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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Der Pferdehof
(Thema begonnen von: Henry am 02. Sept. 2003, 01:44 Uhr)

Titel: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 02. Sept. 2003, 01:44 Uhr
Nicht ganz eine halbe Stunde Trabes entfernt von Talyra,  im Süden, liegt in dem dort leicht ansteigendem lichten Waldgelände ein einsamer Hof. Es ist "der Pferdehof" und sein Besitzer war bis vor wenigen Sommern Gregor von Roßstein aus Talyra.
Als dieser verstarb vererbte er den Hof seinem Adoptivsohn  Heinrich von Roßstein, der ihn seit seinem zwanzigsten Lebensjahr eigenständig verwaltet. In seinen Händen wurde der Pferdehof trotz seiner einsamen Lage recht bekannt und besonders Gäste, die Talyra länger besuchen wollen, geben ihre Pferde gerne im Pferdehof in Pflege.

Der Hof besteht aus einem Haupthaus, einer langen Scheune für Heu und Stroh, einem großen Schuppen für den Pferdewagen und Gerätschaften und den beiden langgestreckten Stallungen, die sich vom Haupthaus bis fast zum Bach hinziehn. Zwischen den beiden Stallungen liegt ein breiter Platz in dessen Mitte über die ganze Länge zwei niedrige, aber breite Mauern herausragen, in die eine tiefe Rille gearbeitet ist und die als Tränke dienen, durch in sie wird das Wasser des Baches hineingeleitet, fließt darin rund um und wieder zurück zum Bach. Es ist eine ausgeklügelte Bewässerung, die die Tränke immer bis zum Rand voll mit Wasser versorgt.  Der schrittbreite Platz zwischen den beiden Mauern ist mit Erde aufgefüllt, in denen Büsche und verwilderte Blumen wachsen. Die Tränke wurde um einen großen Baum gebaut, dessen Stamm mächtig aus dem erhöhten Erdreich zwischen den Mauern heraus ragt.

Das Besondere am Haupthaus ist, daß es an seiner Nordseite in den felsigen Hügel gebaut ist, so daß sein Dach sanft von dem Hügel nach unten reicht und die Nordwinde im Winter nicht an dem Haus rütteln können.  
Das gesamte Grundstück wird nördlich von diesem Felsgestein begrenzt. Eine breite Steinmauer reicht von diesem Felsgestein bis zum Bach und wird dort von starken Koppelzäunen aus kleinen Baumstämmen abgelöst. Nur ein breites Tor unterbricht die Steinmauer, die aus dem überall herumliegenden Felsgestein gebaut wurde.

Weit erstrecken sich die Koppeln in das leicht ansteigende Gelände, bis zu mächtigen Felsen am südlichen Ende, die das Grasland abrupt beenden und aus denen die Quelle entspringt, deren klares Wasser in einem Bach die Koppeln durchzieht und erst kurz vor den Stallungen in abschüssigem Gelände zum See fließt.

Dort, wo der Bach zum See hin abfällt, steht ein altes windschiefes, aus Felssteinen erbautes kleines Haus, die alte Mühle des Hofes, deren knarrendes Wasserrad den alten kleinen Mühlstein dreht, der den freien Bauern der Umgebung noch immer zum Mahlen ihres Getreides dient.  

Das ganze Gelände ist von Felsgestein durchzogen, aber der überwiegende Teil ist mit genügend Erdreich bedeckt, daß saftige Grasflächen mit vereinzelten alten knorrigen Bäumen, die im Sommer den Pferden reichlich Schatten spenden, daß man es als gutes Weideland bezeichnen kann, weil es selbst bei starken Regenperioden nie matschig wird.

Ein Weg führt geradeaus an den Koppeln entlang und auf seiner anderen Seite liegen die Wiesen des Pferdehofes, die mehrmals im Jahr geschnitten werden und dessen Gras als Heuvorrat für den Winter in der großen Scheune gelagert wird.

Ein großgewachsener alter Verwalter mit dunklbraunen Augen und weissem schütteren Haar verwaltet den Hof und wohnt mit einer handvoll Stalljungen dort, die die Pferde versorgen. Die genauso alte Magd kümmert sich um das Haus, kocht für die Männer und versorgt die Hühner und den großen schwarzen Hund, der den Hof bewacht.

Henry, wie sich der Besitzer schlicht nennt, kommt seit Orga von Roßstein das Haus  in Talyra bezogen hat, nur ab und zu vorbei, um besonders nach seinen Kaltblütern zu sehen, denn seine starken Stuten hatten diesen Frühling wieder prächtige Fohlen zur Welt gebracht. Auch kontrolliert er dann sorgfältig das große Buch, in das alle Ausgaben und Einnahmen des Hofes eingetragen werden.




Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 31. Okt. 2003, 23:24 Uhr
Henry hat einen der Knechte mit dem Pferdewagen und einem Jungen vom Pferdehof zum Haus von Roßstein in die Stadt geschickt, damit sie die jungen Burschen und zwei der älteren Mädchen abholen, die die Stuten geritten haben, damit sie hier auf dem Pferdehof dem Verwalter und der Magd zur Hand gehen, solange die Pferde vom Gut hier sind.

Während dessen sitzt Henry mit seinem Vater auf einem der Koppelzäune und sie beobachten die jungen roßsteinschen Pferde, die sich wohl zu fühlen scheinen, rauchen dabei ihre Pfeife und unterhalten sich. Henry hört seinem Vater zu, was er von den Nargen erzählt, die sich mit ihren Überfällen immer mehr dem Verder Umland nähern und seinem Vater ist es anzusehen, wie ihn der Gedanke betrübt.

"Ich bin froh, daß ihr alle nach Talyra gekommen seid," sagt Henry und legt seinem Vater die Hand auf die Schulter. "Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, wie alle befürchten." Sein Vater nickt müde und meint, daß die Pferde auf jeden Fall hier bei ihnen erst einmal in Sicherheit sind und sie abwarten müssen, wie sich alles entwickelt.

Henry führt seinen Vater noch auf dem Pferdehof herum, zeigt ihm das Haus und die Stallungen und stellt ihm den Verwalter und die Magd vor, die sich hier um alles kümmern. Sein Vater gibt den älteren Knechten vom Gut aus Verd, die auf dem Pferdehof bei den Pferden bleiben werden noch ein paar Anweisungen und dann verabschieden sie sich und reiten zum Haus von Roßstein in die Stadt, denn Henry möchte, daß sich sein Vater, der vollkommen erschöpft aussieht, erst einmal erholt und sich richtig ausschläft.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 13. Nov. 2003, 09:49 Uhr
Flotten Schrittes hat die Kleine das kleine Gespann zu den Felsen gezogen, wo Henry links um sie herumfährt und sogleich der Pferdehof mit seinen langgestreckten Ställen vor ihnen liegt. Langsam lenkt Henry den kleinen Wagen durch das Tor, zu dem einer der jungen Knechte vom verder Gut sofort springt, um es zu öffnen, als er den kleinen Wagen erblickt und Henry fährt direkt zum Haupthaus, das urig an die Felsen geschmiegt steht und hilft Asrai aus dem Wagen.

Er kann seinen Vater nirgends entdecken und fragt Asrai: "Möchtet ihr eine heiße Milch mit Ingwer zum Aufwärmen trinken?" Henry hat kaum den Satz beendet, als die Eingangstüre von innen geöffnet wird und sein Vater ihnen direkt in die Arme läuft.

"Oh! welch eine Überraschung - Asrai! Schön euch zu sehen!" kommt es aus dem Mund seines Vaters und ihm ist die Freude ins Gesicht geschrieben, die junge Frau wieder zu sehen und streckt ihr beide Hände zur Begrüßung entgegen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 13. Nov. 2003, 14:35 Uhr
Als sie auf dem Hof ankommen, hat Asrai schon eine ganz rote Nase durch die Kälte. Bewundernd betrachtet sie den Hof und als ihnen das Tor geöffnet wird, fühlt sie sich schon fast wie eine Adlige. Es ist wieder einmal, als würde sie in eine andere Welt geraten.
Als sie vor dem Haupthaus stehen, legt Asrai die Decke wieder ab und lässt sich von Henry aus dem Wagen helfen.

Asrai kommt gar nicht dazu, seine Frage nach der heißen Milch zu beantworten, da öffnet sich auch schon die Eingangstür und Henrys Vater tritt heraus. Sofort fangen Asrai Augen an zu leuchten. Sie hat Henrys Vater bei der letzten Begegnung sehr lieb gewonnen und freut sich darüber, den alten Mann so wohlbehalten wiederzusehen.
Obwohl sie ihn noch nicht lange kennt, begrüßt sie ihn mit einer freundschaftlichen Umarmung.

"Es ist schön, euch wiederzusehen und es freut mich sehr, dass ihr mich nicht vergessen habt. Sagt, wie geht es euch? Ihr seht so fröhlich und gesund aus."

Sie findet es in diesem Moment sehr schade, dass sie Sethai nicht dabei hat. Zu gern hätte sie ihn mit diesem freundlichen alten Mann bekannt gemacht, aber vielleicht ließ sich das irgendwann noch einmal nachholen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 13. Nov. 2003, 20:51 Uhr
Henry freut sich über die herzliche Begrüßung der beiden und als sein Vater auf Asrais Frage mit einem "Danke gut, Unkraut vergeht nicht," antwortet muß Henry lachen und legt behutsam den Arm um Asrais Schulter und meint: "Laßt uns erst einmal etwas heißes trinken, es war recht kalt auf dem Wagen," während er sie ganz sanft und leicht Richtung Türe führt und sein Vater nickt und die Türe öffnet und ihnen ins Haus folgt.

Sie stehen gleich in der geräumigen Stube, in der eine große Eckbank mit vielen Stühlen steht und Henry meint: "Setzen wir uns doch," und geht mit seinem Vater zur Bank und sie rutschen durch, damit Asrai sich zu ihnen setzten kann.

Die alte Magd steht vor einem alten Herd und rührt gerade in einem großen Eisentopf mit gut riechendem Eintopf und meint, daß er fertig ist und füllt jedem eine tiefe Schale voll ein und stellt sie mit einem Löffel darin selbstverständlich vor jeden hin. "Ihr müsst ordentlich essen Kind, ihr seht ja halb verhungert aus!" und lächelt Asrai an und nickt auffordernd, daß sie zulangt.

Man merkt ihr an, daß sie zwar die Hosen im Haus an hat, aber sie ganz und gar unkompliziert ist und ein ganz natürliches Empfinden für die wichtigen Dinge des Lebens besitzt.

Henry lacht leise, wie auch sein Vater, und freut sich über die dampfende Suppe und das Brot, daß die Magd noch auf den Tisch zu ihnen stellt, ein einfaches, aber warmes und nahrhaftes Mahl mit den saftigen Fleischstücken darin.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 14. Nov. 2003, 00:19 Uhr
Auch Asrai muss über die Antwort des alten Mannes lachen. Hier auf dem Hof fühlt sie sich um einiges besser als die letzten Tage. Hier ist sie fern all ihrer Sorgen und sie fragt sich, warum sie Henry und seinen Vater nicht längst schon einmal wieder besucht hat. Weil ich die ganze Zeit über beschäftigt war, mir um Sethai Sorgen zu machen und mich um ihn zu kümmern, so dass ich keine Zeit mehr für andere Dinge hatte.

Im Haus strömt ihr angenehme Wärme entgegen und Asrai muss lächeln. In der Stube setzt sich Asrai zu den beiden Männern auf die Bank. Ein angenehmer Duft strömt ihr in die Nase und als plötzlich ihr Magen anfängt zu knurren, errötet sie. Ihr fällt erst jetzt auf, dass sie heute kaum etwas gegessen hat.

Als Asrai den ersten Löffel zum Mund führt¸ meldet ihr Hunger sich so richtig. Aber sie beherrscht sich und isst langsam, weil sie keineswegs ausgehungert wirken will. "Die Suppe schmeckt wundervoll.", lobt sie die Magd, nachdem sie ihren Teller geleert hat und bittet um Nachschlag.

Nachdem sie dann auch den zweiten Teller geleert hat, lehnt sie sich gesättigt zurück. "Nun ist mir schon wieder wärmer.", sagt sie und es kommt langsam wieder Farbe in ihre Gesicht.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 14. Nov. 2003, 15:17 Uhr
Henry und Leonhard, sein Vater, beobachten erfreut, daß Asrai gut zulangt und auch sie verdrücken zwei Teller der köstlichen Suppe und loben die Magd für das gute Essen.

Henry holt kleine Gläser aus dem Schrank neben dem Herd, in dem auch alles andere Geschirr und das Besteck verstaut ist und füllt allen den kleinen Humpen mit einem guten Kräuterschnaps und erhebt sein Glas: "Auf unsere reizende Besucherin, Asrai, die uns heute mit ihrer Anwesenheit beglückt!" und lächelt ihr zu und kippt den Schluck hinunter, der ihm noch jedesmal das Gesicht verzieht, so scharf und bitter ist er, aber er tut gut.

Sie erheben sich und gehen gemeinsam zu den Pferdekoppeln und auf die dicken Stämme gestützt beginnt Henrys Vater von den einzelnen Pferden zu erzählen. Er hatte einen kleinen Eimer mit Möhren mitgenommen und so konnten sie sie nebenbei mit den Leckerbissen verwöhnen.

Bei einem besonders schönen Hengst berichtet Leonhard, daß er wohl bald zu den Stammhengsten der Verdschen Pferdezucht zählen wird und schwärmt von dem Hengst, wie andere von einer hübschen Frau.

Es wird aber doch recht kühl und Henry fragt besorgt: "Wenn es euch zu kalt wird Asrai, sollten wir lieber noch einmal ins Haus gehen und eine heiße Ingwermilch trinken, bevor wir wieder nach Talyra zurückfahren," denn es waren schon fast zwei Stunden vergangen, wo er ihr gesagt hatte, daß er sie für etwa eine Stunde mitnimmt.

Sein Vater nickt, denn sie tragen beide ihre dicken Felljacken, aber Asrais Umhang sieht nicht allzu dick aus und ihr Vater schien die ganze Zeit sich schon Gedanken zu machen, wegen ihres Umhangs, hatte aber bisher geschwiegen und nur ab und zu besorgt zu ihr geblickt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 14. Nov. 2003, 19:35 Uhr
Asrai ist von den Pferden begeistert und läuft von einem zum anderen, um es zu streicheln und es mit Karotten zu füttern. "Es sind so wundervolle Tiere.", sagt sie mit strahlenden Augen.

Sie bemerkt auch, wie Henrys Vater den einen Hengst anhimmelt und sie muss schmunzeln. Die Pferde scheinen sein ein und alles zu sein, so wie er von ihnen spricht. "Es ist wirklich ein außergewöhnlicher Hengst.", stimmt Asrai Leonhard zu.

Dann bemerkt auch sie, wie kühl es doch ist und wie lange sie nun schon hier auf dem Hofe ist. Ihre Hände scheinen schon fast blau und so meint sie: "Ja, es wäre sicher besser, ins Haus zurück zu kehren." Und die fragt sich, weswegen sie heute nur ihren Umhang dabei hat, nicht aber den Mantel, den sie doch nun aus der Schneiderei geholt hat.

So folgt sie den Männern zurück ins Haus und in die warme Stube und Asrai merkt, wie ihre Hände durch den Temperaturwechsel zu kribbeln beginnen und sich langsam wieder rötlich färben.

"Ich hätte mich wohl einfach wärmer anziehen müssen.", bemerkt sie ein bisschen beschämt. Sie findet es schade, dass die Zeit in schönen Momenten immer so schnell rum ist. Aber sie möchte Henry und seinen Vater auch nicht so lange aufhalten. Sicher haben sie noch eine Menge zu tun mit den Pferden.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 15. Nov. 2003, 15:34 Uhr
Wieder in der guten Stube hat die Magd schnell Milch in einen kleinen Eisentopf auf die heiße Eisenplatte des Ofens gestellt und bald schon steht die dampfende Milch in Tonbechern vor ihnen. Sie hat den kleinen Topf mit dem Ingwerpulver und einen mit Honig auf den Tisch gestellt, daß sich jeder selber soviel nehmen konnte wie er wollte.

Henrys Vater rührt in seinem Becher um den Honig und das Ingwerpulver in der Milch aufzulösen, als er plötzlich fragt: "Asrai, hat euch Henry schon von den beiden Kindern erzählt, die seit Kurzem im Hause von Roßstein leben?" Henry blickt überrascht von seiner dampfenden Milch zu seinem Vater auf und kurz huscht ein Hauch der Erinnerung über den Verlust seines eigenen winzigen Kindes über sein Gesicht, doch dann lächelt er liebevoll bei dem Gedanken an Frederik und Anna.

Er bemerkt Asrais überraschtes Gesicht und lächelt sie an und meint: "Das habe ich ganz vergessen, es ist so viel los in letzter Zeit und die beiden gehören schon so mit zur Familie," und lächelt dann unternehmungslustig, denn ihm kommt da ein Gedanke. "Wir könnten ja zusammen zurückfahren und ihr nehmt mit uns das Abendbrot ein, vorrausgesetzt, ihr habt Zeit, dann könnt ihr die beiden Racker erleben." Fragend blickt er zu Asrai und hofft im Stillen, daß sie noch länger mit ihnen die Zeit verbringen möchte, denn die Gesellschaft schien ihr gut zu tun, auch wenn sie etwas müde wirkt, aber sie hatten gemütliche Sessel zum Ausruhen und er lächelt bei dem Gedanken. Sicher würden die Kinder Asrais Augen zum Leuchten bringen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 15. Nov. 2003, 16:28 Uhr
Asrai wärmt sich die Finger an der heißen Tasse, trinkt aber noch nicht von der Milch, da sie sich nicht die Zunge verbrennen will.

"Nein, von den Kindern weiß ich noch nichts. Aber wir haben uns auch wirklich schon lange nicht mehr gesehen. Wie kommt ihr denn zu den Kindern?"
Neugierig sieht Asrai Henry an.

Als er ihr dann anbietet, im Hause von Roßstein mit ihnen zu Abend zu essen, lächelt sie. "Ich komme gern noch mit euch mit. Zeit habe ich genug. Mein Gefährte wird schon wissen, wo er mich zu suchen hat, sollte irgendetwas sein. Aber ich wüsste nicht, warum. Zudem bin ich sehr auf die Kinder gespannt."

Sie pustet vorsichtig in die Tasse, um die heiße Milch ein wenig abzukühlen und trinkt dann davon.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 16. Nov. 2003, 14:30 Uhr
Henrys Gedanken schweifen auf Asrais Frage zu dem Tag, als er mit Sol und Yohn die Eisen für die Mauer geholt hat. Er erinnert sich, wie er von der Köchin von dem Einbrecher und Orgas Fehlgeburt erfuhr und wie er sein winziges Kind in den Händen hielt.

Henry merkt nicht, wie er einen tiefen Atemzug macht, der sich anhört, als würde ein Kohlesack auf seinen Schultern ruhen. In Erinnerung geht er den ganzen Tag durch und wie er zuletzt mit Sol und dem Lord Commander im Harfengarten saß und der kleine Frederik ihn um Milch bat und Henry zieht es wieder die Brust zusammen. Nein, ich werde ihr nichts von alledem erzählen, geht es ihm nach einem Moment durch den Kopf und er sagt mit einem Lächeln in den Augen: "Ich saß im Harfengarten, als mich ein kleiner Junge um etwas Milch bat, die ich mir bestellt hatte."

Henry muß wieder an den Anblick der Kinder denken und er merkt, daß ihm das Ganze im Moment einfach zu nahe geht und meint ausweichend, "Asrai, ich könnte euch das auf der Fahrt nach Talyra erzählen, denn ich denke wir sollten langsam aufbrechen," und erhebt sich von seinem Stuhl, denn sie hatten die Milch ausgetrunken und man sah durch die kleinen Fenster, daß es immer dunkler wurde. Die Sonne näherte sich schon dem Horizont und es würde dann nur noch kälter.

Sein Vater wirft ihm einen besorgten Blick zu, aber Henry weicht ihm aus und hilft Asrai mit einem freundlichen Nicken auf den Wagen und legt ihr die Decke wieder über die Schultern und steigt neben sie, als sein Vater mit einer wirklich dicken Decke aus seiner Satteltasche kommt und sie noch über die andere Decke legt. "So, jetzt werdet ihr wirklich nicht mehr frieren," und lacht leise. Henry schaut die eingemummelte Asrai an und lacht auch, "ja, so ist besser," meint er und schnalzt wieder mit der Zunge und die Kleine zieht brav den kleinen Wagen aus dem Hof und wieder auf den Weg, gradewegs nach Talyra, während sein Vater neben ihnen her reitet, denn der Wagen ist nicht breit.

Henry hat kurz den Eindruck, daß Asrai am liebsten auch geritten wäre, aber mit ihrem dünnen Umhang wäre es zu kalt geworden und mit Decken reiten ist so ziemlich das Umständlichste, was er sich vorstellen kann und darum muß er schmunzeln und meint zu ihr rüberblickend und sie anlächelnd: "Nächstes Mal bekommt ihr eine dicke Felljacke und dann reiten wir zum Pferdehof," und sieht noch kurz das Aufleuchten in ihren Augen, bevor er sich wieder auf den Weg konzentriert um seinen Vater nicht vom Weg zu drängen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 16. Nov. 2003, 17:34 Uhr
Asrai hat das Gefühl, dass Henry nicht über die Kinder sprechen will. Er wird sicher seine Gründe haben. Vielleicht ist auch etwas geschehen, was er nicht so leicht verkraftet hat, denkt sie sich und bohrt daher nicht weiter nach. Sie bereut ihre Frage sogar.

Als sie wenig später in zwei Decken eingemummelt auf dem Wagen sitzt, muss auch sie lachen. "Wahrscheinlich werde ich jetzt eher Schwitzen, statt zu frieren.", übertreibt sie, auch wenn sie weiß, dass es so nicht sein wird. Sie ist sehr dankbar für die zweite Decke, da es, je später es wird, auch immer kälter zu werden scheint.

Es wundert sie ein wenig, dass Leonhard sie auf seinem Pferd begleitet, aber sie findet es auch gleich wieder schön. Als Henry dann meint, dass sie nächstes Mal zum Pferdehof reiten würde, leuchten ihre Augen. Jedoch muss sie gestehen, dass sie bislang nur einmal, auf ihrer Reise nach Kirklitz, geritten ist und daher keine sonderlich gute Reiterin ist. Aber sicher würde sie es lernen können.

"Ich freue mich schon darauf, Orga wiederzusehen.", spricht sie dann. "Das letzte Mal scheint mir schon so unheimlich lange her, aber das ist es wohl auch. Wie geht es ihr?"

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Galrin am 30. Aug. 2004, 07:57 Uhr
Nach nicht einmal fünfzehn Minuten Flugzeit haben die Luftfahrer auf der "Windkind", von Talyra kommend, den Pferdehof erreicht.

Da es zu mühsam wäre, fünfzig Pferde mit dem Aufzug auf den sicheren Boden hinunter zu bringen, läßt Galrin wieder einmal den unteren Mast einholen und dirigiert das Schiff vorsichtig auf den Boden hinunter. Mit einem satten Schmatzen senkt sich der Schiffsrumpf auf den fruchtbaren Boden der Koppel hinunter und liegt still. Die Türen in der Reling werden geöffnet und die Rampen des Windschiffes niedergelassen. Kaum, daß dies geschehen ist, eilen bereits einige Knechte in den Laderaum, um dort die Pferde zu holen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 30. Aug. 2004, 15:25 Uhr
Henry schlingt seine Arme von hinten um Orga und schaukelt mit ihr leicht hin und her, während der Kapitän und die Mannschaft ausgelassen singen, denn die Stimmung der Stadt hat sie ergriffen und so feiern sie das Sommerfest für diese kurzen Minuten auf ihre Weise mit.
Es freut ihn, daß Asrai und Sethai mit zum Pferdehof fliegen möchten, denn Sethai war vorher mit ihm noch nicht dort gewesen und so würde Asrai mit ihrem Gefährten ihre Freude, die sie dort immer fand, teilen können.

Langsam senkt sich die Windkind auf die vordere freie Koppel, die den Ställen am nächsten ist und schon eilen die Knechte des Hofes herbei. Nach und nach werden die Einjährigen herausgeführt und springen vergnügt auf dem langgezogenen Stück felsigem Wiesengrund herum, der sich vom Weg bis zu dem einige Meter steil abfallendem Felsgestein erstreckt, unter dem der schmale Sandstrand des Ildorel liegt. Kein Pferd würde freiwillig da hinunter in den sicheren Tod springen und so ist diese kleine Steilküste die natürliche Abgenzung der östlichen Seite der Koppeln des Pferdehofes.
Henry sieht den besorgten Blick Jolanthes, die ihren roten Hengst beobachtet, wie er zum Steilhang trabt und dort wiehernd den Kopf richtung See streckt. "Er liebt die Freiheit wie ihr," und lächelt die junge Frau beruhigend an. "Macht euch keine Sorgen, kein Pferd springt da hinunter."

Henry nimmt sich dann selber der massigen Hengste an, gibt jedem eine Hand voll von den Kräutern zu fressen bevor er sie hinausführt und ihnen auf dem Weg zum Stall Zeit gibt, ihr neues Zuhause in sich auf zu nehmen. Es sind prächtige Tiere, stark und doch bereit einer führenden Hand zu folgen. Es dauert seine Zeit bis die Tiere alle ausgeladen sind und seine Knechte mit Schubkarren, Mistgabeln, Schaufeln und Besen den Schiffsraum von allem Stroh und Sägespänen, samt dem darin aufgefangenen Mist ausgeräumt und den Schiffsboden sauber gefegt haben, aber dann haben sie es geschafft und man sieht Galrin an, daß er zufrieden ist. Henry lächelt dem Nordmann zu. "Die Einjährigen brauchen jetzt erst einmal Zeit, um sich hier einzugewöhnen, die Hengste sind gut untergebracht, wann immer es euch danach verlangt, können wir zurückfliegen." Dann erhebt er die Stimme. "Aber erst lasst uns im Haus einen Schluck trinken!" ruft er in die Runde.

Es waren noch einige Pferde in Pflege auf dem Hof, die Reisende hier eingestellt hatten. Offensichtlich hatten einige Stammgäste ihre Pferde nirgends anders unterbringen können, denn seine Anweisungen waren klar und deutlich gewesen. Er würde sich darum kümmern müssen, bevor sie die Stuten abholen würden.  

Als sie zu dem Haupthaus kommen, das an die lange nördliche Felswand gebaut ist, hat die oberste alte Magd schon vor dem Haus frischen Apfelkuchen und Getränke auf dem groben Holztisch bereit stehen, denn sie wussten alle, daß sie jederzeit mit Henrys Rückkehr rechnen konnten, doch daß er so viele prächtige Pferde mitbringt, das hatte keiner vermutet und so macht es unter den Knechten schnell die Runde, was alles in Verd geschehen war und daß noch jede Menge Stuten mit ihren Fohlen folgten.

Die Stühle sind schnell nach draußen geschafft und sie lassen sich den köstlichen Apfelkuchen schmecken, der so saftig nach Äpfeln schmeckt, wie Henry es vom Gut in Verd her kennt und langt ordentlich zu, denn es sind mehrere Bleche voll davon da und jeder würde nach herzenslust zugreifen können.
Er wird Galrin auf dem letzten Stück des Weges zu ihrem Anwesen in Talyra den Lederbeutel übereichen, mit dem er ihm die Unkosten und den Dank für das herrliche Erlebnis vergüten wird, denn die Reise war ein unbeschreibliches Erlebnis gewesen, das er niemals vergessen würde. Der einzige Schatten, der über der Reise liegt ist die in ihm nagende Ungewissheit, wie es Uuma geht, doch er lässt sich nichts anmerken, denn fröhlich ist die Runde um den alten Holztisch bei Apfelkuchen und Apfelmost, Met und kühlem Dunklem.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Asrai am 30. Aug. 2004, 16:58 Uhr
Es wundert Asrai nicht sehr, dass Jolanthe scheinbar so viel über Sethai wissen möchte. Asrai möchte das auch selbst und manchmal kommt es ihr sogar so vor, als würde sie fast gar nichts über ihn wissen. Die kleine Wasserfee lächelt ihren Gefährten an und nickt zustimmend. Sethai scheint in Gedanken auch mit Jolanthe gesprochen zu haben, denn diese läuft rot an und verschwindet unter Deck. Als sie einige Zeit später wieder auftaucht und sie fragt, ob sie sie mal besuchen könnte oder ob Asrai sie mal besuchen mag, lächelt Asrai und antwortet: "Das würde mir große Freude bereiten. Und zu zweit macht es auch gleich viel mehr Spaß, zu stricken. Es würde mich freuen, wenn ihr mich einmal besuchen kommen würdet."

Dann kommen sie auch schon am Pferdehof an und das Schiff landet. Es dauert eine ganze Weile, bis alle Pferde das riesige Schiff verlassen haben und alles ausgefegt ist, doch dann freuen sich alle umso mehr auf den verdienten Apfelkuchen und setzen sich draußen um einen Tisch. Asrai hat das Gefühl, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie mit Henry hierher gefahren ist und doch ist es schon so lange Zeit her. Trotzdem genießt Asrai dieses Gefühl mit vollen Zügen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2004, 22:45 Uhr
Orga beobachtet das Ausladen der Tiere von Deck aus und schaut den schweren Einjährigen zu, wie sie mit hoch erhobenem Kopf und aufgestelltem Schweif über die Koppel traben und alles beäugen und die Witterung vom See aufnehmen, von dem eine sanfte Brise herüber weht. Auch Henrys Kaltblutstuten mit ihren Fohlen vom Frühjahr zwei Koppeln weiter begrüßen die Neuankömmlinge und die Fohlen springen aufgeregt am Zaun entlang.
Mit den Einjährigen kommt Bewegung in die ruhigen Stuten und Orga hat den Eindruck, dass es den Tieren hier gefällt. Bald haben sie auch den Bach entdeckt und stillen ihren Durst.  Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde hier am See, denkt Orga und stellt sich vor, wie es wäre hier zu wohnen, schüttelt dann aber doch den Kopf über diesen Gedanken und wendet sich zum Haus, wo köstlicher Apfelkuchen und Getränke auf sie warten.

Orga gesellt sich zu den anderen an den Tisch und nimmt sich ein Stück des erfrischenden Kuchens und überlegt, ob sie die beiden Frauen nicht zu sich zum Stricken einladen soll, denn sie hatte ihre Worte über das gemeinsame Stricken vernommen, aber sie will sie auch nicht bedrängen, denn vielleicht wollten die beiden jungen Frauen unter sich sein und so wartet sie erst einmal ab.

Der Apfelmost ist kühl, der Apfelkuchen köstlich und die Sonne senkt sich schon merklich zum westlichen Horizont und so winkt sie die beiden Kindermädchen herbei und schickt sie mit den Kindern auf das Windschiff, denn bald würden sie das letzte Stück der Reise unternehmen, zurück zu ihrem Anwesen in Talyra. Orga genießt jeden Moment des Beisammenseins mit den fröhlichen Nordmännern hier draußen, würde doch bald die Stille des Hauses sie wieder umfangen und wieder kommt ihr der Gedanke, wie schön es sein müsste hier draußen bei den Pferden zu leben, wo sie den Blick über das weite Wasser genießen könnte und das Hufgetrappel und das Gewieher der Pferde hören könnte, beinahe wie auf dem Gut in Verd.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Bianca am 01. Sept. 2004, 08:11 Uhr
Jolanthe hatte verträumt dagestanden und dem feuerroten Hengst zugesehen, wie er sich austobte und bis zum vordersten Rand der Klippen galoppierte und erst kurz davor halt machte. Doch sie hatte sich keine Sorgen gemacht. Verträumt betrachtet sie das geschmeidige Zusammenspiel der Muskeln unter dem seidigen Fell, die ausgreifenden Bewegungen...

Erst als Henry sie nun anspricht schrickt sie aus ihren Träumen hoch und lächelt.
Sie ahnt durchaus worauf Henry anspielt, doch sie ist ihm nicht böse deswegen.
"Ja, das stimmt wohl...", sagt sie bedächtig, "Er ist vielleicht kühn, aber nicht dumm. Und jeder noch so freie Vogel braucht ein Nest, in das er jede Nacht zurückkehren kann und wo er geborgen ist."
Mit diesen Worten stößt sie einen kurzen schwingenden ganz leisen Pfeifton aus. Der Hengst hebt kurz den Kopf, schaut zu ihr und galoppiert dann freudig auf sie zu. Jolanthe lächelt und als er bei ihr ankommt nimmt sie seufzend seinen Kopf in den Arm.
Sie blickt zu Henry: "Passt bitte auf ihn auf. Er soll ein gutes zu Hause bekommen und einen guten Besitzer... Man darf ihn nicht zu hart drannehmen, er ist sehr sensibel", bittet sie ihn.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 03. Sept. 2004, 12:23 Uhr
Als Orga hinter dem Nordtor auf der Geraden ihre Stute antreibt stockt Henry kurz der Atem, denn noch zu deutlich erinnert er sich an ihren Zustand nach dem Sturz von ihrem Schwarzen am kleinen See im Larisgrün und Henry geht darum nicht auf ihre Jagd ein. Wie vermutet wartet Orga bald auf ihn und schaut ihn nur vergnügt an und so reiten sie dann nur in leichtem Galopp weiter und genießen den Anblick der aufgehenden Sonne über dem See.

Auf dem Hof sind die Knechte schon fleißig bei der Arbeit. Mist wird aus den Ställen gekarrt,  Stroh eingestreut und die Futterraufen mit frischem Heu, und die Tränken mit frischem Wasser gefüllt, das wie auf dem Gut in Verd, vom Bach in einer gemauerten Rinne zwischen den langen Ställen fließt. Henry geht mit Orga zuerst in den Stall zu den mächtigen Stammhengsten, die friedlich in ihren frischen Boxen stehen und sie mit leisem Schnauben begrüßen, doch dort halten sie sich nicht lange auf, denn er will unter den Jährlingen die Hengste für die Steinfaust  heraussuchen und das würde seine Zeit brauchen.

Während Henry auf die Koppel geht bleibt Orga am Zaun stehen und beobachtet ihn nur still. Er lockt die stämmigen Burschen mit den feinen Kräutern und auch die Stuten drängen sich immer wieder dazwischen, doch er lässt auch sie naschen und bald hat er ein Auge für die Statur, den Gang und das Wesen der Verder Kaltblüter. Henry bringt einen Hengst nach dem anderen auf eine freie Koppel, bis er zuletzt 18 Hengste ausgesucht hat, die in seinen Augen das nötige Temperament für ein Streitross besitzen. Der Hengst, in den sich Jolanthe verliebt hat und zwei weitere weniger lebendigere Burschen lässt er erst einmal auf der Koppel.

Bei näherer Betrachtung der einjährigen Stuten gefallen ihm fünf besonders gut und er übergibt sie den herbeigerufenen Knechten, dass sie sie in den Stall bringen. Es sind Stuten mit kräftiger Hinderhand, ausgeprägtem Brustkorb und starken Hälsen, aber auch wachen Augen, die ihn neugierig beäugen. "Ich werde einige meiner alten Zuchtstuten gegen sie austauschen," spricht er seine Gedanken aus als Orga sich zu ihm gesellt, nachdem die Hengste nun von der Weide sind und in einer anderen Koppel herumlaufen.

Orga nickt und streicht den schon fast ausgewachsenen Tieren über den Hals und manch einer Stute über den Kopf, doch sie passt dabei immer auf, dass sie mit ihren Füßen nicht unter die riesigen Hufen der stämmigen Beine kommt. Da Orga jedoch langsam müde zu werden scheint schlingt er seinen Arm um ihre Mitte und führt sie aus der Koppel und ins Haus. "Du bist es nicht gewöhnt so lange auf den Beinen zu sein Liebes. Du solltest dich ausruhen."
Marie hatte ihm beim Verlassen der Küche noch ein Leinensäckchen in die Hand gedrückt und gemeint, dass Orga den Tee immer am Vormittag trinkt und Henry reicht es der alten Magd, die gleich eine ganze Kanne davon aufbrüht und eine Minute später steht er dampfend und duftend auf dem Tisch.

Orga nippt kurz von dem heißen Tee, während die Magd ihnen noch Brot, Butter, sowie Käse und Marmelade auf den Tisch stellt und sie langen kräftig zu, denn die frische Luft macht hungrig. "Ich werde  nach dem Essen los müssen Liebes. Ich will versuchen die verbliebenen acht Stutfohlen heute noch auf dem Platz der Händler zu verkaufen. Was willst du tun? Möchtest du mit zurück in die Stadt?" Fragend blickt er zu Orga, die mit hochgelegten Füßen genüsslich das Brot vertilgt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 03. Sept. 2004, 15:16 Uhr
Orga ist schon lange nicht mehr ausgeritten und sie genießt es. Auf dem Hof findet sie an Henrys Seite die Ruhe, sich die stattlichen Verder Kaltblüger richtig anzusehen. Sie spürt, dass Henry sich auch noch auf die Tiere einstellen muss, dann aber doch recht schnell seine Entscheidungen fällt.

Sie geht erst auf die Koppel, als die meisten Hengste nicht mehr darauf herumlaufen, denn sie sind ihr zu stürmisch, selbst die großen Stutfohlen flößen ihr noch genug Respekt ein und sie achtet ständig auf ihre Füße. Selbst wenn die langbehaarten Fesseln sie nur leicht streifen springt sie schon zurück, dass manche Stute den Kopf hochwirft, aber nicht scheut, dazu sind sie zu sehr an die Menschen gewöhnt. Orga muß jedesmal lachen und langsam wird sie ruhiger. Sie freut sich über die fünf Stuten, die Henry auf dem Hof behalten will und ihr Blick geht ab und zu zu den Stuten, die er schon jahrelang besitzt und die ein paar Koppeln weiter entfernt neugierig zu ihnen herüber äugen.

Orga kennt die Rasse der schweren Cardosser und zählt neun dieser riesigen Stuten, die noch größer und massiger sind als die Verder Kaltblüter. Bisher hatte sie sich nicht um den Pferdehof gekümmert, denn es war in ihren Augen Henrys ganz persönliches Anliegen, neben den Pferden, die er in Pflege nahm, Kaltblüter zu züchten, doch nun sieht sie, was er hier leistet. Die roßsteinischen Pferde sind schlanke sehnige Jagdpferde und leicht im Vergleich zu den mächtigen Kaltblütern und Orga betrachtet Henry mit einem Mal mit anderen Augen. So sanft und zärtlich er zu ihr ist und wie ruhig und still er in seinem Wesen auch erscheint, er musste mutig sein, solche Riesen zu züchten und ihr wird schmerzlich bewusst, welcher Gefahr er sich tagtäglich aussetzt, doch sie behält es für sich.

Orga ist über Henrys Vorschlag ins Haus zu gehen mehr als erfreut, denn es strengte sie tatsächlich schon etwas an, an seiner Seite mitzuhalten und genießt den Schwarztee, den Henry mitgebracht hat. Marie ist eine so gute Seele, ich muss wirklich mal sehen, dass sie eine Küchenhilfe bekommt... gehen ihr gerade die Gedanken durch den Kopf als Henry sie anspricht.

Orga muss nicht lange überlegen, hatte sie so doch die Möglichkeit, sich in Ruhe den Pferdehof anzusehen, insbesondere das Haupthaus, von dem sie bisher nur die gute Stube kennt, in der sich alle zu den Mahlzeiten zu versammeln scheinen. "Ich bleibe hier Liebster und schaue mich mal genauer um..." und schmunzelt Henry unternehmungslustig an, der aus seinem Wams einen großen eisernen Schlüsselring zieht und ihn ihr auf den Tisch legt. "Die wirst du dann brauchen," gibt er lächelnd zur Anwort und erhebt sich. Orga folgt ihm nach draußen und umarmt ihn. "Pass gut auf dich auf Henry, die Tiere sind sooo groß," flüstert sie besorgt, doch er drückt sie nur an sich und gibt ihr einen Abschiedskuss. Er geht schon sein ganzes Leben mit den großen Tieren um und ich fange jetzt an, mir Sorgen zu machen... und ihr wird bewusst, wie dumm es doch von ihr ist, denn schießlich ist es ja genau die Arbeit, die ihn erfüllt.

Orga setzt sich draußen auf die Bank und schlürft dort noch einen weiteren Becher des herrlichen Schwarztees, der so fein nach den Blüten der Zitronen schmeckt, während Henry mit den vier Knechten und den einjährigen Stuten vom Hof reitet, die sie an Stricken mitführen. Es ist ein so schönes Bild, so voller Leben und sie liebt genau das hier draußen bei den Tieren und ihr Entschluss steht fest. Ich will hier draußen leben, wo Henry nicht immer bei Wind und Wetter so weit reiten muss, um heim zu kommen..., denn ihr ist klar, dass er bei seiner neuen Aufgabe jeden Tag hier draußen sein wird und mit diesem Gedanken geht sie an die Arbeit. Ich muß sehen, dass ich den Hof unter meine Kontrolle bringe.... und sie lacht fröhlich. Um die Zucht würde sich Henry kümmern, aber alles andere wäre ihre Domäne und freudig macht sie sich ans Werk. Für welche Türen sind die Schlüssel...? und sie wendet sich gleich an die alte Magd, um keine Zeit mit Suchen zu vergeuden.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 05. Sept. 2004, 14:08 Uhr
Orga schaut sich zuerst im Haus um, das eigentlich eher ein langes niedriges, mit Schieferschindeln gedecktes Bauernhaus ist, in dem sie neben der wirklich großen Stube, die auch gleichzeitig Küche ist, nur noch vier kleine Zimmer findet, wovon eines Henrys Arbeitszimmer ist, in dem ein altersschwaches schmales Bett steht. Hinter der Stube ist an der Wandseite noch eine Vorratskammer, in der die Nahrungsmittel lagern. Die alte Magd und der Verwalter haben je ein kleines Zimmer und ein anderer älterer Knecht bewohnt das letzte Zimmer, wie ihr die Magd berichtet.

Die alte Frau führt sie weiter in den großen Schuppen, in dem oben die dicken Strohmatratzen der anderen Knechte liegen, die sich da oben ihr eigenes Reich geschaffen haben, sogar ein langer niedriger Tisch mit Sitzsäcken davor dient ihnen zum geselligen Beisammensein, denn es liegen noch die Spielkarten auf dem Tisch und Becher stehen an jedem Platz. Sie entdeckt auch einen eisernen Ofen, der auf Steinplatten steht und dessen Rohr in den gemauerten Kamin in der Mitte führt. Die alten Schränke rundherum stehen so, dass der Dachboden des großen Schuppens einen gemütlichen Wohnschlafraum vom Rest des Dachbodens abgrenzt. Schmunzelnd verlässt Orga das private Reich der Knechte und sieht in der Scheune einen Leiterwagen für Heu und Stroh, Schubkarren und vielerlei Gerätschaften. Ein großer Teil der Scheune wird zusätzlich  zum Lagern von Stroh gebraucht, das aber schon zur Neige geht und Orga vermutet, dass Henry es bald wieder wird auffüllen lassen.

Die Scheune, ein Stück weiter, ist riesig, doch auch hier gehen die Vorräte an Heu zur Neige und man sieht nur noch am Boden den Bereich, wo das Stroh einst gelagert wurde. Es wird allerhöchste Zeit für das Stroh, denkt Orga fast erschrocken, aber beruhigt sich dann, denn sie ist sich sicher, dass Henry weiss, wieviel Vorräte in der Scheune und im Schuppen lagern. Überall auf dem Land wird das Getreide eingefahren und bestimmt hatte er Bauern, die ihm das Stroh lieferten.
Auch die langen Ställe geht sie Box für Box durch und zählt zwölf fremde Pferde, die über das Sommerfest dort eingestellt sind, wie ihr einer der Knechte berichtet und Orga nickt und geht den Weg am Bach entlang, Richtung Steilküste, wo der Bach bei der kleinen Mühle hinabstürzt und die alten Mühlräder dreht. "Es ist wunderschön hier!" ruft sie leise aus und geht über die kleine Brücke zur Mühle, wo ein Bauer aus der Umgebung gerade sein Korn mahlt und sie freundlich grüßt. Träge dreht sich der Mühlstein und der Mann erzählt ihr, dass er seit er denken kann, hier sein Korn mahlt.

Orga verlässt auch diesen Ort wieder und geht zum Weg, wo rechts die langgestreckten Heuwiesen schon wieder hoch im Gras stehen und links vom Weg sich die Koppeln bis zur Steilküste erstrecken. Sie spaziert den Weg entlang, streichelt ab und zu eines der Pferde das neugierig den Kopf über den Koppelzaun streckt, bis der Weg eine Rechtsbiegung macht und gleich wieder nach links, weiter Richtung Süden, durch dichten Wald führt. Die Heuwiesen enden hier und die Koppel auf der Seeseite grenzt an eine Felswand. Der Bach, der aus der Felswand quellt, gurgelt munter innerhalb der Koppeln an dessen Rand bis fast zu den Ställen und windet sich dann zur Mühle in der Nähe der Scheune. Ein wunderschhönes Stückchen Erde. Ob der Wald auch noch zum Anwesen gehört? fragt sich Orga und ihr Blick schweift immer wieder zu dem Stück recht felsige Heuwiese, unmittelbar vor dem Wald. Hier würde ich gerne ein Haus für uns stehen haben, denkt sie freudig und betritt den Wiesengrund und stellt fest, dass es sich um wirklich felsigen Grund handelt, was sie schon an den ab und zu herausragenden Felsbrocken vermutet hat. "Ja! Hier bauen wir uns ein Haus hin!" ruft sie aus und dreht sich im Kreis und sie beginnt, es sich im Geiste auszumalen. Auch über dem Ende der Koppel, oben auf dem Felsen würde sie sich gut ein Haus vorstellen können, doch der Wind würde im Winter da oben zu sehr am Haus zerren und sie verwirft den Gedanken wieder.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 06. Sept. 2004, 13:32 Uhr
An den Koppelzaun der letzten Koppel vor der Felswand gelehnt beginnt Orga sich zu überlegen, welche Art Haus sie dort stehen haben möchte. Es sollte sicher sein und praktisch und genügend Zimmer haben. Die beiden Kindermädchen sollten ein gemeinsames Zimmer dort haben, wie auch Yohn und Marie und einige Zimmer für Gäste, denn auch Petroff würde vielleicht hier draußen bei ihnen wohnen wollen, wenn er sie wieder einmal besuchen würde und auch Henrys Verwandten, Bassu, würde sie dann gerne hier unterbringen können. Wahrscheinlich würde Uuma schon wieder in ihrem Haus am Bach leben, wenn das Haus hier draußen fertig ist, aber Gästezimmer mussten einfach mit eingeplant werden.

Bei dem Gedanken an Uuma erinnert sie sich an das Felsgestein auf dem Uumas Holzhaus steht und bei den vielen Felsen hier draußen fragt sie sich, ob das nicht auch für ihr Haus eine gute Idee wäre. Untenrum ein Untergeschoss aus Felsen und einer Treppe, die ebenfalls wenigstens einige Stufen hinauf führt, damit bei viel Regen nicht gleich das Wasser ins Haus gelangt.
Also gut, ein hohes Untergeschoss aus Felsgestein, beschließt sie schon einmal und auch Uumas Holzhaus gefiel ihr eigentlich und nachdem sie das Leben auf der Windkind genossen hat kann sie sich gut vorstellen in einem dicken Holzhaus zu wohnen. Bei den vielen Zimmern, die sie will, müsste es nur lang genug sein und breit genug, damit auf jeder Seite eines Mittelganges, der vom Eingang bis zum großen Salon durch das Haus führen soll, genügend Platz für Zimmer wäre. In dem unteren Bereich könnten die Arbeitsräume liegen und teilweise auch Zimmer für Bedienstete.

In Orgas Kopf beginnt langsam das Haus Gestalt anzunhemen und sie will schnellstmöglich ihre Skizze (http://rose-palan.de/var/sommerhaus.png) auf ein Pergament zeichnen, um sie Henry zu zeigen.

Plötzlich hört sie hinter sich die Hufen von Pferden, die sich langsam nähern und zwei große Kaltblutstuten schnauben kurz darauf in ihr Haar und suchen offensichtlich bei ihr nach Möhren. "Ich habe gar nichts für euch dabei," spricht sie leise und streichelt die schönen Stuten bei denen zwei kleine Fohlen auf staksigen Beinen stehen. Die Stuten sind eisgrau und ihre Mähen sind am Ansatz weiß und werden bis zu den Spitzen immer dunkler und gehen in Schwarz über. Auch die buschigen Zotteln an ihren Beinen haben diese wunderschöne Färbung. "Ich habe euch noch gar nicht gesehen, ihr seit wunderschön ihr Großen!" Orga ist begeistert über die Anmut mit der die großen Leiber sich bewegen und mit einem Male verspürt sie das Verlangen eine solche Stute zu reiten. Bisher hatte sie nur schlanke wendige Reitpferde, meist Roßsteiner Füchse, nie ein solch mächtiges Roß. Immer besser versteht sie Henry, der diese Riesen liebt.
Nur schwer trennt sie sich von den beiden, doch dann geht sie zum Haus und sucht in Henrys Arbeitszimmer nach Pergament, Tinte und Feder, die sie in der Schublade des Schrankes findet. Auf dem Tisch, der unter dem Fenster offensichtlich als Schreibtisch dient, beginnt sie mit ungeübten Strichen das Haus aufzuzeichnen, das ihr im Kopf rumgeistert.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 09. Sept. 2004, 15:34 Uhr
Bald hat Orga das Haus so auf das Pergament gemalt, wie sie es sich in etwa vorstellt und ist recht zufrieden mit ihrem Werk. Henry ist nun schon eine ganze Weile fort und sie hofft, dass er die Stuten gut verkauft bekommt. Sie lehnt sich in dem harten Stuhl zurück und schaut aus dem Fenster, von dem aus sie genau auf den Platz zwischen den beiden langgestreckten Stallungen blicken kann und sieht jetzt erst, wieviel Unkraut zwischen den beiden Wasserrinnen wächst. Die Rinnen hat bestimmt Henry hochgezogen... kommt es ihr bei der Betrachtung des Platzes in den Sinn, denn es sieht ähnlich aus wie die Tränke auf dem Gut bei Verd.

Wie es wohl Uuma geht? Ob sie wirklich in die Wälder gegangen ist? ...aber Bassu hat ja gesagt, dass er auf sie achten wird, und so geht Orgas Aufmerksamkeit wieder auf den Bereich zwischen den beiden Wasserrinnen. "Dann werde ich da mal ein bischen Ordnung reinbringen," spricht sie mehr zu sich selber und begibt sich in die gute Stube, wo es allerdings so köstlich nach Bratkartoffeln riecht, dass sie sich erst einmal einen Teller davon auftun lässt, mitsamt den gebratenen Eiern. Drei der Knechte sitzen schon am Tisch und langen kräftig zu und es scheint ihnen etwas unangenehm zu sein, aber Orga fragt sie dies und das und bald haben sie ihre Scheu abgelegt.

Nach dem deftigen Mahl geht sie zu den Wasserrinnen und krempelt ihre Blusenärmel auf. Einer der Knechte hat ihr auf ihren Wunsch hin eine Hacke gebracht mit der sie gut bis zur Mitte des Erdreiches kommt, denn der Bereich zwischen den beiden Rinnen ist ziemlich breit und voller Unkraut. Sie malt sich schon aus, wie es aussieht, wenn dort Kräuter und Blumen wachsen, denn Wasser zum gießen gibt es genug und die jungen Linden dazwischen spenden immer wieder großflächig Schatten, Orga lächelt glücklich, beinahe wie auf dem Gut in Verd...

Nach einer kleinen Pause nimmt sie sich die nächsten zwei Schritte verwilderten Bodens vor und singt vergnügt vor sich hin. Ab und zu wiehert ein Pferd aus den Ställen, aber sie weiss ja, dass alle gut versorgt sind und außerdem kommt es aus den Ställen, wo die eingestellten Pferde stehen, die sie weniger interessieren. Zwischendurch kühlt sie sich am Quellwasser Hände, Arme und Gesicht, das ständig frisch durch die Rinne läuft und trinkt davon und ist richtig glücklich über den Spätsommertag und die Ruhe hier draußen und die frische Luft unmittelbar in Seenähe.

Eine mutige Amsel kommt immer wieder herangehüpft und pickt die Regenwürmer aus der aufgehackten feuchten Erde, dass Orga jedesmal lachen muss, aber sie hüpft dann nur aufgeregt ein paar Sprünge zur Seite und schielt mit schräg gestelltem Kopf weiter aufmerksam in das gehackte Erdreich. Die Erde ist zwischen den Rinnen so dunkel, dass sie vermutet, dass Henry sie sich hat bringen lassen oder sie vielleicht selber aus dem Wald geholt hat... vor vielen vielen Jahren und sie hält in ihrer Arbeit inne und versinkt in Erinnerung alter Tage...,  stellt sich Henry vor, wie er damals in Talyra im Haus ihres Onkels ankam und dann jeden Tag hier auf den Hof hinaus ritt... und sie meint mit einem Male den Schmerz in jedem Schritt dieses Bodens zu spüren, hinter jeder Stalltüre und begreift, wie er sich mit der Rinne nicht nur eine Tränke für die Pferde, sondern gleichzeitig ein Stück Vertrautes vom Gut in Verd geschaffen hat und sie beginnt bei dem Gedanken zu schlucken...

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 11. Sept. 2004, 16:17 Uhr
Ein fröhliches Lied singend kommt Henry mit den Kindern beim Pferdehof an, nachdem er sich vom Lord Commander in der Steinfaust verabschiedet hatte. Frederik singt mit und auch Anna singt mit unverständlichen Lauten nach Leibeskräften mehr oder weniger stimmig dazu.

Zu seiner Überraschung findet Henry Orga bei der langen Tränke, auf eine Hacke gestützt. Schnell sind die Kinder vom Wagen und Anna folgt ihrem Bruder wie immer überall hin, und das ist erstmal zu Orga, und schauen, was sie da macht. Henry nimmt Orga die Hacke ab, hebt sie ein Stück in die Höhe und wirbelt sie herum. "Wenn das deine Mutter sehen würde," lacht er und erzählt ihr von dem Pferdeverkauf, von dem Mann aus Fa´Sheel und dass sie wohl in Zukunft keine Schwierigkeiten hätten die Stutfohlen in gute Hände zu geben. Er erwähnt auch den kurzen Besuch bei der Steinfaust und zwischendurch erfrischt er sich an dem Quellwasser, während die Kinder schon munter auf dem erhöhten Erdboden zwischen den beiden Rinnen spielen.

"Das Hacken könntest du doch einen der Knechte machen lassen Liebes," schlägt er besorgt vor, denn er möchte nicht, dass Orga Schwielen an den Händen bekommt. Vielleicht sollte ich ihr auch vorschlagen, die Reithandschue zu tragen..., und ein spitzbübisches Lächeln zeigt sich bei dem Gedanken auf seinem Gesicht.

Frederik hat mittlerweile die Hacke ergriffen und bemüht sich die Erde so zu bearbeiten, dass sie genauso aussieht wie die von Orga gehackte und er wirft das Unkraut schon richtig gekonnt zu dem anderen unten auf den Boden, wo es einer der Knechte wegbringen würde und die Arbeit scheint ihm Freude zu machen. Anna zupft ebenfalls fleißig an Grasbüscheln und Unkraut, aber das landet fast alles in der Wasserrinne und sie jauchzt vor Freude, wenn es davonschwimmt.

Henry setzt sich auf den Rand des Gemäuers und zieht sich Orga verschmust auf den Schoss. "Ist es nicht wunderbar hier draußen Liebes? Manchmal wünschte ich wir würden hier draußen wohnen und nicht in der Stadt," und schaut zwischen den langen Stallungen hindurch zu den Koppeln, wo nun nur noch die gut einjährigen Hengstfohlen runter mussten, damit er mit Galrin die großen Stuten holen kann.

"Wenn ich daraus vier große Koppeln mache," und er zeigt mit dem Kopf zu dem Bereich hinter dem Bach, "dann könnten die vier Hengste mit ihren Stuten und den Fohlen dort wie in kleinen Herden leben, denn der alte Korran hat mir im Zuchtbuch genau gezeigt, wie er die vier Hengste vier Gruppen von Stuten vom Decken her zugeteilt hat," verrät er Orga seine Gedanken.

Henry ist schon immer dafür gewesen, die Pferde so natürlich zu halten, wie es nur möglich ist und da die Hengste sich kennen und die kleinen Herden streng von einander getrennt wären, hofft er, dass er sie so auch vollkommen natürlich als Herde draußen halten kann. "So würden die Hengste die Stuten decken, wenn es ihre Zeit wäre, ohne dass ich mich groß darum kümmern muss," fährt er fort, Orga seine Gedanken mitzuteilen, "und ich bin sicher, dass sich die Stuten mit einem starken Hengst in ihrer Mitte viel wohler fühlen," flüstert er die letzten Worte neben ihrem Ohr, während er mit seinen Lippen sie um´s Ohr herum kitzelt, dass sie den Kopf einzieht und lacht.

"Für die neun Cardosser, die drei Thunderländer und die beiden Eisgrauen werde ich auf der anderen Seite eine Koppel neu einrichten. Die Fünf Alayzer- und die fünf Mischlingsstuten verteile ich unter die Verder. Es müssten dabei ganz nette Fohlen herauskommmen, meinst du nicht auch?" fragt er Orga, die an ihn gelehnt seinen Planungen folgt. "Für das Heu müssen wir sowieso noch eine Lösung finden, denn wir werden jetzt wesentlich mehr brauchen, als die Heuwiesen hergeben".

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 12. Sept. 2004, 10:27 Uhr
Orga wird aus ihren Grübeleien und Vorstellungen längst vergangener Tage gerissen, als sie Henry mit den Kindern singend um die Ecke biegen sieht und der Anblick erfüllt sie mit solcher Freude, dass alle Grübeleien wie weggefegt sind. Henry erzählt ihr, wie er die Stutfohlen gut verkauft hat, dass er beim Lord Commander war und von seinen Plänen, wie er die Pferde in Zukunft halten will. Sie hört ihm schweigend zu und unterbricht ihn nicht, aber eine Bemerkung hat sie am glücklichsten gemacht.  

Er würde auch am liebsten hier wohnen! Der Gedanke lässt sie nicht mehr los und nachdem er geendet hat zeigt sie zum Ende der Heuwiesen, hinten vor dem Wald. "Wollen wir uns dort hinten ein Sommerhaus hinbauen?" und zieht ihn schon an der Hand Richtung Haus, um ihm die Pläne zu zeigen. Sie ruft noch einem der jüngeren Knechte zu, auf die Kinder zu achten und schon hat sie sein Arbeitszimmer aufgeschlossen, gibt ihm den Schlüsselring zurück und zeigt Henry die Skizze auf dem Tisch. "So etwa könnte es doch aussehen... Der Boden ist dort hinten sehr felsig und überall liegen Felsbrocken herum. Könnten wir das untere Teil nicht aus Felsbrocken hochziehen?"

Orga betrachtet Henrys nachdenkliches Gesicht beim Studieren der Zeichnung. "Mit dem Wasser aus der Quelle könnten auch wir uns versorgen, dann müssten wir keinen Brunnen graben," erklärt sie ihm nun ihrerseits ihre Planungen. Henry nimmt die Zeichnung und geht mit ihr den langen Weg bis zu der hinteren Koppel, wo die beiden Eisgrauen wieder neugierig die langen Hälse über den Zaun strecken und sie beobachtet Henry, wie er den riesigen Stuten ein paar Kräuter aus der Tasche reicht. Er hat immer etwas für seine Pferde, und wenn es ein paar Kräuter sind, die sie gerne naschen... denkt sie und schmiegt sich an ihn, denn sie möchte am liebsten auch gleich hier etwas von ihm, schmunzelt aber nur über ihren Gedanken. "Oh Henry, es ist so schön hier draußen..." und in ihren Worten klingt der Wunsch nach Henry, hier und jetzt gleich auf der Stelle und hier draußen zu leben, direkt bei den Pferden, wie auf dem Gut in Verd.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 12. Sept. 2004, 14:18 Uhr
Nach einer guten Stunde Fußmarsch erreicht der Jäger den Pferdehof von Henry und Orga von Roßstein. Ancorons Blick streift über die saftig grünen Weiden, und er versteht, warum man ausgerechnet diesen Platz für eine Pferdezucht ausgewählt hat. Die umliegenden Felsen sind wie natürliche Zäune. Die Pferde haben mehr als genug Auslauf, um sich auszutoben und zu fressen.

Seinen Bogen auf der Schulter und den Hirschfänger am Gürtel geht Ancoron auf die Gebäude zu. Ein junger Mann von etwa zwanzig Lenzen spielt mit zwei Kindern Fangen, und das Lachen der Drei dringt an die Ohren des Elben. Dieser grinst und freut sich an dem munteren Spiel. Seine eigene Kindheit liegt für Ancoron bereits in weiter Ferne. Einhundertundzwanzig Jahre lebt er nun schon, und daß er so unbeschwert gespielt hat, ist über hundert Jahre her. Und doch erinnert sich der Elb so genau daran, als sei er erst gestern zum letzten Mal mit seinem Vater beim Fischen gewesen, habe er erst letzte Woche das einen Flitzebogen selbst gespannt und sei erst vor kurzem mit großen Augen vor den Jagdgreifen seines Vaters gestanden.

Langsam tritt der Elb auf den jungen Mann und die Kinder zu und spricht ihn an. Nach kurzem Gespräch steht fest, daß es sich bei dem Knecht nicht um denn Herrn Henry von Roßstein handelt. Doch auf die Bitte des Elben hin verspricht der Knecht, Henry zu holen.
Der Herr des Pferdehofes erscheint auch bald, während Ancoron inzwischen die beiden Kinder mit seiner Anwesenheit unterhalten hat. Besonders bei der Kleinen finden die spitzen Ohren des Fremden großen Gefallen. Mehr als einmal läßt es sich der Elb gefallen, daß ihn das Mädchen an den Ohrspitzen zieht und das Lächeln um seine Mundwinkel verschwindet keinen Augenblick lang.

Doch das lustige Spiel endet, als Henry den Gast begrüßt und dieser sich vor dem Manne verbeugt: "Khel Dar, Mylord. Mein Name ist Ancoron Falkenflug. Man sagte mir in der Stadt, daß ich euch hier finden könne und daß ihr vielleicht Verwendung für einen Jäger haben könntet. Eure Ländereien seien groß genug dafür. Und wie ich sehe, haben die Leute in Talyra nicht übertrieben. Ihr nennt ein prachtvolles Land euer Eigen."

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 12. Sept. 2004, 17:42 Uhr
Henry schmunzelt nur, als Orga ihn in sein Arbeitszimmer zieht und ihm ihre Zeichnung zeigt. "Dann habe ich wohl deinen Wunsch hier zu leben aufgeschnappt?" sagt er schmunzelnd und geht mit Orga zum Ende der Koppeln, wo er den Wiesengrund rechts des Weges abgeht und er muß Orga Recht geben, es wäre ein guter Grund für ein Sommerhaus. Seine zwei Eisgrauen bekommen zwischendurch Kräuter, doch mit der Aufmerksamkeit ist er ganz bei Orgas Bauplan.

"Was hälst du davon, wenn wir das Untergeschoss aus einer  dicken Mauer gebrannter Steine bauen lassen und die Felsen außen nur als urige Verstärkung hochziehen. Es würden sich innen leichter Stützwände einbauen lassen, aber dein Plan gefällt mir. Oben das lange Holzhaus erinnert mich an das Haus von Galrin Ragnarsson. Ich sollte mit dir hinfahren und es dir zeigen. Die beiden freuen sich bestimmt über einen kurzen Besuch."
Henry schweigt eine Weile und gibt noch einen Punkt zu bedenken. "Für eine Mauer ganz aus Felsbrocken müssten wir viele Arbeiter einstellen und es wären Unmengen von Felsbrocken, die sie heranschaffen müssten. Wenn wir sie an einem gemauerten Untergeschoss hochziehen, könnten wir das nach und nach machen lassen, denn ich bin sicher, du hättest es am liebsten schon morgen fertig da stehen," und er lacht vergnügt und Orga kneift ihn in den Bauch.

Der junge Knecht, der auf die Kinder achten sollte, kommt mit eiligen Schritten zu ihnen gestapft und Henry bekommtim ersten Moment einen Schrecken, es könnte einem der Kinder etwas passiert sein, doch sein ruhiger Gesichtsausdruck spricht etwas anderes. Er meldet nur einen Fremden mit spitzen Ohren, einem Bogen und einem Hirschfänger, der ihn sprechen möchte und Henry nickt. Orga geht mit ihm zurück zum Hof, aber ruft dann die Kinder, mit ihr zum Bach zu gehen, der hinter den Stallungen zum Ildorel fließt.

Henry begrüßt den Mann, in dem er an den spitzen Ohren sofort einen Elben erkennt. "Henry, Henry von Roßstein," nennt er seinen ganzen Namen, nachdem er sich als Ancoron Falkenflug vorgestellt hat und lächelt ihn freundlich an und hört, was er von ihm möchte.

"Danke," kommt es schmunzelnd über seine Lippen, als er das Land als prachtvoll bezeichnet. "Ja es ist wunderschön hier draußen, aber ich muss euch gleich sagen, dass wir, meine Frau Orga, die ihr eben vorbeihuschen gesehen habt und ich, dass wir uns noch nie um unsere Jagdrechte Gedanken gemacht haben. Der Wald hinter den Koppeln und drüben hinter den Heuwiesen," und Henry streckt den Arm zu der Heuwiese aus, wo bald ein stattliches Sommerhaus stehen würde, "reicht viele Tagewerk um den Hof herum."
Einen Moment betrachtet Henry nachdenklich den jungen Mann, wie er ihn spontan vom Alter her einschätzt, aber er weiss, dass sie fast immer recht jung aussehen und dabei einige hundert Jahre alt sein können. "Ihr würdet euch also um die Wälder kümmern wollen, um das Wild darin?" Er hat zwar schon andere Pferdezüchter und auch die Adeligen früher von Jagden sprechen gehört, aber auch Gregor von Roßstein, sein verstorbener Adoptivvater hatte sich nie für die Jagd interessiert und sie hatten nie Probleme mit Wildschweinen oder anderem größerem Wild und die Kanninchen schossen sich die Knechte mit Pfeil und Bogen, die auf den Wiesen herumhoppelten.

Henry schaut den Elben noch immer etwas nachdenklich an. "Worin würde eure Tätigkeit bestehen? Verzeiht, wenn ich euch so unwissend frage, aber ich sagte ja schon, dass ich mich in diesem Gebiet nicht im geringsten auskenne," und lächelt beinahe entschuldigend.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 12. Sept. 2004, 18:45 Uhr
Der Elb senkt leicht das Kinn und nickt, als Henry ihn um Aufklärung darüber bittet, was denn im Wesentlichen die Aufgaben eines Jägers für seine Ländereien sind:

"Im Wesentlichen läge meine Aufgabe im Schutz der Tiere eures Grundbesitzes und im Beschaffen eurer Nahrung, Mylord Henry von Roßstein.
Ich weiß nicht, aus welchen Quellen ihr normalerweise euere Nahrung bezieht. Doch solltet ihr einmal Appetit auf Wildgeflügel oder Kleinwild haben, ist die Jagd mit Falke und Habicht die vornehmlichste Aufgabe eines Falkners. Sollte euch der Wunsch nach Wildschwein oder Reh stehen, bin ich auch in solcher Hinsicht der Eure.
Kranke Tiere, die sich in Wald und Flur immer wieder einmal finden, können eine Gefahr für euch und eure Familie darstellen."

Eine Handbewegung in Richtung des Baches, an dem Orga und die Kinder entlang spazieren, deutet an, wen der Elb mit der Familie des Pferdezüchters meint.

"Auch hier ist ein Jäger von Nutzen, da er kranke Tiere erlegt und somit die Gesundheit des Wildes auf euren Wiesen und in euren Wäldern sicherstellt. Und sollten sich Wölfe, ein Bär oder ähnliches Raubzeug auf eure Ländereien verirren, könnte ich euch ebenso behilflich sein. Und bitte bedenkt, wie vortrefflich es sich auf einem Hirschfell schläft oder auf einem Wildschweinfell sitzt."

Der Elb sieht Henry eine Weile an, dann lächelt er wieder: "Natürlich kann niemand ständig Wild essen, das wäre nicht zuträglich, obwohl es kaum besseres und gesünderes Fleisch gibt als Wildpret. Doch für den Fall, daß euch der Sinn danach steht, erjagtes Wild gegen klingende Münze zu tauschen, hätte ich bereits einen Abnehmer, der sich freuen würde, diesbezüglich mit euch ins Geschäft zu kommen."

Schließlich hält der Elb in seiner Rede ein. Die Argumente, die er vorgebracht hat, sind seiner Meinung nach stichhaltig und auch für einen Laien nachvollziehbar. Doch die Entscheidung liegt nach wie vor bei Henry von Roßstein.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 12. Sept. 2004, 21:22 Uhr
Henry hört aufmerksam der ausführlichen und gut verständlichen Erklärung Ancorons zu. Es kommen bei seinen Beschreibungen immer wieder Bilder aus seinem Innern hervor. Einmal denkt er an die gemeinsame Pilzsuche mit Gregor, die sie fast regelmäßig in den Wäldern unternommen hatten, dann kommt ihm das letzte Gerücht von einer Person in den Sinn, die im Larisgrün in eine Falle geraten sein soll, doch es sind nur kurze Momente, die ihn nicht dabei stören, den Worten des Jägers zu folgen.

"Was ihr da sagt klingt gut Ancoron, und bitte nennt mich Henry," wendet er sich freundlich an den Jäger. Wenn ihr euch um die Tiere im Wald kümmern wollt, ist mir das sehr recht. Über ein gelegentliches gutes Wild aus unseren eigenen Wäldern freuen wir uns auch. Unsere Köchin Marie auf dem Anwesen in der Stadt wäre für den Speiseplan zuständig. Wir verlassen uns immer auf ihre Kochkünste," und Henry lacht zufrieden.

"Bisher hat sie das Fleisch auf dem Markt gekauft," und ihm wird bewusst, dass eigenes Wild von einem zuverlässigen Jäger vorzuziehen wäre. Henry drängt sich wieder die Sache mit der Falle in den Kopf. "Ich hoffe, dass es keine Wilderer in unseren Wäldern gibt, die euch gefährlich werden können, nachdem was man zur Zeit in der Richtung hört ist es nicht ausgeschlossen, dass auch im Süden solche Fallen ausgelegt wurden."

Henry macht ein bedrücktes Gesicht. "Himmel, ich habe mich um diese Dinge nie gekümmert, und sicher ist es auch der Himmel, der euch schickt!" Henry  lacht leise, doch man hört auch den Ernst, der in seinen Worten mitschwingt. "Ich würde es begrüßen, wenn ihr das in eure Hände nehmt."

Henry bittet Ancoron, sich mit ihm an den Tisch zu setzten und die Magd, die sie hat kommen sehen bringt zwei Krüge und Becher zu ihnen an den Tisch nach draußen vor das Haus und sie schenken sich ein.

"Sagt mir, was ihr als Lohn für eure Arbeit erwartet, ich weiss zwar was meine Knechte an Lohn bekommen, aber nicht, was ein erfahrener Jäger verdient, und was ist mit Unterkunft? Möchtet ihr auf unserem Anwesen in der Stadt ein Zimmer beziehen?"

Henry hat auf seine offe Art mit ihm gesprochen und ihm auch seine Überlegungen und Befürchtungen mitgeteilt, auch wenn Anoron etwas distanziert auf ihn wirkt, aber doch mit einer angenehmen Art und Henry verlässt sich auf sein Gefühl, was Menschen und auch Elben betrifft, und der Jäger scheint jemand zu sein, der weiss wovon er spricht und älter zu sein, als er aussieht.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 13. Sept. 2004, 11:19 Uhr
"Den Lohn bestimmt ihr, Mylord Henry, nicht ich.", antwortet Ancoron lächelnd, "Ihr wißt weitaus besser als ich, ob euch meine Dienste nützen und was sie euch kosten dürfen. Ich bitte euch lediglich um die Gunst, mir ebenfalls einen waidgerechten Anteil des Wildes zuzugestehen. Und wenn ihr so freundlich sein wollt... Dann erlaubt mir, hier auf dem Pferdehof eventuell einen kleinen Verschlag erbauen zu dürfen, in dem ich ein oder zwei Jagdfalken, sowie die gleiche Anzahl an Habichten halten kann."

Wieder läßt der Elb seinen Blick über die grüne Ebene und den angrenzenden Wald schweifen. Hier zu jagen und Greifvögel auszubilden ist eine Aussicht, deren Faszination er sich nur schwer entziehen kann.

"Ich danke euch für euer Angebot, Mylord Henry. Doch lebe ich bei meiner Gefährtin Kitty Rivendell und so wird es nicht nötig sein, euch Wohnraum wegzunehmen. Doch eine Bitte hätte ich noch: Wäre es euch möglich, mir von eurem Anwesen in Talyra ein Pferd bereit zu stellen? Ich würde es selbstverständlich nur zur Jagd und zum Ritt hierher beziehungsweise zurück verwenden. Denn der Weg ist, wenn man zu Fuß geht, zwar nicht beschwerlich, aber recht zeitaufwendig. Und wenn dort ein Tier ohnehin nur im Stall steht und sonst nicht benötigt wird, wäre es für mich ideal."

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 13. Sept. 2004, 14:57 Uhr
Henry nickt schmunzelnd, als Ancoron ihn die Höhe seines Lohnes bestimmen lässt und nickt wieder, als er von einem Anteil an der Jagd spricht. "Das ist gar keine Frage, nehmt euch, was ihr benötigt und sprecht euch mit dem Wild für unsere Tafel mit unserer Köchin ab. Wenn darüber hinaus genug Wild in unseren Wäldern lebt, wäre uns auch der Verkauf der Beute an euren Abnehmer recht. Ihr werdet sicher verantwortungsvoll mit dem Wild umgehen, wie ich euch einschätze."

Als Ancoron weiterspricht und Jagdfalken und Habichte erwähnt, gefällt Henry der Gedanke, von diesen edlen Tieren demnächst hier einige sehen zu können und zeigt zum großen Schuppen. "Dort drüben im Schuppen dürfte unter dem Dach, aber auch unten genügend Platz sein für einen Verschlag, sucht euch einen geeigneten Platz dafür aus."
Der alte grauhaarige Verwalter stapft gerade auf das Haus zu und Henry ruft ihn herbei, teilt ihm mit, dass Ancoron als Jäger bei ihnen eingestellt ist und weist ihn an, dass sie ihn mit Material und Tatkraft bei einem Verschlag für seine Falken und Habichte zur Seite stehen sollen. Der Alte begrüßt Ancoron freundlich und bittet ihn, zu ihm zu kommen, wenn er das in Angriff nehmen will und geht nach einer leichten Verbeugung ins Haus und Henry wendet sich wieder  Ancoron zu, dessen Blick über das Land schweift und er meint für einen Moment Vorfreude in seinen Augen zu sehen.

"Das wollte ich euch auch schon anbieten," lacht Henry, als der Elbe ihn um ein Pferd bittet, nachdem er ihm erklärt hat, dass er bei einer Kitty Rivendell wohne und bittet ihn, mit zu den Ställen zu kommen. Kitty...? grübelt Henry kurz. Wo habe ich den Namen schonmal gehört?, doch dann fällt es ihm wieder ein. "Ist ihre Gefährtin die neue Heilerin in der Stadt? Ich habe meine Köchin von ihr sprechen hören," und blickt Ancoron fragend an, während er mit ihm die rechte Stallung betritt, wo die Pferde rechts von einem langen Gang in den  Boxen stehen. Er geht auf einen schon etwas älteren roßsteinischen Hengst mit langer weißer Blässe und weißen Fesseln zu. "Den könnt ihr nehmen, er ist schnell, wendig und ausdauernd, doch wenn ihr vorhabt, gleich zurück zu reiten soll euch einer der jungen Knechte begleiten. Yohn, Orgas Leibwächter, könnte euch trotz eures rechtschaffenen Äußeren auf dem Anwesen in der Stadt mistrauen. Es wäre mir lieber, wenn er euch gleich positiv gesinnt wäre," und klopft leise lachend dem Hengst den Hals und gibt ihm von den Kräutern zu naschen. "Wir werden vor Sonnenuntergang nicht dort sein.

Zaumzeug und Sattel hängen hier auf der anderen Seite des Ganges, wie ihr sicher schon gesehen habt," und Henry deutet auf die Wand, wo die Sättel der Pferde gegenüber ihrer Box aufgebockt liegen und das Zaumzeug am Haken an der Wand hängt. "Ihr könnt den Burschen reiten, wann immer ihr ihn braucht. Ein gelegentlicher Ritt in unsere Wälder auch im Norden, Westen oder am Ildorel entlang können ihm nur gut tun und eine zweite Person trägt er sicher auch noch ab und zu."

Nach diesen Worten blickt Henry Ancoron noch einmal ruhig in seine blauen Augen, die ihm zeigen, dass er keinen unerfahrenen Schwächling vor sich hat. "Ich vertraue euch Ancoron und ihr könnt nach eurem Ermessen schalten und walten und mir liegt viel daran, dass auf unseren Anwesen alle zufrieden sind," dann schmunzelt er. "Und falls ihr doch einmal ein Zimmer braucht, im Haus von Roßstein in Talyra gibt es genug davon," und reicht dem Elben die Hand, um ihre Vereinbarungen zu besiegeln.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 13. Sept. 2004, 20:22 Uhr
"Ich danke euch für euere Großzügigkeit, Mylord von Roßstein.", versetzt Ancoron auf das Angebot Henrys. Der Lohn, dem ihn der Herr von Roßstein nennt, ist mehr als angemessen und findet den Zuspruch des Elben ebenso, wie das Zugeständnis an Wild für den eigenen Bedarf.

Bei der Erwähnung Henrys, daß man mit dem Wild verantwortungsvoll umgehen müsse, nickt Ancoron ernst: "Ihr habt recht, Mylord. Ein Jäger, der das Gleichgewicht seines Reviers nicht im Auge behält und mehr schießt, als dieses Revier bieten kann, wird bald kein Jäger mehr sein. Es ehrt mich, daß ihr mir für diese verantwortungsvolle Aufgabe euer Vertrauen schenkt."

Der Verwalter, ein grauhaariger Mann mit Schnauzbart und buschigen Augenbrauen, schlägt in die Rechte des Elben ein und beweist einen für sein Alter überraschend kräftigen Händedruck.
Mit diesem Mann einen Greifvogelschlag zu bauen, wird sicher Spaß machen., denkt Ancoron versonnen, bevor sich der Greis wieder abwendet und in Richtung des Hauses davon geht.

"Ja, meine Gefährtin ist Heilerin. Wir leben in ihrem Haus in der Nähe des Seeufers. Leider ist dort kein Platz für ein Pferd. Daher würde ich es begrüßen, wenn ich das Pferd in der Zeit, in der ich es nicht benötige, bei euren Stallungen in der Stadt unterbringen könnte."
Henry bestätigt Ancoron, daß dies keine Schwierigkeit darstellen würde und winkt dem Elben, ihn zu den Stallungen zu begleiten. Der Hengst, den er ihm zuweist, gefällt Ancoron auf Anhieb. Behutsam nähert der hochgewachsene Mann mit den spitzen Ohren dem Pferd und streichelt es behutsam an der Nase.
"Khel Dar, min Ijo.", flüstert der Elb, "Wir werden uns gut verstehen, nicht wahr? Ja, ich weiß. Du gibst auf mich acht und ich auf dich."

Es wirkt ein wenig befremdlich, daß der Jäger das Pferd, welches er noch nie zuvor gesehen hat, so vertrauensvoll anspricht. Fast scheint es, als flüstere der Elb dem Roß ein Geheimnis ins Ohr. Das leise Schnauben des Hengstes klingt wie eine Antwort und die aufgestellten Ohren des Tieres spielen interessiert.
Henry kennt diese Vertrautheit zwischen Reiter und Tier nur zu gut. Doch für gewöhnlich stellt sich dieses Verstehen zwischen den beiden Teilen eines solchen Gespannes erst nach Tagen oder gar Wochen ein, nicht nach wenigen Augenblicken, wie hier.

Dann jedoch dreht sich Ancoron wieder zu seinem Gastgeber um: "Ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr mir für den Ritt zurück in die Stadt einen Knecht mitgeben könntet, der mich dort vorstellt. Ein Fremder, der mit einem Pferd des Hausherrn vor eurem Wohnsitz auftaucht, könnte dort wahrlich Verwirrung und Mißverständnisse stiften."

Die Hände Henrys und Ancorons treffen sich und auf diese Weise wird der Wunsch des Elben, als Jäger im Dienste eines Gutsherrn zu stehen, auf angenehme Weise erfüllt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 14. Sept. 2004, 11:15 Uhr
Henry verabschiedet sich von Ancoron, nachdem er sieht, dass er mit dem Hengst bestens zurecht kommt. "Dann schicke ich euch einen der jungen Knechte und wir sehen uns sicher die Tage. Ihr könnt das Pferd zu jeder Zeit im Stall auf dem Anwesen in Talyra holen oder bringen. Nur des Nachts werdet ihr am hinteren Tor klopfen müssen, damit euch Tharon, der im Gesindehaus mit seiner Familie wohnt, euch das Tor öffnet." Henry hebt zum Abschied noch einmal die Hand und verlässt den Stall.

Draußen schickt er gleich einen der jungen Knechte, der nichts lieber tut, als auf einem Pferderücken zu sitzen, zu Ancoron und erklärt ihm seinen Auftrag, der sofort seine Schaufel wegstellt und zum Schuppen eilt. Henry schmunzelt in sich hinein und geht zu Orga und den Kindern an den Bach.

"Liebes, der junge Mann, der jetzt im Stall ist und ein Pferd sattelt, ist Ancoron Falkenflug, unser neuer Jäger mit Jagdfalk und Habicht. Ich habe ihn in Dienst genommen. Er wird sich hier rundherum um die Wälder und die Tiere kümmern und dafür sorgen, dass wir demnächst Wild aus unseren eigenen Wäldern essen," und nimmt Orga in den Arm. "Er ist ein Elbe und macht einen guten Eindruck. Ich habe mich bisher nicht um das Wild hier gekümmert, aber wenn wir nun hier draußen leben wollen, dann kommt er gerade richtig," und er weiss, dass Orga die Gefahren kennt, die beim Wohnen so direkt am Rande eines dichten Waldes immer bestehen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 14. Sept. 2004, 12:44 Uhr
Während Ancoron noch damit beschäftigt ist, sein Pferd zu satteln, betritt ein junger Mann den Stall, der sich ihm als Knecht Vilcor vorstellt. Der Elb nennt seinen Namen, und schüttelt Vilcor die Hand. Dieser berichtet, daß er den Auftrag erhalten habe, Ancoron zum Anwesen der von Roßsteins in Talyra zu begleiten. Der Jäger nickt, und während Vilcor seinerseits ein Pferd sattelt und aufzäumt, zieht der Elb den Sattelriemen an seinem Reittier noch einmal nach, bevor er dem Tier noch einmal über die weiche Nase streichelt und sich dann leichtfüßig in den Sattel schwingt.

Es ist wieder einmal ein Erlebnis, im Sattel eines Pferdes zu sitzen. Sehr lange hat Ancoron diesen Luxus entbehren müssen, doch verlernt hat er das Reiten nicht. Langsam reitet er im Stallgang auf und ab, solange Vilcor noch mit dem Satteln seiner Falbstute beschäftigt ist. Dann jedoch geht es hinaus auf den Hof des Anwesens und im leichten Trab gen Talyra.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 15. Sept. 2004, 16:19 Uhr
Orga hört Henry am Ende der Heuwiese seine Bedenken aussprechen und nickt zu seinem Vorschlag, die Mauer des Untergeschosses aus Ziegelsteinen hoch zu ziehen und auch sein Vorschlag, Galrin und Jolanthe zu besuchen lässt sie fröhlich zustimmen. Ein Knecht unterbricht ihre Planungen und sie geht mit Henry zurück zum Hof, ruft die Kinder jedoch zu sich, damit Henry in Ruhe mit dem Besucher sprechen kann und spielt mit ihnen am Bach. Sie erklärt ihnen, dass es gefährlich sei, wenn der Bach angeschwollen ist, in seine Strömung zu geraten, weil das Wasser hinten bei der Mühle gurgelnd und strudelnd in das alte Mühlrad fällt, das den Mühstein antreibt. "Kommt ihr beiden, ich zeige euch das mal," und sie  nimmt eine Handvoll Stroh mit und geht mit den Kindern dorthin, wo das Wasser beginnt, immer steiler hinab zu fließen und wirft das Stroh ins Wasser. Sofort wird es hinuntergezogen und verschwindet zwischen den Schaufeln des alten, sich langsam drehenden Mühlrades, was die Wirkung ihrer Worte verstärkt, denn Orga sieht für die Kinder eine wirkliche Gefahr in diesem Bereich des Hofes.

Langsam schlendern sie zurück und die Kinder spielen vergnügt am Bachrand, da wo das Wasser in die Rinne geleitet wird, die sich auf dem breiten Platz mitten zwischen den Ställen entlangzieht und dann an deren Ende wieder zurück zum Bach führt, wo das Wasser wieder plätschernd in den Bach fließt. Frederik hat einen riesigen Spaß, verschiedene Blätter in das abgeleitete Wasser zu geben und zu warten, bis es in der anderen Rinne wieder erscheint und besieht sich das alles ganz genau und scheint jetzt erst zu verstehen, wie ausgeklügelt das Ganze ist. "Das sieht genauso aus, wie auf dem Gut," meint Frederik.

"Nicht ganz Frederik, die Rinnen sind wie auf unserem Gut, aber das Bachwasser fließt auf dem Gut hinter dem Haus von Henrys Vater erst ein ganzes Stück durch die Wiesen und dann erst wieder in den Bach. Hier hat Henry die Höhe der Rinnen so gelegt, dass das Wasser wieder an der gleichen Stelle zum Bach zurück fließt." Orga streicht Frederik zärtlich über seinen Blondschopf und blickt dann auf, denn sie hört Henrys Schritte, der zu ihnen kommt und von dem Jäger erzählt, den er eingestellt hat.

"Da wird Marie sich freuen, denn manches Mal war sie mit dem Angebot auf dem Markt nicht zufrieden. Du weisst ja, wie kritisch sie bei Fleisch ist," erwiedert Orga fröhlich, denn es ist eine gute Neuigkeit. "Ich bin ja mal gespannt, wie er sich macht," und lächelt Henry glücklich an, der sich über den Jäger zu freuen scheint und sich seine Pfeife stopft, während sie die Hufen zweier Pferde hören, die den Hof verlassen.

Der Nachmittag ist schnell vergangen und bevor die Sonne versinkt machen sie sich nach Talyra auf, aber vor dem Platz der Händler lenkt Henry den Wagen nach rechts auf den Weg, der zur Werft von Galrin Ragnarsson führt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 23. Sept. 2004, 17:47 Uhr
Nachdem Henry bis spät in die Nacht mit Orga an dem Plan des Hauses gesessen hat, war Henry früh morgens leise aus dem Schlafzimmer geschlichen, um Orga nicht zu wecken. Nach einem kleinen Frühstück bei Marie in der Küche war er auch gleich auf seiner Ramsnase zum Pferdehof geritten, wo die Knechte schon bei ihrer täglichen Arbeit waren.

In den beiden langen Stallungen schaffen sie, wie jeden Morgen, erst einmal den Mist aus den Boxen, streuen frisches Stroh ein und füllen die Kübel mit frischem Quellwasser. Der vertraute Geruch von warmen Pferdekörpern und das begrüßende Schnauben der Pferde erfüllt Henry jedes Mal wieder von neuem mit stiller Freude. Heute nimmt er sich einen der mächtigen Verder Kaltbluthengste, sattelt ihn und legt das Zaumzeug an, denn er will ihm mit einem ausgedehnten Ritt Auslauf verschaffen. "Wenn die Koppeln erst einmal neu aufgeteilt sind, dann könnt ihr bei euren Stuten herumrennen, ihr Großen," spricht er mit den riesigen Burschen und führt das gesattelte Verder Kaltblut hinaus, der mit jedem Schritt unternehmungslustiger wird und reitet durch das Tor gen Süden. Erst als sie den Wald erreichen lässt er ihn  in Galopp wechseln und genießt die kühle Morgenluft in seiner warmen Schafsfelljacke, die in der Frühe und am Abend schon nötig ist, wenn er nicht frieren will. Nur langsam steigt der Dunst aus den Wäldern auf und ein schöner Tag kündigt sich an.

Henry reitet den Weg, der sich in sanften Biegungen um große Felsbrocken in der Nähe der felsigen Küste weiter nach Süden schlängelt, bis er zu der höchsten Stelle kommt, von wo aus der Weg durch lichteren Wald sachte bis nach Brioca wieder abfällt. Weites Waldgebiet liegt vor ihm, doch er wendet und reitet langsamer wieder zurück, denn der Hengst hat seinem Drang nach Bewegung nachgehen können und Henry spürt, dass der Bursche von dem schnellen Ritt genug hat. In leichtem Trab erreichen sie wieder den Hof, wo der Hengst etwas unruhig nach den Stuten wittert, die gedeckt werden sollen. "Marsch nach Hause! Das sind nicht deine!" ruft Henry amüsiert aus und treibt ihn weiter.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 28. Nov. 2004, 18:09 Uhr
Kaum sind die Planken unten und die Pferde werden nach und nach aus dem Schiffsbauch in die Koppel entlassen ist Uuma von Bord und klettert auf die große Stute, die sie in ihr Herz geschlossen hat. Uuma sitzt erst nur still auf ihrem Rücken während das Pferd die Koppel abgeht, behäbig, aber mit wachen Sinnen und ab und zu den Kopf zu den Einjährigen streckend und sie begrüßend und auch zu den ihr fremden Stuten. Uumas Wesen, das in der Wildnis aufgewachsen ist verbindet sich ohne es zu Wollen mit dem Wesen des Pferdes, wie sie es mit MoM konnte, und bald vergisst sie die Geschäftigkeit der Menschen um sich herum. Sie achtet nicht darauf, was Henry oder die Nordmänner tun, sie hat sich vornüber auf den Pferderücken gelegt und läßt die Beine an den Seiten herunterbaumeln und genießt den sich sanft bewegenden, warmen Pferdeleib.

Erinnerungen an MoM steigen in ihr auf während sie jede Bewegung wie ihre eigene spürt, die Hufen auf dem teils felsigen Untergrund auftreten hört und spürt und in ihr ist wieder diese unbeschreibliche Freude, dieses durchdringende stille Glücksgefühl, das sie so lange nicht mehr in dieser Stärke wahrgenommen hat und auf einmal möchte sie nur noch zu ihrem Haus am Bach. Und als würde ihr Wille zum Willen der Stute, gallopiert das mächtige Kaltblut los und springt an der niedrigsten Stelle des Koppelzaunes darüber weg und jagt im gestreckten Galopp über den Feldweg, der Stadt entgegen. Uuma weiß nicht ob sie dem Pferd Zeichen mit ihrem Körper gegeben hat, wenn ja, dann hat sie es unbewusst getan, aus Gewohnheit, wie sie es immer bei MoM getan hat.

Nur ein Jauchzen ist noch zu hören, als Uuma sich mit den Händen auf dem Pferdeleib in geduckter Haltung abstützt, eine Hand in der Mähne, und über den breiten Feldweg dahinjagt. Eine Schar Gänse flattet auseinander und ein Mädchen schimpft hinter ihr her, doch Uuma hat kein Ohr dafür, nur den Wind hört sie und fühlt ihn, wie er an ihr vorbeisaust. Immer wieder stößt sie das Siegesgeträller ihres Stammes aus, bis sie die Mauern der Stadt sieht. Erst dort bremst sie die Stute mit sanftem Druck ihrer Hände ab und sie ist sich sicher: Geist von Uuma seien Eins mit Geist von Pferd, und in langsamen Trab reitet sie bis zu ihrem Haus, wo sie "Komm" den Hang hinunter lenkt und sie dort unten wieder grasen läßt, während sie weiter auf ihrem Rücken liegt und die sanft schaukelnde Bewegung genießt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 29. Nov. 2004, 13:06 Uhr
Sobald der Schiffsrumpf auf dem feuchten Grund der großen Koppel aufgesetzt hat werden die Planken auch schon von den kräftigen Händen der Nordmänner hinunter geschoben und Henry schmunzelt als er Uuma gleich hinunterhuschen sieht.
Der Abend senkt sich langsam über das Land und es würde bald stockdunkel sein, denn die Wolken fegen über den Himmel, als würden sie um die Wette fliegen. Die großen Pferdeleiber sind bald ausgeladen und die Fohlen springen vergnügt auf dem felsigen Grund herum und beäugen, wie ihre Mütter, alles um sich herum neugierig. Da rücken auch schon einige seiner Knechte mit Handkarren, Schaufeln und Reisigbesen heran und säubern den Schiffsbauch von den Hinterlassenschaften der Stuten. Andere helfen die Ziegelsteine heraus zu schaffen, die am Rande der Koppel aufgeschichtet werden. Auch die Spuren der Steine werden beseitigt.

Henrys Vater hat sich die ganze Zeit bei den Stuten aufgehalten und der einen oder anderen über den starken Hals gestrichen und ist für sie da, denn sie hatten sich an ihn und seine Stimme gewöhnt. Eine plötzlich Bewegung und ein Geräusch, das ihm nur zu vertraut ist läßt ihn aufblicken und für einen Moment erstarren. Uumas Stute gallopiert plötzlich hinter dem Schiffsbauch vorbei und... setzt mit einem Sprung über den Koppelzaun. Leonhard weiß nicht ob er lachen oder verärgert sein soll über das, was Uuma da gerade vollzieht. Mit ein paar Schritten ist er bei Henry, der regungslos dasteht und beunruhigt der dahinjagenden Uuma nachschaut. "Keine Angst, Uuma kennt das Pferd... und die Stute gehorcht ihr."

Henry weiß nicht ob ihn das unbedingt beruhigt aber er nickt zu den Worten seines Vaters, der ihn am Arm zurückhält. "Sie ist eine Wilde, vergiss das nie mein Junge!" ergänzt Leonhard seine Aussage, die einen Hauch einer Warnung, aber auch einen leicht belustigten Unterton in sich trägt. "Sie reitet zu ihrem Haus," meint Henry nachdenklich und jetzt ist es sein Vater der nickt. Rundum ist es auffallend ruhig geworden und als Henry seinen Blick zum Schiff wendet blickt er in die kopfschüttelnden Gesicherter der Nordmänner, die aber eher belustig und mitfühlend zu ihm hinblicken und dann ihre Arbeit wieder fortsetzen. Ich wusste gar nicht, daß die Verder Kaltblüter so gute Springer sind, geht es ihm durch den Kopf und nimmt sich vor,  dem Lord Commander von dieser erstaunlichen Eigenschaft der schweren Tiere zu berichten, denn die wenigsten Kaltblüter würden es schaffen über so einen Zaun zu setzten. Auf der Flucht würden alle Pferde springen, aber ohne Panik im Nacken war das eine erstaunliche Leistung von der Stute gewesen.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Galrin am 01. Dez. 2004, 22:22 Uhr
"Daß Frauen immer vor denen weglaufen müssen, die sie lieben.", murmelt Galrin kopfschüttelnd, während er dem davonschießenden Roß und der darauf kauernden Uuma hinterher blickt. Nach einem Moment der Stille fügt der Nordmann noch hinzu: "Lehre mich einer die holden Geschöpfe zu verstehen und ich würde ihm auf ewig dankbar sein."

Kopfschüttelnd macht sich der Kapitän wieder an seine Arbeit.
Die Matrosen kümmern sich größtenteils darum, ihr schnittiges Fahrzeug wieder auf Vordermann zu bringen und buchstäblich "Rein Schiff!" zu machen. Der Boden im Zwischendeck wird gesäubert, verschmutztes Stroh und Heu aus dem Laderaum geschafft und das Innere der "Windkind" solange geschrubbt, gescheuert und gefegt, bis die Bohlen des Laderaumes wieder in sattem Hellbeige glänzen.
Inzwischen hat Galrin mit Jolanthe, Gunnar und Beinar die Stelle besehen, an der sich künftig das Langhaus der von Roßsteins erheben soll.
Auch die Bäume, aus denen das Haus gebaut werden soll, werden schon jetzt einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Große, starke Bäume stehen dort. Eichen, Kiefern und Buchen - allesamt geeignet, daraus Schiffe oder eben auch Häuser zu bauen. Henry hatte zwar erwähnt, daß er gern die alten Bäume erhalten wolle, doch ein Teil des Waldes ist bei den letzten Herbststürmen in Mitleidenschaft gezogen worden. Dieses Bruchholz ist so reichlich, daß sich die Normander die besten Hölzer aussuchen und trotzdem mindestens zwei Häuser dieser Größe bauen könnten..

Mit kundigem Blick wählen Henry und der Schiffbauer die passenden Bäume aus. Doch wie soll man diese Riesen aus dem doch sehr dichten Wald heraus schaffen, damit man sie später auf einen Karren laden und zur Sägemühle bringen kann?
Der rettende Einfall kommt von Jolanthe, die unschuldig fragt, ob man nicht mit der "Windkind" landen und die Bäume auf diese Weise aus dem Wald holen könne. "Du bist ein Genie, mein Schatz.", jubelt auf diese Frage hin der Kapitän und gibt seiner Verlobten einen stürmischen Kuß, woraufhin diese verdutzt zurückprallt, dann jedoch schüchtern lächelt.
In Windeseile werden am Bug, am Heck und an den beiden Seiten des Hauptspantes der "Windkind" lange Taue angebracht. Diese mächtigen Seile werden in eine Schlinge gelegt und diese anschließend an einem Baumstamm befestigt. Ohne jegliche Mühe erhebt sich der Baumstamm aus dem Wald und wird, zehn Schritt hoch über den Wipfeln des Waldes dahingleitend, hinaus zu den Koppeln gebracht. Dort setzt das fliegende Schiff seine Fracht ab und kehrt alsbald zum Wald zurück, um weitere Baumstämme zu holen.

Der Kapitän wirkt so fröhlich wie ein kleiner Junge, während er diese Prozedur beobachtet, und er kann sich ein Zwinkern ebensowenig verkneifen wie ein breites Grinsen, als er Henry ansieht: "Nun, Mylord Henry? Was sagt Ihr zu unserem fliegenden Kran?"

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 02. Dez. 2004, 00:08 Uhr
Henry und Leonhard brechen in fröhliches Lachen aus, als Galrin seinen Kommentar zu dem fragwürdigen Verhalten von Frauen von sich gibt und die Anspannung ist mit einem Schlag verschwunden.

Zu Henrys Überraschung interessiert sich Galrin trotz der anstrengenden Fahrt für den Platz, an dem das Langhaus einmal stehen soll und sogar ihre Wälder ringsum im näheren Umkreis werden auch gleich nach passenden Bäumen durchstreift.

Henrys Idee, die Baumstämme mit den Kaltbütern aus dem Wald zu ziehen hatten bei seiner letzten Erwähnung nur ein Kopfschütteln des Nordmannes erbracht und so reibt sich Henry nur nachdenklich und schweigend das Kinn, denn eine andere Lösung fällt ihm beim besten Willen nicht ein.

Als Jolanthe die geniale Idee hat, sie mit der Windkind aus dem Wald zu heben staunt Henry über die Begeisterung des Nordmannes. Im Bauch der Windkind Pferde zu transportieren und auch Ziegelsteine, ist eine Sache, aber die mächtigen Baumstämme damit aus dem Wald zu fliegen, erscheint Henry als eine andere. Doch mit gekonnten Handgriffen werden die Seile an der Windkind befestigt und Henry hält jedesmal den Atem an, wenn die mächtigen Bäume raschelnd und ächzend zwischen den noch stehenden Bäumen hin und her schwankend nach oben gezogen werden.

Sein Vater legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und er scheint an dem ganzen Unternehmen genauso seine Freude zu haben, wie der Nordmann.

"Was ich dazu sage?" wiederholt Henry Galrins Frage mit gemischten Gefühlen.  "Es ist genial! Ich hoffe nur, daß die Seile halten, aber ich bin sicher, ihr wisst was ihr ihnen zumuten könnt." Man sieht Henry deutlich an, daß sein Vertrauen in den Nordmann seine Sorge nicht ganz vertreiben kann. Mit jedem Baumstamm, der heil unten auf dem felsigen Boden neben der Koppel landet entspannt er sich wieder ein Stückchen mehr.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 02. Dez. 2004, 01:02 Uhr
Nach einem schönen Ritt durch den frühwinterlichen Wald erreicht Ancoron Falkenflug auf seinem Pferd den Hof am Ildorel. Der Elb lächelt versonnen, während er die frische Luft genießt. Immerhin hat er heute schon Einiges erleben dürfen:
Auf dem roßsteinschen Anwesen in der Stadt hatte es ein paar Schwierigkeiten gegeben, nachdem er dort kaum bekannt ist. Sowohl die Hausherrin als auch der Knecht Yohn, die einzigen Menschen dort, die ihn kennen, waren mit dem Wagen unterwegs gewesen und hatten der Köchin Marie aufgetragen, niemanden Fremden einzulassen. Diese Regelung schloß auch den Falkner mit ein, der vergeblich seine Zugehörigkeit zum roßsteinschen Haushalt beteuerte. Doch schließlich hatte sich die Köchin daran erinnert, daß der junge Vilcor den Jäger vom Pferdehof hierher begleitet habe. Kurzerhand hatte man den jungen Mann herbeigerufen. Obwohl Vilcor nur sehr ungern von einem sehr interessanten Gespräch mit der Nachbarstochter abgelassen hatte, konnt er dennoch den Elben zweifelsfrei als Ancoron Falkenflug identifizieren. Und so hatte dieser schließlich Zugang zu den Stallungen erhalten, wo er sein Pferd gesattelt hatte und zum Pferdehof aufgebrochen war.

Ancoron biegt auf die breiten Koppeln des Pferdehofes ein - und der Anblick verschlägt ihm den Atem. Da schwebt ein echtes und wahrhaftiges Schiff über dem Wald und bringt ganze Bäume heraus, die wohl ein Schneesturm umgeweht hat. Der Besitzer des Anwesens, Henry von Roßstein selbst, steht neben einem blonden Mann, der unschwer als dem Nordvolk zugehörig zu erkennen ist. Behutsam lenkt der Jäger sein Pferd näher, da er nicht weiß, wie der Hengst auf das ungewöhnliche Fahrzeug reagiert. Doch abgesehen von einem Ohrenaufstellen und einem leisen Schnauben zeigt sich das Reittier des Elben völlig unbeeindruckt.
Schließlich steigt Ancoron ab und führt sein Pferd langsam zu Henry hinüber. Er beugt das Knie vor seinem Dienstherrn und sagt: "Seid gegrüßt, Mylord. Ich komme, um meinen Dienst anzutreten."
Nach dieser Begrüßung erhebt sich der Elb wieder und schaut interessiert den Nordmann an, der neben Henry steht.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 02. Dez. 2004, 12:06 Uhr
Bei dem geschäftigen Treiben und der Anspannung bemerkt Henry den Jäger erst, als er unmittelbar hinter ihm auftaucht, am Hufgeräusch des Pferdes. Also anschleichen kann er sich auf jeden Fall schon mal sehr gut, denkt Henry in sich hineinschmunzelnd, als er Ancoron wahrnimmt und sich zu ihm umdreht. "Seid gegrüßt! Es freut mich, euch wiederzusehen." Ich werde ihm sagen müssen, daß ich diese Geste zu schätzen weiß, aber sie nicht wünsche... beschließt er, denn er wird es nicht jetzt in Gegenwart eines Zweiten tun, was die Gefühle des Elben verletzen könnte.

Henry wendet sich an Galrin, der den Ankömmling mit seinen strahlend blauen Augen aufmerksam mustert. "Darf ich vorstellen, Ancoron Falkenflug, der Jäger, von dem ich euch beretis berichtete." Dann lächelt er und spricht wieder an Ancoron gewandt, mit einem Unterton von Stolz in der Stimme, denn daß ein solcher Mann ihm geholfen hat die Pferde aus Verd zu fliegen und ihm nun das Haus bauen will, ehrt ihn: "Galrin Ragnarsson, der Kapitän der Windkind, die ihr vor euch seht und Besitzer der Schiffswerft von Talyra."  

Im nächsten Moment erregt der größte der Bäume, der bisher aus dem Wald geflogen wurde, seine Aufmerksamkeit und er hält wieder den Atem an, als der untere Teil des mächtigen Stammes auf dem Boden aufsetzt und die Erde dumpf erzittert. Beim Anblick des gebrochenen Baumes fühlt Henry einen Hauch von Schmerz. ...Eine im letzten Sturm erst gefallene uralte Buche...

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 05. Dez. 2004, 13:20 Uhr
Uuma reitet in leichtem Trab die letzte Strecke zum Pferdehof und stutzt als sie in Höhe der Felsen um die Ecke biegt, da, wo das Anwesen des Pferdehofes beginnt. Die Pferde haben sich allesamt in den hinteren Bereich der Koppeln geflüchtet, wo es steil zum See runter geht und beäugen mißtrauisch das Treiben der Männer. Riesige Bäume liegen neben dem Weg auf den Heuwiesen. Ein scheinbares Durcheinander von Stämmen und riesigen Ästen, die von starken Armen mit Äxten abgeschlagen werden und bei einem besonders dicken sieht sie zwei Männer mit einer Säge den dicken Ast vom Stamm trennen.

Uuma hält `Komm´an und versucht zu verstehen, was sie da machen, aber nicht lange. Sie lenkt die Stute im Schritt durch das große Tor links auf den Hof und gleitet zwischen den Stallungen vom Rücken des falben Kaltblutes mit der hellen Mähne, die schon freudig den anderen Stuten mit ihren Fohlen zuwiehert. Uuma muß lächeln. Sie kann sie gut verstehen und freut sich, als ein Knecht sie bemerkt und mit einem Lächeln auf den Lippen die Stute zu den anderen läßt.

Eingemummelt in ihre dünne, aber warme Felldecke nähert sie sich Leonhard ein Stück, der bei einer Gruppe Männer  steht. Den Kapitän und den anderen Nordmann kennt sie und Henry und Leonhard, aber den schlanken Mann bei ihnen hat sie vorher noch nicht gesehen, und irgendwie sieht er anders aus als die Nordmänner, oder Henry und sein Vater. Am liebsten würde sie sich jetzt an Leonhard kuscheln, wie sie es bei ihrem Großvater getan hat, aber sie bleibt beim Koppelzaun stehen und beobachtet das Treiben der Nordmänner und Henrys Knechten.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Bianca am 07. Dez. 2004, 20:04 Uhr
JOlanthe stellt sich neben ihren Verlobten und hakt sich bei ihm ein. Ein bisschen schüchtern, jedoch mit leichter Neugier betrachtet sie den Fremden. Er sit schlank und groß gewachsen. Doch was ihr sofort auffällt sind seine klaren blauen Augen. Sie haben genau das gleiche Blau wie ihre eigenen und auch sein Haar hat den gleichen Goldton, auch wenn Jolanthes wesentlich heller ist.
'Ein Elb, eindeutig', denkt sie und lächelt in sich hinein. Sie selber ist zwar nur ein Halbelbin, da ihr Vater ein Mensch war, aber die Verwandtschaft mit dem Volk ist unverkennbar.
'Ob er wohl meine Mutter gekannt hat?', fragt sie sich und leise, aufregende Hoffnung keimt in ihr auf. Doch sie hält es für eher unwahrscheinlich. Ihre Mutter war mit ihrem Vater in ein Menschendorf gezogen und hatte danach nicht mehr viel Kontakt zu ihrem Volk, zumal diese ihre Verbindung mit einem Menschen nicht akzeptierten.

Interessiert und nun unverhohlt neugierig betrachtet sie jetzt jedoch den wunderschönen Bogen aus Ebenholz. Er ist wunderbar gleichmäßig geformt. Sie erinnert sich, wie sich selber das Jagen mit einem selbstgeschnitzten Bogen, aus der Not heraus zum Überleben, selbst beibringen musste. Sie kann gut damit umgehen, doch nie hatte sie einen so guten Bogen in der Hand. Und ihre Pfeile bestanden immer aus selbstgeschnitzten Zweigen.
"Sagt, edler Herr" spricht sie den Elben etwas schüchtern an, "dürfte ich Euern Bogen einmal in die Hand nehmen? Er ist wunderschön. Ich verstehe ein wenig vom Schießen, doch ich hatte noch nie einen so guten Bogen in der Hand."
Am liebsten würde sie ein bisschen damit schießen, nur um zu sehen, ob sie es nicht verlernt hat und um diesen guten Bogen einmal ausprobieren zu können. Doch danach wagt sie gar nicht zu fragen. Sie könnte ja eionen der Pfeile verschießen und wer weiß, ob der Fremde ihr überhaupt zutraute, dass sie mit dem BOgen richtig umgeht und ihn nicht irgendwie kaputt macht.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Galrin am 08. Dez. 2004, 07:13 Uhr
"Es ist mir eine Ehre, Meister Ancoron.", sagt Galrin freundlich und reicht dem Elben die Hand. Der Händedruck des Jägers zeugt von verborgener Kraft, die jedoch ausgezeichnet kontrolliert wird.
Vermutlich kommt es daher, daß dieser Mann immer wieder seinen Bogen spannen muß. Wer viel mit den Armen arbeitet, der bekommt auch die Muskeln dazu. Und wer eine Bogensehne spannt, der hat auch die Kraft in den Fingern.

Die Frage Jolanthes läßt Galrin aufhorchen. Immerhin hat er selbst einen Bogen und auch für seine zukünftige Frau liegt eine solche Jagdwaffe im Langhaus auf der Werft. Doch abgesehen von der Unterstützung bei den Nargkriegen hat der Schiffsbauer seine Liebste noch nie mit dem Bogen schießen sehen.
Abermals wendet sich Galrin an den Jägersmann und lächelt stolz: "Meine Verlobte, Jolanthe. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich und das Schiff dort oben in den Hafen der Ehe zu segeln. Und wer bin ich, daß ich mir eine solche Reise entgehen lasse."

Inzwischen hat die "Windkind" den letzten guterhaltenen Baumstamm aus dem Wald geholt. Zwanzig schwere Stämme liegen nun nebeneinander auf dem Boden, bereit, zur Sägemühle gebracht zu werden. Schon vor einer ganzen Weile hatte Galrin einen Knecht in die Stadt zur Stellmacherei geschickt, um dort einen Langholzwagen zu besorgen. Ein Blick zu Shenrahs Auge, das seine Bahn am Himmel zieht, verrät, daß seit dieser Zeit bereits gut drei Stunden vergangen sind. Da ertönt plötzlich Hufgeklapper und das Knarren von eisenbeschlagenen Holzrädern. Um die Ecke beim Haupthaus biegt ein langgestreckter Wagen, der von sechs großen, struppigen Pferden gezogen wird.
Das Lächeln auf dem Gesicht des Nordmannes verbreitert sich noch eine Spur und mit Eifer machen sich die Nordmänner daran, die Stämme auf den Wagen zu hieven. Abermals muß das brave Windschiff als Kran fungieren, damit die Stämme auf- und abgeladen werden können. Zwar hat man auf der Werft eine Hebekonstruktion mit Flaschenzug, doch hier ist es einfacher, die langen Stämme kurzerhand mit der "Windkind" auf den Wagen zu heben.

Sechs große Stämme bleiben beim Pferdehof liegen. Aus ihnen sollen Stützpfeiler und Dachsparren werden. Die anderen werden - in mehreren Fuhren, damit der Karren nicht zusammenbricht - zur Werft hinausgebracht und dort zu Brettern gesägt.
Galrin hat sich bei Jolanthe, Henry und Ancoron entschuldigt und überwacht die Arbeiten gewissenhaft. Sollte etwas passieren, so soll es sein eigener Fehler sein. Und er möchte sich nicht vorwerfen müssen, er habe seine Arbeiter mit einer schweren Aufgabe allein gelassen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 08. Dez. 2004, 18:57 Uhr
Leonhards wache Ohren hören die Hufe der schweren Stute. Er lächelt, als er die in die Decke gehüllte kleine Wilde sieht, wie sie gerade vom Rücken der Stute rutscht. Eine Weile später sieht er sie am Koppelzaun stehen und geht zu ihr, denn bei der Arbeit mit den schweren Stämmen kann er nicht helfen. "Laß uns in die warme Stube gehen Uuma." Leonhard legt einen Arm um ihre eingemummelten Schultern und begleitet sie in das niedrige Haus, wo die alte Magd ihnen eine heiße Gewürzmilch macht. "Ich dachte nicht, daß du heute wieder zurückkommst. Gab es Schwierigkeiten mit der Stute?" Mit einem Lächeln schaut er sie fragend an.

Henry nickt seinem Vater zu, als dieser sich zu Uuma begibt. Die letzten Stämme sind bald aus dem Wald geholt und es wird auch allerhöchste Zeit. Der der Abend hat sich über das Land gesenkt und im Wald wird es langsam stockdunkel, denn Wolken ziehen noch immer über sie dahin und lassen weder das Licht des Mondes, noch das Funkeln der Sterne sehen.

Henry kann nicht viel tun, außer ein paar Knechte zu den Nordmännern zu schicken, ihnen beim Aufladen zu helfen, während es für die anderen höchste Zeit wird, die Ställe zur Nacht neu einzustreuen und die Pferde zu füttern. Er geht kurz ins Haus, begrüßt Uuma und bittet die Magd draußen auf dem Tisch heißen Gewürzwein und Becher zu stellen, damit die Nordmänner sich zwischen den Fuhren einen Aufwärmer zu sich nehmen können. Zu seiner Freude stehen bald neben einem großen Krug dampfenden Gewürzweines und den Bechern auch dick mit Butter bestrichene, frisch gebackene Birnenbrotscheiben. Sein Blick sucht Jolanthe und Ancoron, den Jäger, der mit Jolanthe zuletzt am Koppelzaun stand, doch er kann sie nicht entdecken und er wendet sich den Nordmännern zu.

"Galrin! Kommt euch mit euren Männern stärken!" ruft er dem Kapitän zu, der gerade einer Fuhre mit den schweren Baumstämmen nachblickt. Der Wagen knarrt und ächzt unter der schweren Last, den starke Kaltblüter schnaubend und stampfend Richtung Stadt ziehen. Henry fühlt sich hundemüde. Er hat zwar nur beim Auf- und Abladen der Ziegelsteine geholfen, aber das war es wohl, was ihn geschafft hat. Ich bin eben nicht mehr der Jüngste, denkt er, einen ordentlichen Schluck des Gewürzweines hinunter kippend. Außerdem bin ich heute schon vor dem Hahnenschrei auf den Beinen, fügt er zu seiner Verteidigung in Gedanken bei. Am liebsten würde er sich in seinem Zimmer, das hinter der Stube des niedrigen Hauses liegt, auf seine Pritsche werfen, aber das bringt er einfach nicht fertig, nicht solange die Nordmänner noch wie die Berseker schuften. Der Gewürzwein rinnt ihm wohlig durch die Kehle und doch tritt wiederholt kalter Schweiß auf seine Stirn, was ihm überhaupt nicht gefällt und er greift in die Tasche nach den stärkenden Kräutern, die er sonst den Pferden gibt und streut sich eine Priese in den Wein.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 09. Dez. 2004, 15:11 Uhr
Uuma nickt bei Leonhards Worten und schmiegt sich in seinen Arm, den er ihr umd die Schultern gelegt hat. So gehen sie zum Haus, hinter dessen kleine Fenster warmes Licht heraus scheint.  Alleine wäre sie nicht hinein gegangen, aber so freut sie sich riesig, besonders weil Leonhard bei ihr ist. Die heiße Milch lässt sie innerlich jubilieren. "Uuma lieben heiße Milch," schwärmt sie und schnuppert nach den Gewürzen darin. Mit einem Mal erinnert sie der Geruch der Gewürze an den Wirt in Wegesend und sie muß kichern, aber in dieser Milch riecht sie nichts Einschläferndes, ganz das Gegenteil.

Leonhards Frage lässt sie aufblicken und für einen Moment bleibt ihr Blick in seinen ruhigen Augen hängen. "Uuma schlafen in Haus am Bach. Abend kommen, dann Stute rufen und wollen zurück zu Herde," sagt sie wahrheitsgetreu. "Stute nicht wollen bleiben bei Uuma." Traurig schaut sie in ihren Milchbecher und findet sich damit ab, daß sie demnächst wohl alle Strecken laufen muß. "Uuma haben langen Kahn in Bach. Uuma können fangen Fische draußen auf Wasser mit Kahn."

Ihr wird klar, daß sie sich erstmal Speere wird schnitzen müssen und dazu muß sie wieder in den Wald. Sie erkennt, daß ihr Leben ohne MoM viel schwerer werden wird und seuftzt gedankenverloren. Natürlich könnte sie von ihrem Geld leben, sie hat noch genug und auch noch viele Edelsteine, aber sie will das essen, was sie gewöhnt ist, direkt frisch erlegt und aus der Wildnis. Sie will nicht Kanninchenfleisch von einem Tier essen, das nur im Käfig gelebt hat oder Hühner, die nur in einem Hof herumgerannt sind. Sie will kräftige Tiere essen, die in den Wäldern frei gelebt haben, wie sie frei ist und zu dieser Freiheit gehört die Jagd in den Wäldern oder hier auf dem großen Wasser oder im Bach.

Henry kommt kurz herein und begrüßt sie, aber seine Sorge gilt den Männern, die draußen mit den Baumstämmen beschäftigt sind. Henry ist schon wieder draußen, da fragt sie Leonhard, der besorgt seinem Sohn nachschaut: "Was machen Männer mit Bäumen?" Uuma hatte auch gesehen, daß Henry schwach aussah und blickt nach einer Weile der Stille Leonahrd fragend an. "Augen von Henry nicht seien klar und Henry sehen aus müde...", und Leonhard nickt ernst.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 10. Dez. 2004, 15:15 Uhr
Ancoron zeigt sich über die Bitte der Halbelbe nicht im Geringsten überrascht.
"Natürlich dürft ihr den Bogen ausprobieren, wenn ihr wollt, edle Dame. Bitte, bedient euch."
Mit diesen Worten reicht der Jäger Jolanthe den schlanken Eibenbogen, nimmt den ledernen Köcher mit den sorgfältig gefiederten Pfeilen vom Rücken und lehnt ihn an einen der Bäume, die ringsum stehen. Der Elb zweifelt nicht daran, daß in der Verlobten des Kapitäns ihr elbisches Erbe lebendig ist und daß sie die Waffe mit Respekt und Können führt.

Ein Holzbrett, vom Decken des Daches vor langer Zeit einmal übrig geblieben, dient Jolanthe als Zielscheibe. Rasch zeigt sich, daß sie mit Bogen und Pfeil sehr gut umzugehen weiß. Pfeil um Pfeil landet, von trockenem Klang begleitet, im Ziel, und der treffsicheren Schützin ist die Freude deutlich anzumerken.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Galrin am 10. Dez. 2004, 17:52 Uhr
"Ihr solltet Euch ausruhen, Henry.", gibt Galrin besorgt zu bedenken. Während die Nordmänner die Ziegelsteine aus dem Windschiff geholt haben, hat der Roßsteiner tatkräftig mit angepackt. Dabei hätte er das nicht gebraucht. Immerhin ist er der Auftraggeber des Hausbaues auf dem Pferdehof und wäre somit am allerwenigsten dazu verpflichtet, Steine zu schleppen. Trotzdem hatte der Pferdezüchter keine Mühen gescheut, um den Kapitän und seine Leute zu unterstützen. Doch offenbar hat er sich damit übernommen. Daran hatte auch der heiße Gewürzwein und die dick mit Butter bestrichenen Brotscheiben nichts geändert, mit denen Henry und die Arbeiter sich gestärkt hatten.

Die letzten Stämme sind inzwischen in Richtung Werft davongeschafft worden. Diejenigen Bäume, die als Stützpfeiler verwendet werden sollen, liegen bereits am zukünftigen Bauplatz bereit.
Mit der Arbeit seiner Männer zufrieden, gibt Galrin beim Hereinbrechen der Nacht Order, das Schiff für die Rückreise zur Werft vorzubereiten. Dies dient weniger der Schonung der Schiffbauer, als vielmehr der Gesundheit des Bauherrn. Und da Henry sich keinesfalls verbieten läßt, weiter beim Hausbau mit anzupacken, ruft Galrin für heute das Ende der Arbeiten aus.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 11. Dez. 2004, 12:18 Uhr
Die letzte Fuhre schwerer Baumstämme verschwindet aus Henrys Blickfeld. Er ist froh, daß der Weg breit ist, da wo er um die Felsen Richtung Talyra führt, denn sonst wäre der riesige Wagen nicht um sie herum gekommen. Der Kapitän, der sich ebenfalls das frische Fruchtbrot und den Gewürzwein schmecken lässt tritt zu ihm und rät ihm, sich zu schonen und Henry nickt müde. "Das werde ich wohl oder übel müssen," erwiedert er mit einem mißglückten Lächeln, aber er spürt selber, daß er sich nicht mehr lange auf den Beinen würde halten können.

Bald schon ruft Galrin seinen Männern zu, für heute Schluß zu machen und Henry will gerade erleichtert aufatmen, als  zwei seiner Knechte einen der schweren Äste der alten Riesen über den Hof zum Holzklotz schleppen. Das gibt gutes Brennholz für den Winter, denkt Henry noch, als der vordere Knecht plötzlich neben ihm zum Straucheln kommt. Blitzschnell packt Henry zu und fängt den Ast auf. Keuchend geht er langsam in die Knie, aber er schafft es, den Stamm neben dem auf dem Boden liegenden Knecht abzulegen.
Henry wird es schwarz vor Augen, alles scheint sich in seinem Innern zu drehen und er spürt nur noch starke Hände, die ihn wieder auf die Füße bringen. Seine Augen bekommt er bei aller Anstrengung nicht wieder auf und sein Körper versagt ihm den Dienst, während er sich hundeelend fühlt. Er hängt in dem festen Griff zweier Nordmänner, die ihn vorsichtig, aber resolut wegschleppen aber was sie sagen will sich ihm nicht offenbaren, er hört nur ihre tiefen Stimmen. Das Nächste, was er mitbekommt ist die Nähe seines Vaters und das vertraute Gefühl seiner Pritsche unter ihm. Er hört seinen keuchenden Atem, aber er spürt ihn nicht, er spürt überhaupt nichts mehr und dann fällt er in erlösende Dunkelheit.

Leonhard hatte es gespürt. mit einem Satz war er bei der Türe und sieht den Stamm, die beiden Knechte, die wie angewurzelt neben dem Stamm stehen und sieht seinen Sohn. Zwei Nordmänner bringen ihn halb bewußtlos ins Haus und Leonhard öffnet die Türe zu Henrys Arbeitszimmer, wo sie ihn auf die Pritsche legen. Leonhards Hand geht zum Hals seines Sohnes und fühlt den Herzschlag, und erleichtert atmet er auf. "Er kommt wieder auf die Beine. Er braucht nur ein paar Tage Ruhe.. dieser Dickschädel..."

Die Nordmänner nicken erleichtert und ein mitfühlendes Grinsen huscht bei dem Wort Dickschädel kurz über ihre Gesichter. Leonhard versichert dem Kapitän, daß er nur ein paar Tage Ruhe bräuchte und dankt ihm für das Angeot, sie nach Talyra zu fliegen. "Es ist besser, wenn er sich die Nacht erstmal hier ausschläft. Orga würde vor Sorge vergehen, wenn sie ihn so sieht." Der Kapitän versteht seine Bedenken und so segelt er mit seinen Männern zurück zur Werft, während er sich um seinen Sohn kümmert. Er hat noch einmal Glück gehabt. Er fährt seinem Sohn durchs Haar. "Hoffentlich war dir das eine Lehre mein Junge."

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 11. Dez. 2004, 20:11 Uhr
Schweigend trinkt sie einen zweiten Becher mit heißer Milch, doch plötzlich wird Uuma aus ihren Gedanken gerissen, als Leonhard aufspringt und zur Türe eilt. Erschrocken springt sie mit auf, aus einem Reflex heraus und beobachtet entsetzt, wie Henry von zwei Nordmännern ins Nebenzimmer gebracht wird. Was passieren mit Henry? Uuma rührt sich nicht von der Stelle und wartet bis Leonhard mit Henry wieder alleine ist und schleicht dann zu ihnen ins Zimmer.

Uuma hört Leonhards leise gesprochenen Worte und ist etwas erleichtert, auch wenn Henry schrecklich blass ist und ihm Schweißperlen auf der Stirn stehen. Sie geht zu Leonhard, der auf einem Hocker neben seinem Sohn sitzt und legt ihre kleine Hand auf seine Schulter. "Uuma können helfen," sagt sie leise und zieht Henry die schweren Stiefel von den Füßen. Sie erinnert sich an ihre Mutter, die ihr nach einer schweren Jagd die mit Lederriemen hoch und fest gebundenen ledernen Beinschützer abgenommen hat, ihre Füße mit warmem Wasser gewaschen und dann mit einem stark riechendem Öl so lange massiert hat bis sie einschlief. "Hier seien Öl von großem Baum mit weißen Blüten?" fragt sie Leonnhard, der sie nur fragend ansieht. "Uuma brauchen Öl, das riechen stark und machen Körper warm."

In diesem Moment kommt die Magd mit heißem Wasser und Tüchern in den Raum und stellt den dampfenden Kübel  mit den Tüchern darüber neben die Pritsche, und einen irdenen kleinen Topf dazu, der nicht größer als ein Trinkbecher ist, aber etwas breiter. Uuma schnuppert und strahlt. "Das seien Öl von großem Baum mit weißen Blüten, die riechen süß und stark," ruft sie leise aus und freut sich. Leonhard dankt der alten Magd und schickt sie wieder aus dem Zimmer. Eine Weile beobachtet Leonhard seinen bewußtlosen Sohn, dann hebt er ihn vorsichtig an und Uuma hilft ihm, Henry die dicke Felljacke auszuziehen. Während Leonhard ihn vorsichtig zurück legt hat Uuma sich eines der Tücher genommen und es in das warme Wasser getaucht. Gut ausgedrückt wäscht sie erst Henrys verschwitztes und schweißnasses Gesicht, dann die Hände und anschließend seine Füße, während Leonhard ihm die Brust einreibt. "Das ist Schweineschmalz mit Kampferöl," sind die einzigen Worte, die Leonhard spricht und Uuma nickt. "Uuma kennen Baum aus Dunkelwald."

Henrys Atem geht schwer und es sieht aus, als würde sein Körper mit viel Anstrengung seinen Brustkorb heben, und selbst das Ausatmen hört sich schwer an. Während Leonhard Henry die dicke warme Decke überlegt und dann zum kleinen Ofen geht und einheizt, nimmt Uuma etwas von dem Fett aus dem irdenen Töpfchen und beginnt Henry die Füße damit zu massieren. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, denn sie erinnert sich, wie ihre Mutter ihr die harten Stellen an ihren Fußsohlen erklärt hat. Sie kämen von der Anspannung der Jagd und sie taten weh, wenn sie sie mit ihrem Daumen massierte. Ihre Mutter hielt ihren Fuß lachend fest, wenn sie ihn wegziehen wollte. Uuma kichert bei der Erinnerung leise, denn genau solche Stellen spürt sie an Henrys Fußsohlen und massiert sie geduldig so lange, bis sie weich werden, wie es ihre Mutter bei ihr gemacht hat. Zufrieden hört sie Henrys Atem leichter und leiser werden und Leonhard beobachtet aufmerksam ihr Tun. "Mutter von Uuma machen Füße von Uuma weich, wenn Uuma kommen von Jagd und Uuma waren kaputt wie Henry."



Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Bianca am 13. Dez. 2004, 15:38 Uhr
JOlanthe freut sich, als der Elb ihr auch die Pfeile in die Hand drückt und begeistert probiert sie den Bogen aus. Er ist gut ausbalanciert und liegt gut in ihrer Hand.
Es ist lange her, dass sie einen Bogen in der Hand hatte, doch schon nach dem ersten Schuss hat sie das Gefühl weider gewonnen.
Hochkonzentriert spannt sie den Bogen, zielt und der Pfeil schneidet durch die Luft und trifft das Holzbrett exakt in der MItte. Und so trifft Pfeil um Pfeil auf die improvisierte Zielscheibe. Schließlich senkt sie den Bogen und ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit durchwärmt sie. Sie hat es nicht verlernt. Und sie nimmt sich fest vor ihrem Kind eines Tages auch das Bogenschießen beizubringen, egal ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Bei diesem Gedanken streicht sie leibevoll über ihren schon recht runden Bauch.

Sie zieht die Pfeile aus dem Holz und will gerade den letzten Pfeil wieder in den Köcher stecken, als Galrin müde von der Arbeit aus dem Wald auf sie zukommt.
Da überkommt sie der Schalk. Rasch nimmt sie wieder einen der Pfeile, spannt den Bogen, ein kurzer Moment, in denen leuchtende Energie durch ihre finger fließt und der Pfeil fliegt auf Galrin zu und bleibt direkt vor seinen Füßen im Boden stecken.
An der Spitze des Pfeiles steckt eine rote Rose, gerade so, als wäre sie erst im Flug aus dem Pfeil selbst gewachsen. MIt einem strahlenden Lächeln blickt Jolanthe dem erstaunten Galrin entgegen und ihre Augen blitzen.
Dankend gibt sie dem fremden Elf den Köcher mit den restlichen Pfeilen und den Bogen mit einem leichten, freudigen Lächeln wieder und schaut sofort wieder erwartend zu Galrin.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 14. Dez. 2004, 00:43 Uhr
Jolanthes Schießübungen dauern bis zum frühen Abend an. Irgendwann läßt sich Henry von den Arbeitern und den Knechten ins Haus bringen, da er sich beim Arbeiten überanstrengt hat.

Der Kapitän des Windschiffes gibt das Signal zum Aufbruch. Er kehrt zu seiner Verlobten und dem Elben zurück, die bereits auf ihn warten. Da geschieht es: Schneller, als Ancoron reagieren kann, zieht Jolanthe einen Pfeil aus dem Köcher, streicht mit ihren Fingern über die Spitze der Waffe und schießt diese zu dem Nordmann hinüber. Bei dieser Tat bleibt Ancoron der Mund offen stehen. Doch entspannt er sich gleich darauf, als er sieht, daß der Pfeil sich einige Schritt vor Galrin in den Boden bohrt und an seiner Spitze wie aus dem Nichts eine Rose hervorgetreten ist.

Sieh an., denkt Ancoron, Diese Frau verfügt über Kräfte, die man ihr nicht zutraut. Fast so wie Kitty.

Der Kapitän freut sich sichtlich über dieses auf ungewöhnliche Weise überbrachte Geschenk. Er bedankt sich bei Jolanthe, verabschiedet sich anschließend von Ancoron und geleitet seine Liebste zurück zu dem fliegenden Schiff, wo beide die Heimreise antreten.
Auch Ancoron beschließt, für heute nichts mehr zu unternehmen und reitet auf seinem Braunen zurück nach Talyra.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Galrin am 14. Dez. 2004, 06:51 Uhr
Galrin hat irgendwann das Gefühl, jeden Muskel einzeln in seinen Armen zu spüren, als er mit seinen Leuten aus dem Wald kommt. Die Aufräumarbeiten im Forst hatten noch eine geraume Zeit in Anspruch genommen, und nun liegt hinter dem Haus, in das man zuvor Henry gebracht hat, ein großer Haufen mit Brennholz.
Während der Normander zusammen mit seinen Leuten  und den Knechten des Pferdehofs gearbeitet haben, um die Bäume zu verladen und das herumliegende Klaubholz zu sammeln, hat der Elb Ancoron Jolanthe Schießunterricht mit dem Bogen gegeben. Galrin sieht mit Freuden, daß es seiner Verlobten gefällt, wieder einen Bogen in der Hand zu halten. Schließlich ist der Nargenfeldzug, als sie zum letzten Mal mit Pfeil und Bogen umgegangen ist, schon beinahe einen Jahreslauf her.

Es dunkelt bereits und so ist die Zeit der Heimreise gekommen. Galrin tritt zu Jolanthe und dem Jäger heran, als seine Verlobte dem Nordmann völlig unvermittelt einen Pfeil direkt vor die Füße schießt. Diese seltsame Tat läßt den Kapitän beinahe einen Schritt zurückweichen, weiß er doch nicht, was er von der "Attacke" halten soll. Doch bevor er fragen kann, mit welcher Tat er denn diesen Schuß provoziert habe, bemerkt er einen rötlichen Schimmer an dem Pfeil. Zu seiner Verwunderung und seiner Freude findet er eine rot schimmernde Rose vor, die aussieht, als sei sie geradewegs aus dem Holz herausgewachsen. Dankbar lächelnd nimmt der Nordmann die Blumengabe entgegen, indem er den Pfeil aus dem Boden zieht, und zwinkert dem Elben zu, als wollte er sagen: Keine Sorge, den Pfeil werde ich Euch schon ersetzen.

"Es tut mir leid, daß ich den Unterricht so aprupt unterbrechen muß.", sagt Galrin bedauernd, "Doch die Nacht ist hereingebrochen und wir müssen noch zur Werft zurück segeln. Ich danke Dir, mein Schatz, für das schöne Geschenk, und Euch, Ancoron, für den Unterricht, den ihr meiner Verlobten gegeben habt. Ich weiß, wie sehr sie das Bogenschießen vermißt hat."
Bei dem Händedruck, den die beiden Männer austauschen, drückt Galrin dem Elben, von Jolanthe unbemerkt, ein Geldstück in die Hand. Zum Einen ist es als ausreichende Entschädigung für den Pfeil gedacht, den die liebliche Verlobte des Nordmannes so geschmackvoll umdekoriert hat, zum Anderen aber auch als Lohn für den Unterricht und die Freude, die Jolanthe dadurch empfunden hat.
Obwohl es so aussieht, als wolle Ancoron das Geld zunächst nicht annehmen, steckt der Jäger es schließlich doch in seinen Beutel und verabschiedet sich auch von Jolanthe.

Kurz darauf entschwindet der Aufzug der "Windkind" nach oben und das verliebte Paar segelt, gemeinsam mit den Matrosen, zurück zur Werft.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Orga am 14. Dez. 2004, 08:18 Uhr
Das herannahende Hufgetrappel mitten in der Nacht und das Knirschen der Räder auf hartem Grund muß den jungen Knecht auf dem Pferdehof aufgeschreckt haben, denn er öffnet gleich das Tor, als er Yohn auf dem Kutschbock um die Felsen kommen sieht. Auf dem Hof steigt Orga eilig aus der Kutsche und wendet sich sofort an den jungen Stallburschen. "Ist das Windschiff mit den Stuten und Fohlen zurück?" In ihrer Sorge und durch die stockfinstere Nacht, die nur durch ein paar Fackeln vor dem Haus spärlich erhellt wird sieht sie nicht die Spuren der Hölzer aus dem Wald, die überall herumliegenden kleinen Ästchen. Der Knecht verbeugt sich und bejaht die Frage und Orga runzelt die Stirn, aber fragt nicht weiter. Zielsicher strebt sie in ihren warmen Fellumhang gehüllt auf das Haus zu und Leonhard öffnet ihr. "Leonhard? Du bist hier?" In Orgas Kopf tosen die Gedanken um Henry wie ein Wirbelsturm, denn noch nie war Leonhard ohne zwingenden Grund nach Talyra gereist. "Was ist mit Henry?" Ist er tot? Orgas Knie werden weich und Leonhard  nimmt sie schnell in den Arm und begrüßt sie. "Mach dir keine Sorgen Orga. Er hat sich heute nur übernommen. Henry schläft."

Am liebsten würde sie vor Freude losheulen, doch so harmlos wie er das sagt ist es wohl doch nicht, das spürt sie und nach einem forschenden Blick in Leonhards Augen rauscht sie in ihren langen Gewändern ins Nebenzimmer. Der Anblick, den Henry bietet fährt ihr durch Mark und Bein. Nur übernommen? Er liegt da wie ein Toter! Nur ein kurzes Nicken geht zu Uuma, die auf einem Strohsack erwacht und sie beugt sich zu Henry hinunter. Sanft streicht sie über Stirn, Wangen und Kinn des Mannes, den sie über alles liebt, mehr als ihr eigenes Leben. "Henry!" flüstert sie fordernd, doch sie bekommt keine Antwort, nichts, nicht einmal eine Regung spürt sie. "Bitte Leonhard, wir müssen ihn nach Talyra bringen. Er muß in ein richtiges Bett!"

Leonhard nickt und nachdem sie ihn mit vereinten Kräften in die warme Felldecke gewickelt haben trägt Yohn ihn in die Kutsche, wo er Henry so auf die gepolsterte Bank legt, daß sein Kopf auf ihrem  Schoß zu liegen kommt. "Wie konnte das nur passieren?" fragt sie, während ihre Hände sanft über seine Stirn und seinen Kopf mit den vollen rotblonden Locken streichen. Sie hofft, daß er irgendwo in seinem Innern ihre Gegenwart spürt, ihre Wärme, ihre Liebe und gleichzeitig wird ihr bewußt, daß er sich ihr immer entzogen hat, wenn es ihm nicht gut ging.  Leonhard erzählt in knappen Worten, was alles an diesem nicht enden wollenden Tag alles bewältigt wurde und daß er unbedingt mit anpacken wollte und Orga schüttelt den Kopf. Leonhard versucht sie zu beruhigen, doch Henrys Anblick zerreißt ihr das Herz. "Ich habe ihm immer wieder gesagt, daß er die schweren Arbeiten den Knechten überlassen soll. Kannst du nicht mit ihm reden?" Leonhards Blick spricht Bände und sie nickt. Vielleicht bringt ihn das hier endlich zur Vernunft.

"Einen Siebentag midestens kommt er mir nicht aus dem Haus und schon gar nicht auf den Pferdehof und wenn ich ihn anbinden muß." Hoffnung klingt in ihren Worten, daß er wieder zu Kräften kommen wird, genauso wie unsagbare Angst, ihn zu verlieren. Gerade Leonhard weiß, wie viele gute Männer sich in Henrys Alter überschätzen und sich einen Knacks wegholen, der sie für den Rest ihres Lebens schwächt. Auf dem Gut hat er immer darauf geachtet, daß keiner der Knechte zu schwer arbeitet, warum hat er Henry nicht zurück gehalten? Auch wenn ihr klar ist, daß Leonhard ihn nicht vor den Nordmännern zur Schonung auffordern wollte, er hätte es in Orgas Augen tun müssen. Männer und ihr Stolz! "Orga mach dir keine Sorgen, in ein paar Tagen ist er wieder ganz der Alte," reißt Leonhard sie aus ihren Gedanken und versucht sie zu beruhigen, aber es treibt ihr nur die Tränen in die Augen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 15. Dez. 2004, 17:41 Uhr
Auf dem Ritt zum Pferdehof erfreut sich Henry an dem Anblick der Landschaft. Die Gräser und Bäume sind überzogen mit weiß glänzenden Eiskristallen. Sein Gefühl sagt ihm, daß es ein kalter Winter wird und er ist froh, daß er die Scheune bis unters Dach mit gutem Heu und Stroh gefüllt hat. Auch in der Ecke für die Hafervorräte stapeln sich die Säcke.

Als er mit seinem Vater um die Felsen reitet und der Pferdehof mit seinen Koppeln und den Heuwiesen vor ihm liegt, zügelt er vor Überraschung seinen Rotbraunen. Die Nordmänner hatten genau dort, wo er dem Kapitän den Platz für das Langhaus gezeigt hatte, schon mit dem Hausbau begonnen. Leonhard hat seine roßstein´sche  Stute neben ihm zum Stehen gebracht und lacht. "Das ist der wahre Grund für dein Schweigen Vater!" ruft Henry aus und kann es kaum glauben, wie weit sie schon gekommen sind, während er im Haus in seinen Kissen lag.

Mit einem Blick über die Koppeln wendet er sich wieder nachdenklich werdend an seinen Vater, denn er hatte viel vor. "Die Koppeln links will ich in drei große Bereiche teilen und rechts auf den Heuwiesen eine vierte und fünfte Koppel anlegen." Sie reiten zu den Stallungen und stellen ihre Pferde ein. Henry geht zu den prächtigen Verder Zuchthengsten und während er sie von den guten Kräutern naschen lässt berichtet er seinem Vater von seinem Plan, die Verder Kaltblutstuten in drei Gruppen aufzuteilen und die Hengst nach dem Zuchtplan des alten Korran zu den Stuten auf die dann großen Koppeln zu geben. "Jeder Hengst hätte seine Stuten und würde sie decken, wenn es ihre Zeit ist." Henry schmunzelt bei seinen Worten. "Die Bereiche sind so groß, daß es gehen müsste. In die Koppeln rechts vom Weg will ich meine alten Stuten rein geben." Henry beobachtet die Reaktion seines Vaters, aber er hört ihm nur schweigend zu.
"Ich werde von meinen Stuten nur die Cardosser und Thunderländer Stuten behalten und meine Eisgrauen." Henrys Stolz bei der Erwähnung der Eisgrauen ist deutlich herauszuhören. Er wendet sich voll seinem Vater zu. "Weißt du, wenn ich die Eisgrauen mit einem Cadosser decke kommen Eisgraue und Cadosser dabei heraus. Nur einmal war eine fast schwarze Stute dabei." Henry streicht über den Hals des Hengstes, der mit der Hufe scharrend mehr von den Kräutern fordert. "Ich liebe diese Eisgrauen und jetzt kann ich sie züchten, denn es gibt einen prächtigen Cardosser Hengst in der Steinfaust. Es sind willensstarke Tiere die gute Reiter brauchen, also ideal für Streitrösser." Sein Vater hatte ihm schweigend zugehört und ab und zu genickt. Er würde ihm nach reiflicher Überlegung seine Meinung mitteilen, wie er es bei wichtigen Dingen meist tut.

Die Hengste stampfen unruhig in ihren Boxen und Vater und Sohn blicken sich schmunzelnd an. "Bewegen wir die Burschen," meint Leonhard und schon satteln sie die Riesen und sind bald auf dem Weg in die Wälder Richtung Süden verschwunden, zu einem ausgedehntem morgendlichen Ritt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 16. Dez. 2004, 21:00 Uhr
Olyvar hat die Stadt durch das Händlertor verlassen und Dank des riesigen, grauweißen Apfelschimmels, den er als Handpferd mit sich führt, und seines indigofarbenen Umhangs, beeilt man sich stets auch im größten Gedränge des unablässingen Besucherstroms zum Platz der Händler, ihm eine Gasse freizumachen. Es dauert nicht lange, bis er das lärmende Treiben der Kaufleute und Marktweiber hinter sich läßt und den Weg nach Süden einschlägt. Er hat keine Eile und läßt sich Zeit, genießt den Ritt durch die klirrend kalte, weiße Welt ringsum. Für herzländische Verhältnisse ist es eisig - schon seit Tagen herrschen Minusgrade, auch wenn es noch kaum Schnee hat. Schnee fällt hierzulande ohnehin wenig im Vergleich zu nördlicheren Gegenden, dennoch ist alles weiß: der stete Nebel der vergangenen Wochen ist in der Kälte zu Rauhreif gefroren, der auch tagsüber alles mit einem silbrigweißen Pelz und bedeckt. In dieser glitzernden Winterwelt ist es an diesem Tag so still, als würde das Leben selbst sich eine Auszeit nehmen. Weder ein Vogel noch sonst irgendein Tier regt sich, und der einzige Laut ist hin und wieder ein leises Rascheln, wenn eine stäubende Reifwolke von den überladenen Zweigen des Strauchwerks am Wegesrand fällt. In diese erwartungsvolle Leere dringt durch die entlaubten Ahorn und Birkenhaine, die er mit den Pferden auf dem Weg zum Roßsteinschen Hof durchquert, nur das Schnauben der beiden Hengste und das Knirschen der Hufe auf dem gefrorenen Boden. Er reitet langsam den gewundenen Pfad in Richtung Südosten entlang und überläßt Bayvard das Tempo. Nach fast einem Jahr hatte der kastanienbraune Jagdhengst sich zwar vollkommen von den furchtbaren Verletzungen der Schlacht von Liam Cailidh erholt, aber die Narben davon würde er für immer tragen. Ich auch. Inzwischen verheilt überziehen sie Bayvards breite Brust, seinen Hals, seine Nase und Teile seiner Flanken mit einem verschlungenen Muster dünner schwarzer Linien, auf denen noch immer kein Fell wächst - und auch nie wieder wachsen würde.

Jetzt gerade allerdings schiebt dieses Narbenungetüm höchst unheldenhaft seine Nase wie eine Schaufel durch eine dicke Schicht weißgefrosteten Laubs auf dem Boden, schleudert hin und wieder eine Handvoll davon in die Luft, trabt an, verharrt, trabt weiter und tut dabei angestrengt so, als hätte er Angst vor dem Blätterregen. Filidh neben ihnen zeigt sich von dem tänzelnden Spektakel gänzlich unbeeindruckt, läßt sich zu keinem Spielchen herab und sein mächtiger Schädel wippt im Rhythmus seiner Schritte. Bayvard schnaubt, als wolle er sagen: "Langweiler!", und Olyvar kann ihn gerade noch davon abhalten, seinem Übermut damit Ausdruck zu verleihen, den riesigen Cardosser in Kruppe oder Hals zu zwicken - etwas, das der sehr wahrscheinlich alles andere als amüsant gefunden hätte. "Sheas! Es reicht jetzt." Olyvar zieht die Zügel an und bringt den schweren Jagdhengst wieder unter Kontrolle. "Sieh dir den guten Filidh hier genau an, der ist zweimal so groß und dreimal so schwer wie du, Freundchen, also laß es bleiben." Bayvard schnaubt so rechtschaffen empört, daß Olyvar lachen muß - aber sein Gelächter verhallt ungehört in der Stille ringsum und plötzlich vermißt er Kizumu heftig. Sgáileanabh. Schattenkind. Mo bhean, mo cridhe. Sie sollte hier sein, jetzt, in diesem Augenblick, und er wünscht sich, sie hätte ihn begleiten können. Er weiß, daß das nicht geht - sie kann die Kinder nicht so lange allein lassen und kein Mensch kann sagen, wie lange er auf dem Pferdehof zu tun hätte, aber nichtsdestotrotz wäre es schön, sie jetzt an seiner Seite zu haben. Die vergangenen Wochen und Monde gehen ihm durch den Kopf, während das Gelände um ihn her langsam ansteigt und die kleinen Haine lichter werden. Seine Heirat im Frühling. Ihre Schwangerschaft. Die schwere Geburt, seine Kinder... beinahe zwei Monde alt sind sie immer noch winzig, aber aus der ersten Garnitur an Leibchen und Stramplern sind sie schon herausgewachsen - beinahe über Nacht. Olyvar schüttelt mit einem ironischen Lächeln über sich selbst den Kopf. Manchmal kann er es immer noch nicht fassen - daß er Vater ist, daß diese zwei kleinen Bündel Mensch ihm gehören, sein eigen Fleisch und Blut sind. M'annsachd. Er ist völlig vernarrt in seine Kinder.

Er reitet über um die letzte Wegkehre und vor ihm taucht der Pferdehof auf - ein unregelmäßiges Geviert von solidgen Gebäuden hinter einem Felsenhang, unmittelbar am Ufer des Ildorel. Die Pferde werden ungeduldiger, spüren die nahen Stallungen (auch wenn es nicht ihre sind) und ihre zahlreichen Artgenossen auf den weiter südlich am Seeufer gelegenen Koppeln und schlagen eine schnellere Gangart an. Olyvars Gesicht und seine Hände sind von der Kälte gerötet und er hätte nichts gegen einen Becher heißen Met oder Gewürzwein, aber das direkt an den Felshang angebaute Herrenhaus, die Stallungen und Nebengebäude liegen ruhig und still vor ihm und das breite Tor in der umgebenden Mauer ist fest verschlossen. Als er näher kommt, erkennt er etwas, das ihn frappierend an den Rohbau eines normander Langhauses erinnert. Läßt Henry sich ein Langhaus bauen? Aber wozu? Ein Knecht, der gerade mit einer Fuhre Mist aus dem Stall kommt, entdeckt ihn vor dem Tor, eilt herbei und öffnet ihm hastig. "Ich will zu Henry von Roßstein. Sag ihm, daß der Lord Commander hier ist." Filidh wirft den Kopf hin und her, wiehert und stampft und macht mehr als deutlich, was er davon hält, an solch vierbeinigen Schönheiten vorbeigeführt zu werden, ohne zu ihnen gelassen zu werden und Bayvard benimmt sich kaum besser - und eine ganze Weile haben der Knecht und Olyvar selbst im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll mit zwei testosteronvergifteten Hengsten zu tun, bis beide schließlich tödlich beleidigt und schmollend wie Trotzkinder vor dem Hengststall angebunden sind.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 17. Dez. 2004, 07:38 Uhr
Der Ritt auf einem Verder Kaltbluthengst bereitet Henry jedesmal aufs Neue Vergnügen. Auch seinem Vater scheint der Ritt durch den winterlichen Wald zu gefallen. Schnaubend und voller Bewegungsdrang stürmen die beiden Hengst den leicht ansteigenden breiten Waldweg nach Süden hinauf. Bei einer Gruppe mächtiger Findlinge haben sie die höchste Stelle des Weges erreicht. Ein herrlicher Anblick bietet sich ihnen von hier oben. Lichte Wälder erstrecken sich bis zum Horizont, entlang an der mehr oder weniger hohen Steilküste mit ihrem schmalen Streifen Sandstrand. Der Weg führt bis nach Brioca, immer in der Nähe des Sees entlang. Einmal ist Henry ihn geritten, vor vielen Jahren.

Leonhard zügelt neben ihm den Hengst und ist auch dafür, wieder zum Hof zurückzukehren und so wenden sie die Pferde und kehren um. Auch wenn sie in ihre warmen Lammfelljacken und ebensolche warme Mützen gehüllt sind, in der warmen Stube sitzt es sich gemütlicher. Bei einem warmen Gewürzwein beschließen sie, die Fohlen vom Sommer über den Winter in die Ställe zu geben. Sein Vater hatte in seiner Abwesenheit das jüngste der Fohlen, den erst fünf Monde jungen Thunderländer mit seiner Mutter und den beiden Töchtern schon für den Winter eingestellt. Die Pferde waren zu kostbar, als daß er riskieren wollte sie Tag und Nacht den einsetzenden Frösten auszusetzen. Die meisten anderen Fohlen waren älter und hatten mittlerweile ein dickes Winterfell, auch wenn er mit Argusaugen über sie gewacht hatte. Henry macht sich über die neue Aufteilung der Koppeln Gedanken, weil die Erde ihren ersten Frost abbekommen hat. "Wenn der Lord Commander die Einjährigen geholt hat, will ich sehen, daß wir noch die Stämme für die neuen Zäune in die Erde getrieben bekommen."

Henry hat den Satz kaum beendet, da hören sie neben dem Geklapper der alten Magd am Herd deutlich schwere Hufschläge und sein Blick geht durch die kleinen Fenster. "Wenn man vom Lord Commander spricht! Er ist es! Keinen Tag zu früh!" Schnell sind Felljacke und Mütze wieder übergestreift und Henry stapft aus dem Haus. Er hat den prächtigen Cardosser mitgebracht. Henrys Augen leuchten und er eilt zur rechten Stallung, wo einer der Knechte hilft, den schweren Apfelschimmel anzubinden.
Der Anblick des Gesattelten versetzt ihm einen Stich und es fällt ihm schwer, seinen Blick von den Narben abzuwenden. Sie haben beide Glück gehabt. Da schleicht sich ein Gedanke in Henrys Kopf. Wenn auch sein Roß die Schlacht überlebt hat, es ist nicht mehr das jüngste und dem kleinen Schwarzen ist schon jetzt sein Temerament anzusehen. Noch ein paar Jahre und er ist einer der prächtigsten Rosse der ganzen Immerlande. Auch wenn Henry nicht weiß welcher Linie der Vater abstammt, ein kaum zu bänigender Thunderländer, der ihm letztes Jahr für einen Siebentag zur Pflege eingestellt wurde, aber es waren genau die richtigen Tage für die Stute.

Mit einem Schmunzeln über seinen gefassten Entschluß begrüßt er den Mann aus der Steinfaust. "Willkommen auf dem Pferdehof Lord Commander! Ein wunderbarer Tag für einen Ausritt." Henry bittet ihn für einen Aufwärmer ins Haus zu kommen, wo er ihm seinen Vater Leonhard von Rheyd vorstellt. "Wenn die Gerüchte stimmen kann man euch zu zwei prächtigen Kindern gratulieren," und Henry erhebt seinen Becher, während die alte Magd ihrem Gast noch Gewürzwein einschenkt. Kurz meint Henry einen Hauch von Wärme und Stolz in den Augen des Lord Commanders zu erblicken und er kann nur erahnen, wie er sich fühlt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 17. Dez. 2004, 11:25 Uhr
So sehr er den Ritt durch die winterliche Kälte hier heraus genossen hat, Olyvar ist doch froh, ins Warme zu kommen. Er überläßt Bayvard und Filidh dem roßsteinschen Knecht und folgt Henry ins Haus, wo er einem Mann namens Leonhard von Rheyd vorgestellt wird, ein rüstiger alter Herr, der nur Henrys Vater sein kann. Mag Henry von Roßstein ihm vielleicht nicht ganz so sehr aus dem Gesicht geschnitten sein, wie Olyvar seinem eigenen Vater Gavin von Tarascon, aber die Familienähnlichkeit ist unleugbar vorhanden. Im Haus ist es warm - vielleicht ist es ein Naturgesetz, daß man bei Leuten, bei denen man sich wohlfühlt, immer in der Küche landet, vielleicht liegt es schlicht an der Wärme des gewaltigen Herdes und dem verlockenden Duft von irgendetwas Geschmortem, der aus dem Ofenrohr zieht und das ganze Hause mit Behaglichkeit füllt, jedenfalls findet er sich mit Henry und dessen Vater an einem blankgescheuerten Holztisch wieder und bekommt von einer Magd einen Becher heißen Gewürzweins in die Hände gedrückt. >Wenn die Gerüchte stimmen kann man euch zu zwei prächtigen Kindern gratulieren.<
Olyvars Augen werden weicher und er grinst. "Sie stimmen. Meine Frau hat im Blätterfall Zwillinge zur Welt gebracht." Und wäre dabei fast gestorben. Er kann auch nach zwei Monden noch nicht von seinen Kindern erzählen, ohne daran erinnert zu werden. "Ein Mädchen und ein Junge, Fianryn und Connavar. Die Geburt war... nicht einfach, aber Kiz hat sich rasch erholt. Und die Kinder sind beide gesund und immer hungrig, halten ihre Mutter ganz schön auf Trab, wie Ihr Euch vorstellen könnt... und mich dazu," sein Grinsen wird noch breiter, als Henry ihm zuprostet, er selbst hält den Becher in beiden Händen, wärmt sich die kalten Finger und pustet vorsichtig über das dampfende Gebräu, ehe er einen Schluck nimmt. Der Wein ist heiß, stark und gut und Olyvar spürt augenblicklich die Wärme in seinem Magen. "Wenn es nicht so kalt wäre, hätte ich Kiz und die Kleinen in einer Sänfte mitgebracht, aber bei diesem Frost sind sie in der Steinfaust besser aufgehoben. Und wie ist es Euch ergangen? Wie geht es euren Kindern und Eurer Frau? Ich hab' Euren Bau da draußen gesehen... sieht fast aus, als solle es ein Langhaus werden, so wie man sie im Norden baut."

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 17. Dez. 2004, 14:18 Uhr
Henry hat sich nicht getäuscht. Der Lord Commander erzählt wie jeder stolze Vater von seinen Kindern und Henry versetzt es kurz einen Stich, als er von einer schweren Geburt spricht. "Fianryn klingt nach einem Elbennamen und der Name eures Sohnes klingt, als würde man ihn heute schon an eurer Seite reiten sehen." Henry lächelt. Bei der Erwähnung der eisigen Kälte nickt er zustimmend. "Im Frühling, wenn die ersten Fohlen auf den Koppeln herumspringen, ist es hier draußen auch sehr schön. Vielleicht könnt ihr  mit eurer Frau und den Kindern dann einmal herausfahren? Wenn ich es weiß schicke ich euch die Kutsche." Henry muß leise lachen als der Lord Commander sein Familienleben beschreibt. "Gleich zwei winzige Säuglinge, das ist sicher anstrengend für eure Frau; und für euch, bei der vielen Arbeit als Lord Commander dieser riesigen Stadt." Henry kann sich vorstellen, wie ihm zumute sein muß und sein Vater sieht ihn mitfühlend an, als wüsste er, wovon er spricht, aber hält sich schweigend im Hintergrund.

"Danke, Frederik und Anna geht es gut," erwiedert Henry auf die Frage nach seiner Familie. "Sie wachsen und gedeihen und Orga...? Wie geht es einer Frau, wenn sie ihren Mann eine Woche wie einen Gefangenen im Haus einsperren durfte, wenn auch nicht bei Wasser und Brot!" Henry kann sich ein schallendes Lachen nicht verkneifen. Mit wenigen Worten erzählt er, was ihm passiert ist und daß er die Dummheit begangen hatte, zu glauben, daß er mit Galrin Ragnarsson und seinen Nordmännern mithalten könnte, die ihnen das normander Langhaus bauen. "Da ein Haus hin zu bauen war Orgas Idee, das Langhaus meine, nachdem ich mir das ragnarssonsche Langhaus auf dem Werftgelände genau ansehen durfte. Diese Häuser sind sehr durchdacht gebaut, warm und behaglich. Meine Frau will mit den Kindern hier draußen wohnen und mir gefällt die Idee. Da kam es mir auch gerade recht, daß ein Jäger bei uns eine Anstellung gesucht hat. Ancoron Falkenflug, ein Elbe, der einen fähigen Eindruck macht. Er wird dafür sorgen, daß sich nichts Unliebsames in den Wäldern herumtreibt. Sie werden hier draußen immerhin fast in der Wildnis leben. Er ist der Gefährte der neuen Heilerin in der Stadt."

Während der Unterhaltung haben sie sich zur Genüge aufgewärmt und frische in Fett gebackene Honigkrapfen vertilgt und Henry kommt auf die Verder Kaltblüter zu sprechen. "Ich habe achtzehn starke Falbe aus Verd für euch auf der Koppel, prächtige einjährige Hengste, wie sie sein sollten, um zu Streitrössern ausgebildet zu werden. Bei zwei weiteren bin ich mir noch nicht sicher. Ich denke ich beobachte sie noch eine Weile, vielleicht sind es nur Spätzünder." Henry schmunzelt bei der Bezeichnung und sie machen sich auf den Weg  zu den Koppeln. Die Sonne ist durch die Wolken gebrochen und lässt die Eiskristalle funkeln, ein herrlicher Anblick. Über einen schmalen Steg geht es über den  Bach  und dann quer durch die große Koppel mit den Verder Stuten und ihren diesjährigen Fohlen, zur Koppel der Einjährigen. Als würden die Burschen wissen worum es geht, ziehen sie mit wachen Blicken und aufgestellten Ohren und Schwänzen von einem Ende der Koppel zum anderen, eine kleine Herde starker Pferdeleiber, wenn sie auch nicht ganz so groß und massig sind wie die Cardosser. Der Boden bebt unter den Hufen der schweren Tiere, daß man denken könnte eine Büffelherde zieht vorüber.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 17. Dez. 2004, 20:20 Uhr
"Fianryn ist Elbisch, ja. Es heißt soviel wie Goldregen," erwidert Olyvar, während er an seinem Gewürzwein nippt. Als Henry bemerkt, Connavar klinge "als würde man ihn heute schon an eurer Seite reiten sehen", erntet der Pferdezüchter damit ein belustigtes Schnauben. "Wenn der kleine Kerl so pferdeversessen wird, wie seine Mutter, dann wird er ohnehin reiten können, bevor er läuft. Connavar ist nach seinem Großvater benannt, ein alter Familienname... wie meiner und der meines Vaters und der meines Onkels Craen." Olyvar zuckt mit den Schultern und sein halbes Grinsen wird jungenhafter. "Ich fürchte doch, was Namen angeht sind die Tarascons nicht gerade sehr einfallsreich.... aber ein Besuch im Frühling klingt gut. Ich würde irgendwann im Grünglanz ohnehin herauskommen wollen, um mir die ersten Ergebnisse Eures Zuchtbeginns anzusehen und Kiz kommt mit den Kindern bestimmt gern mit." Henry spricht von der vielen Arbeit, die zwei so kleine Kinder doch bestimmt machen und Olyvar tauscht einen Blick mit Roßsteins Vater, der  auf eine stille belustigt-mitfühlende Art ganz und gar wissend dreinblickt. "Das könnt Ihr laut sagen, aber sie machen auch viel Freude... und den Göttern sei Dank scheinen sie beide recht robust. Kein Ausschlag, kaum Spuckerei und Kiz hat genug Milch für beide. Sie wachsen wie die Angst, Henry, man kann ihnen dabei zusehen, wirklich. Ich weiß genau, daß Conn ein weinrot besticktes Hemdchen im letzten Siebentag noch gepasst hat, aber als Kiz es ihm gestern anziehen wollte, hingen ihm die Ärmel fast an den Ellenbogen," kopfschüttelnd leert er seinen Becher.

"Immerhin schlafen sie seit zwei Wochen alle beide schon sechs Stunden am Stück in der Nacht und wir damit auch." Seufzend denkt er an den Nebelfrost zurück, in dem sie beide samt der jungen Magd nur noch mit tiefen Schatten unter den Augen herumgeschlichen waren, weil eines der beiden Kinder praktisch immer wach gewesen war.
Henry erzählt im Gegenzug von seiner eigenen Familie, von Orga und den Kindern und was ihm vor einer Woche geschehen war - und auch wenn der Mann die ganze Sache rückblickend eher erheiternd findet, fragt Olyvar sich plötzlich, wie alt Henry eigentlich ist. Er kann allerhöchstens zwanzig Jahre älter sein als ich... oder? Das recht glatte und irgendwie stets jungenhaft wirkende Gesicht seines Gegenübers gibt über sein wahres Alter nicht viel Aufschluß und in seinem hellen rötlichbraunen Haar sieht man kein Grau - in diesem Licht sowieso nicht. Anschließend erfährt Olyvar, daß er recht hatte und dort draußen tatsächlich ein Langhaus entstehen soll. "Ich habe von solchen Häusern gelesen und gehört... gesehen habe ich noch keines," erwidert er nachdenklich. Er will Henry nicht die offensichtliche Freude an seinem Neubau trüben, also behält er seine weiteren Gedanken für sich. Ein Langhaus gut und schön, aber was will Henry mit einem Gebäude, das für die winterliche Nordnacht gemacht ist, die sechs Monde lang alles in Finsternis hüllt, während der Schnee zahllose Fuß hoch liegt, hier im herzländischen Matschwinter? Nun ja, ihre Sache... vielleicht gefällt es ihm einfach nur. Sie leeren ihre Becher und werden von der Magd mit einer schier endlosen Folge von Honigkrapfen versorgt, während Henry ein wenig von diesem und jenem erzählt und schließlich auf die Pferde zu sprechen kommt.

>Ich habe achtzehn starke Falbe aus Verd für euch auf der Koppel, prächtige einjährige Hengste, wie sie sein sollten, um zu Streitrössern ausgebildet zu werden. "Das hört sich gut an," Olyvar nickt und Henry führt ihn aus dem Haus in Richtung der Jährlingskoppeln, um ihm die Tiere zu zeigen. Achtzehn Pferde mögen auf den ersten Blick in Anbetracht seines Vorhabens vielleicht wenig erscheinen, aber eine solche Reiterei aufzubauen, wie er sie im Sinn hat, ist ein Unterfangen, das Jahre in Anspruch nehmen wird - und Schlachtrösser wachsen nun einmal nicht auf Bäumen. Die Tiere zu züchten würde Henry ebenso lange Jahre kosten, wie ihn selbst und seine Offiziere die anschließende Ausbildung von Pferden und Männern... und sie beide wissen das. Der Weg zu den Koppeln ist nicht weit und die schweren Stuten, ihre Fohlen vom vergangenen Frühling bei Fuß, zeigen gelangweiltes Desinteresse, während sie in die Kälte schnauben, die unerwartete Sonne genießen und so tun, als gingen sie diese seltsamen Zweibeiner überhaupt nichts an. Die Jährlinge, übermütig wie alle Halbwüchsigen, sind wesentlich neugieriger. Henry führt ihn an den mannshohen Zaun aus wuchtigen Holzbalken, wo ein Knecht gerade mehreren Pferden Heu hinstreut, um sie herzulocken. Die Tiere sind allesamt jung, kräftig und vielversprechend, und ihr Fell glänzt in der hellen Wintersonne, obwohl es bereits das dichte, struppige Winterfell ist. Olyvar beobachtet sie eine Weile und als wüßten sie genau, was von ihnen erwartet wird, wenden sie sich bald hier, bald dorthin, als wollten sie sich im besten Licht präsentieren. Er beobachtet Exterieur und Haltung und die Flüssigkeit ihrer Gänge, erkennt aber auf den ersten Blick kein Pferd unter den Junghengsten, das ihm sofort mit unsauberen Gängen oder Haltungsfehlern aufgefallen wäre. Er lauscht auf ihren Atem, hört aber kein Pfeifen oder Rohren, das etwaige Atemschwierigkeiten verraten hätte.

"Ich sehe sie mir einzeln an, aber sie sehen wirklich gut aus. Gesund und kräftig und Temperament haben sie auch, wie mir scheint." Er klopft auf den Koppelzaun und taucht zwischen den Latten hindurch, und der Knecht, der die Pferde schon mit dem Heu an einer Stelle versammelt hat, führt ihm einen nach dem anderen vor, indem er Karotten aus einem Eimer verteilt. Henry folgt ihm, sein Vater bleibt hinter dem Zaun und zu dritt umschwärmen sie einen der Jährlinge nach dem anderen, verliebt wie Pferdebremsen. Sie sehen alle gut aus, keiner zeigt Auffälligkeiten wie Senkrücken, zuwenig Gurtentiefe, Kuhhessigkeit oder Faßbeine. Olyvar tastet dennoch gewissenhaft alle zweiundsiebzig Pferdebeine nach Hitze, Schwellungen, Knochenauswüchsen wie Überbeinen, Spat oder Schale oder Anzeichen für Gallen, Hasenhacken oder verdickte Sehnen ab, und wird zu seiner Genugtuung nicht fündig. Hatte ich auch nicht erwartet. Danach sind die Hufe dran, die seine kritische Prüfung ebenfalls allesamt mit Bravour bestehen. Er blickt tief in Pferdemäuler und Nüstern und noch tiefer in Pferdeaugen und läßt den Knecht die Jungspunde dann einzeln gehörig umherscheuchen. Für die Jährlinge ist das eine willkommene Abwechslung und die meisten spielen mit Begeisterung mit, auch wenn zwei, drei gemütlichere Seelen darunter sind, die sich lange bitten lassen, ehe sie in die Hufe kommen. Dafür stechen Olyvar fünf andere förmlich ins Auge, die das Spiel kurzerhand umdrehen, und den armen Knecht rennen lassen. Ihre Raubrittermarnieren sind genau das, was er haben will... als zukünftige Schlachtrösser sind lammfromme Zelter beim besten Willen nicht zu gebrauchen. Warten wir's ab. Ein vielversprechender Jährling kann immer noch ein langweiliger Zweijähriger werden und umgekehrt. Er sieht ihnen noch eine ganze Weile zu, und als er sich endlich abwendet und nickt, steht die Sonne bereits rot und tief im Westen und flammt die vereisten Wipfel des Larisgrüns mit Gold und Feuer. "Ich nehme sie. Wieviel verlangt ihr für die ganze Bande?"

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 18. Dez. 2004, 00:52 Uhr
Henry beobachtet den Lord Commander genau so aufmerksam wie die Hengste. Unerschrocken nähert er sich den Tieren, als wenn er sein Lebtag nichts anderes tun würde, als sich mit den Riesen zu beschäftigen. Seine Sicherheit  wird von den Pferden positiv angenommen. Sie sind den Umgang mit Menschen zwar gewöhnt, aber so wie der Lord Commander sich jedes Tier vornimmt würden sie es sich nicht von jedem gefallen lassen. Problemlos klopft, streicht und tastet er die Pferdeleiber und Beine ab, öffnet ihnen das Maul und sie lassen es geschehen, stehen brav da, als würden sie schon den neuen Herrn in ihm erkennen, mit dem es sich gut zu stellen gilt.  

Henry lässt den erfahrenen Knecht dem Lord Commander zur Hand gehen und hilft nur hier und da, wenn es notwendig ist und schmunzelt mehr als einmal in sich hinein. Als sein Knecht sich hinter den Koppelzaun flüchtet, kann er sich eines amüsierten Lachens nicht erwehren. Der Gute erholt sich jedoch schnell von der Jagd und schreitet wieder beherzt zu den Tieren in die Koppel. Viel kann Henry nicht tun, denn der Lord Commander kann sich nur selbst vom guten Zustand der Pferde überzeugen. Henry hat zwar nicht die Erfahrung, was Schlachtrösser angeht, da ist ihm der Lord Commander weit voraus, weil er genau die nicht gezüchtet und ausgebildet hat, sondern brave Wagenpferde, aber es ist nicht schwer für ihn, sich umzustellen. Er liebt die gezähmte Kraft der Kaltlüter, ob so oder so und manches Mal konnte er die Jahre nicht widerstehen und deckte eine seiner Stuten mit einem prächtigen Hengst, der zur Pflege eingestellt wurde und trennte sich nur aus Vernunftgründen von dem prächtigen Nachwuchs.  

Langsam senkt sich der Abend über das Land und es wird wieder empfindlich kalt. Eine Weile beobachtet der Lord Commander die Hengste nur still und nickt dann aber so plötzlich und fragt was er für die Hengste verlangt, daß Henry einen Moment braucht. Er hatte sich die Kosten für jede Stute, jedes Fohlen und jeden einjährigen Hengst in seinem Buch aufgeschrieben und überschlagen, was sie ihn pro Mond etwa kosten, doch hatte er noch keinen konkreten Preis für die Hengste ausgerechnet. Der alte Korran hatte ihm ein Freundschaftangebot gemacht und er kann darum diese achtzehn Hengste günstig abeben, aber er muß die entstandenen Kosten überschlagen und kommt auf eine Summe pro Hengst, für die er die Tiere nur dem Lord Commander verkauft, und somit der Stadt Talyra.  

Henry sieht den fragenden Blick des Lord Commanders und nennt ihm schmunzelnd die Summe. "Der alte Korran hat mir seine Zucht günstig verkauft, daher kann ich die Hengste auch günstig an euch abgeben. Bei den nächsten werde ich sehen, was es mich kostet, sie zu züchten." Henry ist sich klar, daß er einen gewissen Gewinn erzielen muß, will er nicht von Orgas Vermögen leben, aber er hat nicht vor, sich an dieser Sache zu bereichern. Er hatte zugesagt, die Pferde für die Steinfaust zu züchten und es ist ihm eine Ehre. Allein die Tatsache, daß die Stadt Talyra sie in einem Feldzug vor hunderten von blutrünstigen Nargen geschützt hat, lässt ihn so handeln. Auch sein Vater und Orgas Familie mitsamt den Pferden hatten in dieser unsicheren Zeit in der Stadt Schutz gefunden. Wer weiß, welche Bedrohung irgendwann von irgendwo auf sie zukommen würde, von der sie nichts ahnten und der Gedanke, mit seiner Zucht dazu beizutragen, eine berittene Heerschar von einigen hundert Mann aufzubauen gibt ihm das Gefühl, an etwas Wichtigem Teil zu haben. Er kann sein Leben wie bisher weiterführen,  sich sogar ganz der Zucht prächtiger Kaltblüter widmen und nimmt doch Teil daran. Henry sieht den Lord Commander ruhig an und wenn sie auch sehr verschieden sind, so wissen sie doch beide worum es geht. Henry streicht dem Hengst über den Kopf, der nach seinen Kräutern sucht und er greift in seine Tasche und reicht ihm ein wenig davon auf seiner flachen Hand.



Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 19. Dez. 2004, 21:13 Uhr
Die Summe, die Henry ihm nennt, ist beträchtlich - und doch so niedrig, daß Olyvar dem Pferdezüchtern stirnrunzelnd einen scharfen Blick zuwirft, doch Roßstein lächelt nur. Ein freundliches, wissendes Lächeln, aber auch sehr bestimmt. "Günstig überlassen hin oder her, seid Ihr Euch da ganz... sicher?" Es ist ein mehr als guter Preis und er hätte auch wesentlich mehr bezahlt. Die Tiere sind vielversprechend, gesund und kräftig, schlicht und einfach mehr wert. Die Steinfaust hat durchaus die Mittel, in allem, was sein Vorhaben betrifft, aus dem Vollen zu schöpfen und er will verdammt sein, wenn er Henry, die gute Seele, damit über den Tisch ziehen würde. Bis auf einen jungen Hengst, in der Farbe etwas dunkler als die restlichen, sind alle Halbwüchsigen jetzt mit dem Heu beschäftigt und ihr Atem dampft weiß in die kalte Abenddämmerung. Der Braune zupft und zerrt an Henrys Kleidung herum, beharrlich auf der Suche nach einer Leckerei, bis er schließlich ein paar duftende Kräuter abstaubt und sich damit zufrieden gibt. Die Nacht bricht langsam an und sie verlassen die Jährlinge, um langsam in Richtung Haus zurückzuwandern, gefolgt von den Stuten, die mit ihren Fohlen jetzt am Abend in den Stall zurückdrängen. Ein paar Sturmlaternen brennen zwischen den Gebäuden, Knechte öffnen die Koppelgatter, schwere, warme Pferdelaiber trotten ruhig über die Höfe, ab und an tanzt ein Fohlen übermütig aus der Reihe.

"Wie Ihr gesehen habt, habe ich Filidh mitgebracht und Sire Colevar überläßt Euch seinen Hengst gern eine Weile, bis Ihr Eure Cardosserstuten damit gedeckt habt. Wenn sie tragen, dann schickt einen Boten, damit wir den stolzen Vater wieder abholen. Ich schicke morgen erst einmal paar Männer her, die die Jährlinge zur Steinfaust treiben und euch das Gold bringen," erwidert er schließlich, als Henry nur sein Lächeln beibehält und sich nicht erweichen läßt, und denkt grinsend bei sich: Na wartet, Roßstein. Ich finde irgendeinen Weg, Euch das zu vergelten. "Und ich danke Euch im Namen Talyras." Bayvard wird ihm gesattelt und gezäumt gebracht, noch an einem Büschel Heu kauend und Olyvar klopft dem schweren, braunen Jagdhengst kopfschüttelnd den Hals, während er die Zügel einsammelt. Bevor er in den Sattel steigt, besiegeln sie ihr Geschäft nach Pferdehändlerart: sie spucken sich in die Handflächen und machen es mit Handschlag klar. Dann verabschiedet er sich von Henry und seinem Vater mit dem Versprechen, im Frühling mit Kizu und den Kindern herauszukommen und reitet im Licht der ersten Sterne in Richtung Talyra davon. Die Nacht ist kalt und klar, der Wind eisig und er vermißt seine Frau und seine Kinder. Seit der Geburt der Zwillinge war er nicht mehr solange an einem Stück von ihnen getrennt. Er wirft einen prüfenden Blick zum Himmel, wo ein blasser Neumond steht und zieht die Kapuze dann tiefer ins Gesicht. Bis ich nach Hause kommen, schnarchen die Kleinen längst tief und fest.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 20. Dez. 2004, 10:37 Uhr
Henry hatte die Reaktion des Lord Commanders erwartet, doch er bleibt bei dem günstigen Preis. Er weiß was er tut. Zufrieden, daß die Jährlinge alle in die Steinfaust gehen und er sich nun ganz der Neuaufteilung der Koppeln zuwenden kann, stapft er mit zu den Stallungen zurück, querfeldein über die große Koppel der Stuten mit ihren Fohlen. Daß der Lord Commander ihm den prächtigen Cardosserhengst aus der Steinfaust so lange zum Decken dalassen will, macht Henry, der in Gedanken versunken war, wieder hellwach.

"Ich habe zwei eisgraue starke Stuten, die zur Zeit, und einige Cardosserstuten, die die nächsten Wochen zum Decken bereit sind. Es wird sicher prächtiger Nachwuchs." Henry lacht leise. "Hoffen wir, daß überwiegend kleine Hengste dabei herauskommen." Das Grinsen des Lord Commanders lässt ihn lauter lachen und nachdem er ihm noch einmal versichert hat, daß es ihm mit dem Preis für die Einjährigen absolut ernst ist und sich der Lord Commander im Namen der Stadt bedankt, lächelt Henry und nickt. Wir danken ihr auch..., daß wir noch leben. Daß die Einjährigen am nächsten Tag abgeholt werden passt Henry sehr und er nickt auch zu der Bezahlung. Er wird die Männer und die Pferde zurück nach Talyra begleiten und kann das Gold dann gleich im Haus sicher verwahren. Hier draußen auf dem Hof riskiert er das nicht, so weit ab von den schützenden Mauern der Stadt.

Der Pferdehandel wird zünftig abgeschlossen un der Lord Commander nimmt die Einladung Henrys an und sagt zu, daß er im Frühling mit seiner Familie zu ihnen heraus kommen will und Henry freut sich schon auf das Wiedersehen, wird doch dann schon im Langhaus ein gemütliches Feuer im Kamin brennen und Orga mit den Kindern hier draußen mit ihm wohnen.

Der Lord Commander steigt auf sein Roß, das im Gegensatz zu seinem Herren, die Narben der Nargenschlacht nicht verdecken kann. Ich muß die stärksten und besten Hengste züchten, damit sie an vorderster Front über alles wegstampfen, was sich ihnen in den Weg stellt und kein Pferd mehr so zugerichtet wird, denkt er bei sich, als der Lord Commander vom Hof reitet und er zum Abschied noch einmal grüßend die Hand hebt. Henry wird selten zornig, aber nachdem er den Anblick des Pferdes verdaut hat, das so nah vor ihm stand und dessen tiefe Narben ihm geradezu in die Augen gesprungen waren, spürt er den Zorn als stille Glut in sich schwelen. Wie konnten diese Kreaturen unschuldige Pferde so zurichten.

Henry geht in den Stall und wendet sich schweigend dem riesigen Cardosser zu und führt ihn in eine geräumige Box, in der er sich wohlfühlen wird und gibt ihm von den guten Kräutern zu naschen. "Morgen wirst du zwei meiner  Eisgrauen decken. Die sind genauso prächtig wie du und sieh zu, daß es kleine Hengste werden." Wieder schmunzelnd streicht er dem Riesen verschwörerisch den starken Hals, der die ganze Zeit aufmerksam seiner leisen Stimme gelauscht hat. Was für ein prächtiger Bursche! Wenn es Stutfohlen werden, naja - dann braucht es eine Weile, bis sie Nachwuchs bringen, aber was für welchen... In Gedanken sieht er schon ein Prachtexemplar von eisgrauem Hengst vor sich und sein Herz schlägt einige Takte schneller. Seit er die erste eisgraue Stute besitzt, ist sie sein Liebling, und das weiß sie. Henry lächelt seinen Vater an, der zu ihm gekommen ist und den Cardosser bewundert und dann satteln sie auch bald ihre Pferde, denn auch sie wollen noch zurück nach Talyra reiten, wo Orga auf sie warten würde.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 25. Dez. 2004, 23:59 Uhr
Henry war erst zum Pferdehof geritten, nachdem er sicher war, dass Orga da sein würde, wenn er irgendwann während des Tages wieder zurück nach Talyra reitet. Es bereitet ihm Sorge, dass Orga die Tatsache ihrer Schwangerschaft überging, denn dass sie schwanger ist, davon hatte er sich am Abend zuvor überzeugt. Ich bin jede Nacht mit ihr zusammen und bemerke es nicht und mein Vater sieht es sofort. Henry schüttelt den Kopf, aber er entschuldigt es vor sich selber damit, dass Orga die Berührung ihre Bauches schon seit gut zwei Monden nicht mehr wünschte und er es als eine Laune abgetan hatte, weil sie molliger geworden war.

Henry steht vor dem großen Cardosserhengst und legt ihm das Zaumzeug an. Seine Eisgraue ist schon so zum Decken angebunden, dass sie mit ihren Allüren den Hengst nicht würde verletzen können. Seine eigenen Hengste würde er zum Decken zu den Stuten auf die Weide geben, wo sie alle Zeit hätten, sich den Stuten zu nähern, aber wenn er den fremden Hengst jetzt zu einer seiner Stuten führt, könnten sie widerspenstig reagieren und er möchte nicht, dass der Hengst aus der Steinfaust auch nur einen Huftritt abbekommt. Filidh lässt sich nicht lange bitten und nachdem er die Eisgraue gebührend in Stimmung gebracht hat besteigt er sie und Henry ist zufrieden. Den prächtigen Hengst lobend und ihm den massigen Hals streichend bewegt er ihn draußen im Hof noch eine Weile und bringt ihn dann in seine Box zurück und streift ihm das Zaumzeug wieder ab.

Anschließend schreitet er mit seinen Knechten die Koppeln ab und lässt sie mit Pfählen die Grenzen der neuen Koppeln abstecken. Henry hat sich für doppelte Zäune entschieden, zwischen die er im Frühling Knöterich an Spalieren wachsen lassen würde. Die Hengste würden sich noch genug wittern, aber sie würden wenigstens durch das dichte Laub dieser starken Kletterpflanze sich nicht ständig sehen. Seine Vorstellungen sind schon sehr lebendig in seinem Kopfe und er freut sich schon auf das fertige Resultat. Auch auf der ehemaligen Heuwiese stecken sie schon die beiden Koppeln ab. Auch wenn der erste Frost die Arbeit erschweren würde, mit dem kurzen spitzen Eisenpflock würden sie die erste harte Schicht des Erdbodens durchstoßen und der Rest wäre nicht weiter schwierig. Er rechnet damit, dass die Knechte die Stämme für die neuen Koppeln noch ohne Probleme vor dem großen Frost in die Erde bekommen.

Henry überlässt seinen Knechten das Eintreiben der kräftigen Stämme für die Zäune und begibt sich in die warme Stube. Bei heißem Gewürztee, von der die Magd in der kalten Jahreszeit jeden Morgen einen großen Topf voll aus schwarzem Tee, Gewürzen und Milch kocht, streckt er seine Füße unter dem Tisch aus und macht ein Nickerchen. Er hat gelernt, sich mehr zu schonen und in Gedanken geht er die Möglichkeiten durch, wie er Orga zu Morgana bekommt, ohne dass sie Verdacht schöpft.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 08. Jan. 2005, 00:55 Uhr
Henry verabschiedet sich von den einjährigen Hengsten auf der Koppel auf seine stille Art, indem er ihnen allen noch einmal etwas von seinen Kräutern zu naschen gibt und dabei die starken Lederhalfter kontrolliert. Am späten Vormittag ist jedoch noch immer keiner von den Männern der Steinfaust zu sehen und Henry führt den prächtigen Cardosserhengst Filidh zu seiner jungen eisgrauen Stute zum Decken, denn das hatte er sich für den Tag vorgenommen. Wie den Tag zuvor gibt es dabei keine Probleme, wenn auch die jüngere Stute wesentlich aufgeregter ist, als ihre Mutter, aber Filidh ist ein offensichtlich erfahrener Kavalier und Henry kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Es ist schon später Nachmittag, als doch noch ein älterer und jüngerer Offizier mit einem Trupp Blaumänteln die Pferde abholt. Wie vereinbart wechselt ein ordentlicher Batzen Gold den Besitzer und die Männer mühen sich, die jungen Hengste als Handpferde hinter sich und vor sich davonpreschend, mitzunehmen. Henry schließt mehrmals die Augen und hofft inständig, dass sie Männer unbeschadet die Tiere in die Stadt bekommen, wobei er mit unbeschadet die Männer meint, die ihre Mühe haben der jungen starken Rösser Herr zu werden. Wenn der alte Korran nicht so krank gewesen wäre, hätte er die Burschen sicher an sowas gewöhnt, denkt Henry, während er dem Trupp nachdenklich hinterherschaut.
Der junge Offizier war ihm zu einsilbig und zu eilig bedacht gewesen, mit den Pferden zur Steinfaust zu kommen, dass Henry ihnen nicht seine Hilfe angeboten hat, aufdrängen würde er sich nicht, bei aller Liebe zu den stattlichen Tieren. Sollte er sehen, wie er sie ohne seine Hilfe hinbekommt, denn ihm wären sie sicher leichter gefolgt, weil sie ihn kennen.
Noch in diesem Gedanken versunken packt er die Lederbeutel voller schwerer Münzen in seine alte  Ledertasche und verstaut sie in der Satteltasche. "Dann wollen wir mal Ramsnase," spricht er zu dem gesattelten Pferd und schwingt sich auf seinen Rücken. "Sei wachsam mein Guter, für nur eine Goldmünze werden schon Leute umgebracht," und er klopft dem stattlichen Rotbraunen auf den Hals und reitet im letzten Grau des Tages zurück nach Talyra.

Bin ich froh, wenn das Langhaus fertig ist, und er stellt sich vor, wie es sein wird, wenn er nur die paar Schritte von den Koppeln zu Orga an den warmen Kamin zu gehen hätte, anstatt den langen eisigen Weg zurück auf dem Pferderücken zu verbringen und er ertappt sich bei dem Gedanken, dass ihm der Ritt fehlen wird. Ein herzhaftes Lachen rollt tief aus seiner Brust und er lässt Ramsnase in Galopp übergehen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 27. Mai 2005, 17:41 Uhr
Henry schmunzelt bei Uumas Reaktion und nachdem sie ein sättigendes Frühstück verputzt haben besteigen sie den kleinen Wagen, in dessen geräumige Kiste die beiden jungen Mädchen bequem auf der dicken weichen Decke sitzen können und Henry lenkt Kleine aus dem Tor. Die Straßen der Stadt sind wie ausgestorben nach dem gestrigen Festtag und als sie aus dem südlichen Stadttor fahren erhebt sich gerade im Osten eine goldene Sonne aus dem Ildorel und das leicht hügelige Land liegt in saftigem frischen Grün  vor ihnen. Henry öffnet alle seine Sinne, denn es ist ein wunderschöner Anblick, da durchfährt es ihn eiskalt. Er sieht plötzlich vor sich, wie sie Orgas Sarg gerade in diesem Moment in die Erde senken, er spürt den Schmerz seines Vaters, als wäre es sein eigener und fast wäre er aufgesprungen, so erschreckt ihn, was er wahrnimmt. Vater! Um Himmels Willen! Ich brauche dich! Henrys Körper versteift sich und er ist kaum fähig, die Zügel zu halten, so schwindelt ihm. Frederik muss es bemerken, denn er nimmt sie ihm ab und lenkt das Pferd sicher die Straße nach Süden weiter. "Marie, ..Orga.. mein Vater..." Henry kann nicht weitersprechen, aber die alte Köchin greift nach seinem Arm und drückt ihn. >>Ich weiß Henry, mit der aufgehenden Sonne betten sie die Toten zur letzten Ruhe."<<

Henry sieht Marie an und jetzt begreift er, dass es nicht die Fahrt zum neuen Haus ist, warum sie die ganze Zeit so ernst schaut und sie ringen beide nach Fassung, denn sie wollen sich nicht vor den Kindern und vor Uuma und den Mägden gehen lassen. Er hat es nicht gewusst, dass sie die Toten mit der aufgehenden Sonne beerdigen, aber Marie ist auf dem Gut alt geworden und hat das wohl schon mehrmals miterlebt, er kann sich nur an die Beerdigung des alten Schmiedes erinnern, als er noch ein junger Bursche war.
Schweigend sitzen sie auf dem Gefährt und Henry muss immer wieder hart schlucken, denn es tobt ein Orkan in seinem Innern. Er hatte den vergangenen Tag immer wieder den Gedanken verdrängt, aber hätte Marie ihm das gesagt, er wäre jetzt nicht in diesem Wagen mit ihr unterwegs. "Marie, es tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie es immer bei Sonnenaufgang tun." Er blickt zur Köchin, die zusammengesunken dasitzt und er nimmt ihr Anna aus den Armen und gibt sie den beiden Mägden nach hinten. "Anna, komm Kleines, da hinten kannst du dich gemütlich zu den Mädchen setzten. Marie geht es nicht so gut" und flink klettern Annas kleine Beine über die Rücklehne und dann sitzt sie zwischen den Mädchen und löchert sie mit Fragen.

Henry überlässt Frederik die Zügel, legt nur kurz seine Hände auf Frederiks Schulter. "Du bist heute unser Wagenlenker." Der Junge nickt nur still, denn er hat genau mitbekommen, worüber sie gesprochen haben und hält sich tapfer. "Sag mir aber, wenn ich dich ablösen soll," spricht er leise neben seinem Ohr, denn das brauchten die Frauen nicht zu hören. Den ganzen Weg sitzen sie schweigend auf der Bank, nur hinten die Mädchen sind mit Anna beschäftigt, deren Fragen nicht enden. Das Land steht in vollem Grün, es duftet nach den Blumen, die am Wegesrand blühen und besonders die großen Kastanien verströmen einen betörenden Duft, denn sie stehen in voller Blüte.

Frederik lenkt den kleinen Wagen um die Felsen und dann sehen sie alle das Langhaus hinten auf der ehemaligen Heuwiese stehen und auch Marie wird von diesem Anblick abgelenkt und ihr Kopf geht überrascht in die Höhe, denn mit solch einem robusten langen Holzhaus mit den im nordischen Stil überkreuzten Giebelbalken hatte die Gute bestimmt nicht gerechnet. Uumas Gesicht sieht nicht weniger überrascht aus und Henry fühlt trotz seiner Trauer eine gewisse Freude bei dem Anblick. Wenn du es doch sehen könntest Orga. Es ist prächtig geworden, dein Haus, Liebes... Henry wischt sich mit dem Ärmel über die Augen und springt vor dem Haus vom Wagen und hilft Marie herunter. Frederik hat die Zügel gesichert und springt schon los, um das Haus zu umrunden und kommt erstaunlich schnell von der anderen Seite angerannt und ist begeistert. Henry muss schmunzeln und muss daran denken, wie Orga ihm hier an dieser Stelle von einem Haus vorgeschwärmt hat... und nun steht es da Liebes, wie du es gewollt hast... Henry muss sich abwenden, geht zu seinen Eisgrauen, direkt auf der anderen Seite des Weges und lehnt sich über das Gatter. Wenn jetzt doch Sturm wäre und ich hinten am Strand... und seine Hände graben sich in die Mähne der großen Eisgrauen, die ihren mächtigen Kopf nach Kräutern suchend zu seinem Wams streckt und mit seinen weichen Nüstern an seiner Tasche schnuppert und er lehnt seinen Kopf an den warmen Hals des Tieres.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 07. Juni 2005, 18:58 Uhr
Die Fahrt zum Pferdehof ist wunderschön, denn schon länger hatte Uuma die Stadt nicht mehr zum Jagen verlassen und sich überwiegend von den Fischen ernährt, die sie aus dem breiten Bach vor ihrer Türe geholt hat. Überall sprießen die Blumen und die meisten Bäume stehen in voller Blüte, dass sie jauchzen könnte, wäre da nicht Henry, der mit Marie über Orgas Beerdigung spricht.

Als sie jedoch alle das neue Haus sehen, als sie um die Felsen fahren und der ganze Pferdehof mit seinen großen Koppeln und nun auch mit dem langen Haus vor ihnen liegt, staunt Uuma mächtig und dann sieht sie auf den Koppeln auch noch die vielen kleinen Fohlen und weiß nicht wo sie zuerst hinsehen soll. Kaum steht der Wagen, springt sie von der Bank und will gerade zu den Fohlen rennen, als Henry so merkwürdig zu den Stuten geht, dass sie das Gefühl hat, dass da was nicht stimmt und beobachtet ihn schweigend, während Frederik und Anna schon unternehmungslustig das Haus umrunden.

Langsam geht sie auf Henry zu, doch dann bleibt sie stehen, weil sie das Gefühl hat, dass er lieber alleine ist und beobachtet wieder die vielen kleinen Fohlen auf den Weiden. Immer wieder geht ihr Blick zu Henry, denn sie weiß noch, wie es war, als MoM gestorben war und wie sehr sie ihn vermisst hat. Von weitem sieht Uuma die alte Magd aus dem Haus treten, doch sie blickt nur still zu ihnen her und Uuma winkt zur Begrüßung. Die Knechte, die bei der Arbeit sind, gucken auch immer wieder zu Henry, aber sie scheinen ihn auch nicht stören zu wollen und arbeiten still weiter. Uuma gefällt die traurige Stimmung gar nicht, wo alles so schön grün ist und der leichte Wind den Duft des blühenden Landes um ihre Nase weht, dass sie am liebsten in den Wald laufen würde, um Kanninchen zu jagen. Ja, Uuma gehen jagen Kanninchen, denkt sie und schon läuft sie das letzte Stückchen Weg zum Wald und ruft Henry nur beim Vorbeigehen zu: "Uuma gehen jagen Kanninchen in Wald!" und dann hat sie der Wald mit seinen großen alten Bäumen und seinem Dickicht verschlungen.

Uuma lauscht dem Gesang des Waldes, hört das Rauschen des Windes in den Baumkronen, das leise Rascheln der Blätter und die vielen Vogelstimmen und ihr ist, als hätte sie nicht die vielen Monde in der Stadt gelebt. Da ihr Bumerang in ihrem Häuschen verbrannt ist, muss sie sich mit einem Pfeil und ihrem Blasrohr auf die Lauer legen, um ein Kanninchen zu erwischen, was viel schwieriger ist, aber sie ist mit ganzem Herzen dabei und kann sich im Moment nichts Schöneres vorstellen, als auf die Jagd zu gehen. Sie muss nur eine Lichtung finden, wo saftiges Gras wächst und wo die scheuen Tiere gerne mümmeln.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 21. Juni 2005, 23:20 Uhr
Die mächtige Stute gibt ihre Suche nach den Kräutern nicht auf, immer fordernder stubst sie mit ihrem Kopf gegen seine Brust. Henry will gerade nachgeben und einige Kräuter aus seiner Tasche ziehen, da hört er Uumas Worte, doch während er sich zu ihr umdreht huscht sie schon an ihm vorbei und läuft das kurze Stück in den Wald. Kanninchen jagen? Aus seinen Gedanken an Orga gerissen, blickt er ihr irritiert nach, doch dann begreift er. Uuma zieht es in die Wildnis. Das ist ja auch kein Wunder bei dem frischen Grün überall. Henry reißt sich zusammen und wendet sich zu dem prächtigen Langhaus, dessen Längsseite sich entlang des Weges erstreckt, aber mit etwa zehn Schritte Abstand, denn Orga wollte um das ganze Haus genug Raum für die Kinder zum Spielen, der rundherum von einer aus den Steinen aus der Gegend aufgeschichteten Mauer geschützt sein sollte.

Henry steckt schon die Mauer im Geiste ab, da kommt Federik aus dem Haus gestürmt und fragt, welches der Zimmer für ihn sei. Henry legt ihm seine Hand auf die Schulter und beide gehen sie hinein. Wie angenehm es in einem Holzhaus ist, denkt Henry, während er tief den würzigen Duft einatmet, und augenblicklich fühlt er sich wohl. Er weiß, dass es richtig ist, mit den Kindern hier die nächsten Monde zu verbringen und vielleicht auch den Winter, aber das würde sich noch zeigen. Das Treiben der kleinen Anna lenkt ihn ab. Die Kleine interessiert sich für das Tun der jungen Mägde, besonders für die beiden Putzkübel, die mit frischem Wasser gefüllt, genau in der richtigen Spielhöhe dastehen. Wieder und wieder taucht sie die Putzlappen in das Wasser und jauchzt dabei vor Freude. Die Mägde sind mit Reisigbesen dabei, den feinen Holzstaub von allen Balken und aus allen Ritzen zu kehren und Marie beäugt kritisch die offene Feuerstelle und den gekachelten Spülstein.

Frederik erinnert ihn an sein Zimmer und Henry schmunzelt, während er fragend von einem zum anderen Zimmer blickt, bis Frederik erraten hat, dass das Nordwestzimmer für ihn und Anna vorgesehen ist. "Rechts und links an die Wand kommt ein Bett Frederik, und vor das Fenster ein kleiner Tisch?" Doch den Tisch möchte Frederik lieber zwischen den Betten stehen haben und Henry findet die Idee gar nicht schlecht. Frederik kommentiert seine Wünsche und Vorstellungen, was er noch alles in dem Raum haben möchte, dass Henry den Jungen nachdenklich mustert. Frederik weiß was er will und er denkt immer für seine kleine Schwester mit... Henry streicht Frederik stolz über den Kopf. "So soll es sein!" und lächelt, wie nur ein Vater seinen Sohn anlächeln kann und Henry wird es bewusst, wie glücklich er ist, dass die beiden Kinder jetzt hier draußen herumtollen können und dass er sie immer in seiner Nähe haben wird.  

Warum durfte Orga das nicht erleben? Henry muss gegen den bitteren Gedanken ankämpfen, doch Fredrik scheint es zu spüren, dass er an Orga denkt und meint nur, dass sie es schon zusammen mit Marie schaffen würden und dann erinnert er ihn an Mara, dass sie zügig weitermachen müssten, damit alles fertig wird und sie auch hier draußen sein kann. Henry nickt zustimmend und ehrlich überzeugt und so verlassen sie das Kinderzimmer und gehen zu Marie, die ihn gleich mit ihren Vorschlägen, wo was an Regalen und Stangen für dies und das hin müsste, überfällt. Henry hebt ergeben die Hände und nickt nur. "Sag Tharonn, was du an Regalen oder Schränkchen brauchst, aber denke daran, dass das nicht nur eine Küche wird, sondern auch ein Raum zum Sitzen und Essen. Dort," und er zeigt in die Mitte des Raumes, "kommt ein Tisch mit genügend Stühlen für uns alle hin und dort bei den Fensten sollen noch ein paar bequeme Sitzmöbel stehen!"
Marie scheint es zu gefallen, dass es eine große Stube für alle sein soll, wie in einer großen Familie, denn bei seinen Worten huscht ein Leuchten über ihr Gesicht. Henry kann sich schon lebhaft ausmalen, wie sie hier walten und schalten wird und der Gedanke gefällt ihm, denn sie würde in dem großen Raum leicht den Überblick über die Kinder und die Mägde behalten und langsam bekommt das Haus in seiner Vorstellung Leben. Ja, es wird schön hier werden und ich werde dich in Gedanken immer an meiner Seite haben Liebes. Hast du gehört, was Frederik alles geplant hat. Er ist ein kluger und umsichtiger Junge unser Kleiner... und Henry spürt, wie der Schmerz in seinem Innern nachlässt, wenn er sich einfach vorstellt, dass Orga bei ihm ist.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 27. Juni 2005, 16:35 Uhr
Uuma pirscht durch das Dickicht, immer auf der Suche nach Spuren von den kleinen Hopplern und dann sieht sie sie. Bei einem Erdhügel, der sich um einen der Länge nach liegenden Findling abgelagert hat und über den sich seitlich die Wurzel eines großen Baumes geschlungen hat, weil der Felsbrocken wohl tief in die Erde reicht, sieht sie die Spuren ganz deutlich. Leise folgt sie der Spur bis zu einer Stelle, wo viele Felsbrocken eine große Lichtung geschaffen haben, auf der üppig frische Quecke wächst, dass sie am liebsten eine der süßen Wurzeln ausgraben, und auf ihnen rumkauen würde.

Uuma muss nicht lange warten, bis sich gleich mehrere Kanninchen zum Fressen einfinden und sich langsam ihrem Versteck hinter einem Busch neben einem Felsbrocken nähern.  Mehr... mehr kommen zu Uuma... denkt die kleine Jägerin in ihrem Versteck, da hört sie ein verdächtiges Knacken. Nein! Nicht jetzt! Das Knacken und Rascheln kommt immer näher, aber wenn sie sich jetzt bewegt sind die Kanninchen weg und mit ihnen der leckere Braten. Mit einem konzentrierten Atemstoß schickt sie ihren Pfeil los, während der kräftige Bock von dem Knacken alamiert, wachsam den Kopf hebt und rollt sich blitzschnell zur Seite, unter den kleinen Felsvorsprung und keinen Atemzug später landet ein langer Ast krachend über ihr auf dem Felsen. Wie schon zuvor bei brenzeligen Situationen, spürte Uuma wieder Wärme von dem grünen Stein auf ihrer Brust ausgehen und dieses feine Kribbeln auf der Haut.
Während der tödlich getroffene Bock sein letztes Röcheln von sich gibt kratzt das Astwerk nur von der einen Seite über Uumas Echsenschuppen und dann qäult sie sich langsam unter und durch das Geäst heraus. Warum müssen fallen halber Baum hier, wenn Uuma wollen jagen Braten?! Uuma zieht das tote Tier unter den Ästen mit heraus und trennt ihm mit einem Hieb den Kopf ab und lässt es ausbluten, dann läuft sie mit ihrer Beute über den weichen Waldboden zurück zum Waldrand. Sie genießt jede Bewegung, freut sich über jedes knackende Ästchen unter ihren Füßen und atemet die würzige Waldluft ein, die sie in der Stadt so vermisst hat.  Uuma wieder müssen mehr sein in Wald. Mutter Erde geben Uuma mehr Kraft bei Bäumen die seien alt und groß.

Uuma tritt auf die Wiese und läuft auf das neue Langhaus zu, aus dem durch die offene Türe und die offenstehenden Fenster Annas Kinderlachen zu hören ist und sie freut sich darauf, den Braten mit den Kindern zu teilen. Mit zwei dünnen Lederriemen bindet sie die Hinterläufe des Bockes an einem Fensterladen fest und häutet das Tier mit geübtem Griff, um es dann im Bach, am Rande der Koppel, abzuwaschen. Erst als sie kleine Äste und Stöcke am Waldrand gesammelt hat und mit Steinen vom Wegesrand eine Feuerstelle gemacht hat und der Geruch des knisternden Feuers zum Haus hinweht, kommt Frederik aus dem Haus gelaufen und beäugt neugierig ihr Tun. "Uuma jagen Braten. Seien großer Bock, der machen satt." Sie lächelt den jungen an und sieht aus den Augenwinkeln Henry durch das Fenster und lächelt stolz.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 09. Juli 2005, 10:23 Uhr
In Henrys Kopf nimmt das zukünftige Wohnen, Schalten und Walten in dem langen robusten Holzhaus mehr und mehr Gestalt an, je öfter er es durchschreitet. Nebenbei weist er den beiden Mägden ihre Kammer, die sie sich teilen werden und auch Marie zeigt er den Raum, den er für sie ausgesucht hat und erntet ein zufriedenes Nicken von der alten Köchin. Nach zwei Stunden des Planens scheint sie ohnehin ihre Domäne abgesteckt zu haben, denn ihre Miene hellt sich mit jeder Stunde mehr auf. Der Verwalter kommt zischendurch zu Henry und berichtet ihm vom letzten Siebentag, doch als er sein Beileid aussprechen will schüttelt Henry nur den Kopf und der Alte nickt und geht wieder zurück an seine Arbeit. Er war schon Verwalter auf dem Pferdehof, als Henry nach Talyra kam und damals war der Verwalter ein Mann in seinen besten Jahren. Achtundzwanzig Sonnenläufe zählt Henry, als er nachrechnet, die er schon hier ist und die Sache mit der Zeit beginnt wieder durch seinen Kopf zu geistern. Zeit...

Frederik rennt plötzlich an ihm vorbei und Henry schaut aus dem Fenster, warum der Junge es auf einmal so eilig hat und da sieht er Uuma, wie sie gerade am Wegesrand, auf einer Feuerstelle aus Steinen, die Stücke eines Tieres verteilt. Sie hätte das doch hier drinnen auf den Rost legen können, denkt er spontan, doch im nächsten Moment schmunzelt Henry, als er sieht, wie Frederik sich neben Uuma ans Feuer setzt und zusieht, wie das Fleisch darauf gart. Als hätte die kleine Wilde seine Gedanken gehört, blickt sie zu ihm herüber und hat einen Gesichtsausdruck, den er bei ihr bisher so noch nie gesehen hat, außer vielleicht damals, als sie auf MoM saß. Stolz... fällt ihm ein, aber keine Spur Überheblichkeit darin. Es ist mehr der Ausdruck lebensfrohen Selbstbewusstseins, das der natürlichen Würde eines freien Wesens entspringt. Henrys Gedanken schweifen zurück, als er Uuma das erste Mal gesehen hat und bald sind seine Gedanken wieder bei Orga und er erinnert sich an den schönen Tag, als sie mit den Kindern hier draußen waren, als der Jäger hier plötzlich erschienen war, Ancoron, der stille Elbe, der ihm vor ein paar Tagen das Leben gerettet hatte.

Henry hebt Anna vom Boden auf, die schon ganz müde neben Marie in dem großen Raum auf dem Holzboden sitzt, die mit ihrer Handspanne immernoch die Wände um den Spülstein ausmisst und geht langsam mit Anna auf dem Arm zu Uuma und Frederik. Die Kleine kuschelt ihren blonden Lockenkopf an seine Brust und ist schon eingeschlafen, als er beim Feuer ankommt. "Sind wir auch eingeladen?" fragt Henry, schnuppernd die Nase über das Feuer mit den brutzelnden Kanninchenteilen streckend.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 18. Juli 2005, 13:53 Uhr
Uuma bekommt mit Frederik Hilfe beim Wenden der Fleischstücke und es erinnert sie an ihre kleineren Geschwister. Sie freut sich über die leuchtenden Augen des Jungen, dem das Brutzeln über dem kleinen Feuer offensichtlich Spaß macht, dem aber auch sicher schon, genau wie ihr, das Wasser im Mund zusammenläuft. Als sie Henrys Schritte hört leuchten Uumas Augen, aber sie guckt nicht vom Feuer auf, denn sie will nicht, dass er es sieht, und nickt darum nur auf seine Frage leise kichernd.

Es dauert nicht lange, dann erzählt sie, wie sie das Kanninchen erlegt hat, erzählt von dem herunterfallenden Ast und wie sie trotzdem den großen Bock getroffen hat und doch dem Ast entkommen ist. Die beiden Männer blicken sie fast ungläubig an, aber sie lacht nur, denn sie fühlt sich seit langem wieder mal richtig in ihrem Element. Während sie alle in dem weichen Gras um die heißen Steine sitzen, auf denen die leckeren Fleischstücke braungebtrutzelt liegen und sie eines nach dem anderen verputzen, wacht auch Anna auf und quietscht wieder einmal vor Vergnügen und verbrennt sich natürlich gleich die Finger, weil sie nicht hören will.

Irgendwo hinter dem neuen Holzhaus fliegt ein kleiner Vogel aus den blühenden Gräsern auf, immer höher und höher und singt dabei sein Lied, dass sie ihre Köpfe drehen und ihn im Himmelsblau suchen. Uuma hat ihn entdeckt, und auch Henry scheint ihn zu sehen, doch auch er wartet mit Frederik, bis Anna ihn in den Lüften ausgemacht hat und dann loskräht: "Da da!" Seien schön hier draußen, denkt Uuma, während sie ihren dicken Kanninchenschenkel verspeist. Hier draußen würde sie auch gerne leben und sie fühlt sich hin und her gerissen, denn sie hat schon längst gemerkt, dass Henry sie gerne für länger für die Kinder hier draußen haben würde.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 21. Juli 2005, 08:30 Uhr
Der Hufschlag von Ancorons Pferd wird durch den weichen Boden gedämpft, als der Elb den Pferdehof am Ildorel erreicht. Der Ritt durch schattige Wälder und über sonnenverwöhnte Wiesen war ganz nach Ancorons Geschmack, und da er nun das große Areal des Herrn von Roßstein erreicht, zügelt er den raschen Trab seines Reittieres.

Neben dem großen Holzhaus nach nordischer Bauweise, das inzwischen auf dem Gelände entstanden ist, kniet eine junge Frau und brät über dem offenen Feuer ein Kaninchen. Neben ihr sitzen der Herr von Roßstein selbst, sowie sein Ziehsohn Frederik, im Gras, beobachten die springenden Flammen und lauschen dem Zischen des Bratgutes, während das bereits fertig gebratene Fleisch mit sichtlichem Genuß verzehrt wird.
Ancoron steigt mit einem Lächeln von seinem Pferd ab, setzt den jungen Falken und den Raben, die bislang auf seinen Schultern einen Sitzplatz hatten, auf das Sattelleder seines Pferdes, und begibt sich zu den Personen hinüber.

Ehrerbietig begrüßt der Jäger seinen Herrn mit einem Kniefall und gesenktem Haupt. Seit einer ganzen Weile steht Ancoron nun schon in den Diensten Henry von Roßsteins. Und obwohl ihm der Pferdezüchter ein ums andere Mal gesagt hat, daß eine derartige Verhaltensweise unnötig sei, kann der Mann seinem Jäger nicht abgewöhnen, stets das Knie vor ihm zu beugen.

"Seid gegrüßt, Mylord. Ich möchte euch nicht bei eurer Mahlzeit stören, doch habe ich euch ein Geschenk mitgebracht, das ihr euch vielleicht später einmal ansehen wollt."

Mit diesen Worten weist der Elb auf einen großen, in Leinen eingeschlagenen Packen, der vom Sattel seines Pferdes herab hängt. Ohne die Umrisse des darin enthaltenen Gegenstandes genau sehen zu können, weiß Henry sehr wohl, was sich darin befindet: Der Kopf des alten Keilers aus dem Larisgrün.
Nachdem der Herr von Roßstein sein Essen beendet hat, begleitet er Ancoron zu dessen Pferd und besieht sich die mitgebrachte Trophäe sehr genau. Die Hauer des Ebers glänzen so gefährlich wie an dem Tag, da sie Henry fast zu seiner geliebten Frau gesandt hätten, die Augen aus farbigem Glas leuchten wie zwei bernsteinfarbene Sterne, und das Fell ist fein säuberlich zurechtgemacht worden, damit die Schönheit des Tieres auch nach seinem Tod noch offenbar wird.

"Ich hoffe, es gefällt euch so, Herr.", sagt Ancoron leise. Der Elb weiß sehr gut, daß er mit diesem Tier die Erinnerung des Pferdezüchters an seine Frau möglicherweise wieder aufreißt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 23. Juli 2005, 23:54 Uhr
Uumas leises zustimmendes Gekicher bringt Henry zum Lächeln und seine tiefe Trauer weicht fast seinem alten Gefühl der Ausgeglichenheit, als er sich mit Anna an dem kleinen Feuer niederlässt. Die Steine sind so geschickt gelegt, dass die Fleischstücke nicht so leicht anbrennen können und bald haben sie alle einen köstlichen Braten in der Hand. Schon lange hat er nicht mehr so ungezwungen gegessen und Uumas unbeschwertes Wesen trägt dazu bei, dass er nach ihrem Bericht über ihre Jagd und dem Suchen einer in den Lüften singenden Lerche, auch von seiner Jugend erzählt, als er noch mit Pfeil und Bogen in den Wäldern um das roßsteinische Gut bei Verd gejagd hat.

"Hast du schon einmal mit Pfeil und Bogen Tiere erlegt, Uuma?" fragt er die kleine Wilde gerade, da hört er plötzlich die Hufe eines Pferdes näherkommen. Als er in dem Reiter Ancoron erkennt, ahnt er schon den Grund für den Besuch des Elben, denn etwas Großes hängt an seinem Sattel. Henry isst den Bissen noch zu Ende und reibt sich währenddessen im frischen Gras die Hände, bevor er aufsteht, um seinen Lebensretter zu begrüßen, wobei ihn die beiden Vögel aufmerksam beobachten. Schöne Tiere, denkt er bei sich und muss dann mitansehen, wie der Jäger ihn wieder ehrerbietig grüßt. Er ist mit Sicherheit wesentlich älter als ich. Wie kann ich ihm das nur abgewöhnen? Ich muss mir etwas einfallen lassen, damit er damit aufhört... geht es Henry bei der Begrüßung durch den Kopf.

Kaum haben die Kinder etwas von "Geschenk" gehört und die beiden Männer bewegen sich auf dieses zu, springen die Kinder auf und kommen angelaufen. Henry starrt auf den massigen Kopf des Ebers, den Ancoron vom Pferd genommen und enthüllt hat und ist überrascht. "Er ist prächtig geworden. Er sieht so ...lebendig aus, wie..." Vor Henry taucht der Kopf des Keilers in der Erinnerung auf, als er kurz vor ihm zum Stehen kam und ihm fehlen die Worte, darum nickt er einfach nur anerkennend. "Ihr scheint wahrlich ein Meister in diesem Handwerk zu sein, Ancoron Falkenflug." Frederik berührt währenddessen vorsichtig die Hauer des Eber und Anna versteckt sich hinter seinem Hosenbein und umklammert es, dass er sich umdreht und das Mädchen schmunzelnd in seinen Arm hebt, um ihr zu erklären, dass das Tier nicht mehr lebt.

"Bringen wir den Burschen ins Haus, denn ich möchte ihn in diesem neuen Langhaus aufhängen, da ich hier die nächsten Monde leben werde, mit den Kindern." wendet er sich an den Jäger, dessen schlanke aufrechte Gestalt und sein stilles Wesen, ihn daran erinnert, wie edel dieses Volk ist. Ob es ihr langes Leben ist, dass sie diese natürliche Würde ausstrahlen? fragt sich Henry mit einem nachdenklichen Blick zu seinem Jäger und er spürt den Wunsch, mehr über das Volk der Elben zu erfahren. Wenn wir hier erst einmal richtig eingerichtet sind, werde ich ihn und seine Frau einmal einladen, nimmt er sich vor.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 26. Juli 2005, 21:06 Uhr
Ancoron nickt lächelnd, bevor er den Kopf des Keilers vom Rücken des Pferdes lädt und dann vorsichtig in das neu erbaute Langhaus trägt.
Schnell sind zwei starke Zimmermannsnägel in die Holzverkleidung des Kamins geschlagen, an denen das Haupt des alten Wildschweines angebracht wird. Mit seinen golden glänzenden Glasaugen blickt der Eber wachsam in den Raum, als wolle er denen, die gegenüber Henry von Roßstein Böses im Schilde führen, eine Warnung zukommen lassen.

Seht mich an., scheinen diese Augen zu sagen, Ich habe den Herrn von Roßstein bedroht und dafür mit meinem Leben bezahlt. Seht euch vor, daß euch nicht das Gleiche widerfährt.

Etwa zwei Handbreit unter dem gewaltigen Unterkiefer des Keilers bringt Ancoron zwei metallene Ösen an, in die der Pfeil geschoben wird, mit dem er den Eber erlegt hat. Schließlich ist die Arbeit beendet und Ancoron tritt vom Kamin zurück, um seinem Herrn die Beurteilung zu überlassen.
Während Henry die Trophäe betrachtet, blickt der Jäger durch die Fenster des Hauses nach draußen auf die sonnigen Wiesen und Weiden. Der junge Falke hat inzwischen gelernt, den Handschuh des Elben anzufliegen, und das Training mit dem Federspiel ist für das Jungtier eine beliebte Übung. Zwar wird es noch einige Zeit brauchen, bis aus "Silberflügel" ein perfektes Jagdwerkzeug geworden ist. Doch der bisherige Erfolg gibt dem Falkner recht, wenn er glaubt, daß sein gefiederter Freund außerordentlich gelehrig ist.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 28. Juli 2005, 13:02 Uhr
Uuma schaut von ihrem Essen auf, als sie ein Pferd näherkommen hört. Sie nickt nur zum Gruß, bleibt aber bei ihrem Feuer sitzen und beobachtet zurückhaltend die Begegnung der beiden Männer. Erst als der Kopf eines großen alten Ebers enthüllt wird ist ihr Interesse geweckt, denn es ist eine Siegertrophähe, wie Uuma sie noch nicht in dieser Größe gesehen hat. In ihrem Stamm benutzt man Federn, Klauen und Zähne für sowas, und sie grinst bei der Vorstellung in sich hinein, wenn ein Jäger mit so einem riesigen Schädel auf dem Kopf auf ihrem Platz vor der Höhle herumliefe, doch ihr Interesse ist geweckt.

In einigem Abstand schleicht sie hinter den beiden her und bewundert drinnen auch erstmal den großen leeren Raum.  Oh, seien schön wie in Windschiff! kommt ihr der Gedanke und dann beobachtet sie den Mann mit den spitzen Ohren, wie er den großen Kopf aufhängt und versteht. Menschen hier hängen das an Wand... sinniert sie und fragt sich, ob der Jäger diesen großen Eber wirklich mit dem einen Pfeil erlegt hat, aber statt zu fragen geht sie durch das große lange Holzhaus und saugt den würzigen Duft des Holzes in sich hinein. Uuma fühlt sich angenehm berührt von der Atmosphäre des Hauses, aber trotzdem zieht sie etwas in ihr eigenes Reich am Bach zurück.

Fast ein wenig traurig, wegen Henry und der beiden Kinder, steht sie bald wieder im großen Raum, wo der Eberkopf an der Wand bewundert wird, denn sie lässt Henry nicht gerne in seiner Trauer alleine.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 01. Aug. 2005, 19:12 Uhr
Ein wenig geht Henry dem Elben zur Hand, denn der Jäger ist geschickt und flink und bald prangt der Kopf des Ebers fest und sicher an der Wand. "Er sieht prächtig aus! Was für ein Bursche!" Henry steht ein paar Schritte davor und kann seinen Blick einfach nicht von dem Tierkopf abwenden. Die struppigen Borsten, die Hauer, alles glänzt wie poliert und lässt die Trophäe so lebendig erscheinen. Henry registriert nur nebenbei Uumas Interesse an dem guten Stück und dem neuen Langhaus. "Und was für ein Schuss!" ergänzt er nachdenklich seine Worte. "Wenn der Pfeil nicht gesessen hätte, stünde ich nicht hier..."
Henry lächelt Ancoron anerkennend zu. "Ich danke euch für eure Mühe. Er sieht prächtig aus, sogar die Augen wirken echt."

Henry wird für einen Augenblick beinahe etwas verlegen, aber dann sieht er dem Jäger ruhig und fest in die Augen. "Ihr seid stets bescheiden Ancoron, aber das Geschenk, dass ich euch nun mache, weil ihr mir an jenem Morgen das Leben gerettet habt, dürft ihr nicht zurückweisen." beginnt er und spricht dann weiter. "Der Hengst aus der roßstein´schen Zucht, den ihr euch als Reittier ausgesucht habt, als ihr euren Dienst bei mir angetreten habt, damit ihr beritten seid, um eure Aufgaben erfüllen zu können, soll nun euch gehören." Henry nickt bekräftigend und streckt Ancoron die Hand entgegen, um die Sache zu besiegeln, wie es üblich ist, wenn ein Pferd den Besitzer wechselt.

Frederik beobachtet ihn dabei aufmerksam und Henry freut sich schon darauf, den Jungen in Zukunft bei allen seinen Geschäften dabeizuhaben. Frederik würde hier draußen viel lernen können und wenn er auch von reinstem Adel ist, es hat noch nie geschadet, wenn ein Junge mit sieben Sommern lernt, hier und da mit anzupacken.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 02. Aug. 2005, 20:24 Uhr
Der Elb registriert mit Freuden, daß seinem Herrn der Eberkopf gefällt. Schließlich wird er ihn dort am Kamin sehr oft sehen, und ein Wandschmuck, der dem Besitzer des Hauses nicht zusagt, ist schlecht gewählt.
Henry bedankt sich für die Arbeit, die Ancoron sich mit dem Präparieren des Eberkopfes gemacht hat, und sieht ihn dann mit ernstem Blick an. Er lobt die Bescheidenheit seines Jägers, doch dann sagt der Herr von Roßstein etwas, das sogar dem normalerweise so besonnenen Elben für einen Moment den Atem stocken läßt: >Der Hengst aus der roßstein´schen Zucht, den ihr euch als Reittier ausgesucht habt, als ihr euren Dienst bei mir angetreten habt, damit ihr beritten seid, um eure Aufgaben erfüllen zu können, soll nun euch gehören.<

Ancoron bringt für einen Moment keinen Ton heraus. Stumm blickt er auf die ihm entgegen gestreckte Hand des Pferdezüchtes. Dann setzt der Elb an, seinem Herrn zu erklären, daß ein solches Geschenk viel zu wertvoll sei und er als Jäger nur seine Pflicht getan habe. Doch Henry bringt seinen Untergebenen mit einem strengen Blick zum Schweigen. Worte sind unnötig. Der Herr von Roßstein wird nicht dulden, daß Ancoron das Geschenk ablehnt, egal was der Jäger nun für seine Pflicht erachtet. Und als der Elb schließlich lächelt und dankbar die dargebotene Hand Henrys schüttelt, grinst auch der Junge neben Henry über das ganze Gesicht.

"Ich danke euch, Mylord.", sagt Ancoron, "Auch wenn ich das Geschenk, das ihr mir macht, trotzdem für zu wertvoll halte. Ich habe immerhin nicht mehr und nicht weniger getan, als meine Pflicht euch gegenüber zu tun mir gebietet."

Inzwischen ist Uuma wieder zurückgekehrt, und Ancoron grüßt die junge Frau mit einem freundlichen Nicken: "Seid auch ihr gegrüßt. Ich fürchte, ich habe mich euch noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Ancoron Falkenflug, und Lord Henry von Roßstein war so gütig, mich als Jäger und Falkner in seine Dienste zu nehmen."

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 06. Aug. 2005, 20:53 Uhr
Uuma lauscht überrascht Henrys Worten und begreift langsam, dass der Elb Henry das Leben gerettet haben muss und dass der Kopf an der Wand von dem angreifenden Tier ist. Das seien Grund für Schenken Mann mit Ohren, die seien spitz, Pferd, geht es Uuma durch den Kopf und sie blickt erwartungsvoll zu Henrys ausgestreckter Hand, ob der Elb einschlägt. Es ist für einen Moment ganz still und dann nimmt der Mann an, der Uuma irgendwie an einen der stark duftenden schlanken hohen Bäume aus ihrem Dunkelwald erinnert, dessen silbern schimmernde Rinde sich ständig ablöst und der sich so geschmeidig mit dem Wind biegt, dass er selbst die schwersten Stürme unbeschadet übersteht.

Uuma schaut den beiden Männern zu, in Gedanken bei den sich im Wind wiegenden Bäumen, da wendet sich der Elb an sie und stellt sich vor. "Oh!" kommt es erst nur über ihre Lippen, denn sie ist von der Aufmerksamkeit überrascht, die ihr entgegengebracht wird und kichert dann beinahe über seinen Namen, denn sie findet ihn lustig. "Das seien Namen von Vogel, der fliegen." meint sie verstehend und verneigt sich leicht. "Uuma, aus Dunkelwald." Ihr offenes Lächeln senkt sich in zwei blaue Augen, die ihr freundlich entgegenblicken. Und doch ist da wieder dieses Etwas in seinen Elbenaugen, das ihr schon bei ihrem Retter mit den spitzen Ohren aufgefallen ist, seinerzeit bei ihrer Reise in die große Stadt: Tiefe und gleichzeitig diese Distanz, die nicht unhöflich ist, aber ihr wie eine undurchdringliche unsichtbare Mauer erscheint, wie sie sie bei Menschen so noch nicht beobachtet hat. Uuma erschrickt kurz, als sie sich von Ancoron, wie sich der Jäger noch nannte, ertappt fühlt und blickt wieder zu der Trophäe an der Wand. "Das seien Tier, das wollen töten Henry?" fragt sie "Und das Ancoron, Flug von Falke, töten mit Pfeil und retten Henry Leben?"

Frederik lacht plötzlich und berichtigt sie. "Ancoron Falkenflug, Uuma!" und schüttelt ihre Hand. "Uuma doch sagen Flug von Falke!" verteidigt sie sich, doch dann begreift sie, dass es einen Unterschied macht und muss lachen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Ancoron am 10. Aug. 2005, 19:37 Uhr
Als Uuma den Namen des Elben wörtlich übersetzt, lächelt Ancoron. Doch bevor er etwas darauf erwidern kann, hat schon der Junge neben dem Herrn von Roßstein die Initiative ergriffen und der Frau den Namen noch einmal richtig gesagt. So zieht es der Jäger vor, Uuma auf ihre Frage zu antworten:

"Der Keiler wäre wohl tatsächlich imstande gewesen, dem Herrn von Roßstein etwas anzutun. Vermutlich wollte er ihn nur vertreiben, als wäre er seinesgleichen. Doch da die Menschen, und auch wir Elben, nicht so robust wie ein Wildschwein sind, hätte der Angriff böse enden können."

Der Elb sieht seinen Herrn ernst an: "Wenn ihr mir die Bemerkung erlaubt, so bin ich froh, Mylord, daß euch nichts geschehen ist." Henry lächelt seinen Jäger an, bevor er ihm zunickt und sagt, daß er darüber ebenfalls glücklich sei, besonders, weil er ja noch unmittelbarer betroffen gewesen sei.

Den restlichen Vormittag verbringt Ancoron damit, den jungen Falken auf den Falknerhandschuh abzurichten. Frederik, der sich an der Eleganz und der Gewandtheit des Vogels gar nicht satt sehen kann, beobachtet den Jäger dabei. So lernt der junge Mann die ersten Grundzüge des Waidwerks.
Als die Sonne schon wieder zu sinken beginnt, zieht Ancoron noch einmal alleine los, um sowohl im Hause des Herrn von Roßstein, als auch im eigenen Haushalt für frisches Fleisch in Pfanne und Speisekammer zu sorgen. Und tatsächlich, noch bevor die Nacht hereinbricht, kehrt der Jäger mit zwei feisten Wachteln und einem großen Auerhahn zurück, die er mit Pfeil und Bogen erlegt hat.

Nachdem er den Auerhahn der Köchin Marie übergeben hat, damit diese ihn abhängen und für das Braten vorbereiten kann, verabschiedet sich Ancoron von seinem Herrn und Uuma, drückt auch Frederik noch einmal die Hand und macht sich, die beiden Wachteln an den Ringen seiner Jagdtasche hängend, auf den Rückweg nach Talyra.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 11. Aug. 2005, 00:05 Uhr
Henry ist doch erleichtert, als Ancoron das Geschenk annimmt. Der Elb hat ihm das Leben gerettet und wenn er an Frederik und Anna denkt und insbesondere an seine eigene kleine Tochter, so ist er heilfroh, dass er den Keiler überlebt hat. Während er darüber in Gedanken versinkt, beobachtet er Uumas Reaktion und schmunzelt über ihre Wortwahl und nickt dann zu Ancorons Beschreibung. Eine angenehme Stimmung herrscht in dem noch gänzlich leeren Haus und als der Jäger sich seinen Vögeln zuwendet und Frederik neugierig hinterhersaust, schnappt er sich Marie und holt in zwei Fuhren alle Töpfe, Pfannen und sämtliches Kochgeschirr aus dem Roßsteinhaus in Talyra, das die Köchin die nächsten Monate braucht - und das sind fast sämtliche Töpfe, Pfannen, Rührlöffel und Kellen, Messer und Hackbeile, samt dem großen Küchentisch, der dazu auserkoren wird, mitten im großen Raum zu stehen, damit auch alle darum Platz haben.

Yohn bringt mit Tharonn in mehreren Fuhren die ausgesuchten Möbel und als sich die Nacht über das Land senkt sind alle Kammern des Langhauses vollständig eingerichtet. In der großen Wohnstube steht der lange Tisch aus Maries Küche mit den vielen Stühlen und Hockern darum und der schöne Schrank mit den bunten Gläsern in der Tür, der Orga so gefiel, steht mit sämtlichem Geschirr und Besteck - und gutem Roten - hinten an der seitlichen Wand neben Frederik und Annas Zimmertüre.
Einige Knechte vom Pferdehof hatten mit angepackt, um die Möbel vom Wagen zu laden und sie im Langhaus an ihren neuen Platz zu stellen und die Mägde waren den ganzen Tag wie fleißige Bienchen herumgehuscht, hatten sämtliche Betten frisch bezogen, die Kleidung in die Schränke wieder eingeräumt und die Wäsche in den Wäscheschrank, sogar die Öllampen wurden an den Wänden angebracht und sind frisch gefüllt.

Marie wollte ihr Vorratsregal aus Talyra mitsamt den Vorräten und nun steht es an der rechten Wand neben dem großen Spülstein und auf der anderen Seite hat Yohn ihr eine Eisenstange am Dachbalken aufgehängt, an dem schon die Töpfe und Pfannen an ihren Haken baumeln, als hingen sie schon immer da. Die Kinder schlafen schon lange und auch die kleine Mara ist wieder ruhig, nachdem ihre Amme sie gestillt hat und Henry sitzt mit Marie am langen Küchentisch. "Es ist gemütlich geworden. Die kostbaren Möbel aus der Villa machen sich hier gut in den Kammern." Henry sieht Marie an, während er zufrieden nickt und fährt dann fort, als würde er es nicht abwarten können. "...und ich freue mich schon auf den Auerhahn, den uns Ancoron geschossen hat." Henrys Blick schweift zum Spültisch, auf dem auf der linken Seite, auf der geschliffenen und polierten Steinplatte, ein länglicher Bratentopf steht, in dem der große Vogel schon in einer Lake liegt und zieht, so wie er Marie kennt. Henry erntet nur ein Kopfschütteln und einen wohlgemeint tadelnden Blick von der alten Köchin.

Er tritt noch einmal vor die Türe und zieht den Duft der Nacht ein, in den sich der Geruch der ruhenden Pferde mischt und hört das leise Schnauben seiner Eisgrauen, die ihn im Licht der Öllampe im Eingang sieht. Ein gutes stabiles Haus, dass Galrin Ragnarsson uns hier hingestellt hat... geht es Henry durch den Kopf, während er seine Pfeife stopft. Ein Nachtfalter flattert an ihm vorbei ins Licht und der Duft des Pfeifenkrautes weckt Erinnerungen in ihm. Sie hat ihn so geliebt, diesen Duft.... Henry geht die paar Schritte rüber zur Koppel, ...die Eisgraue trottet auf ihn zu. Leise schnaubend reibt sie ihren Kopf an seiner Schulter. "Ja meine Gute... Du schiebst also gerade Wache..." Mit einem tiefen Seufzer streicht seine Hand ruhig über den Hals der großen Grauen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Uuma am 13. Aug. 2005, 12:06 Uhr
Uuma beobachtet den ganzen Tag, wie das neue lange Holzhaus mit jedem Bett, jedem Schrank, jeder Truhe, immer voller wird. Sie kümmert sich um die kleine Anna, deren lange blonde Locken sie so niedlich aussehen lassen, selbst wenn sie den Männern immer wieder in die Quere läuft, wenn sie schwer beladen die Möbelstücke hereinschleppen, weil sie sofort jedes Stück befühlen muss. Uuma beobachtet aber auch den Jäger, wie er Frederik zeigt, wie er mit seinem Bogen das Wild schießt und sie nimmt sich vor, sich bei den Elben, die sie durch das verlorengegangene Mädchen auf dem Platz der Händler seinerzeit kennengelernt hat, sich einen Bogen zu kaufen und das Jagen damit zu erlenen, denn ihr Bumerang ist damals in ihrem Haus mit verbrannt.

Am lustigsten bei dem ganzen Trubel ist, als Marie aus dem kleinen Wagen Töpfe, Pfannen und alle möglichen Kochgegenstände ins Haus schleppt und den hinteren Berreich der großen Stube als ihre Domäne in Beschlag nimmt. Uuma trägt Anna gerade auf den Armen, weil das Mädchen langsam müde wird, aber die Kleine begreift schnell, warum Uuma ständig in sich hineinkichert und klatscht bald bei jedem Klappern und Scheppern mit ihren kleinen Händen, dass Marie aufschaut und lächelnd den Kopf schüttelt und beim nächsten Klappern übermütig mit den Hüften schwingt.

Erst als Anna schlafend in ihrem neuen Zimmer in ihrem schönen neuen großen Bett schläft fährt Uuma mit Henry nach Talyra zurück, verabschiedet sich dort von Mariann und ihrer Familie, denn sie will mit ihrer Stute und Klein-MoM wieder zurück zu ihrem Häuschen am Bach. Sie fühlt, dass Henrys größter Schmerz vorbei ist, auch wenn in seinen Augen die Trauer um Orga wie ein dunkler Schatten ruht, aber da draußen auf dem Pferdehof mit Marie und den Kindern würde er sie nicht mehr brauchen und sie hat Leonards Versprechen gehalten: Sie hat sich um Henry und die Kinder gekümmert, solange es nötig war.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 15. Aug. 2005, 11:15 Uhr
Die ersten Tage in dem neuen Langhaus draußen auf dem Pferdehof vergehen damit, sich an das neue Wohngefühl zu gewöhnen. Besonders Marie die Köchin hört man von früh bis spät seufzen, wenn sie immer wieder neu, den richtigen Platz für ihre Gewürztöpfchen und andere Dinge sucht. Yohn ist die ersten Tage damit beschäftigt, immer wieder die beiden großen Regale in Maries Bereich ein Stückchen nach rechts oder links zu versetzen, bis die Köchin endlich zufrieden ist. Danach hört das Seufzen auf und emsiges Klappern, vermischt mit Essensduft, erfüllt das Haus, dass sogar Henry wieder mit Heißhunger zugreift.

Die nächsten Monde wächst Mara wie ein kleines Fohlen, das in die Höhe schießt und mit dem Größerwerden kann Henry seine kleine Tochter mehr und mehr annehmen und ist bald ganz vernarrt in die blauen Augen des Mädchens und in ihre kleinen Fäustchen, die seine Finger umschließen, als würde sie sich an ihn klammern, dass ihm manches Mal die Augen feucht werden. In solchen Augenblicken fühlt er sich schuldig, denn solange sie so winzig war konnte er seine Tochter kaum in den Arm nehmen, immer sah er das blutige Bündel in ihr, das sein Vater aus Orgas Leib zog, als er sie sterbend in den Armen hielt.

Die Zeit vergeht wie im Flug, die Verder Kaltblutstuten haben längst alle abgefohlt und das Korn steht überall fast reif auf den Feldern, als ihnen eine Überraschung ins Haus schneit. Bassu ist gekommen. Seine lebensfrohe Art ist eine große Bereicherung die fünf Siebentage, die er bei ihnen wohnt und nach langen Gesprächen der beiden Männer hat sich zwischen Onkel und Neffe, so unterschiedlich sie auch sind, eine Freundschaft entwickelt, wie sie nur unter Wesen zustande kommen kann, in denen das gleiche Blut fließt. Uuma, die einmal alle Siebentage herausgeritten kommt, ist vor Freude ganz aus dem Häuschen und Bassu verbringt viel Zeit mit ihr, wo immer das auch sein mag, denn oft sind sie den ganzen Tag nicht zu sehen und erst in der Nacht oder am Morgen kommt Bassu mal fröhlich, mal tief in Gedanken versunken zum Langhaus zurück, wo er das größte der Zimmer im mittleren Hausbereich während seines Besuches bewohnt. Nur einmal hat Bassu von der Zeit gesprochen, in der er damals in Orgas Mutter verliebt gewesen ist. Entgegen seines sonst üblichen Frohsinns, war er schwer und ernst geworden und nur der Anblick von Mara, seines leiblichen Enkelkindes und der Gedanke, dass sie es zu Lebzeiten erfahren würde, dass Bassu ihr Großvater ist, konnte seinen Schmerz aus seinen Augen wieder vertreiben, dass er Orga nicht mehr als Vater in seine Arme schließen konnte.

Aber auch diese Tage vergehen und nachdem Bassu darauf bestanden hat, dass er  Henry in Zukunft mit Hafer,  Heu und Stroh für seine Kaltblutzucht beliefert, weil ihre Ländereien um Brioca genug abwerfen würden, um ihn damit nebenbei zu versorgen, verabschieden sich die beiden mit Henrys Versprechen, Bassu und seine Mutter auf ihrem Landsitz zu besuchen, sobald Mara für einen solchen Ausflug groß genug wäre.
Dann kommt die Erntezeit ins Land und danach stellen sich bald die ersten kühlen Nächte ein, in denen Henry die jungen, schon abgewöhnten Fohlen vorsorglich in die Ställe bringen lässt. Es sind wie erwartet prächtige Tiere und Henry ist froh, dass das Schicksal ihnen in diesem Jahr viele übermütige Hengste beschert hat.

Eines Morgens ist es offensichtlich, seine Thunderländer Stute ist rossig und Henry grübelt, ob er mit ihr zum Baum der Protektorin des Larisgrüns reiten soll, denn er hat schon im Sommer auf dem Pferdemarkt gehört, dass der Nordmann dort, einen prächtigen Thunderländer besitzen soll. Beruhigend streicht er über den pechschwarzen Hals der Stute, die sich auch mit den leckeren Kräutern aus seiner Hand kaum beruhigen lässt. Unruhig trabt sie gleich wieder durch die Koppel und dreht Runde um Runde, dass Frederik, der sich nach seinem Frühstück zu ihm gesellt, fachmännisch die Bemerkung macht: "Sie ist rossig!"  Henry schmunzelt und legt dem Jungen seine Hand auf die Schulter. Frederik hatte sich hier draußen prächtig entwickelt und ist braungebrannt wie er selber. Die vielen Monde war er kaum von seiner Seite gewichen. Selbst seine kleine Schwester ließ er die letzten Monde bei Marie in der Küche oder bei den Mägden, oder bei Mara und ihrer Amme. Trotzdem hatte er immer ein wachsames Auge auf sie, obwohl sie von genug Frauen umgeben war, die sich eher die Hand abgehackt hätten, als zugelassen, dass der kleinen Anna irgend ein Leid geschähe.
"Wollen wir sie zu einem Thunderländer Hengst bringen?" Frederik horcht auf und selbst das Gespräch unter den Pferdehändlern hatte der Junge vor zwei Monden aufmerksam verfolgt, denn auch wenn er nicht wusste, wer die Protektorin ist, dass ihr Nordmann einen Thunderländer besitzt, das hatte er mitbekommen und ein Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Jungen und mit einem übermütigen Lachen ist es beschlossen. "Versuchen wir unser Glück!" ist das Einzige, was Henry sagt und sie gehen hinüber zu den Ställen, um Ramsnase zu satteln.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 05. Sept. 2005, 14:52 Uhr
Henry führt die Thunderländerstute zu der großen Koppel, die er vor knapp einem Sonnenlauf für seine schweren Stuten auf der ehemaligen Heuwiese angelegt hatte und die kleinen Ponys bindet Frederik ab. In Talyra wirkte der Junge durch das Feuer und die aufgeregten Menschenmengen etwas verstört, aber hier draußen ist nichts mehr davon zu sehen. Im Haus erzählt er seiner kleinen Schwester begeistert von dem großen Baum, aber meistens dreht es sich dabei um ein kleines goldäugiges Mädchen und Henry kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Mariann scheint, während die alte Köchin wie ein aufgescheuchtes Huhn ihr den ganzen Pferdehof zeigt, mitsamt Ställen, Scheune, Haupthaus, Schuppen und der kleinen Mühle unten am Bach, auch die ganze Aufregung in Talyra vergessen zu haben denn sie strahlt, wo immer er die beiden bei seinem eigenen Rundgang nach den zwei Tagen Abwesenheit antrifft. Henry entgeht es nicht, wie Mariann in die Weite rundherum blickt und wie sich mehr als einmal ihre Schultern langsam dabei heben, während sie den Anblick in sich aufsaugt. Auf ihrem kleinen Hof hatte sie das auch... grübelt Henry und zum ersten Mal fragt er sich, ob sie sich trotz der schweren Arbeit auf ihrem gepachteten kleinen Hof nicht vielleicht wohler gefühlt hat, doch dann schüttelt er die Gedanken wieder ab.  Sie genießt einfach die Abwechslung...
Erst als Mariann in der großen Wohnstube müde auf einen Stuhl sinkt und sie alle das köstliche Wildgulasch essen, dessen Duft schon bei ihrer Ankunft durch das Langhaus zog, beruhigt sich auch die gute alte Köchin langsam. Mariann befremdet es, dass sie alle um den großen Tisch sitzen, dass da keine Trennung zwischen Henry und den Mägden und Yohn mehr besteht und braucht eine Weile, damit zurecht zu kommen. Henry sitzt am Kopfende des Tisches, das den drei Zimmern des Hausherren und der seiner Kinder zugewand ist, dann Anna und Frederik auf beiden Seiten neben ihm, Yohn ihm gegenüber und die Mägde haben dazwischen ihren Platz zum Essen und auch für ihre Arbeiten gefunden.

Nach dem Essen zieht Henry sich in einen der bequemen Sessel zurück, wo er auch durch das Fenster auf die Koppeln und die Ställe sehen kann und raucht seine Pfeife, während Mariann sich mit ihrer kleinen Tochter in Maries Schlepptau in deren Kammer zurückzieht, wo die beiden Frauen das zweite Bett darin für Mariann und ihre kleine Tochter herrichten.
"Yohn, du musst noch eine Menge Zeug aus Talyra holen. Wir haben noch einige kleine Möbelstücke, Teppiche und Läufer zusammengetragen, auch Werkzeug und Sattelzeug, das alles her soll. Tharonn habe ich die zwei Reitpferde dagelassen und das Pferd von Ancoron steht noch im Stall. Nimm noch zwei Knechte mit und hilf Marianns Mann dabei, sämtliche Läufer und Teppiche und Matratzen, runter in den Keller zu schaffen. Wir bleiben die nächsten Jahre hier draußen." Yohn hatte bei seinen Worten erstaunt aufgeblickt, nicht wegen der Arbeit, aber weil er wohl nicht damit gerechnet hatte, dass sie nicht für den Winter wieder nach Talyra zurückkehren, doch der kräftige große Mann nickt nur und wenig später hört Henry das Gespann Richtung Talyra davonrumpeln.
Irgend etwas fehlt Henry jedoch und er braucht eine Weile, bis er weiß, was das ist.  Cofea! Morgen fahre ich zum Platz der Händler und besorge mir Cofea! nimmt er sich vor, denn er vermisst nach dem deftigen Wildgulasch dieses köstliche Gebräu. Gut, dass ich jetz weiß, wie man das richtig zubereitet... Er muss sich richtig beherrschen, nicht gleich los zu reiten, um sich nach den dunklen großen Cofeabohnen auf die Suche zu machen, die er in dem riesigen Elbenbaum zum ersten Mal gesehen hatte, so verlangt es ihm nach dem belebenden Gebräu.

Henry erhebt sich leicht knurrig aus seinem Sessel, den Geschmack des Getränkes beinahe auf der Zunge und begibt sich in sein Zimmer, er muss noch überlegen, wo er die Truhe mit den Dokumenten und Schätzen in Form klingender Münzen in vielen kleinen Ledersäcken aufbewahrt. Sie ist abgeschlossen und das Zimmer auch, denkt er bei sich und schiebt sie neben die andere Truhe, in der schon der gehobene Schatz aus dem Garten mit seinen kostbaren edelsteinbesetzten Pokalen, Dolchen und anderer kleiner Kostbarkeiten liegt. Bisher hatte Henry vermieden, auch nur ein keines Teil daraus irgend jemandem zu zeigen, um den Wert schätzen zu lassen. Nur Orga und er selber hatten sie zu Gesicht bekommen, und so sollte es auch bleiben. Ich werde vor dem Winter noch ein paar Bodendielen lösen und ein Vesteck in den Erdboden graben, nimmt er sich vor, wenn er sich nun entschieden hat, hier draußen zu leben. Einen der Dolche sollte ich mir aber nehmen, überlegt er, denn seit einigen Monden ist er schon ohne Messer, seit sein altes zerbrochen ist und es fehlt ihm bei vielen Gelegenheiten. Er hatte die Dolche seinerzeit bei ihrer Entdeckung alle befühlt und sie waren gefährlich scharf, wie frisch geschliffen. Unter dem Lederwams wird man den Dolch nicht sehen, ...wenn ich schon beim Rumrücken der Truhen bin... Henry sucht den Schlüssel an seinem Schlüsselring heraus und öffnet den schweren Truhendeckel. Er besieht sich die kostbaren Dolche, bei denen die Griffe reich mit Edelsteinen besetzt sind, den gleichen Edelsteinen, wie auf den Kelchen, bis auf zwei, die in einer metallenen mattgrauen Scheide stecken, aus dem auch die doppelseitigen Schneiden sind und im Gegensatz zu den anderen Dolchen mit ihren dunkelgrünen Jadegriffen sehr schlicht aussehen, aber angenehm in der Hand liegen. Nicht dass es Frauendolch sind, denkt er amüsiert, nimmt einen heraus, verschließt die Truhe wieder sorgsam und zieht seinen starken Ledergürtel durch den breiten Schlitz seitlich in der Scheide. Er ruckt und schiebt, bis er das Gefühl hat, dass er gut sitzt und nicht einmal zu sehen ist, wenn er sich mit offenem Wams auf einen Stuhl setzt und macht sich dann daran mit einem der Knechte Orgas Sekretär aus der Kutsche zu holen.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 07. Sept. 2005, 18:30 Uhr
Von dem lauten Hereintragen des Sekretärs in sein Zimmer, muss Mara aufgewacht sein, denn sie fängt im Nebenzimmer vorwurfsvoll an zu weinen. Nur kurz hört Henry sie, dann ist da die Stimme der jungen Amme, die sie zu wickeln scheint und sie dann voraussichtlich stillen wird. Henry rückt zufrieden lächelnd weiter mit dem Sekretär herum, bis er den richtigen Platz für das gute Stück gefunden hat und stöbert noch eine Weile darin herum. Karens Stimme aus dem Nebenzimmer sagt ihm, dass sie fertig sind und es zieht ihn mit aller Macht zu seiner kleinen Tochter. Henry wartet aber, bis die Amme auf sein Klopfen antwortet und findet Mara quietschvergnügt auf den Armen des Mädchens. Mara kann ihr Köpfchen mittlerweile selber halten, denn sie ist ein kräftiges kleines Mädchen geworden.

Henry lächelt glücklich und nimmt Mara aus den Armen der Amme, die ihre anfängliche Scheu vollkommen verloren hat.  Mara gluckst gleich vergnügt los, als er sie vor sich hochhebt und ihre kleinen Zehen mit den Lippen liebkost, wie er es immer zur Begrüßung macht. "Ich nehme sie mit nach draußen, du kannst auch mitkommen, wenn du möchtest." Karen nickt, bindet ihr das Mützchen um, während er die Decke um sie wickelt, dann gehen sie nach draußen. Die Sonne scheint und der sanfte Wind ist nicht kalt. Er geht das Stück über die Wiese zum Weg und setzt sie halb liegend in seinen linken Arm, dass sie die Stute sehen kann, die ihren kräftigen Hals über den Zaun reckt. Die weichen Nüstern nähern sich Mara und gleich grabscht sie nach dem, was sich ihr da nähert und klatscht mit ihren Händchen auf das weiche Pferdemaul, doch die Stute ist viel zu neugierig, als dass sie sich davon vertreiben lässt und schnaubt nur leise, was Mara in vergüngt glucksendes Strampeln versetzt.

Er hatte nicht Mariann gesehen, die ihnen gefolgt war und plötzlich neben ihm steht und ihn innständig bittet, nicht das Kind mit dem Pferd in Berührung kommen zu lassen, weil sie noch viel zu klein sei, doch Henry lacht nur und schaut sie vergnügt an. "Mariann, auf dem Gut in Verd liegen die Kleinen in dem Alter schon längst auf den Pferderücken und reiten!" Mariann schüttelt entsetzt ihren Kopf und nimmt die saubere Windel, die sie über dem Arm hängen hat, als würde sie soetwas schon geahnt haben, und wischt besorgt Maras Händchen ab. "Hast du gehört meine Kleine, Mariann gönnt dir auch gar nichts!"

Schmunzelnd geht Henry langsam wieder zurück ins Haus, denn er will Mariann nicht in Sorge stürzen und setzt sich mit Mara in den Sessel. "Setzt euch doch zu mir!" fordert er Mariann auf, denn er merkt erst jetzt, wo sie da ist, wie sehr ihm ihr umsorgendes Wesen hier draußen fehlt, mit dem sie im Roßsteinhaus in Talyra immer für Frederik und Anna da war. "Sie soll nicht von allem fern gehalten werden Mariann, dann wird sie nur empfindlich." Henry sieht sie bei seinen Worten verständnisvoll an, denn er kann ihre Sorge verstehen, wenn er sie auch als unbegründet ansieht, doch Henry erntet nur ein Kopfschütteln der zweifachen erfahrenen Mutter, die nicht weiß, wie sie dem in ihren Augen leichtsinnigen Vater davon überzeugen soll, dass es wirklich noch zu früh dafür wäre. Er sieht es ihr an und noch mehr. Ja, wenn Orga da wäre, dürfte ich soetwas nicht machen, denkt ihr, aber dass ihr euch da nicht irrt Mariann... Orga würde das ganz bestimmt genauso sehen wie ich, denn wir haben es beide zusammen so erlebt...

Henry spürt den Kloß in seinem Hals und reicht Mariann seine kleine Tochter. "Nehmt sie bitte, einer der Hengste scheint Ärger zu machen." Es ist eine Ausrede, denn das Wiehern stammt von einer seiner Stuten, aber das würde sie nicht bemerken, aber Henry hatte Marianns Blick bemerkt, der verriet, dass sie nichts lieber täte, als wieder die Kleine in ihre Arme zu nehmen und er stapft Richtung Ställe davon. Das tut ihnen beiden gut... denkt er dabei schmunzelnd.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 13. Sept. 2005, 22:58 Uhr
Am Tag des Dämons


Henry spürt, wie Yohn langsam den kleinen Wagen vom Eingang der Nyzamia weg lenkt und er hört auch, wie Mirk sein Kurzschwert aus der Scheide zieht. Es scheinen immer wieder neue Kreaturen aufzutauchen, wie er aus den Rufen der Blaumäntel hört und an Mirks Kampfbereitschaft erkennt. Mist, elender, wo kommen die nur her? Ob es wirklich ein mächtiger Dämon ist? Henry versteht von diesen Dingen nichts, er hat sich nie mit ihnen beschäftigt. Der Rauch, der auch über dem südlichen Stadttor liegt, verliert sich mehr und mehr, je weiter der Wagen über die Straße nach Süden holpert. Die leichten Stöße mit denen er über das Pflaster poltert lassen ihn jedoch irgendwann in sich zusammensacken, so schmerzhaft rütteln sie seinen Brustkorb durch. Er findet sich kurz danach in der mit Decken gepolsterten langen schmalen Kiste des Wagens wieder, die zwar genauso rumpelt, wo er sich aber nicht mehr aufrecht halten muss, sondern sich entspannen kann. Irgendwann auf halbem Weg ist er einfach weggesackt und wird erst wieder wach, als er schon auf einem Bett in einer der mittleren Kammern seines Langhauses liegt. Marie betastet gerade seine Rippen und wenn er die  alte Köchin nicht besser kennen würde, er würde denken, sie will ihn umbringen.

>“Die müssen angebrochen sein, denn die ganze Seite ist blutunterlaufen. Sowas habe ich schonmal auf dem Gut gesehen. Das sieht gar nicht gut aus, aber ihr müsst trotzdem erst einmal in die Wanne.“< Henry widerspricht nicht und er nimmt sich vor, nie wieder eine dieser Riesenkreaturen zu umarmen. Das Bad ist die reinste Wohltat für seinen gepeinigten Brustkorb und Henry genießt es so lange, wie Marie es ihm erlaubt und das ist so lange, bis sie ihm das Haar gewaschen und anschließend jedes Stück seines Körpers akribisch untersucht hat, ob nicht noch mehr von diesen Borsten irgendwo in seiner Haut stecken, von denen Mirk ihr erzählt hatte. Seine Bedenken wegen ihrer Unschuld tut sie empört ab und Henry ist sich sicher, dass sie dabei errötet. Erst als Yohn ihn in sein Zimmer bringt und er Mariann in der Kammer schluchzen hört merkt er, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt, denn er ist gleichmütig wie ein Lamm. „Mirk!“ kommt es ihm über die Lippen. „Der alte Hundesohn! Wieviel hat er mir eingeflößt? Yohn? Raus mit der Sprache!“

Erst als er in seinem Zimmer in seinem Bett liegt und er schon wieder kurz davor ist einzudösen, rückt Marie mit der Sprache heraus, während sie seinen Brustkorb dick mit irgendetwas einbalsamiert, das sogar wunderbar duftet. >“Nur einen Tropfen in Wasser verdünnt, und davon nur ein paar Schlucke. Er meinte, dass das nötig wäre, damit ihr Ruhe gebt, Henry, und ich muss ihm Recht geben, nachdem was ich gehört habe.“<  „Verschwörung!“ murmelt er und gleitet schon langsam wieder ins Land der Träume, als sie ihm den Brustkorb mit einem frischen Tuch so stramm umwickeln, dass sein letzter Gedanke ist, ob sie eine neue Methode gefunden haben, jemandem im Schlaf auf eine unauffälligere Art zu erdrosseln, als ihm den Hals dabei zuzudrücken. Henry hört nicht mehr die beiden Reiter auf das Haus zuhalten und Marie losschreien und bald darauf ihrem Mann und ihrem Sohn in die Arme fallen, dass nicht nur Mariann vor Freude weint. Tharonn hatte die Abwesenheit seiner Frau und Tochter genutzt und war schon früh mit Elos ins Larigrün geritten, um seinem Sohn die Entenjagd beizubringen, als in Talyra die Hölle ausbrach und so waren sie dem Flammentod durch eine glückliche Fügung, oder den Willen der Götter, entronnen.


Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 09. Nov. 2005, 09:10 Uhr
Behutsame Hände nehmen ihm irgendetwas vom Gesicht und Henry schlägt die Augen auf. Es geht wieder!  Henry atmet erleichtert auf, zumindest versucht er es und blickt in Marianns Gesicht, das ihn fröhlich, ja glücklich anlächelt. Sie lächelt? Henry fragt sich, ob er irgendetwas verpasst hat und diese Vermutung wird ihm kurz darauf bestätigt, als die Gute ihm erzählt, dass ihr Mann und ihr Sohn gestern noch wohlbehalten aus dem Larisgrün zurückgekehrt waren. "Dem Himmel sei Dank!" kommt es erleichtert über seine Lippen und er nimmt Marianns Hand und drückt sie glücklich. "Gut, dass Yohn euch davon abgehalten hat, in die Stadt zu laufen, denn dann würde eure Familie jetzt vielleicht um euch weinen."  Mariann senkt verlegen den Kopf und Henry geht nicht mehr länger auf das Thema ein, außer, dass er ihr vorschlägt, dass sie mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter das große Gästezimmer im Langhaus bewohnen können, während ihr Sohn Elios es mit einem Lager oben in der Scheune im Reich der Knechte versuchen soll, bis sie wieder ein kleines Haus für die ganze Familie nebenan gebaut haben, denn er möchte, dass sie, wie es auf dem Gut bei Verd üblich ist, als Familie ihr eigenes kleines Haus bewohnen.

Die ersten Morgenstunden vergehen mit fröhlicher Begrüßung und dem Getuschel über ein geheimnisvolles "Wasser", das die  Schwellung über seinen Augen über Nacht zurückgehen hat lassen, von dem Marie nicht sagt, was es ist und nur leicht errötet. Henry schüttelt über einem gewaltigen Frühstück, das er in seinem bequemen Sessel einnimmt, amüsiert den Kopf. "Was immer es auch ist, es hat geholfen, zumindest bei den Augen." Anna und Frederik wollen immer noch mehr über die Kreaturen in der Stadt wissen, aber nach einer Weile lenkt er das Thema auf Mara, die ihm gleich von der Amme gebracht wird. Seine kleine Tochter wird mit jedem Tag hübscher und in ihren sanften blauen Augen meint er manchmal seine Mutter zu sehen, so erinnert Mara ihn an sie.

Irgendwann hält es ihn aber nicht mehr im Langhaus und Yohn muss, auch wenn Marie mit allen ihren Überredungskünsten mit Strenge und mit Bitten ihn auch versucht davon abzuhalten, die "Kleine" vor den Wagen spannen. Henry nimmt außer Yohn noch Tharonn mit, um zu sehen, was von seinem Anwesen in der Stadt noch übrig ist. Ich muss es mit eigenen Augen sehen.... brennt es ihm in der Seele, denn soviel er nun auch von dem Geschehen des Vortages gehört hat, es treibt ihn mit aller Macht in die Stadt.

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 03. Jan. 2006, 13:45 Uhr
Draußen fällt der Schnee in dicken Flocken und die jungen Verder Kaltbüter tollen wild darin herum. Henry schmunzelt, denn es erinnert ihn wieder an Orga, mit der er in ihrer gemeinsamen Jugend auch immer herumgetollt hat, wenn der erste Schnee gefallen war. Mara sitzt auf seinem Schoß und brabbelt vor sich hin und will wie immer nach seiner Pfeife grabschen, wenn die feinen Rauchwolken aus ihr emporsteigen. Die kleine blondgelockte Dame schnüffelt so niedlich nach dem Tabakduft, wie es Orga oft getan hat und jedes Mal versetzt es Henry einen Stich, denn mit jedem Tag scheint seine Tochter Orga in ihrer Art, wie sie nach etwas verlangt, ähnlicher zu werden. "Mara nein! Das ist heiß Liebes! Du verbrennst dir nur die Finger!" Wieder muss er ihre eifrigen Händchen in seine nehmen und sie von ihrem Verlangen ablenken, aber umsonst. "Du bist schlimmer als Orga, deine Mutter! Sie hat auch nicht Ruhe gegeben, bis sie das hatte, was sie wollte. Hier, da, spürst du jetzt, wie heiß das ist?" Er nähert ihre kleine Hand dem glimmenden Tabak und ihr süßer Mund verzieht sich schmollend, dann zittert er ein wenig und eine Träne rinnt über ihre kleine Wange. "Siehst du, heiß!" Liebevoll drückt er ihren Kopf an seine Wange. "Dein Vater will nicht, dass du dir deine Finger verbrennst, verstehst du das jetzt?" Nur zwei große blaue Kulleraugen blicken ihn an und sein Herz schmilzt wie Käse über der Flamme, doch schon grabscht sie nach einer Haarsträhne und will sie haben.

Henry erhebt sich mit Mara und reicht sie Mariann, die sich hauptsächlich um sie kümmert, seit sie im Langhaus wohnt. Henry muss nichts sagen, die Gute weiß sofort, dass er mit ihr zu den Pferden will und packt sie mit flinken Händen in den warmen Fellsack mit der dicken Kapuze, dann stapfen sie hinaus. Frederik und Anna tollen mit den Kindern der Familien aus Verd den Weg entlang und bewerfen sich mit Schneebällen und Henry grinst nur. Seit die Knechtschaft aus Verd bei ihm eingetroffen war, ist Leben auf dem alten Pferdehof.
Herny wollte den Tag, an dem die letzte Fuhre Steine das Roßsteinanwesen in der Stadt verließ, mit Yohn in die Goldene Harfe, aber da rollten sie heran, drei Wagen, voll beladen mit Frau und Kind, mit Haushaltsgegenständen und all ihrem Besitz, den die Knechtschaft von Korran, dem ehemaligen Pferdezüchter der Verder Kaltblüter, mit sich führte. Ogmar sprang sofort vom Wagen und hielt auf Henry zu und sprach für alle, als er ihm erklärte, dass eine Scheune mit Stroh für die Monde bis zum Frühjahr für sie ausreichen würde, und so wohnen sie nun seit diesem Tag alle in der aufgeräumten, und zur Notunterkunft eingerichteten Scheune. Henry hat seit dem nicht einen Tag bereut, die Knechtschaft zu übernehmen, denn das fröhliche Leben, das sie mitgebracht haben hat den Hof verwandelt. Frederik und Anna spielen fast den ganzen Tag mit den Kindern und Ogmar hat sich gleich um die Pferde gekümmert, von denen die alten ihn mit Nasenstubsern und fröhlichem Wiehern begrüßten. Der starke Knecht hatte sich nach wenigen Tagen das Vertrauen des alten Verwalters errungen, der ihm mehr und mehr die Arbeiten anvertraute, die er bisher tat, aber wegen seiner alten Knochen gerne an den jungen abgab.

Henry hatte seinem alten Verwalter gut zugeredet, dass er auf dem Hof seinen Lebensabend verbringen solle, denn er hat keine Familie und so geht das Leben auf dem Hof seinen neuen und doch alt gewohnten Gang. Ogmar war von Henrys neuer Haltung der Pferde in drei kleinen Herden, mit ihrem jeweiligen Zuchthengst, angetan und streifte seit Tagen durch die Wälder seines Anwesens und Henry ahnt, was Ogmar in seinem Hirn ausbrütet und wartet geduldig, was dabei raus kommt. Er selber hatte sich auch schon in die Richtung Gedanken gemacht. Henry schmunzelt immer, wenn Ogmar zurück geritten kommt und mit nachdenlicher Miene in der Scheune verschwindet und über seinen Pergamentrollen hängt, wie er ihn einmal überrascht hatte. Ihm gefällt die Initiative des Knechtes und er ist schon neugierig auf seine Version.

Henry schmunzelt, während er vor dem Gatter steht und Mara mit ihren kleinen Händen den Kopf der Stute bearbeitet, die das stoisch über sich ergehen lässt, hofft sie doch noch immer auf die leckeren Kräuter. Henry wartet, bis Mara genug geklopft, gerieben und an der Mähne gezogen hat, dann bekommt die Stute die Kräuter und er stapft weiter, zum nächsten Gatter, wo die Junghengste besonders wild im Schnee herumtoben, dass er an Maras Gestrampel spürt, dass sie am liebsten dahin krabbeln würde und auch mitmischen möchte. Henry lacht und wirft sie ein paarmal in die Höhe, dass sie vor Vergügen quietscht. "Da musst du noch viele Butterstullen essen, meine Süße, bis du soweit bist!"

Titel: Re: Der Pferdehof
Beitrag von Henry am 29. Jan. 2006, 14:06 Uhr
Henry sitzt am großen Tisch im Langhaus über Korrans Zuchtbuch und auch das Buch für die Ausgaben und Einnahmen liegt bereit, weil er noch den Verkauf seiner letzten drei Kaltblüter aus seiner früheren Zucht eintragen muss, die er am Vormittag verkauft hatte. Seid dem Spätsommer hatte er sich von den insgesamt zehn Kaltblutstuten und ihren Jährlingen getrennt, denn der Nachwuchs war unbefriedigend, obwohl er die Verder Stammhengste zum Decken benutzt hatte. Die Stuten brachten starke kräftige Arbeitspferde hervor, aber allesamt kein geeignetes Material für Streitrösser, wie er einsehen musste.

Henry will im Frühling auf der Rückseite des langen Stallgebäudes eine neue Reihe Boxen anbauen und die Verder und Cardosser Stutfohlen für die Zucht behalten. Die kleinen Stutfohlen von Filidh sind hervorragend und er ist schon auf der Suche nach einem vielversprechenden Cardosser Jährling, der sich in 3 Jahren um den Nachwuchs der Stutfohlen von Filidh kümmern könnte.  Henry reibt sich das Kinn, wie immer, wenn er herumgrübelt, aber er hat sich das genau überlegt.

Die Köchin spült das letzte Essgeschirr nach dem gemeinsamen Mittagsmahl und Mariann stellt ihm gerade eine große Tasse Cofea mit Rahm und süßem Sirup hin. Die Kinder halten ihr Mittagsschläfchen und er kann das anregende Gebräu in Ruhe genießen. Henrys Blick schweift wieder über die Eintragungen des Zuchtbuches. Er kennt mittlerweile jede der Verder Kaltblutstuten und sinniert über Korrans kluge Zuordnung der Tiere zu den Stammhengsten. Henry hatte nach Korrans Plan die vier kleinen Herden gebildet und keine der Stuten war den letzten Sonnenlauf ungedeckt geblieben, und dass, ohne, dass er sich persönlich darum kümmern musste. Henry schmunzelt, denn die Stammhengste hatten sich selber um den Erhalt ihrer Rasse gekümmert und den kommenden Mond ist mit den ersten Fohlen der Verder zu rechnen.

Seine neun Cardosser und zwei nebelgrauen Stuten haben schon vor dem Julfest gefohlt. Es sind allesamt Nachkommen von 'Filidh', dem starken Cardosserhengst aus der Steinfaust und entsprechend prächtig ist der Nachwuchs ausgefallen. Seine beiden Eisgrauen haben zwei muntere, genauso eisgraue Hengstfohlen, die neun Cardosser Stuten, drei Stutfohlen und sechs übermütige kleine Hengstfohlen hervorgebracht. Henry ist jeden Tag bei ihnen und kontrolliert das Futter und die Pflege, aber Ogmar ist genauso vernarrt in die prächtigen Tiere, wie er selber und kümmert sich gut um sie.
Henry schmunzelt in sich hinein. Ich hätte mir keinen besseren neuen Verwalter wünschen können. Korran ist nicht nur ein guter Pferdekenner. Warum musste er nur seinen Sohn verlieren? Henrys Schmunzeln verschwindet und mit einem Schluck Cofea vertreibt er die traurigen Gedanken.

Mit ruhiger Hand gleitet die Feder über das Pergament, mit der er die Nachricht an den Lord Commander schreibt, denn es wurde Zeit, die 26 Jährlinge, kräftige Verder Kaltbluthengste und die beiden Zweijährigen, die nur Spätzünder waren, vorzuführen. Henry hatte sich dieses Mal damit Zeit gelassen, denn die Aufbauphase nach dem Dämonenangriff hatte alle in Talyra strapaziert, aber jetzt musste es sein, denn er braucht langsam den Platz für den kommenden Nachwuchs. Henry streut den Löschsand über das Geschriebene und nach einigen weiteren Handgriffen ist das Pergament zusammengerollt und versiegelt.

Ein Klopfen an der Eingangstüre lässt Henry aufblicken. „Ogmar kommt herein und trinkt eine Tasse Cofea mit mir!“ begrüßt er den Mann, der ins Langhaus tritt. Im nächsten Moment weiß Henry, das irgendwas mit den Stuten ist. „Welche?“ fragt er nur und erfährt, dass die Verder Stute mit der hellen Mähne frühzeitig fohlt und dabei Probleme hat. Uumas Lieblingsstute, hoffentlich geht das gut. Sie war die einzige, die nicht trächtig war, als wir die Zucht übernahmen. „Was ist mit dieser Stute Ogmar?“ Der Knecht weiß sofort was Henry meint und berichtet ihm, dass die Hellmähnige schon zweimal hintereinander verfohlt hat und Korran ihr aus dem Grund ein Jahr Pause verordnet hatte. Henry flucht in sich hinein, denn er möchte die ausgesprochene Pferdeschönheit nicht verlieren und er weiß, dass Uuma schrecklich traurig wäre, wenn sie verenden  würde. Während sie zu den Ställen eilen fällt ihm auf, dass die kleine Wilde schon lange nicht mehr hier war und er nimmt sich vor, sie zu besuchen, wenn er am nächsten Tag in die Stadt reitet, denn er möchte zu gerne wissen, was sie wieder angestellt hat, dass sie sich nicht blicken lässt. Trotz der Sorge wegen der Verder Stute stiehlt sich ein warmes Lächeln in seine Augen, denn Henry erinnert sich an das letzte Gespräch nach dem Dämonenangriff, wo Uuma sich mit Händen und Füßen alles von der Seele geredet hatte.

Henry erreicht mit Ogmar die Stute, die just in diesem Augenblick abfohlt, aber dann stellen sie fest, dass sie ein Zweites trägt und blicken sich überrascht an. Keiner von ihnen hatte es bemerkt und nach einer weiteren Stunde steht auch das zweite Fohlen auf wackeligen Beinen. „Wir werden ihr wieder ein Jahr Pause lassen, die beiden werden sie viel Kraft kosten.“ Ogmar nickt, während er wie ein Verliebter das Stutfohlen trockenreibt. Das kleine Hengstfohlen steht schon fester auf den Beinen und gibt keine Ruhe, bis es das bekommt, was es will, aber Henry trennt ihn bald von der Nahrungsquelle, damit auch das Schwesterchen noch genug von der ersten Milch abkriegt.  



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