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(Thema begonnen von: Niniane am 28. Feb. 2004, 13:09 Uhr)

Titel: Die Unterstadt
Beitrag von Niniane am 28. Feb. 2004, 13:09 Uhr
Tief unter der Weltenstadt liegt jener Bereich verborgen, denn die Weltenstadtbürger abfällig als "Unterstadt" bezeichnen.  
Jeder kennt ihn, und viele fürchten ihn, denn jener Teil der Weltenstadt ist nichts für zarte Gemüter. Zwielichte Gestalten, finstere Halunken, Diebe und Tagelöhner treiben dort ihr Unwesen und die mächtigen, einflußreichen Diebesgilden haben hier ihre Hauptsitze.
Gelegentlich wird die Unterstadt auch als die heimliche Diebesmetropole bezeichnet, natürlich nur hinter vorgehaltener Hand, doch es lässt sich nicht von der Hand weisen, daß die meisten Diebe in der Unterstadt wohnhaft sind.  
Städte verändern sich im Laufe der Zeiten, das ist allseits bekannt. Ein Feuer bricht aus und vernichtet einen ganzen Stadtteil, ein Krieg vernichtet beinahe die alle Gebäude und macht eine Stadt dem Erdboden gleich. Und so türmt sich bald Stadt auf Stadt, Neues wird auf den wenigen Resten von Altem errichtet. Wie verschiedene Gesteinsschichten, so lagern auch verschiedene Epochen einer Stadt übereinander.  
Die Unterstadt ist solch ein Bereich. Auf ihren Ruinen wurde die Weltenstadt errichtet, die wir heute kennen und lieben. Viele Schichten tief reicht die Unterstadt in die Finsternis und bietet dunklem Gezücht zuflucht. Sie ist der dunkle Fleck der Stadt, und gibt jenen eine Heimat, die im herrlichen Glanz der prachtvollen Oberen Stadt, wie die Bewohner von Unterstadt die Weltenstadt nennen, nicht leben können, weil ihr Reich die Dunkelheit und ihr Gewerbe das Gesetzlose ist.  

Die Unterstädter müssen nicht einmal großartig Razzien oder Einmischung der oberirdisch überall präsenten Blaumäntel fürchten, denn erstens schützen die Diebesgilden eifersüchtig ihr Reich und zweitens können sich nicht einmal bewaffnete Wächter gefahrlos in dieses Reich der Verdammnis wagen. Und so floriert der Schwarzmarkt in Unterstadt, der Wolfsmarkt, prächtig, ohne das wirklich etwas dagegen unternommen werden kann. Leichte Mädchen sind an jeder Straßenecke käuflich zu erwerben, und ihr Preis ist hoch, obschon man auch eine dürre Dirne für wenig Lohn zu erstehen vermag, wenn man nur lange genug sucht. Sein Geld verliert man in der Unterstadt jedoch in jedem Fall, wenn nicht an die das erstbeste Mädchen in einer schummrigen Gasse, dann eben an einen der zahlreichen Diebe, und nicht wenige bezahlen ihren Ausflug in die unteren Gefilde gar mit ihrem ach so kostbaren Leben, dass urplötzlich nicht einmal mehr einen Pfifferling wert ist.  

In diesen Gassen, die alle verdreckt und schmutzig sind und nach Kloake richten, triffst du mit Sicherheit auf den windigen Tarot, einen Dunkelzwerg wie er im Buche steht. Meistens treibt er sich im Bereich des unteren Wehrs herum, doch nicht selten trifft man ihn auch in der schwarzen Allee oder am Wolfmarkt im Herzen der Unterstadt. Suchst du etwas, so frage als erstes Blade, er wird dir gewiss weiterhelfen, oder dich wenigstens von der großen Last deines Geldbeutels erlösen.  
Denn wisse dies: Tarot ist ein Hehler und Gauner, wie er im Buche steht; der Beste in ganz Unterstadt. Niemand kennt sich in den verruchten Straßen besser aus als Tarot Streitaxt. Sein Bruder Baril Faustkeil, ein findiger kleiner Wicht mit einer Armbrust, die beinahe genauso groß ist, wie er selber, bewacht mit seinen Kumpanen die Eingänge nach Unterstadt, und verlangen dort von den eintreffenden so etwas wie Wegzoll. Das Haupttor zur Unterstadt liegt im Keller eines verfallenen Hauses am Blaupfuhl, gut verborgen und von Barils Schergen bewacht. Es gibt noch mindestens drei weitere Zungänge hinab in die Tiefe, doch sind sie nur wenigen redlichen Bürgern von Weltenstadt bekannt und gut verborgen. Eines aber wissen alle: Wage dich niemals ohne Waffe hinab in das dunkle Herz der Stadt, wenn nicht bist du auf jeden Fall verloren. Doch wie sagt Madam Grappe, die Inhaberin des "vornehmsten" Etablissements am ganzen Wolfsmarkt, so treffend:  

"Abenteuersüchtige, Haudegen, Spieler, Habenichtse und Taugenichtse sind bei uns immer herzlich willkommen, hauptsache sie bringe ordentlich Zaster in die Kasse."


->Hier findet ihr den alten Thread (http://forum.weltenstadt.de/?board=rpgarchiv;action=display;num=1077969872;start=0)

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Fesahmd am 03. März 2004, 23:38 Uhr

In dieser stürmischen Nacht wagt Fesahmd wieder einen seiner Abstecher
in die Unterstadt. Lange war er nicht mehr hier gewesen und man muss sagen,
er hat es ein bißchen vermisst, diese verwinkelten düsteren fensterlosen
Gassen, in denen die Türen in die verruchten Gemächer mal hier und mal dort
aufzutauchen scheinen. Leise dringt Fesahmd vorwärts und immer bereit, falls
möglich zur Seite zu springen und den Dolch aus dem Gewande zu ziehen.
Unauffällig gleitet er von einem Schatten in den anderen und er ist nicht
verwundert, dass um diese Uhrzeit eine Totenstille herrscht, diese bedrückende
Stille, die gelegentlich von dumpfen Geräuschen oder von dem erstickenden Krächzen
einzelner gerupfter und federloser Schnabeltiere durchbrochen wird. Plötzlich
bleibt er stehen, nicht allzu entfernt scheint ihm jemand entgegen zu kommen.
Schnell drückt er sich in eine Nische und beobachtet den Fremden, der ihn nicht
gesehen zu haben scheint. Fesahmd wundert sich, denn dieses Wesen nähert oder
entfernt sich von ihm nicht im Geringsten, vielmehr scheint es, als ob es sich
an etwas zu schaffen macht, an etwas Großem, Unförmigen. Neugierig lugt er hervor
doch wegen des diffusen Lichts kann er nichts erkennen und als er sich schon fast
dazu durchgerungen hat, zwei drei Schritte vorwärts zu gehen, kann er sich gerade
noch zurückziehen, als er plötzlich drei Gestalten bemerkt, die von der Straße kommen,
die Fesahmd vor kurzer Zeit selber begangen hat. Sie scheinen sich zu streiten, jedenfalls
vermutet er dieses ihrem gedrungenen Flüstern zu entnehmen, dem in kurzen Abständen
wutverzerrte Schnaufer verklingen. Als sie auf seine Höhe gelangt waren,
halten sie plötzlich an und Fesahmd fürchtet, dass sie
ihn gesehen haben, weil er seiner Meinung nach einen Moment zu lange aus dem Schatten
herausgeschaut hat. In seinem Kopf hört er ein böses Grummeln, welches auftritt, wenn
er sich besonders ärgert und fürchtet und er versucht seine möglichen Gegner abzuschätzen,
die jetzt nicht mal zwei Schritte entfernt sind und er sie etwas besser erkennen kann.
Fesahmd zuckt zusammen als er erkennt, dass es sich um Schergen von Zerbryr handelt, seinem
Wissen nach der zweitmächtigste Fürst in diesem gottlosen verlassen Teil der Stadt.
Fesahmd betrachtet die eigentümlichen Mützen der Räuber, durch die man auf
ihre Bandenzugehörigkeit schließen kann und wundert sich, weil er bisher nicht gewusst hat,
dass Zebryr auch in diesem Teil der Unterstadt anzutreffen ist. Sein Mut erlischt so schnell,
wie er aufgekommen ist, denn die Schergen Zebryrs werden allgemein als die grausamsten
überhaupt eingeschätzt. Das Wesen die Straße hinunter scheint sie noch nicht bemerkt zu haben,
was auch an dem düsteren Nebel zu liegen scheint.

Als Fesahmd sich schon mit seinem Schicksal abfinden will, als verstümmelte Leiche ohne
Fingernägel und ohne Haut in einer dreckigen namenlosen Gosse aus Fäkalien und Dreck tief
im Herzen der Stadt zu enden, bemerken die Gestalten, die zweifelslos etwas bemerkt hatten,
das Wesen im hinteren Teil der Straße. Mit leisen Schritten entfernen sie sich und Fesahmd
ist in diesem Moment auch froh, sich den schwarzen Mantel zugelegt zu haben. Ein erstickter
Schrei ertönt, als die Räuber die Gestalt erreicht haben, das Wesen sinkt in sich zusammen
und das Zischen der leisen schnellen Stiche der gezackten Dolche zerreißen die totenstille
Luft. Fesahmd verspürt kein Mitleid, wer ist schließlich so dumm und geht in
der Unterstadt zwei Minuten lang einer Tätigkeit nachzugehen ohne sich nicht mindestens zehn Mal
seiner Sicherheit versichert hat?

Nach weiteren zehn Minuten, die Fesahmd wie eine Ewigkeit vorgekommen sind, ziehen die Räuber
sich wütend schnaufend zurück, sie haben den leblosen Körper nun zur Genüge durchsucht
und wohl nichts gefunden, was sie zufrieden gestellt hätte. Fesahmd findet es komisch,
dass sie sofort die Gestalt getötet haben, in den Erzählungen wurden die Schergen immer
als hinterlistiger geschildert, die die rohe Gewalt erst im zweiten oder dritten
Schritt anwendeten um dem Opfer vielleicht noch wertvollere Geheimnisse zu entlocken.

Nachdem die Räuber verschwunden waren, nähert sich Fesahmd leise der Blutlache und dem
großen Etwas. Er beugt sich leise hinunter und er bemerkt, wie das Bündel leise zuckt...

to be continued

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 31. März 2004, 16:30 Uhr
Gegen Abend kehrt Garrett von den Straßen der Oberstadt in "sein Reich", wie er die Unterstadt gern bezeichnet, zurück. Der Tag war überaus profitabel gewesen und zudem hatten sich auch die neuen Stiefel bewährt, die Garrett von der Schuhmacherin gekauft hat.

Das kleine Häuschen in der Nähe der Diebesgilde, das Garrett nun schon seit einem halben Jahr bewohnt, dient dem schlanken Halbelf nicht nur als Wohnung, sondern auch als Trainingsplatz und Aufbewahrungsort diverser Gegenstände, die der Dieb nicht mehr missen will.
Als Garrett sein Haus betritt, nicht ohne vorher den feinen Alarmdraht deaktiviert zu haben, der im Schlafraum eine Glocke läuten läßt, atmet er tief durch und schließt die schmale Holztür hinter sich. Nachdem er seinen Alarmmechanismus wieder "scharf" gemacht hat, begibt sich der Mann zu seiner Schlafstatt, legt Schwert, Bogen und seine Kleider ab und legt sich schließlich, nur noch mit einem leichten Untergewand bekleidet, ins Bett, um nahezu ohne Verzögerung einzuschlummern.


Am nächsten Morgen jedoch fühlt sich der Dieb ausgesprochen verkatert und kaum Herr seiner eigenen Sinne. Zwei liebestolle Kater, die um eine rollige Katze warben, hatten ihn die halbe Nacht mit ihrem Gekreische und Gefauche wachgehalten und so braucht es einige Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, bevor Garretts Bewußtsein wieder ohne Verzögerungen arbeitet.
Beim Gang nach draußen in die Oberstadt offenbart sich, daß das Wetter aufgeklart hat und der frische Wind leichte Frühlingswolken vor sich her treibt. Ohne großartig Zeit zu verlieren, begibt sich der Halbelf hinaus auf die Straße und hinüber zum Marktplatz.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 04. Apr. 2004, 21:43 Uhr
An den Stadtwachen am Tor vorbei zu kommen war leichter gewesen, als Seagull es sich gedacht hatte. Der feine Nieselregen, der herrscht,e hatte die Wachen nur aus ihrem Unterstand schauen lassen und er hatte ihnen freundlich zugenickt, die Kapuze seines schwarzen Umhangs ein wenig gelüftet und irgendetwas von dringenden Geschäften erzählt. Die Wachen hatten ihn daraufhin durchgewinkt und schon stand er auf den Strassen Talyras. Seine Informanten hatten ihm gesagt, wo er den Eingang zu Unterstadt findet und genauso war es auch, das verlassene Haus am Blaupfuhl hatte er ohne grosse Umstände gefunden und nun steht er am Eingang zur Unterstadt.

Allerdings gestaltet es sich hier etwas schwieriger als am Tor zur Stadt. Kaum hat er einen Fuss in den Eingang gesetzt als ihm ein Zwerg mit einer Armbrust, die fast grösser als er selber ist, den Weg versperrt und mürrisch fragt, wo er denn hin will und was er hier zu suchen hat. Seagulls Hand war ohne zutun zu seinem Schwertgriff gewandert, der gut versteckt unter dem weiten schwarzen Umhang steckte. Wenn es nötig würde, würde er sich den Weg freikämpfen. Die Order seines Herrn war eindeutig gewesen: 'Geht in die Unterstadt Talyras und holt euch dort die Informationen, die ihr braucht. Geht zu einem gewissen Schwarzfuss und sagt ihr kommt von mir, gebt ihm einen Beutel Silberlinge und er wird euch alle Informationen geben die ihr braucht.' Seagull blickt den grimmigen Zwerg am Eingang zur Unterstadt mit stahlbauen Augen an, die vor Kälte und Berechnung nur so sprühen.

"Ich will zu Schwarzfuss, er ist euch sicher bekannt, ich habe mit ihm zu reden und nun verschwendet nicht weiter meine kostbare Zeit und lasst mich durch." Ohne den Zwerg eines weiteren Blickes zu würdigen, holt er ruhig und gelassen einige Silberlinge aus einem Beutel und wirft sie dem Zwerg zu. "Das sollte euch als Wegezoll reichen, wenn nicht, könnt ihr auch gerne Bekanntschaft mit einem anderen Metall machen, das zwar genau so glänzt, aber euch mehr schaden dürfte als das was ihr nun in der Hand haltet." Der Zwerg blickt Seagull grimmig an, doch er greift nach den Münzen und macht dann den Weg frei. Seagull zieht sich die Kapuze wieder weiter ins Gesicht und tritt ein in die Unterstadt, seine Hand bleibt an seinem Schwertgriff, aber Angst hat er keine, zu oft hat er sich schon in solchen Gefilden bewegt und ist mittlerweile zu einem Teil von ihnen geworden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 05. Apr. 2004, 12:12 Uhr
Die Strassen der Unterstadt unterscheiden sich nicht von dem was er bisher an solchen Örtlichkeiten gesehen hat. Hier treibt sich der Abschaum der Stadt herum, das dunkle Volk, die Spieler, Hehler, Huren, Räuber und Schläger. Aber genau das ist es, was er gesucht hat. Er taucht ein in die Masse der Gestalten auf der Strasse, die nicht viel anders aussehen, als er selber. Die Huren, die ihn an fast jeder Ecke, eindeutige Angebote machen, lässt er links liegen, merkt sich aber die, die ihn interessieren könnten für später, wenn er alles herausgefunden hat, was er braucht um den Plan durchführen zu können.

Der Informant hatte ihm genau beschrieben, wie er zum Wolfsmarkt kommt und da Seagull hier genauso auffällt wie eine Fliege unter zig anderen, die um einen Misthaufen schwirren, gelangt er auch ohne aufgehalten zu werden dorthin. Der Wolfsmarkt ist stark belebt, und er hatte es auch nicht anders erwartet. Einen Moment bleibt er stehen und sieht sich um, bis er das Gebäude gefunden hat, das ihm sein Informant beschrieben hatte. Es ist nicht zu übersehen, denn ein schwarzer Fussabdruck ziert die Eingangstür. Eiligen Schrittes geht Seagull auf das Gebäude zu, ein Dieb versucht ihn anzurempeln und ihm so den Geldbeutel zu klauen, doch Seagull, kennt diese Dinge zu gut und weicht dem Dieb geschickt aus, und mit einem hämischen Grinsen ruft er ihm hinterher: "Mehr Glück beim nächsten, für mich bist du zu langsam." Der Blick dem er den Dieb zuwirft, lässt den Dieb schnell das Weite suchen und so schreitet Seagull auf die Tür zu. Er klopft mit dem ihm genannten Zeichen an und wartet bis sich der Schlitz in der Tür öffnet und ihn ein paar dunkle Augen anstarren.

"Was wollt ihr hier?" Seagull erklärt von wem er kommt, und dass er Schwarzfuss sprechen muss und ihm eine Botschaft aus fernen Landen bringt. Er flüstert dem Mann hinter der Tür den Namen zu von dem die Botschaft stammt und sofort wird die Klappe zugeschlagen und man hört, wie die Riegel der Tür zurückgezogen werden. Mit einem Quitschen öffnet sich die Tür und Seagull huscht in das Innere, kaum ist der letzte Zipfel seines Umhangs in dem dunkeln Raum, wird auch schon die Tür zugeschlagen und nur zwei Pechfackeln erhellen den ansonsten vollkommen dunklen Raum. Seagull mustert sein gegenüber und erkennt in ihm einen Landsmann, hier drinnen ist er nun auch bereit die Kapuze abzunehmen und sein Gesicht zu zeigen. Es ist ein hübsches Gesicht, doch die Eiseskälte, die aus den Blauen Augen blitzt, lässt das Gesicht kalt und berechnend wirken. Der Wachposten erkennt ihn nun auch und deutet ihm an zu warten, bis er Schwarzfuss Bescheid gegeben hat, wer ihn zu sprechen wünscht. Seagull nickt nur mit dem Kopf, lehnt sich dann lässig an die Wand, schlägt den Umhang ein Stück zurück, so das die zwei verbleibenden Wachen, seinen Schwertgriff sehen können. Ein leichtes überhebliches Grinsen liegt auf seinem Gesicht, während er die beiden mustert und auf den Wachposten wartet, der ihn dann zu Schwarzfuss führen wird.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 06. Apr. 2004, 16:36 Uhr
Es dauert eine Weile bis die Türwache zurück ist. Seagull lehnt indessen vollkommen unbeeindruckt und eher gelangtweilt an der Wand und betrachtet sich die anderen Wachen, die kaum einen Blick von ihm nehmen und ihn unverhohlen musternTse, als hätten sie noch nie jemanden aus dem Volk der Formorag gesehen, dabei ist Schwarzfuss selbst einer. Seagull ist ein wenig belustigt darüber, doch ehe er noch etwas sagen kann, kommt die Wache zurück und hinter ihr steigt Schwarzfuss die Treppe hinab. Ein breites Grinsen zieht über sein Gesicht als er Seagull erblickt. "Seid gegrüsst werter Seagull und erzählt mir was euch hier nach Talyra verschlagen hat, es ist ein weiter Weg hoch aus dem Norden bis hierher. Aber kommt es redet sich besser in meiner Stube, als hier in der Diele und einen ordentlichen Schnaps habe ich dort auch, der euch eure kalten Knochen wärmt."

Seagull grinst breit und folgt Schwarzfuss hinauf in seine Räumlichkeiten. Dort ist es angenehm warm und Seagull entledigt sich seines Umhangs. Hier ist er unter Gleichgesinnten und braucht nicht zu fürchten entdeckt zu werden, ehe er seinen Auftrag ausgeführt hat. Er setzt sich in die Nähe des Feuers und nimmt das Glas Schnaps entgegen, das er auf einen Zug leert und es Schwarzfuss noch einmal hinhält. Schwarzfuss lacht rauh und füllt das Glas erneut, diesmal trinkt Seagull nicht sofort, sondern antwortet auf Schwarzfuss' Fragen."Wie ihr richtig vermutet habt schickt der Oberste mich, wir sind auf der Suche, meine Begleiter halten sich ausserhalb von Talyra versteckt, es würde sicher auffallen, wenn auf einmal zu viele Formorag in den Strassen der Stadt auftauchen und das wäre unserer Sache nicht dienlich." Seagull holt ein zerknittertes Pergament aus dem Umhang, der über der Lehne des Stuhls liegt und reicht es Schwarzfuss, sollte er selber lesen, was sie vorhatten und ihm dann Antworten auf seine Fragen geben.

Schwarzfuss braucht eine ganze Weile ehe er das Pergament gelesen hat, nickt dann mit dem Kopf und blickt Seagull in die Augen." Ihr habt recht, wenn meine Informationen stimmen, dann ist die Person hier in Talyra, allerdings werdet ihr schwerlich an sie herankommen, dafür braucht ihr einen Trick." Schwarzfuss erklärt Seagull, wo genau sich die Person befindet und wie man es möglicherweise anstellen könnte, sie zu schnappen und zu entführen. Seagull selbst kommen auch einige Ideen, die er allerdings verschweigt, zu viele Mitwisser sind nicht gut. Am liebsten würde er den Auftrag alleine durchführen, aber das ist nicht möglich. Lange reden Schwarzfuss und Seagull noch über die Möglichkeiten, und wo sie die Person unterbringen können, bis dann die entgültige Entscheidung über sie gefallen ist. Dei Flasche Schnaps ist mittlerweile leer und der Tag endet, obwohl man dies in der Unterstadt nicht wirklich merkt. Schwarzfuss bietet Seagull an, bei ihm zu nächtigen, da es hier weitaus gemütlicher wäre, als im nasskalten Larisgrün.

Seagull lacht rauh. "Glaubt ihr wirklich das würde mir etwas ausmachen? Das Klima hier ist weitaus angenehmer als das unserer Heimat, ich glaube Talyra hat euch weich gemacht." Ein weiteres rauhes Lachen rollt seine Kehle hoch, in das Schwarzfuss mit einstimmt. Die beiden schlagen sich gegenseitig auf die Schulter und verabschieden sich dann für diesen Tag. Morgen würde Seagull sich das Versteck genauer ansehen, wo er Wachen postieren muss und ob seine Männer dafür ausreichen werden. Auch wird er nach oben gehen und sich dort die entsprechenden Örtlichkeiten ansehen.

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen, auf seinem Gesicht, dass seine Augen nicht wirklich erreicht, tritt er in sein Zimmer ein und bald hört man lautes Schnarchen aus dem Raum.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 07. Apr. 2004, 14:16 Uhr
Es muss früher Morgen sein, als Seagull mit leichten Kopfschmerzen erwacht, doch stören tun sie ihn nicht wirklich, er war es gewohnt, abends lang und viel zu trinken und doch am morgen ausgeruht wieder aufzustehen. Nachdem er sich seinen Umhang genommen hat, verlässt er sein Zimmer und findet Schwarzfuss in seinen Gemächer bei einem ausladenden Frühstück. Seagull setzt sich zu ihm und nimmt sich, ohne dass Schwarzfuss es ihm angeboten hatte, etwas von der Platte. Kauend besprechen die beiden den Tagesablauf. Schwarzfuss selber würde Seagull nicht begleiten, sondern einer seiner Männer. Schwarzfuss besitzt mehrere Häuser in der Unterstadt, die sich für das Unternehmen eignen dürften. Nachdem Seagull sich satt gegessen hat, steht er auf und Schwarzfuss ruft einen seiner Vertrauten. Seagull nickt Schwarzfuss zu und verschwindet dann mit seinem Begleiter.

Als sie aus der Tür treten liegt der Wolfsmarkt noch recht ruhig vor ihnen, zu so früher Stunde, schlafen die meisten Geschöpfe der Nacht, die sich hier herumtreiben noch. So kommen sie auch schnell voran und in Begleitung des hier Ansässigen auch ohne Zwischenfälle zu dem ersten Haus. Es liegt abseits des Wolfsmarktes in einer kleinen dreckigen dunklen Gasse. Es stinkt nach Unrat, Urin und anderen nicht näher zu definierenden Gerüchen. Seagull betrachtet sich das Haus eingehend, doch schon von aussem ist ihm klar, dass es nicht das Gesuchte ist. Es gibt drei Eingänge in das Haus, eine Vorder -, eine Hintertür und noch eine Luke zum Kellerraum, dass sind zu viele Eingänge, die bewacht werden müssten und Seagull will mit so wenig Männern wie möglich auskommen. Wenn es stimmt was seine Informanten sagen, dann würde das Verschwinden der Person schnell festgestellt werden und je weniger Leute darüber Bescheid wissen um so besser wäre ihr Schutz.

Sie betreten das Haus erst gar nicht und gehen tiefer hinein in die Unterstadt. Seagull wäre ein Haus recht, dass irgendwo verborgen im hintersten Teil der Unterstadt liegt, da wo sich nur Ansässige hintrauen und ein "Besucher" der Unterstadt keinen Zugang findet. Seagull erklärt dies auch seinem Begleiter und dieser nickt nur mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Er führt Seagull durch düstere Gassen und Wege und je weiter sie kommen um so unheimlicher würde es für einen normalen Menschen werden, doch Seagulls Augen glänzen immer mehr, die Gegend gefällt ihm immer besser und schliesslich stehen sie vor einem alten Haus. Es sieht aus als wäre es vor hunderten von Jahren gebaut worden, seine Mauern sind dick und trotz seines Alters intakt.  Die Fenster sehen aus wie schwarze kleine Augen, die einen warnend anstarren. Sie sind so klein, dass kein Mensch durch sie hindurch kommen würde und das macht das Haus Seagull direkt sympatischer. Er geht um das Haus herum, findet aber ausser der schweren eichenen Einganstür keine weitere Tür, auch das lässt seine Augen eiskalt strahlen. Soweit entspricht das Haus seinen Anforderungen, es würde gut zu verteidigen sein, falls man sie hier überhaupt aufspüren würde.

Er nickt seinem Begleiter zu und die beiden gehen zu der schweren Eingangstür. Einen Schlüssel braucht sein Begleiter nicht, er zieht einen Bund Dietriche aus seiner Tasche und nach wenigen Augenblicken schwingt die Tür mit einem Knarren und quitschen nach innen. Ein düsterer Raum öffnet sich vor ihren Augen und Moder und Gestank der letzten hundert Jahre strömen aus dem Haus heraus.  Seagull entzündet eine der mitgebrachten Fackeln und betritt das Haus, der Boden knarrt unter ihm und in den Ecken hört man das leise Trippeln von Ratten, die durch das Licht aufgescheucht in ihre Verstecke eilen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 09. Apr. 2004, 13:32 Uhr
Seagull geht weiter in das Haus hinein, die Dielenbretter knarren leise bei jedem Schritt, was Seagull aber als seht vorteilhaft sieht, sollte es wirklich dazu kommen, das jemand sie hier aufspüren kann, würden die Geräusche jeden Eindringling verraten. Die Räume sind weitest gehends leer nur hier und da liegt ein zerbrochener Stuhl, in einer Ecke steht eine alte Truhe, welche Seagull vorsichtig öffnet. Aber dort sind nur alte Kleider drin, längst von Motten zerfressen. Eine Maus hat ihr Nest darin gebaut, als Seagull eines der Kleider anfasst, zerfällt es fast augenblicklich zu Staub. Mit einem lauten Knall schlägt er die Truhe wieder zu. Auch in den anderen Räumen ist nicht viel zu sehen. Ein paar Sachen würden sie vorher hier hinbringen müssen. Etwas Verpflegung ein paar Schlaffelle und auch noch andere wichtige Dinge, die sie brauchen würden.

Der Befehl hiess, die Person erst einmal in ihre Gewalt zu bringen, dann mit einem Botenraben eine Nachricht zu schicken und auf weitere Anweisungen zu warten. Der Botenrabe würde einige Tage unterwegs sein und so würden sie auch in diesem Haus einige Tage verbringen müssen, ehe sie wüssten ob sie die Person töten oder  zum Obersten bringen sollten. Seagull selbst wäre ja das Töten am liebsten, aber wenn die Befehle anders wären, müsste er sich dem fügen, obwohl ihm die lange Reise mit einer Gefangenen nicht wirklich behagt. Es gäbe zu viele Möglichkeiten, dass man nicht an seinem Ziel ankommt, ein schneller Tod wäre da die beste Möglichkeit. Aber Seagull wusste nicht, was der Oberste eigentlich wirklich von dieser Person wollte, er wusste nur, dass er sie schon über Jahre sucht und sie sehr wichtig für ihn war. Seagull schüttelt die Gedanken ab und widmet sich wieder der Inspektion des Hauses.

Der Keller ist nun dran. Er ist über eine steile Holzstiege zu erreichen, die durch eine Luke im Boden führt. Es sind nur zwei Räume und es riecht erbärmlich hier unten. Seit Jahrhunderten abgestande Luft und Gerüche nach vermodertem Holz, Mäuse und Rattendreck liegen in der Luft. In den Räumen befinden sich einige zerbrochene Kisten mit Holzwolle, die einst wohl einmal Weinflaschen beeinhaltet haben , ansonsten sind die beiden Räume leer. Im hinteren Raum sind einige Ringe in den Wänden eingelassen und dieser Raum hat wohl schon vor Jahren zum Festhalten von Gefangen gedient. Seagull überprüft die Ringe, sie sind rostig und kalt, aber sie sitzen noch fest in den Wänden und würden sich für eine zarte Frau als unüberwindbares Hindernis erweisen. Ein breites Grinsen zeigt sich auf seinem Gesicht, als Vorfreude auf das was kommen mag. Egal wie die Entscheidung des Obersten aussieht, er würde schon auf seine Kosten kommen. Ein bisschen Folter hat noch nie geschadet.

Er wendet sich ab von den Ringen und verlässt den letzten Raum, steigt die Treppen wieder hinauf und sieht sich die Räume im Obergeschoss noch an. Auch hier finden sich kaum Gegenstände nur ein zerbrochenes einfaches Bettgestell und wieder eine Truhe, die auch nur alte Kleider enthält. Das Haus gefällt ihm es ist für seine Zwecke durchaus hervorragend geeignet. Er wendet sich seinem Begleiter zu und nickt dann. "Das ist genau der richtige Ort. Hier werden wir so gut wie nicht zu finden sein. Lasst uns jetzt nach oben gehen, ich muss noch einige Dinge in Talyra selber sehen und auch erledigen. Dann hole ich meine Männer aus dem Larisgrün und dann kann es schon bald losgehen." Seine blauen Augen blitzen gefährlich und das Grinsen ist diabolisch, als er daran denkt, was ihn erwartet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 13. Apr. 2004, 13:21 Uhr
Es hatte eine Weile gedauert ehe alle Männer am Stall angekommen waren, die Pferde versorgt und das Gepäck abgeladen war. Nun gehen die sieben Leute durch das Tor zur Unterstadt. Der Zwerg vertritt ihnen wieder den Weg, doch Seagull hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Er wirft dem Zwerg wieder einige Münzen zu und geht dann mit seinen Männern unbeeindruckt weiter.

Am Wolfsmakrt halten sie kurz an und kaufen einige notwendige Dinge, die sie noch gut gebrauchen können und auch etwas zu Essen für die Nacht . Dann führt Seagull seine Männer zu dem Haus. Der Weg ist lang, doch sie werden nicht aufgehalten. In Talyra selbst ist die Sonne längst untergegangen und man merkt, dass hier in der Unterstadt das Leben gerade erst zu beginnen scheint. Schläft Talyra, dann wacht die Unterstadt auf und die seltsamsten Gestalten schlüpfen aus dunklen Löchern. Der Gestank ist das Einzige was Seagull stört, aber selbst daran würde er sich sicher gewöhnen. Als sie am Haus ankommen, schliesst er die Tür auf und alle betreten das Haus. Es ist immer noch schmutzig und dreckig und es riecht nach Moder und Fäule, aber das interessiert die Männer nicht, sie inspizieren genau wie Seagull das Haus und prägen sich alles genau ein, um im Falle eines Kampfes im Vorteil zu sein. Die oberen Räume dienen als Schlafzimmer und bald liegen auf dem Boden Schlafmatten und -felle. Heute Abend würden sie nicht mehr viel machen. Morgen wäre auch noch ein Tag und noch haben sie keine Eile.

Bald ist es wieder still im Haus nur hier und da hört man das Trappeln kleiner Füsse , Mäuse und Ratten die das Haus verlassen, nachdem es wieder bewohnt ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 14. Apr. 2004, 12:57 Uhr
Der nächste Tag bricht an und Seagull weckt seine Männer. Nach einem kurzen Frühstück erteilt er jedem von ihnen einige Befehle und es dauert nicht lange und er ist alleine in dem Haus. An den Geruch scheint Seagull sich mittlerweile gewöhnt zu haben, denn es scheint ihn nicht im geringsten zu stören. Seine Männer würden heute nach Talyra gehen und die fehlenden Sachen besorgen, die sie noch dringend benötigen würden. Seagull geht inzwischen noch einmal durch das Haus.

In den Kellerräumen, geht er in den letzten Keller und überprüft dort noch einmal die Ringe, die in der Wand eingelassen sind. Einer seiner Männer würde bei einem Eisenhändler oder Schmied eine starke Kette besorgen und ein anderen würde Schellen besorgen, die er als Fesseln benutzen würde. Die Person würde sich nicht von selber befreien können, und selbst wenn wären da noch genügend Türen, die sie passieren müsste, um hier heraus zu kommen. Seagull grinst wieder breit, bei dem Gedanken an dass was sich bald in diesem Raum abspielen würde. Es war selten, dass sie eine Frau gefangen nahmen, meist waren es irgendwelche Normander, gegen die sein Volk schon lange Krieg führt und die ihm verhasst waren wie eine tödliche Krankheit, oder andere Schiffsbesitzer, deren Schiffe sie gekapert hatten. Frauen waren selten darunter, dabei konnte man mit Frauen doch seinen besonderen Spass haben. Ein kurzes, dunkles, hämisches Lachen rollt seine Kehle hoch, er würde schon seine Freude an ihr haben.

Nachdem er das Haus noch einmal inspiziert hat und vollkommen auf den Kopf gestellt, setzt er sich an den einizigen noch intakten Tisch in dem Haus und breitet vor sich ein Pergament aus, auf dem er den Plan, den er hat, in allen Einzelheiten notiert hatte. Er geht ihn noch einmal komplett durch und kann auch diesmal keinen Fehler in ihm entdecken. Grinsend lehnt er sich zurück, er war schon immer sehr gewissenhaft und selten ist einer seiner Pläne nicht gelungen. Das ist auch der Grund gewesen, warum der Oberste ihn auf die Suche geschickt hatte. Er war lange unterwegs gewesen und es war nicht leicht gewesen, die Person zu finden. Aber er hatte nicht locker gelassen, obwohl sie ihre Spur nach der Flucht gut verwischt hatte und ihre ersten Verfolger vernichtet hatte, was ihm bis heute noch ein Rätsel war, wie sie dass geschafft hatte. Aber ihn würde sie nicht zur Strecke bringen, ihn nicht. Mit grimmigem Gesicht steht er auf und geht zu seinen Sachen. Er holt aus seinem Rucksack eine Feldflasche und entstöpselt sie. Brennend fliesst der Rum seine Kehle hinunter und nimmt ihm für einen Moment den Atem, kurz schüttelt er sich und setzt sich dann wieder an den Tisch.

Gegen Mittag ist die halbe Feldflasche geleert und seine Laune ist sehr gut. Die ersten Männer sind zurück gekehrt und er bringt mit ihnen zusammen die Vorräte unter. Als der letzte Mann zurück kommt ist es schon Abend und die Unterstadt erwacht, allerdings bekommen sie in dem abgelegenen Winkel der Unterstadt nicht viel mit davon. Alle setzen sich um den Tisch, auf dem Seagull seine Pläne liegen hat. Da es an Stühlen mangelt sitzen einige auf Kisten oder anderen Gegenständen und sie besprechen den Plan. Als Seagull sich sicher ist, dass jeder weiss, was er zu tun hat, gibt er seinen Männern den Abend frei, noch braucht er sie nicht, um Wache zu halten, was sich hoffentlich ändern würde. Die Männer verschwinden aus dem Haus und gehen zum Wolfsmarkt oder in die schwarze Orchidee. Seagull bleibt in dem Haus, ihm ist nicht nach Ablenkung und fleischlichen Freunden, er würde seinen Spass später haben, wenn die Gefangene erst einmal hier war.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 15. Apr. 2004, 21:14 Uhr
Die nächsten Tage sind fast genauso so wie der vorangegangene. Alles wird erledigt und als es an diesem Tag Abend wird, ist endlich alles so, wie Seagull es sich vorgestellt hat. Er ruft seine Männer zusammen und bespricht ein letztes Mal alle Einzelheiten mit ihnen.

"Es hat heute geregnet und wenn wir Glück haben herrscht morgen Nebel, zumindest ist es vielleicht ein wenig dunstig, besonders am Blaupfuhl, das würde uns noch mehr Schutz geben. Alles ist nun vorbereitet und wir sollten morgen damit beginnen. Also legt euch jetzt schlafen und will ich nicht sehen, dass sich einer von euch aus dem Haus schleicht um wie jeden Abend in die Orchidee zu gehen. Alle brauchen morgen einen klaren Kopf, also reisst euch zusammen, wenn morgen alles glatt geht, dann könnt ihr von mir aus feiern. Wenn mein Plan gelingt, wird ihr verschwinden, vielleicht erst einige Tage später entdeckt werden."  Seagull nickt seinen Männern noch einmal zu und scheucht sie dann aus dem Raum. Er selber bleibt noch eine Weile sitzen und geht noch einmal alles durch.Es kann gar nicht schief gehen, ganz gewiss nicht. Mit einem breiten Grinsen, rollt er die Pergamente zusammen. Schon jetzt rauscht das Adrenalin  in seinen Adern, alleine durch den Gedanken an das was morgen geschehen soll. Er wusste er würde nicht schlafen können, aber das war egal, er würde auch so aufmerksam genug sein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 18. Apr. 2004, 14:48 Uhr
Sie schlagen nicht den üblichen Weg ein, der sie zu dem Haus führen würde, selbst wenn in der Unterstadt niemand wirkliches Interesse für sie zeigen würde, war es Seagull doch zu gefährlich, so gehen sie durch enge verdreckte Gassen, die um diese Stunde nur von Ratten bevölkert sind. Die Bewohner der Unterstadt liegen jetzt in ihren Betten , die meisten zumindest und schlafen. So kommen sie auch fast ungesehen an dem Haus an. Morgana ist noch immer ohne Besinnung und genau so hatte Seagull es auch geplant, eine schreiende, keifende Frau hätte er nun nicht gebrauchen können. Er schliesst die Tür des Hauses auf und wird von seinen Männern empfangen, die ihre Wachposten am Blaupfuhl schon längst verlassen hatten und auf dem normalen Wege zum Haus zurück gekehrt waren. Mehrere kräftige Hände schlagen ihm auf die Schulter und beglückwünschen ihn zum Gelingen des Plans. Er lächelt, doch sein Gesicht wird schnell wieder ernst. "Es ist noch nicht vorbei, jetzt fängt es erst richtig an. Sean, geh nach oben und schick einen Botenraben los, der dem Obersten mitteilt, dass wir die Frau in unserer Gewalt haben. Die anderen helfen mir unten im Keller, wir müssen sie fesseln. Sie ist Priesterin und ich weiss nicht was für seltsame Sachen sie womöglich machen kann. Priester sind mir noch nie wohlgesonnen gewesen." Ein hämisches Grinsen zieht kurz über sein Gesicht, als er seinen Männern in die Kellerräume folgt, durch den Regen der letzten Tage, der auch hier in die Unterstadt gedrungen ist, durch die überall vorhandenen Kanäle, ist der Keller feucht und riecht noch schlimmer als in trockenem Zustand. Seagull ist es egal, er würde sich nicht die ganze Zeit hier aufhalten müssen, Morgana hingegen schon.Was solls, sie ist Heilerin, wenn sie krank wird, soll sie sich selber helfen.

Seagull nimmt die Ketten an denen mittlerweile die Schellen von einem Schmied der Unterstadt befestigt wurden und die nun in den Ringen an der Wand verankert sind. Die Männer lassen Morgana an der hinteren Wand hinuntersinken und Seagull legt ihr die Fesseln an Armen und Beinen an. Sie würde sich noch bewegen können aber nicht sehr viel. Morgana regt sich kurz, wacht aber noch nicht auf und Seagull ist es recht. Er musste eh neue Pläne machen, da die Schwangerschaft einiges über den Haufen geworfen hatte, was er eigentlich geplant hatte. Am anderen Ende des Raumes, für die Gefangene nicht zu erreichen steht ein Tisch, auf dem sich ein Talglicht befindet und auf dem ein irdener Becher und ein Krug Wasser steht. Neben der Tür auch unerreichbar für die Gefangene, befindet sich eine Halterung in der unruhig eine Fackel ihr Licht verbreitet. Seagull scheucht seine Männer aus dem Kellerraum und betrachtet sich noch einmal seine Gefangene.Eine hübsche Frau, das muss man ihr lassen, aber vielleicht nicht mehr lange... Seagull tritt einen Schritt auf die Gefange zu. "Willkommen in eurem neuen zu Hause, Heilerin, ich hoffe es gefällt euch." Er lacht kurz und rauh, wendet der Gefangenen dann den Rücken zu und verlässt den Raum. Das Schloss, dass von aussen an der Tür ist, schnappt metallen zu und Seagull geht in die oberen Räume. Sie sollte ruhig alleine und ohne zu wissen wo sie ist aufwachen, das würde sie sicher schon mürbe machen für das erste Mal, wenn er ihr gegenüber tritt.

Oben angekommen, ruft er seine Männer zusammen, stellt ein kleines Fass Rum auf den Tisch und gibt jedem einen Becher in die Hand. Jeder würde ein oder zwei Gläser zu trinken bekommen und diejenigen, die keine Wache halten mussten vielleicht auch mehr. Er teilt die Tür- und Kellerwachen für diesen Tag ein, stösst dann mit seinen Männern an, nimmt dann das Fass wieder in seine Obhut und geht in das Zimmer, das er für sich als Schlafraum ausgewählt hat. Er musste nachdenken, welche Methoden er nun anwenden würde, um das Weib da unten im Keller zum reden zu bringen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 18. Apr. 2004, 20:51 Uhr
Zäh wie Honig ist die Dunkelheit, die Morgana umgibt. Das erste was aus dieser Dunkelheit ihre Wahrnehmungen erreicht ist ein bestialischer Gestank. Noch nie hat sie so etwas gerochen. Es ist ihr nicht möglich die einzelen Gerüche zu unterscheiden, aber es riecht schlimmer als ein ganzer Krankensaal mit Verwundeten, in dem es auch oft nicht besonders angenehm riecht. Mühsam arbeitet sie sich weiter durch die Dunkelheit, ihr Kopf schmerzt, als hätte jemand ihn in einen Schraubstock gesteckt, sie versucht ihren Arm zu heben und stellt fest, das irgendetwas an ihren Handgelenken befestigt worden ist, aber was es ist entzieht sich noch ihren Gedanken. Endlos erscheint ihr die Zeit, in der sie sich aus der Dunkelheit befreit, Bruchstücke von Erinnerungen scheinen vorrüber zu ziehen, wie dunkle Nebelschwaden. Schliesslich schafft sie es ihre Augen zu öffnen. Doch was sie sieht scheint ein Traumbild zu sein. Sie schüttelt kurz ihren Kopf, der sie sogleich mit einem schmerzhaften Stich durch den ganzen Schädel dafür bestraft. Ein Stöhnen entringt sich ihrem Mund und sie schliesst für einen Moment wieder die Augen.Das muss ein Traum sein, ein fürchterlicher Albtraum, los wach auf, du bist sicher in der Steinfaust in deinem Zimmer.

Als sich der Schmerz ein wenig legt, öffnet sie vorsichtig wieder ein Auge, aber das Bild, das sie sieht, ist um keinen Deut anders, als das von eben. Sie öffnet auch das zweite Auge und als sie erneut ihre Hand heben will, stellt sie wieder mit Erschrecken das Gewicht an den Handgelenken fest. Fast traut sie sich nicht auf ihre Handgelenke zu sehen, doch sie zwingt sich dazu. Sie sieht die eisernen Schellen um ihre Handgelenke und mit einem Schlag ist sie vollkommen wach. Jetzt bemerkt sie auch die Fesseln um ihre Füsse, der Gestank dringt wieder mit voller Macht in ihre Nase und ihr wird übel dabei. Der Magen scheint sich umzustülpen und nur mit viel eigenem Willen schafft sie es sich nicht zu übergeben. Wer weiss wie lange sie in ihrem eigenen Malheur hier sitzen müsste. Langsam begreift sie was geschehen sein muss, aber warum ist ihr absolut schleierhaft. Auch wo sie sich befindet ist ihr ein Rätsel.

Sie blickt sich in dem spärlich durch eine einzige Fackel erleuchteten Raum um. Ausser der Tür gibt es nichts, was ihr erklären würde, wo sie ist. Es muss ein Kellerraum oder ein Verlies sein, vielleicht auch ein Kerker, aber wie sollte sie das herausfinden. Über ihr hört sie Schritte von Stiefeln, die hin und her gehen, aber das sind die einzigen Geräusche, die sie hört. Nein da war noch etwas anderes, ein Rascheln und sie kann sich nur ein Tier vorstellen, das dieses Geräusch verursacht, Ratten. Eine Gänsehaut zieht sich über ihren ganzen Körper und ihr Kopf dröhnt wieder unter dem Schmerz. Sie hebt die Hand und befühlt ihren Hinterkopf und findet auch bald die dicke angeschollene Stelle. Sofort schiesst der Schmerz erneut durch ihren Kopf und sie nimmt die Hand schnell wieder weg. Das Kind bewegt sich unruhig in ihr und es ist der einzige Trost in diesem fürchterlichen Raum, in dem sie angekettet ist. Sie überlegt zu rufen, aber sie hat auch Angst vor dem, der dann womöglich erscheinen würde und so lässt sie es. Sie entdeckt den Krug Wasser und auch den irdenen Becher, und schlagartig merkt sie, dass sie Durst hat. Mühsam und unter Schmerzen erhebt sie sich und versucht zu dem Tisch zu gelangen, aber die Ketten sind nicht lang genug, es ist ihr nur möglich drei Schritte weg von der Wand zu gehen. Sie stöhnt leise auf, geht zu der Wand zurück und sinkt in sich zusammen wie ein Häuflein Elend.Faeyris, wo bin ich hier nur und warum, bitte hilf mir

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 19. Apr. 2004, 22:22 Uhr
Seagull geht nachdem er alles für gut befunden hat, aus den Kellerräumen hinaus und geht hoch zu seinen Männern. Die Wachen stehen schon alle auf ihren Posten, obwohl sich Seagull sicher ist, dass sie hier so schnell keiner aufspüren würde und das Verschwinden der Heilerin, sicherlich noch keinem aufgefallen ist. Es dauert lange und er wird schon fast ungeduldig, weil kein Geräusch und wäre es noch so klein aus den Kellergewölben zu ihm dringt. Er hatte fest damit gerechnet, das sie um Hilfe rufen würde, oder sich sonst irgendwie bemerkbar machen würde, aber nichts dergleichen geschieht. Die Zeit zieht langsam an ihm vorbei, wie eine träge Hummel im Frühling.

Als nach einer ganzen Zeit immer noch nichts geschieht steht Seagull auf und steigt die Stiege zu den Kellerräumen hinunter. Die Wache dort sitzt ruhig auf ihrem Stuhl und legt ein paar Karten. Die Geräusche, die er dabei macht, sind so leise, das sie sicherlich nicht durch die dicke Eichentür dringen können, die diesen Raum von dem Morganas trennt. Leise tritt Seagull an diese Tür und legt ein Ohr daran, doch hinter der Tür ist kein Laut zu hören. In einer Ecke des Raumes huscht eine Ratte eilig davon, die sich an einigen Krümeln gütlich getan hatte, die die Wache dort beim Essen liegen gelassen hatte. Langsam aber sicher steigt ein seltsames Gefühl in Seagull hoch, was wenn der Schlag auf den Kopf zu stark war und sie nicht mehr erwacht, vielleicht gar nicht mehr, oder sonst irgendetwas ist geschehen. Er hatte vollkommen vergessen sie zu durchsuchen. Sie ist Heilerin, wer weiss welche Kräuter sie bei sich trägt und sich vielleicht damit in Sitechs Hallen befördert hat. Unruhig geht er einige Schritte auf und ab und überlegt, ob er die Tür öffnen soll oder nicht. Eigentlich hatte er vorgehabt sie eine Zeit lang in dieser Kammer schmoren zu lassen und sie so mürbe zu machen, aber anscheinend ergibt sie sich einfach ihrem Schicksal oder sie lebt schon gar nicht mehr. Die Ungewissheit treibt ihn schliesslich doch dazu nach dem Schlüsselbund an seinem Gürtel zu greifen und das Schloss der Tür zu öffnen. Aber selbst als das Schloss ein lautes metallisches Klicken von sich gibt, kommt kein Laut aus dem anderen Zimmer, was ihn nur noch verwirrter und unruhiger macht. Verdammte Weibsbilder, nie machen sie das was man von ihnen erwartet. Schliesslich öffnet er die Tür, nimmt noch eine Fackel aus der Halterung und betritt den Raum, die Fackel so vor sich haltend, das sie sein Gesicht nicht erkennen würde.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 20. Apr. 2004, 10:08 Uhr
Morgana weiss nicht wieviel Zeit vergangen ist, seitdem sie sich einfach an die feuchte Wand gesetzt hat und angefangen hat zu überlegen, was eigentlich geschehen ist und warum. Sie versteht auch nicht, warum ihr Gefühl, das sie sonst immer gewarnt hat, diesmal versagt hat. Wahrscheinlich war es die Aufregung und Freude darüber Ian wieder zu sehen, die sie blind gemacht hat für die Falle in die sie blindlinks gelaufen ist. Ihr wird kalt und der Gestank treibt sie fast zum Wahnsinn. Sie zieht den Mantel enger um sich und legt eine Hand auf den Bauch, das Kind hat sich schon eine ganze Weile nicht mehr bewegt und für einen kurzen Moment hat Morgana das sichere Gefühl, dass es sich nie mehr bewegen würde. Doch dann zuckt ein kleiner Arm oder ein Bein in ihrem Bauch und sie atmet beruhigt auf.

Eine fürchterlich lange Zeit geschieht überhaupt nichts, ausser den Stiefelschritten über ihr und dem Rascheln und Tapsen der Ratten- und Mäusefüsse ist nichts zu hören. Doch plötzlich hört oder glaubt sie Schritte vor der dicken Tür zu hören, doch sie sind verstummt ehe sie sich überzeugen kann, dass sie sie wirklich gehört hat. Morgana kauert sich noch mehr zusammen und wartet darauf, das etwas geschieht, sie hört ein Schloss klicken und dann schwingt die Tür auf. Fackelschein dringt in den Raum herein und als sie leicht den Kopf hebt um zu sehen, wer den Raum betritt sieht sie nur die Fackel und kann das Gesicht nicht erkennen. Der Raum füllt sich schlagartig mit Boshaftigkeit, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Sie sagt kein Wort und wäre auch nicht fähuig dazu, ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals und sie hat das Gefühl, die Person müsste den Herzschlag bis zu sich hin hören.

Langsam kommt der Fackelschein näher und leuchtet ihr ins Gesicht, so das ihr bunte Lichter vor den Augen tanzen. Eine rauhe Stimme ertönt, die nur so vor Sarkasmus und Spott trieft. "Habt ihr euch schon eingerichtet in eurer neuen Bleibe? Es ist nicht die Steinfaust und sicher auch nicht euer zu Hause, aber damit werdet ihr euch abfinden müssen" Ein kurzer Lacher ertönt und Morgana schaudert es dabei. "Ihr fragt euch sicherlich was wir von euch wollen Heilerin, ich weiss es mit Sicherheit und vielleicht findet ihr es auch heraus, aber vorerst bleibt ihr einmal hier. Ein Eimer für eure Notdurft steht dort in der Ecke, ich hoffe die Ketten sind lang genug, ansonsten müsst ihr euch etwas anderes einfallen lassen.Wenn ihr Durst habt dann ruft laut und vielleicht kommt dann jemand und reicht euch den Krug Wasser." Wieder ertönt das hämische Lachen und am liebsten hätte Morgana losgeheult, doch sie versucht stark zu bleiben und schluckt die Tränen. "Ich hätte jetzt Durst," ist das einzige was sie sagt und sie rechnet damit, dass er ihr den Krug trotzdem nicht reichen wird.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 20. Apr. 2004, 16:19 Uhr
Wieder verhält sich seine Gefangene anders, als er es erwartet hat, kein Bitten und kein Flehen und auch keine einzige Frage, was sie mit ihr vorhaben und warum. Seagull ist ein wenig enttäuscht darüber, er hätte es lieber gesehen, wenn sie gebettelt hätte, aber das Einzige, was sie sagt ist, dass sie Durst hat. Ein breites Grinsen geht über Seagulls Gesicht, als er zu dem Krug tritt und etwas Wasser in den Becher giesst. "Wenn ich euch etwas Wasser gebe, bekomme ich dann Antworten auf meine Fragen? Aber vielleicht stelle ich euch erst einmal die Fragen und ihr entscheidet dann, ob ihr dann noch etwas trinken wollt." Seagull geht mit dem Becher in der Hand auf Morgana zu, die ihn nur fragend ansieht und ab und zu zu dem Becher Wasser sieht.

"Wenn mich meine Informanten nicht belogen haben, kommt ihr aus Barsa, nicht wahr? Ihr habt dort in einem kleinen Dorf versteckt in den Vulkanbergen gelebt und gegen den Obersten gearbeitet. Doch dann hat der Oberste euer Dorf entdeckt und es dem Erdboden gleich gemacht. Ich selber war dabei, aber ihr und noch einige andere konnten fliehen. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, da ihr Barsa verlassen habt, trotzdem hat der Oberste nie aufgegeben ganz speziell nach euch zu suchen, sagt mir warum." Wenn er es erfahren würde, würde das seine Position stärken und irgendwann konnte er es vielleicht für sich einsetzen, noch war der Oberste ihm wohlgesonnen, besonders jetzt, wo er die Heilerin endlich gefunden hatte. Doch man konnte bei dem Obersten nie sicher sein, er war launisch und ein kleiner Fehler konnte ausreichen um in Ungnade zu fallen und das wollte Seagull nicht, er hatte sich hohe Ziele gesteckt und die liessen sich nur mit Intrigen erreichen. Er hält Morgana den Krug hin, aber so dass sie ihn nicht würde erreichen können. "Nun Heilerin, was sagt ihr, ich bekomme eine Antwort und ihr bekommt etwas Wasser."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 20. Apr. 2004, 21:26 Uhr
Morgana starrt den Fremden nur an und kann erst einmal gar nichts sagen. Sein Gesicht kann sie nun schemenhaft erkennen, und es trägt die typischen Züge der Formorag, also stammt er eindeutig aus ihrer Heimat. Er weiss auch Dinge über sie, die sie hier in Talyra noch nie jemandem erzählt hat, auf jeden Fall kann sie sich nicht erinnern, sie erzählt zu haben. Morgana wird leicht schwindelig und die Beule am Kopf schmerzt wieder. Viel schlimmer aber als der Schmerz ist, dass sie keine Antwort auf seine Fragen hat. Es war ihr selber immer ein Rätsel geblieben warum  dieser Pirat nach ihr suchte.

Es gab damals einige Gerüchte, dass es eine Weissagung gäbe, das nur eine Person den Obersten, wie Seagull ihn nannte, stürzen könne und das diese Person das Blut des alten Volkes in sich tragen müsse, aber Morgana hatte dies nie glauben wollen. Sicher sie selber trug dieses Blut in sich, doch auch ihre beiden Kinder und auch noch andere Menschen trugen dieses Blut in sich. Warum der Oberste sich ausgerechnet auf sie konzentriert hatte, wusste sie nicht. Was sollte sie diesem Fremden nun antworten, sollte sie es ihm erzählen und würde sie damit vielleicht ihr Todesurteil unterschreiben? Aber was wenn sie nicht antworten würde, dann würde das Wasser weiterhin für sie unerreichbar sein, sie würde verdursten und das käme einem Todesurteil genauso gleich. Verzweifelt versucht sie Klarheit in ihre Gedanken zu bringen, aber der Schmerz im Kopf stört sie dabei erheblich.Irgendetwas muss ich tun oder sagen, was wird sonst aus meinem Kind? Erzähl ihm irgendetwas, das dir gerade einfällt, denk dir etwas aus! Was aber wenn er den wirklichen Grund kennt und mich damit nur auf die Probe stellen will?

Verzweifelt schickt sie ein Gebet an Faeyris, aber eine Antwort bekommt sie nicht, sie fühlt sich schwach und allein gelassen und die Hoffnung sinkt stetig in ihr, diesen Raum verlassen zu können. Sie wusste ja noch nicht einmal wo sie war und wer sollte sie hier finden. Schliesslich hebt sie den Kopf und sieht den Mann an, alles nachdenken nützt nichts und egal was sie tun und lassen würde, es würde wahrscheinlich auf das gleiche hinauslaufen. "Ich weiss nicht warum der Oberste nach mir sucht, ich weiss es wirklich nicht." Ihre Stimme klingt leise und zaghaft, was sie eigentlich nicht beabsichtigt hat, aber ihr fehlt die Kraft sich aufzulehnen und zu kämpfen. Die letzten Tage waren nicht leicht gewesen, der Kampf mit dem Dämon, die Schwangerschaft und die Arbeit in der Steinfaust haben an ihren Kräften gezährt und sie ist nahe daran einfach aufzugeben und sich ihrem Schicksal ohne jeden Widerstand zu beugen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 21. Apr. 2004, 15:42 Uhr
Langsam aber sicher steigt Wut in Seagull hoch. Kann dieses verdammte Weibsbild nicht einfach mal das tun, was ich von ihr erwarte? Die Antwort nützt mir rein gar nichts. In seinen Augen funkelt der verhaltene Zorn und der Becher mit dem Wasser zittert leicht, bis Seagull seiner Wut Luft macht und Morgana den Becher Wasser vor die Füsse kippt. "Wenn du Durst hast, leck das Wasser vom Boden auf oder beantworte meine Frage so wie ich es erwarte. Du glaubst doch selber nicht, dass du überhaupt nicht weisst, warum der Oberste hinter dir her ist. Schliesslich hast du schon einmal seine Häscher besiegen können. Wie hast du das damals eigentlich angestellt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du alleine mit fünf starken und magisch begabten Männern fertig geworden bist."

Seagull dreht sich abrupt um und geht wieder zu dem Tisch um den Becher mit Waser erneut zu füllen, dann stellt er sich wieder breitbeinig vor Morgana auf, die sich inzwischen mühsam auf die Beine gestellt hat. "Na vielleicht krieg ich jetzt eine Antwort auf meine Fragen, viel Wasser ist nicht mehr in dem Krug und wenn du keine Frage richtig beantwortest, wird der Rest auch noch auf dem Boden landen und das nächste neue Wasser wird es erst morgen geben. Also überleg es dir gut, ob du nicht doch die Antwort auf eine meiner Fragen hast." Er hält den Becher so, dass Mogana ihn noch mit den Fingerspitzen berühren könnte, aber nicht nach ihm greifen kann. Er sieht auch, dass die Heilerin Durst hat und das ihr Gesicht einen entsetzten Ausdruck angenommen hatte, als er erwähnte, dass es das nächste Wasser erst morgen geben würde. Seagull weidet sich regelrecht an diesem Anblick, aber für ihn war das alles erst der Anfang, wenn sie nicht so wollte, wie er es gern hätte, hat er noch andere Methoden sie zum sprechen zu bringen und diese würden ihm weit mehr Freude bereiten als dies Geplänkel hier.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 21. Apr. 2004, 16:56 Uhr
Als er ihr den Becher Wasser vor die Füsse kippt, steigen Morgana Tränen in die Augen. Sie will nicht weinen, nicht jetzt und auch nicht hier vor ihm, weil sie genau weiss und spürt, dass dies eine Genugtuung für ihn wäre. So kämpft sie einen Moment mit den Tränen und blinzelt sie weg. Er beginnt wieder zu reden und jedesmal wenn sie seine Stimme hört, läuft ihr ein Schauer über den Rücken. Die Stimme ist kalt und eine unterschwellige Gehässigkeit schwingt in ihr mit. Er fragt sie nach dem Kampf, der nun schon über ein Jahr zurückliegt, und ihre Hoffnung schwindet erneut, denn auch daran kann sie sich nur bruchstückhaft erinnern. Aber sie würde ihm etwas erzählen müssen, sollte sie jemals einen Tropfen zu Trinken bekommen wollen. So beginnt sie leise und zaghaft zu berichten was damals geschehen ist, zumindest das, woran sie sich erinnert.

Er hört ihr aufmerksam zu, als sie erzählt, dass sie Talyra verliess, weil sie wusste, dass man sie bald finden würde, wie sie in den Bergen auf ihre Häscher gestossen war, wie dann ein Kampf entbrannte, in dem ihr Amulett zerstört wurde und der für sie in silbrig blauem Nebel liegt, weil sie nicht alleine war, sondern ihre Göttin ihr zur Seite gestanden hatte. Er lacht rauh und wirklich belustigt und Morgana versteht nicht warum, sie hat die Wahrheit gesagt und alles erzählt, was sie wusste und sie wusste beim Besten willen nicht, was daran so lustig ist. Als er mit dem Lachen aufhört, tritt er einen Schritt näher an sie heran. "Soso, eine Göttin hat dir geholfen, warum sollte sich eine Göttin herablassen jemandem wie dir zu helfen?" Wieder ertönt sein rauhes Lachen und nun steigt Wut in Morgana auf. "Weil ich eine Hohe Priesterin war und es auch jetzt noch bin, darum hat mir meine Göttin geholfen, glaubt es oder nicht, aber das ist die Wahrheit!" Erl acht weiter und dann reicht er ihr, ganz entgegen Morganas Vermutung, den Becher. "Für ein solches Lügenmärchen habt ihr euch wirklich einen Schluck Wasser verdient." Gerade will sie nach dem Becher greifen, als er ihn zur Seite kippen lässt und die Hälfte des Wassers im Boden versickert. Morgana kämpft wieder gegen die in ihr aufsteigenden Tränen an, doch er reicht ihr nun wirklich den Becher und Morgana ergreift ihn zaghaft. Sie ist sich erst wirklich sicher, das sie würde trinken können, als er zwei Schritte zurück tritt. "Ich werde euch nun wieder alleine lassen Heilerin und bis morgen habt ihr euch eine bessere Geschichte ausgedacht." Er nimmt die Fackel, die er mitgebracht und welche er in eine der Halterungen an der Wand gesteckt hatte, auch die andere Fackel nimmt er und schliesst dann laut die Tür, das Klicken des Schlosses ist zu hören und Morgana ist wieder allein.

Die Kammer wird nun nur noch von dem kleinen Talglicht erhellt, das auf dem Tisch neben der Tür steht und sein Licht reicht noch nicht einmal bis in alle Ecken, so dass Morgana fast ganz im Dunklen ist. Vorsichtig um keinen Tropfen zu verschütten führt sie den Becher an den Mund. Das Wasser schmeckt schal und hat einen leicht fauligen Beigeschmack, aber ihr kommt es wie ein guter Tropfen Wein vor. Sie trinkt langsam und als der Becher leer ist, hat sie zwar immer noch Durst, aber sie fühlt sich schon ein wenig besser. Ihr Magen knurrt und sie versucht nicht weiter daran zu denken, vieleicht würde man ihr ja gar nichst zu Essen geben. Sie lässt sich wieder an der feuchten Wand nieder, die nach Moder, Fäule und anderen übelriechenden Sachen stinkt. Ob ich jemals hier wieder hinaus komme? Und was wird aus meinem Kind, wenn ich nicht richtig trinke und esse? Nun in der Einsamkeit der Kammer lässt sie es zu, dass ihre Tränen ihren Weg finden und irgendwann schläft sie darüber unruhig ein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 22. Apr. 2004, 17:18 Uhr
Als Seagull den Raum verlässt und das Schloss laut schliesst, kocht er innerlich noch immer vor Wut. Es war nicht so gelaufen wie er es sich vorgestellt hatte. Gut er hatte nicht erwartet, dass sie ihm alle Informationen auf einem Silbertablett servieren würde, aber er hatte zumindest gedacht, sie würde versuchen herauszufinden, wo sie ist und auch ihm Fragen stellen. Oder dass sie gejammert hätte oder ihn angefleht, diese Variante wäre ihm sogar noch am liebsten gewesen. Mürrisch geht er an der Wache vorbei und direkt in sein Zimmer. Am liebsten hätte er ihr ja gar nichts zu trinken gegeben, aber wenn sie verdurstete bekam er auch keine Informationen.

In dem Zimmer angekommen, dass er als seins auserkoren hatte, lässt er sich auf den Stuhl fallen, der gefährlich ächzt unter dem plötzlichen Gewicht und holt aus seinem Sack die Flasche Rum heraus. Er nimmt einen kräftigen Zug und das Zeug scheint wie Feuer seine Kehle hinab zu rinnen, aber genau das hatte er jetzt gebraucht.Er stellt die Flasche vor sich hin und überlegt, wie er nun weiter vorgehen soll. Er kann sie nicht sterben lassen, das würde ihm der Oberste nicht verzeihen, was aus dem Kind würde, war ihm ziemlich egal, vielleicht könnte man sie darüber kriegen und sie würde reden. Er grübelt noch eine ganze Weile, hat neue Einfälle und verwirft sie wieder, die Flasche Rum wird immer leerer und schliesslich ist sie ganz geleert, er trinkt den letzten Tropfen, erhebt sich dann und wankt dann zu dem Sack Stroh und den Schlaffellen, die ihm hier als Lager dienen. Auch als er dort liegt grübelt er noch eine Weile ehe der Rum endgültig seine Wirkung zeigt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 22. Apr. 2004, 21:48 Uhr
Morgana erwacht aus ihrem unruhigen Schlaf, als sie das Knarren der Tür hört, jemand betritt den Raum und sie hört wie etwas in ihrer Nähe abgestellt wird. Allerdings öffnet sie nicht die Augen vielleicht könnte sie dann ein weiteres Fragenstellen vorerst einmal verhindern. Die Person entfernt sich wieder und die Tür schliesst sich geräuschvoll und als das Schloss klickt, öffnet sie die Augen. Ein neues Talglicht steht auf dem Tisch und verbreitet ein spärliches Licht. Jeder Knochen in ihrem Körper scheint zu schmerzen, die Wunde am Hals macht sich auch wieder bemerkbar und auch ihre Hände fühlen sich kalt und klamm an. Ihre Kleidung ist auch feucht geworden und sie fröstelt leicht. Sie lässt den Blick duch den Raum schweifen und ihr fällt auf, dass ein Teller mit einem Kanten Brot und ein Becher Wasser in ihrer Nähe stehen. Mühsam erhebt sie sich und die Fesseln an Beinen und Handgelenken scheuern. Der Teller und der Becher stehen so, dass sie beides mit einigen Mühen erreichen kann. Der Becher ist diesmal voll mit Wasser, aber das Wasser braucht sie auch, das Brot ist hart wie Stein und sie muss es Stückchenweise in dem Wasser aufweichen, um es überhaupt essen zu können. Ihr Magen knurrt laut und dadurch, dass sie nur so langsam essen kann, wird das Hungergefühl nicht wirklich gestillt.

Ihr Kind bewegt sich unruhig in ihr, viel Platz hat es nicht mehr und seine Tritte und Boxhiebe landen gezielt auf den unteren Rippenbögen. Wenn dies die Schwangerschaft einer anderen Frau wäre, würde sie selber sagen, dass es nicht mehr lange dauern dürfte bis das Kind kommt. Schlagartig wird ihr bewusst was sie da gerade gedacht hat. Was wäre wenn das Kind hier unten in diesem Dreck zur Welt kommen würde, ohne jede Hilfe, nur sie ganz alleine. Ein Schauer läuft über ihren Rücken und sie versucht diese Gedanken weit weg zu schieben, doch sie kehren immer wieder dahin zurück. Was wenn das Kind keine Muttermilch nimmt, sondern Blut. Es würde hier unten sterben müssen und sie könnte rein gar nichts dagegen tun. Der Bissen, den sie gerade schlucken wollte bleibt ihr im Hals stecken und sie muss husten und befürchtet schon fast zu ersticken, als sie schliesslich doch wieder Luft bekommt. Bittere Tränen steigen in ihr auf  und sie weint um sich und das ungeborene Kind in ihr. Das Weinen verstummt allerdings abrupt, als sie das Schloss erneut hört, sie will hier keine Blösse zeigen, auch wenn sie sich elendig fühlt, aber sie spürt, dass es genau das ist, was dieser Kerl erreichen will. Also schluckt sie krampfhaft die Tränen und wischt sich mit der Hand durchs Gesicht. Als die Tür sich öffnet, hat sie sich soweit gefasst, dass sie ihm ins Gesicht sehen kann, ohne dass ihr sofort wieder Tränen in die Augen steigen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 23. Apr. 2004, 21:07 Uhr
Langsam lässt Seagull die Tür nach innen schwingen und betritt dann den Raum, wieder eine Fackel bei sich tragend, die er in die Halterung neben der Tür steckt. Diesmal steht sie aufrecht vor ihm, doch das dreckverschmierte Gesicht, in dem sich deutlich die Tränenspuren abzeichnen, verrät ihm , dass es ihr doch nicht so leicht fällt hier zu sein, als es gestern den Anschein hatte.  Doch sie versucht sich keine Blösse zu geben und in ihren Augen funkelt ein bisschen Stolz mit als sie ihm entgegen blickt. Er geht ein paar Schritte in den Raum und bleibt vor ihr stehen. "Wie ich sehe hat euch das Frühstück geschmeckt, ich hoffe die Ratten hatten sich nicht schon an dem köstlichen Brot versucht ehe ihr aufgewacht seid. "Sein Grinsen überzieht das ganze Gesicht, als er sie ansieht. "Und habt ihr euch eine bessere Geschichte ausgedacht als gestern oder wollt ihr mir heute die Wahrheit erzählen?" Sie schüttelt nur kurz mit dem Kopf und bleibt stumm, was ihn wieder ärgert und er an sich halten muss, um ihr nicht ins Gesicht zu schlagen, es würde vielleicht später nötig sein, aber noch nicht jetzt.

"Gestern seid ihr meiner Frage ausgewichen, warum der Oberste hinter euch her ist. Ich will euch etwas verraten und vielleicht kommt dann eure Erninnerung zurück. In Barsa erzählt man sich, dass es nur wenige gibt, die dem Obersten gefährlich sein könnten, und dies sind Leute, die das Blut der Alten in sich tragen. Raus mit der Sprache tragt ihr das Blut der Alten in euch?" Er sieht wie sie kurz fast unmerklich zusammenzuckt und dies verrät ihm, dass er zumindest damit einen Treffer gelandet hat. Sie sagt allerdings nichts und sieht in auch nicht mehr an. Er geht einen Schritt auf sie zu. "Sieht man es an dem Blut, das ihr habt, ob das Blut der Alten in euch fliesst? Man könnte es ja einmal ausprobieren, vielleicht hat euer Blut ja eine andere Farbe, als das der normalen Menschen." Er geht noch einen Schritt auf sie zu und zieht einen Dolch aus seinem Gürtel. Ihr Gesicht wird blass, soweit man das unter dem Dreck sehen kann und sie tritt einen Schritt zurück. Doch das interessiert Seagull wenig, er geht einige Schritte auf sie zu, greift dann nach einer ihrer Hände und hält sie wie im Schraubstock fest. Sie versucht sich zu wehren, doch er ist weitaus stärker als sie und sie bekommt ihre Hand nicht los. "Mein Blut ist keinen deut anders, als das anderer Menschen, es ist genauso rot," presst sie hervor, während sie weiter versucht ihr Hand zu befreien. Sein Dolch wandert langsam auf ihre Hand zu und berührt dann eine ihrer Fingerspitzen, langsam lässt er den Dolch zu ihrer Handinnenfläche wandern und weiter zu ihrem Handgelenk, genau dort wo man ihren Pulsschlag sieht. Seine stimme ist eiskalt, als er nur wieder spricht. "Ihr wisst genau was passiert, wenn ich meinen Doclh nun euer Fleicsch zerschneiden lassen würde, nicht wahr Heilerin?" Er verstärkt den Druck des Dolches leicht, aber ritzt die Haut noch nicht an. Verzweifelt versucht sie ihm ihre Hand zu entziehen. "Bewegt eure Hand besser nicht zu viel Heilerin, sonst rutscht mir mein Dolch aus und ihr würdet hier verbluten. Seid ihr nun bereit mir etwas über euch und eure Vergangenheit in Barsa zu erzählen?"

Er sieht die Tränen, die in ihren Augenwinkeln funkeln, aber sie hält sie krampfhaft zurück. Dann senkt sie den Kopf. "Ich kann euch nicht mehr erzählen, als ich es gestern tat. Ihr habt recht, in meinen Adern fliesst etwas Blut der Alten, aber es ist gering. Warum der Oberste gerade mich verfolgt weiss ich nicht." Er blickt auf sie herab und ist fast gewillt ihren Worten glauben zu schenken, aber dann hätte er auch keinen Grund mehr sich mit ihr zu vergnügen. Der Druck auf seinen Dolch wird noch ein wenig stärker und die ersten Tropfen Blut quellen an der Klinge entlang. Sie zuckt kurz zusammen, was den Schnitt noch ein wenig tiefer werden lässt. "Das war auch nicht die Antwort, die ich hören wollte Weib. Ich erwarte das nächste Mal eine bessere Antwort." Dann lässt er ihre Hand los und wischt seinen Dolch am Ärmel seines Umhangs ab. Er sich herum, greift nach der Fackel an der Tür und verlässt den Raum wieder.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 24. Apr. 2004, 21:11 Uhr
Es schmerzt und es ist nicht nur die Klinge die schmerzt, auch der Gedanke ihm hilflos ausgeliefert zu sein schmerzt. Morgana kann seine Fragen nicht beantworten zumindest wohl nicht so, wie er es sich wünscht und als die Klinge durch ihre Haut dringt und sie den kalten Stahl und ihr warmes Blut fühlt wird ihr übel und schwindelig zugleich. Er ist stark, viel stärker als sie und ihre Kräfte scheinen zu schwinden, als sie krampfhaft bemüht ihre Hand aus seiner Umklammerung zu ziehen. Sie überlegt, ob sie nicht einen Schutzzauber um sich legen kann, aber der würde nur von geringer Dauer sein und er würde sie mehr Kraft kosten, als ihr lieb ist. Irgendwann lässt er ihre Hand los und sie erinnert sich noch nicht einmal an das was sie ihm gesagt hat. Das Blut rinnt ihr warm durch ihre Handinnenflächen nach unten. Er dreht sich um, nimmt die Fackel und im Raum wird es wieder fast dunkel. Das Talglicht ist fast heruntergebrannt und hat nur noch eine kleine Flamme und das Licht, das sie spendet, dringt kaum bis zu Morgana hin. Sie setzt sich auf den kalten Boden, dabei rutscht die Schelle, die sie um die Hand trägt über die offene Wunde und bereitet erneute Schmerzen, der Schmerz im Kopf ist auch zurück gekehrt und sie fühlt sich nur noch elend.

Vorsichtig schiebt sie die Schelle nach oben und untersucht die Schnittwunde, sie ist nicht gross und nicht tief genug um eine wichtige Ader zu verletzen, aber hier unten ist es dreckig und überall könnte Rattenkot liegen und in die Wunde dringen. Verzweifelt sucht sie eine saubere Stelle ihres Kleides, was bei den Lichtverhältnissen ein wirklich schwieriges Unterfangen ist. Ihr Unterkleid scheint ihr noch einigermassen sauber und so versucht sie es in Streifen zu reissen. Erst als sie ihre Zähne zur Hilfe nimmt, gibt der Stoff nach und sie schafft es ein einigermassen sauberes Stück
Stoff zu bekommen. Sie tastet nach ihrem Gürtel und muss feststellen, dass sie ihn nicht mehr trägt. Verdammt, aber ich hätte es mir auch denken können, dass sie ihn mir abgenommen haben. Da sie auch kein Wasser hat, mit dem sie die Wunde reinigen kann, lässt sie das Blut eine Weile laufen, damit sich die Wunde von selber reinigt. Es ist umständlich sich mit nur einer Hand einen Verband anzulegen und nur mit einigen Mühen und mit Hilfe ihrer Zähne schafft sie es, den Verband so zu plazieren, das er über der Wunde liegt und einigermassen vernünftig hält. Sie kriecht zurück an die Wand und lehnt sich daran an, sie fühlt sich ausgelaugt und alles in ihr scheint ihr weh zu tun.-Wie lange bin ich eigentlich schon hier? Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Wer sagt mir, dass es eben wirklich das Frühstück war, das mir gebracht wurde, es hätte genau so gut schon Mittag oder nachmittag sein können.

Tränen steigen wieder auf und sie hat nicht mehr die Kraft sie zurück zu halten. Verzweifelt denkt sie über alles nach, über die Fragen die dieser Mann ihr stellt und ob sie nicht doch eine Antwort weiss, die ihn befriedigen würde. Wenn sie die Gefühle des Mannes richtig gedeutet hat, dann war dies eben erst der Anfang. Er hatte Freude daran zu quälen und das machte ihn gefährlich für sie. Über ihren Grübeleien kommt der Schlaf, er ist unruhig und hin und wieder wird sie wach, weil ihre Wunde schmerzt und sie die Schelle an eine andere Stelle schieben muss.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 25. Apr. 2004, 21:10 Uhr
Es hat ihm Spass gemacht als er ihr die Schnittwunde zugefügt hat und im Grunde ist er sogar froh, dass sie vielleicht wirklich nicht weiss warum der Oberste nach ihr sucht, so kann er noch einige andere Dinge ausprobieren. Bis jetzt scheint nach Informationen seiner Späher keiner wirklich nach ihr zu suchen. Es sind zwar Leute an ihrem Haus gewesen, aber es schien nicht so, als würden sie sich wirklich Sorgen machen. Das heitert seine Stimmung noch ein wenig mehr auf.

Er geht zu seinen Männern und unterhält sich ein wenig mit ihnen. Einer der Männer fragt, ob sie nicht mal wieder in die Orchidee gehen könnten. Doch das verbietet Seagull ihnen strikt. Er will nicht, dass auch nur einer der Männer hier fehlt. Falls sie doch nach der Heilerin suchen würden, würde er alle Männer hier brauchen. Die Männer sind etwas enttäuscht und er verspricht ihnen, wenn sie sicher sind, dürften sie ein ganzes Wochenende in der Orchidee verbringen auf seine Kosten. Das lässt die Männer wieder friedlich werden und diejenigen, die keinen Wachdienst haben, geben sich wieder dem Würfelspiel hin.

Als es später Nachmittag sein muss, lässt er einen der Männer nach unten gehen und der Heilerin wieder einen Kanten Brot und etwas Wasser bringen. Er schärft ihm ein ihr zu sagen, es sei das Mittagessen. Er weiss aus früheren Verhören, dass dies ein gutes Mittel ist um die Gefangenen zu verwirren und ihnen jegliches Zeitgefühl zu nehmen. Er geht danach in seinen Raum und lässt seine Gedanken in die Zukunft fliessen. Der Oberste wird sicher sehr zufrieden mit ihm sein und es dürfte dann nicht mehr lange dauern, bis er sich ganz nach oben gearbeitet hatte und dann konnte er seine weiteren Pläne verfolgen und vielleicht selber an die Macht gelangen. Heute würde er nicht mehr zu der Heilerin gehen, er würde sie eine Weile in Ruhe lassen und somit auch im Ungewissen. Er grinst wieder sein eiskaltes Grinsen, nimmt sich eine neue Flasche Rum und bis zum Abend wird sie geleert sein.


Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 26. Apr. 2004, 21:15 Uhr
Morganas Schlaf ist unruhig und wirre Träume begleiten ihn. Sie träumt von der Schlacht und wie der Narg auf sie zustürmt, dann verschwindet das Bild und der Dämon taucht auf und seine Tentakel greifen erneut nach ihr, sie kann den Schmerz fast körperlich fühlen und auch die eisige Kälte, die von ihm ausging. Dann verblasst auch dieses Bild und Lyn taucht auf, wie er nach dem Feldzug nur zu ihr hinschaut, so als würde er sie kennen, aber nicht ihr Gefährte sein und sie mit einem schön dich zu sheen begrüsst. Schliesslich verschwimmt auch dieses Bild und sie wacht fröstelnd auf. Die Schelle ist wieder über die Wunde am Handgelenk gerutscht und der Verband hat sich gelöst. Die Schnittwunde pocht und schmerzt und Morgana weiss, das dies kein gutes Zeichen ist.

Mit klammen Fingern löst sie den Verband und betrachtet sich die Wunde im schummrigen Licht so gut es geht, aber wirklich sehen kann sie nichts. Ihr scheint das die Wundränder warm sind und auch dies ist kein gutes Zeichen. Tränen steigen wieder in ihr auf und ärgerlich wischt sie diese zur Seite. "Was nützen mir die ganzen Tränen, so verschenk ich nur wertvolle Flüssigkeit." Ihre Stimme klingt heiser auch wenn sie nur ganz leise zu sich selbst gesprochen hat. Ihr Hals ist trocken und sie sehnt sich nach einem Becher Wasser, am liebsten das aus ihrem Brunnen in der Kate. Sie wird aus ihren Gedanken gerissen als sich die Tür öffnet und ihr jemand, den sie noch nicht gesehen hat, einen halben Becher Wasser und einen Kanten Brot hinstellt und sagt, dies sei ihr Mittagessen. Morgana sagt nichst, was sollte sie auch sagen. Antworten auf ihre Fragen würde sie nicht bekommen. Der Mann verschwindet auch sofort wieder und lässt Morgana alleine. "Ob es wirklich schon Mittag ist, ich weiss es nicht, ich weiss ja noch nicht einmal wie lange ich wirklich schon hier bin, sind es Tage oder schon mehr als ein Siebentag. Ob sie schon nach mir suchen? Aber sie wissen doch gar nicht, wo ich hin wollte, die einzige, die weiss das ich die Steinfaust verlassen habe wegen diesem Brief, ist Shyada und ob sie nach mir suchen würde?" Es tut gut ihre eigene Stimme zu hören, die die Geräusche, die die Ratten und anderes Getier machen übertönt. Doch kommt es ihr auch seltsam vor, sich mit sich selbst zu unterhalten. Sie greift nach dem Becher Wasser und muss sich zwingen ihn langsam zu trinken, das Brot lässt sie liegen, es ist zu trocken und sie will das Wasser nicht dafür vergeuden und obwohl sie Hunger hat, kann sie nichts essen.

Das Kind hat sich seit dem sie erwacht ist nicht gerührt und sie legt vorsichtig eine Hand auf ihren Bauch, ihr Gefühl sagt ihr, dass das Kind noch lebt und trotzdem geistert eine eiskalte Hand ihren Rücken hoch. Sie weiss nicht wieviel Zeit vergeht in der sie so da sitzt und in sich horcht und lauscht, bis schliesslich eine kleine Regung in ihrem Bauch verrät, dass das Kind wirklich noch lebt. "Du hast es jetzt schon nicht einfach, dort wo du bist und was wird erst werden, wenn du auf die Welt kommst, lange kann es nicht mehr dauern und bei der Vorstellung, das du hier das Licht Rohas erblickst....." Sie schüttelt sich und wieder greift die kalte Hand nach ihr. Die Zeit hat jegliche Bedeutung verloren, weil es ausser dem Talglicht nichts gibt, an Hand dessen Morgana die Zeit messen könnte. Irgendwann verlischt auch das Talglicht und tiefe Dunkelheit umgibt sie. Noch immer ist niemand gekommen, um nach ihr zu sehen und wenn sie sich nicht irrt, ist das schon viel zu lange her. Die Dunkelheit macht ihr noch mehr Angst und jedes Geräusch scheint doppelt so laut zu sein. Sie hört ein Rascheln in ihrer Nähe und das Geräusch von kleinen Krallen auf dem Steinboden.Ratten! Wenn sie mein Blut riechen und jetzt in der Dunkelheit.... Sie steht auf, weil sie nicht mehr auf dem Boden sitzen mag. Als etwas an ihrem Bein vorbeihuscht, schreit sie leicht auf, und sie hört eilige kleine Füsse davonhuschen. Über ihr hört sie wieder Schritte doch nichts aus dem Nebenraum und auch die Tür bleibt verschlossen. Sie ist wieder müde und sie merkt wie ihre Kräfte immer weiter schwinden, doch sie will und kann jetzt nicht schlafen, nicht in der Dunkelheit, mit der unverbundenen Wunde und den Ratten als Gesellschaft.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 26. Apr. 2004, 21:41 Uhr
Die Flasche Rum ist halb leer, als einer seiner Männer an seinem Zimmer anklopft und er ihn herein bittet. Das Gesicht des Mannes ist mehr als ernst, als er vor Seagull tritt. "Sir, eben hat sich einer der Informanten aus der Stadt gemeldet. Es waren erneut Leute beim Haus der Heilerin. Soweit der Informant dies beurteilen konnte, war es ein Normander," der Mann hört kurz auf zu sprechen und spuckt auf den Boden um so seine Verachtung für das Volk der Normander zu äussern,"  ein wie es schien junges Elbenmädchen und ein Waldläufer halb elbischer Herkunft. Der Nordmann ist durch ein Fenster ins Haus der Heilerin eingedrungen und hat dnan noch etwas ins Haus getragen. Sie scheinen sich Sorgen zu machen, aber leider konnte der Infomant die Gespräche nicht verstehen. Dann sind Sie wieder weggefahren ." Seagull steht von seinem Stuhl auf und hätte fast die Flasche Rum umgestossen.

"Wir müssen auf der Hut sein, sie werden sicher bald anfangen nach ihr zu suchen. Aber das war klar, so wie ich es erfahren habe, ist sie recht bekannt in der Stadt und es wäre ein Wunder gewesen, wenn ihr verschwinden nicht aufgefallen wäre, allerdings hatte ich gehofft man würde sich nicht so schnell Sorgen um sie machen. Ich muss mit Schwarzfuss reden, er hat genug Leute in der Unterstadt, er muss mir Bescheid geben, wenn sich neue Leute hier in der Unterstadt herumtreiben, die seltsame Fragen stellen. Und ihr alle müsst von jetzt an noch mehr auf der Hut sein. Ich glaube zwar nicht, dass sie unser Versteck aufspüren werden, es ist zu abgelegen, selbst für die Unterstadt, aber Vorsicht ist geboten." Er entlässt den Mann mit einem Wink, greift dann nach seinem Umhang und verlässt kurze Zeit später das Haus um zu Schwarzfuss zu gehen und mit ihm zu reden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 27. Apr. 2004, 12:01 Uhr
Die raschelnden Geräusche um sie herum werden fast unerträglich und sie ängstigen Morgana mehr, als jedes weitere Verhör durch den Formoraig. Ihre Vorstellungskraft gaukelt ihr Dinge vor, die nicht da sind und sie hat das Gefühl, dass irgendwelches Getier an ihren Beinen hochkrabbelt, doch wenn sie danach schlägt ist nichts da. Ihre Wunde am Handgelenk pocht bedenklich und sie fröstelt ständig, doch sie kann nicht feststellen, ob sie fiebert. Ihre Beine tun nach einiger Zeit stehen weh und werden schwer, aber setzen kann und will sie sich nicht. Sie hat die Wunde nicht wieder verbunden, da sie in der Dunkelheit nicht sehen würde, wie das Stück Stoff aussieht.

Ihr fällt irgendwann der Notdurfteimer ein, der zwar noch nicht geleert wurde, aber dies ist ihr egal, sie tastet sich vorsichtig in die Richtung, als sie ihn schliesslich mit dem Fuss berührt, greift sie danach und schüttet ihn in eine Richtung weit weg von sich. Dann geht sie zurück zu ihrem Platz, zumindest hofft sie das, da sie es in der Dunkelheit nicht erkennen kann. Sie dreht den Eimer nahe der Wand um und setzt sich dann auf ihn. Ihre Füsse schmerzen noch immer und sind angeschwollen, doch durch die Entlastung fühlt sie sich ein wenig besser. Wasser scheint sich in ihren Beinen angesammelt zu haben und die Fussschellen schneiden ihr ins Fleisch. Sie würde gerne den Kopf an die Wand lehnen und ein wenig schlafen, aber sie hat Angst das irgendein Gewürm sich in ihren Haaren verfängt, die ihr sicherlich schon wild um den Kopf hängen. Sie seufzt einmal tief auf und versucht in dieser Position zur Ruhe zu kommen, doch ihre Gedanken wandern die ganze Zeit umher. Wandern zur Steinfaust und zu Phelan und Schilama, sie hofft dass die beiden sich vielleicht Gedanken machen, wohin sie so plötzlich verschwunden ist. Schilama würde sich sicher Gedanken machen, sie kennt Morgana am längsten, ob Phelan sich Sorgen macht, kann sie nicht beurteilen. Sie mag den Waldläufer und ihre Gespräche in der letzten Woche haben ihr gut getan, aber sie weiss zu wenig über ihn selber. Die Gesichter von Freunden und Bekannten tauchen immer wieder in ihren Gedanken auf.

Wie mag es Arwen und Niniane gehen, Cron und Nadir, und wie wird es Olyvar gehen, ich habe mich gar nicht mehr bei ihm sehen lassen, und der letzte Krankenbesuch ist sicher schon lange Zeit her, er muss mich für eine schlechte Heilerin halten, die sich nicht um ihre Kranken kümmert. Viele weitere Gedanken rasen durch ihren Kopf, meist vollkommen zusammenhanglos und sprunghaft. Immer wieder laufen ihr Kälteschauer über den Rücken und als sie ihre unverletzte Hand hebt und ihre Stirn fühlt, merkt sie den kalten Schweiss auf ihr. "Ich habe Fieber, die Wunde hat sich wohl doch entzündet, bei allen zwölf Göttern, wie soll ich das nur überstehen, er wird mir kaum ein Heilmittel besorgen."

Tränen steigen in ihr auf und diesmal kann sie sie nicht wieder zurückkämpfen. Irgendwann sinkt ihr Kopf doch gegen die Wand und sie fällt wieder in einen unruhigen fiebrigen Schlaf.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 27. Apr. 2004, 16:06 Uhr
In Schwarzfuss' Haus


Eiligen Schrittes war Seagull durch die dreckigen Strassen der Unterstadt gegangen, bis er schliesslich das Haus von Schwarzfuss erreicht hat, das am Wolfsmarkt liegt. Seine Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen, und er ist ständig auf der Hut gewesen so gut wie möglich in der Menge unterzutauchen, die den Wolfsmarkt bevölkert. Eine Wache am Eingang meldet Schwarzfuss Seagulls kommen und begleitet ihn dann in das Zimmer von Schwarzfuss.

Seagull grüsst Schwarzfuss und zieht sich die Kapuze vom Kopf, ohne grosse Umschweife zu machen kommt Seagull sofort zur Sache. "Wie ihr sicher wisst, ist mein Plan gelungen und die Heilerin ist in unserer Gewalt, alledings scheint man nun oben in Talyra doch hellhörig geworden zu sein, zumindest sieht es so aus, als würden sie bald anfangen nach ihr zu suchen. Noch fühl ich mich hier in der Unterstadt sicher, aber ihr habt hier die besseren Beziehungen. Ich würde euch und eure Mäner gut entlohnen für jede Auskunft über jemanden, der hier in der Unterstadt Fragen stellt, die sich auf uns und unser Vorhaben beziehen." Schwarzfuss schaut ihn mit einem breiten Grinsen an und man sieht an seinen Augen, dass die Aussicht auf ein wenig zusätzliches Gold ihm sehr behagt. "Ich werde meine Augen und Ohren aufhalten und meinen Männern Bescheid geben. Ihr erfahrt es sobald ich es auch erfahren habe. Wie mir scheint ist euer Plan gut gelungen. Doch ihr wisst das die Heilerin bekannt genug in der Stadt ist und sie sicher nicht nach einer kurzen Suche aufgeben werden. Ich an eurer Stelle würde Talyra verlassen, wenn es ginge. Mit den Blaumänteln ist nicht zu spassen, allerdings betreten sie auch nur selten die Unterstadt und lassen uns hier nach unseren eigenen Gesetzen leben. Wie sie allerdings auf so eine Entführung reagieren, das weiss ich nicht." Seagull bleibt stumm während er den Worten von Schwarzfuss lauscht, doch dann zieht ein Lächeln über sein Gesicht.

"Es war mir klar, dass man nach ihr suchen würde, aber das Haus liegt gut versteckt und solange ihr nichts ausplaudert sind wir dort sicher. Wenn ihr also etwas hört, schickt einen Boten zu mir. Er soll das vereinbarte Klopfzeichen machen. Ich werde dem Boten das Geld dann sofort geben." Seagull greift nach einen kleinen Säckchen an seinem Gürtel und wirft es Schwarzfuss zu, der das klimpernde Beutelchen geschickt auffängt. "Das vorab, je nachdem wie gut eure Informationen sind, gibt es noch mehr." Ein breites Grinsen zieht über Seagulls Gesicht, als er sich erhebt und sich von Schwarzfuss verabschiedet.

Nachdem er das Haus verlassen hat und eine Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen ist, eilt Seagull wieder die Strassen entlang. An den Geruch, der hier überall herrscht, hat er sich schon gewöhnt. Er grübelt eine Weile, ob es nicht doch besser wäre die Unterstadt und auch Talyra zu verlassen. Doch dies würde bedeuten, dass sie sich der Gefahr aussetzen, bei ihrer "Ausreise" gesehen zu werden. Ausserdem ist noch keine Nachricht vom Obersten aus Barsa eingetroffen und zumindest so lange müsste Seagull hier ausharren. Bald hat er das Haus erreicht und schliesst die Tür auf. Die Türwachen stehen mit gezogenen Waffen hinter der Tür, die sie erst senken, als sie Seagull erkennen. Seagull nimmt dies anerkennend wahr und ist sich sicher, dass seine Wachen nicht leichtfertig sind. Er erkundigt sich bei der Wache im Keller nach der Gefangenen, da sie sich aber nicht rührt, lässt Seagull es vorerst sein, in ihren Raum zu gehen. Vielleicht ist sie nach der längeren Zeit alleine in dem Raum bereit mehr zu erzählen, als sie es bis jetzt getan hat.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 28. Apr. 2004, 14:03 Uhr
Morgana erwacht, als sich die Tür erneut öffnet. Sie friert am ganzen Körper und nur der schwache Lichtschein, der durch die Tür fällt, erhellt das Zimmer. Die Wache stellt wieder einen Becher Wasser vor sie hin und etwas trockenes Brot. Entzündet dann zum Glück wieder ein Talglicht , stellt es auf den Tisch und verschwindet dann wieder durch die Tür. Morgana klappern die Zähne und Schüttelfrostanfälle durchlaufen ihren Körper. Die Wunde am Handgelenk fühlt sich an wie Feuer und sie pocht ohne Unterlass. Kalter Schwiess bildet sich überall an ihrem Körper und sie fühlt sich elendig. "Du hast dir wieder viel zu viel zugemutet Morgana. Erst der Feldzug, auf den du wegen der Schwangreschaft gar nicht hättest gehen sollen, dann die Arbeit in der Steinfaust, der Kampf mit dem Dämon, woher sollst du jetzt auch noch die Kraft nehmen , dich gegen die Entzündung und die Gefangennahme zu wehren. Du wirst hier in diesem dreckigen Loch wohl dein Ende finden." Sie redet noch eine Weile auf sich selber ein, um sich von den Schmerzen abzulenken, die ihren Körper überfluten. Mit zittrigen Händen greift sie schliesslich nach dem Becher mit Wasser und hätte ihn fast fallen lassen, krampfhaft umklammert sie ihn und führt ihn dann zu ihrem Mund.

Das Wasser schmeckt wie immer schal und nach Moder, aber der Becher ist diesmal voll und dafür dankt sie der Göttin. In kleinen Schlucken trinkt sie den ganzen Becher aus und versucht dann ein wenig von dem trockenen Brot zu essen. Das Kind dreht und wendet sich unruhig in ihr und ein leichtes ziehen macht sich in ihrem Kreuz breit.

"Nein nicht jetzt, Göttin, das kannst du mir nicht antun, ich hab nicht die Kraft.." Das Ziehen hört auf und Morgana denkt eine Weile nach und lauscht auf ihren Körper. Das Ziehen wiederholt sich aber nicht. "Wahrscheinlich wurde es nur durch eine Bewegung des Kindes ausgelöst oder durch mein ungünstiges sitzen hier." Morgana starrt auf die Tür, als könne sie damit Rettung holen oder zumindest erreichen, dass sich der Mann wieder meldet, dann könnte sie ihn wenigsten bitten ihr etwas für die entzündete Wunde zu geben, auch wenn es nur etwas Ringelblumen oder Kamillensalbe wäre oder etwas Wein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 28. Apr. 2004, 22:50 Uhr
Der Abend vergeht für Seagull mit Grübeleien, die Worte von Schwarzfuss haben ihm doch mehr zu denken gegeben, als er sich eingestehen will. Aber ehe kein Botenrabe aus Barsa zurück ist, will er die noch sichere Unterstadt nicht verlassen. Die Flasche Rum, welche noch halbgeleert auf dem Tisch gestanden hat, als er sein Zimmer wieder betreten hat, ist nun geleert und mit besserer Laune, als er eben noch hatte, begibt er sich zur Nachtruhe und legt sich selber auf, in den nächsten Tagen auf den Rum zu verzichten. Er würde einen klaren Kopf brauchen, wenn vielleicht doch irgendjemand herausfinden würde, wo die Heilerin ist.

Am nächsten Morgen steht er früh auf und geht hinunter zu seinen Männern, allerdings sind nur die Wachen wach und der Rest schläft noch. Er lässt sie auch noch eine Weile schlafen, denn er würde ausgeruhte wachsame Männer brauchen. Er erkundigt sich bei den Wachen, ob sich ein Informant gemeldet hätte oder ob ein Botenrabe eingetroffen ist, doch die Wache verneint beides. Seagull nimmt ein reichhaltiges Frühstück zu sich und amüsiert sich ein wenig darüber, das seine Gefangene weiterhin mit Brot und Wasser vorlieb nehmen muss, während er aus dem Vollen schöpfen kann. Nachdem er gesättigt ist und sich seine Laune noch weiter gebessert hat, steht er auf und geht in die Kellerräume. Die Wache dort steht auf und  und nickt Seagull zu. Ich sollte hier zwei Wachen postieren, wenn sie uns wirklich finden sollten. Sicher ist sicher.

Dann nimmt er den Schlüssel von seinem Gürtel, den er nur aus der Hand gibt , wenn er jemanden mit Essen zu der Heilerin schickt und betritt den Raum leise. Der Anblick, welcher sich ihm bietet, lässt sein Herz höher schlagen. Die Heilerin schläft, aber sie sieht grauenvoll aus. Ihr Haar hängt ihr in wirren Strähnen ins Gesicht, ihr Gesicht ist aschfahl und sie zittert am ganzen Leib.Genauso hab ich mir das vorgestellt, vielleicht bist du nun bereit etwas von dir preiszugeben. Er tritt an sie heran und stösst dann nicht gerade sanft gegen den Eimer, auf den sie sich gesetzt hat. Sie schreckt auf und blickt ihn aus wirren Augen an. Sein Grinsen ist hämisch, als er wieder einen Schritt zurück tritt und sich an ihrem Anblick weidet. "Nun habt ihr euch Gedanken gemacht, was ihr mir erzählen wollt?" Er blickt auf die zitternde Gestalt vor ihm und es scheint fast so als würde sie seine Worte nicht verstanden haben. Doch das interessiert ihn nicht. Er holt sich einen Stuhl aus dem anderen Raum und setzt sich so auf ihn, dass er die Rückenlehne als Armstütze gebrauchen kann."Ich habe Zeit Heilerin, ich kann warten, aber so wie es aussieht könnt ihr nicht mehr lange warten."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 29. Apr. 2004, 08:30 Uhr
Diesmal hat sie das Öffnen der Tür nicht gehört und sie erschrickt als es den Anschein hat, ihr würde der Boden weggezogen auf dem sie glaubt zu sitzen. Sie schlägt die Augen auf, kann aber nichts wirklich erkennen. Ihr Blick bleibt verschwommen, obwohl sie versucht sich aus diesem Zustand herauszukämpfen, aber ihr Körper lässt sie nicht. Morgana fühlt sich als hätte sie die ganze Nacht an einem riesigen viel zu heissen Ofen geschlafen, dessen Wärme viel zu gross ist um noch angenehm zu sein. Sie fühlt sich trotz des Schlafes ausgelaugt und ohne Kraft eine einzige Bewegung tun zu können. Jemand spricht mit ihr und nur langsam kehren ihre Gedanken in das Hier und Jetzt zurück. Sie sieht den Mann auf dem Stuhl vor sich und sie erkennt ihn nicht und rätselt, was er in ihrem Zimmer zu suchen hat. Sie müsste doch in der Steinfaust sein, aber warum fühlt sie sich so elend. Er spricht sie wieder an und redet wirres Zeug von Zeit haben und sie hätte keine.

Morgana versteht nicht was er meint, was ist denn passiert, das ich keine Zeit habe, wirre unzusammenhängende Gedanken geistern durch ihren Kopf. Ist Olyvar was passiert? Oder ein Unfall, warum fühl ich mich so elend und wo sind Phelan und Schilama, sollen die doch helfen, ich kann nicht, mir geht es nicht gut und was zum Henker macht der fremde Mann in meinem Zimmer. Der Mann steht auf und verlässt den Raum und im ersten Moment glaubt sie die Erklärung für all das gefunden zu haben. "Nur ein Traum, es ist alles nur ein Traum," nuschelt sie leise vor sich hin. Doch der Mann kehrt zurück mit einem Eimer in der Hand und plötzlich rinnt ihr kaltes Wasser durchs Gesicht eiskaltes Wasser, das sich seinen Weg durch ihre Kleidung bahnt, sie frösteln lässt und sie gleichzeitig auch in die reale Welt zurückkehren lässt."Seid ihr nun endlich wach!", fragt eine herrische Stimme und sie blickt den Mann an."Ja , ich bin wach." Schnell fällt ihr alles wieder ein, die Pergamentrolle, dann die plötzliche Dunkelheit und das Erwachen hier in diesem Raum, die Verhöre und die Wunde, die er ihr beigebarcht hat. Ihr Blick wandert zu ihrem Handgelenk und nun im Licht der grossen Fackel, die er wohl mitgebracht hat, kann sie sehen, dass die Wunde dick angeschwollen ist, feuerrote Ränder sie umgeben und eine gelbliche Haut die offene Stelle überzieht.

Der Schmerz, den sie in den fiebrigen Träumen unterdrückt hat, bringt sie mehr und mehr in diese Welt zurück und ihr Blick wird klar, sie zittert am ganzen Körper vom Fieber und der nassen Kleidung.Der Mann hatte sich wieder auf den Stuhl gesetzt, beobachtet sie und scheint Freude daran zu haben, wie sie sich bemüht ihre Gedankengänge zu ordnen. Dann als er wohl glaubt sie wäre soweit Aufnahme fähig, stellt er ihr wieder Fragen, Fragen über Barsa und warum der Oberste sie verfolgt schon die vielen Jahre. Morgana hat keine Kraft mehr Widerstand zu leisten und in verworrenen Sätzen erzählt sie von ihrer Flucht aus Barsa, von der alten Prophezeiung, die besagt, dass nur ein Mensch mit Blut vom alten Volk, den Obersten stürzen kann. Das der Oberste wohl erfahren hat, dass sie das Blut der Alten in sich trägt und da sie im Untergrund gekämpft hat, wohl glaubt, dass sie die Person aus der Prophezeiung sei, wohl auch weil sie das Zeichen der Mondgöttin auf ihrer Stirn trägt. Morgana weiss nicht ob sie alles wirklich in verständlichen Sätzen gesagt hat, ihre Gedanken sind sprunghaft und sie selbst weiss manchmal nicht, was sie im letzten Satz gesagt hat. Ihre Kehle schmerzt und sie hat unendlichen Durst. Zwischendurch leckt sie immer wieder ihre Lippen ab, um ein wenig von dem Wasser zu erhaschen, das ihr noch immer aus den Haaren rinnt. Das Wasser schmeckt salzig von ihrer Haut und lindert nicht ihren Durst. Irgendwann scheint ihre Stimme nur noch das Krächzen eines Raben zu sein und sie hört auf zu reden, weil es zu sehr schmerzt. Er ist die Ganze Zeit still gewesen, hat zugehört, nun steht der Mann auf ohne ein Wort zu sagen und verschwindet aus dem Zimmer. Ein Schüttelfrostanfall überzieht ihren Körper und ihre Gedanken driften wieder ins Wirre ab. Verschiedene Bilder tauchen vor ihr auf, Ian , Lyn , Phelan, Schilama, die Amazone, Olyvar, und es scheint als wollten alle ihr etwas sagen, aber sie versteht nicht was, zu schnell verschwinden die Bilder wieder.

Ein anderer Mann kehrt in den Raum zurück, stellt einen Krug Wasser vor sie hin und zwei Scheiben trockenes Brot. Gierig greift sie nach dem Krug Wassser und noch ehe der Mann den Raum verlässt und die Tür wieder schliesst ist die Hälfte des Kruges geleert. Das Wasser rinnt kühl ihre Kehle herunter, obwohl es einen ekligen Geschmack hat, kommt es ihr vor als würde sie den besten Wein trinken. Ihr Magen rebelliert leicht und sie versucht die Übelkeit zu unterdrücken. "Nicht jetzt, du kannst das kostbare Wasser nicht wieder von dir geben." Sie greift nach dem trockenen Brot und kaut ein wenig darauf herum, wirklichen Hunger hat sie keinen, obwohl ihr Magen leer ist. Die Wunde am Handgelenk pocht, als würde ein Schmied auf einem Amboss schlagen. Sie betrachtet sich noch einmal die Wunde und ihr wird bewusst, dass sie sie öffnen muss, damit der Eiter abfliessen kann. Eine Weile grübelt sie wie sie die Wunde öffnen könnte und das Überlegen fällt ihr nicht leicht, immer wieder driften ihre Gedanken ab. Wäre Phelan jetzt hier, er könnte die Wunde heilen, oder Lyn, aber nein ich will Lyn gar nicht mehr sehen, er hat mich verlassen, mit dem Kind alleine gelassen. Wäre er noch bei mir gewesen, dann wäre ich gar nicht zu diesem Treffen gegangen. Verbann ihn endlich aus deinen Gedanken, er hat dir kein Glück gebracht.

Irgendwann wandern ihre Gedanken zu dem irdenen Krug und ihr schiesst die Idde durch den Kopf, wie sie die Wunde öffnen konnte. Sie trinkt den Rest aus dem krug, steht dann mühsam auf und schlägt den Krug gegen die Wand. Er zersplittert in viele Scherben, von denen eine scharf genug sein würde die Wunde zu öffnen. Schliesslich findet sie mit zittrigen Händen eine spitze Scherbe und setzt sich dann wieder auf den Eimer. In dem schummrigen Licht und mit zitternden Händen versucht sie so gut es geht den richtigen Punkt zu finden, damit sie nicht in gesundes Fleisch schneidet. Als sie die Scherbe ansetzt ist sie für einem Moment gewillt, sie tiefer ins Fleisch zu setzen, als sie bräuchte, lebenswichtige Adern zu zertrennen und alldem hier ein Ende zu bereiten. Doch in dem Moment tritt das Kind mit aller Kraft gegen den unteren Rippenbogen und alleine das hält sie davon ab diesen tiefen Schnitt zu tun. Vorsichtig zieht sie die spitze Scherbe über die gelbliche Wundhaut und lässt den Eiter abfliessen, sie hat kein Wasser mehr und auch nichts womit sie die Wunde reinigen könnte, aber es fleisst kaum Blut nur der Eiter, doch es würde nicht viel nützen wenn sie die Wunde nicht reinigen könnte.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 29. Apr. 2004, 21:11 Uhr
Seagull hatte der Heilerin zugehört. Ihre Sätze waren wirr und unzusammenhängend gewesen, doch der Kern ihrer Aussagen blieb ihm nicht verschlossen. Der Oberste schien sie zu fürchten, wegen dieser seltsamen Prophezeiung, von der er auch schon gehört hatte. Er kennt ihren Wortlaut nicht und doch scheint der Oberste sicher zu sein, dass es die Heilerin ist, die ihm gefährlich werden kann. Er lässt sie weiter reden, bis ihre Stimme vor lauter Heiserkeit nicht mehr zu verstehen ist und sie auch nichts mehr weiter sagt. Er verlässt das Gefängnis der Heilerin ohne einen Ton zu ihr zu sagen. Draussen ordnet er nur an , dass man ihr einen Krug Wasser bringen solle und etwas Brot.

Seagull steht Morgana nun ein wenig mehr Wasser zu, es würde ihm nichts helfen, wenn sie ihm nicht noch mehr erzählen könnte. Seine Gedanken rasen durch seinen Kopf und er überlegt, was für ihn durch das Gehörte heraus springen könnte. Vielleicht sollte er dem Obersten die Heilerin gar nicht ausliefern. Barsa ist weit entfernt und sie wäre ein wirksames Mittel, den Obersten aus dem Weg zu schaffen und Platz zu machen für ihn selber. Doch wie er das genau anstellen soll, das hat er noch nicht herausgefunden. Aber erst einmal wird er abwarten wie die Befehle des Obersten lauten. Vielleicht soll Seagull sie ja gar nicht nach Barsa bringen, sondern sie direkt hier töten und dem Obersten nur einen Beweis ihres Todes mitbringen. Dann könnte er sie verschonen und mit sich mitnehmen und den Obersten stürzen. Diese Gedanken gefallen Seagull immer mehr. Das einzige was ihn wirklich stört, ist dass die Heilerin schwanger ist, mit einem Kind möchte er sich nicht auf die verschlungenen Pfade begeben, die er gehen müsste um Barsa ungesehen zu erreichen. Aber dafür würde sich auch eine Lösung finden lassen, noch war es nicht so weit und es war auch noch keine Nachricht aus Barsa eingetroffen.

Seagull geht nach oben und setzt sich zu seinen Männern. Er schärft ihnen erneut ein, wachsam zu sein und Augen und Ohren ständig offen zu halten, auch wenn sie für Besorgungen in die Unterstadt gingen. Nachdem er noch eine Weile mit seinen Männern gescherzt hat und ihnen noch einmal versprochen hat, dass sie feiern könnten, wenn alles glatt gegangen wäre, begibt er sich hinauf in sein Zimmer. Die Gedanken lassen ihm keine Ruhe und er setzt sich an seinen Tisch um alle Möglichkeiten durchzuspielen, die ihm dazu verhelfen könnten Herrscher der Formoraig zu werden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 01. Mai 2004, 21:56 Uhr
Das Pochen in der Wunde hat ein wenig nachgelassen, nach dem der Eiter abgeflosssen war, trotzdem schmerzt die Wunde und brennt wie Feuer. Das Pochen würde zurückkehren, sobald sich die Wunde wieder geschlossen hatte und sich ein neuer Schorf und auch neuer Eiter gebildet hatte. Im schummrigen Licht versucht Morgana zu erkennen, ob sich ein roter Strich auf ihrer Haut befindet, der von der Wunde wegführt, wenn das geschieht, dann könnte sie sich nicht mehr helfen, dann wäre ihr Blut vergiftet und es würde nicht mehr lange dauern, ehe sich der Tod einstellt. Bei dem Gedanken daran schüttelt sich ihr ganzer Körper und sie merkt wie das Fieber wieder stärker wird, je länger sie wach ist. Könnte ich doch nur senden, wie die Elben, dann könnte ich jemanden erreichen und ihn wissen lassen wo ich bin. Aber ich weiss ja nicht einmal genau wo ich bin.

Sie fühlt sich hilflos, einsam und verloren. Wie sollte sie jemand hier finden. Der üble Geruch scheint nicht nur in diesem Raum zu herrschen, sondern überall, er würde sicherlich jeglichen Geruch, den Lupin vielleicht riechen könnte, überdecken. Und selbst wenn Lupin sie finden würde, was sollte der Wolf hier ausrichten. Der Mann war nicht alleine, zumindest noch zwei andere Leute hatte Morgana schon gesehen, als sie ihr das Essen brachten und sie ist sich sicher, dass noch mehr Leute hier sind, was sie an den unterschiedlichen Schritten erkannt, hat, die sie durch die Decke hört. Sie beginnt wieder zu zittern und das Wasser aus dem Krug hat ihren durch das Fieber noch gesteigerten Durst kaum gestillt. Ihr Hals fühlt sich rauh und kratzig an und schmerzt bei jedem Schluck. Ihre Gedanken beginnen langsam wieder wirr zu werden. In einem Moment ist ihr heiss und im anderen Moment friert sie so sehr, das ihr ganzer Körper zittert und ihre Zähne aufeinander klappern.

Ihre Gedanken wandern zu dem Kind in ihr, das sich unruhig dreht, soweit es ihm noch möglich ist. Sie hat Angst um das Kind, es durch dies alles zu verlieren, bittere Tränen der Hoffnungslosigkeit steigen in ihr auf. Wie lange war sie nun schon hier, sucht überhaupt jemand nach ihr oder denken alle sie wäre einfach durchgebrannt. Für einen Moment wird sie fürchterlich wütend auf sich selber und ärgert sich darüber, dass sie so blindlings losgegangen ist und wirklich geglaubt hat, das Ian in Talyra sei und sich mit ihr treffen wolle.Warum bin ich nur so blauäugig dorthin gegangen, ohne auch nur irgendeinem Bescheid zu geben. Was hat mich so blind gemacht und auch mein Gespür getäuscht, dass mich sonst gewarnt hat? Vielleicht weil ich mich einsam gefühlt habe, nachdem Lyn einfach so verschwunden ist und ich mich danach gesehnt habe.... Ein erneuter Schüttelfrostanfall zerstört den Gedankengang und sie schlingt ihre Arme um den Oberkörper, ihre Kleidung ist feucht, von ihrem eigenen Schweiss, und lässt sie noch mehr frieren. Ihr Rücken schmerzt und sie kann nicht mehr auf dem Eimer sitzen, sie schiebt ihn weg und setzt sich an die kalte Wand gelehnt hin. Ihre Stirn drückt sie einen Moment an die kalten Mauersteine, was sie merken lässt wie heiss ihre Stirn wirklich ist, sie kauert sich zusammen so gut es geht schlingt ihren Umhang um sich und ergibt sich den wirren fiebrigen Träumen. Es ist ihr egal ob die Ratten kommen oder anderes Getier, sich seinen Weg über ihren Körper bahnt, in dem Fieberanfall, der nun in ihrem Körper tobt, würde sie dies noch nicht einmal merken.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 02. Mai 2004, 13:30 Uhr
Die Zeit in der Unterstadt vergeht anders, als oben in Talyra, das hat Seagull mittlerweile schon festgestellt. Hier unten hält man sich nicht an den Lauf Shenrahs und auch nicht daran, ob es gerade Nacht oder Tag in der Oberstadt ist. Er selbst weiss schon nicht mehr wie viele Tage er in der Unterstadt ist, sein Rhythmus wird nun vielmehr von dem bestimmt, was sich in dem Haus abspielt. Seine Männer werden langsam unruhig, da sie abgeschnitten sind von allem, doch es ist nicht zu ändern, so lange keine Nachrihct aus Barsa eingetroffen ist, kann und will er das sichere Versteck nicht verlassen. Noch scheint die Oberstadt ruhig zu sein und es kursieren nur wenige Gerüchte über die Helerin, aber dies würde sich mit Sicherheit ändern.

Bei den wenigen Streifzügen durch die Unterstadt, die er selbst unternommen hatte in den letzten Tagen, hat er einiges über die Heilerin erfahren. Sie ist seit etwas mehr als zwei Zölfmonden in der Stadt und ist von den Bürgern aktzeptiert worden, sie hat gute Freunde in der Stadt und es sind einige darunter, denen Seagull nicht unbedingt begegnen möchte. Es würde also sehr unwahrscheinlich sein, dass niemand nach ihr suchen würde und jeden Tag, den er länger hier in der Unterstadt verbringt wird diese Möglichkeit wahrscheinlicher. Er äussert diese Bedenken nicht gegenüber seinen Männern, doch er hält sie immer wieder dazu an, wachsam zu sein, auf jedes noch so kleine Geräusch zu lauschen und der Ursache auf den Grund zu gehen. Es ist ein unbestimmtes Gefühl, das er hat, aber etwas sagt ihm er solle auf der Hut sein. Jedesmal wenn er aufsteht und gefrühstückt hat, geht er einmal durch das ganze Haus, kontrolliert alles, was nötig ist. Durch die Fenster würde keiner kommen können, dafür sind sie zu klein, es sind mehr Schiesscharten als wirkliche Fenster. Hier würde er sich keine Sorgen machen müssen, der einzige wirkliche Zugang zum Haus ist die Eingangstür, die er ständig von zwei Wachen bewachen lässt. Im vorderen Kellerraum befinden sich nun auch zwei Wachen, das war ihm lieber, nicht weil er Angst hätte, dass seine Gefangene fliehen könnte, sie hätte nicht mehr die Kraft dazu, aber falls es doch jemandem gelingen sollte ins Haus zu kommen, dann wären dort unten zwei Wachen sicherer als nur eine.

Er wusste, dass es der Heilerin schlecht geht, doch mehr als sie ihm erzählt hatte, wusste sie wohl selber nicht. Er hätte gerne noch ein wenig weiter gebohrt und ihr noch andere Dinge angetan, aber er hat Angst, dass sie dies nicht mehr verkraften würde und wenn sie ihm nun hier wegstirbt und der Oberste sie aber lebend haben wollte, dann ständen seine Chancen schlecht. Aus diesem Grunde war er seit zwei Tagen, zumindest in seinem Empfinden, nicht mehr bei ihr gewesen. Er hatte ihr Wasser und Brot geben lassen und die Wachen berichteten, dass sie immer wenn jemand den Raum betrat, wirres Zeug redete, aus dem keiner wirklich schlau wurde. Irgendwann hatte sie gebeten, ihr doch wenigstens etwas Wein zu geben, wegen der Wunde und er hat lange überlegt, ob er dies tun sollte. Es dann aber wieder verworfen. Noch lebte sie und es schien nicht so, als würde sie jeden Moment sterben, auch wenn es ihr schlecht ging.

Als er heute aufgestanden ist, hatte er das Bedürfnis nach ihr zu sehen, sich an ihrem Anblick zu weiden. Eigentlich hätte er gerne etwas anderes mit ihr gemacht, als nur das was er bisher gemacht hatte. Wenn man den ganzen Dreck wegdenkt, dann war sie eine schöne Frau und er hat es immer geliebt, sich solche Frauen unterwürfig zu machen, aber die Schwangerschaft, die schon weit fortgeschritten ist, hatte ihn daran gehindert, denn das würde ihm den Spass daran verderben. Langsam und in Gedanken versunken geht er zu den Kellerräumen, öffnet die Tür zu ihrem Gefängnis, greift nach einer der Fackeln und betritt dann den Raum.

Die Augen, die ihm aus einem Wirrwarr von Haaren entgegen blicken, sind glasig und er glaubt, dass sie ihn gar nicht erkennt. Sie redet von irgendwelchen Kräutern, die sie braucht, von einem Gürtel an dem Beutel hängen und noch anderes Zeug, das für ihn keinen Sinn ergibt. Ihre Haut ist aschfahl unter dem ganzen Dreck, ihr Haar verfilzt und strähnig und ihre Schönheit, die er noch am ersten Tag bewundert hatte, ist vollkommen verschwunden. Irgendwie gefällt es ihm, sie so zu sehen. Er stellt ihr keine Fragen, er weiss sie würde nicht mehr klar antworten können und so setzt er sich rittlinks auf den Stuhl und betrachtet sie eine ganze Weile und lauscht ihren wirren Gedankengängen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 02. Mai 2004, 15:20 Uhr
Morgana merkt wie das Fieber sie innerlich verbrennt und wenn sie nicht bald etwas dagegen machen kann, weiss sie selber nicht wie das enden wird. Aber sie klammert sich an jeden klaren Gedanken, der ihr kommt, wenn das Fieber sie für einen Moment lässt. Ihr Peiniger war schon längere Zeit nicht mehr bei ihr und nur die Wachen kommen um ihr Wasser und Brot zu bringen. Sie zwingt sich dazu auch das trockene Brot zu essen obwohl es in ihrem Hals schmerzt, wenn die trockenen Stücke, die rauhe Kehle hinunter rutschen. Jedesmal wenn das Fieber etwas nachlässt und ihre Gedanken klarer werden, öffnet sie die eiternde Wunde und  sie hat versucht sie mit ein wenig Wasser aus dem Krug zu reinigen. Sie weiss selber, dass das Wasser nicht viel nützt solange es nicht mit Wein versetzt ist, doch sie lässt das bisschen Hoffnung was ihr geblieben ist nicht sinken.

Irgendwann war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen, aus dem sie nur ganz selten erwacht und als sie aus ihm erwacht, fühlt sie sich ein wenig besser, das Fieber ist wieder leicht zurück gegangen und ihre Gedanken wandern nicht ständig ab. Es scheint ihr als hätte sie Tage geschlafen und vielleicht ist es auch so gewesen. Als sie die Augen öffnet und sich in dem Raum umsieht, in der Hoffnung neues Wasser und etwas Brot vorzufinden, sieht sie ihren Peiniger auf dem Stuhl sitzen und ein breites Grinsen zieht über sein Gesicht. Seine Stimme steckt voller Hohn, als er zu ihr spricht. " Es ist interessant was du in deinen Träumen so alles erlebst Heilerin, wirklich interessant." Erst weiss sie nicht was er damit meint, doch dann wird ihr klar, dass sie in ihren Träumen geredet haben muss. Sie versucht sich zu erinnern was sie geträumt hat, aber es fällt ihr nicht ein.

"Könnte ich etwas Wein haben und ich brauche etwas für die Wunde oder wollt ihr mich sterben lassen? Dann macht es euch einfacher, nehmt eurern Dolch und schneidet mir die Kehle durch." Er lacht rauh auf ihre Worte. "Ihr werdet nicht sterben, noch nicht, noch seit ihr für mich zu wichtig. Ihr habt immer wieder von einem Gürtel gesprochen, meint ihr euren Gürtel damit. Wenn ja sind dort giftige Arzneien drin, die ihr zu euch nehmen könnt? Wenn ja kriegt ihr den Gürtel nicht, aber ich gebe ihn euch auch so nicht, schlagt euch das aus dem Kopf. Ich lasse euch gleich etwas Wein bringen, wenn euch das für eure Wunde hilft, dann muss das reichen. Betet zu eurer Göttin das es reicht, aber ich bezweifele , das sie euch hier hören wird."

Für einen Moment schlägt Morgana Herz schneller als er den Gürtel erwähnt, dann könnte sie sich selber helfen. Doch er verweigert ihr ihn und steht ihr wenigstens den Wein zu. Ein kleiner Hoffnungsschimmer breitet sich in ihr aus und auch das er gesagt hat, er würde sie noch nicht sterben lassen, lässt sie erneut hoffen und sie zwingt sich und ihren Geist dazu, klare Gedanken zu fassen. Er erhebt sich und verlässt den Raum, kurz darauf kommt ein anderer Mann zurück, stellt einen Becher Wein ab und verlässt wieder den Raum. Morgana kann noch nicht glauben, dass der Wein dort wirklich steht. Sie nimmt all ihre noch vorhandenen Kräfte zusammen, öffnet die Wund erneut, lässt den Eiter abfliessen und giesst dann etwas von dem Wein über die Wunde. Es brennt fürchterlich und sie beisst die Zähne zusammen um nicht laut zu schreien, aber das gelingt ihr nicht ganz. Sie reisst ein Stück von ihrem Unterkleid ab, es ist zwar auch nicht sauber, aber sauberer als alles andere an ihr, sie tunkt das Stück Stoff in den Rest Wein und legt es dann um die Wunde, sie befestigt es so gut es mit einer Hand geht und hofft das der Wein die Wunde reinigen wird. Mit einem Seufzer lehnt sie sich wieder an die kühle Steinwand hinter ihr. Noch ist kein erneuter Fieberschub gekommen und sie hofft, das es diesesmal ausbleiben wird. Sie schliesst die Augen und betet zu Faeyris, das sie ihr hilft und darüber sinkt sie wieder in den Schlaf.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 02. Mai 2004, 18:58 Uhr
Seine Männer sehen ihn skeptisch an, als er einem befiehlt der Heilerin einen Becher Wein zu bringen, als er die Blicke bemerkt, grummelt er vor sich hin. "Glaubt ja nicht das ich weich werde, nur tot nützt sie uns allen nichts, also schafft nun einer von euch endlich den Becher Wein zu ihr hinunter und einer soll losgehen und irgendetwas für diese eiternde Wunde besorgen und haltet währenddessen Augen und Ohren offen." Er wirft ihnen allen noch einen Blick zu, der sie verstummen lässt und geht dann auf sein Zimmer. Es gefällt ihm überhaupt nicht Eingeständnisse machen zu müssen, aber ihm bleibt leider nichts anderes übrig.Oben in seinem Zimmer angekommen, wirft er wütend die Tür zu, das sie fast aus den Angeln kracht und lässt sich auf den Stuhl fallen, der ebenfalls gefährlich ächzt.

"Beim Dunklen, es läuft einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich werde noch zum barmherzigen Knaben, aber das erreicht sie nicht, nein auf keinen Fall. Ich muss sie nur am Leben erhalten mehr nicht und mehr werde ich auch nicht tun. Sie hat sich sicherlich absichtlich so verhalten, dass die Wunde so schlimm wurde, Weiber!" Er grummelt noch eine Weile vor sich hin und ist versucht eine Flasche Rum zu öffnen, doch das wäre jetzt nicht gut, er musste seine Sinne beisammen halten. Nach einer ganzen Weile klopft es und die Wache, kommt mit einem Tiegelchen in der Hand zurück. Mit leiser Stimme, um Seagull nicht noch weiter zu verärgern, erklärt er, er habe diese Salbe oder was auch immer es ist, bei einem seltsamen Barbier bekommen, der hier in der Unterstadt seinem Handwerk nachgeht. Sicherlich ein Scharlatan, aber das war Seagull egal. Er nimmt das Tiegelchen und stapft damit hinunter in den Keller, mal sehen was sie sagen würde.

Als er den Schlüssel im Schloss herum dreht, die Fackel ergreift und in den Raum tritt, schlägt sie gerade wieder die Augen auf. Ihr Blick scheint nicht mehr ganz so glasig, aber er ist kein Heiler und kann nicht sagen, ob es ihr besser geht oder nicht und wenn er sie nicht noch brauchen würde, dann wäre es ihm auch ziemlich egal. Er tritt zu ihr hin und stellt das Tiegelchen vor ihr ab. "Ich habe keine Ahnung was in ihm ist, aber der Kerl von dem ich es habe, behauptet es würde helfen. Und nur damit ihr es wisst, dass war das erste und letzte Mal, kommt damit klar oder nicht, mehr wird es nicht geben." In seinen Augen funkeln Wut und Zorn, weil das, was er gerade getan hat, nicht seiner Art entspricht und mit kräftigen Schritten verlässt er wieder den Raum und schlägt die Tür laut zu. "Verdammte Weibsbilder," murmelt er, während er den Schlüssel im Schloss herumdreht und wieder in sein Zimmer stapft. Seine Männer sagen keinen Ton, wenn Seagull in dieser Stimmung ist, weiss man nie auf welche Ideen er kommt und einigen sind ihre Ohren und Gliedmassen lieber, als sich jetzt einen Scherz über ihn zu erlauben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 02. Mai 2004, 20:53 Uhr
Wieder einmal erwacht Morgana durch das Klicken des Schlosses und die Helligkeit der Fackel, die nun ein wärmeres Licht in den Raum wirft. Sie spührt das sie noch Fieber hat, das es aber nicht mehr so stark sein kann ,wie noch vor einiger Zeit. Die Wunde am Handgelenk schmerzt und doch auch hier scheint das Pochen weniger geworden zu sein, ob nun nur durch den Wein betäubt oder sich wirklich eine Besserung eingestellt hat, vermag sie nicht zu sagen. Vielleicht will sie einfach auch nur, dass es so ist und sie gaukelt sich selber etwas vor. Der Formoraig tritt ein und mittlerweile weiss sie ,d ss dies auch der Anführer sein muss, obwohl sie immer noch nicht seinen Namen kennt. Aber Namen sind wohl auch unwichtig. Er stellt ein Tiegelchen vor sie hin und erzählt ihr irgendwas von einem Barbier, aber das bekommt sie schon gar nicht mehr mit. Sie starrt das Tiegelchen an und denkt zuerst sie wäre in einem Traum. Sie starrt noch eine Weile auf das Tiegelchen und dann blickt sie auf, der Blick von dem Mann hätte sie töten können, wenn sowas möglich wäre und sie wendet den Blick schnell ab und greift nach dem Tiegel, ehe es sich womöglich in Luft auflöst oder er es sich doch noch anders überlegt. Sie hört wie die Tür ins Schloss fällt und ist wieder alleine. Sie starrt weiter auf das Tiegelchen und mit zittrigen Fingern öffnet sie es. Zuerst kann sie nichts riechen, die Gerüche hier scheinen ihre Nase abgestumpft zu haben, sie hält das Tiegelchen dicht unter ihre Nase und riecht erneut und was sie riecht lässt sogar ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen. Die Salbe in dem Tiegelchen riecht nach Kamille und Weidenrinden und nach noch etwas, was sie aber nicht zuordnen kann. Sie weiss nicht ob die Salbe wirklich helfen würde und ob die Entzündung nicht schon zu tief sitzt, aber dies ist wieder ein erneuter Hoffnungsstrahl.

Vorsichtig löst sie den immer noch vom Wein feuchten Stoff von der Wunde. Durch die Feuchtigkeit hat sich kein neuer Schorf gebildet und auch nur wenig Eiter. Obwohl es höllisch schmerzt wischt sie die Wunde mit dem Stoff aus. Ihre Hände zittern als sie die Salbe aufträgt, die leicht kühlend wirkt und trotzdem auch brennt. Sie beisst wieder die Zähne zusammen und Tränen steigen in ihre Augen, aber dann lässt der Schmerz nach und ein betäubendes Gefühl schleicht sich in ihr Handgelenk.Wein hat sie keinen mehr übrig und so verbindet sie die Wunde mit dem alten Fetzen Stoff. Dann lehnt sie sich wieder an die Wand und versucht sachlich über ihre Situation nachzudenken. Sterben würde sie also noch nicht und wie es scheint, ist das Fieber auch nicht mehr so stark. Sie fühlt an ihre Stirn, ihre Finger sind kühl und die Stirn ist heiss, also ist das Fieber noch da, aber wohl nicht mehr so hoch, vielleicht würde sie ja doch noch lebend hier heraus kommen.Ihre Hoffnungslosigkeit, die sie noch vor einiger Zeit in ein tiefes Loch gezogen hatte, und sie selbst am liebsten hätte sterben wollen, ist nun nicht mehr da. Wirkliche Hoffnung steigt in ihr auf, obwohl sie selber noch keinen Ahnung hat, wie sie dem hier entrinnen soll. Ihre Hoffnung ruht darauf, dass jemand aus der Steinfaust sie vermisst und sie nach ihr suchen werden, aber würden sie sie auch finden?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 03. Mai 2004, 11:44 Uhr
Der Schlaf hat Seagulls Laune nicht unbedingt verbessert. Mürrisch steht er auf und verlässt sein Zimmer. Die Wachen haben noch nichts Neues gehört und so setzt er sich erst einmal hin und isst etwas von dem weichen Brot und dem Schinken. Er blickt von seinem Essen auf, als das Klopfzeichen an der Eingangstür ertönt. Die Wachen gehen sofort zur Tür und ziehen ihre Waffen, auch Seagulls Hand ist unbewusst an seinen Schwertknauf geglitten. Sicher war es das verabredete Zeichen, aber trotzdem lassen alle Anwesenden Vorsicht walten, vielleicht hatte jemand das Zeichen mitbekommen. Vorsichtig und langsam öffnet eine der Wachen die Tür, während die andere kampfbereit daneben steht. Doch schon bald zeigt sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht der Wache und ein weiterer Formoraig betritt den Raum. Es ist der Späher, den Seagull im Larisgrün zurückgelassen hat, um auf die Ankunft des Botenraben zu warten.

Seagulls Hand löst sich wieder vom Schwertgriff und er deutet dem Späher an sich an seinen Tisch zu setzen. Seagulls Herz schlägt schneller, die lang erwartete Botschaft vom Obersten musste also endlich angekommen sein. Der Späher kommt auch direkt ohne grosse Umschweife zur Sache und bestättigt mit seinen Worten Seagulls Vermutung. Er überreicht ihm eine kleine Pergamentrolle und berichtet dann, was er ausserdem in der Stadt gesehen hat. Der Späher hatte einen kleinen Trupp Blaumäntel gesehen, die sich bei Passanten erkundigten, ob sie die Heilerin in den letzten Tagen gesehen hatten. Seagulls Blick richtet sich von dem Pergament weg und er lauscht weiter den Ausführungen des Spähers. Nach seinen Angaben waren noch mehr Stadtwachen gesehen worden, die nach der Heilerin fragten.Nun, dann schient es jetzt wohl offiziell zu sein, dass die Heilerin verschwunden ist, wenn schon die Stadtwache nach ihr sucht, aber verwunderlich ist es nicht und die Stadtwachen würden niemals die Unterstadt betreten, aber ob es andere gibt, die sich das trauen?

Seagull verdrängt diesen Gedanken für einen Moment und sein Blick wandert wieder zu der kleinen Pergamentrolle in seiner Hand. Er erkennt das Siegel des Obersten und erbricht es. Auf dem Pergament stehen nur einige wenige Worte und sie sind eindeutig.Tötet sie und kommt umgehend nach Barsa zurück mit einem Beweis, dass sie tot ist..... Wie stellt er sich das vor, soll ich ihren Leichnam bis nach Barsa schleppen. Seagulls Gedanken rasen durch seinen Kopf, die Heilerin zu töten war eigentlich das Letzte was er tun wollte, weil er sie noch für seine Zwecke gebrauchen konnte. Er brauchte ein wenig Zeit um sich einen Plan zurecht zu legen, damit er einen Beweis für ihren Tod bekäme und trotzdem sie am Leben lassen konnte. Er gibt dem Späher ein kleines Säckchen gefüllt mit Münzen und befiehlt ihm sich weiterhin in Talyra umzusehen, sich selbst aber nicht sehen zu lassen.

Der Späher erhebt sich nickt nocheinmal und verlässt dann das Haus wieder. Die Blicke der noch anwesenden Männer wandenr zu Seagull, doch der schweigt und hält immer noch das Pergament in seinen Händen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 03. Mai 2004, 21:48 Uhr
Als sie erneut erwacht, fühlt sie sich nicht mehr ganz so matt. Wie lange sie wieder geschlafen hat, vermag Morgana nicht zu sagen, aber Zeit scheint hier die geringste Bedeutung zu haben. Sie blickt auf ihr verletztes Handgelenk und ist überrascht, dass das Pochen ganz verschwunden ist. Vorsichtig löst sie den Fetzen Stoff von dem Verband und reisst sich damit die Wunde wieder auf, da sie sich mit dem Stoff verklebt hat, kurz darauf kehrt das Pochen zurück, bei weitem nicht mehr so stark wie vorher, aber es ist wieder da und sie verwünscht sich selber dafür, dass sie den Stoff abgenommen hat, aber es ist nun geschehen. Während sie geschlafen hat, und diesmal muss sie fest geschlafen haben, hat jemand ein neues Talglicht gebracht und vor ihr steht auch wieder etwas zu trinken und auch etwas Brot. Eigentlich verspührt sie keinen Hunger, doch sie muss essen alleine schon um dem Kind nicht noch mehr zu schaden. Es macht schon genug durch und Morgana bekommt immer grössere Zweifel, ob das Kind gesund zur Welt kommen wird. Die Bewegungen des Kindes sind nicht mehr so häufig zu spüren, aber es ist noch da und es lebt auch noch, das sagt ihr ihr Gefühl eindeutig, aber es wird genauso geschwächt sein wie sie selbst.

Das Brot ist nicht mehr ganz so hart und lässt sich leichter kauen, und da sie weniger Wasser dafür braucht das Brot weich zu bekommen, behält sie einen kleinen Teil davon zurück, um die Wunde erneut zu reinigen. Es hat sich kaum Eiter gebildet und die Wundränder sind auch nicht mehr so geschwollen, was immer noch in dieser Salbe war, es schien zu helfen, gut zu helfen. Aber noch ist nicht alles überstanden, dass weiss sie selber, hier in diesem Rattenloch, kann sich die Wunde solange sie sich nicht wirklich schliesst immer wieder entzünden und ihr doch recht geschwächter Körper würde dann wohl keine Kraft mehr haben sich dagegen zu wehren, aber diese Gedanken schiebt sie weit weg. Sie schickt ein Dankgebet an Faeyris, die sie indirekt erhört zu haben scheint. Wenn jetzt noch ihre Bitte nach Hilfe erhört würde, dann würde vielleicht wieder alles gut werden. Der kleine Funke Hoffnung, der sich seit ihrem letzten Wachsein gebildet hat, scheint grösser zu werden.

Da ihre Gedanken wieder einigermassen klar sind, obwohl das Fieber noch nicht verschwunden ist, aber nicht mehr wie eine Feuersbrunst in ihr wütet, versucht sie endlich zu überlegen, was sie selbst tun könnte um hier zu entfliehen. Aber alleine schon der Gedanke an die Fesseln um ihre Fuss und Handgelenke, lassen jeden Gedanken an Flucht schnell verschwinden. So würde sie nicht entkommen können. Die einzige Möglichkeit wäre es , dass sie erreicht, dass man ihr Fesseln löst oder dass auch die anderen aus der Unterstadt verschwinden müssen oder wollen. Dann hätte sie möglicherweise die Gelegenheit zu fliehen. Aber dies ist noch nicht zu sehen und so konzentriert sie sich wieder darauf, dass sie bei klarem Verstand bleibt und es ihr nicht wieder schlimmer geht.

Nachdem sie gegessen und die Wunde erneut verbunden hat, lehnt sie sich wieder gegen die Wand und schaut dem flackernden Talglicht zu. Ihre Gedanken wandern ab und so merkt sie die dicke schwarze Spinne, die ihren Kleidsaum hochklettert, erst nicht. Erst als die Spinne mit einem ihrer acht Beine ihre Hand berührt wird sie ihrer gewahr. Morgana schreit laut auf, Spinnen hasst sie über alles, rasch steht sie auf schüttelt sich und kann nicht sehen wohin die Spinne gefallen oder gekrabbelt ist. Sie hebt das Kleid und den Umhang hoch und sucht auf dem Boden nach dem Vieh, aber es ist nirgends zu entdecken, sie schüttelt noch einmal ihre Kleider aus und hat dabei das Gefühl, das die Spinne über ihren ganzen Körper klettert, immer genau da , wo sie nicht hinsieht. Eine Gänsehaut nach der anderen kriecht über ihren Rücken und sie beruhigt sich eine ganze Weile nicht. Sie denkt nicht im Traum daran sich wieder zu setzen, nicht solange sie nicht weiss, wo dieses grauenhafte achtbeinige Geschöpf hin ist. So bleibt sie stehen, tritt immer wieder von einem Fuss auf den anderen und sucht den Boden und die Kleidung nach der Spinne ab. Aber die Spinne bleibt verschwunden und nach einiger Zeit beruhigt sie sich wieder, aber sie traut sich nicht, sich wieder hinzusetzen.


Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 04. Mai 2004, 10:42 Uhr
Seagull liest das Pergament mindestens noch zehn Mal ehe er es aus der Hand legt und einen Entschluss gefasst hat. Er wird mit der Heilerin reden und seine Forderungen stellen, geht sie darauf ein, so wird er sie verschonen, ansonsten wird sie wohl den Tod durch seine Hand finden. Er erhebt sich nimmt das Pergament noch einmal in die Hand und hält die untere Ecke an die Flamme des Talglichts auf dem Tisch. Die Flammen lecken sofort begierig an dem Pergament und es dauert nur wenige Augenblicke, bis es nur noch Asche ist. Dies wäre ein zu grosser Hinweis auf den Verbleib der Heilerin, sollten sie jemals gefunden werden und ihn zu vernichten war die einfachste und sicherste Mthode. Er blickt seine Männer kurz an und sieht die fragenden Blicke, doch er sagt kein Wort und geht zu dem Zimmer indem der Abgang in die Kellerräume ist.

Oben bleibt er noch einmal kurz stehen und lässt sich alles durch den Kopf gehen, aber sein Entschluss steht fest. Mit festem Schritt geht er die Treppe hinunter, schliesst das Schloss auf und betritt mit der Fackel in der Hand den Kellerraum. Morgana steht und ihr Blick ist klar, obwohl sie immer noch fürchterlich aussieht und irgendetwas auf dem Boden sucht. Ein Grinsen zieht über sein Gesicht, sicher war eine Ratte oder irgendetwas anderes ihr zu nah gekommen und der Gedanke daran gefällt ihm überraus. Er steckt die Fackel in eine der Halterungen und setzt sich wieder rücklinks auf den Stuhl. Sie sieht zu ihm hin, sagt aber keinen Ton, stellt keine Fragen und auch keine Bitten.Eine wirklich untypische Frau, ich hatte mit viel mehr Gekreisch und Gezeter gerechnet, was mir den Grund gegeben hätte sie zum scheigen zu bringen Wut steigt kurz in ihm auf, dass sie sich immer noch nicht so verhält, wie er es von einer Frau erwartet, doch dann beruhigt er sich ein wenig und beginnt zu reden.

"Ich habe Nachricht aus Barsa bekommen und wie es scheint wünscht der Oberste euren Tod und zwar auf der Stelle. Nicht gerade gute Aussichten für euch oder?" Ein breites, fast teuflisches Grinsen zieht über sein Gesicht, als er sieht wie sie zusammenzuckt und ihre Angst fast zu riechen ist. Er lässt sie noch eine Weile zappeln, spielt in der Zeit mit seinem Dolch lässt ihn von eine Hand in die andere wandern, überprüft seine Schärfe und beobachtet aus den Augenwinkeln , wie sie jede seiner Bewegungen ängstlich verfolgt. Endlich hat er sie da, wo er sie haben wollte, wo es für sie keinen Ausweg mehr zu geben scheint und er ergötzt sich an ihrer Angst.

Sie sagt immer noch keinen Ton, blickt ihn mit angstvoll geöffneten Augen an und folgt den Bewegungen des Dolches. "Habt ihr Angst Morgana? Ihr solltet es zumindest haben, denn euer Leben liegt nun in meiner Hand." Er lacht rauh auf, und sie zuckt kurz zusammen. "Aber ich habe euch ein Geschäft vorzuschlagen." Sein Grinsen wird wieder breit und er sieht wie ihre Augen fragend blicken, aber sie scheint immer noch nicht fähig zu sein, irgendetwas zu sagen. " Wenn ihr mir dienen wollt, und euch meinem Befehl unterwerft und ihr würdet dann nicht mehr als eine Sklavin sein, dann verschone ich euch. Ich nehme euch mit nach Barsa, der Oberste weiss nicht wie ihr ausseht und ihr könntet dort mit mir leben, als meine Sklavin, Bettgenossin, wenn ich Lust dazu habe und als meine Dienerin." Er verrät ihr nicht, dass er ganz andere Pläne mit ihr hat, aber dann, würde sie erst einmal ihm gehören, im hörig sein und keinen anderen Ausweg wissen um ihre Freiheit wieder zu erlangen, dann würde sie ihm helfen den Obersten zu stürzen und er selbst würde an seine Stelle treten. "Das einzige, was wir nicht mitnehmen werden ist der Bastard, den ihr in euch tragt. Wir könnten ihn gewinnbringend verkaufen, obwohl er sicher nicht viel Geld bringen würde, da er wie ich erfahren hab nicht reinrassig ist." Sein Blick sucht ihre Augen, doch sie zeigt keine wirkliche Regung, also wartet er, er hat Zeit, sie vielleicht nicht mehr so viel, wen er sich ihren stark gewölbten Bauch ansieht, ein weiteres Grinsen huscht über sein Gesicht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 04. Mai 2004, 12:42 Uhr
Mit eiligem Schritt ist Garrett von seinem Ausflug in die helle und heile Welt der Oberstädter wieder in sein eigentliches Refugium zurückgekehrt: Die Gänge, Gassen und Winkel der Unterstadt.
Während der Dieb durch die Straßen zu seinem Haus geht, erklingen plötzlich rasche Schritte und ein meckerndes Kichern aus einem finsteren Durchgang schräg hinter ihm. Ohne lange nachzudenken wirbelt der Halbelb herum und fängt einen Stockhieb, der ihn sonst am Kopf getroffen hätte, mit der ledernen Armschiene am linken Handgelenk ab. Zwar hätte der nur halbherzig geführte Schlag den Dieb nicht wirklich bewußtlos geschlagen, aber ihm doch einige Stunden Kopfschmerzen bereitet.

Das Wieselgesicht am anderen Ende des Stabes, den Garrett nun mit hartem Griff festhält, gehört zu Karslan Rattenzahn, einem jungen und frechen Gildenkollegen Garretts. Innerhalb eines Lidschlages packt der Halbelb den Jungen mit der rechten Hand an dessen schmierigem Kragen, entwindet ihm mit der Linken den Hartholzprügel und wirft das Schlaggerät mit verächtlichem Gesichtsausdruck auf einen Schutthaufen, der von einem eingestürzten Gebäude übriggeblieben ist. Die Stimme Garretts ist leise, aber deswegen keinesfalls weniger bedrohlich, als er den Wieselgesichtigen zur Rede stellt:

"Nun, Rattenzahn? Startest Du Deine erfolglosen Versuche nun auch bei Kollegen? Und hat Dir Deine Mutter nicht beigebracht, daß man den Arbeitsgenossen ehrt?"

Der Griff des Diebes am Hals von Karslan verstärkt sich und mühsam nach Luft ringend versucht der junge Straßenräuber, sich der stählernen Klammer an seiner Kehle zu entwinden. Doch vergebens: Garrett hält ihn fest. Nur mit Mühe preßt Rattenzahn einige Worte hervor: "Schwarzfuß..." *röchel* "...hat uns..." *keuch* "...beauftragt...".

Die Erwähnung des bekannten Diebes und Auftraggebers läßt Garrett für einen Moment seinen Griff etwas lockern, während er fragt: "Beauftragt? Zu was beauftragt?"
"Laß mich.... los...., dann.... sage ich.... es Dir.", stammelt Rattenzahn, woraufhin sein Gegenüber tatsächlich den Hals losläßt und den zitternden Wurm nur noch am schmierigen Kragen seines Hemdes festhält. Rattenzahn reibt sich die Kehle, während er den Halbelben mustert und dann drucksend und stammelnd zugibt, der Schwarzfuß habe einen seltsamen, hochgewachsenen Besucher empfangen.
Dieser sei nach kurzer Zeit wieder gegangen und tief in der Unterstadt zu einem Haus gegangen, welches sehr abgelegen und nicht leicht einzunehmen sei. Und kurz nach diesem Treffen habe Schwarzfuß seinen Getreuen, zu denen er auch Karslan Rattenzahn zähle, ausrichten lassen, sie sollten nach Fremden aus der Oberstadt Ausschau halten, welche vielleicht in den kommenden Tagen hierher kämen.

Garretts Gesichtsausdruck bleibt starr wie der einer Schlange, obwohl er sich auf die Zunge beißt, um nicht aufzulachen. Karslan gehörte ebensowenig zu Schwarzfuß' Getreuen wie ein Südmeerpirat zu den Adelsfamilien der Elbenlande. Aber auf seine schwatzhafte Art konnte man sich immer verlassen. Ganz egal, was er irgendwo aufschnappte: Alles mußte sofort weitererzählt werden. Und so erfährt Garrett nicht nur Näheres über den Aufenthaltsort von Schwarzfuß' sonderbarem Gast, sondern auch, daß die Gefolgsleute von Schwarzfuß ganz besonders auf Leute achtgeben sollen, die sich nach einer Heilerin namens Morgina, Morgona oder so ähnlich erkundigen.

Ohne den Kleinen noch eines weiteren Blickes zu würdigen, geht Garrett zu seinem Haus, um dort zu ruhen und sich zu überlegen, was er mit diesem neugewonnenen Wissen anfangen soll.

Vielleicht könnte er es einfach wieder vergessen.

Nein, nichts kann so einfach sein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 04. Mai 2004, 13:12 Uhr
Morgana macht ein wahres Wechselbad der Gefühle durch, während sie Seagull aufmerksam zuhört. Sie versucht jedes Wort zu verinnerlichen und hat selbst keine Worte, um ihm zu antworten. Sie erschrickt als er erzählt, dass der Oberste befohlen hat sie zu töten, ein Schauer läuft ihr kalt den Rücken herunter und die Spinne ist vergessen. Er lässt sie warten und spielt derweil mit seinem Dolch und Morgana wartet wirklich darauf, dass er nun aufsteht, ihr die Klinge an die Kehle setzt, und alles vorbei ist. Genau in diesem Moment spürt sie etwas, es ist wage und bewegt sich am äusseren Rande ihres Geistes. Es ist als wolle jemand ihr etwas sagen, weit entfernt und es fühlt sich ein wenig so an, wie wenn Schilama ihr etwas gesendet hat, aber es ist nicht Schilama und das spürt sie genau. Es ist ihr vertraut, aber nicht so, dass sie es greifen könnte. Ausserdem ruht ihre ganze Konzentration, die sie aufbringen kann auf dem Mann vor ihr, der gerade die Klinge des Dolches prüft. Aber er bleibt sitzen und steht nicht auf, kommt nicht zu ihr um sie zu töten und Morgana versteht es nicht, die Gefühle des Mannes sind von allem möglichen durchsetzt und sind sehr wechselhaft. Schliesslich spricht er wieder und Morgana kann nicht glauben was sie hört.

Er will sie verschonen, aber der Preis, den sie dafür zahlen müsste ist hoch. Einmal ihr Kind und alleine schon diesen Preis will sie nicht zahlen und dann ihre Freiheit. Die Freiheit, für die sie auf Barsa immer gekämpft hat, und die sie hier in Talyra gefunden hat. Dies aufzugeben wäre fast so, als würde man sie töten. Sie zögert und lässt sich alles durch den Kopf gehen und er wartet auf eine Antwort während er weiter mit dem Dolch hantiert. Sie weiss nicht was sie ihm antworten soll, gerade auch weil sie gespührt hatte, das vielleicht jemand nach ihr sucht und vielleicht schon auf der richtigen Spur ist. Denn anders kann sie es nicht deuten, was sie da am Rande ihres Bewusstseins gespührt hatte.

Denk nach Morgana los, konzentrier dich und sag nichts Falsches, das ist jetzt sehr wichtig, wirklich wichtig, konzentrier dich! Ihre Gedanken rasen durch ihren Kopf schlagen Kapriole und kommen immer wieder an dem Punkt an, an dem es nicht mehr weiter geht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, hier und jetzt zu sterben oder aber sich für eine Gefangenschaft zu entschliessen, aus der sie möglicherweise fliehen könnte. Ihre Entscheidung ist längst gefällt, als sie leise eine Antwort gibt. "Ich brauche Zeit ich muss darüber nachdenken." Er bricht in schallendes Gelächter aus, das die kahlen Wände zurückwerfen und es dämonisch wirken lassen. "Ihr braucht Zeit um euch zu entscheiden, ob ihr leben oder sterben wollt. Ihr seid wahrlich eine eltsame Person. Von mir aus nehmt euch alle Zeit der Welt, mir solls recht sein, aber überlegt nicht zu lange, oder euer Kind wird hier zwischen Ratten Mäusen, Spinnen und Unrat auf die Welt kommen." Er schüttelt den Kopf, steht auf und geht ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.

Er weiss ja nicht, das Morgana ihre Grüde hat , um sich noch nicht zu entscheiden, obwohl sie ihre Entscheidung längst getroffen hat. Aber nachdem sie eben den leichten Hauch eines Sendens gespührt hat, und es war ein Senden, dessen ist sie sich sicher, kann sie noch keine Entscheidung fällen. Aus dem einfachen Grund, weil sie glaubt, dass er sofort aufbrechen würde und Talyra verlassen würde, wenn sie sich entscheidet mit ihm zu gehen und das würde jeden Befreiungsversuch zu nichte machen. Sie hofft, dass er ihr genug Zeit geben würde und sie ihn hinhalten könnte.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 04. Mai 2004, 18:57 Uhr
Zufrieden blickt Shyada zu Schilama und deren Verkleidung. Wie auch immer sie unter all ihrer Kleidung aussehen mag, mit dem Cape erweckt sie einen unförmigen Eindruck, der nicht unbedingt auf eine zierliche Heilerin deuten wird. Während Shyada ihren Blick über die Elbin gleiten lässt, hört sie die Worte des Nordmannes und rollt mit den Augen. Das dort oben im Norden Krieg herrscht, hatte sie bereits einige Male gehört, aber das was sie hier vor haben, hat mit dem im Norden nichts zu tun. Es geht einzig und allein darum Morgana dort unten zu finden. Wenn dies nicht gelingen würde, beudetet das, dass sie sich woanders aufhält, man sie vielleicht aus der Stadt geschafft  oder sich ihrer bereits erledigt hat.
Einer nach dem anderen erklärt, dass er bereit sei, so dass Shyada ein Zeichen für den endgültigen Aufbruch in die Unterstadt gibt. Einer nach dem anderen schlüpft durch die mit einigen Brettern notdürftig zugenagelten Tür. Das Innere des Hauses macht dem Namen Bruchbude alle Ehre. Vereinzelt kann man bei dem morschen Holz noch erkennen, dass es einmal Möbel waren, doch braucht man dazu bereits einiges an Fantasie. Rattennester häufen sich in allen Ecken genauso wie Spinnenweben und sind dessen Bewohner sind vermutlich auch die einzigen die hier noch leben. Trotz des sprälichen Abendlichtes, dass durch die Ritzen fällt, kann man auf dem Boden eine ausgetretene Spur entdecken, was darauf hindeutet, dass das Haus trotz allem noch immer genutzt wird. Folgt man der Spur, so erreicht man im zweitem Raum eine Bodenluke, die im Gegensatz zum Haus selber einen sehr stabilen Eindruck macht und auch noch recht neu aussieht.

Ächzend geben die Scharniere nach, als Shyada nach dem Metallring greift und die Luke hochzieht. Ein dumpfes Geräusch ertönt, als die Amazone diese auf den Boden fallen lässt und wirbelne Staubwolken gesellen sich zu stickiger abgestandenen Luft, welche den Raum für einen kurzen Moment einhüllt und verflüchtet sich anschließend durch die Ritzen und Löcher des Hauses. Zurück bleiben fünf Gestalten die in vor einem Loch im Boden stehen, in welchem eine Wendeltreppe von gedämpften Licht erhellt wird und ein ganzes Stück in die Tiefe führt. Ohne groß zu zögern oder noch länger zu warten, tritt Shyada auf die erste Stufe, testet die Festigkeit und macht sich an den Abstieg. Geräusche von unregelmäßigen Schritten verkünden, dass auch die anderen ihr folgen. Je mehr sie sich nach oben begeben, umso präsenter wird die Luft, welche sie kurz zuvor eingeatmet hattet- wenn auch nur für einen flüchtigen Moment. Der Gang der sich am Ende der Treppe dieser anschließt, lässt kaum Platz für zwei Personen zum nebeneinander gehen, so dass sie der Reihe nach den Windungen des Ganges folgen. Fast übergangslos weicht die gemauerte Wand an einigen Stellen natürlichem Felsgestein und gibt somit das Zeichen, dass es nicht mehr weit sein kann zu jenem Teil Talyras der einst prächtig gewesen sein mochte und sich über dem Erdboden befunden hatte, nun aber immer mehr von der Erde Rohas verschlungen wird. Hinter zahlreichen Biegungen verstecken sich immer wieder kleine Ausbuchtungen, die etwas mehr Platz bieten.

Und genau in solch einer, gerade mal drei Schritte breit, geraten Kaney, Phelan, Schilama, Galrin und Shyada an die Kumpanen von Tarot Streitaxt. Mit einer raschen Geste gibt Shyada den anderen zu verstehen, dass sie stehen bleiben sollen. Die grünen Augen unter der Kapuze mustern die vier Gestalten. Allesamt sind die Zwerge über und über mit Waffen und Rüstung behängt, tragen Kleidung die vermutlich sein Jahren nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen ist und mustern die fünf Fremden, ebenso. Der Kleinste und zudem Dickste der Zwerge geht einige Schritte auf Shyada zu und fordert halb geknurrt nach Wegzoll. Regungslos blickt Shyada auf die kleine Gestalt hinunter, aber hütet sich , ihm allzu schnell das Silber zu geben. Wohlweislich hatte sie bereits vorher einige Münzen herausgeholt, so würde niemand von den Zwergen ihren Geldbeutel sehen. Augenblicke des Schweigens vergehen. "Nun gebt mir endlich die verdammten Münzen!" donnert der Zwerg plötzlich los. "Ansonsten werden wir ziemlich ungemütlich und das wollt ihr doch nicht oder?" Ein böses Lächeln das faulige Zähne enthüllt richtet sich auf Shyada. Ohne ein Wort zu sagen, zuckt ihre Hand unter dem Umhang hervor. Der Zwerg erschrickt aufgrund der plötzlichen Bewegung, tut aber so als habe er das genau gewußt und nimmt die Silbermünzen gierig entgegen. Das die Gestalt unter dem Umhang eine Frau ist, sollte dem Zwerg jetzt klar sein, doch ist es nicht seine Angelegenheit, wer sie ist oder was sie in der Unterstadt will. Einzig das sie zahlt ist wichtig. "Und die da?" Mit einem Kopfnicken deutet die dreckige Gestalt auf die anderen vier Personen.
"Das ist mehr als genug, Zwerg!" zischt Shyada unter ihrem Umhang. Ihre Stimme ist kalt und zeigt Unwillen über das Aufgehalten werden, doch ist dies teils nur gestellt. Würde sie jammernd vor dem Zwerg stehen, würde sie nicht sehr weit kommen. Den Blick noch immer auf die Gestalt gerichtet, bedeutet die Amazone den anderen, dass sie weitergehen sollen. Sie selber bleibt hoch aufgerichtet vor dem Zwerg stehen, wartet bis auch der letzte an ihnen vorüber ist und dann erst folgt die Amazone ihnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 04. Mai 2004, 23:28 Uhr
Vorsichtig die Luft durch die Nase einziehend, betritt Kaney den verfallenen Schuppen, sieht sich um.
Staub, zerfallene Möbel, Rattendreck, noch mehr Staub...
Diese Bruchbude ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Unterstadt, dass weiß Kaney, trotzdem fühlt der Werblütige sich schon ein klein wenig deprimiert.
Eine Ratte läuft ihm quer vor den Füßen her und Kaney seufzt nur bei dem Gedanken, dass ihm in der Unterstadt bestimmt noch größere Ratten begegnen werden.
Also ignoriert er das Viech, während Shyada die Luke öffnet.
Eine Wendeltreppe führt nach unten, mit einem weiteren Seufzer hebt Kaney Garok hoch, und legt ihn sich um die Schultern, was der Hund nur mit einem verblüfften Gesichtsausdruck quittiert, und so bepackt folgt der Werblütige den anderen, ohne dass das zusätzliche Gewicht ihm irgendwelche Probleme bereitet.

Je tiefer sie gelangen, desto unwohler fühlt sich Kaney, er fühlt sich eingeengt, und irgendwie auch in den Mauern begraben, am liebsten würde er wieder umkehren und dann in den Wald, aber das geht ja leider nicht, und so kann Kaney nur die Zähne zusammenbeißen und weitermarschieren.
Immer weiter geht es, immer tiefer, wie es dem Werblütigen vorkommt, und plötzlich bemerkt Kaney eine, nein, mehrere Bewegungen vor sich.
Zwerge...
Nur zu gut erinnert sich Kaney daran, wie er und Werwolfwer den Wegzoll bezahlen mussten, glücklicherweise scheinen dies andere "Zöllner" zu sen als damals, trotzdem verspannt Kaney sich innerlich, bereit, im Notfall anzugreifen, oder sich zu wehren.
Wer weiß schon, wie diese Halsabschneider reagieren werden...
Mit einer Hand hält er seinen Hund an dem breiten Lederhalsband fest. Denn Garok scheint das ganze auch nicht wirklich zu gefallen, er sträubt sein Fell, und starrt den Zwerg, der sich Shyada nähert, böse an.
Bittelassallesgutgehen,bittelassallesgutgehen betet Kaney zu Garr, und dieser scheint die Gebete zu erhören, denn sie können - natürlich nachdem Shyada den Wegzoll gezahlt hat - vorbeigehen.

Wenn du uns das ganze hier gut überstehen lässt, werde ich dir bei nächster Gelegenheit etwas opfern verspricht Kaney Garr, seinem persönlichen Schutzgott.
Und dann befinden sich die fünf auch schon inmitten der Unterstadt.
Leider ist alles noch genauso, wie Kaney es in Erinnerung hat.
Es stinkt bestialisch, zumindest für seine Nase, nach Dreck, menschlichen Ausscheidungen, Rattenkot, und nach anderen Dingen, von denen Kaney überhaupt nicht wissen will, was es genau ist.
Und schon sieht Kaney auch die ersten leichten Mädchen, die ihre Dienste anbieten, auch einen sturzbesoffenen Mann, der in seinem eigenen Erbrochenen liegt, kann er erkennen.
"Jetzt sind wir also da..." stellt Kaney unnötigerweise fest.
"Wo geht es in Richtung Wolfsmarkt?" Fragend blickt er zu Shyada.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 05. Mai 2004, 12:49 Uhr
Schon als sie den Raum betreten der die Bodenluke beherbergt, ist Schilama nicht gerade wohl zumute und sie weiß, dass es erst der Anfang ist. Als die Amazone die Luke öffnet, kurz die Stufe prüft und dann hinuntergeht, jetzt geht es also los, folgen sie ihr der Reihe nach. Der Gang in den sie nach der Wendeltreppe kommen ist eng, für ihren Geschmack um einiges zu eng. Ich hoffe nicht alles in der Unterstadt ist so. Als sie an ein Ausbuchtung des Ganges kommen, steht ihnen das erste Unterstadt Gesindel im Weg und als Shyada ihnen bedeutet stehen zu bleiben, fragt sie sich: Kennt Shyada diese Zwerge? Doch nachdem sie den ersten Worten gelauscht hat, stellt sich heraus dass dem wohl nicht so ist und diese Kerle sogar Wegzoll einfordern.
Der Gestank hatte sich inzwischen verstärkt, ob nur von den Zwergen aussgehend oder deshalb weil sie der wirklichen "Unterstadt" immer näher kommen, kann sie nicht sagen. Noch ist es für Schilama ein erträglich Maß, da sie durch die vielen Verletzten in den letzten Monaten, doch eine gewisse Resistenz entwickelt hat

Nachdem die Amazone bezahlt hat, geht es weiter und als sie zu den ersten verroteten Bruchbuden kommen, verschlägt es ihr wegen viellerlei Dinge den Atem, obwohl sie auf sowas eigendlich häte vorbereitet sein müssen: Ratten an vielerlei Ecken und die Bewohner der Unterstadt sehen auch nicht viel besser aus als das was hier Kreucht und Fleucht. Die leicht bekleideten Damen sind ihr zuwieder, weniger von ihrer kurzen Kleidung als viel mehr von dem Dienst den sie anbieten. Dazu kommt natürlich noch der gräßliche Gestank, der wirklich alles in den Schatten stellt was sie jemals an wiederlichem Zeug gerochen hat.
Sie muss stark einen Hustenreiz unterdrücken und sie atmet reflexartig so wenig wie möglich von dieser bestiatischen Luft ein. Während Shyada sie alle nach Kaneys Frage durch die Gassen dirrigiert, versucht die Elbin sich auch an die anderen Dinge hier unten irgendwie zu gewöhnen. Bei den Gestalten die hier teilweise vorbeilaufen, läuft ihr ein Schauer über den Rücken und bei der ein oder anderen Gestalt mit einem Gesicht als würden sie auch nicht einen Augenblick lang zögern jemandem die Kehle durchzuschneiden, hätte sie am liebsten einen kleinen Bogen drumherum gemacht, aber sie beherrscht sich mit Mühe.

Wie kann man nur so leben? Ohne Tageslicht, dieser fürchterliche Gestank und diesen üblen Gestalten! Doch ihr wirt wenig später klar, dass sie und der Rest der kleinen Gruppe, wahrscheinlich die Einzigen sind die das wirklich stört. Die Leute die hier sind bilden im gewissen Sinne trotzdem eine Gemeinschaft, so schrecklich und fürchterlich sie auch ist. Bei dem Gedanke bekommt sie noch mehr Angst aber die Sorge um Morgana treibt sie weiter.
Sie ist froh dass sie nicht allein hier ist und besonders die Anwesenheit von Phelan und Kaney geben ihr die Hoffnung, auch wieder an die Oberfläche zu kommen, mit Morgana, irgendwie. Dabei mag sie gar nicht daran denken, wie es der Heilerin in so einem Rattenloch von Stadt ergehen mag...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 05. Mai 2004, 13:42 Uhr
Die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen folgt Galrin seinen Gefährten. Shyada hat sich an die Spitze gesetzt und der Nordmann bildet das Schlußlicht, um nötigenfalls von hinten auftauchenden Überraschungen mit der Klinge begegnen zu können.

Den Wegzoll der Zwerge hat die Amazone bezahlt und als die gierigen Winzlinge noch mehr fordern, zuckt die Rechte des Schiffsbauers unwillkürlich in Richtung der Schwertscheide. Doch die Frau erklärt mit eisiger Stimme, daß dieses Geld für die Gruppe ausreichend sei. Mag es daran liegen, daß die Bezahlung wirklich fürstlich war, oder an dem selbstsicheren Auftreten der Amazone: Der Zwerg und seine Spießgesellen geben den Weg frei. Ohne ein Wort gehen die fünf Personen weiter und erreichen schließlich die Unterstadt.

Dieser Sündenpfuhl aus zusammengebrochenen Häusern und Mauern, abgerissenen Existenzen und ähnlichem Bodensatz der Gesellschaft beunruhigt Galrin. Den Huren, die sich den vorbeigehenden Männern (und manchmal auch den Frauen) anbieten, sieht man an, daß ihr Körper das letzte Kapital haben, das sie besitzen. Und selbst dieses Kapital ist alles andere als reichlich. Teilweise starren dem Nordmann verfaulende Zahnreihen entgegen, und die eingefallenen Brüste der Frauen lassen eher Ekel denn Lust aufkommen.

Bei Inaris Augen, wo bin ich hier nur hingeraten., denkt der Nordmann mit finsterem Gesicht. So manche Hafenstadt hat er schon angelaufen und es gab immer wieder Freudenmädchen, deren Aussehen ihren Beruf Lügen straften. Aber die Frauen hier übertreffen... oder besser unterbieten... alles.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 05. Mai 2004, 14:30 Uhr
Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, so folgt Phelan den anderen die schmale Stiege hinunter in den Bauch Talyras, genannt die Unterstadt. Kaney packt sich seinen Hund kurzerhand auf die Schultern und nachdem Shyada den Wegzoll beglichen hat, steigen sie hinab.

Beinahe erscheint es Phelan, als habe er eine fremde Welt betreten, aus der es kein Zurück gibt und Beklemmung macht sich in ihm breit. Waren ihm die Mauern der Steinfaust schon bedrückend erschienen, so kommt ihm das, was er nun zu Gesicht bekommt, vor wie ein real gewordener Albtraum. Nichtsdestotrotz hatte er damit gerechnet. Auf den sagenhaften Gestank war er allerdings nicht gefaßt gewesen. Der Waldläufer versucht so flach wie möglich zu atmen und das aufsteigende Gefühl von Übelkeit und Atemnot zu unterdrücken. Die Wesen, die er her unten erblickt, wirken wie das, was keine Stadt in ihrem schönen Bild haben möchte, wie die Umkehrung der oberflächlichen Pracht und des Reichtums Talyras. An den verkniffenen Gesichtern der Gefährten kann Phelan ohne Probleme erkennen, dass ihnen dieser Ort ebenso wenig behagt wie ihm selbst.

Phelan bemüht sich seinen Widerwillen und das Entsetzen zurückzudrängen und konzentriert sich ganz auf das, weswegen sie hierher gekommen sind. Irgendwo hier unten mußte Morgana verborgen sein. Götter, sie ist schwanger! Schon ein gesunder, kräfter Mensch hätte seine Probleme hier unten wohlbehalten und bei Gesundheit zu bleiben. Sorge kriecht ihm mit eisigen Klauen über den Rücken und unter der Kapuze seines Umhangs, die er sich ebenso wie Galrin vor dem Abstieg über den Kopf gezogen hat, prägt er sich unauffällig aber sehr aufmerksam den Weg ein, den sie gehen. Shyada führt die Gruppe an und ihre Schritte sind zielgerichtet und ihre Haltung strahlt soviel Selbstbewußtsein aus, dass sie keine Probleme zu haben scheint sich den Weg zu bahnen. Phelans Hand wandert immer wieder ungewollt zu dem Dolch, den er am Gürtel trägt und beinahe wartet er darauf diebische Finger an seinem Gepäck oder ein Messer im Rücken zu spüren.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 05. Mai 2004, 15:54 Uhr
Der Pirat kommt nicht zurück und auch die Spinne bleibt verschwunden, was Morgana gar nicht behagt. Wer weiss was schon alles für Getier auf mir herumgekrabbelt ist, während ich geschlafen hab. Bei dem Gedanken daran schüttelt sich ihr ganzer Körper und sie blickt wieder in jede Ecke, die nur ein wenig von dem Lichtschein des Talglichts erhellt wird. Aber sehen kann sie eigentlich nichts, nur immer wage Bewegungen, aber wirklich erkennen kann sie es nicht, es ist so als würde sich das Getier im genau an der Grenze zwischen Dunkelheit und Licht aufhalten, nur um sie zu verwirren.

Ihre Wunde beginnt wieder leicht zu pochen und es scheint an der Zeit wieder neue Salbe darauf zu tun. Sie zieht den Eimer wieder heran, der bei ihrem Aufspringen wegen der Spinne umgefallen und ein Stück davongerollt war, und setzt sich auf diesen, nicht ohne noch einmal genau den Boden abzusuchen, doch es ist nichts zu sehen. Während sie die Wunde untersucht so gut es in dem Licht geht, schweifen ihre Gedanken wieder ab. Sie überlegt, wer eben versucht haben könnte zu senden. Sicherlich kennt sie einige Elben, aber das Senden war so schwach, dass sie nur erahnen kann von wem es kommt. Sicher nicht von Schilama dies hätte sie sofort gespürt, Niniane, nein ihr senden ist kräftiger. Kräftiger? genau es war nicht so stark, Phelan? Er ist Halbelf, sie kennt sich mit senden nicht wirklich aus, doch vermutet sie einfach, dass es bei Halbelfen nicht so ausgeprägt ist und da sie sich sicher ist, dass es nur von einer ihr bekannten Person gekommen sein kann, bleibt da nur Phelan. Aber würde er wirklich nach ihr suchen. Sicher sie haben sich gut verstanden und ihr ist der Wladläufer durchaus sympatisch, aber würde das ausreichen , damit er nach ihr sucht. Würde Lyn nach mir suchen wenn er hier wäre? Sie muss sich eingestehen, dass sie die Frage nicht beantworten kann, obwohl sie doch lange mit Lyn zusammen gelebt hat, hat sie seine Art nie wirklich verstanden, seine Abneigung gegen Asrai und Sethai, und viele andere Eigenarten, die in seinem Volk wohl einfach üblich waren. Sie schüttelt den Kopf, verdrängt die Gedanken an ihren ehemaligen Lebensgefährten und konzentriert sich auf die Wunde. Anstatt dir den Kopf um verlorene Liebschaften zu zerschlagen solltest du besser überlegen, was du tun musst, um hier heraus zu kommen.

Während sie da sitzt und die Wunde mit Salbe bestreicht, spürt sie wie sich ihre Bauchdecke für einen Moment verhärtet, ihre Hand bleibt über der Wunde still und sie lauscht für einen Moment in sich hinein, aber die Verspannung löst sich wieder. Sie weiss, was das bedeutet, dies geschieht immer ein paar Tage vor der Geburt, warum das so ist weiss sie nicht, aber es scheint als bereite sich der Körper darauf vor. "Bei allen Göttern nicht jetzt und nicht hier Kind , warte noch ein wenig, vielleicht sind wir dann nicht mehr hier." Morgana ist sich mittlerweile fast sicher, wo sie sich befindet. Oberhalb von Talyra nicht, da ist sie sich sicher, denn dort hätte man sie lägst gefunden. Sie muss in der Unterstadt sein, was auch den Gestank erklären würde und einiges andere, auserdem ist es der einzige Ort in Talyra, wo sich Leute wie die Formoraig, ohne grosses Aufsehen zu erregen, bewegen können. Ein Schauer läuft ihr über den Rücken bei dieser Erkenntnis und sie hat das Gefühl, dass das Fieber weiderkehrt, sie ist viel länger wach, als die Male davor und jede Bewegung scheint mehr Kraft zu verbrauchen, als ihr Körper bereit ist zu geben.

Wenn ich nur ein wenig mehr zu essen bekommen würde und auch etwas mehr zu trinken, dann würde alles leichter. Ihr Gedankengang wird unterbrochen und der Formoraig tritt wieder in den Raum. Er fragt ob sie sich entschieden hätte und sie nickt. "Ich werde mit euch gehen, aber dafür muss ich kräftiger sein, so werde ich nur eine Last sein und die Geburt nicht überleben." Sie spricht leise und doch merkt man ihren Worten an, dass sie ernst gemeint sind und nicht nur einfach so dahingesagt. Sie sieht ihn auch nicht an, weil sie Angst vor seinem Blick hat.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 05. Mai 2004, 18:56 Uhr
Trotz des Gedränges, dass aufgrund der zahlreichen Huren, Diebe, Mörder und sonstigen Gesetzenuntreuen herrscht, kommen die fünf recht gut voran und werden kaum aufgehalten. Kurz hinter eine Hausecke müssen sie stoppen, weil eine Prügelei begonnen worden ist und die hat meist weit mehr zur Folge, als nur einige blaue Flecken, so dass Shyada einen anderen Weg wählt. Der Gestank der Unterstdt ist allgegenwärtig und kaum das ein Geruch nachlässt, mischt sich ein neuer unter die anderen, so dass es zwar immer wieder anders riecht, aber letztendlich doch nur erbärmlich stinkt. Auch wenn Shyada die Unterstadt fast so verhasst wie Kjiet ist, so lässt sie sich davon nichts anmerken. Den Gestank ignoriert sie so gut es eben geht und ihre Nase es zulässt und auf zweideutige Bemerkungen die auf die Gruppe gerichtet sind, reagiert sie mit eisigen Blicken oder entsprechenden Gegenworten. Shyada weiß, wie sie ihr Dasein als Amazone ausnutzen kann. Besonders gegenüber jenen, die vorbehaltlos an jedes Gerücht über die Kriegerfrauen glauben. Zwar kann hier unten aufgrund des Capes niemand sehen, wer oder was sie ist, doch braucht sie nicht unbedingt ihr Äußeres, um sämtliche negativen Eigenschaften nach außen zu tragen.

Unzählige Gassen, Strassen und Plätze werden von Kaney, Schilama, Phelan, Galrin und Shyada hinter sich gelassen, bis sie zum wohl belebtesten Platz der ganzen Unterstadt kommen. Möglich, dass an einigen Flecken der Unterstadt ruhigere Zeiten gibt, doch hier am Wolfmarkt würde die Unterstadt niemals ruhen. Unendlich viele Fackeln und Feuer erhellen den Markt und seine Stände. Dicht an dicht drängen sich hier halb zusammengezimmerte Verkaufsstände und -buden. Dazwischen stehen einzelne Personen und verstecken das was sie zu verscherbeln haben unter ihrer Kleidung. Lautes Geschrei gehört hier zum Alltag. Zum einen versteht man kaum sein eigenes Wort, da ein fast unerträglicher Lärmpegel erreicht wird, und zum anderen scheint es normal, dass man sich gegenseitig um seine Habseligkeiten erleichtert. Man braucht nur genau hinzugucken und überall bietet sich einem das gleiche Bild. Dort wird jemanden von hinten ein Dolch an die Kehle gesetzt, dann greifen flinke Finger unter die Gewandungen anderer und ziehen beachtliche Geldbeutel hervor oder es wird geschubst, gepöbelt oder gedroht. Um nicht Gefahr zu laufen, dass man sich im Gewühl des Marktes gleich zu Anfang verliert, versucht Shyada einen Weg möglich abseits durch die Menge zu schlagen. Immer wieder versperren ihnen ekelerregende Gestalten den Weg , denen der Duft der Unterstadt wie ein Schatten anhaftet, und bieten ihnen irgendwelchen Ramsch an, den sie kurz zuvor jemand anderes geklaut haben. Jeder der vor Shyadas Füße tritt, wird von ihr grob bei Seite gestoßen. Reden hat hier sowieso keinen Zweck. Das die anderen auch immer wieder angesprochen werden, kriegt sie nur halbwegs mit und sie untersteht sich, ihnen zu helfen. Wenn sie damit nicht fertig werden würden, wäre es besser, wenn sie gleich wieder zum eigentlichen Talyra zurückkehren.
Shyada weiß nicht mal, ob noch alle vorhanden sind, geht aber davon aus, da ihr sonst sicherlich schon jemand Bescheid gegeben hätte. Unweit vor ihnen prangt an einem Haus, dass im Gegensatz zu allen anderen in der Umgebung einen recht stabilen Eindruck macht, ein Schild, welches darauf hinweist, dass es sich um eine Taverne handelt. Na bitte... Bleibt nur zu hoffen, dass sie Zimmer frei haben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 05. Mai 2004, 20:03 Uhr
Seagull hatte der Heilerin eigentlich mehr Zeit geben wollen, doch er konnte nicht, es brannte in ihm zu wissen, wie sie sich entscheiden würde. Nicht nur weil ihm der Gedanke im Kopf herumspuckte, die Macht auf Barsa an sich reissen zu können. Er musste sich ehrlich gestehen, dass ihn diese Frau irgendwie faszinierte. Sie ist anders als alle anderen Frauen, die er bisher kennengelernt hatte, und es würde ihm viel Spass machen, sie zu besitzen und sich untertan zu machen, obwohl das, so wie er sie einschätzte, nicht leicht werden würde.

Doch genau das war es, was ihn zusätzlich reizte. Er hätte sie sich längst genommen, wäre nicht diese verdammte Schwangerschaft, sie störte einfach, aber es würde sicher nicht mehr lange dauern und dann gehörte sie ihm. Er würde sie baden lassen, sie in schöne Gewänder kleiden und sie sich dann nehmen. So wie sie jetzt aussah unterschied sie sich nicht viel von den Huren in der Unterstadt, dreckig und mit zerissenen Kleidern, aber sie würde anders aussehen, wenn sie erst einmal den Bastard in ihrem Leib los geworden wäre. Er schwelgt noch eine Weile in seinen Vorstellungen, was er dann alles mit ihr machen würde, wie er ihren Willen brechen und sie dann ganz seins sein würde. Ein dämonisches Grinsen zieht über sein Gesicht, während er sich erhebt und wieder hinab steigt in den Keller. Jetzt, wo er fast alles von ihr hatte, was er wollte, bis eben auf sie selbst, hatte er einen seiner Männer losgeschickt und etwas Obst, Käse und frisches Brot holen lassen. Wenn sie seine Frage bejahen würde und mit ihm mitgehen würde, dann würde er ihr mehr Essen zustehen. Sie würde nicht alles auf einmal bekommen, aber er mochte keine Frauen bei denen man jede einzelne Rippe zählen konnte und bis er sie sich nehmen wollte, sollte sie wieder bei Kräften sein.

Bevor er in den Keller geht, stellt er ein Tablett zusammen, auf dem etwas Wein steht, ein Apfel, ein Stück Käse und eine Scheibe frisches Brot liegt. Würde sie den Tod wählen, dann ja dann würde er es selber essen. Er ist sich sicher, dass sie nicht den Tod wählt und so geht er hinuter, öffnet die Tür und tritt ein. Sie sitzt wieder auf ihrem Eimer und er fragt ob sie sich entschieden habe, sie nickt nur und ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht, welches aber von dem Schein der Fackel verborgen wird.

> Ich werde mit euch gehen, aber dafür muss ich kräftiger sein, so werde ich nur eine Last sein und die Geburt nicht überleben.< Sein Lächeln bekommt wieder die dämonischen Züge, die es oft annimmt, wenn er weiss, dass er die Macht besitzt mit jemandem das zu machen was er will. "Es freut mich, dass ihr mit mir kommen wollt. Ihr werdet ab jetzt mehr zu essen bekommen, denn tot nützt ihr mir gar nichts und ich mag keine dürren Frauen in meinem Bett." Seagull verlässt kurz den Raum und kehrt mit dem Tablett zurück und stellt es vor sie ab. "Ich würde mich mit dem Essen beeilen, ich weiss nicht ob die Ratten bei so einem Duft lange in ihren Verstecken bleiben werden." Er grinst noch einmal und lässt sie dann wieder alleine. Er hatte erreicht was er erreichen wollte noch längst nicht ganz, aber sie würde ihm folgen und das war erst einmal das Wichtigste. Jetzt musste er überlegen, wie er sie aus Talyra heraus schaffen konnte ohne entdeckt zu werden. Dies musste wohl überlegt sein. Wenn schon Trupps von Blaumänteln nach ihr suchten, würde es sicher die ganze Stadt wissen, dass die Heilerin verschwunden ist und er wollte nicht erwischt werden, nicht jetzt, wo sich für ihn ein Traum erfüllen konnte, der Traum Herrscher über Barsa zu sein , mit einer schönen Frau an seiner Seite.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 05. Mai 2004, 20:29 Uhr
>...und ich mag keine dürren Frauen in meinem Bett.< Morgana bleibt für einen Moment das Herz stehen als sie die Worte hört. Erst jetzt wird ihr bewusst, was sie schon unterschwellig die ganze Zeit gewusst hat, dass sie irgendwann wohl oder übel in seinem Bett landen würde. Sie unterdrückt den Schauer, der ihr bei diesem Gedanken über den Rücken läuft und sie drängt jeden Gedanken daran weit aus ihrem Gedächtnis heraus, so weit es ihr nur irgend möglich ist. Sie weiss nicht wie sie reagieren wird, wenn es wirklich so weit ist, doch im Moment scheint sie noch Zeit zu haben, anscheinend hat sie die Schwangerschaft davor bewahrt, dass es noch nicht dazu gekommen ist und sie dankt den Göttern dafür.

Er verlässt den Raum und sie will ihm schon etwas hinterher rufen, dass sie Hunger habe und sie jetzt etwas essen will, doch er schliesst die Tür nicht und kehrt kurz darauf mit einem Tablett zurück auf dem ein Apfel mit roten Wangen liegt, ein Becher mit verdünntem Wein steht und etwas Käse und eine Scheibe Brot , die ganz und gar nicht vertrocknet aussieht. Erst traut sie ihren Augen nicht, und sie schliesst sie für einen Moment und hat die Befürchtung, dass wenn sie die Augen wieder öffnet, das Tablett verschwunden wäre. Doch es bleibt dort und der Geruch des Apfels und des Käses steigt durch die ganzen widerlichen anderen Gerüche in ihre Nase. Er sagt irgendetwas von Ratten aber das versteht sie nicht, sie kann nur das Tablett anstarren und die Köstlichkeiten, die auf ihm stehen. Er verlässt den Raum und die Tür fällt hart ins Schloss, doch auch das bekommt sie nur am Rande mit.

Sei traut sich erst gar nicht etwas von dem Essen anzurühren, weil sie meint, das es dann verschwinden würde, aber als sie das Rascheln in einer der dunklen Ecken hört, greift sie rasch nach dem Stück Käse, welches sich die Ratten wohl als erstes holen würden. Es schmeckt herrlich und sie meint nie einen besseren Käse gegessen zu haben. Sie muss sich zwingen nicht direkt alles herunter zu schlingen, weil sie weiss, das ihr Magen das nicht vertragen würde und das gute Essen wieder von sich geben wird. So kaut sie ganz langsam den Käse, geniesst den Geschmack, der sich in ihrem Mund ausbreitet und trinkt Sshluckweise den verdünnten Wein dazu. All ihre Schmerzen und Sorgen sind für einen kurzen Moment vergessen und sie fühlt sich wie im Schlaraffenland. Doch die Illusion wird zerstört, als die erste Ratte in den Lichtschein tritt und sich vorsichtig umsieht. Morgana greift nach einem kleinen Stein, der am Boden liegt, und wirft ihn nach der Ratte. Sie verfehlt die Ratte um mehrere Längen, aber allein das Geräusch lässt die Ratte zurück schrecken und sie verschwindet wieder in die dunkle Ecke, aus der sie gekommen ist. Aber der Schreck würde nicht lange anhalten und Morgana macht sich darauf gefasst, das es nicht das einzige Getier sein würde, das dem Geruch des Käses folgt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 06. Mai 2004, 08:28 Uhr
Während sie sich einen Weg durch das Gedränge der Unterstadt bahnen, hält Kaney seinen Hund weiter am Halsband fest, und der große, schwarze Hund sorgt teilweise dafür, dass man ihm nicht zu nahe kommt.
Kaney spürt, das der Hund weiß, wie gefährlich es hier unten ist, und er bemerkt auch die Veränderung, die in seinem vierbeinigen Freund vorgegangen ist, seitdem sie hier unten waren.
Der sonst so freundliche Garok, der eigentlich alles und jeden schwanzwedelnd begrüßt, hat die ganze Zeit sein Fell gesträubt, starrt jeden, der Kaney zu nahe kommt, an.
Fehlt nur noch Schaum vorm Maul... denkt sich Kaney, während er weiterhin Shyada folgt.

Während sie weiter in Richtung Wolfsmarkt gehen, bieten sich Huren an, doch überraschenderweise reagiert Kaney nicht mehr so rot wie bei dem letzten Besuch hier unten.
Er erinnert sich noch genau daran, was eine der Huren gesagt hatte: "Soll ich dich zum Mann machen, Kleiner?"
Naja... inzwischen war er ja zum Mann geworden... reagiert er vielleicht deshalb anders?

Garoks bösartiges Geknurre lässt Kaney aus seinen Gedanken wieder hochfahren, und der Werblütige erkennt nur, wie irgendjemand schnell in der Menschenmenge um sie herum verschwindet.
Grüble nicht zuviel nach, pass lieber auf! rügt sich Kaney, und achtet nun besonders genau auf alles um ihn herum.
Auf dem Wolfsmarkt selber lässt Kaney es sein, aufzupassen, er setzt stattdessen seinen freien Ellenbogen ein, denn irgendwie scheinen alle der Meinung zu sein, auf ihn rumtrampeln zu können, weil er ein kleiner Mensch ist, doch Garoks Zähne und besagter Ellenbogen beweisen bald etwas anderes.

Leise vor sich hinfluchend folgt Kaney der Amazone, die anscheinend keinen Gedanken daran verschwendet, auf die Nachfolgenden zu warten, nein, sie stürmt praktisch voran, und Kaney ist sich sicher, dass selbst wenn hier irgendwas geschehen würde, wenn hier einer von Ihnen hinterrücks zusammengeschlagen wird, sie würde wohl nicht helfen.
Blöde Kuh betitelt er sie in Gedanken.

Aber er folgt der Amazone, bis sie vor einer Taverne stehen.
Nur schnell raus aus dieser Menschenmenge...

Erleichtert atmet er aus, als sie dann im Inneren der Taverne stehen

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 06. Mai 2004, 10:52 Uhr
Als sie zum Wolfsmarkt kommen bekommt sie noch mehr Angst. Wenn einer von den Leuten hier glaubt sie könnte etwas wertvolles besitzen, vielleicht würden sie sie im Gewimmel einfach niederstechen? Zwar war sie voher genauso vorsichtig gewesen wie jetzt und nimmt ihren Dolch schon beinahe aus der Halterung, aber auch wenn sie schnell reagieren kann, ob sie es "so" schnell kann weiß sie nicht. Ihre Augen huschen umher, versuchen jeden auswindig zu machen der gefährlich aussieht, aber das sind die meisten.
Schilama sieht dabei lauter Diebe, die wirklich vor nichts zurückzuschrecken scheinen und das mitten im Gewimmel. Bei Armitari und wenn das bei mir einer schafft? Ich hab doch absichtlich nichts mitgenommen wie Shyada gesagt hat, denkt sie als sie wieder einen Dieb sieht der einen der Leute mit einem Dolch unter dem Hals bedroht um das Geld zu bekommen

Hätte die Elbin nicht auch gesehen wie einer der Händler sich auf Shyada stürtzte um ihr etwas anzubieten, hätte sie den ersten der ihr etwas andrehen wollte vielleicht niedergestochen. Beruhig dich endlich! Ruhig, ruhig, ruhig. Du bist hier nicht allein, vergiss das nicht. Sie weicht den Händlern nur so gut es geht aus und falls sie einer wirklich nicht vorbeilassen will, rempelt sie ihn auch an.
Die Amazone legt aber ein Tempo an, dem sie in diesem Gedränge kaum noch folgen kann, da sie nicht jeden zur Seite rempelt der ihr im Weg steht sondern nur bei denen, wo sie nicht anders kann um vorbeizukommen. Wäre Kaney nicht irgendwo zwischen ihnen und Shyada, hätten sie sich wahrscheinlich verloren. Es ist gut dass du hier bist Kaney

Irgendwann - und es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor - haben sie den Wolfsmarkt hinter sich gelassen und kommen zu einer Taverne. Schilama ist aufgewühlt, erschreckt und angespannt und als sie hinein gehen wird es auch nicht viel besser. Shyada ist schon an der Theke und scheint sich um die "Zimmer" zu kümmern, aber sicher wissen tut sie es nicht. Irgendwo in diesem ... "Gasthaus" sollen wir also Quartier beziehn...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 06. Mai 2004, 12:52 Uhr
Phelan mustert das Bauwerk, das den Namen "Haus" kaum verdient, jedoch dennoch stabiler und massiver wirkt als der Rest der notdürftigen Aufbauten, an denen sie bislang vorbeigekommen sind. Als sie sich der Türe nähern fällt Phelans Blick auf das wurmstichige Holzschild über der Tür und er erkennt etwas darauf, das wohl in grauer Vorzeit einmal "Vulgärer Affe" geheißen hat. Als er darunter hindurch geht, zieht er den Kopf ein, denn aus irgendeinem Grund hat er die Befürchtung, es könne ihm auf den Kopf fallen, wenn er sich nur zu heftig bewegt. Phelan vergewissert sich, dass die ganze Gruppe zusammen die Spelunke betreten hat und folgt ihnen dann als letzter hinein.

Das Innere des Gasthauses riecht nicht annähernd so streng wie der Rest der Unterstadt; hätte Phelan diese Lokalität jedoch in der Oberstadt vorgefunden, wäre er vermutlich angewidert weiter gegangen. Der Boden ist dunkel und klebrig, so dass nur mit Mühe auszumachen ist, dass es sich hierbei wohl lediglich um festgetretene Erde handelt, die mit unzähligen Flüssigkeiten getränkt ist, von denen Phelan beim besten Willen nicht wissen möchte welcher Art sie sind. Es gibt überflüssigerweise drei kleine Fensterchen, die jedoch von innen mit Brettern vernagelt sind. Die Möbel sind wild zusammengewürfelt und von der unterschiedlichsten Bauart - jedenfalls das, was noch davon übrig ist. Ein einziges Bild hängt windschief an der Wand. Darauf erkennt man eine Landschaft und einen Gebirgszug im Hintergrund. Rauch und altes Fett jedoch haben die Farben matt und stumpf gemacht, so dass auch dieses Detail den Raum nicht wirklich schöner macht.

Schlimmer jedoch als das zwielichtige Ambiente sind die Gäste, die hier allein oder in kleinen Grüppchen von zwei bis drei Leuten zusammensitzen. Die Neuankömmlinge werden genauestens gemustert und beinahe spürt Phelan die Augenpaare, die ihn aus dem Schatten tief ins Gesicht gezogener Umhänge heraus beobachten. Er weiß, dass er in seiner Kleidung hier nicht weiter auffallen wird, denn alles, was er trägt ist weder aufwendig noch teuer gefärbt. Aber sie sind Fremde hier. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit benehmen wir uns auch wie Fremde an einem Ort, an dem man lieber nicht sein möchte - so unauffällig wie ein paar Papageien in einer Schar grauer Tauben. Abermals läuft ihm eine Gänsehaut über den Rücken, ob vor Ekel oder einfach Unwillen vor diesem Ort kann er nicht sagen. Es ist auch völlig gleichgültig.

Phelan folgt Shyada in wenigen Schritten Abstand an die Theke, so dass er hören kann, was dort gesprochen wird. Der Wirt, ein fetter Kerl mit einer Augenklappe, wenig Haaren und einer kranken Hautfarbe mustert die Frau mit offener Gier im Blick, doch Shyada zeigt sich davon wenig beeindruckt. Während er dem Gespräch folgt, versucht Phelan sowohl den Schankraum zu überblicken als auch seine Gefährten im Auge zu behalten, was sich aufgrund der Unauffälligkeit, mit der dies vonstatten gehen muß, natürlich als nicht allzu leicht erweist. Die Verhandlungen mit dem Wirt enden schließlich darin, dass die Gruppe nun zwei Gastzimmer zur Verfügung hat. Und Phelan kann sich vorstellen, dass der schmierige Kerl eine andere Bezahlung dem Gold vorgezogen hätte.


Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 06. Mai 2004, 13:39 Uhr
In Seagulls Haus


Mit einem zufriedenen Grinsen steigt Seagull die Treppe nach oben, die zwei Wachen hatten ihm ein wenig verwundert nachgeschaut, aber das war ihm ziemlich egal. Sie wollte mit ihm gehen und das war erst einmal ein grosser Schritt nach vorne in seinen Plänen für die Zukunft, und er überlegt sich, ob er zur Feier des Tages nicht doch eine Flasche Rum aufmachen soll. Doch er verwirft den Gedanken wieder, er musste bei klarem Verstand bleiben und sich einen Plan ausdenken, wie er Morgana am Besten aus Talyra fortschaffen könnte. Oben im Eingangsraum angekommen, fragt er die Wachen, ob es Neuigkeiten gibt. Sie erzählen, was ein Informant eben gesagt hatte. Das weitere Blaumänteltrupps oben in Talyra gesehen worden seien, die alle nach der Heilerin gefragt hätten. Seagull winkt ab, es war ihm klar, dass man dort nicht so schnell aufgeben würde, interessanter wäre es, was sich hier in der Unterstadt tut. Die Wache berichtet, dass zwar wohl einige Neue in die Unterstadt gekommen wären, aber sich noch niemand nach der Heilerin erkundigt hat. Auch hier hakt Seagull die Information schnell ab. Es kamen ständig irgendwelche Neuen in die Unterstadt, Verfolgte, Gebannte, Leute auf der Flucht vor den Gesetzen und noch anderes Gesocks, dass hier sein Glück versuchte, weil sie es oben in der Stadt nicht schafften. Solange sich niemand konkret nach der Heilerin erkundigte, waren ihm die ganzen anderen Neuen egal, um so weniger würde man sich um sie kümmern. Er wiegt sich in dem abgelegenen Haus in Sicherheit und deshalb nickt er den Wachen noch kurz zu, schärft ihnen aber ein, trotzdem Vorsicht walten zu lassen.

Dann steigt er die Stiege zum Obergeschoss hinauf und begibt sich in sein Zimmer. Er schnippt mit dem Finger einen grünlichschwarz leuchtenden Käfer von seinem Tisch, der dort wohl nach etwas Essbarem gesucht hat und setzt sich dann auf seinen Stuhl. Er ergibt sich seinen Phantasien, wie es sein würde, wenn er der Oberste wäre, die gezähmte Heilerin an seiner Seite und vielleicht würde sie ihm sogar einen Sohn schenken, keinen Bastard, wie sie ihn jetzt in sich trägt sondern einen echten Formoraig. Er weiss, dass sie selbst keine Formoraig ist, sondern vom Alten Volk abstammt, von dem man sagt, es wären die ersten menschlichen Stämme auf Talyra gewesen, aber das macht es noch ein wenig reizvoller.

Dann haut er mit seiner Hand auf den Tisch, weil er wütend ist, dass diese verdammte Schwangerschaft besteht, denn sonst würde sie hier oben sein, in Fesseln zwar, aber sie könnte ihm sein Bett anwärmen und noch andere Dinge. Er steht auf, ehe er sich in Rage denkt und geht eine Weile im Zimmer auf und ab und versucht sich darauf zu konzentrieren, was er als nächstes tun muss. Er müsste noch eine Weile Zeit vergehen lassen, bis sich die Oberstadt beruhigt hatte und man sich damit abgefunden hatte, dass die Heilerin verschwunden ist. Dann müsste er von hier verschwinden und nac Barsa aufbrechen, ja so würde er es machen. Das Kind von ihr würde er hier auf dem Wolfsmarkt sicherlich verkaufen können, es würde sicherlich genug Interessenten für ein Kind geben.

Er beendet seinen Gang durchs Zimmer und lässt sich so wie er ist auf sein Lager fallen.Hoffentlich ist die Schwangerschaft bald vorbei, dann kann ich sie nach hier oben holen, ans Bett gefesselt wird sie mir sicher eine Menge Freude bereiten, ob sie wohl wie eine Katze kämpfen wird oder ob sie sich ihrem Schicksal einfach hingibt. Ich hoffe sie wird kämpfen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 06. Mai 2004, 16:33 Uhr
Beim Eintreten in das Gasthaus, nimmt Shyada die Kapuze ab und lenkt somit einen Teil der neugierigen Blicke, welche die Tavernengäste den Fremden zuwerfen, auf sich. Nicht etwa um sich dadurch besser zu fühlen, sondern ganz einfach aus dem Grund, dass eine Frau die nicht wie die Huren der Unterstadt aussieht, etwas mehr Aufmerksamkeit erregt und dadurch niemand die anderen vier zu genau ansieht.
Allein schon beim Anblick des Wirtes will sich Shyada der Magen umdrehen, doch kommt sie nicht drum herum ihn anzusprechen, wenn sie hier wirklich Zimmer haben wollen.  Die Blicke und Anspielungen übergeht Shyada gekonnt, da sie nicht im geringsten irgendein Interesse für den Mann hegt und sie die Zimmer auch ohne irgendwelche Extraleistungen kriegen würde.
"Zwei Zimmer. Eins mit drei Betten und eins mit zwei..." Während Shyada spricht behält sie den Mann genau im Auge, denn sie will sicher gehen, dass er niemandem im Raum irgendwelche geheimen Signale gibt, die sie später in Bedrängnis führen könnten. Phelan der zur Seite von Shyada steht, lässt die ganze Zeit seinen Blick durch den Schrankraum wandern und sieht nur von Zeit zu Zeit zu Shyada und dem Wirt. Warum er dies tut, ist der Amazone durchaus bewußt, doch erstaunt es sie, dass es ihm trotz der Fülle der Taverne gelingt, dies recht unauffällig zu tun. Ein Anderer hätte wohlmöglich von einem zum anderen gestarrt und damit verraten, dass er mehr als nur vorsichtig ist.
Das Gespräch selber dauert nicht lange und so erhält Shyada nachdem sie dem Wirt einige Münzen über den Tresen geschoben hat, wohlweislich aus dem Grund, um jeden Körperkontakt mit dem Mann zu vermeiden, zwei abgegriffene, leicht schmierige Schlüssel. Die Amazone hat dem Wirt klar gemacht, dass noch nicht fest stehe, wie lange sie hier verweilen, so dass Shyada erstmal nur für die Hälfte der Zeit, die Olyvar ihr zur Verfügung gegeben hatte, die Zimmer gemietet hat.

"Kommt." Shyada gibt Phelan das Zeichen zu folgen und sieht sich auch nach den anderen drei um. Einen nach dem anderen bekommt durch Blickkontakt zu verstehen, dass sie sich zur Treppe bewegen sollen.
Die Zimmer die zu den Schlüsseln gehören liegen nicht nebeneinander, dafür aber gegenüber. Da außer den Gesprächen und dem Lärm des Schankraumes noch mehr Geräusche zu hören sind, vermutet Shyada, dass die Wände alles andere als wirklich dick sind und somit nur leise gesprochen werden darf, wenn es um Morgana geht. Mit Zeichen gibt Shyada zu verstehen, dass Phelan, Galrin und Schilama das Zimmer auf der rechten Seite nehmen sollen und sie selber zusammen mit Kaney das andere nehmen wird. Zwar gibt es keine Einwände, doch kann Shyada dem Wargmischling ansehen, dass er wohl lieber nicht mit der Amazone in einem Zimmer wäre. Shyadas Augen funkeln für einen Moment amüsiert, doch hat sie sich für diese Zimmeraufteilung nicht entschieden um Kaney zu ärgern, sondern aus dem Grund, dass sie beide zur Steinfaust gehören. Sollte jemand herausfinden, wer oder was sie sind und sie hier aufsuchen, so würden die anderen drei vielleicht noch eine Chance auf Entkommen haben.
"Macht es euch gemütlich." Shyada lächelt Phelan, Galrin und Shyada amüsiert an und bedeutet Kaney in das Zimmer zu gehen. Doch bevor sie selber das Zimmer betritt, geht ihr Blick über den ganzen Flur und sucht ihn nach neugierigen Augen oder Ohren ab.
Wie spät es ist kann Shyada hier in der Unterstadt nicht sagen, doch fühlt sie eine gewisse Müdigkeit. Ob es den anderen auch so geht, weiß sie nicht, doch wäre es für alle das Beste, erstmal eine Runde zu schlafen, um nicht unnötig aus dem gewohnten Tagesrhythmus herauszukommen, der einem ein ungefähres Zeitgefühl gibt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 06. Mai 2004, 20:51 Uhr
in Seagulls Haus


Morgana hat nicht lange Ruhe und die nächste Ratte kommt aus einem Winkel des Raumes, angelockt von dem Geruch des Essens. Als sich nach kurzer Zeit die zweite Ratte hinzugesellt, bricht sie ein Stück von dem Käse ab und wirft es in eine der Ecken, weit genug weg von sich. Sie hört das Rascheln und Trapsen der Füsse und hat das Gefühl, dass sich eine ganze Horde Ratten um das Stück Käse zankt. Fast verdirbt ihr das den Appetit, doch sie isst weiter, alleine schon wegen dem Kind. Wenn sie an die Zukunft des Kindes denkt, kommen ihr die Tränen. Ihre beiden Kinder auf Barsa hatte sie kaum gesehen, da sie von den Priesterinnen gross gezogen worden waren und sie als Hohe Priesterin kaum Zeit für sie hatte. Als sie dann fliehen mussten, wurde sie von den Kindern und Ian getrennt und seitdem hatte sie kein Lebenszeichen mehr von ihnen gehört. Und nun dieses Kind. Sie hatte sich so darauf gefreut, dieses Kind für sich zu haben, sich um es kümmern zu können, doch das Schicksal wollte es wohl nicht, dass sie Kinder hatte, mit denen sie auch zusammen leben würde. Die Tränen steigen nun doch in ihre Augen und sie versucht nicht sie zurück zu halten, und lässt sie einfach über ihre dreckverschmutzten Wangen laufen, während sie den nächsten Bissen kaut.

Sie mag sich auch gar nicht vorstellen wie sie aussieht. Ihr Haar ist sicher längst verfilzt und ihre Arme wirken dünn und zerbrechlich. Sie spührt jede einzelne Rippe und wäre der Bauch nicht würde sie ein Windstoss sicher umwerfen können. Irgendwann ist der letzte Rest gegessen und sie wirft den Apfelkitsch in eine Ecke, die Ratten würden sich drüber freuen. Das Fieber kehrt zurück, weil sie viel länger wach ist, als es ihr eigentlich gut tut,  und sie fühlt wie sich erneut kalter Schweiss auf ihrer Stirn bildet. Ihr Magen rumort wegen dem ungewohnten Essen und ihr wird leicht übel.Bitte nicht, lass mir das Essen, wer weiss wann ich wieder etwas bekomme.

Sie denkt über den Formoraig nach, dessen Bett sie wohl nach der Geburt teilen soll und ihr läuft erneut ein Schauer über den Rücken. Sie weiss, dass sie sich ihm nicht so einfach hingeben wird, alles in ihr sträubt sich dagegen und sie weiss auch, dass er nicht sich nicht scheuen würde Gewalt anzuwenden. Aber egal wie sie es dreht und wendet, es war die einzige Möglichkeit, sich und auch das Kind am Leben zu erhalten, auch wenn das Kind nicht bei ihr sein würde, so würde es doch leben. Sie hört eine ganze Weile in die Stille und hofft vielleicht wieder ein Senden zu spüren, doch es geschieht nichts.Wahrscheinlich habe ich mir das Ganze nur eingebildet, ein Wunschdenken, dass mich jemand hier findet und befreit. Ansonsten hätte derjenige sicher doch noch einmal versucht mich zu erreichen, auch wenn ich keine Antwort geben kann. Ihre Gedanken strömen in die unterschiedlichsten Richtungen, mal überwiegt die Hoffnung, doch von hier weg zu kommen und mal die Resignation, dass sie hier ihr Kind zur Welt bringen würde und dann aus Talyra verschleppt würde.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 06. Mai 2004, 21:57 Uhr
Kaney ist froh, aus dem Gedrängel des Wolfmarktes herausgekommen zu sein, und so macht er sich nicht viele Gedanken um die Taverne, die Möbel oder sonst etwas.
Gut, die Männer, die hier an den Tischen sitzen, über die macht er sich Gedanken.
Ob einer von denen hier irgendetwas mit Morganas Verschwinden zu tun hat?

Er bemerkt, wie auch ihn die Männer mustern, einer scheint seine gelben Augen bemerkt zu haben, der Kerl stößt seinen Banknachbarn an, flüstert ihm etwas zu, und dieser schaut auch zu Kaney.
So unauffällig wie möglich dreht sich Kaney wieder in Richtung des Wirtes um, und bekommt gerade noch mit, wie Shyada zwei Schlüssel überreicht bekommt.
"Kommt!" befiehlt die Amazone, und Kaney trottet hinterher.

Natürlich. Damit hatte er schon gerechnet. Natürlich musste er ein Zimmer mit der Amazone teilen, das hatte sie bestimmt mit Absicht so geregelt.
Einen Moment lang schaut Kaney wütend zu Shyada - die ihm gerade erklärt hat, dass sie zusammen auf ein Zimmer sollen -  doch dann fällt ihm wieder ein, wo er sich gerade befindet, und dass er vielleicht auch hier beobachtet wird...
Und diese Leute würden es garantiert für sehr auffällig halten, wenn er die Frau, mit der er ein Zimmer teilt, böse anstarrt...
Oder auch nicht... will ich überhaupt wissen, was die von mir und Shyada denken? NEIN!
Kaney setzt vorsichtshalber doch einen neutralen Gesichtsausdruck auf, und es gelingt ihm sogar, diesen beizubehalten.
Mit einem kleinen Seufzen wünscht er den drei anderen noch einen erholsamen Schlaf, und betritt dann zusammen mit Garok das Zimmer.

Mit einem weiteren Seufzer mustert Kaney das Zimmer, das leider sämtlichen Erwartungen die er hatte, entspricht.
Es ist stickig, und die Fenster sind, genau wie im Schankraum unten, vernagelt. Und anscheinend ist es auch schon sehr lange her gewesen, dass hier mal irgendjemand sauber gemacht hat.
Es stehen nur wenige Möbel herum, neben zwei Betten noch ein Tisch und ein Stuhl, und der Werblütige ist sich nicht sicher, ob er den Stuhl überhaupt berühren will, so wurmstichig scheint er zu sein.
Auch das Bett sieht nicht viel besser aus, Holzwürmer haben sich in das Holz hineingefressen, die mit Stroh gefüllten Matrazen waren verdreckt und sahen so aus, als wären sie jahre... nein, jahrhundertelang nicht ausgewechselt worden, und Kaney braucht nicht nachzusehen, er weiß einfach, dass es in der Matraze nur so von Flöhen, Läusen und Wanzen wimmelt.

Im großen und ganzen hat Kaney nichts gegen diese Art von Ungeziefer, er ignoriert die Bisse und Stiche, wenn er sich mal einen Floh oder sowas einfängt - er kann ja kaum etwas dagegen tun - aber freiwillig würde er sich nicht in dieses Bett legen.

So breitet er seine Decke auf dem Boden aus, deckt sich mit seinem Kapuzenumhang zu, blinzelt noch einmal zur Amazone.
Na los, gib dir einen Ruck, du musst mit ihr zusammenarbeiten, es bringt doch nichts, wenn ihr euch die ganze Zeit nur anknurrt... spricht eine kleine Stimme zu Kaney, während er weiter zur Amazone schaut.
"Nacht" kommt es Kaney von den Lippen, mehr schafft er dann aber doch noch nicht.
Müde schließt der Werblütige die Augen, und schläft dann bald auch schon, mit seinem Hund an seiner Seite.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 07. Mai 2004, 00:25 Uhr
Während Shyada noch mit dem Wirt verhandelt, versucht sie irgendwie den Blicken der Leute auszuweichen und sie kann sich nicht helfen, es kommt ihr so vor als würde sie von allen Leuten im Schankraum beobachtet werden.Deshalb ist sie auch errleichtert als die Amazone mit zwei Zimmerschlüsseln kommt und allen aus der kleinen Gruppe, mit einem Blick deutet nach oben zu gehen.
Die Zimmer legen sich gegenüber und ehe Kaney und Shyada in dem einen Zimmer verschwinden, reicht die Amazone Galrin noch den Schlüssel für das andere Zimmer.

Mit einem kleinen Klack geht die Tür auf und der Nordmann schiebt sie auf: Schilama hatte von einem Gasthaus hier unten nichts anderes erwartet, als das was sie hinter der Tür vorfinden und ist deshalb außnahmsweise nicht überrascht. Sie geht mit Phelan und Galrin hinein und kontrolliert kurz die spärchliche und schon mehr als spartanische Einrichtung.
Die drei Betten Knarren wenn man auf sie nur etwas Druck ausübt und wenn man sich gar darauf setzt, Ächzen sie als hätte man dort Ambosse abgeladen. Ich nehm lieber den Stuhl, denn sie meint auch etwas sich Bewegendes unter der Decke mit ihrer Hand gespürt zu haben, als sie kurz auf dem Bett saß.

Der Stuhl ist nach dem Geräuschpegel zwar auch nicht viel besser, aber wenigstens hat er kein Ungeziefer aufzuweisen. Die Elbin lässt ihre Kleidundg so wie sie ist, zwar überlegt sie wenigstens das Tuch, das ihr Gesicht zur Hälfte verdeckt abzunehmen, lässt es dann aber, denn dann würde sie den Gestank der Unterstadt wohl noch ein Stück deutlicher riechen lassen und darauf kann sie verzichten. "Gute Nacht", flüstert sie zu den Beiden eher zu als das sie es sagt.
Sie nimmt sich noch einer der zwei Decken aus dem Beutes und setzt sich auf den Stuhl um eine Ruheposition zu finden. Es fällt ihr nicht schwer und auch wenn sie mit den angezogenen Beinen auf den Stuhl sitzt und wie ein in der Ecke kauerndes Häufchen Elend aussieht, so ist es einfach die bequemste Position. Ich bekomme sowieso kein Auge zu, entmutigt sie sich selbst.

Irgendwann in der "Nacht" muss sie wohl doch in ihre Trance geglitten sein und als sie die Augen aufschlägt fühlt sie sich frisch und ausgeruht, zumindest im Verhältnis zu gestern Abend. Wie spät es wohl ist? Vielleicht hab ich ja doch nur kurz geruht und merke die Müdigkeit jetzt nicht sondern erst wieder später. Sie blickt sich im Zimmer um, die Beiden Männer schlafen noch, zumindest hat es den Anschein und so entschließt sie sich einfach nochmal die Augen zu zu machen, denn wenn es wirklich nocht nicht so weit ist aufzustehen, würde sie schon wieder ihre Ruhe finden...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 07. Mai 2004, 09:03 Uhr
Auch Galrin ist das Wirtshaus keineswegs angenehm, in das Shyada sie geführt hat. Aber etwas Besseres zu finden, dürfte in der Unterstadt schwierig werden.

Die Elbe rümpft die Nase, als sie das Zimmer betreten, welches für Schilama, Phelan und Galrin vorgesehen ist. Das verwanzte Bettzeug wird kurzerhand entfernt und in eine Ecke des Zimmers gepackt, in deren Nähe niemand schlafen will. Ein wahres Monster von einer Kakerlake versucht, die Ritzen zwischen den Dielenbrettern zu erreichen, erleidet jedoch ein schnelles Ende unter Galrins linkem Stiefel.

Als die Vorbereitungen soweit gediehen sind, legt Galrin seinen Umhang quasi als Schutz über den blanken Lattenrost des Bettes, läßt sich selbst darauf nieder und wippt probehalber etwas auf und ab, um festzustellen, ob das klapprige Bettgestell ihn auch zu tragen vermag.
Es ist fast so, als würde man einer Ameise auftragen, einen Belegnagel zu schleppen. Das Bett knarrt und ächzt an allen Ecken und Kanten, aber obwohl eine der Latten mit morschem Ächzen nachgibt, kann sich Galrin trotzdem ausstrecken und zum Schlafen hinlegen.
Nachdem er es sich bequem gemacht und sein Schwert griffbereit an seine Seite gelegt hat, erwidert er leise Schilamas Nachtgruß, dreht sich um und schläft nach kurzer Zeit ein.

Als der Morgen graut, öffnet sich leise die Tür des Zimmers. Eine schmale Gestalt mit einem Wasserkrug huscht herein und stellt das Gefäß auf einem Schemel neben der Waschschüssel ab. Genauer gesagt, möchte die Gestalt das Gefäß abstellen. Doch plötzlich fällt der Blick des Unbekannten auf die Klinge des Nordmannes, die dieser neben sein Bett gelegt hat. Silbrig glitzert der Knauf der Waffe und kitzelt die Augen der Person mit unbändiger Kraft. Leise streckt sie die Hand nach dem Schwert aus, packt die Lederscheide und zieht die Waffe vorsichtig zu sich heran. Nur noch wenige Fingerbreit, dann würde das Schwert dem unbekannten Dieb gehören...
Doch plötzlich ist ein Widerstand zu spüren. Die Gestalt erstarrt und reißt die Augen auf. Mit der Rechten hält der Nordmann im Bett den Schwertgurt fest, mit dem er normalerweise das Schwert am Körper hält. Die Schrecksekunde des Unbekannten dauert einen Moment zu lange! Wie ein Blitz ist Galrin aus dem Bett aufgefahren, hat den Dieb an der Gurgel gepackt und versucht, ihn zu Boden zu zwingen. In seiner Not versucht dieser, durch die Tür zu entkommen, doch der Griff des Nordmannes ist eisern. Mit letzter Kraft schlägt der Dieb dem Schiffsbauer den mitgebrachten Wasserkrug über den Kopf, sodaß dieser stöhnend ins Knie sinkt. Doch immer noch hält der Nordmann die Gestalt fest, als dächte er nicht daran, diese jemals wieder loszulassen.

Schneller als gedacht erholt sich Galrin von den Auswirkungen des Wasserkruges. Ein Rundhieb des Kapitäns trifft das Kinn des Diebes und schickt ihn mit einem schmerzvollen Seufzen auf den Boden des Zimmers. Kurzerhand setzt sich Galrin auf den um sich schlagenden Unbekannten und grinst Phelan und Schilama an, die inzwischen auch munter geworden sind und nun verwundert neben dem Schiffsbauer stehen.

Phelan entzündet ein Licht, um sich die diebische Elster etwas näher zu besehen. Und er staunt nicht schlecht, als es sich bei dem Möchtegern-Dieb um ein etwa zwölfjähriges Mädchen handelt, das vergeblich versucht, sich zu befreien. Ob die Tränen in den Augen der Kleinen von der Angst vor Strafe, von der Scham, erwischt worden zu sein oder von den Schmerzen herrühren, ist nicht genau festzustellen. Alle Möglichkeiten wären denkbar. Denn zum Einen wird sich wohl niemand in diesem Gasthaus dafür interessieren, ob ein Dieb, der versagt hat, von dem beinahe Bestohlenen vertrimmt wird. Und zum Anderen ist der Normander ein bulliger Mann, dessen Gewicht schwer auf dem Rücken des Mädchens lastet und sie mit Gewalt an den Boden nagelt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 07. Mai 2004, 12:45 Uhr
Der Schlaf hatte noch eine Weile auf sich warten lassen, weil Seagull einfach zu viele Gedanken durch den Kopf tanzten. Doch schliesslich war er eingeschlafen und in einen tiefen festen Schlaf gesunken, wie er ihn seit Tagen nicht mehr hatte. aAm nächsten Morgen, falls es überhaupt Morgen war, dass konnte man in der Unterstadt nie genau sagen, erwacht er ausgeruht und steckt voller Tatendrang. Er würde heute einiges in der Unterstadt erledigen müssen, Fragen stellen, welche Ausgänge es noch aus der Unterstadt gab und noch andere Dinge. Vielleicht würde er auch einen Abstecher in die Orchidee machen, um seinem Druck Luft zu verschaffen, den er noch nicht an der Heilerin austoben konnte. Er wirft sich seinen Umhang über, und geht hinunter, die Wachen springen auf und grüssen ihn, er nickt ihnen kurz zu, gibt Anwiesungen, was mit der Heilerin zu geschehen habe, überreicht einem der Wachen den Schlüssel für den Keller, damit dieser der Heilerin das Frühstück bringen konnte. Er wartet bis das erledigt ist und nimmt den Schlüssel wieder an sich. Besonders wenn er das Haus verlässt, will er niemandem anderen den Schlüssel überlassen. Als alles erledigt ist, zieht er sich die Kapuze tief ins Gesicht und verlässt das Haus. Er fühlt sich hier unten noch sicher, bisher waren keine Gerüchte aufgekommen, dass man sich in der Unterstadt nach der Heilerin erkundigt und so geht er rasch die Wege entlang, die ihn zum Zentrum der Unterstadt und zum Wolfsmarkt führen.

Dort taucht er in der Menge unter und er fällt wirklich nicht auf, er bewegt sich so geschickt, wie die andern durch die Menge, schlägt eine Hand weg, die nach seiner Geldkatze greifen will und funkelt den Dieb aus der Kapuze her mit seinen Augen an, dieser verzieht sich sofort und Seagull kann weiter gehen. Schliesslich erreicht er den Stand, den er schon öfters besucht hat und wo er weiss, dass er hier ohne Schwierigkeiten Informationen bekommt, da einer der Männer von Schwarzfuss ihn leitet. Da Schwarzfuss Männer wissen, was er hier macht, nur nicht wen er hier festhält, stellt er ohne grosse Umschweife seine Fragen, nach den Ausgängen der Unterstadt. Selbst wenn alle wüssten, das er die Heilerin hat, nach der man die ganze Oberstadt absucht, würde es hier keinen wirklich interessieren, zumindest keinen von Schwarzfuss Leuten. Er erfährt alles was er wissen will, und dass wichtigste ist, dass es einen Ausgang aus der Unterstadt gibt, der direkt ins Larisgrün führt. So würde er sicher aus der Unterstadt kommen ohne durch Talyra gehen zu müssen. Er überlegt, ob er sofort aufbrechen sollte, verwirft den Gedanken dann aber wieder. Er würde erst aufbrechen, wenn Morgana das Kind bekommen hatte, er hatte kein grosses Verlangen, dass sie mitten auf ihrer Flucht das Kind bekommen würde.

Nachdem er diese Infomationen bekommen hat, geht er in die Orchidee, nicht nur weil er sich vergnügen will, sondern weil er auch nach jemandem sucht, der der Heilerin bei der Geburt helfen könnte. Es würde ihm nichst nützen, wenn sie bei der Geburt stirbt, also versucht er so etwas wie eine Hebamme aufzutreiben und die Mädels in der Orchidee würden am ehesten wissen, wo man so etwas in der Unterstadt findet, denn auch sie waren vor Schwangerschaften nicht gefeit, obwohl sie selten eine Schwangerschaft austrugen, aber es kam vor. Ohne weitere Vorkommnisse erreicht er die Orchidee. Die Frauen dort sind nicht wirklich nach seinem Geschmack, aber sie sind bei weitem besser, als das was sich auf den Strassen der Unterstadt an Huren herumtreibt. Er lässt sich auf eine der dreckigen Bänke fallen und es dauert nicht lange, ehe ein Mädchen sich für ihn interessiert. Er weiss, dass er etwas Silber springen lassen muss und auch Alkehol um die gewünschte Information zu bekommen.

Das Mädchen ist nicht hübsch und ihr fehlen einige Zähne, aber sie ist noch einigermassen sauber und riecht nicht wie eine Jauchegrube, sondern nach einem schweren billigen Parfüm. Er gibt ihr erst ein Glas schweren dunkeln Wein aus und lässt ihre Finger über seinen Rücken wandern. Nach dem dritten Glas Wein, ist sie bereit mit ihm eines der Zimmer der Orchidee aufzusuchen. Er folgt ihr nicht ohne noch einmal den Blick durch den Raum schweifen zu lassen, aber er kann nichst Verdächtiges erblicken und geht dann mit ihr die schiefe knarrende Treppe hoch.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 07. Mai 2004, 16:15 Uhr
Der Widerwillen zusammen mit Shyada ein Zimmer zu teilen ist Kaney deutlich anzusehen, doch ergibt dieser sich seinem Schicksal und lässt keinen Ton verlauten.
Das Zimmer, welches nun für die nächsten Tage ihre Unterkunft darstellt, erinnert Shyada stark an jenes, dass sie einst zusammen mit Cedric gemietet hatte. In ihrem Kopf schwirrt der Gedanke, dass wohl jedes Zimmer ähnlich aussehen würde, egal wo man sich hier in der Unterstadt einquartiert. Letzendlich haben sie sowieso keine große Wahl, wenn sie nicht irgendwo in den Gassen zwischen Fäkalien und anderem Unrat schlafen wollen.
Weder Kaney noch Shyada erwartet vom jeweils anderen ein Gespräch. Wirklich ruhig ist es in dem Zimmer trotzdem nicht, da die Geräusche des Schankraumes bis zu ihnen dringen. Eine Tatsache, die Shyada mehr als beunruhigt und sie hofft, dass die anderen nicht laustark in ihrem Zimmer erzählen würden. Auf Kaneys eintöniges und erzwungenes "Nacht." bleibt Shyada anfangs stumm, mustert stattdessen den auf dem Boden liegenden Wargmischling. Sein ganzes Wesen wirkt irgendwie jung, was an seinem menschlichen Aussehen liegen mag, und je länger Shyada darüber nachdenkt, um so unwirklicher erscheint es ihr, dass auch Kaney ein zweites Äußeres besitzt. Genau wie bei Dekar, würden auch Kaney immer die Augen verraten, doch glaubt Shyada einen Unterschied zwischen den Augenpaaren gesehen zu haben. Auch zweifelt die Amazone daran, dass Kaney ebenfalls ein Tuantha sein könnte, dazu ist entspricht seine menschliche Gestalt zu wenig dem eines Löwen.
Der Boden knarrt leise, als Shyada sich dem Bett nähert, Ihr Blick ruht noch immer auf der jungenhaften Person auf dem Boden. Aus den Augenwinkeln sieht Shyada, wie Garok kurz in ihre Richtung guckt, sich dann aber wieder an seinen Freund kuschelt. Ein knappes Lächeln schleicht sich in Shyadas Gesicht, als sie daran denken muss, wie sie als kleines Kind auch immer alle möglichen Tiere nach Sarnamar geschleppt hatte.
"Nacht." Die Stimme der Amazone ist leise. Ob Kaney bereits schläft oder noch wach ist kann sie nicht sagen, glaubt aber aufgrund des ruhigen Atems eher an ersteres. Sie vermutet, dass Kaney sie nicht gehört hat, aber wirklich eine Rolle spielen tut es nicht.
Statt sich auf das Bett zu legen, zieht Shyada einen der Stühle zum Fenster und setzt sich dort so auf diesen, dass sie durch die Lücken zwischen den Brettern nach draußen sehen kann. Der Ausschnitt der Unterstadt den sie so erkennen kann, scheint einen Teil des Wolfmarktes zu sein, so dass sie von hier durchaus das Geschehen beobachten könnten. Das Cape um sich geschlungen und die Füße auf den Tisch gelegt, schläft auch Shyada irgendwann ein.

Ihr Schlaf ist unruhig und die Amazone wacht auch mehrmals auf, weil laute Geräusche vom Flur ins Zimmer dringen, doch kommt niemand in ihr Zimmer um einen von ihnen umzubringen oder auszurauben.
Durch das Leben in der Steinfaust erwacht Shyada bereits früh; oberhalb der Erde würde man den kommenden Morgen vielleicht gerade erst erahnen können. Auch Kaney scheint schon wach zu sein, hat aber Shyada den Rücken zugewandt und scheint mit Garok beschäftigt zu sein. "Guten morgen, Kleiner." kommt es über Shyadas Lippen. Ihre Worte sind einfach nur Worte und dienen diesmal nicht dem Zweck Kaney rot anlaufen zu lassen oder sonstwie in Bedrängnis zu führen. Auch in ihrem Gesicht ist nichts von irgendwelchen Andeutungen oder Anspielungen zu erkennen.
Heute würde ihre Suche losgehen und es gilt so schnell an Informationen heranzukommen wie irgendwie möglich, damit Morgana, sollte sie wirklich hier sein, nicht noch länger in dem Loch genannt Unterstadt bleiben muss. Was die anderen im speziellen vorhaben würden, weiß Shyada natürlich nicht, doch hat sie für sich entschieden, sich abermals in das Getümmel des Wolfmarktes zu schmeißen. Vielleicht würde einer der anderen mitkommen, wirklich daran glauben tut die Amazone allerdings nicht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 07. Mai 2004, 21:28 Uhr
Mit halben Ohr hat Kaney noch mitbekommen, dass auch die Amazone "Nacht" gesagt hat, doch er ist schon halb im Traumreich, um noch irgendwie darauf zu reagieren.
Diese Nacht träumt er nicht von Nargen, sondern von Ratten und Unrat, von Holzwürmern und Huren. Dazwischen eine Frau, die um Hilfe ruft, aber von zwei muskelbepackten Männern abgehalten wird, wegzulaufen.
Kaney will im Traum nach ihr greifen, doch er erwischt sie einfach nicht...

Wovon Kaney am nächsten Morgen - er nimmt einfach mal an, dass es jetzt Morgen ist - aufwacht, weiß er nicht genau, er ist nur plötzlich hellwach.
Geräusche dringen von draußen in das Zimmer, immer noch - oder vielleicht schon wieder - bieten Händler ihre Waren an, Huren flirten mit möglichen Freiern. Von irgendwoher kommt ein eindeutiges, sich wiederholendes Stöhnen.
Der Werblütige verdreht die Augen, daran wird er sich bestimmt noch gewöhnen müssen, denn er hat die Befürchtung, dass er solche Geräusche in nächster Zeit öfters zu hören bekommt.

Shyada schläft noch, und Kaney hat keinerlei Lust, sie zu wecken, wer weiß, ob sie ihn nicht für einen Angreifer hält, und ihn zu erstechen versucht. Neinneinnein, sie soll schon von alleine aufwachen.
Stattdessen kümmert Kaney sich um seinen Hund, untersucht die Pfotenballen, die Augen und die Ohren, und nach einer Weile laust er seinen Hund, und es gelingt ihm sogar, seinen vierbeinigen Freund von einigen Plagegeistern zu befreien.

"Guten morgen, Kleiner." reißt ihn die Stimme Shyada's aus seiner Suche nach Flöhen.
Einen Moment lang schaut er verwirrt zu der Amazone, denn irgendwie klingen diese Worte nicht abwertend, und das kommt ihm doch seltsam vor.
"Guten Morgen!" antwortet er höflich, während er seinem Hund wieder das dicke Lederhalsband umlegt.
Einen Moment schweigt er noch, dann blickt er wieder zu der Amazone, und fragt, leise: "Bevor wir losziehen, sollten wir uns nochmal mit den anderen bereden, oder?"
Fragend blickt er die Amazone an, und überlegt, wo er nach Morgana suchen will... und wo er jemanden verstecken würde, wenn dieser jemand nicht gefunden werden soll...
Leider kommt ihm schon ziemlich schnell eine Antwort, die ihm leider überhaupt nicht weiterhilft: Ich würde diesen jemand in der Unterstadt verstecken.



Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 07. Mai 2004, 21:59 Uhr
Irgendwann treiben sie ihre Gedanken in den Schlaf und sie schläft einmal mehr in einer äusserst ungünstigen Lage ein. Als sie erwacht, weiss sie nicht wieviel Zeit vergangen ist und das empfindet sie als sehr störend, überhaupt weiss sie nicht mehr, welche Tageszeit es wohl gerade ist und wieviele Tage sie schon in diesem Loch verbracht hat. Vielleicht ist es schon einen Siebentag oder länger, sie wusste es nicht und mit jedem neuen Erwachen schwindet ihre Hoffnung doch noch von irgendjemandem hier gefunden zu werden und somit ihr Schicksal in eine andere Richtung zu lenken. Das Kind bewegt sich träge in ihr und erneut spannt sich ihre Bauchdecke leicht.Mir bleibt nicht mehr sehr viel Zeit höchstens noch ein paar Tage oder einen Siebentag, dann wird das Kind kommen und ihm ist es wohl egal wo es zur Welt kommt, mir aber ganz und gar nicht.

Morgana blickt sich erneut in dem Raum um. An den Wänden haben sich Moose gebildet und es riecht nach Moder , Fäkalien, Ratten und anderen undefinierbaren Gerüchen. Der Boden ist dreckig und teilweise feucht und Schimmel bildet an einigen Stellen weisse Flächen, wirklich keine Umgebung um ein Kind gesund auf die Welt zu bringen. Aber sie gibt die Hoffnung noch nicht ganz auf, seit sie dem Formoraig gesagt hat, sie würde mit ihm kommen, scheint sich ihr Schicksal ein wenig gewandelt zu haben. Er braucht sie lebend und genau deshalb würde sie vielleicht Glück haben, dass er sie das Kind nicht hier unten zur Welt bringen lässt.

Ihr Gedankengang wird unterbrochen, als das Schloss klickt und sich die Tür öffnet, sie hatte gehofft, dass der Formoraig kommen würde, aber es ist einer der anderen Männer. Sie hätte einige Fragen gehabt, aber ihm würde sie diese nicht stellen brauchen, er würde die Antworten nicht wissen. Der Mann stellt ein Tablett in ihre Reichweite und verschwindet wieder ohne ein Wort zu sagen oder sie auch nur anzusehen. Auf dem Tablett stehen wie am Vorttag; war es wirklich der Vortag oder war es noch der gleiche Tag; ein Stück Käse, ein Apfel, zwei Scheiben frisches Brot und etwas verdünnter Wein.Wenigstens das scheint er wirklich ernst gemeint zu haben, als er sagte, ich bekäme von nun an anderes Essen.

Als sie die Hand nach dem Tablett austreckt rutscht die Fessel über die Wunde und reisst ein Stück Schorf weg, das sich gebildet hatte. Die offene Stelle brennt sofort wie Feuer und Tränen schiessen ihr in die Augen."Verdammt, so heilt diese Wunde nie." Die Wunde blutet erneut, aber es fliesst kein Eiter mehr, was Morgana ein wenig beruhigt, die Ränder sind immer noch stark gerötet und die Wunde ist breiter geworden, als sie anfänglich war. Eine hässliche Narbe würde zurückbleiben aber darüber denkt sie nicht wieter nach. Sie greift erst nach dem Tiegelchen mit der Salbe, das schon halb geleert ist und streicht sie vorsichtig über die offene Stelle. Sofort tritt ein kühlender Effekt ein und nimmt den Schmerz ein wenig weg und nur ein dumpfes Klopfen bleibt.

Vorsichtig um nicht wieder an die Wunde zu kommen greift sie nach dem Tablett und zieht es zu sich herüber, die ersten Ratten kommen aus ihren Löchern und sind schon weitaus mutiger als beim letzten Mal. Eine kommt fast so nahe, dass sie mit ihre Schnauze das Tablett berührt. Morgana tritt mit dem Fuss nach ihr, kommt aber nicht so weit, da sie die Fesseln zurück halten. Notgedrungen bricht sie ein Stück von dem Käse ab und teilt eine der Scheiben Brot und wirft sie in eine Ecke des Raumes.Jetzt muss ich auch noch die Ratten hier durchfüttern, als ob ich selber nicht schon wenig genug zu essen bekomme. Die Ratten ziehen sich in die Ecke zurück und Morgana beeilt sich ihr Essen hinunter zu bekommen ohne das ihr schlecht wird. Wer weiss wie lange der Käse die Ratten fernhält und sie ist nicht gewillt noch mehr von ihrem Essen abzugeben. Das letzte Stück Apfel verschwindet gerade in ihrem Mund , als auch schon die erste Ratte wieder aus der Ecke erscheint und sich schnuppernd dem Tablett nähert. Morgana schiebt das Tablett so weit es geht von sich, sollten die Ratten sich an den Krümeln noch gütlich tun und sie in Ruhe lassen.

Irgendwann verschwinden die Ratten und da es nichts gibt, was sie ansonsten ablenken würde verfällt sie wieder in Grübeleien. Ihr Bauch spannt sich immer mal wieder in ungleichmässigen Abständen, aber es sind keine Wehen. Ihre Gedanken fliegen wieder von einem zum anderen Ort, schweifen mal in die Vergangenheit auf Barsa, dann nach Talyra und was sie in der Stadt schon alles erlebt hat. Ihre Freunde kommen ihr in den Sinn, und dass sie diese vielleicht nie mehr sehen würde. Dann schweifen ihre Gedanken in die Zukunft, was würde sie bringe, würde sich eine Möglichkeit zur Flucht ergeben, wenn sie erst einmal aus Talyra weg waren und käme sie dann zurück nach Talyra.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 07. Mai 2004, 22:23 Uhr
Als Kaney sich ebenfalls zu einer morgendlichen Begrüßung hinreißen lässt, kommt ein kurzes Lächeln über Shyadas Lippen, verschwindet aber sofort wieder. Ein stechender Schmerz kriecht ihre Wirbelsäule von den Nieren bis zu den Schulterblättern hoch als sie sich gerade aufsetzt. Der Dank ihres Körper für die recht unbequeme Art halb liegend und halb sitzend zu schlafen. Die Amazone gibt ein unwilliges Geräusch von sich, dehnt ihren Körper ein wenig und steht dann auf.
"Wäre vielleicht von Nutzen, aber ich habe keine Ahnung, ob dort schon irgendwer wach ist." Schließlich werden sich nicht jeden Tag von klirrenden Schwertern und Rüstungen geweckt. fährt Shyada in Gedanken fort, hütet sich aber davor Dinge, die auch nur entfernt mit der Steinfaust zu tun haben, laut auszusprechen. "Meinetwegen geh nachsehen und wenn sie wach sind, dann sag mir Bescheid." Shyada erwägt kurz, dass sie auch beide nachsehen könnten, aber je weniger sie zusammen gesehen werden, egal in welcher Kombination, desto unauffälliger wären sie. Zwar ist ihr durchaus bewußt, dass man von ihnen Kenntnis genommen hat, doch würde es keinen guten Eindruck machen, wenn man stets und ständig überall mindestens zu zweit auftaucht. Zudem besteht hier oben nicht direkt eine Gefahr, da sie selber oder die anderen drei auch sofort zur Stelle sein könnten.

Shyada fühlt sich noch nicht wirklich wach und ihr Körper verlangt nach einer Abkühlung. Die stickige und von Feuern sowie Fackeln erhitze Luft der Unterstadt ist alles andere als angenehm und lastet schwer auf allen Gemütern, die sich hier unten befinden. Sogar Sols Felsenschmiede kommt der Amazone mit einem Mal sehr verlockend vor. Sei nicht albern!

Nach der Besprechung würde Shyada sich irgendwo etwas zu essen besorgen, dass einigermaßen essbar aussieht und dann irgendwie weitersehen. Die Hoffnung auf ein Bad hat sie erst gar nicht und selbst wenn sich eine Gelegenheit böte, so würde Shyada sie sicherlich ausschlagen. Die grünen Augen der Frau folgen Kaneys Gestalt, als dieser nach kurzem Zögern an die Tür tritt und sie vorsichtig öffnet. Natürlich knarrt diese, aber würde das hier nicht tun? Shyada sieht wie Kaney zusammenzuckt, dann aber den Kopf durch einen Spalt nach draußen steckt und kurz darauf auf den Flur hinaustritt. Er schließt die Tür nicht ganz, sondern lehnt diese nur an. Warum ist Shyada schleierhaft, aber vielleicht um im Notfall nicht von einer geschlossenen Tür behindert zu werden. Während Shyada auf das Ergebnis von Kaneys "Ausflug" wartet, drehen sich ihre Gedanken wieder um die zweite Gestalt des Jünglings. Irgendetwas in ihr ist neugierig auf das was Kaneys Tiergestalt sein könnte, doch glaubt sie auch, dass nicht jeder seinen tierischen Teil wirklich bewußt kontrollieren kann und hat dementsprechend auch einen gewissen Respekt davor.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 08. Mai 2004, 09:41 Uhr
Phelan hat es Galrin gleichgetan und sämtliches Bettzeug - wenn es diesen Namen überhaupt verdiente - von dem Holzgestell entfernt, um sich schließlich mit seinem eigenen, wollenen Umhang zuzudecken und sich die dünne Decke als Kissen unter den Kopf zu schieben. Er kommt nicht umhin hin und wieder ein Kribbeln zu verspüren, so als würde irgendetwas unter die wärmende Decke krabbeln, aber nachdem er mehrmals danach ins Leere geschlagen hat, gibt er auf Phantomkakerlaken zu jagen, die sich das weiche Lager mit ihm teilen wollen. Dass die Insekten da sind ist nicht zu leugnen, doch offenbar haben sie Erbarmen und lassen ihn in Ruhe schlafen. Erst als Phelan das gleichmäßige Atmen und schließlich leise Schnarchgeräusche seiner Zimmergenossen vernimmt fällt auch er in einen unruhigen Schlaf, der durchzogen ist von seltsamen Träumen, in denen sich die Gesichter seiner Gefährten seltsam verzerren und zu einem einzigen Wesen verschmelzen. Immer wieder taucht Morgana darin auf und ihr Zustand in seinem Traum macht ihm Angst. Die Heilerin wirkt erschöpft und am Rande ihrer Kräfte und um sie herum ist es dunkel, feucht und kalt. Das leise Knacken einer Tür erklingt und im Traum greift Phelan nach seinem Dolch, doch er kann nichts sehen, denn es ist mit einem Mal stockdunkel. Es dauert eine Weile, bis ihm bewußt wird, dass er wach ist und dass die Geräusch real sind. Jemand ist hier. Phelan bleibt still liegen und lauscht dem sanften Tappen von Schritten, bis es verstummt und wenige Augenblicke Stille herrscht. Ein ersticktes Röcheln lässt ihn schließlich vollends hochfahren, den Dolch in der Rechten und mit einem Satz steht er auf beiden Beinen neben dem Bett.


Galrin hat eine kleine, magere Gestalt am Kragen gepackt und Phelan sieht, wie der Kleine dem viel größeren Nordmann einen Krug über den Schädel zieht. Doch der Schlag kann Galrin nicht vollends niederstrecken und schließlich ringt er den Eindringling zu Boden und drückt ihn mit seinem Gewicht nieder. Phelan erkennt deutlich Umrisse, doch es ist zu dunkel, so dass er eilends nach einer schmierigen Öllampe greift, die auf dem wackligen Tisch steht und diese entzündet. Das erste, was er in der neuen Helligkeit erblickt ist Schilamas Gesicht, das mit großen Augen auf das Geschehen starrt. Phelan folgt ihrem Blick und jetzt erkennt auch er, dass es sich bei dem heimlichen Eindringling um ein kleines Mädchen handelt, das unter Tränen und mit gehetztem Blick zu ihm aufsieht. Phelan muß schmunzeln, das Bild ist wirklich zu abstrus: der große Nordmann und das magere, kleine Ding unter sich. "Galrin, was tut ihr da? Wollt ihr das Küken ausbrüten?" Eine schmale Blutspur sucht sich ihren Weg über die Stirn des Normanders, dort, wo der Wasserkrug ihn getroffen hat. Ganz offensichtlich ist die Verletzung aber nicht schlimm und sollte sich problemlos schließen lassen. In diesem Moment öffnet sich die Zimmertüre abermals und Phelans lässt erleichtert den Dolch sinken, als Kaney im Türrahmen erscheint. In seinem Gesicht ist deutlich abzulesen, dass auch er einige Momente benötigt um zu erfassen, was ihm hier geboten wird.

Galrin unterdessen erhebt sich von seiner seltsamen Sitzgelegenheit und zieht das Gör am Kragen auf die Füsse. Das Mädchen ist etwa zehen oder zwölf Monde alt und sie wirkt genauso verlaust wie der Rest der Taverne. Die Stelle, an der Galrin ihr Kinn erwischt hat, beginnt anzuschwellen und sich dunkel zu färben und beinahe bekommt Phelan Mitleid mit ihr. Er steckt seinen Dolch weg und beobachtet, wie das Kind auf einen Stuhl gesetzt wird. "Und was machen wir nun  mit der kleinen, diebischen Elster?" Es liegt nahe, dass das Kind sich an Galrins Sachen vergreifen wollte. Nicht umsonst hätte der Nordmann sich auf sie gestürzt. Dann kommt Phelan ein Gedanke. Wenn das Mädchen hier lebt, dann könnte sie vielleicht etwas wissen oder etwas gesehen haben. Vielleicht... Die Wahrscheinlichkeit ist gering, doch die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Kleine sitzt unterdess' zitternd auf dem Holzstuhl und blickt mit großen, beinahe panisch aufgerissenen Augen um sich. Tränen laufen ihr über die Wangenund es ist deutlich zu sehen, dass sie Angst hat.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 08. Mai 2004, 13:20 Uhr
>Galrin, was tut ihr da? Wollt ihr das Küken ausbrüten?<, läßt sich Phelan vernehmen, als er die beinahe schon grotesk zu nennende Szene vollends erfaßt. Dabei kann sich der Waldläufer ein Grinsen nicht verbeißen und auch Galrin läßt sich davon anstecken, als er scherzhaft tadelnd erwidert: "Wie Ihr als Waldläufer viel besser als ich wissen solltet, werden nur Eier ausgebrütet, damit Küken daraus schlüpfen. Aber da Ihr schon fragt... Ich war gerade dabei, diesem Klabautermann den Unterschied zwischen 'Mein' und 'Dein' zu erläutern. Wollt Ihr mir dabei vielleicht helfen?"

Bei den letzten Worten zieht der Nordmann die Kleine in die Höhe und setzt sie mit Schwung auf den Stuhl, den Schilama zuvor wohlweislich geräumt hat. Mit einem Stück Stoff, das er von der Bettdecke abgetrennt hat, bindet er die Arme des Kindes an der Stuhllehne fest, so daß sie sich aus eigener Kraft weder befreien, noch fliehen kann.
Als Phelan nun wissen möchte, was man mit dem Balg unternehmen solle, rollt der Nordmann die Augen, als würden sie wie große Murmeln in seinem Kopf herum kullern. Der Anblick ist wirklich furchteinflößend und das Maidlein auf dem Stuhl rutscht noch einige Fingerbreit tiefer in sich zusammen.
Galrin sieht den Waldläufer und die Elbe an und zwinkert ihnen verstohlen zu, so daß die kleine Diebin davon nichts mitbekommt, bevor er mit Grabesstimme antwortet: "Im Süden gibt es dafür eine recht effektive Handelsweise. Man hackt dem Dieb die rechte Hand ab, so daß ein jeder wisse, was der..." Galrin macht eine kurze Pause, bei der er das Kind wieder grimmig anfunkelt. "oder diejenige getan hat."

Während er im Zimmer herumgeht, deklamiert der Kapitän weiter: "Aber auch im Norden hat man eine recht wirkungsvolle Bestrafung entwickelt, bei der man sicher sein kann, daß der Delinquent nicht mehr stiehlt. Man wirft den Dieb in eine Grube voller ausgehungerter Wölfe, die dieses Mahl wohl zu schätzen wissen."

Fast beiläufig sieht der Schiffsbauer seine Gefährten an und grinst dämonisch: "Aber falls den geehrten Herrschaften noch etwas Grausameres einfällt, soll mir auch das recht sein."

Spielen wir doch ein bißchen Gut-und-Böse mit der Kleinen. Vielleicht kann sie uns etwas über Morganas Verbleib erzählen., denkt Galrin verschmitzt, während er jedoch nach außen hin weiterhin die Miene des grausamen Kinderverstümmlers zur Schau trägt und innerlich hofft, daß Phelan und Schilama mitspielen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 08. Mai 2004, 14:53 Uhr
Schilama hört jemanden reinkommen, da sie noch nicht wieder eingeschlafen ist, aber sie hält die Augen geschlossen, um nicht zu zeigen dass sie wach ist. Auch wenn sie in der Unterstadt ist und hier wohl beinahe jeder soetwas wie ein Dieb ist, will sie erst wissen was die Person vor hat. Als der Eindringling von Galrin gefasst wird, als dieser etwas von ihm stibitzen will, ist die Elbin schlagartig auf den Beinen, um wenn nötig einzugreifen. Doch Galrin wird gut allein damit fertig und als sie sieht wer sie da bestehlen wollte, weiten sich ihre Augen, angesichts des jungen Alters des Mädchens. So jung und trotzdem kommt sie hier herrein und versucht Leute zu bestehlen. Phelan hat inzwischen schon ein Licht angezündet und sieht ebenfalls genauer, wer sich da in das Zimmer geschlichen hat. Er scherzt ein wenig darüber, angesichts dessen, was der riesen Nordmann da mit dem Mädchen macht, aber sie kann über die Situation nicht lachen.

Als sich die Zimmertür Tür öffnet, erschrickt Schilama ein wenig, doch es ist nur Kaney. Der Nordmann fesselt derweil das Kind an den Stuhl. Was hat er denn jetzt vor? Sie hört einfach zu, aber als sie merkt was Galrin macht, gefällt ihr das nicht. Mag dies vor ihnen auch eine junge Diebin sein, sie ist immernoch ein Mensch, sogar ein Kind und Schilama will und wird nicht mit den Gefühlen von anderen spielen, wenn es sich vermeiden lässt.
Da sie sich denken kann, wieso der Nordmann das tut, unternimmt sie aber nichts und lässt die Männer das machen, denn sie selbst wäre am liebsten zu der Kleinen hinübergegangen und hätte ihr gesagt, dass alles gut ist und sie keine Angst haben muss. Um vorzubeugen dass sie das nicht doch noch tut, wendet sie sich ab, damit sie wenigstens nicht die verängstigten Augen der Kleinen sehen muss.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 08. Mai 2004, 20:20 Uhr
In der Schwarzen Orchidee


Der eigentliche Akt nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und wenn Seagull ehrlich ist, hat es ihm auch keinen Spass gemacht, sondern diente mehr dem Druckablassen als der Freude. Mit der Heilerin würde es gewiss anders sein und er verflucht ein weiteres Mal ihre Schwangerschaft. Das Mädchen zieht sich langsam wieder an und auch er schlüpft wieder in seine Hosen. Noch hat er nicht herausgefunden was er wollte, und er sucht nach einer Möglichkeit unverfänglich danach zu fragen. Er grübelt noch eine Weile und zieht sich langsam an um Zeit zu gewinnen. Das Bett hatte bei jeder  Bewegung geknarrt und tut es jetzt auch wieder, als er sich erhebt.

"Wie ist das eigentlich wenn eine von euch schwanger wird, tragt ihr das Kind aus oder gibt es hier in der Unterstadt eine Kräuterfrau oder so etwas, die euch dann aus der Patsche hilft. Und wenn nicht, habt ihr hier jemanden der bei den Geburten hilft?" Seagull versucht die Frage so unverfänglich zu stellen wie möglich und der Ton, den er anschlägt, deutet eher darauf hin, dass er nur irgendeine Konversation betreiben will, als dass er wirklich interessiert an der Anttwort wäre. Rose, so hatte sie sich ihm vorgestellt, lacht schallend los. Immer noch kichernd antwortet sie ihm. "Du stellst seltsame Fragen, darum hat sich noch keiner meiner Kunden gekümmert. Aber du hast recht wir haben einige Kräuterweiber hier, alles Weiber , die es oben nicht geschafft haben, weil sie mehr Scharlatanerie betrieben haben, aber hier unten haben sie sich auf so etwas spezialisiert. Die alte Kaila versteht sich auch darauf Kinder auf die Welt zu bringen und das ist hier noch nicht einmal selten. Es gibt nicht nur Huren hier unten, musst du wissen. Obwohl die meisten sich ihr Geld auf diese Art verdienen, aber lass uns wieder nach unten gehen oder willst du noch eine Runde ?" Sie grinst anzüglich und Seagull kann sich ein Grinsen auch nicht verkneifen, nicht wegen ihrer letzten Anspielung, sondern weil er herausgefunden hatte, was er wollte. Die alte Kaila würde schon aufzutreiben sein, wenn er sie brauchte. Auf ihre letzte Frage schüttelt er nur mit dem Kopf. "Nein lass es gut sein, nicht das ich nicht mehr könnte, aber ich habe auch noch andere Dinge zu tun, als mich hier zu vergnügen."

Rose nickt nur und öffnet dann die Tür des Zimmers, aus dem Nebenzimmer dringen eindeutige Geräusche auf den langen Flur, der mit Öllampen und dicken Kerzen spärlich erhellt wird. Hier in diesem schummrigen Licht, könnte man Rose fast als hübsch bezeichenen, aber Seagull ist sich sicher, würde sie ans Tageslicht gehen, wäre sie hässlich wie die Nacht. Er steigt mit ihr die Stufen hinunter und gibt ihr an der Theke noch einen Wein aus. Bezahlt hat er sie schon oben im Zimmer und Rose verschwindet für einen Moment in einen Raum hinter der Theke, sicherlich um ihr Geld abzugeben und nur einen geringen Teil in ihre eigene Geldkatze wandern zu lassen.

Nachdem sie zurück gekehrt ist, unterhält er sich noch ein wenig mit ihr, doch viel nützliche Informationen bekommt er nicht mehr, aber das ist auch nicht nötig, das was er wissen wollte, hat er gehört. Nachdem er seinen Rum ausgetrunken hat, beschliesst er noch über den Wolfsmarkt zu gehen, dort würde er die neuesten Gerüchte hören und auch vielleicht noch eine neue Waffe finden. Nicht dass er mit seinen alten nicht auskommen würde, aber ein Pirat kann nie genug Waffen haben. Er verabschiedet sich von Rose und verlässt die Orchidee um in das Treiben auf dem Wolfsmarkt zu tauchen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 09. Mai 2004, 13:05 Uhr
Das wenige was Morgana noch an Zeitgefühl hat, lässt sie die folgenden Stunden vorkomen wie eine Ewigkeit, wieder bleibt ihr nur das Grübeln, um die Zeit zu überbrücken und grad dieses Grübeln ist nicht besonders gut für sie. Sie malt sich ihre Zukunft in den dunkelsten Farben aus und die wenige Hoffnung, die sie hatte, schwindet schneller, als Sand durch die Finger rinnt.

Wieviel Zeit wirklich vergeht, während sie auf dem Eimer sitzt, den Ratten dabei zu sieht, wie sie die restlichen Krümel von dem Tablett klauben, kann sie nicht sagen, aber es kommt ihr länger vor als sonst. Ihr Magen knurrt bereits wieder, aber niemand kommt um ihr etwas zu Essen zu bringen.Vielleicht hat er es sich doch anders überlegt, oder etwas ist geschehen, was seine Pläne geändert hat. Eine ganze Weile lauscht sie nach oben zur Decke um Stiefelschritte zu hören, doch ausser dem Tapsen von kleinen Rattenfüssen ist nichts zu hören. Angst greift mit einer kalten Hand nach ihr. Was wenn sie einfach alle gegangen sind und sie hier ihrem Schicksal überlassen, aus welchen Gründen auch immer. Sie lauscht noch eine ganze Weile, aber sie hört kein einziges menschliches Geräusch. Das Fieber kehrt wieder zurück und auch ihre Wunde am Handgelenk beginnt erneut zu klopfen. Sie fühlt sich matt und kraftlos, und hatte sie nach dem Essen noch die Hoffnung, dass alles irgendwie wieder gut würde, schwindet diese Hoffnung zusehends, je länger sie über ihre Situation nachdenkt.

Sie versucht zu schlafen, aber der Schlaf will sich nicht einstellen, weil egal wie sie sich setzt, irgendetwas an ihrem Körper schmerzt. Ihre Muskeln sind verkrampft, Hand- und Fusgelenke aufgescheuert und die Wunde am Hals, die der Dämon ihr zugefügt hat, schmerzt auch erneut. Sie fühlt sich elendig und sie hat das sichere Gefühl, dass sie es hier unten nicht mehr lange aushalten wird ohne ihren Verstand zu verlieren. Sie klammert sich an die wenigen realen Dinge in diesem Raum, das flackernde Talglicht, das sich aber auch bald dem Ende zuneigt und dann würde die Dunkelheit kommen, und bei dem Gedanken daran, kriecht eine Gänsehaut ihren Rücken herunter. Als Preisterin der Faeyris liebt sie die Nacht, aber vollkommene Dunkelheit bereitet ihr Angst, besonders in diesem Raum, wo sie  dann nicht sehen kann, welches Getier sich auf sie zubewegt und versucht an ihr hochzukrabbeln. Bei dem Gedanken spührt sie förmlich wie etwas ihre Beine hochkrabbelt und sie hebt mit einem Schaudern ihre Kleidung hoch, kann aber ausser vollkommen dreckigen dünnen Beinen nichts entdecken.

Sie zwingt sich dazu an schönere Dinge zu denken, an ihren Vorgarten der Kräuterkate, der jetzt im Frühling mit bunten Blumen übersät sein muss. Ihr fällt Lupin ein und sie macht sich ein wenig Sorgen, ob sich jemand um ihn kümmern wird. Sie glaubt zwar, dass der Wolf auch alleine zurecht kommt, aber er hatte sich schon so an die menschliche Gesellschaft gewöhnt, dass es ihm sicher schwer fällt alleine durchs Larisgrün zu streifen. Alle schönen Gedanken, die sie denkt, kehren irgendwnan zu kummervollen und traurigen Gedanken zurück. Bald würde das Inarifest gefeiert werden, ein fröhliches, ausgelassenens Fest und sie erinnert sich daran, wie sie Lyn kennengelernt hat und mit ihm auf dem Fest war. Wie sie sich damals in ihn verguckt hat, er aber die Nacht bei Kyra verbracht hat.Schon damals hätte ich wissen müssen, dass diese Beziehung kein gutes Ende nimmt, aber ich hab wieder einmal gedacht, ich könnte jemanden ändern. Nun siehst du was dabei heruasgekommen ist.

Sie legt eine Hand auf ihren Bauch und spürt wie das Kind sich träge darin bewegt, sie ändert ihre Position und ein Schmerz rast durch ihren Rücken, als sie steife Muskeln bewegt. Noch immer ist niemand gekommen um nach ihr zu sehen und auch kein Laut ist von oben gekommen. Ihr Körper sackt ein wenig zusammen und Tränen fliessen ungewollt über ihre schmutzigen Wangen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 09. Mai 2004, 15:35 Uhr
Anscheinend ist schon jemand von den anderen wach, Kaney vernimmt verschiedene Geräusche aus dem Zimmer, und auch einige Worte...
"Galrin.... wollt....ausbrüten..."
Naja, zum Glück sind die Wände doch nicht so dünn, dass man jedes einzelne Wort versteht.
Kaney unterlässt es, zu klopfen, er öffnet einfach so die Tür, und was er dann sieht, lässt ihn einige Momente lang verwirrt dreinschauen.
Phelan steht mit einem Dolch in der Hand vor ihm, dass kann sich Kaney ja noch irgendwie erklären, er hätte vermutlich auch seinen Dolch gezogen, wenn jemand hier in diesem... Gasthaus einfach so ohne anzuklopfen sein Zimmer betreten würde...
Aber bei den Göttern, wieso hockt Galrin auf... ja, auf wen eigentlich? Was war hier geschehen?
"Im Süden gibt es dafür eine recht effektive Handelsweise. Man hackt dem Dieb die rechte Hand ab, so daß ein jeder wisse, was der oder diejenige getan hat."  spricht der Nordmann, während er die fremde Person - noch ein Kind, soweit Kaney es erkennen kann - und nun versteht Kaney langsam, was anscheinend passiert ist.
Irgendjemand hat versucht zu klauen, und dieser Versuch ist anscheinend gehörig misslungen.
Schnell schlüpft er in das Zimmer hinein, wenn jemand draußen vorbei lief, würde derjenige sich garantiert wundern, wieso jemand, den Kopf durch die Tür steckend, auf dem Flur herumsteht.
Leise schließt er die Tür, und diese hier knarrt ausnahmsweise nicht, wofür Kaney den Göttern dankbar ist.
Immer noch etwas verwirrt steht er nun vor der verschlossenen Tür, und fragt Phelan dann leise:
"Soll ich besser Shyada dazuholen?"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 10. Mai 2004, 10:48 Uhr
Was sich erst als eine etwas groteske Situation dargestellt hat, das hat die Lächerlichkeit nun gänzlich verloren, als Galrin den Bogen derart überspannt. Das Mädchen hat Angst, Phelan kann es förmlich riechen. Wie ein kleines Tier, das in der Falle hockt und auf einen schmerzhaften Tod wartet. Phelan hört Kaneys Worte, aber schüttelt nur kurz den Kopf. "Ich denke es reicht, Galrin." Sein Tonfall gibt den Anwesenden unmissverständlich zu verstehen, dass es diese Art des Verhörs bei einem Kind nicht billigen kann und will. Wie als ob es nötig ist einem Kind der Unterstadt etwas von Schmerz und Folter zu erzählen. Die Kleine hat braunes, stumpf glänzendes Haar, das sicher schon lange weder Kamm noch Bürste gesehen hat und helle Augen starren ängstlich und wasserhell zu ihnen auf. "Wir wissen ja noch nicht einmal, wo wir ansetzen müssen", zischt Phelan. Langsam nähert er sich dem Mädchen, dessen Blick durchs Zimmer hetzt und legt ihr vorsichtig die Hand auf den Arm. "Hab keine Angst", spricht er, so dass nur sie es verstehen kann. "Wir haben lediglich ein paar Fragen und die wirst du uns sicher gern beantworten, damit wir alle vergessen können, was hier geschehen ist", fährt Phelan dann etwas lauter und in bestimmtem Tonfall fort. Ihm ist klar, dass die Kleine im schlimmsten Fall Alarm schlagen würde, sobald sie aus dem Zimmer hinaus wäre, von den Fremden, die versucht haben sie auszuhorchen. Vielleicht aber würde sie auch den Mund halten, aus Angst vor einer Strafe wegen ihres versuchten Diebstahls. Die Möglichkeiten stehen gegeneinander, aber es würde sich sicherlich eine Lösung finden. Atem des Mädchens geht langsamer, während der Waldläufer ihr beruhigend über den Arm streicht und ihr Ruhe zu vermitteln versucht. Wenn er weitermachen würde, dann könnte er sie vielleicht damit zum Einschlafen bringen, was später noch von Nutzen sein könnte.

"Hör mir zu, Mädchen. Was du hier tun wolltest... hast du das schon öfter versucht? Vielleicht dann, wenn Fremde hier Quartier haben, die niemals wieder auftauchen werden? Das ist sicher verlockend für dich, hm? Eine kleine, schwarze Katze in der Dunkelheit, kein Geräusch und kein Licht und niemals da gewesen." Seine Stimme ist sanft und eindringlich, doch er weiß nicht so recht, wie er an sie herankommen, das Schweigen ihres zu einer Linie zusammengepressten Mundes brechen soll. Ihr Kinn ist mittlerweile beinahe anderthalb Mal so groß wie vorher und blau und rot unterlaufen. "Lass mich das ansehen." Sie zuckt zurück, lässt dann aber zu, dass der fremde Mann vorsichtig die wunde Stelle berührt und ihr den schlimmsten Schmerz nimmt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 10. Mai 2004, 11:30 Uhr
>Ich denke es reicht, Galrin.<, tönt die Stimme des Halbelben durch den Raum, und obwohl der Schiffsbauer sich normalerweise von niemandem etwas sagen läßt, den er erst seit so kurzer Zeit kennt, läßt er es für den Augenblick bewenden. Nichtsdestotrotz behält er seinen grimmigen Gesichtsausdruck bei und denkt nicht daran, diese Haltung kurzfristig aufzugeben.

Da nennt dieser Waldläufer auch noch meinen Namen mehrfach vor der kleinen Göre. Verratet Ihr doch gleich, daß ich ein Schiffsbauer aus Normand bin, daß nebenan die Amazone Shyada sitzt, daß Kaney von der Steinfaust stammt und daß wir die Heilerin Morgana suchen, Narr., denkt der Nordmann und verdreht innerlich die Augen. Doch dann postiert er sich an der Tür und läßt das Kind nicht aus den Augen. Dieses blickt Phelan mit großen Augen an und erwartet wohl, gevierteilt zu werden. Doch schließlich beruhigt sich die Kleine. Und obwohl sie immer wieder zu dem Normander an der Tür hinüber sieht, flüstert sie Phelan leise zu: "Es tut mir leid, Herr. Ich werde Euch Eure Fragen beantworten, so gut ich kann."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 10. Mai 2004, 15:46 Uhr
Gut, anscheinend brauchen sie hier keine Hilfe der Amazone, also schlüpft er auch schon wieder zur Tür hinaus, vorher flüstert er Galrin noch zu: "Ich denke, wir werden uns spätestens heute Abend... ehm... in einigen Stunden hier wieder treffen... Ich geh... in Begleitung mich hier unten etwas umsehen..."
Kaney hofft, dass Galrin verstanden hat, dass er mit Shyada losziehen wird - oder besser gesagt, losziehen muss - , dann huscht er auch schon über den Flur zurück in das andere Zimmer.
Wieder knarrt die Tür als Kaney diese öffnet, und die Amazone blickt ihn nur fragend an.
"Die Drei sind wach, aber sie sind... beschäftigt. Sie haben jemanden gefunden, dem sie Fragen stellen können..."
Kurz schweigt der Werblütige, überlegt, ob er genauer darauf eingehen soll, beschließt dann aber, nicht hier davon zu reden.
"Wenn wir uns draußen umsehen wollen, sollten wir langsam losgehen... die anderen wissen, dass wir für einige Stunden unterwegs sind..."

Shyada will schon den Mund öffnen, und Kaney weiß, was sie sagen will, aber er ist einen Moment schneller, erklärt mit fester Stimme: "Nein, du wirst nicht alleine durch die Unterstadt gehen. Du hast selber gesagt, dass nach Möglichkeit niemand alleine losziehen soll."
Kaney läuft einen Moment lang rot an, senkt den Kopf, weil er der Anführerin dieser Expedition einfach so in das Wort fällt.
Aber dann schaut er der Amazone in die Augen.
Er erwartet irgendeinen Rüffel, oder Kommentar, weil er der Amazone einfach so erklärt, was sie nicht tun soll, aber sein Entschluss steht - und das trotz der Abneigung, die er für Shyada hat.
Er wird sie begleiten, auch dann, wenn die Amazone ihm etwas anderes sagt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 10. Mai 2004, 16:06 Uhr
Galrin nickt Kaney kurz zu und tritt dann einen Schritt zur Seite, damit der Junge an ihm vorbei durch die Tür verschwinden kann. Kaum ist Kaney draußen, schließt der Nordmann wieder die Tür und stellt sich abermals davor, um einen möglichen Fluchtversuch der Kleinen bereits im Keim zu ersticken.

Während der Halbelb mit dem Mädchen redet, blickt der Schiffsbauer das Kind mit kalter Miene an. Zwar verhält er sich... vorübergehend... nicht direkt aggressiv, aber in seinen Gesichtszügen zeigt sich nichts von der Wärme, die normalerweise das Gemüt des Nordmannes bestimmt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 10. Mai 2004, 17:08 Uhr
Jetzt schon? Shyada kann sich beim besten Willen nicht erklären, woher die anderen drei bereits jetzt jemanden zum verhören herhaben und würde entsprechend am liebsten nachhaken, doch sieht Kaney nicht so aus, als ob er weiter darauf eingehen will.
Es erstaunt die Amazone, dass Kaney heute scheinbar gesprächiger ist, doch ist dies nichts im Vergleich zu der Feststellung, dass der Wargjüngling es tatsächlich wagt ihr etwas vorzuschreiben. In dem Moment wo Kaney spricht ist seine Stimme fest und duldet keinen Widerspruch, doch dann läuft er abermals rot an und sieht betreten zu Boden. Sie mal einer an...
Shyada weiß im ersten Moment nicht, ob sie wütend darüber sein soll oder doch lieber lachen sollte. Sie entscheidet sich fürs Letztere. Ihre Augen blicken vergnügt auf, als sie sich Kaney nähert und dieser gewahr wird, dass ihm kein Unheil von Seiten der Amazone droht.
"Bloß nicht zu mutig , mein Kleiner." Shyada zwinkert Kaney zu und berührt mit ihren Zeigefinger der rechten Hand kurz die Unterseite seines Kinnes. Das Kaney sich ein wenig versteift, entgeht der Amazone natürlich nicht.
"Komm, wollen wir mal sehen, was wir Schönes herausfinden."

Kaney hebt nur noch seinen Umhang vom Boden auf, dann verlassen die beiden- eigentlich eher drei, wenn man Garok mit dazu zählt- das Zimmer. Da die Amazone noch keinen wirklichen Hunger verspürt und die Gerüche im Schankraum auch kein Hungergefühl beschleunigen, sondern eher das Gegenteil, durchqueren Shyada und Kaney, der ebenfalls freiwillig auf ein Essen hier verzichtet, den unteren Bereich der Taverne und verlassen diese auch kurz darauf.
"Wir sollten uns zuerst auf dem Wolfsmarkt umsehen. Dort kann man einiges erfahren, ohne groß Fragen stellen zu müssen." Shyada blickt prüfend in Kaneys gelbe Augen, doch traut sie dem schüchternen Jungen zu, dass er weiß, wie er sich hier zu verhalten hat und das er aufpassen muss bei dem, was er tut oder sagt.
Als sich unmittelbar vor den beiden eine Lücke auftut, nutzen Kaney und Shyada die Gelegenheit und schlüpfen hindurch. Einige Schritte weiter stehen sie bereits im dichten Getümmel und von überall dringt Marktgeschrei an ihre Ohren. Dazwischen das Gemurmel der einzelnen Gespräche- von denen keines wirklich interessant ist- und die "Düfte" für welche die Unterstadt berühmt ist. Im Gegensatz zu ihrer Ankunft, sieht sich Shyada dieses Mal mehrmals nach Kaney und dessem Hundefreund um und gibt Notfalls Handzeichen, wohin sie zu gehen gedenkt.
Im Bereich der Marktstände lichtet sich das Gedränge etwas, so dass es den beiden durchaus gelingt neben einander zu gehen, ohne zu befürchten gleich wieder von jemanden angerempelt zu werden. Shyada und Kaney hatten ihre Gesichter die ganze Zeit über wieder unter den Kapuzen ihrer Umhänge versteckt, doch nimmt die Amazone ihre jetzt ab. Ihr Aussehen würde insbesondere bei der Befragung des männlichen Teils der unterstädtischen Bevölkerung einige Vorteile bringen und dieser hat nun mal den weitaus größeren Anteil. Die Stände und Waren gleichen jenen die auch im eigentlich Talyra zu finden sind, doch hier in der Unterstadt, macht sich niemand die Mühe etwas besonders zu waschen oder zu polieren, sondern legt es so hin, wie es gestohlen oder anderweitig erbeutet wurde.
Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich das Obst bereits schimmelt und Waffen noch das Blut ihrer Opfer an sich haften haben.

Während Kaney und Shyada über den Wolfsmarkt schlendert, schnappt Shyada einiges auf, aber nichts ist wirklich von Belang. Sie glaubt mehrmals das Wort Formoraig zu hören, aber wenn selbst Olyvar das schon weiß, dann hätte es verwunderlich sein müssen, wenn es hier unten niemand gewußt hätte und somit wäre es ein ziemlich sinnloses Unterfangen jeden zu Befragen der das Wort der Schwarzpiraten in den Mund nimmt.
Shyadas Aufmerksamkeit wird plötzlich von Waffen erregt, die im Schein der Fackeln glänzen und allem Anschein nach auf Glanz poliert sind. Mit einem Kopfnicken deutet sie Kaney die Richtung und beide gehen auf den Stand zu. Kurz bevor sie ihn erreichen bedeutet Shyada dem Jüngling, dass er sich lieber abseits halten und beobachten soll, ob sie ihrerseits beobachtet werden. Da sie Fremde sind, würden mögliche Beobachter gute Informationsquellen sein.

Der Stand selber sind eigentlich nur zu Hauf gestapelte Holzkisten auf denen dreckige Leinenstücke die Waffen umhüllen und nur teilweise zeigen. Ein dicker, nach Schweiß stinkender Mann ist gerade mit dem Händler beschäftigt, so dass Shyada sich die Waffen in Ruhe angucken kann. Warum weiß sie selber nicht genau, aber irgendwas kommt ihr falsch bei diesen Waffen vor, auch wenn sie auf den ersten Blick tadellos wirken. Vielleicht sind es auch nicht die Waffen... Wer bei allen zwölf Göttern macht sich hier die Mühe, diese so zu polieren?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 10. Mai 2004, 18:16 Uhr
Seagulll geht eine Weile ohne festes Ziel über den Wolfsmarkt, er sieht sich hier und da ein paar Waffenstände an, aber die meisten Waffen sind schartig oder noch beschmutzt vom Blut derer, die durch die Klinge starben. Auf solche Waffen hatte er keine Lust, er hätte sie dann erst richten müssen und dafür fehlte ihm wirklich die Zeit. So schlendert er durch die Stände, doch seine Augen bleiben wachsam, und schauen sich jeden genau an. Dem Dieb, der nach der Geldkatze greifen wollte, hatte er durch einen festen Griff und einem kräftigen Dreher zumindest einen Finger gebrochen, so dass dieser sein Handwerk wohl für eine Weile nicht ausüben konnte. Seagull war dies egal und anscheinend hatte sich diese Aktion wie ein Lauffeuer unter den Dieben des Wolfsmarktes ausgebreitet und er wurde nicht weiter belästigt. Ein Stand erregt plötzlich seine Aufmerksamkeit, und es sind nicht nur die Waffen, die der Stand feilbietet, sondern auch die Frau, die sich diese betrachtet.

Beim Dunklen, was hat ein so hübsches Weibsbild wie die da, hier unten in der Unterstadt zu suchen. Seagulls Interesse ist geweckt. Er hätte nichts dagegen, nach dem mehr oder minder unbefriedigenden Akt mit der Hure, sich nun dass zu holen, was er eigentlich wollte. Er geniesst den Anblick einen Moment und er geniesst es auch hier auf dem Wolfsmarkt zu sein und nicht in dem stickigen Haus, das er die letzten Tage nicht verlassen hat. Eine Weile beobachtet er sie äusserst unauffällig und bleibt selber ständig in Bewegung, doch er kann nicht sehen, dass sie in Begleitung ist. Als er sich sicher ist, dass sie ohne Begleitung ist, geht er langsamen und gelangweilten Schrittes auf den Stand zu. Erst stellt er sich an das andere Ende und betrachtet sich die Waffen, die ganz im Gegensatz zu den anderen Ständen blinken. Schwerter interessieren ihn nicht, zu unhandlich für hier unten. Die Frau steht bei den Dolchen und so gesellt er sich unauffällig neben sie. Für einen Moment betrachtet er sie unter seiner Kapuze her und fast hätte er laut gepfiffen als er feststellt, dass sie ein wirklich hübsches Gesicht hat.

Er nimmt einen der Dolche in die Hand und wiegt ihn hin und her, dreht ihn einmal flink zwischen seinen Fingern und hält ihn dann am ausgestreckten Arm von sich, um zu sehen, ob die Klinge gerade ist. Er lässt seinen Blick wieder zu der Frau schweifen, die ihn bis jetzt keines Blickes gewürdigt hat, und wenn doch, dann nur so, dass er es nicht mitbekommen hat. Er zieht seine Kapuze ein Stück zurück, so dass man nun sein Gesicht erkennen kann, dass von der See gegerbt ist und das die eindeutigen Züge der Formoraig trägt. "Dolche sind die richtigen Waffen für eine Frau", lässt er ganz ohne jede Wertung in ihre Richtung fallen und blickt sie dann für einen Moment an."Habt ihr euch schon entschieden, ich könnte euch behilflich sein, ich kenne mich mit Waffen aus."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 10. Mai 2004, 19:14 Uhr
Natürlich zuckt Kaney zusammen, als Shyada anfängt zu lachen, und innerlich flucht er darüber.
Doch anscheinend ist dieses Lachen kein Anzeichen dafür, dass die Amazone Kaney für vollkommen verrückt hält, nein, anscheinend erfreut sich Shyada daran, dass Kaney versucht ihr Vorschriften zu machen.
"Bloß nicht zu mutig , mein Kleiner." meint sie, immer noch ein Grinsen auf den Lippen, während sie mit ihrer rechten Hand sein Kinn berührt.
Kaney schluckt nach dieser kurzen Berührung, und bedankt sich bei den Göttern, dass Shyada heute anscheinend einen sehr guten Tag hat.

Kaney muss sich außerhalb der Taverne beherrschen, um sich nicht andauernd die Nase zu reiben. Der Gestank der Unterstadt kratzt ihm wieder in der Nase, und eigentlich will der Werblütige diese Gerüche nur loswerden, aber das geht ja leider nicht.
So kratzt er sich, während sie sich einen Weg durch die Menschenmassen am Wolfsmarkt bahnen, nur ab und an die Nase.
Und wieder muss Kaney Ellenbogen einsetzen, um einigen Bewohnern der Unterstadt klarzumachen, dass er genau da durchwill, wo genau der Bewohner gerade herumsteht.
Dabei lässt Kaney ab und an ein Schimpfwort fallen, bei dem die Unterstädtler wohl anerkennend nicken würden.

Während Shyada ihre Kapuze abnimmt, behält Kaney seine auf, so wurde sein Gesicht - und vorallem seine gelben Augen - noch etwas verborgen, aber auch er betrachtet die ausgelegten Waren, teils interessiert, teils abgestoßen.
Dem schimmeligen Obst würdigt er keinen Blick, genauso wenig den Schmuckstücken, die blutverschmiert sind, und auch die schartigen Waffen interessieren Kaney wenig.
Er lauscht lieber, was er so interessantes hört, und versucht sich so viel wie möglich von dem, was er sieht, zu merken.

Nach einigen Ständen erregt irgendetwas die Aufmerksamkeit von Shyada, einige polierte Waffen, wie Kaney - nachdem er sich etwas genauer umgeschaut hat - bemerkt.
Shyada gibt ihm den Befehl, etwas zurückzubleiben, und innerlich grummelt Kaney schon wieder.
Er hätte sich die Waffen auch gerne angeschaut, aber nein, Frau Amazone hatte ja etwas dagegen, und nun musste er hier rumstehen, vielen Dank, Frau Amazone!

So stellt Kaney sich in einigen Metern Abstand zu der Amazone an einen anderen Stand, wirft ab und an einen Blick auf das dort angebotene Warensortiment, und ansonsten wirft er öfters einen Blick auf Shyada, die sich die Waffen anschaut.

Hopala... denkt Kaney, als er wieder einen Blick in Richtung der Amazone wirft.
Eine Gestalt mit einem schwarzen Umhang erregt aus irgendeinen Grund die Aufmerksamkeit des Werblütigen, wieso, das weiß Kaney erst selber nicht, doch dann bemerkt er, wie die Gestalt - ein Mann, da ist Kaney sich sicher - einmal irgendwie hinter Shyada herumschleicht, und dann andererseits sich verstohlen umblickt, als würde er irgendetwas suchen...
Irgendetwas an dem Kerl verursacht bei Kaney eine leichte Gänsehaut, und Kaney schüttelt sich kurz, mustert dann aus der Entfernung weiter die Gestalt im schwarzen Umhang.
Unauffällig folgt Kaney den Bewegungen des Mannes und als sich dieser immer weiter Shyada nähert, hat Kaney eine Idee, was der Kerl sucht.
Der sucht mich... also jemand, der mit Frau Amazone zusammen unterwegs ist... ha!

Kaney grinst leicht. Im Wald hat er gelernt, wie man seine Beute beobachtet, ohne dass diese ihn bemerkt. Er hatte auch gelernt, wie er die Beute betrachten musste, ohne dass es diesem zu sehr auffällt, denn Tiere haben bei sowas einen sechsten Sinn, sie spüren es, wenn man sie anstarrt, und werden nervös, denn sie wissen, dass da ein Fressfeind lauert.

Dieses Wissen benutzt Kaney nun bei dem Fremden,  er schaut immer dann auf das Warensortiment vor ihm, wenn der Kerl sich suchend umblickt, und tatsächlich scheint der Fremde nichts bedrohliches festzustellen, denn er nähert sich immer weiter Shyada, bis er neben derselbigen steht, mit einem der polierten Dolche  herumhantiert, und dann irgendwas zu ihr sagt.
Interessant, interessant... denkt er noch, während er seinem Hund geistesabwesend über den Kopf streichelt.
Wieso hatte er bei dem Kerl nur ein so seltsames, ja, eigentlich schlechtes Gefühl?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 10. Mai 2004, 20:26 Uhr
Sämtliche Waffen die sich vor Shyada befinden, erwecken nicht wirklich das Interesse der Amazone, immerhin hatte sie ja erst vor kurzem ihre neuen Dolche teuer erstanden. Trotzdem irritiert sie die Tatsache, dass es wirklich jemanden geben soll, der sich um seine Waren kümmert. Vielleicht suchst du aber auch in jeder Winzigkeit eine Spur und siehst Schatten wo keine sind. Shyada weiß nicht recht, was sie davon halten soll, da sie sich bisher selten getäuscht hat. Sie lässt ihren Blick immer wieder über die Waffen gleiten, aber sie bleiben einfache Waffen. Vielleicht von Blaumänteln? Der Gedanke scheint Shyada fast absurd, doch würde der Händler seine Gründe haben, doch beschließt Shyada, dass es sich für sie nicht wirklich lohnen würde, diese zu wissen.
Neben ihr steht plötzlich der Mann, den sie vorher aus den Augenwinkeln heraus gesehen hatte und greift wahllos nach einer der Waffen und fuchtelt, ähnlich wie Shyada bei Sol in der Schmiede, mit dieser herum. Scheinbar weiß der Mann was er tut, denn seine Bewegungen sind die eines Kämpfers und verraten viel Erfahrung. Das er für Shyadas Geschmack ein wenig zu dicht an ihr steht, kann der Mann nicht wissen, doch scheint er dies bewusst getan zu haben, da er sie, kaum dass er mit seinen Dolchspielchen fertig ist, anspricht.

"Das sieht man." Bestätigt die Amazone die letzten Worte. Ihre Stimme wirkt neutral wie immer und ihr Gesicht hat wieder jenen überheblichen Ausdruck, der deutlich macht, dass ihr nicht nach irgendeinem Geplänkel ist und sie sowieso nicht weiß, warum der Mann auf die Idee kommt, sie einfach anzusprechen. Die grünen Augen der Amazone mustern ihr Gegenüber und Shyada gibt sich nicht wirklich viel Mühe ihre Musterung zu verstecken. Wozu auch, Shyada glaubt nämlich nicht wirklich daran, dass er sie nur wegen der Dolche angesprochen hat. Der Mann ist ein Stück größer als Shyada, so dass sie zu ihm aufsehen muß. Eine Strähne schwarzen Haares lugt unter der nur teilweise zurückgezogenen Kaupuze hervor und steht im Kontrast zu der sehr hellen Haut des Mannes. Trotz der Hautfarbe wirkt der Mann keineswegs zerbrechlich, da sein Gesicht verrät, dass ihn das Klima seines Herkunftlandes geprägt hat.
Ein knappes Lächeln geht über die Lippen der Amazone, doch zeigt es keinerlei Wärme, sondern verdeutlich nur, dass Shyada ihr Gegenüber unter anderen Umständen gefallen könnte. Du hast weder Zeit für irgendwelche Spielchen, noch weißt du wo er sich überall herumgetrieben hat. Das die Männer mit denen sie sich bisher Nächte um die Ohren geschlagen hat, vorher nie ein Hurenhaus betreten haben, würde Shyada nie abstreiten, doch ist sie sich sicher, dass diese wahrscheinlich nicht irgendwelche Krankheiten davongetragen haben. Nach der Musterung schweift ihr Blick wie zufällig von dem Mann ab und betrachtet in aller Seelenruhe einiger der umstehenden Personen. Bei einigen verzieht sie angewidert ihr Gesicht. Auch blickt sie kurz zu Kaney, aber nur so so lange, wie sie glaubt es sich erlauben zu können und ohne ihn dadurch zu verraten. Schön aufpassen, Kleiner.
Danach sieht Shyada wieder zu dem schwarzhaarigen Mann.
"Was bringt euch auf die Idee, dass ich eure Hilfe in Anspruch nehmen würde? Und was wenn ich mir die Waffen nur zum Spaß ansehe, weil sie so schön glänzen."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 10. Mai 2004, 20:50 Uhr
Seagull merkt wie sie ihn mustert und spührt die Blicke fast förmlich auf der Haut soso eine kleine Katze also, sehr selbstbewusst. Er lässt die Musterung über sich ergehen, legt nebenbei den Dolch wieder hin und beginnt auch sie unverhohlen zu mustern. Was er sieht gefällt ihm, sie hat etwas fremdländisches an sich, aber noch weiss er es nicht genau zuzuordnen. Als sich ihre Blicke treffen hält er ihrem Stand und als sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht zeigt, zieht auch er seine Mundwinkel ein wenig nach oben. Ihr Blick schweift wieder ab, aber nicht so als würde sie seinem nicht standhalten können, sondern eher so, als sei sie nicht weiter an ihm interessiert. Das reizt ihn natürlich und so schnell wird er sicherlich nicht aufgeben.

Er wendet sich wieder den Waffen zu und zeigt kein weiteres Interesse an der Frau, obwohl sie ihn natürlich weiterhin brennend interessiert. Er betrachtet sich einen anderen Dolch, der ihm eher zusagt als der erste, da er länger ist und seine Klinge schmaler und somit leichter, obwohl sie länger ist. Er nimmt auch diesen Dolch in die Hand und will gerade die Balance austesten, als sie wieder spricht. >Was bringt euch auf die Idee, dass ich eure Hilfe in Anspruch nehmen würde? Und was wenn ich mir die Waffen nur zum Spaß ansehe, weil sie so schön glänzen.<  Er sieht sei einen Moment an und beginnt dann rauh zu lachen. "Entschuldigt aber ihr seht nicht so aus, als würde euch viel an funkelndem Kram liegen, ihr seht eher aus wie jemand, der es versteht mit solchen Waffen umzugehen." Er unterbricht sich selbst, legt den Dolch bei Seite und dreht sich zu ihr um. "Und ehrlich gesagt, war mein Angebot nur ein Vorwand um mit euch ins Gespräch zu kommen. Ihr seht nicht aus wie eine der Frauen, die sich üblicherweise hier in der Unterstadt herumtreiben." Seagull kommt überhaupt nicht auf den Gedanken, dass von dieser Frau Gefahr ausgehen könnte, einfach aus dem Grund, weil er sich nicht vorstellen kann, dass die Stadtwache eine Frau nach hier unten schicken würde um Nachforschungen anzustellen. Er wiegt sich in Sicherheit und so geht er auf das Spiel ein, dass die Frau beginnt und langsam dämmert es ihm, dass sie eine Amazone sein könnte, von denen er schon gehört, aber noch nie einer begegnet ist, was die ganze Sache noch reizvoller machen würde.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 10. Mai 2004, 22:10 Uhr
Das rauhe Lachen des Mannes ist Shyada fast unangenehm und klingt falsch in ihren Ohren. Bisher gab es in ihrem Leben nicht viel zu lachen und auch sonst neigt die Frau kaum zu einem. Zudem befinden sie sich in der Unterstadt und dort neigt man gewöhnlich nur zu einem Lachen, wenn man ein wenig zuviel getrunken hat oder leicht hysterisch aufgrund einer ausweglosen Situation ist. Die Amazone quittiert den Ausbruch des Mannes mit einem Verziehen der Mundwinkel. Doch so sehr Shyada dem Lachen abgeneigt ist, umso mehr kennt sie sich in dem Spielchen aus, auf das der Mann gerade eingeht. Das ausgerechnet in der Unterstadt jemand zu finden ist, der allem Anschein nach reges Interesse an ihr hat, stört die Amazone in wenig. Vielleicht liegt es auch einzig an der Tatsache, dass hier niemand etwas zu befürchten glaubt und sonst nur ausgehungerte Huren vorgesetzt bekommt, aber die Art des Mannes hat etwas und Shyada ist sich sicher, dass der Mann hilflos wie ein Fisch an der Leine zappeln würde, wenn sie aus diesem Spiel Ernst machen würde. Shyada bedauert die Umstände fast schon, doch ist keine Zeit dafür und anmerken tut man es ihr ohnehin nicht. Außerdem ist Morgana im Augenblick einfach wichtiger, so dass es nur bei einem Gespräch bleiben würde, aber vielleicht würde dieser Mann, der nicht den Eindruck eines heruntergekommenen Diebes macht, auch einiges Wissenswertes verraten.

"Fassen wir zusammen: ich sehe nicht so aus als wenn ich in diesem Drecksloch wohnen würde und kann angeblich mit Waffen umgehen. Soso und da seid ihr euch ganz sicher?" Shyada zieht ihre linke Augenbraue ein Stück nach oben und blickt den Mann hearusfordernd an. "Vielleicht sollt ihr das auch nur glauben und in Wirklichkeit hause ich tatsächlich hier und kann nicht mal einen Dolch von einem Schwert unterscheiden. Oder aber ich sage euch jetzt das, damit ihr verwirrt seid und es eigentlich doch ganz anders ist." Shyada lächelt den Mann verführerisch an und ihre Augen blitzen amüsiert auf.
Wieder mustert Shyada den Fremden. "Ihr seid nicht aus der Gegend oder? Oder ihr versteckt euch regelmäßig vor der Sonne..." Um ihre Worte beiläufig klingen zu lassen und dies noch zu verdeutlichen, sieht Shyada wieder zu den Waffen hinab und erlaubt es sich diesmal sogar einen der Flammendolche in die Hand zu nehmen. Diese sind es bisher immer gewesen für die sich Shyada interessiert hat und würden es vermutlich auch immer bleiben. Aber sie beginnt keine Demonstration ihres Könnens, denn so hat sie noch immer einen Vorteil für sich. Das der Mann mit Waffen umgehen kann, das weiß sie jetzt und notfalls könnte sie auch darauf reagieren. Was sie selber betrifft, so stellt der Mann nur irgendwelche Vermutungen an und die müssten nicht unbedingt ohne Grund Bestätigung erhalten.
"Außerdem seht ihr ebenfalls nicht so aus, als wenn ihr euch hier heimisch eingerichtet habt." Shyada hebt den Dolch ein Stück und das Licht einer Fackel fängt sich auf der polierten Scheide und reflektiert dieses in alle Richtungen. Und, was wenn ich jetzt gerade einem Handlanger von mir das Zeichen gebe, dich umzubringen oder auszurauben? Irgendwie hat Shyada das Gefühl, dass sich der hellhäutige Mann für ein wenig zu sicher hält- aber vielleicht hat er auch nichts zu befürchten?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 10. Mai 2004, 22:29 Uhr
Kaney schiebt sich aus dem Zimmer, nachdem er dem Nordmann etwas zugeflüstert hat. Galrins Miene ist blankes Eis. Götter, das ist nur ein Kind, möchte Phelan sagen, aber er lässt es und widmet sich dem Mädchen vor ihm. Ihr Gesicht ist eine Mischung aus Angst und einem Anflug von Trotz, ohne den sie hier unten wahrscheinlich nicht lange überleben würde. Phelan mag sich nicht vorstellen, welches Leben ein Kind hier unten in diesem dreckigen, stinkenden Zwielicht führen mochte. Ob sie Eltern hat? Aber es liegt nahe, dass sie wahrscheinlich nicht einmal den Namen ihrer Mutter weiß. Es wäre auch nicht verwunderlich, bei den Unmengen von Huren und anderen heruntergekommenen Frauen, die mit Sicherheit genug damit zu tun hatten sich selbst ernähren zu können.

Er lässt ihr Zeit, sich zu beruhigen und nach einigen langen Minuten ist die Angst einem gesunden Misstrauen gewichen. Phelan weiß nicht so recht, wo er ansetzen soll und wie er sie fragen soll, ohne dass der Grund ihres Hierseins selbst einem zwölfjährigen Mädchen allzu offensichtlich ist. Er wirft Schilama einen hilflosen Blick zu, doch sie scheint sich völlig aus dieser Geschichte heraushalten zu wollen. Verständlich... denkt Phelan. Dann stellt er sich vor, wie er versucht hätte aus seinem eigenen Sohn etwas herauszuholen, das er dem Vater vielleicht lieber verschwiegen hätte. Den Kloß, der sich dabei in seinem Hals breit macht, schluckt er mit einiger Mühe hinunter. "Hast du einen Namen?" setzt er schließlich an, doch das Mädchen senkt den Blick, ohne ihm zu antworten. Gut, dann nicht. Phelan hat Mitleid mit der Kleinen, auch wenn sie sich ganz offensichtlich selbst in diese unangenehme Situation manövriert hat. Wobei Phelan sich beim besten Willen kaum vorstellen kann, wie das Mädchen wirklich hätte glauben sollen ein Schwert stehlen zu können, das beinahe so groß und so schwer ist wie sie selbst. Einem Geistesblitz folgend zieht Phelan aus der Geldkatze, die gut verborgen unter seiner Kleidung liegt, eine schimmernde Münze hervor und augenblicklich fangen die Augen der Kleinen an zu funkeln. Phelan grinst in sich hinein. Er hält ihr das Geldstück vor die Nase und dann gerade so, dass sie es nicht an sich nehmen kann. "Das würdest du gerne haben, was? Und weißt du was? Du sollst es dir verdienen, wenn du uns ein paar Fragen beantwortest." Sie blickt ihn unsicher das erste Mal direkt an, dann wandern ihre Augen wieder zu dem glänzenden Stück Metall. "Du bist ein großes Mädchen und du weißt sicher vieles, was andere nicht mitbekommen, da bin ich mir sicher." Wider Erwarten geht sie seinen Schmeicheleien auf den Leim und als er sich schließlich mit vorsichtigen Fragen an das eigentliche Thema herantastet, antwortet sie ihm schließlich mit rauer Stimme, die ganz offensichtlich von der schlechten Luft und den widrigen Lebensbedingungen in der Unterstadt herrührt. Nach und nach erfahren die drei von den üblichen Gästen im "Vulgären Affen" und ein Appell an ihre ganz sicher ganz besondere Beobachtungsgabe trifft schließlich voll ins Schwarze. Natürlich wären in der letzten Zeit seltsame Männer hier gewesen und auch andere Leute, die eigentlich nicht hierher gehören. "Jeder sieht und hört hier viel, aber man merkt sich nicht alles, weißt du...." fügt sie schließlich hinzu und bricht dann im Satz ab, aus Angst zuviel gesagt zu haben. Galrin versperrt noch immer die Türe und in ihrem kleinen, schmutzigen Gesicht macht sich Resignation breit. "Aber du schon, was Kleines?" Phelan lächelt und sie will nach der Münze greifen, die er ihr jedoch abermals entzieht. "Was waren das denn für Männer? Waren vielleicht auch Frauen dabei?" Das Kind überlegt und mustert ihren Befrager voller Misstrauen, ehe sie zögerlich antwortet. Ja, da wären Männer gewesen, aber auch eine Frau, die noch nie jemand hier gesehen hat. Die Männer waren seltsam gewesen, weil sie so ganz anders ausgesehen hätten. "So ähnlich wie der da, groß und mit ganz heller Haut, aber keine blonden Haare." Ein ausgestreckter Finger zeigt auf den Nordländer, der noch immer die Türe bewacht und Schilama und Phelan tauschen einen fragenden Blick. Aber die Frau sei anders gewesen, besonders ihr Haar wäre so wunderschön gewesen, so rot und schwarz und weiß. "Ich bin ihnen ein Stück nachgelaufen", gibt sie schließlich zu, aber sie habe sich nicht allzu weit in die Unterstadt hineingewagt, weil ihr das verboten worden war und sie habe schließlich zurück gehen müssen, ehe jemand ihre Abwesenheit bemerkt hätte. Sonst hätten sie ihr wieder weh getan. Der letzte Satz verläuft sich in einem Flüstern und geht schließlich in einem leisen Schluchzen unter.

Phelan grübelt einige Momente lang über ihre Worte nach, dann errinnert ihn eine wieder trotzig klingende Stimme an das versprochene Goldstück, das er noch immer in der Hand hält.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 10. Mai 2004, 22:37 Uhr
Die Antwort der Frau verwirrt ihn ein wenig und lässt ihn vorsichtiger werden, wer weiss wen er da vor sich hat. Trotzdem ist er nicht gewillt dieses Spiel schon jetzt zu beenden und wenn sie nicht hier in der Unterstadt heimisch ist, was er zumindest vermutet, dann hat sie möglicherweise Informationen aus Talyra, die ihm nützlich sind. Er betrachtet die Frau nocheinmal, ihre grünen Augen , das braune Haar und die dunklere Haut. Als sie den Dolch zur Hand nimmt, beobachtet Seagull jede ihrer Bewegungen, doch sie zeigt nicht, dass sie wirklich versteht mit der Waffe umgehen zu können. Kleine Alarmglocken schrillen in ihm, doch noch versucht er sie auf die Seite zu schieben, aber er wird nicht mehr ganz so offen sein, wie eben.

Sein Blick wandert von dem Flammendolch in ihrer Hand hinauf über ihren Arm zu ihrem Gesicht und dann zu ihren Augen. Sie funkeln und als sie den Dolch ein Stück bewegt und er ein Funkeln in die Menge sendet, wie er aus dem Augenwinkel sieht, schweift sein Blick kurz durch die Menge um zu sehen, ob sich doch jemand versteckt hält und er vielleicht doch in eine Falle getappt ist. Als sich aber nichts in der Menge rührt, verscheucht er seine Vermutung wieder. Sie beginnt wieder zu sprechen und sie fragt ihn Dinge, auf die er ihr nicht unbedingt eine Antwort geben würde. Diese Fragen würden zu viel von ihm preisgeben und seine Alarmglocken schrillen noch einen Ton höher.

"Ihr stellt die gleichen Vermutungen über mich an, wie ich über euch. Doch ob sie stimmen wisst ihr genauso wenig wie ich." Ich bin gespannt wie weit sie dieses Spiel treiben wird. "Was glaubt ihr denn woher ich komme, wenn ich nicht in diese Umgebung hier passe? Und das ihr nicht hierhergehört, dass sieht ein blinder Mann, seht euch doch um, seht ihr eine Frau, die nur annähernd so sauber und hübsch ist wie ihr?" Seine Augen funkeln leicht bei den letzten Sätzen und es ist heraus zu hören, dass er damit das Spiel fortsetzt. Er blickt in ihre Augen doch sie verraten nichts, ausser, dass sie ihm gefährlich werden könnte und das nicht nur auf eine Art und Weise.

Wenn sie nicht ganz dumm ist, und das scheint sie nicht zu sein, wusste sie längst, dass er aus dem Norden kommt, sein Aussehen und sein Tonfall in der Stimme hatten ihn längst verraten, genauso wie ihre Art sie längst verraten hatte. Doch noch immer ist sich Seagull nicht sicher, was er davon zu halten hat. Es kann reiner Zufall sein, dass sie eine Diebein ist, die sich ihr Auskommen in der Oberstadt verdient und nur hier unten versucht günstig an Informationen zu kommen. Er will immer noch nicht glauben, dass sie auf der Suche nach ihm ist und zur Stadtwache gehört. Er würde seine Worte aber nun sehr genau wählen um nicht mehr von sich zu verraten, als unbedingt notwendig wäre um sie in ein Bett zu bekommen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 10. Mai 2004, 23:54 Uhr
Schilama befürchtet schon, dass sie das Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes ausquetschen wollen, bis Phelan zu sprechen anfängt und ihre Befürchtung davon fegt. Armitari sei dank, denkt sie als sie seine Worte hört und er das tut, was sie gern getan hätte, das Kind beruhigen. Doch angesichts dessen, dass sie hier in der Unterstadt sind, hatte sie es gelassen, vielleicht war sie für diese unterirdische Welt ja auch einfach nur zu mitfühlend.
Als sie sich umdreht, da diese unschöne Szene eines "Verhörs" beendet ist, sieht sie aber, dass der Nordmann nicht so begeistert zu sein scheint, über das was Phelan sagt und tut. Aber wie auch immer, die Methode des Halbelben zeigt Erfolg, denn sie hört die leisen Worte der Kleinen. Hoffentlich redet sie auch wirklich. Ich will nicht wissen auf welche Ideen Galrin sonst noch kommt.
Die Elbin mischt sich weiterhin nicht ein, auch auf den Blick des Waldläufers hin bleibt sie still an der Seite stehen und schaut nur zu. Mag das Ganze jetzt auch beinahe zur einer gewöhnlichen Befragung geworden zu sein, sie ist nicht gerade die geigneste Person um das Mädchen unaufällig zu befragen, abgesehen davon, dass sie es auch nicht gerne tun würde.

Der Nordmann steht weiterhin an der Tür und Phelan entlockt dem Kind nach und nach die Informationen. Als sie die Beschreibung der Männer hört, die das Mädchen gesehen hat und dann auch noch über die Frau mit, roten, schwarzen und weißen Haaren, bleibt ihr fast die Luft weg. Sie hatte trotz allem gehofft, dass Morgana noch irgendwo oben ist und aus irgend einem unerklärlichen Grund, ohne eine Nachricht zu schicken, fern bleibt. Aber das alles war eben nur Wunschdenken und die Sorge breitet sich noch weiter in ihrem Geist aus. Faeyris steh ihr bei!
Als die Kleine mit ausgestrecktem Finger auf Galrin zeigt, tauscht sie mit Phelan einen fragenden Blick, aber sie können sich, zumindest nach Schilamas Meinung, schon ziemlich sicher sein, dass es die Formoraig sind, nachdem was das Kind über die Frau erzählt hat.
Trotz allem muss sie unter ihrem Tuch schmunzeln, denn aus den früheren Worten des Nordmanns, kann sie sich denken dass er nicht gut auf diese Formoraig zu sprechen ist und nun auch noch von diesem kleinen Mädchen, das sein Schwert steheln wollte, mit einem solchen verglichen zu werden, finden Galrin bestimmt nicht so lustig.

Kaum dass das Kind zuende gesprochen hat, will es auch gleich ihren versprochenen "Lohn" haben und fordert ihn, als wäre sie ein Händler der etwas verkauft hat und nun auch sein Geld dafür haben will. Schilama glaubt nicht, dass Phelan ihr das versprochene verwähren wird, aber wie es mit dem Nordmann aussieht, der wie ein Fels in der Brandung vor der Tür steht, weiß sie nicht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 11. Mai 2004, 09:59 Uhr
"Formoraig!" Galrins Stimme faucht wie ein Teekessel und sein Gesicht verdunkelt sich noch eine Spur mehr, als die Kleine die Fremden beschreibt. Daß das Kind ihn indirekt mit seinen Feinden verglichen hat, durchdringt den Haß des Schiffsbauers nicht ganz. Dem Mädchen rettet es das Leben, denn hätte der Nordmann diesen Ausspruch bewußt registriert, hätte er dem Klabauterweib, das da auf dem Stuhl vor ihm sitzt, sicherlich den Hals umgedreht.

Die Ledersohlen von Galrins Schuhen zischen auf dem Boden wie giftige Schlangen in einer Grube, als er auf das Mädchen zu geht. Kurzerhand schiebt er Phelan beiseite, der immer noch das Geldstück in der Hand hält. Wie eine dunkle Gewitterwolke vor einem zarten Bäumchen steht der Normander vor dem Kind und mustert sie mit einer unergründlichen Miene. Im Gesicht des Nordmannes mischen sich Sorge um Morgana, Haß auf die Piraten, Jagdlust und Zorn. Ohne sich um Einwände seiner Begleiter zu kümmern, sieht der Schiffsbauer dem Maidlein direkt in die Augen, solange, bis das Kind wieder den Blick senkt. Erst dann erklingt die Stimme des Nordmannes - leise, aber kehlig und voll mühsam beherrschter Wut: "Wo sind diese Männer und die Frau, die sie bei sich hatten?"

Mit einem letzten Anflug von Trotz nuschelt die Kleine, daß sie nicht weit genug in die Tiefen der Unterstadt vorgedrungen sei, um herausgefunden zu haben, wo sich die Formoraig aufhalten. Die Veränderung, die daraufhin im Gesicht des Normanders vorgeht, bekommt außer dem Kind niemand mit, aber sie zeigt deutliche Wirkung. Die Augen des Mädchens öffnen sich weiter und hastig erklärt es, daß sie jedoch jemanden kenne, der vielleicht Bescheid wisse. Sie werde die Herrschaften auch zu ihm führen, wenn diese es wünschten.

Mit einem geknurrten: "Na also.", dreht sich der Kapitän wieder um und kehrt an seinen Platz an der Tür zurück. Eine Handbewegung in Richtung Phelan scheint zu sagen: Bitte sehr, wenn Ihr sie noch weiter befragen wollt, dann tut es jetzt.
Und obwohl sich der Gesichtsausdruck des Schiffsbauers nicht wesentlich verändert hat, zeigt sich eine Spur Hoffnung in den Augen des Nordmannes.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 11. Mai 2004, 10:12 Uhr
Die Zeit scheint still zu stehen und Morgana hat das Gefühl, als würde sie seit einer Ewigkeit auf diesem Eimer sitzen und vor sich hindenken. Irgendwann nickt sie ein, ohne dass sie selbst es wirklich mitbekommt. Sie schreckt hoch, als etwas an ihrem Umhang zupft und sie sieht eine Maus, die eifrig versucht einen lockeren Faden aus dem Umhang zu ziehen, wahrscheinlich um damit ihr Nest gemütlicher zu machen. Morgana tritt mit dem Fuss nach der Maus, normalerweise hat sie keine Angst vor Mäusen nur vor Ratten, aber die Mäuse hier waren etwas anderes, sie waren sicherlich mit weitaus mehr Dreck und Krankheiten behaftet, als die Mäuse in der Oberstadt.  Die Maus verzieht sich und kommt auch nicht wieder, aber noch immer hat Morgana eine Gänsehaut auf dem Rücken, die einfach nicht weggehen will.

Es dauert eine ganze Weile ehe sie sich soweit wieder sicher fühlt und die Maus sicherlich nicht zurück kommen würde. Ihr Blick schweift ständig durch den Raum, um irgendetwas zu erblicken, was sich ihr wieder nähert.Ich drehe hier noch durch. Ständig hört sie irgendwelche Geräusche, doch wenn sie in die Richtung blickt, aus der sie kommen, kann sie nichts entdecken. Phantominsekten scheinen ihr die Beine hinauf zu klettern, doch jedemal wenn sie danach schlägt, kann sie nichts sehen.Was würde ich jetzt nicht alles für meine Stube geben, dort zu sitzen im Warmen und Lupin Fell kraulen. Oder einfach nur in der Steinfaust zu sein, bei den Kranken zusammen mit Phelan und Schilama, nach getaner Arbeit ein Abendessen mit Phelan und ein nettes Gespräch.... Morgana, das sind Träume ,die du dir aus dem Kopf schlagen solltest, so wird es wohl nie mehr sein. Sie sieht den vollkommen verdreckten und nun auch kaputten Umhang fester um sich, sie fröstelt erneut und ihr Magen knurrt vernehmlich. Noch immer hat sich keiner sehen lasen, um ihr etwas zu Essen zu bringen und ihre Hoffnung, die die letzten Essen geschürt hatten, sinkt wieder gegen den Nullpunkt.Vielleicht wäre es doch beser gewesen, ich hätte den Tod gewählt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 11. Mai 2004, 11:20 Uhr
Shyada weiß, dass sie den Mann verunsichert hat. Das verraten die zahlreichen kleinen Gesten die einem immer zeigen, wenn jemand ein wenig von seiner Sicherheit verloren hat. Der Blick den der Nordländer in die Menge wirft, verdeutlicht der Amazone, dass er ihr Dolchspiel durchaus als das aufgefasst hat, was sie ihm denken lassen wollte.
Mit einem bösen Lächeln löst sie ihren Blick von dem Dolch und sieht zu dem Mann auf. "Verunsichert?" Sein Gesicht bleibt verschlossen, doch braucht Shyada auch keine wirkliche Antwort auf ihre Frage.
"Ihr seid aus dem Norden. Groß und blaß.... Ein weiter weg von dort bis hierher...[/i] Shyada braucht auch diesmal keine Bestätigung, denn ihre Worte lassen durchklingen, dass sie den Weg kennt, immerhin liegt Sarnamar auch ziemlich nördlich und bis Talyra hatte sie sich allein durchgeschlagen.

Irgendjemand hinter ihr, rempelt die Amazone unsanft an, was sie mit einem giftigen Blick in Richtung des Verursachers quittiert. Durch den Stoß tritt Shyada ein Stück näher an den Nordländer heran.
"Aber man muss ja auch nicht viel wissen, um ein wenig Spaß zu haben, nicht wahr?" Ihr Gesicht nähert sich dem des Fremden noch ein wenig mehr und ihre Worte sind geflüstert und dadurch kaum zu hören. Der Gesichtsausdruck der Amazone verrät genau an was sie denkt, doch tut sie nichts, was der unausgesprochenen "Aufforderung" Nachdruck verleiht. Somit ist es an dem Fremden, ob er dies als allgemeine Aussage abtut oder weiter darauf eingeht, was bei Shyada aber nur dazu führen würde, dass er auf Granit beißt. Du kommst also aus dem Norden. Genau wie die Formoraig... Na das ist doch schon mal was.

Wie lange auch immer der Mann ihre Gesellschaft noch beanspruchen würde, danach hätten Kaney und sie etwas zu tun, denn wo er hingeht, da wären eventuell noch mehr Nordmänner, Formoraig und vielleicht sogar eine Heilerin. Fast behutsam legt Shyada den Dolch wieder auf den Behelfstisch und winkt ab, als der Händler ihr die Waffe günstiger anbietet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 11. Mai 2004, 11:58 Uhr
> Verunsichert?< Ein Nein liegt ihm auf den Lippen, doch er spricht es nicht aus. Sie ist schlau und gerissen und versteht das Spiel zu spielen. Sie ist ihm ebenbürtig und das gefällt ihm, mehr, als er sich selbst eigenstehen will. Seine Augen bleiben unbewegt, als sie seinen Blick sucht und er hält dem ihren stand.>Ihr seid aus dem Norden. Groß und blaß.... Ein weiter weg von dort bis hierher...< Er sagt nichts dazu, sie weiss es eh, was sollte er ihr das noch bestättigen, genau wie er sich sicher ist, eine Amazone vor sich zu haben.

Sie wird von hinten angerempelt und muss sich so näher zu ihm hinbewegen, als sie wieder zu ihm aufblickt, steht in ihren Augen das geschreiben, was er schon die ganze Zeit denkt. Ihr Stimme ist nicht viel mehr als ein Hauch und klingt überaus verführerisch und ihre Worte bestätigen ihre ganze Gestik.Eine verdammte Wildkatze und der Dunkle soll mich holen, wenn ich sie nicht gezähmt bekomme. Ihr Gesicht ist so nah an seinem, dass er sich fast dazu hätte hinreissen lassen, ihr jetzt und hier einen Kuss aufzudrücken und ihr zu zeigen, wo der Hase lang läuft. Aber die Menge um ihn und sie herum hält ihn davon ab, der Wolfsmarkt war nun wirklich nicht der geeignete Platz für so etwas. Aber seine Augen sprechen eine eindeutige Sprache und auch sein Körper, den er nun noch ein Stück näher an den ihren bringt.  Er neigt seinen Kopf leicht nach unten und ist ihrem Gesicht noch ein wenig näher. Ein Schmunzeln zieht sich über sein Gesicht, als er ebenso leise flüstert."Auch euer Weg war lang, nicht wahr, ihr stammt aus den Wäldern der Amazonen, und seid eine Amazone mit jeder Faser eures Körpers. Eure Haltung spricht eine eindeutige Sprache." Er merkt wie er fasst in den grünen Augen versinkt und den Wolfsmarkt vergisst und das könnte gefährlich für ihn werden, er löst seinen Blick von ihrem, fast im gleichen Moment dreht auch sie ihr Gesicht zur Seite und legt den Dolch weg, den ihr der Händler gerade anbieten wollte.

Sein Blick huscht für einen Moment durch die Menge und ihm wird plötzlich klar, dass er schon viel zu lange von dem Haus weg ist, länger als er beabsichtigt hat, aber noch kann und will er sich nicht losreissen. Er sucht wieder ihren Blick und seine Stimme ist leise und schmeichelnd als er erneut zu sprechen beginnt. "Hier ist wohl nicht der rechte Ort für so ein Gespräch und auch nicht der richtige Ort um Taten folgen zu lassen." Sein Lächeln wird breiter und gleicht schon fast einem Grinsen. Er ist gespannt, wie weit sie gehen würde, allerdings ist er fast sicher, das sie sein "Angebot" ablehnen würde, ansonsten wäre sie wohl doch keine Amazone.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 11. Mai 2004, 15:56 Uhr
Für einen Moment möchte Shyada Morgana Morgana sein lassen und das Spiel bis zum Äußersten treiben, aber dann würde sie wohl ein wenig zu viel riskieren. Selbst für ihren Geschmack wäre ein aufgebrachtes Talyra eine Nummer zu groß, wenn es irgendwann heißt, dass sie Schuld daran ist, dass die Blaumäntel in Horden durch die Unterstadt streifen und Morgana derweil lhingerichtet worden ist.
Ein katzenhaftes, sehr überzeugtes Lächeln liegt in ihrem Gesicht. Du kannst kämpfen und bist allen Anschein nach nicht blind... Was auch immer du hier verloren hast, nur aus Spaß hast du den weiten Weg sicherlich nicht gemacht. Im Stillen dankt Shyada sämtlichen Göttern die ihr gerade einfallen, dass gerade dieser Mann ihren Weg gekreuzt hat und auf ihr Äußeres reingefallen ist, denn sie ist mittlerweile davon überzeugt, dass er einiges weiß, was für sie hilfreich wäre. Doch scheint er auch willens genug, nichts zu verraten, selbst dann wenn er und Shyada sich in irgendwelchen verlausten Fellen in der Unterstadt vergnügen würden. Schade eigentlich, du weißt gar nicht was du verpasst.
Shyada hebt eine Hand unter ihrem Vorhang hervor, wodurch für kurze Zeit zu erahnen ist, was sie unter ihrem Cape trägt und drückt den Zeigefinger der rechten Hand gegen die Stelle am Oberkörper des Nordländers wo sie sein Schlüsselbein vermutet. "Schade..." kommt es fast schon traurig über ihre Lippen. Ihre grünen Augen folgen dem Zeigefinger, der sich langsam in Richtung Hals und von dort zum Kinn schiebt. "...aber leider bin ich nicht zum Vergnügen hier." Als sie das letzte Wort ausgesprochen hat, zieht sie ihren Finger unterm Kinn lang, ähnlich wie sie es bei Kaney kurz zuvor gemacht hat, und nimmt ihre Hand wieder zurück.

Wo eben noch jede Bewegung der Amazone etwas herausforderndes hat, ist plötzlich wieder Ablehnung zu spüren. "Tja aber da kann man wohl nichts machen." Shyada sieht dem Mann an, dass er lieber eine andere Antwort gehört hätte, aber eigentlich sicher war, dass er genau diese kriegen würde. Kurz weidet sich Shyada noch einmal an diesem doch eher ungewohnten Bewohner der Unterstadt und flüstert dem Mann noch etwas zu. "Aber bekanntlich sieht man sich ja immer zweimal im Leben... und vielleicht habe ich dann etwas mehr Zeit." Ihren Worten folgt ein Zwinkern und der Blick der Amazone geht kurz über die Menge. Zwei Männer stehen etwas abseits und grinsen in ihre Richtung, vielleicht weil sie auch irgendwelche Hoffnungen hegen und machen obzsöne Gesten. Shyada reagiert nicht im geringsten darauf, sondern sieht wieder ihr Gegenüber an.
"Außerdem will ich doch nicht, dass sich hier irgendwer benachteiligt fühlt, nur weil ihr euch nicht mit ausgehungerten Huren amüsieren braucht." Ihre grünen Augen blitzen kurz noch einmal auf, dann tritt Shyada zurück und gibt als Zeichen des Abschiedes ein kurzes Nicken von sich. Nur zu gut weiß die Amazone, dass der Mann sie mit Blicken noch verfolgen würde- wenn nicht sogar richtig- und genau aus diesem Grund geht sie nicht direkt auf Kaney zu, sondern verschwindet irgendwo in dem Gewühl aus verschwitzten stinkenden Leibern und hofft, dass der Jüngling den Nordländer im Auge behält. Erst als sie sicher sein kann, dass ihr niemand mehr folgt, egal auf welche Art, wendet sie sich in die Richtung, in der sie Kaney vermutet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 11. Mai 2004, 16:52 Uhr
Ihre Augen sprechen Bände und es scheint als würden ihre Blicke für einen Moment verschmelzen, doch dann erscheint ein katzenhaftes Lächeln auf ihrem Gesicht und sie wirkt verführerischer als noch eben.Verdammt und beim Dunklen, wieso muss ich eine solche Frau jetzt und hier treffen, die Götter müssen etwas gegen mich haben. Sie hebt eine Hand und berührt mit einem Finger seine Schulter, der Finger scheint sich durch den Stoff zu brennen und entflammt in Seagull mehr als ihm zum jetzigen Zeitpunkt lieb ist. Ihr Finger wandert zu seinem Hals und dann zu seinem Kinn und beinahe hätte Seagull sich nicht mehr in der Gewalt gehabt , doch ihre Worte lassen ihn sich recht schnell wieder abkühlen. Er hatte zwar damit gerechnet, und trotzdem ist er enttäuscht. Er zeigt es nicht nach aussen, weil er weiss, dass sie dann das erreicht hätte, was sie erreichen wollte, so trägt er eine kühle Mine zur Schau. Auch ihre ganze Mimik hat sich verändert und ist nun eiskalt und abweisend.Was für ein Weibsstück schiesst es Seagull durch den Kopf und für einen Moment ärgert er sich, das Morgana nicht mit dieser Frau zu vergleichen ist, deren Willen weitaus stärker , als der von Morgana ist oder anders stärker.

Sie beugt sich noch einmal zu ihm herüber und flüstert ihm ins Ohr, ihr Atem streicht an seiner Haut vorbei und hinterlässt einen wohligen Schauer. >Aber bekanntlich sieht man sich ja immer zweimal im Leben... und vielleicht habe ich dann etwas mehr Zeit.< Er will etwas antworten, aber sie zieht sich schon zurück, macht noch einen Scherz , nickt mit dem Kopf und ist in der Menge verschwunden. Er folgt ihr noch mit seinen Augen so lange es geht, ist aber nicht fähig ihr zu folgen. Er wäre ihr gerne hinterher gegangen, aber er merkt auch wie lange er schon weg ist und eigentlich mag er das Haus, trotz der Bewachung seiner Männer, nicht zu lange alleine lassen. Als sie gänzlich aus seinem Blickfeld verschwunden ist, dreht er sich herum und taucht selber in die Menge des Wolfsmarktes ein. Der Dolch, den er eigentlich kaufen wollte, ist vergessen und seine Gedanken verweilen noch immer bei der Amazone. Er zieht sich seine Kapuze wieder tief ins Gesicht und versucht sich zu konzentrieren und heraus zu finden, ob er irgendwie verfolgt wird. Wer weiss, was die Amazone hier unten macht. Aber er kann niemanden sehen zumindest nichts ungewöhnliches und so verlässt er eilig den Wolfsmarkt. Er nimmt nicht den direkten Weg zurück zum Haus, das war ihm dann doch zu gefährlich. Er geht durch enge verwinkelte Gassen in den der Geruch der Unterstadt so penetrant wird, dass selbst ihm der Atem stockt. Doch er eilt weiter. Ihm fällt ein, dass die Heilerin solange er nicht anwesendend ist, nichts zu essen bekommt und sie somit seit dem Frühstück nichts mehr bekommen hat. Immer wieder sieht er sich um, kann aber keine Verfolger entdecken. Schliesslich erreicht er das Haus, nimmt den Schlüsselbund, vom Gürtel, öffnet die Tür und schlüpft hinein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 11. Mai 2004, 18:21 Uhr
Blah, blah, blah! kommentiert Kaney aus der Entfernung das Gespräch zwischen der Amazone und dem Fremden, muss diese Frau eigentlich jedes männliche Wesen auf diese Art und Weise anmachen?
Gut, nicht jedes männliche Wesen, aber... wieso konzentriert sie sich nicht auf wichtigere Dinge? Immerhin mussten sie die Heilerin hier unten finden...
Grummelnd bewegt Kaney sich einen Stand weiter, es wäre auch auffallend, wenn er sich stundenlang nur ein Warensortiment anschauen würde, aber trotzdem wirft er immer wieder einen Blick in die Richtung von Shyada und ihrem seltsamen... Freund.
Ob sie auf diese Art und Weise auch mit Dekar gespielt hat? fragt er sich einen Moment, als Shyada den Fremden mit der Hand berührt, und dann über sein Kinn fährt, wie sie es heute auch schon bei ihm gemacht hat.
Blaah!
Der Werblütige überlegt schon, ob er nicht langsam einfach mal in die Richtung von Frau Amazone gehen sollte, vielleicht würde sie dann wieder daran denken, wieso sie eigentlich in der Unterstadt sind, aber genau in dem Moment scheint die Dame sich entschlossen zu haben, ihr Spielchen zu beenden, denn sie wendet sich von dem Fremden ab, und hebt die Hand zu einem Abschiedsgruß.
Na endlich. denkt er sich, während er auf die Amazone wartet, soll sie doch zu ihm kommen, anstatt umgekehrt, immerhin sollte er genau hier warten, und das tut er jetzt auch!

Trotzdem ein seltsamer Kerl... irgendetwas ist anders an ihm... aber was nur... grübelt Kaney nach, während er hinter sich Garok knurren hört.
Kaney macht sich keinerlei Gedanken mehr darüber, dass immer wieder Diebe versuchen, ihm irgendetwas zu klauen, selbst wenn es einmal einer wagt, Garok ist immer aufmerksam und...
Irgendwo in seinem Kopf klingelt etwas, irgendetwas, dass mit dem seltsamen Fremden und Dieben zu tun hat... Aber was ist nur so seltsam an dem Kerl? Was nur?

Dann taucht die Amazone auch schon neben ihm aus, und Kaney begrüßt sie nur mit den Worten: "Einen seltsamen Freund hast du dir da gesucht"
Er beobachtet den Fremden immer noch, und sieht, wie dieser sich ebenfalls umschaut, und auch nach irgendetwas ausschau hält.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 12. Mai 2004, 07:12 Uhr
Formoraig? Phelan kann mit diesem Begriff in dem Augenblick wenig anfangen, doch er geht für's Erste davon aus, dass es sich um Menschen aus dem hohen Norden handeln muß, so wie auch Galrin, weswegen das Kind eine Ähnlichkeit festgestellt hat. Außerdem glaubt er sich zu errinnern, dass der Begriff bereits in einem Gespräch zwischen Shyada und Schilama gefallen war. Phelan nimmt den Rest von Galrins Befragung mit zusammengebissenen Zähnen zur Kenntnis und er versucht es sich mit der wachsenden Sorge um Morgana zu erklären. Dennoch versteht er nicht, warum sich der Zorn des Nordmanns so ungestüm auf das Kind richtet. Phelan folgt Galrins Wink und er fühlt sich beinahe schäbig, als er dem Mädchen die versprochene Münze übergibt. Nach einem Moment streicht er ihr vorsichtig über den Kopf, was sie zurückzucken lässt, dann wendet auch er sich ab und geht einige Schritte ruhelos durch den Raum, der ohnehin nicht allzu groß ist. Schilama hat sich aus dem Geschehen völlig herausgehalten und einerseits kann Phelan sie verstehen, andererseits hofft er, dass die Elbin nicht in jeder schwierigen Situation so zurückhaltend sein mochte. Die Kleine hatte angedeutet, dass sie sich nicht ungestraft längere Zeit aus der schmierigen Taverne entfernen durfte, ohne mit Strafe zu rechnen und Phelan wünscht inständig, dass ihre Hilfe keine schlimmeren Folgen für sie selbst nach sich ziehen würde.

"Worauf warten wir dann noch", bringt er schließlich etwas ungeduldig hervor und schluckt seine widerstrebenden Gefühle hinunter. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren packt er seine wenigen Dinge, die noch immer zum Bündel verschnürt und unangetastet neben seinem Nachtlager liegen. Selbst Galrin verlässt irgendwann seinen Posten an der Türe und als Phelan hinaus geht sieht er, dass das Zimmer von Shyada und Kaney bereits leer und verlassen da liegt; die beiden mußten während des Verhörs die Taverne verlassen haben und auf eigene Faust losgezogen sein. Ein Wort hätte genügt, um uns Bescheid zu geben, denkt er, denn die Worte, die Kaney Galrin im Hinausgehen zugeflüstert hat, sind ihm entgangen. So aber nimmt er das Unveränderliche hin und wartet mit steinerner, entschlossener Miene darauf, dass seine Gefährten ihm folgen mochten. Zwietracht und Misstrauen kann hier unten den Strick um unseren Hals ohne unser Zutun zuziehen. Und er hofft, dass das den anderen ebenso klar ist wie ihm selbst.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 12. Mai 2004, 09:47 Uhr
Als alle ihre Sachen gepackt haben, verlassen sie das Zimmer, Kaney und Shyada waren wohl schon ausgezogen um Informationen zu sammeln, aber sie meint sich noch zu erininnern, dass sie das auch mit halben Ohr mitbekommen hat. Hoffentlich passiert den Zwein nichts. Das Mädchen sieht sich verstohlen um, während sie hinuntergehen und Galrin bleibt in ihrer Nähe, wahrscheinlich um sicher zu gehen dass die Kleine nicht einfach davonläuft. Auch gut, besser er bleibt gleich bei ihr als wenn er sie durch die Straßen jagd, weil sie ihm entwischen will.
Als sie durch den Schankraum gehen folgen ihnen einige Augenpaare, was Schilama wie schon zu Anfang überhaupt nicht behagt. Vielleicht erregen wir mit dem Kind auch noch ein Stück mehr Aufmerksamkeit, wenn man sie hier kennt... aber sicher weiß sie das natürlich nicht. Sie verlassen den "Vulgären Affen" und kommen auf die Straßen dieser unterirdischen Stadt.

Nach einer Weile beginnt das Gedränge und Galrin muss sich schon anstrengen, um weiterhin bei dem Mädchen zu bleiben. Um einiges schlimmer als oben, fällt ihr zu dem Gedräänge nur ein. Das mag auch daran liegen, dass die Leute hier zum größten Teil gräßlich aussehen oder zumindest mit verfaulten Zähnen, mit Läusen im Haar oder mit Flöhen am Körper herumlaufen. Ihr Weg führt sie aber schnell an den Menschenmassen vorbei und die Straße lichtet sich wieder.
Es ist kein weiter Weg, bis sie zu einem Haus mit einer offenen Tür kommen und ob es eine dieser Spelunken ist, kann sie nicht sagen, es hängt zumindest nirgens ein Schild. "Hier ist er manchmal", sagt sie nur, betohnt auf das manchmal, die kleine mag die Leute hier kennen aber alwissend ist sie schließlich auch nicht.

Schilama hat schon während der Zeit durch das Gedränge das Gefühl, als ob ihnen irgendjemand folgt, aber sie sagt nichts, da sie sich nicht sicher ist. Auf den Weg hierher hat sie dafür ein paar Mal einen unsicheren Blick mit dem Waldläufer getauscht, um zu sehen ober er es vielleicht auch merkt, oder sie sich das nur einbildet. Ihre Gefühle könnten sie hier unten nämlich auch gut täuschen, was wenig verwunderlich wäre, wenn man nur von Dreck umgeben ist und die Luft mehr als nur schlecht ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 12. Mai 2004, 18:02 Uhr
Ohne auf die Bemerkung Kaneys einzugehen sucht Shyada in der Menge nach dem Mann, kann aber im ersten Moment nichts finden.
"Wo ist er?" ihre Stimme verrät, dass sie ihn nicht sucht, weil sie an ihm interessiert sondern aus dem Grund, dass er für sie von Nutzen ist. Kaney deutlich fast beiläufig in die Richtung, wo der Nordländer sich noch einmal suchend umsieht und dann in der Menge um ihn herum verschwindet. "Los hinterher!" Shyada gibt Kaney einen kleinen Schupser und ignoriert den grimmigen Blick des Jünglings.
"Frag nicht, sondern setz dich in Bewegung!" drängt Shyada und zerrt Kaney solange hinter sich her, bis er sich entscheidet alleine zu gehen. Die Amazone stürmt voran und hat ihren Blick immer auf den Nordmann gerichtet. Immer dann wenn die glaubt, dass der Fremde sich in ihre Richtung umdrehen könnte, blickt sie zur Seite oder bleibt stehen. Die Kapuze hat sie wieder tief ins Gesicht gezogen, so dass sie nicht allzu doll auffallen würde. Durch das Gedränge des Wolfmarktes verliert Shyada den Mann mehrmals, doch findet sie ihn immer wieder und drängt Kaney schneller zu gehen.
Bei den Göttern, ich hetz dich nicht zum Spaß! Shyada erspart sich Kommentare, da es wohl nur den Trotz des Jungen schüren würde und geht statt dessen einfach weiter.

Ganz plötzlich findet der Wolfsmarkt sein Ende und nirgends ist das schwarze Cape des Nordmannes zu erkennen. "Verdammt!" entfährt es Shyada zornig. Suchend irrt ihr Blick über verfallene Häuser, Gassen und Personen, doch bleibt der Fremde verschwunden. "Kann dein Haustier hier irgendwie Fährten aufnehmen? Wenn ja, dort hinten am Waffenstand ist eine Waffe an die er mal sein Näschen halten könnte." Shyada sieht Kaney nicht an, sondern sucht ständig weiter, aber das Ergebnis ändert sich nicht. Resigniert blickt sie nun doch zu dem Wargmischling, der sie seinerseits fragend ansieht und wohl nicht sorecht weiß, was er von der Sache halten soll.
Was auch immer du von mir denkst Kleiner, aber..."... wir haben jetzt keine Zeit für Spielchen. Kann er nun oder nicht? Das dort war ein verdammter Nordmann und er stammt ganz bestimmt nicht aus der Unterstadt." Shyada hätte die Worte am liebsten geschrien, weil der Junge vor ihr sicherlich denkt, dass sie den Kerl nur fürs Bett haben will und dort steht, als wenn er absolut nichts begreifen oder Shyada eine fremde Sprache sprechen würde, doch besinnt sie sich eines besseren. Dennoch sind die Worte ein wenig zu laut und einige Gesicht drehen sich in ihre Richtung. Shyada hofft im Stillen, dass es keine Kontaktmänner oder Spione sind.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 12. Mai 2004, 19:56 Uhr
Wie ein Rudel von Jagdhunden folgen Schilama, Phelan und der Schiffsbauer dem Mädchen, das sich zwischen den Bewohnern der Unterstadt hindurch schlängelt. Mehr als einmal sieht es so aus, als würde die Kleine versuchen, ihre Begleiter abzuschütteln, doch dann verlangsamt sie ihren Schritt. Ob aus Angst davor, daß der Nordmann sie bei einem Fluchtversuch erwischt, oder aus Hoffnung auf eine weitere Entlohnung, ist dem Kind nicht anzusehen.

Schließlich erreicht die ungleiche Gruppe ein kleines Haus in einer Nebengasse. Die Balken des heruntergekommenen Gebäudes sehen aus, als wären sie hunderte von Jahren alt und der altertümliche Baustil unterstreicht diesen Eindruck noch. Die Fenster des Hauses sind schmal und hoch, die Tür rissig und schief, aber dennoch stabil.
"Da hinein?", fragt Galrin das Mädchen und die Kleine nickt. Mit der Hand am Schwertgriff betritt der Nordmann den dunklen Raum hinter der Tür, wobei er sich mißtrauisch umsieht. Nacheinander folgen ihm das zunächst das Kind, dann die Elbe und schließlich tritt auch der Waldläufer in das Gebäude.

Im Haus befinden sich drei Räume. In der Stube zur Linken befinden sich drei Stühle, ein Tisch und ein Schrank. Eine Feuerstelle mit einem schmiedeeisernen Dreibein, deren Rauch über einen offenen Kamin abzieht und ein steinerner Spülstein komplettieren die Einrichtung.
Das Schlafzimmer zur Rechten enthält ein einfaches Bett, in dessen Bettzeug die Wanzenpopulation sich sogar in Grenzen zu halten scheint. Ein weiterer Schrank, vermutlich mit den Kleidungsstücken des Bewohners, steht neben der Tür und eine weitere Truhe befindet sich in der unmittelbaren Nähe des Bettes.

Noch während die drei Oberstadtbewohner und das Mädchen sich im Haus umsehen, fällt plötzlich ein dunkler Schatten in das Zwielicht des Gebäudes:
An der Eingangstür steht eine hochgewachsene, von einem Kapuzenumhang verhüllte Gestalt, die in der rechten Hand ein schlankes Schwert hält. Der Bogen, den der Unbekannte in der Hand gehalten hatte, fällt klappernd zu Boden und mit einer Stimme, die an das Rascheln dürrer Blätter im Wind gemahnt, fragt der Mann: "Was macht Ihr in meinem Haus?"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 12. Mai 2004, 20:01 Uhr
"Wo ist er?" fragt die Amazone Kaney gehetzt, und er brauch nur einen Moment, um ihr die Richtung zu zeigen, in der der Schwarzkittel gerade unterwegs ist.

Wieso kommt der Kerl mir nur komisch vor? fragt der Werblütige sich noch in Gedanken, als ihn Shyada schon mitreißt.
"Los hinterher!" faucht sie, und Kaney schaut einen Moment verwirrt, und dann gereizt, als sie ihn einfach mitzieht.
"Jaja, ich komm ja schon!" flucht er leise, und verfolgt dann die Amazone.
Darüber, dass es bestimmt auffällig ist, wie die Amazone hier über den Wolfsmarkt hetzt, verliert er kein Wort, er persönlich würde dem Kerl lieber langsamer folgen, um nicht ganz so aufzufallen, aber nein, Frau Amazone musste ja hetzen und auffallen.

"Verdammt!" flucht Shyada dann plötzlich, und Kaney verkneift sich ein Grinsen, hatte die tolle Anführerin ihren Freund.. oder was auch immer? aus den Augen verloren?
"Kann dein Haustier hier irgendwie Fährten aufnehmen? Wenn ja, dort hinten am Waffenstand ist eine Waffe an die er mal sein Näschen halten könnte."
Ach, jetzt soll ich plötzlich helfen, erst soll ich irgendwo auf dem Wolfsmarkt warten, und nun soll ich den Kerl verfolgen.
..."... wir haben jetzt keine Zeit für Spielchen. Kann er nun oder nicht? Das dort war ein verdammter Nordmann und er stammt ganz bestimmt nicht aus der Unterstadt." zischt ihn die Amazone dann plötzlich an, und nur mühsam kann Kaney sich ein Knurren verkneifen.
So ruhig wie möglich antwortet er dann: "Ja, er kann ihm folgen, da bin ich mir sicher. Allerdings wird das etwas Zeit brauchen, wir werden also nicht durch die Gassen hetzen können. Und ich habe schon gemerkt, dass der Kerl anders ist. Hast du nicht gemerkt, dass KEIN einziger Dieb versucht hat, ihm was abzunehmen?"
Das war es, was Kaney seltsam vorgekommen ist. Kein einziger Dieb hatte versucht, ihm seinen Geldbeutel abzunehmen.
Was das genau zu bedeuten hat weiß Kaney nicht, aber es missfällt ihm absolut.

Ohne noch weiter auf diesen Punkt einzugehen, schüttelt er kurz den Kopf, schaut die Amazone an.
"Es wäre besser, wenn wir den Dolch kaufen würden, dann kann... mein Haustier gleich hier anfangen zu arbeiten."

Die beiden sprechen kein einziges Wort miteinander, während sie sich wieder durch die Menschenmenge am Wolfsmarkt drängeln, und Shyada macht sich auch nicht wirklich müde, den Preis für den Dolch herunterzuhandeln, hätten sie mehr Zeit gehabt, hätte man einen besseren Preis für die Waffe aushandeln können, aber sie hatten nunmal keine Zeit.

"Dann zeig mal, was dein Hund kann!" sagt die Amazone, während sie Kaney den in einem Tuch eingehüllten Dolch reicht.
So mein Freund, du musst mir jetzt einen großen Gefallen tun... spricht Kaney in Gedanken zu seinem vierbeinigen Freund, während er diesem in die Augen schaut, so wie er es immer macht, wenn sie miteinander "reden".  Du musst nach dem Geruch hier suchen, mein Freund. Kaney hält dem Hund den Dolch vor die Nase, dieser schnuppert daran.
Ja, ich weiß, es ist eine seltsame Beute, aber wir müssen sie finden. Hier irgendwo ist er hergegangen, bitte, such ihn, ja?

Von diesem Zwiegespräch bekommt die Amazone nichts mit, und Kaney kann sich schon wieder vorstellen, was Shyada denkt, bestimmt regt sie sich auf, dass er Zeit vertrödelt, aber diese Gespräche waren wichtig für die beiden.
"Los, such" befiehlt Kaney seinem Hund, gibt das entsprechende Handzeichen, und schon schnüffelt der Hund los.
Langsam, Schritt für Schritt, schnüffelt sich der Hund voran, und Kaney folgt dem Hund aufmerksam.
Er lässt Garok Zeit, auch wenn Shyada das anscheinend nicht so passt, aber sie entfernen sich immer weiter vom Wolfsmarkt.
Wo will der Kerl nur hin? fragt sich Kaney, als sie in immer unbelebtere Gegenden der Unterstadt gelangen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 12. Mai 2004, 22:40 Uhr
Die Veränderung der Unterstadt geht nur mit langsamen Schritten von statten und es scheint, als wenn ein Detail vom nächsten abgelöst wird und so langsam aber beständig diesen Wechsel des anderen Talyras hervorruft. Zuerst sind es die Leute, die immer weniger zu sehen sind. Wenn doch, so stets im Dunkeln, komplett verhüllt und immer schleichend oder auf der Lauer. Auch die Häuser, die schon zuvor nicht viel mehr als Bruchbuden gewesen sind, gleichen jetzt verlassenen Häusergerippen, sind komplett eingefallen oder bestehen nur noch aus morschen Holz, Fäule und Schimmel. Shyada hätte es nicht für möglich gehalten und auch wenn hier der Fäkaliengestank weitaus geringer ist, so trägt der Schimmel- und Fäulnisgeruch seinen Teil dazu bei, dass auch dieser Bereich der Unterstadt jeden Atemzug zu einer Tortur werden lässt. Was hat dieser Kerl hier nur verloren?

Kaney geht direkt hinter Garok und flüsternd dem Hund immer wieder leise einige Worte zu, während Shyada ihm mit zwei Schritten Abstand folgt und ihren Blick durch die Gegend schweifen lässt. Es gibt nichts woran man sich orientieren kann und je weiter die beiden mitsamt dem Hund voran kommen, umso weniger Fackeln erhellen die Strassen. Dadurch bleibt ein Großteil ihrer Umgebung hinter der Wand aus Schwärze zurück, so dass sie keine auffälligen Stellen sehen, die später als Orientierung dienen könnten. Im Hinterkopf hämmert die Aussage des Wargjünglings eifrig und verlangt nach Aufmerksamkeit. Kaneys Frage ...dass KEIN einziger Dieb versucht hat, ihm was abzunehmen? schwirrt in ihrem Kopf herum und lässt der Amazone keine Ruhe. Hatte der Fremde deswegen keine Angst oder Zweifel bezüglich seines Umfeldes? Wer auch immer der Mann ist, Shyada würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass dieser Mann nicht irgendwas über Morgana oder ihren Aufenthalt wüsste. Aber wie verdammt noch mal, passt er da rein? Niemand der etwas mit der Entführung einer stadtbekannten Person zu tun hat, würde so offentlich sein Gesicht zur Schau stellen! Selbst in der Unterstadt kann man sich seiner nie sicher sein. Nicht mal dann, wenn man selber der beste und gefährlichste Dieb der ganzen Immerlande wäre... Shyada merkt, dass sie zu keinem Ergebnis kommt. Ihre Augen suchen Kaney, der wie zuvor kurz hinter Garok geht und sich zusammen mit ihm immer tiefer in die Unterstadt wagt. Während ihre Augen den Jungen beobachten, fällt ihr ein, dass der heutige Tag- sofern man in der Unterstadt davon reden kann- eindeutig zuviele Zufälle bereit hält. Hätte Kaney es nicht gewagt ihr etwas vorzuschreiben und darauf bestanden mitzukommen, so hätte sie die Spur längst verloren. Ebenso war das Zusammentreffen mit dem Mann einzig und allein dadurch zustande gekommen, dass die polierten Waffen sie irritiert hatten und der Mann sie inmitten des Gewühls gefunden hatte.
Zufälle sind eine Sache die Shyada mit Vorsicht genießt, da man nie wissen kann, inwieweit sie Risiken bergen, die auf dem ersten Blick nicht zu erkennen sind. Was wenn das kein Zufall war? Was wenn der Mann es darauf angelegt hatte und sich hier irgendwo in einer Gasse versteckt hält und auf sie wartet? Shyada bemerkt wie Zweifel in ihr aufsteigen, besonders durch die Änderung ihrer Umgebung hervorgerufen.
Selten hat sich die Amazone bisher unsicher gefühlt, aber dieser Teil der Unterstadt wo ihnen gewiß nicht mal dreckiger Abschaum, der Aussicht auf eine Belohnung oder gute Beute hat, helfen würde, lässt die Amazone unwohl fühlen. Während Kaneys und Garoks Aufgabe darin besteht der Fährte zu folgen, registriert Shyada jede noch so kleine Bewegung am Rande der Schatten, vor oder hinter ihnen. Bleibt am besten da wo ihr seid! knurrt eine lautlose Stimme die unsichtbaren Gestalten an.

Mehrmals stoppen die beiden, weil Garok die Fährte neu suchen muss, aber danach geht es, wenn der Hund wieder Anschluß hat, sofort weiter und immer tiefer in die Unterstadt. In Gedanken versucht sich Shyada die Größe der Unterstadt vorzustellen, doch wehrt sich ihr Geist dagegen. Die Amazone vermutet, dass sie weiter in die Erde hineinbewegen. In Bereiche, die vielleicht zu der Zeit, wo die Unterstadt das ursprüngliche Talyra war, ebenfalls eine Art Unterstadt gebildet haben.
Weder Kaney noch Shyada haben eine Ahnung wie lange sie bereits dem Hund folgen, doch irgendwann nach scheinbar ewig langer Zeit, obwohl in Wirklichkeit nicht viel vergangen ist, hellt sich das Dunkel zweihundert Schritt auffallend stark vor ihnen auf. Garok hält die Schnauze auf den Boden gerichtet zielstrebig auf das Licht zu. Shyada beschleunigt ihren Schritt und gibt Kaney mit Handzeichen, die im Zwielicht nur schwer zu erkennen sind, zu verstehen, dass Garok aufhören kann. Auch Kaney hat bereits das Licht gesehen und weiß, dass es einen Grund haben wird, warum dieser Bereich erhellt ist. Den Zeigefinger an den Mund gelegt gibt Shyada Kaney zu verstehen, dass er sich leise verhalten soll. Eigentlich eine ziemlich sinnlose Geste, da der Wargmischling dies auch von alleine getan hätte. Dann setzt sie sich wieder an die Spitze des kleinen Suchtrupps und nähert sich mit vorsichtigen Schritten und dicht an die Häuser gedrängt auf das Licht zu. An leisem kaum wahrnehmbaren Geräuschen erkennt Shyada, dass auch Kaney ihr folgt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 12. Mai 2004, 23:03 Uhr
Erst als die Tür ins Schloss fällt, seine Männer, nachdem sie ihn erkannt haben, ihre Waffen senken, wird ihm bewusst welches Risiko er eben eingegangen ist. Er wirft den beiden Türwachen nur einen finsteren Blick zu, geht an eines der schmalen Fenster und blickt hinaus auf die Strassse, falls man dies überhaupt Strasse nennen kann. Eine ganze Weile beobachtet er jede Bewegung, die es dort draussen gibt, aber es sind nur Ratten und anderes Getier, so dass er sich wieder von dem Fenster abwendet, nachdem er sich sicher ist, dass ihm niemand gefolgt ist. Ärgerlich über sich selber, nimmt er seinen Umhang ab und wirft ihn in eine Ecke des Raumes, setzt sich dann an den Tisch und grübelt nach.Dieses verdammte Weibsbild, musste sie ausgerechnet heute in der Unterstadt auftauchen, ich ihr begegnen und sie mir den Kopf verdrehen und ich auch noch darauf hereinfallen! Ich hätte alles zunichte machen können. Die Unterstadt macht mich krank. Ich brauche bald wieder frische Luft und den Geruch von salzigem Wasser in meiner Nase. Der Geruch hier unten vernebelt einem alle Sinne.

Er nestelt an seinem Schlüsselbund, ruft einen seiner Männer, die gerade würfeln, zu sich und gibt die Anweisung, dass man der Heilerin etwas zu essen bringen soll, etwas mehr als üblich, da ja eine Mahlzeit ausgefallen ist. Er selbst würde sie heute nicht mehr aufsuchen, er ist zu wütend über sich selber und weiss, er würde seine Wut an ihr auslassen, und das könnte Folgen haben, die er nicht will, da er die Heilerin noch für seine Pläne braucht. Nachdem der Mann zurück ist, befestigt Seagull den Schlüssel wieder an dem Bund und steht auf. Er nickt den Wachen zu, schärft ihnen ein, dass sie heute besonders wachsam sein sollen, und auf alles was sich draussen bewegt achten sollen, und verlässt dann den Raum um nach oben in sein Zimmer zu gehen.

Dort angekommen wirft er sich auf sein Bett, das so laut knarzt, dass man glauben könnte es bricht jeden Moment unter seinem Gewicht zusammen, und denkt über das Geschehene nach. Immer mehr beschleicht ihn das Gefühl, dass etwas mit der Amazone nicht in Ordnung war. Sie war zu sauber, zu clever und zu hübsch, um wirklich in die Unterstadt zu gehören. Er muss sich selbst eingestehen wahrscheinlich einen Fehler gemacht zu haben, doch ändern kann er nichts mehr daran, ausser noch wachsamer und vorsichtiger zu sein und jeden weiteren Gang in die Unterstadt und auf den Wolfsmarkt zu vermeiden.

Er selber würde das Haus nun nur noch verlassen, wenn sie wirklich aufbrechen würden und auch seine Männer sollten nur noch heraus gehen, wenn die Vorräte nicht mehr ausreichten. Dies würde aber noch einige Zeit dauern, sie hatten genug besorgt um noch einige Tage ausharren zu können. Er verwünscht sich selber noch einmal ehe er in einen unruhigen Schlaf gleitet, aus dem er bei jedem noch so kleinen Geräusch wieder aufschreckt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 12. Mai 2004, 23:39 Uhr
"Braver Hund, los, such weiter..." flüstert Kaney, während er langsam hinter seinem Hund hergeht, und den Untergrund betrachtet, auf dem sie langgehen.
Auch wenn es schwierig ist, auf dem steinernen Untergrund irgendwelche Spuren zu erkennen, so erkennt Kaney doch ganz selten verwischte Spuren, der Kerl war also auch ab und an unachtsam. Zwar nur ganz selten, aber immerhin.
Während sie weitergehen, bemerkt auch Kaney das der Gestank immer schlimmer wird.
Götter, was ist hier denn verrottet? fragt sich Kaney einmal, aber dann bemerkt er, dass er diese Frage auf keinen Fall beantwortet haben möchte.
So konzentriert er sich weiter darauf, die Spur zu verfolgen, und immer tiefer gehts in die immer menschenleerer werdende Unterstadt.

Während sie immer weiter in die Unterstadt vordringen, schweigen beide, Werblut und Amazone.
Jedes Wort, das hier gesagt werden würde, wäre zuviel, und Kaney hatte an manchen dunkleren Stellen auch das Gefühl, dass jedes gesprochene Wort die Unterstadt verändern würde...
Denk nicht so einen Unsinn! Such weiter! fordert er sich selber in Gedanken auf.

Wo auch immer wir gerade sind, wir sind da! denkt Kaney, als es plötzlich heller wird.
Das Licht von Fackeln schmerzt beinahe in seinen lichtempfindlicheren Augen, andererseits wusste er nun, dass sie nicht noch tiefer in den verlassenen Teil der Unterstadt mussten... Immerhin etwas...
Schnell gibt Kaney seinem Hund noch den Befehl, sich hinzulegen, es wäre wirklich sehr unpassend, wenn er nun die Spur bis direkt vor die Haustür weiterverfolgen würde...

Misstrauisch betrachtet Kaney das Haus, dass vor ihnen liegt.
Es scheint vollkommen heil geblieben zu sein, im Gegensatz zu fast allen anderen Gebäuden in der näheren Umgebung.
Kleine Fenster sind zu sehen, und an einem von denen kann Kaney eine leichte Bewegung erkennen, die Kaney sofort erstarren lässt.
Hatte der Nordmann irgendetwas bemerkt?
Doch nichts rührt sich, niemand kommt heraus, und auch hinter dem Fenster ist keine weitere Bewegung zu sehen.
Mehrere Minuten lang betrachten Kaney und Shyada zusammen das Haus, dass anscheinend still und verlassen daliegt... wäre da nicht das Licht, dass das Haus teilwiese erhellt.

Doch nichts bewegt sich in dem Haus, so dass Kaney sich zusammen mit Garok schließlich leise, ohne irgendein Geräusch verursachend, hinter ein halb eingestürztes Gebäude schleichen.
"Und was sollen wir nun tun?" flüstert Kaney zu Shyada, nachdem sich diese zu Hund und Herr gesellt hat.
Dass sie dort nicht einfach anklopfen können ist Kaney klar, genauso, dass sie nur sehr schlecht näher an das Gebäude herankönnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 13. Mai 2004, 11:17 Uhr
Schilama ist es zwar gar nicht so recht, dass sie einfach das Haus betreten, aber wenn das Mädchen sagt dass hier vielleicht jemand sein könnte der ihnen bei der Suche nach Morgana helfen kann... Sie schauen sich im Haus um und es ist offensichtlich, dass das Haus von irgendjemanden bewohnt wird, aber "daheim" scheint niemand zu sein. Hmm vielleicht hätten wir ja doch nicht auf das Mädchen hören sollen..., dann taucht plötzlich ein Schatten an der Wand auf und sie erschrickt, aber nur leicht und von außen nicht sichtbar. Als die Gruppe sich umdreht, wirft der Unbekannte gerade den Bogen beiseite und nimmt statdessen ein Schwert in die Hand. Sie kann sein Gesicht ein wenig unter dem Kapuzenumhang sehen, aber kennen tut sie den Fremden nicht.
>"Was macht ihr in meinem Haus?" ertönt eine Stimme. Ruhig sprechen, ganz ruhig, denkt sich Schilama ehe sie einen kleinen Schritt vorgeht. "Das Mädchen hier", beginnt sie und holt die Kleine an ihre Seite, "meint ihr hättet für uns vielleicht", sie sucht nach den richtigen Worten ohne gleich zuviel zu sagen: "ein paar nützlich Hinweise." Die Elbin blickt dem Mann nur kurz in die Augen, aber sie vermag seine Absichten nicht zu deuten und da sie nicht will dass er das vielleicht noch bei ihr kann, wendet sie ihren Blick zu ihren Begleitern ab.

Das Kind scheint langsam sichtlich nervös zu werden und Schilama blickt kurz zu Phelan, sie waren der Kleinen noch etwas schuldig. Nachdem sie beobachtet hat, wie das Mädchen den Lohn vom Waldläufer, den er ihr eigendlich schon im "Vulgären Affen" versprochen hatte entgegenimmt - vielleicht sind es auch um einiges weniger oder mehr Münzen, so genau schaut Schilama nicht hin -  schaut die Elbin wieder zu dem Unbekannten vor ihnen.
Sie deutet nur mit dem Kopf an, dass das Mädchen jetzt geht und hoffentlich auch gehen darf, aber zumindest unternimmt der Fremde nichts dagegen die Kleine aufzuhalten, als sie an ihm vorbeisaust. Hoffentlich bekommt sie keinen Ärger, denn sie erinnert sich noch an die Worte des Kindes im Gasthaus.
Schilama schaut zu ihren Begleitern, aber nachdem sie sich bei der Befragung des Mädchens so detzend zurückgehalten hatte, scheint sie nun am Zug zu sein, zumindest bemüht sich in einem Augenblick der Stille keiner das Wort zu ergreifen. Aber nun gut, sie hatte hier schließlich auch angefangen mit dem Unbekannten zu sprechen. Ich hätte den Mund halten sollen.

Sie will schon anfangen endlich vorsichtig mit der Sprache rauszurücken, falls sie doch bei der falschen Person für soetwas gelandet sind, als ihr einfällt, dass der vor ihr wohl auch Geld dafür sehen wollte. Hatte Shyada Galrin oder Phelan etwas gegeben? Sie weiß es nicht, aber nun gut, erstmal sehen ob er überhaupt der richtige für soetwas ist. "Wir würden gerne wissen, ob in den letzten Tagen Fremde hier aufgetaucht sind, die nach ihrem Aussehen etwas aufälliger waren  ... und vielleicht auch eine Frau bei sich hatten." Hab ich zuviel gesagt oder gefragt? Wir wissen eigendlich noch nicht mal ob diese Person irgendwas weiß und selbst wenn, heißt das nicht, dass er ihnen auch etwas sagt, auch wenn sie ihm Silber anbieten.
Unsicherheit macht sich bei ihr Breit und sie weiß gar nicht so recht wo sie hingucken soll, damit das nicht in ihren Augen erkennt. Oder noch schlimmer: Was ist wenn dieser Kerl uns verrät, Morgana schon längst tot ist oder weil ich etwas falsch gemacht habe umgebracht wird und wir gleich mit weil wir aus der Oberstadt sind und... und...  

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 13. Mai 2004, 11:57 Uhr
Die Fremden, die Garrett in seinem Haus vorfindet, erschrecken den Dieb, so daß er seinen Bogen fallen läßt und die Klinge aus der Scheide reißt. Offensichtlich sind seine "Gegner" bewaffnet und zusätzlich auch noch zu dritt. Doch den Bogen einzusetzen würde zu lange dauern und wäre überdies im engen Haus auch nicht opportun.
Doch noch während der Halbelb überlegt, ob er angreifen, fliehen oder abwarten soll, ergreift die Person zur Linken das Wort: >Das Mädchen hier meint, Ihr hättet für uns vielleicht ein paar nützliche Hinweise.< Mit mißtrauischem Blick mustert Garrett das Kind und erkennt es als eine der Beschäftigten im "Vulgären Affen", wo er ab und zu ein Bier zu trinken pflegt. Die zwölfjährige Mara, so der Name des Mädchens, war ab und zu um ihn herumscharwenzelt wie ein Hündchen um die Beine seines Herrn. Der Dieb hatte dieses Interesse zunächst als Neugier aufgefaßt und war davon ausgegangen, daß dies hauptsächlich auf seine halbelbische Erscheinung zurückzuführen sei. Doch inzwischen weiß er es besser: Die Kleine hat ihre Rosenöhrchen überall und so verwundert es ihn nicht, daß sie auch über ihn gewisse Dinge weiß.

"So... meint sie das.", lautet die gedehnte Antwort Garretts, "Und welche Hinweise wären das im Besonderen?"

Für's Erste scheint von den Fremden keine Gefahr auszugehen und so steckt der Halbelb sein Schwert weg und lehnt den Bogen an die Wand. Bei all diesem Tun läßt er jedoch die seltsamen Gäste nicht aus den Augen und bedeutet ihnen schließlich, ihm in die Stube zu folgen.

Inzwischen steckt der Waldläufer dem Mädchen einige Münzen zu und das Kind huscht, einem Schatten gleich, aus der Tür. Garrett macht sich keine Mühe, die Kleine aufzuhalten, denn selbst wenn er mit ihr noch ein Hühnchen zu rupfen hätte, könnte er das später immer noch tun. Stattdessen konzentriert er sich nach wie vor auf seine Gesprächspartnerin und ihre beiden Begleiter.

>Wir würden gerne wissen, ob in den letzten Tagen Fremde hier aufgetaucht sind, die nach ihrem Aussehen etwas aufälliger waren  ... und vielleicht auch eine Frau bei sich hatten.<, lautet die nächste Frage Schilamas. Der Dieb hebt die Augenbrauen und wiederholt die Worte der Elbe, wobei er von einem seiner Gäste zum nächsten blickt: "Fremde? Auffälliges Aussehen? Mit einer Frau bei sich?" Um den Mund Garretts spielt ein Lächeln, als ihm auffällt, daß genau diese Beschreibung auf die Leute zutrifft, die ihm gegenüber sitzen. Doch dann wird er wieder ernst. Ihm fällt das Gespräch mit Karslan Rattenzahn wieder ein, bei dem dieser gesagt hatte, daß Schwarzfuß nach seltsamen Fremden habe Ausschau halten lassen.

Mit einem nachdenklichen Tonfall in der Stimme wendet sich Garrett an seine Gäste: "Ihr seid nicht die Einzigen, die in der Unterstadt nach auffälligen Besuchern fahnden.
Ein Mann, der mir flüchtig bekannt ist, schickt seine Helfershelfer in alle Winkel der Unterstadt und läßt sie nach Leuten Ausschau halten, die ebensolche Fragen stellen, wie Ihr. Glücklicherweise habe ich mit dem Anführer dieser zurückgebliebenen Schwachköpfe noch eine Rechnung offen und werde Euch daher nicht an ihn verraten. Doch sagt mir: Wer ist die Frau, die Ihr sucht?"

Die dunklen Augen des Diebes funkeln wie schwarze Perlen. Erst vor Kurzem war ein lukrativer Raubzug, den er sich ausgesucht hatte, durch die Ungeschicklichkeit von Schwarzfuß' Tölpeln zunichte gemacht worden und wenn er nun Gelegenheit bekäme, es dem Manne heimzuzahlen, sollte ihn das nur noch umso mehr freuen. Mit der Frage nach der gesuchten Frau will Garrett jedoch sicher gehen, daß die Fremden wirklich nach Morgana suchen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 13. Mai 2004, 14:26 Uhr
Sie folgem dem Fremden in die Stube und er wiederholt ihre Frage. Sie meint in seinem Gesicht sogar soetwas wie ein Lächeln zu sehen, wenn sie sich nicht verguckt hat, denn kurz darauf ist er auch wieder so ernst wie am Anfang als er noch sein Schwert in der Hand hielt. Er erzählt über jemanden, der seine Helfeshelfer auch nach aufälligen Leuten in der Unterstadt suchen lässt und sie befürchtet durch seine Worte schon das Schlimmste, doch als er weiterspricht und sie hört was er sagt, atmet sie wieder etwas auf.

>"Wer ist die Frau, die Ihr sucht?"<  fragt der Unbekannte, aber er erhält nicht sofort eine Antwort. Sie kennen den Mann nicht und vielleicht ist es ja auch nur Täuschung, dass er gesagt hat, dass er auf die Leute die hier unten nach aufälligen Fremden suchen schlecht zusprechen ist. Sie schaut einige Augenblicke zu Galrin und Phelan, erhält aber keine direkte Antwort darauf, ob sie es sagen soll oder nicht, wahrscheinlich da sie selbst noch abwägen, ob es so gut ist das zu sagen. >"Morgana"< hört sie schließlich von einem ihrer Begleiter.

Schilama schaut den Unbekannten nochmal genauer an, aber sie weiß nicht so recht was sie von ihm halten soll. Was sollst du schon von ihm halten? Wenn er hier unten lebt ist er doch bestimmt ein Dieb oder gar schlimmeres. Aber hoffentlich hat er einen nützlichen Hinweis für uns und "wir" genug Silber für ihn dabei, denn sie glaubt nicht, dass man hier irgendetwas umsonst bekommt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 13. Mai 2004, 15:31 Uhr
Es dauert eine halbe Ewigkeit, zumindest kommt es Morgana so vor, ehe sie Geräusche hört, die von einem menschlichen Wesen stammen müssen, und kurz darauf klickt auch das Schoss an der Tür und ein Mann mit einem Tablett betritt den Raum. Seine Bewegungen sind fahrig und er scheint nervös, und hat es auch sehr eilig wieder aus dem Raum zu kommen.Es ist irgendetwas passiert, etwas das sie nervös gemacht hat, nur was? Morgana brennen tausend Fragen auf den Lippen, doch ehe sie auch nur eine hat stellen können, ist der Mann auch schon wieder verschwunden und sie hört erneut das Klicken des Schlosses, das nun wieder zuschnappt.

Auf dem Tablett ist ausser Käse auch noch etwas Schinken, und bevor, die Ratten und Mäuse wieder aus ihren Löchern kommen und sie belästigen, bricht sie ein Stück Käse ab, etwas von dem Schinken und auch etwas Brot und wirft es in die Ecke, die die Ratten wohl schon als Futterplatz auserkoren haben. Sie hört das Tapsen der Füsse, und ihr schaudert bei dem Gedanken, mit wem sie hier ihr Mahl zu sich nehmen muss. Was würde sie dafür geben jetzt im Speisesaal der Steinfaust zu sitzen, vielleicht mit Phelan und dort zu essen. Sie seufzt kurz auf und macht sich dann heisshungrig über das Essen her und versucht jeden Gedanken an die Ratten in der Ecke zu verscheuchen.

Sie hat viel zu schnell gegessen und ihr Magen nimmt es ihr übel und rebelliert, doch sie muss sich nicht übergeben. Sie schiebt das Tablett wieder weit von sich und kümmert sich dann um ihre Wunde am Handgelenk. Durch die Fesseln will die Wunde nicht heilen und immer wieder öffnet sich der Schorf, weil die Fesseln darüber scheuern. Auch das andere Handgelenk und ihre Fussgelenke sind aufgescheuert und jede Bewegung tut weh, doch mittlerweile hat sie sich an die Schmerzen gewöhnt, falls man das überhaupt kann, aber sie ignoriert ihn soweit es ihr möglich ist. Der Tiegel mit der Salbe ist bald leer und sie betet zu Faeyris, dass er ihr  neue Salbe besorgen würde . Das Fieber ist verschwunden und auch dafür dankt sie den Göttern, sonst wäre sie sicherlich schon nicht mehr am Leben.

Ihr Geist ist auch noch klar, obwohl sie manchmal glaubt wahnsinnig zu werden, weil ihr Körper ihr vorgaukelt, dass irgendwelche Tiere auf ihm herumkrabbeln oder sie sieht Schemen am Rande ihres Blickfeldes und wenn sie hinschaut ist nichts da. Ihr fehlen die Gespräche, die sie mit Schilama, Phelan und auch der Amazone geführt hat. Die wenigen Male, wo der Nordmann sie verhört hat, kann man kaum als Gespräche bezeichnen, sie fühlt sich einsam und verlassen, und wäre nicht das Kind in ihrem Bauch, dann hätte sie schon längst aufgegeben. Ihr Rücken schmerzt immer häufiger und auch ihr Bauch spannt sich immer wieder und sie weiss, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis das Kind zur Welt kommt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 13. Mai 2004, 16:19 Uhr
"Ich habe keine Ahnung." lautet Shyadas überraschend ehrliche Antwort. Sie glaubt nicht, dass Garok zufällig eine andere Fährte aufgenommen hat und demzufolge müsste sich der Nordmann in diesem Haus befinden. Doch wieviele würden noch in dem Haus sein? Shyadas Blick geht über den fast leergeräumten Platz vor dem Haus, der nur kleinen Nagern Schutz bieten würde, aber nicht einer ausgewachsenen Person. Die Lage des Hauses wirkt perfekt, denn wer auch immer sich dem Haus nähert, würde gesehen werden. Zumindest wenn jemand hinter den Fenstern wäre.
Von ihrer Position aus, die zwar schon relativ dicht am Haus gelegen ist, können weder Shyada noch Kaney die Umstände im Haus ausmachen. Als Shyada glaubt sich den Anblick des Hauses gut eingeprägt zu haben, tritt sie einen Schritt zurück und lehnt sich im Dunkeln gegen eine Mauer. Kleine Steine rieseln irgendwo von oben, so dass Shyada sich augenblicklich wieder aufrichtet. Das Steinekollern würde niemand hören, aber wenn eine baufällige Wand einstürzen würde, dann könnten sie gleich alles vergessen. Auch wenn sie Kaneys Gestalt durch das Gegenlicht nur schemenhaft sieht, glaubt sie, dass der Jüngling in ihre Richtung blickt und wissen möchte, was sie nun als nächstes tun. Im Geiste hält sich Shyada das Bild des Hauses vor Augen und überlegt, ob es nicht doch eine Möglichkeit geben würde dort hineinzukommen. Ihre rechte hand ballt sich zu einer Faust, als sie feststellen muss, dass sie selbst wenn sie etwas finden würden, nicht dort hinein könnten. Wenn ihnen etwas zustoßen sollte, wüssten die anderen drei nicht wo sie sind und dann brauchten sie beide sich auch keine Hoffnungen mehr machen jemals wieder Tageslicht zu sehen. Wer auch immer der Mann ist, dem die Amazone begegnet ist, er weiß zu kämpfen und sich zu verstecken und das zusammen mit der Tatsache, dass sie sich in der Unterstadt befinden bedeutet wiederum, dass er nicht irgendein Dieb ist und es sich wahrscheinlich nicht leisten könnte, jemanden laufen zu lassen der seinen Aufenthaltsort kennt- zumindest sofern er davon weiß.

Verstimmt stößt Shyada Luft aus und sieht dann zu Kaney oder zumindest dort hin, wo sie seine Augen vermutet. "Wir haben keine Ahnung wieviele Personen dort drinnen sind und vorallem was dort alles drinnen ist. Außerdem wissen die anderen nicht wo wir sind, also bleibt uns nicht anderes übrig als umzukehren und uns nach diesem Haus zu erkundigen... allerdings durfte es schwer werden, dann nicht mehr aufzufallen..."
Ein quietschendes Geräusch unterbricht plötzlich die Stille dieses abgelegenen Teils der Unterstadt. Sowohl Shyada als auch Kaney halten automatisch die Luft an, obwohl ihr atmen kaum zu hören ist, und sehen dicht an die Wand gedrückt zum Haus. Wenn jetzt jemand in ihre Richtung kommen würde, müssten sie zusehen, dass sie nicht gesehen werden würde und das wäre kein leichtes Vorhaben. Glücklicherweise nähert sich niemand, doch sind gleich zwei schwarz vermummte Gestalten aus dem Haus getreten. An der Haltung, der ähnlichen Bekleidung und der beachtlichen Körpergröße in Bezug auf die Tür gemessen lässt sich erkennen, dass auch diese beiden wie der Fremde aus dem Norden stammen mussten.
Wären wir schon bei drei... Shyada schüttelt stumm mit dem Kopf. Dort in dieses Haus ohne Vorbereitung und einfach auf gut Glück hineinzugehen, würde einem Todesurteil gleich kommen. Während sie beschließt, dass sie wieder zurückgehen, postieren sich die beiden Männer vor der Tür und erzählen miteinander. Trotz der Stille kann man die einzelnen Worte nicht verstehen. Shyada tippt Kaney an und verdeutlicht ihm dann, dass sie sich fürs erste zurückziehen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 13. Mai 2004, 22:37 Uhr
Mindestens drei Nordmänner... und wer weiß, was noch da in dem Haus lauert...
Kaney ist sichtlich froh, dass sie nicht in das Haus hineinmüssen, sondern dass sie sich erstmal wieder mit den anderen treffen wollen...
Er nickt nur, als er sich leise umdreht, und wieder in die Richtung zurückgeht, aus der die drei gekommen sind.

Wieder schweigen Shyada und Kaney, während sie den Weg zurückgehen, und Kaney merkt sich die Umgebung, so gut er kann, immerhin könnte es ja sein, dass sie noch einmal zu diesem Haus zurückkehren müssen...

Wieder im "Vulgären Affen" schaut Kaney nur kurz nach, ob die anderen schon wieder von ihrer Erkundungstour zurück sind, aber die Tür ist verschlossen.
"Die drei schauen sich auch wohl in der Unterstadt um... ich habe Galrin gesagt, dass wir uns hier später wiedertreffen sollen... Wir können also nur warten..." flüstert er zu Shyada...
Dann holt er einen kleinen Teil seiner Vorräte aus seinem Rehfellbeutel, gibt die Hälfte davon seinem Hund, die andere Hälfte isst er selber, und spült das ganze mit Wasser herunter...

Wo die anderen nur sind... hoffentlich haben sie keine Probleme...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 14. Mai 2004, 09:41 Uhr
Als Phelan den Namen "Morgana" erwähnt, nickt der Dieb langsam und sein Blick wandert abermals von einem zum anderen.

"Das ist der Name, den mein... Bekannter... erwähnt hat.", sagt der Halbelb leise und läßt die Finger knacken, "Offensichtlich handelt es sich bei den Begleitern der Heilerin um eine Gruppe von Fomoraig-Piraten aus dem Norden. Sie haben in einem abgelegenen Teil der Unterstadt ihr Lager aufgeschlagen. Wo genau, kann ich nicht sagen, aber Schwarzfuß müßte es wissen."

Das Schweigen seiner Gäste deutet Garrett als Unverständnis darüber, wer Schwarzfuß ist. Daher erklärt er: "Schwarzfuß ist ein... sagen wir... Rädelsführer hier in der Unterstadt. Seine Leute sind über das gesamte Gebiet verstreut und haben ihre Augen und Ohren nahezu überall. Zum Glück sind die meisten davon nicht besonders helle. Man sagt, wenn man in Schwarzfuß' Bande aufgenommen werden will, muß man eine einfache Rechenaufgabe lösen. Schafft man sie nicht, ist man angenommen worden."

Der Mund des Halbelben verzieht sich zu einem Grinsen, bevor er weiterspricht: "Ich weiß, wie bereits gesagt, nicht genau, wo sich dieser 'Seagull' und seine Helfershelfer aufhalten. Aber beschreiben kann ich ihn Euch, wenn Ihr wollt."

Phelan blickt abermals Galrin und Schilama an. Dann nickt der Waldläufer: "Sagt uns, was Ihr wißt. Euer Schaden soll's nicht sein."
In kurzen, aber dennoch detaillierten Worten beschreibt Garrett den Anführer der Piraten, so genau es ihm möglich ist. Kleidung, Mimik, Gang, dazu noch der stechende Blick des Formoraig... all diese Merkmale läßt der Dieb für die geistigen Augen seiner Gäste lebendig werden, so daß sich, nach etwa zehn Minuten Beschreibung, die drei Suchenden ihren Gegner so genau vorstellen können, als stünde er vor ihnen.

Nachdem man den Dieb mit einigen Münzen entlohnt und dieser ihnen auch noch den Wohnort von Schwarzfuß am Wolfsmarkt verraten hat, zieht der Spähtrupp sich wieder zum "Vulgären Affen" zurück.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 14. Mai 2004, 14:16 Uhr
Schilama hört den Worten von diesem Unterstädler schweigend zu. Schade das er nicht auch noch weiß wo dieses Haus ist. Nachdem sie die Informationen darrüber haben, wie dieser "Seagull", der wohl der Anführer der Formoraig ist, aussieht und sogar wissen wie dieser Kerl geht, gibt Phelan dem Mann etwas Geld und sie verlassen das Haus.
Die Elbin geht wie schon auf dem Hinweg, so rücksichtsvoll wie es in der Unterstadt nur möglich ist, durch die Massen, aber natürlich kommt sie wieder nicht drum herum, den ein oder anderen unsanft zur Seite zu schubsen. Etwas später, nachdem sie auch den Wolfsmarkt ohne größere Unterbrechungen duchquert haben, kommen sie in den "Vulgären Affen".

Sie lassen den Schankraum schnell hinter sich und als sie die Treppen zu den Zimmern hinauf steigen, merkt Schilama wie müde sie ist, die schlechte Luft scheint ihre Lebensgeister schier einzuschläfern, denn an der frischen Luft wäre sie wegen dieser kleinen Strecke bestimmt noch nicht so träge und erschöpft gewesen. Hier unten bekomme ich ja auch fast keine Luft zum Atmen, sondern nur Gestank.

Oben angekommen hören sie ein Geräusch aus den Zimmer von Shyada und Kaney, Garok? Die Elbin klopft kurz und leise an, wenn die Beiden schon da sind, können sie sich auch gleich zusammensetzen und austauschen, was sie erfahren haben. Auch wenn ich mich lieber erstmal hinlegen würde, sagt ein kleiner Gedanke den sie aber rasch beiseite schiebt.
Die Tür wird geöffnet und die Amzone lässt die Drei schnell eintreten, damit nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregt wird, indem sie vor der Tür herumstehen. "Wir haben etwas herausgefunden, leider reicht es noch nicht", flüstert sie eher, als das sie es sagt, da die Wände doch nicht die dicksten sind.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 14. Mai 2004, 15:23 Uhr
Der Rückweg nimmt weitaus weniger Zeit in Anspruch, da ihnen der Weg ein wenig vertrauter vorkommt und sie sich nun nicht Garoks Fährtensuche anpassen müssen. Während sie sich über den Wolfsmarkt drängen, holt sich Shyada an einem nicht gerade sauberen Stand etwas zu essen, um etwas im Magen zu haben. Zwar schmeckt es nicht gerade berauschend, aber es würde seinen Zweck erfüllen, als reicht es vollkommen aus.

Zurück in der Taverne vergeht nicht viel Zeit, bis jemand an die Tür klopft. Shyada wirft einen misstrauischen Blick zur Tür und sieht dann zu Kaney. Als dieser mit den Schultern zuckt, steht die Amazone vom Stuhl auf und geht zur Tür hinüber. Weder Geflüster noch anderweitige Geräusche sind zu hören. Garok sieht nur kurz von seiner Mahlzeit auf, aber scheint sich dann nicht weiter darum zu kümmern. Shyada weiß nicht, inwieweit Garok auf Fremde reagieren würde, so dass sie nicht sagen oder ahnen kann, wer sie zu sprechen wünscht. In einer Hand einen Dolch öffnet die Amazone dann die Tür. Da es sich um Phelan, Schilama und Galrin handelt, lässt Shyada die Tür ein Stück weiter aufschwingen und winkt die drei herein. Kaum dass der letzte seinen Fuß in ihrem Zimmer hat, ist die Tür auch schon wieder zu.
So leise, dass man es selbst im Zimmer kaum versteht, erklärt Schilama Kaney und Shyada, dass sie drei etwas herausgefunden haben. Shyada nickt beiläufig, weiß aber noch nicht um was es sich handelt und ob sie es für sich denn auch gebrauchen konnten. Aufmerksam blickt Shyada die drei Neuankömmlinge an, doch sind an ihnen keine Spuren von möglichen Kämpfen zu sehen, so dass sie wohl ungefährlich an ihre Informationen herangekommen sind.
"Gut, wir auch... zumindest teilweise..." Die Amazone verzieht kurz das Gesicht als sie an das Haus denken muss, dass irgendwie uneinnehmbarer als eine Festung wirkt. "Also? Dürfen wir es auch erfahren?" Ihre Stimme ist ebenfalls leise, doch kann man sie im ganzen Raum gut hören. Während Shyada und Kaney gespannt auf die Antwort warten, geht die Amazone um sich zu setzen wieder zu ihrem Stuhl zurück, wirft aber vorher noch einen Blick durch eine Lücke im Fenster auf den Wolfsmarkt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Galrin am 14. Mai 2004, 15:50 Uhr
Galrin nickt Shyada zu, als diese nach den Informationen fragt, die Schilama, Phelan und er gesammelt haben:
"Wir haben herausgefunden, daß ein Formoraig namens 'Seagull' gemeinsam mit seinen Spießgesellen Morgana entführt hat. Einen Grund dafür kennen wir nicht, aber diesem Piratenabschaum ist alles zuzutrauen."

Bei den letzten Worten verzieht sich das Gesicht des Schiffsbauers abermals zu einer Maske der Abneigung gegen die Feinde seines Volkes.
Anschließend beschreibt Phelan so gut es geht den Anführer der Formoraig. Schon nach den ersten Worten des Waldläufers zeigt sich auf den Gesichtern der Amazone und des Wargen ein Ausdruck des Wiedererkennens. Als Phelan geendet hat, fügt Galrin noch hinzu: "Leider wissen wir nur ungefähr, wo dieser Bastard sich aufhält. Es könnte Tage dauern, ihn dort aufzuspüren... wenn er sich überhaupt noch in der Unterstadt aufhält."

Nach einem Moment des Nachdenkens fügt er noch hinzu: "Bei weiteren Nachforschungen müssen wir vorsichtig sein. Eine Unterstadtgröße namens Schwarzfuß hat seine Lakaien aufgefordert, ihm zu melden, wenn jemand nach Morgana sucht."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 14. Mai 2004, 18:23 Uhr
Während Shyada den Ausführungen Galrins und Phelans zuhört, schleicht sich ein wissendes Lächeln in ihr Gesicht. Je mehr Phelan den Mann beschreibt, der angeblich der Entführer Morganas ist und den Namen Seagull trägt, umso sicherer wird sie sich, dass es der Nordmann ist, dem sie vorhin auf dem Wolfsmarkt begegnet ist.

Schwarzfuß? Shyada kennt den Namen, eigentlich so gut wie jeder der schon länger seinen Dienst in der Steinfaust ausübt. Er ist derjenige der die Unterstadt indirekt leitet und nie kann man sich sicher sein, ob nicht die unbedeutende Person neben einem, ein Spion dieses Mannes ist.
"Ich weiß nicht, woher ihr diese Informationen habt, aber ich hoffe, dass derjenige jetzt entweder tot ist oder wirklich schweigt!" Shyadas Stimme macht klar, dass sie nur bestätigende Antworten duldet. Nur ein zögerliches Nicken ist bei den dreien zu erahnen.

Für einen Moment herrscht Schweigen in dem kleinen Zimmer und außer den Geräuschen von draußen, dem Schankraum und ihr Atmen ist nichts zu hören. Shyada blickt von Galrin, der zuletzt gesprochen hatte, zu Kaney. Ihr Gesicht forscht in dem seinen und sieht, dass auch er sich sicher ist, dass es sich bei diesem Seagull um den Mann handelt, den sie, Shyada, getroffen hatte.
"Nun..." Der Blick der Amazone löst sich wieder von dem Wargjüngling und geht von Schilama, zu Phelan und endet bei Galrin, der immerhin derjenige war, der meinte, dass es schwer sein dürfte, den genauen Standpunkt des Mannes herauszufinden. "... ich denke wir können uns die Suche sparen, denn er befindet sich ganz bestimmt noch in der Unterstadt."
Verständnislose Gesichter blicken Shyada an, so dass sie gleich weiererzählt. Zeit wäre nun noch mehr Mangelware, wenn der Informant nicht dicht halten würde. "Ich habe diesen Mann vorhin gesehen. Er hat mich angesprochen und auch wenn er mir nicht viel verraten hat, so weiß ich mit Sicherheit, dass er aus dem Norden stammt. Nach eurer Beschreibung zu urteilen, kann es nur dieser Mann sein und wie der Zufall es so will, sind wir ihm gefolgt."
Auch wenn Shyada sich vor kurzem noch über Zufälle im Stillen ausgelassen hat, dieser hier ist ganz nach ihrem Geschmack. Durch die Information an die Phelan, Galrin und Schilama herangekommen sind und den Umstand, dass sie ausgerechnet den Mann mit ihrem Aussehen angelockt hat, der auch Morgana in seiner Gewalt hat, würde ihnen einen Menge lästiger Fragerei erspart bleiben. Und vorallem, würden sie dadurch, dass sie bereits so gut wie alles wissen, was sie wissen wollte, eine Menge Zeit sparen und nicht weiter auffallen.
"Das Haus liegt in einem verlassenen, weit abgelegenen Teil der Unterstadt. Wir wissen, dass mindestens drei Personen in dem Haus sein müssen. Wenn Morgana da ist, sind es schon vier und glaube kaum, dass das schon alles ist." Shyada macht eine Pause und hält sich das Bild des Hauses wieder vor Augen.
"Im Moment habe ich absolut keine Ahnung, wie man in dieses Haus gelangen kann. Wenn wir uns ranschleichen würden, würde man uns sofort bemerken. Davon abgesehen, scheint es so, als wenn man nur durch die Tür hineingelangt. Nicht mal Garok würde durch die Fenster passen. Was Schwarzfuß angeht. Wenn eure Quelle dicht hält, dann dürften wir ihm nicht weiter auffallen, denn wir haben nichts weiter, was wir fragen müssen..."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 14. Mai 2004, 19:17 Uhr
Der Berg der Opfergaben, die Kaney dem Wolfsgott opfern will, sobald sie hier in der Unterstadt fertig sind, wird immer größer, je mehr Kaney hört, was die anderen da erzählen.
Die Beschreibung passt absolut auf den Kerl, mit dem sich die Amazone.. befreundet hat, und die restlichen Informationen, dass sich Morgana immer noch in der befindet, wie der Kerl heißt...
Garr, du bist zu gütig... hab dank für deine Hilfe bedankt sich Kaney in Gedanken bei seinem Schutzgott...

Ja, das ist ein Problem... wie soll man da hineinkommen... man könnte es vielleicht irgendwie schaffen, sich an die Fenster heranzuschleichen, und dann eine Fackel in das Innere des Hauses werfen... aber wenn dann alle aus dem Haus laufen, und Morgana drin bleibt, ist das auch nicht gut... nein, überhaupt nicht... es sei denn, wir kämen rechtzeitig rein um sie rauszuholen... aber sie ist schwanger, das geht doch nicht...Grübelnderweise schaut Kaney, ob die anderen vielleicht einen Vorschlag machen, ihm fällt momentan nicht wirklich etwas ein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 14. Mai 2004, 21:49 Uhr
Am Morgen steht Seagull mit dem dumpfen Gefühl auf, dass dies kein guter Tag werden würde. Er weiss selber nicht genau warum , aber er hat fürchterlich schlechte Laune. Seine Träume waren wirr gewesen und immer wieder war das Gesicht der Amazone in ihnen aufgetaucht. Seagull ist sich fast sicher, dass er diese Begegnung besser vermieden hätte. Er wiess auch hierbei nicht warum, aber sein Magen sagt ihm, dass etwas mit dieser Frau nicht stimmt. Mit grimmigem Gesicht stapft er die Treppe hinunter, einige Stufen knarren laut, als sein Gewicht sie trifft. Seine Männer unten melden keine besonderren Vorkommnisse und das beruhigt ihn ein wenig, aber nicht ganz. Es ist auch kein neuer Bote da gewesen, um zu berichten, was sich in der Unterstadt tut, das macht ihn nervös, und es scheint als hätte er sein Glück zu sehr herausgefordert. Doch dann macht er sich selber wieder Mut, was würde eine einzelne Frau schon ausrichten können und sie müsste ihn hier auch erst einmal finden und dann in dieses Haus kommen und sich gegen seine Männer behaupten.

Er zweifelt nicht daran, dass die Amazone kämpfen kann, vermutlich sogar gut, aber gegen sechs seiner Männer und ihn selber, hätte sie wohl keine Chance. Um sich abzulenken und sich wieder seinen eigentlichen Plänen zu widmen nimmt er diesmal selber das Tablett für die Heilerin, vielleicht würde ihr Anblick ihm ein wenig die schlechte Laune versüssen. Ein leichtes Grinsen zieht über sein Gesicht und seine Selbstsicherheit kehrt zurück, als er die Stufen zum Keller hinunter geht. Er öffnet die Tür zu ihrem Gefängnis und tritt ein. Der Anblick der zusammengekauerten Gestalt bereitet ihm die Freude, die er erhofft hat und er stellt das Tablett ab. Dann setzt er sich auf den Stuhl und ein dämonisches Grinsen zieht über sein Gesicht."Habt ihr mich vermisst Heilerin?"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 15. Mai 2004, 10:58 Uhr
Der Zufall scheint wirklich zu groß, dennoch kann Phelan nicht von der Hand weisen, dass er mehr als glücklich über den Umstand ist, dass die Gruppe bereits am ersten Tag auf der richtigen Fährte zu sein scheint. Er legt die Stirn in Grübelfalten, so recht will ihm auch nicht einfallen, wie man in das Haus hineinkommen könnte. "Vielleicht sollten wir es anders herum betrachten. Sie sind in diesem Haus, genauso gefangen wie Morgana.."  ... und das ist der einzige Haken an der Sache. Wenn sie denn überhaupt dort ist, wovon aber auszugehen ist. "Vielleicht sollten wir noch weiter nach Möglichkeiten suchen, die Zeit sollten wir uns nehmen, nachdem wir so überraschend schnell Erfolg zu haben scheinen." Er läuft ruhelos durch das ohnehin nicht große Zimmer, möglichst ohne jemandem dabei auf die Füsse zu treten. "Dies ist die Unterstadt. Ich kenne mich wirklich nicht aus hier, aber vielleicht gibt es noch andere Wege in ein Haus zu gelangen als durch die Vordertüre..." Er lässt den Gedanken einige Zeit im Raum stehen und führt ihn dann fort. "Vielleicht - aber das wäre wirklich zu schön - gibt es einen anderen Weg hineinzukommen, wie zum Beispiel durch den Keller. Ich kann mir vorstellen, dass die hier ansässigen Gilden und Vereinigungen sich sicherlich absichern, sonst säßen sie ganz leicht wie Ratten in einer Falle." Eine Möglichkeit wäre sich nochmals zu trennen. "Zwei von uns könnten, nein sollten das Haus eine Weile beobachten und die anderen können derweil weitere Erkundigungen einholen bis zu Abend. Was denkt ihr?" Fragend wandert Phelans Blick von einem zu anderen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 15. Mai 2004, 11:43 Uhr
Während Phelan und Galrin erklären was sie herausgefunden haben, setzt sich Schilama auf das nächst beste Plätzchen das sie finden kann. Da es keinen großen Unterschied macht, wo sie sich hinsetzt, da fast alles gleichsauber ist, setzt sie sich einfachhalber auf den Boden. Als Shyada zu erzählen anfängt, was sie und Kaney herausgefunden haben, glaubt sie es kaum, das ist ja wahrlich ein glücklicher Zufall. Armitari ich danke dir!
Doch die weiteren Berrichte der Amazone gefallen ihr da schon weniger: Ein ziemlich verlassenerer, abgelegener Teil in der Unterstadt und Morgana soll sich in einem Haus mit Bewachung aufhalten, das einer uneinehmbaren Festung gleicht. Was machen wir jetzt nur?

Sie hört weiterhin schweigend zu, als Phelan ihnen die Möglichkeiten aufzählt und mit einem:  >"Was denkt ihr?"< endet. Ihre Vorsicht rät ihr zum den letzten Vorschlag des Waldläufers, das zwei von ihnen das Haus beobachten und der Rest noch weiter nach Informationen sucht, die nützlich sein könnten. Aber ihre Sorge sagt drängt sie zu irgendeiner schnelleren Lösung, aber leider fällt ihr da auch keine Vernünftige ein. "Letzteres hört sich am...", zeitaufwendigsten, "... vernünftigsten an", sagt sie lediglich dazu, denn sie glaubt nicht zu diesem Thema groß etwas beitragen zu können. Morgana, ich hoffe dir geht es gut...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 15. Mai 2004, 16:49 Uhr
Die Worte des Waldläufers scheinen durchaus berechtigt zu sein, doch kann sich Shyada nicht vorstellen, dass es zu diesem Haus einen weiteren Zugang gibt. Soweit sie das beurteilen kann, ist es für den Teil der Unterstadt in dem sich das Haus befindet nur eine Frage der Zeit, bis dieser komplett unbewohnbar und unzugänglich wird, da bereits jetzt rasch fortschreitender Zerfall seine Hand wie einen eiserne Schraubstock um die Gegend geschlossen hat. Aus diesem Grund würde mit Sicherheit niemand freiwillig dort hingehen. Das Haus selber ist gut versteckt und hätten sie Garok nicht dabei gehabt, wären sie niemals auf dieses gestoßen. Wozu also wäre ein Hinterausgang von Nöten? Kein Heer von Blaumänteln würde jemals bis zu diesem Ort vordringen und ob andere es tun würde, bleibt für die Amazone weiterhin zweifelhaft.
Trotzdem nickt sie beim Vorschlag des Halbelben, dass sich zwei genauer erkundigen und das Haus beobachten sollten, während die anderen sich weiterhin umhören würden. Das Stocken beim Sprechen Schilamas entgeht der Amazone nicht und sie glaubt zu wissen, dass es die Sorge um die Heilerin ist, die dies verursacht hat. Jeder würde sich besser dabei fühlen, Morgana so schnell wie möglich von hier fortgebracht zu haben, doch erscheint es sinnlos deswegen völlig planlos vorzugehen. Ihre grünen Augen haften noch eine Weile auf der Elbin, blicken kurz zum Nordmann, der bei der Tür steht, und sehen dann Phelan in seine schwarzen.
"Und wer?" Auch wenn Shyada die Leiterin dieser Rettungsaktion ist, so war es Phelans Vorschlag, wodurch ihrer Meinung nach ihm die Aufgabe zukommt eine Aufteilung vorzunehmen. In Gedanken geht sie einer möglichen Einteilung nach, dabei stellt sich heraus, dass es eigentlich ziemlich egal wäre. Abgesehen vom Nordmann, der allein schon aufgrund seiner Größe zu auffällig ist und sicherlich nicht das Anschleichen und Verstecken zur zweiten Natur gemacht hat, würde jeder der anderen sich völlig lautlos bewegen und vor allem anpassen können.

Wenn Phelans Vorschlag allgemeine Zustimmung finden würde, so könnten sie den Rest des Tages auf diese Weise sinnvoll nutzen und sich dann nach einer Nachtruhe, die sich nicht an dem Sonnenlauf der Immerlande richten würde, am nächsten Tag ausgeruht den Entführern Morganas stellen. Heute noch dort aufzutauchen würde sowieso zu riskant sein, da der Nordmann, Seagull, sicherlich durch die Begegnung mit der Amazone misstrauisch sein könnte.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 15. Mai 2004, 20:41 Uhr
Es überrascht ihn, dass Shyada ganz offensichtlich ihm die Entscheidung überlässt. "Ich werde gehen." Es gibt für ihn kein Zögern, denn erstens war es sein eigener Vorschlag und zweitens traut er sich durchaus zu, dass seine Fähigkeiten sich unauffällig und leise zu bewegen und eins mit den Schatten zu werden hier unten durchaus genauso anwendbar wären wie in den schattigen Wäldern. Und falls er entdeckt würde, so konnte das durchaus schnell sehr gefährlich werden, weswegen er Schilama und den Jungen gern in relativer Sicherheit wüßte. Er konnte die Elbin immer noch mit seinen Gedanken warnen, sollte es zum Schlimmsten kommen, so dass den anderen genügend Zeit bleiben würde die Unterstadt zu verlassen, ehe die Spur zu ihnen führen würde. Deswegen fügt er nach kurzem Überlegen hinzu: "Geht Ihr mit mir, Shyada, oder Galrin, das soll mir gleich sein. Vielleicht aber könntet Ihr auch diesen Garrett nochmals aufsuchen, möglicherweise weiß er etwas über verborgene Zugänge - falls es sie überhaupt gibt. Deswegen sollte Galrin vielleicht mit den anderen gehen."

Egal, was geschehen würde, sowohl Shyada als auch der Nordmann würden sich ihrer Haut zu wehren wissen, genauso aber würde jeder von ihnen auf die anderen achtgeben können. "Entscheidet Euch." Sein Blick ruht kurz auf Shyada, dann beginnt er in gespielter Geschäftigkeit an seiner Tasche zu nesteln.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 15. Mai 2004, 22:03 Uhr
Shyada beobachtet Phelan, wie er angestrengt in seiner Tasche kramt. Was gibt es denn dort so wichtiges? Sie hat keine Ahnung, was ihn dazu veranlasst, doch fällt ihr auf, dass es bei der Entscheidung wer mitkommen sollte, keine große Wahl gibt.
"Ich werde mit euch gehen." Shyada gibt dem Nordmann gar keine Gelegenheit um zu Wort zu kommen. Eigentlich hätte Phelan klar sein müssen, dass ihm Galrin für diese Aufgabe nicht viel nützen würde, da nur Shyada und Kaney wissen wo sich das Haus befindet und sich den Weg so gut es ging bemerkt haben. Da er nur Galrin ode Shyada  mitnehmen möchte, bleibt nur sie übrig. Die Amazone  behält diesen Gedanken aber für sich, Phelan würde es sicherlich auch so wissen. Zudem würde es besser sein, wenn dieser Garrett im Fall einer erneuten Begegnung mehr bekannte Gesichter sieht, statt weitere Fremde, die vielleicht zuviel Neugier oder Misstrauen erwecken würden.
Der Nordmann gibt mit einem Nicken sein lautloses Einverständnis und wendet sich dann an Kaney und Schilama, um das weitere Vorgehen mit ihnen zu besprechen.

Shyada lässt Phelan die Zeit seine Tasche genauestens zu durchsuchen, erhebt sich von ihrem Stuhl und geht auf den Halbelben zu. "Also? Gehen wir, oder gibt es dort etwas Interessanteres weswegen es sich zu warten lohnt?" Mit einem spöttischem Lächeln und herausforderndem Blick sieht Shyada Phelan an. Ehe der Halbelb aber etwas antworten kann, kramt Shyada den Geldbeutel unter ihrem Cape hervor und wirft diesen Kaney zu. "Hier Kleiner. Das könnt ihr vielleicht gebrauchen, aber schön aufpassen. Ansonsten darfst du dem Lord Commander erklären, wo es abgeblieben ist." Shyada ist sich sicher, dass der Wargmischling so schon genug auf das Geld acht geben würde, aber die Erwähnung des Lord Commanders würde sein übriges dazutun.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 16. Mai 2004, 09:21 Uhr
Ohne größere Probleme fängt Kaney die lederne, klimpernde Geldbörse auf und befestigt diese mit Hilfe einer ledernden Schnur dann an der Innenseite seiner Hose, hier würde er zwar etwas länger brauchen, um an die Münzen zu kommen, aber die Diebe hätten das gleiche Problem.
Ich werde dem Lordcommander dann aber nicht sagen, wo ich den Geldbeutel mit mir herumgeschleppt habe...

Dann gesellt er sich zu den anderen, lauscht ihren Worten, und hört sich an, wie Schilama nochmal den Weg zu dem Haus von diesem Garrett beschreibt...

Da bemerkt Kaney, dass die Amazone und der Waldläufer schon aufbrechen wollen, und schnell wendet er sich dann noch an Shyada:
"Ihr kommt nach eurem Erkundungsgang dann nocheinmal hierhin? Oder sollen wir danach zu dem Haus kommen?"

Der Werblütige möchte sicher sein, dass jeder weiß, wo sie sich treffen sollen... nicht dass man an zwei Unterschiedlichen Treffpunkten wartet, und es somit dann zu weiteren Problemen kommt..

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 16. Mai 2004, 10:24 Uhr
Nachdem sie Kaney den Weg zu Garretts Haus beschrieben hat - da er ja nicht dabei war - und sie sich mit den Anderen darauf geeinigt haben, sich hier wieder zu treffen, brechen sowohl Phelan und Shyada, als auch das Dreiergrüppchen in Forme von Schilama, Kaney und Galrin auf. Nochmal den ganzen Weg gehen..., in der Oberstadt oder gar im Larisgrün hätte ihr der Weg nichts ausgemacht, aber hier schon. Allein wenn sie daran denkt, dass sie durch den Wolfsmarkt gehen müssen, wo sie sowohl andere anrempeln muss, als auch von selbigen angerempelt zu werden, verbreitet sich nur noch mehr Unbehangen bei ihr, denn von diesen Rempeleien hat sie bestimmt schon zwei blaue Flecken.

Sie durchqueren wieder den Schankraum des "Vulgären Affen", verlassen selbigen und gehen durch den Wolfsmarkt. Dabei haben sie ein paar kleinere Begegnungen mit Dieben, denn auch wenn Kaney das Geld gut verstaut hat, so sehen die geschulten Ganueraugen wohl selbst so den Inhalt. Da sie wohl im Angesicht der Unterstädler das schwächste Glied bildet, versucht einer sogar ihr ein Dolch unter die Kehle zu setzen um das gewünschte zu bekommen, vielleicht ist die Frau den Männern ja etwas Wert. Aber Glücklicherweise ist Garok noch ein Stück aufmerksamer als sie und hat die bösen Absichten des Diebes gespührt und deshalb rechtzeitig geknurrt, so dass Schilama ihn noch gerade abwehren konnte. "Guter Hund", sagt sie, streichelt Garok kurz über sein Fell und geht weiter.  

Als sie auch das Stück Abseits des Gedränges überwunden haben, kommen sie wieder in Garrets Haus. Der Unterstädler scheint ein wenig überrascht, sie nochmal zu sehen. Er mustert Kaney auf jeden Fall etwas genauer und behält den Wolfshund im Auge. Schilama sagt was sie noch gerne von ihm wissen würden, fragt ob er es weiß, aber diesmal muss er passen. Er sagt ihnen nur, dass selbst wenn jemand sich früher mal die Mühe gemacht hat in dem abgelegenen Teil Geheimhänge zu baun, diese jetzt bestimmt schon eingestürtzt sind, schließlich hält das Holz nicht ewig und bei Steinen sieht das in diesem mordigen Loch nicht viel anders aus.

Da er sie nicht viel weiter gebracht hat, bekommt er auch sogut wie nichts und sie verlassen das Gebäude. Die Elben wendet sich an ihre Begleiter, aber hauptsächlich an Kaney, der ja auch das Silber hütet. "Wollen wir noch versuchen andernorts Informationen zu sammeln oder lieber in das Gasthaus zurückgehen? Wenn wir woanders fragen könnte das unter Umständen gefährlich werden..." Sie überlässt es den Männern das zu entscheiden, aber sie selbst, wäre schon des längeren lieber auf einem knarrenden Stuhl in ihrem Zimmer. Diese verdammte grausige Luft!

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 16. Mai 2004, 10:49 Uhr
Auf die Frage , ob sie ihn vermisst habe, antwortet Morgana nicht. Ihn selber hatte sie mit Sicherheit nicht vermisst, das Einzige, was ihr gefehlt hat, war jemand zum reden und mit ihm wollte sie sicherlich nicht reden. Morgana greift nach dem Tablett, bricht wie jedesmal etwas von dem Essen ab und wirft es in die Ecke , wo die Ratten es sich holen würden. Sie blickt kurz zu dem Nordmann und sieht wie ein amüsiertes Grinsen über sein Gesicht zieht. Lacht ruhig, irgendwann wird euch das Lachen noch vergehen, dann wenn ich wieder bei Kräften bin, ich werde nicht bei euch bleiben, es wird einen Weg geben zu fliehen und wenn ich den Tod dabei finde, aber erst muss das Kind in Sicherheit sein oder zumindest muss ich wissen, das es lebt.. Sie greift nach dem Apfel und beisst hinrein, er boabachtet sie eine Weile und beginnt dann zu sprechen.

"Nicht sehr gesprächig heute, was ? Dabei hatte ich gedacht, das lange Alleinsein hätte eure Zunge gelockert. Aber vielleicht beantwortet ihr mir eine andere Frage. Ihr kennt, dadurch dass ihr Heilerin seid, sicher fast alle Leute in der Oberstadt, gibt es dort Amazonen?" Morgana horcht auf, als er die Amazonen erwähnt, und versucht ihre Überraschung sich nicht ansehen zu lassen, ihr Gesicht ist unter ihren strähnigen Haaren versteckt, da sie den Kopf geneigt hält und so würde Seagull nichts an ihren Gesichtszügen erkennen können. Hoffnung keimt erneut in ihr auf, und sie fragt sich, warum er nach den Amazonen fragt, war er einer begegnet und wenn ja war es möglicherweie Shyada? Der Nordmann wartet auf eine Antwort, und sie weiss, dass sie ihm eine geben muss, um die Laune, die er hat nicht zu verschlechtern und Gefahr zu laufen eine erneute Wunde zu bekommen. Auf der anderen Seite würde sie aber auch zu gerne erfahren, warum er nach einer Amazone fagt. Ihre Gedanken schlagen Purzelbäume, während sie versucht so unauffällig wie möglich weiter ihren Apfel zu essen. Sie zuckt zusammen als seine Stimme laut und harsch ertönt." Nun wirds bald Heilerin, ich will eine Antwort auf meine Frage."

Morgana wirft den Apfelkitsch weg und als sie spricht klingt ihre Stime rauh und das Sprechen fällt ihr schwer. "Es gehen Gerüchte in der Stadt um, dass man eine Amazone gesehen haben soll, aber ich bin ihr noch nie begenet und kann euch nichts über sie sagen. Ich weiss auch nicht, was sie in der Stadt will." Mehr wird sie ihm nicht sagen, wenn wirklich Shyada hier in der Unterstadt wäre, dann wäre sie sicher nicht alleine und vielleicht suchen sie nach ihr. Sie will sich diese Hoffnung nicht zu nichte machen, indem sie mehr erzählt als nötig ist, würde der Nordmann wissen, dass Morgana die Amazone kennt, würde er die richtigen Schlüsse ziehen und ihre Hoffnung noch vor der Geburt aus diesem Loch zu entkommen würde sich in Luft auflösen.

Der Nordmann sagt nichts zu ihrer Antwort, aber sie spürt den stechenden Blick seiner Augen, der auf ihr ruht. Sie merkt auch, dass er ihr nicht ganz abnimmt, was sie ihm erzählt hat. Nach einer Ewigkeit, wie es Morgana scheint, spricht er doch." Soso, mehr wisst ihr nicht, irgendwie will ich das nicht glauben. Ihr wisst mehr und ich will es von euch wissen, oder wollt ihr wieder nur Brot und Wasser bekommen oder soll ich euch das andere Handgelenk auch noch aufritzen?" Morgana weiss wie bitter Ernst diese Andeutungen sind und sie versucht so schnell es geht nachzudenken und zu überlegen. Wenn Shyada hier in der Unterstadt ist, dann sicher nicht offensichtlich als Mitglied der Steinfaust, sie würde eine Tarnung haben, die der Unterstadt angepasst ist." Ich weiss wirklich nicht viel mehr, aber einige erzählten, sie hätte Kontakte zur Unterstadt, zu einigen Hehlern und wäre in schmutzige Geschäfte verwickelt." Das breite Grinsen, welches plötzlich auf dem Gesicht des Nordmanes erscheint, lässt sie erleichtert aufatmen, sie hatte die richtigen Worte gefunden, um Shyada nicht in Gefahr zu bringen und auch sich selbst nicht.

Der Nordmann erhebt sich und verlässt den Raum ohne ein weiteres Wort. Er hatte erfahren, was er wollte und jetzt war sie für ihn wieder nutzlos. Als sie das klicken des Schlosses hört, wäre sie am liebsten aufgesprungen und vor Freude herumgesprungen, die Nachricht, die der Nordmann ihr unbewusst gebracht hat, lässt den winzigen Funken Hoffnung wieder zu einer Flamme werden. Sie ist sich zwar nicht ganz sicher, dass es sich bei der Amazone um Shyada handelt, aber eine andere Amazone kennt sie nicht. Mit einem freudigen Funkeln in den Augen isst sie den Rest ihrer Mahlzeit und bittet Faeyris auf Shyada zu achten und auf die, die sie möglicherweise begleiten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 16. Mai 2004, 12:30 Uhr
"Wir treffen uns hier wieder." Fast hätte Phelan gesagt "Bei Sonnenuntergang" aber in diesem verdammten Loch bleibt ihnen nichts, als die ungefähre Tageszeit abzuschätzen. Nachdem die anderen den Raum verlassen haben - Phelan blickt ihnen mit einem unguten Gefühl hinterher - schulter auch seine Tasche, überprüft nochmals den Sitz von Dolch und Schwert, das gut unter seinem Umhang verborgen auf seinem Rücken ruht. Dennoch würde er im Notfall schnell danach greifen können. Mit entschlossenen Mienen folgen Shyada und Phelan den Gefährten mit einigen Momenten Abstand und verlassen ebenso den "Vulgären Affen".

Shyada schreitet ein wenig voran und erklärt auf Phelans Wunsch unterwegs nochmals den Weg und was Kaney und sie beobachtet hatten. Auch wenn sie sich unbeobachtet geglaubt hatten, so ist Phelan doch auf der Hut. Das Mädchen hatte es schon gesagt: Die Unterstadt schlief nie und selbst die Wände scheinen hier Augen, Ohren und Münder zu haben. Während sie sich durch das stinkende Gedärm aus Gassen und Straßen schieben, zieht Phelan seinen Umhang enger um sich und die Kapuze tiefer ins Gesicht. Viele tun es ihm hier gleich und ein weiterer Verhüllter fällt hier genauso wenig auf wie eine weitere Ratte. Shyadas stolz aufgerichtete Gestalt gibt ihm auf eine seltsame Weise Mut und Zuversicht, auch wenn Phelan vermutet, dass ein Teil ihrer Unnahbarkeit auch nichts weiter als Theater ist. Kein Mensch ist ohne Schwachpunkte, denkt er, während er ihr folgt. Sie überqueren den sogenannten Wolfsmarkt, ein Ort wo man mehr erstehen konnte als Leben und Tod, da ist sich der Waldläufer sicher. Mittlerweile hat er sich an den immerwährenden Gestank und die abgestandene, stickige Luft mehr oder weniger gewöhnt, das Gefühl des Gefangenseins jedoch will nicht weichen.

Schließlich schlägt Shyada einen Weg ein, der die beiden wegführt von dem Trubel des Marktes und schließlich bleibt nur noch das immerwährende Quieken der Ratten und das Rascheln im Unrat und in den Schatten als ihr Begleiter. Die Häuser hier verdienen den Namen nicht einmal mehr annähernd. Viele der schnell zusammengezimmerten Bauten sind teils halb, teils ganz eingestürzt und leere Fenster und Türen starren ihnen wie dunkle Augenhöhlen hinterher. An diesem Ort ist niemand willkommen.

Dann schließlich erreichen sie ihr Ziel und die Amazone deutet Phelan ihr in den Schatten eines Hauses zu folgen. Schon die ganze Zeit hat sich der Waldläufer so leise wie möglich bewegt und nun bleibt von den beiden nicht mehr als die Ahnung von zwei sich bewegenden Schatten übrig. Das Licht ist so düster wie in der Stunde der späten Dämmerung, was Phelan mit seinen halbelbischen Augen weit weniger einschränkt als die Menschenfrau an seiner Seite. Gemeinsam kauern sie nun hinter einem Fenster und der Raum, in dem sie sich befinden ist bis auf säuerlich riechenden Rattenkot und lang verlassene Spinnweben leer. Ohne ein Wort zu verlieren deutet Shyada auf ein Haus ein Stück weiter die Gasse hinunter, das noch offenbar recht gut intakt ist, sich bis auf diese Tatsache jedoch wenig von den umstehenden Bauten unterscheidet. Die Fenster zur Vorderseite hin sind geradezu winzig und Phelan versteht jetzt, warum Kaney und Shyada erwähnt hatten, dass sie auf diesem Weg auf keinen Fall ins Haus gelangen würden. Dann und wann flackert ein zuckender Lichtschein hinter den teils vernagelten Fensteröffnungen auf, das einzige Anzeichen, dass dort mehr sein muß als Staub und Ratten.

Die Zeit verrinnt und es müssen Stunden sein, bis Phelans Beine zu schmerzen beginnen und er das dringende Bedürfnis hat sich zu bewegen um die Blutzirkulation nach dem langen Stillverharren wieder in Gang zu bringen. Und er sehnt sich nach einem gesprochenen Wort, das die Schatten um ihn herum und in seinem Inneren vertreiben mochte. "Woher stammt Ihr eigentlich?" durchbrechen seine geflüsterten Worte schließlich die Stille, kaum lauter als ein Windhauch in den Blättern eines alten Baumes.

Shyada öffnet den Mund. Ob zu einer Antwort oder einer Zurechtweisung, erfährt Phelan nicht mehr, denn in diesem Moment vernimmt er Schritte. Weit entfernt noch, und so weiß er nicht, ob die Frau sie ebenfalls schon vernehmen kann, weswegen er ihr mit einer raschen Geste zu schweigen gebietet. "Jemand kommt." Ihre Augen funkeln im Halbdunkeln und richten sich dann voller Konzentration auf den Weg, auf dem sie selbst vor einiger Zeit diesen Ort erreicht hatten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 16. Mai 2004, 13:59 Uhr
Shyada blickt im ersten Moment verwirrt zu Phelan. Erst stellt er ihr eine Frage und gibt kurz darauf ein Zeichen, das sie zwar nicht wirklich sehen kann, aber sie dennoch zum schweigen bringt. Was sollen diese... Der Halbelb erklärt vorsichtshalber, warum sie leise sein soll. Shyada hört noch nichts, aber weiß von den schärferen Sinnen von Elben und allem was elbisches Blut in sich trägt. Ihr Blick ruht noch einen Augenblick auf Phelan, eh sie sich dem erhellten Platz vor dem Haus zuwendet. Es dauert eine ganze Weile, bis auch sie endlich die Schritte hört und auch erst in dem Moment verharrt sie völlig regungslos am Fenster. Niemand würde durch Zufall in ihre Richtung gucken, da niemand hier Lebewesen vermutet. Trotzdem müssen sie auf der Hut sein, da das Licht in ihre Richtung strahlt und eine falsche Bewegung möglicherweise Wände zum Einsturz oder Steine zum kollern bringt.
Sowohl Phelan als auch Shyada haben sich dicht an die Wand gepresst und ihr Gesicht dem Fenster soweit genähert, dass sie das Haus, den Vorplatz und ein Teil des Weges sehen können. Die Gestalt ist vollkommen in ein schwarzes, weites Gewand gehüllt, so dass man nicht erkennen kann ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Auch die Art sich zu bewegen gibt keine Möglichkeit das Geschlecht zu bestimmen, doch ist den heimlichen Beobachtern klar, dass es sich nicht um eine kränkliche, schwache und zierliche Person handeln kann.
Scheinbar fühlt sich die Person absolut sicher, denn sie wirft keine nervösen Blicke zu den Seiten und schreitet zielgerichtet auf die Tür zu. Shyada ist sich fast sicher, dass sie zu der im Haus befindlichen Personenzahl eine dazu zählen kann. Wenn ihre Vermutung stimmt, dann sind die, welche sie zuvor mit Kaney gesehen hat, sowas wie Türwachen und dann sollten sie sich jetzt hinter der massiven Tür dort befinden und den Neuankömmling in Empfang nehmen. Auch wenn es vorher schon ruhig war, so bemerkt Shyada erst jetzt die Geräusche von ihrem und Phelans Atem. In ihren Ohren klingt er viel zu laut, doch weiß sie, dass außer ihnen das Geräusch niemand hört. Während ihr Blick jede Bewegung des Fremden einfängt, vergisst Shyada das unangenehme Ziehen in ihren Beinen, dass sich während der letzten Zeit darin eingenistet hat. Noch wissen weder Shyada noch Phelan, wer diese Gestalt und ob sie den Hausbewohnern freundlich gesinnt ist, aber egal wie sie dort reinkommen sollte, es würde eine Möglichkeit für sie selber werden.

Die verhüllte Gestalt bleibt vor der Tür stehen und verharrt regungslos einige Momente. Vielleicht um sicherzugehen, dass ihr niemand gefolgt ist, möglicherweise aus ganz anderen Gründen, die nicht ersichtlich sind. Dann nach endlos erscheinenden Minuten, bewegt sich die Person, hebt einen Arm und klopft dreimal kräftig gegen die Tür. Shyada hätte fast geglaubt, dass dies alles ist, doch bemerkt sie, wie sich anschließend auf der linken Seite das Bein ein wenig bewegt und einmal leise gegen die Tür tritt. Wären sie hier in unmittelbarer Nähe des Wolfmarktes gewesen, so hätte sie das Geräusch wahrscheinlich nicht vernommen und es als eine zufällige Bewegung abgetan, aber angesichts der Stille um sie herum, weiß sie, dass dies das geheime Klopfzeichen sein muss, mit denen man sich dort ankündigt und um Einlass bittet. Kaum dass der Mann fertig ist, hört man ein schabendes Geräusch, so als wenn ein Riegel zurückgeschoben wird und das Klicken eines Schlosses. Anschließend wird die Tür geöffnet, doch nicht außer Dunkelheit offenbart sich den der Amazone und dem Waldläufer. Die verhüllte Gestalt tritt in das Dunkel und kaum, dass sie ganz von ihr aufgesogen worden ist, wird die Tür wieder geschlossen und verriegelt. Fast gleichzeitig stoßen Shyada und Phelan die Luft aus, die sie beim Öffnen der Tür automatisch angehalten hatten. "Ich glaube, jetzt wissen wir, wie wir dort reinkommen..." flüstert sie leise in die Richtung, wo sie Phelans Gesicht vermutet. Es bedarf nicht der verbesserten Sehfähigkeit der Elben, um zu wissen, dass ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht der Amazone liegt.
Beiden ist klar, dass einer von ihrem kleinen Trupp den Köder spielen muss, der dafür Sorge zu tragen hat, dass die Tür geöffnet werden würde. Über das weitere Vorgehen können sie jetzt noch nichts genaues sagen, da sie nicht wissen, wie es in dem Gebäude aussieht und wie viele sich darin befinden. Also würden sie auf alles mögliche vorbereitet sein müssen.

Im stillen Einverständnis lösen sich Shyada und Phelan aus ihrer Starre. Anfangs fällt es Shyada schwer einen Schritt vor den anderen zu setzen, da das Leben mit einem Kribbeln in ihr linkes Bein zurückkehrt und ein Taubheitsgefühl davon Besitz ergriffen hat. Auch Phelan scheint einige Probleme mit eingeschlafenen Gliedmaßen zu haben, doch als sie sich endlich wieder uneingeschränkt bewegen können, verlassen sie diesen Teil der Unterstadt um die anderen aufzusuchen und zu informieren. Auf dem Rückweg und näher am Wolfmarkt vereinbaren Shyada und Phelan ohne das Einverständnis der anderen drei, dass sie nachdem jeder ausgeschlafen ist, sofort aufbrechen würden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 16. Mai 2004, 14:28 Uhr
"Ich habe die Befürchtung, dass es zusehr auffällt, wenn wir uns noch mehr nach diesem... Haus erkundigen... immerhin liegt es nicht in den belebtesten Teilen der Unterstadt, und allein wenn wir danach fragen, könnte es schon Ärger geben..." Kurz überlegt er, was sie jetzt tun sollen, dann schlägt er vor: Ich würde sagen, wir besorgen uns noch etwas zu Essen hier am Wolfsmarkt, da können wir uns das am wenigsten vergammelte Essen heraussuchen, ich will nicht wissen, was wir in unserem Gasthaus vorgesetzt bekommen werden..."

So geschieht es dann auch, bevor die drei sich in das Gedränge des Wolfmarktes stürzen, holt Kaney mehrere KupferMünzen aus dem Geldbeutel, die er an die anderen mitverteilt, und dann stürzen sie sich wieder -Ellbogenbenutzend - in die Menge.
Und tatsächlich schaffen sie es, mit einigem Feilschen, einigermassen gutes Essen zu bekommen, und das auch in einer Menge, in der 5Leute satt werden können...
Gut, möglicherweise fällt es auf, dass drei Leute Essen für Fünf kaufen, aber Kaney hat darauf bestanden, dass sie an mehreren Ständen einkaufen, insofern könnte es vielleicht doch nicht auffallen...

Zurück im Vulgären Affen gehen die drei schnell in ihre Zimmer, allerdings muss Kaney feststellen, dass die Amazone ihn ausgeschlossen hat, die Tür ist zugeschlossen, und so geht Kaney zu Galrin und Schilama ins Zimmer.
Zu dritt vertilgen sie einen Teil der Einkäufe, und unterhalten sich über Belanglose Dinge...
Trotzdem ist allen irgendwie anzumerken, dass sie langsam nervös werden, wer weiß denn schon, was sie die nächsten Tage erwartet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 16. Mai 2004, 15:49 Uhr
Beim Wort Essen schluckt Schilama schon, als sie die Stände nach etwas "Essbarem" abklappern, versucht sie gekonnt die Tatsache zu ignorieren, dass es tatsächlich Lebensmittel sind und als sie im Vulgären Affen in ihrem Zimmer etwas essen, zögert sie zwischen jedem Happen. Es ist nicht so, dass sie keinen Hunger hat aber als sie das Tuch vor ihrem Gesicht abnimmt, eben um etwas zu essen, wird der Gestank noch stärker und das Essen hat sich wohl auch von dem Geruch des Wolfmarktes anstecken lassen, denn zumindest kommt es ihr so vor, als esse sie diese ekelhafte Luft.
Du musst aber trotzdem etwas essen, so wiederlich es auch schmecken mag. Sie hat auch etwas von der Oberstadt mitgenommen, aber da es nicht viel ist, wollte sie es von Anfang an für Morgana aufheben. Wenigstens hab ich genug zu trinken für Zwei dabei, denn wenn sie auch noch auf die hier üblichen Getränke zürckgreifen müsste, würde sich ihr Magen ganz sicher umdrehen.

Die Zeit vergeht, sie plaudern über belangloses und im Grunde wartet jeder nur darauf, etwas von Phelan und Shyada zu hören. Wo bleiben sie nur? Natürlich, jemanden zu beobachten dauerte seine Zeit und Kaney, Galrin und Schilama waren auch recht schnell von ihrem "Spaziergang" zurück, da sie nichts riskieren wollten, aber trotzdem... Ein paar mal überlegt die Elbin sogar zu senden und Phelan schlicht und ergreifend zu fragen, ob es etwas neues gibt, aber sie lässt es, sicher ist sicher.
Sie denkt eine ganze Zeit lang darrüber nach, wie es Morgana wohl geht und was ihr alles passiert sein könnte und um so mehr sie darrüber nachdenkt, umso unruhiger wird sie. Verdammt nochmal, kommt endlich zurück!, protestiert sie in Gedanken über das Fortbleiben von Shyada und Phelan.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 16. Mai 2004, 20:28 Uhr
Er steigt gerade die Treppe hoch, als das vereinbarte Klopfzeichen an der Tür ertönt. Die Männer postieren sich trotzdem mit gezückten Waffen an der Tür, ehe sie die Tür öffnen und die Vermummte Gestalt hereinlassen. Als sie erkennen, dass es einer der Informanten ist, die Seagull oben in der Stadt postiert hatten, senken die Wachen die Waffen und der Eingetretene zieht seine Kapuze zurück. Er grüsst Seagull gebührend und beginnt sofort mit seinem Bericht. Die Blaumäntel hätten mittlerweile jeden Winkel Talyras auf links gedreht, aber wie es scheint nicht die geringste Ahnung, wo sich die Heilerin aufhalten könne. In der Stadt gehen Gerüchte um, dass sie Talyra längst verlassen habe und wohl nicht wiederkehren würde.

Seagull lächelt still vor sich hin, solche Nachrichten hört er gerne. Auch von den Informanten aus der Unterstadt gibt es nichts Neues und seine Zweifel, die er noch am Morgen hatte schwinden langsam. Wäre die Amazone ein Spitzel gewesen, hätte sie sicherlich auch noch anderen in der Unterstadt Fragen gestellt und das hätten Schwarzfuss Leute sicherlich mitbekommen. Seagull entlohnt den Mann und dieser verlässt das Haus wieder mit tief in das Gesicht gezogener Kapuze. Seine Zweifel sind fast weggewischt, nachdem, was die Heilerin ihm erzählt hat, und nun auch noch der Bote, nur eine kleine Stelle in seinem Magen rumort noch ein wenig und sagt ihm, er solle sich nicht zu sicher fühlen, besonders nicht solange sie noch in der Unterstadt oder in der Nähe von Talyra sind. Er lässt die Wachen an der Tür austauschen, sie würden jetzt in schnellerem Rhythmus wechseln, so dass er immer einigermassen ausgeruhte Leute an der Tür hat, falls doch etwas geschehen sollte. Dann geht er hoch in sein Zimmer und denkt weiter über die Pläne nach, die seine weitere Zukunft bestimmen würden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 17. Mai 2004, 13:00 Uhr
Shyada und Phelan erreichen den 'Vulgären Affen' ohne einen Zwischenfall und Phelan ist erst erleichtert, als die Türe des Schankraums hinter ihnen ins Schloss fällt. Ohne sich um die Blicke zu kümmern steigen die beiden die windschiefe Stiege ins obere Stockwerk hinauf und Phelan klopft kurz dreimal an die Türe, ehe sie den Raum betreten. Schilama, Kaney und Galrin blicken ihnen entgegen, ganz offensichtlich haben sie bereits auf die Rückkehr gewartet und auf dem Gesicht der Waldläuferin zeichnet sich unverhohlene Erleichterung ab. Als Phelan die Lebensmittel sieht, läuft ihm trotz der beschämenden hygienischen Verhältnisse des Zimmers das Wasser im Mund zusammen.

Aber er will die anderen nicht warten lassen und berichtet so in kurzen Worte von dem, was sie an dem Haus beobachtet hatten. "Natürlich wissen wir nicht, ob aus dem Inneren des Hauses heraus beobachtet wird, wer sich nähert. Andererseits: es sollte kein Problem sein, sich einen Umhang so über den Kopf zu ziehen, dass sie nicht auf den ersten Blick misstrauisch werden..." Phelan lässt den anderen Zeit, über seinen und Shyadas Bericht nachzudenken. "Ich weiß nicht, wie es um Eure Waffenfertigkeit steht, Galrin, jedoch wäre es mir am liebsten, wenn ich an die Türe gehe.  Ich trage dieses Schwert in der Hand, seitdem ich zurückdenken kann und im Ernstfall... nun, es wäre mir lieber, Ihr gebt auf Schilama und Kaney acht." In Phelans dunklen Augen spiegelt sich echte Sorge wieder. "Shyada, Ihr solltet an meiner Seite sein." Sie nickt nur kurz und fügt seinen Worten dann hinzu, was sie auf dem Rückweg beschlossen hatten, nämlich den sofortigen Aufbruch, nachdem sich alle genügend ausgeruht haben. Eine Weile noch disktutieren sie über mögliche Wenn's und Aber's aber es ist allen klar, dass der direkte Weg in ihrer Situation und mit ihrem Wissensstand der einzige ist. "Außerdem können sie so keine Hilfe von draussen holen, denn selbst wenn das Haus so abgelegen ist, so bin ich mir dennoch sicher, dass die Gegend nicht so tot ist, wie man auf den Blick glauben mag."

Irgendwann kommen auch noch Shyada und Phelan dazu, ihren Hunger zu stillen, der sich jetzt deutlich bemerkbar macht. Und bald schon hat sich die Gruppe zur Nachtruhe begeben, auch wenn der Waldläufer sicher ist, dass er nicht der einzige ist, der nur mit Mühe die Augen schließen kann. Nach einiger Zeit jedoch ist bis auf den Straßenlärm nichts mehr zu hören als die gleichmässigen Atemzüge und das leise Schnarchen seiner Gefährten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 17. Mai 2004, 15:49 Uhr
Nachdem alles geklärt und jeder gesättigt ist, verlassen Kaney und Shyada das Zimmer der anderen drei, um sich ebenfalls zum Schlafen hinzulegen. Kaney und Garok machen es sich ebenso wie Shyada an ihrem alten "Schlafplatz" einigermaßen bequem. Noch verspürt Shyada keinerlei Müdigkeit, doch weiß sie, dass es wichtig sein würde, wirklich ausgeruht zu sein. Nachdem Shyada erstmal eingeschlafen ist, wird sie durch keine Geräusche aufgeweckt und wacht erst wieder auf, als ihre innere Uhr das Gefühl hat, dass in der Steinfaust der neue Tag beginnen würde.
Kaney wacht fast gleichzeitig mit Shyada auf. Keiner von ihnen spricht ein Wort, nicht mal ein guten Morgen ist in der Stille des beengten Zimmers zu hören, da jeder von der Anspannung der möglicherweise bevorstehenden Kämpfe erfüllt ist. Nachdem die beiden Späher den Schlaf vollends vertrieben haben, verlassen sie ihr Zimmer, schließen dieses ab und klopfen leise an die Tür ihrem Zimmer gegenüber. Leises Rascheln und einige gemurmelte Laute sind zu hören, ehe ein leicht verschlafen aussehender Nordmann die Tür öffnet. Als er Shyada sieht, öffnet er die Tür noch ein Stück und lässt die beiden eintreten.
Ohne irgendwelcher Hektik zu verfallen, aber doch mit Eile packen auch Phelan, Schilama und Galrin ihre Sachen zusammen und packen anschließend das Bettzeug wieder auf das Bett. Egal wie ihr Ausflug enden würde, niemand von ihnen würde dann noch diese Zimmer in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund lässt sich Shyada den anderen Zimmerschlüssel ebenfalls aushändigen und gibt als sie den Schankraum betreten beide dem Wirt zurück. Auch diesmal gelingt es dem stinkenden Tavernenbesitzer nicht die Amazone für sich zu begeistern.

So wie sie die Unterstadt betreten haben, verlassen sie die Taverne, zusätzlich mit dem Wissen, wo der mögliche Aufenthaltsort der Heilerin ist. Kaney und Shyada setzen sich an die Spitze, gefolgt von Phelan, Schilama und dem Nordmann als Schlusslicht. Da sie nun wieder zu fünft sind, braucht es etwas länger den Wolfsmarkt zu überqueren, zumal sie als Gruppe eher auffallen, als wenn sie nur zu zweit oder dritt unterwegs wären. Auch wenn sie genug Zeit haben, da eigentlich niemand von ihnen etwas erfahren haben dürfte, was andere auf sie aufmerksam macht, drängt Shyada jeden der sich ihnen in den Weg stellt ohne Beachtung zur Seite und knurrt jeden an, der irgendwelche Waren an sie verscherbeln möchte.
Hinter dem Wolfsmarkt löst sich das Gedränge immer mehr auf und entsprechend verändert sich das Aussehen der Unterstadt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 17. Mai 2004, 17:40 Uhr
Als Phelan vorschlägt, dass er dafür sorgen will, dass man ihnen die Tür öffnet, will Kaney erst wiedersprechen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass derjenige, der als erster in das Haus tritt, auch als erster angegriffen wird, und da er ja seine Wundheilung hat, würde es sich ja irgendwie anbieten, wenn er anklopfen würde...

Doch dann hält Kaney doch den Mund, wenn Phelan unbedingt als erster reinwill, in Ordnung...
Die fünf diskutieren noch eine ganze Zeit lang, doch dann gehen Kaney und Shyada wieder in ihr Zimmer um zu schlafen...

Nach einem traumlosen und doch recht tiefen Schlaf wacht Kaney kurz nach Shyada auf.
Er ist nervös, genauso sein Hund. Heute muss er wieder kämpfen, wie bei Liam Cailidh... ob er sich wieder in so eine.. Bestie verwandeln würde, wenn er erst Blut geschmeckt hat? Nein, sicherlich nicht... er hatte sich unter Kontrolle...

Stumm packt auch er seine Sachen, er verzichtet darauf, irgendetwas an diesem Morgen zu essen, und auch Garok wird nicht gefüttert.
Ein voller Magen macht nur träge... denkt sich Kaney, während er Garok das Halsband wieder umlegt.

Während sie sich dem Haus nähern, schweigt die ganze Gruppe immer noch, jeder scheint seinen eigenen Gedanken nachzuhängen...
Es wird immer dunkler um sie herum, und es riecht immer unangenehmer.
Man sieht den Häusern an, dass sie sehr lange nicht mehr genutzt worden sind, Wände sind eingestürzt, an manchen Stellen liegen nur noch einzelne Steine herum.
Die ganze Umgebung macht Kaney irgendwie deprimiert.
Aber wenn er Glück hatte, würde er nie wieder in die Unterstadt müssen...

Irgendwann erreichen sie dann das Haus, in dem sich dieser Seagull befinden soll, und um ein allerletztes Mal alles zu besprechen, verstecken sich die fünf in einer der Ruinen, die sich in der Nähe befinden.
"Wir sind also da!" stellt Kaney unnötigerweise fest, während er seinen Rehfellbeutel abblegt, unnötiges Gewicht konnte er genauso wenig gebrauchen wie einen vollen Magen.
Nervös streckt er sich, dehnt seine Muskeln.

Auf in den Kampf...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 17. Mai 2004, 19:49 Uhr
Als sie am Morgen aufstehen, betet Schilama im Stillen zu allen Göttern und ihren Archonen, aber ganz besonders betet sie zu Amitari, ihrer Göttin. Während sie die Sachen zusammenpacken, schießen ihr nur so die Gedanken durch den Kopf: Was könnte alles passieren? Werden sie es alle überleben? Wird einer von ihnen sterben? Schaffen sie es vielleicht nichtmal bis zu Morgana? Und noch so einiges mehr, schwirrt in ihrem Geist herum.
Wie Kaney isst sie ebenfalls nichts zum Frühstück, sie konnte es nicht gebrauchen, dass ihr vielleicht noch schlecht wird, will heißen, schlechter als es ihr hier unten sowieso schon geht.
Sie verlassen den "Vulgären Affen", gehen durch den Straßen, mal wieder durch das Gedränge des Wolfmarktes und dann immer mehr in den verlasseneren Teil der Unterstadt.

Es ist ein unheimliches Plätzchen, so still, dunkel und nur ab und an hört man das Knarren eines alten Brettes, das Poltern eines Steines oder das Quieken einer Ratte. Der schimlige, faulige und eckelerregende Gestank erscheint ihr hier noch schlimmer und ein paar mal muss sie husten und ihre Augen tränen davon, aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, hat sie sich wieder im Griff.

Schließlich kommen sie in die Nähe des Hauses, in dem sowohl diese Formoraig , als auch Morgana sein sollen. Noch bevor Phelan zum Haus geht, macht sie das, was er schon des öffteren getan hat, sie tastet nach Morganas Geist und tatsächlich spürt sie etwas. Sie lebt, sie muss leben!
Dann ist es soweit, gleich würden sie hinein gehen und Schilama bereitet sich so gut es geht darauf vor, sowhl körperlich als auch geistig. Der Waldläufer nähert sich mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze und Shyada folgt ihm wie ein Schatten, so dass sie sich an der Tür unaufällig lösen und positionieren kann. Es folgt das Klopfzeichen...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 17. Mai 2004, 20:40 Uhr
Der letzte Tag war an ihm vorbeigezogen und er hatte es kaum bemerkt. Er hatte zweimal seinen Schlüssel für den Keller herausgegeben, damit die Heilerin etwas zu Essen bekam, aber selbst war er nicht mehr zu ihr gegangen. Morgen würde er ihr wieder das Frühstück bringen und ihr noch Fragen stellen, die ihm nach dem Nachdenken gekommen waren. Er legt sich früh zur Ruhe und als er still daliegt kommen wieder die Zweifel, ob es wirklich gut war, so lange hier in Talyra zu verweilen. Er würde der Heilerin noch einige Tage geben höchsten einen Siebentag, wenn das Kind dann nicht da wäre, würde er sie so mitnehmen, was ihm zwar gar nicht gefällt, aber je länger sie hier in der Unterstadt festsitzen, umso gefährlicher wird es für sie entdeckt zu werden. Irgendwann kommt über diesen Grübeleien der Schlaf und es ist diesmal ein tiefer ruhiger Schlaf.

Seagull wacht ausgeruht am nächsten Morgen auf, zumindest nach seinem Zeitempfinden. Er erhebt sich und er ist beunruhigt, er weiss nicht warum, aber irgendetwas scheint in der Luft zu liegen. Er wischt diese Gedanken aber rasch beiseite, sicherlich hatte er irgendetwas geträumt, was ihn jetzt so denken liess, denn einen wirklichen Grund gab es dafür nicht. Er geht nach unten und lässt sich das Tablett für die Heilerin bringen, und geht dann hinunter in den Keller. Im Kellerraum hat er seit gestern zwei Wachen postiert, beide grüssen ihn und er öffnet das Schloss zum Raum der Heilerin. Sie blickt ihn verschlafen an und er stellt ohne ein Wort das Tablett vor sie hin und setzt sich wieder auf den üblichen Stuhl. Die Tür hat er nur angelehnt und er hört das leise Gespräch der beiden Wachen, kann aber die Worte nicht verstehen. Er wendet sich wieder der Heilerin zu und beobachtet, wie sie den Ratten wieder etwas zuwirft und dann selber beginnt zu essen. Sie wirkt dürr, ihr Haar ist vollkommen zersaust und es sieht fast so aus, als könnten die Mäuse daraus ein Nest bauen. Ihr Gesicht ist fast schwarz vor Schmutz nur ihre Augen sind klar zu erkennen. Trotz all dem Schmutz strahlt eine Anziehungskraft von ihr aus. Und ein diabolisches Lächeln zieht über sein Gesicht, als er daran denkt, dass er sie bald in seinem Bett haben würde. Sie hat aufgegessen und trinkt nun den Rest des Weines, sie hat noch kein Wort gesprochen, genausowenig wie er selbst. Nachdem sie den Krug abgesetzt hat, spricht er endlich. "Ihr seid doch Heilerin und müsstet eigentlich wissen, wann es mit eurem Kind soweit ist. Sagt mir einen Zeitraum, damit ich planen kann und lügt mich nicht an, soviel sehe ich auch, dass es nicht mehr sehr lange sein kann."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 18. Mai 2004, 08:53 Uhr
Dieser ganze gottverdammte Ort riecht nach Verzweiflung, Angst und Tod.

Phelan beißt die Zähne zusammen und schluckt die Nervosität energisch hinunter, die ihm im schlimmsten Fall alles zunichte machen konnte. Er verharrt einige Zeit schweigend, geduckt in den Schatten der leerstehenden Hausruinen zwischen seinen Gefährten, atmet angestrengt bis die Luftzüge tief und gleichmässig sind und auch sein pochendes Herz etwas beruhigen. Seine ganze Konzentration gilt diesem Haus vor ihnen und alles andere um ihn herum - das leise Huschen der Ratten, das Flüstern seiner Begleiter - all das verschwimmt mit den Schatten und versinkt in Belanglosigkeit. Nach einigen unendlich scheinenden Minuten sucht er Shyadas Blick und auch Ihr Gesicht ist eine glatte Maske der Entschlossenheit und - ja... unterdrückter Wut? Phelan kann es nicht sagen, aber ein kurzes Nicken genügt um ihr zu verstehen zu geben, dass er bereit ist.

Den Stoff seinen dunklen Umhangs, dessen Farbe hier unten mit den Schatten zu verschwimmen scheint, tief ins Gesicht gezogen erhebt er sich und geht endlich festen Schrittes auf das Haus zu. Er braucht sich nicht umzusehen um zu wissen, dass sie ihm folgt und das gibt ihm Zuversicht. Schließlich erreicht er die Türe. Das Holz ist morscher und weit weniger stabil als es auf die Entfernung auszumachen war und langsam, wie in Zeitlupe, hebt er die Rechte. Die Schläge dröhnen ihm wie Gongschläge übermässig laut in den Ohren und als das Geräusch verstummt braucht es beinahe einen Moment zu lang, bis er den Fuß hebt und das Erkennungszeichen vollständig macht. Aus den Augenwinkeln sieht er, dass die Amazone sich direkt neben ihm aufhält, dicht in das Dunkel neben der Hauswand geduckt. Sekunden ziehen sich quälend lang durch die Stille, die nur unterbrochen wird von Phelans Atmen. Dann, endlich, entsteht Bewegung hinter der Türe, leises Murmeln und Phelan kann mit seinen geschärften Sinnen beinahe fühlen, wie sich im Inneren Ratlosigkeit und Überraschheit breit macht. Wieder wird es still, und dann gibt die Türe mit einem leisen Ächzen nach, als würde sie sich gegen die Bewegung sträuben. Im Inneren erkennt Phelan das düster flackernde Licht von irgendwelchen Lampen und zuletzt taucht ein Gesicht vor ihm auf. Der Mann ist mindestens genauso groß wie er selbst, stellt Phelan unsinnigerweise in diesem Augenblick fest und hellblaue Augen mustern ihn misstrauisch und eindringlich. Jetzt! Die Gedanken verhallen im Leeren, doch es benötigt keiner Worte, dass Shyada eben in diesem Augenblick auf die Beine kommt und wie eine Person drücken sie die Türe ins Innere. Der Mann dahinter prallt mit einem dumpfen, überraschten Ächzen zurück und weiter hinten entsteht Bewegung. Das Kurzschwert ist Phelan wie von selbst in die Hand gesprungen, doch er hat in diesem Moment keine Zeit, sich darüber zu wundern. Zwei Männer befinden sich in dem Haus. Phelan springt auf den hinteren zu und überlässt den anderen der Amazone, in der Hoffnung, sie kann sich ihrer Haut ebenso gut erwehren wie er selbst. Sein Gegner zieht ebenfalls ein matt schimmerndes Schwert, welches das seine in Länge um einiges überragt. Doch Phelan weiß, dass seine Schnellligkeit diesen Nachteil normalerweise problemlos ausgleichen kann. Der andere ist groß und er ist sehr sicher in seinen Bewegungen. Als die Schwerter sich treffen klingt es wie ein helles Kreischen und mehrere Male umkreisen sich die Kontrahenten, ehe der nächste Schlag fällt. Der andere ist kampferprobt, so sehr, dass Phelan Sekunden lang zweifelt, dass ihn bezwingen kann, doch dann geht der Mann mit weit aufgerissenen Augen zu Boden. Noch immer hält Phelan das Schwert mit schweren Armen hoch, doch das des anderen fällt mit einem dumpfen Klirren zu Boden. Ein Schlag mit der Breitseite schließlich macht den Nordmann gänzlich kampfunfähig und er sackt wie ein nasser Sack in sich zusammen. Erst jetzt spürt Phelan die warme Feuchtigkeit, die langsam über seinen linken Arm kriecht, doch der erwartete Schmerz stellt sich nicht ein. Shyada! Mit einer einzigen, fließenden Bewegung fährt er herum - und blickt direkt in das grinsende Gesicht der Amazone, deren Gegner bereits dort ist, wo sein auch sein Kumpan liegt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 18. Mai 2004, 10:22 Uhr
Noch während sie draußen vor der Tür sind, legt Shyada ihren Umhang ab, da er sie beim kämpfen nur behindern würde. Der Kampf selber vergeht schnell. Eigentlich zu schnell, aber da Phelan und Shyada den Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben, scheint dies nicht weiter verwunderlich.

Schwer atmend stehen die Amazone und der Halbelb in dem kleinen Raum und blicken auf die regungslosen Gestalten am Boden. Phelan blutet am Arm, doch scheint der Schnitt nicht gefährlich und an den Reaktionen des Halbelben ist zu entnehmen, dass die Wunde zumindest jetzt noch nicht schmerzt. Auch Shyada hat einige Kratzer, doch ignoriert diese, da keiner wirklich schmerzt.
Da sie nicht wissen, ob jemand etwas von dem Kampflärm gehört hat, halten sich Shyada und Phelan etwas versteckt und lauschen auf die Geräusche des Häuses. Es kommt Shyada schon ein wenig merkwürdig vor, dass nirgens etwas zu hören ist. Angesichts der Stille in diesem Teil der Unterstadt hätte der Kampfeslärm bis nach Talyra zu hören sein müssen. Phelan und Shyada werfen sich misstrauische und fragende Blicke zu, da sich keiner diesen Umstand richtig erklären kann. Nachdem Minuten vergehen und sich noch immer nichts regt, gehen beide davon aus, dass die Wände wohl doch dicker sind, als sie zu sein scheinen.

Shyada löst sich von ihrer Position und schleicht auf die Tür zu. Das Knarren des Fußbodens ist zu hören, aber acht geben tut die Amazone darauf nicht, da es unmöglich   ist, dass dieses Geräusch gehört werden sollte, aber nicht das Klirren von Waffen. An der Tür blickt Shyada in die Richtung wo sich Galrin, Schilama und Kaney versteckt halten und gibt ihnen mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich herbewegen sollen- natürlich möglichst unsichtbar.  Am Haus angekommen, wird vereinbart, dass Galrin an der Haustür Wache schiebt, da sie nicht sicher sein können, ob nicht unverhofft doch noch jemand auftaucht.
"Ihr geht nach oben und Phelan mit mir nach unten." erklärt Shyada Schilama und Kaney. Der Waldläufer hatte in der Zeit wo die Amazone die anderen rangewunken hatte, nämlich sowohl eine Treppe die zu einem Keller führt, als auch eine die nach oben geht gefunden.

Mit einem Seil, dass irgendjemand mitgebracht hat, werden die beiden bewußtlosen Nordmänner zusammengebunden und in der Obhut von Galrin überlassen. Auch wenn der Normander einen unübersehbaren Hass auf die Formoraig verspürt, so weiß er, dass er ihnen Aufgrund der Anwesenheit der Stadtgarde und Form von Shyada und Kaney nichts aus persönlicher Rache antun darf ohne mit entsprechenden Folgen zu rechnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 18. Mai 2004, 11:01 Uhr
Seagull hatte das Kliren der Waffen vernommen, genauso wie die Wachen im Raum davor. Er war versucht sofort nach oben zu stürmen und sich dem Gegner, wer auch immer das sein sollte, zu stellen. Aber etwas hielt ihn zurück und kurz darauf war der Waffenlärm und die wenigen Geräusche, die bis nach unten gedrungen waren, wieder verklungen. In Seagulls Kopf rasen die Gedanken durcheinander und er schreitet rasch in den Raum, indem sich die beiden Wachen befinden. Einem befiehlt er so leise und vorsichtig wie möglich, die Kellertreppe hinauf zu gehen und nachzusehen, was dort oben passiert ist, allerdings sollte er wirklich vorsichtig sein und sich nicht in einen Kampf verwickeln lassen. Zu dritt hier unten hatten sie mehr Chancen, als einer alleine dort oben, falls es den beiden Türwachen nicht gelungen war die Eindringlinge zu überwältigen.

Es dauert nicht lange und die Wache kehrt zurück , erzählt von Geräuschen und Fusstritten und das zumindest eine ihm unbekannte Person oben an der Treppe war, ihn aber dank seines dunklen Umhangs und seiner Geschwindigkeit, mit der er sich in einen Winkel gedrückt hatte, wohl nicht gesehen hat. Seagull flucht leise vor sich hin. Es war sicher nicht einer alleine, selbst wenn er ein ausgesprochen guter Kämper ist, er hätte niemals zwei seiner Wachen alleine erledigen können. Die anderen beiden Wachen, die sonst noch im Haus waren, schliefen sicherlich oben in einem der Zimmer.Sicherlich hatten auch sie das Klirren der Waffen gehört und rüsteten sich nun für den Kampf.Sie würden genausowemig wie er blindlinks in einen Kampf laufen, das lag nicht in ihrer und seiner Art. Wenn die Formoraid kämpften, dann mit List und Tücke und nicht einfach unüberlegt drauf los. Seine Gedanken schlagen Purzelbäume und er versucht Herr der Lage zu werden.

Morgana fällt ihm ein, wenn alle Stricke reissen würde sie seine Geisel sein, wenn er ein Messer an ihren Hals halten würde, dann würden sie nicht so schnell angreifen. Aber das war ihm zu feige. Er würde sich hinter der Tür plazieren in einem der dunklen Winkel ihres Raumes, aber dann würde sie ihn sicherlich verraten, also musste sie zum Schweigen gebracht werden. Schliesslich ist er soweit, dass er glaubt die ganze Situation im Griff zu haben. Er befiehlt seinen Wachen sich im Raum so zu postieren, das sie die Treppe einsehen können, selbst aber erst im letzten Augenblick gesehen werden würden. Er weiss nicht mit wievielen Gegnern er es zu tun haben würde und es würde wichtig sein, so lange wie möglich unentdeckt zu bleiben.

Nachdem seine Wachen postiert sind, geht er selber eilig zurück in den Raum, in dem auch Morgana ist. Er sieht sie kurz an, und in ihrem Blick liegt ein wissendes Lächeln, geht dann zu ihr herrüber, zieht sein Schwert und schlägt sie mit dem Schwertgriff nieder. Bewusstlos sackt sie zusammen, und würde nun niemanden warnen können, der den Raum betritt. Er selbst stellt sich hinter die leicht geöffnete Tür und öffnet sie noch ein wenig weiter, so dass er fast ganz mit ihrem Schatten  verschmiltzt. In der einen Hand hat er sein Schwert und in der anderen Hand den langen Dolch. Der kurze Dolch steckt noch in seinem Stiefelschacht. Angespannt und die Nerven drohen ihm fast zu zerreisen, steht er hinter der Tür und lauscht auf jedes Geräusch. Selbst wenn seine Wachen es nicht schaffen würden, er würde sein Versteck als letzter verlassen, vielleicht bestand sogar die Möglichkeit in den Rücken der Feinde zu kommen und einige von ihnen hier in dem Raum einzusperren.Vrdammt und beim Dunklen, ich hätte nicht so lange in der Unterstadt bleiben sollen, sondern sofort verschwinden sollen, jetzt ist es hoffentlich noch nicht zu spät.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 18. Mai 2004, 16:37 Uhr
Lautlos huschen Kaney, Schilama, Galrin und Garok ins Haus hinein, lauschen kurz den Worten Shyadas, und dann gehts auch schon los.
Kaney ist es nur recht, dass Galrin die Formoraig und die Tür im Auge behält, er weiß nicht, ob er die Geduld dafür hätte, ruhig an der Tür zu warten, währen in den Räumen unter und über ihn ein Kampf tobt.

"Bleib wenn es geht hinter mir, ich versuche dir den Rücken zu decken" flüstert er Schilama zu, während er seinen Dolch zieht, der Werblütige weiß, dass Schilama für einen der Formoraig kein allzuschweres Hindernis ist, und wenn da oben mehr als einer, vielleicht sogar zwei oder drei dieser Piraten sind... Alleine hätte die elbische Heilerin wohl kaum eine Chance.
"Pass auf!" gibt er seinem Hund noch den Befehl, hoffentlich würde Garok verstehen, und auf Schilama aufpassen, sie beschützen...

So leise es geht besteigen Kaney und Schilama die Treppe nach oben.
Jede einzelne Stufe knarrt, egal wie und wo man den Fuß hinsetzt, aber immerhin, die Stufen halten.
Das wäre ja noch schöner, wir eilen zu einer Befreiung, und dann werden wir von einer einstürzenden Treppe außer Gefecht gesetzt...

Vorsichtig öffnet Kaney die Klappe ins Obergeschoß, eigentlich rechnet er damit, dass ihn dort schon unzählige Piraten mit gezückten Schwertern erwarten, aber nichts ist zu sehen.
Kein Formoraig, keine Waffen, nein, eigentlich deutet nichts daraufhin, dass irgendjemand hier oben ist...
Aber irgendetwas liegt in der Luft, das riecht Kaney eindeutig, irgendjemand ist hier... Es riecht hier nach... Aufgeregtheit, Wut... ja, hier ist irgendwo jemand, aber... wo denn genau?
Misstrauisch schaut Kaney sich um, während Schilama und Garok nach oben kommen...
Anscheinend gibt es vier Zimmer in diesem Stockwerk, und irgendwo hier muss sich mindestens einer dieser Piraten aufhalten...
Kaney legt einen Finger auf die Lippen, bedeutet der Elbin, nichts zu sagen, während er sich an die erste Tür heranschleicht.

Tief einatmend betrachtet Kaney die Tür, hinter der vielleicht ein Feind lauern könnte.
Langsam fasst der Werblütige den Hebel an, mit dem man die Tür öffnen kann, zählt leise im Geist:
Eins... Zwei... Drei!
Bei drei stößt er die Tür auf, bereit, sich auf einen möglichen Feind zu stürzen - doch niemand ist in diesem Raum zu sehen.
Gut, dann das nächste Zimmer.
Wieder gibt er sich im Geist das Zeichen: Eins... zwei...

Noch bevor er weiterzählen kann, wird die Tür von Innen aufgerissen, zwei für Kaney riesige Kerle stürzen auf ihn zu, nein, halt, einer stürzt an ihm vorbei, direkt auf Schilama zu. während der andere ihm einen Faustschlag mitten ins Gesicht gibt.
Kaney taumelt, er schmeckt Blut, sein eigenes, wie es scheint, dann wird er schon wieder herumgerissen, bekommt einen neuen Schlag ins Gesicht.
"Und wir dachten schon, wir hätten Probleme" hört er den Formoraig sagen, während dieser seine Fingerknöchel knacken lässt.

Kaney grinst nun böse. Gut, er war überrumpelt worden, er hatte einstecken müssen... aber dass man ihn unterschätzt... ja, das war ein Fehler...
So stürzt er sich auf den Piraten, der gut zwei Köpfe größer zu sein scheint als er, und rammt ihm dabei seine Faust in den Bauch.
Doch der Kerl krümmt sich nicht, wie erwartet zusammen, er keucht nur einen Moment, und ohrfeigt Kaney dann mit einer Wucht, dass Kaney mit voller Wucht gegen die nächstgelegene Wand donnert.
Seine Ohren klingeln... Das ganze würde wohl doch nicht so einfach werden, wie der Werblütige es sich gedacht hat...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 18. Mai 2004, 16:58 Uhr
Morgana hatte genauso wie Seagull die Geräusche gehört und ein erleichtertes Lächeln zieht über ihr Gesicht, als sie spührt wer dort oben ist. Der Formoraig scheint zunächst unschlüssig, was er tun sollte, bleibt aber schliesslich doch unten und geht in den Raum um mit seinen Männern zu reden. Morgana konzentriert sich ganz auf die Gefühle, die auf sie einströmen und hebt die Blockade auf, mit der sie sich gegen die Eindrücke von hier unten geschützt hatte. Sie fühlt eine ihr sehr vertraute Aura und für einen Moment stockt ihr Herzschlag.Bei der Göttin, was macht Schilama denn hier Zwei weitere ihr vertraute Auren gesellen sich dazu, die von Shyada und die von Phelan und Morgana beruhigt sich wieder etwas, also war Schilama nicht alleine. Zwei weitere Auren kann sie erkennen, ist sich aber nicht sicher zu wem sie gehören, da sie ihr nicht vertraut sind. Ehe sie noch weiter denken kann, erscheint der Nordmann wieder in dem Zimmer und der Blick, den sie ihm zuwirft ist mehr als hämisch.

Er kommt auf sie zu, das Schwert in der Hand und Morgana glaubt schon, er würde sie nun doch töten, doch er hebt das Schwert so, dass der Griff auf sie zukommt und kurz drauf wird alles schwarz um sie herum. Sie versucht dagegen anzukämpfen, aber es gelingt ihr nicht. Sie taucht ein in die Schwärze und alle Geräusche und Eindrücke verschwinden und es bleibt nicht viel mehr, als eine dunkle Leere, in der sie mit sich alleine ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 18. Mai 2004, 18:26 Uhr
Schilama nickt auf Kaneys Worte und schleicht mit ihm langsam und leise die Treppe hinauf, zumindest so leise, wie man bei solch einer Treppe sein kann. Garok ist dicht bei ihr, wie sie bemerk und sie kann sich denken, dass das >"Pass auf"< von Kaney ein Befehl für den Wolfshund war. Als sie zu der Luke die nach oben führt ankommen, hat auch die Elbin ihre Dolche gezogen, aber als sie diese öffnen, sehen sie niemanden, der Flur ist leer. Sie schleichen weiter und die erste Tür wird geöffnet, nichts, und sie wünschte sich, dass dies bei allen so sein möge. Bei der nächsten Tür, gehen sie gleichermaßen vor, doch noch bevor Kaney die Tür aufstößt, wird sie von innen geöffnet!
Einer der Formoraig kümmert sich sofort um den Werblütigen und sie kann den Faustschlag, von dem Kaney getroffen wird nur noch am Rande wahrnehmen, denn ihr Gegner steht nun auch vor ihr. Er hält sich wohl nicht gerne mit Kleinigkeiten auf, denn das Schwert hat er schon in der Hand. Einen Augenblick lang greift die Panik nach ihr, als wenn der erste Hieb auch gleich der letzte des Kampfes sein würde, aber glücklicherweise hat sie sich, noch vor diesem, wieder in der Hand.

Der ersten Attacke weicht sie aus und dann hilft ihr auch schon Garok. Doch hatte sie gehofft, dass sie nur noch den Dolch zu nehmen bräuchte und den Formoraig kampfunfähig "piecksen" müsste, hat sie sich schwer getäuscht. Der Wolfshund gibt zwar sein Bestes und sie auch, aber sie schafft es gerade mal ihm am linken Arm zu streifen, ehe sie weggestoßen wird und auf ihrem Allerwertesten landet; Garok fliegt nach einem Biss in das Bein des Mannes auch schon im hohen Bogen gegen die Flurwand und bleibt liegen. Garok!
Abgelenkt und irritiert, dass der Kerl sie so leicht und schnell von sich "entfernt" hat, fällt sie beinahe dem nächsten Schwerthieb zum Opfer, der sie in zwei Hälften gespalten hätte, aber sie rollt sich noch rechtzeitig zur Seite. Ehe sie sich recht versieht, folgt der nächste Schlag und sie springt zur Seite auf und steht wieder, aber dann merkt sie etwas, w.. was? Sie spürt plötzlich schmerzlich ihre rechte Seite und gibt einen kleinen, halb erstickten Schmerzenslaut von sich.

Nein verdammt, nein! Ich will nicht in diesem Loch sterben!, ist ihr erster Gedanke, da sie gleich mit dem Schlimmsten rechnet und so schnell wie sie auf den Beinen war geht sie nun in die Knie. Aber sie hat keine Zeit nach der blutenden Wunde zu sehen, um zu schaun wie schlimm, oder nicht schlimm es wirklich ist, denn schon steht im kargen Lichtschein ein Schatten vor ihr. Von Garok, der ein Stück rechts von ihr liegt, kommt ein leiser knurrender Laut und als sie aufschaut, sieht sie den Formoraig vor sich, mit dem Schwert in der Hand und einem Grinsen im Gesicht...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 18. Mai 2004, 20:45 Uhr
Kaney hat keine Ahnung, was der Unterschied zwischen diesem Formoraig und den Nargen ist, denen er während des Feldzuges begegnet ist. Aber anscheinend gibt es einen Unterschied, denn - aus welchen Gründen auch immer - der Werblütige ist nicht fähig, an seinen Gegner heranzukommen.
Dieser hatte inzwischen auch sein Kurzschwert gezogen, und versucht damit Kaney aufzuschlitzen... Natürlich tut Kaney alles, um genau dies zu verhindern, er hängt an seinem Leben, und an seinen Innereien.
Aber das Problem ist, dass dieser Formoraig gut mit seiner Waffe umgehen kann... ZU gut, für Kaney's Geschmack
Kaney kommt gar nicht dazu, seinen Dolch zu benutzen, nein, er muss immer wieder ausweichen, und manchmal spürt er den Luftzug, den das Schwert verursacht, auf seiner Haut
Bei den Göttern... denkt er, als ihn der Pirat nur um Millimeter verfehlt, dann hört er etwas, einen Schmerzensschrei, wie es scheint, dann ein kurzes Aufjaulen.
Schilama! Garok!
Die Sorge um seine Begleiterin und seinen Hund lässt den Werblütigen einen Moment lang unachtsam werden, und diesen kleinen, nur wenige Millisekunden andauernden Moment, nutzt der Pirat vor ihm aus, indem er ihm die Klinge des Kurzschwertes quer über den Oberkörper zieht.
Keuchend bemerkt Kaney die Wunde, aus der sein eigenes Blut rinnt... die Wunde scheint nicht all zu tief zu sein, aber die Länge ist schon beachtlich.
Der vor ihm stehende Pirat grinst brutal, hält sein Schwert hoch, so dass Kaney sein eigenes Blut an der Klinge sehen kann.
"Hör auf dich zu wehren, dann wirst du nicht leiden... oder besser gesagt, nicht allzulange leiden"
Wieder erklingt ein Aufjaulen, und ein weiterer, kurzer Schrei.
"Wir werden uns einen schönen Spass machen, mit dir und dem Spitzohr... an die Heilerin durften wir ja nicht ran... Aber gut, auch mit solchen Knaben wie dir kann man Spass haben..."
Kaney erbleicht, als er dies hört... sie wollten Schilama... Gewalt antuen... und.. ihm selbst auch? Kaney braucht sich nicht weiter auszumalen, was geschehen wird, wenn sie auch noch Shyada erwischen würden...
Das darf nicht geschehen!

Einen Schrei des Wutes ausstoßend, stürzte sich Kaney auf den Formoraig, und er schafft es tatsächlich, diesen um zu stoßen, so dass sie beide nun auf dem Boden liegen. Völlig von diesem Angriff überrascht, braucht der Pirat einen Moment, um wieder zu reagieren.
Und diesen Moment nutzt Kaney, um sich kurz umzuschauen.
Schilama.... von hier unten aus kann er einen Blick auf die Elbin werfen... sie steht mit dem Rücken zur Wand, den Dolch vor sich haltend, Garok liegt auf den Boden, er knurrt den zweiten Formoraig an, aber kann anscheinend nicht mehr aufstehen...
Du bist tot, wenn du es nicht zulässt. Sie sind alle tot, und das nur, weil du Angst hast... hört er die vertraute Stimme der Bestie in sich.
Er hatte diese Stimme schon länger nicht mehr gehört, seit dem Feldzug nicht mehr, und er hatte sich vor dieser Stimme gefürchtet.
Und nun war sie wieder da, und sie hatte wieder Recht.
Er selbst, Schilama, Garok... vielleicht auch Shyada, Phelan und Galrin, Morgana nicht vergessend... sie alle könnten tot sein, wenn er es nicht zulassen würde.

Lass uns wieder Spass haben... flüsterte die Stimme in ihm, und der Werblütige ließ es zu.

Schwarzes Fell sprießte aus seiner Haut, während die Finger schrumpften und zu Pfoten wurden. Gleichzeitig wuchs ihm die Schnauze mit scharfen Zähnen, deine Beine wurden zu Hinterläufen.
Kaney jaulte auf, als er die Schmerzen spürte, während Knochen brachen, und in neuer Position wieder zusammenwuchsen.
Der Schmerz machte ihn noch wütender.
Einen Augenblick später ist seine Verwandlung beendet, und der Formoraig, der momentan unter ihm liegt, muss nun mit einer Anzahl von Kleidungsstücken und einem großen, schwarzfelligen Wolf mit scharfen Zähnen klarkommen.
Stirb! knurrt Kaney, während er versucht, die Kehle seines Gegners zu erwischen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 18. Mai 2004, 21:45 Uhr
Schilama sieht ihn an, der Formoraig sieht zurück, aber mit einem Lächeln, das ihr einen Schauer über den Rücken jagd. Geh weg! Verzieh dich! Hau ab!, sie bringt keinen Muks heraus, außer ab und an einen kleinen Laut wegen der ungewohnten Schmerzen. Dann sieht sie etwas in seinen Augen, was sie fast noch mehr erschreckt, als das Schwert in seiner Hand, nein nein, nein!, und er hält seine Waffe so locker, als bräuchte er sie nicht mehr. Sie robbt rückwärts zurück, doch schon wenige Augenblicke später, hat sie die Wand im Rücken und er ist auch schon wieder bei ihr. Die Angst in ihren Augen muss für den Formoraig trotz des dämmrigen Lichtes hier, noch gut zu sehen sein, zumindest kommt es ihr so vor.
Mit einer schnellen und kraftvollen Bewegung schlägt der Mann ihr den Dolch aus ihren schraubstockartigen Griff und sie ist unbewaffnet. Jetzt hat sie im warsten Sinne des Wortes "nichts" gegen ihn in der Hand, denn ihren anderen Dolch, hatte sie schon vorhin Fallen gelassen, um sich mit der einen Hand die Wunde halten zu können.

Als ein polterndes lautes Geräusch ertön, blicken sowohl sie als auch er in die Richtung und sie sieht Kaney am Boden ringend mit dem anderen Formoraig. Du schafft es!, denkt sie nur, als wollte sie den Werblütigen wenigstens in Gedanken anfeuern. Dann beginnt sich Kaney plötzlich zu verwandeln und im ersten Moment schaut sie genauso erschreckt und überrascht wie der Mann vor ihr. Doch dann nutzt sie die Gunst der Stunde und springt auf, von der Wand weg in eines der Zimmer die sie noch nicht durchforscht haben und schließt hinter sich die Tür.
"Dich krieg ich noch du Miststück", hört sie von draußen, da er wohl seinen Kumpanen helfen, sie aber gleichzeitig nicht entwischen lassen will. Das einzige was in diesem Raum ist, ist ein halb zerfallenes Bett und ein morscher Stuhl. Aber in ihrer Verzweiflung ist ihr alles recht und sie schiebt den Stuhl vor die Tür und lehnt sich dagegen, das Bett würde sie ja sowieso nicht hier vor bekommen.

Es rummst kräftig und sie kann einen Schrei nicht unterdrücken, bei der Wucht die gegen die Tür knallt und worduch der Stuhl mit einem Knacks nachgiebt und ihr einen Moment die Luft weg bleibt. Amitari, hilf mir doch, bitte, bitte!, denkt sie flehend und sie erwartet den entscheideten zweiten Anschlag gegen die Tür, als sie ein tiefes Knurren vom Flur hört. Was ist das? Garok kann es nicht sein, nie und nimmer, aber dann fällt ihr schnell wieder ein, wodurch sie es geschafft hat hier hinein zu kommen. K.. Kaney? Sie tritt ein paar Schritte rückwärts von der Tür zurück, hört Geräusche vom Flur die ihr gar nicht gefallen und bleibt Schreck erstarrt mitten im Raum stehen, den Blick gebannt auf die Tür gerichtet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 18. Mai 2004, 22:25 Uhr
Die Gewißheit, dass Galrin über die beiden Nordmänner wachen würde, gibt Phelan ein sicheres Gefühl als sich nun der Treppe nach unten zuwendet, während Kaney und Schilama nach oben gehen. Einen Augenblick lang sieht er ihnen nach und hofft, dass sie dort oben keine böse Überraschung erwarten würde. Vielleicht hätte einer von uns.. Aber die beiden sind schon mit vorsichtig prüfenden Schritten auf dem Weg und Shyada blickt ihn aufgrund seines Zögerns fragend an. So zuckt er nur die Schultern und folgt der Amazone, während er sein Kurzschwert an der Seite verstaut und stattdessen den Krummsäbel von seinem Rücken löst. Das Metall schimmert schwach indigofarben, während Phelan es in der Rechten hält und mit der Linken an der Wand Halt sucht als er den Fuß auf die ersten Stufen nach unten setzt.

Die Stiege ist schrecklich eng und knarzt vernehmbar unter ihren ersten, prüfenden Schritten. Nichts als Stille schlägt ihnen entgegen, aber das beruhigt Phelan keineswegs. Im Gegenteil. Wären ihnen von unten Männer entgegen gestürmt, dann wäre das eine handfeste und einzuschätzende Situation gewesen, so aber umgibt sie nichts als Unsicherheit und nervöse Gespanntheit. Das Ende der Treppe liegt in flackerndem Lichtschein, in dem sich nichts weiter bewegt aber auch nicht viel zu erkennen ist. Die Luft schmeckt schal und abgestanden nach Irgendetwas, über das Phelan nicht einmal ansatzweise nachdenken möchte. Über allem jedoch liegt der Geruch von Schweiß und Angst und das wiederum löst bei Phelan höchste Anspannung aus.

Beinahe zeitgleich erreichen sie den Fuß der Stiege, doch noch ehe sie sich groß umsehen können, lösen sich zwei Personen aus den Schatten, die in unglaublicher Schnelligkeit auf sie zukommen. Schwerter blitzen im Halbdunkel auf, so dass Shyada und Phelan nichts weiter bleibt als so schnell wie möglich auseinander zu kommen, so dass jeder einen Gegner vor sich hat. Shyada springt wie eine Katze mit einem völlig unerwarteten Satz nach vorne während Phelan nach rechts ausweicht und so den ersten Schwerthieb abfangen kann, der die Amazone, die vor ihm stand, unweigerlich getroffen hätte. Und dann geht die Welt in einem Chaos aus Schlägen, Hieben und dem Kreischen von Metall unter.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 18. Mai 2004, 23:06 Uhr
Kaney riecht die Angst des Formoraig. Sie stinkt zum Himmel, und unterstützt die Wut in Kaney.
Geifer rinnt ihm aus seinem Maul, während er weiter versucht, die Kehle seines Gegners zu zerfleischen.
Doch auch wenn der Pirat - aus welchem Aberglaube heraus auch immer - Angst vor dem Wolf auf sich hat, er gibt keineswegs klein bei.
Mit all seiner Kraft versucht er, seinen Oberkörper von dem Biest zu befreien, und bei diesem Versuch kommen einige seiner Finger zu nah an Kaneys Maul.
Schnapp.
Knirschend brechen die Knochen der Finger, reißt das Fleisch...
Zwar hatte der Formoraig es geschafft, den Wolf von seinem Oberkörper zu stoßen, doch hatte er dies mit zwei seiner Finger bezahlen müssen.
Wölfisch grinsend spuckt Kaney die Finger aus.
Erst jetzt bemerkt er, dass Schilama sich anscheinend irgendwo verstecken konnte, denn der zweite Wächter rüttelte an einer der Türen: "Dich krieg ich noch du Miststück".

Los, schnell, bevor du es mit zwei Gegnern zu tun hast...
Knurrend sprintet Kaney auf seinen Feind zu, stößt sich vom Boden ab, springt.
Der Formoraig schafft es, den Arm zu heben, um den Wolf abzuwehren, er schlägt zu, und Kaney wird hart zu Boden geschleudert.
Das tat weh! knurrt der wölfische Kaney, während er sich schüttelt und wieder aufsteht.
Das wirst du bezahlen!
Dieses Mal hält sich Kaney nicht zurück. Wieder visiert er die Kehle an, ein Teil in ihm sagt zwar, dass der Pirat vor ihm damit rechnet, doch dass ist ihm egal, er ignoriert diesen Einwand.

Schon einen Moment später bereut Kaney dieses Ignorieren. Und zwar genau in dem Moment, indem der Formoraig blitzschell ihn an seinen Körper drückt, und ihn zu erquetschen versucht.
"Ich weiß nicht, was du bist, aber du bist tot, Wolf!" keucht der Mann, während er immer fester zudrückt.
Die Luft entweicht aus Kaneys Lungen, und mit letzter Kraft beginnt Kaney, mit den Hinterläufen auszutreten.
Wolfsklauen treffen auf Fleisch und obwohl sie stumpf sind, nicht scharf wie Katzenkrallen, verletzen sie die Haut des Mannes.
Ja, tritt zu schreit es in Kaney, als sein Gegner einen Moment lang den Griff lockert.
Wieder tritt der wölfische Kaney zu, und dieses Mal... ja, dieses Mal dringen seine Klauen ein klein wenig tiefer in den Bauch des Mannes.
Es kostet Kaney alle Kraft die er noch hat, um eine Wunde, eine tiefe, große Wunde in den Bauch des Mannes zu reißen.
Blut spritzt aus dieser Wunde... Und noch irgendetwas tritt aus der Wunde aus.
Dann, plötzlich, lässt der Mann los.
Keuchend, nach Luft schnappend, landet Kaney auf den Boden, während auch der Mann langsam nach unten rutscht.
Der macht dir keine Probleme mehr... der hat jetzt genug damit zu tun, dass ihm seine Innereien nicht verlassen... hört er die Stimme der Bestie in sich...

Schmerz!
Irgendetwas hat ihn von hinten getroffen. Der zweite Kerl hatte sich von hinten angeschlichen.
Kaney seufzt knurrend.
Der Kampf war noch lange nciht vorbei.
Immer noch wütend stürzt er sich erneut auf seinen Gegner.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 19. Mai 2004, 00:37 Uhr
Shyada hört über sich das Klirren von aufeinander prallenden Waffen, lässt sich einfach auf die Seite fallen und rollt sich in eine Richtung ab, wo sie freien Raum vermutet. Kaum dass ihre Füße sicher auf dem Boden stehen, hat die Amazone beide Dolche aus ihren Halterungen gelöst und schwingt diese, um Gefühl für sie zu bekommen, mit den Händen. Licht von Fackeln blitzt auf den Waffen der kämpfenden Männer und wirft die Reflexionen durch den engen Raum. Es scheint Shyada fast schon unmöglich hier auch nur annähernd genug Platz für einen Schwertkampf zu haben, doch hat sie keine Zeit um dieser Sorge nachzugehen. Der zweite Schwarzpirat hat nur eine Sekunde gebraucht um die neue Position der Amazone zu bemerken. Etwas pfeift dicht an Shyada vorbei und landet krachend hinter ihr in der Wand. Was? Verwundert sieht Shyada zu dem Formorag, der eine Armbrust in den Händen hält und erneut auf sie zielt. Einem ersten Impuls folgend will Shyada laut auflachen, da sich ihr der Sinn entzieht, warum dieser Mann hier eine Armbrust benutzt, doch bleibt keine Zeit dafür. Scheinbar gehen dem Nordmann ähnliche Gedanken durch den Kopf, so dass er die Armbrust achtlos wegwirft und ebenfalls ein Schwert zückt. Es braucht nur zwei Schritte und Shyada sieht sich einem Prachtbeispiel eines Nordmannes Aug in Aug gegenüber. Trotz ihrer Lage, zwinkert Shyada dem Mann an und schenkt ihm ein verführerisches Lächeln. Dieser geht allerdings anders darauf ein als erwartet. Fast zu spät bemerkt Shyada, wie der Mann seinen Arm hochreißt und das Schwert auf sie niedersausen lässt. Gerade noch rechtzeitig kann Shyada ihre Dolche vor sich verkreuzen. Doch bedarf es ihrer ganzen Kraft, um dass Schwert davon abzuhalten ihr Gesicht in zwei Hälften zu spalten. Schmerz flammt in ihrer Schulter auf und statt dem Nordmann sieht Shyada einen Ritter und spürt kurz darauf den Speer der sie durchbohrt hat. "Oh nein, diesmal nicht!" faucht sie die Gestalt, die nun wieder ein Mann ist an und drückt das Schwert zurück. Im gleichen Moment duckt sie sich und zielt mit einem Bein auf die Kniescheibe ihres Gegners. Der Mann taumelt einige Schritte zurück, zeigt sich aber ansonsten wenig beeindruckt. Shyada in der kurzen Pause einen Blick zu Phelan doch alles was sie sieht, sind Schwerter, die Licht brechen, und ein Gewühl aus Kleidung und Armen. Abermals holt der Formorag aus und versucht dieses Mal die Seite Shyadas zu erwischen. Diese biegt sich allerdings ein Stück durch und lässt die Klinge des Gegners an denen der Dolche entlang gleiten, so dass sie an ihr vorbeigeht.

Immer wieder schlägt der Nordmann aus allen möglichen Richtungen zu. Anfangs schafft es keiner die Deckung zu durchbrechen, da es nur begrenzten Spielraum gibt und somit niemand wirklich von seiner Position weg kann um irgendwelche Fallen zu stellen. Der Anfang besteht nur aus Hieben und Abwehr, doch spürt Shyada, dass sie nicht lange durchhalten wird, da sie noch zu sehr vom Feldzug geschwächt ist, der Schmerz im Arm immer stärker pocht und der Nordmann nicht irgendein Meuchelmörder ist, sondern dem gerecht wird, was Seagulls Dolchvorführung auf dem Wolfsmarkt vorgeführt hat. Fauchend und knurrend wehrt Shyada so gut es geht jeden Schlag ab und versucht im gleichen Moment die Deckung des Mannes zu durchbrechen. Irgendwann spürt sie einen scharfen Schmerz über ihren rechten Oberschenkel. Falls du es nicht siehst, habe ich dort schon eine Narbe! Shyada denkt überhaupt nicht daran aufzugeben und ihr Gesicht zeigt dies deutlich.
"Wir könnten uns viel angenehmer amüsieren." hört Shyada die raue Stimme des Nordmannes sagen, doch ist sich die Amazone sicher, dass sie auf jeden anderen Spaß im Moment gerne verzichten kann. Die beiden anderen Kontrahenten nähern sich plötzlich. Shyada sieht dieses aus den Augenwinkeln, doch der Formorag steht mit dem Rücken zu ihnen. Bewusst lenkt Shyada ihren Gegner auf die beiden anderen zu und tatsächlich kommen sich die beiden in die Quere. Für einen Augenblick haben sowohl Shyada und Phelan eine Verschnaufpause. Jeder blickt zum anderen um sicher zu gehen, dass es ihm gut geht. Ein knappes Nicken folgt und jeder widmet sich erneut seinem Gegner. Shyada die darauf gehofft hat, das sich die beiden Nordmänner sich gegenseitig behindern, denkt nicht daran sich auf "ihren" Nordmann zu stürzen, sondern schleudert mit aller Kraft, die die kurze Distanz bietet den Dolch auf den Oberkörper ihres Kontrahenten zu. Sie kann es nicht riskieren zu hoch zu werfen, da sie sonst vielleicht Phelan treffen würde. Der Flammendolch frisst sich in das nordische Fleisch und Blut tritt sofort aus der Wunde. Der Formorag blickt ungläbig erst zu Shyada und dann auf die Wunde.
Mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht und den Schockmoment ausnutzend springt Shyada auf den Nordmann zu und tritt ihm das Schwert weg. Doch dieser denkt noch nicht daran aufzugeben und umschließt Shyadas Kehle mit beiden Händen. Immer weiter drückt er sie nach hinten, bis die Amazone mit einem harten Prall gegen die Wand geschleudert wird und alle Luft aus ihren Lungen weicht. Schmerz explodiert auf ihrem Rücken und lässt sie für einen Moment betäubt da sitzen. Ein Schlag ins Gesicht folgt, aber sorgt nicht für Bewusstlosigkeit, sondern dass Shyada die Benommenheit genommen wird. Der eine Dolch steckt noch immer im Bauch des Nordmannes, doch dieser beachtet die Waffe gar nicht. Hoch aufgerichtet steht der Nordmann vor Shyada und ist sich sicher den Kampf jeden Moment beenden zu können. Er will wieder zupacken doch genau in dem Moment ignoriert Shyada jeden Schmerz und rammt ihren zweiten Dolch von unten in die Kehle des Mannes. "Komm auf keine falschen Ideen!" Die Augen des Nordmannes weiten sich. Röcheln und Gurgeln folgen. Mit einer fast schon anmutig wirkenden Bewegung fällt der Mann zu Boden ist und noch ehe er den Boden erreicht tot. Schwer atmend sitzt Shyada gegen die Wand gelehnt und verspürt den Wunsch sich hier und jetzt auszuruhen. Doch kann sie noch nicht aufhören. Ihr Blick verschwimmt, nimmt aber Phelan und den anderen Nordmann am Rand war. Erst jetzt wird ihr die wirkliche Enge des Raumes bewusst und es erscheint ihr unmögliche, dass sie nicht ständig überall angeeckt sind.
Die grünen Augen der Amazone sehen unweit von Phelan einen Lichtschein, der nicht von ihrer Seite zu kommen scheint. Eine Tür?
Halb über den Boden krabbelnd nähert sich Shyada langsam der vermeintlichen Tür, aber nicht ohne vorher ihre Dolche aus der Leiche zu entfernen.

Vor der Tür wirft Shyada noch einen Blick auf Phelan, doch würde es ihm wahrscheinlich nichts helfen, wenn sie sich mit einmischt, da sie dann nicht mehr unterscheiden könnten, was zu wem gehört. An einem in die Wand eingelassenen Haken zieht Shyada sich hoch und schiebt die Tür langsam auf.
Morgana! Einen ersten Impuls folgend will Shyada sofort auf die Heilerin zustürmen, doch sagt ihr Instinkt ihr, dass das ihr Ende sein könnte. Ihr Blick erkundet schnell den Raum, doch außer der Heilerin, Dreck und einem flackerndem Talglicht ist nichts weiter zu sehen. Nicht mal eine weitere Tür. Wo ist Seagull? Oben? Vorsichtig setzt Shyada einen Fuß vor den anderen, während ihre rechte Hand über die Tür streift und diese immer weiter aufstößt...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 19. Mai 2004, 08:54 Uhr
Seagull steht hinter der Tür vollkommen in dem Schatten verborgen und seine Nerven sind zum Reissen gespannt. Erst herrscht nur eine trügerische Stille, doch dann knarrt die erste Stufe der Treppe, deren Geräusch er nur zu gut kennt. Seine Nerven flattern ein weiteres Mal, aber nicht aus Angst sondern auch wegen der Vorfreude auf den Kampf. Es ist länger her seitdem sie wirklich gekämpft haben und nun ist es soweit. Die Momente fliessen zäh dahin, doch dann ist es soweit Kampfgeräusche dringen an sein Ohr. Er späht durch den schmalen Spalt, der zwischen Tür und Wand ist, kann aber ausser Schwertern, Kleidungsstücken und Armen nicht viel erkennen. Am liebsten würde er sofort losstürmen, aber er weiss genau, dass dies ein Fehler wäre. Woher sollten die Angreifer wissen, dass sich hier noch jemand verbirgt, das wäre sein Vorteil, ausserdem wäre er noch ausgeruht und die Angreifer schon geschwächt und hätten sicherlich schon einige Verletzungen und auch das wäre sein Vorteil, falls sie es überhaupt hier herein schaffen würden. Er weiss wie gut seine Männer sind. Sie wurden von Kindesbeinen an zum Kämpfen erzogen und haben schon einige wirklich üble Kämpfe hinter sich. Er weiss, dass der Raum beengt ist, in dem seine beiden Männer kämpfen, aber auch das sind sie gewohnt, je nachdem welches Schiff sie angegriffen hatten war auch oft nicht mehr Platz zum kämpfen, als in diesem Raum.

Er lauscht dem Kampflärm und hört Wortfetzen hindurch, die er aber nicht wirklich versteht. Dann plötzlich wird es etwas ruhiger und kurz drauf hört er in seiner Nähe das Röcheln eines sterbenden Menschen, nur kann er nicht sehen, ob es ein Angreifer ist oder einer seiner Männer. Dann hört er wieder das Klingen von Stahl und fast im gleichen Augenblick wird die Tür vorsichtig und langsam aufgedrückt. Sein Schwert liegt ruhig in seiner Hand ebenso wie der Dolch. Die Tür schwingt immer weiter auf und macht dann plötzlich halt und jemand tritt in den Raum. Er kann nicht sehen wer es ist, aber der schnelle Atem verrät ihm, wo sich die Person im Raum befindet.

Er hebt sein Schwert. Es würde ein leichtes werden die Person von hinten zu töten. Mit zwei raschen Schritten steht er hinter der Person bereit sein Schwert hinutersausen zu lassen um ihr den Schädel zu spalten. Die Person hat das Geräusch wohl gehört und dreht sich in dem Moment blitzschnell um und Seagulls Schwert verharrt einen Moment, als er in das Gesicht der Amazone blickt. Dann registriert er ihre Bewegung und das kurze aufleuchten von etwas metallenem und kann ihrem Dolch gerade noch ausweichen. Sofort hebt er wieder sein Schwert, tritt zwei Schritte zurück und hält auch den Dolch so, dass er jeden weiteren Angriff abwehren kann. Ein diabolisches Grinsen zieht über sein Gesicht, als er die Amazone langsam umrundet und sich zwischen sie und die Heilerin schiebt. "Na wenn das keine Überraschung ist, aber wenn ihr mich wiedersehen wolltet, hättet ihr nicht so einen Aufwand betreiben müssen und meine Männer töten müssen. Ich hätte euch auch so mit Freuden in mein Bett gelassen." Während er spricht lässt er sie keinen Moment aus den Augen besonders nicht die Dolche, die sie in der Hand hat und erwartet ihren Angriff. Auch hier ist nicht wirklich viel Platz zum Kämpfen und die Amazone würde sicherlich acht geben die Heilerin nicht zu verletzen, was ein Vorteil für ihn ist. Die Amazone rührt sich nicht, folgt aber seinen Bewegungen genau so wie er ihren. Als er glaubt endlich die Richtige Position gefunden zu haben, um bei einem Angriff immer noch zwischen ihr und der Heilerin zu sein, die seine letzte Rettung sein würde, wenn er es nicht schaffen würde, die Amazone aus dem Weg zu räumen, startet er seinen ersten Angriff.

Sie pariert ihn sehr gut, obwohl man ihr anmerkt, dass sie schon gekämpft hat, aber Seagull ist sich sicher, das es trotzdem kein einfacher Kampf werden würde. Er holt erneut aus, will von oben her zuschlagen doch auch hier pariert sie den Schlag mit erhobenen Armen und gekreutzten Dolchen. Ihre Gesichter sind dabei sehr nah und ihre Augen funkeln ihn an, er grinst wieder und am liebsten hätte er sie jetzt geküsst, doch er befürchtet, dass sie ihm wohl ein Stück aus der Lippe beissen würde. Er könnte jetzt seinen Dolch in ihre Seite rammen, doch das würde dem Kampf ein zu schnelles Ende bereiten und noch will er ein wenig mit ihr kämpfen, sie müde machen. Er würde sie ungerne töten, eine weitere Frau wie sie würde ihm sicherlich viel Spass auf der Reise zurück nach Barsa machen. Ein weiteres Grinsen zieht über sein Gesicht und er blickt ihr direkt in die Augen, als er spricht. "Wenn ihr auch im Bett so eine Wildkatze seid, freue ich mich darauf euch in Fesseln dort wieder zu finden." Dann löst er ruckartig sein Schwert aus den gerkreuzten Dolchen und stösst sie dabei ein Stück von sich weg. Der Kampflärm aus dem Nebenzimmer ist verklungen und entweder sind beide tot oder einer der beiden Kontrahenten erscheint in dem Raum. Sollte es ein Gegner sein, würde er sehr vorsichtig sein müssen. Er bringt sich wieder zwischen die Amazone und die Heilerin , die langsam aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwachen scheint. Er wirft einen kurzen Blick zur Tür, aber noch erscheint niemand und im gleichen Moment, als wenn sie darauf gewartet hätte, greift die Amazone wieder an und zwar sehr geschickt, er kann den Stoss im letzten Moment parieren und mit dem Schwert ihren Arm zur Seite lenken und mit der anderen Hand stösst er sie wieder von sich, da ihr anderer Dolch gefährlich nahe an seine Hüfte gekommen war. Der Raum ist wirklich klein und wenn noch eine weitere Person in diesem Raum wäre, würde das kämpfen fast unmöglich werden. Er überlegt, ob er jetzt schon den letzten Schritt machen soll, der ihm höchstwahrscheinlich die Freiheit bringen würde, zusammen mit der Heilerin. Er tritt einen Schritt zurück und steht nun ganz nahe bei der Heilerin, die sich unruhig bewegt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Schilama am 19. Mai 2004, 09:56 Uhr
Schilama hört weiter Geräusche, die von einem Kampf hinter der Tür zeugen und dann auch noch wie etwas zu Boden geht. Ängstlich tritt sie noch einen Schritt weiter zurück. Was ist wenn dieses Geräusch Kaney war, der nun niedergestreckt wurde? Was ist wenn sie jetzt hier ganz allein mit "denen" ist? Sie schaut zu ihrer Wunde, schließlich war das alles egal, falls sie nicht überleben sollte... Eine Fleischwunde!, erkennt sie nach kurzer Betrachtung und sie kann sich ein erleichtertes Lachen nicht verkneifen, verstummt aber sofort wieder, als sie ein Knurren und weiteren Lärm vom Flur hört. Er lebt, denkt sie erleichtert.
Plötzlich kracht es, die Tür bricht ein und knallt zu Boden, samt einem Formoraig und einem Riesenwolf. Instinktiv ist sie noch einen Schritt zurückgetreten und beim Anblick des riesigen Tieres, fällt es ihr schwer, Kaney darin zu sehen. Einige Augenblicke verstreichen, bis sie sich gefangen hat und dem Blick von ihm nehmen kann, schließlich tobt vor ihr ein Kampf und sie sieht trotz des bewegten Geschehens, dass Kaney verletzt ist.

Die Elbin überlegt wie sie ihm helfen kann, da sie doch nichtmal eine Waffe hat. Aber dann fällt ihr das Schwert am Rande des Zimmers auf und korriegiert sich, doch, hab ich. Es muss dem Mann aus der Hand geflogen sein, als sie durch die Tür gebrochen sind. Gedanken schießen durch ihren Kopf, aber sie zögert nicht das Schwert aufzunehmen, aber dafür es zu benutzen, ich kann doch nicht... Der Kampf geht weiter und wer die Überhand hat, weiß sie nicht, denn es wechselt von einer Sekunde auf die anderen.
Du must etwas tun!, sagt sie sich selbst und eine kleine Idee macht sich in ihren Kopf breit und sie hofft dass sie sie auch ausführen kann. Ihre Hände zittern samt Schwert in der Hand, aber sie muss Kaney einfach irgendwie helfen. Sie holt mit aller Kraft aus und schlägt zu, trifft ihn auch mit der flachen Seite des Schwertes am Hinterkopf und es zeigt sogar Wirkung:
Der Mann geht nach einer weiteren Attacke von Kaney zu Boden und bleibt dann auch besinnungslos liegen. Er hatte schon einige Wunden vom Werblütigen erhalten und war wohl durch den Kampf auch schon geschwächt, andernfalls weiß sie nicht, ob ihr kleines Eingreifen auch wirklich geholfen hätte, schließlich waren diese Formoraig sehr zäh, zumindest hatte es für sie den Anschein.

Ich hätte ihn auch anders treffen können, was wenn ich... nein das will ich gar nicht wissen! Erst jetzt sieht sie ein wenig Blut am Kopf des Mannes und sie erschrickt, hat sie ihn vielleicht doch... aber dann sieht sie seinen flachen Atem und atmet erleichtert auf. Sie hat noch nie einen Menschen getötet und sie hatte auch vor das zu vermeiden, wenn es sich vermeiden ließe. Ihre Hände hören langsam wieder auf wie Espenlaub zu zittern, aber dafür wird ihr ein wenig schwummerig.
Sie lässt das Schwert fallen und setzt sich an die Wand auf den Boden, wo sie erstmal kurz die Augen schließt. Nur ein Kratzer, ich sollte mich nicht so anstellen!, aber den Schmerz hat sie zwar schon oft genug in anderen Gesichtern gesehen, ihn aber nie selbst zu spüren bekommen.
Ihr fällt Morgana ein, sie müssen sie finden, sie hier rausholen aus diesem Loch und während sie sich ihre Hände auf ihre Wunde legt, öffnet sie wieder die Augen und sieht Kaney an. Sie sieht "was" er ist, sieht in seinen Augen auch was sie kennt, aber was sie momentan mehr sieht, ist das Raubtier darin und es macht ihr Angst, scheint es doch momentan auch bei ihm zu dominieren. Es ist nur Kaney!, ruft sie sich weiter in das Gedächnis und versucht jeglichen anderen Gedanken beiseite zu legen.

Sie steht mit beihilfe der Wand auf und als sie aus dem Zimmer geht und in den Flur kommt, sieht sie entsetzt auf das, was einst ein Mann war und wendet sich schnell wieder ab. Sie ist dem Erbrechen nahe, die Luft hier reicht ihr eigendlich schon dafür, aber nun dieser Anblick... trotzdem schafft sie es dann doch, sich zu beherschen. "Du... " Du hast das getan?, sie wagt es ihren Blick nicht zu Kaney zu richten, nicht jetzt, "...solltest den anderen helfen. Ich kom.. komme schon zurrecht", wenn alle Gegner die sie hier antreffen so sind wie diese, ist sie unten sowieso keine Hilfe und bevor sie ihre Wunde nicht verbunden hat, erst recht nicht.
Außerdem muss sie sich nicht nur selbst versorgen, sondern auch Garok, wer weiß wie es ihm geht und der Formoraig sollte auch gefesselt werden "bevor" er aufwacht. Aber dann kümmer ich mich um Morgana!, sagt sie sich trotz allem und wenn sie hinunter kriechen müsste, wenn sie hier fertig ist, aber sie muss wissen wie es ihrer Freundin geht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2004, 15:19 Uhr
Langsam, ganz langsam dringen erneut Geräusche in Morganas Ohr, sie sind weit weg und sie kann sie nicht zuordnen, sie weiss nur, dass sie da sind, aber noch immer ist die Dunkelheit um sie herum, und so sehr sie auch versucht ihre Augen zu öffnen, will es ihr nicht gelingen. Ihr Kopf schmerzt und die Dunkelheit ist wie klebriger Honig, der sie umgibt. Mühsam kämpft sie sich durch die Dunkelheit, immer dort entlang, wo sie die Geräusche hört und sie werden klarer, ihre Augen scheinen nun auch wieder zu gehorchen und mit flatternden Lidern schlägt sie die Augen auf. Das Licht unterscheidet sich nicht viel von der Dunkelheit aus der sie gerade kommt, und als sie den Kopf bewegt scheint es so, als bohre jemand einen Spiess durch selbigen. Ihr wird wieder für einen Moment schwummrig, doch sie kämpft dagegen an. Kampfgeräusche dringen zu ihr herrüber und als sich ihr Blick klärt und sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt haben, sieht sie erst nur den Rücken des Nordmannes, vor ihm scheint jemand zu stehen, denn sein Arm ist erhoben und es sieht so aus, als würde er etwas nieder drücken wollen.

Als Morgana ihren Kopf eine wenig dreht um besser sehen zu können, schiesst wieder der Schmerz durch ihren Kopf und ihr wird schwindelig und sie muss die Augen für einen Moment schliessen. Als sie diese wieder öffnet erkennt sie Shyada, die gerade mit dem Nordmann kämpft. Morgana lässt ihre Augen durch den Raum schweifen, um zu sehen, ob nicht noch jemand da ist, und versucht dabei ihren Kopf so wenig wie möglich zu bewegen. Aber sie kann ausser den beiden niemanden sehen, allerdings hört sie aus dem anderen Raum auch Kampfgeräusche Bei der Göttin sie ist nicht alleine hier unten, ich hatte doch Phelan gespürt und Schilama, ich hoffe ihnen ist nichst passiert. Sie versucht sich zu konzentrieren und die anderen zu finden, doch der Schmerz in ihrem Kopf lässt dies nicht zu. Sie beobachtet den kampf zwischen dem Nordmann und Shyada und bemerkt, dass der Nordmann sich immer wieder eine Position sucht, die ihn zwischen Shyada und sich bringt. Was hat er vor, versuch einen klaren Kopf zu behalten, denk nach ob du Shyada helfen kannst. Es ist äusserst schwierig mit den Schmerzen einen klaren Gedanken zu fassen, aber schliesslich fällt ihr doch etwas ein. Der Nordmann und auch Shyada haben noch nicht bemerkt, dass Morgana wieder wach ist und kümmern sich so auch nicht um sie.

Morgana wartet den richtigen Moment ab, den Moment indem ihr der Nordmann wieder sehr nahe kommt. Sie streckt ihr Bein aus und der Nordmann stolpert darüber und fällt rücklinks neben sie. Im gleichen Moment erscheint Phelan in der Tür, das Schwert noch in der Hand und schwer atmend. Auch der Formoraig hat ihn gesehen und steht bevor Shyada oder Phelan etwas machen können wieder auf den Beinen, zerrt Morgana hoch und hält ihr den Dolch an die Kehle. Als der Formoraig sie so ungestüm hochzieht, schiesst kurz ein stechender Schmerz durch ihren Unterleib, dem sie aber nicht viel Beachtung schenkt, viel mehr interessiert sie die Klinge, die nun an ihrem Hals ist und eiskalte Spuren hinterlässt. So hatte sie sich dass nicht vorgestellt und sie ärgert sich über sich selber Du weisst, dass du keine Ahnung vom kämpfen hast, warum hast du dich bloss eingemischt, das hast du nun davon, jetzt ist Hilfe gekommen und du treibst es soweit, dass du doch schliesslich stirbst. Ein verzweiflter Blick sucht den Shyadas und auch den Phelans, der nun zu Shyada getreten ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 19. Mai 2004, 16:07 Uhr
Phelan hat das Gefühl als stürze die Welt über ihm zusammen und er kommt kaum nach die Schläge des anderen zu parieren. Blei scheint statt Blut durch seine Arme zu fließen, so als wäre jede neue Bewegung undenkbar. Und doch reagiert er wie mechanisch eine nicht enden wollende Ewigkeit lang. Wenn ihm der Kampf im Obergeschoss leicht erschienen war, so scheint dieser fast aussichtslos. Er kann geradezu fühlen wie die Kraft ihn verlässt und der Schnitt in seinem Arm beginnt zu glühen wie Feuer. Der Gegner drängt ihn nach hinten, soweit das in dem engen Kellerraum überhaupt möglich ist. Und doch schneidet der Stahl des Nargsäbels die Luft wie flüssige Butter und hinterlässt dunkel leuchtende Schlieren in der Luft als würde er in einem inneren Licht glühen.

Dann geschieht es, noch schneller als alles zuvor und alles, was Phelan sieht, sind die weit aufgerissenen Augen des anderen, während er den Eindringling ungläubig anstarrt. Es gibt ein hässliches Geräusch als der Waldläufer die Klinge aus dem Bauch  des anderen zieht und beinahe kann er hören, wie das Blut auf den Boden tropft und aus dem Körper des Formoraig strömt. Dann ist es vorbei und der Mann bricht ohne ein Geräusch zusammen. Phelan fällt gegen die Wand in seinem Rücken und er kann nichts anderes tun als Atem zu holen, während das heiße Blei noch immer durch seine Adern schießt und helle Punkte vor seinen Augen tanzen. Er muß an sich halten die Waffe nicht fallen zu lassen die mit einem Mal mehr wiegt als ein ganzer Baum.

"Shyada." Das Wort ist nicht mehr als ein gekeuchtes Flüstern und seine Augen rasen durch das Halbdunkel bis er die offene Tür sieht und die Stimmen dahinter wie durch dicken Nebel zu ihm vordringen. Trotz seiner Kraftlosigkeit ist er mit ein paar schnellen Schritten hinter der Amazone, ohne zu merken, dass er die Rechte an die Seite presst, wo das Schwert des Piraten Stoff und Haut säuberlich durchtrennt hat. Er sieht sich Auge in Auge mit einem weiteren der Nordmänner, doch vielmehr ist es Morgana, die seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.Und die Klinge, die der Formoraig ihr an die Kehle drückt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 19. Mai 2004, 16:14 Uhr
Formoraig und Wolf waren zu einem einzigen Bündel aus Fell und Mensch verschmolzen, zumindest schien es so, denn Kaney hatte es geschafft, unter dem Schwert hinweg zu springen, und so nahe wie Kaney nun war, konnte sein Gegner nur den Knauf, nicht aber die Klinge seiner Waffe einsetzen.
Zwar versuchte er nun erst gar nicht, an die Kehle zu kommen, aber Schultern, Brust, und Arme sind willkommenen Ziele, und schon bald zieren einige Fleischwunden den Oberkörper des Piraten.
Doch leider sind diese nicht allzutief, und so geht das hin und her zwischen den beiden noch etwas weiter, bis die beiden plötzlich gegen eine der Türen stoßen, und diese unter dem Gewicht eines Wolfes und eines  Formoraig nachgibt.
Soviel Schwung hattest du doch gar nicht... denkt Kaney einen Moment lang verwirrt.
Der Sturz hatte einen Teil der Wut in dem Werblütigen verpuffen lassen, so dass er nun erst seine Wunden merkte...
Der Schnitt auf seiner Brust brannte, genauso die Wunde, die ihm der zweite Formoraig an seinem Hinterlauf zugefügt hatte, dann brummte ihm der Schädel, hier hatte sein Gegner es geschafft, ihm immer wieder mit dem Knauf seiner Waffe auf den Schädel zu schlagen, so dass eine Platzwunde seine fellige Stirn zierte.

Los, weiter, es ist noch nicht vorbei! feuert sich Kaney nochmal selbst an, doch man merkt es deutlich, Kaney hatte weniger Kraft als noch kurz zuvor.
Wieder rollen Wolf und Pirat über den Boden, Kaney hatte sich in der Schulter des Mannes irgendwie verbissen, während sein Gegner versuchte, den Wolf irgendwie los zu bekommen, was ihm letztendes auch geling.
Gerade als er den Piraten wieder anspringen will - nach mehreren Stunden Kampf, wie es Kaney vorkommt - stöhnt dieser plötzlihc auf, sackt dann nach vorne hin zusammen...
Ein leises Geräusch, Metall in Fleisch, ist zu hören, aber wirklich nur sehr leise...
Hä? Kaney ist verwirrt.
Das soll so nicht sein. Definitiv nicht. Aber da der Unterlegene sich nicht rührt,umrundet er seinen Gegner.
Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck schaut der wölfische Kaney auf seinen Gegner, blickt dann zu Schilama, die das Schwert des Formoraig in Händen hält...
Ah, sie war es... ein leichtes Schwanzwedeln überkommt Kaney.
Doch die Elbin scheint nicht zu verstehen, dass er sich freut, dass der Kampf vorbei ist... stattdessen stinkt sie plötzlich nach Angst.
Aber... was.... Kaney versteht nicht, dass seine zweite Gestalt ihr Angst machen kann...

Und dann sieht sie auch noch den anderen Formoraig, wie er an der Wand lehnt, den Blick getrübt, aber immer noch seine Hand auf der offenen Wunde seines Bauches haltend.
Es ist nur ein Feind gewesen... kommentiert Kaney gedanklich die neue Angstwelle der Elbin, und er muss sich mühsam beherrschen, um seinen toten Feind nicht anzupinkeln, immerhin war ER der Sieger.
Aber Kaney war sich sicher, dass diese Aktion Schilama für immer und ewig in Panik versetzen würde, sobald sie ihn sieht.

"Du...solltest den anderen helfen. Ich kom.. komme schon zurrecht" keucht sie.
Kaney blickt nochmal zu dem zweiten Formoraig.
Irgendetwas stimmte nicht...
Schnüffelnderweise geht er um den Feind herum, bis er einen anderen Geruch von Blut an dem Kerl vernimmt.
Herzblut...

Kaney weiß, dieser Mann wird nie wieder irgendjemanden angreifen.
Wer nach Herzblut riecht, war schon im Reich von Sithech. Noch war das Herzblut nicht so weit ausgelaufen, dass man es merkte...
Sie wird es schon noch sehen... überlegt Kaney, als er Schilama anschaut.
Dass der Formoraig in seinen eigenen Dolch gestürzt ist, als Schilama ihn bewusstlos geschlagen hat, interessiert den Wolf nicht, nur dass der Gegner tot war, das war wichtig.

Dann trottet er in die Richtung der Treppe, die nach unten führt.
Kurz bleibt er bei Garok stehen, der leise winselnd, vorsichtig versucht aufzustehen.
Bleib liegen, Freund. Die Elbin schaut nach dir. Bleib liegen, bis sie dir sagt, dass du mitgehen sollst...
Kaney wusste nicht, ob sein Hund ihn verstanden hatte, er weiß nichtmal, ob Garok wusste, dass Kaney da vor ihm stand.
Doch dann lässt Garok sich wieder nieder, seufzt.
Danke, Freund!

Und schon trottet Kaney die Treppe hinunter, um zu sehen, wie es Shyada und Phelan ergangen ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 19. Mai 2004, 16:17 Uhr
Mit jedem weiteren Schlag verlässt Shyada ihre Kraft. Ihr Atmen geht stoßweise und aus zahlreichen kleineren Wunden tritt Blut aus und läuft der Amazone über Arme und Beine. Da sie während des Kampfes nicht geredet hat, kommt ihr Antwort etwas späht, aber Seagull weiß, zu welcher Frage sie gehört. "So werdet ihr mich nie in eurem Bett haben..." Den kurzen Moment denen sich die beiden Kämpfenden zum Luft holen lassen, verschenkt Shyada mit ihren Worten, doch kann sie die Deckung des Nordmannes nicht wirklich durchbrechen. Der Raum ist viel zu klein und die Gefahr Morgana zu verletzen ist zu groß. Beide wissen, dass keiner dem anderen ein leichtes Spiel bietet und einfach aufgeben würde. In nicht enden wollenden Bewegungen gehen Shyada und der Nordmann aufeinander los, lassen Metall kreischen, keuchen, taumeln und weichen dem anderen aus.
Was im Nebenraum passiert nimmt Shyada nicht wahr, da sie sich voll und ganz auf Seagull konzentrieren muss. Aus diesem Grund bemerkt sie nicht, wie Morgana wieder zu Bewußtsein kommt und auch Phelan seinen Kampf beendet hat.
Mit einem der Flammendolche zielt Shyada auf die Hüfte ihres Gegners und versucht ihn so unschädlich zu machen, doch Seagull wehrt ab und drückt Shyada von sich weg. Durch seinen eigenen Schwung geht auch Seagull einige Schritte zurück. Plötzlich kommt er ins taumeln und fällt hin. Noch ehe Shyada registriert, dass Morgana es war, die den Schwarzpiraten zu Fall gebracht hat, greift dieser sich einen Dolch, zieht Morgana ein Stück vor sich und hält ihn der Heilerin an die Kehle. Morgana scheint noch nicht bei vollem Bewußtsein zu sein, doch bemerkt sie in welche Lage sie sich befindet. Shyada hört Schritte hinter sich. Erleichtert atmet sie auf, als sich Phelan zeigt. Auch der Waldläufer hat einige Kratzer mehr und seine Kleidung zieren allerhand Flecken, die aber nicht ausschließlich vons einem Blut stammen. Den Göttern sei Dank. Wäre ein weiterer Formoraig eingetreten, so hätte Shyada zwar nicht aufgegeben, doch wären ihre Chancen auf einen Sieg gleich null gewesen.

Für einen kurzen Augenblick ist es absurderweise vollkommen still in dem kleinen Raum und auch von oben dringen keine Geräusche zu ihnen vor. Einzig keuchender Atem ist zu hören. Ein Bersten ertönt im oberen Stockwerk, aber niemand im Keller scheint darauf zu reagieren. Auf Seagulls Gesicht liegt ein selbstsicheres Lächeln. Das eines Gewinners, der genau weiß, dass er nun nichts mehr zu verlieren hat. Weder Shyada noch Phelan rühren sich, doch müssen sie etwas tun. Hätte Shyada auch elbisches Blut in sich, so hätten sie sich lautlos verständigen können. Keiner weiß, was in dem jeweils anderen vor geht und so wissen sie auch nicht was sie tun können und sollen. Abwechselnd blickt Seagull zu Shyada und Phelan, doch jedes Mal wenn sein Blick den der Amazone auffängt liegt weiterhin eine stumme Aufforderung und ein heimliches Versprechen darin. vergiß es! Shyada würde lieber sterben als sich gefesselt irgendwelchen Männern hinzugeben. Phelan rührt sich plötzlich und lenkt so die Aufmerksamkeit des Nordmannes auf sich. Shyada weiß nicht warum und für einen Moment ist ihr Kopf völlig leergefegt. Jeder Gedanke, der die Amazone warnt etwas zu tun, das Morgana verletzen oder töten könnte, ist fortgeblasen. Sie merkt, wie sich ihre rechte Hand anspannt, ihre Augen Seagulls Hand anvisieren. Ein Feuerstrahl verirrt sich auf der blutigen Schneide des Dolches und lässt ihn aufblitzen, während er durch den Raum fliegt. Aufgrund der kurzen Entfernung steckt viel zu wenig Kraft dahinter, doch bohrt sich der Dolch dennoch erfolgreich in die Hand des Nordmannes. Genau dort, wo dessen Hand den Dolchgriff umschließt und Morganas Hals wenige Zentimeter Abstand hat. Hätte Seagull seine Hand auch nur ein Stück gedreht, wäre der Dolch durch den Hals der Heilerin gegangen.
Mit einem Aufschrei lässt Seagull seinen Dolch fallen und versucht den der Amazone aus seiner Hand zu ziehen, doch Phelan ist schneller.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 19. Mai 2004, 16:40 Uhr
Die Stille ist erdrückender als alles andere und zwischen dem Nordmann und der Amazone scheinen Funken zu sprühen, doch wird sein Griff um die Heilerin keinen Deut lockerer. Er wird sie nicht töten, denn sie ist seine einzige Möglichkeit hier rauszukommen. Und Phelan wünscht sich in diesem Moment, dass Shyada ihn hören und verstehen könnte, doch ist er sich sicher, dass ihr das genauso klar ist. Zumindest hofft Phelan, dass er richtig liegt. Der Formoraig hat ansonsten nichts mehr zu verlieren. Ablenken, ich muß ihn ablenken. Der Gedanke wird mit einer einzigen Bewegung wahr, mit der Phelan an Shyada vorbei in den Raum springt, ein Satz, der ihn beinahe in die ohnehin weichen Knie gehen lässt, doch es genügt und in dem Moment, als der Nordmann seine Aufmerksamkeit von der Amazone nimmt, fliegt ein Dolch durch die Luft. Phelan hält den Atem an, denn einen Augenblick lang glaubt er, die Klänge hätte den Hals der Heilerin durchbohrt. Doch es ist nicht ihr Blut, dass nun ihr Kleid durchtränkt, sondern das des Formoraig, der mit einem erstaunten Stöhnen seine Hand zurückzieht und den eigenen Dolch fallen lässt.

"Hier endet es." Die Worte sind zischend gesprochen, als Phelan den Nordmann packt und gegen die Wand drückt, ihm den verletzten Arm auf den Rücken dreht, während der Dolch sich in der Wunde dreht und dann zu Boden fällt. Dunkles Blut durchnässt Phelans Kleidung, doch das nimmt er in diesem Moment nicht wahr. Er würde den Nordmann nicht lange halten können, ihm bleibt nur der Moment der Überraschung, doch Shyada ist bereits heran und nach einem gezielten Schlag mit der blanken Hand sinkt Seagull in sich zusammen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 19. Mai 2004, 17:18 Uhr
Die Amazone kämpft verbissen, genauso wie er. Ihre Kräfte schwinden langsam, das merkt man ihr deutlich an, aber auch Seagulls Kräfte gehen langsam zur Neige. Die stickige Luft in dem engen Kellerraum machen es nicht leichter. Auch wenn die Amazone ihm keine gefährliche Wunde hatte beibringen können, so hatte sie es doch geschafft ihm die Haut an einigen Stellen aufzuritzen und diese Wunden brannten wie Feuer. Die Antwort auf seine Worte kommt spät und sie zischt sie mehr, als das sie sie sagt und ein kurzes Grinsen huscht über sein Gesicht, als er sie wegstösst, und dann verliert er plötzlich den Boden unter den Füssen und landet neben der Heilerin, die, wie er jetzt erst bemerkt, wach ist. Als er aufblickt betritt eine weitere Person den Raum ein Mann und das ist Seagull nun wirklich zu viel, die einzige Chance hier noch heraus zu kommen, ist die Heilerin, er zerrt sie hoch und hält ihr den Dolch an die Kehle. Er merkt wie schwach sie ist und es reicht der Arm und der Dolch an ihrem Hals um sie festzuhalten. Mit der anderen Hand sucht er nachdem Schlüsselbund, damit er ihr die Fesseln würde abnehmen können und dann mit ihr als Schutz den Raum verlassen könnte. Während er nach dem Schlüssel sucht lässt er die Beiden keinen Moment aus den Augen. Zuerst stehen sie ohne Bewegung da, doch dann plötzlich bewegt sich der Mann und Segaull folgt ihm mit seinem Blick und drückt die Klinge noch ein wenig näher an die Haut der Heilerin. Das Blitzen des Dolches sieht er nur aus dem Augenwinkel und ehe er reagieren kann, steckt dieses verdammte Ding in seiner Hand. Er hatte nicht gedacht, dass die Amazoe so einen Wurf wagen würde. Die Hand wird kraftlos und er muss seinen eigenen Dolch fallen lassen. Er lässt die Heilerin los und stösst sie von sich und will sich von dem Dolch befreien, um dann nach dem versteckten Dolch in seinem Stiefel zu greifen, aber noch ehe er den Dolch, der tief in seiner Hand steckt auch nur berührt, ist der Mann neben ihm, dreht ihm den Arm auf den Rücken und presst ihn an die Wand.

>Hier endet es< dringen die Worte des Mannes an sein Ohr und der Dolch in der Hand löst sich und fällt zu Boden, er spührt wie das Blut die Hand entlang läuft. Was ist nur schief gegangen, was? Er versucht sich aus dem Griff des Mannes zu entwinden und dann wird alles schwarz um ihn, das Letzte, was er sieht, ist die Heilerin, die sich ihren Bauch hält.Du hast mir kein Glück gebracht Heilerin, vom ersten Moment an nicht Dann wird es endgültig dunkel um ihn herum.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2004, 17:42 Uhr
Es geht alles so rasend schnell, dass sie es eigentlich nicht wirklich mitbekommt, was geschieht. Sie sieht nur wie ein Dolch auf sie zufliegt und sie denkt, warum Shyada jetzt nach ihr wirft, doch dann wird sie schon gestossen, verliert das Gleichgewicht und landet unsanft auf dem Boden. Ein weiterer Schmerz zieht sich durch ihren Unterleib und sie spührt warmes Blut an ihrem Hals und auch wie etwas warmes langsam an ihrem Bein entlang rinnt. Zuerst greift sie nach ihrem Hals und findet einen winzigen Kratzer, den der Dolch, des Formoraig an ihrem noch geschwärzten Hals hinterlassen hat. Sie richtet sich auf und spührt erneut etwas warmes an ihrem Bein entlang laufen.

Oh Göttin, nein nicht jetzt und nicht hier. Sie sieht wie der Formoraig in sich zusammensinkt, als Shyada ihm einen gezielten Schlag versetzt, doch das ist im Moment nicht wichtig, sie hört in sich hinein, aber sie kann keine Schmerzen spühren,keine Wehen, nichts. Sie spührt nur das Wasser, was bei jeder Bewegung an ihrem Bein entlang läuft.Bekomm endlich einen klaren Kopf und überleg. Das wasser kann nur bedeuten, das die Blase gesprungen ist, die das Kind umhüllt, aber es kann nur ein Sprung sein, sonst würde vielmehr Wasser fliessen. Ich will das Kind nicht hier bekommen, bitte nicht hier Göttin. Solange die Wehen nicht einsetzen könnten wir noch hier heraus kommen, ja ganz bestimmt, aber wir müssen uns beeilen. Sie hält sich die Hände auf den gerundeten Bauch, so als wolle sie das Kind schützen. Sie blickt auf zu Shyada und Phelan, die dabei sind den Formoraig zu fesseln. Dann bemerkt sie, dass sie ja noch immer die Ketten um Hand und Fussgelenken hat und das die Wunde am Handgelenk durch den Sturz erneut angefangen hat zu bluten, was ihr bisher wegen all dem Anderen entgangen war. "Shyada, Phelan? Das Kind...." Ihre Stimme ist krächzend, wie die von einem Raben, und versagt ihr  und sie kann nicht mehr sagen, als die wenigen Worte. Ein Geräusch an der Tür lässt sie aufblicken und etwas Seltsames betritt den Raum und sie erschrickt, weil sie nicht weiss, wer oder was dort im Türrahmen steht. Es scheint ein riesiger Wolf zu sein oder zumindest etwas ähnliches.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shyada am 19. Mai 2004, 19:46 Uhr
Als Morgana spricht sehen sowohl Shyada als auch Phelan zu der Heilerin. Kaum einen Augenblick später drehen sie sich aber auch schon wieder in die nächste Richtung um zu sehen, was Morgana solche Angst bereitet. Das Fell des Tieres wirkt unnatürlich dunkel hat aber erstaunlicherweise viel Ähnlichkeit mit der Haarfarbe eines jungen Knabens. Wie bei Dekar. Erst als sie Kaney schon eine ganze Weile anstarrt wird der Amazone bewußt was sie da tut. Phelan hat sich inzwischen schon von seiner Starre gelöst, da er wohl auch gespürt hat, dass ihnen keine Gefahr droht, spricht zu Morgana und öffnet die Fesseln mit den Schlüsseln von Seagull. Sind sich Dekar und Kaney in Menschengestalt schon nicht sehr ähnlich, so sind sie als Tier so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Shyadas Blick fängt einen aus gelben Tieraugen auf und grinst Kaney dann an.
"Tut mir ja fast schon leid, aber für dich gibt es hier nichts mehr zu tun." Shyada muss sich beherrschen um Kaney nicht wie bei einem Hund über den Kopf zu kraulen, doch schleicht sich bei diesem Gedanken ein Grinsen auf ihr Gesicht.
"Wieviele habt ihr dort oben gefunden? Leben noch welche?" Shyada weiß nicht, ob Kaney in dieser Gestalt sprechen kann, doch ist es eine Frauenstimme, die ihr antwortet. "Es waren zwei oben... sie sind tot."
Es ist Schilama, die mit zitternden Knien und brüchiger Stimme die Amazone aufklärt.

Shyada nickt zufrieden und blickt dann zu Phelan und Morgana. Scheinbar steht die Geburt unmittelbar bevor und das heißt, dass sie so schnell wie möglich hier rausmüssen. Shyada will sich nicht ausmalen, wie es aussieht, wenn eine Gruppe völlig entkräftet, überall mit Blut beschmiert und einigen Gefangenen im Schlepptau durch die Unterstadt irrt. Aber egal wie, um Morganas und des Kindes Willen haben sie keine große Wahl und jedem anderen würde es ebenfalls gut tun, hier wieder heraus zu kommen.
Shyada geht zu Morgana, aber spricht mit Phelan. "Kriegen wir sie hier irgendwie raus?" Der Halbelb blickt zweifelnd zu Shyada, doch gibt dann ein zögerliches Nicken von sich. Schilama die sich langsam wieder beruhigt, will auf  MOrgana zustürmen, doch hält Shyada die Elbin fest. "Nein, jetzt nicht!" Einen Moment lang glaubt Shyada, dass sich Schilama ihr wiedersetzen wird, doch dann verebbt die Wut in der Elbin und sie entspannt sich wieder. Geht nach oben und sagt Galrin Bescheid. Er soll die anderen irgendwie wach kriegen, wir können sie kaum hier heraus tragen."
Schilama wendet sich um und knarrenden Treppenstufen sind kurz darauf zu hören. Garok befindet sich im Vorraum vom Keller und hat sich winselnd dicht an Kaney gedrängt und weicht zurück, als Shyada durch die Tür auf die Toten zugeht. Das werdet ihr nicht mehr brauchen.
Mit einem Ruck entfernt Shyada beiden Nordmännern die Mäntel und reicht sie Phelan, damit er Morgana darin einwickeln kann.

"Bringt sie nach oben, ich kümmer mich um Seagull." Zusammen mit Kaney geht Phelan, die Heilerin halb tragend halb stützend nach oben. Suchend sieht sich Shyada im Keller rum. In einer Ecke steht ein Wasserkrug und dieser scheint den Kampf umbeschadet überstanden zu haben. Irgendwie erscheint es Shyada unsinnig, dass sie Seagull, den sie gerade erst ausser Gefecht gesetzt hat, wieder aufwecken muss, aber tragen würde sie ihn bestimmt nicht. Nicht mal wenn ihre Kräfte noch dafür ausreichen würden. Bevor sie den Wasserkrug über das Gesicht des Nordmannes, in der Hoffnung, dass ihn das aufweckt, kippt, überprüft sie die Fesseln noch einmal und zieht sie bei Bedarf fester.
"Aufwachen." Mit einem bösen Lächeln gießt die Amazone das Wasser über den Kopf und zerrt den Nordmann anschließend auf die Beine. "Wird jetzt wohl doch nichts mit euren Plänen. Zu Schade aber auch." Shyada tut so, als wenn sie Seagull küssen will, doch weicht kurz vorher zurück und stülpt ihm seine Kapuze über den Kopf. Um sicherzugehen, dass er niemanden rufen wird, verpasst sie Seagull noch einen Mundknebel und zieht die Kapuze dann soweit hinunter, dass man sein Gesicht nicht mehr erkennen kann. "Vorwärts! Und keine Spielchen."
Beim Treppensteigen zittern Shyada die Knie vor Anstrengung, doch darf sie dem drängenden Gefühl, sich auszuruhen jetzt noch nicht nachgeben. Oben wird das seltsame Pärchen bereits von den anderen erwartet.
"Ich weiß nicht was deine Nase alles riechen kann, aber wenn du irgendwo Frischluft spürst, dann bring uns da hin." wendet sich Shyada oben angekommen an Kaney. In ihrem Inneren hofft Shyada, dass es einen Ausgang noch im alten Teil der Unterstadt gibt, aber außer durch Zufall würden sie wohl nicht darauf stoßen. Doch sollte es ihnen gelingen bereits hier einen zu finden, würde ihnen es einiges an Weg und Unannehmlichkeiten ersparen. Shyada ist sich sicher, dass Seagull einen kurzen Weg zu einem Ausgang kennt, doch würde der wohl kaum etwas sagen, so dass sie ihre Kräfte lieber zum gehen aufhebt..

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Seagull am 19. Mai 2004, 21:00 Uhr
Mit einem Schlag lichtet sich das Dunkel und Seagull spürt wie kaltes Wasser in seinen Kragen läuft, seine Hand schmerzt und er kann sie keinen fingerbreit bewegen, da sie auf seinem Rücken gefesselt ist, als er wieder klar sieht, ist das Gesicht der Amazone nur einige wenige fingerbreit von seinem entfernt.>Wird jetzt wohl doch nichts mit euren Plänen. Zu Schade aber auch.< und dann nähert sich ihr Gesicht noch ein wenig mehr und fast hätte sie ihn geküsst, aber sie tut es nicht sondern steckt ihm einen Knebel in den Mund.Verdammtes Weibsbild, so eine Katze, wenn ich freikomme wirst du schon sehen was du davon hast.

Er ist wütend auf sich und den Rest der Welt, aber ihm bleibt im Moment nichts anderes übrig als sich zu fügen. Sie schubst ihn die Treppe hoch und er kann einen kurzen Blick auf seine toten Männer werfen, ausser ihm haben nur die beiden Wachen an der Tür überlebt, kein sonderlich gutes Ergebnis für eine Formoraigtruppe. Als er dann noch den Nordmann an der Tür sieht, könnte Seagull wirklich explodieren. Nicht nur, dass er von einer Amazone, einem Waldläufer, einer jungen Elbe und einem, was weiss der Geier,  für einem Tier besiegt worden ist, nein, an der Tür steht auch noch einer der Leute, die er am meisten hasst.Sie hätten mich töten sollen, dann wäre mir das hier erspart geblieben.

Bevor sie das Haus verlassen, werden die beiden Wachen geweckt und der Nordmann treibt sie vor sich her aus dem Haus. Die Amazone zieht ihm die Kapuze so weit ins Gesicht, das er gerade mal seine Stiefelspitzen sehen kann und aufpassen muss das er nicht stolpert. Seagull wüsste wie sie die Unterstadt von hier aus am ehesten verlassen könnten, aber er würde es ihnen nicht sagen, so bestand immerhin noch die Möglichkeit, das er fliehen konnte. Wenn sie durch die belebtere Untestadt gingen, dann wäre es möglich, dass sie auf Leute von Schwarzfuss treffen und diese die Formoraig befreien würden. Auffällig genug war die Gruppe auf jeden Fall.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kaney am 20. Mai 2004, 08:20 Uhr
Anscheinend haben sie es geschafft.
Der Kerl, den Shyada auf dem Wolfsmarkt kennengelernt hat, liegt bewusstlos auf dem Boden, zwei andere Formoraig sind ebenfalls tot, was Kaney nur am Rand registriert.
Stattdessen schaut er zu Morgana der Heilerin, die ihrerseits... interessante... und ungewohnte Gerüche verströmt.
Kaney hat keine Ahnung, was das für ein Geruch ist, aber er lässt ihn in seiner wölfischen Form lächeln.
Neues Leben..
Dazu kommt noch der leichte Geruch von Angst, den anscheinend jeder verströhmt, der ihn in seiner wölfischen Gestalt zu Gesicht bekommt.

Ich bin es doch nur, Kaney!versucht der Werblütige zu erklären, aber es kommt nur ein Jaulen aus dem Maul.
Das ist deprimierend...
"Tut mir ja fast schon leid, aber für dich gibt es hier nichts mehr zu tun."  reißen ihn die Worte Shyadas aus seinen Gedanken.
Hahaha. Wenigstens habt ihr das geschafft. Ich hatte oben auch einiges zu tun.
"Wieviele habt ihr dort oben gefunden? Leben noch welche?" fragt die Amazone weiter.
Was glaubst du, warum ich noch nicht nachgefragt habe, wie es euch geht? Richtig, weil ich nur Jaulen, Knurren und Winseln kann.... gibt Kaney seine trotzige Antwort, die tatsächlich wieder nur als Jaulen und Winseln und Fiepen zu verstehen ist.

"Es waren zwei oben... sie sind tot."
Schilama tritt neben ihn, Garok an ihrer Seite,  seine Kleidungsstücke in ihren Händen, mit einem Gesichtsausdruck...
Ah, sie hat gesehen, dass er tot ist... denkt Kaney beinahe mit einem fröhlichen Gedanken. In seiner wölfischen Form hat Kaney solche Gedanken. Ein toter Feind ist ein guter Feind, dass die Elbin da anderer Meinung war, konnte er nicht verstehen.
Dann will Schilama an ihn vorbeistürzen, Richtung Morgana, und dieses Mal ist Kaney wieder überrascht, er hat eigentlich damit gerechnet, dass sie sich Meterweit von ihm fernhalten würde, aber nein, sie drängt sich an ihm einfach so vorbei, ohne weitere Angst vor ihm zu haben.
Sollen die mal da unten mit Morgana tun, was sie tun müssen... ich kann da ja sowieso nicht helfen...

Stattdessen wendet sich der Werblütige seinem Hund zu, der immer noch zitternd etwas weiter oben an der Treppe hockt.
Ja, mein Freund, ich bin es. Und es ist vorbei. Du hast heute sehr gute Arbeit geleistet. Ich bin stolz auf dich, mein Freund. Jetzt müssen wir nur noch nach Hause... Das schaffst du doch noch, oder, mein Freund?

"Ich weiß nicht was deine Nase alles riechen kann, aber wenn du irgendwo Frischluft spürst, dann bring uns da hin." reißt ihn die Amazone aus seinen Gespräch mit Garok.
Aber wieso denn, hier unten riecht es doch so interessant...fragt Kaney in Gedanken, und das stimmt, es riecht für ihn sehr interessant. Verschiedenste Gerüche in den Unterschiedlichsten Verfallsstadien...
Na gut, wenn es sein muss...

Er konzentriert sich, zieht die Luft durch die Nase, und sortiert sie erstmal., während Schilama die restlichen Dinge aus ihrem vorherigen Versteck holt.
Ein Wurf junger Ratten... da hinten verwest irgendwer vor sich hin... ein Bach...Mörtel.... noch mehr Ratten.... MOMENT...
Kaney konzentriert sich auf den Wassergeruch, sauberes, frisches klares Wasser.... nein, dass kann nicht die Unterstadt sein...
Kaney grinst, wufft, schaut dann in die Richtung, in die sie gehen müssen.

Der ganze Marsch ist nur sehr langsam.
Einerseits weil sie wegen Morgana langsam gehen müssen, andererseits, weil sie Seagull und seine zwei Kumpanen bei sich haben.
Zwar passt Galrin wie ein Schießhund auf die drei auf, mit einem Grinsen im Gesicht, dass genau zeigt, wie sehr er sich darüber freut, aber sie wollten trotzdem nicht zu schnell gehen.
Na los, da geht es lang... Nein, nicht da, HIER lang!
Es ist für Kaney schwer, sich zu verständigen, zwar folgen ihm die anderen, aber es waren halt menschliche Wesen, und so versuchen sie, manchem riesigen Steinhaufen auszuweichen, obwohl sie nicht drumherum, sondern drüber mussten.

Nach einer Ewigkeit wie es Kaney vorkommt, erreichen sie dann endlich etwas, dass wie ein Tunnel aussieht.
Da! Da müssen wir durch. Aber wartet mal einen Moment, ich bin gleich wieder da....

Wie von einer Wespe gestochen rennt Kaney in das Innere des Tunnels, gefolgt von Garok, der sich inzwischen wieder einigermassen erholt hat, und kurz danach ist nur noch Geknurre, ein Schrei, und dann Ruhe zu hören.
Als das restliche Gespann um eine Kurve innerhalb des Tunnels biegen, sehen sie den Wolf und den Hund neben einem Mann liegen, einen toten Mann, wie der unnatürliche Halswinkel zu sehen lässt.
Einer der Spione von Schwarzfuß...
Kaney hatte ihn gerochen, und hatte ihn ausgeschaltet.
Zwar etwas entgültiger als eigentlich gewollt, aber... es war ein Unfall... wirklich...

Bittesehr, gern geschehen... Na, da bist du jetzt enttäuscht, was?
Der letzte Gedanke gilt Seagull, dieser steht mit leicht fassungslosem Blick vor Galrin, und so langsam scheint er verstanden zu haben, dass er gerade die Leiche des Mannes sieht, der vielleicht etwas für seine Befreiung hätte tun können...
Weiter gehts!

Beschwingt, fröhlich, trottet Kaney durch den Tunnel.
Dass dieser teilweise eingestürzt ist, und immer noch nach  Unterstadt riecht, macht ihm nichts aus, dafür riecht er ja das Larisgrün, und selbst die Zweibeiner hinter ihm mussten inzwischen riechen, dass es nach draußen geht.

Der Ausgang von der Unterstadt ins Larisgrün führt, ist ein enger Spalt in einem riesigen Gesteinsbrocken, den man von außen sehr leicht übersehen konnte.
Noch ein Weg... einer von vielen in die Unterstadt...  denkt Kaney nur, als er endlich draußen ist...
Dann spürt er etwas... Nein, nicht hier...
So schnell es geht, trottet Kaney hinter einen Nahestehenden Baum, außerhalb der Sichtweite der anderen...
Schon fragen sich die anderen, was los ist, als sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme hören:
"Phelan...ehm... seid bitte so freundlich, und bringt mir meine Sachen, die Schilama netterweise mitgenommen hat."

Er würde sich nicht vor den Damen nackt zeigen. Nein. AUF KEINEN FALL!

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Phelan am 20. Mai 2004, 10:18 Uhr
Die frische Luft und das intensive Aroma des Larisgrüns macht beinahe schwindlig, doch zieht Phelan sie tief in seine Lungen und seit Tagen hat er das erste Mal wieder das Gefühl zu leben, als seien sie ein Gruft entstiegen, in der es nach nichts als Verwesung riecht. Ein wenig Kraft kehrt in ihn zurück, so dass es ihm etwas leichter fällt die Heilerin zu stützen, die beinahe mit ihrem ganzen Gewicht an seiner Seite hängt. Als Kaney nach ihm ruft und hinter einen Baum verschwindet begreift Phelan nicht sofort, was geschieht, doch dann lässt er Morgana vorsichtig los um dem Werblütigen grinsend seine Kleidung zu bringen. Und endlich hatte er auch eine Antwort auf Frage, warum die Augen des Knaben so fremdartig sind. Als er Kaney zuerst gesehen hatte, wollte er aus dem Schreck heraus schon abermals sein Schwert ziehen, aber tatsächlich ist es nur der Junge, dessen Gestalt sich in die eines Wolfes verwandelt hat.

Während der Junge sich ankleidet bleibt zum ersten Mal ein wenig Zeit um die Wunden zu begutachten, welche die Befreiungsaktion nach sich gezogen hatte. Phelan verschwendet keinen weiteren Blick an seine eigenen Verletzungen, statt dessen ist es Morgana, um die er sich kümmert. Abgesehen von ihrem hochschwangeren Zustand wirkt sie schmutzig und ungepflegt und die einzige wirklich bedenkliche Verletzung befindet sich an ihren Handgelenken, die ebenso wie ihre Füsse gefesselt waren und nun die eiternden Spuren von den Fesseln tragen. Jedoch würde er hier und jetzt wenig für sie tun können. Der Zustand ihrer Schwangerschaft ist bedenklich und als er vorsichtig eine Hand auf ihren dick geschwollenen Leib legt kann er fühlen, wie das Kind darin tritt, als wollte es sich eigenmächtig einen Ausweg aus dem Gefängnis suchen. "Uns bleibt nicht mehr viel Zeit." Aber lieber hier als in diesem Loch da unten.

Sie befinden sich zum Glück nördlich der Stadt, unweit der Mauern und auch des Nordtores und die folgenden Minuten ziehen sich quälend langsam dahin, als die Gruppe mit den drei Gefangenen sich zu den Stadtmauern vorarbeitet. Immer wieder lodert etwas heiß in Phelan auf. Wie hatten diese Männer einer hochschwangeren Frau so etwas antun können? Aber wenn die drei Formoraig erst einmal der Steinfaust übergeben waren, würden sie ihre gerechte Strafe erhalten. Auch, wenn diese Gewissheit die Wut nur schwer zu bändigen vermag. Schilama wirkt ebenfalls angeschlagen, aber mehr verängstigt als verletzt, während Galrin mit todesverachtender Miene die drei Formoraig unsanft zum Weitergehen bringt.

Und dann, endlich, erreichen sie das Nordtor und somit die Kräuterkate, die sich direkt am nördlichen Ende von Talyra befindet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 25. Juli 2004, 14:13 Uhr
Langsam tastet sich Faraday Schritt für Schritt in die dämmrige Düsternis nach unten und umso weiter sie vorwärts kommt umso wärmer und stickiger scheint die Luft zu werden. Für einen normalen Keller ist die Treppe viel zu lang, so tief hätte kein Mensch gegraben um einen Vorratsraum anzulegen. Ihre Neugier ist erwacht und wächst mit jedem Schritt in die ungewisse Tiefe. Sie kann kaum die Hand vor Augen erkennen, doch glaubt sie von weit unten einen Lichtschimmer zu erkennen. Tastend gleiten ihre Hände zu beiden Seiten über die bloße Erde um etwas Halt zu finden und sie schreit unvermittelt laut auf, als etwas mit vielen chitinbesetzten Beinen über ihr Finger huscht."WÄH!" Gänsehaut kriecht über ihre Arme und sie reibt sich die Hand am Umhang ab, als könne sie die Spuren des Insekts beseitigen. Dann setzt sie ihren Abstieg fort.

Irgendwann mündet die scheinbar endlose Treppe aus groben, ins Erdreich gegrabenen Stufen in ein helleres Rechteck. Faraday fühlt, wie die Wände felsiger werden, bis blankes Gestein die lehmigen Wände vollständig ersetzt. Atemlos werden ihre Schritte langsamer und sie beginnt aufmerksam zu lauschen. Doch kein Geräusch dringt von der Öffnung zu ihr hoch. Faraday fasst sich ein Herz und bringt auch die letzten Stufen hinter sich. Vor ihr öffnet sich ein Raum, kaum fünf Schritt in Länge und Breite. Es ist düster, aber ihre Augen haben sich schon vor einiger Zeit an die Dunkelheit gewöhnt. Das Zimmer ist leer bis auf einige verrottete Fässer, welche die Treppenöffnung notdürftig verdecken und die Wände bestehen aus grob behauenem Fels, über den sich Spinnweben und ockergelbe Moose wie dicke Adern ziehen. Fette Ratten mustern den Eindringling neugierig und machen erst Anstalten vor ihr zu flüchten, als sie beherzt in das Zimmer tritt. Der Fluchtweg der Tiere besteht aus einem Spalt unter einer Türe, die sich in der Mitte der gegenüberliegenden Wand befindet, die ganz aus Holzlatten besteht. Faraday ist nicht groß, aber sie hat das Gefühl als würde sie mit dem Kopf an der Decke entlang streifen, wenn sie sich nicht ein wenig duckt.

Mit wenigen Schritten hat sie die Türe erreicht und stellt fest, dass ein Holzriegel diese von außen blockiert, wie sie durch einen etwa fingerdicken Spalt zwischen Tür und Wand erkennen kann. Sie hat keine Ahnung was sich dahinter befindet, aber weil sie kein Geräusch von draussen hört beginnt sie den Mechanismus zu untersuchen. Der Holzbalken auf der anderen Seite ist vielleicht so hoch wie ihre Hand, dessen Dicke jedoch kann sie nicht abschätzen. Nach einigen Minuten des Überlegens zieht sie ihren Dolch hervor, dessen Klinge sich problemlos durch den Türschlitz schieben lässt. Zuerst versucht sie die hölzerne Sperre nach oben zu drücken, doch ihre Bemühungen sind erfolglos. Dann setzt sie die Spitze der Waffe am linken Rand an, drückt das Metall so tief wie möglich ins Holz und drückt per Hebelwirkung nach links und tatsächlich bewegt sich das Holzstück, wenn auch nur wenige Finger breit. Die Zunge zwischen die Zähne geklemmt setzt Faraday ihre Arbeit fort, Stück um Stück und jedes Scharren von Holz auf offenbar eisernen Halterungen ist ein kleines Erfolgserlebnis.

Endlich, nach einer kleinen Ewigkeit hat sich das Holz so weit nach rechts bewegt, dass es mit einem lauten Poltern zu Boden fällt. Faraday hält den Atem an und lauscht. Doch nichts rührt sich, rein gar nicht. Stück für Stück, so langsam wie nur möglich drückt sie dagegen, was die Scharniere an der Außenseite mit einem vernehmlichen Ächzen quittieren. Der zu Boden gefallene Holzbalken scharrt widerwillig über den Boden, als sie sich durch den Spalt schiebt.

Dieser neuerliche Raum hat Wände aus Fels und Lehm und ist vollgestellt mit Kisten und Fässern und anderem Gerümpel. Es stinkt unverkennbar nach Rattenkot und die Tiere reagieren auf ihr Eindringen mit einem durchdringenden Fiepen. Die Decke hier besteht aus Erdreich, das mit Balken abgestützt ist. Und rechts vor ihr führt eine alte Holzleiter hinauf zu einer Luke in der Decke.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 27. Juli 2004, 21:13 Uhr
Mit leisen Schritten wagt sich Faraday zu der Leiter vor und die Neugier brennt in ihr wie ein unauslöschliches Feuer. Langsam fragt sie sich, ob ihr heutiger Weg mit Luken gepflastert ist, aber andererseits macht es die Sache auch viel spannender. Die Holzleiter ist alt und morsch und aufgrund dessen vermutet Faraday, dass sie ganz offensichtlich lange nicht mehr benutzt worden ist. Aus der Art, wie die Türe hinter ihr verriegelt gewesen ist schließt Faraday, dass dieser Zugang zuletzt als Ein- und nicht als Ausgang benutzt worden ist. Dann wendet sie ihre Aufmerksamkeit den unzähligen Kisten und Fässern in dem düsteren Raum zu, in welchen sie ohne ihre guten Augen wohl nicht einmal die Hand vor Augen gesehen hätte. Die Fässer muß sie nicht lange untersuchen. Sie kennt den Inhalt solcher Behältnisse und geht davon aus, dass auch diese hier einen hochprozentigen Inhalt haben. Die Kisten allerdings interessieren sie schon mehr. Sie sind groß und sperrig und jemand hat sich viel Mühe gemacht, sie hierher in dieses enge, düstere Loch zu schaffen. Faraday sieht sich um. Sie hätte jetzt gerne so etwas wie ein Stemmeisen, aber natürlich gibt es hier keines. Allerdings stellt sie schon bald fest, dass das Holz der Kisten ebenso alt ist wie das der Türe hinter ihr und mit einiger Anstrengung schafft sie es eine davon mit Dolch und Muskelkraft aufzuhebeln. Der Inhalt lässt ihr den Mund vor Staunen offen stehen.

Die Kiste beinhaltet nichts als ein Dutzend Schwerter und obendrein noch ein Paar Dolche, alles etwas schartig aber durchaus brauchbar. Mit weit aufgerissenen Augen blickt Faraday sich um. Wo ist sie hier nur gelandet? Und wer würde so etwas einfach so in seinem Keller lagern? Mit vollem Eifer macht sie sich an die nächste Kiste, doch deren Inhalt ist im Vergleich zu ihrem vorherigen Fund fast enttäuschend. Kleidung liegt darin, Hemden, Oberkleider und andere Dinge. Die Sachen riechen muffig, sind teilweise mottenzerfressen und löchrig, aber durchaus brauchbar. Faraday atmet scharf ein. Entweder, sie ist hier im Keller einer besonderen, unterirdischen Kaserne gelandet oder direkt im Lager einer Diebes- oder Schmugglerbande. Beides tut sich nichts, es ist sowohl als auch spannend und Faraday ist es im Grunde auch völlig gleichgültig, obwohl sie aufgrund der versteckten Lage des Zugangs eher auf die letztere Möglichkeit tippt. Den einzigen Weg das herauszufinden stellt die Luke oberhalb der morschen Leiter dar. Faraday testet die untersten Sproßen vorsichtig mit dem Fuß, aber sie scheinen ihrem Gewicht standzuhalten. Vorsichtig tastet sie sich nach oben und hält unter der Luke inne um zu lauschen. Aber nichts ist zu hören, so dass sie es wagt langsam gegen das Holz zu drücken.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 11. Aug. 2004, 21:17 Uhr
Das Holz fühlt sich rauh und feucht an unter ihren Fingern als sie mit aller Vorsicht aber stet dagegen drückt. Faraday kneift die Augen zusammen, nicht nur vor Anstrengung sondern auch, weil sie jeden Moment ein verräterisches Quietschen erwartet. Aber nichts tut sich. Rein gar nichts. Die Luke ist fest verschlossen und womöglich noch von oben beschwert. Laut atmet Faraday aus, mustert das Viereck über ihrem Kopf mit einem kritischen Blick und es will ihr so gar nicht passen, dass ihr kleiner Ausflug hier und jetzt beendet sein soll. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen steigt sie die Leiter, die sich sogar unter ihrem Fliegengewicht merklich durchbiegt, wieder hinab und wischt sich unten angekommen erst einmal die Hände an der Hose ab, was weniger aus Reinlichkeitsgründen als aus einer gewissen Ratlosigkeit geschieht.

Immerhin hat sie diese Kisten und Truhen mit ihrem wertvollen Inhalt gefunden; für jeden anderen wahrscheinlich eine spannende Sache, nicht aber für Faraday. Und die kleine Nase trotzig nach Vorne gereckt streckt sie einer kindischen Eingebung nach der geschlossenen Luke schlicht und einfach die Zunge heraus, als hätte das hölzerne Viereck selbst dafür gesorgt ausgerechnet dann verschlossen zu sein, wenn Faraday hier aufkreuzte. Mit einem albernen Anflug von Genugtuung wendet sie sich dann wieder den Kisten und ihrem interessanten Inhalt zu, nämlich genau der Kiste mit den Waffen. Allerdings stellt sie schnell fest, dass nichts darin auch nur annähernd an die Qualität ihres eigenen Dolches herankommt. Und selbst wenn Faraday sich gern Dinge nimmt, die ihr nicht gehören, so hat sie in diesem Moment jedoch kein gesteigertes Interesse daran irgendwelche schartigen Schwerter mit sich herumzuschleppen. Sie grübelt einen Augenblick darüber nach ob es sich lohnen würde die Sachen an die Oberfläche zu schaffen und dann irgendwo zu verkaufen, aber entscheidet sich dann dagegen. Wenn es ganz dumm liefe, dann würde sie irgendeinem Schmuggler dann am Schluß seine eigene Hehlerware anzudrehen versuchen, von der Tatsache, dass eine junge Frau mit einer Handvoll Schwertern und anderem Kram etwa so viel Aufmerksamkeit auf den Straßen hervorrufen würde wie eine leibhaftige Harpyie mit obendrein drei Köpfen und einem sonnengelben Gefieder mit grünen Tupfen. Faradays Mundwinkel ziehen sich bei diesem Gedanken in die Breite, dann macht sie sich daran abermals die Truhe mit den Kleidungsstücken zu durchsuchen. Aber wie erwartet findet sich nichts darunter, an dem sie irgendein gesteigertes Interesse hegt, es sei denn, sie wolle sich auf einmal wie ein Mann kleiden. Wie ein recht mottenzerfressener Mann, fügt sie in Gedanken hinzu.

In einer weiteren Kiste findet sie eine beachtliche Menge an Flaschen aus grün gefärbtem Glas, allein das eine Kostbarkeit für sich, ebenso wie der rotfunkelnde Inhalt. Mit spitzen Fingern zieht sie eine davon heraus und macht sich dann an dem Verschluß zu schaffen, einem hervorragend gesetzten Korken, der ihren Bemühungen einigen Widerstand leistet. Doch dann ist es geschafft, auch wenn sich mehr von dem Korken in der Flasche als außerhalb befindet. Der Wein duftet schwer und schrecklich alt, jedenfalls kann Faraday sich nicht errinnern, jemals einen so köstlichen Tropfen gekostet zu haben. Und weil sie sich hier unten recht sicher fühlt nimmt sie einen tiefen Schluck, der sie auch im Handumdrehen mit der alkoholtypischen Wärme erfüllt. Und auch, wenn ihre Kleider bereits getrocknet sind, so wärmt der Wein jedoch angenehm von innen. Genießerisch wie eine Katze vor einer Schale Milch schließt sie die Augen, als könne sie den Geschmack dadurch noch mehr auskosten. Nach dem zweiten und dritten Schluck - die Flasche ist beinahe halb leer - ist sie jedoch froh darüber, dass sie am Hafen etwas gegessen hat, weil der Alkohol sie jetzt sonst mit Sicherheit benebeln würde, alles aufkommende Schwindelgefühl einmal ausser Acht gelassen.

Es ist Faraday reichlich egal, ob jemand bemerken würde, dass ausgerechnet sie hier gewesen ist - immerhin hat sie noch nie jemand bei irgendeinem Beutezug erwischt - aber weil sie vorhat, nicht zum letzten Mal hier gewesen zu sein, bringt sie alles in Ordnung, was sie zuvor in Unordnung gebracht hat, auch wenn ein aufmerksames Auge vielleicht sofort bemerken würde, dass sich jemand an den Kisten zu schaffen gemacht hat. Allerdings kann Faraday sich nicht vorstellen, dass dieser Keller oft genutzt wird. Das hatten ihr schon die staubverhangenen Spinnweben an den Türen bewiesen. Aber sicher ist sicher.

Schließlich kehrt sie in den ersten Raum zurück und erwägt kurz in der Dunkelheit hinter einigen Kisten ein kleines Nickerchen zu halten. Selbst wenn jemand hier herunter kommen würde, so wäre sie im Schutze des Schattens doch wohl kaum sofort zu bemerken und könnte sich aus dem Staub machen, noch ehe sie jemand entdecken würde. Ganz sicher sogar. Die Tür zwischen den beiden Räumen kann sie natürlich nicht mehr schließen, aber wenigstens zieht sie sie zu, auch wenn das Holz nicht ganz so will wie sie. Die zahlreichen Ratten allerdings, die jetzt keinerlei Scheu mehr vor dem Eindringling zeigen, bewegen sie allerdings dann doch dazu den Rückweg anzutreten und so macht sich Faraday wieder an den langen Aufstieg. Sie würde wieder herkommen. Bald sogar. Sehr bald.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Mael Duinc am 24. Aug. 2004, 14:55 Uhr
Sicher bewegt sich Máel durch die Schatten der Stadt, die im Licht des Tages einen scharfen Kontrast zwischen Hell und Dunkel bilden. Mit wachsamen Augen überblickt er die Dächer und Hausecken, während seine Rechte auf dem Griff seines Dolches liegt. Ich hatte Dich gewarnt!, straft ihn die schneidende Stimme Lüge, weil er sich vorgemacht hat, er könne seine Vergangenheit einfach zurücklassen. Werde ich je wirklich frei sein?!, hängt er einem trüben Gedanken nach, den er jedoch abschüttelt, als er sich durch einen Mauerriss in das verfallenen Haus am Blaupfuhl zwängt.

Augenscheinlich ist der Riss viel zu schmal, doch geschmeidig wie Katze schlüpft er hindurch. Schon einige Male ist er nun den ausgetretenen, steinernen Stiegen nach unten gefolgt, doch nie wird er sich an den modrigen Geruch gewöhnen, der ihm machtvoll entgegen schlägt. Unten wird er von Barils gedrungener, kleiner Gestalt empfangen, während die obligatorische Armbrust auf in gerichtet ist. Erst als Máel die Kapuze zurückschlägt, senkt sich die Spitze des Bolzens ein wenig Richtung Boden, doch bleibt die Sehne der mächtigen Schusswaffe gespannt. Die Stimme Faustkeils klingt wie ein Reibeisen, als der untersetzte Wicht das Wort an den Elben richtet: „Verdammt Thalareth, Ihr seid leise wie eine Eule im Flug! Wie könnt Ihr mich nur jedes Mal so erschrecken!“ Der freundschaftliche Ton täuscht Máel kaum über die Tatsache hinweg, dass für Baril nur klingende Münze zählt, und so holt er ein Goldstück aus seiner Tasche hervor und lässt sie über seine Fingerknöchel wandern.

„Du hast nicht  _zufällig_ den Mann in letzter Zeit gesehen, den ich das letzte Mal hier bei Dir angetroffen habe?“, mit einem Schnippen fliegt das Goldstück in die Luft und dreht sich schnell um seine eigene Achse, bevor es wieder in Máels Hand landet. Barils Augen verfolgen den Flug und mit einem schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen sieht er zu, wie die Münze in der Hand des Elben verschwindet.

Eine Reihe von Münzen und Informationen wechseln zwischen den Männern, bevor Máel noch einmal einen ordentlichen Betrag aus seiner sich leerenden Börse zieht: „Wenn jemand nach mir fragt….“, lässt er den Satz unbeendet und reicht das restliche Gold in Barils gierige Hände. Der ehemalige Dieb ist sich darüber bewusst, dass seine Kommen nur so lange sicher ist, wie nicht jemand einen höheren Preis für diese Information zahlt, als er gerade für Barils Schweigen gelöhnt hat. Baril nickt ihm zu und öffnet den geheimen Durchgang für den Elben, der sich unter dem niedrigen Türsturz hindurch beugt. Ein zweideutiges „Pass auf Deinen Kopf auf!“, ist das Letzte was er hört, bevor die Geheimtür wieder hinter seinem Rücken zufällt.

Also auf zum „Einsamen Wächter“!, die Taverne hatte ihm Baril als Ausgangspunkt genannt, und so macht er sich auf den Weg. Vorbei an Abfall, Ungeziefer und Dirnen, deren schmieriger Zuhälter nur immer hinter der nächsten Ecke lauert, um einem unachtsamen Freier mehr zu nehmen, als seine Leidenschaft. Angewidert streift er ihre Hände ab, die in Wirklichkeit nur nach seinem Geld tasten und fragt sich: Ob es Aliah gut geht? Ihr Unmensch von Zuhälter wird nicht erfreut sein, wenn er mich wieder sieht!, mit einem Anflug von Belustigung sieht er den groben Klotz zu Bodengehen, nachdem eine Ladung Kerzenwachs seine Gesicht verbrüht hat und danach Bekanntschaft mit Máels Stiefelabsatz machte.

Der Weg führt durch finstere Gassen du mehr als ein mal sieht er aus den Augenwinkeln das Aufblitzen von Metall und einen spitzen Schmerzensschrei. Sieh Dich nur um, hier ist Dein zu Hause! Mit einem energischen Kopfschütteln bringt Máel die ewig flüsternde Stimme in seinem Kopf zum verstummen, als das windschiefe Gebäude des „Einsamen Wächters“ vor ihm aus der Straße ragt. Wie zum Hohn liegt ein einsamer Betrunkener direkt vor dem Eingang und mit einem großen Schritt bewegt sich der Elb über ihn hinweg, um die schwere eisenbeschlagenen Türe zu öffnen.

Der Qualm und Mief von unzähligen Tagen schlägt Máels feiner Nase entgegen und unbewusst nimmt er noch einen tiefen Atemzug, bevor er endgültig eintritt. Neugierig heften sich die Blicke der wenigen Menschen auf den Neuankömmling. An der Bar sitzen vier Frauen, deren viel zu offenherzige Kleidung keinen Zweifel an ihrer Profession lässt, hinter der Theke steht ein fetter, älterer Mann, der mit seiner speckigen Schürze halbherzig versucht die Becher und Gläser sauber zu reiben, und ein muskulöser Fleischberg in einer Ecke, an dessen Kinn sich eine frische Narbe befindet, die erst wenige Tage alt sein kann.

Geschäftstüchtig wollen sich drei der Damen sofort erheben, doch mit einem finsteren Blick und einem Zischen werden sie von der vierten Frau zurück gehalten. Grazil bewegt sich die rothaarige Schönheit auf den Elben zu, der einfach abwartet und es zulässt, dass sie ihre Arme um seinen Nacken schlingt. „Thalareth, Du treuloser Herzensbrecher! Wie konntest Du mich nur die ganze Zeit vernachlässigen?“ Mit einem Auflachen dreht er die Frau mit sich herum und schaut ihr in die Augen: „Aliah, mein Täubchen. Ich war doch erst vor ein paar Tagen bei Dir!“ Mit einem Klaps auf ihren Po befreit er sich aus ihren Armen und ergreift ihre Hand, um sie mit sich zu dem Muskelprotz in der Ecke zu ziehen. „Lamar, alter _Freund_, was macht das Kinn?“ Mit einem Blick, der Blumen verdorren lassen könnte mustert Lamar den vorlauten Elben. „Es wird langsam wieder…“ Die Knöchel seiner Fäuste treten Lamar bei diesen Worten weiß durch die Haut, jedoch sagt er nichts weiter.

Maél zwinkert ihm provozierend zu: „Das freut mich, ich werde für ein paar Stunden Deine bestes Pferd im Stall zureiten und will nicht gestört werden!“ Murrend nickt Lamar zur Bestätigung des Handels und Aliah und Máel verschwinden Hand in Hand die Treppe nach oben zu den Zimmern dieses Etablissements.

Kaum ist die Türe hinter den beiden ins Schloss gefallen, drückt sich Aliah an den Elen und sie kann kaum ihre Tränen bremsen: „Ich hatte solche Angst um Dich!“, ihre kleine Fäuste hämmern gegen seine Brust, „Das hast Du mit Absicht gemacht!“ Schmunzelnd drückt er sie ein wenig weg von sich und mustert sie von oben bis unten, dabei bemerkt er blasse Würgemahle, die ihren schlanken Hals verunstalten. „War das einer Deiner Kunden?! Wofür entrichtest Du Lamar nur seinen Anteil?“

Etwas betreten schaut sie zu Boden: „Nein es war kein Kunde…es war Lamar selbst, als er von mir gefordert hat, was meine Dienste ihm in den letzten Tagen nicht einbringen konnten.“ Wenn Du nichts dagegen hast, füge ich Deiner Liste von unerledigten Aufgaben einen weitern Namen hinzu. Wie war er gleich? Lamar?! Máel presst die Augen zusammen bis die Stimme wieder still ist und zieht seine Geldbörse, die er nach einem kurzen Wiegen in seiner Hand Aliah reicht. „Bezahl ihm nach und nach hiervon, was er verlangt, und sag ihm, es wäre das Honorar für extravagante Zusatzdienste!“

Verstört betrachtet die junge Frau das viele Geld in ihrer Hand: „Das kann ich nicht annehmen, Thalareth! Das ist zu viel!!“ Doch Máel winkt bloss ab: „Es ist nur Geld, behalte es! Aber deshalb bin ich nicht hier. Er nimmt in einem Sessel Platz und betrachtet sie erneut. Als sie sich ihm nähert hebt er abwehrend die Hand. „Du weißt, das will ich nicht!“ Schmollend wirft sich Aliah aufs Bett und sieht ihn mit gespielten Vorwurf an: „Nie willst Du mir ein wenig Spaß gönnen! Warum bist Du dann hier?“, stellt sie sich unschuldig.

Maél erkundigt sich nach Malcom, dem ehemaligen Nachtmeister und damit gleichzeitig Lolas Mörder. „Er war oft bei mir in den letzten Tagen. Er hat wohl ein großes Geschäft am Laufen. Es geht um ein Kopfgeld, dass auf einen Elben Namens Máel Dùinc ausgesetzt sein soll. Du kennst ihn nicht zufällig, _Thalareth_?“ Hintergründig lächelt sie ihn an und Máel kneift seine Augen zusammen: „Und weiter?“

„Er hat erwähnt, er wäre der einzige der wüsste, wo sich _dieser Elb_ aufhält und er einen Plan vorbereitet, um ihn erst zu Quälen und dann zu töten!“ Echte Sorge zeichnet sich auf dem Gesicht der Frau ab: „Er versteckt sich in den alten Ruinen der Kirche, unter dem Platz der Händler. Geh nicht, Màel…ich meine Thalareth!“, fleht sie Máel an, doch der Elb sitzt einfach nur da und versinkt für 4 Stunden in Meditation, um völlig ausgeruht zu sein. Aliah sitzt derweil auf dem Bett, bis auch sie eingeschlafen ist. Als sie aufwacht, ist Máel verschwunden.

Seine Schritte führen ihn zu dem verfallen Bauwerk, das Aliah ihm genannt hat und suchend durchstreift er das Gemäuer, bis er eine verborgene steinerne Falltüre hinter dem zerborstenen Altar entdeckt. Schnell hat er den Mechanismus gefunden, um sie zu öffnen. Eine unbeleuchtete Treppe führt ins Dunkel und ohne zu Zögern steigt er sie herab. Als er wenige Stufen herabgeeilt ist, hört er ein Klacken und er flucht leise, als die Falltüre mit Schwung zufällt. Sie erwischt noch seine Umhang, so das ein Stück eingeklemmt wird und sicher noch von draußen zu sehen sein wird. Aber um sich darüber zu sorgen, hat der Elb keine Zeit mehr. Mit höllischer Wucht trifft ihn die sich schließende Falltüre am Kopf und fegt ihn die Treppe hinab in die Finsternis. Das letzte was er hört ist das Reißen seines Umhangs, als der verklemmte Stoff nachgibt, dann wird es auch in seinen Kopf dunkel.

Stunden später offnen sich die mandelförmigen Augen und der Elb betastet vorsichtig seinen zerschlagenen Körper. Er richtet sich auf und muss sich an der Wand abstützen, die er in der absoluten Dunkelheit nur ertasten kann. Wo bin ich nur?, denkt er verwundert und betastet eine feuchte, klebrige Stelle an seinem Hinterkopf, Und _WER_ bin ich? Entsetzt wird er sich über die Tragweite dieser Überlegung bewusst, als er eine seltsam vertraute Stimme vernimmt Keine Sorge, ich werde mich um Dich kümmern, so wie es schon immer getan habe! Und der Elb ohne Namen glaubt der netten Stimme, die ihn von der Treppe weglotst, weiter in die Tiefen der Gruft, in der sie sich nun befinden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 24. Aug. 2004, 16:03 Uhr
Ben führt Shehera zum Blaupfuhl und dort zu einem verfallenen Haus, wobei Shehera überrascht ihre Augenbraue nach oben zieht. Sie kann sich nicht vorstellen, was Máel hier tun sollte, weiss sie doch aus Erzählungen von Kunden, dass dies scheinbar der Eingang zur Unterstadt sein soll. Er hat vielleicht auch noch eine Vergangenheit... spricht die Stimme in ihrem Kopf und Shehera kann dies nur mit einem Nicken bestätigen. Doch wenn da unten seine Vergangenheit ist, weiss sie nicht so genau, ob sie die überhaupt kennen will, auch wenn sie weiss, dass sich der Mörder von Lola sich hier verbergen soll. Vielleicht will er sie nun doch noch rächen. Alleine der Gedanke daran treibt ihr einen Schauer über den Rücken und sie schüttelt ihn einfach ab.

Der schwarze Rüde steht gespannt vor dem Eingang zum Haus und legt die Ohren an, so dass deutlich wird, dass er zwar bereit ist hinunter zu gehen, doch nicht sehr erbaut über diese Idee ist. Shehera seufzt leise und blickt sich mit aufmerksamen Augen um und als sie sicher ist, dass niemand sie sieht, zieht sie die Kapuze etwas tiefer in's Gesicht und betritt das Gebäude. Die stickige, abgestandene Luft, die ihr in die Lungen fährt, raubt ihr einen Moment den Atem und sie zweifelt, ob sie wirklich weiss, was sie gerade tun will. Was nützt es, ihn zu suchen? Er wird schon selbst auf sich aufpassen können und er kommt schon wieder zurück. Vielleicht..... Auch diesen Gedanken verscheucht sie aus ihrem Bewusstsein, während sie mit nackten Füssen die dunklen Stufen hinabsteigt, wo die Luft mit jedem Schritt schlechter wird.

Auf ihren langen Reisen hat Shehera gelernt, Problemen und Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und nun wird ihr schlagartig klar, dass sie im Begriff ist, genau das Gegenteil zu tun. Sie würde die Schwierigkeiten geradezu heraufbeschwören, wenn sie weitergehen würde und obwohl sie auch gelernt hat, sich zu verteidigen, weiss sie doch, dass sie gegen einen richtigen Angriff von einem geübten Kämpfer oder Dieb nichts tun könnte. Schon will sie umdrehen, als sie ein Räuspern hört und sie wirbelt herum, um zu sehen, woher das Geräusch kam.

Sie blickt direkt auf die Spitze einer gespannten Armbrust und kann ihren Blick auch nicht von dieser lösen, als die Stimme zu sprechen beginnt. "Mein Name ist Baril Faustkeil und ich bin der Bewacher des Einganges. Was wollt Ihr hier?" Als Ben die Treppe hinuntergelaufen kommt, hört Shehera, wie der Mann die Luft scharf einziht und sie folgt mit ihrem Blick der Bolzenspitze, die sich nun gegen ihren Bauch richtet und nicht mehr gegen ihren Kopf. Nun löst sie auch ihre Augen von der Waffe um den Urheber der Stimme auszumachen. Vor ihr steht ein grimmiger Zwerg, der seinen Blick im Moment allerdings auf den Hund richtet. Shehera schiebt die Kapuze in den Nacken und neigt freundlich den Kopf, während sie leise spricht. "Mein Name ist Shehera Rhishade und ich bin auf der Suche nach einem Elben. Sein Name ist M... Thalareth."

Sein Gesicht zeigt deutlich, dass er mit dem Namen etwas anfangen kann, als er sich wieder der Geschichtenerzählerin widmet. "Ja, ich kenne Thalareth. Aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen." anwortet er, während er Sheheras Gesicht mustert. Sie fühlt förmlich seine Gedanken, wie er sich fragt, was sie hier unten wohl verloren hat, doch sie lässt sich nichts anmerken. "Wenn Ihr weitergehen wollt, müsst Ihr mir den Wegzoll bezahlen." Alleine diese Worte machen Shehera klar, dass man den Mann für Informationen bezahlen muss und sie holt ihren Geldbeutel hervor. Ohne mit der Wimper zu zucken holt sie die Hälfte des Geldes hervor und streckt sie dem Zwergen entgegen. Dieser will schon danach greifen, doch Shehera zieht die Hand wieder zurück. "Meint Ihr, für dieses Gold habt Ihr Thalareth doch kürzlich gesehen?" fragt sie mit hochgezogener Augenbraue.

Baril zieht die Augenbrauen hoch und grinst Shehera entgegen, während seine Armbrust sich vollends gegen den Boden richtet. "Wer weiss." meint er und streckt erneut seine Hand aus. Shehera übergibt dem Zwergen die hohe Summe und sieht ihn fragend an. "Ich habe ihn in den 'Einsamen Wächter' geschickt, Ihr lauft automatisch an der Taverne vorbei, wenn Ihr der Strasse folgt." Mehr scheint Baril nicht sagen zu wollen, doch hat Shehera auch nichts anderes erwartet. Sie nickt ihm dankbar zu und zieht die Kapuze wieder tief in's Gesicht, bevor sie der Hand des Zwergen folgt und durch den Durchgang geht, den er für sie öffnet. "Passt auf Euch auf, ich glaube nicht, dass Ihr wirklich solche Gesellschaft gewohnt seid." meint er noch mit einem Grinsen im Gesicht, während er die Frau mustert. Shehera dreht sich nicht mehr um, um etwas zu erwidern und taucht ein in eine Welt, die nach Unrat und Tod stinkt, wo es kein Sonnenlicht gibt und alles im Halbdunkel liegt. Ein Gefühl von Enge überkommt sie sofort und ihr Atem beschleunigt sich, so dass sie sich einen Moment hinhockt und die linke Hand tief in Bens Fell vergräbt. Götter, helft mir meine eigene Angst zu überwinden! Ihr Gedanke ist eine stille Bitte, welche sie mit einem Blick nach oben unterstützt. Sie versucht, ihren Atem zu verlangsamen und sich zu beruhigen, doch es gelingt ihr nur halb und so geht sie langsam und leisen Schrittes weiter, während ihr durch die Enge der Gassen in Verbindung mit der Dunkelheit kalter Angstschweiss auf die Stirn tritt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 24. Aug. 2004, 22:41 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Geheimer Zugang zur Unterstadt am Blaupfuhl


Nur zu gut hat Lorne das Haus noch in Erinnerung, in dessen Eingang Shehera und Ben soeben vor ihren Augen verschwinden. Das Mädchen zieht scharf die Luft ein und schüttelt den Kopf. Irgendetwas ganz sonderbares muss heute passiert sein, schießt es ihr durch den Kopf. Erst sperrt sich Màel in Sheheras Zimmer ein und nun versucht sie diesem komischen Zwerg samt seiner Armbrust einen Besuch abzustatten. Sie schüttelt den Kopf. Nein, irgendetwas geht hier vor und Lorne ist sich nicht sicher, ob sie herausfinden möchte, was genau das ist.

Eine flüchtige Erinnerung erscheint in ihrem Kopf. Sie entsinnt sich des Fremden, der Màel offenbar sehr gut zu kennen schien. Ganz deutlich erinnert sie sich an sein graues, schütteres und reichlich fettiges Haar, die große, Angst einflößende Gestalt und freundliche, doch auch irgendwie bedrohlich wirkende Stimme. Ein kaltes Frösteln läuft ihr den Rücken hinab und sie versucht die Gedanken an den Unbekannten schnell beiseite zu schieben. Allerdings will ihr das nicht ganz gelingen. Trotzdem nähert sie sich unaufhaltsam dem Haus, in welchem Shehera nur wenige Augenblicke zuvor verschwunden ist.

Ganz deutlich klingen dem Mädchen noch die Worte des Elben in den Ohren. >Versprich mir, dass Du dieses Haus NIE mehr betrittst.< Ein schiefes Grinsen schleicht sich auf ihr Gesicht. Gut das ich das nicht getan habe, denkt sie bei sich und nähert sich dem Haus immer weiter. Sicher sollte ich lieber auf Màel hören, aber … Aber ihre Neugierde ist stärker als jede Vernunft. Sosehr sie sich auch fürchtet, ein unwiderstehlicher Drang veranlasst sie, der Geschichtenerzählerin zu folgen. Und so kommt es, dass Lorne kurze Zeit nach der Frau vor der beschädigten Eingangstür des ziemlich heruntergekommenen Hauses steht. Kurz davor macht sie noch einmal zögernd halt und sieht sich um, dann betrachtet sie den Welpen auf ihrem Arm.

Schließlich kniet sie nieder, setzt den Hund ab und nimmt ihren Rucksack von den Schultern. Sie öffnet ihn dann setzt sie den Hund vorsichtig hinein. Der Welpe ist gerade noch klein genug, um darin bequem Platz zu finden und sein Kopf lug munter aus der schmalen Öffnung hinaus. Lorne legt einen Finger an die Lippen. „Du musst Mucksmäuschen still sein, verstanden“, flüstert sie dem Kleinen in sein halb geknicktes Ohr. „Sie dürfen uns nicht erwischen, wenn sie uns hören, ist das bestimmt nicht gut für uns.“ Sie lächelt noch einmal etwas verlegen, es soll aufmunternd wirken, doch erweckt es diesen Eindruck eher weniger.

Behutsam schultert das Mädchen seinen Rucksack. Dieser ist nun doch recht schwer, da sich der kleine Hund darin befindet, welcher offenbar etwas irritiert ist, ob der ungewohnten Situation, doch bleibt er erstaunlich ruhig und Lorne atmet erleichtert auf. Dann hält sie den Atem an und schlüpft durch die Tür in das Innere des unheimlichen Hauses. Stickige Luft schlägt ihr entgegen und sie kann ein Husten nur knapp verhindern. Als sich ihre Augen an das Dunkel ringsumher gewöhnt haben und hat sie die Treppe, die in den Keller hinabführt, schnell gefunden. Ihr Herz hämmert wie wild und sie hat Angst, es könne sie vielleicht verraten, so aufgeregt ist sie, doch sie reißt sich zusammen und steigt die Treppe Stufe um Stufe hinab und taucht immer tiefer in die finsteren Gewölbe ein.

Gerade noch rechtzeitig bleibt sie stehen und kann sich in eine düstere Nische ducken, als sie Sheheras verhüllte Gestalt vor sich sieht. Ben ist bei ihr und auch Baril, der Zwerg mit dessen Armbrust sie bereits Bekanntschaft machen konnte, ist dort. Erneut hält Lorne den Atem an und hofft, dass niemand sie entdecken möge. Bens Ohren zucken leicht, vermutlich hat er etwas bemerkt, doch rührt er sich nicht, gewiss, um das Mädchen nicht in noch größere Schwierigkeiten zu bringen, als es ohnehin schon hat. Aufgeregt folgt Lorne der Unterredung so gut sie nur kann. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, solche Angst hat sie, aber umkehren mag sie nicht, auch wenn dafür noch immer Zeit wäre.

>Wenn Ihr weitergehen wollt, müsst Ihr mir den Wegzoll bezahlen<, erklärt der Zwerg der Geschichtenerzählerin gerade und Lorne wird klar, dass sie sich etwas einfallen lassen muss, wenn sie der Frau weiter folgen will, denn gewiss wird Shehera sie nicht mitnehmen, wenn sie jetzt zu ihr geht und Baril würde sie sicher nicht überzeugen können, ihr weiterzuhelfen. Nicht nach dieser Geschichte mit Màel, fährt es ihr durch den Kopf und sie beginnt fieberhaft nachzudenken. Die Unterhaltung zwischen Shehera und Baril verfolgt sie nur noch am Rande. Sie bekommt kaum mit, als der Zwerg der Frau rät, als erstes den 'Einsamen Wächter' aufzusuchen, wenn er sie durchgelassen hat. Momentan hat Lorne ein anderes, dringenderes Problem. Wie soll sie ungesehen an dem finsteren Zwerg vorbei kommen?

Dann hat sie die rettende Idee. Sie ist nicht sonderlich gut und alles andere als ungefährlich, aber auf die Schnelle fällt dem Mädchen nichts Besseres ein. Vorsichtig nähert sie sich dem Weg zur Unterstadt immer weiter und weiter, sorgsam darauf achtend, nicht entdeckt zu werden. Einen Stein, der in einer schmutzigen Ecke liegt, kommt ihr gerade recht. Inständig fleht sie alle ihr bekannten Götter an, das alles gut gehen möge und der kleine Welpe weiterhin so still ist wie bisher, dann hebt sie den Stein auf und wartet ab. Ihre Finger schließen sich fest um das kühle Material und ihr das Pochen ihres Herzens legt noch einmal etwas an Geschwindigkeit zu.

Aufgeregt beobachtet sie, wie Shehera in der Dunkelheit verschwindet. Regungslos wartet das Mädchen. Einen Fehler kann sie sich jetzt nicht erlauben, sie muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, sonst würde sie in einem bösen Traum erwachen, das ist ihr klar. Und daraus wird dich diesmal niemand wecken können! Ein erneutes Frösteln läuft ihr den Rücken hinab, doch bleibt ihr keine weitere Zeit. Baril wendet ihr soeben den Rücken zu und nun gilt es schnell zu reagieren. Ohne weiter darüber nachzudenken wirft sie den Stein in ihrer Hand und er trifft irgendwo in der Dunkelheit klirrend gegen eine Wand. Sofort hat der Zwerg seine Armbrust erhoben und sieht sich nervös um. „Wer ist da?“, brummt er in der Finsternis und geht in die Richtung, aus der das Geräusch erklang.

Lorne stockt der Atem, auf Zehenspitzen huscht sie zu dem düsteren Durchgang, den Shehera kurz zuvor betreten hat und taucht in die Dunkelheit ein. Eilends hastet sie vorwärts. Selbst noch vollkommen davon überrascht, dass ihr einfacher Trick so gut funktioniert hat. Vielleicht, weil er so einfach ist, dass niemand auf die Idee kommt, jemand könnte versuchen, damit an dem Torwächter vorüber zu kommen, schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf. Aber sie grübelt nicht länger darüber nach. So schnell und so leise wie sie nur kann bewegt sie sich durch die Dunkelheit. Es riecht nach Dreck und Unrat und sie ist sich sicher, irgendwo Ratten rascheln zu hören. Schließlich ermahnt sie sich selbst zur Ruhe und verlangsamt ihre Schritte ein klein wenig. Shehera ist gewiss irgendwo vor ihr und sie muss aufpassen, dass sie nicht ausversehen die Geschichtenerzählerin oder irgendjemand anderes durch ein unbedachtes Geräusch auf sich aufmerksam macht.  

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 25. Aug. 2004, 10:32 Uhr
Warum tu ich mir das bloss an? Shehera schüttelt leicht den Kopf, während sie sich vorwärts quält, ihre Lunge presst sich bei jedem Atemzug mehr zusammen und je tiefer sie in die Welt vordringt, welche so beengend auf sie wirkt, umso weniger wollen ihre Beine sie tragen. Zweimal scheint eine käufliche Frau sie mit einem Mann zu verwechseln, doch nützt es jedesmal, wenn Shehera sie unter der Kapuze ansieht. Die Frauen blicken sie seltsam an, doch die Geschichtenerzählerin nimmt das nicht mehr zur Kenntnis. Ein paarmal ist sie mehr als versucht, einfach umzukehren, doch siegt jedesmal die Sorge um Máel über die Angst vor der Enge.

Einen Moment meint Shehera, hinter sich etwas gehört zu haben und ihr Atem versagt ihr fast ganz, während sie sich schnell umdreht. Doch sie kann in der Dunkelheit, die sich hinter ihr verschlossen hat, nichts erkennen und so setzt sie ihren Weg mit schleppendem Schritt fort. Wenn jemand ihr etwas länger zusieht, muss es so aussehen, als würde sie nicht freiwillig weitergehen. Ihr Gang erinnert eher an jemanden, der sich wehrt, einen Fuss vor den andern zu setzen, denn irgendwie sehen die Bewegungen nicht mehr fliessend wie sonst aus sondern abgehackt und so ist es denn schlussendlich auch. Shehera muss ihre Beine zwingen, ihren Körper weiter zu tragen und jeder Schritt erfordert mehr Willen.

Du kannst jedem Andern eine Welt im Kopf entstehen lassen, die er auch wirklich vor sich sieht. Aber Dich selbst von dieser Umgebung abzulenken schaffst Du nicht? Sie weiss noch immer nicht, wem die Stimme in ihrem Kopf gehört, doch scheint sie ausnahmsweise mal etwas Vernünftiges von sich zu geben und so biegt Shehera in eine Seitengasse ab, wo sie gerade niemanden entdecken kann. Sie setzt sich im Schneidersitz mit dem Rücken an eine Wand und streichelt Ben das struppige Fell. Dem Hund scheint es seltsamerweise nichts auszumachen, hier unten herumzulaufen und diese Tatsache beunruhigt Shehera noch mehr. "Warst wohl schon öfter hier unten mit Deinem Herrn, hm?" fragt sie den Hund, welcher wie erwartet lediglich in ihre Augen blickt.

Sie lächelt Ben schwach an und fährt ihm durch sein struppiges Fell, was der Grosse mit einem schräg gelegten Kopf quittiert. "Pass bitte mal etwas auf, ich muss was erledigen." flüstert sie ihm zu und Ben setzt sich wie selbstverständlich aufmerksam vor Shehera und blickt sich unruhig um. Shehera legt den Hinterkopf an die Wand hinter ihr und schliesst die Augen. Sie versucht ruhig zu atmen und ihren Herzschlag dadurch zu beruhigen, doch dauert es ein paar Sekunden, bis sie dies auch geschafft hat. Gut so! Du bist nicht in der Unterstadt. Du wanderst durch eine fremdartige Welt, in der sich vielerlei Geschöpfe herumtreiben. Die Häuser sind wundervoll geschmückt, scheinbar steht ein Fest an und die Sonne steht hoch am Himmel. Sie spendet Licht und Wärme an diesem schönen Sommertag und die Leute sind glücklich und verrichten ihr gschäftiges Treiben.

Ein Seufzen zeigt, dass Shehera nun wohl bereit wäre, die Augen zu öffnen und zu versuchen, ob dieser Trick klappt, doch in diesem Moment steht Ben auf und bellt in die Richtung der Strasse, auf der Shehera vorher noch gegangen ist. Als sie die Augen dann öffnet und in die Richtung sieht, kann sie ihren Augen nicht trauen. Auf der nun durch ihren Geist von der Sonne hell erleuchteten Strasse, direkt neben einem Freudenmädchen, das sich in ihrem Hirn in eine gut gekleidete Geschäftsfrau verwandelt hat, geht Lorne barfuss auf dem Pflaster. Nein! schiesst es ihr durch den Kopf und mit Schwung stellt sie sich auf die Füsse, wobei sich in den rechten ein spitzer Stein tief in's Fleisch bohrt. Shehera muss sich zusammenreissen, um nicht zu schreien, doch die Illusion einer schönen Welt ist damit verschwunden.

"Pssst!" ist alles, was sie von sich gibt, als sie im Rucksack des Mädchens auch noch einen Hund entdeckt. Ben will sichtlich losstürmen, um seine Freundin zu begrüssen, doch packt Shehera mit ihrer rechten Hand in sein Fell, um ihm zu zeigen, dass er hier bleiben soll. Die Geschichtenerzählerin geht ein paar Schritte weiter auf den Ort zu, wo Lorne scheinbar suchend stehen geblieben ist. Ein seltsam gekleideter Mann, mit viel Schmuck behangen, nähert sich gerade dem Mädchen und spricht es an. Shehera kann nicht verstehen, was er zu Lorne sagt, doch ist sein Blick in Verbindung mit seinem schmutzigen Grinsen ziemlich eindeutig.

Das Gesicht der Geschichtenerzählerin wandelt sich zu einem wütenden Ausdruck, die Augen zusammengekniffen und die Nasenflügel gewölbt, während sie ihre Hand aus dem Fell des grossen Hundes löst. "Hilf ihr!" flüstert sie ihm zu und der Riese stürmt sofort los. Drohend stellt er sich zwischen den Mann und die junge Frau, zieht den Schwanz ein und legt die Ohren zurück, während er mit gefletschten Zähnen den Mann anknurrt. Sheheras Beine wollen sie allerdings nicht mehr tragen und so setzt sie sich wieder auf den Boden, nicht zuletzt, um nicht selbst noch in Gefahr zu kommen. Allerdings sieht es so aus, als hätte Ben keine Probleme, den Mann zu verscheuchen, was auch immer er von einem Mädchen wie Lorne wollte. Shehera legt ihre Arme um den Oberkörper und zieht die Beine an, so dass sie das Zittern etwas unter Kontrolle hat. Nun reiss Dich doch endlich mal zusammen! scheltet die Stimme, doch Shehera hat inzwischen fast alles vergessen, ausser der Tatsache, dass sie aus diesem dunklen, stinkenden Loch raus will.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 25. Aug. 2004, 16:04 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Geheimer Zugang zur Unterstadt am Blaupfuhl


Mit jedem Schritt den Lorne in der Dunkelheit tut wird sie ein wenig sicherer und verliert immer mehr von ihrer Angst. Im Grunde ist dies nichts anderes als ein schlechter Tag auf der Straße. Ein verdammt schlechter noch dazu! Und allmählich findet sie ihre übliche Selbstsicherheit wieder. Es wäre doch gelacht, wenn sie sich hier nicht zurechtfinden würde. Immerhin hat sie, bevor sie zu den Gauklern gestoßen ist, lange genug an ähnlichen Ort gelebt. Doch, und das muss sie zugeben, immerhin im Schutz einer kleiner Gaunerbande, zerlumpten Kindern und rotzfrechen Halbstarken. Nie waren sie alleine unterwegs gewesen, sondern immer zu zweit oder zu dritt. Nun, wo sie sich in der Unterstadt befand und sich dort umsah, fällt ihr schlagartig wieder ein, was der Grund dafür gewesen war.

Aber nun ist sie alleine, hat lediglich einen kleinen Welpen als Begleiter bei sich und schaut sich suchend nach der vermummten Gestalt von Shehera um. Die leichten Mädchen, die sich kichernd begrüßen, ignoriert sie einfach und versucht ihnen möglichst nicht zu nahe zu kommen. In ihrem moosgrünen Kleid fällt sie hier unten auf wie ein bunter Hund und das Mädchen ärgert sich fast schon, es angezogen zu haben. Doch woher hätte sie auch ahnen sollen, dass sie vom Sommerfest aus direkt in die Tiefen unter der Stadt geraten würde.

Sie bleibt stehen und schaut sich um. Shehera und Ben sind nirgendwo zu entdecken. Überall Schmutz und Unrat, zwielichtiges Gesindel und Ratten. Ratten wohin man auch schaut. Angewidert verzieht das Mädchen die Mundwinkel. Nur zu gut kann sie sich an so manche nächtliche Störung durch diese hinterhältigen Biester erinnern und verdammt sie innerlich. Die eine oder andere kleine Narbe am Körper des Mädchens rührt in der Regel von Krallen oder Zähnen der hinterlistigen Nager her. Und das die Kleine von Schlimmerem verschont geblieben ist, hat sie vermutlich ihrer robusten Dunkelwaldgesundheit zu verdanken.

Plötzlich wird sie von jemandem angesprochen. Nervös dreht sie sich auf der blanken Ferse um und starrt den Mann, zu dem die Stimme zu gehören scheint, misstrauisch an. Faulende Zahnreichen strahlen ihr mit falschem Lächeln entgegen, ein ziemlich unförmiger Goldzahn fällt sofort ins Auge. Der Mann ist über und über mit allerlei Silberschmuck behangen und trägt verfilzte, heruntergekommene Kleider, die reichlich sonderbar anmuten. Ein besonders guter Schneider hat sie gewiss nicht angefertigt, eher einer, der Nadel und Faden wohl ganz dicht am Rande des Deliriums geschwungen haben muss. Stinkender Odem, eine Mischung aus Alkohol und Fäulnis schlägt Lorne entgegen und raubt ihr den Atem.

Erschrocken und angewidert taumelt sie einen Schritt zurück. „Na meine Süße, was treibt dich hier her.“ Lange, knochige Finger strecken sich dem Mädchen entgegen und versuchen es leicht am Kinn zu berühren. Die Lippen des Mannes umspielt ein anzügliches Grinsen, während Lornes Augen panisch umherschweifen. „Hübsch und jung, das findet man hier unten nur noch selten.“ Gierig leckt sich der Unbekannte die Lippen. Allzu deutlich ist ihm anzusehen, welch abstoßende Gedanken ihm gerade durch den Kopf gehen. Lorne spürt, dass diese Begegnung ziemlich unerfreulich enden wird, wenn nicht bald etwas geschieht, doch ist sie vor Angst wie gelähmt.

Dann spürt sie das Kribbeln auf der Haut. Gefolgt von einem unangenehmen Brennen. Ihre Augen weiten sich vor Schreck. Der Fremde macht einen leichten Schritt auf sie zu und will sie am Arm packen, gerade als das Mädchen einen spitzen Schrei auszustoßen scheint. Dann ist Ben mit einem Mal da. Fürchterlich knurrend und mit gefletschten Zähnen drohend baut er sich vor ihr auf. Der Schmerz in ihren Gliedern lässt schlagartig nach und nur eine eigenartige Taubheit bleibt zurück. Doch im Augenblick hat Lorne keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, viel zu sehr ist sie über den Anblick des schwarzen Hundes vor ihr erfreut. Erleichtert sieht sie zu, wie Ben den grauenhaften Kerl schließlich vertreibt.

Als er endlich fort ist, fällt sie dem großen Hund erlöst um den Hals. „Ben, danke Ben.“ Dicke Tränen kullern ihr über die Wangen und bleiben im Fell des Hundes hängen. Aber gleich hat sie sich wieder gefasst. Hier können sie unmöglich bleiben. Sie haben zu viel Aufsehen erregt und wo ist Shehera? Das Mädchen richtet sich hastig auf und wischt sich die restlichen Tränen mit dem Unterarm aus dem Gesicht. Eine dreckige Spur bleibt auf ihrem Gesicht zurück, offenbar hat sie sich bereits etwas vom Schmutz der Unterstadt eingehandelt. „Wo ist Shehera?“, fragt sie leise und sieht Ben dabei an. Der Hund wendet sich augenblicklich um und sie folgt ihm.  

Die Geschichtenerzählerin ist gar nicht weit, doch kann man sie kaum erkennen. Sie kauert in einer dunklen Ecke, die Kapuze des Umhangs tief ins Gesicht gezogen, die Arme eng um den zitternden Oberkörper geschlungen, die Beine dicht an den Leib gezogen. Leise und etwas verlegen tritt Lorne näher. Zaghaft berührt sie die zitternde Frau an der Schulter. „Alles in Ordnung?“, flüstert sie leise und versucht Shehera noch etwas weiter in den Schatten der düsteren Gasse hinter sich zu ziehen. „Wir müssen hier weg.“ Dass sagt dem Mädchen die Erfahrung eines langjährigen Straßenkindes. „Komm, komm schon.“ Leichte Panik schwingt in ihrer Stimme mit.

Sie weiß nicht so recht wie sie der Geschichtenerzählerin helfen soll, die noch immer zitternd am Boden kauert. Wenn sie nicht bald verschwinden, werden sie gewiss erneuten Ärger bekommen, dass ist sicher. Aber offenbar ist Shehera nicht in der Lage auch nur einen Schritt zu tun. Woran das nur liegen mag? Das Mädchen überlegt fieberhaft. Verblüfft starrt sie die Frau an. Hat sie etwa solche Angst? Aber warum ist sie dann hier heruntergegangen? Nun kann Lorne die ganze Situation überhaupt nicht mehr verstehen, aber das spielt eigentlich auch keine Rolle. Sie dürfen nicht länger warten, sondern müssen schleunigst verschwinden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 26. Aug. 2004, 11:21 Uhr
Shehera hebt den Kopf und sieht Lorne an, wobei sie mit Zufriedenheit bemerkt, dass sie keinen Schaden genommen hat. Auf ihrer Stirn steht noch immer der kalte Schweiss und ihre Augen können sich nicht auf das Mädchen fixieren. Immer wieder wandern sie umher und scheinbar wird die Angst mit jedem Blick grösser. Ich möchte nur noch umdrehen und nach Hause gehen! Shehera schüttelt den Gedanken ab und kommt langsam auf die Beine. Nun reiss Dich schon zusammen! Hier unten gibt es bei Weitem gefährlichere Dinge als die Dumme Enge! Ausserdem ist es hier gar nicht eng, Du hast reichlich Platz und kannst jederzeit raus, wenn Du wirklich willst. Die Stimme vermag es nicht wirklich, Shehera vollkommen zu beruhigen, doch ihre Augen blicken jetzt etwas ruhiger zu Lorne.

"Du hast recht." sagt sie leise, wobei ihre Stimme fast versagt. "Was machst Du überhaupt hier unten? Bist Du mit Máel gekommen?" Das Mädchen sieht beschämt zu Boden, was deutlich zeigt, dass das nicht der Fall ist. Shehera schüttelt den Kopf und geht in die Hocke, um Lorne genau ansehen zu können. Ihre Augen zeigen zwar noch immer die Angst, doch scheint sie es langsam wirklich einigermassen in den Griff zu bekommen. "Alleine zurückschicken kann ich Dich wohl auch nicht." seufzt sie und fährt durch die dunklen Haare der Kleinen. "Aber etwas auffällig angezogen bist Du schon für hier unten." Ein leichtes Grinsen zeigt, dass sie sich mit der Situation abgefunden hat und sie steht wieder auf.

"Dann lass uns diese Taverne aufsuchen." Entschlossen schreitet Shehera voran und Lorne folgt direkt hinter Ihr, wobei Ben neben der Kleinen geht und die Umgebung genau im Auge behält. "Woher hast Du überhaupt den kleinen Hund?" Ohne sich umzudrehen stellt Shehera die Frage und noch immer ist ihr Gang etwas unsicher, so als wollten ihre Beine sie woanders hintragen als sie es müssen. Sheheras Gesicht ist nach unten geneigt, die Kapuze noch immer tief in's Gesicht gezogen, so dass sie nicht viel von der Umgebung mitbekommt - und das mit Absicht.

Die Strasse macht ein paar unglückliche Biegungen, so dass Shehera Mühe hat, wirklich die Hauptachse einzuhalten, zu viele kleine, dunkle Gassen und Strassen schlängeln sich zu beiden Seiten davon und enden in Dunkelheit. Je weiter sie in die Unterstadt vordringen, umso schlimmer scheint der Gestank und Unrat zu werden und immer wieder wird die Geschichtenerzählerin von leichten Mädchen angesprochen, welche jedoch sofort von ihr ablassen, wenn sie sehen, dass sie eine Frau vor sich haben.

Zu ihrer Verwunderung erreichen sie die gesuchte Taverne ohne überfallen zu werden und Shehera denkt nur, dass es nur noch schlimmer werden kann. Sie öffnet die schwere, eisenbeschlagene Tür des windschiefen Gebäudes und der Geruch aus Schweiss, Tabak und schlechtem Essen schlägt ihr entgegen, was sie dazu bringt, einen Schritt zurück zu machen und die Nase angewidert nach oben zu ziehen.

Kaum haben die zwei Frauen das Gebäude betreten, kommt auch schon eines der Mädchen mit leichtem, schon fast elegantem Schritt auf sie zu, doch Shehera schiebt die Kapuze in den Nacken, was die Frau sofort zum Stehenbleiben bewegt. Sichtlich enttäuscht dreht sie sich um und geht an ihren Platz zurück, als sich ein fetter Mann mit einer frischen Narbe am Kinn in der Ecke erhebt und auf sie zutappst. Shehera blickt ihm mit hochgezogener Augenbraue entgegen und ihre Hand geht automatisch zu dem Dolch, der in ihrem Gürtel steckt. Als der Mann direkt vor ihr steht rümpft sie erneut die Nase, denn der Gestank, der von ihm ausgeht, scheint noch viel schlimmer zu sein als der in der Taverne selbst. Schon fast ist Shehera versucht zu denken, dass er der Auslöser für die schlechte Luft ist.

"Hallo meine Schöne. Dich habe ich hier ja noch nie gesehen, ich könnte noch jemanden brauchen, der für mich arbeitet." Er kommt sichtlich sofort zur Sache und Shehera zieht die Augenbrauen hoch, während sie ihn mustert. Ohne ein Wort zu erwidern, macht sie einen Schritt zur Seite und drängt sich an dem unappettitlichen Mann vorbei, welcher sie allerdings mit dem Arm um die Hüfte aufhält. Mit strafendem Blick sieht Shehera ihn an und ihre Stimme ist mehr ein Zischen als wirklich ein Sprechen. "Lass mich los!" Der Mann wird einen Moment von irgendetwas in der Tür abgelenkt und lässt sie dann tatsächlich los, was Shehera ziemlich verwundert. Sie dreht sich um und sieht Ben in der Tür stehen, scheinbar kennt der Mann den grossen Hund. Auch gut!

Sie geht weiter und setzt sich an einen Tisch, wo Ben ihr den Kopf auf den Schoss legt und Lorne auf einen Stuhl direkt bei ihr klettert. Auf die Frage, ob sie etwas trinken will, hätte sie fast einen Tee bestellt, als ihr gerade noch einfällt, dass das hier unten wohl mehr als unpassend wäre. So bestellt sie sich einen Becher Wein auch wenn sie davon überzeugt ist, dass sie hier nicht das zu bieten haben, was sie gewohnt ist. Kaum ist die Bedienung verschwunden, tritt eine der leichten Damen an den Tisch. Sie hat wallendes, wundervolles, rotes Haar und bewegt sich sehr geschmeidig, was Shehera hier unten etwas verwundert. Fragend blickt sie die Dame an.

Diese bückt sich und streichelt Ben, welcher sich das gefallen lässt, was die Geschichtenerzählerin mehr als verwundert. "Ist das Euer Hund?" fragt die Rothaarige, wobei Shehera sicher ist, dass sie die Antwort bereits kennt. "Nein... er gehört meinem Freund." antwortet sie freundlich. "Es scheint, der Hund kennt Euch..." fährt sie an die Frau gewandt fort, welche sie wissend ansieht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Tiuri am 26. Aug. 2004, 16:27 Uhr
Irgendwie hat Tiuri erwartet, dass Faraday nun zurück brüllen würde, ihn anschreien und dabei mindestens genauso fluchen wie er selbst, aber es bleibt aus. Einen leisen, überhaupt nicht ernst zunehmenden Protest kann er von ihr hören, aber ihre Stimme wirkt so unüberzeugt, dass er nichts mehr darauf erwidert, sondern einfach sitzen bleibt und sich nicht rührt. Es ist dunkel und es riecht irgendwie feucht und Tiuri hasst es, dass er nichts sehen kann. Ihre Hand an seiner erstaunt ihn so sehr, dass er sie beinahe zurück gezogen hätte, doch dann lasst er sich nehmen und muss sich eingestehen, dass er ihr hilflos ausgeliefert ist, so lange er nichts sehen kann und so lange er nicht wagt hinauf zu gehen. Auch wenn der Junge gedacht hat, dass sie hier sitzen bleiben würden und warten bis sie wieder hinauf gehen können.

Faraday kennt sich scheinbar hier aus, oder sie hat, wie Tiuri nur vermuten kann, bessere Augen als er, denn sie bewegt sich weit sicherer als der Junge es jemals könnte. Jetzt wo die Gefahr geschnappt zu werden nicht mehr so groß ist, spürt Tiuri seinen Magen knurren und der Keller wird ihm noch unangenehmer als vorher. Obwohl der Weg den sie zurücklegen gar nicht so weit ist, kommt es Tiuri vor als würden sie sich eine Ewigkeit unheimlich langsam voran bewegen, wobei er wohl die Schuld an letzterem trägt, denn selbst wenn Faraday sich auskennt und ihn gut führt, so kann und will er sich einfach nicht völlig auf sie verlassen.

„Weißt du, ich bin kein Soldat! Ich bin der Sohn eines reichen Mannes und wenn ich hier jemals wieder raus komme werde ich ihn finden und dann werde ich in sein schönes großes Haus einziehen, wo seine liebe Frau, meine Mutter wohnt und meine Geschwister und ich werde reich sein und sie werden mir nicht meine Hand abhacken, oder mein Vater ist ein reicher Seemann und er nimmt mich mit auf sein Schiff und wir fahren dann auf dem Ildorel umher. Nein, nein, jetzt hab ich´s! Ich bin der Sohn einer Witwe, mein Vater ist gestorben und er hat uns all sein vieles Geld vermacht, ja wenn ich meine Mutter nur finde bin ich reich und sicher wartet jemand auf mich wenn ich heim komme!“ Während Tiuri Faraday folgt redet er vor sich hin, einfach seine konfusen Wunschträume, mehr in den Raum als zu der jungen Frau vor ihm. Irgendwo zwischen zwei Stufen hat Tiuri beschlossen, ihr schon genug Lügen aufgetischt zu haben und jetzt wo sie gemeinsam in dem Schlamassel sitzen, soll sie zu mindestens nicht mehr denken, dass er ihr weis machen will, er wäre ein Soldat. Das sie denkt er wäre tatsächlich einer hat er sowieso nie angenommen.
Sie führt ihn durch eine Türe in einen zweiten Raum, wo sie sich schließlich niederlassen und Faraday zwei Feuersteine auspackt, zumindest ist es das was sie sagt, denn sehen kann er noch immer nichts. Auch wenn sich seine Augen langsam so an die Dunkelheit gewohnt haben, dass er erkennen kann wenn sie sich irgendwo bewegt. Er tastet sich etwas durch den Raum und zuckt kurz zusammen als neben seiner Hand eine Ratte aufquietscht und sich aus dem Staub macht. Von einer alten Kiste bricht er ein Brett ab und reicht es an Faraday weiter, die es tatsächlich schafft das morsche Ding zu entzünden.
Tiuri blinzelt etwas und schaut sich in dem Raum weiter um, Kisten, Fässer und jede Menge Ratten. Er öffnet eine der Kisten und findet ein paar alte Kleider, in den Fässern befindet sich Großteils jede Menge Alkohol, was ihn gleich auf die Idee bringt sich mit Faraday zu betrinken, aber die nächste Entdeckung lässt ihn dann doch stocken.
„Oha“, bringt er gerade noch raus als er all die Waffen entdeckt. Faraday ist nicht im Geringsten erstaunt, Tiuri geht also davon aus, dass sie diesen Raum schon kennt. Er setzt sich ein Stück von ihr entfernt hin und Faraday kommt näher um, wie sie sagt, sich seine Verletzungen näher an zu sehen. Die Notwendigkeit dessen sieht Tiuri zwar ein, aber als die Fackel näher auf ihn zukommt, trommelt er nervös mit den Fingern auf dem Boden herum.

„Nimm das weg“, sagt er erst leise und schiebt Faradays Arm mit der Fackel von sich und als sie nicht gleich reagiert, sondern sich noch einmal nähert, schreit er sie schon beinahe an. „Gib das weg von mir!“ Er merkt zwar, dass seine Stimme richtig zu zittern beginnt und obwohl er sich schrecklich deswegen schämt, kann er gar nichts tun. Er zieht Arme und Beine so gut es geht an seinen Körper und rückt noch ein Stück aus dem Feuerschein, als würde allein die bloße Gegenwart des Feuers ihn verbrennen. Wie einen knurrenden Hund starrt Tiuri Faradays Hand mit dem brennenden Holz an, als könnte sie ihm das Dinge jeden Moment ins Gesicht stecken.  

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 26. Aug. 2004, 18:30 Uhr
"Is' ja schon gut, beruhich' dich." Faraday lehnt den brennenden Holzscheit, der aufgeht wie Zunder, an einen anderen, so dass er langsam abbrennen kann. Der Fliegenkragen wirkt im flackernden Schein seltsam gehetzt, weniger von der Flucht als von der Tatsache, dass so nah bei ihm ein Feuer brennt. "Bessa so?" Sie wartet seine Reaktion nicht ab, sondern zieht ihn mit wenig Zaghaftigkeit wieder wenigstens in die Nähe des Feuerscheins, so dass sie zumindest etwas erkennen kann.

"Schaust übel aus", stell sie trocken fest, aber ihre Mundwinkel zucken dabei verräterisch nach unten. Jetzt wo er so vor ihr sitzt macht sich ihr schlechtes Gewissen noch deutlicher bemerkbar. Sein Kiefer ist geschwollen und beginnt sich dunkel zu verfärben. Außerdem sieht es aus, als hätte er nicht nur eine Faust sondern noch einen Ring oder etwas anderes ins Gesicht bekommen, denn stellenweise ist die Haut aufgeschürft und blutet leicht. Und dass er humpelt hat sie auch so bemerkt. Wahrscheinlich sieht sein Schienbein ähnlich aus wie sein Gesicht.

"Ich kann's dir auswaschen, wird aber weh tun." Sie zuckt mit den Schultern und überlässt die Entscheidung ihm. Alkohol ist jedenfalls zur Genüge vorhanden. "Tut dir sonst noch 'was weh? Ich mein' außer deinem Gesicht und dem... dem Bein." Jetzt fleht sie innerlich, dass er nicht merken würde, wie ihr das Blut ins Gesicht schießt. Auf dem Hosenboden rutscht sie ein Stück weg von ihm und zieht dann die Knie ans Kinn. Er sieht so furchtbar jung aus wie er da sitzt und sich vor einem brennenden Scheit fürchtet. Wie hatte sie nur vor ihm Angst haben können? Eigentlich war nichts von dem nötig, gar nichts davon.

"Magst du mir nich' doch sagen, wie du heißt? Dann... dann weiß ich wenigstens, beim wem ich mich entschuldig'n muss." Sie wagt es nicht ihm ins Gesicht zu schauen und ihre Wangen brennen vor Scham. Es ist still bis auf das Knacken des trockenen Holzes und dem Trippeln und Fiepen der Ratten in der Dunkelheit ausserhalb des Lichtscheins.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Tiuri am 27. Aug. 2004, 10:40 Uhr
Noch immer sitzt Tiuri wie eine gehetzte Ratte in der Ecke und wird erst ein wenig ruhiger, als Faraday die provisorische Fackel ein Stück von ihm weg stellt. Zwar wird es dort wo er sitzt wieder etwas düsterer, aber das ist ihm bei weitem lieber als so nahe am Feuer zu sein.
>Magst du mir nich' doch sagen, wie du heißt? Dann... dann weiß ich wenigstens, beim wem ich mich entschuldig'n muss.<
Dass sie sich entschuldigen will tut seinem verletzten Ego gut, aber er trotzdem kann er ihr nicht so richtig ins Gesicht sehen und er will ihr ja gerne seinen Namen sagen, aber er weiß ja nicht was er sagen soll.
"Ja", sagt er schließlich und als er ihr kurz ins Gesicht schaut, und ein etwas verlegenes Lächeln huscht über sein Gesicht. "Also, die Wahrheit ist, ich würde dir meinen Namen sagen, aber ich kenne ihn nicht..."
Tiuri kann es Faraday nicht verübeln, dass sie ihn jetzt etwas ungläubig ansieht und es wieder einmal für eine Lüge hält.
"Nein, wirklich! Ich... wo soll ich nur anfangen? Ich weiß nichts mehr das länger als ein Jahr her ist, manchmal da glaub ich, dass ich mich erinnern kann, aber es ist dann doch zu weit weg, ich kann es nicht fassen! Das klingt seltsam, nicht wahr? Ich hatte wohl diesen Unfall, ich weiß nicht. Auf jeden Fall kann ich mich auch nicht mehr an meinen Namen erinnern und auch an sonst nichts und deswegen kann ich dir meinen Namen auch nicht sagen." Er kratzt sich am Kopf und fährt sich durch die wuscheligen Haare, lächelt dabei noch immer leicht verlegen und wartet ob Faraday ihn gleich als Lügner beschimpfen würde. Da das aber nicht eintritt spricht er weiter, gibt ihr ein bisschen Zeit darüber nach zu denken.
"Ich weiß, dass ist keine entschuldigung, dass ich dir gefolgt bin wie eine Klette, aber ich konnte dich einerseits nicht gehen lassen, weil ich dachte du verrätst mich und andererseits, weil du mich, nur für einen Moment, an jemanden erinnert hast."

Er steht auf, zuckt mit den Schultern  und nimmt eine der Alkohol Flaschen aus einer Kiste. Er entkorkt das staubige Dinge und setzt sich wieder auf den Boden. Ein bisschen näher am Feuer, gerade so, dass er es aushalten kann. Aus den Augenwinkeln sieht er Faraday an und wie sie ihn anschaut. Leichter misstrauen taucht in seinen Augen auf.
"Was siehst du mich so an?" fragt er, dabei liegt in ihrem Blick nichts starrendes. Er versucht ihr etwas den Rücken zu zudrehen, aber das funktioniert nicht, weil er sich dann selbst einen Schatten auf sein Bein wirft. Also versucht er ihr den Blick auf sein Bein mit dem Arm abzuschirmen, aber dann ist er ziemlich eingeschränkt in der Bewegungsfreiheit. Er schiebt das Hosenbein nach oben und schaut sich sein Schienbein genauer an.
Zorn steigt in ihm auf, nicht auf irgendjemanden bestimmten, sondern einfach darauf, dass er aussieht wie er aussieht. Die empfindliche verbrannte Haut die sein ganzes rechtes Bein bedeckt ist am Schienbein aufgeschürft, blutet und ein blauer Fleck hat sich ebenfalls gebildet.
Während er damit beginnt sich das auszuwaschen, wirft er immer wieder einen misstrauischen Blick zu Faraday, was dazu führt, dass er ständig den Alkohol in massen auf den Boden schüttet.
"Willst du mir nicht einen Namen geben? So toll finde ich Fliegenkragen auch wieder nicht!"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 27. Aug. 2004, 11:40 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Auf dem Weg zum "Einsamen Wächter"


Erleichterung zeigt sich auf Lornes Gesicht als Shehera mit ihr zu sprechen beginnt und sich endlich erhebt. Unruhig sieht sich das Mädchen um. Bei der Frage, ob sie mit Màel in die Unterstadt gekommen sei, sieht sie kleinlaut zu Boden und dies scheint Shehera fürs erste Antwort genug zu sein, da sie nicht weiter nachhakt – vorerst. Auch ihre weiteren Worte klingen freundlich, wenn auch besorgt und Lorne ist froh, nicht alleine fortgeschickt zu werden. Zwar hat sie sich auch schon früher an ähnlichen Orten herumgetrieben, aber war sie dabei selten vollkommen alleine unterwegs. Und die Feststellung, dass sie in ihrem Kleid für diesen finsteren Teil von Talyra doch eher auffällig gekleidet sei, entlockt ihr ein weiteres verschämtes Lächeln.

Als Shehera die Taverne erwähnt – auf Grund des mitgehörten Gespräches, kann sie sich denken das es sich um den ’Einsamen Wächter’ handeln muss – nickt sie daher stumm und folgt der Geschichtenerzählerin, die entschlossen ausschreitet. Ben geht direkt neben dem Mädchen, und weicht nicht von der Seite der Kleinen, was Lorne sehr tröstet. Die Anwesenheit des kräftigen Hundes hat etwas beruhigendes und nimmt ihr einen Teil der Angst, die noch immer nach dem gerade erlebten Schrecken in ihren Gliedern steckt. Schweigend läuft das Mädchen hinter Shehera her. Der Gang der Frau wirkt noch etwas unsicher und sie hat sich die Kapuze ihres Umhangs noch ein wenig tiefer ins Gesicht gezogen.

Lorne seufzt leise. Sie bedauert, in ihrem hübschen neuen Kleid in diese Gegend geraten zu sein, aber was sich nicht ändern lässt, lässt sich nicht ändern. Es ist nun einmal geschehen und damit muss sie nun zu Recht kommen. >Woher hast Du überhaupt den kleinen Hund?< Sheheras Frage kommt unvermittelt, während sie ihrem Ziel entgegen gehen, die Frau dreht sich nicht einmal um. Das Mädchen sieht sich nervös um und macht zwei hastige Schritte, um dichter an Shehera heranzukommen damit es so leise es geht sprechen kann. „Er ist mir … zugelaufen“, wispert sie leise und weiß nicht genau, wie und ob die Geschichtenerzählerin unter ihrer Kapuze ansehen mag. „Na ja, das ist eine etwas längere Geschichte.“ Sie zuckt die Achseln und sieht sich nochmals um, es ist zu spüren, dass sie hier, auf offener Straße, alles andere als gerne weiter darüber sprechen mag.

Wortlos folgen sie der Straße, die einige verschlungene Biegungen macht, weiter. Der Gestank und die Finsternis rings um sie her nehmen mehr und mehr zu. Das Licht wird mit jedem Schritt zwielichtiger, nur Fackeln spenden rußend Licht und viele kleine abzweigende Gassen und Straßen münden in völliger Dunkelheit. Immer öfter zuckt Lorne zusammen, weil graue, fette Ratten ihren Weg kreuzen und sie aus glühenden Augen garstig anfunkeln. Längst hat sich die Kleine an den Unrat und den widerwärtigen, alles einhüllenden Geruch gewöhnt, lediglich die hässlichen Tiere lassen sie nach wie vor erschaudern.

Hin und wieder werden sie von dem einen oder anderen leichten Mädchen angesprochen, welches Shehera versehentlich für einen Mann hält, doch sonst werden sie glücklicherweise nicht weiter behelligt. Und Bens finsterer Blick hält offenbar jeden, der darüber nachdenkt, davon ab, Lorne zu nahe zu kommen. So erreichen sie ziemlich unbeschadet ihr Ziel, den ’Einsamen Wächter’. Und während Shehera bereits auf die schwere, eisenbeschlagene Tür zusteuert, bleibt Lorne noch einmal kurz stehen, um einen Blick über die Schulter zu ihrem Rucksack zu werfen. Der kleine Welpe darin ist ganz still. Er scheint zu spüren, dass sie sich an einem äußerst unerfreulichen Ort befinden und zieht es vor sich möglichst tief im Inneren des Rucksacks zu verschwinden. „Schhh, ist ja gut“, flüstert das Mädchen leise, dann folgt es, begleitet von Ben, eilends der Geschichtenerzählerin.

Es ist nicht ganz einfach für die Kleine, die schwere Tür aufzustoßen, doch gelingt es ihr schließlich. Kaum hat sie sie aufgestoßen, kräuselt sich die Nase der Kleinen unwillig. Im ganzen Gasthaus riecht es nach Tabak, Alkohol, Schweiß und Essensdüften und Lorne versucht so wenig wie möglich zuatmen, da es hier noch schlimmer riecht als draußen auf den Straße. Ben ist direkt neben ihr und sie krallt ihre Finger leicht in das dichte Fell in seinem Nacken. Ihre Blicke schweifen umher und sie kann gerade noch sehen, wie Shehera offenbar von einem fettleibigen und ziemlich unappetitlich wirkenden Kerl bedrängt wird. Sie muss nicht verstehen, was zwischen den beiden Gesprochen wird, um dies zu erkennen. Aber dann bemerkt der sie und Ben in der geöffneten Tür und der Anblick des Hundes scheint ihn von seinem bisherigen vorhaben abzubringen. Er lässt die Geschichtenerzählerin unvermittelt los und zieht sich an seinen Tisch zurück.

Nachdenklich sieht das Mädchen zwischen dem grobschlächtigen Kerl und Ben hin und her, bevor sie eilends zu Shehera hinübergeht, die ihre Kapuze mittlerweile zurückgezogen hat, so dass man sie nicht mehr mit einem Mann verwechseln kann. Es hat den Anschein, als würde der Fremde Ben kennen, was bedeuten würde, dass der schwarze Hund schon einmal in diesem Teil von Talyra gewesen sein muss. Und Màel auch! So ganz kann Lorne diese Feststellung noch nicht mit ihrer Vorstellung des freundlichen Elben in Einklang bringen, auch wenn sie sich noch sehr gut an seine kleine Vorstellung im Perlenhafen und den Diebstahl der Gewürze erinnert.

Sie klettert neben Shehera auf einen Stuhl, der merklich nicht für Personen von ihrer Größe gemacht wurde, und krault Bens Hals, während der Hund seinen schweren Kopf in Sheheras Schoß legt. Eine Bedienung kommt zu ihnen herüber und fragt, was die Geschichtenerzählerin zu trinken gedenkt, das Mädchen ignoriert sie indes. Erleichtert atmet die Kleine auf, sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie antworten soll. Stattdessen sieht sie sich verstohlen im ’Einsamen Wächter’ um. Die Kundschaft ist alles andere als gehoben und besteht hautsächlich aus Männern. Dazwischen sieht sie immer wieder das eine oder andere leichte Mädchen, aufreizend gekleidet und schlecht geschminkt. Verlegen senkt die Kleine ihre Augen.

So kindlich sie auch sonst seien und erscheinen mag, hier unten ist sie wieder das Straßenkind, das die dunklen Seiten des Lebens schon oft gesehen hat, und sehr wohl weiß, womit sich diese Frauen ihr tägliches Brot verdienen. Langsam hat sich di Kleine in ihre alte Rolle zurückgefunden und ihre Miene ist ungewohnt ernst und teilnahmslos, so hat sie die Geschichtenerzählerin bisher noch kein einziges Mal gesehen. Der ’Einsame Wächter’ hat das unbekümmerte Kind vertrieben und das Mädchen der Straße wieder an die Oberfläche gelockt. Behutsam nimmt Lorne ihren Rucksack ab und setzt ihn vor sich auf den Schoß. Beruhigend streicht sie dem winzigen, verschreckten Welpen darin über den Kopf, während sie aus den Augenwinkeln bemerkt, wie sich ihnen eines der leichten Mädchen nähert.

Die Frau hat glänzendes, rotes Haar, welches ihr wallend über die Schultern fällt. Sie bewegt sich geschmeidig, fast wie eine Tänzerin oder desgleichen und unterscheidet sich irgendwie ei wenig von den übrigen Damen ihrer Zunft. Überrascht stellt Lorne fest, dass die Unbekannte Ben zu kennen scheint, denn sie bleibt dicht zwischen ihr und Shehera stehen und streicht dem Hund vollkommen vertraut über das Fell. Dieser lässt sie ruhig gewähren, ein sicheres Zeichen dafür, dass auch er sie zu kennen scheint und ihr offenbar vertraut. Vertraut? >Ist das Euer Hund?<, fragt die Fremde gerade und der Klang ihrer Stimme lässt ahnen, dass sie die Antwort auf diese Frage schon zu kennen glaubt. Angespannt beobachtet Lorne die Reaktion der Rothaarigen auf Sheheras Worte ab und mustert sie verstohlen aus den Augenwinkeln, während die Geschichtenerzählerin nun ihrerseits eine Frage stellt.

Sie spürt das leichte Zögern der Frau, die immer noch über Bens Kopf streicht und sich nun zum ersten Mal kurz zu ihr umwendet und sie direkt ansieht. Mit ernstem Blick kreuzen Lornes Augen, die der hübschen Dirne. Diesmal bringt sie kein Lächeln zustande, wie sonst. Ausdruckslos, keine einzige Regung machend, starrt sie die Fremde einfach nur an und wartet ab, was weiter geschehen wird. Sie kennt Ben, also kennt sie auch Màel, oder? Was wird sie wohl sagen?, schießt dem Mädchen ein einzelner Gedanke durch den Kopf. Ein weiterer Gedanke kommt ihr und sie hat fast den Eindruck, als würde sie die Frau etwas verwundert ansehen, doch kann sie sich auch täuschen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 27. Aug. 2004, 23:24 Uhr
Shehera bemerkt den seltsamen Blick, den die Rothaarige Lorne zuwirft, doch reagiert sich nicht darauf. Die Antwort auf ihre Frage erstaunt sie allerdings schon ein wenig. Die Frau beugt sich zu Shehera und flüstert fast nur noch, Lorne hat Mühe, überhaupt etwas davon mitzubekommen. "Sicher. Sein Name ist Ben und sein Herr heisst Thalareth. Und mein Name ist Aliah." Die Frau stellt sich wieder auf und blickt Shehera seltsam an. "Ich habe nun leider keine Zeit." Shehera folgt ihrem abweichenden Blick und sieht, wie der fette, schrecklich unsympatische Mann die Rothaarige mustert. "Nehmt Euch ein Zimmer, ich werde später vorbei kommen, wenn ich schlafen gehen kann."

Shehera zieht die Augenbrauen nach oben und versucht, sich nicht allzuviel anmerken zu lassen, während Aliah sich einem 'Freier' zuwendet und sich auf dessen Schoss niederlässt. In was für einer Verbindung steht sie bloss zu ihm? Shehera erwischt sich dabei, wie Misstrauen sich in sich breit zu machen versucht, doch sie unterbindet dies, indem sie versucht sich selbst zu überzeugen, dass sie sich halt einfach kennen.

So richtig gelingt ihr das allerdings nicht, wenn sie sich die Schönheit ansieht und ihre Falten auf der Stirn tragen ihre Gedanken nur allzu offen an die Öffentlichkeit. Sie hält die Hand nach oben und schnippt mit den Fingern, damit die Bedienung zu ihr kommt. "Ich hätte gern ein Zimmer." sagt sie leise und die Bedienung bringt ihr umgehend einen Schlüssel. Eigentlich ist Shehera hungrig, doch der Geruch nach dem Essen, das hier angeboten wird, lässt sie dies vergessen.

Als sie mit Lorne an der Hand und Ben im Rücken die Treppen hinauf steigt, lässt sie der Anblick der Zimmertüren schon einiges erahnen. Doch als sie die Tür öffnet, trifft sie trotzdem fast der Schlag. Bei den Göttern! fährt es durch ihren Kopf und einen Moment blickt sie Lorne schon fast verzweifelt an. Sie bittet Ben, vor der Tür aufzupassen, welcher sich auch brav genau dort hinlegt, während Shehera das Zimmer betritt. Es steht ein schmales Bett dort, welches allerdings nicht erheblich sauberer ist als der Fussboden und der Gestank der Strasse vermischt sich durch das kleine Fenster mit dem Gestank der Gaststätte, was ein wahrlich mehr als ekelhaften Geruch ergibt. Einen Moment muss sie schlucken, doch dann überwindet sie sich und betritt das Zimmer ganz.

Sie dreht sich zu Lorne um und bittet sie, die Tür nicht ganz zu schliessen, welche ihrer Bitte anscheinend nicht sehr freudig nachkommt. Shehera setzt sich in eine Ecke und blickt sich in dem Zimmer um, welches wirklich mehr als schmucklos ist. Die Laken auf dem Bett scheinen zwar frisch zu sein, doch kann man ihre Originalfarbe nicht mal mehr erahnen und auf eine Waschschale sucht Shehera ebenfalls umsonst. "Du hast nicht zufällig etwas zu Essen dabei?" Die Geschichtenerzählerin blickt dem Mädchen hoffnungsvoll entgegen, als ihr Magen sich lautstark meldet, da sie seit dem vorigen Mittag nichts mehr gegessen hat.

"Du musst wissen, ich leide unter Platzangst. Ich fürchte mich vor engen Räumen wie diesem hier und Dunkelheit, welche nicht unter freiem Himmel herrscht." Shehera versucht mit wenigen Worten zu erklären, warum sie zitternd auf dem Boden gesessen hat und warum ihre Hände bereits wieder zu zittern anfangen, wenn sie sich im Zimmer umsieht. "Und nun erklär mir doch bitte... was machst Du hier unten?" Sie blickt Lorne freundlich und neugierig an und kein Schimmer eines Vorwurfes ist in ihrem Gesicht zu sehen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 28. Aug. 2004, 10:14 Uhr
Faraday beobachtet, wie er so nah wie möglich, aber doch mit gebührendem Abstand ans Feuer heranrutscht. Was für'n Unfall denn? Irgendwie mag sie es, wie er sich mit der Hand durch die Haare fährt, wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hat, sich dessen aber keiner Schuld bewußt ist. Aber sie glaubt nicht, dass er lügt, auch, wenn sie sich da nicht ganz sicher ist, aber sie beschließt das einfach ihrem Bauchgefühl zu überlassen. Ändern tut es ohnehin nicht viel.

"An wen hab ich dich denn errinnert?" Wenn sie ein Gefühl gut kennt, dann ist es die Errinnerung die, wenn auch nur für Momente, ganz kurz in einem aufsteigt und wieder verschwindet, ehe man sie zu fassen bekommt. Und manchmal is'es wohl auch besser so.

Er dreht sich ein wenig vom Feuer weg, mit der entkorkten Flasche in der Hand, aber durch die Drehung liegt sein Bein wieder im Dunkeln, so dass es sich wieder andersherum drehen muß. Und so, dass Faraday sehen kann, dass die Haut an seinem Bein braun und schrumpelig, völlig verbrannt ist. Und sie kann nichts dagegen tun, dass eine Gänsehaut über ihre Arme kriecht, als sie die schrecklichen Narben auf dem dünnen, blassen Schenkel sieht. Die Frage nach der Art des Unfalls ist somit hinfällig. Urplötzlich packt sie Mitleid für diesen Jungen, egal wie sehr sie vorher wütend auf ihn gewesen ist. "Oh." macht sie leise und weiß nicht, ob er es gehört hat, aber wahrscheinlich wollte er nicht, dass sie sieht, wie entstellt er ist.

Jedenfalls verzieht er keine Miene, während er die Wunde notdürftig auswäscht, auch wenn der Alkohol brennen muß wie Feuer auf dem offenen Fleisch. Wie Feuer. Faraday ist auf einmal ziemlich kalt, obwohl es in diesem Keller ziemlich warm ist und durch die Fackel nur noch stickiger wird.

"Ich soll dir einen Namen geben? Hat dir Fliegenkragen denn nicht gefallen?" neckt sie ihn dann. Auch, um sich selbst von diesem Anblick und den Gedanken abzulenken. "Ja, ich weiß nich' so recht. Eigentlich kenn' ich dich ja gar nicht und da ist's schwer, dir einen Namen zu geben, der auch pass'n würde, weißt du?"

Sie zieht die Beine an sich, legt einen Finger auf den Mund und überlegt, während sie ihm hin und wieder einen musternden Blick zuwirft. "Jen", sagt sie dann. "Jen ist schön. Das passt irgendwie zu dir, find' ich." Dass er sie ihm einen Namen geben lässt schafft eine unvermittelte Vertrautheit, die Faraday gar nicht so unangenehm ist wie in dieser Situation erwartet. Und wenn sie jemals geglaubt hat, er würde ihr etwas zu leide tun, dann kann sie jetzt nur unmerklich den Kopf darüber schütteln.

"Jen." Sie lauscht dem Klang des Wortes und legt den Kopf schief und ist dann zufrieden mit ihrer Wahl. "Jen." Ob ihm das auch gefällt? Unter seinem Bein hat sich eine Lache aus Alkohol gebildet, die langsam in den Boden einsickert. Bei dem Geruch zieht Faraday die Nase kraus. Dann löst sie ihren Zopf und schüttelt das lange Haar, das im Sitzen fast den Boden berührt und bindet sich erneut einen fast ordentlichen Zopf. Noch immer hat sie Mühe die verbrannte Haut nicht anzustarren und sie fragt sich, wie weit die Verbrennungen an seinem Körper entlang reichen, wie sehr das weh getan haben und auch was passiert sein muß, das so schlimm war, dass er sogar seinen Namen vergessen hat.

"Und was machst du, wenn du nich' g'rad' in Talyra Leute beklaust? Wo kommst du her?" Immer wieder lauscht Faraday, ob sie die Schritte eventueller Verfolger vernehmen kann, aber es bleibt einfach ruhig. Entweder hatten sie die Luke nicht entdeckt oder schlicht und einfach aufgegeben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Tiuri am 29. Aug. 2004, 13:33 Uhr
Tiuri lässt Faraday seinen neuen Namen ein paar Mal aussprechen, doch bei jedem Mal wird sein stilles Grinsen ein wenig breiter und irgendwann nickt er schließlich.
"Jen", wiederholt er schließlich noch und fühlt sich irgendwie gleich wohler, jetzt wo er wieder jemand ist. Nicht, dass er vorher niemand war, aber jemand ohne Namen zu sein ist für Tiuri als wäre er nur eine halbe Person. Auch wenn er tief in sich weiß, dass Jen nicht sein richtiger Name ist und er ihn nur ein wenig darüber hinweg tröstet, dass er seinen richtigen Namen nicht kennt.
„Jen gefällt mir, danke!“
Faradays leises >Oh< beim Anblick seines Beines ist ihm in der Stille nicht entgangen und er schämt sich, dass er es nicht besser vor ihr verborgen halten konnte. Am liebsten hätte er das Hosenbein schnell wieder hinunter gezogen, aber dann hätte sich der Stoff sofort wieder auf die offene Stelle gelegt und ihn dann abzunehmen wäre eine Tortur. Vorsichtig befühlt er die zerstörte Haut. Die Farbe die sie angenommen hat ist seltsam, aber wenn man mit dem Finger darüber fährt fühl sie sich erstaunlich weich an.
Das kommt wohl, weil sie einfach zusammen geschmolzen ist.
Er dreht sich wieder ein Stück zu Faraday, so dass er ihr ins Gesicht schauen kann ohne sich verrenken zu müssen und auch so, dass er nicht mehr so nahe bei dem elenden Feuer sitzen muss. Dass er jetzt sein Bein nicht mehr verbergen kann macht Tiuri wenig aus, denn jetzt wo sie es ohnehin schon gesehen hat, ist es auch schon egal. Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände und Tiuri hat gelernt zu sehen wenn Leute versuchen ihn betont nicht anzustarren. Genauso sieht Faraday in dem Moment und Tiuri lächelt sie aufmunternd an.
„Sieht nicht schön aus, ich weiß. Ich hasse es und ich weiß nicht einmal was passiert ist! Ich kann dir auch nicht sagen an wen du mich erinnert hast.“ Er lächelt noch einmal verlegen und schaut Faraday in die Augen, ob seine Geschichte nicht vielleicht zu seltsam klingt, ob sie ihm noch glaubt wenn er bei der Wahrheit bleibt. Kurz ist er versucht ihr irgendeine Lügengeschichte aufzutischen, weil das leichter für ihn ist und weil er im letzten Jahr nichts anderes getan hat, zu niemandem, außer zu der Familie bei der er aufgewacht ist.
„Ich weiß nicht wer es ist an den du mich erinnert hast, aber irgendwie denke ich, dass ich diese Person wirklich kennen sollte, gut kennen. Nicht einfach so wie den Bäcker kennt bei dem man jeden Tag sein Brot kaufen geht, sondern so wie man seine Familie, seine besten Freunde kennt. Ich hatte einfach das Gefühl diese Person richtig gern haben zu müssen und dann war es weg. Kein Gesicht, kein Name, nichts. Aber, du wirst jetzt lachen wenn ich dir das sage, es waren deine Ohren die ich gesehen habe als ich plötzlich gedacht habe, dass ich mich erinnern kann.“ Er grinst selbst vor sich hin als er das erzählt, noch immer ein wenig verlegen zwar, aber langsam beruhigt er sich.
Das kleine Feuer neben ihnen reicht nicht aus um den Keller zu erwärmen und Tiuri streift den linken Ärmel nach oben, damit der noch immer nass kalte Stoff nicht auf seiner Haut aufliegt. Der Eiswasserkübel hat ihn wirklich voll erwischt und nur der Flucht vor den Gardisten hat er es zu verdanken, dass er schon etwas trockener ist. Der Junge fröstelt ein wenig, aber er rückt nicht näher an das Feuer heran.

Als Faraday ihn danach fragt woher er kommt, was er sonst noch so tut, lacht Tiuri leise auf.
„Du stellst Fragen! Aber du wirst es nicht glauben, wenn ich nicht gerade Leute in Talyra beklaue, beklaue ich sie irgendwo anders. Ich glaube nicht, dass ich das früher schon gemacht habe, denn anfangs hab ich mich nicht besonders geschickt angestellt, aber wenn ich mich jetzt nicht von anderen Dieben beobachten lasse, stelle ich mich eigentlich recht geschickt an. Zu mindestens war in der letzten Zeit noch niemand hinter mir her. Wo ich her komme ist auch nicht so einfach zu beantworten. Das erste an das ich mich erinnern kann ist ein kleines, sehr armseliges Haus, irgendwo zwischen Sûrmera und Ildala, daher komme ich jetzt, aber dort habe ich vorher nicht gelebt wenn du verstehst was ich meine. Das heißt, dort kennt mich niemanden, ich komme auch nicht aus Sûrmera, zu mindest hab ich auch dort niemanden gefunden der mich kennt und ich komme auch nicht aus Ildala. Ich bin aber auch scheinbar niemals in Brioca gewesen und deswegen versuche ich mein Glück jetzt mit Talyra. Vielleicht kennt mich ja hier irgendjemand, ich muss ja schließlich irgendwo her kommen. Manchmal glaube ich wirklich ich bin aus dem nichts gekommen, irgendwo von Siethech aus dem Totenreich ausgespuckt worden.“
Er dreht die Alkohol Flasche die er immer noch in der Hand hält vor sich hin und überlegt wie der die Hand ansetzen kann um sich das Kinn ordentlich zu waschen. Schließlich grinst er Faraday bittend an und hält ihr die Flasche hin, wobei er sich mit der anderen Hand mal wieder durch die Haare fährt.
„Könntest du vielleicht…?“

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 29. Aug. 2004, 18:07 Uhr
Faraday strahlt, weil dem Fliegenkragen der Name zu gefallen scheint. "Weißt du", setzt sie dann an, "ich habe mal einen Jungen gekannt, der so hieß. Und ich glaub, das war der erste und einzige Freund, den ich je hatte." Das Lächeln ist aus ihrem Gesicht gewichen und sie sagt ihm lieber nicht, warum die Freundschaft ein jähes Ende fand. Jedenfalls hatte der Knabe nicht selten eine Rolle in ihren Tagträumereien gehabt und darin waren beide noch kleine Kinder, die über blühende Wiesen liefen, Hand in Hand, bis sie ihn aus irgendeinem Grund immer verloren hatte. Irgendwann war er immer einfach weg und Faraday will nicht darüber nachdenken warum. Aber wenn sie es genauer betrachtet, dann haben die beiden eine gewisse Ähnlichkeit miteinander, auch wenn die Augen dieses Jen's nicht dunkelbraun sondern blau sind wie der Sommerhimmel.

"Ich errinner' dich an jemanden mit spitzen Ohren?" Faraday grinst ihn lausbubenhaft an. "Woher das nur kommt?"

Sie lauscht aufmerksam der Geschichte, die er ihr erzählt, dass er eigentlich gar nicht weiß, woher er kommt und die Vorstellung einfach nur nach irgendetwas zu suchen, was einem einen Anhaltspunkt verschaffen könnte erscheint ihr ebenso traurig wie aussichtslos. "Also ich kenn' dich nich'... naja jetzt schon, aber nich' so, wie du es gern hättest." Irgendwie hört sich das Gesagte seltsam verfänglich an und Faradays Wangen laufen zum wer weiß wievielten Mal in den letzten Stunden himbeerrot an. Sie sieht, dass er leicht zittert und freiwillig näher ans Feuer heranrutscht. Auch ihr Mantel ist nass, ihre Haare allerdings durch die wilde Flucht bereits lange wieder trocken. Spontan zieht sie den Mantel aus und fühlt prüfend an der Innenseite. "Hier. Innen is' er feucht, aber nich' allzu sehr. Nimm ihn, wenn's dich friert." Ihr eigenes Hemd ist trocken, ebenso das Mieder, das an ihrem dürren Leib eigentlich völlig fehlplatziert und nur dazu da ist, das weite Hemd zusammen zu halten.

Sie schiebt ihm den Mantel zu und er hält ihr die Flasche hin. "Hm.. ich kanns versuchen, wart." Faraday springt auf und findet recht schnell die Kiste, in der die Kleider sind. Sie wühlt darin herum und bekommt dann einen dunkelgrünen Umhang in die Hände, ein löchriges, mottenzerfressenes Viereck aus Wollstoff. "Schau mal. Der könnt' dir auch nicht schaden. Und er is' trocken." Den muffigen Geruch ignoriert sie einfach und das Cape landet direkt neben ihrem Mantel auf dem Boden. Dann reißt sie von einer Tunika ein Stück Stoff ab und streicht es mit den Fingern glatt, als müsse sie Schmutz davon entfernen. "Damit kann ich's besser sauber machen, weißt du?" Faraday tränkt den Stoff mit Alkohol, wobei sie nicht vermeiden kann, dass ihre Hose einige Spritzer abbekommt. Dann rutscht sie näher zu ihm heran und nähert sich mit spitzen Fingern der Wunde an seinem Kinn. Mit zusammengekniffenen Lippen tupft sie vorsichtig daran herum, während Jen schmerzlich das Gesicht verzieht, ohne sich jedoch wegzudrehen. Irgendwie ist es auch ein gutes Gefühl ihm zu helfen, findet sie. Und sie findet auch, dass sie ohnehin einiges gutzumachen hätte, wenn sie sich das nur eingestehen würde. Auch die Nähe zu ihm findet sie nicht mehr so unangenehm, jetzt, nachdem sie ihm diesen Namen gegeben hat und sich vorstellen kann, dass es sich nicht um einen Fremden sondern um ihren alten Freund handelt.

"So, jetzt is' sauber." Prüfend begutachtet sie ihr Werk, aber die Schürfwunde ist ohnehin nicht allzu schlimm. "Könntest du vielleicht auch...?" Sie hält ihm das saubere Ende des Lappens und die Flasche hin und streicht sich dann vorsichtig eine Strähne aus der Stirn, wo die Schnittwunde sichtbar wird, in die sich unzählige Haare verklebt haben. "Is' nich' schlimm, hab nur ein bißchen Kopfweh." Innerlich beißt sie aber schon einmal die Zähne zusammen. Während sie beobachtet, wie er es ihr gleichtut und den Lappen mit dem Alkohol tränkt, beschließt sie, dass sie ihm jetzt genauso gut etwas über sich erzählen kann. Nicht zuviel, aber sie hat das Bedürfnis mit jemandem zu reden, so wie sie es schon lange, lange Zeit nicht mehr verspürt hat.

"Ich hab' dies'n Keller heut' früh gefunden, den Göttern sei dank. Ich mach' das gern, weiß du? An Orten sein, wo man nich' sein darf und wo nie jemand erfährt, dass man da war." Sehnsüchtig denkt sie zurück an den Garten hinter der hohen Mauer am Seeufer und sie erzäht Jen auch davon. "Irgendwann werd' ich auch sowas haben. Ein großes schönes Haus und einen Garten voller Blumen dazu. Und ein Pferd werd' ich haben und - AUA!" Der Alkohol brennt in der Wunde wie Feuer und Faraday presst die Zähne aufeinander. "Und viel Gold werd' ich haben. So viel, dass ich mir alles kauf'n kann, was ich will. Alles", fügt sie dann noch leise hinzu, während sie die Augen schließt und Jen mit dem Lappen hantieren lässt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 29. Aug. 2004, 18:21 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Im "Einsamen Wächter"


Mit Bedauern stellt Lorne fest, dass die beiden Frauen zu leise miteinander sprechen, um sie zu verstehen. Einzig den Namen der Rothaarigen, kann das Mädchen aufschnappen. Aliah … Missmutig starrt sie zunächst auf die Tischplatte und kümmert sich dann um den kleinen Welpen auf ihrem Schoß, der immerhin noch einen Namen braucht. Aber so sehr die Kleine auch überlegt, so recht will ihr nichts Passendes einfallen. Schließlich verabschiedet sich Aliah von Shehera und Lorne folgt ihr kurz mit den Augen, während sie zu einem der Männer an den übrigen Tischen hinübergeht, um auf seinem Schoß platz zu nehmen. Desinteressiert wendet sich das Mädchen wieder dem kleinen Welpen zu.

Unterdessen kümmert sich Shehera um ein Zimmer. Und kurze Zeit später folgen Lorne und Ben ihr. Dann haben sie den Raum erreicht, welchen sie für diese Nacht benutzen können und die Geschichtenerzählerin weist Màels Hund an vor der Tür zuwachen, was der schwarze Hund auch folgsam tut. Die Frau betritt währenddessen das Zimmer und das Mädchen, den Rucksack mit dem Welpen auf dem Arm, folgt ihr. Der Gestank ist einfach widerwärtig, wenn auch nicht schlimmer als das, was Lorne bisher auf der Straße ertragen musste. Missmutig schließt sie die Tür hinter sich nur halb, als Shehera sie darum bittet. Es gefällt ihr ganz und gar nicht, Ben davor alleine zurücklassen zu müssen.

Auf die Frage der Frau hin schüttelt sie verneinend und bedauernd den Kopf. Etwas zu Essen hat sie leider nicht, hat sie doch bereits auf dem Markt etwas gegessen. Gelassen sieht sie sich in dem Zimmer um. Es wirkt heruntergekommen und schmucklos, doch könnte es schlimmer sein und Sheheras Reaktion stößt bei dem Mädchen, welches von der Straße weitaus schlechtere Nachtlager gewöhnt ist, eher auf Unverständnis, auch wenn sie sich dies nicht anmerken lässt. Vorsichtig öffnet sie ihren Rucksack und lässt den Welpen auf den Boden des Zimmers hüpfen. Der Kleine schüttelt sich und bietet dabei einen mehr als sonderbaren Anblick. Sein grauschwarzes Fell steht in alle erdenklichen Himmelsrichtungen ab, sein merkwürdiger, struppiger Stummelschwanz wackelt unsicher, ein Ohr ist aufgerichtet, das andere leicht abgeknickt und seine großen dunklen Augen mustern die Umgebung beunruhigt.

Unschlüssig stolpert er umher, bis Lorne sich seiner erbarmt, ihn auf den Arm nimmt und liebevoll zu streicheln beginnt. Um was für eine Rasse es sich bei dem Welpen handeln mag, ist schwer zu sagen und man kann nur vermuten, dass es sich wohl eher um eine bunte und recht exotische Mischung aus Wolfshund und der einen oder anderen Hunderasse handeln mag. Während sich das Mädchen also um den Welpen kümmert, versucht Shehera ihr sonderbares Verhalten auf der Straße zu erklären. >Du musst wissen, ich leide unter Platzangst. Ich fürchte mich vor engen Räumen wie diesem hier und Dunkelheit, welche nicht unter freiem Himmel herrscht.< Das Mädchen sieht sie mit großen Augen an, ein schlichtes „Oooh“ entschlüpft ihrem Mund, mehr weiß sie dazu nicht zu sagen, so verdutzt ist sie.

Doch scheint Shehera darauf auch nicht wirklich eine Antwort zu erwarten und bei ihrer anschließenden Frage setzt sich Lorne verlegen auf die Kante des Bettes, welches sogleich mehr als verdächtig zu knarren beginnt. „Also“, setzt sie an und sieht die Frau etwas betreten an. „Wir waren auf dem Markt. … Und dann habe ich dich am Blaupfuhl gesehen. … Na ja, ich habe Ben gesehen. … Und dann bist du in dieses Haus gegangen, vor dem Màel mich doch schon gewarnt hatte. … Und dann sind wir dir einfach gefolgt.“ Sie hat stockend gesprochen und dabei gar nicht gemerkt, dass ihre Worte eine einzige Aneindaherreihung von „Und dann“ sind. Kleinlaut streicht sie dem Hund auf ihrem Schoß über den Kopf, dann grinst sie. „Es war gar nicht so schwer an Baril vorbei zu kommen.“ Sie lacht. „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass das so einfach gehen würde. Aber ich hatte auch ganz schön Angst.“

Nachdenklich schaut sie Shehera an. „Und was machen wir jetzt hier unten?“, fragt sie absichtlich so leise wie möglich. „Suchen wir … Thal … Thalareth?“ Gerade noch rechtzeitig kommt ihr der Gedanke, dass es besser ist, den richtigen Namen des Elben hier unten nach Möglichkeit zu vermeiden. Warum sie dies denkt, ist ihr nicht ganz klar, aber sie hat das Gefühl, dass dies für Shehera, Ben, sie selbst und letztlich auch für Màel so irgendwie besser ist. Gespannt wartet sie auf die Antwort der Geschichtenerzählerin, so sie ihr den eine geben wird und schaut sich weiter im Zimmer um.

Auf dem Flur erklingen immer wieder Stimmen und Lorne ist froh, das meiste von dem, was dort gesprochen wird, nicht deutlich genug mitzubekommen. „Was hat die Frau, Aliah gesagt? Kann sie uns helfen?“ Neugierig sieht Lorne zu Shehera auf. Ihre Gedanken überschlagen sich wild, auch wenn sie äußerlich ruhig und gelassen wird. Zum ersten Mal sieht sie nicht mehr kindlich und naiv, sondern ernst und gefasst aus. Und so sitzt sie da und wartet ab, was weiter passieren wird. Zwar hat sie es nicht genau mitbekommen, doch nimmt sie an, dass Aliah vermutlich bald zu ihnen kommen wird, vielleicht mit der einen oder anderen Antwort.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 30. Aug. 2004, 14:24 Uhr
So ganz gefällt Shehera die Geschichte zwar nicht, dass Lorne ihr gefolgt ist, doch sagt sie nichts mehr dazu. Lediglich ein Schmunzeln lässt ihre Gedanken erahnen, bevor sie auf den Rest des Gespräches eingeht. "Ja, ich bin hier herunter gekommen, um Thalareth zu suchen." Auch sie benutzt Máels Decknamen, da sie einfach das Gefühl hat, dass hier unten sogar die Wände Ohren und Augen haben. "Ich weiss zwar nicht, warum ich ihn suche, denn eigentlich ist er ja noch nicht lange weg. Doch die Tatsache, dass er sich erst im Zimmer einschliesst und dann aus dem _Fenster_ steigt, ohne auch nur daran zu denken, die Tür wieder zu entriegeln, finde ich schon besorgniserregend. Ausserdem hat er seine ganzen Sachen da gelassen... ausser seinen Waffen."

"Ich denke, Aliah kann uns helfen, ja. Sie scheint ihn zu kennen, auch wenn ich nicht weiss, wie gut." Shehera senkt ihren Blick und richtet ihn gegen den Boden, fast so, als gäbe es dort etwas interessantes zu sehen. Eigentlich will ich dies glaub ich auch gar nicht wissen. Ein Seufzen zeigt an, was sie befürchtet, jedoch lässt sie sich sonst nichts anmerken. Shehera ist schon fast froh, dass Lorne ihr gefolgt ist, denn das Gespräch lenkt sie von ihrer Angst ab, welche sie schon fast vergessen hat. Das Zittern ist inzwischen unauffällig und langsam scheint die Geschichtenerzählerin sich mit der Situation abgefunden zu haben. Eigentlich ist es eine gute Frage, Shehera! Warum bist Du überhaupt hier hinuntergegangen? Traust Du ihm nicht? Die Stimme lässt sie zusammenzucken und erneut seufzt sie. Ich weiss nicht einmal, wer er ist. Was habe ich mir bloss dabei gedacht, etwas mit ihm einzugehen? Ihre Augenbrauen ziehen sich bei der Frage sorgenvoll zusammen, bevor sie wieder ihr Lächeln aufsetzt, welches diesmal allerdings lediglich eine Maske ist.

"Und wie bist Du denn nun an dem Zwergen vorbeigekommen?" Shehera richtet ihren Blick leicht grinsend wieder dem Mädchen zu, doch noch bevor dieses dazu kommt zu antworten, klopft es leise an der nur angelehnten Tür. Die Tatsache, dass Ben nicht bellt, lässt Shehera annehmen, dass Aliah vor der Tür steht. "Kommt herein." sagt sie lediglich leise und die rothaarige, schlanke Frau schlüpft durch den Türspalt und schliesst die Tür hinter sich, nachdem sie Ben hineingebeten hat, welcher bereitwillig tut, was die Frau sagt. Siehst Du? Er hat sogar noch jemand anderen und Du hast ihm einfach vertraut! Shehera zwingt die Stimme in ihrem Kopf zur Ruhe, indem sie einfach versucht nicht hinzuhören, doch ihre Worte hallen wie ein Echo durch ihre Gedanken und erneut seufzt sie. Langsam erhebt sie sich von dem schmutzigen Boden und erfreut nimmt sie zur Kenntnis, dass die Frau Brot und Käse mitgebracht hat, welches sogar geniessbar aussieht. Shehera bedankt sich bei Aliah mit einem Kopfnicken und sieht sie dann allerdings fragend an.

"Wie gut kennt Ihr ihn?" Die Rothaarige spricht noch immer leise und ihre Stimme klingt angenehm in den Ohren, was der Geschichtenerzählerin ein etwas seltsames Lächeln abringt. "Gut genug um seinen richtigen Namen zu kennen." antwortet sie leise und Aliah setzt sich daraufhin auf das Bett und seufzt. "Nun... er war vorhin hier. Er wollte etwas von mir wissen und auf sein Drängen hin habe ich ihm die Informationen geben. Ihr müsst wissen, dass er die letzten Tage öfter hier war und ich mache mir wirklich Sorgen um ihn." Shehera zieht die linke Augenbraue hoch, denn die echte Sorge auf dem Gesicht der Frau lässt sie erneut erahnen, in was für einer Beziehung sie zu Máel steht. "Seid Ihr..." Sie blickt Aliah offen an, wobei ein besorgter Gesichtsausdruck eigentlich keinen Zweifel daran lässt, was sie gerne hören möchte. Gerade will sie weitersprechen, doch die Frau fällt ihr in's Wort. "Wisst Ihr, was er hier unten will?"

"Ich nehme an, es geht um seine Ziehtochter?" antwortet Shehera und belässt es dabei, dass die Frau ihre unausgesprochene Frage nicht beantwortet. Aliah nickt nur und erhebt sich vom Bett, um zu der Geschichtenerzählerin zu gehen. Sie spricht noch leiser, doch immernoch laut genug, damit Lorne hören kann, was sie sagt. "Ihr seid hier in einer gefährlichen Umgebung. Ich habe ihn zu den alten Ruinen der Kirche geschickt und wenn Ihr ihn dort suchen wollt, solltet Ihr Euch auf einiges gefasst machen." Shehera nickt der Frau nur zu und fordert sie so auf, fortzufahren. Aliah erklärt ihr den Weg und verschwindet dann genauso leise wieder aus dem Zimmer wie sie gekommen ist. Nachdenklich nimmt Shehera etwas von dem Brot und dem Käse und reicht den Rest dann Lorne, damit auch das Mädchen ihren Hunger stillen kann. Ohne etwas zu sagen kaut sie auf dem Essen herum, worauf sie sichtlich überhaupt keine Lust mehr hat.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Tiuri am 31. Aug. 2004, 02:38 Uhr
Es ehrt Tiuri, dass Faraday ihm den Namen ihres einzigen Freundes gibt, denn er würde nie jemandem den Namen einer geliebten Person geben, wenn er denjenigen nicht leiden kann. Das führt dazu, dass ihm der Name Jen gleich noch ein Stück sympathischer wird.
Der Alkohol in seinem Gesicht brennt, noch mehr als auf dem Schienbein, aber das Bein an sich ist einfach nicht so angeschwollen wie seine untere Gesichtshälfte.
Großartig, bis heute war wenigstens noch mein Gesicht normal!
Obwohl er hin und wieder die Zähne zusammen beißen muss, hält Tiuri soweit er kann stillt. Er weiß, dass es nicht besser wird wenn er die Wunde nicht auswaschen lässt und es selbst zu machen würde die gleichen Schmerzen bringen, wenn nicht noch schlimmere. Außerdem ist Tiuri Schmerzen gewöhnt und er ist sich ziemlich sicher, dass ihn was das betrifft nichts mehr so schnell schocken kann.
Den Mantel der Halbelbin nimmt er dankend an, aber er nimmt sich vor gut darauf zu achten, ob sie nicht irgendwann zu frösteln beginnt, denn er traut ihr zu, dass sie das überspielen würde und ihm den Mantel lassen würde.
Jetzt wo sie den Mantel zum ersten Mal seit Tiuri sie sieht ablegt, bemerkt er erst wie schmächtig sie eigentlich ist, vor allem, da das Mieder ihre schmale Figur betont indem es sich eng an ihren Körper schmiegt.
Erst jetzt als sie ihn bittet ihre Wunde ebenfalls auszuwaschen sieht Tiuri, dass Faraday ebenfalls nicht unbeschadet davon gekommen ist. Er lächelt wissend als er sieht wie sie die Augen schließt und die Zähne zusammen beißt, noch bevor Tiuri sie überhaupt berührt hat. Vorsichtig entfernt er jedes Haar einzeln, das sich in Blut getränkt an die offene Stelle geklebt hat. Obwohl er versucht so sanft wie möglich zu sein, reißt die Wunde an manchen Stellen wieder auf und Tiuri wischt sie sorgfältig mit dem in Alkohol getränkten Stoffstück aus.

Er hätte beinahe aufgehört als sie schließlich einfach so anfängt zu reden. Ganz von sich aus, ohne Aufforderung. Tiuri ist zwar erstaunt über diesen Umstand, aber er freut sich auch darüber, denn wenn sie mit einander reden können, würde die Zeit die sie hier unten verbringen müssen, nicht ganz so lange erscheinen.
Der Junge versteht Faradays Vorliebe für verbotene Plätze, denn diese verspürt er ganz genauso, der Reiz des Verbotenen lockt und führt ihn durchs Leben. Als ihm die junge Frau von dem Anwesen im Seeufer erzählt muss er lächeln, schließlich haben seine Träume noch vor kurzem ziemlich ähnlich geklungen, auch wenn sie immer eine etwas ausgeschmückte Familiensituation beinhaltet haben.
„Hm, Gold und Blumen? Wo sind deine Diener und Mägde. Ohne Diener ist die ganze Sache doch langweilig. Mein Haus wäre voll von Leuten die all die unangenehme Arbeit für mich machen. Ich wäre ständig nur draußen und würde tun was mir gefällt. Dazu nicht nur ein Pferd, gleich mehrere, das ist viel besser!“
Dass er jetzt maßlos übertreibt weiß er selbst, aber schon allein die Tatsache, dass einer von ihnen jemals in einem schönen großen Haus mit Garten und Blumen und Unmengen an Gold leben könnte, ist für Tiuri so weit hergeholt, dass jede weitere Übertreibung auch keinen Unterschied mehr macht. Außerdem sind Träumer nicht realistisch und ein Träumer ist Tiuri ganz bestimmt.
„Bei mehreren Pferden kann man auch mit anderen Leuten ausreiten, Freunde die man mitnehmen möchte! Ich kann reiten“, er stockt während er das sagt und denkt nach.
Was sag ich da? Kann ich denn reiten?
Vor lauter überlegen vergisst er weiterhin die Wunde zu säubern und starrt Faraday einfach nur an, als sie seinen Namen sagt, das heißt, seinen neuen Namen, reißt sie Tiuri aus seinen Gedanken und er lächelt.
„Das heißt, ich glaube, dass ich reiten kann. Ich habe zu mindestens das Gefühl. Ich glaub ich kann sagen was man tun muss, wie man die Zügel hält und wie man aufsteigt… Ja, ich denke ich kann reiten!“ Irgendwie ist diese Erkenntnis ein gutes Gefühl und mit einem triumphierenden Lächeln beendet Tiuri seine Arbeit an Faradays Stirn.

„Darf ich dich fragen woher du eigentlich kommst? Du weißt Dinge über mich die ich dir nur erzähle, weil wir hier in diesem dreckigen Loch sitzen und ich kaum eine andere Wahl habe wenn ich dich noch weiter anlügen will. Aber ich weiß kaum etwas über dich, außer, dass du gern reich wärest und dass du gerne an verbotenen Orten bist. Aber was tust du, wenn du so reich bist, dass kein Ort mehr für dich verboten ist, dass du ja jeden Platz in ganz Talyra kaufen kannst wenn du das möchtest!“

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 31. Aug. 2004, 10:04 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Im "Einsamen Wächter"


Lorne will gerade zu einer Antwort ansetzen und ausführlich erklären wie sie unbemerkt an Baril und seines Armbrust vorbeigekommen ist, als es leise an der Tür klopft und die rothaarige Frau namens Aliah durch die nur leicht angelehnte Tür ins Zimmer schlüpft. Enttäuscht schließt das Mädchen den schon halbgeöffneten Mund und sieht der Frau erwartungsvoll entgegen. Ihr entgeht nicht, dass Ben der Aufforderung der Frau ohne zu zögern folgt und ins Zimmer kommt, so dass sie die Tür hinter sich schließen kann. Ebenso wenig entgeht ihr die darauf folgende Reaktion der Geschichtenerzählerin, allerdings kann sich die Kleine keinen vernünftigen Reim darauf machen und widmet sich stattdessen wieder dem kleinen Welpen und der Überlegung eines passenden Namens.

Mit halbem Ohr verfolgt sie die Unterredung der beiden Frauen, während sie ein wenig von dem Käse und Brot probiert, welches Aliah mitgebracht hat, allerdings hat sie keinen rechten Hunger. Zum einen, weil sie bereits auf dem fest etwas gegessen hat, zum anderen, weil ihr die ganze Aufregung und der Ort an dem sie sich derzeit befinden gründlich den Appetit verdorben hat. Außerdem erinnert sie sich nur zu gut an Sheheras eben noch gesprochene Worte und weiß, dass die Geschichtenerzählerin offenbar Hunger hat und sicher gerne etwas essen möchte, so dass es sicher keine gute Idee wäre, ihr die wenigen Speisen vor der Nase fort zu schnappen.

Anfangs achtet Lorne nur auf ein paar vereinzelte Gesprächsbrocken, doch als das Wort „Ziehtochter“ fällt, wird sie mit einem Mal hellhörig und erinnert sich wieder an die sonderbare Begegnung mit dem unheimlichen Fremden, vor welchem Màel sie gerade noch rechtzeitig beschützen konnte. Auch der Mann hatte etwas von Ziehtöchtern erzählt, was den Elben offenbar sehr wütend gemacht haben musste, wie Lorne nun im nachhinein klar wird, als sie sich darauf besinnt, wie er seine Waffe zog.

Die Stimme der rothaarigen Frau wird leiser und leiser, als sie zu sprechen fort fährt, doch ist sie nochlaut genug, dass Lorne ihre Worte auch weiterhin gut verstehen kann, wenn sie aufmerksam zuhört. >Ihr seid hier in einer gefährlichen Umgebung. Ich habe ihn zu den alten Ruinen der Kirche geschickt und wenn Ihr ihn dort suchen wollt, solltet Ihr Euch auf einiges gefasst machen.< Angespannt hängt das Mädchen an den Lippen der Frau, jedes einzelne Wort aufsaugend wie ein trockener Schwamm, der Wasser zieht. Stumm folgt sie Aliahs Wegbeschreibung und versucht sich jedes noch so kleine Detail genaustens zu merken. Auf der Straße hat sie gelernt, dass so etwas manchmal kostbarer sein kann, als Geld und andere Wertsachen. Ja, Wissen, Informationen, egal welcher Art, bedeuten Macht, dass hat sie trotz ihrer jungen Jahre schon erfahren müssen.

Dann beendet die rothaarige Frau ihre Rede, spricht einen letzten Satz um sich zu verabschieden und schlüpft so leise wie sie gekommen ist auf den Flur hinaus, während Shehera und Lorne schweigend und nachdenklich zurückbleiben. Als die Geschichtenerzählerin sich etwas von dem Brot und dem Käse nimmt und auch Lorne etwa davon reichen will, lehnt das Mädchen mit einem Kopfschütteln ab. Immerhin hat sie bereits ein paar Bissen davon genommen, offenbar ist Shehera dies gar nicht weiter aufgefallen, so sehr muss sie die Unterhaltung in Anspruch genommen haben. Außerdem verspürt Lorne noch immer keinen Hunger, stattdessen kreisen ihre Gedanken noch immer um Aliahs letzte Worte, während die Geschichtenerzählerin sichtlich lustlos auf einem Kanten Käse herumkaut.

Schließlich kann das Mädchen die Stille nicht länger aushallten. „Wann gehen wir los?“, flüstert sie und sieht Shehera erwartungsvoll an. Ihr ist anzumerken, dass sie keinesfalls bereit ist, noch länger in der heruntergekommenen Kammer zu verharren und weitere Zeit verstreichen zu lassen. Hoffentlich können wir hier bald weg. Irgendwie gefällt mir dieser Ort gar nicht. Schaudernd denkt sie an den widerwärtigen Kerl unten in der Wirtsstube zurück, welcher Shehera auf so unangenehme Art und Weise nahe zu kommen versucht hatte. Behutsam streicht sie dem Welpen auf ihrem Arm über den Kopf, als er verängstigt zu winseln beginnt. „Schhh, ist ja gut, alles gut.“

Abwartend sieht sie zwischen Ben und Shehera hin und her, während sie auf eine Antwort wartet, doch dann trifft sie eine Entscheidung. Vorsichtig setzt sie den Welpen wieder in ihren Rucksack, verstaut ihn sorgsam und setzt die Tasche auf, bevor sie zur Tür hinüberschlüpft und anstallten macht, die Kammer zu verlassen. Zuvor presst sie ihr Ohr jedoch einige Minuten gegen das Holz, und lauscht angestrengt auf die Geräusche auf der anderen Seite der Tür. Alles scheint ruhig zu sein und so drückt sie die Klinke ganz langsam hinunter, um ihren Kopf gleich darauf durch den schmalen Türspalt zu stecken.

Ihr Blick huscht hin und her. Nichts ist zu sehen, alles Türen sind scheinbar verschlossen und auch im Schankraum scheint nicht mehr viel los zu sein. Vorsichtig tritt sie auf den Gang hinaus und wartet darauf, dass Shehera und Ben ihr folgen. Der große Hund ist auch sogleich an ihrer Seite, sein wachsamer Blick schweift ebenfalls über den Flur. Ungeduldig schaut Lorne zu der Tür hinüber und wartet unruhig darauf, dass sich auch die Geschichtenerzählerin zu ihnen gesellt, damit sie gehen können. Als sie den Schatten der Frau in der Tür ausmachen kann, geht sie bereits einige Schritte in Richtung Treppe davon, macht erst am obersten Treppenabsatz halt und sieht sich wieder nach Shehera um.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 31. Aug. 2004, 11:14 Uhr
Ohne auf seine Umgebung näher zu achten, verschwindet Garrett in der Unterstadt. Der Halbelb zieht seine Kapuze über den Kopf, verbirgt den Bogen unter seinem Mantel und schließt die Fibel, die drei bronzene Wolfsköpfe zieren, vor seiner Kehle. Von seiner Verfolgerin bemerkt der Dieb nichts - ein für gewöhnlich unverzeihlicher Fehler - und so kann Aileika ihm problemlos bis zu seiner Unterkunft folgen.

Das Haus, in dem Garrett mittlerweile wohnt, ist wenig mehr als eine zusammengestürzte Ruine. Die meisten Fenster sind mit Brettern verschlossen und die Tür hat kein normales Schloß, sondern wird mit einem Riegel gesichert. Das Gebäude hatte wohl ursprünglich zwei Obergeschosse. Doch seit das Dach eingefallen und damit das zweite Obergeschoß unter sich begraben hat, existieren nur noch das Erdgeschoß und der erste Stock. Hierhin zieht sich Garrett zurück. Sein einfaches Lager aus einem Strohsack und einem gestohlenen Federkissen ist neben den Habseligkeiten, die er am Körper trägt, sein einziger wirklicher Besitz.

Nachdem der Dieb die Tür von innen verriegelt hat, legt er sich auf den Strohsack und starrt zur Decke.

Wie lange soll ich eigentlich hier unten leben? Bis mich irgendwann ein Dolchstoß in den Rücken trifft? Oder komme ich hier heraus?, denkt er. Doch eine rechte Antwort will ihm auf diese Frage nicht einfallen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 31. Aug. 2004, 15:46 Uhr
Mit einem lauten Seufzen steht Shehera auf und folgt Lorne, wobei sie einen Moment in der Türe verharrt und sich überlegt, ob sie wirklich weiter nach Máel suchen soll. Wozu willst Du das eigentlich tun? Er ist einfach gegangen, er wird sein Versprechen brechen! Willst Du ihm auch noch dabei helfen? Die Stimme in ihrem Kopf ist unerbittlich und Shehera kann sich ihrer Logik nicht enziehen. Máel hatte ihr wirklich versprochen, den Mörder seiner Ziehtochter nicht zu töten und nun war er trotzdem hier unten um genau dies zu tun.

Ausserdem hat er scheinbar hier unten... na Du weisst schon! Aliah ist kaum eine Frau, der man widersteht! Auch dieser Logik kann die Geschichtenerzählerin nur zustimmen und langsam sinkt ihr Kopf genauso wie ihr Wille und ihr Mut, weiterzugehen. Ausserdem... woher willst Du überhaupt wissen, dass er in Gefahr ist? Er ist hier unten und das hier ist sein Zuhause, auch wenn Du das nicht einsehen willst. Noch tiefer sinkt Sheheras Kopf, bis das Kinn ihr Brustbein berührt und sie schüttelt sanft den Kopf. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass er sich in mehr Gefahr begiebt, als er wollte. Dass er in Schwierigkeiten ist. Sie versucht mit ihren eigenen Gedanken, die Stimme zu vertreiben, doch diese scheint dieses Mal nicht so leicht aufzugeben.

Und wie meinst Du willst Du ihm helfen? Du bist ein Schreiberling, eine Frau, die Kindern Geschichten erzählt. Kinder kannst Du vielleicht damit einschüchtern, aber jemanden wie den, den Máel sucht sicher nicht. Shehera zieht die Augenbraue hoch und tritt schliesslich doch noch aus dem Zimmer. Ihr Gesicht ist regungslos und wieder hoch erhoben und sie blickt Lorne entgegen, ohne allerdings auch nur zu versuchen, ein Lächeln zu Stande zu bringen. "Lass uns gehen."

Mit diesen Worten geht sie langsam die Treppen hinunter und ihr Schritt ist sicherer geworden, fast scheint es, als würde sie sich nicht mehr vor der Enge fürchten. In Wirklichkeit ist diese Tatsache lediglich in den Hintergrund getreten, da Shehera sich noch immer mit der Stimme in ihrem Geist streitet, versucht Gründe zu finden, Máel zu suchen. Doch die Stimme scheint langsam aber sicher die Oberhand zu gewinnen, was Shehera lediglich an einer gekrausten Stirn anzusehen ist.

Sie schlängelt sich einfach an einem Mann vorbei, welcher sich direkt vor sie drängt und scheinbar etwas von ihr will und legt den Schlüssel zusammen mit einer Goldmünze auf den Tresen. "Wir haben es uns anders überlegt." Ihre Stimme klingt hart, fast so, als hätte sie nicht selbst gesprochen und vollkommen abwesend. Die Hand des Mannes, welchen Shehera gerade einfach hat stehen lassen, legt sich unsanft auf ihren Oberarm und reisst sie mit Schwung herum, so dass sie automatisch in seinen Armen landet. Der Mensch stinkt bestialisch und als er den Mund öffnet, um zu sprechen, weht der Frau ein Geruch von Met und fauligen Zähnen entgegen.

"Hey meine Schöne! Du bist neu hier. Komm, wir amüsieren uns etwas." Sein Griff an ihrem Arm duldet keine Widerrede und wäre Shehera nicht gerade in ihrem Geist damit beschäftigt, mit sich selbst zu sprechen, hätte sie es vielleicht sogar wahrgenommen. Doch sie handelt instinktiv; noch bevor der Mann reagieren kann, fühlt er ohne Gnade ihr Knie in seinem Schritt, was ihn dazu bringt, ihren Arm loszulassen und sich mit der Hand lieber um sein bestes Stück zu kümmern. Shehera sieht den Mann mit hochgezogener Augenbraue und einem angewiderten Blick an und geht einfach an ihm vorbei. Sie öffnet die Türe und wartet, bis Lorne und Ben draussen sind, bevor sie diese mit Schwung zuschlägt.

Einen Moment bleibt sie stehen und zieht die abgestandene Luft, welche ihr im Vergleich zur Taverne geradezu wie der frische Wind am Ildorel vorkommt, tief in ihre Lungen und schliesst die Augen. Schon hat sie sich in die Richtung gedreht, in der der Ausgang aus der Unterstadt liegt und geht auch zwei Schritte, bevor sie die Augen aufreisst. "Nein!" Es ist ein Schrei voller Verzweiflung und Mut gleichzeitig, der sie selbst wachrüttelt. Entschlossen dreht sie sich um und geht an Lorne vorbei, wobei sie die Hand der Kleinen energisch ergreift und mit ihr weiter geht. Weiter in die Dunkelheit, weiter in die Tiefe, weiter in das Unbekannte der Unterstadt.

Sie zerrt zwar nicht an Lorne, während sie zwischen den alten, zerfallenen Häusern hindurch geht, doch schlägt sie einen schnellen Schritt an, bis sich erneut jemand vor ihr auf die Strasse stellt. Instinktiv schiebt Shehera Lorne hinter sich, um sie zu schützen und blickt dem dunkel gekleideten Mann entgegen. Sie sieht einen Dolch aufblitzen und der Mann kommt näher, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Shehera macht einen Schritt zurück und schiebt Lorne so mit, als der Mann doch noch anfängt zu sprechen. Seine Stimme klingt weich und wäre es eine andere Situation hätte Shehera sicherlich Interesse daran gezeigt, ihn kennenzulernen. Doch die Situation ist nunmal genau diese, dass der Mann ihr Geld will, welches sie aber immernoch selbst gebrauchen kann.

"Bleibt schon stehen meine Schöne. Was macht eine Frau wie Ihr überhaupt hier unten? Und noch mit Tochter. Ihr hättet sicher etwas Geld für einen halb verhungerten armen Mann?" Seine Frage klingt nicht im Geringsten wie eine Frage, vielmehr wie eine Drohung, wobei seine blitzenden blauen Augen Lorne mustern. Shehera blickt dem Dieb ruhig entgegen und macht noch einen Schritt zurück, wobei Ben stehen bleibt und somit vor ihr steht. "Nicht, Ben!" zischt die Geschichtenerzählerin und versucht, den Hund zurückzuhalten. Dieser jedoch macht noch einen Schritt und fletscht erneut seine Zähne, die genau wie der Dolch des Diebes in dem spärlichen Licht blitzen.

Einen Moment scheint der Mann verwundert, doch dann fängt er sich und will sich wohl nicht von einem Hund aufhalten lassen. Er will an Ben vorbei gehen, welcher allerdings seine Zähle schneller in dem bewaffneten Arm vergraben hat als der Dieb überhaupt seinen Namen hätte nennen können. Blitzschnell hat er den Dolch in der andern Hand und sticht Ben diesen tief in die Seite, woraufhin der grosse schwarze zwar aufheult, doch seine Zähne keinen Moment von seinem Opfer löst. Im Gegenteil, sein Biss scheint sich zu verstärken und man hört schon das Knacken der Knochen.

Erneut sticht der Mann zu, und noch einmal, bis Ben schliesslich doch loslässt. Doch er gibt nicht auf und beisst dem Mann schliesslich hart in's Bein, so dass das Blut aus der frischen Wunde sich mit dem Blut aus der Wunde am Arm und Bens Blut auf dem Boden vermischt. Es erscheint Shehera ewig, bis der Mann endlich aufgibt und so schnell wie möglich in einer dunklen Gasse verschwindet. Die Schreiberin muss noch immer Lorne zurückhalten, die während der ganzen Sache Ben helfen wollte, doch nun, wo der Mann weg ist, lässt sie das Mädchen laufen. Diese kniet sich zu Ben und untersucht dessen Wunden, während sie ihn umarmt. Er scheint nicht so schwer verletzt zu sein, dass er nicht weitergehen könnte, und so ist für Shehera die Sache für den Moment erledigt.

Shehera wird langsam ungeduldig und legt ihre Hand auf Lornes Schulter. "Wir müssen weiter." Ohne noch ein Wort über das Ganze zu verlieren, geht sie weiter, den Weg entlang, den die Rothaarige ihr erklärt hatte. Als sie die Ruinen sieht, die sie suchen, stockt ihr einen Moment der Atem. Doch ohne weiter darüber nachzudenken betritt sie das Gebäude und sucht nach Spuren, welche sie schliesslich in Form eines eingeklemmten Mantels findet. Was ist hier bloss passiert? Doch weiter kommt sie nicht mit ihren Gedanken, denn schon haben ihre Hände - ohne dass sie wirklich Kontrolle darüber hätte - die Falltür geöffnet. Leise schwebt der Umhang in die Tiefe und unten hört sie, wie der Stoff sich sanft zusammenfaltet, als er auf dem Boden auftrifft.

Sie holt die grosse Kerze aus der Tasche, welche sie immer bei sich hat und entzündet diese, was etwas Licht spendet. Mit einem Seitenblick zu Lorne fängt sie an, nach unten zu steigen. Immer tiefer dringt sie vor und erneut kommt das Gefühl in ihr hoch, dass ein Eisenring sich um ihr Herz und ihre Lunge schliesst und langsam zugezogen wird. Doch nun ist es zu spät, sie kann nicht mehr zurück und als sie endlich unten angekommen ist, traut sie sich erst wieder zu atmen.

Die Luft ist stickig und riecht - wie überall hier unten - nach Unrat und diversen Ausscheidungen von verschiedenen Tieren. Auf dem Boden sieth sie deutliche Fussspuren, wobei sie auch Blut sehen kann. Bei den Göttern, Máel! Was hast Du bloss getan? Sie folgt den Fussspuren, als sie sicher ist, Lorne folgt ihr und bereits nach ein paar Augenblicken sieht sie vor ihnen eine Gestalt stehen. "Máel?" Ihre Stimme klingt unsicher und brüchig, doch ist sie sich sicher, den Elben vor sich zu sehen. Doch irgendetwas an seiner Haltung ist anders - sie weiss nicht, was es ist, doch es beunruhigt sie. Und obwohl sie sicher ist, Máel vor sich zu sehen, traut sie dem Mann vor sich nach allem Gehörten nicht mehr richtig.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Aileika am 31. Aug. 2004, 18:19 Uhr
Mit eiligen Schritten verfolgt Aileika den Halbelben und merkt kaum, dass es um sie herum immer wie düsterer wird und die Luft immer mehr nach Unrat und Kloake riecht. Plötzlich verschwindet Garrett in einer weiteren Gasse und die Elbe muss sich beeilen, damit sie ihn nicht verliert.
Auf einmal wird Aileika bewusst, dass sie nicht mehr im schönen Stadtteil ist und sie bleibt einige Sekunden stehen und schaut sich um.
Kaum ein Licht brennt in der Dunkelheit und hie und da sieht man Gesindel und leichte Mädchen an den Strassenseiten stehen. Schaudernd zieht Aileika die Kapuze über den Kopf und zieht sie tief ins Gesicht. Wo bin ich hier nur gelandet, ich sollte schleunigst wieder zurück.

Sie dreht sich um und will gerade zurückgehen, als ein grosser, breitschultriger Mann auf sie zu kommt und ihr ein lüsternes Lächeln zuwirft. Sein Gesicht ist von Narben entstellt und von seinen Zähnen, die zwischen den rauen, rissigen Lippen hervorstehen,  sind kaum mehr als einige gelbe Stummel übrig.
Erschrocken dreht sich die Elbe sofort wieder um und beginnt zu laufen. Sie folgt Garrett um die Ecke und sieht noch wie er in ein Haus hinein geht, doch da packt sie auch schon eine Hand am Ärmel und reisst sie zurück.

Aileika beginnt sofort um Hilfe zu rufen, doch schnell merkt sie, dass dieses Vorhaben in dieser Gegend keinen Sinn hat und sie schweigt. Der Mann betrachtet sie mit seinen kalten Augen und presst die Elbe an die harte Mauer. „Na meine Süsse, hast dich wohl verlaufen was?“ Flüstert er lispelnd und Aileika dreht sich angeekelt weg. „Bitte lasst mich gehen…“ Fleht sie ihn an und eine Träne kullert über ihre Wange. Zitternd, an die Wand gedrängt wartet Aileika darauf, was der Mann jetzt mit ihr vorhat.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 31. Aug. 2004, 19:13 Uhr
>Hilfe!<

Irgendwo dringt von draußen leise eine Stimme an das Ohr des Diebes. Dieses eine Wort genügt, um den Halbelben aufhorchen zu lassen. Denn etwas in dieser Stimme erinnert Garrett an...

>Helft mir! Bitte!<

"Aileika!"

Die Stimme der Elbe reißt an Garrett wie ein harter Herr an der Kette seines Hundes. Der Halbelb springt auf die Füße, rennt zur Tür und entriegelt sie. Mit einem Sprung ist der Dieb auf der Straße und blickt sich um. Durch die düsteren Lichtverhältnisse in seiner Wohnung sind die ohnehin geschulten Augen des Halbelben schon an Schummerlicht gewöhnt. Und so fällt es ihm auch nicht schwer, den ungeschlachten Grobian zu entdecken, der die Elbe soeben an die Wand drückt und ihr mit ekelhaft stinkendem Atem einige Worte zuflüstert. An dem Gesichtsausdruck Aileikas kann Garrett erkennen, daß der Ekel sie zu übermannen droht. Auch die Träne, die der Schönen über die Wange rinnt, entgeht den Augen des Diebes nicht.

Vier schnelle Schritte bringen den Halbelben hinter den Koloß, der soeben bemüht ist, Aileika einen zahnlosen Kuß aufzuzwingen. Doch plötzlich erstarrt die Gestalt des Narbengesichtes. Ein unangenehmer Druck im Nacken und das kühle Gefühl einer Dolchklinge am Hals hemmen die Gelüste des Grobians nachdrücklich.
Doch noch schärfer als der Dolch in seiner Faust ist Garretts Stimme, mit der er den Goliath anspricht: "Überlege Dir gut, was Du nun tust, Ekelpaket! Wenn Du diese Frau auch nur schief ansiehst, werden die nächsten Geschöpfe, die Du erblickst, die Würmer sein, die Dich in Deinem Grab besuchen. Und selbst die wären mehr wert als Du."

Langsam weicht der breitschultrige Mann von Aileika zurück und dreht sich halb, so daß er Garrett sehen kann, der ihm immer noch die Waffe an den Nacken hält. Plötzlich verziehen sich die Lippen des Mannes zu einem zahnlosen Grinsen: "Sieh da, ap Dunisane. Was willst Du denn mit der Kleinen? Ist sie etwa Dein Liebchen, daß Du Dich so für sie einsetzt?"

Garretts Augen sind von einem warmen Dunkelbraun, aber selbst wenn sie aus blauem Eis wären, könnten sie nicht kälter blitzen als jetzt: "Erraten, Fettwanst. Und jetzt pack' Deinen verwanzten Körper ein und troll' Dich, bevor ich der Unterstadt noch einen Gefallen tue und sie von einer besonders häßlichen Gossenratte befreie." Der Dolch an der Kehle des Riesen tut sein Übriges, um diese Drohung zu unterstreichen. Widerwillig wendet sich das Narbengesicht um und schleicht, von Garrett aufmerksam beobachtet, die Straße hinunter.

Nachdem der Möchtegern-Casanova schließlich in einer Seitengasse verschwunden ist, blickt Garrett Aileika an. Sein Blick ist sorgenvoll und doch voller Bewunderung, daß sie es gewagt hat, die Unterstadt zu betreten.
Sie am Arm fassend, lächelt der Dieb die Elbe an: "Kommt." Gemeinsam gehen sie zu Garretts Wohnung und der Dieb verriegelt, nachdem sie beide das Haus betreten haben, sorgsam die Tür hinter sich.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Aileika am 31. Aug. 2004, 20:05 Uhr
Einige Sekunden braucht die Elbe und zu realisieren was gerade passiert. Ihr Angreifer lässt plötzlich von ihr ab und Aileika rutscht an der Wand entlang nach unten um dort regungslos zu verharren. Die Worte die gesprochen werden, hört sie kaum, da sie noch zu erschrocken ist. Auch das ihr Retter Garrett ist, bemerkt Aileika erst, als der brutale Mann verschwindet.

Der Halbelb steht mit einem besorgen Lächeln vor ihr und schaut zu ihr runter. Aileika nimmt seine Hand und lässt sich aufziehen und muss ernstlich dem Bedürfnis entgegenhalten, den Mann einfach zu umarmen. Vorsichtig zieht er sie durch eine Türe und schliesst diese hinter den beiden. Aileika schaut Garrett mit grossen, immer noch Angsterfüllten Augen an und seufzt dann erleichtert. „Vielen Dank Garrett, Ihr habt mir wohl das Leben gerettet.“ Mit einer Handbewegung wischt sie sich die Träne weg und küsst ihren Retter auf die Wange.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 31. Aug. 2004, 20:31 Uhr
"Nun... gern geschehen.", murmelt Garrett verlegen, während er seine Wange berührt, auf die Aileika ihn soeben geküßt hat. Dabei macht der Halbelb ein Gesicht, als fühle er zum ersten Mal, daß er so etwas wie eine Wange besitzt.

Ein Stuhl ist rasch herbei gezogen, auf den Aileika sich setzen kann. Garrett selbst kniet sich neben ihr auf den Boden und hält ihre Hand, bis die Angst ganz aus ihren Augen verschwunden ist und sie nicht mehr zittert. Dann lächelt der Dieb die immer noch zart nach Lavendel duftende Elbe an. Sein Blick gleitet über ihr zartes Gesicht, ihre schlanke aber doch weiblich gerundete Gestalt und den Schmuck, den sie angelegt hat. Vielleicht sogar, um ihm zu gefallen? Doch diesen Gedanken wischt der Dieb rasch beiseite. Vielmehr räuspert er sich und blickt Aileika fragend an:

"Was habt Ihr denn überhaupt in dieser üblen Nachbarschaft gemacht? Für eine Frau Eurer Schönheit ist doch der Sündenpfuhl Talyras wahrlich nicht der rechte Ort. Euch hätte sonstetwas passieren können und ich hätte... ähm..."

Bei den letzten Worten errötet Garrett etwas, denn eigentlich hatte er sagen wollen: niemals Eure Lippen an meiner Wange gespürt. Doch stattdessen versucht der Dieb, den angefangenen Satz anders fortzuführen: "... mir nie verziehen, daß ich nicht zur Stelle war, als Ihr mich gebraucht habt." Insgeheim hofft Garrett, daß Aileika seine wahre Absicht nicht erkannt hat, doch sein Blick und die Röte auf seinen Wangen strafen seine Worte Lügen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Faraday am 31. Aug. 2004, 20:52 Uhr
In einem Keller nahe der Unterstadt....

Faraday hält geduldig still und nimmt das Brennen mit zusammengebissenen Zähnen hin, auch wenn es ihr fast die Tränen in die Augen treibt. Wenigstens lenken sie Jen's verträumte Hochstapeleien etwas von der unangenehmen Situation ab. Dennoch ist sie erleichtert, als er seine Arbeit endlich beendet.

>>Darf ich dich fragen woher du eigentlich kommst?<<

Es macht ihr nichts aus ihm davon zu erzählen, aber sie würde sich hüten mehr als einen nüchternen Bericht abzuliefern. Sollte er doch wissen, woher sie kam. Es hätte genauso gut Cap Ardûn oder Fa'Sheel oder sonst eine Stadt sein können. Und während sie noch über die plötzliche Heftigkeit ihrer Gedanken grübelt beginnt sie mit lebloser Stimme zu berichten, als erzähle sie ihm wie grün das Gras in den Ebenen und wie hoch Bäume im Larisgrün sind. Er sollte nur nicht auf die Idee kommen mehr wissen zu wollen.

"Ich komm' aus Mar'Varis, das liegt recht weit weg, viele Tagesreisen vom Ildorel entfernt, wenn man dem Blutfluss in den Süden 'runter folgt... aber das weißt du sicher." Nur wenige Worte genügen um ihre eine äusserst lebhafte Errinnerung an die Stadt ihrer Geburt zu bescheren. Mit Stadtmauern so glatt wie die Oberfläche eines geschliffenen Edelsteins, mit einem Markt, gegen die den der Shenrahmarkt wie eine unscheinbare Stiefschwester wirkt. "... und erst der Turm... er glänzt in der Sonne wie das Innere einer Muschel. Sowas hast du noch nich' gesehen. Ich hab' mir immer vorgestellt es wär das Horn von einem riesigen Einhorn, das da unter der Erde lebt und sich nicht 'raustraut, weil es die schöne Stadt nich' kaputt machen will." Faradays Augen glänzen mindestens ebenso, ehe sich wieder ein dunklerer Schatten darüberlegt und einen Moment lang kann man die wilde, südländische Schönheit ihrer Mutter hinter der blassen Haut erahnen. "Na, ich bin mit 'nem Schiff zum Ildorel hochgefahren und dann hab ich eine Stadt nach der and'ren durchgemacht, bis ich dann hier gelandet bin. Nich' so spannend." Sie lächelt schüchtern, als wolle sie sich dafür entschuldigen ihn gelangweilt zu haben. Insgesamt ist sie aber zufrieden mit ihrer Erzählung. Kein Stück zuviel und kein Stück zu wenig hat sie gesagt.

"Weißt du, was ich wirklich wissen möcht'?" Faraday schaut ihn an, als wäre die Idee erst urplötzlich über sie gekommen. "Ich möcht' wissen, was da oben hinter der Luke is'. Als ich heut morgen da war, war sie zu und allein hab' ich sie nich' aufbekommen." Sie starrt das dunkle Rechteck an, als könne sie es allein Kraft ihres Willens dazu bringen von selbst aufzuspringen. Das Holzscheit ist fast abgebrannt und spendet nur noch wenig Licht, so dass die rechteckige Öffnung unheimlich wirkt, weil statt dem Holz nur Dunkelheit dort zu lauern scheint. Wie das Maul eines Drachens. "Wollen wir rausfinden, was dahinter is'? Ehe wir hier rumsitzen und warten, dass sie uns hol'n kommen."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Aileika am 31. Aug. 2004, 21:17 Uhr
Aileika setzt sich dankbar und schaut den Halbelben schon fast liebevoll an. Dieser kniet vor ihr und schaut sie mit seinen braunen Augen fragend an. "Ich.....nun ja....ich hatte Euch auf der Strasse entdeckt und habe gerufen, doch da Ihr einfach weiter gegangen seid, bin ich euch gefolgt." Aileika hält einen kurzen Augenblick inne und senkt den Blick. Ich wollte ihn doch gerne wieder sehen...

"So bin ich bis hier her gekommen, ohne dass ich mir bewusst war, in welchen Gegenden ich mich da eigentlich aufhalte, zum Glück ward ihr an Stelle und habt mich gerettet, das werde ich Euch nie vergessen." Dankbar lächelt sie ihm zu und schaut ihn dann mit einem durchdringenden Blick an. "Nun sagt Garrett, weshalb wohnt Ihr hier? Ich hatte bisher nicht einen schlechten Eindruck von Euch, doch diese Gegend scheint nur von Gesindel, Dieben und Schlimmerem besiedelt zu sein. Weshalb seid Ihr hier?“ Ihr Blick ruht auf seinen schlanken Händen und ihr Verdacht, den sie schon am Sommerfest gehabt hatte, verdeutlicht sich immer wie mehr.


Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Tiuri am 01. Sept. 2004, 09:57 Uhr
In einem Keller nahe der Unterstadt.


Als Faraday von ihrer Heimat erzählt, versucht er sich ihre Worte so gut wie möglich einzuprägen und vorallem zu verinnerlichen. Hin und wieder lösen bekannte Dinge bei ihm Erinnerungen aus und wenn sie von der Stadt spricht aus der sie kommt, hofft Tiuri, dass er sie vielleicht in ihren Worten auch als seine Heimatstadt erkennt und dann heim kehren kann, seine Familie finden.
Doch in seinem Kopf bleibt es still, keine Erinnerungen regen sich, kein kurzes Aufblitzen, etwas das er im letzten Jahr schon einige Male erlebt hat, in letzter Zeit allerdings immer häufiger als früher. Gerne hätte er Faraday noch mehr gefragt, was sie noch gesehen hat auf ihrer Reise, Städte am Rande des Ildorel die Tiuri noch nicht kennt und warum sie diese scheinbar so wunderschöne Stadt verlassen hat.
Ein riesen Markt... klingt als wäre es ein Fest der Diebe! Innerlich beschließt er schon Mar'Varis zu bereisen, falls er hier in Talyra nicht doch noch auf Hinweise seiner Identität stößt. Schließlich ist er gerade erst angekommen Und schon in Schwierigkeiten, wirklich toll gemacht! und denkt noch nicht einmal daran schon aufzugeben.

>Weißt du, was ich wirklich wissen möcht'< Sie reißt ihn mit ihren Worten aus seinen Gedanken von seinem Raubzug quer durch den Markt von Mar'Varis.
>Ich möcht' wissen, was da oben hinter der Luke is'. Als ich heut morgen da war, war sie zu und allein hab' ich sie nich' aufbekommen.< Sie fragt Tiuri ob er nicht versuchen möchte das alte Ding aufzubekommen und langsam erwacht die Neugier in dem Jungen. Er steht auf und geht unter die Klappe. Der Raum ist niedrig und wenn er die Arme streckt hat er keine Probleme mit den Händen über das Holz zu streichen. Er drückt dagegen, doch im ersten Moment bewegt sich nichts.
"Vielleicht ist sie verschlossen und man kann sie schon lange nicht mehr öffnen!" Er zuckt mit den Schultern, aber aufgeben will er nicht, so etwas liegt ihm einfach nicht. Er schiebt eine Kiste unter die Luke und steigt darauf, auch wenn er an die Decke heranreicht, so hat er doch mehr Kraft wenn er seine Arme nicht so strecken muss um die Luke zu öffnen. Tiuri drückt gegen die Klappe, dass seine Arme zu zittern beginnen, aber er spürt, wie sich das Ding bewegt und stemmt seine Hände noch fester dagegen. Die Klappe hebt sich etwas an, aber noch reicht es nicht.
"Komm, hilf mir!" ruft Tiuri Faraday zu und diese springt sofort zu ihm auf die Kiste und drückt ebenfalls gegen die Klappe. Erst hebt sich das Holzding nur langsam an und den beiden scheint es, als wäre es ihnen nicht möglich die Klappe weiter anzuheben. Doch mit einem Ruck gibt die Sache schließlich nach, es macht einen dumpfen Schlag und die Klappe schwingt, nicht ohne dabei laut zu knarren, nach oben auf. Sie versuchen die Klappe leise zu öffnen, doch nach innen hin ist es ihnen nicht möglich, sie leise fallen zu lassen und so gibt es noch einmal einen Schlag der ihnen in der Stille schrecklich laut vor kommt.
Oben ist es dunkel, doch jetzt wo die Luke endlich geöffnet ist, wird sich Tiuri das Geheimnis das dahinter lauert nicht entgehen lassen. Er setzt die Hände an den Rand und zieht sich hoch, sodass er am Rand der Luke zu sitzen kommt.
In er Dunkelheit und dem schwachen Schein der Fackel von unten, kann er gerade noch erkennen, das vorher etwas auf der Klappe gelegen hat, das schräg hinunter gerutscht ist als sie die Klappe angehoben haben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 01. Sept. 2004, 13:16 Uhr
Abermals wird Garrett rot, was allerdings in der Dunkelheit des Raumes kaum zu erkennen ist. Nun wurde es wohl Zeit, Farbe zu bekennen. Welcher normale Bürger Talyras würde schon in der Unterstadt leben wollen, wenn er nichts zu verbergen hat.
"Es freut mich jedenfalls, daß ich Euch helfen konnte.", lächelt der Halbelb diplomatisch, während er versucht, Zeit zu gewinnen, "Ein paar von diesen Strolchen hier unten können wirklich unangenehm werden. Und weshalb ich ihr lebe..."

Garrett sieht sich im Raum um, während er die Achseln zuckt. Mit jeder Elle der schäbigen Wand, die sein Blick trifft, verdüstert sich seine Miene etwas mehr.

"Eine Wohnung oder ein Haus in der Oberstadt kostet eine Menge Geld. Geld, das ich nicht habe, Aileika. Hier unten muß ich nichts bezahlen, abgesehen von ein paar Fausthieben für diejenigen, die glauben, mir meine wenigen Habseligkeiten abnehmen zu können.
Und darüber hinaus... hier unten wird man auch selten wegen seiner Tätigkeiten von der Stadtgarde belästigt. Egal ob es sich dabei um frühere Tätigkeiten oder derzeitige handelt."

Garrett starrt zu Boden, während er die Hand um den Dolch klammert, mit dem er zuvor das Narbengesicht erschreckt hatte. Zwar befürchtet er nicht, daß Aileika sofort zur Stadtgarde rennt, um ihn anzuschwärzen. Doch daß er ihre Symphatie, ja ihre Zuneigung, verliert, wäre durchaus im Rahmen der Möglichkeiten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Aileika am 01. Sept. 2004, 15:03 Uhr
Ihr Blick ruht auf dem Halbelben der vor ihr steht und kann sehen wie er errötet. Wir Elben sehen einfach manchmal zu gut. Denkt Aileika und schaut weg. Etwas stockend erzählt Garrett weshalb er hier wohnt und Aileika nickt, wobei ihr Blick seine Augen sucht.

"Ihr braucht Euch nicht zu schämen Garrett. Ich bin keine verzogene, kleine Göre die nicht weiss, dass es viele Leute gibt, die ihren Lebensunterhalt auch mit Arbeiten verdienen müssen, die nicht angesehen sind, dies macht Euch nicht zu einem schlechten Geschöpf." Sie sieht ihn mit ihren Augen aufmunternd an und nimmt seine Hand. "Ihr seid ein netter, anständiger Mann, egal mit was Ihr euer Geld verdient."

Aileika schaut ihn lächelnd an und betrachtet dann die Umgebung etwas genauer. Ihr Bedauern wächst, als sie merkt wie wenig der Mann vor ihr besitzt, doch auch ihre Anerkennung steigt. "Obwohl Ihr wenig habt, seid Ihr ein Mann der Reich an wichtigen Eigenschaften ist." Flüsert sie und schliesst für einen Augenblick die Augen.


Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 01. Sept. 2004, 15:31 Uhr
Der Blick des Halbelben hebt sich etwas, als Aileika seine Hand ergreift und ihn so freundlich anspricht, als hätte er ihr soeben das schönste Kompliment gemacht. >Ihr seid ein netter, anständiger Mann, egal mit was Ihr euer Geld verdient.<, sagt sie und erreicht damit, daß der Halbelb langsam sowohl an seinem eigenen Verstand, als auch an dem der Elbe zu zweifeln beginnt. So schweigt er nur und blickt Aileika an, die sich inzwischen in seiner Behausung umsieht. Er hat nicht einmal etwas zu trinken hier, das er ihr auf den Schreck anbieten könnte und so läßt er die Schultern hängen, blickt Aileika in ihre schönen Augen und muß sich gehörig beherrschen, um sie nicht zu umfassen und an sich zu drücken.

Wieder spricht Aileika den Dieb an, und dieser braucht eine kleine Weile, bevor er versteht, was sie ihm soeben gesagt hat. Doch dann verzieht sich sein Mund zu einem schiefen Lächeln: "Die wichtigste Eigenschaft ist wohl die, daß ich soeben einer wunderschönen Frau helfen durfte, damit sie nicht von einem Grobian zu unaussprechlichen Dingen gezwungen wird. Aber ich gebe zu, daß mir gerade die anderen wichtigen Eigenschaften entfallen sind."
Die Stimme Garretts ist zwar immer noch freundlich und warm, doch ein wenig Sarkasmus kann er sich in dieser so grotesken Situation nicht verkneifen. Er ist ein Dieb und abgesehen von seiner Kunstfertigkeit mit Bogen und Klinge, sowie seiner Geschicklichkeit beim Schleichen, Beutelschneiden, Stehlen und Schlösser knacken, wüßte er nicht, welche herausragenden Eigenschaften er besitzen soll. Noch dazu Eigenschaften, die eine Frau wie Aileika als "wichtig" bezeichnen könnte.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Aileika am 01. Sept. 2004, 15:45 Uhr
"Nein, dies ist nicht die wichtigste Eigenschaft, obwohl ich Euren Mut sehr lobe." Sie lächelt ihn an und steht dann ebenfalls auf. "Ich habe eigentlich an Eure Art gedacht, Ihr seid  zuvorkommend, freundlich und ein sehr guter Koch. Ausserdem habt ihr viele Fähigkeiten, die Euch einmal das Lebenretten werden, wenn sie es noch nicht getan haben. Ich finde es jedenfalls nicht so schlecht, wenn man mit steheln überleben kann." Aileika zwinkert ihm verschwörerisch zu und steht dann auf.

"Wollen wir von hier weg? Ich denke es ist das Beste wenn wir etwas trinken gehen oder wir können auch zu mir, ganz wie Ihr wollt."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 01. Sept. 2004, 16:18 Uhr
Verdattert wie ein junger Hund, dem man den Knochen vor der Nase weggezogen hat, bleibt Garrett vor der Frau stehen. Ein solches Lob hat er bislang für seine besondere Art der Geldbeschaffung noch nicht erhalten. Allenfalls hatte man ihm für seine Geschicklichkeit im Stehlen und Beutelschneiden Respekt gezollt. Aber wenn der Halbelb mit etwas überhaupt nicht gerechnet hat, dann damit, solche Worte aus dem Munde Aileikas zu vernehmen.

"Wir können gern zu Euch gehen, Aileika. Oder auch in eine Taverne, ein Gasthaus oder zum Markt, wie auch immer Ihr möchtet. Ich folge Euch.", antwortet Garrett auf die Frage seiner Begleiterin. Durch sein Erstaunen über ihre Reaktion kann er ohnehin keinen Gedanken fassen, der irgendeine Art von Widerspruch beinhalten könnte.

Zusammen verlassen die Elbe und der Dieb die heruntergekommene Bleibe Garretts und streifen durch die Straßen der Unterstadt. Einige der düsteren Gestalten deuten grinsend auf die Beiden und eine der Huren am Wolfsmarkt erklärt ihrem Freier grinsend, daß "ap Dunisane sich nun wohl endlich habe einfangen lassen." Der strafende Blick des Diebes bringt das leichte Mädchen zwar rasch zum Verstummen, aber das unübersehbare Grinsen auf ihrem Gesicht bleibt noch bestehen, als Garrett und Aileika schon längst um die Ecke gebogen und in die hellen Gassen der Oberstadt zurückgekehrt sind.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 01. Sept. 2004, 18:30 Uhr
Am Abend des Sommerfestes
Auf dem Weg zu den Ruinen der alten Kirche


Lorne ist erleichtert, als sie endlich den „Einsamen Wächter“ verlassen haben und wieder auf der Straße stehen. Mehr und mehr wird ihr klar, worauf sie sich da eingelassen hat. Die Unterstadt alles andere als ein freundlicher Ort, ebenso wie ihre Bewohner und auch wenn sich das Mädchen schon des Öfteren in der Not in solchen Gegenden herumgetrieben hat, so ist der Kleinen doch klar, dass diese Situation sich doch sehr von ihren bisherigen Erfahrungen unterscheidet. Doch kaum auf der Straße vor dem „Einsamen Wächter“ angelangt und einige Straßen entfernt, lauert die nächste böse Überraschung auf Shehera und sie.

Konnte sich die Geschichtenerzählerin eben noch in der Taverne gegen unangenehme Zudringlichkeiten wehren, so werden sie nun von einem Mann bedroht, der es ganz offensichtlich auf Sheheras Geld abgesehen hat. Seine Stimme ist weich und trügerisch freundlich, doch seine Gesten und der erhobene Dolch sprechen ihre eigene Sprache. Automatisch schiebt die Geschichtenerzählerin das Mädchen hinter sich, während sie den Mann keine Sekunde aus den Augen lässt, die aufblitzende Waffe im Blick. Beunruhigt betrachtet Lorne den Dieb, sein Interesse an ihrer Person ist ihr keineswegs entgangen, auch wenn sie die Lage nicht richtig einzuschätzen weiß.

Als Ben eingreift, entfährt ihr beinahe ein spitzer Schrei, doch kann sie sich gerade noch eine hand auf den Mund pressen. Shehera versucht den Hund noch aufzuhalten, doch dieser stürzt sich einfach auf den Unbekannten ohne überhaupt auf die Worte der Frau zu achten, wie es scheint. Sein weißes Gebiss gräbt sich in den Arm des Mannes, mit welchem dieser seine Klinge führt. Doch gleich darauf hat der Mann die Waffe in seiner anderen Hand und noch bevor wirklich eintritt, was dann geschieht, weiß Lorne, was passieren wird. Mit vor Schreck geweiteten Augen sieht sie, wie der Dolch Ben in der Seite trifft, doch der schwarze Hund lässt nicht von seinem Gegner ab, vielmehr scheint das genaue Gegenteil der Fall zu sein.

Abermals sticht der Dieb mit der nun blutigen Klinge zu, dann noch einmal, bis Ben endlich von ihm ablässt, sich allerdings gleich darauf im Bein des Diebes verbeißt. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgt Lorne das Geschehen und Shehera hat alle Mühe das Mädchen zurückzuhalten, welches wieder und wieder versucht ist, dem verletzten Freund zu Hilfe zu kommen. Aber erst als der Unbekannte endlich in die Flucht geschlagen ist, gestattet sie dem Mädchen an Bens Seite zu eilen. Augenblicklich kniet die Kleine neben dem schwarzen Hund und untersucht die tiefen Wunden, aber die Geschichtenerzählerin legt ihr eine Hand auf die Schulter. Sie ist ungeduldig und will weiter. Ihnen bleibt keine Zeit.

Auch Lorne ist dies klar, obschon sie dies nur schwer akzeptieren kann. Sie lässt sich einfach von Shehera fortziehen, welche wieder ihre Hand ergriffen hat und wieder Aliahs Wegbeschreibung folgt. Dann erreichen sie die Ruinen und auch Lorne stockt, ebenso wie Shehera, der Atem. Aber diese lässt ihr keine Zeit länger in Regungslosigkeit zu verharren und betritt das Gebäude, so dass ihr das Mädchen folgen muss. Im Inneren angelangt löst Lorne sich von ihrer Hand und sieht sich um. Während die Geschichtenerzählerin eine Falltür im Boden freilegt, steht sie hinter ihr und verfolgt gebannt jeden einzelnen Handgriff, ihr Atem stockt erneut, als der Mantel, welcher in der Falltür eingeklemmt war, in die Finsternis segelt und sich mit einem kaum vernehmbaren Geräusch beim Aufkommen auf den Boden zusammenfaltet.

Nachdem Shehera eine mitgebrachte Kerze entzündet hat, folgt das Mädchen der Frau widerstrebend in die Finsternis. Sie achtet sehr genau darauf, wohin sie tritt und das sie dicht hinter der Geschichtenerzählerin bleibt. Das beklemmende Gefühl in ihrer Brust wächst, je tiefer sie hinabsteigen und ein eisiger Griff scheint sich langsam um ihr wild schlagendes Herz zu schließen und immer fester zusammenzukrampfen. Für einen Moment hält sie die Luft an, doch lange kann sie diesen Zustand nicht aushalten. Keuchend ringt sie nach Atem und ein widerwärtiger Gestank schlägt ihr entgegen. Die Luft ist stickig, abgestanden, es riecht nach Unrat und Fäkalien. Hastig schlägt Lorne eine Hand vor den Mund.

Der kleine Welpe im Rucksack auf ihrem Rücken bewegt sich kaum, aber das Mädchen kann spüren, wie er zittert. Zu gerne würde sie ihn trösten, streicheln oder zumindest mit ein paar sanften Worten beruhigen, doch weiß sie, dass dies im Augenblick nicht möglich ist. Bemüht kein einziges Geräusch zu machen, tapst sie hinter Shehera her. Starr hat sie ihren Blick auf den Rücken der Frau geheftet, wirft keinen einzigen Blick nach links oder rechts, denn sie verspürt kein Verlangen, ihre Umgebung näher zu erkunden. Aber dann lassen sie die Stimme der Geschichtenerzählerin doch aufblicken. >Máel?< Das Mädchen verengt die Augen zu schmalen Schlitzen, um in der Dunkelheit besser sehen können. Tatsächlich, nicht weit entfernt kann Lorne die Silhouette eines Mannes ausmachen. Überrascht tritt sie an Shehera vorbei und will einen Schritt auf den Elben zu machen, aber die Geschichtenerzählerin greift anch ihrem Arm und hält sie zurück.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Mael Duinc am 02. Sept. 2004, 13:09 Uhr
Pochender Schmerz vernebelt die Gedanken des Elben, während ihn die flüsternde Stimme weiter in die Dunkelheit lockt. Seine Schritte werden zunehmend sicherer, doch ein dünnes Rinnsal Blut verklebt seine Haare am Hinterkopf und schlängelt sich über seinen Nacken nach vorne, um über seinem Brustbein unter der Lederrüstung zu verschwinden, die ihm vor dem schlimmsten Schaden des Treppensturzes bewahrt hat.

Was mache ich hier bloss?! Du hast hier etwas zu erledigen, was Du schon viel zu lange aufgeschoben hast…Du musst Malcom beseitigen! Beseitigen?! Aber ich will niemanden mehr töten…habe ich es nicht versprochen?, bäumt sich sein Erinnerungsvermögen auf. Aber er wird alles vernichten, was Dir etwas bedeutet, wie schon einmal! Grimmig ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und seine Hand wandert an den kleinen Einstich an seinem Hals, dessen Ränder sich stark gerötet haben, und deren Schwellung deutlich die Stelle markiert, die seinem Leben beinahe ein Ende gesetzt hätte.

Der Gang weitet sich zu einer großen Halle, in der sich unregelmäßig Säulen darum bemühen, das Gewicht der Decke zu stützen. Hier und da bröckelt der Mörtel aus den unsauber verfugten Ritzen zwischen den Steinquadern und verteilt sich in einer feinen Staubwolke langsam im von spärlichen Fackellicht erhellten Gewölbe. Máels Augen sind fast vollkommen schwarz durch seine übermäßig geweiteten Pupillen, so dass das Grün der Iris wie eine schmale Korona einer unnatürlichen Sonnenfinsternis wirkt.

Lautlos bewegt er sich vorwärts, als ihn eine Stimme herumfahren lässt, die seinen Namen flüstert. In der Bewegung fliegen die beiden Schneiden aus ihren Halterungen an seinem Gürtel in seine Hände, und drohend mustert er das ungleiche Trio, das sich im warmen Licht einer Kerze offenbart. Sein rechter Arm ist angewinkelt, und die gebogene Spitze zeigt nach vorn, ebenso wie die Schneide der wundervoll gearbeiteten Schwertklinge, die sich schützend zwischen den Elben und die für ihn unbekannten Neuankömmlingen schiebt. In seinen Augen flackert kurz ein Erinnerungsfetzen auf, doch eine schneiden Stimme stößt sein Gedächtnis zurück in die bodenlose Finsternis: Sie haben Deine Tarnung aufgedeckt, das ist zu gefährlich! Drohend bewegt er sich einen Schritt auf die schöne Frau zu, die ihn mit einer seltsamen Mischung aus Besorgnis und Vorwurf ansieht.

Seine Haltung bringt den großen, schwarzen Begleiter an der Seite der beiden Frauen dazu, sich schützend vor ihnen aufzubauen, und Máel sieht sein blutfeuchtes Fell, was dem Elben einen unerklärlichen Kummer beschert. Wieder mustert er die beiden Frauen und der Schmerz der rebellierenden Erinnerung in seinem Hinterkopf lässt ihn aufstöhnen. Wankend presst er seine rechte Faust gegen die Wunde und fast entgleitet ihm der Dolch bei dieser Bewegung. Als er mit dem Armen um sein Gleichgewicht kämpft, glänzt rotes Blut an seinem kurzen, schwarzen Handschuh. „Woher kennt ihr meinen Namen?“ Immer noch verunsichert, heftet sich sein verwirrter Blick auf die Züge der Frau mit der praktischen Kleidung, die ihn angesprochen hat, als ihn ein weiteres Geräusch herum fahren lässt. „Das ist ja zu köstlich! Drei zum Preis von einem!“ Die offensichtlich zu freundliche Stimme gehört zu einem ältern Mann, dessen schmierigen, grauen Haare an seinem Kopf kleben. Der Bolzen einer gespannten Armbrust schwingt blutdurstig zwischen den Personen hin und her, wobei er auch den Hund nicht verschont.

Malcoms Anblick spannt alle Muskeln in Máels Körper. Ja, das ist er. Töte ihn! Überleg nicht, sonst ist es zu spät! Der Elb bleibt jedoch abwartet stehen, etwas in seinem Hinterkopf hindert ihn daran, sich auf den Feind zu stürzen, dem er nur zu gerne das gemeine Grinsen aus dem Gesicht schneiden will.

„Mit wem fangen wir denn an?“, auf Malcoms Gesicht liegt ein  Ausdruck wie der eines Kindes zu Weihnachten. „Vielleicht mit dem süßen Ding, das ich heute auf dem Platz der Händler nur knapp verfehlt habe, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!“ Die Armbrust ruckt zu Lorne, und ein diabolisches Lächeln entblößt die gelben Zähne des ehemaligen Nachtmeisters  der „Dunklen Engel“. Einen Augenblick zu lange genießt er den Moment, in dem sich Entsetzen auf den Gesichtern abzeichnet, die ihm zugewendet sind, gerade lang genug, um Ben zu einer letzten Kraftanstrengung Zeit zu geben.

Er schießt an Máel vorbei, um die etwa 20 Schritte zu überwinden, die ihn vom Peiniger seiner letzten Freundin trennen, doch seine Wunden behindern den schnellen Sprint. „Wenn Du halt zu erst willst!“ Die Armbrust senkt sich ein wenig, und mit einem Schnappen löst sich der Bolzen. Wie an einer Schnur gezogen folgt er einer unsichtbaren Linie, die sich unbeirrbar zwischen der Spitze der Waffe und der breiten Brust des Hundes spannt. Mit einem klatschenden Geräusch dringt das Geschoss durch Fell, Muskeln und Knochen, so dass Ben auf der Stelle zu Boden geht, wo er mit flachen, kurzen Atemstößen liegen bleibt.

Machtvoll drängen Máels Erinnerungen an die Oberfläche, und sein Gesicht verzieht sich, als wenn ihn der Bolzen selbst getroffen hätte. Er schüttelt die Fetzen der Dunkelheit ab und stützt sich mit dem Unterarm an die Säule neben sich. „BEN!“ Der Ruf geht fast im Lachen des Mannes unter, der erneut seine Armbrust spannt. “”Weißt Du was, ich werde zu erst DEIN Liebchen töten. Einen so verliebten Blick wie bei ihr hab ich ja noch nie bei Dir gesehen!“, die Waffe richtet sich auf Shehera, „Es wäre doch wirklich schade, wenn ich mich selbst um das Vergnügen bringen würde, das mir Dein neues Mündel bescheren kann! Ich sollte Dir eigentlich dankbar sein, dass Du sie heute Vormittag so selbstlos gerettet hast!“ Lüsternd wandert sein abschätzender Blick über Lornes jungen Körper, doch Máel registriert nur die Spitze des Bolzens, der sich auf die Brust seiner Liebe richtet.

Er wendet seinen Kopf zu She, und sie entdeckt nur Liebe und die Bitte um Verzeihung darin, als er lautlos mit den Lippen spricht: „Verzeih mir, aber es muss sein…ich liebe Dich!“ Mit einem wilden Schrei stürzt er sich Malcom entgegen, der reaktionsschnell sie Waffe auf den anstürmenden Elben richtet. Schnell wie der Wind überbrückt er die Distanz zum Nachtmeister, doch als er noch 7 Schritt entfernt ist, löst sich der Bolzen und zerschmettert mühelos sein rechtes Schlüsselbein, um an seinem Schulterblatt wieder auszutreten. Purzeld geht der Elb zu Boden und das Blut sickert in einem Strom aus der tiefen Wunde, während der Dolch kraftlos aus seiner Hand fällt. Mit einem gehässigen Lachen springt der nächste Bolzen auf die Sehne, doch mit einem verzweifelten Blick zu She kämpft sich Máel auf die Beine.

Den Schmerz völlig ignorierend beschleunigt er erneut, um auch die restlichen Meter zu überwinden. Malcom kann kaum glauben, dass sich der Elb mit dieser Wunde noch auf den Beinen halten kann, geschweige denn laufen und ihn angreifen. Er versucht die Waffe wieder auf den Angreifer zu richten, doch der Bolzen löst sich zu ungenau und verfehlt diesmal ihr Ziel. Mit einem beherzten Sprung stürzt sich Mael mit der Schwertspitze voran auf Malcom, die sich kraftvoll dicht unterhalb seines Halses in seinen Körper bohrt.

Eine Fontäne des Blutes ergießt sich über die Hand des Elben, als die scharfe Waffe bis zum Heft den zuckenden Körper des verhassten Feindes durchbohrt, und die beiden Kämpfer durch die Wucht des Sprunges zu Boden gehen. Mit letzter Kraft schaut Máel in die brechenden Augen des Nachtmeisters, bis er sich auf den Rücken wälzt, um einen Blick zu den beiden Frauen zu riskieren, damit er sicher sein kann, dass ihnen nichts geschehen ist.

Erschöpft gibt er sich der Kälte hin, die sich von seiner Schulter in seinem Körper ausbreitet, und mit einem letzten verliebten Lächeln zu Shehera umfängt eine die wohlige Wärme, die ihm die Sinne raubt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Shehera Rhishade am 02. Sept. 2004, 14:25 Uhr
Als Máel mit gezogenen Waffen auf sie zugeht, macht Shehera misstrauisch ein paar Schritte zurück. Irgend etwas in seinem Gesicht sagt ihr, dass sie recht damit hatte, ihm nicht zu trauen und doch lenkt etwas Anderes sie genau von diesem Gedanken wieder ab. Danach überschlagen sich die Ereignisse und Shehera bekommt alles nur wie im Traum mit. Sie stellt sich noch schützend vor Lorne, als eine Armbrust auf diese zielt, doch sonst kann sie überhaupt nicht mehr reagieren.

Geradezu unwirklich scheint ihr das ganze Szenario und so sieht sie dem Ganzen denn auch eher ungläubig und kühl zu. Als alles vorbei ist, kniet Shehera sich erst neben Ben und untersucht seine Wunden. "Du hast mir bereits das zweite Mal das Leben gerettet..." murmelt sie dem Hund zu und sieht, dass der Bolzen noch in seiner Wunde steckt, was verhindern dürfte, dass der Hund verblutet. Erst als sie dies mit Zufriedenheit gesehen hat, erhebt sie sich wieder und lässt sich neben Máel nieder.

Der Elb sieht schlechter aus als sein Hund und aus der Wunde an seiner Schulter fliesst das Blut in einem schmalen Bach, um sich auf dem Boden in einem kleinen, roten See zu sammeln. Shehera nimmt seinen Kopf und legt ihn in ihren Schoss, während sie ihn einen Moment lediglich ansieht. Kurzentschlossen reisst sie etwas von dem Stoff ihres Mantels ab und verbindet die Wunde an der Schulter notdürftig, während sie bemerkt, dass er auch am Hinterkopf zu bluten scheint, da sie die warme Flüssigkeit auf ihren Beinen fühlt.

Seufzend lässt sie den Körper zurück auf den Boden gleiten, als sie bemerkt, dass er nicht aufwachen wird und sieht ersteinmal zu Lorne. Die Kleine sieht ziemlich betreten aus und doch scheint es Shehera, dass sie irgendwas sagen möchte. Die Geschichtenerzählerin steht auf und legt Lorne die Hand auf die Schulter. "Wir sollten erst einmal zusehen, dass Máel versorgt wird."

Sie geht erneut zu Ben und verbindet auch dessen Wunde, wobei sie darauf achtet, dass sie den Bolzen nicht zu sehr bewegt und sich dieser beim Gehen auch nicht mehr verschieben kann. Der Hund steht langsam auf, als Shehera Máel unter den Armen nimmt und ihre Hände vor seiner Brust faltet, um ihn im Rückwärtsgang halb tragend, halb schleppend, aus dem dunklen Loch zu bringen. Keuchend schleppt sie den Elben durch die Unterstadt und seltsamerweise scheint niemand ein Interesse daran zu haben, sie aufzuhalten. Was ihr allerdings weniger seltsam vorkommt ist die Tatsache, dass niemand ihr helfen will.

Was tust Du hier eigentlich schon wieder? fragt die Stimme sie. Er hat mir das Leben gerettet. versucht Shehera Máel gegen sie selbst zu rechtfertigen. Ja, klar! Nachdem er es erst in Gefahr gebracht hat! Er hat Dich nur augenutzt, damit der Mann von vorhin ihn nicht findet! Siehst Du das noch immer nicht? Die Geschichtenerzählerin versucht, erst einmal die Gedanken loszuwerden, doch dieses Mal lässt die Stimme sich nicht abwimmeln. Er hat sein Versprechen gebrochen, Shehera! Seufzend blickt sie in das Gesicht des Elben, welchen sie hinter sich herzieht und nickt dann betreten. Ja, aber er musste doch... sonst wären wir nun alle tot.

Du siehst das falsch... er ist mit der Absicht hier hinunter gekommen, das Versprechen zu brechen. Warum er es schliesslich getan hat, ist egal. Du kannst ihm nicht trauen. Shehera nickt erneut und gibt in Gedanken der Stimme recht, welche sodann sofort verstummt. Ohne es zu merken, hat die kleine Truppe - Ben ist langsam hinterhergehumpelt, sich immer an der Seite von Lorne haltend - die Oberstadt wieder betreten. Keuchend legt Shehera einen Moment den Körper auf den Boden und atmet tief durch, während sie voller Abscheu die Treppen hinuntersieht, die in die Unterstadt führen. Sie hat den ganzen Weg kein Wort gesprochen und wird das auch weiterhin so halten.

Sie bückt sich und nimmt den Körper wieder gleich wie vorher, doch sieht sie dem Elben dieses Mal nicht in's Gesicht und schleift ihn weiter. Durch verschiedene kleine Gassen lenkt sie ihre langsamen Schritte, bis sie schliesslich bei der Kräuterkate angekommen ist. "Tu mir einen Gefallen, Lorne. Hilf ihm, der Heilerin zu erklären, was passiert ist. Sie wird ihm sicherlich helfen."

Mit diesen Worten legt Shehera Máel sanft auf den Boden und kniet sich neben ihn. Eine kleine Träne läuft über ihre linke Wange, als sie sich hinunterbeugt und ihm einen leichten Kuss auf die Stirn haucht. "Ich hoffe, Du wirst wieder gesund, Máel Dúinc, ich hoffe es für Dich und für Lorne." Sie spricht die Worte zu leise, als dass das Mädchen sie hören könnte und steht dann auf. Ein etwas betretenes Lächeln ziert ihr Gesicht, als sie Lorne ansieht, ihr etwas Gold für die Bezahlung der Heilerin gibt und sich schliesslich umdreht und weggeht. Es war die richtige Entscheidung... versucht sie sich selbst einzureden, doch irgendwie will sie daran nicht glauben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Lorne am 02. Sept. 2004, 16:36 Uhr
Die Ereignisse in den Ruinen der alten Kirche überschlagen sich und Lorne nimmt kaum etwas wirklich wahr. Sie erkennt die Stimme des Unbekannten, noch bevor sie den Mann richtig sehen kann und ein eisiger Schauer jagt ihren Rücken hinunter. Star vor Angst verfolgt sie die nachfolgenden Geschehnisse, kaum in der Lage, sie alle auf einmal zu verarbeiten, so viele verschiedene Eindrücke stürmen gleichzeitig auf ihren Geist ein. Und auch als alles vorüber ist, ist sie kaum im Stande einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

Shehera untersucht Ben, bevor sie sich Màel zuwendet, aber Lorne kann sich nicht von der Stelle rühren. Noch einmal ist sie nicht in der Lage einfach fort zu laufen und zu verschwinden, wie kürzlich, als die Geschichtenerzählerin so entsetzlich krank war. Dieses Mal ist es noch schlimmer, fast genauso schlimm wie bei dem Tod ihres Vaters und das Mädchen hat mit einem Schlag alle Kraft verloren. Haltlos fällt sie in ein dunkles Loch, ihr starrer Blick ist auf Shehera gerichtet, die sich nun um den Elben kümmert, doch realisiert sie gar nicht wirklich was da vor ihren Augen gerade abläuft.

Mit einem Ruck tritt sie näher an die beiden heran, ein einziger Gedanke schießt durch ihren Kopf, eine Erinnerung, ein Versprechen. Ich habe die Lebensspanne eines Elben, um Dir immer zur Seite zu stehen. Niemals werde ich Dich verlassen! So lange Du mich brauchst, werde ich da sein.< Ja, genau das hatte ihr der Elb versprochen, und mehr noch. >Und wenn mein Lebensfaden vor Deinem durchtrennt wird, dann werde ich trotzdem weiter über Dich wachen! Doch ich habe nicht vor ihn durchtrennen zu lassen. Mein Leben währt bereits 132 Jahre und ich werde auch in Zukunft nicht weniger darauf Acht geben.< Ganz deutlich erinnert sich das Mädchen an seine Worte. Lügner! Anklagend sieht die Kleine auf Màel hinab und möchte das Wort am liebsten laut hinausschreien, doch tut sie es nicht. Lügner, Lügner. Du mich hast belogen!

Sheheras Blick begegnet ihrem und die Frau erklärt dass sie zusehen sollte, dass die Wunden des Elben versorgt werden. Lorne sagt nichts darauf, stumm und regungslos wartet sie, bis die Geschichtenerzählerin bereit ist und sie gehen können. Die Frau nimmt Màel unter die Arme und es ist ihr anzusehen, welch schwieriges Unterfangen dies ist, aber das Mädchen kann ihr dabei wenig helfen. Benommen hält sich das Mädchen stattdessen an Ben und so durchqueren sie gemeinsam die Unterstadt, um wieder hinauf auf die Straßen Talyras zu gelangen. Sie nimmt kaum war, dass sie von niemandem belästigt werden, überhaupt nimmt sie in ihrem Zustand nur sehr wenig zur Kenntnis. Das leise Winzeln des Welpen dringt zu ihr durch, sonst nichts.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chenyas am 07. Sept. 2004, 20:19 Uhr
Die Schritte des Elben sind heute wesentlich sicherer, als sie es noch vor einigen Wochen bei seinem ersten Besuch der Unterstadt gewesen waren. Seitdem hatte ihn sein Weg noch einige Male hierher geführt, er hatt dies und das zu erledigen gehabt. Doch heute ist ein besonderer Tag, dieser Besuch ist wichtig, enorm wichtig. Der Mann hatte ihm ein kleines, etwa handtellergroßes Stück Baumrinde in einem unbeobachteten Moment in die Manteltasche gesteckt, auf der Innenseite hatte er mit einem Messer zwei Worte eingeritzt: ALTE BIBLIOTHEK. Chenyas hatte die Nachricht kurz nach dem Verlassen des Kupferkessels entdeckt, doch der Fremde war längt im Dunkel der Nacht verschwunden gewesen. Als er nun darüber nachdenkt, kann er noch immer das schwache Prickeln fühlen, welches seine haut befallen hatte, als er die Nachricht gelesen hatte. Ich habe es geschafft, hatte er gedacht, ich bin am Ziel.

Die kleine Gasse, in die er in diesem Moment einbiegt, ist menschenleer, keine Seele ist auf dem Pflaster zu sehen, seit einigen Stunden schon hat sich die Nacht über die Unterstadt gesenkt. Kurz bleibt der Elb stehen und blickt gen Himmel, sucht nach einem der hellen Sterne am Horizont, findet ihn, nickt kaum merkbar und setzt seinen Weg unbeirrt fort. Die Alte Bibliothek, das Zeil seines Besuches, ist nicht mehr weit.

"Ihr seid verlässlich, Herr Elb", vernimmt er plötzlich eine leise Männerstimme zu seiner Linken, tief und schneidend klingt sie und er weiß sofort, dass sie dem Fremden gehört. Er wirft einen raschen Blick zur Seite und sieht kurz darauf den Alten aus dem Schatten neben einem Haus hervortreten. Dessen Augen glänzen, zwei kleine helle Punkte in der Dunkelheit, und unter dem dunklen Mantel sieht er weißen Stoff hervorblicken. "Dachtet Ihr, ich hielte mein Wort nicht?", erwidert er ruhig und folgt dem Mann sofort, als dieser sich wortlos umwendet und im Schatten einer nebengasse verschwindet.

Kurz darauf erreichen die zwei die Bibliothek, der Mann hatte seitdem kein Wort mehr gesprochen und war völlig still und beinahe geräuschlos seinen Weg gegangen. Chenyas ist etwas mulmig zu Mute, doch verspürt er keine echte Angst, das Gefühl ist für ihn ein wohliges, wie er iim Stillen entscheidet.
Vor der Türe des gebäudes bleibt der Alte stehen und dreht sich zu Chenyas um, blickt ihm direkt in die leer scheinenden Augen und fragt: "Seid Ihr bereit?" Der Elb nickt lediglich, anstatt dem Alten zu antworten, und so schließt der Mann die Türe auf, huscht durch den schmalen Spalt und schließt die Türe sofort wieder, nachdem auch Chenyas ins Innere des Hauses nachgefolgt ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Garrett am 14. Sept. 2004, 21:24 Uhr
Mit schnellem Schritt hat Garrett die Unterstadt erreicht, wo er seine Habseligkeiten aus seiner früheren Bleibe holen will. Allzu viele Besitztümer hat der Dieb nicht. Die drei Satz Kleidung, die Garrett sein Eigen nennt, verschwinden rasch in einem großen Sack. Auch die Schuhe mit den weichen Hirschledersohlen, die er auf "Beutezug" trägt, packt der Halbelb ein. Kissen und Decke finden ebenso ihren Weg in den Sack, wie der Strohsack aus Leinen, den Garrett selbstverständlich vor dem Einpacken entleert und ordentlich ausklopft.

Nachdem er sich vergewissert hat, daß Türen und Fenster seiner Wohnung verschlossen sind, macht der Dieb sich daran, die letzten Gegenstände aus seinem Besitz zu holen, die er noch nicht eingepackt hat: Sein Geld sowie die Silberrose.

Eine Holzpaneele, die nur locker an der Wand befestigt ist, wird zur Seite geschoben. Hinter ihr kommt ein etwa drei Handbreit tiefer und eine Elle im Geviert breiter und hoher Spalt zum Vorschein. Aus diesem Versteck holt Garrett zunächst einen Lederbeutel. Dieser ist etwa so groß wie ein Kindskopf und das Klimpern darin läßt den Dieb lächeln. Zwar war sicher nicht alles Geld darin auf ehrliche Weise verdient worden, aber wenn Garrett sich an Aileikas Seite ein neues Leben aufbauen will, wird er jede Münze davon brauchen.
Dieser Beutel verschwindet jedoch nicht in dem Sack, sondern in einer Umhängetasche, die Garrett an der Seite unter seinem Mantel trägt. Dort ist er bedeutend sicherer aufgehoben. Ebenso wie das Päckchen, welches Garrett ganz zum Schluß aus dem geheimen Fach in der Wand zieht. Es ist in grünen Stoff eingeschlagen und etwa so schwer wie ein großer Apfel.
Als der Dieb den Stoff auseinander breitet, kommt eine filigran gearbeitete Rose aus Silber zum Vorschein. Diese Metallblume hat Garrett aus eingeschmolzenen und flachgehämmerten Silbermünzen geschmiedet. Die Blüte selbst ist so groß wie ein Hühnerei, der Stiel handlang. Die vorsichtig angesetzten Blätter und Dornen wirken so naturgetreu, daß man meinen könne, diese metallene Blume sei soeben im Garten gewachsen und gepflückt worden.

Vorsichtig packt Garrett auch die Silberrose wieder in ihren grünen Stoff und verstaut sie in seiner Umhängetasche.
Ein letztes Mal schweift der Blick des Halbelben durch das Zimmer, in dem er nun über ein Jahr gelebt hat. Dann jedoch schultert er den Sack mit seinem Besitz, öffnet die Tür und verläßt das Haus. Mit jedem Schritt, den er Richtung Oberstadt tut, läßt Garrett einen Aspekt seines alten Lebens hinter sich und tritt ein in ein neues und schöneres Leben an der Seite seiner geliebten Aileika. Und das muntere Pfeifen, das er anstimmt, begleitet den Halbelben hinaus auf die Straße und zurück in die Oberstadt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 13. Okt. 2004, 23:20 Uhr
Am Rande der Unterstadt


Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu. Auch wenn das hier in der Unterstadt kaum einer der lichtscheuen Gestalten auffällt, einer Person ist diese Tatsache mehr als bewusst. Im selben Mass wie der Tag abnimmt, gewinnt das Sichtfeld der jungen Frau an Klarheit. Zuerst nur so, wie wenn man durch dichten Nebel geht, steigert sich ihre Sehkraft immer weiter und als die Sonne endgültig hinter den Wipfeln des Larisgrüns versunken ist, hat ihr Augenlicht seine volle Stärke erreicht.

Beinahe erleichtert atmet Sigourny auf. Obwohl dieser Zustand nun schon mehrere Wochen dauert hat sie sich noch immer nicht daran gewöhnt. Ich werde mich nie daran gewöhnen! Niemals! Mit Schauern denkt sie zurück an jene Nacht, als sie sich auf den Handel eingelassen hatte: Ihre Seele gegn das Seelenheil ihres Gefährten. Aber im Moment hat sie keine Zeit darüber nachzudenken. Bald ist der Zoll an den Zwerg fällig, der den Eingang zur Unterstadt bewacht, jenen Eingang, hinter dem ihr Schlupfloch, den mehr ist ihre armseelige Behausung nicht, befindet. Der Zwerg, Sigourny weiß nicht mal seinen Namen, aber was hat das schon zu bedeuten, Namen sind Schall und Rauch, Lug und Trug, hier in den Tiefen, den Gedärmen Talyras, er bewacht nicht nur den Eingang, er beschützt auch die junge Frau, aber eben nur solange, wie sie ihm ihre Beute abliefert. Mit einem Seufzer fährt sie sich durch die weißblonde Mähne bevor sie diese unter einer Schwarzen Kapuze verbirgt. Als sie hinaustritt, unterscheidet nur die Blässe ihres Gesichts sie von ihrer Umgebung; ansonsten verschwimmt die schwarzgekleidete Gestalt zur Gänze mit ihrer Umgebung.

Noch ein flüchtiger Blick nach rechts und links, dann huscht sie beinahe lautlos durch den verborgenen Eingang, der zur Oberstadt, dem lichten Teil Talyras führt. Nun, des Nachts, ist sie das, was sie immer war: Sigourny, die Katze, die Meisterdiebin und Einbrecherin, eine der besten ihrer Zunft. EWin flüchtiger Griff an ihren rechten Stiefel, nur um sich zu vergewissern, dass der Dolch auch tatsächlich im Schaft steckt und dann geht sie los Richtung Seeviertel. Heute Nacht würde wohl eines der herrschaftlichen Häuser Besuch bekommen, denn Sigourny benötigt dringend Beute. Zwar ist das Risiko im vornehmen Teil der Stadt erwischt zu werden ungleich größer, doch wenn sie dem Zwerg nicht in zwei Tagen den Zoll bezahlt, würde er "vergessen", dass er sie eigentlich beschützen wollte und dann, ja dann.... die junge Frau will sich ihr weiteres Schicksal lieber nicht ausmalen, sollte das jemals geschehen. Den so gewandt sie des Nachts ist, so hilflos und verletzlich ist sie des Tages, den mit den ersten Strahlen der Sonne verschwindet ihr Augenlicht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Raven am 05. Dez. 2004, 19:09 Uhr
Die ausgetretenen Stufen führen weit hinunter in die Tiefen der Stadt und enden in einem finsteren Keller voller Rattendreck und schimmligem Stroh, in dem Raven kaum ihre Hand vor Augen sehen kann. Nur durch den langen Treppenschacht fällt von oben ein wenig fahles Sternenlicht.
Verflucht, ich hätte eine Laterne mitnehmen sollen... Es dauert einige Herzschläge lang, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben und sie die Umrisse des Kellerraums und das Rechteck einer Tür in der gegenüberliegenden Wand erkennen kann. Vorsichtig schleicht sie zu ihr hinüber und lauscht nach draußen. Aus der Ferne schwappen schwache Geräusche zu ihr heran, murmelnde Stimmen, Schritte, raues Lachen und vereinzelte Wortfetzen, das Tropfen von Wasser, ein Kreischen wie das einer getretenen Katze - doch in unmittelbarer Nähe der Tür herrscht Stille. Leise drückt Raven gegen das alte Holz, schiebt es einen Spaltbreit auf und späht hinaus.

Zu beiden Seiten der Tür erstreckt sich ein Gang aus grobem Mauerwerk wie eine schmale Gasse, bedeckt mit Abfällen und öligen Pfützen. Es gibt noch weitere Türen und Fensteröffnungen in den verfallenen Mauern, aus denen spärlicher Lichtschein dringt - nicht viel, doch immerhin genug, um sich zu orientieren. In einiger Entfernung zu ihrer Rechten werden die Geräusche lauter und in kurzen, wiederkehrenden Abständen brandet eine Woge von Pfiffen, Gegröhle und Geklatsche auf. Die Grubenkämpfe .... dann liegt auch der Wolfsmarkt in dieser Richtung ... Sie ist beinahe schon durch die Tür, als sie plötzlich innehält und hastig noch einmal in den Raum zurückkehrt. Mit einigem Bedauern schält sie sich aus Calyras Umhang und legt ihn sorgsam gefaltet neben dem Einstieg auf eine abgebrochene Leiter, die dort an der Wand lehnt. Er ist zu auffällig, als dass sie ihn hier in der Unterstadt tragen könnte. Feinstes Leder und weicher Pelz würden sofort begehrliche Blicke auf sich ziehen und viel zu viel Aufmerksamkeit auf sie lenken. Das ramponierte Lederwams und die zerrissenen Hosen jedoch sollten ihr einigermaßen sicheres Geleit geben und dafür sorgen, dass sie sich hier bewegen kann, ohne sofort Misstrauen zu erwecken.

Nach einem schnellen, sichernden Blick hinaus in den Gang, schlüpft sie durch die Tür und wendet sich nach rechts in die Richtung, in der sie den Wolfsmarkt vermutet. Dort in der Nähe, erinnert sie sich dunkel, muss sich einer der Abstiege hinunter in die Kanalisation befinden, in das Reich der Geächteten und Gefürchteten, der Meuchelmörder und Diebe, das Reich der Kanalratten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Mael Duinc am 22. Dez. 2004, 06:55 Uhr
Neues Spiel, neues Glück?

Hier geht's zur Vorgeschichte im Pfirsich... (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1073486687;start=480)

Der Geruch von Verfall und Unrat foltert den feinen Geruchssinn des Elfen, und auch Ben zieht wie üblich seine Nase kraus, als ihm der unverwechselbare Duft des Abschaums der Stadt in die Nasenöffnungen steigt. Máel hatte einen der wenigen Einstiege in die Eingeweide Talyras gewählt, der nicht überwacht wird, um unnötiger Aufmerksamkeit zu entgehen. Sein Blick ist finster, und er sieht niemanden direkt an, da dies hier unten nur allzu leicht als Provokation aufgefasst wird. Unbehelligt schreitet er durch Abfall und Schmutz, vorbei an windschiefen Gebäuden, die sich unter der tonnenschweren Last der oberirdischen Gebäude zu ducken scheinen, die gestrandeten und zwielichtigen Gestalten ignorierend, die sich in Scharen durch die maroden Gassen der Unterstadt bewegen.

Bens mächtiger Körper bewegt sich für seine Größe erstaunlich geschmeidig und der Respekt, den er verbreitet, sorgt für ihrer beider Sicherheit. Den Weg zur verfallenen Kirche würde Máel selbst im Schlaf finden. Zu tief sitzt die Erinnerung an die Erlebnisse, die ihn mit diesem verfluchten Ort verbinden. Die Dinge, um eine Fackel zu improvisieren, sind schnell besorgt, und die abgelegene Ruine liegt bald verlassen vor ihm. Máel hält andächtig inne. Das Gebäude muss einst ein prächtiges Bauwerk gewesen sein. Ein weites Areal voller Trümmer markiert den Platz, denn seine starken Mauern früher eingenommen haben, und Máel fragt sich, was einen solchen Tempel so verwüsten konnte. Eine Naturgewalt? Der Zorn der Götter? Oder war es tatsächlich das Werk von Menschenhand, die gleichsam erschaffen und zerstören kann.

Anders als das Mal zuvor, lässt der Elf die Eindrücke auf sich wirken, die das alte Gebäude verströmt, wie aufdringliches Parfüm, das seinem Flakon entweicht. Das ehemalige Mittelschiff mit seinem zentralen Gang ist fast frei von Mauerresten, wie ein mahnender Finger, welcher auf den unversehrten Altar deutet, der wie ein Fels in der Brandung über dem Trümmerfeld thront. Mit gemessenen Schritten umkreist Máel das steinerne Objekt der Gottesverehrung und seine Fingerspitzen tasten die reliefartigen Strukturen ab, in dessen filigranen Vertiefungen der Mechanismus verborgen ist, um die Geheimtüre zu den Katakomben zu öffnen, die noch tiefer unter Erde liegen, als die Kirche selbst.

Fast lautlos gibt der Altar den Weg zur Treppe frei, als Máel den Mechanismus betätigt. Gähnende Schwärze verschluckt die Treppenstufen schon nach wenigen Metern, und nur seiner elfischen Wahrnehmung verdankt es Máel, dass er Einzelheiten erkennen kann. Mit dem Anblick kommen die Erinnerungen wieder, wie Nebelfetzen, die der Wind der Zeit durcheinander wirbelt. Fuß für Fuß steigt er in die Dunkelheit hinab, während die Fackel zuckende Muster auf den soliden Stein malt, der ihn umgibt. Der Eingang schließt sich wie das Maul einer Bestie und erstickt alle Geräusche bis auf Máels eigenen Herzschlag, der das Blut in seinen Ohren rauschen lässt.

Nach einem endlos erscheinenden Abstieg mündet die Treppe in einen Gang, dem der Elf folgt. Ben trottet ein kleines Stück voraus, während sein bedrohliches Knurren die zahlreichen Ratten vertreibt, die sich in ihrem Reich gestört fühlen. Der Geruch nach verwesendem Fleisch verstärkt sich mit jedem Schritt, den die Beiden zurücklegen, bis sie die Halle erreichen, deren Säulen eine Decke tragen, die sich selbst für Máels scharfe Augen im Zwielicht der Fackel verliert, ohne dass er die Wände ausmachen kann. Sie muss riesig sein!

Der tote Körper des Nachtmeisters verströmt nach knapp 3 Wochen einen Leichengeruch, der schlimm genug sein sollte, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Máel presst sich eine Hand vor die Nase, um das Schlimmste abzuhalten, doch erreicht er damit herzlich wenig. Als erstes sammelt er seinen Dolch auf, den er nach dem Treffer des Armbrustbolzens in seiner Schulter fallen gelassen hatte, um sich dann würgend neben die Leiche seiner letzten Bluttat zu stellen. Das schlanke Schwert ragt noch immer aus Brust des Mannes, dessen Körper starke Spuren von Rattenfraß aufweißt. Eines seiner Augen fehlt, und was die leichten Bewegungen unter seinem Hemd zu bedeuten haben, möchte Máel eigentlich gar nicht wissen.

Seine Hand schließt sich um den Griff der Waffe, die sich beinahe ohne Widerstand herausziehen lässt. Unglücklicherweise muss er dafür seine Nase ungeschützt lassen, da er in der anderen Hand die Fackel trägt. Brechreiz überkommt ihn, und nur mühsam kann er das Würgen herunterschlucken. Das blanke Metall des Schwertes glänzt rötlich im Schein der offenen Flamme, die die feinen Linien der elfischen Schrift in ein unheimliches Licht tauchen, die sich als Gravur über die Klinge ziehen. Stolz erfüllt Máel, als er die Waffe seines Hauses in seinen Händen hält, und sich keine Spur einer Verfärbung auf dem hellen Silber zeigt. Nie wieder sollte sie so lange auf ihn warten müssen.

Er entfernt sich von der Leiche, um dem Geruch zu entkommen, den er wie eine schleimige Schicht auf sich spürt, so dass er schon wieder baden möchte. Irgendwo hier unten musst Du Deine Reserven für ein neues Leben versteckt haben, aber danach werde ich suchen wenn ich entweder genügend Tücher für Mund und Nase habe, oder die Ratten und Würmer dich vertilgt haben! Auf den Gedanken Malcom zu beerdigen kommt Máel nicht einmal, eher würde er sich selbst die Hände abhacken.

Der Weg zurück an die Oberfläche verläuft ebenso unspektakulär wie der Weg hinab. Das Einzige was Máel bemerkt ist, dass vielleicht alle ein wenig vorsichtiger erscheinen, mehr geflüstert wird, die Blicke öfter in die dunklen Ecken huschen, als es noch vor einigen Monaten der Fall war. Irgendwas ging vor, doch er konnte sich im Moment nicht erklären was. Den Gedanken Aliah einen Besuch abzustatten verwirft er fürs Erste. Sie hatte gezeigt, dass sie gut auf sich aufpassen konnte, und würde noch eine Weile alleine zu Recht kommen.

Als er den Ausgang am Perlenhafen wieder erreicht, dämmert der Abend bereits erneut. Der gebogene Dolch ist unter seinem Mantel verschwunden, während er das Schwert weiter in der Hand hält, da sein Waffengurt ebenso wie seine Barschaft und seine restliche Habe im Haus der Geschichten liegen. Der Gedanke daran, Sheheras traurigem Blick begegnen zu müssen, lässt diese Dinge jedoch so weit fortrücken, als lägen sie auf dem Mond, dessen abnehmende Silhouette die hereinbrechende Nacht ankündigt.

Hier geht's weiter zum Perlenhafen... (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1023726899;start=315)

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 17. Jan. 2005, 21:45 Uhr
In Sedims Versteck


Es ist kalt in dieser Stadt. Seit er hier ist, macht ihm diese elendige Kälte zu schaffen, die durch jede Öffnung seiner Kleidung kriecht und seinen Körper ganz taub werden läßt. Zu allem Überfluß hat dieses Loch, welches ihm ein paar Tage zur Verfügung gestellt wurde nicht einmal einen Kamin, so dass er das Feuer auf dem Boden in einem der Räume entzünden musste, mit dem Ergebnis, dass der Rauch sich nur langsam verzieht und ihm die Augen tränen, wenn er sich zu lange am Feuer aufhält.

Sedim ist wütend...doch nein, dass trifft es nicht ganz, er ist gereizt. Diese ganze Aktion dauert einfach schon zu lange und er hat sie langsam satt, diese lächerliche Stadt und deren primitive Bewohner, derer er sich bedienen muss. Doch nicht mehr lange, ist er sicher, bis er zurück in den Süden reisen würde.
Eigentlich wollte er Talyra nur zwei Tage mit seiner Anwesenheit beehren, bevor er wieder in wärmere Gefilde verschwand, Allerdings war er plötzlich einem Geist aus der Vergangenheit begegnet. Einem Geist, der eigentlich das Licht des Tages fürchten sollte, wie seinen eigenen Tod, doch stattdessen wandelte er umher, zusammen mit kunterbunt gekleideten Scharlatan. Und er war nicht der einzige, wie er nur wenig später feststellte. Nein, ganz und gar nicht, er führte sie zu ihr, die ihn damals zusammen mit ihrer Sippschaft dem Tod näher gebracht hatte, als jemals sonst in seinem Leben.
Als er sie erblickt hatte, hatte es ihn viel Kraft gekostet, versteckt zu bleiben, sich ihr nicht zu zeigen, um ihr Lächeln gefrieren zu sehen, sondern mit Bedacht vorzugehen.

Sedim läuft unruhig auf und ab, während er darauf wartet endlich seine Besucher in Empfang zu nehmen. Er geht noch einmal in den Nebenraum, um alles zu überprüfen. Alles ist an seinem Platz, die Symbole sind vorgezeichnet, die Utensilien: zwei Schalen, einige Kräuter, Kerzen, Taue, Knochenmehl, sowie Tinte liegen bereit. Das Buch liegt aufgeschlagen daneben, von einer Öllampe beleuchtet.  
Der Magier geht zum breiten Tisch in der Mitte und überprüft ein weiteres Mal, ob die Metallhaken fest genug sitzen. Dann stützt er sich auf die hölzerne Platte und schliesst die Augen. Nocheinmal geht er alle Einzelheiten durch, so wie sie von seiner Mutter niedergeschrieben sind. Zwei Tage bleiben bis Neumond. Das Ritual wird enden, wenn der Mond am Himmel verschwindet und ihr Lebenslicht würde ebenfalls dahinschwinden, wie die kleiner werdende Sichel des Mondes. Er ballt die Faust und ein Grinsen tritt auf sein Gesicht. Die letzten Tage hatte das Wissen darum, dass er damals anscheinend nicht gründlich genug gearbeitet hatte, ständig in seinem Kopf genagt, hatte ihn zermürbt, während er sie beobachtete und ihre Gewohnheiten ausspähen ließ. Zuerst hatte er überlegt den Fluch an ihr nachzuholen, doch er wollte ihr einen schnellen Tod in Shenrahs Angesicht nicht gönnen. Sie hat zu lange ohne Angst gelebt, nun soll sie täglich den Tod vor Augen haben, wie er langsam und unaufhaltsam in ihren Körper kriecht und er würde es geniessen sie verfallen zu sehen, die Angst vor dem Kommenden in ihrem Gesicht zu erblicken, so wie sie einst bei ihm zu erkennen war.

Ein Klopfen reißt Sedim aus seinen Gedanken. Sie sind endlich da, schiesst es ihm durch den Kopf und er eilt zu der schweren Tür aus Eichenholz, welche erst vor kurzem eingesetzt wurde, um niemandem ausser ihm Zugang zu gewähren. Er öffnet sie und sieht fünf in dunkle Roben gekleidete Gestalten vor sich. "Bringt sie herein", sagt er leise und schaut sich, als sie mit ihrer Last an ihm vorbeihuschen, hinter ihn um, ob jemand gefolgt ist. Er kann niemanden erkennen und schliesst zufrieden die Tür. Wenigstens dieses eine Mal scheint er in dieser Stadt jemanden verpflichtet zu haben, dem es möglich ist, seine Arbeit professionel auszuführen.

"Legt sie auf den Tisch und bindet sie dort fest", weist er die Fünf an und sucht, während sie seine Befehle ausführen, nach den Geldbeuteln, welche er bereitgelegt hat. Als die Fünf ihre Arbeit beendet haben reicht er ihnen das Gold, zögert aber, bevor er es in die ausgestreckte Hand eines seiner Gegenüber fallen läßt. "Ihr wisst, dass der Auftrag noch nicht erfüllt ist?"
Als Antwort erhält er ein Nicken. "Gut, erfüllt eure Aufgabe. Und denkt daran, er soll nur für höchtens zwei Sonnenläufe von der Bildfläche verschwinden, so dass er mir nicht in die Quere kommen kann. Es ist zu gefährlich ihn vollständig auszuschalten. Er ist zu bekannt", schärft er ihnen ein und läßt das Geld den Besitzer wechseln. Genauso lautlos, wie sie gekommen waren, sind die vermummten Gestalten wieder verschwunden und er ist allein mit seinen "Gästen".

Vorsichtig geht er auf den Tisch zu, auf dem beide ausgestreckt und an Armen und Beinen festgebunden sind. Er tritt an die beiden Wasserfeen heran und betrachtet sie. Sie atmen so ruhig, als würden sie in ihrem Bett schlummern, denkt er sich und tritt näher an die Fee heran. Sacht streicht er mit seiner Hand über ihre Wange. "Schlaf dich aus, kleine Wasserfee", flüstert er ihr ins Ohr, "genieße ein letztes Mal die sanften Träume Sheilars, bevor sie sich für den kurzen Rest deines Lebens von dir abwendet" Er streicht ihr eine Strähne ihres bleichen Haars aus dem Gesicht, während er kalt lächelnd hinzufügt: "Schon bald wird sich der Eine zuwenden und deine schönen Züge verdunkeln."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 17. Jan. 2005, 22:45 Uhr
Asrai freut sich, dass Eade endlich wieder eine Schwester in ihr sieht und er mit zu ihr nach hause kommen mag. In Gedanken malt sie sich schon aus, wie sie für ihn etwas zu essen macht und sie sich in Ruhe weiter über ihre Vergangenheit unterhalten. Trockene Kleidung würde sich sicher für ihren Bruder finden lassen.
Doch plötzlich weiß Asrai gar nicht mehr, wie ihr geschieht, als sie plötzlich von hinten gepackt und ihr etwas vors Gesicht gehalten wird. Wenige Sekunden später fallen ihr die Augen zu und sie sackt in sich zusammen.

Als Asrai später wieder aufwacht, tut ihr Kopf fürchterlich weh und mühsam öffnet sie die Augen. "Eade?.", ist das erste Wort, dass sie von sich gibt. "Wo bin ich?" Als sie bemerkt, dass ihre Arme und Beine am Tisch, auf dem sie liegt, festgebunden wurden, steigt Panik in ihr auf und ängstlich sieht sie sich um. Neben ihr liegt Eade, doch er ist nicht bei Bewusstsein. An der Umgebung, in der sie sich befindet, kommt ihr nichts bekannt vor. Ob ihr Gefühl sie doch nicht getäuscht hatte? War er wirklich in die Stadt gekommen und hatte sie gefunden?

Sethai würde sie finden und sie retten, da ist sich Asrai ganz sicher. Es ist gut, dass du deine Gabe noch nicht abgelegt hast, denkt Asrai ein wenig erleichtert. Vergeblich zerrt sie an den Fesseln. Sie sind einfach zu fest für die schwache Wasserfee. Was würde wohl mit ihnen geschehen? Schon bald würde sie vermisst werden und man würde nach ihr suchen. Sethai würde sie vermissen und vielleicht auch Orga und Henry. Asrai hofft es zumindest. "Eade.", flüstert sie noch einmal, in der Hoffnung, ihr Bruder würde davon aufwachen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 17. Jan. 2005, 23:53 Uhr
Kälte, eisekälte ist das erste was er spürt, als sein Verstand wieder die ersten Schritte in Richtung Realität wagt. Explosionsartig breiten sich Schmerzen in seinem Kopf aus, von denen er noch nicht mal geahnt hat, dass es sie gibt. Ein stöhender Laut entfährt seiner Kehle und der fahle Geschmack auf seiner Zunge lässt ihn würgen. Sein ganzer Körper fühlt sich an wie Blei und er vermag noch nicht einmal seine Lieder zu heben.
Aber die Kälte... sie dringt weiter in seine Haut, bis zu seinen Knochen und lässt ihn leicht zittern. Das Klappern seiner eigenen Zähne schreckt ihn schliesslich auf und verwirrt starrt auf eine graue Wand, die sich nach einem Moment, seinem Blick wieder zu entreissen droht. Als würden Nebelschleier an seinen Wimpern hängen, vermag er nicht wirkliche Konturen wahrzunehmen.

Da dringt mit einem Male eine sanfte Stimme an sein Ohr, aus welcher die nackte Angst zu hören ist. Als hätte ihn Jemand mit einem Kübel kalten Wassers übergossen, sind seine Sinne mit einem Male hellwach und ruckartig will er sich aufrichten. Einen Moment später schlägt sein Kopf hart auf den Tisch zurück und es ist ihm , als würde sein Schädel jeden Augenblick in seine Einzelteile zerspringen. Er stösst ein schmerzerfülltes Keuchen aus und versucht die Schmerzenstränen aus seinen Augen fern zu halten, hat er doch gerade eben erst wieder klare Sicht bekommen.
Vorsichtig versucht er sich noch einmal aufzurichten und sieht schliesslich fragends zu seinen Händen hoch.
Striche winden sich um eben diesem fest gezurrt und unzerreissbar schlingen sie sich um seine Hand-, wie auch um seine Fussgelenke.
Noch immer pocht es hinter seiner Stirn, als würden Zwerge nach Schätzen graben. Daher wendet er den Kopf diesmal nur vorsichtig, doch was er erblickt, lässt seine Gesichtszüge entgleisen. Neben ihm, auf einem weiteren Tisch liegt Asrai, das blonde Haar fällt ebenso wie seines, zu beiden Seiten wie ein Wasserfall hinab und auch ihre Hände und Füsse sind festgebunden. "Eade?" Ihre Lippen bewegen sich nur andeutungsweise und trotzdem versteht er seinen Namen daraus. Er braucht einen flüchtigen Augenblick um seine Zunge dazu zu bringen sich zu bewegen, bevor er leise flüstert: "Es ist gut Liade."

Nichts ist gut, und das weiss er sehr wohl, ihr jedoch noch mehr Angst einzujagen, als das bereits aus ihrem Gesicht spricht, das möchte er nicht. Zu gerne möchte er die Hand ausstrecken und ihr damit zärtlich über die Wange streichen, doch die Fesseln hindern ihn daran. So lässt er seinen Blick stattdessen umherschweifen.
Die kalten, grauen Wände sind oft von Moos und Schmutz überzogen, eisiger Wind pfeift durch die Ritzen und nur einige Fackeln erhellen den gruftartigen Raum, in dem sie sich befinden. Der Geruch von Morast liegt in der Luft und macht es beinahe unmöglich frei zu atmen.
Noch einmal zerrt Eade an seinen Fesseln, versuch sich auf den Bauch zu drehen, oder irgendwie vom Tisch hinunter zu rutschen, doch nichts von alledem gelingt.
Schliesslich verharrt er wieder still, versucht einige der Strähnen, die sich in sein Gesicht verirrt haben, wieder wegzustreichen, doch ohne Hände wird dieses Unterfangen zu einem Kunststück.
Seine Kleidung ist noch immer nass und wie er es in dem Dämmerlicht erkennen kann, Asrais Kleidung ebenfalls und das ist was ihm Sorgen macht. Schon einmal sei sie krank geworden, so ihre Worte. Bei sich selbst fürchtet er dies nicht, zu sehr ist er noch an die Kälte des Wassers gewöhnt, aber sie...
Zum ersten Mal wandern seine Gedanken zu jener Gestalt, die ihnen das angetan hat. Zu gerne würde er ein GEsicht, oder einen Namen kennen, den er verfluchen kann, doch nichts will ihm einfallen.

Dafür bleibt sein Blick schliesslich auf einigen sorgsam zurecht gelegten Utensilien ruhen und ein erneuter Schmerz, atackenartig, verzieht sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Maske und ein erneutes Stöhnen hallt an den Wänden wieder, die bedrohlich auf die zwei Gefangenen hinab blicken.
Genauso schnell wie die Stiche gekommen sind, verschwinden sie auch wieder und nur noch der verzerrte Gesichtsausdruck spricht von ihrem Erscheinen. Sein Blick jedoch hat sich nun verändert und mit Schrecken blickt er nun auf das Buch, die Schalen und die anderen Werkzeuge. Jawohl, Werkzeuge sind es und nicht für irgendetwas... Magie will die Gestalt walten und bestimmt keine gute Magie, diese Tatsache liegt beinahe greifbar in der Luft.
Bereits will er Liade erzälen, was er glaubt, was die Gestalt mit ihnen vorhat, als ihm erst dämmert, das er das vor gerade mal ein paar Augenblicken noch selbst nicht gewusst hat. Beinahe ein Lächeln zeigt sich in seiner Miene, als ein Scharren seine Gedanken unterbricht und ein Schatten sich aus der Dunkelheit schält.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 18. Jan. 2005, 21:24 Uhr
Als Sedim bemerkt, dass die beiden Wasserfeen langsam aufwachen, zieht er sich in den Schatten an einer der Wände zurück, um sie zu beobachten. Nacheinander schlagen sie die Augen auf und werden sich ihrer Umgebung bewußt. Amüsiert betrachtet der Magier ihre Verwirrung und schliesslich ihr Entsetzen als sie bemerken, wo sie sich befinden und dass ihre Hände und Füsse gebunden sind. Eade und Liade, als er ihre Namen hört, die er verdrängt, doch nie richtig vergessen hat, spürt er ein Gefühl der Genugtuung, sie hier gefunden zu haben.

Er versucht stark zu bleiben, obwohl er weiß, dass seine seine Lage aussichtslos ist, stellt Sedim fest,als er Eade beobachtet. Der Feenmann blickt sich um und betrachtet die Dinge genauer, welche der Magier bereitgestellt hat. Als er sich wieder zu seiner Schwester dreht, um mit ihr zu sprechen, hält der Südländer die Zeit gekommen sich zu erkennen zu geben. Er tritt aus dem Schatten, doch nicht zu weit. Sollen sie ruhig noch ein wenig rätseln, wer ihnen einen derartigen Empfang bietet., denkt er sich und sagt mit seiner zischenden Stimme: "Willkommen in meinem Reich, edle Feen. Ich hoffe ihr hattet eine bequeme Reise." Während er redet läuft er langsam um den Tisch herum, immer am Rande des Lichtscheins, welchen die Lampe neben dem Buch ausstrahlt. "Ihr müsst die etwas feuchtkalte Atmosphäre entschuldigen, doch... Moment, ich vergaß, ihr mögt ja das kühle Nass ausserordentlich." Er macht eine kurze Pause und fährt dann dort: "Trotzdem gebe ich zu, ich hätte euch gerne in meinem Palast etwas weiter im Süden empfangen, doch eure Sippe hat ja bereits vor einiger Zeit meine großzügige Offerte abgelehnt und meinen Großmut, welchen ich euch entgegenbrachte mit Haß und Verderben bestraft."

Jetzt tritt Sedim endgültig ins Licht und geht hinüber zu dem Tisch, um nach einem Messer zu greifen, welches dort bereit liegt. Es langsam zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger drehend geht er auf den großen Tisch zu auf dem die beiden Wasserfeen liegen. "Der Rest eurer Sippe hat vor einiger Zeit dafür gesühnt, doch ihr habt euch meiner gerechten Bestrafung entzogen. Nun wird euch mehr Zeit bleiben diese zu genießen, Vorerst solltet ihr mir einen kleinen Teil von euch selbst spenden, dass genügt für's erste. Wer macht den Anfang?"

Als der Magier sieht, dass sich Eade erneut gegen seine Fesseln wehrt, richtet er die Aufmerksamkeit auf ihn. "Lassen wir ihm doch einfach den Vortritt", sagt er schliesslich und tritt von der Seite an den Feenman heran. Er betrachtet einen Moment dessen vergebliche Bemühungen sich zu befreien und hebt dann das Messer, um mit einem schnellen Schnitt eine Strähne von dessen Haar abzuschneiden.

Schliesslich geht er um den Tisch herum, um ebenfalls Asrais Haar um eine bleiche Strähne zu kürzen. Er will sich, nachdem dies getan ist, gerade wieder von ihr abwenden, als er sich noch einmal umblickt und zu ihrem Gesicht niederbeugt: "Ach Liade, du gleichst deiner Schwester sehr. Sie hätte glücklich sein können, weißt du das? Und du könntest jetzt auch glücklich sein." Sein Fingernagel fährt über ihre Wange und hinterläßt eine kleine, rote Spur. Dann zucken seine Finger von ihrem Gesicht zurück und er wendet sich abrupt ab, als müsse er sich zur Ordnung rufen. Seine Schritte führen in zurück zum aufgeschlagenen Buch, wo er beginnt einige Zeilen leise zu lesen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 18. Jan. 2005, 21:57 Uhr
>"Es ist gut Liade."<, antwortet Eade auf Liades flüsternden Hilferuf und gleich fühlt sie sich etwas besser. Sie ist wenigstens nicht allein und Eade geht es gut. Doch trotzdem fürchtet sie sich und auf ihren Armen zeichnet sich deutlich eine Gänsehaut ab. Die kleine Wasserfee beobachtet ihren Bruder dabei, wie er die Umgebung mustert. "Sethai wird uns finden.", flüstert sie um Eade und vor allem sich selbst zu beruhigen. Hoffentlich findest du uns auch rechtzeitig. Bevor Eade etwas erwidern kann, tritt eine Gestalt aus dem Schatten hervor, jedoch nicht nahe genug, dass Asrai erkennen könnte, wer es ist. Und doch glaubt sie zu wissen, wer sie gefangen genommen hat.

>"Willkommen in meinem Reich, edle Feen. Ich hoffe ihr hattet eine bequeme Reise."<, ertönt die männliche und Liade ganz und gar nicht unbekannte Stimme und Asrai hält es für besser, erst einmal nichts zu sagen. Dieser Mann ist unberechenbar. Ein Monster. Als er ins Licht tritt, läuft es Asrai eiskalt den Rücken herunter. Er versucht uns Angst zu machen und es gelingt ihm. Er hat sich in all den Jahren nicht verändert. Asrai mag sich gar nicht vorstellen, was der Magier für Pläne mit ihnen hat. Töten würde er, das war sicher. Doch auf welche Weise. Asrai schüttelt kaum merklich den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben, doch sie kehren sofort zurück als sie sieht, dass der Magier nach einem Messer greift.

"NEIN!", ertönt es aus ihrem Mund als er mit dem Messer auf Eade zugeht und für einen Moment scheint ihr Herz aufzuhören zu schlagen. Doch wenig später hält der Magier nur eine Strähne von Eades Haar in den Händen und Asrai atmet tief durch und eine Träne läuft ihre Wange hinunter. "Ihr seid ein Monster, Sedim!" Mit bitterem Blick schaut sie ihm ins Gesicht, als er ihr eine Strähne ihres Haares abschneidet und mit seinem Fingernagel über ihre Wange fährt. "Was geht nur in euch vor? Was für Geister haben eure Seele so vergiftet, dass Ihr ein ganzes Volk ausrottet?" Doch dann wendet er sich von ihr ab, beginnt in einem seiner Bücher zu lesen und es wird wieder still. Asrai muss an ihre Schwester denken. Sie fehlt ihr so sehr. Und erneut rinnen Tränen ihre Wange hinab. Trotz Eades Anwesenheit fühlt sie sich mit einem Mal sehr einsam.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 18. Jan. 2005, 22:39 Uhr
Mit einem eisernen Blick starrt Eade der Person entgegen, beobachtet ihr Verhalten, wie sie sich in den Schatten des gemäuers hält und erst nach einer Weile hervortritt. Auf Asrais Gesicht ist deutlich die Angst und der Schrecken zu erkennen, doch in Eade's Miene rührt sich nichts. Er erkennt diesen Mann nicht wieder, weiss nichts mit seinen Worten anzufangen, ausser das sie deutlich zu verstehen geben, was er will. Sein boshafter Blick huscht über die beiden Feen und Eade zerrt noch einmal an seinen Fesseln. Wenn er selbst sich auch nicht mehr erinnern kann, alleine die Anwesenheit diese Mannes verursacht ihm einen Schauer auf der Haut.

Schliesslich tritt die Gestalt doch noch ins Licht und endlich bekommt der Schrecken ein Gesicht. Und es ist wirklich ein Schrecken, einem Gespennst nicht unähnlich. Eingefallene Wangen, grünliche Haut die sich über deutlich hervortretende Knochen spannt, ein Mund, auf das sich ein grausamer Zug gelegt hat. Die glitzernden schwarzen Augen liegen in tiefen Höhlen, als hätte er seit langem nicht mehr geschlafen. Er scheint alt zu sein und trotzdem fehlen die natürlichen Falten um die Augen, den Mund und auf der Stirn. Auch das Haar ist noch immer tiefschwarz und umrahmt das knochige Gesicht.  
Nein, mit diesem Aussehen kommen keine Erinnerungen zurück, Eade weiss nicht mehr als vorher und trotzdem spricht aus seinen eisigblauen Augen Eiseskälte, unter der so mancher wohl erfroren wäre. Doch die Gestalt kümmert es nicht, sie geht gelassen zu dem Tisch mit den Utensilien und greift nach einem Messer, dass im Schein der Fackeln gefährlich glänzt.
<<Angst ist sein Mittel und er liebt es. Er glaubt wohl, dass ich ihn kenne, das ich mich erinnere und vielleicht sollte ich ihn in diesem Glauben lassen.>> "Der Rest eurer Sippe hat vor einiger Zeit dafür gesühnt, doch ihr habt euch meiner gerechten Bestrafung entzogen. Nun wird euch mehr Zeit bleiben diese zu genießen, Vorerst solltet ihr mir einen kleinen Teil von euch selbst spenden, dass genügt für's erste. Wer macht den Anfang?" Ein Stoss von Zorn bemächtigt sich Eade's und mit freier Wut zieht er noch einmal ruckartig an den Stricken, was jedoch nur zur Folge hat, dass sie sich enger um seine gelenke schlingen und das er nun Sedims Aufmerksamkeit auf sich hat. Ein entsetztes "NEIN" erklingt von Liade, als sich der Mann ihm nähert und kurzerhand eine Strähne seines Haares abschneidet. Eade hat ihn dabei nicht aus den Augen gelassen, sah ihn direkt an und als er das Ziehen an seinem Haar spürte, hat er keine Regung von sich gegeben. Auch sagt er nichts, als das Ungeheuer auch bei Liade eine Strähne abschneidet. Erst als sein Fingernagel über ihre Wange fährt und eine wenig Blut nun ihre bleiche, weisse Haut ziert entfährt Eade ein knurrendes Geräusch. Ihre Worte sprechen von Hass und Feindseligkeit, die sich Eade bei seiner Schwester nie hätte vorstellen wollen. Als sich ihre Augen auch noch mit Tränen füllen, beginnen seine Gedanken sich zu regen. <<Wir müssen hier weg, bevor er auchnur einen Teil seines Zaubers beendet hat. Aber wie könnte ich dies anstellen.>>  Ob seine Gabe ihm dabei behilflich sein kann, dass weiss er nicht, besonders weil er sie nicht kontrollieren kann und sie sich bisher meist mehr gegen ihn selbst gerichtet hat.
Als dieser Sedim, was für ein seltsamer Name, plötzlich ein par leise Worte zu sprechen beginnt, beginnt Eade sich zu regen, jedoch kaum erkennbar. Durch die Nässe und Kälte in dem Raum, sind auch die Stricke nass und dies will er zu seinen Gunsten ausnutzen. So beginnt er damit seine Handgelenke in Kreisen zu bewegen um die Stricke nach und nach zu dehnen.
Dabei achtet er darauf dies nur zu tun, wenn Sedim nicht auf ihn achtet, doch dieser scheint momentan sehr damit beschäftigt die Worte zu rezitieren, was auch immer sie bedeuten mögen. Nichts Gutes auf jeden Fall.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 22. Jan. 2005, 19:02 Uhr
Vorsichtig nimmt Sedim eine hölzerne Schüssel vom Tisch, nachdem er den Text zu Ende gelesen hat. Wie immer, wenn er die Handgriffe eines Rituals durchführt, spricht er leise die einzelnen Schritte vor sich in. Er zerschneidet die Haarsträhnen und legt sie schliesslich in die Schüssel, um sie darin noch weiter zu verreiben. Nachdem er Kreide und Öl hinzugegeben hat, verrührt er das ganze, so dass es eine Paste ergibt, die er über die dünnen Linien streichen kann, welche am Boden bereits vorbereitet sind. Als er glaubt, die richtige Konsistenz erreicht zu haben, nimmt er die Schüssel in die linke Hand und verläßt den Tisch, um die Zeichen anzubringen, welche benötigt werden, um das Ritual zu beginnen.

Langsam tropft die zähe weiße Farbe von den Fingern, erreicht des Bodens dunklen Stein, um Stück für Stück die Form zu bilden, welche dem Ausführenden Erfolg verspricht. Der Rhythmus der gemurmelten Worte bestimmt den Takt für die Finger, die immer wieder in die Schale tauchen, um neues Weiß hervorzuholen, welches schon bald zwei Wasserfeen umschliesst, sie mit dem Ort verbindet, an welchem sie des Dunklen Gottes Macht verspüren sollen. Ist erst die runde Form vollendet, folgen Symbole ihr, aus längst vergangener Zeit, in alten Büchern aufgezeichnet, nur wenigen bekannt und doch so mächtig, dem Schreibenden die Kraft zu geben, die Zukunft für die Auserwählten zu bestimmen. Der letzte Strich leert das Weiß, die Schale wird achtlos den Schatten übergeben. Ein Licht wird nun entzündet, dann weitere ihm folgen, doch läßt das schwarzgefärbte Wachs kein Platz für einen Hoffnungsschimmer. Als schliesslich dreizehn Mal die Flamme auf dem weißen Kreis befestigt ist, verstummt die Stimme und Stille senkt sich schwer herab. Ein Ledersäckchen wird geöffnet und zwischen Fingerspitzen, die trockenen Blätter eines Krauts verteilt, dass unscheinbar im Schatten wächst und diesen in sich aufgesogen hat. Laut zischend setzt es Schwärze frei, als es in jedem Kerzenlicht vergeht und trübt die Sinne und macht das Atmen schwer.

Sedim bleibt noch einen Moment stehen, als er das Oxaliskraut auch in die letze Kerze geworfen hat, so wie es seine Mutter einst in das Buch der dreizehn Geheimnisse geschrieben hat. Er spürt, dass sich die Atmosphäre im Raum verändert hat. Ungefähr so als hätte sich eine große dunkle Wolke vor Shenrahs Angesicht gelegt, um das Wirken in diesem Raum zu verdecken. Wie oft schon hatte Sedim es gespürt, dieses Gefühl, dass eine dunkle Macht seine schützende Hand über ihn hält und es genossen, die Zeit, welche ihm damit gegeben ist, zu nutzen.
Jetzt, nachdem seine Konzentration etwas nachläßt, erinnert er sich auch wieder an die Worte Asrais, die sie ihm entgegenschleuderte, als er mit ihr sprach. Eine Augenbraue hebt sich kurz, als er sie sich ins Gedächtnis zurückruft. Nun schaut er sich auch wieder zu den Gefangenen um, welchen er während des Initiationsrituals keine Beachtung geschenkt hat. Noch immer versucht der Feenmann sich gegen seine Fesseln zu wehren und der Südländer betrachtet ihn einen Augenblick mit geringschätzigem Blick. Wie töricht, er vergeudet seine Kräfte für ein aussichtsloses Unterfangen, denkt er sich und wendet dann seine Aufmerksamkeit dessen Schwester zu. Er stellt sich vor die Seite des Tisches, auf welcher sie liegt, setzt die Fingerspitzen der gespreizten Hände aufeinander und tippt mit ihnen einen Augenblick auf den Mund, so dass es den Anschein hat, als würde er überlegen, was er sagen will. "Ich bin ein Monster, sagt ihr Liade?", beginnt er schliesslich, "nun eure Schwester hat etwas ähnliches gedacht, obwohl ich ihr nie einen Grund dafür gab. Das war das Problem mit euch Wasserfeen. Ihr ward zu oft zu schnell mit einem Urteil bei der Hand, wenn jemand nicht aus eurem Volke kam. Euer Stolz und eure Eitelkeit hat euch fallen lassen, schönste Liade, nicht ich." Für einen Moment schweigt Sedim erneut, dann beginnt er erneut das Wort an  Asrai zu richten. "Doch ich frage mich, seitdem ich euch in dieser Stadt gefunden habe, wie ihr dem Schicksal eures Volkes entgangen seid. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis die Kerzen erloschen sind, so erzählt es mir, denn es würde meine Gedanken beruhigen, wenn ich wüßte, dass der Fehler nicht bei mir lag."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 23. Jan. 2005, 06:03 Uhr
Asrai glaub, Sedim hätte ihre Worte einfach ignoriert oder sie gar nicht registriert und das macht sie für einen Moment zornig. Sie bemerkt, dass Eade immer wieder an seinen Stricken zerrt. Was nützt es dir, wenn deine Hände frei sind und du doch gefangen bist? Er ist ein Magier und du kommst hier nicht raus. Asrai kann nicht sehen, was Sedim auf dem Boden macht, doch es macht ihr Angst. Im Gegensatz zu Eade kann sie sich sehr gut an das erinnern, was vor vielen Jahren geschehen ist und sie ist sich mit einem Mal nicht mehr so sicher, dass Sethai ihnen rechtzeitig zur Hilfe eilen würde. Asrais Stricke sind einfach zu fest, als das sie sich irgendwie befreien könnte. Der sowieso schon dunkle Raum scheint immer düsterer zu werden, während Sedim Worte murmelt, die Asrai nicht versteht. Und auch die Kerzen, die er aufstellt, scheinen den Raum nicht zu erhellen und werfen unheimliche Schatten an die Wände. Kalter Angstschweiß bildet sich auf Asrais rücken.

Eine Weile ist nichts anderes als Sedims leise Stimme im Raum zu hören, doch irgendwann erhebt er sich und wendet sich an Asrai. "Wie könnt ihr es nur wagen, so von meinem Volk zu sprechen?", antwortet Asrai Sedim entrüstet. Ihr fehlen wirklich die Worte. Wenn sie nur könnte, sie würde ihm den Hals umdrehen. "Doch ich frage mich, seitdem ich euch in dieser Stadt gefunden habe, wie ihr dem Schicksal eures Volkes entgangen seid. Wir haben noch ein wenig Zeit, bis die Kerzen erloschen sind, so erzählt es mir, denn es würde meine Gedanken beruhigen, wenn ich wüßte, dass der Fehler nicht bei mir lag." Ungläubig sieht Asrai den Magier an. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er wirklich glaubt, sie würde ihm erzählen, wie sie dem Fluch entronnen ist. "Kein Wort werde ich euch sagen. Ich werde den anderen nicht die Chance nehmen, ebenfalls dem Fluch zu entrinnen. Auch wenn ich dafür sterben muss." Und das würde sie, zweifelsohne, da ist sie sich sicher.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 23. Jan. 2005, 16:56 Uhr
Irgendwie ist ihr doch ein wenig mulmig, als sie die letze Sprosse der Treppe loslässt und sich vollkommen auf den Boden der Unterstadt verlässt. Hier ist sie noch nie gewesen und wenn sie jetzt kurz darüber nachdenkt, sollte sie vielleicht auch gar nicht hier sein. Alles um sie herum ist dunkel, sie kann kaum etwas erkennen. Aber sie spürt die Anwesenheit eines anderen Wesens, dass sie mustert, sein Atem ist ganz nah, jedoch zu niedrig, um von einem Menschen stammen zu können. Der Zwerg! Kana zwingt sich zu einem abweisenden Blick, lässt ihre Augen rot glühend aufleuchten, durch die Dunkelheit wandern, bis sie über etwas tastet, von dem sie annimmt, dass es sich um Sigourneys "Freund" handelt. "Was starrst du so, Leuchtauge?"
Gut, der Kerl ist ihr definitiv unsympathisch. Mindestens ebenso unsympathisch, wie dieser Stadtteil an sich. Hat denn niemand je daran gedacht, hier eine Fackel anzubringen, oder etws dergleichen?

"Rede!"
"Ich kann lediglich mein Glück nicht fassen, auf das wohl hässlichste Geschöpf von ganz Talyra getroffen zu sein. Lass mir doch meine Freude an so kleinen Attraktionen."
Angst soll man hier unten keine zeigen, soviel hat sie mitbekommen, aber vielleicht ist sie doch ein wenig zu weit gegangen, denn der Zwerg beginnt knurrende Töne von sich zu geben, wie ein räudiger Straßenköter, der einen Hauseingang bewacht. "Was willst du hier?"
"Mir die schöne Umgebung ansehen?"
Der Zwerg scheint nun wirklich kurz davor zu sein, sie anzugreifen und die Halbdämonin überlegt einen Augenblick, ob sie dass nich als Aufforderung ansehen sollte, jetzt zu verschwinden. Eine Entschuldigung hätte sie dann. Nein! Du hast es Syg versprochen, schon vergessen? Du bist doch kein Kind mehr, dass sich vor der Dunkelheit fürchtet!

Mit einem leichten Seufzer schnippt sie eine Münze in Richtung des Zwerges, verfehlt ihn jedoch absichtlich, sodass er sich nach ihr bücken muss. Diesen Moment nutzt Kana, um sich an ihm vorbeizuschleichen und, dicht an die Wand gedrückt, tiefer in die Unterstadt einzudringen. Sie kann nur hoffen, dass sich ihre Augen bald an die Dunkelheit hier unten gewöhnen und sie die Wegbeschreibung nicht vergisst. Als sie an einer Laterne vrbeikommt, nimmt sie sie aus ihrer Halterng und geht weiter, nachdem sie einen Blick auf seinen früheren Bestzer geworfen hat. Sein Hals ist aufgeschlitzt, aber das Blut noch nicht getrocknet. Den Umhang fester um sich ziehend tappt sie weiter.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 23. Jan. 2005, 20:48 Uhr
Die Stricke werden nicht nachgeben, zumindest dass wird Eade nach kurzer Zeit bewusst. Immer tiefer haben sie sich in seine Haut eingegraben und diese aufgeschürft. Als Sedim in seinem Tun innehält, stockt auf Eade und starrt dem Alten entgegen. Dort wo sich die Stricke nun noch enger um seine Gelenke geschlungen haben, brennt es und trotzdem ist er froh um diesen Schmerz. Sedim wendet sich wieder Liade zu, was in Eade und ungutes Gefühl erscheinen lässt. Dieser Fremde, oder Fein, oder was auch immer, scheint reges Interesse an ihr zu haben und einmal mehr wünscht sich der Asrai die geschichte zu kennen, die ihn in diese Situation befördert hat. So kann er nur tatenlos lauschen und zusehen wie in seiner schwester der Zorn hervobricht und sie mutig ihr Volk beschützt.
Ohne Frage, sie würde sterben für ihre Familie, denn noch immer hofft sie, dass die Anderen, von denen Eade nichts mehr weiss, noch am Leben sind.
Doch die Düsternis des Raumes erdrückt jegliche Hoffnung. Die Worte die er gemurmelt hat, lassen Eade einen Schauer über den Rücken laufen. Es wäre ihm lieber, wenn er wüsste, warum man ihm und Liade das antut. Natürlich, sie hat ihm davon erzählt, doch sich zu erinnern und es von Jemandem zu hören, ist etwas gänzlich Unterschiedliches.
Irgendwie von Liade ablenken, irgendetwas tun, damit Sedim sich eher ihm zuwendet, aber was? Ihn zu beleidigen, das bringt nichts. Vielleicht eher mit ruhiger, kalter Art, als würde einem das gar nicht interessieren. So schüttelt Eade also nur den Kopf, einem Blick voller Mitleid auf den Alten gerichtet und mit kühler Stimme sprechend: "Wie kindlich... Einfach nur arrogant, naiv und dumm. Man könnte meinen du wärst ein kleines Kind, Sedim, das mit Puppen spielt und die Welt noch nicht kennt. Weisst du welchen Monat wir haben? Oder noch besser welchen Tag? Oder hast du diese Dinge bereits in deinem Wahn vergessen?" Ob den Alten die Worte interessieren ist Eade eigentlich egal, solange er von Liade ablässt. Der Asrai hat gerade eben erst gefunden, was er seit dem Unfall gesucht hat, freiwllig würde er es nicht mehr hergeben!

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 27. Jan. 2005, 00:21 Uhr
Die Wasserfee scheint selbst jetzt, in ihrer aussichtslosen Lage noch verstockt genug zu sein, um ihm den kleinen Gefallen, um den er sie gebeten hat zu gewähren. "Nur keine Angst, Liade", sagt er schliesslich, "ihr werdet Gelegenheit haben dafür zu sterben, dessen könnt ihr gewiß sein. Auch wenn es vielleicht anders ist, als ihr es euch je vorgestellt habt." Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen, als er an das Kommende denkt. Es würde ihm Spass machen, Stück für Stück die Zeichen zu vervollständigen.

Plötzlich regt sich der Feenmann, welcher nicht mehr von seinen nutzlosen Befreiungsversuchen abgelenkt wird und beginnt zu sprechen. Er wirkt kühl, als er beginnt Sedim zu beleidigen.
Wut steigt in dem Südländer auf, doch er fühlt sich in seien Worten bestätigt. Die Arroganz dieses Volkes ist wirklich grenzenlos, selbst jetzt glaubt Eade in der Position zu sein, ihn lächerlich zu machen. "Ja, ich spiele mit Puppen", zischt ihm der Magier schliesslich zu, nachdem er um den Tisch auf dessen Seite gegangen ist, "und du bist eine davon und du wirst tanzen, wenn ich an den richtigen Fäden ziehe. Hast du nicht selbst erkannt, dass euch keine Fluchtmöglichkeit bleibt? Du wirst das Gefühl selbst erleben, die Tage nicht mehr benennen zu können."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 27. Jan. 2005, 11:06 Uhr
Seine eisblauen Augen bleiben auf sedim haften, während der um den Tisch herum auf ihn zugeht und schliesslich neben ihm stehen bleibt. Sedim ist nicht klein, sonst hätet Eade wohl ob dem bösen Funkeln in den schwarzen Augen angefangen zu lachen.
Immerhin hat der Alte angebissen und das ist mehr, was Eade sich erhofft hat. Er möchte nun gerne zu Liade blicken und ihr so zeigen, dass sie jetzt bloss nichts sagen soll, doch das würde diesen kranken Mann, wohl dazu bringen Liade zu benutzen um an seine Antworten zu kommen. So kann er nur hffen, das seine Schwester klug genug ist, um sich jetzt nicht zu Wort zu melden.

Der Magier zischt ihm einige Worte zu, die auf Eades Gesicht keine regung hervorrufen. Weiterhin mustert er Sedim mit kühlem, selbstsicheren Ausseren, als hätte er Mitleid mit dem armen, alten Mann. Die kühle Temperatur des Raumes scheint noch mehr zu sinken, als der Magier ihn derart boshaft anschaut und nicht mehr zu wissen scheint, wohin mit seiner ganzen Wut und seinem Hass. <<Reg dich nur auf Alter, solange du hinter deiner kühlen Fassade steckst, werden wir wohl kaum einen Schwachpunkt deinerseits herausfinden.. Oder ist er das bereits?>>
Als sich der Feenmann ein wenig dreht um Sedim beser sehen zu können, ribschen die Taue wieder über die aufgeschürfte Haut und lassen sie brennen. Trotzdem dreht er sich weiter und betrachtet flüchtig die Kleidung des Alten, der noch immer wie eine Statue am gleichen Ort steht. Schwarze Hosen, teuer bestickter Ueberrock und einen Dolch an einem Gurt um die Hüfte. Er scheint nicht am Hungertuch zu nagen, und trotzdem ist er hager wie ein Bettler. Schliesslich windet sich Eade wieder in eine bequemere Lage, wobei ihm durch das Gerutsche, nun einie Strähnen seines Haares im Gesicht landen. Kurzerhand lässt er seinen Blick weiter durch den Raum schweifen, betrachtet ihn, als gäbe es dort viel Interessantes, nebst Moos, Stein, und einer Türe...

"Mag sein, das ich in einigen Tagen, wenn wir die denn überleben, nicht mehr wissen werde, welchen Tag wir haben, doch immerhin kann ich sagen, dass dies geschah weil ich die Sonne nicht sah und nicht weil mein Verstand dieses Detail nicht mehr zu erfassen mag.
Du bist ein schlechter Puppenspieler Sedim, scheinbar hast du es auch bei unserer Schwester versucht und sie entkam dir auch. Der Fluch danach war feige und nur weil dein Stolz,. wenn du solchen überhaupt besitzt, verletzt war hast du eine solche Schandtat begangen, Nun, wenn der kleine, alte Mann seinen Willen nicht durchsetzten kann, dann nimmt man ihn sich einfach, nicht wahr? Und schon sind wir wieder bei deiner Kindlichkeit, die scheinbar keine Grenzen kennt."

Noch immer ist seine Stimme ruhig und gelassen und man vermag nichts aus seinem Gesicht zu lesen. Natürlich könnte er Spott auf seiner Miene zeigen, doch dann würde er verlieren. Spott war ein gutes Zeichen dafür, dass man keinen anderern Ausweg mehr kannte, daher hält Eade ihn für unangebracht. Er spricht in vollem Ernst, wobei er sich innerlich niemals derart sicher fühlt. Er weiss nicht wie genau seine Gefühle jetzt Ordnung in dem inneren Chaos beziehen sollen. Zum Einen liegt dort seine Schwester, von der er erfahren hat, wer er ist, doch selbst daran erinnern, kann er sich noch immer nicht. Er liegt hier für etwas, was seine andere Schwester getan haben soll und dafür müssen sie und musste ihr Volk bereits büssen. Seltsam sind die Menschen, die mächtig sind und arrogant. Aber...
"Glaubst du wirklich, Liade würde dir sagen, wie sie sich von dem Fluch befreien konnte? Ueberhaupt.. frage dich doch zuerst einmal ob sie etwas davon weiss." Dabei hebt sich eine von Edes Augenbrauen leicht und er hofft ein Zeichen von Unsicherkeit zu entdecken, bis er schliesslich weiterspricht: "Ich bin in diesem Raum der Einzige, der dir etwas über die Flucht sagen könnte und wie wir den Fluch von uns genommen haben. Sie selbst weiss nichts davon, sie war nicht dabei... Also, was willst du jetzt tun alter Mann?"
Wieder betet er zu Amur, dass Liade bloss auf das Spiel einsteigen würde. Schliesslich sinken Sedims chancen so auf Null Prozent, das Gewünschte zu erfahren, denn Liade würde es ihm nicht  verraten, auch wenn man sie Qualen aussetzten würde, die sich ihr ruder nicht vorstellen möchte und er selbst weiss es ja wirklich nicht, wie er es geschafft hat. Eine grosse Lüge, die jedoch keine Schuldgefühle bei Eade hervorruft.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 27. Jan. 2005, 16:31 Uhr
In einem kleinen Haus hinter dem Wolfsmarkt


Der braune Schuppe, der den Anschein erweckt, als könne er jeden Moment zusammen brechen, ist der Unterschlupf vom Helorim, dem Hehler. Die Gestalt dieses zwielichtigen Kerls gleicht in gewisser Weise einem Wiesel: Ein dünnes, kleines Männchen mit beinahe kahlem Schädel. Über einer spitzen Nase blitzt ein Paar kleiner, schwarzer Augen verschlagen in die Welt. Die Haut ist seltsam käsig und seine Kleider machen den Eindruck, dass sie schon lange kein Wasser mehr gesehen haben – wie die gesamte Gestalt des Hehlers übrigens auch. Vom ewigen Buckeln (das jedoch ebenso falsch ist wie der Ring an seinem Finger) ist sein Rücken leicht gekrümmt und so scheint er einem immer etwas von unter her anzusehen. Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und Zischen und wird sie doch einmal lauter, dann hat sie einen unangenehmen hohen, beinahe schrillen Klang.  
Helorim ist einer der übelsten seiner Zunft: Verschlagen, bereit alles und jeden an den zu verraten und zu verkaufen, wenn der nur genug Gold dafür bietet. Doch ist er auch feig und ein scharfer Dolch, richtig in Szene gebracht, hat erstaunliche Wirkung.

Eben sitzt er an einem wackeligen Tisch, der schon deutlich Bekanntschaft mit den Holzwürmern gemacht hat, und zählt seine Münzen. die Geschäfte gehen schlecht in der letzten Zeit. Zum einen ist der Lord Commander, allein bei dem Gedanken an Olyvar von Taracon kommt ihm die Wut hoch, ein Mann mit dem nicht zu scherzen ist und der sich erstaunlich schnell von dem Feldzug gegen die Nargen erholt hat, zum anderen gehen hier unter den Mauern Talyras eigenartige Dinge vor: Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, die Kanalratten planen eine Rückkehr und schon mancher, der dies zu laut behauptet hat, wurde Tags darauf mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Auch Sigourny, die unheimliche, ungekrönte Königin der Einbrecher, hatte sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Die Kleine hatte immer gute Beute gebracht, auch wenn er es nicht gewagt hätte, sie zu betrügen: zu locker sitzt ihr Dolch im Stiefel und allein die Erinnerung an ihre dunkle Aura jagt ihm einen Schauer über den Rücken. Ein Geräusch an der windschiefen Tür reißt ihn aus seinen trüben Gedanken. Sieh an, Kundschaft! Gespannt blickt der Hehler in die Richtung, aus der das Quitschen der Angeln kommt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 27. Jan. 2005, 18:22 Uhr
Kana ist von sich selbst überrascht, als sie den Wolfsmarkt entdeckt (auch wenn dieser bei dem Gestank nun wirklich nicht allzu leicht zu übersehen gewesen ist) und beinahe ein wenig perplex, als sie dann tatsächlich vor dem Schuppen des Hehlers steht. Gut, hier unten sieht ein Haus schlimmer als das andere, möglich also, dass sie sich doch verlaufen hat und es nun nur nicht merkt. Das, oder ihr Orientierungssinn hat sich zu wahren Höchstleistungen aufgeschwungen.
Einen Augenblick überlegt sie noch, dann befestigt sie den Beutel mit den Ohrringen fester am Gürtel, steckt auch noch einen ihrer Dolche dazu, damit sie ihn im Notfall schneller erreichen kann und der Hehler vielleicht allein schon durch seinen Anblick abgeschreckt wird. Wenn sie Sigourney trauen kann, ist er ein ziemlicher Feigling. Sie schüttelt kurz den Kopf. Warum wenn?

Die Tür quietscht in den Angeln und als sie sich dann in den Schuppen hinein schiebt, ist sie sich sicher, bei Helorim gelandet zu sein. Bei ihm oder irgendeinem anderen Hehler der Unterstadt, aber wo soll da der Unterschied liegen? In den Ecken stapeln sich relativ sonderbare Dinge, auf dem Tisch, dessen alleiniger Anblick Kana schon den Geschmack von Schimmel auf der Zunge wachruft, liegen einige Münzen verstreut und schließlich der Hehler selbst. Nach nur einem einzigen Blick, ist sich Kana sicher, dass Sig in allem die Wahrheit gesagt hat. Dieser Mann ist ein Kriecher. Geboren dazu, sich anzubiedern und dann die Hand abzureiße, die ihn füttert, sobald sich dazu eine Gelegenheit ergibt.

"Sigourney schickt mich.", sagt Kana, damit erst gar keine Missverständnisse auftreten. Sie bemüht sich, aufrecht und selbstbewusst zu wirken, die Augen kalt und den rechten Mundwinkel ein wenig herunter gezogen um herablassend zu wirken. Noch sind ihre Augen eher braun, aber dass kann sie ändern, jederzeit, wenn sie will. Es ist möglicherweise besser, noch ein kleines Ass im Ärmel zu haben. "Bist du Helorim?"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 28. Jan. 2005, 00:14 Uhr
In Sedims Versteck


Als Sedim Eades Worten zuhört, beginnt sich die Wut weiter in ihm aufzustauen. Dieser Feenmann, welcher in seinem schäbigen Äußeren festgebunden vor ihm liegt, glaubt, wie alle der alten Völker, der Elben, Zwerge und Feen, um so vieles weiser zu sein, als die Menschen je sein können. Was wusste dieser Landstreicher schon von der Welt, von den Geheimnissen, welche sich hinter dem Sichtbaren verbergen. Doch er, Sedim, hatte die großen Bibliotheken der Immerlande besucht, um neben dem Wissen über die heutigen auch das der alten Welt hinzuzufügen und er hatte das gesucht, was nicht in den Bibliotheken zu finden war, was nur in den Schatten geflüstert wurde. Er würde eines Tages ebenso unsterblich sein, wie es die Feen oder Elben sind. Vielleicht würden sie dann verstehen, dass die Weisheit, welche es benötigte den Lauf der Dinge zu verstehen und zu verändern, nicht allein für sie reserviert ist. Der Gedanke gefällt und amüsiert ihn und als der Feenmann schliesslich äußert, dass seine Kindlichkeit keine Grenzen kenne, lacht er laut auf. Dann nähert sein Gesicht dem Eades und seine Augenbrauen schnellen nach oben. "Ihr habt recht", sagt er, seinem Gefangenen in die hellen blauen Augen starrend, während seine Worte an den Wänden widerhallen, "ich nehme mir das, was ich für richtig erachte. Das hättet ihr auch tun sollen, vielleicht würdet ihr dann die letzten Stunden eures Lebens nicht in einem dunklen Keller, mit nichts als diesen geflickten Fetzen am Leib verbringen."

Der Magier beobachtet das Gesicht des Anderen genau, um jede Regung sofort zu erkennen, doch bleibt Eades Miene starr und ausdruckslos. Sedim wendet sich wieder von dem Feenmann ab und will vom Tisch entfernen, als Eade wieder zu sprechen beginnt. Dessen Worte wecken Zweifel in dem Magier, doch gleichzeitig ist ihm bewußt, dass der Wasserfeenmann vielleicht nur mit ihm spielen und Zeit gewinnen will. Doch nicht ich bin es, dem die Zeit davonläuft, denkt er sich und geht auf die Worte seines Gefangenen ein: "Warum erzählt ihr mir das, Eade? Wollt ihr mir berichten, was sich zugetragen hat? Ich glaube es kaum."

Für einen Moment schweigt er, bevor ein anderer Gedanke plötzlich in seinen Kopf auftaucht. Ein kaltes Lächeln umspielt seine Lippen, als er sagt: "Aber ich will euch zeigen, dass ich nicht das Monster bin für das ihr mich haltet und euch einen Weg zurück in die Freiheit öffnen. Ihr wisst, was zu dieser völlig unnötigen Fehde mit eurem Volk geführt hat, doch ich würde die Vergangenheit ruhen lassen, wenn Liade den Fehler ihrer Schwester wiedergutmacht und den Platz einnimmt, welcher für sie vorgesehen war?"
Einen Augenblick schaut der Magier zu der Wasserfee hinüber, welche während des Wortwechsels geschwiegen hat, um schliesslich wieder dem Blick Eades zu begegnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 30. Jan. 2005, 18:35 Uhr
In Sedims Versteck

Liade ist entsetzt über Eades Verhalten. Sicher würde er mit seiner provozierenden Art alles nur noch schlimmer machen und wenn sie beide schon sterben würden müssen, dann auf eine schnelle Art. Mit jedem bissigen Kommentar von Eade würde sich Sedim neue Gemeinheiten ausdenken, da ist sich Liade ganz sicher. Doch Asrai bleibt still und sagt auch nichts, als Eade Sedim weiß machen will, dass er derjenige war, der herausfand, wie man dem Fluch entkommen konnte. Ich hoffe, du weißt, was du tust, Liade.

Langsam beginnen Liades Handgelenke von den fesseln zu schmerzen und die Lage, in der sie sich befindet, wird für sie immer unerträglicher. Sethai müsste sie doch schon längst vermissen. Asrai kann sich nicht erklären, warum er noch immer nicht hier ist. Wer außer ihm würde sie sonst noch vermissen? Thram sicherlich nicht. Zu selten hat sie sich bei ihm blicken lassen. Auch Morgana würde ihr Verschwinden erst nach Wochen oder gar Monaten auffallen. Liade erscheint die Lage sehr hoffnungslos.

Doch ein Satz reißt sie wie ein Peitschenschlag aus ihren Gedanken: "Aber ich will euch zeigen, dass ich nicht das Monster bin für das ihr mich haltet und euch einen Weg zurück in die Freiheit öffnen. Ihr wisst, was zu dieser völlig unnötigen Fehde mit eurem Volk geführt hat, doch ich würde die Vergangenheit ruhen lassen, wenn Liade den Fehler ihrer Schwester wiedergutmacht und den Platz einnimmt, welcher für sie vorgesehen war?"

Vor entsetzen verschluckt sie sich und beginnt an zu Husten. Sie weiß überhaupt nicht, was sie sagen soll. Aber Sedim scheint auch nicht von ihr, sondern von Eade eine Antwort zu erwarten. Niemals würde sie Sedims Frau werden wollen. Auch Sethai würde das niemals zulassen. Allerdings würde Sedim kein Nein akzeptieren und was würde dann aus Eade und ihr werden?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 31. Jan. 2005, 14:53 Uhr
In Helorims Hütte

In der Tür des Hehler steht eine junge Frau und Helorim erkennt sofort, dass sie nicht von hier ist. Eine kleine Oberstädtlerin, was macht den die hier? So verirren kann man sich nicht und wieso hat der verlauste Zwergensack sie nicht aufgehalten? Er ist gegen alles und jeden misstrauisch und gegen Leute aus der Oberstadt sowieso. Als sie aber zu sprechen beginnt, bleibt ihm beinahe der Mund offen stehen.> Sigourney schickt mich.< War sich diese Schlampe jetzt schon zu fein selbst zu kommen, hielt sie sich jetzt schon Handlanger? Das wieselartige Gesicht verzieht sich zu einem herablassenden Lächeln, als sich die junge Frau nach seiner Identität erkundigt. „Wer will das wissen? Und außerdem, woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst? Sigourny schickt mich, dass kann schnell einer behaupten.“ Helorim mustert sein Gegenüber. Von der geht keine Gefahr aus, dessen ist er sich sicher. Vielleicht ist es so sogar besser, denn die Einbrecherin war ihm schon seit längerem unheimlich. Der ganze Wolfsmarkt weiß, dass man sich mit Sigourny besser nicht anlegt, schon gar nicht in der Nacht. Bei Tag ist sie nie anzutreffen, aber in den dunklen Stunden ist sie eine gefürchtete Gegnerin, schnell, lautlos und wenn es sein muss tödlich.

„Was will die Gute den von mir, dass sie nicht selbst herkommt?“ Eine gewisse Herablassung ist aus seiner Stimme zu hören und er gibt sich nicht die Mühe sie zu verbergen. Die Kleine ist nur eine Handlangerin, nicht wert vor ihr zu buckeln. Sicher, er würde sie nicht anfassen, dazu ist er zu klug, aber den Respekt, auch wenn er falsch ist, den er Sigourny entgegen bringt, den bekommt sie nicht. Wozu auch? Diese feinen Oberstädtler wussten eh nichts vom Leben hier unten und aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie den Rückweg eh nicht überleben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 03. Feb. 2005, 18:36 Uhr
Wie gesagt, Kana kennt sich in der Unterstadt nicht aus, aber mit Händlern hat sie schon zu tun gehabt, und wo bitte ist denn schon der große Unterschied zu Hehlern? Sie hausen schlechter und verdienen meist ein wenig mehr Geld, das dürfte es eigentlich auch schon sein. Ihr ist bewusst, dass man bei Händlern wenig Chancen hat, wenn diese nicht den geringsten Respekt bekunden. Es scheint ihnen doch förmlich angeboren, zu buckeln und wenn ihre Stimme nicht kriecherisch klingt, sollte man sich wirklich ernsthafte Gedanken machen.
Der Schusterin fällt auf, dass die Tür immer noch offen steht. Mit einem zuckersüßen Lächeln tritt sie kräftig dagegen, natürlich nur, um sie zu schließen. Das Holz splittert auseinander, kleinere Teile fliegen an ihr vorbei und verstreuen sich über den Boden.
"Du solltest dir eine bessere Tür zulgegen, Hehler. Sehr schlechte Qualität." Sie achtet darauf, dass es schon metallisch klappert, als sie den Fuß wieder auf den Boden setzt. Mit der rechten Hand beginnt sie ihren Dolch zu balancieren, mit der anderen nestelt sie den Beutel von ihrem Gürtel und wirft ihn Helorim zu. "Sigourney hat gesagt, wenn du versuchst sie zu betrügen, hängt sie dich am obersten Mast des Wolfmarktes auf. Mal ganz davon abgesehen, dass ich vor ein wenig Springen auf deinem Gesicht üben werde."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 04. Feb. 2005, 18:52 Uhr
Er kann nicht fassen was Sedim ihm vorschlägt und im ersten Augenblickt verschlägt es ihm wahrhaftig die Sprache, seine Augen weiten sich flüchtig und seine Hände krampfen sich zu Fäusten zusammen. Wie kann dieser Mistkerl es wagen, eine solche Forderung zu stellen, wo er doch genau weiss, dass Liade lieber sterben wird, als seine Gemahlin zu werden.
Das kann er nicht verlangen, noch nicht einmal aussprechen hätte er es dürfen. Aber so stehen die Worte im Raum und Eade braucht trotz ihrer Klarheit einen Moment um ihren tiefgründigen und schrecklichen Sinn in vollem Ausmass zu erkennen. Sie würden leben, wenn... Liade die schändlichste Tat begehen würde, die ihr Stolz nie zugelassen hätte. er kann ihr Husten hären, ihren entsetzten, angstvollen Blick sehen und fühlt einen Hass in sich aufbrausen, den er selbst nicht zu erfassen vermag. In seinen eisblauen Augen lodert etwas Kaltes, Gefährliches und Sedim vermag wohl zu spüren, wie sehr es Eade danach gelüstet, ihm seinen schmierigen Hals umzudrehen. Kein Laut kommt jedoch über seine Lippen, auch nicht als Sedims Blick wieder auf ihn zurückfällt. Er schafft es jedoch nicht seinen zorn geänzlich zu unterdrücken und zerrt mit unterdrückter Wut an seinen Fesseln. Plötzlich wirkt der Raum noch düsterer, nocht fahler als zuvor, die Schatten an den Wänden bewegen sich und verzerren sich zu grausamen Fratzen.  Eade scheint es, als würde die Temperatur plötzlich sinken. Er muss antworten, dessen ist er sich bewusst... Nur wie, dass will ihm sein Verstand, der momentan einem schwarzen Loch gleicht, einfach nicht sagen. Wenn er zustimmt, wird ihn Liade dafür hassen, auch wenn sie dadurch Zeit gewinnen könnten. Wenn er verneint werden sie in dieser Düsternis wohl einen grausamen Tod finden. Zeit schinden? Ja, aber wahrscheinlich wird Sedim nicht lange fackeln, wenn Eade zustimmt. Bestimmt würde er innerhalb weniger Stunden einen Priester gefunden haben, der sie vermählt und sicher sein, dass er sein Wort einhält können sie trotzdem nicht. Ja,vielleicht so... vielleicht...

Eades Blick huscht hinüber zu Liade und blickt sie sorgend an. Es ist als würde man mit ihr handeln wie Vieh und Uebelkeit steigt in dem Asrai hoch. Seine Schwester einfach so verkaufen, als ob er sie wegwerfen würde und immerhin hat sie auch noch ihren eigenen Willen, also.... Seine Stimme ist leer, als weilen seine Gedanken in weiter Ferne und er muss sich zusammenreissen um ihr zumindest Hörlautstärke zu geben: "Ich kann euch darauf keine Antwort geben, ich würde es nicht wagen... Aber ich glaube kaum das Liade eine verdrobene Seele wie euch jemals ehelichen würde. Dafür ist die ihrige zu rein..."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 06. Feb. 2005, 21:47 Uhr
Sedims Augen beginnen zu leuchten, als er die Veränderungen im Gesicht des Feenmanns wahrnimmt. Verwirrung kann er in dem Gesicht erkennen, sowie Wut und Hass. Sieh an, denkt der Südländer belustigt, und ich dachte schon, du wärst nicht fähig Gefühle zu zeigen. Doch es braucht anscheinend nur den richtigen Anreiz dafür.
Als Eade mit wütendem Gesicht versucht sich aufzurichten und an seinen Fesseln reisst, tritt Sedim einen Schritt zurück und er glaubt das Gefühl des Hasses, welches sein Gefangener ausstrahlt, als eisige Kälte auf seiner Haut zu spüren. Für einen Augenblick hat der Magier das Gefühl, der Stärke der Seile zu sehr vertraut zu haben, doch dann läßt die Kraftanstrengung des Wasserfeenmanns nach und das kalte Lächeln kehrt auf Sedims Gesicht zurück. Sie sind sein, alle beide und er würde dafür sorgen, dass sie für den Rest ihres Lebens an ihn gebunden bleiben.

Als der Südländer wieder in die blauen Augen Eades blickt, sieht er wie dieser nach einer passenden Antwort ringt und als diese dann dessen Lippen verläßt, ist Sedim ist ersten Moment sprachlos. Doch dann löst sich ein lautes Lachen aus seiner Kehle. "Ihr könnt mir keine Anwort drauf geben? Ihr, der bisher auf alles eine Antwort hatte?" Erneut hallt sein Lachen an den kahlen Wänden des Kellers wider. "Ich glaube kaum das Liade eine verdorbene Seele wie euch jemals ehelichen würde", wiederholt er Eades Worte und versucht dabei dessen Tonfall nachzuahmen. "Ehelichen? Glaubt ihr wirklich, ich benötige die süssen Worte eines Inaripriesters um mich ihrer zu versichern? Ist sie erst einmal in meinem Palast, so gibt es weitaus bessere Methoden, um sie an mich zu binden, als diesen lächerlichen Sermon."
Sedim fragt sich, warum der Feenmann so ausweichend geantwortet hat, denn er hat nichts anderes als eine entrüstete Abweisung erwartet. Würde Eade seine Schwester tatsächlich als Pfand für seine eigene Freiheit einsetzen? Allein der Gedanke daran, dass sein Gefangener das in Erwägung ziehen könnte, erheitert ihn. Mal sehen, wie rein deine eigene Seele ist, Feenmann ..., denkt sich der Magier und geht um den Tisch herum zu Liade.
Er blickt kurz zu ihr hinab und sagt dann wieder zu dem Feenmann gewandt: "Ihr habt natürlich recht mit eurer Zurückhaltung. Schliesslich sollten wir Liade selbst entscheiden lassen, was ihren Wünschen entspricht." Er beugt sich über sie, um sein Gesicht näher an das ihre zu bringen. Als sie den Kopf beiseite wendet, um ihn nicht anschauen zu müssen, greift er mit der linken Hand unter ihr Kinn und dreht ihren Kopf zurück, so dass er ihr direkt in die Augen blicken kann. Als Liade sich schliesslich damit abgefunden hat, dass seine Hand ihr keinen Bewegungsspielraum läßt und ihre Augen ihn ebenfalls fixieren, sagt er zu ihr: "Ihr habt es gehört, euer Bruder ist so großzügig euch die schwere Bürde der Entscheidung zu überlassen. Er wäre bereit für euer Volk zu sterben, doch nun zweifelt er, ob es sich sein Tod noch lohnt, wenn ihr beide ein angenehmes Leben führen könnt. Er irgendwo und ihr bei mir. Er möchte mein Angebot nicht ablehnen, um euch diese Chance nicht zu verbauen. Oder ist es gar ein Chance für ihn selbst, einen Ausweg, den er für sich sucht?"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 06. Feb. 2005, 22:57 Uhr
Er bemerkt das Zurückweichen des Südländers und starrt ihn nur weiter zornig an, jegliche Manier ist vergesse und unter einem Berg von Hass verschwunden, der Eade zu ersticken droht. Sein Atem geht immer noch ruhig, doch in seinem Innern gleich es mehr einem Sturm. So viele Gefühle, so wenig Platz, ihm ist es als würden seine Gedanken in alle Richtungen rasen. Heftig muss er nach ihnen greifen, sie vor dem endgültigen ausrebchen abhalten und wieder in seinen Verstand zurückzwängen um dort eine gewisse Ruhe zu schaffen.
Hinterhältig ist Sedim, voller Hohn und Bösartigkeit, dass es Eade beinahe den Magen auf den Kopf stellt. Und sein Lachen gleicht dem Kreischen eines Raben, das den dichten Nebel der Angst noch dichter rührt."Ihr könnt mir keine Anwort drauf geben? Ihr, der bisher auf alles eine Antwort hatte?" Wieder schleicht sich Verwirrung auf das Gesicht des Asrai, denn er weiss mit diesen Worten nichts anzufangen. Auf alles eine Antwort? Er? Er, der vor kurzem noch nicht einmal seinen eigenen Namen wusste, soll Antworten auf Fragen gehabt haben? Was für eine Torheit!
Die moosüberwachsenen Steinwände lassen das Krächzen des Südländers noch kälter und schärfer erscheinen und es schneidet Eade durch Mark und Bein. Wieder reisst er an den Seilen, zerrt daran, damit sie sich endlich lockern und erreicht doch nicht mehr, als dass sie sich tiefer in seine bleiche Haut schneiden. Dieser Raum, diese Kälte, dieses Dunkelheit, sie sucht sich einen Weg in sein Herz um es daran zu hindern zu atmen.
Auch was Sedim sagt, ist nichts was es Eade hätte leichter machen können. Stattdessen schnürt es die Taue um seinen Hals noch ärger und matt lässt er sich zurückfallen, dem dumpfen Schmerz nicht bemerkend, als sein Kopf auf dem Tisch aufschlägt.

Sie müssen hier heraus und es wird nichts bringen, wenn Liade den Forderungen dieses Monsters einwilligt. Sie können damit keine Zeit schinden, können damit keine Flucht versuchen, denn wer weiss schon was Sedim anstellen würde, um an sein Ziel zu gelangen. Der Asrai traut ihm beinahe alles zu und weiss nicht wohin er sehen soll. Das Grau der Wände schreckt ihn ab, bereitet ihm einen fahlen Geschmack im Mund, denn es erinnert ihn an einen verdeckten Himmel. Keine Sonne, kein Licht, nur noch endgültige Finsternis. Er hat nicht vor das eintreten zu lassen und mit plötzlicher Sicherheit wendet er sich wieder dem Südländer zu, das Gesicht zu einer leeren Maske erstarrt, mit einem Fuss bereits über der Klippe des noch Fassbaren: „Verflucht soll euer Leben sein Sedim. Niemals würde ich meine Schwester an dich übergeben, niemals würde ich zulassen, dass sie dies für mich täte! Nur über meine Leiche du Monster und damit steht für mich auch mein Weg fest! Mach mit mir was du willst, ich hab gefunden was ich gesucht habe. Dir werde ich das bestimmt nicht überlassen. Du kannst mir noch nicht einmal etwas nehmen, ausser mein Leben und meine Schwester. Wenn du mich töten willst, dann zu es du Narr, aber sei dir sicher, dass ich dir folgen werde für den Rest deines Lebens. Wie ein Schatten, wie ein Fluch, den du nie mehr loswirst! “
Einen Moment später versinkt er wieder in eine Mauer des Schweigens und lässt seine Worte verklingen. Der Hass zerrt an seiner Ruhe, doch weiterhin lässt er nicht zu, dass er sich noch mehr Blösse gibt. Das hat Sedim nicht verdient. Dieser verfluchte Bastard hat noch nicht einmal das Recht den Namen seiner Schwester in den Mund zu nehmen, wo er doch schuld daran ist, dass das Volk der Asrai nun nicht mehr ist.
In Eades Kopf sammelt sich eine grosse Wolke an dunklen Gedanken, sie droht seinen Kopf zu zersprengen, sticht schmerzend in sein Bewusstsein und umnebelt seinen Verstand. <<Bei allen Göttern! Warum! Amur! Hilf ihr, uns... Bitte!>> Einen Moment später fällt jegliche Farbe von seinem Gesicht, die er noch besessen hat, ein ungläubiger Laut dringt über seine Lippen, seine Augen starren weit aufgerissen zur Decke und sein ganzer Körper verkrampft sich unter Schmerzen. Sein Magen dreht sich im Kreis, seine Sinne spielen ihm Streiche, ihm wird gleichzeitig kalt und warm und im nächsten Augenblick ist auch schon wieder alles vorbei. Bleich liegt er starr auf dem Tisch, regt sich kaum und nur langsam, ganz langsam wendet er seinen Kopf Sedim zu und weiss einen Augenblick später, dass dieser bemerkt hat, was geschehen ist.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 08. Feb. 2005, 15:23 Uhr
Liade wünscht sich, dass alles nur ein böser Traum ist. Nie würde sie freiwillig mit diesem Monster zusammenleben wollen. Und sicher würde sie so Eade nicht retten können. Alles wäre irgendwie einfacher, wenn sie wüsste, was Sedim mit ihnen vor hat, wie ihr Tod letztendlich aussehen wird. Sie glaubt zwar nicht, dass er ihnen einen schnellen Tod bereitet würde, doch die Unwissenheit darüber, was mit ihnen geschehen würd, verstärkt ihre Angst nur noch. In Erstaunen versetzt sie wiederrum Eade. Nie hätte sie geglaubt, dass er sich so für sie einsetzen würde. Still hört sie dem Kampf von Worten zu, den sich Sedim und Eade liefern und sie weiß, dass es sinnlos ist. Als Sedim sie dann noch zwingt, ihm in die Augen zu sehen, werden ihre Augen ganz feucht und sie muss sich zwingen, die Tränen zurückzuhalten. Niemals würde sie vor diesem Monster weinen.

Langsam merkt Liade, wie ihr Mut immer mehr schwindet und sie beginnt, aufzugeben. "Sag uns endlich, was du mit uns vorhast.", sagt sie dann endlich ruhig zu Sedim. "Niemals werde ich an deiner Seite sein. Also worauf wartest du? Für gewöhnlich erzählst du deinen Opfern doch, was für Qualen du für sie bereit hältst." Wenn es schon passieren soll, dann soll es schnell geschehen. Sie möchte nicht weiter an die Menschen und Wesen denken, die sie liebt und die sie vielleicht nie wieder sehen wird. Sie will auch nicht länger Sedims gehässigen Worten zuhören müssen. Sie möchte endlich sterben, damit alles vorbei ist. Die Suche nach ihrem Volk, die Sorgen um Sethai, einfach alles. Erst jetzt merkt sie, wie wenig sie doch am Leben hängt und sie denkt nicht mehr an Flothemils Villa, die sie in ein Armenhaus umbauen möchte und auch nicht an Thram und die Bäckerei und an Flothemil.

Alles scheint ihr nur noch dunkel und leer. Doch mit einem Mal schreckt sie zusammen, als ein furchterregender Laut Eades mit verlässt und ihre Augen werden groß, als sie sieht, wie bleich ihr Bruder wird. Sie weiß überhaupt nicht, was geschieht und fühlt sich noch hilfloser als kurz zuvor. "Was ist mit die Eade?", flüstert sie hilflos und auch Sedim dreht sich zu ihrem Bruder um.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 09. Feb. 2005, 20:32 Uhr
Sedim achtet nicht auf die wütenden Worte des Feenmann. Ich bin hier der einzige, der einen wirksamen Fluch aussprechen wird, denkt er sich, während er Liade anschaut. In den Augen der Wasserfee kann Sedim Angst erkennen, als sie ihn direkt anblicken muss. Doch es ist auch Resignation darin zu erkennen und ihre Worte zeigen, dass sie sich mit der Situation abgefunden hat und nicht auf einen Ausweg hofft. Der Spass scheint vorbei zu sein, stellt der Magier fest, weder werden die Feen um ihr Leben feilschen, noch werde ich sie gegeneinander ausspielen können. Es ist wohl Zeit, mit meinem Handwerk fortzufahren.

Er will sich von der Asrai abwenden, als plötzlich ein seltsamer Laut von seinem zweiten Gefangenen herüberdringt. Er schafft es gerade noch einen kurzen Blick auf den Feenmann zu werfen, als etwas in seinem Kopf zu explodieren scheint. Im nächsten Moment spürt er nur noch einen Schmerz, als würde jemand mit Messern im Inneren seines Schädels herumstochern und die Plötzlichkeit mit welcher dieser kommt, läßt Übelkeit in ihm aufsteigen. Sedim schliesst die Augen und hebt beide Hände zu den Schläfen, um, was auch immer dort in seinem Kopf diese Qualen hervorruft, zu besänftigten, doch will es ihm nicht gelingen. Ein Schmerzensschrei löst sich aus seiner Kehle und er taumelt keuchend zurück, bis eine Wand des Raumes seinen Weg unterbricht. Angst macht sich in ihm breit. Ein Warum? hallt in seinen Gedanken und die Sorge, dass etwas mit dem Ritual schief gelaufen ist.

Endlich bemerkt er, dass sich etwas aus seinem Kopf zurückzieht. Die Schmerzen lassen nur wenig nach, denn die Wunden, die ihm zugefügt wurden, sind immer noch vorhanden nur kommen nun keinen neuen hinzu. Als er die Augen wieder öffnet, begegnet er Eades Blick, welcher wissend zu ihm herüberschaut. Er ist es, wird Sedim klar und er reißt die Augen weit auf. Mit dieser Erkenntnis schleicht sich ein weiterer Gedanke in seinen Kopf: Ich muss hier raus. Weg von ihm. und er stürzt, ohne weiter darüber nachzudenken, mit schnellen Schritten aus dem Raum und schliesslich aus seinem Versteck, um so weit wie möglich Abstand zu dem Feenmann zu gewinnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 09. Feb. 2005, 23:44 Uhr
Seine Nackenhaare stellen sich auf und er erwartet bereits einen Schlag, einen Zauber oder sonst irgendwie eine Gegenwehr ob seines ungewollten und auch für ihn selbst schmerzhaften Eindringens in den Geist Sedim's. Dieser jedoch, zurückgetaumelt bis an die Wand, die Hände an die Schläfe erhoben und Eade mit weit aufgerissenen Augen aus den dunklen Höhlen anstarrend, scheint nicht dazu in der Lage sich zu rächen. Schmerzen ziehen sich über sein Gesicht, die Lippen fest aufeinander gepresst, legt sich ein weisses Tuch über seine Haut, als würde er Höllenqualen leiden.
Plötzlich stürmt der Südländer voran und einen Moment später fällt die knarrende Türe hinter ihm krachend ins Schloss. Noch immer leicht keuchend starrt Eade auf as vibrierende Holz und stöhnt sogleich wieder auf. it einem Schlag ist ihm eisig kalt und ein schwaches Zittern seiner Hände macht sich bemerkbar, die durch die Stricke beinahe schon taub geworden sind. Angst ubermannt seine Sinne und befiehtl ihnen sich zu verflüchtigen, obwohl er sich mit Zähnen und Nägeln dagegen wehrt, jetzt die Ruhe in seinem Inneren zu verlieren. Doch alles Zerren, Aufbäumen und Winden hilft nichts, die schwarzen Wolken in seinem Kopf verdichten sich und er glaubt schon beinahe zu wissen, was auf ihn zukommt. Zu genau erinnert er sich noch an die Nacht, als er aus dem Tempel gestürzt kam, direkt über Rubelli stolperte und dann...

<<Rubelli!>> Wie ein Wasser voller Eiswürfel fällt ihm der Schausteller siedendheiss ein und er erstarrt inmitten seiner sinnlosen, ruckartigen Bewegungen. Farben spielen vor seinen Augen, vermischen sich zu einem Gesicht, mit schwarzem Haar und schelmisch funkelnden Augen. Der Feenmann spürt das zittern nun am ganzen Leib, die Dunkelheit droht übermächtig zu werden, versucht das Bildnis vor seinen Augen zu verschlingen und nicht einmal mehr die Stimme Liades dringt zu seinem Bewusstein vor, dass einen Kampf mit seinem Verstand ausfechtet. Alt gegen neu, Erinnerung gegen Gegenwart, das Gleiche wie in selbiger Nacht.

Die Kälte ist aus seinem Körper verschwunden, sie verlässt ihn und versteckt sich wieder in den Ritzen der Mauern um auf einen weiteren unachtsamen Moment zu warten. Die Feuchtigkeit in dem Raum ist erdrückend, ebenso die düsternis und die Sicherheit des Todes, die schwer in der Luft liegt, wie Blei.  Wo auch immer sie sich befinden, es scheint kein Sonnenlicht in der Nähe zu sein, überhaupt herrscht schreckliche Stille, die jedes Lebewesen mit der Zeit dem Wahnsinn in die Hände spielt.
Als Eade wieder die Augen aufschlägt, ist es in dem Raum einiges dunkler geworden. Er fühtl sich wie von Zwegenhänden bearbeitet und kann sich nur langsam bewegen. Wieder diese Träume, wieder diese Fratzen, so grausig und doch o warm. So schrecklich und trotzdem so begehrenswert. Er will sie verscheuchen und im gleichen Augenblick bitten zu bleiben. Sie verbergen irgendwas, das spürt er mehr als nur deutlich an dem Kribbeln in seinem Magen, doch er kommt nicht an sie heran und trotz dessen, dass sie das Wissen seiner alten Zeit verbergen, birgt es für ihn alleine Schmerzen, wenn er an sie denkt.
Seine nasse Kleidung, die durch den feuchten Traum nicht zu Trockenheit gelangt, klebt an seiner Haut und fühlt sich schmierig an. Ob man ihn schon vermissen würde? Wie viel Zeit ist überhaupt vergangen? Welchen Tag haben sie? Mit einem Male stürmen Berge von Fragen auf ihn ein die er nur mit äusserster Willensanstrengung und einigen zuckenden Bewegungen wieder dazu bringen kann, zu verschwinden. Sie nützen nicht, sie stiften nur Verwirrung und genau das ist es, was Sedim erreichen will. Vorsichtig sieht er sich um und stellt fest, das einige der Kerzen bereits ihr Licht der Dunkelheit übergeben haben. Eade fragt sich für einen Moment, ob dass dem Zauber, den der Südländer gesprochen hat, nichts ausmacht und ist einen Moment später entsetzt über sich selbst. Wenn das geschehen würde, umso besser.
Er versucht zu seiner Schweser zu sehen, die im Halbdunkeln verborgen neben ihm liegt und auch sucht er nach Anzeichen Sedims, doch dieser ist immer noch wie vom Erdboden verschluckt.
Für einen Moment denkt Eade daran zurück, was geschehen ist. Er ist wieder in den Geist eines Anderen eingedrungen und hat dort seine Gefühl und seine Gedanken erlebt. ebenso jedoch hat er die weiche schützende Hülle eingerissen und so Schmerzen verursacht. <<Ob ich das schon immer getan habe?>> Er kann und will es sich eigentlich nicht vorstellen und erinnert sich an Liades Worte. Eine Gabe hat sie es genannt und nun bei dem Gedanken an Sedim, kann er ein Aufflackern in den eisblauen Augen nicht unterdrücken. Vielleicht hat sie gar Recht.

Asrai scheint zu schlafen, ihr Burstkorb senkt und hebt sich ruhig, zu viel war es in den letzten Stunden. Oder Tagen? Vielleicht gar mehr? Er weiss es nicht und wagt auch nicht darüber nachzudenken, zuviel Panik könnte sich dabei verbreiten. Stattdessen beginnt er wieder damit die Hände zu verdrehen um einen Auswege zu finden. Gleichzeitig denkt er darüber nach, wie er diese *Gabe* am Effektivsten gegen Sedim verwenden kann und zwar bevor dieser etwas findet um es zu unterbinden. Vielleicht ist es gar ihre einzige Chance.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 10. Feb. 2005, 21:38 Uhr
In Helorims Hütte


Das Krachen der Tür lässt den Hehler zusammenzucken. Ebenso wie der seltsame Klang der Schritte der Frau und ein Blick in ihr Gesicht lässt sein Blut gefrieren. Die Augen. Er hatte noch nie solche Augen gesehen: Zwar braun, doch mit einem undefinierbaren roten Schimmer, der in der Düsternis der Hütte noch bedrohlicher wirkt, als er es wohl schon im Tageslicht getan hätte. Mit einem Keuchen weicht er zurück und stolpert gegen den wackligen Tisch, fährt erneut zusammen und plumpst auf einen der ebenso wackeligen Stühle, der aber gnädigerweise nicht zusammenbricht, sondern nur empört ächzt. Immer näher kommt seine unheimliche Besucherin und Helorim kann beim besten Willen nicht sagen, wer ihm lieber wäre: Sigourny oder ihre seltsame Handlangerin. Feuer und Eis schießt dem feigen Kerl durch den Kopf. Ist die Einbrecherin immer kühl, wirkt ihre gesamte Erscheinung mit den eisblauen Augen, weißblonden Haaren und der beinahe schon unnatürlichen blassen Haut als wäre sie direkt den vereisten Gletschern des Nordens entstiegen, so ist diese Frau hier so gegensätzlich, macht auf ihn den Eindruck aus Feuer geboren zu sein. Welche Höllen haben diese Weiber nur ausgespuckt, welche Dämonen sie geboren? Bibbernd hockt Helorim auf seinem Stuhl und fixiert sein Gegenüber, das, mit einem Dolch in der Hand, immer näher auf ihn zukommt. „Und...und was will Sigourny von mir?“ bringt er schließlich krächzend hervor, immer noch die scharfe Klinge im Auge behaltend, die in der Hand seines ‚Gastes’ ruht, bereit ihren tödlichen Tanz auf seiner Haut zu beginnen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 13. Feb. 2005, 00:03 Uhr
Noch bevor Liade ihre Frage beendet hat, sieht sie, wie Sedim seine Hände an den Kopf hält, als hätte er Schmerzen und wenig später bestätigt ihr sein Schrei, dass sie sich nicht geirrt hat. Es dauert nicht lange und Sedim verlässt fast fluchtartig den Raum. Einen Moment lang ist die Wasserfee einfach nur verwirrt, doch dann erinnert sie sich daran, was Eade von seiner Gabe erzählt hat. "Es ist also doch eine Gabe.", flüstert Liade, doch der Anblick ihres Bruders verunsichert sie einen Sekundenbruchteil später wieder. Am liebsten würde sie aufspringen und ihrem Bruder zur Hilfe eilen, doch die Fesseln sind einfach zu stramm und ihr tut jeder Knochen im Körper weh.

Da Liade nichts für ihren Bruder tun kann, wartet sie einfach ab. Hin und wieder läuft eine Träne ihre Wange hinunter. Irgendwann lässt das Zittern des Körpers ihres Bruders nach und sein ruhiges, gleichmäßiges Atmen verrät ihr, dass er eingeschlafen ist. Eine ganze Weile überlegt Liade noch, wie es wohl mit ihnen weitergehen wird und ob sie hier jemals lebend herauskommen werden. Würde Sedim sie hier einfach allein sterben lassen oder würde er zurückkehren um sein Werk zu vollenden? Die Vorstellung in diesem dunklen, unheimlichen Raum zu verhungern oder zu verdursten, lässt Panik in ihr aufsteigen. Sie weiß nicht, wie lange sie nun schon hier unten sind, aber sie beginnt zu spüren, wie ihr Körper Nahrung und Wasser einklagt.

Irgendwann bemerkt sie, dass nur noch wenige der vielen Kerze brennen. Sie muss wohl eingeschlafen sein. Langsam dreht sie den Kopf zu ihrem Bruder. Von Sedim ist nichts zu sehen. Sicher hätte er sie geweckt, wenn er zurückgekehrt wäre. "Bist du wach, Eade?", fragt sie leise. "Geht es dir gut?" Ihr selbst geht es jedenfalls keineswegs gut. Ihre Handgelenke und ihr Rücken schmerzen unerträglich. Durch das unbewusste Zerren an den Stricken im Schlaf, ist ihre Haut ganz wund und blutig geworden. "Meinst du, er kommt wieder zurück?" Ihre Stimme zittert ein wenig. Sie friert erbärmlich. Die noch immer nasse Kleidung klebt an ihrer Haut und Liade hat das Gefühl, erfrieren zu müssen. Es ist so dunkel, dass sie ihren Bruder kaum noch erkennen kann und Angst keimt erneut in ihr auf. In der Dunkelheit hat sie sich noch nie so richtig wohl gefühlt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 13. Feb. 2005, 13:45 Uhr
"Nun..." Kana lächelt zuckersüss. Das geht ja tatsächlich leichter als erwartet. Auch wenn sie sich Sorgen darüber macht, wie sie den Weg hinauf ans Licht wieder finden soll, hat sie sich ihren ersten Besuch in der Unterstadt bei weitem schwieriger vorgstellt. Andererseits scheint dieser Helorim von ihren Augen durchaus gebannt u sein. Vielleicht sollte sie es nicht übertreiben, wenn nicht bekannt werden soll, dass sie sich bei Hehlern herumtreibt. Dämonenaugen sind ein äusserst seltenes Kennzeichen. Ihr Gesicht wird wieder ruhig, sogar ein wenig entspannt und ihren Augen zwingt sie das gewohnte braun auf, wo nur noch ein minimaler Rotschimmer erkennbar ist. Sie nimmt auch den Dolch von Helorims Hals, behält ihn jedoch in der Hand und reicht ihm dann scheinbar desinteressiert den Beutel. "Geschäfte machen, nehme ich an. Wie bereits gesagt, du solltest sie oder mich besser nicht verärgern, indem du versuchst sie zu betrügen, verstanden?"
In ihrer Stimme liegt nur noch ein leicht drohender Ton, dann wendet sie sich von ihm ab und beginnt sich in dem Laden umzuschauen, die Hand mit dem Dolch, hinter dem Rücken mit der anderen verschränkt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 15. Feb. 2005, 22:13 Uhr
Helorim verfolgt jeden Schritt seiner unheimlichen Besucherin. Gleichzeitig wiegt er den kleinen Beutel in der Hand. Was mag wohl drinnen sein? Der Hehler lässt die junge Frau nicht aus den Augen, als er den Inhalt des Säckchens auf den Tisch gleiten lässt. Was er aber dann sieht, bringt er für einen Moment vollkommen aus dem Konzept: Ein wunderschönes Paar Ohrgehänge! Ungläubig starrt er darauf, alles um sich herum vergessend. Er hatte schon immer gewusst, dass Sigourny eine wahre Meisterin ihres Faches ist, sie, die in der Einbrechergilde nur den Namen 'die schwarze Katze' trägt, berüchtigt für ihre Schnelligkeit und die Gabe, vollkommen leise zu erscheinen und wieder zu verschwinden. Doch das hier, hiermit hatte sie sich selbst übertroffen. Nur am Rande nimmt er die Worte seiner Besucherin wahr. In seinem Hirn rattert es. Bei jedem anderen hätte er spätestens jetzt den Versuch gestartet, sein Gegenüber zu betrügen, doch hier liegt alles etwas anderes: Beide Frauen sind ihm zu tiefst unheimlich und das feige Wiesel hängt an seinem armseligen Leben. Doch, er kann nicht widerstehen, es ist eine Frage der Ehre immerhin ist er Geschäftsmann. "Hmm, schöne Stücke," setzt er an "ich würde sagen...vier Goldstücke für jeden, ein fairer Preis. So leicht werde ich die nicht losbekommen, die sind sehr auffällig!" Das gierige Glitzern in seinen Augen, so gut er es auch zu verbergen sucht, verrät jedoch seine wahren Gedanken. Die junge Frau war durchs den Raum gewandert. Nun bleibt sie aprupt stehen und im nächsten Moment weiß Helorim, dass er eben einen Fehler gemacht hat. Ihre Augen blitzen auf und drhend kommt sie auf ihn zu, als er erschrocken zurückweicht und erneut an den wakeligen Tisch stösst.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 17. Feb. 2005, 22:39 Uhr
Er zieht, zerrt, reisst und verflucht die Stricke, die noch immer so fest wie zuvor seine Hände halten. Nichts als aufgescheuerte, blutige Handgelenke hat es ihm eingebracht und seine Kraft geht langsam, jedoch stetig zu Neige. Sein Magen knurrt wie ein Rudel Wölfe und es wäre eine Wohltat sich wieder einmal erleichtern zu können. Will Sedim das sie Beide hier jämmerlichen verdursten?!! Sein Zorn ist abgekühlt, als wäre ein Schneesturm darüber hinweggefegt und hätte jeglichen Aufruhr mit sich weg geschleppt. Sein Verstand vermag wieder rational zu denken und sein Bewusstsein hat wieder alle seine Sinne in ihrem Besitzt, nach denen sie kurz zuvor noch so heftig hatte greifen müssen um nicht unterzugehen in den Gefühlen.
Wieder herrscht nur die Kälte und die Stille um ihn herum, das bizarre Flackern der Kerzenlichter wirft gespenstische Schatten an die Wände, als würden Monster in dem Gestein lauern. Sein Gehirn arbeitet nur langsam, obwohl er sich bewusst wird, dass es wohl seine einzige Chance ist um zu überleben, wenn er klar zu überlegen beginnt, wie er seine *Gabe* denn nun nutzen könnte. Was kann er überhaupt alles mit ihr anstellen, worin liegt der Sinn seiner *Gabe*? Selbst kann er noch immer kaum begreifen, was denn nun eigentlich geschehen ist, doch die Schmerzen auf Sedims Gesicht haben viel verraten und auch die plötzlichen Gedanken, die in Eades Kopf herumspukten, jedoch ganz sicher nicht die Seinen waren. << Amur, steh mir bei, lass mir wenigstens das Wissen um dieses Geheimnis, damit ich meiner Schwester und mir helfen kann!>> So viele Gebete wie in letzter Zeit sind ihm schon lange nicht mehr über die Lippen gekommen und doch vertraut er völlig darauf, dass der Gott des Wasser sie erhört. Was hat Liade gesagt? Priester sollte er einst werden? Ein kümmerliches Lächeln stahl sich auf seine bleichen Züge, über die sich wirres Haar hängte. Priester und wo war er? Ohne Wissen, ohne Können in einer Kammer irgendwo eingeschlossen und hilflos den Händen eines Irren ausgeliefert, der sich für etwas rächen wollte, wovon Eade nicht einmal einen Schimmer einer Ahnung hatte.
Monoton und ohne es wirklich zu bemerken zupft eher schwach weiter an den Seilen, die von der Feuchtigkeit in dem Raum völlig feucht sind und registriert erst, dass seine Hände sich plötzlich leichter bewegen lassen, als er durch Liades Stimme zusammenzuckt. Im ersten Moment verharrt er still, wagt es kaum zu atmen und zieht dann eine Hand nur ganz sanft hinunter. Die Schlinge die um sein Handgelenk liegt rutscht bis zum Ansatz hoch und wird dann durch den Daumen blockiert, doch sie rutscht!!  Ein Keuchen kommt über ihre Lippen als er erneut zieht, seine gesamte Kraft aufwendet. Er kann spüren wie die Stricke sich in sein Handgelenk bohren, wie sie daran reissen und stöhnt schmerzvoll auf, als die Haut reisst. Ein Glühen fährt durch seinen Arm und er muss sich auf die Lippe beissen um nicht aufzuschreien. Er möchte Fluchen und hält sich noch im gleichen Atemzug davon ab, denn die Kraft könnte er für Anderes gebrauchen.  Seine Gedanken arbeiten wie wild und er vergisst darüber völlig, das Liade ja noch auf eine Antwort wartet. Die Stricke sind locker, es fehlt nicht mehr viel, nur der Daumen ist im Weg. <<Oh ihr Zwölf.. Steht mir bei!>>

Es ist ein hässliches Geräusch, als er seine gesamte Kraft aufwendet und mit einem harten, unbarmherzigen Ruck an seiner Hand zieht. Jegliche restliche Farbe, die er noch besessen hat, ist nun endgültig aus seinem Gesicht gewichen und man kann die starken Schmerzen, die von seiner Hand aus, durch seinen Arm bis hinunter in die Zehenspitzen wallen, deutlich in seinen Augen geschrieben sehn. Sein leises Aufschreien hallt verstärkt an den Wänden wieder, als würden die Fratzen an den Wänden ihre Pein jammernd in die Welt hinaus klagen. Der Schweiss läuft ihm über Stirn und Gesicht, trotz der Kälte in dem Gefängnis und Wellen von Hitze, Schmerzen und Kälte laufen durch seinen Körper. Fest presst er die Hand an sich, wobei der Daumen in einem grotesken Winkel nach aussen steht. Seine blutleeren Lippen sind aufeinander gepresst und er versucht ob des Stechens in seinem Kopf, nicht den Verstand zu verlieren. „Verfl... M.. Grrrr.. Ngggg!!“ Er verschluckt den Rest an üblen Worten, die ihm einfallen, wenn sein Fluchrepertoire auch nicht so gross ist. Er kann neben sich Liade hören, wie sie an ihren Stricken zerrt und immer wieder etwas krächzend flüstert von wegen: Los.. du ... los.. Stricke weg...
Ja, er hat es wirklich geschafft, seine Hand ist frei und mühsam presst er einige Worte hervor: „Gut... Moment.. bitte... argh...“ Sedim hat die Ritualutensilien nicht weggeräumt und so liegt auch das Messer, das in der Dunkelheit verführerisch schimmert, noch immer am gleichen Platz, etwa auf Hüfthöhe des Feenmanns. Es kostet ihn einiges an Kraft sich überhaupt auf die Seite zu drehen und zu versuchen den Dolch in seine Finger zu bekommen. Jeder Muskel seines Körpers strengt sich an und Eade wünscht sich, dass sein Arm durch ein Wunder zehn Zentimeter wachsen würde. Seine Zähne knirschen, sein Gesicht ist vor Anstrengung verzerrt und Strähnen seines weissen Haares hängen ihm in seine Sicht. Es kann die Klinge sehen, so nah und doch so fern, seine Fingerspitzen sind kaum mehr eine Handbreit davon entfernt und es zieht ihn regelrecht in Richtung des Metalls. Millimeter um Millimeter kämpft er sich voran, die glühenden Schmerzen in seiner Hand so gut es geht ignorierend, obwohl sie mit seinem Bewusstsein spielen, wie ein kleines Kind mit einem Ball und mehr als einmal ist er nahe daran, bewusstlos auf den Tisch zurück zu sinken. Die Umgebung verschwimmt zusehends vor seinen Augen, das lange Liegen ohne Nahrung und Trinken fordert seinen Tribut, als er plötzlich das kühle Eisen unter seinen Fingern spüren kann. In diesem Augenblick durchflutet ihn eine Erleichterung, wie er sie kaum jemals verspürt hat und mit einem weiteren, ächzenden Laut kann er die Klinge zu sich heranziehen. Keuchend bleibt er für einen Moment liegen, versucht die Sternchen vor seinen Augen zu verdrängen und wieder Herr über die schwummrigen Schatten, die sich in seinem Kopf ausbreiten, zu werden. Hitze steigt in seinem Körper auf, seine Kleidung klebt an seiner Haut und sein heisser Atem kondensiert in der Luft, als würden unter Null Temperaturen herrschen.
<<Weiter... Nicht mehr viel... >> Selbst seine Gedanken folgen nur noch Bruchstückhaft und bevor er endgültig in die schwarze, trügerisch warme Schwärze hinabsinkt, die ihn immer wieder zu übermannen droht, bringt er den Dolch irgendwie in seine Finger, ohne seinen Daumen zu sehr zu belasten und hebt ihn über den Kopf. Wer weiss wann Sedim wiederkommt, wie viel Zeit schon vergangen ist? Wer weiss das schon. Eade weiss, das er sich beeilen musst, es bleibt ihm überhaupt keine andere Wahl und  als endlich das schabende Geräusch von Eisen auf Strick zu seinen Ohren dringt, hätte er gerne erleichtert aufgeatmet, doch das Bewegen des Messer bereitet ihm Mühe und kostet Energie.

Nebst dem, das er weiterhin verzweifelt versucht sich einen Weg in die Freiheit zu schlagen, kommen bruchstückhafte Worte über seine Lippen, die an seine Schwester gerichtet sind. Seine hellblauen Augen starren dabei verloren in die Dunkelheit und seine Stimme ist nicht mehr als ein trockenes Krächzen: „Wenn... frei... bist... dann... lauf so schnell... wie... du kannst... gnnnhh... Hast... du verstanden? ... Er.. wird... wiederkommen... lauf einfach... lauf...“ In dem Moment, als er das letzte Wort spricht, reisst die letzte Faser des Strickes und er kann fühlen wie der Druck auf sein aufgescheuertes Handgelenk nachlässt. Im gleichen Augenblick jedoch ertönt noch ein anderes Geräusch. Ein Geräusch das ihm einen eisig kalten Schauer über den Rücken fahren lässt und bevor er wirklich realisieren kann, was es bedeutet, steht bereits Sedim im Raum. << NEIN!

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 17. Feb. 2005, 23:06 Uhr
Der Hunger lässt Übelkeit in ihr aufsteigen. Eade antwortet gar nicht erst auf ihre Fragen. Nur mit Anstrengung kann sie im schummrigen Licht den Grund dafür entdecken. Eades Fesseln scheinen sich ein wenig gelockert zu haben und unter Schmerzen versucht er, seine Hand herauszuziehen. Liade selbst macht keine Anstalt mehr irgendwie zu versuchen sich zu befreien. Es fehlt ihr einfach an Kraft. Am liebsten würde sie ihren Kopf auf den Tisch knallen, um nichts mehr mitbekommen zu müssen, doch ihre Kraft reicht nicht einmal mehr, um ihren Kopf genügend zu heben. Noch viel länger in diesem dunklen Raum mit der nassen Kleidung und sie würde durchdrehen.

Irgendwann bemerkt sie, dass Eade eine Hand frei bekommen hat und nun versucht mit dieser nach irgendetwas zu greifen. Ihr selbst kommt alles nur noch unwirklich vor. Ihr Kopf schmerzt unerträglich und am liebsten würde sie nur noch schreien und weinen. Wenn es nur um sie ginge, dann würde sie dies sicherlich auch tun, aber nicht in der Gegenwart von Eade. Ihr Bruder war immer so stark. Sie will ihm den Mut nicht nehmen. Nun muss sie selbst für ihn stark sein.

Kurz nachdem Eade es geschafft hat, auch seine zweite Hand frei zu bekommen, werden Liades Augen groß. In der Tür steht Sedim. Einen Moment lang bleibt ihr die Luft weg. Eade ist so weit gekommen. Er hat es nicht verdient, jetzt von Sedim gefasst zu werden. Er hat es nicht verdient. "Verschwinde Sedim, lass ihn in Ruhe!" Liade blickt den Zauberer finster an. Plötzlich nimmt die Wut in ihr Überhand. Wie konnte dieses Monster es wagen, in die Stadt zu kommen und ihr und ihrem Bruder das Leben zur Hölle zu machen, nachdem er dieses schon einmal getan hat. Niemals würde er siegen, niemals! Dafür würde sie sorgen.

Obwohl ihr Körper kaum noch Kraft besitzt, ist ihr Geist kampfbereit. Wenn Sedim Eade auch nur zu nahe kommt, dann würde sie...ja...dann würde sie... Jedenfalls würde es Sedim dann schlecht ergehen, da ist sie sich ganz sicher. Noch nie hat die Asrai so viel Wut und Hass jemandem gegenüber verspürt. Und plötzlich weiß sie, dass Sedim Eade nicht zu nahe kommen kann. Er kann es einfach nicht, dafür würde ihr Geist sorgen. Ob das wohl ihre Gabe ist?

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 18. Feb. 2005, 16:00 Uhr
Kana verseht nun wirklich nicht viel von Geld, noch weniger von Geschmeide oder Schmuck, besitzt sie doch keinen und hat sich auch nie welchen gewünscht, aber vier Goldstücke...die bekommt sie für ein wirklich gutes Paar Stiefel mit allem drum und dran auch. Mehr als das jedoch, schreckt sie der Ton des Hehlers, gierig und darauf lauernd, dass sie einen Fehler macht. Und so ganz nebenbei, hat sie sich eh vorgenommen, das erste Angebot auszuschlagen, so viel zumindest, glaubt sie von Hehlern, oder zumindest gierigen Menschen zu wissen.
Die Halbdämonin drängt Helorim zurück, bis dieser an die Kante seines Tisches stößt. Sie sieht, wie ihm die Schweißtropfen über das Gesicht laufen, vor allen Dingen, als sie ihren Dolch über seinen Hals streichen lässt und dann kurz zudrückt, sodass ein kleines Blutstropfen daraus hervorquillt. Hm, das beginnt ja richtig Spaß zu machen...
"Ich dachte eigentlich, wir hätten eine Vereinbarung gehabt." Sie zischt leise, die Augen glühen für einen Augenblick hellrot auf, werden dann dunkler, aber nicht weniger gefährlich, warnend.
"Du solltest wirklich aufhören mit mir Spielchen zu treiben, ansonsten kann das sehr ungemütlich werden. "Also, versuch's noch einmal." Sie wartet auf sein Angebot, lässt den Dolch jedoch nicht einen Millimeter von seinem Hals weg. Die Sache macht ihr wirklich Spaß, auch wenn es ihr kalt den Rückern herunter läuft, wenn sie daran denkt, was sie wohl tun würde, wenn dass hier kein solcher Heuchler wäre, sondern jemand, der es versteht, mit einem Schwert umzugehen und sich nicht einfach so von einer dahergelaufenen Oberstädtlerin herumkommandieren ließe.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 19. Feb. 2005, 19:07 Uhr
Sedims Weg hatte ihn zuerst auf den Wolfsmarkt geführt. Obwohl sein Aufenthalt in Talyra noch nicht allzulange währt, hat er sich doch, während er ein geeigneten Ort für seine Unternehmung gesucht hatte, über die Möglichkeiten informiert, welche die Unterstadt bietet, um an Zutaten zu gelangen, welche weder auf dem Marktplatz, noch in den Kräuterläden der Stadt zu bekommen sind.
Dafür muss man hier die Augen überall haben, damit man nicht plötzlich ein Messer in den Rücken bekommt, nur weil man selbst nicht in ganz so schäbiger Kleidung herumläuft, wie die anderen Bewohner hier es anscheinend lieben. Doch der Südländer hat sich deshalb ein einfacheres Aussehen gegeben. Für jemanden der an ihm vorbeiläuft, hat sein Mantel seinen einstigen Glanz verloren und hängt zerschlissen an ihm herab, sein Überrock zeigt zahllose Flicken und seine Hosen sind vom Dreck der schmutzigen Gassen bedeckt. Was nicht allzuweit von der Wahrheit enfernst ist, wie er grimmig bemerkt.
Nun er hatte bekommen, was er suchte. Eine kleine Phiole mit einem Extrakt aus dem Fleisch eines kleinen unscheinbaren Pilzes, welcher in den südlichen Sumpfländern auf dem Holz abgestorbener Bäume wuchs, war in seinen Besitz gewandert. Vor seinem Versteck angekommen, betrachtete er das kleine Fläschchen, welches sorgsam mit Kork verschlossen war, noch einmal. Dass wird seinen Geist genug beschäftigen, so dass er nicht auf die Idee kommt, in den anderer einzudringen, denkt er sich beruhigt und läßt es anschliessend in seinem Mantel verschwinden.

Die Tür zu seinem Versteck ist noch immer verschlossen, was, wie er glaubt, ein gutes Zeichen ist. Er öffnet sie und tritt ein.
Als er in den Vorraum gelangt, in dem seine Habseligkeiten liegen, hört er plötzlich aufgeregte Stimmen von nebenan: "...Hast... du verstanden? ... Er.. wird... wiederkommen... lauf einfach... lauf...“
Schnell eilt er nach nebenan, mit dem schlimmsten rechnend. Die Kerzen sind bereits heruntergebrannt, doch er erkennt, dass Liade noch immer dort liegt, wo er sie festgebunden hat, ihr Bruder jedoch hat einen seiner Arme aus den Fesseln gelöst und ist dabei, mit seinem Dolch, welchen er unachtsamer Weise in dessen Nähe liegengelassen hat, auch die anderen Fesseln zu durchschneiden.
Ich bin spät, doch noch nicht zu spät, denkt sich Sedim und eilt zu dem Feenmann. Dessen Züge sind schmerzverzerrt, seine Augen glänzen fiebrig und die Haare kleben ihm wirr im Gesicht. "Oh, wie ich sehe hattet ihr eine äußerst erholsame Nacht", spricht ihn der Magier hastig an, um ihn von seinem Tun abzulenken, "nun ich bin sicher euer kleines Entfesslungskunststück hat viel Kraft gekostet. Vielleicht solltet ihr euch jetzt, da ihr es mir wieder überlassen könnt, die Rolle der Hauptperson in unserem kleinen Spiel zu übernehmen, ein wenig ausruhen."

"Verschwinde Sedim, lass ihn in Ruhe!" hört er Liade, doch er ignoriert sie, denn zuerst muss er diesen Dolch wieder aus den Händen des närrischen Feenmanns bekommen. Bevor er Eade jedoch erreicht, prallt er plötzlich gegen etwas Unsichtbares, das sich vor ihm aufgebaut hat. Nachdem er die erste Überraschung überwunden hat, fühlt er mit der Hand, wo sich diese unsichtbare Mauer befindet, welche ihn anscheinend davon abhält, den Asrai zu erreichen. Dabei wirft er einen Blick zu Liade und wie am letzten Tag bei ihrem Bruder, erkennt er auch in ihren Augen das Wissen darum, was ihm gerade geschieht. Beim Dunklen, wie oft werde ich eigentlich noch überrascht von den Kräften dieser Wesen. Können sie sich nicht einfach in ihr Schicksal ergeben?
Doch es bleibt ihm keine Zeit lange zu überlegen. Eade fährt damit fort, sich die Fesseln der zweiten Hand zu befreien, in der Fingern noch immer den Dolch, dessen Griff, dem Abbild eines Drachens nachgebildet ist, welcher einen blutroten Rubin im Maul trägt. "Nay eles al" ruft Sedim aus, woraufhin der Edelstein hellrot zu Leuchten anfängt und fügt laut hinzu: "Laßt den Dolch fallen, er wird euch nur Schmerzen bereiten. Er kann nur von den Bahadurs richtig geführt werden, denn allein sie sind fähig seine Energie zu kanalisieren."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 19. Feb. 2005, 22:18 Uhr
Er kann nicht anders als für einen Moment in seinem Tun innehalten. Jegliche Hoffnung die gerade zuvor noch euphorisch seinen Verstand überschwemmt hat, bei dem Gedanken sie könnten fliehen, ist verschwunden und aus glänzenden Augen starrt er auf die verhasste Gestalt. Sedim fackelt nicht lange und will auf ihn zugehen, ihm den Dolch wegnehmen, den er nun weit von sich gestreckt in der Hand hält um das kleine Stück Freiheit, das er errungen hat, mit aller Kraft zu verteidigen. So weit kommt es jedoch nicht, denn bevor der hagere Südlänger mit den eisigen Augen auch nur ein Stück an ihn herankommt, prallt er plötzlich irgendwo gegen und bleibt erstaunt stehen. Es ist nur der Bruchteil einer Sekunde, indem eade einen fragenden, ungläubigen Blick auf seine Schwester wirft, in deren blitzenden Augen deutlich die Wahrheit über dieses Mysterium geschrieben steht. Es ist absurd, völlig krank und doch zucken Eades Mundwinkel in diesem Augenblick in die Höhe und ein trauriges und genauso liebevolles Lächeln zeigt sich auf seinen bleichen Zügen, bevor er schnell weiter mit dem Dolch arbeitet. Faser für Faser reisst ein, er konzentriert sich völlig darauf frei zu kommen, so dass er die Worte Sedim’s erst begreift, als deren Wirkung eintritt. Eade erstarrt mitten in seiner Bewegung und lässt einen Augenblick den Dolch mit einem lauten Keuchen fallen, wobei das Klingeln des Stahls auf dem Steinboden, wie ein höhnisches Lachen in seinen Ohren klingt. Flächenartig, als würde eine Flamme seine Hand umschliessend, haben sich schneidende Schmerzen über seine Haut ausgebreitet und sich in sein Fleisch gefressen, wie ein Maul voller scharfer Zähne.  Rote Flecken zeigen sich auf seiner weissen Haut, an seiner Handinnenfläche auch Brandblasen und noch immer brennt es in seinen Fingern, als würde er den Dolch noch immer halten. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt und er drückt die Hand wieder an sich. Schweiss steht ihm auf der Stirne, die Umgebung verschwimmt vor seinen Augen und immer näher rücken diese gefährlichen Schatten. <<Amur.. bitte…>> Abwechselnd wallt Hitze und Kälte durch seinen Körper und er krümmt sich, Übelkeit steigt in ihm auf und im nächsten Moment rollt er beinahe von dem Tisch hinunter. Instinktiv hält er im letzten Augenblick noch inne und hält sich so gerade noch davon ab, über den Tischrand zu rollen. Es dauert eine Ewigkeit bis der Groschen durch seinen schmerzdurchtränkten Verstand bis zu seinem Bewusstsein gelangt und er endlich registriert, dass seine zweite Hand ebenfalls frei ist. Wie gebannt starrt er auf seine aufgescheuerten, blutenden und aufgerissenen Handgelenke, auf den seltsam abgewinkelten Daumen und vergisst völlig Zeit und Raum.  

Erst ein spitzer Schrei, ein Fluchen und hastige Fussschritte lassen ihn aus seiner plötzlichen Lethargie wieder erwachen und seine leeren, fiebrig glänzenden Augen huschen panisch umher. Es ist nur noch ein flüchtiger Schatten den er wahrnehmen kann, vermischt mit einem rötlichen Flackern, der letzten noch brennenden Kerzen, als sich bereits klauenartige Finger um seine Handgelenke legen und diese wieder über seinen Kopf zerren. Er kann hinter einem gräulichen Nebel die Züge dieses Monsters erkennen und krächzt leise auf, gleichzeitig versuchend seine Hände aus dem Griff Sedim’s zu befreien. Dieser jedoch drückt unbarmherzig auf die offenen Stellen und bearbeitet auch den ausgerenkten Daumen mit einem gehässigen Grinsen auf dem verzerrten Gesicht. Mit aller Kraft zieht und zerrt Eade, windet sich unter den Händen Sedims und kann sich trotzdem keinen Zentimeter von der Stelle bewegen, da seine Füsse noch immer festgebunden sind.  Vielleicht wäre er stärker als Sedim, der doch einiges älter ist und vielleicht auch nicht so gross, doch so festgezurrt, seit einigen Tagen wohl schon ohne Essen und Trinken, hilflos den grausamen Zaubern dieses Irren ausgeliefert, ohne richtigen Schlaf, ist es für Eade unmöglich sich gegen die Kraft des verhassten Mannes zu wehren. In seinen Augen ist verschwommene, klirrende Kälte zu finden, als würde er gleich Eissplitter ausspucken wollen und seine Lippen formen sich zu stummen, alles übertreffende Flüche. Die Stimme jedoch versagt ihm.
Der Südländer sagt irgendwas, was den Asrai jedoch nur noch verzerrt und unwirklich erreicht. Noch immer wehrt er sich, jedoch nimmt seine Kraft deutlich ab und seine Bewegungen werden stetig lahmer. Sein Wille, der ewige Kampf in seinem Innern, der zuvor noch wie ein lichterlohes Feuer in ihm gebrodelt hat, wird stetig kleiner und nur noch ein Funke ist davon übrig. <<Das kann nicht… darf nicht… Liade.. es tut mir leid…>>
Er öffnet leicht den Mund um die Worte zu flüstern, ihr zu sagen, das es ihm leid tut, das er das nicht wollte, als er mit einem Male etwas Kühles, glattes an seinen Lippen spürt und im nächsten Augenblick rinnt eine säuerliche, in der Nase brennende durch seinen Mund, seine Kehle hinab. Völlig erschrocken spuckt und prustet er so viel davon wieder hinaus wie nur möglich ist, doch das Kratzen in seinem Hals spricht eine eigene Sprache. „Wa…“ Doch seine Zunge will ihm nicht mehr gehorchen, sie lässt sich kaum mehr bewegen, als wäre sie taub geworden. „Dies wird euch ruhig stellen.“ Diese Worte, so voller Hass und Häme schneiden wie ein scharfes Messer durch seinen Geist und lassen diesen in tausende von kleinen Stückchen zerfallen. „Nein. Nein, nein, nei…“ Wie ein Mechanismus wiederholt dies Eade ständig bis er die Auswirkungen des Geschluckten zu spüren anfängt.  
Jegliche Kraft ist auch seinem Körper gewichen, seine Muskeln wollen sich keinen Sekel mehr bewegen lassen und bunte Flecken beginnen vor seinen Augen zu tanzen. Sedim lässt seine Handgelenke los, Blut an den Fingern, doch trotzdem vermag Eade keinen Versuch mehr zu starten, sich zu erheben. Sein ganzer Körper will ihm nicht mehr gehorchen und obwohl er nicht in einen Schlaf sinkt, verschwimmt das kalte Grau der Wände vor seinen Augen und wird zu einem Ozean an bunten Farben.

Mit leerem Blick starrt er an die Decke, das Haar hängt ihm wirr ins Gesicht, an seinem linken Handgelenk läuft Blut hinab und der Daumen steht noch immer kurios zur Seite ab. Sein Verstand jedoch ist an einem ganz Anderen Ort, ist durch die berauschende Wirkung des Eingeflössten an einen Ort gelangt, wo es nur noch Farben und Wärme gibt, wo es dem Asrai jedoch unmöglich ist, zu bemerken, was um ihn herum los ist.
Nur ein einziger, hauchdünner Faden führt aus diesem Scheintraum in die Realität, oder besser gesagt in den Geist eines anderen Menschen, im letzten Moment aus purer Verzweiflung erbaut. Seine letzten klaren Gedanken waren an einen jungen Mann gerichtet, dessen Gesicht voller bunter Zeichnungen war und so immer ein Lächeln auf den hübschen Zügen zu haben schien:<<Rubelli!>>
Er treibt, verpackt in weiche Watte, in diesem farbenfrohen Traum vor sich hin, weiss das er das nicht tun dürfte und kann doch nicht anders, als sich darin einfach aufgehen lassen. Nur der dünne, so zerbrechliche Faden in seiner Hand, der die Verbindung zu Rubelli darstellt, lässt ihn nicht völlig mit seiner Umgebung verschmelzen, auch wenn er nicht wirklich weiss, was dieses Stück Schnur in seinen Händen bedeutet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 19. Feb. 2005, 22:35 Uhr
Nun ist alles vorbei. Die Wand, die Liade aufgebaut hat, kann ihren Bruder nur einen kleinen Moment vor dem Magier schützen. Was dann passiert, kann sie nicht richtig erkennen. Zu dunkel ist es schon in dem Raum und Liade so schwach, dass sie kaum noch die Augen aufhalten kann. Sie weiß nur, dass Eade es nicht geschafft hat. Er konnte nicht fliehen und plötzlich ist es still geworden und Liade hört ihren Bruder nicht mehr. "Was hast du mit ihm gemacht?" Diese Frage kommt nur sehr schwach von ihren Lippen. Nun würde der Magier mit seinem Zauber fortfahren und Liade hofft, dass es schnell gehen wird. Der Tod kommt ihr nun nur noch befreiend vor und es gibt nichts, was sie sich sehnlicher wünscht. An eine Rettung kann sie nicht mehr glauben. Ob Sethai sie wohl vergessen hat. Sicher nicht. Bestimmt ist es etwas Wichtiges, was ihn davon abhält, ihr zur Hilfe zu eilen. Lebewohl Sethai, mein Liebster. Denk an mich, wenn ich nicht mehr da bin. Vielleicht sehen wir uns irgendwann an einem anderen Ort wieder.
Liade schließt die Augen und ängstlich wartet sie auf das, was kommen wird.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 21. Feb. 2005, 23:09 Uhr
Mit Genugtuung sieht Sedim, wie der Dolch seine Wirkung entfaltet und dem überraschten Feenmann aus den Händen gleitet. Er macht einen Bogen um die unsichtbare Mauer, welche vor ihm aufgebaut wurde und versucht sich Eade vom Kopfende zu nähern, um in seinen Besitz zurückzugelangen. Es gelingt ihm und als er sich wieder aufrichtet, stellt er fest, dass er sich nun anscheinend seinem Gefangenen wieder nähern kann, ohne auf ein Hindernis zu stossen. Und keinen Moment zu früh, wie ihm bewußt wird, denn dieser hat sich von seinen Fesseln befreit und lediglich die Wunden, welche er sich selbst dabei zugefügt hat, lenken ihn davon ab, die gewonnene Freiheit zu nutzen. Schnell packt der Südländer zu und presst die beiden blutigen Handgelenke des Asrai wieder auf den Tisch, um sie erneut festzubinden. Es benötigt etwas Zeit, bis Eade endgültig die Kraft ausgeht, sich gegen den Magier zu wehren. Doch dann sitzen die Fesseln schnell wieder fest um die Arme des Feenmanns, woraufhin sich Sedim eine kurze Pause gönnt.
"Euer notorischer Widerstand gegen das Unvermeidliche wird langsam unerträglich, mein Lieber," läßt er sich schliesslich vernehmen, "schaut nur, wohin er euch gebracht hat. Ihr geißelt euch nur selbst damit und ihr solltet mir dankbar sein, wenn ich euch jetzt von euren Schmerzen erlöse..." Er schweigt einen Moment, während er die Phiole aus der Tasche holt und fügt dann mit einem Grinsen hinzu: "Nur für eine Weile natürlich."
Dann öffnet er das Fläschchen und setzt es Eade an die Lippen. Ein kleiner Schluck der Flüssigkeit gelangt in dessen Mund und wird von ihm verschluckt, bevor er weiß, was geschieht. "Dies wird euch ruhig stellen", sagt der Südländer, als Antwort auf den entsetzten fragenden Blick des Asrai. Dann tritt er zurück und wartet bis sich die Wirkung entfaltet. Als dies endlich geschieht, wird es still in dem Raum.

Nach einigen Augenblicken ist Sedim überzeugt, dass Eade nun aus seinen Träumen nicht mehr so schnell erwachen wird. Beruhigt geht er zu dem Tisch mit den Utensilien, welche noch immer für das Ritual bereitliegen. "Was hast du mit ihm gemacht?" hört er ein Flüstern in seinem Rücken, welches von der Wasserfee kommt. Mit dem Dolch in der Hand, wendet er sich um, und geht zu ihr, damit er ihr erneut ein Stück ihres Haares abschneiden kann.
"Wißt ihr, liebste Liade. Er weilt jetzt in einem Reich der Träume, in dem alles bunt und wunderbar leicht ist. Ihm geht es gut, während ihr euch um ihn sorgt. Zurückgelassen hat er euch mit der Last der Wirklichkeit. Ihr allein werdet alles genau beobachten können, während er seelig schlummert."
Nach dem er von der Fee eine helle Strähne genommen hat, geht er zu ihrem Bruder um es dort gleich zu tun. Zurück am Tisch legt er den Dolch beiseite und stellt einmal mehr die Paste her, welche er benötigen wird. Als er damit fertig ist, folgt er den Schritten des Rituals, so wie sie im Buch der dreizehn Geheimnisse niedergeschrieben sind.

Nocheinmal wird die weiße Farbe, in der längst festgelegten Form, auf kalten Kellerboden aufgetragen. Im Kreis die Zeichen, sorgsam neu hervorgehoben. Sie schimmern leicht, als schwarzer Kerzen Dochte erneut mit Feuer in Berührung kommen und einen hellen Schein erzeugen, der doch so wenig Wärme liefert. Hell glühen trockene Pflanzenblätter auf, als sie zum Flammenfraße niederfallen und wie am Tag zuvor, wird nun die Szenerie in Düsternis getaucht.

Als Sedim die Vorbereitungen beendet hat, geht er diesmal sofort zum Tisch zurück, um  nach dem Dolch und der Tinte zu greifen. Anschliessend schaut er noch einmal in das Buch, um sich der nächsten Handgriffe zu vergewissern.
Leise murmelt er vor sich hin, als er nun zu Eade geht. Mit dem Dolch schneidet er die Kleidung des Feenmannes auf, so dass dessen Oberkörper freigelegt wird. Dessen Brust ist schmächtig und man kann dann die Rippen erkennen, welche unter der bleichen Haut hervorschauen.
Sedim wirft einen kurzen Blick zu Liade, denn er ist sich sicher, dass sie das Schauspiel nicht verpassen will, deshalb sagt er zu ihr mit einem kalten Lächeln: "Seht nur genau hin, denn ihr werdet ihm folgen. Seid euch dessen gewiss."
Dann fasst er den Dolch fester, dessen Rubin noch immer hellrot leuchtet und taucht dessen Spitze bedächtig in die Schale mit der schwarzen Tinte. Sorfältig läßt er die Flüssigkeit abtropfen und setzt dann den Dolch an die Brust des Feenmanns, um den Fluch in die Haut einzuritzen. Blut tritt hervor, als der Magier beginnt zu schreiben, und vermischt sich mit dem Schwarz der Tinte, welches die Zeichen für immer auf der Haut Eades verewigen soll.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 21. Feb. 2005, 23:34 Uhr
Eade liegt schlafend und erneut festgebunden auf dem Tisch und Liade beneidet ihn ein wenig. Sie ahnt schon, dass es mit dem Ritual jetzt weitergehen wird und sie wünschte, sie müsse das nicht alles miterleben. Noch einmal schneidet der Magier den Wasserfeen eine Haarsträhne ab und zündet die dunklen Kerzen wieder ein. Durch das schwache Kerzenlicht wirkt der Raum noch viel unheimlicher als vorher. Auch wenn die Asrai im Grunde schon mit ihrem Leben abgeschlossen hat, so beginnt ihr Herz vor Furcht doch schneller zu schlagen. Eade würde ihr in seinem Zustand nun nicht mehr beistehen können. Doch wenn sich der Magier nun nicht langsam beeilt, so würde sie sicher an einer Lungenentzündung sterben. Ihr Hals schmerzt fürchterlich und immer wieder versucht sie ihn durch Husten ein wenig frei zu bekommen. Noch nie hat sie sich so elend gefühlt.

Da sie schon Ewigkeiten in diesem dunklen Raum zu verweilen scheint, kann sie auch ihren Harndrang nicht mehr zurückhalten. Schamesröte steigt ihr ins Gesicht und obwohl ihr noch schlimmeres geschehen wird, hofft sie, dass der Magier nichts davon bemerkt. Zu peinlich ist es ihr. Sie glaubt schon, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, als der Magier auf Eade zugeht. Automatisch wendet die Wasserfee ihren Kopf in Richtung ihres Bruders. Da der Raum nun durch die neuen Kerzen erhellt wird, sieht sie den Dolch in der Hand des Magiers. So viel Aufwand, nur um sie dann letztendlich doch nur zu erstechen? Das kann sich Liade nicht vorstellen. Das wäre einfach zu absurt.

Kalter Angstschweiß rinnt ihr über die Stirn, als Sedim mit dem Dolch die Kleidung ihres Bruders aufschneidet. Als dieser dann beginnt, Zeichen in Eades Haut zu schneiden, kann Liade nicht mehr an sich halten und übergibt sich. Tränen rinnen über ihr Gesicht und sie scheint vollkommen die Beherrschung über ihren Körper zu verlieren. Die Tränen sorgen dafür, dass sie nicht mehr genau sehen kann, was mit ihrem Bruder geschieht und das ist wie ein Segen für sie. Mit ihr würde das Gleiche geschehen, dass weiß sie und sie glaubt nicht, dass sie das gleiche Glück haben wird wie Eade, der von all dem nichts mitbekommt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 23. Feb. 2005, 17:02 Uhr
In der Hehlerhütte

Der Angstschweiß tropft von seiner Stirn, als der Dolch bedrohlich nahe an seinem Hals entlang wandert. Die Augen seiner Besucherin glühen auf und mit seiner Beherrschung ist es vorbei. Er wird leichenblass als er es warm an seinem Bein hinabrinnen spürt: Seine Blase hatte dem psychischen Druck nicht standgehalten und den vermeindlichen Tod vor Augen hatte sie ihm die Freundschaft gekündigt. Die junge Frau rümpft verächtlich die Nase. "Na...na...gut, 10 Goldstücke. Mehr hab ich wirklich nicht. Das müsst ihr mir glauben!" Helorims Stimme ist nur mehr ein Winseln und wäre nicht der Dolch an seinem Hals, er würde auf den Knien herumrutschen. So blickt er sein Gegenüber nur zitternd an, wie ein Kaninchen die Schlange, während sich langsam scharfer Uringeruch in der kleinen Hütte breit macht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Kana am 25. Feb. 2005, 14:43 Uhr
Einen Augenblick lang ist Kana versucht, den Dolch noch etwas länger an seinem Hals verweilen zu lassen, um vielleicht etwas mehr herauszuschlagen, aber dann nickt sie mit einem kleinen Lächeln und tritt zurück. Wenn sie ehrlich sein soll, ist es ihr beinahe unangenehm, jemandem solche Amgst einzujagen, auch wenn es nur so ein Kriecher ist, der sich vermutlich vor jeder Kleinigkeit erschreckt. Noch einmal rümpft sie missbilligend die Nase. Der Geruch, den Helorims nasse Beingewänder verbreiten ist wirklich bestialisch.
Möglicherweise sollte sie Sigourney hiervon erzählen. Vielleicht muntert es sie ja ein wenig auf. Auch wenn die Halbdämonin selbst, es am liebsten so schnell wie möglich vergessen würde.
"Ich denke, das geht in Ordnung."
Mit einem kurzen Blick überprüft sie die Goldstücke in ihrer Hand. Es sind genug und sollten sie falsch sein, was Sig besser als sie wird beurteilen können, dann müsste sie wohl oder übel noch einmal hier herunter steigen müssen.
"Ich hoffe, es bleibt mir erspart, euch je wieder zu sehen. Im Übrigen solltet ihr vielleicht eure Beinkleider wechseln."

Die Dunkelheit der Unterstadt ist ihr immer noch nicht allzu geheuer, ebenso wenig wie die Gestalten, die vom Wolfsmarkt kommen und durch die engen Gassen schleichen. Die Geldkatze hat sie gut in ihrem Gewand verborgen, den Dolch hingegen so drapiert, dass er jedem Einäugigen sofort ins Auge sprang. Diesmal ist es nicht nötig, bis zum Perlenhafen zu kommen und dann auch noch an dem Zwerg vorbei. Den Weg hätte sie auch gar nicht mehr gefunden. Ein einzigstes Mal ist sie falsch abgebogen und erkennt kurz darauf gar nichts mehr wieder, entdeckt dafür jedoch einen anderen Ausgang, recht gut versteckt, hinter einem Haufen Schotter.

Als sie den Kopf durch die Falltür presst, geht im Osten bereits die Sonne auf. Mehrmals atmet sie die frische Nachtluft ein, betrachtet einen Augenblick lang die verblassenden Sterne am Himmel, dann macht sie sich auf den Weg, um einen Teil der Stadt zu finden, der ihr zu mindest einigermaßen bekannt vorkommt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 25. Feb. 2005, 23:12 Uhr
Sedim ist völlig von seinem Handeln eingenommen und achtet nicht darauf, was um ihn herum passiert, als er den Fluch in die Haut des Feenmanns schreibt. Wundersam scheint es ihm, wie leicht die rote Spur der Messerspitze folgt, kleine rote Tränen zum Vorschein kommen, wenn er mit dem Dolch über die Haut fährt und einen wunderschönen Kontrast zur bleichen Haut Eades bilden. Nur langsam vermischt sich die schwarze Tinte, welche er immer wieder aus der Schale entnimmt, mit dem Blut, fließt in dünnen Fäden in die Wunde, um das helle Rot dunkel zu färben. Der Magier hat das Gefühl als würde er ein Blatt Papier vor sich haben und ein prächtiges Bild entstehen sehen. Mit großer Sorgfalt zeichnet er jeden Schnörkel der uralten Schriftzeichen nach, den Druck des Dolches hier und da verändernd, damit die Linien mal dünner mal breiter erscheinen. Das ist er, denkt er sich, der Moment, welcher die Anstrengungen des jahrelangen Suchens, Lernens und Vorbreitens bezahlt macht, wenn man bemerkt, wie die Kräfte durch das eigenen Schaffen fließen.

Der Südländer fährt fort, das komplexe Muster in den Körper des Asrai zu ritzen und beginnt dabei, erst flüsternd, doch dann lauter werdend, den Fluch über Eade zu sprechen.


Wenn der Mond im Wasser schwimmt
Und im Gras der Glühwurm blinkt,
Wenn am Grab das Dunstbild glimmt
Und im Sumpf das Irrlicht winkt,
Wenn Sternenschnuppen niederschießen
Und sich Eulen krächzend grüßen,
Wenn umschattet von den Höhn
Baum und Blätter stille stehn,
Dann senkt meine Seele sich,
Zaubermächtig über dich.

Schläfst du auch mit Augen zu,
Findet doch dein Geist nicht Ruh,
Schatten drohn, die nie verbleichen,
Und Gedanken die nicht weichen;
Von geheimer Macht umrauscht,
Bist du nimmer unbelauscht;
Bist wie leichentuchumhängt,
Wie von Wolken eingezwängt;
Sollst jetzt leben immerfort
Hier in diesem Zauberwort.

Siehst mich zwar nicht sichtbarlich,
Dennoch fühlt dein Auge mich
Als ein Ding, das unsichtbar
Nah dir ist und nahe war;
Und wenns dir dann heimlich graust
Und du hastig rückwärts schaust,
Siehst du staunend, dass ich nur
Bin ein Schatten deiner Spur,
Und verschweigen muss dein Mund
Jene Macht, die dir ward kund.

Und ein Zaubersang und Spruch
Hat dein Haupt getauft mit Fluch;
Und ein Luftgeist voller List
Legt dir Schlingen, wo du bist;
Und ein Wort im Winde schwimmt,
Dass dir jede Freude nimmt;
Und für dich die Nacht verwehr
Ruhe dir vom Himmel her
Tags wird eine Sonne sein,
Dass du wünschtest, sie verschein.

Und auf dein Haupt gieß ich den Saft,
Der dir ein solch Verhängnis schafft;
Schlafen nicht und sterben nicht
Sei dir Schicksal und Gericht;
Sollst den Tod stets nahe schaun,
Freudig zwar und doch mit Graun.
Sieh, der Zauber schon umringt dich,
Kette, klanglose, umschlingt dich;
Auf dein Herz und Hirn zugleich
Kam der Spruch - VERWELK! VERBLEICH!*



Vor der letzten Strophe beendet Sedim sein Werk und greift nach der Schüssel mit der weissen Farbe, um das Zeichen einer Rose mit den Fingern auf der Stirn des Feenmanns zu formen und es anschliessend noch einmal mit dem blutbefleckten Dolch nachzuzeichnen. Dann wiederholt er die letzten beiden Worte noch einmal flüsternd.

Als der letzte Ton verklungen ist, herrscht für einen Moment Totenstille. Dann atmet Sedim tief durch und entspannt sich und nimmt die Umgebung wieder wahr. Er merkt, dass es ihn Kraft gekostet hat, das Ritual durchzuführen und er  wünscht sich eine Pause einlegen zu können, doch ist der Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen. Sorgfältig wischt er den Dolch mit einem Tuch sauber, um anschliessend, nun wieder die Schale mit Tinte in der Hand, zu Liade hinüberzugehen.

Der Südländer bemerkt einen säuerlichen stechenden Geruch als er sich der Wasserfee nähert und erkennt schliesslich den Grund dafür, welcher am Rand des Tisches und auf dem Boden verteilt ist.
Liade gibt ein jämmerliches Bild ab, als sie vor ihm liegt. Die Tränen haben ihre Augen gerötet und an ihrem Mund kann man noch die Reste des Erbrochenen erkennen. Als Sedim noch einmal an ihrem Körper entlang schaut und erblickt, dass ihr Gewand durchnässt ist, spürt er Bedauern darüber, was aus ihr geworden ist.
Er stellt die Schale mit der Tinte für einen Moment an eine saubere Stelle auf dem Boden und blickt dann erneut in ihr Gesicht. Vorsichtig streicht er ihr um den Mund, um diesen zu reinigen. Er reinigt seine Hand an ihrem Gewand, dann nimmt er den Dolch, um ihre Kleidung mit einem Schnitt zu öffnen. Als er ihre bleiche Haut vor sich sieht, seufzt er und fährt mit einem Finger nachdenklich über ihren Oberkörper, am Hals beginnend, ihre Brüste umrundend und dann weiter hinab zum Bauch, in Gedanken dabei die Muster nachzeichnend, welche er schon bald auf ihrer Haut verewigen würde.
"Sieh nur, wohin alles geführt hat, Liade", sagt er schliesslich leise, "dabei hätte es doch schon damals ganz anders enden können. Stellt euch vor wir wären jetzt nicht in diesem kalten Kellerloch, sondern in meinem Palast und ihr würdet nicht auf diesem harten Holztisch, sondern in einem weichen Bett liegen." Er macht eine Pause, um der Wasserfee Gelegenheit zu geben, das Bild in ihrer Phantasie zu formen. Schliesslich fügt er hinzu: "Sagt mir, ist es das wert gewesen oder bedauert ihr nun, wie ihr und eure Schwester an mir gehandelt habt?"


________________________________
*Der Bannfluch aus "Manfred" von Lord Byron

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 27. Feb. 2005, 18:19 Uhr
Es dauert lange, ehe Sedim mit Eade fertig ist. Sie hört zwar, dass Sedim eine Art Zauberspruch aufsagt, aber sie kann ihn nur bruchstückhaft verstehen, da ihr Geist immer wieder zu fliehen versucht. Sie hat das Gefühl, gar nicht mehr sie selbst zu sein. Ihr ganzer Körper schmerzt und noch nie hat sie sich so gedemütigt gefühlt. Irgendwann scheint Sedim mit Eade fertig zu sein und Liade hofft, dass seine Schmerzen nicht so groß sein werden, wenn er wieder aufwacht. Sie weiß nicht genau, womit der Magier ihren Bruder verflucht hat, aber sie befürchtet, es bald am eigenen Leibe spüren zu müssen und wieder wünscht sie sich sehnlich, genauso wenig von all dem mitbekommen zu müssen, wie ihre Bruder.

Als Sedim zu ihr herüber kommt, zerrt sie nochmal kurz an ihren Stricken, gibt aber schnell wieder auf. Nichts und niemand würde sie mehr retten. Liade schließt die Augen, als Sedim ihr mit der Hand, die Reste ihres Erbrochenen vom Mund wischt. Sie hat nicht einmal mehr die Kraft, ihren Kopf beiseite zu drehen. Als Sedim ihr Kleid mit seinem Dolch öffnet, zuckt sie kurz zusammen und wieder schießen ihr Tränen in die Augen. Es ist ihr unangenehm, als Sedim mit seiner Hand über ihren Körper fährt und doch hat sie das Gefühl, für einen kleinen Augenblick Mitgefühl und Menschlichtkeit in seinen Augen zu entdecken.

"Sagt mir, ist es das wert gewesen oder bedauert ihr nun, wie ihr und eure Schwester an mir gehandelt habt?" Zum ersten Mal, seit Sedim sie in diesen dunklen Raum gesperrt hat, zögert sie mit ihrer Antwort auf seine Frage und sie merkt, wie sehr sie an ihrem Leben hängt. Wäre ein Leben mit Sedim wirklich so schrecklich? Doch dieser Gedanke hält nur kurz vor und Liade ist erschrocken über sich selbst. Eade würde sie nun auch nicht mehr retten können. Kurz blickt sie hinüber zu ihrem Bruder, der leblos und blutig auf dem Tisch liegt und dann schaut sie Sedim wieder in die Augen. "Ich bedauer nichts. Alles ist so gekommen, wie es kommen musste. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn ihr nicht so verbittert und rachsüchtig gewesen wärd, wenn ihr etwas mehr Herz gezeigt hättet. Ihr habt euch mir nicht von eurer besten Seite gezeigt und mein Herz gehört einem anderen. Niemals könnte ich euch eine Frau sein. Und nun tut, was ihr glaubt, tun zu müssen. Aber tut es schnell."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 03. März 2005, 00:04 Uhr
...wenn ihr etwas mehr Herz gezeigt hättet.... Die Worte hallen in Sedim wieder und für einen Moment gibt er ihnen nach und fragt sich, ob er anders hätte handeln sollen. Lächerliches Geschwätz, sagt er sich dann jedoch, und nimmt die Schale mit schwarzer Tinte wieder auf. Er taucht den Dolch darin ein und wieder zögert er einen Moment, als er mit dem Schreiben des Fluches beginnen will. Doch schnell überwindet er seine Unentschlossenheit und drückt nun umso fester zu, um seine Hand nicht noch einmal unsicher werden zu lassen.

Erneut folgt die rotschwarze Spur dem spitzen Stahl, der auf der Haut Liades entlanggeführt wird, um die machtvollen Worten mit ihrem Körper zu verbinden. Doch muss der Magier nun, da sein Opfer nicht in süßem Schlummer vor ihm liegt, den Körper unter sich mit einer Hand fixieren, da dieser immer wieder schmerzgeplagt sich windet. So werden die Zeichen langsamer, doch trotzdem stetig mit Schwarz auf weißer Haut verewigt, die wehrenden Bewegungen dagegen immer schwächer. Schon bald beginnt Sedim erneut zu rezitieren, um mit gesprochenem Wort den Zauber zu verstärken. Den Dolch im Rhythmus seiner Worte lenkend, erreicht er bald das Ende seines Werks. Zum Schluß wird eine Rose mit blutdurchmischter weiße Farbe auf die Feenstirn gezeichnet, die letzten Worte klingen aus...

Es ist vollbracht. Einmal mehr spürt Sedim, dass seine Kräfte ihn verlassen haben. Er wischt den Dolch am Gewand der Asrai sauber und steckt ihn zurück an seinen Gürtel. Doch als er anschliessend von dem Tisch zurücktreten will, wird ihm schwarz vor Augen und er muss mit den Händen nach einem Halt suchen, um nicht zu fallen. Er atmet tief durch um die dunklen Flecken in seinem Blickfeld zu vertreiben und beschliesst dann, dass es wohl am besten für ihn ist, etwas aus seinen Vorräten zu essen.
Erst als er den Raum durchquert, bemerkt er, dass die Dunkelheit, welche soeben noch wie ein Schleier über dem Raum lag, nun verschwunden ist und die Kerzen nun lediglich das warme flackernde Licht ausstrahlen, welches üblicherweise von ihnen ausgeht. Der Südländer lächelt beruhigt, denn alles war nun endlich nach Plan verlaufen und der Dunkle würde zufrieden sein.

Er geht in den Nebenraum, wo die Satteltaschen liegen, die seine Nahrungsvorräte enthalten. Doch bevor er zu diesen greift, nimmt er einen tiefen Schluck aus der Wasserschlauch, denn seine Stimme ist während des Rituals ganz heiser geworden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 03. März 2005, 17:32 Uhr
Liade schließt die Augen, als Sedim mit seinem Ritual beginnt. Ihr ganzer Körper zittert vor Kälte und Angst und ihr Magen beginnt laut zu knurren. Wenn die Situation nicht so ernst und furchterregend wäre, hatte Liade sicher angefangen zu lachen. Sie spürt, wie langsam Fieber in ihr aufsteigt, doch leider bewahrt es sie nicht vor den Schmerzen durch die feinen Schnitte, die Sedim ihr mit seinem Dolch zufügt. Die Schnitte sind nicht tief und sie bluten auch nur leicht, doch die ganze Atmosphäre in diesem Raum scheinen die Schmerzen noch zu verstärken und wieder merkt Liade, wie Übelkeit in ihr aufsteigt, doch diesmal kann sie den Brechreiz unterdrücken.

Es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor, ehe Sedim von ihr ablässt und wieder stehen ihr Tränen in den Augen. Als Sedim dann den Raum verlässt, steigt Panik in ihr auf. Wollte er sie hier so liegen und verhungern lassen? Dann wäre das Ritual, von dem Liade noch immer nicht genau weiß, was es bewirken soll, völlig umsonst gewesen und das kann sie sich nicht vorstellen. Trotzdem hat sie Angst. "Sedim!", ruft sie dem Magier hinterher. "Was geschieht jetzt mit uns? Du kannst uns doch hier nicht so einfach allein lassen? Was bewirkt dieses Ritual! Wir haben ein Recht darauf, es zu erfahren!" Die letzten Worte krächzt sie nur noch. Wenn sie hier nicht vor Hunger sterben würde, so auf jeden Fall an einer Lungenentzündung.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 04. März 2005, 17:36 Uhr
Es hat Janna alle ihre auftreibbaren Reserven gekostet, Drinjo nicht sogleich einen Kopf kürzer zu machen und mit einem verbissenen Gesichtsausdruck stampft sie neben ihm her, weiss genau wie sehr er sich amüsiert und würdigt auch Callios und Rubelli keines Blickes mehr. Der junge Halbelb hat also die Hälfte seiner Bezahlung bereits jetzt erhalten und nicht zu wenig, daher auch seine gute Laune. In der Kleidung wirkte er unauffällig, unscheinbar, wohl der natürliche Nebeneffekt wenn an sich auf das Gebiet des Diebstahls präzisiert hat.
Er führt sie durch die schneeverwehten Strassen und scheint den Weg wie seine Westentasche zu kennen, als hätte er das Ziel bereits vor Augen. Je näher sie sich jedoch der Unterstadt nähern, desto mulmiger wird es Janna zumute und ihr Gesicht wirkt bleich und ängstlich. Ihre Lippen sind geschlossen, sie betet still in sich hinein und wäre wer weiss gerne woanders, aber nicht hier.
Janna weiss schon gar nicht mehr, wo sie sich eigentlich genau befinden. Drinjo könnte sie auch völlig im Kreis führen, wahrscheinlich würde sie nichts bemerken, zu fest ist sie in Gedanken versunken und konzentriert sich darauf einen Fuss vor den Anderen zu setzten und nicht einfach anzuhalten und umzudrehen. Sie ist nicht feige, wahrlich nicht, doch dieses Vorhaben spricht von reiner Dummheit.
Plötzlich hält sie jedoch Jemand energisch am Arm zurück und fragend sieht sie in das Gesicht ihres Führers, der auch ohne Umschweife zu erklären beginnt: „Wer in die Unterstadt will muss bezahlen bei einem Zwergen. Ein, zwei Kupferstücke genügt, wenn er mehr will, gebt ihm mehr und legt euch nicht mit ihm an, denn die Zwerge, so sagt man sich, beherrschen die Unterstadt und es wird euch schlecht ergehen wenn ihr diese Tatsache nicht respektiert. Du bunter Paradiesvogel solltest den Umhang nicht tragen, wenn du versuchst deine auffällige Kleidung zu verstecken, erregst du Aufmerksamkeit. Jegliche Waffen haltet unter eurem Mantel verborgen und du solltest nicht zeigen das du ein Weib bist, sonst haben die dort unten eine heiden Freude.“ Wenn dies denn noch möglich ist, verdüstert sich Jannas Gesicht noch mehr und trotzdem nickt sie und zieht die Kapuze weiter ins Gesicht. Danach kramt sie jeweils für jeden von ihnen zwei Kupferstücke raus, wobei Callios sein eigenes Geld zu haben scheint, und hält ihre Münzen in der Hand fest umklammert, sich im Geheimen fragend, ob es wirklich eine gute Idee ist, wenn Rubelli den alten Mantel abnimmt. Dafür ist es jedoch zu spät, denn der Schausteller hat den Umhang bereits entfernt und Callios lässt ihn in dem Beutel verschwinden.
Nach kurzer Zeit erreichen sie ein höhlenartiges Gebilde, das immer breiter und höher zu werden scheint, wobei Janna trotz aller Umständen, sich nicht davon abhalten kann, bewundernde Blicke auf die plötzliche Umgebungsänderung zu werfen. Kaltes graues Gestein umschliesst sie und es bildet sich ein Kloss in ihrem Hals, alleine bei dem Gedanken, dass die Unterstadt nicht mehr weit entfernt ist. Dementsprechend unvorbereitet, zuckt sie zusammen, als plötzlich eine kehlige Stimme aus der Dunkelheit erklingt und bei ihr beinahe einen Herzstillstand verursacht: „Nana, wer will denn gleich… Oh, sieh an, Drinjo.“ Einige wenige Wortfetzen werden gewechselt, während denen Janna den Zwergen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht ist, genauer unter die Lupe nehmen kann. Stämmig, klein und mit wildem Bart und einem Blick der wahrscheinlich töten könnte, wenn er es darauf anlegt.
Der Halbelb scheint zu wissen was diese schmutzige Erscheinung will und schon bald klappern die Münzen in des Zwergen Hand, der boshaft lächeln die Gäste mustert und sie dann passieren lässt. Janna hoffte, das er sich ihre Gesichter nicht merken würde, wenn er sie denn unter den Umhängen erkannt hat.
Je tiefer sie unter die Erde gelangen, desto mehr Leute kommen ihnen entgegen, desto schneller wird klar, das sämtliche alptraumhaften Erzählungen, abschreckenden Geschichten und Horrorvisionen von einem Sonntagsspaziergang über die Unterstadt wahr sind.
Ein ekliger Geruch liegt in der Luft und Janna wird beinahe übel dabei, versucht weniger zu atmen und muss schon bald aufgeben weil sie in Atemnot gerät. Dunkle Gestalten kommen ihr entgegen, nach und nach erscheinen Häuser an den Seiten, an deren Ecken Frauen stehen, die ehemals wohl einmal schön waren und nun mehr Vogelscheuchen als lebendigen Wesen gleichen. Alte, zahnlose Männer, nackte Kinder und bärbeissige Wesen die man getrost als einschüchternd empfinden kann. Dämmerlicht kommt von verschiedenen Stellen, manchmal von einer Fackel, dann wieder von Kerzen und die Schatten an den Wänden treiben ein grausames Spiel mit jeder Vorstellungskraft. <<Oh Anukis, bitte, stehe mir bei!>>
Janna hält den Blick gesenkt und starrt auf die Füsse Drinjos, der vor ihr her geht, flink und wendig und ohne sich gross umzusehen. Hinter sich kann sie die Schritte Rubellis und Callios vernehmen, beide scheinen nicht wirklich die Lust zu empfinden ein Wort zu sagen.
Gerade im letzten Augenblick kann sie noch verhindern, dass sie gegen ihren Führer prallt, als dieser abrupt anhält und sich umwendet, ein unwissendes Schnäuzchen ziehend: „Ich weiss ja gar nicht wo ihr hinwollt!“ Wirklich, das haben sie ihm noch gar nicht gesagt… wobei… Janna es ihm ja gar nicht sagen kann und Rubelli kann ihnen ja bloss die Richtung weisen. In so wenigen Worten wie nur möglich erklärt sie die Situation, lässt jedoch aus, dass mit Eade etwas nicht stimmen könnte, das bei ihm vielleicht gar Gefahren lauern und wartet dann mit einem unguten Gefühl im Magen auf die Antwort des Halbelben. Dieser scheint sich für einen Moment besinnen zu müssen, ob das Wenige, was er zu Ohren bekommen hat, genug für ihn ist, um weiter seine Dienste zur Verfügung zu stellen und verlagert sein Gesicht von einem Fuss auf den Anderen, bevor er schliesslich schwer nachdenklich nickt und dann mit der Hand Rubelli den Platz vorne an der Gruppe zuweist: „Dann geht voraus. Ich werde mir den Weg merken und euch sagen, wo es besser ist nicht lang zu gehen, ansonsten endet ihr als Leichen an den Wegrändern.“
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Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 04. März 2005, 23:36 Uhr
Als Rubelli nach nur wenigen Stunden wieder aufwacht und Callios in seinem Zimmer entdeckt, erschrickt er zuerst. Doch dann fällt ihm alles wieder siedendheiß ein und auch Eades tröstliche Nähe überflutet wieder seinen Geist.
Er haucht ihm ein stilles "Guten Morgen!" zu, bevor er sich aus seinem Bett quält und fertig macht. Bewusst wählt er auffällige Kleider, um das zu repräsentieren was er ist: ein Schausteller auf der Suche nach Arbeit.
Rubellis Plan ist im Notfall vorzugeben einen Taschendieb als Kollegen anzuheuern, der seine Zuschauer nebenbei ausraubte; etwas was Rubelli sonst immer um jeden Preis verhindert.

So zurecht gemacht gehen sie hinunter in die Schankstube und Rubelli kann auf Anhieb erkennen, dass es Janna nicht recht ist, wie er es sich gekleidet hat, aber Rubelli ist das egal. Er würde durch seine Farben sicherlich auffallen, aber ihre Aufmachung ist sicherlich kaum weniger auffällig.
Hatte ich also doch recht, dass sie eine Amazone ist.
Aber weiter kümmert er sich nicht um sie; ebenso wenig um Callios mit dem er seit dem vorherigen Abend kein weiteres Wort mehr gesprochen hat. Er brennt darauf endlich aufzubrechen, denn Eade war nun schon viel zu lange fort. Und obwohl er nur Glück und Frieden von seiner Seit aus empfindet, ist da doch ein Unterton von Unwohlsein und Schmerz, der Rubelli ganz verrückt macht.

Umso wütender ist er, als Janna einen Umweg einschlägt, der ihn weg von Eades Fährte führt. Als er jedoch den Grund bemerkt, muss er einsehen, dass Jannas Verhalten Sinn ergibt. Er würde sich nur wünschen, dass sie mehr miteinander reden würden, um solche Missverständnisse erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Andererseits sieht er auch wieder ein, dass auch er nicht gerade mit Informationen um sich wirft.
Das kann ja noch heiter werden.  denkt er flüchtig, bevor er sich wieder Eades liebevoller Umarmung überlässt und mehr wie ein Schatten den anderen folgt.
Als sie die Unterstadt schließlich erreichen, befolgt er Drinjos Rat ohne zu zögern, denn er hatte ja von Anfang an vorgehabt sein Wesen nicht zu verbergen. Zur Tarnung hatte er sogar einige Jongliersachen mitgenommen, um seine Kunst zu beweisen.

Angst verspürt Rubelli in keinster Weise, als sie immer tiefer in diese fremdartige Welt der dunklen Gesellen eintreten. Mehr Faszination und Neugier sind es, die ihn seine Umgebung neugierig, aber immer noch aufmerksam mustern lassen. Der Geruch, der Janna so austößt, stört Rubelli nur anfangs, doch dann hat er sich schnell daran gewöhnt. Von früher her kannte er schlimmere Orte an denen es schlimmer gerochen hatte, als hier. Natürlich folgen ihnen einige neugierige Blicke, aber Rubelli fühlt sich hinter seiner farbigen Maske sicher genug, um den Blicken stand zu halten. Wieder funktionierte die Magie der Maske und Rubelli hörte Timothys Worte in seinen Gedanken: "Durch die Maske wirst du unverwundbar. Niemand sieht deine wahren Gefühle. Niemand wird dich erkennen, wenn du sie ablegst. Sie macht dich zu einem anderen Menschen. ... Zu welchem Menschen bestimmst du ganz allein."
Ein mutiger und böser Mensch!  schießt es Rubelli durch den Kopf und muss trotz der angespannten Situation innerlich über sich selbst lachen. Eades fragendes Fühlen, lässt erneut Liebe in ihm aufwallen und hüllt ihrer beiden Geister ein.
Getragen von dieser Sicherheit merkt er zuerst gar nicht, dass Drinjo ihm aufträgt voraus zu gehen, doch als seine Worte in seinen Verstand durchsickern, nickt er nur bestätigend und eilt zielstrebig voraus. Es ist ihm sogar ganz recht endlich das Tempo vorgeben zu können, weil er so Eade endlich näher kommt.
Die Müdigkeit, die eigentlich in seinen Gliedern stecken sollte, merkt er kaum; zu heftig pulsiert das Adrenalin in seinen Adern und zu betäubt ist sein Geist von Eades traumwandlerischen Gefühlen, als dass er den Erschöpfungszustand wirklich registrieren würde.
Ohne zu zögern eilt er einem unsichtbaren Faden nach, während die Verbindung zu Eade langsam, aber nachdrücklich, immer stärker zu werden scheint.
Einen Blick für seine Begleiter hat Rubelli nicht. Er scheint sie sogar vollkommen vergessen zu haben, denn er dreht sich nicht einmal nach ihnen um ob sie ihm noch folgen. Auch sonst hat er seine Umgebung weitestgehend verdrängt. Was er sieht hat er im nächsten Moment auch schon wieder vergessen. Gedanken an den Rückweg macht er sich nicht eine Sekunde.
Alles was für ihn zählt ist Eade zu finden.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 06. März 2005, 11:10 Uhr
Als sich Callios von dem Schrecken erholt hat gibt er dem herabgefallenen Stück Holz einen verächtlichen Tritt, der dumpf über den Marktplatz hallt und betrachtet dieses Drinjo dann etwas genauer, wie er dort in der Tür steht und mit Janna redet.
Er gefällt mir nicht, ist sein erster Gedanke.
Was will Janna nur bei so einer Person?
Als dann das Wort "Unterstadt" fällt ahnt Callios, wonach Janna möglicherweise der Sinn steht: sie sucht einen Führer.
Und natürlich möchte Drinjo für diese ehrenvolle Aufgabe entsprechend entlohnt werden.
Also wechselt nach einer kurzen Verhandlung eine kleine Menge Geld den Besitzer mit dem Versprechen, bei erfüllter Aufgabe noch einmal den gleichen Betrag zu erhalten.
Insgeheim hofft Callios, dass das Versprechen auf noch mehr Geld Drinjo von der Idee abbringt, sie irgendwo in der Unterstadt zurückzulassen.
Und sollte er so etwas versuchen, würde er es sehr schnell bereuhen.
Callios ist selbst etwas überrascht über die Heftigkeit seiner Emotionen, was ihn noch etwas wütender auf Drinjo macht.
Dann beginnt endlich der Abstieg, doch nur Drinko kennt ihr Ziel.
Callios´Mißtrauen Drinjo gegenüber zeigt sich jetzt offen in seiner grimmigen Miene, die er jedoch schnell ablegt, als sie die Unterstadt erreichen.

Ein durchdringender Geruch steigt Callios in die Nase und er hält instinktiv die Hand vor das Gesicht, bis er sich seiner Rolle als Fremder in diesen Gefilden erinnert und die Hand widerwillig sinken lässt.
Nur wenige Lichtquellen erhellen die Umgebung und als Callios sich genauer umsieht, ist er sehr dankbar dafür.
Überall liegt Unrat verstreut.
Schmutzige bis verwahrloste Gestalten streifen umher und starren sie feindselig an.
Beinahe hätte Callios seine Hand unter seinen Umhang zu seinem Schwertknauf wandern lassen, aber er kann sich noch früh genug wieder im Zaum halten.
Eilig führt Drinjo sie durch die Gänge, sich überhaupt keine Gedanken über seine "Schützlinge" machend, bis er ruckartig stehen bleibt.
Rubelli soll sie nun führen.
Callios´Unbehagen wächst noch mehr.
Zum einen versteht er Rubellis Verbindung zu Eade nicht und kann sich in keinster Weise erklären, wie der Schausteller ihr Ziel finden sollte.
Zum anderen erschreckt ihn diese andere Seite Talyras zutiefst.
Nie hatte sein Onkel diese Unterstadt mit auch nur einem Wort erwähnt.
Von seinen Erzählungen her hatte Callios die Vorstellung eines wunderbaren Ortes namens Talyra gehabt und nun wanderte er genau durch diese Stadt und musste sich vorsehen, nicht auf eine der riesigen Ratten, welche hier lebten, oder etwas noch Schlimmeres zu treten.
Übelkeit und Zorn stiegen in ihm auf und er scholt sich für seine eigene Naivität.
Heiss stieg ihm das Blut ins Gesicht und er hoffte, dass es in diesem Halbdunkel niemand wahrnahm.
Hast du denn wirklich geglaubt, dass Talyra so ein märchenhafter Ort ist?! Wie leichtgläubig bist du eigentlich, Callios?!
Diese Gedanken kamen ihm in den Sinn, als sie weiter durch die Dunkelheit wanderten - natürlich in Stimmlage und Tonfall seines Vaters.
Nervös schaute sich Callios um.
War das hier zu viel für ihn?
Hatte er sich übernommen?
Zweifel machten sich wie ein Eisklotz in seiner Magengegend breit.
Er richtete den Blick wieder nach vorn und schaute an den Rücken seiner Begleiter vorbei, welche eilig weiterhasteten um mit Rubelli Schritt halten zu können.
Hatte er eine Bewegung an der nächsten Ecke gesehen?
Das Spiel von Schatten und Licht in dieser fremden Umgebung verwirrte ihn zusehends und er starrte angestrengt nach vorn.
Da traten auch schon drei Gestalten auf den Weg vor ihnen und das nächste, was Callios hörte war ein tiefes und amüsiert klingendes "Wo soll´s denn hingehen, Herrschaften?"
Callios schluckte trocken und tastete nach seinem Schwert.
Falls es noch ernster für sie werden konnte, war das jetzt genau der Zeitpunkt dafür.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 06. März 2005, 16:58 Uhr
Obwohl das Wasser abgestanden schmeckt, ist es doch eine Wohltat für Sedims Kehle. Während er seinen Durst stillt, hört er Liade von nebenan rufen, doch ignoriert er sie und sucht in seinen Taschen nach etwas Essbaren. Bevor ich wieder nach Süden zurückkehre, werde ich meine Vorräte auffüllen müssen, denkt er sich, als er ein Paket mit getrockneten Datteln hervorholt, ich hoffe nur, dass sich um diese Jahreszeit auf dem Markt hier im Norden überhaupt etwas vernünftiges zu Essen auftreiben läßt.
Genüßlich isst er die braunen Früchte, welche mit Zucker überzogen sind. Anschliessend nimmt er noch einmal einen tiefen Schluck aus dem Wasserschlauch bevor er langsam zurück in den Nachbarraum geht, wo seine Gefangenen liegen.

Die Kerzen auf dem Boden sind noch immer nicht heruntergebrannt, doch trotz ihres Lichtes liegt der größte Teil des Raumes in Dunkelheit. Sedim läßt ein Licht in seiner Hand entstehen, welches etwas mehr Kraft besitzt, als der Schein der Kerzen und läßt es unter die Decke schweben, so dass es den Raum erhellt.
Daraufhin lehnt er sich an eine der kahlen Wände, eine weitere Frucht genüsslich kauend und betrachtet die beiden Wasserfeen.
Während der Feenmann noch immer von dem Pilzextrakt betäubt ist und lediglich hinter seinen Lidern die hektischen Bewegungen seiner Augen zu sehen sind, welche wohl noch immer eine farbenprächtige Traumwelt erkunden, scheint seine Schwester weniger Gefallen an ihrer Situation zu finden. Sie erschrickt, als der Magier das Licht entzündet und für einen Moment scheint sie erneut eine schmerzhafte Behandlung von ihm zu erwarten, doch als nichts geschieht und er sie lediglich von seinem Platz aus beobachtet, fragt sie ihn noch einmal, was nun mit ihnen passieren wird.

Sedim läßt sich Zeit mit seiner Antwort. Er erkennt die Angst in den Augen der Fee hier zu sterben und in der Tat würde das passieren, wie ihr Husten zeigt, wenn sie noch allzulange auf dem Tisch liegt, da ihre Kräfte durch die lange Zeit ohnen Essen und Trinken ohnehin angegriffen sind. Es wird Zeit etwas mehr...Herz zu zeigen., denkt sich der Südländer und ein süffisantes Lächeln stiehlt sich auf seinen Lippen.
Er geht schliesslich auf Liade zu und fragt sie: "Du hast Durst, oder?"
Doch bevor die Fee antworten kann, setzt er ihr den Schlauch an den Mund, um langsam das Wasser herauszugießen. Als er glaubt, dass sie genug getrunken hat, fragt er wieder: "Auch hungrig? Doch was frage ich, sicher bist du hungrig, auch wenn ich sagen muss, dass ich schon Geschöpfe weitaus länger ohne Nahrung habe auskommen sehen." Er nimmt eine von den Datteln und läßt sie vorsichtig in Liades Mund gleiten. Schliesslich als sie diese gekaut und hintergeschluckt hat, noch eine zweite und dritte.
"Ihr solltet nicht gleich wieder soviel essen," sagt er schliesslich und legt die süßen Früchte beiseite. "Nun, ihr wollt wissen was mit euch geschieht?"
In seinem besten Plauderton erzählt er nun: "Ich werde noch ein paar Tage in der Stadt bleiben, da ich noch etwas zu erledigen habe und so lange werdet ihr wohl noch hierbleiben müssen, doch dann könnt ihr und euer Bruder gehen, wohin es euch beliebt." Zumindest solange es euch noch möglich ist, denkt sich der Magier dabei und fährt dann laut fort: "Und ich denke ihr habt lange genug hier gelegen. Macht bitte keine Dummheiten, wenn ich euch jetzt losbinde. In eurem Zustand würdet ihr ohnehin nicht sehr weit kommen."
Sedim nimmt denn Dolch vom Gürtel und schneidet die Stricke, welche die Arme und Beine der Wasserfee festhalten durch, so dass sie diese wieder frei bewegen kann.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 06. März 2005, 22:36 Uhr
Sedim scheint sie nicht gehört zu haben oder sie zu ignorieren. Da Liade bislang nur diesen einen Raum kennt, befürchtet sie, dass Sedim das Versteck verlassen hat, doch dann hört sie Geräusche von nebenan und kurz darauf kommt Sedim in den Raum zurück. Als er mit seiner Magie den Raum erhellt, zuckt Liade erschrocken zusammen. Sie hatte gedacht, Sedim wäre mit ihr fertig. Ob er immer noch nicht genug hat? Wieder zittert sie vor Angst und Kälte. Doch Sedim lehnt sich nur an die Wand und Liade läuft das Wasser im Mund zusammen, als sie sieht, was er in den Händen hält. Ihr Magen beginnt erneut laut zu knurren. Scheinbar unüberhörbar.

Liade schaut ein wenig verwirrt, als Sedim ihr plötzlich etwas zu trinken gibt, doch sie denkt nicht lange drüber nach. Das Wasser tut ihrem trockenen Mund gut. Nachdem er ihr auch etwas zu Essen gegeben hat, erfährt sie, dass sie wohl noch einige Tage hier unten bleiben muss und er sie dann wieder freilassen würde. Als er die Fesseln durchtrennt, setzt sie sich vorsichtig hin und reibt sich die blutigen Handgelenke. Vorsichtig versucht sie aufzustehen, muss sich aber kurz darauf wieder setzen, weils ich alles um sie herum zu drehen scheint. Es dauert ein paar Sekunden, ehe die Welt wieder still zu stehen scheint. Langsam sieht sie sich im Raum um. Ihr Bruder scheint immer noch zu schlafen. "Wann wird er wieder aufwachen?", fragt sie besorgt. So ganz kann sie sich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, noch einige Tage hier verbringen zu müssen, doch da ihr die Kraft fehlt, um sich zu wehren, bleibt ihr nichts anderes über, als es einfach hinzunehmen.

Eine zweite Tür fällt ihr auf und als Sedim bemerkt, dass sie dort hin sieht, nickt er ihr aufmunternd zu. Vorsichtig versucht sie nochmal aufzustehen und geht auf die Tür zu. Sie ist offen. Der Raum ist bis auf ein wenig Stroh, einem Eimer mit klaren Wasser und einigen Decken leer. Sedim folgt ihr in den Raum und sie selbst geht auf den Wassereimer zu, um ihre Wunden an ihrem Körper zu reinigen und zu kühlen. Dass sie fast nackt ist, hätte sie zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort sicher gestört, doch hier ist alles anders. Vorsichtig trinkt sie etwas von dem Wasser und legt sich dann eine der Decken um die Schultern. "Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was dieser Fluch bewirkt.", stochert sie noch einmal nach.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 07. März 2005, 15:00 Uhr
Rubelli geht seiner Aufgabe sogleich nach und Jannas Ausdruck verfinstert sich noch mehr unter der Kapuze. Irgendwie scheint sie mit dem Schausteller nicht auf gutem Fuss zu stehen und sie ist sich bewusst, dass die in ihrer momentanen Situation mehr als nur kindisch ist, doch wirklich davon abbringen lässt sie sich auch nicht. Rubelli scheint sogleich in seinem Element zu sein und wie ein Schlafwandler führt er sie durch hohle, dreckige Gassen, stinkende Strassen, über einen Platz auf dem sich die verschiedensten Inkarnationen von alptraumhaften Gestalten tummeln und mehr als einmal muss Janna leer schlucken um ihr letztes Mahl im Magen zu behalten. Beim Anblick von mageren Kindern und noch magereren Frauen die sie aus leeren Augen anblicken, schlingen sich dicke Eisenringe um ihr Herz und schnell wendet sie den Blick ab. Trotzdem entkommt sie diesem Anblick nicht, denn überall scheint diese grausame Tatsache auf sie zu lauern und düstere Gedanken ziehen in ihr auf. Eher automatisch, als willentlich folgt sie Drinjo, der beinahe Schritt auf Tritt hinter Rubelli herläuft, unbeschwert, als hätte er nichts zu befürchten. Natürlich, er kennt die Gesetze hier und Janna ist doch einigermassen froh, Jemanden wie ihn in der Gruppe zu wissen, nur... wie lange hält seine Loyalität an?
Das hier unten so viel Betrieb herrscht, überrascht die Amazone doch sehr und manches Mal kann sie nur knapp verhindern, das ihr Kinn in bodenlose Tiefe sinkt. Es beginnt ihr jedoch auch zu dämmern, warum kein Stadtgardist einen Fuss hier hinunter setzten würde, wenn ihm sein Leben lieb ist. Ihre Hand lag schon seit einiger Zeit auf dem Schaft einer ihrer Dolche und der kühle Schaft beruhigte ihre zum Zerreissen gespannten Nerven ein wenig, wenn auch nur geringfügig. Kurz warf sie einen Blick zu Callios, dessen Gesicht unter der Kapuze kaum zu erkennen war, nur der grimmig verzogene Mund war ersichtlich und entlockte Janna beinahe so etwas wie ein Schmunzeln.

Sie fühlt sich unsicher, da Rubelli ihnen nicht wirklich erklärt hat, worum es sich bei dieser Verbindung handelt und ein Teil von ihr will irgendwie auch nicht glauben, dass er die Wahrheit sagt. Vielleicht hat er ihnen nur etwas von diesem Band vorgefaselt, damit er nicht alleine nach Eade suchen müsste. Dagegen spricht jedoch, wie zielsicher sich Rubelli durch diese Hölle bewegt und Janna ist beinahe erstaunt darüber, dass sie bis jetzt unbeschadet ihres Weges haben gehen können. Wo bleiben die gefürchteten Diebe, die in grässlichen Berichten beschriebenen Mörder und Tagelöhner der Unterstadt, die für ihre Unbarmherzigkeit berühmt sind. Irgendwie ist Janna diese Ruhe nicht geheuer, als wäre käme der Sturm erst noch und noch fester klammern sich ihre Finger an dem Dolchschaft fest. <<Lass mich nicht im Stich Anukis, bitte!>> Ihre Beine zittern beinahe und lieben gerne möchte sie einfach wieder umdrehen und weglaufen, vergessen was hier unten geschehen war.
Ein spöttisch klingendes: „Wo soll´s denn hingehen, Herrschaften?" reisst sie jedoch schlagartig aus ihrer Schutzmauer aus Gebeten und lässt sie ruckartig aufblicken. Schummriges Licht erhellt drei ziemlich heruntergekommene Gestalten, die durch die Schatten in ihren Gesichtern völlig verzerrt wirken, nicht einmal mehr menschlich.  Das verräterische Blitzen des Stahls, bringt Janna endgültig dazu zwei ihrer Dolche herauszuziehen, jedoch noch unter dem Umhang verborgen zu halten. Suchend blickt sie sich nach Drinjo um und wird im nächsten Moment weiss wie Schnee, als sie gerade noch den Zipfel seines Umhangs um die nächste Häuserecke verschwinden sehen kann. „Wa..“, die Worte bleiben ihr im Mund stecken, als hinter ihr ein weiterer bärbeissiger Mann hervortritt, der seine schönsten Tage wohl schon weiter hinter sich hat. Über sein Gesicht zieht sich ein schmieriges Grinsen und in seiner Hand ist unübersehbar ein Kurzschwert, das noch nicht einmal sauber zu sein scheint. <<Sind heute wohl nicht die einzigen armen Schlucker, die von dieser Bande überfallen wird.>> Drinjo scheint das Geld, das er als Lohn erhalten hat, nicht für genug befunden zu haben, um ihnen dafür aus der Patsche zu helfen.
Sie versucht ruhig zu bleiben, ihre Füsse daran zu hindern sich selbstständig zu machen und starrt weiterhin zu dem Mann, der der Anführer zu sein scheint, währendem sich ein schwerer Kloss in ihrem Hals bildet. Locker tritt er vor, mustert die Drei vor ihm und besonders lange bleibt sein Blick auf Rubelli hängen, was in Janna eine lodernde Wut hervorruft, aus welchem Grund auch immer. „Hättet ihr vielleicht eine Spende für ein paar arme Hungernde?“ Die Worte triefen nur vor Hohn und Jannas Handknöchel treten weiss hervor und sie presst die Lippen zusammen, um zu verhindern, dass sie irgendwas Falsches sagt, was sie allesamt ihren Kopf kosten könnte.  Weiterhin hält sie den Kopf gesenkt, atmet ein, atmet aus und starrt auf den steinernen, von Dreck und Moos überwachsenen Boden.

Schliesslich erklingt Rubellis Stimme, der beherrscht und ruhig klingt, genauso wie sich Janna momentan zu sein wünscht. Sie bekommt nicht wirklich mit, was er spricht, ist zu fest darauf konzentriert den Herrn hinter ihr  im Auge zu behalten, denn dieser nähert sich ihnen immer mehr. Zwar nur langsam, aber stetig und ein eiskalter Schauer läuft ihr über den Rücken. Das raue, amüsiert klingende Lachen des Anführers dieser Bande, ist jedoch noch schlimmer, als das Kreischen einer rostigen Säge und es schüttelt die Amazone vor Grauen.
Plötzlich spürt sie, das etwas leicht ihren Arm streift, sieht flüchtig hinüber und ein beinahe erleichtertes Lächeln zeigt sich auf ihren angespannten Zügen, als sie Callios beruhigendes Nicken in Richtung Mann-hinter-Rücken wirft. Er wird diesen also im Auge behalten und sie kann sie auf die drei vor sich konzentrieren... ob das ein guter Tausch ist?
Wirklich darüber nachzudenken hat sie nicht, denn anstatt das sie jetzt eine Dummheit begeht, tut es Rubelli für sie und versucht sich einfach seinen Weg frei zu bahnen. Im nächsten Moment ist ein dumpfes Aufschlagen zu hören, das leise Sirren von Metall in der Luft und einen Wimpernschlag liegt der Schausteller rückwärts auf dem schmutzigen Grund und aus einem Schnitt an seinem Oberarm tritt eine schmale Spur von Blut. Das rot breitet sich auf dem Gelb seines Hemdes aus und es ist als würde diese Farbe Jannas Sicht verschleiern. Sie kann wie in Zeitlupentempo sehen, wie der Anführer einen Schritt weiter auf den am Boden liegenden Rubelli zumacht und befindet sich beinahe noch im gleichen Moment zwischen den Beiden und hält die Dolche in der Hand: „Ihr solltet eure dreckigen Finger stecken lassen.“
Ihre Stimme, kalt wie die Winde im Norden, ist gefährlich leise gehalten und durch den Sprung ist die Kapuze von ihrem Kopf gerutscht. So ist in ihren Augen nun ein untergründiges Flackern zu finden, als würde sich ihre innere Wut darin widerspiegeln und noch ein wenig mehr hebt sie eine ihrer Hände in seiner geschmeidigen Bewegung, um den Heeren zu zeigen, dass sie nicht so wehrlos sind, wie sie scheinen mögen. Hinter ihr ist das leise Geräusch eines Schwertes zu vernehmen, das aus seiner Scheide befreit wird um Gebrauch davon zu machen und in diesem Augenblick wird ihr erst ernsthaft bewusst, dass sie nicht um den Kampf herumkommen. In den Augen ihres Gegenübers, die in tiefen Höhlen liegen, kann sie eine leichte Ueberraschung über die feste Gegen wehr der Opfer erkennen und auch darüber, dass sich hier wahrlich noch eine Frau rumtreibt, die nicht schon *gebraucht* ist. Erst zucken nur seine Mundwinkel, bis er plötzlich den Dolch in seiner Hand sinken lässt und anfängt wie wild zu lachen, wobei Janna weiterhin still in ihrer Position verharrt.
„Ein Weib, es ist ein Weib, das ich einen solchen Tag noch erleben darf.“ Was hat Drinjo gesagt? Niemals zeigen das sie eine Frau ist? Diese Regel ist jetzt wohl überflüssig geworden, denn bereits taucht sie unter dem ersten Schlag hinweg und hofft, das Rubelli sich in der Zwischenzeit in Sicherheit gebracht hat. Der Dolch ihres Gegners saust in tödlicher Absicht auf sie hinunter und trifft kreischend auf ihren eigenen, der ihn auf neue Bahnen lenkt. Der Kampf ist nicht fair, denn sie sind nur zu Zweit... na gut zu 2 einhalbt, aber diese Ratten sind immerhin zu viert.
Flink weicht sie einem weiteren Schlag aus und rammt dem Kerl ihren Ellenbogen in den Magen, wird jedoch im nächsten Augenblick selbst zu Boden befördert, als ein Zweiter ihr hinterhältig ein Bein stellt. Irgendwie verheddert sich ihr Umhang und mit einem Ruck wird sie vor dem Fall zu Boden bewahrt, dafür ihres Atems beraubt und bevor sie beinahe erstickt, schneidet sie ohne zu überlegen die Kordel durch, die den Mantel an seinem Platz hält. Ein stechender Schmerz fährt durch ihre Knie, als sie auf eben Jene fällt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 07. März 2005, 15:56 Uhr
Rubelli ist sich seiner Umgebung wirklich nicht bewusst, als er unbeirrt durch die Unterstadt läuft. Nahezu euphorisch lässt er sich entlang des roten Bandes tragen, dass ihn zielsicher zu Eade führt. Seine fröhlichen, warmen Gefühle strömen in ihn hinein und lassen ihn glücklicher sein, als er sich eigentlich fühlen dürfte.
Und obwohl Rubelli sich bewusst ist, dass es hier viel zu gefährlich ist, um sich vollends in dieses Gefühl zu fallen lassen, tut er es dennoch - zu berauscht von dem Gedanken Eade bald aus seiner misslichen Lage befreien und in die Arme schließen zu können.
Sein berauschter Zusand wird aber jäh unterbrochen, als drei Kerle vor ihm auftauchen und ihm den Weg versperren. Bemüht nicht allzu ausfallend zu klingen, meint Rubelli schließlich: "Sehen wir so aus, als ob wir etwas bei uns hätten? Wir haben nicht mehr, als das was wir auf dem Leibe tragen. Ich suche einen Kollegen für meine Darbietungen. Die Menschen sind zu geizig geworden, als dass ich von ihren hingeworfenen Münzen leben könnte. Und meine beiden Brüder sind zu dumm, als dass man sie dabei nicht erwischen würde."
Dabei deutet Rubelli verächtlich hinter sich auf Janna und Callios. Er hofft, dass seine Tirade überzeugend genug war, denn auch wenn er Ärger über ihren abrupten Halt in sich verspürt, so schwebt er immer noch viel zu sehr auf einer rosaroten Wolke, um wirklich aggressiv zu klingen.
Genau so scheinen es auch die Wegelagerer zu sehen, denn sie glauben Rubelli kein Wort und lassen ihn auch nicht passieren.
Ungeduldig will sich Rubelli also schon einen Weg an den Männern vorbei bahnen, als ein Messer seinen linken Oberarm streift und ihm einen tiefen Schnitt zufügt. Gleichzeitig spürt er einen Schlag vor die Brust, der ihn auf den dreckigen Boden befördert.
Gerade noch kann er seinen Kopf abfangen, so dass er nicht zwischen irgendwelchen Unrat fällt, aber zu recht viel mehr ist er im ersten Moment nicht fähig; zu verblüfft ist er über seinen plötzlichen Standortwechsel. Bemüht die Verbindung zu Eade nicht zu verlieren, merkt er kaum, dass der Mann ihn erneut angreifen will, als Janna zwischen sie beide tritt und den Mann von ihm ablenkt.
Zum ersten Mal in seinem Leben verflucht Rubelli die Tatsache, dass er nicht dazu in der Lage ist irgendwelche Waffen zu handhaben.

Hätte ich Boroms Angebot damals nur angenommen und hätte auch das Messerwerfen gelernt.

Aber es ist hier der falsche Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Als der Kampf beginnt, rappelt sich Rubelli benommen auf und stolpert unbehelligt ein paar Schritte nach vorn davon. Die Angreifer sind zu sehr damit beschäftigt in einem ihrer vermeintlichen Gegner eine Frau gefunden zu haben, als dass sie Rubelli noch weiter beachten würden. Ohne darüber nachzudenken, lehnt er sich an eine der Wände und hält sich den verletzten Arm. Die Wunde ist tief, aber sauber geschnitten. Die Klinge war aufs feinste geschärft worden, doch Rubelli will lieber nicht wissen wie dreckig sie in dem Moment bereits war, als sie mit seinem Fleisch in Berührung kam.
Die Zähne zusammenbeißend, verfolgt Rubelli mit angehaltenem Atem den ungleichen Kampf. Er kann sich nur nicht so recht darauf konzentrieren, weil Eades besorgtes Flehen über seinen Verstand hinwegschwappt. Rubelli versucht die Gedanken an Schmerz und Leid zu verdrängen und Eade zu beruhigen, als von Eades Seite plötzlich glühender Schmerz in Rubellis Körper explodiert.
Mit einem leisen Seufzer sinkt er zusammen und landet wieder im Unrat der dunklen Straßen. Rubelli versucht sich Eade zu konzentrieren, um ihn nicht zu verlieren, während er dessen Kampf zwischen Glückseligkeit und Schmerz mitverfolgt.
Rasselnder Atem entringt sich Rubellis Brust, als das Glück endgültig in den Hintergrund tritt und Eades wahren Gefühlen Platz macht, die ohne Vorwarnung auf Rubelli eindringen. Er kann sich den abrupten Wechsel nicht erklären, aber Eades körperliche Pein sind für ihn eine seelische Qual.
Wie ein Flackern verliert er immer wieder die Verbindung zu seinem Liebsten, bis sie schließlich gänzlich zerbricht. Allein zurück gelassen stützt Rubelli seinen Kopf in die Hände und heiße Tränen rinnen seine geschminkten Wangen hinunter.

Eade!

Laut und flehentlich schreit Rubelli den Namen seines Lieblings hinaus ins Nichts und hofft auf keine Antwort mehr. Was um ihn herum geschieht, registriert er gar nicht mehr und auch die brennende Wunde an seinem Oberarm ist bedeutungslos geworden.
Wie ein wundes Tier kniet Rubelli dort und ist vollkommen orietierungslos. Erst als ein sanftes, vorsichtiges Berühren seiner Seele ankündet, dass Eade das Band wieder aufbauen konnte, schaut Rubelli irritiert auf. Fast ist es so gewesen, als hätte ihn jemand von hinten auf die Schulter geklopft, um ihn zu ermuntern aufzustehen - doch da ist keiner!

Eade! Geh nicht wieder fort. Ich könnte es nicht ertragen.

Wie ein Ertrinkender klammert Rubelli sich an das Band zwischen ihnen und versucht es unbewusst zu verstärken.
Währenddessen geht der Kampf hinter ihm unerbittlich weiter.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 07. März 2005, 16:32 Uhr
Er weiss das er hier nicht hingehört, weiss das seine Füsse diesen Boden eigentlich nicht berühren dürften, sich diese prachtvollen Blumen nicht im sanften Winde wiegen dürfte, der in einem dunklen rotgelb an ihm vorbeizieht. Der Duft von süssem Honig, vermischt mit dem dezenten Duft des Frühlings dringt zu seinem Verstand vor, der noch immer in Bruchstücken liegt. Seine Augen sehen... sehen weite Blumenwiesen, eine hell strahlende Sonne, deren goldene Strahlen das Land vor ihm in einen geheimnisvollen goldenen Schimmer legen. Ebenfalls fallen ihm die bunten Herbstwälder auf, die in kräftigen Braun, Grün, Gelb und Rottönen mit den Blumen wetteifern. Die Luft ist frisch, die Natur blüht wie nirgends in den Immerlanden und trotzdem ist ihm bewusst, dass dies nicht richtig ist. Vielleicht zu schön, zu perfekt, zu erhaben?
Eade versucht zu ergründen, was ihn an dieser Umgebung stutzen lässt, denn irgendwas hält ihn davon ab, jegliches Misstrauen abzulegen und einfach seiner Seele in diesem Sinnbild freien Lauf zu lassen. Ein Schimmer huscht über die Blumenweide vor sich, als sich die schlanken Stängel unter der Kraft des Windes biegen, bevor sie zu neuer Schönheit auferstehen und ihr Köpfchen kräftig dem Antlitz Shenras entgegenstrecken. Haltlos lässt er seinen Blick über diese Schönheit der Natur schweifen, verweilt hie und da für einen Moment und rührt sich trotzdem keinen Deut von der Stelle, aus Angst, alles könnte zusammenbrechen weil es nicht echt ist.
Der Wind spielt mit seinem langen Haar, lässt es wie ein Nebelschwaden in der Luft hängen und irgendwie ist es ihm zu lächeln. Vielleicht gar zu lachen über dieses dumme, falsche Gefühl in seinem Magen, das ihm sagt, das etwas nicht stimmt, das etwas nicht in Ordnung ist, obwohl er doch genau das Gegenteil mit seinen eigenen Augen sehen kann.
Sehr zögerlich hebt er seinen Fuss vom Boden und schliesst die Augen, als erwarte er im nächsten Moment, die Wiese würde verschwinden. Aber sie bleibt wo sie ist und erleichtert ausatmend, macht er einen leichten Schritt vor und verharrt sogleich wieder.
Ja, der Grund scheint echt zu sein und auch der Duft der Blumen und die Wärme Sehnras ist nicht zu verleumden...

Fragend sieht er an sich hinunter, als er erneut versucht einen Schritt zu machen und etwas an seiner Hand zieht. Seine Miene wirkt leicht verwirrt, als er bemerkt, dass er einen blutroten Faden zwischen seinen Fingern hält, der bis auf den Boden fällt und worauf er auch getreten ist. Ein völlig normales Garn, wie er es oft bei Frauen gesehen hat, die Stricken. Seine Augenbrauen ziehen sich fragend zusammen und er betrachtete das rote Ding ein bisschen genauer... Ein roter Faden. Rot, die Farbe des Blutes oder aber der Liebe. Ein einfacher, verrückter Faden, der hier überhaupt nichts zu suchen hat. Beinahe möchte Eade den Faden einfach fallen lassen, wegwerfen und sich endlich der Natur widmen, die ihn wie ein sanfter Flügelschlag umgibt, als er stutzt. <<Rot... Er ist rot... rot... Maske.. diese rote Maske...>>Die Tatsache ergiesst sich wie ein Kübel voll von eisigem Wasser über seinen Rücken und vor seinem inneren Auge erscheint das Bild eines Gesichtes, eines bemalten Gesichtes, mit roter Farbe und einem gekünstelten Lächeln, das er nicht kennt.
Rubelli! Das bemalte Gesicht, das undefinierbare Lächeln, diese Augen voller Schicksale, das alles gehört zu Rubelli, wie Eade ihn zum ersten Mal getroffen hat.
Beinahe zuckt er zurück und hätte den Faden fallen gelassen, kann es jedoch noch im letzten Augenblick verhindern und versucht sich weiter auf das Bild zu konzentrieren, um es nicht erneut zu verlieren. Ohne es zu bemerken, fängt er langsam an den Faden aufzurollen, als könnte er so dem Antlitz seines Geliebten immer näher kommen. Immer mehr vermag er sich dem verschwommenen Gesicht in der Weite zu nähern, Schritt für Schritt, Stück für Stück. Er kämpft um jeden Zentimeter, will mit einem Male weg aus dieser achso heilen Welt, in die Arme Rubellis.
Eade bemerkt nicht, wie die bunte Welt um ihn herum verschwinde, wie ein schwarzer Schleier sich über die wunderbaren Farben der Blumen legt und wie dunkle Wolken den Himmel verdecken und Shenras Anblick hinter sich vergraben. Er ist längst versunken in diesem unbeleuchteten Korridor, an dessen Ende das Gesicht zu erblicken ist, das er sich all die Zeit so sehr in seiner Nähe gewünscht hat. Er läuft und läuft, bis plötzlich der Boden unter ihm weg bricht und warme, wohlige Schwärze ihn empfängt und umhüllt wie ein Seidentuch.

Leblos liegt er auf dem Tisch und starrt weiter an die Decke, ohne sie zu sehen. Er nimmt nicht wahr was mit ihm geschieht, was Sedim ihm auf die Haut ritzt, nichts von dem Schmerz kommt zu seinem Verstand durch, der auf der Suche nach Rubelli noch immer durch pechschwarze Gefilde reist. Er spürt die Kälte nicht und bekommt auch nicht mit, wie sehr seine Schwester zu leiden hat.

Als er schliesslich aufschlägt, kann er sich erstmal nur verblüfft umsehen und versteht erst einen Moment später, dass er sich in einer weiten, grünen Wiese befindet, das Grad gibt dabei weich unter seinem Gewicht nach. Verblüfft rappelt er sich auf und starrt auf ein, im Winde, dahin gleitendes, Stück roten Stoffs... Von denen gibt es jedoch nicht nur Eines und es erscheint wie ein Tanz. Hie und da sind lebendige Wesen zu erkennen, manchmal nur schemenhaft, dann wieder klar und deutlich und mitten in diesem ganzen Gebilde, da beinahe wie die Realität erscheint, steht ein rosenrotes Zelt, gross wie ein ganzes Haus.
Noch immer hält er den Faden in seinen Händen und dieser führt direkt auf dieses Zelt zu. Ohne weiter überlegen zu müssen, macht sich Eade auf, dem Geheimnis der Farbe Rot auf den Grund zu gehen  und in das Zelt zu treten.
Schlag auf Schlag überflutet ihn ein Gefühl um das Andere, als er in das fahle Dämmerlicht des Zeltes tritt und mitten in der Manege Rubelli erkennt, mit Bällen jonglierend und Faxen reissend. Eine bisher unbekannte Leichtigkeit erfasst ihn und trägt ihn automatisch bis in die Nähe dieses kostbaren Schatzes, doch etwa eine Armlänge vor dem Schausteller, wird er von einer unsichtbaren Mauer abgehalten. Ein Schutz vor Bösem, ein Schutz vielleicht auch vor sich selbst? In Eades zeitlosen Augen ist ein schmerzhaftes Aufflackern zu erkennen als er die Hände nach dem jungen Mann ausstreckt und doch nur eine unsichtbare Wand zu berühren vermag. Nein, weiter kommt er nicht, und trotzdem ist er sich nun bewusst, das er dort ist, wo er hingehört. Bei Rubelli, in seiner Nähe, in seinem Geist. „Noch bist du weit weg, aber ich bleibe bei dir, bis du den Weg freigibst.“
So bleibt er dort stehen, sieht dem Possenspiel des Schaustellers zu und manchmal ist es ich, als würde eine unbekannte Kraft an seinem Geist zerren, um ihn wieder in die Realität zu verfrachten. Dies ist jedoch das Letzte was Eade will und erfolgreich wehrt er sich gegen die Versuche und merkt auch, wie etwas Anderes ihn dazu auffordert hier zu bleiben. Erst nach und nach wird ihm klar, dass es Rubelli selbst ist, der sich auf ihn konzentriert und so die Verbindung stabil erhält und der Feenmann lächelt dankend und liebevoll auf, auch wenn sein Schatz dies wohl nicht erkennen kann. Still harrt er an Ort und Stelle, versucht Rubelli das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, das er hier bleibt und nicht weggeht und kann seinerseits dafür alle Gefühle erleben, die der junge Schausteller in diesem Augenblick gerade durchmacht. Zwischendurch wird die Verbindung schwächer und die Umgebung verschwimmt ein wenig, doch nie so fest, dass Eade es nicht leicht wieder schafft, das Bild zurück zu holen.

Angst, Unsicherheit, Verlangen vermischt mit Unsicherheit und Unmut bringt Eade dazu, sich noch mehr anzustrengen, die Verbindung zu erhalten und zu versuchen Rubelli zu beruhigen, als plötzlich ein glühender Schmerz wie eine Welle durch die ganze Umgebung wallt und Eade beinahe von den Füssen reisst. Im gleichen Moment verschwimmt die Umgebung, verliert ihre klaren Konturen und droht zu verschwinden. Dafür tauchen vor seinen Augen graue, moosbewachsene Wände auf, werden immer deutlicher und scheint beinahe auf ihn hernieder zu fallen. Er kann flackernde Lichter an der Wand ausmachen, Umrisse einer Gestalt, stechender scharfer Geruch und SCHMERZ. Schmerz der seine Sinne wie eine Flutwelle überfällt und leise aufstöhnen krümmt sich Eade auf dem Tisch zusammen, gefangen in dem verbissenen Wunsch Rubelli nicht zu verlieren, wieder in dieser heilen Welt zu versinken und gleichzeitig das trübe Grau über sich los zu werden. Eine kühle Stimme dringt an sein Ohr, doch er versteht die Worte nicht, denn noch immer versucht er die Verbindung wieder zu finden. Seine Lippen sind fest zusammengepresst und er tappt im Geiste in einer schwarzen Umgebung umher, fällt beinahe um, starrt in die Dunkelheit, versucht einen Weg zu finden und ruft leise auf, als er in der ferne schwach wieder das Zelt erkennen kann.
Im nächsten Augenblick befindet er sich wieder in der Manege. Sein Herz rast wie verrückt, sein Atem geht schnell und mit einer innige Verzweiflung klammert er sich an die unsichtbare Mauer, die den geschminkten Rubelli umgibt, gleichzeitig versuchend, seinem Liebsten das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Auf dem Tisch blinzelt Eade ein paar Mal, nicht bemerkend, dass er den Namen Rubellis laut ausgesprochen hat, und ein stilles Lächeln auf den Lippen. Dieses verschwindet jedoch schnell wieder, als er den Kopf wendet sieht, das Liade nicht mehr neben ihm liegt. Ein Schleier von Angst droht ihn zu ersticken und wird immer schwerer, die Umgebung richtig wahr zu nehmen und gleichzeitig die Verbindung zu halten, die in letzter Zeit viel stärker geworden ist. Was dies zu bedeuten hat, wird ihm nicht wirklich klar und vielleicht ist es auch besser so. Was Eade wohl tun würde, wenn er wüsste, das Rubelli auf dem Weg hierher ist.
Aber wo ist Liade? Was hat Sedim ihr angetan? Kaum das er sich jedoch ein bisschen versucht zu bewegen, sucht seinen Körper einen stechenden Schmerz heim. Doch da er noch immer angebunden ist, kann er nicht erkennen, was ihn denn so schmerzt und um richtig deutliche Worte hervorzubringen, dazu fühlt sich seine Kehle zu ausgetrocknet an. Einige krächzende Versuche und schliesslich sinkt er wieder matt auf den Tisch zurück, unfähig sich in Gedanken weiter darum zu kümmern, was mit Liade geschehen ist und was Sedim ihm angetan hat. Zu sehr ist er damit beschäftig die Verbindung zu halten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 07. März 2005, 21:53 Uhr
Kann ihn denn niemand zum Schweigen bringen!
Callios´ Gedanken schweben irgendwo zwischen Sorge und Zorn, als er Rubellis leichtfertigen Umgang mit diesen mehr als zwielichtigen Gestalten beobachtet.
Janna steht die Sorge ebenfalls ins Gesicht geschrieben.
Zum Glück hat Callios den weiteren Mann bemerkt, der sich feige von hinten angeschlichen hat.
Ein kurzer Blickkontakt mit Janna genügte und sie hatten sich geeinigt, das dieser Mann Callios Sache war, sollte es zu Handgreiflichkeiten kommen.
Callios ist froh, dass diese ernsthafte Situation sie langsam zu einer Gruppe werden liess, jedoch hätte er diese Erfahrung gerne an einem helleren, nicht so schrecklich stinkenden Ort gemacht.
Rubellis ungebremstes Geschwafel gipfelt darin, dass er Schausteller eine Schnittwunde im Arm erhält und auf dem Boden landet.
Janna reagiert sofort und springt dazwischen, was Callios veranlasst, jetzt selbst sein Schwert zu ziehen.
Ein feines Sirren ertönt, als sich die Klinge durch die Luft bewegt und nun den Dieb, welcher hinter ihnen aus den Schatten getreten war, in Schach hält.
Kalte Schauer laufen Callios den Rücken herunter und auch auf seiner Stirn bildet sich ein leichter Schweißfilm.
Die Schwertspitze bewegt sich jedoch kein Stück.
Langsam kriech die Angst in seine Gedärme, jedoch verspürt er noch etwas anderes: Aufregung.
Sein Körper scheint sich unabhängig von seinem Geist auf den Kampf vorzubereiten.
Er spürt eine plötzliche Ruhe in sich aufkommen.
Alles ist irgendwie klarer, deutlicher erkennbar und in sich schlüssig.
Das brüllende Lachen des Anführers hört Callios als dumpfes Rauschen, denn es wird vom Schlag seines Herzens, welcher in seinen Ohren pocht fast gänzlich übertönt.
Viel klarer hingegen bemerkt er den Beginn des Kampfes.

Janna hat ihre Dolche erhoben und muss sich nun auch gleich gegen zwei Männer verteidigen.
Callios Gegner stürmt ebenfalls auf ihn zu, das Kurzschwert erhoben und überhaupt nicht beeindruckt von Callios´grösserer Waffe.
Callios pariert, wird jedoch zurückgedrängt.
Immer wieder prasseln Schläge auf ihn ein, die er jedes Mal nur knapp abwehren kann.
Langsam trifft Callios die Erkenntnis:
Er ist nicht geschuhlt im Schwertkampf, er handelt einfach instinktiv - und damit kämpft er besser als ich!
Die Wildheit des Mannes macht jegliche kostbare Ausbildung, die Callios mit der Klinge genossen hat wett und langsam aber sicher nähert er sich der Wand hinter ihm.
Beinahe stolpert er, hat jedoch keine Zeit über die Natur des Hindernisses nachzudenken, da sein Gegner ihn weiter mit Schlägen eindeckt.
Wie es um Janna und Rubelli steht kann Callios nicht sagen, zu sehr ist er mit dem Kampf ums nackte Überleben beschäftigt.
Stahl klirrt auf Stahl und langsam aber sicher verliert Callios diese Auseinandersetzung.
Mit einem dumpfen Laut prallt er gegen die unebene Wand, als ein lautes Schreien die Umgebung durchdringt.

"EADE!!"

Rubellis Stimme hallt durch die schmutzige Gänge und bringt Callios Gegner dazu, sich verwirrt nach der Quelle dieses Schreis umzusehen.
In einer einzigen Kurzschlussreaktion ergreift Callios sein Schwert mit beiden Händen, schliesst die Augen und treibt es voran - direkt in den Hals seines Gegners.
Ein lautes Gurgeln ertönt, als der Mann versucht, seinen Schmerz und seine Überraschung hinauszuschreien. Seine Augen sind in Panik geweitet und starren Callios an.
Er kann nichts tun, als zurückstarren, als der Mann vor ihm zusammensinkt.
Übelkeit steigt in Callios auf, als er die um den Mann immer grösser werdende Blutlache betrachtet und er wendet mit zitternden Knien den Blick ab und lehnt sich an die Wand, ein paar mal tief durchatmend und die Panik vertreibend.

Das helle Klingen von aufeinandertreffenden Waffen reißt ihn zurück in die Gegenwart. Janna!
Callios sieht seine Mitstreiterin, wie sie gegen die beiden anderen Männer kämpft.
Doch in der Unterzahl hält sie es nicht mehr lange durch, wenn sie auch wie eine Löwin kämpft.
Callios greift den blutverschmierten Griff des Schwertes fester und nun ist er es, der sich aus den Schatten heranpirscht.
Janna ist auf dem Boden gelandet und nun thronen de beiden Männer triumphierend über ihr.
Die grinsende zahnlose Fratze des Mannes, der Janna zu Fall gebracht hat, verzerrt sich und ein langgezogenes Stöhnen ist zu hören, während der Mann auf die Schwertspitze starrt, welche sich durch seine Bauchdecke gebohrt hat.
Wimmernd bricht der Mann zusammen und entblösst nun Callios dem Blick des Anführers der Diebe.
Ohne jegliche Emotion blickt Callios dem grossen Mann in die Augen.
In ihm herrst nur noch Wildheit und ansonsten Leere.
Keine Ängste, kein Mitgefühl - beinahe genießt er den Kampf, vor dem er sich anfangs so gefürchtet hatte.
Hier schreitet jedoch die Stimme seines Lehrers ein und hält ihn zurück.
Denke immer dran: lässt du alle Kontrolle fahren bist du nur noch ein gedankenloses Tier - und leichte Beute für den Gegner.
Der verschleierte Blick fällt von Callios´ Augen und er ist wieder er selbst - zwar immer noch zum Kampf bereit, aber ohne blinde Wut in seinen Adern.
Der Anführer der Diebe fletscht die Zähne und verstärkt seinen Griff um Jannas Haare, an denen er jetzt wie wild zerrt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 08. März 2005, 20:54 Uhr
Die Wasserfee erhebt sich geschwächt und muss erst einen Moment Kraft finden, bevor sie aufstehen kann und zu der Tür geht, zu welcher Sedim weist. "Es sollte nicht mehr allzulange dauern, bis er aufwacht", antwortet der Magier auf ihre Frage, "keine Angst, ihr werdet noch ein wenig Zeit haben, miteinander zu reden."
Gelangweilt beobachtet er, wie Liade sich wäscht, während er selbst an der Tür lehnt. Als wäre Sauberkeit, jetzt ihr größtes Problem, denkt er sich, dabei wird sie ihre Schönheit schon bald nicht mehr herstellen können, selbst wenn sie noch so viel spült und schrubbt.

Endlich ist die Asrai fertig und als sie es sich in dem kleinen Raum gemütlich macht, wie Sedim scheint, fragt sie den Südländer: "Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was dieser Fluch bewirkt."
Der Magier seuzft. Waren die Wasserfee denn nicht imstande eins und eins zusammenzuzählen?
"Habe ich denn nicht einmal dann eure Aufmerksamkeit erreicht, als ich den Dolch über eure Haut fahren ließ," antwortet er verärgert, "oder hatte der Schmerz eure Ohren betäubt, dass meine Worte für euch nicht zu vernehmen waren? Nun dann werde ich es euch noch einmal darlegen. Sobald die Sonne heute untergegangen ist, werdet ihr bemerken, dass eure Stimmen versagen." Er macht eine kurze Pause und fährt dann fort, während seine Augen aufleuchten: "Doch das ist nur der Anfang, denn ihr werdet beginnen zu altern. Schnell und unaufhaltsam wird euer Verfall dahinschreiten, bis nichts als Staub von eurer Existenz geblieben sein wird. So steht es geschrieben im Buch der dreizehn Geheimnisse und so wird es geschehen, denn allein die Bahadurs sind fähig, das Buch richtig zu deuten und den Fluch zu sprechen oder wieder zu lösen."

Während er spricht, bemerkt Sedim in den Augenwinkeln eine Bewegung und kurz darauf ist ein Geräusch zu hören, welches ein wenig Ähnlichkeit mit der Stimme des Feenmannes hat. Der Südländer schaut sich zu diesem um und stellt fest, dass dieser anscheinend langsam aus seinen Träumen erwacht. Ich sollte seine Benommenheit nutzen, um ihn in die Zelle zu bringen, denkt er sich, bevor er wieder beginnt, vom Davonlaufen zu träumen.
Mit schnellen Schritten durchquert er den Raum, um zum Tisch zu gelangen. Er nimmt den Dolch wieder in die Hand, welchen er unachtsamerweise nach dem Zerschneiden von Liades Fesseln liegengelassen hatte und hält dessen Spitze an Eades Hals, so dass sie ein wenig Druck darauf ausübt. Er beugt sich hinab zu dem Asrai und flüstert ihm ins Ohr: "Ich werden jetzt eure Fesseln lösen, damit ihr einen bequemeren Platz aufsuchen könnt. Macht keine Dummheiten, denn es wird ohnehin nur euch schaden. Ausserdem wartet ein Schluck Wasser und etwas zu essen auf euch, wenn ihr das tut, was ich euch sage."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 08. März 2005, 21:20 Uhr
Um sich wenigstens ein wenig aufzufangen, lässt sie mehr ungewollt als gewollt einen Dolch fallen und landet mit einem schmerzhaften Laut im Dreck und ein stechender Schmerz fährt durch ihre Beine. Ein raues Lachen ist zu hören und im nächsten Augenblick vergraben sich Finger in ihrem Haar und zerren ihren Kopf mit einem Ruck in den Nacken. Tränen schiessen ihr in die Augen und verschleiern ihr den Blick. Nur schemenhaft erkennt sie über sich zwei Gestalten und noch bleibt ihre Hand mit dem Dolch unten, denn einen ungebracht, würde ihr eigenes Todesurteil bedeuten. Der Mistkerl zieht an ihren Haaren herum, als hätte er eine Puppe in der Hand und sein raues Gelächter vermischt sich mit dem Rauschen in ihren Ohren, als würde es nichts mehr andere auf der Welt geben. Ihre Finger umklammern den Griff des Dolches wie einen Rettungsring und sie versteht nicht, was die Gestalten über ihr sagen, zu sehr ist sie in ihrem Zorn und ihrem Hass versunken, ein Strudel der sie droht zu ersticken. Sie vermag schmerzhaft die Knie ihres Gegners in ihrem Rücken zu spüren, kann keinen Gedanken an Rubelli oder Callios verschwenden und muss sich dazu zwingen klar zu denken, um aus dieser Situation heraus zu gelangen. Sie hat, alle Götter selig, wahrlich nicht vor hier unten in irgendeiner Gasse zu verrecken. Mag sein, dass sie zu Dancy Worte gesprochen hat, die vom Gegenteil zeugen, doch das heisst noch lange nicht, dass sie selbst daran glaubt.
Gerade greift sie den Dolch fester, um ihn kurzerhand im Fuss der Ratte zu vergraben, die ihr beinahe die Kopfhaut von den Knochen reisst, als ein lang gezogenes Stöhnen und einige warme Spritzer in ihrem Gesicht, sie schlagartig innehalten lassen. Wieder wird sie herumgerissen, verliert beinahe das Gleichgewicht, was der Hörr Oberdieb jedoch nicht zulässt und nur noch fester zugreift. Das Blut pulsiert immer heftiger durch ihre Adern und nur für einen einzigen Augenblick hat sie klare Sicht, einen Wimpernschlag, den ihr, sie ist sich später sicher, ihre Göttin geschenkt haben muss. Sie vermag im Dämmerlicht der Strassen die Gestalt des Fremden zu erkennen, blutbeschmiert und eher einem hungrigen Monster gleichend, als einem humanoiden Wesen. In seiner Hand das Schwert, über das das Blut seiner Feinde auf den Boden sickert und sich dort in den Ritzen der Pflastersteine verliert.  Sein blondes Haar schimmert orange und genau jetzt, als ihr Blick zu seinem Gesicht schweift, erkennt sie noch etwas Anderes...

Wieder verschwimmt alles vor ihren Augen und trotzdem hebt sich ihre Hand in einer geschmeidigen Bewegung in die Luft und das Messer fliegt mit einem leisen Sirren durch die eben entstandene Stille hindurch. Sie wartet nicht ab, ob sie getroffen hat, weiss nicht, ob sie vielleicht gar Callios verwundet hat, doch das war alles was sie hatte tun können. Ihre Linke ist bereits bei ihrem Stiefel verschwunden, zieht dort das versteckte Messer flink hervor und im gleichen Augenblick, in dem sie eine eisige Klinge an ihrem eigenen Hals spürt, sticht sie mit dem Dolch zu.
Ein klägliches Aufschreien ist zu hören und ohne weiter darüber nachzudenken rollt sie sich ab, rappelt sich nicht wirklich elegant wieder auf die Beine und sieht gerade noch in letzten Moment die Klinge, die in dem Licht der Fackeln schimmert.
Sie strauchelt, fängt sich und zieht im gleichen Moment den Dolch mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Nacken ihres Feindes, der nur noch ein Röcheln vor sich gibt und dann ohne einen weiteren Laut in die Knie sinkt und der Länge nach hinfällt. Sein Körper ist so schmächtig, das noch nicht mal ein Geräusch ertönt, als dieser auf dem Boden aufschlägt. Janna hält sich mit zitternden Beinen aufrecht, eine Hand auf dem Rand eines Fasses um sich abzustützen und die ganze Umgebung vor ihre flimmert, als würde glühende Sonne darauf scheinen. Sie hält sich so fest, das sich kleine Splitter in ihre Haut treiben, doch ist es nichts gegen das Brennen, dass von der Wunde auf Bauchhöhe kommt. Ihre zweite Hand presst sich wie von selbst gegen den Schnitt, den er ihr beigefügt hat, als sie ihm ausgewichen war.
Ein Scharren lässt sie aufschrecken und beinahe wäre sie vor Schreck gegen die Wand geprallt, aus Angst der Kerl könnte noch einmal auferstanden sein. Eine beruhigende Stimme jedoch dringt in ihren Verstand vor, wiie Balsam für ihre Seele und sie bringt sogar ein verzerrtes Lächeln zustande als sie Callios erkennt, schickt ihn mit einer Hand jedoch sofort in Richtung Rubellis, bevor er die Wunde an ihrer Hüfte noch sieht, die sie wohlweislich im Schatten verborgen hält. Rubelli ist wichtiger, er hält die Verbindung, ihm muss es gut gehen. Noch einmal lächelt sie ihm aufmunternd zu, murmelt etwas wie: „Kurz ausruhen...“ und sieht dann aus den Augenwinkeln wie sich Callios doch eher zögerlich dem Schausteller zuwendet. Er hat den Alkohol in der Tasche und wird sich gleich mal um die Wunde kümmern können und derweil er dies wirklich tut, kramt Janna kurzerhand zwei Mulden aus ihrem eigenen Beutel, benutzt einen als Druckgegenstand, damit die Blutung gestoppt wird und setzt diesen mit der zweiten Mulde an Ort und Stelle fest. Um es zu verschleiern, stülpt sie ihr Hemd darüber, fischt ihren Umhang mit einem Stöhnen vom Boden auf und wirft sich diesen um die Schultern, damit man von der Wunde überhaupt nichts mehr sieht. In der gleichen Zeit, in der sie sich so nachlässig um ihre Wunde gekümmert hat, hat Callios den Schausteller einigermassen auf die Beine verfrachten, den Ärmel abgerissen und ist gerade dabei ein wenig des Alkohols über die doch sehr tiefe Schnittwunde fliessen zu lassen. Rubellis Züge verzerren sich vor Schmerzen und nur weil er sich auf die Lippe beisst, kommt kein Schrei aus seinem Mund. Dafür ist er unter der Schminke wahrscheinlich aschfahl und schnell stützt Janna ihn, sieht ihn besorgt an und erübrigt keinen Blick für die Toten, unter denen sich eine rote Lache ausbreitet.
Sie hilft Callios die Wunde Rubellis zu versorgen, tröpfelt auch einige Tropfen aus einer Phiole mit gelblicher Flüssigkeit darauf und bindet dann straff eine Mulde darum. Sich jetzt noch um ihre Wunde zu kümmern, dazu haben sie keine Zeit, zu viel davon hatten sie schon verloren, währendem sie hier gekämpft hatten und Drinjo war auch auf und davon.
„Geht es?“, fragt sie mit kehliger Stimme, den Bogen umständlich in seinem Durcheinander an Umhang und Tasche von den Schultern nehmend, ohne das ihre Wunde sichtbar wird. Schliesslich hat sie es geschafft und Köcher und Bogen befinden sich in ihren Händen. Mit so sicheren Bewegungen wie nur möglich sammelt sie noch ihre Dolche ein, bemerkt verwundert, das sie wirklich getroffen hat und stellt sich dann wieder neben Rubelli: „Und jetzt? Wohin?“

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 09. März 2005, 14:46 Uhr
Immer wieder vermischt sich das dunkle Gemäuer über ihm mit den Bildern in seinem Kopf, bilden ein ganzes und lösen sich dann wieder voneinander, wobei er manches Mal Mühe hat zu unterscheiden, was Wahrheit und was Lug ist. Er zerrt nicht an seinen Fesseln, bewegt sich kein Stück, denn zu sehr muss er seine ganzen Kräfte dazu benutzen sich weiterhin in Rubellis Geist aufhalten zu können und sich nicht von den schmerzen seines Körpers vom Pfade  abbringen zu lassen. Als würden glühende Äderchen über seine Haut laufen und sich stetig tiefer darin einbrennen. Auch sein Daumen macht sich bemerkbar, wobei dieser nicht so sehr schmerzt, da seine Hand taub geworden ist durch die Stricke und ihm so nicht allzu viel Mühe bereitet.
Da schiebt sich mit einem Male ein Schatten in sein Blickfeld, düster und bedrohlich und etwas Kühles und Scharfes wird ihm an die Kehle gesetzt. Es muss ein-, zweimal blinzeln bevor er die Gestalt über sich erkennt und es ist ein Schlag gegen seinen Hinterkopf. Seine Augen weiten sich unmerklich, seine Hände verkrampfen sich noch mehr und als er die eisige Stimme an seinem Ohr vernimmt, vollführt sein Magen kurzerhand eine 180° Kehrtwendung. Würgend hält er sich davon ab, irgendwas auszuspucken, wenn dies denn überhaupt noch möglich ist, schliesslich hat er seit weiss nicht wie lange nichts mehr gegessen. Seine Kehle fühlt sich völlig ausgedörrt an und alleine bei der Erwähnung des Wassers wird ihm wärmer ums Herz. Dieses schreit gerade zu nach dem kühlen Nass, nach den Wellen, der Farbe des Himmels und diesem wunderbar weichen Gefühl wenn man in das Element eintaucht.  
Beinahe verabschiedet sich sein Verstand bei soviel schmerzlicher Sehnsucht, doch die kalten Mauern und das Gesicht Sedims lassen es nicht zu.
Er überlegt nicht einen Augenblick, ob er versuchen soll zu fliehen, denn es ist ihm, als würden seine Beine ihn keine zwei Schritt weit tragen und erst seine Arme zu bewegen, oder seine Hände mit den blutig aufgescheuerten Gelenken, kommt ihm nur unwirklich vor.
Doch noch immer ist da Rubelli, der stetig näher kommt, der schon so nahe ist, dass es Eade scheint, als könne er nach diesem Hoffnungsschimmer greifen, also nickt er beinahe unmerklich und spürt einige Augenblicke später wie sich der Druck auf seine Handgelenke löst und so endlich wieder das Blut durch seine Finger pulsieren lässt. Ebenfalls werden die Fesseln seiner Füsse gelöst und gezischtes: „Macht keine Dummheiten“, kann er nur mir Ignoranz beantworten.

Als er sich langsam erhebt, ist es ihm, als wäre er um ein paar hundert Jahre gealtert. Jeder Knochen in seinem Leib scheint zu schmerzen und sich am falschen Platz zu befinden, das Atmen bereitet ihm Mühe und da er sich gleichzeitig auf das Erheben und auf Rubelli konzentrieren muss, scheint es manchmal als würde er einfach wieder nach hinten zurück fallen. Der Dolch bleibt in der Nähe seiner Kehle, ist jedoch völlig unnütz anbetracht dessen, dass Eade sich kaum selbst erheben kann, geschweige denn Jemanden angreifen könnte und vom kämpfen wollen wir gar nicht reden. Dafür kommt ihm in der Zeit, in der er seine schlaffen Beine über den Rand des Tisches schiebt, ein anderer Gedanke. Was wenn er die Verbindung zu Rubelli lösen und sich dafür um Sedims Geist kümmern würde, vielleicht könnten sie so endlich in Freiheit gelangen?
Vielleicht hat Sedim den flüchtigen Gedanken auf Eades Gesicht erkannt, denn unmerklich verstärkt sich der Druck auf die Dolchspitze und sogleich verwirft der Asrai diesen Plan wieder, sich auch bewusst werden, dass er wahrscheinlich noch nicht einmal mehr die Kraft hätte, sich in Sedims Geist einzuquartieren. <<Bitte... Rubelli...>>, ohne es willentlich zu tun, verstärkt Eade durch sein Bitten die Verbindung und schiebt sich im gleichen Augenblick mit einem leisen Stöhnen über die Tischkante. Seine Füsse treffen auf den Boden, aber seine Knie wollen ihn nicht halten und beinahe fällt er der Länge nach wieder auf den Grund, wird jedoch im letzten Moment von Sedim vor dem Sturz bewahrt. Dieser fasst ihn grob am Oberarm, stützt ihn so ein wenig und bugsiert ihn mit dem Dolch in der Hand in Richtung einer Türe, die dem Asrai zuvor noch gar nicht aufgefallen ist.
Es reicht seltsam, die Kerzen brennen noch immer und werfen spärliches Licht auf das Zimmer hinter der übersehenen Türe. Dahinter vermag er eine Bewegung auszumachen und gleich drauf tritt auf ebenfalls zittrigen Beinen Liade heraus. Ihr Anblick ist erschreckend und mit glasigen Augen starrt Eade auf die eingefallenen Wangen seiner Schwester, die leeren Augen und die dünne Decke, sie kärglich ihre schmalen Schultern bedeckt. Ihr Haar steht wirr nach allen Seiten, hat jeglichen Glanz verloren und auf ihrer Haut scheinen mehr Flecken zu finden als auf einem schmutzigen Boden. Trotzdem huschen seine Augen weiter, schweifen über die Türe und den Raum und mit einem Male hält er ruckartig inne, was ihn beinahe sein Gleichgewicht kostet. Ein schwerer Riegel ist an der Türe zu erkennen, nur dazu geschaffen sich hinter seinem Rücken zu schliessen und alleine bei dem Gedanken daran wieder eingeschlossen zu werden, sträubt sich alles in Eade dagegen auch nur einen einzigen weiteren Schritt zu tun. Sedim bemerkt sein Zögern und will ihn einfach weiterzerren, kommt jedoch nicht weit, als sich Eade ohne weiter zu überlegen dagegen zu wehren beginnt und auch nicht mehr über den Dolch an seinem Hals nachdenkt. Die Schmerzen, die Verbindung und die Angst was noch alles kommen wird, beleben den widerspenstigen Funken in seinem Inneren erneut und lassen ihn kurzerhand vergessen, dass seine Kraft noch nicht einmal ausreichen würde um eine Ameise zu verscheuchen.
Sein langes Haar hängt ihm verfilzt in die Augen, die wiederum in tiefen Höhlen liegen und genau wie seine Schwester ist er noch dünner geworden und in dem Moment, als er sich gegen dieses Monster auflehnt, wallen erneute Schmerzen durch seine Brust und verwirrt starrt er für einen Moment hinunter.

Es ist ich, als würde ein Blitz in sein Gedächtnis einschlagen und Bilder von Ritualutensilien, Magiesprüchen und einem Buch ziehen an seinem inneren Auge vorbei. Ein krächzendes Keuchen gelangt über seine Lippen und mit einem Ruck versucht er seinen Arm aus Sedims klauenartigem Griff zu befreien. Ein Fluch, ein Fluch war es, den diese Kreatur über sie gesprochen hat. Der Dolch, die Paste, das Buch, all das waren Zeichen dafür gewesen und nun erinnerte er sich endlich warum dies so erschreckend für ihn gewesen ist. Er selbst weiss wie man Flüche ausspricht...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 09. März 2005, 21:25 Uhr
Gerade als Callios Janna zu Hilfe eilen will ergreift die sich gerade noch in arger Bedrängniss befindliche Frau selbst die Initiative und wirft ein Messer nach... IHM!
Jannas Bewegung ist so schnell, dass Callios keine Gelegenheit zum Reagieren hat.
Sirrend fliegt die Klinge durch die Luft, streift ihn aber zu seiner Überraschung nur an der Wange, wo sofort ein stechender Schmerz aufflammt.
Hinter sich hört Callios ein schmatzendes Geräusch und als er sich erschrocken umdreht erkennt er einen vierten Mann, der sich in den Schatten verborgen hatte, mit dem Messer im rechten Auge zu Boden gehen.
Langsam begreift er, dass Janna ihn überhaupt nicht treffen wollte.
Callios betastet seine Wange und sieht Blut an seinen Fingerspitzen kleben.
Es scheint nur ein kleiner Schnitt zu sein, doch momentan blutet die Wunde recht stark.
Er wendet sich wieder zu Janna um und sieht sie angespannt an einem Fass lehnen.
Den anderen Mann hatte Callios über den Schrecken ganz vergessen.
Jetzt liegt dieser mit dem Gesicht nach untem im Dreck und rührt sich nicht mehr.
Janna konnte sich glücklicherweise selber aus iher Lage befreien.
Erleichtert atmet Callios aus und blickt sich gleich darauf suchend um.
Rubelli! schiesst es ihm durch den Kopf.
Wo ist der Schausteller.
Da in einer Ecke hockt der junge Mann und hält sich den verwundeten Arm.
Auf ein Nicken Jannas hin begibt sich Callios zu Rubelli und durchsucht den mitgebrachten Rucksack nach Verbandsmateriel.
Ja, da finden sich ein paar Mulden und eine Flasche mit Alkohol.
Callios träufelt ein wenig davon auf eine Binde und säubert den doch sehr tiefen Schnitt in Rubellis Oberarm.
Zischend zieht der Schausteller die Luft zwischen den Zähnen ein, aber als Callios den Arm schliesslich behelfsmässig verbunden hat, erhellt Dankbarkeit kurz sein betrübtes und angespanntes Gesicht.
Rubellis Blick gleitet jedoch fast sofort wieder abwesend in unbekannte Fernen. Das muss mit dieser mysteriösen Verbindung zu Eade zu tun haben, schlussfolgert Callios.
Auch Janna hat sich zu den beiden Männern gesellt und hilft Callios bei den letzten Handgriffen an Rubellis Verband.
Callios bemerkt Jannas ungelenke Bewegungen und will sie schon darauf ansprechen, tut den Gedanken dann aber ab, als Rubelli schon wieder weiter eilt und dieser für Janna und Callios unsichtbaren Spur folgt.
Wahrscheinlich steckt ihr der Kampf genau wie mir in den Knochen und sie ist noch zu aufgeregt.
Drinjos Verschwinden hat Callios erwartet, doch der bittere Geschmack der Enttäuschung und des Verlassenseins begleitet ihn trotzdem auf dem weiteren Weg durch die immer düsterer und schmutziger werdende Unterstadt.
Sie laufen um immer mehr Ecken und Janna muss mehrere Male hart nach Rubellis Schulter fassen, um ihn zu bremsen, sonst würde er ihnen wahrscheinlich davonlaufen.
Ein verträumt wirkender Seitenblick ist Rubellis einzige Reaktion auf Jannas Worte.
Sie scheinen Eades Aufenthaltsort immer näher zu kommen, denn auf Rubellis Gesicht zeichnet sich die Anspannug und Eile immer mehr ab.
Immer schneller lassen sie den Schauplatz des Kampfes hinter sich.
Rubellie eilt weiterhin unbeeindruckt von den möglichen Gefahren, welche die Schatten bergen mögen, voran, also ist es an Janna und Callios, die Umgebung im Auge zu behalten.
Callios schaut sich immer wieder um und strengt seine Augen an bis diese Schmerzen, doch in der Dunkelheit ist kein weiterer Angreifer versteckt.
An einer weiteren der unzähligen Ecken hält Rubelli schliesslich inne und stütz sich an einer halb eingefallenen Steinmauer ab.
Leise und atemlos flüstert er ein paar Worte:
"Er ist nah. Und er hat Schmerzen."
Callios und Janna tauschen einen besorgten Blick aus und als sie sich wieder Rubelli zuwenden, ist dieser schon um die Ecke verschwunden...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 10. März 2005, 18:14 Uhr
Es ist ein Schock für Liade, zu hören, dass die ihre Stimme und ihre Jugend verlieren soll. Sobald die Sonne untergegangen ist... Woher sollte sie wissen, wann die Sonne untergeht. Sie kann jetzt nicht mal sagen, ob Tag oder Nacht ist. Bevor sie noch etwas sagen kann, verlässt Sedim den Raum und geht hinüber zu ihrem Bruder. Liade fürchtet sich nicht vor dem Tod. Eher davor, all die, die sie liebt, niemals wiederzusehen. Wie würde Sethai wohl leiden und Thram? Und was würde aus dem Armenhaus? Würde Orga sich weiter darum kümmern? Doch was machte es für einen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Vielleicht würde Sethai ihnen ja helfen können.

Langsam geht Liade wieder in den anderen Raum, um nach ihrem Bruder zu sehen, der nun langsam erwacht. Die Wunden auf seinem Körper bluten nicht mehr, aber er sieht bleich und kränklich aus. Ohne sich zu rühren, sieht Liade zu, wie Sedim die Fesseln ihres Bruders durchtrennt. Es würde Eade nicht gefallen, zu hören, dass sie hier noch einige Tage eingesperrt bleiben würden. Und das, ohne miteinander sprechen zu können... Liade kann nicht anders, wieder beginnt sie zu weinen und geht langsam in die Zelle zurück, um Eade nicht noch mehr Kummer zu bereiten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 12. März 2005, 20:14 Uhr
Langsam erhebt sich der Feenmann von dem Tisch, an welchen er gefesselt war. Man merkt deutlich, dass er kaum genug Kraft hat, um sich aufzurichten. Lediglich seine Augen zeigen immer noch den Widerstand, welchen er dem Südländer bereits die ganze Zeit entgegengebracht hat. Doch dieser läßt keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst ist mit seiner Drohung, was der Asrai zu spüren bekommt.
Als Eade zur Tür laufen will, fällt er Sedim fast vor die Füsse. Der Magier vermutet einen Trick seines Gefangenen dahinter und greift schnell zu, um diesem keine Gelegenheit zu geben, sich gegen ihn zu wenden. Doch von dem Feenmann kommt keine Gegenwehr und so schiebt ihn der Südländer zu dem Raum in dem bereits dessen Schwester wartet.

Noch bevor sie die Schwelle übertreten haben, kommt ihnen Liade entgegen und ärgerlich darüber, dass sie nicht bleibt, wo sie ist, möchte Sedim sie zurück befehlen, doch im gleichen Moment wird dem Feenmann anscheinend bewußt, wohin er sich begeben soll. Wie ein kleines Kind, denn zu mehr reicht seine Kraft nicht aus, wehrt er sich dagegen in die Zelle gebracht zu werden und der Magier muss in der Tat aufpassen, Eade mit dem Dolch nicht ernsthaft zu verletzen und so seine Arbeit zunichte zu machen. Sein Gefangener tritt und schlägt um sich und versucht irgendwie freizukommen. Fluchend findet Sedim endlich festen Griff an ihm und kann den sich Wehrenden halb tragend, halb ziehend durch den Türrahmen transportieren, um ihn dort fallen zu lassen. Auch Liade ist mittlerweile wieder zurückgekehrt und so verläßt Sedim den Raum schnell, schlägt die Tür hinter sich zu und legt den Riegel vor. Keuchend verharrt er einen Moment an das Holz gelehnt und erst als er sich erholt hat und sein Atem wieder langsamer geht, greift er nach dem Rest der Datteln, um sie durch das kleine Gitter in der Tür hindurch zu werfen. Dann beginnt er seine Utensilien zusammenzutragen, um den Raum wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 12. März 2005, 20:51 Uhr
Rubelli merkt überhaupt nicht, als der Kampf vorüber ist; er registriert noch nicht einmal Callios, als dieser neben ihn tritt und nach seinem Arm greift.
Erst als der Alkohol seine Wunde berührt, fährt er erschrocken in die Realität zurück ... fort von Eade und der erschreckenden Wendung, die seine Gefühle gerade eben durchmachten. Er schaut Callios aus tränennassen Augen an und muss mehrmals blinzeln, bevor er ihn überhaupt erkennt.
Tapfer beisst er die Zähne aufeinander, doch schon nach wenigen Wimpernschlägen weiß Rubelli nicht mehr ob es sein eigener Schmerz ist, den er spürt oder der von Eade.
Rubelli hat das Gefühl, als würden tausend Nadeln in seinen Körper und in seinen Verstand gepiekst werden, um ihn zu quälen, doch am schlimmsten sind die Nadeln, die tief in sein liebendes Herz beißen.
Blind vor Schmerz und Liebe, lässt er die Behandlung über sich ergehen ohne sich wirklich darüber im klaren zu sein was sie bedeutet.
Der einzige Gedanke, der ihn in diesem Moment wichtig ist, ist das Wohlergehen von Eade. So kümmert er sich auch nicht weiter, um seine Reisegefährten. In diesem Moment begreift er noch nicht einmal, dass er ohne ihre Hilfe wohl nicht mehr leben würde.

Muss weiter! Kann ... Darf nicht ausruhen!

Während Rubelli noch immer um die Verbindung kämpft - trotz der Schmerzen, die in seinen geschundenen Körpern fahren - rappelt er sich erneut auf und geht weiter. Ohne nach links oder rechts zu schauen, setzt er seinen Weg entlang der unsichtbaren Linie fort, die ihn ohne jeden Zweifel zu Eade führen wird.
Unwillig registriert er manchmal eine Hand, die ihn aufhällt und für einen Moment in seinen monotonen, eiligen Vorwärtsdrängen stoppt, doch wem sie gehört entzieht sich Rubellis Verständnis. Das er nicht allein unterwegs ist, scheint er vergessen zu haben.

Gib nicht auf Eade! Ich bin gleich bei dir!

Und tatsächlich scheinen sie Eade immer näher zu kommen. Rubelli hat das Gefühl seinen Liebsten schon fast greifen zu können, während er all seine übrige Kraft versucht Eade zu übertragen.
Nur mühsam drängt er die unangenehmen Schmerzen in den Hintergrund und hält sich aufrecht, anstatt sich winselnd in einer Ecke auf dem Boden zu rollen. Immer wieder ruft er sich ins Gedächtnis, dass nicht er diese Schmerzen erleidet, sondern sein Freund und das er dringend seine Hilfe braucht. Es braucht jedoch eine ganze Weile bis er es wirklich begriffen hat.

Ich lass dich nicht im Stich Eade, aber ICH bin ICH!

In diesem Moment registriert Rubelli auch wieder seine Umgebung und ihn überfallt kalt die Erkenntnis wo er sich befindet. Dennoch wird er nicht langsamer und da seine beiden Gefährten immer noch hinter ihm herliefen, musste es ihnen soweit gut gehen.
Nach einer scheinbaren Unendlichkeit, hält Rubelli doch einmal inne und stützt sich auf einer eingefallenen Steinmauer ab.
Kaum hörbar kommen nach einigen kostbaren Sekunden die Worte "Er ist nah. Und er hat Schmerzen." über seine Lippen. Sein Blick ist fiebrig und seine Gesichtszüge scheinen um Jahrzehnte gealtert zu sein; trotz der verschmierten Maske erschreckend deutlich erkennbar.
Sein Atem geht unregelmäßig, aber nach nur wenigen Augenblicken durchbricht seine Stimme erneut die seltsame Stille, die sie umgibt: "Ich weiß nicht ... ob er allein ist."
Man sieht ihm an, dass er am liebsten einfach weiter gehen würde, um es gleich herauszufinden, aber ein Stückchen Restverstand, lässt ihn innehalten und seine Gefährten hoffnungsvoll anstarren.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 13. März 2005, 14:47 Uhr
Sie laufen durch enge, schwarze Gassen, treffen kaum mehr auf Leute denn die Gegend scheint immer dunkler zu werden und nicht mal eine blinde Ratte würde sich hierher wagen, wäre sie selten dämlich. Zumindest Janna hält sich dumm, denn wenn sie irgendwie bei klarem Verstand wäre, hätte sie spätestens beim Eingang zur Unterstadt Kehrt gemacht und wäre wieder in den Pfirsich zurückgekehrt. Warum sie eigentlich diesem vor Liebe zerfressenen Narren hinterherläuft, ist ihr jetzt noch nicht klar und momentan hat sie wahrlich keine Zeit sich um diese kleine, unwichtige Tatsache Gedanken zu machen, denn andere Dinge erfordern ihre Aufmerksamkeit. So kann sie spüren wie das Blut aus ihrer Wunde über ihre Hüfte hinab in ihre Hose sickert und dort ihrem Bein entlang läuft. Es brennt als würde ein glühendes Stück Eisen auf ihre Haut gehalten werden und nur mit aller Mühe schafft sie es dem Tempo Rubellis nachzukommen, bis sie schliesslich langsam zurückfällt, vergessen habend, dass Callios hinter ihr läuft. Das wird ihr im nächsten Moment erschreckend bewusst, als dieser sie kurzerhand an der Schulter fasst und zum Halten zwingt. Mit einer Hand hält sie den Umhang zu und blickt ihn mit einem fragenden Blick an, als er bereits leise ruft: „Bleib stehn!“ Für einen Augenblick glaubt sie, er sagt dies zu ihr, bevor sie sich mit einem Schlag an Rubelli erinnert und sich hastig nach ihm umblickt. Der junge Schausteller  ist bereits beinahe in die nächste Gasse verschwunden, hält jedoch widerwillig inne und sieht mit einem drängenden, fragenden Blick zurück und auch Janna wäre es lieber, sie würden weiterlaufen. „Geht es euch nicht gut?“ Seine Frage ist unschuldig gestellt, doch ihr wird im gleichen Moment auch klar was es hiesse, wenn sie anhalten würden, nur weil ihre Wunde schmerzt, daher schiebt sie mit einem abschätzigen Blick seine Hand weg und spricht beinahe fauchend: „Seht euch doch einmal die Umgebung an und was wir bis jetzt durchgemacht haben, wie soll es mir da schon gehen?“ Damit will sie sich bereits wieder umwenden, doch seine nächsten Worte bringen sie gleich wieder zum Stillstand: „Mit euch etwas!“ Deutlich gesagt und in einem Ton der keine Widerrede zulässt, was ein funken von Zorn in ihr anfacht und sie fragen lässt, warum dieser Mann überhaupt mitgekommen ist, wen er mehr darauf aus ist unwichtige Wunden zu begutachten als Leuten in Not zu helfen. In ihren braunen Augen funkelt es untergründig, was durch das fahle Licht jedoch kaum mehr erkennbar ist und auch ihr Gesicht liegt zum grössten Teil in den Schatten. Sie weicht noch einen Schritt in Richtung Rubelli zurück und flüstert so leise wie möglich: „Und wenn dem denn so wäre, was aber nicht der Fall ist, hätten wir keine Zeit uns um solche banalen Nebensächlichkeiten zu kümmern.“ „Dafür müssen wir uns dann wohl die Zeit nehmen, denn ich habe weder die Zeit noch die Kraft auf Rubelli und euch aufzupassen.“ Beinahe hätte sich ihr Kiefer selbstständig gemacht und schnell wendet sie den Kopf ab, damit er nicht daraus zu lesen vermag, das das doch ein wunderbarerer Treffer mitten in ihren Stolz war, der sich momentan anfühlt, als würde er jeden Momente in tausende Teile zerspringen. Mit einem geknurrten: „Auf mich müsst ihr ganz bestimmt nicht aufpassen, achtet lieber auf euer eigenes ach so wertvolles Hinterteil“, wendet sie ihm gänzlich den Rücken zu und starrt zu Rubelli, der an der nächsten Ecke von einem Bein auf das Anderer springt und sich scheinbar fragt was diese Leute in aller Götter Namen da bloss treiben, für Gespräche ist später noch Zeit, wobei Janna mit ihm da völlig übereinstimmt. Nur Callios, der nun ebenfalls wieder näher an die herangetreten ist, will scheinbar nicht mit sich verhandeln lassen und nun ebenfalls flüstert: „Die Frage ist, wie ihr Eade helfen wollt, wenn euch selber nicht gut geht. Und ihm ist bestimmt nicht geholfen wenn ihre in Ohnmacht fallt, denn so seht ihr momentan aus.“ Würden Blicke töten können, der gross gewachsene Mann wäre noch im gleichen Wimpernschlag zu einer Mumie vertrocknet und würde sich nie mehr um die Belange anderer Wesen kümmern können. Ihr Atem geht ein wenig schneller und immer mehr stechende Schmerzen fahren durch ihren Leib, als würden sie Janna daran erinnern wollen, dass es vielleicht doch besser wäre… Nein, niemals!

Es dauert einige Augenblicke, bis sie ihre Wut zumindest ansatzweise überwunden hat und sich wieder auf die Sätze konzentrieren kann, die aus ihrem Mund kommen, ohne das gleich Tirade von Flüchen über den fast Fremden hinwegwallen, die ihnen vielleicht noch mehr Diebe auf den Hals hetzten würden. „Ich bin kein Mann“, zischt sie zwischen ihren Zähnen hervor und alleine das sie sich dermassen auf die Lehren der Amazonen bezieht, ist für sie ein riesiger Schritt zurück in ihre eigene Vergangenheit und wenn sie später noch Zeit haben würde, darüber nachzudenken, würde sie sich selbst dafür schelten, so etwas gesprochen zu haben. Nie hat sie sich daran gehalten, was ihre Mutter ihr über die Männer gelehrt hat, immer war es ihr egal, zumindest ansatzweise. Aber natürlich genau hier, wo dieses Verhalten dermassen fehl am Platz ist, wie eine Blumenwiese, da wallen Gefühle in ihr hoch, die an gekränkten Stolz und an ihre eigene Schwäche appellieren.
Ohne ein noch einen weiteren Laut von sich zu geben, wendet sie sich ruckartig um, schlingt den Umhang noch fester um ihre Schultern und kann von Seiten Rubellis her ein erleichtertes Aufseufzen vernehmen, was sie mit einem bitterbösen Blick quittiert. Doch weit kommt sie nicht, denn einen Augenblick später liegt bereits wieder eine Hand auf ihrer Schulter, die jedoch sogleich ziemlich unsanft weggestossen wir und für den Bruchteil einer Sekunde sieht Janna Callios an, als würde sie ihn gleich in der Luft zerfetzen, bevor sie sich dann plötzlich mit einem Keuchen leicht zusammenkrümmt, wobei die Schmerzen sie innerlich aufzufressen drohen. Die ruhige Stimme ihres Gegenübers, der immer noch so gefasst scheint, als würde er sich noch immer im Pfirsich befinden und grad einem Kind erklären, wie man Met zapft, bringt sie fast zur Weissglut: „Das sieht ernst aus, das kann sogar ein Blinder sehen.“ „Blinde können nicht sehen, womit dieses Problem somit aus der Welt geschafft wäre“, antwortet sie ihm ohne wirklich zu überlegen, dass sie viel weniger Zeit gebrauchen würden, wenn sie ihn einfach kurz diese Wunde verarzten lassen würde. „Zeigt mir die Wunde.“ Wie stur darf Mann eigentlich sein? Ihr Blick, in dem ein wahres Feuer lodert, spricht Bände und doch ist ihr bewusst, dass sie so nicht weiterkommen. Ein resignierendes Lächeln schleicht sich auf ihre verschmutzten und blutbespritzten Züge, ist jedoch keineswegs ehrlich gemeint, denn tief im Inneren nimmt sie sich vor, diesem Kerl diese Behandlung, als wäre sie ein kleines Kind, heimzuzahlen.
Trotzdem verbringen sie die nächsten paar Momente damit ihre Wunde mit Alkohol auszuwaschen und sie mit frischen Mulden richtig zu verbinden, dabei kann sie sehen, dass Callios die Sache doch sehr ernst scheint und mit einem Blick, der genervt aussehen sollte, den sie jedoch nicht halten kann und sich als sorgenvoll entpuppt, fragt sie ihn schliesslich leise: „Wie sieht es aus?“ Der Mann kniet neben ihr, werkelt an der Wunde, wobei Rubelli sich endlich dazu hat hinreissen lassen, auch wieder näher zu kommen und der nun Mulden und die Flasche Alkohol bereits hält, jedoch immer noch so scheint, als würde er jeden Moment davon springen und in regelmässigem Abstand wird sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Maske. Das lässt sie schaudern und noch fester ballen sich ihre Hände zu Fäusten, bis ihre Nägel sich in ihr Fleisch graben. Sie versucht in Callios Gesicht zu erkennen, was er denkt, findet jedoch nur eine ernste, besorgte Maske vor, was sie leer schlucken lässt: „Sagt schon!“ die Worte sind schärfer gesprochen als beabsichtigt und doch kommt keine Antwort, bevor er nicht fertig damit ist, die Wunde zu verarzten. Rubelli läuft sogleich wieder los und auch Janna wendet sich zum Gehen, sieht Callios jedoch immer noch fragend an, der schliesslich doch endlich noch spricht: „Die Wunde ist tief und blutet fest…“ Das ist nichts Neues und nachdem sie schnell wieder ihre Tasche um die Schultern gelegt hat, den Umhang darüber geworfen hat und den Bogen wieder in der Hand hält, murmelt sie schliesslich nur noch etwas in Richtung Dankeschön bevor sie Rubelli folgt, ein wenig gemässigteren Schrittes.

Wieder dunkle Strassen, wenn solche Böden den Namen überhaupt noch verdienen. Er stinkt erbärmlich und hie und da liegen reglose Gestalten am Grabesrand und manches Mal ist es Janna, als würde sich eines dieser Dinger bewegen. Sie humpelt ein wenig, doch kein Blut mehr rinnt über ihre Haut, doch wer weiss wie lange noch. Hinter sich kann sie die Schritte Callios nehmen und nur bei jeglichem Gedanken an diesen Mann wird der kleine Funken Zorn wieder angefacht und sie muss sich tunlichst davon abhalten ihm böse Blicke zuzuwerfen. So völlig in Gedanken versunken, prallt sie beinahe gegen Rubelli, der urplötzlich halt gemacht hat. Als sich auch Callios eingefunden hat, streckt der Schausteller die Hand aus und weist auf ein altes, Ruinenartiges Gemäuer, das sich kaum 20 Schritte vor ihnen in die Höhe erhebt.
Er scheint seine Zunge verschluckt zu haben, denn kein Worte kommt über seine Lippen, was jedoch auch nicht muss. Janna, ebenso wie Callios begreifen Beide, was es zu bedeuten hat und flüchtig sehen sie sich um. Das Gebäude wirkt verlassen, ist scheinbar direkt aus dem Gestein der Wände herausgehauen und hat seine besten Tage, wie die meisten anderen Bauten hier unten, schon längst hinter sich. Kein Licht erhellt sein Inneres, es liegt beinahe in völliger Dunkelheit in einer Art Nische der ganzen Höhle. In der Nähe sind keine weiteren Häuser zu finden, die letzten von ihnen haben sie schon lange passiert. Bedrohlich erhebt sich die Ruine vor ihnen und beinahe ist es Janna, als wer dort in grosser roter Schrift darauf zu lesen: „GEFAHR“. Kurz huscht ihr Blick zurück zu dem Weg, den sie gekommen sind und schnell schüttelt sie den Kopf um ihn freizukriegen von eventuellen Gedanken von wegen Rückkehr. So nimmt sie die Tasche von den Schultern und zieht daraus das Blasrohr mit den kleinen Pfeilchen, die Phiolen mit der gelben Flüssigkeit und ein Kräuterbeutelchen. Mit einigen wenigen geschickten Handgriffen hat sie die Kräuter in die Phiole geschüttet, schnappt sich jeden der Blasrohpfeilchen und taucht ihn schnell darin ein, bevor sie das ganz Ding an ihrem Gürtel verstaut. Dann sind ihre Dolche an der Reihe und erst dann bemerkt sie die fragenden Blicke ihrer zwei Mitstreiter und meint mit einem beinahe boshaften Lächeln: „Gift.“ Einen der Dolche drückt sie Rubelli in die Hand, die Anderen zwei hält sie selbst und sieht schliesslich fragend von einem zum Anderen, bevor sie leise spricht: „Rubelli, du bleibst hier. Wir wissen nicht, was uns dort drin erwartet und du kannst nicht kämpfen. Wenn wir dich rufen, dann geh und suche Eade, wenn wir nicht rufen, bleib wo du bist. Sollten wir beide nicht zurückkehren, begib dich nicht in Gefahr, bitte.“ Dabei liegt ein flehentlicher Ausdruck in ihren Augen und ohne Vorwarnung schliesst sie Rubelli sachte in die Arme und flüstert leise: „Weißt du, Ich hab selten Menschen gesehen, die soviel Liebe empfinden können, das sie ohne darüber nachzudenken ich Leben wegwerfen würden. Ich glaube, nur weil eine solche Liebe des Lebens wert ist, bin ich wirklich hier.“ Es ist nur schemenhaft in der Dunkelheit zu erkennen… ihr Lächeln, da wendet sie sich schon ab und spricht weiter zu Callios: „Es gibt, wie ich das von hier sehe nur einen Eingang, also heisst das wohl, wenn Jemand noch da ist, dann da drin.“




Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 14. März 2005, 20:30 Uhr
Eade wehrt sich zwar mit Händen und Füssen, ignoriert das Brennen auf seiner Brust und vergisst auch, dass Rubelli sämtliche seiner Gedanken mitbekommt. Er schlägt, zerrt, tritt gegen alles was sich irgendwie nach Sedim anfühlt, wobei es aussieht als würde ein kleines Kätzchen sich gegen einen ausgewachsenen Kater stellen. Im Rausch des ungleichen Kampfes sendet Eade Rubelli mehr ungewollt, als wirklich bewusst einiges an Hilferufen, die jedoch nicht über seine Lippen kommen. Seine Kehle ist so ausgedörrt, dass er glaubt gleich ersticken zu müssen. Mit einem Male rutscht er beinahe aus, wird jedoch von Sedim am Flug gehindert, der ihn nun fest an beiden Handgelenken erwischt hat. Eine Woge von Schmerzen wallt durch seine Arme und setzt seinen Verstand ausser Gefecht. Die Wunden reissen erneut auf und ohne noch viel mehr weitere Mühe vermag Sedim den Asrai in die kleine Kammer zu schleifen, in der bereits Liade wartet. Mit einem Keuchen sinkt Eade augenblicklich in die Knie, denn seine Beine können ihn nicht mehr tragen. Der harte Boden schürft seine Haut auf, doch diese Nebensache ist nicht mehr zu spüren. Beinahe kippt er noch vornüber, doch Liade hält ihn fest, legt ihm ebenfalls eine Decke um seine nackten Schultern, denn das ehemals grüne Hemd, das Sedim zerschnitten hat, hängt nur noch auf halber Höhe. Die Kälte spürt er noch immer nicht, dafür presst er seine Arme fest an seinen Leib, als könnte er damit die Schmerzen dazu bringen, sich zu verziehen. In der Dunkelheit der Zelle, kann er nichts erkennen, doch das Geräusch eines Riegels, der vorgeschoben wird, lässt seinen Überlebensgeist erwachen. Ein deutliches Stöhnen kommt über seine vor Trockenheit aufgesprungenen Lippen und nur mit Liades Hilfe vermag er sich auf die Beine zu hieven und dann auch noch stehen zu bleiben und nicht gleich wieder Bekanntschaft mit dem Steinboden schliessen. Von draussen ertönt ein Schatten, Schieben, Knarren, als würde Jemand zusammenpacken und in Eade läuten sämtliche Alarmglocken auf. Sedim will verschwinden, einfach weggehen und sie so hier lassen, sterben lassen in dieser Zelle. Wofür dann der Fluch, wofür all der Aufwand, wenn sie hier schliesslich doch jämmerlich verhungern sollen.

Der Asrai klammert sich mit einer Hand an seine Schwester, die selbst kaum mehr auf den Füssen stehen kann, den anderen Arm hält er fest gegen seinen Oberkörper gedrückt, ohne zu bemerken, dass er sich so selbst noch mehr Schmerzen zufügt. Seine Gedanken wollen nach allen Seiten ausgreifen und nur mit dem kümmerlichen Rest seiner Kräfte kann er sie zusammenhalten. Der kleine, dumme Machtkampf gegen Sedim hat ihn geschwächt und er kann selbst fühlen, dass es nicht mehr lange dauert, bis er wieder in der sanften Dunkelheit von eben verschwindet. Es ist ein verzweifeltes Krächzen, ein letzter Ausruf, als ob es etwas bringen würde: „Sie... werden dich... kriegen... Sedim!“
Wer wird ihn kriegen? Wer? Eade vermag zu spüren, dass dort Jemand ist, Jemand immer näher kommt, doch wer genau sie sind bleibt ihm verborgen. Seine sämtlichen Gedanken beginnen sich in einen dichten Nebel zu hüllen, sein Kopf fühlt sich mit einem Male bleischwer an und die Umgebung verschwimmt vor seinem Auge. Im nächsten Moment versinkt er wieder in der Ohnmacht und die Verbindung zu Rubelli bricht mit dem Verschwinden seines letzten Funken Bewusstsein ab.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 14. März 2005, 22:41 Uhr
Die dunklen Schatten spielten Callios einen Streich.
Rubelli steht immer noch in ihrer Nähe, nur hat das spärliche und unstet flackernde Licht den Schausteller kurzzeitig vor seinen Blicken verborgen.
Zügig machen sie sich wieder auf den Weg, denn Rubelli gibt ein rasches Tempo vor.
Er will so schnell wie möglich bei Eade sein, was Callios natürlich versteht.
Die Erwähnung von Eades Schmerzen beunruhigt jedoch alle spürbar, denn das kann nur bedeuten, dass Eade verletzt ist.
Immer mehr Unrat füllt die dunklen Gassen und mehrmals müssen sie über einen Körper hinwegsteigen.
Callios fühlt Übelkeit in sich aufsteigen, weshalb er sich immer wenn sie auf einen Körper treffen einzureden versucht, dass dieser nur schläft.
Er unterzieht sie auch keiner genaueren Beobachtung, weil das seiner Einbildung nur schaden würde.
Etwas anderes erweckt aber seine Aufmerksamkeit: Janna fällt immer weiter zurück.
Da er als Letzter geht und ihnen gewissermassen den Rücken deckt nähert sich die kämpferische Schankmaid (er hat sich immer noch nicht richtig mit dem Gedanken an eine Amazone abgefunden) immer mehr, bis Callios Janna an der Schulter fasst und sie fragt, was los sei.
Ihre Antwort fällt überraschend ruppig aus und Callios kann sich bei ihrem Anblick nicht des Verdachts erwehren, dass Janna verletzt ist.
Scheinbar ist sie jedoch zu stolz, um sich damit gerade jetzt zu beschäftigen
Innerlich schüttelt Callios den Kopf über so viel Unvernunft.
Was denkt sich Janna denn? Sie bringt sich doch damit nur unnötig in Gefahr!
Und genau das sagt Callios der immer bleicher werdenden Frau vor ihm auch.
Janna erweist sich jedoch als störrischer als ein Maultier und Callios gelingt es nur langsam, sie von der Richtigkeit seiner Argumente zu überzeugen.
Nur zögerlich willigt Janna ein, Callios die Wunde notdürftig behandeln zu lassen.
Erneut greift Callios zu Mulde und Alkohol.
Als Janna ihren Umhang beiseite schlägt und ihre Verwundung offenbart muss er sich zurückhalten, um nicht zischend die Luft einzuziehen.
Jannas Seite wurde durch einen Schnitt verletzt, welcher gut die Länge von Callios Hand aufweist.
Die Wunde blutet stark und Jannas Hemd sowie der Saum ihrer Hose sind durchtränkt.
Callios kann sogar eine feine Blutspur an Janna Bein erkennen.
Zeig ihr nur nicht, wie ernst es ist! ruft er sich selbst zur Disziplin und setzt eine unbewegliche und ausdruckslose Miene auf.
Nur schwerlich kann er seine Hände vom Zittern abhalten.
Ich bin kein Heiler! Das wenige, was ich gelernt habe hat mir unser Koch beigebracht. Mehr als einen Schnitt im Finger sollte ich eigentlich gar nicht behandeln dürfen!!
Unsicherheit steigt in Callios auf, als seine Versuche die Wunde zu säubern immer mehr Blut zu Tage fördern und schon bald ist der Mulllappen ebenso durchtränkt wie Jannas Hemd.
Janna fragt neugierig, wie es denn aussehe, doch Callios konzentriert sich zu sehr, um jetzt ein paar beruhigende Worte zu finden, weshalb er beschließt, einfach zu schweigen bis er fertig ist.
Er hat einen Grossteil des Blutes entfernen können und legt nun ein dick gefaltetes Stück Mull auf den Schnitt und drückt ihn fest an Jannas Seite, während er ihn mit einem weiteren Stück Binde, welches er um Jannas Hüfte schlingt dort fixiert.
Der Druck entlockt der Frau ein schmerzhaftes Aufstöhnen, welches sie jedoch, kaum dass es ihr entwichen ist, schon wieder abschneidet und die Lippen fest aufeinander presst.
Selbst in so einer Situation mmer noch der gleiche Sturkopf denkt sich Callios teils amüsiert, teils beeindruckt und teils besorgt.
Er erhebt sich und verstaut die Utensilien wieder in seinem Rucksack.
Janna schaut ihn fragend und ungeduldig an und mit einem Seitenblick erkennt er, wie sehr es Rubelli unter den Nägeln brennt, endlich weiter zu gehen.
„Die Wunde ist tief und blutet fest…"
Mehr kann er jedoch nicht sagen, da diese Frau sich doch tatsächlich schon wieder auf den Weg macht und Callios besorgt stehen lässt.
Ein gemurmeltes "Dankeschön" wirft sie ihm noch zu und dann sind sie auch schon wieder auf dem Weg. Rubelli legt beinahe ein noch höheres Tempo an den Tag und Callios will ihn schon aus Rücksicht auf Janna darum bitten, etwas langsamer zu laufen, aber das würde Janna nicht wollen, also hält er sich nur mit Mühe zurück.
Die Verletzung hat ihn ziemlich von ihrem eigentlichen Vorhaben abgelenkt und er kann sich nur schwerlich konzentrieren, doch nach einer Weile hat er sich wieder so weit genug im Griff. Das hoffe ich jedenfalls!
Unvermittelt bleibt Rubelli stehen und blickt starr auf ein vor ihnen liegendes und scheinbar uraltes Gebäude.
Die dunklen Fenster scheinen sie wie feindselige Augen anzustarren und die Fassade erweckt den Eindruck, als würde sich das ganze Gebäude bedrohlich nach vorn neigen.
Callios schüttelt den Kopf um seiner Fantasie Einhalt zu gebieten.
Ohne ein Wort zu reden sind sich die drei sicher, dass Eade in diesem Haus sein muss.
Callios ist erneut von Janna überrascht, als diese ein kleines Arsenal bestehend aus Blasrohr, dazugehörigen Pfeilen und mehreren Dolchen enthüllt.
Grinsend hält sie den beiden Männern eine kleine Phiole vor die Nase und klärt sie auch gleich über deren Inhalt auf. "Gift".
Nach einem kurzen Moment der Vorbereitugn sind Janna und auch Rubelli mit wenigstens einer vergifteten Klinge ausgerüstet.
Das Blasrohr und die Pfeile hält Janna ebenfalls griffbereit.
Nach einer kurzen und eindringlichen Warnung Jannas an Rubelli, sich unter allen Umständen aus Kämpfen herauszuhalten schleichen sie und Callios vorsichtig zu offenstehenden Tür des Hauses.
Auf der Pforte ist schon beinahe mehr Unrat verstreut als auf ihrem Weg zu diese Ort und mehrere Ratten entweichen leise quieckend in die Schatten.
Callios hat nun auch seine Waffe gezogen und starrt in den düsteren Raum, welchen sie nun langsam und sich nach allen Seiten umschauend betreten.
Zerschlagene Möbel liegen verstreut im Zimmer herum und eine feine Schicht aus Staub und Spinnweben bedeckt praktisch alles.
Callios erkennt mehrere Stühle und einen auf der Seite liegenden grossen Holztisch über dessen kannte ein weiterer "Schlafender" liegt - nach seinem Aussehen und Geruch schon eine ganze Weile.
Callios schluckt trocken und kämpft erneut gegen die Übelkeit.
Grosse Teile des Raumes sind in tiefschwarze Schatten verborgen und einmal meint Callios zu sehen, wie ihn mehrere kleine rote Augenpaare anstarren.
Verwirrt will er Janna gerade darauf hinweisen als diese ihm mit einem Fingerzeig auf etwas aufmerksam machen will.
Halb in den Schatten verborgen befindet sich eine Treppe, welche in den Keller hinab zu führen scheint. Callios tritt näher an den Kopf der Treppe und beginnt dann mit dem Abstieg, das Schwert schützend vor sich haltend.
Aus dem Augenwinkel bemerkt er eine Bewegung, als er den Kopf dreht sieht er jedoch, dass es sich nur um die Spitze von Jannas Blasrohr handelt.
Um nicht Gefahr zu laufen, ihn zu treffen hat sie es über seine Schulter gelegt, bemerkt er anerkennend.
Die Aussicht auf einen Giftpfeil im Rücken bekommt Callios jedenfalls nicht und er dankt Janna im Stillen für ihren kühlen Kopf.
Die gewundene Treppe führt sie in die Tiefe und endet an einer Tür - wahrscheinlich der einzigen im gesamten Gebäude, welche noch nicht zu Feuerholz verarbeitet worden ist. Nur eine kleine Fackel erleuchtet die Düsterniss.
Als er die Stufen betrachtet, wundert sich Callios, wie sie so sicher bis hier unten gekommen sind.
Auf den Stufen liegt alles mögliche, von Knochen über haufenweise Dreck zu... nein, er will nicht wissen, was DAS ist.
Angewiedert wendet er sich der Tür zu, an der schon Janna bereitsteht und den Kopf gegen das Holz legt.
Callios gesellt sich gerade zu ihr als ein lauter und abgehackt klingender Schrei die erdrückende Stille zum Einturz bringt.
„Sie... werden dich... kriegen... Sedim!“
Janna und Callios wechseln einen überraschten Blick, doch schon hat die Frau die Hand auf die Tür gelgegt, bereit diese aufzustossen.
Callios grieft sein Schwert fester und nickt knapp.
Jetzt wurde es ernst.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 16. März 2005, 01:32 Uhr
Rubelli hat Janna stumm dabei zugesehen, wie sie Pfeile und Dolche präparierte. Jetzt wiegt er den Dolch, den sie ihm gegeben hat, unschlüssig in der Hand und weiß nicht so recht was er mit ihm anfangen soll.
In seinem Kopf hämmern noch immer Eades Schmerzen und er hat das Gefühl, dass sie sogar schlimmer geworden sind. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn und seine Haare haben jeglichen Glanz verloren. Das einzig lebendige in seinem Gesicht sind seine hellen Augen, die fiebrig heiß und wütend ihre Umgebung mustern.
Als Janna ihn bedeutet vor dem Haus zu warten will Rubelli zuerst protestieren, aber dann muss er sich widerwillig eingestehen, dass er wirklich keine Hilfe für die beiden Kämpfer ist.

Verdammter Schwächling der du bist Chris. Wie willst du deinem Liebsten zur Hilfe eilen, wenn du noch nicht einmal einen Dolch führen kannst.

Insgeheim nimmt er sich vor, sich von Janna zeigen zu lassen wie er sich verteidigen kann, wenn sie erst einmal hier raus sind. Für den Moment bleibt er also zurück und versucht Eade zu helfen, indem er ihm all seine verbliebenen Kraftreserven zukommen lässt. Gleichzeitig hüllt er ihn mit all seiner Liebe beschützend ein, aber schon bald nachdem Janna und Callios in dem Haus verschwunden sind, muss Rubelli erkennen, dass er Eade damit nicht mehr erreichen kann.
Stattdessen überschwemmt ihn eine wahre Flut von Wut und Hass. Noch nie hat Rubelli so viel Schmerz und Abscheu empfunden und gleich einer rotglühenden Lanze bohren sich diese Gefühle in sein Sein.
Stöhnend windet er sich auf dem dreckigen Boden; der präparierte Dolch vergessen neben ihm liegend.

Eade! Komm wieder zu dir! Versinke nicht so in Dunkelheit - du bist doch mein Seharim. Komm zu mir!

Doch Eade kann ihn nicht mehr hören; zu weit weg ist er in seinem wütenden Zorn. Bis die Verbindung zwischen ihnen schließlich gänzlich zerbricht und Rubelli leer zurück lässt.
Wie tod liegt er auf dem Boden - unfähig zu begreifen wo die Leere in seinem Inneren plötzlich herkommt. Er fühlt sich nackt und so einsam wie noch nie zuvor in seinem Leben. Nur langsam sickert die Erkenntnis in seinem Verstand wo er sich befindet und warum er überhaupt hier ist. Doch dann erwischt es ihn wie ein kalter Eisschauer.

Eade!  "Eade!" Unwirklich hallt Rubellis gequälter Schrei durch die verborgenen Gänge der Unterstadt und dringt in jede Ritze. Wut, Schmerz und Liebe - alles liegt in diesem einem Ruf, in diesem einem Namen.
Und Angst! Grausame, kalte Angst Eade verloren zu haben.
Heiße Tränen laufen ihm über die Wangen. Fast blind greift er nach dem Dolch an seiner Seite und rappelt sich stolpernd auf.  Ohne weiter darüber nachzudenken rennt Rubelli auf das Haus zu. Sein Leben ist unwirklich geworden und sollte Eade wirklich bereits tod sein, dann würde er ihm mit Freuden folgen. Noch einmal würde er ein Versprechen, wie er es Timothy gegeben hatte, nicht einhalten.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 16. März 2005, 16:56 Uhr
Sedim ist fort und Liade und ihr Brüder befinden sich allein in diesem dunklen Raum, den Liade nicht mal freiwillig als Abstellkammer nutzen würde. Es ist finster. Kein Licht erhellt den Raum. Liade sitzt neben ihrem Bruder auf dem kalten Steinfußboden. Eade ist nicht mehr bei Bewusstsein. Die Augen der kleinen Wasserfee scheinen vollkommen leer. Sie versucht sich einzureden, dass dies alles nur ein Traum ist. Zumindest fühlt sich momentan alles so an, als wäre es nur ein Traum, als wäre alles unwirklich. Doch die Schmerzen, die sind echt und hindern sie daran, einzuschlafen. Im Dunkeln hat sie versucht, die Datteln zusammen zu suchen, die Sedim ihnen in den Raum geworfen hat. Es sind nicht viele. Eine hat sie sich gleich in den Mund gesteckt und ganz langsam zerkaut. Die anderen liegen nun vor ihr und ihrem Bruder. Lange würden sie so nicht überleben können. Würde Sedim sie wirklich freilassen, nachdem er in der Stadt mit seinen 'Geschäften' fertig ist? Bei dem Gedanken daran, in diesem dunklen Loch sitzen zu müssen, ohne sich mit ihrem Bruder unterhalten zu können und ohne Nahrung, lässt erneut Panik in ihr aufflammen und wieder beginnt sie leise zu weinen.

"Sethai, warum hilfst du mir nicht?", flüstert sie leise, mit weinerlicher Stimme. "Hast du mich vergessen?" Sie ist sich nicht mehr sicher, ob außer Sethai ihr jemand zur Hilfe eilen würde. Zu selten hatte sie in den letzten Wochen Morgana oder Thram besucht. Orga und Henry hatten sicher anderes zu tun. Doch was mit Sethai ist, das kann sie sich einfach nicht erklären. "Sethai..."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 18. März 2005, 11:25 Uhr
Sedim klappt das Buch der dreizehn Geheimnisse vorsichtig zu. Ein Lederband mit Schnalle, welches er fest darumlegt, würde verhindern, dass es sich unbeabsichtigt öffnet, wenn er wieder unterwegs ist. Von nebenan holt er das Öltuch, in welches das Buch bereits auf der Hinreise eingewickelt war, damit es bei dem feuchtkalten Wetter keinen Schaden nimmt. Es wurde nun ohnehin Zeit, sich endlich dem eigentlichen Grund seines Besuchs in Talyra zu widmen. Wäre ihm nicht zufällig der Feenmann über den Weg gelaufen, dessen Erscheinen die Vergangenheit plötzlich wieder ans Tageslicht gebracht hat, wäre er wohl längst schon wieder in wärmeren Gefilden.

Die leere Drohung, die Eade mit letzter Kraft ausstößt, ignoriert der Magier, während er zurückkehrt und das Buch endgültig in seinen Taschen verpackt, denn er weiß, dass niemand dem Weg, welchen die beiden Geschwister genommen haben, würde folgen können. Lediglich der Seher war ein Problem gewesen, doch er hatte dafür gesorgt, dass es gelöst wurde.
Die Reste der Kräuter, der Kerzen und der Tinte verstaut er ebenfalls, während er über das spärliche nachdenkt, was ihm Al Raschid berichtet hatte, als er Sedim in seinem Palast besuchte. Er hatte von einem schwarzem Stein gesprochen, welcher mit blutroten Adern durchzogen war. Silberne Schriftzeichen waren darin eingelassen, welche, so war sich sein Besucher sicher, seit dem letzten Zeitalter nicht mehr verwendet wurden.

Ein Rascheln an der Tür zu seinem Versteck, läßt den Magier kurz aufhorchen. Wahrscheinlich nur die Ratten, die sich um ein Stück verfaultes Brot streiten, denkt er sich und leert den Tisch vor sich. Ein Krämer in kleinen Seitegasse im Handwerkerviertel scheint diesen Stein zu besitzen, ohne seinen Wert zu kennen. Wenn er noch da ist, sollte es ein leichtes sein, ihm dem Händler für einen lachhaften Preis abzunehmen. Und wenn nicht..., die Miene des Südländers verfinstert sich, würde er zumindest ein Hinweis geben können, wohin der Stein verkauft wurde, so dass es möglich war, dem jetzigen Besitzer zu folgen.
Allerdings würde das möglicherweise bedeuten, noch länger Schnee und Eis ausgesetzt zu sein. Eine Vorstellung die Sedim nicht behagt. Er will das ganze hier und jetzt in die Finger bekommen und den Aufzeichnungen im Buch folgen, um zu überprüfen, ob seine Vermutungen über die Herkunft des Steines richtig sind. Und sollten sie es sein..., ein kaltes Lächeln umspielt die Mundwinkel des Südländers, als er daran denkt, doch es verschwindet sofort wieder als er den entgegengesetzten Fall in Erwägung zieht, ...wenn nicht, würde Al Raschid dafür bezahlen müssen, dass er ihn in dieser Jahreszeit so weit in den Norden geführt hat. Lange und schmerzvoll würde er seinem Informanten zeigen, wie es ist, Finger und Zehen nicht mehr zu spüren, oder den Schmerz, wenn die Wärme langsam wieder in den Körper zurückkriecht.
Der Gedanke daran, erinnert ihn an die beiden Wasserfeen. Es wird Zeit, dass ich wieder ans Tageslicht komme, um zu sehen, wie lange es noch dauert, bis der Fluch endlich seine Wirkung entfaltet., sagt er sich. Auch wenn ich ihren Verfall nicht die ganze Zeit beobachten kann, so will ich doch wenigstens sehen, wie es beginnt.
Er nimmt die Tasche und lenkt seine Schritte zurück in den Nebenraum, wo der Rest seines Reisegepäcks liegt.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 20. März 2005, 16:00 Uhr
Callios nickt lediglich, er scheint nicht wirklich zu Wroten fähig zu sein. Sein Gesicht wirkt im fahlen Licht, das von einer Fackel her rüht, weiss wie Schnee und für einen Moment möchte Janna beinahe innehalten und ihn bitten kurz auszuruhen. Als sie seinen starren Blick in Richtung der Ruine bemerkt, verwirft die den Gedanken jedoch sogleich wieder und konzentriert sich darauf den Schmerz aus ihrem Kopf zu bannen, da es Wichtigeres gibt, um das sie sich kümmern muss.
Rubelli scheint protestieren zu wollen, lässt es dann jedoch bleiben und Janna wirft ihm stumm einen dankbaren Blick aus zwei müden Augen zu. wie lange sie nicht mehr geschlafen haben, darüber will sie eigentlich nicht nachdenken. sie hat jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren und solange sie nicht aus dieser Unterstadt herauskommen, da ist sie sich sicher, wird sich daran auch nichts ändern.
So zieht sie lediglich den Umhang von ihren Schultern, legt ihn dafür Rubelli um und drückt ihm ihre eigene Tasche in die Hände. Callios scheint für einen Moment darüber nachzudenken, ob ihm nicht doch noch etwas nützlich sein könnte, streift dann jedoch seinen Umhang und seine Tasche ebenfalls ab und lässt sie neben Rubelli zu Boden gleiten.

Janna fühlt sich, als wäre sie durch einen Fleischwolf gedreht worden, strafft jedoch trotzdem ihre Schultern, um sich keine Blösse geben zu müssen.
Der grosse Mann, dessen blondes Haar ihm wirr ins Gesicht fällt, hat ihre Wunde gut verbunden, doch spürt sie wie von dem Schnitt aus eine kühle Taubheit auf ihr Bein zugreift. Sie haben die Wunde nicht ausgewaschen. <<Was wir nachholen werden, sobald dieser ganze Alptraum vorbei ist.>> Damit wischt sie mit einer angedeuteten Handbewegung sämtliche unnützen Anhängsel von Gedanken fort und sieht Rubelli noch einmal kurz an, bevor sie sich samt Callios auf den Weg zu dieser Ruine macht. Was auch immer dieses Gebäude vorher gewessen ist, es muss beeindruckend erschienen sein. Wenn Janna die Augen zusammenkneift und ihrer Fantasie auch nur für einen Moment freie Bahn lässt, richtete sich die ziemlich schiefe Fassade des Gebäudes wieder auf, helles Sonnenlicht erhellt die mit Efeu überwachsenen Wände, dringt in die bunten Glasfenster ein und erhellt hübsch eingerichtete Räume. Die Eingangstür aus hellem Holz und auf beiden Seiten ein Topf mit Blumen, vielleicht hört man auch Kinderstimmen aus dem Haus.
Ein leichter Stoss an ihre Schulter reiss Janna unsanft aus der heilen Welt, in die sie sich für einen Herzschlag geflüchtet hat und ein verwirrter Blick von Callios trifft sie. Seine graugrünen Augen scheinen jeglichen Glanz verloren, den Janna glaubt, zuvor einmal in ihnen entdeckt zu haben. Ohne zu Sprechen vereinbaren sie untereinander, dass er vorgeht und schon bald dringen sie in das uralte Gemäuer ein, wobei die Schankmaid doch die Haare zu Berge stehen, bei dem Gedanken ob diese Wände noch lange halten. Unrat und Geröll liegt herum und beide müssen sie höllisch aufpassen, nicht über vereinzelte Ueberreste eines Menschen, einstmalige Möbel oder hölzerne Gegenstände zu stossen. Der Geruch hier drinn ist noch schlimmer als draussen und Janna wehrt sich mit allen Mitteln dagegen, das ihr Magen Purzelbäume schlägt.

Eine Treppe erringt schliesslich ihre Aufmerksamkeit und mit der grösstmöglichen Sorgfalt bewegen sie sich darauf zu, auf jeden ihrer Schritte eigens achtend um nicht zu stolpern. Kein Licht erhellt mehr die Umgebung und nur aus dem Raum vor ihnen, durch die ritzen der Türe hindurch, die ziemlich lädiert aussieht, dringten einzelne Lichtstrahlen, nicht mehr als Kerzenschein. Janan ist zumindest froh, nicht im Dunkeln umhertappen zu müssen und zieht lautlos ihr Blasrohr hervor, drapiert es mit einem Pfeil und legt es über Callios Schulter, der sichtlich erleichtert scheint, nicht so schnell einen Pfeil in seinem Hinterkopf vorzufinden. Ein heiseres Aufschreien, dass wie das verletzte Winseln eines ertrinkenden Welpen klingt, lässt sie zusammenfahren und Gänsehaut breitet sich auf ihren Armen aus. Eade!!! Vor Schreck hält sie einen Moment inne, muss die Veränderung in der ansonsten so melodischen Stimme des Mannes verdauen und greift dann entschlossen nach dem Knauf, der auch nur noch Zierrat an dem kaputten Ding ist.
Doch noch bevor sie dazu kommt, die ehemalige Türe aus den Angeln zu reissen und so diesen Sedim, oder wer auch immer sich dort befindet zu überraschen, dringt ein entsetzter, panischer Schrei ihr durch Mark und Bein. Hass, Wut, Angst und Schmerz spiegeln sich darin wieder und vertreiben sogar die Ratten aus ihren Löchern, dringen in sämtliche Ritzen und Janna ist es als würden ihre Ohren klingeln. <<Rubelli, warum?!>>
Weiter kommt sie jedoch nicht, denn hinter der Türe sind mit einem Male sämtliche Geräusche verstummt, als hätte es sie nie gegeben und ihre Bene möchte am liebsten einfach unter ihr nachgeben. Idiot!!! "Kümmert euch um ihn, haltet ihn auf!", knurt sie Callios kurzerhand zu.
Im nächsten Augenblick erschalt ein lautes Knarren, Aechzen und ein Poltern, als sie Türe aus Jannas Schlag hin wirklich ihren Dienst aufgibt und kurzerhand auf dem steinernen Boden aufschlägt. Das Blasrohr mit einer Hand erhoben, in der Anderen den Dolch, sieht sie sich mit einem zornigen Blick um und erstarrt. Es ist ein eher kleiner Raum, in dem sie sich befinden. Ein Tisch steht in der Mitte, Seile zeugen noch davon, das dort wohl Jemand gefesselt lag und es stinkt erbärmlich nach Erbrochenem und Urin. Hinuntergebrannte, schwarze Kerzen sind in einem Kreis um den Tisch auf dem Boden angemacht und eine Fackel spendet warmes Licht, erhellt den ganzen Schrecken, der hier wohl stattgefunden hat. Schnell huscht ihr blick umher, damit ihr nichts entgeht, doch... Hier ist Niemand. Vosichtig macht sie einen Schritt vor und entdeckt zwei Türen. Eine mit einem Riegel, der vorgeschoben ist und eine, die einen Spalt offen steht, was wohl bedeutet, dass sich Sedim und sonstige Leute nur dort befinden können. "Eade?" Ihre leises Rufen hallt an den Wänden wieder und der Schall steigt ihr leicht zu Kopf.  Ein plötzliches, heiseres "Hier... Hier sind.. wir", lässt sie in ihren Bewegungen innehalten und ihr Blick huscht zu der Türe mit dem Riegel. Eine Frauenstimme, eindeutig, wenn auch seltsam verzerrt und beinahe unwirklich scheinend, wie die Stimme eines Geistes. Eine Antwort gibt sie jedoch nicht, viel zu sehr ist sie auf die zweite Türe konzentriert, lauscht noch einmal ob sie hinter sich Callios vernehmen kann und hört dann plötzlich ein dumpfes Krachen und ein weiteres Schreien von Oben, was sehr an einen gewissen Schausteller erinnert. <<Bitte Anukis, halt diesen Jungen davon ab, noch mehr Dummheit zu begehen.>>

Mit bedächtigem Schritt wendet sie sich der leicht geöffneten Türe zu und wiegt ab, was sie tun soll. Auf Callios warten und so diesem Sedim ermöglichen sich einen Fluchtplabn auszudenken? Nein, das kann nicht der richtige Weg sein und so geht sie vorsichtig weiter, bis hin zum türrahmen, die ganze Zeit darauf gefasst, plötzlich angegriffen zu werde. Für einen Moment greift sie ihren Dolch fester, duckt sich leicht und taucht mit einem leichten Sprung unter einer vielleicht daherfliegenden Keule, Hand oder was auch immer unter und sticht mit dem nach der Seite, wo nicht die Türe ist. Sollte er sich hinter der Türe befinden, muss er erstmal hervorkommen um ihr irgendwas zu tun, also ist nur die offene Seite eine Gefahr. Trotzdem... trifft sie ins Leere.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 21. März 2005, 22:31 Uhr
Sedim hat die Taschen gerade wieder abgestellt, als die Tür zu seinem Versteck mit einem lauten Knall auf dem Boden landet. Erschreckt fährt er herum und erwartet, dass jemand ihn von hinten angreift, doch scheint die Tür, welche zu dem Raum führt, in dem er sich befindet, ihn vor den Blicken der Eindringlinge zu verbergen. Erleichtert geht er mit leisen Schritten darauf zu, um durch den Spalt zu blicken, welcher offen geblieben ist. Es hat also doch jemand nach ihnen gesucht. Die Fünf scheinen ihr Handwerk doch nicht so gut zu verstehen, wie ich gedacht habe, mutmaßt er. Entweder sie haben ihren Mund nicht gehalten oder der Seher ist früher wieder genesen als gedacht. Doch nun ist es zu spät sich über die Inkompetenz seiner Handlanger Gedanken zu machen. Es gibt naheliegendere Probleme, die gelöst werden müssen, denkt er sich, als er in den Nebenraum schaut.

Er ist überrascht, statt einem oder mehrerer kräftiger Männer, welche die Tür eingeschlagen haben könnten, einen halbwüchsigen Jungen vor sich zu sehen, welcher ihm den Rücken zukehrt. Als dieser Eade ruft, hat der Magier das Gefühl, dass an der Stimme, welche er hört, irgendetwas nicht richtig ist, obwohl er sicher ist, sie noch nie zuvor gehört zu haben. Die Antwort seiner Gefangenen kommt leise aus der Zelle, während der Magier zu seinem Dolch greift und ihn aus der Scheide zieht. Es würde wohl nicht lange dauern, bis der andere erkennen würde, dass sich lediglich in diesem Raum noch jemand befinden kann.
Ein Poltern, welches durch die eingeschlagene Tür klingt, lässt den Fremden plötzlich den Kopf herumreißen und auch der Südländer versucht dessen Blick zu folgen, doch kann er nichts erkennen, ohne sein Versteck preiszugeben. Dafür bemerkt er, was ihm an der Stimme falsch vorkam. Es steht kein Mann vor ihm, sondern eine Frau, deren Haare und Gestalt lediglich jungenhaft sind.
Die Eingangstür wäre mir vermutlich ohnehin entgegengefallen, wenn ich das nächste Mal hindurchgegangen wäre, denkt sich Sedim, als er feststellt, mit welchem Gegner er es zu tun hat. Die Frau, welche das Aussehen einer Waldläuferin oder Diebin hat, blickt nun in seine Richtung, so dass er sich noch weiter in die Schatten hinter der Tür zurückzieht. Er kann den Atem der Frau hören, als sie sich langsam nähert. Ein Grinsen gleitet über die Gesichtszüge des Magiers. Meine Nahkampfkünste mögen zwar beschränkt sein, doch wenn das die Rettung ist, auf die die Wasserfeen gewartet haben, werde ich sie wohl enttäuschen müssen.

Plötzlich hört man ein leichtes Schaben von Schuhen auf dem steinernen Boden und ein Arm erscheint knapp über dem Boden, welcher mit einem Dolch durch die Öffnung zwischen der Tür und dessen Rahmen sticht.
Mit aller Kraft wirft sich Sedim gegen die Tür, so dass diese zuschlägt und den Arm der Frau zwischen dem harten Holz einklemmt. Ein Schrei des Schmerzes ist von ihr zu hören und sie läßt den Dolch aus ihrer Hand fallen. Sofort reißt Sedim die Tür wieder auf, dabei die Worte "Nay eles al" vor sich hinmurmelnd, welche seinen Dolch zum Leben erwachen lassen.
Vor ihm am Boden liegt die jungenhafte Gestalt. Schnell greift er nach ihrem Kinn und reißt ihr den Kopf hoch, dabei den Dolch an ihren Hals haltend. Die Klinge glüht leicht und strahlt eine unnatürliche Wärme aus.
"Steh auf", befiehlt Sedim der Diebin, "oder du wirst deine Dummheit mit dem Leben bezahlen." Als sie schliesslich wieder auf die Füsse gekommen ist, fragt er sie: "Du bist nicht allein, oder? Wieviel seid ihr?"

Der Magier hört die Antwort und überlegt, was zu tun ist. Selbst wenn sie genauso kampfstark sind wie diese hier, werde ich sie kaum alle gefangen nehmen können, überlegt er, doch wenn ich es nicht tue, wird es nicht lange dauern, bis sie die Gardisten holen. Der Südländer hatte kein Interesse daran den Blaumänteln über den Weg zu laufen. Nach allem, was er in den Tagen in Talyra gehört hat, sorgen sie zumindest in den Strassen der Oberstadt mit harter Hand für Ordnung. Auch waren sie nicht für ihre Bestechlichkeit bekannt, so dass es lange dauern könnte, sie von seiner Unschuld zu überzeugen. Und wenn es etwas gibt, was Sedim jetzt am wenigsten will, dann ist es noch viel länger in dieser Kälte hier im Norden zu bleiben. Es wird Zeit sich auf die Rückreise zu machen, stellt er fest, der Krämer kann warten. Ich werde schon jemanden finden, um ihn hierher zu schicken und den Stein zu kaufen.
Als sein Entschluss feststeht, flüstert er wieder der Frau ins Ohr: "Los, ruf sie her. Aber keine Tricks. Glaub nicht, dass es mir etwas ausmacht, deinem erbärmlichen Leben ein Ende zu bereiten."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 22. März 2005, 00:59 Uhr
Liade und ihr Bruder sitzen nicht lange in diesem Raum, da kann die Wasserfee draußen Stimmen hören. Ob das wohl unsere Retter sind? "Hier... Hier sind.. wir", krächzt Liade leise und hofft, dass man sie hört. Ihr Hals schmerzt mittlerweile so sehr, dass sie wohl auch ohne den Fluch in einiger Zeit nicht mehr würde sprechen können. Das Fieber lässt ihre Augen schmerzen und doch rappelt sie sich auf und tastet sich bis zur Tür. Noch einmal wiederholt sie: "Hier sind wir..."

Einen Moment lang kann sie nichts mehr hören, doch dann erkennt sie Sedims Stimme und Verzweiflung keimt in ihr auf. Egal, wer ihnen da auch zur Hilfe kommt, gegen Sedim hätten sie sicher keine Chance. Mutlos sackt Liade in sich zusammen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 22. März 2005, 09:15 Uhr
Sie sieht nur noch das dunkle Holz der Türe auf sich zufliegen  und versucht ruckartig noch zurück zu weichen, jedoch zu spät für ihren Arm, der von der zuschlagenden Türe eingeklemmt wird. Ein hässliches Knacken hallt in ihrem Kopf wieder und mit einem deutlichen Schmerzensschrei fällt Janna rückwärts zu Boden. Ihr ist, als würde Feuer durch ihre Adern fliessen, sie kann kaum mehr atmen, so sehr schmerzt es und ihr Gesicht hat verblüffende Ähnlichkeit mit einem weissen Laken angenommen. Für einen Moment kann sie sich nicht rühren, da hört sie schon Schritte und noch bevor ihre gesunde Hand bei ihrem zweiten Dolch angekommen ist, kann sie über sich eine Gestalt ausmachen. Eine Hand greift brutal nach ihrem Kinn und zerrt ihren Kopf in die Höhe, was erneute Tiraden von Schmerzen durch ihren Körper wallen lässt, doch noch obsiegt die Wut über ihre eigene Unfähigkeit und in ihren Augen steht deutlich, alles einzeln aufgelistet, geschrieben, was sie mit ihm anstellen würde. Der Mann über ihr scheint davon jedoch nicht wirklich beeindruckt und bevor sie auch nur einen verächtlichen Ton aus ihrer Kehle bringt, wird an eben diese etwas Heisses und gleichzeitig Scharfes gehalten, was sämtliche ihrer Alarmglocken klingeln lässt.
Mit einem gezischten: „Steh auf!“, hilft er ihr unsanft wieder auf die Füsse und erneut drohen die Schmerzen ihre Sinne zu übermannen und ein leises Stöhnen kommt über ihre Lippen, bevor sie diese fest zusammenpresst. Ihr Arm hängt lose herunter, unter dem Ellenbogen seltsam geknickt und ein Rinnsal Blut läuft aus einer kleinen Wunde. Dagegen kann sie spüren wie ihr Hosenbund erneut durchnässt wird und die Mulden scheinen ihren Dienst auch getan zu haben. Wieder dreht sich ihr Magen, doch sie kämpft dagegen an, sich genau jetzt zu übergeben, noch immer einen Dolch am Hals und den Feind im Rücken. Seine Hände sind unangenehm auf ihrer warmen Haut, sie erinnern an Spinnenbeine und am liebsten würde Janna diese einfach abschütteln. Doch der glühende Dolch an ihrem Hals befiehlt ihr erst einmal still zu sein und als dieser Bastard seine Frage stellt, schweigt sie sich vorerst in ihre Tasche, bis ein brennender Schmerz an ihrem Hals sie drauf aufmerksam macht, dass sie diesem Herrn wirklich egal ist. Eine leise gemurmelte Zahl kommt widerwillig über ihre Lippen: „4“, was zwar nicht stimmt, aber wenn unlautere Mittel im Spiel sind.

Ein Zögern folgt auf ihre Antwort und beinahe will sie sich schon versuchen loszureissen, trotz Puddingbeine und Gummiarm, wird dann jedoch von der nächsten Frage kurzerhand davon abgehalten und kann nicht anders als ein trockenes Lachen in dem Raum verhallen lassen. Seinen Atem noch an ihrem Ohr spürend meint sie höhnisch: „Als ob ich dies tun würde!“ Ihre Stimme laut und deutlich, was diesem Mann wohl überhaupt nicht zu gefallen schien und seinen Unmut spürte sie in Form weiterer Schmerzen, was nebst Arm und Hüfte wohl noch nicht genug war. Hitze wallt durch ihren Leib, ihr ist übel und liebend gerne würde sie sich jetzt einfach hinsetzen und aufgeben, doch dieser Mistkerl in ihrem Rücken hat eine Abreibung verdient. Trotzdem versucht sie es ihm so schwer wie möglich zu machen und zerrt und windet sich doch nach Leibeskräften, lässt es jedoch endgültig sein, als der Dolch beinahe sanft über die Haut, direkt unter ihrem Hals hindurchfährt und der Magier sie erneut fester greift. „Ich sagte keine Spielchen“, kommt es von ihm, so kalt, als wolle er jeden Moment Eiswürfel spucken und sie mag nun noch nicht einmal mehr widerspenstig den Kopf schütteln, zu sehr dreht sich dafür die Umgebung. Doch nach oben rufen, das wird sie nicht und wenn das ihren Tod bedeutet.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 22. März 2005, 23:28 Uhr
Anstatt seinen Worten zu folgen, lacht die Diebin ihn aus, doch reicht nur eine kurze Bewegung von Sedims Armen aus, um sie wieder gefügig zu machen. Allerdings nur für einen kurzen Augenblick, bis ihre Schmerzen erneut verklungen sind, dann lehnt sie sich nocheinmal gegen den Magier auf. Doch dieser verliert langsam die Geduld und um zu beweisen, dass er es ernst meint, zieht er den Dolch über ihren Hals so dass eine rote Spur zurückbleibt. Er fügt hinzu: "Ich sagte keine Spielchen," doch der Frau scheint jetzt endgültig die Kraft ausgegangen zu sein, nachdem ihr Arm gebrochen ist und sie anscheinend eine weitere blutende Wunde über der Hüfte hat.

"Ihr solltet euch schleunigst hier hinab begeben, wenn ihr eure Kumpanin lebend wiedersehen wollt," ruft Sedim plötzlich laut, um die Gefährten seiner Angreiferin dazu zu bewegen, ebenfalls in den Keller zu kommen. Er steht nahe am Türrahmen zu dem Nebenraum, um gute Sicht auf den Eingang zu seinem Versteck zu haben und so keinen Überraschungsangriff zu ermöglichen. Er schaut sich kurz um und stellt fest, dass seine Taschen in Reichweite sind, so dass er sie schnell ergreifen kann. Es würde nicht einfach werden, vier Personen gleichzeitig im Auge und in Schach zu halten, doch er hofft nicht allzulange zu benötigen, um zu verschwinden und dieser Stadt endlich den Rücken zu kehren.
Am besten wird es sein, sie sich in einer Ecke sammeln zu lassen, denkt sich der Magier, ich hoffe nur sie sind mehr um das Leben ihrer Vorhut besorgt, als diese selbst.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 25. März 2005, 00:38 Uhr
Callios zuckt sichtbar zusammen, als er Rubellis Schrei von oben herab hallen hört, so angespannt ist er.
Janna weißt ihn knapp an, sich um den Schausteller zu "kümmern" und schon stürmt Callios die Treppe hinauf.
Törichter Bursche! Bringt uns alle in Gefahr! denkt sich Callios, als er den Kopf der Treppe erreicht und Rubelli durch die Tür das Haus betreten sieht.
Panik zeichnet sich im Gesicht des jungen Mannes ab, jedoch auch Entschlossenheit.
"Rubelli, bitte bleib ruhig. Es ist zu gefährlich für dich." redet Callios langsam und bedächtig auf den ängstlich-verwirrten Rubelli ein.
Da ertönt von unten ein lautes Krachen, als Janna die Tür auftritt.
Callios wendet den Blick kurz zur Treppe und genau in diesem Augenblick wagt Rubelli seinen Vorstoss.
Scheinbar ist ihm alles egal, nur nicht Eade.
Die Überraschung hält nur kurz vor, doch hat Callios alle Mühe, Rubelli festzuhalten, der auch gleich beginnt, sich wieder loszuwinden.
Das Handgemenge mit Rubelli macht Callios einige Mühe, und ausserdem ist da auch noch die stille Sorge um Janna, die nun ganz allein in diesem Keller ist.
Callios lauscht angestrengt, ob er etwas aus der düsteren Tiefe dort unten hört, als Rubelli einen weiteren Ausbruchsversuch unternimmt und Callios nach hinten gegen den umgestürzten Tisch schubst.
Der Tote, welcher über der Tischkante hing rutscht polternd herab und landet in rostigen Töpfen, welche ein höllisches Geschepper verursachen.
Mit einem verzweifelten Satz nach vorn fängt Callios Rubelli kurz vor der Treppe ab und die beiden Männer fallen in den schmierigen Dreck, welcher den Boden bedeckt.
Wieder gibt es ein wildes Ringen, aber irgendwie kann Callios Rubelli festnageln und starrt den sich immer noch windenden Schausteller an.
"Wenn dir Eades Leben wirklich etwas bedeutet, dann hörst du sofort mit diesem Zirkus auf!" zischt Callios und hofft, das er seiner Stimme die nötige Härte verleihen konnte.
Er fühlt mit dem jungen Mann, der sich um seinen Liebsten sorgt, aber unbedachtes Handeln würde den sicheren Tod für sie alle bedeuten.
Die gerade gesagten Sätze wirken wie ein Eimer eiskalten Wassers auf Rubelli, der erstarrt und Callios mit weit aufgerissenen Augen anblickt.
Callios kann das innere Sehnen Rubellis in den Augen erkennen und schüttelt langsam und traurig den Kopf.
Als sich Rubelli gerade entspannt und Callios sicher ist, die Situation unter Kontrolle zu haben, ertönt von unten eine fremde Stimme:
"Ihr solltet euch schleunigst hier hinab begeben, wenn ihr eure Kumpanin lebend wiedersehen wollt!"
Rubelli und Callios schauen sich ratlos an.
Sedim hat also Janna in seiner Gewalt.
Was können wir tun? Wie können wir ihr helfen?
Callios´Gedanken rasen, aber ihm will nichts einfallen.
Einfach mit erhobenem Schwert in den Keller stürmen? Das wäre der sichere Tod. Die Zeit, um eine Ablenkung zu planen ist auch nicht vorhanden, also bleibt letztendlich nur die eine Möglichkeit.
Callios erhebt sich und hilft Rubelli auf, der nun müde und schlapp erscheint. Die ganze Energie und der Tatandrang sind von dem ungen Mann abgefallen.
Langsam steigen die beiden Männer die Treppe hinab und treten in den spärlich beleuchteten Raum.
Starker Gestankt schlägt Callios entgegen und er blickt sich in dem Raum um.
Da steht Janna und direkt hinter ihr steht dieser Sedim.
Er muss es einfach sein.
Callios entdeckt die feine rote Spur an Jannas Hals und Wut flammt in ihm auf, die er momentan aber noch im Zaum zu halten vermag.
Langsam hebt Callios die Hände in einer beschwichtigenden Geste und sagt mit unendlicher Ruhe, welche ihn selber erstaunt: "Wenn du ihr noch etwas antust erlebst du den nächsten Morgen nicht mehr. Und jetzt sag mir, wo du Eade versteckt hast!"

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 25. März 2005, 12:56 Uhr
Rubelli hat seine Weggefährten in seinem Liebeswahn erneut vergessen und stürmt ohne jeden klaren Gedanken in jenes Haus in dem er kurz zuvor noch Eades Leben gespürt hatte.
Die plötzliche Leere in ihm macht ihn schier wahnsinnig und so erkennt er Callios nicht einmal, als sich dieser auf ihn stürzt und aufhalten will. Rubelli wehrt sich heftig in dem Glauben einen von Eades Häschern gegenüber zu stehen und nur Rubellis Unfähigkeit ist es zu verdanken, dass die vergiftete Klinge seines Dolches Callios Haut nicht berührt.
Erst als Callios ihm zischend ins Gesicht schreit, dass er um Eades Willen aufhören soll sich zu wehren, löst sich der rote Nebel aus Hass vor seinen Augen ein wenig und lässt ihn schlaff und zitternd zurück.

Aber er ist doch schon tod ... wir können nichts mehr für ihn tun.

Diese Gedanken drängen sich in sein Bewusstsein ohne sein zutun und lassen ihn noch schwächer zurück, als zuvor. Der einzige Grund, warum er sich den Dolch noch nicht selbst ins Herz gestoßen hat, das in diesem Moment so schrecklich leidet und schmerzt, ist der, dass er Eades Mörder in die Hölle schicken möchte, aus der er gekommen war.
Sich an seine Rache festklammert, ergreift er Callios Hand, der ihn wieder auf die Beine zieht.
Die eiskalte Stimme, die aus den Tiefen unter ihnen zu ihnen nach oben dringt, lässt sie beide erstarren. Zuerst macht sich Ratlosigkeit auf ihren Gesichtern breit, doch dann machen sie sich auf den Weg nach unten. Rubelli kümmert Jannas Leben in diesem Moment längst nicht so viel wie es eigentlich sollte, aber sein übermüdetes Herz klammert sich immer noch verzweifelt an jenes längst vergessen geglaubte Gefühl der Liebe.
Entschlossenheit zeichnet sich Stufe für Stufe mehr in seinem Gesicht ab und als er hinter Callios den Raum betritt in dem Sedim Janna in seiner Gewalt hat, ist Rubellis Gesicht nur noch eine Maske des Grauens.
Die einstmals farbenfrohe Schminke auf seinem Gesicht ist verwischt und durch hemmungslose Tränen zu einer grotesken Maske erstarrt. Sein schwarzes  Haar steht ihm verfilzt vom Kopf ab und sein Mund ist nur noch ein dünner Strich Entschlossenheit.
Doch am furchterregensten sind seine Augen - selten hat man einen Menschen gesehen, dessen Augen dermaßen voller Gefühle waren, das sie förmlich zu leuchten schienen. Eine unerklärliche, tiefe Liebe gepaart mit abgrundtiefem Hass und unbezwingbarer Wut.

Wenn Sedim Janna nicht einen Dolch an den Hals gesetzt hätte, wäre Rubelli in diesem Moment wohl einfach auf ihn zugestürmt ohne auch nur weiter darüber nachzudenken ob er gewinnen konnte. So hält ihn Jannas Blut gerade noch auf, doch die Knöchel seiner Hand, die den vergifteten Dolch noch immer umfassen, treten schneeweiß hervor.
Rubelli mochte nicht geschickt im Umgang mit Waffen sein, aber sein Leben als Schausteller hatte seine Muskeln gestärkt.
Nur wie aus weiter Ferne hört er Callios Worte, denn er wagt kaum zu hoffen, dass Eade noch am Leben ist. Trotzdem mustert er Sedim abwartend mit seinen unnatürlichen Augen. Die Anspannung seines Körpers verrät, dass die Antwort gut gewählt sein muss, wenn Sedim Rubelli im nächsten Moment nicht auf sich stürzen sehen will.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 25. März 2005, 15:41 Uhr
Sedim hört Schritte die Treppe hinunterkommen. Dann treten zwei Gestalten langsam durch die Tür, deren Reste noch immer auf dem Boden liegen. An den schmächtigen Mann mit der Schminke im Gesicht erinnert sich Sedim sofort, ist er es doch in dessen Begleitung Eade war, als er dem Südländer hier zum ersten Mal über den Weg gelaufen ist. Der andere hingegen ist ihm unbekannt, ein hochgewachsener Mann mit hellem langen Haar, welcher ein Schwert trägt und seiner Kleidung nach zu urteilen ein Söldner ist. Ob sie ihn extra für diese Befreiung angeheuert haben? fragt sich Sedim, doch eigentlich konnte es ihm egal sein. Er ist geschwächt von dem Ritual und auch die Enge des Keller ist für ihn eher von Nachteil, wenn es zum Kampf kommen würde, so dass er hofft ohne eine Auseiandersetzung davon zu kommen.
Doch als er den beiden Neuankömmlingen in die Augen blickt, weiß er, dass jetzt schon ein falsches Wort genügt, damit sich die Fremden auf ihn stürzen, egal, ob seine Geisel darunter zu leiden hatte oder nicht. Der Söldner scheint zumindest kühlen Kopf zu bewahren, stellt Sedim fest, als dieser inh auffordert Eades Versteck preiszugeben. Der buntgekleidete Schauspieler hingegen wirkt auf den Magier wie ein verwundetes Tier. Seine Kleidung ist zerissen, sein Oberarm mit weißem Leinen verbunden und die Schminke auf seinem Gesicht erweckt den Eindruck ein Wahnsinniger hätte sie aufgetragen. Das läßt ihn alles eher jämmerlich und hilflos erscheinen, doch zeigen seine Augen eine Wildheit, welche befürchten läßt, dass er mit seinem Dolch genauso gefährlich werden kann, wie der Mann neben ihm mit seinem Schwert. Beide starren den Südländer an und warten auf eine Antwort.

"Eade lebt", sagt Sedim deshalb, um den beiden etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen, "und ausser dass die Aufregung der letzten Tage ihn geschwächt hat, geht es ihm gut." Er wartet nicht lange auf die Reaktion der beiden "Befreier", sondern fügt gleich hinzu: "Wenn ihr meinen Anweisungen folgt, werdet ihr den Feenmann bald wieder in die Arme schliessen können." Er überlegt einen Augenblick und fordert sie dann auf: "Zuerst verlasst die Tür." Dabei nickt er zu der Ecke eines Raumes, welche am weitesten von ihm, als auch dem Ausgang zur Treppe hinauf enfernt ist. "Dann sagt mir, wo die anderen beiden sind. Ich sagte, dass alle hier herunterkommen sollen."

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 27. März 2005, 11:41 Uhr
"Ihr solltet euch schleunigst hier hinab begeben, wenn ihr eure Kumpanin lebend wiedersehen wollt." Ob nun gebrochener Arm oder nicht, sie hat die Schnauze so etwas von voll und würde Sedim vor Wut am liebsten auf den Füssen herum trampeln, da es ja anscheinend keine andere Möglichkeit mehr gibt.
Durch die Tatsache, das jedoch urplötzlich Stille herrscht oberhalb der Treppe, lässt sie doch innehalten und sie betet innerlich zu Anukis das die zwei Männer keine Dummheit machen. Oh, nicht das ihr eigenes Leben dazwischen stehen würde, das hat sie bereits von sich geschoben (nur um sicher zu gehen), aber was wenn Sedim Callios und Rubellli ebenfalls in die Finger bekommt. Dann wäre Eade ebenso wie Liade nicht geholfen und sie hätten den ganzen Weg hier hinunter umsonst gemacht.
Sie verharrt still in Sedims Umklammerung, die ihr kaum die Möglichkeit lässt ihre Hand zu bewegen. Von dem gebrochenen Arm sprechen wir nicht, dieser hängt lose herunter und bei jeder noch so kleinen Bewegung ist ihr erneut, als würde sich die Welt anfangen zu drehen. Die Wände sind schummrig, die Schatten und das Grau der steinernen Mauern verschmelzen zu einem Meer an dunklen Farben und immer wieder kehrt sich der Tisch im Raum, seltsamerweise auf den Kopf. Das entlockt ihr beinahe ein Lächeln, jedoch nur fast, denn in diesem Moment sind Schritte auf den Treppenstufen zu hören, dumpf und unheildrohend.
Sie möchte etwas rufen, diesen Idioten eintrichtern, das sie gefälligst oben zu bleiben haben, sich nicht in Gefahr bringen sollen. Callios, ein völlig Fremder, er hat hier noch nicht einmal etwas verloren, ausser vielleicht seiner eigenen Vergangenheit und Rubelli... Sie ist sich sicher, das sie niemals, ebenso wie Dancy, erlaubt hätte, das der junge Schausteller mitkommt, wäre nicht diese seltsame Verbindung gewesen, die nun scheinbar abgebrochen ist.

Es kommt jedoch nicht mehr als ein schwaches Röcheln aus ihrer Kehle, was wohl auch von dem unablässigen Druck des Dolches kommt. So bleibt sie still und kann Callios für seine Dummheit nur ein boshaftes Glitzern in ihren Augen schenken, als er wirklich herunterkommt und sogar MIT Rubelli, was sämtliche Alarmglocken in ihr schellen lässt. Der Anblick des jungen Mannes ist ... nun, beinahe beängstigend. Das wirre, schwarze Haar steht ihm nach allen Seiten, die Schminke ist verschmiert und zeigt eine skurrile und groteske Maske aus Wut, Verzweiflung, Hass und Schmerz, was Janna glattweg den Atem raubt. Sein ganzer Körper scheint unter Anspannung zu stehen, seine Hand umklammert den vergifteten Dolch, als wäre es das Einzige was ihn noch von den purpurnen Flüssen trennen würde.
Mit einem Male scheint alles so nichtig und unwichtig angesichts dessen wohin sie die Männer geführt hat. Niemals hätte sie hier alleine hinunter gehen dürfen, aber Stolz und Arroganz sind schon immer schlechte Begleiter in ihrem Leben gewesen und nun ist deutlich wohin sie damit kommt. Auch der nächste Satz Callios drängt diesen Gedanken nur noch mehr in den Vordergrund, wenn sie auch versucht ein leicht überhebliches Lächeln auf ihre müden Züge zu zaubern. Wirklich gelingen mag es ihr nicht und es endet in einem Durcheinander an Mienen, die sie nicht einmal mehr selbst zu entziffern mag.
Die Ruhe mit welcher der grosse, blonde Mann mit Sedim spricht verwirrt sie und gleichzeitig ruft es Aerger in ihr über sich selbst hervor. <<Wenn du nur einmal so gehandelt hättest, wie er, dann würdest du wohl nicht hier feststecken und damit das Leben Anderer gefährden.>> Aber für solche klugen Gedanken ist es zu spät und wieder geht ein Rucken durch ihren Arm, als Sedim die Beiden kurzerhand mit einem Nicken in ein Ecke verweist und die Glut in Rubellis Augen ein bisschen abschwächen lässt, als er kurzerhand in den Raum stellt, das Eade noch lebt.
Das mit den vier Personen scheint nicht wirklich so geklappt zu haben, wie sie sich das vorgestellt hat. <<Wie so vieles Anderes auch nicht in den letzten paar Stunden!>>, muss sie mit beinahe boshafter Selbstironie feststellen und meint dann doch röchelnd und mit so viel Sarkasmus wie nur möglich mit einem Dolch am Hals: „Entschuldigt bitte... Das... war mein Fehler... Ihr erlaubt doch das... man ein... wenig flunkert... um sein eigenes... Leben zu retten, oder?“
„Das ist alles?“, kommt es mehr als nur überheblich zurück und auch das ist noch untertrieben, was in Janna erneut ein Feuer von Zorn entfacht und irgendwie ist ihr danach sich einfach los zu reissen und so den beiden Männern eine Chance zu geben Sedim zu Hackfleisch zu verarbeiten.  So weit kommt sie jedoch überhaupt nicht, denn Callios wiederum scheint an einem Gespräch mit Sedim interessiert zu sein und antwortet kurzerhand: „Das wird wohl genügen.“ Durch ihren doch eher labilen Zustand bekommt sie die unterschwellige Drohung nicht mit, die doch ziemlich eindeutig bei diesen Worten mitschwingt. Sedim scheint jedoch davon nicht wirklich beeindruckt zu sein und deutet erneut mit einem Nicken in Richtung der Ecke hinter dem Tisch, der wundersamerweise schon wieder kopfsteht und zieht Janna dann ein Stücken weiter nach rechts, dorthin wo seine Taschen liegen. Sie kann sich gerade noch ein schmerzliches Stöhnen verkneifen, als er Druck auf ihren gebrochenen Arm ausübt, indem sie sich kurzerhand so fest auf die Lippe beisst, dass sie Blut im Mund schmeckt.

Callios tritt in einer langsamen Bewegung vor Rubelli hin, der eindeutig nicht danach aussieht, als wolle er den Worten Sedims Folge leisten sondern sich lieber wie ein ausgehungerter, vor Zorn kochender Löwe auf ihn stürzen. So ist es auch für den blonden Mann ein ziemlich heikles Unterfangen den Schausteller ohne grössere Blessuren in die Ecke zu drängen, dort wo Sedim sie haben möchte.
Zuzusehen wie die einzigen Beiden, die noch etwas ausrichten können, jedoch in den sicheren Untergang bugsiert werden, dass überschreitet bei Janna doch jegliches Grenze und sie sieht Callios nach einer Antwort suchend an, ihm unmissverstänldich zu verstehen gebend, dass er sich bloss nicht zurück drängen lassen soll, nur weil sie diesen verfluchten Fehler begangen hat. Das unmerkliche Kopfschütteln seinerseits raubt ihr jedoch jeglichen Wind aus den Segeln und beinahe perplex kann sie ihren Kiefer gerade noch daran hindern sich selbständig zu machen. Warum will er das nicht wagen, warum geht es nicht darauf ein, sondern bringt sich selbst dafür in Gefahr. Sie weiss nicht was Sedim vorhat, aber was auch immer es ist, es wird ihnen allen wohl kaum gefallen. In diesem Moment wäre sie für einen kurzen Augenblick glücklich, Calliso nicht dabei zu haben, sondern nur Rubelli, der, sie ist sich sicher, darauf eingegangen wäre. So aber bringt es nichts, wenn sie versucht sich loszureissen und als die Beiden in der Ecke stehen ist es dazu auch zu spät. Sie versucht zwar wieder es Sedim nicht wirklich einfach zu machen, aber nicht mehr mit so viel Enthusiasmus wie zu Beginn.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sedim am 30. März 2005, 23:25 Uhr
Die Frage des Südländers wird ihm von seiner Geisel selbst beantwortet und tatsächlich scheinen die Befreiung der Wasserfeen noch schlechter vorbereitet gewesen zu sein, als er gedacht hat. "Das ist alles?", fragt er beinahe enttäuscht. Doch andererseits gibt ihm das die Möglichkeit ohne allzugroße Hast aus der Stadt zu verschwinden. Bis dieses elende Häuflein zusammen mit seinen Gefangenen die Stadtgardisten erreicht hatte würde er schon wieder weit im Süden sein.

Der Söldner antwortet dem Magier knapp, doch läßt sich dieser auf keinerlei Diskussionen mehr ein, sondern erneuert seine Forderung.
Er scheint in der Tat der einzige halbwegs Vernünftige hier zu sein, denkt sich Sedim, als der Schwertträger dem Narren dazu zu bewegen versucht, ihm zu folgen.  Als diese schliesslich den angegeben Ort erreichen, erkennt er zufrieden, dass der Zeitpunkt für seinen Aufbruch gekommen ist. Er hebt die rechte Hand und spricht noch einmal einige Worte der Macht.
Ein Vorhang aus Feuer spannt sich von einer Wand zur anderen, den Söldner und den Schausteller dahinter einschliessend. Eine Illusion nur, welche sich zwar echt anfühlt, aber keinen Schaden anrichtet, doch sie würde ausreichen, um seine Gegner davon abzuhalten, ihm zu folgen, wenn er den Keller verläßt.
Befriedigt betrachtet er die erstaunten Gesichter, welche hinter dem rot-orangen Flackern zur Wand zurückweichen, dann stößt er Janna weit von sich, so dass diese unsanft auf dem Boden landet und greift nach seinen Satteltaschen. Sein Pferd würde an der Herberge warten, welche er bei seiner Ankunft in der Stadt besucht hatte.

Noch einmal blickt der Magier sich in dem Raum um. Er sieht auf die Tür hinter der die beiden Wasserfeen gefangen sind und stumm mittlerweile jegliche Hoffnung aufgegeben haben, er sieht die "Befreier", welche in der Ecke hinter den lodernden Flammen stehen und betrachtet schliesslich Janna, die mit ihren Wunden an Arm und Hüfte am Boden liegt. Ein Grinsen breitet sich über sein Gesicht aus.
Schliesslich sagt er: "Ich hoffe wir laufen uns nicht noch einmal über den Weg. Lediglich der schlechten Stunde dieses Aufeinandertreffens ist es zu verdanken, dass ich Zeugen für meine Anwesenheit zurücklasse. Doch ich bin sicher, dass niemandem hier, nach einem Wiedersehen gelüstet."
Damit dreht er sich um und verschwindet durch die zerschlagene Tür, die Stufen hinauf.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Janna am 31. März 2005, 17:10 Uhr
Magie! Dieser feige Mistkerl macht sich auch noch Magie zunutze um zu entkommen. Beinahe empört starrt Janna auf die Feuerwand und kann kaum reagieren, als ein unsanfter Stoss sie auf den harten Steinboden befördert. Instinktiv versucht sie sich mit den Händen abzufangen und stellt auch nur den Bruchteil einer Sekunde später fest, das dies eine denkbar schlechte Methode ist. Die Schatten an den Wänden drohen auf sie einzufallen, als ein schmerzliches Schreien über ihre Lippen kommt und sie sich auf dem kalten Grund zusammenkrümmt, die Schmerzen in ihrem Arm und ihrer Hüfte versuchend davon abzuhalten, ihren Verstand auszuschalten. Die Wärme des Feuers streicht über ihr Gesicht, es ist kaum 2 Armlängen von ihr entfernt und dahinter stehen Callios und Rubelli und sind nun endgültig machtlos. Sedim packt geschwind seine Tasche und sieht sich beinahe lächerlich ruhig noch einmal um, als denke er, dass er bereits gewonnen hätte. Auch sein breites Grinsen und seine vor Hohn nur so triefenden Worte bestätigen diese Vermutung und in Janna erwacht der letzte Rest ihrer Kraft, die von dem heillosen Zorn gute Nahrung erhält.
Sternchen tanzen vor ihren Augen, ihr Blut pulsiert durch ihre Aden, als ginge es um einen Schnelligkeitsrekord und doch tastet sie sich mit der gesunden Hand bis zu ihrem Stiefel vor. Sie fühlt das weiche Leder unter ihren blutverschmierten Fingern, vergräbt ihre Nägel darin und findet dann endlich den kühlen Stahl des kleinen Dolches, der völlig unscheinbar darin schlummert. Ihre Augen spielen ihr bereits Streiche, der Boden vermischt sich mit den Wänden, das stechende Rot des Feuers mit dem eisigen Grau ihrer Umgebung und dazwischen ein einziger farbiger Fleck auf dem ihre glänzenden Augen haften.
„So.. leicht… wird das… nicht…“, kommt es unwirklich über ihre Lippen, sie hat kaum mehr die Kraft ihren Kiefer zu bewegen und so lässt sie ihren Verstand sinken, vergisst alles um sich herum und konzentriert sich für einen einzigen Herzschlag nur auf den bunten Fleck, der sich davon bewegt, umgeben von einer drohenden Schwärze.
Ein leises Sirren ist nebst dem Flackern des Feuers zu hören und für einen Moment scheint selbst die kleine Ratte in ihrer Nähe die Luft anzuhalten, als der Dolch durch die Luft fliegt. Mit linker Hand geworfen, weiss sie noch nicht einmal ob sie trifft, nur ihre Wut stochert sie dazu an, überhaupt einen solchen Versuch zu starten und plötzlich… Ein leiser Schmerzensschrei, ein Keuchen, das deutlich über die plötzlich wieder erscheinenden Geräusche zu hören ist und ein überlegenes, verzerrtes Lächeln schleicht sich auf Jannas Züge, so grotesk durch das Blut und die Schatten, die das Feuer auf ihr Gesicht wirft.
Noch im selben Wimpernschlag stürzt sich die Schwärze auf sie und matt fällt sie zurück, das Harr wirr nach allen Seiten, eine kränkliche Bleichheit auf ihrer Haut jedoch mit einem stillen Lächeln auf den aufgesprungenen Lippen.
Ihre Wunde ist aufgerissen, die Mulden durchtränkt mit dem roten Lebenssaft, der Arm seltsam gebogen und trotzdem meint sie mit einem Lächeln: "Hab dich."
Ihre Augen starren leer auf die Decke über ihr und sie bemerkt nicht einmal wie das Feuer verschwindet, dass Callios und Rubelli hinter sich gefangen gehalten hat. Ihr Blick schweift in weiter Ferne, irgendwo zwischen Himmel und Erde und sie nimmt nicht einmal die Worte wahr, die Callios zu ihr spricht, als er neben ihr niederkniet. Sein Gesicht ist ein eintöniger, leicht rosafarbiger Fleck in den Schatten, die sie umgeben. Sie will auch gar nicht mehr versuchen dieser Nacht nachzugeben und schliesst trotz der Proteste des blonden Mannes die Augen um endlich schlafen zu können.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Callios am 04. Apr. 2005, 16:56 Uhr
Callios blickt Sedim wütend an, wie sich dieser Feige hinter Janna versteckt.
Sollte er auch nur die geringste Chance dazu erhalten, würde er seine Drohung wahr machen und Sedim zum Fährmann schicken. Viel kann er jedoch nicht tun, denn Jannas Leben ist ihm wichtiger als zuzulassen, dass die kochende Wut in ihm überhand nimmt und ihn leichtsinnig werden läst.
Neben sich spürt er Rubellis Nervosität. Der Schausteller kann sich erneut nur noch schwach unter Kontrolle halten und scheint am ganzen Leib zu zittern.
Callios` Blick schweift von Sedim zu Janna, die immer bleicher zu werden scheint und deren Haut nun schon ein fahles Weiss angenommen hat. Ein roter Fleck an ihrer Seite verrät ihm, dass ihre Wunde wieder aufgebrochen ist. Zusammen mit dem gebrochenen Arm grenzt es fast schon an ein Wunder, dass die Amazone noch nicht vor Schmerzen in Ohnmacht gefallen ist.
Callios macht einen vorsichtigen Schritt nach vorn, doch Sedim hat die Bewegung scheinbar aus dem Augenwinkel bemerkt. Sofort zuckt sein Kopf in Rubellis und seine Richtung und Callios meint, ein paar gemurmelte Worte zu hören.
Gleich darauf besteht die Welt nur noch aus Hitze und Flammen, als wie aus dem Nichts eine Feuerwand erscheint und die beiden Männer in ihrer Ecke vom Rest des Kellers abschneidet. Die Flammen schlagen zu hoch, als das Callios noch einen Blick auf Sedim oder Janna erhaschen könnte und er hofft inständigst, dass der Zauberer die Gelegenheit nicht nutzt, um sich der Schankmaid zu entledigen. Er und Rubelli werden an die Wand hinter ihnen zurückgedrängt. Die Hitze ist beinahe nicht auszuhalten und das atmen fällt Callios immer schwerer. Die Luft versengt ihm beinahe die Lunge und sein Gesicht fühlt sich an, als würde er direkt in den Rachen eines gewaltigen Drachens starren. Die Knie werden ihm weich und auch Rubelli stützt sich mehr an der Wand ab, als noch aufrecht zu stehen. Lange halten sie das nicht mehr aus, das ahnt Callios.
Mit einem Mal ist das ohrenbetäubende Tosen der Flammen vorbei und auch die Hitze ist von einem Moment auf den anderen verschwunden. Callios reibt sich die Augen und erspäht durch die noch leicht flimmernde Luft Janna, die am Boden liegt. Von Sedim ist nichts mehr zu sehen. Mühsam stösst sich Callios von der Wand ab und geht ein paar schwankende Schritte, bevor neben Janna auf die Knie fällt. Die Augen der Schankmaid sind halb geöffnet und blicken wirr umher, ohne jedoch irgendetwas richtig erblicken zu können. Rubellis Ausruf hört Callios beinahe gar nicht. Laut „Eade!“ schreiend läuft der Schausteller zu der verriegelten Türe und öffnet sie mit ungeschickten Fingern. Das nächste Geräusch ist ein erschrockenes Luftholen, doch Callios muss sich auf Janna konzentrieren, die nun vollends ohnmächtig am Boden liegt. Schnell öffnet er ihre Kleidung und untersucht den Schnitt an ihrer Seite. Die Wunde ist wieder voll aufgebrochen und blutet ungehindert. Schon bildet sich ein kleiner Blutfleck auf dem schmutzigen Boden.
Callios eilt aus dem Keller, die Treppe hinauf und hofft, dass sich noch niemand an ihren Taschen zu schaffen gemacht hat. Da liegen sie noch verborgen in einer Ecke und bedeckt mit ihren Umhängen. Callios fegt seinen Umhang beiseite und durchforstet seinen Rucksack nach Verbandsmaterial. Endlich finden seine Finger die Binden und er stürmt zurück in das Haus, auf der Treppe gar nicht auf den Unrat achten, der ihn bei einem unachtsamen Schritt sogleich in die Tiefe stürzen lassen würde. Er wirft nur einen kurzen Blick in den Raum, in dem Rubelli verschwunden ist und erblickt ihn auf dem schmutzigen Stroh am Boden sitzend, eine leblose Gestalt in den armen wiegend. Dann ist er auch schon wieder bei Janna und beginnt, die Wunde an ihrer Seite sowie den Arm vorsichtig zu versorgen. Er muss besonders acht geben, denn aus ihrem Arm ragt ein Stück ihres Knochens hervor. Er bindet aus den Resten des Verbands eine Schlinge und legt Jannas Arm hinein. Mehr kann er nicht für sie tun, erkennt er und seine Gedanken rasen. Ein Heiler! Sie muss unbedingt und sofort zu einem Heiler! Auf immer noch leicht schwankenden Knien erhebt sich Callios und geht zu Rubelli hinüber. Jetzt bemerkt er eine weitere Gestalt in dem Raum, eine junge Frau, die eine leichte Ähnlichkeit mit Eade hat, was sich auf das Aussehen sowie auf die Verwundungen bezieht, die ihr Sedim zugefügt hat. Ihre Augen blicken trübe zu ihm auf und Callios kann nur erraten, wie lang diese Frau und Eade hier festgehalten und gefoltert wurden.
Callios kniet sich neben Rubelli nieder der Eade weiterhin in den Armen wiegt.
„Rubelli..“ Auf das erste Ansprechen reagiert der Schausteller gar nicht, sein Blick schient entrückt und in weiter Ferne konzentriert zu sein.
Nach mehreren Versuchen ergreift Callios Rubellis Kopf mit beiden Händen und zwingt ihn dazu, Callios direkt ins Gesicht zu sehen. „Rubelli! Hör mir zu! Wir müssen hier raus und einen Heiler finden, sonst ist es zu spät!“ Der müde Blick des Schaustellers sagt ihm jedoch etwas gänzlich anderes. Mit den drei Verletzten würden sie es nie zurück aus der Unterstadt schaffen. Sie brauchten erst Zeit, um sich ein wenig zu erholen, schliesslich waren sie einen Tag in diesen düsteren Gewölben, die zwielichtigere Gesellen ihr Zuhause nennen, unterwegs.
Eade macht den Eindruck, als würde er schlafen und Callios glaubt nicht, das Rubelli auch nur einen Augenblick von seiner Seite weichen würde, so zärtlich wiegt er seinen ohnmächtigen Geliebten im Arm. Die Frau hat sich an eine Wand gelehnt und blickt aus trüben Augen, den Kopf nur noch mit Mühe haltend.
Langsamer als vorhin begibt sich Callios nach oben und sammelt ihre Sachen ein. Die Frau in der Zelle lehnt noch immer erschöpft an der Wand und  Rubelli hat sich neben Eade auf das Stroh gelegt, mit den Fingern immer wieder sein Haar streichelnd.
Callios bereitet ein Lager für Janna vor und schafft es, sie unter minimaler Bewegung auf die paar Decken zu legen, welche er in einer Ecke der Zelle bereitgelegt hat.
Noch einmal kontrolliert Callios Jannas Verbände und hofft, dass die Schankmaid bis zum morgen durchhält. Sie muss bei Kräften bleiben, meldet sich nach geraumer Zeit sein Verstand zurück und er kramt in den Rucksäcken nach der wenigen Verpflegung, die sie für ihre Reise eingepackt hatten. Da ein Feuer in dem kleinen Raum eine Unmöglichkeit darstellt hüllen sich die ehemaligen Gefangenen und ihre vermeintlichen Retter in die Decken und warten darauf, bereit für den Rückweg zu sein, während sie an ihren spärlichen Rationen knabbern.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Chris Ruby am 04. Apr. 2005, 23:25 Uhr
Nur mit stocksteifen Gliedern lässt sich Rubelli von Callios in die Ecke drängen, die Sedim ihnen angewiesen hat. Sedims Worte wollen nicht in seinen Verstand vordringen - er kann sie kaum glauben.
Zwischen Hoffnung auf Leben, dem Wunsch Eade in den Tod zu folgen und Sedim das Lebenslicht auszulöschen, wütet in ihm immer noch dieser höllische Zorn, der ihn weder klar denken noch wirklich etwas sehen lässt.
So registriert er auch nicht, dass Janna schwer verletzt ist. Sein einziger Gedanke gilt allein Sedim. Starr ist der Blick seiner eisgrauen Augen auf den Magier gerichtet, während Callios ihn eisern in die Ecke drängt,in der sie wenig später durch eine Feuerwand von ihrem Feind getrennt sind. Rubelli will schon heiser aufschreien und sich durch die Feuerwand auf Sedim stürzen, doch die heiße Luft raubt ihm die Stimme und lässt ihn zurückweichen.
An die raue Wand gelehnt sieht er sich schon um seine Rache betrogen, als die Flammen plötzlich wieder so schnell verschwunden sind wie sie gekommen sind.
Verwirrt bleibt er zurück; registriert innerhalb von Sekundenbruchteilen das Sedim verschwunden ist und stolpert vorwärts.

Eade! Wenn du noch am Leben bist, dann bin ich gleich bei dir. Wenn nicht, wird dieser Höllenhund von einem Magier sich wünschen nie geboren worden zu sein.

Eades Namen auf den Lippen stürmt er zu der einzigen Tür im Raum, die verschlossen ist. Der Dolch in seiner Hand fällt mit einem leisen Klirren zu Boden und mit steifen Fingern gelingt es Rubelli schließlich nach einiger Zeit die Tür zu öffnen.
Nur wenig Licht dringt von dem Raum hinter ihm in das enge Verlies, doch es reicht um Eades zerfetzte Kleider und die seltsamen schwarzen Linien auf seinem Körper zu sehen.
Die Frau an seiner Seite registriert er nur nebenläufig, als er neben Eade zu Boden sinkt und immer wieder leise seinen Namen flüstert.
So behutsam wie möglich hebt er ihn von dem Stroh auf und bettet ihn in seinen Schoß.
Schon wieder füllen sich seine Augen mit Tränen und laufen seine Wangen hinab; tropfen auf Eades blasses, entrücktes Gesicht und bewirken doch nicht, dass er wieder zu sich kommt.

Komm wach auf mein Liebster! Ich bin jetzt bei dir! Komm zu dir! Eade! Eade!

Wie ein Mantra laufen diese Worte durch seinen Verstand, durch sein Herz und durch seine Seele und versuchen die Verbindung wieder zu finden, die sie beide vor kurzem noch so fest zusammengehalten hat.
Sanft streichelt Rubelli Eades kalte Haut und nur das leichte Heben und Senken seiner Brust lässt Rubelli nicht daran zweifeln, dass er noch am Leben ist.
Als Callios schließlich zu ihm tritt und ihm versucht irgendetwas zu erklären, dringen seine Worte nicht zu Rubelli durch. Das er nicht noch einmal an ihn herantritt und ihm mit Nachdruck zu irgendetwas zwingt, registriert Rubelli nur im Unterbewusstsein überrascht.

Schließlich versiegen seine Tränen irgendwann und lassen ihn erschöpft zurück. Die beschwerliche Reise, die körperliche Anspannung und die psychische Belastung fordern endlich ihren Tribut. Auch wenn ihr Leben noch lange nicht gesichert ist, ist Rubelli in diesem Moment einfach nur glücklich wieder bei Eade zu sein; auch wenn dieser gerade noch nicht bei sich ist.
Sich neben Eade legend, verirren sich Rubellis Augen zu keiner Zeit; halten einzig und allein Eade in ihrem Mittelpunkt.
Unbeirrt streichelt er über Eades blasse Haut und versucht sich gewaltsam wach zu halten bis Eade wieder die Augen öffnet, doch schließlich verliert er den Kampf und schläft ein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Asrai am 05. Apr. 2005, 00:08 Uhr
Liade bekommt gar nicht so genau mit, was sich vor der Tür abspielt. Sie ist einfach zu geschwächt, um sich zu konzentrieren. Es scheinen sich viele Personen vor der Tür zu befinden. Sedims Stimmen kann sie hören, aber die anderen kann sie nicht zuordnen. Es kommt ihr vor wie eine Ewigkeit, ehe sich endlich die Tür zu ihrem kleinen Gefängnis öffnet. Eine Person stürmt sofort panisch auf Eade zu. Liade weiß nicht, wer es ist und die Schminke im Gesicht verwirrt sie. Auch die andere Person kennt sie nicht. Als sie etwas sagen will, bemerkt sie, dass ihre Stimme nun vollkommen versagt. Ob das nun an dem Fluch oder an der Lungenentzündung liegt, das weiß sie nicht. Vor lauter Verzweiflung würde sie am liebsten weinen, aber die Tränen wollen einfach nicht mehr kommen. Sie ist auch viel zu müde.

Es redet zwar niemand direkt mit ihr, aber sie ahnt, dass sie heute noch nicht wieder ans Tageslicht kommen wird. Einer der Männer bringt eine junge Frau in den Raum, die schwer verletzt zu sein scheint. Scheinbar brauchen alle ein wenig Ruhe. Dankbar lächelt sie, als ihr jemand eine Decke um die Schultern legt. Gegen die Wand gelehnt dauert es nicht lange und sie schläft ein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Eade am 07. Apr. 2005, 22:31 Uhr
Es war eine traumlose Dunkelheit, ohne jegliche Möglichkeit ihr zu entfliehen, ohne das sie selbst ihn freigab. Er vermochte noch nicht einmal zu verstehen, dass er wirklich ohnmächtig war, denn sein Geist schlief genauso fest wie auch sein Körper. Gefangen im Nichts, wo die Zeit keine Rolle mehr spielte.
Seine Glieder sind steif, sein Mund staubtrocken und in seinem Kopf zischt und brutzelt es, als sei ein Feuerwerksmacher zu Gange. Seine Hände fühlen sich taub an und lassen sich kaum mehr bewegen, ebenso wenig wie die restlichen Teile seines Körpers, der sich anfühlt, als wäre eine Horde von Oger über ihn hinweggetrampelt. Ohne das ein Laut über seine aufgesprungenen Lippen kommt, öffnet er langsam die Augen und wird von einem äusserst klaren Bild überrascht, was ein erneutes Stecken in seiner Stirn hervorruft. Die Decke über ihm, überwachsen mit halb verrottetem Moos, die Luft kalt und feucht, so dass die Fetzen seiner ehemaligen Kleidung ihm klamm am Körper kleben. Atemgeräusche dringen an sein Ohr, laut und deutlich und auch die Finger, die sich halbwegs in seinem Haar vergraben haben, werden ihm bewusst. Irgendjemand muss hier sein, aber wer? Hat Sedim noch mehr gefangen? Sind noch weitere Leute hier, die nun eine solche Tortur durchstehen müssen?
Ein Rucken geht durch seine Muskeln, als er versucht ein Wort aus seiner Kehle hervorzubringen, doch der Versuch scheitert kläglich. Sein Hals scheint aufgerissen und seine Stimmbändern von den hier ansässigen Ratten angenagt worden sein, was ihn nun dazu bringt sich quälend langsam in eine sitzende Position zu erheben und sich umzusehen.

Bevor er es verhindern kann, setzt sein Herz für einen schlag aus und sein Mund klappt auf und zu, ohne das er etwas zu sagen vermag. Seine eisig blauen Augen weiten sich und sein ganzes Innerstes krampft sich aufs heftigste zusammen und zusätzlich schlingen sich noch dicke Eisenringe darum. <<Rubelli!>>
Der Schausteller liegt zusammengerollt neben ihm, die Wangen eingefallen, die Schminke auf dem Gesicht zu einer grotesken Maske aus Wut, Verzweiflung und Hass verzerrt und man kann das Lächeln unter all diesem Schein nur erahnen. Sein schwarzes Haar steht wirr nach allen Seiten, die Federn würden gar nicht mehr gebraucht um ihm ein verwildertes, beinahe abschreckendes Aussehen zu geben. Eades Blick gleitet voller Fürsorge und schmerzlicher Wut über sich selbst über Rubellis Körper und bleibt schliesslich an einer Mulde an dessen Arm hängen, an der eine trockene, schwarzrote Kruste klebt und das Innerste von Eade zum Aufschreien bringt. Sämtliche eigenen Schmerzen sind wie weggeblasen und voller Sorge wendet er sich noch mehr dem Schausteller zu, um sanft über die Wunde zu streichen, sich gerade noch im letzten Augenblick zurückhaltend. Seine Augen voller Sehnsucht und Zärtlichkeit, zwingt er sich dazu Rubelli erstmal schlafen zu lassen und sieht sich nun zum ersten Mal völlig im Raum um. Asrai lehnt mit dem Rücken an eine Wand, ihre Wangen eingefallen und um ihre filigranen Schultern ist eine Decke geschlungen. Doch ihr Atem geht unruhig und sie rutscht immer wieder leicht auf ihrem Platz umher, entweder hat sie Alpträume oder Schmerzen. Weiter wandert sein Blick und ein lautloses: „Janna!“ dringt aus seinem Mund. Sein Kopf begreift erst einen Moment später und umso verblüffter ist er die Schankmaid auf ein paar Decken gebettet hier, viele Fuss unter der Erde, in diesem Raum zu finden. Trotz des fahlen Lichts, das von einer beinahe heruntergebrannten Fackel stammt, glänzt der Schweiss auf ihrem Gesicht und ihre Haut ist bleich wie die Seinige, was er jedoch bei ihr nicht so in Erinnerung hat. Was die letzte Gestalt hier zu suchen hat, ist ihm schleierhaft, denn ihm will beim besten Willen nicht einfallen, woher er den blonden Mann kennen soll. Auch dessen Gesicht ist leicht eingefallen, Bartstoppeln zeigen, dass er einige Zeit unterwegs war und seine Kleidung weist verräterische rote Flecken auf. Neben ihm liegen zwei Taschen, er selbst hat sich nur einen Umhang um die Schultern geschlungen und gerade möchte sich Eade wieder Rubelli zuwenden, als der Fremde ein Stöhnen von sich gibt und beinahe ruckartig die Augen aufschlägt. Sein Blick huscht verwirrt umher, selbst er scheint für einen Moment begreifen zu müssen, dass er wirklich in diesem Moment in diesem Zimmer sitzt, bis er Eade direkt ansieht.“Eade?“, kommt es fragend und gleichzeitig besorgt über seine Lippen, sofort mit einem:“Wie geht es euch?“, dazu.
Das der Fremde seinen Namen kennt, ist Eade in diesem Moment nicht wirklich schleierhaft und wieder versucht er einen Laut aus seinem Mund zu bringen, doch als seine Stimmbänder gegeneinander ribschen wie Sandpapier, unterdrückt er die Schmerzensmiene und nickt nur abschwächend. Instinktiv tastet er sich mit seinen Händen vor, um einen sicheren Halt zu finden, zuckt dann jetzt trotzdem noch mit verzogenem Gesicht zusammen und zieht die linke Hand ruckartig wieder an sich. Glühende Schmerzen vertreiben jegliche Taubheit aus seiner Hand und erinnern ihn kurzerhand daran, dass sein Daumen sich noch nicht von selbst wieder an seinen eigentlichen Platz bewegt hat.

Lasst mal sehen“, kommt es vom Fremden und trotz dessen das Eade mit kühler Miene abwinkt, erhebt sich der hochgewachsene Fremde und geht neben ihm in die Knie. Der Asrai jedoch schüttelt den Kopf und deutet dann in Richtung Liades, denn dass seine Schwester Hilfe brauchte spürte er. Wenn er sich auch nur einen Augenblick ein wenig konzentriert wird ihm feurig heiss und eiskalt gleichzeitig und wieder hallen in ihre Worte in seinem Kopf wieder:“Ich wurde bereits einmal krank durch die Kälte.
„Ihr kann ich leider nicht helfen, sie muss zu einem Heiler. Für eure Hand kann ich jedoch vielleicht etwas tun.“ Kühle, hellblaue Augen mustern den Fremden durch und durch und es spricht deutlich aus ihnen, das Eade dem Mann irgendwie nicht recht zutrauen mag, den Daumen wieder in die richtige Stellung zu bringen. Dieser jedoch lächelt freundlich, wenn auch müde und schliesslich streckt der Asrai ihm die Hand hin, einen steinernen Ausdruck im Gesicht. Der Blonde ergreift die Hand behutsam mit der Linken und mit der Rechten umschliesst er den Daumen, was nun doch ein leichtes Aufflackern in Eades Gesicht erscheinen lässt. Noch immer sagen ihm seine Sinne, dass dieser Mann keinerlei Ahnung von irgendwelchen Heilmethoden hat und überlegt sich flüchtig ihm die Hand wieder zu entziehen. Dafür ist der Griff jedoch bereits zu fest und noch bevor er dem Fremden ein Zeichen geben kann, dass er es sein lassen soll, zieht dieser ruckartig am Daumen.
Ein Knacken ist zu hören und Eade versteift sich am ganzen Körper, presst die Lippen zusammen und trotzdem sind die Schmerzen noch immer so fest zu spüren wie zu Beginn. Sie fliessen durch seine Adern und lassen jegliches Gefühl aus seinem Arm weichen.
Doch ebenso schnell wie dieser gekommen ist, verschwindet der Schmerz auch schon wieder und die Hand fühlt sich nur noch schlapp und gänzlich unbrauchbar an.
Neben ihm regt sich Rubelli unruhig im Schlaf und sanft flüstert Eade ihm in Gedanken zu:<<Ruhe still Rubelli, ich wache über dich.>>

Der Fremde bindet seine Hände ein, auch die Handgelenke und entfernt zuvor noch ein wenig Eiter, der sich in den Wunden angesammelt hat. Narben würden wohl zurückbleiben, doch diese Tatsache kümmert Eade nicht, sein Blick ruht still auf dem jungen Mann neben ihm und der eisige Blick hat sich schon längst in wärme und Zuneigung gewandelt.
Trotz dessen das sich der Asrai nun endgültig sicher ist, einen ungelernten Heilpraktiker vor sich zu haben, sieht er ihn nun hilfesuchend an, wieder in Richtung Liades deutend und mit den Händen einige unförmige Gesten machend. Seinem Mund scheint kein Ton entkommen zu wollen und Zorn über seine eigene Unfähigkeit kocht in ihm auf, als er bemerkt, dass sein Gegenüber ihn nur leicht verwirrt anstarrt. << Warum versteht ihr bloss nicht!>> Urplötzlich zuckt der blonde Mann, der noch immer neben ihm kniet, zusammen und schüttelt mit einer Hand an der Stirne den Kopf, als hätte ihm jemand mit einem Knüppel dagegen geschlagen. Fragend sieht Eade ihn an und bekommt ein: „Ich hab euch doch bereits gesagt, das ich bei ihr nichts ausrichten kann.“ Der Asrai ist für einen Moment völlig perlex, nicht begreifend, warum der Mann seine Gedanken verstanden hat. Dieser erhebt sich nun trotzdem und legt mit Sorgfalt seinen Umhang um sie, wobei Liade sich noch nicht einmal regt. Noch immer versucht Eade zu begreifen, wie er es geschafft hat, dem Mann seine Gedanken zu verstehen zu geben und konzentriert sich für einen Augenblick darauf, sich auf den Geist dieses Mannes zu konzentrieren: << Könnt ihr mich denn verstehen?>> Ihm ist, als würden sich Türen vor diesen Worten öffnen und eine völlig neue Welt offenbart sich ihm, so weit und gross, nicht einmal die Immerlanden vermögen damit mitzuhalten. Ihm ist, als würde er einen Herzschlag lang durch graue Nebel waten, die von silbernen Fäden durchzogen wären, aber nur einer von ihnen ist interessant und dort verschwinden seine Worte schliesslich auch.
„Ja, auch wenn es ziemlich schmerzt.“ Sogleich wird Eade aus dieser Welt, in der er zu versinken drohte, zurückgerissen und starrt den Fremden mit verstörtem Blick an, nicht wissend, was er genau damit anfangen soll.
Doch noch einen Versuch wagt er nicht, zumindest jetzt nicht, denn hinter ihm ist ein Rascheln zu hören und als er zurück blickt, sitzt Janna bereits auf und scheint sich orientieren zu müssen. Der Fremde verschwindet schnellen Schrittes an ihrer Seite und mit den Augen eines hilflosen Mädchens betrachtet sie ihn für einen Moment, bevor sich ihre ganze Haltung versteift und sie auf ihren Arm nieder blickt, der in einer Schlaufe steckt. << Amur, was ist hier bloss geschehen?!>> Das er den Gedanken nicht für sich behält, bemerkt er selbst nicht und erst das: „ Sedim ist entkommen“, macht ihm deutlich, das er momentan scheinbar nicht Herr über seine Gedanken ist und seine Augen werden so frostig, das sie den eisigsten Bergen Konkurrenz machen könnten.
Der Fremde kniet noch immer neben Janna, hält sie auch an den Schultern fest, denn sie scheint sich sichtlich anstrengen zu müssen, überhaupt aufrecht sitzen zu bleiben und nun erst fallen ihm die Bandagen auf, die sich um ihren Unterleib schlingen. Was auch immer ihre Retter durch gestanden haben, sie scheinen müde, ausgezerrt und am Ende ihrer Kräfte und alleine das sich Janna von einem Mann abstützen lässt, mach Eade deutlich, dass die Situation wohl ernst ist.

So rappelt er sich also mit Mühe auf, so wenig Gewicht wie möglich auf die Hände legend und beginnt dann Rubelli zuzudecken, ihm sanft einige Strähnen aus dem Gesicht streichend.
Der Fremde und Janna murmeln einander einige Dinge zu und als der Asrai sich wieder umwendet, liegt die Schankmaid wieder am Boden. Der blonde Mann deckt sie zu und setzt sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt neben sie und blickt Eade nun fragend an, sich sichtlich nicht sicher, warum sich der Asrai nun erhoben hat. Dieser jedoch wendet ihm kurzerhand den Rücken zu und geht zu Liade hinüber, sich dort unter einiger Anstrengung auf die Knie sinken lassend. Auf ihrer Stirn stehen Schweisstropfen und als Eade die Hand dagegen hält, glaubt er einen Ofen anzufassen. Sie glüht regelrecht und ihr Atem geht stossweisse. Ihre Hände sind zitternd und verkrampft in die Decke geschlungen und ohne wirklich zu wissen, warum er es tut, schliesst er selbst die Augen und lässt sich einfach fallen. Hitze wallt ihm entgegen, Übelkeit und der fahle Geruch von Blut und Urin. Sein Innerstes kehrt sich dabei beinahe nach Aussen doch weiter dringt er vor, hin zu dem Punkt, der am meisten davon betroffen scheint. Dabei kann er regelrecht spüren wie seine Kräfte ihm durch die Finger rinnen, doch er muss diesen einen Ort erreichen.
Noch immer liegen seine Finger auf Liades Stirn und nach und nach beruhigt sich ihr Atem ein wenig, ihr Gesicht wird ruhiger und es scheint, als würden die Schmerzen nachlassen.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Than am 12. Sept. 2005, 00:24 Uhr
"Lass mich in Ruhe, verdammt. Was geht dich das an?" tönt eine Stimme verzweifelt aus einer der Seitengassen in der Unterstadt. Hilfeschreie sind hier nichts ungewöhnliches, genausowenig wie ihre Nutzlosigkeit. Entweder es interessiert einen nicht, was dort gerade passiert oder man ist einfach froh, dass man nicht selbst derjenige ist, der Hilfe braucht.
Derjenige ist in diesem Fall ein Zwerg mit rotbraunem Haar, der, seiner Leibesfülle nach zu urteilen, sein Leben lang nie auf gutes Essen hatte verzichten müssen.
Than hält ihn mit der Linken am Hals gegen eine Ziegelwand gedrückt. Er ignoriert die Frage. "Ich habe die Striemen auf ihrem Rücken gesehen, nachdem du bei ihr warst und ihr Kinn war blau, als hättest du ihr fast den Kiefer gebrochen."
Der Zwerg röchelte: "Na und. Sie ist eine Hure. Sie will es doch gar nicht anders."
Thans Augen blitzen gefährlich als er die Spitze seines Schwertes langsam in das Fett des Zwergenbauches schiebt.
"Schon gut, schon gut", versucht der Zwerg sich zu retten, "es wird nicht mehr vorkommen, einverstanden? Ich mache alles, was ihr sagt."
"Nun gut", antwortet Than kalt, "doch ich muss sicher sein, dass ihr euer Wort haltet."
Er bewegt plötzlich seinen Arm zur Seite, um den anderen davon zu schleudern. Der Zwerg rutscht erst an der Wand entlang und landet schliesslich hart auf dem Boden. Bevor er sich aufrichten kann, ist der Halbelf bei ihm, greift nach seinem rechten Unterarm und bohrt den Daumen nahe an der Handwurzel in das Fleisch, so dass sich die Finger reflexartig strecken.

Das Schwert dringt tief in den lehmigen Boden der Gasse, nachdem es vier Fingerspitzen vom Rest der Hand getrennt hat. Der Zwerg schreit vor Schmerz auf und betrachtet, als Than ihn losläßt, entgeistert seine Hand, an der alle Finger nun genauso lang wie der Daumen sind.
Der Halbelf hebt die abgeschnittenen Kuppen auf, die glitschig vom Blut sind, um sie in eine Tasche seiner Hose zu stecken. Ich werde sie Máel bringen, denkt er grimmig, damit er sieht, dass ich seinen Auftrag ernst nehme. Auch wenn er noch so sinnlos ist.
Er erhebt sich und betrachtet den Zwerg gleichgültig, der noch immer wimmernd seinen Hand hält.
"Versuch es kein zweites Mal", sagt er zu ihm, "sonst fehlt dir bald auch noch der Rest der Hand."
Dann geht er davon. Als er zurück an den Eingang der Gasse gelangt, hört er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf.

„Sterbt Menschen! Brenne Talyra! Ihr habt versucht mich einzusperren, mir mein Recht und meine Freiheit zu verwehren. Dafür bringe ich nun den Tod über Euch. Keine Seele wird diese Stadt lebend verlassen. Alle die Ihr dies vernehmt, Ihr seid des Todes. Sterbt Menschen! Brenne Talyra!“

Überrascht zieht er Luft tief in die Nase ein. Der Hass in der Stimme ist überwältigend. Zuerst glaubt er, der Zwerg hinter ihm, versucht irgendeinen magischen Trick, doch die Worte "Sterbt Menschen! Brenne Talyra!" passen dazu nicht. Ausserdem sieht er ihn immer noch wimmernd am Boden sitzen, als er sich umblickt.
Doch bevor er weiter überlegen kann, was es zu bedeuten hat, schiebt sich das Bild einer rothaarigen Elbe vor seine Gedanken, welche ihm ihre Wut ins Gesicht schreit: „Ich dachte ich würde dich kennen. … Nach all den Jahren."
Than schliesst kurz die Augen. Egal, denkt er sich, ich habe genügend haßerfüllte Stimmen im Kopf. Da kommt es auf eine mehr oder weniger auch nicht an.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Selina am 24. Okt. 2005, 13:01 Uhr
Immer wieder murmelt Selina die Worte des hilfsbereiten Mannes mit einem verärgerten Unterton 'Dort vorne ist der Marktplatz, von dort aus kann man fast alle Viertel erreichen!', sie dachte der Weg wäre in wenigen Atemzügen erreicht, doch nun ist sie schon eine halbe Ewigkeit unterwegs. Etliche Seitenstraßen, Plätze und Wege ist sie nun abgelaufen, doch von einem Marktplatz keine Spur. Plötzlich tritt ein widerlicher Gestank in ihre Nase ... es riecht wie ... wie Kloake ... angewidert weicht sie zurück und hält sich die Nase zu, die Bewohner an diesem Ort müssen Oger sein denkt sie sich. Doch sie setzt ihren Weg fort, da sie endlich diesen verdammten Marktplatz finden will! Doch da fällt ihr auf das es an diesem Ort es immer Nacht zu sein scheint, sie kann keinen Himmel sehen oder gar Pflanzen die das Licht des Feuerballs zum Leben benötigen. Selinas Interesse an diesem Ort ist geweckt, sodass sie den Gestank total vergessen konnte und ihre Nase wieder atmen ließ. Schon nach wenigen Schritten wird ihr klar das dies die Unterstadt sein muss von dem der Mann sprach, der Ort an dem die Diebe leben ... wie auf Kommando spürt sie eine spitze Klinge von hinten in ihr Gewand stechen, 'Hallo meine kleine, hast du dich verirrt?' erschrocken zuckt sie zusammen und antwortet erst zögernd "so kann man es bezeichnen. Ja!". Ein fieses Lachen ertönt hinter ihrem Rücken "Na dann gib mir mal fein deinen hübschen Dolch dort" Selina dreht sich um und sieht einen kleinwüchsigen Mann vor sich stehen, der auf ihren linken Oberarm deutet, an dem ihr guter Dolch befestigt ist. "Und wenn ich ihn dir nicht gebe?" Die Mine des kleinen Mannes verfinstert sich schlagartig, er blickt noch einmal hinter sich und gibt ein Zeichen an eine sich dort befindende Gruppe weiterer hässlicher Gestalten. Einer von ihnen streicht mit dem rechten Zeigefinger über seinen Hals und verschwindet dann mit dem Rest der Gruppe in einer Gasse, der kleine Mann scheint erst etwas verunsichert dreh sich dann aber ruckartig um und führt sofort einen Hieb mit seinem Kurzschwert aus. Selina springt durch Reflex zurück und weicht so dem Streich aus "Du kleines Biest hättest mir lieber den Dolch überlassen sollen!" zischt der Mann giftig. Selina zieht ihren Dolch und pariert einen weiteren Hieb und lässt dabei seine Bemerkung unbeachtet. Noch einige weitere Schläge konnte sie parieren, wird aber mit jedem weiteren immer unsicherer in ihrer Position, bis der Mann einen kräftigen Hieb von links ausführt, den sie nicht rechtzeitig parieren kann. die Klinge schlägt in ihren linken Arm wie in warme Butter. Selina spürt den Schmerz und schließt die Augen während sie in die Knie sinkt, als sie plötzlich die Kontrolle über ihre Glieder verliert, eine große Kraft durchströmt sie genährt von Hass und Wut ... sofort richtet sie sich wieder auf und starrt den Winzling mit blutroten Augen an. "Du kleiner Wurm wagst es mich zu verletzen?" mit einem Satz springt sie nach vorn und schlägt dem Mann die Klinge aus der Hand und nur unweit von ihm zu Boden fällt. Der Kleine betrachtet seine Hand, die unter dem heftigen Schlag anfing zu bluten und zieht mit seiner Linken einen Dolch aus seinem Gurt den er auch sofort auf die rasend wütende Frau vor sich schleudert, der Dolch schleift die bereits offene Wunde an Selinas Oberarm, richtet aber keinen größeren Schaden an. Selina versucht wieder Herr über sich zu werden doch ist dieses Tier in ihr stärker und sie gibt ihm nach... . Den Schmerz ihres Armes ignorierend führt sie weitere präzisere Stiche auf den Mann aus, welche ihm die Lunge öffnen und ihm so das Leben nehmen ... doch ist das noch keine Befriedigung für ihre Wut, auf die Stiche folgen Hiebe mit der Faust die dem Toten das Gesicht verunstalten ... bis Selina sich selbst blutüberströmt über einem Haufen Fleisch und Blut wieder findet. Zitternd am ganzen Leibe lässt sie den Dolch neben sich fallen und stützt sich mit ihrem Oberkörper gegen die kalte Häuserwand, sie spürt die starken Herzschläge in ihrem Inneren, welche immer wieder durch ihren Körper schlagen...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Selina am 27. Okt. 2005, 09:01 Uhr
Schwer atmend und unter stechenden Schmerzen in ihrem linken Oberarm, nimmt Selina ihren Dolch vom Boden auf und schneidet ein Stück Stoff aus dem zerfetzten Hemd des Diebes. Sie tut sich etwas schwer als sie versucht sich die Wunde mit einer Hand abzubinden, doch nach einigen missglückten Anläufen will es ihr doch gelingen den Verband straff zu befestigen.
Schnell durchsucht sie die Taschen des Mannes nach Wertvollem. Etwas Gold, einen glitzernden Stein und eine dünne Kette nennt sie nun ihr Eigen und wird es bei nächster Gelegenheit gegen ein paar neue Sachen eintauschen. Sicher verstaut sie die Sachen in ihrem kleinen Beutel und verschließt ihn mit einem festen Knoten, nur den Stein behält sie in der Hand und wendet ihn mehrmals. Er glitzert schön und reflektiert die wenigen Lichter der Straße. Doch wie auch bei allen anderen Reflektierenden Dinge kann Selina nicht ihr eigenes Antlitz darin sehen. In ihrem Magen verbreitet sich ein Krieg zwischen den Gefühlen der Freude über die Schönheit des Steines und der Wut über ihr Schicksal. Dabei hat sie gar nicht bemerkt, dass ein paar Leute die Straße entlang kamen, doch als diese bereits kaum noch überhörbar durch den Dreck schlürfen versteckt sie den Stein schnell hinter ihrem Gewand. Die Leute bemerken diese Bewegung, schenken Selina aber nur einen verschreckten Blick, schließlich ist sie immer noch von oben bis unten mit Blut bespritzt und der blutige Haufen neben ihr lässt sie auch nicht sympathischer werden. Ohne großartig weitere Zeit zu vergeuden richtet sie sich wieder auf und verschwindet von dem Toten. Einige Gassen weiter kommt sie an eine verfallene Hütte, aus der lautes Gegröle und weibliches Kichern zu hören ist, 'Ein Freudenhaus' denkt sie spöttisch ... als ihr plötzlich eine Hand von links über die Schulter streift ... ruckartig fährt sie mit dem Kopf herum und erkennt ein relativ junges Menschenmädchen, welches in einem schwarzen ziemlich kurz geratenen Rock und einem dazu passenden Top versucht Selinas Gefallen zu wecken. Nach kurzem Überlegen streicht Selina mit ihrem Zeigefinger über des Mädchens Kehle bis zu deren Kinn und gibt ihr dadurch zu verstehen ihr zu folgen ... Das junge Mädel tut dies auch bereitwillig, mit einem Schimmer des Triumphes in ihren Augen, doch scheint sie in der Dunkelheit weder die Hautfarbe noch die blutverschmierten Kleider ihres "Kunden" bemerkt zu haben. Als Beide in einer Gasse fernab der wahrscheinlichen Hauptstraße angekommen sind, dreht Selina sich zu dem Mädschen und streicht ihr genüsslich durch das Haar, diese gibt daraufhin großzügig ihren Nacken frei. Mit einer raschen Bewegung rammt Selina ihre Zähne in ihren Nacken und schmeckt ihr warmes dünnes Blut. Mit wenigen kräftigen Zügen stillt sie ihren Durst und lässt daraufhin das gelähmte Mädchen auf den Boden sinken. Sogleich macht Selina sich auch schon an deren Sachen zu schaffen, wenn die Kleider auch kurz und eng seien mögen sie sind immer noch besser als dieses alte dreckige Gewand ... nachdem sie letztendlich die Sachen getauscht, ihren Beutel und den Dolch wieder angelegt hat, deckt sie die junge Frau mit ihrem früheren Gewand zu und macht sich wieder auf den Weg zurück zu dem Freudenhaus ...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 06. Nov. 2005, 13:03 Uhr
<- die Straßen der Stadt

Am Abend des Dämonenangriffes


Dar Szallyr ist schwer und sein Gewicht droht sie langsam aber sicher in die Knie zu zwingen, doch das Stimmengemurmel wird stets Lauter und vor ihnen kann Atevora bereits dumpfen Lichtschein ausmachen was sie zusehends anspornt und der Belastung nicht nachgeben lässt. Atevora kann ihren Begleiter zwar nicht sehen aber trotzdessen er seinen Rest im Kampf scheinbar irgendwo vergessen hat, dürfte er dem Gewicht nach zu urteilen noch immer zumindest ein Hüne von einem MANN sein.
Die Magierin ist erschöpft und die Schnitte an ihrem Bauch senden mit jedem keuchenden voranstolpern erneut stechende Schmerzen gleich tausend glühender Nadeln welche sich unbarmherzig ins Fleisch bohren und ihre Haut brennt schier unerträglich, sodass sie, wenn es nicht dermaßen stockdunkel um sie herum wäre, meinen könnte sie stünde lichterloh in Flammen. Düstergrüblerisch kreisen Atevoras Gedanken während sie sich mühsam weiterschleppt. (Weshalb habe ich mich des Umhangs entledigt? – War ich von Sinnen? Weswegen war ich so erpicht mich in den Kampf zu stüren? Die Stadt mitsamt dessen Bewohner bedeutet mir nichts, ich hätte sie ohne nur einen Finger zu rühren den Höllenhorden überlassen sollen! – und warum schleppe ich mich eigentlich mit diesem Fleischberg ab, ich sollt ihn hier liegen und verrecken lassen.)
Atevora strauchelt, beinahe kommt sie zu Fall, doch in letzter Sekunde kann sie den Sturz gerade noch an der kantig glitschigen Steinwand abfangen. Sich an der nasskühlen Höhlenwand abstützend zieht sich Atevora mitsamt dem ehemaligen Zentauren, dessen Kräfte scheinbar noch schneller am Versiegen sind als die ihren, wieder in die Höhe währenddessen vor ihrem inneren Auge wild die Bilder der letzten Stunden aufblitzen. Sie sieht den dunkel wabernden Himmel, die von Blut und Asche entweihten Straßen auf denen entstellte tote Leiber liegen als wären es Haufen zusammengekehrten Reisigs, den Untoten und wie sich der Zentaur zwischen sie und die abscheuliche verwesende Kreatur stellt um wenigstens ihr die Möglichkeit zu bieten sich in Sicherheit zu bringen und zu überleben. Nein, sie konnte ihn nicht zurücklassen, sie durfte es nicht.

„Wir müssen doch hoffentlich nicht noch einmal zurück und das was du von dir verloren hast suchen“ Presst sie bitter scherzend hervor um sich selbst von ihren Schmerzen abzulenken und ihren Begleiter mit etwas Zorn zu nähren, da sie befürchtet er könnte jeden Moment, kaum anders als sie selbst, endgültig zusammensacken denn schließlich hatte dieses Provozieren bereits einmal seinen dienst getan.

Der Lichtkegel wird zusehends kräftiger, sodass man nun bereits die scharfkantigen feuchtschimmernden Felswände des Tunnels erahnen kann und auch die Stimmen sind nun schon ganz deutlich wenn auch leicht unnatürlich dumpf zu vernehmen. Doch das Stimmengewirr wirkt irgendwie aufgeregt, und da – Atevora hält kurz inne – waren das Schreie? Die Magierin wägt die zur Verfügung stehenden Optionen gegeneinander ab. Entweder sich wieder den ganzen Weg zurückschleppen wo mit aller Wahrscheinlichkeit nicht nur eine Horde von Hollenkreaturen herumstreift sondern auch noch der Untote irgendwo herumschluft, oder weiter dem Licht entgegen woher die markerschütternden schmerz- und angsterfüllten Schreie gerade an ihr Ohr drangen. Atevora entscheidet sich für die zweite Möglichkeit, denn wenn auch ein übellauniger Oger, oder staupezerfessene Monsterhunde vor ihnen lauern sollten, diese waren wenigstens lebendig und konnten somit irgendwie überwältigt und ins Todesreich geschickt werden. Und so setzt sich die Magierin mitsamt ihrem Begleiter wieder schweratmend in Bewegung.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Selina am 07. Nov. 2005, 10:39 Uhr
Plötzlich spürt Selina eine Vibration im Boden, die kurz darauf wieder verschwindet. Erst glaubt sie es sich eingebildet zu haben, doch als sie die Bürger vor sich sieht, welche sich aufgeregt umsehen bemerkt sie dass etwas nicht stimmt. Mit vorsichtigen Schritten nähert sie sich den anderen Leuten, bleibt jedoch in einem Dunkelfeld und somit ungesehen. Da war es wieder ... nur ist es stärker als zuvor, ein kleines Kind fängt an zu schreien, eine Frau packt es an den Armen und zieht es mit sich in ein Haus. Eine Gruppe dunkler Gestalten zückt seine Waffen und starren immer wieder auf einen Punkt auf dem Boden. Jetzt zieht auch Selina ihre Waffe, weicht aber immer mehr von der vermeidlichen Gefahrenquelle zurück ... plötzlich staubt der Boden auf und ein lauter Schrei, Kampfgeräusche und ein monströses heulen ertönt. Als sich der Staub wieder gelegt hat erkennt Selina das einer der Männer am Boden liegt und sich schmerzverkrümmt sein Bein festhält, die anderen ziehen gerade ihre Klingen aus einem kleinen dunklen Wesen, dessen Hände einschüchternd groß waren. Nachdem sich die Situation beruhigt hat und einige der Männer bereits wieder Witze über den Verletzten reißen konnten, fängt der Boden erneut an zu vibrieren nur viel stärker als zuvor. An jeder Ecke des Platzes häufen sich Erdhügel und diese kleinen Biester mit den riesigen Händen kommen zum Vorschein. Innerhalb von wenigen Sekunden fliehen die Leute in ihre Häuser und verriegeln die Türen, wenn sie unterwegs nicht von einem dieser Wesen erwischt werden und unter grellen Schreien ganze Körperteile verlieren. Selina versucht wieder zurück in die Gasse zu gelangen aus der sie kam, doch ist auch sie schon bald von den Monstern umzingelt, eines taucht vor ihr aus dem Boden auf, ein anderes nähert sich ihr von rechts, nachdem es einem Jungen den Hals aufgebissen hat. Sie erkennt schnell dass sie mit ihrem Dolch keine Chance hat, doch kommen dieser Biester ihr immer näher. Immer wieder schnappen die Gräber nach Selinas Waden, was Selina dazu zwingt immer weiter zurück zu weichen. Als sie nur noch wenig Platz zu der Häuserwand, hinter ihr, hat entschließt sie sich diese Viecher anzugreifen und im nächsten Augenblick tritt sie mit aller Kraft auf den rechten Gräber ein ...  welcher mit einem knackenden Geräusch gegen eine Häuserwand prallt. Der andere scheint etwas weniger überrascht von der Attacke gewesen zu sein und verbeißt sich mit einer schnellen Bewegung in Selinas Bein. Der Schmerz zieht sich bis in ihren Bauch hinauf und lähmt ihre Beine, sodass sie zu Boden fällt. Der Gräber verstärkt seinen Biss immer mehr und zwischen seinen Zähnen vermischt sich bereits Selinas dunkles Blut mit dem Speichel des Monsters...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 10. Nov. 2005, 10:39 Uhr
Der Tunnel wird, obwohl dies nur noch schwerlich möglich schien, zunehmend schmaler, aber vor ihnen ist bereits die Öffnung zu erkennen durch welche trüboranges Licht weich über die kalten nassschimmernden Steinwände flutet. Erschöpft bleibt Atevora stehen um ein paarmal gierig tief Luft zu holen, wobei sie diese kurze Pause nutzt um die Öffnung, oder vielmehr den Spalt genauer zu mustern. Er ist nicht sonderlich breit und gleicht eher einem Riss in der massiven Steinwand welcher gerade mal so hoch sein dürfte, dass sich Dar Szallyr mit Not breitbeinig hindurchzwängen kann.
Atevora sinnt gerade darüber nacht ob sie zuerst gehen sollte, denn schließlich wäre es für sie um einiges leichter durch den Spalt zu schlüpfen und falls tatsächlich auf der anderen Seite Gefahr drohte, täte sie sich aus diesem Grund leichter schnell wieder zurück in die vermeintliche Sicherheit des erdrückend schmalen Tunnels zu fliehen. Inmitten ihrer Überlegungen lässt Dar Szallyr plötzlich seinen Arm von Atevoras Schultern gleiten und richtet sich schwer an der Tunnelwand abstützend, zu seiner – momentanen – vollen Größe auf, sodass er mit dem Kopf regelrecht an der Höhlendecke ansteht. Mit fester von Entschlossenheit zeugender, jedoch gewählt leiser Stimme beginnt er auf Atevora herabblickend zu sprechen. >„Ich werde als erstes gehen und nachsehen ob Gefahr droht!“<
Die Magierin möchte aufgrund der zuvorigen Überlegung zur Widerrede ansetzen jedoch verwirft sie dieses Vorhaben wieder als sie im trüben Zwielicht Dar Szallyrs Blick erspäht. Seine Augen sind zu Schlitzen verengt und in ihnen simmert unbeirrt hell Entschlossenheit und Stolz und seine Gesichtszüge sowie Haltung bekunden, dass er keinesfalls einen Widerspruch gelten lassen würde. (Aber bitte doch mein großer starker Beschützer. .. Soll er ruhig als erstes gehen wenn er denn so unbedingt möchte, es soll schließlich nicht mein Kummer sein wenn ein Schattenhund genüsslich an dem sturen Bock zu knabbern beginnt weil er bei der Flucht versehentlich im Spalt stecken geblieben ist.)
Atevora zuckt stillschweigend knapp mit den Schultern und presst sich daraufhin gegen die Höhlenwand um Dar Szallyr ungehindert den vortritt zu lassen.

Das Bild welches sich der Magierin dann bietet ist einfach herrlich. Dar Szallyr versucht sich mit eingezogenem – wie Atevora gerade feststellt durchaus ansehnlichen – Waschbrettbauch, flacher Brust und weit gespreizten Beinen  - gleich einem Packesel welcher zu schwer beladen wurde und dessen Beine desshalb gerade unter seinem Körper davonrutschen – und in einer wahrlich seltsamen verrenkten Pose sowie ungemein konzentrierten Blickes – als würde er gerade alle Probleme auf Rohas weiten Rund lösen – irgendwie durch den Schmalen Spalt zu zwängen. Mit einem amüsiert breiten Schmunzeln verfolgt Atevora das Szenario und wären die Umstände nicht so ernst gewesen hätte Atevora nun am liebsten schallend Gelacht. Der Anblick jedoch wird sich, wie der ganze vermaledeite Tag, für immer – wenngleich auch als einzig positive Erinnerung an die letzten Stunden, für ewig in ihr Gedächtnis einbrennen.

Als Dar halb durch den Spalt hindurch ist hält er plötzlich inne (Er wird jetzt doch nicht wirklich stecken geblieben sein?) doch entgegen Atevoras Befürchtungen hebt er die Hand und bedeutet ihr mit einem kurzen Wink, dass sie ihm folgen soll.

Atevora ist es ihrer schmächtigen Figur zum Dank entgegen dem ehemaligen Zentauren wie erwartet ein leichtes hindurchzuschlüpfen, was sie jedoch auf der anderen Seite des Spaltes erblickt, damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie befinden sich in einer riesigen hochwölbenden Höhle in der ihnen stickige Luft schwer entgegenschlägt. Durch Feuer, Flammen und Fackelschein wird die Höhle stellenweise so hell wie frühabendliches Tageslicht erhellt und in ihr scheint schier eine ganze marode Stadt erbaut worden zu sein in dessen verwinkelt düsteren Gassen hektisch eine Unzahl von Menschen und anderen Wesen, gleich einer riesigen Ameisenkolonie, nur so tummelt.
Der Grund für die Schreie zuvor ist auch schnell erhascht. Einige dieser ekelhaften großprankigen Nacktratten, von welchen es in der darüberliegenden Stadt nur so wimmelt, haben sich bis hier herunter durch trockene Erde und harten Stein durchgegraben. Ein schmieriger Mann in dessen Augen schier die Mordgier funkelt tritt verächtlich mit breitem Grinsen auf das nackte Stück leblosen Fleisches zu seinen Füßen ein, welches er – wie sein blutglänzender Dolch zweifelsfrei belegt, getötet hat. Unweit von Atevora entfernt legt ein verschwitzter und üppig beleibter Mann, dessen fettiges Haar ihm unappetitlich strähnig in sein rot angelaufene Gesicht hängt, seine ach so geliebten und Wertvollen Waren auf einen alten klapprigen Karren zurück und zwei – der Kleidung nach zu urteilen – Huren blinzeln leicht unsicher aus einer dunklen Ecke hervor.

Plötzlich beginnt die Erde unter ihren Füßen zu zittern, staubt wirbelt auf und raubt Atevora durch die Tränen welcher er ihr kratzend in die Augen zwingt, die Sicht. Nur Schreie sind zuhören, grausame Schreie, voller Furcht und schmerzen, nur zeitweise übertönt vom gackernden Schnatterkonzert dessen Verursacher.
Endlich ist die Sicht wieder einigermaßen frei und Atevora betrachtet mit unnatürlicher Distanz regungslos das schreckliche Szenario.
Unzählige dieser Nacktmaulwürfe sind aus dem Boden hervorgebrochen und stürzen sich mit Blutwahn auf alles lebende dass ihnen vor die Schnauzen kommt. Keiner der Leute interessiert sich für seinen nächsten, jeder ist nur auf sich selbst bedacht. Einige räumen sogar noch hastig das Geld aus ihren Kassen und verschwinden dann im Strom der Leiber. Schreiend und kreischend haben sich die Leute wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm in Bewegung gesetzt und fliehen in alle Richtungen und wissen doch nicht wohin. Auf ihrem Weg ins Schützende Nirgendwo trampeln sie in wilder Panik all jene nieder die entweder zu langsam oder zu schwach waren um mit dem Strom mitzuhalten. Dutzende Füße treten über die am Boden liegenden Leiber und pressen sie tiefer ins Erdreich bis alles Leben aus den ärmlichen Menschen, welche als dieses dort am Boden längst nicht mehr zu erkennen sind. Auf jene nur noch zuckenden von geschundener Haut überzogenen Breiklumpen stürzen sich sofort mit voller Begierde die nackten Schnattermonster um in geheimer Gnade dem sich am Boden in Todesqualen jämmerlich winselnd krümmenden Leben ein schnelleres Ende zu setzen.
Nur wenige stellen sich den gackernden Kreaturen mutig entgegen und attackieren diese mit beinahe übereilten Eifer. Jene scheinen von dem plötzlichen Schrecken beinahe wie beflügelt und in ihrer Rolle als Schlächter und Leiber-Zerschneider – auch wenn es sich diesmal um die pelzlose Dämonendienerschaft handelt – förmlich aufzugehen.
Dann nach fast endlosen Herzschlägen streift der Magierin Blick über eine weitere in die Ecke gedrängte Person. Sie scheint Jung und ist gekleidet in enganliegendes aufreizendes schwarzes Leder - was Atevora veranlasst sie dem horizontalen Gewerbe zuzuordnen – und ist umzingelt von einer Siebenschaft dieser ekelhaft ledrigen Maulwurfsmonstern. Dann stürzt auch schon ein weiteres von ihnen vor und treibt seine scharfen Zahnreihen tief in des blassen Mädchens Fleisch.
Atevoras Blick wäre bereits wieder zurück zu Dar Szallyr gewandert um ihn dann einfach Am arm zu packen und sich weg von dem Geschehen in eines der baufälligen verlassenen Gebäude zu begeben, doch da nimmt die Magierin gerade noch aus den Augenwinkeln wahr wie dieses Gräbervieh spuckend und würgend mit einem Mal von seinem vermeintlichen Opfer ablässt. Auch die anderen Wesen scheinen aus welchem Grund auch immer ebenfalls ihr Interesse an dem leichten Mädchen verloren zu haben und ziehen sich, wohlgleich deren Blicke noch immer Lauernd auf dem jungen Ding ruhen, rückwärts bewegend zurück.

Sofort hat die Frau Atevoras Interesse geweckt und sie beginnt, den Tumult um sich herum ignorierend, die fremde genauer zu betrachten. Deren Bein hat unter dem Angriff stark gelitten, sodass träge – merkwürdigerweise ungewöhnlich träge – dunkles Blut zäh daraus hervorquillt.
Weiters bemerkt Atevora einen schlissig verbundenen Arm und die Wunde welche sich unter dem notdürftigen Verband zum Teil versteckt scheint bereits ein paar Tage alt zu sein, doch ansonsten sind keine weiteren Verletzungen an ihr auszumachen.
Die unbekannte hat Atevoras spähende Musterung scheinbar bemerkt und für einen Augenblick treffen sich deren Blicke.

Plötzlich ruft Dar Szallyr ihr schräg hinter sich etwas entgegen.
Ein Nacktmaulwurf hat sich ihr genähert und setzt in heller Vorfreude seine Zähne in zartes Fleisch treiben zu können, gerade zum Sprung an. >„ Pass auf! – Rechts!“< ist alles was ihr Begleiter eiligst schreit, doch mehr bedarf es auch nicht um zu wissen was damit gemeint ist. Blitzschnell reagiert die Magierin auf die Warnung und dreht sich nach rechts. Durchs Adrenalien neue Kräfte verliehen lässt Atevora während der Bewegung aufs neue an diesem Tag einen Eisdolch in ihrer Hand entstehen. Schnell reißt sie die Hand in die Höhe und der Schnatterer springt mit aufblitzende Überraschung in seinen Augen direkt in die frostige Waffe. Röchelnd und zuckend fällt der kleine Leib zu Boden und bleibt schließlich leblos, mit dem schmelzendem Eisschaft aus dem Körper ragend, liegen.
Dankend nickt sie Dar Szallyr zu und sieht danach wieder zu der Hure, doch nur noch eine leere dunkle Ecke ist zu sehen – sie ist fort.
Etwas verärgert darüber ihr Beobachtungsobjekt aufgrund dieses dummen Viehs aus den Augen verloren zu haben wendet sie sich wieder ihrem Gefährten zu. „Komm, lass uns von hier verschwinden. Am besten in eines der verfallenen Bauten dort.“ Gibt die Magierin knapp von sich woraufhin ihr der ehemalige Zentaur mit einem stummerschöpften Nicken sein Einverständnis gibt und so verschwinden beide eiligst in den düsteren Straßen dieser Unterstadt

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Selina am 14. Nov. 2005, 14:04 Uhr
Schon kommen die anderen Viecher näher um dem Gräber sein Fressen streitig zumachen, in ihren kleinen Augen kann Selina die Gier nach Fleisch und Blut sehen, an den vorderen Zähnen tropft der Speichel und sie scharen ungeduldig mit ihren Pranken in dem Dreck. Noch immer unfähig sich zu regen kann Selina nur zuschauen wie der Gräber sich an ihrem Bein zu schaffen macht und es wie einen Schwamm mit seinem kräftigen Kiefer ausquetscht. Der gewohnte Hass breitet sich wieder in Selinas Innerem aus, doch ist auch er machtlos gegen die Lähmung. Als sie bereits befürchtet ihr Bein würde brechen, spuckt der Gräber ihr Bein aus als wäre es giftig. Es scheint als wäre er an der Grenze sich zu übergeben, würgend und krampfhaft nach Luft schnappend zieht er sich langsam zurück, auch seine Artgenossen haben ihr Interesse verloren und machen sich vorsichtig an den Rückzug, aber immer darauf bedacht Selina nicht aus den Augen zu lassen. In diesem Augenblick hat sie wieder de Kontrolle über ihre Glieder und spürt sofort den stechenden schmerz in ihrem Bein, vorsichtig betastet sie die tiefe Wunde und kämpft dabei mit dem Stechen.
Doch der Frieden trügt, sie fühlt sich noch nicht sicher... ist etwa immer noch eines dieser Biester in der Nähe? ... sie schaut sich um, sieht allerdings nur die erwartete Szene, kämpfende Männer die entweder um ihr Hab und Gut kämpfen oder aus reiner Kampfeslust sich wie ein Berserker durch die Gräbermassen schlagen. Selina weiß nicht ob es Erfurcht ist die sie vor dessen Mut spürt oder ob es Missverständnis für deren krankhafte Kampfeslust ist die sie bei deren Anblick spürt. Doch da ist etwas anderes zwischen diesen Männern und den schreienden Verwundeten…
Wie vom Blitz getroffen fällt ihr auf einmal der Blick einer jungen Frau auf die sie von ein paar Schritt aus direkt anstarrt. Dreckig von Oben bis Unten, als ob sie sich gerade gemeinsam mit diesen Monstern durch den Boden gegraben hat. Trotz dessen dass sie scheinbar Erfahrung in Kämpfen hat, was einen die Wunden an ihrem Körper glauben lassen, steht sie auf dem Kampfesplatz ohne jegliche Deckung und ohne ihren Gegnern in die Augen zu sehen ... stattdessen starrt sie auf mich? Am liebsten würde Selina der kleinen die Augen ausreißen, damit dieses Starren aufhört, doch sie hat zu viel Blut verloren und muss nun schnellstens von hier verschwinden, doch ... was will sie?
Plötzlich bricht der Blickkontakt ab als einer der Gräber die Unbekannte von hinten angreifen will, ein grelles Licht raubt Selina daraufhin die Sicht und entfacht einen brennenden Schmerz in ihren Augen... verzweifelt versucht sie sich mit ihren Händen zu schützen. Den Schmerz in ihrem Bein gänzlich ignorierend stellt sie sich auf und humpelt an der Wand entlang, weg von dieser Schlacht, als sich der Schmerz gelindert hat kommt sie an eine Tür ... abgeschlossen, stellt sie fest nachdem sie den Türknauf gedreht hat. Doch die Fenster dieses Hauses sind nur ärmlich mit Laken bespannt. Zwei Schnitte und das Fenster steht der nicht eingeladenen Besucherin offen. In der Wohnung ist es sehr dunkel, doch dank ihres Fluchs kann Selina die Situation, in die sie geraten ist, genau erkennen. Zwei der wohl eher feigeren Männer dieses Lochs verstecken sich hinter einem Schrank und ein weiterer schlunzt um die Ecke, allesamt sind sie bewaffnet und scheinen sich nicht über ihren Besuch zu freuen. Schnell verschwindet sie aus dem Licht des Fensters und schleicht langsam durch die Dunkelheit zu dem Mann an der Ecke. "Wo ist es hin?" flüstert einer der anderen Beiden ... unter lautem Getöse stürmen alle drei Richtung Fenster und ziehen ihre Waffen, Selina schafft es noch gerade rechtzeitig dem Einen auszuweichen, knickt dann aber mit ihrem verwundeten Fuß ab und fällt in eine Stuhlreihe. Die Drei drehen sich erschrocken um und untersuchen dann die Geräuschquelle. Selina fände es äußerst amüsant diese drei Idioten so durch die Dunkelheit tasten zu sehen, würde nicht ihr Leben davon abhängen. Als Einer ihren Oberschenkel berührt ruft dieser laut "Hier ist unser Einbrecher!" ... ohne auch noch eine weitere Sekunde zu zögern schlägt der Mann schon mit dem Knauf seiner Waffe auf die Dunkelheit ein, als er mit einem harten schlag Selinas Bauch trifft ... Stöhnt diese vor Schmerzen und ihr wird schwindelig. "Das ist eine Frau!" stellt einer der Drei fest "Lasst sie uns doch mal im Hellen betrachten, ich habe schon lange nicht mehr..." "Halt die Klappe, wenn es Ein Mädchen von der Grappe ist hast du heute das letzte Mal Spaß gehabt!" Selinas Übelkeit gewinnt die Überhand und sie muss sich übergeben ... ihre Nachtsicht schwindet dahin und fällt dann in Ohnmacht.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 18. Jan. 2006, 18:27 Uhr
Über Atevora wirbeln schwarze Schatten und ein lautloser Flügelschlag bricht die Totenstille der Nacht.
Ein Ruf, dunkel und Nah, schallt über sie hinweg ins weite Gassengewirr der Stadt hinaus, bricht sich an unzähligen Wänden und Mauern, bis er sich in den weiten der Straßen verliert. Nicht mehr als eine dumpfe Erinnerung schwebt mit den letzen weichen Wasserflocken zur schneebedeckten kopfsteingepflasterten Erde hinab wo dann auch sie zu stummen Nichts verblasst.
Langsam tritt Atevora einen Schritt vom dunkelwabenden Loch, dem Eingang hinab in das dunkle Reich vor dem die meisten Bürger nichts wissen wollen und blind ihre Augen verschließen, in der grauweißen Kalkmauer zurück und hebt ihr Haupt empor zum wolkenverhüllten Winternachtshimmel.

Es hatte mittlerweile aufgehört zu Schneien und an manchen Stellen war die Wolkendecke aufgebrochen, sodass sie wie kleine in Watte gekleidete Fenster die unendliche tiefe des Nachthimmels mit seinen zart eisig schwelenden Lichtern preisgab. Es schien beinahe so als würden die glitzernde weiße Pracht im zuckend fahlem Goldlicht der weit entfernten Nachtfeuer und der Sterne frostig glimmendes silberweißglühen miteinander um die Schönheit ihrer selbst wetteifern.
Atevora liebte diese Jahreszeit. Seit jeher erfreute und faszinierte sie die Schönheit des unter Eiskristallen erstarrt ruhenden Landes.

Erneut fühlt die Magierin den unmerklichen Windhauch Via’s Flügelschlags auf ihrer von Kälte sanft rötlich gefärbten Haut. Gemächlich hebt sich ihren angewinkelten Arm und wie auf ein stilles Kommando lässt sich sogleich ihre Gefährtin darauf nieder.
Via war zutraulicher geworden, zumindest ihr, aber auch dem Zentauren gegenüber, denn zuvor hatte sie nie auf Atevoras Schulter oder Arm Platz genommen. Allen übrigen gegenüber verhielt sie sich jedoch wie gewohnt entweder scheu, aggressiv oder ablehnend, und sie anzufassen erlaubte sie ohnehin niemanden außer Atevora.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen streicht sie ihrer Begleiterin mit den Fingerrücken kurz über das weiche Brustgefieder,. Dann wendet sie sich wieder dem Eingang zu und verschwindet in dessen allesverschlingenden Dunkelheit.


Bedacht vorsichtig steigt Atevora die grob in die Erde gehauenen unebenen und unterschiedlich hohen Stufen hinab. Es herrscht vollkommene Dunkelheit, nur ihre Augen gaukeln ihr ein unwirkliches Graurauschen der lichtlosen Welt vor. Die Stille ringst wirkt erdrückend und wird einzig von ihren leisen dumpf von den dichten Erdmassen der Wände widerhallenden Schritten unterbrochen aufdass sie ein bitteres Gefühl der Einsamkeit entstehen lässt. Weiter windet sich der schmale Pfad in die Tiefe und wird nun vom dunkelorangen Leuchten der an der Wand weit gesetzten Fackeln erhellt. Gefolgt vom Licht ist ein stetig lauter werdendes Gemurmel und rumoren zu vernehmen bis es schließlich das sanfte Fackelknistern sowie Atevoras Schritte übertönt und schwere abgestandene Luft schlägt der Magerin entgegen.
Via beginnt auf Atevoras Arm unruhig zu werden und signalisiert somit, dass ihr das Umfeld, welchem sie sich nähern, nur minder behagt. Atevora vertraute, so seltsam es auch klingen mag, seit jeher dem Urteil ihrer Eule und auch diesmal musste sie dem schönen Tier abermals beipflichten. Die Unterstadt, mitsamt seinen abscheulichen Kreaturen, war ein Ort welchen man am besten zu meiden versuchte wenn man nicht selbst zu den Wesen ohne Skrupel und Gewissen gehörte die auf jene die bereits am Boden lagen mit einem sadistischen Grinsen weiter eintraten. Doch hier gab es kein Sonnenlicht vor dem sich die Magierin zu fürchten hatte und so war diese Welt eine wo sie wohl zumindest zum Teil hingehörte.

Die Kapuze ihres schweren Umhanges tief ins Gesicht gezogen kommt sie zur Stelle wo der ekelhafte rotbärtige Zwerg zusammen mit seinen breitschultrigen und stumpfsinnigen Spießgesellen Wegpfand einfordert. Zwei seiner Spießgesellen waren neu, denn die vorherigen hirnlosen Fehlgeburten sind vor noch nicht all zu langer Zeit seltsamerweise, vermutlich an einer Pilzvergiftung, verschieden - nun, manche Pilze sollte man eben lieber nicht mit Alkohol genießen, soetwas kann unschön enden.
Mit einem abfälligen Lächeln sieht sie zu den neuen dümmlich gaffenden Fleischkolossen hoch welche versuchen dabei böse zu wirken.
Die Magierin hasste diesen wandelnden kleinen rothaar Felsbrocken mitsamt sein Spießkumpanenpack und das nicht alleinig wegen der Erniedrigung welche sie ihr damals zu Teil werden ließen, doch auch er würde noch dafür büßen. Bitter drängt sie ihren Groll zurück, denn Rache führe nur selten ans gewünschte Ziel - und wenn man doch vor hatte Rache zu üben, dann sollte dies nur äußerst überlegt, unauffällig vom Opfer unerwartet und vor allem zum richtigen Zeitpunkt geschehen – und so kleidet Atevora ihre Miene abermals in Gleichgültigkeit.
Die Magierin war bei dem feuerbärtigen Felsenmännchen bereits hinreichend bekannt und so wird ihr schließlich - ohne dabei eines weiteren genaueren Blickes gewürdigt zu werden - der Weg zum passieren freigegeben.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 07. Feb. 2006, 11:10 Uhr
Kaum hat Atevora den großen hohen Hölenraum mit seinem hektischen Düsterleben erreicht, breitet Via ihre Schwingen aus und fliegt kapp über den Köpfen des stetig voran und zurückströmenden Höhlenvolkes hinweg.
Im Gegensatz zu ihrer Eule, welche sich über aller Häupter erheben kann, wiederstrebt es Atevora den direkten Weg hindurchs getummel, gedränge zu geschubbse an Leibern zu nehmen. Sie zieht es vor abermals einen geringfügigen Umweg zu gehen und so schlägt sie den Weg in eine der abliegenden Gassen ein und verschwindet in dessen lichtkargen Düsternis.

Aus allen Winkeln und Ecken strömt der beißende Gestank von Moder und Exkrementen. Das Leben hier wirkt elend und nicht einmal einer Ratte würdig, und dennoch sieht man in den Winkeln, welche das Licht nicht ganz verlassen hat, hin und wieder ein paar Augen nassgierig starren.
Ein verdächtiges Geräusch! - Schnell fährt Atevora mit dem Kopf herum, zieht instinktiv eines ihrer Wurfmesser aus der Halterung und spät angespannt in die Dunkelheit. Entwarnung. Bloß zwei nackte Leiber, genauer gesagt irgend ein ekelhaft entstellt wirkender schmieriger Typ der sich gerade für sein schmutziges Geld eine der armen Huren nimmt. Angewidert schlingt Atevora ihren Umhang enger um sich und geht stur weiter über den glitschigen Erd- und Steinboden, wobei sie lieber nicht wissen möchte ob sich auf den Grund bloß die Feuchtigkeit der Höhlenluft oder doch noch etwas anderes niedergelassen hat. In der Unterstadt, ganz gleichgültig in wessen Winkeln dieser, war Vorsicht das höchste Gebot, und ein wenig gesunde Paranoia konnte einem zuweilen leicht das Leben retten, denn hinter jeder vermoderten Hausmauer konnte der Tod wegen ein paar schäbigen Münzen auf einen Lauern.

Nach kurzem weiteren Fußmarsch durch die stinkenden Felsengassen tritt sie wieder in das trostvoll wärmespendende Fakellicht, lässt ihren Blick zur Sicherheit noch einmal über die Umgebung huschen und verschwindet dann hinter der Türe einer verwittert wirkenden Steinbaut.

Wie erwartet war Via abermals durch die Fensteröffnung geflogen und sitzt nun bereits seit längerem wieder im Wohnschlafraum auf ihrem bevorzugten Platz am niedrigen runden Holztisch und begrüßt Atevora mit einem anteilnamslosen hundebellenartigen „Huh“. Der Zentaur schien ebenfalls seit geraumer Zeit von seinem Streifzug durch die Wildnis zurück und liegt schläfrig am mit weichen Fellen ausgelegten Holzboden. Knapp begrüßen sich beide, dann lässt Atevora ihren schweren Baumwollumhang zu Boden fallen, entledigt sich ihrer übrigen Kleidungsstücke und zieht sich ein schlichtes Unterkleid zur Nachtruhe über.
Atevora war es längst gleichgültig sich vor dem Zentauren zu entkleiden oder umzuziehen. Wozu auch die Umständlichkeiten? Der Pferdemensch hatte ohnehin ein vollkommen anderes Verhältnis zur kleiderlosen Blöße, aufdass es ihm auch vollkommen gleich wäre, würden alle Wesen Rohas ohne jedweder Bekleidung herumrennen.

Danach schleppt sich Atevora träge weiter zu ihrer Schlafstätte, lässt sich matt auf die heugefüllte Matratze sinken und findet sich einige Augenblicke später im tiefsten Schlummer wieder.


Erschrocken erwacht sie. Ein erstickter Schrei schwebt noch in der Luft. Kalter Schweiß bedeckt ihren gesamten Körper und ihr rasendes Herz pumpt unablässig heißgeschmolzenes Blut durch jede kleinste Arterie ihres Leibs. Zeitverloren blickt sie sich um. Wie spät war es? Es gab weder Mond noch Sonne die ihr Auskunft geben konnten, nur den diffusen Schattentanz nahen Fackelscheins an den kalten Wänden.
Sie weiß nicht weshalb sie vom Schlafe aufschreckte, warum ihr Blut laut in den Ohren rauscht – Ein Alptraum, ja ein Alptraum muss es gewesen sein, doch wovon Träumte sie? Sie weiß es nicht, oder nur nicht mehr? Desorientiert schweift ihr Blick durchs dunkelschäbige Zimmer und bleibt dann am friedlich schlafenden Zentauren hängen. Ohne einen klaren Gedanken zu fassen, verwirrt und zittrig erhebt sie sich - will nur jemandes Nähe suchen. Kraftlos schleppt sie sich zum Zentauren, schmiegt sich an ihn um seine wärme zu spüren als wäre es die ihre und schläft wieder ein.

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 09. Feb. 2006, 19:17 Uhr
Nur langsam steigert sich der allgegenwärtige Geräuschpegel des nahen Marktes der Unterstadt in Atevoras Ohren von einem unscheinbaren flüstern zu einem unangenehmen schlafraubendem Lärmen. Atevora gähnt herzhaft, streckt sich schlaftrunken und öffnet langsam die Augen.
Nanu? Wo war sie? Verdutzt sieht sie sich um. Weshalb liegt sie am Boden? – Neben dem Zentaur? (Bin ich im Schlaf umhergestreift? Seit wann neige ich zum Schlafwandeln?) Mit bleiernen Gliedern reibt sie sich den restlichen Schlaf aus den Augen und kommt währenddessen zu dem Schluss, dass es wichtigere Dinge gab und sie sich mit dieser äußerst wichtigen Frage auch noch später beschäftigen konnte, denn heute würde sie nicht bloß im Schatten lauern und beobachten. Heute würde sie nicht nur fragen sondern auch einige Antworten finden.

Dar Szallyr schlummert weiterhin friedlich vor sich hin, oder war er bereits kurzfristig wach und wieder eingeschlafen? Wer wusste das schon. Es war auch nicht weiter von belang, obwohl - gegeben dem Fall er hätte an diesem Tag bereits die Augen aufgeschlagen –  sehr unangenehme Bemerkungen und Fragen bezüglich der Nacht auf sie zukommen könnten - und wohl auch sicher würden.
Noch etwas steif und mit ein wenig schmerzendem Rücken – was wohl an ihrer seltsamen und unmöglichen Schlafposition zurückzuführen sein dürfte – erhebt sich die Magierin und schlurft träge zu ihren Gewandungen. Wie an jedem Tag in letzter Zeit zieht sie möglichst viele Schichten über um sich vor der Kälte abzuschirmen, aufdass sie um vieles wohlgenährter wirkt als sie tatsächlich ist. Zuletzt wirft sie noch schwungvoll ihren derben naturfarbenen Wollumhang über, den sie recht bald nach dem Verlust ihres vorherigen bei dem Dämonenangriff erstanden hatte, und geht dann auf möglichst leisen Sohlen zu Via hinüber, welche scheinbar bereits länger wach war und bloß ruhig beobachtend gewartet hatte, dass einer der zwei erwacht.
Still streckt Atevora der Eule ihren Arm entgegen auf welchen sich der weiße Vogel sogleich ohne weitere Worte oder Gesten niederlässt. Atevora streicht ihrer geliebten Gefährtin zärtlich über das Brustgefieder, sieht nochmal zum ruhenden Zentaur zurück und verlässt dann mitsamt ihrer teuersten Freundin die zeitweilige Winterresidenz.

Außerhalb der in einem Höhlensystem eigentlich relativ unnötigen Hausmauern samt löchrigem Dach, scheint die Lauft sogar noch einen Hauch stickiger und schwerer zu werden, sodass sich einem der Wunsch nach einem noch so unscheinbaren erfrischenden Lüftchen beinahe körperlich quälend aufzwingt. Nicht weiter darauf achtend schlägt Atevora wieder den Weg durch die dunklen vergessenen Seitengassen fernab des Wolfsmarktes ein, durchquert diese eiligst und steigt nach kühler Winterluft und Tageslicht lechzend die kahlen Stufen zur Oberwelt hinauf.

---> die Straßen der Stadt

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Atevora am 13. Apr. 2006, 20:15 Uhr
<-- der Marktplatz

21. Silberweiß



„Also dann, ihr wisst ja wo er zu finden ist. – ich bin so frei und werde noch etwas die frische Luft genießen – viel Erfolg!“
Mit breitem Grinser zieht der Junge – Talon sein Name - demonstrativ genüsslich die kalte Morgenluft ein, wendet sich anschließend von Atevora ab, dem Marktplatz, zu und spricht dann absichtlich gewählt laut und mit hämischem Unterton in seiner Stimme zur Luft vor sich: „Sooo, und was esse ich jetzt herrliches zum Frühstück? Vielleicht eine leckere Obsttasche, oder..."
Mit Not kann Atevora ein Augenrollen unterdrücken und läge ihr irgend etwas an solch unsinnigen Dingen, dann würde sie sich nun im Geiste schwören ihm diesen Schadenfrohen Gestus bei der nächstbietenden Gelegenheit bitterböse heimzuzahlen. Doch es gab schließlich bedeutend wichtigeres als sein Leben mit irren und stumpfsinnigen Rachegelüsten zu vergeuden und eines dieser bedeutend wichtigeren Dinge war jetzt diese lästige Unterredung mit ihrem Auftraggeben, denn umso schneller sie jene hinter sich brachte umso schneller konnte sie sich ihrem Morgenmahl widmen.

Kurzentschlossen lässt die Magierin noch ihren Blick über den trüben Himmel schweifen, denn eventuell konnte sie Via irgendwo erspähen und heranpfeifen, aber wie so oft war von dem eigensinnigen Vieh nichts zu sehen. Vermutlich grub ihre Gefährtin gerade ihre scharfen Krallen in irgend ein hilfloses unachtsames kleines Flauschfelltierchen. Nungut gleichgültig Denkt sich Atevora, sie würden sich wie immer – vorausgesetzt diese sture Eule hatte auch Lust dazu – früher oder später schon wiederfinden, und so zuckt Atevora nur knapp mit den Schultern und stapft alles weitere um sich her ignorierend stur den Weg den sie vorher erst gekommen war wieder zurück.

Der Eingang zur Unterstadt gleicht wie alle Male zuvor auch diesmal wieder einem alles verschlingendem düstren Loch und als Atevora dem Licht abermals den Rücken zukehrt und den Pfad in den Abgrund betritt ist es beinahe als durchschreite sie eine unsichtbare Wand, bestehend aus abgestanden muffiger Luft, welcher sie bis zum neuerlichem erblicken des Tageslichtes auch nicht mehr entkommen würde.

Ohne eile steigt Atevora tiefer ins Erdreich hinab und langsam aber sicher ist auch wieder das rumoren und Lärmen dieser Stadt im Untergrund zu vernehmen
Die meisten Bürger Talyra’s meideten die Unterstadt, versuchten sie zu ignorieren oder gar deren Existenz zu verleugnen. Selbst die Stadtwachen hielten sich von den hohen Höhlengängen fern und dennoch drangen steht‘s welche in diese Wiegestätte des gesellschaftlichen Abschaumes, denn es war hinreichend bekannt: Wer Männer oder Frauen für fragwürdige Gefälligkeiten oder manch verbotene Waren oder gar ein heimtückisches Giftlein suchte, der war hier goldrichtig und wurde mit Sicherheit bald fündig.
Ob sich jene diese Dienste und Produkte dann noch leisten konnten war jedoch fraglich, denn nicht selten wurden diese von umsichtigen Dieben der schweren Last ihres Geldbeutels entledigt – wer wollte auch schon, dass die armen Oberstädtler ach so schwer zu tragen hatten?

Ein lautes dunkelbrummendes Lachen dringt an Atevoras Ohr. Sie kannte dieses Lachen nur all zu gut. Es kam von diesem verabscheuungswürdigen abgebrochenem Rotschopf eines Felsenmännchens.
Die Kapuze ihres Umhanges wie immer tief ins Gesicht gezogen kommt sie zur Stelle wo dieser verhasste Zwerg den Leuten Geld fürs passieren abnimmt und promt steht auch schon einer seiner aufgeplusterten Lakaien vor ihr und verstellt ihr den Weg.
Betont gelassen lässt Atevora die Kapuze nach hinten gleiten aufass ihr schneeweißes Haar langsam gänzlich in ein vom zuckendem Fakelschein gelblich schimmerndes düsterorange getaucht wird. Des Mannes Gesicht ist von einer Narbe welche über die gesamte Gesichtshälfte verläuft verunstaltet und ist gut zwei Kopf größer als Atevora, doch die Magierin macht keine Anstalten der Vorsicht halber zurückzuweisen sondern sieht dem Zwergenlaufburschen mit verschlossenem Blick und ungerührter Miene direkt in die Augen. Des Mannes Gesichtsausdruck verfinstert sich, weicht dann Atevoras Blick aus und sieht dann fragend zu seinem Boss hinüber.
Noch immer fixiert Atevora schweigend den dreckigen Riesen und vermeidet es tunlichst auch nur aus den Augenwinkeln kurz zum Felsenmännlein zu sehen um nicht versehentlich ihre ohnehin steht‘s bescheidene Laune noch zusätzlich zu belasten. Mit einer knappen Handbewegung bedeutet der flammenhaarige Oberwegzolleintreiber unterdessen die Magierin vorbei zu lassen woraufhin der Narbengesichtige auch sogleich schwerfällig etwas zur Seite tritt um den Weg wieder freizugeben.

Ein süffisantes schmunzeln ziert Atevoras Lippen und um ihrer Passiererlaubnis sowie ihrer Einstellung gegenüber dem Lakaien zusätzlich Nachdruck zu verleihen stößt sie diesen grob mit einem feindseligem Blick noch ein Stück beiseite. Sofort meldet sich der Narbengesichtige wütend zu Wort, doch Atevora ignoriert ihn einfach und geht nur stur weiter.

Wenn es nach ihr ginge, dann wäre das Leben dieser hässlichen Rotschopfsteinfigur und seiner stinkenden Laufburschen keinen Kupferling mehr wert. Wer würde auch schon um jene trauern wenn es sie nicht mehr gab? Im Grunde warteten ohnehin nur alle gierig darauf irgendwie aufzusteigen und des anderen Platz einzunehmen. Niemandem würden diese lächerlichen Figuren und vor allem dieser verabscheuungswürdige Zwerg fehlen.
Ein bösartiges Lächeln breitet sich auf Atevoras Lippen aus und ein grausames funkeln tritt in ihre tiefblauen Augen als ein Wort ihre Gedanken flutet ... bald ...

Titel: Re: Die Unterstadt
Beitrag von Sigourny am 17. Apr. 2006, 12:38 Uhr
~ in einer halb verfallenen Hütte, gleich hinter dem Eingang ~

Durch die Ritzen der halb verfallenen Bude bläst der Wind und das Knarren der Bretter lässt vermuten, dass der baufällige Schuppen jeden Moment zusammenfallen könnte. Die Luft im inneren ist stickig und der Geruch von Fäulnis, Abfall und anderem lässt atmen kaum, zu. Düster ist es, denn auch wenn die Tür nicht richtig schließt, durch die schmalen Ritzen dringt nur wenig Licht und das ist diesig und unheimlich. In der Mitte des Raumes, der durch einen löchrigen, fleckigen Vorhang geteilt wird, steht ein altersschwacher Tisch an dem ein Zwerg hockt. Sein rechtes Auge fehlt, an deren Stelle trägt er eine schwarze Augenklappe. Sein schwarzes Haar ist verfilzt und ebenso ungepflegt wie sein struppiger Bart. Die Haut, die nicht von Haar bedeckt sind ist durch Pockennarbe verunstaltet. Vor ihm in der Tischplatte steckt ein Messer. Die ganze Gestalt strahlt Rohheit und Gewalt aus, Brutalität scheint dem Zwerg auf die Stirn geschrieben zu stehen. Niemand kennt seinen Namen, er ist für seine Leute nur der Chef und für seine Feinde, sofern sie noch leben, der kleine Bastard.
Hinter dem Vorhang regt sich etwas. Ein halb verhungertes Mädchen, kaum elf Sommer alt, kommt zitternd hervor, die zerrissene Bluse über der Brust zusammenhaltend. Ihr Gesicht ist geschwollen und auf den nackten Armen zeigen sich die ersten Anzeichen blauer Flecken. Der Zwerg hatte schlechte Laune gehabt und sie unbarmherzig an der Kleinen ausgelassen, die er sich von den Gassen der Unterstadt mitgenommen hatte. ‚Verschwinde du kleine Schlampe’, knurrt er ohne sie eines Blickes zu würdigen. Dabei wirft er ihr einen Kupferling vor die Füße. ‚Dein Lohn! Mehr bist du kleine Hure nicht wer und jetzt mach dass du mir aus den Augen kommst!’ Hastig hebt das Kind das Geldstück auf und flüchtet buchstäblich. In der Tür stößt das Mädchen jedoch mit fünf grobschlächtigen Kerlen, Handlangern des Zwerges, zusammen. ‚hui was haben wir denn da?’ grölt einer. ‚Du willst uns schon verlassen?’ Die Männer tauschen anzügliche Blicke und ihnen ist anzusehen, was sie nun am liebsten täten. Doch ein Knurren des Zwerges bringt sie zum Schweigen und das Kind schlüpft  eilig hinaus. Draußen lehnt es sich an die Mauer und eine einzelne Träne läuft über das geschundene Gesicht. Von dem Kupferling könnte sie nun ein wenig länger leben, doch sie wäre in diesem Moment am liebsten gestorben.

Im Inneren der Hütte stehen die vorher so großspurigen Männer, Gesindel der übelsten Sorte nun ihrem Chef gegenüber. Von der selbstbewussten Art ist nichts mehr über, im Gegenteil. Obwohl wahre Riesen wirken sie in Gegenwart des Zwerges klein. Dieser starrt sie aus schwarzen Augen an, fixiert sie wie eine Schlange das Kaninchen. Angefangen hatte der Zwerg als Torwächter der Unterstadt, mittlerweile erledigten seine Handlanger die Dreckarbeit und lieferten die Abgaben an ihn ab. Zu betrügen wagt ihn keiner, denn sein Ruf, unbarmherzig und brutal zu sein, eilt ihm voraus. An diesem Morgen hat er besonders schlechte Laune. Er hat soeben die Einnahmen der Schutzzölle überprüft und eines war ihm dabei sehr unangenehm aufgefallen: Eine seiner besten Geldquellen war versiegt und anscheinend auch verschwunden. Sigourny, die tagblinde Einbrecherkönigin. Er hatte sich ihren Schutz teuer bezahlen lassen, wohlwissend dass nur ihre Blindheit ihm diese Möglichkeit eröffnete. Sonst hätte die kleine gut auf sich selbst aufpassen können. Nun, seit mehreren Siebentage hatte sie sich weder blicken noch ihm den ihm zustehenden Zoll abgeliefert, in seinen Augen ein Kapitalverbrechen. Das sie sehr wohl noch aktiv war, wusste er, denn seine Späher hatten ihm von einigen Einbrüchen berichtet, die zu deutlich ihre Handschrift trugen. Und gesehen war sie auch worden, in Begleitung eines jungen Mannes. Nun, aber er hatte einen Plan. Im ersten Impuls hätte er sie am liebsten umbringen lassen aber dann hatte sich sein habgieriger Verstand zu Wort gemeldet. Einbrecherin hin oder her, sie war eine Frau und noch dazu bildschön. Und stolz. Aber diesen würden ihr die Männer schon brechen und es gab sicher nicht wenige die die Gefahr liebten und dafür, eine von Dämonen verfluchte Hure zu haben, bereit waren, eine hübsche Stange Geld abzulegen. Der Gedanke an die Lukrativität dieses Geschäfts treibt ihm ein ekelhaft grausames Grinsen ins Gesicht. Er hätte seine Rache und würde damit noch Geld machen, was konnte er mehr verlangen?

Sein Blick wandert von einem zum nächsten seiner Männer. Die Kerle gehorchten ihm blind, sicher sie waren nicht die intelligentesten  aber sie führten seine Anweisungen aus und wussten ihre Fäuste und Messer zu gebrauchen und den Mund zu halten. Als er zu sprechen beginnt ist seine Stimme leise, mehr ein drohendes Zischen. „Männer, ich habe einen Auftrag für euch! Ihr kennt diese Schlampe Sigourny, die Einbrecherin. Findet sie und bringt sie her...lebend und in einem Stück. Wie ist mir egal, Hauptsache sie lebt und ist nicht auf Dauer entstellt.“ Die fünf Ganoven nicken. Sie wissen was mit der Anweisung gemeint ist. Die junge Frau musste hierher. Was zuvor mit ihr geschieht ist egal, blaue Flecken und Prellungen heilen, Wunden vernarben. Und sonst...in das eine oder andere Gesicht schleicht ein schmutziges Grinsen. Gegen ein wenig Spaß hat keiner der fünf etwas einzuwenden und der Zwerg hatte in dieser Hinsicht keine Anweisungen erteilt. Noch nicht, denn mit einem scharfen Zischen unterbricht er ihre Gedanken. „Und ich will sie unberührt von euch Drecksäcken. Wenn sie hier ist, werde ich entscheiden, ob ihr euren Spaß mit der Schlampe haben könnt, aber erst dann wenn ich mit ihr fertig bin! Und jetzt verschwindet und wehe ihr vermasselt das ihr lausige Brut einer brünstigen Kanalratte!“ Die fünf beeilen sich zu nicken und dann rückwärts die Hütte zu verlassen. Heute Nacht würde die Jagd beginnen und sie würden erst zurückkommen, wenn sie die Beute gefangen hatten, denn den Zorn ihres Chef fürchten sie noch mehr als alle Dämonen und den leibhaftigen Dunklen.
Im Inneren der Hütte reibt der Zwerg sich die Hände. Sie würden ihm die Kleine bringen denn diese Missgeburten hingen an ihrem verkommenen bischen Leben. Selbstgefällig streicht er sich über den verlausten Bart. Seine Laune bessert sich von Minute zu Minute und mit einem Grinsen macht er sich auf, um seine Geschäfte zu inspizieren – Hurenhäuser und Fälscherwerkstätten ebenso wie die Wache am Eingang zur Unterstadt, seinem Reich!



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