwartete muffige Kellerluft lässt auf sich warten, es fühlt sich gar nicht an wie unter der Erde… Für die gute Luft ist Aisha dankbar, etwas weniger Licht wäre ihr allerdings weitaus lieber, so fühlt sie sich, als würden sie auf eine hellerleuchtete Bühne herausspazieren, um sich dort von was-auch-immer-sie-erwartet in Empfang nehmen zu lassen. Nervös lässt sie sich Olyvars letzte Befehle noch einmal durch den Kopf gehen: Wenn möglich verständigt euch durch Handzeichen, gebt Befehle von vorn nach hinten weiter und vermeidet es, laut zu sprechen. Das letztere fällt ihr nicht weiter schwer, sie verspürt ganz sicher nicht das Bedürfnis, jetzt zu plaudern, und der Kloß in ihrem Hals lässt es fraglich erscheinen, ob sie überhaupt einen Laut herausbrächte, würde sie es versuchen.

An den Tunnel schließt sich ein quadratischer Raum mit einer Tür an, weiter südlich erhellt rötlich flackerndes Licht die Düsternis, einem Feuer zugleich ähnlich wie auf unheilvolle Weise fremd. Aishalanea fühlt sich durch den Schein an die bizarren Kristallformationen ihrer Heimat erinnert, die des Nachts ein ähnliches Leuchten abgeben… ein alles andere als beruhigender Gedanke, kennt sie doch nur zu gut die Geschichten, die besagen, dass das Feuer der Rubinküstenkristalle aus den Tiefen der Neun Höllen heraufsteige…
Sie ist offenbar nicht die einzige, die durch das merkwürdige Licht beunruhigt ist, denn der Lord Commander schickt den jungen Blaumantel voran, worauf Borgil und Niniane sich entschließen, ihn zu begleiten. Beklommen stehen die Zurückgebliebenen am Eingang des quadratischen Raumes und starren den dreien hinterher in das Halbdunkel, dessen flackerndes rotes Licht furchterregende Schatten über die Wände geistern lässt. Sie wagen kaum, sich zu bewegen oder zu atmen; Aishalanea fühlt ihr Herz so deutlich im Hals klopfen, als hätte es sich wirklich dorthin bewegt, und ihr Blut braust so laut in ihren Ohren, dass sie sich kaum wundern würde, wenn das Geräusch sämtliche Goblins in diesem Labyrinth auf sie aufmerksam macht. Es scheint endlos lange zu dauern, bis der junge Blaumantel zurückgeschlichen kommt – zu Aishas Schrecken allein.

Bangen Herzens lauschen sie Listigs Bericht. Ein Pfad in die Neun Höllen… Götter, was kommt als nächstes?! Sie sollen es bald erfahren, denn der Lord Commander wirkt nun grimmig entschlossen. Er schickt zwei weitere Blaumäntel hinter Borgil und Niniane her, dann wendet er sich den übrigen zu: >"Also… mit welcher Tür versuchen wir unser Glück?"<
Die gestreifte Magierin fasst sich als erste: >„Ich wäre für die Reihenfolge: die erste Tür als erstes, die zweite danach.“<
Aishalanea nickt zustimmend. „Ich auch, immer hübsch eins nach dem anderen.“
Niemand scheint den beiden Frauen widersprechen zu wollen – Letztendlich ist es wohl auch egal, ob wir uns den Monstern hinter der ersten oder denen hinter der zweiten Tür zum Fraß vorwerfen…, denkt Aisha sarkastisch, während sie nervös beobachtet, wie der Blaumantel Listig die Tür vorsichtig nach innen aufstößt. Das leise Knarren der Scharniere zerschneidet die angespannte Stille, doch hinter der Tür bleibt alles ruhig und dunkel. Langsam, sich nach allen Seiten umschauend, schleicht sich der junge Wächter einige Schritte in den Raum hinein, und als er keine Fallen findet, winkt er ihnen zu folgen. Im Gänsemarsch folgen sie ihm, voran der Lord Commander, Tiuri, die beiden Blaumäntel und Faron, dann die drei Magierinnen und schließlich Aisha selbst. Das dämmrige Licht hinter ihnen erhellt nur die ersten paar Schritt des Raumes und wirft ihre langen Schatten voraus in die Düsternis. Wie groß der Raum ist, der vor ihnen liegt, ist unmöglich abzuschätzen, denn seine Wände verlieren sich im Dunkel, doch er fühlt sich groß an, nach der Art zu urteilen, wie ihre leisen Schritte in der Stille hallen. Zu ihrer Rechten stehen ein paar große Holzfässer, ansonsten ist nichts in der Dunkelheit auszumachen.
Aisha würde jetzt etwas darum geben, Kaney dabeizuhaben und seine feinen Sinne… sie fühlt sich unwohl in diesem Raum, kaum dass sie mit gezogenem Säbel die Schwelle überschritten hat – als würde ihr etwas auflauern, gerade außerhalb ihrer Sichtweite. Nach den nervösen Blicken zu urteilen, die auch die anderen vor ihr um sich werfen, scheint es ihnen ähnlich zu gehen.

Und dann öffnet sich vor ihnen in der Dunkelheit ein rotglühendes Augenpaar… und noch eines… und noch eines…

Und von der südlichen Wand kommen weitere, insgesamt sicher drei Dutzend. Bevor Aisha noch erschrocken aufschreien kann, erklingt überall um sie her ein vielstimmiges, schrilles Kreischen, und wie auf ein Kommando stürzen sich die Wesen auf Lord Commander, Blaumäntel und Ermittler, fauchend, kratzend, spuckend und mit den spitzen Zähnen zubeißend wie wildgewordene Katzen. Sie sind jedoch keineswegs Tiere, sondern koboldartige Wesen mit langen Ohren, kurzen Schnauzen und zerzausten Backenbärten von undefinierbarer Farbe. Sie reichen den Menschen zwar allerhöchstens bis zum Knie, aber sie sind flink – und sie sind plötzlich überall.

Um Aishalanea herum bricht Chaos aus, an geordneten Kampf ist nicht zu denken. Aber sie hat ohnehin kein Auge übrig, um auf ihre Kollegen zu achten, sie dreht sich verzweifelt um sich selbst und versucht, ihre Angreifer abzuschütteln… eines der Wesen versucht, durch ihren linken Stiefel zu beißen, ein zweites klammert sich an ihren rechten Arm und bohrt seine scharfen Krallen durch Stoff und Haut, und ein drittes hat es gar geschafft, flink wie ein Wiesel auf ihren Rücken zu klettern, wo es nun die Füße auf ihre Schultern stemmt und mit aller Kraft an ihrem langen Zopf zieht. Den Säbel hat Aishalanea im ersten Schreck fallengelassen, aber er wäre ihr gegen diese Gegner sowieso nicht von Nutzen gewesen, die Gefahr, im wilden Getümmel eher sich selbst oder einen der Gefährten zu verletzen, ist zu groß. Wenn irgendjemand mit boshaftem Sinn für Humor jetzt Gelegenheit hätte, den verzweifelten „Tanz“ zu bewundern, den Aisha aufführt, um ihre Quälgeister loszuwerden, dann würde sich derjenige sicherlich köstlich amüsieren – sie hüpft auf einem Bein, schüttelt das andere, versucht dabei abwechselnd, die am rechten Arm hängende Kreatur gegen die Kante der Fässer zu schlagen, oder den auf ihrem Rücken, dessen Gezerre an ihren Haaren ihr vor Schmerz Tränen in die Augen schießen lässt, an der Wand abzustreifen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 10. März 2009, 08:30 Uhr
Weder Olyvar noch Listig, noch den beiden Sappeuren, Tiuri, den Magierinnen oder Faron geht es auch nur einen Deut besser, als der jungen Südländerin, als die hüpfende, fauchende Sithhorde auf sie alle losgeht – und denen, die noch draußen im Gang sind, vermutlich auch nicht, denn die quirligen kleinen Wesen sind schneller als man auch nur "Hoppla" sagen kann überall, und jene, die nicht sie selbst angreifen, rauschen keckernd wie tollwütige Eichhörnchen an ihnen vorbei, um sich auf alles zu stürzen, was sich bewegt und nicht bei drei außer Reichweite ist. Olyvar hat gerade noch genug Geistesgegenwart besessen, um Síail nicht zu ziehen, denn mit einem Langschwert ein halbes Dutzend Siths abwehren zu wollen, wäre wie mit einem Tribock auf Spatzen zu schießen – vermutlich hätte er eher Listig oder Tiuri aufgespießt, als auch nur eines der hüpfenden Fellbündel zu erwischen. Allein vier hängen an seinem linken Bein, verbeißen sich in Kettenwerk und Leder, können zwar dadurch keinen nennenswerten Schaden anrichten, klettern aber rasend schnell an ihm empor in Richtung seines Gesichts, drei klammern sich an seinem Rücken fest, einer hängt an seiner linken Hand und hat sich mit nadelspitzen Zähnen durch das Leder der Handschuhe hindurch schmerzhaft in Olyvars Daumenballen verbissen. Ein anderer klebt an seinem Hals, kratzt über seine Wangen und sein Kinn und hinterlässt dort brennende rote Spuren, ehe es ihm gelingt, das kreischende kleine Ding abzuschütteln und auf dem Boden zu blutigem Brei zu zertreten. Weil ihm nichts anderes einfällt, wirft er sich irgendwann einfach rittlings an die Wand und zerquetscht damit die Siths auf seinem Rücken, bekommt die Hände frei und reißt drei weitere von seinem Bein, doch es scheinen immer mehr, statt weniger zu werden.

Listig hat einen dieser hüpfenden Alptraumkobolde mitten im Gesicht kleben und bereits eine blutige Nase, Tiuri dreht sich wie ein Derwisch und wehrt sich mit heftigen Stiefeltritten, Aishalanea hüpft und springt im Kreis, den Magierinnen ergeht es nicht anders und die drei Frauen können noch nicht einmal daran denken auch nur einen Zauber sprechen zu wollen, weil sie vollauf damit beschäftigt sind, sich kreischende Siths aus Haaren, von den Umhängen und aus den Gewändern zu pflücken. Faron hat einen an seinem verbliebenen Horn baumeln und bestimmt vier weitere im Fell seiner Beine hängen, doch unter seinen Hufen ist der Boden schon rot und glitschig von zertrampelten kleinen Körpern und die beiden Sappeure treten um sich und brechen dünne kleine Genicke so rasch sie nur können. Wie es draußen im Gang bei Achim, Karmesin, dem Narrenkönig und Mealla aussieht, kann Olyvar nicht sagen, aber das laute Kreischen und Keckern sowie diverse Schmerzensschreie und wilde Flüche verraten ihm, dass es ihnen nicht anders ergeht. Für einen Moment frei von felligen, kleinen Gegnern eilt er zu Aishalanea, die ihm am nächsten steht, und holt den Sith von ihren Schultern, der gerade versucht, die Südländerin zu skalpieren, indem er ihm im wahrsten Sinne des Wortes den dürren Hals umdreht. "Helft euch gegenseitig, sie abzustreifen!" Brüllt er über all das Kreischen, Keckern, Keuchen, Fluchen, Krachen und den ganzen Lärm hinweg, und pflückt spuckende und herumfuchtelnde Siths von Aishalaneas Rücken - spätestens nach diesem Angriff und dem damit verbundenen Höllenspektakel können sie sich ohnehin jede Heimlichkeit sparen und den Gedanken, unbemerkt in die Höhle des Ungeheuers zu schleichen getrost vergessen. Ein Sith beißt ihm dabei so heftig in den Finger, dass Olyvar ihn mit einem halblauten Schmerzlaut einfach fallen lässt und schon hat er das wütende kleine Wesen an den eigenen Beinen hängen – zusammen mit zwei Kumpanen, die auch gern ein Stück Lord Commander kosten und zum Nachtisch einen Happen Südländerin verspeisen wollen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 10. März 2009, 09:03 Uhr
Die Horde kleiner, beißender, kratzender Untiere, die sich auf die Ermittler stürzen, machen Aurians Plan zu nichte, den Raum mit einer Lichtkugel zu erhellen. Eben wollte sie ihre Konzentration sammeln, als sich einer der Siths auf sie stürzt und an ihrem Rücken hochklettert und dabei ihre Zopf als Tau verwendet. „Au, was bei allen verfluchten Dämonen der Niederhöllen…“ entfährt es ihr. Geistesgegenwärtig reißt sie den Arm hoch, gerade noch rechtzeitig um ihre Augen vor den Krallen des Untieres zu schützen, das nun auf ihrem Kopf thront. Mit der anderen Hand angelt sie nach dem Ding, bekommt es am Genick zu fassen und versucht es herunterzuziehen – was ihr dann auch gelingt, allerdings um den Preis einiger gewaltiger Kratzer. Angewidert wirft Aurian den Sith gegen die Wand und angelt nach ihrem Dolch, während sie tretend und strampelnd versucht, sich weitere der Plagegeister vom Leib zu halten. Um sie herum tobt das Chaos und der Strom der pelzigen Untiere reißt und reißt nicht ab.

Der Lord Commander pflückt eben Aishalanea einige der Wesen vom Rücken. >Helft euch gegenseitig, sie abzustreifen!< Die Magierin kann Olyvar in diesem Punkt nur zustimmen: Nur gemeinsam haben sie eine Chance gegen diese Dinger. Ihr Blick fällt auf Lilith. Hoffentlich verliert die impulsive Feuermagierin nicht die Nerven und versucht die Sith zu rösten! Eben klammert sich eines der Dinger an ihrem Kopf fest und versucht, sie ins Ohr zu beißen. „Versuch still zu halten!“ ruft Aurian ihr zu, packt den pelzigen Kopf des kleinen Monsters, reißt ihn nach hinten und schneidet ihm die Kehle durch. Angewidert lässt die Magierin die blutigen Reste zu Boden fallen, kann sich allerdings nicht lange mit Ekel oder sonstigen Gefühlen befassen, den drei der Sith, erzürnt über den Tot des Kameraden, fallen über die Halbelbe her: Einer verbeißt sich in ihrem Fuß, ein anderer versucht ihre Hand, in der sie den Dolch hält, zu erwischen und der dritter hat es wieder auf ihr Gesicht abgesehen. Nur knapp schrammen die Klauenfinger an ihrem linken Auge vorbei, hinterlassen dabei aber eine weitere tiefe Schramme. Irgendeiner der Gefährten, Aurian sieht nicht wer, schafft ihr den Gegner schließlich vom Kopf, als Gegenleistung sozusagen ersticht sie einen der Plagegeister, der es auf Tiuris Hals abgesehen hat. Aber es ist ihr keine Atempause vergönnt, irgendwie erscheint es, als kämmen für jeden getöteten Sith zwei neue daher!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 10. März 2009, 10:15 Uhr
Oh verdammt! und ein paar von seinen liebsten zwergischen Flüchen gehen Tiuri durch den Kopf, als in der Dunkelheit plötzlich immer mehr rote Augenpaare auftauchen und sie anstarren. Nur ein Blinzeln später haben sich die kleinen, koboldartigen Wesen auch schon auf sie gestürzt und lassen Ermittler als auch Blaumäntel unnachgiebig ihre Zähne, Krallen und Speere spüren. Es ist beinahe als könnten die elendigen Biester fliegen, denn sie sind tatsächlich überall. Dank der vollen Montur aus Yalaris um seinen Körper, ist Tiuri verhältnismäßig noch gut geschützt, aber dafür bietet er anscheinend eine ganz hervorragende Angriffsfläche für missgelaunte, kletterfreudige Kobolde. Zu gerne wäre er bei dem Ansturm einfach rational und berechnend geblieben, hätte die Schmerzen wie ein Zwerg getragen und dann eines dieser Biester nach dem anderen mit seinen Dolchen aufgespießt. Doch dieser Plan eines Möchtegern-Helden wird sofort vereitelt als einer der Sith sich in Windeseile nach oben hantelt, sich an Tiuris Ohren krallt und ihm auch noch fest in die Nase beißt. Zur exakt gleichen Zeit verbeißen sich zwei andere in Tiuris Stiefel und schließlich ein dritter in seine Hand. Dieser letzte Biss gibt Tiuri auch den Impuls los zu legen, mit heftigen Stiefeltritten entledigt er sich der Scheusale zu seinen Füßen und mit einer instinktiven Armbewegung schleudert er den Sith wie eine bissige Maus gegen die Wand an der er abrutscht und erschlagen liegen bleibt. Endlich die Hände wieder frei bewegbar, greift sich Tiuri den Sith in seinem Gesicht, der gerade versucht die Nasenspitze des Jungen zu seinem Frühstück zu machen. Das kleine Monster krallt sich aber so heftig an Haut und Haar, dass Tiuri nichts anderes übrig bleibt als blind nach seinem Dolch zu tasten und den Sith schließlich von unten aufzuspießen. Froh, dass seine Nase noch ganz ist, er sich nicht selbst ein Auge ausgestochen hat und er auch kein Ohr verloren hat, streift Tiuri so schnell wie möglich den toten Sith von seinem Dolch, schüttelt die glitschigen Sith-Säfte von seiner Hand und muss sich dann auch schon längst wieder gegen weitere Angreifer erwehren.
>Helft euch gegenseitig, sie abzustreifen!< hört er Olyvar nicht allzu weit von sich entfernt rufen, tritt so fest gegen einen Sith zu seinen Füßen, dass man ihn wohl sofort als Kapitän in jede Fußballmanschaft gewählt hätte und greift mit seiner Linken nach einem Sith der sich gerade in Listigs Arm verbeißt. Mit aller Kraft schleudert er den Sith gegen den Boden, trifft dabei zum Glück auch noch einen anderen und wird währenddessen selbst von Aurian von einem dieser Viecher an seinem Hals befreit. Doch als könnten sie gar nicht genügend Höhenluft schnappen, sitzen gleich zwei der Biester auf seinen Schultern und versuchen Tiuri die Ohren abzukauen. Während er, gleichzeitig immer wild strampelnd und tretend, allerdings versucht nach dem einen zu greifen, wehrt ihn der andere mit Bissen in die Hand ab, sodass Tiuri ihn nicht richtig zu fassen bekommt. Erst als sich ein kleiner, kahler, aber krallenbesetzter Fuß in sein Gesicht schiebt, ergreift Tiuri die Möglichkeit beim Schopf und beißt einfach zurück. Überrascht kreischend lässt der Sith von Tiuris Hand ab, mit der der Junge jetzt den zweiten Sith von seinem Hinterkopf pflücken kann um gleich darauf auch den anderen los zu werden.
Keuchend und mit blutiger Nase sieht sich Tiuri in einem der kurzen, angriffsfreien Momente um und erkennt zu seiner Zufriedenheit, dass sich der scheinbar unendliche Strom an Pelzkragenkobolden langsam aber sicher doch noch versiegt.
Mit erneut gezogenem Dolch und neuem Mut wendet er sich dem Rücken Aurians zu, der unter plötzlichem Sithbefall leidet, denn die langen Haare der Magierin sind für die Kobolde wie ein Seil zum Hochklettern.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 10. März 2009, 14:48 Uhr
Lilith folgt der Gruppe, hinter ihr Aisha und vor ihr Aurian, und murmelt dabei unablässig vor sich hin. „Dieses vermaledeite Riesenvieh von einem Oger…kein Respekt vor gar nichts….aber was kann man auch anders von so einem Fellberg erwarten?...bei den neun Höllen aber auch….und für was die ganze Rätselraterei…“ Missmutig stapft sie ebenfalls hinunter in das Kellergewölbe, in welchem es düster ist und ein kühler Luftzug spielt mit einer lockeren Haarsträhne der Feuermagierin. Genervt streicht sie diese hinters Ohr und versucht im Dunkeln etwas zu erkennen. Ihre Augen gewöhnen sich nur langsam an die plötzliche Dunkelheit, doch sie erkennt ein schwacher, roter Schein. Lilith fühlt ein leichtes, ihr bereits bekanntes Prickeln auf der Haut und sie schaudert. Dieser Ort ist wirklich unheimlich und das Gefühl von anwesender, dunkler Magie macht die Sache für Lilith nicht besser. Sorgenvoll reibt sie sich über die Arme, welche mit Hühnerhaut überzogen sind und beobachtet wie der Lord Commander den ehemaligen Dieb Listig zu diesem unheimlichen Leuchten schickt. Die Waldläuferin mit den goldenen Augen, welche Lilith zuvor als Niniane vorgestellt wurde und von welcher sie bereits viel gehört hatte, schliesst sich dem Jungen an genau so wie Borgil. Scheint als würde mich mein Magiegefühl nicht täuschen…irgendetwas ist dort hinten.

Nach einer Weile, es scheinen Minuten zu vergehen, kommt Listig mit bleichem Gesicht zurück und erklärt, dass sich dort vorne eine Glyphe der finsteren Macht befindet und Lady Niniane, wie auch Borgil dort bleiben werden um diese zu zerstören. Sie muss wirklich sehr mächtig sein, wenn sie das kann..Lilith wäre am liebsten auch mitgegangen, einfach um sich die ganze Sache anzusehen, etwas dabei zu lernen oder zu helfen. Doch der Lord Commander schickt nur noch zwei Blaumäntel zu den Beiden und der Rest der Truppe bleibt dort wo er ist. >"Also… mit welcher Tür versuchen wir unser Glück?"< Fragt Olyvar in die unheimliche Stille hinein und Shin, wie auch Aisha schlagen vor einfach die erst Beste zu nehmen. Listig geht wieder vor, öffnet die Türe mit einem Knarren und geht leise in den Raum. Nach kurzer Zeit winkt er den Rest der Truppe hinein und alle folgen dem Blaumantel in den nächsten Raum. Er scheint gross zu sein, doch viel kann man nicht erkennen. Lilith fühlt sich irgendwie beobachtet und sie umklammert ihren Stab so fest, dass ihre Knöchel weiss hervortreten. Eine unheimliche Stille umgibt sie und sie hört nur die Atemzüge ihrer Freunde. Angestrengt versucht sie etwas zu sehen, doch es scheint nur Dunkelheit zu geben. Plötzlich tauchen in den Schatten viele rotglühende Augenpaare auf und Lilith zuckt vor Schreck zusammen, bevor das Chaos um sie herum losbricht.

Kleine, pelzige Wesen greifen die Truppe an und stürzen sich mit ohrenbetäubendem Gekreische auf die Ermittler. Lilith verliert sofort den Überblick und sie fühlt, wie kleine, scharfe Zähne sich in ihrem Bein verbeissen. Mit ihrem zugespitzten Stock schlägt die Feuermagierin wie wild um sich, denn an Magie kann sie bei dem Chaos gar nicht erst denken. Zwei dieser kleinen Biester haben sich in ihren Beinen verbissen und Lilith schüttelt den einen ab und durchbohrt den zweiten mit ihrem Stab. Doch schon sitzen drei weitere auf ihrem Rücken und ihrer Schulter. >„Versuch still zu halten!“< Schreit Aurian ihr zu, was aber schwerer ist als gesagt. Die Gardemagierin schneidet einem der Wesen, welches sich gerade gefährlich nahe an Liliths Ohr befindet die Kehle durch und die Feuermagierin schüttelt das blutige Pelzknäuel angeekelt weg. Für einen Dank bleibt ihr kaum Zeit, denn sie schlägt weiter wie wild um sich, durchbohrt und zerquetscht die kleinen Wesen und reisst hie und da eines der Viecher vom Rücken der anderen Magierinnen.

Die Kratzer, welche die kleinen, koboldartigen Monster hinterlassen brennen wie Feuer und Lilith hat einige davon im Gesicht und vor allem ihre Arme und Beine werden arg in Mitleidenschaft gezogen. Nur ihr Oberkörper ist zum Glück relativ gut geschützt durch das Lederwams. Eine weitere Kreatur will gerade auf ihren Kopf steigen, zieht dabei an den langen, schwarzen Locken und verbeisst sich schlussendlich in Liliths Schulter. Die Magierin zieht ihren Dolch aus der Scheide und spiesst den Unhold kurzerhand damit auf. Angeekelt lässt sie das blutende Ding auf den Boden fallen und trampelt wie wild darauf herum, ohne dabei aufzuhören mit ihrem Stab schwungvolle Bewegungen zu machen um weitere Viecher davon abzuhalten auf sie hinaufzuklettern.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 10. März 2009, 19:00 Uhr
In der vom Lord Commander festgelegten Formation betreten sie die Kellergewölbe unterhalb der zerfallenen Ruine des ehemaligen Ailín-Anwesens. Listig huscht geduckt voraus und erkundet den Gang, wobei er sorgsam nach nach versteckten Fallen oder etwas ähnlichem Ausschau hält. Soweit sie dies erkennen können, sind sie von kalten, glatten Steinwänden umgeben, die Quelle des diffusen Lichts, das um sie herum herrscht, ist nicht auszumachen.
Schließlich ist in südlicher Richtung ein rötlicher Schimmer im Halbdunkel erkennbar und Listig, Lady Niniane und Borgil verlassen die Gruppe, um der Ursache des geheimnisvollen Lichtscheins auf den Grund zu gehen – es handelt sich, wie sie bald darauf erfahren, um eine Glyphe finsterer Macht. Faron, als Nicht-Magier, sagt dies herzlich wenig, aber das ist nicht wirklich schlimm: Die Worte »Glyphe finsterer Macht« und Ninianes Aussage es handele sich um eine »Art Pfad in die Neun Höllen« sind selbsterklärend genug und dem Faun läuft es kalt den Rücken hinab. Was mag uns noch erwarten?, fragt er sich insgeheim – fassungslos. Und das alles im Namen einer Liebe, die vor so vielen Götterläufen zu Grabe getragen wurde ... Kann das wirklich sein? Was für ein Wahnsinn. Ungläubig schüttelt er leicht den Kopf.

Der Lord Commander schickt derweil zwei Blaumäntel hinter der Halbelbe und dem Zwerg her und fragt anschließend, Listigs Bericht aufgreifend, welcher der beiden entdeckten Türen sie sich als erstes zuwenden sollen. Schlussendlich entscheidet man sich für den Vorschlag der Reihe nach vorzugehen und einfach bei Tür No. 1 zu beginnen und dann, so Soris ihnen weiterhin hold ist, mit Tür No. 2 fortzufahren.
Wie sich herausstellt, scheint die Glücksmaid sie im schummerigen Licht der Kellergewölbe jedoch nicht besonders gut im Auge behalten zu können. Oder vielleicht ist die Archonin just in diesem Moment auch von etwas Wichtigerem abgelenkt. Womöglich haben sie aber auch einfach nur so Pech, egal. Bereits hinter der ersten Türe werden sie auf jeden Fall von einer äußerst unangenehmen Überraschung empfangen – Sith. Ein glühend rotes Augenpaar nach dem anderen wird geöffnet und ein vielstimmiges, unangenehmes Kreischen hebt an. Paradoxerweise besteht Farons erste Reaktion auf das Zusammentreffen mit den Moorunholde lediglich aus einem einzigen schlichten Gedanken: Ah, der Alte hat tatsächlich nicht übertrieben ...

... dann bricht auch schon das Chaos über sie herein und die Gruppe wird förmlich von Moorunholden überrannt. Hier zählt nur eins: Masse statt Klasse. An einen geordneten Kampf ist in dieser Situation nicht zu denken und Faron erkennt rasch, dass ihm Rœskva hier weit weniger nützt als gesunde Faunshufe und -hände oder sein gut geschärftes Jagdmesser. Angesichts dieser Erkenntnis ist dem Obersten Stallmeister schnell klar, was er zu tun hat und so trampelt er einfach wahllos alles nieder, was unvorsichtig genug ist ihm unter die Hufe zu kommen.
Fünf Sith gelingt es dennoch den riesigen Faun anzufallen. Vier krallen sich in seinem Fell fest und einem besonders toll-dreisten gelingt es sogar irgendwie das gewundene Faunshorn zu erklimmen. Genervt versucht Faron die lästige Kreatur abzuschütteln, die ihm immer wieder mit der freien vierfingerigen Hand (die sich nicht an sein Horn klammert) ins Gesicht zu schlagen. »Helft Euch gegenseitig sie abzustreifen!«, hört er den Ruf des Lord Comamnders in dem ganzen Durcheinander und wirbelt herum. Norn und Steinmetz befinden sich gar nicht weit von ihm und rasch erreicht. Ein paar Blicke genügen den drei Männern um sich zu verständigen, einander gegenseitig von den fortwährend kreischenden Geschöpfen zu befreien und sich schließlich Rücken an Rücken gegen nachfolgende Quälgeister zu verteidigen.

Längst haben sie den Überblick über die Zahl ihrer Angreifer verloren. Faron hat das Gefühl das auf den zu Tode gekommenen Sith mindestens zwei neue folgen. Ja, die Zahl der Moorunholde scheint eher zuzunehmen anstatt zu schrumpfen. Verdammt, wo kommen die nur her?, fragt er sich, immerhin liegen die Rhaínlande nicht unbedingt um die Ecke. Dem Faun bleibt keine Zeit, diesem Gedanken länger zu folgen. Sein Fell, vor allem sein Schweif, bieten den hartnäckigen Biestern gute Angriffspunkte, die sie beharrlich zu nutzen versuchen. Die Wunden, die ihre Krallen reißen, sind schmerzhaft, doch Faron ignoriert sie gekonnt indem er sich einfach vorstellt, es handele sich um ganz gewöhnliche Verletzungen, wie sie ihm als Falkner nicht fremd sind.
Langsam arbeiten Norn, Steinmetz und er sich bis zu Tiuri und dem Aurian vor, die ihnen im Augenblick am nächsten sind. Was bei Achim und Mealla, Karmesin und dem Narrenkönig vor sich geht, können sie nicht erkennen, wohl aber das der Lord Commander Aishalanea beisteht, während Lady Shin und Lilith ziemlich allein stehen. „Teilen wir uns“, schlägt der Faun vor. „Norn, Ihr helft Tiuri und Aurian. Steinmetz, wir werden den  beiden Magierinnen helfen. Haltet mir den Rücken frei, ich gehe voran.“ Gemeinsam bahnen sie sich ihren Weg durch die Unholde, wobei Faron rigoros alles niedertrampelt, was ihm dabei in die Quere kommt, während er  gleichzeitig versucht, die beiden Frauen etwas näher zu sich und Steinmetz heranzuwinken.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 10. März 2009, 22:26 Uhr
Dreck..
Ist der erste und letzte klare Gedanke der Atevora durch den Kopf geht bevor sie von mehreren kreischenden, kratzenden und beißenden kleinen Quälgeistern angefallen wird. Rein instinktiv greift sie noch nach ihren Wurfmessern und möchte es einem der Angreifern entgegen werfen, doch sie kommt nicht mehr dazu. Die Biester sind überall, sie beißen ihr in den Hintern, zerkratzen ihr das Gesicht und reißen ihr die Haare fast büschelweise aus. Atevora kann die Flut an kleinen lästigen Vierfingerfellkneul kaum abwehren. Es sind zu viele auf einmal, sie sind zu schnell und ihr fehlt beinahe die Kraft die krallenden anhänglichen Monster von sich loszureißen. Kaum hat sie es geschafft eines der Biester mit dem Messer abzustechen ohne sich dabei selbst zu verletzen sind zwei neue an dessen Stelle.
Den Übrigen um sie herum ergeht es nicht sonderlich besser. Die Südländerin springt sonderbar im Kreis, Tuiri windet sich, Aurian spuckt Gift und Galle und der Lord Comander geht kurzfristig auf Tuchfühlung und Kuschelkurs mit der Steinwand.
Dass Lilith auch noch mit dem Kampfstab um sich schlägt und zeitweise nur sehr knapp ihre umgebenden Kollegen damit nicht verdrischt ist auch nicht gerade optimal.

Die Magierin registriert davon aber herzlich wenig, denn ein weiteres Backenbartmonster krallt sich an ihr fest und beißt ihr schmerzhaft in den Oberarm. Sie schafft gerade es das Ding von sich zu reißen, schon springt ihr ein zweites auf den Rücken das ihr die Haarpracht vom Schädel reißen möchte. In dem Moment sieht sie Liliths Stab auf sie zuraßen. Atevora denkt nicht mehr, reagiert nur noch, bückt sich, der Stab saust um Haaresbreite über ihren Kopf hinweg und trifft genau das rotäugige Biest auf ihrem Rücken, dass plötzlich erschlafft davon geschleudert wird. HA! Ätsch!
So überraschend einen kurzen Moment frei von Angreifern gerät ein Vierfingerteufel in ihr Blickfeld der geradewegs auf Aurian zuhält. Atevora sieht nur den Quälgeist, eine freie Schussbahn davor eine Wand dahinter, reagiert gedankenleer, schleudert dem abspringenden Pelzmoster ein Wurfmesser entgegen und trifft. Wie? Ich hab tatsächlich get..
Ein weiterer Sith springt auf sie zu und versucht ihr wild fauchend die Kehle aufzubeißen. Nur mit äußerster Not bekommt sie ihn zu fassen und reißt ihn von sich weg wobei seine Krallen tiefe Spuren an ihrer Wange entlang hinterlassen. Prompt verwechselt sie der Quälgeist mit einem Steak und beißt kräftig zu, aufdass sie ihn schmerzgeschreckt fallen lässt. Doch bevor das Vieh auch nur daran denken kann wieder zu attackieren wird sein Schädel von harten Faunenhufen zu Brei zertrampelt. Wäre die Zeit dazu gewesen, hätte Atevora dem übrig  gebliebenem Sithblutbrei demonstrativ gönnerhaft den Mittelfinger entgegengestreckt. Doch so wirft sie Faron nur einen dankenden Blick zu und zieht sich schwer atmend und keuchend seinen Bedeutungen folgend und dabei noch ein zwei weitere anstürmende Kreaturen wie Bälle davonkickend, hinter den hochgewachsenen Faun und dem Blaumantel zurück. Die Beiden halten glücklicherweise mit ihren Leibern den Großteil der mittlerweile etwas nachlassenden Angriffswelle ab und verschaffen ihr somit ein Hauch von Erholung und etwas Luft.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 12. März 2009, 20:28 Uhr
Draußen vor der Tür sieht es nicht viel anders aus als in dem gewölbeartigen Kellerraum, über den vor wenigen Augenblicken die Hölle in Form von unzähligen kleinen, kreischenden Handfegern hereingebrochen ist – zumindest hält Achim die struppigen, bärtigen Sith im ersten Augenblick für genau solche, als sie gleich rudelweise aus der Finsternis gesprungen kommen. Schließlich dämmert ihm, dass dies die besagten Vierfingerkreischteufel sein müssen, von denen der Grünling in Olyvars Solar gesprochen hat, und wie er leidvoll feststellen muss, tragen sie diese Bezeichnung auch völlig zu recht, denn sie fabrizieren ein derart schrilles und gellendes Geschrei, dass dem armen Oger schon die Ohren klingeln, obwohl er sich noch nicht einmal im wildesten Kampfgetümmel befindet. Zusammen mit dem Narrenkönig, Karmesin und dem Heilermädel ist er in dem engen Gang vor der Tür zurückgeblieben, und im Augenblick ist er auch ganz froh darüber, denn die Sith, die es überhaupt durch die Tür hinaus schaffen, sind nur wenige im Gegensatz zu den Horden, mit denen sich die armen Ermittler und Blaumäntel im Inneren des Raumes herumschlagen müssen. Immerhin sind es noch so viele, dass sie wegen dieser lästigen kleinen Biester ganz schön ins Schwitzen kommen und einen wilden Tanz aufführen müssen, um sie schnellstens wieder loszuwerden.

Karmesin und der Narrenkönig haben dabei die junge Heilerin in ihre Mitte genommen und versuchen sie so gut als möglich vor den kreischenden Teufelchen zu schützen, und auch Achim selbst hat alle Hände voll zu tun. Zwei dieser scharfkralligen kleinen Plagegeister haben die Verwechslung strammer Ogerbeine mit Kletterbäumen auch bereits bitter bezahlen müssen, drei weitere, die auf Achims breiten Rücken Huckepack reiten wollten, kleben platt wie Flundern und ziemlich tot an der Tunnelwand, und die blutigen Eingeweide eines weiteren pult Achim nun gerade von seiner Keule. "Hmpf, was für ein Schmadder", ekelt er sich und beäugt naserümpfend den gewaltigen Prügel in seiner Rechten, um den sich undefinierbares Gedärm gewickelt hat. "Die war frisch gewienert und geputzt! Oh, warte, Mädchen..." Beiläufig pflückt er der heftig um sich tretenden und schlagenden Heilerin einen der kreischenden Kobolde aus den Haaren, bricht ihm mit einem einzigen Griff seiner überdimensionalen Pranke das Genick, und lässt ihn dann auf den Haufen mit seinen toten Kumpanen fallen. "Alles in Ordnung mit dir?" Fürsorglich klopft er der totenbleichen Mealla die Schulter und blickt sich dann nach seinen beiden Kollegen um. Karmesin und der Narrenkönig kommen ganz gut ohne ihn zurecht, wie er aus den Augenwinkeln bemerkt, und auch im Inneren des Raumes ebben die Kampfgeräusche, das Kreischen und das Waffengeklirr allmählich ab.

Nachdem der Oger eine Fackel entzündet hat, leuchtet er damit in den Raum hinein und riskiert einen vorsichtigen Blick. "Alle noch am Leben?" Am Leben sind tatsächlich noch alle, auch wenn die meisten von ihnen aussehen, als wären sie in einen mittleren Wirbelsturm geraten: zerkratzt, verbeult und mit blutigen Schrammen übersät, mit zerrissener Kleidung und völlig zerfledderten Haaren. Sogar Olyvar sieht ziemlich derangiert aus und statt des ordentlichen Zopfes im Nacken trägt er ein reichlich verwüstetes Vogelnest auf dem Haupt, was dem Oger ein unterdrücktes Grinsen entlockt. Der Rest der Truppe sieht auch nicht viel besser aus, aber soweit Achim erkennen kann, ist niemand ernsthaft verletzt und bis auf die Kratzer und Schrammen sind wohl alle, auch er selbst, mit halbwegs heiler Haut davongekommen. Die unruhig flackernde Fackel in der Faust wagt der Oger sich in den Raum hinein, leuchtet in Winkel und in Ecken und versucht sich ein Bild von diesem Gelass zu machen, in dem sie nun gelandet sind.

Rings um die Ermittler und Blaumäntel, die langsam wieder zu Atem kommen, ist der Steinboden glitschig von Blut und mit kleinen struppigen Leichen und diversen Sith-Resten übersät, was wirklich kein schöner Anblick ist. Zu genau will er diesen blutigen Teppich nicht untersuchen und leuchtet stattdessen an den Wänden entlang, die aus verwittertem, grauem Stein bestehen. Der Raum ist recht verwinkelt mit mehreren Nischen und außerdem viel größer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, denn was sie zunächst für eine feste Begrenzungsmauer gehalten haben, entpuppt sich lediglich als Trennwand, die den Raum in zwei Hälften teilt: in der Mitte dieser Mauer tut sich ein breiter, offener Durchgang auf, durch den man in den südlichen Teil des Raumes gelangt und dort weiter zu einer Tür, die wieder auf den Korridor hinausführt. Auch in der westlichen Wand befindet sich eine Tür, ebenso aus dicken Holzbohlen wie die beiden anderen, und mit einem einfachen Riegel versehen, der sich allem Augenschein nach leicht öffnen lassen wird. Decke, Wände und Boden sind aus schmucklosem, glattem Stein und das ganze Gewölbe macht auf den Oger den Eindruck eines ehemaligen Lager- oder Vorratskellers. Die rotäugigen Koboldswesen scheinen es allerdings schon längere Zeit als Wohnstatt zu benutzen, denn entlang der Wände sind Lager und Schlafstätten aus Kaninchenfellen und alten Lumpen zu finden.

In einer Nische rechts der Tür stehen nebeneinander aufgereiht drei große, stabile Fässer, die bei flüchtiger Betrachtung kaum mehr als altes Gerümpel erhalten, zerbrochene Werkzeuge und Gerätschaften, rostige Eisenteile und unbrauchbaren Plunder. Der Oger spart sich vorerst eine genauere Untersuchung und auch die beiden schweren Fässer im südlichen Teil des Raumes rührt er nicht an. Ich werde mich hüten und meine Hand da reinstecken, nachher hab ich einen abgebissenen Finger oder ich finde irgendwelche stinkenden Leichenteile oder noch schlimmeres, neenee. Bis auf die Fässer und die Überreste der Sithlager gibt es in dem geräumigen Gewölbe nichts Nennenswertes zu entdecken und Achim, der gerade bei einer oberflächlichen Inspektion des südlichen Teils ist, will sich schon fast wieder abwenden, als ihm ein schwacher Lichtschein in einer der düsteren Ecken neben der zweiten Tür auffällt. Als er mit der Fackel in diese Nische leuchtet, findet er dort einen kleinen, ziemlich verrotteten Käfig, wie man ihn üblicherweise für Hühner oder anderes Geflügel verwendet, um dieses zum Markt zu bringen. Er ist aus Weidenzweigen zusammengezurrt und mit einer Hanfschnur gesichert, und in seinem Inneren, auf einer Handvoll schmutzigem Stroh, kauert ein sanft leuchtendes ... ja, was?

Es ähnelt entfernt einer Fee, und doch auch wieder nicht. Etwa so hoch wie eine Ogerhand breit ist, sieht es zart und zerbrechlich aus, mit langen, feinen Gliedern und durchscheinenden Schmetterlingsflügeln, heller, blasser Haut und einem zerzausten Haarwust auf dem Kopf. Das heißt, vielleicht waren Haut und Haare einst hell und schimmernd, im Moment jedoch ist das Wesen so schmutzig und eingestaubt, als hätte es in einem Rattennest geschlafen. Mit gerunzelter Stirn betrachtet der Oger das feingliedrige Geschöpf, das völlig in sich zusammengesunken ist und nicht mehr Regung zeigt, als schwach vor sich hin zu leuchten. "Ich weiß zwar nicht, was du bist, aber du könntest mal 'ne Wäsche vertragen", versucht er eine freundschaftliche Annäherung. "Siehst'n bisschen vergammelt aus." Aus dem zusammengesunkenem Häuflein Elend hebt sich kurz ein blasses Gesicht, kaum größer als Achims Daumennagel, und einen Lidschlag lang starrt ihn daraus ein riesiges, himmelblaues Augenpaar an, dann fällt das Dingelchen wieder in sich zusammen und ein winziger Schluchzer ist zu hören. Sofort regt sich Achims weiches Ogerherz und er hätte das kleine Leuchtwesen am liebsten auf der Stelle an seine breite Mutterbrust gerissen und gehätschelt und betütelt – aber das traut er sich dann doch nicht, denn das Geschöpf sieht nicht so aus, als würde es eine fürsorglich tätschelnde Ogerhand überleben.

Also hebt er nur vorsichtig das Wrack von Käfig auf und brummt dem Wesen darin beruhigend zu: "Keine Sorge, wir kriegen das schon hin." Er hat keinen blassen Schimmer, wie er diesem Leuchteding helfen kann, aber dass er es hier in diesem düsteren Keller und in ein Weidenzweiggefängnis gesperrt nicht einfach seinem Schicksal überlassen kann, ist ja wohl klar. So behutsam, wie man es einem drei Schritt großen Oger mit fassdeckelgroßen Pranken kaum zutrauen würde, balanciert er den Käfig zu Olyvar und den Ermittlern hinüber. "Das da hab ich dort hinten gefunden. Das arme Dingelchen ... wir müssen es mitnehmen! Weiß vielleicht jemand, was das ist? Ich hab so was noch nie gesehen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 13. März 2009, 10:31 Uhr
Während Lilith weiter gegen die kleinen Plagegeister kämpft, sieht sie aus den Augenwinkeln wie Faron näher zu ihr und Lady Shin rückt und die beiden Frauen zu sich winkt. Dies ist gar kein so einfaches Unterfangen. Bei jedem Schritt, bei dem Lilith sich nicht auf die Siths konzentrieren kann, springen weitere dieser kleinen Monster an ihr herauf und zerkratzen ihre Arme und Beine. Wütend stapft die Magierin herum, schüttelt sich wie ein nasser Hund und faucht wie eine wild gewordene Katze. Bei Faron angekommen, ebbt die Angreiferflut etwas ab und die Feuermagierin kann sich eine kleine Verschnaufpause gönnen, bevor wieder einzelne Fellknäuel auf sie zuspringen. Allmählich aber brechen die Kampfgeräusche ab und Ruhe kehrt in den Raum ein. Lilith schaut an sich herunter und betrachtet dann ihre Gefährten: zwar sind einige Gesichter zerkratzt, Haare zerzaust, Kleider zerrissen, doch niemand scheint ernsthaft verletzt zu sein. Auf dem Boden liegen Duzende Kadaver der kleinen, pelzigen Biester und die glatten Steine sind vom Blut rot gefärbt. „Eklig….diese kleinen Höllenviecher, eine echte Plage!“ Murmelt Lilith und tritt energisch auf einen Sith, welcher sich noch bewegt hat.

Die Feuermagierin begutachtet den Schaden an ihren Beinen und wischt sich Staub und Dreck von ihrem Hemd. Das Lederwams hat ihr gute Dienste erwiesen, auch wenn dieser nun etwas zerkratzt aussieht. Auch ihr Umhang war dick genug, um einige der scharfen Klauen abzuwehren und nur der Saum war etwas zerfetzt. Im Gegensatz zu ihren Hosen, welche nur noch in Streifen an ihren Beinen hängen. „Na wunderbar….“ Lilith errötet leicht, da sie es sich nicht gewohnt ist, in freizügigeren Kleidern herumzulaufen und sie versucht den grössten Schaden mit einem Tuch etwas zu verbergen, welches sie sich um die Hüften bindet. Die blutigen Fellstücke, welche noch an ihrem Stab hängen streift sie an einem der herumliegenden Stofffetzen ab und eine leichte Übelkeit steigt in ihr auf. Zwar hat Lilith kein Problem mit Blut, doch diese zermantschten Überreste sind wirklich nicht gerade sehr appetitlich. Mit einem Schluck aus ihrem Wasserschlauch, versucht sie den üblen Geschmack im Mund zu vertreiben und atmet dabei ruhig ein und aus.    

Achim entzündet währenddessen eine Fackel und beginnt damit den Raum abzusuchen. Lilith, welche sich wieder etwas besser fühlt, versucht das Chaos auf ihrem Kopf etwas in Ordnung zu bringen, gibt dann aber resigniert auf. Sie folgt dem Leuchten der Fackel und schaut sich ebenfalls etwas um. Es scheint aber nichts Interessantes zu geben, ausser ein paar Schlafstätten und einige Fässer mit Gerümpel. Die Magierin guckt gerade in eines der Fässer, als sie Achims tiefe Stimme hinter sich hört: >"Ich weiß zwar nicht, was du bist, aber du könntest mal 'ne Wäsche vertragen"< Die Magierin dreht sich erstaunt um, um zu sehen was der Oger gefunden hat, doch seine massige Gestalt verbirgt sein Fundstück. Gerade als sie zu ihm gehen will, dreht sich Achim um und kommt mit einem Käfig in der Hand auf die Gruppe zu. >"Das da hab ich dort hinten gefunden. Das arme Dingelchen ... wir müssen es mitnehmen! Weiß vielleicht jemand, was das ist? Ich hab so was noch nie gesehen."<

Lilith schaut in den Käfig rein und zeiht erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. Eine kleine, sehr schmutzige Gestalt mit feingliedrigen Flügeln sitzt ziemlich traurig und erschöpft in dem kleinen Gefängnis und schaut mit herzerweichendem Blick in die Runde. „Nun, wenn ich mich nicht täusche ist das ein Irrlicht.“ Murmelt Lilith und tritt einen Schritt näher. In der Schule musste sie einmal ein Buch über magische Wesen lesen und da gab es ein wunderschönes Bild von einem Irrlicht. Achims Fund hat zwar nicht wirklich sehr viel damit gemeinsam, so staubig und traurig wie es aussieht, dennoch sieht es ganz nach einem Irrlicht aus. „Vielleicht sollte man dem Ding etwas zu Essen und zu Trinken geben…es sieht irgendwie nicht so gesund aus.“ Meint die Magierin und stösst dabei Aurian etwas an, welche neben ihr steht.  


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 13. März 2009, 13:14 Uhr
Es scheinen Stunden zu vergehen aber dann nimmt die Flut an pelzigen, beissenden und kratzenden Sith doch ab und versiegt dann zur Gänze. Aurian atmet tief durch. Achims Fackel erhellt den Raum und zeigt, wie zerzaust die ganze Truppe aussieht und die Halbelbe kann sich sehr gut vorstellen, wie sie selbst aussieht. Zudem brennen die Schrammen, die die Klauen der Angreifer hinterlassen haben. Mit einem Sefzer wischt sie den blutigen Dolch an den Fetzen ihres Hemdärmels ab, während sie Lilith dabei beobachtet, wie diese versucht, mit einem Tuch ihre Kleidung zu sanieren. Als ob das im Moment nicht egal wäre, abschauen wird ihr jetzt sicher keiner was!.

Der Ogar ist mittlerweile in den hinteren Teil des Raumes, der hinter einem Durchgang verborgen ist, vorgedrungen und die anderen folgen ihm in mehr oder minder großem Abstand. Aurian ist gemeinsam mit der Feuermagierin eine der ersten und selbige stößt sie mit einem Mal an, um sie auf Achims Fund aufmerksam zu machen. Was gar nicht notwendig gewesen wäre: Schon beim Betreten des Raumteiles hat Aurian die Angst eines Wesens gespürt, ganz deutlich, beinahe zum Greifen. Und nun sieht sie auch, wer sich da so fürchtet – verständlicherweise: Ein Irrlicht, wild zerstrubelt und schmutzig und mit den Kräften am Ende, sitzt in einem winzigen Käfig, den der Ogar in seinen riesigen Pranken hält. >Vielleicht sollte man dem Ding etwas zu Essen und zu Trinken geben…es sieht irgendwie nicht so gesund aus.< Lilith sieht Aurian an, mit einem Blick der nur zu deutlich sagt, dass sie nicht wirklich bereit ist, sich des kleinen Wesens anzunehmen. Innerlich verdreht die Gardemagierin die Augen…Ding! Das ist ein Lebewesen, intelligent und verständig, wie eigentlich alle magischen Wesen. Aurian hatte sich in ihren Studien immer wieder mit all diesen Wesen befasst, fasziniert von ihrer natürlichen Verbundenheit mit der Magie.

Vorsichtig macht sie einen Schritt auf den Ogar und den Käfig zu. Die Angst des Irrllichtes steht im ins Gesichtchen geschrieben, als es sich zitternd ins hinterste Eck seines Gefängnisses drückt. „Schsch ganz ruhig wir tun dir nichts“ versucht die Halbelbe das Wesen zu beruhigen. „Alles wird gut, ganz ruhig“ vorsichtig öffnet sie die Tür des Käfigs, die Hanfschnur zerfällt sowieso schon beim Hinsehen. Dann fingert Aurian aus ihrer Tasche ein kleines Stückchen Brot, nicht größer als ein Krummen heraus und legt ihn dem Wesen hin. Mit großen Augen sieht das Irrlicht sie an, saust dann vor, schnappt den Krummen und drückt sich wieder an die hintere Käfigwand. Die Gruppe nicht aus den Augen lassend knappert es an dem Stückchen herum. Aurian öffnet ihre Feldflasche, kippt ein wenig Wasser in die hohle Hand und hält sie dem Irrlicht hin. Sie weiß, dass diese Wesen nur schwer Vertrauen fassen und bei einem gefangenen Irrlicht ist es sicher noch schwerer, selbiges zu eringen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 13. März 2009, 19:36 Uhr
>"Alles in Ordnung mit dir?"<, fragt Achim freundlich und schlägt Mealla für seine Verhältnisse zwar vorsichtig, aber immer noch kräftig auf den Rücken. Entgeistert schaut die Heilerin zu ihm auf. Sie steht knöcheltief in Sithüberresten und Blutlachen, sie hat gerade Wesen das Leben genommen, die ihr knapp bis zum Knie reichen – wie soll da auch nur irgendetwas in Ordnung sein? Will der Oger sie auf den Arm nehmen? In seinen Augen sieht sie allerdings keinen bösen Willen oder Ironie, sondern nur beinah väterliche Besorgnis. Verwirrt nuschelt sie "Geht schon" und schaut sich argwöhnisch um, ob noch irgendwo eins dieser  Biester zu sehen ist. Es sind nur noch wenige übrig, um die sich Karmesin und der Narrenkönig kümmern. Wieder wandert Meallas Blick zu dem Schlachtfeld und all den kleinen Leichen, die jetzt gar nicht mehr so furchterregend wirken, wie als sie sich gleich einem Bienenschwarm, auf die Truppe stürzten. Ich habe noch nie vorher getötet… Denn man kann sagen was man will, Siths sind auf jeden Fall eine Plage und nicht ungefährlich, aber nichtsdestotrotz Lebewesen, die zumindest bis zu einem gewissen Grad denken und fühlen können. Kurz lässt sie das Bild noch auf sich wirken, dann wendet sie sich ab, hebt den Blick und tritt zu den übrigen Ermittlern in den großen Raum. Sie selbst hat dank der zwei Ritter an ihrer Seite und des Ogers hinter sich, nur einen nicht erwähnenswerten Kratzer abbekommen, bei den anderen sieht das teilweise anders aus. Schwer verletzt sind zwar auch sie nicht, doch sie haben zahlreiche Wunden von Sithkrallen, Sithzähnen und Sithspeeren abbekommen. Sofort macht sich Mealla daran die Verletzungen zu versorgen, denn das letzte was sie jetzt brauchen können, ist ein Ermittler oder Blaumantel mit einer Blutvergiftung. So erbärmlich wie die Siths hier gelebt zu haben scheinen, wäre es kein Wunder, wenn sie den größten Dreck an Zähnen und Krallen gehabt hätten. Dabei ist es Mealla auch herzlich egal, ob irgendwelche Magierinnen sich zieren, weil sie kein Bein zeigen wollen - es ist ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Mitglieder des Trupps in der bestmöglichen Verfassung sind, da ist es ihr herzlich egal, wo sie verletzt sind und ob sie sich möglicherweise schämen, die Stellen herzuzeigen.

Nachdem alle Wunden versorgt sind, begibt sich der Trupp auf Schatzsuche in den großen Raum. Die Lager der Siths geben außer Unrat, Dreck und verlausten Kaninchenfellen nichts her. Vorsichtig begutachten die beiden Sappeure die drei Fässer um festzustellen, dass eins davon mit Sauerkraut gefüllt ist, während die beiden anderen mit diversem Gerümpel vollgestopft sind, unter anderem unbrauchbare Geräte und Angelschnüre. "Irre ich mich, oder riecht das nach Fisch?", fragt Norn den anderen Blaumantel und deutet dabei auf eins der Fässer. Steinmetz schnuppert, nickt und antwortet mit Kennermiene: "Aal, kein Zweifel." Diese Erkenntnis hilft ihnen nicht weiter, deshalb stöbern sie weiter in den Fässern herum, ohne etwas Interessantes zu finden.
Währenddessen begutachtet Mealla ein Wandbrett an der gegenüberliegenden Wand, dort findet sie eine Menge Kerzenstummel, einige leere Buntglasphiolen, ein wenig Lampenöl und eine Statue, die so gar nicht ins Bild passen will. Sie ist gut eine Handspanne groß, besteht aus sanft milchig weiß schimmerndem Alabaster und zeigt auf einem kleinen Sockel die schöne Gestalt eines Galaran Caleynes oder auch "Ross der Gischt". Sacht fährt Mealla den lang gestreckten Körper nach, der einem Wal oder Farlir zu gleichen scheint. Als Augen dienen zwei winzige Kristalle, die mit höchster Kunstfertigkeit in das runde Gesicht eingelassen wurden. Auf seinem Kopf trägt das Wesen ein langes, fein gearbeitetes Horn, das etwas mehr als halb so lang ist, wie der Körper. Ein wenig Hoffnung kann im Kampf gegen einen Nekromanten kann nicht schaden, denkt sich Mealla und will die Statue gerade den anderen zeigen, als sie hört, wie Achim fragt: >"Weiß vielleicht jemand, was das ist? Ich hab so was noch nie gesehen."<

Interessiert dreht sich die Heilerin um, die Statue in der einen Hand und betrachtet das kleine, verschmutzte Wesen in seinem Käfig, das am Ende seiner Kräfte zu sein scheint. Sofort schmilzt Meallas Herz dahin und überrascht stellt sie fest, dass es dem Oger nicht anders zu gehen scheint. Der hält den Käfig mit der zarten Gestalt so vorsichtig, als handle es sich um ein rohes Ei und pures Mitgefühl spricht aus seinem Gesicht. Mit den bösartigen Ogern aus den Geschichten hat er wirklich nichts gemein… Auf seine Frage antwortet Lilith, dass es sich wohl um ein Irrlicht handelt und stellt den Satz in den Raum, dass es sicherlich Hunger hat. Du hast genau wie wir alle Verpflegung bekommen, warum gibst du ihm nicht etwas davon ab? Diese Lilith wird der Heilerin immer unsympathischer, de sich selbst sofort auf die Suche nach etwas Geeignetem in ihren Taschen macht. Sie essen doch Obst, wenn ich nicht irre… Aurian redet währenddessen beruhigend auf das Irrlicht ein, öffnet die Käfigtür und hält ihm schließlich einen Brotkrumen hin. Das kleine Wesen muss ziemlich verhungert sein, denn es packt sich sofort das Stückchen und verkriecht sich wieder in seinem Käfig. Danach hält ihm Aurian in der hohlen Hand ein wenig Wasser hin, das das Irrlicht nur kritisch mustert. Du armes Ding, wer weiß, wie lange du schon hier unten bist, vielleicht schon mehrere Jahre… Und das eingesperrt in einem so winzigen Käfig! Endlich hat Mealla gefunden, wonach sie gesucht hat, und holt ein paar Trockenfrüchte aus einer Seitentasche. "Vielleicht schmecken dir die eher", sagt sie mit sanfter Stimme und legt die Trockenfrüchte direkt hinter der Tür auf den Käfigboden. Kurz schaut das Irrlicht von den Krumen zu dem Obst und lässt das Brotstückchen zu Boden fallen um sich eine Dörrpflaume zu schnappen. Zunächst lässt Mealla das kleine Wesen essen, dann fragt sie lächelnd: "Verrätst du uns, wie du heißt?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Atevora am 15. März 2009, 17:32 Uhr
Endlich Vorüber. Mit einem dumpfen Laut prallt der letzte Fellleib gegen die glattgraue Mauer und gesellt sich zu den übrigen Toten.
Wie ein makaberer Teppich aus absonderlich verdrehten, enthaupteten oder aufgeschlitzten Körpern, Köpfen mit blicklos entseelt starrenden Augen, sowie bizarr emporragenden kleinen Krallenhändchen - als wären es skurrile Gebilde oder abnorme Skulpturen geschaffen vom morbiden Geist eines fehlgeleiteten Künstlers - liegen die kleinen Wesen nahezu bodendeckend rings um Atevora.

Verständnislos starrt Atevora auf die ekelerregenden blutigen Überreste des Massakers. Kein einigermaßen denkfähiges Lebewesen bei klaren Verstand verhält sich so. Selbst die minderbemitteltsten wussten wann es besser daran ist „Fersengeld“ zu geben. Waren die Sith eine bemittleidenswerte Ausnahme oder was sonst mochte die Fellbiester, zumindest jene die bereits erkennen konnten, dass sie hoffnungslos unterlegen waren, dazu bewogen haben sich weiter in den sicheren Selbstmord zu stürzen, anstatt ihr Heil in der Flucht zu suchen?
Erst als die Heilerin an sie herantritt um mit einem feuchten sauberen Tuch und Tausenblattwasser die Wunde in ihrem Gesicht zu reinigen hebt Atevora den Blick wieder und schafft es den inneren Schauder von sich abzustreifen.

Nachdem Maella fertig ist bedenkt auch die Magierin den Raum mit einem flüchtigen Rundblick. Ob das die Fässer mit den Aalen waren?
>"Irre ich mich, oder riecht das nach Fisch?"<
>"Aal, kein Zweifel."< Geben Norm und Steinmetz als Antwort bevor Atevora auch nur ein Wort gesagt hat. „Ich werte das als ein JA.“
Das Ereignis bewirkt, dass ihr Interesse am umliegenden Gerümpel und den kahlen Wänden verflogen ist bevor sie auch nur begonnen hat den Raum und dessen Inhalt überhaupt näher zu begutachten. Ihrer Meinung nach würden die anderen, die an ihrer statt bereits das „Sithgemach“ näher in Augenschein nehmen, bestimmt auch ohne ihr Zutun alles entfernt interessante entdecken. Somit beschließt sie anstatt einer näheren Rundschau die zwei abgängigen Wurfmesser wieder einzusammeln. Wenig einfühlsam stakst sie also über die Ansammlung an kleinen Kadavern, wobei ihre Schritte von unschönen knackenden Geräuschen, die von brechenden kleinen Knochen herrühren, oder seltsamen Schmatzen begleitet werden, wenn sie unachtsam in eine Ansammlung aus Gedärme tritt. Ihr Gesicht gleicht einer emotionslosen starren Maske während sie einige Leiber grob mit dem Fuß zur Seite schiebt und das erste Messer wieder an sich nimmt. Als sie gerade das zweite aus einem der toten Sith herauszieht, das Metall am nächstbesten Stoff abwischt und wieder zu den anderen Wurfmessern steckt, rollt ihr Achims Frage ans Ohr: >"Weiß vielleicht jemand, was das ist? Ich hab so was noch nie gesehen."<
Prompt Antwortet Lilith, dass es sich wohl um ein Irrlicht handelt.
Interessiert dreht sich Atevora um und möchte durch den schmierigen schwer nach Kupfer und anderen Flüssigkeiten stinkenden Teppich zu ihren Kollegen waten, da setzt sie einen unbedachten raschen Schritt, rutscht am glitschigen Untergrund aus „Wuhaaa..“ und landet weich gepolstert mit dem Hinterteil im matschigem Sithbrei.
Während die Anderen damit beschäftigt sind das ach so arme süße kleine verdatterte Irrlicht zu betüddeln und ihm Obst und Wasser reichen versucht Atevora wieder aufzustehen, rutscht dabei neuerdings aus und kann gerade noch verhindern sich abermals in den blutigen Überresten zu wälzten.
„Ist ja widerlich..“

Mittlerweile tatsächlich äußerst mies gelaunt strafft sich Atevora, stapft durch die Ansammlung aus Leibern, Blut und anderen Körpersäften und gesellt sich zu den Übrigen die noch immer eifrig damit beschäftigt sind das liebliche kleine Irrlicht, das sich soeben zögerlich als Apfelgriebs vorstellt, zu umsorgen.

Das Irrlicht, das vorhin scheinbar schon etwas aufzutauen begonnen hat, scheint von Atevoras „Ankunft“ nicht besonders erfreut und weicht vor der Magierin reservierten Haltung und dem taxierenden Blick zurück.
Irrlichter sind Empathen. Vermutlich fühlt es, dass die Magierin entgegen der Anderen nicht voll Sorge und Mitgefühl, sondern höchstens von kühlem Interesse oder Gleichgültigkeit zum kleinen Ding vor sich erfüllt ist. Sie hatte zuvor noch nie ein Irrlicht lebend zu Gedicht bekommen und eine gewisse Neugierde oder einen Forscherdrang gegenüber allen magischen Kreaturen konnte ihrem Wesen bestimmt zugesprochen werden, doch was speziell mit dem kleinem Leben vor ihr weiter passierte war ihr im Grunde schlichtweg ziemlich gleichgültig. Nungut, im Gleichklang bedeutete das selbstverständlich auch, dass sie auch nicht den geringsten Eifer verspürte dem Wesen Leid anzutun, es zu quälen oder gar zu töten.
Aurian, die Atevoras hinzustoßen ebenfalls bemerkt hat bedenkt sie mit einem seltsam kritischen Blick. „Was ist? Ich wälze mich immer in den Kadavern meiner Feinde, das dient zur Abschreckung zukünftiger Angreifer.“ Auf die frostige Aussage antwortet Aurian mit einem Stirnrunzeln und einer Mimik in der sich eine Mischung aus Entrüstung, Skepsis und Unglauben spiegelt. Sie möchte gerade zu einer Frage ansetzen doch Atevora greift dem trocken mit einer wegwerfenden Handbewegung vor: „Das war natürlich Unsinn. Ich war bloß ungeschickt.“ Ein schlichtes „Achso.“ ist das Einzige das die Gardemagierin darauf erwidert.

Atevora, die in ihrem Denken meistens weniger emotionsbeladen sondern eher rein praktisch veranlagt ist, kommt bei einem weiteren Blick auf das Irrlicht gleich die Idee, dass es eventuell mehr über diese Räumlichkeiten wissen könnte. Aus diesem Grund fragt sie das kleine Ding auch gleich unverwandt mit möglichst neutralem Tonfall danach: „Hallo. Habe ich recht verstanden, Apfelgriebs ist dein Name, nicht?“ Ein kurzes zaghaftes Nicken antwortet ihr. „Fein. Ein lieblicher Name. Mich nennt man übrigens Lady Shin. Weißt du womöglich näheres zu den Gewölben hier?“ Noch immer ein wenig scheu verneint das Irrlicht und erklärt kurz und herzerweichend, dass sie bis auf ein paar Grünhäute die es in einem kleineren Sumpf irgendwo in der Nähe gefangen haben und diesem Raum mit den Rotaugenbiestern nichts gesehen hat.
„Bedauerlich..“ Wäre auch zu schön gewesen..
„Nungut.“ Atevora wendet sich wieder an die Anderen. „Wollen wir dann weiter? Mich interessiert was aus den Dramoraalen, die wohl einst in den Fässern dort waren, geworden ist. An die Sith oder Goblins verfüttert wurden sie wohl kaum, zumindest kann ich es mir nicht denken. Apfelgriebs, es versteht sich natürlich von selbst, dass du jederzeit „gehen“ kannst, ich möchte noch anmerken, dass draußen auf der Lichtung herrlich die Sonne herab lächelt und sowie ich mich erinnern kann sind Irrlichter von Sonnenschein ebensowenig begeistert wie meinereins. Du kannst uns natürlich auch gerne begleiten und, sodenn du magst, freundlich den Weg leuchten.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 16. März 2009, 19:01 Uhr
Nachdem es Shin und Lilith gelungen ist Faron und Steinmetz etwas entgegen zu kommen, tun die beiden Männer ihr möglichstes, um die beiden Magierinnen so gut es geht gegen neue Sithangriffe zu verteidigen.
Die kleinen Biester sind lästig und zäh, immer wieder attackieren sie ihre Gegner, doch nach einer Weile ist der Kampf beendet und die garstigen Geschöpfe sind endlich geschlagen. Erleichtert atmet Faron auf und schaut sich um. Die beiden Magierinnen haben einige Blessuren abbekommen, aber ebenso wie alle anderen, sind sie glücklicherweise nicht schlimmer verletzt worden. Der Faun mustert seine eigenen Wunden und nimmt dann, ebenso wie Achim, eine Pechfackel zur Hand. Warmer Lichtschein bringt etwas Helligkeit in das Halbdunkel des Raumes als es ihm schließlich gelingt die Fackel zu entzünden. Während Achim sich bereits daran macht, das Gewölbe näher zu erkunden, lässt er zu, dass Mealla seine Wunden in Augenschein nimmt, reinigt und falls nötig verbindet.

Schließlich ist die junge Frau fertig und der Faun begibt sich zu Norn und Steinmetz. Nachdem auch die beiden Sappeure versorgt sind, folgt er ihnen hinüber zu den drei Fässern und leuchtet den beiden Männern mit seiner Fackel, während sie den Inhalt der Holzfässer begutachten. In einem befindet sich sauerkraut, in den zwei anderen entdecken sie allerlei Gerümpel. Die Sappeure denken sich beim Anblick einiger Angelschnüre und dem unverkennbaren Geruch von Aal nicht viel, doch Faron erinnert sich. Die zwei Dutzend Dramoraale, die damals gestohlen wurden! Damals, als gerade der erste Leichenfund untersucht wurde ...
»Das da hab ich dort hinten gefunden. Das arme Dingelchen ... wir müssen es mitnehmen! Weiß vielleicht jemand, was das ist? Ich hab so was noch nie gesehen«, verkündet mit einem Mal Achims wohltönende Ogerstimme und zieht sogleich die Aufmerksamkeit aller auf sich. Insbesondere die Damen, allen voran Lilith, Aurian und Mealla, zeigen sich am Fund des Ogers - einem winzigen verschreckten Irrlicht - ausgesprochen interessiert. Sogleich werden Brotkrummen und Trockenobst herausgekrammt und es wird geradezu um das Vertrauen des kleinen Geschöpfs gerungen. Faron beobachtet das Treiben der anderen amüsiert, bleibt selbst aber dezent im Hintergrund - dem armen IMoorgeist hüpfen schon genug neugierige Riesen vor der Nase herum, da muss sich seine hünenhafte Faunsgestalt nicht auch noch hinzugesellen.

Shin, direkt und kühl wie immer, beweist nicht so viel Zurückhaltung und entschließt sich nun ebenfalls, zu dem Damentrio hinzu zu stoßen und das arme Irrlicht sogleich mit ihrer ganzen liebreizenden Freundlichkeit zu überschütten. Faron und die beiden Sappeure wechseln vielsagende Blicke, von Feingefühl - so viel ist ihnen klar - verstehen die übrigen anwesenden Frauen einiges mehr. Um so erstaunlicher ist, dass das winzige Geschöpf die Fragen der Wassermagierin, wenn auch nur zögerlich, trotzdem beantwortet. Ausgesprochen wort- und tränenreich schildert es, wie es an diesen Ort gelangt ist und was es darüber weiß - was leider nicht viel ist. Lady Shin bringt das Bedauern aller, die sich bereits ein paar hilfreiche Hinweise erhofft hatten, mit der für sie typischen und unnachahmlichen Art und Weise auf den Punkt: »Bedauerlich... Nungut.«

Die bleiche Magierin schaut entschlossen in die Runde. »Wollen wir dann weiter? Mich interessiert was aus den Dramoraalen, die wohl einst in den Fässern dort waren, geworden ist. An die Sith oder Goblins verfüttert wurden sie wohl kaum, zumindest kann ich es mir nicht denken«, verkündet sie, was die Aalfässer anbelangt, ist sie offenbar zu dem selben Schluss gelangt wie der Faun. »Apfelgriebs«, wendet Shin sich an das Irrlicht, »es versteht sich natürlich von selbst, dass du jederzeit „gehen“ kannst, ich möchte noch anmerken, dass draußen auf der Lichtung herrlich die Sonne herab lächelt und sowie ich mich erinnern kann, sind Irrlichter von Sonnenschein ebensowenig begeistert wie meinereins. Du kannst uns natürlich auch gerne begleiten und, sodenn du magst, freundlich den Weg leuchten.«
Faron kann gerade noch ein leises Aufstöhnen unterdrücken. Meine Güte, wäre ich lediglich 20 Sekhel groß, noch dazu ein Irrlicht und in besserer Verfassung, ich würde das als _Einladung_ für allerlei Schabernack betrachten... Wenn es sich tatsächlich entschließt uns zu begleiten und zu helfen, anstatt uns hier unten im Stich zu lassen oder in die Irre zu führen, dann bestimmt nicht aufgrund von Lady Shins umwerfender Überzeugungskraft. „Vielleicht sollten wir erst einmal die zwei Fässer im südlichen Teil dieses Raumes untersuchen, bevor wir weitergehen“, wirft er ein. „Und womöglich hat, abgesehen von Achim, ja auch jemand anderes etwas Interessantes oder Nützliches entdeckt, das wir wissen sollten, ehe wir die nächste Tür in Augenschein nehmen.“ Sein Blick begegnet eher zufällig dem von Mealla und bemerkt schließlich die kleine Statue in ihrer Hand. Er nickt der Heilerin kurz aufmunternd zu und wechselt dann einen kurzen Blick mit Tiuri.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 16. März 2009, 20:52 Uhr
Als die Sith endlich allesamt tot um sie verteilt liegen, nutzt Tiuri die Zeit sofort um auf seine Nase hinunter zu schielen. Er hat ja mit der Zeit versucht sich der meisten Eitelkeiten zu entledigen, aber so ganz ohne Nase möchte er dann eigentlich doch nicht dastehen. Doch das einzige was er im ersten Moment ausnehmen kann ist Blut, von einer Nasenspitze keine Spur. In seinem Hinterkopf hört er schon die Leute in der Stadt sagen: Das ist Borgils Ziehsohn, war mal ein hübscher Junge, aber seit diesem Sith-Vorfall…
Zum Glück dauert es nicht lange bis sich die junge Heilerin Tiuris annimmt und als sie es schafft die Blutung zu stillen, kann auch Tiuri erkennen, dass seine Nase zwar ein paar Löcher mehr hat als vorher, aber immerhin soweit noch ganz ist und vermutlich auch wieder normal verheilt.
Hoffentlich hab ich mir nichts eingefangen, wer weiß wo diese Sith vorher waren…
Tiuri beobachtet – noch immer kritisch seine Nase kräuselnd, als hätte er Angst, dass sie plötzlich abfallen könnte – die beiden Sappeure dabei wie sie die drei Fässer im nördlichen Teil des Raumes untersuchen. Sauerkraut und Gerümpel, zumindest der Geruch von Aal, aber nichts was ihnen in irgendeiner Form weiterhelfen könnte. In diesem Augenblick taucht Achim aus der südlichen Seite des Raumes auf, in der Ogerpranke einen Käfig mit einem äußerst seltsamen kleinen Wesen. Auf die Frage des Ogers ob jemand wisse was das sei, kann Tiuri nur mit den Schultern zucken, die Nachhilfestunden über magische Wesen sind in seinem Unterricht einigermaßen vernachlässigt worden. Doch zum Glück hat Lilith auch sofort die Antwort parat und stellt fest, dass sie es hier mit einem Irrlicht zu tun haben. Diese Erkenntnis erklärt Tiuri auch nicht wesentlich mehr, also hält er etwas Abstand um das Flattertierchen nicht noch mehr zu verschrecken und um sich keinen peinlichen Fehler zu leisten, der zeigen würde, dass er nicht die geringste Ahnung hat was ein Irrlicht eigentlich ist.

Aurian, Lilith und Mealla sind sofort dabei diverses Essen in das kleine Ding hinein zu stopfen und Tiuri wartet geduldig ab, wo doch alles was ihn eigentlich interessiert ist, ob dieses Irrlicht namens Apfelgriebs ihnen irgendetwas Interessantes über diesen Keller erzählen kann. Doch immerhin war die kleine Irrlichtdame seit längerem eine Gefangene von Goblins und Sith, was bestimmt kein Zuckerschlecken ist und so möchte Tiuri nicht so taktlos sein und Apfelgriebs einfach mit seinen Fragen bestürmen – und so vielleicht auch noch völlig verschüchtern.
Trotzdem ist er einigermaßen dankbar, als Lady Shin ihm diese Sache abnimmt und mit dem ihr eigenen Liebreiz und Feingefühl eines azurianischen Dreihorns das Irrlicht ausquetscht. Wie aber zu erwarten war, weiß Apfelgriebs über nichts bescheid, denn Siths sind nicht besonders gesprächig und mehr als diesen Raum hat sie nicht zu Gesicht bekommen. Auf den freundlichen Hinweis, dass Apfelgriebs jetzt die Möglichkeit hat das Weite zu suchen, sich aber auf einen strahlendschönen Sommermorgen gefasst machen soll, sieht das kleine Irrlicht eher verschreckt aus. Es scheint richtig auf die Größe eines magischen Glühwürmchens zusammen zuschrumpfen, während Aurian im unentwegt freundlich in die winzigen Ohren flüstert. Er kann nicht hören was die Magiernovizin zu dem Irrlicht sagt, aber es scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen, denn mit der Zeit scheint ihr das leuchtende Persönchen immer mehr zu vertrauen.
Farons Stimme reißt ihn jäh aus seinen Irrlichtstudien und lässt Tiuri verwirrt hochblicken, denn die ersten Worte des Fauns sind ihm glatt entgangen.
Und womöglich hat, abgesehen von Achim, ja auch jemand anderes etwas Interessantes oder Nützliches entdeckt, das wir wissen sollten, ehe wir die nächste Tür in Augenschein nehmen.
Der Blick des Fauns streift über Mealla, der er freundlich zunickt und bleibt dann schließlich bedeutungsvoll an Tiuri hängen, der den Blick des Stallmeisters gerade nicht so recht zu deuten weiß. Im ersten Moment fragt er sich ob Faron auch aufgefallen ist, dass die kleine Heilerin irgendwie süß ist, aber dann stellt er fest, dass es um etwas ganz anderes geht, als der Faun sich aufmacht den Rest des Raumes genauer in Augenschein zu nehmen. Stillschweigend und gemeinsam mit den Sappeuren Norn und Steinmetz folgt er Faron, der geradewegs auf die anderen Fässer zusteuert, während Tiuris Blick schon längst misstrauisch auf der verschlossenen Türe liegt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 16. März 2009, 21:48 Uhr
Irgendjemand - sie hat im Moment wirklich keinen Atem übrig, um herauszufinden, wer, oder sich gar bei demjenigen zu bedanken - pflückt der wie wild um sich selbst kreiselnden Aisha den Sith vom Rücken (sie hört gerade noch einen widerlichen trockenen Knacklaut) und verschafft ihr damit ein bißchen Freiraum, den sie nutzt, um den zweiten Kobold, der an ihrem Arm hängt, schwungvoll mit dem Kopf gegen die eisenbeschlagene Kante eines der Fässer zu schlagen. Der sehnige kleine Körper erschlafft und fällt zu Boden wie eine Lumpenpuppe. Damit hat die Südländerin die Hände frei, und der dritte Plagegeist, der immer noch an ihrer Stiefelspitze kaut, wird kurzerhand mit einem zweckentfremdeten Wurfmesser erdolcht - mit den Dingern zu werfen, traut sie sich in diesem Getümmel sowieso nicht.

Lange hat sie jedoch keine Ruhe, bevor schon ein weiterer die Fässer als Sprungschanze nutzt, um auf ihrem Nacken zu landen und von hinten mit seinen Krallen in ihr Gesicht zu fahren - glücklicherweise verfehlt er ihre Augen.
>"Helft euch gegenseitig, sie abzustreifen!"< hört sie den Lord Commander direkt hinter sich brüllen. Der Klammergriff des Siths um ihren Hals läßt nach, praktisch im selben Moment gefolgt von einem Schmerzenslaut Olyvars - als sie sich nach dem Lord Commander umdreht, umklammern gerade drei der Mistviecher seine Beine. Hastig sieht sich Aisha nach einer geeigneteren Waffe um und schnappt sich kurzerhand ein rostiges Eisenrohr, das neben ihr aus einem der Fässer herausragt. Mit dem Ding brät sie zweien der Kobolde kräftig eins über den Schädel, bevor Olyvar den Verbliebenen mit einem Fußtritt an die gegenüberliegende Wand befördert.

Jetzt hat sie erstmals seit der Kampf begann die Gelegenheit, sich umzusehen. Der Boden ist bedeckt von einem widerwärtigen Teppich aus Blut, Lumpen, Gedärmen und kleinen pelzigen Körpern. Irgendwo dazwischen stehen Ermittler und Blaumäntel in zerfetzten Kleidern, mit zerkratzten Gesichtern und zerzausten Haaren. Von Liliths Hosen ist nicht mehr viel übrig, Tiuris Gesicht ist voller Blut, aber ernsthaft scheint keiner von ihnen verletzt zu sein. Erleichtert lässt Aisha das Eisenrohr fallen, wischt das Wurfmesser am Pelz eines der toten Viecher ab und schiebt es zurück in die Ärmelscheide (die nun nicht mehr wirklich verborgen ist, weil der Ärmel darüber in Fetzen herunterhängt). "Was in aller Welt war das?!" Angewidert dreht die Südländerin mit der (angebissenen) Stiefelspitze einen der Körper um und begutachtet das tote Wesen, das jetzt, abgesehen von den langen Klauen, ziemlich harmlos aussieht.

Aishalanea ist mit einer Bißwunde am Arm und einigen Kratzspuren im Gesicht davongekommen, die sie von der jungen Heilerin bereitwillig verarzten läßt. Über Liliths albernes Getue mit den Überresten ihrer Kleidung kann sie nur den Kopf schütteln - haben sie nicht wirklich andere Sorgen?
>"Irre ich mich, oder riecht das nach Fisch?"<
>"Aal, kein Zweifel."<
machen die Stimmen der beiden Sappeure Aisha wieder auf die Fässer aufmerksam. Vorsichtig schnuppert sie daran - ja, kein Zweifel, es riecht hier wie im Fischereihafen. Von den gestohlenen Draamor-Aalen hat die Händlerin auch gehört - interessant.

Auf der anderen Seite des Raumes hat Mealla inzwischen eine kleine Statue gefunden, die Aishas Interesse weckt - es sieht aus wie eine Art Wal aus schimmerndem Alabaster, mit einem langen Stoßzahn auf der Stirn - unzweifelhaft ein Gischtross. Andächtig fährt die Südländerin mit dem Finger über das gewundene Horn der Figur. Auf ihrer Reise in den Norden hat sie damals in der Straße von Yrianamur eine kleine Herde dieser magischen Wesen beobachtet. "Das ist wunderschön... wie kommt das wohl hierher?"

Erneut werden sie abgelenkt, denn nun ist der Oger fündig geworden, und sein Fundstück ist quicklebendig: ein matt leuchtendes, schmutziges Feenwesen in einem Käfig - laut Lilith handelt es sich um ein Irrlicht, aber die kennt Aisha nur aus Legenden. Sie hält sich ein bißchen im Hintergrund, während die anderen das bemitleidenswerte Wesen belagern, ihm Essen und Trinken anbieten und es mit Fragen bedrängen, die es zögernd beantwortet. Leider weiß es nicht viel zu berichten, das ihnen weiterhelfen könnte. Es stellt sich als "Apfelgriebs" vor, was Aishalanea ein schiefes Grinsen entlockt. Ich beschwer mich nie wieder über meinen Namen...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 17. März 2009, 15:24 Uhr
Das Irrlichtmädchen schaut nur mit großen Augen in die Runde, während es an dem Dörrobst knabbert, dass die Heilerin ihr hinhält. Schließlich wagt es sich auch an Aurian heran und nimmt, zuerst zögernd dann immer gieriger, einige Schlucke Wasser aus der hohlen Hand der Halbelbe. „Schsch ruhig, nicht so hastig, keiner nimmt‘s dir wieder weg!“ Aurians Beruhigungsversuche werden allerdings je unterbrochen, als sich Lady Shin in ihrer, für die Ermittler schon bekannt ruppigen Art, an Apfelgribs wendet. Was das Wesen allerdings zu berichten hat, ist nicht viel: Außer diesem Raum hat es nichts von den Räumlichkeiten gesehen und außer den Sith auch nicht wirklich andere Wesen. >…Apfelgriebs, es versteht sich natürlich von selbst, dass du jederzeit „gehen“ kannst, ich möchte noch anmerken, dass draußen auf der Lichtung herrlich die Sonne herab lächelt und sowie ich mich erinnern kann sind Irrlichter von Sonnenschein ebenso wenig begeistert wie meiner eins. Du kannst uns natürlich auch gerne begleiten und, sodenn du magst, freundlich den Weg leuchten.<  Mit diesen Worten wendet sich die Wassermagierin den Fässern zu, die soeben von den Gardisten und Achim in näheren Augenschein genommen werden. Der Fischgeruch wird, je länger sie sich in diesem Raum aufhalten, immer penetranter und Arian rümpft die Nase. Frisch ist der schon lange nicht mehr!

Die Aussicht auf Sonnenlicht lässt das Irrlicht erbeben. „Ganz ruhig!“ flüstert Aurian Apfelgribs zu. „Du musst nicht hinaus ins Helle. Keine Angst! Du kannst mit uns kommen, setz dich hier auf meine Schulter und wenn es dir zu gefährlich wird, kannst du dich auch gerne hier in meiner Tasche verstecken! Aber was die Lady angesprochen hat, das mit dem Leuchten?...Es würde uns schon sehr helfen, weil hier unten gibt es noch mehr Gefahren und mit etwas Licht wären wir auf diese besser vorbereitet! Willst du das machen?“ Sanft blickt die Magierin das Irrlichtmädchen an. Dieses fährt sich durch die strubbligen Haare, kratzt sich am Näschen, wodurch es etwas Staub einatmet und niesen muss „Hatschi“ Es klingt fast wie das Piepsen eines Mäuschens. Dann antwortet Apfelgribs, ebenso leise: „Ok ich komm mit. Aber ich bleib bei dir, weil die anderen mögen mich nicht, das weiß ich jawohl! Außer die Große da vielleicht…“ sie weißt mit dem Fingerchen auf die Heilerin „aber die anderen machen mir Angst! Und leuchten tu ich auch, aber nur wenn ich da bleiben darf, da auf deiner Schulter!“ Mit diesen Worten klettert sie auf Aurians Schulter und hält sich an einer Haarsträhne fest, die sich gelöst hat.

Die Magierin sieht sich um: Die anderen haben inzwischen das Interesse an Apfelgribs verloren und widmen sich dem Rest des Raumes. Maella hat eine kleine Statue gefunden, die sie gerade mit Faron und Tiuri in Augenschein nimmt. Aurian gesellt sich dazu. „Kannst du bitte etwas leuchten?“ bittet sie das Irrlicht. Das kleine Wesen kommt der Bitte umgehend nach und im Schein von Apfelgribs können die vier nun jede Einzelheit erkennen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 17. März 2009, 16:00 Uhr
Das kleine Irrlicht fasst, nachdem es etwas in seinem Magen hat, genug Vertrauen um den Ermittlern seinen Namen zu verraten. Mealla wechselt einen Blick mit Aurian, in deren Augen sie dieselben Gefühle sehen kann, die auch sie empfindet und stellt ruhig fest: „Apfelgriebs, du bist bei uns so sicher, wie man hier unten sein kann und brauchst dich nicht mehr zu fürchten.“ Zunächst schaut das kleine Wesen noch ein wenig skeptisch, doch als Mealla den Blick hält, erwidert es schließlich das Lächeln und wenn die Heilerin nicht alles trügt, beginnt es allmählich heller zu leuchten. Doch dann taucht die seltsame, blasse Magierin auf und sorgt prompt dafür, dass Apfelgriebs zurückweicht und sehr ängstlich wirkt. Allmählich dämmert Mealla, dass Irrlichter wohl in der Lage sind, die Empfindungen anderer Wesen wahrzunehmen, so wie auch Elben. Umso beunruhigender ist sein Verhalten gegenüber Lady Shin, die Apfelgriebs folglich ziemlich unangenehme Gefühle entgegen bringen muss. Kritisch unterzieht Mealla der Magierin einer genauen Betrachtung und bemerkt die Massen von Blut an deren Kleidung, die dort noch nicht waren, als die Heilerin sie vorhin versorgt hatte. Aber wie… woher? Die Lady antwortet auf die Blicke der übrigen mit seltsamer Stimme: >„Was ist? Ich wälze mich immer in den Kadavern meiner Feinde, das dient zur Abschreckung zukünftiger Angreifer.“< Schockiert reißt Mealla die Augen auf und atmet hörbar ein. Das darf doch nicht wahr sein… Bei den Göttern… Glücklicherweise stellt die Magierin rasch richtig: >„Das war natürlich Unsinn. Ich war bloß ungeschickt.“< Hätte sie das nicht getan, hätte sie wohl im nächsten Moment eine ausrastende Mealla erleben dürfen. Auch so kocht das Blut noch in den Adern der Heilerin und sie muss sich beherrschen, um Lady Shin nicht gehörig die Meinung zu geigen. Wie kann sie glauben, dass so etwas lustig ist? Sicher, es sind Leichen von Siths und nicht von Menschen, aber trotzdem kann man ja wohl ein wenig aufpassen! Das bringt sie auf einen ganz anderen Gedanken. Wie kann man nur so tollpatschig sein? Vielleicht stimmt etwas mit ihren Sinnen nicht... Was für eine armselige Gestalt und scheinbar auch auf Gefühlsebene vollkommen verkümmert. Aber immerhin, dann merkt sie selbst nicht, was für eine traurige Figur sie abgibt. Es dauert einen Moment, bis Mealla ihre Fassung wieder findet, dann stellt sie mit einem mitleidigen Blick fest: „Ihr macht Euch lächerlich.“ Der Heilerin wird langsam klar, worauf sie sich eingelassen hat und wie notwendig ihre Fähigkeiten hier wohl sein werden. Wenn sich jemand ohne Gegner schon so tölpelhaft anstellt, wie wird er sich wohl im Kampf benehmen? Wird er ausversehen seine Mitstreiter oder sich selbst verletzen? Oh je, sie kämpft doch mit Wurfmessern, oder? Wenn sie da einmal ausrutscht, wer weiß wo das Messer landet… Beunruhigt wendet sie sich von der Magierin ab und lässt einen zweifelnden Blick über die Truppe gleiten, der beim Lord Commander endet. In einer ruhigen Minute muss ich ihn fragen…

Während Mealla überlegt, wie sie am besten an den Lord herantreten soll, beginnt Shin – den Titel „Lady“ hat sie sich gerade eindeutig verspielt – das arme Irrlicht auszuquetschen. Mealla hört nur mit einem Ohr zu wie das Wesen vor die Wahl gestellt wird, ob es in den strahlenden Sonnenschein will oder mit ihnen geht. Takt und Höflichkeit scheinen ihr ebenfalls völlig fremd zu sein. Shin, aus welchem Loch bist du gekrochen? Mit anderen Menschen, die zu Gefühlen in der Lage sind, hast du scheinbar bisher noch nicht viele Erfahrungen gesammelt. Prompt drängelt die Magierin, dass sie endlich weiter gehen möchte, als wäre sie ein kleines, unartiges Kind. Darauf erwidert der Faun, dass er die Fässer näher ansehen möchte und stellt vielsagend fest: >„Und womöglich hat, abgesehen von Achim, ja auch jemand anderes etwas Interessantes oder Nützliches entdeckt, das wir wissen sollten, ehe wir die nächste Tür in Augenschein nehmen.“< Fragend schaut Mealla ihn an, als er ihr zunickt, dann erinnert sie sich an die Statue in ihrer Hand, die sie ganz vergessen hat. „Ich habe das hier gefunden“, stellt sie sachlich fest. „Die Statue eines Galaran Caleyn, ein magisches Wesen, das den Verzweifelten Mut bringen soll. Vermutlich ein übler Witz des Nekromanten, ich denke aber nicht, dass die Statue gefährlich ist und Hoffnung kann man immer brauchen.“ Vor allem wenn man mit zwei Magierinnen unterwegs ist, bei denen man glücklich sein kann, wenn man nicht von der einen abgefackelt wird, damit die andere in die Überreste fallen kann. Die allgemeine Aufmerksamkeit richtet sich prompt auf die Statue und Mealla gibt sie gerne weiter, damit jeder sie sich anschauen kann. Als so keiner mehr auf sie achtet, fasst sie sich ein Herz und geht zum Lord Commander. „Entschuldigt, könnte ich Euch kurz unter vier Augen sprechen?“ Sie treten ein wenig Abseits und Mealla schaut zu dem weit größeren Mann auf. „Mylord, ich mache mir große Sorgen um Shin. So unachtsam, wie sie scheinbar ist, frage ich mich, ob sie nicht eine Gefahr für den Rest der Gruppe darstellt. Ich glaube nicht, dass sie absichtlich jemanden verletzen würde, aber wenn sie mit vergleichbarem Ungeschick mit ihrer Wassermagie umgeht, wie sie ihre Füße benutzt, kann sie für uns alle eine Bedrohung sein.“ Nachdenklich schaut sie noch einmal zu der Magierin. „Möglicherweise war ihre Heilung doch nicht ganz so erfolgreich, wie es auf den ersten Blick schien. Es ist zwar sehr selten, doch es durchaus möglich, dass der Eingriff eines Heilers leichte Spätfolgen hat. Es kann ja sein, dass etwas mit ihrem Gleichgewichtssinn oder ihrer Wahrnehmung nicht stimmt.“ Ich habe so etwas zwar noch nie erlebt, aber wer weiß… „Was denkt Ihr, Mylord?“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 17. März 2009, 18:38 Uhr
Mit hochgezogener Braue beobachtet der Oger die seltsamen Spielchen, die das streifenhaarige Magierbleichgesicht inmitten der blutigen Körper vollführt, die den Kellerboden bedecken. Wie eine besoffene Ente auf einem zugefrorenen Weiher schliddert und torkelt sie mitten durch die toten Sith und benimmt sich, als hätte sie gerade heimlich ein Fass Uisge geleert. Dann plumpst sie auch noch wie ein nasser Sack auf ihr Hinterteil und scheint anschließend gehörige Mühe zu haben, ihr klappriges Gestell wieder in die Senkrechte zu bringen. Die ist doch bezecht, argwöhnt Achim kopfschüttelnd, oder mit Olgyvs Heilkunst ist es doch nicht so weit her, wie er immer behauptet. Oder vielleicht kann sie den Anblick der vielen Leichen nicht ertragen, so was soll auf manches zartbesaitete Seelchen ja wie ein Schock wirken ... kein Wunder, wenn ein solches Püppchen wie sie gleich umfällt. Irgend einen Grund muss ihr merkwürdiges Verhalten ja haben, auch wenn der Oger insgeheim mutmaßt, dass sie vielleicht auch einfach nur zu dämlich zum Geradeauslaufen ist. Zu weiteren Überlegungen kommt er allerdings nicht, denn nun steht erst einmal eine genauere Untersuchung des Gewölbes an, und er vergisst vorerst seine Bedenken. Das kleine Irrlicht, das sich inzwischen offenbar ein wenig erholt hat und nun auf Aurians Schulter thront, stellt sich für diese Zwecke als recht praktisch heraus. Auf Aurians freundlich vorgetragene Bitte leuchtet es heller als ein Sonnenaufgang, so dass sie keine Schwierigkeiten haben, selbst die finstersten Ecken zu inspizieren.

Doch auch eine eingehende Suche bringt nichts weiter zum Vorschein als altes Gerümpel, lediglich das Heilermädel macht einen ganz brauchbaren Fund und entdeckt auf einem Wandbord eine kleine Statuette in Form eines gehörnten Fisches (zumindest hält Achim es dafür, da das Tierchen Flossen hat, auch wenn er noch nie von einem so seltsamen Wesen gehört hat). Während die Ermittler sich die Figur ansehen, beginnt Mealla jedoch ein leise geführtes Gespräch mit dem Lord Commander und der Oger, der kaum zwei Schritte von ihnen entfernt in der Gegend herumlümmelt, kommt nicht umhin, einen Teil davon mitzuhören. Was er da allerdings aufschnappt, bringt ihn schwer ins Grübeln, auch wenn er nicht alles davon versteht. Es geht jedenfalls um die Wassermagierin, so viel begreift er, und in diesem Zusammenhang fallen Brocken wie "Gefahr für den Rest der Gruppe", "für uns alle eine Bedrohung", "Spätfolgen" und "nicht stimmt". Gefahr? Bedrohung?? Bei Achim schrillen sofort sämtliche Alarmglocken los und er spitzt die Ohren so angestrengt, dass er Angst haben muss, sie könnten an die Decke stoßen. Ohjeohjeohje! Drohend zieht sich das buschige Gestrüpp seiner Brauen zusammen und seine Stirn legt sich in Sorgenfalten, so tief wie der Ginnungagap. Die Sorgenfalten bei Olyvar sind nicht weniger tief und sie tauschen einen Blick, aus dem das wortlose Verständnis jahrelanger Freundschaft und Zusammenarbeit spricht.

Der Lord Commander sagt zwar keinen einzigen Ton, aber Achim weiß genau, was er meint und signalisiert ihm mit Todesverachtung im Blick: "Lass nur, ich kümmere mich schon darum. Niemand wird hier die Truppe in Gefahr bringen, nur weil er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat." Dann schreitet er beherzt zur Tat, oder besser gesagt, im Stechschritt auf die Magierin zu. "Ihr erlaubt, meine Werteste?", erkundigt er sich höflich, knallt die Hacken zusammen und legt eine formvollendete Verbeugung hin. Eine Antwort oder irgendwelche Widersprüche wartet er aber gar nicht erst ab. Diensteifrig klemmt er sich Atevora unter den Arm (wobei er hofft, dass sie keine Zimperliese ist und von ein bisschen geruchsintensivem Achselschweiß nicht gleich in Ohnmacht fällt), durchquert entschlossenen Schrittes das Gewölbe, zwängt sich an Karmesin und dem Narrenkönig vorbei den Flur entlang und schnurstracks die steile Steintreppe hinaus ins Freie. Nicht weniger als eine Hundertschaft Blaumäntel hat sich inzwischen rund um den Eingang zum Keller versammelt und gibt ein nettes Empfangskomitee für den Oger und seine Fracht ab, die er nun aus seinem Griff entlässt und auf der Lichtung abstellt wie einen Sack Kartoffeln. "Jungs, ich habe eine kleine Aufgabe für euch. Unsere Heilerin hat soeben galoppierenden Wahnsinn bei diesem armen Mädchen diagnostiziert, also passt ein bisschen auf sie auf, ja? Kann sein, dass sie sich irgendwie merkwürdig benimmt, aber das braucht ihr nicht weiter ernst nehmen. Wenn sie sich hier in irgendwelchen Kadavern wälzen will, dann lasst sie ruhig, aber passt auf, dass sie nicht mehr in den Keller 'runtergeht. Ist besser so, sie bringt sonst nur alle in Gefahr. Lasst sie nicht aus den Augen, hört ihr? Wenn sie zurück in die Stadt will, dann könnt ihr sie ruhig ziehen lassen, aber die Ruine ist für sie ab sofort tabu. War nett, dich kennenzulernen, Mädel." Das Schultertätscheln spart er sich diesmal, denn er hat keinen blassen Schimmer, wie das mit besagten Heilerspätschäden zu vereinbaren ist und schließlich will er durch ein gutgemeintes Schulterklopfen auch keine Knochenbrüche bei so einem zarten Dingelchen oder gar eine Katastrophe oder ein Blutbad auslösen. Also zeigt er nur freundlich grinsend die Zähne, wünscht "Gute Besserung" und verschwindet wieder in den düsteren Schlund des Kellers.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 20. März 2009, 09:23 Uhr
Als der Oger nach dem Zwischenfall mit "Lady Shin" wieder zu ihnen zurückkehrt, ist Listig gerade dabei, sich um die Tür in westlicher Richtung zu kümmern und dort eine gut getarnte Falle direkt an der Schwelle zu entschärfen, die dem ersten, der arglos hindurchgegangen wäre mit einem Schlagbolzen vermutlich die Beine durchbohrt hätte. Langsam nähern wir uns wohl einem Weg, den wir nicht hätten finden sollen… Der junge Blaumantel und ehemalige Dieb müht sich fluchend mit dem Mechanismus ab,  bis ihm Tiuri zu Olyvars Erstaunen zu Hilfe kommt. Borgils Ziehsohn zuckt jedoch auf die fragend hochgezogenen Braue des Lord Commanders hin nur mit den Schultern und eine Weile sind beide kniend und mit einem Bund winziger Feilen und Sägen beschäftigt, eine Art Hebel oder Verbindungsriegel außer Kraft zu setzen und das Irrlicht beleuchtet ihnen auf ein paar geflüsterte Worte Aurians hin sogar freundlicherweise das Tun ihrer Hände. Eine ganze Weile ist nichts zu sehen außer zwei zusammengesteckten Köpfen, die sich in gemeinschaftlichem Fachsimpeln über den Boden beugen und nichts ist zu hören als:

"Dieser Draht?"
"Nein, der zweite."
"Ja genau. Ich kann nichts sehen. Mehr nach links, Glühwürmchen."
"Sägen? Oder Raspeln? Wir dürfen nicht zu sehr wackeln, sonst…"
"Wir nehmen den Stift heraus, dann kommt der Hebel langsam herunter."
"Pass auf deinen Daumen auf."
"Meine Hände sind zu groß. Ich komm nicht dran."
"Versuch es mit zwei Tropfen Öl und der langen Nadel."
"Da hängt noch einer. Mist."
"Verdammt!" und
"Hab ich dich, du schlüpfriges kleines Scheißerchen!"

Olyvar wird den Gedanken nicht los, dass sie im Spinnennetz des Nekromanten genau dort zappeln, wo er sie ohnehin haben wollte, sollten sie sich je hierher verirren, aber für eine Umkehr ist es längst zu spät. "Wie lange dauert das noch?"
"Gleich, M'lord." Die feingezahnten Feilen aus Yalaris, kaum größer als ein Wachsgriffel, sind fast nicht zu hören, während sie durch Metall schaben und dann ist es endlich soweit. Listig steht auf und klopft sich Staub von den Knien, und auch Tiuri erhebt sich und verkündet mit geröteten Fingern, einem abgerissenen Nagel und einer großen Blase am Daumen, aber hochzufrieden, die Falle sei jetzt erledigt.
"Dann also weiter." Olyvar sieht sich nach den anderen um. "Tiuri, du bleibst bei mir, Listig voraus, alle anderen auf ihre Plätze."
Der nächste Raum, in den sie gelangen, ist sehr viel kleiner und gleicht einem schmalen Gang. Listig huscht als erster hinein, gibt jedoch rasch Entwarnung und winkt sie alle durch die Tür. Sie gelangen in eine Kammer, vielleicht siebeneinhalb Schritt lang und etwa drei Schritt breit. Die Wände sind wie überall aus grauem Mauerwerk, der Boden besteht aus glattem Stein. Bis auf ein paar leere Fackelhalter an den Wänden, dem Ruß an der Decke und einer Truhe am oberen Ende ist der Raum vollkommen leer. Am oberen, nordwestlichen Ende, schräg gegenüber der Tür, durch die sie nacheinander treten, ist ein Durchgang in den nächsten Bereich, durch den warmer Lichtschein dringt, so dass auch ohne das Glühen des Irrlichts oder das Entzünden von Fackeln genug zu sehen ist.

Die Truhe steht nicht direkt an der Wand, sondern leicht schräg und wirkt ein wenig deplatziert… fast wie ein schweres Möbelstück, das ein paar Knechte auf dem Weg zu seinem eigentlichen Bestimmungsort stehen gelassen hatten. Der Durchgang zum nächsten Raum besteht aus einem wirklich schmalen, kurzen Stück Gang, etwa eineinhalb, mal eineinhalb Schritt. Dahinter liegt ein größeres Gemach, augenscheinlich leer, aber erfüllt von diffusem, orangegelbem Licht, dessen Quelle nicht auszumachen ist. Das merkwürdigste ist jedoch der Boden, der nicht wie bisher überall aus grauem Stein besteht, sondern aus einer Vielzahl quadratischer Bodenfließen, alle etwa eine Elle lang und ebenso breit, aus goldenem Sûrmera-Marmor mit tief eingeschnittene, graue Fugen dazwischen. Auf jeder Fliese prangt ein feingemeißelter Buchstabe der Allgemeinschrift, doch sie sind scheinbar wahllos aneinander gefügt und ergeben keinen Sinn. Wenn das keine Falle ist, bin ich ein Zwerg. "Geht nicht näher an diese Fliesen heran, bis wir wissen, was auf uns zukommt. Listig, Tiuri, kümmert euch erst einmal um die Truhe. Karmesin, durchsuch diesen Raum. Sieh dir die Fackelhalter näher an, vielleicht ist da ein Hebel oder etwas Ähnliches."  

Der Boden (http://www.drachenbande.de/graffl/lettern_hf.jpg)

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 23. März 2009, 10:30 Uhr
Tiuri bekommt kaum mit, das Achim Lady Shin aus dem Keller befördert, wundert sich erst ein wenig als der Oger plötzlich alleine durch die Türe kommt und die hellhäutige Magierin nirgendwo zu sehen ist. Mit einem fast unhörbaren Brummen wendet er sich in Richtung Türe, deren einfaches Schloss ja auch schon fast zu einladend ausgesehen hat. Mit seinem geschulten Auge findet Listig auch sofort die Falle, die ihnen, wenn es nach dem Nekromanten gegangen wäre, doch lieber hätte verborgen bleiben sollen und dem ersten von ihnen die Schienbeine zerschmettern. Mit dem letzten Überbleibsel von ehemaligem beruflichem Interesse, blinzelt Tiuri so unauffällig wie möglich über Listigs Schulter um zu sehen, wie dieser einer so komplizierten Falle zu Leibe rücken wird. Für Tiuri selbst, ist es schon verflucht lange her, dass er sich mit solchen Mechanismen befasst hat und zugegebener Weise, waren Fallen nie seine besondere Spezialität. Trotzdem kann er nicht lange zusehen wie Listig sich abmüht und fluchend die Götter bittet ihm doch endlich eine dritte Hand wachsen und in diesem Keller die Sonne aufgehen zu lassen. Statt einer dritten Hand bekommt er Tiuri und statt der Sonne ein Irrlicht, so oder so sind Listigs Gebete erhört und mit neuem Mut machen sie sich daran die Falle zu entschärfen. Auf einen skeptischen Blick Olyvars zuckt Tiuri nur mit den Schultern. Er ist sich zwar ziemlich sicher, dass der Lord Commander ihm nicht noch, nach Jahren der guten Führung unter Borgils Fuchtel eine Hand abhacken würde, aber so ganz riskieren möchte er es eigentlich auch nicht.

Tiuri ist begeistert von Listigs Ausrüstung, die praktisch alles enthält was ein guter Dieb so braucht, außer der dritten Hand vielleicht, aber selbst das hätte Tiuri kaum noch verwundert. Schweiß rinnt ihnen binnen kurzem über die Stirn, die zusammengezogenen Augenbrauen entlang und bald verfluchen sie zu zweit diesen elenden Fallensteller, der scheinbar Kinderfinger und ein Adlerauge besitzt, aber schließlich schaffen sie es doch und mit einem leisen Plong fällt der Bolzen schwunglos aus seiner Halterung auf den Boden.
Für das Erkunden des dahinter liegenden Raumes, hält sich Tiuri an seinem vorgeschriebenen Platz hinter dem Lord Commander, in der Position eines Kriegers und Schwertkämpfers, bis auf die Zähne bewaffnet und nicht der eines ehemaligen Diebes der die Seiten zu Gunsten der Steinfaust gewechselt hat, auch wenn er sich überraschend heimelig in dieser Rolle gefühlt hat. Hmja, alte Gewohnheiten sterben wohl langsam…
Als sie den Raum betreten und Olyvar ihn zusammen mit Listig die einsame Truhe ansehen schickt, fühlt er sich ein wenig ertappt und durchschaut und fragt sich ob Olyvar ihn, wenn sie diese Ruine jemals lebend wieder verlassen sollten, nach seinem überraschenden Talent im Schlösser knacken fragen würde.
Die Truhe selbst erinnert Tiuri augenblicklich an die, in der er den Tiri’Loath gefunden hat. Die Truhe sieht seltsam verloren aus, wie sie da in dem leeren Raum steht, nicht einmal gerade an die Wand geschoben, sondern gerade so, als wäre sie jemandem aus der Hand gefallen und niemand hätte sie seit dem gewagt zu berühren. Natürlich ist sie mit einem großen, aber nicht besonders ausgefallen wirkenden Vorhängeschloss versehen, das Tiuri die Stirn runzeln lässt. Vielleicht ist der Inhalt der Truhe völlig unwichtig und den Goblins war sie einfach nur zu schwer und deswegen haben sie sie einfach fallen lassen und nie wieder angeschaut. Doch sofort als sich Listig und Tiuri neben dem Holzkasten nieder hocken, sehen sie sich gegenseitig an, denn beide haben sofort gerochen was einem Unbedarften Truhenbetrachter vielleicht nicht aufgefallen wäre.
Listig scheint sofort zu wissen worum es sich hier handelt und rückt automatisch ein paar Sekhel von der Truhe weg um sie nicht unabsichtlich zu berühren. Tiuri hingegen weiß zwar, dass hier etwas faul ist, womit er es aber genau zu tun hat, weiß er nicht.
„Das ist kein normales Öl für die Schaniere“, stellt er deswegen erst einmal fest um Listig zu einer Erklärung zu bringen.
>Nein, das ist Gift!< erwidert dieser und bestätigt damit auch Tiuris erste Vermutung. >Vermutlich Kalanöl, ein Kontaktgift das dir das Fleisch bis auf die Knochen weg ätzt wenn du dieses Schloss berührst.<
Nickend und mit einem übertrieben zu einem Lächeln hochgezogenen Mundwinkel sieht Tiuri zwischen dem Schloss und Listig hin und her. „Also berühren wir das Schloss nicht…“ stellt er fest und weiß kennt dabei eigentlich schon die Antwort des ehemaligen Diebes.
>Mit meinen einfachen Lederhandschuhen bin ich vor dem Gift nicht geschützt und wie du mit deinen Panzerfäusten einen Draht hältst will ich erst einmal sehen.<
Das stimmt natürlich, für den Schwertkampf sind Tiuris neue Armschienen ganz ausgezeichnet, aber für die Feinmotorik die ein Dietrich erfordert, sind sie ein wenig hinderlich.
„Wir könnten das Schloss auch einfach mit dem Schwert abschlagen, es sieht nicht so stabil aus und Fahl sollte damit keine Probleme haben!“
Doch auch diese Möglichkeit schmettert Listig mit der Erklärung ab, das einige Schlösser – und in der Höhle des Löwen sollte man wirklich mit allem rechnen – mit Mechanismen versehen sind, die gewaltsames Öffnen mit aufsteigenden Giftwolken oder hervor schnellenden spitzen Gegenständen belohnen.
>Ich fürchte wir werden die Truhe Truhe sein lassen müssen.< beendet der Blaumantel seinen Vortrag, aber Tiuri will das nicht so recht auf sich beruhen lassen. Es muss doch eine Möglichkeit geben dieses Schloss zu knacken, ohne es tatsächlich mit den Fingern zu berühren. Doch alle Feilen sind zu breit und alle Dietriche zu kurz und damit zu gefährlich, bis Tiuri bei einer Überprüfung von Listigs Ausrüstung plötzlich ein Krähenfuß in die Hände fällt.
>Damit wir selbst auch etwas zum Fallen stellen haben,< erklärt Listig als Tiuri das Metallteil etwas länger begutachtet. Doch es ist nicht die Tatsache warum der Gardist Krähenfüße bei sich hat die Tiuri verwundert, eine ganz andere Idee formt sich gerade in Tiuris Hinterkopf zu etwas brauchbarem zusammen. Im Gegensatz zu Listig, der die rohabeste Diebesausrüstung besitzt, hat Tiuri selbst in seinen vergangen Tagen als Kleinkrimineller ständig mit dem Wenigen das er besessen hat improvisieren müssen. Diese Krähenfüße haben drei spitze Stacheln und wie bei einer Injektionsnadel, hat jeder diese Stacheln eine dünne Öffnung am Ende. Einen Dietrich einzuziehen und zu verankern ist dann schnell getan und mit genügend Abstand zur Gefahrenquelle öffnet Listig die Truhe.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 23. März 2009, 11:10 Uhr
Verblüfft beobachtet Aishalanea, wie der Oger die Magierin mit den gestreiften Haaren an die frische Luft setzt – vielleicht fühlte sie sich nicht wohl? Von dem Gespräch, das dieser Aktion vorausging, hat die Südländerin ebensowenig mitbekommen wie von Lady Shins Ausrutscher auf den Sith-Überresten, zu sehr fasziniert sie die Beobachtung des Irrlichts.

Das kleine Ding lässt sich mittlerweile bereitwillig zur lebenden Laterne umfunktionieren und leuchtet Tiuri und Listig beim Entschärfen einer Falle in der Türschwelle. Während die drei dort beschäftigt sind, bleibt den anderen nichts übrig, als zu warten – und nicht nur der Lord Commander wird dabei ungeduldig. Endlich ist es aber doch geschafft, und in derselben Marschordnung wie zuvor (nur diesmal ohne Lady Shin) begeben sie sich durch einen schmalen Gang in den nächsten Raum, der bis auf eine Truhe vollkommen leer ist. Diese sieht aus wie die Zwillingsschwester derjenigen, die sie in den Privatgemächern des Nekromanten gefunden haben, und wirkt außerdem so, als hätte sie erst vor kurzem jemand eher nachlässig hier abgestellt. Der Lord Commander schickt Listig und Tirui, um sich das Ding näher anzusehen, und Aishalanea hält sich fern davon, während die beiden sich umständlich daran zu schaffen machen. Nicht nur wegen der Gefahr, die von dieser Falle sicherlich ausgeht, sondern auch, weil sie die Befürchtung hegt, dass der Nekromant die Truhe dort abgestellt hat, damit sie sie finden – und sie ist sich nicht sicher, ob sie den Inhalt dann wirklich unbedingt sehen will.

Stattdessen lungert sie trotz Olyvars Warnung bei dem schmalen Gang herum, der zum nächsten Raum führt, selbstverständlich, ohne einen Fuß hinein zu setzen. Sie lässt ihren Blick mit vor Konzentration gerunzelter Stirn über die marmornen Bodenfliesen mit den rätselhaften Buchstaben wandern, murmelt dabei gelegentlich Silben vor sich hin. „GAE-RAEL?… LE-TAPKA… HAU DIN…“ Keines dieser Wortbruchstücke ergibt einen Sinn in einer ihr bekannten Sprache, und die ganze Zeit wird sie das Gefühl nicht los, dass es eigentlich ganz einfach sein müsste. Wieder und wieder huschen ihre Augen über die goldfarbenen Kacheln zur gegenüberliegenden Tür und zurück. Die tiefen Furchen zwischen den Steinen beunruhigen sie – was wohl passiert, wenn man auf den falschen tritt? Plötzlich bleibt der Blick an einer Buchstabenfolge direkt vor ihren Füßen hängen, die vertraut wirkt – D-I-A… Aisha beißt sich aufgeregt auf die Unterlippe und verfolgt die schräg in den Raum verlaufende Linie mit den Augen, und dann in der anderen Richtung weiter bis zur Tür. „Diardra… Ailin! Er hat ihren Namen auf den Boden geschrieben…“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 24. März 2009, 11:22 Uhr
Etwas beunruhigt schaut Lilith zu, wie der Oger Lady Shin aus dem Raum abtransportiert und nicht viel später alleine wieder auftaucht. Währenddessen entschärft Listig eine Falle, welche bei der nächsten Türe auf sie gewartet hätte. Zum Glück haben wir ihn dabei, sonst wären wir wohl schon lange Tod. Gespannt schaut die Magierin zu, wie der junge Blaumantel zusammen mit Tiuri die Falle mit geschickten Fingern entschärft und folgt dann dem Trupp in den nächsten Raum. Dieser ist um einiges kleiner und eine grosse Truhe steht darin. Lilith mustert das Stück interessiert und bemerkt, dass sich die Machart sehr den Gegenständen aus den Räumen des Nekromanten in der Felsenschmiede ähnelt. Olyvar befielt Listig und Tiuri sich um die Truhe zu kümmern und Lilith stellt sich ebenfalls dazu, um den beiden Herren bei ihrer Arbeit zu zuschauen. Währenddessen begutachten einige den anderen Raum, welcher mit grossen Fliesen ausgelegt sind.

Die beiden jungen Männer fingern und hebeln eine ganze Weile an der Truhe herum, bis auf einmal der Mechanismus nachgibt und Listig den Deckel öffnen kann. Listig packt vorsichtig die Gegenstände aus der Truhe und Lilith begutachtet die Fundstücke. Zwei schöne, schwarze Roben mit aufgestickten Symbolen, welche irgendwie ziemlich unheimlich aussehen, springen Lilith als erstes ins Auge. „Wirklich schön…“ Murmelt sie leise und streicht vorsichtig über den edlen Stoff. Unter den Gegenständen befinden sich auch einige wertvolle Bücher, einige Hemden, eine Alabasterstatue, ein Beutel mit wertvollen Perlen, ein Leinenbeutel und eine Schriftrolle, welche Lilith sehr bekannt vorkommt. Sie hebt die Rolle auf und übergibt sie Aurian, welche unweit von ihr steht. „Schau mal, ich glaube das gehört dir.“ Meint sie mit einem leichten Lächeln und reicht der Magierin ihre Schriftrolle. Dann wendet sie sich wieder den anderen Fundstücken zu.

„Ich werde die Roben und den Beutel mit den Perlen an mich nehmen. Wir sollten die Dinge dann später genau untersuchen, denn die Symbole sind mir nicht ganz geheuer.“ Die Feuermagierin packt vorsichtig die Roben und Perlen in ihren Beutel und begutachtet dann die wertvollen Bücher. "Wir werden sie wohl erst mal hier lassen, sie sind zu schwer um sie mitzunehmen. Aber wir dürfen sie auf keinen Fall hier vergessen." Lilith stellt die Bücher vorsichtig zurück in die Truhe und streichelt noch einmal zärtlich über die schönen Ledereinbände. Als Gelehrte hat sie einen engen Bezug zu Büchern und weiss die alten Schriften sehr zu schätzen.

Gerade will Lilith den Deckel der Truhe schliessen und sehen, was im Leinenbeutel ist, als sie Aishas Stimme hinter sich hört. >„Diardra… Ailin! Er hat ihren Namen auf den Boden geschrieben…“< ruft die Südländerin aus und Lilith dreht sich erstaunt um. Sie hat die Buchstaben auf den Fliesen schon zuvor gesehen, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Doch Aisha hat Recht, auf dem Boden ist wirklich Diardra Ailin geschrieben. „Du hast wohl gerade den Weg durch diesen Raum gefunden Aishalanea.“ Die Feuermagierin nickt der schwarzhaarigen Frau anerkennend zu, denn sie wusste nicht, dass die Südländerin lesen kann. „Jetzt brauchen wir nur noch einen Freiwilligen, der das austesten will und nicht allzu ungeschickt ist.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 26. März 2009, 11:17 Uhr
Olyvar beobachtet mit angehaltenem Atem, wie Listig und Tiuri nach einigem Hin und Her und unter den neugierigen Harpyienaugen Liliths, Aurians und noch einiger anderer allzu Wissbegieriger der Truhe zu Leibe rücken und schüttelt dabei über den unverkennbaren Diebesstolz in den Augen beider sacht den Kopf – die ungewöhnliche, aber findige Methode von Borgils Ziehsohn, das Schloss dann doch noch zu knacken, ohne dabei mit dem giftigen Kalanöl, das auf allen Beschlägen und Metallteilen der Truhe glänzt, in Berührung zu kommen, entlockt dann jedoch selbst ihm ein anerkennendes Grinsen. Den Fund der beiden ehemaligen Langfinger kann er jedoch nicht gebührend würdigen, denn genau in dem Augenblick, in dem Tiuri das Schloss knackt und der Truhendeckel leise knarrend aufschwingt, recken ohnehin alle die Hälse, um einen Blick auf den Inhalt zu erspähen und er selbst wird von einem leisen Ausruf der Südländerin abgelenkt, die gerade alles andere als "Geht nicht näher an diese Fliesen heran" tut. "Verdammt…" Als Olyvar sich zu Aishalanea in den engen Durchgang quetscht, erkennt er  zu seiner Beruhigung, dass sie den Fliesen nicht so nahe gekommen ist, wie befürchtet – und auch dass ihr kleiner Ungehorsam ihnen durchaus etwas nützliches eingebracht hat. >Diardra… Ailin! Er hat ihren Namen auf den Boden geschrieben…< Sein Blick folgt Aishalaneas ausgestrecktem Zeigefinger, der aufgeregt auf den Boden deutet und nach einem Moment, in dem unzusammenhängende Buchstabenreihen wahllos vor seinen Augen tanzen, kann er es selbst sehen. "Tatsächlich…" DIARDRA AILIN verläuft quer durch das ganze Durcheinander ellenlanger Lettern in diesem seltsamen Fliesenmosaik und zeigt ihnen den Weg zur nächsten Tür… oder besser gesagt zum Durchgang in den nächsten Raum auf der anderen Seite – doch dort herrscht tiefe Dunkelheit und die Öffnung in der Wand gleicht einem schwarzen Schlund. Noch bevor er mehr sagen kann, taucht Lilith hinter ihnen auf und späht über Aishalaneas Schulter hinweg, und als Olyvar den Kopf wendet, blickt er in noch mehr neugierige Gesichter. >Du hast wohl gerade den Weg durch diesen Raum gefunden Aishalanea.< Irgendetwas im Ton der Feuermagierin lässt ihn aufhorchen. Ist das nur Überraschung oder höre ich da so etwas wie Anerkennung? "Sieht ganz so aus." Olyvars Blick schweift zu dem schmalen Weg zurück, den Diardras Name ihnen weist und mehr zu sich selbst als zu irgendjemandem in Hörweite murmelt er halblaut. "Will ich wissen, was passiert, wenn jemand sich einen Fehltritt leistet?"
>Jetzt brauchen wir nur noch einen Freiwilligen, der das austesten will und nicht allzu ungeschickt ist.<
"Ich gehe zuerst." Er dreht sich zu den anderen um. "Wir wissen nicht, was uns dort drüben im Dunkeln erwartet. Ihr wartet alle, bis ich heil dort drüben angekommen bin und euch ein Zeichen gebe, ehe ihr mir folgt, verstanden?"

Einige Gesichter sehen nicht gerade glücklich aus über seine Entscheidung, aber das ist ihm im Augenblick herzlich egal. Lilith hatte Recht – es muss jemand sein, der nicht allzu ungeschickt ist und das kann er ohne falschen Stolz von sich behaupten. Außerdem jemand, der seine Haut im Notfall teuer verkaufen und den Weg hinter sich zumindest so lange verteidigen  kann, bis die anderen sich zurückgezogen hatten… und gleichzeitig niemand, der nicht entbehrlich wäre. Sein Blick sucht das asketische Gesicht des Narrenkönigs. Falls… sagen seine Augen und der schweigsame Blaumantel nickt unmerklich - er würde sie führen, zu welchem Ende auch immer. "Also dann.  Haltet euch bereit." Olyvar holt ein letztes Mal tief Luft, dann setzt er entschlossen den Fuß auf die Bodenplatte mit dem D  und folgt mit raschen, sicheren Schritten der Diagonale, die I A und R bilden, mitten in den Raum hinein. Nichts geschieht, aber er fühlt sich so unbehaglich, als würde er splitterfasernackt in einer Schlangengrube stehen. Auf der nächsten Fliese, dem D direkt vor ihm, hält er kurz inne und blickt zurück. Irgendwie gelingt ihm sogar ein zuversichtliches Lächeln. Konzentrier dich auf deine Füße, die sind nicht gerade klein! Mit leiser Sorge bemerkt er, wie nahe schon seine Stiefelspitzen den tiefen, grauen Fugen kommen – trotz aller Achtsamkeit. Ein winziges Ding wie Aurian könnte auf einer dieser Bodenplatten einen Reigen tanzen, aber wie Achim auch nur einen sicheren Schritt in diesem Raum machen soll, ist Olyvar vollkommen schleierhaft. Irgendwie muss es gehen – und jetzt mach, dass du weiter kommst, du stehst hier wie auf dem Präsentierteller! Behutsam verlagert er sein Gewicht und dreht sich auf der Fliese so, dass er die Füße gar nicht erst groß bewegen muss, um die Richtung zu ändern. Die restlichen Buchstaben zu überqueren, die ihn auf einer entgegengesetzten Schräglinie durch den restlichen Raum führen, sein Schwert zu ziehen und in dem klaffende Loch zu verschwinden, das tintenschwarz vor ihm in der Wand gähnt, ist eine einzige, fließende Bewegung. Nichts geschieht, nichts ist zu hören außer sein eigener Atem und das schwache Schaben seiner Stiefel auf dem Boden. Olyvar verharrt und zählt lautlos bis zehn. Die Finsternis ist so allumfassend, als habe jemand den Lichtschein hinter ihm mit der Türschwelle abgeschnitten - er dringt einfach nicht in den Raum ein, als wäre irgendwo eine unsichtbare Barriere oder als schluckten die Wände alle Helligkeit. Blind wie er ist, konzentriert er sich auf all seine anderen Sinne, doch außer schwach nach kühler Erde riechendem Kellerraum kann er nicht das Geringste wahrnehmen. Seine Instinkte sind so ruhig wie sie in einem solchen Raum nur sein können und auch die Ringe auf seinem Unterarm, alte, längst verblichene Narben, schweigen.

Olyvar wartet eine ganze Weile, ehe er langsam und kontrolliert den Atem ausstößt und die Schwertspitze sinken lässt. Ein weiterer Augenblick verstreicht, erst dann schiebt er Siaíl zurück in die Scheide, zerrt eine der mitgebrachten Pechfackeln aus seinem Gürtel und entzündet sie mit einer Prise von Maester Fraukyrs geheimnisvollen Pülverchen – dieses ist violett, grobkörnig und stinkt nach faulen Eiern, aber es erfüllt seinen Zweck. Die Fackel flammt so rasch und knisternd auf, als hätte man sie in ein hell brennendes Feuer gehalten. In ihrem Licht offenbart sich ein mit viereinhalb Schritt Breite und etwa sechs Schritt Länge etwas größerer Raum, wenn auch sehr viel kleiner als der, durch den er gerade gekommen war. Die Wände sind glatt und grau, und an zweien von ihnen herrscht gähnende Leere, während sich an der westlichen und südlichen Wand zwei Fässer und mehrere prall gefüllte Säcke stapeln. Eines der Fässer ist offen und scheint Wasser oder irgendeine andere klare Flüssigkeit zu enthalten, den Inhalt der Säcke kann er nicht erkennen, ohne sie zu öffnen.  Im flackernden Fackelschein wird Olyvars Blick jedoch beinahe augenblicklich von etwas ganz anderem angezogen – der Tür in der südlichen Wand. Sie ist anders als alle Türen, durch die sie bisher gekommen waren und sieht unleugbar ziemlich eindrucksvoll aus mit ihrem Eisenbändern und schweren Beschlägen. Das merkwürdigste an ihr ist jedoch die Alchemistenwaage mit Schalen groß wie Suppenteller, die auf halber Höhe an der Tür klebt wie ein Schwalbennest unter einem Dachvorsprung. Ihre Waagschalen hängen beachtlich schief, denn in der linken stehen vier Gewichte. Olyvar tritt näher. Er kann nicht erkennen, wie genau die Waage an der Tür angebracht ist, denn sie scheint direkt aus deren Holz und den Metallbändern zu wachsen, aber die Gewichte tragen aufgeprägte Zahlen, jedes die gleiche und jedes ist exakt einen Stein schwer. Vier Stein… und was soll auf die andere Waagschale? Seine suchenden Augen entdecken keinerlei andere Gewichte oder einen Gegenstand, der auf Anhieb so aussieht, als würde er genau vier Stein auf die Waage bringen, aber dafür zwei Behälter von  unterschiedlicher Größe, beide geformt wie bauchige Krüge oder Amphoren mit kurzem Ausguss und beide aus hauchzarten, perlmuttgrauen Membranhäuten. Er weiß nicht mehr, aus welchem Material sie hergestellt werden, außer dass Feenseide wohl eine gewisse Rolle spielt, aber er hat schon ab und an solche Gefäße gesehen, vorzugsweise in elbischen Haushalten. Niniane besaß ein paar, Arúen wohl ebenso, und auch wenn sie nicht sonderlich viel hermachen, da sie nahezu vollkommen gewichtslos sind, benutzen die Schönen sie gern auf Reisen oder langen Wanderungen. Schon wieder ein Rätsel… dieser Nekromant ist nicht nur größenwahnsinnig, er ist auch vollkommen vernarrt in alberne Spielchen! Olyvar kehrt kopfschüttelnd zu der Öffnung hinter ihm zurück, hinter der verheißungsvolle Helligkeit und ein gefährliches Mosaik zugleich liegen und sieht die erleichterten Gesichter der anderen, als er im Rahmen des Durchgangs auftaucht… offenbar wirkt die Barriere, die das Licht davon abhält, in den Raum zu dringen auch in die andere Richtung. "Alles in Ordnung. Kommt einzeln herüber und seid vorsichtig!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 26. März 2009, 19:02 Uhr
Nachdem Faron die zwei Fässer untersucht hat, dabei aber nichts nennenswertes entdeckt hat, kehrt er zu den anderen zurück. Nervös scharrt er mit den Hufen, während Tiuri und Listig eine gut getarnte Falle entschärften, die ihnen den Zugang zum nächsten Raum versperrt. Warum dauert das nur so lange?, fragt sich der Faun und schaut den beiden angespannt zu. Die Zeit arbeitet nicht gerade für uns ...
Erleichterung breitet sich in ihm aus, als Listig sich endlich erhebt und verkündet, dass sie nun weiter können. »Dann also weiter«, fordert der Lord Commander sie auf. »Tiuri, du bleibst bei mir, Listig voraus, alle anderen auf ihre Plätze.« Gehorsam leisten sie der Anweisung Folge. Achim, der Lady Shin hinausgeleitet hat, mittlerweile aber zurück ist, bildet wie üblich die Nachhut.
Im Gegensatz zu dem hinter ihnen liegenden Raum ist die neue Kammer recht klein. Daher stehen sie dicht beieinander, während Karmesin den Raum absucht und Tiuri und Listig die Truhe in Augenschein nehmen, die sich in der Nähe eines weiteren Durchgangs befindet. Aufgrund seiner Größe bleibt Faron jedoch lieber im Hintergrund, sodass er die Bodenfliesen des Gemachs, welches hinter dem Durchgang liegt, zunächst nicht sehen kann. Auch der Fund der Roben und Bücher kümmert den Obersten Stallmeister weniger. Die Bücher wären ihnen im Moment ohnehin im Weg und mit den zwei Roben wissen die beiden verbliebenen Magierinnen sicherlich mehr anzufangen als er.

Plötzlich hört er Aishalanea überrascht »Diardra… Ailin! Er hat ihren Namen auf den Boden geschrieben… « rufen und blickt fragend zu der jungen Südländerin hinüber. Was? Worum geht es überhaupt? Bevor er allerdings dazu kommt, irgendetwas zu fragen, mischt sich bereits Lilith ein. »Du hast wohl gerade den Weg durch diesen Raum gefunden Aishalanea. Jetzt brauchen wir nur noch einen Freiwilligen, der das austesten will und nicht allzu ungeschickt ist.« Da er absolut keine Ahnung hat, wovon die beiden Frauen sprechen, tritt der Faun näher heran und betrachtet nun seinerseits die Bodenfliesen, wobei sich tiefe Furchen auf seiner Stirn bilden, während er die Buchstaben angestrengt zu entziffern versucht.
Auch der Lord Commander kommt herbei. »Sieht ganz so aus«, bestätigt er Liliths Aussage, murmelt etwas Halblautes vor sich hin und verkündet dann, dass er das Bodenrätsel als Erster betreten wird. »Wir wissen nicht, was uns dort drüben im Dunkeln erwartet. Ihr wartet alle, bis ich heil dort drüben angekommen bin und euch ein Zeichen gebe, ehe ihr mir folgt, verstanden?« Die Antwort besteht aus allgemeinem Nicken, mehr ist ohnehin nicht nötig. Angespannt beobachten sie, wie Olyvar Bodenfliese um Bodenfliese vorrückt und Faron stöhnt innerlich laut auf, wenn schon der Lord Commander nicht so ohne weiteres von einer Fliese zur nächsten gelangt, wie wird es da erst ihm und Achim ergehen? Er hält ganz unwillkürlich den Atem an, als der Kommandeur der Steinfaust schließlich von dem rabenschwarzen Loch verschluckt wird, welches auf der gegenüberliegenden Seite in der Wand klafft.
Beinahe regungslos harren Faron und die anderen aus, bis man schließlich in dem Dunkel das Licht einer Fackel aufflammen sieht. Und einige atemlose Augenblicke später, werden sie vom Lord Commander hinüber gerufen. »Alles in Ordnung. Kommt einzeln herüber und seid vorsichtig!« Sie sehen einander an, dann machen sie sich auf den Weg, wobei sie sich auch weiterhin an die ihnen zugewiesene Reihenfolge halten – einmal abgesehen davon, dass Listig sich als nächster auf den Weg macht, bevor ihm Tiuri und die beiden Sappeure folgen.

Angestrengt verfolgt Faron jeden Schritt seiner Vorgänger, bevor er schließlich selbst an der Reihe ist. Bedächtig setzt er einen Huf auf die erste Fliese – die mit dem D –, dann den zweiten langsam auf die zweite Fliese – mit einem I – und so weiter und so fort. Bei jedem Schritt lässt er sich Zeit, deutlich mehr Zeit als die wesentlich gewandteren Männer vor ihm, und starrt angespannt auf die Lettern zu seinen Füßen. D – I – A – ... Die richtige Buchstabenfolge zu treffen mag für jemanden wie Aurian oder Lilith, die ihre Nasen sicherlich regelmäßig in irgendwelche dicken Folianten stecken, ein Kinderspiel sein, doch für Faron, der sich jedes Wort mühsam zusammenklauben muss, stellt dies unter den gegebenen Umständen eine große Herausforderung dar. Um so erleichterter ist der hünenhafte Faun, als er schließlich unbeschadet auf der anderen Seite angelangt und sich verstohlen ein paar Schweißperlen von der Stirn wischt. Es war alles andere als einfach seine Faunshufe so genau zu setzen, wie er es getan hat, ohne dabei einen einzigen Fehltritt zu tun und dadurch womöglich einen tückischen verborgenen Mechanismus auszulösen. Hastig macht er den Durchgang frei und sieht sich in dem neuen Raum um. Hat ganz den Anschein, als würden hier noch mehr Rätsel auf uns warten, stellt er trocken fest, während er gebannt zu der Tür in der südlichen Wand hinüber anstarrt ...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 27. März 2009, 21:38 Uhr
Bis auf die magische Schriftrolle Aurians, findet Tiuri den Inhalt der so mühsam geknackten Truhe einigermaßen enttäuschend. Ein paar kunstvoll bestickte Roben, die ihm herzlich egal sind, genauso wie einige dicke Wälzer die er nicht vor hat zu lesen, ganz zu schweigen davon sie durch den Keller zu schleppen. Also lässt er Lilith den Vortritt, die auch gleich Roben und Perlen einsackt und die Bücher nur schweren Herzens zurück lässt. Nicht nur einmal ist er kurz davor ihre Hände zu packen und von der Truhe weg zu schieben, denn vor lauter Begeisterung über den Fund, scheint die Feuermagierin das Gift auf den Metallteilen der Truhe völlig zu vergessen.
Der junge Mann ist regelrecht erleichtert, als die Magierin endlich von der Truhe ablässt und sich zu Aishalanea gesellt, die scheinbar einen Weg durch das Buchstabenwirrwarr auf dem Fliesenboden vor ihnen gefunden hat. Kopfschüttelnd begutachtet Tiuri den seltsamen Boden und fragt sich ernsthaft ob der Nekromant diese Fliesen alle selbst und per Hand verlegt hat, oder ob es einen Zauber für magische Böden und Inneneinrichtung gibt. Ihm entgeht nicht der Blick den Olyvar dem Narrenkönig zuwirft, als der Lord Commander beschließt als Erster den Weg über die Fliesen zu wagen und mit gerunzelter Stirn beobachtet er Olyvars Weg durch den Raum. In diesem Augenblick ist Tiuri wirklich unheimlich froh, dass Borgil darauf bestanden hat, dass er lesen lernt, denn sonst hätte er wohl erhebliche Schwierigkeiten, die richtigen Fliesen zu treffen. Wie Tiuri, mit dem ersten Fuß auf einer der Kacheln, leidvoll feststellen muss, ist das Problem die richtigen Fliesen zu treffen noch nicht ganz aus der Welt geschafft, denn Tiuris Füße sind ganz schön groß und die Bodenplatten sind es nicht. Wie ein äußerst uneleganter Tänzer hüpft Tiuri auf den Zehenspitzen über die Fliesen, begleitet von einem scheppernden Geräusch seiner Rüstung bei jedem Sprung.
Auf der anderen Seite angelangt, atmet Tiuri erst einmal tief durch, doch natürlich stehen sie auch hier wieder vor einer verschlossenen Türe und er ist sich ziemlich sicher, dass sie hier nicht mit einer verbogenen Haarnadel ans Ziel kommen würden. Natürlich springt jedem der diese Türe ansieht sofort die Waage ins Auge, die einfach daran festklebt und nicht im Geringsten im Gleichgewicht ist.
„Also ich bin ja kein Meister im Rätsel lösen, aber ich schätze mal, dass wir die hier austarieren müssen!“ Misstrauisch zieht Tiuri eine Augenbraue nach oben und wirft einen Blick zu Olyvar, der – wie meistens – mit unbewegter Miene dasteht und ebenfalls die Türe betrachtet. In der Hand hält der Lord Commander noch immer das Schwert Siaíl, das Tiuri erst jetzt auffällt. Seit er sich bei seiner Reise nach Sûrmera einige peinliche Fehltritte in Waffenkunde geleistet hat, ist Tiuri ein regelrechter Streber geworden und als sein Blick auf die Drachenstahlklinge fällt, erkennt er sie sofort als eine der wenigen Klingen die von König Niafaeron Drachenherz geschmiedet worden ist, genauso wie sein eigenes Schwert Fahl.
Türe, Waage, Nekromant! Reiß dich zusammen und konzentrier dich!
Hinter ihm folgen derweil auch die anderen Ermittler und jeder von ihnen bleibt erst einmal erstaunt stehen und sieht mit großen Augen die Türe an. Sie sind sich schnell einig, dass sie versuchen müssen etwas zu finden, dass vier Stein auf die Waage bringt.
Das Einfachste, findet jedenfalls Tiuri, wäre einfach zwei der Gewichte von der einen Waagschale zu nehmen und auf die zweite zu legen, doch er lässt sich schnell überzeugen, dass das vermutlich fatale Folgen für sie hätte.
Auch über die Vorteile der außergewöhnlichen Amphoren, die aus einem guten Teil Feenseide bestehen und beinahe nichts wiegen, muss er sich erst aufklären lassen. Im Gegenzug dazu, fällt es ihm allerdings leicht die ungefähre Größe der Gefäße zu schätzen, denn schließlich arbeitet er nicht umsonst seit einiger Zeit immer wieder in einer Schankstube mit und schleppt unterschiedlich große Bierhumpen zwischen den Tischen der Harfe hin und her.
„3 Dan und ein Gallon und dann ist die Sache ja wohl einfach“, stellt er fest und fragt sich gleichzeitig, ob es das tatsächlich ist, oder ob der Nekromant noch eine üble Überraschung für sie bereit hält. Bis auf die Tatsache, dass er bei dem Angriff der Sith beinahe seine Nasenspitze verloren hat, ist bis jetzt alles beinahe zu einfach verlaufen und Tiuri traut dieser Ruhe kein bisschen. Sei doch froh und beschwer dich nicht, wenn ihr auf den Nekromanten trefft wird es noch früh genug lebensbedrohlich!
Trotzdem er sich recht sicher ist was die Waage betrifft, sein Herz schlägt ihm bis zum Hals als er zuerst die kleine Amphore mit einer Flüssigkeit füllt von der er hofft, dass sie Wasser ist, die Menge in die große Amphore schüttet und das ganze noch einmal wiederholt. Danach schüttet er das Wasser aus der vollen großen Amphore einfach zurück ins Fass, gießt dafür den Rest aus der Kleinen hinein und noch einmal die vollen drei Dan die in die kleine Amphore passen.
„Sollte jetzt vier Stein wiegen“, stellt er fest und wiegt das Gefäß in den Händen hin und her, noch nicht ganz sicher ob er es wagen soll die Amphore einfach auf die Waagschale zu stellen. Noch einmal versucht er die Gedanken Olyvars zu erraten, oder wenigstens seinen Blick zu deuten, doch der Lord Commander lässt keine Unsicherheit erkennen.
Er kann doch nicht wirklich so ruhig sein, oder?
Tiuri selbst versucht sich ebenfalls, ganz Möchtegern-Zwerg-und-Ritter, soweit zusammen zu reißen, dass er seine in steile Falten gelegte Stirn entspannt um wenigstens glaubhaft so zu tun als würde er sich keine Sorgen machen. Auf ein Nicken Olyvars hin stellt Tiuri die Amphore vorsichtig auf die Waagschale und sieht zu, wie sie sich langsam ein Stück nach unten bewegt. Kurz schwanken die beiden Schalen und Tiuris Kieferknochen knacken vor Anspannung, aber schließlich pendeln sie sich auf gleicher Höhe ein.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Azra am 27. März 2009, 23:13 Uhr
„Nur noch ein paar Schritt, dann sind wir zu Hause“, murmelt Azra besänftigend und streicht Brenainn, der sich quengelnd an ihren Rockzipfel gehängt hat, liebevoll über das wirre, rote Haar. Aber ihr Sohn lässt sich nur schwer beruhigen. Weinend klammert er sich noch enger an sie und weigert sich standhaft von Ruri, seiner Lieblingsschankmaid, die Azra auf den Marktplatz begleitet hatte, in den Arm nehmen zu lassen. Zu sehr hat ihn der heutige Tag, der ganze Stress und das Wechselbad der Gefühle, das den Schankraum der Goldenen Harfe in Aufruhr versetzt hat, mitgenommen. Als sein Vater ihn dann auch noch ausgesperrt hat, war er in Tränen ausgebrochen und Azra hatte es für das Beste empfunden die Kinder mit Sack und Pack auf den Marktplatz mitzunehmen, um dort für ein wenig Abwechslung und Ablenkung zu sorgen. Was ihr aber nicht gelungen war. Weder Tante Fredas Süssigkeiten, noch die akrobatischen Einlagen des einarmigen Pit und noch viel weniger der Wurf Welpen an der Strassenecke haben Brenainn beruhigt. Mittlerweile ist er vom ewigen Jammern und Quengeln so müde, dass er sich mit halboffenen Augen hinter seiner Mutter herschleppt, die ihn liebend gerne hochgehoben hätte, wäre ihr nicht Bræn im Weg gewesen. Immerhin, das Nesthäkchen der Familie hatte nur einmal laut seinen Missmut kundgetan und war danach seelenruhig inmitten des Marktgetümmels eingeschlafen.
Auch Azra sitzen die Geschehnisse der letzten Nacht im Nacken und noch immer verschleiern Tränen ihr die Sicht, kaum dass sie an das völlig entsetzte Gesicht ihres Mannes denkt, als man ihm die Nachricht von Dancys Tod überbrachte. Schon vor langer Zeit hat er ihr erzählt, was einst zwischen ihm und der drallen Pfirsichbesitzerin gewesen war und die Tatsache, dass sie in diesem Sinne überhaupt nichts für ihn tun kann, ausser hilflos daneben zu stehen und ihm die Schulter zu tätscheln, tut ihr in der Seele weh.

Als sie die Tür zum Schankraum aufstösst weiss sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Natürlich stimmt etwas nicht! Der Duft nach deftigem Braten, das Gejohle der Gäste, das Klappern von Becher und Krügen und das Rascheln von mindestens ein Dutzend Schankmaidröcken fehlt. Das einzige, was sie begrüsst, ist ausnahmslose Stille. Aber das ist es nicht.
„Halla?“, ruft sie leise und beginnt damit Brenainn aus seinem Mäntelchen zu schälen. Leises Knarren kündet die Mogbar an. Gleich darauf hat sie Azra auch schon Bræn abgenommen und gibt Ruri die Order die Einkäufe sauber zu verstauen. „Ist Borgil noch immer in seiner Kammer?“, erkundigt sich Azra sorgenvoll und stockt abrupt, als Halla mit roten Wangen ihr Gesicht wegdreht. Das halbwegs heroisch genuschelte „Hmh“ ist so bröckelig, dass Azra gar nicht nachfragen muss, um zu wissen, dass Halla etwas zu vertuschen versucht. In diesem Moment rumpelt es irgendwo auf der oberen Etage. Eine Türe fliegt auf und Grids Stimme schallt durch die Gänge: “Sauberes Linnen und gekochtes Wasser! Genug heisses Wasser, damit Talia daraus etwas Birkensud machen kann. Hopp jetzt!“ Das Rot auf Hallas Wangen breitet sich schlagartig auf ihr ganzes, rundes Gesicht aus und bevor sie auch nur „Hoppla“ sagen kann, hat Azra ihr auch noch Brenainn in die Finger gedrückt und hastet mit geschürzten Röcken die Treppe hinauf. Fast hätte sie Talia über den Haufen gerannt, als sie auf weichen Sohlen bis zu der offenen Tür schlittert und gerade im richtigen Augenblick noch die Kurve kriegt. Etwas ausser Atem starrt sie in das Zimmer, wo inmitten eines heillosen Durcheinanders ein halb bewusstloser Frey von einer energischen Grid dazu angehalten wird, gefälligst nicht das Bewusstsein zu verlieren. Als die Mädchen sich Azras bewusst werden, verstummt das wirre, ängstliche Geplappert schlagartig und ihre Frage: „Was… ist passiert? Und WO bei allen Göttern ist Borgil?!“ erschreckend laut an den Wänden widerhallt.

Drei Herzschläge später ist sie wieder am Fuss der Treppe angelangt und hetzt zu ihren Ehegemächern. Dort wundert sie sich gar nicht erst lange über die vorherrschende Kälte oder Borgils fehlende Stiefel und Umhang, sondern rutschte auf den Knien zur Falltüre, die zur Waffenkammer führt, macht sie auf und klettert die steile Treppe hinunter. Sie kennt dieses Zimmer, wie alle anderen, in und auswendig und kaum haben sich ihre Augen an die schummrige Halbdunkelheit gewöhnt, fällt ihr auch schon auf, was alles fehlt.
Sie kann es nicht fassen. Zur Salzsäule erstarrt steht sie dort unten, starrt aus weit aufgerissenen Augen auf den Platz, wo zuvor noch Borgils Lieblingsaxt gestanden hat, und kann es einfach nicht glauben, dass er einfach so verschwunden ist. Einfach so. Ohne ein Wort zu sagen. Ohne sich zu verabschieden! Bei allen vier Dämonen! Und die Angst, die ihr von dieser Sekunde an die Kehle zuschnürrt, ist alles andere als unbegründet. Denn sie weiss genau, dass Borgil nicht einfach so bis an die Zähne bewaffnet ganz plötzlich und einfach so verschwindet, kaum wurde ein schwer verletzter Frey bei ihnen abgeliefert. Tiuri! Panik macht sich in ihr breit und vermischt sich mit der Angst um den Jungen, sowie die Sorge um ihren Ehemann zu einem unverdaulichen, dicken, kalten Klumpen in ihrem Magen. Einmal mehr überkommt sie das schreckliche Gefühl absoluter Hilflosigkeit und fast schon verzweifelt dreht sie sich im Kreis, als könnte ihr eine der Waffen sagen, was zu tun sei. Da fällt ihr feuchter Blick auf einen langen, schmalen Dolch, dessen spitze Klinge geheimnisvoll blau schimmert. Leicht, überlegt sie und hat schon die Finger ausgestreckt, als ihr erst dämmert, was sie im Begriff ist zu tun. Als hätte sie sich verbrannt, schreckt sie zurück.

Borgil würde mich umbringen… Er würde… mich… Ach, zur Hölle damit! Ich werde nicht noch einmal zusehen, wie er fast stirbt! Schon hält sie den Dolch in Händen, bevor sie erneut zögert. Ein Dolch. Borgil hat seine Axt mitgenommen. Also egal, was er zu bekämpfen gedenkt, es wird sich höchstens kaputt lachen, wenn ich mit der zu gross geratenen Nadel vor seiner Nase herumwedelt. Vielleicht doch besser das hier. Damit lässt sie Dolch Dolch sein und angelt nach einem Kurzschwert. Probeweise fuchtelt sie damit ein wenig durch die Luft und verliert beinahe das Gleichgewicht, als die Klinge die Wand streift  und das Kreischen von Metall auf Stein sie zurückstolpern lässt. Ui… Sofort legt sie es wieder zurück. Nein, besser nicht. Sonst hau ich aus Versehen noch den Falschen damit. Probeweise nimmt sie auch noch ein Langschwert – das sie immerhin stolze drei Sekhel in die Höhe heben kann, bevor ihr die Kraft ausgeht – und eine Armbrust in die Hand – mit der sie, die Erinnerung ist schmerzhaft frisch, das letzte Mal beinahe einen Steinfaustboten an die Wand genagelt hätte. An einem weiteren Kurzschwert schneidet sie sich, bei dem Versuch ein paar Wurfgeschosse aus einer Truhe zu bergen, verheddert sie sich bei der Wurfprobe in ihrem Umhang und als sie mit dem Degen fast Borgils teuren, azurianischen Wandteppich entzweischneidet, gibt sie auf. Längst machen sich in ihrem Kopf die schlimmsten Horrorszenarien breit, was in der Zwischenzeit alles mit Borgil oder Tiuri passiert sein könnte, worauf sie sich entschliesst eben einfach so zu gehen, ohne irgendeine Waffe. Hektisch kämpft sie sich die Treppe wieder hinauf und schnappt sich Halla, die gerade versucht den schreienden Brenainn in sein Bettchen zu kriegen, am Kragen. „Wo.Ist.Borgil?“ Was auch immer es ist, dass die ansonsten so standhafte und resolute Mogbar dazu verleitet, den Mund aufzumachen, Azra wundert sich nicht lange darüber sondern rauscht davon, ehe Halla ihr den Weg versperren oder sie sonst irgendwie an der bevorstehenden Dummheit hindern kann. Schon steht Azra auf der Schwelle, als sie noch einmal auf den Fersen kehrt macht, in der Küche verschwindet und gleich darauf mit einem grossen Nudelholz in der Hand in Richtung Felsenschmiede eilt.

Dort findet sie vorerst aber nur zwei Dutzend Blaumäntel beim Aufschütten, Wegtragen und Abräumen, die sie aber, nach einem argwöhnischen Blick auf das Nudelholz, an die Ruine im Larisgrün weiterverweisen.
Und so stiefelt sie, in Kleid und Umhang und nur bewaffnet mit einem Stück Küchenutensil, eine geraume Weile durchs Larisgrün, bis sie besagte Ruinen, wo Borgil sich angeblich aufhalten soll, endlich erreicht hat. Die Hundertschaft an Blaumänteln, die überall verteilt stehen und wohl etwas bewachen, bestärken sie in der Vermutung hier richtig zu sein. Als der erste sich ihrer gewahr wird, versperrt er ihr den Weg und fragt: “Wer seid ihr?“ Es ist ein junger Blaumantel. Das Gesicht sommersprossig, die Augen etwas schief, aber die stramme Haltung zeugt von Ehrgeiz und dem Willen, alles richtig zu machen. „Azra Blutaxt“, faucht Azra schwer schnaufend wie ein durchlöcherter Blasebalg und streift die Kapuze zurück, damit die Blaumäntel Sicht auf ihr schlohweisses Haar und die ungewöhnlichen Augen gewinnen. „Ehefrau von Borgil Blutaxt.“ Bei diesen Worten wird der junge Blaumantel, der wohl gerade den Mund aufmachen wollte, um ihr zu sagen, dass er sie leider nicht durchlassen könne, sachte, aber bestimmt zur Seite geschoben und Calain, ein älterer Soldat, der ein gern gesehener Stammgast der Goldenen Harfe ist, begrüsst sie mit einem leichten Nicken. “Madame Blutaxt. Seid gegrüsst. Was…“ „Ich hier tue?“, schnappt Azra, bevor der arme Mann auch nur dazu kommt beschwichtigend die Hände zu heben. Suchend lässt sie den Blick zwischen den Bäumen hindurch gleiten, bis sie grauen, moosbewachsenen Stein zwischen hellem Farm und goldenem Sonnenschein findet. „Ich will zu meinem Mann.“ Damit rafft sie ihre Röcke und stampft an dem ziemlich verdutzten Soldaten vorbei, der ihr aber gleich darauf beherzt folgt und sich ihr in den Weg stellt. “Madame“, nimmt er neuen Anlauf, verstummt aber schlagartig, als er Azras Tränen gewahr wird. Einen Moment lang stehen sie sich gegenüber, dann schnieft Azra leise und flüstert mit kehliger Stimme: „Er ist einfach verschwunden. Wenn er schon kämpfen muss… dann will ich mich wenigstens von ihm verabschieden.“ Daraufhin kann der Soldat rein gar nichts erwidern und mit einem stummen Seufzen tritt er zur Seite und deutet auf einen halb verborgenen Eingang zwischen Stein und Gras. “Geradeaus, bei dem roten Leuchten. Lady Niniane ist bei ihm.“ Dankbar blinzelt Azra zu Calain auf, bevor sie auch noch die letzten Zwanzigschritt hinter sich bringt.

Zumindest kommt sie bis zur Tür, an der vor der Begegnung mit einem nicht wirklich zahlenbegabten Oger  noch ein Medusenhaupt prangte, bevor erneut zwei Blaumäntel glauben sie zu ihrer eigenen Sicherheit nicht durchlassen zu dürfen. Und der angeschlagene Zustand der beiden – sie sehen aus, als hätten sie sich mit einer Horde von Boghaniks angelegt – verrät ihr, dass sie es wirklich ernst meinen. Resignierens zieht sie den Kopf zwischen die Schultern, schielt noch einmal sehnsüchtig in das rotglühende Dämmerlicht, das das Gewölbe erfüllt, und dreht den Blaumänteln den Rücken zu. Zumindest solange, bis die beiden ihre Konzentration wieder auf das Geschehen jenseits der offen stehenden Türen richten. Da nutzt sie die Gunst des Augenblicks und huscht einfach an den Beiden vorbei. Es ist ihr Glück, dass sie nicht genug erkennt, um die grotesken Schemen auf dem Boden als Sithleichen auszumachen, sonst hätte sie wohl wirklich freiwillig den Rückzug angetreten. So aber verdrängt sie den Gedanken, dass es hier verstörend nach Blut roch, konsequent aus ihrem Kopf und rutschte mehr schlecht als recht über den feuchten Boden in die von Calain angegebene Richtung, zwei aufgebrachte Blaumäntel im Nacken.
„Borgil!“ Die Erleichterung bricht aus ihr heraus wie eine Sturmflut, als sie ihren Ehemann – unversehrt! – neben einer hochkonzentrierten Niniane entdeckt und mit einem unterdrückten Schluchzen wirft sie sich ihm an den Hals. Das Nudelholz landet laut klappernd auf dem Boden und rollt in die Dunkelheit davon. Fest schlingt sie ihre Arme um seinen Nacken und drängt ihr Gesicht an das kalte Eisen seiner Rüstung, während ihr Herz ihr bis zum Hals schlägt. „Borgil! Den Göttern sei Dank, ich dachte schon… ich dachte schon… Oh Götter.“ Sie weiss gar nicht genau, was sie alles gedacht hat, aber es war schlimm. Zu schlimm, und selbst als Borgil sie mit einem Ausdruck im Gesicht, der zwischen blankem Entsetzen und drohender Wut schwankt, von sich schiebt, kann sie gar nicht anders als ihn glücklich anlächeln und sich an ihm festklammern.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 31. März 2009, 08:38 Uhr
Dankbar nimmt Aurian die Schriftrolle an sich und verstaut sie in ihrer Tasche. Das Irrlicht thront nach wie vor auf ihrer Schulter und scheint mittlerweile seine Angst vor den „Großen“ überwunden zu haben. Die  - im wahrsten Sinne des Wortes – rätselhaften Herausforderungen in diesem Keller nehmen jedoch nicht ab. Als nächstes müssen sie eine Fliesenfläche überqueren, bei der Aurian nicht wissen will, was ein Fehltritt bewirkt. Im Gegensatz zu Achim und Faron tut sie sich relativ leicht, trotzdem stehen ihr die Schweißperlen auf der Stirn, sosehr konzentriert sie sich auf die Buchstaben. Apfelgribs ist ihr dabei eine gewisse Hilfe, denn das kleine Wesen leuchtet ihr ungefragt, sodass sie die Zeichen klar erkennen kann. Trotzdem…ein falscher Schritt…

Schlussendlich sind sie aber alle mit heiler Haut auf der anderen Seite angekommen nur um vor der nächsten Herausforderung zu stehen: eine verschlossene Tür mit einer Waage. Der Commander hat mittlerweile auch eine Fackel entzündet, sodass die Gruppe sich in diesem, um einiges kleineren Raum, umsehen kann. Irgendwie wirkt er wie ein Lager auf die Gardemagierin. Vorsichtig nähert sie sich den Dingen, die da so herumstehen: sowohl die Fässer als auch die Säcke sind nicht verschlossen und sie kann auch keine magischen Barrieren finden. „Leuchtest du mir mal?“ wendet sie sich an das Irrlicht und nimmt so das eine Fass in Augenschein, welches ihr am nächsten steht. Der Inhalt ist denkbar uninteressant: Wasser. Im zweiten jedoch findet sich einiges, was die Neugierde Aurians anstachelt: drei kostbaren Gewändern in mittlerer Größe aus Seidenbrokat, Sammit und feinstem Leinen, daneben andere Kleinodien, unter anderem eine Schmuckschatulle aus grauem Leder. Vorsichtig öffnet Aurian das Kästchen und stößt einen anerkennenden Pfiff aus: In der Schatulle befinden sich eine Perlenkette, passenden Ohrringen mit tropfenförmigen Smaragden, welche von kleinen Perlen eingefasst sind, und ein Smaragdring. Die Halbelbe ist alles andere als eine Schmuckexpertin, aber eines weiß sie mit Sicherheit: Das Zeug ist einiges wert. Noch während sie überlegt, ob sie die Schatulle mitnehmen sollen, fällt ihr Blick wieder auf das Fass: Durch ihr Kramen ist eines der Kleider verrutscht und ein weißes Etwas lugt darunter hervor. „Apfelgribs, ich brauch mehr Licht!“ Das Irrlicht flattert in das Fass und Aurian erkennt eine Statuette. Vorsichtig zieht sie sie heraus: Die Machart entspricht der der beiden anderen, und die Form ist jene eines Windpferdes. „Interessant!“ murmelt sie. Sie verstaut zuerst die Schatulle in ihrer Tasche (sie ist sich sicher, dass der Nekromant kaum der rechtmäßige Besitzer ist) und wendet sich dann den Säcken zu. Deren Inhalt ist aber nicht gerade aufregend: einfaches Holz- und Zinngeschirr, verschiedene Stoffe und weiche Lederstücke und Schuhe jeder Form, Farbe und Größe, die meisten einfach und ebenfalls aus Leder. Aurian schnappt sich einige der Lederstücke, um die Statue einwickeln zu können. Zuvor will sie ihren Fund aber noch den Gefährten zeigen.

Die sind mittlerweile mit der Tür beschäftigt. Tiuri hat die glorreiche Idee, die Waage mit dem Wasser aus dem ersten Fass auszutarieren. Alle halten die Luft an. War das die richtige Lösung? Knarrend kommen die Schalen ins Gleichgewicht. Was würde nun geschehen?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 01. Apr. 2009, 15:39 Uhr
Mit klopfendem Herzen setzt Mealla einen Schritt nach dem anderen auf die quadratischen Steinplatten. Sie zwar die Vorletzte und obwohl es bei allen vor ihr funktioniert hat, flüstert doch ein kleines Stimmchen in ihrem Kopf: Nur einmal stolpern... Und das war’s. In diesem Moment wird ihr klar, wie sehr sie an ihrem Leben hängt, wie viel sie noch erleben und kennen lernen möchte. Glücklicherweise hat die Herzländerin keine besonders großen Füße und lesen kann sie als Heilerin selbstverständlich hervorragend. Das können die anderen nicht alle von sich sagen und doch haben sie es geschafft, also: Konzentration! Sie vertreibt die aufkeimende Angst aus ihrem Geist und betritt mit neuem Elan eine Platte nach der anderen, bis sie endlich auf der anderen Seite steht. „Puh…“ Erleichtert tritt sie ein wenig von den Fliesen zurück und wirft dann einen Blick zu dem Oger, der als einziger noch auf der anderen Seite steht. „Du schaffst das!“, ruft sie ihm zu, mit der Hoffnung, dass er Mut aus ihren Worten schöpfen kann, dafür erntet sie aber nur einen irritierten Blick. „Natürlich schaffe ich das!“, posaunt Achim als Antwort herüber und es so, als hätte er überhaupt keine Angst. Ob er nur ein guter Schauspieler ist, oder ob er wirklich keine Zweifel hat? Mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er das jeden Tag machen, betritt Achim auf Zehenspitzen die Fliesen – die Quadrate sind zu klein, als dass er seinen ganzen Fuß darauf setzen könnte – und tänzelt mit der Anmut einer ogrischen Ballarina von Viereck zu Viereck. Vollkommen verdattert schaut ihm Mealla dabei zu und starrt ihm noch einen Moment hinterher, als er schon über die Fliesen hinweg ist und verkündet: „Das war doch ein Klacks!“ Unglaublich. Kopfschüttelnd wendet sie sich schließlich den anderen zu, die über einem weiteren Rätsel hadern.  Wenn dieser Nekromant nicht irgendwo hinter einer Kristallkugel oder so etwas hockt und sich über unser Rätselraten ins Fäustchen lacht, fresse ich einen Besen! Zusammen mit den anderen überlegt sie, wie sie das richtige Gewicht auf die Waage bringen sollen, deshalb bekommt sie von Aurians Fund überhaupt nichts mit. Die kriegt aber auch gar nicht die Gelegenheit, etwas davon zu berichten, denn just in dem Moment, als sie zum Rest der Gruppe stößt verkündet Tiuri: >„3 Dan und ein Gallon und dann ist die Sache ja wohl einfach.“< Er wirkt recht ruhig, als er beginnt Wasser von der einen Amphore in die andere zu kippen, auch wenn nicht ganz so unberührt wie der Lord Commander. Wahrscheinlich hätte der auch noch so einen Gesichtsausdruck drauf, wenn er vor einem wütenden Drachen oder einem geifernden Dämon stände.  Nach einigem hin und her füllen stellt Tiuri schließlich fest, dass er jetzt das Ergebnis haben müsste. Mealla nickt, jetzt, wo er es vorgemacht hat, erscheint es vollkommen logisch, aber selber wäre es ihr nicht eingefallen. Anerkennung steigt in ihr auf, dieser Tiuri scheint nicht nur ein guter Schwerkämpfer zu sein, sondern auch noch ein ganz helles Köpfchen zu haben. Hoffen wir, dass er auch wirklich Recht hat. Atemlose Stille herrscht, als der junge Mann die Amphore auf die leere Schale der Waage stellt und sich die beiden Waagschalen auf und nieder bewegen, bis sie schließlich auf gleicher Höhe stehen bleiben.

Kaum stehen beide Schalen vollkommen still, öffnet sich die Tür von allein, ohne dabei einen Laut zu verursachen. Sie werden von einem weichen blauen Licht in Empfang genommen, als sie in einen um die anderthalb Schritt breiten und etwas über vier Schritt langen Gang blicken, der sich am Ende nach Osten und Westen gabelt. Die Wände sind aus schlichtem Mauerwerk und der Boden besteht aus den grauen Steinplatten, die sie schon von den Räumen vor dem mit den Bodenfließen kennen. Den einzigen Schmuck stellen die edel geschwungenen und sicherlich teuren Lampen an der hohen Decke dar. Merkwürdig, dieses blaue Licht, ob es wohl magisch ist? Der Lord Commander schickt Listig und Tiuri vor, um nach Fallen zu suchen und die Lage auszukundschaften. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sie zurückkommen und berichten, dass der Gang nach Osten nach etwa sechs Schritt an einer wuchtigen, mit Eisen beschlagenen Tür endet, die nach einer kurzen Einschätzung von Listig alles andere als leicht zu knacken ist. Seiner Ansicht nach kann man ihr nicht einmal mit Magie so ohne weiteres etwas anhaben, „auch wenn ich mich mit Magie nicht so gut auskenn, Mylord“. Der Gang nach Westen endet nach ungefähr vier Schritt, dort ist rechterhand eine Tür, die nicht so schwierig zu öffnen scheint. Nach links geht ein weiterer Gang gen Süden ab, der allerdings schlechter beleuchtet ist, als die beiden anderen Gänge, weshalb Listig und Tiuri ihn noch nicht genauer unter die Lupe genommen haben. Es dauert nicht lange zu überlegen, was sie nun tun sollen, denn Listig stellt schlicht klar: „Die Tür nach Osten krieg ich nicht auf“, und Tiuri stimmt ihm brummend zu. Also entscheiden sie sich, beinah in der Aufstellung, die sie ganz am Anfang besprochen hatten, nach Westen zu gehen, mit dem einzigen Unterschied, dass Aurian mit dem Irrlicht jetzt weiter vorne geht. Angekommen an der Tür nach Norden bleibt der Rest stehen, nur Listig, Tiuri und Aurian gehen bis ans Ende des Südganges, wo sie nach geschätzten neun Schritt an einer Tür anlangen, die der im Osten sehr gleicht. Es bleibt also nur eine Möglichkeit übrig, die Tür nach Norden, doch irgendwie hat Mealla ein leicht ungutes Gefühl dabei. Sie kann es gar nicht in Worte fassen, aber  irgendwie spürt sie das Bedürfnis durch eine der anderen Türen zu gehen. Möglicherweise liegt das an dem Geruch, der in der Luft liegt und ihr absolut unbekannt ist. Es ist nicht mehr als ein Hauch, nur ganz vage wahrnehmbar und obwohl ihre Nase nicht schlecht ist – es ist durchaus nützlich für eine Heilerin manche Pulver und Tinkturen, die einander ähneln, mit der Nase unterscheiden zu können – so gut ist sie dann doch nicht, dass sie ihn vollkommen aus den Gerüchen der Gruppe herausfiltern könnte. Trotzdem vermittelt das, was sie versucht wahrzunehmen und dabei immer wieder scheitert, das Gefühl, dass hinter dieser Tür etwas ist, was die Heilerin nicht kennt und auch nicht kennen lernen möchte. „Irgendwie riecht das merkwürdig, findet ihr nicht?“, fragt Mealla vorsichtig und hofft, dass sie darauf keine herablassende Bemerkung ernten wird.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 01. Apr. 2009, 23:10 Uhr
Was hinten in der Truhe mittlerweile gefunden wurde, ist Aishalanea völlig entgangen, so sehr war sie in das Buchstabenrätsel in der nächsten Kammer vertieft. Plötzlich aber steht Lilith neben ihr und nickt ihr anerkennend zu: >„Du hast wohl gerade den Weg durch diesen Raum gefunden Aishalanea. Jetzt brauchen wir nur noch einen Freiwilligen, der das austesten will und nicht allzu ungeschickt ist.“<
Der Südländerin entgeht auch nicht, dass die Feuermagierin überrascht wirkt. Ja stell dir vor, nicht nur nordländische Gelehrte können lesen! Für dicke staubige Bücherschwarten interessiert sie sich zwar wirklich nicht, aber die Grundlagen des Lesens und Schreibens zu beherrschen war für sie als Händlerin schon ganz nützlich. Und wenn Lilith ihre nautischen Berechnungen zu sehen bekäme, würde sie sich wahrscheinlich noch mehr wundern…

>"Ich gehe zuerst. Wir wissen nicht, was uns dort drüben im Dunkeln erwartet. Ihr wartet alle, bis ich heil dort drüben angekommen bin und euch ein Zeichen gebe, ehe ihr mir folgt, verstanden?"< verkündet Olyvar und begibt sich auf den Weg, den Aishalanea gerade aufgezeigt hat. Als der Lord Commander den Fuß auf das „D“ setzt, denkt die Südländerin, ihr Herz bliebe stehen – was, wenn sie falsch gelegen hat, wenn es sich doch um eine falsche Spur handelt?! – doch es geschieht nicht das Geringste. Auf der anderen Seite zieht er sein Schwert, und… wird von der gähnenden schwarzen Öffnung verschluckt. Atemlos stehen sie alle am Eingang und starren herüber in die undurchdringliche Finsternis. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis der Lord Commander wieder auftaucht, unversehrt, den Göttern sei Dank. >"Alles in Ordnung. Kommt einzeln herüber und seid vorsichtig!"<

Nacheinander tänzeln sie alle hinüber, Listig, Tiuri, Norn, Steinmetz, dann der Faun, dessen angestrengte Konzentration den Eindruck erweckt, dass er nicht nur mit der Größe der Bodenfliesen Probleme hat, sondern auch mit dem Entziffern der Buchstaben. Irgendwann kommt die Reihe auch an Aishalanea, die zwar ebenfalls nicht besonders elegant, aber doch ohne Schwierigkeiten von Fliese zu Fliese hüpft. Auf der anderen Seite erwarten sie mehrere Fässer und eine weitere Tür, um die sich gerade alle rätselnd versammelt haben – daran hängt eine Waage. >„3 Dan und ein Gallon und dann ist die Sache ja wohl einfach!“< behauptet Tiuri gerade bei Aishas Eintritt. Die Händlerin hat keine Ahnung, wovon er da redet, also lässt sie ihn mit den Amphoren hantieren und wendet sich stattdessen Aurian zu, die gerade die Fässer in Augenschein nimmt. Als Seidenbrokat, Sammit und edler Schmuck zum Vorschein kommen, überschlägt sie im Kopf grob den Wert der Kleidungsstücke und pfeift anerkennend durch die Zähne. Schade nur, dass die Gewänder auch so schwer sind und deshalb wohl erst einmal hier liegen bleiben müssen. Darüber hinaus kommt eine weitere Alabasterstatue zum Vorschein – ein Windpferd.

Diesem Gegenstand wird jedoch vorerst wenig Beachtung geschenkt, denn Tiuri ist es mittlerweile tatsächlich gelungen, die Tür zu öffnen. Auf der anderen Seite erwartet sie ein schmaler Gang in gespenstischem, blauem Licht. Listig und Tiuri werden als Kundschafter ausgeschickt und finden zwar keine Fallen, jedoch eine Tür, die sie nicht öffnen können. Im Gänsemarsch marschieren sie alle in den Gang hinaus und warten vor einer weiteren Tür, während Listig, Tiuri und Aurian weitere Erkundigungen einholen, nur um festzustellen, dass eine weitere Tür nicht zu öffnen ist. Das schränkt die Möglichkeiten doch ziemlich ein. Mit gemischten Gefühlen betrachtet Aishalanea die einzig verbliebene Tür. >„Irgendwie riecht das merkwürdig, findet ihr nicht?“< erklingt die Stimme der Heilerin neben ihr. Ein weiteres Mal wünscht sich Aisha, sie hätten Kaney dabei – ihre eigene Nase verrät ihr leider nicht das Geringste.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Borgil am 02. Apr. 2009, 07:59 Uhr
In einem anderen Teil des Kellerlabyrinths


Borgil hat, ebenso wie die beiden Ritter der Steinfaust seinen Posten in dem schmalen Gang bezogen, an dessen rotwaberndem Ende Niniane damit beschäftigt ist, irgendeine verfluchte Höllenteufelei zu beenden… wenn sie kann. Er hatte eine ganze Weile neben der Protektorin ausgeharrt, hatte gebannt verfolgt, wie sie dem unheilvollen Glühen ihre Lichtzauber, uralte elbische Worte der Macht und sonstigen Shenrah-Hokuspokus entgegengesetzt hatte und wie die undeutlichen Schemen grauenhafter Wesen in den blutigen Höllenfeuern aufgetaucht und wieder verschwunden waren. Das rote Glühen ist jetzt schwächer… noch immer pulsierend und noch immer höchst gefährlich, wie er vermutet, aber was immer Niniane da eigentlich genau tut, es zeigt allmählich seine Wirkung. Dennoch sind die beiden Ritter und er selbst wachsam, denn selbst wenn es ihr gelingt, das Portal zu schließen, dahinter liegt immer noch eine Tür oder ein Durchgang im ganz profanen Mauerwerk dieses dreimal verfluchten Kellerlabyrinths und die Götter allein wissen, was dort dann auf sie warten mag.

Borgil hat sich gerade ein Stück weit hinter Niniane und die Ritter zurückgezogen, ein wenig außer Reichweite des roten Scheins und des Echos der grausamen Stimmen, die hin und wieder darin zu vernehmen sind und die an ihrer aller Nerven zerren, als ein Geräusch weiter oben im Gang ihn seine Axt ziehen und mit einem leisen Knurren in Kampfstellung gehen lässt. Der Tunnel ist hier nur eineinhalb Schritt breit und Borgil füllt ihn sehr gut aus – so leicht käme niemand an ihm vorbei. Zu seiner völligen Verblüffung und seinem allergrößten Schrecken ist es jedoch kein Schattenscheusal oder Nekromant, kein stinkender Goblin und schon gar kein verfluchter Höllendämon, der sich da aus der Dunkelheit schält, sondern niemand anderes als seine kleine Frau, bewaffnet mit einem Nudelholz und verfolgt von zwei kreuzunglücklich und verärgert zugleich dreinblickenden Blaumänteln, denen sie wohl am Eingang entwischt war. "Was zum…" setzt er an, doch sehr viel weiter kommt er nicht, denn als Azra ihn erspäht, landet das Nudelholz mit einem dumpfen Poltern am Boden und im nächsten Moment hat er sie schon bebend und zitternd am Hals kleben, wo sie seinen Namen japst.  >Borgil! Den Göttern sei Dank, ich dachte schon… ich dachte schon… Oh Götter.<

"Was zum Donnerdrummel tust du hier?! Du solltest zu Hause in Sicherheit sein!" Bricht es entsetzt aus ihm heraus. "Du solltest überhaupt nicht wissen, wo ich bin! Ist etwas geschehen? Ist etwas mit den Kindern?" Borgil hält Azra an den Schultern ein Stück von sich weg, um in ihr Gesicht zu sehen, doch sie schüttelt nur rasch den Kopf und lächelt ihn dann an, als seien sie hier alle gerade auf einem Shentags-Spaziergang. Stöhnend verdreht Borgil die Augen und hätte sie am liebsten geschüttelt, dass ihr die Zähne klappern, dann winkt er die beiden resigniert seufzenden Blaumäntel wieder zurück an ihre Posten und blickt sich hastig um. Niniane ist noch immer hochkonzentriert dabei, einen Zauber nach dem anderen zu wirken und die beiden Ritter wenden ihnen nach ein paar neugierigen und, wie Borgil findet, durchaus auch amüsierten Blicken taktvoll wieder den Rücken zu – er hat also ein paar Augenblicke Zeit, seiner übergeschnappten Frau den Kopf zu waschen und sie schnurstracks wieder nach draußen zu bringen.

"Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Weib? Mir hierher nachzulaufen! Weißt du was wir hier tun? Es ist viel zu gefährlich!" Drauf und dran, Azra einfach über seine Schulter zu werfen, um sie hinauszuschaffen, fällt Borgils Blick auf das Nudelholz. "Was hattest du vor, hä? Einen Finsteren auszurollen wie Nudelteig? Oder was? Komm mit, ich bringe dich nach draußen – und dann gehst du nach Hause in die Harfe und zwar sofort, hörst du? Nathrach ist dort und wird euch beschützen wenn… er schuldet mir noch etwas und der Mann bezahlt seine Schuld… was?" Azra entreißt ihm ihre Hand und funkelt ihn mit einem "Wag-es-ja-nicht" Blick an, den Borgil mittlerweile gut genug kennt, um zu wissen, dass sie ernsthaft Widerstand leisten wird, ganz egal, was er für das Beste hält. "Was?" Faucht er. "Du kannst unmöglich hier bleiben!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 09. Apr. 2009, 14:21 Uhr
Ihre Erkundung des Ganges endet an der Tür nach Norden, der einzigen, die sich öffnen lassen würde und im selben Augenblick, als die kleine Heilerin den merkwürdigen Gestank anspricht, der ihr hier auffällt, nimmt auch Olyvar ihn wahr. >Irgendwie riecht das merkwürdig, findet ihr nicht?< Wenn Kälte, Tod und Verdammnis einen Geruch haben, dann ist es dieser. "Doch, das tut es." Er schiebt sich an Mealla vorbei und legt lautlos und behutsam die flache Hand an die Tür, als könne er so spüren, was sich dahinter befindet – oder als wolle er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen werfen, falls ihnen das, was auch immer sich dahinter befindet, einen Überraschungsbesuch abstatten möchte.  Die Feuer der Hölle sind immer kalt. Olyvar wirft kurze Blicke in die teils resignierten, teils unleugbar grimmigen, manchmal aber auch entweder ratlosen oder schlichtweg entsetzten Gesichter hinter ihm und weiß, dass zumindest die meisten derjenigen, die beim Dämonenangriff auf Talyra damals mitgekämpft hatten, ahnen dürften, was hinter der Tür auf sie wartet. "Es stinkt nach Boghanik und Höllenhunden oder ich bin ein Kobold", murmelt er gefasst. Ein Moment vergeht in tiefem Schweigen, dann strafft sich Olyvar und nickt knapp. "Listig… ?" Mehr als die unausgesprochene Frage, die im Namen des jungen Blaumantels mitschwingt, braucht es nicht. Der ehemalige  Dieb weiß genau, was von ihm erwartet wird und macht sich bereit, während Olyvar sich leise und bestimmt an die anderen wendet.

"Aishalanea, Mealla, geht zurück zu Aurian und Lilith. Aishalanea… sag den Magierinnen, sie sollen sich bereithalten. Steinmetz und Norn sollen euch beschützen und notfalls den Gang hinter uns mit ein paar Fallen spicken, so dass ihr sicher seid. Mealla, du gehst in Deckung und bleib hinten! Schick mir Karmesin und den Narrenkönig nach vorn, aye? Sei ein gutes Mädchen. Achim, komm nach vorne, ich brauche dich hier. Postier dich im südlichen Tunnel und halte ihn. Faron und Tiuri, euch beide brauche ich ebenfalls hier vorn." Im Vorbeigehen fällt sein Blick auf die leichte Armbrust, die am Waffengurt des jungen Mannes baumelt. "Warte - wie gut kannst du damit umgehen?" Die Frage trägt eher der Enge des Ganges Rechnung als Tiuris unbekannten Schießkünsten, doch Borgils Ziehsohn zuckt nur mit den Schultern und nimmt die Armbrust zur Hand. "Es wird reichen müssen", erwidert er nur und Olyvar nickt. "Postier dich hinter Faron und sieh zu, dass du alles aufhältst, was an dem Faun vorbei kommt – egal wie. Du bist Linkshänder, oder? Gut, ich bleibe neben dir. Karmesin und der Narrenkönig werden hinter uns bleiben. Wir lösen uns gegenseitig ab. Wenn wir eine mehr oder minder lose Reihe bilden, können wir rasch die Plätze tauschen, wenn einer verwundet wird oder nicht mehr kann… dafür ist der Gang allemal breit genug. Listig wird vorausschleichen und sich umsehen, damit wir wissen, was genau uns erwartet und wie viele es sind.  Ihr habt es vielleicht auch gerochen – ein Höllenhund oder mehrere und ganz sicher mehrere Boghaniks lauern hinter dieser Tür."

Es geht überraschend schnell und lautlos, bis jeder auf seinem Posten ist, und nach einem Moment des Durchatmens ist auch Listig soweit. Die Tür nach Norden hinauf öffnet sich absolut geräuschlos unter den geschickten Händen des ehemaligen Diebes und nach allem, was Olyvar von seinem Platz aus sehen kann, liegt dahinter tiefe Finsternis. Listig verschmilzt beinahe augenblicklich mit den Schatten der Tunnelwand und schlüpft in die Dunkelheit davon, dann können sie nur noch warten. Olyvar zieht seinen Sgian Dearg und eine Ochsenzunge, ein breites, massives Kurzschwert, anstelle von Síaíl, welches ihn mit seiner Länge bei diesen Platzverhältnissen eher behindern, als ihm nützen würde, und lauscht in die Finsternis jenseits der Tür. Es ist absolut nichts zu hören. Tiuri steht neben ihm, die Armbrust im Anschlag, vor ihnen verharrt Faron, ein massives Hindernis in dem engen Tunnel. Listig ist noch keine Minute verschwunden, als im wahrsten Sinne die Hölle über sie hereinbricht. Tiefes Knurren und Grollen ertönt, das bedrohlich von den steinernen Wänden widerhallt, gefolgt von kratzenden Geräuschen, zersplitterndem Holz und dem unverwechselbaren, gierig-schmatzenden Schnattern der Boghanik. Die Tür wird aufgerissen und heraus stürzt Listig, verfolgt von einem Schwarm Gräberunholden, die ein wenig aussehen wie deformierte, räudige Fellsäcke mit Klauen und Zähnen. Sie kommen über den Boden und die Wände, ein paar klettern sogar an der Decke entlang und erreichen den jungen Blaumantel, gerade bevor der sich hinter Faron in Sicherheit bringen kann. Innerhalb eines einzigen Herzschlags hängen Trauben der geifernden Mistviecher an Listigs Beinen und bringen ihn schneller zu Fall, als irgendjemand auch nur seinen Namen schreien kann.

Der Faun schnellt nach vorn, packt den kreischenden Dieb an den ausgestreckten Händen, die panisch auf der Suche nach einem Halt über den glatten Steinboden kratzen, und zieht, während Olyvar und Tiuri so gut sie es vermögen die vorderste Linie der Gräber mit Armbrustbolzen, Schleuderkugeln und Wurfsternen unter Beschuss nehmen. Dann bricht der erste Höllenhund durch und stürzt nach einem Moment des Witterns grollend in Achims Richtung, und ein zweiter erscheint im Türrahmen, die Augen gelbrot wie lodernde Flammen. Faron zerrt Listig hinter sich, keucht etwas von "Schafft ihn zur Heilerin!" und nimmt seinen Platz wieder ein, bedrängt  von einem Dutzend Boghanik, die ihn angreifen und gleichzeitig versuchen, an ihm vorbeizukommen. Olyvar  zieht den jungen Blaumantel weiter, noch ein Stück den Gang hinunter, während er sich mit der Rechten und seinem Sgian Dearg wütend gegen Boghanik wehrt, die sich einfach von der Decke auf ihn fallen lassen oder ihn von der Seite anspringen, und sieht dabei mit Entsetzen, wie Listigs Blut in Stößen aus einer großen Wunde am linken Oberschenkel spritzt. "Karmesin, hilf Tiuri! Narrenkönig, bring ihn zu Mealla. Die Magierinnen sollen sie mit einem Schild schützen, wenn sie können und sie gegen die Gräber verteidigen!" Er hat keine Zeit sich aufzuhalten, übergibt Listigs schlaffen Körper nur dem hochgewachsenen Blaumantel und eilt zurück zu dem Faun, der inzwischen in einen erbitterten Kampf mit dem zweiten Höllenhund verstrickt ist, unterstützt von Tiuri und Karmesin, die keckernde Boghanik aufspießen oder mit Wurfgeschossen von den Wänden holen. Olyvar wünscht sich einen Speer, mit dem er aus Farons Deckung heraus zustoßen könnte, aber den hat er nicht, also bleibt ihm nichts anderes, als  das Schwert. "Lass mich deinen Platz einnehmen, wenn du nicht mehr kannst, Faron. Tiuri, nimm das Vieh unter Beschuss, spick es mit Armbrustbolzen, wenn du kannst, wir halten dir die Gräber vom Leib."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 09. Apr. 2009, 20:50 Uhr
Ohne groß nachzudenken oder lange zu überlegen, eilt Faron Listig zu Hilfe und bringt ihn so gut es geht vor den angreifenden Boghaniks in Sicherheit. Die Biester sind hinterhältig, lästig, in der Überzahl und befinden sich noch dazu in Begleitung eines riesigen Höllenhundes, sodass sich die Aufmerksamkeit des Fauns sehr schnell wieder seiner eigentlichen Aufgabe zuwendet. Die Bestie fletscht angriffslustig die Zähne, schenkt dem Faun einen glutroten Blick und nutzt gleich darauf eine günstige Gelegenheit, um sich alsbald Achim zu zuwenden.
Aber Faron hat weder Zeit, um auch nur einen einzigen Gedanken an den Höllenhund zu verschwenden, noch einen Moment zu Atem zu kommen, denn da taucht auch schon ein zweites dieser Untiere vor ihm auf – und greift ohne Umschweife an. Der Oberste Stallmeister erwidert die Attacke mit einem gezielten Axthieb, während Tiuri und Karmesin hinter ihm einen Boghanik nach dem anderen aufspießen oder aber mit Wurfgeschossen von den Wänden holen. Nachdem Olyvar dem Narrenkönig den von Faron in Sicherheit gebrachten Listig übergeben hat, eilt nun auch er dem bedrängten Faun zu Hilfe. »Lass mich deinen Platz einnehmen, wenn du nicht mehr kannst, Faron«, ruft er dem Obersten Stallmeister zu und wendet sich dann Tiuri und Karmesin zu. »Tiuri, nimm das Vieh unter Beschuss, spick es mit Armbrustbolzen, wenn du kannst«, weist der Lord Commander den jungen Mann an, während er einen raschen Blick mit Karmesin wechselt, »wir halten dir die Gräber vom Leib.«

Faron lächelt grimmig und pariert gerade noch rechtzeitig einen weiteren Angriff des wütenden Höllenhundes. Dabei kommen ihm immer wieder Erinnerungsfetzen an den Dämonenangriff in den Sinn. Damals hatte er schon einmal gegen eine solche Bestie bestehen müssen – nun sind ihm die Erfahrungen von einst von großem Nutzen. Ebenso die Lektionen, die Vareyar ihm erteilt hat. Und natürlich Rœskva, Borgils Axt, die in der Tat hält, was der Harfenwirt dem Faun versprochen hat.
In dem engen Gang ist sowohl seine, als auch die Bewegungsfreiheit des Höllenhundes merklich eingeschränkt, was einerseits von Nachteil, andererseits aber auch von Vorteil ist. Anfangs ist es für Faron nicht ganz einfach dem Untier zu zusetzen und Tiuri gleichzeitig genug Spielraum zu lassen, um seine Armbrustschüsse problemlos anbringen zu können, doch nach einer Weile haben sie ihre Bewegungsabläufe so gut auf einander abgestimmt, dass ihre Attacken erste Erfolge zeigen. Doch der Höllenhund ist wahrlich kein leicht zu bezwingender Gegner. Die heimtückische, ja geradezu verschlagene Intelligenz dieser Ungeheuer, die sich auch bei diesem Biest zeigt, ist dem Faun nur allzu vertraut. Die Angriffe erfolgen zwar äußerst aggressiv, aber auch gezielt und werden nicht von blinder Raserei bestimmt wie dies bei anderen Kreaturen häufig der Fall ist. Und so braucht der Höllenhund nicht lange um zu erkennen, dass ihm nicht nur von seinem Hauptgegner, sondern auch von Tiuri ernst zunehmende Gefahr droht, woraufhin er seine bisherige Angriffstaktik ändert. Auch scheint sich das Ungeheuer mehr und mehr Farons Kampfstil anzupassen, was den Faun schließlich dazu veranlasst seine gegenwärtige Rolle aufzugeben und mit der des Lord Commanders zu vertauschen.

Und tatsächlich, der Höllenhund, durch den unerwarteten Gegnerwechsel gezwungen, sich auf einen neuen Angreifer einzustellen, lässt sich zu immer mehr Fehlern verleiten. Faron lächelt grimmig, während er mehrere Boghaniks aufspießt, und (nachdem er auf diese Weise etwas Raum gewonnen hat) eine der beiden Shuriken zur Hand nimmt, die er griffbereit bei sich trägt. Wurfsterne hat er bisher noch nie verwendet, aber als Jäger  ist ihm der Umgang mit Schleudern wohl vertraut und zielsicheres Treffen stellt daher keine große Herausforderung für ihn dar.
Unvermittelt, schon wenige Augenblicke später, bietet sich ihm eine günstige Gelegenheit. Der Lord Commander hält den Höllenhund geschickt in Schach, Tiuri lädt gerade einen neuen Armbrustbolzen nach und Karmesin hält die Boghaniks auf Abstand, sodass der Faun ungestört zielen und werfen kann. Wirbelnd saust der Wurfstern auf einer völlig freien Wurfbahn auf den Höllenhund zu und dem Obersten Stallmeister stockt einen Moment lang der Atem, als er sieht, dass er sein Ziel nicht nur nicht verfehlt, sondern sogar glücklicher als erhofft getroffen hat: Knapp unterhalb des – oder vielleicht sogar direkt ins? - rechte Auge. Die Bestie heult zornig auf, doch Farons Aufmerksamkeit richtet sich schon wieder auf die Boghaniks, deren Zahl um ihn herum nun wieder merklich zugenommen hat, sodass er Karmesin rasch bei ihrer "Beseitigung" zu Hilfe kommt. Die kleinen Biester sind unheimlich lästig und kommen von wer-weiß-wo-überall her, sodass sie einiges zu tun haben und der Faun kaum mitbekommt, was hinter ihm (bei den Magierinnen, Mealla, Aishalanea und den anderen) vor sich geht.  

Ein kurzer Blick, ein winziges Zeichen und schon wechselt er wieder die Rolle, sieht sich ein zweites Mal dem immer noch wütenden und langsam doch in blinde Raserei verfallenden Höllenhund gegenüber. Eigenartigerweise verspürt er weder Müdigkeit noch Schmerz, dabei müsste es eigentlich anders sein, den der Kampf ist alles andere als leicht und er sollte zumindest so etwas wie Erschöpfung spüren. Außerdem ist es nicht nur Faron gelungen, seine Axthiebe erfolgreich anzubringen, auch die Attacken des Höllenhundes haben ein ums andere Mal ihr Ziel erreicht. Wie der Kampf schließlich sein Ende findet, vermag der Faun hinterher kaum zu sagen. Ob er oder Olyvar es war, der dem Untier den finalen Todesstoß versetzt hat, oder ob gar einer von Tuiris Bolzen das Ende gebracht hat, er weiß es einfach nicht.
Irgendwann jedenfalls, nach Ewigkeiten wie dem Faun scheint, bricht der Höllenhund endlich zusammen. Keine Sekunde zu früh – der tote Körper hat kaum den Boden berührt, als der Oberste Stallmeister, überwältigt von einer plötzlichen Welle der Kraftlosigkeit, die Hände, die Rœskva halten, herabsinken lässt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 10. Apr. 2009, 00:34 Uhr
>Wird reichen müssen…< hat er gesagt und als plötzlich das Chaos über sie herein bricht, bereut er seine Worte auch schon wieder. Es kann unmöglich reichen, egal wie gut er ist, denn so lange ihm nur zwei Arme aus dem Körper wachsen, kann er niemals schnell genug schießen und laden um all die Boghaniks zu treffen, die plötzlich, Zähne voran, über Wände und Decken auf sie zu geschossen kommen. Listig wird, blutspritzend, an ihnen vorbei gezerrt, während Tiuri mit seiner Armbrust von einem Ziel zum anderen schwankt wie ein Brummkreisel. Byfandarryachyislinn…wo soll ich zuerst hin schießen? Egal! Also schießt er einfach "irgendwo" hin, trifft den ersten Boghanik der mit Schwung sofort seinen Hintermann von der Decke holt. Tiuri hat keine Zeit darauf zu achten, ob der Gräber auch wirklich tot ist oder sich in den nächsten Augenblicken aufs Neue erheben wird um über sie herzufallen, denn schon nähern sich unaufhaltsam weitere Gegner.
In Ermangelung eines weiteren Bolzens, denn das Nachladen dauert ihm gerade einfach zu lange, schlägt Tiuri einfach mit der Armbrust um sich, fegt Boghaniks wie Staub von den Wänden und wirft schließlich die Armbrust einfach zu Boden. Ihm steht der kalte Schweiß auf der Stirn als er nach der Schleuder greift und gleichzeitig mit einer gepanzerten Faust nach einem dieser beißenden Fellbeutel schlägt. Das Laden der Schleuder geht wesentlich schneller von statten und er hat auch viel mehr Munition, so dass er einfach wie wild um sich schießt, natürlich immer darauf bedacht den kämpfenden Faun vor sich nicht zu treffen. Doch die Boghaniks sind trotz alle dem einfach überall, fallen von der Decke auf sie nieder, gleich mehrere verbeißen sich in Tiuris Beine, wo sie allerdings nur den Geschmack von Metall in den Mund bekommen. Ein anderer hängt an seinem Arm und wieder einer springt frontal auf ihn zu und versucht die komplette Schleuder zu verschlucken. Die Schleuder, eine Kugel die Tiuri gerade abschießen wollte und Tiuris ganze Hand verschwinden im Maul des Gräbers. Den Arm schüttelnd und wild um sich tretend, versucht der junge Krieger den bissigen Ballast los zu werden und schafft es schließlich das Ungetier über seiner Hand, mit dem an seinem Arm zu erschlagen.
Als seine Hände endlich wieder frei sind, packt er einen von seinen Beinen nach oben kletternden Gräber, schleudert ihn gegen die Wand und greift gleichzeitig nach dem Tiri'Loath des Nekromanten. Ohne Rücksicht auf Verluste stechend und um sich schlagend, dauert es eine kurze Zeit bis Tiuri realisiert, dass Faron sich wild bemüht den Höllenhund vor ihm so mit der Axt zu bearbeiten, dass Tiuri an ihm vorbei schießen kann. Er muss erst noch drei Boghaniks aufspießen um sie von seiner Armbrust zu vertreiben, wirft sich gegen die Wand um eines der Viecher praktisch im Vorbeigehen zu zerquetschen, lädt dann nach und schießt mit angehaltenem Atem über die Schulter des Fauns. Er schafft es sogar einige der Bolzen in den Muskeln des Höllenhundes zu vergraben, was das Untier aber nur noch wütender macht und es keineswegs aufhält. Er ist mehr als überrascht, als Faron ihnen plötzlich, während er weiterhin auf den Höllenhund einhackt, zuschreit, dass er seinen Platz vorne mit dem Lord Commander tauschen möchte. Olyvar drängt sich so schnell es geht an Faron vorbei und auch Tiuri nutzt die Gelegenheit und folgt dem Lord Commander um nicht immer an Faron vorbei schießen zu müssen. Doch zum artgerechten Gebrauch der Armbrust kommt der junge Möchtegern-Held gar nicht mehr, denn mit wildem Gebrüll springt der Schattenköter auf sie zu, trifft Olyvar und reißt den Lord Commander mit lautem Krachen zu Boden, während Tiuri dem Biest schwungvoll die Armbrust gegen die Zähne schlägt und ihm so eine Maulsperre verpasst. Splitternd und knirschend beendet die Armbrust ihr Dasein als Waffe im Maul des Höllenhundes, was Olyvar und Tiuri gerade genug Zeit verschafft um den übergroßen Hundekopf von der Kehle des Lord Commanders weg zu drücken. Sofort entsteht eine unkontrollierbare Rangelei, in der Tiuri mit einem Arm versucht dem Höllenhund die Kehle abzudrücken und gleichzeitig mit der freien Hand und seinem neuen Elbendolch auf das Mistvieh einsticht, während Olyvar von unten mit aller Kraft die mörderischen Zahnreihen von sich und Tiuri wegzudrücken versucht. Sich wälzend, prügelnd, stechend und um sich tretend bewegen sich die drei so gut es geht durch den engen Gang, bis sowohl Olyvar als auch Tiuri endlich wieder auf ihren Füßen stehen und Faron fuchtelnd klar machen, dass er wieder nach vorne gelangen muss.
Einer von ihnen hat dem Höllenhund mit einem glücklichen Hieb den Bauch aufgeschlitzt und glänzende Gedärme hängen nun in eine schwarze Blutlache. Überhaupt blutet das Höllentier aus vielen verschiedenen, kleinen und größeren Wunden, doch auch Olyvar und Tiuri geht es nicht wesentlich besser. Tiuri ist dank seiner Rüstung noch gut geschützt, aber als der 300 Stein schwere Höllenhundkörper ihn gegen die Wand gequetscht hat, ist ihm erst mal jegliche Luft weg geblieben und auch jetzt klingt sein Atem wie ein alter Blasebalg. Der Riss auf seiner Nase ist wieder aufgebrochen und sein ganzes Gesicht ist rot und schwarz mit Blut verschmiert.
Olyvars Lederharnisch hat tiefe Risse und hängt ihm an manchen Stellen einfach in Streifen vom Körper. Darunter lassen sich mehr oder weniger tiefe Kratzwunden ausmachen, der linken Hand des Lord Commanders kann man beim Anschwellen praktisch zu sehen und auch sonst ist fast jedes Fleckchen Haut blau und rot verfärbt.
Sie fangen sich auch noch einige Boghanik Bisse ein als sie sich wieder den kleinen Unholden zu wenden und Faron die große Bestie überlassen, die langsam aber stetig immer mehr in die Knie geht und schließlich mit einem blutigen Blubbern ihr Leben aushaucht. Erleichtert tritt Tiuri kräftig gegen den letzten Boghanik der noch fauchend vor ihm steht und will gerade seinen Tiri'Loath sinken lassen, als ein dunkles und vor allem lautes Knurren erklingt und sich ihm die Nackenhaare aufstellen. Langsam, als wüsste er, dass er nicht gegen diese winzigen Menschen verlieren könnte, aber doch mit der Körperspannung einer Katze kurz vor dem Sprung, biegt ein weiterer Höllenhund um die Ecke. Bei dem Anblick dieses Monsters muss Tiuri heftig schlucken, denn in den roten Augen in die er da schaut, liegt ein Blick der etwas sagt wie: Das war mein kleiner Bruder und jetzt werdet ihr büßen!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 14. Apr. 2009, 15:01 Uhr
Aurian hatte Listig und Tiuri bis zur Tür begleitet, ein eifrig leuchtendes Irrlicht auf der Schulter. Als die beiden jungen Männer sich an der Tür zu schaffen machen, rinnt der Halbelbe ein kalter Schauer über den Rücken und auch Apfelgribs leuchtet weniger. Sie kann nicht sagen, was es ist aber irgendwas ist da hinter der Tür und sie ist sich nicht sicher, ob sie wissen will was es ist. Aber es ist ohnehin zu spät, die Tür ist offen und Listig schleicht hinein, während die Truppe nach Vorgaben des Commanders Stellung bezieht. Aurians Platz ist hinten bei der Heilerin und Lilith und sie ist eigentlich ganz froh darüber.

Man hätte in den Gang eine Stecknadel fallen hören können, so leise ist es. Aurian vermeint, das Schlagen ihres Herzens zu hören. Und dann bricht von einem Moment auf den anderen die Hölle los. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zwei riesige Höllenhunde brechen hervor, dem armen Listig auf den Fersen, der eine beträchtliche Blutspur hinter sich her zieht. Begleitet werden sie von ekeligen Pelztierchen, Boghaniks. Für einen Moment glaubt sie sich an den Tag des Dämonenangriffes zurück versetzt. Das Irrlicht lässt einen erschrockenen Quicker vernehmen und ist mit einem Satz in Aurians Tasche verschwunden. Dir geht’s gut, würd mich jetzt auch gern verkriechen! denkt Aurian noch bei sich aber dann ist Schluss mit Überlegungen! Der Narrenkönig schleppt den ehemaligen Dieb zu den drei Frauen, verfolgt von den Boghaniks, während an vorderster Front Olyvar, Tiuri, Achim und Faron versuchen, den Höllenhunden Herr zu werden. Viel kann sie nicht erkennen, aber das was sie sehen kann reicht! Der Gardist nimmt sich gerade genug Zeit, seinen Kameraden abzulegen, dann dreht er sich um und beginnt auf die angreifenden Pelzkreaturen einzudreschen…mit mäßigem Erfolg, es sind einfach zu viele! Auch Aurian versucht, so gut es geht, die Biester von der Heilerin fernzuhalten, die bereits begonnen hat, Listig zu verarzten. Doch es scheint, als kämmen für jeden Erschlagenen mindestens zwei neue dieser Mistviecher aus der Tür. „So wird das nichts!“ Aurian blickt sich verzweifelt um. Dann kommt ihr eine Idee. Eine gewagte Idee, aber immerhin eine Idee. „Narrenkönig, halt mir das Gesocks vom Leib! Vielleicht kann ich eine Energiebarriere aufbauen, die sie zumindest so lange aufhält, wie Maella braucht um Listig zu verarzten!“ Der Gardist nickt und stellt sich vor die Halbelbe. Die zarte junge Frau verschwindet beinahe zur Gänze hinter ihm.

Aurian konzentriert sich: Der Gang vor ihr ist relativ schmal, ein Umstand der ihr den Zauber etwas erleichtert. Nichts desto Trotz würde sie den Schild maximal 10 Minuten halten können, wenn alles gut ging. „Wenn ich es sage, lässt du dich zurück fallen“ wendet sie sich noch einmal an den Narrenkönig. Der nickt nur, während er einem Boghanik den Schädel spaltet. Die Gardemagierin schließt die Augen. Konzentriert spürt sie die Energie um sich herum, entdeckt die verborgenen Kraftquellen um sie herum. Dann ruft sie sie zu sich und bevor sie sie aneinander bindet, ruft sie „Jetzt!“ Der Gardist lässt sich nach hinten fallen und Aurian webt ihr Schutznetz, das immer dichter zum Schild wird. Doch sie ist nicht schnell genug und einer der Boghaniks schafft es noch zu ihnen. Das Biest schnappt nach ihrer Hand. Es brennt wie Hölle doch Aurian beißt die Zähne zusammen. Der Schild zittert doch sie schafft es irgendwie, die Konzentration zu halten. Schweiß rinnt ihr übers Gesicht. Lange würde sie es nicht schaffen, doch vielleicht reichen diese Minuten, damit Maella den jungen Gardisten verarzten kann – zumindest notdürftig!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 14. Apr. 2009, 15:48 Uhr
Nach dem alle über das Buchstabenmosaik gekommen sind, ohne das irgendetwas passiert ist, atmet Lilith erst einmal erleichtert auf. Ihre Knie zittern leicht und die Magierin versucht sich etwas zu beruhigen, während sie einige Schlucke aus ihrem Wasserschlauch trinkt. Gerade will sie fragen, wie es jetzt weiter geht, als ihr Blick auf die Türe fällt, an welcher Tiuri bereits steht und diese eingehend mustert. >„3 Dan und ein Gallon und dann ist die Sache ja wohl einfach“< Murmelt der grossgewachsene, junge Mann und Lilith hebt erstaunt die Augenbraue. Heute werden mich wohl noch einige hier drin erstaunen… Sie tritt einen Schritt näher heran um zu sehen was Borgils Ziehsohn mit den Amphoren nun genau anstellt. Er fängt an diese zu mit Wasser zu füllen und stellt dann die grösste davon auf die Waagschale. Mit angehaltenem Atem beobachtet die Gruppe, wie sich die Waagschalen bewegen und dann auf einer Linie zu stehen kommen. Sofort öffnet sich die Türe ohne einen Laut zu verursachen und bleibt dann reglos offen stehen. Ein blaues Licht schimmert schwach die Wände entlang und Lilith fühlt das altbekannte Gefühl von Magie auf der Haut prickeln.

Listig und Tiuri gehen voraus, um den neuen Gang genau zu untersuchen und kommen nach kurzer Zeit wieder zurück. Sie haben sich für die Türe im Norden entschieden, was anscheinend nicht allen zu gefallen scheint. Maella wirkt angespannt und scheint irgendetwas zu riechen, was Lilith verborgen bleibt. Der Lord Commander bedeutet den Frauen, dass sie im Gang zur letzten Tür stehen bleiben sollen und geht mit Faron, Achim, Tiuri, Karmesin, dem Narrenkönig und Listig voraus um die Türe zu öffnen. So können sie nur erahnen was da vor sich geht. Man hört das Klicken des Schlosses und das Knarren der sich öffnenden Türe und dann ist erst einmal Ruhe. Angespannt tritt Lilith von einem Bein auf das Andere und ihr Atem geht etwas schneller. Plötzlich ertönen Geräusche, als hätte Listig das Tor zur Hölle geöffnet. Das Knurren, Grollen und Kratzen wird immer wie lauter und darunter mischt sich ein Schrei, ein menschlicher Schrei. Die feinen Härchen auf Liliths Armen stellen sich auf und sie geht erschrocken einen Schritt zurück.

Die Magierin kann nicht verstehen was im Gang rumgeschrien wird, doch plötzlich kommt der Narrenkönig um die Ecke, in seinem Arm hält er Listig, welcher schrecklich aussieht. Sein Gesicht ist weiss wie Schnee, die Augen vor Schrecken und Schmerzen weit geöffnet und sein linker Oberschenkel ähnelt  eher einem blutigen Stück Fleisch, als einem Körperteil. „Boghaniks….Höllenhunde…“ Keucht der Narrenkönig und stellt sich, nach dem er den verletzten Blaumantel Maella übergeben hat, wieder in den Gang. Lilith versteht erst nicht, was der Narrenkönig mit den Worten gemeint hat, doch plötzlich stürmt ein Schwarm von kleinen, pelzigen, mit scharfen Zähnen bewaffneten Viechern in den Gang. Aurian scheint eine Idee zu haben und beauftragt den Gardisten, ihr die Höllenbestien vom Leib zu halten. Während sie beginnt einen Schutzschild zu weben, hilft Lilith mit ihrer Magie dem Narrenkönig so gut es geht. Konzentriert steht sie hinter Aurian und greift einen der Boghaniks, welcher noch vor dem Schild zu ihn durchgedrungen ist mit einer kleinen Feuerkugel an. Gerade beisst das pelzige Monster in Aurians Hand, als es vom Feuer getroffen wird und zu Boden geht. Schnell verpasst Lilith ihm einen Schlag mit ihrem Kampfstab, damit es weg von Aurian fliegt. Brennen fliegt der Boghanik durch den Schild nach draussen und gegen einen seiner Gefährten und setzt auch diesen in Brand. Dabei quieken und geifern die kleinen Monster, das einem übel wird.

„Gut so Aurian!“ Ruft Lilith ihrer Freundin zu und bewundert kurz deren Schutzschild, bevor sie sich weiteren Boghaniks zu wendet, welche versuchen durch den Schild zu kommen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 19. Apr. 2009, 15:35 Uhr
Faron hat Rœskva kaum herabsinken lassen, als sein Blick einem Paar bösartig funkelnder Augen begegnet - ein dritter Höllenhund ist soeben um die Ecke gebogen und kommt direkt auf Olyvar, Tiuri und ihn zu. Der Faun schluckt schwer, hebt die Axt aber ohne zu zögern wieder empor. Er wappnet sich für den unweigerlich folgenden Angriff der Bestie, während seine Gefährten es ihm gleichtun.
Tiuri, der seine Armbrust an den Rachen des nun tot zu ihren Füßen liegenden "kleinen Bruder" des auf sie zustürmenden Ungeheuers verloren hat, steht über einen toten Boghanik gebeugt da, sein Tiri'Loath gezogen. Im Gegensatz zu Olyvar, dessen Lederharnisch von den Krallen des toten Höllenhundes tiefe Risse davon getragen hat, sieht der junge Mann noch halbwegs unbeschadet aus, auch wenn sein rasselnder Atem nicht unbedingt beruhigend klingt. Über den Anblick, den er selbst bietet, will Faron gar nicht näher nachdenken - schön ist er nicht, das ist allemal sicher: Ein Krallenhieb hat ihn am linken Ohr und der Schläfe erwischt und die Bissverletzung am rechten Oberarm bereitet ihm ein wenig Probleme. Das Kettenhemd mit verstärktem Leder, Schulter- und Armstücken, hat den Angriff der Bestie zwar abgemildert, aber nicht völlig abgehalten. Doch die Axt in seinen Händen gibt Faron tatsächlich Kraft und schenkt ihm neuen Mut, wie Borgil versprochen hat, und so begegnet der Faun dem dritten Höllenhund ohne Zögern.

Erneut entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod bei dem schwere Axthiebe Bisse und Krallenhiebe parieren und ihrerseits versuchen den Höllenhund zu treffen, wo es nur geht. Das Ungeheuer wütet und wirft sich seinen Gegnern immer wieder mit aller Kraft, die es aufzubieten vermag, entgegen.
Faron, der als Faun zwar groß und kräftig ist, aber bei weitem nicht über Masse und Stärke eines Ogers (wie Achim einer ist) verfügt, merkt bald, dass er alleine keine guten Aussichten hat, dem Höllenhund Herr zu werden - immerhin ist die Bestie noch frisch und ausgeruht, während er selbst bereits einen heftigen Kampf hinter sich hat. Dem Obersten Stallmeister bleibt kaum eine andere Wahl, auch wenn ihm dies nicht gefällt, er muss sich mit seinen Gefährten abwechseln, obschon er ihnen das gerne ersparen würde.
Glücklicherweise sind die meisten Boghaniks in ihrer unmittelbaren Nähe erledigt, sodass nun auch Karmesin in den Kampf mit dem dritten Schattenhund eingreifen und seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Was Tiuri anbelangt, achtet der Faun darauf dem jungen Mann die schlimmsten Attacken der Bestie so gut es geht vom Leib zu halten. Zwar zweifelt Faron nicht an Tiuris Geschick im Umgang mit seinem Tiri'Loath, doch möchte er nicht derjenige sein, der am Ende Borgils Zorn zu spüren bekommt, falls der Ziehsohn des Harfenwirts ernsthaft zu Schaden kommt. Zum Sterben ist der Bursche jedenfalls eindeutig noch zu jung, denkt der Faun grimmig.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 19. Apr. 2009, 19:31 Uhr
Es ist für Mealla ein kleines Erfolgserlebnis, als der Lord Commander ihr zustimmt, dass der Geruch merkwürdig ist. Nicht nur er, sondern teilweise auch andere Mitglieder der Gruppe scheinen zu wissen, was die Ursache dafür sein kann, denn es breitet sich augenblicklich eine deutlich spürbare Spannung aus. >"Es stinkt nach Boghanik und Höllenhunden oder ich bin ein Kobold"<, stellt der Lord schließlich fest, was mit zustimmendem Gemurmel von Seiten der übrigen Blaumäntel beantwortet wird. Der jungen Heilerin kommen die Gruselgeschichten ihrer Kindheit in den Sinn, denen sie vor Jahren voller Andacht lauschte. Damals malte sie sich aus, wie aufregend es wäre, gegen eins der dämonischen Monster in den Kampf zu ziehen, von denen ihre Großmutter erzählte, aber jetzt und heute würde sie auf eine solche Begegnung liebend gern verzichten. Angespannt hören sie alle den Anweisungen des Lord Commanders zu, der eine genaue Vorstellung davon hat, wie sie sich alle aufzustellen haben: >„Aishalanea, Mealla, geht zurück zu Aurian und Lilith. Aishalanea… sag den Magierinnen, sie sollen sich bereithalten. Steinmetz und Norn sollen euch beschützen und notfalls den Gang hinter uns mit ein paar Fallen spicken, so dass ihr sicher seid.“< Mit einem knappen Nicken geben die beiden Frauen zu verstehen, dass sie verstanden haben. Dann richtet sich der Lord Commander noch einmal direkt an die Heilerin: >„Mealla, du gehst in Deckung und bleib hinten! Schick mir Karmesin und den Narrenkönig nach vorn, aye? Sei ein gutes Mädchen.“< Für einen kurzen Moment muss Mealla, trotz des Ernst der Lage und der Tatsache, dass er sozusagen ihr höchster Vorgesetzter ist, den Impuls unterdrücken, ihrem Gegenüber die Zunge herauszustrecken. Dabei kann ich nicht einmal ansatzweise seine Tochter sein! Und so viel älter sind Lilith und Aurian auch nicht… Zeit zum Schmollen ist jetzt keine, sie beeilt sich ihren Auftrag auszuführen und bleibt dann mit gezogener Schleuder auf ihrer Position, als Listig sich aufmacht, die Tür zu öffnen. Sie tauscht einen kurzen Blick mit Steinmetz, der an ihrer Seite steht und weit ruhiger als sie selbst wirkt. Doch egal wie aufmunternd er ihr zulächelt, viel von Meallas Angst verschwindet dadurch trotzdem nicht, obwohl sie so weit hinten steht. Wie muss es wohl denen da vorne gehen…

Es bricht im wahrsten Sinne des Wortes ein Höllenlärm los, kaum dass Listig den Raum betreten hat. Mealla hört nur die qualvollen Schreie, sowie ein bestialisches Knurren und versucht sich den Hals auszurenken um zu sehen, was geschehen ist. Das hilft ihr allerdings wenig, denn sie ist selbst auf Zehenspitzen nicht groß genug, um über die Schultern der zwei Schritt großen Männer vor ihr zu spähen. Kurz will sie sich durch die Reihen drängen, direkt auf den Verletzten zu, erinnert sich dann aber an die Anweisungen, die ihr gegeben wurden und bleibt hinten. Heiler haben in den vordersten Reihen nun einmal nichts zu suchen, sie sind nur im Weg und bringen sich in unnötige Gefahr. So muss sie warten, bis der Verwundete bis zu ihr geschleift worden ist, untätig bleibt sie in dieser Zeit aber nicht, denn es tauchen auf einmal wie aus dem Nichts seltsame Wesen auf, die wohl diese Boghaniks sein müssen. Sie erinnern die Heilerin an ein Paar Zähne, das eher zu einem gewaltigen Raubtier gepasst hätte, als zu diesem einen großen Wischmob gleichenden Körper. Wie auch immer sie es anstellen, denn Beine sieht die Heilerin keine, gelingt es den Kreaturen sich rasend schnell fortzubewegen und die Schwerkraft scheint auf sie keine Auswirkung zu haben, denn sie kommen wie ein riesiger Schwarm Ameisen über Boden, Wand und Decke. Obwohl sich die vorne stehenden Kämpfer alle Mühe geben, dringen doch eine ganze Menge der Viecher bis nach hinten durch. Als Mealla dem ersten Boghanik in die blutrünstig funkelnden Augen schaut, entgleitet ihr der Stein, den sie in der Hand gehalten hat, sodass sie erst einen weiteren aus ihrem Beutel nehmen muss, um mit fliegenden Fingern ihre Schleuder spannen zu können. Dafür trifft sie immerhin das erste Monster, auf das sie gezielt hat, gleich so genau, dass es zuckend von der Wand fällt und still am Boden liegen bleibt.

Sie will gerade noch einen Stein ziehen, als sie sieht, dass es dem Narrenkönig endlich gelungen ist den verwundeten Listig durch das Kampfgetümmel nach hinten zu bringen und stürzt direkt auf den Verletzten zu, in dessen Oberschenkel ein Loch klafft, in das eine von Achims Ogerfäusten problemlos hinein gepasst hätte. Mit jedem Schlag von Listigs Herzen sprudelt mehr und mehr Blut aus der Wunde und impulsiv presst sie die Finger hinein und drückt zu, um einen weiteren Blutverlust zu verhindern. Der Narrenkönig legt den jungen Blaumantel ein wenig abseits des Schlachtfelds auf den Boden und verschwindet mit einem heiseren Murmeln wieder, dem Mealla keine Beachtung schenkt. Stattdessen befielt sie Aishalanea, die dicht neben ihr steht, mit scharfer Stimme: „Abbinden! Sofort!“ Es ist vollkommen egal, woher die Südländerin den Gürtel nimmt, den sie wenige Sekunden darauf um den Oberschenkel des mittlerweile Bewusstlosen festzurrt, er tut seine Wirkung und für einen Moment wird die Blutung geringer, sodass Mealla es wagen kann, die Hände ungefähr einen Sekhel über die verletzte Oberschenkelarterie zu halten. Normalerweise würde sie sich mit erhobenen Händen auf die magischen Heilkräfte in ihrem Blut konzentrieren, sie sammeln und sanft in die Bahnen leiten, die sie für eine Heilung benötigt. Gerade für junge Heiler ist eine kleine Einleitungszeremonie zur Vorbereitung sinnvoll, doch in diesem Moment ist keine Zeit dafür. Mealla befielt ihre Kräfte gebündelt zu sich und zwingt sich selbst mit Gewalt in die Trance, in die sie sich normalerweise, ähnlich einer Meditation, ganz allmählich versetzt hätte. Hier geht es um Leben oder Tod und sie wird ihr Möglichstes tun, damit Listig ihr nicht unter den Fingern wegstirbt. Das ist keine Hoffnung, kein Wunsch, sondern Meallas feste Überzeugung, denn ein unsicherer Heiler, ist immer auch ein schlechter Heiler. Schweigend bezahlt sie den Preis, den die übereile Konzentration ihrer Kräfte mit sich führt, nämlich dass sie einen Teil von Listigs Schmerzen mit voller Wucht abbekommt – denn bei jeder Heilung verbindet der Heiler sich mit dem Körper seines Schutzbefohlenen. Genau diese Verbindung ist auch der Grund, weshalb Mealla jetzt Schweißtropfen auf die Stirn treten und sie fest die Zähne zusammenbeißen muss. Zum Glück ist Listig ein zäher, junger Mann und seinen Lebenswillen kann Mealla in jeder Faser seines Körpers spüren. Mit aller Macht schließt die junge Frau die Schmerzen aus ihrem Geist fort, damit sie ihre Aufmerksamkeit nicht trüben können und konzentriert sich auf die Blutung, die sie stillen muss.

Die Geräusche um sie herum verstummen auf einen Schlag restlos, sie bekommt nicht mehr mit, was in der Außenwelt passiert und ist jetzt vollkommen auf den Schutz der anderen  angewiesen. Zeitgleich breitet sich ein goldener Schimmer aus, der Listig und sie umhüllt und tief in den Verletzten dringt. Jetzt kann Mealla ganz deutlich alle Knochen, Muskeln, Sehnen, Nerven und Adern sehen, doch sie interessiert sich nur für die Oberschenkel, der von zahlreichen Boghanikbissen regelrecht  zerfetzt wurde. Ihre schmalen Hände fahren blitzschnell durch die Luft und ziehen feine silberne Spuren hinter sich her, während sie beständig leise uralte Beschwörungen und Formeln vor sich hin spricht. Es scheint, als würde sie mit einem unsichtbaren Garn nähen und nach einem kurzen Zeitraum, in dem Mealla den Eindruck hat, es würde gar nichts passieren, beginnt sich die Arterie langsam zu schließen. Als dieser Vorgang erst einmal begonnen hat, kostet es nur recht wenig Kraft, ihn am Laufen zu halten und nach einer gefühlten Ewigkeit ist die große Ader endlich geschlossen. So kann die Heilerin, nachdem sie die kleineren Verästelungen notdürftig blockiert hat, einen großen, festen Verband anbringen und den Gürtel um Listigs Oberschenkel lösen. Das Bein schreit zwar förmlich noch nach einer weiteren Versorgung, danach, dass die wichtigsten Muskeln und Nerven wiederhergestellt werden, doch so Leid es Mealla tut, mehr kann sie zu diesem Zeitpunkt nicht tun. Sie darf sich nicht dazu verleiten lassen, ihre ganze Kraft für diese eine Heilung aufzuwenden, denn es ist nicht abzusehen, wie viele Verwundete es in diesem Kampf noch geben wird, für die sie die Kunst ebenfalls brauchen könnte. Sacht verschwindet der goldene Schimmer um die Heilerin und Listig und nach einem tiefen Atemzug erhebt sich Mealla ein wenig wacklig, da sie einen Nachhall von den Schmerzen des Blaumantels spürt. Wie bei jeder Heilung kann sie beim besten Willen nicht sagen, wie lange diese gedauert hat und so schaut sie sich rasch um, um festzustellen, was in der Zwischenzeit geschehen ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lyall am 22. Apr. 2009, 18:08 Uhr
---> Die Goldene Harfe


Kühle Waldluft schlägt ihnen entgegen, als sie unter das Dach der weit ausladenden Baumkronen des Larisgrüns treten. Ein paar Vögel singen weit oben über ihren Köpfen in den Bäumen und ab und zu raschelt es im Unterholz.
Tautröpfchen glitzern auf den braunen Blättern des letzten Herbstes, welche den Waldboden bedecken. Schweigend gehen Aegnor und Lyall nebeneinander her seit sie die Harfe verlassen haben. Beide hängen ihren ganz eigenen Gedanken nach und genießen die Ruhe des Waldes.
Kies knirscht unter ihren Schuhsohlen bis sie sich vom Weg abwenden und direkt in den Wald hinein vordringen.
Eine kleine Lichtung tut sich vor ihnen auf und beide bleiben wie auf ein geheimes Kommando stehen.
Lyall ergreift als erstes das Wort: „Ich denke wir sollten auch Feuerholz sammeln. In den Nächten ist es doch noch recht kühl und sammeln von Holz erspart uns immerhin das kaufen. Nun… dann gib mir die Fallen ich werde, mich dann mal auf die Suche nach ein paar Kaninchen machen.“ Eigentlich sind wir schon etwas zu weit vom Waldrand weg als das uns hier Kaninchen begegnen sollten. Mir ist aber auch irgendwie überhaupt nicht nach jagen…,denkt sie bei sich und seufzt.
Mit den Fallen in der Hand nickt sie ihrem Gegenüber zu und schlägt sich in das Unterholz am Rande der Lichtung. Aegnor steht noch kurz stumm da, dreht sich jedoch auch nach ein paar Sekunden um und begibt sich gebückt auf Feuerholzsuche.

Nach ein paar Metern dreht sich Lyall um, und schaut ob Aegnor ihr nicht doch gefolgt ist. Flinken Schrittes biegt sie von dem kleinen Trampelpfad, den größere Tiere wie Rehe oder ähnlichem oft zu gebrauchen scheinen, ab bis sie zu einem größeren Baum gelangt, dessen unterste Äste sich jedoch auf ihrer Augenhöhe befinden. Schnell entkleidet sie sich während sie sich immer wieder prüfend umsieht. Die Schnürung ihrer Stiefel zu einem lockeren Knoten bindend, hängt sie ihre gefalteten Kleidungsstücke auf einen Ast über ihrem Kopf und hängt die Schuhe ebenfalls über die Kleidung. Die Schuhe baumeln leicht im aufkommenden Wind doch die Konstruktion scheint zu halten. Die Fallen macht sie unschädlich indem sie die Schlingen aufbindet und legt diese vorsichtig in ein größeres ovales Astloch ungefähr auf Kniehöhe.

Kurz fröstelnd reibt sie sich über die Oberarme und beginnt mit der Verwandlung. Schnell sprießt Fell und umgibt sie mit dem gewohnten Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
Viele Geräusche stürzen im ersten Moment auf sie ein. Käfer die durch das Laub krabbeln, Vögel die im Unterholz nisten und das unverkennbare Fiepen von Mäusen im Boden unter ihren Pfoten. Doch ihr Gehör gewöhnt sich schnell an die Umgebung und filtert Störgeräusche heraus, sodass sie nun den Wind rauschen hört und alles andere im Hintergrund verschwimmt.
Prüfend schaut sie noch einmal zu ihren Sachen und hofft, dass sie unentdeckt bleiben.
Kurz kratzt sie sich hinter ihrem rechten Ohr bevor sie geduckt zwischen umgestürzten, mit Moos bewachsenen Bäumen verschwindet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 26. Apr. 2009, 23:21 Uhr
>"Doch, das tut es."<es hier merkwürdig rieche - >"Es stinkt nach Boghanik und Höllenhunden oder ich bin ein Kobold."<
Boghaniks und Höllenhunde... bei der Erwähnung dieser Wesen nimmt auch Aishalanea den Geruch wahr oder bildet ihn sich doch zumindest ein, so oder so ist ihr die Nacht des Dämonenangriffs in ausreichend lebhafter Erinnerung geblieben, in der sie gemeinsam mit Elyrina in den nächtlichen Straßen gegen einige versprengte Boghaniks gekämpft hat. Und ein Höllenhund hat Ranuk getötet... Dieses letztere ist nur eine Vermutung, aber auch das genügt, um die Händlerin mit einer nie gekannten, grimmigen Wut zu erfüllen - am liebsten würde sie sich mit gezogenem Säbel auf das erste stürzen, was sie hinter der Tür erwartet. Natürlich sagt ihr die Vernunft, daß sie keine Chance hätte, eine derart dämliche Aktion auch nur einige Sekunden zu überleben, dennoch folgt Aisha eher widerwillig, als der Lord Commander sie zusammen mit der Heilerin zurück nach hinten schickt.

Aishalanea muß nicht viele Worte machen, ihr Gesichtsausdruck sagt bereits genug, als sie ans Ende der Gruppe zu den beiden Magierinnen zurückkehrt. "Boghaniks und mindestens ein Höllenhund," erklärt sie daher auch nur knapp, "haltet euch bereit... Steinmetz und Norn, der Lord Commander will euch vor uns haben - haltet uns die Biester vom Leib, notfalls mit Fallen."
Da sie sich noch gut erinnert, daß im Kampf gegen die Boghaniks ihr Säbel kaum etwas genützt hat, zückt sie selbst eines der Wurfmesser, während sie auf Listigs Rückkehr warten. Lange dauert es nicht - von einem Augenblick zum anderen schlägt die atemlose Stille in ein Höllenspektakel um. Ein Rudel Boghaniks stürmt um die Ecke, auf dem Boden, an den Wänden, sogar wie Spinnen unter der Decke, und inmitten dieses Chaos zieht der Narrenkönig den verwundeten Listig nach hinten, aus dessen Bein helles Blut sprudelt. Was weiter vorn geschieht, ist hier nicht zu erkennen, doch Knurren und keckerndes Geschnatter, Schreie und splitterndes Holz lassen nichts gutes vermuten. Der Anblick des kreidebleichen Listig erinnert Aishalanea an ihren alten Freund Ranuk, und obwohl sie sonst nicht etwa zimperlich
ist, fühlt sie Übelkeit in sich aufsteigen. >„Narrenkönig, halt mir das Gesocks vom Leib! Vielleicht kann ich eine Energiebarriere aufbauen, die sie zumindest so lange aufhält, wie Maella braucht um Listig zu verarzten!“< ruft Aurian irgendwo neben ihr, und wenig später sind sie von einer schimmernden, vibrierenden Energiebarriere umgeben, während einige brennende Fellbündel Aisha verraten, daß auch Lilith derweil nicht untätig gewesen ist.

Aishalanea sieht sich nach einem Gegner um, der in die Reichweite ihres Wurfmessers vordringt, da schreckt sie eine scharfe Stimme dicht neben ihr aus ihrer Konzentration: >„Abbinden! Sofort!“
Was? Wer? Ich? Völlig verdutzt sieht sie einen Moment auf die Heilerin, dann auf Listig, um dessen verletztes Bein sich zusehends eine Blutlache ausbreitet. Verdammt, der verblutet! Die Händlerin hat keine Ahnung, ob das was sie tut, richtig und hilfreich ist (kleinere Verletzungen hat sie gelegentlich schon einmal versorgen müssen, aber mit etwas Vergleichbarem hatte sie es bisher noch nie zu tun), doch sie löst mit fliegenden Fingern ihren ledernen Gürtel und zurrt ihn um Listigs Bein zusammen. Das Provisorium scheint seinen Zweck zu erfüllen, denn die Blutung lässt nach und Mealla macht sich an die Arbeit. Ein goldener Schimmer geht auf einmal von ihr aus, ein silbernes Flirren folgt ihren Händen, die auf mysteriösen Pfaden durch die Luft gleiten. Aishalanea beobachtet das Geschehen mit gemischten Gefühlen - natürlich ist es offenkundig, daß die Heilerin gerade Listigs Leben rettet, aber ganz geheuer sind ihr deren Fähigkeiten dennoch nicht. Gleichzeitig kommt sie sich gerade ganz besonders nutzlos vor - sie ist die einzige hier hinten, die nur profane Mittel zur Verfügung hat, und ihre Wurfmesser erscheinen ihr für diesen Kampf wenig hilfreicher als Zahnstocher. Viel Zeit hat sie jedoch nicht, um sich zu fragen, was in der neun Höllen Namen sie hier eigentlich verloren hat, denn nun versuchen einige Boghaniks, sich ohne Rücksicht auf Verluste durch Aurians Energieschild zu drängen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 07. Mai 2009, 20:24 Uhr
Aurian bekommt nichts mit von dem, was um sie herum geschieht. Nur nebulös spürt sie einen Schmerz in dem einen Arm, sieht nur verschwommen das pelzige Ding, dass brennend durch die Barriere zurück geschleudert wird. Ihr ganzes Denken ist nur auf die Barriere gerichtet. Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn, gleichzeitig ist ihr kalt. Muss halten! Immer wieder hämmern diese Worte durch ihr Unterbewusstsein, treiben sie an. Sie weiß, wenn sie sich zu sehr verausgabt, kann das gefährlich für sie werden und doch…würden die Angreifer durchkommen, könnte es Listig das Leben kosten. Es scheinen Stunden zu vergehen, in Wahrheit sind es nur Minuten.  „Geschafft, Aurian es ist geschafft! Du kannst die Barriere sinken lassen! AURIAN!!!“ Wie von weit her dringen die Worte an ihr Ohr. Sie weiß nicht wer von den Gefährten sie so aus der Konzentration reißt. Sie ist sauer. Der Schild steht, sie war noch nie so gut, so lange so etwas Großes zu erhalten. Sie kann weitermachen….doch dann meldet sich in ihrem Inneren eine andere Stimme, die ihr sagt, die Energie wieder frei zu geben, die Magie zu beenden. Nicht nur, dass sie sich zu sehr verausgabt, das Gefühl der Macht war zu verlockend, zu gefährlich. Und doch muss sie sich geradezu gewaltsam von dem Gefühl der Macht trennen. Zurück bleibt eine Leere und zitternd fällt die junge Magiern auf die Knie. Ihr Puls rast und Schweißbäche strömen über ihr Gesicht! Wie weit entfernt spürt sie einen brennenden Schmerz im linken Arm. Und genau dieser Schmerz ist es, der verhindert, dass sie das Bewusstsein verliert. Wie an einem Rettungsanker zieht sie sich zurück in die Realität, nimmt alles um sich wieder deutlicher wahr. Und was sie da sieht ist das reine Chaos…

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 08. Mai 2009, 23:06 Uhr
Aishalanea hebt das Wurfmesser, das sie achtlos neben sich auf den Boden hat fallen lassen, als Mealla sie zur Aushilfs-Krankenpflegerin abkommandierte, im selben Moment auf um sich den gegen die Barriere anstürmenden Boghaniks zuzuwenden, als hinter ihr jemand (Mealla?) ruft: >„Geschafft, Aurian es ist geschafft! Du kannst die Barriere sinken lassen! AURIAN!!!“<
Sinken lassen? Jetzt?! Nicht gut... Aisha wirft einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück zu Aurian, die junge Magierin kniet zitternd am Boden, sieht leichenblass aus, ihre großen grünen Augen blicken ins Leere, Schweiß steht auf ihrer Stirn.

In diesem Moment bricht auch die Halbkugel aus flimmernder Luft zusammen, die bislang das größte Chaos von der kleinen Gruppe um den Verwundeten abgehalten hat, und wie eine Welle brechen die pelzigen Leiber der Boghaniks über sie herein. Überrascht, daß der unsichtbare Widerstand so plötzlich verschwunden ist, kugeln die Angreifer zunächst wild übereinander, verletzen sich gegenseitig mit den Krallen in ihrer rücksichtslosen Wut, doch sie haben sich bald wieder gesammelt, zu bald. Das erste der geifernden Mäuler schnappt nach Aishalaneas Bein und bekommt stattdessen das kalte Metall ihres Wurfmessers zwischen die Zähne gestoßen, die einzige Waffe, die gerade greifbar war. Nicht ganz nach Lehrbuch, aber es erfüllt seinen Zweck.

Während die Südländern das zweite Wurfmesser aus ihrem Stiefel zieht, tritt sie energisch nach einem Boghanik, der versucht, an ihr vorbei zu leichterer Beute zu gelangen - Aurian wird sicher noch einen Moment brauchen, bis sie wieder ganz Herrin ihrer Sinne ist, und Listig ist sowieso bewußtlos. Es gelingt ihr zwar, das Wesen auf diese Weise abzulenken, aber dafür hat sie nun selbst alle Hände voll damit zu tun, da es die Gelegenheit nutzt, sich unter Zuhilfenahme seiner Klauen und Zähne an ihrem Bein hinaufzuarbeiten. "Du verdammter, mottenzerfressener Bettvorleger!" Kurzerhand stößt sie ihm das Wurfmesser in die Kehle, und gleich darauf erschlafft der Körper und fällt zu Boden. Was leider auch nichts mehr daran ändert, daß die Hose nun in blutigen Fetzen an Aishas rechtem Bein herunterhängt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 10. Mai 2009, 17:22 Uhr
Olyvar tritt schweratmend ein, zwei Schritt zurück und der Geschmack von Blut liegt wie ein Omen in seinem Mund. Vor ihm geht der irre Tanz mit dem Höllenhund in die nächste Runde, und im Augenblick sind es Faron und Karmesin, die das Untier in Schach halten. In Schach halten, mehr können sie nicht tun - das verdammte Mistvieh füllt den ganzen Tunnel aus und ist in der zehnmal besseren Position, als sie. Der Gang ist zu eng, als das Tiuri, Karmesin oder er ihre Schwerter ziehen könnten, und mit Dolchen auf einen Höllenhund einzustechen ist in etwa so, als versuche man, einem Bären mit ein paar Fleischspießen beizukommen – der Großteil ihrer verzweifelten Angriffe läuft ins Leere oder durchdringt noch nicht einmal den dicken Pelz und die ledrige Haut darunter, und auch der Faun kann mit Rœskva nicht wirklich ausholen, um mächtigere Schläge anzubringen. Es ist nur eine Frage der Zeit, hämmert Olyvars Herz. Seine Gedanken sind ein einziger Mahlstrom. Nur eine Frage der Zeit. Irgendwann wird einer von uns fallen. Wir sind jetzt schon erschöpft und wir verlieren Boden. Karmesin ist verletzt, der Faun auch und ich ebenfalls - er wird uns fressen, einen nach dem anderen. Die langen, blutigen Kratzer auf seiner Haut, die er dem anderen Höllenhund zu verdanken hat, sind nicht allzu tief, aber sie brennen wie Eis. Karmesin strauchelt und kann sich gleich darauf nur mit ein paar wilden Tritten vor den zuschnappenden Kiefern retten. Der Hund setzt sofort nach und sein Knurren klingt wie tiefes Donnergrollen in der breiten, schwarzen Brust. Von seinen Lefzen tropft Blut, schwarz im trüben Licht des Tunnels. Tiuri stürzt vor, um den Platz des hektisch rückwärts krabbelnden Blaumantels einzunehmen, macht einen Satz über Karmesin hinweg und springt im wahrsten Sinne des Wortes in die Bresche, doch da hat der Hund bereits einen weiteren halben Schritt gewonnen. "Hoch mit dir!" Olyvar zerrt Karmesin zurück auf die Füße, der weiß wie eine frisch gekalkte Wand ist und sich benommen schüttelt, und versetzt ihm einen harten Stoß, der ihn hoffentlich wieder zur Besinnung bringt. Dann drängt er selbst nach vorn. "Treibt ihn zurück! Karmesin, an meine Seite. Faron, Tiuri, nach vorn! Jetzt!" Es ist Irrsinn, aber eine andere Wahl haben sie nicht und so beginnt ein wahnwitziges Hauen, Treten, Prügeln und Stechen, ein Tanz aus Schreien, Flüchen, grollendem Knurren und rostigem Geheul, aber irgendwie gelingt es ihnen tatsächlich, den Hund mit der Wut und der Wucht ihres Angriffs zurückzudrängen. Schritt für Schritt, Sekhel für Sekhel treiben sie das geifernde Wesen vor sich her, die daumenlangen Reißzähne nie mehr als ein paar Fingerbreit von ihren Händen, ihren Armen, ihren Leibern entfernt.

Faron bahnt ihnen axtschwingend den Weg, während sie zu dritt aus der Deckung des hochgewachsenen Fauns heraus zustechen wann immer sich ihnen eine Gelegenheit bietet und dann haben sie den Höllenhund endlich dort, wo sie ihn haben wollen, ihn haben müssen – in dem Raum, aus dem er gekommen war. Dieser Teil des Kellerlabyrinths ist groß, bestimmt so groß wie der Raum mit den Buchstabenplatten, und bis auf zwei Fässer an der nördlichen Wand vollkommen leer. Faron fällt einen halben Schritt zurück, Tiuri und er selbst ziehen synchron ihre Schwerter und Karmesin seinen Streitkolben, dann kreisen sie den Hund ein. Die Kreatur zuckt zurück, schnappt in die Luft und knurrt ohrenbetäubend, doch ihr mächtiger Schädel schwingt in knappen, bemessenen Bewegungen hin und her, als überlege sie sich in aller Ruhe, wer von ihnen Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch sein soll. Der Angriff allerdings erfolgt so schnell, dass es ein einziger Wirbel aus Fleisch und Bewegungen ist, der sich mit weit aufgerissenem Maul auf den Faun stürzt. Faron tut das einzige, was ihm übrig bleibt – er reißt die Axt hoch und lässt sich nach hinten fallen, doch der Hund erreicht ihn nicht mehr, denn im selben Augenblick kracht Karmesins Streitkolben mit vernichtender Wucht auf den Rücken der Kreatur und zerschmettert ein paar Knochen, Tiuris Schwert schlitzt dem Höllenhund die gesamte linke Schulter auf und Olyvars eigener Hieb trennt den pelzigen Schädel letztlich von den zuckenden Schultern. Es ist vorbei… im Umkreis von vier Schritt sieht es aus, als hätten sie gerade einen Ochsen geschlachtet und sie sind alle vier mit dunklem, dampfendem Blut bespritzt und verschmiert, das nicht ihr eigenes ist. Irgendwo hinter ihnen in den Tunneln kann Olyvar Achim fluchen und grunzen hören, und gleich darauf ertönt ein hohles, kreischendes Jaulen, das schier überhaupt nicht mehr enden will, bis es sehr unvermittelt mit einem hässlichen Knirschen abbricht. "Hat es von euch jemanden erwischt? Nur ein paar Kratzer und Fleischwunden, aye?" Er selbst hat ein paar hässliche Fleischwunden, doch das einzige, was ihm wirklich Sorge bereitet ist seine Linke, die rasend pocht und mehrere Sekhel dick angeschwollen ist. Olyvar überzeugt sich mit ein paar raschen Blicken und kurzen Berührungen selbst davon, dass keiner der Männer ernsthaft verletzt ist und nickt dann. "Gut. Karmesin, Tiuri, bleibt hier und haltet die Stellung. Tiuri, untersuch die Tür dort hinten und die Fässer. Sieh dich gründlich um, aber sei vorsichtig. Faron, wir sehen nach Listig und holen die anderen."

Der Gang hinter ihnen ist übersät mit Boghanikkadavern und glitschig vor Blut, doch zumindest hier ist keiner der Gräber und auch sonst kein Gegner mehr am Leben und es herrscht fast gespenstische Stille. Achim ist nirgends zu sehen, aber Olyvar kann den tiefen Ogerbass weiter hinten beruhigend brummen hören, er muss also schon bei den anderen sein. Sie finden den Narrenkönig und die beiden Sappeure Steinmetz und Norn weitgehend unversehrt vor, ebenso Lilith, die Feuermagierin. Achim sieht mitgenommen und schweißgebadet aus, ist aber bis auf ein paar Kratzer und eine blaue Quetschung an seiner rechten Hand unverletzt. Aurian dagegen kniet am Boden, ist bleich wie der Tod und atmet, als wäre sie gerade zehnmal um die Stadtmauern gerannt und Aishalaneas Kleidung ist inzwischen reichlich mitgenommen – anhand der Boghanikleichen zu Füßen der Südländerin und in ihrer unmittelbaren Umgebung kann Olyvar sehen, dass sie ihre Sache wohl sehr gut gemacht und einige der keckernden Höllenkobolde in schmutziger Handarbeit erledigt hat. Listig hingegen ist dem Tod eindeutig näher als dem Leben, auch wenn das Blut nicht mehr in einer roten Fontäne aus seinem Bein spritzt, und Mealla sieht ebenfalls ziemlich erschöpft aus. "Wird er es schaffen?"

>Listig muss so schnell wie möglich hier raus.< erwidert die junge Heilerin. >Ich konnte verhindert, dass er verblutet, aber er braucht unbedingt noch weitere Heilung, wie sie hier nicht möglich ist. Er muss zu Fraukyr, sofort! Nur wie? Das Rätsel.. die Bodenplatten..  am besten in einer Trage… Ich weiß nicht…< Mealla ist die Verzweiflung über ihre missliche Lage deutlich anzusehen, trotzdem bemüht sie sich, ruhig zu bleiben und Olyvar erinnert sich an die Worte Ballabars. Sie brennt darauf, sich zu bewähren, Mylord. Das Mädchen mag jung sein, aber sie ist gut und beherzt, und ich glaube, auch zäh. Das hatte sie eben bewiesen. "Gut gemacht", erwidert Olyvar und meint es so, auch wenn er augenblicklich weiß, dass Listig nur auf einem einzigen Weg hier herauszuschaffen sein wird – einem, der sie am Ende viel kosten könnte. "Achim? Bring Listig nach draußen. Du musst ihn ganz vorsichtig über das Buchstabenmosaik tragen, aye? Wie ein…" Baby, hätte er beinahe gesagt, korrigiert sich aber noch rechtzeitig. Wer weiß schon, wie oft der Oger in seinem Leben mit kleinen Kindern zu tun hatte. "Wie einen Korb mit  rohen Eiern." Vergleiche mit Essen sind etwas, das Achim meistens sofort ohne alle weiteren Erklärungen begreift. Der Narrenkönig und er selbst stützen Listig, bis der Oger den schlaffen, erschreckend blutleer wirkenden Körper des jungen Blaumantels so behutsam wie möglich in seine riesigen Pranken genommen und hochgehoben hat. "Pass auf ihn auf. Bring ihn zu Fraukyr, er soll sich um ihn kümmern. Und pass auch auf dich auf, aye?" Verabschiedet Olyvar ihn leise. "Nicht, dass dein dicker grüner Hintern am Ende noch anbrennt." Achim nickt allen noch einmal zu und in den sonst so treuherzig dreinblickenden braunen Ogeraugen steht nicht das Geringste zu lesen, außer einer Art grimmigen Entschlossenheit – dann ist er fort.  "Könnt ihr alle stehen und eure Füße bewegen? Aurian, hoch mit dir, komm schon. Aishalanea, könnt Ihr laufen? Der nächste Raum ist geeigneter für eine kurze Rast. Dort können wir alle einen Schluck Wasser trinken, die Heilerin unsere Wunden versorgen lassen und Atem schöpfen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 13. Mai 2009, 08:58 Uhr
Zeit zum Nachdenken bleibt Tiuri in dem Moment als Karmesin stürzt nicht. Der nach hinten weg robbende Blaumantel hinterlässt natürlich eine Lücke in ihrer Abwehr die gefüllt werden muss. Mit wilder Entschlossenheit springt Tiuri über Karmesin hinweg an dessen alten Platz um einfach weiter zu kämpfen als wäre nichts passiert, doch er weiß genau, dass wenn es so weiter geht, sie nach einander fallen werden. Und dann steht keiner mehr auf… Der Befehl von Olyvar die Bestie zurück zu treiben ist also ganz in Tiuris Sinne, es kommt ihm allerdings äußerst wahnwitzig vor, auch wenn es ihre einzige Möglichkeit ist.
Erst als sie den Höllenhund, mit Kräften von denen Tiuri nicht mehr gedacht hat, dass sie ihn ihnen stecken, stechend und prügelnd in den nächsten Raum getrieben haben, können sie ihre Schwerter ziehen und dem Höllenchaos ein Ende bereiten.
Schwer atmend steckt Tiuri Fahl zurück in seine Scheide, während er versucht sich mit blutigen Fingern das blutige Gesicht abzuwischen. Erst als ihm die Augen brennen, erkennt er, dass das aber zu nichts führt und mit dem rechten Auge wild zwinkernd nimmt er den Befehl des Lord Commanders entgegen.
>Gut. Karmesin, Tiuri, bleibt hier und haltet die Stellung. Tiuri, untersuch die Tür dort hinten und die Fässer. Sieh dich gründlich um, aber sei vorsichtig. Faron, wir sehen nach Listig und holen die anderen.<
Mit langsam verebbendem Zwinkern und bleischweren Armen und Beinen, beginnt Tiuri den Raum abzuschreiten. Die Wände sehen normal aus, der Boden diesmal zum Glück ebenso, doch die Türe erlangt Tiuris vollste Aufmerksamkeit. Mit einiger Entfernung – und etwas Höllenhundblut im Auge – sieht das Relief auf den ersten Blick aus wie ein Schachbrett. Dunkle und helle Flecken liegen nebeneinander, doch als der junge Krieger näher kommt, erkennt er, dass die dunklen Flecke Symbole sind, die auf einigen der hellen Felder geschrieben stehen. Ein Schauer läuft ihm über den Rücken, denn die Symbole sehen aus, als wären sie mit Blut gemalt worden.
Heißt das, wir werden unser eigenes Blut brauchen um diese Türe zu öffnen?
Die ganze Sache ist ihm auf jeden Fall zu magisch und er wird hier bestimmt keinen Versuch starten eine Türe zu öffnen, bevor noch jemand anderes diese Türe begutachtet hat.
Tiuri… Eine sanfte Frauenstimme aus dem Hintergrund versucht leise die Aufmerksamkeit des jungen Mannes auf sich zu lenken. Dieser denkt ausnahmsweise aber gar nicht über Frauen nach und es interessiert ihn gerade wenig welche seiner Mitstreiterinnen da nach ihm rufen könnte.
„Ich sehe mir gerade den Raum an, ich kann jetzt nicht!“
Mit zusammengekniffenen Lippen wendet sich Tiuri von der Türe ab, die wenigstens fürs erste fest verschlossen ist und begutachtet die beiden Fässer an der nördlichen Wand. Viel zu erkunden gibt es da nicht, denn sie sind leer, bis auf eine kleine weiße Alabasterstatue
Tiuri!
Die Stimme wird etwas eindringlicher und Tiuri gibt ein genervtes Schnauben von sich. „Gleich, hab ich gesagt!“ Er muss sich beinahe den Arm ausrenken um an den Boden des Fasses zu gelangen, aber schließlich hält er die kleine Abbildung einer Naga in seinen Händen und sieht sie an.
Tiuri!!
„Was denn?“ mit einem Bände sprechenden Gesichtsausdruck dreht er sich in die Richtung aus der er die Stimme vermutet, aber da ist einfach niemand. Vorne im Gang hört er die anderen sprechen, aber die sind gerade erst auf dem Weg hier her.
Karmesin sieht ihn von der Türe aus ein wenig verständnislos an und schüttelt den Kopf. >Ich habe nichts gesagt!< erklärt der Blaumantel mit einer hochgezogenen Augenbraue und Tiuri nickt nur.
Na großartig, jetzt dreh ich auch noch durch. Gibt’s dafür eigentlich einen besseren Augenblick?
Er zuckt zusammen als in seinem Kopf ein glockenhelles Lachen mit einem etwas schäbigen Unterton erklingt.
„Hörst du das auch?“ fragt er, aber Karmesin zuckt nur mit den Achseln. „Das Lachen!“
>Alles in Ordnung mit dir?< fragt der Blaumantel und Tiuri nickt zögerlich. Gerade war wieder Stille in seinem Kopf eingetreten.
Du bist nicht verrückt, ich bin tatsächlich in deinem Kopf, nur du kannst mich hören!
„Ich bin nicht verrückt? Du bist in meinem Kopf und ich bin nicht verrückt? Großartig, nein, warte! Du bist verrückt! Geh aus meinem Kopf, was fällt dir überhaupt ein? Ich meine… geht’s noch? Verzieh dich!“
Das wirklich irritierende daran, sich mit einer Stimme in seinem Kopf zu streiten ist, dass man nicht weiß wo man gerade hinsehen soll. Also blickt Tiuri wild im Raum herum, so als könnte vielleicht doch irgendwo jemanden ausmachen.
Der Nekromant, er versucht uns in den Wahnsinn zu treiben, und mit mir fängt er an!
„Aber nicht mit mir, hörst du? Ich kann auch mit nervigen Stimmen im Ohr weiter kämpfen!“
Wieder dieses Lachen und resignierend lässt Tiuri die zu Fäusten geballten Hände sinken.
Ich bin nicht der Nekromant, ich stehe auch mit Sicherheit nicht in seinen Diensten, aber du junger Tiuri, sollst bald in den meinen stehen!
„Aha…“ ist alles was Tiuri dazu im ersten Moment sagen kann, auf seiner Stirn ein riesiges Fragezeichen. „Und wieso denkst du, dass ich irgendeiner körperlosen Stimme folge?“
Weil ich dich zu einem Ritter mache!
„Achso… na dann…vergiss es!“
Mittlerweile stehen auch schon einige der anderen im Raum und sehen etwas irritiert dem Schauspiel zu, doch jetzt gerade kann sich Tiuri wirklich nicht darum kümmern, dass er etwas Irre wirkt.
Aber das wolltest du doch, oder?
„Ja, schon, aber so hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich dachte da an eine feine Zeremonie, mit vielen Gästen und Kuchen und Honigfingern und diesen kleinen…“
Schweig! Du sprichst zu viel! Du wirst dich fügen und ein Ritter des Feuers werden, dir bleibt keine Wahl!
„Feuer? Ich glaub bei dir zieht’s ein bisschen! Ich und Feuer? Ich würde nicht mal Ritter des Kerzenlichts werden! Hast du mich schon mal angeschaut? Von Feuer hab ich eindeutig genug!“
Du hast das Feuer überstanden, hast Mut bewiesen, und List und Tücke gezeigt, deswegen bist du auserwählt worden.
„Ja, aber ich hab angst vor Feuer!“ Obwohl Tiuri langsam vielleicht etwas kleinlaut werden sollte, regt er sich immer noch mehr auf und redet sich in Rage. Wild fuchtelt er mit den Armen um seine immaterielle Gesprächspartnerin zu beeindrucken und von ihrem Vorhaben abzubringen, aber das alles scheint nichts zu nützen. „Du könntest noch mal nachfragen, da ist bestimmt was schief gelaufen, ich könnte ein guter Ritter des Wassers werden!“
Schluss jetzt, dein Element wird das Feuer sein! Trage deine Narben mit Stolz! Achja und lass dir den Eid abnehmen!
Funkstille… das wars? Und jetzt? Doch anstatt jetzt Ruhe zu bekommen und nie wieder von der Stimme, die niemand anderes gewesen ist als die Göttin Loa selbst, zu hören, fühlt Tiuri plötzlich ein immer stärker werdendes Brennen an seinem Arm.
„Woaah!“ mit einem Aufschrei springt der Junge zurück, den linken Arm schüttelnd und wild an seiner Rüstung zerrend. Es fühlt sich an wie Feuer auf der Haut und gerade dieses Gefühl kennt Tiuri nur zu gut. Panisch öffnet er die Schnallen seiner Armschoner und muss mit zusammengebissenen Zähnen und Schweiß auf der Stirn zusehen wie sich auf seiner Haut ein roter Ring knapp, unterhalb seiner Armbeuge, bildet.
Dann ist aber tatsächlich Ruhe, keine wesenslose Stimme, keine weiteren Brandmale, nichts. Nur die großen, verwirrten Blicke seiner Mitstreiter, von denen die meisten keine Ahnung haben was gerade vorgefallen ist. Nur Olyvar und Karmesin sehen einigermaßen unbeeindruckt aus, genauso wie der Narrenkönig, aber der sieht sowieso immer unbeeindruckt aus.
So ganz weiß Tiuri wirklich nicht wie er erklären soll was gerade passiert ist. Also deutet er, fuchtelnd, zwischen der Decke und seinem Arm hin und her. „Also… ich…verflucht!“ Dabei fällt ihm auf, dass er immer noch die kleine Statue in der linken Hand hält und streckt sie von sich den anderen zu. „Alabaster-Naga!“ sagt er und lächelt entschuldigend, so als könnte er damit einfach vergessen was gerade passiert ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 18. Mai 2009, 14:03 Uhr
Der Blutgeruch in Liliths Nase lässt sie leicht taumeln und sie stütz sich leicht gegen die Mauer. „Ekelhaft…“ Murmelt sie leise und schaut auf die vielen Boghanikkadaver welche den Boden bedecken. Nach dem sie sich - es fühlte sich an wie Stunden, waren wohl aber nur einige Minuten – erfolgreich gegen den Monsterschwarm gewehrt hatten, ebbt dieser plötzlich ab und eine unheimliche Stille bereitet sich im Raum aus. Lilith schaut nach Aurian, welche erschöpft auf dem Boden kniet und bietet der Magierin etwas Wasser aus ihrem Schlau an. Sie weiss selber, wie es sich fühlt, wenn man gerade viel Magie verbraucht hat und es war wirklich kein angenehmes Gefühl. Doch Aurian hatte ihre Aufgabe wirklich gut gemacht und Maella konnte in Ruhe den schwerverletzten Blaumantel verpflegen.

Als Olyvar um die Ecke kommt, erschreckt Lilith erst, nickt ihm aber beruhigt zu, als dieser sich nach dem Befinden der Truppe erkundigt. Er bittet Achim darum, den verletzten Listig aus den Katakomben zu bringen, damit dieser noch besser verarztet werden kann und somit eine Chance hat die schwere Verletzung zu überleben. Der Lord Commander führt die Gruppe in den nächsten Raum, um dort eine Rast zu machen und die Wunden zu versorgen. Lilith hilft Aurian, welche noch immer etwas wacklig auf den Beinen ist. „Das wird gleich wieder.“ Meint sie aufmunternd und drückt ihr noch ein Stück Trockenfleisch in die Hand, bevor sie sich aufmacht den Raum etwas auszukundschaften, da sie selber keine Verletzungen erlitten hat.

Die Feuermagierin sieht wie Tiuri sich von der Tür abwendet, welche in den nächsten Raum führt, und für einen Augenblick kreuzen sich ihre Blicke. Er deutet ihr an, dass sie sich das mal genau anschauen soll, worauf die Magierin nickt. Lilith nähert sich nun ebenfalls der Türe, auf welcher ein schachbrettförmiges Feld eingemeisselt ist. Darauf sind blutrote Runen abgebildet und Lilith fühlt das altbekannte Prickeln von magischen Schwingungen auf der Haut. Eingehend betrachtet sie das Feld mit zusammengekniffenen Augen und fährt mit den Fingern sacht über die Runen. „Hm…“ murmelt sie leise und reibt ihre Stirn. Scheint so, als würden die Lücken dazu sein um sie mit Runen zu füllen. Da ist sicherlich wieder Logik gefragt, also muss es doch irgendeine Gesetzmässigkeit geben, wie diese Runen aufgereiht  sind. Aus ihrem Beutel kramt die Magierin ein Stück Pergament hervor und ihren Kohlestift. Sie malt das gegebene Feld und die bereits vorhandenen Runen darauf auf und setzt sich dann auf den Boden um das Rätsel zu lösen.

Lilith ist so abgelenkt, dass sie kaum mitbekommt was um sie herum passiert. Weder davon, dass sich die anderen von Maella verarzten lassen, noch von Tiuris kleiner Verwandlung. Sie murmelt leise vor sich hin, malt Zeichen auf und springt dann plötzlich auf. „Ich habs!“ Zufrieden schaut sie auf ihre Zeichnung, welche nun vollständig mit Runen überfüllt ist und schaut in die Runde. „Ich weiss wie wir die nächste Tür aufbringen. Wir brauchen nur etwas Blut um die Runen auf die Türe zu zeichnen.“ Gespannt schaut sie die einzelnen Truppenmitglieder an und streckt das Pergament aus, um es dem zu übergeben, der die Runen auf die Türe aufmalen will.

http://forum.weltenstadt.de/attachments/dungeon_tuer3.jpg

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lyall am 22. Mai 2009, 16:36 Uhr
Kleine Lichtpunkte tanzen auf Lyalls Nase, erzeugt durch das Blätterdach der Baumkronen. Fahl leuchten die Sonnenstrahlen bis zum Grund des Waldes, auf dem sie ein sich ständig wechselndes Muster nachzeichnen.
Mit geschlossenen Augen liegt die schwarze Wölfin unter einem Holunderstrauch in der Nähe einer kleinen Lichtung. Eigentlich wollte sie dort auf Beutetiere warten, erlag jedoch schon nach kurzer Zeit dem melodisch sonoren Rauschen der vielen Blätter um sie herum.

Leicht zuckt ihr rechter Hinterlauf als sie abrupt aufwacht. Reflexartig schießen ihre Ohren nach vorne um jeden Laut der Lichtung aufzunehmen, sie selbst jedoch ist sich in den ersten Momenten nicht ganz im Klaren wo sie sich genau befindet.
Ich muss wohl eingenickt sein. Nach dem Licht zu urteilen ist es fast Mittag. Ob Aegnor mich schon sucht? Etwas steif krabbelt sie unter den tief hängenden Zweigen hervor und streckt sich ausgiebig. Mit einem kräftigen Schütteln ihres Felles befördert sie die letzten trockenen Blätter hinaus und sieht sich dann auf der Lichtung um. Alles scheint so zu sein wie zu ihrer Ankunft jedoch bemerkt sie schnell das dem nicht so ist. Trotz ihrer Anwesenheit unter dem nicht weit entfernten Busch, waren viele Tiere hier vorbei gekommen. Kotspuren sowie winzige Fellreste an einem Dornbusch zeugen davon. Ein oder zwei Rehe sowie ein Fuchs schienen sich nicht an ihr gestört zu haben als sie ihrem Tagewerk nachgingen.
Kein Kaninchen… eigentlich besser so. Ich hoffe immer noch auf die Arbeit im Haus der…Wie war doch gleich der Name? Herbst? Winter? Egal, besser als dies hier wird es schon sein. Auch wenn ich keine Wirkliche Ahnung habe was mich erwartet.
Kurz sieht sie die Goldene Harfe vor ihrem geistigen Auge und überlegt sich, wo man ihre Hilfe in oder um so einem imposanten Bauwerk benötigen würde. Dort wo sie herkam waren die „Häuser“ kleine Zelte oder Hütten je nach Rang der Familie im Clan. Die Arbeiten dort beschränkten sich auf trocken halten der Zelthäute oder kleinere Ausbesserungsarbeiten. Fegen oder gar den Boden wischen war in Zelten nicht nötig und in den Hütten waren die Spalten zwischen den einzelnen Bodendielen so breit das anfallender Dreck einfach hindurch fiel. Gezimmerte und vor allen Dingen „gerade“ Dielen, so wie sie es in der Harfe gesehen hat, waren ihr neu gewesen.
Vieles in der Stadt ist neu und verstörend für sie gewesen doch so langsam nimmt ihre Scheu ab. Doch wirklich wohl fühlt sie sich vor den Mauern und nicht darin, auch wenn sie den Vorteil geschützter Umfriedung schon längst erkannt hat.

Ihre Gedanken schweifen zu Aegnor und zu dem Umstand, dass sie heute wohl nur Brot und eine dünne Suppe essen würden. Heute konnte sie einfach nicht jagen. Nicht für Fell und Leder…
Unbewusst lenken sie ihre Schritte in Richtung Baum, an dem sie ihre Sachen zurückgelassen hat. Vor sich hintrottend genießt sie die feuchtwarme Luft, welche vom humusreichen Boden aufsteigt und lauscht den vielen Vögeln in den Bäumen.
Duftspuren von anderen Vierbeinern ziehen sich wie bunte Bänder zwischen den Baumstämmen dahin, manche frisch und manche viele Wochen alt.
Der Wolf in ihr wäre ihnen gerne gefolgt doch sie wusste, dass sie sich auf den Weg zurück machen musste. Lange war sie fort gewesen, hat den Hauptteil der Zeit verschlafen und keine Beute gemacht. Sie hofft das zumindest Aegnor genügend Holz für die Nächte gesammelt hat. So können sie sich zumindest das Geld für Ofenholz sparen. Was jedoch nicht viel an der Tatsache ändern würde das, das Geld zwischen ihren Fingern zerrann.
Hoffentlich änderte sich dies bald…

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Azra am 14. Juni 2009, 23:26 Uhr
Fest haben sich ihre schmalen Finger in den Gliedern seines Kettenhemds verhakt und sie lässt sich von ihm gerade so weit wegschieben, dass sie sich gegenseitig bequem und ohne grosse Verrenkungen ins Gesicht blicken können. Und keinen einzigen Sekhel mehr! „Was ich hier tue…?“ Ihr fehlt der Atem um Borgil darauf hinzuweisen, wie unsinnig diese Frage ist. Nach Luft japsend hängt sie in seiner Umarmung und bringt nicht mehr als ein halbwegs beruhigendes und ganz und gar debiles Lächeln zustande, als er sich in heillosem Aufruhr nach der Ursache für ihr unangekündigtes und mindestens ebenso unpassendes Auftauchen erkundigt. Ob es etwas mit den Kindern zu tun hätte? Ob Zuhause alles in Ordnung sei. Kopf schütten, nicken, schütteln, nicken… Über die Erleichterung hinweg, dass Borgil noch lebt – und auch noch im ganzen Stück vor ihr steht! – bekommt sie gar nicht mit, wie die Soldaten sich ihrer Höflichkeit besinnen und sich mit einem dezenten Räuspern abwenden, derweil Niniane Zauber für Zauber webt. Alles was im Moment voll und ganz zu ihrem Bewusstsein vordringt ist die Tatsache, dass es ihrem Mann gut geht. Noch. Nach und nach, als er sich augenrollend nach den anderen umsieht, dämmert auch ihr, dass der Frieden trügt. Verunsichert betrachtet sie die golddurchwirkte, schmale Gestalt der Halbelbin, die sich augenscheinlich voll auf die vor ihr liegende Tür und das rote Glühen konzentriert. Nur für den Bruchteil eines Wimpernschlags blickt Azra direkt in das Herz des pulsierenden Lichtes, aber das Gemisch aus Hitze und Kälte, das sie befällt, macht ihr Angst. Sie erschauert von Kopf bis Fuss und schiebt sich hastig so weit hinter Borgil, dass das dämonische Glühen hinter seiner massigen Gestalt zu einem fahlen Schimmer wird.
"Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Weib? Mir hierher nachzulaufen! Weißt du was wir hier tun? Es ist viel zu gefährlich! Was hattest du vor, hä? Einen Finsteren auszurollen wie Nudelteig? Oder was? Komm mit, ich bringe dich nach draußen – und dann gehst du nach Hause in die Harfe und zwar sofort, hörst du? Nathrach ist dort und wird euch beschützen wenn… er schuldet mir noch etwas und der Mann bezahlt seine Schuld… was?"
Sie windet sich aus seinem Griff, stolpert zwei Schritte zurück und funkelt ihn von unten herauf aus milchigweissen Augen herausfordernd an. Oh nein, so einfach würde es dieses Mal nicht werden. Borgil weiss gar nicht wohin mit seiner Ungläubigkeit ob ihres Starrsinns, der immer dann auftaucht, wenn er gerade überhaupt nicht angebracht ist. So auch jetzt. Und Azra wird die vier Dämonen tun und sich wieder davon abbringen lassen! „Und ob ich bleibe“, faucht sie zurück, stemmt die Hände in die Hüfte und reckt sich zu stolzen fünf Fuss gerechter Entrüstung. „Und wenn es sein muss wall ich auch den Finsteren mit diesem Nudelholz platt, aber ich werde NICHT und unter keinen Umständen und dukannsttunwasduwillstesistmirvölligegal nach Hause gehen! Und das ist mein letztes Wort!“ Zumindest hatte sie sich das fest vorgenommen, aber schon im nächsten Moment hing sie wieder an seinem Hals und wimmerte leise: „Ich kann dich hier doch nicht alleine lassen. Ich muss dich immer alleine lassen, wenn du etwas Gefährliches vorhast. Das letzte Mal wärst du beinahe gestorben und ich sass einfach daneben und konnte nichts tun, ausser zusehen. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich schon wieder nichts tun könnte… na gut, vielleicht kann ich nicht viel tun, aber ich kann dem Finsteren… moment…“ Eben noch so sehr in ihren Redeschwall und ihren Sorgenbekundungen vertieft, ruckt sie plötzlich ab von ihm und blinzelt ihn verschreckt an. „Wie… der Finstere? Du meinst… DER Finstere?“ Azra ist schon von Natur aus bleich. Jetzt wird sie weiss, wie geronnene Milch und ihre standhafte Überzeugung ist drauf und dran sich feige aus dem Staub zu machen. Unsicher kaut sie auf ihrer Unterlippe herum, zieht den Kopf zwischen die Schultern und murmelt plötzlich sehr kleinlaut: „Also… ich könnte ja… vielleicht so aus der Ecke… so mit dem Nudelholz… ich meine, vielleicht treffe ich sogar mal… oder so…“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 26. Juni 2009, 17:33 Uhr
Irgendwo im Kellerlabyrinth


Als Olyvar und Faron die anderen in den Raum bringen, in dem sie vorher den Höllenhund getötet und Tiuri und Karmesin zurückgelassen hatten, hören sie schon im Gang aufgebrachtes Stimmengemurmel - doch es sind keineswegs der Blaumantel und Borgils Ziehsohn, die sich dort über irgend etwas in den Haaren liegen, sondern Borgils Ziehsohn und… niemand. Jedenfalls ist niemand sonst zu sehen und doch gestikuliert der hochgewachsene junge Mann wild und zankt sich aufgebracht mit einer nackten Steinwand. >Aber nicht mit mir, hörst du? Ich kann auch mit nervigen Stimmen im Ohr weiter kämpfen!< Erklärt er gerade großspurig und Olyvar spürt ein warnendes Prickeln im Nacken. Er wirft einen raschen Blick auf Karmesin, doch der Sergeant der schweren Reiter mustert Tiuri nur mit wachsendem Misstrauen. Kann es sein? Die Ringe auf Olyvars Unterarm beginnen zu glühen, aber nicht unangenehm, eher sanft und warm, einer nach dem anderen. Hinter ihm verteilen sich die anderen im Raum, sehen sich um, begutachten Wände, Decke und Boden, starren Tiuri an und flüstern. Olyvar kann ihre Unruhe spüren und ihre Ängste riechen - nur Lilith eilt sofort auf die einzige Tür im Raum zu und inspiziert eingehend blutrote Runenzeichen auf hellgrauem Grund. Entweder sie bemerkt Tiuri, der - laut! – mit sich selbst spricht und dabei mit den Händen herumfuchtelt, als wolle er aufdringliche Stechmücken vertreiben, tatsächlich nicht, oder sie zieht es vor so zu tun, als ob. Mealla dagegen ist voller Sorge, als Tiuri überhaupt nicht aufhören will, mit seinem unsichtbaren Gegenüber zu streiten und Olyvar erwischt sie am Ärmel, als sie zu ihm eilen will. "Warte!"
"Aber…." Das Mädchen windet sich in seinem Griff.
"Ich glaube nicht, dass ihm etwas fehlt…" Olyvar hält die Heilerin zurück, beobachtet jedoch ausschließlich Tiuri und klingt fast zweifelnder, als er es in diesem Moment tatsächlich ist. Die Ringe auf seinem Arm glühen noch immer - irgendetwas ist mit ihnen hier in diesem Raum und es hat nichts mit dem der Finsternis anheim gefallenen Elben oder Diardra Aílín zu tun.
"Ihm soll nichts fehlen?!", hält Mealla zischend dagegen und schüttelt verzweifelt die dunklen Locken. "M'lord Commander, er hört körperlose Stimmen und streitet mit sich selbst! Sein Kopf muss etwas abbekommen haben… vielleicht ein Schlag oder ein Sturz… "
"Nein… nicht mit sich selbst. " Olyvar bleibt unnachgiebig und tauscht einen Blick mit Karmesin – auch der Blaumantel hat inzwischen wohl begriffen, was hier vor sich geht und lächelt sogar ein wenig über Tiuris unfreiwillig komische Streitgespräche. "Seinem Kopf geht es gut. Warte ab und sieh…"

"Sehen?", flüstert die Heilerin, vom Anblick des immer noch lamentierenden Tiuris mittlerweile ebenso widerwillig fasziniert wie Olyvar und der Rest ihrer kleinen Schar. "Was denn sehen?"
> Ja, schon, aber so hab ich mir das nicht vorgestellt.< Führt Borgils Ziehsohn gerade gegen Was-auch-immer oder besser Wen-auch-immer ins Feld. >Ich dachte da an eine feine Zeremonie, mit vielen Gästen und Kuchen und Honigfingern und diesen kleinen… Ein paar Herzschläge lang herrscht banges Schweigen, dann zerreißt Tiuris vollkommen entgeistertes >Feuer? die atemlose Stille.
Oh. Olyvars Brauen heben sich überrascht, doch dann verziehen sich seine Mundwinkel zur Andeutung eines Lächelns. Jetzt wird es interessant.
>Ich glaub bei dir zieht's ein bisschen! Ich und Feuer? Ich würde nicht mal Ritter des Kerzenlichts werden! Hast du mich schon mal angeschaut? Von Feuer hab ich eindeutig genug!< Wieder herrscht ein paar Herzschläge lang Schweigen und fast tut der Junge in seiner Verwirrung Olyvar leid. Es ist lange her, aber er erinnert sich noch gut an seine eigene Fassungslosigkeit, als er die Stimme Brans vernommen und seine Gegenwart gespürt hatte - inmitten eines Feldes toter und sterbender Männer, Pferde, Jungen und Hunde unter einem Himmel der schwarz war vor Krähen.>Ja, aber ich hab Angst vor Feuer! Du könntest noch mal nachfragen, da ist bestimmt was schief gelaufen, ich könnte ein guter Ritter des Wassers werden!< Olyvar muss sich auf die Zunge beißen, um nicht laut zu lachen. Hier und dort hört er leises Kichern, doch es verstummt sofort, als Tiuri beginnt zu schreien. Wieder muss Olyvar die Heilerin festhalten und bekommt gerade noch den Kragen ihres schweren Umhangs zu fassen. "Hiergeblieben. Das ist nichts, wobei du ihm helfen könntest, Mädel. Auch ihr anderen… lasst ihn in Ruhe. Es wird bald vorüber sein." Der junge Mann flucht und keucht, zerrt an seinen Armschienen herum und beobachtet dann schwer atmend seinen Unterarm. Tiuri steht mit dem Rücken zu ihnen, sie können also nicht erkennen, was er dort auf seiner Haut sieht, aber das muss Olyvar auch nicht. Dann dreht der Junge sich langsam um und blickt womöglich noch langsamer von einem zum anderen, die blauen Augen noch weit aufgerissen und voller Unglauben. >Also… ich…verflucht!< Stammelt er und hält ihnen dann eine kleine, helle Statue, so fein und milchweiß gearbeitet wie die anderen, hin.

Olyvar interessiert das magische Wesen im Augenblick herzlich wenig und er achtet auch nicht darauf, wer es an sich nimmt. Seine Augen suchen die Tiuris und halten seinen umherirrenden Blick fest, dann lässt er die Heilerin los und schickt sie mit ein paar leisen Worten davon, sich die leichteren Verletzungen der anderen zuerst anzusehen. Seine Hand würde warten müssen. "Geh und kümmere dich um Karmesin, Faron und Aurian, sofern sie dich brauchen. Ich will erst mit ihm reden." Ein Ritter Loas… manchmal haben die Götter einen wirklich seltsamen Humor. "Tiuri, auf ein Wort, aye? Ich weiß, du…"
>Ich hab's!< Liliths aufgeregte Stimme tönt unerwartet laut zwischen all dem leisen Murmeln und Raunen und den wenigen halblaut gesprochenen Worten nach Tiuris Ausbruch durch den Raum. >Ich weiß, wie wir die nächste Tür aufbringen. Wir brauchen nur etwas Blut um die Runen auf die Tür zu zeichnen.< Die Feuermagierin sieht aus, als wäre sie am liebsten von einem Bein aufs andere gehüpft und wedelt demonstrativ mit ihrer Lösung des Rätsels vor sich in der Luft  herum. "Oh, wenn es weiter nichts ist", erwidert Olyvar trocken, nickt ihr jedoch knapp zu und nimmt ihr das Pergament ab. "Ein Runenrätsel", stellt er nach einem kurzen Blick darauf fest. "Neun mal neun…" Und Neun ist Eins und Zehn ist keins… Er schüttelt den Kopf, um den ungewollten Gedanken loszuwerden. "Ich nehme an, es muss das Blut von einem von uns sein und nicht von einem Höllenhund oder Boghanik. Daran hätten wir keinen Mangel." Der klebrige Geruch von süßem Kupfer hängt schwer in der abgestandenen Luft hier unten und scheint in den Felsen der Wände und des Bodens zu sickern, als wolle er sich nie wieder daraus vertreiben lassen. "Rastet. Ruht euch aus. Wir öffnen diese Tür, wenn wir bereit sind, aber nicht vorher. Wer weiß, was uns dort hinten erwarten mag.  Ich übernehme die erste Wache. Steinmetz, Norn, sichert den Raum. Und nun zu dir, Tiuri. Komm, geh ein Stück mit mir den Gang hinunter."

Der junge Mann folgt ihm, viel zu verwirrt, um zu widersprechen. "Es hat aufgehört zu brennen, nicht wahr? Den Ring, meine ich. Zeig mir deinen Arm." Fast widerstrebend hält Borgils Ziehsohn seinen Unterarm ein wenig in die Höhe. Rot und dick prangt dort auf der hellen Haut der Fingerabdruck Loas… der erste von Fünf, wenn Tiuri sich als würdig erweisen kann. Olyvar nestelt seine eigene lederne Armschiene ab, schlägt das wattierte Wams zurück und rollt den Ärmel seines Hemdes hoch. Seine Ringe, vier an der Zahl, ziehen sich dick und verblasst wie alte Brandnarben über seinen linken Unterarm, vom Ellenbogen bis zum Handgelenk, greifen ineinander wie die Glieder einer Kette. "Tapferkeit", beginnt er leise und legt den Zeigefinger seiner Rechten sacht auf den ersten Ring dicht unterhalb der Armbeuge. "Das, denke ich,  unterscheidet uns zu allererst von anderen Kämpfern. Mut mag jeder Hund besitzen, doch Tapferkeit ist etwas anderes." Dann deutet er nacheinander auf den zweiten, den dritten und vierten: "Großmut. Gerechtigkeit. Erbarmen. Hier wäre noch Platz für den fünften und letzten Ring, den ein Ritter sich verdienen kann, den der Demut. Manche nennen ihn den edelsten. Das sind die fünf Großen Tugenden eines Ritters: Tapferkeit, Großmut, Gerechtigkeit, Erbarmen und Demut. Es war Loa, nicht wahr?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 03. Juli 2009, 20:04 Uhr
Als Lilith plötzlich neben ihnen aufspringt und von einem Ohr bis zum anderen breit grinsend verkündet, dass sie das Rätsel gelöst hätte, zuckt Tiuri wie ein kleines Mädchen erschrocken zusammen. (Was an einem über zwei Schritt großen Mann doch einigermaßen seltsam aussieht.) Als sie dann erklärt, dass sie jetzt nur noch etwas Blut brauchen würden hat Tiuri sich schon wieder so weit gefasst, dass er auch versteht wovon Lilith eigentlich spricht.
Nehmt einfach meines, nehmt alles… zu etwas anderem bin ich sowieso nicht mehr zu gebrauchen!
Noch ist er sich nicht sicher was die ganze Sache eigentlich überhaupt zu bedeuten hat. Einerseits sprechen alle Indizien dafür, dass Tiuri einfach doch verrückt geworden ist und glaubt göttliche Stimmen zu hören die ihn für eine Aufgabe auserkoren haben, andererseits denkt er nicht, dass er sich auch den breiten roten Ring auf seinem Unterarm einbildet.
Das war der gute Arm… stellt er grummelnd fest als er erneut einen zweifelnden Blick auf das neue Mal wirft. Die Anweisungen die Olyvar an seine Leute verteilt bekommt er nur mit halbem Ohr mit, zu sehr ist er damit beschäftigt noch einmal die gehörten Worte zu durchdenken und sich ihrer Bedeutung klar zu werden.
Das kann einfach nicht stimmen, da muss ein Fehler passiert sein, die wollten bestimmt jemand anderen treffen… Feuer… allein der Gedanke daran lässt ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen und unbewusst versucht er mit der rechten Hand den roten Ring von seinem Arm zu kratzen.
>Und nun zu dir, Tiuri. Komm, geh ein Stück mit mir den Gang hinunter.< Brav wie ein Dackel folgt Tiuri dem Lord Commander am leblosen Körper des Höllenhundes vorbei, einer dunklen Blutspur folgend, suchen sie sich einen Platz zwischen den Boghanikleichen.
> Es hat aufgehört zu brennen, nicht wahr? Den Ring, meine ich. Zeig mir deinen Arm.<
Olyvar hat recht, im Gegensatz zu einer echten Brandwunde, schmerzt der Ring schon jetzt fast gar nicht mehr. Es ist mehr eine Art Jucken das zurück bleibt, als wolle es Tiuri ja noch dazu anhalten weiter darüber nachzudenken. Irgendwie ist es ihm unangenehm, besonders nach seiner peinlichen Selbstgesprächeinlage vorhin, dem Lord Commander seinen Arm zu zeigen und die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wo doch gerade wirklich wichtigere Dinge zu tun sind.
Doch anstatt ihm zu sagen, dass er an Halluzinationen aufgrund eines Boghanikbisses leidet, nimmt Olyvar sich seine Armschienen ab, schiebt den Ärmel nach oben und zeigt Tiuri die vier Ringe die sich, ineinander verschlungen, seinen Unterarm hinab ziehen. Fast muss Tiuri ein bisschen Grinsen, denn es kommt ihm vor als würden sie wie zwei Jungen ein geheimes Zeichen vergleichen, das sie zu Mitgliedern in der gleichen Gruppe macht. Er unterdrückt aber das Zucken seines rechten Mundwinkels und hört andächtig zu als Olyvar beginnt die Tugenden der Ritter aufzuzählen.
> Tapferkeit, Großmut, Gerechtigkeit, Erbarmen und Demut. Es war Loa, nicht wahr?<
Schulterzuckend sieht Tiuri von ihren Armen in Olyvars Gesicht.
„Ich denke schon…“ sagt er und schüttelt ungläubig den Kopf. „Feuer, das kann doch nicht wahr sein, oder?“ Am liebsten hätte er sofort wieder zu Schreien und Zetern begonnen, aber das würde jetzt wohl auch nichts mehr bringen. „Ich kann doch unmöglich ein Loa-Ritter sein… und überhaupt, ich wollte, also ich hab doch, ich dachte…“ vor lauter wiederkehrender Verwirrung bringt Tiuri erst nur Gestottere hervor, ehe er noch einmal tief durchatmet und von Neuem beginnt. „Ich dachte das wäre meine Entscheidung. Ich dachte es gäbe eine Art Training dafür ein Ritter zu sein. Ich dachte jemand mit einem Körper würde mir sagen wann ich bereit bin.“ Wie so oft wenn er durcheinander ist, oder sich nicht zu helfen weiß, fährt sich Tiuri mit der ganzen Hand durch den wirren Haarschopf, so dass sie ihm wie ein Vogelnest vom Kopf abstehen.
„Und jetzt? Habe ich jetzt irgendwelche Aufgaben? Muss ich durch die Lande ziehen und Jungfrauen in Nöten retten, Monster besiegen oder sonst irgendwelche Heldentaten vollbringen? Wie kann ich für etwas geeignet sein von dem ich nicht mal weiß wie es funktioniert?“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 13. Juli 2009, 15:01 Uhr
Im Tunnel ist es kalt und der metallische Blutgeruch hängt schwer und widerlich in der abgestandenen Luft, als Olyvar und Tiuri sich ihren Weg vorbei an den kalten Kadavern der Höllenhunde und der kleinen, im Tod noch unförmiger aussehender Boghanikleichen suchen, bis sie ein wenig abseits und außer Hörweite der anderen sind. >Ich denke schon… erwidert Borgils Ziehsohn zögerlich und seine hilflose Verwirrung ist ihm deutlich anzumerken, vor allem, als er in einer affenartigen Geschwindigkeit unzusammenhängendes Kauderwelsch von sich gibt und jeden angefangenen Satz nach ein paar Worten schulterzuckend wieder abbricht. Olyvar sagt nichts und lässt den Jungen reden. Er weiß noch gut, wie durcheinander er damals gewesen war, als Bran ihn erwählt hatte. Ziemlich bestürzt sogar, um genau zu sein… Tiuri holt vernehmlich Luft und bemüht sich dann doch allmählich zähneknirschend um ganze Sätze in einer verständlichen Geschwindigkeit. >Ich dachte das wäre meine Entscheidung. Ich dachte es gäbe eine Art Training dafür ein Ritter zu sein. Ich dachte jemand mit einem Körper würde mir sagen wann ich bereit bin…< Olyvar macht eine Kopfbewegung, die sowohl ein Nicken als auch das Gegenteil bedeuten könnte. "Ist es nicht wirklich, hm? Zumindest fühlt es sich eine Weile so an. Und Loa hat… manchmal einen etwas seltsamen Humor könnte man meinen. Es gibt schon eine Art Training dafür ein Ritter zu sein und du wirst noch viel lernen, doch die Göttin hat dich nun einmal jetzt erwählt und damit musst du leben. Mir hat damals jemand mit einem Körper gesagt, ich sei bereit, obwohl ich mich alles andere als bereit fühlte und glaub  mir, das war eine Erfahrung, auf die ich in diesem Moment gern verzichtet hätte." Ich dachte ohnehin schon, ich sei wahnsinnig geworden, auf eine Stimme mehr in meinem Kopf wäre es da vermutlich auch nicht mehr angekommen… Tiuri nickt, schüttelt verwirrt den Kopf, nickt wieder und rauft sich dann das halblange Haar. >Und jetzt?< Will er wissen und Olyvar hört in seiner Stimme schwach das Echo der Träume eines Halbwüchsigen über Ritter, Ruhm, Ehre und seidene Strumpfbänder, die sich gerade in der Wirklichkeit eines nach Blut und Tod stinkenden Kellerlochs auflösen. >Habe ich jetzt irgendwelche Aufgaben? Muss ich durch die Lande ziehen und Jungfrauen in Nöten retten, Monster besiegen oder sonst irgendwelche Heldentaten vollbringen? Wie kann ich für etwas geeignet sein von dem ich nicht mal weiß wie es funktioniert?<

Spätestens als Tiuri bei den Jungfrauen in Nöten angelangt ist, kann Olyvar ein wenn auch mitfühlendes Lachen nicht mehr ganz unterdrücken. "Wenn es so einfach und angenehm wäre, ein Ritter zu sein, dann könnten wir uns vor Knappen wohl kaum noch retten, aber die Wirklichkeit sieht leider eher…" er sieht sich um und macht eine Geste, die das ganze Schlachthaus dieses dreimal verdammten Kellerlabyrinths einschließt, "…so aus. Tut mir leid, wenn dich das enttäuscht, Junge, aber so ist es. Ritter mögen für bestimmte Ideale einstehen, aber letzten Endes sind sie auch nur Krieger, die zum Töten da sind." Olyvars Lächeln bekommt etwas melancholisches, auch wenn es nicht ganz verschwindet. "Nur tun sie es meist besser, als andere." Er gibt dem jungen Mann einen Moment Zeit, das zu verdauen und nickt dann sacht. "Ich weiß, es ist alles anders, als du es dir vielleicht vorgestellt hast, aber ich denke wirklich nicht, dass das irgendeine Rolle spielt. Ganz gleich, was du glauben magst, Loa glaubt offensichtlich an dich. Und ganz gleich, was man ihr alles nachsagen mag, sie ist eine Göttin und damit vermutlich weiser als all wir Sterblichen zusammen. Stimmst du mir zu?"
Tiuri wirft einen zweifelnden Blick an die Tunneldecke, rollt mit den Augen und blinzelt dann auf seine Unterarme – erst auf den rechten mit den Brandnarben, dann auf den linken mit dem Ring seiner neuerworbenen Ritterehre. "Vermutlich", erwidert er trocken, klingt aber immer noch wenig überzeugt. "Ist es blasphemisch, wenn ich Loa für äh… ziemlich übergeschnappt halte?" Olyvar folgt seinem besorgten Blick nach oben in den imaginären Himmel zahllose Klafter über ihnen (und obendrein absolut unsichtbar) und setzt schon zu einer Antwort an, die wer weiß wie ausgefallen wäre, doch dann hält er den Mund. Für ein paar endlose Herzschläge warten sie beide in albernem Aberglauben, doch da nichts geschieht, zuckt Olyvar mit den Schultern. "Da sie dich bis jetzt noch nicht mit einem Blitz erschlagen hat… glaube ich, sie kann damit leben."
"Ah", macht Tiuri nur und scheint einen Moment lang über etwas nachzudenken. "Arhem", räuspert er sich dann und Olyvar muss einfach grinsen, weil der hochgewachsene junge Mann vor ihm in diesem Augenblick so sehr wie Borgil klingt. Dann senkt Tiuri seine Stimme zu einem bedeutungsvollen Flüstern und raunt: "Sie hat etwas davon gesagt, dass ich noch etwas schwören und mir ähm... einen Eid abnehmen lassen muss…?"

"Aye. Ich hätte dir einen schöneren Ort für deinen Ritterschlag gewünscht, doch daran ist nichts zu ändern. Dann wirst du mit mir Vorlieb nehmen müssen, Tiuri. Gib mir dein Schwert." Er streckt die Hand aus und Tiuri reicht ihm nach einem Augenblick des Durchatmens Fahl, das Heft voran. Als Olyvars Finger sich um den Griff schließen, fühlt es sich erschreckend vertraut an, viel zu vertraut, so dass er einen irrationalen Moment lang das Gefühl hat, er halte seine eigene Klinge in den Händen. Er kennt Fahl aus Erzählungen und Legenden und er hat das Schwert schon mehr als einmal gesehen, auch an Tiuri, doch er hatte es bisher nie berührt. Siaìl und Fahl stammen aus der gleichen Schmiede. Niafaeron hat sie gemacht, sie wurden im gleichen Drachenblut gehärtet. Beide tragen Einlegearbeiten aus Chir. Sie sind gleich groß und gleich schwer, daran wird es liegen. Sie sehen nicht gleich aus, aber sie fühlen sich gleich an. "Knie nieder."
Tiuri beugt das Knie so anmutig, wie es ihm die schwere Rüstung nur irgendwie erlaubt und linst dann trotz gesenkten Kopfes zwischen den Haarsträhnen, die ihm in die Stirn fallen, hindurch nach oben. Olyvars Mundwinkel zucken kurz, doch einen Herzschlag später zeigt seine Miene nur noch das strenge Gesicht des Lord Commanders. Er hebt das Schwert, führt die Klinge in sachtem Bogen und berührt dann mit ihrer flachen Seite erst Tiuris linke, dann seine rechte Schulter. Seine Stimme ist nicht laut, aber sie dringt mühelos durch das Halbdunkel des Ganges und plötzlich ist es nicht mehr wichtig, ob sie umgeben von kaltem Stein und toten Höllenkreaturen sind, oder auf dem Inneren Zwinger der Steinfaust, umgeben von den Offizieren der Stadtgarde. "Schwöre ohne Furcht zu sein im Angesicht deiner Feinde. Gelobe die Wehrlosen zu beschützen und kein Unrecht zu tun. Schwöre, tapfer und aufrecht zu sein, auf dass deine Göttin dir beistehen möge. Gelobe immer zu deinem Wort zu stehen, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet. Dies ist dein Eid."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 15. Juli 2009, 18:09 Uhr
Nach dem Lärm und der Hektik des Kampfes bleibt eine sonderbare Stille zurück, als der letzte Boghanik erledigt ist und sie alle mehr oder weniger erschöpft zurücklässt. Aurian und Mealla haben sich völlig verausgabt, und Listig muß von Achim zurück an die Oberfläche getragen werden. So merkwürdig es Aishalanea auch vorkam, mit einem Oger zusammen zu kämpfen – es ist ein entschieden ungutes Gefühl, jetzt ohne ihn weitermachen zu müssen. Unsere Gegner werden sicher in den nächsten Räumen nicht eben schwächer...
Auf Olyvars Frage, ob sie laufen könne, nickt Aisha zunächst, beißt dann jedoch die Zähne zusammen, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken, als sie ihr Bein wieder voll belastet. Sich an der Wand abstützend, mehr humpelnd als gehend, folgt sie den anderen in den nächsten Raum, der abgesehen von einer Tür voller mysteriöser Zeichen recht unspektakulär aussieht.

Die Südländerin schenkt dem anderen Ausgang zunächst keine weitere Beachtung, da sie sich gleich beim Eingang an der Wand auf den Boden sinken lässt, wo sie versucht, ihre Wunde von den Überresten der Hose zu befreien. Das Bein sieht einigermaßen übel aus – zwar scheint die Verletzung nicht allzu tief zu sein, so dass die Blutung bereits nachgelassen hat, aber dafür ist sie großflächig. Auch handelt es sich nicht um einen glatten und sauberen Schnitt, wie ihn etwa eine Klinge hinterlassen würde, die Klauen des Boghaniks scheinen vielmehr Fetzen herausgerissen zu haben. Der Anblick und der metallische Blutgeruch lassen Übelkeit in Aishalanea aufsteigen.
Irgendwo in der Nähe hört sie Tiuris Stimme, die unzusammenhängendes Zeug stammelt wie: >„Ich bin nicht verrückt? Du bist in meinem Kopf und ich bin nicht verrückt? Großartig, nein, warte! Du bist verrückt! Geh aus meinem Kopf, was fällt dir überhaupt ein? Ich meine… geht’s noch? Verzieh dich!“<

Verwirrt sieht Aisha einen Moment von ihrem Bein auf, der junge Kämpfer spricht offensichtlich mit der leeren Luft, fuchtelt wild mit den Armen und sieht sich mit einem irrem Blick um. Na großartig, jetzt wird der nächste verrückt. Wenn das so weitergeht, bleibt bald keiner mehr, um gegen den Nekromanten zu kämpfen…
Aishalanea wendet sich kopfschüttelnd wieder ihrem aktuellen Problem zu und versucht an das Verbandszeug in ihrer Gürteltasche heranzukommen, während sie mit halbem Ohr noch mitbekommt, dass Tiuri anfängt, von Kuchen und Honigfingern zu faseln. Dabei treffen ihre tastenden Finger plötzlich auf das kühle Glas der Phiole mit Rochwasser, deren Existenz ihr völlig entfallen war, so dass sie sie nun etwas verdattert ansieht. Sie kann sich auch beim besten Willen nicht erinnern, was für Anweisungen sie zu deren Anwendung erhalten hatten – ihr Kopf ist wie leergefegt, und es kommt ihr vor, als wären sie schon seit Wochen hier unten unterwegs. „Mealla? Vielleicht solltest du das besser nehmen, ich hab so das dumme Gefühl, wir brauchen das sicher noch…“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 16. Juli 2009, 11:09 Uhr
> Aye. Ich hätte dir einen schöneren Ort für deinen Ritterschlag gewünscht, doch daran ist nichts zu ändern. Dann wirst du mit mir Vorlieb nehmen müssen, Tiuri. Gib mir dein Schwert.<
Atmen, stehen, nicht zittern, all diese Dinge beanspruchen gerade Tiuris volle Konzentration und so dauert es einen Augenblick ehe er Fahl ziehen und an Olyvar abgeben kann. Er sieht wie der Lord Commander vor ihm für einen Moment verharrt und das Gewicht des Schwertes in seiner Hand abwiegt. Gerade erst an diesem Tag ist Tiuri aufgefallen, dass Olyvar Siaìl trägt, ein Schwert das nicht nur von der gleichen Person, sondern auch für die gleiche Person geschmiedet wurde. Obwohl sie sich äußerlich unterscheiden, könnten die Schwerter sich nicht ähnlicher sein und ohne es zu wissen gehen Tiuris Gedanken genau in die gleiche Richtung wie die Olyvars. Wie es sich wohl anfühlt das andere Schwert zu halten… Aufmerksam beobachtet Tiuri Olyvars Blick um darin eine Bestätigung zu finden, dass er recht hat mit der Vermutung wie ähnlich sich die Schwerter sind, doch die Miene des Lord Commanders ist wie üblich unbewegt.
Olyvar mag ja denken, dass er nicht die Person wäre die Tiuri gewählt hätte um den Ritterschlag zu empfangen, aber da irrt er sich gewaltig. Seit Tiuri Olyvar außerhalb der Goldenen Harfe kennen gelernt hat und besonders jetzt seit sie in diesen Keller gestiegen sind, ist der junge Mann fasziniert von der Ruhe und Überlegtheit die sein Gegenüber ausstrahlt und besonders von der Fähigkeit seine Mitstreiter mit all ihren Schwächen und Stärken gut in einer gefährlichen Situation einzusetzen.
Es klirrt ein wenig als Tiuri nun endlich niederkniet, aber ansonsten sieht er trotz der Vollrüstung nicht unelegant aus, was hauptsächlich an Borgils ausgezeichneter Schmiedekunst liegt.
Borgil würde lachen wenn er mich jetzt sehen könnte… aber trotzdem hätte Tiuri den Zwergen jetzt gerne hier und auch Azra, von der er denkt, dass sie sicher hinter den Mauern der Harfe auf sie wartet. Insgeheim hofft er, dass sein Ziehvater nicht nur lachen würde, sondern auch ein wenig stolz auf ihn wäre und so stellt er sich, mangels realem Borgil, einfach vor wie der Zwerg mit stolzgeschwellter Brust hinter ihm steht.

Den Kopf gesenkt versucht er trotzdem nach oben zu blinzeln um zu sehen was als nächstes passiert, bis er die Berührung des Schwertes an seiner Schulter spürt. Olyvars Stimme ist, als er zu sprechen beginnt, nicht übermäßig dramatisch, aber doch feierlich genug, dass Tiuri zumindest für diesen Moment vergessen kann, dass er gerade so nicht mehr in einer Blutlacke kniet und auch das Geruchswirrwarr aus metallischem Blut und schwefeliger Hölle dringt nicht an seine Nase. (Was auch daran liegen könnte, dass er vor Ehrfurcht die Luft anhält.)
>Schwöre ohne Furcht zu sein im Angesicht deiner Feinde. Gelobe die Wehrlosen zu beschützen und kein Unrecht zu tun. Schwöre, tapfer und aufrecht zu sein, auf dass deine Göttin dir beistehen möge. Gelobe immer zu deinem Wort zu stehen, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet. Dies ist dein Eid.<
Erst jetzt hebt Tiuri wieder den Kopf und sieht zu Olyvar nach oben. Das Ausmaß dieses Eides liegt für eine kurze Zeit in ihren Blicken. Furchtlos, kein Unrecht, Tapfer, Aufrecht…
„Ich schwöre!“ hört sich Tiuri da sagen, noch bevor sein wehrloses Hirn noch die Möglichkeit hat alles genauer zu durchdenken und dem Jungen gegebenenfalls doch noch klar zu machen, dass er für diese Sache gänzlich ungeeignet ist. Der darauf folgende Schlag von Olyvars linkem Handrücken in sein Gesicht, wird ihm zwar nicht den Kiefer blau verfärben, ist aber stark genug um Tiuris Sinne wieder zusammen zu rütteln.
>Und das ist damit du es nicht vergisst!< sagt Olyvar und Tiuri lässt bedeutungsvoll die Zähne knirschen. >Erhebt euch Sire Tiuri!< Brüderlich reichen sie sich als Tiuri aufgestanden ist die Hände, klopfen sich die Schultern und Lächeln sich dann an – Olyvar wie immer souverän und zuversichtlich, Tiuri hingegen noch ein wenig schief.
„Na dann…“ sagt der junge Ritter nach kurzem Durchschnaufen und blickt plötzlich in ein grinsendes Lord Commander Gesicht.
>Ja, wir haben da noch eine Jungfrau in Nöten die unsere Hilfe braucht!<
Da muss auch Tiuri lachen, besonders über seine eigene Naivität. „Die ist mir seit längerem zu knochig und stinkt etwas!“ Unter Lachen zieht er eine etwas angewiderte Grimasse und gemeinsam gehen sie zurück zu den anderen.

Es ist ziemlich still in dem kleinen Raum in dem die Höllenhunde und Boghaniks auf sie gewartet haben, alle sitzen irgendwo und sehen sich ihre Wunden genauer an. Er selbst hat ziemliches Glück gehabt, wieder hauptsächlich dank seiner Rüstung, denn es ist den Gräbern völlig unmöglich gewesen das harte Yalaris zu durchbeißen. Trotzdem, während dem Kampf und auch vorhin als Olyvar ihn zum Ritter geschlagen hat, ist es ihm zwar kaum aufgefallen, aber sein ganzer Brustkorb ist gequetscht und die eigentlich leichte Rüstung fühlt sich unendlich schwer an auf seinen Schultern. Mit einem zweifelnden Blick sieht er auf die magische Tür und hofft, dass diese sich nicht doch überraschend von alleine öffnen würde und wieder eine Horde Höllentiere entlassen, gerade wo er mit dem Gedanken spielt für eine kurze Rast das Kettenhemd abzulegen. Er entscheidet sich schließlich dafür, dass diese Runen bestimmt nicht umsonst angebracht worden sind und schält sich mühsam aus seinem Kettenhemd, legt die Armschienen neben sich und fährt sich mit bloßen Händen durch die Haare. Noch immer haben einige Kratzer in seinem Gesicht nicht aufgehört zu bluten und grummelnd fragt er sich wieder einmal ob da auch ja keine Narben bleiben werden. Vorsichtig betastet er seinen Brustkorb unter dem einfachen Leinenhemd das er unter der Rüstung getragen hat. Seinen Rücken kann er nicht sehen, aber so wie es sich anfühlt wäre es durchaus möglich, dass eine Rippe gebrochen ist.
Aber alles keine Tragödie, ich habe wirklich noch mal Glück gehabt! Müde an die Wand gelehnt sieht er zu wie Mealla von einem zum anderen rennt und wartet geduldig bis die Heilerin Zeit für ihn hat oder bis der Lord Commander das Zeichen für den Aufbruch gibt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 22. Juli 2009, 22:53 Uhr
Kurz hinter dem Lord Commander betritt Mealla den Raum und will ihn gerade auf seine Hand ansprechen, die alles andere als gut aussieht, als sie bemerkt, dass Tiuri mit sich selbst redet. Sie bekommt nur am Rande mit, wie sich Lilith auf das Rätsel stürzt, viel zu beschäftigt ist sie damit, in den Zügen des jungen Manns nach einer Antwort auf sein merkwürdiges Verhalten zu suchen. Vielleicht eine Gehirnerschütterung? Bewusstlos war er nicht, aber das hat nicht unbedingt etwas zu sagen, ich muss mir das näher… Gerade als sie vortreten will, um sich zu versichern, dass mit Tiuri körperlich alles in Ordnung ist, wird sie von einem starken Griff zurückgehalten. > "Warte!"<, befiehlt ihr Olyvar, woraufhin Mealla ihm nur einen Seid-Ihr-nicht-ganz-bei-Trost-Blick zuwirft und sich loszumachen versucht. "Aber…", beginnt sie und will gerade zu einem – begründeten! – Einwand ansetzen, doch er lässt ihr dazu keine Gelegenheit: >"Ich glaube nicht, dass ihm etwas fehlt…"< Lange kenne ich ihn noch nicht, aber wenn einer nach einem harten Kampf anfängt mit imaginären Personen zu sprechen, dann ist das nicht normal! Wenigstens sieht er ein, dass sie gar nicht da sind, das macht ein bisschen Hoffnung… Wie kann der Lord glauben, dass alles mit ihm in Ordnung ist? "Ihm soll nichts fehlen?!", zischt sie ihm deshalb halb besorgt, halb verzagt zu und bereut ein weiteres Mal, dass sie so Hals über Kopf mit zu diesem Quest gezogen war. Die haben doch alle ein Rad ab… "M'lord Commander, er hört körperlose Stimmen und streitet mit sich selbst!", versucht sie es noch einmal im Guten. Das muss doch jedem normalen Mensch einleuchten. "Sein Kopf muss etwas abbekommen haben… vielleicht ein Schlag oder ein Sturz… ", beginnt sie auszuführen, wird aber wieder unterbrochen: >"Nein… nicht mit sich selbst. "< Oh nein, bitte, Götter, sagt mir nicht, dass er die unsichtbare Person sehen will, die zu der Stimme in Tiuris Kopf gehört, denkt sie im Stillen, gibt ihren Widerstand aber auf, er ist reichlich sinnlos im Anbetracht der ungerechten Kraftverteilung. Sie folgt Olyvars Blick zu Karmesin und ist vollends verwirrt, als der aus heiterem Himmel zu lächeln beginnt. Ich glaub, ich bin hier in der falschen Geschichte… >"Seinem Kopf geht es gut"<, stellt Olyvar fest. >"Warte ab und sieh…"< Unschlüssig schaut sie zu Olyvar auf und dann zurück zu Tiuri. "Sehen?", fragt sie zögernd mit gesenkter Stimme. "Was denn sehen?" Jetzt wo sie allmählich ruhiger wird, wird ihr langsam klar, dass hier etwas vor sich geht, dass nichts mit Verletzungen zu tun hat. Unvermittelt spürt sie ein ganz leichtes Prickeln auf der Haut, das sie so gar nicht einordnen kann, unangenehm ist es jedenfalls nicht. Sie folgt der Debatte, die Tiuri führt, ohne aus ihr schlau zu werden, bis er anfängt zu schreien, doch wieder wird sie von Olyvar festgehalten, der jetzt vollkommen sicher klingt, als er feststellt, dass sie Tiuri nicht helfen kann. Im Gegensatz zum Lord Commander hat sie nicht den Hauch einer Ahnung, was mit Tiuris Unterarm sein soll, bekommt den aber auch nicht zu sehen, denn als der junge Mann sich umdreht, fuchtelt er nur mit einer weiteren kleinen Statue noch ein Rätsel herum und schaut entgeistert vom einen zum anderen. Diese Gelegenheit nutzt Olyvar um Mealla zu den anderen Verletzten zu schicken und auch wenn es ihr schwer fällt, ihre Neugier zu unterdrücken, gehorcht sie.

Die Wahl, um wen sie sich als erstes kümmern soll, wird ihr abgenommen, da sie von Aishalanea angesprochen wird: >„Mealla? Vielleicht solltest du das besser nehmen, ich hab so das dumme Gefühl, wir brauchen das sicher noch…“< Verwundert blickt Mealla auf die Phiole hinab, die ihr die Südländerin unter die Nase hält. Was mag das sein? Vorsichtig nimmt sie das Glasgefäß entgegen und dreht es in der Hand. "Was ist…", setzt sie an, entdeckt dann aber ein kleines Siegel am Kopf, dass sie sich selbst unterbrechen lässt. Freudig überrascht stellt sie fest: "Rochwasser aus den Heiligen Quellen der Anira in Alayz! Wo auch immer Ihr das her habt: Ja, wir werden das mit Sicherheit noch brauchen! Ich werde gut darauf Acht geben." Auf diese freudige Entdeckung hin sieht sie auf Aishalaneas stark malträtiertes Bein hinunter und sieht gleich, dass es wenig Sinn machen wird, die Phiole zu verstauen. "Kommt setzt Euch, entspannt das Bein, ich werde mich darum kümmern", bittet sie die Frau freundlich, die der Anweisung zwar folgt, dabei aber ein wenig widerwillig wirkt. "Ich habe Euren Blick bemerkt, als ich Listig geheilt habe – Euch war nicht wohl dabei, nicht wahr?", spricht sie Aishalanea offen an, als sie sich neben sie hockt. "Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich meine Kräfte nur einsetze, wenn es notwendig ist, in Eurem Fall zum Beispiel werden ein paar Stiche, etwas Rochwasser und ein fester Verband reichen." Kaum gesagt macht sich Mealla geschickt an die Versorgung der großflächigen Wunde, die sie zunächst mit dem heilenden Wasser reinigt, was erheblich weniger schmerzt, als es das bei einem anderen Mittel getan hätte. Während sie arbeitet redet sie aber weiter: "Für die künftigen Kämpfe wäre es sehr wichtig für mich zu wissen, wie sehr Euch meine Kräfte abschrecken. Wenn Ihr es explizit wünscht, dann kann ich es auch unterlassen bei Euch Heilmagie anzuwenden, auch wenn es mir schwer fiele…" Sie hat von ihren Meistern mehrfach davon gehört, dass es auch Patienten gibt, die sich ganz klar gegen Heilmagie aussprechen, weil sie meinen, es sei gegen den Willen Sithechs. So ein Unsinn, sonst hätte Anira sie uns schließlich nicht gegeben. Trotzdem muss man den Willen des Kranken oder Verletzten achten und wenn dieser unbedingt sterben und unnötig leiden will, dann muss man ihn lassen. "Mir wurde diese Fähigkeit in die Wiege gelegt, für mich ist sie ein so selbstverständlicher Teil meiner selbst, wie meine Stimme. Manchmal scheint sie ein Geschenk zu sein, manchmal ein Fluch." Und ich habe mich auch schon gefragt, warum gerade ich es sein muss, die so viele Menschen auf ihrem Weg in den Tod begleiten muss. Kurz blickt sie von dem Bein auf, in ein Paar strahlendblaue Augen und fragt: "Was sagt Ihr? Vertraut Ihr mir Eure Gesundheit an?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 23. Juli 2009, 10:03 Uhr
Da Olyvar eine Pause angeordnet hat bevor sie die Türe öffnen, setzt sich Lilith in eine Ecke und beobachtet Maella bei ihrer Arbeit. Heiler waren ihr immer noch etwas fremd, da sie kaum welche angetroffen hatte auf ihrer Reise. Es war faszinierend wie diese Leute ihre magischen Kräfte anwenden um Leuten zu helfen. Sie selber könnte sich so etwas nie vorstellen, schon nur weil die Feuermagierin jeglichen Körperkontakt so gut es geht vermeidet. „Sie macht ihre Sache gut, es scheint als wäre sie in den letzten Stunden viel selbstsicherer geworden.“ Während Lilith weiterhin beobachtet wie die Heilerin Aisha verarztet, kramt sie aus ihrer Tasche den Wasserschlauch, ein Stück Trockenfleisch und eine Scheibe Brot hervor. Eigentlich hat sie gar keinen Hunger, der Gestank von Blut liegt zu schwer in der Luft, was ihr ein unangenehmes Gefühl in der Bauchgegend bereitet. Ihre Kräfte haben aber etwas nachgelassen und deswegen muss sie sich stärken um auf weitere Kämpfe vorbereitet zu sein.

Nach dem sie langsam kauend die karge Mahlzeit gegessen hat, macht es sich die Magierin bequem und schliesst die Augen um etwas zu meditieren. Sie versucht sich auf den Fluss der Magie in ihrem zu konzentrieren und dabei die Geräusche der andern auszublenden. Meditation war noch nie ihre Stärke gewesen, zu unruhig und unversöhnlich ist ihr Geist. In der Schule mussten sie jede Woche mehrere Stunden meditieren, damit sie lernen bessere Kontrolle über ihre Kräfte zu erhalten und diese schneller zu regenerieren. Man kann auch sehen, wie sich die Kräfte vergrössern oder verändern und während Lilith sich auf ihren Magiefluss konzentriert, merkt sie, dass sich ihre Kräfte deutlich verstärkt haben. “Wenn wir aus diesem Höllenloch raus sind, werde ich vielleicht bereit sein für die Prüfung zum Magier abzulegen.“ Ruhig atmend sitzt Lilith weiterhin in der Ecke und sammelt ihre Kräfte, während die anderen ebenfalls eine Pause einlegen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 26. Juli 2009, 23:13 Uhr
Mealla nimmt Aisha die Phiole ab und betrachtet sie verwundert. >Was ist… Rochwasser aus den Heiligen Quellen der Anira in Alayz! Wo auch immer Ihr das her habt: Ja, wir werden das mit Sicherheit noch brauchen! Ich werde gut darauf Acht geben.<
Aishalanea nickt, erleichtert, dass die Heilerin sofort etwas mit dem Mittel anzufangen weiß, in ihren kundigen Händen ist es sicher besser aufgehoben. Das beweist nicht zuletzt die Professionalität, mit der sie sich sofort wieder dringenderen Problemen zuwendet: >Kommt setzt Euch, entspannt das Bein, ich werde mich darum kümmern.<
Entspannen, das ist leichter gesagt als getan, auch wenn, oder gerade weil, jede Bewegung rasende Schmerzen verursacht. Dennoch bemüht sich die Südländerin, der Aufforderung nach besten Kräften nachzukommen, sie schließt die Augen und versucht ruhig und gleichmäßig zu atmen, während Mealla sich neben sie kniet.
>Ich habe Euren Blick bemerkt, als ich Listig geheilt habe – Euch war nicht wohl dabei, nicht wahr? Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich meine Kräfte nur einsetze, wenn es notwendig ist, in Eurem Fall zum Beispiel werden ein paar Stiche, etwas Rochwasser und ein fester Verband reichen.<

Verwundert öffnet die Südländerin ihre Augen wieder, um dem Blick der Heilerin zu begegnen, doch diese hat sich gerade der Reinigung der Wunde zugewandt. Die Prozedur schmerzt weit weniger als Aisha erwartet hat, jedenfalls weniger als der hochprozentige Alkohol, den ihr Großvater immer auf Verletzungen zu kippen pflegte. Allerdings steht ihr immer noch das Nähen der Wunde bevor…
>Für die künftigen Kämpfe wäre es sehr wichtig für mich zu wissen, wie sehr Euch meine Kräfte abschrecken. Wenn Ihr es explizit wünscht, dann kann ich es auch unterlassen bei Euch Heilmagie anzuwenden, auch wenn es mir schwer fiele…<
Zögernd schüttelt Aishalanea den Kopf. „Nein, ich… es war mir nur…“ Wie bei allen Göttern sagt man so etwas, ohne beleidigend zu werden? Ihr seid mir unheimlich? Es kommt mir unnatürlich vor, was Ihr tut? „Ich habe nur… keine Erfahrung damit,“ beendet sie den Satz schließlich ein bisschen unbeholfen.
Mealla scheint diese Reaktion jedenfalls nicht unbekannt zu sein. >Mir wurde diese Fähigkeit in die Wiege gelegt, für mich ist sie ein so selbstverständlicher Teil meiner selbst, wie meine Stimme. Manchmal scheint sie ein Geschenk zu sein, manchmal ein Fluch.<
Jetzt endlich sieht die junge Heilerin auch von ihrer Arbeit auf, und die Südländerin begegnet ihrem prüfenden Blick. >Was sagt Ihr? Vertraut Ihr mir Eure Gesundheit an?<
Diese Frage entlockt Aishalanea nun trotz der Schmerzen ein schiefes Grinsen - der Gedanke, dass sie den Tod einer magischen Behandlung vorziehen könnte, ist ihr allerdings völlig fremd. Es gibt durchaus noch Dinge, vor denen ich mich mehr fürchte als vor Magie… „Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, mein Leben zu retten – notfalls auch mit Magie,“ entgegnet sie denn auch, wird aber gleich wieder ernst, als sie an Listig denken muß. „Vermutlich merke ich im Ernstfall sowieso nicht mehr viel davon, was Ihr tut.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 29. Juli 2009, 00:36 Uhr
Auf ihre Frage erhält Mealla eine sehr stockende Antwort: >„Nein, ich… es war mir nur… Ich habe nur… keine Erfahrung damit“< Ein wenig fragend legt die Heilerin den Kopf schief, sie hat das Gefühl, dass einiges ungesagt bleibt, will aber nicht weiter drängen. Schließlich ringt sich die Südländerin auch noch ein schiefes Grinsen ab. > „Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, mein Leben zu retten – notfalls auch mit Magie“<, stellt Aishalanea fest, womit sie Mealla unendlich beruhigt, es wäre ihr furchtbar schwer gefallen, jemand unter den Händen wegsterben zu lassen, ohne etwas unternehmen zu dürfen. >„Vermutlich merke ich im Ernstfall sowieso nicht mehr viel davon, was Ihr tut.“< Darauf antwortet Mealla lächelnd: „Na, hoffen wir mal, dass es so weit nicht kommt.“ Auch wenn es gut möglich ist. „Zurück zu Eurem Bein, es ist jetzt sauber, aber drei Zähne sind so tief eingedrungen, dass ich nähen muss, sonst verliert Ihr zu viel Blut und im nächsten Kampf kann die Verletzung trotz eines Verbands zu leicht wieder aufgehen.“ Mit geübten Handgriffen bereitet Mealla Nadel und Faden vor, trotz ihrer Jugend wirkt sie dabei vollkommen ruhig und sicher. Das ist kein Wunder, an der Akademie hat sie ähnliche Eingriffe schon dutzend Mal gemacht, gerade die jungen Schüler lässt man gerne die Arbeit machen, wozu sie ihre Magie nicht brauchen. „Ich könnte Euch einen Schlaftrunk geben, das halte ich unter den gegebenen Umständen aber für keine gute Idee.“ Wer weiß, was der Nekromant uns als nächstes auf den Hals hetzt. „Ihr werdet die Zähne zusammenbeißen müssen, ich will es nicht beschönigen, es tut verdammt weh“, bei diesen Worten schaut die Heilerin Aishalanea wieder fest in die Augen. Ich werde so schnell machen, wie ich kann. „Seid Ihr so weit?“ Die Verletzt nickt und beißt die Zähne zusammen, als die Heilerin ihr blutiges Werk beginnt. Mit Geschick zieht sie insgesamt drei Fäden durch Haut und Fleisch, um sie schließlich zuzuknoten und einen festen Verband um die ganze Verletzung anzubringen. Aishalanea macht ihr all das sehr leicht, denn trotz der Schmerzen zuckt sie nur wenig zurück, hat sich gut unter Kontrolle und brüllt Mealla nicht die Ohren voll, wie es mancher ausgewachsene Mann bereits getan hat. „Ruht euch aus und legt das Bein am besten ein wenig hoch“, rät sie abschließend. „Und danke für Euer Vertrauen!“ Bei den letzten Worten lächelt sie und kurz merkt man doch wieder, wie jung sie ist, denn eine ältere Heilerin hätte die mögliche Ablehnung einer Heilung mit einem Schulterzucken abgetan, fei nach dem Motto: Selber Schuld.

Als nächstes wendet sich Mealla Faron zu, dem das Blut nur so das Gesicht herunter läuft, wirklich schlimm verletzt ist er dort allerdings nicht. Ein wenig hinderlich ist nur, dass die Heilerin ziemlich klein ist, der Faun aber weit über zwei Schritt, weshalb er sich beständig bücken muss, damit sich Mealla sein Gesicht überhaupt aus der Nähe ansehen kann. Sein Ohr hat zwar schon etwas abbekommen, aber das ist nur äußerlich und schaut daher schlimmer aus, als es ist, auch wenn sicherlich eine Narbe zurückbleiben wird. Auch seine Schläfe hat die Kralle des Höllenhunds nur oberflächlich erwischt, man sollte nicht unterschätzen, wie stabil die darunter liegenden Knochen sind. Beide Wunden werden mit ganz besonderer Sorgsamkeit ausgewaschen, denn Entzündungen im Gesichtsbereich können innerhalb kürzester Zeit sehr böse werden und sogar auf das Gehirn übergehen. Ein Verband, mit dem Faron ein wenig wie ein Invalide aussieht, wird genügen um die Blutung zu stillen, die Verletzungen sind nicht tief. Der Biss an seinem rechten Oberarm bereitet Mealla allerdings Sorgen, es ist schließlich sein Schwertarm, aber der Faun beruhigt sie damit, dass sie ruhig nähen soll, er könne trotzdem weiterkämpfen. In Anbetracht der zahlreichen Narben an seinen Armen, von denen scheinbar einige von Pferden stammen, die sich wohl entschieden haben, dass die ewige Pflanzenkost langweilig ist, geht die Heilerin davon aus, dass er weiß wovon er spricht und sich selbst einschätzen kann. Hier braucht sie noch weit mehr Stiche als bei der Südländerin, aber der Faun hält still wie eine gefühlslose Statue. Die Patientin machen Mealla immer ein wenig Sorgen, wenn jemand sich so überhaupt keine Schmerzen anmerken lässt, neigt man leicht dazu, gröber zu sein, als bei schreienden. Auch hier wird ein fester Druckverband angebracht, der selbst bei einem Kampf nicht ohne weiteres rutschen oder gar abgehen dürfte.

Die nächsten Verletzungen sind weniger schlimm, Aurian hat eine oberflächliche Bisswunde an der Hand und der Narrenkönig eine am linken Unterarm, bei beiden genügt es, sie zu säubern und zu verbinden. Bei Karmesin sieht das schon etwas anders aus, die Höllenhundkrallen haben ihn mehrfach erwischt, weshalb er einmal an der Brust und einmal an der Schulter genäht werden muss. Außerdem ist er schlecht gefallen und hat sich dabei das Fußgelenk verdreht, deshalb ist der Fuß mittlerweile so weit angeschwollen ist, dass er nur noch knapp aus dem Schuh zu kriegen ist. Hier hilft es nichts, Mealla muss mit Magie nachhelfen und behandelt das Gelenk danach noch zusätzlich mit einer der Salben behandel, die sie selbst hergestellt hat, sie wirkt kühlend und wird das Abschwellen weiter unterstützen. Bei den Göttern hoffentlich lässt der Wahnsinnige uns zumindest ein paar Stunden zum Verschnaufen… So wie er bisher mit uns spielt, ist das gut vorstellbar, so bleiben wir ihm länger erhalten. Aber woher soll man schon genau wissen, was im Kopf eines Nekromanten, der unschuldige Frauen tötet, wirklich vor sich geht? Für den Lord Commander, der während Karmesins Heilung wieder mit Tiuri in den Raum getreten ist, braucht die Heilerin ihre magischen Kräfte ein weiteres Mal und allmählich bemerkt sie, dass sie nicht mehr unendlich viel davon übrig hat. Sie braucht länger als sonst, um sich zu konzentrieren und die Kunst kontrolliert zu sammeln und zu lenken. Man sieht auch dem Schimmer, der sie und Olyvar während der Heilung umgibt, an, dass er weit dumpfer als bei Listig oder Karmesin ist. Dazu kommt, dass sie sich nicht traut zu fragen, aber es fühlt sich an, als ob Olyvar schon mehrmals nach schweren Verletzungen geheilt wurde, weshalb sein Körper die Magie etwas schlechter annimmt.  Sie ist erfolgreich, auch wenn sich Mealla nun schon recht ausgelaugt fühlt, trotzdem sieht sie sich ganz automatisch nach weiteren Verletzten um, ohne sich großartig um ihr eigenes Wohlergehen zu kümmern. Da die Sappeure, der Narrenkönig und Lilith unverletzt sind, bleibt nur noch Tiuri, der erschöpft an einer Wand lehnt und sich bereits seiner Rüstung entledigt hat. Seine Haltung deutet auf Oberkörper, vermutlich die Rippen… Ich schätze mal das Biest ist auf ihn drauf gesprungen. Langsam und zurückhaltend nähert sich Mealla, wobei sie recht erfolgreich versucht, sich ihre eigene Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. „Wie geht es Euch?“, fragt sie sanft. Bevor sie sich um den Oberkörper des jungen Kriegers kümmern kann, muss sie erst einmal wissen, wie weit er bei Sinnen ist. Sein Blick ist allerdings klar, deshalb ist Mealla guter Hoffnung. „Haben die Stimmen aufgehört?“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 29. Juli 2009, 10:52 Uhr
Obwohl er wirklich höllenhundemüde ist und sich am liebsten einfach auf den Boden werfen und bis morgen schlafen würde, kann Tiuri kein Auge zu tun. Das liegt auch daran, dass er sich nicht mit dem ganzen Rücken gegen die Wand lehnen möchte und deshalb mehr seitlich sitzt und sich mit seiner Schulter abstützt. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er wirklich ehrlich erfreut darüber, dass Borgil ihn bei ihrem Kampftraining immer hart rangenommen hat und er dankt dem Zwergen für jeden Muskelkater den er davon getragen hat, denn auch wenn sich seine Arme jetzt schwer anfühlen weiß er doch, dass er später weiter kämpfen kann und muss.
Immer wieder fällt sein Blick auf den roten Ring auf seinem Arm, an den er eigentlich gerade lieber nicht denken würde, es aber auch einfach nicht abschalten kann, dass seine Gedanken immer wieder in diese Richtung schweifen.
Was Borgil sagen wird… fragt er sich und stellt sich verschiedene Szenarien vor wie er dem Harfenwirten von seiner neugewonnenen Ehre berichtet. Borgil wird auch denken, dass die Götter verrückt geworden sind! Er kann seinen Ziehvater schon jetzt dröhnend lachen hören und besonders angesichts der Dinge die der Truppe jetzt noch bevorstehen, gibt es nicht viel was er sich gerade mehr wünschen würde zu hören. Tiuri weiß auch, dass es absolut kindisch ist und sich bestimmt niemand hier wünscht seine Eltern bei sich zu haben. Aber die haben ja auch nicht Borgil Blutaxt zum Vater! Er jedenfalls hätte den Zwergen gerne neben sich, auch wenn ihm bewusst ist, dass das absolut eigennützig ist, denn Borgil liegt ja nicht gerade im Harfengarten und lässt sich die Sonne auf Bauch und Glatze scheinen.
Mit einem halben Auge beobachtet er weiter wie Mealla Farons Wunde näht, sich Aurian und den anderen widmet und schließlich den Lord Commander mit scheinbar bloßem Handauflegen wieder gesund macht. Von seiner Position aus sieht es einfach aus was sie tut, bis auf den mysteriösen Schimmer der Heilerin und Patient umgibt, aber es entgeht ihm nicht, dass die junge Frau ein paar schnellere Atemzüge macht als sie von Olyvar zurück tritt. Tapfer hält sie sich gerade und Tiuri kann nur erahnen wie anstrengend diese Arbeit für sie ist, denn von Heilmagie hat er ungefähr so viel Ahnung wie von Pakkakieli.
Als sie schließlich auf ihn zu kommt, fallen Tiuri schon beinahe die Augen zu, aber trotzdem erwidert er ihr freundliches, etwas vorsichtiges Lächeln.
>Wie geht es Euch? Haben die Stimmen aufgehört?<
Jetzt muss Tiuri doch grinsen, natürlich hält sie ihn für verrückt, er selbst hat ja auch nichts anderes von sich gedacht und dabei hat er die Stimmen wenigstens noch gehört.
„Ja, haben aufgehört. Sie… hat aufgehört, eine Stimme um genau zu sein.“ Mit einem schelmischen Blitzen in den Augen beobachtet er wie Meallas Gesichtsausdruck zwischen besorgt und verwirrt hin und her schwangt.
„Du denkst ich bin verrückt…“ sagt er und lässt der Heilerin erst gar keine Möglichkeit es höflichkeitshalber abzustreiten. „Keine Sorge, das macht nichts, ich dachte auch ich bin verrückt!“ Er wirft einen kurzen Blick an dem Mädchen vorbei zu Olyvar, wirklich froh, dass der Lord Commander hier ist, denn ohne ihn hätte er vermutlich ganz schön lange an sich und seiner Zurechnungsfähigkeit gezweifelt und sieht dann wieder zurück in müde haselnussbraune Augen.
Süß irgendwie… denkt er automatisch und ist froh, dass die Heilerin keine Gedanken lesen kann und ärgert sich gleichzeitig, dass dieses elende Weibsvolk ständig einen guten Teil seines Hirnes einnimmt.
„Soweit scheint mein Kopf aber in Ordnung zu sein.“ Vorsichtig setzt er sich gerade hin und zeigt Mealla seinen linken Unterarm mit dem roten Ring. Tapferkeit…unglaublich…die Götter müssen verrückt sein! „Loa hat mich gebrandmarkt, mir sozusagen ihren Stempel aufgedrückt, Olyvar hat mir den Eid abgenommen und jetzt bin ich wohl ein Loa-Ritter!“ Es ist das erste Mal, dass er es wirklich so bewusst ausspricht und noch immer macht es ihm irgendwie angst, aber gleichzeitig fühlt er sich tatsächlich geehrt und der Wunsch seine Aufgabe gut zu machen wird immer stärker.
„Ich denke nicht, dass die Stimme zurück kommt, sie hat wohl alles gesagt was zu sagen war! Keine Sorge!“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 30. Juli 2009, 10:17 Uhr
Schlafen…das ist alles was Aurian im Moment will. Mit dem Wegfall des Schutzschildes fällt auch die junge Magierin zusammen und es ist nur gut, dass die Mehrzahl der Feinde besiegt ist, wehren hätte sie sich jetzt nicht mal gegen eine tollwütige Ratte können. Alles in ihr schreit danach, sich hier und jetzt am Boden zusammenzurollen und nicht mehr aufzustehen. Doch Olyvar treibt die kleine Gruppe in den naheliegenden Raum und ihre, wenn auch nur rudimentäre, militärische Ausbildung lässt sie automatisch gehorchen.

Mehr stolpernd als gehend erreicht sie die Kammer und rutscht dann an einer Wand einfach hinunter. <i>Meditieren. Kräfte sammeln. Entspannen. Zu dir kommen.</i> Immer wieder sagt sich diese Worte in Gedanken vor und mühsam gelingt es ihr, ein wenig in den meditativen Zustand zu kommen, der ihre magischen Kräfte regeneriert. Was um sie herum geschieht, bekommt sie kaum mit: Tiuri‘s Selbstgespräche, Lilith’s Jubelausbruch, selbst als Maella ihre Hand versorgt reagiert sie kaum. Einen Moment überfällt sie die Befürchtung, sie könnte sich zu viel abverlangt haben, immer wieder hatte Aberthol gewarnt, wie gefährlich es sin kann, wenn Magier zu viel ihrer Kraft verbrauchen.  Doch sogar dafür ist sie zu müde, zu müde um sich Sorgen um ihr Leben zu machen.

Langsam kommen die Kräfte ein wenig zurück, doch vorerst merkt Aurian davon nichts, denn sie ist in Trance geglitten, unfähig sich gegen das Verlangen ihres Körpers zu wehren. Das Irrlicht, das während der ganzen Schlacht in ihrer Tasche gesessen hatte, ist hervorgekrochen und streichelt ihr beruhigend die Stirn. „Schlaf“ wispert es, „ich weck dich wenn‘s weitergeht!“  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 30. Juli 2009, 11:30 Uhr
Schweigend befolgt Faron die Anweisungen des Lord Commanders und hilft ihm schließlich dabei, die kleine Truppe in den nächsten Raum zu bringen, wo sie rasten und Mealla ihre Wunden besser versorgen kann. Schon im Gang hört er jedoch merkwürdiges Stimmengemurmel, welches, so leise es auch erklingen mag, eindeutig von Tiuri zu stammen scheint. »Aber nicht mit mir, hörst du? Ich kann auch mit nervigen Stimmen im Ohr weiter kämpfen!« Stille. »Aha. Und wieso denkst du, dass ich irgendeiner körperlosen Stimme folge?« Abermals Stille. »Achso… na dann…vergiss es!« In dieser Art setzt sich das seltsame Zwiegespräch von Borgils Ziehsohn fort. »Ja, schon, aber so hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich dachte da an eine feine Zeremonie, mit vielen Gästen und Kuchen und Honigfingern und diesen kleinen…« Schweigen. »Feuer? Ich glaub bei dir zieht’s ein bisschen! Ich und Feuer? Ich würde nicht mal Ritter des Kerzenlichts werden! Hast du mich schon mal angeschaut? Von Feuer hab ich eindeutig genug!« Kurze Pause. »Ja, aber ich hab angst vor Feuer! Du könntest noch mal nachfragen, da ist bestimmt was schief gelaufen, ich könnte ein guter Ritter des Wassers werden!« Der Monolog scheint bereits beendet, da stößt Tiuri mit einem Mal einen markterschütternden Schrei aus, schüttelt panisch den linken Arm, reißt hektisch an seiner Rüstung und präsentiert dem Lord Commander, Karmesin, Faron, Mealla und allen anderen, eine ringförmige Brandnarbe.

Faron fragt sich, wie der Lord Commander in Anbetracht von Tiuris recht verrückt anmutenden Verhaltens so ruhig bleiben kann, Mealla sogar davon abhält, sich umgehend um Borgils Ziehsohn zu kümmern und sie stattdessen anweist stattdessen ihn, Karmesin und Aurian zu versorgen. Die Neugierde ist der Heilerin an der Nasenspitze anzusehen, dennoch befolgt sie die Anweisungen des Lord Commanders ohne lange zu zögern. Sie wendet sich Aishalanea zu, die geradewegs auf sie zukommt, um ihr etwas entgegen zu halten, was Mealla sogleich behutsam an sich nimmt.
Faron hält sich derweil dezent im Hintergrund, begutachtet seine Wunden und mustert schließlich interessiert die alabasterne Naga-Statue, die er Tiuri abgenommen hat. Kopfschüttelnd wendet er seinen Blick nach einer Weile wieder von dem Steingebilde ab und schaut sich stattdessen in dem Raum um. Erstaunt entdeckt er plötzlich Mealla, die völlig unbemerkt neben ihn getreten ist, nachdem Aishalanea ihre Hilfe nicht mehr benötigt. Mit müdem Lächeln wendet er sich der Heilerin zu und lässt seine Wunden von ihr untersuchen. Die Bisswunde bereitet ihr offensichtlich sorgen, aber der Faun lacht bloss freundlich. "Näh' ruhig Mädel, die paar Stiche halte sich schon aus." Aufmunternd bedeutet er ihr zu beginnen. Reglos wie die Statue in seiner Hand lässt er die notwendige Behandlung über sich ergehen und mustert die fertige Naht schließlich kritisch - ordentliche Handarbeit, daran gibt es nichts zu meckern. Mealla bedeckt die Wunde noch mit dem letzten Druckverband, der in Farons Beständen vorhanden ist, dann hat sie für den Faun getan, was sie tun konnte.

Erschöpft setzt Faron sich neben Aurian.  Und es sieht fast ein wenig so aus, als würde der hünenhafte Faun über den Schlaf der Gardemagierin wachen, während Mealla reihum alle Verletzungen versorgt, Aisha und Lilith in einer anderen Ecke des Raumes ausruhen, um neue Kräfte sammeln und Tiuri und der Lord Commander endlich zurückkehren, um sich ebenfalls von Mealla helfen zu lassen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 30. Juli 2009, 23:20 Uhr
Zu Meallas Erleichterung erwidert Tiuri ihr Lächeln mit einem, wenn auch erschöpftem, trotzdem aber klaren Blick. Auf ihre Frage hin grinst er sogar, was ihm etwas sehr Spitzbübiges verleiht. Seine Antwort gibt hingegen wiederum Anlass zur Sorge: >„Ja, haben aufgehört. Sie… hat aufgehört, eine Stimme um genau zu sein.“< Dazu sagt Mealla lieber nichts, aber ihr ist wohl deutlich anzusehen, dass Tiuri sie ziemlich aus dem Konzept bringt. Dreht er jetzt am Rad oder nicht? Sein Blick verrät ihr aber rasch, dass er diese Wirkung bewusst erzielt. >„Du denkst ich bin verrückt…“<, stellt er fest. Ich ziehe die Möglichkeit in Betracht, ja, stellt die junge Frau insgeheim fest, aber ihr bleibt keine Gelegenheit etwas darauf zu erwidern, denn prompt fährt er fort: >„Keine Sorge, das macht nichts, ich dachte auch ich bin verrückt!“< Kurz wandert sein Blick zum Lord Commander, dann wieder zurück zu Mealla, die gespannt auf eine Erklärung wartet, als sie etwas in seinen Augen aufblitzen sieht, das in dieser Situation ein wenig unpassend ist. Es ist aber so rasch wieder verschwunden, dass Mealla sich nicht sicher ist. Prompt schleicht sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, das man in vielerlei Richtung deuten könnte. „Ihr zieht mich auf!“, stellt sie mit einem empörten Zungenschnalzen fest und für einen Moment sieht man nicht Mealla, die Heilerin, sondern Mealla, die unbeschwerte junge Frau hinter ihrem Beruf, die der Männerwelt nicht abgeneigt ist und gerne lacht. Di hat an diesem Ort allerdings nichts verloren, also wird sie rasch wieder verscheucht und Meallas Gesichtsausdruck wird wieder ernst. >„Soweit scheint mein Kopf aber in Ordnung zu sein. Loa hat mich gebrandmarkt, mir sozusagen ihren Stempel aufgedrückt, Olyvar hat mir den Eid abgenommen und jetzt bin ich wohl ein Loa-Ritter!“<, erklärt Tiuri endlich in einem gleichzeitig stolzen, wie auch ungläubigen Tonfall und zeigt ihr seinen Unterarm, auf dem eine kreisförmige Narbe zu sehen ist. Deshalb hat er so geschrien! >„Ich denke nicht, dass die Stimme zurück kommt, sie hat wohl alles gesagt was zu sagen war! Keine Sorge!“<, stellt er schließlich noch fest. Für einen Moment bilden Meallas Lippen ein stummes O, sie hat von den Ringen der Ritter schon gehört, hätte aber nie gedacht, dass sie so wörtlich zu nehmen sind. Ich dachte das sind Abzeichen auf ihrer Rüstung oder so etwas… Mit einem breiten Lächeln, das seinen Weg sogar bis in die müden Augen findet, gratuliert sie dem frischgebackenen Ritter: „Herzlichen Glückwunsch… Sire! Falls wir hier lebend rauskommen, müssen wir das feiern.“ Der letzte Satz ist eine Feststellung, keine Frage, Einwände sind dementsprechend ausgeschlossen. „Jetzt zieht bitte Euer Hemd aus, damit ich mir Eure Brust und Euren Rücken ansehen kann.“ Wenn er dazu einen unpassenden Kommentar ablässt, muss ich ihn leider schlagen.

Schon als er sich das Leinenhemd umständlich und mit leicht verzerrtem Gesichtsausdruck über den Kopf zieht, wird Mealla klar, dass mindestens eine Rippe verletzt sein wird. Diese Diagnose bestätigt sich, als sie mit kundigen Händen sanft die muskulöse Brust entlang fährt. „Na wunderbar, der Höllenhund hat Euch eine Rippe gebrochen und zwei weitere sind angebrochen. Das Mistviech ist auf Euch gesprungen, oder? Dankt Eurer Rüstung, ohne sie während Ihr wohl nicht mehr aufgestanden.“ Und wenn das Viech ungefähr so schwer ist, wie ich schätze, wärst du an deinem eigenen Blut erstickt. „Normalerweise würde ich Euch in einen Verband stecken und zwingen, Euch ein paar Tage möglichst wenig zu bewegen, aber da das hier unten nicht möglich ist, werde ich mit Magie nachhelfen. Dazu möchte ich Euch bitte, Euch hinzulegen und die Augen zu schließen.“ Tiuri tut wie geheißen und Mealla fragt ihren Körper sanft, zu wie viel Kunst sie noch in der Lage ist, worauf sie feststellt, dass es für diese Heilung durchaus noch reichen wird. Jedenfalls mit etwas Kraftaufwand. Mit erhobenen Händen atmetet sie mehrmals tief durch und konzentriert sich auf die Magie in ihrem Blut, die nach einer gefühlten Ewigkeit nachgibt, sich ihrem Willen unterwirft und in die Bahnen lenken lässt, die Mealla benötigt. Ganz langsam breitet sich wieder der dumpf-goldene Schimmer aus, allerdings durchströmt er nicht Tiuris ganzen Körper, sondern nur Brust und Kopfbereich, alles weitere wäre ein unnötiger Kraftaufwand. Zwischen zusammengepressten Zähnen stößt Mealla die Beschwörungsformeln von sich, die sie auch im Schlaf aufsagen könnte. Kurz nimmt ihr ein Nachempfinden von Tiuris Schmerz die Luft, doch das weiß sie über sich ergehen zu lassen und zu verdrängen. Unnachgiebig fahren ihre Hände in für Unkundige schwer nachvollziehbaren Bahnen durch die Luft und beschleunigen Stück für Stück den natürlichen Heilungsprozess so weit, bis die Rippen für Meallas Empfinden fest genug zusammengewachsen sind. Sacht zieht sie sich zurück und der Schimmer um Tiuris Körper verschwindet, als wäre er nie dagewesen. Mehrere Minuten bleibt die junge Frau einfach nur sitzen und konzentriert sich mit geschlossenen Augen auf ihre Atmung. Müde… ausgebrannt... zerschlagen „Es… war erfolgreich“, stellt sie schließlich fest und kann ihre Stimme immerhin dazu bringen, nur ein wenig zu zittern. „Ich lege Euch noch einen Verband an… gleich.“ Noch vier weitere Atemzüge benötigt sie, bis sie überhaupt die Energie aufbringt ihre Augen zu öffnen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Sie schaut in ein Paar blauer Augen, demzufolge sie wohl noch übler aussieht, als sie sich ohnehin schon fühlt. „Alles gut“, teilt sie ihm mit, mehr um sich selbst davon zu überzeugen. Ich war schon mehr am Ende. Mit schweren Gliedern und zittrigen Knien kann sie sich schließlich dazu zwingen, sich hinzuhocken und Tiuri einen festen Verband anzulegen. Nur noch schlafen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, tritt Olyvar an die Heilerin heran, drückt ihr etwas zu essen und einen Wasserschlauch in die Hand und erkundigt sich ruhig danach, ob Mealla sich jetzt um alle Gruppenmitglieder gekümmert hat. „Ich habe alle so gut es ging versorgt“, berichtet sie ihm, verschlingt das Essen in Rekordtempo und richtet sich dann mit dem in der Akademie gelernten Spruch an den Lord Commander: „Bitte um Erlaubnis mich auszuruhen und Kraft zu sammeln.“ Der Lord Commander nickt nur stumm, was Mealla zum Anlass nimmt, sich an Ort und Stelle ihr dickes Lederwams auszuziehen, es als Kopfkissen zu benutzen und sich zum Schlafen zusammen zu rollen. Sie konnte ihre Heilkräfte schon immer am besten schlafend wiederherstellen, ihre Magie scheint enger mit ihren Lebenskräften verbunden zu sein, als bei vielen anderen Magiebegabten.

So bekommt Mealla nichts davon mit, wie der Lord Commander das Heft in die Hand nimmt und die Rast regelt. Zunächst schickt er die beiden Sappeure um Fallen vor den beiden Türen aufzustellen, damit sie alle geschützt sind, falls sie unerwünschten Besuch erhalten sollten. Als nächstes teilt er Wachen ein, wobei er so freundlich ist, Mealla und Aurian außen vor zu lassen, weil sie beide ihre magischen Fähigkeiten – und auf die kommt es bei den beiden nun einmal an – verausgabt haben. Die Heilerin wird erst geweckt, als sie schon mehr als fünf Stunden Rast gemacht haben und es allmählich wirklich an der Zeit ist, weiterzuziehen. Ich weiß schon, warum Ballarbar keinen der älteren Heiler geschickt hat, denkt sie bei sich, als sie sich den Schlaf aus den Augen wischt, sich kurz reckt und zufrieden feststellt, dass sie fast wieder im Vollbesitz ihrer Heilmagie ist. Als sie fragt, was zu tun ist, nimmt sie Olyvar mit zu dem Türenrätsel und zeigt ihr Liliths Lösung. „Hm, Ihr wollt die Zeichen allein mit Eurem Blut schreiben? Seit Ihr sicher?“ Schon allein sein Blick lässt keine Zweifel zu. „Wenn Ihr meint… Dann muss ich Euch aber zur Ader lassen, das ist Euch hoffentlich klar.“ Ein Nicken, dann schlägt der Lord Commander den linken Hemdärmel zurück. Gekonnt macht Mealla – unter den Blicken der gesamten Truppe, die alle in Alarmbereitschaft auf ihren Posten stehen – einen kleinen Schnitt und kriegt dann Liliths Pergamentschnipsel in die Hand gedrückt, um das Muster aufzumalen. Leicht angewidert macht sie sich an die Arbeit, sie hat zwar grundsätzlich kein Problem mit Blut, aber für solche absurden Spielchen ist der kostbare Lebenssaft nicht gedacht. Es widerspricht ihren Prinzipien, bei diesem perfiden Rätselraten mitzumachen, aber ihr bleibt keine andere Wahl, genau wie den anderen. Dieser Irre wird etwas erleben… Alle Gesetze des Lebens so zu missachten und das unter dem Deckmantel der Liebe! Endlich ist das Rätsel vollständig ausgefüllt, es ertönt ein lautest Klack... klack ... klaklonk und die Tür beginnt sich selbstständig nach innen zu öffnen. Augenblicklich beeilen sich die beiden Sappeure den dahinterliegenden Flur zu sichern, aus dem ihnen schon das altbekannte bläuliche Licht entgegen scheint. Direkt hinter ihnen stellen sich der Narrenkönig und Tiuri in die Tür, auf alle möglichen Gefahren vorbereitet, während Mealla rasch den Arm des Lord Commanders verbindet, damit er kein unnötiges Blut verliert und ihm rasch hilft, seine Armschiene wieder anzulegen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 31. Aug. 2009, 12:10 Uhr
In dem kalten blauen Schimmer, der ihnen aus dem schmalen Gang hinter der Tür entgegen sickert wie fahler Nebel, liegt nur Stille und ein modriger Geruch, der an offene Gräber im Winter erinnert. Olyvar wartet geduldig, bis die kleine Heilerin die ledernen Schnallen seiner Armschiene über dem dicken  Verband wieder geschlossen hat, während seine Männer den Durchgang sichern und besorgt in das unbekannte Terrain vor ihnen spähen. Alles bleibt ruhig, nichts ist zu hören oder zu sehen außer nackte Steinwände und gespenstisches Leuchten. Olyvar unterdrückt ein Schnauben, schiebt sich an Tiuri und dem Narrenkönig vorbei und schickt Norn und Steinmetz mit einem knappen Nicken weiter in den Tunnel. Die beiden Sappeure huschen voraus wie lautlose Schatten und verschwinden all zu bald im blauen Dunst, doch es dauert nicht lange, ehe sie ein wenig atemlos und mit fast verwunderten Gesichtern wieder bei ihnen ankommen. "Nichts, M'lord Commander. Das heißt, da is' schon eine Menge, aber kein Gegner, nicht eine hässliche Goblinvisage, keine Gräber, keine Höllenhunde, gar nichts. Aber mehrere verschlossene Türen, alle auf der rechten Seite und alle von der Sorte, wie sie auch in den Schatzkammern der Steinfaust sind, aye? Sehen massiv aus. Wir haben die Schlösser angesehen, aber ich glaube nicht, dass wir sie aufbekommen… auch der Langfinger-Ritter nicht. Hinter den Türen, sie haben so vergitterte Gucklöcher auf Augenhöhe, man kann ein bisschen was erkennen, wisst ihr, also hinter den Türen lagert wohl was. Fässer, Truhen und Schließkörbe, so Zeug. Wir könnten sprengen, aber ich weiß nicht, wie viel die alten Tunnel hier aushalten. Würd's nicht gern tun, M'lord Commander, nich', wenn wir es nicht tun müssen. Da ist noch ein Raum, nach sechs Schritt auf der linken Seite, ziemlich quadratisch, etwa sechs mal sechs Schritt. Leer bis auf zwei Truhen, eine in der östlichen Ecke, eine in einer Nische am unteren Ende. Wir haben sie nicht angerührt, riecht nach ein paar Fallen, da muss der Lange ran, aye? Und da sind noch mehr Türen. Eine in dem langen Gang nach Süden runter, ganz an seinem Ende, eine in der Nische bei der Truhe. Die sind seltsam, ganz aus schwarzem Stein, sehr massiv und schwer. Auf beiden sind Schlösser in Form von silbernen Ungeheuerköpfen, sehen richtig schauerlich aus. Die Türen könnten Zwillinge sein, sie sind vollkommen gleich. Und diese Monstervisagen fangen an, irgendwelches Kauderwelsch zu labern, wenn man sich nähert. Aber kommt und seht es Euch selbst an."  


"Hmpf", ist alles, was Olyvar erwidert. Noch mehr Fallen, noch mehr Rätsel. Noch mehr Tunnel und Gänge… Allmählich kommt er sich wie die Ratte im sprichwörtlichen Labyrinth vor. Und der Nekromant ist die Katze, die uns beobachtet und sich einfach noch nicht entschieden hat, wann sie uns fressen will. "Gehen wir. Erst die Truhen, dann die Türen. Norn, Steinmetz, zeigt ihnen den Weg." Sie folgen den Sappeuren und verlassen den Raum, der ihnen als Lagerplatz gedient hatte, im Gänsemarsch, die Magierinnen und die Heilerin wie immer gut geschützt in ihrer Mitte. Olyvar geht als Letzter und wirft noch einen kurzen Blick zurück. Er wagt es nicht, die Tür hinter ihnen zu schließen, weil er keinen blassen Schimmer hat, ob sie sich von dieser Seite ebenfalls würde öffnen lassen und wer kann schon sagen, ob sie nicht Hals über Kopf fliehen müssen. Eine rasche Untersuchung der vor ihnen liegenden Gänge und Räume fördert tatsächlich das zutage, was Norn und Steinmetz schon berichtet hatten. Die Türen zu den Schatzkammern oder was immer sie sonst darstellen sollen, sind und bleiben fest verschlossen und so sehr sie sich die Hälse auch verrenken, das schummrige Licht gibt nicht viel vom Inhalt der kleinen Räume dahinter preis, außer Stapel von Truhen und Kisten. Sie finden zwei Holztruhen von ähnlicher Größe und Machart, beide mit Eisen beschlagen und fest verschlossen, überlassen jedoch Tiuri eine genauere in Augenscheinnahme und jeden Versuch, sie vielleicht zu öffnen (oder auch nicht). Die beiden Türen, eine am südlichen Ende des langen, westlichsten Ganges und jene in der Nische nach dem größeren Raum sind wirklich völlig identisch. Ihr Stein ist mattschwarz und scheint alles Licht zu schlucken, nichts spiegelt sich darin. Die beiden silbernen Monsterköpfe, die mittig auf beiden Türen prangen, ähneln keiner Kreatur und keinem Ungeheuer, das Olyvar je zu Gesicht bekommen hat, weder in Büchern, noch auf Fresken oder gar in Echt. Sie scheinen Löwenhäuptern zu ähneln, haben jedoch keine Mähne und wirken seltsam deformiert. Als sie sich der Tür am Ende des langen Tunnels nähern, kommt Bewegung in das verzerrte Silbergesicht und ein gehässiges Lachen rollt ihnen entgegen, rostig und krächzend, als keckere einer von Ballabars altersschwachen Raben. Dann spricht die Fratze, leise, aber unmissverständlich:

Mein erstes sollst du sein, wenn du mein letztes liest.
Das Ganze ist vorüber, sobald du Antwort gibst.


Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 02. Sept. 2009, 20:57 Uhr
Er lässt sich, tatsächlich kommentarlos, als hätte er Meallas Gedanken erraten seine Wunden besehen und sogar mit Magie heilen. Er liegt flach auf dem Rücken, die Augen geschlossen, aber immer wieder ist Tiuri versucht doch zu blinzeln um zu sehen was gerade mit ihm passiert. Doch so ganz vertraut er dieser Magie-Sache ohnehin nicht und wer weiß, vielleicht löst er sich ja in Luft auf wenn er die Augen öffnet. Immerhin kann man bei so etwas ja nie ganz sicher sein. Irgendwann beschleicht ihn das Gefühl, dass die Heilung längst abgeschlossen ist, aber es dauert einige Minuten ehe Mealla feststellt, dass sie mit ihrer Magie Erfolg hatte. Vorsichtig, seine zurück erworbene Beweglichkeit austestend, setzt Tiuri sich auf und beobachtet besorgt die ihm gegenüber sitzende Heilerin. Aus reinem Reflex hält er die Hände schon erhoben um sie aufzufangen sollte sie einfach vorne über kippen, denn Mealla sieht in diesem Augenblick kaum stark genug aus um sich noch gerade zu halten. >Alles gut.< versucht sie ihn zu überzeugen, oder sich selbst zu belügen, und lässt es sich dann tatsächlich nicht nehmen Tiuri doch noch einen Verband anzulegen, obwohl dieser ein wenig protestiert. Als sie mit ihrer Arbeit zufrieden ist, tritt gerade Olyvar an sie heran und die Heilerin erbittet die Erlaubnis sich schlafen zu legen. Sie hat mit ihrem Kopf noch kaum den Lederwams, den sie als Kissen benutzt, berührt, da verraten ihre ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge schon, dass sie eingeschlafen ist.

Nachdem die Sappeure die Türen durch Fallen gesichert haben, legt auch Tiuri sich endgültig hin um ein wenig zu schlafen. Trotzdem muss er zur Wachablöse nicht einmal richtig geweckt werden, es reicht, dass der Narrenkönig auf ihn zugeht und schon ist er hellwach. Auch als er, nach dem er sich wieder hingelegt hat, endgültig aufstehen muss, weil die Gruppe weiter geht, fühlt er sich keineswegs mehr müde. Er bietet zwar sein Blut an um damit die Türe zu öffnen, doch Olyvar will davon nichts hören und so sieht Tiuri zu wie die Heilerin den Lord Commander zur Ader lässt und Strich für Strich den Lebenssaft auf der Tür verteilt. Als sie die Hand nach der letzten Linie hernieder sinken lässt, ertönt auch schon ein lautes Klacken und auch diese Türe öffnet sich ganz von alleine. Das altbekannte blaue Licht verliert einfach nicht an Unheimlichkeit und jagt ihm erneut einen Schauer über den Rücken. Bis auf ihr eigenes leises Atmen, ist es totenstill, vorsichtig atmet Tiuri etwas tiefer ein um einen eventuell auffälligen Geruch aufzunehmen, doch nichts. Olyvar schickt Norn und Steinmetz vor, die huschend wie Wiesel im blauen Licht verschwinden, nur um schon bald darauf zurück zu kommen und melden, dass kein einziger Feind zu sehen ist, dafür aber einige verschlossene Türen, von denen sie denken, dass auch Tiuri sie nicht aufbekommen kann und ein Raum der bis auf zwei Truhen leer ist und verdächtig nach Fallen riecht.
Obwohl er die Einschätzung der beiden Sappeure nicht wirklich in Frage stellt, lässt Tiuri es sich nicht nehmen, sich doch noch die beiden Türen anzusehen, aber Norn und Steinmetz behalten Recht. Ohne einen passenden Schlüssel, oder zu mindest wesentlich besserer Einbrecher-Ausrüstung als den einfachen Dietrich den Tiuri besitzt, würde er hier niemals eindringen. Mürrisch muss Tiuri sich also von einem Türschloss geschlagen geben und wendet sich entschlossen den beiden Truhen zu, die um jeden Preis öffnen möchte.

Er nähert sich der ersten Truhe, besieht sie von links und rechts, von oben, von vorne, schnuppert vorsichtig daran ehe er sachte mit den Fingerknöcheln dagegen klopft. Das Klopfen klingt dunkel und dumpf, doch sonst bleibt es still. Überhaupt sieht die Truhe so verdächtig unauffällig aus, dass es Tiuri einigermaßen nervös macht. Kurz spielt er mit dem Gedanken die Truhe vielleicht doch einfach an Ort und Stelle stehen zu lassen und nicht weiter drüber nach zu denken, aber dann siegt sein Ehrgeiz. Vielleicht ist ja auch einfach nichts wichtiges drin und sie ist tatsächlich nur mit dem einfachen Schloss versehen. So richtig glauben tut er sich das zwar selbst nicht, aber es ermutigt ihn wenigstens weiter zu machen. Behutsam geht er mit seinem Dietrich zu Werke, hört ganz genau auf jedes noch so kleine Klicken, ständig versucht der Truhe nicht zu nahe zu kommen. Einmal links, einmal rechts und wieder links und mit einem etwas lauteren klick… springt das dicke Schloss auf.
„Oh, das war einfach…“ stellt der junge Ritter mehr zu sich selbst fest als zu irgendjemand sonst. Trotzdem geht er bedacht vor als er den Deckel öffnet und seine Augen weiten sich kurz, denn in der Truhe ist einfach, noch eine Truhe.
Diese zweite, etwas kleinere Truhe, sieht gänzlich unspektakulär aus, ein paar hübsche aber nicht allzu kunstvolle Schnitzereien verzieren ihre ansonsten glatte Oberfläche. Schloss oder irgendeine Art Verschluss besitzt sie gar nicht, doch anstatt einfach auf dem Boden des sie umgebenden Kastens zu stehen, schwimmt sie in einer seltsamen, trüb aussehenden Flüssigkeit und außerdem wird sie von dem ihnen nur zu gut bekannten blauen Schimmer umgeben. Um die Truhe zu öffnen, müsste Tiuri mit den Händen in eben diese Flüssigkeit greifen und darauf kann er gut und gerne verzichten. Wer weiß, was das für ein Höllenzeug ist! Nach Wasser sieht es jedenfalls nicht aus.
Nachdenklich kniet Tiuri vor den beiden ineinander gestellten Truhen und kratzt sich am Kinn. „Hm“, murmelt er immer wieder, steht dann schließlich auf, geht von einer Seite auf die andere und zieht dann letztendlich Fahl, schiebt es zwischen die beiden Truhen und versucht die Innere davon wie mit einem Hebel nach oben zu bewegen. Doch obwohl die Truhe schwimmt, bewegt sie sich kein Stück weit nach oben, sondern schaukelt nur sanft dahin wie ein Boot am Ufer des Ildorels an einem windstillen Sommermorgen.
Vielleicht… nein,…. Aber wenn… das geht nicht… obwohl… es ist ja nicht sehr viel Flüssigkeit!
Mit aller Kraft hebt der junge Mann die äußere der beiden Truhen an und kippt sie um wenigstens so viel der Flüssigkeit weg zu schütten, dass er die innere Truhe öffnen kann, doch obwohl sie innerhalb des Holzkastens fröhlich auf und nieder schwappt, will die Flüssigkeit einfach nicht über den Rand der Truhe rinnen. „Was zum…“ Irritiert lässt Tiuri das schwere Ding wieder fallen und beginnt erneut wie ein Tiger um die Truhe herum zu streichen. Schließlich, noch ehe irgendjemand ihn davon abhalten kann oder auch nur einen Einwand äußern, fährt er mit der ganzen Hand einfach hinein. Die Flüssigkeit ist eisigkalt und im gleichen Moment als seine Haut darin eintaucht, spürt er wie seine Finger unbeweglich werden und seine ganze Hand ist plötzlich viel zu schwer für seinen Arm. Es kostet ihn einige Überwindung nicht zu Schreien, so schnell er mit der schweren Last, die einst seine Hand war, kann, zieht er sie aus der Truhe. Bei der ruckartigen Bewegung stolpert er ein paar Schritte rückwärts, taumelt und lehnt keuchend an der gegenüberliegenden Wand. Seine Hand, einst rosig und durchblutet ist nun grau und starr wie Stein. „Scheiße!“ ist das einzige was ihm einfällt als er auf das unnachgiebige Körperteil stiert, doch zu seiner Erleichterung beginnt die Wirkung an den Fingerspitzen auch schon wieder nach zu lassen.
Es dauert einige Zeit ehe Tiuri wieder etwas fühlen kann und auch all seine Beweglichkeit zurück erlangt hat, aber diese Erfahrung hält ihn auf jeden Fall davon ab einen weiteren Versuch zu starten die Truhe einfach händisch zu öffnen.
Was kann man mit Flüssigkeit noch machen? Trinken? Vor seinem geistigen Auge sieht Tiuri schon seine Eingeweide versteinern und verwirft die Idee schon im gleichen Moment in dem sie ihm gekommen ist.
Vielleicht ist es die Tatsache, dass er gerade erst von der Göttin des Feuers berührt wurde, die ihm den nächsten Einfall schenkt, aber irgendwie scheint es ihm eine gute Idee zu sein, zu versuchen das „Wasser“ einfach anzuzünden oder zu verdampfen.
„Hat einer von euch Feuer?“ fragt er in die Runde und bleibt sein Blick bleibt an Lilith hängen, die ihn etwas ungläubig ansieht, sei es weil sie sich nicht vorstellen kann was er eigentlich vor hat oder weil sie gerade überlegt wie dämlich jemand sein muss um einen Feuermagier zu fragen ob er Feuer hat.
Schnell erklärt er ihr sein Vorhaben und versichert ihr, dass sie für den Anfang nur eine winzige Flamme benötigen würden, sie sich allerdings bereithalten sollte um dem Brand ein Ende zu bereiten falls dieser außer Kontrolle geraten sollte.

Tatsächlich bedarf es nur eines einzigen Funken um die Flüssigkeit in Brand zu setzen und nur zwei Liderschläge später ist auch der letzte Rest verbrannt und das Feuer erlischt von ganz von alleine. Die innere Truhe ist wie durch ein Wunder unversehrt - bis auf den blauen Schimmer der plötzlich verschwunden - und lässt sich mit einem leisen Knarren von Tiuris zittrigen Händen öffnen.
Erleichtert atmet der junge Mann tief ein und aus ehe er sich dem Inhalt widmet. Die Truhe ist voller kleiner Kostbarkeiten, wie ein Beutel mit Edelsteinen, der vier Achate, einen Weißherzquarz, einen Winterstern, zwei Karneole, einen Blutquarz und einen schwarzen Amethysten enthält. Außerdem finden sie noch einen Bund Mondlilienzwiebeln, genauer gesagt vier Stück, ein kleines Jadetiegelchen, dessen Deckel einen Skarabäus mit Intarsien aus Edelsteinsplittern darstellt und das eine Tiuri unbekannte schwarze Paste enthält, die einen äußerst seltsamen Geruch verströmt, eine kleine Sphinxstatue aus Alabaster und ein seidengebundenes Büchlein, das handschriftliche Abhandlungen über Pflanzengifte in geschwungenen elbischen Buchstaben enthält.

Nur mäßig an diesem Fund interessiert, überlässt Tiuri die weitere Untersuchung des Truheninhalts den gelehrten Mitgliedern ihrer Truppe und wendet sich nun der zweiten Holztruhe zu.
Allein bei dem Gedanken, was ihm vielleicht dieses einfache Möbelstück alles einfrieren lassen könnte, steigen Tiuri die Schweißperlen auf die Stirn. Er hat wirklich keine große Lust das dämliche Ding anzufassen und so entscheidet er sich als erstes es mit brachialer Gewalt zu versuchen, zieht Fahl und schlägt mit der Klinge auf das eiserne Schloss ein. Doch anstatt wie es mit dem Drachenstahl üblich ist, gleitet das Schwert nicht einfach durch das Schloss hindurch. Die Klinge kommt gar nicht erst nahe genug an die Truhe heran, mit der gleichen Kraft die Tiuri aufgebracht hat den Schlag zu führen, reißt es ihm die Arme zurück und nur um haaresbreite verfehlt die Klinge sein Gesicht. Dafür schlägt er sich mit voller Wucht den Schwertgriff ins Gesicht und verbringt die nächsten Minuten damit Blut zu spucken und mit seinen Zähnen zu wackeln. Der junge Mann will gar nicht wissen wie er mittlerweile aussieht, grün und blau im Gesicht, mit zerschnittener Nase und zerschlagenem Mund, aber aufgeben will er jetzt erst recht nicht.
Also gut, dann auf die konventionelle Art! Todesmutig rückt er der Truhe mit dem altbewährten Dietrich zu Leibe, aber anstatt sich so zu verhalten wie die erste Truhe und einfach aufzuspringen, werden Schloss und Dietrich erst leuchtend rot und dann glühend heiß.
Der Dietrich fällt klimpernd zu Boden als Tiuri fluchend die Hand zurück reißt und seinen verbrannten Daumen zwischen die blutigen Lippen schiebt.  Doch nicht genug, dass sich langsam kleine schmale Brandblasen auf seinen Fingern bilden, das Schlüsselloch beginnt zu sich zu bewegen, formt sich zu einem Mund und kann gar nicht genug davon bekommen Tiuri auszulachen. „Was für ein Dieb… Was für ein Dieb!“ wiederholt das Schloss immer und immer wieder zwischen verschieden lang andauernden Lachanfällen.
„Du wirst schon noch sehen!“
Mit neuem Enthusiasmus, wenn auch gänzlich misstrauisch, beginnt Tiuri mit den Fingern über die Holzfläche zu fahren, in der Hoffnung eine andere Stelle zu finden an der er die Truhe vielleicht aufbrechen könnte. „Was für ein Di…“ beginnt das Schloss noch einmal und verstummt im nächsten Augenblick als eine blau leuchtende Inschrift auf dem Truhendeckel erscheint.
Die Blume meines Herzens blüht  
auf grünen Hügeln hoch und weit  
und ihr allein nur gilt mein Lied  
für jetzt und alle Zeit.

„Das ist Lied… äh… die Lilien von Laigin!“ Es ist ein wirklich bekanntes Lied, das gelegentlich mal jemand im Schankraum der Harfe anstimmt und das Tiuri schon oft gehört hat, aber als er es laut vorliest, passiert einfach nichts. Auch als er brav jede einzelne Zeile des Liedes spricht, rührt sich nichts, außer einem leisen Verdacht, dass er tatsächlich singen muss um dieses elende Behältnis zu öffnen.
Nicht zu laut, aber doch deutlich genug singt Tiuri also von vorne bis hinten, die Lilien von Laigin, so schräg und so falsch, dass es jedem der auch nur ein bisschen musikalisches Gehör besitzt die Zähennägel nach innen rollt. Doch die Truhe bebt und zittert und Tiuri wartet darauf, dass sie sich öffnet, doch statt dessen beginnt nur das Schloss wieder zu lachen, diesmal noch lauter als zuvor. „Was für ein Sänger!“

Resignierend steht Tiuri, der eben noch vor der Truhe gekniet ist, auf und dreht sich zu seinen Kameraden um. „Kann zufällig einer von euch singen?“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 03. Sept. 2009, 11:30 Uhr
Lilith weiss nicht wie viel Zeit vergangen ist, so tief ist sie in Trance gesunken, doch irgendeinmal berührt sie jemand sanft am Arm und sie öffnet etwas verwirrt die Augen. „Zeit um weiterzugehen.“ Murmelt Norn ihr zu und die Magierin nickt seufzend. Vorsichtig steht sie auf und geht einige Schritte hin und her, bis wieder Gefühl in ihren tauben Beinen ist. Die anderen stehen bereits vor der noch immer verschlossenen Türe und beraten sich und als Lilith dazu kommt entscheidet Olyvar gerade, dass er sein Blut für die Runen spenden wird. Maella scheint der Gedanke daran nicht ganz zu gefallen, doch Olyvar krempelt bereits seinen Ärmel nach oben und schaut sie auffordernd an. Gekonnt macht sie einen kleinen Schnitt, welcher sofort zu bluten anfängt. Lilith drückt der Heilerin das Pargament in die Hand und stellt sich dann etwas nach hinten um bereit für einen Kampf zu sein, falls hinter der Türe wieder neue Überraschungen warten.

Ein blauer Schimmer dringt durch den Türspalt als sich die Türe langsam öffnet. Die Haare auf Liliths Armen stellen sich augenblicklich auf und sie schaudert leicht. Während die beiden Sappeure das neue Gebiet untersuchen, umschliesst die Magierin ihren Kampfstab noch etwas fester. Erst als die beiden Männer wieder zurückkommen und Bericht erstatten gestattet sich Lilith etwas tiefer zu atmen. „Wunderbar, das Spiel scheint ja nie aufzuhören.“ Murmelt sie genervt, als die Berichterstattung zu Ende ist und folgt den anderen in den Raum. Dieser ist bis auf zwei Truhen leer und Lilith Blick bleibt an der schaurigen Fratze hängen, welche sich silbrig von der Türe abhebt.  Als diese spricht zuckt die Magierin erschrocken zusammen und macht einen Schritt zurück. „Was zum…was will das Ding uns denn damit sagen?“

>„Hat einer von euch Feuer?“< Die Magierin, welche sich gerade die Fratze etwas genauer anschauen wollte, dreht sich um und schaut Tiuri fragend an. „Das kann er ja nicht ernst meinen oder?“ Bevor sie was darauf erwidernd kann, erklärt der junge Mann ihr schnell was er vorhat und die Magierin nickt zustimmend. „Gut, versuchen wir es.“  Lilith erzeugt eine kleine Flamme, welche gereicht hätte um eine Kerze zu entzünden und setzt den flüssigen Inhalt der Truhe in Flammen. Schnell ist klar, dass sich Tiuris Vorahnung bewahrheitet und die Magierin nickt anerkennend. Nach dem er die Truhe geöffnet hat, hilft sie ihm dabei, diese zu leeren und verteilt den Inhalt an die Umstehenden. Tiuri widmet sich in der Zeit bereits der zweiten Truhe und versucht diese zu öffnen, was ihm aber nicht zu gelingen scheint.

>„Kann zufällig einer von euch singen?“< fragt Tiuri in die Runde, da er wohl schon wieder eine Idee hat wie er die Truhe öffnen könnte und schaut sich um. „Ich hab schon mit meiner Magie gedient und überlass das Gezwitscher gerne jemand anderem.“ Die Magierin wendet sich von der Truhe ab und geht zurück zu der Türe und schaut diese genau an. Hm….was war das schon wieder? „Mein erstes sollst du sein, wenn du mein letztes liest.  
Das Ganze ist vorüber, sobald du Antwort gibst.“….hmmm
. Grübelnd läuft Lilith kleine Kreise im Raum und schaut immer wieder zur Türe. „Also wenn ich das letzte lese, werde ich das erste sein. Demzufolge müssten es ja zwei Wörter sein die ein Wort ergeben. Wenn ich es aber sage bin ich es dann nicht mehr…“ Wie immer wenn sie nachdenkt, bilden sich Falten auf der Stirn der Magierin und sie spielt gedankenverloren an einer schwarzen Haarsträhne. Plötzlich bleibt sie stehen, schaut die Türe noch einmal an und lacht kurz auf. „Ich glaube ich habe das Wort, aber wir probieren es besser nicht aus, bis wir mit den Truhen fertig sind.“ Meint sie zum Lord Commander und schaut dann, wie weit ihre Kameraden mit der roten Truhe sind.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 03. Sept. 2009, 15:58 Uhr
Faron berührt die Schulter der Magierin und weckt sie so aus der Trance. Lang hat ihre Ruhepause nicht gedauert, aber es reicht, um ihre Kräfte  wieder auf ein halbwegs akzeptables Mass aufzustocken. Noch etwas benebelt folgt sie den anderen durch die Tür mit den Runen, die nun ergänzt sind. Womit und wer sie geschrieben hat, weiß sie nicht, aber sie hat den Verdacht, dass es sich wieder um irgendein perfides Spiel dieses irren Nekromanten handelt. Der nächste Raum ist leer, bis auf zwei Truhen. Tuiri widmet sich bereits der ersten und mit reichlichem körperlichem Einsatz und Liliths Unterstützung gelingt es ihm, diese auch zu öffnen. Während sich Aurian und Maella dem Inhalt widmen und Lilith die nächste Tür inspiziert, fingert der junge Ritter an der zweiten Truhe herum. Diese erweist sich aber als hartnäckiger. >„Kann zufällig einer von euch singen?“<  Aurian blickt ihn genauso fassungslos an wie der Rest der Gruppe. Tiuris Blick bleibt an Aurian hängen und grinst dann. <Du hast das ja erst die Tage zum besten gegeben, gewährst du uns eine Zugabe?< Aurian streckt ihm die Zunge heraus, nähert sich aber dennoch der Truhe.  „Was hab ich zum besten gegeben?“ fragt die Magierin. Tiuri weißt auf die Textzeilen, die am Deckel der Kiste erscheinen. „Die Lilien von Laigin. Naja wenns was bringt…“ Aurian räuspert sich. Dann beginnt sie. Jetzt, wo sie nicht unter dem Zwang des Fluches steht und ihre Stimme somit mehr kontrollieren kann, klingt es nicht mal so schlecht. Sicher, rauchig aber irgendwie interessant. Irgendwie passend zu dem Lied, dass man sich auch als Hintergrundmusik einer verrauchten Hafenspelunke vorstellen kann.

„Die Winterrosen von Normand  
so schön wie Eis und Schnee  
lass ungepflückt am Wegesrand  
nach anderen ich seh'...  

Am Narthak dort blüht rot der Mohn,  
so warm und rot wie Blut -  
laß ihn nur blühn, was macht es schon  
begehr' nicht seine Glut...  

Im Elbenland der Lotus gold  
versteckt dort glüht im Grün -  
laß ihn den Elben, die so hold,  
wenn sie vorüberziehn...  

Am Ildorel die Orchideen,  
tiefblau wie samt'ne Nacht,  
laß sie im Larisgrün dort stehn  
sehn mich nach and'rer Pracht  

Im Wüstenwind Azuriens  
die Feuerblume brennt -  
laß sie, mein sehnend Sinn  
im Herz doch and're Blume nennt...  

Am Raine die Anemonen sind  
sternengleich am Himmelszelt  
laß sie nur dort im sanften Wind  
sind doch nicht meine Welt...  

Die Blume meines Herzens blüht  
auf grünen Hügeln hoch und weit  
und ihr allein nur gilt mein Lied  
für jetzt und alle Zeit...  

Ihr Bild, ich trag es in mir stet,  
wie fern ich ihr auch bin,  
denn meine Liebe allein gilt  
Den Lilien von Laigin...“

Aurian verstummt und wartet gespannt ab. >Was für eine Sängerin..< schnarrt die Truhe, jedoch ohne zu lachen und knarrend hebt sich der Deckel der Truhe, ganz wie von Zauberhand.

Vorsichtig schielt die Magierin in die Truhe. „Machst du mir bitte etwas Licht!“ bittet sie das Irrlicht, dass neugierig von ihrer Schulter herabschaut. Eifrig kommt Apfelgribs der Bitte nach.  Was in der Truhe ist, ist beachtlich: 1 Onkapelz, zwar fein gegerbt, aber ansonsten nicht verarbeitet,  ein kleines Horn aus einem Lindwurmzahn, kunstvoll verziert und mit Gold beschlagen,  1 kleiner, aber schweren bestickten Lederbeutel mit mehreren Gold- und Silbermünzen, eine Schmuckschatulle die wertvollen, schweren alten Silberschmuck enthält, bestehend aus einem Halsreif, zwei Armbändern und passenden Ohrringen, alle mit Flussperlen und dunklen Saphiren besetzt, sowie mehrere dünne ledergebundene Büchlein. Das interessanteste ist aber eine Alabasterstatue in Gestalt eines Lindwurms. Vorsichtig nimmt die Magierin sie heraus. In der Machart gleicht sie jenen, die sie bereits gefunden haben und wo von sich eine, die des Windpferdes, sich in ihrer Tasche befindet. „Diese Statuen kommen mir wie eine Spur vor, wie ein roter Faden! Wenn ich nur wüsste was das bedeuten kann!“ Sie wickelt das Artefakt in einen der Lederfetzen, die sie noch in der Tasche hat und legt sie zu der anderen Statuette. Dann nimmt sie vorsichtig eines der Büchlein heraus. Die Einträge sind handgeschrieben, in einer eleganten, zierlichen Damenschrift. Immer wieder taucht der Name Diardra Ailin auf und auch ein großes „D“ erscheint immer wieder in den Aufzeichnungen. Der Text ist verblichen, kaum zu lesen aber es scheinen Tagebücher zu sein. Obwohl sie fast ein schlechtes Gewissen hat, versucht sie die verblichene Schrift zu entziffern.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 05. Okt. 2009, 22:51 Uhr
Im Kellerlabyrinth einer alten Ruine im Wald



Während Norn und Steinmetz die Gänge und Räume sichern und sich die Hälfte ihrer kleinen Truppe um die Truhen bemüht, sieht Olyvar sich noch genauer um und entdeckt eine weitere Tür in der südöstlichsten Ecke der Kammer mit den Truhen. Sie besteht aus einer massiven Steinplatte und ist so geschickt in die Wand eingelassen, dass kaum eine Fuge zu erkennen ist – außerdem leider weder ein Schlüsselloch, noch eine sonstige Öffnung, auch kein Rätsel, kein monsterartiger Türklopfer, keine Angel, einfach nichts. Er fährt mit den Fingern die feinen Linien des Rahmens nach, spürt jedoch nicht das Geringste und schüttelt schließlich ungehalten den Kopf. Auch die beiden Sappeure können mit dieser gut verborgenen Pforte kaum etwas anfangen und alles drücken und schieben, stemmen und ächzen will auch nichts helfen. Wie immer es in diesem dreimal verfluchten Labyrinth weiter gehen würde, hier jedenfalls ist kein Durchkommen. Dafür hat Tiuri Erfolg mit den Truhen, zumindest mit einer, die andere scheint eher trockenen Humor ihr Eigen zu nennen, doch Olyvar bemerkt zufrieden, dass sie langsam so etwas wie Zusammenarbeit innerhalb dieses bunt gemischten Haufens entwickelt - die Magierin spendet Feuer, Aurian hingegen singt  und das nicht einmal schlecht und sie haben tatsächlich Erfolg damit. Er hatte die kleine Gardemagierin schon öfter  vor sich hin summen oder das ein oder andere Lied zum Besten geben hören, vorzugsweise Schlaflieder für kleine Botenjungen und Mädchen in der Steinfaust, aber nie die Lilien von Laigin. Dieses Lied hat er lange nicht mehr gehört - zum letzten Mal in Liam Cailidh, nach der Schlacht. Du warst halb tot und vorher haben vierhundert betrunkene Blaumäntel aus vollem Hals "Die Nacht der Narge" gegrölt… Olyvar blickt in Tiuris und Aurians völlig arglose und allein auf die Truhe konzentrierte Gesichter. Sie hat eine wirklich schöne Stimme, aber sie singt es, als ginge es tatsächlich um Blumen. Er überlässt es den anderen, sich um den Inhalt der Schatzkisten, falls es welche sind, zu kümmern und sieht sich noch einmal die Türen mit den seltsamen Monsterköpfen an. Mein erstes sollst du sein, wenn du mein letztes liest. Das Ganze ist vorüber, sobald du Antwort gibst. Eine Weile denkt er über diese Worte nach, dann lacht er leise, als ihm die Lösung einfällt. Wenn man in die richtige Richtung denkt, ist es nicht einmal so schwer…

Lilith hat das Rätsel ebenfalls geknackt, glaubt man ihren Worten – schon bevor Aurian zu singen begonnen hat, hatte die kleine Feuermagierin verkündet, sie habe das gesuchte Wort, wolle es aber erst erproben, wenn Tiuri die Truhen geöffnet habe. Jetzt ist es offenbar soweit. Aurian tritt zu ihm und berichtet leise von ihren Funden, wobei die eine Truhe wohl für Mealla am interessantesten sein dürfte mit all ihren kostbaren Heilsteinen, Wurzeln und Kräutern. "Allmählich will ich wirklich wissen, was es mit diesen seltsamen Alabasterstatuen auf sich hat", erwidert er nachdenklich. "Wie viele haben wir jetzt?" Eine kurze Untersuchung des Gepäcks fördert ein Gischtross, ein Windpferd, eine Naga, eine Sphinx, einen Lindwurm und einen Mondwolf zutage, alle aus dem selben, milchhellen Stein, alle mit der gleichen, behutsamen Kunstfertigkeit hergestellt, so dass sie aussehen wie kleine, lebensechte Abbilder magischer Wesen. "Fehlen noch ein Greif und ein Irrlicht… ich meine, eines aus Alabaster", fügt er hinzu, als Apfelgriebs empört mit den zarten Flügeln schlägt und sich schmollend auf Aurians Schulter niederlässt. Selbst das Leuchten des winzigen Wesens wird für einen Moment trüber, ehe es umso heller aufflackert. Olyvar schüttelt sacht den Kopf. Die Statuen mitzunehmen ist sicher richtig gewesen, aber irgendwie passen sie überhaupt nicht in das Bild eines wahnsinnigen Nekromanten, der sich in finsteren Blasphemien ergeht. Hat es etwas mit ihrer Macht zu tun? Hat er magische Wesen versklavt, damit sie ihm dienen? Oder ist es nur Teil dieses Spielchens, das er uns aufzwingt? Götter im Himmel, ich bin müde, ich habe es satt und ich will nach Hause zu meiner Frau… Was Diantha wohl gerade tut? Ist es heller Tag draußen oder Nacht? Sie haben hier unten in diesem Kellerloch längst alle jedes Zeitgefühl verloren. "Also schön… noch irgendetwas von Belang? Nein? Dann lasst uns die Türen öffnen und sehen, was dahinter liegt. Lilith?"  Die Feuermagierin räuspert sich leise, streicht ihr Haar zurück und tritt entschlossen vor. "Still-Schweigen." Verkündet sie feierlich in Richtung der Tür und Olyvars Mundwinkel kräuseln sich amüsiert über ihren Auftritt. Doch die Lösung des Rätsels ist richtig und die massive Steinplatte schwingt mit einem leisen Ächzen auf. Ein mahlendes Geräusch zu ihrer Rechten verrät, dass die zweite, mit dieser identische Tür in dem Gang westlich von ihnen wohl ebenfalls nachgegeben hat. Zwillingstüren… perfekt für einen Hinterhalt. Olyvar blickt kurz über die Schulter und schickt den Narrenkönig und Steinmetz mit einem knappen Nicken nach hinten. Sie würden den Gang und die andere Tür im Auge behalten, nur für den Fall, dass ihnen jemand in den Rücken fallen will.

Hinter der rechteckigen, zweieinhalb Schritt hohen Öffnung vor ihnen liegt pechschwarze Finsternis. Kein Laut ist zu hören, aber der schwache Luftzug, der ihnen entgegenweht, stinkt ausnahmsweise einmal nicht nach Goblin oder Höllenkreatur, und es riecht auch nicht so dumpf und modrig wie in anderen Gängen, durch die sie schon gekommen waren. "Ich brauche Licht… " Eine Fackel ist rasch entzündet und in ihrem flackernden Schein wagt Olyvar sich als erstes durch die Tür in die Dunkelheit. Tiuri eilt an seine Seite, die Augen weit geöffnet und den Blick stets auf den Boden und die Wände gerichtet, dann folgen nach und nach die anderen. Sie gelangen in einen Gang, der etwas über vier Schritt lang und eineinhalb Schritt breit ist. Als sie ihm folgen, öffnet sich irgendwann ein Durchgang zu ihrer Rechten in einen größeren Raum und am Ende des Tunnels können im düsteren Halbdunkel sie eine weitere Tür ausmachen. Alles bleibt ruhig, so dass Olyvar schließlich die Fackel hebt, um etwas mehr Licht und einen weiter schweifenden Blick zu riskieren, dann wenden sie sich nach rechts. Das Kellergewölbe, in dem sie sich nun befinden, ist wieder etwas größer, mindestens so groß wie der Raum mit den Buchstabenfliesen am Boden und er ist, im Gegensatz zu fast allen anderen Räumen hier unten sogar halbwegs eingerichtet. An den Wänden stehen mehrere eisenbeschlagene Truhen und einige Schließkörbe, aufgerollte azurianische Seidenteppiche stapeln sich in einer Ecke und in einer anderen schlafen ein Diwan und Pelzdecken einen Dornröschenschlaf unter weißen Tüchern, um sie vor Staub zu bewahren. Auf einem kleinen Tisch an der westlichen Wand thront ein großer Käfig aus geflochtenem Bronzedraht, der kunstvoll verziert und geformt ist wie ein naggothyrischer Tempel mit Kuppeldach. Im Inneren regt sich etwas, als sie näher treten und plötzlich bewegt sich ein katzenartiges Wesen mit schimmerndem weißen Fell, azurblauen Augen und zarten Flügeln darin. "Götter im Himmel… er hält eine Sphinx gefangen."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 07. Okt. 2009, 21:46 Uhr
Aishalanea kann sich gar nicht erinnern, eingeschlafen zu sein, einfach da, wo sie saß, und sie fühlt sich auch kaum erholt, als jemand sie an der Schulter rüttelt, weil sie an der Reihe ist, Wache zu halten. Die folgende Zeit verbringt sie damit, nervös in die Dunkelheit zu starren, und als sie endlich abgelöst wird, gelingt es ihr auch nicht, wieder einzunicken, so dass sie trotz ihrer müden Knochen fast erleichtert ist, als Olyvar das Zeichen zum Aufbruch gibt.
Die Tür wird mit dem Blut des Lord Commanders geöffnet – eine Prozedur, die nicht nur Mealla abartig findet – und dann stehen sie alsbald vor der nächsten Tür, von der eine metallische Monsterfratze auf sie herabblickt und mit kratziger Stimme zu ihnen spricht, bei der sich Aishas Nackenhaare austellen:
>Mein erstes sollst du sein, wenn du mein letztes liest.  
Das Ganze ist vorüber, sobald du Antwort gibst.<


Hä? Aishalaneas noch etwas schlaftrunkener Schädel weiß mit diesen mysteriösen Worten herzlich wenig anzufangen. Wenn das so weitergeht und wir jemals lebend hier rauskommen, dreh ich der nächsten Person, die mit mir Rätselraten spielen will, noch den Hals um…
Glücklicherweise glaubt Lilith auch dieses Rätsel lösen zu können, und die Gruppe wendet sich einigen merkwürdigen Truhen zu – bzw. Tiuri wendet sich den Truhen zu und ruft nach einiger Zeit Lilith zu Hilfe. Aishalanea beobachtet das Feuerwerk, das die Magierin daraufhin veranstaltet, lieber aus sicherem Abstand, aber neugierig ist sie dann doch, als die Truhe sich öffnet. Zum Vorschein kommen etliche Edelsteine, von deren Heilwirkung die Händlerin zwar nichts versteht, die jedoch zum Teil sehr wertvoll sind, sowie eine Sphinxstatue und einiges andere merkwürdige Zeug. Sphinxen, diese magischen Wesen, mit denen man in Reimen sprechen muß, sind Aishalanea aus den Märchen ihrer Kindheit bestens vertraut – leider ist dieses Exemplar aus Alabaster und wird ihnen keine Antworten geben können.

Um die zweite Truhe zu öffnen, muß Aurian ein Lied singen – Aishalanea hat es wohl einige Male von Barden im Grünen Aal gehört, aber der Text ist ihr nur vage vertraut. Der wehmütige Gesang wirkt in diesen dunklen Gewölben, die nach Tod und Verderbnis riechen, einerseits fehl am Platz, andererseits verleiht ihm gerade diese Umgebung eine eigentümliche, vergängliche Schönheit. Auch die Truhe erkennt die Leistung der Sängerin an und öffnet sich knarrend, zum Vorschein kommen – welch Überraschung – eine weitere Statue, wertvoller Schmuck und einige Büchlein. Aurian versucht die verblichene Handschrift zu entziffern, und auch Aishalanea überfliegt einige Seiten, es sieht nach Tagebüchern aus – aber wenn es die von Diardra sind, warum schrieb sie dann ständig ihren eigenen Namen? Und wie hieß doch noch gleich dieser verflixte Elf…? Die Südländerin blättert flüchtig durch die schmalen Bände, versucht herauszufinden, mit welchem die Aufzeichnungen enden – vielleicht liefern ihnen ja die letzten Einträge hilfreiche Hinweise?

Lange können sie sich jedoch nicht mit der Untersuchung ihrer Funde aufhalten, denn Lilith hat mittlerweile die Tür geöffnet und der Lord Commander drängt die Gruppe zum Weitergehen. Hinter Olyvar und Tiuri wagen sich die übrigen durch einen Gang, dann in einen Kellerraum. Im Licht der Fackel werden schemenhaft die Umrisse zahlreicher Gegenstände sichtbar, weitere Truhen, Körbe, aufgerollte Teppiche – ein wahres Möbellager, das unter totenbleichen Tüchern seinen Winterschlaf hält. Und dann schält sich ein weiterer Umriss aus den Schatten, der Aishalanea scharf die Luft einziehen lässt – kunstvoll verzierte Bronzegitter, ein geschwungenes Kuppeldach, und in dem Käfig eine katzenhafte Gestalt, alabasterweiß schimmernd in der Dunkelheit, die sie aus azurblauen Augen ansieht. >Götter im Himmel… er hält eine Sphinx gefangen,< durchbricht Olyvars Stimme die schockierte Stille – es ist wirklich und wahrhaftig eine Sphinx, und diese ist quicklebendig.

Stimmt das eigentlich, wie es in den Geschichten heißt, dass sie nur Reime verstehen? Stimmt es überhaupt, dass sie sprechen können? Bisher machen jedenfalls weder Tiuri noch der Lord Commander Anstalten, das Wesen anzusprechen, das sie schweigend aus seinen tiefblauen Augen ansieht. Diese jedenfalls erscheinen der Südländerin auf geradezu unheimliche Weise verständig, in diesem Katzengesicht hinter den Gitterstäben in einem finsteren Keller… Wie lange sie wohl schon da drin ist, die Arme? Vermutlich mache ich mich lächerlich, wenn ich sie frage, aber was soll’s…
Aishalanea atmet tief durch. Also gut, versuchen wir es. Allerdings, sprach die Sphinx…

„Äh… Du bist doch eine Sphinx?
Wie kamst du in dies… Dings?“
Autsch.

Hoffentlich kriegen wir es da raus, das arme Ding… vermutlich ist der Käfig magisch, könnte sie sonst nicht da raus?
Kritisch beäugt Aishalanea den Käfig und sucht nach einem Schloß, spricht währenddessen jedoch weiter auf die Sphinx ein.

„Kannst du uns vielleicht helfen?
Kennst du den Plan des Elfen?“
Ha, das reimt sich tatsächlich!

„Was will er mit euch Wesen
Und mit den… Statu…nesen?“
Autsch. Das… weniger.

„Was wartet in dem nächsten Raum
Wenn wir uns durch die Türe… traun?“
Na…ja.

Aishalanea steht sichtlich der Schweiß auf der Stirn, während sie versucht, ihre Fragen mehr schlecht als recht in so etwas wie eine Reimform zu pressen. Auch ihre Hände fliegen erklärend durch die Luft, sie weist auf den Käfig, die Tür, die Statuen – auch wenn sie sich unsagbar dumm vorkommt, sowohl was das Reimen als auch die Gesten angeht. Es ist wohl mehr als unwahrscheinlich, dass das magische Wesen sich durch ihr Gefuchtel beeindrucken lässt… bildet sie sich das eigentlich ein, oder sieht das katzenartige Geschöpf angesichts ihres Gestammels wirklich belustigt aus? Na, wenigstens hat es was zu lachen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Erzähler... am 10. Okt. 2009, 16:47 Uhr

Das kleine katzenartige Geschöpf hinter den Gitterstäben schnieft tatsächlich belustigt, als die junge, dunkelhaarige Südländerin wild gestikulierend vor seinem Käfig in Reimen vor sich hin stottert, dass es einem Glatt die Krallen hochrollt.  Aber immerhin, das kleine Langbein-Menschding versucht tapfer, ein Gespräch in Gang zu bringen, wissen die Götter allein, was sie sich gedacht hatten, als sie Wesen wie die Sphingen erschufen, ihnen Sprache gaben und sie gleichzeitig mit dem Fluch belegten, in Versen reden zu müssen und auch nur solche verstehen zu können.  

>Äh... Du bist doch eine Sphinx?
Wie kamst du in dies... Dings?<


Das silberweiß bepelzte Katzengesicht verzieht sich mitfühlend bei diesen Worten und spitzt die Ohren, aufrichtig bemüht, die seltsamen Worte zu begreifen.  

>Kannst du uns vielleicht helfen?
Kennst du den Plan des Elfen?<


Das ist schon verständlicher und die weißen Flügel mit den zarten Federn zittern vor Aufregung, doch dann legt die Sphinx den schmalen Kopf schief und wartet auf weitere Erklärungen, eine Pfote von innen gegen die grässlichen, kalten Gitterstäbe gepresst.

>Was will er mit euch Wesen
Und mit den... Statu... nesen?<


Trauer malt sich in den blauen Augen und die kleine, rosane Nase kräuselt sich ärgerlich und amüsiert zugleich.  

>Was wartet in dem nächsten Raum
Wenn wir uns durch die Türe... traun?<


Heftiges Kopfschütteln ist die Antwort, dann beäugt die Sphinx der Reihe nach ihre seltsamen Besucher. Schwertkrieger, Zauberwirker, eine Heilerin… wenn das die Rettung sein soll, dann haben sich die Götter einen üblen Scherz erlaubt. Trotzdem, besser als nichts. Die weiße Sphinxenschnauze öffnet sich und lässt ein zirpendes "Miau!" hören, dann setzt das Wesen sich zurecht, rollt den Schwanz ordentlich über die Pfoten und spricht sehr langsam und deutlich:

"Menschenkind du hast's erkannt,
von dunkler Hand ward ich gebannt.
Meine Macht wurd' überwunden
und ich in Bronze eingebunden.

Der Plan des Elben wohlbekannt
Ist mir, geplant von langer Hand
Will er mit dunkler Blasphemie
Und schwarzverbotener Magie
Seine Braut sich wiederholen
Die Sithech ihm dereinst gestohlen.

Geht nicht durch diese Türe dort!
Aus der Höllen finst'rem Ort
Ein großer Schrecken dunkler Macht
Über jenen Schlüssel wacht
Der öffnet meine Käfigtüre
Und euch durch Schatten weiter führe

Altes Wissen hab ich viel
Von Licht- und auch von Schattenspiel
Zwar weiß ich viel von magisch' Wesen
Aber was sind Statu... nesen?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Borgil am 12. Okt. 2009, 09:49 Uhr
An einem anderen Ort im Kellerlabyrinth




Für gewöhnlich ist Azra die nachgiebigste, fürsorglichste Frau, die er kennt, aber wenn sie sich etwas partout in den Kopf gesetzt hat oder ihr etwas sehr wichtig ist (oder aber, wenn sie gegen ihren ewigen Gegner, den Staub kämpft), kann sie absolut unnachgiebig werden, so auch jetzt. >Und ob ich bleibe. Und wenn es sein muss wall ich auch den Finsteren mit diesem Nudelholz platt, aber ich werde NICHT und unter keinen Umständen und dukannsttunwasduwillstesistmirvölligegal nach Hause gehen! Und das ist mein letztes Wort!< Er würde sie nicht überzeugen können, sich wieder in Sicherheit zu bringen, es sei denn, er würde sie sich wie einen Mehlsack über die Schulter werfen und hinaustragen, um sie draußen irgendwo an einen Baum fesseln zu können (und selbst dann wäre nicht sicher, dass sie dort auch bleiben würde). Das Dumme ist nur, dass er hier auf gar keinen Fall fort kann, schon gar nicht jetzt, denn seine Aufgabe ist es, Niniane zu beschützen bei was auch immer die Waldläuferin und Shenrah-Hohepriesterin da gerade tut. "Azra…" beginnt er entschlossen, doch sie sieht ihm schon an, dass sie dieses eine Mal gewonnen hat. "Mit dem Nudelholz, Allmächtige Götter…!" Schon im nächsten Augenblick klebt sie wieder an seiner Brust, und auch wenn ihre Worte ihn zu Tode erschrecken, sie rühren ihn auch zutiefst. Seine kleine Frau, dieses winzige Mädchen, hatte sich buchstäblich in die Hölle aufgemacht (auch wenn sie das ja nicht ahnen konnte), um bei ihm zu sein und das alles mit nichts als ihrem Willen und einem Nudelholz bewaffnet. Herrje.

"Nein, nein, nein, mein Herz, nein. Nicht der Finstere. Ein Finsterer, aber das ist, wissen die Götter, schon schlimm genug. Und du lässt dein Nudelholz, wo es ist aye? Du wirst auf gar keinen Fall mitten im Kampfgetümmel herum hüpfen, sollte es soweit kommen, sondern das mir und Niniane, den Männern der Steinfaust und Olyvar und seiner Truppe überlassen, verstanden? Azra, verstanden?" Er ist drauf und dran, sie zu schütteln, überlegt es sich aber im letzten Moment anders und plötzlich küsst er sie heftig. Das rüttelt sie beide gehörig durch. "Ich kann nicht kämpfen, wenn ich mir um dich Sorgen machen muss. Dann werde ich unachtsam und ein Höllenhund wird meinen Hintern frühstücken, verstehst du? Also bei aller Götter Liebe willen und wenn du mich liebst, dann um Himmels Willen bleib, aber bleib im Hintergrund wo dir nichts geschehen kann. >Also… ich könnte ja… vielleicht so aus der Ecke… so mit dem Nudelholz… ich meine, vielleicht treffe ich sogar mal… oder so…<

"Nein, nein, nein! Schluss damit, du wirst…" Weiter kommt er nicht, denn in diesem Augenblick ertönt hinter ihnen, dort wo Niniane immer noch mit dem rotglühenden Höllenmal beschäftigt ist, ein dumpfer Schlag, als rolle Donner durch die Erde unter ihnen Füßen, und mit ein paar sehr dramatisch aussehenden, pulsierenden purpur- und blutfarbenen Blitzen bricht ein wirklich hässlicher Dämon aus dem Tor hervor. Sie hören gerade noch Niniane fluchen, die sich beeilt, den entstandenen Riss in den Dimensionen wieder zu verschließen und ein Wort der Macht spricht, dass sie in gleißendes Licht taucht, dann fliegt ein dreibeiniges, einäugiges Irgendwas auf sie zu, das aussieht wie eine Mischung aus einer Kröte, einem Fisch, einem Hornkäfer und einem Goblin. "Scheißendreck!" Borgil stößt Azra hinter sich und reißt die Axt hoch, dann kracht der Dämon mit der Wucht des Weltenhammers selbst auf seine Brust und sie kugeln in einem Gewirr aus muskelbepackten Zwergenarmen und –beinen, schwarzgrün-gepanzerter Insektenglieder, einer Axt und einer sehr langen, giftig und ungesund aussehenden Zunge übereinander. Borgil flucht, der Dämon kreischt und hackt mit einer Art Stachel an seiner langen Schnauze auf ihn ein, während der Zwerg mit der bloßen Faust auf ihn einhämmert um irgendwie die Arme freizubekommen. Daran, mit der Axt einen Schlag anzubringen ist nicht einmal zu denken und er kann sich winden so viel er will, er kommt einfach nicht an sein Messer.  "Azra...kch... dein Nudelholz... kch... jetzt..."

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 19. Okt. 2009, 16:45 Uhr
Im Raum der gefangenen Sphinx



Nachdem die Sphinx verstummt ist, herrscht ratloses Schweigen in der Runde und Olyvar wartet eine lange, lange Weile, ob noch irgendjemand außer Aishalanea das Wort ergreifen und sich in Dichtkunst versuchen möchte, doch sie stehen alle herum wie mit Stummheit geschlagen und blinzeln sich an wie die verschreckten Kätzchen. "Davon, dass wir hier herumstehen und uns die Zeit davonläuft, wird es nicht besser", grollt er, aber so leise, dass ihn bestenfalls Mealla und Tiuri hören, die direkt neben ihm stehen. "Durchsucht den Raum, weist er dann leise Norn und Steinmetz an und die Sappeure machen sich mit unbehaglichen Mienen ans Werk, während er selbst dichter an den Käfig tritt. Die zierliche weiße Katzengestalt mit den blauen Saphiraugen und den weißen Flügeln sieht ihn an und ihre Nase kräuselt sich nicht anders, als bei Katze, wenn sie auf den Schreibtisch in seinem Solar springt und befindet, er habe jetzt wichtigeres zu erledigen, als leidigen Papierkram, ihre Ohren zu kraulen zum Beispiel. "Vergesst erst einmal die Statuen. Wir finden garantiert noch mehr, wir finden alle acht oder ich bin ein Zwerg, und zwar weil der verdammte Elb will, dass wir sie finden und irgendetwas damit anstellen."

"Wir wissen was der Elb im Sinn.
Doch wäre es für uns Gewinn,
Den Weg durch dieses Labyrinth
Zu finden eh' wir hundert sind.

Ein dunkler Schrecken welcher Art
auch hinter dieser Türe harrt:
Ob Höllenbrut, ob Ungeheuer,
Ob Unhold im Dämonenfeuer.

Mit Zauberkraft und blankem Stahl,
Uns bleibt auch keine and're Wahl,
Werden wir ihn niederzwingen
- irgendwie wird's schon gelingen -
Und dir deinen Schlüssel bringen."

Wie es sich herausstellt, soll er zumindest mit einem Recht behalten: kaum hat er geendet, übergibt Steinmetz eine weitere Alabasterstatue an Aurian, die er irgendwo hier gefunden hat, diesmal ist es ein Greif. "Sonst noch etwas?" Der Sappeur schüttelt den Kopf. "In den Truh'n und Körben waren nur Decken, Seidenkissen, ein paar Ballen kostbare Stoffe und Goldbänder, aber sonst nichts von Bedeutung, M'lord. Aber die Teppiche sind Gold wert."
Olyvar nickt nur - er war lange genug in Azurien im Krieg um zu wissen, dass in diesem Raum ein kleines Vermögen in Seidenteppichen herumliegt. In diesem ganzen Labyrinth. Als wolle uns der Elb bei jedem Schritt seinen unermesslichen Reichtum demonstrieren. Gilt da uns? Ist das Angeberei? Oder was bezweckt er damit? Oder ist es ihm schlicht gleich? Ach, egal… Er hat jetzt dringlichere Probleme als den Snobismus ihres Spitzohres. Ja, seinen Wahnsinn zum Beispiel.

"Sieht so aus, als könnten wir nur durch diese Tür weiter. Wir wissen, dass ein Dämon dahinter auf uns lauert, aber nicht, wie stark er ist. Er ist auch noch nicht ahm… hier. So nahe würde ich ein solches Wesen spüren und Tiuri ebenfalls. Aber er wird erscheinen, sobald wir den Raum betreten oder sobald wir dort irgendetwas tun… den Schlüssel zum Käfig der Sphinx in die Hand nehmen zum Beispiel. Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist dass wir denkbar schlecht ausgerüstet sind für einen Kampf gegen ein solches Wesen, denn wir haben nicht einen Priester oder Druiden unter uns. Aber wir sind auch alles andere als wehrlos. Also, was sagt ihr? Wollt ihr aufgeben, an dieser Stelle umkehren oder stellen wir uns dem, was uns dort erwartet?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 20. Okt. 2009, 08:56 Uhr
Nach dem die Feuermagierin das Losungswort an der schweren Steintüre ausgesprochen hat, öffnet sich diese zeitgleich mit der Zwillingstüre. Lilith wirft einen unsicheren Blick auf den Gang, welcher sich zu ihrer Rechten auftut, folgt aber den anderen in den Raum, welcher vor ihr liegt. Eine Fackel wird entzündet und das rötliche Licht der Flammen erhellt das grosse Kellergewölbe, welches doch recht vollgestellt ist. Lilith schaut sich, genau wie die anderen, gespannt um und zuckt zusammen, als sie den Ausruf des Lord Commander hinter sich hört. >"Götter im Himmel… er hält eine Sphinx gefangen."< Die Magierin dreht sich um und starrt auf den Tisch, auf welchem ein Käfig steht, welcher tatsächlich eine Sphinx gefangen hält. „Dieser Elb hat vor wirklich nichts Respekt.“ Murmelt Lilith leise und tritt einen Schritt näher an den Tisch. In ihrer Ausbildung hat sie einiges über die acht Magischen Wesen gelernt, jedoch bis jetzt nur das Irrlicht davon wirklich angetroffen. „Erst das Irrlicht und jetzt die Sphinx, ob er wohl alle acht Wesen gefangen hält?“ Die Sphinx betrachtet die Gruppe mit ihren saphirblauen Augen und schlägt leicht mit ihren schwanenweissen Flügeln. Aisha ist die erste, welche sich von dem überraschenden Anblick des Wesens erholt und die Südländerin tritt entschlossen einen Schritt nach vorne um sich mit dem Katzenwesen zu unterhalten.

Nach dem die Sphinx auf die Fragen der Gruppe mit Reimen geantwortet hat, schaut sich Lilith die Tür an, hinter welcher angeblich der Schlüssel, aber auch ein schreckliches Höllenwesen liegen soll. Der Lord Commander adressiert ebenfalls noch einmal die Sphinx in Reimen und schaut dann mit ernster Mine in die Runde. >Also, was sagt ihr? Wollt ihr aufgeben, an dieser Stelle umkehren oder stellen wir uns dem, was uns dort erwartet?"< Lilith blinzelt erstaunt und schüttelt dann den Kopf. „Umkehren? Nie und nimmer, nicht nach dem wir so weit gekommen sind. Ausserdem können wir dieses magische Wesen nicht hier in Gefangenschaft lassen. Ich werde weiter gehen, egal was uns hinter der Türe auch erwarten mag.“ Ihre Stimme zittert leicht, denn so mutig wie sie sein möchte, ist die Magierin nicht, aber dafür umso entschlossener. Einerseits will sie diesem Nekromanten gegenüber stehen und mit eigenen Augen sehen, wie mächtig er ist und auf der anderen Seite will sie den Elben tot sehen. Anscheinend besitzt er nicht nur keinen Respekt gegenüber Menschenleben, sondern auch keinen gegenüber Tieren und nicht mal gegenüber eines solch mächtig und magischen Wesens wie eine Sphinx. „Uns fehlt nur noch eine Statue des Irrlichts, dann haben wir alle acht. Was werden wir damit wohl machen müssen?“ Fragt Lilith leise, mehr sich selbst als ihre Gruppenkameraden.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 26. Okt. 2009, 11:02 Uhr
Staunend betrachtet Faron die Sphinx und vergisst für einen Moment völlig, was ihn und die anderen eigentlich bis an diesen Punkt geführt hat. Das ist also eine Sphinx, stellt er voll aufrichtiger Ehrfurcht fest. Wie Aishalanea das Wort an das Wort an das magische Wesen zu richten, traut er sich indes nicht. Die Axt in seinen Händen gegen irgendwelche Höllenkreaturen zu schwingen ist eine Sache, reimender Weise mit geflügelten Katzen zu sprechen eine ganz andere. Nachdem also die Südländerin gesprochen und die Sphinx geantwortet hat, bleibt er wie der Rest der Truppe stumm, obwohl ihm durchaus die eine oder andere Frage durch den Kopf schwirrt. Nervös scharrt er mit den Hufen und schaut betreten drein, als schließlich der Lord Commander vortritt, um sich der Sache anzunehmen. Beeindruckt stellt der Faun fest, dass Olyvar die Reime nur so aus dem Ärmel schüttelt. Nun ja, überlegt der Oberste Stallmeister ohne jede Spur von Neid, er ist ja auch ein wirklich gebildeter Mann... Schweigend hört er zu, bis der Lord Commander geendet hat, sich schließlich von der Sphinx ab wendet und sie prüfend ansieht. »... Alles, was ich weiß, ist dass wir denkbar schlecht ausgerüstet sind für einen Kampf gegen ein solches Wesen, denn wir haben nicht einen Priester oder Druiden unter uns. Aber wir sind auch alles andere als wehrlos. Also, was sagt ihr? Wollt ihr aufgeben, an dieser Stelle umkehren oder stellen wir uns dem, was uns dort erwartet?«, beschließt Olyvar seine Ausführungen und Faron strafft unwillkürlich die Schultern, während Lilith als Erste das Wort ergreift. »Umkehren? Nie und nimmer, nicht nach dem wir so weit gekommen sind. Außerdem können wir dieses magische Wesen nicht hier in Gefangenschaft lassen. Ich werde weiter gehen, egal was uns hinter der Türe auch erwarten mag.« Ihre Stimme zittert leicht und verrät, dass die Feuermagierin weit weniger selbstbewusst ist, als sie den Anschein zu erwecken sucht – der Faun kann sie gut verstehen. Zu behaupten, dass er selbst keinen einzigen Funken Angst verspüren täte, wäre eine glatte Lüge.

»Uns fehlt nur noch eine Statue des Irrlichts, dann haben wir alle acht. Was werden wir damit wohl machen müssen?«, ergänzt Lilith und Faron überlegt. Die Sphinx scheint ziemlich schlau zu sein, womöglich weiß sie ja irgendetwas, was ihnen weiterhilft. Außerdem wüsste er schon gerne, ob sie irgendeinen Rat für sie hat, wie man sich am besten gegen das nun schon mehrfach erwähnte _Ungeheuer_, das hinter der nächsten Tür lauern soll, zur Wehr setzen kann. Vielleicht mit einer Finte, einem Trick oder so... Danach zu fragen, kann jedenfalls nicht schaden, selbst wenn sie uns nicht weiterhelfen kann. Er schaut sich um, aber es scheint niemanden zu geben, der noch einmal mit der Sphinx sprechen will. Der Faun zaudert. Er könnte Aishalanea bitten, die Fragen, die er hat, an seiner Stelle in gereimte Form zu bringen. Aber als könnte sie seine Gedanken lesen, schaut die Südländerin gerade in dem Augenblick zur Seite, als er sie ansprechen will. Der Faun schluckt schwer, doch dann gibt er sich einen Ruck. Verdammt, ich habe gegen ein paar tollwütige Höllenhund gekämpft, da werde ich doch wohl ein paar Reime zustande bringen. Wie schwer kann das schon sein?, fragt er sich.
Nun, wie sich herausstellt, schwerer als man meinen könnte, doch schließlich ist es geschafft. Bedächtig tritt Faron vor. „Äh, also“, brummt er unschlüssig, „ich schließe mich Lilith an. Fürs Umkehren ist es eh zu spät... Aber ich hätt' da noch 'ne Frage an die... äh... Sphinx.“ Um nicht verlegen in die Runde schauen zu müssen, schaut er rasch zu dem magischen Geschöpf in seinem bronzenen Gefängnis hinüber. Zögernd beginnt er zu sprechen:
    Sieben Figuren wir verwahren
    und wollen ihren Zweck... erfahren,
    sodass, wenn die Achte ist entdeckt,
    niemand in der Klemme... steckt

Um der Sphinx zu verdeutlichen, was er mit 'Figuren' meint, streckt er ihr die Naga-Statue entgegen, die er Tiuri abgenommen hat, und hofft, dass sie begreift, was er ihr damit sagen will. Es entsteht eine kurze Pause, bevor Faron auch den Rest seiner mühsam zusammengesammelten Reimpaare tapfer zum besten gibt:
    Äh, und vielleicht, du weises Katzentier,
    hast du auch einen Rat wie wir
    uns dieser Kreatur erwehren,
    falls wir unser'n Weg fortführen.

Geschafft, auch die letzten Worte sind heraus. Erleichtert verstummt der Faun, steckt die Naga-Statue wieder fort und wischt sich verstohlen ein paar verräterische Schweißperlen von der Stirn. Puuuh, nie wieder Reime, schwört er sich insgeheim, während er angespannt darauf wartet, dass die Sphinx antwortet. Ich hoffe bloß, sie hat mich verstanden..., sagt er sich besorgt, während er reichlich verlegen dreinschaut.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Nov. 2009, 10:37 Uhr
Es sind nur Lilith und nach ihr auch Faron, die sich zu Wort melden und versichern, sie würden weitergehen. Auch bei Tiuri und Mealla ist Olyvar sich sicher, ebenso bei Aurian und seinen Männern, schließlich sind sie alle Blaumäntel und somit stellt sich die Frage aufgeben oder durchhalten gar nicht, denn sie haben keine Wahl, ebenso wenig wie er selbst. Bevor er jedoch irgendetwas sagen kann, tritt der Faun noch einmal vor, ein wenig zögerlich, aber entschlossen und wendet sich in reimenden Worten an die Sphinx. Olyvars Brauen heben sich einen Moment lang überrascht – von jedem hätte er Reime erwartet, er hatte sich sogar selbst am Dichten versucht, doch von Faron?

>Sieben Figuren wir verwahren
und wollen ihren Zweck... erfahren,
sodass, wenn die Achte ist entdeckt,
niemand in der Klemme... steckt<


Gute Frage, vielleicht weiß die Sphinx noch etwas… Er lauscht der Antwort des magischen Wesens ebenso gespannt wie alle anderen, und tatsächlich, der Faun scheint die richtige "Frage" gestellt zu haben, denn ein ganzer Schwall von Reimen prasselt auf sie ein und verrät ihnen umständlich, was sie mit den Statuen zu tun haben. Vorausgesetzt, wir finden Nummer acht noch. Aber vielleicht ist die ja auch hinter der Tür… zuzutrauen wäre es dem Mistkerl.

Statuen aus Alabasterstein
die zeigen Magisch' Wesen klein
Alle acht ein Schlüssel sind,
der aufsperrt Türen ganz geschwind,

Hinter dieser Türe dort,
die bringt euch an privaten Ort,
des Elben, finster und verdorben,
sind acht Säulen drin verborgen.

Stellt die Statuen fein und richtig,
und, hört zu, dass ist jetzt wichtig!
Geht nicht einmal fehl dabei!
Dann wird der weit're Weg euch frei…


"Wir müssen die Statuen auf die Säulen stellen und zwar in der richtigen Reihenfolge, wie immer die auch aussehen wird," knurrt er, mehr an sich selbst als an irgendjemanden sonst gewandt. "Das heißt, wir müssen die achte auf jeden Fall noch finden." Er erinnert sich an die fast unsichtbare Steintür in der massiven Felswand des Tunnels, die er im Raum zuvor entdeckt hatte und mit der weder die Sappeure noch sonst jemand irgendetwas hatte anfangen können. Ist es die Tür vielleicht, die weiter führt? Oder ganz andere, die wir noch gar nicht gefunden haben? Faron fährt fort und hakt noch einmal wegen dem  Dämon nach, der sie aller Wahrscheinlichkeit nach bald erwartet.

>Äh, und vielleicht, du weises Katzentier,
hast du auch einen Rat wie wir
uns dieser Kreatur erwehren,
falls wir unser'n Weg fortführen.<


Diesmal ist der Blick der Sphinx eindeutig hoheitsvoll und ihre Antwort zunächst ziemlich aufgebracht:

Katze?! Ich bin eine Sphinx,
Du riesengroßes Hörnerdings!
Ich nenn dich doch auch nicht Stier,
Ziege, Bock oder Satyr!

Ich habe nicht den kleinsten Schimmer,
Wie ihr besiegen wollt was immer,
Sich aus dunklen Höllensphären,
Erheben wird um euch zu lehren

Was Grauen und Entsetzen sind.
Doch verzagt nicht, seid geschwind!
Geweihtes Wasser, Drachenstahl
Magie des Feuers, Síail, Fahl,

Heilerkräfte, Stein aus Licht,
Rittermut auch dann nicht bricht,
wenn ein Schrecken solcher Macht
Aus der Finsternis erwacht.

Tapferkeit ist Roeskvas Gabe,
Also auf, Faun und verzage
Nicht, nun mach schon
ist doch nur ein blöder  Dämon…


Olyvar beißt sich auf die Zunge, aller widrigen Umstände zum Trotz, um nicht zu lachen. "Gehen wir. Es wird nicht besser, wenn wir es aufschieben. Wer hat das Weihwasser? Bringt alle Gegenstände her, die uns irgendwie gegen Finsternis und Höllenkreaturen beistehen können, dann überlegen wir uns einen Schlachtplan. Bevor wir durch die Türe gehen, will ich, das ihr alle eure Ausrüstung überprüft und noch einmal durchatmet. Magierinnen, sammelt eure Kräfte und auch ihr anderen - haltet euch bereit. Also, wer hat was bei sich?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 10. Nov. 2009, 13:17 Uhr
„Nur ein blöder Dämon…naja wenn es nur das ist.“ Murmelt die Magierin vor sich hin und verzieht das Gesicht. Die Sphinx hat ja leicht reden, die sitzt nur in ihrem Käfig rum und gibt Reime von sich. Auch der Lord Commander scheint die Aussage etwas zu belustigen, doch er wird schlagartig wieder ernst. >"Gehen wir. Es wird nicht besser, wenn wir es aufschieben. Wer hat das Weihwasser? Bringt alle Gegenstände her, die uns irgendwie gegen Finsternis und Höllenkreaturen beistehen können, dann überlegen wir uns einen Schlachtplan. Bevor wir durch die Türe gehen, will ich, das ihr alle eure Ausrüstung überprüft und noch einmal durchatmet. Magierinnen, sammelt eure Kräfte und auch ihr anderen - haltet euch bereit. Also, wer hat was bei sich?" < Lilith nimmt ihren Leinensack vom Rücken und legt ihn vorsichtig auf den Boden, genauso wie den Beutel, welcher sich an ihrem Gürtel befindet und in welchem das Loasöl lagert.

Vorsichtig packt sie den Inhalt beider Taschen auf den Boden aus und fängt an aufzuzählen. „Also, ich habe immer noch meine Zauberschriftrolle mit den Feuerwesen, einen Trinkschlauch voll Weihwasser, drei Phiolen Loas Öl, meine Halskette mit Shenrahfeuer," Lilith streift mit dem Finger über den funkelnden Anhänger „und den ehm..nun den Froschzauberstab von Maester Silberbart.“ Sie betrachtet den Zauberstab etwas skeptisch und steckt ihn dann wieder in ihren Gürtel zurück.

Nach dem sie Bericht erstattet hat, packt Lilith alles wieder  zusammen und macht es sich die Magierin auf ihrem Umhang bequem. Sie hört zu wie die Anderen ihr Inventar auflisten und fängt dann mit der Meditation an, damit sie, wie angeordnet, ihre Kräfte sammeln kann.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 10. Nov. 2009, 13:35 Uhr
Aurian hat der Sphinx aufmerksam zugehört. Bei dem Wort Dämon rinnt ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie kann diese Dunkeldinger einfach nicht ausstehen du seit der Sache mit dem Dämon, der sich ihrer Kräfte bemächtigt und sie beinahe umgebracht hatte, ist es ein ausgesprochener Hass, gemischt mit Angst. Doch aufgeben, zurückgehen? Niemals! Lilith beginnt bereits aufzuzählen, was sie alles im Kampf gegen das Ding beisteuern kann, dann zieht sich die Feuermagierin zur Meditation zurück. „Ich hab auch noch die Schriftrolle!“Meint sie auf Olyvars Frage. „Mehr leider nicht!“ Entschuldigend zuckt sie die Schultern und gesellt sich anschließend zu Lilith, um ebenfalls ihre Kräfte zu sammeln. So gut es geht versenkt sich die Halbelbe in Meditation. Der Schutzschild vorhin hatte sie eine Menge Kraft gekostet, wohl mehr, als sie in der kurzen Zeit wiedergewinnen könnte aber sie muss und wird ihr möglichstes tun. Das Pläne schmieden überlässt sie so bewusst den anderen, sie kann sich nur auf eines konzentrieren und ihre Magie ist im Augenblick wohl wichtiger als von ihr entwickelte Schlachtpläne – diese zu schmieden, das können Olyvar und Tiuri wohl besser.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 13. Nov. 2009, 14:51 Uhr
Angesichts der Tatsache, dass er wieder einmal in Reimen sprechen sollte, passiert Tiuri etwas, das ihm sonst nur selten geschieht, es verschlägt ihm die Sprache. Während seine Gefährten, wenn auch zum Teil etwas holprig, munter eine Frage nach der anderen in einen Vers verpacken, versucht Tiuri im Geiste immer noch Türe auf Bordüre zu reimen. Irgendwann gibt er es dann einfach auf, das mit dem Dichten hat er ein für alle Mal hinter sich gelassen und wenn er würde bestimmt nicht für eine blöde Katze wieder damit anfangen. Was die Sphinx, die im Reimen eindeutig geübter ist dann so von sich gibt, klingt allerdings nicht gerade ermutigend. Dämon… großartig…das hab ich gerade noch gebraucht!
Ein wenig grinsen muss er als sich die Sphinx erbost dagegen ausspricht eine Katze zu sein, wo sie doch in Tiuris Augen genau das ist… Naja, vielleicht eine Katze deren Mutter sich mal mit einem Schwan vergnügt hat. Kurz zeigt sich Überraschung in Tiuris Gesicht als die Sphinx Siail und Fahl erwähnt und ein wenig von seinem Widerwillen gegen die dichtende Federkatze bröckelt langsam von ihm ab. Als sie dann auch noch vom nicht schwindenden Rittersmut spricht, seufzt er fast unhörbar und fragt sich wie sie sich da so sicher sein kann.
Vielleicht gilt das erst nach ein paar Wochen Rittersein oder wenigstens nach einem Tag?!
So sprach- und hilflos vor einer verschlossenen Türe stehend fühlt sich Tiuri nämlich kein bisschen ritterlich, sondern hauptsächlich wie ein Depp mit einem großen Schwert.
Olyvars Aufruf ihre Ausrüstungen noch einmal zu überprüfen reißt ihn aus seinen Gedanken. Er überprüft alle Schnallen an seiner Rüstung, damit auch alles sitzt und er sich gut bewegen kann, alle Dolche gut verstaut, der Dietrich nicht verloren, Fahl an seinem Platz.
„Ich hab noch Weihwasser, Fackeln, zwei Shuriken aus Drachenstahl und diese Zauberbohnen… sollten die jemals für etwas anderes gut sein als einen Garten zu pflanzen.“
Dann sieht er den anderen zu wie sie weiter ihre Sachen sortieren und hält sich bereit für das Unheil das auf sie hinter der Türe wartet.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 16. Nov. 2009, 19:30 Uhr
Der… Gesichtsausdruck der Sphinx schwankt zwischen Verzweiflung und Belustigung angesichts von Aishas Versen. Die Frage nach der Tür ruft heftiges Kopfschütteln hervor, doch ansonsten wartet das Wesen ab, bis die junge Frau ihre stümperhaften Reime beendet hat. Dann antwortet es zunächst mit einem sehr ernsthaften >„Miau!“<, bei dem Aishalanea schon fürchtet, dass die Sphinx doch nicht sprechen kann, allerdings gleich darauf gefolgt von einer ganzen Anzahl von Reimen, als wolle es den Menschen zeigen, wie so etwas richtig geht. Was die Sphinx von den Plänen des Nekromanten weiß, deckt sich mit den Ergebnissen der Ermittlungen. Es folgt eine eindringliche Warnung vor der Tür, bei der Aisha am liebsten auf der Stelle kehrtmachen und den Mörder einen Mörder sein lassen würde.

Wie schon zu befürchten war, kann die Sphinx mit dem Statuenvers überhaupt nichts anfangen, ihre verwirrte Nachfrage lässt Aishalanea vor Verlegenheit rot anlaufen. Sie zerbricht sich den Kopf, was sich wohl besser auf Statue reimt (Getue? Ruhe? Gemuhe?), aber ihr will nichts einfallen. Die Hoffnung, dass noch jemand anderer ihr zu Hilfe kommt, scheint sich ebenfalls nicht zu erfüllen, denn ringsumher herrscht Schweigen. Der Lord Commander schickt die beiden Sappeure aus, um den Raum zu durchsuchen, dann bemerkt er: >"Vergesst erst einmal die Statuen. Wir finden garantiert noch mehr, wir finden alle acht oder ich bin ein Zwerg, und zwar weil der verdammte Elb will, dass wir sie finden und irgendetwas damit anstellen."<
Schließlich wendet er sich seinerseits an die Sphinx, und Aishalanea ist sehr beeindruckt davon, wie leicht ihm das Reimen anscheinen fällt – er versichert dem Wesen allerdings nur, ihnen bliebe ohnehin keine andere Wahl, als den Schrecken hinter der Tür zu bezwingen, eine Aussicht, welche die Händlerin nicht gerade erfreulich findet.

Steinmetz kehrt mittlerweile mit einer weiteren Statue zurück – es ist ein Greif.
Unerwartet wendet sich der Lord Commander an die Gruppe: >“Also, was sagt ihr? Wollt ihr aufgeben, an dieser Stelle umkehren oder stellen wir uns dem, was uns dort erwartet?"<
Aishalanea schweigt unbehaglich und schielt aus den Augenwinkeln nach der Sphinx – das magische Wesen einfach in dieser Lage sitzen zu lassen verbietet ihr Mitgefühl, aber gegen einen ausgewachsenen Dämonen kämpfen? Sie?
Lilith hingegen schüttelt geradezu empört den Kopf: >„Umkehren? Nie und nimmer, nicht nach dem wir so weit gekommen sind. Ausserdem können wir dieses magische Wesen nicht hier in Gefangenschaft lassen. Ich werde weiter gehen, egal was uns hinter der Türe auch erwarten mag.“<  Auch der Faun schließ sich dem an: >„Fürs Umkehren ist es eh zu spät... Aber ich hätt' da noch 'ne Frage an die... äh... Sphinx.“< Er wirkt reichlich verlegen, als er seine Reime von sich gibt, doch alles in allem macht er seine Sache gar nicht einmal schlecht, die Sphinx jedenfalls scheint ihn zu verstehen, denn sie antwortet ihm mit etlichen weiteren Versen. Als „Katze“ wird sie aber anscheinend gar nicht gern bezeichnet…

>"Gehen wir. Es wird nicht besser, wenn wir es aufschieben. Wer hat das Weihwasser? Bringt alle Gegenstände her, die uns irgendwie gegen Finsternis und Höllenkreaturen beistehen können, dann überlegen wir uns einen Schlachtplan. Bevor wir durch die Türe gehen, will ich, das ihr alle eure Ausrüstung überprüft und noch einmal durchatmet. Magierinnen, sammelt eure Kräfte und auch ihr anderen - haltet euch bereit. Also, wer hat was bei sich?"<
Zweifelnd begutachtet Aishalanea auf diese Frage des Lord Commanders hin ihre spärliche Ausrüstung. „Drei Phiolen Weihwasser… zwei Fackeln, aber ich glaube nicht, dass Feuer uns sehr viel hilft?... Schlafgift ist einem Dämon wohl eher auch egal… und der Obsidiandolch war nur gegen Untote gut, oder wie war das noch? Hm, und dann ist da noch der Würfelbecher, den Armarius von dem Zauberbuch bekommen hat – wozu auch immer der gut ist.“ Die Südländerin seufzt tief. Der ganze Krempel kommt ihr ziemlich nutzlos vor, von ihr selbst ganz zu schweigen. Wie soll sie bloß gegen einen Dämon kämpfen? Sie ist doch keine Zauberin wie Lilith oder Aurian, und kein Kämpfer wie Olyvar oder Tiuri. Ich bin doch nur eine kleine Händlerin… worauf hab ich mich da bloß eingelassen?!

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Azra am 09. Dez. 2009, 09:55 Uhr
„Nudel… Nudel… was für ein Holz?“, stammelt Azra und ihre Augen, gross und rund vor Entsetzen und wachsender Panik, starren Borgil an, als hätte er nicht mehr alle Humpen im Schrank. Ihr will beim besten Willen nicht einfallen, was er gerade jetzt unbedingt mit einem… „AH! NUDELHOLZ!“ Ihr Herz macht einen Satz, ihre Hysterie macht einen Satz und sie selbst macht einen Satz, bevor ihre Locken wild durch die Luft wirbeln, als sie verzweifelt herumfährt und ihr angsterfüllter Blick durch den schmalen, schattenverhangenen Gang hetzt. „Nudelholdnudelholznudelholz, Götter, wo ist dieses verdammte Nudelholz! Wo ist es denn? Oh Götter, wo… wo… aaah…“ Der Berg aus Zwerg und Froschgnomdämonverschnitt rollt mit einem schrillen, ohrenbetäubenden Kreischen nur wenige Sekhelrin an ihr vorbei und der beissende Gestank nach Schwefel, kalter Asche und anderen dämonischen Dingen, die sie lieber nicht genauer definiert haben möchte, raubt ihr für einen Moment den Atem. Heftig schreckt sie zurück, rutscht auf grünen Lachen Dämonenblut und Schlieren wabbernden Goldes aus und schlägt der Länge nach auf dem steinernen Boden auf. Ein schwacher, brennender Schmerz durchzuckt ihr Kinn, das Knirschen ihrer Zähne hallt ungesund laut in ihren Ohren wieder und für einen Herzschlag lang droht die Welt vor ihren Augen zu verschwimmen. Dann hört sie irgendwo hinter sich Borgil brüllen. Schlagartig ist sie wieder bei vollstem Bewusstsein und das Bild klärt sich… und zeigt ein wunderschönes, braunes, aus stahlhartem Eichenholz gefertigtes Nudelholz! „Ich habs!“, gurgelt sie durch das Blut in ihrem Mund, ohne wirklich zu merken, dass sie sich auf die Zunge gebissen hat, und streckt den Arm aus, um danach zu greifen. In diesem Moment kommt von irgendwoher ein Insektenbein geflogen und knallt gegen das plötzlich überlebenswichtig gewordene Stück Küchenutensiel, das daraufhin auf Ninianes von gleissenden Goldfunken umspielte Füsse abrollt. „Aaaah.“ Hektisch stemmt sich Azra auf alle Viere und krabbelt dem Nudelholz hinterher, dass mit einem charakteristischen „Konk, klonk, klonk“ gemütlich über den unebenen, aber leicht abfallenden Gang kullert. Das Lärmen hinter ihr wird grösser – wobei die Schmerzensschreie weniger zwergisch, als dämonisch anmuten. Zumindest hofft sie das sehr, aber um sich umzudrehen und sich zu vergewissern, bleibt ihr keine Zeit. Auf der wilden Jagd gehen ein Dutzend Unterröcke aus feinstem laiginischem Linnen ratschend zum Dunklen und ein Umhang folgt auf der Stelle, als sich ihre Füsse darin verheddern und die Kordel sie zu ersticken droht. Würgend, ächzend, nach Luft jappsend und totenbleich ringt sie mit der Schlaufe, verwünscht sämtliche Fibeln und Fibelmacher, schwört sich nie wieder einen Umhang zu tragen, sollte auch nur möglicherweise Gefahr drohen und kämpft sich hustend weiter, als der schwere Stoff endlich von ihrem Rücken rutscht und ihre Beine frei gibt. Ohne darüber nachzudenken taucht sie in den bernsteindunklen Dunst flirrender Lichtkügelchen und wirbelnder Wolken Glitzerstaubs ein, rutscht, kraucht, krabbelt zwischen Ninianes Beine herum, angelt mit ausgestrecktem Arm nach dem Nudeholz und wird dabei puterrot, wie Hallas schönste Mohnblumen. „Ah, Niniane, ich…Entschuldige, bitte, ah… Nur das Nud… Schöne Hosen, übri…“ “AZRA!“ „Aaaah, ich komme ja schon!“ Die Panik flattert in ihrer Brust wie ein eingesperrter Vogel, als sie hektisch auf die Füsse kommt und Borgil… nun ja, zu Hilfe eilt. Was in diesem Falle heisst: Derweil Azra wie ein Eichhörnchen auf Kräutern um ihn herumhoppst, kiekst, schreit und wahlweise Dinge ruft wie: „Halt still!“, „JETZT nicht be…“ und „DuverdammtesStückHöllenbrut,lassmeinenMannlos,oderichmachdichplatt!“ hat Borgil redliche Mühe sich nicht länger vor der hässlich, grünen Dämonenzunge, sondern Azras miserabler Trefferquote in Sicherheit zu bringen und wenn sich der eisenharte Sturschädel der Zwerge auszahlt, dann jetzt. Ein paar Sekunden später ist es vorbei, als Borgils langer Dolch dem Vieh einmal längs den Bauch aufschlitzt. Mit einem ohrenbetäubend schrillen Kreischen, wie eine rostige Säge, die durch Metall fährt, weicht das Vieh zurück, klappt zusammen, will sich wieder aufrichten und verheddert sich mit den dünnen Beinchen in den eigenen Gedärmen, die aus der Wunde quellen. Rein instinktiv holt Azra aus und schlägt zu. Der Dämon kippt um und bleibt mit zuckenden Gliedern auf dem geschuppten Rücken liegen, während übelriechender, grüner Dampf aus dem langen Schnitt aufsteigt. Für Azra, die schon seit sie diese dunklen, blutverpesteten Gänge betreten hat mit ihrem Mageninhalt kämpft, eindeutig zuviel. Die blassen, schmalen Finger in die Ritzen zwischen den Steinquadern gekrallt, das Gesicht abwechslungsweise rot von Tränen und weiss vor Übelkeit und am ganzen Körper zitternd wie Espenlaub übergibt sie sich. Es ist nicht viel – sie hatte schliesslich noch nichts gegessen – und kaum hat sie das Gefühl, sie ist fertig, wischt sie sich hastig mit dem Handrücken über den Mund, lässt sich auf die Knie fallen und krabbelt auf allen Vieren zu Borgil, der über und über mit zähem, glibberigem, dampfenden Dämonenblut bedeckt ist. Heftig presst Azra sich die Hand vor den Mund und ihre Augen, gross und feucht glänzend in der golddurchwirkten Dunkelheit des Ganges, huschen in hastiger Bestandsaufnahme über Borgils Erscheinung. Er hat einige Kratzer und, was für eine Überraschung, mehrere Beulen, aber ansonsten scheint es ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen… halbwegs. Mit einem leisen Keuchen schlingt sie, kaum hat er sich halbwegs in die Höhe gekämpft, die Arme um seinen Nacken und küsst ihn so heftig, als wäre es ihre letzte gemeinsame Sekunde auf Roha.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 09. Dez. 2009, 10:47 Uhr
Zur selben Zeit in der Kammer der Sphinx


Mealla kann nur einen Schlauch mit Weihwasser, Verbandszeug, Wundzwirn, Nadeln und Skalpelle, einige Kräuter und andere Utensilien wie den Tiegel mit der streng riechenden, schwarzen Paste aufweisen - dazu noch die Mondlilienzwiebeln, die ihnen aber so frisch wie sie sind hier rein gar nichts nützen, auch wenn die kleine Heilerin sich sicher freut, sie im Kräutergarten des Branturms irgendwo einzupflanzen, sowie die Heilsteine, die sie gefunden hatten. Karneole, Achate, Weißherzquarz, Winterstern, ein Blutquarz und ein Schwarzer Amethyst… Olyvar ist wirklich kein Heilkundiger, aber er weiß genug über die funkelnden Kleinode, um zu wissen, dass sie fast alle blutstillende Wirkung besitzen oder zur Behandlung von Verletzungen gut sind. Außer der Schwarze Amethyst, was immer er bewirken soll… Faron kann neben den Seilen aus Fasern und Varynnagras und ein paar anderen, kleineren Waffen außer Rœskva immerhin noch Diularesgift und ein paar Krähenfüße vorweisen – Weihwasser hat ohnehin jeder ihrer kleinen Truppe bei sich, auch die Blaumäntel. Das ist wenn wir Pech haben auch unserer stärkste Waffe, wer weiß schon, was dieser Bastard uns für einen Dämon vor die Nase setzt! Als nächstes macht sich Lilith daran, ihr Gepäck zu überprüfen und verkündet nach einem Moment behutsamen Herumkramens in ihren Taschen, sie habe neben dem allgegenwärtigen Weihwasser auch noch ihre Schriftrolle der Feuerwesen, drei Phiolen Loas Öl, ihr Schutzamulett aus Shenrahfeuer und einen Froschzauberstab von Meister Aberthol (was immer der Magier sich dabei nur gedacht hat). Olyvar nickt knapp, mustert den seltsamen Stab an Liliths Gürtel aber mindestens so zweifelnd wie die Magierin selbst. Ah dhía! Nun, Aberthol hatte schon immer seinen seltsamen Sinn für Humor… aber… Frösche?! Er verkneift sich jeden Kommentar, der wer weiß wie ausgefallen wäre, behält jedoch die Schriftrolle Liliths in Gedanken. Je nachdem, was für ein Dämon uns erwartet… ist es einer des Feuers, nützen uns Feuerwesen nur wenig... Einen Moment windet Olyvar sich innerlich unbehaglich, dann zuckt er mit den Schultern – sie haben keine Wahl, sie würden nehmen müssen, was sich ihnen bietet. Kaum hat Lilith die Augen geschlossen, um sich zu konzentrieren und ihre Kräfte zu sammeln, meldet sich Aurian zu Wort:> Ich hab auch noch die Schriftrolle! Mehr leider nicht!< Diesmal schüttelt Olyvar jedoch entschieden den Kopf. "Nein, Aurian. Deine Schriftrolle garantiert uns Schutz vor jedweder Magie, wenn auch nur für sehr kurze Zeit, also… diesen Zauber heben wir uns besser für das Ende auf." Aurians Schriftrolle ist vielleicht ihre mächtigste Waffe gegen den Nekromanten, glaubt man den alten Schriftzeichen auf dem verblichenen Pergament, also sollten sie sich hüten, etwas so kostbares zu vergeuden, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wir werden einem Finsteren gegenüberstehen. Wenn er das Hohe Haus Schatten anruft und wir haben keinen Schutz, sind wir alle verloren.

Aurian scheint das ebenfalls bewusst zu sein, denn die junge Frau nickt nur und tut es nach einem tiefen Durchatmen dann der Feuermagierin gleich, die beinahe auf der Stelle in tiefer Besinnung versunken war. Olyvar wirft einen letzten prüfenden Blick auf die beiden Zauberinnen, dann wendet er sich den anderen zu. Tiuri ist noch dabei, mit fliegenden Fingern an seiner Rüstung herumzufingern und den Sitz von Waffen und Schnallen zu überprüfen, dann meldet er Weihwasser, Fackeln, Shuriken aus Drachenstahl und etwas, das Olyvar schlagartig hellhörig werden lässt. >… und diese Zauberbohnen, sollten die jemals für etwas anderes gut sein, als einen Garten zu pflanzen.< "Diese… ahm… Bohnen. Zeig sie mir." Tiuri zuckt mit den Schultern, nestelt einen kleinen Beutel von seinem Gürtel und schüttelt behutsam acht kleine, graugeschuppte Kugeln in seine Handfläche, die etwa so groß wie Haselnüsse sind, von ihrem Äußeren jedoch eher an Bucheckern erinnern… nur nicht so stachlig. Olyvar hat solche "Bohnen" erst einmal zuvor in seinem Leben gesehen, aber er weiß sofort, was Tiuri da in seiner Hand hält. "Das sind  Duir… Herzbaumfrüchte. Manche Druiden pflücken sie in bestimmten Nächten und verzaubern sie dann. Man sagt, wenn sie geworfen werden, schießen armdicke Herzholzranken mit langen, eisenharten Dornen daran aus dem Boden, die Feinde… oder Wesen der Verderbnis… festhalten und verletzen können. Sie sollen sehr stark sein, aber sie bleiben nicht ewig bestehen… und sie sind wohl auch brennbar. Trotzdem ist es gut, dass wir sie haben." Ein vager Plan, der ihnen eine Chance verschaffen könnte, lange genug an den Dämon heranzukommen, um ihm ernsthaft schaden zu können, taucht in Olyvars Gedanken auf. Krähenfüße… Duirranken… Weihwasser… vielleicht können wir… Aishalanea unterbricht seine Überlegungen einen Moment, als auch sie sich mit einer Aufzählung ihrer Ausrüstung zu Wort meldet: >Drei Phiolen Weihwasser… zwei Fackeln, aber ich glaube nicht, dass Feuer uns sehr viel hilft?... Schlafgift ist einem Dämon wohl eher auch egal… und der Obsidiandolch war nur gegen Untote gut, oder wie war das noch? Hm, und dann ist da noch der Würfelbecher, den Armarius von dem Zauberbuch bekommen hat - wozu auch immer der gut ist.< Olyvar sieht ihre zweifelnde Miene und die mühsam beherrschte Beklommenheit in ihren himmelblauen Augen und verzieht den Mund zu einem schiefen, aber hoffentlich auch aufmunternden Lächeln. "Der Würfelbecher… aye? Wir sollten seine Macht vielleicht nicht unbedingt im Angesicht eines Dämons testen, aber wer weiß schon, vielleicht… springt auch eine Einheit Shenrahtempler mit Sonnenschwertern und Flammenschilden heraus?" Aus seinem Lächeln wird für einen Herzschlag lang ein Grinsen, dann wird er wieder ernst und sein "Plan" nimmt ein wenig mehr Gestalt an.

"Hört zu, wir versuchen folgendes. Mealla, nimm alle Statuen an dich. Ich verwette mein Schwert darauf, dass wir die letzte, das Alabasterirrlicht, dort in den Räumen des Elben noch finden." Die Heilerin nickt und lässt sich alle sieben der kleinen, schimmernden Figürchen aushändigen. "Dann suchen wir die Säulen und versuchen das Rätsel zu lösen. Haben wir das geschafft, müssen wir alle bereit sein, denn ich fürchte, genau das wird den Dämon auf den Plan rufen. Der verrückte Nekromant mag ein Finsterer sein, aber wenn er hier irgendwo mit einem so dunklen und blasphemischen Ritual beschäftigt ist, wie wir glauben, dann kann er nicht allzu viel seiner Macht darauf verwenden, gleichzeitig auch noch einen sehr hochrangigen Dämon zu beschwören. Ich glaube, er hat ein Siegel gezeichnet, das belebt wird, sobald wir die Statuen aufgestellt haben und die Türen sich öffnen. Wenn wir sehr viel Glück haben, ist es irgendein Dämon des dritten Ranges, aber ich rechne eher mit einem des vierten oder fünften.  Das wird ein harter Kampf, aber es ist zu schaffen. Er weiß sehr gut über uns Bescheid, das hat er uns mehrmals bewiesen, also rechnet mit einem Dämon, gegen den die Fähigkeiten unserer Magier uns nicht sehr viel nützen…" er sieht, wie sowohl Aurian, als auch Lilith bei diesen Worten fast missmutig ihre Gesichter verziehen und hätte beinahe gelächelt… "aber das heißt noch nicht, dass ihr uns nicht nützen könnt, aye? Wenn ich etwas über Dämonen gelernt habe, dann, dass man ihnen in einem Kampf nicht viel Raum und keine Zeit lassen darf." Er blickt sich kurz suchend nach seinen beiden Sappeuren um. "Norn, Steinmetz, sucht etwas, das Faron als Schild verwenden kann und macht ihm eines, rasch!" Weist er sie an, und während die beiden Gardisten der Maulwurfsgarde eilig davon trotten und nur einen Herzschlag später im Hintergrund schon mit etwas herum rumoren, wendet er sich wieder den anderen zu, die ihm Halbkreis um ihn herumstehen. "Wir müssen versuchen, ihn in eine Ecke zu drängen und dort festzunageln. Das übernehmen die Duirranken, Faron, Karmesin und ich, denn wir haben Schilde und werden verhindern, dass er uns überrennt und ausbricht. Faron, ich weiß nicht, ob der Dämon gegen Gift gefeit ist, oder nicht, aber schaden kann es nicht, Rœskvas Schneide damit einzureiben, aye? Tiuri, Narrenkönig, ihr bleibt in der zweiten Reihe, hinter uns und wann immer ihr Gelegenheit findet, einen Ausfall zu machen, werdet ihr das tun und ihn angreifen. Lasst euch nicht auf ein Kräftemessen ein - ihr springt vor, schlagt zu und zieht euch sofort wieder zurück, verstanden? Bleibt immer in Bewegung, sucht euch verwundbare Stellen, zielt auf alle Weichteile, sofern ihr welche entdecken könnt und verlasst euch auf euren gesunden Menschenverstand. Aurian, deine Aufgabe wird es sein, uns und den "Schildwall", den wir versuchen, zu beschützen. Schirm uns ab so gut du es vermagst, in Ordnung? Je besser wir geschützt sind, desto länger halten wir durch, aber such dir eine Position aus, wo du auf keinen Fall ins Gemenge geraten kannst, aye?

Lilith, das gleiche gilt für dich, aber ich möchte, dass du vor allem die Duirranken und unsere Schilde im Auge behältst. Die Ranken sind stark, aber sie können Feuer fangen, ebenso wie unsere Schilde oder wir selbst. Ist es ein Feuerdämon, und damit rechne ich fast, dann wird es deine Aufgabe sein, uns vor seinen Flammenschlägen und die Ranken vor seinem Feuer zu bewahren so gut du kannst, verstanden?" Die Magierin nickt knapp. "Vergeude keine Kräfte an kleine Flammenzungen, konzentrier dich auf wirkliche Brandnester oder direkte Angriffe." Olyvar lässt seinen Blick noch einmal über alle Gesichter schweifen, dann fährt er fort. "Mealla, du bleibst im Hintergrund, irgendwo außer Reichweite. Norn und Steinmetz werden dich beschützen und den Dämon mit ihren Armbrüsten unter Beschuss nehmen. Wenn du kannst, aber nur wenn es dich nicht all deine Kraft kostet, dann beschütz die Kämpfer mit deinen Heilerkräften, wenn sie etwas abbekommen." Auch die Heilerin nickt, mit beiden Händen den Beutel mit den Statuen umklammernd, die Augen groß und weit in ihrem blassen, hübschen Gesicht. "In Ordnung, bleibt nur noch eines - ich brauche ein Wiesel. Ein schnelles, kleines, flinkes Wiesel, das ungesehen hierhin und dorthin schlüpfen kann." Sein Blick fällt auf Aishalanea und er löst einen kleinen ledernen Beutel von seinem Gürtel. "Das hier ist Kaneys Feenstaub. Du bist keine Kämpferin, ich weiß, aber du bist schnell und geschickt, und du kannst gut zielen. Ich möchte, dass du den Feenstaub benutzt, und dich unsichtbar machst. Das wird dich nicht unverletzbar machen, aber der Dämon wird dich nicht sehen können und so solltest du vor jedem direkten Angriff weitgehend sicher sein. Nimm soviel Weihwasser an dich, wie du tragen kannst, halt dich zwischen Tiuri und dem Narrenkönig irgendwo hinter uns und bewirf das Mistvieh mit dem Weihwasser wann immer du kannst. Bleib in Bewegung, wirf nie zweimal von derselben Stelle, aber bombardier das verdammte Ding damit so oft es geht, aye? Das wird ihn mehr verwunden, als alles andere. Schaffst du das?" Einen Moment lang sieht die Südländerin ihn nur an, aber dann nickt sie doch und nimmt vorsichtig den Beutel mit dem Feenstaub an sich. "Wenn alle Stricke reißen, probier es mit dem Würfelbecher. Ahm… und wir werden dich auch nicht sehen können, also pass gut auf und versuch dich nicht über den Haufen rennen zu lassen."  Norn und Steinmetz kehren zu ihnen zurück, bei sich einen massiven, eisenbeschlagenen Truhendeckel, den sie abmontiert und auf der gewölbten Innenseite mit Lederstreifen versehen haben, so dass er Faron als Schild dienen kann - ein wenig ungewöhnlich, aber durchaus brauchbar und für einen großen, kräftigen Faun gerade recht. "Weiß jeder, was er zu tun hat? Dann lasst uns gehen." Er atmet noch einmal tief durch, nimmt den eigenen Rundschild vom Rücken und schnallt ihn fest an seinen linken Arm, dann wendet er sich um. Noch bevor sie durch die Tür und ihrem Schicksal entgegen treten können, wie immer es auch ausgehen würde, meldet sich jedoch die Sphinx noch einmal zu Wort:


"Geht mit einer Sphinxen Segen,
Nicht verzagt auf euren Wegen,
wer mir die Freiheit wiederbringt
Ewig Dankbarkeit ihm winkt.

Ich will euch beistehen bis zum Ende
Harten Schicksals gute Wende
Wenn es steht in meiner Macht
seht es an als schon vollbracht."

Olyvar sieht das kleine, weißbepelzte Wesen in seinem Käfig noch einmal an und sein Blick trifft auf tiefe, blaue Augen, uralt und seltsam unschuldig zu gleich. Er erwidert nichts mehr aber er nickt nur und er ist sich sicher, dass die Sphinx diese Geste sehr gut versteht, auch wenn er kein gereimtes Wort von sich gibt. Dann gehen sie, treten einer nach dem anderen durch die unscheinbare Tür in die Privatgemächer des Nekromanten, und was immer er erwartet hat, das sicher nicht. Die Räume sind schlicht, aber sehr geschmackvoll eingerichtet, die wenigen Möbel aus edlem Holz, aber nicht überladen oder gar prunkvoll. Im Grunde ist es ein großer, relativ quadratischer Raum, doch ein steinerner Sockel in der Mitte unterteilt ihn gleicher einer Zwischenwand in vier kleinere, Gemächer. Es gibt keine Türen, nur steinerne Durchgänge, so dass man ungehindert überall hingelangt. Im ersten Raum, gleich hinter der Tür zur Kammer der Sphinx, steht mitten im Raum eine lange Tafel mit zahlreichen Stühlen darum und an den Wänden finden sich mehrere Truhen, die sehr viel kostbarer aussehen, als alle, die sie bisher in diesem verfluchten Keller gefunden haben. An der linken Wand steht zudem eine Anrichte aus dem gleichen, glänzend polierten Holz wie der Tisch, wohl gefüllt mit feinem Porzellan von den Sommerinseln. Der Kerl ist wirklich ein Geck… "Durchsucht die Truhen, aber behutsam", raunt Olyvar den beiden Sappeuren zu und Norn und Steinmetz machen sich beinahe lautlos an die Arbeit. Sie wissen, wonach sie suchen müssen, welche Schätze hier sonst auch noch verborgen sein mögen - einem kleinen Irrlicht aus Alabaster. Im Raum rechts von ihnen, in den ein schmaler Durchgang führt, ist es überraschend leer – zwei lange, sehr große Eichenholztruhen stehen an der nördlichen Wand, eine Reihe von Fässern an der westlichen. Olyvar untersucht den Boden genau und spürt einen leisen Hauch von Kälte, kaum wahrnehmbar, als wäre irgendwo eine Tür gegangen und hätte kühle Nachtluft hereingelassen oder als hätte ihn ein böser Traum berührt. "Hier", murmelt er leise an Tiuri gewandt. "Kannst du das fühlen? Hier ist das Siegel, gut verborgen, aber ich kann die Kälte spüren… oder eher die Endgültigkeit, wie du willst." Er sieht sich um, nimmt die Details des Raumes auf und versucht sie mit seinem Plan in Verbindung zu bringen. Der Durchgang zu dem Gemach mit dem Tisch ist schmal, gut zu verteidigen, dort könnte sich Aurian positionieren… und es gibt noch einen nach Süden in einen weiteren Raum mit einem großen holzgeschnitzten Bettgestell. Er ist etwas breiter, aber Lilith wäre dort einigermaßen sicher und hätte alles gut im Blick. "Aurian, dort, Lilith du gehst nach unten. Der Dämon wird hier auftauchen, könnt ihr das Siegel im Boden spüren?" Die beiden Magierinnen nicken ein wenig atemlos, doch zunächst machen sie sich alle an eine rasche Durchsuchung der weiteren Räume.

Es gibt noch zwei, südlich von ihnen - das Schlafgemach, in dem neben dem riesigen Bettgestell samt mitternachtsblauer Vorhänge und gedrehter Bettpfosten nur noch zwei weitere Truhen stehen (in denen Norn zwischen Seidenwäsche und kostbaren Gewändern auch die letzte Statue findet und sie umgehend Mealla reicht) und endlich die Kammer, die sie gesucht haben. Es ist ein quadratischer Raum, nicht sehr groß aber auch nicht klein, und er enthält nichts außer zwei leeren Fässern in der oberen, nordöstlichen Ecke und einer Reihe alabasterweißer Statuen an der südlichen Wand. Sie sind alle etwa einen Klafter hoch, schimmern silbrig und tragen graue Inschriften. Von links nach rechts an der Wand entlang steht auf ihnen zu lesen:

Wider die Verzweiflung ist das Wollen mit dem Herzen

Nur wer die Furcht kennt, kann ihn finden

Durch die kalte Leere führt das Verstehen mit dem Herzen

Ewig wie der Sterne Licht

In ihrem Licht muss alles bestehen oder vergehen für immer

Kenntnis von vielen Dingen oder dem wirklich Wahrhaftigen

Eine Frucht des Geistes und die edelste Form des Mutes, nie auf ein bestimmtes Maß beschränkt

Wider den Hass ist das Fühlen mit dem Herzen


"Hm… das erste scheint klar. Das Wollen mit dem Herzen ist die Hoffnung. Welches der acht magischen Wesen steht für die Hoffnung?" Nicht zum ersten Mal in diesem dreimal verdammten Abenteuer wünscht Olyvar sich, besser aufgepasst zu haben, als die Maester und Kämmerer der Steinfaust und die Lehrer im Shenrahtempel sich damals bemüht hatten, ihm neben Lesen, Schreiben und Arithmetik auch so etwas wie Bildung einzutrichtern. "Das Gischtross. Die Galaran Caleyn nennt man auch die Barden der See, weil ihre Gesänge so schön und lebensfroh sind, dass sie den Verzweifelten Mut und den Verzagten Hoffnung spenden. Versuch es, Mealla. Mehr als schiefgehen kann es nicht." Die Heilerin stellt die Statue des Gischtrosses auf die erste Säule und tatsächlich schimmert die Schrift kurz auf und verblasst dann, während das kleine Alabasterfigürchen in silbriges Leuchten getaucht wird. "Nur wer die Furcht kennt, kann ihn finden… damit ist Mut gemeint… für den steht der Greif. Machen wir weiter, bis zur letzten Statue. Bevor du die platzierst, müssen wir alle bereit sein und auf unseren Posten, also warte, bis wir soweit sind, Mealla - aye? Also dann, was ist das nächste?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 11. Dez. 2009, 09:50 Uhr
Aurian nickt, als der Commander sie anweist, in dem Torbogen zum Schlafgemach Stellung zu beziehen. Die Privatgemächer des Nekromanten sind mit Prunk überladen in einer Art und Weise die einem unter normalen Umständen schon erdrücken würde. Hinzu kommt aber noch die Kälte eines magischen Siegels, dass die Magierin gleich beim Betreten der Räume gespürt hat. Ein kalter Schauer rinnt ihr über den Rücken. Wenn das hier vorbei ist und wir einigermaßen heil hier raus kommen, dann weiß ich auch nicht… denkt sie bei sich, während sie mit dem Rest der Gruppe die anderen Räume untersucht. Im letzten finden sie die gesuchten Säulen und wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich auch hier um Rätsel.

Wider die Verzweiflung ist das Wollen mit dem Herzen

Nur wer die Furcht kennt, kann ihn finden

Durch die kalte Leere führt das Verstehen mit dem Herzen  

Ewig wie der Sterne Licht

In ihrem Licht muss alles bestehen oder vergehen für immer

Kenntnis von vielen Dingen oder dem wirklich Wahrhaftigen

Eine Frucht des Geistes und die edelste Form des Mutes, nie auf ein bestimmtes Maß beschränkt  

Wider den Hass ist das Fühlen mit dem Herzen


Die beiden Ersten löst der Lord Commander gleich selber aber dann stockt er und sieht seine Leute fragend an.  Aurian runzelt die Stirn. Magische Wesen…Das Wissen um sie war Teil ihrer Ausbildung. Noch während sie nachdenkt, kommt Apfelgribs aus ihrer Tasche gekrabbelt. Geschäftig flattert das kleine Wesen von einem Spruch zum nächsten, bis es vor einem in der Luft stehen bleibt >Also das ist leicht: Eine Frucht des Geistes und die edelste Form des Mutes, nie auf ein bestimmtes Maß beschränkt. Das ist die Güte und wer steht dafür, na na na?< Auffordernd sieht es die Großen an und Aurian kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. In der kurzen Zeit hatte sie ihre neue Freundin schon sehr gut kennengelernt und dieses auffordernde na na na Gehabe kann nur eines bedeuten:  „Das ist das Irrlicht! Aber da fehlen dazwischen noch einige, also der Reihe nach. Das nächste wäre dann Durch die kalte Leere führt das Verstehen mit dem Herzen. Ich denke das ist der Glaube, und dafür steht doch der Lindwurm oder?“ Maella setzt nach einem Blick in die Runde die Statuette auf die Säule und wieder leuchten die Schriftzeichen auf. Aurian atmet durch. Noch haben sie keinen Fehler gemacht. Und die Hälfte ist geschafft.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 15. Dez. 2009, 13:47 Uhr
Während Lilith ihre Kräfte sammelt, zählen die anderen auf, was sie alles dabei haben. Irgendwann fängt der Lord Commander an, der Truppe seinen Schlachtplan vorzulegen. Lilith soll sich während dem Kampf vor allem darum kümmern, die Feuer in Schach zu halten, falls sie es mit einem Feuerdämonen zu tun haben werden. Eigentlich zerstört die Magierin lieber als das sie Beschützt, ihr Element ist dazu auch viel besser geeignet, doch ihr ist klar, dass Feuer gegen einen Feuerdämonen rein gar nichts bringen würde. Mit einem Nicken bestätigt sie, dass sie die Anweisungen verstanden haben und als der Lord Commander fertig mit der Aufgabenverteilung ist, macht sich die Gruppe auf um den, hoffentlich letzten Raum zu betreten. Die Sphinx gibt noch einen letzten Vers von sich und Lilith wendet sich noch einmal dem Katzenwesen zu:

„Erlösen werden wir dich tun
Deswegen verabschieden wir uns nun“

Mit diesen Worten folgt Lilith der Gruppe durch die Türe, wo sie bereits eine unangenehme kälte erwartet. Die feinen Härchen auf den Armen der Magierin stellen sich sofort auf und ihr Herz klopft so laut, als würde es nächstens aus der Brust springen wollen. „Magie“, flüstert sie leise und sie schaut zu Aurian, welche die unheilvolle Magie ebenfalls zu spüren scheint. “Dies muss das Siegel sein. Die Feuermagierin schaudert leicht und stellt sich dann neben Aurian, als der Lord Commander anfängt, ihnen zu sagen, wo sie sich beim Kampf hinstellen sollen. Dann teilt sich die Truppe auf und durchsucht gewissenhaft alle Räume, bis die letzte Alabasterstatue gefunden ist und an Maella übergeben wurde. Im letzten Raum finden sie dann wie bereits gedacht, die acht Säulen welche alle eine Inschrift tragen.

Der Lord Commander liest alle vor und Lilith versucht sich an die langweiligen Schulstunden zu erinnern, in welchen sie alles über die Eigenschaften der acht magischen Wesen lernen mussten. Nach dem der Lord Commander die ersten zwei Rätsel gelöst hat, löst Aurian zwei weitere und langsam erinnert sich auch die Feuermagierin wieder. „Auf die fünfte Säule gehört die Sphinx für die Wahrheit und auf die Sechste die Naga, welche für die Weisheit steht, da bin ich mir ganz sicher. Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, für was der Mondwolf und das Windpferd stehen.“ Gibt die Magierin etwas kleinlaut zu und runzelt angestrengt die Stirn. "Es gibt noch Liebe und Treue, aber keine Ahnung mehr, welches Tier für welche Eigenschaft steht."



Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 21. Dez. 2009, 14:19 Uhr
Mit den letzten Worten der Sphinx im Ohr, tritt Mealla durch die Tür in die Gemächer des Nekromanten.
> Ich will euch beistehen bis zum Ende
Harten Schicksals gute Wende
<
Auch wenn die Heilerin eigentlich nicht glaubt, dass ihnen das kleine gefangene Wesen so sonderlich viel helfen können wird, haben diese Worte etwas ungemein Tröstliches an sich. Heißt es nicht, dass man mit einem Sphinxenstein manchmal sogar in die Zukunft sehen kann? Vielleicht kann sie das ja auch und darf es nur nicht verraten… In Zeiten der Angst klammert sich das Herz auch noch an den kleinsten Hoffnungsschimmer und so auch Mealla an die Option, dass die Sphinx gesehen hat, wie sie lebend aus diesem Wahnsinn herauskommen. Für einen Moment wird ihr flau in der Magengegend und sie muss sich zwingen, langsam und gleichmäßig zu atmen. Ich will nicht in dem Magen von einem hochrangigen Dämon enden! Für einen Herzschlag befürchtet sie, dass die Angst sie überwältigen könnte, doch auch dieser Eindruck geht vorbei und sie findet ihr Ruhe wieder. Wir tun, was wir müssen. Sie mustert ihre übrigen Mitstreiter und bewundert sie ob ihrer eindeutigen Ruhe und Furchtlosigkeit. Wahrscheinlich haben sie alle schon viel mehr Schreckliches gesehen als ich… Wie bin ich nur hier herein geraten. Ich darf jetzt auf gar keinen Fall den Kopf verlieren und mit meiner Angst die anderen gefährden. Immerhin hat sie eine klare Aufgabe vor sich, die von großer Wichtigkeit ist, sodass sie sich daran festhalten kann. Mit dieser Tatsache vor Augen, steigt mit einem Mal eine tiefe Ruhe in Mealla auf. Ja, es ist möglich, dass sie heute sterben wird und damit all die Menschen, die ihr etwas bedeuten, hinter sich lassen muss. Doch es liegt in ihrer Hand, dafür zu sorgen, dass das nicht passiert und mit Überraschung stellt sie fest, dass sie mehr innere Stärke in sich hat, als sie dachte. Denn tiefer als all ihre Angst ist der Wunsch danach, zu überleben und dafür wird sie all ihre Kraft und Konzentration brauchen. Dies ist nicht der Ort und nicht die Situation, um sich in seiner Angst zu suhlen, sondern hier muss man sie hinter sich lassen.
Mit neu gefundener Ruhe schaut sie sich in den Räumen des Finsteren um und ist überrascht. Sie hätte mit großem Prunk und Kitsch gerechnet, doch dass hier ist durchaus geschmackvoll und wirkt irgendwie fehl am Platz. Es gab sicherlich eine Zeit, in der man gerne an dieser langen, einladenden Tafel Platz genommen hätte um gemeinsam zu speisen. Na ja, wer sagt, dass jemand mit einem bösartigen Naturell keinen Geschmack haben darf… Trotzdem findet sie verwunderlich, dass jemand, der all die Möbel und sogar das hübsche Geschirr mit Bedacht ausgewählt hat, bereit ist, es von einem abscheulichen Dämon zerstören zu lassen. Das passt doch alles nicht zusammen, warum will der sein eigenes Heim zerstören? Hat er uns vielleicht nur hierher gelockt, damit wir ihm endlich ein Ende setzen, weil er insgeheim weiß, wie falsch es ist, was er tut? Rätsel über Rätsel, doch in einer Kammer neben den privaten Gemächern finden sie ein ganz handfestes in Form von Sockeln aus Alabaster, über denen Schriftzüge stehen.
Der Lord Commander löst den ersten Spruch: >Das Wollen mit dem Herzen ist die Hoffnung. Welches der acht magischen Wesen steht für die Hoffnung? Das Gischtross. Die Galaran Caleyn nennt man auch die Barden der See, weil ihre Gesänge so schön und lebensfroh sind, dass sie den Verzweifelten Mut und den Verzagten Hoffnung spenden. Versuch es, Mealla. Mehr als schiefgehen kann es nicht.< Mit ruhigen Händen nimmt die Heilerin die kleine Statue des Gischtrosses aus dem Sack mit den Statuen und stellt sie auf den ersten Sockel. Für einen Moment schimmert die Schrift auf und erlischt dann, dafür erstrahlt die Statue in silbrigem Licht. Immer für einen großen Auftritt gut, dieser Nekromant.
>Nur wer die Furcht kennt, kann ihn finden… damit ist Mut gemeint… für den steht der Greif. Machen wir weiter, bis zur letzten Statue. Bevor du die platzierst, müssen wir alle bereit sein und auf unseren Posten, also warte, bis wir soweit sind, Mealla - aye? Also dann, was ist das nächste?< Mit einem Nicken reagiert Mealla auf den Befehl, während sie die Greifenstatue platziert.
Nicht ganz so sicher wie der Lord bei den letzten beiden Statuen, löst Aurian die nächste: >Durch die kalte Leere führt das Verstehen mit dem Herzen. Ich denke das ist der Glaube, und dafür steht doch der Lindwurm oder?< Kurz schaut sich Mealla nach den anderen um, ob jemand etwas einzuwenden hat, doch scheinbar erscheint es allen so schlüssig wie ihr selbst und so findet auch die Statue des Lindwurms ihren Platz. Das Irrlicht verkündet selbst, welches seine Statue ist, allerdings ist sie der Reihe nach noch nicht dran, daher bleibt der Sockel zunächst noch ohne Statue.
Angespornt von der Energiemagierin versucht nun auch Lilith etwas zur Lösung des Rätsels beizutragen: >Auf die fünfte Säule gehört die Sphinx für die Wahrheit und auf die Sechste die Naga, welche für die Weisheit steht, da bin ich mir ganz sicher. Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, für was der Mondwolf und das Windpferd stehen. Dabei klingt die Feuermagierin erheblich kleinlauter, als es normalerweise ihre Art ist. >Es gibt noch Liebe und Treue, aber keine Ahnung mehr, welches Tier für welche Eigenschaft steht.<
Mit einem Lächeln stellt Mealla fest: „Mondwölfe sind die einzigen Wölfe, die in festen Partnerschaften zusammen leben und wenn einer stirbt, bleibt der andere den Rest seines Lebens allein. Also steht ganz eindeutig der Mondwolf für die Treue.“
Nacheinander stellt sie die Statuen von dem Mondwolf unter den Spruch Ewig wie der Sterne Licht, die der Sphinx unter In ihrem Licht muss alles bestehen oder vergehen für immer, die der Narga unter Kenntnis von vielen Dingen oder dem wirklich Wahrhaftigen und die des Irrlichts unter Eine Frucht des Geistes und die edelste Form des Mutes, nie auf ein bestimmtes Maß beschränkt. Sie alle werden in silbernes Licht getaucht und nun ist die Aufregung der Gruppe so stark zu fühlen, als könnte man sie berühren.
„ Die letzte Statue ist das Windpferd, das sich seinen Reiter selber wählt und in tief und innig liebt“, stellt Mealla leise fest, obwohl es logisch ist, weil nur diese Statue noch übrig ist. „Seid ihr alle auf euren Plätzen?“, fragt sie nun mit lauterer Stimme. Nacheinander antwortet ihr jeder von der Gruppe und mit einer raschen Handbewegung stellt sie die filigrane Statue des Windpferds und den Schriftzug Wider den Hass ist das Fühlen mit dem Herzen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 12. Jan. 2010, 23:00 Uhr
Olyvars vermutlich aufmunternd gemeintes Lächeln gerät ein wenig schief und hilft somit auch nur wenig dagegen, dass Aishalanea das Herz schon ziemlich in die Hose gerutscht ist.
>"Der Würfelbecher… aye? Wir sollten seine Macht vielleicht nicht unbedingt im Angesicht eines Dämons testen, aber wer weiß schon, vielleicht… springt auch eine Einheit Shenrahtempler mit Sonnenschwertern und Flammenschilden heraus?"<
Vielleicht lässt sich der Dämon ja auch auf ein Würfelspiel mit mir ein… Diese Vorstellung bringt sie beinahe zum Schmunzeln, obgleich sie mit bangem Herzen Olyvars Planung lauscht.
>"In Ordnung, bleibt nur noch eines - ich brauche ein Wiesel. Ein schnelles, kleines, flinkes Wiesel, das ungesehen hierhin und dorthin schlüpfen kann."< Plötzlich sieht Aishalanea sich angesprochen und bekommt einen ledernen Beutel in die Hand gedrückt. Wiesel?
>"Das hier ist Kaneys Feenstaub. Du bist keine Kämpferin, ich weiß, aber du bist schnell und geschickt, und du kannst gut zielen. Ich möchte, dass du den Feenstaub benutzt, und dich unsichtbar machst. Das wird dich nicht unverletzbar machen, aber der Dämon wird dich nicht sehen können und so solltest du vor jedem direkten Angriff weitgehend sicher sein. Nimm soviel Weihwasser an dich, wie du tragen kannst, halt dich zwischen Tiuri und dem Narrenkönig irgendwo hinter uns und bewirf das Mistvieh mit dem Weihwasser wann immer du kannst. Bleib in Bewegung, wirf nie zweimal von derselben Stelle, aber bombardier das verdammte Ding damit so oft es geht, aye? Das wird ihn mehr verwunden, als alles andere. Schaffst du das?"<
Schaffe ich das? Gute Frage. Ich muß das schaffen... habe ich gerade genickt?

>"Wenn alle Stricke reißen, probier es mit dem Würfelbecher. Ahm… und wir werden dich auch nicht sehen können, also pass gut auf und versuch dich nicht über den Haufen rennen zu lassen."<
Unsichtbar… wie der Märchenheld mit der Tarnkappe? Ich? Kann ich mich dann eigentlich überhaupt selbst sehen? Die Vorstellung, in wenigen Momenten unsichtbar zu werden,  erscheint Aisha einigermaßen irreal. Nur leider erscheint ihr der Dämon sehr real…
>"Weiß jeder, was er zu tun hat? Dann lasst uns gehen." <
Aishalanea nickt, wie alle anderen auch, und so gehen sie, mit dem Segen der Sphinx, was immer er ihnen nützen mag, durch die Tür. Die Agnôrin hat keinen Blick für die Einrichtung, geschmackvoll oder nicht, dazu ist sie viel zu nervös. Ihre Hände umklammern den kleinen Lederbeutel, als könnte sie sich daran festhalten. Ihre Taschen sind jetzt vollgestopft mit Weihwasserphiolen... Für Rätsel hat sie im Moment auch keinen freien Kopf, und so sieht sie die Säulen mit den Sprüchen nur ratlos an und verfolgt angespannt, wie eine nach der anderen silbrig aufleuchtet.
>„Seid ihr alle auf euren Plätzen?“ < fragt die junge Heilerin, die letzte Statue in der Hand. Aishalanea nickt, sie steht einige Schritte hinter den Kämpfern und öffnet den Lederbeutel. Darin ist etwas Goldschimmerndes, Puderfeines. Feenstaub… Ihre Hand greift hinein, bereit, es über sich zu streuen, sobald Mealla die Statue abstellt und sich ein Anzeichen des Dämons zeigt. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Wie es sich wohl anfühlt, wenn man unsichtbar wird?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 13. Jan. 2010, 11:33 Uhr
Nachdem sie die Anweisung des Lord Commanders - »Norn, Steinmetz, sucht etwas, das Faron als Schild verwenden kann und macht ihm eines, rasch!« - gehört haben, machen sich die zwei Männer sogleich daran, den Befehl auch zu befolgen und der Faun hilft ihnen, nachdem er Olyvars restliche Anweisungen vernommen hat. Mealla nimmt derweil die kleinen Alabasterfiguren an sich und hält sich geduldig bereit, bis alle fertig und an den ihnen zugewiesenen Positionen sind.
Faron erneuert noch schnell die Beschichtung aus Diularesgift auf Rœskvas Scheide, dann ergreift er den Schild, den Norn und Steinmetz ihm entgegenhalten und nimmt anschließend seine Stellung neben Karmesin und dem Lord Commander ein. Auch die übrigen nehmen ihre Plätze ein und sehen schweigend zu wie Mealla sich schließlich daran macht, die kleinen Steinfiguren an den richtigen Stellen platziert: Erst das Gischtross, dann den Greifen und immer so fort. Die letzte Figur, die es zu positionieren gilt, ist das Windpferd und die zierliche Heilerin wartet damit sie an den vorgesehenen Ort zu stellen, bis ihr alle laut und vernehmlich bestätigt haben, dass sie sich auf ihren Plätzen befinden, sodass sie tun kann, was sie tun muss.
Während Mealla die Statue des Windpferdes auf den letzten freien Sockel stellt, hebt Faron Axt und Schild und wappnet sich innerlich gegen das, was auch immer nun folgen mag.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 16. Jan. 2010, 17:06 Uhr
Olyvar spürt, wie das Siegel erwacht als treffe ihn eine große dunkle Faust in den Magen, kaum dass Mealla sich vergewissert hat, dass sie alle auf ihren Plätzen sind und die letzte Statue auf den Sockel stellt. "Wappnet euch." Er hebt den Schild und sucht festen Stand, ebenso wie Faron und Karmesin neben ihm. Hinter sich kann er Tiuri und den Narrenkönig spüren, in Bewegung wie unruhige Raubtiere in einem Käfig und irgendwo nimmt er auch Aishalanea wahr, die mit dem Beutel Feenstaub herum raschelt. Ihr Herz klopft so laut, dass er es hören kann, aber vielleicht ist das auch nur das Rauschen seines eigenen Blutes, das ihm in den Ohren dröhnt. Die Ringe auf seinem Unterarm beginnen zu glühen, einer nach dem anderen, während er die Stärke Brans und seiner Archonen anruft – das Hohe Haus Krieg, dem er als Ritter dient. Bran, Cromm, Megarn, Bladthor, Thorosh, Lyamh, steht uns bei! "Bran, Herr des Krieges, segne uns, die wir uns hier versammelt haben, der Finsternis entgegenzutreten," murmelt er halblaut die fast vergessenen Worte eines alten Gebetes. "Schenke uns Mut, auf dass wir nicht verzweifeln. Banne unsere Furcht, auf dass wir in der Dunkelheit nicht verzagen. Segne unsere Waffen, auf dass wir leicht und schnell töten werden. Schütze uns, dass wir stark sein werden und ausharren. Und sende den Segen der Seharim über unsere Seelen, so dass wir nicht in Verdammnis fallen." Er hat noch nicht zu Ende gesprochen, als sich plötzlich völlige Finsternis herabsenkt und alles Licht in den Räumen des Nekromanten auslöscht. Dann kommt Wind auf. Es geschieht so unvermittelt, dass Olyvar beinahe einen Schritt zurückgewankt wäre - doch das Toben und Heulen erhebt sich nur innerhalb eines nun schwach rot glühenden Kreisrunds direkt vor ihnen. Linien erscheinen auf dem glatten Boden, merkwürdig groteske, glühende Zeichen, die ihnen in den Augen brennen und auf entsetzliche Weise falsch und verdreht erscheinen. Neben sich und hinter sich hört er das leise Zischen von Stahl, der aus  ledernen Scheiden gleitet und zieht sein eigenes Schwert, Siaíl, vier Fuß und zwei Zoll rauchdunklen Drachenstahl. Der Wind im Kreis des unheilvollen Siegels heult und singt, zerrt an ihren Haaren und ihrer Kleidung - und brüllt dann auf wie ein wütendes Tier. Durch die Schwärze irren und zucken fahle Lichter, steigen auf und sinken in wirbelnden Kaskaden, dann wird es so plötzlich wieder ruhig, wie das Toben begonnen hatte. Er hört Aurian - oder ist es Lilith? - einen leisen Ton summen und ein schwaches Glühen breitet sich hinter ihnen aus, bernsteingolden, wie Sonnenlicht, das durch ein Honigglas fällt, schwach und ganz anders als das blutige, fleckige rote Lodern des Siegels vor ihnen. Olyvar fällt erst auf, dass er den Atem angehalten hat, als er ihn mit einem Zischen wieder ausstößt.

Im Kreis des Siegels wirbeln jetzt zähe dunkle Schatten, verdichten und weiten sich, teilen die Luft wie ein Riss in der Wirklichkeit, als breche etwas im Nichts auf. Und dahinter liegt Finsternis, schwere, ölige, atmende Finsternis, als wäre sie ein lebendiges Wesen. Ein Beben läuft durch den Boden und ächzt durch den Stein, und mit ihm turnen eisige Finger kalten Grauens sein Rückgrat hinab. Die Temperatur, ohnehin schon frostig, fällt schlagartig ab zu Eis und das Entsetzen streckt seine Fühler nach ihnen allen aus. Olyvar kennt diese Kälte, diesen Geruch und diese Art von Finsternis, sie dringt durch seinen Körper bis ins Mark seiner Knochen und lässt ihm den Atem noch in der Nase gefrieren. "Er kommt."  Die Spannung wächst und wird so unerträglich, dass sie ihnen allen in den Ohren dröhnt. Dann ertönt ein dünnes, hohes Kreischen, irgendwo außerhalb ihrer Reichweite, außerhalb der Wirklichkeit und schwillt binnen weniger Herzschläge zu einem gewaltigen Schrillen an. Die Hände auf die Ohren zu pressen nützt nicht das Geringste gegen das klanggewordene Chaos, das  von allen Seiten und aus dem Nichts zugleich zu kommen scheint und Olyvar hat das Gefühl, in Stücke gerissen zu werden. Seine Augen tränen, seine Zähne knirschen so fest aufeinander, dass er Blut in seinem Mund schmeckt und Übelkeit wogt in Wellen durch seinen Magen und noch immer schwillt es an und an, bis selbst… Götter, selbst die Steine schreien! Gerade, als er das Gefühl hat, es keinen Augenblick länger zu ertragen, ohne sich schreiend auf dem Boden zu wälzen, um das grauenhafte Kreischen in seinem Kopf auszulöschen, verstummt jedes Geräusch. Nur ein vages Summen bleibt zurück, das wie ein Pulsieren in seinem Blut vibriert. Noch einmal bebt die Erde, sehr viel schwächer als vorher, dennoch ist es ein Gefühl, als kippe die Welt aus den Angeln. Er blinzelt, schüttelt den Kopf, blinzelt noch einmal und sieht aus den Augenwinkeln, wie auch Faron und Karmesin neben ihm sich benommen aufrichten. Narren! Die Stimme ist ölig, schwer und kalt wie Grabeserde, hallt durch seinen Kopf und durch seinen Körper, als wäre er aus Glas. Seid ihr gekommen, um zu sterben. Die Worte dröhnen direkt aus dem Herzen der pulsierenden Finsternis vor ihnen und drücken sie nieder wie kalter Stein. "Halt die Klappe," murmelt Olyvar.

Langsam formt sich aus dem brodelnden Nichts eine Gestalt und Olyvar hat das Gefühl, zu erstarren wie ein Kaninchen in der Fallgrube, wenn der Jäger naht. Wenn er eine räudige Bestie mit hässlicher Fratze und geifernden Fängen erwartet hat, wird er enttäuscht. Was in den Schatten erscheint, ist ein hochgewachsenes Wesen von brutaler, düsterer Schönheit - und gleichzeitig das monströseste, das er je gesehen hat. Gewaltige, glänzend dunkle Hörner ragen aus einem hohen, mächtigen Schädel über einem langgezogenen, teuflischen Gesicht. Die kleinen Augen glühen wie Kohlen, die ledrige Haut ist scharlachrot und glatt, der Körper mächtig, hochgewachsen und stark wie der eines Stieres, obwohl er durchaus menschlich wirkt, sieht man von den breiten Hufen anstelle der Füße und dem raubtierhaften Gebiss zwischen den kräftigen Kiefern einmal ab… obwohl der Dämon eine Gestalt hat, wirkt er formlos, wie ein schemenhaftes Abbild, das ständig in Bewegung scheint, dennoch ist er wirklich. Entsetzlich wirklich und stark. Ein Gewand aus Schatten wabert um seine untere Körperhälfte, die gewaltigen Beine, dick wie Baumstämme und die breite Mitte, doch der Brustkorb und die Arme, knorrig und sehnig vor Muskelsträngen, sind nackt und leuchten rot in der Dunkelheit. Irgendwie sieht das Wesen aus wie ein missgestalteter Bastard eines Menschen, eines Fauns und eines Aurochmagr. "Schildmauer!" Hört er sich selbst knurren und Faron, Karmesin und er selbst reißen ihre Schilde hoch und stemmen sich dagegen, gerade noch rechtzeitig, ehe der Dämon mit einem Schnauben zum Angriff übergeht. Dann bricht im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Der Ansturm kommt so gewaltig, dass sie ein, zwei Schritt einfach zurückgeschoben werden, egal wie sehr sie aus der Deckung ihrer Schilde mit Schwertern oder Axt zustechen und ganz gleich, wie oft der Narrenkönig und Tiuri wilde Angriffe auf das Biest über ihre Köpfe hinweg oder zu ihren Flanken führen. Olyvars Schild fängt prompt Feuer, doch Lilith ist auf der Hut und wo immer die Flammenzungen des Dämons nach ihnen lecken, sterben sie so rasch wieder, wie sie auflodern – und dann, gerade als er glaubt, keine Sekunde länger Schild und Gegenwehr aufrechterhalten zu können,  geht mit einem wilden Klatschen der erste Schlauch Weihwasser auf den rotglänzenden Rücken nieder. Wo immer die heiligen Wasser die Haut des Wesens berühren, blühen tiefe, schwärende Wunden auf und der Dämon fährt unter lautem Aufheulen zurück. "Treibt ihn zurück!" Sie setzen nach, um den verlorenen Boden wieder gut zu machen, schaffen jedoch nur einen Schritt, dann senkt der Dämon erneut den Kopf und donnert los, eine Lawine aus Fleisch und Zorn, die sich direkt auf Karmesin zu wälzt, um ihn einfach über den Haufen zu rennen.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 22. Jan. 2010, 00:23 Uhr
Duirranken… gehört hat Tiuri davon noch nie etwas, aber Olyvar erklärt sehr anschaulich wozu sie im Kampf dienlich sein könnten. Hätte ich mir eigentlich denken können, dass die nicht für den Harfengarten gedacht sind. Der Gedanke eine weitere, nicht unbrauchbare, Waffe in Händen zu halten ist irgendwie tröstlich, gleichzeitig fragt er sich schon, wie zwischen Schwertkampf und Dämonenangriffen er sie eigentlich zur Hand nehmen soll. Er versucht sich selbst davon zu überzeugen, dass das schon irgendwie funktionieren würde, müsste – denn sie werden kaum lange in der Lage sein einen hochrangigen Dämonen mit reiner Muskelkraft in einer Ecke zu halten.
Als Olyvar Lilith aufträgt darauf zu achten, dass keiner von ihnen in Flammen aufgeht, da sie es vermutlich mit einem Feuerdämon zu tun haben werden, fühlt sich Tiuri als würde sich eine eiserne Faust um sein Herz legen und jeden Tropfen Mut den er bis jetzt besessen hat aus ihm heraus quetschen. Schwer fällt es ihm da nicht schon wieder an der Entscheidung Loas zu zweifeln, denn noch nie zuvor ist ihm so irrsinnig vorgekommen einen Raum zu betreten und doch folgt er ohne zu zögern Olyvar durch die Türe.
Nacheinander betreten sie die schlichten, eleganten Räume des Nekromanten, die Tiuri unwillkürlich den Kopf schütteln lassen. Nur sein Frauengeschmack lässt etwas zu wünschen übrig…
> Hier, kannst du das fühlen? Hier ist das Siegel, gut verborgen, aber ich kann die Kälte spüren… oder eher die Endgültigkeit, wie du willst.< Olyvars Worte reißen ihn aus seinen Betrachtungen und im gleichen Augenblick fühlt Tiuri wie sich ihm die feinen Nackenhaare aufstellen und ein Schauer über seinen Rücken fährt. Eine Brise Kälte mit einem Hauch Unendlichkeit, etwas das Tiuri in der Art noch nie gespürt hat und das ihn einigermaßen überrascht. In ihm steckt kein Fünkchen Magie, nicht einmal sehr viel Feingefühl und mehr zu spüren als einen festen Schlag auf den Hinterkopf ist für den jungen Mann komplett neu. Auch die beiden Magierinnen fühlen das Siegel und die Blässe um ihre Nasen lässt erkennen, dass auch ihnen keineswegs Wohl bei der Angelegenheit ist, aber sie wirken lange nicht so verwirrt wie Tiuri sich fühlt.
Das Gefühl so gut es geht von sich abschüttelnd versucht der junge Mann sich auf das vor ihnen liegende Rätsel zu konzentrieren, aber so sehr er sich auch bemüht, wann immer er auf eine Lösung kommt, widerlegt im gleichen Moment jemand seine Theorie. Stechen und schneiden… dafür bist du da. Rätsel lösen zum Glück die Gelehrten!
Auf ein Zeichen begeben sie sich alle in Position, die letzte Statue wird platziert und dann geht alles gar nicht so schnell wie Tiuri angenommen hatte. Erst kommt die Finsternis die nichts durchdringen kann, dann kommt der Wind und schließlich folgt ein seltsames rotes Glühen. Jeder einzelne Muskel in Tiuris Körper ist bis zum Zerreißen gespannt als er Fahl zieht und sich zum Sprung bereit macht. Die roten Linien versuchen ihn die Augen zu schließen und der Wind zerrt an ihm als wolle er ihn von dannen schieben, aber Tiuri hält still. Die Ruhe und vor allem die Kälte die daraufhin folgen, sind so viel schrecklicher als das Toben zuvor, dass Tiuri sie liebend gern gegen noch stärkere Winde getauscht hätte. Alles in ihm fühlt sich an als könnte es ihm nie wieder warm werden, als müsse er sofort in Millionen Eiskristalle zerspringen und doch, irgendwas in ihm hält ihn noch immer an seinem Platz. Als das Kreischen losgeht ist Tiuri kurz davor einfach das rote Glühen anzubrüllen, dass es doch endlich los legen soll, denn er kann keine Sekunde länger warten ohne dass ihm der Kopf explodieren würde.
Endlich ist es vorbei, nur Tiuris Herzschlag fühlt sich an als wäre er aus dem Takt geworfen worden, als plötzlich in ihm eine Stimme ertönt. Narren! Seid ihr gekommen, um zu sterben
>Halt die Klappe!< hört er Olyvar leise vor sich und der Lord Commander spricht ihm direkt aus der Seele. Ja, bring’s endlich hinter dich! denkt Tiuri, holt Luft und dann geht es auch schon los. Hörner, Muskeln, Zähne und er weiß nicht wie viele Zentner Gewicht, stürzen sich in den Schildwall und können gerade so noch aufgehalten werden. Ohne zu überlegen springt Tiuri im gleichen Moment nach vorne, sticht zu und realisiert sofort, dass sein Schwert, so scharf es auch sein mag, gegen den Dämon nicht sehr viel ausrichtet. Trotzdem sticht er so gut es ihm möglich ist auf die Kreatur ein, stößt nach vorne wann immer er eine Lücke findet, doch die Verletzungen die er dem Dämon zufügt kommen ihm nicht stärker vor als würde er ihn mit einer Nadel stechen. Endlich segelt der erste Schlauch voller Weihwasser über ihre Köpfe hinweg, trifft das Ungeheuer an der Schulter und brennt sich tief in dessen Haut wo immer auch nur der kleinste Spritzer es berührt.
Doch der Schmerz scheint den Zorn des Ungetüms erst recht zu schüren und mit aller Kraft stürzt er auf Karmesin zu und rennt selbigen einfach über den Haufen. Der Wall ist durchbrochen, wir sind verloren schießt es Tiuri im gleichen Moment durch den Kopf, als seine Hände wie von selbst zu seinen „Bohnen“ greifen und er zur Sicherheit gleich zwei nach dem Dämon wirft. Die Bestie macht gerade eine 180° Wendung um sofort wieder einen Angriff zu starten, als dicke Duirranken aus dem Boden schießen, sich um Beine und Körper des Dämons winden und ihn an Ort und Stelle erst einmal fest halten. Das Geäst kracht und reißt stellenweise sofort, fängt an anderen Stellen Feuer, aber es gibt ihnen genügend Zeit einen neuen Wall um ihren Angreifer zu Formen und wieder segelt ein Weihwasserschlauch über sie hinweg, reißt an einer der Ellenlangen Dornen auf und verteilt sich wie ein Sprühregen über den Dämon.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 28. Jan. 2010, 09:54 Uhr
Was da daher kommt, lässt Aurian den Atem stocken: Es ist nicht der erste Dämon, den sie zu Gesicht bekommt, aber er gehört ihrer Einschätzung nach zu einer besonders fiesen Kategorie. Mit aller Macht konzentriert sie sich auf die Aufgabe, die der Lord Commander ihr zugewiesen hat: Schild hochhalten. Was alles andere als einfach ist: Der Dämon rast mit einer Kraft und Gewalt gegen den Schutzschirm, dass es ihr fast unmöglich ist, selbigen hochzuhalten. Verflucht das geht nicht, das geht einfach nicht! schießt es ihr durch den Kopf. Und dann durchbricht das Ding den Schild, zerreißt den Schirm als wäre es Papier und stürmt einfach über Karesim hinweg! Einen Bruchteil einer Sekunde ist Aurian vor Schreck wie gelähmt. Dann aber handelt sie instinktiv: Mit aller verbleibender Kraft verdichtet sie die Energie unter dem hilflos am Boden liegenden Gardisten und zieht daran, wie an einem Teppich. Und wirklich, es gelingt ihr, Karesim ein wenig aus der Gefahrenzone Richtung Maella zu bugsieren, die den bewusstlosen und aus einer Kopfwunde blutenden Mann in Empfang nimmt. Dann wendet sie sich wieder zu den Kämpfern um: Aisha hat von wo her auch immer Weihwasserphiolen auf den rasenden Dämon geworfen und ihm damit doch schaden können. Allerdings hat ihn dass noch wütender gemacht. Tiuris Bohnenranken halten zwar gerade noch aber wie lange diese dornigen Fesseln stand halten würden wissen allein die Götter. Aber immerhin können sich die Kämpfer rund um den Lord Commander neu formieren, was Aurian die Chance gibt, sie mit einem neuen Schutzschirm zu umgeben: Er ist zwar bei weitem nicht so stark wie der erste, dafür hat sie schon zu viel Energie verbraucht, aber ein wenig nutzt er hoffentlich doch noch. Und dann ergießt sich ein Sprühregen aus Weihwasser über der Bestie: Ein Schlauch war an einem Horn zerplatzt. Die Haut des Dämons zischt und raucht, während er vor Schmerzen und Wut brüllend um sich schlägt. Der Gestank, der den, Brandwunden nicht unähnlichen, Verletzungen entströmt, ist bestialisch.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 31. Jan. 2010, 22:08 Uhr
Als sie Olyvars Worte: >"Wappnet euch"< vernimmt, rutscht Aishalanea das Herz endgültig in die Hose, aber eine Wahl hat sie nun nicht mehr – eigentlich schon länger nicht mehr.
Der Lord Commander murmelt ein Gebet an Bran und seine Archonen, doch Aishas Götter sind Amur, der Herr der Meere, und Vendis, der Herr der Winde. Keiner von beiden passt an diesen Ort und diese Zeit, und die Südländerin fühlt sich verlassener als jemals an Bord ihrer kleinen Nussschale im Angesicht eines Sturms. Olyvars Gebet ist noch nicht beendet, da bricht Finsternis herein, unvermittelt und so vollständig, dass Aishalanea, die ausgerechnet in diesem Moment in den Feenstaub greift und eine Handvoll von dem feinen Pulver über sich verteilt, keine Möglichkeit hat, festzustellen, ob das Mittel gewirkt hat und ob sie sich denn nun eigentlich selbst noch immer sehen kann oder nicht. Dann glüht vor ihnen ein roter Kreis auf, grässliche Zeichen überziehen den Boden und Wind beginnt zu heulen, ein Wind, der mit Vendis so wenig zu tun hat wie diese Finsternis mit Faeyris’ sanfter, sternerfüllter Nacht. Der Sturm zerrt an Aishas Haaren und Kleidern, fahle Lichter zucken wie Blitze in der Dunkelheit, und ebenso plötzlich, wie es begonnen hat, ist es wieder vollkommen still, wie die Ruhe im Auge eines Orkans.

Irgendwo neben der Südländerin leuchtet ein schwaches, bernsteingoldenes Licht auf, ein winziger Hoffnungsschimmer, als durchbräche ein einzelner Sonnenstrahl das Mauerwerk über ihren Köpfen. Sie bekommt jedoch keine Gelegenheit mehr, sich zu vergewissern, von welcher der Magierinnen das Leuchten ausgeht, denn in diesem Moment teilt sich die… ja, die Luft selbst, und dahinter liegt Finsternis, die mehr ist als die bloße Abwesenheit von Licht. Eisige Kälte greift nach Aishas Gliedern, der Boden unter ihren Füßen bebt, und dann hebt ein Geräusch an, das so entsetzlich ist, dass die Händlerin sich mit einem Aufschrei zusammenkauert und instinktiv beide Hände auf ihre Ohren presst. Es gelingt ihr jedoch nicht, auf diese Weise auszusperren, was überall ist, um sie herum und in ihr, und immer lauter und greller wird, bis sie glaubt, das Bewusstsein zu verlieren. Dann, unvermittelt, ist es wieder still. Taumelnd kommt Aishalanea wieder auf die Beine, unsicher, ob sie es ist, die schwankt, oder doch noch immer der Boden unter ihren Füßen. So langsam hab ich dieses Hin und Her aber satt… Sie hat diesen Gedanken kaum zuende gebracht, da erklingt eine grausame Stimme, ebenso körperlos und doch gewaltig wie das Kreischen zuvor: >Narren! Seid ihr gekommen, um zu sterben.<

Vor ihnen bildet sich aus dem Riß in der Wirklichkeit eine Gestalt heraus, groß, mit mächtigen Hörnern, glühenden Augen, Raubtierzähnen in seinem bösartigen Gesicht, und kräftigen Hufen anstelle von Füßen. Schatten umwabern den Dämon wie ein Gewand und verwischen die Konturen seiner rotleuchtenden Gestalt. Das Wesen schnaubt wie ein Stier, dann senkt es den gehörnten Schädel und stürmt auf die kleine Gruppe los, prallt gegen die Schilde der Kämpfer mit einer Wucht, der sie wenig entgegenzusetzen haben. Aishalanea kann gerade noch einen Satz rückwärts machen, bevor sie von den einige Schritte zurückweichenden Kriegern über den Haufen getrampelt wird. Flammen züngeln auf, wo immer der Dämon mit etwas Brennbarem in Berührung kommt, und beißender Rauch erfüllt die Luft. Die Hitze, die von ihm ausgeht, raubt Aisha selbst auf diese Entfernung den Atem. Mechanisch, sie merkt kaum selbst, was sie tut, greift sie nach einem der Wasserschläuche, die an ihrem Gürtel hängen, holt aus und schleudet ihn über die Mauer aus Kämpfern und Schilden hinweg auf die Schreckenskreatur. Sie hat nicht besonders gut gezielt, aber ein Wesen dieser Größe ist dann doch schwer zu verfehlen – der Schlauch trifft klatschend auf seinem Rücken auf und ein Strom Weihwasser rinnt über seine Schultern, tiefe Wunden dabei reißend, die den Dämon heulend und kreischend zurückweichen lassen – nur leider nicht für lange.

Bevor Aishalanea Gelegenheit hat, über ihren glücklichen Treffer zu frohlocken, da stürmt er auch schon wieder heran, und schreckensstarr muß sie zusehen, wie Karmesin einfach von den wirbelnden Hufen überrannt wird. Irgendwoher fliegt etwas Winziges durch die Luft, dann brechen Ranken aus dem Boden hervor, winden sich um die baumstammdicken Beine des Dämons und halten ihn fest. Lange genug, um sowohl den Kämpfern als auch dem „Wiesel“ die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu sammeln. Einigermaßen jedenfalls, wenn auch der zweite Weihwasserschlauch, den Aishalanea mit zitternder Hand auf den gegen die Ranken tobenden Dämon wirft, noch schlechter gezielt ist als der erste. Wäre er nicht an einem der Duir-Dornen hängengeblieben und der Länge nach aufgerissen, so hätte sie ihr Ziel sicherlich knapp verfehlt. So aber verteilt sich der Inhalt des Wurfgeschosses spritzend über den Dämon und überzieht seinen muskulösen Oberkörper mit zahllosen kleineren Wunden, die ihn jedoch eher zum Zorn reizen als ernsthaft behindern. Verzweifelt sieht Aishalanea sich um. Irgendwie, sie weiß nicht, wie, ist es Aurian inzwischen gelungen, Karmesin aus der Gefahrenzone und hinüber zu Mealla zu ziehen. Er sieht übel aus, Blut strömt aus einer Wunde an seinem Kopf, und er ist nicht bei Bewusstsein. Ansonsten scheint aber noch keiner der Kämpfer schwerer verletzt zu sein, immerhin, und ein neuer magischer Schutzschild nimmt bereits Gestalt an. Die Händlerin atmet tief durch, greift nach dem letzten größeren Wasserschlauch, zielt auf den Kopf des Dämons, holt aus und – trifft gerade noch eines der beiden Hörner. Auch dieser Schlauch zerplatzt und überschüttet die Kreatur mit einem Schwall des kostbaren, geweihten Nass. Es zischt und raucht, und ein Gestank wie von verbranntem Fleisch und Schwefel steigt auf. Außer sich vor Schmerz und Wut schlägt der Dämon blindlings um sich und stemmt sich gegen die Ranken, die ihn fesseln.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 09. Feb. 2010, 11:49 Uhr
»Wappnet euch«, hört Faron den Lord Commander neben sich sagen, als das Siegel langsam zum Leben erwacht, und dann etwas leiser das Gebet eines Ritters murmeln, »Bran, Herr des Krieges, segne uns, die wir uns hier versammelt haben, der Finsternis entgegenzutreten. Schenke uns Mut, auf dass wir nicht verzweifeln. Banne unsere Furcht, auf dass wir in der Dunkelheit nicht verzagen. Segne unsere Waffen, auf dass wir leicht und schnell töten werden. Schütze uns, dass wir stark sein werden und ausharren. Und sende den Segen der Seharim über unsere Seelen, so dass wir nicht in Verdammnis fallen.« Noch während der Lord Commander spricht, senkt sich mit einem Mal völlige Finsternis auf sie herab und alles Licht verlischt mit einem Schlag. Unwillkürlich umschließt der Faun Axt und Schild in seinen Händen noch etwas fester.
Ein unnatürlicher Wind kommt auf und tobt heulend in einem schwach rot glühenden Kreisrund direkt vor ihnen. Fasziniert beobachtet Faron die Linien und Muster, die sich vor ihren Augen bilden und groteske Zeichen auf den glatten Steinboden zeichnen, während rings herum blanker Stahl gezogen wird und eine der beiden Magierinnen mit leisem Summen sanftes honiggoldenes Licht heraufbeschwört, welches mit seinem Schein gegen das dunkle blutrote Lodern des gebrochenen Siegels ankämpft. »Er kommt«, verkündet der Lord Commander überflüssigerweise, denn der bebende Boden verrät das Nahen der Bestie ohnehin – ebenso wie die aufkommende Eiseskälte, die Faron unweigerlich frösteln lässt und ihm bis ins Herz zu dringen droht. Entschlossen ringt der Faun die Kälte in seinem Inneren nieder, denn einmal mehr verleiht ihm Borgils Axt unerschütterlichen Mut. Ein dünnes, unangenehm hohes Kreischen setzt ein und schwillt rasend schnell zu einem infernalischen Crescendo an und droht ihre Sinne völlig zu verwirren. Der Boden unter ihren Füßen erzittert ein letztes Mal, dann ist er da – der Dämon.

»Schildmauer!«, ruft der Lord Commander Karmesin und Faron zu und die beiden Männer reißen sogleich ihre Schilde hoch, um sich gerade noch rechtzeitig dagegen zu stemmen, bevor die Bestie vor ihnen zum Angriff übergeht und sich ihnen (mit all der ihr zu Verfügung stehenden Kraft) entgegen zu werfen. Der Ansturm des Dämons besteht einzig und allein aus roher Gewalt und ist so mächtig, dass sie um mehrere Schritte zurück gedrängt werden, gleichgültig wie sehr sie mit ihrer eigenen Kraft dagegen halten und ihre Waffen gegen das Ungeheuer richten.
Die Flammenzungen des Dämons scheinen überall zu sein, doch wo immer sie nach den Kämpfern lecken, werden sie von Lilith, der Feuermagierin, rasch wieder zum Verlöschen gebracht. Faron achtet kaum darauf, seine eigene Welt ist auf ein absolutes Minimum zusammengeschrumpft – seine Axt, sein Schild, die beiden Männer neben und die Höllenkreatur vor ihm, etwas anderes scheint es nicht mehr zu geben. Von irgendwo her gelingt es Aishalanea den Dämon mit Weihwasser anzugreifen. Ein prall gefüllter Wasserschlauch zerplatzt auf dem rotglänzenden Rücken der Bestie und verursacht schwärende Wunden. Karmesin, Olyvar und Faron nutzen die Gelegenheit und versuchen den Dämon zurück zu treiben und verlorenen gegangenen Boden wieder gut zu machen, doch die Bestie rast vor Wut. Schon hat er erneut das schwere Haupt gesenkt, greift an, stürmt geradewegs auf Karmesin zu und stampft diesen förmlich in Grund und Boden, bevor dornige Duirranken nach dem Ungeheuer greifen. Unbarmherzig schließen sich die Ranken um Beine und Körper des Dämons, ziehen sich enger und immer enger zusammen, fesseln die  tobende Kreatur in ihrem Würgegriff und verschaffen den Verteidigern auf diese Weise zumindest genug Zeit, um sich neu zu formieren und erneut anzugreifen.

Doch das Dämonenfeuer setzt dem Dornengewächs zu, frisst sich durch das Rankengeäst und macht es brüchig. Die Bestie windet sich brüllend in ihren Fesseln und zerreißt eine dicke Ranke nach der anderen. Im Schutz ihres Schildes gelingt es Aurian irgendwie Karmesin aus der unmittelbaren Gefahrenzone und hinüber zu Mealla zu schaffen. Dies bedeutet allerdings auch, dass Olyvar und Faron ab sofort nur noch zu zweit in der ersten Verteidigungslinie stehen, während sich der Dämon von seinen Fesseln zu befreien droht. Faron bleibt keine Zeit lange darüber nachzudenken, stattdessen schlägt er mit Rœskva aus der Deckung seines erhobenen Schildes heraus immer wieder nach der Bestie.
Auch Tuiri und der Narrenkönig sind nicht untätig und wagen einen Ausfall nach dem anderen, sofern sich ihnen die Gelegenheit bietet. Blitzschnell greifen sie an, schlagen zu und ziehen sich sogleich wieder zurückziehen, während Norn und Steinmetz die Höllenkreatur aus dem Hintergrund unablässig mit Armbrustbolzen spicken. Das Diularesgift auf Rœskvas Klinge..., denkt Faron und hofft inständig, dass es dem Dämon wenigstens etwas schadet. Vielleicht wirkt es einfach nur langsamer oder hat nur eine geringe Wirkung auf dieses Ungeheuer, aber vielleicht richtet es dennoch ein wenig zusätzlichen Schaden an...

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 19. Feb. 2010, 11:22 Uhr
Als die letzte Statue auf den Sockel gestellt wird, stellen sich all die feinen Härchen auf Liliths Arme auf und die Magierin umklammert ihren Stab so fest, dass die Knöchel weiss hervortreten. Der Dämon der sich aus der öligen Schwärze hervortut, übertrifft jeden noch so schlimmen Albtraum und der Gestank den er mit sich bringt, lässt Lilith beinahe würgen. Der Angriff beginnt auch so gleich und schon nach wenigen Sekunden brennt der erste Schild. Immer die Schildträger im Auge, löscht Lilith ein Feuer ums andere und kommt kaum dazu irgendetwas vom Kampfgeschehen zu beobachten. Doch plötzlich bricht der Dämon durch die Schildmauer, reisst Karmesin auf den Boden und überrennt ihn mit einer solchen Wucht, dass Lilith erschrocken einige Schritte zurück in den nächsten Raum macht. Sie wagt hinzuschauen, denn die Magierin befürchtet nur noch einen blutigen Haufen zu sehen, doch der Blaumantel liegt bereits bei Maella, welche sich schon um dessen Wunden kümmert.

Lilith geht wieder auf ihre Position zurück und schaut zu, wie Tiuri die Zauberbohnen in Richtung des tobenden Dämonen wirft und diese dann auch sogleich Ranken werfen. Sie umschlingen die Bestie mit festem Griff und halten sie zurück, was der Truppe genug Zeit gibt sich für den nächsten Angriff zu wappnen. Einigen Beutel Weihwasser fliegen gegen die hässliche Kreatur und zerplatzen mit viel Gezische und Rauch auf der roten Haut des Dämons. Lilith versucht erst gar nicht die Feuer, welche an den Ranken toben, zu löschen, denn es sind bereits zu viele und es wird wohl auch nicht lange dauern, bis sich die Bestie wieder davon befreit hat. Die kurze Zauberpause nutzt die Magierin um ebenfalls einen Beutel mit Weihwasser gegen den Dämonen zu werfen, welche seinen muskulösen Bauch trifft. Die Haut wirft sofort Blasen und der Dämon brüllt so laut, dass sich Lilith die Ohren zuhält. Als sie dann beobachtet wie Faron mit seiner Axt auf den Dämonen los geht, hält die Magierin erschrocken den Atem an. Die Tatsache, dass sie selber mit ihrer Magie keinen Schaden bei dem Ungetüm verursachen kann, liegt ihr schwer im Magen, denn als Feuermagierin ist sich Lilith nicht gewohnt die Verteidigerin zu sein. Nichts desto trotz wappnet sie sich dafür, Faron vor den Feuerangriffen des Dämons zu schützen, falls dieser den Angriff abzuwehren versucht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 29. März 2010, 22:20 Uhr
Im Keller eines Wahnsinnigen



Als ein weiterer Schlauch Weihwasser den Dämon trifft, bäumt sich das Wesen auf und zerreißt mit einem ohrenbetäubenden Brüllen, dass alle in unmittelbarer Reichweite einen halben Schritt zurücktaumeln lässt, in seiner rasenden Agonie aus Schmerz und Zorn auch die letzten der ohnehin schon brennenden Duirranken, die es irgendwie noch gehalten haben. Knorrige Äste peitschen wild hin und her, und scharfkantige Rindensplitter fliegen durch die Luft wie winzige Splittergeschosse. Ein Dorn trifft Olyvar über dem linken Auge und hinterlässt dort einen tiefen, blutigen Kratzer, doch er hat weder Zeit, sich darum zu kümmern, noch kann er auch nur einen einzigen Blick auf Karmesin irgendwo hinter ihm werfen, denn vor ihnen toben jetzt schätzungsweise dreihundert Stein in rasender Wut - und Faron und er selbst sind alles, was nun noch zwischen dem Dämon und den anderen steht. Der Faun weiß das ebenso gut wie Olyvar, denn er reißt die Axt hoch und geht zum Angriff über - und Olyvar tut es ihm mit Siaíl in der Rechten in gleich. Ein, zwei, dreimal hämmert er dem Dämon das Schild in die Seite, führt sein Schwert dann in einem tiefen Halbbogen unter der eigenen Deckung hindurch, schlägt zu und trifft. Die Drachenstahlklinge reißt schmatzend ein rotes Loch in die Flanke des Höllenriesen-Flammenteufel-irgendetwas-Wesens, und Rœskva harkt sich knirschend auf der anderen Seite durch rote Lederhaut und dunkles Fleisch. Sie springen zurück, greifen erneut an, schlagen zu und weichen wieder, von vorn, von den Seiten, zu beiden Flanken und versuchen dabei so gut es geht, den wie Dreschflegeln herumwirbelnden Fäusten des Dämons und den um ihn her lodernden Flammen gleichermaßen zu entgehen – ein, zweimal gelingt es, doch das Wesen aus den Neun Höllen gibt keinen Sekhel nach, obwohl sie längst auf ihn einhacken, als wollten sie einen Ochsen schlachten. Der Dämon wirbelt herum und mit ihm ein lodernder Feuerschweif, der Olyvar beinahe von den Füßen fegt und seinen Schild für ein paar atemlose Herzschläge lichterloh in Flammen stehen lässt, ehe Lilith sie in harmlose schwarze Rauchfäden verwandelt. Die plötzliche Hitze lässt die Haut auf dem Handrücken seiner Linken Blasen schlagen, doch Olyvar dankt allen Göttern - und wem auch immer, der sonst vielleicht noch gerade zuhört -, dass er sich für den schweren Eichenschild und nicht für einen leichteren aus weicherem Holz entschieden hatte. Tiuri wirbelt mit Fahl an ihm vorbei und die Drachenstahlklinge zeichnet flirrende Lichtspuren in Rauch und Schatten, und irgendwo auf der anderen Seite des Dämons kann Olyvar den Narrenkönig heiser und voller Schmerz brüllen hören. Als der Qualm und das Feuer um ihn her aufreißen, erhascht er einen Blick auf seinen Blaumantel, eineinhalb Schritt über dem Boden in einer gewaltigen roten Pranke zappelnd und wie ein Irrer mit dem Schwertknauf ins Gesicht des Dämons hämmernd. "Faron!" Hört er sich selbst schreien und der Faun reagiert sofort, duckt sich unter einem roten Arm und hervorschießenden Flammensäulen hindurch, wirft sich auf den Rücken, rutscht mit Schwung auf Lachen schwarzen Blutes zwischen den brennenden Beinen des Dämons hindurch und rammt ihm dann mit voller Wucht die Axt in die Kehrseite. Es hat nicht so viel Wirkung, wie erhofft, aber immerhin lässt das Höllenwesen den Narrenkönig los, der hektisch außer Reichweite krabbelt, und fährt brüllend herum.

Olyvar reißt sich den immer noch qualmenden Schild vom Arm und wirft ihn beiseite, packt Siaíl mit beiden Händen und führt die Klinge wie ein Großschwert in weitem Bogen. Der Drachenstahl schneidet durch Dämonenhaut und -fleisch wie durch weiche Butter und eine rote Klaue segelt in hohem Bogen in die zischenden Flammen davon. Kreischend vor Schmerz und hin- und hergerissen zwischen dem Faun mit der Axt in seinem Rücken und Olyvar mit Siaíl vor ihm, taumelt der Dämon zum ersten Mal in diesem Kampf wirklich. Dann senkt er den Kopf und geht flammenschnaubend wie ein götterverdammter Höllendrache zum Gegenangriff über. Unter seinen schweren Tritten bebt der Boden, doch plötzlich, mitten im Ansturm, taumelt das Wesen rückwärts und wirft den Kopf in den Nacken – ein leerer Weihwasserschlauch baumelt von einem der glänzend schwarzen Hörner und sein heiliges Wasser hinterlässt ein verschlungenes Muster schwärender Wunden, wo immer es die rote Haut benetzt. Olyvar hat keine Zeit für einen weiteren Blick, er wirbelt herum, brüllt Aurian zu, sie solle einen Schild um ihn formen, hofft darauf, dass die Magierin ihn hört, macht auf dem Absatz kehrt, nimmt Anlauf, rennt und wirft sich dem Dämon mit seiner ganzen Kraft einfach entgegen. Der gehörnte rote Riese starrt ungläubig auf diese kleine, zornige Gestalt, die ihm gerade mit ihrem ganzen Gewicht und der Wucht ihres Angriffs das Schwert bis zum Heft in die Brust getrieben hat und doch tatsächlich versucht, ihn umzurennen, dann wankt er mit einem grollenden Stöhnen zurück. Einen halben Schritt, einen ganzen, er taumelt, knickt mit einem Bein ein, taumelt noch einmal - und geht dann mit einem dumpfen Krachen und einem Röcheln zu Boden. Olyvar reißt Siaíl zurück, spürt die flammende Hitze um sich herum, während der monströse Körper unter ihm krampfend bebt und zuckt, fragt sich dumpf, ob er gleich zu einem Häufchen Asche verbrennen wird und spürt eher, als dass er es sieht, wie sich die Arme des Dämons in einem letzten Aufbäumen heben, um ihn zu umschlingen. Dia… "Hörner!" Hört er sich keuchen, blubbernd durch das Blut in seinem Mund. Inzwischen ist er von Kopf bis Fuß glänzend schwarz vor Dämonenblut, aber der metallische Geschmack auf seiner Zunge kommt von seinem eigenen. Die roten Arme links und rechts von ihm verharren, halb erhoben, als verließe sie alle Kraft. "Hörner… abhacken. Hackt… die Hörner… ab." Er hat keine Ahnung, woher er weiß, dass das den Dämon töten wird, er folgt nur einer Eingebung, aber Faron und Tiuri zögern keine Sekunde.

Durch den roten Nebel, der vor seinen Augen tanzt, sieht Olyvar Borgils Ziehsohn ein paar Flammen beiseite fegen und sein Schwert heben, und auf der anderen Seite taucht Faron mit Rœskva neben dem gefällten Riesen auf – rot und schwarz verschmiert, grimmig und einhornig gleicht er selbst mehr einem Wesen aus den Neun Höllen, als einem Faun. Sie heben ihre Waffen synchron alle drei ein letztes Mal und lassen sie auf den Dämon niedergehen – Eisenholz und Drachenstahl trennen die schwarzen Hörner wuchtig von dem roten Schädel, während Olyvar Siaíl gleichzeitig mitten ins Herz des Dämons stößt und dann mit einem harten Ruck zur Seite dreht. Ein grollendes Beben rollt durch den massiven Stein der Kellergewölbe um sie her und das letzte wilde Aufbäumen des großen Körpers unter ihm katapultiert Olyvar kopfüber von der Brust des Dämons. Er rollt durch sterbende Flammenpfützen und beißende Rauchwolken, prallt krachend gegen die kalte Steinwand und bleibt dann benommen mit dröhnendem Schädel und wild hämmerndem Herzen liegen wo er ist. Einen halben Herzschlag später kommt der Schmerz, dann revoltieren seine Lungen und er hat Mühe, etwas zu sehen, weil ihm Blut und Schweiß in die vor lauter Rauch und Qualm ohnehin tränenden Augen laufen. "Götter im Himmel ich bin allmählich zu alt für solchen Scheiß", knurrt Olyvar oder versucht es zumindest, denn was aus seinem Mund kommt hört sich eher an wie "Gnnmhmrrrrpfschuach." Er rollt sich stöhnend zur Seite, entdeckt ein paar funktionsfähige Muskeln und Nervenstränge und setzt sie entschlossen in Bewegung. Dann kämpft er sich auf die Füße zurück und macht sich an eine wacklige Bestandsaufnahme seiner Verletzungen. Er blutet wie ein abgestochenes Schwein aus gut einem Dutzend Wunden, aber bis auf den tiefen Riss auf seiner Stirn scheint keine davon wirklich schlimm zu sein, auch wenn sie brennen vor Dämonenkälte. Allerdings ist sein ganzer Körper so zerschlagen, dass er unmöglich sagen kann, ob er nicht doch irgendwo schwerer verletzt ist – weh tut alles, buchstäblich alles. Seine Linke ist böse verbrannt, zumindest auf dem Handrücken, und möglicherweise ist sein Schlüsselbein gebrochen, dem Stechen in seiner Schulter nach zu urteilen jedenfalls – was ihm mehr Sorgen macht, ist die Tatsache, dass alle Geräusche um ihn her… Schreien, Stöhnen, das Knistern der letzten Flammenherde und all das Stimmengewirr… so dumpf und hohl in seinen Ohren klingen, als wäre er unter Wasser oder sein ganzer Kopf dick in Watte gepackt. Immerhin steht er auf seinen eigenen Füßen, es könnte also schlimmer sein. Er findet Tiuri und Faron neben dem toten Dämon, dessen Körper schwarze Rauchfinger umhüllen wie seltsame Schleier, stapft weiter, vorüber an einem keuchenden Narrenkönig, der mitgenommen, aber lebendig an der Wand lehnt, vorüber an Norn und Steinmetz, zu Lilith, Aurian und den anderen. Es ist Mealla, die schreit, aber selbst die sonst so helle, klare Stimme der Heilerin dringt nur gedämpft zu ihm durch. Sie kniet über Karmesin… oder über dem, was noch von ihm übrig ist… Nein… Götter… nein.… die Arme rot bis zu den Ellenbogen und hämmert wie von Sinnen mit der Faust auf die Stelle, an der einmal sein schlagendes Herz gewesen sein muss. Jetzt klafft in der Brust des Stadtgardisten ein Loch so groß wie drei Männerhände und sein ganzer Unterleib ist so verdreht, dass sein Rückgrat nur gebrochen sein kann. Karmesins so ungleiche Augen, das eine grün, das andere blau, die stets ein geheimes Lächeln in sich trugen, starren blicklos an die kalte Steindecke und die rote Lache unter ihm ist so groß wie der verdammte Ildorel. "Mealla…" Sie hört ihn überhaupt nicht. Olyvar sieht Aurians und Liliths erschöpfte Gesichter voller Kummer, sieht Norn und Steinmetz, die sich an der Wand herumdrücken, starr vor Entsetzen und schüttelt die kleine Heilerin dann an der Schulter, erst sanft, dann entschlossen. "Er ist tot, Mealla. Hör auf. Hör auf!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 03. Apr. 2010, 23:11 Uhr
Tiuri kann gerade noch das Gesicht abwenden, als der Dämon durch das Rankengewirr bricht und ein Ast, der ansonsten direkt im Gesicht des jungen Ritters gelandet wäre, erwischt ihn am Hinterkopf. Dabei wird ihm einen Moment schwarz vor Augen und taumelnd versucht er sich auf den Füßen zu halten, aber gleichzeitig hat er jedoch Glück im Unglück, denn eine der eisenharten Dornen verfehlt seinen Hinterkopf nur so knapp, dass sie ihm gerade noch das Ohrläppchen durchbohrt. Es bleibt ihm aber keine Zeit darüber nachzudenken ob er sich ab jetzt wohl Borgils Metallschmuck leihen kann, denn jetzt geht das Stechen und Hauen erst richtig los. Er kann wirklich von Glück sagen, dass er die Rüstung trägt, denn ohne Schild vor sich kann er angesichts des Dämons, unmöglich auf einer Stelle bleiben und springt so zwischen Duirranken und Flammenzungen hin und her, nicht unbemüht dabei kein Auge zu verlieren. Schon längst rinnt ihm der Schweiß in Sturzbächen von der Stirn, verschleiert seine Sicht zusammen mit Feuer und vor allem Rauch, aber Fahls Klinge fährt weiterhin durch Haut und Fleisch als bestünde der Dämon nur aus Wasser. Auch er hört den Narrenkönig schreien, kann es aber erst gar nicht richtig zuordnen, bis Faron schon mit geballter Faunenkraft die Axt in das Dämonenhinterteil befördert. Tiuri hätte eine stärkere Reaktion erwartet, aber wenigstens kommt der Narrenkönig frei, was allerdings nur dazu führt, dass Olyvar in die Schusslinie der Höllenkreatur kommt, die mit gesenktem Haupt auf den Lord Commander zu steuert. Wie erstarrt wartet Tiuri darauf, dass der kleine, schmale Mann von einem Berg brennendem Fleisch überrannt wird, doch von irgendwo her kommt gerade noch rechtzeitig ein Wasserschlauch und Weihwasser ergießt sich über das Untier, das darauf hin in der Bewegung innehält. Wie durch ein Wunder scheint das Olyvar gerade noch so das Leben gerettet zu haben, doch wie ein Irrer stürzt sich der Lord Commander, wenn auch durch ein Energieschild geschützt, in die Fänge des Dämons. Siaíl landet bis zum Anschlag in der Dämonenbrust und das Monster taumelt zurück und knickt tatsächlich ein. Endlich löst sich Tiuris Starre und er rennt los, als er auch schon die röchelnde Stimme Olyvars vernimmt. > Hörner… abhacken. Hackt… die Hörner… ab.<
Die Zeit diese Anweisung zu hinterfragen und auszudiskutieren bleibt da wirklich nicht, im Laufen noch hebt er Fahl, springt durch beißende Flammen und Rauch und lässt die Klinge mit einem Zug durch das rechte Horn des Dämons gleiten. Der Sprung der ihn auf Hornhöhe gebracht hat, lässt ihn gegen den massigen, hornlosen Schädel prallen und als das Untier brüllend zu Boden geht, reißt es Tiuri einfach mit sich. Der Kopf des frischgebackenen Loaritters und Möchtegern-Zwerg landet hart auf dem Steinboden und der Kopf des frisch gemeuchelten Dämons landet schwer auf Tiuris Beinen.

Kurz ist alles schwarz und still, während Tiuri reglos daliegt und zur Decke starrt, sein Herz schlägt ihm bis zum Hals, aber irgendetwas fehlt. Luft! Wie ein Ertrinkender ringt er nach Atem und bekommt zu viel Rauch in die Lungen, hustet und röchelt, aber immerhin bringt ihn das auch dazu sich aufzurichten und seine Beine zu befreien.
Als er aufsteht, schwankt er wie ein Betrunkener, mit einer Hand will er sich an dem toten Dämon hoch ziehen, aber die noch verbleibende, brennende Kälte lässt ihn keuchend zurück taumeln. Fahl liegt neben ihm am Boden, matt, rauchig grau und unversehrt wie immer, kehrt es zurück an seinen Platz an Tiuris Gürtel. Mühsam setzt er sich in Bewegung, vorbei an dem toten Dämon, der ihm bis jetzt die Sicht auf die anderen verwehrt hat.
>Er ist tot, Mealla. Hör auf. Hör auf!< hört er noch, starrt dabei den Lord Commander an wie er die kleine Heilerin schüttelt bis diese endlich von dem blutigen Bündel ablässt, das einmal Karmesin gewesen ist. Er sieht sich um und findet in den Gesichtern die gleiche Trauer und das gleiche Entsetzen das auch er in sich spürt, die gleiche Hilflosigkeit. Wir wussten, dass so etwas passieren kann, jeder von uns wusste worauf er sich hier einlässt… Emotionsloses Denken scheint Tiuri gerade das einzig Logische, aber es hilft rein gar nichts. Er hat Karmesin bestimmt nicht so gut gekannt wie einige andere hier, aber trotzdem wallt der Schmerz in ihm hoch, wie das Blut aus seinem angeschlagenen Kopf.

Langsamen Schrittes wankt er zu Aurian hinüber, weil sie traurig aussieht und müde, genauso wie er sich fühlt und weil sie eine Freundin ist und man in einer Situation wie dieser einen Freund bei sich haben sollte. Sanft legt er ihr die Hand auf die Schulter und drückt sie leicht, wie ein großer Bruder der versucht Trost zu spenden.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 07. Apr. 2010, 08:57 Uhr
Als der Dämon mit einem Krachen zu Boden fällt ist es, als würde alle Kraft aus Aurian weichen. Mit einem leisen Aufstöhnen sinkt die Magierin auf die Knie. Ihr Blickfeld ist stark eingeschränkt und der ganze Raum voller Blut und Rauch scheint sich um sie herum zu drehen.  Schlafen…schlafen nichts weiter will sie, am liebsten würde sie sich hier und jetzt auf der Stelle auf den Boden legen und nicht mehr aufstehen. >Er ist tot, Mealla. Hör auf. Hör auf! < Die Stimme des Lord Commanders reißt sie aus ihrer Lethargie und erst jetzt merkt die Halbelbe dass sie die ganze Zeit auf die Heilerin und Karmesin gestarrt hat. Der Gardist liegt so seltsam verdreht…Aurian hat gar nicht darauf geachtet, als sie ihn unter dem Dämon hervor gezerrt hat, vielmehr hat sie ihn einfach  bei Maella abgelegt und dann sofort wieder den Schutzschirm um den Commander gelegt. Tiefe Trauer macht sich in ihr breit. Sie hat ihn gemocht, seine offene und herzliche Art. Cedric hat sie damals bekannt gemacht und so manchen Trick im Sattel hat Karmesin ihr in der Folge beigebracht. Aurian spürt eine Hand auf der Schulter und als sie aufblickt steht Tiuri hinter ihr und drückt sie tröstend. Die Magierin merkt nicht, dass ihr eine Träne übers Gesicht rinnt. „Dieser götterverdammte Nekromantenbastard…“ mehr bringt sie im Moment nicht heraus. Schweigend zieht der junge Ritter sie auf die Beine und nimmt sie in den Arm. Sie sind fast wie Geschwister aufgewachsen, nur dass immer er der Kleine war. Aurian schluckt, löst sich von ihm, nicht und fährt sich mit der Hand über die Augen. „Es geht schon!“ Es hat keinen Sinn, hier zu verzweifeln, damit war niemandem geholfen. Für Trauer ist später Zeit, erst einmal müssen sie diesem Spuk hier ein Ende bereiten. Ihr Blick fällt auf Maella, die mit leeren Augen auf den toten Gardisten starrt. Mehrmals muss die Halbelbe schlucken ehe sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hat. In der Stille des Raumes klingt sie unnatürlich laut. „Ich weiß wir….wir sind alle erledigt aber ich denke wir sollten weiter gehen. Für Karmesin! Er soll nicht umsonst gestorben sein! Was…was hat die Sphinx doch gleich gesagt?  

Geht nicht durch diese Türe dort!
Aus der Höllen finst'rem Ort
Ein großer Schrecken dunkler Macht
Über jenen Schlüssel wacht  
Der öffnet meine Käfigtüre
Und euch durch Schatten weiter führe


Irgendwo…irgendwo hier muss der Schlüssel sein! Lasst uns suchen und diesen verdammten Bastard von Nekromanten zur Strecke bringen!“ Die Magierin blickt einen nach dem anderen an. In allen Gesichter spielgelt sich Erschöpfung, Trauer, Verzweiflung und mitunter auch eine Spur von Mutlosigkeit. Sie alle sind am Ende ihrer Kräfte. Aurian sieht erneut auf ihren toten Kameraden. „Karmesin hat mir mal gesagt, seine größte Angst wäre es, alt und zahnlos im Bett zu sterben. Wenn ich draufgeh‘, hat er gesagt, dann soll das mit einem Schwert in der Hand und im Kampf sein!“ Aurian geht neben ihm in die Hocke und schließt ihm die Augen. „Leb wohl Karmesin! Möge Kyrom dir auf deiner Reise über die purpurnen Flüsse gnädig sein!“  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Faron am 09. Apr. 2010, 12:15 Uhr
Direkt neben dem toten Dämonen lässt Faron sich einfach zu Boden sinken. Rot und schwarz verschmiert wie er ist, macht etwas mehr Blut und Dreck jetzt auch nichts mehr aus. Er bekommt mit wie der Lord Commander an ihm und Tiuri vorübertaumelt. Er bemerkt auch wie Tiuri (schwankend wie ein Betrunkener) ebenfalls wieder auf die Beine kommt, nach seinem Schwert Fahl tastet und Olyvar unsicheren Schrittes folgt. Auch die Stimmen um ihn herum entgehen dem Faun keineswegs: Meallas Wehklagen, Olyvars besänftigende Worte,  Aurians bekümmerte kleine Rede. Doch Faron rührt sich nicht. Kann sich nicht bewegen, sitzt wie versteinert da und blickt mit leeren Augen ins Nichts. Was ihn schlussendlich wieder aus seiner Starre befreit, ist ihm selbst nicht klar. Doch irgendwann steht er auf, taumelnd, schwankend, unsicher... und unendlich müde. Als er Rœskva ergreift und vom Boden aufhebt, fühlt sich die Axt unerträglich schwer an, eine Last, die kaum noch zu ertragen ist. Erschöpft stapft er zu den anderen hinüber, zu Karmesin, der tot in ihrer Mitte liegt – die zweifarbigen Augen für immer geschlossen.

Traurig sieht der Faun auf den mittelgroßen, bulligen Mann mit den wilden, roten Locken hinab. Er war ein guter Mann, ein guter Reiter, ein wahrer Pferdefreund, erinnert sich der Faun bekümmert und denkt betrübt an all die Tage zurück, an denen Karmesin und er miteinander gelacht, gescherzt und getrunken haben. Er hatte eine Tochter... ein Bastardmädchen... wie war gleich noch mal der Name? Faron runzelt angestrengt die blutverschmierte Stirn, aber es gelingt ihm einfach nicht sich zu erinnern. Erschöpft gibt er es schließlich auf. Wer wird sich nun um das arme Ding kümmern?, fragt sich der Faun. Karmesin hat ihm einmal ganz im Vertrauen erzählt, dass er das Mädchen finanziell unterstützen würde. »Wenn ich schon sonst nichts für sie tun kann...«
Nachdenklich wendet sich Faron ab und starrt wieder zu dem niedergestreckten Dämon hinüber, der in seinem eigenen Höllenblut liegt. Erst jetzt wird sich der Faun seiner eigenen Wunden bewusst und blickt an sich hinunter. Wie viele es tatsächlich sind, vermag er nicht zu sagen. Und wie viel von dem Blut sein eigenes ist, lässt ebenfalls kaum feststellen. Die frische Bisswunde des Höllenhundes, die Mealla erst vorhin genäht hat, ist wieder aufgegangen und bietet einen noch schrecklicheren Anblick als zuvor. Auch zu den Krallenhieben an Ohr und Schläfe und den Bisswunden, die er den Moorunholden zu verdanken hat, haben sich zahlreiche weitere Verletzungen, vor allem Brandwunden, hinzugesellt. Zudem fällt Faron das Atmen schwer (Schuld darin ist vermutlich der schwere Hieb, der ihn irgendwann während des Kampfes unerwartet vor der Brust getroffen hat) und seine Arme sind schwer wie Blei. Als Aurian vorschlägt den Schlüssel zu suchen, von dem die Sphinx gesprochen hat, reagiert der Faun kaum auf ihre Worte.

Stattdessen starrt er weiter auf den Dämon hinab und versinkt einen Augenblick völlig in dem düsteren Muster, welches die dunklen Blutschlieren auf dem Boden bilden. Die Wunden, die der Dämon ihm begebracht hat, verursachen ein eigen artiges Brennen, schmerzhaft, kalt und betäubend. All die Schrecken und Qualen, die sie bis hierher geführt haben, erscheinen ihm so sinnlos, so unnütz. Benommen schüttelt er den Kopf. Aurian hat Recht... Das hier muss endlich ein Ende haben... Langsam richtet er sich auf, versucht neue Kraft zu sammeln und die alles zu überwältigende Trauer, die ihn überkommen hat, wieder zu verdrängen. Suchend schweift sein Blick umher. Der Schlüssel... nur wo...?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Mealla am 10. Apr. 2010, 18:18 Uhr
Meallas Herz scheint zu gefrieren, als die gigantische Bestie ihre Gestalt annimmt und sich wie die Personifizierung von Mordlust und Hass der Gruppe entgegen wirft. Sie schaut auf zu dieser Ausgeburt der Neun Höllen und kann es  schlichtweg nicht fassen, dass die Götter die Erschaffung eines solchen Ungetüms dulden können. Nach einem Moment besinnt sie sich auf das, was der Lord Commander zu ihr sagte und versucht, die Krieger in der ersten Reihe sofort zu heilen, wenn sie verletzt werden. Doch leider kann sie nur sehr eingeschränkt helfen, denn Mealla ist eine junge Heilerin und aus der Entfernung hat sie noch nicht oft geheilt. Im Normalfall ist dies ja auch nicht notwendig, doch jetzt in Anbetracht des Monsters wünschte sie, sie hätte mehr Zeit darauf verwendet. Norn und Steinmetz neben ihr verschießen Bolzen um Bolzen, doch sie scheinen die Haut des Dämons nicht zu durchbrechen und Mealla hört ihre zwischen zusammengebissenen Zähnen gemurmelten Flüche. Sie wünschen sich genau wie ich, mehr tun zu können. Es ist ein schreckliches Gefühl der Machtlosigkeit, zu wissen, dass man den anderen nicht helfen kann, obwohl alles in einem danach schreit, genau das zu tun. Sie sehen, wie Olyvar, der Narrenkönig, Tiuri, Karmesin und Faron sich abmühen, die Kontrolle über die Bestie zu bekommen, doch den ersten Schritt in diese Richtung können sie erst tun, als aus dem Hinterhalt der Schlauch Weihwasser fliegt. Endlich scheint etwas gefunden, dass diesem Ungetüm etwas anhaben kann und Mealla will schon aufatmen, doch so leicht gibt sich der Dämon nicht geschlagen. Nun in absolute Raserei verfallen treibt er die Krieger sogar ein paar Schritte zurück. Irgendwo dabei, Mealla kann es zwischen den Schultern der beiden Armbrustschützen nicht so genau sehen, muss Karmesin das Gleichgewicht verloren haben, vielleicht ist er in einer Blutlache ausgerutscht oder der Dämon hat ihn am Bein erwischt, ganz gleich, er liegt am Boden und die Bestie prescht auf ihn zu. Es ist, als würde die Zeit sich ausdehnen und alles was Mealla erspähen kann, ist der Kopf des Verletzten auf kaltem Stein. „Karmesin!“, kreischt sie aus Verzweiflung lauter, als sie sich je zugetraut hätte und schrill wie eine Banshee.

Bevor von dem Gardist nur noch ein blutiger Haufen überbleibt, gelingt es der Energiemagierin zwar, ihn aus der Reichweite des tödlichen Dämonenhufe zu bringen und in Meallas Nähe zu befördern, doch gerettet ist er damit noch lange nicht. Mag es aus der Entfernung ausgesehen haben, als hätte er vorrangig eine böse Wunde am Kopf, so stellt sich diese aus der Nähe als unbedeutend dar. Sein ganzer Körper ist so unnatürlich verdreht, dass es nur das Schlimmste bedeuten kann und sein Oberkörper scheint nur aus einer roten sprudelnden Blutfontäne zu bestehen. Statt sich dessen bewusst zu werden und sich die Grenzen ihrer Fähigkeiten einzugestehen, sieht Mealla in diesem Moment nur eines: Ein Augenpaar vor Angst und Pein so weit aufgerissen, als müssten sie gleich die Augenhöhlen verlassen. Karmesin ist nicht ganz bei sich, doch auch nicht in den gnädigen Armen der Bewusstlosigkeit versunken. Wäre er nicht bei Sinnen gewesen, wäre es Mealla wahrscheinlich leichter gefallen, die für einen jungen Heiler wohl schwerste Entscheidung zu treffen, nämlich einen Patienten in die Obhut Sithechs zu übergeben und die eigenen Kräfte nur einzusetzen um ihm den Weg zu erleichtern und die Schmerzen zu lindern. Doch so, mit den flehenden Augen eines Menschen vor sich, die zu sagen scheinen „Rette mich! Ich kann jetzt noch nicht sterben!“ zögert sie nur den Bruchteil eines Augenblicks, dann senkt sich ein goldener Schimmer um sie und den Verletzten. Als sie einen Teil von Karmesins Schmerzen abbekommt, weil sie sich so rasch in die Trance begeben hat, sollte ihr klar werden, dass das, was sie hier versucht, unmöglich ist und gegen den Willen der Götter. Doch alles was die kleine, junge Heilerin vor ihrem geistigen Auge hat, ist der Blick des Blaumantels und die Hoffnung darin, die er auf sie gesetzt hat. Da war so gar nichts von dem gerne in den Geschichten beschriebenen Abschluss und Zufriedenheit mit dem gelebten Leben, keine Akzeptanz mit dem eigenen Ende, kein Wissen darum, dass es Zeit ist zu gehen und kein Wunsch, dass der Schmerz aufhört. Mag es das auch geben, besonders im hohen Alter und nach schwerer Krankheit, so ist es hier ganz sicher nicht der Fall. Der Drang zu leben und zu überleben ist tief in den meisten Lebewesen verankert und verlässt sie häufig erst, wenn das Leben erlischt. Als einfacher Mensch mit dem Wissen der eigenen Unfähigkeit, den Tod aufzuhalten, ist es immer noch schrecklich, wenn ein anderer in den eigenen Armen stirbt, wenn man fühlt, wie dieser so unbegreifliche Lebensfunken ihn verlässt und die Essenz seines Wesens mit sich nimmt. Doch zumindest kann man sich dann mit dem Bewusstsein trösten, dass man nichts tun konnte, als da zu sein und die Hand des Sterbenden zu halten.

Für Mealla ist es etwas anderes, die junge Frau hat es seit ihrem Abschluss an der Heilakademie als eine Art Mission angesehen, Schmerzen zu lindern, Krankheiten zu vertreiben und Sterbende zu retten. Dass es manchmal die größte Barmherzigkeit sein kann, das Leiden zu beenden, hat sie an der Schule selbstverständlich schon gehört. Es ist jedoch etwas vollkommen anderes, in einem dunklen Keller zu sitzen, mit dem sich nach Hilfe verzehrenden Blick eines Menschen vor Augen, mit dem man sein Essen geteilt hat und der jetzt nur sterben wird, weil er sich zum Schutz der schwächeren Gruppenmitglieder in erster Reihe vor den Dämon gestellt hat. Wie soll sie es vor sich verantworten, es nicht zumindest versucht zu haben, Karmesin für das, was er im Kampf gegen den Nekromanten geleistet hat, zu entschädigen? So kämpft Mealla einen vollkommen hoffnungslosen Kampf, als der Rest der Truppe den seinen, zunächst genauso erfolglos wirkenden, längst gewonnen hat. Sie hört und sieht nichts, ist sich auch nicht bewusst, dass wie laut sie wieder und wieder Karmesins Namen schreit, während sie wieder und wieder mit aller Kraft auf Karmesins Herz presst, das schon längst aufgehört hat, von selbst zu schlagen. Darf nicht sterben, für mehr als diesen Gedanken ist kein Platz in ihrem Kopf, er ist alles, was sie davon abhält, weinend über dem Mann zusammen zu brechen. Wer weiß, wie lange sie so weiter gemacht hätte, wenn nicht irgendwann der Lord Commander sie an der Schulter gepackt und so fest geschüttelt hätte, dass ihr für einen Moment die Luft wegbleibt. „Was...“, faucht sie und starrt ihn kurz wie wahnsinnig an, als wäre er es gewesen, der Karmesin umgebracht hätte, erst dann kehrt sie wieder in das hier und jetzt zurück. Vollkommen entsetzt blickt sie auf ihre Arme, die bis über die Ellenbogen mit Blut besudelt sind, dann wandert ihr Blick zu der Leiche des Blaumantels, der mit leeren Blick in die Luft starrt. „Was habe ich getan?“, flüstert sie, dann wiederholt sie die Frage noch einmal mit flehentlichem Blick zu Olyvar. „Was habe ich getan?“ Zu gleichen Teilen steigt Hass in ihr auf, verbitterter Hass auf Anira, der sie ihre Heilkräfte verdankt, die dann in den wirklich dringendsten Fällen doch nicht ausreicht, als auch Abscheu auf sich selber und besonders auf ihren Hochmut, sich zur Herrin über Leben und Tod aufschwingen zu wollen.

In diesem Moment trifft die verträumte, idealistische Mealla, Tochter aus gutem Haus, erfolgreiche Absolventin der Akademie, mit voller Fahrt auf die Realität. Es ist nicht gerecht, wer leben darf und wer sterben muss und ihr Einfluss in dieser Frage ist lächerlich gering, meist kann sie doch nur denen helfen, die ohnehin überlebt hätten, mit oder ohne Heiler. Der Tod hat viel weniger mit Respekt und Achtung zu tun, als sie es sich immer einzureden versucht hat, sterben ist nicht selten eine qualvolle und erniedrigende Angelegenheit. Das Schreckliche ist: Es ist Teil ihres Berufs, die Leute dabei zu begleiten, sich nicht abzuwenden egal wie lange es dauert, es ihnen so leicht wie möglich zu machen und sie, sowie ihre Angehörigen der letzten Hoffnung zu berauben. Erst jetzt wird Mealla vollends klar, wie viel mehr Leben sie erlöschen sehen wird, als Kinder auf die Welt zu holen. Der Beruf des Heilers wird hoch geschätzt und gut bezahlt, doch das heißt nicht, dass viele gerne tauschen würden. Von einer Archonin auserwählt, mit dem Tod zu leben. Der Gedanke ist für Mealla bitter und ihr in dieser Form nie zuvor gekommen, daher trifft er sie schwer. Warum ich? Warum? Für einen Moment wünscht sie, der Boden würde sich unter ihren Füßen auftun und sie verschlucken, damit sie all das hinter sich lassen könnte. Das tut er nicht und als es ihr irgendwann, sie weiß nicht wie lange sie stumm, blind und taub für den Rest der Welt auf dem Boden hockte, gelingt den Blick zu heben, fällt er auf den Narrenkönig, der mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Wand lehnt, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie will sich winden vor Selbstzweifel und dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, doch dann steigt ein einziger klarer Gedanke in ihrem Kopf, der all das beiseite schiebt. Mit einem Mal wird sie ruhig, sie hört auf zu zittern und sich innerlich selbst zu zerfleischen, ob dem, was sie getan hat und nicht hätte tun sollen. Sie steht auf und muss fürchterlich aussehen, die Kleider blutüberströmt und teilweise zerrissen, mit aus dem Zopf gelösten Haaren und noch immer bleich, doch daran verschwendet sie in diesem Zustand keinen Gedanken. „Lasst mich Euch helfen“, bittet sie tonlos und ob es nur wegen seiner Schmerzen ist oder weil er befürchtet, sie würde sonst in Tränen ausbrechen, nickt der Gardist nur und so macht sich Mealla an die Arbeit.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 12. Apr. 2010, 09:27 Uhr
Lilith konnte nicht sagen ob sie nun seit Minuten oder Stunden kämpfen. Die Magierin wehrt die Feuerangriffe ab, wo sie nur kann, doch es scheint kein Ende zu nehmen. Sie fühlt, wie ihr Atem immer kürzer wird und ihre Bewegungen immer träger. Als der Dämon endlich fällt, löst sich auch der Druck, welchen sie die ganze Zeit auf ihrer Brust verspürte. Es ist als könnte sie endlich wieder richtig atmen und das tut sie dann auch. Sie taumelt leicht, fasst sich wieder und setzt sich dann erschöpft auf den Boden. Ihr Blick liegt eine Weile auf dem blutbesudelten Dämonen und wandert dann hinüber zu Faron und Tiuri, welche nicht viel besser aussehen, jedoch scheint das meiste Blut nicht von ihnen selbst zu sein. Erst das Wehklagen von Maella reisst Lilith aus ihrer erschöpften Starre und sie wendet den Kopf müde hinüber zu der Heilerin, welche sich über den Stadtgardisten beugt und versucht dessen Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Mit viel Überwindung steht Lilith wieder auf, klammert sich dabei an ihren Stab und geht einige Schritte auf die andern zu welche erschrocken, traurig und betrübt auf den toten Karmesin hinabblicken. Auch die Magierin betrachtet kurz die Überreste des Mannes, wendet sich dann aber mit ausdruckslosem Gesicht von ihm ab. Olyvar zieht die Heilerin von dem Gardisten weg, während Aurian kurz einige Worte sagt, welche kaum bis an Liliths Ohren dringen. Nur das Wort „Schlüssel“ bleibt bei ihr hängen und sie schüttelt leicht den Kopf und wieder ein paar klare Gedanken fassen zu können.

Mit ernstem Gesicht wendet Lilith sich von der Gruppe ab und wendet sich dem Dämonen zu, welcher mit abgehakten Hörnern auf dem Boden liegt. Alles ist voller Blut, öliger Substanz und die Haut des Dämonen wirft immer noch leichte Blasen. Angeekelt beugt sich Lilith näher über das tote Wesen. Der schweflige Gestank bringt sie zum würgen und sie versucht so gut es geht nur durch den Mund zu atmen. „Irgendwo muss dieser Schlüssel doch sein? Er wird ihn sicherlich bei sich tragen“ murmelt die Magierin leise und sucht zuerst nach einem Beutel oder etwas ähnlichem, doch das Untier trägt nichts um seine Hüfte gebunden. Sie will sich gerade endtäuscht von toten Wesen abwenden, als ein schwaches Glitzern ihre Aufmerksamkeit auf seinen breiten Brustkasten lenkt. Lilith geht neben dem Dämonen auf die Knie und wischt mit beiden Händen eilig das dickflüssige Blut weg, welches sofort auf ihrer Haut anfängt zu brennen. Doch ihre Arbeit hat sich gelohnt, denn sie spürt unter ihren Händen eine schmale Kette und zieht diese mit einem heftigen Ruck vom Hals des Dämonen. Die ölige Substanz, welche an der Kette klebt, wischt sie mit ihrem Hemd weg und blickt dann auf die Kette, an welcher ein kleiner verschnörkelter und reich verzierter Schlüssel hängt. Erleichtert steht die Magierin wieder auf und schwenkt die Kette vor sich leicht hin und her. „Ich hab ihn!“ Die anderen schauen Lilith fragend an, sehen aber sogleich was die Feuermagierin in ihren Händen hält. „Lasst uns die Sphinx befreien.“ Meint die Magierin laut und dreht sich auf dem Absatz um.

Zurück in dem Raum, in welchem der Käfig des weisspelzigen Wesens steht, geht Lilith mit zittrigen Händen auf den Käfig zu und bleibt kurz davor stehen. Die Sphinx schaut sie ruhig, beinahe gelassen an und Lilith räuspert sich leise:

Der Dämon hat von sich gegeben den letzten Schrei
Den Schlüssel haben wir jetzt dabei
Nun öffne ich deine eisernen Käfigtüren
Damit du uns mögest durch die Schatten weiter führen

Ihr Blick schweift kurz zu Olyvar, welcher mit einem Kopfnicken sein Einverständnis gibt, dann steckt die Magierin den Schlüssel in das Schloss des Käfigs und dreht ihn, bis ein leises Klicken zu hören ist.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 14. Apr. 2010, 23:37 Uhr
Aishas letzter Weihwasserschlauch bringt den Dämon erst so richtig in Rage, die ihn fesselnden Ranken zerreißen unter seiner gewaltigen Kraft und peitschen durch die Luft, dass Dornen und Splitter nur so fliegen. Zwar steht sie weit genug hinten, um durch die Duirranken nicht weiter gefährdet zu sein, aber den zurückweichenden Kämpfern kann sie nur mit knapper Not ausweichen, um ja niemanden zum Stolpern zu bringen, der sie nicht sehen kann. Es herrscht mittlerweile ohnehin ein ganz schönes Chaos in dem Kellerraum, der Boden ist rutschig von menschlichem und dämonischem Blut, Rauch und Flammen vernebeln die Sicht, und es ist heiß wie in der achten Ebene der Hölle. Das Haar klebt Aishalanea an der Stirn, Schweiß rinnt in ihren Kragen und spült die Kohle, mit der sie sich das Gesicht eingerieben hat, in ihre tränenden Augen. Halb blind weicht sie an die Wand zurück und wischt sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die Stirn. Um sie herum tobt der Kampf, eine Kakophonie von Schmerzensschreien, Kreischen, Schnauben und dumpfen Schlägen.

Es dauert einen Moment, bis sie wieder einsatzbereit ist, aber die Situation hat sich nicht wesentlich verändert – es scheint, als kämpften sie einen aussichtslosen Kampf. Olyvar, Tiuri und Faron umkreisen den Dämon und landen schwere Hiebe, die jedoch wirkungslos bleiben. Wieder senkt er den Kopf wie ein gereizter Stier und stürmt mit trommelnden Hufen voran, um den Lord Commander auf seine Hörner zu spießen. Aisha verliert keine Zeit, einen der kleineren Schläuche zu schleudern, und ihr Gegner bietet ein kaum zu verfehlendes Ziel – sie trifft eines der Hörner und reines, heiliges Wasser rinnt der Höllenkreatur über die Schultern. Wo die Flüssigkeit entlangfließt, hinterlässt sie wie ätzende Säure eine tiefe, blutige Spur. Entsetzt und doch fasziniert starrt Aishalanea auf dieses widerwärtige Schauspiel, beobachtet wie Olyvar sich dem Dämon entgegenstellt, ihm sein Schwert in die Brust rammt, wie das Wesen langsam und taumelnd in die Knie geht, wie Faron und Tiuri ihm die Hörner abschlagen. Dann erschüttert ein Beben den Raum und wirft die unvorbereitete Aisha von den Beinen.

Als sie sich stöhnend wieder aufrichtet, liegt der Dämon tot am Boden. Durch den wabernden Rauch schwanken ihre Gefährten, so besudelt mit schwarzem und rotem Blut, dass kaum zu unterscheiden ist, was für Verletzungen sie davongetragen haben. Langsam, allmählich, sickert die Erkenntnis zu Aishalanea durch, dass sie wider Erwarten noch lebt – ja sogar bis auf einige Kratzer, blaue Flecke und die immer noch pochende Stirnwunde unverletzt geblieben ist. Eigentlich müsste sie erleichtert sein, aber sie fühlt rein gar nichts außer einer tiefen, bleiernen Müdigkeit. Die anderen haben sich am anderen Ende des Raumes um Mealla geschart, die über einen Körper gebeugt am Boden hockt – Karmesin, ja richtig, der Dämon war über ihn hinweggetrampelt. Zögernd nähert sich Aishalanea der Gruppe, immer noch unter der Wirkung des Feenstaubes. Aber vermutlich würde sie niemand bemerken, selbst wenn sie sichtbar wäre, denn alle starren wie betäubt auf Karmesins unnatürlich verdrehten Körper herab, seine Brust ist ein blutiger Krater, und seine ungleichen Augen starren blicklos an die Decke. Auch Aishalanea starrt ihn an, wortlos, die Situation kommt ihr seltsam irreal vor. Als wäre sie selbst ein Geist… aber sie lebt, und es ist Karmesin, der tot ist. Seine funkelnden Augen sind so seelenlos wie bunte Glasmurmeln, und sein charmantes Lächeln ist einer schmerzverzerrten Grimasse gewichen… die Händlerin hat ihn kaum gekannt, sie ist ihm an diesem Morgen zum ersten Mal begegnet. Diesen Morgen, oder war es doch schon länger her? Aisha hat jedes Zeitgefühl verloren, hier unter der Erde in diesem endlosen Labyrinth voller ausgeklügelter Fallen, Rätsel und dämonischer Wächter.

Es ist Aurian, die Karmesins Augen schließt und sich als erste aufrafft, an ihren weiteren Plan zu denken. Lilith beginnt den Körper des Dämons nach dem Schlüssel zu durchsuchen, Mealla hat sich mittlerweile offenbar soweit von dem Schock, einen Patienten zu verlieren, erholt, dass sie in der Lage ist, sich den Lebenden zuzuwenden – wenn auch ihr Gesicht so blaß ist wie ein Leinentuch, und ihre Stimme nur mühsam beherrscht klingt. Der auf so furchtbare Weise erzwungene Augenblick des Innehaltens ist vorbei, alle sind wieder zielbewusst und geschäftig, nur Aishalanea steht noch immer an der Leiche Karmesins, den sie doch eigentlich kaum kannte. Sie weint nicht, dazu ist sie auch viel zu erschöpft, und ihre brennenden Augen sind trocken vom Rauch, aber sie steht bewegungslos und starrt ihn an. Nach ihrem Großvater und Ranuk ist er der dritte Tote, den sie sieht, aber der Anblick schreckt sie dennoch wie beim ersten Mal – zumal Karmesin kaum halb so alt war wie die anderen beiden Männer. Nun liegt er am Boden wie eine Lumpenpuppe mit verdrehten Gliedern und einem Gesicht wie eine wächserne Maske, und Aishalanea meint den kalten Atem Kyroms in ihrem Nacken zu spüren, das Purpurfeuer in seinen Augen zu sehen... als würde er mit seinen Knochenfingern auf sie weisen und sagen: Und du, mein Kind, bist die Nächste! So steht sie auch dann noch regungslos, als sie spürt, wie allmählich die Wirkung des Feenstaubes nachlässt und ihre Gestalt wieder sichtbare Form annimmt – sie sieht fürchterlich aus, mit einem Verband um den Kopf, aufgelöstem Zopf und schmierigen schwarzen Streifen im Gesicht.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 24. Apr. 2010, 20:51 Uhr
Als Mealla davon stolpert, um sich der anderen anzunehmen, die ihre Hilfe brauchen, bleibt Olyvar wo er ist, an Karmesins Seite. Langsam, als koste ihn die Bewegung ungeheure Anstrengung, geht er neben dem toten Blaumantel in die Hocke. In seinem Kopf dröhnt es immer noch so dumpf, als wäre darin ein aufgebrachter Hornissenschwarm gefangen - aber von den vielen Schlägen, die sein Schädel schon abbekommen hat, weiß er, dass er das verdammte Ding so ruhig wie möglich halten muss, bis der Schwindel nachlassen und die flirrenden Lichter hinter seinen Augenlidern verblassen würden, die mit jedem  Herzschlag erneut aufblitzen. Wenn er sich zu früh zu rasch bewegen würde, würde er sich nur vor Schmerz übergeben. Vor ihm starren Karmesins tote Augen an die dunkle Steindecke und Olyvar streckt die Hände aus, um den verdrehten Körper wenigstens einigermaßen gerade hinzulegen. Aurian hatte ihm die Augen geschlossen, nun streckt Olyvar Karmesins Beine und legt die Hände über seiner Brust zusammen … das ist das letzte, was er für  seinen Freund und Waffenbruder tun kann. "Beannachd leat mo charaid", murmelt er heiser. Auf Wiedersehen mein Freund. "Bha thu an seachdamh fear." Er weiß nicht, wie lange er so bei Karmesin kniet, aber er bekommt bestenfalls bruchstückhaft mit, was um ihn her vorgeht… er hört, wie Aurian sich irgendwann als erste wieder fasst und sie alle zum Weitermachen ermuntert, er sieht Mealla sich um den Narrenkönig kümmern und nickt Lilith, wie immer kalt wie eine Hundeschnauze, nur kurz zu, als sie einen verschnörkelten Schlüssel in den Überresten des Dämons gefunden hat und sich damit zum Käfig der Sphinx nebenan aufmacht… diesen Augenblick hier neben dem Toten braucht er für sich. War es das wert? Erst Listig und dann Karmesin… ich habe sie alle in die Hölle geführt. Wir hätten es einfach Niniane überlassen sollen, diese ganze Ruine dem Erdboden gleich zu machen. Diesem bitteren Gedanken folgt ein zweiter, sehr viel unangenehmerer auf dem Fuße: Was, wenn noch eines seiner Opfer hier unten am Leben ist… irgendwo? Wenn es am Ende doch noch jemanden gibt, den wir retten könnten? Karmesin hätte zugestimmt… dass es das wert war… das weiß Olyvar genau, und dieser Gedanke hat etwas tröstliches, auch wenn der Verlust bitter ist. Erst der Kleine Petyr und jetzt du. Von meinen Sieben sind nur noch fünf am Leben. Und einer von ihnen ist seit Monden in Immerfrost verschollen…

Er fährt sich mit der Hand über die Augen und als er seine Finger wieder zurückzieht, sind sie hellrot und klebrig… der Dornenriss über seinem linken Auge blutet noch immer. "Bas mallaichte", knurrt er leise und steht langsam auf - auf noch eine unschöne Narbe mehr kann er getrost verzichten. Mealla soll es einfach verbinden. Die junge Heilerin hatte ihre Kräfte mit Karmesins vergeblicher Heilung vermutlich ohnehin ziemlich erschöpft… und was noch übrig war, würde sie für den Narrenkönig und Faron, und vielleicht auch für Tiuri brauchen. Er dreht gerade behutsam den Kopf, um sich einen Überblick zu verschaffen, und erwartet halb, gleich mit stechendem Schmerz bestraft zu werden, als zu seiner Überraschung Aishalanea neben ihm auftaucht… und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Flirrend und zuerst noch durchscheinend wie eine Gespenstererscheinung oder eine Fata Morgana in den Hitzeschleiern über dem Horizont schält sich ihr Körper aus dem Nichts. Der Schmerz meldet sich, aber nicht halb so schlimm wie befürchtet und auch wenn sich Olyvar der Magen umdreht, der Kellerraum um ihn her beginnt wenigstens nicht, sich zu drehen wie ein Brummkreisel. Die Südländerin sieht ihn nicht an, falls sie überhaupt bemerkt hat, dass er noch hier ist. Sie starrt gedankenversunken und unendlich müde auf Karmesins Leichnam hinunter, und scheint sich selbst überhaupt nicht bewusst zu sein, dass sie allmählich wieder sichtbar wird. "Du siehst aus wie ein kleiner Waschbär", murmelt Olyvar, als ihr von verschmierten schwarzen Rußstreifen gezeichnetes Gesicht wieder klar zu erkennen ist. Er hat keine Ahnung, ob er und die Südländerin schon beim vertraulichen "Du" angelangt waren, aber das ist ihm auch vollkommen gleich – wenn nicht wurde es dafür angesichts ihrer gemeinsamen Erlebnisse auch längst Zeit. Einen Moment lang verspürt er das irrationale Bedürfnis, ihr das aufgelöste Haar von den verklebten Wangen zu streichen und sie einen Moment lang fest zu halten. Nicht weil er sich zu ihr hingezogen fühlen oder sie ihm über Sympathie hinaus etwas bedeuten würde, sondern einfach weil sie hier ist, bei ihm und dem Toten, ein Mensch mit menschlicher Wärme in all diesem Chaos. Außerdem ist ihre Angst, auch wenn sie in keine bestimmte Richtung zielt, nicht zu übersehen und er kann die kleine Südländerin einfach gut leiden… Abgesehen davon war sie hier unten bisher tapferer als wir alle zusammen.

"Du warst…" einen Moment lang weiß er nicht, was er sagen soll, denn alles was ihm einfällt, hätte fürchterlich abgedroschen geklungen, also entscheidet er sich für ein schlichtes: "Danke. Ohne dich und das Weihwasser hätten wir es nicht geschafft. Du warst… ein großartiges Wiesel." Noch bevor Aishalanea irgendetwas erwidern kann, kehren die anderen zurück, die alle Lilith gefolgt waren, um die Sphinx zu befreien – alle bis auf Mealla und den Narrenkönig, der noch immer an der Wand lehnt und gerade versorgt wird. Ihnen voran schlendert die Sphinx, eine kleine, strahlend weiße Gestalt im Halbdunkel, so katzenhaft wie nur eine Samtpfote schlendern kann, halb zielstrebig und halb lässig, die Flügel eng an den schlanken Leib gelegt. Hinterdrein folgen Lilith, Aurian, Tiuri, Faron, Norn und Steinmetz in gemessenem Abstand, aber mit neugierig gereckten Hälsen. Die Sphinx verengt ihre Augen zu blauen Schlitzen, schnüffelt einmal im Raum umher und läuft dann zu dem Dämonenkadaver hinüber, um sehr unmagisch und höchst verächtlich den Schwanz zu heben und auf seine rauchenden Überreste zu pinkeln. Als das erledigt ist, wendet sie sich ihnen wieder zu, setzt sich in Pose, ringelt den Schwanz um die Pfoten und sieht sie alle der Reihe nach an.


"Meinen Dank, ihr tapfereren Zehn,
dass ihr meine Rettung vollbracht.
Nur wenige können wie ihr bestehen
Gegen ein Wesen solch finsterer Macht.

Der Dämon ist tot, ihr habt ihn bezwungen,
Doch der Sieg kam euch teuer zu stehen.
Aniras Gabe hat mit der Sithechs gerungen
Und konnte vor ihr nicht bestehen.

Eure Trauer mag dauern, ich bin nun frei,
gefallen sind all jene Schranken,
was mich hier hielt, das ist jetzt entzwei
und ich habe es euch zu verdanken.

Ich will nicht vergessen den Eid, den ich gab,
Meine Weisheit sei nun euer Lohn.
Der Finstere muss heute Nacht noch ins Grab
Und wehe dem, der ihn verschont!

Eile tut Not, darum wartet nicht lang,
wir müssen den Finst'ren bezwingen.
Hinaus und nach Westen dorthin führt ein Gang,
Der wird zu dem Elben uns bringen.

Ihr müsst widerstehen, wenn ihr ihn erblickt
Seinen Zaubern, seinen Worten so fein!
Auf dass er nicht nach seinen Schatten schickt,
denn das würd' euer Untergang sein.

Hört ihm nicht zu, traut nicht seinem Wort
Er weiß wohl sie zu Gold zu verweben,
Erliegt ihr seiner Stimme, so flieht diesen Ort
Sonst bezahlt ihr mit euren Leben."

Nun fort und auf, das Siegel wird fall…"

Weiter kommt die Sphinx nicht mit ihren kryptischen – und wenig aufmunternden – Versen, denn schlagartig fällt die Temperatur in den Privatgemächern des Elben um ein paar Grad… es wird nicht wirklich kalt, aber empfindlich kühl, so als streife sie alle ein frostiger Windhauch und das magische Wesen verstummt so abrupt, als habe es sich auf die kleine rosige Zunge gebissen. Der Kopf der Sphinx schwankt witternd hin und her und auch Olyvar sieht sich suchend um – bis hinter ihnen ein geisterhaft bleiches Licht im Halbdunkel aufschimmert. "Schsch…" wispert eine körperlose Stimme und Olyvar stellen sich sämtliche Nackenhaare auf.  "Was ist…" das schon wieder für eine Teufelei?! Will er eigentlich fragen, aber die Worte bleiben ihm buchstäblich im Hals stecken, als aus dem bläulich-grauen, nebelhaften Schimmern allmählich der Umriss einer Frau wird. "Fürchtet euch nicht", wispert die Stimme, noch immer körperlos und irgendwie ein wenig hohl, so als spräche sie aus dem Inneren einer großen Glocke… aber unverkennbar auch drängend und voller Angst. "Bitte, oh bitte, fürchtet euch nicht. Ich flehe Euch an, ihr müsst mir zuhören!" Olyvar, der nicht in den Kellern der alten Felsenschmiede war und das Portrait Diardra Aílins nie gesehen hat, kann den Geist der Toten nicht erkennen, obwohl er ahnt, wen er da vor sich hat… die anderen jedoch schon und er kann an ihren erstarrten Gesichtern sehen, dass er mit seiner Vermutung richtig liegt. Es ist niemand anderes als der Geist Diardras, der ihnen hier einen Besuch abstattet. "Keine Zeit!" Wispert die Tote hastig und sieht sich immer wieder um, als erwarte sie verfolgt zu werden. "Kann nicht bleiben, kann nicht sein außerhalb des Seelensteins." Jetzt schwingt unüberhörbar Panik in ihrer Stimme mit.

"Er ist wahnsinnig. Ihr müsst ihn aufhalten! Er ist böse… bitte, bitte. Er weiß nicht, dass ich gegangen bin. Er wird mein Fehlen bemerken. Ich fürchte mich… fürchte mich. Geht nicht durch die westlichen Türen. Hier… ein Geheimgang. In der Wand. Geht und befreit Ddreiglas. Er kann helfen… vielleicht. Weiß nicht wie, aber ich höre sein Lied. Immerzu höre ich sein Lied in meinen Träumen. Rettet mich… bitte… lasst mich nicht zu dem werden, was er will. Was er erschafft! Es ist falsch… faaaaaaaaaaalsch." Dann ist sie fort, verweht und zerfasert wie Morgendunst in der Sonne und nur das leise Echo ihrer Stimme hallt noch von den Steinwänden wider, als flüsterten sie noch immer falsch… falsch… falsch…
"Tiuri… sieh dich nach dieser Geheimtür um, aye? Ihr anderen ruht euch einen Moment aus, verbindet eure Wunden oder lasst euch von Mealla helfen, wenn es nötig ist. Trinkt etwas und überprüft eure Ausrüstung." Ddreiglas… Ddrei… glas…? Olyvar schüttelt den Kopf. "Verdammt", flüstert er so leise, dass nur er selbst sich hört.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 30. Apr. 2010, 11:39 Uhr
Sie haben keine Zeit lange herum zu stehen, ein Lagerfeuer zu machen und sich Geschichten über Karmesins Leben zu erzählen, und obwohl sich vermutlich keiner danach fühlt, raffen sie sich auf und machen einfach weiter. Lilith findet den Schlüssel für den Käfig der Sphinx und das kleine Flügelkätzchen spaziert auch sofort in Richtung Dämon und zeigt diesem was es von ihm und seinesgleichen hält. Fasziniert beobachtet Tiuri wie das eitle Ding sich dann erst wieder in Pose setzt, aus himmelblauen Augen zu ihnen hochblinzelt und dann eine Litanei herunter reimt, die Tiuri leider wenig Neues verrät.
Natürlich können wir dem Nekromanten nicht trauen, keiner von uns würde mit ihm ein Tässchen Cofea trinken wenn er behauptet das mit der wiederbelebten Braut ist gar nicht so tragisch!
Ganz plötzlich, als es eigentlich spannend zu werden scheint im Sphinxenreim, wird es plötzlich kühl, beinahe kalt und automatisch spannen sich alle Muskeln in Tiuris Körper und seine Hand zuckt zum Schwertgriff. >Schsch…< wispert eine unsichtbare Stimme und der erste Gedanke des frischgebackenen Ritters ist… Nicht schon wieder! Aber ganz eindeutig können die anderen die Stimme auch sehen und was noch viel besser ist, auch die Gestalt die sich nach und nach aus bleichem Licht formt. Ihre Umrisse sind noch gar nicht komplett scharf gezeichnete Konturen, da weiß Tiuri schon wem sie hier gegenüberstehen. Obwohl sie farblos ist wie das Licht aus dem sie zu bestehen scheint, ihr rotes Haar und ihre grünen Augen braucht Tiuri gar nicht um Diardra daran zu erkennen. Vielleicht ist es die Tatsache, dass sie gerade gegen einen Dämon gekämpft haben, oder irgendwelche anderen Sagen und Märchengestalten die sie in der letzten Zeit so angetroffen haben, vielleicht aber auch die Tatsache, dass er vor wenigen Stunden erst mit einer leibhaftigen Göttin getratscht hat, auf jeden Fall überrascht oder beunruhigt ihn der Geist einer jungen hübschen Frau kein bisschen. Im Gegenteil er kann sich gerade so zurück halten nicht „Was glaubst du, warum wir hier sind!“ zu grunzen, als sie die kleine Gruppe anfleht den Nekromanten zu töten. Aber im Gegensatz zur Sphinx die nur stetig ihr Verderben vorherreimt, weist Diardra sie auf einen Geheimgang in der Wand hin und darauf, dass sie einen gewissen Ddreiglas befreien sollen.
Ddreiglas? Ist das ein Sprachfehler? Der kann helfen… vielleicht…großartig!
Wortlos macht er sich auf die Suche nach dem Geheimgang, aber in seinem noch immer schmerzhaft hämmernden Kopf überschlagen sich die Gedanken.
Warum sollten wir ihr trauen? War sie nicht einst seine Geliebte? Was wenn er sie geschickt hat und wir ihm nun direkt in die Arme laufen? Geheimgang… heißt das vor ihm geheim oder nur nicht so offensichtlich sichtbar?
Doch gleichzeitig bleibt ihnen auch nicht viel anderes übrig, der Nekromant würde ihr Kommen so oder so erwarten und eine kleine Chance bleibt, dass die Panik des Geistes echt war und dass Diardra lieber nicht in einen Körper aus zusammengestückelten Leichenteilen zurück unter die Lebenden kehren möchte.
Konzentrier dich, Geheimgang!
Sanft fährt er mit den Händen über die Wand, fasst in jede Rille und Erhebung um zu sehen ob sich hier irgendetwas bewegen lässt. Leise, damit es nicht meilenweit durch einen dahinterliegenden Gang dröhnen würde, klopft Tiuri gegen die Wand um einen Unterschied zu hören, bis er vor den aufgestellten Alabasterstatuen steht. Wieder versucht er es mit Klopfen und rütteln, schieben und drücken, aber die erste bewegt sich kein Stück. Bei der zweiten hat Tiuri ebenfalls kein Glück, doch schon als er bei der dritten seine Klopfprobe macht, horcht er auf. Der Unterschied ist sicher nicht atemberaubend, aber irgendwie klingt es hier etwas hohler, als an den übrigen Stellen. Erst mit Vorsicht, dann mit etwas mehr Kraft, versucht Tiuri die Statue zu bewegen. Er lehnt schon fast mit ganzer Kraft daran, als sie plötzlich unter Knirschen ein Stück nachgibt. Der Rest lässt sich leicht bewegen, aber noch wartet Tiuri, gibt erst Bescheid, dass auch alle bereit sind, denn schließlich weiß niemand was in dem Gang auf sie wartet.

Als alle verarztet, gestärkt und ein wenig ausgeruht bei ihm stehen und auch Tiuris Kopf kurz Meallas Aufmerksamkeit gefunden hat, öffnet er auf Olyvars Kommando den Eingang zum Geheimgang. Der Gang ist finster und auf den ersten Blick schon reichlich eng, außerdem stinkt es ziemlich feucht, modrig und außerdem nach Goblin. Kurz warten sie, leuchten mit Fackeln so gut es geht hinein, aber keine kleinen grünen Gestalten stürzen auf sie zu und auch sonst scheint der Gang leer zu sein. Kurz sucht Tiuri Olyvars Blick und auf ein Nicken des Lord Commanders geht er erst einmal alleine los. Die Wände sind zum Teil aus natürlichem Stein und zum anderen aus befestigtem Mauerwerk. Der Gang selbst ist nicht sehr lang, etwa 15 Schritt, dann steht Tiuri an einer massiven, eisenbeschlagenen Türe aus Mooreiche, die, wie könnte es anders sein, natürlich verschlossen ist. Auf halber Höhe befindet sich eine Klappe, die auf ihrer Seite mit einem Riegel verschlossen ist. Kurz zögert der junge Ritter, aber dann schiebt er den Riegel beiseite und blinzelt durch die Klappe ins… nichts. Der Raum hinter dem Gang ist völlig schwarz. Er konzentriert sich, versucht seine Augen so gut es geht an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber wirklich erkennen kann er nichts. Dafür hört er, Atmen, lautes Atmen wie von etwas wirklich großem und er riecht… Moschus und… etwas anderes.  Kopfschüttelnd hört er genauer hin, schwerfällige Bewegungen und Rasseln… als ob irgendetwas hinter der Türe angekettet wäre.
Behutsam schließt Tiuri die Klappe wieder, verriegelt sie vorsichtig und schleicht dann zurück um Bericht zu erstatten.
„Der Gang ist nicht sehr lang, leer, aber ganz schön eng. Ich schätze Faron wird es schaffen, aber kann sein, dass du manchmal die Luft anhalten musst! Auch die Türe am Ende, wird sich wohl gerade so für dich ausgehen,“ sagt er zu dem Faun gewandt und erzählt dann noch ganz genau was für eine Türe sie erwartet und was er dahinter wahrgenommen hat.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 05. Mai 2010, 08:59 Uhr
Vor der Gruppe öffnet sich der Geheimgang wie ein dunkler Schlund. Aurian schaudert. Auch wenn Tiuri gesagt hat, die Tür am Ende sei verschlossen, so ganz ohne Orientierung will sie da nicht hinein gehen. Zwar sind ihre Sinne dank ihres elbischen Erbes schärfer als bei normalem Menschen aber in kompletter Dunkelheit hat auch sie keine Chance etwas zu erkennen. „Apfelgribs, kannst du ein wenig leuchten? Nur so dass das Dunkel etwas aufgehellt wird?“ wendet sich die Halbelbe an das Irrlicht, dass mittlerweile aus der Tasche gekrabbelt ist und sich auf ihrer Schulter niedergelassen hat, Das kleine Wesen nickt und schwebt wenige Zentimeter vor der Magierin in den Gang. Der Rest der Truppe folgt, angeführt von Tiuri und Olyvar unmittelbar dahinter. Wie Tiuri beschrieben hat stehen sie nach rund 15 Schritt vor der Tür. Der Gestank ist ekelhaft und Aurian schüttelt sich. Vorsichtig schiebt sie die Klappe ebenfalls zur Seite und Apfelgribs positioniert sich so, dass die Magierin etwas mehr erkennen kann. In der Kombination Irrlichtleuchten – Elbensinne erkennt sie sogleich einen massigen Körper. Sie schluckt. Ihr fällt ein, was Lippe, dieser widerliche Gobblin, in der Steinfaust von sich gegeben hat … Finsterding soll da sein, genauso wie diese widerlichen Vierfingerkreischteufel und ein Schuppen-Goldauge…< Schuppengoldauge? Noch einmal schielt sie durch die Klappe. Im leichten Schimmer des Irrlichtleuchtens glänzt tatsächlich etwas und eben bewegt sich das auch…Aurian wendet sich an die anderen und sieht in gespannte Gesichter. “Ich..ich glaube das da drinnen ist ein Wyrm.“ Sie kramt in ihrem Gedächtnis, was sie über Lindwürmer gelernt hat. „Sie sind sehr selten, leben oft im Verborgenen. Sie …sie sind nicht grundsätzlich gut oder böse, das ist von Wyrm zu Wyrm anders, ganz wie bei Menschen oder anderen intelligenten Wesen. Dieser da….“ Aurian schließt die Augen und tastet vorsichtig nach den Gedanken und Gefühlen des Wesens, immerhin sind Lindwürmer empathisch. Dazu muss sie den Schutzschild um ihren Geist senken. Allerdings hat die Halbelbe nicht mit der Wucht der Emotionen gerechnet. Diese lassen sie zurücktaumeln und Der Commander kann seine Magierin eben noch auffangen sonst wäre sie zu Boden gestürzt. Erschrocken zieht sie den Schild um ihren Geist wieder hoch. Mit großen Augen blickt sie in die Runde. „Er ist unsagbar traurig aber auch wütend, sehr wütend! Ich kann ihm nichts vermitteln, dazu sind meine Fähigkeiten zu schwach. Seine Gefühle sind zu stark, er würde mich nicht hören, ich bezweifle dass er irgendjemanden zuhören würde! Wenn wir da rein gehen, dann sehr vorsichtig. Wir dürfen ihn nicht provozieren. Eine falsche Bewegung und er zerreißt uns in der Luft.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 09. Mai 2010, 22:55 Uhr
>"Du siehst aus wie ein kleiner Waschbär"<, mit diesen Worten schreckt Olyvar die Händlerin aus ihren düsteren Gedanken auf, und entlockt ihr damit tatsächlich ein etwas klägliches Lächeln.
>"Du warst… Danke. Ohne dich und das Weihwasser hätten wir es nicht geschafft. Du warst… ein großartiges Wiesel."< Aishalanea ist völlig überrumpelt von seinen freundlichen Worten (Großartig? Ich? Ich hab doch überhaupt nichts gemacht, während er und Tiuri und Faron sich mit diesem grässlichen Vieh geschlagen haben…), sowie von der Tatsache, dass er sie duzt. Natürlich haben sie einiges zusammen durchgemacht in den letzten Stunden, aber dennoch kommt es der Südländerin verkehrt vor, immerhin ist er ein Adliger, der Lord Commander, sitzt im Stadtrat, während sie… nun ja, eben sie ist. Sie könnte aber ohnehin nichts entgegnen, weil sich ihr Hals immer noch wie zugeschnürt anfühlt, und so nickt sie nur dankbar.
Für viel mehr bleibt auch keine Zeit, denn gerade kommen die anderen mit der Sphinx zurück. Das magische Wesen hebt zunächst gänzlich unmagisch das Bein an den Überresten des Dämonen, bevor es ihnen seinen Dank und weitere gereimte Ratschläge angedeihen lässt. Es unterbricht sich jedoch, als etwas wie ein kühler Wind durch den Raum fährt, als streife sie ein Hauch aus einer Gruft. Erneut erhellt ein rätselhaftes Glühen den Keller, doch von ganz anderer Art als das rötliche Höllenfeuer des Dämonen. Ein schimmernder, bläulichgrauer Nebel ist es, der sich allmählich verdichtet zu der substanzlosen Gestalt einer schönen Frau – genauer gesagt, der Frau, deren Porträt sie in den Gemächern des Nekromanten gesehen haben: Diardra.

>"Fürchtet euch nicht"<, wispert ihre Stimme, so körperlos und hohl wie der Geist selbst, und zu Aishalaneas Überraschung fühlt sie tatsächlich kaum etwas – die Schrecken der letzten Stunden haben ihre Fähigkeit, sich zu fürchten, wohl vollständig ausgelaugt. Wenn man gegen einen leibhaftigen Dämon gekämpft hat und einem der Kampf gegen einen wahnsinnigen Nekromanten noch bevorsteht, was ist im Vergleich dazu noch ein Geist?
>“Er ist wahnsinnig. Ihr müsst ihn aufhalten! Er ist böse… bitte, bitte. Er weiß nicht, dass ich gegangen bin. Er wird mein Fehlen bemerken. Ich fürchte mich… fürchte mich. Geht nicht durch die westlichen Türen. Hier… ein Geheimgang. In der Wand. Geht und befreit Ddreiglas. Er kann helfen… vielleicht. Weiß nicht wie, aber ich höre sein Lied. Immerzu höre ich sein Lied in meinen Träumen. Rettet mich… bitte… lasst mich nicht zu dem werden, was er will. Was er erschafft! Es ist falsch… faaaaaaaaaaalsch."< Damit verschwindet der Geist, als würde er sich auflösen, und lässt die Gruppe ratlos zurück. Kann man ihr trauen? Und wer oder was um alles in der Welt ist… Ddreiglas?

Olyvar fasst sich als erster, schickt Tiuri auf die Suche nach der Geheimtür und befiehlt dem Rest der Truppe, sich bereit zu machen. Durch Verschieben einer der Statuen kommt tatsächlich ein Gang zutage, dunkel, eng und muffig riechend, bei dessen Anblick Aishalanea feststellen muß, dass sie offenbar doch noch Panik empfinden kann. Können wir nicht doch lieber nach Westen gehen?! Lieber gleich vom Nekromanten abgeschlachtet werden, als in so eine Falle zu tappen und jämmerlich zu ersticken!
Tiuri wird vorgeschickt, um die Lage zu erkunden, und kehrt mit einer wenig ermutigenden Auskunft zurück: >„Der Gang ist nicht sehr lang, leer, aber ganz schön eng. Ich schätze Faron wird es schaffen, aber kann sein, dass du manchmal die Luft anhalten musst! Auch die Türe am Ende, wird sich wohl gerade so für dich ausgehen,“< Aishalanea hört nur ‚ganz schön eng’ und ‚Luft anhalten’ und schluckt schwer. Daß das Irrlicht ihnen vorausschwebt, scheint die Sache zunächst ein wenig besser zu machen, aber hinter den breiten Schultern von Olyvar und Tiuri hat die deutlich kleinere Händlerin, die irgendwo in der Mitte der Gruppe geht, kaum noch etwas davon. Andererseits hat sie, einmal in dem Gang, auch gar keine andere Wahl mehr, als in der Finsternis vorwärtszutappen, denn hinter ihr folgen die anderen, und ein Umkehren ist in der Enge vollends unmöglich. Die Luft ist stickig, feucht und modrig wie in einem Grab, und Aisha hat das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Plötzlich stößt sie gegen die vor ihr gehende Lilith, da die Vorhut plötzlich stehen geblieben ist. Irgendwo vorn in der Dunkelheit hört sie Aurians Stimme: >“Ich.. ich glaube das da drinnen ist ein Wyrm.“<
Großartig. Was kommt als nächstes?

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 18. Mai 2010, 21:45 Uhr
Olyvar kann gerade noch rechtzeitig die Arme ausstrecken, um Aurian aufzufangen, die zurücktaumelt, als habe sie jemand geschlagen, kaum hat sie ihren empathischen Spürsinn vorsichtig nach dem Wesen in der Dunkelheit vor ihnen ausgestreckt. Er hält die kleine Gardemagierin an den Armen fest, bis sie sich wieder gefangen hat und einigermaßen sicher auf ihren eigenen Füßen steht. "Geht es wieder?" Durchdringender Raubtiergeruch liegt schwer und beißend in der abgestandenen Kellerluft, so stark, dass sie alle Mühe haben zu atmen, doch Aurian schnappt ungeachtet des Gestanks lautlos nach Luft, ehe sie langsam nickt. Was immer sie von dem Lindwurm, Olyvar zweifelt nicht daran, dass es tatsächlich einer ist, spüren kann, es erschüttert sie unübersehbar. >Er ist unsagbar traurig aber auch wütend, sehr wütend! Ich kann ihm nichts vermitteln, dazu sind meine Fähigkeiten zu schwach.< Erklärt Aurian leise. >Seine Gefühle sind zu stark, er würde mich nicht hören, ich bezweifle dass er irgendjemandem zuhören würde! Wenn wir da rein gehen, dann sehr vorsichtig. Wir dürfen ihn nicht provozieren. Eine falsche Bewegung und er zerreißt uns in der Luft.<
"Ddreiglas", murmelt Olyvar. "Der 'grüne Drache.' Was hat Diardras Geist gesagt? 'Befreit Ddreiglas. Er kann vielleicht helfen.' "Hmpf!" Schöne Hilfe… ein panischer Geist, eine Sphinx, die nur in gereimten Rätseln spricht und jetzt auch noch ein Trübsal blasender, übellauniger Lindwurm. Großartig. Könnte nicht besser für uns aussehen. Warum mache ich mir überhaupt Sorgen? Von diesen mehr als bissigen Gedanken ist in seiner Miene nichts zu lesen, als er im schwachen silberblauen Leuchten des kleinen Irrlichts der Reihe nach in die Gesichter der anderen blickt… zumindest in die, die er von seinem Standpunkt aus in dem engen Gang erkennen kann. "Dann wird es eben keine falsche Bewegung geben", knurrt er leise und atmet tief durch. Der Gestank wirft ihn fast um - so ähnlich hatte es auch im Löwenzwinger von Arrassigué gerochen, nur weit weniger bestialisch. "Apfelgriebs, komm mit mir, ich brauche ein bisschen Licht da drin." Das Irrlicht ziert sich und hat Angst, doch nachdem Aurian ihm gut zugeredet und Olyvar ihm versprochen hat, dass es nicht gefressen wird, weil es so klein ist und er gut aufpassen wird, wechselt es von der Schulter der Magierin auf seine. Olyvar schnallt Síaíl ab und reicht das Schwert Tiuri. "Wenn ich gefressen werde, dann bring sie hier raus und zurück zu Niniane. Sie und Borgil wissen, was zu tun ist, aye?" Raunt er so leise, dass nur Borgils Ziehsohn und Aurian ihn hören, dann zwängt er sich durch die enge Tür und verharrt gleich darauf blind in vollkommener Dunkelheit. "Apfelgriebs!" Zischt er eindringlich, doch das kleine Irrlicht schlottert dermaßen vor Angst, dass es nur ein winziges, flackerndes Glühen zustande bringt, in dem kaum etwas zu erkennen ist.

Hitze und Gestank schlagen Olyvar entgegen, dann bewegt sich etwas - etwas Großes, etwa vier Schritt vor ihm in der Finsternis. Rasselnde Ketten schleifen über harten Stein und ein dumpfes Grollen wird laut, so  tief, dass er es eher als Vibrieren in den Wänden und im Boden spürt, als es wirklich zu hören. Er tritt einen Schritt vor, langsam und vorsichtig und bewegt sich wie in Zeitlupe, als er die Arme hebt, die leeren Handflächen nach vorn, eine universelle Geste des Friedens. "Ich bin Olyvar", spricht er in die Dunkelheit und hat keine Ahnung, ob der Lindwurm ihn versteht oder ob er sich vielleicht gerade selbst zum Narren macht, aber einen Versuch ist es wert - und sein Tonfall ist warm und so beruhigend wie er ihn mit den kalten Schlangen, die irgendwann einmal seine Eingeweide waren, nur hinbekommt. Das Grollen wird lauter. "Wir sind nicht hier..." Ja was? 'Um dir etwas zu tun?' Wohl kaum. "… Wir sind nicht hier um uns fressen zu lassen." Das Grollen verstummt abrupt und eine Weile herrscht bis auf rasselnde Atemzüge absolute Stille in der Schwärze. "Apfelgriebs, bitte", raunt Olyvar eindringlich und das Irrlicht riskiert einen schwachen Schein. Im selben Moment öffnen sich zwei goldene Augen direkt vor ihm, nur eine Handbreit von seiner Nase entfernt, groß wie Männerfäuste – und so leer, dass dieser Blick schon lange auf nichts als Steinwände starren kann. "Oooooh," macht das Irrlicht auf seiner Schulter schockiert und sein silberner Glanz wird prompt ein ganzes Stück heller – in diesem Schein und im Glühen der goldenen Augen vor ihm, kann Olyvar auch erkennen, warum: der einst mächtige, geschmeidige Körper des Lindwurms vor ihm ist eingefallen und mager, starrt vor Dreck und ist übersät mit einem Dutzend schwärender Wunden. "Oh", macht auch er, nicht weniger mitfühlend, aber sehr viel trockener. Ddreiglas liegt in seinem eigenen Dreck, gefangen gehalten von schweren Ketten, gerade lang genug, um sich um die eigenen Achse drehen und einen schmalen Durchgang am anderen Ende der Kammer bewachen zu können. Aber nicht lang genug um die Tür mit der Klappe zu erreichen… so müssen sie ihn gefüttert haben. Das Irrlicht flattert empor und umkreist den mächtigen Schädel mit den vier langen Hörnern und den glanzlos gewordenen,  brüchigen Schuppen, deren einstige grünblaue Färbung unter Krusten von altem Blut, Eiter und Schmutz an den meisten Stellen nur noch zu erahnen ist, wie eine kleine, aufgebrachte Hummel. "Apfelgriebs…" warnt Olyvar und sieht das zarte, feenhafte Wesen schon zwischen den Kiefern verschwinden, doch der Lindwurm starrt nur ihn unverhohlen an und würdigt das Irrlicht keines Blickes. "Er ist… er ist… " piepst Apfelgriebs so empört wie hilflos und breitet die winzigen Ärmchen aus, um sie in einer Geste absoluter Verzweiflung wieder sinken zu lassen.

"Ich sehe, was er ist", erwidert Olyvar. Der Lindwurm legt den Kopf leicht schräg, als lausche er und die Ketten knirschen dumpf. Olyvar sieht hinauf in diese leeren, goldenen Augen, ignoriert die Stimme der Vernunft in seinem Inneren, die etwas von leichtsinnig, dumm und lebensmüde faselt, kehrt kurz in den Gang zurück und lässt sich von Tiuri sein Schwert geben. "Schließt die Tür." Kaum ist das schwere Schloss mit einem leisen Schnappen eingerastet, wendet er sich um. Das silberne Leuchten des Irrlichts glitzert schwach auf der Klinge, als er sie mit einem leisen, beinahe sanften Zischen aus der Scheide zieht. Der Lindwurm vor ihm bewegt sich keinen Sekhelrin, er scheint noch nicht einmal mehr zu atmen, als Olyvar auf ihn zugeht, das Schwert in der Rechten. "Ich tue dir nichts", murmelt er. Er hat keine Ahnung, ob er den Wyrm oder sich selbst mit diesen Worten beruhigen will oder ob Ddreiglas ihn überhaupt versteht. Der Lord Commander in ihm fordert ebenso logisch wie kalt, das Wesen zu töten, jetzt, wo es in Ketten liegt… und damit den Weg zu ihrem Gegner freizumachen. Der Ritter in ihm sagt sich, dass der Wyrm einen fairen Kampf bekommen würde, wenn er ihn wolle, aber nicht so, nicht in Ketten. Doch der kleine Junge Olyvar, der mit großen Augen Rhordris vielen Geschichten über Fachar und Gârgil, über Goblatai den roten Wurm und Anhuret die Silberne gelauscht hatte, denkt noch etwas ganz anderes. Nicht einmal mehr eine Armlänge trennt ihn vom linken Bein des Lindwurms, als dieser sich bewegt… so langsam wie Olyvar vorhin, als er die Kammer betreten hatte. Acht Krallen, elfenbeinfarben und fast so lang wie eine Männerhand, spreizen sich aufreizend langsam, als Ddreiglas seine Beine ausstreckt so weit es geht. Dann ballen sich die langen Klauen heftig zusammen, so stark, dass der magere Schuppenleib vor Anstrengung zittert, der lange Körper hebt sich und die Brust des Wesens liegt ungeschützt und frei vor ihm. Ein einziger Hieb und… Irritiert hält Olyvar inne und blickt zu dem Lindwurmgesicht auf… falls es so etwas wie eine Mimik besitzt, ist  sein Ausdruck unverkennbar – die Zähne zusammengebissen, die Augen fest geschlossen wartet es offenbar darauf, dass… Schwere Eisenketten und kein Schlüssel. Er glaubt der einzige Weg in die Freiheit ist… Ifrinn!
"Nein", hört Olyvar sich sagen und schüttelt sacht den Kopf. Der Lindwurm klappt eines seiner zusammengekniffenen Augen wieder auf und blinzelt ihn verwirrt an. "Drachenstahl", Olyvar zuckt mit den Schultern. "Zerschneidet jedes Eisen ohne Mühe. Und jetzt…" halt still! Will er eigentlich sagen, wird aber von einem leisen Grollen unterbrochen. Der Lindwurmschädel auf dem langen Hals taucht herab bis er auf Augenhöhe mit ihm ist und schiebt sich zwischen Síaíl und das Fußeisen. Goldene Augen bohren sich in graue und starren ihn unverwandt an. "Was?" Flüstert Olyvar. "Willst du nicht frei sein?"

"Er kann nicht frei sein", dolmetscht Apfelgriebs nach einem langen Moment bohrenden Schweigens hilfreich. Das Irrlicht kehrt auf Olyvars Schulter zurück und lässt bedrückt die Flügel hängen. "Hier halten ihn die Ketten, das stimmt", meint Apfelgriebs unglücklich. "Aber auf seiner Seele liegt ein… ein… wie ist das Menschenwort…"
"Ein Bann? Ein Fluch?"
"Ein Bann", bestätigt das Irrlicht kleinlaut und klingt ganz verzweifelt. "Er muss jeden töten, der durch diesen Durchgang will – oder bei dem Versuch sterben."
"Jeder Bann oder Fluch kann gelöst werden. Vor allem, wenn er von diesem verrückten Elben stammt, Apfelgriebs. Er liebt Spiele."
"Er sagt, du sollst ihn töten."
"Ich werde ihn nicht töten."
"Er sagt, du musst ihn töten."
"Nein!"
"Doch!"
"Er…" Olyvar schüttelt den Kopf und ist es leid mit Apfelgriebs über Ddreiglas zu streiten, vor allem, wenn die Augen des Lindwurms dabei keine Handbreit von seinem Gesicht entfernt sind und ihn eindringlich mustern. "Ich töte dich nicht." Das Schnauben des Lindwurms klingt eindeutig indigniert und der ganzen absurden Situation zum Trotz spürt Olyvar so etwas wie Gelächter in seiner Kehle aufsteigen. "Ich töte dich nicht", wiederholt er. "Wenn ich denn Bann, der auf dir liegt nicht lösen kann, kämpfe ich mit dir, aber ich erschlage dich nicht wie einen Hund, während du dich nicht einmal wehren kannst." Das Grollen wird lauter und für einen kurzen Moment, kaum mehr als einen flatternder Herzschlag lang, blitzt etwas in den Augen des Lindwurms auf… so etwas wie Zorn über seine Schande oder ein Schatten seines alten Stolzes vielleicht. Dann schnappen daumenlange Reißzähne in einer wortlosen Drohung vor Olyvars Nase zusammen. "Nein", wiederholt er stur und lässt demonstrativ das Schwert sinken. Der Lindwurm taxiert ihn einen Augenblick und wirft sich brüllend nach vorn. Die Ketten knirschen und rasseln, doch Olyvar rührt sich nicht von der Stelle, nicht einmal, als eine überraschend warme, glatte Schnauze kurz und flüchtig seine Stirn berührt (der Mundgeruch Ddreiglas' holt ihn allerdings fast von den Füßen.) "Sag mir, was dich hier gefangen hält. Außer denen." Síaíls rauchdunkle Spitze weist auf die kalten, schwarzen Ketten - dort, wo die breiten Fußeisen die Beine des Lindwurms umschließen, sind die Schuppen seines Panzers gebrochen und zersplittert, und rohes rotes Fleisch schimmert hindurch. Der Lindwurmschädel ruckt zurück und der lange Hals reckt sich hoheitsvoll empor. Das folgende " Nein" ist so tief, dumpf und knurrend, dass Olyvar Mühe hat, es überhaupt zu verstehen.

"Doch", beharrt er und hat ein Déjà-vu was diese Art von Unterhaltung angeht. Hatten wir das nicht gerade nur mit vertauschten Rollen? "Nein." Der kantige Schädel des Wyrms schwebt über ihm in der Dunkelheit und schwingt in der Nachahmung eines entschlossenen menschlichen Kopfschüttelns hin und her wie ein überdimensionales Pendel.  Olyvar atmet tief durch und wappnet sich mit Geduld. "Sag. Es. Mir."
"Nein, Mensch."
"Bitte."
"Nein, Mensch!"
"Doch, Wyrm!" Hält er dagegen, dann fährt er sich seufzend mit der Hand durch das Haar, das so dreck- und blutverkrustet ist, dass es über seiner Stirn absteht wie die Stacheln eines Stachelschweins. Apfelgriebs hat inzwischen jegliche Angst verloren und schwirrt händeringend und ganz und gar außer sich um sie beide herum, wobei das Irrlicht wahlweise auf ihn oder auf Ddreiglas einzwitschert – allerdings viel zu schnell und zu aufgeregt, als das Olyvar auch nur ein einziges Wort verstanden hätte und er geht jede Wette ein, dass es dem Lindwurm keinen Deut besser damit ergeht. "Bas mallaichte!" Flucht er leise. "Ich habe keine Zeit für solche Spielchen! Und du bist sturer als ein Gododdinesel, himmelgötterverdammtnochmal!" Falls ein Lindwurm so etwas wie Augenbrauen besitzt, die er hochziehen kann, dann tut Ddreiglas in diesem Moment jedenfalls genau das. "Hör zu", beginnt Olyvar, ganz erschöpfte Geduld. "Wir haben keine Zeit uns zu streiten, schon gar nicht darüber, ob ich dich töten werde oder nicht, denn ich tue es nicht. Ich tue es nicht und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit deinen Krallen Honigkugeln jonglierst - verstanden? Also entweder, du verrätst mir, wie ich diesen Bann lösen kann oder wir kämpfen. Such es dir aus."
"Nein", schnarrt der Lindwurm und Olyvar verdreht die Augen. "Nein!" Kreischt gleich darauf auch Apfelgriebs, inzwischen den Tränen nahe und baut sich mitten in der Luft vor der blass grünen Schnauze mit den goldgeränderten Schuppen auf. "Sag es ihm! Sag es ihm schon!" Fordert das Irrlicht, so winzig wie entschlossen und sieht aus, als wäre es drauf und dran, dem Lindwurm den nackten Fuß vor die Nase zu rammen, um ihn (nach Irrlichtverhältnissen bestimmt ordentlich) zu treten. Olyvar fischt das kleine Wesen aus der Luft. "Ahm… lass es gut…" sein. "Nein!" Empört sich das Irrlicht schluchzend und winzige Tränen fliegen von seinen Wimpern in alle Richtungen davon, als es heftig den Kopf schüttelt. "Nein, nein, nein, nein. Sag es ihm. Sag es ihm oder ich mach's! Ich weiß genau, wie er dich gefangen hat, ich weiß es! Ich kann es in deinen Gedanken le…" Diesmal schnappt der Lindwurm nach Apfelgriebs und Olyvar kann das Irrlicht – und die eigenen Hände – gerade noch von den riesigen Zähnen zurückreißen.

Einen Augenblick, einen langen, stillen Augenblick starren sie sich alle drei unnachgiebig an, der Lindwurm, das Irrlicht und er – dann rinnt der Widerstand aus Ddreiglas wie Wasser aus einem umgestürzten Krug und der Blick aus den goldenen Augen richtet sich gequält zu Boden. "Oh!" Piepst Apfelgriebs bestürzt und Olyvar blickt verwirrt von ihr zu Ddreiglas und wieder zurück… was immer das Irrlicht in den Gedanken des Lindwurms lesen kann, scheint es furchtbar zu erschrecken. "Was?"
"Oh…oh… oh nein…!"
"Sag schon!"
"Wenn du den Bann nicht lösen kannst, musst du seinen Platz einnehmen", flüstert Apfelgriebs mit zitternden Flügeln. "Und… und…"
Olyvar schluckt schwer und versteht: "Und jeden töten, der diesen Raum passieren will", beendet er den Satz, den das Irrlicht angefangen hatte. Apfelgriebs nickt unglücklich, Ddreiglas knirscht mit den Zähnen und lässt den langen Kopf soweit sinken, dass seine Nase fast den Boden berührt. Deshalb will er es nicht preisgeben. Olyvar denkt an die anderen, die im Gang auf ihn warten und vermutlich längst wie auf brennenden Kohlen gehen. Er denkt an seine Frau und sein ungeborenes Kind, sicher und geborgen im Schutz der Steinfaust. Er denkt an den verrückten Elben, ihren Feind, so nahe… so perfide, so unerreichbar, wenn sie hier nicht herauskommen. Er denkt an Listig, der draußen um sein Leben kämpft und Karmesin, der tot hier unten in der Dunkelheit liegt. Dann tritt er vor und Síaíl zerschneidet die eisernen Ketten und Ringe, die den Lindwurm halten, so leicht als gleite die Schneide durch weiche Butter. "Sag es mir", fordert er leise. "Wenn ich den Bann nicht löse, musst du mich aufhalten, wenn meine Freunde die Kammer passieren. Apfelgriebs, geh zu den anderen und sag ihnen, was sie tun müssen, wenn ich scheitere." Das Irrlicht schüttelt erschrocken den Kopf, flattert aber hastig davon, als Olyvar es anherrscht, es solle verschwinden. Dann geht er vor dem Lindwurm hin die Hocke, der sich kein Stück bewegt hat, obwohl ihn keine Ketten und Eisen mehr an seinem Platz halten. "Bringen wir es hinter uns, aye?"
Ddreiglas goldene Augen blinzeln ein, zweimal, wie zum Zeichen, dass er verstanden hat, ehe der Lindwurm das Maul öffnet und mit grollender Stimme beginnt:

"Ich werde Euch eine Frage stellen, die Ihr mit Ja oder Nein beantworten könnt. Es wird keine schwere Frage sein, denn Ihr werdet die richtige Antwort wissen. Dennoch wird es Euch nicht möglich sein, sie mir zu nennen. Jeder andere Sterbliche oder Unsterbliche könnte mir vielleicht die richtige Antwort sagen, Ihr aber nicht. Dennoch seid Ihr der einzige Mensch auf Rohas weitem Rund, der die richtige Antwort kennt." Ddreiglas schließt die Augen und als sie sich wieder öffnen, ist ihre goldene Farbe so dunkel wie Waldhonig geworden. "Welche Frage werde ich Euch stellen?"
Olyvar schweigt lange, starrt in Ddreiglas goldene Augen und versucht seine wild herumwirbelnden Gedanken zu ordnen. Die Worte des Lindwurms hallen durch seinen Kopf, geraten durcheinander, verschwimmen wie die Schatten, aus denen sie gewebt sind und narren seinen Verstand, bis er nur noch spürt, wie die Zeit verrinnt und verrinnt, schneller und immer schneller und dennoch so zäh wie Sirupfäden. Jeder andere kann ihm die Antwort geben, aber ich nicht, trotzdem bin ich der einzige, der… hm. Der einzige, der sie kennt. Aber sagen kann ich sie nicht… Ja oder Nein. Ja oder nein… das ist es. Ddreiglas beugt sich vor, gespannt wie eine Bogensehne, noch ehe sich das Lächeln auf Olyvars Gesicht ausbreitet. In der ohne Apfelgriebs' silbriges Leuchten fast vollkommen finsteren Kammer starren sie sich an, dann nickt Olyvar sacht. "Du bist frei und ich bin es auch, Ddreiglas. Der Bann ist gebrochen - die Lösung des Rätsels lautet: Werde ich diese Frage mit Nein beantworten?" Wenn Olyvar und der Lindwurm irgendetwas spektakuläres erwartet haben, etwa einen einschlagenden Blitz, einen Donnerschlag oder wenigstens ein klitzekleines Flimmern in der Luft, einen bösen Schatten, der von ihnen weicht oder sonst etwas legendäres, so werden sie enttäuscht, denn nichts geschieht, zumindest nichts sichtbares. Sie blinzeln beide ein bisschen und sehen sich etwas ratlos an, dann zuckt Olyvar mit den Schultern. Er ist sich sicher, aber ein Beweis wäre dennoch nicht das Schlechteste… vor allem nicht für den misstrauischen Lindwurm. "Versuchen wir es. Ich gehe da durch… wenn du mich nicht fressen und ich dich nicht töten will, wissen wir es." Er tastet sich in die ungefähre Richtung des Ausgangs schräg gegenüber der Tür mit der Klappe, die immer noch fest verschlossen scheint, blind wie eine Fledermaus, bis der Wyrm hinter ihm irgendwie eine Art Glühen zustande bringt. Olyvar will gar nicht wissen, wie er das anstellt, magische Wesen sind eben magisch, aber er ist dankbar für das bisschen Licht, das ihm erlaubt, wenigstens vage Umrisse zu erkennen. Er erreicht den Durchgang ohne dass irgendetwas Nennenswertes geschieht. Dahinter liegt ein verwinkelter Gang, mehr kann er nicht sehen, doch alles scheint ruhig. Er dreht sich zu Ddreiglas um, der immer noch in den Überresten der zerschnittenen Ketten verharrt und ihn gebannt mit den Augen verfolgt, dann macht er entschlossen einen Schritt in den Gang hinaus. Nichts.

"In Ordnung… jetzt du." Der Lindwurm scheint die Stirn in Falten zu legen, jedenfalls sieht es so aus, dann windet er sich durch den Raum, halb seitwärts kriechend wie eine Schlange, halb auf seinen kurzen, kräftigen Beinen laufend. Es sieht seltsam aus, aber keineswegs schwerfällig – und er ist überraschend schnell. Vorsichtig streckt der Wyrm seinen Kopf in den Gang und seine Nüstern blähen sich, als er tief die Luft einzieht. Nichts. Olyvar verspürt keinerlei Bedürfnis, irgendjemanden anzugreifen, der seine Zehe durch diesen Durchgang streckt, den Lindwurm schon gar nicht, noch scheint es Ddreiglas so zu gehen. Der Bann ist gebrochen. Olyvar stößt den Atem aus, den er angehalten hatte ohne es überhaupt zu merken und der Lindwurm schnaubt ebenso vernehmlich. Dann sehen sie sich an und Olyvar versucht ein aufmunterndes Lächeln. Was tue ich hier eigentlich? Freundschaft mit einer zu groß geratenen Eidechse schließen? Ifrinn! Der Lindwurm tut allerdings etwas völlig unerwartetes – er senkt den Kopf bis seine Nase noch einmal Olyvars Stirn berührt, dann schnuppert er über sein Haar wie Bayvard es mit seinen weichen Nüstern so oft tut, als wolle er sich seinen Geruch genau einprägen. Vielleicht versucht er auch nur herauszufinden, ob noch Salz und Pfeffer fehlen… Diesem Gedanken folgt ein seltsames Geräusch auf dem Fuße, eine Mischung aus einem grollenden Rumpeln, Glucksen und Knurren. Es dauert einen Moment, bis Olyvar realisiert, dass es ein Lachen ist – und es kommt von dem Lindwurm an seiner Seite. "Hmpf. Ich nehme an, du willst so etwas wie Rache, aye? Meinst du, du schaffst das?" Ddreiglas richtet sich zu seiner vollen Größe auf – die trotz aller Magerkeit und der miserablen Verfassung des Wesens immer noch beeindruckend ist - und fletscht lautlos die Zähne. "In Ordnung. Wir holen die anderen und dann machen wir diesem Spitzohr und seinem irren Treiben ein Ende." Er kehrt in die Kammer zurück und der Lindwurm folgt ihm wie ein Hund. An der Tür klopft er, doch zunächst geht nur die Klappe auf und er blickt in Tiuris besorgtes Gesicht. Kluger Junge. "Ihr könnt kommen, es ist in Ordnung," versichert er Borgils Ziehsohn. "Diardra… ihr Geist hatte Recht, denke ich. Ddreiglas wird uns helfen." Ein wütender, dreihundert Stein schwerer Lindwurm, bewaffnet mit Magie, Klauen und Zähnen, ist ein unerwartetes Geschenk der Götter, mit dem er wirklich nicht gerechnet hat. "Dort hinten ist ein Gang, schickt Norn und Steinmetz her, die sollen ihn sich ansehen, ich will wissen, was uns erwartet." Es dauert nicht lange, bis die anderen sich aus dem engen Felsentunnel gequetscht haben und die zwei Sappeure an ihm vorbeihuschen und in der Dunkelheit jenseits der Kammer verschwinden. Ddreiglas erntet verwunderte Blicke, ignoriert jedoch alle Menschen, Faune oder Halbelben um sich her stoisch und hält sich dicht bei ihm, während Olyvar auf den Bericht seiner Maulwürfe wartet. Norn kehrt jedoch allein zurück, ein lautloser Schatten im Dunkel. "Steinmetz ist noch auf Posten, M'lord," erklärt er. "Der Gang ist verwinkelt, aber da sind keine Fallen und alles ist ruhig. An seinem Ende ist eine Tür nach Norden, dahinter geht etwas vor - viele Geräusche, Zischen und Brodeln. Und eine Stimme, die irgendwelches Kauderwelsch vor sich hinmurmelt. Mir is' eiskalt geworden, M'lord. Ich denke, das ist er." Olyvar nickt nur. "In Ordnung – dann gehen wir, wenn ihr alle soweit seid. Seid ihr bereit?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aurian am 21. Mai 2010, 09:03 Uhr
Als sich alle in der Zelle versammelt haben, flattert das Irrlicht mit einem mitleidigen Blick auf den Wyrm wieder auf Aurians Schulter. „Der ist arm, der Irre hat ihn voll viel weh getan!“ berichtet es entrüstet. „Wenn ich den erwische dann…!“ „Was dann?“ will Aurian wissen „Weiß nicht, will ihm weh tun…aber er soll mir nix tun!“ lautet die kleinlaute Antwort. Der Lindwurm sieht wirklich erbärmlich aus. Wie konnte man ein solch edles Geschöpf nur so quälen. Aurians Hass auf den Nekromanten wird zunehmend größer. Alles was mit den magischen Geschöpfen zu tun hat, hat sie auch während ihrer Grundausbildung fasziniert, auf irgendeine Weise fühlt sie sich mit diesen Wesen verbunden.  Eben kehrt Norn von der Erkundung zurück. Sein Bericht ist alles andere als aufbauend. >Ich denke, das ist er.< schießt der Mann seinen Bericht. Aurian rinnt ein kalter Schauer über den Rücken, dennoch zögert sie keinen Moment, als der Commander sich mit einem >Seid ihr bereit?< an die Gruppe wendet. Sie konnte zwar nicht behaupten, besonders scharf darauf zu sein, diesem Wahnsinnigen gegenüber zu treten aber wirklich bereit wäre sie dazu wohl nie, somit wäre dieser Moment genauso gut wie alle anderen. Apfelgribs sorgt wieder für Licht und so marschieren sie, angeführt von Norn und dem Commander, dem der Wyrm nicht von der Seite weicht, den Gang hinunter.

Die Halbelbe tastet in ihrer Tasche nach der magischen Rolle des Lies michs: Wie war das noch gleich?

Lieder machen ist nicht schwer,
Lieder singen manchmal sehr.
An meinen Reim warst Du gebunden,
vorbei ist nun das Dutzend Stunden.
Bewahr Dir dieses Pergament,  
denn wer diesen Zauber kennt,
kann sich und andern sehr viel nützen,
und sie vor aller Magie beschützen.


Irgendwie hat sie das Gefühl, dieses „Geschenk“ könnte sich noch als nützlich erweisen. Mittlerweile haben sie die Tür erreicht. Apfelgribs dämpft sein Licht, ohne dass Aurian oder sonst jemand etwas sagen müsste. So nah an ihrem Feind schwindet der Mut des kleinen Wesens nun doch wieder und es ist erleichtert, als es sich wieder in Aurians Leinenbeutel verkriechen kann. Anders der Lindwurm: Die Halbelbe spürt seine Wut und seinen Kampfgeist, die mit jedem Schrittstärker werden. Das Wesen scheint seine Verletzungen nicht zu spüren, so sehr brennt es darauf, seinem Peiniger die Qualen heimzuzahlen. Steinmetz erwartet sie. Der Sappeur wirkt erleichtert, dass er nicht mehr allein ist  - verständlich. Norn hatte nicht übertrieben: Hinter der Tür brodelt und zischt es, als würden sie sich am Eingang der ersten der neun Höllen befinden und unheimliches Kauderwelsch dringt an ihre Ohren. Aurian schaudert. „Das ist die dunkle Sprache, irgendwelche Beschwörungsformeln. Ich versteh nicht was er da von sich gibt, aber was immer er da drinnen auch macht: Ich denke wir sollten uns beeilen! Mein Gefühl sagt mir, dass mit seinem Plan schon ziemlich am Ende angelangt ist!“ Fragend blickt sie in die Runde. „Bevor wir durch die Tür gehen sollten wir einen Plan haben, einen guten Plan.“ Mit diesen Worten zieht sie die Schriftrolle hervor. „Wenn ich das Lies mich richtig verstanden habe, dann kann ich uns damit vor magischen Attacken schützen. Ich weiß aber nicht wie lang und in welchem Umkreis. Aber ich schätze beides ist beschränkt also sollten wir uns vorher überlegen, was wir tun, wenn wir unter dem Schutz stehen, wir sollten diesen Vorteil, wenn er noch so klein ist, nicht verschenken!“    

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Lilith am 24. Juni 2010, 11:49 Uhr
Beim Anblick des Lindwurms setzt Liliths Herzschlag für einen Augenblick aus und sie starrt das Wesen mit offenem Mund unverwandt an. „Ein….ein…wirklich, es ist ein…ein Wyrm…“ stammelt sie leise vor sich hin und muss sich zurückhalten, dass sie sich nicht die Augen reibt vor lauter Unglaube. Das magische Wesen sieht aber schrecklich verwahrlost aus, doch nachdem Olyvar erklärt, wie es dazu kam, ist dies auch nicht mehr so verwunderlich. Die Magierin kann nur den Kopf schütteln ab all dieser Gräueltaten und blickt mitleidig auf den Wyrm, der trotz allem seine stolze Haltung nicht verloren hat. „Wie kann man nur so wenig Respekt gegenüber einem magischen Wesen haben?“ Fragt sie sich selber und schluckt schwer. Sie selber war ja auch nicht immer ein Sonnenschein, doch die magischen Wesen sind ihr schon immer heilig gewesen.

>Seid ihr bereit?< fragt dann der Lord Commander in die Runde, als Norn von seiner Entdeckung berichtet und dreht sich zu der Gruppe um. Lilith nickt nur mit zusammen gebissenen Zähnen und atmet tief durch. „Als könnte man auf so etwas vorbereitet sein.“

Die Truppe bewegt sich durch den Gang auf die Türe zu, hinter welcher der Nekromant sich auf halten soll. Liliths Medaillon leuchtet bei jedem Schritt ein Stückchen mehr und sie reibt sich schaudernd die Arme. Die Kälte, die sei erwartet, ist unaufhaltsam und durchdringt jeden bis auf die Knochen. Lilith hört, wie der Nekromant hinter verschlossener Türe die seltsamen Rituale spricht und macht einen kleinen Schritt zurück. Einige Worte kommen ihr vertraut vor und das Bild ihres Vaters taucht für einen kurzen Augenblick vor ihr auf. Mit einem Kopfschütteln versucht sich die Magierin wieder auf das vor ihr liegende zu konzentrieren und ihr Blick wandert in Richtung des Lord Commanders.

>„Bevor wir durch die Tür gehen sollten wir einen Plan haben, einen guten Plan.“< meint Aurian leise neben ihr, zieht die Lies-mich Rolle hervor und erklärt noch einmal die erwartete Wirkung der Schriftrolle. „Ich habe meine Rolle auch noch.“ Raunt Lilith leise und zieht ihre Rolle ebenfalls aus der Tasche. „Mit ihr kann ich wohl Feuerwesen hervorzaubern und sie für eine Weile kontrollieren. Ich weiss aber nicht, was danach mit den Wesen passiert.“ Etwas unsicher schaut die Feuermagierin auf die Rolle und dann wieder in die Runde. „Ich nehme an, der Nekromant hat Untote zur Unterstützung bei sich, “bei diesen Worten deutet sie auf ihr leuchtendes Medaillon, „um die werde ich mich kümmern.“

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Tiuri am 21. Juli 2010, 12:01 Uhr
>Ich..ich glaube das da drinnen ist ein Wyrm.<
Moment… Wyrm wie in Lindwyrm? Äh… wurm… Aurians stotternde Worte lassen Tiuri beinahe seufzen. Großartig, genau was sie gebraucht haben, ein großes schuppiges Ding mit langen scharfen Zähnen (und nicht zu vergessen Krallen), dass so schrecklich sauer ist, dass es sie bei der ersten falschen Bewegung in Stücke reißen würde.
Ihr habt gerade gegen einen Dämon gekämpft, wie schlimm kanns noch werden? Ein Lindwurm kann unmöglich schlimmer sein, oder?
>Dann wird es eben keine falsche Bewegung geben.< die grimmige Stimme des Lord Commanders reißt Tiuri aus seinen eigenen, versucht optimistischen Gedanken. Die festen Worte Olyvars bringen auch den jungen Ritter dazu sich zusammen zu reißen und Tiuri ist fest entschlossen diesem Lindwurm entgegen zu treten, als Olyvar ihm plötzlich sein Schwert aushändigt. Mit Fahl an seiner Seite und Síaíl in den Händen hätte Tiuri sich vermutlich wie König Niafaeron Drachenherz persönlich fühlen sollen, aber bei der Aussicht, dass Olyvar jetzt gefressen werden könnte und er dann die ganze Truppe hier raus führen sollte, rutscht ihm das Herz doch ein Stück tiefer Richtung Hose. Er will protestieren, sagen, dass Olyvar auf jeden Fall zurück kommt und überhaupt, dass er nicht alleine gehen muss, aber der Blick des Lord Commanders lässt ihm die Worte im Halse stecken bleiben. Also nickt er, was soll er auch sonst tun und krallt sich mit beiden Händen an Síaíls Heft und sieht zu wie Apfelgriebs und Olyvar in dem Kammer zum Lindwurm verschwinden.

Es dauert gar nicht lang, da öffnet sich die Tür wieder, Olyvar greift nach seinem Schwert und sagt ihnen sie sollen die Türe abschließen. Leicht verwirrt kratzt sich Tiuri am Kopf, sein Mund schließt und öffnet sich ein, zwei Mal ohne, dass etwas heraus kommt und dann tut er einfach wie ihm geheißen. Danach müssen sie einfach warten, warten, dass etwas passiert? Oder warten, dass vielleicht gar nichts mehr passiert. Angestrengt versuchen sie etwas zu hören um zu verstehen was hinter dieser Türe gerade vor sich geht, bis plötzlich winzig kleine Fäuste gegen die Türe trommeln. Tiuri öffnet nur die Klappe, die aber groß genug ist, dass Apfelgriebs sofort herein fliegen kann und ihnen stammelnd und stotternd und außerdem irgendwie aufgeregt blinkend, erklärt was gerade passiert ist. Das kleine Irrlicht muss mindestens drei Mal mit der Geschichte anfangen, bis seine Sätze so klar und zusammenhängend sind, dass die Truppe versteht, dass Olyvar versuchen muss den Bann des Lindwurms zu brechen und falls es ihm nicht gelingen sollte, er selbst an die Stelle des Wurms treten muss um jeden zu töten der durch die Kammer gelangen möchte.

„Großartig“, entfährt es Tiuri sarkastisch, ehe er wieder seine gespielt gleichgültige Maske tragen kann, eine nicht ganz gekonnte Mischung aus Olyvar und Borgil zu denen er aufsieht und die sich gerade beide in Lebensgefahr befinden. „Gut, wir müssen abwarten, er…wird es schon schaffen!“ Als es dann an der Tür klopft zuckt Tiuri trotzdem kurz zusammen und seine Hand fährt in Richtung Klinke. Warte, was wenn es nicht funktioniert hat und er uns gleich hier umbringen möchte? Vorsichtig öffnet Tiuri auch jetzt wieder nur die Klappe und blickt in Olyvars mit Dreck und Blut verschmiertes Gesicht,
>Ihr könnt kommen, es ist in Ordnung, Diardra… ihr Geist hatte Recht, denke ich. Ddreiglas wird uns helfen.<
Erleichtert öffnet Tiuri die Türe und sie alle treten in das stinkende Gefängnis des Lindwurms. Er lächelt dem schuppigen Riesen wenigstens mit einem Mundwinkel zu, immerhin ist er sich noch nicht ganz sicher ob Ddreiglas ihn nicht doch noch als Zahnstocher benutzen möchte. Doch der Lindwurm scheint nichts als Rache gegenüber dem Nekromanten im Sinn zu haben und außerdem folgt er Olyvar wie ein kleiner Schoßhund.
Warum bekommt er einen Lindwurm und ich einen schleimigen kleinen Goblin als Haustiert?

Norn und Steinmetz erkunden den gewundenen Gang den der Lindwurm bewacht hat und bestätigen ihre Vermutung, dass dahinter wohl das mörderische Spitzohr auf sie warten würde. Als sie vor der letzten Türe die sie von ihrem Ziel trennt angekommen sind, spürt auch Tiuri diese Kälte seine Wirbelsäule nach oben kriechen und sich um seinen Hals und seinen Kopf legen als hätte sie ihn in eisigen Klauen gefangen.
Er kann Aurian nur zustimmen als die Magierin meint, dass sie einen wirklich guten Plan brauchen bevor sie hier hinein kommen, aber gleichzeitig wünscht er sich mehr als einen Plan für eine Lage die sie nicht so ganz einschätzen können. Gibt es keine Schriftrolle die uns durch Türen sehen lassen kann? Das wäre jetzt wirklich mal praktisch! Lilith kündigt an, dass sie sich um die Untoten kümmern würde und sie beschließen, dass Faron ihr dabei helfen sollte, gemeinsam mit Aishalanea die auch noch den Feenstaub hat um sich etwas zu schützen. Aurian hingegen soll versuchen Olyvar und Tiuri zu schützen, mit ihren eigenen Kräften und mit der Schriftrolle, deren Kraft aber nicht ewig halten würde und die sie mit Bedacht einsetzen sollte. „Wenn du die Schriftrolle zu früh benutzt, dann kann er sich selbst so gut vor uns schützen, dass wir uns wohl kaum nähern können, wenn du sie zu spät benutzt… nähern wir uns überhaupt nie wieder irgendjemandem.“ Tiuri weiß, dass seine Worte nicht gerade aufmunternd sind, aber er versucht wenigstens so etwas wie ein bestärkendes Lächeln, damit er Aurian nicht ganz entmutigt.
>Bereit?< fragt irgendjemand hinter ihm und alles in Tiuri sträubt sich innerlich. „Nein, eigentlich nicht…“ Schon wieder rauft er sich die verklebten Haare, die mittlerweile beinahe selbst einen Schutzhelm bilden. „Wer weiß wie es da drinnen aussieht, vielleicht ist die Kammer winzig klein und wir haben gar keinen Platz, vielleicht kann Ddreiglas uns nicht einmal helfen… Apfelgriebs!“ Der Name des Irrlichts entfährt ihm so plötzlich, dass das kleine Wesen sich noch tiefer in Aurians Tasche duckt und auch der letzte Schimmer der von ihm ausging erlischt. „Ich weiß, das ist viel verlangt, aber könntest du nicht einen Blick da hinein werfen? Du bist die einzige die klein genug ist, dass wir die Türe nur einen winzigen Spalt öffnen müssen. Nur du kannst unbemerkt dort hinein gelangen. Wir können dich nicht zwingen, aber du wärest uns eine große Hilfe!“
Fest blickt er in die ängstlichen, blauen Augen und einen Moment denkt er, dass Apfelgriebs jeden Augenblick kehrt machen würde und diesen ganzen vermaledeiten Keller hinter sich lassen würde, aber schließlich nickt es. Zögernd, aber doch. Langsam streckt ihm Tiuri die Hand hin und Apfelgriebs klettert darauf. „Danke, du schaffst das!... Und kein Leuchten!“
Die anderen gehen derweil alle mit gezückten Waffen in Position als Tiuri die Türe nur einen winzigen Spalt breit, so vorsichtig wie möglich öffnet und Apfelgriebs hinein entlässt. Die Anspannung unter der sie alle stehen ist beinahe greifbar, bis das Irrlicht keuchend und zitternd wieder zu ihnen hinein stürzt.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 13. Dez. 2010, 19:09 Uhr
Im Keller des Nekromanten


In der Linken eine lodernde Fackel, in der Rechten einen nahezu wagenradgroßen Laib frisch gebackenen Schwarzbrots – der letzte von insgesamt vieren, die er den Mägden in der steinfausteigenen Backstube abgeschwatzt und (natürlich nicht blank, sondern belegt mit frischer Butter, zwei Pfund Räucherschinken und einem Hauch, also etwa der gleichen Menge, Käse) auf dem Rückweg ins Larisgrün als kleinen Zwischendurch-Imbiss vertilgt hatte - , quetscht Achim sich eilig durch den für seine Leibesfülle eigentlich viel zu schmalen Durchgang, eifrigst bestrebt, so schnell wie möglich wieder zu Olyvar und seiner Truppe zu stoßen. Soeben von Mission Listig-in-Steinfaust-bringen zurückgekehrt, eilt der Oger durch die Gänge des unterirdischen Labyrinths, so schnell es seine Körpermassen und die engen Korridore zulassen. Doch dann wird seine energische Marschgeschwindigkeit abrupt von einer weiten, goldfarben gekachelten Bodenfläche gestoppt, die auf einmal im Licht der Fackel vor ihm aufblitzt. Hastig rammt Achim die Stiefelabsätze in den Boden, bevor er ungebremst durch die Türfüllung in den Raum schießt und damit einen Kellereinsturz, einen Erdrutsch oder wissen die Götter welche Katastrophen auslösen würde. "Mmmpf", grollt es zwischen seinen schwarzbrotzermalmenden Kauwerkzeugen hervor, als er auf die verwirrende Vielzahl verschlungener Buchstaben starrt, die sich als feine Meißelarbeit von den Bodenfliesen abheben. "Diese blöden Kacheln schon wieder. Mal sehen, wie war das noch ..."

Mampfend und stirnrunzelnd, die zottigen Brauen über den reichlich irritiert dreinblickenden Augen zu wahren Fragezeichen verknotet, versucht er sich an die Reihenfolge zu erinnern, in der man auf die Fliesen treten muss, um sie unversehrt überqueren zu können. "Diardra heißt das Mädel, schon klar. Aber schreibt man das jetzt mit R in der Mitte? Oder ohne R? Oder ... äh ...?" Da es nicht so aussieht, als würde sein ansonsten so elefantöses Gedächtnis just in diesem Augenblick die richtige Antwort ausspucken, und auch die Götter ihm in ihrer allmächtigen Güte keinen spontanen Geistesblitz schicken, kommt Achim nach einem weiteren herzhaften Bissen von seinem Pausebrot zu dem Schluss, dass er es wohl einfach ausprobieren muss. Elfengleich (na ja, beinahe wenigstens) tänzelt er auf Zehenspitzen über ein D, ein I und A bis zur fraglichen Stelle, beäugt einmal rundherum die zur Wahl stehenden Lettern, findet zu seinem Glück gar kein weiteres D – womit er an dieser Stelle schon mal einem drohenden Fehltritt entgeht – und entscheidet sich somit logischerweise für das R, auf das er mit einem Seufzer grenzenloser Erleichterung den Stiefel senkt. In dem Augenblick, da die Sohle seines zarten (und gut waschtroggroßen) Ogerfüßchens mit der Wucht eines mittleren Rammbocks den Boden berührt, fällt Achim siedend heiß ein, dass er ja eigentlich nur mit Zehenspitzen ....

Hastig reißt er den Fuß wieder hoch, aber da ist es auch schon zu spät. Ein leises Grollen bebt durch das Gewölbe wie ferner Gewitterdonner. Das R, auf dem er gerade steht, fängt unmerklich an zu zittern, die Fugen rundherum bekommen erste Risse. Die Bodenfliesen mit dem L, dem A und dem D, die er mit seinem unbedachten Schritt eben noch berührt hatte, lösen sich und zerbröseln unter dem Gewicht des schweren Soldatenstiefels wie Ogertante Hildegunds trocken gewordene Julfestkekse. "Oooh, Schei ...benkleister ...." Die ersten noch langsam fallenden Fliesen reißen unaufhaltsam weitere mit sich, als hätte man den ersten Stein in einem Dominospiel angestoßen, legen an Geschwindigkeit zu, und schließlich fängt der ganze Fußboden an zu bröckeln und alles um Achim herum stürzt krachend und splitternd in ein bodenloses Nichts.

Schwankend wie eine betrunkene Seiltänzerin balanciert der Oger auf der Spitze seines großen Zehs, das freie Bein angewinkelt wie ein zu groß geratener Flamingo, mit angehaltenem Atem, die Backen voller Schinkenbrot, (das Kauen ist ihm gerade spontan vergangen), den angefressenen Brotlaib in der einen Hand, in der anderen die Fackel, die er, verzweifelt nach Gleichgewicht heischend, über seinem Kopf schwenkt wie ein berüschtes Sonnenschirmchen. Die Augen hat er ganz fest zusammengekniffen, weil er a) das angerichtete Disaster um sich herum gar nicht sehen will und b) irgendwie hofft, dass sich alles vielleicht doch nur als böser Traum herausstellen würde. Am liebsten hätte er auch noch die Ohren zugekniffen, denn das Getöse ist wahrlich gehörgängesprengend. Sollte ihr irrer Nekromant bis dahin noch nicht bekommen haben, dass jemand in seinen Spielkeller eingedrungen ist, so dürfte ihm das mittlerweile wohl nicht mehr entgangen sein. Entsetzt kann Achim nur noch die Luft anhalten. "Bloß nicht atmen! Bloß nicht atmen!" Während sich der Raum um ihn herum tosend und scheppernd in einen gewaltigen Scherbenhaufen zu verwandeln scheint, versucht der arme Oger, so still wie möglich zu stehen, obwohl er schlottert wie Espenlaub und seine Lungen beinahe zu platzen drohen. Allmählich geht ihm wirklich die Luft aus, doch er wagt erst Atem zu holen, als um ihn herum wieder Stille eingekehrt ist.

Vorsichtig, so als könne schon ein einzelner Wimpernschlag die nächste Katastrophe auslösen, öffnet Achim ein abwärts gerichtetes Auge – und schließt es vor Schreck gleich wieder. Da, wo sich gerade noch eine ebene Bodenfläche befunden hat, befindet sich jetzt buchstäblich ein Nichts. Ein schwarzer Abgrund gähnt den Oger an, als er probeweise auch das andere Auge öffnet – wie tief dieser ist, das kann er bestenfalls erahnen, denn nicht einmal das Licht der Fackel reicht in diesen dunklen Schlund hinab, von dem er umzingelt ist. Im ersten Moment ergibt sich daraus für den schlotternden Achim nur eine einzige logische Schlussfolgerung: "Ich schwebe!" Als er es endlich wagt, den Blick ein wenig zu senken, merkt er allerdings schnell, das mit den physikalischen Gesetzen Rohas den Göttern zum Dank noch alles in Ordnung ist, denn er schwebt nicht, sondern balanciert einbeinig auf einer Säule, die sich unter der verbliebenden Bodenfliese und somit auch unter seinem großen Zeh – der ihm vor Anstrengung allmählich abzufallen droht - in die schwarze Unendlichkeit erstreckt. Fast der ganze Raum hat sich in einen Abgrund verwandelt, stellt der Oger fest, nur die begehbaren Kacheln sind übrig geblieben, jede auf einer turmhohen Steinsäule, wie die, auf der er gerade vor sich hin zittert. Diardra Ailins Name schlängelt sich wie ein schmales, ein viel, VIEL zu schmales Fliesenband durch die gähnende Leere, getragen nur von steinernen Pfeilern, die aus Ogersicht betrachtet ungefähr so vertrauenswürdig aussehen wie eine Handvoll dürrer Äste.

"Na, wenigstens seh' ich jetzt, wo ich hintreten muss." Ein Auge fest entschlossen auf die Tür gegenüber gerichtet, mit dem anderen immer wieder nach unten auf seine Stiefel schielend, schiebt Achim sich auf Zehenspitzen über den schmalen Steinsteg vorwärts. Was sich tief unter ihm befindet, daran will er lieber nicht denken, und schon gar nicht will er es ausprobieren. Aber Soris ist ihm ausnahmsweise hold und hält sich mit dem Aufstellen weiterer Fettnäpfchen zurück, so dass er es schließlich doch zur anderen Seite schafft – angstschweißtriefend und mit einem gewaltigen Wadenkrampf, aber wenigstens heil und in einem Stück. In dem angrenzenden, viel kleineren Raum, muss Achim sich mit wackligen Knien erst einmal zu Boden plumpsen lassen. "Uff, was für eine Tortur! Das nächste Mal, wenn Olyvar mich mitten in der Nacht aus meinem wohlverdienten Schlaf reißt, mich aus der Schlummertonne zerrt und mir was von Nekromanten und Weltenrettung und Todesgefahr erzählt, werde ich ihn einfach wieder hinausschmeißen." Mit zitternden Fingern rupft er ein kopfkissengroßes Taschentuch aus seinem Wams und wischt sich damit den Schweiß von der Stirn. "Oder zumindest vorher eine Erhöhung meines Solds mit ihm aushandeln." Schniefend wirft er dann einen Blick auf die Überreste seines einst so üppigen Imbisses und stopft sich das Wenige, was von Schinken, Käse, Brot und Butter übrig geblieben ist, in seine Futterluke. "Oder wenigstens eine Erhöhung meiner Essensrationen. Ist doch wahr!"

Inzwischen plagt den Oger auch ein gewaltiger Durst - der mickrige Eimer mit Frühstücksbier, den er aus der Steinfaustküche mitgenommen hatte, war ihm unterwegs schon auf halber Wegstrecke ausgegangen. Er erinnert sich, dass in der Kammer, in der er sich gerade befindet, unter anderem auch irgendwo ein Wasserfass stehen muss, hievt sich umständlich in die Senkrechte, sucht und findet auch besagte Tonne, aber nach einem misstrauischen Schnuppern verzichtet er lieber darauf, denn das Wasser sieht reichlich trübe aus und riecht auch nicht mehr gerade taufrisch. Wer weiß, wozu die das schon benutzt haben .... igitt! Nicht mal etwas Anständiges zu trinken gibt's hier, pfff. Missmutig lässt Achim sich wieder gegen die Wand und zu Boden sinken. Eigentlich hat er es ja eilig, weiterzukommen und zu Olyvar und den anderen aufzuschließen, aber wenigstens ein paar Minuten will er hier verschnaufen, bevor er seinen Weg fortsetzt. Das hab' ich mir schließlich auch verdient! Immerhin hat er seit dem überstürzten Aufbruch in den frühen Morgenstunden mehr zu tun gehabt als sonst an einem ganzen Arbeitstag – und es ist noch nicht einmal Mittag. Er hätte ja nur rasch den verletzten Listig nach oben zu Fraukyr bringen und gleich wieder zurückkehren sollen. Doch der Heiler, der draußen bei den übrigen Blaumänteln Posten bezogen hatte, hatte ihm, nachdem er Listigs Wunden untersucht hatte, in händeringender Verzweiflung zu verstehen gegeben, dass er hier auf freiem Feld kaum etwas für den Blaumantel tun konnte und er schleunigst zu Maester Ballabar in die Steinfaust gebracht werden müsste.

Während Fraukyr sich mit einigen Blaumänteln in eine heftige Diskussion verstrickt hatte, wie der Verletzte am Besten zu transportieren sei, hatte der Oger sich kurzerhand den vor Schmerzen stöhnenden Kollegen geschnappt und war zu Fuß aufgebrochen, weil er nicht auf das Ende der Debatte warten wollte. Den ganzen Weg durch das Larisgrün zurück zur Steinfaust hatte er Listig auf den Armen getragen, so sanft, wie eine Mutter ihren kranken Säugling halten würde, hatte ihm gut zugeredet und ihn so schnell er nur konnte bei Ballabar im Oberen Branturm abgeliefert, dann einen kleinen Umwegsschlenker zur Festungsküche gemacht, um sich mit ein wenig Wegzehrung einzudecken, und war dann sogleich wieder aufgebrochen. Nach einem alles in allem strammen Marsch von doch einigen Stunden war er schließlich wieder bei der Ruine im Wald angelangt, hatte sich bei den Wachen nach Neuigkeiten aus dem Kellerloch erkundigt, sich durch den engen Gang wieder in die Tiefen der Ruine hinuntergezwängt, vorbei an einem zerschlagenen Medusenhaupt und zwei verdattert dreinblickenden Wachsoldaten, die ausgesehen hatten, als hätten sie eben ein Gespenst gesehen. Wie sich herausgestellt hatte, war es keine Spukgestalt gewesen, der sie begegnet waren, sondern die Frau des Harfenwirts (Naja gut, klein, dünn, weißhaarig und bleich wie ein Gespenst – da kann eine Verwechslung schon mal vorkommen.), die Achim auch sogleich über den Weg gelaufen war, bewaffnet mit einem Borgil und einem verbeulten Nudelholz.

Offenbar hatten die beiden gerade ein größeres Handgemenge mit einem grüngeschuppten Was-auch-immer hinter sich, dessen dampfende Überreste im Dämmerlicht des Gangs frisch gemetzelt vor sich hin müffelten, denn Azra sah völlig derangiert aus und Borgil, über und über mit giftig aussehendem, grünen Glibber bedeckt, wirkte so zufrieden wie ein Kater, der eben einen Sahnetopf ausgeschleckt hatte. "Du kommst mir gerade recht", hatte der Zwerg den Oger begrüßt, ihn am Hosenbein ein Stückchen beiseite gezerrt und ihn über den aktuellen Stand der Dinge ins Bild gesetzt. Offenbar hatten sie so etwas wie einen Plan ausgeheckt. "Niniane wird bald fertig sein", hatte Borgil erklärt und mit dem rotbärtigen Kinn auf die Waldläuferin gewiesen, die einige Schritt von ihnen entfernt gerade damit beschäftigt war, mit erhobenen Händen und konzentrierter Miene völlig unverständliche Worte vor sich hin zu murmeln und irgendeinen elbischen Voodoozauber zu zelebrieren. Besäße Achim auch nur einen Funken Gespür für Zauberei, so hätte er sicher gefühlt, dass die Luft in dem engen Gang gesummt und gebrodelt hatte, angefüllt mit alter und mächtiger Magie, aber wie alle Oger ist er auf dem Magie-Ohr einfach völlig taub. Dafür hatte er die Lauscher aufgesperrt, als Borgil ihm das weitere Vorgehen erklärt hatte – während Niniane und er mit den restlichen Blaumänteln im Schlepptau von hier aus versuchen würden, zu dem Nekromanten vorzudringen, sollte die Ermittlertruppe und Olyvar an anderer Stelle für Ablenkung sorgen. "Ablenkung? Du meinst, Lärm machen und so was? Aye, das sollten wir schaffen."

Das sind also die Nachrichten, die der Oger seinem Lord Commander überbringen muss, und er rappelt sich nun auf, um genau das zu tun. Frischen Mutes schlüpft er durch die Tür in die Gänge südlich seines Pausenraums und blickt sich ein wenig desorientiert um. Der verwinkelte Gang kommt ihm noch vage bekannt vor, immerhin hat er hier einen Höllenhund vermöbelt – hier ist er aber auch umgekehrt und hat mit Listig in den Armen die Gruppe verlassen, so dass ihm der weitere Weg, den die Ermittler genommen haben, unbekannt geblieben ist. "Hm, kann ja nich' so schwer sein ... ich werde einfach ihren Spuren folgen." Und davon gibt es reichlich, wie Achim feststellt: die übel zugerichteten Leichen von Boghaniks und Höllenhunden, Blut, Blut, Blut und Blut, aufgebrochene Kisten, umgestürzte Fässer, überall verstreuter Plunder – diesen Spuren zu folgen, sollte wirklich nicht allzu schwer sein. Achims Weg führt ihn durch labyrinthische Gänge, so eng, dass er sich kaum darin bewegen kann, durch verwinkelte Räume, voll mit allerlei Gerümpel, Säcken und Fässern (die allesamt absolut nichts Ess- oder Trinkbares enthalten, wie er sich genauestens versichert), vorbei an mehreren verschlossenen Kammern, die Tiuris spezieller Fingerfertigkeit widerstanden haben mussten, bis er schließlich auf einen Raum mit aufgebrochener Türe stößt, in dem augenscheinlich ein größerer Kampf stattgefunden hat.

"Auweia", entfährt es dem Oger erschüttert, als er das vor ihm liegende blutige Chaos betrachtet, "das war wohl ein ziemliches Gemetzel." Die kleine Halle, der Möblierung nach die Wohnräume des Nekromanten, sieht aus, als wären Asgrims wilde Horden hindurchgezogen. Hm, gegen das, was hier gewütet hat, sehen Asgrims wilde Horden wohl eher aus wie ein Mädchenpensionat auf Sonntagsausflug. Möbelstücke liegen in wildem Durcheinander herum, zerbrochen und zerschlagen, dazwischen die geborstenen Überreste einiger Statuetten und Alabastersäulen, zersplitterte Stühle, ein halb zerhackter Tisch, alles überwuchert von äußerst merkwürdig anmutenden dornigen Ranken, die offenbar gebrannt hatten und an manchen Stellen noch immer vor sich hin kokeln. Öliger, dunkler Rauch hängt über der ganzen Szenerie, und wohin auch immer Achim mit seiner Fackel leuchtet, überall trifft der flackernde Lichtschein auf rotschillernde Blutlachen. Einmal beleuchtet der Schein auch die Überreste eines gehörnten Dämons – oder zumindest scheint er das den blutigen Stümpfen nach, die seinen eingeschlagenen Schädel zieren, einmal gewesen zu sein. Der Fackelschein trifft nicht weit davon entfernt auch auf eine übel zugerichtete menschliche Leiche mit einem gewaltigen Krater in der Brust – Karmesin. Achim starrt auf die Überreste dessen hinunter, was vor wenigen Stunden noch einer seiner Freunde gewesen ist und muss auf einmal heftig blinzeln. "Was für ein elender Qualm hier ..."

Er braucht einige Augenblicke, um sich wieder zu fassen, aber dann schluckt er, holt tief Luft, und setzt seine allergrimmigste Ich-bin-ein-böser-Oger-Miene auf. "Dafür wird der Kerl zahlen, das schwöre ich dir", versichert Achim dem Leichnam zu seinen Füßen. "Mach's gut, alter Junge." Stinksauer und brodelnd vor Wut auf diesen hirnlosen Leichenfledderer, der dies alles zu verantworten hat, gibt er einem arglos herumliegenden Stuhl einen derartigen Tritt, dass er bis hinaus auf den Gang segelt, und schaut sich dann zornbebend um. Die Wut muss raus – und zwar sofort! Da! Eine Tür! Na, also.... hier geht's weiter. Achims grollender Blick erfasst eine schmale Pforte in der Ostmauer am unteren Ende des Raumes, die, soweit er das feststellen kann, der einzige weitere Ausgang aus dem Gemach ist. Schnaubend und mit wild rollenden Augen stapft er darauf zu und wirft sich, Fackel voran, förmlich durch den schmalen Türrahmen, fest entschlossen, jetzt endlich zu seinen Freunden zurückzukehren und es diesem Nekromantenmonster heimzuzahlen – nur um gleich darauf in einem schmalen Gang festzustecken, der nur wenige Sekhel breiter ist als das schmalbrüstige Türchen davor. "Scheiße!" Die schrankbreiten Ogerschultern klemmen mit einem Mal so fest zwischen den modrig riechenden Steinen wie ein Stück Eisen zwischen den Backen eines Schraubstocks. "Ich dachte, da wäre noch ein Raum dahinter....aaaah, was ist das hier, eine Einflugschneise für Schmetterlinge?"

Der Oger zappelt herum wie ein Fisch auf dem Trockenen, windet sich, schiebt sich vor und zurück und rudert wild mit den Armen, während er sich mit der lodernden Fackel die Stirnhaare und das Gestrüpp seiner buschigen Augenbrauen ansengt, doch es gelingt ihm nicht, sich aus dem engen Steingefängnis zu befreien – bis ihn völlig überraschend eine bestialisch stinkende Wolke trifft, die durch den Steingang auf ihn zugewabert kommt. "GÖTTERIMHIMMEL!" schnappt er entsetzt und wirft sich mit aller Macht und unter Einsatz seines Lebens (und seiner gut 350 Stein Lebendgewicht) nach hinten, bis er rücklings aus dem Gang schießt wie der sprichwörtliche Korken aus der Flasche. Er überschlägt sich dreimal und bleibt dann völlig verdattert und mit leicht grünlich verfärbtem Gesicht auf dem Hosenboden sitzen, während die fallengelassene Fackel funkenschlagend über den Steinboden davonhüpft. "Meine Güte, was war das denn? Das riecht ja wie der Abtritt einer Horde Drachen! Wuuääähh..." Angewidert verzieht der Oger die Nase und müht sich ächzend wieder auf die Beine, nicht ahnend, dass er mit seiner Vermutung nicht einmal so falsch liegt. "Also, wenn die da wirklich durchgekrochen sind, dann sind sie inzwischen sowieso alle erstickt", mutmaßt er, hebt seine Fackel wieder auf und kratzt sich dann ein wenig ratlos den Schädel, während er kritischen Auges die Tür und den dahinterliegenden Durchgang mustert. "Es grenzt ja schon an ein Wunder, wenn Faron da überhaupt durchgepasst hat – und der ist 'nen halben Schritt kleiner als ich. Ich komm' da im Leben nich' rein."

Aus welchem Blickwinkel auch immer er den Gang betrachtet, er wird einfach nicht größer. Völlig ausgeschlossen, dass er seine Massen durch dieses enge Nadelöhr zwängen kann. "Tja, dann werd' ich mir wohl einen anderen Weg suchen müssen." Seufzend ergibt Achim sich in sein Schicksal und verlässt den Raum auf dem gleichen Weg, auf dem er ihn betreten hat, und zwar zurück nach Norden. Er trottet auf seinen eigenen Spuren zurück, bis er den Durchgangsraum wieder erreicht, den er vor weniger als einer halben Stunde schon einmal durchquert hatte. Hier gibt es sogar eine Tür, die ungefähr in die Richtung führen müsste, in die er will. Sie hat nur einen klitzekleinen Haken: sie ist verschlossen und zudem aus massivem Stein, so dass es selbst für einen ausgewachsenen Oger kein Leichtes sein würde, sie irgendwie zu öffnen. Zudem tragen die silbrig glänzenden Schlösser garstige Monsterfratzen und versuchen zu allem Überfluss, den inzwischen ohnehin schon ziemlich lädierten Oger auch noch zu einer Diskussion zu bewegen. Kaum dass Achim der debattierfreudigen Schließmechanismen angesichtig wird, macht er auch schon auf dem Absatz kehrt. "Will denn jeder in diesem götterverdammten Kerker hier nur diskutieren?", schnaubt er entnervt. "Erst dieses Regenwurmgesicht auf der Eingangstür, und jetzt auch noch die hier. Dieses endlose Gequassel geht mir auf die Nerven. Ich hab echt keine Lust mehr auf irgendwelche Frage-und-Antwort-Spielchen!"

Wutschnaubend pflügt er sich den Gang entlang, fest entschlossen, sich eine Tür zu suchen, die sich nach Ogermanier einfach zu Brei schlagen lässt. Als er sich fast schon wieder zu dem Raum mit den eingestürzten Steinplatten vorangearbeitet hat, findet er sie auch schließlich, und zwar am Ende des nach Süden führenden Ganges, in dem er mit dem Höllenhund gerungen hatte. "Aaaaah, endlich!" Die Tür sieht massiv aus und besteht aus festen Eichenbohlen, die mit Eisenbändern verstärkt und mit einem imposanten Schloss versehen ist, aber der Oger fackelt gar nicht erst lange. In ihm hat sich mittlerweile so viel Wut angestaut, dass er damit vermutlich sogar seinen großen Bruder platt hauen könnte – und der war im Jahr 499 immerhin Wyrmschwanzmeister der Oger im Kickboxen. Mit ein paar Schritt Anlauf und einem gewaltigen Schrei schmettert Achim 700 Pfund Fleisch und Muskeln gegen die verschlossene Tür, die dem praktisch nichts entgegenzusetzen hat und sich in Wohlgefallen und ungefähr tausend nadelscharfen Holz- und Eisensplittern auflöst. Mit Wucht und einem ohrenbetäubendem Krachen schießt der Oger in den dahinter liegenden Raum und rennt noch im gleichen Atemzug zwei völlig verdattert dreinblickende Goblins über den Haufen, die wie plattgewalzte grüne Pfannkuchen liegen bleiben. Ein dritter, der nicht weniger dämlich glotzt, wird von einem vorbeisausenden Eisenteil förmlich skalpiert und sucht kreischend und blutüberströmt sein Heil in der Flucht. Zwei weitere grüne Gesellen, die sich von rechts aus einem anderen Teil des Raumes nähern, fangen allein schon beim Anblick des wild gewordenen Fleischberges vor sich an zu schlottern und versuchen, auf dem Absatz kehrt zu machen, aber Achim kommt gerade erst so richtig in Fahrt und die zwei flüchtenden Goblins ihm gerade recht. "Da! Nimm das, du widerlicher grüner Schleimbatzen! Das ist für Karmesin ... und das hier für Listig! Und das hier für mein unterbrochenes Frühstück!"

Als er mit den beiden fertig ist, erinnern sie kaum noch an Goblins, ja nicht einmal mehr an Lebewesen – aber der Oger fühlt sich nach dem bisschen Frühsport phantastisch. "Aaah ... so ist das gleich viel besser! Jetzt wäre was Ordentliches zu Essen nicht verkehrt." Leider ist er aber nicht in der Speise-, sonder offenbar in der Waffenkammer gelandet, wie er nach einem interessierten Blick feststellt. Der Raum ist groß und verwinkelt, mit Nischen und Durchgängen und haufenweise Türen. Wenigstens scheinen sich keine weiteren Grünlinge hier aufzuhalten. An den Steinwänden aufgereiht finden sich Gestelle mit verschiedenen Waffen und Schilden, mit Kurzschwertern, Keulen, Kriegshämmern und Äxten, doch soweit der Oger das beurteilen kann, gehören all diese Gerätschaften eher in die Kategorie "schlecht bis schrottig", und im Moment interessiert ihn dieser ganze Plunder ohnehin nicht sonderlich. Was er braucht, sind keine überflüssigen Blechteile, sondern ein Weg zu Olyvar und seiner Truppe. Achim versucht einen Moment lang, sich zu orientieren und die Himmelsrichtungen einzuschätzen, dann hält er zielstrebig auf eine Tür zu, die, wenn er sich nicht irrt, nach Osten führen müsste. Die einfache Holztür ist nicht einmal abgeschlossen und führt auf einen spärlich mit Fackeln beleuchteten Korridor hinaus, der linker Hand nach Norden und rechter Hand nach Süden führt.

Achim weiß zunächst nicht so recht, in welche Richtung er sich wenden soll, aber dann wird ihm die Entscheidung ohnehin abgenommen. Aus dem südlichen Korridorstück dringt zwar der gleiche widerwärtige Gestank wie aus dem schmalen Gang, in dem er steckengeblieben war, doch aus dieser Richtung wehen nun auch leise Stimmen zu ihm herauf. Er legt den Kopf schief wie eine misstrauische Krähe und lauscht. Tatsächlich: es ist nur ein Flüstern und kaum hörbar, aber es ist eindeutig Olyvars Stimme, die da durch die kahlen Steinfluchten an sein zartes Ogerohr dringt. Achim fällt ein ganzes Felsgebirge vom Herzen, als er seinen Lord Commander vernimmt, gesund und munter, wie es scheint, oder wenigstens so etwas ähnliches. Nun kennt er kein Halten mehr und strebt eiligst südwärts, glücklich, seine Gruppe wiedergefunden zu haben. Zwei, drei Biegungen des Ganges, und schon kann er ihre Gestalten im Fackellicht erkennen: den hochgewachsenen Tiuri, Norn und Steinmetz, die beiden Sappeure, Aishalanea, Aurian, die kleine Heilerin Mealla, die schwarzhaarige Magierin, den Narrenkönig und den riesigen Faun, die Kriegsaxt geschultert. Und natürlich Olyvar. Und ein flirrendes, offenbar vor Aufregung völlig durchgedrehtes Irrlicht, das die Truppe umflattert. Und eine weiße, geflügelte Katze (Katze? Wo kommt die denn her??). Und – so riesig, dass er ihn im ersten Augenblick noch nicht einmal bemerkt, weil er förmlich mit der Mauer im Hintergrund zu verschmelzen scheint – ein Lindwurm. Ein Lindwurm, der neben Olyvar hockt, als wäre er ein Schoßhund an der Leine. (Ein Lindwurm? Ein ... LINDWURM?) Völlig perplex starrt der Oger den Geschuppten an. "Ich hab' hier wohl einiges verpasst, was? Seit wann haben wir denn eine solche Menagerie dabei?"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 29. Dez. 2010, 22:16 Uhr
Bangen Herzens starrt Aishalanea auf die Tür, hinter der Olyvar verschwunden ist, bis es schließlich von der anderen Seite klopft und der Lord Commander ihre Gruppe hindurchwinkt. Unversehens steht die Händlerin einem ausgewachsenen Lindwurm gegenüber, bei dessen übel zugerichteter Erscheinung sie sich nicht sicher ist, ob sie nun mehr Angst vor dem Drachen hat oder Mitleid mit ihm. Das Tier ignoriert sie zu ihrer großen Erleichterung gänzlich, und so hält sie sich einfach möglichst weit von ihm entfernt – der übelkeitserregende Gestank in der Kammer lässt zum Glück mit der Gewöhnung nach. Die Sappeure erkunden derweil den vor ihnen liegenden Gang und verkünden wenig später, dass sie glauben, den Nekromanten gefunden zu haben.

Vor der Tür zum Labor versammeln sie sich, um einen Plan zu entwickeln. Als Aurian und Lilith ihre Schriftrollen auspacken, fällt Aishalanea der Würfelbecher wieder ein, den sie noch immer in ihrer Gürteltasche mit sich herumschleppt. Sie kramt ihn hervor und sieht Olyvar fragend an. Etwas Feenstaub hat sie auch noch, nur noch sehr wenig Weihwasser, und bei der Erwähnung von Untoten zieht sie schon einmal den Obsidiandolch – auf das Kommende vorbereitet fühlt sie sich aber immer noch nicht. Tiuri schickt gerade das vor Angst schlotternde Irrlicht zur Erkundung durch den Türspalt voraus, da poltert etwas Großes den Gang hinunter auf sie zu. Aishalanea bleibt im ersten Moment fast das Herz stehen, als eine riesige, pelzige Gestalt mit blutigen Händen um die Ecke biegt – im zweiten Moment erkennt sie Achim. Der Oger erscheint ihr zwar auch nicht gerade vertrauenerweckend, aber wenigstens ist er auf ihrer Seite. Jetzt schaut er verdattert von einem zum anderen, was sie ihm nicht verdenken kann. >"Ich hab' hier wohl einiges verpasst, was? Seit wann haben wir denn eine solche Menagerie dabei?"<

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Aishalanea am 16. März 2011, 16:30 Uhr
Da Olyvar nicht protestiert, schüttelt Aishalanea (wenn auch etwas zögerlich) den schwarzen Würfelbecher (der mit all den blutroten Runen darauf ziemlich unheimlich aussieht) und kippt ihn schließlich langsam um. Ein fernes Rumpeln wie Donner ertönt und echot schaurig in dem leeren Gang, während drei silbern schimmernde Würfel herauspurzeln, die geformt sind wie winzige dreiseitige Pyramiden. Die Würfel hüpfen über den Steinboden wie kleine Bälle, doch schließlich bleiben sie liegen: zwei Einsen und eine Zwei.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 25. März 2011, 20:11 Uhr
Ihr "Plan" ist mehr als dürftig, geradezu lächerlich unausgegoren und außerdem innerhalb weniger Herzschläge aus dem Nichts improvisiert… nicht gerade die besten Voraussetzungen, um gleich einem Finsteren - und wissen die Götter allein was noch allem – gegenüberzutreten. Aber eine andere Möglichkeit haben sie nun einmal nicht. Und eine Wahl auch nicht. Nun ja… wir könnten auch umkehren und wieder gehen. Das ist wohl allen bewusst, aber jeder einzelne hatte sich dafür entschieden, die Sache bis zum bitteren Ende durchzustehen, und nun sind sie hier und warten auf den Bericht eines verängstigten Irrlichts, das nicht Leuchten darf (und daher vermutlich schnurstracks gegen die nächste Felswand fliegt). Apfelgriebs ist jedoch wider Erwarten sehr rasch wieder bei ihnen und kaum hat Tiuri die Tür so lautlos wieder geschlossen, wie er sie eben für das kleine, schmetterlingshafte Wesen geöffnet hatte, sprudelt das Flatterwesen auch schon hastig keuchend seinen Bericht hervor. "Groooßer Raum", japst es. "Groß-groß. Ich… ganz dunkel! Kein Leuchten!" Keuchend, aber unübersehbar stolz schlägt sich das winzige Irrlicht mit der noch winzigeren Faust auf die Brust und wirft sich in Positur, so dass ihnen dieser Anblick allen ein Lächeln in die erschöpften Gesichter zaubert. "Hinter der Tür is' ein Gang. Macht viele Links-und-Rechts-Herums. Zickzack. Dann is' ein großer Raum… hm… is' dreimal so lang wie der da…" es wedelt in Richtung Lindwurm, der hinter Olyvar kauert wie ein zu groß geratener, deformierter Schatten und ihm beständig warmen (leider auch stinkenden) Atem in den Nacken pustet… "und vielleicht zweimal so breit. Aber da sin' noch Wände drin, die gehen aber nicht durch. Eine links und eine rechts. Irgendwo dazwischen steht… steht er…es. Das Finsterhochding. Genau in der Mitte. Da zucken Blitze und alles is' schummrig, aber ein bisschen was kann man sehen, weil da is' so ein mächtig gruseliges rotes Leuchten am oberen Ende…äh… Nordosten. Aber dahinter ist es warm, ganz warm. Wie die Sonne. Weiß nicht, was das ist, aber es fühlt sich gut an. Und in der Mitte, bei ihm ist es kalt, so kalt und er spricht mit der einen, grausamen Stimme, die wie viele Stimmen auf einmal ist. Aber da sin' noch mehr. Ahm… Höllensabberriesendinger und noch andere, ganz bleiche Knochen, aber groß! Und Stinkehochdinger-die-tot-sind und Höllen-Scharfzähne. Die schleichen außenherum, immer im Kreis, ich weiß nicht, wie viele. Vielleicht so…" es hält demonstrativ beide Hände hoch und streckt die Finger aus, "vielleicht auch noch mehr. Ich hab mich nich' soweit rein getraut." Schließt es kleinlaut und lässt geknickt die Flügelspitzen sinken.

Olyvar schüttelt den Kopf. "Das hast du gut gemacht, Apfelgriebs und du warst sehr tapfer. Lilith, die Stinkehochdinger-die-tot-sind und die Knochendämonen gehören ganz Euch und den Feuerelementaren. Wie viel Munition habt ihr zwei noch?" Diese Frage ist an die beiden Sappeure gerichtet und es ist klar, dass Olyvar nicht ihre Armbrustbolzen damit meint. Norn kramt eine Weile geschäftig in seinem Rucksack herum und zuckt dann mit den Schultern. "Hm… zwei Fetzer, drei kleine Reißer und ein paar Knallkröten, M'lord. Nichts besonderes, aber mit dem beschworenen Dämonengesocks werden wir schon fertig. Dürfte nur 'ne Riesensauerei geben und…" Norn verstummt mitten im Satz und auch alle anderen halten den Atem an, weil irgendwo hinter ihnen in der Dunkelheit des Kellerlabyrinths jäh Schritte und geräuschvolles Schnaufen zu hören sind. Wer oder was immer sich ihnen nähert, es hört sich sehr nahe, sehr groß und ein bisschen gefrustet an… bis zu ihrer Erleichterung im flackernden Fackelschein Achims wohlvertraute Leibesfülle und sein gutmütiges Ogergesicht zum Vorschein kommen. Olyvar grinst in Achims verblüffte Miene, die angesichts ihrer Neuzugänge und ihres desolaten Zustands ein einziges großes Fragezeichen geworden zu sein scheint, und hätte seinen überdimensionierten Lieblingsgefolgsmann vor Freude am liebsten geküsst (er hat allerdings gerade keine Trittleiter zur Hand). >Ich hab' hier wohl einiges verpasst, was?< Will Achim auch prompt wissen und klingt fast ein wenig beleidigt. >Seit wann haben wir denn eine solche Menagerie dabei?< Olyvar zuckt mit den Schultern und erwidert ebenso leise wie trocken, dass ihnen die Sphinx und der Lindwurm unterwegs zugelaufen wären, was dem Oger vor ihm ein grunzendes Lachen entlockt (sowie den Kommentar, Straßenkinder und streunende Hunde würden das tun, aber nicht sowas), und dem Lindwurm hinter ihm ein empörtes Schnauben. Dann wird Olyvar ernst und berichtet Achim in knappen Worten was in der Abwesenheit des Ogers geschehen war, erzählt von ihrem Kampf mit dem Dämon, von Karmesins Tod, Diardras Geist und dass sie dem Nekromanten nun wohl bald gegenüberstehen würden… gleich hinter eben dieser Tür dort.

"Apfelgriebs hat gerade für uns spioniert", schließt er und flüstert instinktiv im Angesicht der so nahen Bedrohung, obwohl die noch hinter verschlossenen Türen und schrittdicken Steinwänden verborgen liegt. Das scheint Achims Stichwort gewesen zu sein, denn der Oger setzt, noch während Olyvar spricht, eine wichtige Miene auf und sprudelt, kaum dass sein Lord Commander endet, hastig hervor, er solle von Borgil ausrichten, die Protektorin wäre jetzt dann soweit (was immer das genau heißen mag) und sie sollten irgendwie (aber wie habe der Zwerg natürlich nicht gesagt) für Ablenkung sorgen (wie auch immer). "Was meint'n der damit, Olli? Sollen wir uns vielleicht in einen Fummel werfen und Hula tanzen? Und bevor ich's vergesse, hast du noch was zu essen? Mein Magen knurrt, das verrät uns bestimmt, also…"
"Ahm…" Olyvar will Achim gerade antworten, dass Borgil vermutlich eine etwas handfestere Ablenkung im Sinn gehabt haben dürfte, als ihm blitzartig der als wilder Oger verkleidete, lavendelseifenschaumspuckende Achim einfällt, der den Marktplatz Blurraents aufgemischt und damals so für eine absolut bemerkenswerte Ablenkung gesorgt hatte, da überschlagen sich in ihrer kleinen, beschaulichen Kellerverschwörungsrunde die Ereignisse: Aishalanea spielt, unbeobachtet von allen, mit dem Würfelbecher herum, den das Lies Mich! einst Armarius Kar'Shei vermacht hatte. Die Südländerin wirft Olyvar zwar noch einen Blick zu, wartet aber keine Reaktion mehr ab, sondern lässt die Würfel rollen. Die kleinen, pyramidenförmigen Steine purzeln, untermalt von leisem Donnergrollen, auf den Steinboden und liegen still, glänzend im Fackelschein. Noch im gleichen Augenblick wird das Gesicht der Südländerin vollkommen leer und die so außergewöhnlich blauen Augen bekommen einen derart tumben Ausdruck, dass Olyvar sie besorgt am Arm packt und zu sich umdreht. "Aishalanea, was…?"

"Hum?" Die Südländerin blickt langsam auf seine Hand an ihrem Arm und Olyvar lässt sie los. Dann blinzelt sie ein-, zweimal, kratzt sich am Kopf, findet etwas Staub, eine Schuppe oder sonst etwas sehr, sehr kleines in ihren Haaren, mustert es kritisch und zerdrückt es zwischen den Fingern. Dann zuckt sie mit den Schultern, schiebt die Unterlippe vor und wippt einmal auf den Fußballen. "Was'n?"
"Ist... alles in Ordnung? Geht es… dir gut?" Aus irgendeinem Grund muss Olyvar den Impuls unterdrücken, übertrieben langsam und deutlich zu sprechen. Sei nicht albern, das kann nicht sein! Die junge Frau scheint eine Weile ernsthaft überlegen zu müssen, aber dann nickt sie langsam und bricht dabei in ein herzzerreißend einfältiges Lächeln aus. "Yupp. Alles gut."
"Aisha…?" Götter im Himmel, nein…
"Hä?"
Olyvar blickt in ihr Gesicht, in ihre Augen und findet dort ungefähr noch so viel Intelligenz wie auf einem Schritt Feldweg. "Ifrinn!" Flucht er heiser und hätte sie am liebsten geschüttelt oder mit der Faust gegen die Wand geschlagen. "Bas mallaichte! A Rhiappa bheannaichte, dionn sinn bho dheamhainnean! Sie ist dumm wie Bohnenstroh geworden!" Nach einem Schreckmoment, der ungefähr einen Lidschlag dauert, reden alle durcheinander, alle auf einmal: Mealla drängt sich alarmiert nach vorn und will Aishalanea sogleich untersuchen, Tiuri flucht verhalten, Aurian flüstert hektisch etwas von "magischem Gespür", das Irrlicht zwitschert aufgeregt und produziert silberne Funkenschauer, die Sphinx gähnt gelangweilt, der Lindwurm faucht, Norn und Steinmetz tun brummelnd ihr Mitgefühl kund, Faron runzelt die Stirn und murmelt etwas in der Faunensprache, das Olyvar nicht versteht, Achim nickt - nach einem Blick über Olyvars Schulter auf die zusehends verwirrter dreinschauende Aishalanea - mit Kennermiene und klingt wie eine Autorität, als er erklärt, "Haargenauso wie bei Vetter Mogda, bevor er das Amulett dieses Magiers gefunden hat," und Lilith, zartfühlend wie immer, erkundigt sich pragmatisch: "'Dumm wie Bohnenstroh' für wie lange? Für immer?"

"Götter bewahrt mich, hoffentlich nicht!" Schnappt Olyvar. "Dieser verdammte Würfelbecher, dass mir niemand, niemand dieses verfluchte…" doch es ist zu spät – die Götter, das Schicksal oder wer auch immer haben sich anscheinend gegen sie verschworen, denn noch während Olyvar sich in derben tamarischen Flüchen ergeht, hat Achim sich den Becher samt der Würfel schon längst geschnappt und ihn auch benutzt. Das Verbot seines Lord Commanders verhallt ungehört im leisen Donnergrollen und die Würfel klackern über den Steinboden. Keiner von ihnen kann mehr irgendetwas tun, auch nicht Achim, der mit einem erschrockenen "Hee!" protestiert, als wirbelnde violette Schleier aufsteigen und den Oger einhüllen. Sie weichen alle einen Schritt zurück, dazu verdammt hilflos mit anzusehen wie Achim verdattert um sich glotzt und mit Unschuldsmiene versichert, er hatte doch nur solchen Hunger und er wollte auch ganz bestimmt nur etwas zu essen herbeizaubern. Etwas ganz kleines, einen Imbiss, Fingerfutter, irgendwas, ganz sicher, heiliges Ogerehrenwort… während das strohblonde Haar auf seinem Kopf immer länger und seine naturgegeben stämmige Statur erst seltsam schwammig wird, nur um dann in frappierender Geschwindigkeit ihre Form zu ändern… oder vielmehr ihre Formen. Olyvar starrt so perplex wie alle anderen auf die Veränderung, die da mit Achim vorgeht, will es nicht wahrhaben, glaubt ernsthaft zu träumen oder langsam irre zu werden und kann es aber nur drei Herzschläge später einfach nicht mehr verleugnen - denn da gibt es neuerdings ein eindrucksvolles Paar ziemlich überzeugender Argumente, die kann man gar nicht übersehen. "Ifrinn", stöhnt Olyvar und sein Tonfall schwankt irgendwo zwischen Bestürzung und Resignation, während er vollkommen fassungslos auf das Bild stiert, dass sich ihnen bietet, als sich die lilafarbenen Dunstfetzen wieder verziehen: das gutmütige Ogergesicht ist zwar weitgehend dasselbe geblieben, doch nun ringeln sich blonde Locken adrett auf - nach wie vor mächtige - Schultern und ein wogender Busen von der Größe gut gewachsener Feuermelonen hat Achims heißgeliebtem Leinenhemd im wahrsten Sinne des Wortes die Knöpfe von der Leiste gesprengt. Eine Etage weiter unten, wo eben noch die stolze Ogerwampe prangte, zeichnet sich dafür nun so etwas wie eine Taille ab und zwei Etagen weiter runden sich ein paar Hüften und ein dazugehöriger Hintern, bei deren Anblick jedes Verder Kaltblut grün vor Neid geworden wäre.  

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Borgil am 26. März 2011, 14:01 Uhr
Andernorts im Kellerlabyrinth des Nekromanten…


Borgil braucht geschlagene zehn wacklige Herzstolperer lang, bis er mit dröhnendem Schädel, kollabierenden Lungen und einem unangenehm schlingernden Magen realisiert, dass mittlerweile nicht mehr der Dämon, sondern Azra an ihm klebt und versucht ihn besinnungslos zu küssen. Hätte mich auch gewundert, wenn es der Froschfresser gewesen wäre… "Kchra", keucht er irgendwann und es soll eigentlich "Azra" heißen, aber alles, was aus seinem Mund kommt ist eine ziemlich sinnfreie Aneinanderreihung harter, rauer Kehllaute. Sie presst sich immer noch an ihn wie ein kleines, aber sehr entschlossenes Senfpflaster und hält ihn dabei so fest, dass er tatsächlich Mühe hat zu atmen. Das letzte, an das er sich klar erinnert, ist Azras Stimme, die so wütend wie eine Katze, die man beim großen Erdtanz gestört hat, etwas von "Höllenbrut" und "Mann loslassen" gefaucht hatte – und daran, dass sie versucht hatte, ihn wahlweise mit ihrem Nudelholz zu enthaupten oder aber seine Finger damit grün und blau zu prügeln. "Zielen", keucht er. "Zielen und Treffen mein Herz. Das müssen wir bei Gelegenheit noch einmal üben." Er kann sich vage erinnern, dass er dem Krötendämon den Bauch aufgeschlitzt hatte, so dass die Gedärme wie ein Nest grünstinkender Schlangen herausgequollen waren, aber es war Azra gewesen, die ihm den Todesstoß – oder eher Schlag – versetzt hatte. Mit einem Küchenutensil zum Backen, wohlgemerkt. Da soll noch einmal einer behaupten, Hausfrauen wären nicht gefährlich... und sie hatte ihren Besen noch nicht mal dabei! Ein letzter Blick beweist es, da liegt das Mistvieh mit eingeschlagenem Schädel und gibt kein Zucken mehr von sich. "Gut gemacht. Oh, gut gemacht mein Mädchen!"  Vor lauter Stolz und Rührung will Borgil schier sein altes Zwergenherz aus der Brust hüpfen, so schnell und hart schlägt es gegen seine Rippen. "Oh…uhmpf, hoch mit dir, Azra, lass mich aufstehen. Ich schwöre dir, im Augenblick wiegst du soviel wie ein gutes Zugpferd", ächzt er schließlich und kämpft sich selbst auf die Füße, kaum dass sie ihn soweit frei gegeben hat, dass an eine solche Bewegung zu denken ist. Ein warnendes Fauchen Ninianes zwingt ihn allerdings dazu, sich zusammenzureißen und keine weitere Zeit mehr zu verschwenden. Er kennt die Protektorin lange genug, um aus dieser eindrucksvollen, wenn auch eher simplen Lautäußerung alles Wichtige herauszuhören und schiebt Azra entschlossen ein Stück den Gang hinauf.

"Es wird bald losgehen, mein Herz, und ich will dich wenigstens ein Stück außer Reichweite wissen", brummt er, "also halt dein Nudelholz fest und schlag alles kurz und klein, was an mir vorbeikommt, aye." Nach diesen Worten lässt er Azra schweren Herzens für ein paar Momente allein in der Dunkelheit zurück, um an Ninianes Seite zu eilen, die ihm zu zischt, sich bereit zu halten, denn es wäre bald soweit. "Hol alle Blaumäntel hier herunter, die oben warten und schick einen Boten zu den anderen, sie sollen so gut wie möglich für Ablenkung sorgen." "Aye", knurrt Borgil und nickt. "Alle Blaumäntel in dieses Loch schicken und für Ablenkung sorgen, wird sofort erledigt, M'Ladie." Er kehrt schnurstracks zu Azra zurück, hinter der er zu seiner Erleichterung Achims massige Gestalt im Gang entdeckt. Wieso auch immer der Oger sich gerade hier herum treibt, er scheint auf dem Rückweg zu Olyvar und dessen Truppe zu sein, also winkt Borgil ihn gleich heran und trägt ihm auf, was die Protektorin gesagt hatte. "Du kommst mir gerade recht", in Ermangelung einer Leiter packt Borgil den Oger kurzerhand am Hosenbein und zerrt ihn ein Stück mit sich. "Niniane wird bald fertig sein", berichtet er. "Wir greifen an, sobald dieses vermaledeite Portal fällt, hörst du? Also ich weiß nicht, wie lange sie noch braucht, aber es ist bald soweit. Nimm die Beine in die Hand, such Olyvar – du bist doch auf dem Weg zu Olyvar, oder? – und sag ihm, dass ihr irgendwie für Ablenkung dort unten sorgen müsst, ja? Sei ein guter Oger, Achim und beeil dich. Ich lass dir dafür bei Gelegenheit in der Harfe auch einen gefüllten Ochsen braten." >Ablenkung? Du meinst, Lärm machen und so was? Aye, das sollten wir schaffen.< Borgils dichte Brauen sträuben sich belustigt. "Meinetwegen zieht ihr euch nackt aus und tanzt Polka, mir völlig egal, Hauptsache dieser verdammte Nekromant achtet erstmal nur auf euch und ist blind für das, was hier oben passiert." Mit diesen Worten schickt Borgil Achim seines Weges und hastet nach draußen, um die Blaumäntel zu alarmieren.

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Achim am 27. März 2011, 10:57 Uhr
Eigentlich hat Achim (wie immer) ja nur Hunger. Und eigentlich hofft er, dass diese dubiosen Zauberwürfel, die sie schon die ganze Zeit mit sich herumschleppen, ihm dazu verhelfen werden, genau dieses Problem zu lösen – irgendwie schwebt ihm da so etwas wie eine Art magisches Schlaraffenland vor, wo einem die gebratenen Wildschweine direkt in den aufgesperrten Rachen fliegen und duftende Rosinenbrötchen in Hülle und Fülle auf den Bäumen wachsen. Aishalaneas spontan von intelligent zu einfältig wechselndem Gesichtsausdruck nach scheint der Würfelversuch bei ihr zwar reichlich in die Hosen gegangen zu sein, aber vielleicht sind die magischen Steinchen ja in der Lage, ein bisschen Reiseproviant herbeizuschaffen, wenn er nur angestrengt genug ans Essen denkt - so vermutet Achim zumindest in seiner grenzenlosen Naivität. Olyvar, wie immer schrecklich vorsichtig und so verantwortungsbewusst wie eine Mutterglucke mit einer Schar Küken, zetert zwar lautstark herum und sprudelt einen Schwall recht beeindruckender Flüche hervor, aber einen ausgewachsenen Oger von einer potentiellen Essensquelle abhalten zu wollen, hat ungefähr die gleiche Wirkung wie der Versuch, das Wyrmschwanzgebirge zu versetzen, nämlich gar keine.

Erwartungsvoll beäugt Achim die ausrollenden Würfel und merkt, wie ihm vor lauter Vorfreude auf ein üppiges Mahl bereits das Wasser im Munde zusammenläuft, doch anstatt den verlockenden Geruch von Wildpasteten und gebratenem Ochs am Spieß zu erschnuppern,  steigt ihm ein widerlich süßer Duft in die Nase. Als ihm dann auch noch lilafarbene Dunstschwaden um die Füße wehen und ihn alsbald von Kopf bis Fuß einhüllen, beginnt er sich dann doch ernsthaft zu fragen, ob es wirklich so eine gute Idee war, diesen vermaledeiten Würfelbecher zu benutzen. Einige Herzschläge lang wird ihm ganz schwummrig im Kopf und er fühlt sich wie ein Klumpen weiches Wachs, das von einer unsichtbaren Riesenfaust durchgeknetet wird. Bevor der arme Oger auch nur weiß, wie ihm geschieht, beginnt er sich in atemberaubender Geschwindigkeit zu verwandeln. Seine üblicherweise gut gepolsterte Leibesmitte schnurrt auf einmal zu einer Wespentaille zusammen und lässt die dort verdrängten Fleischgebirge heftig wogend nach oben und nach unten quellen, sodass Achim momentelang aussieht wie eine riesige, abgebundene Wurst, bevor sich seine Körpermassen zu ziemlich weiblichen Hüften, einem brauereigaulförmigen Hinterteil und einer geradezu gigantischen Oberweite umformieren. Sogar in seinem Gesicht beginnt es zu arbeiten und er kann spüren, wie sich knirschend Knochen verlagern und Muskeln bewegen, wie ihm fingerlange Wimpern sprießen und sein Haarwuchs sich ungefähr auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, bis ihm die güldene Lockenpracht wild über den Rücken wallt.

Als die magischen Nebel sich allmählich wieder lichten, schält sich aus dem knisternd verwehendem Purpur ein zum Mädchen mutierter Oger, der fassungslos auf sein Dekolleté hinabstarrt. "Götter im Himmel", japst er völlig entgeistert. "Wo kommen auf einmal diese Monstertitten her?" Dann schlägt er sich erschrocken die Hand vor den Mund, denn selbst seine Stimme ist auf einmal drei Oktaven höher und er klingt wie ein Mitglied des talyrischen Eunuchenchors. Achim blinzelt ein paar Mal, in der Hoffnung, er würde aus diesem Albtraum aufwachen, doch leider entpuppt sich sein neues kurvenreiches Ich als harte Realität. Er verrenkt sich beinahe den Hals bei dem Versuch, einen Blick auf sein ausladendes Hinterteil zu werfen, und konstatiert zutiefst erschüttert: "Götter ... dieser Arsch ist so breit wie der Ginnungagap!" Der Oger (oder besser gesagt die Ogerin) wirft ein flehentliches Augenrollen zu seinem Lord Commander hinüber, der ihn in einer Mischung aus fassungsloser Ungläubigkeit, Entsetzen und aufkeimender Belustigung, und zudem mit einem deutlichen Ich-hab's-dir-ja-gesagt-'Blick anstarrt. "Olyvaaaar ..... tu was! Ich versprech' auch, ich werd' nie wieder einen Würfelbecher anfassen!"

Titel: Re: Das Larisgrün
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 27. März 2011, 12:09 Uhr
Es kommt wie es kommen muss: kaum hat Achim seine magische Verwandlung vom gestandenen Oger zur Ogerwallküre Achima vollendet, wendet er sich kreischend um Hilfe an Olyvar. >Olyvaaaar ..... tu was! Ich versprech' auch, ich werd' nie wieder einen Würfelbecher anfassen!<
"Ich?!" Japst Olyvar und glaubt immer noch, seinen Augen nicht zu trauen. Seinen Ohren allerdings noch viel weniger. "Oh nein, Schätzchen. Ich werde gar nichts tun", fährt er fort und schüttelt entschieden den Kopf. Der Plan von vorhin ist wieder da, breitet sich in seinen Gedanken aus und nimmt wahrhaft dämonische Züge an, ebenso wie das halbe Lächeln, das sich langsam in seine Mundwinkel schleicht. "Aber du wirst etwas tun, mein Freund. Niniane hat Ablenkung verlangt und die wird sie auch bekommen." Oh ja, und zwar eine, von der noch nicht einmal zu träumen gewagt hatte. "Du hast es vorhin selbst gesagt – wirf dich in einen Fummel und tanz Hula, und wenn das die Höllenogre dort drinnen nicht ablenkt, weiß ich auch nicht mehr weiter." Alles was ihm antwortet ist ein völlig entgeisterter Blick aus langbewimperten Augen und ein absolut mädchenhaftes Klimpern mit denselben. Doch Achim wäre nicht Achim, wenn er sich nicht sofort auf die nahe liegendste Frage gestürzt hätte. "Wo bei allen Göttern soll ich jetzt bitteschön einen Fummel in meiner Größe… Moment. Warte mal, warte mal… da war doch…" Ohne ein weiteres Wort der Erklärung dreht Achim sich auf dem Absatz um und stapft den Gang zurück nach Norden… oder er versucht wenigstens wie gewohnt zu stapfen, stolpert dabei allerdings mehrmals, aus dem Gleichgewicht gebracht von seinem eigenen, höchst ungewohnten Hüftgewackel und flucht irgendetwas davon, dass er wirklich nicht wisse, wie diese Weiber nur laufen könnten, die müssten doch irgendwo ein zusätzliches Gelenk eingebaut haben. Es dauert eine ganze Weile, ehe er wieder zu ihnen zurückkehrt und waren ihre Gesichter vorhin schon erschütterte Bestürzung und völliger Unglaube, so fallen ihnen jetzt im wahrsten Sinne des Wortes die Augen aus dem Kopf und ihre Kinnladen ergeben sich synchron der Schwerkraft. Olyvar weiß ja von einigen seltsamen Anfällen Achims aus der Vergangenheit, die sich hauptsächlich um Strandhemdchen und Seiltanzkostümchen mit Federboas gedreht hatten, dass der Oger in Modefragen - zumindest in seinem beträchtlichen Vorstellungsvermögen -  gelegentlich völlig entgleist, aber was da jetzt im schummrigen Fackelschein auf sie zu tänzelt, schlägt jedem Fass den Boden aus. Mit kokettem Hüftschwung drehen sich schätzungsweise dreihundert Stein Lebendgewicht einmal auf der Stelle. Verhüllt wird dieser denkwürdige Anblick nur noch von einem  Umhang, der zu einem ziemlich kurzen Wickelrock mit ziemlich viel Beinfreiheit umfunktioniert wurde und den Blick auf ein paar stramme Waden, Knubbelknie und saftige Oberschenkel vom Ausmaß solider ildorischer Säulen freigibt, sowie von einem Paar glänzender Buckelschilde, die nun mehr als recht als Büstenhalter dienen und Achims gigantische Oberweite kaum im Zaum zu halten vermögen. Außerdem wurde die nunmehr blonde Lockenpracht des Ogers zu zwei dicken Zöpfen geflochten und Achim, nein, Achima… versucht sich ernsthaft an einem dicken Schmollmund.

Der erste Gedanke, der Olyvar durch den Kopf schießt, ist tatsächlich der an Lavendelseife und künstlichen Sabber. Ein guter Faufpieler muff völlig in feiner Rolle aufgehen, wenn er die Zufauer überpfeugen will. Dass Achim ein guter Schauspieler ist, hat er mehr als einmal bewiesen, aber dass er derart in einer Rolle aufgehen würde, hätte nicht einmal Olyvar ihm zugetraut. "Wa…"
"Ich weiß, ich weiß", flötet die Ogerin namens Achim und unterzieht ihren Vorbau einem kritischen Blick. "Es ist ein ziemliches Gewackel, aber besser war's auf die Schnelle nicht zu machen. Olli, wie machen die das eigentlich, wenn sie sich schnell mal umdrehen müssen… ich mein… das bringt einen echt völlig aus dem Gleichgew…"
"Schon gut, schon gut. Das ist weit mehr Information als ich gerade brauche, danke. Nekromant. Ablenkung. Jetzt!" Wild entschlossen, diesem Wahnsinn um ihn her nicht einen Herzschlag länger auch nur mehr die geringste Aufmerksamkeit zu schenken und sich wieder ihrem eigentlichen Problem zuzuwenden, dreht Olyvar sich um. Sein Blick fällt auf Aishalanea, die gerade herausgefunden hat, dass sie nicht nur dumm wie Bohnenstroh, sondern auch stark wie ein Wollnashorn zu sein scheint, denn sie zerdrückt gerade ein paar herumliegende lose Steine mit einem debilen, aber glücklichen Grinsen zu Mehlstaub und er schüttelt sacht den Kopf. "Achim, du behältst Aisha bei dir, ja? Sie soll dir mit den Ogern helfen. Norn und Steinmetz, ihr kümmert euch mit der übrigen Munition ebenfalls um alle, die den beiden zu sehr auf den Pelz rücken. Lilith, Faron, eure Aufgabe werden die Untoten. Narrenkönig, du beschützt Aurian und passt auf, dass niemand ihr zu nahe kommt. Aurian, Tiuri, ihr bleibt dicht bei mir, wir werden uns um den Nekromanten selbst kümmern. Und ihr Magischen Wesen… tut was ihr könnt und verteilt euch nach eigenem Ermessen. Apfelgriebs, du musst nicht mit uns kommen, wenn du dich zu sehr fürchtest." Er geht zurück zu der Tür, hinter der sie alle ihr Schicksal erwartet und lauscht einen Moment. Was hatte das Irrlicht gesagt? Hinter der Tür is' ein Gang. Macht viele Links-und-Rechts-Herums. Zickzack. Dann is' ein großer Raum… "Noch etwas… wenn es Niniane nicht rechtzeitig schafft, dieses Portal oder was auch immer zu öffnen und keine Hilfe kommt, dann verschwindet. Spielt nicht die Helden und lasst euch nicht aufreiben, sondern seht zu, dass ihr Heil hier herauskommt, aye? Tiuri… auf ein Wort." Er nimmt Borgils Ziehsohn kurz beiseite und spricht so leise mit ihm, dass niemand außer dem jungen Mann seine Worte mitbekommt. "Wenn etwas schiefgeht, will ich, dass du alle, die du finden kannst einsammelst und nach draußen bringst. Ich kann vielleicht noch etwas tun, um Niniane ein bisschen Zeit zu erkaufen, aber es ist… gefährlich und es darf niemand in meiner Nähe sein, den ich verletzten könnte, also bring sie weg, wenn ich es dir sage, aye? Tu es einfach und stell keine Fragen."

Er sieht Tiuri noch einen Moment lang eindringlich an und nickt schließlich. "Wir gehen schnell durch den Gang bis wir den größeren Raum erreichen und ihr folgt mir zügig. Aurian, bleib bei mir, ich brauche dich dort vorn gleich. Sobald wir durch den Gang sind, will ich, dass du ein bisschen Hokuspokus veranstaltest. Nichts, was dich viel Mana kostet, es muss gar nichts Spektakuläres sein. Wirf einfach blind in die Dunkelheit ein paar Funken hier und dort hin, lass es Knistern, Blitzen, Schimmern, was weiß ich, kannst du das? Sie sollen ruhig ein wenig durcheinander laufen, ehe sie uns entdecken. Alle bereit? Gut. Dann gehen wir." Nach einem letzten tiefen Luftholen strafft er die Schultern, zieht sein Schwert und öffnet die Tür vor ihnen. Hinter ihr liegt fast völlige Dunkelheit, aber irgendwo dort unten ist auch Licht, schwach und rötlich, aber da. Olyvar verbringt etwa zwanzig Herzschläge damit, sich den Weg, den er nehmen würde, genau anzusehen – rechts, links, rechts - und schießt dann vorwärts. Ein rasches Vordringen beinhaltet immer das Element der Überraschung und macht ihn außerdem zu einem schwerer zu treffenden Ziel. Während er über die leicht abschüssigen Steinfließen rast, wartet er auf das unverkennbare Klacken einer Armbrust, auf das Heulen eines Bolzens, der durch die Luft zischt oder das Schnappen einer Falle, doch es kommt nichts. Als er die letzte Rechtskehre des Ganges erreicht, kann er vor sich den großen Raum sehen, den Apfelgriebs beschrieben hatte und bewegt sich auf die Öffnung zu. Nichts ist zu sehen, aber er hört und spürt die Anwesenheit mehrerer großer, dunkler Geschöpfe in der trüben Schwärze vor ihnen. Der Raum ist tatsächlich groß, aber seine Mitte wird von zwei Zwischenwänden im Osten und Westen etwas abgeschirmt, auch wenn sie das Gewölbe nicht völlig teilen. Von hier aus kann er allerdings sehen, was das Irrlicht gemeint hatte, als es von zuckenden Blitzen gesprochen hatte - und  er kann auch die Kälte fühlen, die von dort ausgeht, die pulsiert und wächst, als würde sie von einem schwarzen Herzen in jeden Winkel des Raumes gepumpt. Sein Atem gefriert augenblicklich zu Dampf in der eisigen Luft. "Aurian", wispert er über die Schulter. "Jetzt. Nur ein paar Illusionen, aye? Mal sehen, was wir in der Dunkelheit aufscheuchen. Haltet euch bereit."

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Aurian am 29. März 2011, 10:06 Uhr
Kopf einziehen und hinterher – das ist alles was Aurian denken kann als sie hinter ihrem Commander wie ein Kaninchen im Zickzack um die Ecken des Ganges saust. Doch wieder erwarten fliegen keinerlei Pfeile, vergiftete Bolzen oder Sonstiges in ihre Richtung – im Gegenteil alles bleibt ruhig, verdächtig ruhig.  Hinter Olyvar kauert sich die Magierin auf den Boden und lugt um die Ecke: Alles ist genau wie das Irrlicht es beschrieben hat – sowohl in Bezug was sie sehen als auch in Bezug auf die Kälte. Die Halbelbe schaudert: Dort ist pure schwarze Magie am Werk – aber wie war es auch anders zu erwarten im Gegenwart eine durchgedrehten Nekromanten?!

>Jetzt. Nur ein paar Illusionen, aye? Mal sehen, was wir in der Dunkelheit aufscheuchen. Haltet euch bereit.< Sie nickt und konzentriert sich – nicht zu viel Mana verbrauchen und doch genug Radau veranstalten um etwaiges Getier oder was da sonst noch hocken mag hervor zu locken. So entsteht in der gegenüberliegenden Ecke ein nebulöser Energiewirbel, auf der anderen Seite werden einige Steine (oder sind es Knochen?) die am Boden liegen herumgeschoben, dass sie schnarrende Geräusche machen, ein paar davon werden weiter hinten angehoben und gegen die Wand geworfen und schließlich verdichtet die Halbelbe die Energie am Boden soweit, dass eines der Haustiere des irren Elben drüber stolpert und zu Boden geht, unmittelbar vor einem seiner Artgenossen, der das Knäuel aus was auch immer gleich noch vergrößert. Fragend sieht sie den Commander an: „Reicht das oder soll‘s noch ein Nachschlag sein?“ Obwohl ihre Worte tapfer und keck sind, zittert ihre Stimme doch ein wenig, doch nur wer sie kennt, würde erkennen, dass ihr Mut in diesem Moment sehr an der Grenze ist. Hoffentlich war ich schnell genug, dass der Irre nicht merkt, woher die Magie gekommen ist!

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 29. März 2011, 17:36 Uhr
Als sie den Gang entlang in die Düsternis eilen, klebt Aurian förmlich an Olyvars Schultern und direkt hinter ihr schnauft Achim her, wenn auch so leise wie ihm irgend möglich, so dass die kleine Kadermagierin zwischen ihnen eingequetscht ist wie das Salatblatt in einem überdimensionierten Brötchen. Noch während sie laufen, wirft Aurian ihren Illusionshokuspokus hierhin und dorthin in die Schatten und sorgt für Aufruhr in der Dunkelheit, so dass sie unbehelligt den Gang hinab gelangen. >Reicht das oder soll‘s noch ein Nachschlag sein?< Will sie schließlich wissen und Olyvar nickt. "Lenk sie weiter ab, bis die anderen alle hier sind und wirf die Echos und Geräusche so weit von uns fort wie möglich, aye?" Flüstert er zurück und späht angestrengt in die Schatten – noch scheint niemand sie entdeckt zu haben, auch wenn auf Aurians Knistern und Blitze hier und dort zahlreiche Geräusche in der Finsternis wach werden – Schritte, Knurren, Schlurfen und Fauchen, alarmierte Grunzlaute und das unverkennbare Zischen von Stahl, der aus Lederscheiden gezogen wird. Achim hinter ihm bekommt derweil Lampenfieber oder etwas ähnliches, denn der Oger wird zusehends nervöser und will plötzlich wissen, was er denn nur tun solle, wenn die Höllenogre ihm gar keine Aufmerksamkeit schenken, ob sein Hintern in diesem Rock auch nicht zu dick aussehe und so fort. "Aber Olli, wenn ich ihnen nun nicht gefalle? Wenn sie sich nicht für mich interessieren, was mach ich denn dann? Und wenn sie's doch tun, was mach ich dann? Und wenn keiner auch nur in meine Richtung schaut? Olli, sag doch mal, was macht denn eine Frau, wenn sie einen Mann rumkriegen will? Ich muss ja gleich ein paar Höllenogre rumkriegen und ich… ich… hab doch keine Ahnung von sowas…"

Olyvar hebt ungeduldig die Hand und unterbindet den hastig hervorgesprudelten Strom aus Zweifeln aus Achims herzallerliebstem Schmollmund. Vor lauter Aufregung hat der Oger inzwischen hektische rote Flecken auf seinen Pfirsichwangen und kleine Schweißperlen auf der Stirn. "Du willst wissen, wie eine Frau einen Mann rumkriegt? Sie taucht einfach nur auf der Bildfläche auf, Achim. So, und jetzt sei ein braver Oger und gib dein Bestes, aye? Dort hinauf mit euch! Ich glaube, der linke Gang hier ist der, wo die wilden Ogre hausen. Schwing die Hüften, Berta, und ab mit dir. Alles wird gut!" Aishalanea im Schlepptau und die beiden Sappeure (die sich vor unterdrücktem Lachen schier kugeln wollen) hinter sich wie zu klein geratene Schatten, fügt sich Achim in sein Schicksal als Ogerlolita, rückt die gewaltigen Brüste zurecht, klimpert probeweise ein-, zweimal mit den Wimpern und verteilt ein paar Kusshändchen in die Dunkelheit links und rechts. "So recht?" Will er noch wissen und klingt fast sarkastisch, dann ist er fort und mit ihm Aishalanea, Norn und Steinmetz.

"Hier entlang!" Olyvar winkt die anderen Weiter, doch sie sind noch keine acht Schritt nach Osten gelaufen, immer im Zickzack und geduckt von Wand zu Wand, als sich die Umrisse geifernder Höllenhunde aus dem Halbdunkel vor ihnen schälen. Fast gleichzeitig ertönt von irgendwoher westlich von ihnen ein empörter Schrei (mit Fistelstimme), gefolgt von einem vernehmlichen Klatschen und einer ganzen Reihe Knallkrötenexplosionen, die sich anhören, als habe jemand mit einer schweren Hornisse das Dauerfeuer eröffnet. Olyvar hört Lilith hinter sich fluchen und spürt das leise Prickeln von Magie, als sie die Schriftrolle benutzt, um die Feuerelementare herbeizurufen, während Aurian gleichzeitig mit einem lauteren Knall in einer ganz anderen Ecke für noch mehr Verwirrung zu sorgen versucht und Faron zischt, sie sollten weiter, weiter, er und Lilith würden sich schon darum kümmern. Die Höllenhunde rasen an ihnen vorüber und er hört die Axt des Fauns durch die Luft zischen, während Aurian, der Narrenkönig, Tiuri und er selbst sich weiter drängen, dann zerreißt die erste Fetzerexplosion mit einem Geräusch als würde ein Berg einstürzen die Dunkelheit. Die Erschütterung reißt sie alle vier selbst hier hinter der Deckung von zwei massiven Steinwänden noch von den Beinen und es hagelt kleine Steine, Mörtelstücke, Staub und Dreck. "Alle noch am Leben?" Hustend und spuckend kommt Olyvar auf die Füße und kann im wirbelnden Staub kaum etwas erkennen. Sehr gut – wenn ich nichts sehe, dann sieht er auch nichts. "Dann schnell. Schnell, so lange er sich noch fragt, wo beim Dunklen das gerade herkam. Wir greifen ihn gleich von zwei Seiten an Tiuri, sobald wir ihn zu Gesicht bekommen. Hört ihm auf keinen Fall zu, seht ihm nicht in die Augen. Aurian… die Schriftrolle!"

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Aurian am 30. März 2011, 09:17 Uhr
Ein Teil der Biester scheint auf Aurians Hokuspokus hereinzufallen denn vereinzelt sind in der Dunkelheit Schemen zu erkennen, die versuchen nach den nebulösen Erscheinungen zu schnappen und der eine oder andere erwischt dabei doch glatt einen Kollegen, sodass sich die Biester gegenseitig ausschalten – leider scheinen aber für jeden, der der Mordlust eines Artgenossen zum Opfer fällt zwei weitere aus der Dunkelheit zu erscheinen. Archim ist mit der Südländerin und den Sappeuren Richtung Höllenoger verschwunden – Aurian hofft, dass der Zauber den armen Kerl irgendwann, wenn das alles vorbei ist, wieder frei gibt. Denn in der Aufmachung wäre er das Gespött der Steinfaust obwohl…der Hüftschwung schon recht passabel ist. Und zur Not kann er/sie ja im Pfirsich anheuern! Dann aber ist Archim oder besser gesagt die weibliche Form aus Aurians Gedanken verschwunden und sie konzentriert sich wieder auf das Chaos vor ihr denn mittlerweile scheinen einige der schlaueren der Viecher (wer hätte gedacht dass die Dinger sowas wie Verstand besitzen) gemerkt zu haben, wo die Angreifer herkommen. Und dann steht die Welt mit einem Mal Kopf: Steine prasseln rund um sie herum zu Boden, Wände stürzen krachend um und die kleine Magierin wird zu Boden geschleudert. Doch außer ein paar Schrammen und Prellungen bleibt sie heil und ist fast gleichzeitig wie der Commander wieder auf den Beinen. Dank ihres elbischen Blutes sieht sie in der Dunkelheit um einiges besser als ihre menschlichen Kollegen und so ist sie mit ein zwei Sätzen über die Trümmer wieder an der Seite von Olyvar und Tiuri. Der Lord Commander positioniert sie bereits zum nächsten Angriff und auf seinen Zuruf hin zückt Aurian die Schriftrolle, die sie vom Lies-mich bekommen hat. Mit zitternden Fingern entrollt sie das Pergament, das vor magischer Energie nur so zu pulsieren scheint und als sie die magischen Worte spricht, die sie und die in ihrer nächsten Umgebung vor Magie beschützen ist es, als würde sich ein heller, warmer Schein schützend um sie legen.

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Achim am 11. Apr. 2011, 20:35 Uhr
Zum Glück kann Achim, der wie alle Oger immun gegen jeglichen magischen Firlefanz ist, nicht spüren, welch gewaltige Zauberkräfte in dem Gewölbe am Werk sind, das sie nun allesamt stürmen, sonst hätte er womöglich schnurstracks auf dem Absatz kehrt gemacht und hakenschlagend wie ein aufgeschreckter Hase die Flucht ergriffen. So aber trottet er eifrig und in Erwartung einer zünftigen Rauferei hinter Olyvar und der Gardemagierin her, als diese an der Spitze ihrer kleinen Schar den engen Steinkorridor betreten. Die einzigen Probleme, die er im Moment hat, sind sein wie immer knurrender Magen, sein tierisch kneifender, weil hölzerner Büstenhalter, und die kleine Südländerin, auf die er aufpassen soll und somit besorgten Blickes hinter sich her schleift. Achim bemüht sich dabei redlich um einen möglichst zartfühlenden Griff, um die Gliedmaßen des Mädchens nicht aus Versehen zu Knochenmehl zu verarbeiten, aber dennoch verschwindet ihr Unterarm fast völlig in seiner riesigen, behaarten Pranke, als er sie mit sich zieht. Mei, das Mädel ist ja so dünn ....
Durch die Zauberwürfel mag Aishalanea ja vielleicht die Kräfte eines ausgewachsenen azurianischen Dreihorns erhalten haben, aber noch lange nicht dessen Statur und Panzer - und überhaupt sieht sie aus Ogersicht so zerbrechlich aus, als könne der nächste Windhauch sie aus den Schuhen pusten (was aber auch kein Wunder ist, denn aus Ogersicht, also aus gut drei Schritt Höhe, sehen selbst Olyvar und Tiuri aus wie magersüchtige Hänflinge).

Aisha in seinem Kielwasser löst in Achim jedenfalls sofort einen höchst besorgniserregenden Mutterinstinkt aus und er plustert sich auf wie eine frischgebackene Glucke, die ihr Küken beschützen will, als sie den Korridor entlang schleichen. Da er keinen blassen Schimmer hat, was am Ende des Ganges auf sie wartet (der atemlos sprudelnden und ziemlich verwirrenden Berichterstattung des Irrlichts konnte er nämlich beim besten Willen nicht folgen), kommt er zu dem Schluss, dass es wohl besser ist, wenn er das Mädel möglichst hinter sich in seinem Windschatten hält, bevor es noch von einem wildgewordenen Dämon zu Brei getreten wird. Allerdings müssten sie dazu erst mal in die Nähe irgendwelcher wildgewordener Dämonen kommen. In dem engen Zickzack-Gang, durch den sie nun im Gänsemarsch drängen, geraten sie jedoch eher in Gefahr, sich aufgrund akuten Platzmangels gegenseitig über den Haufen zu rumpeln, als einem Höllenbewohner zu begegnen. Zudem ist Achim noch nicht wirklich mit seinen neuen und reichlich ungewohnten Formen vertraut, so dass er sich jedes Mal, wenn sie mit Schwung eine der zahllosen Biegungen passieren, fast den Holz-BH an der Mauer zertrümmert, weil er in seinem Ungestüm vergisst, dass er dabei auch die veränderte Statik der weiblichen Ogeranatomie um die Kurve wuchten muss und nicht nur seine gewohnte Wampe.

Gerade als er sich darüber beschweren will, erreicht die Spitze ihrer Gruppe allerdings das Ende des Ganges, der in einem hallenartigen Gewölbe mündet, und keinen Wimpernschlag später überstürzen sich auch schon die Ereignisse: es lärmt, es knallt, es raucht, es brüllt, irgend jemand flucht, ein anderer schreit Befehle, und alles rennt auf einmal durcheinander wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Wie aus dem Nichts taucht eine Meute Höllenhunde vor ihnen auf, doch der Faun wirft sich mit gezückter Axt sofort in die Bresche und ihnen entgegen, während Olyvar und Aurian nach rechts in das staubige Dämmerlicht stürmen, dicht gefolgt von Tiuri und wissen die Götter wem noch. Achim hat gar keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn vor ihnen, im linken Teil der Halle, ertönt ein Brüllen, das die Wände wackeln lässt, und aus dem Dunkel schält sich eine Gruppe von vier Höllenogres, die zielgenau auf ihn und seinen Anhang zustapfen. "Huch!" kiekst Achim beim Anblick seiner geifernden Höllenbrüder ziemlich unogerhaft und rafft sicherheitshalber mal die Röcke (und die Keule), doch bevor er auch nur Gelegenheit hat, in Panik zu verfallen, zischt Steinmetz hinter ihm: "Vorsicht, geht in Deckung!"

Im gleichen Augenblick fliegt etwas fauchend und zischend an Achims Schulter vorbei, um einen halben Herzschlag später in einer trommelfellzerfetzenden Explosion die linke innere Trennmauer der Halle in Schutt und Asche zu reißen. Ein Teil der massiven Decke bricht in einem ohrenbetäubenden Krachen zu Boden, Trümmer und Mörtelbrocken spritzen ihnen um die Ohren, und eine ganze Walze aus Steinen, Staub und Splittern donnert ihnen entgegen, durchzuckt von lilafarbenen und giftig grünen Blitzen – unübersehbar hat die Sprengladung auch eine gewaltige Kettenreaktion im Laboratorium des Nekromanten ausgelöst, das sich offenbar hinter der einstürzenden Mauer befindet. Geistesgegenwärtig wirft Achim seine schlappen siebenhundert Pfund Lebendgewicht wie eine fleischgewordene Schutzwand vor Aishalanea und die beiden Sappeure, als Schutt und Steine auf sie niederprasseln, und kann so das Schlimmste verhindern, auch wenn sein Erscheinungsbild danach leicht derangiert wirkt (sprich, faustgroße Schlaglöcher im Röckchen und ein eingedellter Brustschutz, ganz abgesehen davon, dass er aussieht, als sei er in einen mittelschweren Hagelsturm geraten). Er hat jedoch keine Zeit, sich erst umständlich den Hüfthalter und die Frisur zu richten, denn inmitten der wabernden (und inzwischen nach allerhand magischen und alchemistischen Substanzen stinkenden) Staubwolke tummeln sich noch vier Höllenogres, die nun bestimmt nicht mehr allerbester Laune sind, nachdem Steinmetz ihnen praktisch die Decke über dem Kopf weggesprengt hat.

In dem aufreißenden Qualm erkennt Achim hustend und mit tränenden Augen, dass es allerdings nur noch drei dieser Höllenriesen sind, denn der vierte (oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben ist) verteilt sich nach der Explosion von Steinmetzens Wurfgeschoss in blutigen Einzelteilen zwischen den qualmenden Schutthaufen. Die drei übrigen sind mit Sicherheit auch ein wenig angeschlagen, aber für Achims Geschmack sehen sie noch beunruhigend lebendig aus. Obendrein haben sie wohl auch nicht vor, sich erst mit Höflichkeiten oder langatmigen Begrüßungsfloskeln aufzuhalten, sondern kommen im Sturmschritt und mit lautstarkem Angriffsgebrüll herangedonnert. "Jungs, ihr kümmert euch um den hinteren", dirigiert Achim seine beiden Kollegen und wirft sich mit lässigem Kopfschwung die im Weg herumbaumelnden Blondzöpfe zurück über die Schultern. "Schafft ihr den? Gut, dann nehm' ich die beiden da vorne. Mädel, du kommst mit mir." Mit der Linken schiebt er Aishalanea hinter sich in Sicherheit, während er mit der Rechten die Keule zückt und sich in Schlagpositur bringt. "Hast du überhaupt eine Waffe? Ja? Gut, dann sei vorsichtig und halte dich wenn möglich hinter mir. Schlag aus der Deckung raus und ziel auf die Kniescheiben oder die Weichteile oder was immer du treffen kannst. Und jetzt sag' schönen guten Tag zu den netten Herren hier....."

Dem ersten anrückenden Höllenogre schlägt Achim mit der Keule und einem koketten Augenaufschlag den Unterkiefer zu Brei, dass eine Blutfontäne und die Zähne – und das sind nicht wenige – in alle Richtungen davonspritzen. Nach einer für Oger geradezu lichtgeschwindigkeitschnellen Drehung (in menschlichen Maßeinheiten gemessen wohl eher Marke 'Schnecke' bis 'nasser Sandsack') schafft er dann auch noch eine nahezu perfekte Rückhand und zerschmettert dem Höllenbiest krachend die rechte Schulter. Das wirft den Angreifer zwar ein wenig zurück, aber dann ist auch der zweite Ogre heran, und nun ist es an Achim, einiges einzustecken. Die beiden höllischen Halbriesen prügeln auf den armen Oger ein, dass ihm Hören und Sehen vergeht und ihm der Büstenhalter auf Halbmast hängt, und obwohl sie keine Waffen tragen, bringen sie ihn gewaltig in Bedrängnis. Er hat alle Hände voll zu tun, sich nicht vollends zu Klump hauen zu lassen, und kann nur hoffen, dass Norn und Steinmetz mit dem dritten der Ogres fertig werden und dass dem Mädel nichts passiert.

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Tiuri am 24. Apr. 2011, 21:51 Uhr
Obwohl es Tiuri vorkommt, als würde die Zeit unheimlich langsam vergehen, besonders an seinem rasenden Herzschlag gemessen, passieren plötzlich eine ganze Menge an Dingen gleichzeitig. Apfelgriebs kommt furchtbar aufgeregt von seiner Erkundungsmission zurück und berichtet sogleich ausführlich und mit einem Blick fürs Wesentliche den Tiuri dem Irrlicht gar nicht zugetraut hätte, was es im nächstliegenden Raum vorgefunden hat. Sie können jetzt ungefähr abschätzen wie viel Platz sie haben werden, wie der Raum aufgeteilt ist und was sie, abgesehen von einem hochrangigen Nekromanten, noch so hinter der massiven Holztür erwarten wird. Mit dem plappernden Irrlicht, kommt auch ein polternder Oger zu ihnen zurück, der auch gleich Nachricht von Borgil bringt. Nachrichten von Borgil sind für Tiuri immer irgendwie etwas beruhigendes, so als würde in seinem Hinterkopf eine Stimme sagen: Papa wird’s schon richten! Außerdem kann „Die Protektorin wäre jetzt dann soweit“ niemals etwas Schlechtes bedeuten.
Während Tiuri noch versucht die Bilder von Achim in einem Baströckchen aus seinem Kopf zu vertreiben und die Gänsehaut die diese Vorstellung ihm bereitet hat wieder los zu werden, fallen bei Aishalanea die Würfel. Ein Donnergrollen untermalt die Situation in der alle ganz plötzlich den Atem anhalten und zusehen, wie Aishalaneas Gesicht plötzlich ziemlich leer und recht ausdruckslos wird.
Im ersten Moment scheint gar nichts passiert zu sein, die Südländerin kratzt sich am Kopf, schnippt eine Schuppe von ihrer Fingerspitze, doch die einsilbigen Antworten die sie gibt, sprechen Bände. Aishas Hirn ist jetzt ungefähr noch so wirksam wie das einer Topfpflanze und gerade jetzt können sie das natürlich überhaupt nicht brauchen. Leise entfahren Tiuri ein paar seiner liebsten zwergischen Flüche. Der Lord Commander will seine kleine Chaosgruppe gerade noch dazu anhalten die Finger von dem Würfelbecher zu lassen, als Achim die Würfel auch schon mit Schwung aus dem runenbesetzten Becher auf den Boden fallen lässt. Wieder der leise Donner und vor ihrer aller Augen verwandelt sich Oger Achim in eine dralle Ogerin und dieses Bild wird Tiuri mit Sicherheit auf Lebenszeit nicht mehr vergessen können.
Es reicht nicht mal mehr zum Fluchen und Schimpfen bei dem jungen Ritter, sondern nur noch dazu, dass er sich ziemlich erschlagen fühlt und sich durch das mit Blut und Schweiß durchtränkte Haar fährt.
Eigentlich können wir uns auch gleich hier draußen erschlagen, den Nekromanten können wir höchstens besiegen wenn er sich zu Tode lacht!

Nachdem Achim, der fraulichste Oger aller Zeiten, sich in ein – für Tiuris Geschmack viel zu gewagtes – Kostümchen geworfen hat, gibt Olyvar noch letzte Anweisungen und zieht Tiuri dann einen Schritt von den Anderen weg.
>[/i]Wenn etwas schiefgeht, will ich, dass du alle, die du finden kannst einsammelst und nach draußen bringst. Ich kann vielleicht noch etwas tun, um Niniane ein bisschen Zeit zu erkaufen, aber es ist… gefährlich und es darf niemand in meiner Nähe sein, den ich verletzten könnte, also bring sie weg, wenn ich es dir sage, aye? Tu es einfach und stell keine Fragen.[/i]<
Tiuri schafft es gerade noch den Mund auf und zu zuklappen, die Widerworte bleiben ihm allerdings schon in der Kehle stecken. Olyvars Blick ist so ernst und eindringlich, dass Tiuri nur schafft zu nicken, auch wenn ihm die Vorstellung Olyvar und Niniane zurück zu lassen ohne wenigstens noch das Letzte zu versuchen, gar nicht behagt.

Hinter Aurians Ablenkungsmanöver kommen sie in den Raum, wo Achim sich auch gleich Luftküsse verschenkend den Höllenogres zu wendet und Tiuri am Rande seines Blickfeldes ein paar seiner guten Freunde, den Höllenhunden ausmachen kann. Eine Explosion und ein Höllenlärm, begleitet von jeder Menge Staub und Dreck der ihnen die Sicht verschleiert und Tiuris Augen brennen lässt, reißt neben ihnen eine Mauer ein und begräbt die ersten Unholde unter den Trümmern. Auf das Kommando des Lord Commanders verliest Aurian die Schriftrolle und ein goldener Schein legt sich wie eine Art Schutzschild um sie. Tiuri kann das Gesicht des Nekromanten nicht erkennen, aber er hofft, dass der Mistkerl gerade wenigstens etwas verwirrt ist und nicht so recht weiß, was ihm jetzt blüht.
Abgesehen von dem leichten Lichtschein der durch die Magie der Schriftrolle passiert ist, kann Tiuri eigentlich keine Veränderung feststellen. Er fühlt sich nicht stärker, nicht schneller, nicht magisch resistenter – wenn es so etwas denn überhaupt gibt – er fühlt sich einfach nur „tiurig“ und dass ihm dabei das Herz noch nicht in die Hose gerutscht ist, liegt höchstwahrscheinlich nur an seiner neu gewonnenen Ritterehre. Ohne dabei die komplette Umgebung aus den Augen zu verlieren, wirft er immer wieder einen Blick zu Olyvar herüber der ihm mit einem kurzen Nicken zu verstehen gibt – jetzt oder nie. Sie wissen nicht wie lange ihnen die Schriftrolle Schutz gewähren wird, aber selbst jemand der so wenig Ahnung von Magie hat wie Tiuri kann sich denken, dass es nicht gerade ewig sein wird.
Sie haben jedenfalls nur diese kurze Zeit um überhaupt etwas direkt gegen den Nekromanten auszurichten, denn sobald er seine magischen Fähigkeiten wieder gegen sie einsetzen kann, sind sie wahrscheinlich nur noch mit finsterer Magie vibrierende Asche unter den Füßen des Nekromanten.
Mit den Drachenstahlklingen voran stürzen Olyvar und Tiuri, mit Aurian im Schlepptau damit sie auch im Umkreis des Magieschildes bleiben, auf den Nekromanten zu. Flüche und magische Verwünschungen prallen von ihnen ab als wären sie nur wirre Worte von einem kleinen Kind gesprochen und nicht von einem hochrangigen Nekromanten, bis dieser seine Taktik ändert und der Steinboden unter ihnen plötzlich zu zittern beginnt und sie inne halten müssen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Diesen Moment in dem sie langsamer werden nützt der Nekromant um hinter sich ebenfalls nach seiner Waffe zu greifen und ihnen im Kampf nicht unbewaffnet gegenüber zu stehen.

Titel: Re: Die alte Ruine
Beitrag von Aishalanea am 30. Aug. 2011, 12:19 Uhr
Das unheilvolle Donnergrollen, welches den Wurf der magischen Würfel begleitet, ist das Letzte, was Aishalanea mit klarem Verstand wahrnimmt, bevor sich ein Schleier über ihre Gedanken zu legen scheint. Völlig verdattert steht sie da und starrt die seltsamen Würfel an, die nun vor ihr auf dem Steinboden liegen.
>Aishalanea, was...?< Irgendjemand fasst sie am Arm und dreht sie herum, und die Südländerin lässt erschrocken den Würfelbecher fallen. „Hum?“ Aisha blinzelt verwirrt, dann erst erkennt sie den Lord Commander, der irgendwie besorgt dreinschaut, aber sie kann sich keinen rechten Reim darauf machen, warum. Es ist plötzlich so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, alles ist so unendlich langsam, ein bisschen so als hätte sie zuviel Schnaps intus, bloß ohne die Gleichgewichtsstörungen... und sie kann sich auch nicht daran erinnern, eben etwas getrunken zu haben. Genaugenommen erinnert sie sich an gar nicht viel. Ratlos kratzt sie sich am Kopf, zupft etwas Staub aus ihren Haaren, dann fällt ihr wieder ein, daß Olyvar sie irgendetwas gefragt hatte. Nur was, das ist ihrem Gedächtnis bereits entglitten. Sie zuckt mit den Schultern und richtet ihren Blick wieder auf den Lord Commander: „Was'n?“
>Ist... alles in Ordnung? Geht es... dir gut?< Konzentriert hört Aishalanea ihm zu, dennoch dauert es etwas, bis zu ihrem umnebelten Verstand durchgedrungen ist, daß Olyvar um sie besorgt zu sein scheint. Sie denkt einen Moment lang ernsthaft über seine Frage nach und kommt schließlich zu dem Schluß, daß ihr nichts wehtut und der arme Mann sich wirklich zuviel unnötige Sorgen macht. Also schenkt sie ihm ein aufmunterndes Lächeln: „Yupp. Alles gut.“
Aus irgendeinem Grund scheint ihn das nicht sonderlich zu beruhigen.

>Aisha...?<
Vollkommen verwirrt starrt sie ihn an. Was will er bloß von mir? „Hä?“ Statt einer Antwort beginnt der Lord Commander in einer ihr unverständlichen Sprache zu fluchen, und auch ansonsten bricht um sie herum das Chaos aus.  Mealla ist plötzlich neben ihr und wirkt ebenso besorgt wie Olyvar – dabei tut ihr doch wirklich nichts weh! – , Tiuri fällt in das Gefluche mit ein, das Irrlicht sprüht vor Aufregung Funken wie ein Tischfeuerwerk, und Aishalanea steht inmitten dieses Durcheinanders und sieht ratlos von einem zum anderen. In diesem Moment erklingt ein weiteres, unheilvolles Donnergrollen...
… violette Nebelschwaden steigen auf und verhüllen die massige Gestalt Achims, der den Moment der allgemeinen Verwirrung genutzt hat, um seinerseits den Würfelbecher aufzuheben und auszuprobieren. Als sich der magische Dunst wieder lichtet, hat der Oger blonde Locken, ausladende Hüften und eine beachtliche Oberweite. Und einen Augenblick lang wenigstens ist Aishalanea nicht mehr die Einzige, die mit offenem Mund dasteht und dümmlich starrt.
Olyvar ist der Erste, der sich von diesem neuerlichen Schock erholt und auf seinen Plan zurückkommt, daß der Oger – die Ogerin – für Ablenkung sorgen soll. Woraufhin diese davonstürmt, um sich in Schale zu werfen, oder vielmehr in zwei Buckelschilde und ein improvisiertes Wickelröckchen – ein Anblick, der ihnen allen die Augen fast aus dem Kopf quellen lässt. Der Lord Commander lässt derweil weitere Anweisungen auf die Gruppe einhageln, von denen Aishalanea nicht das Geringste versteht, so daß sie sich gelangweilt umsieht und ihre Aufmerksamkeit ein paar herumliegenden Steinbrocken zuwendet. Als die Händlerin danach greift, zerfallen die Steine jedoch in ihren Händen zu feinem, mehligem Staub, der ihr durch die Finger rieselt. Einen Moment lang ist sie völlig in dieses Spiel versunken, doch plötzlich packt die leichtbekleidete Ogerin (Aisha hat immer noch nicht verstanden, wo die auf einmal herkam) sie am Arm und zerrt sie mit sich in den nächsten Raum.

Bei diesem handelt es sich um einen engen, dunklen und in zahlreichen Biegungen verlaufenden Gang, der sich schließlich zu einer düsteren Halle öffnet. Die feuchte Kühle unterirdischer Gewölbe weicht einem unnatürlichen, eisigen Hauch, der Aishalanea die Haare zu Berge stehen lässt. Ein schwacher rötlicher Schein glüht von irgendwoher, Blitze zucken, und dunkle Schatten bewegen sich in der Finsternis. Große Schatten.
Es scheint unmöglich, sich in dem unübersichtlichen Raum einen Überblick zu verschaffen, mit was sie es zu tun bekommen werden, und durch das nun losbrechende Chaos wird das nicht gerade leichter: Gerumpel und Gepolter, Schreie und aufflammende Lichter zeugen davon, daß die Gardemagierin tätig geworden ist, und dann bricht auch schon das Kampfgetümmel los. Die verwirrte Aisha hat keine Ahnung, wie ihr geschieht, und würde der Oger sie nicht sofort hinter seinem massigen Körper in relative Sicherheit bringen, hätte sie wohl kaum die Geistesgegenwart gehabt, einem so simplen Befehl wie >Vorsicht, geht in Deckung!< Folge zu leisten, bevor mit einem ohrenbetäubenden Knall und einem Regen von Schutt und Trümmern die nächstgelegene Wand explodiert. Dank Achim entkommt sie jedoch, hustend, spuckend und mit vor Steinstaub tränenden Augen, aber ansonsten unverletzt.

Zeit sich zu erholen bleibt ihnen nicht, denn nun kommen drei brüllende Höllenoger auf sie zugerannt. Wieder wird Aisha mitgezerrt und hinter die Ogerin geschoben, die nun eine riesige Keule in der Pranke schwingt und auf sie einredet: >Hast du überhaupt eine Waffe?< Aishalanea nickt und begutachtet zweifelnd ihren Säbel, der neben der gewaltigen Ogerkeule wie ein mickriger Zahnstocher wirkt. >Ja? Gut, dann sei vorsichtig und halte dich wenn möglich hinter mir. Schlag aus der Deckung raus und ziel auf die Kniescheiben oder die Weichteile oder was immer du treffen kannst. Und jetzt sag' schönen guten Tag zu den netten Herren hier.....< Die Südländerin blinzelt verwirrt, wiederholt aber artig: „Schönen guten Tag!“ in Richtung der Höllenoger, während Achim dem vordersten der drei den Unterkiefer zertrümmert. Das war aber gar nich nett. Einen Augenblick später ist auch das zweite Ungetüm heran und die Ogerin in ganz schöner Bedrängnis, da von beiden Seiten Schläge auf sie einprasseln. Zwei gegen einen ist unfair! findet Aisha, und anstatt einen Gedanken an ihren Säbel zu verschwenden, bückt sie sich nach einem der Felsbrocken, die von der Explosion herübergeschleudert wurden. Zielen konnte sie schon immer gut, und jetzt wiegt sie locker einen Stein in ihrer Wurfhand, den sie normalerweise nicht einmal mit beiden Händen hätte anheben können. Auf diese Entfernung bietet ein Wesen von der Größe eines Höllenogers eine kaum zu verfehlende Zielscheibe... schon fliegt das Wurfgeschoss durch die Luft, an Achim vorüber, und knallt dem bereits angeschlagenen Höllenoger mit Wucht seitlich an den massigen Schädel.



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