Willkommen in der Weltenstadt
Willkommen in der Weltenstadt...


~ Beispiele ~


Weil vielleicht nicht jedem Neuling völlig klar ist, wie man auch Rollenspiel schreiben kann, haben wir euch ein paar Beispiele zusammengetragen, die veranschaulichen sollen, wie gut geschriebene, spannende und mitreißende Postings aussehen können. Sich ein wenig Mühe mit dem fabulieren zu geben, lohnt sich und macht Spaß, nicht nur dem Schreiber selbst, sondern auch den Mitlesern, die gut geschriebene Geschichten natürlich eifriger verfolgen werden, als lieblos hingeschluderte Beiträge.

 

Erstes Beispiel:


Zum Begreifen der folgenden Situation genügt es zu wissen, dass Achim, der Oger der Stadtgarde, und sein Lord Commander, sich im Zuge eines Abenteuers in einer fremden Stadt als Schausteller ausgegeben haben, nämlich als "Wilder Oger und Dompteur". Der Auftritt naht, und Achim hat ein wenig Lampenfieber.
 

Zunächst ein Beispiel, das nicht unbedingt zum Weiterlesen anregt:

Achim hat Angst.  Er ist aufgeregt und denkt: Götter, hoffentlich geht alles gut. Er guckt an sich nach unten. Aber da trägt er nicht das rosa Rüschenröckchen, das er sich gewünscht hat, sondern einen Lendenschurz aus Fell. Er wollte ein anderes Kostüm, aber das hat er nicht bekommen. Jetzt ist er beleidigt.


Jetzt die viel bessere Variante derselben Beschreibung:

Achim schlottert. Zappelt. Bibbert. Tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Wackelt zur Beruhigung ein wenig mit den Zehen. Und hat ein furchtbar flaues Gefühl in der Magengrube. Mein erster öffentlicher Auftritt, hach, hoffentlich geht alles gut. Sitzt das Röckchen auch richtig? Will mich ja schließlich nicht vor dem Publikum blamieren, indem ich im entscheidenden Moment dieses ... dieses ... Ding hier verliere. Er verdreht die Augen und schielt an seinem mächtigen Brustkasten und seinem nicht weniger mächtigen Bauch vorbei nach unten, wo zu seinem abgrundtiefen Bedauern leider keine rosa Rüschen vor sich hin rüschen, sondern ein ziemlich peinlicher Ogerklischeelendenschurz aus verfilztem Fell baumelt. Nervös zupft er an den Zotteln herum und ärgert sich über Pimpernell, der ihm dieses Kostüm aufgeschwatzt hat. Nicht einmal das obligatorische Blumenkränzchen war ihm zugestanden worden, kein bisschen Glitzer, keine Sternchen, keine Spitzen - und das wurmt ihn gewaltig. Unter einem schicken und vor allem standesgemäßen Kostüm hätte er sich eigentlich etwas völlig anderes vorgestellt, aber offenbar war in Pimpernells vermaledeitem Zirkus nicht ein einziges Rüschenröckchen in seiner Größe aufzutreiben gewesen, so dass er seinen Hintern notgedrungen in dieses flatternde Felldings gezwängt hatte.

 

Noch eins gefällig?

Die Situation ist selbsterklärend und kann (trotz aller Blaumäntel) auf jeder beliebigen Straße Talyras stattfinden. Beteiligt sind eine junge Frau und ein unbekannter Mann, der sie überfällt.


Zuerst wieder die weniger anschauliche Version:
Langsam kommt der Mann auf Yelea zu, die Mauer in ihrem Rücken. "Kein Gold? Dann nehm ich mir halt was anderes." Yelea schreit auf, dann wird ihr schlecht, als der Mann sie lachend an den Haaren packt.


Jetzt die gleiche Begebenheit, viel ausführlicher beschrieben:

Deutlich spürt sie das harte Gestein der Mauer im Rücken, als sie sich dagegen presst. Auf ihrer Stirn stehen kleine Schweißperlen und eine riesige Faust drückt ihren Magen zusammen, als der Mann näherkommt. Er ist mittelgroß, unrasiert und die strähnigen Haare sind ungepflegt im Nacken gebunden. Seine ohnehin abgenutzten Kleider wirken im Regen noch armseliger. Dieser Mann hatte in seinem Leben noch keinen Dukaten ehrlich verdient und als er sie nun angrinst, entblößt er schwarze Zahnstumpen. Er bleibt dicht vor ihr stehen und sie wendet das Gesicht ab, er stinkt ekelhaft. Er starrt sie an und er berührt fast ihre Wange als er ihr ins Ohr zischt. "Nun, Täubchen... wenn du mir dein Gold nicht geben willst, dann hole ich mir etwas anderes..." Er packt ihr Haar und reißt ihr den Kopf brutal nach hinten. Ein Schrei entkommt ihr und er lacht ihr ins Gesicht während sie seine Hand unter ihrem Mantel spürt. Ihr wird schlecht und die Panik droht sie zu übermannen.


Und hier noch ein paar Beispiele aus der Kategorie: Too bad to be true oder Voll konkret krass (ja, die nachfolgenden Beispiele stammen tatsächlich aus Beiträgen im Rollenspiel, auch wenn man dank vieler guter Spieler ehrlich sagen kann, dass solche Zeiten lange schon der Vergangenheit angehören!)


Nein:
"Ich grüße dich Alter!"

Ja:
"Seid gegrüßt, alter Freund."

Nein:
"Doch ich bin sowieso Kämpfer, und das wäre cool wenn ich meine Rüstungen selber machen könnte."

Ja:
"Nun, ich bin ohnehin ein Krieger. Wenn ich meine Rüstungen selbst fertigen könnte, wäre das von ungeheurem Vorteil."

Nein:
"Der ist arm, der Irre hat ihn voll viel weh getan!"

Ja:
"Der ist arm. Dieser Verrückte hat ihm schrecklich wehgetan!"

Nein:
"Tschüssi und viel Erfolg", sagt die Fee zu der Frau mit dem Falken.

Ja:
"Gehabt Euch wohl und viel Erfolg," sagt die Fee zu der Frau mit dem Falken.


Und einen schönen noch zum Schluss:



Ihre Hand fester haltend geht er immer weiter um so schnell.
(Wir wissen bis heute nicht, was der Schreiber uns damit mitteilen wollte... )

Mehr von solch herrlichen Ergüssen literarischer Glanzleistungen könnt ihr im Übrigen im Forum in den Best Of - Threads zum RPG nachlesen, viel Spaß dabei.